Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Daß ich auch bey dieser fünften Auflage meinen möglichsten Fleiß angewandt haben werde, die Mängel der vorigen zu verbessern, und das wichtigste von dem Zu - wachs, den die Naturgeschichte, und beson - ders die Mineralogie in den letztern Jahren erhalten, nachzutragen, das können die Leser von selbst fordern und erwarten. So wie es sich auch von selbst versteht, daß ich mich dagegen, um doch immer den zweckmäßigen Zuschnitt eines besonders auch zum Leitfaden bey Vorlesungen tauglichen Handbuchs zu erhalten, hin und wieder (zumahl beym Thierreich) noch mehr als in den vorigen Ausgaben habe ins Kurze fassen müssen.
Nur über zwey Gegenstände der allge - meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun - den, ohne nähere Auseinandersetzung von unkundigen Lesern leicht mißverstanden werden könnten, habe ich mich deshalb ausführlicherIV als es sonst dieser Zuschnitt im übrigen er - laubt, auslassen müssen. Nähmlich S. 6 u. f. über die vermeinte und so oft gepriesene Stu - senfolge in der Natur, und S. 13 u. f. über die Zeugung der organisirten Körper, besonders über den wahren Begriff von Bil - dungstrieb, im Gegensatz von der vis plastica der ehrlichen Alten.
Um außerdem nur einige von den be - trächtlichern Verbesserungen anzuführen, wo - durch sich diese Ausgabe von den vorigen auszeichnet, so rechne ich dahin z. B. den S. 7 und 59 angegebnen körperlichen Cha - racter der Humanität; das S. 43.293 und 400 bestimmte Unterscheidungszeichen zwischen den beiden Classen der so genannten weißblü - tigen Thiere, der Insecten und der Würmer; die S. 124 von einander unterschiednen bei - den Gattungen des Elephantengeschlechts ꝛc.
Die ansehnlichsten Vermehrungen hat aber der mineralogische Theil des Buchs er - halten. Besonders hoffe ich die Uebersicht der gemengten Gebirgsarten, und den Ab - schnitt von den Versteinerungen, zur leichtern Uebersicht faßlicher und zugleich fruchtbarer dargestellt zu haben.
Uebrigens ist die Ordnung im Ganzen unverändert geblieben. Im Thierreich sindV bloß die natürlichen Ordnungen der Säuge - thiere, die wie ich mit Vergnügen sehe, von unsern philosophischen Naturforschern immer mehr angenommen werden, noch in etwas verbessert: und im Mineralreich habe ich die systematische Vertheilung der Gattungen von Erden und Steinen unter ihre Geschlechter, so viel mir nach einer langen und sorgfältigen Prüfung möglich gewesen, sowohl der Natur als der leichten Faßlichkeit möglichst ange - messen zu machen gesucht. – Die mit der systematischen Anordnung dieses Theils der Oryctognosie verbundenen Schwierigkeiten sind im Buche S. 521 u. f. berührt und liegen ohnehin am Tage. Und sie sind durch die neuesten an sich äußerst lehrreichen Ent - deckungen über die Bestandtheile einiger Steingattungen nur noch vergrößert worden: so, daß sich nun diese Classe des Mineral - reichs weder bloß nach dem quantitativen Verhältniß der Bestandtheile der Foßilien, noch auch bloß nach dem äußern Habitus ordnen läßt. – Nach erstern nicht; denn da manche der einander übrigens noch so ähnlichen Fossilien, wie z. B. die verschied - nen Abarten des Specksteins, in diesem Ver - hältniß so sehr von einander differiren, daß sie dem zufolge in einem solchen System weit von einander versetzt werden müßten, so leuchtet von selbst ein, zu was für einem un -VI brauchbaren Chaos dasselbe durch eine solche Anordnung verunstaltet werden müßte. – Nach letztern (– nähmlich dem bloßen äußern Habitus –) aber eben so wenig; denn dem zufolge setzte man bisher den Sa - phir ins Kieselgeschlecht, der doch fast aus nichts als verdichteter Thon-Erde, wenigstens ohne einen Atom von Kiesel-Erde, besteht.
Ehedem glaubte man sich freylich noch mit der spitzfindigen Distinction zwischen vor - waltendem und characterisirendem Bestand - theil der Fossilien durchheisen zu können: allein auch diese Ausflucht ist nun durch solche Analysen, wie die eben gedachte, versperrt.
Es scheint also der einzige passende Aus - weg der zu seyn, daß man, ohne sich streng und ausschließlich an eins von diesen beiden Classifications-Principien zu binden, in so fern ein gemischtes System für diese Classe von Fossilien zum Grunde legt, daß 1) frey - lich diejenigen, die entweder ganz oder doch bey weiten größtentheils aus einerley Erdart bestehen, nothwendig unter das nach dieser Erdart benannte Geschlecht kommen. Folg - lich der Saphir durchaus ins Thongeschlecht; hingegen der Opal, Tripel und Bims - stein ins Kieselgeschlecht ꝛc. – Daß aber 2) manche andere Gattungen von Steinen,VII worin keine so auffallend vorschlagende Menge eines Bestandteils vorwaltet, ohne ängst - liche Rücksicht auf die pro Cente derselben, da eingeschaltet werden, wo sie nach ihrem äußern Totalhabitus und nach der Ana - logie am schicklichsten hinpassen. So z. B. der Schillerspath, ungeachtet er mehr Kiesel - Erde als Tkon-Erde enthält, dennoch ins Thongeschlecht zwischen Hornblende und Glimmer: so der Talk ins Talkgeschlecht, der Kreuzstein ins Barytgeschlecht ꝛc.
Und so habe ich denn bey Befolgung dieser zweyfachen Regel die zahlreichen Gat - tungen der Erd - und Stein-Geschlechter in eine Ordnung zu bringen gesucht, die wie ich nun durch die Erfahrung bey meinen Vorlesungen gefunden, für das Gedächtniß der Zuhörer ausnehmend faßlich und be - quem ist.
Ich habe hier, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den darunter begriffe - nen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Geschlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wis - sens unter den gelehrten und philosophischenVIII Mineralogen nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benen - nungen von Geschlecht und Gattung in die - sem von je (– und bis vor Kurzen allge - mein –) angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von einigen deutschen Schrift - stellern in der Zoologie und Botanik ver - sucht worden.
Ich weiß nicht wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in meinem theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. – Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt,IX und sich also durch diese sonderbare Um - stämpelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder sei - ner Sprache kundige deutsche Naturforscher (– und weres nicht weiß, der kann es aus Adelungs Wörterbuche lernen –), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:
„ Die Aehnlichkeit der verschiednen Gat - „ tungen der Dinge. “
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlechts, wie wir ihn von Kindes - beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zufolge wissen wir also in An - wendung auf Methodologie in der Natur - geschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Systematiker bringt sie nach ihren ge - meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge - schlechter.
X2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gat - tung von dem Zeitworte sich garten, ab - stammt; und da nun im freyen Naturzu - stände nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein andres deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedruckt werden konnte, als durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut - schen Worts Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Re - formator im Ernste so was befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berech - tigen, die Landessprache – d. h. den be -XI stimmten einmahl festgesetzten Sinn der deut - schen Worte – zu verkehren! Denn, wie Herr Hofr. Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
„ Hypothesen zu machen, und sie als seine „ Stimme der Welt vorzulegen, darf nie - „ mand gewehrt seyn, sie gehören dem „ Verfasser. Aber die Sprache gehört „ der Nation, und mit dieser darf man „ nicht umspringen wie man will. “
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Nahmen der Natu - ralien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver - ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das all - gemein angenommene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko - belt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Spra - chen aufgenommene Kobalt u. s. w.
Anders ist der Fall mit den in der Na - turbeschreibung von unsern neuen Systema - tikern zur Bezeichnung der Geschlechter undXII ihrer Gattungen selbsterfundnen Kunst - und Trivial-Nahmen. Go billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenomme - nen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher gewählten Nah - men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub - ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß - brauchten und dann das Studium der Na - turgeschichte so äußerst erschwerenden Frey - heit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimischen allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenomme - nen Nahmen Tatu restituirt; da hingegen Linné diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Nahmen Rauchfuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten Griechen ganz passend und völlig nach der Natur das rauchfüßige Hasengeschlecht be - zeichnet haben. – So habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, vampyrus (den Blutsauger) genannt, die wirklich schla - fenden Säugethieren das Blut aussaugt; da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen - den Hund beygelegt halte, der wohl seit dieXIII Welt steht kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber viele andere nur nicht gar zu widersinnige Kunstnahmen der Art habe ich dennoch bey - behalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymieen ohne dringende Roth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Hingegen bitte ich auch manches nicht etwa ohne weitere Prüfung voreilig, für eine Neuerung anzusehen, was es in der That nicht ist, wie z. B. wenn ich den Titansand nach seinem Fundorte Manacanit nenne und nicht Menacanit.
Im Thierreiche habe ich immer den la - leinischen Nahmen vorangesetzt, weil da hun - dert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großentheils in andere Sprachen auf - genommen.
Beym Thierreich ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so wie in den vorigen Ausgaben ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein ver - breiteten Fossilien überflüßig, bey vielen vonXIV denen aber die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die ich in der Verlagshandlung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be - ziehen sich auf die gegenwärtige fünfte Aus - gabe, und dienen also zu einer zweckmäßigen Erläuterung derselben.
Ich schließe diese Vorrede mit der Er - innerung, daß wer dieses Buch mit Nutzen zu brauchen gedenkt, sich nicht die kleine Mühe von wenigen Minuten muß verdrießen lassen, die hier nach verzeichneten nicht häu - figen Verbesserungen und Zusätze vorher nachzutragen.
Göttingen, den 20. März 1797. J. F. Blumenbach.
S. 21. Z. 9. nach selbst setze zuweilen.
S. 23. zur Note *) am Ende der Seite, setze: s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir - tanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8.
S. 35. zum Schluß des §. 26. setze: Bey einigen ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po - lypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter - scheiden.
S. 42. Anm. 2. Z. 8. st. v. d. J. setze v. J. 1796.
S. 92. Z. 13 v. unten st. folgenden setze vorigen.
S. 128. Z. 5 v. unten st. 6000 setze 5000.
S. 153. Z. 10. st. Füßen setze Beinen.
S. 171. muß die Z. 6 so heißen: nur im Frühling und Sommer.
S. 283. Z. 2 v. unten ließ trembleur
S. 291. Z. 3. ließ carassin
— Z. 8 v. unten ließ vairon
S. 309 nach Z. 17 setze: EJ. entomologia syste - matica. Hafn. 1793. IV vol. 8.
XVIS. 366. Z. 5 u. folg. ließ: Bey den mehresten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzenden Stachel u. s. w.
S. 394. Z. 5. setze: das Männchen wird durch u. s. w.
S. 400. Z. 9 v. unten st. Nereiden setze: Am - phitriten
In den ersten Bögen der Mineralogie ist zuweilen aus Versehen das Kupfer mit den wichtigsten Crystallisationsgestalten als tab. III. statt II. citirt.
S. 543. Z. 1. nach cubisch ꝛc. setze: theils nadel - förmig, theils faserig (Haarzeolith)
S. 582. Z. 22. st. Nadelkopfspath setze Nagel - kopfspath
S. 623. Z. 13. st. 3 setze 4.
S. 669. Z. 7. st. Eisen-Erz setze Linsen-Erz
S. 671. Z. 9 nach verglast setze: und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten.
Fig. 1-7 die verschiednen Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe. – Sie sind alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasenwurm fig. 7 ausgenommen, den ich noch nicht selbst ge - sehen, und daher aus Werners Schrift entlehnt habe.
Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.
Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Men - schen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleich - sam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch2 Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*) "Ars, siue edditus rebus homo. “Bacon de Veru - lam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. “Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. ab - sichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und vom absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modifica - tion, nicht anders als relativ seyn können, be - darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht z. B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm - lers an. So kann eine Aegyptische Mumie so - wohl in eine Naturaliensammlung zur Suite der verschiednen Rassen im Menschengeschlecht, als in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke ge - hören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem ge - theilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art her -3 vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer un - unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta angeführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraus - setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen desselben und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm - lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen mancher - ley diesen Zwecken entsprechende**)„ Dinge, als Naturzwecke, sind organisirte Wesen. “s. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285 u. f. Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assi - milation dieser Alimente, zur Erzeugung ihrer Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind: und diese Organe müssen mit den ihnen eigenthüm -4 lichen (von allen bloß physischen und chemischen (Kräften verschiednen) Lebenskräften versehen seyn, und dadurch zu Vollziehung ihrer Ver - richtungen geschickt werden.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs - thum (wenn man es gar nur Wachsthum nen - nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich sogenannten phy - sischen und chemischen Gesetzen, durch Anhäu - fung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggregatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, in der Art wie sie ihre Nahrungs - mittel zu sich nehmen, von einer doppelten Ver - schiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oeff - nungen, die sich am einen Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.
