Multa fiunt eadem sed aliter .qvintilian.
Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Ich habe auch bey dieser vierten Auf - lage meinen möglichsten Fleiß ange - wandt, die Mängel der vorigen zu verbes - sern, und das wichtigste von dem Zuwachs, den die Naturgeschichte, und besonders die Mineralogie in den letztern Jahren er - halten, nachzutragen. Um aber das Buch doch nicht anzuschwellen, habe ich mich da - gegen hin und wieder zumahl im Thier - reich mehr als bey den vorigen Ausgaben ins Kurze gefaßt. Ueberhaupt aber darf wohl ein Handbuch der N. G., wenn es nähmlich auch als Leitfaden zum academi - schen Vortrage brauchbar seyn soll, wohl nicht viel kürzer seyn. Denn da es dieIV Natur der Sache mit sich bringt, daß bey weiten der größte Theil der Zuhörer doch nicht mehr als einen halbjährigen Cursus auf diese so viel umfassende Wis - senschaft wenden kann; so muß das Com - pendium an den wichtigsten Gegenständen derselben so reichhaltig als möglich seyn, damit die kurze Zeit des mündlichen Vor - trags zur nöthigen Erläuterung des Buchs, zur Anleitung zum fernern Gebrauch des - selben, und zur Mittheilung der anschau - lichen Kenntnisse durch Vorzeigung der Naturalien selbst, oder wo das nicht geht durch treue deutliche Abbildungen ꝛc. be - nutzt werden kann.
Bloß in der systematischen Anordnung des Mineralreichs habe ich einige, mei - ner Ueberzeugung nach, nützliche und der Natur angemessene Veränderungen getrof - fen. Außerdem aber habe ich an der übrigen Anordnung im Ganzen nichts zu ändern nöthig gefunden.
Aeußerst selten, und nur in Fällen wo es mir unvermeidlich schien, habe ich michV der heut zu Tage so oft mißbrauchten und das Studium der Naturgeschichte so un - glaublich erschwerenden Frezheit bedient, den Naturalien neue Nahmen zu geben. Da ich z. B. die weissen Ameisen von den Papierläusen trennen mußte, so habe ich jenen den Geschlechtsnahmen termes ge - lassen, und dagegen das Geschlecht der letztern termiculus genannt. Das be - rühmte neue Fossil aus Neuholland habe ich in Ermangelung eines andern Nahmens Australsand genannt. Die Gründe für die Wahl einiger andern neuen Benen - nungen wie Tuffwacke, Strahltremolit u. s. w. sind im Buche selbst angegeben.
Ich habe zwar außer den Lateinischen, Französischen und Englischen Nahmen auch die deutschen Synonymien von Bedeutung gesammelt; durchgehends aber immer die gebräuchlichste mithin verständlichste Be - nennung zuerst gesetzt; denn ich bin des festen Glaubens, daß man hierin zur Erleichterung des Studii durchaus den ge - meinen Sprachgebrauch respectiren müsse; den "vsus
VIDarum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle sondern das allgemeiner angenommne Molch: eben so nicht das im Erzgebürge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allge - mein adoptirte und selbst in andre lebende und todte Sprachen aufgenommne Ko - balt u. s. w.
Im Thierreich habe ich immer den La - teinischen Nahmen voraus gesetzt, weil da hundert erotische Dinge vorkommen die im Deutschen keine bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreich hin - gegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die Deutschen Benennungen die be - kanntesten und selbst großen Theils in andre Sprachen aufgenommen.
Daß ich bey den organisirten Körpern das Wort genus immer durch Geschlecht, und hingegen species durch Gattung über - setze, dafür habe ich nicht nur die Auto - rität unsrer genauesten Deutschen Sprach -VII kundigen, so wie auch der Deutschen Classi - ker im Fache der N. G., des Hrn. v. Haller u. a.m., sondern noch zwey Autoritäten ganz andrer Art, nähmlich wieder den ge - meinen Sprachgebrauch und gewissermaßen die Natur selbst vor mir.
Die Natur zeigt (wenigstens im ge - wöhnlichen Laufe, de regula), daß nur die Thiere von Einer species sich mit ein - ander gatten; und daß genus auch Ge - schlecht bedeutet, lernen wir ja schon in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder foeminini etc.
Beym Thierreich ist denjenigen Gat - tungen die sich in Deutschland finden, wie - der so wie in den vorigen Ausgaben ein † vorgesetzt: und ein * am Ende des Latei - nischen Characters bedeutet, daß ich das ganze Thier im hiesigen academischen Museo oder sonst wo gesehen habe. Im Mineralreich konnte beides unterbleiben. Ersteres, weil so ein Zeichen bey den allge - mein verbreiteten Mineralien überflüssig,VIII bey vielen von denen aber die in Deutsch - land selbst ein sehr eingeschränktes Vater - land haben, wie der Boracit, Schiefer - spath, Uranit ꝛc. unzureichend gewesen wäre. Letztres hingegen weil überhaupt nicht eine einzige Art von Mineralien ge - nannt ist, die ich nicht selbst in meiner eignen Sammlung besitzen sollte.
Göttingen, den IIten März 1791. J. F. Blumenbach.
S. 69 Z. 18. 19 statt: zu einem Segel, l. wie zu einem Fallschirm,
S. 78 Z. 12 st. 8 (?) lese man 6.
S. 142 Z. 10. 11 st. ihrer Luftröhre – die – l. ihres Kehlkopfs – der –
S. 183 Z. 3 v. E. l. bullfinch
S. 271 Z. 19 st. race l. raie
S. 328 Z. 1 l. vierge
S. 437 Z. 6 l. Schiffwreck
S. 539 Z. 10 st. Gates l. Gauts
S. 564 die ganze Parenthese in den drey letzten Zei - len fällt weg. Denn wie ich nun an frischen Bruch - stücken des verde di Corsica sehe, so ist das grüne einge - sprengte Gestein das insgemein für Feldspath, von andern auch für Schörl gehalten worden, keines von beiden, sondern wahrer Bitterstein, lapis muriaticus S. 589.
S. 588 Z. 10 l. Zöblitz
S. 598 Z. 4 l. Argyll's
S. 601 Z. 5 st. Seepalme l. Medusenpalme
S. 603 Z. 5 st. kleinem blattrichten l. kleinblättrichtem
S. 619 Z. 19 u. 20. Manche dieser antiken Aegypti - schen Granite wie z. B. der schöne rothe gehören doch wie ich nun bey näherer Prüfung finde mehr zum über -X mengten - als zum After-Granit, da sie außer der Hornblende doch allerdings auch Glimmerblättchen in ihrem Gemenge halten.
S. 623 Z. 4 st. feinem l. zartschuppichten
S. 681 Z. 13 st. Salz l. Mittelsalz
S. 684 Z. 4 st. der l. oder
Zu S. 515 Z. 8 v. E. Deutschlands Flora oder bota - nisches Taschenbuch für das Jahr 1791 von G. Fr. Hoffmann. Erlangen. 12.
S. 570 nach Z. 12. Der gemeine Lehm oder Laim ist ein meist sehr eisenschüssiger, mit Kalk und theils mit Sand durchmengter Thon.
Fig. 1 – 7. die verschiednen Würmer im menschlichen Körper in natürlicher Größe. – Sie sind alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasenwurm fig. 7 ausgenom - men, den ich noch nicht selbst gesehen, und daher aus Werners Schrift entlehnt habe.
Fig. 1. Ascaris vermicularis (S.418).
– 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoides. (Eben - daselbst.)
– 3. Ascaris trichuris. (Ebendas.)
– 4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S.420).
– 5. Vier Hinterglieder der taenia solium (S.421).
– 6. Achtzehn Hinterglieder der taenia lata (S.422).
– 7. Hydatis humana. (Ebendas.)
– 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S.411) stark vergrößert.
– 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, tubularia sultana (S.471) stark vergrößert.
– 10. Ein Arm-Polype mit einem Jungen, hydra viridis (S.477) in natürlicher Größe.
– 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Polypen, brachionus anastatica (S.478) stark vergrößert.
XIIFig. 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria (S.478) stark vergrößert.
– 13. Ein menschliches Saamenthierchen, chaos sper - maticum (S.480) noch weit stärker vergrößert.
Fig. 1. 2. Blattrinde der Pirnblätter (S.486) stark vergrößert.
– 3. (S.495 u. f.)
– 4 – 11. (S.498 u. f.)
Die merkwürdigsten Crystallisationen der Mineralien.
Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte erhalten ha - ben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man belegt alle Körper mit dem Nahmen der Naturalien, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden2 sie bloß alsdann, wenn der Mensch*) "Ars, siue additus rebus homo. “Bacon de Veru - lam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme ap - pliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux pro - ductions de la Nature. “Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. wesent - lich Veränderungen mit ihnen vornimmt.
Anm. 1. Da übrigens der Begriff vom wesentlichen hier nur relativ ist, so versteht sich von selbst, daß auch die Grenzen zwischen Natur und Kunst nach diesem Begriff nicht sehr streng bestimmt werden können.
Anm. 2. Zuweilen können Kunstproducte den Natura - lien so ähnlich seyn, daß sie nicht zu unterscheiden sind. Daher z. B. die getheilten Meinungen über das von Hrn. Pallas beschriebene gediegne Eisen vom Jenisei.
Anm. 3. Manche Körper können auch nach dem verschie - denen Gesichtspunct des Sammlers sowohl unter den Naturalien als Kunstwerken ihre Stelle fin - den. So z. B. die Mumien ꝛc.
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit. Die einen nähmlich sind alle - mahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. – Denn ich habe im Iten Theil meiner Beyträge zur Naturgeschichte, facta angeführet, die3 es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gat - tungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraus setzt, denen sie ihr Da - seyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmit - tel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be - standtheilen desselben, und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger An - eignung, intus susceptio, expansio). Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürli - chen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ih - rer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation dieser Alimente, zur Erzeugung ihrer Nachkommenschaft u. s. w. noth - wendig sind: und diese Organe müssen mit Le - benskraft versehen seyn, und dadurch zu Voll - ziehung ihrer Verrichtungen geschickt werden.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs - thum, (wenn man es gar nur Wachsthum nen - nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich durch Anhäufung oder Ansatz4 homogener Theile von außen (aggregatio, iux - ta positio) bewirkt; und sie bedürfen folglich auch keines organisirten Körperbaues, keiner sol - chen Gefäße und keiner Lebenskräfte ꝛc. als die Existenz der natürlichen Körper der ersten Art unumgänglich erforderte.
Und eben deßhalb heissen jene organisirte, die letztern aber, unorganisirte Körper.
Endlich sind nun auch die organisirten Kör - per selbst, theils in der Art wie sie ihre Nah - rungsmittel zu sich nehmen, theils in Rücksicht ihrer Bewegung, von einer doppelten Verschie - denheit. Die Einen nähmlich ziehen einen sehr einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oeffnungen, die sich am einen Ende ihres Kör - pers befinden, in sich: da hingegen die Andern eine einfache, aber nach Verhältniß ungleich größere Oeffnung an sich haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, bringen; die aber alsdann erst noch vielerley Veränderungen erleiden müssen, ehe sie zur Nu - trition geschickt werden. Diese letztern äußern zudem noch willkührliche Bewegung des ganzen Körpers oder seiner Gliedmaßen, die den erstern völlig mangelt, und zeigen dadurch daß sie be - seelt sind. Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
5Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standpunct zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan - zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die ge - meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei - gen u. s. w. Und hingegen gibt es ganze Ge - schlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl einge - nommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einan - der (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind folglich nach dem was oben gesagt worden, belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre Nahrung mittelst willkühr - licher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi - sirte Körper, aber bloß belebt, so daß ihnen die willkührliche Bewegung gänzlich mangelt, und sie ihren Nahrungssaft mittelst der Wurzeln durch unwillkührliche Bewegung einsaugen.
6Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen und chemischen Gesetzen von Anziehung, Anhäufung ꝛc. ent - stehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung der Naturalien in die drey Reiche sind, zumahl neuerlich, Einwendungen gemacht worden: da manche Naturforscher wenig - stens keine bestimmte Grenzen zwischen dem Thier - und Pflanzenreich haben zugeben wollen: andere aber überhaupt geläugnet haben, daß dergleichen Grenzen zwischen den so genannten Naturreichen, geschweige zwischen den Classen ꝛc. worein jedes derselben wieder abgetheilt wird, in der Natur Statt fänden.
Die erstern haben sich theils auf die so genann - ten empfindlichen Pflanzen, theils auf die Poly - pen u. a. so genannte Pflanzenthiere berufen, die aus verschiedner Rücksicht sowohl zum einen als zum andern organisirten Reiche, gerechnet wer - den könnten, folglich das Band zwischen bei - den –, und einen unmerklichen Uebergang vom einen zum andern, abgäben ꝛc.
Die andern nehmen vollends eine allgemeine Continuität in der Natur an; deuten den Satz: Die Natur thut keinen Sprung, dahin daß alle Arten von erschaffenen Wesen in der Natur, in Rücksicht ihrer Bildung, einander stufenweise wie Sprosse auf Sprosse in einer Leiter folgten, gleichsam wie Glied an Glied in einer Kette zu - sammen hingen, so daß durchaus keine andre als nur sehr willkührliche erkünstelte Eintheilung der Naturalien in Reiche und Classen und Ordnun - gen ꝛc. statt habe.
Die erstre Einwendung schwindet so bald man reine bestimmte Begriffe von thierischer und von Pflanzen-Natur fest gesetzt hat. So kann es wohl, diesen Begriffen unbeschadet, Thiere geben, die in manchen minder wesentlichen Eigenschaften ei -7 nige Aehnlichkeit mit den Gewächsen zeigen und v. v. – Aber doch wohl schwerlich ein Ding das willkührliche Bewegung zugleich hat und auch nicht hat ꝛc. Kurz kein wahres Mittelding das gleich viel Anspruch auf einen Platz im Thierreich und auf einen im Pflanzenreich machen könnte.
Und so ist die zweyte Einwendung eigentlich von selbst gleich beygelegt; da vollends die Kluft zwischen dem Pflanzen - und Mineralreich noch un - gleich auffallender ist. – Ueberhaupt aber haben die Bilder von Stufenfolge, von Kette, oder Lei - ter in der Natur, zwar in so fern ihren großen Nutzen, daß sie den wahren Grund eines natür - lichen Systems in der N. G. abgeben, zur Er - leichterung der Methode und als Hülfsmittel fürs Gedächtniß dienen ꝛc. – aber sie nun wie doch oft geschieht, dem Schöpfer in den Plan seiner Schö - pfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wol - len, daß die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so fein stufenweise auf einander folgten, wäre doch an sich schon Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, durch alle Er - fahrung so ganz widerlegt würde. Denn erstens ist schlechterdings noch kein Körper bekannt, noch auch nach den obigen bestimmten Begriffen der drey Naturreiche denkbar, der ein wahres Bin - dungsglied zwischen zweyen derselben abgeben könnte. Und anderseits finden sich hingegen, zu - mahl im Thierreich, ganze Classen, und zahlreiche Geschlechter von einer so ausgezeichneten Bildung, daß man sie auch bey der sorgfältigsten Anlage einer solchen Leiter der Natur doch nur mit Mühe und nicht ohne sichtlichen Zwang irgendwo ein - schieben und unterbringen kann. So isolirt ist z. B. die Classe der Vögel, das Geschlecht der Schweine ꝛc. Und endlich wie soll es dann mit der Einrollirung derjenigen Thiergattungen gehal - ten werden, bey welchen die beiden Geschlechter eine so durchaus gänzlich verschiedne Bildung ha - ben, wie z. B. bey den Schildläusen ꝛc.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt, dann lebenslang ernährt und dadurch seine Selbst - erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper durch die Organisation ih - res Baues, und durch die mit derselben verbun - denen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letzteren erhalten die Organe ihre Em - pfänglichkeit gegen Reitze (stimuli) und das da - von abhängende Bewegungsvermögen, ohne wel - ches weder Ernährung noch Wachsthum u. s. w. denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Kör - per zu erklären, hat man neuerlich die freylich ganz commode Lehre der Evolution angenom -11 men, und gemeint, es werde kein Mensch und kein Thier und keine Pflanze in der Welt er - zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der er - sten Schöpfung als völlig präformirte Keime bey ihren Aeltern und Vorfahren längstens vor - räthig; die verschiedenen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln in einan - der, und würden nur nach und nach so wie die Reihe an sie käme durch die Befruchtung ent - wickelt und ans Licht gebracht. – Manche Ge - lehrte haben diese Keime im väterlichen, andere hingegen haben sie im mütterlichen Zeugungs - stoffe gesucht. Jene glaubten sie also bey den Thieren in den so genannten Saamenthierchen, diese aber im weiblichen Eyerstock gefunden zu haben.
Gegen diese vermeinte Präexistenz solcher vorgeblich präformirten Keime streitet aber, um nur weniges anzuführen, z. B. die bekannte Er - fahrung, daß sich auch dem bewaffnetesten Auge doch nie sogleich – sondern immer erst eine ge - raume, zum Theil beträchtlich lange Zeit, nach der Befruchtung die erste Spur des neu empfan - gnen Menschen oder Thiers oder Gewächses zeigt; das aber dann auch gleich mit dem ersten An - fange die Ausbildung aufs schnellste fortrückt u. s. w. Ferner so viele mit dem Evolutions - system nicht zu reimende Phänomene in Er -12 zeugung der Bastarde, und der Mißgeburten; auch in der Ausartung der organisirten Körper; so wie fast das ganze Reproductions-Geschäft ꝛc. besonders auch die Entstehung ganz widernatür - licher, sonst im natürlichen Baue gar nicht exi - stirender organischer Theile, die bloß durch zu - fällige Verletzungen und andere Krankheiten ver - anlaßt worden, u. s. w.
Und können einmahl vollkommen organisirte Theile da gebildet werden, wo an keinen dazu präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts denn überhaupt der ganzen Einschachtelungs - Hypothese?
Hingegen zeigen sich durch die ganze orga - nisirte Natur die unverkennbarsten Spuren eines allgemein verbreiteten Triebes, der Materie eine bestimmte Bildung zu geben; und in beiden or - ganisirten Reichen läßt sich die Wirkungsart die - ses Triebes bey solchen Thieren oder Pflanzen die von durchsichtiger Textur sind, und dabey so schnell erzeugt werden und wachsen, daß man die ganze Entstehung derselben gleichsam unter den Augen verfolgen kann, ganz augenscheinlich be - obachten; so z. B. bey den Arm-Polypen, bey der Brunnen-Conserve (conferua fontinalis. ) ꝛc.
Und so ist es wohl ungleich befriedigender und allen Erscheinungen des Zeugungs - und Nu -13 tritions - und Reproductions-Geschäftes weit an - gemeßner, wenn man annimmt: daß keine prä - formirte Keime präexistiren; sondern daß in dem vorher rohen ungebildeten Zeugungsstoff der organisirten Körper, nachdem er zu seiner Reife und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist, ein besonderer, dann lebenslang thätiger Trieb rege wird, ihre bestimmte Gestalt anfangs an - zunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja etwa verstümmelt worden, wo mög - lich wieder herzustellen. Ein Trieb der folglich die erste wichtigste Kraft zu aller Zeugung, Er - nährung und Reproduction zu seyn scheint, und den man, um ihn von allen andern Lebenskräf - ten zu unterscheiden, mit dem Namen des Bil - dungstriebes (nisus formatiuus) belegen kann*)Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil - dungstrieb. Götting. 1789. 8. weiter ausgeführt, die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist. zu verwechseln bitte..
Die Ursache dieses Bildungstriebes läßt sich freylich eben so wenig als die der Attraction oder der Schwere und anderer noch so allgemein an - erkannten Naturkräfte angeben. Genug daß es eine eigenthümliche Kraft ist, deren unläugbare Existenz und ausgedehnte Wirksamkeit sich durch14 die ganze organisirte Schöpfung in der Erfah - rung offenbart, und deren so constante Phäno - mene einen weit leichtern und hellern Aufschluß über die Zeugung und viele andere der wichtig - sten Geschäfte des körperlichen Lebens geben, als andere zu deren Erklärung vorgeschlagene Theorien.
Der Bildungstrieb kann aber bey der Zeu - gung auf mancherley Weise von seiner bestimm - ten Richtung abweichen. So kann er bey Bildung der einen Art organisirter Körper die für eine ganz andere Art derselben bestimmte Richtung annehmen, wohin z. B. die gehörnten Hasen mit vollkommen ausgebildeten kleinen Rehgeweihen u. a. dergl. sonderbare Erscheinun - gen, zu gehören scheinen.
Oder es können bey Ausbildung der Sexual - organe, die bey einem Geschlecht, mehr oder we - niger von der Gestaltung des andern erhalten, und dadurch ein zwitterartiges Geschöpf ent - stehen.
Wenn aber der Bildungstrieb nicht bloß eine solche fremdartige, sondern eine völlig wider - natürliche Richtung befolgt, so wird der orga - nisirte Körper zur eigentlich so genannten Miß - geburt verunstaltet. Nach dem Sprachge - brauch versteht man unter Mißgeburt: eine wi - dernatürliche, angeborne, leicht in die Augen15 fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannichfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürli - cher Lage einzelner Glieder. Situs muta - tus. Die seltensten von allen.
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten. – Theils gar erblich, wie z. B. in den sechs - fingrigen Familien.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten, beweiset, daß auch selbst diese Ab - weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm - ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ih - rer Unterjochung denselben weit mehr als in ih - rem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast uner - hört sind) sich mit der Lehre der vor der Be - fruchtung präexistirenden Keime, doch schlechter - dings nicht reimen läßt.
Anders sind wieder diejenigen Abweichungen des Bildungstriebes, wodurch die organisirten16 Körper in Spielarten oder Variatäten ausar - ten: welche Ausartung (Degeneration) vor - züglich aus folgenden Quellen abgeleitet wer - den muß.
Der kürzeste Weg zur Ausartung ist die Be - gattung organisirter Körper verschiedner Art; wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden, die keinem von beiden Eltern vollkommen glei - chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm - ten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ih - rer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Ein - richtung der Vorsicht, daß diese Bastarde meh - rentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Füch - sen und Hunden, von Hänflingen und Canarien - vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan - zen gelingt es leichter daß durch künstliche Be - fruchtung verschiedner Gattungen von Tabak ꝛc. Bastard-Arten hervor gebracht werden können die fruchtbaren Samen tragen. Hingegen be - dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und17 Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider - legung.
Andre Ursachen der Ausartung wirken zwar langsamer, unmerklicher, aber meist für die Folge desto dauerhafter, tiefer. Es gehören dahin vorzüglich Einfluß des Himmelsstrichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart u. s. w. Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der organisirten Körper, und bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor, und v. v. Drum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc., so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt; die Nord - länder von Natur von weißer Haut ꝛc. ; so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn haben, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen tra - gen u. s. w.
Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)Ueber Menschen-Racen und Schweine-Racen – in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserm Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. –18 am allerauffallendsten aber bey den Verschieden - heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen - scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersu - chung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in dem weit südli - chern Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auf - fallend langes und weißes Haar haben; auf Cor - sica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Anm. 3. Selbst Künsteleven am Körper wenn sie durch lange Reihen von Generationen wiederhohlt werden, scheinen mit der Zeit angeboren werden zu können. *)Ueber Künsteleyen oder zufällige Verstümmelungen am thierischen Körper, die mit der Zeit zum erb - lichen Schlag ausgeartet – in Voigt's Magazin a. a. O. S. 13 u. f.– Bey Völkern z. B., die ihre Knäb - chen beschneiden, ist es nichts seltnes, daß auch wel - che mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten ge - boren werden. – Büffon hat Hunde gesehen,19 denen so wie ihren Vorfahren die Ohren und der Schwanz gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte Junge warfen. –
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wur - zeln, die sich außerhalb ihres Stammes am ei - nen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darm - canal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Körpers zugeführt wird. Viele ungeborne Thiere werden auch außerdem durch die Nabelschnur ernährt; eine Art von Nutrition, die ebenfalls viele Aehnlichkeit mit der Gewächse ihrer hat.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so geläuterten Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be - wegung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasserschlangen ꝛc. mehr aber noch viele Gewächse, Eichen, Linden, Cedern ꝛc. scheinen ihre ganze Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper ge - hört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den wei - sesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah - ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer - den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt21 würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen die Allmacht jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die natürliche Re - production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordentliche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich den organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wie - der ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nä - gel, Haare und Zellgewebe eingeschränkte Re - productionskraft: die hingegen bey vielen kalt - blütigen Thieren, besonders bey den Wasser - Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwür - mern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Re - productionsversuche setzen eine schon in derglei -22 chen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versu - chen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Monathen wieder reproducirt ward.
Vor einigen Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich nun ich Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnit - ten –: und doch hat sich binnen 10 Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeich - net daß er nur erst ungefähr halb so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785. 47 St.)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge - langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan - zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan - der paaren oder begatten, wenn sie neue orga - nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen. Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderley Hauptarten der Fortpflan -23 zungsweise lassen sich doch füglich unter folgende vier Classen bringen:
I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorher gegangne Be - fruchtung: entweder durch Theilung, wie man - che Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138. u. f. tab. VI. fig. 1 – 6. und Blumen-Po - lypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175. u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138. u. f.; oder wie bey der Brunnen-Con - serve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umge - bildet wird***)Götting. Magaz. II. Jahrg. Ites St. S. 80. tab. II.; oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.
II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen-Kör - ner mit männlichem Blumenstaub – begie - sen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey24 den mehresten Gewächsen, und im Thierreich wie es scheint bey manchen Muscheln.
III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruchten und befruch - tet werden müssen. Diese sonderbare Ein - richtung findet sich nur bey wenigen Thie - ren; beym Regenwurm, bey manchen Land - Schnecken*)Swammerdam biblia naturae. p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.
IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von denen das eine die weibli - chen Theile oder Eyer, das andere den männ - lichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andre Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die Eyer legenden Thiere (ouipara). Bey an - dern aber wird dieß Ey so lange in der Bär - mutter zurück behalten, bis das Junge voll - kommen ausgebildet worden, und nun von sei - nen Hülsen befreyt, zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (viuipara).
25Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer Legen und lebendig Gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die andre Weise fortpflanzen; und der Salamander und manche Schlangen die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausgebildete Thier ent - halten ist. Gewissermaßen könnte man mit die - sem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflan - zenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten Aegyptischen Bohnen von der Nym - phaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht über lang oder kurz die letzte Revolution mit ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge - steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg meist lange vor der bestimmten Zeit. Von allen den großen furchtbaren Thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe, sondern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren zum Raube werden, da es sonst künftig Menschen und andre große Thiere verschlungen haben würde.
Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper allmählich aufgelöset, ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufent - halt gegeben hatte.
So unendlich mannigfaltig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionsthierchen ꝛc. ) eine einfache Oeffnung an ihrem Körper, mit ein - ander gemein zu haben, durch welche sie demsel - ben seine Nahrung zuführen. So wohl diese Oeffnung, nähmlich der Mund, als auch die große Verschiedenheit der Alimente, die die Thiere zu ihrer Erhaltung verwenden, unterschei - det sie schon hinlänglich von den Pflanzen. Statt daß diese eine einförmige Nahrung, und zwar fast lediglich aus dem Mineralreich genießen; so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen entlehnt.
Die Thiere werden von der einen Seite durch die unerträglichen Gefühle des Hungers und Durstes, und von der andern durch die unwider - stehlichen Reitze des Appetits getrieben, diese ihre27 Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch ihre Erhaltung zu bewirken. Die kaltblütigen Thiere können indeß doch überhaupt länger als die warmblütigen, und manche von ihnen zum Erstaunen lange hungern. Auch nehmen einige, zumahl aus der Classe der Insecten, in einer ge - wissen Epoche ihres Lebens; viele andere aber im Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine Speise zu sich.
Die Speisen müssen bey den Thieren sehr mannigfaltige Veränderungen erleiden, ehe sie zur eigentlichen Ernährung geschickt, und der Substanz des thierischen Körpers assimilirt wer - den können. Die härtern Speisen müssen von den mehresten erst mittelst des Gebisses zermalmt, und mit speichelartigen Säften vermischt wer - den, ehe sie zum Darmcanal gelangen können. Hier werden sie noch ferner durch allerhand auf - lösende Mittel in einen weichen Brey verwandelt, von welchem der eigentliche Nahrungssaft ab - gesondert, und der Ueberrest als Unrath wieder aus dem Körper geworfen wird.
Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs - saft zuvor mit dem Blute das in den Adern cir - culirt, vermischt, und von da erst in die übrigen28 Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Außer dem werden zugleich in besondern dazu bestimm - ten Werkzeugen durch das Secretions-Geschäfte mancherley besondre Säfte aus der allgemeinen Blutmasse abgeschieden. Dieses wahre Blut ist durchgehends von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen nähmlich hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heissen, zeigt es in ihrem vollkommensten gesunden Zustande immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh mehr oder weniger. Der Saft hingegen, wodurch bey den so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Ernährung vollzogen wird, zeigt doch im Ganzen genom - men nur eine entfernte Aehnlichkeit mit dem wahren rothen Blute.
Nächst der Ernährungsart war willkührliche Bewegung ein Hauptcharacter, wodurch sich die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 3.). Die Organe die bey den allermehresten Thier - classen zum Behuf aller dieser unzählig man - nigfaltigen Bewegungen dienen, sind die Mus -29 keln, die bey den rothblütigen Thieren das ei - gentlich so genannte Fleisch ausmachen.
Die Muskeln werden durch die Nerven in Bewegung gesetzt; und zwar die allermehresten nach dem Entschlusse des Willens; der hingegen über einige wenige Muskeln, wie z. B. über das Herz nichts vermag, als welches unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Die Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; einfältige Thiere hinge - gen wie z. B. die hieländischen Amphibien haben dicke Nerven zu einem sehr kleinen Gehirne.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge -30 schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit - zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung so wohl, als die Beschaffenheit der Sinnwerk - zeuge ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Ein - drücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werkzeuge an ihnen entdecken könnten, die bey andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Der Po - lype z. B. hat keine Augen, und doch das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeißfliege und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange - wiesen; viele Raubthiere und die mehresten Fi - sche hingegen, auch die kränklichen Kackerlacken mit den lichtscheuen, bleichen Augen, und manche Insecten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und da - gegen einen Theil des Tages zu jener Erhohlung verwenden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be - queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus. Plinivs., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte; wie die Murmelthiere, Hamster, Ameisen ꝛc. in ihre Nester, die Fledermäuse in Höhlen, die Frö - sche und einige Fische in Sümpfe, die Schlangen und Schnecken ins Gebüsch u. s. w. und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmenden Blicke der Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerk - liche Wärme übrig behalten, und daß die Pup - pen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver - wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro - ren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafen - den Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie -32 ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden in - nern Sinne, das Gedächtniß nähmlich und die Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin - wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver - nunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8. ist das Vermögen der Thiere aus einem angebornen, unwillkührlichen, in - neren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand - lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch tausend Bemerkungen z. B. dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer - brechen ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug - vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo - gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum33 Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe ganz vorzüglich merkwürdig, da sich nähm - lich so viele Thiere ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*)„ Nascitur ars ista, non discitur. “Seneca., (die bey so vie - len z. B. bey den Raupen, die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kann), so ungemein künstliche Wohnun - gen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu tausend andern Zwecken zu ver - fertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Begattungs - trieben wenig andere Spuren von Instinct: an - geborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen reichlich für diesen scheinbaren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft, nähmlich desjenigen so auszeichnenden Vorzugs, wodurch er die Herr -34 schaft über die ganze übrige thierische Schöpfung, und die ganze bewohnbare Erde zum unbeschränk - ten Aufenthalt erhält.
