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Handbuch der Naturgeschichte.
Mit Kupfern.
Multa fiunt eadem sed aliter .qvintilian.
Vierte sehr verbesserte Auflage.
Göttingen, bey Johann Christian Dieterich,1797.
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Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:

[III]

Vorrede.

Ich habe auch bey dieser vierten Auf - lage meinen möglichsten Fleiß ange - wandt, die Mängel der vorigen zu verbes - sern, und das wichtigste von dem Zuwachs, den die Naturgeschichte, und besonders die Mineralogie in den letztern Jahren er - halten, nachzutragen. Um aber das Buch doch nicht anzuschwellen, habe ich mich da - gegen hin und wieder zumahl im Thier - reich mehr als bey den vorigen Ausgaben ins Kurze gefaßt. Ueberhaupt aber darf wohl ein Handbuch der N. G., wenn es nähmlich auch als Leitfaden zum academi - schen Vortrage brauchbar seyn soll, wohl nicht viel kürzer seyn. Denn da es dieIV Natur der Sache mit sich bringt, daß bey weiten der größte Theil der Zuhörer doch nicht mehr als einen halbjährigen Cursus auf diese so viel umfassende Wis - senschaft wenden kann; so muß das Com - pendium an den wichtigsten Gegenständen derselben so reichhaltig als möglich seyn, damit die kurze Zeit des mündlichen Vor - trags zur nöthigen Erläuterung des Buchs, zur Anleitung zum fernern Gebrauch des - selben, und zur Mittheilung der anschau - lichen Kenntnisse durch Vorzeigung der Naturalien selbst, oder wo das nicht geht durch treue deutliche Abbildungen ꝛc. be - nutzt werden kann.

Bloß in der systematischen Anordnung des Mineralreichs habe ich einige, mei - ner Ueberzeugung nach, nützliche und der Natur angemessene Veränderungen getrof - fen. Außerdem aber habe ich an der übrigen Anordnung im Ganzen nichts zu ändern nöthig gefunden.

Aeußerst selten, und nur in Fällen wo es mir unvermeidlich schien, habe ich michV der heut zu Tage so oft mißbrauchten und das Studium der Naturgeschichte so un - glaublich erschwerenden Frezheit bedient, den Naturalien neue Nahmen zu geben. Da ich z. B. die weissen Ameisen von den Papierläusen trennen mußte, so habe ich jenen den Geschlechtsnahmen termes ge - lassen, und dagegen das Geschlecht der letztern termiculus genannt. Das be - rühmte neue Fossil aus Neuholland habe ich in Ermangelung eines andern Nahmens Australsand genannt. Die Gründe für die Wahl einiger andern neuen Benen - nungen wie Tuffwacke, Strahltremolit u. s. w. sind im Buche selbst angegeben.

Ich habe zwar außer den Lateinischen, Französischen und Englischen Nahmen auch die deutschen Synonymien von Bedeutung gesammelt; durchgehends aber immer die gebräuchlichste mithin verständlichste Be - nennung zuerst gesetzt; denn ich bin des festen Glaubens, daß man hierin zur Erleichterung des Studii durchaus den ge - meinen Sprachgebrauch respectiren müsse; den "vsus

VI
"quem penes arbitrium est, et ius, et norma loquendi!

Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle sondern das allgemeiner angenommne Molch: eben so nicht das im Erzgebürge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allge - mein adoptirte und selbst in andre lebende und todte Sprachen aufgenommne Ko - balt u. s. w.

Im Thierreich habe ich immer den La - teinischen Nahmen voraus gesetzt, weil da hundert erotische Dinge vorkommen die im Deutschen keine bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreich hin - gegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die Deutschen Benennungen die be - kanntesten und selbst großen Theils in andre Sprachen aufgenommen.

Daß ich bey den organisirten Körpern das Wort genus immer durch Geschlecht, und hingegen species durch Gattung über - setze, dafür habe ich nicht nur die Auto - rität unsrer genauesten Deutschen Sprach -VII kundigen, so wie auch der Deutschen Classi - ker im Fache der N. G., des Hrn. v. Haller u. a.m., sondern noch zwey Autoritäten ganz andrer Art, nähmlich wieder den ge - meinen Sprachgebrauch und gewissermaßen die Natur selbst vor mir.

Die Natur zeigt (wenigstens im ge - wöhnlichen Laufe, de regula), daß nur die Thiere von Einer species sich mit ein - ander gatten; und daß genus auch Ge - schlecht bedeutet, lernen wir ja schon in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder foeminini etc.

Beym Thierreich ist denjenigen Gat - tungen die sich in Deutschland finden, wie - der so wie in den vorigen Ausgaben ein vorgesetzt: und ein * am Ende des Latei - nischen Characters bedeutet, daß ich das ganze Thier im hiesigen academischen Museo oder sonst wo gesehen habe. Im Mineralreich konnte beides unterbleiben. Ersteres, weil so ein Zeichen bey den allge - mein verbreiteten Mineralien überflüssig,VIII bey vielen von denen aber die in Deutsch - land selbst ein sehr eingeschränktes Vater - land haben, wie der Boracit, Schiefer - spath, Uranit ꝛc. unzureichend gewesen wäre. Letztres hingegen weil überhaupt nicht eine einzige Art von Mineralien ge - nannt ist, die ich nicht selbst in meiner eignen Sammlung besitzen sollte.

Göttingen, den IIten März 1791. J. F. Blumenbach.

IX

Verbesserungen.

S. 69 Z. 18. 19 statt: zu einem Segel, l. wie zu einem Fallschirm,

S. 78 Z. 12 st. 8 (?) lese man 6.

S. 142 Z. 10. 11 st. ihrer Luftröhre die l. ihres Kehlkopfs der

S. 183 Z. 3 v. E. l. bullfinch

S. 271 Z. 19 st. race l. raie

S. 328 Z. 1 l. vierge

S. 437 Z. 6 l. Schiffwreck

S. 539 Z. 10 st. Gates l. Gauts

S. 564 die ganze Parenthese in den drey letzten Zei - len fällt weg. Denn wie ich nun an frischen Bruch - stücken des verde di Corsica sehe, so ist das grüne einge - sprengte Gestein das insgemein für Feldspath, von andern auch für Schörl gehalten worden, keines von beiden, sondern wahrer Bitterstein, lapis muriaticus S. 589.

S. 588 Z. 10 l. Zöblitz

S. 598 Z. 4 l. Argyll's

S. 601 Z. 5 st. Seepalme l. Medusenpalme

S. 603 Z. 5 st. kleinem blattrichten l. kleinblättrichtem

S. 619 Z. 19 u. 20. Manche dieser antiken Aegypti - schen Granite wie z. B. der schöne rothe gehören doch wie ich nun bey näherer Prüfung finde mehr zum über -X mengten - als zum After-Granit, da sie außer der Hornblende doch allerdings auch Glimmerblättchen in ihrem Gemenge halten.

S. 623 Z. 4 st. feinem l. zartschuppichten

S. 681 Z. 13 st. Salz l. Mittelsalz

S. 684 Z. 4 st. der l. oder

Zusätze.

Zu S. 515 Z. 8 v. E. Deutschlands Flora oder bota - nisches Taschenbuch für das Jahr 1791 von G. Fr. Hoffmann. Erlangen. 12.

S. 570 nach Z. 12. Der gemeine Lehm oder Laim ist ein meist sehr eisenschüssiger, mit Kalk und theils mit Sand durchmengter Thon.

XI

Anweisung der Kupfertafeln.

Tab.I.

Fig. 1 7. die verschiednen Würmer im menschlichen Körper in natürlicher Größe. Sie sind alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasenwurm fig. 7 ausgenom - men, den ich noch nicht selbst gesehen, und daher aus Werners Schrift entlehnt habe.

Fig. 1. Ascaris vermicularis (S.418).

2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoides. (Eben - daselbst.)

3. Ascaris trichuris. (Ebendas.)

4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S.420).

5. Vier Hinterglieder der taenia solium (S.421).

6. Achtzehn Hinterglieder der taenia lata (S.422).

7. Hydatis humana. (Ebendas.)

8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S.411) stark vergrößert.

9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, tubularia sultana (S.471) stark vergrößert.

10. Ein Arm-Polype mit einem Jungen, hydra viridis (S.477) in natürlicher Größe.

11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Polypen, brachionus anastatica (S.478) stark vergrößert.

XII

Fig. 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria (S.478) stark vergrößert.

13. Ein menschliches Saamenthierchen, chaos sper - maticum (S.480) noch weit stärker vergrößert.

Tab.II.

Fig. 1. 2. Blattrinde der Pirnblätter (S.486) stark vergrößert.

3. (S.495 u. f.)

4 11. (S.498 u. f.)

Tab.III.

Die merkwürdigsten Crystallisationen der Mineralien.

1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt; ihrer Eintheilung in drey Reiche. u. s. w.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte erhalten ha - ben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man belegt alle Körper mit dem Nahmen der Naturalien, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden2 sie bloß alsdann, wenn der Mensch*) "Ars, siue additus rebus homo. Bacon de Veru - lam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme ap - pliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux pro - ductions de la Nature. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. wesent - lich Veränderungen mit ihnen vornimmt.

Anm. 1. Da übrigens der Begriff vom wesentlichen hier nur relativ ist, so versteht sich von selbst, daß auch die Grenzen zwischen Natur und Kunst nach diesem Begriff nicht sehr streng bestimmt werden können.

Anm. 2. Zuweilen können Kunstproducte den Natura - lien so ähnlich seyn, daß sie nicht zu unterscheiden sind. Daher z. B. die getheilten Meinungen über das von Hrn. Pallas beschriebene gediegne Eisen vom Jenisei.

Anm. 3. Manche Körper können auch nach dem verschie - denen Gesichtspunct des Sammlers sowohl unter den Naturalien als Kunstwerken ihre Stelle fin - den. So z. B. die Mumien ꝛc.

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit. Die einen nähmlich sind alle - mahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im Iten Theil meiner Beyträge zur Naturgeschichte, facta angeführet, die3 es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gat - tungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraus setzt, denen sie ihr Da - seyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmit - tel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be - standtheilen desselben, und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger An - eignung, intus susceptio, expansio). Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürli - chen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ih - rer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation dieser Alimente, zur Erzeugung ihrer Nachkommenschaft u. s. w. noth - wendig sind: und diese Organe müssen mit Le - benskraft versehen seyn, und dadurch zu Voll - ziehung ihrer Verrichtungen geschickt werden.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs - thum, (wenn man es gar nur Wachsthum nen - nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich durch Anhäufung oder Ansatz4 homogener Theile von außen (aggregatio, iux - ta positio) bewirkt; und sie bedürfen folglich auch keines organisirten Körperbaues, keiner sol - chen Gefäße und keiner Lebenskräfte ꝛc. als die Existenz der natürlichen Körper der ersten Art unumgänglich erforderte.

Und eben deßhalb heissen jene organisirte, die letztern aber, unorganisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun auch die organisirten Kör - per selbst, theils in der Art wie sie ihre Nah - rungsmittel zu sich nehmen, theils in Rücksicht ihrer Bewegung, von einer doppelten Verschie - denheit. Die Einen nähmlich ziehen einen sehr einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oeffnungen, die sich am einen Ende ihres Kör - pers befinden, in sich: da hingegen die Andern eine einfache, aber nach Verhältniß ungleich größere Oeffnung an sich haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, bringen; die aber alsdann erst noch vielerley Veränderungen erleiden müssen, ehe sie zur Nu - trition geschickt werden. Diese letztern äußern zudem noch willkührliche Bewegung des ganzen Körpers oder seiner Gliedmaßen, die den erstern völlig mangelt, und zeigen dadurch daß sie be - seelt sind. Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

5

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standpunct zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan - zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die ge - meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei - gen u. s. w. Und hingegen gibt es ganze Ge - schlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl einge - nommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einan - der (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind folglich nach dem was oben gesagt worden, belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre Nahrung mittelst willkühr - licher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi - sirte Körper, aber bloß belebt, so daß ihnen die willkührliche Bewegung gänzlich mangelt, und sie ihren Nahrungssaft mittelst der Wurzeln durch unwillkührliche Bewegung einsaugen.

6

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen und chemischen Gesetzen von Anziehung, Anhäufung ꝛc. ent - stehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung der Naturalien in die drey Reiche sind, zumahl neuerlich, Einwendungen gemacht worden: da manche Naturforscher wenig - stens keine bestimmte Grenzen zwischen dem Thier - und Pflanzenreich haben zugeben wollen: andere aber überhaupt geläugnet haben, daß dergleichen Grenzen zwischen den so genannten Naturreichen, geschweige zwischen den Classen ꝛc. worein jedes derselben wieder abgetheilt wird, in der Natur Statt fänden.

Die erstern haben sich theils auf die so genann - ten empfindlichen Pflanzen, theils auf die Poly - pen u. a. so genannte Pflanzenthiere berufen, die aus verschiedner Rücksicht sowohl zum einen als zum andern organisirten Reiche, gerechnet wer - den könnten, folglich das Band zwischen bei - den , und einen unmerklichen Uebergang vom einen zum andern, abgäben ꝛc.

Die andern nehmen vollends eine allgemeine Continuität in der Natur an; deuten den Satz: Die Natur thut keinen Sprung, dahin daß alle Arten von erschaffenen Wesen in der Natur, in Rücksicht ihrer Bildung, einander stufenweise wie Sprosse auf Sprosse in einer Leiter folgten, gleichsam wie Glied an Glied in einer Kette zu - sammen hingen, so daß durchaus keine andre als nur sehr willkührliche erkünstelte Eintheilung der Naturalien in Reiche und Classen und Ordnun - gen ꝛc. statt habe.

Die erstre Einwendung schwindet so bald man reine bestimmte Begriffe von thierischer und von Pflanzen-Natur fest gesetzt hat. So kann es wohl, diesen Begriffen unbeschadet, Thiere geben, die in manchen minder wesentlichen Eigenschaften ei -7 nige Aehnlichkeit mit den Gewächsen zeigen und v. v. Aber doch wohl schwerlich ein Ding das willkührliche Bewegung zugleich hat und auch nicht hat ꝛc. Kurz kein wahres Mittelding das gleich viel Anspruch auf einen Platz im Thierreich und auf einen im Pflanzenreich machen könnte.

Und so ist die zweyte Einwendung eigentlich von selbst gleich beygelegt; da vollends die Kluft zwischen dem Pflanzen - und Mineralreich noch un - gleich auffallender ist. Ueberhaupt aber haben die Bilder von Stufenfolge, von Kette, oder Lei - ter in der Natur, zwar in so fern ihren großen Nutzen, daß sie den wahren Grund eines natür - lichen Systems in der N. G. abgeben, zur Er - leichterung der Methode und als Hülfsmittel fürs Gedächtniß dienen ꝛc. aber sie nun wie doch oft geschieht, dem Schöpfer in den Plan seiner Schö - pfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wol - len, daß die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so fein stufenweise auf einander folgten, wäre doch an sich schon Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, durch alle Er - fahrung so ganz widerlegt würde. Denn erstens ist schlechterdings noch kein Körper bekannt, noch auch nach den obigen bestimmten Begriffen der drey Naturreiche denkbar, der ein wahres Bin - dungsglied zwischen zweyen derselben abgeben könnte. Und anderseits finden sich hingegen, zu - mahl im Thierreich, ganze Classen, und zahlreiche Geschlechter von einer so ausgezeichneten Bildung, daß man sie auch bey der sorgfältigsten Anlage einer solchen Leiter der Natur doch nur mit Mühe und nicht ohne sichtlichen Zwang irgendwo ein - schieben und unterbringen kann. So isolirt ist z. B. die Classe der Vögel, das Geschlecht der Schweine ꝛc. Und endlich wie soll es dann mit der Einrollirung derjenigen Thiergattungen gehal - ten werden, bey welchen die beiden Geschlechter eine so durchaus gänzlich verschiedne Bildung ha - ben, wie z. B. bey den Schildläusen ꝛc.

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Haupt-Quellen zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles. (lebte ungefähr 400. J. vor Christi Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im IIten B.
  2. C. Plinivs secvndvs. (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi L. XXXVII. ein paar saubere und correcte Handausgaben sind die Leid - ner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey - brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (. 1562.)
  4. Joh. Ray. (. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt - werke dieser beiden Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné. (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. seit 1788. 8.
  7. Und zum Verständniß der Linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae natu - rali inserviens. Hal. 1788. 8.
  8. G. L. le Clérc C. de Buffon. (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die große Orig. Ausg. Paris, seit 1749. 4.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die er - sten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the creation. ed.12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. 9
  4. Ch. Bonnet contemplation de la nature. nouv. ed. Hamb. 1782. III. vol. 8.
  5. Abr. Trembley instructions d'un pere à ses enfans sur la nature et sur la religion. Genev. 1775. II. vol. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare dictionnaire de l'histoire naturelle. Paris. 1775. VI. vol. 4.
  2. Neuer Schauplatz der Natur in alphabetischer Ordnung. Leipz. 1775. u. f. X. B. 8.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Der Naturforscher. Halle, seit 1773. 8.
  3. Magazin für das neuste aus der Physik und Natur - geschichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg und J. H. Voigt. Gotha, seit 1781. 8.
10

Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt, dann lebenslang ernährt und dadurch seine Selbst - erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper durch die Organisation ih - res Baues, und durch die mit derselben verbun - denen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letzteren erhalten die Organe ihre Em - pfänglichkeit gegen Reitze (stimuli) und das da - von abhängende Bewegungsvermögen, ohne wel - ches weder Ernährung noch Wachsthum u. s. w. denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör - per zu erklären, hat man neuerlich die freylich ganz commode Lehre der Evolution angenom -11 men, und gemeint, es werde kein Mensch und kein Thier und keine Pflanze in der Welt er - zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der er - sten Schöpfung als völlig präformirte Keime bey ihren Aeltern und Vorfahren längstens vor - räthig; die verschiedenen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln in einan - der, und würden nur nach und nach so wie die Reihe an sie käme durch die Befruchtung ent - wickelt und ans Licht gebracht. Manche Ge - lehrte haben diese Keime im väterlichen, andere hingegen haben sie im mütterlichen Zeugungs - stoffe gesucht. Jene glaubten sie also bey den Thieren in den so genannten Saamenthierchen, diese aber im weiblichen Eyerstock gefunden zu haben.

§. 8.

Gegen diese vermeinte Präexistenz solcher vorgeblich präformirten Keime streitet aber, um nur weniges anzuführen, z. B. die bekannte Er - fahrung, daß sich auch dem bewaffnetesten Auge doch nie sogleich sondern immer erst eine ge - raume, zum Theil beträchtlich lange Zeit, nach der Befruchtung die erste Spur des neu empfan - gnen Menschen oder Thiers oder Gewächses zeigt; das aber dann auch gleich mit dem ersten An - fange die Ausbildung aufs schnellste fortrückt u. s. w. Ferner so viele mit dem Evolutions - system nicht zu reimende Phänomene in Er -12 zeugung der Bastarde, und der Mißgeburten; auch in der Ausartung der organisirten Körper; so wie fast das ganze Reproductions-Geschäft ꝛc. besonders auch die Entstehung ganz widernatür - licher, sonst im natürlichen Baue gar nicht exi - stirender organischer Theile, die bloß durch zu - fällige Verletzungen und andere Krankheiten ver - anlaßt worden, u. s. w.

Und können einmahl vollkommen organisirte Theile da gebildet werden, wo an keinen dazu präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts denn überhaupt der ganzen Einschachtelungs - Hypothese?

§. 9.

Hingegen zeigen sich durch die ganze orga - nisirte Natur die unverkennbarsten Spuren eines allgemein verbreiteten Triebes, der Materie eine bestimmte Bildung zu geben; und in beiden or - ganisirten Reichen läßt sich die Wirkungsart die - ses Triebes bey solchen Thieren oder Pflanzen die von durchsichtiger Textur sind, und dabey so schnell erzeugt werden und wachsen, daß man die ganze Entstehung derselben gleichsam unter den Augen verfolgen kann, ganz augenscheinlich be - obachten; so z. B. bey den Arm-Polypen, bey der Brunnen-Conserve (conferua fontinalis. ) ꝛc.

§. 10.

Und so ist es wohl ungleich befriedigender und allen Erscheinungen des Zeugungs - und Nu -13 tritions - und Reproductions-Geschäftes weit an - gemeßner, wenn man annimmt: daß keine prä - formirte Keime präexistiren; sondern daß in dem vorher rohen ungebildeten Zeugungsstoff der organisirten Körper, nachdem er zu seiner Reife und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist, ein besonderer, dann lebenslang thätiger Trieb rege wird, ihre bestimmte Gestalt anfangs an - zunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja etwa verstümmelt worden, wo mög - lich wieder herzustellen. Ein Trieb der folglich die erste wichtigste Kraft zu aller Zeugung, Er - nährung und Reproduction zu seyn scheint, und den man, um ihn von allen andern Lebenskräf - ten zu unterscheiden, mit dem Namen des Bil - dungstriebes (nisus formatiuus) belegen kann*)Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil - dungstrieb. Götting. 1789. 8. weiter ausgeführt, die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist. zu verwechseln bitte..

§. 11.

Die Ursache dieses Bildungstriebes läßt sich freylich eben so wenig als die der Attraction oder der Schwere und anderer noch so allgemein an - erkannten Naturkräfte angeben. Genug daß es eine eigenthümliche Kraft ist, deren unläugbare Existenz und ausgedehnte Wirksamkeit sich durch14 die ganze organisirte Schöpfung in der Erfah - rung offenbart, und deren so constante Phäno - mene einen weit leichtern und hellern Aufschluß über die Zeugung und viele andere der wichtig - sten Geschäfte des körperlichen Lebens geben, als andere zu deren Erklärung vorgeschlagene Theorien.

§. 12.

Der Bildungstrieb kann aber bey der Zeu - gung auf mancherley Weise von seiner bestimm - ten Richtung abweichen. So kann er bey Bildung der einen Art organisirter Körper die für eine ganz andere Art derselben bestimmte Richtung annehmen, wohin z. B. die gehörnten Hasen mit vollkommen ausgebildeten kleinen Rehgeweihen u. a. dergl. sonderbare Erscheinun - gen, zu gehören scheinen.

Oder es können bey Ausbildung der Sexual - organe, die bey einem Geschlecht, mehr oder we - niger von der Gestaltung des andern erhalten, und dadurch ein zwitterartiges Geschöpf ent - stehen.

Wenn aber der Bildungstrieb nicht bloß eine solche fremdartige, sondern eine völlig wider - natürliche Richtung befolgt, so wird der orga - nisirte Körper zur eigentlich so genannten Miß - geburt verunstaltet. Nach dem Sprachge - brauch versteht man unter Mißgeburt: eine wi - dernatürliche, angeborne, leicht in die Augen15 fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannichfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürli - cher Lage einzelner Glieder. Situs muta - tus. Die seltensten von allen.

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten. Theils gar erblich, wie z. B. in den sechs - fingrigen Familien.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten, beweiset, daß auch selbst diese Ab - weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm - ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ih - rer Unterjochung denselben weit mehr als in ih - rem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast uner - hört sind) sich mit der Lehre der vor der Be - fruchtung präexistirenden Keime, doch schlechter - dings nicht reimen läßt.

§. 13.

Anders sind wieder diejenigen Abweichungen des Bildungstriebes, wodurch die organisirten16 Körper in Spielarten oder Variatäten ausar - ten: welche Ausartung (Degeneration) vor - züglich aus folgenden Quellen abgeleitet wer - den muß.

§. 14.

Der kürzeste Weg zur Ausartung ist die Be - gattung organisirter Körper verschiedner Art; wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden, die keinem von beiden Eltern vollkommen glei - chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm - ten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ih - rer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Ein - richtung der Vorsicht, daß diese Bastarde meh - rentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Füch - sen und Hunden, von Hänflingen und Canarien - vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan - zen gelingt es leichter daß durch künstliche Be - fruchtung verschiedner Gattungen von Tabak ꝛc. Bastard-Arten hervor gebracht werden können die fruchtbaren Samen tragen. Hingegen be - dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und17 Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider - legung.

§. 15.

Andre Ursachen der Ausartung wirken zwar langsamer, unmerklicher, aber meist für die Folge desto dauerhafter, tiefer. Es gehören dahin vorzüglich Einfluß des Himmelsstrichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart u. s. w. Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der organisirten Körper, und bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor, und v. v. Drum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc., so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt; die Nord - länder von Natur von weißer Haut ꝛc. ; so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn haben, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen tra - gen u. s. w.

Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)Ueber Menschen-Racen und Schweine-Racen in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserm Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. 18 am allerauffallendsten aber bey den Verschieden - heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen - scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersu - chung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in dem weit südli - chern Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auf - fallend langes und weißes Haar haben; auf Cor - sica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

Anm. 3. Selbst Künsteleven am Körper wenn sie durch lange Reihen von Generationen wiederhohlt werden, scheinen mit der Zeit angeboren werden zu können. *)Ueber Künsteleyen oder zufällige Verstümmelungen am thierischen Körper, die mit der Zeit zum erb - lichen Schlag ausgeartet in Voigt's Magazin a. a. O. S. 13 u. f. Bey Völkern z. B., die ihre Knäb - chen beschneiden, ist es nichts seltnes, daß auch wel - che mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten ge - boren werden. Büffon hat Hunde gesehen,19 denen so wie ihren Vorfahren die Ohren und der Schwanz gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte Junge warfen.

§. 16.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wur - zeln, die sich außerhalb ihres Stammes am ei - nen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darm - canal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Körpers zugeführt wird. Viele ungeborne Thiere werden auch außerdem durch die Nabelschnur ernährt; eine Art von Nutrition, die ebenfalls viele Aehnlichkeit mit der Gewächse ihrer hat.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so geläuterten Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Unrath ausgeworfen.

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§. 17.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be - wegung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasserschlangen ꝛc. mehr aber noch viele Gewächse, Eichen, Linden, Cedern ꝛc. scheinen ihre ganze Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzunehmen.

§. 18.

Zum Wachsthum der organisirten Körper ge - hört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den wei - sesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah - ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer - den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt21 würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen die Allmacht jedem Thier und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maße beygelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die natürliche Re - production nennen.

Die andre hingegen ist die außerordentliche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich den organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wie - der ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, - gel, Haare und Zellgewebe eingeschränkte Re - productionskraft: die hingegen bey vielen kalt - blütigen Thieren, besonders bey den Wasser - Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwür - mern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Re - productionsversuche setzen eine schon in derglei -22 chen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versu - chen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Monathen wieder reproducirt ward.

Vor einigen Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich nun ich Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnit - ten : und doch hat sich binnen 10 Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeich - net daß er nur erst ungefähr halb so groß ist. ( s. Götting. gel. Anz. 1785. 47 St.)

§. 19.

Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge - langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan - zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan - der paaren oder begatten, wenn sie neue orga - nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen. Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderley Hauptarten der Fortpflan -23 zungsweise lassen sich doch füglich unter folgende vier Classen bringen:

I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorher gegangne Be - fruchtung: entweder durch Theilung, wie man - che Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138. u. f. tab. VI. fig. 1 6. und Blumen-Po - lypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175. u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138. u. f.; oder wie bey der Brunnen-Con - serve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umge - bildet wird***)Götting. Magaz. II. Jahrg. Ites St. S. 80. tab. II.; oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.

II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen-Kör - ner mit männlichem Blumenstaub begie - sen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey24 den mehresten Gewächsen, und im Thierreich wie es scheint bey manchen Muscheln.

III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruchten und befruch - tet werden müssen. Diese sonderbare Ein - richtung findet sich nur bey wenigen Thie - ren; beym Regenwurm, bey manchen Land - Schnecken*)Swammerdam biblia naturae. p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.

IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von denen das eine die weibli - chen Theile oder Eyer, das andere den männ - lichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andre Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die Eyer legenden Thiere (ouipara). Bey an - dern aber wird dieß Ey so lange in der Bär - mutter zurück behalten, bis das Junge voll - kommen ausgebildet worden, und nun von sei - nen Hülsen befreyt, zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (viuipara).

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Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer Legen und lebendig Gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die andre Weise fortpflanzen; und der Salamander und manche Schlangen die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausgebildete Thier ent - halten ist. Gewissermaßen könnte man mit die - sem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflan - zenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten Aegyptischen Bohnen von der Nym - phaea nelumbo.

§. 20.

Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht über lang oder kurz die letzte Revolution mit ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge - steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg meist lange vor der bestimmten Zeit. Von allen den großen furchtbaren Thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe, sondern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren zum Raube werden, da es sonst künftig Menschen und andre große Thiere verschlungen haben würde.

§. 21.

Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper allmählich aufgelöset, ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufent - halt gegeben hatte.

26

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So unendlich mannigfaltig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionsthierchen ꝛc. ) eine einfache Oeffnung an ihrem Körper, mit ein - ander gemein zu haben, durch welche sie demsel - ben seine Nahrung zuführen. So wohl diese Oeffnung, nähmlich der Mund, als auch die große Verschiedenheit der Alimente, die die Thiere zu ihrer Erhaltung verwenden, unterschei - det sie schon hinlänglich von den Pflanzen. Statt daß diese eine einförmige Nahrung, und zwar fast lediglich aus dem Mineralreich genießen; so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen entlehnt.

§. 23.

Die Thiere werden von der einen Seite durch die unerträglichen Gefühle des Hungers und Durstes, und von der andern durch die unwider - stehlichen Reitze des Appetits getrieben, diese ihre27 Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch ihre Erhaltung zu bewirken. Die kaltblütigen Thiere können indeß doch überhaupt länger als die warmblütigen, und manche von ihnen zum Erstaunen lange hungern. Auch nehmen einige, zumahl aus der Classe der Insecten, in einer ge - wissen Epoche ihres Lebens; viele andere aber im Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine Speise zu sich.

§. 24.

Die Speisen müssen bey den Thieren sehr mannigfaltige Veränderungen erleiden, ehe sie zur eigentlichen Ernährung geschickt, und der Substanz des thierischen Körpers assimilirt wer - den können. Die härtern Speisen müssen von den mehresten erst mittelst des Gebisses zermalmt, und mit speichelartigen Säften vermischt wer - den, ehe sie zum Darmcanal gelangen können. Hier werden sie noch ferner durch allerhand auf - lösende Mittel in einen weichen Brey verwandelt, von welchem der eigentliche Nahrungssaft ab - gesondert, und der Ueberrest als Unrath wieder aus dem Körper geworfen wird.

§. 25.

Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs - saft zuvor mit dem Blute das in den Adern cir - culirt, vermischt, und von da erst in die übrigen28 Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Außer dem werden zugleich in besondern dazu bestimm - ten Werkzeugen durch das Secretions-Geschäfte mancherley besondre Säfte aus der allgemeinen Blutmasse abgeschieden. Dieses wahre Blut ist durchgehends von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen nähmlich hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heissen, zeigt es in ihrem vollkommensten gesunden Zustande immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh mehr oder weniger. Der Saft hingegen, wodurch bey den so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Ernährung vollzogen wird, zeigt doch im Ganzen genom - men nur eine entfernte Aehnlichkeit mit dem wahren rothen Blute.

§. 26.

Nächst der Ernährungsart war willkührliche Bewegung ein Hauptcharacter, wodurch sich die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 3.). Die Organe die bey den allermehresten Thier - classen zum Behuf aller dieser unzählig man - nigfaltigen Bewegungen dienen, sind die Mus -29 keln, die bey den rothblütigen Thieren das ei - gentlich so genannte Fleisch ausmachen.

§. 27.

Die Muskeln werden durch die Nerven in Bewegung gesetzt; und zwar die allermehresten nach dem Entschlusse des Willens; der hingegen über einige wenige Muskeln, wie z. B. über das Herz nichts vermag, als welches unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Die Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; einfältige Thiere hinge - gen wie z. B. die hieländischen Amphibien haben dicke Nerven zu einem sehr kleinen Gehirne.

§. 29.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge -30 schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit - zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung so wohl, als die Beschaffenheit der Sinnwerk - zeuge ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Ein - drücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werkzeuge an ihnen entdecken könnten, die bey andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Der Po - lype z. B. hat keine Augen, und doch das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeißfliege und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 30.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange - wiesen; viele Raubthiere und die mehresten Fi - sche hingegen, auch die kränklichen Kackerlacken mit den lichtscheuen, bleichen Augen, und manche Insecten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und da - gegen einen Theil des Tages zu jener Erhohlung verwenden.

31

§. 31.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be - queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus. Plinivs., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte; wie die Murmelthiere, Hamster, Ameisen ꝛc. in ihre Nester, die Fledermäuse in Höhlen, die Frö - sche und einige Fische in Sümpfe, die Schlangen und Schnecken ins Gebüsch u. s. w. und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmenden Blicke der Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerk - liche Wärme übrig behalten, und daß die Pup - pen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver - wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro - ren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafen - den Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

§. 32.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie -32 ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden in - nern Sinne, das Gedächtniß nähmlich und die Einbildungskraft.

§. 33.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin - wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver - nunft ist.

§. 34.

Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8. ist das Vermögen der Thiere aus einem angebornen, unwillkührlichen, in - neren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand - lungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch tausend Bemerkungen z. B. dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer - brechen ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug - vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo - gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum33 Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 35.

Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe ganz vorzüglich merkwürdig, da sich nähm - lich so viele Thiere ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*) Nascitur ars ista, non discitur. Seneca., (die bey so vie - len z. B. bey den Raupen, die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kann), so ungemein künstliche Wohnun - gen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu tausend andern Zwecken zu ver - fertigen wissen.

§. 36.

Der Mensch zeigt außer den Begattungs - trieben wenig andere Spuren von Instinct: an - geborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen reichlich für diesen scheinbaren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft, nähmlich desjenigen so auszeichnenden Vorzugs, wodurch er die Herr -34 schaft über die ganze übrige thierische Schöpfung, und die ganze bewohnbare Erde zum unbeschränk - ten Aufenthalt erhält.

§. 37.

Diese Vernunft mag nun entweder eine aus - schließliche eigenthümliche Fähigkeit der mensch - lichen Seele seyn; oder aber ein unendlich stär - kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hatten; oder eine eigne Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der ge - dachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz derselben erhält, unwiderred - lich am Tage.

§. 38.

Der Mensch hat keinen bestimmten Wohn - platz, und keine bestimmte Nahrung sondern, die ganze bewohnbare Erde ist ihm zum Auf - enthalt, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen. Die Verschiedenheit der Climate die er bewohnen soll, und der Nahrung die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, er - zeugt ihm eben so verschiedene Bedürfnisse, die er durch den Gebrauch seiner Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 39.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige35 thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit ei - nem Wort über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand - lungen abrichten kann u. s. w.

Am allerauffallendsten erhellt dieß aus dem Beyspiele der Hausthiere, als von welchen der Mensch entweder wie bey den Pferden, Scha - fen, Hühnern ꝛc. die ganzen Gattungen ihrer Freyheit beraubt und sich unterjocht hat; oder, wenn ihm auch dieß bey einigen, wie beym Ele - phanten, Falken ꝛc. noch nicht gelungen ist, doch die einzelnen Individua einzufangen, zu händi - gen und zu seinem Dienst abzurichten versteht.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung, auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um - schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh, und sogar Ca - mele und Affen! und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheil einheimisch ge - macht wie z. B. Cartoffeln, Tabak u. s. w.

§. 40.

Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:

36

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, din Jun - ge nicht mit Milch säugen, und Federn haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem ro - then Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf haben.

VI. Cl. Würmer (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula) haben.

Hauptquellen zur Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux d'Aristote, avec des notes ꝛc. par M. Camus. Par. 1783. II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viniparorum, it - anium et animalium aquatilium; cum nomenclaturis37 singulorum in linguis diuersis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandvs.
  4. Io. Ionston historia naturalis de animalibus. Frf. 1649 - 53. fol.
  5. auch unter dem Titel H. Rvysch (Frid. fil. ) thea - trum vniuersale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
  6. Ray.
  7. Buffon.
  8. Joh. Dan Meyer Vorstellungen allerhand Thiere, so wohl nach ihrer Gestalt als auch nach der Struc - tur ihrer Scelete. Nürnb. 1748-56. III. Bände in Fol.
  9. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  10. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768-77. IV. vol. 8.
  11. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel. ib. seit 1763. gr. Fol.
38

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben - dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe ent - lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter ge - wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterfüßen.

§. 42.

Der Körper der allermehresten (wo nicht al - ler*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern ꝛc.) Säugethiere ist mit Haaren von sehr ver - schiedener Stärke, Länge und Farbe bedeckt; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppicht sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey39 manchen Thieren sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. ste - hen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz - ter Richtung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter und bey den mehrsten Hausthieren dieser Classe variirt sie, so wie beym Gefieder des mei - sten Hausgeflügels. Auch sind manche durch die Kälte (§. 15.) bey uns den Winter über, in Nor - den aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weisse Farbe zugleich mit rosenrothen licht - scheuen Augen verbunden ist, wie bey den weis - sen Mohren, bey den Mäusen ꝛc. (auch bey man - chen Vögeln,) so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche. Die allermehresten Säu - gethiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten, so wie sich die Vögel mausern, und die Schlangen sich häuten ꝛc. (§. 18.).

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea unter der Erde;40 andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe - gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha - ben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände. Die Affen hingegen haben vier Hände, und können die an den Hinterfüßen, da sie auch einen abstehenden Daumen und keine große Zehe haben, eben so wohl zum fassen und greifen gebrauchen als ihre Vorderhände. Die Finger und Zehen der Säugethiere sind im Rück - sicht ihrer Bildung, Anzahl und Verbindung sehr verschieden. Gemeiniglich sind sie frey; bey ei - nigen aber, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, durch eine Schwimmhaut ver - bunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine florähnliche Haut ausge - spannt, die zum Fliegen dient. Die Füße man - cher Seethiere aus dieser Classe sind wie in ei - nen Klumpen verwachseln, und bey den Wall - fischen ähneln sie gar einiger Maßen den Floßfe - dern der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch - schwanz vertical, liegen. Einige wenige Säu - gethiere (Solidungula) haben Hufe; viele aber (Bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen bloß auf den Zehen der Füße; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die41 Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der gan - zen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die Ameisenbären, Formosanischen Teufel - chen, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehn, die man in Schneidezähne (primores), Spitz - zähne oder Eckzähne (laniaros), und Backen - zähne (molares), abtheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiednen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch - fressenden nähmlich ist die Krone zackicht und scharf; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen die sich, so wie der Mensch, von beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken ab - gerundet.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm - lich das bloß flüchtig zerbißne und geschluckte Futter bissen-weise wieder durch den Schlund zu - rück getrieben 'und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Der allgemeine Character dieser wieder - kauenden Thiere liegt nicht in den gespaltnen Klauen, als welche aus den Schweinen zukom -42 men, die doch nicht ruminiren, und hingegen den allerdings wiederkauenden Kaninchen ꝛc. ab - gehen. Eben so wenig gibt der bloße Mangel der obern Vorderzähne ein hinreichendes Unter - scheidungszeichen, da sie bey den Kaninchen sogar doppelt sind ꝛc.

Mehr allgemein passend ist hingegen die den wiederkauenden Thieren eigne Bildung der Ba - cken-Zähne; die wie mit sägeförmigen Queer - furchen ausgeschnitten, und deren Kronen nicht horizontal liegen, sondern schräg-ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außen - seite an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkie - fer der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wo - durch denn wie der Augenschein lehrt, der Me - chanismus dieser sonderbaren Verrichtung be - wirkt wird.

Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben, nähmlich bey den Ge - schlechtern der Schafe und Ziegen, Antilopen, des Rindviehs, der Camele, Hirsche, Moschus-Thiere und vermuthlich auch der Giraffe kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür - dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuren ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch - weicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zwey - ten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau,43 die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen - tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er sich wohl bey der geringe Weite desselben nicht lange aufhalten kann, sondern von da end - lich zur völligen Verdauung in den vierten (abo - masus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säu - gethiere am nächsten kommt.

Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutze der Rumination scheint noch unbekannt. Vielen kleinen, schüch - ternen, unbewaffneten wiederkauenden Thieren und denen noch dazu von den reissenden Thieren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu passe, das sie ihr Futter auf der offnen Weid ge - schwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe und Sicherheit gemächlich ruminiren können ꝛc.

§. 46.

Die allermehrsten Säugethiere haben eine Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und der Leidenschaften überaus mannigfaltig ist. Ei - nige, wie der Maulwurf, die Hasen, Kanin - chen ꝛc. lassen sie aber nur im äußersten Noth - fall erschallen. Der Mensch allein besitzt den Gebrauch der Sprache (loquela), die eine Folge seiner Vernunft (§. 37.) ist*)Explanatio animi, quae nos distinxit a feris. Plinius..

44

§. 47.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen ver - sehen, die doch, wie der Bart beym Menschen, meist erst gegen die Zeit der Mannbarkeit recht hervor brechen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen unge - hörnt; bey andern, wie im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Structur, und Lage der Hörner sind sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Des Rhinocers Hörner sind dichte, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber von besondrer Structur, und astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden mehrentheils all - jährlich abgeworfen und neue an ihrer statt re - producirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Guckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren die Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; vielen Meer - katzen u. a. Americanischen Thieren statt einer45 Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); dem Eichhörnchen zur Haltung beym schnellen Lauf auf den Zweigen ꝛc.

§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim - mung zu merken. So haben viele Affen, Pa - viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zi - selmaus u. a., Backentaschen, um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weib - chen der Beutelratte liegen die Zitzen in einer be - sondern Tasche am Bauche, worein sich die sau - genden Junge verkriechen können. Der Orang - utang und manche andre Affen, auch das Renn - thier ꝛc. haben einen Beutel am Halse, der sich in die Kehle öffnet, und vermuthlich zur Verstär - kung der Stimme dient.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Men - schen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtig -46 sten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säuge - thiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. ma - chen sie für den Menschen auf die mannigfal - tigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so schlechterdings un - entbehrlich als diese. Ganze Völker des Erd - bodens können mit einer einzigen Art von Säu - gethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem See - hund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renn - thier; die Aleuten mit dem Wallfisch. Ge - wisser Maßen auch die Einwohner der Lüneburger Heide mit dem Schaf ꝛc.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker - bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere, Elephanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Ver - tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. 47Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But - ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel - ten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Le - der. Für andere Künstler und zu gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Pferde - Haar), Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Harn ꝛc. zu Phos - phorus. Endlich zur Arzney: Bisam, Bie - bergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Die reissenden Thiere, besonders aus dem Katzen - Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und noch manche andere z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. ver - tilgen viele nutzbare Thiere: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Ham - ster, Leming, Hirsche, Hasen, Bieber, Affen, Elephanten, Rhinoceros, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmelthier. Verderben Haus -48 geräthe, wie die Schakale, Hyänen u. s. w. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu be - sitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundegeschlecht leicht aus - gesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche Systeme, nach welchen berühmte Männer die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei - lung z. B. ist auf die Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. nach der Hand angenommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte - sten und im ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Ze - hen hat. Linné hat die Zähne zum Classifica - tionsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbin - dungen stößt. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver - schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen we - nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant kommt mit den Panzer - thieren, und den formosanischen Teufelchen; der Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und Tigern in eine gemeinschaftliche Ordnung.

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§. 54.

Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen, und ein natürliches System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein - zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk - mahle zugleich, auf den ganzes Habitus der Thiere gesehn habe. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander ähnelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnun - gen dieser ersten Classe entstanden:

I. Ordn. Bimanus (Inermis). Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana (Pitheci). Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.

III. Bradypoda. Thiere mit langen haken - förmigen Krallen, deren ganzer Körper - bau auf den ersten Blick Trägheit und Langsamkeit verräth. Faulthiere, Amei - senbären.

IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit sonderbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar a) mit Schuppen: die Formosa - nischen Teufelchen; b) mit Schildern: die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel und Stachelschweine.

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V. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flügel bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

V. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen, Wiesel und andere verwandte kleine viel - zehige Säugethiere.

VI. Ferae. Reissende Thiere, die Menschen anfallen. Nur die Bären-Hunde - und Katzen-Geschlechter.

VIII. Solidungula. Pferd ꝛc.

IX. Bisulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.

X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere, mit dicken Füßen. Tapir, Elephant, Nashorn, Nilpferd.

XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe mit kurzen Schwimmfüßen: und zwar a) lacustria, mit bloßer Schwimmhaut zwischen den Zehen; b) marina, mit ver - wachsenen Fingern (§. 43.), deren Spur nur durch die Nägel bezeichnet wird.

Der Manate macht von hier den schick - lichsten Uebergang zur

XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein haben, und deren natürliche Verbin -51 dung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig eingesehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum stru - ctura et vsu cum iis conueniunt. Raius..

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadru - pedibus viuiparis. Basil. 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viuiparis L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ei. de cetis L. I. (am Ende seines Werkes de piscibus). ib. eod. fol.
  6. Io. Raii. synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's synopsis of quadrupeds. Chester 1771. 8.
  9. Ei. history of quadrupeds Lond. 1781. II. vol. 4.
  10. Ei. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  11. J. Ch. Dan Schrebers Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  12. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips. 1777. 8.
  13. E. A. W. Zimmermann specimen zoologiae geogra - phicae. LB. 1777. 4.
52

I. Ordn. BIMANUS (Inermis).

1. Geschl. Homo. Animal erectum, bima - num, inerme, rationale, loquens. Dentes primores incisores supra et infra 4. la - niarii longitudine reliquis aequales, ap - proximati.

1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird schon durch so auf - fallende Eigenschaften seines Körperbaues von der gan - zen übrigen thierischen Schöpfung ausgezeichnet, daß er bey weiten nicht bloß in einem eignen Geschlecht, son - dern allerdings in einer besondern Ordnung von ihr abgeschieden werden muß.

Es gehört dahin gleich vorzüglichst sein aufrechter Gang, wozu seine breiten Fußsohlen, und überhaupt sein ganzer Körperbau eingerichtet ist, und der freyste Gebrauch zweyer vollkommnen Hände, wodurch er, selbst vom menschenähnlichsten Affen zu unterschei - den ist.

Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigen - thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjah - ren; und dann ein körperliches Kennzeichen der unver - letzten jungfräulichen Unschuld.

Der Mensch hat außer dem Begattungstrieb wenig Spuren von Instinct (§. 33. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 35.), schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die53 nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebohrnen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 46.). Daß die Rede hingegen eine bloße Folge der Vernunft und nicht etwa der besondern Organisation der mensch - lichen Sprachwerkzeuge sey, erhellt aus den bekannten Beyspielen der Papagayen, Raben ꝛc. die allerhand Worte ganz vernehmlich nachsprechen lernen. Die Stimme ist den Thieren wie ihr Instinct angeboren: die Sprache hingegen entwickelt sich erst mit der Ver - nunft, da dann die Seele ihre erlangten Begriffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es gibt eben so wenig ein sprachloses, als ein vernunftloses Volk auf unserer Erde, und wir haben nun die Wörterbücher der Eskimos, der Hottentotten und anderer Nationen, denen die leichtgläubigen Reisenden der alten Zeit die Rede abzusprechen wagten.

Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfsbedürfti - ges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine gro - ßen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hül - fe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; da - her denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natür - liche Bestimmung des Menschen zum geselligen Um - gang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor54 der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs - fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un - beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säu - gethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für seine lange Kindheit entschädigt.

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschen - geschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaft - lichen Stammraße abstammen. Alle National-Ver - schiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind nicht um ein Haar auffallender oder un - begreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthie - ren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley Núancen so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen fest setzen lassen: doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Varietäten zu brin - gen geglaubt:

1) Die Europäer und westlichen Asiaten, disseits des Obi, des Caspischen Meers, und des Ganges -55 nebst den Nordafrikanen, also ungefähr die Be - wohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt. Sie sind von Farbe mehr oder weniger weiß, und nach den europäischen Begriffen von Schönheit die best gebildeten Menschen.

2) Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi, des Gan - ges ꝛc. und dann die nordlichsten Americaner, (an der westlichen Küste nähmlich etwa bis nach Alasch - ka ꝛc. und an der ostlichen bis Labrador). Sie sind meist gelbbraun, dünn behaart, haben platte Gesich - ter und eng-geschlitzte Augenlieder. Als Ideal ihrer Gestaltung denke man sich die Schinesen.

3) Die übrigen Africaner: mehr oder weniger schwarz; mit stärker prominirendem Untertheil des Gesichts, wulstigen Lippen, stumpfer Nase und meist krausem Haar. Am auffallendsten ist dieser Charakter bey den Negern, die sich dann in die Habessinier, Mau - ren ꝛc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Va - rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleich - sam zusammen fließt.

4) Die übrigen Americaner: meist von kupferrother Farbe, schlichtem straffen Haar und mancherley meist durch Kunst bewirkter Form des Kopfes.

5) Die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünften Welttheils; bis wieder gen Ostindien. Sie sind meist schwarzbraun, breitnasig, und groß - maulig, mit dichtem Haarwuchs und stark ausge - wirkten Gesichtszügen.

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt56 haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe: die ver - meintlichen Patagonischen Riesen z. B. sind, von Ma - galhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Er - zählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebente - halb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andre Mensch von guter Statur.

Und daß Commerson's Quimo's und andre Zwergna - tionen auch nichts als Erdichtungen waren, ist nun allgemein bekannt.

Die Kackerlacken, Blafards, Albinos oder weiste Mohren sind nicht ein Mahl eine Spielart, geschwei - ge eine besondre Gattung, sondern Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Na - turhistorie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge - mische aus der Geschichte jener preßhaften kränkli - chen Menschen, und des Orangutangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall ent - stellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten - tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Amerikaner, die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, ver - zeihen wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.

57

II. QUADRUMANA (Pitheci).

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind bloß zwischen den Wendezir - keln zu Hause.

2. Simia. Affe. habitus plus minus anthro - pomorphus, auriculae et manus magis humanae. Dentes primores incisores, su - pra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.

Die Affen finden sich bloß in der alten Welt; ihr Gesicht ist zwar menschenähnlicher als andrer Thiere ihres, aber doch schon vorn in eine Thier-Schnauze verlängert, weil sie, so wie die allermehresten übrigen Säugethiere einen besondern Knochen (os intermaxil - lare) zwischen den Oberkiefern haben, in welchem die obern Schneidezähne sitzen, und der dem Menschenge - schlechte mangelt. Ueberhaupt aber sind auch die menschenähnlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung, durch die schmalen Hüften, durch die platten Lenden u. s. w. vollends durch so tausend Besonderheiten in ih - rem innern Körperbau aufs auffallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch, Schim - pansee, Pongo, Jocko, Barris. S. macrocephala, torosa, dorso et humeris pilosis, reliquo corpore glabro.

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Tulpii observ. med. p. 234. tab. XII.

Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer land - einwärts; wird ungefähr fünf Fuß hoch; hat doch ein etwas mehr menschenähnliches Ansehen als der eigent - liche Orangutang und dient folglich zum kürzesten bün - digsten Beweis des mächtig-großen Abstandes, der auch schon in Rücksicht der äußern Bildung, zwischen dem Menschen und der ganzen übrigen thierischen Schö - pfung vorwaltet. Diese Thiere sind unbändig stark, wild, und sollen Menschen anfallen. Man sagt daß sie sich Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten, sich auf den Bäumen eine Art von Laube gegen Wind und Wetter machen, sich gern nach dem Feuer ziehen was die Wilden etwa im Walde angemacht haben, daß sie es aber nicht mit nachgelegtem Holze zu unterhalten verstehen.

2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, eigentliche Orangutang (Büffon's Jacko). S. capite minore gracilior, hirsuta; pilorum humeri et uluae contraria directione, pollice manuum anteriorum mutico, un - gue destituto.

Schrebers Säugth. tab. II. A.

Wie es scheint bloß auf Borneo; wird ungefähr 4 Fuß hoch; unterscheidet sich durch einen weit schlankern, schmächtigern Wuchs, kleinern Kopf, ganz andere Ge - sichtsbildung und einen dicht behaarten Leib, von dem Africanischen Waldmenschen, womit er gemeiniglich ver - wechselt worden; läßt sich, wenn er ganz jung einge - fangen worden, so wie der Schimpanse und andere Af - fen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrich -59 ten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Camper hat aus der Zergliederung eines ähnlichen Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen, daß der - gleichen so genannte menschenähnliche Geschöpfe je ei - ner menschlichen Rede, oder eines natürlichen aufrech - ten Ganges ꝛc. fähig seyn könnten.

3. Longimana. der Gibbon oder Golok. (Linné's Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.

Schreber tab. III.

In Malacka, Coromandel, und auf den Molucken; sein ziemlich menschenähnliches Gesicht und die unge - heuer langen Arme geben ihm ein sonderbares Ansehn. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.

4. Syluanus der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subro - tundo. *

Schreber tab. IV.

Der allgemeinste und dauerhafteste Affe, der auch in Europa leicht Junge heckt. Hat etwa die Größe vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und possirlich, lebt scharenweise in Nordafrica, Ostin - dien ꝛc.

5. Innus (cynocephalus auctorum. Büffon's magot.) S. capite oblongo, natibus caluis. *

Schreber tab. V., it. V. a, V. b.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen und ist ihm überhaupt so ähnlich, daß es schwer hält, beide recht60 bestimmt von einander zu unterscheiden. Man hält diesen für den wahren Aegyptischen cynocephalus der Alten. Er ist auch auf Gibraltar verwildert und hat sich da im freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so ge - nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.

Schreber tab. XIII.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivenfarben. Ueber - aus lebhaft, possirlich und dauerhaft, daher er häu - fig nach Europa gebracht wird.

7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimberbis grisea, eminentia pilosa verticis reuersa longitudinali. *

Schreber tab. XXII.

In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe einer Katze.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba - boon.) Caput prolongatum, minus an - thropomorphum, nates nudae, coccineae, cauda abbreuiata. Dentes ut in simiis.

Auch die Paviane sind der alten Welt eigen. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze. Meist sind es unbändige, säuische und äußerst geile Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera coerulescente. *

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Schreber tab. VIII. A. VIII. B.

Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat wegen der schönen farbigen Streifen im Gesicht, wegen seines weissen Barts, und der spitz zulaufenden Kopfhaare, ein auffallendes Ansehn.

2. Mandril. (maimon. Linn) P. facie violacea glabta, profunde sulcata. *

Schreber tab. VII.

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen des Nachts Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Kleiner als der vorige.

4. Cercopithecvs. Meerkatze. auri - culae minus humanae. manus (plurimis) quasi sciurinae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß in Süd-America einheimisch.

a) cauda prehensili, die Sapajus.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice. *

Schreber tab. XXVI. A. XXVI. B.

In Brasilien, Peru ꝛc. Soll mit seinem langen Rollschwanz Fische fangen können; und wenn mehrere von einem Baume disseits eines schmalen Flusses auf einen andern, jenseitigen wollen; so sollen sie sich, wie eine Kette, von einem Aste herunter an einander hän - gen, und so lange über dem Wasser hin und wieder schwanken, bis der unterste den jenseitigen Baum er - reicht und sich dran angehalten hat, da dann der62 erste los läßt, und so die ganze Kette hinüber fliegt. *)s. die Vignette in Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.

b) cauda non prehensili, die Sanguinchen.

2. Jacchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata. *

Schreber tab. XXXIII.

In Brasilien. Von brauner Farbe und so klein, daß er in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. inferiores 6. por - recti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati.

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus. *

Schreber tab. XXXVIII.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörn - chens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis. *

Schreber tab. XXXIX. A. XXXIX. B.

Ist so wie einige verwandte Gattungen auf Madagas - car, und den benachbarten Inseln zu Hause. Hat schöne orangegelbe Augen, sehr weiches Haar, und einen lan - gen wolligen Schwanz, den er im Sitzen um den Hals schlägt. Die Hinterfüße sind viel länger als die vor -63 dern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.

III. BRADYPODA.

Der Bau der Füße und der ganze Habitus dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorderfüßen, die aber mit großen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäu - men dienen. Sie sind dick behaart, und durch zahlreiche aber sehr breite Rippen von innen fast so gut gepanzert, als die Sclerodermata durch ihre hornichte Decken von außen.

6. Bradypus. Faulthier. Ignavus. (Fr. paresseux, Engl. sloth) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridactylis, cauda brevi. *

Schreber tab. LXIV.

In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames, schwer - fälliges Geschöpf; was nie mehr als einen Fuß auf Ein Mahl aufheben, nachher jedes Mahl erst einige Zeit aus - ruhen, und beständig sein heulendes , wovon es den Nahmen hat, hören lassen soll. Aber bey aller dieser Trägheit ist es listig genug um seinen Feinden, zumahl64 den kleinen Americanischen Tigern ꝛc. auf allerhand Weise zu entgehen; und stark genug, um sich im Noth - fall gegen sie zu vertheidigen. Hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum pro - ductius, lingua lumbriciformis; dentes nulli.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis didacty - lis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili. *

Schreber tab. LXVI.

In Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Mit seiner vier Zoll lan - gen Zunge bohrt er nach und nach gleichsam einen Gang in die Ameisenhaufen, und da sie wie bey den übrigen Gattungen mit zähem Schleim überzogen ist, so blei - ben die Ameisen dran kleben, und er braucht sie nur von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen und die Thier - chen hinterzuschlucken. Mit den großen hakenförmigen Klauen der Vorderfüße kratzt er die mit einer festen Erdrinde bedeckten Ameisenhaufen auf.

IV. SCLERODERMATA:

Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup - pen, oder Schilden statt des behaarten Fells. Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zusam -65 men, und können sich bey der Begattung nicht wie die mehresten übrigen Thiere dieser Classe bespringen.

8. Manis. Formosanisches Teufelchen. Cor - pus squamis tectum. lingua teres. den - tes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Macroura. der Phatagin. (tetradactyla Linn.) M. cauda longiore. *

Schreber tab. LXX.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein geschuppter Kör - per ähnelt einem Tannenzapfen. Die Schuppen sind von castanienbrauner Farbe und ungemein sauber ge - streift.

9. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum. dentes primores et la - niarii nulli.

1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dorsalibus 9 palmis tetradactylis. plantis pentadactylis. *

Schreber tab. LXXIV.

In Südamerica, wohin das ganze Geschlecht zu Hause zu gehören scheint. Baut unter die Erde, wird leicht sehr kirre.

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10. Hystrix. Corpus spinis tectum.

a) dentibus primoribus 2. distantibus, laniariis utrinque 2. recumbentibus.

1. . Erinaceus. der Igel. (Fr. le hérisson, Engl. the hodge-hog) H. auriculis rotundatis, naribus cri - statis. *

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Rat - ten und Mäusen; auch von Kröten, Insecten, (sogar spanischen Fliegen) und von Früchten, Wurzeln ꝛc.

2. Malacensis. H. auriculis pendulis.

Seba thesaur. vol. I tab. LI. Fig. 1.

Auf Malacca und den Sundaischen Inseln; ist we - gen des ehedem als Panazee berufnen und so theuer be - zahlten Piedra del porco merkwürdig, der sich zuweilen in seiner Gallenblase erzeugt.

b) dentibus primoribus utrinque 2. oblique scissis, laniariis nullis.

3. Cristata. das Stachelschwein. (Fr. le porcepic. Engl. the porcupine) H. capite cristato, cauda abbreuiata. *

Schreber tab. CLXVII.

Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich von Baumrinde und Früchten, und nistet in einem ziemlich tiefen Bau unter der Erde. Im Zorn ras - selt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, zumahl im Herbste ausfallen, schießt sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich.

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V. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist eine florähnliche Haut ausgespannt, die statt Flügel dient (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen, Faulthiere ꝛc. bequem auf der Erde gehn.

11. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chau - vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breues, reliqui longissi - mi, membranae expansili intertexti, pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus noctur - nis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt - theile verbreitet sind.

a) dentibus primorbius 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundi - buliformi lanceolato. *

Schreber tab. XLV.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhorns. Graubraun, wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs erhalten hat; tödtet auch Tauben; beißet den Schweinen die Zitzen ab ꝛc. *)Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von die - sem u. a. Südamerikanischen Thieren, s. in Adr.68 van Berkel's Reisen nach Rio de Berbiçe und Surinam, im 1ten B. der Sammlung seltener und merkw. Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8.

2. Canis volaus. der fliegende Hund. (Linné's vampyrus, Büffon's roussette.) V. ecaudatus, naso simplici, mem - brana inter femora diuisa. *

Schreber tab. XLIV.

Ist größer als der Vampyr, lebt aber bloß von Baumfrüchten und wird also ganz unrichtig Vampyr genannt: findet sich scharenweise auf Ternate und an - dern Ostindischen - und Austral-Inseln; auf welchen letzteren (Neu-Holland ausgenommen) er nebst den Schweinen, Hunden und Ratten die einzigen daselbst einheimischen Säugethiere ausmacht.

b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritus. (Büffon's oreillard.) V. caudatus, auri - culis maximis. *

Schreber tab. I.

So wie die folgende in den gemäßigten Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus V. caudatus, auriculis capite minoribus. *

Zu ihrem Winterschlaf hängen sie sich in Höhlen klumpweise bey den Hinterfüßen auf.

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VI. GLIRES.

Eine große Ordnung, die wieder in Fami - lien eingetheilt werden kann. Die dahin gehö - rigen Thiere sind vielzehig, gehen fast immer auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43.), und mehren - theils im Galopp. Meist sind es kleine aber flinke, lebhafte Geschöpfe.

A) Sciurina.

12. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati; laniarii nulli.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatu - sche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterio - ribus ad posteriores. *

Schreber tab. CCXXIII.

Fast in der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu, auf der Seite weglauft, dient ihm nur[wie zu einem Fallschirm], um einen weitern Sprung wagen zu dürfen. Es kann aber damit nie auswärts, nicht ein Mahl was - serpaß, sondern immer nur schief herunterwärts setzen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecureil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbaris, cauda dorso concolori. *

Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nörd - lichen America. Lebt fast bloß auf den Bäumen, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz statt Segel und die immer stark dunstenden, feuchten70 und großen Fußsohlen zum festem Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vögel.

Die Nordischen, zumal an den Ufern des Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Au - gen; auch habe ich ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Gothaischen gesehn.

13. Glis. Cauda rotunda, in apice cras - sior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse.) G. gri - seus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis. *

Schreber tab. CCXXV.

So wie die folgende Gattung in den gemäßigten Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie als Delicatesse verspeiseten*)Apicius. VIII. 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III. 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Winterschaf.

2. . Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le mus - cardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice planta - rum mutico, auriculis rotundatis. *

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Schreber tab. CCXVII.

Von der Größe der Hausmaus. Zu seinem Win - terschlaf bereitet es sich ein kuglichtes, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worin sie sich vergräbt.

B) Murina.

14. Marmota. auriculae abbreuiatae, cauda breuis, pilosa. Dentes (plerisque) ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Romanisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte.) M. corpore supra fusco, subtus flauescente. *

Schreber tab. CCVII.

In den höhern Alpen von Europa und Asien, beson - ders in Savoyen, Graubünden, am St. Gotthard, und in der großen Tatarey. Macht sich tiefe Höhlen in die Erde, die es mit Heu und Moos ausfuttert, nährt sich von allerhand Pflanzen und Wurzeln. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet die wie Inseln aus diesem Eis - meer hervorragen, etliche Stunden weit von allem un - beeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa 6 Wochen lang von Schnee befreyt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens 10 Monate vom Jahr und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. . Citellus. das Erdzeifelchen, Suslik. (mus noricus). M. corpore longiore, capite parno, pedibus breuibus pentadactylis. *

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Schreber tab. CCXI. A. CCXI. B.

Häufigst in Ungarn, Pohlen und Sibirien. Die äußere Gestalt und Farbe, auch die Sitten sind wie vom Murmelthier. Es hat aber nur die Größe vom Hamster, auch so wie dieser Backentaschen ꝛc. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hingegen das Erdzeifelchen in dürren sandichten oder thonichten Boden.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro. *

Schreber tab. CXCVIII. A. CXCVIII. B.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. I. II.

Hin und wieder in Deutschland, Pohlen, Sibirien ꝛc. lebt zum Theil von kleinen Thieren, jungen Pflanzen ꝛc. doch vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc. wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter - irdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victu - alien. Er vermehrt sich ausnehmend stark, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosenrothen Augen.

4. Lemmus. der Leming. M. capite acute, corpore nigro fuluoque irregulariter maculato. *

Schreber tab. CXCV. A. CXCV. B.

Häufigst in Lappland und Sibirien. Thut den Ge - wächsen großen Schaden. Zuweilen emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die73 andere. Sie sollen sodann in gerader Linie, bis zum Ort wo sie sich niederlassen wollen, ziehen. Ihre uner - wartete und unbemerkte Ankunft daselbst, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., hat zu der wunderlichen Sage Anlaß gegeben, daß es Lemminge vom Himmel regne.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber tab. CCVI.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Es soll für seine kleinen ganz deutlichen Aug - äpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Au - genlider haben, und folglich gänzlich blind seyn!

15. Mus. cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses - quuncialis, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.

Schreber tab. CXC.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in unsäglicher Menge und unermeßlichen Zügen fast wie der Lemming anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwür - dig, womit dieses kleine Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in seine unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungusen u. a. Sibirische Völker74 (wie die Thüringer dem Hamster-Höhlen) nachgra - ben und diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Ge - brauch ernten.

2. . Siluaticus. die Waldmaus, große Feldmaus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, abdomine albido.

Schreber tab. CLXXX.

In den Europäischen Wäldern, ist zumahl den Hol - zungen sehr schädlich, sammelt häufigen Wintervor - rath von Nüssen, Eicheln ꝛc.

3. . terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo. *

Schreber tab. CXCI.

Meist in ganz Europa, hält sich im Sommer mehr in Wiesen, Gärten und Feldern, im Winter aber mehr im Walde auf. Vermehrt sich in manchen Jahren ganz ungeheuer, und thut den Feldfrüchten, zumahl der jungen Saat, großen Schaden.

4. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis, pollice palmarum mutico. *

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen. Frißt fast alles was ihren Zähnen beißbar ist.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden könnten.

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5. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum vngul - culo pollicari. *

Die Rate ist jetzt fast über alle fünf Welttheile ver - breitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Wenige andre Thiere sind so äußerst gefrä - ßig als die Raten. Sie fressen sogar Scorpione und ziehen dem Menschen und seinen Victualien überall nach. Sogar den Bergleuten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die ankommenden Schiffe wen sie ausgeladen werden und schwimmen ans Land; und beziehen sie wie - der so bald sie von neuem befrachtet werden. Die Müt - ter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensgefahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den jüngern besorgt und gefüttert.

Solche bejahrte Ratten, die nur der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und mehrern, mit den Schwänzen in einander, und das sind die ehemahls so berufenen und neuerlich ohne Grund gänzlich geläugne - ten Rattenkönige.

16. Sorex. nasus rostratus, auriculae breues. Dentes primores superiores 2. bi - fidi; inferiores 4. intermediis breuiori - bus; (interdum 2.) laniarii utrinque plures.

1. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne. Engl. the shrew.) S. cauda mediocri, abdomine albido. *

Schreber tab. CLX.

76

In Europa und Nordasien in altem Gemäuer, Stäl - len, Mistgruben ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pfer - den in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.

2. Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S. habitu talpae, digitis ciliatis. *

Daubenton in den Mém. de l'ac. de Paris, 1756. tab. I. fig. 2.

Ein überaus sonderbares artiges Thierchen, das sich an kleinen Gewässern aufhält, aber sich, wie es scheint im Herbst aufs Land begibt, und da auf Aeckern ꝛc. in der Erde überwintert. Seine Füße haben zwar keine Schwimmhaut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge - mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lang es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei. Das allerkleinste Säugethier, wiegt nicht über ein halb Quentchen.

17. Talpa. caput rostratum, palmae fos - soriae. Dentes primores superiores 6, in - feriores 8. laniarii maior 1. minores 4.

1. Europaea. der Maulwurf, die Schermaus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auri - culis plane nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommnes animal subterraneum, wozu ihm seine Schaufelpfoten, und ein sonderbares Brustbein, was fast der Vögel77 ihrem ähnelt, zu statten kommen. Er hat gar keine äußeren Ohren, und sehr kleine Augen. Kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es giebt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.

18. Didelphis. Plantae manus, pollice mutico (plerisque?). cauda subnuda. Dentes primores superiores 10. inferio - res 8, intermediis breuissimis; laniarii longi, plures.

1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine albido. *

Schreber tab. CI.

In Südamerica, baut unter die Erde und ist beson - ders durch die Art berühmt, wie die Mutter ihre Junge aus Gefahr zu retten versteht. Sie schlägt den Schwanz auf dm Rücken: die Junge springen auf sie, rollen ihre Schwänze um der Mutter ihren an, die dann so mit ihnen davon flüchtet.

2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opossum, Philan - der. D. mammis intra saccum abdominalem. *

Schreber tab. CXLV.

Auch bey dieser Gattung, die im ganzen wärmern America, (eine ihr verwandte aber auch in Ostindien) zu Hause ist, hat die Natur eine sonderbare Einrichtung zur Erhaltung der Jungen getroffen. Das Weibchen hat nähmlich eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge werden sehr klein, und gleichsam nur als unreife Abor -78 tus zur Welt geboren, dann aber erst 10 Wochen lang in dieser Tasche getragen, wo sie sich von der Mutter - milch nähren, bis sie reifer und vollkommner ausge - bildet, gleichsam von neuen geboren werden können. Doch bleibt dieser Beutel auch nach dieser zweyten Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die Mutter nimmt sie bey Gefahr darin auf, und sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht zu retten.

C) Leporina.

19. Jaculus. Pedes antici breuissimi, postici elongati. Cauda corpore longior.

a) dentibus primoribus superioribus[6]. (?), inferio - ribus 2. porrectis, subulatis, incumbentibus; laniariis nullis. *)Ich folge hierin der Abbildung des Schedels in the voyage of Governor Phillip to Botany Bay. Lond. 1789. 4. pag. 168.

1. Giganteus. der Känguruh. I. cauda attenuata.

Schreber tab. CLIV.

Dieses durch Cook's erste Reise nach der Südsee bekannt gewordne Thier lebt herdenweise auf der von ihm entdeckten Ostküste von Neu-Holland, und wiegt wohl auf anderthalb Centner. Dessen ungeachtet ist es so äußerst stink, daß es unglaublich hohe und weite Sprünge thun kann. Sein Fell ist mausefahl; das Weibchen soll fast so wie die Beutelratte einen Zitzenbeutel am Bauche haben.

b) dentibus primoribus utrinque 2; laniariis nullis.

2. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die zweybei - nige Bergmaus. I. cauda floccosa, plantis tri - dactylis. *

79

Schreber tab. CCXXIX.

Haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.

In Nord-Africa, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde, wo es am Tage verborgen bleibt, und des Nachts seinen Geschäften nachgeht. Die Vorder - füße sind, zumahl wenn es sitzt, beynahe unmerklich, die hintern hingegen ungeheuer lang. Kann sich ziem - lich lange auf den Hinterbeinen ausrecht erhalten, doch scheint ihm in dem Fall sein langer ausgestreckter Schwanz gleichsam zum dritten Fuße zu dienen. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich, aber fünf - zehig. Beider Thiere Fleisch wird von den Arabern und Kalmücken gegessen.

20. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores duplicati; laniarii nulli.

1. timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longioribus. *

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord - America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kanin - chen, kauen wieder*)III. B. Mosis, K. XI. B. 5. u. f..

Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den nörd - lichen und Alpinischen Gegenden eine besondre weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berghasen, die in manchen Gegenden, wie in Grönland ꝛc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur80 im Winter weiß, im Sommer aber von der gewöhn - lichen Hasen-Farbe sind.

Merkwürdig ist, daß man schon oft und in ganz verschiednen Gegenden und Zeiten Hasen gefunden hat, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völ - lig wie bey einem Rehbock, nur kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen waren. (s. oben S. 14.)

2. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus. *

Ist ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt zu Hause, aber nun auch in nordischen Gegen - den einheimisch worden. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher (z. B. neuerlich ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien*)(Cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.) zur Land - plage geworden sind**) Cerrum est, Balearicos adversus prouentum cu - niculorum auxilium militare a Divo Augusto petiisse. Plinius. ; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden Liparischen Insel, fort.

Die wilden Kaninchen sind grau.

Die weißen mit rothen Augen sind zwar eben so - wohl Kackerlacken, wie die Negres blancs, doch schei - nen sie des Lichts besser als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.

Die langhaarigen Angorischen (§. 15. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande sehr gut fort.

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21. Cavia. Halbkanichen. Auriculae ro - tundatae, paruae. cauda nulla aut bre - uis. Dentes primores utrinque 2; laniarii nulli.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore varie - gato. *

Schreber tab. CLXXIII.

Ursprünglich in Brasilien ꝛc. kommt aber auch in Europa sehr leicht fort, variirt in der Farbe, und ist überaus fruchtbar.

2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. C. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente. *

Schreber tab. CLXXII.

Ebenfalls in Brasilien, Westindien ꝛc. größer als ein Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen, sich die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung bedienten.

D) Mustelina.

22. Mustela. Dentes primores superio - res 6. erecti, acutiores, distincti; inferio - res 6, obtusiores, conferti; duo interio - res. Lingua laeuis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie find sehr flink, beissig und blutdürstig.

1. . Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tan - nenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. 82Engl. the pine-martin.) M. corpore fuluo nigricante, gula flaua. *

Schreber tab. CXXX.

In den Wäldern, zumahl im Schwarzholz der gan - zen nordlichen Erde. Hat eine rothgelbe feuerfarbne Kehle. Lebt vorzüglich von Eichhörnchen u. a. dergl. kleinen Säugethieren. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina. Der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fonine. Engl. the martin.) M. corpore fuluo-nigri - cante, gula alba. *

Schreiber tab. CXXIX.

Im Mittlern und wärmern Europa und dem benach - barten Asien. Seine Kehle ist weiß. Lebt vorzüglich vom Federvieh.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Stänkerratz. (Fr. le putois. Engl. the sitchet, polcat.) M. flauonigricans, ore et auricularum apicibus albis. *

Schreber tab. CXXXI.

Hat einerley Vaterland mit dem Hausmarder. Stellt besonders den Hühnern und ihren Eyern, auch den Fi - schen nach. Das ganze Thier, und selbst sein abge - zogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber tab. CXXXVI.

In dichten einsamen Wäldern der nordlichen Erde, zumahl in Sibirien, wo sein Fang vom November bis in den Hornung dauert. Die schönsten mit recht83 schwarzbraunen, dickhaarigen und glänzenden Fell fin - den sich um Jakuzk.

5. Furo. das Frettel. (Fr. le furet. Engl. the ferret.) M. corpore pallide flauo. *

Schreber tab. CXXXIII.

Ursprünglich in der Barbaren ꝛc. Von da hat man es nach Spanien gebracht, um die Kaninchen zu ver - tilgen, und nun hat sichs schon weiter in Europa ver - breitet. Es hat auch den widrigen Geruch des Iltis.

6. erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le re - selet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. cau - dae apice nigro. *

Schreber tab. CXXXVII. A. CXXXVII. B.

In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun - lich, im Winter aber (als Hermelin) weil ist.

7. vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel.) M. corpore ex rufo fusco subtus albo. *

Schreber tab. CXXXVIII.

Im Norden von Europa und Asien. Ein kleines aber muthiges Thier, über welches kaum eine Katze Herr wird. Kann auch große Hasen bewältigen. Stellt aber zumahl den Eyern des Hausgeflügels und der wilden Hühner nach. Die Mutter trägt ihre Junge oft im Maule umher (daher die alte Sage, als ob sie diesel - ben durch diesen Weg zur Welt brächte).

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23. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze hyaena odorifera. (Fr. la ci - vette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso ci - nereo nigroque vndatim striato. *

Schreber tab. CXII.

Im südlichen Asien und nordlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsglie - dern liegt, das Zibet, eine schmierige, stark riechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, corpore fuluo-nigricante maculato. *

Schreber tab. CXIII.

In der Levante. Wird vorzüglich seines schönen Felles wegen geschätzt.

3. Putorius. daß Stinkthier, Coneparl. (Engl. the polcat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

Schreber tab. CXXII.

In Virginien, Canada ꝛc. hat seinen Nahmen von dem über alle Beschreibung unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt, und der bey ihm von einem besondern unter der Harnblase befindlichen Safte herrühren soll.

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4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büf - fon's mangouste.) V. caudae basi incrassata sensim at - tenuata, pollicibus remotiusculis. *

Schreber tab. CXV. B. CXVI. A. CXVI. B.

In Ostindien ꝛc. vorzüglich aber in Aegypten, wo es zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils eine Men - ge Schlangen, Frösche, Mäuse und dergl. verzehrt, auch den Crocodileyern nachstellt, die es mit viel Verschla - genheit aus dem Sande scharrt. Man glaubt, wenn es von der Brillenschlange gebissen worden, so brauche es Schlangenwurzel (Ophiorhiza mungos) zum Ge - gengift.

5. aurita. das Großohr, Fennec, (Büffon's animal anonyme.) V. auriculis amplissimis.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, im Anhang. tab. XXII.

In der Barbarey, Nubien ꝛc. Die ungeheuern Oh - ren geben dem artigen kleinen Thier ein ganz auffallen - des Ansehen. Es nistet auf den Palmen, und lebt vor - züglich von Datteln.

24. Meles. caput vrsinum. corpus toro - sum. cauda abbreuiata. vngulae pleris - que fossoriae. dentes primores vtrimque 6. intermediis breuioribus.

1. gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Schreber tab. CXLIV.

In der nördlichen alten Welt, besonders in den großen Wäldern von Sibirien. Seine Freßgierde hat86 zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben. Er ist so stark daß er selbst Rehnthiere überwältigen kann. Sein Fell gibt ein kostbares Pelzwerk.

2. Mellinorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparrmann in den Schwed. Abhandl. 1777. tab. IV. fig. 3.

Am Cap. lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine, Erd - hasen, Kaninchen, Schakale ꝛc. nisten. Bey Sonnen - untergang gibt er auf den Flug der heim eilenden Bie - nen acht, oder folgt auch wohl bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke Haut, die ganz locker und gleich - sam wie ein Sack über das Fleisch des Thieres herum hängt, wodurch es dann so wohl vor den Bienenstichen als vor den Bissen der Hunde gesichert ist.

3. . Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro. *

Schreber tab. CXLII.

In Europa und Asien bis gen Schina. Lebt von klei - nen Thieren, Rüben u. a. Wurzeln, Eichelmast ꝛc. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

4. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton, Lin - né's ursus lotor.) M. cauda annulata, fascia per oculos transuersali nigra. *

87

Mém. de l'ac. de Berlin. 1756. tab. XII.

Im wärmern Nordostlichen America ꝛc. Frißt man - cherley. Vorzüglich gern Fische und Eyer. Wäscht alles, was er habhaft werden kann, im Wasser. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen ꝛc. Wird äußerst kirre. Aehnelt von manchen Seiten den Bären.

VII. FERAE.

Die größern reissenden Thiere, die andre Säugethiere, und manche Gattungen derselben selbst Menschen anfallen.

25. Vrsus. Dentes primores superiores 6, intus excauati alterni, inferiores 6. late - rales 2. longiores lobati; laniarii prima - rii solitarii, exserti. (minimi plures inter hos et primos molares) lingua laeuis, cauda abrupta.

1. . Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, collo breui. *

Schreber tab. CXXXIX. CXL.

In den großen Wäldern, und in den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien. In der Jugend nährt er sich fast bloß von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hinterfüße, drückt und schlägt seinen Feind mit den Vordertatzen, und bedient sich dabey des Ge - bisses seltner als andere reissende Thiere. Er ist im88 Stande ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen Krallen das Fleisch bis auf die Knochen durch - zuhauen. Den Winter bringt er mit weniger, und theils gar ohne Nahrung zu, und dennoch soll die Mutter dabey ihre Junge säugen. *)P. Berch westmanl. Björn-och wargfänge. p. 13.Da sein Gerippe, den Kopf und das Brustbein ausgenommen, viel ähn - liches mit dem menschlichen hat, so lernt er leicht auf - recht stehen und andre ähnliche Kunststücke machen.

Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei - nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären.

2. Maritimus. der Eisbär, Polarbär. U. albus, collo et rostro elongatis.

Schreber tab. CXLI.

Cptn. Cook's voyage to the northern hemisphere. vol. III. tab. LXXIII.

Der Polarbär darf ja nicht mit der weissen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird viel größer, bey zwölf Fuß lang, hat eine ganz andre Stimme, schlankere Glieder, weisses, langzottiges, wei - ches Haar, hält sich in der nördlichsten Erde beym Treib-Eis und an den Küsten auf, schwimmt und taucht sehr geschickt, nährt sich von Fischen, Vögeln und de - ren Eyern, von todten Seehunden und Wallfischen, gräbt Leichen ans und geht Menschen an, wie unter andern Heemskerks Gefehrten A. 1596. auf Neu - Zembla u. a. erfahren habn. Seine Leber scheint giftig zu seyn.

89

26. Canis. Dentes primores superiores 6. laterales longiores distantes, intermedii lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania - rii solitarii, incuruati.

1. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; subinde digito spurio ad pedes posticos. *

Mehrere Gründe machen es wahrscheinlich, daß diese von so vielen Seiten so sehr vorzüglichen Thiere wohl in einem sehr großen Theil der Erde ursprünglich zu Hause gehören, da selbst in Süd-America*)Garcilasso d. l. Vega origen d. l. Yncas. p. 138. Der Lisab. Ausg. v. 1609. eine Race derselben schon vor Ankunft der Spanier einheimisch gewesen zu seyn scheint.

Und eben so scheint es auch, daß man wohl sicher mehr als eine ursprüngliche Stamm-Race von Hunden annehmen muß, da der Bullenbeisser, der Dachshund, das Windspiel ꝛc. einen so ausgezeichneten und zu be - stimmten Absichten und Gebrauch abzweckenden Körper - bau haben, daß man sie wohl schwerlich für bloß aus - geartete Varietäten einer und eben derselben Stamm - race halten darf. Doch läßt sich jetzt wohl schwerlich bestimmen, was unter den nachstehenden Spielarten von Hunden ursprüngliche oder bloß durch Ausartung entstandne Racen seyn mögen.

a) fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pug - dog) mit untersetztem, kurzen Leib, rundem Kopf, ganz stumpfer Schnautze, hängenden Ohren, und glattem Haar.

90

b) molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullen - beisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the ma - stiff) groß, starkleibig, mit stumpfem Kopf, hän - genden lappichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz.

Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer ist meines Wis - sens bloß auf Neufundland zu Hause. Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes sei - denartiges Haar, langflockigen, meist in die Höhe stehenden Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich größer ist als bey andern Hun - den. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde schwarz und weiß; und über alle Vorstellung gelehrig.

d) sagax. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem dicken Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar ist bald schlicht, bald zottig.

Die Bracke, der Hühnerhund, und der Wachtel - hund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern Schwanz.

Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber übrigens die Bildung der glatten Hühnerhunde.

e) aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopf, dickem Leibe, und wollichten Haar.

f) domesticus. der Haushund, Schäferhund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur) mit aufrechten91 Ohren; der Schwanz ist auf der untern Seite lang behaart.

Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch der in Kamtschatka und übrigen Nordöstlichen Asien, wo er allgemein zum Zug in Schlitten ge - braucht wird.