Da hingegen die Andern eine einfache, aber nach Verhältniß ungleich grössere Oeffnung an5 sich haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hun - gers getrieben ihre Alimente, die von sehr ver - schiedener Art sind, mittelst willkürlicher Be - wegung, bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan - zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die ge - meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei - gen u. s. w. Und hingegen gibt es ganze Geschlech - ter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchy - lien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenomme - nen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre Nahrung mit - telst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
6Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi - sirte Körper, aber bloß belebt, so daß sie ihren Nahrungssaft ohne mittelst der Wurzeln ohne will - kührliche Bewegung einsaugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen und chemischen Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, ꝛc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Grenzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andre hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmba - ren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann**)„ Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire “. Gaubius. „ Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fäl - len zu finden. “J. Aug. Unzer.. – So sagte z. B. Linné:7„ nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur. “Ich glaube in gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse hergenommenen Character der Humanität angege - ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu - gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver - schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn - bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winter - schlafs. – In der Classe der Gewürme gibt es Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meynen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf - gehoben werden. – Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe - gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa - rum gyrans ꝛc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei - ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,8 den oben bestimmten Character der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die, so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür - liche Bewegung in den Mund bringen, was hin - gegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andre Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Sy - stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren mehresten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegrün - deten so genannten Verwandtschaft untereinander, zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmey - nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang der - selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so sein Stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In - secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzen -9 reiche) zusammen drängen, und andre dagegen gleichsam isolirt sehn, weil sie wegen ihrer aus - gezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sicht - lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht werden können; (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; unter den Gewürmen das schongedachte Geschlecht der Sepien; unter den Säugthieren das Men - schengeschlecht selbst! ꝛc. ) – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schild - läusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folg - lich in der gedachten Leiter die einen von den an - dern trennen und nach dieser so sehr verschiednen Sexualform beiden auf weit von einander entfern - ten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. gera - then müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermeßne Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. – So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer - den dürfte.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt, dann lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbst - erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben ver - bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe ihre Empfänglichkeit gegen reizende Eindrücke (sti - muli), und ihr Bewegungsvermögen, ohne wel - ches weder Ernährung noch Wachsthum u. s. w. denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man zumahl neuerlich die so genannte Evolutions-Hypothese bequem gefun -13 den, und gemeynt, es werde gar kein Mensch, und kein andres Thier, und keine Pflanze er - zeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*)„ Denn “(so sagt Haller, das Haupt der neuern. Evolutionisten –) „ alle Eingeweide und die Kno - chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor - hero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. “Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mey - nen, daß er demohngeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu - gungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Aus - drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. “ bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor - räthig: die verschiednen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einan - der; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. – Eine Mey - nung, die doch schon sowohl durch den dabey erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hy - perphysischen) Anstalten**)s. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor - schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung14 der natürlichen [physischen*)Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten.] Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung ge - langen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs - gründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime den der Mutter vorräthig liegen, und wäh - rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu - kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werdet. Was man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen die sich kurz hin - tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau - fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschie - denen Vätern ähneln; – zweyerley Menschen - rassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit ein - ander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mu - latten; – und wenn nun vollends ungleiche Gat - tungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Ba - starde die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen außer seiner erweckenden nun15 auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen. 1) Die erweckende: und 2) doch auch eine bildende. –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene - rationen hindurch immer wiederholten künstlichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga - nisirten Körpern gänzlich in die andre umwan - deln. – So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Sa - men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan - zen gegeben; d. h. die sich zur Blühzeit aber - mals mit männlichem Stand von jener andern Gat - tung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm-Eltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli - chen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruch - tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera - tionen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen - der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:„ gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür - lichen Pflanzengattung in die andre. “–)
Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli - chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Nachforschung*)„ Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phae - nomenis explicandis sufficiant: "ist ja die erste von Newton's güldnen regulis philosophandi. weit angemeß - ner, wenn man die Entstehung der neuerzeug - ten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar un - geformten, aber unter den dazu erforderlichen Um - ständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen allmäh - lichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meynte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen, (ohngefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all - mähligen Ausbildung organisirter Körper durch eine sogenannte Vis plastica, (wie es unsre ehrlichen Alten nannten) als welche eben so gut im Mine - ralreich statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. – s. Kant a. a. O., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht dann, wenn man an - nimmt, daß der reise, vorher zwar ungeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforder - lichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil - dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng - lich wird; Kraft dessen bey der Empfängniß die allmählige Ausbildung erfolgt; der aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser zweck - mäßigen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der - selben durch die Reproduction, bewirkt*)Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil - dungstrieb. Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt, die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist, zu verwechseln bitte..
Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga - sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut - lichste, klarste, durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermooßen, wie z. B. an der Brunnen-Con - ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt.
18Unter den blutlosen Thieren an den Arm - Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs - trieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wir - kung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte, für uns hienieden im eigentlichen Wortverstande qua - litas occulta bleibt†) "Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu 'à la route que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète tra - versant les cieux, tout est qualité occulte. “Voltaire. . – Das hindert aber nicht, daß man nicht mehr suchen sollte, ihre Wir - kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk - samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von orga - nisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es statt findet auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Ge -19 schöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andre in ihrer Thätigkeit gestörte oder anders modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen be - stimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krankhaf - ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte ge - hörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben, ganz widernatürliche Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Character, der sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver - schiedner Gattung (zweyerley Species) einander befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher - ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angeborne, leicht in die Augen fallende Ver -20 unstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl - gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon - stra per defectum. Unter diesen die lehr - reichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten. – Theils gar erblich, wie z. B. in den sechs - fingrigen Familien.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon - strositäten, beweiset, daß auch selbst diese Abwei - chungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die be - kannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z. B. Miß - geburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind) sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschach - telt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinn bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual - organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Ge - schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst[ zuweilen] unter den warm - blütigen Thieren; zumahl unter den Rindvieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh - nung, wenn andre körperliche Functionen oder Charactere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf - setzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zu - nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andre männliche Säu - gethiere Milch geben u. s. w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues, einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde - ten Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen.
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gat - tung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Eltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist. Da aber von der bestimmten Bildung der orga - nisirten Körper, besonders der Thiere, die be - hörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte ab - hängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den roth - blütigen Thieren, in ihrem wilden Zustande mei - nes Wissens niemahls eine Paarung und Ver - mischung unter zweyerley Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf - lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat - tungen Bastarde hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver - mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
23Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im natürlicher Zustande nur Geschöpfe von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmählige Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinn ein solcher durch Degeneration entstandner Character, der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit ameri - canischen Indianern Mestißen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z. B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48.[ s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir - tanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8. ].
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben, so können sie endlich so constant einwurzeln, daß man am Ende zweifelhaft werden kann, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Auch gibt es zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend - bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstra -24 hirt sind; worüber ich in der dritten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate nativa S. 67 u. f. ausführlicher gehandelt habe.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels - strichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor. Darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter - setzt; die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. ; so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. – Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Eltern gebornen Weißen) das unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. –25 am allerauffallendsten aber bey den Verschieden - heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen - scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Anm. 3. Es fragt sich ob nicht wohl selbst Künste - leyen am Körper, wenn sie durch lange Reihen von Generationen wiederhohlt werden, mit der Zeit so gut wie auffallende Familien-Physioanomien und organische Fehler (z. B. in der Aussprache) an - geboren werden könnten? – Wenigstens ist es bey Völkern die ihre Knäbchen beschneiden, nichts selt - nes, daß auch welche mit kurzer Vorhaut gleich - sam beschnitten geboren werden. – Büffon hat Hunde gesehen, denen so wie ihren Vorfahren die Ohren und der Schwanz gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte Junge warfen. (– Vergl. Voigts Magazin a. a. O. S. 13 u. f. und im 4. St. des VI. B. S. 40 u. f. –).
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin - gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Kör - pers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be - wegung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der27 Arekpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc. auch von einigen an - dern Gewächsen z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Was - serschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah - ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer - den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
28Viele organisirte Körper verlieren, zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re - production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel - lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson - ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land - Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer aus - nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro - ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei - lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst29 spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hör - nern binnen ungefähr 6 Monathen wieder repro - ducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausge - schnitten: – und doch hat sich binnen zehn Mona - ten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro - ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun - den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge - langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan - zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan - der paaren oder begatten, wenn sie neue orga - nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort - pflanzungsweise lassen sich doch füglich unter fol - gende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein - fachste Weise, ohne vorher gegangene Befruch - tung: entweder durch Theilung, wie manche30 Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 – 6. und Blumen-Po - lypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brunnen-Con - ferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umge - bildet wird***)Götting. Magaz. II. Jahrg. I. St. S. 80. tab. II.; oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ - lichem Blumenstaub – begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich wie es scheint, bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und31 wechselseitig einander befruchten und befruch - tet werden müssen. Diese sonderbare Ein - richtung findet sich nur bey wenigen Thie - ren; beym Regenwurm, bey manchen Land - Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Indi - viduis, von denen das eine die weiblichen Theile aber Eyer, das andre den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle roth - blütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die Eyer legenden Thiere (ouipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hül - sen befreyt, zur Welt kommen kann; leben - dig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die an - dre Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflan - zen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein32 grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten Aegyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster - ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vor - gesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm - ten Zeit. So rechnet man z. B. daß von 1000 gebornen Menschen nur ohngefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Wasser - thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos mannigfaltig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) einen Mund mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde ein - saugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will - kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs - saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übri - gen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Die - ses eigentlich so genannte Blut ist von rother34 Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deß - halb warmblütig heissen, (den Säugethieren und Vögeln) zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hin - gegen, welcher bey den so genannten weißblüti - gen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, un - terscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann - ten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten Sauerstoffs oder Oxygens –) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Por - tionen eines andern Stoffes (– des Kohlenstoffes oder Carbonnes –) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebens - wierigen Proceß in dem belebten thierischen Labo - ratorium dient vorzüglichst das Athemholen;35 welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiefern; die weißblütigen aber mittelst mancherley anderer analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver - sehen sind können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm an - gebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be - wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen. [Bey einigen ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po - lypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter - scheiden. ]
Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang un - aufhörlich (– beym Menschen ohngefähr 4500 Mahl in jeder Stunde –) und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis un - willkürlichen sowohl als die so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu36 diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge - schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit - zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerk - zeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bey andern zu solchen Ein - drücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch,37 ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken; andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Be - friedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Hr. Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange - wiesen; viele Raubthiere aber, wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, halten sich am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be - queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für38 ihre Erhaltung zu sorgen*)„ Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus. “Plinivs. , in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die er - wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm - blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In - secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win - terschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie - ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so - genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm - lich und Einbildungskraft.
Andre sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige39 Spuren davon finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin - wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver - nunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkürlichen, inne - ren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand - lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch tausend Bemerkungen offen - bar erweislich, z. B. dadurch, daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer - brechen, ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug - vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo - gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An - weisung und ohne alle vorgängige Uebung**)„ Nascitur ars ista, non discitur. “Seneca. ,40 (als welche bey so vielen z. B. bey den Raupen die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kann), so ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge - webe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein - baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließliche eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fä - higkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der - selben erhält, unwiderredlich am Tage.
Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden -41 heit der Climate die er bewohnen soll, und der Nahrung die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Um - ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand - lungen abrichten kann u. s. w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um - schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor - genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheil ein - heimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u. s. w.
Am auffallendsten erweißt sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft42 des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü - tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie - digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nemlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un - terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi - stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm - rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren - thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder der zum Dienst des Men - schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild - heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii - ren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi - ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof - Kalender[v. J. 1796.] –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:
43I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be - wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk - zeuge hergenommene Character dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insec - ten und Gewürme von einander zu unterscheiden gesucht hat..
auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum universale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben - dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe ent - lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterfüßen.
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe bedecket; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppicht sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey46 manchen sind die Haare an besondern Stel - len als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz - ter Richtung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hinge - gen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Menschen - geschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver - schieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea unter der Erde; andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe - gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten47 haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände: die Affen hingegen haben vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Seethiere aus dieser Classe sind zum rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun - gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespal - tene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup - penthiere, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Schneidezähne (incisores s. primo - res), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos s. laniaros), und Backenzähne (molares), ab - theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver -48 schiednen Nahrung dieser Thiere auch verschie - dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm - lich ist die Krone zackig und scharf; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narwhal haben große promini - rende Stoßzähne (dentes exserti); andre wie z. B. das Wallroß, Hauzähne ꝛc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm - lich das zuerst bloß flüchtig zerbißne und ge - schluckte Futter bissen-weise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queer - furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der - selben nicht horizontal liegen, sondern schräg - ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Ober - kiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen49 Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (pecora), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür - dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen, (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch - weicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn) der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen - tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei - tet, wo er sich wohl bey der geringen Weise des - selben nicht lange aufhalten kann, sondern von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säugethiere am nächsten kommt.
Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutzen der Rumination scheint noch unbekannt. – Vielen kleinen, schüch - ternen, unbewaffneten, wiederkauenden Thieren und denen noch dazu von reissenden Thieren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu passe, daß sie ihr Futter auf der offnen Weide geschwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe und Sicherheit gemächlich ruminiren können ꝛc.