Diese Vernunft mag nun entweder eine aus - schließliche eigenthümliche Fähigkeit der mensch - lichen Seele seyn; oder aber ein unendlich stär - kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hatten; oder eine eigne Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der ge - dachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz derselben erhält, unwiderred - lich am Tage.
Der Mensch hat keinen bestimmten Wohn - platz, und keine bestimmte Nahrung – sondern, die ganze bewohnbare Erde ist ihm zum Auf - enthalt, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen. Die Verschiedenheit der Climate die er bewohnen soll, und der Nahrung die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, er - zeugt ihm eben so verschiedene Bedürfnisse, die er durch den Gebrauch seiner Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige35 thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit ei - nem Wort über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand - lungen abrichten kann u. s. w.
Am allerauffallendsten erhellt dieß aus dem Beyspiele der Hausthiere, als von welchen der Mensch entweder wie bey den Pferden, Scha - fen, Hühnern ꝛc. die ganzen Gattungen ihrer Freyheit beraubt und sich unterjocht hat; oder, wenn ihm auch dieß bey einigen, wie beym Ele - phanten, Falken ꝛc. noch nicht gelungen ist, doch die einzelnen Individua einzufangen, zu händi - gen und zu seinem Dienst abzurichten versteht.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung, auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um - schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh, und sogar Ca - mele und Affen! und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheil einheimisch ge - macht wie z. B. Cartoffeln, Tabak u. s. w.
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:
36I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, din Jun - ge nicht mit Milch säugen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem ro - then Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf haben.
VI. Cl. Würmer (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula) haben.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben - dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe ent - lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter ge - wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterfüßen.
Der Körper der allermehresten (wo nicht al - ler*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern ꝛc.) Säugethiere ist mit Haaren von sehr ver - schiedener Stärke, Länge und Farbe bedeckt; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppicht sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey39 manchen Thieren sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. ste - hen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz - ter Richtung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter und bey den mehrsten Hausthieren dieser Classe variirt sie, so wie beym Gefieder des mei - sten Hausgeflügels. Auch sind manche durch die Kälte (§. 15.) bey uns den Winter über, in Nor - den aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weisse Farbe zugleich mit rosenrothen licht - scheuen Augen verbunden ist, wie bey den weis - sen Mohren, bey den Mäusen ꝛc. (auch bey man - chen Vögeln,) so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche. Die allermehresten Säu - gethiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten, so wie sich die Vögel mausern, und die Schlangen sich häuten ꝛc. (§. 18.).
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea unter der Erde;40 andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe - gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha - ben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände. Die Affen hingegen haben vier Hände, und können die an den Hinterfüßen, da sie auch einen abstehenden Daumen und keine große Zehe haben, eben so wohl zum fassen und greifen gebrauchen als ihre Vorderhände. Die Finger und Zehen der Säugethiere sind im Rück - sicht ihrer Bildung, Anzahl und Verbindung sehr verschieden. Gemeiniglich sind sie frey; bey ei - nigen aber, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, durch eine Schwimmhaut ver - bunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine florähnliche Haut ausge - spannt, die zum Fliegen dient. Die Füße man - cher Seethiere aus dieser Classe sind wie in ei - nen Klumpen verwachseln, und bey den Wall - fischen ähneln sie gar einiger Maßen den Floßfe - dern der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch - schwanz vertical, liegen. Einige wenige Säu - gethiere (Solidungula) haben Hufe; viele aber (Bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen bloß auf den Zehen der Füße; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die41 Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der gan - zen Fußsohle bis zur Ferse.
Die Ameisenbären, Formosanischen Teufel - chen, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehn, die man in Schneidezähne (primores), Spitz - zähne oder Eckzähne (laniaros), und Backen - zähne (molares), abtheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiednen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch - fressenden nähmlich ist die Krone zackicht und scharf; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen die sich, so wie der Mensch, von beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken ab - gerundet.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm - lich das bloß flüchtig zerbißne und geschluckte Futter bissen-weise wieder durch den Schlund zu - rück getrieben 'und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.
Der allgemeine Character dieser wieder - kauenden Thiere liegt nicht in den gespaltnen Klauen, als welche aus den Schweinen zukom -42 men, die doch nicht ruminiren, und hingegen den allerdings wiederkauenden Kaninchen ꝛc. ab - gehen. Eben so wenig gibt der bloße Mangel der obern Vorderzähne ein hinreichendes Unter - scheidungszeichen, da sie bey den Kaninchen sogar doppelt sind ꝛc.
Mehr allgemein passend ist hingegen die den wiederkauenden Thieren eigne Bildung der Ba - cken-Zähne; die wie mit sägeförmigen Queer - furchen ausgeschnitten, und deren Kronen nicht horizontal liegen, sondern schräg-ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außen - seite – an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkie - fer der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wo - durch denn wie der Augenschein lehrt, der Me - chanismus dieser sonderbaren Verrichtung be - wirkt wird.
Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben, nähmlich bey den Ge - schlechtern der Schafe und Ziegen, Antilopen, des Rindviehs, der Camele, Hirsche, Moschus-Thiere und vermuthlich auch der Giraffe kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür - dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuren ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch - weicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zwey - ten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau,43 die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen - tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er sich wohl bey der geringe Weite desselben nicht lange aufhalten kann, sondern von da end - lich zur völligen Verdauung in den vierten (abo - masus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säu - gethiere am nächsten kommt.
Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutze der Rumination scheint noch unbekannt. – Vielen kleinen, schüch - ternen, unbewaffneten wiederkauenden Thieren und denen noch dazu von den reissenden Thieren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu passe, das sie ihr Futter auf der offnen Weid ge - schwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe und Sicherheit gemächlich ruminiren können ꝛc.
Die allermehrsten Säugethiere haben eine Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und der Leidenschaften überaus mannigfaltig ist. Ei - nige, wie der Maulwurf, die Hasen, Kanin - chen ꝛc. lassen sie aber nur im äußersten Noth - fall erschallen. Der Mensch allein besitzt den Gebrauch der Sprache (loquela), die eine Folge seiner Vernunft (§. 37.) ist*)Explanatio animi, quae nos distinxit a feris. Plinius..
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen ver - sehen, die doch, wie der Bart beym Menschen, meist erst gegen die Zeit der Mannbarkeit recht hervor brechen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen unge - hörnt; bey andern, wie im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Structur, und Lage der Hörner sind sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Des Rhinocers Hörner sind dichte, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber von besondrer Structur, und astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden mehrentheils all - jährlich abgeworfen und neue an ihrer statt re - producirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Guckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren die Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; vielen Meer - katzen u. a. Americanischen Thieren statt einer45 Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); dem Eichhörnchen zur Haltung beym schnellen Lauf auf den Zweigen ꝛc.
Noch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim - mung zu merken. So haben viele Affen, Pa - viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zi - selmaus u. a., Backentaschen, um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weib - chen der Beutelratte liegen die Zitzen in einer be - sondern Tasche am Bauche, worein sich die sau - genden Junge verkriechen können. Der Orang - utang und manche andre Affen, auch das Renn - thier ꝛc. haben einen Beutel am Halse, der sich in die Kehle öffnet, und vermuthlich zur Verstär - kung der Stimme dient.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Men - schen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtig -46 sten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säuge - thiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. ma - chen sie für den Menschen auf die mannigfal - tigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so schlechterdings un - entbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erd - bodens können mit einer einzigen Art von Säu - gethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem See - hund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renn - thier; die Aleuten mit dem Wallfisch. – Ge - wisser Maßen auch die Einwohner der Lüneburger Heide mit dem Schaf ꝛc.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker - bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere, Elephanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Ver - tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. 47Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But - ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel - ten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Le - der. Für andere Künstler und zu gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Pferde - Haar), Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Harn ꝛc. zu Phos - phorus. Endlich zur Arzney: Bisam, Bie - bergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Die reissenden Thiere, besonders aus dem Katzen - Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und noch manche andere z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. ver - tilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Ham - ster, Leming, Hirsche, Hasen, Bieber, Affen, Elephanten, Rhinoceros, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmelthier. Verderben Haus -48 geräthe, wie die Schakale, Hyänen u. s. w. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu be - sitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundegeschlecht leicht aus - gesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche Systeme, nach welchen berühmte Männer die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei - lung z. B. ist auf die Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. nach der Hand angenommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte - sten und im ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Ze - hen hat. Linné hat die Zähne zum Classifica - tionsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbin - dungen stößt. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver - schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen we - nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant kommt mit den Panzer - thieren, und den formosanischen Teufelchen; der Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und Tigern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen, und ein natürliches System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein - zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk - mahle zugleich, auf den ganzes Habitus der Thiere gesehn habe. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander ähnelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnun - gen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ordn. Bimanus (Inermis). Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana (Pitheci). Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken - förmigen Krallen, deren ganzer Körper - bau auf den ersten Blick Trägheit und Langsamkeit verräth. Faulthiere, Amei - senbären.
IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit sonderbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar a) mit Schuppen: die Formosa - nischen Teufelchen; b) mit Schildern: die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel und Stachelschweine.
50V. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flügel bilden (§. 43). Die Fledermäuse.
V. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen, Wiesel und andere verwandte kleine viel - zehige Säugethiere.
VI. Ferae. Reissende Thiere, die Menschen anfallen. Nur die Bären-Hunde - und Katzen-Geschlechter.
VIII. Solidungula. Pferd ꝛc.
IX. Bisulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.
X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere, mit dicken Füßen. Tapir, Elephant, Nashorn, Nilpferd.
XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe mit kurzen Schwimmfüßen: und zwar a) lacustria, mit bloßer Schwimmhaut zwischen den Zehen; b) marina, mit ver - wachsenen Fingern (§. 43.), deren Spur nur durch die Nägel bezeichnet wird.
Der Manate macht von hier den schick - lichsten Uebergang zur
XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein haben, und deren natürliche Verbin -51 dung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig eingesehen hat*)„ Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum stru - ctura et vsu cum iis conueniunt. “Raius..
1. Geschl. Homo. Animal erectum, bima - num, inerme, rationale, loquens. Dentes primores incisores supra et infra 4. la - niarii longitudine reliquis aequales, ap - proximati.
1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird schon durch so auf - fallende Eigenschaften seines Körperbaues von der gan - zen übrigen thierischen Schöpfung ausgezeichnet, daß er bey weiten nicht bloß in einem eignen Geschlecht, son - dern allerdings in einer besondern Ordnung von ihr abgeschieden werden muß.
Es gehört dahin gleich vorzüglichst sein aufrechter Gang, wozu seine breiten Fußsohlen, und überhaupt sein ganzer Körperbau eingerichtet ist, und der freyste Gebrauch zweyer vollkommnen Hände, wodurch er, selbst vom menschenähnlichsten Affen zu unterschei - den ist.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigen - thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjah - ren; und dann ein körperliches Kennzeichen der unver - letzten jungfräulichen Unschuld.
Der Mensch hat außer dem Begattungstrieb wenig Spuren von Instinct (§. 33. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 35.), schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die53 nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebohrnen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 46.). Daß die Rede hingegen eine bloße Folge der Vernunft und nicht etwa der besondern Organisation der mensch - lichen Sprachwerkzeuge sey, erhellt aus den bekannten Beyspielen der Papagayen, Raben ꝛc. die allerhand Worte ganz vernehmlich nachsprechen lernen. Die Stimme ist den Thieren wie ihr Instinct angeboren: die Sprache hingegen entwickelt sich erst mit der Ver - nunft, da dann die Seele ihre erlangten Begriffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es gibt eben so wenig ein sprachloses, als ein vernunftloses Volk auf unserer Erde, und wir haben nun die Wörterbücher der Eskimos, der Hottentotten und anderer Nationen, denen die leichtgläubigen Reisenden der alten Zeit die Rede abzusprechen wagten.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfsbedürfti - ges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine gro - ßen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hül - fe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; da - her denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natür - liche Bestimmung des Menschen zum geselligen Um - gang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor54 der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs - fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un - beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säu - gethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für seine lange Kindheit entschädigt.
Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschen - geschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaft - lichen Stammraße abstammen. Alle National-Ver - schiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind nicht um ein Haar auffallender oder un - begreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthie - ren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley Núancen so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen fest setzen lassen: doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Varietäten zu brin - gen geglaubt:
1) Die Europäer und westlichen Asiaten, disseits des Obi, des Caspischen Meers, und des Ganges -55 nebst den Nordafrikanen, also ungefähr die Be - wohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt. Sie sind von Farbe mehr oder weniger weiß, und nach den europäischen Begriffen von Schönheit die best gebildeten Menschen.
2) Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi, des Gan - ges ꝛc. und dann die nordlichsten Americaner, (an der westlichen Küste nähmlich etwa bis nach Alasch - ka ꝛc. und an der ostlichen bis Labrador). Sie sind meist gelbbraun, dünn behaart, haben platte Gesich - ter und eng-geschlitzte Augenlieder. Als Ideal ihrer Gestaltung denke man sich die Schinesen.
3) Die übrigen Africaner: mehr oder weniger schwarz; mit stärker prominirendem Untertheil des Gesichts, wulstigen Lippen, stumpfer Nase und meist krausem Haar. Am auffallendsten ist dieser Charakter bey den Negern, die sich dann in die Habessinier, Mau - ren ꝛc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Va - rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleich - sam zusammen fließt.
4) Die übrigen Americaner: meist von kupferrother Farbe, schlichtem straffen Haar und mancherley meist durch Kunst bewirkter Form des Kopfes.
5) Die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünften Welttheils; bis wieder gen Ostindien. Sie sind meist schwarzbraun, breitnasig, und groß - maulig, mit dichtem Haarwuchs und stark ausge - wirkten Gesichtszügen.
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt56 haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe: die ver - meintlichen Patagonischen Riesen z. B. sind, von Ma - galhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Er - zählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebente - halb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andre Mensch von guter Statur.
Und daß Commerson's Quimo's und andre Zwergna - tionen auch nichts als Erdichtungen waren, ist nun allgemein bekannt.
Die Kackerlacken, Blafards, Albinos oder weiste Mohren sind nicht ein Mahl eine Spielart, geschwei - ge eine besondre Gattung, sondern Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Na - turhistorie gehört.
Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge - mische aus der Geschichte jener preßhaften kränkli - chen Menschen, und des Orangutangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall ent - stellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten - tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Amerikaner, die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, ver - zeihen wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind bloß zwischen den Wendezir - keln zu Hause.
2. Simia. Affe. habitus plus minus anthro - pomorphus, auriculae et manus magis humanae. Dentes primores incisores, su - pra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.
Die Affen finden sich bloß in der alten Welt; ihr Gesicht ist zwar menschenähnlicher als andrer Thiere ihres, aber doch schon vorn in eine Thier-Schnauze verlängert, weil sie, so wie die allermehresten übrigen Säugethiere einen besondern Knochen (os intermaxil - lare) zwischen den Oberkiefern haben, in welchem die obern Schneidezähne sitzen, und der dem Menschenge - schlechte mangelt. Ueberhaupt aber sind auch die menschenähnlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung, durch die schmalen Hüften, durch die platten Lenden u. s. w. vollends durch so tausend Besonderheiten in ih - rem innern Körperbau aufs auffallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch, Schim - pansee, Pongo, Jocko, Barris. S. macrocephala, torosa, dorso et humeris pilosis, reliquo corpore glabro.
58Tulpii observ. med. p. 234. tab. XII.
Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer land - einwärts; wird ungefähr fünf Fuß hoch; hat doch ein etwas mehr menschenähnliches Ansehen als der eigent - liche Orangutang und dient folglich zum kürzesten bün - digsten Beweis des mächtig-großen Abstandes, der auch schon in Rücksicht der äußern Bildung, zwischen dem Menschen und der ganzen übrigen thierischen Schö - pfung vorwaltet. Diese Thiere sind unbändig stark, wild, und sollen Menschen anfallen. Man sagt daß sie sich Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten, sich auf den Bäumen eine Art von Laube gegen Wind und Wetter machen, sich gern nach dem Feuer ziehen was die Wilden etwa im Walde angemacht haben, daß sie es aber nicht mit nachgelegtem Holze zu unterhalten verstehen.
2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, eigentliche Orangutang (Büffon's Jacko). S. capite minore gracilior, hirsuta; pilorum humeri et uluae contraria directione, pollice manuum anteriorum mutico, un - gue destituto.
Schrebers Säugth. tab. II. A.
Wie es scheint bloß auf Borneo; wird ungefähr 4 Fuß hoch; unterscheidet sich durch einen weit schlankern, schmächtigern Wuchs, kleinern Kopf, ganz andere Ge - sichtsbildung und einen dicht behaarten Leib, von dem Africanischen Waldmenschen, womit er gemeiniglich ver - wechselt worden; läßt sich, wenn er ganz jung einge - fangen worden, so wie der Schimpanse und andere Af - fen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrich -59 ten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Camper hat aus der Zergliederung eines ähnlichen Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen, daß der - gleichen so genannte menschenähnliche Geschöpfe je ei - ner menschlichen Rede, oder eines natürlichen aufrech - ten Ganges ꝛc. fähig seyn könnten.
3. Longimana. der Gibbon oder Golok. (Linné's Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.
Schreber tab. III.
In Malacka, Coromandel, und auf den Molucken; sein ziemlich menschenähnliches Gesicht und die unge - heuer langen Arme geben ihm ein sonderbares Ansehn. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.
4. Syluanus der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subro - tundo. *
Schreber tab. IV.
Der allgemeinste und dauerhafteste Affe, der auch in Europa leicht Junge heckt. Hat etwa die Größe vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und possirlich, lebt scharenweise in Nordafrica, Ostin - dien ꝛc.
5. Innus (cynocephalus auctorum. Büffon's magot.) S. capite oblongo, natibus caluis. *
Schreber tab. V., it. V. a, V. b.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen und ist ihm überhaupt so ähnlich, daß es schwer hält, beide recht60 bestimmt von einander zu unterscheiden. Man hält diesen für den wahren Aegyptischen cynocephalus der Alten. Er ist auch auf Gibraltar verwildert und hat sich da im freyen fortgepflanzt.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so ge - nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.
Schreber tab. XIII.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivenfarben. Ueber - aus lebhaft, possirlich und dauerhaft, daher er häu - fig nach Europa gebracht wird.
7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimberbis grisea, eminentia pilosa verticis reuersa longitudinali. *
Schreber tab. XXII.
In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe einer Katze.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba - boon.) Caput prolongatum, minus an - thropomorphum, nates nudae, coccineae, cauda abbreuiata. Dentes ut in simiis.
Auch die Paviane sind der alten Welt eigen. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze. Meist sind es unbändige, säuische und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera coerulescente. *
61Schreber tab. VIII. A. VIII. B.
Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat wegen der schönen farbigen Streifen im Gesicht, wegen seines weissen Barts, und der spitz zulaufenden Kopfhaare, ein auffallendes Ansehn.
2. Mandril. (maimon. Linn) P. facie violacea glabta, profunde sulcata. *
Schreber tab. VII.
Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen des Nachts Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. auri - culae minus humanae. manus (plurimis) quasi sciurinae. Dentes ut in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß in Süd-America einheimisch.
a) cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice. *
Schreber tab. XXVI. A. XXVI. B.
In Brasilien, Peru ꝛc. Soll mit seinem langen Rollschwanz Fische fangen können; und wenn mehrere von einem Baume disseits eines schmalen Flusses auf einen andern, jenseitigen wollen; so sollen sie sich, wie eine Kette, von einem Aste herunter an einander hän - gen, und so lange über dem Wasser hin und wieder schwanken, bis der unterste den jenseitigen Baum er - reicht und sich dran angehalten hat, da dann der62 erste los läßt, und so die ganze Kette hinüber fliegt. *)s. die Vignette in Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.
b) cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Jacchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata. *
Schreber tab. XXXIII.
In Brasilien. Von brauner Farbe und so klein, daß er in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.
5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. inferiores 6. por - recti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati.
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus. *
Schreber tab. XXXVIII.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörn - chens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis. *
Schreber tab. XXXIX. A. XXXIX. B.
Ist so wie einige verwandte Gattungen auf Madagas - car, und den benachbarten Inseln zu Hause. Hat schöne orangegelbe Augen, sehr weiches Haar, und einen lan - gen wolligen Schwanz, den er im Sitzen um den Hals schlägt. Die Hinterfüße sind viel länger als die vor -63 dern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habitus dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorderfüßen, die aber mit großen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäu - men dienen. Sie sind dick behaart, und durch zahlreiche aber sehr breite Rippen von innen fast so gut gepanzert, als die Sclerodermata durch ihre hornichte Decken von außen.
6. Bradypus. Faulthier. Ignavus. (Fr. paresseux, Engl. sloth) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis, cauda brevi. *
Schreber tab. LXIV.
In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames, schwer - fälliges Geschöpf; was nie mehr als einen Fuß auf Ein Mahl aufheben, nachher jedes Mahl erst einige Zeit aus - ruhen, und beständig sein heulendes Aï, wovon es den Nahmen hat, hören lassen soll. Aber bey aller dieser Trägheit ist es listig genug um seinen Feinden, zumahl64 den kleinen Americanischen Tigern ꝛc. auf allerhand Weise zu entgehen; und stark genug, um sich im Noth - fall gegen sie zu vertheidigen. Hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum pro - ductius, lingua lumbriciformis; dentes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis didacty - lis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili. *
Schreber tab. LXVI.
In Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Mit seiner vier Zoll lan - gen Zunge bohrt er nach und nach gleichsam einen Gang in die Ameisenhaufen, und da sie wie bey den übrigen Gattungen mit zähem Schleim überzogen ist, so blei - ben die Ameisen dran kleben, und er braucht sie nur von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen und die Thier - chen hinterzuschlucken. Mit den großen hakenförmigen Klauen der Vorderfüße kratzt er die mit einer festen Erdrinde bedeckten Ameisenhaufen auf.
Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup - pen, oder Schilden statt des behaarten Fells. Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zusam -65 men, und können sich bey der Begattung nicht wie die mehresten übrigen Thiere dieser Classe bespringen.
8. Manis. Formosanisches Teufelchen. Cor - pus squamis tectum. lingua teres. den - tes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eidexen gezählt.
1. Macroura. der Phatagin. (tetradactyla Linn.) M. cauda longiore. *
Schreber tab. LXX.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein geschuppter Kör - per ähnelt einem Tannenzapfen. Die Schuppen sind von castanienbrauner Farbe und ungemein sauber ge - streift.
9. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum. dentes primores et la - niarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dorsalibus 9 palmis tetradactylis. plantis pentadactylis. *
Schreber tab. LXXIV.
In Südamerica, wohin das ganze Geschlecht zu Hause zu gehören scheint. Baut unter die Erde, wird leicht sehr kirre.
6610. Hystrix. Corpus spinis tectum.
a) dentibus primoribus 2. distantibus, laniariis utrinque 2. recumbentibus.
1. †. Erinaceus. der Igel. (Fr. le hérisson, Engl. the hodge-hog) H. auriculis rotundatis, naribus cri - statis. *
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Rat - ten und Mäusen; auch von Kröten, Insecten, (sogar spanischen Fliegen) und von Früchten, Wurzeln ꝛc.
2. Malacensis. H. auriculis pendulis.
Seba thesaur. vol. I tab. LI. Fig. 1.
Auf Malacca und den Sundaischen Inseln; ist we - gen des ehedem als Panazee berufnen und so theuer be - zahlten Piedra del porco merkwürdig, der sich zuweilen in seiner Gallenblase erzeugt.
b) dentibus primoribus utrinque 2. oblique scissis, laniariis nullis.
3. Cristata. das Stachelschwein. (Fr. le porcepic. Engl. the porcupine) H. capite cristato, cauda abbreuiata. *
Schreber tab. CLXVII.
Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich von Baumrinde und Früchten, und nistet in einem ziemlich tiefen Bau unter der Erde. Im Zorn ras - selt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, zumahl im Herbste ausfallen, schießt sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist eine florähnliche Haut ausgespannt, die statt Flügel dient (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen, Faulthiere ꝛc. bequem auf der Erde gehn.
11. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chau - vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breues, reliqui longissi - mi, membranae expansili intertexti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus noctur - nis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt - theile verbreitet sind.
a) dentibus primorbius 4. utrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundi - buliformi lanceolato. *
Schreber tab. XLV.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhorns. Graubraun, wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs erhalten hat; tödtet auch Tauben; beißet den Schweinen die Zitzen ab ꝛc. *)Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von die - sem u. a. Südamerikanischen Thieren, s. in Adr.68 van Berkel's Reisen nach Rio de Berbiçe und Surinam, im 1ten B. der Sammlung seltener und merkw. Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8.
2. Canis volaus. der fliegende Hund. (Linné's vampyrus, Büffon's roussette.) V. ecaudatus, naso simplici, mem - brana inter femora diuisa. *
Schreber tab. XLIV.
Ist größer als der Vampyr, lebt aber bloß von Baumfrüchten und wird also ganz unrichtig Vampyr genannt: findet sich scharenweise auf Ternate und an - dern Ostindischen - und Austral-Inseln; auf welchen letzteren (Neu-Holland ausgenommen) er nebst den Schweinen, Hunden und Ratten die einzigen daselbst einheimischen Säugethiere ausmacht.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. caudatus, auri - culis maximis. *
Schreber tab. I.
So wie die folgende in den gemäßigten Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus V. caudatus, auriculis capite minoribus. *
Zu ihrem Winterschlaf hängen sie sich in Höhlen klumpweise bey den Hinterfüßen auf.
Eine große Ordnung, die wieder in Fami - lien eingetheilt werden kann. Die dahin gehö - rigen Thiere sind vielzehig, gehen fast immer auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43.), und mehren - theils im Galopp. Meist sind es kleine aber flinke, lebhafte Geschöpfe.
12. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati; laniarii nulli.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatu - sche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterio - ribus ad posteriores. *
Schreber tab. CCXXIII.
Fast in der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu, auf der Seite weglauft, dient ihm nur[wie zu einem Fallschirm], um einen weitern Sprung wagen zu dürfen. Es kann aber damit nie auswärts, nicht ein Mahl was - serpaß, sondern immer nur schief herunterwärts setzen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecureil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbaris, cauda dorso concolori. *
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nörd - lichen America. Lebt fast bloß auf den Bäumen, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz statt Segel und die immer stark dunstenden, feuchten70 und großen Fußsohlen zum festem Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vögel.
Die Nordischen, zumal an den Ufern des Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Au - gen; auch habe ich ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Gothaischen gesehn.
13. Glis. Cauda rotunda, in apice cras - sior. Dentes ut in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse.) G. gri - seus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis. *
Schreber tab. CCXXV.
So wie die folgende Gattung in den gemäßigten Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie als Delicatesse verspeiseten*)Apicius. VIII. 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III. 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Winterschaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le mus - cardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice planta - rum mutico, auriculis rotundatis. *
71Schreber tab. CCXVII.
Von der Größe der Hausmaus. Zu seinem Win - terschlaf bereitet es sich ein kuglichtes, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worin sie sich vergräbt.
14. Marmota. auriculae abbreuiatae, cauda breuis, pilosa. Dentes (plerisque) ut in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Romanisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte.) M. corpore supra fusco, subtus flauescente. *
Schreber tab. CCVII.
In den höhern Alpen von Europa und Asien, beson - ders in Savoyen, Graubünden, am St. Gotthard, und in der großen Tatarey. Macht sich tiefe Höhlen in die Erde, die es mit Heu und Moos ausfuttert, nährt sich von allerhand Pflanzen und Wurzeln. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet die wie Inseln aus diesem Eis - meer hervorragen, etliche Stunden weit von allem un - beeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa 6 Wochen lang von Schnee befreyt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens 10 Monate vom Jahr und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.
2. †. Citellus. das Erdzeifelchen, Suslik. (mus noricus). M. corpore longiore, capite parno, pedibus breuibus pentadactylis. *
72Schreber tab. CCXI. A. CCXI. B.
Häufigst in Ungarn, Pohlen und Sibirien. Die äußere Gestalt und Farbe, auch die Sitten sind wie vom Murmelthier. Es hat aber nur die Größe vom Hamster, auch so wie dieser Backentaschen ꝛc. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hingegen das Erdzeifelchen in dürren sandichten oder thonichten Boden.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro. *
Schreber tab. CXCVIII. A. CXCVIII. B.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. I. II.
Hin und wieder in Deutschland, Pohlen, Sibirien ꝛc. lebt zum Theil von kleinen Thieren, jungen Pflanzen ꝛc. doch vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc. wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter - irdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victu - alien. Er vermehrt sich ausnehmend stark, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosenrothen Augen.
4. Lemmus. der Leming. M. capite acute, corpore nigro fuluoque irregulariter maculato. *
Schreber tab. CXCV. A. CXCV. B.
Häufigst in Lappland und Sibirien. Thut den Ge - wächsen großen Schaden. Zuweilen emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die73 andere. Sie sollen sodann in gerader Linie, bis zum Ort wo sie sich niederlassen wollen, ziehen. Ihre uner - wartete und unbemerkte Ankunft daselbst, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., hat zu der wunderlichen Sage Anlaß gegeben, daß es Lemminge vom Himmel regne.
5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
Schreber tab. CCVI.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Es soll für seine kleinen ganz deutlichen Aug - äpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Au - genlider haben, und folglich gänzlich blind seyn!
15. Mus. cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses - quuncialis, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.
Schreber tab. CXC.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in unsäglicher Menge und unermeßlichen Zügen fast wie der Lemming anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwür - dig, womit dieses kleine Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in seine unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungusen u. a. Sibirische Völker74 (wie die Thüringer dem Hamster-Höhlen) nachgra - ben und diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Ge - brauch ernten.
2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feldmaus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, abdomine albido.
Schreber tab. CLXXX.
In den Europäischen Wäldern, ist zumahl den Hol - zungen sehr schädlich, sammelt häufigen Wintervor - rath von Nüssen, Eicheln ꝛc.
3. †. terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo. *
Schreber tab. CXCI.
Meist in ganz Europa, hält sich im Sommer mehr in Wiesen, Gärten und Feldern, im Winter aber mehr im Walde auf. Vermehrt sich in manchen Jahren ganz ungeheuer, und thut den Feldfrüchten, zumahl der jungen Saat, großen Schaden.
4. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis, pollice palmarum mutico. *
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen. Frißt fast alles was ihren Zähnen beißbar ist.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden könnten.
755. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum vngul - culo pollicari. *
Die Rate ist jetzt fast über alle fünf Welttheile ver - breitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Wenige andre Thiere sind so äußerst gefrä - ßig als die Raten. Sie fressen sogar Scorpione und ziehen dem Menschen und seinen Victualien überall nach. Sogar den Bergleuten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die ankommenden Schiffe wen sie ausgeladen werden und schwimmen ans Land; und beziehen sie wie - der so bald sie von neuem befrachtet werden. Die Müt - ter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensgefahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den jüngern besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nur der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und mehrern, mit den Schwänzen in einander, und das sind die ehemahls so berufenen und neuerlich ohne Grund gänzlich geläugne - ten Rattenkönige.
16. Sorex. nasus rostratus, auriculae breues. Dentes primores superiores 2. bi - fidi; inferiores 4. intermediis breuiori - bus; (interdum 2.) laniarii utrinque plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne. Engl. the shrew.) S. cauda mediocri, abdomine albido. *
Schreber tab. CLX.
76In Europa und Nordasien in altem Gemäuer, Stäl - len, Mistgruben ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pfer - den in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.
2. † Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S. habitu talpae, digitis ciliatis. *
Daubenton in den Mém. de l'ac. de Paris, 1756. tab. I. fig. 2.
Ein überaus sonderbares artiges Thierchen, das sich an kleinen Gewässern aufhält, aber sich, wie es scheint im Herbst aufs Land begibt, und da auf Aeckern ꝛc. in der Erde überwintert. Seine Füße haben zwar keine Schwimmhaut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge - mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei. Das allerkleinste Säugethier, wiegt nicht über ein halb Quentchen.