Auch die auf den Inseln der Südsee einheimischen Hunde, deren Fleisch die allgemeinste und belieb - teste Speise der dasigen Einwohner ausmacht, schei - nen zu dieser Race zu gehören.

g) meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epag - neul, le bichon, Engl. the lap-dog, the shock) von ungemein kleiner Statur, mit sehr langen zotti - gen Haaren, zumahl im Gesichte.

h) vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset, Engl. the tumbler, the turnspit) mit langer Schnautze, hangenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen krummen Vorderfüßen.

i) graius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey-hound) mit langem zugespitztem Kopf, hän - genden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und Füßen. Bald zottig, bald schlicht.

k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr. le chien - turc, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Körper ist schwarz und kahl, fast wie Neger-Haut (s. S. 18. Anm. 2.)

Diese verschiednen Hauptracen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit verwandten Gattungen dieses Geschlechts, z. B. mit92 Wölfen und Füchsen, mit welchen letztern sie sogar zu - weilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.) C. cauda incuruata. *

Schreber tab. LXXXVIII.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. In Ländern wo er sich zugleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter. Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang und große Stärke, zumahl im Nacken. Die Wölfe gehen gesellschaftlich ungleich größre Thiere, wilde Schweine und Bären an. Aus Hunger fressen sie sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhö - fen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta, corpo - re toto nigro.

Schreber tab. LXXXIX.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XIX. fig. 2.

Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause und hält so wohl in der Statur als in der Bildung ungefähr das Mit - tel zwischen Wolf und Fuchs.

Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart da - von mit silberfarbnen Spitzen der Haare.

4. . vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice albo. *

93

Schreber tab. XC.

In der nordlichen alten Welt. Er baut unter der Erde, oder nimmt auch wohl von einer Dachshöhle Besitz, thut dem Wildpret und dem Geflügel großen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Amphibien, Fische, Wespen u. a. Insecten, Honig, Getreide, und beson - ders gern Weintrauben.

5. alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard charbonier.) C. cauda recta, apice nigro. *

Schreber tab. XCI.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland und unter - scheidet sich fast bloß durch die etwas kleinere Statur, dunklere Farbe, und schwarze Schwanzspitze von dem - selben.

6. lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isatis) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

Schreber tab. XCIII. A. XCIII. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu - Zembla ꝛc. wo sie meist mit dem Eis-Bär alterniren: d. h. sie kommen daselbst erst im November zum Vor - schein wenn nun die Sonne unsichtbar wird und zu - gleich jene Bären sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmack - haft, wie das von Kaninchen: und ihr Fell bekanntlich geschätzt.

Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau. Und der Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über Schultern und Rücken.

7. aureus. der Schnellwolf, Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pedibus longioribus, cau - dae apice nigro.

94

Schreber tab. CXIV.

Güldenstaedt in Nov. Comm. Petrop. vol. XX. tab. II.

Dieses berufene Thier ist in ganz Nordafrica und Orient, vorzüglich häufig aber in Natolien und Benga - len, zu Hause, zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kinder rauben*)Mich. Casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 320.. Manche Natur - forscher haben den Schakal für den ursprünglich wil - den Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt worden.

8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf. C. villo - sus, nigricans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique. *

Schreber tab. XCVI.

Jo. Fr. Miller Fasc. IV. tab. XIX. fig. 1.

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Die Hyäne (wovon es mehrere Spielarten gibt) hat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der unsäglichsten Menge fin - det sie sich in Habessinien. Ein äußerst boshaftes, unbändig zorniges Thier, von fürchterlichem Ansehen, das sich sogar gegen den Löwen muthig vertheidigt. Es baut unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte, und wird vom gemeinen Volk in Ae - gypten gegessen.

27. Felis. Vngues retractiles, caput ro - tundius, lingua aspera. Dentes primores 6.95 acutiusculi, exterioribus majoribus. la - niarii solitarii, supra a primoribus, infra a molaribus remoti.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion) F. cauda elongata floccosa corpore fuluo. *

Schreber tab. XCVII. A. XCVII. B.

In den heissesten Zonen der alten Welt, vorzüglich in den Sandwüsten des innern Africa; hat sich hinge - gen von den Küsten (so wie die Bären und Luchse in andern bewohnten Gegenden) mehr und mehr verloren. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Er nährt sich, außer im größten Hunger, bloß von seiner eignen Beute und zwar von größern Säugethieren; schont hingegen (wie man wenigstens an eingesperrten Löwen mehrmahlen gesehen) kleiner kraftloser Geschöpfe. Er verträgt auch unser Clima recht gut; läßt sich aus - nehmend zahm machen und selbst zum Zug und zur Jagd andrer Thiere abrichten. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge, von denen aber meist nur eins erwach - sen und die andern am Zahnen sterben sollen. Das Fleisch des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.

2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elongata. capite, corpore et cruribus nigro-virgatis. *

Schreber tab. XCVIII.

the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.

Bloß in Asien und vorzüglichst von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ein prächtiges, über - aus regelmäßig schön gestreiftes, aber fürchterliches96 Thier. Es wüthet gegen seinen Gatten, und frißt im Hunger seine Junge; es fällt ohne Unterschied Men - schen und Löwen und andre Säugethiere an, muß aber vor dem Elephanten erliegen. Auch ist die alte Sage ungegründet, daß es durchaus nicht zu bändigen sey.

3. Leopardus. der Leopard. F. cauda subelongata, ma - culis numerosis, minoribus, obtuse angulatis. *

Schreber tab. CI.

In Africa. Zeigt in seiner Bildung sehr viel Ver - wandtschaft mit den folgenden Gattungen, daher auch aller ihre Nahmen gar oft mit einander vermengt und verwechselt werden. Sein Fell ist über alle Beschrei - bung schön, hat einen goldgelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier, und meist drey bis vier nahe bey - sammen stehn. Er gibt dem Tiger an Stärke und Raubgierde wenig nach, ist aber leichter zu zähmen.

4. Pardus. das Pantherthier, der Parder. F. cauda subelongata, maculis maioribus, irregularibus, pas - sim confluentibus et annulatis. *

Schreber tab. XCIX.

Ebenfalls ein africanisches Thier, das noch größer wird als der Leopard, aber ihm und dem Tiger in der Lebensart gleicht. Die Flecken seines Fells sind größer als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder wie zusammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.

5. panthera. das kleine Pantherthier. (Büffon's once) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregulari - bus nigris. *

97

Schreber tab. C.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd der Rehe, Gazellen ꝛc. abzurichten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, maculis an - gularis, ocellatis, medio flauis. *

Schreber tab. CII.

In Südamerica. Ebenfalls weit kleiner als die drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furchtsamer, auch weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden flieht.

7. concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immaculato fuluo.

Schreber tab. CIV.

Ein blutdürftiges Thier, das am häufigsten in Peru, Brasilien ꝛc. zu Hause ist und sich durch sein rothgel - bes ungeflecktes Fell (weßhalb es mit dem Nahmen ei - nes Löwen belegt worden) und kleinen Kopf auszeichnet.

8. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.) F. cauda abbreuiata, apice atro, auriculis apice barbatis, cor - pore maculato, plantis palmisque amplissimis.

Schreber tab. CIX.

In großen dichten Wäldern der nordlichern Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen. Einzeln auch zuweilen auf dem Thüringer Walde. Hält sich auf Bäumen auf, und stürzt sich auf vorbey gehende größere Säugethiere herab. Hat ein furchtbares Gebiß und98 thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

9. . Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus. *

Schreber tab. CVII. CVII. A. CVII. B.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauer Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen und nährt sich vom Raube des Federwildprets, der Hasen, und selbst jun - ger Rehe. Die Hauskatze hat noch nicht die schlaffen Ohren und den hängenden Schwanz vieler andern un - terjochten Thiere, auch begattet sie sich nur äußerst sel - ten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Electricität*)Die doch bey den Mardern noch stärker ist.: das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc.

Außer den gemeinen Abänderungen in der Farbe, sind die vorzüglichsten Spielarten dieses Thiers die Angorische Katze mit dem langen seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-graue Car - theuser - oder Cyperkatze; und die Spanische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise shell-cat); unter99 welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb) aber noch nie einen dergleichen Kater gefunden haben soll.

VIII. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

28. Equus. pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. ob - tuse truncati; inferiores 6. prominentio - res: laniarii solitarii utrinque remoti.

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa. *

Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so z. B. in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hingebracht worden) und zwar da in der unermeßlichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese verwilderten Pferde sind meist klein, struppigt, dickköpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich hingegen die zahmen Pferde-Racen durch so vielseitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B. (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persia - ner und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spanischen,100 (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken, in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertrieb, auszeichnen*)Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Renn - pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1 / 2 Fuß in einer Secunde zurücklegte, mithin schneller lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit vollem Winde; dieses aber zwar nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen ge - habt hat..

Ueberhaupt aber ist schwerlich ein andres Thier in der Schöpfung von einer so mannigfaltigen und zu - gleich so großen Brauchbarkeit für den Menschen als das Pferd. Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so braucht man auch bey den cultivirtesten Völkern nur sich an den Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, und Postwesen zu erinnern. Manche der gedachten be - rittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinus. der Esel. (Fr. l'asne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra. *

101

Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258 sq., von da er jährlich im Herbst in unzähligen Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da - selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig - keit. **)Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggerät (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge - schlechts verwechselt werden, das in den Mongo - lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ih - nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad. Petropol. vol. XIX. p.394. sq. tab. VII.

Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender Eigenschaften, wodurch er bey den Alten***)I. M. Gesner de antiqua asinorum honestata. Comm. Gotting. T. II. und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****)Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208. die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens -102 strafe verboten ist. Ins nordlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaf - tigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind.

Eins ist das gemeine Maulthier (mulus, Fr. le mu - let*)Buffon, supplem. vol. III. tab. I.) das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird.

Das andere ist der Maulesel (hinnus, Fr. le bar - deau**)Buffon l. c. tab. II.) der vom Hengste gezeugt, und von der Ese - lin geworfen ist.

Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn oder vorgeblichen Bastarden vom Pferd - und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula - ribus. *

The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs, mit le - bendigen Farben. 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattun - gen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu Hause, und in Rücksicht der äußerst regelmäßigen Strei - fen seines Fells eins der schönsten Säugethiere. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und103 unbändig, und daher nur sehr selten und mit großer Mühe zum Zug oder zum Reiten abzurichten. *)Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel (den man wie ein Zebra mit Streifen bemahlt hatte) bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig des Mittel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die Mutter war.

IX. BISULCA.

Die Thiere mit gespaltnen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.

29. Camelus. Cornua nulla. labium le - porinum. pedes subbisulci. **)III. B. Mosis K. XI. v. 4.Dentes pri - mores inferiores 6. spathiformes; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel. (Fr. le droma - daire***)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt..) C. topho dorsi vnico. *

Buffon vol. XI. tab. IX.

Das Camel findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und In - dien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. 104Auch in Europa hat man es fortzubringen versucht, wo z. B. das Camelgestüte zu Pisa recht gut einschlägt; besser als auf Jamaica. Es kann zehn und meh - rere*)Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande zwanzig Centner zu tragen. Centner tragen, und in einem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kann lange hungern, und frißt wie der Esel unnützes Futter, nähmlich dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah - rung taugt, und nur dem Camele, das deßhalb mit knorpelartigen Lippen und Zahnfleisch versehen ist, ge - nießbar wird. Auch den Durst kann dieses Thier, wie man versichert, mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän - dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen die - nen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel.) C. tophis dorsi duobus. *

Buffon vol. XI. tab. XXII.

Dieses Camel mit zwey Buckeln findet sich mehr im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Heerden in Beßarabien ꝛc. und wird nicht so häufig, wie die vorige Gattung, zum Lasttragen, son - dern seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat - tels wegen, mehr zum Reiten und bey den Tatarn vorzüglich zum Zug gebraucht.

105

3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, topho pectorali.

Buffon, supplement. vol. VI. tab. XXVII.

Beide, dieses und das folgende Thier, sind dem südlichen America, besonders Quito und dem gebir - gigten Peru eigen. Sie ähneln den Camelen der alten Welt in ihrer Lebensart, nur sind sie weit klei - ner, und haben in der Bildung viel von der Ziege. Die Llacma war nebst dem ihm verwandten Pacos das einzige Geschöpf das die Americaner schon vor Ankunft der Spanier als Hausthier hielten. Es trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis auf anderthalb Centner, und wird vorzüglich und in ganzen Carava - nen zum Transport der Silber-Barren aus den Berg - werken von Potosi gebraucht. Doch machts nur kurze Tagereisen von wenigen Meilen, und wenn es ge - waltsam fortgetrieben oder überladen wird, so legt sichs auf der Stelle nieder und ist durch kein Mittel wieder zum Aufstehen zu bringen, sondern muß ge - schlachtet werden.

4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. to - phis nullis, corpore lanato.

Buffon supplement vol. VI. tab. XXVIII.

Kleiner als die Llacma. Sie taugt aber nicht so zum Lasttragen, läßt sich auch überhaupt nicht zäh - men, sondern wird ihres rothbraunen Haares wegen, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt, in großen äußerst beschwerlichen Monathe lang dauernden Treib - jagden haufenweis gefangen. Auch der occidentalische Bezoarstein kommt von diesem Thier.

106

30. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, inferio - res 8; laniarii nulii.

1. . Onis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis. *

Das Schaf findet sich nirgend mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un - terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaffe - nen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl, daß wenige andere Thiere so vielen Krankheiten unterwor - fen und von so vielerley Ungeziefer geplagt sind.

Unter den verschiedenen Racen der Schafe sind vor allen die Tibetanischen aus deren überaus zartem Ge - spinste der Schaul verfertigt wird; die Spanischen aus Segovien, und dann die Englischen ebenfalls we - gen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die Arabischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lange herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (musimon. Büf - fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis circumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

Pallas spicileg. zoolog. fasc. XI. tab. I. II.

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Hin und wieder in der alten Welt, z. B. auf Cor - sica und Sardinien, in Griechenland, in der Barba - rey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und auf den Kurilen. Das im nordlichen Asien ist ein großes und dabey doch äußerst flinkes Thier mit mäch - tig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmal vollständiges dergl. Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern. Es wird neuer - lich von einigen Naturforschern für das ursprünglich wilde Schaf gehalten.

3. . Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis, carinatis. *

Unsre Hausziege scheint von dem so genannten ae - gagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts abzu - stammen, das in den wildesten Gegenden des Cauca - sus und der daran grenzenden östlichen Gebirge lebt, und in dessen Mägen zuweilen der orientalische Be - zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt worden. **)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. V. fig. 2. 3.

Die Hausziege hat mehr von ihrem ursprünglichen Naturell beybehalten als das Schaf. Daher sie auch leicht wieder verwildert. ***)Von der Art war auch ohne Zweifel das im Grindelwald Berner Gebieths gefangne Thier das A. 1777. unter dem Nahmen eines Steinbocks durch Deutschland zur Schau geführt und auch auf einem einzelnen Kupferblau in 4to abgebil - det worden.Sie ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet, und frißt unter andern auch den, dem Menschen und an - dern Thieren giftigen Schierling.

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Sonderbar ist daß man bey dieser Thiergattung un - gleich häufiger als bey andern Säugethieren Beyspiele von Männchen gefunden hat, die Milch aus den Zi - tzen gegeben.

Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat einen kürzern Leib und längere Beine als die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar gibt das beste so genannte Camelgarn, das dem von den Haaren des wahren Camels bey weiten vorzuziehen ist.

4. . Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis ma - ximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.

Conr. Gesner l. c. pag. 1099.

In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Sa - voyen so wie auf Candia und in den Sibirischen Al - pen. Bewohnt bloß die steilsten und für Menschen fast unzugänglichen Felsen; wird größer als unsere Ziege, und kann doch mit großer Leichtigkeit schroffe Felsenwände hinausetzen, und über tiefe Abgründe von einer Klippe zur andern springen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl zwanzig Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.

31. Antilope. Cornua caua, teretia, an - nulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.

1. . Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois.) A. cor - nibus erectis vncinatis. *

Schreber tab. CCLXXIX.

In Europa hat sie ungefähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch hält sie sich mehr in den etwas109 niedrigern Berggegenden auf. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen runde Kugeln (aegagropilae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annula - tis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.

Schreber tab. CCLXIX.

Ein schönes, kleines, schlankes Thierchen, mit mun - tern schwarzen Augen, das im ganzen Orient und Nord - africa zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied er - wähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichter - sprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.

3. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus antrorsum di - rectis, apicibus reflexis: mento barbato: iuba cerui - cali et pectorali.

Buffon, supplement. vol. VI. tab. VIII. IX.

Sparrmanns Reise tab. X.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes: und von einer auffallen - den Bildung die meist völlig das Mittel zwischen dem Antilopen - und Ochsen-Geschlecht hält, zu welchem letz - tern es daher auch die Hrn. Forster rechnen und es bos poephagus nennen.

32. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia. Dentes ut in generibus praecedentibus.

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1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus laxis. *

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer - ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un - sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen, Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch - land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil - dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus - thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau - send Menschen, zumahl in der Schweiz ꝛc. (auch in manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra - ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs - mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin - den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge - backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha - ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch - terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei - tete, allgemeiner grassirt hat.

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Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter den bi - fulcis öfter als unter andern Ordnungen der Säuge - thiere, besonders aber doch unter den Schafen und am häufigsten unter dem Rindvieh, Lämmer und Kälber mit Zwitterartiger Mißgestaltung der Zeugungstheile geworfen werden. Am öftersten soll sich dieser mon - ströse Bau bey Zwillingskälbern finden.

2. Bison. der Buckelochse. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso.

Buffon supplem. vol. III. tab. V.

Das größte Landthier der neuen Welt; findet sich im gemäßigtern Nord-America, wo es heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheure Brust - und Nacken-Mähne. Sein Fleisch ist schmackhafter als das vom gemeinen Ochsen.

3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cor - nibus resupinatis intortis antice planis. *

Buffon vol. XI. tab. XXV.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgi - schen gezogen und zum Zuge gebraucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewegen im Stande seyn würden; sie sind aber unfläthig, schwer zu bändigen ꝛc. und man muß ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie112 damit regieren. Sie haben ein schwarzes dünn behaar - tes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch und die daraus gemachten Käse und Butter und selbst ihr Fleisch ist ungleich schmackhafter als vom gemeinen Hornvieh.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif. Zie - genochse. B. cornibus teretibus, introrsum curuatis, vellere propendente, cauda vndique iubata.

Pallas in Act. acad. Petropolit. T. I. P. II. tab. X.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in In - dien ꝛc. als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grun - zende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschlichten sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien äußerst hoch geschätzt und aufs theuerste bezahlt wird.

5. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus la - tissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

Pennant's arctic zoology. T. I. tab. VII.

Dieses Thier, das sich schon durch die ganz eigne Bildung seiner Hörner (wovon ein Paar zuweilen über 1 / 2 Centner wiegen soll) auszeichnet, wird vor allen durch sein Vaterland äußerst merkwürdig, das bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt ist.

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33. Giraffa. cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; infe - riores 8. spatulati, extimo bilobo; lania - rii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.

Schreber tab. CCLV.

Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Hal - ses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr aus - zeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der ei - nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht, sechzehn Fuß hoch, und nährt sich vom Laub der Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen aalförmigen Zunge abreissen soll.

34. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii supe - rius.)

1. Alces. das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis. *

Schreber tab. CCXLVI.

In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the114 moose-deer*)Pennant's arctic zoology vol. I. tab. VIII. und die Titelvignette.Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. X. keine eigne Gattung ist. ) erreicht beynahe die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund, und kommt in seiner Lebensart meistens mit dem Rehnthier überein. Es läßt sich auch zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Das Fleisch des Thiers ist schmackhaft, und sein Fell über - aus fest. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und Halsbänder von Elennsklauen wirksame Mittel gegen diese u. a. Krankheiten wären ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le dain. Engl. the fallow-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata. *

Schreber tab. CCXLIX. A. B.

Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe. Man hat braune, ge - fleckte, und auch ganz weiße Damhirsche.

3. Tarandus. das Rehnthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus longis, simplicibus, te - retibus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pen - dula. *

Schreber tab. CCXLVII. A. B. C.

In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in großen Heerden von 1000 u. m. Stück. Hält sich den Sommer durch im Gebirge und Wald, im Winter hingegen mehr in Ebnen und flachen Moos - Heiden auf; kann aber in wärmern Gegenden nicht115 ausdauern. Die Lappländer, Koräken, Tungusen und Samojeden wissens auf alle Weise zu benutzen. Sie nähren sich von seinem Fleisch und Milch, kleiden sich in sein Fell, und beziehen ihre Schlitten und Zelte da - mit; brauchen es zum Lasttragen und zum Zug, ver - fertigen allerhand Geräthe aus seinen Hörnern, Na - deln aus seinen Knochen, Faden aus seinen Sehnen, und Beutel und Flaschen aus seiner Harnblase. Das Rehnthier lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Rehnthier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt.

4. . Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis teretibus recuruatis apici - bus multifidis. *

Schreber tab. CCXLVIII. A. B. C. D. E.

Hat im Ganzen meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Er schlägt sich im Frühjahr sein Geweihe ab, das sich nachher wieder reproducirt, und ungefähr nach einem Vierteljahre wieder völlig hart, ausgewachsen, und noch größer und vielendiger als das abgeworfene ist. Doch richtet sich die Zahl der Enden nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahr ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Ge - weihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas drüber alt. Seine Brunst fällt in den September, und dauert wohl sechs Wochen lang.

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe.) C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, sum - mitate bifida. *

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Schreber tab. CCLII. A. B.

In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Rehbock wirft sein Geweihe, (das öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt ist,) im Herbst ab, und seine Brunst fällt in den December.

35. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generibus; laniarii superiores solitarii exserti.

1. Moschiferus. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.

Schreber tab. CCXLII.

Buffon supplement. vol. VI. tab. XXIX.

Lebt einsam in den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Ein flinkes aber äußerst schüchternes wildes Thier. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe eines Hühnereys, worin sich der Bisam, dieses wohlthätige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen. M. su - pra fusco-rufus, subtus albus, vngulis succenturia - tis nullis. *

Seba, thes. I. tab. XLV. fig. 1.

Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist in Ost - indien und auf Guinea zu Hause, hat den Wuchs des Rehes, ist aber so zart, daß seine ganzen Beine kaum einen Finger lang sind, und ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels haben.

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36. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Dentes primores superiores 4. conuergentes, inferiores 6. prominentes (plerisque); laniarii superiores 2. brevio - res, inferiores 2. exserti.

1. . Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa. *

Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere auf - rechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und niemals Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe. Es wird durch seine Fänge furchtbar, womit es sich, wie man in der Barbarey zuweilen bemerkt hat, selbst gegen Löwen sattsam vertheidigen kann: doch hat man auch Beyspiele, daß sich Frischlinge haben kirre machen las - sen, und wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn gefolgt sind u. s. w. Es sind wenige Thiere so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein, und einige Völker ausgenommen, welche aus Reli - gionsprincipien, die sich doch auf medicinische Ursa - chen gründen, kein Schweinefleisch essen dürfen, wird es seit den ältesten Zeiten, und fast unter allen Him - melsstrichen verspeiset, hat auch vor den übrigen den großen Vorzug, daß es durchs Räuchern und Einsalzen sich so lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft unter allen Thie - ren mit gespaltenen Klauen die mehresten Junge.

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In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons. ) Auf Cuba wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß als ihre Europäische Stammältern; auf Cubogua arteten sie in eine abentheuerliche Race aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc.

Die Schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kür - zere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne.

In Schweden und Ungarn findet sich häufig eine Spielart von Schweinen mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat. Und überhaupt findet sich bey diesem Hausthier durch die einwirkenden Ursachen der Degeneration fast noch mehr und auffal - lendere Spielarten, als bey dem vollkommensten aller Hausthiere, dem Menschen.

2. aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du cap vert.) S. sacculis mollibus sub oculis.

Buffon, supplement, vol. III. tab. XI.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Madagas - car. Ein furchtbar wildes Thier von einer ganz wi - derlichen Bildung, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzichten Fleischlap - pen unter den Augen ꝛc.

3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pe - cari. S. cauda nulla, folliculo moschifero ad coc - cygem. *

Buffon vol. X. tab. III. IV.

119

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Süd - america. Ist viel reinlicher als unser Schwein, nährt sich aber auch wie dieses von Wurzeln, kleinen Thie - ren, und besonders von Schlangen. Sein Fleisch ist eßbar und schmackhaft, doch wird das Thier höchstens nur 60 Pfund schwer, und man muß ihm, sobald es getödtet worden, den Rückenbeutel ausschneiden, weil es sonst mit dem heftigen Bisamgeruch durchzogen wird, und dann nicht zu genießen ist.

4. Babirussa.*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirscheber. S. den - tibus laniaribus superioribus maximis, arcuatis.

Buffon suppl. tab. III. tab. XII.

Auf den Moluckischen Inseln und hin und wieder in Africa. Hat, wie schon sein Nahme anzeigt, in seiner Bildung einige Aehnlichkeit mit dem Hirsch. Lebt am Wasser, und kann sehr geschickt schwimmen und untertauchen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober - kiefers dienen mögen?

X. BELLVAE.

Große, dem Ansehn nach plumpe Thiere, meist mit dicken Füßen, und starkem, aber dünn behaartem Fell. Wenige Geschlechter, und je - des nur von Einer oder ein Paar Gattungen.

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37. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri - mores utrinque 10; laniarii nulli. palmae vngulis 4. plantae vngulis 3.

1. Suillus. der Tapir, Anta.

Buffon vol. XI. tab. XLIII. und supplement vol. VI. tab. I.

Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schen - kel sind ungefähr wie beym Schwein; der Rüssel fast wie am Elephanten, aber eine Spanne lang und ohne die hakenförmige Spitze; doch sehr beweglich und zu allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Es ist ein schüchternes Geschöpf, liegt am Tage in sumpfigen Wäldern, und geht nur des Nachts seinen Geschäften nach. Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.

38. Elephas. proboscis longissima, pre - hensilis: dentes primores nulli; laniarii superiores elongati.

1. Maximus. der Elephant. *

Buffon, supplement vol. III. tab. LIX. vol. VI. tab. II.

Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich im mitt - lern Africa*)Nach der verschiedenen Form der Backenzähne zu schließen, scheint der Africanische Elephant vom Ostindischen (so wie die beiderley Rhinocer dieser Welttheile) specifisch verschieden. und im südlichen Asien, vorzüglich auf121 Ceilan, und ist das größte von allen Landthieren, das wohl 15 Fuß hoch wird und im 20sten Jahr auf 7000 Pfund wiegt. Seine Haut ist harsch, voller Schram - men, aber auf dem Rücken fast Daumens dick, und bey alle dem selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Brüllen, zum Was - serschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, zum Gefechte, und zu tausend unbegreif - lich künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu einer Elle wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, meh - rere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben, Schlüs - sel an Thüren aufdrehen, kleine Blümchen abreissen u. s. w. Seine Nahrung ist bloß vegetabilisch, und besteht aus Laub der Bäume, aus Reis und andern Gräsern. Er hält sich gern in sumpfigen Gegenden und am Wasser auf, und schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch die schnellsten Ströme; bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Das neugeworfne Junge soll die Größe eines wilden Schweins haben; und saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel wie viele ge - meint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Eck - zähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben, aber doch in ihrer Textur von den Zähnen anderer Thiere abweichen. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und122 je älter desto stärker gebogen. Man hat einzelne solche Zähne gesehen die auf 160 Pfund wogen. Das Alter des Elephanten ist nicht genau zu bestimmen; wahr - scheinlich erstreckt sichs doch über zwey hundert Jahre. Man fängt die Elephanten auf verschiedne Weise, theils in Gruben, meist aber in Treibjagden, auch durch zahme abgerichtete, denen die wilden folgen, und so von ihnen in besonders dazu eingerichtete Ställe gelockt werden. In alten Zeiten bediente man sich der Elephanten häufig im Krieg. Die Erfindung des Schießpulvers hat sie zwar zu diesem Gebrauche min - der tauglich gemacht, doch werden sie noch von den Indianern auf Ceilan ꝛc. dazu gebraucht und dabey mit einem Getränk aus Opium berauscht. Am häu - figsten nutzt man sie also jetzt zum Lasttragen, da sie zum mindesten zwanzig Centner tragen, und die größ - ten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande sind. Ihr Gang ist schnell, einem kurzen Galopp gleich, und dabey so sicher, daß sie auf ungebahnten Wegen doch nicht straucheln. Ein anderer wichtiger Nutzen, den man vom Elephanten zieht, ist das Elfenbein, das man seit den Zeiten des Trojanischen Kriegs*)s. Hrn. Hofr. Heyne zwey Abh. darüber in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96. sqq. und Zusätze dazu in Dess. Samml. antiquarischer Aufsätze 2ten Th. S. 149. u. f. zu Kunstwerken aller Art verwandt hat. Das Fleisch des Thiers soll dem Rindfleische gleichen. Sein getrockne - ter Mist wird auf Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von den Töpfern unter den Thon gemengt.

123

39. Rhinoceros. Cornu solidum, co - nicum, naso insidens.

1. vnicornis. das asiatische Nashorn. Rh. cornu vni - co, dentibus primoribus vtrinque binis. inferioribus conicis, superioribus sublobatis; laniariis nullis.

B. S. Albini tab. musculorum corp. hum. tab. IV. et. VIII.

Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.

In Ostindien. Hat am Ende der Oberlippe einen schnabelförmigen sehr beweglichen Haken, dessen es sich zum Anfassen und Aufheben kleiner Dinge doch ganz geschickt bedient. Im ganzen aber ist es ein ungelehri - ges Geschöpf. Sein Fell ist gefaltet, harsch und runz - lig. Das Horn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier - hörner am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen. Daß es mit dem Elephanten im ewigen Streit lebe, ist ein irriges Vorgeben; es flieht vor ihm.

2. bicornis. das africanische Nashorn. Rh. cornibus duobus. incisoribus et laniariis nullis. *

Buffon, supplement vol. VI. tab. VI.

In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern nach der Stirne hinauf.

40. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, inferiores procumben - tes; laniarii inferiores incuruati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd.

124

Buffon, supplement vol. III. tab. LXII. LXIII. vol. VI tab. IV. V.

Häufig im südlichen Africa. Vor Zeiten auch im Nil. Ein äußerst plumpes Thier, mit einem unförm - lich großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes Nilpferd wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund, und hat beynahe die Größe vom Rhinocer. Es macht sein La - ger in dickem Schilf, nährt sich von Vegetabilien und Fischen. Das Fleisch des Thiers ist eßbar.

XI. PALMATA.

Die Säugethiere mit kurzen Schwimm - füßen. Diese Ordnung zerfällt, nach der Bil - dung der Füße und dem Aufenthalt der Thiere, wieder in zwey Familien: a) mit deutlichen Ze - hen an den Füßen, die nur durch eine Schwimm - haut unter einander verbunden sind: b) mit plumpen Füßen und undeutlichen Zehen, deren Spur fast bloß durch die Krallen sichtbar wird. Jene halten sich mehr in süßen Wassern, diese in der See auf.

a) Lacustria.

41. Castor. Pedes tantum postici pal - mati Dentes primores utrinque 2, infe - riores scalpriformes; laniarii nulli.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squamosa.

125

Schreber tab. CLXXV.

In der nordlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzney - kunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern unterm Schwanze findet. Am berühmtesten sind diese Thiere durch die bewundernswürdigen Kunsttriebe, mit welchen sie, besonders da wo sie sich, wie im Innern von Canada u. a. noch in großer Menge beysammen finden, ihre berühmten Gebäude aufführen. Da sie z. B. sich zu mehrern hunderten am Ufer eines Flusses oder Sees versammeln; Bäume fällen, sie zu Pfählen behauen, sie an Ort und Stelle flößen, Canäle und Floß - teiche zu Erleichterung des Transports graben; im Fall das Wasser zu seichte ist, vorher große fast unverwüst - liche Dämme aufführen, und dann erst ihre eigentli - chen Wohnhütten dahinter bauen, die nach der ver - schiedenen Anzahl der Familien, die sie beziehen sollen, auch von verschiedener Größe, von vier bis zehn Fuß im Durchschnitt, meistens drey Stockwerk hoch, und oben gewölbt sind. Das untere im Wasser befindliche Stockwerk dient zum Magazin für den Wintervorrath von Baumrinden und Laub ꝛc.

42. Lutra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores utrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.

1. . Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.

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Schreber tab. CXXVI. A. B.

Hat im ganzen einerley Heimath mit dem Biber. Sie gräbt sich in hohle Ufer, hat ihren Eingang unterm Wasser, und läßt nur ein kleines Luftloch oben über der Erde. Wenn sie jung gefangen worden, läßt sie sich zähmen und sogar zum Fischfang abrichten.

2. Marina. die Meerotter. L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.

Schreber tab. CXXVIII.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. XLIII.

Die Meerotter hat ihren Nahmen daher, weil sie sich auch zuweilen in der See finden läßt, doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und zieht sich alle Wahl lieber in Flüsse und andre süße Wasser. Sie ist beson - ders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund, zu Hause. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist das kostbarste aller Rauchwerke. Das Stück wird wohl bis anderthalb hundert Thaler bezahlt. Ihre Hin - terfüße ähneln schon denen von der folgenden Fa - milie.

b) Marina.

43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Die Thiere dieses und des folgenden Geschlechts sind so recht die Amphibien unter den Säugethieren,127 deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in beiden Elementen leben zu können. *)So habe ich z. B. bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein - richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter - grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry - stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre - chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie - der verlängert werde ꝛc. s. Commentationes so - cietat. scient. Gottingens. vol. VII.

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, corpore griseo. *

Schreber tab. LXXXIV.

B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI.

In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat - tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die128 Finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Ge - schäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.

2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.

Schreber tab. LXXXII.

Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVII.

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des Kamt - schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Meers. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie - ler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Ne - benbuhler zu behaupten sucht. *)G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe - tropolit.)

3. Leonina. der Seelöwe. (Phoca iubata Linn.) P. auriculata, collo iubato.

Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVIII.

Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung dieses Geschlechts, die wohl 25 Fuß lang wird, und den Nahmen von ihrer gewisser Maßen löwenartigen Mähne hat.

44. Trichecus. Pedes posteriores in pinnam coadunati. Dentes primores nul - li; laniarii superiores solitarii.

129

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the Walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis longioribus.

Schreber tab. LXXIX.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. LII.

Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten bey - sammen. Sie nähren sich von Seetang und Schal - thieren, die sie mit ihren großen Hauzähnen loskratzten. Wenn sie landen wollen, schlagen sie diese Zähne mit vorgestrecktem Kopfe ins Ufer, und ziehen den plumpen Körper allmählich nach.

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. denti - bus laniariis inclusis.

Schreber tab. LXXX.

Findet sich mehr einzeln als die vorigen Gattungen, in den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Ori - noco. Hat die Größe der vorigen beiden Thiere, ein schmackhaftes Fleisch, und kann wohl zur Erdichtung von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben haben.

Die so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches.

XII. CETACEA.

Die Gründe sind schon oben angegeben, warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer ganzen Oeconomie nach zu den Säugethieren, und bey130 weitem nicht zu den Fischen gerechnet werden müssen. *)Ein classisches Werk zur N. G. dieser ganzen merk - würdigen Ordnung ist Hrn. Prof. Schneiders cri - tische Sammlung zur N. G. der Wallfische, unter Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berl. 1784. 8. S. 175 304.

45. Monodon. Dentes duo maxillae su - perioris longissimi, recti, spirales.

1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis respirato - riis duabus, confluentibus.

Klein hist. piscium. Miss. II. tab. II. fig. C. Miss. V. tab. III. fig. a. b.

Das Narhwal hat allerdings zwey lange parallele Zähne, und sollte folglich nicht monodon, monoceros oder Einhorn genannt werden. Es ist im nordlichen Ocean zu Hause. Man verarbeitet die Zähne wie El - fenbein zu Kunstsachen. Sie sind meist eben so lang, als der Körper des Thiers, also wohl 18 Fuß und darüber.

46. Balaena. Laminae corneae loco dentium superiorum.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the whale.) B. dorso impinni.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten Format. fig. 1. 2.

Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean,131 und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang, in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachgestellt worden, haben sie bey höherm Alter auch eine Länge von 120 Fuß und darüber erreicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., Daumens dick, hin und wieder dünn behaart, und oft mit Seegewächsen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern und den Nordwestlichsten Americanern gibt dieses un - geheure Thier victus et amictus. Aus seinen Därmen machen sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh - sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 6000 rthl. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Barden wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von de - nen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang ist im May, wo die Wallfische oft in solcher Menge beysammen sind, daß sie wegen der Wasserstra - len, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in der Fer - ne einer großen Stadt mit rauchenden Schornsteinen ähneln. In der Breite vom 77 bis 79 Grad kann man um die Zeit zuweilen auf viertehalb hundert Schiffe zählen, die in Zeit von zwey Monaten leicht zwey tau - send Wallfische fangen können.

2. Physalus. der Finnfisch. B. pinna dorsali.

Die Homannische Abbild. fig. 5. 6.

132

Eben so lang, aber schmäler als das vorige Thier. Hat meistens das gleiche Vaterland; findet sich aber besonders häufig in der Südsee.

47. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.

Die Homannische Abbild. fig. 4.

Er erreicht beynahe die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Der Cachelot wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen auf - gesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in besondern Canälen, im Kopfe desselben gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talk verhärtet. Unter seinen Excrementen findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.

48. Delphinus. Dentes in maxilla vtraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio Plin. Engl. the porpus.) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.

Klein hist. pisc. Miss. II. tab. II. fig. A. B. tab. III. fig. B.

So wie die folgende Gattung in den Europäischen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang. Lebt in Gesellschaft133 und zieht sich, zumahl bey bevorstehendem Sturm, nach den Schiffen.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse.) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Klein l. c. tab. III. fig. A.

Der eigentliche Delphin der Alten. Wird etwas größer als die vorige Gattung.

3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl. the gram - pus.) D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incuruis.

Die Homannische Abbild. fig. 3.

Mehr im nordlichen Weltmeer, doch auch im Mit - ländischen; wird zwanzig Fuß lang, und lebt in Norden größten Theils von Häringen.

134

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um - ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im ganzen genommen mehr übereinstimmendes, da - her man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kür - zer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna - bel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso -135 lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und die daher in der vermeinten Kette oder Leiter der natürlichen Kör - per (S. 7.) schwerlich unterzubringen ist.

§. 57.

Der ganze Körperbau der Vögel ist ihrer Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihre Gliedmaßen sind überaus schlank, und fein ge - baut, so daß sie nebst dem geringen Gewicht des ganzen Körpers, der Lebensart dieser Thiere, und besonders ihrem Aufenthalt und ihrer freyen Be - wegung in dem Elemente, wofür die mehresten bestimmt sind, vollkommen entsprechen.

§. 58.

Einen vorzüglichen Antheil an der geschick - ten und leichten Bewegung der Vögel haben die Federn, womit sie bekleidet sind, die in regel - mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt re - producirt werden. Manche, wie die Wachteln, die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz an - dere Farbe als die ausgefallnen; daher man bey Bestimmung der Gattungen auf das Alter dieser Thiere und auf die davon abhängende Verschie -136 denheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunstsprache heißt ein einjähriger Vo - gel, der sich nähmlich noch nie gemausert hat, auis hornotina; wann er aber Federn gewech - selt hat, auis adulta.

§. 59.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwungfe - dern (remiges), diese Schwanzfedern (rectri - ces). Die Schwungfedern sind von unbestimm - ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und flie - gen können. Einige wenige Vögel (aues im - pennes) wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un - geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Schwanz - federn.

§. 60.

Die Farbe der Federn ist bey vielen - geln über alle Beschreibung schön. Die Raub - vögel ausgenommen so sind fast bey allen übri - gen die Männchen schöner befidert als die Weib - chen, und im ganzen auch in dieser Classe so wie überhaupt in beiden organisirten Reichen die bey weitem allerprachtvollsten Geschöpfe den heis - sen Erdstrichen eigen.

137

§. 61.

Im innern Körperbau*)Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguinis vinipara et ouipara gehandelt, das im IXten B. der commentation, societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108 128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft - behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver - theilt, und zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbin - dung, und der Vogel kann sie nach Willkühr mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem er sei - nen Körper leichter oder schwerer machen will. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unter - leibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Ein - athmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknochen im Flügel, auch das Rückgrat, das Brustbein ꝛc. und manchen auch die Hirn - schale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel, Papageyen ꝛc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obgedachten lockern Zellgewebe in Verbin -138 dung, und können mittelst des weichen knorp - lichten Canals, der in der Spule liegt (die Seele), gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.

§. 62.

Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen im Körperbau der Vögel überhaupt, werden diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lange anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guine und andre aues impennes (§. 59.) können gar nicht fliegen.

§. 63.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi - ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an - gemessen. Die mehresten haben freye, unver - bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar ge - wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hin - ten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder139 aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkührlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus versati - lis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe - des gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hühnern, doppelt u. s. w. Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes semipalmati) oder aber bis vorn an die Spitze (pedes palmati) durch eine Schwimm - haut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen glatten, (pedes lobati) oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.

§. 64.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten: die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an - dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so daß sie im Herbst große Wallfahr -140 ten, weit übers Meer und über einen beträchtli - chen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.

§. 65.

Auch das Nutritionsgeschäfte der Vögel hat viel eignes. Ueberhaupt haben sie keine Zähne, sondern müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln die ihre Kör - ner ganz, unzerbissen, einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vor - her im Kröpfe oder Vor-Magen (ingluuies s. prolobus) d. h. in einem besondern drüsenrei - chen Behälter eingeweicht, und von da nur all - mählich an den Magen überlassen: der bey die - sen Thieren äußerst musculös, und so stark ist daß er sogar nach Reaumur's u. a. merkwürdi - gen Versuchen verschluckte Haselnüsse und Oli - venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele - gel verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Grä - ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Ku - gel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.

141

§. 66.

Unter den Sinnen der Vögel ist besonders ihr Gesicht und bey vielen auch das Gehör von vorzüglicher Schärfe. Auch haben die Werk - zeuge dieser beiden Sinne bey diesen Thieren überaus viel eignes, merkwürdiges. Die Au - gen z. B. einen sonderbaren schwarzen Fächer (pecten plicatum, Fr. bourse) im Augapfel, der aus dem Ende des Sehenerven entspringt und in die gläserne Feuchtigkeit (corpus vi - treum) hinein dringt. Die innern Gehörwerk - zeuge hingegen sind bey den Vögeln weit einfa - cher als bey den Säugethieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren; ein Mangel, der aber durch die äußerst regel - mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Oh - res sattsam ersetzt wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli - chen Sinn des Gefühls (im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesicht, noch dem Geruch nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 67.

Was die Stimme der Vögel betrifft, so geben zwar die Raubvögel, die mehresten Was -142 servögel, und die mehresten Hühnerarten, meist nur einen ziemlich einförmigen, nicht sehr ange - nehmen Laut von sich: desto mannichfaltiger und anmuthiger sind hingegen die Töne der kleinen so genannten Sangvögel, von denen man doch nicht so wohl sagen darf daß sie singen, ( denn Gesang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 61.) kommt ih - nen dazu vorzüglich die Einrichtung[ihres Kehlkopfs] zu statten,[der] bey den Vögeln nicht bloß so wie bey andern Thieren am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, son - dern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stare, Dompfaf - fen ꝛc. hat man Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käfig leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehrern Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ue - berhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachah - mung recht ausgebildet zu werden.

§. 68.

Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Ge - schöpfe, daher man auch unter ihnen weit leich -143 ter als von andern Thieren Bastarden erzielen kann. Die mehresten begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäfte willig finden. Manche hal - ten sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die Tauben für immer paarweise zusammen: noch andre aber leben wie die Hühner in Po - lygamie.

§. 69.

Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon vielleicht bloß der Kuckuck aus - genommen ist. Bey den polygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männ - chen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber die sich paarweise zusammen hal - ten, zumahl unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 70.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange - messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste. 144Die Vögel der heissen Zonen z. B., oder die, so ohnehin in schaurigen Orten nisten, nehmen zu ihrem Bau nur leichten Stoff, Stroh, Schilf, Heu u. s. w. Da hingegen andere, um ihre Junge für Frost zu schützen, und sich selbst das Bebrüten zu erleichtern, Wolle, Moos, Di - stelflocken, Federn u. a. dergleichen wärmende Materialien zu ihrem Nest verwenden. Die meisten füttern dasselbe inwendig noch besonders mit einer Lage von ganz weichen Flaumen, Wolle ꝛc. zur Bequemlichkeit und Wärme aus.

Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh - halmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh - nern, Tauben, und Sangvögeln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form eines Backofens: noch andere, wie der Pendu - lin, der Jupujuba ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

145

§. 71.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin - ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun - gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was - servögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus - huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt,*)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will - kührliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkührlichen Gebähren der Säuge - thiere auffallend auszeichnet. bis fünfzig und drü - ber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy - penemia) heissen.

§. 72.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon geleg - ten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen, und Hunde, und sogar146 Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin. L. X. c. 55. Liuia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virilem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fonendo, at - que cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor etc.. Auch bloß durch künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. Dieß letztre geht zumahl in wärmern Gegenden so gut von stat - ten, daß man die Anzahl der Hühner, die auf diese Weise jährlich in den Aegyptischen Oefen****)Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. Pl. I. ausgebrütet werden, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abge - mattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zu - sammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. über - lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver - sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

147

§. 73.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche an welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels am nächsten liegt. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeigt sich, wie schon oben erwähnt worden (§. 8.), immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei - nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Ge - schöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neun - zehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver -148 schieden; als die früheste Gestalt des neuempfan - genen Säugethiers von seiner nachherigen Bil - dung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) sowohl als in der Totalbildung.

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel - chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif; in welchem es die drey Wochen über vom Dotter, wel - cher allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweis verdünnt wird , ernährt worden.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ih - rer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler149 und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können. Da ihr Aufenthalt ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer ist, sie auch nach Verhältniß weit weniger zu ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von selbst, warum sie länger leben dürfen, den fol - genden Generationen nicht so bald Platz machen müssen u. s. w.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter allen allen Thieren am allermeisten Leben und Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten! Ferner vertilgen sie unzählige Insecten und die gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd - lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man - chen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach - theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver - zehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen da - durch sowohl dem Mißwachs als der Infection der Luft vor. Eben so haben unzählige Vögel die große Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern. 150Von der andern Seite wird auch die Vermeh - rung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa - menkörner die sie nachher wieder ganz von sich geben und dadurch die Verbreitung derselben be - fördern: so z. B. die Tauben die auf den Ge - würz-Inseln auf diese Weise die Muscatnüsse fortpflanzen ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen - und Küsten, daß nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut ꝛc. da fort - kommen können. Die Falken und verschiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere abrichten ꝛc. Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett, und die Tunkinsnester, dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, zum Verkielen musikalischer Instrumente, zu Muffen, und vorzüglich zu mancherley Putz, weswegen sie bey vielen wilden Völkern, zumahl in Ame - rica und auf den Inseln des stillen Oceans einen der wichtigsten Handelsartikel ausmachen. Für die Arzney ist hingegen kein beträchtlicher Nutze aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.

151

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvögel tödten Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fisch - adler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern ꝛc. dem Haus - geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein - trauben, den Obstbäumen u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig als in der vorigen.

§. 79.

Die Classification der Vögel ist weniger Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge - thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge - nommen, nicht so mannichfaltig, sondern einfa - cher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel, daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charactere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten152 Ornithologen haben daher auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des an - dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh - rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge - lassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu - theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel mit krummen starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken knorrichten Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken, Eulen, Neuntödter ꝛc.

153

II. Leuirostres. Vögel der heißesten Erd - striche, mit kurzen Fußen, und meist sehr großen dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa - geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.

III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel - mäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenför - miger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibritchen ꝛc.

IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit - telmäßig langem, und ziemlich starken oben erhabnem Schnabel, Raben, Krähen ꝛc.

V. Passeres. Die Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen zu - gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabnem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischichten Haut be - wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn, Haushahn, Auerhahn, die Wachtel ꝛc. Auch den Tauben habe ich in dieser Ord - nung ihren Platz angewiesen, da sie bey weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

154

VII. Struthiones. Die großen zum Flug un - geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen - ßen, langem walzenförmigen Schnabel, und meistens langem Hals. Reiher, Störche, Schnepfen, Wasserhühner ꝛc.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfü - ßen, einem stumpfen, mit Haut überzog - nen, am Rande meist gezähnelten Schna - bel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium. L. III. qui est de auium natura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonen. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae. L. III. ex ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica auium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Par. 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton planches des oiseaux. Par. 1775. sq. fol. (984 Bl.)
  10. 155
  11. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  12. Ej. arctic zoology. IIter B. ib. 1784. 4.
  13. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4.
  1. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutsch - land. Berlin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp et Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  3. Marc Catesby natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  1. Joh. H. Zorn Petinotheologie. Pappenheim, 1741. Vol. II. 8.
156

Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen scharfen Krallen und starkem gekrümmten Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum - pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, und ähneln in ihrer Oeconomie meist den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Orten, und haben ein wilderndes widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice aduncum. plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greifgeyer. V. carun - cula verticali longitudine capitis.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Ist der größte von allen fliegenden Vögeln, hält mit ausge - spannten Flügeln fünfzehn Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl Fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster. Ni - stet im Gebirge und an felsigen Ufern, fliegt ausneh - mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehher - den, und von den todten Fischen, die die See auswirft.

157

2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Sonnengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato. *

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. VI.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumahl am Kopf von schönen gelben rothen und schwarzen Farben, mit langen flei - schichten Lappen über dem Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einzie - hen. Lebt vorzüglich von Schlangen und andern Am - phibien, und wird häufig nach Europa gebracht.

3. . Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Gold - geyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato. *

Conr. Gesner l. c. pag. 748.

(Andrea) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Si - birien. Der größte Europäische Vogel, dessen ausge - spannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vor - züglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den befederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern aus - zeichnet. *)Viele unserer neuen besten Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Mo - lina ꝛc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor.Er nistet bloß in den allerunzugänglichsten Einöden, daher man noch nie weder sein Nest noch seine Eyer entdecken können. Er lebt meist vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen ꝛc.

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigibus nigris margine exteriore, praeter extimas, canis.

158

Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Ara - bien und Aegypten. Verzehrt im gelobten Lande un - zählige Feldmäuse, und in Aegypten die vielen Amphi - bien, die zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils das Land decken. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil - derschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.

2. Falco. Rostrum aduncum, basi cera instructum. caput pennis tectum. lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.

Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. XXVIII.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Füßen wie ein Sumpfvogel. Lebt meist von Schlangen und Eidexen.

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf - fon's aigle commun, Engl. the black eagle.) F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo-ni - gricante, striis flauis. *

Frisch tab. LXIX.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büf - fon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo un - dulata. *

159

Buffon Vol. I. tab. I.

Im gebirgigen Europa. Lebt vom Raube kleiner Säugethiere und Vögel, fällt aber auch wohl Hirsche ꝛc. an, und versteht ihrer Herr zu werden. Hat eine starke fürchterliche Stimme, nistet auf hohen Felsenspitzen, und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret von Hasen, jungen Rehen ꝛc.

4. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey. F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici - bus latere interiore albis.

Buffon Vol. I. tab. III.

An den Europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Erreicht wohl die Größe des Goldadlers. Lebt bloß von Fischen, so daß er lie - ber eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm Fleisch vergreifen sollte. Hat keinesweges, wie doch viele Naturforscher vorgegeben haben, auf der linken Seite einen Schwimmfuß, sondern an beiden Füßen freye Zehen wie andere Thiere seines Geschlechts.

5. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite al - bido.

Buffon Vol. I. tab. II.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden*)Linné hat auch diesem Thier ganz unrecht einen Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben..

6. . Milnus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. 160(Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore. *

Frisch tab. LXXII.

Fast in der ganzen alten Welt, thut zwar dem Haus - geflügel Schaden, wird aber von der andern Seite da - durch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen ver - boten ist.

7. . Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus. *

Frisch tab. LXXIV.

Buffon Vol. I. tab. XV. XVI.

In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; va - riirt in zahlreichen Spielarten deren einige auch von manchen für besondre Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die folgende und andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und beson - ders zur Reiherbeitze ꝛc. abgerichtet. Im Orient hat man diese Jagd (besonders auf die Gazellen,) schon in den ältesten Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich.

8. . Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (Acci - piter, Fr. l'autour, Engl. the goose-hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, re - ctricibus fasciis pallidis, superciliis albis. *

Frisch tab. LXXXI. LXXXII.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

161

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus fla - uis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis ni - gricantibus. *

Frisch tab. XC. XCI. XCII.

In Europa. Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, besonders für die Tauben; auch für Rebhühner, Wach - teln ꝛc.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera. nares barba - tae. caput grande. lingua bifida. pedes digito versatili. remiges aliquot serra - tae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc, Engl. the great horn-owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo. *

Frisch tab. XCIII.

Das größte Thier seines Geschlechts, von ungemei - ner Stärke, so daß selbst Adler ihm zuweilen unterlie - gen müssen. Ist so wie die folgende Gattung im ge - mäßigtern Europa und westlichen Asien zu Hause.

2. . Ulula. der Steinkautz, die Steineule. (Fr. la chouette, Engl. the brown owl) S. capite laeui, iri - dibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio lon - giore. *

Frisch tab. XCVIII.

3. . Passerina. das Käutzlein. (Fr. la chevêche, Engl. the little owl.) S. capite laeui, remigibus maculis albis quinque ordinum. *

162

Frisch tab. C.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum. lin - gua lacera.

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba. *

Frisch tab. LIX.

In Europa und Nordamerica. Soll andrer Vögel Stimme nachahmen und sie dadurch locken, um sie zu würgen.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecorcheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo. *

Frisch tab. LX.

In Europa. Für seine Junge sammelt er Insecten, zumahl Käfer, Schmeißfliegen ꝛc. und spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dornichtes Ge - büsche.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren163 oben (§. 61.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet. Engl. parrot.) Mandibula su - perior adunca, cera instructa. lingua car - nosa, integra. Pedes scansorii.

Das ganze Geschlecht hat, überhaupt genommen, meist das gleiche Vaterland mit den pithecis unter den Säugethieren. Hingegen ist merkwürdig, daß manche einzelne Gattungen von Papageyen eine so überaus ein - geschränkte Heimath haben, daß sich z. B. auf dem oft - indischen Archipelagus um Lüßon verschiedne derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden be - nachbarten, finden. Diese Thiere haben viel auszeich - nendes eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Oh - ren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen sondern wie Menschen und Affen mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten; besonders aber auch zum Aus - klauben, Knuppern u. s. w. Sie können niesen, sich räuspern, gähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleischigen Zunge und bey ihrer großen Ge - lehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen. Ich hebe aus dem zahlreichen Geschlechte nur einige derjenigen Gat - tungen aus, die entweder ihres vorzüglichen Gefieders164 wegen, oder weil sie am besten sprechen lernen, am häufigsten nach Europa gebracht werden.

1. Macao. der Aras, Indianische Rabe. P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis. *

Edwards's birds tab. CLVIII.

In Südamerica. Ein großes prachtvolles Thier.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra. *

Edwards l. c. tab. CCLXXXXII.

In Ostindien. Der erste der, durch Alexander des Großen Indische Züge, nach Europa gebracht worden.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plica - tili flaua. *

Frisch tab. L.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. bra - chyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coc - cinea. *

Frisch tab. LI.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Amazonicus. der Amazonen-Papagey. (Ajurucuraü). P. brachyurus viridis, fronte caerulea, temporibus fuluis. *

Frisch tab. XLVII.

In Brasilien.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyurus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cine - reis. *

Frisch tab. LIV. fig. 1.

165

Auf Guinea und Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der Zärtlichkeit womit die beiden Gatten einander zuge - than sind.

6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii ple - risque.

Der ungeheure Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts Südamericanischer Vögel aus - zeichnet, ist ausnehmend leicht, von ungemein weichen Horn und die Ränder sehr irregulär gezähnelt (d. h. am Ober-Schnabel oft anders als am untern, auf der rech - ten Seite anders als auf der linken u. s. w.) Die Zunge dieser merkwürdigen Geschöpfe ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder ist oft bey beiden Geschlechtern verschie - den und variirt auch nach dem Alter ꝛc. und solche na - türliche Verschiedenheiten sind von manchen Systema - tikern für besondre Gattungen angenommen worden.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flaua. *

7. Buceros. Der Nashornvogel. (hydro - corax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recuruatum, pedes gressorii.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recuruato.

166

Wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien; lebt von Aas; hat einen widrigen Geruch.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato. lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum acu - leato. pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange fe - derförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglaufen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Fe - dern, mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige Zunge hervorschießen, und Insecten damit fangen kön - nen. Die pedes scansorii nutzen ihnen zum Klettern, der robuste Schwanz zum Widerstämmen und zur Un - terstützung, der scharf zulaufende keilförmige Schnabel aber zum Aufhacken der Baumrinde, um die Insecten ꝛc. darunter hervor suchen zu können.

1. . Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo. *

Frisch tab. XXXIV. fig. 1.

167

Nebst den folgenden Gattungen im gemäßigtern Eu - ropa.

2. . Viridis. der Grünspecht, der Grasspecht. P. vi - ridis, vertice coccineo. *

Frisch tab. XXXV.

Thut den Bienenstöcken großen Schaden.

3. . Maior. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro. *

Frisch tab. XXXVI.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro. *

Frisch tab. XXXVII.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi - natum. lingua lumbriciformis, longissima mucronata. pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natter - windel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor. *

Frisch tab. XXXVIII.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenksam - keit seines Halses, und ist in ganz Europa zu Hause.

10. Sitta. Rostrum subulatum, tere - tiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambu - latorii.

1. . Europaea. der Blauspecht. (Fr. la fittelle, le tor - chepot, Engl. the nuthatch, the woodcracker.) S. re -168 ctricibus nigris: lateralibus quatuor infra apicem albis. *

Frisch tab. XXXIX.

In Europa und Nordamerica.

11. Todus. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis. pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum. digitus versatilis.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Aleron. Fr. le martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fus - cia temporali flaua, cauda brevi. *

Frisch tab. CCXXIII.

Fast in der ganzen alten Welt. Hält sich sowohl an der See, als auch bey Teichen und Flüssen auf; nährt sich von Fischen, und bricht nach der Mahlzeit die Gräten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäusekno - chen ꝛc. wieder von sich.

13. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le gnêpier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea, fascia temporali nigra. *

Frisch tab. CCXXII.

169

Ein schönes Thier, das im südlichen Europa zu Hause ist, und sich nur selten nach Deutschland verirrt. Es lebt von Heuschrecken und andern Insecten, beson - ders aber von Bienen, die es in großer Menge weg - fängt.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum obtusiusculum; pe - des ambulatorii.

1. . Epops. der Wiedehopf, Kothhahn, Dreckkrä - mer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) V. crista va - riegata. *

Frisch tab. XLIII.

In Europa und Ostindien, nährt sich von Mistkä - fern, Todtengräbern und andern Insecten, die er aus dem Mist der Thiere auflieset. Er nistet in hohle Bäu - me, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen. p.129. sqq..

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau - specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the creeper.) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem. *

Frisch tab. XXXIX. fig. 1.

In Europa. Klettert so wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Inseten und Puppen zu suchen ꝛc.

170

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula alarum fulua. *

Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris, reliquo corpore coccineo. *

Ein kleines Thier vom schönsten Carmosinroth, auf der für Cptn Cook unglücklichen Insel Owaihi, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen desselben man - cherley in der That überaus prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

16. Trochilus. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato-filifor - me longum. Mandibula inferiore tubu - lata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa. pe - des ambulatorii.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schönheit die weder Pinsel noch Beschreibung auszudrücken vermag. Das Grün und Roth und Blau ihrer Federn ähnelt dem gefärbten Golde, und thut zumahl im Sonnen - schein eine unbeschreibliche Wirkung. Diese Thierchen sind so zart, daß sie leicht den großen Buschspinnen zum Raube werden, und nicht anders als durch Be - sprützen mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke geschossen werden würden. Sie nähren sich großentheils vom Ho -171 nigsaft der Blumen, den sie im Schweben und Flat - tern mit ihrem dünnen röhrenförmigen Schnabel aus - zusaugen wissen. Die Bildung des Schnabels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder ge - rade, oder aufwärts, oder niederwärts gebogen. Diese Thiere sind doch nicht bloß im wärmern America son - dern theils auch in Californien und eine Gattung sogar in Nutka-Sund zu Hause.

1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, sub - tus albido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis. *

Edwards tab. CV.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ungefähr dreyßig Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis - topase.) T. viridescens vertice purpureo aurato, gut - ture auroreo rutile. *

Seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.

Ein unbeschreiblich prachtvolles Thierchen, dessen Stirn und Scheitel wie ein Rubin, und seine Kehle wie ein glühendes Gold glänzen.

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen star - ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzen, Samen ꝛc. theils von172 Insecten, und auch von Aas; und haben mehren - theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambula - torii.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-eater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. XII.

Auf Senegal ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca - rinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razorbilled black - bird.) C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. XIII.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, so daß, gegen die Weise aller andern Vögel, viele Weib - chen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftli - ches Nest bauen, mit einander brüten, die Jungen ge - meinschaftlich füttern u. s. w.

19. Corvus. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae, pedes ambu - latorii.

1. . Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub - rotunda. *

173

Frisch tab. LXIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, indem er in einer weiten Ent - fernung das Aas, das im Dickicht verborgen liegt, aus - wittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. stiehlt auch Sachen, die er nicht fressen kann.

2. . Corone die Raben-Krähe. (Fr. la corneille, Engl. the carrion crow.) C. atrocaerulescens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis. *

Buffon Vol. III. tab. III.

Hat ein eben so ausgedehntes Vaterland als der Kolk-Rabe.

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda. *

Frisch tab. LXIV.

In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc. ver - zehrt.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the royston crow.) C. cinerascens, ca - pite iugulo alis caudaque nigris. *

Frisch tab. LXV.

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Ver - tilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis cau - daque nigris. *

Frisch tab. LXVII.

174

Im nordwestlichern Europa.

6. . Glaudarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar - colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the jay. ) c. rectricibus alarum caeruleis, lineis transuer - sis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato. *

Frisch. tab. LV.

Im gemäßigten Europa. Ein schönes Thier, das sehr leicht zu zähmen ist.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: interme - diis apice detritis. *

Frisch tab. LVI.

Hin und wieder in der nordlichen Erde.

8. . Pica. die Aelster, Aßel, Aegerste, Heister. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi. *

Frisch tab. LVIII.

In Europa und Nordamerica. Ein sehr schädliches Thier für junges Meyergeflügel.

9. . Graculus. der Waldrabe, Alprabe. (Engl. the cornish chongh.) C. violaceo nigricans, rostro pedi - busque luteis. *

Gesner pag. 503.

In den Gebirgen (zumahl in den Alpen) des mil - dern Europa und des Orients.

Vermuthlich ist er einerley mit dem räthselhaften, meines Wissens von keinem kundigen Ornithologen je zuverläßig gesehenen coruus eremita Linn. *)S. Gesner pag. 337.

175

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice incuruato, basi pennis denudatum. pe - des ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris. *

Frisch tab. LVII.

Im gemäßigtern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipi - tis nuda, flaua. *

Buffon vol. III. tab. XXV.

In Ostindien. Hat einen schönen Gesang, und lernt ausnehmend deutlich Worte sprechen.

2. Quiscula, der Maisdieb. G. nigro-violacea, cauda rotundata. *

Catesby vol. I. tab. XII.

In Nordamerica: wo er den Schaden den er freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung unzähliger schäd - licher Insecten, zumahl des Erbsenkäfers ꝛc. reichlich vergütet. Daher war es unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pensylvanien so lange kleine Preise auf die eingelieferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er beznahe vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm176 das Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh war wie der Vogel sich allgemach wieder vermehrte.

22. Paradisea. Paradisvogel. (manuco - diatta.) Rostrum basi plumis tomentosis rectum, pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singula - res denudatae.

Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie - ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag - ten, deren Bildung aber schon Magalhaens Gefehrte, Ant. Pigafetta*)Ramusio nauigationi I. p. 367. D. beschrieben hat.

1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis cor - pore longioribus, rectricibus duabus intermediis lon - gis setaceis. *

Edwards tab. CX.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edwards tab. CCCXXXI.

In Guiana.

177

24. Bucco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro - strum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.

1. Capensis. B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali nigra.

Buffon vol. VII. tab. IV.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland; und ist da - her der gedachte Linnéische Trivialnahme nicht richtig.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum, pedes scansorii.

1. . Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata nigricante albo-pun - ctata. *

Frisch tab. XL. u. f.

In der nordlichen alten Welt; wo er aber doch nur von der Mitte des Aprils bis Anfang Julii zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc. unter dieser ihre eignen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner statt dem Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu wer - den brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrü - teten jungen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuverläßig bekannt.

178

2. Indicator. der Konigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco-et albido-maculata, alis fus - cis maculis flauis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XXIV.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 86.) seine liebste Nah - rung, die wilden Bienennester, aufzusuchen weiß. Er thut dies zumahl des Morgens und gegen Abend; und die Hottentotten so wohl als die dortigen Holländer be - dienen sich dieser Gelegenheit, um selbst den wilden Honig einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des Vogels Acht, beantworten ihn durch Pfeifen, und so hält sich dieses Thier immer um sie auf, flattert vor ihnen her, und leitet sie zum bestimmten Orte.

26. Oriolus. Rostrum conicum, conue - xum, acutissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emar - ginata, pedes ambulatorii.

1. . Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Wiedewall, Pyrol, Pfingstvogel, Weih - rauch, Bieresel. (Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flauis. *

Frisch tab. XXXI.

Hin und wieder in der alten Welt. Ein überaus schönes Thier, wovon das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen Olivengrün ist. Macht sich ein künstliches napfförmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

179

2. Persicus. der Jupujaba. O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum lu - teis. *

Brisson vol. II. tab. IX. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts, die in die wärmsten Erdstriche beider Welten zu Hause gehören, ein langes Beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides die fast wie Pferdehaar aussieht., mit einer engen Oeff - nung, das er am Ende eines Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine Junge vor den Ueberfällen der Meer - katzen und Schlangen sichert.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes schmackhaf - tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.

27. Alauda. Rostrum cylindrico-sub - ulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.

1. . Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, the sky-lark) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudina - liter albis: intermediis inferiori latere ferrugineis. *

180

Frisch tab. XV. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hüh - ner und viele andre so genannte Scharrvögel (Aues pulueratrices) im Sand.

2. . Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heide - lerche, der Rothmönch. (Fr. le cochevis) A. re - ctricibus nigris: extimis duabus margine exteriori albis, capite cristato. *

Frisch tab. XV. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.

1. . Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etour - neau. Engl. the stare, the sterling.) S. rostro flaues - cente, corpore nigro punctis sagittatis albis. *

Frisch tab. CCXVII.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt, und dabey ausnehmend gelehrig ist, leicht Worte sprechen lernt ꝛc.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato. faux ciliata.

1. . Visciuorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Zie - mer, Mistler, Brachvogel, Zaritzer (Fr. la draine. Engl. the missel bird, the shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente. *

181

Frisch tab. XXV.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.

2. . Pilaris. der Krammetsvogel (Fr. la litorne, la tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris: extimis margine interiore apice albicantibus, capite vropygioque cano. *

Frisch tab. XXVI.

Im nordlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iiiacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferru - gineis, superciliis flauescentibus. *

Frisch tab. XXVIII.

Im gemäßigtern Europa. Glättet sein Rest mit Letten und faulem Holze aus; und da letztres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten von einer Ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

4. . Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel, Weiß - drossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, the song thrush.) T. remigibus basi interiore ferrugineis. *

Frisch tab. XXVII.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock bird.) T. fusco-ci -182 nereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et caudae candidis.

Catesby vol. I. tab. XXVII.

In Luisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Er soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aller an - dern Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen der Menschen aufs täuschendste nachmachen; und dabey in unaufhörlicher Bewegung und Lebhaftigkeit seyn.

6. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro palpebrisque flauis. *

Frisch tab. XXIX.

Im gemäßigtern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein treues Gedächtniß, und behält, was sie ein Mahl pfeifen gelernt hat, le - benslang.

30. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, subincuruata, vtrinque emarginata.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel, Ster - bevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato: racheos s. costae remigum secundariorum apice coccineo com - planato. *

Frisch tab. XXXII.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner Heimath strenger Winter werden will) häufig nach Deutschland: zumahl auch auf den Harz.

183

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum. mandibula in - ferior margine laterali inflexa.

1. . Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krummschna - bel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, the sheld-apple.) L. rostro for - ficato. *

Frisch tab. XI. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Zeigt in Rücksicht seiner schönen Farben, im Gebrauch seines Schnabels und überhaupt in seinem ganzen Be - tragen, manche Aehnlichkeit mit den Papageyen. Das Männchen ist roth, wird aber mit der Zeit, zumahl im Käfig, grün wie das Weibchen. Jenes lernt ar - tig pfeifen. Dieses brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners und kalfatert das Nest mit Harz, um es gegen Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.

2. . Coccothraustes der Kernbeißer, Kirschfink, Kirsch - knäpper. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. li - nea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris. *

Frisch tab. IV. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa. Vermag mit seinem starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse aufzubeis - sen, und sich gegen Hunde und Katzen zu mehren.

3. . Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Liebig, Gim - pel, Rothfink, Gieker. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the[bullfinch].) L. artubus nigris, rectricibus cau - dae remigumque posticarum albis. *

Frisch tab. II. fig. 1. 2.

184

In der nordlichern alten Welt. Ein ausnehmend vertrauliches zuthuiges Geschöpf, wovon beide Ge - schlechter außer ihrem eigenthümlichen sanften Ton, auch sehr leicht Lieder pfeifen, selbst einander accom - pagniren, und sogar Worte aussprechen lernen.

4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virgi - nische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis. *

Frisch tab. IV. fig. 1.

In Nordamerica, ist wegen der Schönheit seines rothen Gefieders und seines vortrefflichen Gesanges ge - schätzt.

5. Oryzivora. der Reis-Dieb, Padda. L. fusca, tem - poribus albis, rostro rubro. *

Edwards tab. XLI. u. f.

In Ostindien, Schina ꝛc. auf den Reisfeldern.

6. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flauicanti-virens, remigibus pri - moribus antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis. *

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum, a se inui - cem discedentes: inferiore lateribus in - flexo-coarctata, superiore angustiore.

1. . Niualis. die Schneeammer, der Schneevogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. re -185 migibus albis, primoribus extrorsum nigris: rectrici - bus nigris, lateralibus tribus albis. *

Frisch tab. VI. fig. 1. 2.

In der nordlichen Erde. Läßt sich zuweilen mit ein Mahl in ganz unermeßlichen Zügen sehen: wie im Febr. 1766. hier um Göttingen herum.

2. . Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbi - tis rufis. *

Frisch tab. VI. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, der Fettam - mer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, la - teralibus duabus extrorsum nigris. *

Frisch tab. V. fig. 3. 4.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.

4. . Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus latere interiore macula alba acuta. *

Frisch tab. V. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or.) E. fusca, pectore rubro, rectricibus intermediis qua - tuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro. *

Edwards tab. LXXXVI.

186

Auf Angola ꝛc. Ein muntrer Vogel der unser Cli - ma gut verträgt, und daher häufig heraus gebracht wird.

33. Tanagra. Rostrum conicum, acumi - natum, emarginatum, basi subtrigonum, apice decliue.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent. Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte iu - gulo pectoreque coccineis. *

Edwards tab. CCLXVII.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.

1. . Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch.) F. ar - tubus nigris, remigibus vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis. *

Frisch tab. I. fig. 1. 2.

Der Finken Gesang ist überaus mannigfaltig, so daß man wohl zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nahmen belegt, und verschiedentlich geschätzt werden. Mehrentheils schla - gen die Finken in jedem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink drey bis viererley Gesang, mit dem er abwechselt.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink, Koth - fink, Mistfink, Rowert, Schneefink, Winterfink,187 Quäkfink, Nikawitz, Zetscher, Gegler. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flauissima. *

Frisch tab. III. fig. 1. 2.

Linné fauna suec. tab. II. fig. 198.

Im nordlichen Europa.

3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.) F. fusca, subtus niuea, remigibus secundariis tectricibusque albis. *

Brisson vol. III. tab. XV. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen. Zumahl auf dem St. Gotthard und dem großen St. Bernhard, wo er in den Clostergängen des Hospitii nistet.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le char - donneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis. *

Frisch tab. I. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca - narien-Sie vorzüglich schöne Bastarden. *)Frisch tab. XII. fig. 5.

5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Ben - gali piqueté.) F. fusca rufescensque albo punctata. *

Buffon vol. IV. tab. II. fig. 1.

In Ostindien. Ein überaus niedlicher kleiner Vo - gel, von dem man behauptet, daß er gelbe Knochen188 habe, das ich aber bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuckervöglein. (Fr. le serin de Canarie.) F. rostro corporeque albo flauescente, rectricibus remigibusque virescentibus. *

Frisch tab. XII. fig. 1 4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Europa ge - bracht worden zu seyn; ist aber schon gegen Ende des - selben in Deutschland gemeiner geworden, und seitdem in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm - Race scheint die bräunlich-grüne zu seyn, die auf den Canarischen Inseln in kalten gebirgigen Gegenden am Wasser nistet. Unter den übrigen sind vorzüglich die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris. *

Frisch tab. XI. fig. 1. 2.

Ist ursprünglich wohl im äußersten Norden zu Hause: und kommt bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Eu - ropa, daher auch sein Nest hier zu Lande so sehr selten gefunden wird. *)Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch Wirsing. Taf. X.Ist sehr gelehrig; lernt Lieber pfei - fen und Worte sprechen.

189

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigi - bus primoribus rectricibusque nigris, vtroque margine albis. *

Frisch tab. IX. fig. 1. 2.

In Europa und Nord-America. Die Bastarden, die man mit ihm und der Canarien-Sie erzielt, sind gegen die Weise anderer Bastarden zuweilen fruchtbar.

9. . Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Steinschöß - lein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachsfink, Car - minbänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida. *

Frisch tab. X. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde. Hat einen sanften lieblichen Gesang, und wird sehr zahm.

10. . Domestica. der Sperling, Spatz, Lüning. (Fr. le moineau. Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferru - gineis. *

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Hält sich aber nicht in Schwarz - wäldern auf. Ueberhaupt ist der Sperling gleichsam ein Hausthier das sich wie die Maus von selbst nach den Menschen gezogen hat. Er wird ungemein kirre, ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Freylich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

190

35. Muscicapa. (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vibrissae patentes versus fauces.

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus frontisque macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis. *

Frisch tab. XXIV. fig. 1.

Linné fauna suecica. tab. I. fig. 229.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis. *

Frisch tab. XXI fig. 1. 2.

Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der kühlern und gemäßigtern Erdstriche von Europa und Asien, das im April in unsern Gegenden ankommt, und wo - von die Männchen meist vierzehn Tage früher als die Weibchen eintreffen. Diese machen in schattigen Ge - büsch ein leichtes Nest von dürrem Eichen-Laub, Bast*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen. tab. LXV. p.124. ꝛc. und legen vier olivengrüne Eyer, brüten aber zu wiederholten Mahlen. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht ge - wiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

191

2. . Curruca. die Grasmücke, der Heckenschmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge spar - row.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fus - cis: extima margine tenuiore alba. *

Frisch tab. XXI. fig. 3.

Im gemäßigtern Europa. Von ihr werden die mehresten Kuckuckseyer ausgebrütet.

3. Alpina. die Flüe - (d. h. Felsen -) Lerche. (Fr. la fauvette des alpes.) M. griseo-ferruginea, gula alba maculis lunatis fuscis, rectricibus alarum nigricanti - bus versus apicem linea punctatis alba. *

Andreä Br. aus der Schweiz tab. XIII.

Dieses von den Ornithologen oft verkannte*)Auch Latham scheint dasselbe Thier zwey Mahl und in ganz verschiednen Geschlechtern zu beschreiben; ein Mahl nähmlich als motacilla vol. II. P. II. pag. 434. und vorher als sturnus vol. II. P. I. pag. 8. artige Thier ist in den gebirgigen Gegenden des mittlern Europa zu Hause, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen-Weiden. Hat einen angenehmen Gesang und sehr schmackhaftes Fleisch.

4. . Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato. *

Frisch tab. XXII. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf der Insel Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - haften Fleisches in größter Menge weit verführt wird.

5. . Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white water - wagtail) M. pectore nigro, rectricibus duabus late - ralibus dimidiato oblique albis. *

192

Frisch tab. XXIII. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-cap.) M. testa - cea, subtus cinerea, pileo obscuro. *

Frisch tab. XXIII. fig. 1.

Linne 'fauna suecica tab. I. fig. 256.

Im gemäßigtern Europa. Ihr Schlag ähnelt fast der Nachtigall ihrem.

7. . Phoenicurus. das Schwarzkehlchen (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, ab - domine caudaque rufis, capite dorsoque cano. *

Frisch tab. XIX. fig. 1.

Hat gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr; hat auch eine überaus anmuthige Stimme.

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis. *

Frisch tab. XIX. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns. Ist gar nicht scheu, sondern kirr und dreist. Aber beissig, so daß nach dem lat. Sprichwort nicht zwey Paar in einem Busche sich vertragen. Tödtet auch leicht andere Vögel.

9. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis. *

Frisch tab. XXIV. fig. 3.

193

In der nordlichen Erde. Ein muntrer kleiner Vogel, der seine Stimme bey Wind und Wetter und herbem Frost dennoch hören läßt, und im Winter an den Zäu - nen herum sein Futter sucht und Raupennester ablieset. Macht sich ein warmes, weiches, bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofen*)Nozemann et Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. LIX. p. 111., und legt sehr zahlreiche Eyer.

10. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, me - dio albis, crista verticali crocea. *

Frisch tab. XXIV. fig. 4.

In vielen Gegenden beider Welten. Der aller - kleinste europäische Vogel.

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

Pennant's Indian Zoology. tab. VIII.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß beide zusammen eine tuten - förmige Höhlung bilden, die er mit seinen Flaumen ausfüttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta mar - gine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

194

Edwards tab. CCLXIV.

In Guiana ꝛc.

38. Parus. Meise (Fr. mesange Engl. titmouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

1. . Maior. die Kohlmeise, Brandmeise, Spiegel - meise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la charbonniere. Engl. the great titmouse.) P. capite nigro, tempori - bus albis, nucha lutea. *

Frisch tab. XIII. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch wohl schla - fenden Kindern nach den Augen hackt. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gat - tungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Som - mer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu passe kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jung - fernmeise, der Blaumüller (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigibus caerulescentibus: pri - moribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo. *

Frisch tab. XIV. fig. 1.

Häufig in Europa. Ein schönes und überaus nutzba - res kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige Menge Insecten und deren Eyer vertilgt.

3. . Caudatus die Schwanzmeise, Moormeise, Schnee - meise, Zagelmeise, der Backofendrescher, Pfannen -195 stiel. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the long - tailed titmouse) P. vertice albo, cauda corpore lon - giore. *

Frisch tab. XIV. fig. 3.

In Europa und Westindien. Sehr dick befiedert. Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein kunstreiches sack - förmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. l. tab. XXVI. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es, um es zu verbergen, von außen mit den nähmli - chen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der Indiani - sche Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato. *

Frisch tab. VIII. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigi - bus rectricibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.

Buffon vol. III. tab. XXIX. fig. 2.

J. D. Titii parus minimus remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. I. II.

Hin und wieder in Ober-Italien, Pohlen, Sibi - rien ꝛc. Baut sich ein ungemein künstliches beutelför - miges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

196

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum mi - nimum incuruum, subulatum, basi de - pressum.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bil - dung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, son - dern verrichten ihre Geschäfte meist fliegend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr ge - schickt die Insecten aus der Luft oder über dem Wasser im Flug wegzuschnappen. Die bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwal - ben, zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem was darüber geschrieben worden, doch noch nicht voll - kommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Ge - hülfe Guenau de Montbeillard vollständig zusam - mengestellt und unterstützt, in der hist. des oiseaux. vol. VI. pag. 557. u. f. oder für die andre**)Einer der neuesten und eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist Dai - nes Barrington in s. miscellanies. p.225. u. f. Behauptung angeführten Erfah - rungen, die Gattungen an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio scheint doch aber immer das Wegziehen derselben nach wär - mern Gegenden bey weiten die mehreste Wahrscheinlich - keit für sich zu haben.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de cheminée. Engl. the house-swallow, the chimney-swallow.) H.197 rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis. *

Frisch tab. XVIII. fig. 1.

In der ganzen nordlichen Erde. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt wor - den. Hier diese mit den nakten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Schwanzfedern heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectri - cibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba. *

Frisch tab. XVII. fig. 2.

Hat nebst der folgenden meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Das Nest ist wie ein Backofen oben zugewölbt und die Leim-Klümpchen woraus es besteht, sind ziemlich regel - mäßig fast wie Quaterstücken über einander gelegt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de ripage. Engl. the sand martin, the shore bird.) H. cinerea, gula abdomineque albis. *

Frisch tab. XVIII. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sandhügeln ꝛc.

198

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Findet sich auf den Sundaischen u. a. Inseln des Indischen Archipela - gus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufnen Indianischen - oder Tun - kinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt, aber noch weiter nicht genau bekannt ist. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größ - tentheils nach Schina verkauft werden.

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, the swift) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis. *

Frisch tab. XVII. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nordischen Erde, fliegt meist nur früh und Abends aus. Nistet gern in Thür - men, auf Kornböden ꝛc.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum. vibrissae ciliares. Rictus am - plissimus. vnguis intermedius introrsum ciliatus.

1. . Europaens. die Nachtschwalbe, Hexe, der Zie - genmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. narium tubis obsoletis. *

Frisch tab. CI.

In der alten Welt. Ein schön marmorirtes Thier, das seinen Geschäften bloß des Nachts nachgeht, und199 im Flug beständig schnurrt. Es lebt von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aus - sauge, ist ungegründet.

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälft zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen - Samen, die sie im Kropfe (§. 65.) einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holztaube. (vinago, linia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. coerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante. *

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die im Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in gemäßigtern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen wohl neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar200 binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abartungen (wovon doch manche für be - sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu, Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefederten Füßen. Frisch tab. CXLV.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit einem ungeheuren Kropfe. Frisch tab. CXLVI.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisce, Engl. the turbit. ) mit krausen Brust - federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. CXLVII.

d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon culbutant. Engl. the tumbler. ) mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring: überschlagen sich im schnellen Flug. Frisch tab. CXLVIII.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. CL.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühnerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker. ) mit auf - rechtem ausgebreiteten Schwanze. Frisch tab. CLI.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schna - bel und Augen herum. Hat ihren Nahmen daher, weil man sich ihrer in der Levante bedient, um Briefe zu überschicken; da man nähmlich solche201 Tauben aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimmt, und ihnen dann ein Billet unter die Flügel bindet, mit welchem sie ihrem alten Neste zueilen, und da abgeredeter Maßen aufgefangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen werden.