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen ver - sehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Tex - tur der Hörner ist sehr verschieden. Beym Ochsen - Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hör - ner der beiderley Rhinocer sind dichte, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meer - katzen und einigen andern Americanischen und Neu-Holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Jaculis51 zum Springen (cauda saltatoria), dem Kän - guruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim - mung zu merken. So haben viele Affen, Pa - viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zisel - maus u. a., Backentaschen (thesauri, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Junge verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z. B. die mehre - sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit einem Jungen auf einmahl trächtig; andre hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehrern zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver - bindung, welche aber von verschiedner Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen ein - fachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit ge - spaltnen Klauen (pecora) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsor - gane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit - telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere. Die Ver - schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Geleh - rigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauch - bar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker -53 bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Ver - tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But - ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel - ten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu gemischten Gebrauch: Borsten, Haare, (zumahl Pferde - Haar) Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zur Arz - ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reissende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wall -54 fische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feld - mäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil - pferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel - thiere u. s. w. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundege - schlecht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg - ten Charactern entlehnte. Systeme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Naturfor - scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist auf die Verschie - denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. nach der Hand ange - nommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul - thieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die55 sonderbarsten Verbindungen stößt*)„ Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens “. Pallas. . Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; – so die verschiedenen Gat - tungen des Schweinegeschlechts ebenfalls in zwey verschiedene Ordnungen ꝛc. Dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formo - sanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.
Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen, und ein natürliches System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein - zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk - mahle zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn habe**)Die Benennungen einiger dieser Ordnungen sind zwar von einem einzelnen Character entlehnt, wenn er gerade vorzüglich in die Augen fallend, und daher fürs Gedächtniß leicht faßlich war; nicht aber, als ob die darunter begriffenen Thiere bloß dieses einzelnen Characters wegen zusammen gestellt worden. So heißt z. B. die IIte Ordnung Qua - drumana, nicht deßhalb, als ob dieser Character den darunter begriffenen Thieren ausschließlich eigen sey (denn einige Beutelthiere haben auch fast Hände ähnliche Pfoten); sondern weil dieser Cha -56 racter der Affen und affenartigen (im ganzen Ha - bitus unter einander übereinkommenden) Thiere besonders auffallend ist, und mit dem Character des Menschengeschlechts contrastirt.. So sind Thiere die in neunzehn Stücken einander ähnelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zehn Ordnun - gen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Säugethiere, deren gan - zer Körperbau auf den ersten Blick Träg - heit und Langsamkeit verräth. Faulthiere, Ameisenbären u. dergl.
IV. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.
V. Glires. Die nagenden Säugethiere. Sie nähren sich bis auf sehr wenige Aus - nahmen (– und im ganz wilden Zustande vermuthlich alle –) von Vegetabilien, zumahl von härtern, die sie benagen. Dahin gehören Eichhörnchen, Mäuse, Hasen, Biber ꝛc.
57VI. Ferae. Reissende oder doch sonst Fleisch - fressende Säugethiere, als wovon nur einige wenige Gattungen ausgenommen sind. Bären, Hunde, Katzen, Marder, Ottern und mehr andere.
VII. Solidungula. Pferd ꝛc.
VIII. Pecora. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen.
IX. Belluae. Meist sehr große, oder un - förmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere. Schwein, Elephant, Nas - horn, Nilpferd u. dergl.
Der Manate macht von hier den schick - lichsten Uebergang zur
Xten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein haben, und deren natürliche Ver - bindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*)„ Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi - rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et vsu cum iis conneniunt. “Raius. .
1. Geschl. Homo. Erectus, bimanus. Mento prominulo. Dentibus aequaliter appro - ximatis; incisoribus inferioribus erectis.
1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wo - durch der Mensch selbst vom Menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech - ter Gang, (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüft - knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll - kommnen Hände; ferner die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne, und (was dieser Stellung entspricht) sein prominirendes Kinn.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen beson - dern Theil an den Sexual-Organen, dessen Man - gel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn - zeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstrieb wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst - triebe aber (§. 36.), schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver - nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als60 welche auch den ganz jungen und selbst den stumm - gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 25.).
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann - bar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver - nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel - ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn - bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver - gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer61 gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate nativa 1795. 8. weiter ausgeführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auf - fallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden - heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun - gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre, als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen zu bringen geglaubt:
1) Die Caucasische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3.
von weißer Farbe mit rothen Wangen, langen, weichem, nußbraunen Haar (das aber einerseits ins Blonde anderseits ins Dunkelbraune über - geht); und der nach den Europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Euro - päer mit Ausnahme der Lappen und übrigen Finnen; dann die westlichern Asiaten, dies - seits des Obi, des Caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.
2) Die Mongolische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz -62 ten Augenliedern; plattem Gesicht; und seit - wärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann die Finnischen Völker in Europa (Lappen ꝛc. ), und die Eskimos im nördlichsten America von der Beringsstraße bis Labrador.
3) Die Aethiopische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen, und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger, die sich dann in die Habessinier, Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
4) Die Americanische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem straf - fem schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Americaner außer den Eskimos.
5) Die Malayische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Ma - hagony anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großen Mund. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Be - wohner des fünften Welttheils und der Maria - nen, Philippinen, Molucken, Sundaischen In - seln ꝛc. nebst den eigentlichen Malayen.
63Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die Caucasische als die mittlere oder Stamm-Rasse angenommen wer - den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die Mongolische, anderseits die Aethiopische. Die übrigen beiden machen die Uebergänge. Die Americanische den, zwischen der Caucasischen und Mongolischen. Die Ma - layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der Aethiopischen.
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver - unreinigt haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe: die vermeintlichen Patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzählungen der Reisen - den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andre Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumal aber im Piemontesischen in Menge finden) wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi - nos, oder weiße Mohren nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondre Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi - storie gehört.
64Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang - utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner, die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi - gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi - schen den Wendezirkeln zu Hause.
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reli - quis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge -65 schlechter*)Linné faßte alle Affen, Paviane und Meerkatzen in ein einziges Geschlecht zusammen. Erxleben vertheilte sie hingegen in fünf. Ich habe mit Ray hierin das Mittel gehalten, und sie unter drey Ge - schlechter gebracht, nur daß ich die Gattungen anders vertheilt, und besonders die Americanischen Meerkatzen, als welche sich durch ihren Totalha - bitus von allen Affen der alten Welt auszeichnen, nicht mit diesen vermengt, sondern, so wie auch Büffon gethan, davon abgesondert habe., doch aber außer dem schon beym Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schma - len Hüften und platten Lenden, aufs ausfallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch, Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; hat doch ein etwas mehr menschen - ähnliches Ansehen als der folgende eigentliche Orangutang, mit welchem er insgemein verwechselt worden**)Linné, Büffon, Erxleben ꝛc. verwechselten die - sen Afrikanischen Schimpansee mit dem Ostindi - schen Orangutang. Ich habe zuerst vor 20 Jah - ren gezeigt, daß beide als zwey gänzlich verschie - dene Gattungen von einander getrennt werden müssen, und habe daher dem Africanischen zum Unterschied den Gattungsnahmen Troglodites (– den Linné von einem Unding gebraucht hatte –) beygelegt., scheint auch mehr untersetzt, stämmig;66 ungefähr aber mit ihm von gleicher Größe, etwa wie ein achtjähriger Bube.
2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, ei - gentliche Orangutang. S. subfusca, auri - culis minoribus pollice manuum posterio - rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der vor - gedachte Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Camper hat aus der Zergliederung eines sol - chen Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen, daß es je einer menschlichen Rede, oder eines na - türlichen aufrechten Ganges ꝛc. fähig seyn könnte.
3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés Homo lar. ) S. brachiis longissimis, talos attingentibus.
Schreber tab. 3.
Auf beiden Indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches ziemlich menschen - ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.
4. Syluanus. der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subrotundo.
Schreber tab. 4.
Der allgemeinste und dauerhafteste Affen, der auch oft in Europa Junge heckt; ist leicht zu zähmen, und sehr gelehrig; lebt scharenweise in67 Nordafrica, Ostindien ꝛc. Ihm ähnelt der inuus (cynocephalus, Büffons magot) der auch glei - ches Vaterland mit ihm hat. Einer von beiden ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan, (Fr. le nasique, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den Sundaischen Inseln. Eine simia die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüssel - förmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.
Schreber tab. 13.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Ueberaus lebhaft und dauerhaft, daher er häufig nach Europa gebracht wird.
7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimber - bis grisea, eminentia pilosa verticis reuersa longitudinali.
Schreber tab. 22.
In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe einer Katze.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus vtrinque tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda abbre - viata. Dentes vt in simiis.
68Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera caerulescente.
Schreber tab. 8. A. 8. B.
Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat zumahl wegen der hochfarbigen Streifen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehn.
2. Maimon. (Mandril.) P. facie violacea glabra, profunde sulcata.
Schreber tab. 7.
Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scha - ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün - dern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Nates tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den einheimischen In - dianern zu einem gemeinen Wildpret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice.
Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanz*)Die sonderbare Art wie sich ihrer mehrere gleichsam Kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume, am disseitigen Ufer eines Flusses,69 auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleu - dern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Schreber tab. 33.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. inferiores 6. por - recti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati.
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus.
Schreber tab. 38.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eich - hörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinter - füße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.
Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma - dagascar, und den benachbarten Inseln. Hat einen langen fast wolligen Schwarz, den er im Sitzen um den Hals schlägt. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habitus dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorderfüßen, die aber mit großen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.
6. Bradypvs. Faulthier. Ignauus. (Fr. paresseux, Engl. sloth. ) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Detnes primores nulli vtrinque; laniarii (?) ob - tusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty - lis, cauda breui.
Schreber tab. 64.
In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi - ges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater. ) Rostrum productius, lingua lumbriciformis; den - tes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, vngue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Schreber tab. 66.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt71 sich von den dortigen großen Ameisen, indem er mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorder - füße die mit einer festen Erdrinde bedeckten Amei - senhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.
8. Manis. Schuppenthier, Formosanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin - gua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eideren gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon - giore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein ca - stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tan - nenzapfen.
9. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; dentes primores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor - salibus 9. palmis tetradactylis; plantis pen - tadactylis.
Schreber tab. 74.
In Südamerica, bis an die Magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel kuglich zusammen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehn.
10. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chau - vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breues, reliqui longis - simi, membranae expansili intertexti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundibiliformi lanceolato.
Schreber tab. 45.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhorns. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat*)Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von diesem u. a. Südamerikanischen Thieren, s. in73 Adr. van Berkels Reisen nach Rio de Berbice und Surinam, im Iten B. der Sammlung seltener und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8..
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vam - pyrus, Büffon's roussette. ) V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora diuisa.
Schreber tab. 44.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden: findet sich scharenweise aus den Molucken und an - dern Ostindischen - und Austral-Inseln; in unzäh - liger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.
Schreber tab. 50.
So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter - füßen auf.
Die weitläufige Ordnung von Säugethieren, die sich größtentheils von härtern Vegetabilien nähren, die sie mit ihren, besonders dazu einge - richteten, scharfen, einzeln stehenden Vorder - zähnen benagen. Hingegen haben sie keine Eckzähne.
11. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores vtrinque 2; inferiores subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatusche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.
Schreber tab. 223.
Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter - füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu - men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die immer stark dunstenden, feuchten und großen Fußsohlen zum festern Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vögel.
75Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch habe ich ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Go - thaischen gesehn.
12. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver - sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Kellmaus (Fr. le loir. Engl. the rellmouse. ) G. griseus, subtus albidus auri - culis rotundatis, nudis.
Schreber tab. 225.
So wie die folgende Gattung in den gemäßig - ten Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie als Delicatesse verspeise - ten*)Apicius. VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice plantarum mutico, auri - culis rotundatis.
Schreber tab. 227.
Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Ge - strüppe, worein sie sich vergräbt.
7613. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, cor - pore fusco.
Schreber tab. 190.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in un - fäglicher Menge und unermeßlichen Zügen, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit dieses kleine Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in seine unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungu - sen u. a. Sibirische Völker (wie die Thüringer ꝛc. den Hamster-Höhlen) nachgraben, und diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Gebrauch ernten.
2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab - domine albido.
Schreber tab. 180.
In den Europäischen Wäldern; ist zumahl den Holzungen sehr schädlich.
3. †. Terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.
Schreber tab. 191.
Meist in ganz Europa. Vermehrt sich in man - chen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der jungen Saat großen Schaden.
774. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. le souris. Engl. the mouse.) M. cauda elongata. pal - mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen ge - wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schem, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor - pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua - lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.
Die Wanderratte (M. decumanus) ist heller von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt.
14. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla. Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore supra fusco, subtus flauescente.
Schreber tab. 207.
78In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer her - vorragen, etliche Stunden weit von allem unbeei - seten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durch - schlafen wenigstens zehn Monate vom Jahr, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.
2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslik. (mus noricus.) M. corpore longiore, capite paruo, pedibus breuibus pentadactylis.
Schreber tab. 211. A. 211. B.
Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster, auch so wie dieser Backen - taschen ꝛc.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi - rien ꝛc. lebt vorzuglich von Getreide, Bohnen ꝛc. wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothai - schen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosen - rothen Augen.
794. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fuluoque irregulariter ma - culato.
Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die andere. Sie sollen sodann in gerader Linie, bis zum Ort wo sie sich nieder - lassen wollen, ziehen. Ihre unerwartete und un - bemerkte Ankunft daselbst, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der wunder - lichen Sage Anlaß gegeben haben, daß es mit - unter Lemminge vom Himmel regne.