17. Talpa. caput rostratum, palmae fos - soriae. Dentes primores superiores 6, in - feriores 8. laniarii maior 1. minores 4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Schermaus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auri - culis plane nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommnes animal subterraneum, wozu ihm seine Schaufelpfoten, und ein sonderbares Brustbein, was fast der Vögel77 ihrem ähnelt, zu statten kommen. Er hat gar keine äußeren Ohren, und sehr kleine Augen. Kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es giebt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
18. Didelphis. Plantae manus, pollice mutico (plerisque?). cauda subnuda. Dentes primores superiores 10. inferio - res 8, intermediis breuissimis; laniarii longi, plures.
1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine albido. *
Schreber tab. CI.
In Südamerica, baut unter die Erde und ist beson - ders durch die Art berühmt, wie die Mutter ihre Junge aus Gefahr zu retten versteht. Sie schlägt den Schwanz auf dm Rücken: die Junge springen auf sie, rollen ihre Schwänze um der Mutter ihren an, die dann so mit ihnen davon flüchtet.
2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opossum, Philan - der. D. mammis intra saccum abdominalem. *
Schreber tab. CXLV.
Auch bey dieser Gattung, die im ganzen wärmern America, (eine ihr verwandte aber auch in Ostindien) zu Hause ist, hat die Natur eine sonderbare Einrichtung zur Erhaltung der Jungen getroffen. Das Weibchen hat nähmlich eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge werden sehr klein, und gleichsam nur als unreife Abor -78 tus zur Welt geboren, dann aber erst 10 Wochen lang in dieser Tasche getragen, wo sie sich von der Mutter - milch nähren, bis sie reifer und vollkommner ausge - bildet, gleichsam von neuen geboren werden können. Doch bleibt dieser Beutel auch nach dieser zweyten Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die Mutter nimmt sie bey Gefahr darin auf, und sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht zu retten.
19. Jaculus. Pedes antici breuissimi, postici elongati. Cauda corpore longior.
a) dentibus primoribus superioribus[6]. (?), inferio - ribus 2. porrectis, subulatis, incumbentibus; laniariis nullis. *)Ich folge hierin der Abbildung des Schedels in the voyage of Governor Phillip to Botany Bay. Lond. 1789. 4. pag. 168.
1. Giganteus. der Känguruh. I. cauda attenuata.
Schreber tab. CLIV.
Dieses durch Cook's erste Reise nach der Südsee bekannt gewordne Thier lebt herdenweise auf der von ihm entdeckten Ostküste von Neu-Holland, und wiegt wohl auf anderthalb Centner. Dessen ungeachtet ist es so äußerst stink, daß es unglaublich hohe und weite Sprünge thun kann. Sein Fell ist mausefahl; das Weibchen soll fast so wie die Beutelratte einen Zitzenbeutel am Bauche haben.
b) dentibus primoribus utrinque 2; laniariis nullis.
2. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die zweybei - nige Bergmaus. I. cauda floccosa, plantis tri - dactylis. *
79Schreber tab. CCXXIX.
Haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.
In Nord-Africa, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde, wo es am Tage verborgen bleibt, und des Nachts seinen Geschäften nachgeht. Die Vorder - füße sind, zumahl wenn es sitzt, beynahe unmerklich, die hintern hingegen ungeheuer lang. Kann sich ziem - lich lange auf den Hinterbeinen ausrecht erhalten, doch scheint ihm in dem Fall sein langer ausgestreckter Schwanz gleichsam zum dritten Fuße zu dienen. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich, aber fünf - zehig. Beider Thiere Fleisch wird von den Arabern und Kalmücken gegessen.
20. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores duplicati; laniarii nulli.
1. † timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longioribus. *
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord - America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kanin - chen, kauen wieder*)III. B. Mosis, K. XI. B. 5. u. f..
Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den nörd - lichen und Alpinischen Gegenden eine besondre weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berghasen, die in manchen Gegenden, wie in Grönland ꝛc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur80 im Winter weiß, im Sommer aber von der gewöhn - lichen Hasen-Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon oft und in ganz verschiednen Gegenden und Zeiten Hasen gefunden hat, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völ - lig wie bey einem Rehbock, nur kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen waren. (s. oben S. 14.)
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus. *
Ist ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt zu Hause, aber nun auch in nordischen Gegen - den einheimisch worden. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher (z. B. neuerlich ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien*)(Cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.) zur Land - plage geworden sind**)„ Cerrum est, Balearicos adversus prouentum cu - niculorum auxilium militare a Divo Augusto petiisse. “Plinius. ; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden Liparischen Insel, fort.
Die wilden Kaninchen sind grau.
Die weißen mit rothen Augen sind zwar eben so - wohl Kackerlacken, wie die Negres blancs, doch schei - nen sie des Lichts besser als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.
Die langhaarigen Angorischen (§. 15. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande sehr gut fort.
8121. Cavia. Halbkanichen. Auriculae ro - tundatae, paruae. cauda nulla aut bre - uis. Dentes primores utrinque 2; laniarii nulli.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore varie - gato. *
Schreber tab. CLXXIII.
Ursprünglich in Brasilien ꝛc. kommt aber auch in Europa sehr leicht fort, variirt in der Farbe, und ist überaus fruchtbar.
2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. C. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente. *
Schreber tab. CLXXII.
Ebenfalls in Brasilien, Westindien ꝛc. größer als ein Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen, sich die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung bedienten.
22. Mustela. Dentes primores superio - res 6. erecti, acutiores, distincti; inferio - res 6, obtusiores, conferti; duo interio - res. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie find sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. †. Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tan - nenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. 82Engl. the pine-martin.) M. corpore fuluo nigricante, gula flaua. *
Schreber tab. CXXX.
In den Wäldern, zumahl im Schwarzholz der gan - zen nordlichen Erde. Hat eine rothgelbe feuerfarbne Kehle. Lebt vorzüglich von Eichhörnchen u. a. dergl. kleinen Säugethieren. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
2. †. Foina. Der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fonine. Engl. the martin.) M. corpore fuluo-nigri - cante, gula alba. *
Schreiber tab. CXXIX.
Im Mittlern und wärmern Europa und dem benach - barten Asien. Seine Kehle ist weiß. Lebt vorzüglich vom Federvieh.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Stänkerratz. (Fr. le putois. Engl. the sitchet, polcat.) M. flauonigricans, ore et auricularum apicibus albis. *
Schreber tab. CXXXI.
Hat einerley Vaterland mit dem Hausmarder. Stellt besonders den Hühnern und ihren Eyern, auch den Fi - schen nach. Das ganze Thier, und selbst sein abge - zogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo nigricante, facie et gula cinereis.
Schreber tab. CXXXVI.
In dichten einsamen Wäldern der nordlichen Erde, zumahl in Sibirien, wo sein Fang vom November bis in den Hornung dauert. Die schönsten mit recht83 schwarzbraunen, dickhaarigen und glänzenden Fell fin - den sich um Jakuzk.
5. Furo. das Frettel. (Fr. le furet. Engl. the ferret.) M. corpore pallide flauo. *
Schreber tab. CXXXIII.
Ursprünglich in der Barbaren ꝛc. Von da hat man es nach Spanien gebracht, um die Kaninchen zu ver - tilgen, und nun hat sichs schon weiter in Europa ver - breitet. Es hat auch den widrigen Geruch des Iltis.
6. erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le re - selet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. cau - dae apice nigro. *
Schreber tab. CXXXVII. A. CXXXVII. B.
In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun - lich, im Winter aber (als Hermelin) weil ist.
7. † vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel.) M. corpore ex rufo fusco subtus albo. *
Schreber tab. CXXXVIII.
Im Norden von Europa und Asien. Ein kleines aber muthiges Thier, über welches kaum eine Katze Herr wird. Kann auch große Hasen bewältigen. Stellt aber zumahl den Eyern des Hausgeflügels und der wilden Hühner nach. Die Mutter trägt ihre Junge oft im Maule umher (daher die alte Sage, als ob sie diesel - ben durch diesen Weg zur Welt brächte).
8423. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze hyaena odorifera. (Fr. la ci - vette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso ci - nereo nigroque vndatim striato. *
Schreber tab. CXII.
Im südlichen Asien und nordlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsglie - dern liegt, das Zibet, eine schmierige, stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, corpore fuluo-nigricante maculato. *
Schreber tab. CXIII.
In der Levante. Wird vorzüglich seines schönen Felles wegen geschätzt.
3. Putorius. daß Stinkthier, Coneparl. (Engl. the polcat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
Schreber tab. CXXII.
In Virginien, Canada ꝛc. hat seinen Nahmen von dem über alle Beschreibung unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt, und der bey ihm von einem besondern unter der Harnblase befindlichen Safte herrühren soll.
854. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büf - fon's mangouste.) V. caudae basi incrassata sensim at - tenuata, pollicibus remotiusculis. *
Schreber tab. CXV. B. CXVI. A. CXVI. B.
In Ostindien ꝛc. vorzüglich aber in Aegypten, wo es zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils eine Men - ge Schlangen, Frösche, Mäuse und dergl. verzehrt, auch den Crocodileyern nachstellt, die es mit viel Verschla - genheit aus dem Sande scharrt. Man glaubt, wenn es von der Brillenschlange gebissen worden, so brauche es Schlangenwurzel (Ophiorhiza mungos) zum Ge - gengift.
5. aurita. das Großohr, Fennec, (Büffon's animal anonyme.) V. auriculis amplissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, im Anhang. tab. XXII.
In der Barbarey, Nubien ꝛc. Die ungeheuern Oh - ren geben dem artigen kleinen Thier ein ganz auffallen - des Ansehen. Es nistet auf den Palmen, und lebt vor - züglich von Datteln.
24. Meles. caput vrsinum. corpus toro - sum. cauda abbreuiata. vngulae pleris - que fossoriae. dentes primores vtrimque 6. intermediis breuioribus.
1. gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.
Schreber tab. CXLIV.
In der nördlichen alten Welt, besonders in den großen Wäldern von Sibirien. Seine Freßgierde hat86 zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben. Er ist so stark daß er selbst Rehnthiere überwältigen kann. Sein Fell gibt ein kostbares Pelzwerk.
2. Mellinorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.
Sparrmann in den Schwed. Abhandl. 1777. tab. IV. fig. 3.
Am Cap. lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine, Erd - hasen, Kaninchen, Schakale ꝛc. nisten. Bey Sonnen - untergang gibt er auf den Flug der heim eilenden Bie - nen acht, oder folgt auch wohl bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke Haut, die ganz locker und gleich - sam wie ein Sack über das Fleisch des Thieres herum hängt, wodurch es dann so wohl vor den Bienenstichen als vor den Bissen der Hunde gesichert ist.
3. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro. *
Schreber tab. CXLII.
In Europa und Asien bis gen Schina. Lebt von klei - nen Thieren, Rüben u. a. Wurzeln, Eichelmast ꝛc. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
4. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton, Lin - né's ursus lotor.) M. cauda annulata, fascia per oculos transuersali nigra. *
87Mém. de l'ac. de Berlin. 1756. tab. XII.
Im wärmern Nordostlichen America ꝛc. Frißt man - cherley. Vorzüglich gern Fische und Eyer. Wäscht alles, was er habhaft werden kann, im Wasser. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen ꝛc. Wird äußerst kirre. Aehnelt von manchen Seiten den Bären.
Die größern reissenden Thiere, die andre Säugethiere, und manche Gattungen derselben selbst Menschen anfallen.
25. Vrsus. Dentes primores superiores 6, intus excauati alterni, inferiores 6. late - rales 2. longiores lobati; laniarii prima - rii solitarii, exserti. (minimi plures inter hos et primos molares) lingua laeuis, cauda abrupta.
1. †. Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, collo breui. *
Schreber tab. CXXXIX. CXL.
In den großen Wäldern, und in den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien. In der Jugend nährt er sich fast bloß von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hinterfüße, drückt und schlägt seinen Feind mit den Vordertatzen, und bedient sich dabey des Ge - bisses seltner als andere reissende Thiere. Er ist im88 Stande ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen Krallen das Fleisch bis auf die Knochen durch - zuhauen. Den Winter bringt er mit weniger, und theils gar ohne Nahrung zu, und dennoch soll die Mutter dabey ihre Junge säugen. *)P. Berch westmanl. Björn-och wargfänge. p. 13.Da sein Gerippe, den Kopf und das Brustbein ausgenommen, viel ähn - liches mit dem menschlichen hat, so lernt er leicht auf - recht stehen und andre ähnliche Kunststücke machen.
Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei - nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus. der Eisbär, Polarbär. U. albus, collo et rostro elongatis.
Schreber tab. CXLI.
Cptn. Cook's voyage to the northern hemisphere. vol. III. tab. LXXIII.
Der Polarbär darf ja nicht mit der weissen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird viel größer, bey zwölf Fuß lang, hat eine ganz andre Stimme, schlankere Glieder, weisses, langzottiges, wei - ches Haar, hält sich in der nördlichsten Erde beym Treib-Eis und an den Küsten auf, schwimmt und taucht sehr geschickt, nährt sich von Fischen, Vögeln und de - ren Eyern, von todten Seehunden und Wallfischen, gräbt Leichen ans und geht Menschen an, wie unter andern Heemskerks Gefehrten A. 1596. auf Neu - Zembla u. a. erfahren habn. Seine Leber scheint giftig zu seyn.
8926. Canis. Dentes primores superiores 6. laterales longiores distantes, intermedii lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania - rii solitarii, incuruati.
1. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; subinde digito spurio ad pedes posticos. *
Mehrere Gründe machen es wahrscheinlich, daß diese von so vielen Seiten so sehr vorzüglichen Thiere wohl in einem sehr großen Theil der Erde ursprünglich zu Hause gehören, da selbst in Süd-America*)Garcilasso d. l. Vega origen d. l. Yncas. p. 138. Der Lisab. Ausg. v. 1609. eine Race derselben schon vor Ankunft der Spanier einheimisch gewesen zu seyn scheint.
Und eben so scheint es auch, daß man wohl sicher mehr als eine ursprüngliche Stamm-Race von Hunden annehmen muß, da der Bullenbeisser, der Dachshund, das Windspiel ꝛc. einen so ausgezeichneten und zu be - stimmten Absichten und Gebrauch abzweckenden Körper - bau haben, daß man sie wohl schwerlich für bloß aus - geartete Varietäten einer und eben derselben Stamm - race halten darf. Doch läßt sich jetzt wohl schwerlich bestimmen, was unter den nachstehenden Spielarten von Hunden ursprüngliche oder bloß durch Ausartung entstandne Racen seyn mögen.
a) fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pug - dog) mit untersetztem, kurzen Leib, rundem Kopf, ganz stumpfer Schnautze, hängenden Ohren, und glattem Haar.
90b) molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullen - beisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the ma - stiff) groß, starkleibig, mit stumpfem Kopf, hän - genden lappichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz.
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.
c) Terrae novae. der Neufundländer ist meines Wis - sens bloß auf Neufundland zu Hause. Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes sei - denartiges Haar, langflockigen, meist in die Höhe stehenden Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich größer ist als bey andern Hun - den. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde schwarz und weiß; und über alle Vorstellung gelehrig.
d) sagax. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem dicken Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar ist bald schlicht, bald zottig.
Die Bracke, der Hühnerhund, und der Wachtel - hund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern Schwanz.
Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber übrigens die Bildung der glatten Hühnerhunde.
e) aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopf, dickem Leibe, und wollichten Haar.
f) domesticus. der Haushund, Schäferhund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur) mit aufrechten91 Ohren; der Schwanz ist auf der untern Seite lang behaart.
Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch der in Kamtschatka und übrigen Nordöstlichen Asien, wo er allgemein zum Zug in Schlitten ge - braucht wird.
Auch die auf den Inseln der Südsee einheimischen Hunde, deren Fleisch die allgemeinste und belieb - teste Speise der dasigen Einwohner ausmacht, schei - nen zu dieser Race zu gehören.
g) meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epag - neul, le bichon, Engl. the lap-dog, the shock) von ungemein kleiner Statur, mit sehr langen zotti - gen Haaren, zumahl im Gesichte.
h) vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset, Engl. the tumbler, the turnspit) mit langer Schnautze, hangenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen krummen Vorderfüßen.
i) graius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey-hound) mit langem zugespitztem Kopf, hän - genden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und Füßen. Bald zottig, bald schlicht.
k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr. le chien - turc, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Körper ist schwarz und kahl, fast wie Neger-Haut (s. S. 18. Anm. 2.)
Diese verschiednen Hauptracen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit verwandten Gattungen dieses Geschlechts, z. B. mit92 Wölfen und Füchsen, mit welchen letztern sie sogar zu - weilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.) C. cauda incuruata. *
Schreber tab. LXXXVIII.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. In Ländern wo er sich zugleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter. Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang und große Stärke, zumahl im Nacken. Die Wölfe gehen gesellschaftlich ungleich größre Thiere, wilde Schweine und Bären an. Aus Hunger fressen sie sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhö - fen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
3. lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta, corpo - re toto nigro.
Schreber tab. LXXXIX.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XIX. fig. 2.
Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause und hält so wohl in der Statur als in der Bildung ungefähr das Mit - tel zwischen Wolf und Fuchs.
Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart da - von mit silberfarbnen Spitzen der Haare.
4. †. vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice albo. *
93Schreber tab. XC.
In der nordlichen alten Welt. Er baut unter der Erde, oder nimmt auch wohl von einer Dachshöhle Besitz, thut dem Wildpret und dem Geflügel großen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Amphibien, Fische, Wespen u. a. Insecten, Honig, Getreide, und beson - ders gern Weintrauben.
5. alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard charbonier.) C. cauda recta, apice nigro. *
Schreber tab. XCI.
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland und unter - scheidet sich fast bloß durch die etwas kleinere Statur, dunklere Farbe, und schwarze Schwanzspitze von dem - selben.
6. lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isatis) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.
Schreber tab. XCIII. A. XCIII. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu - Zembla ꝛc. wo sie meist mit dem Eis-Bär alterniren: d. h. sie kommen daselbst erst im November zum Vor - schein wenn nun die Sonne unsichtbar wird und zu - gleich jene Bären sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmack - haft, wie das von Kaninchen: und ihr Fell bekanntlich geschätzt.
Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau. Und der Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über Schultern und Rücken.
7. aureus. der Schnellwolf, Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pedibus longioribus, cau - dae apice nigro.
94Schreber tab. CXIV.
Güldenstaedt in Nov. Comm. Petrop. vol. XX. tab. II.
Dieses berufene Thier ist in ganz Nordafrica und Orient, vorzüglich häufig aber in Natolien und Benga - len, zu Hause, zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kinder rauben*)Mich. Casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 320.. Manche Natur - forscher haben den Schakal für den ursprünglich wil - den Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt worden.
8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf. C. villo - sus, nigricans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique. *
Schreber tab. XCVI.
Jo. Fr. Miller Fasc. IV. tab. XIX. fig. 1.
Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Die Hyäne (wovon es mehrere Spielarten gibt) hat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der unsäglichsten Menge fin - det sie sich in Habessinien. Ein äußerst boshaftes, unbändig zorniges Thier, von fürchterlichem Ansehen, das sich sogar gegen den Löwen muthig vertheidigt. Es baut unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte, und wird vom gemeinen Volk in Ae - gypten gegessen.
27. Felis. Vngues retractiles, caput ro - tundius, lingua aspera. Dentes primores 6.95 acutiusculi, exterioribus majoribus. la - niarii solitarii, supra a primoribus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion) F. cauda elongata floccosa corpore fuluo. *
Schreber tab. XCVII. A. XCVII. B.
In den heissesten Zonen der alten Welt, vorzüglich in den Sandwüsten des innern Africa; hat sich hinge - gen von den Küsten (so wie die Bären und Luchse in andern bewohnten Gegenden) mehr und mehr verloren. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Er nährt sich, außer im größten Hunger, bloß von seiner eignen Beute und zwar von größern Säugethieren; schont hingegen (wie man wenigstens an eingesperrten Löwen mehrmahlen gesehen) kleiner kraftloser Geschöpfe. Er verträgt auch unser Clima recht gut; läßt sich aus - nehmend zahm machen und selbst zum Zug und zur Jagd andrer Thiere abrichten. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge, von denen aber meist nur eins erwach - sen und die andern am Zahnen sterben sollen. Das Fleisch des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.
2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elongata. capite, corpore et cruribus nigro-virgatis. *
Schreber tab. XCVIII.
the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Bloß in Asien und vorzüglichst von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ein prächtiges, über - aus regelmäßig schön gestreiftes, aber fürchterliches96 Thier. Es wüthet gegen seinen Gatten, und frißt im Hunger seine Junge; es fällt ohne Unterschied Men - schen und Löwen und andre Säugethiere an, muß aber vor dem Elephanten erliegen. Auch ist die alte Sage ungegründet, daß es durchaus nicht zu bändigen sey.
3. Leopardus. der Leopard. F. cauda subelongata, ma - culis numerosis, minoribus, obtuse angulatis. *
Schreber tab. CI.
In Africa. Zeigt in seiner Bildung sehr viel Ver - wandtschaft mit den folgenden Gattungen, daher auch aller ihre Nahmen gar oft mit einander vermengt und verwechselt werden. Sein Fell ist über alle Beschrei - bung schön, hat einen goldgelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier, und meist drey bis vier nahe bey - sammen stehn. Er gibt dem Tiger an Stärke und Raubgierde wenig nach, ist aber leichter zu zähmen.
4. Pardus. das Pantherthier, der Parder. F. cauda subelongata, maculis maioribus, irregularibus, pas - sim confluentibus et annulatis. *
Schreber tab. XCIX.
Ebenfalls ein africanisches Thier, das noch größer wird als der Leopard, aber ihm und dem Tiger in der Lebensart gleicht. Die Flecken seines Fells sind größer als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder wie zusammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.
5. panthera. das kleine Pantherthier. (Büffon's once) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregulari - bus nigris. *
97Schreber tab. C.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd der Rehe, Gazellen ꝛc. abzurichten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.
6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, maculis an - gularis, ocellatis, medio flauis. *
Schreber tab. CII.
In Südamerica. Ebenfalls weit kleiner als die drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furchtsamer, auch weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden flieht.
7. concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immaculato fuluo.
Schreber tab. CIV.
Ein blutdürftiges Thier, das am häufigsten in Peru, Brasilien ꝛc. zu Hause ist und sich durch sein rothgel - bes ungeflecktes Fell (weßhalb es mit dem Nahmen ei - nes Löwen belegt worden) und kleinen Kopf auszeichnet.
8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.) F. cauda abbreuiata, apice atro, auriculis apice barbatis, cor - pore maculato, plantis palmisque amplissimis.
Schreber tab. CIX.
In großen dichten Wäldern der nordlichern Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen. Einzeln auch zuweilen auf dem Thüringer Walde. Hält sich auf Bäumen auf, und stürzt sich auf vorbey gehende größere Säugethiere herab. Hat ein furchtbares Gebiß und98 thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
9. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus. *
Schreber tab. CVII. CVII. A. CVII. B.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauer Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen und nährt sich vom Raube des Federwildprets, der Hasen, und selbst jun - ger Rehe. Die Hauskatze hat noch nicht die schlaffen Ohren und den hängenden Schwanz vieler andern un - terjochten Thiere, auch begattet sie sich nur äußerst sel - ten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Electricität*)Die doch bey den Mardern noch stärker ist.: das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc.
Außer den gemeinen Abänderungen in der Farbe, sind die vorzüglichsten Spielarten dieses Thiers die Angorische Katze mit dem langen seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-graue Car - theuser - oder Cyperkatze; und die Spanische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise shell-cat); unter99 welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb) aber noch nie einen dergleichen Kater gefunden haben soll.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
28. Equus. pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. ob - tuse truncati; inferiores 6. prominentio - res: laniarii solitarii utrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa. *
Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so z. B. in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hingebracht worden) und zwar da in der unermeßlichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese verwilderten Pferde sind meist klein, struppigt, dickköpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich hingegen die zahmen Pferde-Racen durch so vielseitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B. (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persia - ner und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spanischen,100 (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken, in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertrieb, auszeichnen*)Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Renn - pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1 / 2 Fuß in einer Secunde zurücklegte, mithin schneller lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit vollem Winde; dieses aber zwar nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen ge - habt hat..
Ueberhaupt aber ist schwerlich ein andres Thier in der Schöpfung von einer so mannigfaltigen und zu - gleich so großen Brauchbarkeit für den Menschen als das Pferd. Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so braucht man auch bey den cultivirtesten Völkern nur sich an den Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, und Postwesen zu erinnern. Manche der gedachten be - rittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'asne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra. *
101Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258 sq., von da er jährlich im Herbst in unzähligen Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da - selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig - keit. **)Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggerät (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge - schlechts verwechselt werden, das in den Mongo - lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ih - nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad. Petropol. vol. XIX. p.394. sq. tab. VII.
Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender Eigenschaften, wodurch er bey den Alten***)I. M. Gesner de antiqua asinorum honestata. Comm. Gotting. T. II. und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****)Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208. die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens -102 strafe verboten ist. Ins nordlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaf - tigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind.
Eins ist das gemeine Maulthier (mulus, Fr. le mu - let*)Buffon, supplem. vol. III. tab. I.) das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird.
Das andere ist der Maulesel (hinnus, Fr. le bar - deau**)Buffon l. c. tab. II.) der vom Hengste gezeugt, und von der Ese - lin geworfen ist.
Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn oder vorgeblichen Bastarden vom Pferd - und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula - ribus. *
The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs, mit le - bendigen Farben. 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattun - gen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu Hause, und in Rücksicht der äußerst regelmäßigen Strei - fen seines Fells eins der schönsten Säugethiere. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und103 unbändig, und daher nur sehr selten und mit großer Mühe zum Zug oder zum Reiten abzurichten. *)Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel (den man wie ein Zebra mit Streifen bemahlt hatte) bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig des Mittel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die Mutter war.
Die Thiere mit gespaltnen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.
29. Camelus. Cornua nulla. labium le - porinum. pedes subbisulci. **)III. B. Mosis K. XI. v. 4.Dentes pri - mores inferiores 6. spathiformes; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel. (Fr. le droma - daire***)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt..) C. topho dorsi vnico. *
Buffon vol. XI. tab. IX.
Das Camel findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und In - dien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. 104Auch in Europa hat man es fortzubringen versucht, wo z. B. das Camelgestüte zu Pisa recht gut einschlägt; besser als auf Jamaica. Es kann zehn und meh - rere*)Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande zwanzig Centner zu tragen. Centner tragen, und in einem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kann lange hungern, und frißt wie der Esel unnützes Futter, nähmlich dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah - rung taugt, und nur dem Camele, das deßhalb mit knorpelartigen Lippen und Zahnfleisch versehen ist, ge - nießbar wird. Auch den Durst kann dieses Thier, wie man versichert, mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän - dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen die - nen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel.) C. tophis dorsi duobus. *
Buffon vol. XI. tab. XXII.
Dieses Camel mit zwey Buckeln findet sich mehr im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Heerden in Beßarabien ꝛc. und wird nicht so häufig, wie die vorige Gattung, zum Lasttragen, son - dern seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat - tels wegen, mehr zum Reiten und bey den Tatarn vorzüglich zum Zug gebraucht.
1053. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, topho pectorali.
Buffon, supplement. vol. VI. tab. XXVII.
Beide, dieses und das folgende Thier, sind dem südlichen America, besonders Quito und dem gebir - gigten Peru eigen. Sie ähneln den Camelen der alten Welt in ihrer Lebensart, nur sind sie weit klei - ner, und haben in der Bildung viel von der Ziege. Die Llacma war nebst dem ihm verwandten Pacos das einzige Geschöpf das die Americaner schon vor Ankunft der Spanier als Hausthier hielten. Es trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis auf anderthalb Centner, und wird vorzüglich und in ganzen Carava - nen zum Transport der Silber-Barren aus den Berg - werken von Potosi gebraucht. Doch machts nur kurze Tagereisen von wenigen Meilen, und wenn es ge - waltsam fortgetrieben oder überladen wird, so legt sichs auf der Stelle nieder und ist durch kein Mittel wieder zum Aufstehen zu bringen, sondern muß ge - schlachtet werden.
4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. to - phis nullis, corpore lanato.
Buffon supplement vol. VI. tab. XXVIII.
Kleiner als die Llacma. Sie taugt aber nicht so zum Lasttragen, läßt sich auch überhaupt nicht zäh - men, sondern wird ihres rothbraunen Haares wegen, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt, in großen äußerst beschwerlichen Monathe lang dauernden Treib - jagden haufenweis gefangen. Auch der occidentalische Bezoarstein kommt von diesem Thier.
10630. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, inferio - res 8; laniarii nulii.
1. †. Onis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis. *
Das Schaf findet sich nirgend mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un - terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaffe - nen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl, daß wenige andere Thiere so vielen Krankheiten unterwor - fen und von so vielerley Ungeziefer geplagt sind.
Unter den verschiedenen Racen der Schafe sind vor allen die Tibetanischen aus deren überaus zartem Ge - spinste der Schaul verfertigt wird; die Spanischen aus Segovien, und dann die Englischen ebenfalls we - gen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die Arabischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lange herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (musimon. Büf - fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis circumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.
Pallas spicileg. zoolog. fasc. XI. tab. I. II.
107Hin und wieder in der alten Welt, z. B. auf Cor - sica und Sardinien, in Griechenland, in der Barba - rey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und auf den Kurilen. Das im nordlichen Asien ist ein großes und dabey doch äußerst flinkes Thier mit mäch - tig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmal vollständiges dergl. Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern. Es wird neuer - lich von einigen Naturforschern für das ursprünglich wilde Schaf gehalten.
3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis, carinatis. *
Unsre Hausziege scheint von dem so genannten ae - gagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts abzu - stammen, das in den wildesten Gegenden des Cauca - sus und der daran grenzenden östlichen Gebirge lebt, und in dessen Mägen zuweilen der orientalische Be - zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt worden. **)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. V. fig. 2. 3.
Die Hausziege hat mehr von ihrem ursprünglichen Naturell beybehalten als das Schaf. Daher sie auch leicht wieder verwildert. ***)Von der Art war auch ohne Zweifel das im Grindelwald Berner Gebieths gefangne Thier das A. 1777. unter dem Nahmen eines Steinbocks durch Deutschland zur Schau geführt und auch auf einem einzelnen Kupferblau in 4to abgebil - det worden.Sie ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet, und frißt unter andern auch den, dem Menschen und an - dern Thieren giftigen Schierling.
108Sonderbar ist daß man bey dieser Thiergattung un - gleich häufiger als bey andern Säugethieren Beyspiele von Männchen gefunden hat, die Milch aus den Zi - tzen gegeben.
Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat einen kürzern Leib und längere Beine als die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar gibt das beste so genannte Camelgarn, das dem von den Haaren des wahren Camels bey weiten vorzuziehen ist.
4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis ma - ximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
Conr. Gesner l. c. pag. 1099.
In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Sa - voyen so wie auf Candia und in den Sibirischen Al - pen. Bewohnt bloß die steilsten und für Menschen fast unzugänglichen Felsen; wird größer als unsere Ziege, und kann doch mit großer Leichtigkeit schroffe Felsenwände hinausetzen, und über tiefe Abgründe von einer Klippe zur andern springen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl zwanzig Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.
31. Antilope. Cornua caua, teretia, an - nulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois.) A. cor - nibus erectis vncinatis. *
Schreber tab. CCLXXIX.
In Europa hat sie ungefähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch hält sie sich mehr in den etwas109 niedrigern Berggegenden auf. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen runde Kugeln (aegagropilae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annula - tis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.
Schreber tab. CCLXIX.
Ein schönes, kleines, schlankes Thierchen, mit mun - tern schwarzen Augen, das im ganzen Orient und Nord - africa zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied er - wähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichter - sprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.
3. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus antrorsum di - rectis, apicibus reflexis: mento barbato: iuba cerui - cali et pectorali.
Buffon, supplement. vol. VI. tab. VIII. IX.
Sparrmanns Reise tab. X.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes: und von einer auffallen - den Bildung die meist völlig das Mittel zwischen dem Antilopen - und Ochsen-Geschlecht hält, zu welchem letz - tern es daher auch die Hrn. Forster rechnen und es bos poephagus nennen.
32. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia. Dentes ut in generibus praecedentibus.
1101. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus laxis. *
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer - ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un - sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen, Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch - land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil - dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus - thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau - send Menschen, zumahl in der Schweiz ꝛc. (auch in manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra - ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs - mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin - den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge - backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha - ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch - terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei - tete, allgemeiner grassirt hat.
111Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter den bi - fulcis öfter als unter andern Ordnungen der Säuge - thiere, besonders aber doch unter den Schafen und am häufigsten unter dem Rindvieh, Lämmer und Kälber mit Zwitterartiger Mißgestaltung der Zeugungstheile geworfen werden. Am öftersten soll sich dieser mon - ströse Bau bey Zwillingskälbern finden.
2. Bison. der Buckelochse. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso.
Buffon supplem. vol. III. tab. V.
Das größte Landthier der neuen Welt; findet sich im gemäßigtern Nord-America, wo es heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheure Brust - und Nacken-Mähne. Sein Fleisch ist schmackhafter als das vom gemeinen Ochsen.
3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cor - nibus resupinatis intortis antice planis. *
Buffon vol. XI. tab. XXV.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgi - schen gezogen und zum Zuge gebraucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewegen im Stande seyn würden; sie sind aber unfläthig, schwer zu bändigen ꝛc. und man muß ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie112 damit regieren. Sie haben ein schwarzes dünn behaar - tes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch und die daraus gemachten Käse und Butter und selbst ihr Fleisch ist ungleich schmackhafter als vom gemeinen Hornvieh.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif. Zie - genochse. B. cornibus teretibus, introrsum curuatis, vellere propendente, cauda vndique iubata.
Pallas in Act. acad. Petropolit. T. I. P. II. tab. X.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in In - dien ꝛc. als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grun - zende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschlichten sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien äußerst hoch geschätzt und aufs theuerste bezahlt wird.
5. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus la - tissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.
Pennant's arctic zoology. T. I. tab. VII.
Dieses Thier, das sich schon durch die ganz eigne Bildung seiner Hörner (wovon ein Paar zuweilen über 1 / 2 Centner wiegen soll) auszeichnet, wird vor allen durch sein Vaterland äußerst merkwürdig, das bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt ist.
11333. Giraffa. cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; infe - riores 8. spatulati, extimo bilobo; lania - rii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Schreber tab. CCLV.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Hal - ses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr aus - zeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der ei - nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht, sechzehn Fuß hoch, und nährt sich vom Laub der Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen aalförmigen Zunge abreissen soll.
34. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii supe - rius.)
1. Alces. das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis. *
Schreber tab. CCXLVI.
In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the114 moose-deer*)Pennant's arctic zoology vol. I. tab. VIII. und die Titelvignette.Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. X. keine eigne Gattung ist. ) erreicht beynahe die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund, und kommt in seiner Lebensart meistens mit dem Rehnthier überein. Es läßt sich auch zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Das Fleisch des Thiers ist schmackhaft, und sein Fell über - aus fest. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und Halsbänder von Elennsklauen wirksame Mittel gegen diese u. a. Krankheiten wären ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le dain. Engl. the fallow-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata. *
Schreber tab. CCXLIX. A. B.
Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe. Man hat braune, ge - fleckte, und auch ganz weiße Damhirsche.
3. Tarandus. das Rehnthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus longis, simplicibus, te - retibus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pen - dula. *
Schreber tab. CCXLVII. A. B. C.
In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in großen Heerden von 1000 u. m. Stück. Hält sich den Sommer durch im Gebirge und Wald, im Winter hingegen mehr in Ebnen und flachen Moos - Heiden auf; kann aber in wärmern Gegenden nicht115 ausdauern. Die Lappländer, Koräken, Tungusen und Samojeden wissens auf alle Weise zu benutzen. Sie nähren sich von seinem Fleisch und Milch, kleiden sich in sein Fell, und beziehen ihre Schlitten und Zelte da - mit; brauchen es zum Lasttragen und zum Zug, ver - fertigen allerhand Geräthe aus seinen Hörnern, Na - deln aus seinen Knochen, Faden aus seinen Sehnen, und Beutel und Flaschen aus seiner Harnblase. Das Rehnthier lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Rehnthier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt.
4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis teretibus recuruatis apici - bus multifidis. *
Schreber tab. CCXLVIII. A. B. C. D. E.
Hat im Ganzen meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Er schlägt sich im Frühjahr sein Geweihe ab, das sich nachher wieder reproducirt, und ungefähr nach einem Vierteljahre wieder völlig hart, ausgewachsen, und noch größer und vielendiger als das abgeworfene ist. Doch richtet sich die Zahl der Enden nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahr ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Ge - weihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas drüber alt. Seine Brunst fällt in den September, und dauert wohl sechs Wochen lang.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe.) C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, sum - mitate bifida. *
116Schreber tab. CCLII. A. B.
In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Rehbock wirft sein Geweihe, (das öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt ist,) im Herbst ab, und seine Brunst fällt in den December.
35. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generibus; laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschiferus. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.
Schreber tab. CCXLII.
Buffon supplement. vol. VI. tab. XXIX.
Lebt einsam in den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Ein flinkes aber äußerst schüchternes wildes Thier. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe eines Hühnereys, worin sich der Bisam, dieses wohlthätige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen. M. su - pra fusco-rufus, subtus albus, vngulis succenturia - tis nullis. *
Seba, thes. I. tab. XLV. fig. 1.
Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist in Ost - indien und auf Guinea zu Hause, hat den Wuchs des Rehes, ist aber so zart, daß seine ganzen Beine kaum einen Finger lang sind, und ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels haben.
11736. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Dentes primores superiores 4. conuergentes, inferiores 6. prominentes (plerisque); laniarii superiores 2. brevio - res, inferiores 2. exserti.
1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa. *
Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere auf - rechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und niemals Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe. Es wird durch seine Fänge furchtbar, womit es sich, wie man in der Barbarey zuweilen bemerkt hat, selbst gegen Löwen sattsam vertheidigen kann: doch hat man auch Beyspiele, daß sich Frischlinge haben kirre machen las - sen, und wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn gefolgt sind u. s. w. Es sind wenige Thiere so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein, und einige Völker ausgenommen, welche aus Reli - gionsprincipien, die sich doch auf medicinische Ursa - chen gründen, kein Schweinefleisch essen dürfen, wird es seit den ältesten Zeiten, und fast unter allen Him - melsstrichen verspeiset, hat auch vor den übrigen den großen Vorzug, daß es durchs Räuchern und Einsalzen sich so lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft unter allen Thie - ren mit gespaltenen Klauen die mehresten Junge.
118In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons. ) Auf Cuba wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß als ihre Europäische Stammältern; auf Cubogua arteten sie in eine abentheuerliche Race aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc.
Die Schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kür - zere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne.
In Schweden und Ungarn findet sich häufig eine Spielart von Schweinen mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat. Und überhaupt findet sich bey diesem Hausthier durch die einwirkenden Ursachen der Degeneration fast noch mehr und auffal - lendere Spielarten, als bey dem vollkommensten aller Hausthiere, dem Menschen.
2. aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du cap vert.) S. sacculis mollibus sub oculis.
Buffon, supplement, vol. III. tab. XI.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Madagas - car. Ein furchtbar wildes Thier von einer ganz wi - derlichen Bildung, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzichten Fleischlap - pen unter den Augen ꝛc.
3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pe - cari. S. cauda nulla, folliculo moschifero ad coc - cygem. *
Buffon vol. X. tab. III. IV.
119Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Süd - america. Ist viel reinlicher als unser Schwein, nährt sich aber auch wie dieses von Wurzeln, kleinen Thie - ren, und besonders von Schlangen. Sein Fleisch ist eßbar und schmackhaft, doch wird das Thier höchstens nur 60 Pfund schwer, und man muß ihm, sobald es getödtet worden, den Rückenbeutel ausschneiden, weil es sonst mit dem heftigen Bisamgeruch durchzogen wird, und dann nicht zu genießen ist.
4. Babirussa.*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirscheber. S. den - tibus laniaribus superioribus maximis, arcuatis.
Buffon suppl. tab. III. tab. XII.
Auf den Moluckischen Inseln und hin und wieder in Africa. Hat, wie schon sein Nahme anzeigt, in seiner Bildung einige Aehnlichkeit mit dem Hirsch. Lebt am Wasser, und kann sehr geschickt schwimmen und untertauchen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober - kiefers dienen mögen?
Große, dem Ansehn nach plumpe Thiere, meist mit dicken Füßen, und starkem, aber dünn behaartem Fell. Wenige Geschlechter, und je - des nur von Einer oder ein Paar Gattungen.
12037. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri - mores utrinque 10; laniarii nulli. palmae vngulis 4. plantae vngulis 3.
1. Suillus. der Tapir, Anta.
Buffon vol. XI. tab. XLIII. und supplement vol. VI. tab. I.
Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schen - kel sind ungefähr wie beym Schwein; der Rüssel fast wie am Elephanten, aber eine Spanne lang und ohne die hakenförmige Spitze; doch sehr beweglich und zu allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Es ist ein schüchternes Geschöpf, liegt am Tage in sumpfigen Wäldern, und geht nur des Nachts seinen Geschäften nach. Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.
38. Elephas. proboscis longissima, pre - hensilis: dentes primores nulli; laniarii superiores elongati.
1. Maximus. der Elephant. *
Buffon, supplement vol. III. tab. LIX. vol. VI. tab. II.
Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich im mitt - lern Africa*)Nach der verschiedenen Form der Backenzähne zu schließen, scheint der Africanische Elephant vom Ostindischen (so wie die beiderley Rhinocer dieser Welttheile) specifisch verschieden. und im südlichen Asien, vorzüglich auf121 Ceilan, und ist das größte von allen Landthieren, das wohl 15 Fuß hoch wird und im 20sten Jahr auf 7000 Pfund wiegt. Seine Haut ist harsch, voller Schram - men, aber auf dem Rücken fast Daumens dick, und bey alle dem selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Brüllen, zum Was - serschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, zum Gefechte, und zu tausend unbegreif - lich künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu einer Elle wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, meh - rere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben, Schlüs - sel an Thüren aufdrehen, kleine Blümchen abreissen u. s. w. Seine Nahrung ist bloß vegetabilisch, und besteht aus Laub der Bäume, aus Reis und andern Gräsern. Er hält sich gern in sumpfigen Gegenden und am Wasser auf, und schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch die schnellsten Ströme; bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Das neugeworfne Junge soll die Größe eines wilden Schweins haben; und saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel wie viele ge - meint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Eck - zähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben, aber doch in ihrer Textur von den Zähnen anderer Thiere abweichen. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und122 je älter desto stärker gebogen. Man hat einzelne solche Zähne gesehen die auf 160 Pfund wogen. Das Alter des Elephanten ist nicht genau zu bestimmen; wahr - scheinlich erstreckt sichs doch über zwey hundert Jahre. Man fängt die Elephanten auf verschiedne Weise, theils in Gruben, meist aber in Treibjagden, auch durch zahme abgerichtete, denen die wilden folgen, und so von ihnen in besonders dazu eingerichtete Ställe gelockt werden. In alten Zeiten bediente man sich der Elephanten häufig im Krieg. Die Erfindung des Schießpulvers hat sie zwar zu diesem Gebrauche min - der tauglich gemacht, doch werden sie noch von den Indianern auf Ceilan ꝛc. dazu gebraucht und dabey mit einem Getränk aus Opium berauscht. Am häu - figsten nutzt man sie also jetzt zum Lasttragen, da sie zum mindesten zwanzig Centner tragen, und die größ - ten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande sind. Ihr Gang ist schnell, einem kurzen Galopp gleich, und dabey so sicher, daß sie auf ungebahnten Wegen doch nicht straucheln. Ein anderer wichtiger Nutzen, den man vom Elephanten zieht, ist das Elfenbein, das man seit den Zeiten des Trojanischen Kriegs*)s. Hrn. Hofr. Heyne zwey Abh. darüber in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96. sqq. und Zusätze dazu in Dess. Samml. antiquarischer Aufsätze 2ten Th. S. 149. u. f. zu Kunstwerken aller Art verwandt hat. Das Fleisch des Thiers soll dem Rindfleische gleichen. Sein getrockne - ter Mist wird auf Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von den Töpfern unter den Thon gemengt.
12339. Rhinoceros. Cornu solidum, co - nicum, naso insidens.
1. vnicornis. das asiatische Nashorn. Rh. cornu vni - co, dentibus primoribus vtrinque binis. inferioribus conicis, superioribus sublobatis; laniariis nullis.
B. S. Albini tab. musculorum corp. hum. tab. IV. et. VIII.
Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.
In Ostindien. Hat am Ende der Oberlippe einen schnabelförmigen sehr beweglichen Haken, dessen es sich zum Anfassen und Aufheben kleiner Dinge doch ganz geschickt bedient. Im ganzen aber ist es ein ungelehri - ges Geschöpf. Sein Fell ist gefaltet, harsch und runz - lig. Das Horn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier - hörner am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen. Daß es mit dem Elephanten im ewigen Streit lebe, ist ein irriges Vorgeben; es flieht vor ihm.
2. bicornis. das africanische Nashorn. Rh. cornibus duobus. incisoribus et laniariis nullis. *
Buffon, supplement vol. VI. tab. VI.
In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern nach der Stirne hinauf.
40. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, inferiores procumben - tes; laniarii inferiores incuruati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd.
124Buffon, supplement vol. III. tab. LXII. LXIII. vol. VI tab. IV. V.
Häufig im südlichen Africa. Vor Zeiten auch im Nil. Ein äußerst plumpes Thier, mit einem unförm - lich großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes Nilpferd wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund, und hat beynahe die Größe vom Rhinocer. Es macht sein La - ger in dickem Schilf, nährt sich von Vegetabilien und Fischen. Das Fleisch des Thiers ist eßbar.
Die Säugethiere mit kurzen Schwimm - füßen. Diese Ordnung zerfällt, nach der Bil - dung der Füße und dem Aufenthalt der Thiere, wieder in zwey Familien: a) mit deutlichen Ze - hen an den Füßen, die nur durch eine Schwimm - haut unter einander verbunden sind: b) mit plumpen Füßen und undeutlichen Zehen, deren Spur fast bloß durch die Krallen sichtbar wird. Jene halten sich mehr in süßen Wassern, diese in der See auf.
41. Castor. Pedes tantum postici pal - mati Dentes primores utrinque 2, infe - riores scalpriformes; laniarii nulli.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squamosa.
125Schreber tab. CLXXV.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzney - kunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern unterm Schwanze findet. Am berühmtesten sind diese Thiere durch die bewundernswürdigen Kunsttriebe, mit welchen sie, besonders da wo sie sich, wie im Innern von Canada u. a. noch in großer Menge beysammen finden, ihre berühmten Gebäude aufführen. Da sie z. B. sich zu mehrern hunderten am Ufer eines Flusses oder Sees versammeln; Bäume fällen, sie zu Pfählen behauen, sie an Ort und Stelle flößen, Canäle und Floß - teiche zu Erleichterung des Transports graben; im Fall das Wasser zu seichte ist, vorher große fast unverwüst - liche Dämme aufführen, und dann erst ihre eigentli - chen Wohnhütten dahinter bauen, die nach der ver - schiedenen Anzahl der Familien, die sie beziehen sollen, auch von verschiedener Größe, von vier bis zehn Fuß im Durchschnitt, meistens drey Stockwerk hoch, und oben gewölbt sind. Das untere im Wasser befindliche Stockwerk dient zum Magazin für den Wintervorrath von Baumrinden und Laub ꝛc.
42. Lutra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores utrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.
126Schreber tab. CXXVI. A. B.
Hat im ganzen einerley Heimath mit dem Biber. Sie gräbt sich in hohle Ufer, hat ihren Eingang unterm Wasser, und läßt nur ein kleines Luftloch oben über der Erde. Wenn sie jung gefangen worden, läßt sie sich zähmen und sogar zum Fischfang abrichten.
2. Marina. die Meerotter. L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Schreber tab. CXXVIII.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. XLIII.
Die Meerotter hat ihren Nahmen daher, weil sie sich auch zuweilen in der See finden läßt, doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und zieht sich alle Wahl lieber in Flüsse und andre süße Wasser. Sie ist beson - ders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund, zu Hause. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist das kostbarste aller Rauchwerke. Das Stück wird wohl bis anderthalb hundert Thaler bezahlt. Ihre Hin - terfüße ähneln schon denen von der folgenden Fa - milie.
43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Die Thiere dieses und des folgenden Geschlechts sind so recht die Amphibien unter den Säugethieren,127 deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in beiden Elementen leben zu können. *)So habe ich z. B. bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein - richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter - grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry - stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre - chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie - der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so - cietat. scient. Gottingens. vol. VII.
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, corpore griseo. *
Schreber tab. LXXXIV.
B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI.
In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat - tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die128 Finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Ge - schäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.
Schreber tab. LXXXII.
Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVII.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln des Kamt - schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Meers. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie - ler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Ne - benbuhler zu behaupten sucht. *)G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe - tropolit.)
3. Leonina. der Seelöwe. (Phoca iubata Linn.) P. auriculata, collo iubato.
Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVIII.
Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung dieses Geschlechts, die wohl 25 Fuß lang wird, und den Nahmen von ihrer gewisser Maßen löwenartigen Mähne hat.
44. Trichecus. Pedes posteriores in pinnam coadunati. Dentes primores nul - li; laniarii superiores solitarii.
1291. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the Walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis longioribus.
Schreber tab. LXXIX.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. LII.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten bey - sammen. Sie nähren sich von Seetang und Schal - thieren, die sie mit ihren großen Hauzähnen loskratzten. Wenn sie landen wollen, schlagen sie diese Zähne mit vorgestrecktem Kopfe ins Ufer, und ziehen den plumpen Körper allmählich nach.
2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. denti - bus laniariis inclusis.
Schreber tab. LXXX.
Findet sich mehr einzeln als die vorigen Gattungen, in den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Ori - noco. Hat die Größe der vorigen beiden Thiere, ein schmackhaftes Fleisch, und kann wohl zur Erdichtung von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben haben.
Die so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches.
Die Gründe sind schon oben angegeben, warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer ganzen Oeconomie nach zu den Säugethieren, und bey130 weitem nicht zu den Fischen gerechnet werden müssen. *)Ein classisches Werk zur N. G. dieser ganzen merk - würdigen Ordnung ist Hrn. Prof. Schneiders cri - tische Sammlung zur N. G. der Wallfische, unter Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berl. 1784. 8. S. 175 – 304.
45. Monodon. Dentes duo maxillae su - perioris longissimi, recti, spirales.
1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis respirato - riis duabus, confluentibus.
Klein hist. piscium. Miss. II. tab. II. fig. C. Miss. V. tab. III. fig. a. b.
Das Narhwal hat allerdings zwey lange parallele Zähne, und sollte folglich nicht monodon, monoceros oder Einhorn genannt werden. Es ist im nordlichen Ocean zu Hause. Man verarbeitet die Zähne wie El - fenbein zu Kunstsachen. Sie sind meist eben so lang, als der Körper des Thiers, also wohl 18 Fuß und darüber.
46. Balaena. Laminae corneae loco dentium superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten Format. fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean,131 und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang, in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachgestellt worden, haben sie bey höherm Alter auch eine Länge von 120 Fuß und darüber erreicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., Daumens dick, hin und wieder dünn behaart, und oft mit Seegewächsen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern und den Nordwestlichsten Americanern gibt dieses un - geheure Thier victus et amictus. Aus seinen Därmen machen sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh - sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 6000 rthl. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Barden wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von de - nen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang ist im May, wo die Wallfische oft in solcher Menge beysammen sind, daß sie wegen der Wasserstra - len, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in der Fer - ne einer großen Stadt mit rauchenden Schornsteinen ähneln. In der Breite vom 77 bis 79 Grad kann man um die Zeit zuweilen auf viertehalb hundert Schiffe zählen, die in Zeit von zwey Monaten leicht zwey tau - send Wallfische fangen können.
2. Physalus. der Finnfisch. B. pinna dorsali.
Die Homannische Abbild. fig. 5. 6.
132Eben so lang, aber schmäler als das vorige Thier. Hat meistens das gleiche Vaterland; findet sich aber besonders häufig in der Südsee.
47. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Die Homannische Abbild. fig. 4.
Er erreicht beynahe die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Der Cachelot wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen auf - gesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in besondern Canälen, im Kopfe desselben gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talk verhärtet. Unter seinen Excrementen findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.
48. Delphinus. Dentes in maxilla vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio Plin. Engl. the porpus.) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
Klein hist. pisc. Miss. II. tab. II. fig. A. B. tab. III. fig. B.
So wie die folgende Gattung in den Europäischen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang. Lebt in Gesellschaft133 und zieht sich, zumahl bey bevorstehendem Sturm, nach den Schiffen.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse.) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
Klein l. c. tab. III. fig. A.
Der eigentliche Delphin der Alten. Wird etwas größer als die vorige Gattung.
3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl. the gram - pus.) D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incuruis.
Die Homannische Abbild. fig. 3.
Mehr im nordlichen Weltmeer, doch auch im Mit - ländischen; wird zwanzig Fuß lang, und lebt in Norden größten Theils von Häringen.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um - ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im ganzen genommen mehr übereinstimmendes, da - her man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kür - zer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna - bel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso -135 lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und die daher in der vermeinten Kette oder Leiter der natürlichen Kör - per (S. 7.) schwerlich unterzubringen ist.
Der ganze Körperbau der Vögel ist ihrer Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihre Gliedmaßen sind überaus schlank, und fein ge - baut, so daß sie nebst dem geringen Gewicht des ganzen Körpers, der Lebensart dieser Thiere, und besonders ihrem Aufenthalt und ihrer freyen Be - wegung in dem Elemente, wofür die mehresten bestimmt sind, vollkommen entsprechen.
Einen vorzüglichen Antheil an der geschick - ten und leichten Bewegung der Vögel haben die Federn, womit sie bekleidet sind, die in regel - mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt re - producirt werden. Manche, wie die Wachteln, die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz an - dere Farbe als die ausgefallnen; daher man bey Bestimmung der Gattungen auf das Alter dieser Thiere und auf die davon abhängende Verschie -136 denheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunstsprache heißt ein einjähriger Vo - gel, der sich nähmlich noch nie gemausert hat, auis hornotina; wann er aber Federn gewech - selt hat, auis adulta.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwungfe - dern (remiges), diese Schwanzfedern (rectri - ces). Die Schwungfedern sind von unbestimm - ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und flie - gen können. Einige wenige Vögel (aues im - pennes) wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un - geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Schwanz - federn.
Die Farbe der Federn ist bey vielen Vö - geln über alle Beschreibung schön. Die Raub - vögel ausgenommen so sind fast bey allen übri - gen die Männchen schöner befidert als die Weib - chen, und im ganzen auch in dieser Classe so wie überhaupt in beiden organisirten Reichen die bey weitem allerprachtvollsten Geschöpfe den heis - sen Erdstrichen eigen.
Im innern Körperbau*)Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguinis vinipara et ouipara gehandelt, das im IXten B. der commentation, societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108 – 128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft - behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver - theilt, und zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbin - dung, und der Vogel kann sie nach Willkühr mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem er sei - nen Körper leichter oder schwerer machen will. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unter - leibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Ein - athmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknochen im Flügel, auch das Rückgrat, das Brustbein ꝛc. und manchen auch die Hirn - schale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel, Papageyen ꝛc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obgedachten lockern Zellgewebe in Verbin -138 dung, und können mittelst des weichen knorp - lichten Canals, der in der Spule liegt (die Seele), gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen im Körperbau der Vögel überhaupt, werden diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lange anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guine und andre aues impennes (§. 59.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi - ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an - gemessen. Die mehresten haben freye, unver - bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar ge - wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hin - ten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder139 aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkührlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus versati - lis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe - des gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hühnern, doppelt u. s. w. Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes semipalmati) – oder aber bis vorn an die Spitze (pedes palmati) – durch eine Schwimm - haut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen glatten, (pedes lobati) – oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten: die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an - dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so daß sie im Herbst große Wallfahr -140 ten, weit übers Meer und über einen beträchtli - chen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.
Auch das Nutritionsgeschäfte der Vögel hat viel eignes. Ueberhaupt haben sie keine Zähne, sondern müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln die ihre Kör - ner ganz, unzerbissen, einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vor - her im Kröpfe oder Vor-Magen (ingluuies s. prolobus) d. h. in einem besondern drüsenrei - chen Behälter eingeweicht, und von da nur all - mählich an den Magen überlassen: der bey die - sen Thieren äußerst musculös, und so stark ist daß er sogar nach Reaumur's u. a. merkwürdi - gen Versuchen verschluckte Haselnüsse und Oli - venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö - gel verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Grä - ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Ku - gel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.
Unter den Sinnen der Vögel ist besonders ihr Gesicht und bey vielen auch das Gehör von vorzüglicher Schärfe. Auch haben die Werk - zeuge dieser beiden Sinne bey diesen Thieren überaus viel eignes, merkwürdiges. Die Au - gen z. B. einen sonderbaren schwarzen Fächer (pecten plicatum, Fr. bourse) im Augapfel, der aus dem Ende des Sehenerven entspringt und in die gläserne Feuchtigkeit (corpus vi - treum) hinein dringt. Die innern Gehörwerk - zeuge hingegen sind bey den Vögeln weit einfa - cher als bey den Säugethieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren; ein Mangel, der aber durch die äußerst regel - mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Oh - res sattsam ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli - chen Sinn des Gefühls (im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesicht, noch dem Geruch nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Was die Stimme der Vögel betrifft, so geben zwar die Raubvögel, die mehresten Was -142 servögel, und die mehresten Hühnerarten, meist nur einen ziemlich einförmigen, nicht sehr ange - nehmen Laut von sich: desto mannichfaltiger und anmuthiger sind hingegen die Töne der kleinen so genannten Sangvögel, von denen man doch nicht so wohl sagen darf daß sie singen, (– denn Gesang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 61.) kommt ih - nen dazu vorzüglich die Einrichtung[ihres Kehlkopfs] zu statten,[der] bey den Vögeln nicht bloß so wie bey andern Thieren am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, son - dern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stare, Dompfaf - fen ꝛc. hat man Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käfig leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehrern Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ue - berhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachah - mung recht ausgebildet zu werden.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Ge - schöpfe, daher man auch unter ihnen weit leich -143 ter als von andern Thieren Bastarden erzielen kann. Die mehresten begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäfte willig finden. Manche hal - ten sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die Tauben für immer paarweise zusammen: noch andre aber leben wie die Hühner in Po - lygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon vielleicht bloß der Kuckuck aus - genommen ist. Bey den polygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männ - chen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber die sich paarweise zusammen hal - ten, zumahl unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange - messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste. 144Die Vögel der heissen Zonen z. B., oder die, so ohnehin in schaurigen Orten nisten, nehmen zu ihrem Bau nur leichten Stoff, Stroh, Schilf, Heu u. s. w. Da hingegen andere, um ihre Junge für Frost zu schützen, und sich selbst das Bebrüten zu erleichtern, Wolle, Moos, Di - stelflocken, Federn u. a. dergleichen wärmende Materialien zu ihrem Nest verwenden. Die meisten füttern dasselbe inwendig noch besonders mit einer Lage von ganz weichen Flaumen, Wolle ꝛc. zur Bequemlichkeit und Wärme aus.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh - halmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh - nern, Tauben, und Sangvögeln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form eines Backofens: noch andere, wie der Pendu - lin, der Jupujuba ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin - ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun - gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was - servögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus - huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt,*)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will - kührliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkührlichen Gebähren der Säuge - thiere auffallend auszeichnet. bis fünfzig und drü - ber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy - penemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon geleg - ten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen, und Hunde, und sogar146 Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin. L. X. c. 55. „ Liuia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virilem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fonendo, at - que cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor “etc.. Auch bloß durch künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. Dieß letztre geht zumahl in wärmern Gegenden so gut von stat - ten, daß man die Anzahl der Hühner, die auf diese Weise jährlich in den Aegyptischen Oefen****)Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. Pl. I. ausgebrütet werden, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abge - mattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zu - sammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. über - lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver - sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche an welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels am nächsten liegt. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeigt sich, wie schon oben erwähnt worden (§. 8.), immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei - nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Ge - schöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neun - zehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver -148 schieden; als die früheste Gestalt des neuempfan - genen Säugethiers von seiner nachherigen Bil - dung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) sowohl als in der Totalbildung.
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel - chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif; in welchem es die drey Wochen über vom Dotter, wel - cher allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweis verdünnt wird –, ernährt worden.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ih - rer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler149 und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können. Da ihr Aufenthalt ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer ist, sie auch nach Verhältniß weit weniger zu ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von selbst, warum sie länger leben dürfen, den fol - genden Generationen nicht so bald Platz machen müssen u. s. w.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter allen allen Thieren am allermeisten Leben und Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten! Ferner vertilgen sie unzählige Insecten und die gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd - lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man - chen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach - theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver - zehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen da - durch sowohl dem Mißwachs als der Infection der Luft vor. Eben so haben unzählige Vögel die große Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern. 150Von der andern Seite wird auch die Vermeh - rung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa - menkörner die sie nachher wieder ganz von sich geben und dadurch die Verbreitung derselben be - fördern: so z. B. die Tauben die auf den Ge - würz-Inseln auf diese Weise die Muscatnüsse fortpflanzen ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen - und Küsten, daß nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut ꝛc. da fort - kommen können. Die Falken und verschiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere abrichten ꝛc. Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett, und die Tunkinsnester, dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, zum Verkielen musikalischer Instrumente, zu Muffen, und vorzüglich zu mancherley Putz, weswegen sie bey vielen wilden Völkern, zumahl in Ame - rica und auf den Inseln des stillen Oceans einen der wichtigsten Handelsartikel ausmachen. Für die Arzney ist hingegen kein beträchtlicher Nutze aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvögel tödten Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fisch - adler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern ꝛc. dem Haus - geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein - trauben, den Obstbäumen u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig als in der vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge - thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge - nommen, nicht so mannichfaltig, sondern einfa - cher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel, daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charactere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten152 Ornithologen haben daher auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des an - dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh - rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge - lassen werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu - theilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel mit krummen starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken knorrichten Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken, Eulen, Neuntödter ꝛc.
153II. Leuirostres. Vögel der heißesten Erd - striche, mit kurzen Fußen, und meist sehr großen dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa - geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel - mäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenför - miger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibritchen ꝛc.
IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit - telmäßig langem, und ziemlich starken oben erhabnem Schnabel, Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen zu - gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabnem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischichten Haut be - wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn, Haushahn, Auerhahn, die Wachtel ꝛc. Auch den Tauben habe ich in dieser Ord - nung ihren Platz angewiesen, da sie bey weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
154VII. Struthiones. Die großen zum Flug un - geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Fü - ßen, langem walzenförmigen Schnabel, und meistens langem Hals. Reiher, Störche, Schnepfen, Wasserhühner ꝛc.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfü - ßen, einem stumpfen, mit Haut überzog - nen, am Rande meist gezähnelten Schna - bel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.
Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen scharfen Krallen und starkem gekrümmten Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum - pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, und ähneln in ihrer Oeconomie meist den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Orten, und haben ein wilderndes widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice aduncum. plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greifgeyer. V. carun - cula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Ist der größte von allen fliegenden Vögeln, hält mit ausge - spannten Flügeln fünfzehn Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl Fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster. Ni - stet im Gebirge und an felsigen Ufern, fliegt ausneh - mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehher - den, und von den todten Fischen, die die See auswirft.
1572. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Sonnengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato. *
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. VI.
In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumahl am Kopf von schönen gelben rothen und schwarzen Farben, mit langen flei - schichten Lappen über dem Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einzie - hen. Lebt vorzüglich von Schlangen und andern Am - phibien, und wird häufig nach Europa gebracht.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Gold - geyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato. *
Conr. Gesner l. c. pag. 748.
(Andrea) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.
In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Si - birien. Der größte Europäische Vogel, dessen ausge - spannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vor - züglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den befederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern aus - zeichnet. *)Viele unserer neuen besten Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Mo - lina ꝛc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor.Er nistet bloß in den allerunzugänglichsten Einöden, daher man noch nie weder sein Nest noch seine Eyer entdecken können. Er lebt meist vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen ꝛc.
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigibus nigris margine exteriore, praeter extimas, canis.
158Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Ara - bien und Aegypten. Verzehrt im gelobten Lande un - zählige Feldmäuse, und in Aegypten die vielen Amphi - bien, die zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils das Land decken. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil - derschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.
2. Falco. Rostrum aduncum, basi cera instructum. caput pennis tectum. lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.
Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. XXVIII.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Füßen wie ein Sumpfvogel. Lebt meist von Schlangen und Eidexen.
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf - fon's aigle commun, Engl. the black eagle.) F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo-ni - gricante, striis flauis. *
Frisch tab. LXIX.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büf - fon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo un - dulata. *
159Buffon Vol. I. tab. I.
Im gebirgigen Europa. Lebt vom Raube kleiner Säugethiere und Vögel, fällt aber auch wohl Hirsche ꝛc. an, und versteht ihrer Herr zu werden. Hat eine starke fürchterliche Stimme, nistet auf hohen Felsenspitzen, und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret von Hasen, jungen Rehen ꝛc.
4. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey. F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici - bus latere interiore albis.
Buffon Vol. I. tab. III.
An den Europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Erreicht wohl die Größe des Goldadlers. Lebt bloß von Fischen, so daß er lie - ber eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm Fleisch vergreifen sollte. Hat keinesweges, wie doch viele Naturforscher vorgegeben haben, auf der linken Seite einen Schwimmfuß, sondern an beiden Füßen freye Zehen wie andere Thiere seines Geschlechts.
5. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite al - bido.
Buffon Vol. I. tab. II.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden*)Linné hat auch diesem Thier ganz unrecht einen Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben..
6. †. Milnus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. 160(Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore. *
Frisch tab. LXXII.
Fast in der ganzen alten Welt, thut zwar dem Haus - geflügel Schaden, wird aber von der andern Seite da - durch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen ver - boten ist.
7. †. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus. *
Frisch tab. LXXIV.
Buffon Vol. I. tab. XV. XVI.
In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; va - riirt in zahlreichen Spielarten deren einige auch von manchen für besondre Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die folgende und andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und beson - ders zur Reiherbeitze ꝛc. abgerichtet. Im Orient hat man diese Jagd (besonders auf die Gazellen,) schon in den ältesten Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (Acci - piter, Fr. l'autour, Engl. the goose-hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, re - ctricibus fasciis pallidis, superciliis albis. *
Frisch tab. LXXXI. LXXXII.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
1619. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus fla - uis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis ni - gricantibus. *
Frisch tab. XC. XCI. XCII.
In Europa. Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, besonders für die Tauben; auch für Rebhühner, Wach - teln ꝛc.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera. nares barba - tae. caput grande. lingua bifida. pedes digito versatili. remiges aliquot serra - tae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc, Engl. the great horn-owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo. *
Frisch tab. XCIII.
Das größte Thier seines Geschlechts, von ungemei - ner Stärke, so daß selbst Adler ihm zuweilen unterlie - gen müssen. Ist so wie die folgende Gattung im ge - mäßigtern Europa und westlichen Asien zu Hause.
2. †. Ulula. der Steinkautz, die Steineule. (Fr. la chouette, Engl. the brown owl) S. capite laeui, iri - dibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio lon - giore. *
Frisch tab. XCVIII.
3. †. Passerina. das Käutzlein. (Fr. la chevêche, Engl. the little owl.) S. capite laeui, remigibus maculis albis quinque ordinum. *
162Frisch tab. C.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum. lin - gua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba. *
Frisch tab. LIX.
In Europa und Nordamerica. Soll andrer Vögel Stimme nachahmen und sie dadurch locken, um sie zu würgen.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecorcheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo. *
Frisch tab. LX.
In Europa. Für seine Junge sammelt er Insecten, zumahl Käfer, Schmeißfliegen ꝛc. und spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dornichtes Ge - büsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren163 oben (§. 61.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet. Engl. parrot.) Mandibula su - perior adunca, cera instructa. lingua car - nosa, integra. Pedes scansorii.
Das ganze Geschlecht hat, überhaupt genommen, meist das gleiche Vaterland mit den pithecis unter den Säugethieren. Hingegen ist merkwürdig, daß manche einzelne Gattungen von Papageyen eine so überaus ein - geschränkte Heimath haben, daß sich z. B. auf dem oft - indischen Archipelagus um Lüßon verschiedne derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden be - nachbarten, finden. Diese Thiere haben viel auszeich - nendes eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Oh - ren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen sondern wie Menschen und Affen mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten; besonders aber auch zum Aus - klauben, Knuppern u. s. w. Sie können niesen, sich räuspern, gähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleischigen Zunge und bey ihrer großen Ge - lehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen. Ich hebe aus dem zahlreichen Geschlechte nur einige derjenigen Gat - tungen aus, die entweder ihres vorzüglichen Gefieders164 wegen, oder weil sie am besten sprechen lernen, am häufigsten nach Europa gebracht werden.
1. Macao. der Aras, Indianische Rabe. P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis. *
Edwards's birds tab. CLVIII.
In Südamerica. Ein großes prachtvolles Thier.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra. *
Edwards l. c. tab. CCLXXXXII.
In Ostindien. Der erste der, durch Alexander des Großen Indische Züge, nach Europa gebracht worden.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plica - tili flaua. *
Frisch tab. L.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. bra - chyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coc - cinea. *
Frisch tab. LI.
Auf Guinea, Congo und Angola.
5. Amazonicus. der Amazonen-Papagey. (Ajurucuraü). P. brachyurus viridis, fronte caerulea, temporibus fuluis. *
Frisch tab. XLVII.
In Brasilien.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyurus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cine - reis. *
Frisch tab. LIV. fig. 1.
165Auf Guinea und Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der Zärtlichkeit womit die beiden Gatten einander zuge - than sind.
6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii ple - risque.
Der ungeheure Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts Südamericanischer Vögel aus - zeichnet, ist ausnehmend leicht, von ungemein weichen Horn und die Ränder sehr irregulär gezähnelt (d. h. am Ober-Schnabel oft anders als am untern, auf der rech - ten Seite anders als auf der linken u. s. w.) Die Zunge dieser merkwürdigen Geschöpfe ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder ist oft bey beiden Geschlechtern verschie - den und variirt auch nach dem Alter ꝛc. und solche na - türliche Verschiedenheiten sind von manchen Systema - tikern für besondre Gattungen angenommen worden.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flaua. *
7. Buceros. Der Nashornvogel. (hydro - corax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recuruatum, pedes gressorii.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recuruato.
166Wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien; lebt von Aas; hat einen widrigen Geruch.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato. lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum acu - leato. pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange fe - derförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglaufen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Fe - dern, mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige Zunge hervorschießen, und Insecten damit fangen kön - nen. Die pedes scansorii nutzen ihnen zum Klettern, der robuste Schwanz zum Widerstämmen und zur Un - terstützung, der scharf zulaufende keilförmige Schnabel aber zum Aufhacken der Baumrinde, um die Insecten ꝛc. darunter hervor suchen zu können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo. *
Frisch tab. XXXIV. fig. 1.
167Nebst den folgenden Gattungen im gemäßigtern Eu - ropa.
2. †. Viridis. der Grünspecht, der Grasspecht. P. vi - ridis, vertice coccineo. *
Frisch tab. XXXV.
Thut den Bienenstöcken großen Schaden.
3. †. Maior. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro. *
Frisch tab. XXXVI.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro. *
Frisch tab. XXXVII.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi - natum. lingua lumbriciformis, longissima mucronata. pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natter - windel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor. *
Frisch tab. XXXVIII.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenksam - keit seines Halses, und ist in ganz Europa zu Hause.
10. Sitta. Rostrum subulatum, tere - tiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambu - latorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la fittelle, le tor - chepot, Engl. the nuthatch, the woodcracker.) S. re -168 ctricibus nigris: lateralibus quatuor infra apicem albis. *
Frisch tab. XXXIX.
In Europa und Nordamerica.
11. Todus. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis. pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum. digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Aleron. Fr. le martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fus - cia temporali flaua, cauda brevi. *
Frisch tab. CCXXIII.
Fast in der ganzen alten Welt. Hält sich sowohl an der See, als auch bey Teichen und Flüssen auf; nährt sich von Fischen, und bricht nach der Mahlzeit die Gräten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäusekno - chen ꝛc. wieder von sich.
13. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le gnêpier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea, fascia temporali nigra. *
Frisch tab. CCXXII.
169Ein schönes Thier, das im südlichen Europa zu Hause ist, und sich nur selten nach Deutschland verirrt. Es lebt von Heuschrecken und andern Insecten, beson - ders aber von Bienen, die es in großer Menge weg - fängt.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum obtusiusculum; pe - des ambulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn, Dreckkrä - mer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) V. crista va - riegata. *
Frisch tab. XLIII.
In Europa und Ostindien, nährt sich von Mistkä - fern, Todtengräbern und andern Insecten, die er aus dem Mist der Thiere auflieset. Er nistet in hohle Bäu - me, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen. p.129. sqq..
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau - specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the creeper.) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem. *
Frisch tab. XXXIX. fig. 1.
In Europa. Klettert so wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Inseten und Puppen zu suchen ꝛc.
1702. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula alarum fulua. *
Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris, reliquo corpore coccineo. *
Ein kleines Thier vom schönsten Carmosinroth, auf der für Cptn Cook unglücklichen Insel Owaihi, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen desselben man - cherley in der That überaus prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
16. Trochilus. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato-filifor - me longum. Mandibula inferiore tubu - lata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa. pe - des ambulatorii.
Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schönheit die weder Pinsel noch Beschreibung auszudrücken vermag. Das Grün und Roth und Blau ihrer Federn ähnelt dem gefärbten Golde, und thut zumahl im Sonnen - schein eine unbeschreibliche Wirkung. Diese Thierchen sind so zart, daß sie leicht den großen Buschspinnen zum Raube werden, und nicht anders als durch Be - sprützen mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke geschossen werden würden. Sie nähren sich großentheils vom Ho -171 nigsaft der Blumen, den sie im Schweben und Flat - tern mit ihrem dünnen röhrenförmigen Schnabel aus - zusaugen wissen. Die Bildung des Schnabels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder ge - rade, oder aufwärts, oder niederwärts gebogen. Diese Thiere sind doch nicht bloß im wärmern America son - dern theils auch in Californien und eine Gattung sogar in Nutka-Sund zu Hause.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, sub - tus albido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis. *
Edwards tab. CV.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ungefähr dreyßig Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis - topase.) T. viridescens vertice purpureo aurato, gut - ture auroreo rutile. *
Seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.
Ein unbeschreiblich prachtvolles Thierchen, dessen Stirn und Scheitel wie ein Rubin, und seine Kehle wie ein glühendes Gold glänzen.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star - ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzen, Samen ꝛc. theils von172 Insecten, und auch von Aas; und haben mehren - theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambula - torii.
1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-eater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. XII.
Auf Senegal ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca - rinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razorbilled black - bird.) C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. XIII.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, so daß, gegen die Weise aller andern Vögel, viele Weib - chen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftli - ches Nest bauen, mit einander brüten, die Jungen ge - meinschaftlich füttern u. s. w.
19. Corvus. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae, pedes ambu - latorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub - rotunda. *
173Frisch tab. LXIII.
Fast durchgehends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, indem er in einer weiten Ent - fernung das Aas, das im Dickicht verborgen liegt, aus - wittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. stiehlt auch Sachen, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone die Raben-Krähe. (Fr. la corneille, Engl. the carrion crow.) C. atrocaerulescens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis. *
Buffon Vol. III. tab. III.
Hat ein eben so ausgedehntes Vaterland als der Kolk-Rabe.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda. *
Frisch tab. LXIV.
In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc. ver - zehrt.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the royston crow.) C. cinerascens, ca - pite iugulo alis caudaque nigris. *
Frisch tab. LXV.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Ver - tilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis cau - daque nigris. *
Frisch tab. LXVII.
174Im nordwestlichern Europa.
6. †. Glaudarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar - colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the jay. ) c. rectricibus alarum caeruleis, lineis transuer - sis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato. *
Frisch. tab. LV.
Im gemäßigten Europa. Ein schönes Thier, das sehr leicht zu zähmen ist.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: interme - diis apice detritis. *
Frisch tab. LVI.
Hin und wieder in der nordlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Aßel, Aegerste, Heister. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi. *
Frisch tab. LVIII.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schädliches Thier für junges Meyergeflügel.
9. †. Graculus. der Waldrabe, Alprabe. (Engl. the cornish chongh.) C. violaceo nigricans, rostro pedi - busque luteis. *
Gesner pag. 503.
In den Gebirgen (zumahl in den Alpen) des mil - dern Europa und des Orients.
Vermuthlich ist er einerley mit dem räthselhaften, meines Wissens von keinem kundigen Ornithologen je zuverläßig gesehenen coruus eremita Linn. *)S. Gesner pag. 337.
17520. Coracias. Rostrum cultratum, apice incuruato, basi pennis denudatum. pe - des ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris. *
Frisch tab. LVII.
Im gemäßigtern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracula. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipi - tis nuda, flaua. *
Buffon vol. III. tab. XXV.
In Ostindien. Hat einen schönen Gesang, und lernt ausnehmend deutlich Worte sprechen.
2. Quiscula, der Maisdieb. G. nigro-violacea, cauda rotundata. *
Catesby vol. I. tab. XII.
In Nordamerica: wo er den Schaden den er freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung unzähliger schäd - licher Insecten, zumahl des Erbsenkäfers ꝛc. reichlich vergütet. Daher war es unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pensylvanien so lange kleine Preise auf die eingelieferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er beznahe vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm176 das Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh war wie der Vogel sich allgemach wieder vermehrte.
22. Paradisea. Paradisvogel. (manuco - diatta.) Rostrum basi plumis tomentosis rectum, pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singula - res denudatae.
Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie - ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag - ten, deren Bildung aber schon Magalhaens Gefehrte, Ant. Pigafetta*)Ramusio nauigationi I. p. 367. D. beschrieben hat.
1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis cor - pore longioribus, rectricibus duabus intermediis lon - gis setaceis. *
Edwards tab. CX.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. CCCXXXI.
In Guiana.
17724. Bucco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro - strum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Capensis. B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali nigra.
Buffon vol. VII. tab. IV.
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland; und ist da - her der gedachte Linnéische Trivialnahme nicht richtig.
25. Cuculus. Rostrum teretiusculum, pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata nigricante albo-pun - ctata. *
Frisch tab. XL. u. f.
In der nordlichen alten Welt; wo er aber doch nur von der Mitte des Aprils bis Anfang Julii zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc. unter dieser ihre eignen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner statt dem Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu wer - den brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrü - teten jungen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuverläßig bekannt.
1782. Indicator. der Konigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco-et albido-maculata, alis fus - cis maculis flauis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XXIV.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 86.) seine liebste Nah - rung, die wilden Bienennester, aufzusuchen weiß. Er thut dies zumahl des Morgens und gegen Abend; und die Hottentotten so wohl als die dortigen Holländer be - dienen sich dieser Gelegenheit, um selbst den wilden Honig einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des Vogels Acht, beantworten ihn durch Pfeifen, und so hält sich dieses Thier immer um sie auf, flattert vor ihnen her, und leitet sie zum bestimmten Orte.
26. Oriolus. Rostrum conicum, conue - xum, acutissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emar - ginata, pedes ambulatorii.
1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Wiedewall, Pyrol, Pfingstvogel, Weih - rauch, Bieresel. (Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flauis. *
Frisch tab. XXXI.
Hin und wieder in der alten Welt. Ein überaus schönes Thier, wovon das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen Olivengrün ist. Macht sich ein künstliches napfförmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
1792. Persicus. der Jupujaba. O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum lu - teis. *
Brisson vol. II. tab. IX. fig. 1.
In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts, die in die wärmsten Erdstriche beider Welten zu Hause gehören, ein langes Beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides die fast wie Pferdehaar aussieht., mit einer engen Oeff - nung, das er am Ende eines Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine Junge vor den Ueberfällen der Meer - katzen und Schlangen sichert.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes schmackhaf - tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alauda. Rostrum cylindrico-sub - ulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, the sky-lark) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudina - liter albis: intermediis inferiori latere ferrugineis. *
180Frisch tab. XV. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hüh - ner und viele andre so genannte Scharrvögel (Aues pulueratrices) im Sand.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heide - lerche, der Rothmönch. (Fr. le cochevis) A. re - ctricibus nigris: extimis duabus margine exteriori albis, capite cristato. *
Frisch tab. XV. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Sturnus. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etour - neau. Engl. the stare, the sterling.) S. rostro flaues - cente, corpore nigro punctis sagittatis albis. *
Frisch tab. CCXVII.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt, und dabey ausnehmend gelehrig ist, leicht Worte sprechen lernt ꝛc.
29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato. faux ciliata.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Zie - mer, Mistler, Brachvogel, Zaritzer (Fr. la draine. Engl. the missel bird, the shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente. *
181Frisch tab. XXV.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.
2. †. Pilaris. der Krammetsvogel (Fr. la litorne, la tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris: extimis margine interiore apice albicantibus, capite vropygioque cano. *
Frisch tab. XXVI.
Im nordlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iiiacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferru - gineis, superciliis flauescentibus. *
Frisch tab. XXVIII.
Im gemäßigtern Europa. Glättet sein Rest mit Letten und faulem Holze aus; und da letztres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten von einer Ave hercynica noctu lucente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel, Weiß - drossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, the song thrush.) T. remigibus basi interiore ferrugineis. *
Frisch tab. XXVII.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock bird.) T. fusco-ci -182 nereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et caudae candidis.
Catesby vol. I. tab. XXVII.
In Luisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Er soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aller an - dern Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen der Menschen aufs täuschendste nachmachen; und dabey in unaufhörlicher Bewegung und Lebhaftigkeit seyn.
6. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro palpebrisque flauis. *
Frisch tab. XXIX.
Im gemäßigtern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein treues Gedächtniß, und behält, was sie ein Mahl pfeifen gelernt hat, le - benslang.
30. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, subincuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel, Ster - bevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato: racheos s. costae remigum secundariorum apice coccineo com - planato. *
Frisch tab. XXXII.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner Heimath strenger Winter werden will) häufig nach Deutschland: zumahl auch auf den Harz.
18331. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum. mandibula in - ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krummschna - bel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, the sheld-apple.) L. rostro for - ficato. *
Frisch tab. XI. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Zeigt in Rücksicht seiner schönen Farben, im Gebrauch seines Schnabels und überhaupt in seinem ganzen Be - tragen, manche Aehnlichkeit mit den Papageyen. Das Männchen ist roth, wird aber mit der Zeit, zumahl im Käfig, grün wie das Weibchen. Jenes lernt ar - tig pfeifen. Dieses brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners und kalfatert das Nest mit Harz, um es gegen Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.
2. †. Coccothraustes der Kernbeißer, Kirschfink, Kirsch - knäpper. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. li - nea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris. *
Frisch tab. IV. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa. Vermag mit seinem starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse aufzubeis - sen, und sich gegen Hunde und Katzen zu mehren.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Liebig, Gim - pel, Rothfink, Gieker. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the[bullfinch].) L. artubus nigris, rectricibus cau - dae remigumque posticarum albis. *
Frisch tab. II. fig. 1. 2.
184In der nordlichern alten Welt. Ein ausnehmend vertrauliches zuthuiges Geschöpf, wovon beide Ge - schlechter außer ihrem eigenthümlichen sanften Ton, auch sehr leicht Lieder pfeifen, selbst einander accom - pagniren, und sogar Worte aussprechen lernen.
4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virgi - nische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis. *
Frisch tab. IV. fig. 1.
In Nordamerica, ist wegen der Schönheit seines rothen Gefieders und seines vortrefflichen Gesanges ge - schätzt.
5. Oryzivora. der Reis-Dieb, Padda. L. fusca, tem - poribus albis, rostro rubro. *
Edwards tab. XLI. u. f.
In Ostindien, Schina ꝛc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flauicanti-virens, remigibus pri - moribus antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis. *
Frisch tab. II. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum, a se inui - cem discedentes: inferiore lateribus in - flexo-coarctata, superiore angustiore.
1. †. Niualis. die Schneeammer, der Schneevogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. re -185 migibus albis, primoribus extrorsum nigris: rectrici - bus nigris, lateralibus tribus albis. *
Frisch tab. VI. fig. 1. 2.
In der nordlichen Erde. Läßt sich zuweilen mit ein Mahl in ganz unermeßlichen Zügen sehen: wie im Febr. 1766. hier um Göttingen herum.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbi - tis rufis. *
Frisch tab. VI. fig. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, der Fettam - mer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, la - teralibus duabus extrorsum nigris. *
Frisch tab. V. fig. 3. 4.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus latere interiore macula alba acuta. *
Frisch tab. V. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or.) E. fusca, pectore rubro, rectricibus intermediis qua - tuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro. *
Edwards tab. LXXXVI.
186Auf Angola ꝛc. Ein muntrer Vogel der unser Cli - ma gut verträgt, und daher häufig heraus gebracht wird.
33. Tanagra. Rostrum conicum, acumi - natum, emarginatum, basi subtrigonum, apice decliue.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent. Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte iu - gulo pectoreque coccineis. *
Edwards tab. CCLXVII.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch.) F. ar - tubus nigris, remigibus vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis. *
Frisch tab. I. fig. 1. 2.
Der Finken Gesang ist überaus mannigfaltig, so daß man wohl zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nahmen belegt, und verschiedentlich geschätzt werden. Mehrentheils schla - gen die Finken in jedem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink drey bis viererley Gesang, mit dem er abwechselt.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink, Koth - fink, Mistfink, Rowert, Schneefink, Winterfink,187 Quäkfink, Nikawitz, Zetscher, Gegler. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flauissima. *
Frisch tab. III. fig. 1. 2.
Linné fauna suec. tab. II. fig. 198.
Im nordlichen Europa.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.) F. fusca, subtus niuea, remigibus secundariis tectricibusque albis. *
Brisson vol. III. tab. XV. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen. Zumahl auf dem St. Gotthard und dem großen St. Bernhard, wo er in den Clostergängen des Hospitii nistet.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le char - donneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis. *
Frisch tab. I. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca - narien-Sie vorzüglich schöne Bastarden. *)Frisch tab. XII. fig. 5.
5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Ben - gali piqueté.) F. fusca rufescensque albo punctata. *
Buffon vol. IV. tab. II. fig. 1.
In Ostindien. Ein überaus niedlicher kleiner Vo - gel, von dem man behauptet, daß er gelbe Knochen188 habe, das ich aber bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuckervöglein. (Fr. le serin de Canarie.) F. rostro corporeque albo flauescente, rectricibus remigibusque virescentibus. *
Frisch tab. XII. fig. 1 – 4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Europa ge - bracht worden zu seyn; ist aber schon gegen Ende des - selben in Deutschland gemeiner geworden, und seitdem in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm - Race scheint die bräunlich-grüne zu seyn, die auf den Canarischen Inseln in kalten gebirgigen Gegenden am Wasser nistet. Unter den übrigen sind vorzüglich die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris. *
Frisch tab. XI. fig. 1. 2.
Ist ursprünglich wohl im äußersten Norden zu Hause: und kommt bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Eu - ropa, daher auch sein Nest hier zu Lande so sehr selten gefunden wird. *)Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch Wirsing. Taf. X.Ist sehr gelehrig; lernt Lieber pfei - fen und Worte sprechen.
1898. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigi - bus primoribus rectricibusque nigris, vtroque margine albis. *
Frisch tab. IX. fig. 1. 2.
In Europa und Nord-America. Die Bastarden, die man mit ihm und der Canarien-Sie erzielt, sind gegen die Weise anderer Bastarden zuweilen fruchtbar.
9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Steinschöß - lein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachsfink, Car - minbänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida. *
Frisch tab. X. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde. Hat einen sanften lieblichen Gesang, und wird sehr zahm.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz, Lüning. (Fr. le moineau. Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferru - gineis. *
In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Hält sich aber nicht in Schwarz - wäldern auf. Ueberhaupt ist der Sperling gleichsam ein Hausthier das sich wie die Maus von selbst nach den Menschen gezogen hat. Er wird ungemein kirre, ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Freylich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
19035. Muscicapa. (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vibrissae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus frontisque macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis. *
Frisch tab. XXIV. fig. 1.
Linné fauna suecica. tab. I. fig. 229.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis. *
Frisch tab. XXI fig. 1. 2.
Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der kühlern und gemäßigtern Erdstriche von Europa und Asien, das im April in unsern Gegenden ankommt, und wo - von die Männchen meist vierzehn Tage früher als die Weibchen eintreffen. Diese machen in schattigen Ge - büsch ein leichtes Nest von dürrem Eichen-Laub, Bast*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen. tab. LXV. p.124. ꝛc. und legen vier olivengrüne Eyer, brüten aber zu wiederholten Mahlen. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht ge - wiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
1912. †. Curruca. die Grasmücke, der Heckenschmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge spar - row.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fus - cis: extima margine tenuiore alba. *
Frisch tab. XXI. fig. 3.
Im gemäßigtern Europa. Von ihr werden die mehresten Kuckuckseyer ausgebrütet.
3. Alpina. die Flüe - (d. h. Felsen -) Lerche. (Fr. la fauvette des alpes.) M. griseo-ferruginea, gula alba maculis lunatis fuscis, rectricibus alarum nigricanti - bus versus apicem linea punctatis alba. *
Andreä Br. aus der Schweiz tab. XIII.
Dieses von den Ornithologen oft verkannte*)Auch Latham scheint dasselbe Thier zwey Mahl und in ganz verschiednen Geschlechtern zu beschreiben; ein Mahl nähmlich als motacilla vol. II. P. II. pag. 434. und vorher als sturnus vol. II. P. I. pag. 8. artige Thier ist in den gebirgigen Gegenden des mittlern Europa zu Hause, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen-Weiden. Hat einen angenehmen Gesang und sehr schmackhaftes Fleisch.
4. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato. *
Frisch tab. XXII. fig. 3. 4.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf der Insel Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - haften Fleisches in größter Menge weit verführt wird.
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white water - wagtail) M. pectore nigro, rectricibus duabus late - ralibus dimidiato oblique albis. *
192Frisch tab. XXIII. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-cap.) M. testa - cea, subtus cinerea, pileo obscuro. *
Frisch tab. XXIII. fig. 1.
Linne 'fauna suecica tab. I. fig. 256.
Im gemäßigtern Europa. Ihr Schlag ähnelt fast der Nachtigall ihrem.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, ab - domine caudaque rufis, capite dorsoque cano. *
Frisch tab. XIX. fig. 1.
Hat gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr; hat auch eine überaus anmuthige Stimme.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis. *
Frisch tab. XIX. fig. 2.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns. Ist gar nicht scheu, sondern kirr und dreist. Aber beissig, so daß nach dem lat. Sprichwort nicht zwey Paar in einem Busche sich vertragen. Tödtet auch leicht andere Vögel.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis. *
Frisch tab. XXIV. fig. 3.
193In der nordlichen Erde. Ein muntrer kleiner Vogel, der seine Stimme bey Wind und Wetter und herbem Frost dennoch hören läßt, und im Winter an den Zäu - nen herum sein Futter sucht und Raupennester ablieset. Macht sich ein warmes, weiches, bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofen*)Nozemann et Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. LIX. p. 111., und legt sehr zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, me - dio albis, crista verticali crocea. *
Frisch tab. XXIV. fig. 4.
In vielen Gegenden beider Welten. Der aller - kleinste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.
Pennant's Indian Zoology. tab. VIII.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß beide zusammen eine tuten - förmige Höhlung bilden, die er mit seinen Flaumen ausfüttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta mar - gine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.
194Edwards tab. CCLXIV.
In Guiana ꝛc.
38. Parus. Meise (Fr. mesange Engl. titmouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise, Spiegel - meise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la charbonniere. Engl. the great titmouse.) P. capite nigro, tempori - bus albis, nucha lutea. *
Frisch tab. XIII. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch wohl schla - fenden Kindern nach den Augen hackt. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gat - tungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Som - mer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jung - fernmeise, der Blaumüller (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigibus caerulescentibus: pri - moribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo. *
Frisch tab. XIV. fig. 1.
Häufig in Europa. Ein schönes und überaus nutzba - res kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige Menge Insecten und deren Eyer vertilgt.
3. †. Caudatus die Schwanzmeise, Moormeise, Schnee - meise, Zagelmeise, der Backofendrescher, Pfannen -195 stiel. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the long - tailed titmouse) P. vertice albo, cauda corpore lon - giore. *
Frisch tab. XIV. fig. 3.
In Europa und Westindien. Sehr dick befiedert. Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein kunstreiches sack - förmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. l. tab. XXVI. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es, um es zu verbergen, von außen mit den nähmli - chen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der Indiani - sche Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato. *
Frisch tab. VIII. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigi - bus rectricibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
Buffon vol. III. tab. XXIX. fig. 2.
J. D. Titii parus minimus remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. I. II.
Hin und wieder in Ober-Italien, Pohlen, Sibi - rien ꝛc. Baut sich ein ungemein künstliches beutelför - miges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
19639. Hirundo. Schwalbe. Rostrum mi - nimum incuruum, subulatum, basi de - pressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bil - dung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, son - dern verrichten ihre Geschäfte meist fliegend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr ge - schickt die Insecten aus der Luft oder über dem Wasser im Flug wegzuschnappen. Die bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwal - ben, zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem was darüber geschrieben worden, doch noch nicht voll - kommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Ge - hülfe Guenau de Montbeillard vollständig zusam - mengestellt und unterstützt, in der hist. des oiseaux. vol. VI. pag. 557. u. f. oder für die andre**)Einer der neuesten und eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist Dai - nes Barrington in s. miscellanies. p.225. u. f. Behauptung angeführten Erfah - rungen, die Gattungen an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio scheint doch aber immer das Wegziehen derselben nach wär - mern Gegenden bey weiten die mehreste Wahrscheinlich - keit für sich zu haben.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de cheminée. Engl. the house-swallow, the chimney-swallow.) H.197 rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis. *
Frisch tab. XVIII. fig. 1.
In der ganzen nordlichen Erde. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt wor - den. Hier diese mit den nakten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Schwanzfedern heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectri - cibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba. *
Frisch tab. XVII. fig. 2.
Hat nebst der folgenden meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Das Nest ist wie ein Backofen oben zugewölbt und die Leim-Klümpchen woraus es besteht, sind ziemlich regel - mäßig fast wie Quaterstücken über einander gelegt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de ripage. Engl. the sand martin, the shore bird.) H. cinerea, gula abdomineque albis. *
Frisch tab. XVIII. fig. 2.
Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sandhügeln ꝛc.
1984. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Findet sich auf den Sundaischen u. a. Inseln des Indischen Archipela - gus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufnen Indianischen - oder Tun - kinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt, aber noch weiter nicht genau bekannt ist. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größ - tentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, the swift) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis. *
Frisch tab. XVII. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nordischen Erde, fliegt meist nur früh und Abends aus. Nistet gern in Thür - men, auf Kornböden ꝛc.
40. Caprimulgus. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum. vibrissae ciliares. Rictus am - plissimus. vnguis intermedius introrsum ciliatus.
1. †. Europaens. die Nachtschwalbe, Hexe, der Zie - genmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. narium tubis obsoletis. *
Frisch tab. CI.
In der alten Welt. Ein schön marmorirtes Thier, das seinen Geschäften bloß des Nachts nachgeht, und199 im Flug beständig schnurrt. Es lebt von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aus - sauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälft zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen - Samen, die sie im Kropfe (§. 65.) einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.
a) Cauda aequali modica.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holztaube. (vinago, linia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. coerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante. *
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die im Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in gemäßigtern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen wohl neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar200 binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abartungen (wovon doch manche für be - sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu, Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefederten Füßen. Frisch tab. CXLV.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit einem ungeheuren Kropfe. Frisch tab. CXLVI.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisce, Engl. the turbit. ) mit krausen Brust - federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. CXLVII.
d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon culbutant. Engl. the tumbler. ) mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring: überschlagen sich im schnellen Flug. Frisch tab. CXLVIII.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. CL.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühnerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker. ) mit auf - rechtem ausgebreiteten Schwanze. Frisch tab. CLI.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schna - bel und Augen herum. Hat ihren Nahmen daher, weil man sich ihrer in der Levante bedient, um Briefe zu überschicken; da man nähmlich solche201 Tauben aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimmt, und ihnen dann ein Billet unter die Flügel bindet, mit welchem sie ihrem alten Neste zueilen, und da abgeredeter Maßen aufgefangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen werden.
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cine - rea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis. *
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. XVI.
Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holztaube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectri - cibus postice atris, remigibus primoribus margine ex - teriore albidis collo vtrinque albo. *
Frisch tab. CXXXVIII.
Meist in ganz Europa.
4. †. Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice albis, dorso griseo pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis. *
Frisch tab. CXL.
In den warmen und gemäßigten Gegenden der alten Welt. Ihre gepriesene Keuschheit und eheliche Treue darf nicht so gar wirtlich verstanden werden.
5. †. Risorin. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra. *
Frisch tab. CXLI.
Im mildern Europa und in Ostindien.
202b) Cauda longiore cuneata.
6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore rufo. *
Frisch tab CXLII.
Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuweilen den Tag verdunkeln. Sie fallen dann in so dichten Scharen auf die Bäume, daß oft sehr starke Aeste da - von brechen; werden dann aber auch zu vielen tausen - den von den Indianern gefangen und frisch oder geräu - chert und getrocknet gegessen.
42. Tetrao. Macula prope oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl. the quail.) T. pedibus nudis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricibus margine lunulaque ferru - ginea. *
Frisch tab. CXVII.
In der ganzen alten Welt; von Lappland bis zum Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl auf den Inseln des mittländischen Meers und im benachbarten festen Lande*)II B. Mos. C. XVI. V. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII. V. 26., zuweilen in unermeßlichen Scharen sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ih - res Schlags wegen beliebt, wo man sie auch so wie in Schina (wie Kampfhähne) Paarweise fechten läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la per - drix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis cal -203 caratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda fer - ruginea, pectore brunneo. *
Frisch tab. CXIV.
Im mittlern Europa und in den gemäßigten Gegen - den des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle.) T. pe - dibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata. *
Daubenton planch. enlum. CCXXXI.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pe - dibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus. *
Buffon vol. II. tab. VII.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.
5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus nigris, apice albis: inter - mediis albis. *
Frisch tab. CX. CXI.
Findet sich auf den Schweizer - und Savoyschen-Alpen, und dann in den nördlichsten Erdgegenden, ist im Som - mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.
6. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan. (Fr. le petit tetras, Engl. the black cock) T. pedibus hir - sutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis. *
Frisch tab. CIX.
In der nordlichern alten Welt.
2047. †. Vrogallus, der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, le tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis. *
Frisch tab. CVII. CVIII.
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge - sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.
43. Numida. Caput collo compresso co - lorato cornutum. palearia carunculacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera instructo nares reci - piente. *
Frisch tab. CXXVI.
In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz Europa und vielen Gegenden von America fortgepflanzt.
44. Phasianus. Genae cute nuda lae - uigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, au - ribus nudis, cauda compressa ascendente. *
Der wilde Stammhahn*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. XCIV. XCV. ist in Indien zu Hause, wo ihn zuerst Dampfer auf Pulo-Condor entdeckt hat. Er ist von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblätt -205 chen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier in die neue Welt gebracht: hingegen auf der Oster-Insel, auf Tongatabu, Owaihi, u. a. Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung schon häufig vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer die es legt, und seinem oftmahligen Brü - ten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Streitbarkeit der Hähne hat man von jeher zur Unterhaltung benutzt, und Hahnen-Gefechte als Schauspiele gegeben.
Die Hühner find, wie andre Hausthiere, nach und nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vorzüglich fol - gende Spielarten zu merken sind:
a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Feder - busch auf dem Kopf. Frisch tab. CXXIX. CXXX.
b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch tab. CXXXI. CXXXII.
c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn, mit krau - sen lockigen Federn. Frisch tab. CXXXV.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn find schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden die mit Kaninchen und Hüh - nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, das so wie der Mohr und der canis aegyptius den individuellen Einfluß des Cli - mats von Guinea erfahren und schwarze Haut er - halten hat. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo überhaupt auch noch andre Vögel diese Sonderbarkeit haben sollen.
2062. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the phea - sant. P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis. *
Frisch tab. CXXIII.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingrelien von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben. Bey den Fasanhennen ist zuweilen so wie verschie - dentlich bey Pfauhennen die seltsame Veränderung beob - achtet worden, daß sie das Gefieder der Hähne gekriegt haben.
3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista flaua, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata. *
Edwards tab. LXVIII. LXIX.
4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan. P. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata. *
Edwards tab. LXVI.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro. ventre albo.
Buffon vol. II. tab. XIII.
In Guiana ꝛc.
46. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membrana - cea longitudinali.
2071. Gallopauo. der Kalekuter, Truthahn, Puder, Wäl - sche Hahn, Kuhnhahn. (Fr. le dindon, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato. *
Im mittlern und nordlichern America, wo er in großen Heerden zu hunderten, zumahl auf den höchsten Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge - bracht, wo er nun wegen seines vortrefflichen Fleisches als Meyergeflügel gehalten wird, und in zahlreiche Va - rietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfan, Pageluhn. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, cal - caribus solitariis. *
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver - pflanzt. Besonders ist das Männchen in Rücksicht der unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Na - tur: doch wird dieser Theil nicht vor dem dritten Jahre beym jungen Thiere ausgebildet; so wie auch das Fe - derbüschchen auf dem Kopfe alsdann erst hervor bricht. Zuweilen (aber freylich sehr selten) finden sich doch auch Pfau-Hennen mit dergleichen männlichem Gefieder*)Latham vol. II. P. II. tab. LX..
Auch gibt es bekanntlich eine weiße Spielart unter den Pfauen**)Frisch tab. CXX..
48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata, pedes cursorii.
2081. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bu - stard.) O. maris capite iuguloque vtrinque cristato. *
Frisch tab. CVI. u. f.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßig - ten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü - geln ohne Schwungfedern.
49. Struthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis alarum binis. *
Latham vol. III. P. I. tab. LXXI.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, und wohl drey Centner wiegt. Er ist in Africa zu Hause, und hat in manchen Stücken wie z. B. in Rücksicht der Brustschwiele und einer an - dern am Hinterleibe, die ihm beide beym Liegen, Sitzen und Schlafen zur Stütze dienen, einige Aehnlichkeit mit dem Camel. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit seines Laufs vergütet, worin er fast alle andere laufende Thiere über -209 trifft. Er läßt sich abrichten, so daß wohl zwey erwach - sene Personen auf ihm reiten können. Vorzüglich aber wird er durch seine Federn nutzbar. Er verschluckt zwar zuweilen Geldstücke und ander Metall, aber der Ver - such kann doch nicht oft ohne Schaden der Gesundheit des Thiers wiederhohlt werden.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tridacty - lis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis. *
Latham l. c. tab. LXXII.
In Ostindien. Kann auch so wie der Straus, Me - tallstückchen, glühende Kohlen ꝛc. verschlucken: hat große Stärke in seiner mittlern Klaue, womit er daumendicke Breter durchtreten kann. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entsprin - gen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemein - schaftlichen Kiele.
Der so genannte Americanische Straus, (Suri, Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat viel Aehnliches mit ihm ..
50. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis: vtraque man - dibula inflexo apice. facies vltra oculos nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambulatoriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Latham l. c. tab. LXX.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an210 Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt die - ser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahr - scheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesen u. a. Beweisen der Veränder - lichkeit in der Schöpfung im 1ten Th. der Bey - träge zur Naturgeschichte. S. 28. u. f. gehandelt..
So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan - zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicopterus. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schartenschnäb - ler, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris. *
Catesby vol. I. tab. LXXIII. sqq.
211In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel - ten. Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz auffallend langen Hals und Beinen wohl Mannshoch, und ist über und über vom schönsten Carmosinroth.
52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo gula nigra, occipite subcristato. *
Frisch tab. CC. u. f.
Hin und wieder in der westlichen alten Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.
Latham vol. III. P. I. tab. LXXIV.
Im ostlichen Süd-America.
54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: mandibula superiore triquetra rectissima: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calua: nares linea - res: pedes tetradactyli.
1. Americana. (Jabirn. Fr. la cicogne du Bresil.)
Latham l. c. tab. XXV.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
21255. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-bill.) C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. XXVI.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum. pedes tetra - dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis ex - tus testaceis. *
Frisch tab. CXCIV.
In der nordlichen alten Welt, zieht aber im Herb - ste zu großen Scharen nach wärmern Gegenden.
2. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aehbähr. (Fr. la cicogne. Engl. the stork.) A. alba, orbitis nu - dis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san - guineis. *
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Reb - hühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest um es weich auszufuttern.
3. †. Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblon - gis nigris. *
213Frisch tab. CXCVIII.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf den höchsten Eichen. Vorzüglich diese, doch auch andre Gattungen Reiher werden mit Falken gebaizet.
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato, cor - pore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.
Buffon T. VII. tab. XX.
In Persien ꝛc. Hat die berühmten langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Mor - genländern so theuer bezahlt und auf den Turbanen ꝛc. getragen werden.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea maculis transversis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis. *
Frisch tab. CCV.
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Ein langsames träges Thier, das eine rauhe starke Stimme hat, die es zumahl bey Regenwetterzeit von sich gibt.
57. Tantalus. Rostrum longum sub - ulatum teretiusculum subarcuatum, sac - cus iugularis nudus, pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescente albido.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. XXXV.
214Das berühmte, ehedem in Aegypten, auf den dasi - gen alten Denkmählern verewigte*)Middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X. pag. 90. sqq., göttlich verehrte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien kostbar einbalsamirte**)Caylus Recueil d'Antiquités. vol. VI. tab. XI. f. 1. und in besondern Ge - wölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt we - nigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom weißen Ibis (der ungefähr die Größe vom Storch hat) verschieden sey, ist noch unentschieden.
58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum te - retiusculum obtusum, capite longius, fa - cies tecta, pedes tetradactyli, postico plu - ribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cine - reis, femoribus tectis, fascia capitis nigra. *
Frisch tab. CCXXVI. u. f.
In den wärmern Gegenden der nordlichen alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelsziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto tuberculato, pedi - bus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis. *
Frisch tab. CCXXIX.
Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als die vo - rige Gattung und findet sich fast durchgehends in bei - den Welten.
21559. Tringa. Rostrum teretiusculum lon - gitudine capitis, digito postico vniarticu - lato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteu - fel. (Fr. le combattant, le paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque rubris rectricibus tribus laterali - bus immaculatis, facie papillis granulatis carneis. *
Frisch tab. CCXXXII u. f.
In der nordlichen alten Welt. Seinen Nahmen hat er von der hartnäckigen Streitbarkeit, mit welcher zu - mahl die Männchen zur Brunstzeit gegen einander fechten.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gania. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista depen - dente, pectore nigro. *
Frisch tab. CCXIII.
Ebenfalls in der nordlichen alten Welt. Läßt sich mit Nutzen zahm machen und in Gärten halten, wo er die Regenwürmer u. a. dergl. Ungeziefer vertilgt.
60. Charadrius. Regenpfeifer. (Fr. pluvier.) Rostrum teretiusculum, obtu - sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à crllier Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigri - cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis. *
Frisch tab. CCXIV.
Das überaus niedliche Thier findet sich hin und wie - der an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier216 herum, und auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans.
61. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum subulatum, re - curuatum, acuminatum apice flexili. Pe - des palmati, tridactyli.
1. †. Auosetta. R. albo nigroque varia. *
Buffon vol. VIII. tab. XXXVIII.
In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopus. Rostrum compres - sum: apice cuneo aequali, pedes curso - rii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann. (Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oister-catcher.) H. rostro pedibusque rubris. *
Latham vol. III. P. I. tab. LXXXIV.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum con - uexum, mandibula superiore margine su - pra inferiorem fornicata; frons calua, pe - des tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, la morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, ar - millis luteis, corpore nigricante. *
217Frisch tab. CCIX.
In der nordlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.
Buffon vol. VIII. tab. XVI.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
65. Rallus. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem ver - sus, aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnar - cher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, the daker hen.) R. alis rufo-ferrugineis. *
Frisch tab. CCX.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Den Nahmen Crex und Schnerz hat er von seiner Stimme. Wachtelkönig heißt er etwa seiner Farbe wegen, die der Wachteln ihrer ähnelt, oder von der alten irrigen Sage, daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli fissi.
2181. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackuka - wa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra pectore colum - bino.
Latham vol. II. P. II. tab. LXVIII.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen - Strom.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge - schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind. Sie haben hierin so wie in ihrer Lebensart viel Aehnliches mit den palmatis der vorigen Classe. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre - sten mit einer zähen Haut überzogen. Sie ha - ben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondre knorplige oder knöcherne Capsel*)Fabric. Hildani Fürtrefflichkeit der Anatomy. S. 222. u. f.. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, und woran sogar bey manchen Arten abgeschoßnes Schrot abprallt. Sie halten sich an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben219 mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum man - dibula superiore multo breuiore; infe - riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec én ciseaux. Engl. the seacrow, the cut-water.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. XXI. fig. 2.
In Nord-America. Der Oderschnabel ist kürzer als der untre und dieser liegt in jenem gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, sub - ulatum, subrectum, acutum, compressi - usculum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou.) S. corpore nigro, fronte albicante, superciliis atris.
Brisson T. VI. tab. XVIII. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln. Hat ihren Nahmen von der Unbefangenheit, womit sie sich mit Händen greifen läßt.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda forficata: re - ctricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis. *
Frisch tab. CCXIX.
An der ganzen nordlichsten Erde.
22069. Colymbus. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acuminatum, pedes compedes.
1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl. the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis. *
Frisch tab. CLXXXV.
Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomi - neque niueo, remigibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. CLXXXV.
An den Seeküsten der nordlichen Erde.
3. †. Urinator. (Fr. la grèbe.) C. capite laeui, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba. *
Edward's gleanings tab. CCCLX. fig. 2.
Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem Gen - fer-See. Sein Fell wird zu den schönen Feder-Muf - fen verarbeitet.
70. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum rectum cultra - tum, apice subadunco. Mandibula infe - rior infra apicem gibba.
Leben meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Scharen daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.
2211. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, ni - gris, pedibus tridactylis. *
Brisson T. VI. tab. XVII. fig. 2.
Am nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehenden Re - gen oder Sturm mit lautem Geschrey nahe über dem Wasser flattern.
71. Plotus. Rostrum rectum, acumi - natum, denticulatum. Facies tecta, pe - des palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. LXXII.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Hals, den das Thier spi - ralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische die es erschnappen will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul. Engl. the tropic bird.) P. rectricibus duabus longis - simis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. XLII. fig. 1.
Lebt an der offenbaren See, und zwar fast bloß zwi - schen beiden Wendezirkeln, daher die Seefahrer seine Erscheinung insgemein für ein Zeichen annehmen, daß222 sie sich nun innerhalb derselben befinden. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus; superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes vn - gue postico fessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.) P. nigra, vropygio albo.
Linne 'fauna suecica. tab. II. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean. Hält sich meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klip - pen auf, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines be - vor stehenden Sturms an, wenn er sich von da entfernt, und nach den Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel Fett, und die Einwohner von Feroër ꝛc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Tocht durch den Körper ziehen, und anbrennen, da dann die Flamme von dem Fette das allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. LXXXVIII.
Seine eigentliche Heimath scheint in Süden und Norden außerhalb der Wendezirkel zu seyn. Ist von223 der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann - ten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deut - sche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber sel - ten höher als 10-20 Fuß über der Meeres-Fläche. Auf seinen weiten Zügen innerhalb der Wendezirkel nährt er sich großentheils von fliegenden Fischen. *)vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507.
75. Pelecanus. Rostrum edentulum, rectum: apice adunco, vnguiculato: pe - des aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata. *
Frisch tab. CLXXXVI.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt aber auch auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nahmen von ihrer Eselsstimme, den Deutschen aber von dem unge - heuern beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschna - bel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl dreyßig Pfund Wasser fassen kann. Die fabelhafte Sage vom Pelican, der seine Junge mit seinem eignen Blute ätzen sollte, ist wohl von der Weise entstanden, wie dieses Thier seinen theils blutrothen Beutelkropf worin es den Jungen das Wasser zuträgt, sodann an die Brust drückt und so ausleert.
Die Americanische Kropfgans scheint specifisch von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forfi -224 cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis ni - gris.
Edwards tab. CCCIX.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf vierzehn Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, ca - pite subcristato. *
Frisch tab. CLXXXVII.
Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von Fischen die sie ganz verschluckt, und daher (so wie einige ver - wandte Gattungen dieses Geschlechts) in Schina u. a. zum Fischfang abgerichtet wird, indem man ihr einen Ring um den Hals legt so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kropfes stecken bleiben und dem Vogel wieder abgenommen werden.
4. Bassanus. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro - stro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie caerulea. *
Brisson T. VI tab. XLIV.
Im Norden von Europa und America, zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahmentlich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen im Winter um Portugal herum und an der Barbarey ꝛc. auf die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln wer -225 den die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher Menge gegessen, und daher mit schaudervoller Lebensge - fahr aus den Nestern in den schroffen Felsenklippen aus - genommen. *)Pennant's arctic zoology. vol. I. introd. p. XXX. tab. IV.
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum convexum, obtusum. lingua ciliata, obtusa.
1. †. Cygnus. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, the elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera flaua, corpore albo. *
Frisch tab. CLII.
In der ganzen nordlichen Erde: nährt sich von Frö - schen, Wasserpflanzen ꝛc. Man unterscheidet zwey Spiel - arten von Schwanen (die auch von manchen Naturfor - schern für verschiedne Gattungen angesehen werden) nähmlich den so genannten wilden (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel), und den so genannten zahmen (mit schwarzer dergleichen Haut). Jener gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich, der vielleicht zur Fabel vom melodischen Gesang der sterben - den Schwäne Anlaß gegeben.
2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesische Gans. (Fr. l'oye de guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpebris tu - midis. *
Frisch tab. CLIII. CLIV.
Hält in der Größe das Mittel zwischen dem Schwan und der Gans. Ist auf Guinea, am Cap, dann in226 in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans zu Hause. Man unterscheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose.) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, sub - tus pallidiore, collo striato. *
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zah - men soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.
4. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schottische Gans. A. fusca, capite collo pectoreque nigris, col - lari albo.
Frisch tab. CLVI.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde (z. B. auf Neu-Zembla, wo sie Barents brütend fand), und kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland u. a. laulichere Gegenden, wo sie sich unter andern von dem Thier der fast eyförmigen Entenmuschel (Lepas anati - fera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß diese Ente nicht aus einem Ey sondern aus diesen Muscheln hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von ei - ner verwandten Gattung, Anas erythropus von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. CLXXXIX. ) die daher auch bey vielen Ornitholo - gen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt.
5. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Edwards tab. XCVIII.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. I. u. f.
227In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und seine Eyer find sehr schmackhaft; was ihn aber noch wichtiger macht, ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind.
6. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto. *
Frisch tab. CLVIII. u. f.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen alten Welt, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahmen Enten scheinen die größte Neigung zu unnatür - licher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche auf Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah - nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
7. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dilatato rotundato; vngue incuruo. *
Frisch tab. CLXI. u. f.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
77. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitudinali-erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis, scapo nigricante. *
Frisch tab. CXC.
228In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gat - tungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fisch - teiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.
1. Arctica. der Papageyentaucher. (Fr. le macareux. Engl. the puffin.) A. rostro compresso-ancipiti sulca - to sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, pal - pebra superiore mucronata. *
An den See-Küsten der nordlichen Erde. Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un - terirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Rostrum compressiusculum, subcultra - tum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.
Hr. Dr. Forster hat unter diesem Geschlechtsnahmen sehr schicklich die bisher in andre Geschlechter (Diome - dea, Phaëthon ꝛc. ) zerstreueten Pinguins-Gattungen vereinigt. *)J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Com - mentat. Soc. Sc. Gott. 1780. vol. III. p. 121. sqq.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast aufrechter Gang ge - ben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, die sich229 zumahl zur Brütezeit in großen Scharen, auf den ein - samen Inseln der Südsee, vorzüglich auch um Feuer - land herum ꝛc. finden.
1. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula pa - rotica aurea.
J. R. Forster in Comment. soc. sc. Gotting. l. c. tab. II.
An der Magellanischen Meerenge, Südgeorgien ꝛc., auch auf Neu-Guinea. Die größte Gattung. Ueber drey Fuß hoch.
2. Magellanica. A. rostro nigro, pedibus rubicundis, fasciis duabus albis, vna includente oculos, altera pectorali.
Forster l. c. tab. V.
Auf dem Feuer-Lande, auf den Falklands-Inseln ꝛc.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 25. und 42.) und durch die Menge desselben von den Amphibien und Fischen, als welche letztre beide meist nur einerley Temperatur mit dem Medium halten in welchen sie sich befinden, und dann auch bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen Thiere haben.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin - gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockrerer Tex - tur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimm - ter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbeh - ren als diese, weit länger im so genannten luft - leeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten231 in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von fixer und phlogistisirter Luft aushalten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Was - sermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Ma - gen und Darmcanal vom Menschen gelebt ha - ben, als auch dem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänz - lich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild - kröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen ver - sehen sind; oder aber, als Schlangen einen lang - gestreckten, dünnen, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am - phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti - gen Thieren. Einige sind mit einer knochichten232 Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei - fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor - urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben so wie vom muntersten und unschuldigsten Be - tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter den Schlangen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an - gewiesen. Manche gehen willkührlich in beiden Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End - lich sind aber auch manche entweder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.
Von den Landthieren dieser Classe leben viele in dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten Gegenden: manche gar auf Bäumen ꝛc.
Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr ge - mischter Nahrung: andre hingegen wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat - tungen an. Großen Theils können sie zum Wun - der lange fasten: ich selbst habe z. B. Salaman - der auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauren können.
Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am - phibien eingeschränkter als bey den warmblüti - gen Thieren. Ich habe z. B. es nie dahin brin - gen können sie so wie die Saugethiere und Vö - gel mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen davon gefärbt worden wären.
Um desto auffallender ist hingegen bey vielen die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 18.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich234 die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwäch - re Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft verse - hen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigen - thümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich wie bey den warmblütigen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen worden, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweg - lichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia ca - lidi et frigidi sanguinis. im VIIIten B. der com - mentation. soc. reg. scientiar. Gottingens.
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien zumahl unter den Schlangen ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie235 im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Wassereidexen, Crocodile ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bey den meh - resten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn.
Unter den innern zeichnet sich doch bey vie - len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl - thäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller - hand Gaukeleyen abrichten lassen.
Hingegen ist, meines Wissens, kein einzi - ges Thier dieser Classe mit irgend einem wahren Kunsttriebe (§. 35.) versehen.
Auch scheinen die Amphibien, etwa einige Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei - nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.
Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie - ländische Frösche und Salamander in großen Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa - rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein - ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umarmen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, meines Wissens, sämmt - lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben manche, zumahl unter den Schlangen, auch der Salamander ꝛc. die Eyer nicht eher von sich als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.
Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni - gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier237 eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard - zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige Spielarten von Wassermolchen dafür zu halten, die ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen - den Wasser gefunden, worin lacera lacustris und palustris unter einander lebten, und die an Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen beiden Gattungen zu halten scheinen.
Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkomm - nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini) haben Anfangs noch keine Füße sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die neugebornen Salamander eine Art von Fischkiefern (branchiae oder Swam - merdam's appendices fimbriatae) hinter den Ohren; ferner zum Theil eine kleine Sauge - röhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile die nur für das ganz zarte junge Thier bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben all - gemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländischen238 Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät nicht beträcht - liches Alter von 12 – 16 Jahren. Hingegen weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan - genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile, und großen Schlangen ꝛc. zu einem noch ungleich höhern Alter müssen gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für man - che Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zu - mahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei - dexen ꝛc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten ꝛc. – bunte Schlangen bey den Nordamericanischen Wilden als Putz; – Eidexen, Vipern ꝛc. zur Arzney.
Schädlich werden manche ungeheure Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere zumahl unter den Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig - keit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord - nungen:
239I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Na - turforscher) – Schildkröten, Frösche, Ei - dexen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommne Gestalt erlangt haben,) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschied - nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pe - des digitati) oder durch eine Schwimmhaut verbundene, (pedes palmati) oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pedes pinnati) haben.
1. Testudo. Schildkröte. *)s. Joh. Gottl. Schneider allgem. N. G. der Schild - kröten, nebst einem systematischen Verzeichnisse der einzelnen Arten. Leipz. 1783. gr. 8. m. K.(Fr. tortue. Engl. tortoise. die See-Schildkröten aber turtle). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis.
Die mehresten Schildkröten find mit einer breiten knochichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwach - sen, und mit den breiten hornichten Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Ge - wöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen.
2411. Membranacea. T. pedibus palmatis vnguiculis tribus, testa dorsali membranacea ouata grisea striata. *
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine ferrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata. *
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An - hang tab. XLII.
In beiden Indien: auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt.
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte. (viridis Schneid. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedibus pinniformibus, marginibus maxil - larum dentatis, testa ouata. *
Catesby l. c. tab. XXXVIII.
Die größte und stärkste Schildkröte, die zuweilen wohl acht Centner an Gewicht hält*)In der hist. of the bucaniers vol. I. pag. 64. wird von einer (übrigens unbestimmten) Gattung Ame - ricanischer Schildkröten gesagt, daß sie 2 bis 3000 Pfund am Gewicht halten., und mit Lasten von sechs und mehrern Centnern, die man ihr auf den flachen Rücken legt, fortkriecht. Sie hat ihren gewöhnlichen Nahmen von ihrer blaß-olivengrünli - chen Schale und der auffallend dunkel-grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes; hält sich in der See auf, kommt aber zumahl im Junius ꝛc. häufigst auf unbe - wohnte Inseln wie z. B. in Westindien, im stillen242 Ocean ꝛc. (die theils davon ihren Nahmen erhalten ha - ben) um ihre Eyer zu legen, deren Anzahl sich auf meh - rere hunderte erstreckt. Da diese Gattung bloß von Seetang u. dergl. Vegetabilien lebt, so hat sie ein aus - nehmend schmackhaftes gar nicht thranichtes Fleisch das so wie die Eyer derselben besonders für die Küstenbe - wohner, Insulaner und für die Seefahrenden von größ - ter Wichtigkeit ist.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte. (euro - paea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbicu - lata planiuscula. *
Im mildern Europa.
5. Carolina. (Engl. the turapin.) T. pedibus digitatis, testa gibba, cauda nulla. *
Edwards tab. CCV.
Diese Landschildkröte ist in Carolina ꝛc. zu Hause. Ueberhaupt leben die Landschildkröten gesellig, und manche Gattungen derselben (wie z. B. die auf Ile de France) halten sich des Nachts in ganzen Scharen bey - sammen, so daß der Boden wie mit ihnen gepflastert scheint und man wohl hundert Schritt weit auf ihnen herum gehen kann, ohne daß man braucht den Fuß auf die Erde zu setzen.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scu - tellis eleuatis truncatis. *
In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rückenschilds, ein artiges Ansehen.
2432. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kürzern Körper und breitern dickern Kopf als die Eidexen. Eine einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen unge - schwänzt. Die mehresten haben an den Vorderfüßen freye Zehen, hinten aber Schwimmfüße. *)Ueber die hieländische Gattungen dieses Geschlechts s. das bewundernswürdige Meisterwerk, des sel. Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. fol.
1. Pipal. die Pipa, Tedo. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, po - sticis vnguiculatis. *
Seba vol. I. tab. LXXVII.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weib - chen vorher auf die gewöhnliche Weise von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindliche ge - schwänzte Kaulquappen**)s. Camper im IXten B. der commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129. u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2442. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. LXXII. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheuren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auribus ocellatis, pedibus muticis. *
Catesby vol. II. tab. LXXII.
In Nord-America. Fast von der Größe eines Kanin - chens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R. caudata, femoribus postice oblique striatis. *
Seba vol. I. tab. LXXVIII.
Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen star - ken fleischichten auf den Seiten platt gedrückten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Die - ses Thier erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, be - vor es noch völlig ausgebildet worden, doch eine fast Spannenlange Größe, häutet sich während der Zeit ver - schiedentlich, und hat in diesem Zustand zu einer alten Sage von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben.
5. †. Bufo. die Kröte, Ueze, Quadüze, Padde, der Lork. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fusco - que. *
Rösel tab. XX. XXI.
Ist wohl unschuldiger Weise in den Verdacht des hef - tigen Gifts gekommen. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durch -245 sägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. ange - troffen hat. *)s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII. pag. 151. sqq. Guettard mém. sur differ. par - ties des sc. et arts. vol. IV. pag. 615. sqq. Käst - ners Vorr. zum IIIten B. seiner Uebersetzung der Schwed. Abh. u. a.m.Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des sc. de Berlin v. J. 1782.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla trique - tra. *
Rösel tab. XXII.
Am Bauche schön blau und gelb gefleckt, hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita Lau - rent.) R. verrucosa, linea dorsali flaua, lateralibus rufescentibus. *
Rösel tab. XXIV.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. Kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eignen dumpfigen Laut von sich, der allerhand abergläubische Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch, Pogge. R. dorso planiusculo subangulato. *
Rösel tab. I-VIII.
Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Junge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag. Sie vermehren sich ungemein stark, so daß sie Landplage246 werden können, und die Abderiten einst zu Cassanders Zeiten wirklich ihrenthalb emigrirten. Sie sind für die Gärten nutzbare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und z. B. Spanische Fliegen verzehren, und darum unsicher zu essen sind.
9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Röling Marxgöker. R. corpore angulato, dorso transuerse gibbo, abdomine marginato. *
Rösel tab. XIII-XVI.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwin - keln auf. Sie find schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden: sind aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekom - men die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzichte Knollen an den Daumen der Vorder - füße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites. Fr. la raine, la grenouille de St. Martin, le graisset.) S. cor - pore laeui, subtus granulate, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis. *
Rösel tab. IX ad XII.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England, aber desto häufiger in Italien), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken über - zogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zum Anhängen. Die mannbaren Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine247 laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich ge - ben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Ku - gel, fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis. *
Seba vol. II. tab. LXXXVI. fig. 3.