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cine - rea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis. *

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. XVI.

Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus. die Ringtaube, große Holztaube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectri - cibus postice atris, remigibus primoribus margine ex - teriore albidis collo vtrinque albo. *

Frisch tab. CXXXVIII.

Meist in ganz Europa.

4. . Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice albis, dorso griseo pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis. *

Frisch tab. CXL.

In den warmen und gemäßigten Gegenden der alten Welt. Ihre gepriesene Keuschheit und eheliche Treue darf nicht so gar wirtlich verstanden werden.

5. . Risorin. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra. *

Frisch tab. CXLI.

Im mildern Europa und in Ostindien.

202

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore rufo. *

Frisch tab CXLII.

Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuweilen den Tag verdunkeln. Sie fallen dann in so dichten Scharen auf die Bäume, daß oft sehr starke Aeste da - von brechen; werden dann aber auch zu vielen tausen - den von den Indianern gefangen und frisch oder geräu - chert und getrocknet gegessen.

42. Tetrao. Macula prope oculos nuda, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl. the quail.) T. pedibus nudis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricibus margine lunulaque ferru - ginea. *

Frisch tab. CXVII.

In der ganzen alten Welt; von Lappland bis zum Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl auf den Inseln des mittländischen Meers und im benachbarten festen Lande*)II B. Mos. C. XVI. V. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII. V. 26., zuweilen in unermeßlichen Scharen sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ih - res Schlags wegen beliebt, wo man sie auch so wie in Schina (wie Kampfhähne) Paarweise fechten läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la per - drix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis cal -203 caratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda fer - ruginea, pectore brunneo. *

Frisch tab. CXIV.

Im mittlern Europa und in den gemäßigten Gegen - den des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle.) T. pe - dibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata. *

Daubenton planch. enlum. CCXXXI.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pe - dibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus. *

Buffon vol. II. tab. VII.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.

5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus nigris, apice albis: inter - mediis albis. *

Frisch tab. CX. CXI.

Findet sich auf den Schweizer - und Savoyschen-Alpen, und dann in den nördlichsten Erdgegenden, ist im Som - mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.

6. . Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan. (Fr. le petit tetras, Engl. the black cock) T. pedibus hir - sutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis. *

Frisch tab. CIX.

In der nordlichern alten Welt.

204

7. . Vrogallus, der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, le tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis. *

Frisch tab. CVII. CVIII.

Im nordlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge - sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.

43. Numida. Caput collo compresso co - lorato cornutum. palearia carunculacea ad latera maxillae vtriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera instructo nares reci - piente. *

Frisch tab. CXXVI.

In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz Europa und vielen Gegenden von America fortgepflanzt.

44. Phasianus. Genae cute nuda lae - uigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, au - ribus nudis, cauda compressa ascendente. *

Der wilde Stammhahn*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. XCIV. XCV. ist in Indien zu Hause, wo ihn zuerst Dampfer auf Pulo-Condor entdeckt hat. Er ist von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblätt -205 chen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier in die neue Welt gebracht: hingegen auf der Oster-Insel, auf Tongatabu, Owaihi, u. a. Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung schon häufig vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer die es legt, und seinem oftmahligen Brü - ten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Streitbarkeit der Hähne hat man von jeher zur Unterhaltung benutzt, und Hahnen-Gefechte als Schauspiele gegeben.

Die Hühner find, wie andre Hausthiere, nach und nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vorzüglich fol - gende Spielarten zu merken sind:

a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Feder - busch auf dem Kopf. Frisch tab. CXXIX. CXXX.

b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch tab. CXXXI. CXXXII.

c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn, mit krau - sen lockigen Federn. Frisch tab. CXXXV.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn find schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden die mit Kaninchen und Hüh - nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, das so wie der Mohr und der canis aegyptius den individuellen Einfluß des Cli - mats von Guinea erfahren und schwarze Haut er - halten hat. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo überhaupt auch noch andre Vögel diese Sonderbarkeit haben sollen.

206

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the phea - sant. P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis. *

Frisch tab. CXXIII.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingrelien von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben. Bey den Fasanhennen ist zuweilen so wie verschie - dentlich bey Pfauhennen die seltsame Veränderung beob - achtet worden, daß sie das Gefieder der Hähne gekriegt haben.

3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista flaua, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata. *

Edwards tab. LXVIII. LXIX.

4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan. P. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata. *

Edwards tab. LXVI.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro. ventre albo.

Buffon vol. II. tab. XIII.

In Guiana ꝛc.

46. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membrana - cea longitudinali.

207

1. Gallopauo. der Kalekuter, Truthahn, Puder, Wäl - sche Hahn, Kuhnhahn. (Fr. le dindon, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato. *

Im mittlern und nordlichern America, wo er in großen Heerden zu hunderten, zumahl auf den höchsten Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge - bracht, wo er nun wegen seines vortrefflichen Fleisches als Meyergeflügel gehalten wird, und in zahlreiche Va - rietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.

47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.

1. . Cristatus. der Pfan, Pageluhn. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, cal - caribus solitariis. *

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver - pflanzt. Besonders ist das Männchen in Rücksicht der unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Na - tur: doch wird dieser Theil nicht vor dem dritten Jahre beym jungen Thiere ausgebildet; so wie auch das Fe - derbüschchen auf dem Kopfe alsdann erst hervor bricht. Zuweilen (aber freylich sehr selten) finden sich doch auch Pfau-Hennen mit dergleichen männlichem Gefieder*)Latham vol. II. P. II. tab. LX..

Auch gibt es bekanntlich eine weiße Spielart unter den Pfauen**)Frisch tab. CXX..

48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata, pedes cursorii.

208

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bu - stard.) O. maris capite iuguloque vtrinque cristato. *

Frisch tab. CVI. u. f.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßig - ten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü - geln ohne Schwungfedern.

49. Struthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis alarum binis. *

Latham vol. III. P. I. tab. LXXI.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, und wohl drey Centner wiegt. Er ist in Africa zu Hause, und hat in manchen Stücken wie z. B. in Rücksicht der Brustschwiele und einer an - dern am Hinterleibe, die ihm beide beym Liegen, Sitzen und Schlafen zur Stütze dienen, einige Aehnlichkeit mit dem Camel. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit seines Laufs vergütet, worin er fast alle andere laufende Thiere über -209 trifft. Er läßt sich abrichten, so daß wohl zwey erwach - sene Personen auf ihm reiten können. Vorzüglich aber wird er durch seine Federn nutzbar. Er verschluckt zwar zuweilen Geldstücke und ander Metall, aber der Ver - such kann doch nicht oft ohne Schaden der Gesundheit des Thiers wiederhohlt werden.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tridacty - lis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis. *

Latham l. c. tab. LXXII.

In Ostindien. Kann auch so wie der Straus, Me - tallstückchen, glühende Kohlen ꝛc. verschlucken: hat große Stärke in seiner mittlern Klaue, womit er daumendicke Breter durchtreten kann. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entsprin - gen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemein - schaftlichen Kiele.

Der so genannte Americanische Straus, (Suri, Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat viel Aehnliches mit ihm ..

50. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis: vtraque man - dibula inflexo apice. facies vltra oculos nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambulatoriis, cauda breuissima, pennis incuruis.

Latham l. c. tab. LXX.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an210 Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt die - ser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahr - scheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesen u. a. Beweisen der Veränder - lichkeit in der Schöpfung im 1ten Th. der Bey - träge zur Naturgeschichte. S. 28. u. f. gehandelt..

So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan - zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicopterus. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schartenschnäb - ler, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris. *

Catesby vol. I. tab. LXXIII. sqq.

211

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel - ten. Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz auffallend langen Hals und Beinen wohl Mannshoch, und ist über und über vom schönsten Carmosinroth.

52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo gula nigra, occipite subcristato. *

Frisch tab. CC. u. f.

Hin und wieder in der westlichen alten Welt.

53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.

1. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.

Latham vol. III. P. I. tab. LXXIV.

Im ostlichen Süd-America.

54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: mandibula superiore triquetra rectissima: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calua: nares linea - res: pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabirn. Fr. la cicogne du Bresil.)

Latham l. c. tab. XXV.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

212

55. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-bill.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. XXVI.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum. pedes tetra - dactyli.

1. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis ex - tus testaceis. *

Frisch tab. CXCIV.

In der nordlichen alten Welt, zieht aber im Herb - ste zu großen Scharen nach wärmern Gegenden.

2. . Ciconia. der Storch, Hennotter, Aehbähr. (Fr. la cicogne. Engl. the stork.) A. alba, orbitis nu - dis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san - guineis. *

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Reb - hühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest um es weich auszufuttern.

3. . Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblon - gis nigris. *

213

Frisch tab. CXCVIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf den höchsten Eichen. Vorzüglich diese, doch auch andre Gattungen Reiher werden mit Falken gebaizet.

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato, cor - pore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.

Buffon T. VII. tab. XX.

In Persien ꝛc. Hat die berühmten langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Mor - genländern so theuer bezahlt und auf den Turbanen ꝛc. getragen werden.

5. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea maculis transversis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis. *

Frisch tab. CCV.

In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Ein langsames träges Thier, das eine rauhe starke Stimme hat, die es zumahl bey Regenwetterzeit von sich gibt.

57. Tantalus. Rostrum longum sub - ulatum teretiusculum subarcuatum, sac - cus iugularis nudus, pedes tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescente albido.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. XXXV.

214

Das berühmte, ehedem in Aegypten, auf den dasi - gen alten Denkmählern verewigte*)Middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X. pag. 90. sqq., göttlich verehrte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien kostbar einbalsamirte**)Caylus Recueil d'Antiquités. vol. VI. tab. XI. f. 1. und in besondern Ge - wölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt we - nigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.

Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom weißen Ibis (der ungefähr die Größe vom Storch hat) verschieden sey, ist noch unentschieden.

58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum te - retiusculum obtusum, capite longius, fa - cies tecta, pedes tetradactyli, postico plu - ribus articulis insistente.

1. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cine - reis, femoribus tectis, fascia capitis nigra. *

Frisch tab. CCXXVI. u. f.

In den wärmern Gegenden der nordlichen alten Welt.

2. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelsziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto tuberculato, pedi - bus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis. *

Frisch tab. CCXXIX.

Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als die vo - rige Gattung und findet sich fast durchgehends in bei - den Welten.

215

59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon - gitudine capitis, digito postico vniarticu - lato, a terra eleuato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteu - fel. (Fr. le combattant, le paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque rubris rectricibus tribus laterali - bus immaculatis, facie papillis granulatis carneis. *

Frisch tab. CCXXXII u. f.

In der nordlichen alten Welt. Seinen Nahmen hat er von der hartnäckigen Streitbarkeit, mit welcher zu - mahl die Männchen zur Brunstzeit gegen einander fechten.

2. . Vanellus. der Kybitz. (Gania. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista depen - dente, pectore nigro. *

Frisch tab. CCXIII.

Ebenfalls in der nordlichen alten Welt. Läßt sich mit Nutzen zahm machen und in Gärten halten, wo er die Regenwürmer u. a. dergl. Ungeziefer vertilgt.

60. Charadrius. Regenpfeifer. (Fr. pluvier.) Rostrum teretiusculum, obtu - sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à crllier Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigri - cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis. *

Frisch tab. CCXIV.

Das überaus niedliche Thier findet sich hin und wie - der an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier216 herum, und auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans.

61. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum subulatum, re - curuatum, acuminatum apice flexili. Pe - des palmati, tridactyli.

1. . Auosetta. R. albo nigroque varia. *

Buffon vol. VIII. tab. XXXVIII.

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

62. Haematopus. Rostrum compres - sum: apice cuneo aequali, pedes curso - rii tridactyli.

1. . Ostralegus. der Austerdieb, Austermann. (Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oister-catcher.) H. rostro pedibusque rubris. *

Latham vol. III. P. I. tab. LXXXIV.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum con - uexum, mandibula superiore margine su - pra inferiorem fornicata; frons calua, pe - des tetradactyli, subpinnati.

1. . Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, la morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, ar - millis luteis, corpore nigricante. *

217

Frisch tab. CCIX.

In der nordlichen Erde.

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.

Buffon vol. VIII. tab. XVI.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

65. Rallus. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem ver - sus, aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnar - cher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, the daker hen.) R. alis rufo-ferrugineis. *

Frisch tab. CCX.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Den Nahmen Crex und Schnerz hat er von seiner Stimme. Wachtelkönig heißt er etwa seiner Farbe wegen, die der Wachteln ihrer ähnelt, oder von der alten irrigen Sage, daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli fissi.

218

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackuka - wa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra pectore colum - bino.

Latham vol. II. P. II. tab. LXVIII.

In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen - Strom.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge - schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind. Sie haben hierin so wie in ihrer Lebensart viel Aehnliches mit den palmatis der vorigen Classe. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre - sten mit einer zähen Haut überzogen. Sie ha - ben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondre knorplige oder knöcherne Capsel*)Fabric. Hildani Fürtrefflichkeit der Anatomy. S. 222. u. f.. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, und woran sogar bey manchen Arten abgeschoßnes Schrot abprallt. Sie halten sich an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben219 mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum man - dibula superiore multo breuiore; infe - riore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec én ciseaux. Engl. the seacrow, the cut-water.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. XXI. fig. 2.

In Nord-America. Der Oderschnabel ist kürzer als der untre und dieser liegt in jenem gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, sub - ulatum, subrectum, acutum, compressi - usculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou.) S. corpore nigro, fronte albicante, superciliis atris.

Brisson T. VI. tab. XVIII. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln. Hat ihren Nahmen von der Unbefangenheit, womit sie sich mit Händen greifen läßt.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda forficata: re - ctricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis. *

Frisch tab. CCXIX.

An der ganzen nordlichsten Erde.

220

69. Colymbus. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acuminatum, pedes compedes.

1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl. the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis. *

Frisch tab. CLXXXV.

Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomi - neque niueo, remigibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. CLXXXV.

An den Seeküsten der nordlichen Erde.

3. . Urinator. (Fr. la grèbe.) C. capite laeui, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba. *

Edward's gleanings tab. CCCLX. fig. 2.

Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem Gen - fer-See. Sein Fell wird zu den schönen Feder-Muf - fen verarbeitet.

70. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum rectum cultra - tum, apice subadunco. Mandibula infe - rior infra apicem gibba.

Leben meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Scharen daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.

221

1. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, ni - gris, pedibus tridactylis. *

Brisson T. VI. tab. XVII. fig. 2.

Am nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehenden Re - gen oder Sturm mit lautem Geschrey nahe über dem Wasser flattern.

71. Plotus. Rostrum rectum, acumi - natum, denticulatum. Facies tecta, pe - des palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. LXXII.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Hals, den das Thier spi - ralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische die es erschnappen will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus antrorsum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul. Engl. the tropic bird.) P. rectricibus duabus longis - simis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. XLII. fig. 1.

Lebt an der offenbaren See, und zwar fast bloß zwi - schen beiden Wendezirkeln, daher die Seefahrer seine Erscheinung insgemein für ein Zeichen annehmen, daß222 sie sich nun innerhalb derselben befinden. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.

73. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus; superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes vn - gue postico fessili absque digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.) P. nigra, vropygio albo.

Linne 'fauna suecica. tab. II. fig. 143.

Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean. Hält sich meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klip - pen auf, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines be - vor stehenden Sturms an, wenn er sich von da entfernt, und nach den Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel Fett, und die Einwohner von Feroër ꝛc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Tocht durch den Körper ziehen, und anbrennen, da dann die Flamme von dem Fette das allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.

Edwards tab. LXXXVIII.

Seine eigentliche Heimath scheint in Süden und Norden außerhalb der Wendezirkel zu seyn. Ist von223 der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann - ten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deut - sche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber sel - ten höher als 10-20 Fuß über der Meeres-Fläche. Auf seinen weiten Zügen innerhalb der Wendezirkel nährt er sich großentheils von fliegenden Fischen. *)vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507.

75. Pelecanus. Rostrum edentulum, rectum: apice adunco, vnguiculato: pe - des aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata. *

Frisch tab. CLXXXVI.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden der alten Welt aber auch auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nahmen von ihrer Eselsstimme, den Deutschen aber von dem unge - heuern beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschna - bel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl dreyßig Pfund Wasser fassen kann. Die fabelhafte Sage vom Pelican, der seine Junge mit seinem eignen Blute ätzen sollte, ist wohl von der Weise entstanden, wie dieses Thier seinen theils blutrothen Beutelkropf worin es den Jungen das Wasser zuträgt, sodann an die Brust drückt und so ausleert.

Die Americanische Kropfgans scheint specifisch von dieser verschieden zu seyn.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forfi -224 cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis ni - gris.

Edwards tab. CCCIX.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf vierzehn Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.

3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, ca - pite subcristato. *

Frisch tab. CLXXXVII.

Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von Fischen die sie ganz verschluckt, und daher (so wie einige ver - wandte Gattungen dieses Geschlechts) in Schina u. a. zum Fischfang abgerichtet wird, indem man ihr einen Ring um den Hals legt so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kropfes stecken bleiben und dem Vogel wieder abgenommen werden.

4. Bassanus. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro - stro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie caerulea. *

Brisson T. VI tab. XLIV.

Im Norden von Europa und America, zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahmentlich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen im Winter um Portugal herum und an der Barbarey ꝛc. auf die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln wer -225 den die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher Menge gegessen, und daher mit schaudervoller Lebensge - fahr aus den Nestern in den schroffen Felsenklippen aus - genommen. *)Pennant's arctic zoology. vol. I. introd. p. XXX. tab. IV.

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum convexum, obtusum. lingua ciliata, obtusa.

1. . Cygnus. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, the elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera flaua, corpore albo. *

Frisch tab. CLII.

In der ganzen nordlichen Erde: nährt sich von Frö - schen, Wasserpflanzen ꝛc. Man unterscheidet zwey Spiel - arten von Schwanen (die auch von manchen Naturfor - schern für verschiedne Gattungen angesehen werden) nähmlich den so genannten wilden (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel), und den so genannten zahmen (mit schwarzer dergleichen Haut). Jener gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich, der vielleicht zur Fabel vom melodischen Gesang der sterben - den Schwäne Anlaß gegeben.

2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesische Gans. (Fr. l'oye de guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpebris tu - midis. *

Frisch tab. CLIII. CLIV.

Hält in der Größe das Mittel zwischen dem Schwan und der Gans. Ist auf Guinea, am Cap, dann in226 in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans zu Hause. Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose.) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, sub - tus pallidiore, collo striato. *

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zah - men soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schottische Gans. A. fusca, capite collo pectoreque nigris, col - lari albo.

Frisch tab. CLVI.

In den kältesten Ländern der nordlichen Erde (z. B. auf Neu-Zembla, wo sie Barents brütend fand), und kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland u. a. laulichere Gegenden, wo sie sich unter andern von dem Thier der fast eyförmigen Entenmuschel (Lepas anati - fera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß diese Ente nicht aus einem Ey sondern aus diesen Muscheln hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von ei - ner verwandten Gattung, Anas erythropus von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. CLXXXIX. ) die daher auch bey vielen Ornitholo - gen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt.

5. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.

Edwards tab. XCVIII.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. I. u. f.

227

In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und seine Eyer find sehr schmackhaft; was ihn aber noch wichtiger macht, ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind.

6. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto. *

Frisch tab. CLVIII. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen alten Welt, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahmen Enten scheinen die größte Neigung zu unnatür - licher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche auf Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah - nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

7. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dilatato rotundato; vngue incuruo. *

Frisch tab. CLXI. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.

77. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.

1. . Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitudinali-erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis, scapo nigricante. *

Frisch tab. CXC.

228

In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gat - tungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fisch - teiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.

1. Arctica. der Papageyentaucher. (Fr. le macareux. Engl. the puffin.) A. rostro compresso-ancipiti sulca - to sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, pal - pebra superiore mucronata. *

An den See-Küsten der nordlichen Erde. Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un - terirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Rostrum compressiusculum, subcultra - tum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.

Hr. Dr. Forster hat unter diesem Geschlechtsnahmen sehr schicklich die bisher in andre Geschlechter (Diome - dea, Phaëthon ꝛc. ) zerstreueten Pinguins-Gattungen vereinigt. *)J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Com - mentat. Soc. Sc. Gott. 1780. vol. III. p. 121. sqq.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast aufrechter Gang ge - ben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, die sich229 zumahl zur Brütezeit in großen Scharen, auf den ein - samen Inseln der Südsee, vorzüglich auch um Feuer - land herum ꝛc. finden.

1. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula pa - rotica aurea.

J. R. Forster in Comment. soc. sc. Gotting. l. c. tab. II.

An der Magellanischen Meerenge, Südgeorgien ꝛc., auch auf Neu-Guinea. Die größte Gattung. Ueber drey Fuß hoch.

2. Magellanica. A. rostro nigro, pedibus rubicundis, fasciis duabus albis, vna includente oculos, altera pectorali.

Forster l. c. tab. V.

Auf dem Feuer-Lande, auf den Falklands-Inseln ꝛc.

230

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 25. und 42.) und durch die Menge desselben von den Amphibien und Fischen, als welche letztre beide meist nur einerley Temperatur mit dem Medium halten in welchen sie sich befinden, und dann auch bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen Thiere haben.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin - gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockrerer Tex - tur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimm - ter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbeh - ren als diese, weit länger im so genannten luft - leeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten231 in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von fixer und phlogistisirter Luft aushalten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Was - sermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Ma - gen und Darmcanal vom Menschen gelebt ha - ben, als auch dem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänz - lich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild - kröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen ver - sehen sind; oder aber, als Schlangen einen lang - gestreckten, dünnen, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den Am - phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti - gen Thieren. Einige sind mit einer knochichten232 Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei - fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor - urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben so wie vom muntersten und unschuldigsten Be - tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter den Schlangen.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an - gewiesen. Manche gehen willkührlich in beiden Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End - lich sind aber auch manche entweder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.

Von den Landthieren dieser Classe leben viele in dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten Gegenden: manche gar auf Bäumen ꝛc.

233

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr ge - mischter Nahrung: andre hingegen wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat - tungen an. Großen Theils können sie zum Wun - der lange fasten: ich selbst habe z. B. Salaman - der auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauren können.

§. 88.

Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am - phibien eingeschränkter als bey den warmblüti - gen Thieren. Ich habe z. B. es nie dahin brin - gen können sie so wie die Saugethiere und - gel mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen davon gefärbt worden wären.

§. 89.

Um desto auffallender ist hingegen bey vielen die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 18.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich234 die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwäch - re Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft verse - hen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigen - thümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich wie bey den warmblütigen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen worden, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweg - lichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia ca - lidi et frigidi sanguinis. im VIIIten B. der com - mentation. soc. reg. scientiar. Gottingens.

§. 90.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien zumahl unter den Schlangen ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie235 im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Wassereidexen, Crocodile ꝛc.

§. 91.

Die äußern Sinne scheinen bey den meh - resten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn.

Unter den innern zeichnet sich doch bey vie - len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl - thäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller - hand Gaukeleyen abrichten lassen.

Hingegen ist, meines Wissens, kein einzi - ges Thier dieser Classe mit irgend einem wahren Kunsttriebe (§. 35.) versehen.

§. 92.

Auch scheinen die Amphibien, etwa einige Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei - nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie - ländische Frösche und Salamander in großen Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

236

§. 93.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa - rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein - ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umarmen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind, meines Wissens, sämmt - lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben manche, zumahl unter den Schlangen, auch der Salamander ꝛc. die Eyer nicht eher von sich als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni - gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier237 eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard - zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige Spielarten von Wassermolchen dafür zu halten, die ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen - den Wasser gefunden, worin lacera lacustris und palustris unter einander lebten, und die an Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen beiden Gattungen zu halten scheinen.

§. 95.

Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkomm - nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini) haben Anfangs noch keine Füße sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die neugebornen Salamander eine Art von Fischkiefern (branchiae oder Swam - merdam's appendices fimbriatae) hinter den Ohren; ferner zum Theil eine kleine Sauge - röhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile die nur für das ganz zarte junge Thier bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben all - gemach schwinden.

§. 96.

Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländischen238 Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät nicht beträcht - liches Alter von 12 16 Jahren. Hingegen weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan - genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile, und großen Schlangen ꝛc. zu einem noch ungleich höhern Alter müssen gelangen können.

§. 97.

Die Benutzung der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für man - che Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zu - mahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei - dexen ꝛc. Schildpatt zu Kunstarbeiten ꝛc. bunte Schlangen bey den Nordamericanischen Wilden als Putz; Eidexen, Vipern ꝛc. zur Arzney.

§. 98.

Schädlich werden manche ungeheure Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere zumahl unter den Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig - keit ist.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord - nungen:

239

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Na - turforscher) Schildkröten, Frösche, Ei - dexen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734 65. IV. vol. Fol. imper. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände )
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1768. 8.
  3. C. de la cepede histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpens. Par. 1788. II. vol. 4.
240

I. REPTILES.

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommne Gestalt erlangt haben,) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschied - nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pe - des digitati) oder durch eine Schwimmhaut verbundene, (pedes palmati) oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pedes pinnati) haben.

1. Testudo. Schildkröte. *)s. Joh. Gottl. Schneider allgem. N. G. der Schild - kröten, nebst einem systematischen Verzeichnisse der einzelnen Arten. Leipz. 1783. gr. 8. m. K.(Fr. tortue. Engl. tortoise. die See-Schildkröten aber turtle). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis.

Die mehresten Schildkröten find mit einer breiten knochichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwach - sen, und mit den breiten hornichten Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Ge - wöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen.

241

1. Membranacea. T. pedibus palmatis vnguiculis tribus, testa dorsali membranacea ouata grisea striata. *

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine ferrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata. *

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An - hang tab. XLII.

In beiden Indien: auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt.

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte. (viridis Schneid. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedibus pinniformibus, marginibus maxil - larum dentatis, testa ouata. *

Catesby l. c. tab. XXXVIII.

Die größte und stärkste Schildkröte, die zuweilen wohl acht Centner an Gewicht hält*)In der hist. of the bucaniers vol. I. pag. 64. wird von einer (übrigens unbestimmten) Gattung Ame - ricanischer Schildkröten gesagt, daß sie 2 bis 3000 Pfund am Gewicht halten., und mit Lasten von sechs und mehrern Centnern, die man ihr auf den flachen Rücken legt, fortkriecht. Sie hat ihren gewöhnlichen Nahmen von ihrer blaß-olivengrünli - chen Schale und der auffallend dunkel-grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes; hält sich in der See auf, kommt aber zumahl im Junius ꝛc. häufigst auf unbe - wohnte Inseln wie z. B. in Westindien, im stillen242 Ocean ꝛc. (die theils davon ihren Nahmen erhalten ha - ben) um ihre Eyer zu legen, deren Anzahl sich auf meh - rere hunderte erstreckt. Da diese Gattung bloß von Seetang u. dergl. Vegetabilien lebt, so hat sie ein aus - nehmend schmackhaftes gar nicht thranichtes Fleisch das so wie die Eyer derselben besonders für die Küstenbe - wohner, Insulaner und für die Seefahrenden von größ - ter Wichtigkeit ist.

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte. (euro - paea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbicu - lata planiuscula. *

Im mildern Europa.

5. Carolina. (Engl. the turapin.) T. pedibus digitatis, testa gibba, cauda nulla. *

Edwards tab. CCV.

Diese Landschildkröte ist in Carolina ꝛc. zu Hause. Ueberhaupt leben die Landschildkröten gesellig, und manche Gattungen derselben (wie z. B. die auf Ile de France) halten sich des Nachts in ganzen Scharen bey - sammen, so daß der Boden wie mit ihnen gepflastert scheint und man wohl hundert Schritt weit auf ihnen herum gehen kann, ohne daß man braucht den Fuß auf die Erde zu setzen.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scu - tellis eleuatis truncatis. *

In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rückenschilds, ein artiges Ansehen.

243

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus.

Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kürzern Körper und breitern dickern Kopf als die Eidexen. Eine einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen unge - schwänzt. Die mehresten haben an den Vorderfüßen freye Zehen, hinten aber Schwimmfüße. *)Ueber die hieländische Gattungen dieses Geschlechts s. das bewundernswürdige Meisterwerk, des sel. Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. fol.

1. Pipal. die Pipa, Tedo. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, po - sticis vnguiculatis. *

Seba vol. I. tab. LXXVII.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weib - chen vorher auf die gewöhnliche Weise von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindliche ge - schwänzte Kaulquappen**)s. Camper im IXten B. der commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129. u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.

244

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. LXXII. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheuren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auribus ocellatis, pedibus muticis. *

Catesby vol. II. tab. LXXII.

In Nord-America. Fast von der Größe eines Kanin - chens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R. caudata, femoribus postice oblique striatis. *

Seba vol. I. tab. LXXVIII.

Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen star - ken fleischichten auf den Seiten platt gedrückten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Die - ses Thier erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, be - vor es noch völlig ausgebildet worden, doch eine fast Spannenlange Größe, häutet sich während der Zeit ver - schiedentlich, und hat in diesem Zustand zu einer alten Sage von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben.

5. . Bufo. die Kröte, Ueze, Quadüze, Padde, der Lork. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fusco - que. *

Rösel tab. XX. XXI.

Ist wohl unschuldiger Weise in den Verdacht des hef - tigen Gifts gekommen. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durch -245 sägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. ange - troffen hat. *)s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII. pag. 151. sqq. Guettard mém. sur differ. par - ties des sc. et arts. vol. IV. pag. 615. sqq. Käst - ners Vorr. zum IIIten B. seiner Uebersetzung der Schwed. Abh. u. a.m.Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des sc. de Berlin v. J. 1782.

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla trique - tra. *

Rösel tab. XXII.

Am Bauche schön blau und gelb gefleckt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita Lau - rent.) R. verrucosa, linea dorsali flaua, lateralibus rufescentibus. *

Rösel tab. XXIV.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. Kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eignen dumpfigen Laut von sich, der allerhand abergläubische Sagen veranlaßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch, Pogge. R. dorso planiusculo subangulato. *

Rösel tab. I-VIII.

Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Junge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag. Sie vermehren sich ungemein stark, so daß sie Landplage246 werden können, und die Abderiten einst zu Cassanders Zeiten wirklich ihrenthalb emigrirten. Sie sind für die Gärten nutzbare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und z. B. Spanische Fliegen verzehren, und darum unsicher zu essen sind.

9. . Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Röling Marxgöker. R. corpore angulato, dorso transuerse gibbo, abdomine marginato. *

Rösel tab. XIII-XVI.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwin - keln auf. Sie find schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden: sind aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekom - men die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzichte Knollen an den Daumen der Vorder - füße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (Calamites. Fr. la raine, la grenouille de St. Martin, le graisset.) S. cor - pore laeui, subtus granulate, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis. *

Rösel tab. IX ad XII.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England, aber desto häufiger in Italien), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken über - zogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zum Anhängen. Die mannbaren Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine247 laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich ge - ben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Ku - gel, fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis. *

Seba vol. II. tab. LXXXVI. fig. 3.

In Ostindien und Africa. Die so genannten Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat, dienen ihr wohl einen Sprung zu wagen, aber nicht zu einem ordentli - chen Flug. Im übrigen Körperbau ähnelt sie der ge - meinen grünen Eidexe.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard.) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus horrida. *

Gesner le quadruped. ouiparis. pag. 8.

Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen Was - ser, das wohl eine Länge von funfzig*)Norden voyage d'Egypte. pag. 163. Fuß erreicht, und hauptsächlich im Nil zu Hause ist. Er tödtet Men - schen und größere Thiere, aber jung gefangene Crocodile lassen sich doch zähmen und abrichten. Das Weibchen liegt bey der Paarung auf dem Rücken, legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie ha -248 den kaum die Größe eines Gänse-Eyes, und werden gro - ßentheils vom Ichneumon aufgesucht und ausgesoffen.

2. Alligator. der Kaiman, Americanische Crocodil. L. capite imbricato plano, nucha nuda, cauda superne lineis binis lateralibus aspera. *

Catesby vol. II. tab. LXIII.

Im mittlern America. Ist schüchtern, furchtsam, und überhaupt so wie in der Bildung so auch im Na - turell und Lebensart vom Nil-Crocodil sehr verschieden: legt nur etwa dreyßig Eyer ꝛc.

3. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico maculis ocellatis. *

Seba vol. I. tab. XCIV. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ein überaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das ungefähr anderthalb Ellen lang wird, und weil es sich meist in Gesellschaft der Crocodile aufhält, durch den pfeifen - den Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.

4. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata. *

Seba vol. I. tab. XCV. sqq tab. XCVIII. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer, soll aber, wie schon Hieron. Benig bemerkt, für venerische Personen gefähr - lich zu essen seyn.

5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tri - busque coadunatis. *

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. XI.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Ein langsames träges Thier, das sich auf249 Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt, die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei - bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha - mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha - ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na - türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar - ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht wird.

6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub - tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis. *

Seba vol. I. tab. CVIII.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird. Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach - her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach sich zieht.

250

7. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti medio - cri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamo - sis marginatis. *

Seba vol. II. tab. CV. fig. 3.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc. War weiland als ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen; wird auch noch jetzt, wenigstens in seiner Heimath, in dieser Absicht verbraucht.

8. . Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrigen Deutschen Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern. Ver - muthlich ist es die gleiche Gattung, die neuerlich im Spanischen America als ein so kraftvolles specifisches Heilmittel berufen ward.

9. . Palustris. die Sumpfeidexe. L. cauda lanceolata mediocri, corpore laeui, capite depresso. *

Laurenti tab. IV. fig. 2.

10. . Lacustris der Wasser-Molch, Wasser-Sala - mander. L. dorso lateribusque verrucosis, capite crassiore, mutico; genis pendulis. *

Laurenti tab. II. fig. 4.

Weit größer und dicker als die vorige Gattung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben im Früh - jahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des - ckens hinlaufende emporstehende ausgezackte Haut. Der äußerst merkwürdigen Reproductionskraft wodurch sich251 beide Gattungen hieländischer Wasser-Eidexen, zumahl aber hier diese, auszeichnen, ist schon oben Erwähnung geschehen (§. 18.) Die Türken gebrauchen dieses wi - drige Geschöpf, das bey ihnen Skinkôre heißt, zu gleicher Absicht wie den Stincus, und bezahlen es daher aufs theuerste. *)Shaw's travels pag. 348. der zweiten Ausg.

11. . Salamandra. der Molch, Salamander, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, corpore flauo nigroque vario nudo, poroso. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Ein schönes schwarz und orangegelb geflecktes, Span - nenlanges und Daumendickes Thier, wovon man ehe - dem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. Was am letztern Umstand wahr ist, kommt darauf hinaus, daß der Salamander in einem schwachen Kohlfeuer einige Zeit ohne Schaden ausdauern kann, indem er theils durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine Oeffnungen, die über seinem Körper zer - streut sind, einen Saft von sich spritzt, wodurch er von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslöscht und die Gluth mindert.

II. SERPENTES.

Die Schlangen haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,252 oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser, (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können) andre auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein - ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, und lassen sich so weit von einander dehnen, daß sie, andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können*)Seba vol. II. tab. VIII. XVII. XIX.. Manche sind mit hefti - gem Gift in besondern Bläschen des Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und zur Verthei - digung dient**)Die giftigen Schlangen sind mit bezeichnet.Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie - ren mit dem Alter in Verhältniß, so daß man z. B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap - perschlangen sey völlig unschuldig, und hingegen der von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht auch hier wie beym Stich der Scorpione und vieler anderer Insecten u. Himmelsstrich, Jahrs - zeit und Witterung einen großen Unterschied, da alle dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und in schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden, als unter den entgegen gesetzten Umständen..

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes; Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcau - dales. Crepitaculum terminale caudae.

253

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23. *

Seba vol. II. tab. XCV. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf sechs Fuß lang und Arms dick. Der Laut, den die Klap - per von sich gibt, soll dem Zwitschern großer Heu - schrecken ähneln*)s. Hrn. Hofr. Michaelis im Götting. Magaz. IVten Jahrg. Istes St. S. 91.. Die Anzahl der Gelenke dieses Theils steigt bey manchen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen. Daß Eichhörnchen, kleine Vögel ꝛc. von den Bäumen der darunter liegenden Klapperschlange gleichsam von selbst in den Rachen fallen, bestätigt sich allerdings, und ist um so weniger befremdend, da man ähnliche Phänomene auch an an - dern Schlangen, und so auch an Kröten, an Habich - ten, und an Katzen bemerkt hat, die alle, wie es scheint, unter gewissen Umständen durch bloßes steifes Ansehen andre kleine Thiere an sich locken können. Hier dieser Schlange kommt dabey ihre Klapper zu statten, deren zischelndem Laut die Eichhörnchen ꝛc. ( seys nun aus einer Art Neugierde, oder Mißver - ständniß, oder zagender Angst ꝛc. ) von selbst nach - zugehen scheinen. Wenigstens weiß ich von sehr unter - richteten Augenzeugen, daß es der gewöhnliche Kunst - griff der dortigen jungen Wilden ist, sich im Busch zu verstecken, das Zischeln der Klapperschlangen nach - zumachen und dadurch die Eichhörnchen zu locken und zu fangen. Die Klapperschlangen selbst, werden von den Schweinen aufgesucht, und ohne Nachtheil gefressen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

254

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda. B. scutis 240, scutellis 60. *

Seba vol. II. tab. XCVIII. sqq.

In Ostindien und Africa. Wird nach H. Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann einem lebendigen Tiger die Rippen und andere Knochen ent - zwey brechen und nachdem sie ihn mit einem gallerti - gen Geifer überzogen, ganz hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillen - schlange von den Ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet.

Die Amaru-Schlange in Süd-America die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden.

Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gat - tung. Auch wird sie nur etwa sechs Fuß lang.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22. *

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte, ist in Aegypten zu Hause.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. *)Saraf 4 B. Mos. 21, 6.C. scutis 145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang. tab. XI.

255

Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und soll allerdings auch giftig seyn. *)v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung. S. 184.

3. . Berus. die Italiänische Viper. (Engl. the adder.) C. scutis 146. squamis 39. *

Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. XV XVIII.

Laurenti tab. II. fig. 1.

Diese zu Suppen und andern Arzneyen ehedem häu - figst verordnete eigentliche Viper ist von bräunlicher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon im südlichen Deutschland und in der Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung ꝛc. wird doch aber nur selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln ge - fressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. . Natrix. die Natter, Schnacke. C. scutis 170. squamis 60. *

Meyer l. c. vol. I. tab. LXXXIX. sqq.

Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35. *

Voigt's Magazin Vten B, Istes St. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs des256 Rückens laufen etliche und zwanzig große und sehr re - gelmäßige carmoisin-rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citron-gel - ben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida tragen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo.) C. scutis 193. squamis 60. *

Seba vol. II. tab. LXXXV. XC u. a.

In Orient. Die Haut am Halse ist weit ausdehn - bar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be - zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber doch vom Ichneumon ohne Schaden gefressen, und ist auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukelkün - sten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. . Fragilis. die Blindschleiche, der Haselwurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm, the slow-worm.) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud. *

Laurenti tab. V. fig. 2.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey; wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden-lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spiel - arten.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *

257

Seba vol. I. tab. LXXXVIII. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labium superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135. *

Seba vol. II. tab. XXV. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, son - dern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

258

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer Flossen bewegen, und mittelst wahrer Kiefern Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 95.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei - ten hinter dem Kopfe meistens unter einer oder mehrern großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran - chialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver - bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh - ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die unge - fähr der Fahne an einer Feder ähneln und die259 an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen ver - sehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich ei - nige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine ver - ticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zu - sammen gedrückt (corpus compressum s. ca - thetoplateum); bey einigen andern hingegen wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s.260 plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den Panzerfischen prismatisch oder viereckt ꝛc.

Bey allen stoßen aber Kopf und Rumpf un - mittelbar an einander ohne durch einen eigentli - chen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Wohl alle Fische ohne Ausnahme sind mit Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfaltigsten theils ausnehmend ele - ganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind.

Sie werden von außen noch mit einem beson - dern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten Linie liegen.

Die mehrsten der so genannten Knorpelfische sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit einer festen knochichten Schale gepanzert.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen,) bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein -261 ander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwan - ze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und ver - tritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u. s. w. dienen.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da - mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe - ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein andres Hülfsmittel zu Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken, ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß - Wasser-Fische versehen sind, die mit phlogisti - sirter Luft gefüllt ist, und meist mittelst eines eig - nen Canals (ductus pneumaticus) mit dem Magen oder Schlunde in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser -262 Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andre theils in warmen minerali - schen Quellen*)s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr. 1774. pag. 256. u. f. Buffon supplement. vol. V. pag. 540. u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähm - lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Viele Gattungen von Fischen unternehmen in gewissen Jahreszeiten große Reisen; manche Seefische steigen z. B. um zu leichen in die Buch - ten und Mündungen der Flüsse; andere wie die Häringe ziehen zu bestimmter Zeit vom Nordpol nach den mildern südlichern Meeren ꝛc.

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und sind, da sie keine eigentlichen Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher - ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver - sehen worden.

263

Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Was - serthiere wie mit einem Köder zu locken und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.)

Andre wie der Chaetadon rostratus mit ei - ner Spritzröhre, um dadurch die über dem Was - ser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.

Andre wie der Zitterrochen, der Zitteraal, der Zitterwels ꝛc. mit einer besondern erschüttern - den und betäubenden Kraft.

Viele wie die Hayfische u. a.m. mit einem furchtbaren Gebiß.

Manche wie der Sägefisch, Schwertfisch ꝛc. mit andern Waffen u. s. w.

§. 111.

Die äußern Sinne der Fische haben unge - mein viel sonderbares, auszeichnendes.

Der Geruch z. B. muß bey vielen überaus scharf seyn, da sie die versteckten Köder in wei - ter Entfernung auswittern.

Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn, und zwar in auffallender Schärfe , sondern auch selbst ähnliche Organe wie die im innern Ohr andrer rothblütigen Thiere, besitzen.

264

Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen sich aber im Baue des Auges der Fische*)s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris v. J. 1762. S. 76. u. f. und Dess. opera minora. vol. III. pag. 250. sqq., das sich z. B. durch den gänzlichen Mangel des so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); und anderseits durch einen überaus sonderbaren fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner - halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut liegt, u. dergl. m. auszeichnet.

§. 112.

Was die Seelenkräfte der Fische betrifft, so fehlt es noch sehr an richtigen Beobachtungen über dieselben. Doch weiß man, daß manche wie z. B. die Forellen überaus kirre werden**)Baster opusc. subsecina. T. I. L. II. pag. 88.; andre, z. B. die Karpfen sehr listig und verschla - gen sind u. s. w.

§. 113.

Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche Anmerkung die bey den Amphibien gemacht worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe - riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen wohin der Aal und die so genannte Aal -265 mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Saamen der Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov Magaz. v. J. 1765. S. 978. u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben wirkliche Zwitter**)s. Hrn. von Haller in den Comment. soc. sc. Got - ting. vol. I. pag. 21.; und anderseits auch völlig geschlechtlose***)Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506. Mißgeburten gefunden haben will.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer - chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta - tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an - dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer - stöcke größer sind als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man z. B. beym Häring zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc .****)Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280..

266

§. 116.

Theils haben die jungen Fische so wie sie aus dem Eye kriechen noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls so wie viele Am - phibien (§. 95.) erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen im Verhältniß zur Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hun - dert Jahre erreichen können. Doch werden ei - nige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamt - schadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stil - len Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schäft , und in Rücksicht der überaus sinnrei -267 chen angemeßnen Geräthschaften die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachden - kendem Studium aus. Aber auch für einen gro - ßen Theil der cultivirten Erde ist der Fang eini - ger besondern Gattungen von Fischen wie z. B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. dergl. m. ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des unsäg - lichen Luxus zu geschweigen den man zumahl bey den alten Römern mit vorzüglich großen Stücken von schmackhaften Fischen, besonders mit Stören, Muränen ꝛc. getrieben. Ihr berühmtes garum*)Plin. L. XXXI. c. 7. Liquoris exquisiti genus, quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris - que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt sit illa putresceutium sanies. ward aus den Eingeweiden mancher Fische, (ge - wisser Maßen so wie der Cavear aus dem Rogen der Störe) bereitet.

Manche Theile einiger Fische werden auch zu Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc. Die Haut des Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe u. a. Fische zum Brennen ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. Auch sind einige Fische mit heftigem Gift versehen, das ih -268 ren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Bey der Anordnung der Geschlechter dieser Classe habe ich, wie es die Natur mit sich bringt, die von Linné ohne Grund zu den Amphibien ge - zählten Fische wieder in ihre behörige Classe ge - bracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun - gen ausmachen.

In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz dem Linnéischen System gefolgt.

I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor - pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä - ten haben.

II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel und die Kieferhaut oder doch eins von beiden mangelt.

Die folgenden hat Linné nach der Beschaf - fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge - rade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.

269

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a Schonevelde ichthyologia. ꝛc. Ham - burg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed. Linnaei. LB. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Grono - vianum. LB. 1781. P. I III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons. (traité des pêches ꝛc.) Par. 1770. sqq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutsch - lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. seit 1785. 4.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio - logie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vielen Zusätzen von P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.
270

I. CHONDROPTERYGII.

Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte Gräten, besonders auch in den Flossen, und bey den mehresten ist das Maul auf der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula 7. ad la - tera colli. Fistula in vertice. Pinnae pe - ctorales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl. the lamprey. P. ore intus papilloso, pinna dorsali po - steriori a cauda distincta. *

Bloch tab. LXXVII.

In der Nordsee so wie im mitländischen u. a. Mee - ren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata. *

Bloch tab. LXXVIII.

In größern Flüssen. Wird nur halb so groß als die vorige Gattung. Beide können sich mit dem Maule an Klippen, Schiffe ꝛc. (fast wie Blutigel) fest saugen.

2. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula 5. subtus ad collum. corpus depressum. os sub capite.

Ein ansehnliches Geschlecht, dessen Gattungen aber noch nicht genau genug bestimmt scheinen. Sie werden271 theils durch ihre Größe, theils durch ihr sonderbares Ansehn, theils durch andre auszeichnende Eigenschaf - ten ꝛc. merkwürdig. Ungeachtet sie nur ein Ey auf ein - mal legen so vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer in manchen Gegenden ganz davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornichte Schale mit vier Spi - tzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis macu - lis dorsalibus 5 orbiculatis.

Bloch tab. CXXII.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XIX. sqq.

Besonders im mitländischen Meer. Er betäubt die Thiere, die sich ihm nähern. Kann aber auch einen erschütternden Schlag mittheilen, der dem von der Leidner Flasche ähnelt. Wird doch an theils Orten vom gemeinen Mann gegessen.

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Te - pel. (Fr. la[raie] lisse. Engl. the skate, the flair.) R. va - ria, dorso medio glabro, cauda vnico aculeorum ordine. *

Bloch tab. LXXIX.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent - ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the sting-ray.) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio. *

Bloch tab. LXXXII.

In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig. Aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

272

3. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula 5 ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in anteriore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo. *

Bloch tab. LXXXV.

In den Europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi. *

Bloch tab. CXVII.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis. *

Bloch tab. CXIX.

Ein ungeheures blutdürstiges unersättlich-gefräßiges Thier, das zuweilen auf zehntausend Pfund wiegt, und in dessen Magen man wohl eher ganze Pferde ge - funden hat. Zieht scharenweise den Transportschiffen mit Negersclaven von Guinea bis zu den Antillen ꝛc. nach, um die Menge derselben die unterwegs an Krankheit sterben oder sich selbst ersäufen, gleich auf - zuschnappen. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden und folglich beweglich find, und zurückgeschlagen werden können.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrinque dentato. *

Bloch tab. CXX.

273

Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Ränden mit 24 starken eingekeilten Zähnen besetzt.

4. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes primo - res incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. CXXIV.

Im nordlichen Atlantischen Meer.

5. Acipenser. Spiracula lateralia so - litaria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11. *

Bloch tab. LXXXVIII.

In allen Europäischen Meeren, auch im Caspischen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Flei - sches als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge - gen tausend Pfund schwer werden.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15. *

Bloch tab. LXXXIX.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im Caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

274

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsali - bus 13. caudalibus 43. *

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vor - züglich wegen des Fischleims oder der Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der innern Haut der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus) die auch das beste Caviar gibt; ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.

II. BRANCHIOSTEGI.

In Rücksicht der Flossen - und übrigen Grä - ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon mehr den folgenden Ordnungen der von Linné ei - gentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kie - fernhaut, oder beides*)Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer - öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten Haut verschlossen. s. Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. a.1780. pag. 679. u. f..

6. Lophius. Seeteufel. (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil.) Pinnae pectorales bra - chiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depres - sus capite rotundato. *

275

Bloch tab. LXXXVII.

Der ungeheure Kopf der die größere Hälfte des gan - zen Thiers ausmacht, und dann die fleischichten Angel - faden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

7. Balistes. Hornfisch. Caput compres - sum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squamis corio coa - dunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subvilloso. *

Bloch tab. CXLVIII. fig. 1.

In beiden Indien.

8. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre.) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Triqueter. O. trigonus muticus. *

Seba vol. III tab. XXIV. fig. 6. 12.

So wie der folgende in Ostindien.

2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus subcau - dalibusque binis. *

Ein überaus niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen - zellen, bezeichnet ist.

9. Tetrodon. Corpus subtus murica - tum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus. (Fr. le poissson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus.

Seba vol. III. tab. XXIII. fig. 5.

276

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun - des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Flusses, sehr giftig.

2. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon fish.) T. totus hispidus papillis setaceis. *

Gesner pag. 744.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Was - sern der benachbarten Länder.

3. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun fish.) T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.

Gesner pag. 754.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

10. Diodon. Corpus spinis acutis mo - bilibus vndique adspersum. Pinnae ven - trales nullae.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcu - pine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus. *

Bloch tab. CXXVI.

Zumahl im Atlantischen Ocean: und zwar auch an den Nordamericanischen Küsten.

11. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hofpadde (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump sucker.) C. cor - pore squamis osseis angulato. *

Bloch tab. XC.

277

In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.

12. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa - moso scabro, cauda recta extensa. *

Bloch tab. CXXIII. fig. 1.

Im mitländischen Meer ꝛc.

13. Sygnathus. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato maxilla inferiore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis, corpore septemangulato tuberculato. *

Bloch tab. XCI. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc. wird wohl über zwey Fuß lang, aber kaum Daumens dick.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea horse.) S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore septemangulato tuberculato. *

Bloch tab. CIX. fig. 3.

Im mitländischen u. a. Meeren. Hat seine Nah - men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe ähneln soll. Im278 Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

14. Pegasus. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus arti - culatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico. *

Bloch tab. CIX fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen äh - neln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.

III. APODES.

Diese und die folgenden drey Ordnungen be - greifen nun die von Linné eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Brustflossen haben.

15. Muraena. Caput laeue. Nares tubu - losae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena. die Murâne. M. pinnis pectoralibus nullis. *

Bloch tab. CLIII.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in der wärmern Meeren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, corpore vnicolore. *

279

Bloch tab. LXXIII.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Le - ben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er wohl sicher leben - dige Junge.

3. Siren. M. pinnis pectoralibus tetradactylis, membra - nae branchiostegae officulis tribus pinnatifidis.

Philos. Transact. vol. LVI. tab. IX.

Dieß ist Linné's siren lacertina woraus er eine eigne Ordnung von Amphibien machte.

16. Gymnotus. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5, corpus compres - sum, subtus pinna carinatum.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch. G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali annexa.

Bloch tab. CLVI.

Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise - geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Er ist etwa Manns lang, und vorzüglich wegen der sonderbaren ihm beywohnenden electrischen Kraft merkwürdig, mit - telst deren er so wie der Zitterroche und Zitterwels, Menschen und Thieren, die sich ihm nähern, einen betäubenden Schlag mittheilt. Daß es auch bey die - sem Fische ganz unwiderredlich währe Electricität sey,280 ist selbst dadurch völlig erwiesen, daß man gesehen, wie er Funken gibt ꝛc.

17. Trichiurus. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. Trichiurus.

Bloch tab. CLVIII.

In beiden Indien.

18. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque co - nici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis. *

Bloch tab. LXXIV.

An den Küsten des nördlichen Europa.

19. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes ace - rosi. Membr. branch. rad. 7. corpus tere - tiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, Tobiasfisch. (Engl. the sand launce) A. maxilla inferiore longiore. *

Bloch tab. LXXV. fig. 2.

Ebenfalls am nordlichen Europa.

281

20. Ophidium. Caput nudiusculum, dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7. patula. Corpus ensiforme.

1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4. *

Bloch tab. CLIX. fig. 1.

Am südlichen Europa.

21. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Membr. bran - chiostega .... Corpus ouatum, lubricum. Cauda bifida.

1. Paru. S. vnicolor.

Bloch tab. CLX.

In America.

22. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8. corpus teretiusculum.

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'efpadon. Engl. the sword-fish. whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, trian - gulari. *

Bloch tab. LXXVI.

Ein furchtbar-starkes Thier der nordlichen so wohl als der südlichen Meere, das wohl mit seinem Schwerte auf achtzehn Fuß lang wird, und gegen fünf Centner am Gewicht hält.

282

IV. JUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.

23. Callionymus. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6. apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven - trales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis. *

Bloch tab. CLXI.

Im Atlantischen Ocean.

24. Vranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla supe - rior breuior. Membr. branch. rad. 5. anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star gazer.) V. cirris multis in maxilla inferiore. *

Bloch tab. CLXIII.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meer.

25. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6. anus prope pectus.

1. . Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever.) Trachinus.

Bloch tab. LXI.

Im Mitländischen Meer, und der Nordsee ꝛc.

283

26. Gadus. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7. teretibus, pinnae cute communi vestitae, pectorales acuminatae.

1. . Aeglesinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, ma - xilla superiore longiore. *

Bloch tab. LXII.

Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean, vorzüg - lichst aber an den Englischen und Schottischen Küsten.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra maxilla superiore longiore. *

Bloch tab. LXIII.

Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua. der Kabliau, Stockfisch, Steinfisch. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripte - rygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso. *

Bloch tab. LXIV.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nahmen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif - fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (als eigentlicher Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conser - vation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit fürs Menschen - geschlecht sind. Sie finden sich in den nordlichen Ge - genden, beides des stillen und des Atlantischen Oceans, werden aber vorzüglichst um Neu-Fundland, Neu-Eng - land, Neu-Schottland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien gefangen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sqq.

284

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore. *

Bloch tab. LXV.

In den Europäischen Meeren.

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipte - rygius cirratus, maxillis aequalibus. *

Bloch tab. LXX.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten Europäischen Fische.

27. Blennius. Schleimfisch. Caput decliue, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viuiparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis duobus. *

Im Mitländischen Meer, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.

28. Cepola. Caput subrotundum com - pressum Os simum, dentes curuati, sim - plici ordine. Membr. branch. radiis 6. Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C. pinna caudae attenuato, capite obtusissimo.

Bloch tab. CLXX.

285

29. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking fish.) L. cauda bifurca, striis capitis 18. *

Bloch tab. CLXXII.

Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des queer - gestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe und Ufer anhalten kann. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

30. Coryphaena. Caput truncato de - cliue. Membr. branch. rad. 5. pinna dor - salis longitudine dorsi. *

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the delphin.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60. *

Bloch tab. CLXXIV.

Im Atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.

31. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos: altero anteriore. Membr. branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.

1. . Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali se - cunda radiis 14.

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 3. 5.

32. Cottus. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker. (Engl. the pogge.) O. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso. *

286

Bloch tab. XXXVIII. fig. 3. 4.

An den nordlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus. *

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind aufs sorgfältigste.

33. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa. *

In Ostindien.

34. Zevs. Caput compressum. Decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7. perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina aute pinnam ana - lem dorsalemque recumbente. *

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata la - teribus mediis ocello fusco, pinnis analibus duabus. *

Gesner p. 439.

Beide im Atlantischen Meer.

35. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Ocu - lis vtrisque in eodem latere frontis. 287Membr. brahch. rad. 4-7. Corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero ab - domen referente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au - gen haben Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, cor - pore glabro, tuberculis 6. capitis. *

Bloch tab. XLII.

Nebst den folgenden besonders in den nordlichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pin - nas. *

Bloch tab. XLIV.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis. *

Bloch tab. XLVI.

4. . Hippoglossus. die Heilbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro. *

Bloch tab. XLVII.

Theils von vier Centnern an Gewicht.

5. . Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero. *

288

Bloch tab. XLIX.

Doch weit kleiner als die volige.

36. Chaetodon. Dentes setacei, flexi - les confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6. corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9. maculaque ocellari, rostro cylindrico. *

Philos. Transact. 1765. tab. IX.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten die an aller - hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfal - len und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidatus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo. *

Seba vol. III. tab. XXV. fig. 8.

In Ostindien.

37. Sparus. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia duplica - ta. Membr. branch. rad 5. corpus com - pressum. Pinnae pectorales rotundatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos. *

Rondelet pag. 115.

Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goll farbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, cor - pore fasciis nigris. *

Rondelet pag. 122.

289

Aehnelt dem vorigen Fisch in der Bildung und Le - bensart. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Geliebte kämpfen.

38. Labrus. Dentes acuti, labia simpli - cia. Membr. branch. rad. 6. pinnae dorsa - lis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales acuminatae.

1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescenti - bus, vitta longitudinali fulua vtrimque dentata. *

Gesner pag. 549.

Im Mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche schmerzt.

39. Sciaena. Caput .... Membr. branch. rad. 6. opercula squamosa et to - tum caput. Corpus: fossula dorsi propin - na dorsali recondenda.

1. Vmbra. S. nigro varia, pinnis ventralibus integerrimis. Ebenfalls im Mitländischen Meer.

40. Perca. Opercula squamosa, serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spinosis.

1. . Fluuiatilis. der Baarsch. (Fr. la perche. Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16. *

Bloch tab. LII.

2. . Lucioperea. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 32. *

290

Bloch tab. LI.

Ein sehr schmackhafter Raubfisch des nordlichern Europa.

3. . Cernna. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27. spinis 15. cauda bifida. *

Bloch tab. LIII. fig. 2.

41. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3. corpus ad caudam vtrimque cari - natum. Pinnae ventrales pone pectora - les, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus. *

Bloch tab. LIII. fig. 3.

2. Volitans. G. spinis dorsalibus 13. cirris 6, pinnis pectoralibus corpore longioribus. *

Seba vol. III. tab. XXVIII. fig. 1.

Um Amboina. Einer der fliegenden Fische.

42. Scomber. Caput compressum; laeue. Membr. branch. rad. 7. corpus laeue, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le maquerean. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5. *

Bloch tab. LIV.

Im Nordischen und Atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber schmackhafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum (§. 118.).

291

2. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8. *

Bloch tab. LV.

In der Nordsee, dem Mitländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns-lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer*)Seinen Fang s. in Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII XXX..

43. Mullus. Caput compressum, decliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cir - ris geminis, corpore rubro.

Gesner pag. 667.

Ein sehr schöner und vorzüglich schmackhafter Fisch des Mitländischen Meers. Ungefähr Fuß-lang.

44. Trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.

1. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote. Engl. the tub fish.) T. digitis ternis, linea laterali acu - leata. *

Bloch tab. LX.

2. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis. *

Gesner pag. 514.

Beides fliegende Fische.

292

VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen Wassern.

45. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda versus pinnam minus angustata.

1. Anableps. C cirris 2. capite depresso, oculis promi - nulis.

Seba vol. III. tab. XXXIV. fig. 7.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. XXXIV. pag. 108..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrun - del. (Fr. la loche.) C. cirris 6, capire inermi com - presso. *

Bloch tab. XXXI. fig. 3.

Ein bekannter schmackhafter kleiner Fisch, wovon es mehrere Spielarten, mit und ohne Bartfäden tc. gibt. Die größten finden sich in der Aar in der Schweitz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm - beisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C cirris 8, spina super oculos. *

Bloch tab. XXXI fig. 1.

Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, er - hält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wetterver - änderung unruhig.

293

46. Amia. Caput osseum, nudum, sca - brum, suturis conspicuum. Dentes in mandibulis palatoque acuti, conferti. Cirri nasales 2. Membr. branch. radiis 12. corpus squamosum.

1. Calua. A. cauda macula nigra.

In Carolina.

47. Silurus. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4 14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spino - sus, retrodentatus.

1. . Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.

Bloch tab. XXXIV.

Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonder - bar Ansehen hat. Er soll wohl eher selbst Menschen und Pferde ꝛc. aufgefressen haben.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra. *

Catesby vol. III. tab. XIX.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. S. pinna dor - sali vnica lumbari, remota absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. XX.

Ist ebenfalls einen electrischen Schlag mitzutheilen im Stande. Findet sich im Nil u. a. Africanischen294 Strömen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.

48. Teuthis. Caput antice subtrun - catum. Membr. branch. radiis 5. Den - tes simplici serie aequales, rigidi, ap - proximati.

1. Hepatus. T. spina vtrinque caudali recumbente mobili.

Seba vol. III. tab. XXXIII. fig. 3.

In beiden Indien.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum retra - ctile. Membr. branch. radiis 6. corpus cataphractum.

1. Cataphracta. L. pinna dorsi vnica, cirris duobus. *

Seba vol. III. tab. XXIX. fig. 14.

In Süd-America.

50. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 10. pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales multiradiatae.

1. . Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferiorem maxillam pro - minente. *

Bloch tab. XX. XCVIII.

In den nordischen Meeren und Flüssen. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Un - terkiefer.

295

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumo - née. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6. *

Bloch tab. XXI.

Wird wohl 8-10 Pfund schwer.

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore. *

Bloch tab. XXII. XXIII.

In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund, wird selten über zwey Pfund schwer. Variirt gar sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo. *

Bloch tab. CIV.

Im Alpinischen und Nordischen Europa. Zumahl ein sehr wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt fast bloß von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus. der Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17. *

Bloch tab XXVIII. fig. 2.

Im nordlichern Europa.

6. . Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14. *

Bloch tab. XXV.

In der Nord - und Ostsee.

Einige verwandte und wegen ihres ausnehmend schmackhaften Fleisches berühmte Fische sind nur noch nicht genau genug bestimmt um entscheiden zu können, ob sie als bloße Spielarten der Schnepel oder für be - sondre Gattungen angesehen werden müssen.

296

Dahin gehören z. B. die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mir mit der berühmten*)Nouv. Heloise. P. VI. L. XI. Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23. *

Bloch tab. XXIV.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7. corpus .....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Catesby vol. II. tab. XVII. fig. 2.

In Nordamerica.

52. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, in - feriore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7 12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali. *

Bloch tab. XXXII.

Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, selbst Kröten, viele Wasservögel und Säugethiere, auch zu - weilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato. *

Bloch tab. XXXIII.

Seine Gräten sind grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen wären.

297

53. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Auf Jamaica.

54. Argentina. Caput: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.

1. Carolina. A pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. XXIV.

Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.

55. Atherina. Caput maxilla supe - riore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Im Mitländischen Meere.

56. Mugil. Caput: Labia membrana - cea: inferius introrsum carinatum. Den - tes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper - cula laeuia rotundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinqueradiata. *

Gesner pag. 649.

Im Mitländischen u. a. Meeren.

57. Exocoetus. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere298 connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor - pus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine vtrin - que carinato. *

Gesner pag. 653.

Der häufigste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in unsäg - licher Menge.

58. Polynemus. Caput compressum, vndique squamosum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. radiis 7. s. 5. corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.

1. Quinquarius. P. digitis quinque corpore longioribus. *

Seba vol. III. tab. XXVII. fig. 2.

In Westindien.

59. Mormyrus. Caput laeue. Dentes plures, emarginati. Apertura branchia - rum linearis absque operculo. Membr. branch. radio 1. corpus squamosum.

1. Cyperinoides. M. cauda bifida acuta.

Im Nil.

60. Clupea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.

299

1. . Harengus. der Häring, Strömling. (Fr. l'ha - reng. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore. *

Bloch tab. XXIX.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu - mahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun - gen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen unglaub - lich vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst be - stimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen nach den Eu - ropäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. einige tausend Europäer mit ihrem Fang - beschäftigt. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flan - dern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali ra - diis 13. *

Bloch tab. XXIX. fig. 2.

Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im Mitländischen. Ist von vielen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro ma - cularis, rostro bifido. *

Bloch tab. XXX. fig. 1.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meere.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore. *

Bloch tab. XXX. fig. 2.

300

Ein sehr beliebter kleiner Fisch. Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgana unweit Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.

1. . Barbus. die Barbe. C. pinna ani radiis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato. *

Bloch tab. XVIII.

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato. *

Bloch tab. XVI.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwand - ten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung.

Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. XVII., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, sind doch nicht, bloß für eine Spielart son - dern für eine besondre Gattung dieses Geschlechts anzu - sehen.

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the thench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, cor - pore mucoso cirris 2. *

Bloch tab. XIX.

In sacht fließenden Wassern mit leimichtem Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber ꝛc. 301Auch sie gibt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe*)Bloch tab. XV. die sich zumahl in Schlesien findet, ist einer der prachtvollsten Deutschen Fische.

4. . Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta. *

Bloch tab. XI.

5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen, der Gold - karpe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca. *

Bloch tab. XLIII. XCIV. fig. 1 3

Job. Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St. mit illum. Fig.

Ein überaus schön gezeichnetes Thier, das in den Flüssen von Schina und Japan zu Hause ist. Man hält sie dort ihrer schönen Auror-Farbe und ihrer Munterkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Ge - fäßen: und sie kommen auch recht gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691 nach England gebracht worden sind.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad cau - dam, corpore pellucido. *

Bloch tab. VIII. fig. 5.

Ein schöner und sehr schmackhafter kleiner Fisch. Häufig in der Weser.

7. . Orsus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13. *

Bloch tab. XCVI.

Zumahl im südlichen Deutschland. Ausnehmend schön Orangenfarben.

302

8. . Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20. *

Bloch tab. VIII. fig. 4.

Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zur Ver - fertigung der Glasperlen gebraucht werden*)Reaumur in Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1716. pag. 229..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis. *

Bloch tab. XIII.

Wegen seiner starken Vermehrung und schmackhaften Fleisches einer der wichtigsten Fische Deutschlands.

303

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißli - chen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustan - de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein - schnitte von einander abgesondert sind, ja bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden unter sich verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie in ihren vollkommnen Zustand an der Stirne tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die größere Anzahl Füße, da die vollkommenen304 Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen allen gemein wären. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. er - fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper - bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers ausnehmend von einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie - ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhand - schuhes über einander schieben lassen; und wo - durch diese Thiere vor mancherley Unfällen ge - sichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln u. a. weichen Theilen dienen, entschädigt werden. Man - che sind mit feinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit kleinen Feder - chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich305 überhaupt unter den Insecten, Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge, und also vermuthlich auch in der Art der Em - pfindung (§. 29.), weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen so - gar viele berühmte Männer verschiedne von un - sern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver - steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr - nimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb - kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet - ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför - migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils bunt - farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli,306 stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig - stens reimt sich dieß damit daß die Schmetterlin - ge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen krie - gen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und an - dre berühmte Männer für Werkzeuge besonderer, den Insecten eigener Sinne angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nähme andeutet. Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und bey der Un - beweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu ha - ben; und da sie großentheils im Finstern leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen.

§. 128.

Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomiqne de la chenille qui ron - ge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die Insec - ten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

307

Was man z. B. das Herz der Insecten nennt, ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, als von welchen man überhaupt bey den Raupen wenigstens keine Spur findet, so daß folglich auch die Ernäh - rung bey diesen Insecten auf eine eigne, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln (§. 26.), die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

So unentbehrlich ihnen die Lust, zur Bewe - gung der Muskeln u. a. Verrichtungen scheint, so bemerkt man doch kein eigentliches wahres Athem - hohlen an ihnen; auch ist die mephitische Luft, worin animalische und vegetabilische Substanzen faulen und die den rothblütigen Thieren tödtlich ist, gleichsam das wahre Element der Insecten worin sie sich trefflich wohl befinden.

§. 130.

Der Aufenthalt der Insecten ist weit unbe - schränkter, als der von irgend einer andern Thier - classe. Sie sind so zu sagen in allen Elementen verbreitet: man wird zumahl im Sommer nie leicht eine Spanne breit Erdreich untersuchen308 können, ohne Spuren von Insecten zu finden: es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. selbst wieder ihre besondere Milben und Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum ꝛc. ) die gar keinen bekann - ten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt die - nen. Da hingegen manche wie z. B. die Eiche von mehr als einem hundert verschiedener Gat - tungen von Insecten bewohnt und besucht wer - den. Kurz, diese kleinen Thiere machen gleich - sam eine unsichtbare Welt für sich aus, die zwi - schen die ganze übrige organisirte Schöpfung ein - geschoben ist.

So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen einer jeden einzelnen Gattung ihr besonderer eingeschränkter Aufent - halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrszeit oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten ꝛc.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli - cher Verbindung, und leisten sich in ihren Ge - schäften wechselseitige Hülfe. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl -309 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so, daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verferti - gen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunst - triebe (§. 35.) Erwähnung geschehn. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot - ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollkomme - nen Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen To - desschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein - spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was - serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei - ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, ge - meinschaftliche Wohnungen u. s. w.

310

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar daß sie nicht bloß essen sollen um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver - zehren, um selbst wieder andre lebendige Insec - ten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihre fast unglaublich starke Vermehrung, theils ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri - plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben, und folglich weniger darauf ab - stechen, nicht so leicht bemerkt werden können; andere durch den Gestank, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hör - nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkei -311 ten. So z. B. daß oft in einer und eben dersel - ben Gattung die beiden Geschlechter einander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusam - wen gehörige Gatten halten sollte: oder daß un - ter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge - schlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch selbst je die Bestim - mung, oder die Fähigkeit zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Auch die Begattung hat bey verschiednen Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet daß bey der weißen Ameise die zum Gebähren reife Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als sie vor der Befruchtung war.

312

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genauste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück - chen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über - aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abge - spült noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä - ren lebendige Junge und manche, wie die Blatt - läuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 95. 116. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen313 sind, ihr ganzes, übriges Leben hindurch, son - dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder - höhlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*)Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f., die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti - renden Keimen (§. 7. u. f.) zusammen reimen läßt.

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom - men sie äußerst klein ans Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Eye kamen.

Theils haben diese Larven Füße wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach - sen, und häuten sich mit unter einige Mahl.

314

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin - gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis, aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todtesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu be - wegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergra - ben scheint, geht mit ihm selbst die große Ver - änderung vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommnen Insect (Insectum declara - tum) umgebildet wird, und nach bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmun - gen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflan - zen, und dann der Nachkommenschaft Platz ma - chen, und sterben.

315

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der Insec - ten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der An - theil, den diese kleinen unbemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto man - nigfaltiger und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufge - wachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wu - cher vorbeugen müssen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten die sich von Aas nähren, im Miste leben u.s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animali - schen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durch - wirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allge - meine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. An - derseits helfen auch unzählige Insecten zur Fort - pflanzung und Befruchtung der Gewächse, indem sie den Blumenstaub vom einen zum andern über - tragen*)Kölreuter vorläufige Nachr. von einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21. u. f. 32. 34. u. f.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die großen orientalischen Heuschre - cken ꝛc. sind eßbar. So auch der Honig der Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Gebrauch. Verschiedne In -316 secten geben vortreffliche Farben, wie die Coche - nille den Scharlach, der Kermes das Carmoisin. Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lichtern und tausenderley andern Absichten be - nutzt. So das Lack, ein Product gewisser oft - indischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegel - lack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die Maykäfer, und so genannten Maywür - mer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß berüchtigt worden.

§. 144.

Nutze und Schade der verschiednen Thierclas - sen stehen meist in Verhältniß mit einander: und so ist auch hier der Nachtheil, den die Insecten anrichten, im Ganzen genommen, beträchtlicher als bey andern Thieren. Sehr viele Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, ver - ursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Ge - treide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andre Raupen, und Käferlarven ꝛc. den Obst - bäumen; die Schildläuse besonders der Oran - gerie: die Larven einiger Dermestes-Gattun - gen, und die Holzraupen den Holzungen: die Ameisen den Wiesen. die Kackerlacken, die317 weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe: die Klei - dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar ver - schiednen nutzbaren Insectes, den Bienen, Sei - denwürmern ꝛc. auf eine sehr unmittelbare Weise lästig; und andre, wie die Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné. Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver - wandlung ꝛc. hergenommen sind.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hin - ab liegt: theils mit vier meist kreuzweis zusammen gelegten zur Hälfte harten, Per - gamentähnlichen Flügeln ꝛc.

318

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaarten Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. lb. 1737. fol.
  5. Mar. Side Merian metamorphosis insectorum Surina - mensium. Amst. 1705 fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene Diertjes. Amst. 1740. fol.
  7. Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insec - ten in Deutschland. Berl. 1720 38. XIII. Th. 4.
  9. Aug. Joh. Rösel monathliche Insecten-Belustigungen. Nürnb. 1746 61. IV B. 4.
  10. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  11. 319
  12. v. Linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4. it. im VII. B. von Linne's amoenitatib. academic.
  13. Ej. entomologia speciebus nuper detectis locupletata, curante C. de Villers. Lugd. 1789. IV. vol. 8.
  14. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  15. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1776. 4.
  16. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ra - tisb. 1766. 4.
  17. Ej. icones insectorum Ratisponensium. ib. 1767. 4.
  18. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  19. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamb. 1778. 8.
  20. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  21. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  22. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734 42. VI. vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752 77. VI. vol. 4.
  25. Ej. genera et sptcies insectorum. extraxit A. I. Ret - zius, Lips. 1783. 8.
  26. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  27. Jo. Bapt. Schluga primae lineae cognitionis insecto - rum. Vienn. 1767. 8.
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
320

I. COLEOPTERA (s. Vaginipennia).

Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopte - res, à la Haye 1766. u. f. 4. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah - men auch dem ersten Geschlechte insbesondere beylegt. Die Larve, welche alle Mahl aus ei - nem Ey entspringt, hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holzbö - cken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie ver - puppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe: seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft: es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flü - geldecken (Elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Kafer. (Fr. hanneton. Engl. beetle.) Antennae clauatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo ma - ximo: subtus barbato vnidentato, capitis recuruato: supra multidentato. *

Rösel vol. IV. tab. V. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick, und beynahe eine viertel Elle lang. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.

321

2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. . Lunaris. S. exscutellatus, thorace bicorni: inter - medio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato. *

Frisch P. IV. tab. VII.

Hat die Größe vom gemeinen Mistkäfer: ist ganz schwarz, glänzend, und überaus artig gebildet; zumahl das Männchen dessen Brustschild sehr regelmäßig aus - geschweift ist. Er lebt auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist: aus dem er, wie andre ver - wandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt; die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be - festigt, und in jede ein einziges Ey legt.

4. . Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scutellatus, thorace prominentia triplici, capitis cornu incuruato, antennis heptaphyllis. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. VII. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer: findet sich vorzüglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in hohlen Bäu - men: fliegt sehr selten.

5. . Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexdentato, tho - race inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato. *

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

Nicht ganz so groß als der Nashornkäfer, legt auch seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist im südlichen Eu - ropa, und selbst in Tyrol, auch in der Krimm, vor -322 züglich aber häufig in Aegypten zu Hause, wo er von den alten Aegyptiern verehrt, und auf ihren Kunstwer - ken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen geschnit - tenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. S. scutellatus, thorace inermi capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro. *

Frisch P. IV. tab. XIX. fig. 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius. der Roßkäfer, Scharneweber, Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus muticus ater glaber, elytris sulcatis: capite rhombeo: vertice prominulo antennis rubris. *

Frisch P. IV. tab. VI. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahr - wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wet - ter zu erwarten.

8. . Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, antennis nigris. *

Sulzer Gesch. tab. I. fig. 6.

Vorzüglich im Schafmist. Manche Spielarten schil - lern schön violet, grün ꝛc.

9. . Horticola. der Gartenkäfer. S. scutellatus mu - ticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri - seis, pedibus nigris. *

Frisch P IV. tab. XIV.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

323

10. . Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scu - tellatus muticus testaceus, thorace villoso, cauda in - flexa, incisuris abdominis albis. *

Rösel vol. II Erdkäf. I. tab. I.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreide - wurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem weitläuftigen Monitorio vobs geist - liche Rechtigen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Adhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Banu that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. der Brachkäfer, Juniuskäfer, Jo - hanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, tho - race villoso, elytris luteo pallidis pellucidis: lineis tri - bus albis parallelis. *

Frisch P. IX. tab. XV. fig. 3.

Hat wie der vorige seinen Nahmen von der Zeit wann er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Aehnelt ihm auch in der Bildung, ist aber nur halb so groß.

12. . Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutel - latus muticus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, clypeo planiusculo. *

Frisch P. XII. tab. III. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen - haufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beispiele daß er sich324 über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.

2. Lucanus. Antennae clauatae: claua compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.

1. . Cervus. der Hornschröter, Weinschröter, Feuer - schröter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner, Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag flie.) L. scutellus: maxillis exsertis apice bifurcatis latere vnidentatis. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. V.

Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der Größe und Farbe. Nur das Männchen hat die überaus artigen, kleinen Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clauatae: capitulo persoliato: articulis tribus cras - sioribus. Thorax conuexus, vix margina - tus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger, elytris au - tice cinereis, punctis nigris. *

Frisch P. V. tab. IX.

Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Thei - len todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis. *

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thie - ren u. s. w.

3. . Typographus. der Borkenkäfer, Fichtenkrebs, Holz - wurm. D. testaceus pilosus, elytris striatis retusis prae - morsodentatis. *

325

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. IV.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch verursachten Wurm - trockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, elytris piceis integris, plantis rufis. *

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes: articulis vltimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.

1. . Pertinax. P. fuscus vnicolor. *

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reiß von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri - dentato, elytris fasciis duabus albis. *

Sulzers Gesch. tab. II. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensamm - lungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.

326

5. Hister. Antennae capitatae capitu - lo solidiusculo; infimo articulo com - presso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra cor - pore breuiora. Tibiae anticae den - tatae.

1. . Vnicolor. H totus ater, elytris substriatis. *

Sulzers Kennzeichen tab. II. fig. 8. 9.

In sandigen Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus. *

Sulzers Gesch. tab. II fig. 10.

Schwimmt mit einer außerordentlichen Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern: gibt einen widrigen Ge - ruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clauatae sub - solidae, subcompressae.

1. . Museorum. B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo. *

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum cras - siores. Elytra marginata. Caput pro - minens. Thorax planiusculus, margi - natus.

327

1. . Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia. *

Frisch P. XII. tab. III. fig. 2.

Etwas kleiner als ein Maykäfer. Sie haben ihren Nahmen von dem besondern Triebe, die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Mäusen, Fröschen, Kröten, Schlangen ꝛc. die sie von weitem auswittern, mit vereinten Kräften unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, Fuß-tief in fetten Boden einzuscharren. Sie geben einen starken bisamähnlichen Geruch von sich.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro. *

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. VI.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo-rubro, elytris sangui - neis, punctis nigris sparsis. *

Von der Größe des vorigen, besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Got - teskuh, Marienkuh, Sommerkind, Got - teslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de328 la[vierge]. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Pal - pi claua semicordara. Corpus hemisphae - ricum, thorace elytrisque marginatis, ab - domine plano.

1. . Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis nigris duobus. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 4.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.

1. . Gottingensis. C. ouata atra pedibus violaceis. *

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. V.

Häufig an der Schafgarbe.

2. . Minutissima. C. ouata nigra opaca. *

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo. *

Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren Brust - schild und Flügeldecken die violetten Streifen mit an - dern von rothen und grünen Golde abwechseln.

4. . Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea. *

Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

329

5. . Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtrinque impresso. *

Sulzers Gesch. tab. III. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu - siformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

1. . Atra. H. corpore toto atro. *

Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt in der Größe.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris. *

Zumahl in Nordamerica sehr häufig, wo er den Hülsenfrüchten großen Schaden thut.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.

Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper: und einen fe - sten mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu -330 men, die übrigen aber den Feldfruchten und Gartenge - wächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeifer.

1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis stria - tis. *

Sulzers Kennz. tab. III. fig. 20.

In beiden Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst von den Indianern gegessen.

2. . Frumentarius. der schwarze Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus. *

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Da - bey ist er so dauerhaft daß er die Hitze des siedenden Wassers aushalten kann.

3. . Granarius. C longirostet piceus oblongus tho - race punctato longitudine elytrorum. *

Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.

4. . Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcine - reus, elytris mucronatis. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. . Bacchus. der Rebensticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.

6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus dentatis, ely - tris flauo striatis, thorace elongato.

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 6.

331

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.

7. . Nucum. C. longiroster, femoribus dentatis, cor - pore griseo longitudine rostri. *

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. LXVII.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breuiroster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro ver - sicolore distinctis, abdomine aeneo viridi. *

Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Natur. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die rei - henweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellen Lichte zumahl unterm Vergrißerungsglase ei - ne unbeschreibliche Wirkung. Das schöne Thier ist in Brasilien zu Hause, und kommt in der Größe etwa dem Maykäfer bey.

15. Attelabus. Caput postice atte - nuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris. *

Sulzers Kennz. tab. IV. fig. 25.

Lebt nebst mehreren Gattungen seines Geschlechts auf Haselstauden.

2. . Apiarius. der Immenwolf. A. caerulescens, ely - tris rubris, fasciis tribus nigris. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in man - chen Jahren dm Stöcken großen Schaden.

332

16. Cerambyx. Holzbock. (capricornus) Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia. *

Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühlhör - ner, einen ungemein harten Brustschild und Flügel - decken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Bruckschilds, den sie an die Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis, antennis longis. *

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. I. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerica.

2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxil - lis porrectis coniformibus vtrinque spinosis, antennis breuibus. *

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schon ge - zeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Hornschröter. Seine Larve wird von den Wilden gegessen.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus. *

Frisch P. XIII. tab. XI.

Von Farbe und Wuchs fast wie eine große Spani - sche Fliege: gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis. *

Frisch P. XIII. tab. XII.

Nicht so groß als der vorige. Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.

333

17. Leptura. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femori - bus posticis dentatis. *

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Anten - nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

1. . Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugineis imma - culatis, antennis breuioribus. *

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semior - biculatus, caput subtus occultans cin - gensque. Abdominis latera plicato-pa - pillosa.

Die nachstehenden Gattungen werden vorzüglich durch den blaulichen Schein merkwürdig, den sie in warmen Sommerabenden eine kurze Zeit hindurch von sich geben. Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen ähneln eher den Larven dieses Geschlechts und leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat, (die334 selbst auch im Finstern leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo. *

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können; und die Spanischen Frauenzimmer stecken sie als Putz auf ihren Abendpro - menaden in die Haare*)Twiss's Travels. p.281..

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Ely - tra flexilia. Abdominis latera plicato - papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro macula nigra, elytris fuscis. *

Frisch P XII. III Pl. tab. VI. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns geschneyt hat zu tausenden hervor gekrochen, da ihre plötzliche Er - scheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.