5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
Schreber tab. 206.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut - lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz - lich blind seyn!
6. Capensis. der Klipdas. (Hyrax, Büffon's marmotte du Cap, Bruce's Ashkoko) M. ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri - dactylis.
Schreber tab. 240.
Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint auch in Arabien und Syrien.
8015. Sçavia. Halbkaninchen. Auriculae rotundatae, paruae. Cauda nulla aut breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, und den West-Indischen Inseln.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore variegato.
Schreber tab. 173.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist überaus fruchtbar.
2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. C. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente.
Schreber tab. 172.
Größer als ein Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen sich ehedem die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung bedienten.
16. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2; superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kaninchen, kauen wieder*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..
Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in den nördlichen und Alpinischen Gegenden eine besondre81 weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berg - hasen, die in manchen Gegenden, wie in Grön - land ꝛc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Som - mer aber von der gewöhnlichen Hasen-Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in ganz verschiednen, Gegenden und Zeiten Hasen will gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen seyn sollen*)Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, un - geachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zu - verlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festgesessen hätten..
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein - heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. neuerlich ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien**)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Landplage geworden sind***)„ Certum est, Balearicos aduersus prouentum cuni - culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe - tiisse. “Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.
82Die langhaarigen Angorischen (§. 16. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.
17. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores vtrinque 2.
1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
Schreber tab. 228.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Ein animal nocturnum. Macht sich Höhlen in die Erde. Kann sich ziemlich lange auf den Hinter - beinen aufrecht erhalten, wobey ihm sein langer ausgestreckter Schwanz gleichsam zum Gegenge - wicht dient. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
18. Castor. Pedes postici palmati. Den - tes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squa - mosa.
Schreber tab. 175.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen - den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzneykunst wegen des so genannten Biber - geils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern unterm Schwanze findet. Am berühmtesten sind diese Thiere durch die bewun -83 dernswürdige Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada), noch in Menge beysammen finden, ihre berühmten Ge - bäude aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz verschieden Welttheilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
19. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porc - epic. Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreuiata.
Schreber tab. 167.
Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen!
2. Dorsata. (Vrson.) H. spinis breuibus sub pilis occultis.
Schreber tab. 169.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.
Reissende oder doch sonst fleischfressende Säu - gethiere: als wovon nur einige wenige Gattun - gen ausgenommen sind.
20. Erinacevs. Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 6*)Nicht 2. wie Linné meynte. Denn obere Vor - derzähne sind alle die so im Os intermaxillare (– dem merkwürdigen Knochen der bey den aller - mehresten Säugethieren vorn zwischen den Ober - kiefern gleichsam eingekeilt ist –) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Maußt wie eine Katze. Kann Spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von dreyen ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen**)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..
2. Malaccensis. E. auriculis pendulis. Seba thesaur. I. tab. 51. fig. 1.
In Ostindien. In ihm soll man zuweilen den weiland als Panazee berufnen Gallenstein (piedra del porco) finden.
8521. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breues. Dentes primores superiores 2. bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre - vioribus; laniarii vtrinque plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.
Schreber tab. 160.
In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab - domine cinereo, digitis ciliatis.
Daubenton in den Mém. de l'Acad. de Paris, 1759. tab. I. fig. 2.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zähe zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge - mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehör - ganges kann das Thier durch eine Klappe zu - schließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Moschatus. Die Bisamratze. (Desman) S. pedibus palmatis cauda squamosa, com - pressa lanceolata.
Schreber tab. 159.
In Rußland und dem benachbarten Sibirien. Hat eine Art Zibethbeutel beym After.
4. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere, wiegt nicht über ein halb Quentchen.
8622. Talpa. *)Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina - ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge - thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G. 2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8. laniarii maior 1. minores 4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es gibt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, pal - mis tridactylis.
Seba thesaur. I. tab. XXXII. fig. 4. 5.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Das Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
23. Didelphis. Plerisque hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die - selben nach dem Linnéischen System in ganz ver - schiedne Geschlechter vertheilt werden müßten.
871. Opossum. die Beutelratte, Philander. D. cauda semipilosa, superciliorum regione pal - lidiore. Dentes primores superiores 10, in - feriores 8. laniarii elongati.
Schreber tab. 146. A. B.
Zumahl im wärmern Nord-America. Das Weibchen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abor - tus) zur Welt geboren, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkommner ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden können.
2. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco. Dentes vt in priori.
Schreber tab. 150.
In Süd-America. Das Weibchen das bey dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwän - zen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice at - tenuato, pedibus anticis breuissimis, posti - cis longissimis. Palmis pentadactylis, plan - tis subtetradactylis: dentes primores supe - riores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
Schreber tab. 154.
Auf Botannbay und dem übrigen Neu-Süd - wallis. Mausefahl. Wenn es aufrecht sitzt wohl88 Mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück, ist bloß Gras - fressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen bat einen Zitzensack. Wirft nur ein Junges auf einmahl das bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird bis es wohl 14 Pfund wiegt.
24. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Vngues exserti.
1. Zibetha. die Zibetkatze hyaena odorifera. (Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso cinereo nigroque vndatim striato.
Schreber tab. 112.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson - dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeu - gungsgliedern liegt, das Zibet, eine schmierige, stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fuluo-nigricante maculato.
Schreber tab. 113.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
Schreber tab. 122.
89In Virginien, Canada ꝛc. hat seinen Nahmen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt, und der bey ihm von einem besondern unter der Harnblase befindlichen Safte herrühren soll.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's mangouste.) V. caudae basi in - crassata sensim attenuata, pollicibus re - motiusculis.
Schreber tab. 115. B. 116. A. 116. B.
Häufig in Aegypten, wo es zumahl den Cro - codileyern nachstellt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln*)Ich hatte schon in der dritten Ausgabe dieses Hand - buchs das Großohr unter die Viverren gesetzt, nicht wie Hr. Pennant, unter die Hunde. Jetzt da nun das Thier näher bekannt worden, sehe ich mit Ver - gnügen, daß auch sein Gebiß die Stelle, die ich ihm schon nach dem Total-Habitus gegeben, völ - lig rechtfertigt..
25. Mvstela. Dentes primores supe - riores 6. erecti, acutiores, distincti; inferiores 6, obtusiores, conferti; duo interiores. Lingua laeuis.
90Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, heissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-mar - tin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
Schreber tab. 130.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nordlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fuluo-nigricante, gula alba.
Schreber tab. 129.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat.) M. flauonigricans, ore et auricula - rum apicibus albis.
Schreber tab. 131.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu - pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat - tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem91 es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo nigricante, facie et gula cinereis.
Schreber tab. 136.
In dichten öden Wäldern der nordlichen Erde, zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz - braunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. caudae apice nigro.
Schreber tab. 137. A. 137. B.
In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som - mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.
Schreber tab. 138.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mut - ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
26. Lvtra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores vtrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.
921. † Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.
Schreber tab. 126. A. B.
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Die schönsten in Canada.
2. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti - gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun - ter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silber - graues Fell ist das kostbarste aller Rauhwerke.
27. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des[vorigen] Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können .*)So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu ver - längern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die93 äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter - grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry - stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre - chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie - der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so - cietat. scient. Gottingens. vol. VII..
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laeui, auriculis nullis, cor - pore griseo.
Schreber tab. 84.
In den nordlichen Meeren. Ist für die Finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die Labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl näh - ren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 47.
94Im Sommer herdenweise auf den Inseln des Kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Meers. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu be - haupten sucht .*)G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe - tropolit.).
3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo iubato.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung dieses Geschlechts hat den Nahmen von der beym Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
4. Cristata. der Ansonsche Seelöwe. **)Linne's Phoca cristata und seine iubata sind einer - ley Thier.P. capite antice cristato.
Anson's voyage round the world tab. 19.
Im Atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.
28. Vrsvs. Dentes primores superiores 6, intus excauati alterni, inferiores 6. late - rales 2. longiores lobati; laniarii prima - rii solitarii (minimi plures inter hos et primos molares), lingua laeuis.
951. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Schreber tab. 139. 140.
In der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch klei - nern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Po - larbär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Cptn. Cook's voyage to the northern he - misphere. vol. III. tab. 73.
An den Küsten und beym Treibeis der nordlich - sten Erde. Darf ja nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist bloß Fleischfressend*)Viel merkwürdiges über dieses und andre Thiere auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour - nal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.
Schreber tab. 144.
In der nordlichen alten Welt, besonders in Si - birien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln96 Anlaß gegeben. Er ist so stark, daß er selbst Ren - thiere überwältigen kann. Sein Fell gibt ein gutes Pelzwerk.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro.
Schreber tab. 142.
In Europa und Asien bis gen Schina. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theils seines Lebens, und hält beson - ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo - mine nigro.
Sparrmann in den Schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke sehr be - wegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.
6. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annulata, fascia per oculos trans - versali nigra.
Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12
Im wärmern Nordostlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr97 geschickt zum Fassen, zum einweichen oder ab - waschen seines Futters*)Dieß bezeugen Ol. Worm im Museum S. 320. Rolof in den Mém. de Berlin a. a. O. Büffon, Dr. Schulze in Meyers Magaz. für Thiergesch. 1. B. 2. St. u. a. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre.
29. Canis. Dentes primores superiores 6. laterales longiores distantes, intermedii lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania - rii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; subinde di - gito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen Gelehrigkeit, aber auch durch vielseitige andre Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt - theile verbreitet. Denn auch in America scheinen wenigstens die Eskimos ihre Hunde nicht von den Europäern bekommen zu haben.
Ob alle die verschiednen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehn sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel eignes zu besondern Func - tionen abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, daß ich diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
98Zu den Hauptrassen gehört wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pugdog) mit glatten, gelblichgrauen Haa - ren, untersetztem kurzem Leib, rundem Kopf, ganz stumpfer schwarzer Schnautze, schwarzen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.
b) Molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullenbeisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the mastiff) groß, starkleibig, mit stumpfem Kopf, hängenden lappichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dum - pfig und kurz.
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der Neufundländer. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich - net sich durch seine ausnehmende Größe, lan - ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist in die Höhe stehenden Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwi - schen den Zehen aus, die bey ihm ungleich größer ist als bey andern Hunden. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwim - men. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem dickem Kör - per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän - genden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig.
Die Bracke, der Hühnerhund, und der Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern Schwanz.
99Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber übrigens die Bildung der glatten Hüh - nerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, dickem Leibe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger. Engl. the cur) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart.
Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch der, den die Kamtschadalen und Eskimos zum Zug in Schlitten gebrauchen.
Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Süd - see einheimischen Hunde, die von den Ein - wohnern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, schei - nen zu dieser Rasse zu gehören.
Der auf Neu-Holland hat mehr einen Fuchs - schwanz.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog, the shock) von ungemein kleiner Statur, mit sehr langen zottigen Haaren, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset, Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan - ger Schnautze, hangenden Ohren, lang ge - strecktem Körper, kurzen, krummen Vorder - füßen, und rothbraunen Flecken über den Augen; ihm scheint der englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und strup - piger Schnauze, nahe verwandt.
100i) Leporarius.*)Nicht wohl Graius oder Graecus wie Ray u. a. das Windspiel nennen. Denn das scheinen die alten Griechen, wenigstens bis auf Xenophon's Zitten gar nicht gekannt zu haben. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey-hound) mit lan - gem zugespitztem Kopf, hängenden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und Füßen. Bald zottig, bald schlicht.
k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr. le chien-turc, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Kör - per ist schwarz und kahl, fast wie Neger - haut. (s. S. 25. Anm. 2.)
Diese verschiednen Haupt-Rassen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf) C. cauda incuruata.
Schreber tab. 88.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in ei - nigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. In Ländern wo er sich zugleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter. Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang und große Stärke, zumahl im Nacken. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
1013. Aureus. der Schakal, Schnellwolf, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pe - dibus longioribus, caudae apice nigro.
Schreber tab. 114.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen, zieht des Nachts scha - renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kinder raa - ben*)Mich. Casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 320.. Manche Naturforscher haben den Scha - kal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt worden.
4. Lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta, corpore toto nigro.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 19. fig. 2.
Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause, und hält so wohl in der Statur als in der Bildung ungefähr das Mittel zwischen Wolf und Fuchs.
Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart davon mit silberfarbnen Spitzen der Haare**)Ein extraschönes Fell eines Labradorischen Silber - Fuchses wird in London mit 300 Thalern und darüber, bezahlt..
5. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox. ) C. cauda recta, apice albo.
Schreber tab. 90.
102In der nordlichen alten Welt. Nährt sich aus beiden Reichen und frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.
6. Alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard charbonier. ) C. cauda recta, apice nigro.
Schreber tab. 91.
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland.
7. Lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez. ) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.
Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zembla ꝛc. wo sie meist mit dem Eis-Bär alterniren: d. h. sie kommen daselbst erst im No - vember zum Vorschein, wenn nun die Sonne un - sichtbar wird und zugleich jene Bären sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmackhaft, und ihr Fell bey vie - lerley Vorzügen doch in einem mäßigen Preise.
Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau. Und der Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über Schul - lern und Rücken.
8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf. C. villosus, nigricans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique.
Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der unsäg - lichsten Menge in Habessinien. Ein äußerst bos - haftes, unbändig zorniges Thier, das sich sogar gegen den Löwen muthig vertheidigt. Bauet unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte.
10330. Felis. Vngues retractiles, caput ro - tundius, lingua aspera. Dentes primo - res 6. acutiusculi, exterioribus maioribus. laniarii solitarii, supra a primoribus, in - fra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissesten Zonen der alten Welt, vor - züglich in den Wüsten des innern Africa. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Weibchen wirft drey bis vier Junge, von denen aber meist nur eins erwachsen und die andern am Zahnen sterben sollen. Das Fleisch des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.
2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elon - gata; capite, corpore et cruribus nigro - virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Grimmig und blutdürstig. Doch muß er vor dem Elephanten erliegen. Auch soll er sich nicht an den Indischen wilden Büffel wagen.
3. Leopardus. der Leopard. F. cauda sub - elongata, maculis numerosis, minoribus, obtuse angulatis.
Tygers at play von G. Stubbs.
104In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier, und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen stehn.
4. Pardus. das Pantherthier, der Parder*)Die Europäer auf Guinea nennen auch dieses Thier Tiger, um es nur vom ebenfalls dort einheimi - schen Leoparden zu unterscheiden.. F. cauda subelongata, maculis maioribus, irregularibus, passim confluentibus et an - nulatis.
Schreber tab. 99.
Ebenfalls in Africa. Die Flecken seines Fells sind größer als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder wie zusammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.
5. Panthera. das kleine Pantherthier. (Büf - fon's once.) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.
Schreber tab. 100.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh - men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen ꝛc. abzu - richten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.
6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flauis.
Schreber tab. 102.
In Südamerica. Ebenfalls kleiner als die drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht -105 samer, auch weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden flieht.
7. Concolor. der Americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fuluo.
Schreber tab. 104.
In Peru, Brasilien ꝛc. zeichnet sich durch sein rothgelbes ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.
8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat. ) F. cauda abbreuiata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque amplissimis.
Schreber tab. 109.
In der nordlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
9. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
Schreber tab. 107. A. 107. B.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich nur äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf ge - wisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria106 und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnur - ren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc.
Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die An - gorische oder Persische Katze mit dem langen seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-graue Cartheuser - oder Cyperkatze; und die Spanische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoises hell-cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschied - nen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb), aber keine dergleichen Kater gefunden haben will.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
31. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Herden verwil - derte; so z. B. in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hin - gebracht worden) und zwar da in der unermeß -107 lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver - wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick - köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel - seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B. (zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal - myra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spanischen (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken, in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen*)Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren - pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1 / 2 Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen gehabt hoben soll..
Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab - gezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.
1082. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. **)Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggetäi (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge - schlechts verwechselt werden, das in den Mongo - lischen Wüsten in großen Herden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ihnen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s.
Auch der zahme Esel ist ein wichtiges bey den Alten***)I. M. Gesner de antiqua asinorum honestate. Comm. Gotting. T. II. und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa sehr geschätztes Thier. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homenymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten†)Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208. die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien. Ins nordlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.
109Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind.
Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, supplem. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird.
Das andre ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Buffon l. c. tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselin geworfen ist.
Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor - geblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsenge - schlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.
The Sebra or wild Ass, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig***)Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig das Mit - tel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die Mutter war..
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus - thiere finden.
32. Camelvs. Cornua nulla, labium le - porinum, pedes subbisulci*)III. B. Mosis K. XI. v. 4.. Dentes primores inferiores 6. spathiformes; la - niarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire. **)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.] C. tofo dorsi vnico.
Schreber tab. 303.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nen - nen es die Araber.) Auch in Europa hat man es fortzubringen versucht, wo z. B. das Camel - gestüte zu Pisa recht gut einschlägt; besser als auf Jamaica. Seine gewöhnliche Last ist gegen acht Centner, und damit kann es zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kann lange hun - gern, und frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein an - deres Säugethier zur Nahrung taugt. Auch den Durst kann dieses Thier, wie man versichert, meh - rere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür un - geheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser111 lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän - dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha - meau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.
Schreber tab. 304.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat - tels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zug gebraucht.
3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
Schreber tab. 306.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Sie ähneln den Camelen der alten Welt in ihrer Le - bensart, nur sind sie weit kleiner, und haben in der Bildung viel von der Ziege. Das Llacma war nebst dem ihm verwandten Pacos das ein - zige Geschöpfe das die Americaner schon vor An - kunft der Spanier als Hausthier hielten. Es trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis andert - halb Centner, und ward ehedem vorzüglich zum Transport der Silber-Barren aus den Bergwer - ken von Potosi gebraucht.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.
Schreber tab. 307.
112Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird seines rothbraunen Haares wegen, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan - gen. Auch der Occidentalische Bezoarstein kommt von diesem Thier.
33. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.
Diese Gattung findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutz - barsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin ver - pflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un - terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaf - fenen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl, daß wenige andere Thiere so vielen Krankheiten unterworfen, und von so vielerley Ungeziefer geplagt sind.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die Tibetanischen, aus deren feinster Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegen - haar) der Schaul verfertigt wird; die Spa - nischen, aus Segovien, und dann die Engli - schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hör - nern; und die Arabischen und Aegyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende -113 zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lange herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi - mon. Büffon's mouflon.) C. cornibus ar - cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa - learibus laxis pilosis.
Schreber tab. 268.
Hin und wieder in der nordlichen Erde, z. B. auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame - rica. Das im nordlichen Asien ist groß, mit mächtig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges der - gleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern, und wird von einigen Naturforschern für das Stamm - thier zu unserem Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus ar - cuatis, carinatis.
Unsere Hausziege scheint von dem so genannten aegagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts abzustammen, das in den wildesten Gegenden des Caucasus und der daran grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Mägen (so wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoar - bocks belegt worden**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3..
114Die Hausziege verwildert leicht wieder*)Von der Art war ohne Zweifel das im Grindel - wald Berner Gebieths gefangne Thier das A. 1777. unter dem Nahmen eines Steinbocks durch Deutsch - land zur Schau geführt und auch auf einem ein - zelnen Kupferblatt in 4to abgebildet worden., und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet.
Die Angorische Ziege oder das Kämmel - thier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, das dem von den Haaren des wahren Camels bey weiten vorzu - ziehen ist.
4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
Conr. Gesner l. c. pag. 1099.
In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Savoyen so wie auf Candia und in den Sibiri - schen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Stein - bocks wiegt wohl 20 Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.
34. Antilope. Cornua caua, teretia, an - nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl - reiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien, und in Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
Schreber tab. 279.
115In den alpinischen Gegenden des mildern Eu - ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem - sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Ba - starde erzeugt haben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.
Schreber tab. 269.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Es wird oft im hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus lyratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von mehreren tausenden nach dem Cap und nach einigen Monaten wieder zurück zieht.
4. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus an - trorsum directis, apicibus reflexis: mento barbato: iuba ceruicali et pectorali.
Schreber tab. 280.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes: und von einer auf - fallenden Bildung die meist völlig das Mittel zwischen dem Antilopen - und Ochsen-Geschlecht hält, zu welchem letztem es daher auch Herr Dr. Forster rechnet und es bos poephagus nennt.
11635. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia. Dentes vt in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum cornatis, palearibus laxis.
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stamm - rasse unseres Hornviehs zu bezeichnen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und ehedem auch in Deutschland war. Zu den merk - würdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausneh - mend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England ꝛc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß auch die Indische (von den Hindoos heilig ver - ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– Schreber tab. 298. –) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht - bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.
2. Americanus. der Nordamericanische Bison. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso.
Schreber tab. 296.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herdenweise in den sumpfigen Wäldern des ge -117 mäßigtern Nordamericas. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hinge - gen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheuere Brust - und Nacken - Mähne.
3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
Schreber tab. 300.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch selbst im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Sie haben ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch und die daraus gemachten Käse und Butter und selbst ihr Fleisch ist ungleich schmackhafter als vom gemeinen Hornvieh.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - tibus, introrsum curuatis, vellere propen - dente, cauda vndique iubata.
Schreber tab. 299. A. B.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Indien ꝛc. als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Zie - genhaar, und durch einen büschligen sehr lang - haarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
1185. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.
Schreber tab. 302.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hör - ner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; infe - riores 8. spatulati, extimo bilobo; la - niarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan - gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr auszeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor - der - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.
37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes vt in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii su - perius).
1191. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis.
Schreber tab. 246.
In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Pennant's arctic zoology vol. I. tab. 8. und die Titelvignette.J. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigne Gattung ist), erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und Halsbänder von Elennsklauen gegen diese u. a. Krankheiten helfen sollten ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the fallow-deer.) Cor - nibus subramosis compressis, summitate palmata.
Schreber tab. 249. A. B.
Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der ge - meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.
Schreber tab. 247. A. B. C.
In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr120 Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Ren - thier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt. Dient den Lappländern, Korälen, Tun - gusen und Samojeden zur Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis tereti - bus recuruatis apicibus multifidis.
Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Geweihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.
Schreber tab. 252. A. B.
In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Reh - bocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
38. Moschvs. Cornua nulla. Dentes primores vt in praecedentibus generibus; laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.
Schreber tab. 242.
121In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen - den von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu - lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind kaum einen Finger lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor - stige oder dünn behaarte Säugethiere.
39. Svs. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Dentes primores (plerisque) superiores 4. conuergentes, inferiores 6. prominentes (plerisque); laniarii supe - riores 2. breuiores, inferiores 2. exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso se - toso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie -122 mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein, des - sen Fleisch vor den übrigen den großen Vorzug hat, daß es sich durch Räuchern und Einsalzen lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen un - gemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein ani - mal omniuorum. Das Weibchen wirft unter allen Thieren mit gespaltnen Klauen die mehre - sten Junge.
In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß, als ihre Euro - päische Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. – Die Schi - nesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san - glier du cap vert.) S. incisoribus nullis, sac - culis mollibus sub oculis.
Vosmaer, description du sanglier d'Afrique.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma - dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzichten Fleischlappen unter den Augen ꝛc.
1233. Taiassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi - fero ad coccygem.
Schreber tab. 325.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirsch - eber. S. dentibus laniariis superioribus maximis, arcuatis.
Schreber tab. 328.
Zumahl auf den Moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
40. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri - mores vtrinque 10; laniarii nulli: pal - mae vngulis 4. plantae vngulis 3.
1. Suillus. der Tapir, Anta.
Schreber tab. 319.
Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt, sehr beweglich und zu allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Ge - wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.
12441. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis: dentes primores nulli; laniarii superiores exserti.
1. Asiaticus. E. dentium molarium corona lineis vndulatis distincta*)d. h. die erhabnen Leisten auf den Kronen der Backzähne des Astatischen Elephanten, bilden ge - schlängelte, an beiden Enden paarweis zusammen - laufende Linien, die sich schon auf den ersten Blick von den Rautenförmigen Leisten bey der Africani - schen Gattung auszeichnen. Und diese constante Eigenheit der beiderley Elephanten, die ich an ihren Schedeln untersucht, muß, wenigstens beym bisherigen Mangel anderweitiger Vergleichung, nach aller Analogie vor der Hand zur Bestimmung der specifischen Differenz hinreichen..
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Dau - mens dicke Haut ist doch selbst gegen Insecten - stiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken ver - sehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst - reiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten auf - knüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine125 Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme; bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge - worfne Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum min - desten 20 Centner zu tragen, und die größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie - ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. dentium molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einhei - mische Gattung, wird nicht wie die Asiatische, als Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des Trojanischen Kriegs s. Hrn. Hofr. Heyne's zwey Abb. darüber in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf - sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck - mann's Vorbereitung zur Waaren-Kunde 1ten. B. S. 299. u. f. wegen gefangen und geschossen.
12642. Rhinoceros. Nashorn. Cornu so - lidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin - que quaternis, inferioribus conicis, superio - ribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das doppelte beym Africanischen nicht am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.
2. Africanus. Rh. incisoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamvs. Dentes primores superiores remoti, inferiores procumben - tes; laniarii inferiores incuruati, obli - que truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt)
Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenig - stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.
12744. Trichechvs. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunder - ten beysammen. Sie nähren sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit ihren Hauzähnen loskratzen.
2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.
Schreber tab. 80.
In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..
Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere***)s. Hrn. Prof. Schneiders critische Sammlung zur N. G. der Wallfische, unter Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175 – 304..
45. Monodon. Dentes duo maxillae su - perioris exserti longissimi, recti, spirales.
1281. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis respiratoriis duabus, confluentibus.
Klein hist. piscium. Miss. II. tab. 2. fig. C. Miss. V. tab. 3. fig. a. b.
Im nordlichen atlantischen Ocean. Hat ur - sprünglich allerdings zwey lange parallele Zähne, die aber selten zusammen gefunden werden, son - dern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thiers, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.
46. Balaena. Laminae corneae loco dentium superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten-Format, fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß ge - marmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer[5000] Rthl. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Barden wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden.