In Ostindien und Africa. Die so genannten Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat, dienen ihr wohl einen Sprung zu wagen, aber nicht zu einem ordentli - chen Flug. Im übrigen Körperbau ähnelt sie der ge - meinen grünen Eidexe.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard.) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus horrida. *
Gesner le quadruped. ouiparis. pag. 8.
Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen Was - ser, das wohl eine Länge von funfzig*)Norden voyage d'Egypte. pag. 163. Fuß erreicht, und hauptsächlich im Nil zu Hause ist. Er tödtet Men - schen und größere Thiere, aber jung gefangene Crocodile lassen sich doch zähmen und abrichten. Das Weibchen liegt bey der Paarung auf dem Rücken, legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie ha -248 den kaum die Größe eines Gänse-Eyes, und werden gro - ßentheils vom Ichneumon aufgesucht und ausgesoffen.
2. Alligator. der Kaiman, Americanische Crocodil. L. capite imbricato plano, nucha nuda, cauda superne lineis binis lateralibus aspera. *
Catesby vol. II. tab. LXIII.
Im mittlern America. Ist schüchtern, furchtsam, und überhaupt so wie in der Bildung so auch im Na - turell und Lebensart vom Nil-Crocodil sehr verschieden: legt nur etwa dreyßig Eyer ꝛc.
3. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico maculis ocellatis. *
Seba vol. I. tab. XCIV. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ein überaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das ungefähr anderthalb Ellen lang wird, und weil es sich meist in Gesellschaft der Crocodile aufhält, durch den pfeifen - den Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.
4. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata. *
Seba vol. I. tab. XCV. sqq tab. XCVIII. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer, soll aber, wie schon Hieron. Benig bemerkt, für venerische Personen gefähr - lich zu essen seyn.
5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tri - busque coadunatis. *
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. XI.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Ein langsames träges Thier, das sich auf249 Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt, die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei - bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha - mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha - ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na - türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar - ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht wird.
6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub - tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis. *
Seba vol. I. tab. CVIII.
In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird. Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach - her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach sich zieht.
2507. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti medio - cri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamo - sis marginatis. *
Seba vol. II. tab. CV. fig. 3.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc. War weiland als ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen; wird auch noch jetzt, wenigstens in seiner Heimath, in dieser Absicht verbraucht.
8. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrigen Deutschen Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern. Ver - muthlich ist es die gleiche Gattung, die neuerlich im Spanischen America als ein so kraftvolles specifisches Heilmittel berufen ward.
9. †. Palustris. die Sumpfeidexe. L. cauda lanceolata mediocri, corpore laeui, capite depresso. *
Laurenti tab. IV. fig. 2.
10. †. Lacustris der Wasser-Molch, Wasser-Sala - mander. L. dorso lateribusque verrucosis, capite crassiore, mutico; genis pendulis. *
Laurenti tab. II. fig. 4.
Weit größer und dicker als die vorige Gattung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben im Früh - jahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rü - ckens hinlaufende emporstehende ausgezackte Haut. Der äußerst merkwürdigen Reproductionskraft wodurch sich251 beide Gattungen hieländischer Wasser-Eidexen, zumahl aber hier diese, auszeichnen, ist schon oben Erwähnung geschehen (§. 18.) Die Türken gebrauchen dieses wi - drige Geschöpf, das bey ihnen Skinkôre heißt, zu gleicher Absicht wie den Stincus, und bezahlen es daher aufs theuerste. *)Shaw's travels pag. 348. der zweiten Ausg.
11. †. Salamandra. der Molch, Salamander, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, corpore flauo nigroque vario nudo, poroso. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Ein schönes schwarz und orangegelb geflecktes, Span - nenlanges und Daumendickes Thier, wovon man ehe - dem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. Was am letztern Umstand wahr ist, kommt darauf hinaus, daß der Salamander in einem schwachen Kohlfeuer einige Zeit ohne Schaden ausdauern kann, indem er theils durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine Oeffnungen, die über seinem Körper zer - streut sind, einen Saft von sich spritzt, wodurch er von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslöscht und die Gluth mindert.
Die Schlangen haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,252 oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser, (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können) andre auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein - ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, und lassen sich so weit von einander dehnen, daß sie, andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können*)Seba vol. II. tab. VIII. XVII. XIX.. Manche sind mit hefti - gem Gift in besondern Bläschen des Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und zur Verthei - digung dient**)Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie - ren mit dem Alter in Verhältniß, so daß man z. B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap - perschlangen sey völlig unschuldig, und hingegen der von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht auch hier wie beym Stich der Scorpione und vieler anderer Insecten u. Himmelsstrich, Jahrs - zeit und Witterung einen großen Unterschied, da alle dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und in schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden, als unter den entgegen gesetzten Umständen..
5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes; Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcau - dales. Crepitaculum terminale caudae.
2531. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23. *
Seba vol. II. tab. XCV. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf sechs Fuß lang und Arms dick. Der Laut, den die Klap - per von sich gibt, soll dem Zwitschern großer Heu - schrecken ähneln*)s. Hrn. Hofr. Michaelis im Götting. Magaz. IVten Jahrg. Istes St. S. 91.. Die Anzahl der Gelenke dieses Theils steigt bey manchen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen. Daß Eichhörnchen, kleine Vögel ꝛc. von den Bäumen der darunter liegenden Klapperschlange gleichsam von selbst in den Rachen fallen, bestätigt sich allerdings, und ist um so weniger befremdend, da man ähnliche Phänomene auch an an - dern Schlangen, und so auch an Kröten, an Habich - ten, und an Katzen bemerkt hat, die alle, wie es scheint, unter gewissen Umständen durch bloßes steifes Ansehen andre kleine Thiere an sich locken können. Hier dieser Schlange kommt dabey ihre Klapper zu statten, deren zischelndem Laut die Eichhörnchen ꝛc. (– seys nun aus einer Art Neugierde, oder Mißver - ständniß, oder zagender Angst ꝛc. –) von selbst nach - zugehen scheinen. Wenigstens weiß ich von sehr unter - richteten Augenzeugen, daß es der gewöhnliche Kunst - griff der dortigen jungen Wilden ist, sich im Busch zu verstecken, das Zischeln der Klapperschlangen nach - zumachen und dadurch die Eichhörnchen zu locken und zu fangen. – Die Klapperschlangen selbst, werden von den Schweinen aufgesucht, und ohne Nachtheil gefressen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
2546. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda. B. scutis 240, scutellis 60. *
Seba vol. II. tab. XCVIII. sqq.
In Ostindien und Africa. Wird nach H. Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann einem lebendigen Tiger die Rippen und andere Knochen ent - zwey brechen und nachdem sie ihn mit einem gallerti - gen Geifer überzogen, ganz hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillen - schlange von den Ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet.
Die Amaru-Schlange in Süd-America die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden.
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gat - tung. Auch wird sie nur etwa sechs Fuß lang.
7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22. *
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange. *)Saraf 4 B. Mos. 21, 6.C. scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang. tab. XI.
255Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und soll allerdings auch giftig seyn. *)v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung. S. 184.
3. †. Berus. die Italiänische Viper. (Engl. the adder.) ♂ C. scutis 146. squamis 39. *
Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. XV – XVIII.
Laurenti tab. II. fig. 1.
Diese zu Suppen und andern Arzneyen ehedem häu - figst verordnete eigentliche Viper ist von bräunlicher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon im südlichen Deutschland und in der Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung ꝛc. wird doch aber nur selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln ge - fressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. †. Natrix. die Natter, Schnacke. C. scutis 170. squamis 60. *
Meyer l. c. vol. I. tab. LXXXIX. sqq.
Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35. *
Voigt's Magazin Vten B, Istes St. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs des256 Rückens laufen etliche und zwanzig große und sehr re - gelmäßige carmoisin-rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citron-gel - ben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida tragen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60. *
Seba vol. II. tab. LXXXV. XC u. a.
In Orient. Die Haut am Halse ist weit ausdehn - bar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be - zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber doch vom Ichneumon ohne Schaden gefressen, und ist auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukelkün - sten abzurichten.
8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Haselwurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm, the slow-worm.) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud. *
Laurenti tab. V. fig. 2.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey; wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden-lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spiel - arten.
9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *
257Seba vol. I. tab. LXXXVIII. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labium superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135. *
Seba vol. II. tab. XXV. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, son - dern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer Flossen bewegen, und mittelst wahrer Kiefern Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 95.) zu unterscheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei - ten hinter dem Kopfe meistens unter einer oder mehrern großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran - chialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver - bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh - ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die unge - fähr der Fahne an einer Feder ähneln und die259 an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen ver - sehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich ei - nige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine ver - ticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zu - sammen gedrückt (corpus compressum s. ca - thetoplateum); bey einigen andern hingegen wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s.260 plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den Panzerfischen prismatisch oder viereckt ꝛc.
Bey allen stoßen aber Kopf und Rumpf un - mittelbar an einander ohne durch einen eigentli - chen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Wohl alle Fische ohne Ausnahme sind mit Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfaltigsten theils ausnehmend ele - ganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind.
Sie werden von außen noch mit einem beson - dern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten Linie liegen.
Die mehrsten der so genannten Knorpelfische sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit einer festen knochichten Schale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen,) bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein -261 ander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwan - ze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und ver - tritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da - mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe - ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein andres Hülfsmittel zu Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken, ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß - Wasser-Fische versehen sind, die mit phlogisti - sirter Luft gefüllt ist, und meist mittelst eines eig - nen Canals (ductus pneumaticus) mit dem Magen oder Schlunde in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser -262 Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andre theils in warmen minerali - schen Quellen*)s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr. 1774. pag. 256. u. f. Buffon supplement. vol. V. pag. 540. u. f..
Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähm - lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Viele Gattungen von Fischen unternehmen in gewissen Jahreszeiten große Reisen; manche Seefische steigen z. B. um zu leichen in die Buch - ten und Mündungen der Flüsse; andere wie die Häringe ziehen zu bestimmter Zeit vom Nordpol nach den mildern südlichern Meeren ꝛc.
Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und sind, da sie keine eigentlichen Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher - ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver - sehen worden.
263Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Was - serthiere wie mit einem Köder zu locken und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.)
Andre wie der Chaetadon rostratus mit ei - ner Spritzröhre, um dadurch die über dem Was - ser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andre wie der Zitterrochen, der Zitteraal, der Zitterwels ꝛc. mit einer besondern erschüttern - den und betäubenden Kraft.
Viele wie die Hayfische u. a.m. mit einem furchtbaren Gebiß.
Manche wie der Sägefisch, Schwertfisch ꝛc. mit andern Waffen u. s. w.
Die äußern Sinne der Fische haben unge - mein viel sonderbares, auszeichnendes.
Der Geruch z. B. muß bey vielen überaus scharf seyn, da sie die versteckten Köder in wei - ter Entfernung auswittern.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn, und zwar in auffallender Schärfe –, sondern auch selbst ähnliche Organe wie die im innern Ohr andrer rothblütigen Thiere, besitzen.
264Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen sich aber im Baue des Auges der Fische*)s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris v. J. 1762. S. 76. u. f. und Dess. opera minora. vol. III. pag. 250. sqq., das sich z. B. durch den gänzlichen Mangel des so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); – und anderseits durch einen überaus sonderbaren fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner - halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut liegt, u. dergl. m. auszeichnet.
Was die Seelenkräfte der Fische betrifft, so fehlt es noch sehr an richtigen Beobachtungen über dieselben. Doch weiß man, daß manche wie z. B. die Forellen überaus kirre werden**)Baster opusc. subsecina. T. I. L. II. pag. 88.; andre, z. B. die Karpfen sehr listig und verschla - gen sind u. s. w.
Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche Anmerkung die bey den Amphibien gemacht worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe - riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen wohin der Aal und die so genannte Aal -265 mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Saamen der Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov Magaz. v. J. 1765. S. 978. u. f..
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben wirkliche Zwitter**)s. Hrn. von Haller in den Comment. soc. sc. Got - ting. vol. I. pag. 21.; – und anderseits auch völlig geschlechtlose***)Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506. Mißgeburten gefunden haben will.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer - chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta - tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an - dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer - stöcke größer sind als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man z. B. beym Häring zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc .****)Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280..
Theils haben die jungen Fische so wie sie aus dem Eye kriechen noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls so wie viele Am - phibien (§. 95.) erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet werden.
Die Fische gelangen im Verhältniß zur Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hun - dert Jahre erreichen können. Doch werden ei - nige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamt - schadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stil - len Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schäft –, und in Rücksicht der überaus sinnrei -267 chen angemeßnen Geräthschaften die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachden - kendem Studium aus. Aber auch für einen gro - ßen Theil der cultivirten Erde ist der Fang eini - ger besondern Gattungen von Fischen wie z. B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. dergl. m. ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des unsäg - lichen Luxus zu geschweigen den man zumahl bey den alten Römern mit vorzüglich großen Stücken von schmackhaften Fischen, besonders mit Stören, Muränen ꝛc. getrieben. Ihr berühmtes garum*)Plin. L. XXXI. c. 7. „ Liquoris exquisiti genus, quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris - que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt sit illa putresceutium sanies. “ ward aus den Eingeweiden mancher Fische, (ge - wisser Maßen so wie der Cavear aus dem Rogen der Störe) bereitet.
Manche Theile einiger Fische werden auch zu Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc. Die Haut des Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe u. a. Fische zum Brennen ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind einige Fische mit heftigem Gift versehen, das ih -268 ren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Bey der Anordnung der Geschlechter dieser Classe habe ich, wie es die Natur mit sich bringt, die von Linné ohne Grund zu den Amphibien ge - zählten Fische wieder in ihre behörige Classe ge - bracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun - gen ausmachen.
In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz dem Linnéischen System gefolgt.
I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor - pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä - ten haben.
II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel und die Kieferhaut oder doch eins von beiden mangelt.
Die folgenden hat Linné nach der Beschaf - fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge - rade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.
Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte Gräten, besonders auch in den Flossen, und bey den mehresten ist das Maul auf der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Petromyzon. Spiracula 7. ad la - tera colli. Fistula in vertice. Pinnae pe - ctorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl. the lamprey. P. ore intus papilloso, pinna dorsali po - steriori a cauda distincta. *
Bloch tab. LXXVII.
In der Nordsee so wie im mitländischen u. a. Mee - ren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata. *
Bloch tab. LXXVIII.
In größern Flüssen. Wird nur halb so groß als die vorige Gattung. Beide können sich mit dem Maule an Klippen, Schiffe ꝛc. (fast wie Blutigel) fest saugen.
2. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula 5. subtus ad collum. corpus depressum. os sub capite.
Ein ansehnliches Geschlecht, dessen Gattungen aber noch nicht genau genug bestimmt scheinen. Sie werden271 theils durch ihre Größe, theils durch ihr sonderbares Ansehn, theils durch andre auszeichnende Eigenschaf - ten ꝛc. merkwürdig. Ungeachtet sie nur ein Ey auf ein - mal legen so vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer in manchen Gegenden ganz davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornichte Schale mit vier Spi - tzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis macu - lis dorsalibus 5 orbiculatis.
Bloch tab. CXXII.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XIX. sqq.
Besonders im mitländischen Meer. Er betäubt die Thiere, die sich ihm nähern. Kann aber auch einen erschütternden Schlag mittheilen, der dem von der Leidner Flasche ähnelt. Wird doch an theils Orten vom gemeinen Mann gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Te - pel. (Fr. la[raie] lisse. Engl. the skate, the flair.) R. va - ria, dorso medio glabro, cauda vnico aculeorum ordine. *
Bloch tab. LXXIX.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent - ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the sting-ray.) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio. *
Bloch tab. LXXXII.
In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig. Aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
2723. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula 5 ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in anteriore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo. *
Bloch tab. LXXXV.
In den Europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi. *
Bloch tab. CXVII.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis. *
Bloch tab. CXIX.
Ein ungeheures blutdürstiges unersättlich-gefräßiges Thier, das zuweilen auf zehntausend Pfund wiegt, und in dessen Magen man wohl eher ganze Pferde ge - funden hat. Zieht scharenweise den Transportschiffen mit Negersclaven von Guinea bis zu den Antillen ꝛc. nach, um die Menge derselben die unterwegs an Krankheit sterben oder sich selbst ersäufen, gleich auf - zuschnappen. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden und folglich beweglich find, und zurückgeschlagen werden können.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrinque dentato. *
Bloch tab. CXX.
273Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Ränden mit 24 starken eingekeilten Zähnen besetzt.
4. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes primo - res incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Bloch tab. CXXIV.
Im nordlichen Atlantischen Meer.
5. Acipenser. Spiracula lateralia so - litaria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11. *
Bloch tab. LXXXVIII.
In allen Europäischen Meeren, auch im Caspischen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Flei - sches als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge - gen tausend Pfund schwer werden.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15. *
Bloch tab. LXXXIX.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im Caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
2743. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsali - bus 13. caudalibus 43. *
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vor - züglich wegen des Fischleims oder der Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der innern Haut der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus) die auch das beste Caviar gibt; ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
In Rücksicht der Flossen - und übrigen Grä - ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon mehr den folgenden Ordnungen der von Linné ei - gentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kie - fernhaut, oder beides*)Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer - öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten Haut verschlossen. s. Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. a.1780. pag. 679. u. f..
6. Lophius. Seeteufel. (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil.) Pinnae pectorales bra - chiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depres - sus capite rotundato. *
275Bloch tab. LXXXVII.
Der ungeheure Kopf der die größere Hälfte des gan - zen Thiers ausmacht, und dann die fleischichten Angel - faden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
7. Balistes. Hornfisch. Caput compres - sum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squamis corio coa - dunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subvilloso. *
Bloch tab. CXLVIII. fig. 1.
In beiden Indien.
8. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre.) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Triqueter. O. trigonus muticus. *
Seba vol. III tab. XXIV. fig. 6. 12.
So wie der folgende in Ostindien.
2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus subcau - dalibusque binis. *
Ein überaus niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen - zellen, bezeichnet ist.
9. Tetrodon. Corpus subtus murica - tum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poissson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus.
Seba vol. III. tab. XXIII. fig. 5.
276Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun - des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Flusses, sehr giftig.
2. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon fish.) T. totus hispidus papillis setaceis. *
Gesner pag. 744.
Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Was - sern der benachbarten Länder.
3. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun fish.) T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.
Gesner pag. 754.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
10. Diodon. Corpus spinis acutis mo - bilibus vndique adspersum. Pinnae ven - trales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcu - pine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus. *
Bloch tab. CXXVI.
Zumahl im Atlantischen Ocean: und zwar auch an den Nordamericanischen Küsten.
11. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hofpadde (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump sucker.) C. cor - pore squamis osseis angulato. *
Bloch tab. XC.
277In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
12. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa - moso scabro, cauda recta extensa. *
Bloch tab. CXXIII. fig. 1.
Im mitländischen Meer ꝛc.
13. Sygnathus. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato maxilla inferiore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis, corpore septemangulato tuberculato. *
Bloch tab. XCI. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc. wird wohl über zwey Fuß lang, aber kaum Daumens dick.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea horse.) S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore septemangulato tuberculato. *
Bloch tab. CIX. fig. 3.
Im mitländischen u. a. Meeren. Hat seine Nah - men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe ähneln soll. Im278 Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
14. Pegasus. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus arti - culatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico. *
Bloch tab. CIX fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen äh - neln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die folgenden drey Ordnungen be - greifen nun die von Linné eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Brustflossen haben.
15. Muraena. Caput laeue. Nares tubu - losae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Murâne. M. pinnis pectoralibus nullis. *
Bloch tab. CLIII.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in der wärmern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, corpore vnicolore. *
279Bloch tab. LXXIII.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Le - ben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er wohl sicher leben - dige Junge.
3. Siren. M. pinnis pectoralibus tetradactylis, membra - nae branchiostegae officulis tribus pinnatifidis.
Philos. Transact. vol. LVI. tab. IX.
Dieß ist Linné's siren lacertina woraus er eine eigne Ordnung von Amphibien machte.
16. Gymnotus. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5, corpus compres - sum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch. G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali annexa.
Bloch tab. CLVI.
Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise - geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Er ist etwa Manns lang, und vorzüglich wegen der sonderbaren ihm beywohnenden electrischen Kraft merkwürdig, mit - telst deren er so wie der Zitterroche und Zitterwels, Menschen und Thieren, die sich ihm nähern, einen betäubenden Schlag mittheilt. Daß es auch bey die - sem Fische ganz unwiderredlich währe Electricität sey,280 ist selbst dadurch völlig erwiesen, daß man gesehen, wie er Funken gibt ꝛc.
17. Trichiurus. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. Trichiurus.
Bloch tab. CLVIII.
In beiden Indien.
18. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque co - nici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis. *
Bloch tab. LXXIV.
An den Küsten des nördlichen Europa.
19. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes ace - rosi. Membr. branch. rad. 7. corpus tere - tiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, Tobiasfisch. (Engl. the sand launce) A. maxilla inferiore longiore. *
Bloch tab. LXXV. fig. 2.
Ebenfalls am nordlichen Europa.
28120. Ophidium. Caput nudiusculum, dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7. patula. Corpus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4. *
Bloch tab. CLIX. fig. 1.
Am südlichen Europa.
21. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Membr. bran - chiostega .... Corpus ouatum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. vnicolor.
Bloch tab. CLX.
In America.
22. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8. corpus teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'efpadon. Engl. the sword-fish. whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, trian - gulari. *
Bloch tab. LXXVI.
Ein furchtbar-starkes Thier der nordlichen so wohl als der südlichen Meere, das wohl mit seinem Schwerte auf achtzehn Fuß lang wird, und gegen fünf Centner am Gewicht hält.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.
23. Callionymus. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6. apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven - trales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis. *
Bloch tab. CLXI.
Im Atlantischen Ocean.
24. Vranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla supe - rior breuior. Membr. branch. rad. 5. anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star gazer.) V. cirris multis in maxilla inferiore. *
Bloch tab. CLXIII.
Vorzüglich häufig im Mitländischen Meer.
25. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6. anus prope pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever.) Trachinus.
Bloch tab. LXI.
Im Mitländischen Meer, und der Nordsee ꝛc.
28326. Gadus. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7. teretibus, pinnae cute communi vestitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglesinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, ma - xilla superiore longiore. *
Bloch tab. LXII.
Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean, vorzüg - lichst aber an den Englischen und Schottischen Küsten.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra maxilla superiore longiore. *
Bloch tab. LXIII.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabliau, Stockfisch, Steinfisch. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripte - rygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso. *
Bloch tab. LXIV.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nahmen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif - fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (als eigentlicher Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conser - vation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit fürs Menschen - geschlecht sind. Sie finden sich in den nordlichen Ge - genden, beides des stillen und des Atlantischen Oceans, werden aber vorzüglichst um Neu-Fundland, Neu-Eng - land, Neu-Schottland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien gefangen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sqq.
2844. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore. *
Bloch tab. LXV.
In den Europäischen Meeren.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipte - rygius cirratus, maxillis aequalibus. *
Bloch tab. LXX.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten Europäischen Fische.
27. Blennius. Schleimfisch. Caput decliue, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis duobus. *
Im Mitländischen Meer, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
28. Cepola. Caput subrotundum com - pressum Os simum, dentes curuati, sim - plici ordine. Membr. branch. radiis 6. Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C. pinna caudae attenuato, capite obtusissimo.
Bloch tab. CLXX.
28529. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking fish.) L. cauda bifurca, striis capitis 18. *
Bloch tab. CLXXII.
Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des queer - gestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe und Ufer anhalten kann. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
30. Coryphaena. Caput truncato de - cliue. Membr. branch. rad. 5. pinna dor - salis longitudine dorsi. *
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the delphin.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60. *
Bloch tab. CLXXIV.
Im Atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.
31. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos: altero anteriore. Membr. branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.
1. †. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali se - cunda radiis 14.
Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 3. 5.
32. Cottus. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker. (Engl. the pogge.) O. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso. *
286Bloch tab. XXXVIII. fig. 3. 4.
An den nordlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus. *
Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 2.
Ein sehr gemeiner Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind aufs sorgfältigste.
33. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa. *
In Ostindien.
34. Zevs. Caput compressum. Decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7. perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina aute pinnam ana - lem dorsalemque recumbente. *
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata la - teribus mediis ocello fusco, pinnis analibus duabus. *
Gesner p. 439.
Beide im Atlantischen Meer.
35. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Ocu - lis vtrisque in eodem latere frontis. 287Membr. brahch. rad. 4-7. Corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero ab - domen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au - gen haben Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, cor - pore glabro, tuberculis 6. capitis. *
Bloch tab. XLII.
Nebst den folgenden besonders in den nordlichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pin - nas. *
Bloch tab. XLIV.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis. *
Bloch tab. XLVI.
4. †. Hippoglossus. die Heilbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro. *
Bloch tab. XLVII.
Theils von vier Centnern an Gewicht.
5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero. *
288Bloch tab. XLIX.
Doch weit kleiner als die volige.
36. Chaetodon. Dentes setacei, flexi - les confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6. corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9. maculaque ocellari, rostro cylindrico. *
Philos. Transact. 1765. tab. IX.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten die an aller - hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfal - len und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidatus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo. *
Seba vol. III. tab. XXV. fig. 8.
In Ostindien.
37. Sparus. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia duplica - ta. Membr. branch. rad 5. corpus com - pressum. Pinnae pectorales rotundatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos. *
Rondelet pag. 115.
Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goll farbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, cor - pore fasciis nigris. *
Rondelet pag. 122.
289Aehnelt dem vorigen Fisch in der Bildung und Le - bensart. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Geliebte kämpfen.
38. Labrus. Dentes acuti, labia simpli - cia. Membr. branch. rad. 6. pinnae dorsa - lis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales acuminatae.
1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescenti - bus, vitta longitudinali fulua vtrimque dentata. *
Gesner pag. 549.
Im Mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche schmerzt.
39. Sciaena. Caput .... Membr. branch. rad. 6. opercula squamosa et to - tum caput. Corpus: fossula dorsi propin - na dorsali recondenda.
1. Vmbra. S. nigro varia, pinnis ventralibus integerrimis. Ebenfalls im Mitländischen Meer.
40. Perca. Opercula squamosa, serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Baarsch. (Fr. la perche. Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16. *
Bloch tab. LII.
2. †. Lucioperea. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 32. *
290Bloch tab. LI.
Ein sehr schmackhafter Raubfisch des nordlichern Europa.
3. †. Cernna. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27. spinis 15. cauda bifida. *
Bloch tab. LIII. fig. 2.
41. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3. corpus ad caudam vtrimque cari - natum. Pinnae ventrales pone pectora - les, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus. *
Bloch tab. LIII. fig. 3.
2. Volitans. G. spinis dorsalibus 13. cirris 6, pinnis pectoralibus corpore longioribus. *
Seba vol. III. tab. XXVIII. fig. 1.
Um Amboina. Einer der fliegenden Fische.
42. Scomber. Caput compressum; laeue. Membr. branch. rad. 7. corpus laeue, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maquerean. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5. *
Bloch tab. LIV.
Im Nordischen und Atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber schmackhafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum (§. 118.).
2912. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8. *
Bloch tab. LV.
In der Nordsee, dem Mitländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns-lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer*)Seinen Fang s. in Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII – XXX..
43. Mullus. Caput compressum, decliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cir - ris geminis, corpore rubro.
Gesner pag. 667.
Ein sehr schöner und vorzüglich schmackhafter Fisch des Mitländischen Meers. Ungefähr Fuß-lang.
44. Trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote. Engl. the tub fish.) T. digitis ternis, linea laterali acu - leata. *
Bloch tab. LX.
2. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis. *
Gesner pag. 514.
Beides fliegende Fische.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen Wassern.
45. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C cirris 2. capite depresso, oculis promi - nulis.
Seba vol. III. tab. XXXIV. fig. 7.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. XXXIV. pag. 108..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrun - del. (Fr. la loche.) C. cirris 6, capire inermi com - presso. *
Bloch tab. XXXI. fig. 3.
Ein bekannter schmackhafter kleiner Fisch, wovon es mehrere Spielarten, mit und ohne Bartfäden tc. gibt. Die größten finden sich in der Aar in der Schweitz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm - beisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C cirris 8, spina super oculos. *
Bloch tab. XXXI fig. 1.
Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, er - hält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wetterver - änderung unruhig.
29346. Amia. Caput osseum, nudum, sca - brum, suturis conspicuum. Dentes in mandibulis palatoque acuti, conferti. Cirri nasales 2. Membr. branch. radiis 12. corpus squamosum.
1. Calua. A. cauda macula nigra.
In Carolina.
47. Silurus. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4 – 14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spino - sus, retrodentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
Bloch tab. XXXIV.
Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonder - bar Ansehen hat. Er soll wohl eher selbst Menschen und Pferde ꝛc. aufgefressen haben.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra. *
Catesby vol. III. tab. XIX.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. S. pinna dor - sali vnica lumbari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. XX.
Ist ebenfalls einen electrischen Schlag mitzutheilen im Stande. Findet sich im Nil u. a. Africanischen294 Strömen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.
48. Teuthis. Caput antice subtrun - catum. Membr. branch. radiis 5. Den - tes simplici serie aequales, rigidi, ap - proximati.
1. Hepatus. T. spina vtrinque caudali recumbente mobili.
Seba vol. III. tab. XXXIII. fig. 3.
In beiden Indien.
49. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum retra - ctile. Membr. branch. radiis 6. corpus cataphractum.
1. Cataphracta. L. pinna dorsi vnica, cirris duobus. *
Seba vol. III. tab. XXIX. fig. 14.
In Süd-America.
50. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 – 10. pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales multiradiatae.
1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferiorem maxillam pro - minente. *
Bloch tab. XX. XCVIII.
In den nordischen Meeren und Flüssen. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Un - terkiefer.
2952. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumo - née. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6. *
Bloch tab. XXI.
Wird wohl 8-10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore. *
Bloch tab. XXII. XXIII.
In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund, wird selten über zwey Pfund schwer. Variirt gar sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo. *
Bloch tab. CIV.
Im Alpinischen und Nordischen Europa. Zumahl ein sehr wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt fast bloß von Mücken (culex pipiens).
5. †. Eperlanus. der Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17. *
Bloch tab XXVIII. fig. 2.
Im nordlichern Europa.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14. *
Bloch tab. XXV.
In der Nord - und Ostsee.
Einige verwandte und wegen ihres ausnehmend schmackhaften Fleisches berühmte Fische sind nur noch nicht genau genug bestimmt um entscheiden zu können, ob sie als bloße Spielarten der Schnepel oder für be - sondre Gattungen angesehen werden müssen.
296Dahin gehören z. B. die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mir mit der berühmten*)Nouv. Heloise. P. VI. L. XI. Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23. *
Bloch tab. XXIV.
Im mittlern Europa und Sibirien.
51. Fistularia. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7. corpus .....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Catesby vol. II. tab. XVII. fig. 2.
In Nordamerica.
52. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, in - feriore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7 – 12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali. *
Bloch tab. XXXII.
Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, selbst Kröten, viele Wasservögel und Säugethiere, auch zu - weilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato. *
Bloch tab. XXXIII.
Seine Gräten sind grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen wären.
29753. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Auf Jamaica.
54. Argentina. Caput: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.
1. Carolina. A pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. XXIV.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
55. Atherina. Caput maxilla supe - riore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Im Mitländischen Meere.
56. Mugil. Caput: Labia membrana - cea: inferius introrsum carinatum. Den - tes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper - cula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinqueradiata. *
Gesner pag. 649.