2. . Naualis. C. thorace teretiusculo, corpore luteo, elytris margine apiceque nigris. *

Frisch P. XIII. tab. 20.

Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichenholz durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.

21. Elater. Springkäfer Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.

335

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf bei - den Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus macu - la flaua glabra. *

Häufigst im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi - tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die Wilden bedienten sich vor Ankunft der Spanier kei - ner andern Leuchten als der Cucuyos und einiger ande - rer Insecten.

2. . Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus corpore - que nigris. *

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticu - latae. Oculi prominuli. Thorax rotun - dato-marginatus.

Kleine aber muthige Thiere, die fast bloß von andern Insecten leben. Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel - ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

336

1. . Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis. *

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.

Großentheils prächtige Thiere von den unnachahm - lichsten Goldfarben.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, tho - race marginato laeui, corpore inaurato. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 38.

In beiden Indien. Wird wohl Fingers lang.

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longitudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 39.

24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (Hydrocantharus). Antennae setaceae aut clauato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso. *

Frisch P. II. tab. VI. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Ist in den Europäischen Gewässern gemein. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

337

2. . Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis. *

Frisch P. II. tab. VII. fig. 4.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen die - ses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae seta - ceae. Thorax obcordatus apice trunca - tus marginatus. Elytra marginata.

Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man sie an - faßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 44.

2. . Auratus der Goldhahn. C. apterus, elytris por - catis: striis sulcisque laeuibus inauratis. *

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomini subatro. *

Sulzers Gesch. tab. VII. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. . Crepitans. der Bombardirkäfer. C. thorace capite pedibusque ferrugineis, elytris viridi nigricantibus. *

Schwedische Abhandl. 1750. tab. VII. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vori - gen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von D. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu verthei - digen sucht; da er ihnen mit einem auffallend star - ken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.

338

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo vltimo subrotundo. Thorax pla - noconuexus, marginatus. Caput exser - rum. Elytra rigidiuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anticis crassioribus. *

Frisch P. III. tab. I.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich da - her häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehl - würmer, und geben das bekannte Nachtigallenfut - ter ab.

2. . Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laeuibus mucronatis. *

Frisch. P. XIII. tab. XXV.

Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen Geruch - und ist vom Aberglauben ehedem für ominös gehalten worden.

27. Meloë. Antennae moniliformes ar - ticulo ultimo ovato. Thorax subrotun - dus. Elytra mollia flexilia, caput infle - xum, gibbum.

1. . Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo. *

Frisch P. VI. tab. VI. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey jeder Berüh - rung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füße eingelenkt sind, fließen läßt.

2. . Vesicatorius. die spanische Fliege. (Cantharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris. *

339

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasen - ziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo in territo. Palpi compresso clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu sehr wenig zu ver - mehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *

Sulzers Kennz. tab. VII. fig. 46.

29. Staphylinus. Antennae monili - formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exferens duas vesiculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwür - dig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hin - terleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis. *

30. Forficula. Antennae setaceae. Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci - pata.

1. . Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis. *

Frisch P. VIII. tab. XV. fig. 1. 2.

340

Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.

II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei - nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur - forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl und Bildung und Richtung der Flügel ist ver - schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Die Schabe. Caput infle - xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque341 planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis. der Kakerlake, Tarokan. B. ferru - gineo-fusca elytris abbreviatis fulco oblongo im - presso. *

Frisch P. V. tab. III.

In Ost - und Westindien. Und nun auch in einem großen Theil von Europa. So wie andere Schaben, ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, das Brod, Le - der, Hausgeräthe verzehrt, sich zumahl gern in Becker - häusern einnistelt, und bis jetzt durch keines der vorge - schlagenen Mittel auszurotten ist.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4. pustulato; dextro ad marginem internum semipellu - cido, 3 pustulato. *

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. I. fig. 5.

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleich - heit zwischen beiden Flügeldecken merkwürdig.

3. . Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-maculatis. *

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, convolutae, infe - riores plicatae. Pedes antici compressi, subtus serrato denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articu - lato: postici 4. laeves, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

342

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonder - baren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der aber - gläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der meh - rere Gattungen dieses Geschlechts zumahl im Orient an - gesehen werden.

1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, elytris breuis - simis, pedibus spinosis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIX. fig. 9. 10.

Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum so dick als eine Gänse Spuhle, wird von den Indianern gegessen, hingegen den Kühen für tödlich gehalten. Eine wenigstens sehr verwandte Gattung ist in Brasilien zu Hause, und soll, wenn sie zufälliger Weise gedrückt oder getreten wird, sich mit einem Biß wehren der ein ganz eignes Zittern durch den ganzen Körper (eine Art von Tetanus) verursache.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus anticis spina terminatis, reliquis lobo. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. VII. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa die Gottesanbeterinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laeui subcarinato elytrisque viridibus immaculatis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. I. II.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe, um Mücken damit zu fangen. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Es kann wohl zehn Jahre alt werden.

343

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma - xillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entweder zur Begattungs - zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.

1. . Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwer - bel, Erdkrebs. G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomen - tosis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIV. XV.

In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.

2. . Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus simplicibus, corpore glauco. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XII.

3. . Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, cor - pore nigro. *

344

Frisch P. I. tab. I.

Läßt sich nach reicher Ernte auf den Stoppelfeldern hören. Schweigt hingegen nach Mißwachs.

4. . Viridissimus. der Baumhüpfer. G. thorace ro - tundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. X. XI.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Gebüschen, springt vorzüglich weit; zirpt am meisten in den Hunds - tagen.

5. . Verrucivorus. das Heupferd. G. thorace subqua - drato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. VIII.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina quadrifida. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. V.

Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.

7. . Migratorius. die Zugheuschrecke, Strichheuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite obtuso, maxillis atris. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXIV.

Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber furcht - bar, weil sie oft in unsäglichen Zügen in Europa einge - fallen ist, und allgemeinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die große Tatarey zu Hause, doch findet sie sich auch ein - zeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren gro - ßen Invasionen verschont geblieben. In Spanien hin - gegen ist sie sehr häufig, soll sich auch (wenn es anders die gleiche Gattung ist) zuweilen in Peru, auf Barba - dos ꝛc. einfinden.

345

8. . Stridulus. die Holzheuschrecke. G. thorace sub - carinato, alis rubris extimo nigris nebulosis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXI. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen des Ci - caden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sqq. 4.Caput fronte produ - cta, inani. Antennae infra oculos, arti - culis 2 exteriore globoso. Rostrum infle - xum, pedes gressorii.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die große hornichte Blase vor der Stirne, die beym leben - den oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der Surinamische Laternträger, Leyer - mann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis lividis; posticis ocellatis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXVIII. XXIX.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen sollen, wenn sie im Finstern reisen.

2. Candelaria. der Schinesische Laternträger. F. fronte rostrato subulata adscendente, elytris viridibus luteo - maculatis, alis flauis: apice nigris. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXX.

35. Cicada. (Fr. Cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4346 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken einen Laut von sich, der aber abwechselnder und an - muthiger ist, und durch sehr zusammen gesetzte Werk - zeuge an ihrem Unterleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keulen - schwamm (clauaria) besonders häufig auf den Aesern mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf dem leben - digen Leibe ihrer Larven (aber freylich auch oft auf den Puppen andrer Insecten) zu wachsen pflegt. *)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Pa - ris, v. J. 1769.Jo. Miller 's illustr. of the sexual system of Linnaeus tab. vlt. fig. 2.

1. . Cornuta. C. thorace bicorni postice subulato longitudine abdominis, alis nudis. *

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 63.

Auf Getreide, Disteln ꝛc.

2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, elytris anasta - mosibus quatuor, lineisque sex ferrugineis. *

In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.

3. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem punctis sex concatenatis, anastamosibus interioribus fuscis. *

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 65.

4. . Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus fasciaque sanguineis. *

5. . Spumaria der Schaumwurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida. *

Frisch P. VIII. tab. XII.

347

Besonders häufig auf Weiden, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels) unter welchen sie oft versteckt sind, wieder von sich gibt.

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - uiores. Alae 4 cruciato complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.

1. Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis. *

Frisch P. VI. tab. XIII.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an - tice coriaceae. Pedes anteriores cheli - formes: reliqui 4 ambulatorii.

Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vorderfüße haben einige Aehnlichkeit mit Krebsscheeren. Der lange Stachel am Hinterleibe nutzt nicht als Waffen sondern zum Luftschöpfen.

1. . Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato. *

Frisch P. VII. tab. XV.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonder - bare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie ein zusammen gekrochener Armpolype, oder wie Samen von Kornblumen ꝛc.

348

2. . Cimicoides. N. abdominis margine ferrato. *

Frisch P. VI. tab. XIV.

3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis albidis, dorso plano. *

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A. Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Was - serscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae. T. I. pag. 230. tab. III. fig. 4. 5.

38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.

1. . Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. C. fla - nescens, alis nullis. *

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 69.

Von der wahren Naturgeschichte dieses ekelhaften, lichtscheuen, und wo es ein Mahl über Hand genommen, so äußerst schwer zu vertilgenden, Insects, ist noch sehr wenig bekannt. Man weiß nicht ein Mahl mit Gewißheit zu sagen, ob es in Europa ursprünglich einheimisch ist, oder wenn und von wannen es dahin verpflantzt worden.

2. . Corticalis. C. membranacens, abdominis margine imbricatim secto, corpore nigricante. *

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täu - schenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.

3. . Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdomi - nis margine nigro maculato. *

349

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren; die daher zuweilen einen häßlichen Geschmack annehmen. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie be - rührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel dient.

4. . Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice ca - pillaceis, corpore oblongo subuilloso fusco. *

Frisch P. X. tab. XX.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores, Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu - latorii. Abdomen postice saepius bicorne.

Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den auf den Geschlechtsunter - schied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weib - chen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blatt - läuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß im Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch350 alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre be - fruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Som - mer bis ins neunte Glied äußert. Alle die Millionen von Blattläusen, die während dieser ganzen Zeit jung werden, sind fruchtbar, gebären allesamt Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer Art gesehn, ohne sich ge - paart zu haben ꝛc. Erst gegen den Herbst kommen end - lich wie schon gesagt, auch wieder Männchen zum Vor - schein, die sich paaren, und ebenfalls die ganze weibli - che Nachkommenschaft des künftigen Sommers wieder mit befruchten müssen.

1. . Ribis. A. ribis rubri. *

Frisch P. XI. tab. XIV.

2. . Vlmi. A. vlmi campestris. *

3. . Sambuci. A. sambuci nigrae. *

Frisch P. XI. tab. XVIII.

4. . Rosae. A. rosae. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 79.

5. . Bursaria. A. populi nigrae. *

Swammerdam biblia nat. tab. XLV. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren ro - senartigen Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis thorace verrucoso.

An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schotenähnlichen Hülse aufhalten.

351

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflü - gelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.

1. . Buxi. C. buxi. *

2. . Alni. C. betulae alni. *

Frisch P. VIII. tab. XIII.

41. Coccus. Schildlaus. Rostrum pe - ctorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlech - ter einander so auffallend ungleich als bey den Schild - läusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nach - dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Ge - wächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an - gesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäu - men, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caf - feebäumen ꝛc.

352

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *

Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus ver - fertigt.

4. . Polonicus. Deutsche Cochenille, Johannisblut. C. radicis scleranthi perennis. *

Frisch P. V. tab. II.

Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an den Wur - zeln von Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Pohlen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Sor - ten Indianischer Feigen, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Seiden - würmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi Lack-wurm. C. ficus indicae et religiosae.

Kerr in den philos. Transact. vol. LXXI. P. II.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Eine ausführlichere Beschreibung des Thiers habe ich in der Medicin. Bibl. gegeben. 1. B. S. 431. u. f.

353

42. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcrucitae.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munter - keit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. . Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro. *

De Geer in den Schwed. Abh. v. J. 1744. tab. IV. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüten ꝛc.

III. LEPIDOPTERA. *)Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer Sepp u. a. obgenannten, vorzüglich noch folgende Werke: (Denis und Schiffermüller) systematisches Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Ge - gend. Wien, 1776. gr. 4.Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Er - langen, seit 1776. gr. 4.Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.Joh. Maders Raupenkalender, Herausgege - ben von C. F. C. Kleemann. ed.2. Nürnb. 1785. 8.354C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sqq. II. vol. 4.P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.

Die Schmetterlinge, oder Zweyfalter, (Pfeifholder ꝛc. ) eine weitläuftige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup - pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör - per, und fast durchgehends durch einen spiral - mäßig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel - chen sie als Raupen hervor brechen. In die - sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlö - chern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar run - den fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewe - gen, im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich unter folgende drey Geschlechte bringen.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassiores,355 saepius clauato-capitatae. Alae erectae sursumque conniuentes.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackicht, theils schön goldfarbig, (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Equites: Alis primoribus ab angulo postico ad apicem longioribus, quam ad basin; his saepe anten - nae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis, saepius nigri.

Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe de - nudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis.

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festini, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeji. Parui. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris. *

356

Clerk tab. XVII.

Auf Amboina. So wie der folgende ein großes präch - tiges Thier.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem. *

Clerk tab. XXIII. fig. 1.

Auch auf Amboina.

3. . Machaon. der Schwalbenschwanz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flauis limbo fusco lunulis flauis, angulo ani fuluo. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.

Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der Schmet - terling kriecht zuweilen wohl erst im zweyten Jahr aus der Puppe.

4. . Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis cauda - tis subconcoloribus flauescentibus: fasciis nigricanti - bus geminatis: posticis subtus linea sanguinea.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schle - hen, Apfelbäumen ꝛc.

5. . Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis ob - longis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris. *

Sulzers Kennz. tab. XIII. fig. 41.

Im wärmern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut ꝛc.

6. . Crataegi. der Lilienvogel, Baumweißling, He - ckenweißling. P. H. alis integerrimis rotundatis al - bis: venis nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. III.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Jun - ge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.

357

7. . Brassicae. die Kohleule, der Kohlweißling, But - tervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, ma - ior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. IV.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut, und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen über - haupt gegeben worden ist.

8. . Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis inte - gerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus api - cibusque nigris, minor. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. V.

9. . Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: subtus venis dilatato-virescentibus. *

10. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis in - tegerrimis rotundatis albis, primoribus medio fuluis, posticis subtus viridi-nebulosis. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VIII.

Am Täschelkraut, Kohl ꝛc.

11. . Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flauis: singulis puncto flauo, subtus ferrugineo. *

Rösel vol. III. tab. XLVI.

Am Faulbeerbaum, Wegdorn.

12. . Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tri - busque. *

Im Gras.

358

13. . Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-maculatis: singu - lis subtus ocello caeruleo. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. III.

An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.

14. . Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albo nigroque variis, subtus primoribus ocello vnico, posticis quinque obsoletis. *

Rösel vol. III. tab. XXXVII.

15. . Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis, posticis vtrinque ocel - lis quatuor, saepius coecis. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. X.

Am Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe eben - falls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.

16. . Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba interrupta, posticis supra vniocellatis. *

Rösel vol. III. tab. XLII.

Am Espen, Eichen ꝛc.

17. . Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis an - gulatis nigris limbo albido. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.

An Birken, Weiden ꝛc.

18. . Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis an - gulatis fuluis, nigro maculatis; primoribus supra punctis quatuor nigris. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

359

An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. . Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-maculatis: primoribus su - pra punctis tribus nigris. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. IV.

An Brennesseln.

20. . C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. V.

An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Hopfen ꝛc.

21. . Atalanta. der Admiral, 980-Vogel, Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis: fascia com - muni purpurea, primoribus vtrinque, posticis mar - ginali. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VI.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. . Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro maculatis, subtus lineis argenteis trans - versis. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VII.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe. Die Raupe in Wäldern auf Brennesseln ꝛc.

23. . Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violen - vogel. P. N. P. alis dentatis flauis nigro-maculatis: subtus maculis 21 argenteis. *

Auf Stiefmütterchen, Veilchen.

24. . Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua nigro-punctata. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VII.

Auf Zwetschenbäumen.

360

25. . Maluae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denti - culatis diuaricatis nigris albo-maculatis. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. X.

Auf Stockrosen.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me - dio crassiores s. vtraque extremitate at - tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddäm - merung umher fliegen. Die mehresten haben einen lang - samen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unter - abgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis. *

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitae habitu et larua diuersae. *

1. . Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis re - pandis: posticis ocellatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.

Auf Weiden, Ostbäumen.

2. . Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangu - latis viridibus: fasciis variis pallidioribus saturatori - bus flauescentibusque. *

Rösel vol. III. tab. XVI.

Am Oleander.

361

3. . Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis nigro fas - ciatis margine postico albo-punctatis, abdomine rubro cingulis atris. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VII.

Auf Winden, Zaunglocken.

4. . Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris. *

Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.

5. . Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo cingulis nigris. *

Rösel vol. III. tab. II.

Auf Jasmin, Cartoffelkraut ꝛc.

6. . Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex. *

Rösel vol. IV. tab. VIII.

An Weinstöcken.

7. . Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescentibus, fasciis purpureis variis, posticis rubris, basi atris. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. IV.

Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen ꝛc.

8. . Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis inte - gris margine rubris; posticis basi fuscis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. V.

Aehnelt der vorigen in der Bildung und Aufenthalt.

9. . Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis in - tegris fuscis vitta superioribus pallida, inferioribus rubra. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. III.

An Wolfsmilch, Färberröthe.

362

10. . Stellatarum. der Taubenschwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VIII.

Auf Färberröthe, Wegkraut.

11. . Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A. alis supe - rioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus ru - bris immaculatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. LVII.

An Quecken, Hundsgras.

12. . Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cingulo luteo. *

Aehnelt der vorigen.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und verpuppen sich meist innerhalb eines besondern seidenartigen Ge - spinstes (folliculus) wozu sie den klebrigen Stoff in zwey Darmähnlichen Schläuchen, die längst dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nach - her, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. wie die Spinnen daran herablassen zu kön - nen ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen,363 wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; antennis pectinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto-spirali.

c. Noctuae alis incumbentibus. Antennis seta - ceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizontalibus quiescentes.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, vt fere retusis, margine exteriore curuo.

f. Pyralides alis conniuentibus in figuram deltoideam forficatam.

g. Tineae alis conuolutis fere in cylindrum fronte prominula.

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin vsque.

1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superio - ribus sesquialtera. *

364

Merianae Surinam. tab. LII.

In beiden Indien auf den Orangenbäumen. Von der Größe einer hieländischen Fledermaus. Man macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.

2. . Pavonia. der Pfauvogel, das Nachtpfauenauge. P. Att. pectinicornis eliguis, alis rotundatis griseo - nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. IV. V.

Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden ꝛc. Das Pup - pengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit einem dem Anschein nach, offnen abgestutzten Hals: dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergirender Sta - cheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges Insect in seine Hülse dringen kann.

3. . Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elinguis, alis reuersis semitectis dentatis ferrugineis margine postico nigris. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XLI.

Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare buckliche Stellung.

4. . Vinula. der Gabelschwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco venosis striatisque. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XIX.

An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Raupe be - kommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonderbar Ansehn. 365Sie vermag einen sauren aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25 Taf. V..

5. Mori. der Seidenwurm. P. B. elinguis, alis reuer - sis pallidis: striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari. *

Rösel vol. III. tab. VII. VIII.

J ac. l'Admiral tab. IX.

Der Assyrische bombyx beym Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet heraus: und ist der Wurm selbst erst seit Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er sich vier Mahl gehäutet in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe; der wenn er dritthalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden be - steht; (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen;) und kriecht end - lich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die Zeit wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen an - fangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina*)Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer - tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gattung Seidenwürmer, nahmlich von der phalaena (noctua) serici ihren s. Thunberg in den Schwedischen Ab - handl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2. zu Hause, gewohnen aber auch unsers Cli -366 mas recht gut, und man zieht sie nun auch in Nord - america.

6. . Neustria. die Ringelraupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia sesquialtera; subtus unica. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. VI.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.

7. . Caja. die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

8. . Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis: femineis albidis lituris nigris. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. III.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung und Größe der beiden Geschlechter.

9. . Chrysorhoea. die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis alis deflexis albidis, abdominis apice barba - to luteo. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXII.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht, und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den Aesten zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schade.

10. . Antiqua. P. B. elinguis, alis planiusculis: supe - rioribus ferrugineis lunula alba anguli postici. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXXIX.

Das Weibchen ungeflügelt.

367

11. . Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata, alis de - flexis griseis: stigmatibus albidis coadunatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVI.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

12. . Cossus. die Weidenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis nebulosis, thorace postice fascia atra, anten - nis lamellatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVIII.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die unbeschreib - lich mühsame Zergliederung gegeben hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc. doch bey weitem am häu - figsten in Weidenstämmen auf, die so von ihr durch - fressen werden daß sie leicht ausgehen oder bey mäßi - gem Sturme umfallen. Der Schade den diese Raupe verursacht wird dadurch vergrößert daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im Luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen lang un - ter Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

13. . Aesculi. P. N. elinguis laeuis niuea antennis thorace breuioribus, alis punctis numerosis caeruleo nigris, thorace senis. *

14. . Humuli. P. N. elinguis fulua, antennis thorace breuioribus, maris alis niueis. *

An Hopfenwurzeln.

368

15. . Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis grisescen - tibus, inferioribus rubris, fasciis duabus nigris, ab - domine supra rubro. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XV.

16. . Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata alis erosis pallidis: superioribus basi incarnata, intra triangu - lum fuscum. *

Rösel vol. IV. tab. IX.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.

17. . Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cinereis: an - ticis fasciis 4 nigris abbreuiatis inaequalibus. *

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. IV.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachel - beeren.

18. . Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, ma - culis rotundatis nigris: anticis strigis luteis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. II.

19. . Viridana. P. To. alis rhombeis, superioribus viridibus immaculatis. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. III.

20. . Farinalis. P. P. palpis recurvatis, alis politis fuscescentibus: strigis repandis albidis area interiecta glauca. *

Clerk phal. tab. II. fig. 14.

Im Mehl.

21. . Pellionella. die Pelzmotte. P. Ti. alis canis, me - dio puncto nigro, capite sub-griseo. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XVII.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

22. . Sarcitella. die Kleidermotte. P. Ti. alis cine - reis, thorace vtrinque puncto albo. *

369

Besonders in wollenen Kleidungsstücken.

23. . Mellonella. P. Ti. alis canis postice purpurascen - tibus, striga alba, scutello nigro apice candido. *

Rösel vol. III. tab. XLI.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

24. . Granella. der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis capite albo. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XII.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhül - set, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.

25. . Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argen - teis: priore antrorsum, posteriore retrorsum arcuata. *

Clerk phal. tab. XII. fig. 14.

26. . Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis tribus argen - teis eleuatis. *

Clerk phal. tab. XII. fig. 8.

27. . Hexadactyla. P. Al. alis patentibus fissis: singu - lis sexpartitis cinereis. *

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie wegen der sonderbar gespaltenen Flügel ein ungewöhnliches Ansehen.

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spin - nejungfer, Teufelsnadel, Schillebolze,370 Schurschotte. (Fr. Demoiselle. Engl. Dra - gon-fly.) Os maxillosum, maxillis plu - ribus. Antennae thorace breuiores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben eine sonderbar bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasserjungfern, die über - haupt gar viel sonderbares hat, wird im Fluge voll - zogen.

1. . Depressa. L. alis omnibus basi nigricantibus, tho - race lineis duabus flauis, abdomine lanceolato lateri - bus flauescente. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. VI. VII. fig. 3.

2. . Virgo. L. alis erectis coloratis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. IX.

3. . Puella. L. alis erectis hyalinis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. X. XI.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge - schwäder (hemerobius, diaria). Os eden - tulum absque palpis: Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erectae, posticis mini - mis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser, wo es sich Höhlen und Gänge zum Aufenthalt ins Ufer wühlt, und von den Fischern aufgesucht und zum Köder beym Angeln gebraucht wird. Nach zwey bis drey Jahren kommen mitten im Sommer binnen wenigen Tagen Millionen dieser Thiere mit Einem Mahle aus dem Wasser als vollkommene geflügelte Insecten371 hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise andrer Insecten erst nochmahls häuten müssen; über - haupt aber diesen ihren vollkommnern Zustand nur sehr kurze Zeit, oft kaum einen halben Tag genießen.

1. . Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-macu - latis. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 103.

P. Collinson in philos. Trans. N. 481. tab. II. fig. 2. 3. 4. pag. 329 sqq.

Das Weibchen legt ein Eyförmiges Klümpchen das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. . Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine cras - siore nigricantibus. *

Swammerdam bibl. nat. tab. XIII. fig. 15.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. Os edentulum palpis 4. Ocelli 3. Anten - nae thorace longiores. Alae incumben - tes, inferioribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten, werden vorzüglich durch die überaus artigen, theils sehr künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus mit sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andre aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andre aus lauter kleinen Flußschneckchen u. s. w.

1. . Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis reticulatis. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 6.

2. . Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-striatis. *

Frisch P. XIII. tab. III.

372

3. . Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo-com - pressis macula rhombea laterali alba. *

Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. XVI.

49. Hemerobius. Florfliege, Lanolibelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec plicatae). Antennae thorace convexo longiores, setaceae por - rectae.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne In - sect ähnelt dem vorigen.

1. . Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis viri - dibus. *

Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 4. 5.

50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os ma - xillosum: dentibus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila - mentis duobus rectiusculis. Antennae clauatae longitudine thoracis. Alae de - flexae.

1. . Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion.) M. alis macula alba marginali postica. *

Rösel vol. III. tab. XVII. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hinein scharrt, und da die Ameisen u. a. kleine Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand hinab schurren.

373

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum corneum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Cauda ma - ris chelata.

1. . Communis. P. alis aequalibus nigro maculatis. *

Frisch P. IX. tab. XIV. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os denti - bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon - gitudine thoracis antice elongati cylin - drici. Cauda feminae seta recurua laxa.

1. . Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *

Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 6. 7.

V. HYMENOPTERA.

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch über - haupt kürzer und schmaler sind als bey den Insec - ten der vorigen Ordnung. Die Weibchen und geschlechtlosen Thiere dieser Ordnung sind mit ei - nem verletzenden Stachel am Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das sie beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von einigen Entomologen Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschiedentlich gebil - det: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße ꝛc.

374

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque proboscide. Aculeus spiralis, saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufenthalt dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mut - ter in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen, theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. . Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice ni - gro, pedibus ferrugineis. *

Frisch P. VI. tab. I.

An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Nahmen Schlaf - äpfel (spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. . Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedibus griseis, femoribus subtus nigris. *

Frisch P. II. tab. III. fig. 5.

An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel her - vor bringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberin verlassen sind, kleinen Wespen verschiedner Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus caricae. *

Zumahl auf den Inseln des mitländischen Meers; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen375 Feigen hängt, damit der cynips von jenen, in diese über - gehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe der - selben befördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os ma - xillis absque proboscide. Alae planae tumidae. Aculeus laminis duabus serra - tis, vix prominentibus. Scutellum gra - nis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie Reau - mür fausses chenilles nennt), leben vom Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden. Ver - puppen sich aber in der Erde.

1. . Lutea. T. antennis clauatis luteis, abdominis segmentis plerisque flauis. *

Frisch P. IV. tab. XXIV.

2. . Capreae. T. salicis. *

Frisch P. VI. tab. IV.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: An - tennae filiformes, articulis vltra 24. Acu - leus exsertus rigens serratus. Abdomen sessile mucronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Lege - stachel sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf.

1. . Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis ni - gris, thorace villoso. *

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. IX.

376

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Spin - nenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis vltra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Aculeus exsertus vagina cylindrica, biualui.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der Raupen, Spinnen und andrer Insecten beytragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige Raupen, die davon erkran - ken, und vor oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch an andre Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung, von verschiednen Gattungen die eine bloß zur Vertil - gung der andern geschaffen zu seyn scheint.

1. . Persuasorius. I. scutello albo, thorace maculato, abdomine atro, segmentis omnibus vtrinque punctis duobus albis. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 12. 13.

2. . Comitator. I. ater totus, antennis fascia alba. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 14.

3. . Luteus. I. luteus thorace striato, abdomine fal - cato. *

4. . Aphidum. I. niger, abdomine basi pedibusque anticis genubusque posticis flauis. *

Frisch P. XI. tab. XIX.

57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano incumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius re - conditus.

377

In der Bildung ähneln die Raupentödter den Schlupf - wespen, haben aber viel eignes in ihrer Lebensart. Meist graben sich die Weibchen mit außerordentlicher Mühe runde Höhlen in sandiges Erdreich, schleppen sodann eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nachher die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. . Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo, postice nigro, petiolo longissimo. *

Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.

2. . Cribraria. die Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis flauis, tibiis anticis clypeis concauis fenestratis. *

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 6.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. II.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. gol - den-fly.) Os maxillis absque proboscide. Antennae filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 breuioribus. Abdomen subtus fornicatum, vtrinque squama laterali. Anus dentatus aculeo subexserto. Alae planae. Corpus auratum.

378

1. . Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdomi - ne aureo: apice quadridentato. *

Frisch P. IX. tab. X. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.) Os maxillis absque proboscide. Alae su - periores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi lunares. Corpus glabrum.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden Geschlechts werden durch die strenge gesellschaftliche Ver - bindung, in der sie theils zu tausenden beysammen leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und gemein - schaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräf - ten zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. . Crabro. die Horniße. V. thorace nigro antice ru - so immaculato abdominis incisuris puncto nigro du - plici contiguo. *

Frisch P. IX. tab. XI. fig. 1.

2. . Vulgaris. die Wespe. V. thorace vtrinque lineola interrupta, scutello quadrimaculato, abdominis inci - suris punctis nigris distinctis. *

Frisch P. IX. tab. XII. fig. 1.

Leben wie andre Gattungen dieses Geschlechts beson - ders vom Raube des Bienenhonigs, von reifen Baum - früchten ꝛc. doch auch von rohem Fleisch. Sie bauen theils unter der Erde, oder in ledige Bienenstöcke, oder hängen ihre Nester an Bäumen auf. Diese Nester sind meist kuglicht von verschiedner Größe, aus einfachen Scheiben zusammen gesetzt, die von außen mit einer lockern blätterigen Umkleidung überzogen sind. Ihre379 Substanz die eigentlich aus zarten Holzfasern besteht, ähnelt einem Papiere, und ist meist von grauer Farbe, theils aber auch schön marmorirt, braun, weiß ꝛc.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis atque proboscide inflexa va - ginis duabus biualiubus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius reconditus.

1. . Mellifica. die Honigbiene, Imme. A. pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis cilia - tis, intus transuerse striatis. *

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen und Ameisen und Termesgattungen, die bey weiten zahl - reichsten Individuen völlig Geschlechtlos, d. h. sie wer - den von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu seyn. Hier bey der Imme*)Von den unzähligen Schriften worin die Geschichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur drey statt aller an:Swammerdam bibl. nat. p. 369 550.Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p. 207 728.und, besonders in Rücksicht der neuern Behauptung über die Umbildung der Werkdienen in Weißler bey der künstlichen Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61 142.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns - würdigen Thiere, die mit Herr Bonner schriftlich mitzutheilen die Güte gehabt, habe ich in Hrn. Prof. Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht. zeigt sich die Verschiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen, am allerauffallendsten zwar380 bey der Zergliederung ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer äußern Bildung.

Das Weibchen, die so genannte Königin oder der Weißler, hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flü - gel, einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß, braune Füße u. s. w.

Die männlichen Bienen, oder Dronen sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc.

Die Geschlechtlosen, oder Werk - und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittler Taille, verhältnißmäßig langen Flügeln, glattem Ge - biß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschenkel die zum Aufladen des Blumenstaubes dient, u. s. w.

Diese letztern, deren in einem Stock wohl 20000 sind, haben allein die mannigfaltigen großen Verrich - tungen des Aufbauens, Eintragens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie halbe Stunden weit her als Höschen zum Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und zu Wachs verarbeitet wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so genannten Nektar, einen süßlichen Soft, der sich vielleicht in allen Blüthen findet, und den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder von sich geben. Sie füttern die Bie - nen-Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Sta - chel als Waffen versehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen können, da381 sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen.

Die männlichen Bienen oder Dronen oder Holm - bienen, (etwa 1500 im Stock) haben keine andre Be - stimmung, als sich einst mit ihrer einzigen Königin zu paaren; und selbst hierzu müssen sie, gegen die allge - meine Regel der Natur, doch erst durch wiederhohlte Liebkosungen der wollüstigen Königin ermuntert werden. Manche sterben sogleich nachdem sie sich zur Begattung haben willig finden lassen: die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen er - mordet.

Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre Eyer in die bestimmten Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind.

Wann diese Nachkommenschaft nach 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt.

In der Wildinß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Be - nutzung zu befördern gelernt. Die Biene wird unge - fähr 7 Jahr alt, und obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stock, zuweilen bis zur Wärme des mensch - lichen Körpers.

2. . Centuncularis. die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulua. *

Frisch P. XI. tab. II.

382

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosenbüsche.

3. . Violacea. die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus. *

Reaumur vol. VI. tab. VI. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der Länge nach aushöhlen, und die einzelnen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander absondern.

4. . Terrestris. die Hummel. (bombylius) A. hirsuta nigra thoracis cingulo flauo, ano albo. *

Frisch P. IX. tab. XIII. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. . Muscorum. die Moosbiene. A. hirsuta fulua ab - domine flauo. *

Reaumur vol. VI. tab. II. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. . Caementaria. die Maurerbiene. A fulua abdo - mine nigro (femina nigro-violacea pedibus fuscis). *

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festig - keit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinste austapezirt, und zuweilen auch vom attelabus apiarius, Schlupfwespen ꝛc. bewohnt.

61. Formica. Ameise, Kremense. (Fr. fourmi. Engl. ant.) Squamula erecta tho - raci abdominique interiecta. Aculeus fe - minis et neutris reconditus. Alae mari - bus et feminis, sed neutris nullae.

383

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier - und mehreren tausenden in einem Haufen auf; die unermüdete In - dustrie dieses kleinen Volks, vorzüglich aber die muster - hafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre Puppen (die fälsch - lich so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.

1. . Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdo - mine ouato, femoribus ferrugineis. *

Sulzers Kennz. tab. XIX. fig. 125.

2. . Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo, capite abdomineque nigris. *

Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander selbst auffressen.

3. . Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdo - mine nigris. *

Nebst den beiden folgenden auf Wiesen, Weiden ꝛc.

4. . Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cinerascentibus. *

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähliger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf - und nieder fahrende Säulen zum Vorschein kommen, deren man zu - weilen wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen. *)Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin. 1749. Pl. II.

5. . Caespitum. F. abdominis petiolo binodoso: priore subtus, thoraceque supra bidentato. *

384

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 20.

6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, capite didymo magno vtrinque postice mucronato. *

Merianae ins. Surinam. tab. XVIII.

In Westindien, von der Größe einer Wespe; werden vorzüglich von den Ameisenbären verzehrt.

62. Termes. Weiße Ameise. (Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood ant, wood louse, bugga bug.) Squamula intergerina nulla. Alae maribus et femi - nis temporariae; sed neutris plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus. Soland.) T. corpore fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus sub - superis oculo propinquis, puncto centrali prominulo. *

Smeathman über die Termiten ꝛc. mit Zusätzen von F. A. A. Meyer. Göttingen, 1789. 8.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenig - stens noch vier andre bekannt, die hin und wieder zwi - schen beiden Wendezirkeln zumahl in beiden Indien, im Südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders auf Guinea, und führt aus Leimen, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und theils in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jah - ren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist dabey so fest, daß er mehrere Menschen auf seiner Spitze zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen385 weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert u. s. w. Die Zellen des - nigs und der Königin (als von welchen in jedem Stock nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Ge - bäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Häuser ꝛc. kurz alles außer Erzt und Stein; und können binnen wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleichsam ver - nichten. Daß die befruchtete Königin 2000 Mahl dicker und größer wird als sie vorher war, ist schon oben er - wähnt. Sie legt dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eyer.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pubescens. Thorax postice retu - sus. Aculeus reconditus punctorius.

1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cingulo nigro.

VI. DIPTERA.

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölb - chen oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwe - gen einige Naturkündiger die ganze Ordnung386 Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made, die mehrentheils an faulichten, un - reinen Orten lebt: sie schrumpft nach einiger Zeit zusammen, und verhärtet zu einer braunen cylin - drischen Puppe. Das vollkommene Insect hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern einen weichen biegsa - men Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund u. s. w. Einige dieser Thiere gebären lebendige Junge.

64. Oestrus. Bremse. (Engl. gad-fly.) Os nullum, punctis tribus, absque pro - boscide aut rostro exserto.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen Thiere, wo - durch eine Geschwulst und Geschwür (die so genannte Daßelbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. . Bouis. die Ochsenbremse. O. niger, alis imma - culatis, thorace apice antice posticeque pilis griseis, abdomine antice pilis griseis apiceque flauo fuluis. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 1.

2. Tarandi. die Rennthierbremse. O. alis immaculatis, thorace flauo fascia nigra, abdomine fuluo apice flauo.

3. . Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. fuluo gri - seus, thorace fascia transuersa nigra, alis maculatis pedibus fuluis. *.

Frisch P. V. tab. VII.

Ein für die Pferde lästiges, auch wohl gar tödtliches Thier. Das Weibchen soll wie man versichert die Zeit387 abpassen, wann das Pferd sich seines Unraths entledigt, und ihm seine Eyer ans Ende des Mastdarms legen, und von da sollen die daraus kommenden jungen Larven durch die 84 Fuß langen Gedärme des Pferds in dessen Magen gelangen, wo man sie allerdings oft zu mehrern Hunderten, bis zur Größe eines Dattelkerns, und mit ihren Häkchen an der innern Haut des Magens befestigt, vorfindet. Von da sollen sie dann, wann sich die Zeit ihrer Verwandlung herbey nahet, denselben langen fin - stern Weg, durch den sie gekommen, zurück kriechen, sich selbst aus dem Hintern des Pferdes heraus stürzen, sich augenblicklich in die Erde bohren, und hiermit verwandeln ꝛc.

4. . Ouis. die Schafbremse. O. alis subpunctatis, ab - domine albo nigroque versicolore. *

Reaumur vol. IV. tab. XXXV. fig. 21. 22.

In den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnacke. (Engl. crane-fly.) Os capitis elongati maxilla superiore for - nicata: palpi duo incurui capite longio - res. Proboscis recuruata breuissima.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwefelwassern leben können, und die H. de Luc in einer Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche an - getroffen, wo sie folglich wohl unter allen Thieren auf unsrer Erde am höchsten lebten.

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem in der That bewundernswürdigen Zuge von vielen tausend388 dicht an einander kriechenden kaum einen halben Zoll langen Schnaken-Maden, welcher Zug zuweilen wohl 12, Ellen lang, Hände breit und Daumens hoch ist, und so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter regelmäßigster Ordnung umher zieht*)Hr. Dr. Kühn im Naturforscher I. XV u. XVIII. S..

1. . Oleracea. T. alis hyalinis, costa marginali fusca. *

Frisch P. IV. tab. XII.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl am Gemüse viel Schaden.

2. . Plumosa. T. thorace virescente, alis hyalinis puncto nigro. *

Frisch P. XI. tab. III. XII.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.

3. . Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis ouato-lan - ceolatis ciliatis. *

Frisch P. X. tab. III. XI.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Orten, Abtritten ꝛc. lebt.

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2 laterali - bus: palpi nulli.

1. . Vomitoria. die Schmeißfliege. M. antennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdomine caeruleo nitente. *

2. . Carnaria. M. antennis plumatis pilosa nigra, tho - race lineis pallidioribus, abdomine nitidulo tesselato: oculis rubris. *

Frisch P. VII. tab. XIV.

Gebiert lebendige Maden.

389

3. . Domestica. die Stubenfliege. M. antennis pluma - tis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, oculis fuscis. *

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege. (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in theils Gegenden, wie auf Taheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge. Bey der Paarung nimmt das Männchen die Geschlechtstheile des Weibchen in eine dazu bestimmte Vertiefung seines Hinterleibes auf. Das so befruchtete Weibchen legt dann seine 80 oder mehr Eyer in Ställe, Misthaufen. Um ihre Puppen - hülse aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. . Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis ferrugineis. *

Reaumur vol. V. tab. VIII. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.

5. . Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra abdo - mine subcinereo, alis basi subflauis, oculis brunneis. *

In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfenden son - derbaren Flug.

6. . Putris. M. antennis setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis. *

Frisch P. I. tab. VII.

Die Made lebt im faulem Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon) Os proboscide carnosa, terminata labiis duobus. Rostro palpis duobus,390 subulatis, proboscidi lateralibus, paral - lelis.

1. . Bouinus. T. oculis virescentibus, abdominis dorso maculis albis trigonis longitudinalibus. *

Reaumur vol. IV. tab. XVII. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra va - ginam flexilem.

1. . Pipiens. die Mücke, Schnake, Moskite. (Fr. le cousin. Engl. the gnat.) C. cinereus abdomine an - nulis fuscis 8. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. XV. XVI.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig am Wasser auf. In vielen heißen Erdstrichen, wo ohnedieß alle Insectenstiche (wie bey uns in brennenden Sommer - tagen) weit heftigere Entzündung verursachen, sind diese Thiere, die dort Moskiten genannt werden, in unsäglicher Menge, und werden daher für Seefahrer oft eine recht gefährliche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch wohl überhaupt alle Mückenartige stechende Insecten mit dem gemeinschaftlichen Nahmen von Moskiten.

2. Reptans. die Beißfliege, Kolumbachische Mücke. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßlichen Scharen erscheint und den Pferden u. a. Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers einkriecht, daß es davon oft in wenigen Minuten sterben muß. Auch den Menschen werden sie391 dann wenigstens äußerst lästig, wenn auch nicht so ge - fährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thorace longiore. Valuulis ho - rizontalibus.

1. . Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus po - sticis longis: alterius sexus pennatis. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 137.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.

1. . Calcitrans. C. antennis subplumatis, cinerea gla - bra ouata. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 138.

Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Rüssels den hervor ragenden Stachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro cor - neo porrecto, recto biualui.

1. . Cabroniformis. A. abdomine tomentoso, antice segmentis tribus nigris, postice flauo inflexo. *

Frisch P. III. tab. VIII.

72. Bombylius. Schwebfliege (Fr. bour - don. Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto, setaceo, longissimo, biualui: valuulis ho - rizontalibus, intra quas aculei setacei.

392

1. . Maior. B. alis dimidiato-nigris. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os rostro biualui, cylindrico, obtuso, nu - tante. Pedes vnguibus pluribus.

1. . Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-leech.) H. alis obtusis, thorace albo variegato, pedibus tetra - dactylis. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe, in wel - cher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thier gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommenes geflügeltes Insect auskriecht.

2. . Ouina. die Schaflaus. H. alis nullis. *

Frisch P. V. tab. XVIII.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines gan - zen übrigen Habitus diese Stelle behauptet. Es lebt in der Wolle der Schafe, die davon grün wird.

VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent - halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. gar sehr ver - schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen,393 bestehen die übrigen keine andre Verwandlung, als daß sie sich meist einige Mahl häuten. Vermuthlich liegt hierin ein Grund warum die Zergliederung derjenigen Insecten dieser Ord - nung, die man genau zerlegen kann, wie z. E. der Krebse, Spinnen ꝛc. so sehr große Abwei - chungen vom innern Bau der Raupen, Käfer, Bienen ꝛc. zeigt.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os pal - pis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis extensis. Corpus squamis imbri - catum.

1. . Saccharina. der Zuckergast, das Fischchen. (forbi - cina) L. squamosa, cauda triplici. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 142.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pe - des 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, saltatrix, inflexa. Antennae setaceae elongatae.

1. . Fimetaria. P. terrestris alba. *

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Termiculus. Pedes 6 cursorii. Oculi 2. Antennae setaceae. Os maxillis duabus.

1. . Pulsatorius. die Papierlaus, Holzlaus. (Fr. le pou du bois.) S. abdomine oblongo, ore rubro, oculis luteis. *

394

Sulzers Gesch. tab. XXIX. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch in Holz.

77. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exserendo. Antennae longitudine thoracis. Abdomen depressum sublo - batum.

Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thiergeschlech - ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bienen ꝛc. sind damit geplagt. *)S. F. Redi experimenta circa generationem inse - ctorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. I XXIV.

1. . Humanus. die Laus. P. humanus. *

Swammerdam bibl. nat. tab. 1. fig. 3 6.

Das ekelhafte Thier kann sich so schnell und häufig vermehren, daß es dann nicht nur der Reinlichkeit, son - dern auch der Gesundheit selbst äußerst nachtheilig wird. Es scheint sich auf keinem andern Thiere als beym Menschen, und auch vielleicht nicht unter allen Him - melsstrichen zu finden. Cook bemerkte z. B. keine bey den Neuholländern. Bey den Mohren sind die Läuse schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u. a. behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel.

2. . Pubis. (morpio.) P. pubis. *

Redi l. c. tab. XIX. fig. 1.

Am Unterleibe unreinlicher Menschen.

395

78. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum recondente. Abdomen com - pressum.

1. . Irritans. der Floh. P. proboscide corpore breuiore. *

Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. II. III. IV.

Der Floh findet sich außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußerstem Norden, wie an der Baffins - bay, und nur sehr einzeln auf manchen westindischen In - seln (z. B. auf Martinicke) ꝛc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton, Attun. P. proboscide corporis longitudine.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. X. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, äh - nelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich besonders im Staube auf, und legt seine Eyer den Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige und zuweilen in Brand übergehende Entzündungen entstehen.

79. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten - tacula 2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen, die sich theils wie die Läufe auf andern Thieren, theils aber auch in alten Milchgeschirren, an Bierfässern, auf Pilzen u. s. w. finden.

396

1. . Ricinus. A. globoso-ouatus: macula baseos ro - tunda: antennis clauatis. *

Frisch P. V. tab. XIX.

2. . Siro. Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mite.) A. lateribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis, femoribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso. *

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit 3 Paar Füßen gebohren, und das 4te wächst erst nachher dazu.

80. Hydrachna. Wasserspinne, Wasser - milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.

Alle bis jetzt bekannten zahlreichen Gattungen dieses zuerst vom sel. Etats-Roth Müller bestimmten Ge - schlechts*)Oth. Fr. Müller bydrachnae in aquis Daniae palustribus. Lips. 1781. 4. leben in stehenden süßen Wassern.

1. . Despiciens. (acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis pluribus; oculis inferis. *

Frisch P. VIII. tab. III.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr leb - haft in ihren Bewegungen.

81. Phalangium. Pedes 8. Oculi ver - ticis 2 contigui, 2 laterales. Frons anten - nis pediformibus. Abdomen rotundatum.

1. . Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod, Haberhauer, die Holzspinne, Habergeis. (Fr. le faucheur.) P. abdomine ouato; subtus albo. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 140.

397

Ein animal nocturnum. Die ausgerißnen Beine zei - gen noch Stundenlang Lebenskraft und Bewegung. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.

2. . Cancroides. der Bücherscorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. abdomine obouato depresso, chelis lae - vibus, digitis pilosis. *

Rösel vol. III. tab. LXIV.

In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen platt - gedruckten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts wie ein Krebs.

3. . Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdomine di - latato muricato, rostro subulato. *

Pennant's british zoology P. IV. tab. XVIII. fig. 7.

Darf nicht mit dem oniscus ceti verwechselt werden.

82. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (plerisque) Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4., die sich meines Wissens alle bloß von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren; auch einander selbst auffressen. Daß sich doch auch selbst diese Thiere kirre machen lassen, und ihre Wohlthäter kennen lernen, ha - ben der Graf Lauzun im Gefängniß zu Pignerol, und Pelisson in der Bastille erfahren. Die mehresten Spin - nen weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter398 aushält, bewundernswürdig ist. Auch hat man mehr - mahlen den freylich seltsamen Einfall im Kleinen aus - geführt aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer - gespinste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu verarbei - ten. Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen - Sommer, Mariengarn ꝛc. ) ist wenigstens größtentheils kleinen Spinnen zu zuschreiben, die zumahl im Frühjahr häufigst an Hecken und Büschen umher weben.

1. . Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine sub - globoso rubro-fusco; cruce alba punctata. *

Rösel vol. IV. tab. XXXV XL.

2. . Domestica. die Fensterspinne. A. abdomine ouato fusco: maculis nigris 5 subcontiguis: anterioribus maioribus. *

Clerck tab. II. fig. 9.

3. . Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis transuersis. *

Clerck tab. V. fig. 13.

Auf Dächern ꝛc. Sie hüpft: macht aber kein Ge - spinnst.

4. . Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo fusco. *

Frisch P. VIII. tab. III.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hinterleibe mit sich umher, und wagt mit einer beyspiellosen Zärt - lichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*)Bonnet oeuvres. vol. I. p. 545. u. f..

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace orbiculato conuexo: centro transuerse excuato. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. XI. XII.

399

Theils in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfar - ben. Sie tödtet Colibrite, und saugt ihre Eyer aus. Ihr Biß kann auch bey Menschen gefahrvolle Entzün - dung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus longissimis. *

Seba thesaur. vol. IV. tab. XCIX. fig. 9.?

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Um - fang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus atro fasciatis. *

G. Baglivi diff. de tarantula. fig. 1. 2.

In Apulien. Die Fabeln von den unausbleiblichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungs - mitteln dagegen lösen sich dahin auf, daß es theils Ein - bildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten; mehrentheils aber armselige Betteleyen seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende haben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und so wie alle Insectenstiche ꝛc. im brennenden Som - mer gefährlich werden (zuweilen wohl eine Art Veits - Tanz erregen) können, so auch freylich wohl der Ta - rantel-Biß.

83. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 subtus inter pectus et abdomen.

400

Der Scorpion hat in der Bildung und Lebensart manches mit den Krebs gemein, auch wirft er, so wie dieser, jährlich ihre Schale ab. Der kleine Europäi - sche ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u. a. dergl. Umstände dazu kommen, ziemlich unschädlich. Auch der Ostindischen Stich ist oft weniger gefährlich als ein Bienenstich*)Jo. Ott. Helbig Eph. N. C. Dec. I. ann. X. p. 455.. Hingegen verursacht der von den Per - sianischen, und so auch von den Westindischen Scor - pionen leicht den Brand.

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus subcorda - tis pilosis. *

Rösel vol. III. tab. LXV.

2. . Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis, manibus angulatis. *

Rösel vol. III. tab. LXVI. fig. 1. 2.

84. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela - tae. Oculi 2 distantes, plerisque pedun - culati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli - feri. Cauda articulata inermis.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien abgetheilt wor - den**)J. Fr. W. Herbst Vers. über die N. G. der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.:

A) Brachyuri. Krabben, Taschenkrebse, See - Spinnen.

401

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace laeui lateribus antice planato, caudae medio nodu - loso-carinato. *

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steck - muschel aufhalte, um die Muschel bey Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel so wie andre Krebse auch: aber die vorgegebne Absicht fällt weg.

2. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-crab.) C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela altera ingenti. *

Catesby N. H. of Carolina. vol. II. tab. XXXV.

Zumahl im wärmern Nordamerika. Wird durch die auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheeren merk - würdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres, die andre hingegen so ungeheuer schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttragen muß.

3. . Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, thorace lae - viusculo, vtrinque quinquedentato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis. *

4. . Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the punger.) C. brachyurus, thorace vtrinque obtuse nouem-plicato, manibus apice atris. *

5. Maja. C. brachyurus, thorace aculeato, manibus ventricosis, spinosis: digitis penicellato hirsutis. *

B) Parasitici, cauda aphylla. Schneckenkrebse.

6. Bernhardus. der Einsiedler. C. macrourus parasiticus, chelis cordatis muricatis: dextra maiore. *

Sulzers Gesch. tab. XXXI. fig. 5.

402

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint ohne Auswahl besondrer Geschlechter oder Gat - tungen. Oft sind solche ausgestorbne Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyonien u. a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.

7. Gammarus. der Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C. macrourus, thorace laeui, rostro lateribus dentato: basi supra dente duplici. *

In den Meeren der nordlichen Erde: wo er wie manche Fische zu gewissen Jahreszeiten hin und her zieht. Er ist sehr gefräßig, und hat einen geräumigen Magen, der durch besondre grätenförmige Knochen ausgespannt und unterstützt wird.

8. . Astacus. der Fluß-Krebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the craw-fish.) C. macrourus thorace laeui, rostro lateribus dentato: basi vtrinque dente vnico. *

Rösel vol. III. tab. LIV LXI.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und andre selbst beym Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt) ist äußerst gefräßig, erreicht ein zwanzigjähriges Alter und theils ausnehmende Größe. Es wirft be - kanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobey zu - gleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert werden; und die zwey kalkichten Steine die sich im Sommer zu beiden Seiten seines Magens finden, die man fälschlich Krebsaugen nennt, und die man ehedem als Arzney mißbrauchte, sind doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue ver - jüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust403 von Füßen, Scheeren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Scheeren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)

9. . Squilla. die See-Garneele. Granate. (Fr. la cheuvrette, crevette, salicoque, le barbot.) C. macrourus, thorace laeui, rostro supra serrato, subtus tridentato, manuum digitis aequalibus. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 4.

Mem de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlechte das sich unter den Rückenschild dieses schmackhaften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehedem für junge Brut von Schollen (Pleuronectes) gehalten, daher dann ganz sonderbare Irrthümer entstanden. *)Turberv. Needham nouvelles obs. microsc. p. 129. u. f.

10. Mantis. C. macrourus articularis, manibus adacty - lis compressis falcatis serratodentatis. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 2.

Im mittländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.

11. . Pulex. die Fluß-Garneele. C. macrourus arti - cularis, manibus 4 adactylis, pedibus 10. *

Rösel vol. III. tab. LXII.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

404

85. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.

Alle bisher bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden sich meines Wissens bloß im Wasser.

1. Polyphemus. der Moluckische Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed fish. Limulus gigas Müll.*)O. Fr. Mülleri entomostraca s. insecta testacea. Lips. 1785. 4. Der Verf. hat nähmlich das Ge - schlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt, und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen Familien-Nahmen entomostraca belegt.) M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata, cauda subulata longissima. *

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von vier Fuß erreichen kann. Daß es nur ein Auge haben soll, ist ungegründet**)s. a. microscopic description of the eyes of the monoculus polyphemus, by W. Andre; in den philos. Transact. vol. LXXII. P. II., mithin seine Benennung gar nicht passend. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an der Nordamericanischen Küste, zumahl in der Bahamischen Meerenge, wo es unermeßlich häu - fig ist.

2. . Apus. (Limulus palustris Müll. l. c.) M. testa subcompressa, antice retusa, postice truncata, cauda biseta. *

Frisch P. X. tab. I.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber in manchen Jahren, nach Ueberschwemmungen ꝛc. in unsäglicher Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwit - ter. ***)Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

405

3. . Pulex. (Daphnia pennata Müll l. c.) der Was - serfloh. M. antennis dichotomis, cauda inflexa. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser: an theils Orten so häufig, daß er bey seiner röthlichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. . Quadricornis. (Cyclops quadricornis Müll. l. c.) M. antennis quaternis, cauda recta bifida. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 9.

Beides diese und die vorige Gattung, sind eine ge - wöhnliche Speise der Arm-Polypen.

86. Oniscus. Pedes 14. Antennae seta - ceae. Corpus ouale.

1. Ceti. die Wallfischlaus. O. oualis segmentis distin - ctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ouaticis. *

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. IV. fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungstheilen, aufs festeste sich einnistelt.

2. . Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte.) O. oualis, cauda obtusa, stylis simplicibus. *

An feuchten Orten, in Kellern, Mauerritzen ꝛc.

87. Scolopendra. Assel. Pedes nu - merosi, totidem vtrinque quot corporis segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2 articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 14.

406

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

2. . Lagura. S. pedibus vtrinque 24, corpore ouali, cauda penicillo albo. *

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. XVII.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merk - würdig ist, daß verschiedne Gattungen dieses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.

3. . Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm. S. pe - dibus vtrinque 70. *

Frisch P. XII. tab. II. VIII. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie ge - legen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vor - züglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuwei - len auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht gar seltnen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh u. dergl. verursacht hat.

88. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo vtrinque plures quam corporis seg - menta. Antennae moniliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylindricum.

1. . Terrester. S. pedibus vtrinque 100. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 16.

Ein langsames Thier, das meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste lebt.

407

Neunter Abschnitt. Von den Würmern.

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer hingegen so wenig allgemein pas - sende positive Charactere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü - tigen Thiere definiren könnte, die keine Insec - ten sind.

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen mat - schigen, theils schleimigen, meist nakten Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkichten oder Spatartigen Schale bedeckt. Manche Nereiden verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand - körnchen ꝛc. viele andere Thiere dieser Classe aber, (die Conchylien nähmlich und manche Corallen) bewohnen ein ihnen angebohrnes festes fast por - zellan - oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von dem Thier umher getragen wird, theils aber un - beweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große408 Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentlichen Füße zum Aufstützen des Körpers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne ꝛc. gewisse Gliedmaßen, die wenigstens eine ähnliche Bestimmung haben. Und überhaupt wird auch der Mangel dieser Bewegungswerkzeuge bey den Würmern durch die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusam - men zu ziehen, und wieder weit auszustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner, die die Insecten be - saßen, haben viele Würmer so genannte Fühl - faden (tentacula), oder biegsame ungegliederte meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestimmung sind. Den Arm-Polypen nutzen sie zum Fang: bey vielen Schnecken sitzen vorn die Augen dran u. s. w.

§. 150.

Manche Würmer, zumahl unter den so ge - nannten Infusionsthierchen, sind von so einfachem Körperbau, daß man gar keine Gliedmaßen an ihnen unterscheiden kann. Andere hingegen wie z. B. das Medusenhaupt, haben desto zahlreichere, doch meist ziemlich einförmig gebildete Glieder.

409

§. 151.

Auch die Größe variirt in dieser Classe noch weit mehr, als in der vorigen. Es gibt Con - chylien, die auf sechs Centner am Gewicht hal - ten, und Infusionsthierchen, die kaum durch unsre besten Vergrößerungsgläser erkannt wer - den können.

§. 152.

Die mehresten Würmer haben unansehnliche Farben. Doch sind auch einige, wie die See - anemonen, Seefedern, Aphroditen, und viele Conchylien von ausnehmender Schönheit.

§. 153.

Ueber die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge läßt sich noch weniger Bestimmtes als über der Insecten ihre, sagen. Einige ha - ben ungezweifelt wahre Augen (wie die Dinten - fische, Schnecken ꝛc. ), und andre, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Ge - fühl von Licht und Hellung.

§. 154.

Im innern Körperbau weichen die Gewür - me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan - zen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier derselben sich (so410 wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer Verwandlung unterzieht.

§. 155.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde: und viele lediglich*)Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor - fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweid - Würmer der rothblütigen Thiere, so gut wie die Samenthierchen, ihnen eigenthümlich sind, nicht von außen (aus dem Wasser ꝛc. ) in den thierischen Körper gelangen. Und wenn man wirklich hier und da ein Mahl Bandwürmer u. dergl. im Was - ser gefunden, so sind sie aller Wahrscheinlichkeit nach, erst aus einem thierischen Körper durch Zu - fall dahin gelangt, so wie man v. v. freylich auch genug Beyspiele hat, daß zuweilen andre Thiere, Insecten, Wassermolche ꝛc. lebendig oder in den Eyern in den menschlichen Körper gekommen sind, und da die gefahrvollsten Zufälle erregt haben. im lebendigen Kör - per andrer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa - menthierchen u. s. w. Viele halten sich zusam - men in Corallen-Stämmen, auf Austerbänken ꝛc. auf, doch ohne sich wie etwa die Bienen ꝛc. wech - selseitige Hülfe zu leisten.

§. 156.

Die Würmer nähren sich aus allen dreyen Naturreichen, manche nähmlich fressen sogar Erde, Kalk ꝛc. Viele derselben, zumahl unter den Schnecken, auch Blutigel ꝛc. können aus - nehmend lange fasten.

411

§. 157.

Manche sind mit Gist als Waffen, und die Blackfische mit ihrer Dinte als Vertheidi - gungsmittel versehn. Viele werden auch durch ihr zähes Leben, oder durch ihre ausnehmende Reproductionskraft, die in keiner andern Thier - Classe so überaus wunderbar ist, vor feindlichen Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser - maßen unzerstörbar scheinen*)Selbst von einigen Schnecken wird ein gleiches be - hauptet: s. Dr. Dav. Macbride on the revi - viscence of some snails preserved many years in M. Simon's cabinet, in den philos. Transact. 1774. vol. LXIV. P. II. pag. 432. u. f..

§. 158.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Dintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten übrigen Thiere dieser Classe wahre Hermaphroditen, von denen jedes Indi - viduum sein Geschlecht auf eine der oben ange - gebenen Weisen (§. 19. S. 23.) fortzupflanzen im Stande ist. **)Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel eignes, wie z. B. bey den ge - meinsten Garten - und Wald-Schnecken (helix ar - bustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver - sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen - Schaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil412 steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, oder wirft ihm densel - ben auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vorgängige wechselseitige Verwundung erfolgt die wahre Paarung.

§. 159.

Die unübersehliche Menge von Seegeschö - pfen in dieser Classe (§. 155.), zumahl die Con - chylien und Corallen, werden in der großen Haus - haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean ( so wie die In - secten auf und in der Erde (§. 143.) ) unendlich mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwan - deln u. s. w. Dem Menschen ins besondre werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben, zumahl unter den Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z. B. nahmentlich venus mercenaria und mytilus bidens) manchen - stenbewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt - nahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe ge - nommen*)s. Hrn. Prof. Schneiders Abh. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von Amer. Leipz. 1781. 8. S. 377 431.. Aus dem Safte der Blackfische kann Dinte bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet wird. Mehrere Muschel -413 arten führen Perlen*)Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margariti - fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die besten werden bekanntlich auf Ceilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen, Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. So auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen Flüssen ꝛc. Einige der größten und schönsten orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen abgebildet. In Europa ist wohl die größte la pelegrina im Spanischen Schatze, die 25 Karat wiegt. Sie ist von der wegen ihrer Perlenfischerey ehedem so berühmten Ins. Margarita im Spani - schen Westindien.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostindien. Verschiedne Schneckchen oder Muscheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stück - chen geschnitten bey einigen wilden Völkern statt Geldes. Aus ähnlichen Muschelstückchen von verschiednen Farben machen die Irokesen u. a. Nordamericanische Indianer ihre Denkschnüre ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen**)s. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nord - america S. 34. u. f. 173. ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und man - cherley andres Fischergeräthe (§. 118.). Die Nord - westlichen Americaner schäften ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschelschalen. Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Mu - schelschalen, die auf Onyx-Manier zu Cameen ver -414 arbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von mehrern Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherley häuslichem Gebrauch. Unzählige Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen in Schina ꝛc. statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*)In der großen Südländischen Sammlung, die S. Maj. der König an das hiesige academische Museum ge - schenkt haben, findet sich unter vielen andern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Bast kunstreich zusammen geflochtenen Schneckenhäuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmer - lichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuer - lande.. Die Blutigel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.

§. 160.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge - hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des menschlichen Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichuriden und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie der Blasennwurm außen an den Eingeweiden und zwischen den Muskeln; oder wie der Nerven - wurm nahe unter der Haut aufhalten. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bey den Scha -415 fen ꝛc., die Finnen der Schweine, die Blasen - würmer und so viele andre Würmer, die sich zu - mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank machen. Die Re - genwürmer und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade ꝛc. durch - bohren Schiffe und Dämme. Manche Wür - mer sind auch, wie schon gesagt worden, giftig.

Hingegen kann ich den abentheuerlichen Er - zählungen von der höllischen Furie, einem von niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi - derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Men - schen und Vieh herabstürzen, und sie durchboh - ren soll u. s. w., keinen Glauben beymessen.

§. 161.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige wenige Abänderungen im ganzen die Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merk - lich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nakte weiche Würmer, mit deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied - maßen; viele derselben haben große Aehn - lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken - häuser und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.

416

III. Testacea. Die den Würmern der vori - gen Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorp - lichten Körper, und theils mit einer festen (bey einigen Spatartigen) Cruste. See - Igel, Seesterne, See-Palme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan - zenthiere die einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusions - thierchen.

Zur N. G. der sämtlichen Ordnungen dieser Classe ist mir außer manchen der obgedachten all - gemeinen Quellen zur ganzen Thiergeschichte ꝛc. kein besondres Werk bekannt.

Einigermaßen kann man hierher rechnen:

  1. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluui - atilium Havn. 1773. 4.
  2. und Alb. Seba thesaurus (s. S. 239.) vol. III.
417

I. INTESTINA.

Die mehresten Thiere dieser Ordnung haben theils einen cylindrischen, theils einen bandför - migen Körper; und fast bey allen hat man ge - funden, daß sie nicht zwitterartig, sondern die beiden Geschlechter in separaten Individuis ge - trennt, sind. Die Eingeweide-Würmer des menschlichen Körpers sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung.

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair - worm.) Corpus filiforme, teres, aequale, laeue.

1. . Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus extremi - tatibus nigris. *

C. Gesner hist. aquatilium. pag. 547.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirn - faden. Lebt in lettigem Boden und im Wasser. Ist vermuthlich der gleiche Wurm, der sich auch zuweilen bey Kälbern, Pferden, (und wenigstens ein sehr ähnli - cher in der Luftröhre der Schweine) findet: und den man auch wohl ehe bey Menschen im Knie, in den Wa - den ꝛc. völlig wie den Indianischen Nervenwurm gefun - den hat.

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dracun - culus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée.) G. to - tus pallidus. *

Sloane nat. hist. of Iamaica. vol. II. tab. CCXXXIII. fig. 1.

418

Am persischen Meerbusen, in Ost - und West-Indien, auf Guinea ꝛc. Etwas stärker als der vorige, und wohl zwey Ellen lang. Unter der Haut zumahl an den Knö - cheln, am Knie, am Arm ꝛc. wo er schmerzhafte Beu - len, Entzündung u. s. w. verursacht, und äußerst behut - sam (damit er nicht abreiße,) ausgewunden wer - den muß: eine Operation, die wohl drey und mehr Wochen dauert. Selten hat ein Mensch mehr als einen solchen Wurm: doch auch wohl viere, fünfe ꝛc. zu - gleich.

3. . Marinus. G. plano spirali conuolutus. * Häufig in Häringen.

2. Ascaris. Corpus teres filiforme, vtra - que extremitate attenuatum.

1. . Vermicularis. der Mastwurm, Madenwurm, Springwurm. A. cauda setacea, longit. 4 linearum. *.

(tab. 1. fig. 1.)

Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.

2. . Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herzwurm. (lum - bricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm.) A. spithamea, rugose annulata, vtraque extremitate subulata ore trinodi. *.

(tab. 1. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Kör - per, findet sich im ganzen Darmcanal; zuweilen in un - säglicher Menge.

3. . Trichuris. der Haarwurm. A. corpore clauato (maribus spirali) altera extremitate capilliformi. *

(tab. 1. fig. 3.)

419

Meines Wissens bloß im Blinddarm beym Menschen: saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.

3. Lumbricus. Corpus teres annula - tum, longitudinaliter exasperatum acu - leis conditis.

1. . Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de terre. Engl. the earth worm.) L. ephippio circulari, 8 se - riebus aculeorum abdominalium. *

J. Andr. Murray de verm. in lepra obuis. tab. II.

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier: ein wahres animal subterraneum.

2. . Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfariam aculeatus. *

Bonnet Tr. d'Insećtol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. 1. fig. 1 4.

Ein überaus schönes Geschöpf von carmoisinrother und grüner Farbe etwa 1 1 / 2 Zoll lang. Lebt in Teichen, Gräben ꝛc. und hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Reproductionskraft. Sogar ein abgeschnittnes 1 / 26 des Thieres wird binnen einigen Monathen wieder zu einem ganzen Thiere von voll - kommner Länge reproducirt. Seine natürliche Fort - pflanzung geschieht sowohl indem es lebendige Junge gebiert, als auch durch junge Brut die es wie Sprossen austreibt.

4. Fasciola. (Engl. fluke.) Corpus ge - latinosum, planiusculum, poro ventrali duplici.

420

1. . Hepatica. die Egelschnecke. F. depressa, ouata fusca, antice tubulo instructa. *

Jac. Chr. Schäffers Egelschnecken ꝛc. fig. 1 8.

In den Lebern der Schafe.

2. . Intestinalis. der Riemenwurm, Fischrieme, Fick. F. corpore taeniolari marginibus vndulatis. *

Journal des scavans 1726. pag. 104.

Wie ein schmales Streifchen Band: ungegliedert: verdiente also eher den Nahmen Bandwurm, als das folgende Geschlecht. Hält sich in der Brusthöhle bey manchen Fischen auf, und ist selbst, nachdem diese ge - sotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

5. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver solitaire. Engl. tape worm, jointed worm.) Corpus planiusculum, geniculatum. os quadrilobum.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend son - derbaren Einrichtung seines Baus, als wegen der hart - näckigen und gefahrvollen und mannigfaltigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges Thier - geschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) her - aus ragenden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest. Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler fast fadenförmiger Hals, (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern421 Glieder, die dann bey weiten den längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6. ), zeigt sich ein be - sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Auch scheint diese Oeffnung außerdem noch dem Wurme so - wohl um sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernäh - rung dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder, zu dienen. Jeder Bandwurm kann folglich sein Geschlecht fortpflanzen, ist aber übrigens nichts weniger als soli - taire, sondern man hat gar oft bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden. *)Unter den vielen wichtigen Schriften, womit neuer - lich die Geschichte der Eingeweidewürmer über - haupt und des Bandwurmgeschlechts insbesondere bereichert worden ist, verdienen hier ihrer Voll - ständigkeit wegen besonders angeführt zu werden:Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer N. G. der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blan - kenburg, 1782. 4.Und vermium intestinalium praesertim taeniae hu - manae breuis expositio auctore P. Chr. Werne - ro. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen drey - fachen continuatio. ib. 1782 und folg. 8.

1. . Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. cucur - bitina. auctor.) T. articulis oblongis, osculis margi - nalibus solitariis. *

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Fin - det sich, so wie der folgende, im dünnen Darme beym Menschen.

422

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes cucur - bitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte Hinterglie - der dieses Wurms.

2. . Lata. der kurzgliedrige Bandwurm. T. articu - lis breuissimis medio nudosis, osculis alterius lateris. *.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl in der Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.

6. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae - niforme desinens in vesicam lymphati - cam. Os quadrilobum.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus son - derbaren Thiere, die sich meist an und in verschiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von verschiedner Größe.

1. . Humana. H. capsa vaginali cartilaginea, vesicula caudata apicibus obtusis.

(tab. 1. fig. 7.).

Eine wichtige Entdeckung des sel. Werner, der diesen sonderbaren Blasenwurm zu hunderten im Muskelflei - sche des ganzen Körpers bey der Leiche eines 40jährigen übrigens gesunden robusten Mannes gefunden hat.

Der Wurm hat große Aehnlichkeit mit den Finnen im Schweinefleisch, deren thierische Natur schon Mal - pighi außer Zweifel gesetzt hat. Und die, da sie sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten Hausschwein, aber nicht bey der wilden Sau finden, ein Beyspiel von organisirten Körpern geben, die offenbar erst lange423 nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. . Gigas. H. orbicularis, vesica magna; corpore breui rugoso imbricato: capite quadriosculato vnci - natoque. *

Goeze Eingew. tab. XVII.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am häufig - sten am Darmfell und in der Leber der Schweine.

3. . Multiceps. H. vesicas pluribus communi.

Im Gehirn der drehenden Schafe.

7. Sipunculus. Corpus teres elonga - tum. Os anticum, attenuatum, cylin - dricum. Apertura lateralis corporis ver - ruciformis.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. corpore tunica laxa induto. *

C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.

Im ostindischen Ocean.

8. Myxine. Corpus teres, subtus cari - natum pinna adiposa. Maxillae binae pinnatae. Dentes in faucibus.

1. Glutinosa. der Schleimaal. M. tentaculis 9.

Linn museum reg. Adolph. Frid. tab. VIII. fig. 4.

9. Hirudo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl. leech.) Corpus oblongum, promouens se ore caudaque in orbiculum dilatandis.

1. . Medicinalis. H. depressa nigricans, supra lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis, subtus cinerea nigro maculata. *

424

J. Jac. Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. V. fig. 1 4.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

2. . Sanguisuga. H. depressa fusca, margine laterali flauo. *

Schwed. Abhandl. 1757. tab. VI. fig. 3. 4.

Noch blutgieriger als die vorige.

3. . Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os. *

Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5 8.

Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße Lym - phe enthält, aus welchem aber nachher, 8 10, und mehr Junge heraus kommen.

II. MOLLUSCA.

Nakte Würmer, die sich durch einen mehr schleimichten Körper und deutlichere äußere Glied - maßen von denen in der vorigen Ordnung aus - zeichnen*)Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam anima - libus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anm. von Nath. Gottfr. Leske. ebendas. 1776. 4.Petr. Forskål icones verum naturalium, quas in itinere orientali depingi curanit. edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Da - nicae ibid. 1777. sqq. fol.. Manche haben die größe Aehnlich - keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschelschalen.

425

10. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace. Engl. slug.) Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso: subtus disco lon - gitudinali plano: foramen laterale dex - trum pro genitalibus et excrementis. Tentacula 4 supra os.

Diese nakten Schnecken haben die starke Reproduc - tionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. . Ater. L. ater. *

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. CI. fig. 102.

2. . Rufus. L. subrufus. *

Lister tab. CI. a. fig. 103.

3. . Maximus. L. cinereus maculatus. *

Lister tab. CI. a. fig. 104.

4. . Agrestis. L. cinereus immaculatus. *

Lister tab. CI. fig. 101.

11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membranaceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. XXI. fig. 21.

12. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula duo, supra corpus antice, intra foramina retractilia.

426

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D. oua - lis, corpore laeui, tentaculis 2 ad os, ano ciliato phrygio.

Pennant l. c. tab. XXII. fig. 22.

13. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, ouale: fasciculi pediformes vtrin - que plurimi. Os retractile. Tentacu - la 2. setacea.

1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum regale Column. Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer.) A. oualis hirsuta aculeata, pedibus vtrinque 32. *

Swammerdam bibl. nat. tab. X. fig. 8.

Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf: die Stacheln und Haare, womit es an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnenschein in alle mögliche Goldfarben: theils auch wie blaue Schwefelflammen u. s. w.

14. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Tentaculis lateralibus penicil - latis plumosis supra os.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix conspicuo.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten es in manchen Gegenden etwas beyträgt*)s. Gius Vianelli nuove scoperte intorno le luci notturne dell 'aqua marina. Ven. 1749. 8..

2. Tubisica. der Sandköcher. N. pedibus vtrinque 26. Ore ciliato pectine aurato. *

Pallas miscell. zoolog. tab. IX. fig. 3.

Diese und verschiedne andre Nereiden-Arten, verfer - tigen sich, fast wie die Phryganäenlarven, (nur noch427 weit kunstreicher) unbeschreiblich saubere Röhren zu ihrem Aufenthalt. Bey dieser Gattung ist die Hülse nur so dünn wie Papier, und aus vielen tausend Sand - körnchen zusammen gebaut.

15. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille - pied d'eau.) Corpus lineare pellucidum, depressum, setis pedatum.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigne Weise fort:*)O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzi - gen Wassers. Kopenh. 1771. 4. Das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu ei - nem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzen Gelenkes hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattun - gen, wie z. B. die nachstehende, auch außerdem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.

1. . Proboscidea. die gezüngelte Naide. (Nereis la - custris Linn.) N. setis lateralibus solitariis, probos - cide longa. *

Rösel Hist. der Polypen tab. LXXVIII. fig. 16. 17.

16. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu - lum, vaginans. Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Wasser in langen Stralen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea. *

428

17. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose. (Vrtica marina, Fr. cul d'ane.) Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili in - tus tentaculato, os terminale centrale ambiente.

Ihre Reproductionskraft gibt der Arm-Polyven ihrer wenig nach, und ist bey dem zusammengesetztern Kör - perbau allerdings noch auffallender. Selbst mitten von einander geschnittne Seeanemonen sind wieder zu ganzen Thieren erwachsen.

1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa. *

Philos. Transact. vol. LXIII tab. XVI. sqq. fig. 10 sqq.

18. Tethys. Corpus liberum, oblon - giusculum, carnosum, apodum. Os proboscide terminali, cylindrico, sub la - bio explicato. Foramina 2 ad latus colli sinistrum.

1. Leporina. (lepus marinus maior Columnae.) T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im Mittländischen Meere.

19. Holothuria. Corpus liberum, nudum, gibbum, ano terminali. Ten - tacula plura in altera extremitate. Os inter tentacula.

1. Physalis. (Engl. the portuguese man of war.) H. cirrhis difformibus filiformibus pendulis.

429

Sloane nat. hist. of Iamaica. vol. I. tab. IV. fig. 5.

Im Atlantischen Ocean ꝛc. Von dem kleinen bla - senförmigen Körper des sonderbaren Thieres hängen schöne roth und blaue, theils 3 bis 4 Fuß lange Fäden herab, die aber, wenn man sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Oberhalb der Blase befindet sich eine Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.

20. Terebella. Corpus filiforme. Os anticum, praeputio glandem peduncula - tam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria, plura.

1. Lapidaria. Terebella

Schwed. Abhandl. 1754. tab. III. fig. A E.

Im Mitländischen Meere.

21. Triton. Corpus oblongum. Os lingua inuoluta, spirali. Tentacula 12 bipartita: vtrinque 6 posticis cheliferis.

1. Litorèus. Triton.

Vergl. philos. Transcat. vol. L. I. II. tab. XXXIV. fig. A.

Im Meere, an Klippen, ꝛc.

22. Lernaea. Corpus se affigens tenta - culis, oblongum teretiusculum. Ouaria bina. Tentacula brachiformia.

Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kie - fern es vorzüglich nistet.

430

1. . Cyprinacea. L. corpore obclauato, thorace cylin - drico bifurco, tentaculis apice lunatis.

Linnaei fauna suec. tab. II. fig. 2100.

23. Scyllaea. Corpus se affigens, com - pressum, dorso canaliculato. Os fora - mine edentulo, terminali. Tentacula s. brachia subtus trium parium.

1. Pelagicum. Scyllaea. *

Seba thesaur. vol. I. tab. LXXIV. fig. 7.

Im Ocean, am Sargasso (fucus natans.)

24. Clio. Corpus natans, oblongum. Alis duabus membranaceis, oppositis.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico. *

Ellis et Solander tab. XV. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland ꝛc.

25. Sepia. Dintenfisch Blackfisch. Bra - chia 8 interius adspersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, cor - neum. Venter vesica atramentifera in - structus, infra scissura transuersa ad basin apertus, supra quam fistula excretoria eminet.

Die Dintenfische, die sich meist in allen Weltmeeren finden*)Die vollständigste Uebersicht und Vergleichung der bey alten und neuen Schriftstellern von diesem überaus merkwürdigen Thiergeschlecht befindlichen Nachrichten, s. in Hrn. Prof. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungs - geschichte. Berlin 1784. 8. S. 7 134., weichen in so vielen Stücken, zumahl in431 Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus - gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin - gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die - sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man - chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was - ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna cincto, osse dorsali maximo. *

Rondelet. de piscib. pag. 498.

Swammerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste os sepiae (das so genannte weiße Fischbein das auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite432 knochige Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers. Die so genannten Seetrauben (vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwand - ter Gattungen.

2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S. ventre stri - cto subulato, pinna angulari media, osse dorsali pen - niformi. *

Turberv. Needham nouv. observ. microsc. tab. I. II.

Pennant's brit. zool. IV. tab. XXVII. fig. 43.

Was Plinius u. a. Alte von der loligo sagen, und von manchen neuern abgeläugnet worden, daß nähm - lich diese Thiere weite Sprünge aus dem Wasser thun können, ist mir von den zuverläßigsten Augenzeugen versichert und genau beschrieben worden. Sie füllen sich nähmlich voll Wasser, das sie dann mit großer Ge - walt wie in einem Strahl durch die am Hals befind - liche Röhre von sich spritzen, und sich dadurch eine große Strecke weit über das Wasser forttreiben können, wobey sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.

B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidibus, pinnis et osse dorsali.

3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le poupe.) S. aceta - bulorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim increscentibus. *

Seba vol. III. tab. II. fig. 1 6.

Pennant l. c. tab. XXVIII. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien und im Mexicanischen Meerbusen von ganz433 ungeheurer Größe: so daß sie Boote umreissen kann, und man abgerißne einzelne Arme von ihr gemessen hat die bey 30 Fuß lang waren.

26. Medusa. Qualle, Corpus gelatino - sum, orbiculatum, depressum. Os sub - tus centrale.

1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.

2. Velella. (vrtica marina Columnae.) M. oualis concentrice striata, margine ciliato, supra velo mem - branaceo.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

III. TESTACEA. Die Conchylien.

Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl - reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich die Schalen und die darin befindlichen Thiere. Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil - dung; doch großentheils den Würmern der vo - rigen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich aus einer knorplichten oder hornarti - gen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er - hält. Die neugebohrnen Schneckenhäuser haben aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht434 ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer - den mit zunehmendem Wachsthum des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs - saum der Schale abgesetzt. ( Bey weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Kei - me entwickelt. ) Und bey den Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues*)s. J. Sam. Schröter über den innern Bau der See - u. a. Schnecken. Frankf. 1783. 4., andre wegen ihres Porcellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen Farben**)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Oberfläche., regelmäßigen, saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten, merkwürdig. ***)Zu den vorzüglichern Werken über diesen ( frey - lich nicht eben allerfruchtbarsten ) Theil der N. G. gehören unter andern;Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685 sqq. fol.Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud - desford.) Oxon. 1770. fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Par. 1757. 4.Ed. 3. par de Favanne de Montcer - velle. ib. seit 1780. 4.F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. fol.Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien - cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768. sqq. X. B. 4.Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con - chylien-Kenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.435Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoe - nitat. acad. vol. VIII. und die Erklärung der Kunst - wörter s. t. C. a. Linn. terminologia conchyliologiae edita a Jo. Beckmanno. Gott. 1772. 8.)(C. L. Kaemmerer) Conchylien im Cabinette des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt, Rudolst. 1786. 8.Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent autour de Paris. Par. 1767. 12. Deutsch, durch Martini. Nürnb. 1767. 8.Em. Mendez da Costa British conchology. Lond. 1778. 4.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nähmlich die Schnecken,

und D) einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien. MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

27. Chiton. Testae plures, longitudi - naliter digestae, dorso incumbentes.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septemvalui, cor - pore tuberculato. *

436

28. Lepas. Animal rostro inuoluto spi - rali, tentaculis cristatis. Testa multi - valuis, inaequiualuis.

Manche Gattungen, wie z. B. hier die beiden ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bey andern hingegen wie bey den zwey letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem Darmähnlichen Eingeweide das ir - gendwo fest sitzt. Und diese doppelte Verschiedenheit scheint doch so auffallend, daß man wohl zwey beson - dere Geschlechter darnach bestimmen sollte.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa co - nica sulcata fixa, operculis acuminatis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCVII. fig. 820.

Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe, oder auch auf andern Thieren, auf Muscheln, Krebsen ꝛc.