1292. Boops. (einer der verschiednen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat - tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch (– mit welchem Nahmen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus u. a. –) den ich frischge - strandet zu sehen die mit unverhofte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust - streifen..
47. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Die Homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd - wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter - lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in beson - dern Canälen, im Kopfe desselben gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talk130 verhärtet. In seinen Gedärmen und unter sei - nem Auswurf findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.
48. Delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise. ) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
Schreber tab. 342.
So wie die folgende Gattung in den Europäi - schen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse. ) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
Schreber tab. 343.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incuruis.
Schreber tab. 340.
Mehr im nordlichen Weltmeere, doch auch im Mittelländischen, wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um - ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna - bel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso -132 lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Der ganze Körperbau der allermehresten Vögel ist ihrer Bestimmung zum Fluge ange - messen. Einen vorzüglichen Antheil an ihrer geschickten und leichten Bewegung haben die Federn, die in regelmäßigen Reihen (in quinc - unce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahres - zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt reproducirt werden. Manche, wie die Wachteln, die Schneehühner ꝛc. mau - sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz andere Farbe als die ausge - fallnen; daher man bey Bestimmung der Gat - tungen auf das Alter dieser Thiere und auf die davon abhängende Verschiedenheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunstsprache heißt ein einjähriger Vogel, der sich nähmlich noch nie gemausert hat, avis hornotina; wann er aber Federn gewechselt hat, avis adulta.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung -133 federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri - ces). Die Schwungfedern sind von unbestimm - ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und flie - gen können. Einige wenige Vögel (aves im - pennes) wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un - geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuer - federn.
Die Raubvögel ausgenommen so sind fast bey allen übrigen die Männchen schöner befiedert als die Weibchen, und im Ganzen auch in dieser Classe, so wie überhaupt in beiden organisirten Reichen, die bey weitem allerprachtvollsten Ge - schöpfe den heissen Erdstrichen eigen.
Im innern Körperbau*)Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi san - guinis vivipara et ovipara gehandelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft - behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in134 Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will - kühr mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem er seinen Körper leichter oder schwerer machen will. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüg - lich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfeffer - fraße, Nashornvögel, Papageyen ꝛc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obgedachten lockern Zellgewebe in Ver - bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen im Körperbau der Vögel überhaupt, werden diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guins und andre aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi - ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an - gemessen. Die mehresten haben freye, unver - bundne Zehen (aves fissipedes) und zwar ge - wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus versati - lis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe - des gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii). Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes semipalmati) – oder aber bis vorn an die Spitze (pedes pal - mati) – durch eine Schwimmhaut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen136 glatten (pedes lobati) – oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an - dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wall - fahrten, weit übers Meer und über einen be - trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.
Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu - vies s. prolobus) d. h. in einem besondern drü - senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk - würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und137 Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Grä - ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.
Die Augen haben bey dieser ganzen Thier - Classe einen sonderbaren schwarzen Fächer (pecten plicatum, Fr. bourse) im Augapfel, der aus dem Ende des Sehenerven entspringt und in die gläserne Feuchtigkeit (corpus vitreum) hinein dringt.
Die innern Gehörwerkzeuge hingegen sind bey den Vögeln einfacher als bey den Säuge - thieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren; ein Mangel, der aber zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und138 beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln überaus mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht so wohl sagen, daß sie singen, (– denn natürlicher Ge - sang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbehältern (§. 60.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (Larynx) zu statten, der bey den Vögeln nicht bloß so wie bey den Säugethieren und Amphi - bien am obern Ende, nähmlich an der Zungen - wurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey ab - gesonderte Hälften an die beiden Enden der Luft - röhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stare, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschen - stimme nachahmen und Worte aussprechen ge - lehrt: so wie auch die Sangvögel im Käfig leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald - gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben, für immer paarweise zusammen: noch andre aber leben, wie die Hühner, in Po - lygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben; für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po - lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die - sem Geschäfte; bey denen aber die sich paarweise zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö - geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange - messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh - halmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh - nern, Tauben und Sangvögeln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form eines Backofens: noch andere, wie der Pendu - lin, der Jupujuba ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin - ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun - gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was - servögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus - huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer141 nach und nach wegnimmt*)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will - kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säuge - thiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy - penemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer - den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben**)Plin. L. X. c. 55. „ Liuia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at - que cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor “. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist***)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. Pl. I.,142 und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt - Maschinen*)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f. und in Brutöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusam - men halten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Fut - ter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche an welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des be - brütenden Vogels am nächsten ist. Die erste143 Spur des neuen Küchelchens zeigt sich, immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei - nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des funfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver - schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange - nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung.
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel - chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig - stell Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif;144 in welchem es die drey Wochen über vom Dot - ter, welcher allgemach durch das sich ihm bey - mischende Eyweis verdünnt wird, – ernährt worden.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannigfaltig ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und die gänzliche Ausrottung man - cher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sper - linge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Unge - ziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen nach145 sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch sowohl dem Mißwachs als der Infection der Luft vor. Eben so haben unzählige Vögel die große Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fisch - rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z. B. die Tauben, die auf den Gewürz-Inseln auf diese Weise die Muscatnüsse fortpflanzen ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Die Falken und verschiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und vorzüglich zu mancherley Putz, weßwegen sie bey vielen wil - len Völkern, zumahl auf den Inseln des stil - len Oceans einen wichtigen Handelsartikel aus -146 machen. Für die Arzney ist hingegen kein be - nächtlicher Nutze aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvögel töd - ten Fohlen, Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern ꝛc. dem Haus - geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein - trauben, den Obstbäumen u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge - thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge - nommen, nicht so mannigfaltig, sondern ein - facher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel,147 daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charactere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten Ornithologen haben daher auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des an - dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh - rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge - lassen werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu - theilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken148 knorrichten Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken, Eulen, Neuntödter ꝛc.
II. Levirostres. Vögel der heißesten Erd - striche, mit kurzen Füßen, und meist sehr großen dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa - geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel - mäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils faden - förmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.
IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit - telmäßig langem, und ziemlich starkem oben erhabnem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zu - gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabnem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut be - wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn, Haushahn, Auerhahn, die Wachtel ꝛc. Auch die Tauben habe ich unter diese Ord - nung gebracht, da sie bey weitem mehr149 mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen zum Flug un - geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Hals. Reiher, Störche, Schnepfen, Wasserhühner ꝛc.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - süßen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.
Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum - pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greif - geyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl Fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
152In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben rothen und schwarzen Farben, mit langen fleischichten Lappen über dem Schna - bel. Kann den nakten Hals ganz in den dick - gefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. 12.
In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte Euro - päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den befeder - ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris margine exteriore, praeter exti - mas, canis.
Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feld - mäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüg - lich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mu - mienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.
1532. Falco. Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.
Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. 28.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen[Beinen] wie ein Sumpfvogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi - schen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Sy - steme gebührt..
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle. ) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis flauis.
Frisch tab. 69.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Buffon Vol. I. tab. 1.
154Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen, und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere interiore albis.
Buffon Vol. I. tab. 3.
An den Europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Erreicht wohl die Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Buffon Vol. I. tab. 2.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See - küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Mi - lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forficata, corpore fer - rugineo, capite albidiore.
Frisch tab. 72.
Fast in der ganzen alten Welt. Thut zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen verboten ist.
1557. †. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
Frisch tab. 74.
Buffon Vol. I. tab. 15. 16.
In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die fol - gende und andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und besonders zur Reiherbeitze ꝛc. abgerichtet. Im Orient hat man diese Jagd (be - sonders auf die Gazellen,) schon in den ältesten Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit Ende des zwölften Jahrhunderts allgemein be - kannt worden.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (Accipiter, Fr. l'autour, Engl. the goose - hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal - lidis, superciliis albis.
Frisch tab. 81. 82.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
Frisch tab. 90. 91. 92.
In Europa.
1563. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis iridibus croceis, corpore rufo.
Frisch tab. 93.
Das größte Thier seines Geschlechts. So wie die folgende Gattung im gemäßigtern Europa und westlichen Asien.
2. †. Ulula. der Steinkautz, die Steineule. (Fr. la chouette, Engl. the brown owl.) S. capite laeui, iridibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio longiore.
Frisch tab. 98.
3. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche, Engl. the little owl. ) S. capite laeui, re - migibus maculis albis quinque ordinum.
Frisch tab. 100.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.
Frisch tab. 59.
157In Europa und Nordamerica. Ahmt so wie die folgende Gattung andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici - bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo.
Frisch tab. 60.
In Europa Nährt sich hauptsächlich von In - secten, zumahl Käfern, Schmeißfliegen ꝛc. und spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dorniges Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 60.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot. ) Mandibula su - perior adunca, cera instructa; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii.
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat - tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich z. B. auf den Philippinen verschiedne derselben bloß einzig und158 allein auf der einen oder andern Insel, und hin - gegen nie auf den noch so nahe liegenden benach - barten, finden. Ueberhaupt haben die Papageyen viel auszeichnendes, eignes, in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr haken - förmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr be - weglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u. s. w. Sie können nießen, sich räuspern, gähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken flei - schigen Zunge und bey ihrer großen Gelehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen.
1. Macao. der Aras, Indianische Rabe (Ara - canga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
Edwards's birds tab. 158.
In Südamerica
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.
Edwards l. c. tab. 292.
In Ostindien. Der erste der, durch Alexander des Großen Indische Züge, nach Europa gebracht worden.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flaua.
Frisch tab. 50.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
1594. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.
Frisch tab. 51.
Auf Guineea, Congo und Angola.
5. Aestivus. der Amazonen-Papagey. (Aju - rucuraou) P. brachyurus viridis, luteo - submaculatus, fronte caerulea, humeris san - guineis, orbitis incarnatis.
Edwards tab. 162.
In Brasilien.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cinereis.
Frisch tab. 54. fig. 1.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der Zärtlichkeit womit die beiden Gatten ein - ander zugethan sind.
6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii ple - risque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts Südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.
1601. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdomi - nali flaua.
7. Bvceros. Der Nashornvogel. (hydro - corax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recuruatum, pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben - theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curuato.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum acu - leato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange gratenförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglaufen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige161 Zunge desto leichter hervorschießen, und Insecten damit fangen können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.
Frisch tab. 34. fig. 1.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nordlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.
Frisch tab. 35.
3. †. Maior. Der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.
Frisch tab. 36.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.
Frisch tab. 37.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi - natum; lingua lumbriciformis, longissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Frisch tab. 38.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimat wie die vorgedachten Spechte.
16210. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle, le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.
Frisch tab. 39.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
Im mittlern America.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum; digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda breui.
Frisch tab. 223.
Fast in der ganzen alten Welt. Sowohl an der See, als auch bey Teichen und Flüssen; nährt sich von Fischen. Vertrocknet nach dem Tode leicht ohne in Fäulung überzugehn.
16313. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea, fascia tempo - rali nigra.
Frisch tab. 222.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum obtusiusculum; pe - des ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn, Dreck - krämer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe. ) V. crista variegata.
Frisch tab. 43.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re - genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und wie man versichert oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sqq. .
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim - pereau, Engl. the creeper. ) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
Frisch tab. 39. fig. 1.
164In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula alarum fulua.
Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris, reliquo corpore coccineo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den für Cptn Cook unglücklichen Sandwich - Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Fe - derchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels mancherley in der That prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
Auf Neu-Seeland.
16. Trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato-fili - forme longum. Mandibula inferiore tu - bulata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii.
Das ganze Geschlecht ist soviel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nordlich165 bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien. Die Bildung des Schnabels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nieder - wärts gebogen.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus laterali - bus margine exteriore albis.
Edwards tab. 105.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba. thes. tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star - ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzen, Samen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehren - theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
16617. Bvphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu - latorii.
1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef - eater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
Auf Senegal ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca - rinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor - billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. 13.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft - liches Nest bauen, mit einander brüten, die Jun - gen gemeinschaftlich füttern u. s. w.
19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. ater dorso atro cae - rulescente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 63.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen167 Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.
Buffon Vol. III. tab. 3.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 64.
In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc. verzehrt.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the royston crow.) C. cinerascens, capite iugullo alis cauda - que nigris.
Frisch tab. 65.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.
Frisch tab. 67.
Im nordwestlichen Europa.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum168 caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.
Frisch tab. 55.
Im gemäßigten Europa.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.
Frisch tab. 56.
In der nordlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
Frisch tab. 58.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd - liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias. Rostrum cultrarum, apice incuruato, basi pennis denudatum; pe - des ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re - migibus nigris.
Frisch tab. 57.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1691. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flaua.
Buffon Vol. III. tab. 25.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt auch leicht Worte sprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.
Catesby vol. I. tab. 12.
In Nordamerica: wo er den Schaden den er freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten, zumahl des Erb - senkäfers ꝛc. reichlich vergütet. Daher war es unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pennsyl - vanien so lange kleine Preise auf die eingelieferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er beynahe vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm das Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh war wie der Vogel sich allgemach wieder ver - mehrte.
22. Paradisea. Paradisvogel (manuco - diatta.) Rostrum basi plumis tomentosis tectum, pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singu - lares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo - lucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz170 getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläu - bigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzu - sprechen wagten*)s. Hrn. Dr. Forster's Abhandl, von den Paradis - vögeln und dem Phönix; in der Indischen Zoolo - gie. Halle, 1795. Folio. (2te Ausg.) S. 26. u. f..