Im Mitländischen u. a. Meeren.
57. Exocoetus. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere298 connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor - pus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine vtrin - que carinato. *
Gesner pag. 653.
Der häufigste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in unsäg - licher Menge.
58. Polynemus. Caput compressum, vndique squamosum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. radiis 7. s. 5. corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius. P. digitis quinque corpore longioribus. *
Seba vol. III. tab. XXVII. fig. 2.
In Westindien.
59. Mormyrus. Caput laeue. Dentes plures, emarginati. Apertura branchia - rum linearis absque operculo. Membr. branch. radio 1. corpus squamosum.
1. Cyperinoides. M. cauda bifida acuta.
Im Nil.
60. Clupea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
2991. †. Harengus. der Häring, Strömling. (Fr. l'ha - reng. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore. *
Bloch tab. XXIX.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu - mahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun - gen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen unglaub - lich vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst be - stimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen nach den Eu - ropäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. einige tausend Europäer mit ihrem Fang - beschäftigt. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flan - dern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali ra - diis 13. *
Bloch tab. XXIX. fig. 2.
Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im Mitländischen. Ist von vielen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro ma - cularis, rostro bifido. *
Bloch tab. XXX. fig. 1.
Vorzüglich häufig im Mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore. *
Bloch tab. XXX. fig. 2.
300Ein sehr beliebter kleiner Fisch. Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgana unweit Livorno gefangen.
61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani radiis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato. *
Bloch tab. XVIII.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato. *
Bloch tab. XVI.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwand - ten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung.
Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. XVII., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, sind doch nicht, bloß für eine Spielart son - dern für eine besondre Gattung dieses Geschlechts anzu - sehen.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the thench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, cor - pore mucoso cirris 2. *
Bloch tab. XIX.
In sacht fließenden Wassern mit leimichtem Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber ꝛc. 301Auch sie gibt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe*)Bloch tab. XV. die sich zumahl in Schlesien findet, ist einer der prachtvollsten Deutschen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta. *
Bloch tab. XI.
5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen, der Gold - karpe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca. *
Bloch tab. XLIII. XCIV. fig. 1 – 3
Job. Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St. mit illum. Fig.
Ein überaus schön gezeichnetes Thier, das in den Flüssen von Schina und Japan zu Hause ist. Man hält sie dort ihrer schönen Auror-Farbe und ihrer Munterkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Ge - fäßen: und sie kommen auch recht gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691 nach England gebracht worden sind.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad cau - dam, corpore pellucido. *
Bloch tab. VIII. fig. 5.
Ein schöner und sehr schmackhafter kleiner Fisch. Häufig in der Weser.
7. †. Orsus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13. *
Bloch tab. XCVI.
Zumahl im südlichen Deutschland. Ausnehmend schön Orangenfarben.
3028. †. Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20. *
Bloch tab. VIII. fig. 4.
Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zur Ver - fertigung der Glasperlen gebraucht werden*)Reaumur in Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1716. pag. 229..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis. *
Bloch tab. XIII.
Wegen seiner starken Vermehrung und schmackhaften Fleisches einer der wichtigsten Fische Deutschlands.
Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißli - chen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustan - de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein - schnitte von einander abgesondert sind, ja bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden unter sich verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie in ihren vollkommnen Zustand an der Stirne tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die größere Anzahl Füße, da die vollkommenen304 Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen allen gemein wären. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. er - fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper - bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie - ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhand - schuhes über einander schieben lassen; und wo - durch diese Thiere vor mancherley Unfällen ge - sichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln u. a. weichen Theilen dienen, entschädigt werden. Man - che sind mit feinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit kleinen Feder - chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich305 überhaupt unter den Insecten, Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge, und also vermuthlich auch in der Art der Em - pfindung (§. 29.), weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen so - gar viele berühmte Männer verschiedne von un - sern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver - steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr - nimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb - kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet - ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför - migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils bunt - farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli,306 stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig - stens reimt sich dieß damit daß die Schmetterlin - ge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen krie - gen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und an - dre berühmte Männer für Werkzeuge besonderer, den Insecten eigener Sinne angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nähme andeutet. – Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und bey der Un - beweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu ha - ben; und da sie großentheils im Finstern leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen.
Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomiqne de la chenille qui ron - ge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die Insec - ten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
307Was man z. B. das Herz der Insecten nennt, ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, als von welchen man überhaupt – bey den Raupen wenigstens – keine Spur findet, so daß folglich auch die Ernäh - rung bey diesen Insecten auf eine eigne, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln (§. 26.), die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
So unentbehrlich ihnen die Lust, zur Bewe - gung der Muskeln u. a. Verrichtungen scheint, so bemerkt man doch kein eigentliches wahres Athem - hohlen an ihnen; auch ist die mephitische Luft, worin animalische und vegetabilische Substanzen faulen und die den rothblütigen Thieren tödtlich ist, gleichsam das wahre Element der Insecten worin sie sich trefflich wohl befinden.
Der Aufenthalt der Insecten ist weit unbe - schränkter, als der von irgend einer andern Thier - classe. Sie sind so zu sagen in allen Elementen verbreitet: man wird zumahl im Sommer nie leicht eine Spanne breit Erdreich untersuchen308 können, ohne Spuren von Insecten zu finden: es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. selbst wieder ihre besondere Milben und Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum ꝛc. ) die gar keinen bekann - ten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt die - nen. Da hingegen manche wie z. B. die Eiche von mehr als einem hundert verschiedener Gat - tungen von Insecten bewohnt und besucht wer - den. Kurz, diese kleinen Thiere machen gleich - sam eine unsichtbare Welt für sich aus, die zwi - schen die ganze übrige organisirte Schöpfung ein - geschoben ist.
So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen einer jeden einzelnen Gattung ihr besonderer eingeschränkter Aufent - halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrszeit oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten ꝛc.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli - cher Verbindung, und leisten sich in ihren Ge - schäften wechselseitige Hülfe. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl -309 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so, daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verferti - gen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunst - triebe (§. 35.) Erwähnung geschehn. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot - ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollkomme - nen Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen To - desschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein - spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was - serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei - ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, ge - meinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar daß sie nicht bloß essen sollen um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver - zehren, um selbst wieder andre lebendige Insec - ten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihre fast unglaublich starke Vermehrung, theils ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri - plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben, und folglich weniger darauf ab - stechen, nicht so leicht bemerkt werden können; andere durch den Gestank, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hör - nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkei -311 ten. So z. B. daß oft in einer und eben dersel - ben Gattung die beiden Geschlechter einander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusam - wen gehörige Gatten halten sollte: oder daß un - ter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge - schlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch selbst je die Bestim - mung, oder die Fähigkeit zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Auch die Begattung hat bey verschiednen Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet daß bey der weißen Ameise die zum Gebähren reife Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als sie vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genauste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück - chen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über - aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abge - spült noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä - ren lebendige Junge und manche, wie die Blatt - läuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 95. 116. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen313 sind, ihr ganzes, übriges Leben hindurch, son - dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder - höhlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*)Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f., die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti - renden Keimen (§. 7. u. f.) zusammen reimen läßt.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom - men sie äußerst klein ans Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Eye kamen.
Theils haben diese Larven Füße wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach - sen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin - gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis, aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todtesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu be - wegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergra - ben scheint, geht mit ihm selbst die große Ver - änderung vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommnen Insect (Insectum declara - tum) umgebildet wird, und nach bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmun - gen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflan - zen, und dann der Nachkommenschaft Platz ma - chen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der Insec - ten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der An - theil, den diese kleinen unbemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto man - nigfaltiger und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufge - wachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wu - cher vorbeugen müssen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten die sich von Aas nähren, im Miste leben u.s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animali - schen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durch - wirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allge - meine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. An - derseits helfen auch unzählige Insecten zur Fort - pflanzung und Befruchtung der Gewächse, indem sie den Blumenstaub vom einen zum andern über - tragen*)Kölreuter vorläufige Nachr. von einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21. u. f. 32. 34. u. f.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die großen orientalischen Heuschre - cken ꝛc. sind eßbar. So auch der Honig der Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Gebrauch. Verschiedne In -316 secten geben vortreffliche Farben, wie die Coche - nille den Scharlach, der Kermes das Carmoisin. Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lichtern und tausenderley andern Absichten be - nutzt. So das Lack, ein Product gewisser oft - indischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegel - lack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die Maykäfer, und so genannten Maywür - mer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß berüchtigt worden.
Nutze und Schade der verschiednen Thierclas - sen stehen meist in Verhältniß mit einander: und so ist auch hier der Nachtheil, den die Insecten anrichten, im Ganzen genommen, beträchtlicher als bey andern Thieren. Sehr viele Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, ver - ursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Ge - treide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andre Raupen, und Käferlarven ꝛc. den Obst - bäumen; die Schildläuse besonders der Oran - gerie: die Larven einiger Dermestes-Gattun - gen, und die Holzraupen den Holzungen: die Ameisen den Wiesen. die Kackerlacken, die317 weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe: die Klei - dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar ver - schiednen nutzbaren Insectes, den Bienen, Sei - denwürmern ꝛc. auf eine sehr unmittelbare Weise lästig; und andre, wie die Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné. Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver - wandlung ꝛc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hin - ab liegt: theils mit vier meist kreuzweis zusammen gelegten zur Hälfte harten, Per - gamentähnlichen Flügeln ꝛc.
318III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaarten Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.
Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopte - res, à la Haye 1766. u. f. 4. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah - men auch dem ersten Geschlechte insbesondere beylegt. Die Larve, welche alle Mahl aus ei - nem Ey entspringt, hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holzbö - cken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie ver - puppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe: seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft: es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flü - geldecken (Elytra) versehen.
1. Scarabaeus. Kafer. (Fr. hanneton. Engl. beetle.) Antennae clauatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo ma - ximo: subtus barbato vnidentato, capitis recuruato: supra multidentato. *
Rösel vol. IV. tab. V. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick, und beynahe eine viertel Elle lang. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.
3212. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bicorni: inter - medio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato. *
Frisch P. IV. tab. VII.
Hat die Größe vom gemeinen Mistkäfer: ist ganz schwarz, glänzend, und überaus artig gebildet; zumahl das Männchen dessen Brustschild sehr regelmäßig aus - geschweift ist. Er lebt auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist: aus dem er, wie andre ver - wandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt; die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be - festigt, und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scutellatus, thorace prominentia triplici, capitis cornu incuruato, antennis heptaphyllis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. VII. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer: findet sich vorzüglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in hohlen Bäu - men: fliegt sehr selten.
5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexdentato, tho - race inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato. *
Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.
Nicht ganz so groß als der Nashornkäfer, legt auch seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist im südlichen Eu - ropa, und selbst in Tyrol, auch in der Krimm, vor -322 züglich aber häufig in Aegypten zu Hause, wo er von den alten Aegyptiern verehrt, und auf ihren Kunstwer - ken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen geschnit - tenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace inermi capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro. *
Frisch P. IV. tab. XIX. fig. 3.
Im Kuhmist.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer, Scharneweber, Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus muticus ater glaber, elytris sulcatis: capite rhombeo: vertice prominulo antennis rubris. *
Frisch P. IV. tab. VI. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahr - wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wet - ter zu erwarten.
8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, antennis nigris. *
Sulzer Gesch. tab. I. fig. 6.
Vorzüglich im Schafmist. Manche Spielarten schil - lern schön violet, grün ꝛc.
9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutellatus mu - ticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri - seis, pedibus nigris. *
Frisch P IV. tab. XIV.
Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.
32310. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scu - tellatus muticus testaceus, thorace villoso, cauda in - flexa, incisuris abdominis albis. *
Rösel vol. II Erdkäf. I. tab. I.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreide - wurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem weitläuftigen Monitorio vobs geist - liche Rechtigen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Adhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Banu that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Juniuskäfer, Jo - hanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, tho - race villoso, elytris luteo pallidis pellucidis: lineis tri - bus albis parallelis. *
Frisch P. IX. tab. XV. fig. 3.
Hat wie der vorige seinen Nahmen von der Zeit wann er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Aehnelt ihm auch in der Bildung, ist aber nur halb so groß.
12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutel - latus muticus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, clypeo planiusculo. *
Frisch P. XII. tab. III. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen - haufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beispiele daß er sich324 über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
2. Lucanus. Antennae clauatae: claua compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschröter, Feuer - schröter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner, Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag flie.) L. scutellus: maxillis exsertis apice bifurcatis latere vnidentatis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. V.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der Größe und Farbe. Nur das Männchen hat die überaus artigen, kleinen Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae: capitulo persoliato: articulis tribus cras - sioribus. Thorax conuexus, vix margina - tus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger, elytris au - tice cinereis, punctis nigris. *
Frisch P. V. tab. IX.
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Thei - len todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis. *
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thie - ren u. s. w.
3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fichtenkrebs, Holz - wurm. D. testaceus pilosus, elytris striatis retusis prae - morsodentatis. *
325v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. IV.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch verursachten Wurm - trockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, elytris piceis integris, plantis rufis. *
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes: articulis vltimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor. *
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reiß von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri - dentato, elytris fasciis duabus albis. *
Sulzers Gesch. tab. II. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensamm - lungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3265. Hister. Antennae capitatae capitu - lo solidiusculo; infimo articulo com - presso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra cor - pore breuiora. Tibiae anticae den - tatae.
1. †. Vnicolor. H totus ater, elytris substriatis. *
Sulzers Kennzeichen tab. II. fig. 8. 9.
In sandigen Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinus. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus. *
Sulzers Gesch. tab. II fig. 10.
Schwimmt mit einer außerordentlichen Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern: gibt einen widrigen Ge - ruch von sich.
7. Byrrhus. Antennae clauatae sub - solidae, subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo. *
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
8. Silpha. Antennae extrorsum cras - siores. Elytra marginata. Caput pro - minens. Thorax planiusculus, margi - natus.
3271. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia. *
Frisch P. XII. tab. III. fig. 2.
Etwas kleiner als ein Maykäfer. Sie haben ihren Nahmen von dem besondern Triebe, die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Mäusen, Fröschen, Kröten, Schlangen ꝛc. die sie von weitem auswittern, mit vereinten Kräften unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, Fuß-tief in fetten Boden einzuscharren. Sie geben einen starken bisamähnlichen Geruch von sich.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. VI.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo-rubro, elytris sangui - neis, punctis nigris sparsis. *
Von der Größe des vorigen, besonders häufig am Alant.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Got - teskuh, Marienkuh, Sommerkind, Got - teslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de328 la[vierge]. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Pal - pi claua semicordara. Corpus hemisphae - ricum, thorace elytrisque marginatis, ab - domine plano.
1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis nigris duobus. *
Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 4.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo. *
Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus violaceis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. V.
Häufig an der Schafgarbe.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca. *
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo. *
Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren Brust - schild und Flügeldecken die violetten Streifen mit an - dern von rothen und grünen Golde abwechseln.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea. *
Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
3295. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtrinque impresso. *
Sulzers Gesch. tab. III. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu - siformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro. *
Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt in der Größe.
13. Bruchus. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris. *
Zumahl in Nordamerica sehr häufig, wo er den Hülsenfrüchten großen Schaden thut.
14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.
Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper: und einen fe - sten mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu -330 men, die übrigen aber den Feldfruchten und Gartenge - wächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeifer.
1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis stria - tis. *
Sulzers Kennz. tab. III. fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst von den Indianern gegessen.
2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus. *
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Da - bey ist er so dauerhaft daß er die Hitze des siedenden Wassers aushalten kann.
3. †. Granarius. C longirostet piceus oblongus tho - race punctato longitudine elytrorum. *
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcine - reus, elytris mucronatis. *
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris. *
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.
6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus dentatis, ely - tris flauo striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 6.
331Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.
7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus dentatis, cor - pore griseo longitudine rostri. *
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. LXVII.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breuiroster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro ver - sicolore distinctis, abdomine aeneo viridi. *
Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Natur. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die rei - henweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellen Lichte zumahl unterm Vergrißerungsglase ei - ne unbeschreibliche Wirkung. Das schöne Thier ist in Brasilien zu Hause, und kommt in der Größe etwa dem Maykäfer bey.
15. Attelabus. Caput postice atte - nuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *
Sulzers Kennz. tab. IV. fig. 25.
Lebt nebst mehreren Gattungen seines Geschlechts auf Haselstauden.
2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caerulescens, ely - tris rubris, fasciis tribus nigris. *
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in man - chen Jahren dm Stöcken großen Schaden.
33216. Cerambyx. Holzbock. (capricornus) Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia. *
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühlhör - ner, einen ungemein harten Brustschild und Flügel - decken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Bruckschilds, den sie an die Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis, antennis longis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. I. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerica.
2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxil - lis porrectis coniformibus vtrinque spinosis, antennis breuibus. *
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schon ge - zeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Hornschröter. Seine Larve wird von den Wilden gegessen.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus. *
Frisch P. XIII. tab. XI.
Von Farbe und Wuchs fast wie eine große Spani - sche Fliege: gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis. *
Frisch P. XIII. tab. XII.
Nicht so groß als der vorige. Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.
33317. Leptura. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femori - bus posticis dentatis. *
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Anten - nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugineis imma - culatis, antennis breuioribus. *
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semior - biculatus, caput subtus occultans cin - gensque. Abdominis latera plicato-pa - pillosa.
Die nachstehenden Gattungen werden vorzüglich durch den blaulichen Schein merkwürdig, den sie in warmen Sommerabenden eine kurze Zeit hindurch von sich geben. Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen ähneln eher den Larven dieses Geschlechts und leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat, (die334 selbst auch im Finstern leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo. *
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können; und die Spanischen Frauenzimmer stecken sie als Putz auf ihren Abendpro - menaden in die Haare*)Twiss's Travels. p.281..
20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Ely - tra flexilia. Abdominis latera plicato - papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro macula nigra, elytris fuscis. *
Frisch P XII. III Pl. tab. VI. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns geschneyt hat zu tausenden hervor gekrochen, da ihre plötzliche Er - scheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.
2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, corpore luteo, elytris margine apiceque nigris. *
Frisch P. XIII. tab. 20.
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichenholz durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.
21. Elater. Springkäfer Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.
335Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf bei - den Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus macu - la flaua glabra. *
Häufigst im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi - tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die Wilden bedienten sich vor Ankunft der Spanier kei - ner andern Leuchten als der Cucuyos und einiger ande - rer Insecten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus corpore - que nigris. *
Häufig auf Viehweiden.
22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticu - latae. Oculi prominuli. Thorax rotun - dato-marginatus.
Kleine aber muthige Thiere, die fast bloß von andern Insecten leben. Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel - ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
3361. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis. *
23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.
Großentheils prächtige Thiere von den unnachahm - lichsten Goldfarben.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, tho - race marginato laeui, corpore inaurato. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 38.
In beiden Indien. Wird wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 39.
24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (Hydrocantharus). Antennae setaceae aut clauato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso. *
Frisch P. II. tab. VI. fig. 1.
Eine der größten Gattungen. Ist in den Europäischen Gewässern gemein. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.
3372. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis. *
Frisch P. II. tab. VII. fig. 4.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen die - ses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.
25. Carabus. Laufkäfer. Antennae seta - ceae. Thorax obcordatus apice trunca - tus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man sie an - faßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 44.
2. †. Auratus der Goldhahn. C. apterus, elytris por - catis: striis sulcisque laeuibus inauratis. *
Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomini subatro. *
Sulzers Gesch. tab. VII. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. thorace capite pedibusque ferrugineis, elytris viridi nigricantibus. *
Schwedische Abhandl. 1750. tab. VII. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vori - gen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von D. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu verthei - digen sucht; da er ihnen mit einem auffallend star - ken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.
33826. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo vltimo subrotundo. Thorax pla - noconuexus, marginatus. Caput exser - rum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anticis crassioribus. *
Frisch P. III. tab. I.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich da - her häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehl - würmer, und geben das bekannte Nachtigallenfut - ter ab.
2. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laeuibus mucronatis. *
Frisch. P. XIII. tab. XXV.
Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen Geruch - und ist vom Aberglauben ehedem für ominös gehalten worden.
27. Meloë. Antennae moniliformes ar - ticulo ultimo ovato. Thorax subrotun - dus. Elytra mollia flexilia, caput infle - xum, gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo. *
Frisch P. VI. tab. VI. fig. 5.
Ein weiches Thier, das bey jeder Berüh - rung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füße eingelenkt sind, fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (Cantharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris. *
339Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasen - ziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo in territo. Palpi compresso clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu sehr wenig zu ver - mehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *
Sulzers Kennz. tab. VII. fig. 46.
29. Staphylinus. Antennae monili - formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exferens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwür - dig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hin - terleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis. *
30. Forficula. Antennae setaceae. Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci - pata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis. *
Frisch P. VIII. tab. XV. fig. 1. 2.
340Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei - nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur - forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl und Bildung und Richtung der Flügel ist ver - schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Die Schabe. Caput infle - xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque341 planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. der Kakerlake, Tarokan. B. ferru - gineo-fusca elytris abbreviatis fulco oblongo im - presso. *
Frisch P. V. tab. III.
In Ost - und Westindien. Und nun auch in einem großen Theil von Europa. So wie andere Schaben, ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, das Brod, Le - der, Hausgeräthe verzehrt, sich zumahl gern in Becker - häusern einnistelt, und bis jetzt durch keines der vorge - schlagenen Mittel auszurotten ist.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4. pustulato; dextro ad marginem internum semipellu - cido, 3 pustulato. *
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. I. fig. 5.
In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleich - heit zwischen beiden Flügeldecken merkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-maculatis. *
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, convolutae, infe - riores plicatae. Pedes antici compressi, subtus serrato denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articu - lato: postici 4. laeves, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.
342Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonder - baren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der aber - gläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der meh - rere Gattungen dieses Geschlechts zumahl im Orient an - gesehen werden.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, elytris breuis - simis, pedibus spinosis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIX. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum so dick als eine Gänse Spuhle, wird von den Indianern gegessen, hingegen den Kühen für tödlich gehalten. Eine wenigstens sehr verwandte Gattung ist in Brasilien zu Hause, und soll, wenn sie zufälliger Weise gedrückt oder getreten wird, sich mit einem Biß wehren der ein ganz eignes Zittern durch den ganzen Körper (eine Art von Tetanus) verursache.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus anticis spina terminatis, reliquis lobo. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. VII. fig. 1. 2. 3.
Auf Guinea ꝛc.
3. †. Religiosa die Gottesanbeterinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laeui subcarinato elytrisque viridibus immaculatis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. I. II.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe, um Mücken damit zu fangen. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Es kann wohl zehn Jahre alt werden.
34333. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma - xillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entweder zur Begattungs - zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwer - bel, Erdkrebs. G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomen - tosis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIV. XV.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus simplicibus, corpore glauco. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XII.
3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, cor - pore nigro. *
344Frisch P. I. tab. I.
Läßt sich nach reicher Ernte auf den Stoppelfeldern hören. Schweigt hingegen nach Mißwachs.
4. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. thorace ro - tundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. X. XI.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Gebüschen, springt vorzüglich weit; zirpt am meisten in den Hunds - tagen.
5. †. Verrucivorus. das Heupferd. G. thorace subqua - drato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. VIII.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina quadrifida. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. V.
Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strichheuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite obtuso, maxillis atris. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXIV.
Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber furcht - bar, weil sie oft in unsäglichen Zügen in Europa einge - fallen ist, und allgemeinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die große Tatarey zu Hause, doch findet sie sich auch ein - zeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren gro - ßen Invasionen verschont geblieben. In Spanien hin - gegen ist sie sehr häufig, soll sich auch (wenn es anders die gleiche Gattung ist) zuweilen in Peru, auf Barba - dos ꝛc. einfinden.
3458. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. thorace sub - carinato, alis rubris extimo nigris nebulosis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXI. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fulgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen des Ci - caden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sqq. 4.Caput fronte produ - cta, inani. Antennae infra oculos, arti - culis 2 exteriore globoso. Rostrum infle - xum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die große hornichte Blase vor der Stirne, die beym leben - den oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der Surinamische Laternträger, Leyer - mann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis lividis; posticis ocellatis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXVIII. XXIX.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen sollen, wenn sie im Finstern reisen.
2. Candelaria. der Schinesische Laternträger. F. fronte rostrato subulata adscendente, elytris viridibus luteo - maculatis, alis flauis: apice nigris. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXX.
35. Cicada. (Fr. Cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4346 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken einen Laut von sich, der aber abwechselnder und an - muthiger ist, und durch sehr zusammen gesetzte Werk - zeuge an ihrem Unterleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keulen - schwamm (clauaria) besonders häufig auf den Aesern mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf dem leben - digen Leibe ihrer Larven (aber freylich auch oft auf den Puppen andrer Insecten) zu wachsen pflegt. *)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Pa - ris, v. J. 1769.Jo. Miller 's illustr. of the sexual system of Linnaeus tab. vlt. fig. 2.
1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice subulato longitudine abdominis, alis nudis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 63.
Auf Getreide, Disteln ꝛc.
2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, elytris anasta - mosibus quatuor, lineisque sex ferrugineis. *
In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.
3. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem punctis sex concatenatis, anastamosibus interioribus fuscis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 65.
4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus fasciaque sanguineis. *
5. †. Spumaria der Schaumwurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida. *
Frisch P. VIII. tab. XII.
347Besonders häufig auf Weiden, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels) unter welchen sie oft versteckt sind, wieder von sich gibt.
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - uiores. Alae 4 cruciato complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis. *
Frisch P. VI. tab. XIII.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an - tice coriaceae. Pedes anteriores cheli - formes: reliqui 4 ambulatorii.
Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vorderfüße haben einige Aehnlichkeit mit Krebsscheeren. Der lange Stachel am Hinterleibe nutzt nicht als Waffen sondern zum Luftschöpfen.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato. *
Frisch P. VII. tab. XV.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonder - bare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie ein zusammen gekrochener Armpolype, oder wie Samen von Kornblumen ꝛc.
3482. †. Cimicoides. N. abdominis margine ferrato. *
Frisch P. VI. tab. XIV.
3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis albidis, dorso plano. *
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A. Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Was - serscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae. T. I. pag. 230. tab. III. fig. 4. 5.
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. C. fla - nescens, alis nullis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 69.
Von der wahren Naturgeschichte dieses ekelhaften, lichtscheuen, und wo es ein Mahl über Hand genommen, so äußerst schwer zu vertilgenden, Insects, ist noch sehr wenig bekannt. Man weiß nicht ein Mahl mit Gewißheit zu sagen, ob es in Europa ursprünglich einheimisch ist, oder wenn und von wannen es dahin verpflantzt worden.
2. †. Corticalis. C. membranacens, abdominis margine imbricatim secto, corpore nigricante. *
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täu - schenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdomi - nis margine nigro maculato. *
349In Gärten, zumahl an Johannisbeeren; die daher zuweilen einen häßlichen Geschmack annehmen. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie be - rührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel dient.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice ca - pillaceis, corpore oblongo subuilloso fusco. *
Frisch P. X. tab. XX.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores, Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu - latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den auf den Geschlechtsunter - schied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weib - chen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blatt - läuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß im Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch350 alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre be - fruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Som - mer bis ins neunte Glied äußert. Alle die Millionen von Blattläusen, die während dieser ganzen Zeit jung werden, sind fruchtbar, gebären allesamt Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer Art gesehn, ohne sich ge - paart zu haben ꝛc. Erst gegen den Herbst kommen end - lich wie schon gesagt, auch wieder Männchen zum Vor - schein, die sich paaren, und ebenfalls die ganze weibli - che Nachkommenschaft des künftigen Sommers wieder mit befruchten müssen.
1. †. Ribis. A. ribis rubri. *
Frisch P. XI. tab. XIV.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris. *
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *
Frisch P. XI. tab. XVIII.
4. †. Rosae. A. rosae. *
Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *
Swammerdam biblia nat. tab. XLV. fig. 22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren ro - senartigen Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schotenähnlichen Hülse aufhalten.
35140. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflü - gelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.
1. †. Buxi. C. buxi. *
2. †. Alni. C. betulae alni. *
Frisch P. VIII. tab. XIII.
41. Coccus. Schildlaus. Rostrum pe - ctorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlech - ter einander so auffallend ungleich als bey den Schild - läusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nach - dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Ge - wächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an - gesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum. *
Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäu - men, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caf - feebäumen ꝛc.
3523. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus ver - fertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johannisblut. C. radicis scleranthi perennis. *
Frisch P. V. tab. II.
Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an den Wur - zeln von Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Pohlen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Sor - ten Indianischer Feigen, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Seiden - würmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi Lack-wurm. C. ficus indicae et religiosae.
Kerr in den philos. Transact. vol. LXXI. P. II.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Eine ausführlichere Beschreibung des Thiers habe ich in der Medicin. Bibl. gegeben. 1. B. S. 431. u. f.
35342. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munter - keit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro. *
De Geer in den Schwed. Abh. v. J. 1744. tab. IV. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüten ꝛc.
Die Schmetterlinge, oder Zweyfalter, (Pfeifholder ꝛc. ) eine weitläuftige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup - pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör - per, und fast durchgehends durch einen spiral - mäßig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel - chen sie als Raupen hervor brechen. In die - sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlö - chern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar run - den fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewe - gen, im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich unter folgende drey Geschlechte bringen.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassiores,355 saepius clauato-capitatae. Alae erectae sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackicht, theils schön goldfarbig, (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Equites: Alis primoribus ab angulo postico ad apicem longioribus, quam ad basin; his saepe anten - nae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis, saepius nigri.
Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe de - nudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis.
c. Danai. Alis integerrimis.
Candidi, alis albidis.
Festini, alis variegatis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Gemmati, alis ocellatis.
Phalerati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeji. Parui. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris. *
356Clerk tab. XVII.
Auf Amboina. So wie der folgende ein großes präch - tiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem. *
Clerk tab. XXIII. fig. 1.
Auch auf Amboina.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwanz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flauis limbo fusco lunulis flauis, angulo ani fuluo. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.
Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der Schmet - terling kriecht zuweilen wohl erst im zweyten Jahr aus der Puppe.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis cauda - tis subconcoloribus flauescentibus: fasciis nigricanti - bus geminatis: posticis subtus linea sanguinea.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schle - hen, Apfelbäumen ꝛc.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis ob - longis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris. *
Sulzers Kennz. tab. XIII. fig. 41.
Im wärmern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut ꝛc.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweißling, He - ckenweißling. P. H. alis integerrimis rotundatis al - bis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. III.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Jun - ge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.
3577. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweißling, But - tervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, ma - ior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. IV.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut, und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen über - haupt gegeben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis inte - gerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus api - cibusque nigris, minor. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. V.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: subtus venis dilatato-virescentibus. *
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis in - tegerrimis rotundatis albis, primoribus medio fuluis, posticis subtus viridi-nebulosis. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VIII.
Am Täschelkraut, Kohl ꝛc.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flauis: singulis puncto flauo, subtus ferrugineo. *
Rösel vol. III. tab. XLVI.
Am Faulbeerbaum, Wegdorn.
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tri - busque. *
Im Gras.
35813. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-maculatis: singu - lis subtus ocello caeruleo. *
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. III.
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albo nigroque variis, subtus primoribus ocello vnico, posticis quinque obsoletis. *
Rösel vol. III. tab. XXXVII.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis, posticis vtrinque ocel - lis quatuor, saepius coecis. *
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. X.
Am Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe eben - falls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba interrupta, posticis supra vniocellatis. *
Rösel vol. III. tab. XLII.
Am Espen, Eichen ꝛc.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis an - gulatis nigris limbo albido. *
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
An Birken, Weiden ꝛc.
18. †. Polychloros. der