2. Diadema. die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata sulcata fixa. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCIX. fig. 843. sqq.

Auf der Haut der Wallfische.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis granulato. *

Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 851.

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist beson - ders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Pentilasmus.) L. testa compressa quinqueualui, intestino insidente laeui. *

Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 853. sqq.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be - rüchtigt worden, deren schon bey der Baumgans (S.437 226.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer flei - schichten darmähnlichen Röhre, auch wohl ihrer meh - rere wie Zweige eines Stammes an einem gemeinschaft - lichen solchen Darme, der gewöhnlich an faulen Wei - den, altem[Schiffwreck] ꝛc. fest sitzt.

29. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.) Testa biualuis, diuaricata, cum minori - bus accessoriis difformibus, ad cardinem. Cardo recuruatus, connexus cartilagine.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme, Austerschalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa oblonga hinc reticulato striata. *

Chemnitz vol. VIII. tab. CI. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet überaus hell im Dunklen.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa oblonga ro - tundata arcuato striata. *

Spengler in Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1 5.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln. CONCHAE.

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses (cardo).

438

30. Mya. (Fr. moule. Engl. gaper.) Testa biualuis, hians altera extremitate. Cardo dente (plerisque) solido, crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.

1. . Pictorum. die Flußmuschel, Mahlermuschel. M. testa ouata, cardinis dente primario crenulato: late - rali longitudinali: alterius duplicato. *

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 6.

2. . Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ouata antice coarctata, cardinis dente primario conico, na - tibus decorticatis. *

L. Ferd. Marsigli Bosforo Tracio. tab. I.

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 5.

31. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor.) Testa biualuis, oblonga, vtroque latere hians. Cardo dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae: margo lateralis obsoletior.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine altero biden - tato. *

Chemnitz vol. VI. tab. IV. fig. 29.

32. Tellina. Sonne. Testa biualuis, antice hinc ad alterum latus flexa. Car - do dentibus ternis; lateralibus planis al - terius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilissime substriata nitida, sutura anali canaliculata. *

Chemnitz vol. VI. tab. XI. fig. 102.

439

2. . Cornea. T. globosa, transuersim striata, costa fusca transuersali. *

In Teichen ꝛc. etwa von der Größe einer Erbse.

33. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle.) Testa biualuis, subaequilatera, aequiual - vis. Cardo dentibus mediis binis alter - natis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis eleuatis carinatis concavis tenuissimis. *

Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 151. sqq.

An der Guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis. *

Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 158.

34. Mactra. Backtrog. Testa biualuis inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente medio complicato cum adiecta foueola; lateralibus remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca laeuiuscu - la subantiquata. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXIII. fig. 229. sqq.

35. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa biualuis, margine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: marginalique solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata com - pressa laeui, scripta lineis purpureis vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXVI. fig. 261. sqq.

440

36. Venus. Testa biualuis, labiis mar - gine antico incumbentibus. Cardo den - tibus 3 omnibus approximatis, laterali - bus apice diuergentibus.

1. Dione. die ächte Venusmuschel. V. testa subcordata, transuerse sulcata, antrorsum spinosa. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXVII. fig. 271. sqq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cordata soli - da transuerse substriata laeui, margine crenulato, in - tus violacea, ano ouato. *

Spengler in Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch. VI. B. tab. VI. fig. 1. sqq.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u. a. Nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, und das darin be - findliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen, auskauen ꝛc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lentiformi: striis crenatis decussatis, ano impresso ouato. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXXVII. fig. 390 sqq.

37. Spondylus. (Fr. huitre epineuse.) Te - sta inaequiualuis, rigida. Cardo denti - bus 2 recuruis, cum foraminulo inter - medio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare.) S. testa subaurita spinosa. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLIV. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst,441 dessen Zähne so sonderbar in einander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen lassen.

38. Chama. (Engl. cockle.) Testa biual - vis, grossior. Cardo callo gibbo, obli - que inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laeui, pro - cessibus retrorsum recuruatis, rima hiante. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLVIII. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Riesenmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima. Fr. le grand beni - tier.) C. testa plicata, fornicata, squamosa. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLIX. fig. 492 sqq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen sechs Centner und das Fleisch dreyßig Pfund wie - gen. Letzteres wird von den Ostindischen Insulanern häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre de la mer rouge.) C. testa orbiculata, muricata; valuula altera planiore; altera nate productiore subspirali. *

Chemnitz vol. VII. tab. LI. fig. 110 sqq.

4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus cuneifor - mibus obliquis tubulosis valuula longioribus. *

Chemnitz vol. VII. tab. LII. fig. 516 sqq.

39. Arca. Testa biualuis, aequiualuis. Cardo dentibus numerosis, acutis, alter - nis, insertis.

442

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata, apice emarginata, processibus incuruis remotissimis, margine integerrimo hiante. *

Chemnitz vol. VII. tab. LIII. fig. 529 sqq.

40. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster, scallop.) Testa biualuis, inaequiualuis, (plerisque), subaurita. Cardo edentulus fossula caua ouata, striisque lateralibus transuersis.

Auch die so sehr verschiednen Gattungen dieses Ge - schlechts könnten füglicher in zwey andere vertheilt wer - den, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das andre aber die Austern begreifen müßte.

1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12 duplicatis, extus laeui. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXI. fig. 595.

2. Pallium. der Königsmantel. O. testa aequiualui ra - diis 12 conuexis, striata scabra squamis imbricata. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXIV. fig. 607.

3. Malleus. der Polnische Hammer, das Crucifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequiualui triloba, lobis transuersis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXX. fig. 655. sqq.

4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inaequiualui ouata, lateribus obtuse plicata parasitica. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXI. fig. 662. sqq.

5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inaequiualui semiorbiculata, membranis imbricatis vndulatis, val - vula altera plana integerrima. *

443

Wird zumahl an den Küsten des Nordwestlichen Eu - ropa auch am Mitländischen und Adriatischen Meere ꝛc. auf Austerbänken gehegt, und besonders in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Ge - schmacks in Berg-Sand - und Thon-Austern einge - theilt.

6. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata, spinosa, labro vtroque scabro. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXV. fig. 683. sqq.

41. Anomia. Testa inaequiualuis; val - vula altera planiuscula (saepe basi per - forata), altera basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula lineari prominente, introrsum dente laterali. Radii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebel - schale, der Sattel. A. testa suborbiculata rugoso - plicata: planiore perforata. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXVI. fig. 692 sqq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata inaequali violacea: superiore conuexa, inferiore perforata. *

Chemnitz l. c. fig. 694 sqq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule.) A. testa ouata, ventricosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro incuruata, perforata. Margine acuto in - tegerrimo, vndique clauso. *

Chemnitz l. c. tab. LXXVIII. fig. 707 sqq.

Im Mitländischen Meer, Atlantischen Ocean ꝛc. Eins von den äußerst wenigen Seethieren der jetzigen444 Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähn - lichen Petrefact der Vorwelt in den Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.

42. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. mussel.) Testa biualuis rudis, sae - pius affixa bysso. Cardo edentulus, di - stinctus linea subulata excauata longitu - dinali.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-plana suborbiculata, basi transuersa imbricata tunicis dentatis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXX. fig. 717 sqq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale we - gen merkwürdig, die das Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnichten Schloßbande derselben der so genannte Pfauenstein (gemma penna panonis s. helmintholithus androdamas Linn. ) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindattel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M. testa cylindrica vtrin - que extremitatibus rotundatis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXII. fig. 729 sqq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme ꝛc.

3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula violacea, valuulis antice subcarinatis, postice retusis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIV. fig. 750 sqq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuweilen tödt - lich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte Magellanische Miesmuschel. M. testa striata subcuruata, margine posteriore inflexo, cardine terminali bidentato. *

445

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIII. fig. 742 sqq.

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui, margine anteriore carinato, natibus gibbis, cardine sublaterali. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXV. fig. 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch häufig an den Nordischen Europäischen Küsten.

43. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei - denmuschel. (Fr. jambon, coquille portefoie.) Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit - tens barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in vnam valuulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, wo - mit sie sich befestigen können, und der eine kostbare braune Seide gibt, die in Smyrna, Messina, Palermo ꝛc. zu Strümpfen, Handschuhen u. s. w. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series digestis. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXVIII. fig. 773 sqq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Windungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch - gehends gleichförmig; so nähmlich, daß sie, wenn man die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben ge - richtet hält, diese letztere einem alsdann links zugekehrt ist, und die Windungen von oben nach unten der schein - baren Bewegung der Sonne gleich laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine ge - genseitige Windung; und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig446 linksgewundne Mißgeburten (anfractibus sinistris s. con - trariis). *)s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Abth. von den Linksschnecken.

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst ei - nes besondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und andere ziehen bey Annäherung des Winters eine Kalk - scheibe vor die Mündung ihres Hauses.

44. Argonavta. Testa vniualuis spira - lis, inuoluta, membranacea, vnilocu - laris.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrey. (nautilus papyra - ceus.) A. carina subdentata. Animal sepia. *

Martini vol. I. tab. XVII. fig. 156. sqq.

Eine milchweiße überaus dünne leichte, aber große Schale, die von einem Blackfischähnlichen Thier be - wohnt wird, das darin mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen ꝛc. versteht.

2. Arctica. der Wallfischfraß, der Schneckenrotzfisch. A. perforata, carina integra. Animal clio.

Martens's Spitzbergen tab. Q. fig. e.

Ein zartes kleines Schneckchen, das sich in den nord - lichsten Meeren hin und wieder in unsäglicher Menge findet und den Wallfischen zur Speise dient.

45. Nautilus. Testa vniualuis, isthmis perforatis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorderer das Thier wohnt, und durch Wasser, das es447 in die übrigen ein - oder auspumpt, sich nach Willkühr leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel Perlen - mutterschnecke. N. testa spirali apertura cordata, an - fractibus contiguis obtusis laeuibus. *

Martini vol. I. tab. XVIII.

Die Schale ward ehedem zu Trinkgeschirren zuge - richtet, gravirt, ausgeschnitzt u. s. w. Neuerlich hat man artige Lampen daraus gemacht ꝛc.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfractibus contiguis, geniculis eleuatis. *

Martini vol. I. tab. XIX. fig. 168. sqq.

Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den sehr klei - nen Schneckchen im Sand von Rimini*)J an. Planci ariminens. de conchis minus notis. L. Venet. 1739. 4., die den ver - steinten Ammoniten in etwas ähneln.

3. Beccarii. N testa spirali, apertura obouata, anfracti - bus contiguis torulosis, geniculis insculptis. *

4. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali apertura orbiculari, anfractibus disiunctis cylindricis. *

Martini vol. I. tab. XX. fig. 184. sqq.

Vorzüglich an der Küste von Amboina.

5. Raphanus. N. testa recta attenuata, articulis torosis: striis eleuatis sedenis, siphone sublaterali obliquo. *

Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.

46. Conus. Tute. Testa vniualuis, con - voluta, turbinata. Apertura effusa lon -448 gitudinalis, linearis edentula, basi inte - gra; columella laeuis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contreadmiral, Schout bey Nacht. C. testa conica fusca, maculis ouatis albis, spirae anfractibus canaliculatis. *

Martini vol. II. tab. LXII. fig. 685 88.

2. Princeps. die Bastart Tigerkatze. C. testa albida: lineis fuscis longitudinalibus ramosis. *

Martini vol. II. tab. LXIII. fig. 699. sqq.

Unter andern auch bey den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner artige Halsbänder daraus ver - fertigen.

3. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferru - ginea maculis albis squamatis sparsis; fasciisque 3 fla - vis tenuissime reticulatis; media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis interrupto. *

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 634.

In Ostindien.

4. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis tota reticulata. *

Besonders häufig im rothen Meer.

5. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis: lineisque puncta - tis. *

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 636.

6. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.) C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque. *

Martini vol. II. tab. LIV. fig. 598. sqq.

449

47. Cypraea. Porcellane (Concha veneris, s. cytheriaca, s. paphia*)L or. Legati museo Cospiano pag. 121. sqq..) Testa vni - valuis, inuoluta, subouata, obtusa, laeuis. Apertura vtrinque effusa, linearis, vtrin - que dentata, longitudinalis.

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa subturbi - nata characteribus inscripta, macula longitudinali sim - plici. *

Martini vol. I. tab. XXXI. fig. 328. sqq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. testa ob - tusa triquetro-gibba, postice depresso-acuta; subtus nigra. *

Martini vol. I. tab. XXX. fig. 317. sqq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.) C. testa ob - tusa ouata, postice obtusa, antice rotundata, linea longitudinali testacea. *

Martini vol. I. tab. XXIV. fig. 232. sqq.

Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den Ein - wohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. die Muschelmünze, das Otternköpfchen, Kauri, Simbipuri. C. testa marginato nodosa al - bida. *

Zumahl auf den Maldivischen Inseln, aber auch auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekanntlich nebst gewis - sen bittern Mandeln die Scheidemünze der Neger auf der Goldküste**)Barrot's Guinea. p. 339. so wie mancher Indischen Völker ꝛc. Und die Brahmanen bedienen sich ihrer statt Rechenpfen - nige u. s. w.

450

48. Bulla. Blasenschnecke. Testa vni - valuis, conuoluta, inermis. Apertura subcoarctata, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Columella obliqua, laeuis.

1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata obtuse subbi - rostri, labro dentato. *

Martini vol. I. tab. XXII. fig. 205. sqq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa rotundata glaberrima pellucida lineis crispata, spina retusa. *

Martini vol. I. tab. XXI. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata, reticu - lato-striata, cauda exserta, spira obliterata. *

Martini vol. III. tab. LXVI. fig. 733. sqq.

In beiden Indien.

49. Voluta. Testa vnilocularis, spira - lis. Apertura ecaudata subeffusa. Co - lumella plicata: labio vmbilicoue nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-oblonga, spina rugosa, columella bidentata. *

Martini vol. II. tab. XLIII. fig. 436. sqq.

2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräbniß u. a.m. V. testa emarginata cylindroide laeui, spirae basi re - flexae, columella oblique striata. *

Martini vol. II. tab. XLV. fig. 472. sqq.

In Ostindien; auch in Nordamerica ꝛc.

3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emarginata fusi - formi laeui, labro denticulato, columella quadripli - cata. *

451

Martini vol. IV. tab. CXLVII. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa marginata fusi - formi, anfractibus spinis obtusis, columella octoplica - ta, labro laeui crassiusculo. *

Martini vol. III. tab. XCVI. fig. 926. sqq.

50. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn. Testa vniualuis, spiralis, gibbosa. Aper - tura ouata, desinens in canaliculum dex - trum, cauda retusum. Labium interius explanatum.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varicibus aequa - libus longitudinalibus distinctis mucronatis, columella laeuigata. *

Martini vol. III. tab. CXIX. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui, columella planiuscula. *

Martini vol. III. tab. CXXI. fig. 1111. sqq.

In den Europäischen Meeren. Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Normänner bedienen.

3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmännchen. B. testa oblonga rudi transuersim striata: anfractibus curuato multangulis. *

Martini vol. IV. tab. CXXVI. fig. 1206. sqq.

Legt wie manche andre Seeschnecken ihre ausnehmend zahlreiche Brut in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaft - lichen wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, anfractibus laeuibus indiuisis integerrimis. *

452

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1440.

Meist in allen südlichen Weltmeeren, auch im stil - len Meer ꝛc.

51. Strombus. Flügelschnecke. Testa vniualuis, spiralis, latere ampliata. Aper - tura labro saepius dilatato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa tur - rita laeui, cauda subulata, labio dentato. *

Martini vol. IV. tab. CLVIII. fig. 1495. sqq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Bootshacke. S. testae labro hexadactylo, digitis curuis, cauda recur - vata. *

Martini vol. III. tab. LXXVI. sqq. fig. 853 sqq.

3. Lentiginosus. der Kikfrosch. S. testae labro antice trilobo incrassato, dorso verrucoso coronato, cauda obtusa. *

Martini vol. III. tab. LXXVIII. fig. 800.

Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken, (die so genannte Räucher-Klaue, Vnguis odoratus oder Blatta byzantina), war ehedem officinell.

52. Murex. Testa vniualuis, spiralis, exasperata suturis membranaceis. Aper - tura desinens in canalem integrum, re - ctum s. subascendentem.

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata spinis setaceis trifariis, cauda elongata subulata recta silmi - liter spinosa.

Martini vol. III. tab. CXIII. fig. 1053 sqq.

453

2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa, cauda longiore flexuosa subulata. *

Martini vol. III. tab. CXII. fig. 1040 sqq.

3. Babylonius. der Babylonische Thurm. M. testa tur - rita, cingulis acutis maculatis, recto-caudata, labro fisso. *

Martini vol. IV. tab. CXLIII. fig. 1331. sqq.

4. Antiquus. das Nordische Kinkhorn. M. testa patulo - caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus. *

Martini vol. IV. tab. CXXXVIII. fig. 1292. sqq.

An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnauzennadel. M. testa turrita, anfractibus superne plicatis, cauda adscendente, columella intus plicata. *

Martini vol. IV. tab. CLVI. sqq. fig. 1479 sqq.

53. Trochus. Kräuselschnecke. Testa vniualuis, spiralis, subconica. Apertura subtetragono-angulata s. rotundata, su - perius transversa, coarctata: columella obliquata.

1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn. T. testa conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio crenulato. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1691 sqq.

Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Windungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwischen sich lassen ꝛc.

2. Magus. T. testa oblique umbilicata conuexa: anfra - ctibus supra obtuse nodulosis. *

454

Chemnitz vol. V. tab. CLXXI. fig. 1656. sqq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imperforata tur - rita striata, columella exserta spirali. *

Chemnitz vol. V. tab. CLX. fig. 1507 sqq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.) T. testa imperforata ouata, subcaerulea, laeui, oblique striata. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXI. fig. 1522. sqq.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen Neu - Seeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la fripiere, la maçonne.) T. testa imperforata rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1688. sqq.

An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nahmen daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäusern ꝛc. dicht belegt ist, die unebne Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge oder Pockennarben) verur - sachen.

54. Turbo. Testa vniualuis, spiralis, so - lida. Apertura coarctata, orbiculata, in - tegra.

1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa imperforata ouata striata: stria vnica dorsali crassiore. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1805. sqq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gattungen ist die ehedem officinelle Meer-Bohne. (Vmbilicus ve - neris.)

455

2. Scalaris. die ächte Wendeltreppe. (Scalata.) T. testa cancellata conica anfractibus distantibus. *

Martini vol. IV. tab. CLII. fig. 1426. sqq.

Vorzüglich an der Südostlichen Küste von Coroman - del, zeichnet sich durch die von einander abstehenden gleichsam durchbrochnen Windungen aus.

3. Clathrus. die unächte Wendeltreppe. T. testa can - cellata turrita exumbilicata, anfractibus contiguis lae - vibus.

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1434. sqq.

4. Terebra. die Trommelschraube. (aphrodite) T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis. *

Chemnitz vol. IV. tab. CLI. fig. 1415. sqq.

Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

5. . Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa turrita pellucida: anfractibus contrariis, apertura edentula. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXII. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke findet sich häu - fig an alten Weiden und andern Baumstämmen.

6. . Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus annu - latis, dorso cristatis. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXIII. fig. 1077.

Rösel Polypen-Historie tab. XCVII. fig. 7.

55. Helix. (Eng. snail.) Testa vniual - vis, spiralis subdiaphana, fragilis. Aper - tura coarctata, intus lunata s. subrotun - da: segmento circulari demto.

Meist Land - und Süßwasser-Schencken.

1. . Hispida. T. testa vmbilicata conuexa hispida diapha - na, anfractibus quinis, apertura subrotundo-lunata. *

456

2. . Pomatia. die Weinbergschnecke, eßbare Schnecke. (Fr. le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata, ob - tusa decolore, apertura subrotundo-lunata. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXVIII. fig. 1138.

Diese und verschiedne andre Gattungen dieses weit - läuftigen Geschlechts sind seit 1768. durch die Versuche über die Reproduction der ihnen abgeschnittnen Köpfe (die sie mit den nakten Wegschnecken gemein haben) berühmt geworden (s. oben S. 21. u. f.). In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondre Schneckengärten, worin sie zu vielen tausenden gefüttert werden ꝛc.

3. . Arbustorum. H. testa vmbilicata conuexa acumi - nata, apertura suborbiculari bimarginata, antice elon - gata.

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa subimperforata subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura postice dilatata, labro emarginato.

Chemnitz vol. V. tab. CLXVI. fig. 1577. sqq.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

Im Mitländischen so wie im Atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andre Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist Purpurblau.

5. . Viuipara. H. imperforata subouata obtusa cornea: cingulis fuscatis; apertura suborbiculari. *

Frisch Insecten. P. XIII. tab. I.

457

6. . Nemoralis. die Waldschnecken. (Fr. la livrée.) H. testa imperforata subrotunda laeui diaphana fas - ciata, apertura subrotundo-lunata. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1196 sqq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita: spira muti - lato-truncata, apertura ouata. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXVI. fig. 1254 sqq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-planiuscula striis vnda - tis; apertura ouali dilatata vsque in apicem. *

Martini vol. I. tab. XVI. fig. 151. sqq.

56. Nerita. Schwimmschnecke. Testa vniualuis spiralis, gibba, subtus planius - cula. Apertura semiorbicularis: labio columellae transuerso, truncato planius - culo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon.) N. testa vmbilicata laeui, spira submucronata, vmbi - lico gibbo bifido. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXXVI. fig. 1860 sqq.

2. . Fluuiatilis. N. testa purpurascente, maculis albis tessulata. *

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so wie die folgende Gattung seine Brut außen auf der Schale mit sich herum tragen soll. *)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula excauato-ocu - lata, labio interiore laeui crenulato. *

458

57. Haliotis. Meerohr. Testa auri - formis, patens: spira occultata laterali; disco longitudinaliter poris pertuso.

1. Tuberculata. H. testa subouata dorso transuersim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. XV. sqq. fig. 145 sqq.

2. Iris. das Neuseeländische Seeohr. (hipaiia.) H. testa ouata, dorso gibbo, spira alte prominula. *

Chemnitz vol. X. tab. CLXVII. fig. 1612. sqq.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das academische Museum besitzt außer der Schale selbst, auch allerhand Kunstwerke von unsern Antipoden, musicalische Instru - mente, Zierrathen an Canoes ꝛc. die mit dieser Conchy - lie eingelegt sind.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte äußere Windungen.

58. Patella. Napfschnecke. Testa vni - valuis subconica absque spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice subspirali, labio laterali. *

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsoletis: margine dilatato acuto. *

Martini vol. I. tab. V. fig. 38.

3. . Lacustris. P. testa integerrima ouali, vertice mu - cronato reflexo. *

4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata, vertice re - curuo, antice fissa. *

Martini vol. I. tab. XII. fig. 109.

459

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata conuexa: margine introrsum crenulato, vertice perforato. *

Martini vol. I. tab. XI. fig. 98. sqq.

Tournefort voy. du levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge - gessen.

59. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre. Testa vniualuis, tubulosa, recta, vtraque extremitate peruia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laeui. *

Martini vol. I. tab. I. fig. 1. sqq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui minuta. *

Im Sande von Rimini.

60. Serpula. Wurmröhre. Testa vni - valuis, tubulosa, adhaerens.

1. Filograna. die geflochtene Fadenröhre. S. testis ca - pillaribus fasciculatis ramoso-glomeratis cancellatis - que. *

Seba vol. III. tab. C. fig. 8.

2. Glomerata. der Vogeldarm. S. testa tereti decussato - rugosa glomerata. *

Martini vol. I. tab. III. fig. 23.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegen - heit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und conver - girenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen ge - raden Fäden besetzt sind.

3. Penicillus. der Venusschacht, Neptunusschacht, die Gießkanne. S. testa tereti recta, extremitatis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso. *

460

Martini vol. I. tab. I. fig. 7.

Museum Leersianum tab. I.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren Mün - dung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Ringe von kurzen Röhrchen ein - gefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abge - brochen.

61. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lignum penetrans.

1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore tereti elongato, ore at - tenuato, extremitate postica pholadiformi, quadriualui. *

Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733. 4. tab. I.

Das gefährliche Thier ist längst in beiden Indien be - kannt gewesen. Es wird ungefähr Fußlang. Wohnt in Eichen - Ellern - Tannen - u. a. Holz, worin es sich Fin - gersdicke Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalk - schale auskleidet. Hat zumahl 1730 für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu - mahl im Westkappler Damm große Verwüstungen an.

IV. CRUSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern abweichen, und im Ganzen461 hingegen (besonders in der Textur ihrer äußern Bekleidung) viel übereinstimmendes unter einan - der zeigen.

62. Echinus. See-Igel. Corpus subro - tundum, crusta spatacea tectum, spinis mobilibus saepius aculeatum. Os quin - queualue subtus.

Die Schale der See-Igel*)Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echino - dermatum ex ed. Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4. (deren Textur bey man - chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlich so genannten Füßen oder Bewegungswerkzeugen des Thiers vermengt werden müssen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See - Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Füße. Die hochgewölbten See-Igel haben in ihrem innern ein sonderbares knöchernes Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen der Laterne des Aristote - les bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahlrei - chen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so genann - ten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. E. hemisphaerico-globosus; areis obsolete verrucosis. *

Klein tab. I. et XXXVIII. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambulacris 5 re - pandis linearibus: areis alternatim bifariis. *

462

Klein tab. VII. A. et XXXIX. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris 5 oualibus, ano subremoto. *

Klein tab. XXI. sqq.

63. Asterias. See Stern. Corpus de - pressum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale, quinqueualue.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*)J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. fol. sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schne - cken fortkommen.

1. Papposa. A stellata, radiis 13, vndique muricata fas - ciculis. *

Link tab. XXXIV. fig. 54. et al.

2. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, vndique aculeata. *

Link tab. IV. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausnehmende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter ei - ner ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen der von sei - nen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbi - culata quinqueloba. *

Link tab. XXXVII. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dichotomis. *

Link tab. XVIII. fig. 29. et al.

463

Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebildetes Thier, an dessen Umfang man auf 82000 Endzweige gezählt hat*)J. Winthrop in philos. Transact. Nro. 57..

64. Encrinus. Stirps elongata, corpo - re terminali radiato (aut ouali).

1. Asteria. die See-Palme. (Isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticilla - tis; stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thiere soll sich an der Küste von Barbados finden. Sein so ge - nannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt ge - nannten Medusenhaupt.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe carti - laginea continua, stella terminali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von Haller. Lond. 1755. 4.

3. Ouifer. (vorticella ouifera Linn.) E. stirpe cartilagi - nea continua, corpore terminali ouali.

Mém. présent. à l'ac. de Paris. vol. II. tab. II.

V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we - nigstens in manchen Geschlechtern beider Ordnun - gen viel übereinstimmendes. Nur sind sie in der464 letzten nakt unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen in dieser beson - dre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind, und Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Ej. natural history of many curious and uncom - mon zoophytes ꝛc. systematically arranged and described by D. Solander. Lond. 1786. 4. ( ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter So - lander's Nahmen. ) Vital. Donati della storia naturale marina dell'Adriatico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memorie per servire alla storia de' polipi marini. Nap. seit 1785. 4.E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro - ques de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan - zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die besondern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8. heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Be - wohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ih - nen angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen, nur daß bey465 ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervor getrieben wird; und sich daher beym schnellen Wachsthum und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West - indien ꝛc. Schiffwreck auffischt, das binnen 3 / 4 Jah - ren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der Süd-See sind ganz mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner - meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor - rankende Corallen-Bäume den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat der würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren. die ungeheure Größe und Menge derselben er - klären läßt.

65. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.

1. Musica das Orgelwerk. T. tubis fasciculatis combi - natis: dissepimentis transuersis distantibus. *

Solander tab. XXVII.

Bloß in Ostindien.

66. Madrepora. Stern-Corall. Co - rallium cauitatibus lamelloso stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella con - vexa: lamellis simplicibus longitudinalibus, subtus concaua. *

Solander tab. XXVIII.

466

2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis, stella repando - labyrinthiformi, sutura obtusa. *

Solander tab. XLVI. fig. 3. 4.

3. Ananas M. composita, stellis angulosis conuexis: disco concauis. *

Solander tab. XLVII. fig. 6.

4. Astroites. M. composita, stellis confertissimis immer - sis disco concauo-cylindrico. *

Seba vol. III. tab. CXII. fig. 17.

5. Porites. M. subramosa composita scabra, poris sub - stellatis confertis. *

Solander tab. XLVII. fig. 1.

6. Muricata. M. ramosa composita subimbricata, stellis oblique truncatis prominentibus adscententibus. *

Solander tab. LVII.

7. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis alternis, stel - iis immersis bifariis. *

Seba vol. III. tab. CXVI. fig. 1. 2.

8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta solida, stellis alternis eminentibus. *

Solander tab. XXXVI.

67. Millepora. Punct-Corall. Co - rallium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie dicho - toma, ramis denticulatis binis porosis scabris. *

Solander tab. XXIII. fig. 10. sqq.

2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa vtrin - que porosa. *

Ellis tab. XXX. fig. a.

467

3. Cellulosa die Neptunus-Manchette. M. membra - nacea reticulata vmbilicata, turbinato-vndulata, hinc porosa pubescens. *

Ellis tab. XXIV. fig. d.

Cavolini tab. III. fig. 12. sqq.

4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha solida, poris nullis. *

Seba vol. III. tab. CXVI. fig. 7.

68. Cellepora. Corallium foraminulis vrceolatis, membranaceis.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spon - giae offic.) C. lamellis simplicibus vndulato-turbina - tis cumulatis; cellulis seriatis: osculo marginato. *

69. Isis. Stauden-Corall. Stirps radi - cata solida, cortice molli habitabili ob - ducta.

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articulata, geniculis attenuatis. *

Solander tab. III. fig. 1. sqq. tab. IX. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe continua, ae - quali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis. *

Cavolini. tab. II. fig. 1 6.

Wird vorzüglich an den Küsten des Mitländischen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kostbaren Kunst - sachen verarbeitet, die nach Ostindien verführt, und zumahl in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

3. Spiralis. (Gorgonia abies β Linn.) I. simplicissima spiralis scabra. *

468

Eine Art von schwarzen Corall*) Corallium nigrum substantia prorsus conuenit cum rubro. Ferr. Imperati hist. natural. pag. 809.Hier diese Gattung ist wenigstens dem rothen Corall der Substanz nach weit ähnlicher als die sonst mit dem Nahmen des schwarzen Coralls ge - meiniglich belegte Gorgonia antipathes.Vergl. Rumph herbar. Amboinense. vol. VI. pag. 202. sqq., das mir seiner Substanz nach füglicher in dieses als ins folgende Ge - schlecht zu gehören scheint.

70. Gorgonia. Crusta calcarea coral - lina stirpem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (de - ren holzichte Natur zumahl an den starken Wurzelstäm - men gar nicht zu verkennen ist;) die bloß mit Coral - lencruste überzogen sind. Man findet den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts anima - lisches.

1. Abies. die See-Tanne. (Antipathes cupressina Pal - las.) G. paniculata, ramis recuruatis, muricato - scabris. *

2. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis diuaricatis, ramis virgatis bifulcatis, cortice rubro poris bifariis. *

Solander tab. XII. fig. 2.

3. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cortice calca - reo albido poris prominulis. *

Seba vol. III. tab. CVI. fig. 3.

Cavolini tab. I.

4. Antipathes. das schwarze Corall. G. paniculato - ramosa ligno extus flexuose striato. *

469

Seba thesaur. T. III. tab. CIV. fig. 2.

5. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. reticulata, ra - mis interne compressis, cortice flauo. *

Ellis tab. XXVI. fig. K.

71. Alcyonium. See-Kork. Stirps radi - cata, stuposa, tunicato-corticata. Ani - mal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre.) A. stirpe arborescente coriacea coccinea superne ramosa, papillis stellatis. *

Gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa rufescente. *

Gesner de aquatilib. pag. 1287.

3. Ficus. die See-Feige. A. obouatum pulposum liuens. *

Solander tab. LIX. fig. 4.

4. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum. *

Ellis tab. XXXII. fig. d.

72. Spongia. Sauge-Schwamm. Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bibula.

1. Fistularis. S. tubulosa fusca simplex fragilis sensim ampliata. *

Seba vol. III. tab. XCV. fig. 1. 7.

2. Officinalis. der Badeschwamm. S. foraminulata sub - ramosa difformis tenax tomentosa. *

3. . Fluuiatilis. die Badaja. S. conformis polymorpha, fragilis, granulis repleta. *

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr star - ken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer,470 an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft aller - hand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt doch noch entscheidende Zeichen einer wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.

73. Flustra. Stirps radicata foliacea, vn - dique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneiformibus rotundatis. *

Ellis tab. XXIX. fig. a.

2. Pilosa. F foliacea varie ramosa: poris infimo dente setaceo. *

Ellis tab. XXXI. fig a. b.

Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus cartilagineus u. a.m.)

74. Tubularia. Stirps radicata, filifor - mis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen des süßen Wassers, nähmlich die Federbusch-Polypen, (Fr. polypes à panache), an welchen man, so wie bey de - nen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unterscheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist Anfangs gallertartig, verhärtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Gestalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen wie kleine Därme an Wasser -471 pflanzen umherranken sehen: andre die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badaja in die Höhe gewachsen waren: andre die sich zu tausenden dicht neben einander an Dämme ꝛc. angelegt hatten: andre die in dichten Klumpen in unzähliger Menge neben ein - ander gebaut waren, u. s. w.

1. Indiusia. T. culmis simplicissimis, geniculis contoris. *

Ellis tab. XVI. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta terminali striata radiata calcarea. *

Donati tab. II.

3. . Campanulata. T. crista lunata, orificiis vaginae an - nulatis, corpore intra vaginam abscondito. *

Rösel Hist. der Ployppen. Taf. LXXIII. LXXV.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. . Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ciliata. *

(tab. I. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im Stadt - graben von Göttingen gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch ran - girt sind*)Götting. Magaz. Ister Jahrg. 4tes St. S. 117 u. f..

75. Corallina. Stirps radicata, geni - culata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis subre - niformibus. *

Solander tab. XX. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subturbinatis. *

Ellis tab. XXIV. fig. a.

472

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articulis superioribus eleuatis. *

Ellis tab. XXIV. fig. f. g.

4. Conglutinata. C. stipite simplici subincrustato, ramis dichotomis omnibus conglutinatis, fronde flabellifor - mi nuda. *

Solander tab. XXV. fig. 7.

5. Penicillus. C. culmo simplici, ramis fasciculatis fasti giatis dichotomis flexilibus continuis. *

Solander tab. XXV. fig. 4. sqq.

76. Sertularia. Stirps radicata, tu - bulosa, cornea, nuda, articulata: denti - culis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherley Gattungen auf den gemeinen Austerschalen finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflan - zen sich durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken vergleichen kann.

1. Operculata. S. denticulis oppositis mucronatis erectiuscu - lis, ouariis obouatis operculatis, ramis alternis. *

Ellis tab. III. fig. b.

2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis, ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis. *

Ellis tab. I. fig. b.

3. Thuja. S. denticulis distichis adpressis, ouariis obo - vatis marginatis, stirpe dichotoma disticha. *

Ellis tab. V. fig. b.

4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis alternis. *

473

Ellis tab. VII. fig. a.

5. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticulatis, oua - riis obouatis polyzoniis, stirpe ramosa. *

Ellis tab. III. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Arm-Poly - pen der süßen Wasser vollkommen ähnlich gefunden.

77. Cellularia. Strips crustacea, la - pidescens, e cellulis seriatis composita, plerumque ramosa et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C. denticu - lis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fastigiatis. *

Ellis tab. XVIII. fig. a.

2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa dichotoma articulis subcuneiformibus vno latere cellulosis. *

Solander tab. IV. fig. c.

Eine ausnehmend elegante zarte Cellularie aus Ost - indien.

3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dichotoma, articulis subciliatis, ouato-truncatis, vno latere planis celliferis. *

Solander tab. IV. fig. d.

Ebenfalls eines der saubersten Geschöpfe dieser Art. Auch aus Ostindien.

VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thier - pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden,474 manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn - lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co - rallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenigstens die bey weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct verändern; (haben stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch die Infusionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.

78. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, penniformis.

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen Seege - schöpfen wie an einer Vogelfeder, zwey Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere besteht aus 20, 30 oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr über - aus elegante kleine am Rande zackichte Hülsen, in deren jeder ein gallertiger zarter Polype mit 8 Fangarmen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig - stens über 500 solche kleine Arm-Polypen gezählt werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pinnis imbri - catis plicatis spinosis. *

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. IV. fig. 1. 2.

475

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pinnis imbricatis. *

Phil. Transact. vol. LIII. tab. XIX. fig. 1 4.

Leuchten so stark im Finstern, daß wenn sie beym Fischzug aus dem Meere gezogen werden, man bey ih - rem Schein alle Fische im Netz erkennen kann.

3. Rubra P. stirpe carnosa, rachi pennata, pinnis imbricatis laeuibus. *

B. S. Albinus l. c. fig. 3. 4.

79. Hydra. Arm-Polype, Vielarm. (Fr. polype à bras en forme des cornes.) Corpus gelatinosum conicum. Os terminale cin - ctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*)Der Hauptschriftsteller über die Arm-Polypen bleibt noch immer Trembley (der sie zwar nicht zuerst gesehen, aber zuerst studirt hat:) in seinen Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de ploypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid 1744. 4.Nächst ihm hat aber auch der wakre Rösel viel eigne merkwürdige Beobachtungen über diese sowohl als über die Blumen - und Federbusch - Polypen angestellt. s. Dess. Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Be - lustigung.)Als Handbücher dienen: H. Baker's natural history of polypes. Lond. 1743. 8.Und Jac. Chr. Schäffer's Arm-Polypen in den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4. sind gallert - artig, halbdurchsichtig, und daher von ungeübten Au - gen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe ha - ben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bey ei - ner gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen476 zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlings - tagen an bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Oft sieht man zu Hunderten bey einander: da zuweilen ihre Ar - me wie verwirrter Flachs durch einander zu kreutzen scheinen, und doch jedes einzelne Thier die feinigen ohne sich zwischen der andern ihren zu verwickeln, zu sich ziehen kann. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein unersättlicher mit Fangarmen versehener Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die lebendige Junge wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wie - der Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreißen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie, aus der Analogie mit den Federbusch-Polypen und Blumen - Polypen zu schließen, wohl Eyer legen, aus denen im Frühjahr die junge Brut hervor bricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin - tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen verschaffen. Man kann mehrere Polypen in einander stecken, oder auch zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich Uebung und Ge - duld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch kön - nen auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise einander auffressen,477 oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen des Hrn. Hofr. Lich - tenberg*)s. Götting. Magaz. III. Jahrg. 46 St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und während daß die Schlinge allmählich durchschnei - det, werden die derweil getrennten Theile doch schon wieder aneinander wachsen u. s. w.

1. . Viridis. der grüne Arm-Polype. H. viridis ten - taculis breuioribus. *

(tab. I. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rück - sicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in un - serer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Repro - duction hat mich zuerst auf die Untersuchungen des Bil - dungstriebes (§. 9. u. f.) geführt.

2. . Fusca. der braune Arm-Polype. H. fusca, cor - pore longiore, cirris longissimis. *

Rösel tab. LXXXIV. sqq.

3. . Grisea. der Orangegelbe Arm-Polype. H. au - rantia, corpore longiore, cirris longioribus. *

Rösel tab. LXXVIII. sqq.

80. Brachionus. Blumen-Polype. (Fr. polype à bouquet.) Stirps ramosa, poly - pis terminalibus ore contractili (pleris - que ciliato).

Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaffnetes Auge er - fordert. Die Blumen-Polypen leben an einem ge - meinschaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Co -478 lonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkommt, das aber bey der mindesten Erschütterung des Glases für einen Augenblick ganz zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.

1. . Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campanu - latis. *

(tab. I. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 19. S. 23).

81. Vorticella. After-Polype. Corpus nudum, simplex, vagum.

Die mehresten After-Polypen leben gesellig, so daß oft tausende derselben beysammen sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche längst des Rückens mit unzähligen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.

1. . Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. corpore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus. *

Rösel tab. XCIV. fig. 7. 8.

2. . Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-ani - mal.) V. corpore pellucido, tentaculis rotatoriis cilia - tis. *

(tab. I. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thierchen findet sich meist in allen stehenden Wassern und Infusio - nen, schwimmt überaus behende, verändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trock - nen für todt liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wieder aufleben ꝛc. Der dunkle Kör -479 per im Vorderleibe des Räderthiers, den Hr. Fontana, Spallanzani u. a. seiner willkührlichen Bewegung un - geachtet fürs Herz des Thierchens gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.

82. Volvox. Corpus liberum, rotun - datum, gelatinosum, gyratile.

1. . Globator. das Kugelthier. V. globosus, super - ficie granulata. *

Rösel tab. CI. fig. 1 3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder an - drer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungs - werkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nachkommenschaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

83. Chaos. Corpus liberum, simplex: (generi polymorphon, speciebus uniforme.)

Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnahmen die zahl - losen meist dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich unübersehliche Gattungen in mancherley stehenden Wassern ( zumahl in solchen worin die so genannte Priestleysche grüne Materie ve - getirt ), oder im Aufguß von allerhand thierischen und vegetabilischen Substanzen (daher der Nahme Infusionsthierchen entstanden), andre in versauerten Säften, andre im reifen Samen der mehrsten männ - lichen Thiere, andre in noch andern verschiednen Flüs - sigkeiten finden. Hingegen ist es ungegründet, daß das Pulver der Pilze oder der Brand im Getreide zu der -480 gleichen Thierchen belebt würde. Aber das ist allerdings richtig, daß manche von ausnehmender Dauer sind, so daß sie der Hitze des siedenden Wassers und dem stärk - sten Froste widerstehen und im so genannten luftleeren Raume mehrere Wochen hindurch ausdauern können ꝛc. Theils vermehren sich diese Thierchen durch Theilung: theils aber gebären sie lebendige Junge, und einige legen Eyer.

1. . Anguiliula. die Eßig-Aale, Kleister-Aale. C. filiforme, vtrinque attenuatum. *

Baker's employment for the microscope. tab. X. fig. 8. 9.

In altem Buchbinder-Kleister, im Wein-Eßig, auch im rhachitischen Getreide (grains rachitiques oder avor - tés) ꝛc. denn die in allen dreyen befindlichen kleinen Würmchen scheinen doch wenig von einander verschie - den. Man versichert daß sie wie die Räderthierchen sollen vertrocknen können, und dennoch selbst nach 25 u. m. Jahren durch Anfeuchten wieder lebendig werden.

2. . Spermaticum. die Samenthierchen. C. corpore ouato, cauda breui filiformi. *

(tab. I. fig. 13.)

Im reifen männlichen Samen. Doch sind es zu - verläßig bloße Bewohner und Gäste dieses Saftes und nichts weniger als Keime die sich etwa nach der Em - pfängniß zu neuen Menschen entwickeln sollten.

Bey andern rothblütigen männlichen Thieren haben sie theils eine, von der angegebnen, sehr verschiedne Gestalt. So wie hingegen die vom Esel denen beym Menschen vollkommen ähneln.

481

Zehnter Abschnitt. Von den Pflanzen.

§. 162.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge - wächsen, die sich von den Thieren, erstens durch die Unfähigkeit willkührlicher Bewegung; und dann durch die Wurzel unterscheiden (§. 3 u. 4.) wodurch sie ihren Nahrungssaft einsaugen, und die wohl der einzige äußere Theil ist, den alle Pflanzen (höchstens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostoks, der Trüffeln ꝛc. ) mit einander gemein haben.

§. 163.

Auch darin ist die Bildung der Gewächse überhaupt, von der allermehresten Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, (der Aeste, Blät - ter, Blüthen ꝛc. ) nicht so beständig und bestimmt, sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist.

§. 164.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr inne - rer Bau, da sich der organische Grundstoff aller Theile der Gewächse am Ende doch auf die ei -482 gentlich so genannten Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellengewebe zu reduci - ren scheint. Unter jenen sind besonders die so aus platten in die Länge gewundnen Spiral - fäden bestehen: und im zellichten Gewebe vor - züglich die dazwischen ausgestreuten größern Bläschen (vtriculi) zu merken.

Anm. Aus dieser so einförmigen Identität dieser weni - gen organischen Bestandtheile der Gewächse (ih - rer so genannten partium similarium) erklärt sich unter andern auch die Umwandlung der daraus zusammengesetzten Theile (der partium dissimila - rium) in einander. Der Blätter z. B. in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey gefüll - ten Blumen ꝛc. *)s. Hrn. Prof. Wolff in den nov. commentar. Petro - polit. T. XII. pag. 404. u. f. und des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.; auch daß man Bäume umge - kehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Aeste umwandeln kann.

§. 165.

Die aus jenem organischen Grundstoff zu - sammengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur Ernährung und in die zur Fortpflan - zung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan - zen, wodurch ihnen nähmlich ihr Nahrungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, womit die aller -483 mehresten in der Erde fest sitzen, und deren Größe und Umfang zuweilen beträchtlicher ist als des ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft, mit welcher sie umherranken, ist so stark, daß wohl dicke Mauern, nicht nur durch große Eichen - wurzeln, sondern schon durch die kleinen Rau - penähnlichen Würzelchen des Epheus gesprengt werden können. Um auch nakte Mauern und Felsen mit Gewächsen zu beleben daß sie daran Wurzel schlagen können, läßt die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so genannte plantas aëreas anfliegen, die wenig Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach - her die Samen größerer Pflanzen die vom Wind und Vögeln dahin gebracht werden, auskeimen und Nahrung ziehen.

§. 167.

Verschiedne Pflanzen ziehen aber ihre Nah - rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern leben, gleichsam wie Ungeziefer auf andern Ge - wächsen, und nähren sich indem sie diesen einen Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher sie Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae) genannt werden. So die Baumkrätzen und viele andre Moose, der Mistel, die Flachsseide (cuscuta europaea und epithymum) u. s. w.

Anm. Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur - zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel - zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be - nachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch die -484 selben nähren. So z. B. die hydnora africana an der euphorbia mauritanica u. a. s. Schwed. Adhandl. XXXIX. B. S. 132.

§. 168.

Derjenige Nahrungssaft den die Wurzel einsaugt, besteht aus Wasser, das aber mit sal - zichten, phlogistischen und erdigen Theilen ge - schwängert seyn muß. Daher sich denn erklärt wie manche Gewächse auch außer dem Erdboden, z. B. Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in nassen Papierspänen, Baumwolle ꝛc. ernährt werden und aufwachsen können.

§. 169.

Dieser Nahrungssaft wird nun aber bey den Pflanzen nicht wie bey den rothblütigen Thie - ren durch einen Kreislauf in den Körper ver - theilt und umgetrieben: sondern sie ähneln so wohl hierin, als auch in manchen andern Ein - richtungen ihres innern Baues, eher den In - secten; da man wie oben gedacht (§. 128.) we - nigstens bey vielen derselben auch keine Spur von Adern findet, die zu irgend einem Kreislauf bestimmt wären.

§. 170.

Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel gleich über der Erde in Blätter vertheilt: bey den mehresten aber erst in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen485 Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde die gleiche Structur wie die Wurzel selbst, be - hält. Zu äußerst nähmlich sind beide mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde und der Bast; weiter hinein die holzichte Sub - stanz, und in der Mitte gewöhnlich das Mark befindlich ist.

§. 171.

Eigentliches wahres Holz findet sich nur bey den Stauden und Bäumen bey welchen da, wo es außen an die Rinde stößt, alljährlich aus dem so genannten Bast oder Splint (liber) eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen (albur - num) erzeugt werden.

Anm. Dieser gefäßreiche Splint ist bey den Bäumen und Stauden, (so wie bey den mehresten andern Gewächsen die demselben analoge unter der Rinde befindliche Gefäßlage,) zur gesunden Er - nährung derselben, der wichtigste Theil ihres Körpers. Rinde, Holz und Mark können weit eher ohne merklichen Nachtheil der Gesund - heit zerstört werden.

§. 172.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen end - lich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen wie die Wurzel oder der Stamm zusammen gesetzt sind; indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzichte Substanz und Mark unterscheiden kann. Das Mark liegt in der Mitte des Blattes zwischen dem (meist486 doppelten) holzichten Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und dadurch die so genannten Blatter-Scelete verfertigen kann. Dieses hol - zichte Netz ist auf beiden Seiten des Blattes mit einer besondern Haut überzogen, die man insge - mein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen äußerst zarten Oberhäutchen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr verschieden, von weit zusammengesetzterm Bau, und vielmehr eine wahre Rinde ist.

Anm. Diese Blatt-Rinde besteht, wie sich bey einer starken Vergrößerung zeigt, aus einem ungemein saubern Netze von Gefäßen, zwischen dessen Ma - schen zahlreiche Drüsen eingesprengt sind. Die Gestalt dieser Netze ist nicht nur bey den man - nichfaltigen Gattungen der Gewächse, sondern auch auf den beiden Seiten ein und eben dessel - ben Blattes, nach den verschiedenen Verrich - tungen dieser beiden Seiten, deren im folgen - den § gedacht wird, merklich verschieden, Tab. II, fig. 1. ist die Rinde von der untern und fig. 2. die von der obern Seite eines Birnblat - tes stark vergrößert abgebildet.

§. 173.

Diese verschiednen Theile sind um so merk - würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät - ter selbst ist, da sie einerseits, zumahl mittelst ih - rer obern Seite, die überflüßigen Säfte der Pflan - zen, gleichsam ihren Auswurf (§. 16.), und dar - unter vorzüglich in der Hellung so viele den Men - schen und andern rothblütigen Thieren so wohl - thätige dephlogistisirte Luft ausdunsten; andern -487 seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig - keiten, auch wässeriche Dünste ꝛc. aus der Atmo - sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli - chen Antheil an der Ernährung der Gewächse, und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen Einftuß auf die Haushaltung der Natur im Großen haben.

Anm. Die allerkräftigsten stimuli wodurch die Gewächse zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind wärme und besonders Licht, dessen mächtiger Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. Bey vielen auch die Winde u. s. w.

§. 174.

Bey den mehresten Gewachsen der kältern Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin - gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät - tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge - hindert werden und absterben, erhellet unter an - dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus - gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei -488 ches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tan - gel - oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehlbee - ren, das Heidekraut, der Buxbaum u s. w. das - selbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. (s. z. B. oben §. 68.) so gibt es auch manche Pflanzen die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schnee - glöckchen ꝛc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich die Blätter alle Abend zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be - geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her, denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut wie im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer Nachmittags um 6 Uhr ein: sondern es ist dieß vermuthlich eine Art Erhohlung, so gut wie der Schlaf der Thiere. So schließen sich auch ge - wisse Blumen zu bestimmten Stunden z. B. der gelbe Bocksbart (tragopogon luteus) früh nach 9 u. s. w. und zwar meist zu bestimmten Zeiten, daß man beym Spatziergehen bloß aus der noch offnen oder schon geschloßnen Blüthe solcher Ge - wachse die Stunde wissen kann.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be -489 wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst wohlchätigen Licht gehört, als welcher Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, son - dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zu - mahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Ferner be - wegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blatter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der auerrhoa carambola, oder die Venus-Fliegenfalle (dionea muscipula), deren Blättchen, wenn sich auch nur eine Mücke dar - auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken. Besonders merkwürdig ist aber die theils ausnehmend lebhafte Bewe - gung, die zur Befruchtungszeit an den Geschlechts - theilen in vielen Zwitterblüthen bemerkt wird; da z. B. die Staubfäden der gemeinen Ber - beris, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) be - rührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Be - früchtung bewirken.

490

§. 177.

So auffallend inzwischen alle diese Bewe - gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bey genauer physiologischer Prüfung aufs deutlichste von dem ausschließlichen Eigenthum der Thiere, nähmlich der willkükrlichen Bewe - gung, als von welcher auch bey den, wegen ih - rer Bewegung berufensten Pflanzen (wie z. B. beym hedyfarum gyrans) keine achte Spur zu erkennen ist.

Anm. Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nahrung ohne willkührliche Bewegung, und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige mittelst derselben zu sich nähme!

§. 178.

Außer den bisher beschriebenen Theilen der Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock mit Gabeln und Schlingen zum Fortranken und Anhalten; andre mit Dornen (aculei) in der Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die aus dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche Pflanzen der kältern und heißesten Erdstriche sind auch mit einem meblichten oder wollichten Ue - berzuge bedeckt. Einige Gewächse der heißen Gegenden sind wie mit Perlchen, andre (me - sembryanthemum crystallinum) wie mit un - zähligen Glaströpfchen besetzt u. s. w.

491

§. 179.

Aus den gedachtermaßen von den Gewäch - sen eingesognen und in ihre festen Theile vrebrei - teten Nahrungssäften (§. 168. u. 173.) werden nun die ihnen eignen specifiken vegetabilischen Säfte bereitet, die man wieder in den durchs ganze Gewächs verbreiteten vegetabilischen Hauptsaft und in die aus selbigem abgeschiednen besondern Localsäfte eintheilt. Unter allen diesen eigentlich ve - getabilischen Säften herrscht sehr viele merkwür - dige Verschiedenheit. Manche Gewächse z. B. ent - halten einen milchichten, theils ätzenden Saft; an - dre geben Gummi; verschiedne Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter ein Harz; andre Pflanzentheile enthalten Mehl, Zucker, Man - na, Wachs, Campher, Balsam ꝛc. Einige wenige das so genannte Federharz (cahutchuc) u. s. w.

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdün - stungen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzich - ten, entzündbaren des weißen Diptams ꝛc.

Merkwürdig ist auch in Rücksicht auf den Ge - ruch der Pflanzen und ihrer Theile, daß manche wie z. B. die Orangenblüthen denselben noch lange nach dem Tode behalten; andre wie die Resede, ihren hingegen alsdann verlieren; noch andre aber wie z. B. der Ziegerklee (trifolium meliorus) denselben erst alsdann in seiner ganzen Stärke bekommen.

§. 180.

Daß aber diese verschiednen Säfte durch mancherley Abscheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte492 in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen, erhellet schon daraus weil im gleichen Erdstrich und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Außerdem aber trägt allerdings auch die Verschiedenheit des Bodens und des Climas zur verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen - heit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von ihren Kräften verlieren ꝛc. andre hingegen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden. Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be - stimmten ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man zuweilen schon aus den wild wachsenden Gewäch - sen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo - dens errathen kann; doch hat die Vorsehung den für das Menschengeschlecht allerwichtigsten Ge - wächsen den großen Vorzug verliehen, sich leicht an jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich scheinenden Getreidearten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch so robust aussehende493 Bäume in ganz verschiednen Himmelsstrichen fortkommen.

Anm. 1. Die aus Chili abstammenden Cartoffeln z. B. gedeihen nun fast durch die ganze alte Welt; am Cap so gut wie in theils Gegenden vom Asiatischen Rußland ꝛc.

Anm. 2. Merkwürdig ist daß in manchen Climaten gewisse Ordnungen von Pflanzen in der größten Mannichfaltigkeit wuchern, und andre sonst noch so gemeine, hingegen fast ganz daselbst mangeln. Aus den Westindischen Inseln z. B. finden sich vergleichungsweise äußerst wenige Moose (musci frondosi) und hingegen desto mannichfaltigere Farnkräuter.

§. 182.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge - wachse, deren mannichfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen; und end - lich durch Samen.

§. 183.

Die erste Art der Propagation, nähmlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thier - reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto ge - wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver - mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey vielen andern hat es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica)494 dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den Boden berühren von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50-60 zusammen - hangenden Stämmen, der, nach einer vor 10 Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mit - tags wirst, über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 184.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan - zungsart, durch Augen. So nennt man nähm - lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla - gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von selbst ab: keimen auch wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Same auf. Man kann bekannt - lich diese Augen andern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausgeschoßne Reis ein - pfropfen.

§. 185.

Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigentli - chen an Lilienartigen Gewächsen befindlichen495 Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fort - lebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 186.

Weit allgemeiner aber als alle diese Fort - pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan - zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 182.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht oder auf andre Weise, zu Sa - men reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Frucht - boden (receptaculum, tab. II. fig. 3. a.), ver - schiedne ausgezeichnet gebildete Theile, von wel - chen einige männlich, andre weiblich sind; und diese sollen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen befruchtet wer - den. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Ver - richtung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, son - dern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.

496

Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu - menstaube des männlichen befruchtet werden. So - bald dieß geschehen, welken sie dahin.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen. b.), dem Griffel (stylus. c.), und der Narbe (stigma. d.). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei - len innerhalb der Blumenblätter (germen supe - rum), oder aber wie bey der Rose, bey den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum, tab. II. fig. 4. a.): und enthält im - mer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer - stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver - bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 188.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen oder die Staubfäden (stamina, tab. II, fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus497 dem Faden (filamentum. e.), und dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera f.). Dieser letztere ist mit einem mehlichten Staub überzo - gen, der aber (wie man unter einer starken Vergrößerung sieht) eigentlich aus kuglichten ein unendlich feineres duftiges Pulver enthaltenden Bläschen besteht, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt.

§. 189.

Bey der Befruchtung fällt jener kuglichte Blumenstaub auf die weibliche Narbe: scheint da zu platzen, und sein duftiges Pulver zu ver - schütten, welches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt und die da - selbst vorräthig liegenden, bis dahin aber un - fruchtbar gewesenen Samenkörner befruchtet. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 190.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei - derley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist, verbunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo - von die einen bloß männlichen, die andern bloß weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen498 Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn. ), wie z. B. bey der Haselnüssen, Wall - nüssen, Gurken, ꝛc. Andre Gewächse wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch andern aber wie z. B. beym Hanf, Hopfen u. s. w. sind die beiden Geschlechter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblüthigen und vielen andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine andre aber die übrigens von der gleichen Art ist, bloß weib - liche Blumen trägt: und die Blüthen des weib - lichen Stammes nicht anders befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt wor - den ist (Dioecia Linn.)

§. 191.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei - nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch (Calix. tab. II. fig. 6. d. fig. 7. d.); und die so genannten Nectaria, aus deren Saft die Bienen ihren Honig ziehen (S. 380), zu merken. Ueber - haupt theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und irreguläre. Bey jenen nähmlich haben die einzelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Ver -499 hältniß (z. B. tab. II. fig. 4. und 5.); bey diesen hingegen sind sie in ungleicher Proportion (tab. II. fig. 6. und 7).

Außerdem aber finden sich noch viele andre Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der Blü - then, die großentheils auch in Beziehung mit dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen, und daher zur Kenntniß derselben, besonders auch zur Gründung eines natürlichen Pflanzen-Sy - stems von Wichtigkeit sind.

Als Beyspiele einiger der ausfallendsten und am häufigsten vorkommenden Verschiedenheiten dieser Art können folgende dienen:

§. 192.

Bey den Lilienartigen Gewächsen (§. 185.) z. B. ist die Blüthe (tab. II. fig. 3.) regelmäßig, ohne Blumen-Kelch, und besteht aus sechs Blät - tern. Der Fruchtknoten ist dreyeckig, und der Staubfäden sind bey den mehresten sechse, bey einigen aber nur dreye.

§. 193.

Die Kreuzförmigen Blüthen (Cruciatae, tab. II. fig. 5), wohin die Kohlarten, Rüben ꝛc. auch die Levcoien der gelbe Lack u. s. w. gehören, sind ebenfalls regelmäßig, und haben vier Blu - menblätter die in einem viertheiligen Kelche sitzen. Von den darin befindlichen sechs Staub - fäden sind zweye immer merklich kürzer als die500 übrigen viere (Tetradynamia Linn. ); und der Same reift nach der Befruchtung in eine eigentlich so genannte Schote (Siliqua und Silicula.)

§. 194.

Die Schmetterlingsblumen (Papiliona - ceae), worunter die Hülsenfrüchte und andre sehr nutzbare Gewächse, auch einige Bäume und Stauden gehören, finden sich meist nur in ge - mäßigtem und wärmern Himmelsstrichen. Sie sind irregulär (tab. II. fig. 6.), und man un - terscheidet an der Blüthe, die in einem einblätt - rigen fünfspitzigen Kelche (fig. 6. d.) sitzt, das große Schirmblatt (vexillum. a.); die beiden Flügel (alae. b. b.); und das Schiffchen (cari - na. c.). Die Frucht ist eine Hülse (legumen).

§. 195.

Die Rachenförmigen Blüthen (Ringentes) sind ebenfalls irregulär (tab. II. fig. 7.), und man nennt den Obertheil davon den Helm (ga - lea. fig. 7. a.), den Untertheil die Lippe (labium. b.) und den Zwischenraum den Schlund (faux. c.). Meist haben sie vier Staubfäden, von denen zwey länger als die andern beiden sind (Didy - namia. Linn.). In diese Ordnung gehören die Nesseln, aber auch viele wohlriechende Pflan - zen, Lavendel, Krausemünze, Isop, Basilicum u. s. w.

501

§. 196.

Die Dolden - oder Schirmtragenden Pflan - zen (Umbelliferae) treiben meist hohe gerade Stängel, die sich oben tab. II. fig. 8. (bey a.) in divergirende Stiele, und diese (bey b.) wie - der in dergleichen kleinere vertheilen; an welchen letztern die kleinen fünfblätterigen Blümchen dicht neben einander sitzen. Sie haben zwey Staubwege mit fünf Staubfäden, und tragen nachher zwey an einander liegende meist kümmel - förmige Samen. Es gehören dahin Petersilie, Körbel, Möhren, Anis, Fenchel ꝛc. auch einige giftige Pflanzen wie der Schierling ꝛc.

§. 197.

Die zusammengesetzten Blüthen (Compo - sitae) machen eine äußerst zahlreiche Ordnung aus, die wohl allein den zehnten Theil von allen Gewächsen begreift: und bey welchen mehrere kleine Blümchen auf einem gemeinschaftlichen Fruchtboden und innerhalb eines gemeinschaftli - chen Kelches verbunden sind. Bey manchen sind diese kleinen Blümchen regulär (flosculosae); bey andern irregulär (semiflosculosae); und bey noch andern sind endlich beiderley Arten von Blümchen zugleich anzutreffen (radiatae, tab. II. fig. 9); da dann die Blümchen der ersten Art die Mitte des Fruchtbodens bedecken (fig. 9. a.) und mit denen von der andern Art am Rande eingefaßt sind (fig. 9. b.).

502

§. 198.

Bey den Getreidearten und andern Gräsern sind die Blüthen meist in eine Aehre verbunden, da denn der Staubweg (tab. II. fig. 10. a.) und die Staubfäden, deren mehrentheils drey sind (fig. 10. b.), von den Spelzen umschlossen werden.

§. 199.

Bey den vollkommenern oder eigentlich so genannten Moosen (musci frondosi etc.) ist, wie die wichtigen Entdeckungen des Hrn. D. Hedwig gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Befruchtungs - werkzeuge mit denen bey andern Gewächsen weit größer als man vorher geglaubt hatte. Das saubere fast becherförmige Köpfchen (capitulum, tab. II. fig. 11. b. enthält gleichsam als, Frucht - knote (§. 187.) die kleinen Samenkörnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra, fig. 11. a.) der die Stelle des Griffels und der Narbe (§. 187.) vertritt, von dem männlichen Blumenstaube besondrer theils Rosen - oder Sternförmiger Theile befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.

§. 200.

Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel - len, Ulven, Conferven, und beym See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver -503 schieden, obschon bey den wenigsten noch genau genug untersucht; bey manchen aber, wie z. B. bey der oben erwähnten Brunnen-Conferve (Conferua fontinalis §. 9. und S. 23) zur Be - wunderung einfach.

§. 201.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln ꝛc. und des Schimmels deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk - les hat.

§. 202.

Bey den vollkommnern im eigentlichen Sin - ne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch - tung die übrigen nun überflüßigen Theile der Blüthe ab (§. 186.): der beschwängerte Frucht - knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und Nach zur Reife bringen.

§. 203.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa - menkörner selbst*)Jos. Gaertner de fructibus et feminibus planta - rum. Stutg. 1788. 4., als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man - nichfaltig als der Blüthen ihre, und in Rück - sicht auf ihre weitere Verbreitung und auf ihr504 weiteres Bekleiben ꝛc. der Erhaltung der Gattun - gen aufs weiseste angemessen. Auch ist der be - kannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wur - zelzäserchen unter sich, und hingegen den Blatt - keim (plumula) über sich treiben. Zur aller - ersten Ernährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die Samenlappen oder Kernstücken (cotyledones) die vorher die Hauptmasse des Samenkerns ausmachten.

§. 204.

Viele Samen sind in eine holzartige aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem saftigen Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem großgewachse - nen fleischichten Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die folglich genau und bestimmt zu reden, nicht sollten Beere genannt werden.

§. 205.

Besonders machen die Obstbäume eine ei - gene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch - sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Aepfeln, und Quitten, ein Kernhaus505 oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung Poma - ceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß ent - hält, die dann Steinfrüchte (Drupaceae) ge - nannt werden.

§. 206.

Die Ursachen der Degeneration (§. 13-15. ) scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung geben zu können: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus - geartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Arten von Degeneration aus - gesetzt, die bey den Thieren gar nicht statt haben können, wie z. B. die Ausartung der männlichen Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 207.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Gewächse durch Bastardzeugung worüber be - kanntlich Hr. Kölreuter die scharfsinnigsten Ver - suche angestellt, und sogar durch wiederhohlte Er - zeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die eine506 Gattung von Tobak (nicotiana rustica) endlich vollkommen in eine andre (nicotiana panicula - ta) verwandelt und umgeschaffen*)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freylich mit der Lehre von vermeinten präformir - ten Keimen schlechterdings nicht, aber, wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 10. u. f.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedne aber doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe beysammen waren.

§. 208.

Auch die Mißgeburten sind im Gewächs - reiche ungleich zahlreicher als unter den Thieren. Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per ex - cessum S. 15.); doppelte an einander gewachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. viel - fache Kornähren, Rosen aus deren Mitte andre kleine Rosen hervor schießen u. s. w.

Anm. 1. Besonders gehört dahin die Peloria, eine monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe dreyer Arten von Antirrhinum; nähmlich linaria, elatine und spurium, deren Entstehungsart durch verdorbenen Nahrungssaft der sel. D. Merk in Ravenspurg scharfsinnig erklärt hat**)s. Götting. gel. Anz. 1774. 121. St..

507

Anm. 2. Zu den allerseltensten und merkwürdigsten Monstrositäten gehören aber die Beyspiele von wild wachsenden Pflanzen die am gleichen Stam - me und zu gleicher Zeit Blüthen von Gewächselt ganz verschiedner Geschlechter, ja selbst aus den verschiedensten Classen getragen haben. Dieß ist der Fall mit dem berühmten ranunculus bellidiflo - rus, an welchem man mehrmahlen sowohl Blü - then vom polyandrischen ranunculus pratensis als von der syngenesistischen bellis perennis gefunden hat. Das erste Beyspiel dieser Art, hat Hr. Chorh. Gesner in der diss. de ranunculo bellidifloro. Tigur. 1753. 4. genau beschrieben und abgebildet. Mit einem andern vollkommen ähnlichen das auch am Zürcher Gebiet gewachsen, hat mich Hr. Dr. Hotze zu Richterswyl beschenkt.

Eine planta vmbellifera bellidiflora, ist im I. St. des Züricher Magaz. für die Botanik tab. II. fig. 2. abgebildet.

§. 209.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bey manchen nie über eine einzige Stunde, und bey andern hingegen oft über Jahrtausende erstreckt. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen in perennirende und Som - mergewächse, welche letztere nähmlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers ab - sterben.

Anm. Auch von dem merkwürdigen Wiederaufleben nach einem langen Vertrocknen, das im Thier - reich beym Räderthier (S. 478,) und bey den Kleisteraalen (S. 480.) angemerkt worden, fin - den sich unter den Gewachsen ähnliche Beyspiele: besondere an der deßhalb längst berüfnen Him - melsblume oder Sternschnuppen (tremella nostoc.)

508

§. 210.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas weniges kurz zu berühren.

In der Haushaltung der Natur im Großen scheinen die Pflanzen vorzüglichst den wichtigen Vortheil zu bewirken, daß sie in Rück - sicht der verschiednen Lustarten die sie, wie gedacht, (§. 173.) von der einen Seite einsaugen und von der andern wieder von sich geben, im Ganzen in einem bewunderungswürdigen Gegengewicht mit der thierischen Schöpfung stehen: indem sie die vom Menschen und von andern rothblüthigen Thieren als nachtheilig ausgedunstete so genannte phlogistisirte Luft begierig einsaugen, und dagegen die jenen Thieren so wie dem Menschen so wohl - thätige Feuerlust mittelst der Blätter am Tage und besonders im Sonnenschein als eignen Aus - wurf von sich entbinden.

Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen Nutzen leistet die unermeßliche Menge der in der Erde vermodernden Wurzelstuken, des abfallen - den Laubes u. dergl. m. die zu Garten - und Damm - Erde werden, und so viel zur allgemeinen Frucht - barkeit des Erdreichs beytragen.

Des Schmuckes zu geschweigen, womit das Gewächsreich weit mehr als die andern beiden Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck der Schöpfung schön zu machen, durch ihre heitern abwechselnden Farben überall Leben und509 Munterkeit, und großentheils auch durch ihre balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten: was dann die Kunst in der Lustgärtnerey weiter benutzt.

§. 211.

Die mancherley Futterkräuter und theils auch Wurzeln, Früchte ꝛc. dienen zur Nahrung der dem Menschen wichtigsten eigentlich so ge - nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie - nen nähmlich und der Seidenwürmer.

§. 212.

Zur unmittelbaren Benutzung der Gewächse für den Menschen dienen vorzüglichst die ohne weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel zu genießenden mancherley Früchte. Zumahl in den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera); die verschiednen Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Baco - ves von der musa sapientum). In Ostindien und auf den Südsee-Inseln die Brotfrucht (von artocarpus incisa), die nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht.

So auch die vielen Gattungen von Beeren, die ebenfalls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmit - tel abgeben.

Desgleichen die Castaneen, Cocosnüsse ꝛc.

510

§. 213.

Ferner die schon einige Zubereitung erfor - dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Cartoffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), Bataten (con - volvulus batatas). Im wärmem America die Yams-Wurzeln (dioscorea alata, satiua etc.) Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) u. dergl. m.

so mancherley Hülsenfrüchte:

und Gemüse.

Dann die Getreidearten nebst dem Mais (zea mays); Buchweizen (polygonum fagopy - rum); Reis (orzya sativa) zumahl für die Mor - genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum) für viele Africanische Völkerschaften, und das Teff (poa abyssinica) für die Habessinier ꝛc.

Und die besondern Pflanzentheile die von einigen Völkern als gewöhnlichstes Nahrungs - mittel häufigst gegessen werden, wie das Sagu - mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal - Gummi (von mimosa senegal) u. s. w.

§. 214.

Hierzu die mancherley Arten von Gewürze. Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus dem Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber in Nord-America aus acer saccharinum; auf Su - matra ꝛc. aus der Anu-Palme; auf Island aus der alga saccharifera; in Kamtschatka aus dem heracleum sibiricum etc.

511

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Oehl, Essig ꝛc.

Tobak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 215.

Als Getränke erst die natürliche Pflanzen - milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley Biere, (unter andern das Spruce Bier aus der pinus canadensi etc.)

Die verschiednen weinichten Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andre berauschende Getränke, Brantwein, Arak, Rum, Kirsch - wasser ꝛc. ꝛc.

Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur - zeln wie z. B. bey den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee aus piper latifolium ꝛc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtobak: und der auf gleiche Weise genossene Hanf ꝛc.

Endlich unsre dreyerley warmen Getränke, Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee (von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts), und bey den Mungalen der Schinesische Ziegel - Thee (von Vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).

512

§. 216.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von den verschiednen Gattungen gossypium und bom - bax, Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche Neu-Seeländische Sei - denflachs vom phormium tenax; die Südländi - schen Zeuge vom Baste der morus papyrifera und des Brotbaums ꝛc.

§. 217.

Zur Feuerung außer dem mancherley gemei - nen Brennholz in manchen Gegenden besondre Arten; wie z. B. auf den Alpen rhododen - dron ferrugineum, auf den Heiden erica vul - garis etc.

Der Torf (von sphagnum palusire, carex caespitosa etc.)

Kohlen, Zunder, Lunden ꝛc.

§. 218.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo bambus).

Zum Dachdecken, Schilf, Stroh, bey den Südsee-Insulanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tectorius).

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahlwürmer ꝛc. der See-Tang (zostera mari - tima).

513

§. 219.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauch für Künstler und Handwerker alle das verschiedne Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechsler, Faßbinder ꝛc.

Desgleichen bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keulen - baums, casuarina equisetifolia zu den kunst - reichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-In - sulaner).

Cocosnußschaalen, Bambusrohre, Calabas - sen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.

Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum Korbflechten ꝛc. Kork ꝛc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur Färberey, zum Gärben, Waschen ꝛc.

Gummi-Senegal zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.

Oehle, Firnisse ꝛc.

Sode, Pottasche ꝛc.

§. 220.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind bloß aus dem Gewächsreich genommen. Schreib - rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), Malaba - rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme ꝛc.

514

§. 221.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte - sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.

§. 222.

Schädlich sind dagegen am meisten das Unkraut und die giftigen Gewächse.

§. 223.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf seine Faßlichkeit gegründeten Beyfall aufgenommen worden als das Linneische Sexualsystem: das den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen und deren verschiedner Anzahl und Verhältniß angepaßt ist; da nähmlich die Classen nach der Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält - niß der Lage und Verbindung mit den Staub - wegen; die Ordnungen aber meist nach der Anzahl dieser letztern bestimmt sind.

Nur einige wenige botanische Schriften als Hülfsmittel.

Anweisung zum eignen Fortkommen.

  1. Alb. Haller de methodico studio botanices absque pracceptore. Gotting. 1736. 4. (und in Dess. opuscul. botanic. p. 43. sq.)
515

Zur Pflanzenkenntniß nach dem Linnéischen System.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoe - nitat. academicar.)
  2. Ej. philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  3. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  4. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  5. Ej. systema vegetabilium ed. XV. curante J. Andr. Murray. Gotting. 1784. 8.
  6. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft. Zürich 1775. fol.
  7. J. Miller illustration of the sexual system of Lin - naeus. Lond. 1775. II. vol. fol. und ib. 1779. 8.
  8. Nik. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkennt - nis nach Linné's Methode. Wien 1785. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Botanik. Leipzig 1786. II. Th. 8.

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse:

  1. Alb v. Haller historia stirpium Helvetiae indigena - rum. Bern. 1768. III. vol. fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae danicae. Havn. 1761. sq. fol.

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew 's anatomy of plants. Lond. 1682. fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plant. ib. 1686. fol.
  3. Steph. Hales 's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Und als ein vorzügliches Handbuch: Vinc. Petagnae institutiones botanicae. T. I. Neapoli 1785. 8.
516

Eilfter Abschnitt. Von den Mineralien überhaupt.

§. 224.

Mineralien sind alle die zusammengesetzten Stoffe unsers Planeten, ohne eigenthümliche Organisation und Leben, die aus den einfachern Urstoffen bloß durch die sich selbst überlaßnen physischen und chemischen Kräfte entstehen.

Anm. Zusammengesetzte Stoffe: um sie von den Elementar-Urstoffen zu unterscheiden, deren Abhandlung nicht in die Naturgeschichte, sondern in die Physik und Chemie gehört. Denn, es ist, wie Hr. Kant sehr richtig sagt, nicht Ver - mehrung sondern Verunstaltung der Wissenschaf - ten, wenn man ihre Grenzen in einander lau - fen läßt.

§. 225.

Die Hauptwerkstätte worin die mehrsten Mineralien entstehen, oder doch die Lagerstätte worin sie sich finden, sind die Gebirge; die sich sowohl in Rücksicht der Bestandteile woraus sie zusammen gesetzt sind, als des bestimmten Ver - hältnisses worin sie gegen einander stehen, auf folgende vier (zwar zuweilen unmerklich in einan - der übergehende, aber im Ganzen doch deutlich von einander zu unterscheidende) Hauptclassen zurück bringen lassen.

517

I. Ur-Gebirge.

II. Gang-Gebirge.

III. Flötz-Gebirge.

Und IV. durch Erdbrände veränderte Ge - birge mit Inbegriff der wirklichen Vulcane.

Wozu dann V. auch noch das niedrige auf - geschwemmte Land beygefügt werden muß.

Von jedem derselben ein Wort insbesondre*)Ausführlicher handeln davon in besondern Schriften: J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgs - lehre. 2. Ausg. Weimar 1786. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten (1785.) 4.A. G. Werner's kurze Classification und Be - schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dresd. 1787. 4.Und noch ein sehr zu empfehlendes Werk, das ungleich mehr hieher gehöriges enthält als der Titel zu versprechen scheint, nähmlich G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die Harzgebirge. Hannover 1789. II. Th. 8. nebst der dazu ge - hörigen vortrefflichen petrographischen Charte des Harzgebirges und dem so instructiven Cabinet der Harzischen Gebirgsarten.Aehnliche Sammlungen von Gebirgsarten sind z. B. die Voigtische, Charpentierische, und die noch nicht nach Verdienst bekannte des Hrn. Paff. Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen..

§. 226.

I. Die Ur-Gebirge (oder Grund Ge - birge, ganze Gebirge, montes primarii) bestehen bloß aus primitivem oder ursprünglichem518 Granit, einer gemengten, im ganzen massiven (nicht geschichteten) Steinart, die nie eine Spur von Versteinerungen oder andern dergleichen Zei - chen eines neuerlichen Ursprungs zeigt. Viel - mehr scheint dieser ursprüngliche Granit mit unserm Planeten selbst von gleichem Alter zu seyn, und gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben, so wie die höchsten und größ - ten Gebirgsketten auf ihrer Fläche, auszumachen.

Anm. Rinde: denn die größte Tiefe wohin man meines Wissens bisher noch in unsere Erde eingedrungen, beträgt noch nicht 1 / 6000 ihres Halbdurchmessers!

§. 227.

II. Die Gang-Gebirge (stratificirte ein - fache Gebirge, oder wie sie auch, weil im Ganzen bey den mehrsten derselben der Thon vorwaltet, zuweilen genannt werden, einfache Thon-Gebirge, montes secundarii) liegen zunächst um die Granitgebürge herum, so daß auch beider ihre Steinarten auf der Grenze zu - weilen in einander übergehen: der Granit der Ur-Gebirge nähmlich in den Gneiß der Gang - Gebirge. Sie bestehen aber außer diesem auch theils aus secundärem oder regenerirten*)Regenerirter Granit, der nähmlich aus verwitter - tem ursprünglichen wiederum zusammen cemen - tirt worden; der mithin zwar im Ganzen die glei - chen Bestandtheile zeigt wie dieser, aber doch von weit neuerer Entstehung ist und sich folglich auch519 über und zwischen andern Gebirgslagen finden kann, wo an keinen ursprünglichen Granit zu denken wäre. Eben so findet sich regenerirter Porphyr, der nähmlich ganze, (in seine Grundmasse gleichsam mit eingeknetete) Trümmer und Brocken von anderm ältern Porphyr enthält. Granit, so wie auch theils aus Glimmerschiefer, Grau - wacke, Porphyr, und mehreren a. dergl. gemeng - ten Steinarten, aber nächstdem auch aus ur - sprünglichem Thonschiefer und einfachem Kalkfels.

Nur einige derselben, wie die Grauwacke, enthalten zuweilen, (und auch dann doch nur an ihrer äußern den Flötz-Gebirgen benachbarten Grenze,) einige Spur von Versteinerungen.

Vorzüglich unterscheiden sie sich durch ihre Textur von den Ur-Gebirgen, da sie nicht so wie diese aus einem derben massiven Gemengsel bestehen, sondern in mächtigen Lagen stratificirt sind, die mehrentheils eine gestürzte inclinirende Lage haben, und gleichsam an die Ur-Gebirge wie angelehnt sind.

Den Nahmen Gang-Gebirge haben sie daher weil sich eben in ihnen, zwar nicht aus - schließlich, aber doch die bey weiten allermehre - sten und edelsten Erzgänge (Fr. filons, Engl. veins) finden.

§. 228.

III. Die Flöh-Gebirge (stratificirte zu - sammengesetzte oder aufgeschwemmte, auch zu -520 fällige Gebirge) liegen fast immer außen auf den Gang-Gebirgen, selten daß sie an einer von diesen letztem entblößten Stelle unmittelbar an Ur-Gebirge stoßen. Sie sind auch stratificirt, aber meist in flachen, mehr horizontalen Lagen oder Flötzen, die auch in Rücksicht ihrer Bestand - theile meist mehr abwechselnde Mannigfaltigkeit zeigen, als die gestürzten Lagen der Gang-Gebirge.

Es gehören dahin besonders Sandstein, Schieferthon, Kreide, Gyps, aber auch Stein - salz, Steinkohlen, bituminöses Holz, vor allen aber, Kalkstein, und dieser fast immer mit Ver - steinerungen von Seethieren durchwirkt, zu welchen sich keine oder höchstens äußerst we - nige ( s. oben S. 443. u. f. ) Originale in der jetzigen organisirten Schöpfung finden.

Diese Reste unbekannter Seethiere sind aber in der unsäglichsten Menge und Mannigfaltig - keit, und bey weiten größtentheils in ruhiger ungestörter Lage in die Flötzgegenden unsers jetzigen festen Landes verbreitet, und folglich wohl ungezweifelt für unverkennbare Denkmähler einer ehemahls catastrophirten Vorwelt, einer unter - gegangnen präadamitischen Schöpfung, anzu - sehen. Der vormahlige Meersboden muß durch eine plötzliche Revolution aufs Trockne versetzt, und hingegen das vormahlige feste Land durch das dann sein bisheriges Bette verlassende Meer überschwemmt worden seyn.

521

§. 229.

Genau lassen sich freylich die Umstände und Naturkräfte nicht angeben, wie und wodurch jene Totalcatastrophe unsers Planeten bewirkt worden, von deren gewaltsamer Größe und Allge - meinheit die Versteinerungen der Flötz-Gebirge zeugen. Daß sie aber wohl nicht ohne heftige Wirkung unterirdischen Feuers, eines ziemlich allgemeinen Erdbrandes denkbar sey, darüber ist doch meines Wissens bey den einsichtsvollsten und präjudizlosesten Geologen so gut wie eine Stimme. Folglich lassen sich auch noch jetzt merkliche Spuren jenes Erdbrandes schon a priori erwarten. Und da sich nun in allen fünf Welttheilen Berge und Gebirge wirklich finden, deren Steinarten solche Spuren zu verrathen scheinen, so hat man sie (nur freylich zum Theil zu unbeschränkt) auf jene allgemeine Revolution der Vorwelt reducirt. Besonders scheint durch dieselbe mancher Trapp und Wacke ( unvul - canischer Basalt ꝛc. ) zu so genanntem vulca - nischen Basalt umgewandelt worden zu seyn; so daß er sogar hin und wieder unerwartet große Aehnlichkeit mit wahren Laven der jetzigen Feuer - speyenden Berge zeigt, wovon er freylich im Ganzen bey jener seiner Entstehungsart unter dem Meersboden der Vorwelt, und seinem uner - meßlich hohen Alter, und bey den Veränderun - gen die er, seitdem er nun ins Trockne versetzt worden, in einer solchen Länge der Zeit in so vielen522 Jahrtausenden durch die allgemein verbreiteten decomponirenden Auflösungsmittel u. s. w. er - litten haben wird, gar sehr verschieden seyn muß*)Ich habe über manches hieher gehörige mich im I. Theile der Beyträge zur Naturgeschichte weiter erklärt.. So wie es sich vollends von selbst versteht, daß da ein solcher großer Erdbrand nicht auf alle Stellen jenes vormahligen Meer - bodens gleich stark gewürkt haben kann, sich auch keine bestimmten Grenzen zwischen vulca - nischem Basalt und den unverändert gebliebnen Trapp und Wacke (wohin ein großer Theil der Steinarten gehören mag, die vulgo mit dem oft unbestimmten Namen von Basalt belegt werden) ziehen lassen.