1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis corpore longioribus, rectricibus dua - bus intermediis longis setaceis.
Edwards tab. 110.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. 331.
In Guiana.
24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro - strum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Collarius. (Capensis Linn.) B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali nigra.
Buffon vol. VII tab. 4.
Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.
25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum pedes scansorii.
1711. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni - gricante albo-punctata.
Frisch tab. 40. u. f.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch[nur im Frühling und Sommer] zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc. zwischen dieser ihre eignen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver - läßig bekannt.
2. Indicator. der Honigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco - et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine liebste Nahrung, die wilden Bienennester, aufzu - suchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandibula172 superiore paulo longiore, obsolete emar - ginata; pedes ambulatorii.
1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirsch - vogel, Bülow, Wiedewall, Pirol, Pfingst - vogel, Weihrauch, Bieresel. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex - terioribus postice flauis.
Frisch tab. 31.
Hin und wieder in der alten Welt. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches napf - förmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. O. niger, alarum tectricibus fuluis.
Catesby vol. I. tab. 13.
Im mildern Nordamerica.
3. Iupuiuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht..
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf - tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula - tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.
Frisch tab. 15. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hühner und viele andre so genannte Scharrvögel (Aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche, der Rothmönch. (Fr. le coche - vis) A. rectricibus nigris: extimis duabus margine exteriori albis, capite cristato.
Frisch tab. 15. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.
1741. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S. rostro flauescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Frisch tab. 217.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato; faux ciliata.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldros - sel, der Ziemer, Mistler, Zaritzer. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, the shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente.
Frisch tab. 25.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fort - gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, la tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris: extimis margine inte - riore apice albicantibus, capite vropygio - que cano.
Frisch tab. 26.
Im nordlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.
Frisch tab. 28.
175Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer Ave hercynica noctu lucente gegeben haben.
4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, the song thrush.) T. remigibus basi inte - riore ferrugineis.
Frisch tab. 27.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel - art von ihr.
5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock bird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
Catesby Vol. I. tab. 27.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Er soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aber andrer Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen der Menschen täuschend nachahmen.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau - daque nigris, occipite cristato.
Edwards tab. 20.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un - zählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro palpebrisque flauis.
Frisch tab. 29.
176Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, sub - incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffer - vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato; remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.
Frisch tab. 32.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner Heimath strenger Winter werden will) häufig nach Deutschland: zumahl auch auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, the sheld - apple.) L. rostro forsicato.
Frisch tab. II. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde. Zeigt in seinem Betragen manche Aehnlichkeit mit den Papageyen. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink, Kirschknäpper. (Fr. le gros bec. Engl.177 the hawfinck.) L. linea alarum alba, remi - gibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris.
Frisch tab. 4. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa. Vermag mit sei - nem starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse aufzubeissen, und sich gegen Hunde und Katzen zu wehren.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel, Rothfink, Gieker, Goll. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bull - finch.) L. artubus nigris, rectricibus caudae remigumque posticarum albis.
Frisch tab. 2. fig. 1. 2.
In der nördlichem alten Welt. Beide Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein - ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.
4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virginische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.
Frisch tab. 4. fig. 1.
In Nordamerica, ist wegen seines rochen Ge - fieders und seines Gesanges geschätzt.
5. Oryzivora. der Reisvogel, Padda. L. ci - nerascens, temporibus albis, rostro rubro.
Edwards tab. 41. u. f.
In Schina ꝛc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L.178 flauicanti-virens, remigibus primoribus an - tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis.
Frisch tab. 2. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum a se in - vicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.
Frisch tab. 6. fig. 1. 2.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen läßt: wie im Febr. 1766. hier um Göttin - gen herum.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.
Frisch tab. 6. fig. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua - bus extrorsum nigris.
Frisch tab. 5. fig. 3. 4.
179In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow kammer.) E. rectricibus nigrican - tibus: extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.
Frisch tab. 5. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. E. fusca, pectore rubro, rectri - cibus intermediis quatuor elongatis acumi - natis: duabus longissimis, rostro rubro.
Edwards tab. 86.
Auf Angola ꝛc. Ein muntrer Vogel der auch unser Clima gut verträgt.
33. Tanagra Rostrum conicum, acumi - natum, emarginatum, basi subtrigonum, apice decliue.
1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
Edwards tab. 267.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch. ) F. artubus nigris, remigibus180 vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.
Frisch tab. 1. fig. 1. 2.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee - fink, Winterfink, Quäkfink, Nikawitz, Zet - scher, Gegler. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flauissima.
Frisch tab. 3. fig. 1. 2.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nordlichen Europa.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle) F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua - bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Frisch tab. 1. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarden*)Frisch tab. 12. fig. 5..
1815. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté) F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen wie man behauptet gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro corporeque albo flauescente, rectricibus re - migibusque virescentibus.
Frisch tab. 12. fig. 1-4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Eu - ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm-Rasse scheint bräunlich-grüne zu seyn. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris.
Frisch tab. 11. fig. 1. 2.
Ursprünglich wohl im äußersten Norden: kommt bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Europa, daher auch sein Nest hier zu Lande so selten ge - funden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel durch Wirsing. Taf. X..
1828. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigibus primoribus rectricibus - que nigris, vtroque margine albis.
Frisch tab. 9. fig. 1. 2.
In Europa und Nord-America.
9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Stein - schößlein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectricibus - que fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.
Frisch tab. 10. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, der Spatz, Lü - ning. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an einigen wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Frey - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vibrissae patentes versus fauces.
1831. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra subtus frontisque macula alarumque speculo albis, rectribus lateralibus extus albis.
Frisch tab. 24. fig. 1.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.
Frisch tab. 21. fig. 1. 2.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.
Frisch tab. 21 fig. 3.
Im mildern Europa.
3. Alpina. die Flüe - (d. h. Felsen -) Lerche. (Fr. la fauvette des alpes.) M. griseo-fer - ruginea, gula alba maculis lunatis fuscis, rectricibus alarum nigricantibus versus api - cem linea punctata alba.
Andreä Br. aus der Schweiz tab. 13.
184In den gebirgigen Gegenden des mittlern Eu - ropa, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen - Weiden.
4. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.
Frisch tab. 22. fig. 3. 4.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - haften Fleisches weit verführt wird.
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus di - midiato-oblique albis.
Frisch tab. 23. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Frisch tab. 23. fig. 1.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.
Frisch tab. 19. fig. 1.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachti - gall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
1858. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win - ter bey uns.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis.
Frisch tab. 24. fig. 3.
In der nordlichern Erde. Macht sich ein war - mes, weiches, bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofen*)Nozemann et Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, medio albis, crista verti - cali crocea.
Frisch tab. 24. fig. 4.
Ebenfalls in der nordlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.
Pennant's Indian Zoology tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten186 Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß beide zusammen eine tutenförmige Höhlung bilden, die er mit seinen Flammen ausfüttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, rectricibus rectricum truncatis.
Edwards tab. 264.
In Guiana ꝛc.
38. Parvs. Meise. (Fr. mesange. Engl. tit nouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise, Siegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la charbonniere. Engl. the great titmouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Frisch tab. 13. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi - ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an - dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch wohl schlafenden Kindern nach den Augen hackt. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Ge - schlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem ge - frornen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la187 mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Frisch tab. 14. fig. 1.
Häufig in Europa. Ein vorzüglich nutzbares kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten und deren Eyer vertilgt.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise, Zagelmeise, der Back - ofendrescher, Pfannenstiel. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed tit - mouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.
Frisch tab. 14. fig. 3.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es, um es zu verbergen, von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der Indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.
Frisch tab. 8. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi - neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri - cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
188Buffon vol. III. tab. 29. fig. 2.
J. D. Titii parus minimus Remiz descri - ptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si - birien ꝛc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mi - nimum incuruum, subulatum, basi de - pressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern verrichten ihre Geschäfte meist fliegend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder über dem Wasser im Flug wegzu - schnappen. Die bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwalben, zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem was darüber geschrieben worden, doch noch nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Montbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die andre**)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist Daines Barring - ton in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedne Aufsätzt zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94. Behauptung189 angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an wel - chen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio scheint doch aber immer das Wegziehen derselben nach wärmern Gegen - den bey weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, the chimney-swallow.) H. rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis.
Frisch tab. 18. fig. 1.
In der ganzen nordlichen Erde. Die Benen - nungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Systematikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese mit den nakten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Schwanz - federn heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest (– das oft von Wan - zen wimmelt –) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici - bus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Frisch tab. 17. fig. 2.
Hat nebst der folgenden meist gleiches Vater - land mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern190 außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirch - fenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de de ripage. Engl. the sand martin, the shore bird.) H. cinerea, gula abdomineque albis.
Frisch tab. 18. fig. 2.
Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sand - hügeln ꝛc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den Sundaischen u. a. Inseln des Indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufnen Indianischen - oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt, aber noch weiter nicht genau bekannt ist. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, the swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.
Frisch tab. 17. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus am - plissimus; vnguis intermedius introrsum ciliatus.
1911. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na - rium tubis obsoletis.
Frisch tab. 101.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfal - tern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen - Samen, die sie im Kropfe (§. 64.) einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Colvmba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.
a) Cauda aequali modica.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. coerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.
192Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in gemäßig - tern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen wohl neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg - lichsten Abartungen (wovon doch manche für be - sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu, Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheueren Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glat - tem Kopf und einem kahlen rothen Augen - ring: überschlagen sich im schnellen Flug. Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 150.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh - nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.193 the shaker. ) mit aufrechtem ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Au - gen herum. Hat ihren Nahmen daher, weil man sich ihrer zumahl ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)s. den Göttingischen Taschen-Calender 1790..
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo vtrinque albo.
Frisch tab. 138.
Meist in ganz Europa.
4. † Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la tourterelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe - ctore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.
Frisch tab. 140.
194In den warmen und gemäßigten Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra.
Frisch tab. 141.
Im mildern Europa und in Ostindien.
b) Cauda longiore cuneata.
6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore rufo.
Frisch tab. 142.
Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuwei - len den Tag verdunkeln sollen. Sie fallen dann in so dichten Scharen auf die Bäume, daß oft sehr starke Aeste davon brechen; werden dann aber auch zu vielen tausenden von den Indianern gefangen und frisch oder geräuchert und getrocknet gegessen.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectri - cibus margine lunulaque ferruginea.
Frisch tab. 117.
In der ganzen alten Welt; von Lappland bis zum Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl auf den Inseln des mittländischen Meers und im195 benachbarten festen Lande*)II. B. Mos. C. XVI. V. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII. V. 26., zuweilen in uner - meßlichen Scharen sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ihres Schlags wegen be - liebt, wo man sie auch so wie in Schina (wie Kampfhähne) paarweise fechten läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore brunneo.
Frisch tab. 114.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.
Daubenton planch. enlum. 231.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis inter - mediis duabus.
Buffon vol. II. tab. 7.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.
5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) 196T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis: intermediis albis.
Frisch tab. 110. 111.
Auf den Schweizer - und Savoyschen-Alpen, und in den nördlichsten Erdstrichen; ist im Som - mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.
6. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan. (Fr. le petit tetras, Engl. the black cock.) T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, re - migibus secundariis basin versus albis.
Frisch tab. 109.
In der nordlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, le tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.
Frisch tab. 107. 108.
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar - fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.
43. Nvmida. Caput collo compresso co - lorato cornutum; palearia carunculacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.
Frisch tab. 126.
In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz Europa und vielen Gegenden von America fort - gepflanzt.
19744. Phasianvs. Genae cute nuda lae - vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
Der wilde Stammhahn*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Indien zu Hause; von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinno - berrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer die es legt, und seinem oftmahligen Brüten eins der allernutz - barsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen - Gefechte längst und in mehrern Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.
Die Hühner sind, wie andre Hausthiere, nach und nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vor - züglich folgende Spielarten zu merken sind:
a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Federbusch auf dem Kopf. Frisch tab. 129. 130.
b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch tab. 131. 132.
c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn, mit krausen lockigen Federn. Frisch tab. 135.
198d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden die von Ka - ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis.
Frisch tab. 123.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min - grelien von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.
3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista flaua, pectore coccinea, remigibus secun - dariis caeruleis, cauda cuneata.
Edwards tab. 68. 69.
4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan. P. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
Edwards tab. 66.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro, ventre albo.
Buffon vol. II. tab. 13.
In Guiana ꝛc.
19946. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membra - nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, Wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din - don, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nordlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, calcaribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu - ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße am gemeinsten*)Frisch tab. 120..
48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque vtrinque cristato.
Frisch tab. 106. u. f.
200Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü - geln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis alarum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, wohl drey Centner wiegt, und in Africa zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.
Latham l. c. tab. 72.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mitt - lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
201Der so genannte Amerikanische Straus, (Suri, Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat viel Aehnliches mit ihm.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis: vtraque man - dibula inflexo apice; facies vltra ocu - los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Latham l. c. tab. 70.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesen u. a. Beweisen der Veränder - lichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f. gehandelt..