Anm. Eine doppelte Erinnerung fließt aus dem Ge - sagten von selbst. Erstens nähmlich daß man bey der Frage über die Entstehungsart des Basalts so wie überhaupt bey allen Geognostischen Unter - suchungen, solides Petrefactenstudium nie aus den Augen verlieren dürfe.

Und zweytens daß der unschickliche Ausdruck von vulcanischem Ursprung des Basalts zu vielem Mißverständnis und Irrung Anlaß gegeben haben muß; da wohl kein Unterschied größer gedacht werden kann, als der zwischen Basalt, welcher bey jener Umschaffung des Planeten mittelst eines mehr oder weniger allgemeinen Erdbrandes unter dem Meeresboden Veränderungen durchs Feuer er - litten, und zwischen einer modernen Lave die durch eine vulcanische Explossion im jetzigen Jahrtausend an die Luft geströmt!

523

§. 230.

So kann man nun überhaupt unter die IVte Classe von Gebirgen die durch Erdbrände veränderten, mit Inbegriff der wirklichen Vul - cane bringen; da freylich die letztern mancher - ley Aehnlichkeit mit den erstern zeigen. Die der - selben eigne Steinarten sind: vulcanischer Basalt vom allgemeinen Erdbrande her; mancherley Erdschlacken, Porcellan-Jaspis ꝛc. von partiellen neuerlichen Erdbränden (Hrn. Werner's pseudo - vulcanische Gebirgsarten); Laven von vulcani - schen Explosionen; dann aber auch überhaupt sowohl allerhand glasartig geschmolzne so ge - nannte vulcanische Producte, als auch der Traß ꝛc. und vorzüglichst der Bimsstein ꝛc.

§. 231.

Endlich gehört dann auch fünftens das nie - drige aufgeschwemmte Land zur Lagerstätte der Mineralien. Es besteht dasselbe meist aus Thon - Leim - und Sand-Lagern, oder aus Mohrgrund, Torf ꝛc. und finden sich zumahl in erstern die mehrsten bloß calcinirten (nicht wirklich ver - steinerten) Knochen von Landthieren, und Gehäuse von Süßwasserconchylien. Außerdem aber auch das würklich versteinerte (nicht bituminöse) Holz.

§. 232.

So viel im allgemeinen von den Lagerstätten der Mineralien. Nun ein Wort von den Na -524 turkräften und Processen, wodurch der Stoff zu Entstehung derselben verarbeitet und zubereitet wird, und sie daraus ihre Mischung und Gestal - tung erhalten haben und zum Theil noch täglich erhalten.

Anm. Denn daß selbst ansehnliche Stein-Drusen und auch Erze noch täglich in der Natur neu ge - formt werden können wird durch unwiderwegliche Beyspiele erwiesen. So ist z. B. im acade - mischen Museum ein Sprosse von einer Berglei - ter befindlich, die man beym Aufräumen einer, höchstens hundert Jahre lang verlassenen Grube im Rammelsberge am Oberharze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gyps - spat-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat. Und so hat der Hr. Viceberghauptm. von Tre - bra alte hölzerne Stempel, die etwa 200 Jahre lang in einem Schachte zu Marienberg im Erzge - birge gestanden hatten, mit gediegenem Silber, Glaserze ꝛc. angeflogen gefunden. S. dess. Erfah - rungen vom Innern der Gebirge pap. 53. sq. tab. IV. No. 4.

§. 233.

Zu den wirksamsten Kräften dieser Art ge - hören vorzüglichst die großen und allgemeinen Auflösungsmittel in der Natur, wodurch die Körper aus allen drey Naturreichen mit der Zeit decomponirt und ihr Stoff zur neuen Entstehung von Mineralien geschickt gemacht wird. So besonders Feuer, Wasser, Luft, und zumahl die in den beiden letztern befindlichen Säuren. Die nun entweder gewaltsamer Weise und sicht - lich, (wie bey Vulcanen, Erdbränden, Strö -525 mungen, Wasserfluthen ꝛc. ) oder unmerklicher aber dafür desto unablässiger und im Ganzen desto allgemeiner wirken; (wie die Stufenweise im Innern der Gebirge verbreitete Wärme und die eben daselbst alles durchdringende Feuchtig - keit. ) Ferner auch selbst die Vegetation, deren selbst Felsenzerstörenden und dadurch die Wirkung der gedachten auflösenden Kräfte be - fördernden Einfluß man z. B. am Granit und Basalt sehr auffallend bemerkt*)Ueber alles dieß hat Hr. v. B. H. von Trebra in dem angeführten reichhaltigen Werke überaus viel wichtiges und neues gesagt..

§. 234.

Zu den vorzüglichsten Processen hingegen wodurch die, durch jene Kräfte aufgelöseten Stoffe wiederum zu Mineralien zusammen ge - setzt und geformt werden, gehören unter andern besonders: Präcipitation (wie z. B. beym Kalk - sinter, Sprudelstein ꝛc.); Coagulation (z. B. beym Aegypten-Kiesel ꝛc.); Sublimation (wie der Schwefel und Salmiak ꝛc. in den Cratern der Vulcane); hauptsächlich aber die Crystallisation wodurch Fossilien eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungsart von Faßetten er - halten**)S. Hrn. Insp. Werner's classische Schrift von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8. S. 164..

526

Anm. 1. Folglich versteht sich von selbst daß man nach diesem Begriff vom wahren Crystall, nicht etwa de zwar Säulenförmigen aber nicht so determinirten Gestalten manches Basalts, Por - phyrs u. dergl. damit verwechseln dürfe.

Anm. 2 Eben so genau müssen auch ursprüngliche Crystallen von so genannten After-Crystallen un - terschieden werden, da nähmlich eine Steinart die Stelle und Form eines vorher da befindlichen aber allgemach aufgelöseten Crystalls ganz andrer Art eingenommen hat. So z. B. die sogenann - ten crystallisirten Hornsteine; oder auch die im academischen Museum befindlichen hohlen oder fast Rindenförmigen quarzartigen Crystallen von Schneeberg die sich in die Form der vorhin da befindlichen Kalkspath-Crystallen modelirt haben.

Anm. 3. Noch eine dritte Warnung ist doch auch wohl nicht für alle Leser gleich überflüssig, daß man nähmlich vollends nicht etwa die Crystllisa - tion eines Fossils mit seiner Bruchgestalt ver - menge, z. B. ein Bruchstück von Isländischem Doppelspath für einen Crystall halte ꝛc.

§. 235.

Aus allem bisher gesagten begreift sich nun von selbst wie unendlich mannigfaltig also die Mischung und das großentheils davon ab - hängende äußre Ansehen der Mineralien seyn muß; durch wie unmerkliche Uebergänge also viele ursprünglich noch so verschiedne Arten der - selben in einander gleichsam zusammen fließen, und wie selbst durch die gedachten zerstörenden Kräfte, durch Auflösung, Verwittern ꝛc. eine Art in die andre umgewandelt werden kann. (der im Granit oder Gneiß befindliche Feldspath in Porcellan-Erde u. dergl. m.)

527

Anm. Aber hüten muß man sich daß man nicht vor - eilig aus der bloßen gewöhnlichen Nachbarschaft zweyer Arten von Fossilien z. B. des Feuersteins und der Kreide, auf wirkliche Verwandtschaft oder Umwandlung derselben schließe.

§. 236.

Und hieraus folgt dann endlich wiederum von selbst, daß die systematische Eintheilung der Mineralien, zumahl wo es in die Geschlechter (genera) und vollends in die Gattungen (spe - cies) geht, keiner so festen determinirten Be - stimmtheit wie im System der organisirten Reiche, fähig ist. Dieß hindert indessen nicht, daß man dessen ungeachtet nicht die gleichen Ab - theilungen und ihre Benennungen auch in der Mineralogie ganz füglich anwenden könnte.

§. 237.

Eben wegen der gedachten Mannigfaltig - keit in Mischung und äußerm Ansehn der Mi - neralien kann man sich aber auch bey ihrer Bestimmung nicht so wie in der Zoologie und Bo - tanik bloß an ihre Bildung und Habitus halten, sondern muß die Kenntniß ihrer Bestandtheile mittelst der chemischen Analyse*)Anleitung zur Prüfung auf dem trocknen Wege, zu - mahl mittelst des Löthrohrs gibt Torb. Berg - mann de tubo ferruminatorio im II. B. seiner opusc. und Gust. v. Engeström's Beschreibung eines528 mineralogischen Taschenlaboratoriums, mit Anm. von C. F. Weigel Greifsw. 1782. 8.Zur Prüfung auf dem nassen Wege hingegen J. F. Westrumb im 2. Heft des I. B. seiner kleinen physicalisch-chemischen Abhandlungen.Und J. F. Aug. Göttling 's chemisches Pro - bir-cabinet zum Hand-Gebrauche Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mitReagentibus etc.Zugleich macht der Hr. Prof. zu einem ähnli - chen kleinen Handapparat an Geräthschaften zur Untersuchung auf dem trocknen Wege Hoffnung. und dann zu - gleich ihre äußern Kennzeichen mit einander ver - binden; was denn um so unumgänglicher ist, da jedes dieser beiderley Hülfsmittel seine eignen wichtigen Vorzüge hat, keines von beiden aber zu der gedachten Absicht allein hinlänglich ist.

Anm. 1. Wie leicht die bloßen äußern Kennzeichen irre führen können, hat die Erfahrung gar häufig ge - lehrt. So hielt man z. B. die Rubitzer Glanz - Erde für Talk und das Mutteraestein des Strahl - tremolits für Sandstein, da hingegen der einfachste chemische Versuch zeigte, daß beides nichts anders als luftsauerer Kalk sey. Zu geschweigen daß bey so vielen Mineralien ihr ganzer oft so großer Werth und Brauchbarkeit von der Kenntniß ihrer Bestandtheile abhängt.

Anm. 2. Eben so sehr liegt aber auch bey allen den großen Fortschritten, die die Chemie in den letztern Jahrzehenden gethan hat, doch die bisherige Unzu - länglichkeit derselben zur allgemeinen Bestimmung der Mineralien am Tage; da so viele derselben noch gar nicht untersucht worden, anderseits die Resultate verschiedentlich wiederhohlter Analysen eines und eben desselben Minerals zuweilen so sehr von einander abweichend ausgefallen sind, daß man wenigstens steht wie äußerst viel Vorsicht, Behut - samkeit, und Scharfblick dazu gehört um dabey gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

529

§. 238.

Bey den Bestandtheilen*)S. Emmerlings und Hoffmanns systematisch-ta - bellarisches Verzeichniß aller bis jetzt in Rücksicht ihres Mischungsverhältnisses untersuchten minera - logisch-einfachen Fossilien, im Bergmänn. Journ. II. Jahrg. I. B. S. 417. u. f.Und J. C. W. Remlers Tabellen über das Verhältnis der Bestandtheile der in neuern Zei - ten genauer untersuchten Stein - und Erdarten.Desgl. auch über die Erzarten und brennba - ren Mineralien. Beide Erf. 1790. fol.Anm. Ich habe hier im Buche bloß von solchen Analysen Gebrauch gemacht ( und die Be - standtheile in Hunderttheilen angegeben ) wo das analysirte Mineral genau bestimmt ist. Denn das ist bey vielen nicht der Fall. So hat z. B., der sonst so unendlich verdienstvolle Bergmann, weil er aus einem ganz unbe - greifilchen Präjudiz die äußern Kennzeichen der Mineralien als unbedeutend vernachläßigte, manche seiner sonst so trefflichen Analysen vor der Hand ganz unbrauchbar gemacht, weil man nichr errathen kann, was es eigentlich war, was er zerlegt hat. der Mineralien muß man oft den in Rücksicht der Menge vor - waltenden von dem äußerlich characterisirenden unterscheiden. Beyspiele geben der Trippel bey welchem die Kiesel-Erde zu 90 Theilen in hun - dert vorwaltet, da er hingegen nur 7 Theile der ihn äußerlich characterisirenden Thon-Erde hält; und anderseits der Spinel der im hundert über 76 Theile Thon-Erde und hingegen nicht einmahl 16 Theile Kiesel-Erde hält.

530

§. 239.

Zu den äußern Kennzeichen der Mineralien (durch deren genauere Bestimmung und Benen - nung sich Hr. Werner*)In der schon oben angeführten vortrefflichen Schrift. ein ausnehmendes Verdienst ums Studium der Mineralogie er - worben,) gehört vorzüglichst ihre Farbe, Durch - sichtigkeit, Glanz, Crystallisation**)Cristallographie par M. de Romé de l'Isle, 2de Ed. Par. 1783. IV. Bände. 8.Die aus Holz geschnittnen Modelle der wich - tigsten Crystallisationen die in der hiesigen Indu - strie-Schule unter der Aufsicht des Mathemati - cus Hrn. List verfertiget werden, find nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für 1 1 / 2 Rthlr. zu haben. oder andre äußere Gestalt, so wie die innere Textur, das Korn, und die Bruchgestalt, Zusammenhang, Härte, Schwere***)Pesanteur spécifique des corps. par M. Brisson. Par. 1787, 4.Anm. Die specifischen Gewichte die ich in der Folge anführe find nach Tausend-Theilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem - peratur von ohngefähr 64° Fahrenh. an - genommen., die Beschaffenheit des Strichs den manche geben, wenn sie geschabt oder gekratzt werden u. a.m.

§. 240.

Alle Mineralien lassen sich unter nachstehende vier Classen bringen: deren Unterschiede und Ei -531 genschaften zu Anfange der folgenden vier Ab - schnitte näher bestimmt werden.

I. Erden und Steine.

II. Metalle.

III. Erdharze.

IV. Salze.

Einige Hauptquellen und andre Hülfsmittel zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII it. de na - tura fossilium. L. X. ꝛc. Basil. 1546. fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, aus dem Schwed. vermehrt durch M. Chr. Brün - nich. Kopenhagen. 1770. 8.
  3. mit äußern Beschreib. ꝛc. von A. G. Werner. I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. englisch greatly enlarged and improved by J. H. de Magellan. Lond. 1788. II. Vol. 8.
  5. R. Aug. Vogels practisches Mineralsystem. II. Ausg. Leipz. 1776. 8.
  6. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8.
  7. Deutsch von N. G. Leske und E. B. G. Heben - streit. Berlin, 1781. II. B. 8.
  8. C. Abr. Gerhards Beyträge zur Chemie und Geschichte des Mineralreichs, Berlin, 1773. II. B. 8.
  9. Dess. Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. Das. 1781. II. B. 8.
  10. Dess. Grundriß des Mineralsystems. das. 1786. 8.
  11. J. F. Gmelins vollständiges Linnéisches Natursystem des Mineralreichs. Nürnb. 1777. IV. B. 8.
  12. 532
  13. Dess. Grundriß des Mineralogie. Gött. 1790. 8.
  14. (v. Veltheim) Grundriß einer Mineralogie. Braun - schweig 1781. fol.
  15. Torb. Bergman sciagraphia regni mineralis. Lips. 1782. 8.
  16. französisch augmentée de notes ꝛc. par M. Mon - gez le jeune. par. 1784. 8.
  17. Rich. Kirwan's Anfangsgründe der Mineralogie. Aus dem Englischen mit Anm. vom L. Crell. Berlin, 1785. 8.
  18. Tib. Cavallo 's mineralogische Tafeln aus dem Englischen IIte Ausg. sehr vermehrt und verbessert von J. R. Forster. Halle, 1790. fol.
  19. G. Ad. Suckows Anfangsgründe der Mineralogie Leipzig. 1790. 8.

Einige besonders hierher gehörige Journale ꝛc. außer den oben (S. 9) angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. Crell.
  2. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F. Lempe). Dresd. seit 1785. 8.
  3. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W. Köhler. Freyberg seit 1788. 8.
  4. Magazin für die Naturkunde Helvetiens. Herausge - geben von Albr. Höpfner. Zürich seit 1787. 8.

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeichnisse von Mineralien-Sammlungen*)Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil unentbehrlicher ist als bey der Zoologie533 und Botanik, (wo doch getreue Abbildungen noch aushelfen können und in hundert Fällen schlechterdings aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln für die mehrsten Anfänger eine sehr schwierige Sache seyn muß; so ist ein sehr verdienstliches Unternehmen, daß man bey der Mineralien-Niederlage zu Freyberg kleine Mine - ralien Sammlungen (versteht sich den weiten nicht von bloßen Gebirgsarten, als welche nur den fünf - ten Theil davon ausmachen) zum Verkauf gefer - tigt hat, die 200 instruktive Stücke enthalten, und doch nur 3 Louis d'or kosten, und derentwegen sich die Liebhaber an Hrn. Bergamtsact. Kabisch in Freyberg zu wenden haben..

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of England ꝛc. in the collection of J. Wood - ward. Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de Raab. par M. de Born. Vienn. 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske 's Mineralien-Kabinet, beschrieben von D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Kabinets des B. H. M. Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G. Werner. I. B. Freyberg, 1791. 8.
534

Zwölfter Abschnitt. Von den Erden und Steinen.

§. 241.

Erden und Steine sind diejenigen trocknen Mineralien, die, wenn sie rein sind, für nicht so wie die Salze im Wasser oder wie die eigent - lich so genannten Erdharze in Oehl auflösen las - sen; noch auch wie diese letztern schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen. Ueberhaupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber schmelzen so sind sie dabey durchsichtig. Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers seine höchstens vier bis fünf Mahl.

Anm. Die Mineralien dieser Classe lassen sich nicht so wie die Salze im Wasser auflösen. Denn übrigens ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch Erdarten, unter gewissen Umständen z. B. mittelst der Dämpfe ꝛc. im Wasser auflöslich seyn können. Vergl. darüber Bergmann opusc. T. IV. p. 200 und seine sciagraph. p. 19. und Hrn. de Morveau sur la dissolution du quartz in den nou - veaux mémoires de l'ac de Dijon. I. Sem. 1785. S. 46. u. f.

§. 242.

Zu den wichtigsten äußern Kennzeichen der Steine gehört vorzüglich der Grad ihrer Härte535 und bey den durchsichtigen, ob sie eine doppelte oder bloß einfache Brechung der Lichtstralen ver - ursachen.

Zu Bestimmung des erstern dient folgende, zuerst von Quist gegebne Uebersicht einiger der bekanntesten Steinarten, wie sie nach dem rela - tiven Grad ihrer Härte auf einander folgen.

Diamant20Bergcrystall11
Rubin Saphir Orientalischer Topas17 16 15Quarz Turmalin Chrysolith10
Smaragd Granat Achat Diamantspat12Zeolith Flußspath Kalkspath Gyps  8   7   6   5

Und was die Stralenbrechung betrifft, so hat sich nach Rochon's, Büffon's und Brisson's Versuchen gefunden, daß nächst dem Diamant und Flußspat bloß der orientalische Rubin, Sa - phir und Topas, der Spinel und der Girasol (so wie die Glasflüsse) eine einfache Brechung machen; da hingegen alle übrigen durchsichtigen Steine so viel ihrer bis jetzt bekannt sind, das Bild der dadurch angesehnen Gegenstände, stär - ker oder schwächer verdoppeln.

§. 243.

In Rücksicht ihrer Bestandtheile glaubte man neuerlich die sämmtlichen Erden und Steine536 auf fünf so genannte einfache Grund-Erden redu - ciren zu können, aus deren verschiedentlichen Ver - bindung unter einander oder mit mineralischen Bestandtheilen aus den andern drey Classen die - selben zusammen gesetzt würden. Dieß waren nähmlich Kiesel-Erde, Thon-Erde, Talk - Erde, Kalk-Erde und Schwer-Erde.

Allein neuere Entdeckungen haben die Unzu - länglichkeit dieser Eintheilung erwiesen, und es scheint, daß überhaupt diesem Theil des Natursy - stems noch große Veränderungen bevorstehen.

Erstens machte schon der Diamant durch sein ganz auszeichendes Verhalten im Feuer eine Ausnahme, derentwegen er von allen jenen fünf Erdarten abgesondert werden mußte.

Zweytens wurde aber dieser ihre Zahl durch den von Hrn. Klaproth im Zirkon und im Dia - mantspath entdeckten, diesen beiden Steinen ei - genthümlichen neuen Erdarten vermehrt.

Und drittens scheint der von Hrn. Rath Sulzer und Hrn. Dr. Crawford untersuchte Strontianit und der von Hrn. Wedgwood ana - lysirte Australsand ebenfalls zwey neue Erd - arten zu enthalten.

Anderseits sind hingegen vor kurzem von Hrn. Tondi und von Ruprecht zu Schemnitz merkwürdige Versuche angestellt worden, die537 nach den davon bekannt gemachten Nachrichten die Metallität der Kalk-Talk - und Schwer - Erde erweisen, und folglich die Anzahl der eigent - lichen Erdarten wieder vermindern sollen.

Weil ich aber bis jetzt, da ich dieses schreibe, über einige dieser neuen Behauptungen noch nicht sattsam orientirt bin, so habe ich den Ausweg getroffen, die Classen und Geschlechter so auf einander folgen zu lassen, daß die Berich - tigungen jener Behauptungen mögen ausfallen wie sie wollen doch die Anordnung im Gan - zen keiner großen Veränderung bedürfen wird.

538

I. Diamant.

1. Diamant. Adamas. (Engl. Diamond.)

Muß, wie gesagt, wegen seines ganz eignen Verhal - tens im Feuer, in einem besondren Geschlecht von den übrigen Erd - und Stein-Arten abgesondert werden. Wenn er nähmlich geraume Zeit einem sehr heftigen Feuer ausgesetzt worden, so bricht er in schwache bläu - liche Flammen aus, und verschwindet oder verbrennt nach und nach, ohne etwas mehr als eine kaum merk - liche Spur von Ruß zurück zu lassen.

Eigentlich ist er so farbenlos als ein Thautropfe, wirft aber wenn er geschliffen, zumahl brilliantirt ist, die brennendsten Farben mit vollem Feuer zurück. Doch finden sich auch blaßgefärbte Diamanten; und zwar fast in allen Farben. Er ist durchsichtig, von einer unbeschreiblichen Klarheit, und hat einen ganz eignen fast dem metallischen in etwas ähnelnden Glanz. Die Crystallisation des Ostindischen gewöhnlich die doppelte vierseitige Pyramide (octaëdron tab. III. fig. 5. ); des Brasilischen hingegen das dodecaëdron mit rauten - förmigen Flächen ( tab. III. fig. 13. ). Er hat geradblätterichte Textur: ist der härtste aller bekannten Körper, so daß er von keiner Feile angegriffen wird, und nur mit seinem eignen Pulver (dem so genannten Dia - manthoorde) geschliffen werden kann: das specifische539 Gewicht des farbenlosen Ostindischen Diamants in Ver - hältniß zum Gewicht des Wassers = 3521: 1000.

Zu seinen so genannten physicalischen Eigenschaften gehört, daß er vorzüglich stark idioelectrisch ist, und auch stärker als andre Edelsteine die Lichtmaterie an - zieht, und dann eine kurze Zeit im Finstern phospho - rescirt.

Die schönsten Orientalischen Diamanten ( die kost - barsten Körper in der Natur ) finden sich am Fuß der Granitartigen[Gauts] Gebirge von Hindostan, zu - mahl in Golconda, theils auch abgerundet in Flüssen. Die Brasilischen haben überhaupt weniger Feuer ꝛc. *)Abbildungen der größten Orientalischen Diamante in der Welt s. bey Tavernier (der auch die be - sten Nachrichten von den Ostindischen Diamant - gruben gegeben hat); auch bey Papillon sur la gravure en bois T. II. pag 281. Den so die Russische Kaiserin 1772 gekauft s. im Gothaischen Taschenkalender von 1771.Des größte Brasilische, den der König von Portugal besitzt, ist im journal économique vom Jul. 1751 abgebildet.Die verschiednen Arten des Schnitts dieser und andrer Edelsteine s. bey Mariette tr. des pierres gravées T. I. pag. 159.

540

II. Zirkon.

1. Zirkon, Sargon. (Fr. jargon.)

Ein erst neuerlich bekannt gewordener Edelstein der anfangs theils den Diamanten, oder den Hyacinthen ꝛc. beygezählt worden, bis Hr. Klaproth bey der Analyse desselben gefunden, daß er im 100 außer 31 1 / 2 Kiesel - Erde und 1 / 2 Nickelhaltiger Eisen-Erde, 68 Theile einer ganz eignen einfachen Grund-Erde (§. 243.) enthält, die in Vitriolsäure und concentrirtem Essig aber nicht in Laugensalzen aufgelöset wird, und keine Anziehungskraft zur Luftsäure zu haben scheint. Die Farbe des Zirkons fällt meist aus dem gelblichen ins grünliche, oder licht - braune ꝛc. er verliert sie aber im Feuer. Geschliffen zeigt er einen ganz eignen fast metallischen doch ge - wisser Maßen fettichten Glanz. Er findet sich auf Ceilan meist in abgeründeten Körnern, theils auch crystallisirt, zumahl als vierseitige Säule mit dergleichen pyrami - dalen Endspitzen, deren Flächen aber mehrentheils zuge - schärft sind ( wie z. B. tab. III. fig. 7 ) sein spe - cifisch Gewicht = 4475*)Es ist auffallend wie sehr die bisherigen Angaben vom specifischen Gewicht des Zirkons ( freylich aber auch bey manchen andern Mineralien ) von einander abweichen. So wie es oben an - gegeben ist, hat es Herr Hofr. Lichtenberg bey wiederhohlter Wägung einer Partie geschliffner und eines crystallisirten rohen von beträchtlicher Größe befunden, die er so wie verschiedne andre beson - ders merkwürdige Steinarten in ausgesuchten voll - kommen reinen Stucken aus meiner Sammlung auf mein Ersuchen zu wiegen, die Gefälligkeit ge - habt hat. Ich habe in der Folge diese seine An - gaben mit einem L. bezeichnet..

541

III. Kieselarten.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) die den characterisirenden Bestandtheil (§. 238.) in den Steinarten dieser Ordnung ausmacht, heißt auch Quarz-Erde weil sie im Quarz vorzüglich rein ist, und glasartige oder vitrescible Erde weil sie mit feuerfestem Laugensalz zu Glas schmilzt, und ein Hauptingrediens desselben ausmacht. Für sich allein ist sie hingegen nicht schmelzbar. Auch wird sie von keiner andern als bloß von der Flußspathsäure angegriffen.

Die hierher gehörigen Steinarten sind durch - gehends von vorzüglicher Härte, so daß sie in ihrem vollkommnen Zustande (d. h. unverwit - tert ꝛc. ) in Glas schneiden und am Stahl Feuer geben.

Vor allen zeichnen sich die Edelsteine dieser Ordnung durch ihre ausnehmende Härte, Feuer und Klarheit aus; ungeachtet bey den mehrsten die Thon-Erde den theils auffallend vorwalten - den Bestandtheil (§. 238.) ausmacht. Gemei - niglich bestimmt man die verschiednen Gattungen von Edelsteinen nach den Farben. Allein da oft welche von den verschiedensten Farben doch in ihrer Crystallisation und specifischen Gewicht mit einander überein kommen, ja selbst oft an einem und eben demselben Crystall jene verschied - nen Farben neben einander zu sehen sind, und542 hingegen manche Steine von gleichen Farben in Crystallisation und specifischen Gewicht so auf - fallend von einander verschieden sind, so ist es weit natürlicher die Gattungen nach den letzt gedachten beiden Charactern und nur die Abar - ten nach den Farben zu bestimmen.

1.Der OstindischeRubin. Saphir. Topas.

Alle dreye finden sich vorzüglich auf Ceilan und in Pegu, immer in der gleichen Crystallisation nähm - lich als doppelte sechsseitige Pyramiden ( tab. III. fig. 18 ) und von blättriger Textur. Nächst dem Diamant sind es die härtesten Edelsteine. Die Ver - schiedenheit in ihrem specifischen Gewicht rührt wohl von den verschiednen färbenden Stoffen her*)Zuweilen finden sich zwey dieser Farben oder alle drey also Rubin, Saphir und Topas am gleichen Stück neben einander. Häufiger aber zwey da - von, zumahl blasser Saphir und Rubin innig ge - mengt, so daß der Stein in eine blasse Mittel - farbe von beiden spielt. Und dieß scheint mir der wahre Girasol der neuern Französischen Mineralo - gen zu seyn. Wenigstens kommen die Stücke von jenen mittelfarbigen Orientalischen Edelsteinen in meiner Sammlung mit dieser ihrer Beschreibung des Girasols vollkommen überein..

1. Der Rubin (Fr. Rubis, Engl. Ruby, bey den Alten zum Theil pyropus, carbunculus etc.) von Karmoisin - rother Farbe die er im Feuer behält; nächst dem Zirkon der schwerste Edelstein = 4283.

543

2. Der Saphir, licht-berliner-blau, bis ins weiß - liche (Lux-Saphir). Verliert seine Farbe im Feuer. Das specifische Gewicht des blauen = 3994.

3. Der Topas, (zum Theil chrysolithos der Alten) weingelb. Sein specifisches Gewicht = 4010*)Dieser orientalische Topas, den schon die alten Griechischen Steinschneider zu Intaglios verar - beitet haben, unterscheidet sich durch seine einfache Stralenbrechung so wie durch sein größeres speci - fisches Gewicht von allen andern..

2. Spinel und Balais.

Minder hart und meist von schlechterm Roth als der Rubin, mit welchem er übrigens gleiches Vaterland hat, häufig blaß, theils ins Veilchenblaue, theils ins Orangengelbe ꝛc. Die bläulichrothen werden gewöhnlich Spinel genannt; ihr specifisches Gewicht = 3760. Der blaßrothen Balais ihres = 3645. Beider ihre Crystallisation ist die doppelte vierseitige Pyramide**)Ein rother Ceilanischer Edelstein, den ich kürzlich von Hrn. Bergcommiss. R. Danz unter dem Nah - men Rubinspath erhalten, scheint mir doch nach allen äußern Kennzeichen, Crystallisation, Härte ꝛc. ein unreiner Balais; sein specifisches Gewicht = 3454 L. ( tab. III. fig. 5 ) in mancherley Abänderungen; besonders als dicke dreyeckige Tafel, die aber auf der einen Fläche durch die Richtung der Ab - stumpfungsflächen an ihren Ecken ein Sechseck bildet ( tab. III. fig. 6 ). Er hält im 100 = 15,68 Kiesel-Erde, 76,35 Thon-Erde, 1,28 Kalk-Erde, 2,63 Eisen-Erde, (4,6 Verlust).

544
3.Der BrasilischeTopas. Rubin. Saphir.

Als Topas findet sich diese Gattung am häufigsten. Ist dann meist von Orangengelber Farbe. Sein speci - fisches Gewicht = 3536. Der folgenden Abarten ihres ist etwas geringer. Im Feuer verändert sich seine Farbe ins rothe.

Aber es finden sich auch von Natur rothe Abarten, so genannte Rubine, die doch aber meist sehr blaß sind, wie der Balais*)Ich habe von dem bekannten Stufenhändler, Hrn. Launoy einen rohen Edelstein unter dem Nahmen eines Brasilischen Rubins erhalten, der ganz die hohe Röthe des echten Orientalischen Rubins hat, aber in eine sechsseitige Säule ( tab. III. fig. 10 ) crystallisirt ist, die doch nicht ganz gleiche Dicke behält, sondern sehr schwach conisch zuläuft. Hier - zu gehört auch wohl der Spinel in der Collect. de Mlle de Raab T. I. p. 64..

Der Saphir ist die seltenste Abart, seine Farbe ver - läuft sich ins Veilchenblaue.

Alle drey Abarten haben übrigens einerley Crystalli - sation, nähmlich als achtseitige Säule, wo aber immer zwey und zwey Seiten in so stumpfen Winkeln an ein - ander stoßen, daß die Säule fast viereckig scheint. Ge - wöhnlich ist sie mit vier Flächen zugespitzt, wovon meist zwey aneinanderstoßende ungleich größer sind als die andern beiden ( tab. III. fig. 16 ). Die Säule ist der Länge nach gestreift.

545

4. Der Sächsische Topas.

Heißt auch von dem Fels bey Auerbach im Vogt - lande wo er bricht, der Schneckenstein, ist von blaß - weingelber Farbe die er im Feuer verliert, blätterich - ter Textur und ganz eigner Crystallisation. Die Säule ähnelt der vom Brasilischen Topas, nur ist sie ge - wöhnlich etwas geschoben, so daß zwey einander gegen - über stehende Seitenkanten einen schärfern Winkel ma - chen als die übrigen. Die Enden an diesen schärfern Seitenkanten sind meist mit einer großen und auch wohl noch andern kleinern Flächen abgestumpft, und die übri - gen vier Endkanten hingegen zugeschärft, so daß dann gemeiniglich die Endfläche sechseckig ist. ( tab. III. fig. 9. ) Doch variiren diese Abstumpfungen und Zuschärfungen mannigfaltig. Hat blätterichte Textur; häufig Quer-Risse. Sein specifisches Gewicht = 3564. Des ihm ganz eigenen Muttergesteins wird unten im An - hange von den gemengten Gebirgsarten gedacht werden.

5. Smaragd. (Fr. emeraude, Engl. emerald.)

Von grasgrüner Farbe die er im Feuer behält; als sechsseitige Säule ( tab. III. fig. 10 ); sein speci - fisches Gewicht = 2775. Findet sich vorzüglich in Peru. Doch auch theils in Ober-Aegypten ꝛc. Der Pe - ruanische hält im 100 = 24 Kiesel-Erde, 60 Thon - Erde, 8 Kalk-Erde, 6 Eisen (2 Verlust).

6. Chrysolith.

Pistaciengrün, theils ins Olivengrüne; ändert diese Farbe im Feuer; seine Crystallisation eine breite vier -546 seitige Säule an den Enden meist mit sechs verschie - dentlich variirenden Flächen zugespitzt. Sein specifisches Gewicht sehr ungleich von 3340 bis 3410. Wird vor - züglich aus der Levante gebracht.

7. Chrysoberyll.

Seine Farbe hält gleichsam das Mittel zwischen Spar - gelgrün und Citronengelb; opalisirt ins Blaue, findet sich in Brasilien in stumpfeckigen Körnern. Sein spe - cifisches Gewicht = 3710 ꝛc.

8. Beryll, Aquamarin*)Hr. Insp. Werner belegt eine Berggrüne Abart des Sächfischen Topases mit dem Nahmen Aqua - marin (dem alten Italienischen Synonym des Berylls).. (Fr. aigue-marine.)

Berggrün in mancherley Nüancen einerseits ins Him - melblaue und anderseits bis ins Honiggelbe; behält seine Farbe im Feuer, wird aber etwas trübe; in sechs - seitigen der Länge nach gestreiften theils tief gefurchten Säulen. Blättricher Textur. Häufig mit Quer-Rissen. Specifisches Gewicht des grünen = 2683 ꝛc. Häufig und theils in ausnehmend großen und schönen Cry - stallen am Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal.

9. Hyacinth, Lyncur.

Dunkel Orangengelb ins Feuerfarbne ꝛc. seine ge - wöhnliche Crystallisation eine vierseitige Säule, die mit vier auf die Seitenkanten aufgesetzten Flächen zugespitzt ist ( tab. III. fig. 20 ). Das specifische Gewicht547 des Orientalischen = 3687. Sein Gehalt im 100 = 25 Kiesel-Erde, 40 Theo-Erde, 20 Kalk-Erde, 13 Eisen (2 Verlust)*)Die fälschlich so genannten Hyacinthen von Com - postella sind kleine Zimmtbraune und durchsichtige Quarzcrystalle die meist völlig auscrystallisirt in rothem Gyps liegen..

Dieß sind die neun Gattungen der eigentlich so ge - nannten Edelsteine dieser Ordnung. Da inzwischen der Begriff von Edelstein sehr relativ ist, so werden freylich zuweilen auch noch mehr der folgenden Gat - tungen und Arten wie z. B. der Granat, Turmalin ꝛc. dazu gezählt.

10. Granat. (Fr. grenat, Engl. garnet.)

Meist von dunkelblutrother theils ins violette über - gehender Farbe, und häufigst als Dodecaedron mit rau - tenförmigen Flächen ( tab. III. fig. 13 ) seltner als doppelte achtseitige Pyramide mit vier Flächen an jeder Endspitze ( tab. III. fig. 14 ) crystallisirt. Die schönsten durchsichtigen die gleichsam als Edelsteine be - nutzt werden, finden sich in Ostindien und Böhmen. Das specifische Gewicht der letztern = 4188. Er soll im 100 = 48, 33 Kiesel-Erde, 30 Thon-Erde, II, 66 Kalk-Erde, und 10 Eisen halten. Schlechtre, theils von beträchtlicher Größe häufigst als Gemenge in glimm - rigen und talkartigen Gebirgsarten.

Der ungeformte Grönländische Granat ist theils vom höchsten Blutroth, in kleinen Stücken durchsichtig, von548 muschlichtem blätterigen Bruch und ausnehmender Härte, und doch sein specifisches Gewicht nur 3889. L.

Der grüne Granat ist meist von lauchgrüner Farbe, meist kaum durchscheinend, hält wohl 25 p. C. Eisen, heißt daher auch theils grüner Eisenstein, findet sich häufig in manchen Gegenden der Thüringischen und Meißnischen Gebirge.

11. Weisser Granat, vulcanischer Granat, Ferbers granatähnlicher Schörl.

Milchichtweiß, trübe, rissig, sehr spröde, theils mürbe, von glasartigem blätterichten Bruch; in der gebuchten Crystallisation von 24 Trapezen-Flächen. ( tab. III. fig. 14 ) Sein specifisches Gewicht nur = 2468. Gehalt im 100 = 55 Kiesel-Erde, 39 Thon-Erde, und 6 Kalk-Erde; liegt locker in den Laven und Tuffwacken des Vesuvs, zumahl in den ältern worunter Pompeja vergraben ist.

12. Olivin, vulcanisirter Chrysolith.

Olivengrün in mancherley Nüancen; wenn er ver - wittert ist ockergelb ꝛc. halbdurchsichtig, rissig, spröde, meist in eckigen Körnern aber auch in Kopfgroßen Stücken. Häufigst in vielen Basalten und Tuffwacken. Specifisches Gewicht = 3225.

13. Vulcanisches Glas.

Dieß deucht mir der schicklichste Nahme und die pas - sendste Stelle im Systeme für verschiedne glasartige Mineralien, die theils offenbar, theils wahrscheinlicher549 Weise durch unterirdisches Feuer geschmolzen, und da - durch ihr auszeichnendes Ansehen erhalten haben.

Zu denen, deren vulcanischer Ursprung unverkennbar ist, rechne ich z. B.

1. Die zum Theil ausnehmend schön gefärbten und überaus harten Glasarten die sich unter den Laven des Vesuvs finden, und theils als unechte Edelsteine geschliffen, und zu Putz verarbeitet werden*)s. z. B. Campi phlegraei tab. LIV. und das Supple - ment dazu tab. IV. fig. 1..

Zu denen hingegen die mir nur ( salvo meliore ) wahrscheinlicher Weise einen ähnlichen Ursprung zu ha - ben scheinen, gehören

2. die rauchschwarzen Glastropfen aus den Vulcanen von Kamtschatka und die ähnlichen gleichsam gefloß - nen Glasnadeln aus Island; welchen letztern dann der so genannte Isländische Achat (Hrn. Werner's Obsidian) sehr nahe kommt; so wie anderseits diesem hinwiederum das schwarze Glas unter den Lavear - tigen Producten vom Ararat, die das academische Museum von Hrn. Dr. Reineggs erhalten, aufs voll - kommenste gleicht.

3. Das meist gelblichweisse so genannte Müllersche Glas auf der Tuffwacke von Frankfurt am Mayn, das vielleicht aus ehemahligem Zeolith Igeschmolzen ist;

und 4. der gelbe Chrysolithstuß in den Zellen des ge - diegnen Eisens vom Jenisei.

550

14. Schörl und Turmalin.

Der Turmalin (Aschenzieher) ist ein electrischer Schörl, der nähmlich schon wenn er nur in einem ge - wissen Grad erwärmt ist, Asche und andre leichte Kör - per an sich zieht. Da es nun aber Turmaline gibt die dem unelectrischen Schörl im ganzen übrigen Ha - bitus vollkommen gleichen, und bey manchen derselben nuch die erweckte Electricität so äußerst schwach ist, daß sie kaum auf die empfindlichsten Electrometer wirkt, so däucht mir dieser physicalische Character unzureichend um beide deßhalb hier in besondre Gattungen zu tren - nen. Beide kommen übrigens oft in der Crystallisa - tion überein, die häufig eine neunseitige Säule mit dreyseitiger sehr stumpfer Spitze ist ( tab. III. fig. 12 ) auch darin daß die Säule gemeiniglich nach der Länge gestreift und theils sogar gefurcht ist.

Die Hauptverschiedenheiten sind folgende:

1. Der braune Turmalin.

Vorzüglich auf Ceilan, mit auffallendem Lichte schwarz - braun, mit durchfallenden fast wie Colophonium, theils durchsichtig, theils durchscheinend. Sein Gehalt = 37 Kiesel-Erde, 39 Thon-Erde, 15 Kalk-Erde, 9 Eisen.

2. Der grüne Turmalin.

In Brasilien ꝛc. Lauchgrün, theils ins Stahlblaue. Durchsichtig. Sein Gehalt = 34 Kiesel-Erde, 50 Thon-Erde, 11 Kalk-Erde, 5 Eisen.

3. Der schwarze Turmalin und Stangenschörl.

Undurchsichtig oder höchstens in dünnen Scheibchen durchscheinend. An vielen Orten in beiden Welten; z. B.551 Turmalin der Art von ausnehmender Größe in Grön - land. Bloße Schörle von der gleichen Crystallisa - tion z. B. beym Sonnenberg am Harz. Der Gehalt eines schwarzen Schörls vom Schneeberg war ohne Kalk*)Ein Blick auf die oben angeführten tabellarischen Uebersichten der verschiednen Analysen der Mine - ralien und die dabey auffallende Differenz mancher Resultate hält mich ab, den Schörl etwa dieses Umstands wegen für eine vom Turmalin verschiedne Gattung anzunehmen. sondern = 33,33 Kiesel-Erde, 40,83 Thon - Erde, 22,41 Eisen und 3,33 Braunstein.

15. Weisser Stangenschörl, Schörlit, Schörl - artiger Beryll.

Meist grünlich-weiß, theils ins gelbliche, röthliche ꝛc. ; durchscheinend; parallel-stänglig, theils in sechsseiti - gen Säulen; gewöhnlich mit Quer-Sprüngen. Bricht im Erzgebirge im Altenberger Stockwerk in einen mäch - tigen gemengten Lager vom Quarz und Glimmer. Hält gleich viel Kiesel - und Thon-Erde.

16. Strahl-Tremolit**)Ich habe dieser Steinart einen zusammen gesetz - ten Nahmen gegeben, um sie dadurch von dem unten anzuführenden Tremolit-Talk zu unter - scheiden, welche beide sonst gewöhnlich unter dem gemeinschaftlichen Nahmen des Tremolits verwech - selt werden. Der letztre hat ganz das Ansehen eines Silber-Talks, phosphorescirt nicht ꝛc..

Silberweiß, Atlasglänzend, theils durchsichtig, meist divergirend-stänglig, gewöhnlich in großen keilför - migen theils einander nach verschiednen Richtungen552 durchkreuzenden Massen; ist querrissig; sehr spröde mit fasrigem Bruch und schneidet stark in Glas. Mit einer Nadel ꝛc. im Finstern gekritzelt gibt er einen hell - phosohorescirenden Strich: bricht im Thal Tremola am S. Gotthard in einem sonderbaren Muttergestein von weisser sandartiger Marmorerde.

Ihm scheint der Säulenspath, wenigstens nahe ver - wandt der bey Hermanstadt in Siebenbürgen in weissem harten Glanz-Marmor bricht. Doch zeigen die Stücken, die ich davon besitze, nicht jene Phosphorescenz.

17. Glasschörl. Thumerstein, rother Schörl aus Dauphiné.

Hat den ersten Nahmen von seinem Glasglanze und seiner Verwandschaft mit dem Schörl, die andern bei - den von den beiden Gegenden wo er zuerst gefunden worden, Thum im Erzgebirge und Allemont in Dau - phiné. Ist meist nelkenbraun, durchscheinend, theils in stachen Rhomben crystallisirt.

Vielleicht gehört auch in die Nachbarschaft des Glas - schörls, der so genannte weisse Tafelschörl aus Dau - phiné, der in viereckigen Tafeln bricht die wieder in andere dergleichen größere zusammen gehäuft sind und der schon viel Aehnlichkeit mit Quarzcrystall zeigt.

18. Quarz.

Hiervon sind folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Quarz.

Eine der gemeinsten und, da sie einen Hauptbestand - theil des primitiven Granits (§. 226.) ausmacht, älte -553 sten Steinarten, meist von milchweisser Farbe, mehr oder weniger durchscheinend, von glänzendem gewöhnlich muschlichten Bruch, häufig crystallisirt und zwar meist als sechsseitige Pyramide, die nicht selten auf einer sechsseitigen Säule aufsitzt ( tab. III. fig. 19 ). Außer dem Granit der Ur-Gebirge kommt er auch als Bestandtheil von mancherley Gang-Gebirgsarten (§. 227) und in diesen zum Theil selbst in ansehnlichen derben Lagern und in Erzführenden Gängen vor. Eben so unter den Flötz-Gebirgsarten (§. 228.) als Sandstein und im aufgeschwemmten Land (§. 231.) als Sand - lager.

Endlich findet er sich aber auch sowohl durch Ver - witterung mancher der gedachten gemengten Gebirgs - arten als auch durch langsames Abrollen im Wasser, als lockerer Sand, und so wie andere Steinarten als Gerölle. (Fr. cailloux roulés, galets.)

Zu den seltnern Besonderheiten manches Quarzes in Rücksicht der äußern Gestalt gehört der so genannte gehackte, wie mit Messereinschnitten, vom Harz und andern Gegenden. So auch der zart-zellige von Catha - rinenburg (das so genannte Bimssteinähnliche Golderz) der auf dem Wasser schwimmt. In Rücksicht der Farbe, der zimmtbraune Spanische mit schuppichtem goldschim - mernden Korn der als eine Art von natürlichem Avanturino bekannt ist; und der rosenfarbne der sich hin und wieder wie z. B. in Bayern, Ungern ꝛc. theils ungeformt in starken Lagern, theils auch crystallisirt findet.

554

2. Bergcrystall. (Fr. crystal de roche.)

Ist die reinste aller aus dieser Rücksicht bekannten Kieselarten; da sie im 100 = 93 Kiesel-Erde, 6 Thon - Erde, und 1 Kalk-Erde hält. Ist eigentlich farben - los; durchsichtig: crystallisirt in sechsseitigen Säulen mit sechsseitiger pyramidalen Endspitze ( tab. III. fig. 19 ); die Außenflächen meist querstreifig; das specifische Gewicht des klarsten Crystalls von Mada - gascar = 2653.

Manche Abarten die sich in gewissen Gegenden nur klein, aber meist rein auscrystallisirt und von ausneh - mender Klarheit finden, zeigen wenn sie geschliffen sind viel Feuer. So die Ungarschen Marmaroschen u. dergl. und unter den im Wasser abgerollten Kieseln der Art vorzüglich die von Linsburg im Hannoverschen.

Unter den fremdartigen Körpern die man zuweilen im farbenlosen und weißlichen Bergcrystall*)Denn ich entsinne mich nie weder im Rauchtopas noch im Amethyst ꝛc. dergleichen heterogenea ge - sehen zu haben. einge - schlossen findet, ist vorzüglich die Chloriterde (so ge - nannte Sammterde), Asbest und Braunsteinnadeln zu merken**)Unter andern Seltenheiten der Art habe ich vom S. Gotthard einen ausnehmend klaren Crystall mitgebracht, der ziemlich große sechsseitige Glim - mertaseln eingeschlossen enthält.. Der im Bannat enthält zuweilen Was - sertropfen, und am S. Gotthard findet man mitunter (doch sehr selten) welche, die mit geraden äußerst fei - nen hohlen Röhrchen meist nach verschiednen Richtun - gen gleichsam durchbohrt sind.

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Zu den farbigen Bergcrystallen gehört besonders der so genannte Rauchtopas der sich in allen Abstu - fungen der Farbe, vom hellsten Rauchbräunlichen bis ins Kohlschwarze (als Motion) findet.

3. Amethyst.

Violet in allerhand Nüancen. Die schönsten (die insgemein mit zu den Edelsteinen gezählt werden) kom - men aus Ostindien und Persien. Die Deutschen finden sich häufig in Achatnieren.

4. Prasem.

Lauchgrün; sowohl ungeformt als crystallisirt; scheint seine Farbe von eingemischten Strahlstein zu haben; findet sich vorzüglich bey Breitenbrunn im Erzgebirge.

19. Hornstein. corneus. petrosilex. (Fr. pierre de corne, Engl. chert.)

Von mancherley doch meist graulichen oder braun - lichen unansehnlichen Farben; insgemein nur an den Kanten durchscheinend; matter splittriger Bruch; von gröberm Korn und minder hart als der Feuerstein. Specifisches Gewicht = 2708.

Selten findet er sich in Aftercrystallen nach Kalk - spathen gemodelt. (§. 234. Anm. 1.)

Wenigstens in die nahe Nachbarschaft des Hornsteins gehört auch wohl der so genannte blaue Pechstein von Menil Montant. Von rauchblauer Farbe; an den Kanten durchscheinend; meist in Nierenform; ritzt Glas, doch ist sein specifisches Gewicht nur = 2185.

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20. Feuerstein. pyrrhomachus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint.)

Meist von grauer Farbe; muschlichtem scharfkantigen Bruch; häufigst in Kreidebergen. (Vergl. oben §. 235. Anm.) Specifisches Gewicht = 2594. Enthält häufig Versteinerungen, zumahl von crustaceis (S. 460) und den zartern Corallengeschlechtern (corallina S. 471 und cellularia S. 473).

Hieher gehören auch die so genannten versteinerten Melonen vom Berge Carmel.

21. Chalcedon und Carneol.

In der That gehen beide selbst in den Farben so in einander über, und haben außerdem in der Halbdurch - sichtigkeit, muschlichtem Bruch, Glanz, specifischem Ge - wicht von 2615 u. dergl. so sehr viel ähnliches mit einander, daß ich sie mit Hrn. von Born und Hrn. Werner als zwey Arten einer Gattung zusammen stelle.

1. Chalcedon. (Fr. calcedoine.)

Meist milchblau, theils in mancherley äußerer Ge - stalt, z. B. nierenförmig, stalactitisch, als hohle Ku - geln ꝛc. oder Mandelförmig in Trapp eingemengt, häufig als kleine abgerundete Kiesel, theils mit Luft - blasen oder eingeschloßnen Wassertropfen (Fr. hydrocal - cedoine) oder mit dendritischen moosartigen Zeichnun - gen (Moccastein, Dendrachat). Gehalt des von den Färöer Inseln 84 Kiesel-Erde und 16 Thon-Erde.

Der Kascholon ist eine minder durchscheinende Abart des Chalcedons meist von Rahmgelber Farbe (cream-colour).

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2. Carneol, Sarda der Alten. (Fr. cornaline, Engl. carnelian.)

Incarnatroth in mancherley Hellern oder dunklern Nüancen, auch mehr oder weniger durchscheinend. Der schönste von allen der von den alten Steinschneidern so sehr gesucht worden, ist der so mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem hingegen klar und feurig wie ein Granat aussieht. (Corniola nobile der Antiquarien, Fr. Cornaline de la vieille roche.) Sein Vaterland ist jetzt unbekannt.

Ein Orangenrother sehr durchscheinender Carneol wird von manchen französischen Mineralogen mit dem besondern Nahmen Sardoine bezeichnet, und darf nicht etwa mit dem eigentlichen Sardonyx (einem Onyx mit Carneolstreifen) verwechselt werden.

22. Onyx, Camahuja, Nicolo.

Rauchbraun, theils ins schwarzblaue, oft mit scharf - abstechenden abwechselnden Lagen von milchweissem Cal - cedon. Daher die Benutzung desselben zu Cameen. Die schönsten aus dem Orient.

23. Heliotrop.

Vom dunkelsten Lauchgrün mit blutrothen Punkten; wenigstens an den Kanten durchscheinend. Vorzüglich schön im Orient und Aegypten. Specifisches Gewicht = 2633.

Diese vier letztgedachten Steinarten, der Chalcedon, Carneol, Onyx und Heliotrop sind es die insgemein558 nebst dem größtentheils aus ihrer Verbindung entste - henden Achat, mit dem gemeinschaftlichen Nahmen der Halb-Edelsteine belegt werden.

Der Achat selbst aber ist keine besondre Steinart, sondern wie gesagt ein inniges Gemenge von mehr oder wenigern der gedachten Arten, zumahl des Chalcedons und Carneols*)Aber allerdings auch der übrigen Arten. Der so Onyx enthält heißt daher Achatonyx: und was den Heliotrop betrift, so besitze ich ein Täfelchen von vielfarbigem Orientalischen Achat das auch rei - nen Heliotrop in seinem Gemenge enthält., aber auch überdem des Quarzes und des Jaspises die in endloser Mannigfaltigkeit variiren, und daher von den Steinschleifern und Liebhabern mancherley Nahmen erhalten. nach der ver - schiednen Zeichnung, Festungsachat, Bandachat ꝛc. ; nach dem Farben-Spiel bey durchfallendem Licht, Re - genbogenachat; nach der Art des Gemenges, Trümmer - achat ꝛc. in Verbindung mit Jaspis, Jaspachat (so nie Jasponyx ꝛc.).

Meist finden sich die Achate in Kugeln und Nieren, und nirgend wohl in größerer Menge und Verschie - denheit als in Deutschland.

24. Chrysopras.

Apfelgrün, theils ins Licht-Grasgrüne, theils auch ins Blauliche spielend (opalisirend). Durchscheinend, ungeformt. Hat seine schöne aber in der Hitze ver - gängliche Farbe vom Nickelkalk. Der schönste bricht bey Kosemitz in Schlesien. Sein Gehalt = 96,16559 Kiesel-Erde, 0,08 Thon-Erde, 0,82 Kalk-Erde, 0,08 Eisen, und 1 Nickel, (1,82 Verlust).

25. Jaspis. (Fr. jaspe, Engl. jasper.)

Wohl von allen Farben und Zeichnungen; völlig un - durchsichtig; muschlichter matter Bruch, fast wie von verhärtetem Thon; ungeformt. Die feinkörnigern Sor - ten nehmen treffliche Politur an. Specifisches Gewicht des braunen Jaspis = 2691. Bricht in ganzen Lagen und meines Wissens nie (so wie der Aegypten-Kiesel) in ursprünglicher Kieselform. Gehalt des gemeinen Jaspis = 75 Kiesel-Erde, 20 Thon-Erde, 5 Eisen.

Häufig findet sich Holz in Jaspis versteint; (Hrn. Werners Holzstein) und zwar auch in mannigfaltigen Farben, sogar Apfelgrün (vorzüglich schön bey Coburg).

Auch macht ein Jaspisähnliches Gestein die Grund - masse zu mancherley gemengten Gebirgsarten aus. Be - sonders zu den echten Porphyrarten. Auch zu dem weit jüngern Puddingstein.

Unter den übrigen, eigentlich so gestannten Jaspisen verdienen noch besonders angemerkt zu werden a) der Band-Jaspis, mit bunten Streifen von abwechselnden Farben, der sich hin und wieder wie z. B. am Harz, im Erzgebirge ꝛc. findet, aber nirgend von so ausneh - mender Schönheit als am Ural. Dann unter den einfarbigen b) der schwarze, wohin wahrscheinlicher Weise der wahre basaltes der Alten, ihr lapis aethiopi - cus gehört, wovon so viele herrliche Werke der Kunst des Alterthums (zumahl des Aegyptischen) übrig find: und c) der Sinopel ein braunrother sehr eisenschüssiger Jaspis560 (ferrum jaspideum des Hrn. von Born) von gemeinem Korn der bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Endlich auch Hrn. Werners Porcellan Jaspis den er zu den pseudovulcanischen Steinarten rechnet, der sich meist von perlgrauer oder lavendelblauer oder schwarzer Farbe findet, und sich durch sein rissiges, gleichsam ausgetrocknetes Ansehen auszeichnet.

26. Aegypten-Kiesel silex Niloticus. (Fr. caillou d'Egypte)

Ursprünglich zum Kiesel geformt (coagulirt §. 234.) meist faustgroß und kleiner, länglich, etwas plattge - druckt, von leberbrauner Farbe die sich nach der Mitte, gleichsam nach dem Kern zu gemeiniglich ins gelblich - graue verläuft, meist in concentrischen Streifen, theils mit schwarzen dendritischen Zeichnungen. (Fr. caillon herborisé.) Specifisches Gewicht = 2564. Findet sich an den Ufern des Nils bey Cana in Ober-Aegypten: doch auch im steinigen Arabien.

27. Kieselschiefer. Hornschiefer. (Fr. petro - silex schisteux.)

Rauchgrau bis ins Schwarze; dichter matter Bruch; theils an den Kanten durchscheinend; sonst undurch - sichtig; nimmt gute Politur an. Sein Gehalt = 75 Kiesel-Erde, 4,58 Talk-Erde, 10 Kalk-Erde, und 3,54 Eisen (1,3 Verlust). Bricht meist in Thonschie - fergebirgen, allgemeiner aber findet er sich als Gerölle in Flußbetten, meist mit Quarzadern durchzogen.

Dahin gehört auch Hrn. Werner's Lydischer Stein.

561

28. Variolit.

Ein nicht sehr bekannter Stein, der sich in wenigen Gegenden von Europa findet. Am häufigsten als Gerölle in der Durance bey Briançon; von schwarzgrüner Farbe; undurchsichtig; von ganz mattem magern Bruch; sehr hart; nimmt eine eigne etwas fettige Politur an; hält blaßberggrüne Kügelchen eingemengt, die, wenn sie nicht verwittert find, dem Abscheuern besser widerstehen und auf der Oberfläche des Steins wie Pocken auf der Haut erhaben sind: dahet der Nahme. Der Gehalt (ich weiß aber nicht in welchem Verhältniß der Theile) Kiesel-Erde, Thon-Erde, Talk-Erde, und etwas Eisen.

29. Feldspath, Petuntsé der Schinesen. (Fr. spath étincelant, quartz feuilleté. Engl. field-spar.)

Das alte deutsche Bergmannswort Spath wird im engern Sinn bloß von denjenigen durchscheinenden und durchsichtigen Steinen und metallischen Kalken gebraucht, die eine meist rhomboidale Bruchgestalt von glatter glänzender Fläche und bestimmten Ecken und Winkeln haben, und bezeichnet mithin eigentlich eine gewisse Art von Textur.

Hier von diesem, dem Feldspath, find besonders folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Feldspath.

Gemeiniglich von blassen Farben, fleischfarb, gelb - lich, grau, weißlich ꝛc. nicht ganz so hart als Quarz.

562

Nicht selten crystallisirt in mancherley Gestalten. Häufig in Rhomben, oder in vierseitigen oder flachgedruckten sechsseitigen Säulen mit verschiedentlicher Zuspitzung. Specifisches Gewicht des weissen = 2594. Gehalt eines rothen = 79 Kiesel-Erde, 16 Thon-Erde, 2,3 Eisen (Verlust 2,7).

Er gehört zu den allgemeinsten und ursprünglichsten Steinarten unsers Planeten, da er ein Hauptbestandtheil des primitiven Granits der Ur-Gebirge, ( §. 226. ) außerdem aber auch der mehrsten gemengten Gang - Gebirgsarten ( §. 227. ) zumahl des regenerirten Granits, so wie des Gneißes und des echten Porphyrs ist. Die dem letztern eingemengten Feldspathkörner sind ge - meiniglich von der Farbe des Jaspisartigen Grundteigs worin sie liegen, (nur in einer weit blasseren Nüance) durchzogen. die im so genannten serpentino verde antico, blaß olivengrün; die im porfido rosso an - tico röthlich ꝛc.

In manchem Granit macht der Feldspath den bey weiten vorwaltenden Hauptstoff des ganzen Gemenges aus, wie z. B. bey dem so überaus merkwürdigen Portsoy-granit aus Aberdeenshire*)s. Voigts Magazin VI. B. 4 tes St. S. 21 u. f. wo der Feldspath nur wie mit Quarzsplittern nach einer bestimmten Rich - tung wie durchzogen ist, und nur in einzelnen Strecken zuweilen einigen wenigen Glimmer enthält.

2. Labradorstein.

Meist schwärzlich grau, aber bey auffallendem Lichte an einzelnen Stellen in hohe Farben spielend, zumahl563 ins Lasurblaue, Spangrüne ꝛc. seltner ins helle Carmo - sinroth und in metallischen Tombackglanz; ist durch - scheinend, bey durchfallendem Lichte auch an den sonst noch so hochfarbig schillernden Stellen unansehnlich asch - grau. Specifisches Gewicht = 2692. Findet sich als Geschiebe an der Küste von Labrador, und in Inger - manland.

3. Mondstein. (Fr. pierre de lune.)

Von weissem Perlmutterglanz, mit blauem Wieder - schein. Meist als kleine Geschiebe auf Ceilan.

Hierzu aehört auch die Adularia vom S. Gotthard die sich theils in ansehnlichen Crystallen findet. Ge - halt = 62,43 Kiesel-Erde, 19,33 Thon-Erde, 5,5 Talk-Erde, 10,98 Gyps, 1,75 Wasser.

Nahe verwandt ist damit das schöne Feldspath - Avanturino vom weissen Meer. Ein fast fleischfarb - ner Feldspath der mit zarten Glimmerblättchen von der höchsten Goldfarbe dicht durchmengt ist, und dessen geschliffne Oberfläche ebenfalls jenen blauen Schein von sich wirft.

4. Katzenauge (Fr. oeil de chat.)

Meist gelblich oder grünlich ꝛc. mit einem gleichsam leuchtenden Wiederschein seiner geschliffnen Oberfläche. Von so compactem Korn daß man auch auf dem fri - schen Bruche die Spathtextur nicht immer deutlich er - kennt. Als Geschiebe auf Ceilan. Specifisches Gewicht des gelben = 2657.

564

5. Edelspath, Feldspatum gemmeum.

Mit diesem Nahmen unterscheide ich einige Arten von Feldspath die sich durch die hohen Farben, größere Härte und feineres Korn von den übrigen auszeichnen, und dagegen einige Aehnlichkeit mit edlern Steinarten haben, zumahl der Saphirspath oder so genannte Sternsaphir von Ceilan, der wenn er sehr convex ge - schliffen ist bey auffallendem Lichte unter gewisser Rich - tung Strahlen zu werfen scheint ꝛc. und den Sma - ragdspath der sich besonders im Orenburgischen findet, und wenn er geschliffen ist bey seiner Smaragdfarbe einen silberartigen Schein hat. Das specifische Ge - wicht des letztern = 2573. L. (Eine ähnliche, nur minder schönfarbige Art ist im so genannten verde di Corsica eingemengt.)

565

IV. Diamantspath.

1. Diamantspath. Corundum. (Fr. Spath adamantin, Engl. adamantine spar.)

Auch dieser Stein ist von einigen zum Feldspath, von andern zum Diamant gezählt worden. Jenem ähnelt er in der Textur, diesem in der Art metallischen Glanzes den manche Stücke davon zeigen. Hr. Klap - roth hat aber bey der Analyse desselben gefunden, daß er in Verbindung mit 2 / 3 Thon-Erde 1 / 3 einer eigen - thümlichen Grund-Erde (terra corundi) enthält, die für sich weder in irgend einer Säure, noch auch in schmelzenden feuerbeständigen Laugensalzen auflöslich ist.

Der Schinesische ist meist rauchgrau, trübe, wenig durchscheinend, theils mit Tombackglanz. Hin und wieder hält er Körner von magnetischem Eisenerz ein - gesprengt. Seine Crystallisation eine sechsseitige, theils etwas conisch zulaufende Säule*)Man hat neuerlich, gegen die sonstige Angabe, behaupten wollen, diese Crystallen hätten keine horizontalen Endflächen, sondern wären schräg ab - geschnitten. Ich sehe aber an verschiednen Stücken Schinesischen, Diamantspath, die ich kürzlich von der Güte des Hrn. Baronet Banks erhalten habe, diesen schrägen Abschnitt bloß an der Bruchfläche zerbrochner Crystalle ( an einem Stücke so, daß der rothe Feldspath worin der Diamantspath ein - gewachsen ist, noch den Eindruck der abgebroch - nen Hälfte desselben zeigt ) und hingegen an einem andern das eine Ende mit deutlicher Bruch - fläche schräg abgeschnitten, das andre aber mit566 einer horizontalen Fläche die keine Bruchfläche zu seyn scheint: überhaupt aber die Querstreifen die sich auf den äußern Seitenflächen dieser Crystalle (fast wie beym Bergcrystall) zeigen, alle horizon - tal, so daß sie mit allen sechs Seitenkanten rechte Winkel bilden; nicht wie bey säulenförmigem Feldspath, wo diese Streifen mit der Richtung der schrägen Endfläche parallel laufen.. Specifisches Ge - wicht = 3908. L. Er findet sich in einem granitar - tigen Gemenge von meist ziegelrothem Feldspath und silberglänzendem Glimmer, (wo er also gleichsam die Stelle des Quarzes vertritt) und sein Pulver wird in Bengalen zum Schleifen der weichern Edelsteine ge - braucht.

Der von Bombay ist meist von grünlichem Silber - glanz (fast wie das Bleyglas von Zellerfeld), aber von gleicher Crystallisation wie der Schinesische*)Was man neuerlich als Diamantspath aus Lyon - nois und Castilien beschrieben, habe ich deßwegen dem Indischen beyzugesellen Bedenken getragen, weil mir nicht bewußt ist, daß seine Bestandtheile schon untersucht seyen, und die Stücken die ich davon besitze, auch in den äußern Kennzeichen gar sehr von jenen abweichen. Es find längliche ein wenig stach gedruckte sechsseitige Säulen, deren Enden mit zwey gleichen Flächen zugeschärft sind, (fast wie tab. III. fig. 8. nur die Säulen weit schmaler, nicht so Tafelartig, und die Enden ohne die kleinen Zuspitzungsflächen). Sie sind von roth - brauner Farbe, und liegen nebst kleinen Granaten zwischen den Blättern eines sehr Glimmerreichen Gneißes. Die kleinsten find keine 2 Linien lang und fast durchsichtig. Die größten über 1 / 2 Zoll lang, aber kaum durchscheinend..

567

V. Australsand.

1. Australsand. Arena australis*)Ich habe ihm einstweilen in Ermangelung eines andern diesen Nahmen beygelegt, weil nicht nur die Südwelt überhaupt den Nahmen Australien erhalten hat, sondern auch insbesondere Neu - Holland gleich von den ersten Entdeckern het Zuid-land genannt worden..

Ein gemengter Sand von Jackson's-Bay auf Neu - Süd-Wallis (der von Cook entdeckten Ostküste von Neu-Holland) der nach Hrn. Wedgwood's Untersu - chung ebenfalls eine einfache Grund-Erde enthält die bloß von der Salzsäure aufgelöset, und aus dieser Auflösung durch zugegoßnes Wasser niedergeschlagen wird**)Da ich bis jetzt die ausführlichere Nachricht von Hrn. Wedgwood's Analyse nicht erhalten konnte,568 so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San - des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we - niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe - felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve - getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält, so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit einer nicht gepulverten Portion) in dem feld - spathähnlichen Stoffe liegen. So wenig indeß diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan - tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man - chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm, daß ich ihrer hier gedacht habe.. Eine kleine Quantität davon, die der Hr. Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt - silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar - ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide; nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt - chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige, gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die verwittertem Feldspath ähneln.

VI. Thonarten.

Die Thon-Erde (terra argillosa) die den characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö - rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher sie auch Alaun-Erde (terra aluminosa) ge - nannt wird*)Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An - ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober - lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde569 reine metallische Könige geschmolzen habe, die eine blättrichte Structur haben, noch mehr als der Kupfernickel gelbroth sind, einen grauen metalli - schen Strich auf dem Probirstein zurücklassen und vom Magnet nicht angezogen werden. Aus 60 Gran Alaun Erde habe er 7 Gran dieses neuen Metalls erhalten.. Für sich ist sie im Feuer un - schmelzbar, verhärtet aber darin und wird dabey in kleinern Raum zusammen gezogen. Von den Steinen, die zu dieser Erdart gehören, sind nur sehr wenige so hart, daß sie am Stahl Feuer geben. Die mehrsten Thonarten geben, wenn sie angehaucht werden, den eignen Thongeruch von sich. Die nicht harten kleben meist an der Zunge, und manche davon saugen das Was - ser ein und lassen sich theils darin erweichen. Nur wenige thonartige Steine finden sich cry - stallisirt, die mehrsten bloß ungeformt, und meist undurchsichtig.

1. Reine Thon Erde.

Versteht sich nähmlich reiner als andre Thonarten; denn übrigens hält sie auch wenigstens feste Luft und Wasser. Die aus der Leimgrube im Garten des Hal - lischen Pädagogii ist kreideweiß, abfärbend, mager anzufühlen, sehr mürbe, und findet sich in kleinen Nie - ren. Specifisches Gewicht = 1669.

2. Porcellan-Erde, Kaolin der Schinesen.

Weiß; theils ins Röthliche, Grauliche ꝛc. ; von ver - schiednem Zusammenhange, theils mehlicht; mager,570 sanft anzufühlen. Ist wenigstens großentheils aus ver - witterten, Feldspath entstanden.

3. Gemeiner Thon. (Fr. argile, Engl. clay.)

Vom Graulichweissen durch allerhand Nüancen bis zum Rauchgrauen. Zu jenem gehört der Pfeifenthon, auch der zur Fayence, zu den Almeroder Schmelztie - geln ꝛc. Zu letzterm der gemeine Töpferthon. Dessen Gehalt = 63 Kiesel-Erde und 37 Thon-Erde. Alle diese Abarten sind weich, werden im Wasser zähe ꝛc.

Es findet sich aber auch verhärteter Thon, theils in solcher Menge und Festigkeit, daß er als Baustein ꝛc. gebraucht werden kann. [Der gemeine Lehm oder Laim ist ein meist sehr eisenschüssiger, mit Kalk und theils mit Sand durchmengter Thon. ]

4. Walker-Erde. (Fr. argile à foulon, Engl. fuller's earth.)

Meist gelblichgrau, theils grünlich ꝛc. fettig anzu - fühlen. Die vorzüglichste Englische wird in Hampshire gegraben. Ihr Gehalt = 51,8 Kiesel-Erde, 25 Thon - Erde, 0,7 Talk-Erde, 3,3 Kalk-Erde, 3,7 Eisen, 15,5 Wasser.

Ihr ähnelt im äußern die Bergseife von bräunlich schwarzer Farbe (aber auch gelblichweiß, mit grauen und leberfarbnen Adern) die sich noch mehr fettig an - fühlt, und ganz auffallend stark an der Zunge klebt. Findet sich zumahl in Polen bey Medziana Gora ꝛc.

5. Steinmark. lithomarga.

Sehr geschmeidig, doch nicht so fettig anzufühlen als die Vergseife. Meist gelblichweiß, von verschiednem571 Zusammenhang, theils ziemlich fest, wie z. B. die veil - chenblaue, bunt marmorirte so genannte Sächsische Wun - der-Erde von Planitz bey Zwickau. Eine weichere kreidenweisse, die sich im tiefen Georg-Stollen am Harz auf Grauwacke findet, gibt, wenn sie im Finstern mit einem Federkiel gestrichen wird, einen leuchtenden Schein.

6. Siegel-Erde. terra Lemnia. (Fr. terre sigillée.)

Von mancherley Farben, zumahl ins Braune, Rothe ꝛc. Die Lemnische hält = 47 Kiesel-Erde, 21 Thon-Erde, 6,2 Talk Erde, 5,4 Kalk-Erde, 5,4 Eisen und 17 Wasser ꝛc.

Der Armenische Bolus scheint nicht specifisch davon verschieden.

7. Röthel. rubrica. (Fr. crayon rouge, Engl. red chalk.)

Ein magrer ziemlich harter und spröder Thon der mit rothem Eisenocher innig gemengt ist. Specifisches Gewicht = 3931.

8. Grün-Erde, grüne Kreide. (Fr. terre de Verone.)

In mancherley Nüancen des Grün. Vorzüglich am Monte Baldo im Veronesischen. Aber auch häufig um die Chalcedon - und Zeolith-Nierchen im Trapp ꝛc.

Eine ähnliche Gelb-Erde findet sich zumahl in der Oberlausitz.

572

9. Alaunstein.

Gelblich, graulich, röthlich, theils abfärbend fast wie eine feste Kreide. Klebt an der Zunge. Findet sich zumahl häufig bey Tolfa im Kirchenstaat als das vorzüglichste der so genannten Alaunerze. Gehalt = 22 Kiesel-Erde, 35 Thon-Erde, 43 Schwefel.

10. Tripel. (Fr. terre de Tripoli.)

Gelblichgrau, mager rauh anzufühlen. Gehalt = 90 Kiesel-Erde, 7 Thon-Erde, 3 Eisen. Schwerlich vulcanischen Ursprungs, wie man neuerlich gemeint hat. Wenigstens findet er sich in großen Lagern in Gegen - den, wo keine Spur von Vulcanen oder Erdbränden zu sehen ist, wie z. B. bey Altishofen im Canton Luzern.

Hierher gehört auch das blättrichte leichte Mutterge - stein des fälschlich so genannten blauen Pechsteins von Menil Montant, das man Tripelschiefer nennen könnte. In Wasser geworfen saugt es dasselbe mit Geräusch und Ausstoßen vieler Luftblasen ein. Specifisches Ge - wicht = 2082. Gehalt = 66,5 Kiesel-Erde, 7 Thon - Erde, 1,5 Talk-Erde, 1,3 Kalk-Erde, 2,5 Eisen, 19 Wasser ꝛc.

11. Wetzschiefer. cos. (Fr. pierre à rasoir, Engl. whet stone.)

Meist grünlichgrau, schieftichter Bruch, an scharfen Kanten etwas durchscheinend.

12. Schieferthon.

Meist schwarzblaulich, grau ꝛc. von erdichten theils matt schimmernden Bruch, in Flötz Gebirgen.

573

Besonders gehören dahin die Kräuterschiefer die ge - wöhnlich über und unter den Steinkohlenflötzen brechen.

Auch der Brandschiefer meist von schwarzbrauner Farbe, weich, mit Erdharz durchdrungen, so daß er theils auf Kohlen mit Flamme brennt.

Und die schwarze Kreide, Zeichenschiefer, ampelites, starkabfärbend, eisenhaltig, daher er im Feuer roth brennt.

13. Thonschiefer.

Von mancherley Farben, doch am häufigsten schwarz, graulich ꝛc. auch von sehr ungleicher Härte; seine Bruch - stücke meist scheibenförmig; gibt einen graulichweissen Strich; hat theils Glimmer, Quarz ꝛc. eingemengt. Hauptsächlich in Gang-Gebirgen. So macht er z. B. nebst der Grauwacke die Hauptgebirgsart des Harzes. Auch das Killas eine der gewöhnlichsten Gangarten des Zinns in Cornwall scheint ein grauer Thonschiefer zu seyn.

Dachschiefer, Tafelschiefer, der gewöhnlichste Pro - birstein ꝛc. find alles Unterarten des Thonschiefers.

Auch der Alaunschiefer ist ein von der Vitriolsäure durchdrungner Thonschiefer, daher sein süßlicheckelhaf - ter Geschmack.

14. Trapp.

Ein Schwedisches Wort das ursprünglich einer be - sondern Abart dieser Steingattung gegeben worden, weil sie in rhomboidalen Stücken bricht und folglich dann in ihren Lager gleichsam Stufen bildet. Nun ist574 es in den mehrsten Europäischen Sprachen ziemlich allgemein als Gattungsnahme einer merkwürdigen Ge - birgsart angenommen. Sie ist meist schwarzbraun, aber auch schwarzgrau, schwarzgrün ꝛc. Von verschied - ner Härte, theils daß sie in Glas kritzelt. Specifisches Gewicht = 2745. Hält oft and Fossilien eingemengt, zumahl Hornblende, Glimmer, Chalcedon (z. B. im Ilfelder Mandelstein), Zeolith (häufigst im Islän - dischen und Färöer Trapp), Kalkspüthkörner (z. B. im Toadstone in Derbyshire und im so genannten Perlstein bey Lerbach am Harz) ꝛc. ; daher der Trapp, wenn zumahl die letztern Steinarten ausgewittert find, ein löchriges Ansehen kriegt. Er macht noch jetzt eine gemeine Steinart sowohl unter den Gang - als Flötz - Gebirgen aus: und war wohl einst eine noch weit mehr verbreitete Gebirgsart der Vorwelt, ehe bey die - ser ihrer Catastrophe durch einen allgemeinen Erdbrand, wie es wahrscheinlich ist, ein großer Theil desselben zu so genannten vulcanischen Basalt umgeändert ward.

Eine besondre ziemlich weiche Abart des Trapps von schwarzgrauer, brauner ꝛc. Farbe wird im Erzgebirge Wacke genannt.

15. Basalt.

Diejenige neuerlich so berühmt gewordne Steinart, die wohl großentheils, nach der oben geäußerten Meinung, bey der Umschaffung unsers Planeten durch einen Erdbrand aus dem durch dieses Feuer mehr oder weniger veränder - ten Trapp entstanden seyn mag. Eben von diesem mehr oder weniger hängt aber auch die Verschiedenheit seiner575 Farbe, Härte, Korn, Schwere, und theils besondern Gestalt ab, in welchen allen, manche Abarten des Ba - salts eben aus der gedachten Ursache, mit manchen Abarten des Trapps oder der Wacke so verwandt und ähnlich seyn müssen, daß sich in manchen Fällen (so wie freylich bey so vielen andern in einander überge - henden Mineralien) bloß eine sehr unbestimmte Grenze zwischen beiden ziehen läßt, daher denn freylich auch der Nahme Basalt oft andern Gebirgsarten, zumahl aus der Gattung des Trapps, aber auch wohl des Kieselschiefers und des schwarzen Jaspis beygelegt wird, die doch allem Anschein nach wenig oder keine Verän - derung durch jenen Erdbrand erlitten haben.

Häufig ist der Basalt Säulenförmig (s. oben S. 526) aber von unbestimmter Zahl der Seiten, deren meist 5 6 oder 7, allein auch bald mehrere bald weniger sind. Diese Seiten find oft sehr uneben; und die Säulen selbst nicht selten gekrümmt. Oft sitzt er auf andern Gebirgsarten auf, z. B. auf Gneiß, Kalk ꝛc. theils auch auf bituminosem Holz*)Ich gestehe, baß ich bey Voraussetzung der obigen cosmogenischen Bemerkungen (S. 520 u. f.) die Stärke des Arguments nicht einzusehen vermag, das man vom Aufliegen des Basalts auf bitumi - nosem Holz gegen die Möglichkeit des so genann - ten vulcanischen Ursprungs des erstern, hat her - nehmen wollen. Sollte der so leichtflüssige und der äußern Luft nicht ausgesetzte Basalt bey jenem allgemeinen Erdbrande nicht auch an manchen Stellen gleichsam als eine noch zähe wenn gleich nicht glühende Teigmasse über andre Lager haben hergewälzt werden können, so gut wie sogar Laven weit von ihrem Crater noch als solche zäht wenn576 gleich nicht mehr glühendfließende Massen sich fort - ziehen können. Ich habe in Genf Lavastücken in Händen gehabt die der jüngre Hr. de Luc, der sie mir zeigte, auf dem Vesuv zu seinen Außen wie einen Teig in Formen modelirt Halle.. Häufig hält er andre Mi - neralien eingemengt: zumahl Hornblende, Olivin, Pech - stein, Zeolith ꝛc. selten Glimmer, Wasserkies u. a.m. Specifisches Gewicht des Basalts von dem prodigiosen Riesendamm (Giant's Causeway) = 2743. Der Ge - halt sehr verschieden. Einer den Bergmann analysirt hat hielt = 50 Kiesel-Erde, 15 Thon-Erde, 2 Talk - Erde, 25 Eisen und 8 Kalk-Erde. Da hingegen Hr. Prof. Mönch in einem andern wenig über 2 pro C. Eisen und lange nicht 1 pro C. Kalk-Erde fand*)Zu den vorzüglichsten kleinern Schriften über den Basalt und seine Entstehungsart gehören unter andern:A. F. von Veltheim Gedanken über die Bildung des Basalts. 2 te Aufl. Braunschw. 1789. 8.J. F. W. Widenmanns Preißschrift im IV. B. des Höpfnerschen Magazins.A. G. Werners hierher gehörige Aufsätze im Bergmännischen Journal, zumahl im II. B. des ersten Jahrgangs, und in, I. B. des zweyten.Und die von I. O. W. Voigt im II. Th. sei - ner mineralogischen und Bergmännischen Abhand - lungen. Leipzig, 1789. 8.(A. von humboldt) mineralogische Beob - achtungen über einige Basalte am Rhein. Braunschw. 1790. 8.Lettre de M. de Dolomieux sur la question de l'origine du basalte im Journal de physique. m. Sept. 1790..

577

16. Tuffwacke*)Ich habe geglaubt dieser Nahme sey rathsam und passend, weil Tuff allein zur Verwechselung mit dem Kalktuff verleiten könnte, und manche Arten der obigen Gattung doch dem trappartigen Ge - stein sehr nahe verwandt sind, das wie gedacht im Erzgebirge Wacke genannt wird..

Unter diesem Nahmen begreife ich alle die leichten, ziemlich weichen, theils porosen theils Hinsichten und so zu sagen schwammichten Steinarten meist von grauer oder bräunlicher Farbe, die sich häufigst so wohl beym Basalt als auch bey den wahren vulcanischen Laven finden und theils in beide übergehen. Oft haben sie Hornblendecrystallen, oder Olivin, auch weisse Grana - ten und Bimssteinbrocken eingemengt.

Zu den mürbern Arten gehört die Puzzolane.

Zu den festern der Traß oder Tarras am Rhein, so wie das ähnliche Gestein das der Vesuv auswirft und wovon z. B. Pompeja erbaut war. (Die eigent - liche Tufa der Italiener.)

Zu den noch härtern, mehr kieselartigen der Rhein - ländische Mühlenstein ꝛc.

17. Bimsstein. pumex. (Fr. Pierre ponce, Engl. pumice stone.)

Meist graulich weiß, von scharfem Korn, fasriger Textur. Specifisches Gewicht nur = 914. In vielen578 so genannten vulcanischen Gegenden, auch im Rhein - ländischen Traß*)Schon Agricola sagt de nat. fossilium p. m. 614: in locis autem qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna. insulis Aeolicis. Ad Coblenz, et in inferiore Germania. .

18. Lava.

Alle die übrigen Steinalten die durch unterirdisches Feuer, zumahl in Vulcanen als eigentlich so genannte Laven, aber auch bey Erdbränden als Erdschlacken in Fluß gewesen. Sie sind nach Verschiedenheit ihres Al - ters und des Stoffes der in ihnen zusammen geschmol - zen, und des Grades von Feuer den sie ausgestanden, und der Länge der Zeit da sie in Fluß gewesen, und der Art ihres Erkaltens, und der Einwirkung von Wasser, und zumahl von Luftarten, und wer weiß wie vieler andrer zufälligen Umstände, selbst von der man - nigfaltigsten Verschiedenheit.

Im Ganzen lassen sie ich doch unter zwey Abarten bringen:

1. Dichte.

Von mancherley Farben, doch meist graulich, theils röthlichbraun ꝛc. auch von verschiedner Dichtigkeit, Härte ꝛc. häufig enthalten sie Hornblendecrystallen, weisse Granaten, Olivin; auch theils Kalkspathkörnchen ꝛc.

2. Schlackenartige.

Meist schwarz, theils wie getropft, geflossen ꝛc. oft auf der Oberflache verglaset.

579

19. Hornblende.

Schwarz, theils schwarzgrünlich ꝛc. undurchsichtig, auf dem Bruch glänzend, blättricht oder stralicht, gibt meist einen grünlichgrauen Strich. Ihr Gehalt sehr ungleich, z. B. = 37 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 16 Talk-Erde, 2 Kalk-Erde, 23 Eisen. *)Unter den großen mineralogischen Schätzen womit der Hr. Baron von Asch das academische Mu - seum so unablässig beschenkt, hat selbiges vor einiger Zeit eine merkwürdige hierher gehörige Seltenheit erhalten, nähmlich versteinerte Conchy - lien, zumahl Telliniten ꝛc. aus der Crimm, die noch ihre natürliche Schaale haben, und deren ganze Höhlung mit langstralichter stark glänzender Hornblende dicht ausgefüllt ist.

Zu den Hauptabarten gehören:

1. Die gemeine.

Macht einen Hauptbestandtheil manches gemengten Trapps, Basalts, und derjenigen granitartigen Ge - birgsart aus, welcher Hr. Insp. Werner zum Unterschied vom eigentlichen Granit, ihren alten Nahmen Syenit wiedergegeben Hat.

2. Basaltische Hornblende.

So nennt Hr. Werner die wie gedacht häufig in manchen Basalt, Tuffwacke, und Laven eingemengten Crystallen, die sonst oft mit dem Schörl verwechselt worden, von welchen sie sich unter andern doch schon durch ihre mindre Härte auszeichnet.

20. Glimmer. mica.

Meist aus dem Grauen in mancherley andre Farben, zumahl ins Rauchbraune, Schwarze: theils tomback -580 glänzend (so genanntes Katzengold) oder silberweiß (Katzensilber); glänzend, blättricht, so daß es sich in die dünnste Blättchen spalten läßt, meist durchschei - nend; halbhart; elastisch biegsam. Der ungeformte theils in Blättern von Bogengröße (Russisches Frauen - glas, Slud). Nicht selten crystallisirt in kleinen sechs - seitigen Tafeln. Specifisches Gewicht eines solchen = 2934. Gehalt eines ungeformten aus dem Erzge - birge = 40 Kiesel-Erde, 46 Thon-Erde, 5 Talk - Erde, 9 Braunstein.

Der Glimmer ist eine der ursprünglichsten Steinarten unsrer Erde, da er einen Hauptbestandtheil des eigent - lich so genannten Granits der Ur-Gebirge ausmacht. Auch verschiedner gemengten Gang-Gebirgsarten: zu - mahl des Gneißes und des Glimmerschiefers.

Wahrscheinlich ist auch das messinggelbe schillernde Gestein hierher zu rechnen, daß in dem Serpentin bey der Harzburg am Harze eingesprengt ist. Es hält nach Hrn. Hofr. Gmelins Untersuchung = 43,7 Kiesel - Erde, 17,9 Thon-Erde, 11,2, Talk-Erde, 23,7 Eisen und 5 eines Stoffes den die Pottasche beym Schmelzen auflösete und nach zugegoßner Salzsäure fah - ren ließ.

21. Cyanit. (Fr. beril feuilleté, Schott. sappare.)

Meist himmelblau, theils ins Silberweisse ꝛc. glän - zend, blättricht, stralicht, langsplittrig, bloß auf dem Querbruch theils so hart, daß er Feuer schlägt, übri - gens so weich daß er sich mit dem Nagel zerreiben581 läßt. Bricht so wie der Glimmer nur in andern Berg - arten, zumahl am S. Gotthard, und in Castilien. Specifisches Gewicht = 3517. Gehalt = 12,87 Kiesel - Erde, 66,92 Thon-Erde, 13,25 Talk-Erde, 1,71 Kalk-Erde, 5,48 Eisen.

22. Zeolith.

Weiß, aber theils in alle hellere Farben, meist mit einem eignen Perlemutterglanz, durchscheinend, von ungleicher Härte, theils so daß er am Stahl Funken gibt: verwittert hingegen ist er mehlicht: er schmilzt gewöhnlich leicht vor dem Löthrohr und schäumt dabey zu einen blasigen Glas.

Häufigst und in mancherley Abarten auf Island und den Färöer Inseln, wo er sich wie in vielen andern Gegenden gewöhnlich in und auf Trapp und Basalt findet.

Unter den Abarten sind besonders zu merken a) der haarförmige, in divergirenden Stralen (z. B. von ausnehmender Schönheit im Basalt vom Riesendamm an der Küste von Antrim). b) Der derbe, oft in Nierenform, auf dem Bruche meist stralicht, kiesel - förmig ꝛc. c) Der crystallisirte, zumahl in Würfeln und sechsseitigen etwas platt gedruckten kurzen Säulen (so die auf dem crystallisirten Kalkspath zu Andreas - berg am Harz). Specifisches Gewicht eines derben der nicht Feuer schlägt = 2134. Gehalt eines Isländi - schen, weissen = 48 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 12 bis 14 Kalk-Erde, über 20 Wasser.

582

Hierher gehört auch der meist apfelgrüne, harte, meist in kurze vierseitige Säulen crystallisirte Zeolith der sich zumahl am Cap und in Dauphiné findet, und von Hrn. Werner mit dem besondern Nahmen Prehnit belegt worden. Gehalt = 43,83 Kiesel-Erde, 30,33 Thon-Erde, 18,33 Kalk-Erde, 5,66 Eisen, 1,83 Wasser.

23. Lasurstein. lapis lazuli. saphirus der Al - ten. (Fr. pierre d' azur.)

Von lasurblauer Farbe die er vom Eisen hat, in mancherley Nüancen; undurchsichtig; matter beynah erdiger Bruch; selten ohne eingesprengten Kies. Spe - cifisches Gewicht = 2771. Bricht vorzüglich in Tibet, und der Bucharey, auch am Altai.

24. Pechstein. (Fr. pierre de poix.)

Fast von allen Farben, doch am häufigsten pechbraun ins Leberfarbne ꝛc. meist nur durchscheinend, von pech - artigem Glanz, muschlichtem Bruch, meist nur, halb - hart, geht theils in Opal theils in Hornstein über. Specifisches Gewicht eines braunen Sächsischen = 2314. Gehalt = 64,58 Kiesel-Erde, 15,41 Thon-Erde, 5 Eisen (15 Verlust).

25. Opal, Elementstein.

Vorzüglich in folgenden Abarten:

1. Eigentlicher Opal.

Meist milchblau, bey auffallendem Lichte theils mit einen feurigem Spiel von Regenbogenfarben, bey durch -583 fallendem Lichte meist gelbröthlich, halbdurchsichtig. Von ausnehmendem Feuer in Oberungarn. Specifisches Gewicht eines solchen = 2114. Gemeinere Sorten ähneln dem Chalcedon.

2. Weltauge. oculus mundi, lapis mutabilis. (Fr. pierre hydrophane.)

Meist rahmgelb, nur an den Kanten durchscheinend, weich, hängt an der Zunge, zieht Wasser ein und wird dadurch mehr oder weniger durchsichtig, theils mit opalisirenden Farben. Gewöhnlich als verwitternde Rinde am Kascholon (S. 556) oder Chrysopras.

3. Wachsopal, Telkobanjerstein.

Honiggelb, helldurchscheinend; hat den letztern Nah - men von dem Orte in Oberungarn wo er sich häufig findet.

Holzopal nennt Hr. Werner eine Art versteintes Holz von weißlicher Farbe und faserichtem theils musch - lichtem Bruch die sich ebenfalls in Oberungarn findet und oft mit reinem Wachsopal durchzogen ist.

584

VII. Talkarten.

Die Talk-Erde (terra talcosa) wird auch Bittersalz-Erde (terra magnesialis) genannt, weil aus ihrer Verbindung mit der Vitriolsäure das Bittersalz entsteht. Ueberhaupt löset sie sich leicht in Säuren auf und theilt denselben einen bittern Geschmack mit. Ein Papier in die Auflosung derselben mit Salpetersäure getunkt, brennt, wenn es trocken geworden, mit einer grünen Flamme. Auch diese Erde schmelzt nicht für sich im Feuer, und die Steinarten worin sie den characterisirenden Bestandtheil ausmacht, sind fast durchgehends von einer grünlichen Farbe, fühlen sich mehrentheils fettig an, sind meistens weich, enthalten nie Versteinerungen, und nur wenige finden sich zuweilen crystallisirt, die mehr - sien gewöhnlich ungeformt*)Hr. Hofr. von Born hat in dem catal. des fossiles de Mlle de Raab die merkwürdige Nachricht mit - getheilt, daß die Herren von Ruprecht und Tondi in Schemnitz aus der Talk-Erde einen metalli - schen König erhalten haben, von lichtgrauer Farbe die sich der eisenhaltigen Platina ihrer nähert; kör - nichten, zum Theil gestreiften Bruch; von größerer Härte als der Molybdän - und Wolfram-König: und specifischem Gewicht = 7380 ( und doch ist der Talk-Erde ihres nur = 2155! ). Die - ses neue Metall werde nur in sehr kleinen Stück - chen vom Magnet gezogen, und sey von Hrn. Tondi mit dem Nahmen Austrum belegt worden..

585

1. Meerschaum, Türkisch kefekil oder kill - keffi d. h. Schaumthon oder leichter Thon, spuma marina. (Fr. ecume de mer.)

Fast Kreidenweiß, erdicht, sanft anzufühlen, sehr weich, sehr leicht. Gehalt = 54,16 Kiesel-Erde, 51,66 Talk-Erde. Der beste aus welchen die in Eu - ropa gewöhnlichen Pfeifenköpfe geformt werden, findet sich zu Kiltschik (d. h. Thon-Ort) bey Konie in Ana - tolien*)Genaue Nachrichten davon aus einem Schreiben des Hrn. Dr. Reineggs aus Persien an den Hrn. Baron von Asch s. in Voigts Magazin IV. B. 3tem St. S. 13 u. f.. Sein Gehalt = 54,16 Kiesel-Erde, 51,66 Talk-Erde.

2. Speckstein, Seifenstein. Steatites, smec - tis. (Fr. pierre de lard, Engl. soap stone.)

Meist weißlich aber auch in alle blasse Farben, auch rauchgrau ꝛc. durchscheinend, von mattem Fettglanze und verschiedner Festigkeit, doch meist daß er sich mit dem Nagel schaben läßt, seifenartig anzufühlen, selten crystallisirt und dann meist als sechsseitige Säule mit sechsseitiger Endspitze. ( tab. III. fig. 19. )

Zu den weichern Abarten gehört die Spanische Kreide.

Zu den festern die feinen Schinesischen Sorten, milch - weiß, fleischfarb ꝛc. theils stark durchscheinend. Speci - fisches Gewicht eines Baireuther Specksteins = 2614. 586Sein Gehalt = 58,33 Kiesel-Erde, 39,16 Talk-Erde, 2,5 Eisen.

3. Talk.

Meist aus der silberweissen Farbe ins blasse Apfel - grüne; theils bis ins Dunkel-Lauchgüne, durchschei - nend, mehr oder weniger silberglänzend, fettig anzu - fühlen, meist sehr weich und etwas biegsam.

Man kann folgende Abarten unterscheiden:

a) Erdichter Talk wie z. B. der Silberweisse, der sich häufig in Grönland findet.

b) Blättrichter wie der gemeine Venetianische.

c) Stralichter, nähmlich der Tremolit-Talk aus dem nähmlichen Thale wo der Stral-Tremolit bricht ( s. oben S. 551 ) von welchem er sich aber durchaus unterscheidet. Jener (der Stral-Tremolit) ist spröde, so daß die dünnsten Splitter in die Haut stechen, schneidet in Glas ꝛc. dieser hingegen hat biegsame Blätter und Fasern, ist fettig, weich, silber - färb-abfärbend ꝛc. jener phosphorescirt wenn er im Finstern gekritzelt wird, dieser nicht; jener ist von Glasglanz, dieser von fettem Silberglanze u. s. w. Vielleicht ist es ein mit Stral-Tremolit innig ge - mengter Talk.

d) Schiefrichter Talk, wie z. B. in Tyrol ꝛc.

4. Topfstein, Lavezzstein. lapis ollaris, lapis lebetum, l. comensis. (Fr. pierre ollaire.)

Meist grünlichgrau, von verschiednem Korn und Fe - stigkeit; weich; von erdichtem stumpfeckigem Bruch;587 geschmeidig anzufühlen. Hin und wieder in allen Welt - theilen. Häufigst in Graubünden wo, Kessel und Töpfe draus gedreht werden. Sein specif. Gewicht = 2872. Gehalt = 38,12 Kiesel-Erde, 6,66 Thon-Erde, 38,54 Talk-Erde, 0,41 Kalk-Erde, 15,62 Eisen, 0,41 Flußspathsäure.

Ihm ähnelt der Weichstein der Grönländer, den sie zu Kesseln und Lampen verarbeiten; und der Neu-Cale - donische woraus die dasigen Südsee-Insulaner ihre Schläudersteine schnitzen. Das specifische Gewicht die - ses letztern = 2622. L.

Der Giltstein, im Canton Uri ist von gröberm un - gleichen Korn, mehr splitterigem Bruch, spröder, läßt sich nicht so gut drehen, wird aber in dicken Tafeln zu Stubenöfen gehauen die Jahrhunderte dauern.

Hierher gehört auch der mit Glimmer innig durch - mengte Schneidestein der Tyroler Gebirge, worin die dasigen Stangenschörle und Turmaline brechen.

5. Chlorit.

Meist berg - oder lauch-grün; von mattem theils schimmerndem Glanz und schuppichtem Korn.

Zu den merkwürdigern Abarten gehört:

a) Die Sammterde die häufig auf Bergcrystall liegt, auch theils darin eingeschlossen ist (da sie ehedem theils für Moos angesehen worden) zumahl in dem von Madagascar und aus den Schweizer-Alpen.

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b) Chloritschiefer von blättrichtem Bruch, hält oft andre Mineralien eingemengt, z. B. der Corsicanische cry - stallisirten magnetischen Eisenstein; der Norwegische Granaten ꝛc.

6. Serpentinstein.

Grün in mancherley Nüancen, theils ins Graue, Schwarze ꝛc. theils mit anders farbichten durchzogen; höchstens an den Kanten durchscheinend, von verschied - ner Härte, theils daß er eine schöne Politur annimmt. In größter Menge und Mannigfaltigkeit bey[Zöblitz] im Erzgebirge.

7. Nierenstein. lapis nephriticus. (Fr. jade.)

Vom lichten Berggrünen bis ins Schwarzgrüne ꝛc. ; wenigstens an den Kanten durchscheinend; fettig glän - zend; geschmeidig anzufühlen; von verschiedner Härte, theils daß er Feuer schlägt: nimmt doch meist nur eine matte Politur an.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten gehören:

a) Der antike Aegyptische, pietra d'Egitto der Italiä - nischen Antiquarien, von der dunkelsten schwarzgrü - nen Farbe, so daß nur an gesplitterten rissigen Stel - len das Lauchgrüne zu sehen ist; nur halbhart. Sein specifisches Gewicht = 2655. L.

b) Die ehedem so berühmten kleinen Kreuzsteine von St. Jago von Compostella: die in gewissen Richtun - gen durchschnitten die Figur eines Kreuzes zeigen. Noch minder hart als die vorige Abart.

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c) Der schöne Neuseeländische Punammustein woraus unsre Antipoden ihr Handwerksgeräthe, Hobel, Mei - sel ꝛc. und Ohrgehänge ꝛc. verfertigen. Gibt am Stahl Funken. Sein specifisches Gewicht = 3007. L.

8. Bitterstein. lapis muriaticus.

Meist licht-berggrün, theils ins Milchblaue; durch - scheinend, theils von Atlasglanz, splittrigem Bruch, hart, ausnehmend zähe, nimmt treffliche Politur an. Specifisches Gewicht = 3350. Findet sich bloß in gemengten Gang-Gebirgsarten (auf Corsica, in den Schweizer-Alpen ꝛc. ) eingesprengt.

9. Asbest.

Diese Gattung begreift folgende Arten:

1. Bergkork. suber montanum. (Fr. liége fossile, Engl. mountain-cork.)

Hat den Nahmen von der Aehnlichkeit den er in Farbe und übrigem äußern Ansehen mit Kork hat. Sein geringes specifisches Gewicht = 993.

Bergleder, aluta montana (Fr. cuir fossile) heißt die Abart die in breiten biegsamen lederähnlichen Stücken bricht*)Ausnehmend schön in großen weissen Blättern be - sitzt es das academische Museum unter den Aschi - schen Geschenken aus dem Oloneczischen, wo es als Saalband zu beiden Seiten an großen dendritischen gediegnen Kupferschollen anliegt., ist noch leichter = 680. Gehalt = 56,2, Kiesel-Erde, 2 Thon-Erde, 26,1 Talk-Erde, 12,7 Kalk-Erde, 3 Eisen.

590

2. Amiant, Bergflachs, so genannter reifer Asbest, salamandra bey den latinobarbaris. (Fr. lin fossile, Engl. mountain flax.)

Meist von weißgrünlicher Farbe, theils silberglän - zend, fasericht, zuweilen in Spannenlangen biegsamen Fasern, läßt sich theils in Wolle zupfen und spinnen, daher sein Gebrauch zur unverbrennlichen Leinwand, Tochten, Papier etc, Specifisches Gewicht sehr verschie - den z. B. = 908, und hinwiederum = 2313. Ge - halt eines Savoyischen weissen = 64 Kiesel-Erde, 3,3 Thon-Erde, 18,6 Talk-Erde, 6,9 Kalk-Erde, 6 Schwer-Erde, 1,2 Eisen.

3. Gemeiner Asbest, so genannter unreifer. (Fr. asbeste non-mûr.)

Grünlich-grau, gelblich, lauchgrün ꝛc. meist ohne Glanz, in steifen Fasern die theils keilförmig zusam - men verbunden sind; spröde, bröcklicht: theils von Ansehen wie faules Holz*)Hr. Hofr. Koch in S. Petersburg hat den so genannten unreifen Sibirischen Asbest neuerlich zum Abformen der Wünzen ꝛc. angewandt..

10. Stralstein, Stralschörl.

Ward ehedem theils zum Asbest theils zum Schörl gerechnet, ist meist von lauchgrüner Farbe, theils ins Graue ꝛc. theils durchscheinend, stralicht oder stänglicht.

Hr. Werner unterscheidet drey Arten davon:

591

1. Asbestartiger Stralstein.

Meist grünlichgrau; in kurzen auseinander laufenden Fasern, undurchsichtig; weich. Häufig am Fichtelberge in Baireutischen.

2. Gemeiner Stralstein.

Meist lauchgrün; an den Kanten durchscheinend. Be - sonders merkwürdig ist der, so beym Prasem bricht und ihm seine Farbe gibt (s. S. 555). Gehalt = 43 Kiesel-Erde, 22 Talk-Erde, 34 Eisen.

3. Glasartiger Stralstein, grüner Schörl aus Dau - phiné.

Olivengrün ꝛc. glasglänzend; theils in Stangen zu - sammengewachsen die meist der Länge nach gestreift find. Vorzüglich bey Allemont in Dauphiné. Speci - fisches Gewicht = 3452.

592

VIII. Kalkarten.

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, ätzende, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat einen brennenden Geschmack; erhitzt sich wenn sie mit Wasser gelöscht wird; hat starke An - ziehungskraft zur Luftsaure; verbindet sich mit der Vitriolsaure zu Gyps; und ist für sich nicht schmelzbar*)Auch aus dieser Erde versichern die Herren Tondi und von Ruprecht einen metallischen König erhal - ten zu haben der an Farbe und Glanz dem von der Platina ähneln soll, und dem der Nahme Parthenum beygelegt worden.. Die Erd - und Steinarten, in wel - chen sie den characterisirenden Bestandheil aus - macht, sind fast ohne Ausnahme so wenig hart, daß sie nicht in Glas kritzeln; sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils ani - malischen Ursprungs; und machen eine der ge - meinsten Gangarten der Erze aus.

Nach ihrer Verbindung mit den verschied - nen Säuren lassen sich die hierher gehörigen Gattungen erst noch unter allgemeine Abtheilun - gen bringen.

A) Luftsaure Kalkarten.

1. Mondmilch, Bergzieger, Mehlkreide, mi - neralische Schwamm, lac lunae, agari - cus saxatilis, morochthus.

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Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom Mondloch*)Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige echt Schweizerdeutsche Wort von mons abzuleiten, hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th. S. 45 widerlegt. am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken - artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse, daher die zweyte der obigen Benennungen.

Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet sich davon durch ihr talkartiges Ansehen.

2. Kreide. creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent - hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver - steinerungen (s. S. 556).

3. Kalksinter. tofus. **)Nicht tophus, denn es ist kein griechisches Wort.

Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen, und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig - keit, Feinheit des Korns ꝛc. Die Textur meist strah - lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich594 unter die beiden Hauptarten von 1. Stalactit und 2. Incrustat bringen.

1. Stalactit, Tropsstein.

Der sich in den Berghöhlen in Zapfen und theils in mancherley andern Formen (als so genannte Natur - spiele*)So die in der Baumannshöle am Harz ꝛc. Vor allen aber die in der berühmtesten Höle der Welt, der Grotte von Antiparos, wo Tournefort's Phan - tasie die Stalactiten vegetiren sah. (voy. du Levant T. I. p. 229.) Das academische Museum be - sitzt unter den großen Aschischen Geschenken Säu - len aus dieser berufnen Grotte von 10 Zoll im Durchmesser.) absetzt.

Unter den mancherley Abarten verdient vorzüglichst die wegen ihrer blendenden Weise und corallenähnlichen Wuchses merkwürdige, fälschlich so genannte Eisen - blüthe, aus den Schatzkammern des Arzbergs in Steier - mark, besondre Erwähnung.

2. Incrustat.

Füllt theils Klüfte, wie in den Knochenhöhlen von Gibraltar, wo es die Osteolithen und Steintrümmer zusammen cämentirt. Und dahin gehört auch unter andern der wegen seiner mannigfaltigen Farben und Zeichnungen bekannte Carlsbader Sprudelstein.

Theils überzieht es als Rindenstein große Flüchen, Wände der Berghöhlen ꝛc. Von der Art ist z. B. der ausnehmend schöne milchweisse, durchscheinende, halb - durchsichtige von den Ufern des Tigris bey Bassora, so wie mancher fälschlich so genannte albastro antico. - Auch gehört hierher das eigentliche confetto di Tivoli das nur durch die Art wie es aus dem anspritzen -595 den*)Auf ähnliche Weise benutzt man nun nach der Erfindung des Leon. dei Vegni den feinen aus den Bagni di San Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter zu marmorähnlichen Basre - liefs, Medaillons ꝛc. s. die deutschen Schrif - ten der Göttingischen Societät der Wissenschaf - ten. I. Th. S. 94 u. f. Wasser abgesetzt wird, seine besondre manchen Zuckerwerk ähnelnde Gestalt erhält.

Theils legt er sich um allerhand fremde Körper an, wie z. B. der so genannte Erbsenstein (pisolithos) von Faxe und Carlsbad mehrentheils um Sandkörnchen.

4. Kalkspath.

Theils ungefärbt; häufig aber weiß; selten citronen - gelb, blaß rosenroth ꝛc. mehr oder weniger durchsichtig; in mancherley Crystallisation; zumahl rhomboidal, oder aber in linsenförmig plattgedruckten doppelt dreyseiti - gen Pyramiden (als so genannter Nagelkopfspath) oder als einfache oder doppelte sechsseitige sehr schmale Pyramiden (so genannte Schweinszähne, fast wie tab. III. fig. 18 ); oder in sechsseitigen Säulen theils mit dreyseitiger pyramidalen Endspitze ( tab. III. fig. 11 ) theils aber ohne Endspitze ( tab. III. fig. 10 ); oder bloß in sechsseitigen Tafeln u. s. w. Seine Bruchgestalt ist alle Mahl rhomboidal. Klare und nicht zu kleine solche Rhomben stellen die untergeleg - ten Schriftzüge stark verdoppelt dar; daher der Nahme Doppelspath (fälschlich so genannter Isländischer Crystall, Androdamas ꝛc. ) sein specifisches Gewicht = 2715. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 34 Luftsäure, 11 Wasser.

596

Der so genannte crystallisirte Sandstein (Fr gres cristallisé) von Fontainebleau ist ein mit Sand gemeng - ter Kalk, der zwar die rhomboidale Crystallisation eines Kalkspaths aber nicht einmahl den echten spathichten Bruch hat, sondern im äußern Habitus viel mehr einem wirklichen Sandstein ähnelt. Sein specifisches Gewicht = 2611.

5. Braunspath.

Meist milchweiß; aber auch ins Rahmgelbe, Rosen - rothe ꝛc. meist nur durchscheinend oder undurchsichtig. Blättrichter Bruch der theils dem von Schwerspath oder von spatichtem Eisenstein ähnelt; etwas härter als Kalkspath, brauset auch schwächer mit Scheide - wasser, meist nur erst wenn er gerieben worden; ist selten crystallisirt, und dann nur in kleinen Crysta - len, meist linsenförmig. Gehalt = 50 Kalk-Erde, 22 Eisen, 28 Braunstein.

6. Schieferspath.

Von weissem Perlemutterglanz, wenig durchscheinend, blättrichtem Bruch, ungeformt, weich, brauset sehr stark mit Scheidewasser. Findet sich besonders bey Schwar - zenberg im Erzgebirge.

7. Körniger Kalkstein.

Meist weiß, selten blaulich ꝛc., graulich ꝛc. an den Kanten durchscheinend, von theils körnigen theils schuppichten Bruch. Er bricht (wenigstens bis auf sehr einzelne seltne Ausnahmen,) bloß in Gang-Gebirgen.

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Dahin gehört der schuppichte oder salinische Glanz - marmor und unter diesen besonders die herrlichen Arten von bianco antico; vor allen aber der Paro an - tico, von körnigen Bruch, durchscheinend wie ein ge - bleichtes Wachs. Specifisches Gewicht = 2837. Der Carrarische (marmor lunense der Alten) hat einen mehr schuppichten Bruch. Sein specifisches Gewicht = 2716.

Hier findet auch wohl die weisse sandartige Mar - mor-Erde ihre füglichste Stelle die das sonderbare Muttergestein des Stral-Tremolits ausmacht ( s. oben S. 528 und 552 ).

8. Dichter Kalkstein.

Von dichtem Bruch (nicht schuppicht oder körnig) undurchsichtig.

Die ganze Gattung läßt sich füglich unter folgende vier Abarten bringen:

1. Dichter Marmor. (Fr. marbre, Engl. marble.)

Meist in Gang-Gebirgen, wenigstens die vorzüglichern Sorten. Von allen Farben und Zeichnungen.

Theils einfärbig, wie die schönen antiken Sorten: giallo, rosso, verde, nero antico.

Theils bunt: von zwey Farben z. B. povanazzo, weiß mit rothen Streifen: von dreyen z. B. fiorito, weiß, roth und gelb gestammt: von vieren, brocca - tello, gelb, roth, weiß und grau.

Theils als Breschenmarmor der aus Trümmern von älterm Marmor zusammen cämentirt worden.

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Theils mit eingemengten fremden Steinarten, wie z. B. die ausnehmend schöne neuentdeckte Abart von der Insel Tiree (Engl. Tiree-marble oder the Duke of[Argyll's] marble) fleischfarb mit eingemengten Kör - nern von einem grünen fast hornblendeähnlichen Gestein.

Theils mit Petrefacten als Muschelmarmor, lumac - chella.

2. Gemeiner Kalkstein. (Fr. pierre á chaux. Engl. lime-stone)

Meist von grauer oder gelblicher Farbe. In großen Gebirgketten, theils als Gang-Gebirg, am häufigsten aber als gemeinste Flöß-Gebirgsart voll Versteinerun - gen von unbekannten Seethieren der Vorwelt (s. S. 520).

3. Rogenstein.

Ein räthselhaftes cosmogenisches Phänomen. Ganze Flötzlagen eines Gesteins das aus lauter runden Kör - nern von dichtem Kalkstein besteht die durch ein kalkich - tes oder thonichtes Cäment in ungeheure Massen zu - sammen verbunden sind.

4. Kalkschiefer.

Meist gelblich, grau ꝛc. theils mit Dendriten. Großen - theils ist er wohl von sehr neuer Entstehung, denn er hält häufig Abdrücke von Wasserthieren aus der jetzigen Schöpfung.

9. Mergel, marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Eine viel umfassende Gättung worunter die mancher - ley Kalkarten begriffen werden, die mit vielem Thon oder Sand oder Glimmer oder mehreren derselben zu - gleich gemengt, theils auch mit Erdharz durchzogen599 sind, theils Erz halten u. s. w. Daher das Willkür - liche so wohl in der Wahl des Geschlechts und sogar der Classe worunter manche Arten dieser Gattung in den Systemen gebracht hat; als auch darin ob man manche derselben zu eignen Gattungen erheben will ꝛc.

1. Mergelerde.

Das allgemein bekannte schon bey den alten Römern deßhalb berühmte Hülfsmittel zu Verbesserung des Feldbaues*)(J. G. R. Andreä) über eine beträchtliche Anzahl Erdarten aus Sr. Maj. deutschen Landen, und derselben Gebrauch für den Landwirth. Hanno - ver 1769. 8..

2. Mergeltuff.

Eine in manchen Gegenden sehr häufige Steinart des niedrigen aufgeschwemmten Landes (z. 231) meist voller Spuren vegetabilischer Körper die ehedem davon incrustirt worden: zumahl Blätterabdrücke, Wurzelge - strüppe, und Schilf (besonders das letztre gewöhnlich im so genannten Beinbrech, Beinwelle, osteocolla, dem ge - meinen Baustein): aber auch kleine Flußschneckchen ꝛc. - Dieser Mergeltuss ist um so merkwürdiger, da er häufig die Lagerstätte der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schildkröten und andrer Indischen Thiere ausmacht die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausge - graben werden.

3. Mergelstein.

Meist gelblichgrau, leberbraun, schwärzlich; von erdichtem Bruch; meist weich, doch daß er theils auch600 gute Politur annimmt. Manche Abarten werden mit eignen bergmännischen Provinzialnahmen belegt; wie Zechstein, Kuhriem ꝛc.

Zu den Mergelsteinen von besondrer Gestalt gehören die Mergelnüsse, und die weiland als lusus naturae beliebten Ingwersteine ꝛc. Auch ein großer Theil der hohlen, theils klappernden so genannten Adlersteine (aëtites); besonders aber der wegen seiner sonderbaren Bildung allerdings merkwürdige ludus Helmontii (Fr. déz. de van-Helmont, Engl. waxen-vein) der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Ant - werpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht die durch Schei - bewände von grauem Kalksinter von einander abgeson - dert sind und im Ganzen theils kopfgroße etwas platt - gedruckte kuglichte Massen bilden.

4. Mergelschiefer.

Theils mit ausnehmend säubern Dendriten, wie der vom Iberg am Harz. Auch gehört hierher der so ge - nannte Ruinenmarmor (paësino und cittadino) aus dem Florentinischen und theils noch schöner in Tyrol.

5. Bituminoser Mergelschiefer.

Meist graulichschwarz; mehr oder weniger mit Erd - harz durchdrungen, theils erzführend; zumahl oft kupferhaltig, daher die nur im allgemeinen nicht pas - sende Benennung Kupferschiefer (Fr. airdoise cuivreuse, Engl. flaty copper-ore). Ist von sehr ungleichem Al - ter; denn theils enthält er Abdrücke von organisirten Körpern aus der jetzigen Schöpfung, wie z. B. die Rie -601 gelsdorfer und Mansfelder mit Süßwasser-Fischen und Pflanzen, welche letztre ich, so viel ich an meinen Exem - plaren unterscheiden kann, für ein lycopodion ansprechen würde: theils aber unbekannte Seegeschöpfe der Vor - welt wie z. B. die colossalische[Medusenpalme] (helmintho - lithus portentosus Linn. ) in dem von Voll in Schwaben.

10. Stinkstein, Saustein. lapis suillus. (Fr. pierre puante.)

Unter dieser Gattung werden mancherley der vorigen kalkartigen Steine begriffen, die so stark mit Erdharz durchzogen sind, daß sie wenn sie geschabt werden, einen theils sehr heftigen Geruch meist wie von angebrann - tem Horn von sich geben. Bloß in Flöß-Gebirgen aber unter mancherley Gestalt z. B. als Kalkspath; oder als dichter Marmor (so der schwarze aus der Baumanns - höle); oder als Kalkschiefer wie die mit den Ichthyo - lithen vom Libanon und aus dem Veronesischen. Auch von sehr verschiednem Alter; theils unter den incogni - tis aus dem Meeresboden der Vorwelt, wo zumahl die räthselhaften Belemniten häufig in braunen Stinkstein petrificirt sind; theils aber von sehr neuer Entstehung nie z. B. in dem Oeninger Kalkschiefer mit Versteine - rungen aus allen sechs Classen des Thierreichs und vie - lerley Pflanzenabdrücken, aber alles von Gattungen von Geschöpfen die sämmtlich noch jetzt und sogar in der dasigen Gegend leben*)s. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f..

602

B) Vitriolsaure Ralkarten.

Die mehrsten dieser Gattungen sind gewißen der vorhin verzeichneten luftsauren Kalkarten in ihrem Habitus, Entstehung ꝛc. analog.

11. Gypsmehl, Himmelsmehl, farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch. Findet sich in den Klüften der Gypsberge, wie z. B. im Hohensteinischen.

12. Gypssinter.

Und zwar ebenfalls wie beym Kalk sowohl als Tropf - stein (nur meist in kleinen Zapfen) als auch als In - crustat, theils in großen Schaalen.

13. Alabaster. (Fr. albâtre.)

Von mancherley Farben, theils blendend weiß, theils geadert, meist durchscheinend, von derbem dichten Korn, weich, doch daß er matte Politur annimmt.

Eine besonders geognostisch merkwürdige Abart ist der so genannte Schlangenstein aus dem Hohensteini - schen mit weit durchsehenden stark wellenförmig ge - bognen Bändern, wie der ihm ähnliche Gekrösstein in den Thonlagern von Bochnia bey Cracau*)Vom Schlangenstein s. Lasius a. a. O. S. 237. Vom Gekrösstein Schober im neuen Hamburger Magazin III. B. S. 3 und Macquart Essais de Mineralogie. Par. 1789. 8. tab. II. fig. 2..

603

14. Gyps.

Meist rauchgrau, aber auch gelblich, röthlich (von letztrer Farbe z. B. ist der Gyps meist durch ganz Spa - nien) wenig durchscheinend, von schuppichtem Korn und kleinem[kleinblättrichtem] Bruch, meist sehr weich, aber auch theils mit Quarz so innig gemengt, daß er Feuer schlägt (z. B. der von Nauroth bey Wisbaden). Enthält manche merkwürdige Steinarten theils ausschließlich und rein auscrystallisirt, eingemengt: so bey Lüneburg den Boracit; in Arragonien die sechsseitigen Kalkspath - säulen (die anfangs für Apatit ausgegeben worden); in Gallicien die fälschlich so genannten Hyacinthen von Compostella (S. 547); in Thüringen weisse dergleichen Quarzcrystalle ꝛc. So wie die Kreide häufig mit Feuer - stein durchmengt ist so der Gyps in manchen Gegen - den mit Hornstein*)Unter einer vortrefflichen Sammlung von Gyps - und Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die ich so wie viele andre ausländische Minera - lien der Freundschaft des Hrn. Dr. Girtanner ver - danke, befinden sich Stücken Gyps die mit gan - zen lagen und Adern von Hörnstein wie durch - wachsen sind, und anderseits Stücken Hornstein voll eingewachsner Selenitblättchen., doch enthält dieser dann so, wenig als der Gyps selbst, Versteinerungen. Specifi - sches Gewicht des gemeinen Gypses = 2167. Gehalt = 32, Kalk-Erde, 30 Vitriolsäure, 38 Wasser.

15. Stralgyps. stirium, lapis inolithus.

Weiß, graulich, gelblich, fasericht. Specifisches Ge - wicht = 2305. Wegen ihrer ausnehmenden Schön -604 heit verdient eine Abart aus der Gegend von Genf Erwähnung die ich von Hrn. de Luc erhalten, und die mit weissem Perlenmutterglanz wie ein gewässerter Moor schillert.

Eine noch nicht näher untersuchte hierher gehörige Art aus der Gegend von Frankstown in Pensylvanien zeichnet sich durch ihre himmelblaue Farbe und aus - nehmendes Gewicht aus, = 3714. L.

16. Gypsspath, Fraueneis, Selenit.

Theils farbenlos, theils aber auch weiß, gelb, rauch - grau ꝛc. mehr oder weniger durchsichtig und durch - scheinend. Die Textur zeigt schon der erste Nahme an. Theils ungeformt theils crystallisirt. Im letztern Fall meist als rautenförmige Tafel mit zugeschärften Kan - ten ( tab III. fig. 17 ) in mancherley Abarten und Verbindungen z. B. als Zwillingscrystall (Fr. macle) u. s. w. Theils linsenförmig. Selten wie z. B. im Cölnischen Sauerlande in achtseitigen Säulen mit acht - seitiger Spitze (die Säule fast wie beym Brasilischen Topas tab. III, fig. 16 ).

Von einer sehr neuen Entstehung des Gypsspaths ist oben (S. 524) ein merkwürdiges Beyspiel gegeben worden*)Vergl. auch A. F. v. Veltheim über die Bil - dung des Basalts auf dem letzten Blatte..

17. Leberstein.

Die dem Stinkstein analogen mit Erdharz durch - zognen Gypse und Selenite, die wenn sie geschabt werden wie Schwefelleber stinken: meist von rauchgrauer Farbe.

605

C) Flaßsaure Kalkarten.

18. Fluß Erde.

Graulichweiß, theils mehlicht wie die aus der Mar - maroscher Gespanschaft in Ungarn, theils von krei - dichter Consistenz, wie die aus Andalusien. Auf heisse Asche mit schwacher Glut gestreut, leuchtet sie mit grünem Schein so wie es unter gleichen Umständen der gebröckelte Flußspath (zumahl der grüne) thut.

19. Derber Fluß.

Meist spangrün, graulichweiß ꝛc. durchscheinend, von schimmerndem ebnen Bruch. Findet sich bloß unze - formt und zwar an nicht vielen Orten (z. B. im Stoll - bergischen) und dann immer in Gesellschaft des folgenden.

20. Flußspath, Glasspath. (Fr. spat fluor, Engl. sparry fluor.)

Theils farbenlos; theils von den höchsten Farben der mehrsten gefärbten Edelsteine*)Doch nicht hochroth. Wenn diese Farbe bey den Derbyshirer Flußspathen vorkommt, ist sie erst aus der blauen durchs Feuer entstanden., mehr oder weniger durchsichtig, von Glasglanz; seine Crystallisation ge - wöhnlich cubisch, selten octoedrisch ( tab. III. fig. 5 ) wie z. B. der meergrüne von Brienz im Berner Gebieth. Nimmt theils treffliche Politur an, wie die ausnehmend schönen Derbyshirer Abarten. Seiner einfachen Stra - lenbrechung ist oben gedacht worden (S. 535). Spe - cifisches Gewicht des grünen = 3181.

606

D) Phosphorsaure Kalkarten.

21. Phosphorsaurer Kalkstein.

Gelblichweiß, undurchsichtig, von erdichtem Bruch, magerm Korn, hatbhart, schwehr; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er einem leuchtenden Strich, und auf Kohlen gebröckelt so wie der Apatit einen grünen Schein. Bricht in Estremadura mit abwech - selnden Schichten von derbem Quarz.

22. Apatit.

Eine wichtige Entdeckung des Hrn. Insp. Werners, und bis jetzt ein ausschließliches Product des Erzge - birges. Bricht zumahl bey Ehrenfridersdorf meist zwi - schen Quarz und Flußspath in kurzen sechsseitigen Säu - len, theils mit verschiedentlich abgestumpften Endkan - ten und Ecken, von weißlicher Farde theils ins Berg - grüne und Blaßamethystrothe, mehr oder weniger durchsichtig von einem eignen fettigen Glanze. Speci - fisches Gewicht = 3218. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 45 Phosphorsäure.

E) Boraxsaure Kalkart.

23. Boracit.

Dieses so äußerst merkwürdige ausgezeichnete Mine - ral ist ein Eigenthum der Hannoverschen Lande, da es607 sich bloß im so genannten Kalkberg einem Gypsflötz bey Lüneburg findet; meist von graulichweisser Farbe; mehr oder weniger durchsichtig und durchscheinend; meist von Glasglanz; immer rein auscrystallisirt in der sonder - baren Form eines Würfels mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnde Sechsecke und Dreyecke bilden, und der ganze Crystall gewöhnlich 26 Flachen hat ( tab. III. fig. 3 ); muschlichter Bruch; hart; specifisches Gewicht = 2566. Gehalt nach Herrn Bergcomm. Westrumös Analyse = 68 Boraxsäure, 11 Kalk-Erde, 13,5 Talk-Erde, 2 Kiesel-Erde, l Thon-Erde, 0,7 Eisen, (3,7 Verlust).

608

IX. Strontianit.

1. Strontianit.

Hr. Rath Sulzer in Ronneburg hat dieser merkwür - digen von ihm analysirten Steinart obigen schicklichen Nahmen von ihrem Geburtsorte beygelegt, denn sie findet sich bis jetzt bloß in dem Bleygange des Granit - gebirges bey Strontian in Schottland. Theils von weisser Farbe, meist aber ins Spargelgrüne, durch - scheinend, mattglänzend; meist in stralichten Stängeln die in keilförmige Stücken zusammen gehäuft, und diese wieder in derben Schwerspath eingewachsen find. Er ist nur halbhart, leicht zerreiblich. Sein specifi - sches Gewicht = 3591. L.

Er ist bisher mit der luftsauren Schwer-Erde (Hrn. Werners Witherit) für einerley gehalten worden; scheint aber mit derselben keine andre Gleichheit zu haben als daß er, so wie diese auch, eine luftsaure Stein - alt ist, unterscheidet sich aber schon durch die ange - gebnen äußern Kennzeichen, Gewicht ꝛc. auch dadurch von derselben, daß er nach den Versuchen die ich damit au warmblüthigen Thieren angestellt, von den - selben ohne allen merklichen Nachtheil genossen wird, da hingegen der Witherit bekanntlich denselben ein tödliches Gift ist*)Die ausführlichere Nachricht von diesen Versuchen werde ich im 3ten St. des III. B. der medicinischen Bibliothek bekannt machen.. Hingegen scheint er nach den mir von Hrn. Sulzer mitgetheilten Resultaten seiner609 Versuche so wie auch nach der Prüfung des Hrn. Dr. Crawford*)s. Duncan's medical commentaries Dec. II. vol. IV. pag. 436. und Memoirs of the Society of Manchester vol. III. pag. 599. eine neue einfache Grunderde zu enthal - ten, die zwar ihre Luftsäure im Feuer fahren läßt (was hingegen der Witherit nicht thut), aber doch weit größre Hitze dazu erfordert als jede luftsaure Kalkart. Wenn sie so gebrannt worden erhitzt sie sich dann heftig mit Wasser, wird darin aufgelöset, aber auch gleich beym mindesten Zutritt der freyen Luft wieder daraus gefällt. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt tafelförmige Crystallen fast wie die vom Spinel tab. III. fig. 6. ( s. S. 543. ) Ein mit solcher salpeter - saurer Auflösung getränktes Papier gibt nach der Be - merkung des Hrn. Dr. Ash wenn es getrocknet und angezündet wird, eine sehr schöne purpurrothe Flamme, da hingegen die vom Witherit unter gleichen Umstän - den gelblichweiß brennt.

610

X. Schwerarten.

Die Schwer-Erde (terra ponderosa, ba - rytes) hat den Nahmen von ihrem ansehnlichen specifischen Gewicht; wird so wie die Kalk - Erde nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hef - tigem Feuer für sich zu Glas*)Man hat neuerlich in dieser Erde besonders nach den Versuchen einiger Schwedischen Naturforscher etwas metallisches vermuthet; und die mehrge - dachten beiden Chemisten zu Schemnitz versichern, dieß bestätigt gefunden, und auch aus der Schwer - Erde einen metallischen Regulus erhalten zu haben. Eine Versicherung die wenigstens unter ihren übri - gen dieser Art die mindst-unwahrscheinliche ist. Ihr Regulus soll eisengrau, von blättrichter Tex - tur, sehr spröde und wenig hart seyn, aber doch vom Magnet gezogen werden und sein specifisches Gewicht = 6744 betragen. Herr Tondi hat ihm den Nahmen Borbonium gegeben.; und verbindet sich mit der Vitriolsäure zum Schwerspath. Die dahin gehörigen Steinarten sind nicht so hart, daß sie am Stal Funken gäben; brechen nur in andern Gebirgarten; und enthalten nie Ver - steinerungen.

1. Witherit. barytes aëratus.

Diese zuerst von Hrn. Dr. Withering untersuchte luftsaure Schwer-Erde findet sich bis jetzt bloß in den Bleywerken zu Anglezark bey Chorley in Lancashire; meist milchweiß, theils röthlichgelb; durchscheinend; mattglänzend; (ähnelt im äußern Habitus überhaupt dem Alaun;) auf dem Längen-Bruche streificht; die611 Gestalt der Bruchstücke meist keilförmig; sehr selten crystallisirt; ein dergleichen Stück, das ich der Güte des Hrn. R. Sulzer verdanke, hat die gewöhnliche Cry - stallisation des Bergcrystalls ( tab. III. fig. 19 ) Doch die Flächen nicht so wie bey diesem quer gestreift. Specifisches Gewicht = 4271. L.

Daß dieses Fossil wie oben erwähnt ein heftiges Gift sey, war den Bergleuten zu Anglezark längst bekannt, die sich desselben statt Rattenpulver bedienten. Aber seine wohlthätigen Heilkräfte gegen die Scropheln sind eine neuere Entdeckung wodurch sich Hr. Dr. Crawford um die Menschheit verdient gemacht.

2. Schwerspach-Erde.

Ist so wie die folgenden beiden Gattungen mit Vi - triolsäure verbunden, sie hat das Ansehen eines gelb - lichgrauen Tripels, erdicht, mager anzufühlen, abfär - hend. Findet sich häufig bey Paris.

3. Dichter Schwerspath*)Ich habe ihm diesen, schon in andern mineralogi - schen Systemen adoptirten Nahmen gelassen, un - geachtet ich an keinem der Deutschen und Englischen Stücke, die ich davon besitze, eine spathichte Textur erkennen kann..

Von mancherley Farben, z. B. rauchgrau, ziegel - roth ꝛc. Kaum nur durchscheinend, meist ohne Glanz; ungeformt; von splittrigem Bruch. Gehalt des Ram - melsberger = 83,5 vitriolsaure Schwer-Erde, 6,5 Kiesel-Erde, 1,5 Thon-Erde, 2 Selenit, 4 Eisen, 2 Wasser und Erdharz.

612

4. (eigentlicher) Schwerspath. spatum pon - derosum, marmor metallicum. (Fr. spat pesant, Engl. cawk, ponderous spar.)

Nur diese Gattung hat wirklich Spathtextur und sind von ihr vorzüglich folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Schwerspath, schalichter Schwerspath.

Meist von weisser Farbe, doch oft ins Blauliche, Gelbliche ꝛc. gewöhnlich nur durchscheinend oder un - durchsichtig; von blättricher Textur; theils in dickscha - lichten abgesonderten Stücken, deren Absonderungsflächen mit den Blättern des Bruchs einen rechten Winkel bilden (eine Abart die Hr. Werner jetzt blättrichten Schwerspath nennt); von rhomboidaler Bruchgestalt; specifisches Gewicht = 4430. Gehalt eines den Berg - mann untersucht, = 84 Schwer-Erde, 13 Vitriol - säure, 3 Wasser. Der Schwerspath ist eine der ge - meinsten Gangarten vieler Erze: und seine Crystallisa - tionen mannigfaltiger als bey irgend einer andern Steinart. Häufigst in Säulen und Tafeln von vet - schiedner Seitenzahl und mancherley Zuschärfung und Zuspitzung. So z. B. in vierseitigen Säulen, wohin der so genannte Stangenspath von Freyberg gehört, in sechsseitigen Säulen, die sich theils schon dem tafelar - tigen nähert, wie z. B. an den so seltenen, ausnehmend zarten Haardrusen vom Iberg am Harz (es sind theils microscopisch kleine schneeweisse Crystallen wie an Fäden angeschossen die bereiften Haaren ähneln). Unter den Tafeln häufig vierseitige mit und ohne Zuschärfungen ꝛc. Theils nierenförmig zusammengruppirt (z. B. in den so613 genannten Hahnenkamm Drusen). Sechsseitige Tafeln mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit kleinen Endflächen zugespitzt sind ( tab. III. fig. 8. ) u. a.m.

2. Aehrenstein, fälschlich so genannter Straußasbest. lapis acerosus.

Eine ganz auffallend ausgezeichnete Art eines schnee - weissen Schwerspaths, in blumichter Gestalt wie ästige Aehren ꝛc. womit ein festes, graues, mergelartiges Ge - stein wie durchwachsen ist, so daß durchschnittne Tafeln davon ein ausnehmend schönes Ansehen erhalten. Ist vor langen Jahren einmahl in der Gegend von Osterode am Harz (und meines Wissens sonst nirgend) ge - brochen.

3. Bologneserstein.

In rauchgrauen, rundlichen, plattgedrückten Nieren, von Größe und Form meist wie getrocknete Feigen, wenig durchscheinend, auf dem Bruche stralicht, doch mit deutlicher Spathtextur. Findet sich bloß am Berge Paterno bey Bologna, und hat man aus dieser Art zuerst die bekannten Lichtmagnete verfertigt. Specifi - cisches Gewicht = 4440. Gehalt = 62 vitriolsaure Schwer-Erde, 16 Kiesel-Erde, 14,75 Thon-Erde, 6 Gyps, 0,25 Eisen, 2 Wasser.

5. Kreuzcrystall.

Dieses ebenfalls ganz eigne, sonderbare, erst neuerlich entdeckte Harzer Fossil bricht zu St. Andreasberg, und ist von andern bald zum Hyacinth bald zum Zeolith ꝛc. gerechnet worden. Daß es hier füglich seine Stelle614 erhalte, zeigt Hrn. Westrumbs Analyse der darin = 20 vitriolsaure Schwer-Erde, 44 Kiesel-Erde, 20 Thon - Erde und 16 Wasser fand. Die ganz auszeichnende Cry - stallisation, wovon das Fossil den Nahmen hat, besteht aus zwey schmalen vierseitigen rechtwinkligen Tafeln die an den Enden zugeschärft und zugespitzt find, aber einander alt Zwillingscrystalle der Länge nach gleichsam durchschneiden, ( tab. III. fig. 15 ) so daß sie dann auf dem Querbruche ein Kreuz vorstellen. Sie sind meist von weisser Farbe, durchscheinend, doch ihr spe - cifisches Gewicht nur = 2353.

615

Uebersicht der vorzüglichsten gemeng - ten Gebirgsarten.

§. 244.

Die Ur-Gebirge (§. 226.), so wie die mehr - sten Gang-Gebirge (§. 227.) und selbst zum Theil die Flötz-Gebirge (§. 228) bestehen aus keiner einfachen homogenen Steinart, sondern aus einem Gemenge von mehrern heterogenen, die auf verschiedne bestimmte Weise mit einan - der verbunden sind*)s. außer den eben S. 517 angeführten Schriften: Versuch einer Anleitung zur geologischen Kenntniß der Mineralien von Dr. H. F. Link. Göttingen, 1790. 8..

§. 245.

Die Steinarten selbst woraus das Gemenge dieser Gebirgsarten besteht, sind nun zwar sämmtlich schon in diesem Abschnitt gehörigen Orts angeführt worden: jetzt müssen doch aber am Schluß desselben auch die vorzüglichsten Ver - bindungen derselben zu jenen gemengten Gebirgs - arten (saxa, petrae heterogeneae) deren Kennt - niß für die ganze Mineralogie von größter Wich - tigkeit ist, zusammen gestellt werden.

616

§. 246.

Doch schließe ich davon diejenigen Stein - orten aus, in deren Zellen, Drusenlöchern ꝛc. andre bloß angeschossen und gebildet worden, ohne ursprünglich hinein gemengt zu seyn; wie dieß z. B. der Fall mit dem im Trapp befindlichen Chalcedon und Zeolith ist*)So können freylich auch in Klüften wirklich ge - mengter Gebirgsarten ihre eignen Stoffe zu Cry - stallen gebildet werden und anschießen: und ich habe z. B. selbst vom S. Gotthard Stücken mit - gebracht an welchen alle drey Bestandtheile des eigentlichen Granits, Feldspath, Quarz und Glim - mer sämmtlich crystallisirt zu sehen. Aber doch kann man ein solches Stück, wenn es gleich im Granit gebrochen, im genauen Sinn nicht wohl selbst für einen wahren Granit halten..

§. 247.

Die wirklich gemengten Gebirgsarten sind nun aber aus mancherley Rücksicht von vielfacher Verschiedenheit, z. B. nach der Beschaffenheit und Mannigfaltigkeit des Stoffes, woraus sie zusammen gemengt sind; ferner nach der Textur des Ganzen, ob das Gemenge derbe Massen macht (wie beym ursprünglichen Granit) oder geschichtet ist (wie beym Gneiß); so in Rück - sicht des Alters, ob es ein primitives oder aber ein regenerirtes Gemenge ist ( s. S. 518 ) u. s. w.

617

§. 248.

Eine Hauptverschiedenheit betrifft die drey - fache Art wie das Gemenge unter einander ver - bunden ist:

Entweder nähmlich a) in einen gemeinschaft - lichen Grundteig gleichsam eingeknetet, wie beym Porphyr.

Oder b) durch ein Cäment zusammen ge - küttet, wie der Sandstein.

Oder endlich c) ohne allen sichtlichen Kitt oder Grundteig gleichsam an einander gewachsen, wie der ursprüngliche Granit.

Nur versteht sich von selbst, daß auch diese Verbindungsarten zuweilen so unmerklich in ein - ander übergehen, daß in manchen Fällen keine sehr bestimmten Grenzen dazwischen gezogen wer - den können.

§. 249.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten wieder in folgende Unterarten ab - zutheilen.

1. Die eigentliche Art, die aus den ihr eigentlich zukommenden Stoffen rein gemengt ist: wie z. B. eigentlicher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

2. Uebermengte Arten, die außer ihren ei - gentlichen Stoffen noch fremde oben drein ent - halten.

618

3. Halbarten, denen einer oder der andre ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder eingemengt wäre.

4. Afterarten, die statt eines oder des an - dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe einen oder den andern fremden enthalten.

1. Granit, am Harz Heidenstein, in der Schweiz zum Theil Geißbergerstein, lapis tragimontanus.

Ein körnichtes Gemenge in dichten Massen gleichsam zusammen gewachsen.

1. Eigentlicher Granit.

Aus Feldspath, Quarz und Glimmer. So wie die mehrsten andern gemengten Gebirgsarten auch, wieder von den endlosesten Varietäten. in Rück - ficht des Korns; feinkörnig, wie der vom Brocken; grobkörnig wie das berühmte ungeheuere Gescheide aus einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen das seines Ge - wichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach S. Petersburg transportirt worden, um der Statue Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste last die je durch Menschen bewegt worden. Der große vaticanische Obelisk den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil; nur 973537 35 / 40 Pfund. s. des Grafen Carbury monument elevé à la gloire de Pierre le grand. Par. 1777. fol. 619 oder in Rücksicht der Proportion der Gemengstoffe, wie einer oder der andre vorwaltet, z. B. der Glimmer in großen silberglänzenden wellenförmigen Blättern im Granit von Neufundland, zumahl von Croque-Harbour. Hingegen vorwaltender Feldspath bey fast unmerklich wenigem Glimmer in dem so berühmten Portsoy-Granit aus Schottland*)s. Dr. Hutton's theory of the Earth in den Transactions of the Edinburgh Society T. I. p. 255 sq. tab. II..

2. Uebermengter Granit.

Der außer seinen drey obgedachten Bestandtheilen noch einen andern enthält: z. B. Granaten, Stangen - schörl, Hornblende ꝛc.

3. Halbgranit.

Der z. B. bloß aus Feldspath und Quarz, ohne Glimmer besteht.

4. Aftergranit.

Der z. B. statt des Quarzes Diamantspath enthält (S. 566).

Oder statt des Glimmers Hornblende, wie im Sye - nit (S. 579), wohin die mehrsten der so genannten antiken Aegyptischen Granite gehören, und der auch größtentheils das Ur-Gebirge des Thüringer Waldes ausmacht.

2. Gneiß, in der Schweiz auch zum Theil Geißbergerstein.

Ein mehr blätterichtes Gemenge in schiefrichten Lagen zusammen gewachsen.

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1. Eigentlicher Gneiß.

Eine Gang-Gebirgsart, vom Gemenge des eigent - lichen Granits der Ur-Gebirge, nähmlich ebenfalls Feldspath, Quarz und Glimmer. Auch gehen Granit und Gneiß oft unmerklich in einander über. Der Gneiß ist häufigst erzführend, zumahl im Erzgebirge eine der gemeinsten Metallmütter.

2. Uebermengter Gneiß.

mit schwarzem Turmalin auf Madagascar; mit sogenanntem Diamantspath in Castilien ꝛc. Auch der Australsand (S. 567) kann zum übermengten Gneiß gerechnet werden.

3. Halbgneiß.

bloß aus Glimmer und Quarz, da er dann in den inniger gemengten Glimmerschiefer übergeht.

4. Aftergneiß.

mancher so genannte Murrstein, der außer Glimmer und Quarz statt des Feldspaths Granaten hält, wie der vom S. Gotthard ꝛc.

3. Porphyr.

Feldspathkörner in eine meist jaspisartige theils aber auch dem Hornstein, Pechstein ꝛc. ähnelnde Grund - masse fest eingewachsen, gleichsam wie eingeknetet.

1. Eigentlicher Porphyr.

Mit jaspisartiger Grundmasse. So z. B. die aus - nehmenden so genannten antiken Abarten, aus Aegyp - ten und dem steinigen Arabien. (s. S. 562.)

621

2. Uebermengter Porphyr.

der so außer den Feldspathkörnern auch Quarz enthält. So ein Gestein macht eine Ganggebirgsart des Thüringer Waldes.

Hierher kann auch der so genannte Porphyrschiefer gerechnet werden, der meist aus einer grünlichgrauen Hornsteinähnlichen grobsplitterigen Grundmasse besteht, die theils ziemlich schieferartig bricht an dm Kanten durchscheinend ist, und meist Feldspath und Hornblende enthält.

Eine thonartige Grundmasse mit eingemengtem Feld - spath, Hornblende ꝛc. macht den Ungarschen Graustein, eine gemeine Metallmutter der dortigen reichen Gold - und Silber-Erze aus, der gewissermaßen auch den Porphyren beygezählt werden kann.

4. Puddingstein.

Der Grundteig ein graulichgelbes jaspisartiges Ge - stein mit festeingeknetetem Feuerstein, Kieselschiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern. Wohl von ziemlich neuer Entstehung; denn die eingekneteten Feuersteine enthal - ten zuweilen versteinte Cellularien ꝛc.

5. Nagelfluhe.

Ein Schweizerwort, wodurch eine der gemeinsten Flötz-Gebirgsarten der Schweizeralpen bezeichnet wird, die aus einer verhärteten thonartigen meist eisenschüssi - gen Grundmasse besteht, worin Quarz, Kieselschiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern ziemlich locker eingemengt liegen.

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Ihr ähnelt manches so genannte rothe todte Lie - gende der deutschen Bergleute was häufig die unterste Flötz-Lage in Bergwerken, aber auch hin und wieder ganze Berge ausmacht.

Ueberhaupt werden diese und andre dergleichen Ge - menge von ungleichförmigem Korn mit dem Nahmen Breschen (aus dem ital. breccia) belegt.

6. Grauwacke. (Fr. grés gris.)

Ein Grundteig von grauem thonartigen Gestein mit dicht eingemengtem Quarz in ungleichförmigen Körnern. Die grobkörnigern Sorten grenzen an die Nagelfluhe, die feinkörnigern an den Sandstein. Ist eine Haupt - ganggebirgsart des Oberharzes, wo er reiche Erzgänge führt.

7. Sandstein.

Quarz in gleichförmigen meist feinen Körnern ohne Grundteig, bloß dicht zusammen gekittet, und zwar meist durch thonichtes oder kalkichtes oft eisenschüssi - ges zuweilen auch selbst durch ein quarzartiges Cäment.

1. Eigentlicher Sandstein.

Bloß Quarzkörner durch eines der gedachten Bin - dungsmittel zusammen gekittet. Die Abarten mit quarzartigem Cäment grenzen an den körnichten Quarz. Oft hält der Sandstein Petrefactenabdrücke, so z. B. der vom Schulenberg am Harz Hysterolithen ꝛc. bey Coburg Geesterne, bey Blankenburg Baumblatter ꝛc. Mancherley Abarten des Sandsteins haben ihren Nah - men von der Anwendung erhalten die man davon macht, z. B. Mühlstein, Filtrirstein, Schleifstein ꝛc.

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Eine seit einigen Jahren von neuem*)Denn man kannte sie schon vor 160 J. in Europa. s. Gassendi vit. Peireskii ad a. 1630. p. m. 150. rogatus aliquando Peireskius de flexilitate illius cotis, quam a Jac. Hallaeo Parisiensi rationum magistro comumnicatam ha - buit, illam ad Talchum retulit: opinatus nempe fluorem talcho gignendo comparatum sic fuisse commistum arenae, seu iis granulis ex quibus cos pertexitur: vt crassitudo coticularis talchi pelluci - ditati, laeuorique obstiterit; et talchica flexilitas obstiterit cotis rigori. berühmt ge - wordne Abart ist der so genannte elastische oder richtiger biegsame Stein vom Rio de Janeiro in Brasilien, ein weisser lockrer Sandstein von[zartschuppichten] so zu sagen glimme - rigen Korn, der in klein-fingersdicken Tafeln heraus - gebracht wird.

Des so genannten crystallisirten Sandsteins ist oben gedacht (S. 596).

2. Uebermengter Sandstein.

Zumahl mit Glimmer.

Oder noch überdem mit anderm Gemenge wie z. B. mit kleinen braunen Eisensteinwürfelchen in dem ganz eignen Beresofsker Gestein bey Catharinburg worin der berühmte dasige rothe Bleyspath bricht.

8. Glimmerschiefer.

Feinkörniger Sand und Glimmer in schiefriger Tex - tur innig mit einander gemengt, eine Ganggebirgsart, die oft an den Gneiß grenzt und in denselben übergeht.

1. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Zuweilen mit kaum merklichem Quarz, da er dann theils dem Thonschiefer ähnelt.

624

Dahin gehört auch mancher so genannte Gestellstein (saxum fornacum) der den Nahmen von seinem Ge - brauch hat, da er wegen seiner Feuerbeständigkeit zu Gestellen in Schmelzöfen taugt.

2. Uebermengter Glimmerschiefer.

mit Granaten ꝛc.

9. Topasfels.

Ein sonderbares meist körnichtes Gemenge von Quarz, schwarzem Stangenschörl, derbem Topas und Stein - mark, welches das Muttergestein des Sächsischen To - pases (S. 545) ausmacht.

Soviel nur von den vorzüglichern gemengten Ge - birgsarten: unter welche sich die hunderterley minder beträchtlichen Abarten, die hier nicht ausdrücklich an - geführt sind, leicht werden zurücköringen lassen. Da auch, wie gesagt, die Uebergänge in diesen vielerley Gemengseln so mannigfaltig und theils unmerklich find, so begreift sich von selbst wie willkührlich die Bestimmung von manchen Arten derselben, und wie verschieden die darnach entworfnen Eintheilungen der Geognosten seyn müssen.

625

Dreyzehnter Abschnitt. Von den Metallen.

§. 250.

Die Metalle unterscheiden sich von andern mineralischen Körpern durch ihre ausnehmende Schwere, vollkommenste Undurchsichtigkeit, me - tallischen Glanz und mehrere oder mindre Ducti - lität von zweyfacher Art, da sich nähmlich manche weiche wie Bley und Zinn so leicht breit schlagen und hämmern, und hingegen manche zähe wie Kupfer und Eisen im Drahtzug so sehr dehnen lassen; das Gold besitzt beide Alten von Ducti - lität im höchsten Grade. Das ohnehin flüssige Quecksilber ausgenommen schmelzen die übrigen in einem bestimmten Grad von Feuer, und zwar manche noch ehe sie glühen; alle aber undurchsichtig und mit gewölbter Fläche. Beym Erkalten nehmen sie alle unter gewissen Umstän - den eine crystallische Gestalt an, am häufigsten die octoedrische ( tab. III. fig. 5 ). Er - wärmt und stark gerieben geben manche wie das Zinn, Eisen, Kupfer ꝛc. einen specifiken Geruch. Sie lassen sich alle entweder in Salpetersäure oder Königswasser auflösen, und sind die voll - kommensten electrischen Leiter.

§. 251.

So mannigfaltig und ungleich auch das An - sehen ist, unter welchen sich fast jedes Metall626 in der Natur zu finden pflegt, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten füglich auf zwey Hauptarten zurück bringen.

Entweder nähmlich finden sich die Metalle gediegen (metallum nativum Fr. metal vierge) in ihrer wahren vollkommenen metallischen Ge - stalt, (seys nun sichtbar oder aber in unmerk - lichen Theilchen versteckt, und verlarvt); oder hingegen vererzt im weitläufigern Sinn (metallum mineralisatum) so daß ihnen mehr oder weniger von ihrem reinen metallischen Ha - bitus benommen ist.

Das letztre geschieht entweder durch Verbin - dung mit einem fremden brennbaren Stoffe, nähmlich mit Schwefel (z. B. im Bleyglanz, in den Kiesen, Zinnober ꝛc. ): oder auch zwey - tens mehrerer Metalle unter einander, zumahl mit Arsenik (in beiden Fällen nennt man das Metall im engern Sinn vererzt): oder aber drittens mit einer fremden Säure, z. B. mit Luftsaure, Arseniksäure, Phosphorsäure ꝛc. da man das Metall verkalkt nennt; welchen Ausdruck aber die neuern Französischen Pnevma - tiker ausschlieslich bloß von derjenigen ocherar - tigen oder spathähnlichen Gestalt eines Erzes gebraucht wissen wollen, den sie durch einen Zutritt eines Sauerstoffes aus der Lebensluft ( ihres oxigène oder ihrer base de l'air vital ) zu erklären suchen, statt daß die Phlogistiker das Verkalken der Metalle vom Verluste des denselben eigenthümlichen ihnen627 ihren metallischen Habitus gebenden brennbaren Stoffes ableiten.

§. 252.

Die mehrsten Metalle hat man schon auf beiderley Art nähmlich sowohl gediegen, als ver - erzt, in der Natur gefunden. Manche hinge - gen bis jetzt bloß gediegen, wie die Platina; andre bloß vererzt wie Zink, Kobalt, Wasser - bley ꝛc.

§. 253.

Man pflegt insgemein die Metalle in Ganze und Halbmetalle einzutheilen, und unter den letztem die zwar festen aber minder geschmeidi - gen zu begreifen: nähmlich 1. Uranit, 2. Arse - nik, 3. Wasserbley, 4. Wolfram, 5. Braun - stein, 6. Nickel, 7. Kobalt, 8. Spießglas, 9. Wißmuth, und 10. Zink. Auch theilte man sonst die übrigen so genannten ganzen Metalle, nähmlich 11. Zinn, 12. Bley, 13. Eisen, 14. Kupfer, 15. Quecksilber, 16. Silber, 17. Gold, und 18. Platina wieder in edle und unedle und begriff unter dem ersten Ausdrucke die zuletzt genannten drey Metalle, weil sie feuerbestän - diger seyen als die übrigen, sich nicht so leicht verkalken lassen ꝛc. Aber das relative un - bestimmte dieser vermeinten Unterschiede und folglich auch die Unzulänglichkeit jener Einthei - lung leuchten von selbst ein.

628

I. Uranit.

Der Uranit, Uranium, das neueste der bis jetzt zuverlässig erwiesnen Metalle, das von Hrn. Klaproth entdeckt worden, hat eine dun - kelgraue Farbe, schwachen Glanz, wird von Feile und Messer leicht angegriffen. Sein spe - cifisches Gewicht = 6440. Er wird in Salpe - tersäure und Königswasser aufgelöset, und durch reines Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glas eine hellbraune Farbe gibt.

1. Vererzt.

In folgenden drey Abarten die sich nicht selten bey einander und zwar sämmtlich bey Johanngeorgenstadt und Sofa im Erzgebirge finden.

a) Geschwefelter Uranit, Pecherz, Pechblende. Ura - nium sulphuratum.

Schwarz; theils von Steinkohlen - oder Pech-Glanz, mit muschlichtem Bruch, theils matt, erdicht.

b) Uranitocher. Uranium ochraceum.

Schwefelgelb ꝛc. erdicht.

c) Uranitspath, grüner Glimmer, Chalcolith. Ura - nium spathosum.

Aus dem Spangrünen in allerhand andre Nüancen, theils blättricht und dabey glänzend, theils erdicht; theils crystallisirt zumahl in kleinen vierseitigen Tafeln mit zugeschärften Kanten.

629

II. Arsenik.

Die Farbe des Arseniks hält das Mittel zwischen Zinnweiß und Bleygrau, läuft aber sehr bald tombackbraun und schwärzlich an; er ist spröde; sein Bruch blättricht; wird von der Salpetersäure stark angegriffen; brennt im Feuer mit Knoblauchsgeruch und seine weissen süßlich - schmeckenden furchtbaren Dämpfe färben das Kupfer weiß, so wie auch überhaupt die gefärb - ten Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Er ist das flüchtigste aller Metalle. Sein specifisches Gewicht = 8308. Sein Kalk der eine eigne Säure enthalt läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Besonders als irrig so genannter Scherbenkobalt (Fr. arsenic testacé) meist in nierenförmigen bauchich - ten über einander liegenden Schalen, die metallischen Klang haben, und sich mit den Messer schneiden lassen. Meist eisenhaltig.

Dahin gehört auch der so genannte Fliegenstein.

2. Vererzt.

a) Giftkies, Mispickel. (Fr. pyrite arsenicale. Engl. arsenical mundick.

Durch Schwefel vererzt, mit Eisen, graulichweiß, meist gelb ꝛc. angelaufen. Gibt am Stahl Funken und630 zwar mit Knoblauchsgeruch. Theils crystallisirt, meist in vierseitigen Säulen, aber auch octoedrisch ꝛc.

Das so genannte Weißerz; oder Mißpickelsilber ist eine silberhaltige Abart davon.

b) Rauschgelb.

Bloß durch Schwefel vererzt. Wieder in zwey Ab - arten: nähmlich 1) als Auripigment, Operment, risi - gallum, (Fr. orpiment) von gelber Farbe, und fast me - tallischem Glanz; meist glimmerigem blättrichten Bruch; und 2) als Rubinschwefel, sandaraca, realgar, von feuerrother Farbe bis ins Rubinrothe; theils crystalli - sirt, z. B. in sechsseitigen Säulen ꝛc.

c) Arsenikkalk, weisser Arsenik.

Meist als mulmichter Beschlag auf Scherbenlobalt ꝛc. theils aber auch crystallisirt, als vierseitige Säule oder dergleichen Pyramide. Specifisches Gewicht = 2477.

631

III. Wasserbley.

Das Wasserbley, molybdaena, ist fast stahlgrau; wenig hart, dicht, spröde, von un - ebnem fast körnichtem Bruch. Specifisches Ge - wicht = 6963. Sein Kalk dessen specifisches Gewicht = 3460 ist, enthält ebenfalls eine eigne Säure.

1. Vererzt.

Wasserbleyglanz, molybdaena galenaris, insgemein auch selbst Wasserbley genannt.

Mit Schwefel vererzt, bleygrau, auch meist bley - glänzend, meist in krummen theils biegsamen Blättern, sehr weich, fettig anzufühlen, abfärbend, selten cry - stallisirt in zarten sechsseitigen Tafeln. Specifisches Gewicht = 4738. Findet sich an wenigen Orten, aber einzeln fast in allen Welttheilen, z. B. bey Altenberge im Erzgebirge, bey Kolywan in Sibirien (theils schön sternförmig wie auf einer großen Stufe unter den Aschi - schen Geschenken im Museum); im Grönländischen Weichstein (S. 587) und wies scheint im Australsand (S. 567.)

632

IV. Wolfram.

Der Wolfram oder das Schwerstein - metall, von Hrn. Werner Scheel genannt; ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden, dessen Farbe aber so wohl als sein speci - fisches Gewicht sehr ungleich angegeben werden; jene nähmlich bald weiß, bald stahlblau, tomback - braun ꝛc. Dieses aber vom einen = 6823 und von andern hingegen = 17600! Löset sich schwer in Säuren auf, am leichtesten doch in Königs - wasser. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigne Säure, und bildet mit flüchtigem Laugensalz ein eignes Mittelsalz.

1. Vererzt.

a) Weisses Wolframerz, Schwerstein (aus dem Schwed. tungsteen) irrig so genannte weisse Zinngraupen.

Die mit Kalkerde verbundne Wolframsäure, milch - weiß; durchscheinend; von einem eignen fettigen Glänze und fast muschlichten Bruch; theils crystallisirt in dop - pelt vierseitigen Pyramiden, ( tab. III. fig. 5 ). Specifisches Gewicht = 6066.

b) Schwarzes Wolframerz, insgemein so genannter Wolfram, spuma lupi.

Mit Eisen - und Braunsteinkalk verbunden. Dun - kelbraun; von blättrichten Gefüge; theils strahlicht: ge - schabt gibt es ein fast rostfarbnes Pulver. Theils cry - stallisirt in flachen sechsseitigen Säulen mit vierseitig zugeschärften Enden.

633

Hierher gehört das Schinesische Kalin ein Gemenge von crystallisirtem Wolfram mit weißlichem Zinnstein in Quarz*)Eine Stufe die ich davon besitze kommt vollkom - men mit der überein die Hr. Sage im cabinet de l'ecole des mines S. 380 beschreibt..

V. Braunstein.

Der Braunstein, magnesia, (Fr. man - ganèse,) ist von dunkler Stahlfarbe, körnichtem Bruch, sehr hart und spröde, äußerst streng - flüssig. Sein specifisches Gewicht = 6850. Löset sich leicht in Säuren auf. Ist nächst dem Eisen und Gold vielleicht am allgemeinsten auf der Erde verbreitet. Sein wichtigster Gebrauch ist zur Verfertigung des weissen Glases da er dem grü - nen seine Eisenfarbe entzieht.

1. Vererzt.

Mit Luftsäure, besonders in folgenden Abarten;

a) Graues Braunsteinerz.

Meist stahlgrau mit metallischem Glanz; theils dicht; theils strahlicht, keilförmig, sternförmig; theils blätte - rich; theils crystallisirt, zumahl in nadelförmigen sechs - seitigen Säulen die verschiedentlich zusammen gehäuft sind. Von vorzüglicher Schönheit bey Ilfeld am Harz.

634

b) Schwarzes Braunsteinerz.

In mancherley Gestalt; theils rußicht, mulmicht; theils fest, zuweilen traubicht. Zu dieser schwarzen Abart gehören auch wohl die mehrsten Dendriten die sich zumahl auf Quarz, in Chalcedon, auf Glaskopf ꝛc. finden.

c) Rothes Braunsteinerz.

Meist erdicht.

Hierher gehört auch das so genannte Wadd das zuerst in Derbyshire gefunden worden, und das wenn es mit Leinöhl befeuchtet worden sich an freyer Luft nach und nach von selbst entzündet. Gehalt = 43 Braunstein, 43 Eisen, 4,5 Bley.

635

VI. Nickel.

Der Nickel ist von blaßröthlicher Farbe, ausnehmend hart, doch läßt er sich hämmern; sehr strengflüssig. Sein specifisches Gewicht = 7807. Er lößt sich vorzüglich in Salpeter - säure auf, färbt die Auflösungen grün, sein Kalk aber den Salmiakgeist blau. Die Schinesen brauchen ihn zur Verfertigung ihres weissen Kupfers (Packfong).

1. Vererzt.

a) Kupfernickel.

Durch Schwefel und Arsenik mit Eisen ꝛc. Matt kupferroth; von stumpfeckichtem gleichsam faßettirten Bruch. Bricht meist bey Kobalt, aber an nicht vie - len Orten und nur in geringer Menge.

b) Nickelocher.

Durch Schwefelsäure verkalkt. Meist als ein apfeb grüner Beschlag auf Kupfernickel.

Hierher gehören die so genannten gänsekothichten Sil - bererze die bloß mit Nickelocher beschlagen sind.

Daß auch der Chrysopras seine Farbe von diesem Kalte habe, ist oben erwähnt (S. 558).

636

VII. Kobalt.

Der Kobalt (nähmlich die so genannte Kobaltspeise) ist grau von mattem Eisenglanz fast wie gehärteter Stahl; sehr hart, brüchig; auf dem Bruche wie glimmerig; sehr streng - flüssig; sein specifisches Gewicht = 7811. In Königswasser aufgelöset gibt er die sympatheti - sche Tinte, und sein Kalk mit Pottasche und Sand das wichtige blaue Smalte-Glas.

1. Vererzt.

a) Grauer Speißkobalt, stahlderber Kobalt.

Durch Arsenik vererzt mit wenigem Eisen. Meist ins Stahlgraue; sehr hart; sehr schwer.

Hierher gehört auch der mehrste gestrickte Kobalt.

Der weisse Speißkobalt unterscheidet sich besonders durch die hellere Farbe. Findet sich besonders in Nor - wegen.

b) Glanzkobalt. galena cobalti.

Durch Schwefel vererzt mit Eisen. Zinnweiß; weit weicher als der vorige; ebenfalls theile gestrickt; häufig crystallisirt, meist in Würfeln, theils mit abgestumpften Ecken (Kobaltgraupen) ꝛc.

Von der Art ist auch der so genannte Festungsko - balt von Riegelsdorf der auf dem Querbruche zumahl wenn er angeschliffen ist Fortificationsrissen ähnelt.

637

c) Schwarzer Erdkobalt.

So wie die folgende Art durch Luftsäure verkalkt, daher beide so wie auch der rothe Erdkobalt mit dem gemeinschaftlichen Nahmen von Kobaltocher be - legt werden. Hier dieser, der schwarze, findet sich theils mehlicht (als Rußkobalt oder schwarzer Ko - baltmulm); theils aber verhärtet (als Schlackenko - balt) meist von schwarzblauer Schieferfarbe; theils nierenförmig, traubicht ꝛc.

d) Brauner und gelber Erdkobalt, Lederkobalt.

Aus dem Leberbraunen ins Gelblichgraue, meist er - dicht, von mergelartigem Ansehen.

e) Rother Erdkobalt.

Durch Arseniksäure verkalkt. Pfirschblüthroth ꝛc. und zwar α) Kobaltblüthe strahlicht, auch theils deut - lich crystallisirt meist in vierseitigen Säulen; und β) Kobaltbeschlag als rother Mulm.

638

VIII. Spießglas.

Das Spießglas, antimonium, sti - bium, ist von weißblaulicher Farbe, blätterichtem theils strahlichtem Gefüge, sehr spröde, brüchig. Dem Zinn und Bley zugesetzt, werden diese weichen Metalle dadurch härter. Sein specifi - sches Gewicht = 6702. Schmilzt bey = 780° Fahrenheitischer Scale. Es wird nur unvoll - kommen von Säuren aufgelöset, am leichtesten noch von Königswasser.

1. Gediegen.

Doch wohl immer mit etwas Arsenik verbunden, daher silberweiß: so das aus Savoyen, Dauphine, und von Andreasberg am Harz.

2. Vererzt.

a) Graues Spießglaserz, antimonium crudum.

Durch Schwefel vererzt; theils bleygrau, stahlfar - ben, schwarz ꝛc. oft taubenhälsig augeflogen; theils derb, theils strahlicht, spießicht, nadelförmig; theils blättricht, schuppicht ꝛc. theils crystallisirt in sechssei - tigen Säulen mit dreyseitigen Spitzen ( tab. III. fig. II ): abfärbend, sehr brüchig, aber ausnehmend leichtflüssig. Außer seinem mannigfaltigen medicinischen, technischen und metallurgischen Gebrauch ist es in Ha - bessinien und am rothen Meere der allgemeinste Han - delsartikel, weil es faß durchgängig als eine Art von Schminke gebraucht wird.

639

Das hierher gehörige Federerz ist von matter Vley - stiftfarbe, haaricht, meist etwas silberhaltig und ward daher ehedem in den Systemen den Silbererzen zugesellt.

b) Rothes Spießglaserz.

Durch Schwefel mit Arsenik vererzt, meist mordo - reroth, gewöhnlich strahlicht.

c) Weisses Spießglaserz.

Durch Salzsäure verkalkt; graulichweiß, mit metal - lischem oder Perlmutterglanz.

640

IX. Wißmuth.

Der Wißmuth bismutum, marcasita officin., (Fr etain de glace) ist von silber - weisser Farbe, blättrichtem Gefüge, sehr spröde. Sein ansehnliches specifisches Gewicht = 9822. Er ist überaus leichtflüssig (schon bey 460° Fayr); gibt vollends mit halb so viel Zinn und halb so viel Bley eine metallische Composition die schon in kochendem Wasser schmilzt: daher der Ge - brauch des Wißmuths zum Schlagloth und zum Verzinnen. Wird leicht in Salpetersäure auf - gelöset und durch zugegoßnes Wasser als weisser Kalk (das so genannte blanc d'Espagne) daraus gefällt.

1. Gediegen.

Wenig andre Metalle werden nach Verhältniß so häufig gediegen gefunden als der Wißmuth. Theils blättricht, körnicht ꝛc. theils in saubern Dendriten in Jaspis und Hornstein eingewachsen.

2. Vererzt.

a) Wißmuthglanz.

Durch Schwefel vererzt, oft mit Arsenik und Ko - balt, sehr weich; theils abfärbend. Oft pfauenschweifig angeflogen (so genannter taubenhälsiger Wißmuth).

b) Wißmuthocher.

Durch Luftsäure verkalkt, graugrünlich; theils als mulmichter Beschlag, theils verhärtet.

641

X. Zink.

Die Farbe des Zink, Spiauter, Con - terfeit hält das Mittel zwischen Bley und Zinn; sein Bruch ist zackig theils zaserig; ist weniger spröde als andre so genannte Halbme - talle. Das specifische Gewicht des Goslarschen Zinks = 7190. Schmilzt ehe er glüht bey = 741° Fahr. ; im offnen Feuer entzündet er sich mit einer blaulichgrünen Flamme; wird von allen Sauren aufgelöset ohne sie zu färben. Sein wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Vererzt.

a) Blende, pseudogalena, (Engl. black jack.)

Durch Schwefel vererzt, mit Eisen; theils auch goldhaltig ꝛc. ein sehr häufiges gemeines Erz; von mancherley Farben; zumahl ins Hyacinthgelbe, Grün - liche, Rothbraune, Schwarzbraune ꝛc. mehr oder we - niger durchscheinend; von blättrichtem theils spatharti - gen Bruch; theils in mancherley Crystallisationen z. B. als doppelt vierseitige Pyramiden ꝛc. manche Abarten phosphoresciren wenn man sie mit dem Messer schabt, und das selbst unter Wasser.

Das graue Zinkerz oder Braunerz ist eine mit Bleyglanz innig gemengte Blende.

Und dahin scheint auch, nach den Exemplaren zu urtheilen die ich davon besitze, das echte Tuttanego aus Malacca zu gehören.

642

b) Galmey, lapis calaminaris, cadmia, (Fr. pierre calaminaire, Engl. calamine.)

Durch Luftsäure verkalkt, mit eisenschüssigem Thon gemengt; weißlich, ochergelb ꝛc. von sehr ungleicher Festigkeit; theils erdicht, theile aber auch daß er am Stahl Funken gibt; theils zellicht, oder geflossen ꝛc.

Zinkspath ist ein blättrichter Galmey von spathichter Textur und verschiedner Crystallisation; z. B. in sechs - seitigen Tafeln, oder auch in dreyseitigen Pyramiden ( tab. III. fig. 1 ).

643

XI. Zinn.

Das Zinn, stannum (Fr. etain, Engl. tin) hat eine eigne sehr hellweisse Farbe; gibt wenns gebogen wird einen eignen Ton (Fr. le cri d'etain); knirscht zwischen den Zähnen; bricht leicht. Specifisches Gewicht des reinsten Zinns von Cornwall = 7291. Schmilzt ehe es glüht schon bey = 410° Fahr. Verkalkt im Feuer sehr leicht zu so genannter Zinnasche; wird in Königswasser aufgelöset; findet sich ver - gleichungsweise nur in wenigen Weltgegenden.

1. Vererzt.

a) Zinnkies, (Fr. etain sulfureux, or mussif natif, mine de bronze. Engl. bell-metal ore.)

Mit Schwefel vererzt, stahlgrau, sehr spröde; zu - mahl bey St. Agnes in Cornwall. Das specifische Ge - wicht dieses merkwürdigen Erzes = 4350. Sein Ge - halt = 34 Zinn, 36 Kupfer, 25 Schwefel, 3 Eisen, 2 Bergart ꝛc.

b) Zinnstein.

Ursprünglich brauchte man dieß Wort bloß vom un - geformten derben Zinnkalk, im weitern Sinn werden aber auch die crystallisirten Abarten, die so genannten Zinngraupen und der Zinnzwitter barunter begriffen. Jene sind meist von brauner Farbe die aber einerseits bis ins dunkelste Schwarze und anderseits ins Hya - einthgelbe übergebt; diese letztre sind theils durch -644 sichtig. Die Crystallisation dieser Graupen ist meist eine doppelt vierseitige Pyramide, aber in mancherley Ab - änderungen und Verbindungen. Ihr specifisches Ge - wicht = 6900.

Zwitter nennt man die sehr kleinen in ihr Mutter - gestein eingesprengten meist nadelförmigen vierseitigen Zinnkalkcrystallen.

Der eigentliche derbe Zinnstein hat meist die Farbe der Graupen, aber auch noch Heller, ins Gelblich - graue ꝛc. wie das Kalin der Schinesen ( S. 633 ).

c) Holzzinn, Cornisches Zinnerz, (Fr. etain limoneux, hématite d'etain. Engl. wood tin.)

Diese überaus sonderbare und seltne Art von Zinn - kalk findet sich bloß in den Seifenwerken*)Seifenwerke (Engl. stream works) find eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführen - den Gang-Gebirgen die wohl zu mehrern Lachtern hoch mit abgerißnen Geschieben und theils abge - rundetem Gerölle dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind, und wovon z. B. die bey Eibenstock im Erzgebirge und die bey St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s. J F. W. Charpentier mineralog. Geographie der645 Chursächs. Lande. Leipz. 1778. 4. S. 270 tt. f. Von diesen Borlase's nat. hist. of Cornwall Oxf. 1758. fol. S. 161 u. f. von Corn - wall als kleine meist haarbraune nierenförmige Ge - schiebe die aus kuglichten Schichten zusammen gesetzt find, theils auch in stralichten Keilen, von fasrichtem Bruch, überhaupt von Farbe und Ansehen fast wie Nußbaumholz, so hart daß sie am Stahl Funken ge - ben. Ihr specifisches Gewicht = 6450. Halten über 63 p. C. Zinn.

XII. Bley.

Das Bley, plumbum, (Fr. plomb, Engl. lead) hat eine fast blaulichweisse Farbe; läuft an der Luft schwarz an; färbt die Finger wenns stark gerieben wird; ist das weichste der festern Metalle; sein specifisches Gewicht = 11352. Schmilzt ehe es glüht bey = 595° Fahr. Brennt leicht zu Kalk. Wird von allen Säu - ren aufgelöset, die davon einen süßen Geschmack erhalten.

1. Vererzt.

a) Bleyglanz, galena. (Engl. blue lead ore.)

Durch Schwefel vererzt, mit Silber; Bleyfarben, mit vollem metallischen Glanze; theils von blättrichtem theils von körnichtem gröberm oder feinerm Gefüge; seine Bruchgestalt fast immer würflicht; häufig crystallisirt; gewöhnlich in Würfeln mit abgestumpften Ecken ꝛc. theils in besondrer Gestalt, dendritisch, gestrickt ꝛc. *)Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ilay den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus London erhalten, übertrifft an unbeschreib - licher Eleganz alles was ich je von noch so saubern Fossilien in dergleichen besondern Gestalt gesehen. Es sind rechtwinklichte vierseitige Säulen und Ta - feln die nach allen geraden Richtungen mit ein -646 gemengtem weissen Kalkspath in grauen Kalkstein so eingewachsen sind, daß sie auf jedem Langen - bruche gleichsam die feinsten Miniaturen von silber - glänzenden gestrickten Zeichnungen zeigen.Ueberhaupt ist der Bleyglanz eins der gemeinsten Erze, das sich in Gang - und Flötz-Gebirgen findet, und aus welchen z. B. am Harz das mehrste Silber ge - wonnen wird.

Der Bleyschweis ist von matter Bleyfarbe eben - falls durch Schwefel vererzt, aber mit Eisen und Zink vermischt.

So das Sproterz, Striperz mit Spießglas. Auch ist es meist so wie dieses von strahlichtem theils blätt - richtem Gefüge.

b) Weisses Bleyerz.

Durch Luftsäure verkalkt, besonders in folgenden drey Abarten:

α) Weisser Bleyspath von weissem Atlasglanz; auf dein Bruche meist mit einen eignen sich dem metallischen nähernden Glänze; theils na - delförmig wie die berühmten Drusen von Glücksrad bey Zellerfeld.

β) Natürliches Bleyglas, vitrum saturni nati - vum, wie ein apfelgrünes Glas von musch - lichtem Bruch z. B. auf dem neuen S. Joachim bey Zellerfeld.

γ) Bleyglimmer wie ein weisser silbertalkichter Anflug auf Kalkspath ꝛc. Findet sich auf Berg - mannstrost bey Andreasberg, ward sonst, für Buttermilchsilber ausgegeben.

647

c) Schwarzes Bleyerz.

Als Spath, scheint aus dem weissen Bleyspath durch Zutritt von Schwefeldämpfen entstanden zu seyn; und in sofern gleichsam einen Uebergang zum Bleyglanz zu machen*)So wie umgekehrt der Bleyglanz durch Verwit - tern zu Bleyvitriol werden kann, dergleichen ich so eben in Gestalt einer gelblichgrauen Erde aus Wales von Hrn. Dr. Crichton erhalten habe..

d) Grünes Bleyerz.

Durch Phosphorsäure verkalkt, ebenfalls als Spath, von zeisiggrüner Farbe in allerhand Nüancen, theils ins Blaue ꝛc.

e) Gelbes Bleyerz.

Durch Wasserbleysäure verkalkt: theils erdicht, theils derb, theils spathicht in allerhand Crystallisationen. Bricht zumahl zu Bleyberg bey Villach in Kärnten.

f) Rothes Bleyerz.

Bleykalk mit Eisenkall verbunden. Dahin vorzüg - lichst der berühmte seltne rothe Bleyspath aus den Beresofsker Gruben von Catharinburg dessen besondres Muttergestein oben angefühlt worden (S. 623). Er ist von morgenrother Farbe, theils durchscheinend theils gar (wie an einigen Stücken unter den Aschischen Ge - schenken im academischen Museum) durchsichtig. Spe - cifisches Gewicht = 6026.

g) Bleyerde, Bleyocher.

Von mancherley Farben; zumahl grau, gelb und roth.

648

XIII. Eisen.

Das Eisen, ferrum, (Fr. fer, Engl. iron) ist von grauer Farbe, ausnehmender Harte, so daß es gestählt mit sehr harten Steinen Fun - ken gibt. Specifisches Gewicht eines reinen Gußeisen = 7207. Schmilzt erst bey = 17977 Fahr .*)Solche große Grade von Hitze sind durch Hrn. Wedgwoods Pyrometer bestimmt, und dann nach der von ihm (in den philos. Transact. vol. LXXIV. P. II. pag. 358 u. f.) angegebnen Methode auf Fahrenheitische Scale reducirt.. Wird vom Magnet gezogen und selbst leicht magnetisch; wird von allen Säuren angegriffen und aus diesen Auflösungen durch Galläpfeltinktur schwarz und durch Berlinerblut - lauge blau gefällt. Ist unter allen Erzen am allgemeinsten in der Erde und selbst in der orga - nisirten Schöpfung verbreitet. Auch wird kein andres Metall von den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet.

1. Gediegen.

Wenn man nähmlich die beiden cellulosen Eisen - massen für natürlich gediegen gelten lassen will, wovon die eine mit gelbem Chrysolithfluß (s. oben S. 549) von Hrn. Pallas am Jenisei bey Krasnojarsk, die andre aber von wenigstens 300 Centner an Gewicht am Parana in Paraguaey gefunden worden.

649

2. Vererzt.

a) Schwefelkies, Eisenkies, pyrites. (Fr. pyrite mar - tiale, marcasite, Engl. mundick.)

Durch Schwefel vererzt. Meist blaß messing gelb, aber in vielerley Nüancen, einerseits fast ins Tombackbraune anderseits ins Stahlgraue. Meist so hart daß er am Stahl Funken gibt, und theils feine Politur annimmt (so genannter Gesundheitsstein). Häufigst derb; außer - dem in mannigfaltiger besondrer Gestalt z. B. geflossen, dendritisch, röhrenförmig, zellig; auch in mancherley Crystallisationen, zumahl als Zwanzigeck nähmlich als Dodecaedron mit fünfseitigen Flächen ( tab. III. fig. 4 ); oder als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. III. fig. 5 ); oder cubisch meist mit gestreif - ten Flächen, und zwar mit dem sonderbaren Umstand*)Der erste der dieß bemerkt war der berühmte Zer - gliederer Nic. Stenonis in seinem fürs Studium der Geogenie so classischen kleinen Buche de so - lido intra solidum p. m. 76 u. f. so daß bloß die Streifen von den beiden einander ge - rade entgegen stehenden Flächen einerley Richtung haben, hingegen die von den drey in eine Ecke des Würfels aneinander stoßenden Flächen einander gleichsam conträr laufen ( tab. III. fig. 2 ). Sein Eisengehalt ist sehr verschieden, theils so reich daß ihn der Magnet zieht; dieser magnetische Kies ist von fast tomback - brauner Farbe, aber nicht häufig. Unter den andern Abarten ist vorzüglich zu merken der Strahlkies, wo - hin der aus flachgedruckten octoedrischen Crystallen zu - sammen grupirte Hahnenkammkies gehört; der Leber -650 kies der oft Ammonshörner und andre incognita der Vorwelt durchzieht und nebst dem Strahlkies in wel - chen er oft übergeht auch unter dem gemeinschaftlichen Nahmen wasserkies bekannt ist ꝛc.

b) Magnetischer Eisenstein, Magnet, magnes. (Fr. aimant, Engl. load stone.)

Eisenschwarz, hart, spröde, zeichnet sich besonders durch die beiden physicalischen Eigenschaften aus, das Eisen anzuziehen, und wenn er in einer freyen Lage schwebt durch seine Richtung die Pole anzuzeigen, wel - ches beides er auch dem Eisen selbst mittheilt. Findet sich meist derb, dessen specifisches Gewicht = 4243, theils auch als Sand, und crystallisirt z. B, in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden im Chloritschiefer auf Corsica (S. 588).

c) Eisenglanz. (Fr. mine de fer speculaire.)

Von metallischer Eisenfarbe; wird mehrentheils vom Magnet gezogen. Dahin gehören die theils ausneh - mend schönen crystalisirten und taubenhälsig angelauf - nen Abarten aus den seit zwey Jahrtausenden berühm - ten Eisengruben der Insel Elba; meist in doppelten flach linsenförmigen dreyseitigen Pyramiden, aber auch in mancherley andern Crystallisationen. Anderwärts auch nicht selten in kleinen Linsen und Tafeln. Hält auf 60 bis 80 p. C. Eisen.

Hierher gehört auch der Eisenglimmer, der in großen Blättern Spiegeleisen genannt wird.

d) Rother Eisenstein.

Entweder an sich schon von braunrother Farbe oder daß er doch wenn er geschabt wird ein dergleichen651 Pulver gibt. Findet sich entweder mulmicht, als rother Eisenrahm meist mordoreroth; oder derb als eigent - lich so genannter rother Eisenstein; der sich wieder in mancherley besondre Gestalten, häufig z. B. in der cubischen Gestalt des Schwefelkieses woraus er entstan - den, zeigt; oder aber nierenförmig, kuglicht, schalicht, stalactitförmig ꝛc. als rother Glaskopf, meist mit strahlichtem Bruch wovon nachher einzelne keilförmige Stücken unter dem Nahmen Blutstein, haematites, bekannt sind. Der Gehalt dieses Glaskopfs auf 40 bis 50 p. C.

e) Brauner Eisenstein.

Von brauner Farbe theils ins Schwarze ꝛc. Gibt braunen Strich; findet sich übrigens in denselben Ab - arten wie der vorige rothe. Der braune Eisenrahm theils staudenförmig ꝛc. Der eigentliche braune Ei - senstein (Fr. mine de fer hépatique) ebenfalls nicht sel - ten in der Crystallisation des Schwefelkieses, als Wür - fel und auch als Zwanzigeck ( tab. III. fig. 4. ). Theils sind Versteinerungen von incognitis der Vor - welt damit durchzogen wie z. B. die Blankenburger Schraubensteine. Der braune Glaskopf theils mit ausnehmend saubern Braunsteindendriten angeflogen.

f) Spathichter Eisenstein, Eisenspath. (Fr. mine de fer blanche.)

Durch Luftsäure verkalkt mit Kalk-Erde und Braun - stein, meist von gelblichgrauer Farbe, aber theils ins Weisse, theils ins Schwarzbraune; spathichte Textur; häufig crystallisirt; am häufigsten rhomboidal und lin - senförmig.

652

Dahin gehört der so genannte Flinz - oder Stahl - stein aus dessen Eisen der beste Englische und Steyer - märkische Stahl gemacht wird. Gehalt = 38 Eisen, 24 Braunstein, 38 Kalk-Erde.

g) Thonartiger Eisenstein.

Eisenkalk mit vielen Thon vermischt: meist von brau - ner Farbe; theils ins Rothe theils ins Schwarze über - gehend, in mancherley Gestalten, z. B. nierenförmig, oder Kugeln theils von Kopfgröße wie die von Aber - lady in Lothian die inwendig mit Scheidewänden von Braunspath durchzogen sind und neuerlich zumahl durch Hrn. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden*)s. die Edinburgh Transactions a. a. O. S. 245 u. f. tab. I.; oder stänglicht gleichsam wie Miniaturen von Säulen - basalt, von partiellen neuerlichen Erdbränden (§. 230) zumahl bey Hoschenitz in Böhmen. Auch das Boh - nenerz gehört hierher. So auch mancherley verocherte organisirte Körper aus beiden Reichen, Hölzer, Con - chylien ꝛc.

Des Röthels ist schon oben gedacht (S. 571).

h) Raseneisenstein, Morasterz, Sumpferz, (Fr. mine de fer limonense.)

Hat seinen Nahmen von seiner Lagerstätte. Ist mit Phosphorsäure verkalkt; meist von den Farben wie der thonartige Eisenstein, in lockrern oder festern Brocken; theils in ganzen Lagern des aufgeschwemmten Landes (§. 231).

653

In dieser Art von Eisenerzen glaubte der sel. Meyer sein Wassereisen, Siderites, zu finden.

i) Blaue Eisenerde, natürliches Berlinerblau.

Von verschiednen Nüancen des Blau, meist als mürbe Erde, gewöhnlich auch im aufgeschwemmten Land, in Morästen ꝛc. besonders in Torfgruben, aber auch in Flötz-Gebirgen, wie z. B. au den merkwürdigen Pe - trefacten aus der Crimm unter den Aschischen Ge - schenken im academischen Museum deren oben gedacht worden. (S. 579.)

k) Grüne Eisenerde.

Von zeisiggrüner Farbe. Darf nicht mit Nickelocher verwechselt werden.

l) Arsenicaleisenerz.

Durch Arseniksäure verkalkt, stahlgrau, von metal - lischem Glanz. Ist neuerlich zuerst in Spanien entdeckt worden.

m) Smirgel, smiris. (Fr. êmeril. Engl. emery.)

Eisenkalk mit vorwaltender Kieselerde, schwarzgrau, gibt einen braunrothen Strich. Ausnehmend hart; daher der Gebrauch seines Pulvers zum Schleifen der Steine und des Glases. Specifisches Gewicht = 3922. Vorzüglich häufig in Südamerica*)Die dasigen Indianer verfertigten vor Ankunft der Spanier ihre Waffen und Geräthschaften zum Theil daraus. So besitze ich z. B. ein dergleichen Beil das in der Gegend von Berbice ausgegraben, und von den Herrnbutischen Missionaren heraus - geschickt worden..

654

XIV. Kupfer.

Kupfer, cuprum, (Fr. cuivre, Engl. copper) von der bekannten rothen Farbe, sehr hart und elastisch, hat den stärksten Klang; specifisches Gewicht = 7788. Schmilzt bey = 4587 Fahr. Wird von allen Säuren auf - gelöset. Verbindet sich leicht mit den mehrsten übrigen Metallen und gibt so die mancherley vorzüglichen Compositionen wie z. B. mit Gold, Similor; mit Nickel, Schinesisches weisses Kupfer (Packfong); mit Zinn, Glockengut und Stückgut; mit Zinn und Arsenik die Composi - tion zu Telescop-Spiegeln; mit Zink, Messing, Tomback ꝛc.

1. Gediegen.

Mehr oder weniger rein; theils güldisch oder sil - berhaltig ꝛc. theils crystallisirt zumahl in doppelt vier - seitigen Pyramiden; theils als Geschiebe z. B. im Kupferfluß nordöstlich von der Hudsonsbay und am Strande der Kupfer-Insel bey Kamtschatka die davon ihren Nahmen hat (mednei-ostrow).

Das Cämentkupfer ist aus den vitriolischen Kupfer - wassern durch Eisen gefallt.

2. Vererzt.

a) Kupferglas, grau Kupfererz. (Fr. mine de cuivre vitreuse.)

Durch Schwefel vererzt mit wenigem Eisen. Bley - grau, ins Violette ꝛc. Dach mit einer Art von me -655 tallischem Glanz; meist taubenhälsig spielend; geschmei - dig so daß es sich mit dem Messer schneiden läßt. Hält wohl 60 bis 80 u. m. pro C. Kupfer.

b) Bunt Kupfererz, Kupferlasur.

Aehnelt dem vorigen in der Farbe, theils tomback - braun, oder wie angelaufner Stahl ꝛc. ist aber spröde. Gehalt 40 bis 60 p. C.

c) Kupferkies, gelbes Kupfererz. (Fr. mine de cuivre jaune.)

Durch Schwefel vererzt mit vielem Eisen. Mehr oder weniger goldgelb; theils grünlichgelb ꝛc. oft pfauenschweifig angeflogen: nicht so hart als Schwefel - kies; spröde; theils crystallisirt z. B. in dreyseitigen Pyramiden ( tab. III. fig. 1 ) oder in doppelt vierseitigen. Theils als Anflug auf dem bituminosen Mergelschiefer (S. 600). Ueberhaupt das gemeinste von allen Kupfererzen. Sein Gehalt so wie freylich der von allen Erzen sehr ungleich. Oft z. B. 15 bis 20 p. C.

d) weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche.)

Von zinnweisser Farbe, theils etwas ins Gelbliche; gibt am Stahl Feuer; gemeiniglich bey andern Kuper - erzen, zumahl beym Fahlerz. Zuweilen wie bey Fran - kenberg in Hessen sind vegetabilische Petrefacte, die so genannten Kornähren, Holzgraupen ꝛc. damit, wie mit einigen andern Kupfererzen durchzogen.

e) Fahlerz, grau Kupfererz, schwarz Kupfererz, auf dem Harz so genanntes Weißgülden. (Fr. min - de cuivre grise, Engl. grey copper ore.)

656

Durch Schwefel vererzt mit Arsenik und Silber; stahlgrau; gibt ein grau röthliches Pulver: theils cry - stallisirt zumahl in dreyseitigen Pyramiden ( tab. III. fig. 1 ) ꝛc.

f) Kupferschwärze.

Mit Eisenkalk vermischt; meist schwarz; gewöhnlich als Ueberzug auf Kupferkiesen aus deren Verwitterung er entstanden ist.

g) Roth Kupfererz, roth Kupferglas. (Fr. mine de cuivre rouge, Engl. red copper glas.)

Durch Luftsäure verkalkt; roth, zumahl Cochenill - farben; theils durchscheinend; dicht oder crystallisirt; letztres meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; theils haarförmig als so genannte Kupferblüthe z. B. bey Rheinbreitenbach im Cölnischen. Gehalt des roth Kupfererzes bis 73 p. C.

Das Lebererz ist von leberbrauner Farbe, erdichten Bruch.

h) Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge, Engl. copper malm.)

Theils Ziegelroth, von erdichtem Bruch; theils als so genanntes Kupfer Pecherz von pechartiger Farbe und Ansehen, dichtem kleinmuschlichten Bruch.

i) Blau Kupfererz. (Fr. mine de cuivre azuree, Engl. azore copper ore.)

In mancherley Nüancen der Farbe, theils erdicht als so genanntes Kupferblau (Fr. bleu de montagne) meist von lichterer Farbe; theils strahlicht, als Kupfer -657 lasur, und dieß meist vom dunkelsten Blau; sein Ge - halt wohl 66 p. C. und drüber.

k) Grün Kupfererz.

Unter den verschiednen Abarten desselben sind beson - ders zu merken α) Malachit: spangrün, grasgrün ꝛc. meist nierenförmig, in bauchichten Schalen, theils röhricht ꝛc. strahlichter Bruch; meist von Marmorhärte so daß er treffliche Politur annimmt. Ueberhaupt von der grüßten Mannigfaltigkeit und prachtvollen Schön - heit im Catharinburgischen in Sibirien. Sein specifi - sches Gewicht = 3641. Sein Kupfergehalt bis 70 p. C und drüber. β) Atlaserz (Fr. mine de cuivre soyeuse, vert de gris naturel): Smaragdgrün etc, meist in Kupferkies ꝛc. eingewachsen: von faserichtem Bruch; mit Atlasglanz. Vorzüglich bey Lauterberg am Harz. γ) Kupfergrün, chrysocolla, von lichtspangrüner Farbe und muschlichtem Bruch. Das eisenschüssige Kupfer - grün ist hingegen olivengrün bis ins Lauchgrüne, so wohl von mattem erdichten als auch von muschlichtem glänzenden Bruch und gleichsam schlackichtem Ansehen.

l) Arsenicalkupfererz, Olivenerz.

Durch Arseniksäure verkalkt. Dieses merkwürdige erst neuerlich durch Hrn. Klaproth bestimmte Erz findet sich zur Zeit bloß bey Carrarach in Cornwall in dunkel - olivengrünen durchscheinenden nadelförmigen Crystallen die meist büschelförmig zusammengehäuft in den kleinen Klüften und Drusenlöchern eines eisenschüssigen bröck - lichten Quarzes sitzen.

658

XV. Quecksilber.

Das Quecksilber, hydrargyrum, (Fr. mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) ist von der bekannten Farbe und Glanz den es auch an der Lust behält; flüssig ohne zu netzen; gefriert aber bey = 39° unter ° Fahr.*)s. Dr. Blagden's history of the congelation of quicksilver. Lond. 1784. 4 (und im LXXIII B. der philosoph. Transact.) wo auch S. 10 u. f. die umständliche Anzeige des von mir in meinen Stu - dentenjahren darüber angestellten Versuchs befind - lich ist. Ich selbst kann aber aus der Vergleichung mit den andern daselbst erzählten Erfahrungen nicht anders urtheilen, als daß bey demselben damahls eine Selbsttäuschung vorgegangen seyn muß, wenn ich gleich nicht errathen kann worin sie gelegen haben mag. und läßt sich dann hämmern; kocht bey = 600° der nähm - lichen Scale. Wird am Vollkommensten von der Salpetersäure aufgelöset. Amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Bley. Sein specifisches Gewicht = 13568.

1. Gediegen.

So genanntes Jungfern Quecksilber.

Und in Verbindung mit gediegnem Silber als na - türliches Amalgama, das sich im Zweybrückischen in mancherley Gestalt, theils sogar crystallisirt findet.

2. Vererzt.

a) Zinnober.

Durch Schwefel vererzt. Von der bekannten Farbe aber in mancherley Nüancen; theils hell durchscheinend;659 theils mürbe theils fest; letztres theils crystallisirt. Hält bis 80 p. C. Quecksilber.

Der natürliche aethiops mineralis ist ein schwarzer Zinnober der sich im Zweybrückischen zumahl auf Schwe - felkies ꝛc. findet.

b) Lebererz.

Durch Schwefel vererzt mit Eisen. Meist wie ein dunkler braunrother verhärteter Thon. Nimmt theils Politur an.

Das so genannte Corallenerz von Idria ist eine Abart davon mit eingemengten schalichten Nieren die man irrig für Petrefacten gehalten.

c) Quecksilberhornerz, natürlicher Sublimat. (Fr. mercure doux natif.)

Durch Vitriol - und Salzsäure verkalkt. Meist grau - gelblicht glänzend, gewöhnlich als dünner schalichter Ueberzug in Drusenlöchern andrer Zweybrückischer Quecksilbererze; theils crystallisirt. Gehalt bis 70 p. C.

660

XVI. Silber.

Silber, argentum, (Fr. argent, Engl. silver) von der bekannten Farbe; nächst dem Gold das geschmeidigste Metall; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang. Sein specifisches Gewicht = 10474. Schmilzt bey = 4717° Fahr. Wird in Salpetersäure aufgelöset und daraus durch Salzsäure als Hornsilber gefällt; so wie durch Quecksilber als so genannter Dianenbaum.

1. Gediegen.

Häufig, doch fast immer mit andern Metallen zu - mahl mit Kupfer, seltner mit Eisen, Arsenik ꝛc. ver - mischt. Auch nicht selten mit Gold, da es Hr. von Veltheim Electrum, und Hr. Werner güldisches gedieg - nes Silber nennt; dieß findet sich zumahl bey Kongs - berg in Norwegen und am Schlangenberg in Sibirien.

Das gemeine gediegne Silber findet sich theils in mancherley besondrer Gestalt, z. B. dendritisch, ge - strickt, oder wie in Mexico zwischen Quarz als so ge - nanntes Farnkrautsilber (Fr. argent fougere, Span. metal machacado) von ausnehmender Eleganz. Theils auch crystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide ꝛc.

Zum verlarvten gedignen Silber (§. 251) gehört wahrscheinlicher Weise das echte so genannte Butter - milcherz von Andreasberg: auch wohl das Zundererz in einer Art eisenschüssigen Bergleder von mordore - rother Farbe bey Clausthal; so wie die Silberschwärze die sich hin und wieder besonders im Erzgebirge auf661 andern Silbererzen findet, und das Silberbranderz in sprödem körnichten Erdpech bey Ilmenau ꝛc.

2. Vererzt.

a) Arseniksilber.

Durch Arsenik vererzt; von mattem Silberglanz; blättrichtem Gefüge; leicht zu schneiden; von sehr un - gleichem Gehalt, theils bis 90 p. C.

b) Glaserz. (Fr. mine d'argent vitreuse.)

Durch Schwefel vererzt; von schwärzlicher Bleyfarbe, mattem Glanz, weich und geschmeidig, so daß es sich theils sogar prägen läßt. Seine gewöhnlichste Cry - stallisation in doppelt vierseitigen Pyramiden. Gehalt auf 75 p. C.

In Braunspath ꝛc. eingesprengt wird es Tigererz genannt.

c) Schwarzgülden, sprödes Glaserz, Röschgewächse.

Durch Schwefel vererzt mit Arsenik und Eisen; von rusiger dunkelschwarzer Farbe, gibt gerieben einen schwar - zen Strich; meist als Anflug oder Mulm auf andern Silber und Bleyerzen, doch auch in tafelförmigen Crystallen ꝛc. Gehalt bis 66 p. C.

d) Silber-Hornerz, natürliches Hornsilber.

Durch Salzsäure und wenige Vitriolsäure verkalkt; von grauer oder bräunlicher Farbe; theils ins Schwärz - liche; in dünnen Blättchen durchscheinend; auch so ge - schmeidig, daß es sich schneiden läßt; schmilzt schon in der Lichtflamme; theils crystallisirt, meist in zusammen662 geschobnen kleinen Würfeln: findet sich an wenigen Orten; besonders bey Johanngeorgenstadt im Erzge - birge und am Schlangenberge in Sibirien, hier theils in großen Dendriten dergleichen das Museum unter den Geschenken des Hrn. Baron von Asch besitzt. Gehalt des Sächsischen 72 p. C.

e) Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclaire.)

Durch Schwefel und Arsenik vererzt; von dunkel - rother Farbe in mancherley Nüancen bis ins Schwarze, doch daß es auch dann geschabt ein rothes Pulver gibt; das hochrothe ist gewöhnlich durchscheinend, theils aber gar durchsichtig völlig wie Granat (Engl. ruby-ore. ) von ausnehmender Schönheit bey S. Andreasberg am Harz; ist spröde; glänzend auf dem Bruch; theils crystallisirt, zumahl als sechsseitige Säule mit sechs - seitiger oder dreyseitiger Endspitze ( tab. III. fig. 19 und 11 ). Gehalt äußerst ungleich, höchstens auf 60 p. C.

f) Weißgülden.

Durch Schwefel und Arsenik vererzt mit Kupfer und auch theils mit Eisen; von heller bleygrauer Farbe; nicht hart; beträchtlich schwer; findet sich bis jetzt bloß ungeformt, vorzüglich bey Freyberg im Erzgebirge.

663

XVII. Gold.

Das Gold, aurum, (Fr. or, Engl. gold) ist von der bekannten Farbe, äußerst ductil in beiderley Sinn (§. 250) weich, doch daß es sich durch bloßes anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Sein specifi - sches Gewicht = 19257. Schmilzt bey = 5237° Fahr. Wird in Königswasser aufgelöset und durch die Zinnauflösung daraus als so genannter mineralischer Purpur gefällt. Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahrscheinlich das allge - meinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Doch fast immer mit beygemischtem Silber, Kupfer oder Eisen, daher auch die verschiednen Nüancen seiner Gilbe. Findet sich auch wie das Silber in mancherley besondern Gestalt z. B. dendritisch ꝛc. auch crystallisirt in der nähmlichen Form.

Häufig findet sichs als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Ost auch versteckt (§. 251) in Schwefelkiesen ꝛc. besonders im cubischen Brauneisenstein von Beresofsk. (S. 651.)

2. Vererzt.

Durch Schwefel mit Spießglas und theils mit Sil - ber; von bleygrauer Farbe bald heller bald dunkler, mattem Glanz, blättrichtem Bruch; zumahl bey Nagyag664 in Siebenbürgen, daher es auch Nagyaker-Erz ge - nannt wird.

Auch wies scheint durch Schwefel mit Eisen wirklich vererzt im eigentlichen Goldkies.

XVIII. Platiña.

Die reine Platiña ist von silberweisser Farbe; sehr dehnbar und dabey ausnehmend zähe; ihr specifisches Gewicht = 19500; folglich ist sie der schwerste bekannte Körper in der Natur; wird in Königswasser aufgelöset; und nicht vom Magnet gezogen.

1. Gediegen.

Meist doch mit Eisen und etwas Gold vermischt und vermengt; hat eine Mittelfarbe zwischen Silber und Eisen. Findet sich in Gestalt kleiner Blättchen fast wie Hammerschlag um Carthagena und Santa in Peru, wo sie 1736 zuerst entdeckt worden. Ihr speci - fisches Gewicht = 15601.

665

Vierzehnter Abschnitt. Von den Erdharzen.

§. 254.

Die Erdharze, mit Inbegriff des Schwefels, zeichnen sich von andern brennbaren Mineralien wie der Diamant ꝛc. dadurch aus, daß sie sich wenn sie rein sind in Oehl auflösen lassen, und schon im gemeinen Glühfeuer mit Rauch und Flamme brennen oder doch glimmen, und dabey einen eignen Geruch von sich geben. Manche riechen auch schon ohne zu brennen; und die trocknen sind stark idioelectrisch. Außerdem aber finden auch noch ein paar andre mineralische Körper, nähmlich die Kohlenblende und das Reißbley im Systeme füglich ihren Platz in dieser Classe, weil sie doch theils in ihrem äußern Habitus, theils in ihrem Verhalten im Feuer den Erdharzen ähnlich sind.

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I. Eigentliche Erdharze.

1. Steinöhl, naphtha, petroleum.

Flüssig; meist von honiggelber Farbe; durchsichtig; von durchdringendem Geruch. Specifisches Gewicht = 847 also leichter als Weingeist. Vorzüglich häufigst in Persien auf den brennenden Feldern am Caspischen Meer. Ganz Medien hat seinen jetzigen Nahmen davon (Adzurbidschan, Feuerland).

2. Bergtheer, maltha.

Schmierig wie Theer; schwarzbraun; undurchsichtig; starkriechend. Unter andern auch hier im Lande im Amte Meinersen, und häufig in der Moldau, wo Hr. Baron von Asch im Türkenkriege 1770 zur Pestzeit eine Digestivsalbe daraus verfertigen und mit großem Nutzen gebrauchen ließ.

3. Elastisches Erdharz, mineralisches Federharz.

Von brauner Farbe; glanzlos; so auffallend elastisch, daß es sich zwar nicht wie das vegetabilische Federharz ohne zu zerreissen dehnen, aber doch mit dm Fingern zusammen drücken läßt und dann in seine vorige Ge - stalt zurückschnellt. Dieses merkwürdige Fossil findet sich bis jetzt bloß bey Castletown in Derbyshire, und zwar von zweyerley Art:

1. Dichtes.

Aehnelt im Aeußern völlig dem Cahutschuk, ist schwarzbraun und in temperirter Wärme weich. An667 den Stücken die ich davon besitze liegt es theils in grauen Kalkstein, theils auf Kalkspathschweinszähnen (S. 595).

2. Lockres.

Haarbraun; zäher als das vorige; und von einem lockern gleichsam schwammichten Gefüge.

4. Erdpech.

Meist schwarz; glänzend; rechartig; fließt und brennt am Lichte wie schwarz Siegellack. Findet sich in vielen Weltgegenden z. B. bey Iberg am Harz auf Schwer - spath und bey spathichtem Eisenstein, Bleyglanz ꝛc. bey Castletown auf und in Flußspath; in Auvergne auf Chalcedon ꝛc.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten gehört

a) das Judenpech, Asphalt. (Fr. bitume de Judée.)

Ganz schwarz; sehr spröde, brüchig, gibt einen eignen bitterlichen Geruch. Vorzüglich auf dem todten Meere. Specifisches Gewicht = 1104. Ward von den alten Aegyptiern zu ihren gemeinern Compositionen zur Mu - mienbereitung genommen. Jetzt brauchens die Araber häufig in Oehl aufgelöset zum Bestreichen ihres Pferde - geschirrs um die Insecten abzuhalten.

b) Bergbalsam, mineralische Mumie; Persisch mu - minahi*)Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist erst im dreyzehnten Jahrhundert auf die alten Aegyptischen balsamirten Leichen transferirt, und dieselben seitdem allgemein Mumien genannt worden..

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Schwarzbraun; zäher als Asphalt; von angenehmen balsamischen Geruch; bloß in einigen Bergklüften in Khorassan am Fuß des Caucasus, die jährlich nur einmahl geöffnet und kleine Quantitäten davon heraus - genommen werden. Daher das echte äußerst selten nach Europa kommt. Das Museum besitzt es unter dem Aschischen Geschenken.

5. Steinkohle, lithantrax. (Fr. charbon de terre, houille. Engl. coal.)

Schwarz, undurchsichtig, von mehr oder weniger glänzendem Bruch, meist spröde; brennt mit schwarzem Dampfe; wenigstens größtentheils unverkennbar vege - tabilischen Ursprungs; nicht selten noch mit wirklichen Holzkohlen untermengt. In Flötzgebirgen theils in unermeßlichen Lagern, wie zu Einem Beispiel statt aller die bey Newcastle; meist unter Schieferthon. Merk - würdig sind die nicht seltnen Beyspiele von Selbstent - zündung in Steinkohlengruben die dann langsam aber oft mehrere Jahre hindurch fortgeglimmt haben.

Unter den mancherley Abarten sind vorzüglich fol - gende besonders merkwürdig:

a) Schieferkohle.

Dunkelschwarz, von blättrichter Textur, und geringer Härte.

b) Pechkohle, Brockkohle, Stückkohle.

Eben so schwarz; von kleinmuschlichtem starkglän - zenden Bruch.

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c) Glanzkohle.

Eisenschwarz, von großmuschlichtem gleichsam metal - lischen glänzenden Bruch, und fast würflichter Gestalt der Bruchstücke.

d) Gagat, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais. Engl. jet.)

Bräunlichschwarz; von mattem sehr flachmuschlichten Bruch; so fest daß er sich drehen und poliren läßt; macht theils den Uebergang zum bituminosen Holz.

Hierher gehört die cannel coal aus Lancashire. Ihr specifisches Gewicht = 1275.

6. Bituminoses Holz, Braunkohle, Erdkohle, Taubkohle. (Engl. bovey coal.)

Vom hellen Leberbraun bis ins Schwarze; hat theils noch völlig seine ursprünglich holzichte Textur. Findet sich in vielen Gegenden der nordlichen Erde theils fast wie die Steinkohlen in unerschöpflichen Flötzen*)Man hat diese für die Geogenie so merkwürdigen vegetabilische Reste der catastrophirten Vorwelt für eine Art Treibholz halten wollen, das so wie das an den nordischen Küsten durch Strömun - gen ꝛc. zusammen geschwemmt worden. Umge - kehrt scheint es mir nach der Vergleichung ver - schiedner Proben vom nordischen Treibholz mit dem fossilen bituminosen sehr wahrscheinlich, daß selbst manches von jenem aus Flöhlagen von die - sem an Seegegenden losgeschlemmt und fortge - trieben worden..

Die so genannte alaunhaltige Erde die auch hin und wieder ganze Lagen bildet, und so wie manches bituminose Holz selbst auf Alaun benutzt wird, ist so670 wie die Umber wohl ohne Zweifel aus jenen Holze entstanden. Zu letztrer gehört auch die Cölnische Erde.

7. Torf. (Fr. tourbe.)

Pflanzenerde mit Wurzelgestrippe von Gewächsen aus der jetzigen Schöpfung zumahl von Moosen und Grä - sern, in moorichtem Grund mit Erdharz durchzogen; in mancherley Abarten mit mehr oder minder deut - lichen Spuren des vegetabilischen Ursprungs. Letztrer theils so frisch und unverkennbar, daß man dergleichen Abarten kaum für Fossilien gelten lassen kann. Findet sich zwar vorzüglich, aber doch nicht ausschließlich, in Europa: sondern auch in Grönland, auf den Falklands - inseln ꝛc.

8. Ambra. (Fr. ambre gris.)

Gewöhnlich von grauer Farbe; doch auch blaßgelblich, schwarz ꝛc. Ist undurchsichtig, glanzlos, von körnich - tem Bruch; schmilzt wie Wachs; hängt sich wie Mastix an die Zähne; hat einen eignen Wohlgeruch. Die graue wird vorzüglichst dey den Molucken und die weisse und schwarze bey Nicobar aus der See gefischt und an den Küsten aufgelesen. Specifisches Gewicht der grauen = 926. Weil man sie auch zuweilen unter dem Unrath des Pottfisches gefunden (S. 132) so hat dieß neuerlich die alte Meinung des Fallopius wieder rege gemacht als ob sie wohl thierischen Ursprungs sey: andre haben sie für eine vegetabilische Substanz für ein Baumharz gehalten ꝛc. Alle Gründe pro und contra gegen einander gewogen, scheint sie mir immer noch bis jetzt ihre füglichste Stelle im Mineralreich zu be - haupten.

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9. Bernstein, Agtstein, succinum, electrum. (Fr. ambre jaune.)

Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt - abarten a) den weissen undurchsichtigen oder durchschei - nenden, und b) den gelben. Letztre von allen Nüancen, vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb. Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe - cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von ausnehmender Schönheit auf Madagascar.

Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino - sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig - gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist, und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden ( tab. III. fig. 5 ); sondern nach den Versuchen die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.

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II. Schwefel.

1. Schwefel, sulphur. (Fr. soufre, Engl. brimstone.)

Brennbarer Stoff mit Vitriolsäure verbunden, brennt mit blauer Flamme und durchdringendem stechenden Ge - ruch: seine bekannte Farbe spielt meist ein wenig ins Grünliche. Er ist fest, spröde, schmilzt bey = 244° Fahr. und bricht bey = 414° in Flamme aus. Er verbindet sich leicht fast mit allen Metallen am innig - sten und leichtesten mit dem Eisen, als Schwefelkies (S. 649).

1. Gediegner Schwefel, Jungfernschwefel.

In mancherley Abarten der Farbe, Durchsichtigkeit, mehrern oder mindern Reinigkeit ꝛc. theils derb, und zwar häufig bey Alabaster und Gypsspath; theils cry - stallisirt in mancherley Gestalt; theils wie geflossen, als Tropfschwefel; theils mehlicht als Schwefelblumen wie z. B. in den Cratern der Feuer speyenden Berge. Specifisches Gewicht eines derben = 2033.

Häufig versteckt oder verlarvt als Schwefelerde mit Thonerde ꝛc. innig gemengt.

2. Natürliche Schwefelleber.

Mit Kalkerde oder festem Laugensalze verbunden; daher ihr Geruch nach faulen Eyern. Meist von grauer oder gelblicher Farbe, erdicht. Gewöhnlich in der Nähe von Schwefelwassern und Vulcanen.

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III. Kohlenblende.

1. Kohlenblende, unverbrennliche Stein - kohle*)Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz gekannt, in dessen kleiner Mineraliensammlung die das academische Museum besitzt, ein Stückchen dieses Fossils, angeblich aus Böhmen befindlich ist.. (Fr. charbon de terre incom - bustible, plombagine charbonneuse.)

Im äußern steinkohlenähnlich; meist dunkel eisen - schwarz, von starkem fast metallischem Glanz; meist dickschiefrigem Bruch; die Bruchgestalt theils als kleine vierseitige Säulen; spröde, halbhart, etwas abfärbend. Zwar nicht unverbrennlich aber doch ausnehmend feuer - beständig. Ist neuerlich in mehrern Gegenden von Europa gesunden worden. Häufig z. B. bey Gera. Aus Kongsberg besitze ich es mit gediegnem Silber durchwachsen.

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IV. Reißbley.

1. Reißbley, plumbago, von Hrn. Werner Graphit genannt. (Fr. plombagine, crayon noir, Engl. black lead.)

Gewöhnlich von eisengrauer Farbe theils ins Schwarze ꝛc. von matten metallischem Glanz, undurchsichtig, fet - tig anzufühlen, abfärbend, weich; von verschiednem Bruch; das feinste in der Welt das zu den englischen Bleystiften verarbeitet wird, nähmlich das von Keswick in Cumberland ist dicht, sehr feinkörnig und so ge - schmeidig, daß es sich beym Schneiden späneln läßt und fast wie frisch angeschnittnes Bley glänzt; sein specifisches Gewicht = 2089. Andre Abarten sind fein - schuppicht, gleichsam glimmerig ꝛc. Im starken offnen Feuer verfliegt das Reißbley bis auf einen kleinen Rest von Kieselerde und Eisen. Die schlechtern Sorten wer - den zu Ofenschwärze, zu Ipsertiegeln, zum Einschmie - ren hölzerner Schrauben und Räderwerks ꝛc. gebraucht.

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Funfzehnter Abschnitt. Von den mineralischen Salzen.

§. 255.

Die Salze unterscheiden sich von den übrigen Mineralien dadurch, daß sie sich schon in einer mäßigen Menge kochenden Wassers ganz auf - lösen, einen specifiken Geschmack geben, und beym Verdunsten wenn sie noch sattsames Cry - stallisationswasser behalten, mehrentheils in cry - stallinische Form anschießen. Im Feuer brennen sie nicht, schmelzen aber darin durchsichtig.

§. 256.

Bekanntlich theilt man die Salze überhaupt aufs natürlichste in I. Säuren (acida) und II. Laugensalze (alcalina); wovon jene sauren Geschmack haben und wenn sie dem Veilchen - syrup oder andern blauen Pflanzensäften zuge - mischt werden, dieselben roth färben, diese hin - gegen einen scharfen, brennenden, laugenartigen Geschmack zeigen und die blaue Farbe der ge - dachten Pflanzensäfte ins Grüne umändern.

Aus der Verbindung dieser beiden Haupt - arten unter einander, oder auch aus der salini -676 schen Verbindung der Säuren mit gewissen Er - den und metallischen Substanzen entstehen dann III. die Mittelsalze (salia neutra, oder me - dia, oder composita) die den gedachten Pflan - zensäften ihre blaue Farbe lassen.

I. Saures Salz.

Nach dem oben bestimmten Begriff von Mineralien (§. 224.) kann kaum eine Säure unter dieselben gerechnet werden. Höchstens etwa die folgende:

1. Boraxsäure, Sedativsalz.

Findet sich meist mit Eisenkalk gemischt und theils mit Thon innig gemengt in Gestalt glimmerähnlicher graulichgelblicher schuppichter Blättchen in der Erde um den Cerchiaco-See bey monte rotondo im Floren - tinischen, aus dessen Wasser sie durchs Verdunsten in der trocknen Gestalt abgesetzt worden.

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II. Laugensalz.

1. Mineralisches Laugensalz, natrum, der Alten ihr nitrum; Borech der Persianer, Kien der Schinesen.

Kann für ein natürliches Laugensalz angenommen werden, ohngeachtet es freylich so wie es in der Erde gefunden wird wohl immer mit Luftsäure verbunden und dadurch neutralisirt ist. Gewöhnlich ist es locker mit Thonerde gemengt wie z. B. um Debrezin ꝛc. in Ungarn, wo man es zur Seife braucht, auch den Schafen gibt ꝛc. Selten findet es sich derb und cry - stallinisch wie das aus der Barbarey in großen Fin - gersdicken Schollen. Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monatlang in diesem Salze ein ehe sie dieselben zu Mumien bereiteten: und den Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.

Mancher fälschlich so genannte Salpeter der aus feuchten Mauren wie wollichter Schimmel ausschlägt, ist ebenfalls ein unreines Natrum (alcali calcareum).

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III. Mittelsalze.

Versteht sich wieder bloß diejenigen die wirklich in der Natur gefunden werden, mit Ausschluß der bloß durch die Kunst hervorge - brachten. Sie lassen sich füglich nach den ver - schiednen Säuren die sie enthalten in folgende vier Unterabtheilungen bringen:

A) Vitriolsaure Mittelsalze.

1. Glaubersches Wundersalz, sal mirabile Glauberi.

Vitriolsäure mit mineralischem Alkali. Hat einen bittern kühlenden Geschmack. Findet sich zumahl nicht selten bey Salzquellen auch theils beym Steinsalz; so wie auch bey dem mineralischen Laugensalze von De - brezin. Auch in der so genannten Zwerghöle bey Hil - desheim.

2. Bittersalz, magnesia vitriolata.

Vitriolsäure mit Talkerde; von sehr bitterm Ge - schmack; löset sich schon in seinem eignen Gewichte kochenden Wassers auf. Häufig in den Schweizer - und Savoyer-Alpen.

3. Alaun, alumen, argilla vitriolata.

Vitriolsäure mit Thonerde; von herbem hintennach süßlichem Geschmack. Auch häufig in den Schweizer - Alpen; auch nicht selten in den Cratern der Vulcane.

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Zuweilen fasericht als Federalaun, alumen plu - mosum.

Oder in zarten Nadeln, als Haarsalz, halotrichum.

Hierher gehört auch die Steinbutter, Bergbutter, (Russisch Kamenoemaslo) ein unreiner eisenschüssiger Alaun von gelber Farbe, Wachsglanz, durchscheinend, von blättrichtem Gefüge, fettig anzufühlen. Findet sich zumahl in den Alaunschieferbrüchen in einigen Gegen - den von Sibirien.

Der so genannten Alaunerze wie z. B. Alaunstein, Alaunschiefer, alaunhaltige bituminose Erde u. s. w. ist oben gehörigen Orts Erwähnung geschehen.

4. Vitriol.

Vitriolsäure mit einem metallischen Kalke verbunden zumahl mit dem von Kupfer, Eisen und Zink und zwar gewöhnlich mit mehren, derselben zugleich, nur in ungleichem Verhältniß daher man die Abarten nach demjenigen Metalle benennt das darin vorwaltet. Also:

1. Kupfervitriol.

Blau, von herbem zusammen ziehendem und dabey ekelhaft bitterlichem Geschmack: gibt im Feuer eine grüne Flamme, und seine Auflösung dem damit ge - riebnen Eisen Kupferfarbe. Findet sich hin und wie - der z. B. in Siebenbürgen und Sibirien derb, häufig aber in den so genannten Cämentwassern wo ihr Kupfer durch Eisen gefällt zu werden pflegt (S. 654).

2. Eisenvitriol, Kupferwasser.

Seladongrün und wenn er verwittert, gelblich; von herbem Dintengeschmack. Häufig in der Erde verbrei - tet, zumahl im Schwefelkies.

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Der Atramentstein ist ein mit fremden erdichten Theilen gemengter Eisenvitriol von verschiednen Far - ben, roth, grau, gelb ꝛc.

3. Zinkvitriol, weisser Vitriol, Gallizenstein.

Weiß; am Geschmack ähnelt er dem vorigen.

B) Salpetersaures Mittelsalz.

5. Salpeter, nitrum prismaticum, alcali vegetabile nitratum.

Salpetersäure mit vegetabilischem Alkali. Gibt auf der Zunge eine eigne Empfindung von Kälte. Wird hin und wieder in der alten und neuen Welt theils als wollichter Beschlag, theils doch auch stalactitisch, häufiger aber und in bewohnten Gegenden sehr allge - mein verbreitet als Salpetererde mit Kalkerde ꝛc. vermengt gefunden.

C) Rochsalzsaure Mittelsalze.

6. Steinsalz, sal gemmae, muria montana.

Salzsäure mit mineralischem Laugensalz. Von dem bekannten Geschmack, zerspringt im Feuer mit Knistern. Findet sich selten ganz farbenlos, sondern mehrentheils weißlich, grau ꝛc. zuweilen auch Ziegelroth, Saphir - blau ꝛc. selten durchsichtig, gewöhnlich mehr oder we - niger durchscheinend, zuweilen crystallisirt in Würfel - form: auch seine Bruchgestalt ist cubisch; das Gefüge ge - wöhnlich dicht, häufig körnicht, theils auch blättricht, fasericht ꝛc. oft so hart daß er sich zu kleinen Kunst -681 sachen bearbeiten läßt. Specifisches Gewicht = 2143. Bildet in theils Gegenden unermeßliche Flötzlagen, wie z. B. in den berühmten Salinen von Bochnia und Wieliczka bey Cracau.

7. Salmiak, sal ammoniacum, sal vola - tile salitum.

Salzsäure mit flüchtigem Laugensalz. Hat einen ste - chenden laugenhaften Geschmack. Weiß oder von bey - gemischtem Schwefel gelb; selten derb, wie z. B. in den vulcanischen Gegenden von Persien: häufiger sandig oder mehlicht wie in den Cratern der Italiänischen Vul - cane, und der gelbe von der Solsatara.

D) Boraxsaures[Mittelsalz].

8. Tinkal, roher Borax, chrysocolla. Ti - betanisch Swaga.

Boraxsäure mit mineralischem Alkali. Grünlichgrau; von anfangs süßlichem, hintennach aber brennendem Geschmack; durchscheinend, auf dem Bruche wachs - glänzend; ziemlich hart; schwer; so wie er nach Europa gebracht wird, ist er meist in platten fast tafelförmigen sechsseitigen Säulen mit schräg abgestumpften Enden, die sich fettig anfühlen und theils aneinander gebacken sind. Er schmilzt leicht im Feuer und befördert den Fluß strengflüssiger Körper; daher sein Gebrauch zum Löthen ꝛc. Wird besonders aus einem heissen Alpinischen See in den Schnee-Gebirgen von Tibet gesammlet.

682

Sechszehnter Abschnitt. Von den Versteinerungen.

§. 257.

Die Petrefactenkunde (oder Oryctologie wie sie insgemein genannt wird) ist ein sehr wichti - ger und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie aus dem rechten Gesichtspuncte angesehen und benutzt, das mannigfaltigste aufklärendste Licht über Geogenie, über die ganz verschiednen suc - cessiven mehr oder weniger allgemeinen Cata - strophen die mit unsrer Erde vorgegangen, über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart mancher Arten von Flötz-Gebirgen insbesondre u. s. w. verbreitet.

§. 258.

Man nennt aber Petrefacten oder Verstei - nerungen im weitläuftigen Sinn alle abgestorbne Thiere und Gewächse die entweder ihren Tod in einer solchen Erdcatastrophe gefunden oder auch außerdem in eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper oder einzelne Theile desselben statt zu verwesen seine Bildung mehr oder minder vollkommen erhalten, und mehren - theils noch überdem mit fremden Erdarten oder683 metallischen Stoffen oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab - gesondert werden was weiland damit vermengt ward, vor allen die bloßen so genannten Natur - spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. der leibhafte Dr. Luther im Mansfelder Kupferschiefer den Val. Alberti 1675 beschrieben; des Lic. Gleichmann versteinerte Päbstinn Johanna (s. Dess. papatus a natura detestatus); des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offen - bare Artefacten wie z. B. die Badner Würfelchen; so vollends absichtliche Betrügereyen wie die so genannten Würzburger Versteinerungen womit einst der ehrliche Behringer angeführt worden, s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. fol. zumahl S. 5.

§. 259.

Nach der Verschiedenheit jener Umstände, z. B. der Lage die die Versteinerungen erhalten haben und der Stoffe womit sie mehr oder weni - ger durchzogen worden ꝛc. finden sie sich nun selbst in verschiednem Zustand wovon besonders fol - gende Arten zu merken:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Ge - weihe, Conchylien ꝛc. ihre thierische Gallerte und mit derselben einen großen Theil ihrer son - stigen Festigkeit verloren haben, da sie statt der - selben nur höchstens mit Kalksinter (S. 593), Mergeltuff (S. 599) u. dergl. durchzogen wor - den: mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich gewöhnlich im aufgeschwemmten684 Lande und zwischen dem Incrustate der Berg - höhlen und Klüfte (S. 594).

2) Wirklich petrificirt als eigentlich so ge - nannte Versteinerungen[oder] Petrefacte im engern Sinn, die in den festern Steinlagern der Flötz - Gebirge in dichtem Kalkstein, Kalkschiefer, Schie - ferthon, Mergelschiefer, Sandstein ꝛc. einge - schlossen sind, und daher großentheils selbst Stein - härte erlangt haben. Dahin gehören besonders die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt zu welchen sich nähmlich kein oder höchstens äußerst wenige Originale in der jetzigen Schöpfung finden und wovon die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meersboden der Vorwelt ausmachte so zu sagen wimmeln. Alle cosmo - genischen Data gegen einander verglichen schei - nen sie nach aller Wahrscheinlichkeit bey einem allgemeinen Erdbrand plötzlich aufs Trockne ver - setzt und verhärtet zu seyn.

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien die sich auf diese Weise versteinert finden, ist selten ihre wirkliche Schale noch erhalten, son - dern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamm der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. Dieß ist z. B. der Fall bey den aller - mehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied Steinkerne (nucleos).

685

Spurensteine hingegen (typolithi) heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Vulcanisirt, wenn die Versteinerungen, zumahl Conchylien, unter vulcanischer Tuffwacke vergraben und damit gefüllt sind, wie z. B. die merkwürdigen ansehnlichen Seeschnecken aus dem Roncathal im Veronesischen.

4) Metallisirt, wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be - sonders mit Schwefelkies, oder mit Kupferkies, Weißkupfererz, Fahlerz, Kupfergrün, Eisen - ocher ꝛc.

Und 5) verharzt, nähmlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminose Holz ꝛc. Und gewissermaßen könnte, man auch die in Bern - stein erhaltnen Insecten ꝛc. (S. 671) mit dahin rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne or - ganisirte Körper sind, die vermuthlich bey irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab gefun - den haben.

§. 260.

In Rücksicht der Hauptepochen aus wel - chen sich diese in so verschiednem Zustand er - haltnen Versteinerungen herschreiben, lasten sie sich im Ganzen unter folgende Classen und Un - terabtheilungen bringen:

686

I. Die unzählichen Petrefacten von incogni - tis der catastrophirten Vorwelt, wohin z. B. um nur beym trivialsten zu bleiben die paar hun - dert Gattungen von Ammoniten, die Belemni - ten und die Seelilien und ihre Theile gehören.

II. Die von organisirten Körpern aus der jetzigen Schöpfung: die nun aber wieder aus diesem cosmogenischen Gesichtspunct angesehen von zweyerley Art sind:

a) Solche wozu sich die lebenden Originale noch jetzt in der gleichen Gegend finden; wie z. B. die oberwähnten Petrefacten aller Art im Oeninger Stinkschiefer (S. 601).

b) Hingegen solche, wozu die Originale zwar ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung aber bloß in weit entfernten Erdstrichen existiren; wie z. V. alle die zahlreichen Ge - rippe von Elephanten, Rhinocern und an - dern Indischen Thieren, die nun in so großer Menge im Norden und nahmentlich auch in unsrer Nachbarschaft ausgegraben werden.

§. 261.

Bey denen von der ersten Classe ist es ganz besonders auffallend und in Bezug auf die Größe der Totalrevolution die einst mit unserm Planeten vorgegangen seyn muß von wichtiger Bedeutung wenn man sieht in welcher Höhe über der jetzigen687 Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter der - selben sie sich finden. Nur ein paar Beyspiele von denen in Europa zu geben, so hat Herr de Luc auf den Savoyischen Alpen in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche Am - moniten gefunden; und in Whitehavn in Cum - berland gräbt man hingegen Kräuterschiefer mehr als 2000 Fuß tief unter derselben.

§. 262.

Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur - bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg - lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:

A. Versteinerungen des Tierreichs.

Die Unterabtheilungen erst nach den sechs Classen desselben: dann aber vor - züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie - derum in a) bekannte aus der jetzigen Schöpfung und b) incognita der cata - strophirten Vorwelt.

B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.

Die Unterabtheilungen nach den Thei - len der Gewächse die sich erhalten haben, Pflanzen-Abdrücke, Hölzer ꝛc.

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Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre - factenkunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1741. 4. ib. 1778. 8.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. L. B. 1758. 8.
  3. J. L. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. u. f. II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der Ver - steinerungen. Nürnb. 1768. u. f. IV. B. in sol.
  5. J. Beckmann de reductione reum fossilium ad ge - nera naturalia protyporum in den novis comment. soc. scient. Gotting. T. II. und III.
  1. god. Gv. Leibnitii protogaea. Gott. 1749. 4.
  2. D. S. Büttners rudera diluvii testes. Leipz. 1710. 4.
  3. Fr. Lachmund oryctographia Hildesheimensis. Hildes. 1669. 4.
  4. P. Wofart historia naturalis Hassiae inferioris P. I. Cassel. 1719. fol.
  5. J. G. Liebknecht Hassiae subterraneae specimen. Giess. 1730. 4.
  6. J. Jac. Baier oryctographia norica. Norimb. 1708. 4. ed. 2. c. supplem. Ferd. Jac. Baieri. ib. 1757. sq. II. vol. fol.
  7. S. Unt. Volkmann Silesia subterranea. Lips. 1710. 4.
  8. C. Nic. Langii historia lapidum figuratorum Helvetiae. Ven. 1708. 4.
  9. Joh. Jac. Scheuchzers Naturhistorie des Schweizer - landes. Zürich 1716. 4. zumahl im III. Th.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge - schrieben. Zürich 1776. 4.
  11. 689
  12. Versuch einer Beschreibung der Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel. I. XXIII. St. Basel 1748. u. f. 8.
  13. Aug. Scilla de corporibus marinis lapidescentibus. ed. 2. Rom. 1759. 4.
  14. Ed. Luidii lithophylacii Britannici ichnographia. ed. 2. (curante Gu. Huddesford). Oxon 1760. 8.
  15. J. Woodward's oben angeführter überaus instructi - ver Catalog. (S. 532.)
  16. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  1. Kil. Stobaei opuscula. Dantisc. 1752. II. vol. 4.
  2. Sam. Chr. Hollmann commentationum in reg. scient. soc. recensitarum sylloge. Gott. I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  3. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdiger Ver - steinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.
690

A. Versteinerungen des Thierreichs.

I. Von Saugethieren.

a) Bekannte.

1. Anthropolithen, fossile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als eigentlich so genannte Pe - trefacten (S. 684) in den Kalk - und Marmor-Flötzen erwarten dürft, die das Grab der Seethiere der Vor - welt ausmachen (S. 686), versteht sich wohl von selbst.

Und bloß verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die Fossilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen Rhinocer - und Elephantengebeine ꝛc. dahin rechnet, wovon doch viele auch keine andre Ver - änderung erlitten haben. So ist z. B. im acade - mischen Museum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der hiesigen Gegend, der seinem jetzigen Ansehen, Korne, Festigkeit ꝛc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte fossil genannt werden kann als viele der hier zu Lande ausgegrabnen Elephanten - und Rhinocerknochen*)Ich gedenke etwas ausführlicher über dieser Punct in einem Aufsatz zu handeln, der für eins der näch - sten Stücke des Bergmännischen Journals be - stimmt ist..

Die Bestimmung, der fossilen Gebeine von andern Säugethieren erfordert viele Kenntniß der feinern osteo - logia comparata; und müssen dabey besonders Sched -691 und Zähne; und unter diesen letztern vorzüglich die Backenzähne (§. 44) den sichersten Aufschluß geben.

Ich führe nur einige wenige Beyspiele aus den merkwürdigsten Geschlechtern dieser Classe an*)Ueberhaupt bedarf es keiner Erinnerung daß eine solche Anordnung der Petrefacten wie ich hier entworfen habe, so wichtig sie freylich für Cosmo - genie werden muß, doch vor der Hand noch ihre großen Schwierigkeiten hat, daher ich auch den hier gewagten Versuch für nichts weniger als voll - ständig ausgeben darf.:

2. Bärenknochen.

In unsäglicher Menge in den so genannten Drachen - höhlen an den Carpaten; so wie in der Scharzfelder Höhle am Harz und in der Gailenreuter Höhle am Fich - telberg**)J. Fr. Espers Nachr. von neuentdeckten Zoolithen unbekannter vierfüßiger Thiere. Nürnb. 1774. fol.. Der Gestaltung nach gehören diese Kno - chen sicher dem Bärengeschlecht; aber sie sind theils von so ungeheurer Größe, daß es Bäre gewesen seyn müs - sen weit größer als ein Auerochse.

3. Elephantenknochen.

Diese vermeinten Riesenknochen unsrer ehrlichen Alten finden sich unter andern auch in Menge in Deutsch - land***)(Hrn. Kriegsr. Merk) lettres fur les os fossiles d'elé - phans et de reinocéros qui se trouvent en Allemagne ꝛc. I III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.. So z. B. das berüchtigte Elephantenge - rippe das 1695 bey Burg-Tonna im Gothaischen aus - gegraben worden ꝛc. Auch ein Theil der Sibirischen692 Mammutsknochen (Mammontovaiakost) wovon die Eckzähne sich theils noch so gut wie frisches Elfenbein zu allerhand Kunstsachen verarbeiten lassen.

Die fossilen Elephanten-Backzähne scheinen zwar in der Krone von der jetzigen Elephanten ihren in etwas zu differiren, aber man kennt auch die Varietäten der Backzähne vom Ostindischen und Africanischen Elephan - ten, zumahl nach Verschiedenheit des Alters ꝛc. noch nicht genug.

4. Nashornknochen.

Häufig in Sibirien; woher das academische Museum unter den Aschischen Geschenken merkwürdige Stücke aus der Uphimschen Statthalterschaft besitzt. Aber auch in Deutschland z. B. bey Herzberg am Harz*)Hollmann in comment. societ. scientiar. Gottin - gens. T. II. pag. 215-280., bey Burg-Tonna**)s. Hrn. Prof. Voigt in seinem Magazin III. B. 4 St. S. 2 u. f. u. a.

b) Incognita.

1) Landthiere.

1. Der sogenannte fleischfressende Elephant.

Hin und wieder in Deutschland, Oberitalien***)Atti di Siena T. III. tab. VI. VII., am Ohio in Nordamerica ꝛc. †)Philos. Transact. T. L. VIII. tab. IV.

693

Und, wie ich bey der Vergleichung finde, so gehö - ren auch die Languedoker metallisirten großen Backen - zähne diesem Thiere zu, woraus die dortigen Türkisse geschliffen werden.

2) Seethiere.

2. Wallfisch-Knochen und Zähne.

Im Petersberge bey Mastricht ꝛc. *)s. Camper in den philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. pag. 446 u. f. tab. XVI.

II. Von Vögeln.

a) Bekannte.

Theile des Skelets von Sumpf - und Wasser-Vö - geln im Oeninger Stinkschiefer, im Aichstetter Kalk - schiefer ꝛc.

III. Von Amphibien.

a) Bekannte.

1. Schildkröten.

Ich besitze z. B. eine fossile Schildkrötenschale aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna wo wie gedacht auch die Elephanten - und Rhinocer-Gebeine gefunden werden**)s. Hrn. Prof. Voigt a. a. O. tab. l. fig. 3..

694

2. Frösche und Kröten.

in Oeninger Stinkschiefer*)Vergl. Hrn. Andrea a. a. O. tab. XV. fig. 6..

b) Incognita.

Zumahl Crocodilartige Thiere**)So z. B. das bekannte über 10 Engl. Fuß lange Fragment eines versteinerten dergleichen Geschöpfs las in keinem Cabinet sondern an der offnen Seeküste bey Whitby in Yorkshire im Alaunschie - fer zwischen Ammoniten zu sehen ist, aber leider durch Fluth und Brandung mit der Zeit zerstört werden wird: und wovon ich durch die Güte des berühmten Alterthumsforschers Hrn. Bryant eine genaue Zeichnung erhalten habe.Eben diesem würdigen Gelehrten verdanke ich euch eine Zeichnung und Nachricht von einem ähn - lichen Petrefact das zu Blenheim dem berühmten Gute des Herzogs von Marlborough in dichten Kalkstein ausgegraben worden und in der Samm - lung des Herzogs befindlich ist..

IV. Von Fischen***)Vergl. Jo. Jac. Scheuchzer piscium querelae et vindiciae. Tig. 1708. 4..

a) Bekannte.

1) Süßwasser-Fische.

Theils in bituminosem Mergelschiefer, wie die Rie - gelsdorfer, Mansfelder ꝛc.

695

Theils in Stinkschiefer wie die Oeninger*)Hier stammt auch Scheuchzers vermeinter homo diluvii testis her, den ich bey dem sel. Chorherren Gesner in Zürich gesehen habe, und den dieser würdige Greis selbst für nichts anders als für einen versteinten Wels hielt. und die vom Libanon.

2) See-Fische.

die Pappenheimer in Kalkschiefer.

b) Incognita.

Ein ausnehmendes hierher gehöriges Stück habe ich kürzlich von Wickensen (zwischen hier und Pyrmont) erhalten: einen kleinen Seefisch in dichtem Kalkstein mitten zwischen Ammoniten ꝛc.

Hierher gehören wohl viele der Wirbelbeine, Grä - ten ꝛc. die sich im dichten Kalkstein der Flötz-Gebirge auch hier bey uns finden.

Ferner mancherley Fischzähne, zumahl die so ge - nannten Schlangenzungen (glossopetrae) die zwar im Ganzen den Hayfischzähnen ähneln, aber doch bey - herer Beleuchtung wenigstens von den mir bekannten Zähnen unsrer jetzigen Hayfische theils ganz auffallend verschieden sind**)Vergl. J. Reiske de glossopetris Luneburgensibus. ed. 2. Norimb. 1787. 8..

Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen zu seyn, wovon freylich auch manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches Aehnlichkeit haben.

696

Zu manchen dieser Fischzähne scheint auch der orien - talische Türkis (callais der Alten) zu gehören, der meist von blaugrüner Farbe ist, und zumahl in Persien gefun - den wird. Man zählte ihn sonst zu den Edelsteinen und die Morgenländer brauchen ihn auch als solchen zum Garniren der Säbelgefäße ꝛc.

V. Von Insecten.

a) Bekannte.

1) Süßwasser-Insecten.

Von allerhand Art im Oeninger Schiefer. Am häu - figsten Larven von Libellen, Wasserskorpionen u. dergl.

2) See-Insecten.

Seekrebse im Pappenheimer Kalkschiefer ꝛc.

Einen monoculus polyphemus in eben diesem Schiefer habe ich bey Hrn. Prof. d'Anonne in Basel gesehen*)s. Hrn. Andrea a. a. O. tab. IV. S. 32..

b) Incognita.

Hierher gehören wohl sicher die Trilobiten oder fälsch - lich so genannten Käfermuscheln (entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil) die hin und wieder, aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar (wie ich an einem der Exemplare sehe die ich dem würdigen Hrn. Bryant verdanke) theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.

697

VI. Von Würmern.

Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme nur Conchy - lien, Crustacea (S. 460) und Corallen. Von erstern

a) Bekannte.

die Menge kleiner Schneckchen aus dem helix - Geschlechte in dem nähmlichen Mergel der das Bette der Elephanten, Rhinocer und Schildkröten bey Burg-Tonna ausmacht.

So auch Fluß-Schnecken und Fluß-Muscheln (mya pictorum etc.) im Oeninger. Stinkschiefer.

b) Incognita.

Die Fülle in den Flöß-Gebirgen. Nur ein paar Ge - schlechter statt vieler:

So z. B. von Muscheln: die beiden merkwürdigen Bivalven die Hr. de Luc auf dem Saleveberg bey Genf entdeckt*)s. Hrn. Prof. de Saussüre voyages dans les Alpes vol. I. tab II., und auch Exemplare davon ans academische Museum geschenkt hat.

So Hrn. v. Fichtels sonderbare Tutenauster u. a.m. **)s. Dess Beyträge zur Mineralgeschichte von Sie - benbürgen 1. Th. tab. IV. fig. 6-8.

Die Pantoffelmuschel des Hrn. v. Hüpsch***)s. Dess neue in der N. G. des Nieder-Deutsch - lands gemachten Entdeckungen. Frf. 1768. 8. tab. I. Das academische Museum hat verschiedne intressante Stücke vom Hrn. v. Hüpsch zum Geschenk erhalten. u. s. w.

698

Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann - ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist: und zwar vor allen das unübersehliche Heer der Ammo - niten (Engl. snake-stone) von der endlosesten Verschie - denheit sowohl in Größe ( theils wie ein großes Wa - genrad ) als Bildung: doch daß sie sich in Rückficht auf die letztre im Ganzen auf drey Haupt-Familien zu - rückbringen lassen. Nähmlich: 1) Ammoniten mit cylin - drischen Windungen und runden Rücken. 2) Mit eckich - ten knotigen Windungen und breiten Rücken. 3) Mit flachen Windungen und scharfen Rücken.

Dann die Lenticuliten oder Linsensteine porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. pierre numismale oder lenticulaire, mannoie du diable) die außen mit zwey glatten convexen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten. Finden sich unter an - dern in unsäglicher Menge theils von der Größe eines halben Gulden im Lucerner Gebiet wo sie Fruchtsteine, so wie die kleinern anderwärts Kümmelsteine, genannt werden.

So die Limiten*)J. Ph. Breynii diss. de polythalamiis, Gedan. 1732. 4. tab. II..

Die Orthoceratiten**)Vergl. Picot de la Peirouse descr. de plusieurs nouvelles espéces d'orthoceratites. Erlang. 1781. fol..

699

Die Belemniten*)Balth. Ehrhart de belemnitis suevieis. Aug. Vindel. 1727. 4.Mich. Reinh. Rosinus de belemnitis. Francohus. 1729. 4.Breynius a. a. O. oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stone) eine der allgemeinsten Versteinerun - gen die häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 601).

Von einschaligen Conchylien ohne innere Scheide - wände z. B. die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet die auch in unsäglicher Menge und unvermischt im dichten Kalkfels liegen**)s. Hrn. Prof. Voigts Magazin V. B. I. St. S. 14 u. f. tab. II..

Die ansehnlichen linksgewundnen Muriciten am Ufer von Harwich***)Hr. de Luc a. a. O. im LXXXIV. Br..

Die Strombiten mit doppelten Gewinden von un - gleicher Dicke im Hildesheimischen und im Vasler Ge - biet†)s. Basler Merkwürdigkeiten I Th. tab. 1..

Von crvstaceis zumahl ausnehmend merkwürdige incognita. So z. B. diejenigen See-Igel, die statt der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Judensteinen beseht find††)Ebenfalls eine wichtige Entdeckung des Hrn. de Luc. s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. XIV. fig. d. S. 265 u. f..

Dann die Encriniten und Pentacriniten zwey an - sehnliche Petrefactenarten die der Seepalme aus der jetzi -700 gen Schöpfung (S. 463) zwar ähneln aber nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen der auf einem langen gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien*)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis prodremus. Hamb 1719. 4.Jo. Chr. Harenberg encrinus s. lilium lapideum (Wolfenb.) 1729. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri - norum. Gott. 1794. 4.Voigts Magazin VI B. 4 St. S. I u. f. tab. I. wo ich zumahl über das Wurzelstück der Seelilie, nähmlich den Fuß womit sie festgesessen und die Stammwirbel ꝛc. verschiedne Bemerkungen beyge - bracht habe. die sich meist im dichten Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers meist zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit mit einer Mayz-ähre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein genannt wird. Der Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder die die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der Trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen (Engl. St. Cuthbeard's beads) allgemein bekannt.

Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote nonum dilunis vialis monumentum Stuttg. (1724) 4. Das in dieser seltnen Schrift beschriebne Stück ist die größte von allen in der Welt bekannten Medusenpalmen, und das Original ist jetzt in der701 Naturaliensammlung des Hrn. Hofr. Ebell zu Hannover. Ein kleineres im Mannheimer Cabi - net ist in den act. acad. Palatinae T. III p. pbvs. in natürlicher Grüße abgebildet. Die Platte voller Medusenpalmen die in dem Walchischen großen Petrefactenwerke T. I. tab. XI b. abgebildet ist, befindet sich nun durch die Güte des Hrn. Hofr. Gmelin in meiner Sammlung.Und so eben erkalte ich von dem bekannten Naturalienhändler Hrn. Humphrey aus London noch eine andre Art Medusenpalme mit scharf - kantigen Stängel und vielästigen dicht befiederten Körper auf eichten Kalkstein, die in Dorsetshire gefunden worden. ist ohne Widerrede eins der bewundernswürdigsten prodigio - festen Denkmähler der Vorwelt, und besteht aus einem großen vielarmigen quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminosen Mer - gelschiefer bey Ombden im Würtenbergischen.

Die bekannten Asterien find fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines noch nicht genug bekannten Petrefacts.

Endlich von Corallen ebenfalls incognita die Menge; wie z. B. die mancherley Madreporiten, die sich auf dem Saleveberg bey Genf von ausnehmender Schönheit finden und wovon das academische Museum eine ganze Sammlung als ein Geschenk des Hrn. de Luc besitzt.

702

B. Versteinerungen des Pflanzen - reichs.

Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig und deutlich erhalten, daß man diejenigen leicht bestimmen könnte, die sich noch auf ihre in der jetzigen Schöpfung befindlichen Urbilder reduciren lassen: doch lehren wenig - stens einzelne Beyspiele, daß im Ganzen ebenfalls der nähmliche Unterschied statt findet den ich bey der Ein - theilung der thierischen Versteinerungen beobachtet habe.

1. Pflanzenabdrücke überhaupt*)Vergl. J. Jac. Scheuchzer herbarium dilu - vianum. L B 1723. fol..

a) Bekannte.

So z. B. im Mansfelder bituminosen Mergelschiefer, im Oeninger Stinkschiefer ꝛc. Im letztern habe ich sogar Blüthen von einer Art ranunculus bey Hrn. Dr. Ammann in Schafhausen gesehen.

b) Incognita.

Nur zu Einem Beyspiele statt aller, die räthselhaf - ten theils astichten oft ungeheuer großen schuppichten Abdrücke die hin und wieder in den Steinkohlengruben von Deutschland und England gefunden werden, und die man bald auf Rinden von Palmbäumen, bald auf Opuntien, Euphorbien ꝛc. hat deuten wollen**)Vergl. Volkmann a. a. O. P. I. tab. XV. fig. 4. und P. III. tab. IV fig. 6.Auch da Costa in den philos. Transact. vol. I. P. I. tab. V..

703

Aber überhaupt sind die Abdrücke im Schieferthon, die Farnkräuter ꝛc. so viel ich ihrer bis jetzt noch mit möglichster Genauigkeit mit denjenigen Pflanzengattun - gen verglichen habe, wofür sie vulgo ausgegeben wer - den, für mich doch immer noch incognita geblieben.

Die ebenfalls hierher gehörigen Schilfabdrücke an der Grauwacke bey Zellerfeld am Harz find um so merk - würdiger da sie wie eben diese Gebirgsart zeigt, wohl unter den übrigen präadamitischen Denkmählern dieser Art die allerältesten sind. Das academische Museum besitzt ein großes überaus merkwürdiges Stück davon durch die Güte des Hrn. Viceberghauptmann v. Trebra.

2. Samenkapseln ꝛc.

a) Bekannte.

Wallnüsse im Piemontesischen*)s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. V. fig. 1. S. 42., Haselnüsse (die so genannten Noah-Nüsse) auf der Insel Wight: so auch Tannenzapfen ꝛc.

b) Incognita.

allerhand kleine Schalen und Hülsen von Samen auf den Manedacher-Kräuterschiefern; und zwischen dem bituminosen Holze von Kalten-Nordheim.

3. Hölzer.

a) Bekannte.

in Eisenstein metallisirtes Fichtenholz vom Ram - melsberge am Harz ꝛc. **)s. Hrn. Ing. Lieut. Lasius in dem mehrgedachten Werke S. 295.Und unter die gleiche704 Abtheilung scheinen auch die meisten jaspisartigen Höl - zer (S. 559 und 583) zu gehören, die sich theils durch ihre vortrefflichen Farben, und theils durch die bey ihrer großen Härte doch zuweilen zum Wunder erhaltne ehemahlige Organisation auszeichnen*)So besitze ich durch die Güte des Hrn. Prof. Fi - scher unter mehrern andern ausnehmenden Stücken Coburger dergleichen Holzes einen kleinen Stamm an welchem die faserichte Textur des Holzes, die mehr schwammichte der Rinde und kleine Aestchen aufs deutlichste sich erhalten haben..

b) Incognita.

Dahin rechne ich nach meiner Ueberzeugung das bi - tuminose Holz in den mächtigen Flötzlagen so vieler Gegenden der nordlichen Erde (S. 669). Ein äußerst merkwürdiges Stück der Art aus dem Westerwalde im Nassauischen verdanke ich dem Hrn. Cammerrath Habel; es ist dasselbe am einen Ende so unverändert, daß es sich wie das weichste Holz anfühlt und am Lichte brennt, im übrigen aber so mit Quarz durch - zogen, daß es mit dem Stahl Funken sprüht*)Es ähnelt hierin dem berühmten Stück im Cabinet der Hrn. Gedr. de Luc zu Genf das ich selbst daselbst in Händen gehabt, und das im XVIII. Brief der lettres physiques et morales beschrieben ist..

[A1]

Register.

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Tab. I
TAB. I.
interleafTab. II
TAB. II.
interleafTab. III
TAB. III.
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About this transcription

TextHandbuch der Naturgeschichte
Author Johann Friedrich Blumenbach
Extent768 images; 130824 tokens; 26128 types; 924758 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Akademie der Wissenschaften zu GöttingenNote: Projektträger Editura GmbH & Co.KG, BerlinNote: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung Bearbeiter des Projekts Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bearbeitung Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate2013-08-26T09:00:15Z Frank WiegandNote: Konvertierung nach DTA-Basisformat2013-08-26T09:00:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationHandbuch der Naturgeschichte mit Kupfern Johann Friedrich Blumenbach. 4. sehr verbesserte Auflage. Johann Christian DieterichGöttingen1791.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Naturgeschichte; ready; blumenbach

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Anmerkungen zur Transkription:Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.Langes ſ: als s transkribiert.Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.

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