So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals,202 aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan - zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schiff, und werden meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schar - tenschnäbler, Korkorre. P. ruber, remigi - bus nigris.
Catesby vol. I. tab. 73 sqq.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz auffallend langen Hals und Beinen wohl Mannshoch, und ist über und über Car - mosinroth.
52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo gula nigra, occipite subcristato.
Frisch tab. 200. u. f.
Hin und wieder zumahl in der westlichen alten Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.
2031. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
Im ostlichen Süd-America.
54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: mandibula superiore triquetra: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calua: nares lineares: pedes te - tradactyli.
1. Americana. (Iabiru, Touyouyou. Fr. la cicogne du Bresil.)
Latham l. c. tab. 25.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat - bill.) C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. 26.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetra - dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor - pore cinereo, alis extus testaceis.
Frisch tab. 194.
In der nordlichen alten Welt.
2042. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aeh - bähr. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest um es weich aus - zufuttern.
3. †. Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblongis nigris.
Frisch tab. 198.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc.
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri - stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe - dibusque virescentibus.
Buffon T. VII. tab. 20.
Zumahl in Persien ꝛc. Hat die langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Morgenländern als kostbarer Putz getragen werden.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea maculis trans - versis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis.
Frisch tab. 205.
In den mildern Gegenden der nordlichern Erde.
20557. Tantalvs. Rostrum longum subu - latum teretiusculum subarcuatum, sac - cus iugularis nudus, pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescente albido.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 35.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den dasigen alten Denkmählern verewigte*)Middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X. p. 90 sq., und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien bereitete**)Ich habe von ein paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den philosophical Transactions vom J. 1794 Nach - richt gegeben. und in besondern Gewölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig entschieden.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te - retiusculum obtusum, capite longius, fa - cies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be - casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi206 rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.
Frisch tab. 226. u. f.
In den wärmern Gegenden der nordlichen alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.
Frisch tab. 229.
Fast durchgehends in der nordlichern Erde.
59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon - gitudine capitis, digito postico vniarti - culato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteufel. (Fr. le combattant, le paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus - que rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.
Frisch tab. 232. u. f.
In der nordlichen alten Welt. Hat seinen Nah - men von der Streitbarkeit, mit welcher die Männ - chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gavia. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.
Frisch tab. 213.
Ebenfalls in der nordlichern alten Welt.
20760. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Rostrum teretiusculum, obtu - sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.
Frisch tab. 214.
Hin und wieder an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier herum, und auf den Sandwich - Inseln des stillen Oceans.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum subulatum, re - curuatum, acuminatum apice flexili. Pe - des palmati, tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
Buffon vol. VIII. tab. 38.
In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali; pedes cur - sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerelster. (Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oister-catcher.) H. rostro pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
208Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con - vexum, mandibula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, la morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.
Frisch tab. 209.
In der mildern nordlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.
1. Iacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.
Buffon vol VIII. tab. 16.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, the daker hen.) R. alis rufo-ferrugineis.
Frisch tab. 210.
209In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku - kawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama - zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und seinem Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge - schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre - sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut überzogen. (– s. oben S. 137 u. f. –) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondre knorplige oder knöcherne Capsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser210 annimmt, halten sich an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum man - dibula superiore multo breuiore; infe - riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the seacrow, the cut-water.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untre und dieser liegt in jenem gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, subu - latum, subrectum, acutum, compressiuscu - lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou) S. cor - pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wende - zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda for - ficata: rectricibus duabus extimis albo ni - groque dimidiatis.
Frisch tab. 219.
An der ganzen nordlichsten Erde.
21169. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden - tulum, subulatum, rectum, acumina - tum, pedes compedes.
1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl. the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridacty - lis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Frisch tab. 185.
Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niueo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. 185.
An den Seeküsten der nordlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui, palbebra inferiore lutea, macula ala - rum alba.
Edwards tab. 360. fig. 2.
Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem Genfer-See. Sein Fell wird so wie das vom C. cristatus zu Feder-Muffen ꝛc. verarbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum rectum cul - tratum, apice subadunco. Mandibula in - ferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Scharen, daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.
2121. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al - bicans, dorso canescente, rectricum apici - bus, excepto extremo, nigris, pedibus tri - dactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
Am nordlichen Ocean.
71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina - tum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. 72.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Hals, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische die es erschnappen will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul. Engl. the tropic bird.) P. rectrici - bus duabus longissimis, rostro serrato, pe - dibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wen - dezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.
21373. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus; superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes vn - gue postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.) P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean. Meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Fervër ꝛc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen, und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette das allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis lon - gissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. 88.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507..
21475. Pelecanvs. Rostrum edentulum, rectum: apice adunco, vnguiculato: pe - des aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt, aber auch auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nah - men von ihrer Eselstimme, den Deutschen aber von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann. Die fabelhafte Sage vom Pelican, der seine Junge mit seinem eignen Blute ätzen sollte, ist wohl daher entstanden, daß wie man sagt dieses Thier seinen Jungen das Wasser in seinen rothen Beu - telkropfe zutragen, sodann an die Brust drücken und so ausleeren soll.
Die Americanische Kropfgans scheint specifisch von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.
Edwards tab. 309.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cor - moran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.
Frisch tab. 187.
215Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von Fischen die sie ganz verschluckt, und daher (so wie einige verwandte Gattungen dieses Geschlechts) in Schina u. a. zum Fischfang abgerichtet wird, indem man ihr einen Ring um den Hals legt so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kropfes stecken bleiben und dem Vogel wieder abgenom - men werden.
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.
Brisson T. VI. tab. 44.
Zumahl im Norden von Europa und America, zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahment - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen im Winter um Portugal herum und an der Barbarey ꝛc. auf die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln werden die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher Menge gegessen, und daher mit schaudervoller Lebensgefahr aus den Nestern in den schroffen Felsenklippen ausgenommen**)Pennant's arctic zoology. Vol. I. introd. pag. XXX. tab. 4..
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum conuexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.
2161. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, the elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
Frisch tab. 152.
In der nordlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus, (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre) unterscheiden. Dieser letztre gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesi - sche Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semi - cylindrico: cera gibbosa, palpebris tumidis.
Frisch tab. 153. 154.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei - det mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weib - liche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.
Edwards tab. 151.
217Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han - delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen zu Betten. Giebt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.
Frisch tab. 156.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde (z. B. auf Neu-Zembla), und kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland u. a. mildern Ge - genden, wo sie sich unter andern von dem Thier der Entenmuschel (Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Ente nicht aus einem Ey sondern aus einer Muscheln hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.) die daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt.
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum - federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind**)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Vorbereitung zur Waa - renkunde I. B. S. 277 u. f..
2187. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto.
Frisch tab. 158. u. f.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nordlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel - arten. Die zahmen Enten scheinen große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di - latato rotundato; vngue incuruo.
Frisch tab. 161. u. f.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitu - dinali erectiuscula: pectore albido imma - culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
Frisch tab. 190.
In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klip - pen der nordlichen Erde.
2191. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti fulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra supe - riore mucronata.
Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Rostrum compressiusculum, subcultra - tum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast auf - rechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andre um Neu-Holland, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flauescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flaua.
Forster l. c. tab. 1.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su - perciliis fasciaque pectorali albis.
Edwards tab. 94.
Häufig am Cap ꝛc.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die Menge desselben von den Amphibien und Fischen, als welche letztre beide fast nur dieselbe Temperatur mit dem Medium halten in welchen sie sich befinden, und dann auch bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen Thiere haben.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin - gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbe - stimmter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten221 in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlen - gesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auf - fallende Extreme von Hitze und von Kälte aus - dauern, so daß man z. B. ungezweifelte Bey - spiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Men - schen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbe - schadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Sala - mander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild - kröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, dünnen, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am - phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti - gen Thieren. Einige sind mit einer knochigen222 Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei - fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor - urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben so wie vom muntersten und unschuldigsten Be - tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter den Schlangen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an - gewiesen. Manche gehen willkürlich in beiden Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End - lich sind aber auch manche entweder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.
Von den Landthieren dieser Classe leben viele im dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten Gegenden: manche gar auf Bäumen ꝛc.
Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andre hingegen wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat - tungen an. Großen Theils können sie zum Wun - der lange fasten: ich selbst habe z. B. Salaman - der auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauren können.
Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am - phibien eingeschränkter als bey den warmblütigen Thieren. Ich habe z. B. es nie dahin bringen können, sie so wie die Säugethiere und Vögel mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen ganz davon gefärbt worden wären.
Um desto auffallender ist hingegen bey vielen die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) zu suchen ist; da folglich224 die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächte Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie - ren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft ver - sehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich wie bey den warmblütigen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über - haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen worden, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc .*)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia ca - lidi et frigidi sanguinis. im VIII. B. der commen - tation. soc. reg. scientiar. Gottingens..
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie225 im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen, Crocodile ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn.
Unter den innern zeichnet sich doch bey vie - len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl - thäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller - hand Gaukeleyen abrichten lassen.
Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die Amphibien, etwa einige Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei - nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.
Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie - ländische Frösche und Salamander in großen Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa - rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein - ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, sämmtlich Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Aus - bildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.
Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni - gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit227 längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard - zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige Spielarte von Wassermolchen dafür zu halten, die ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen - den Masse gefunden, worin lacerta lacustris und palustris unter einander lebten, und die an Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen beiden Gattungen zu halten scheinen.
Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung werden, komnen nicht gleich in ihrer vollkomm - nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad - poles) haben Anfangs noch keine Füße sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die neugebornen Salamander eine Art von Fisch - kiefern (branchiae oder Swammerdam's ap - pendices fimbriatae) am Halse; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile die nur für das ganz zarte junge Thier bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländischen228 Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträcht - liches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan - genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. zu einem noch ungleich höhern Alter müssen gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist ziemlich einfah; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei - dexen ꝛc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten ꝛc. – Eidexen, Vipern ꝛc. als Arzney.
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere zumahl unter den Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig - keit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord - nungen:
2291. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Naturforscher) – Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und
2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben,) mit vier Füßen versehen, die nach dem ver - schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pedes digitati) oder durch eine Schwimm - haut verbundene, (palmati) oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte*)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö - ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepfe historia testudinum iconibus illu - strata. Erlang. seit 1792. 4.. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle.) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) breuis, os mandibulis nudis edentulis.
Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno - chichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schup - pen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 der - gleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauch - schild ist etwas kleiner als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße ver - sehen.
2311. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn - guiculis tribus, testa orbiculari ouata, mem - branacea grisea, striata, scabra.
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scu - tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Vorbereit. zur Waaren - kunde 1. Th. S. 68 u. f..
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ouata.
Schöpff tab. 17. fig. 2.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Gewicht, und kann mit Lasten von 6 u. m. Centnern, die man ihr auf den flachen Rücken legt, fortkriechen. Sie hat ihren gewöhnlichern Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmack - haften Fettes. Legt mehrere hundert Eyer. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thranich - tes Fleisch.
2324. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte. (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.
Im mildern Europa.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po - stice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.
Schöpff tab. 8. 9.
Im südlichen Europa und nordlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis eleuatis truncatis.
Schöpff tab. 10.
In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rücken - schildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür - zern Körper und breitern dickern Kopf als die Eidexen. Eine einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten haben an den Vorfüßen freye Zehen, hinten aber Schwimmfüße*)Ueber die hieländische Arten dieses Geschlechts s. Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..
2331. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posti - cis vnguiculatis.
Seba vol. I. tab. 77.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merk - würdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn - liche Weise von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleich - sam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindliche geschwänzte Kaulquappen*)s. Camper im IXten B. der commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach ver - schwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.
Catesby vol. II. tab. 72.
In Nord-America. Fast von der Größe eines Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme.
2344. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R. caudata, femoribus postice oblique striatis.
Seba vol. I. tab. 78.
Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen starken fleischigen auf den Seiten platt gedrück - ten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Dieses Thier erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, bevor es noch völlig aus - gebildet worden, doch eine fast Spannenlange Größe, käutet sich während der Zeit verschiedent - lich, und hat in diesem Zustande zu einer alten Sage von Fröschen, die sich in Fische verwan - delten, Anlaß gegeben.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque.
Rösel tab. 20. 21.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat*)s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII. pag. 151 sqq. Guettard mém. sur differ. parties des sc. et arts. vol. IV. pag. 615 sqq. Kästners Vorrede zum III. B. seiner Uebersetzung der Schwe - dischen Adhandl. u. a.m.Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des sc. de Berlin v. J. 1782..
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu - lato, pupilla triquetra.
Rösel tab. 22.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.
2357. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca - lamita, Laurent). R. verrucosa, linea dor - sali flaua, lateralibus rufescentibus.
Rösel tab. 24.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. Kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eignen dum - pfigen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Rösel tab. 1-8.
Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Junge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gege - ben haben mag. Sie sind für die Gärten nutz - bare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und z. B. Spanische Fliegen verzehren, und darum unsicher zu essen sind.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö - ling, Marxgöker. R. viridis corpore angu - lato, dorso transuerse gibbo, abdomine marginato.
Rösel tab. 13-16.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden: sind aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung236 schwarze warzige Knollen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites. Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le graisset). S. corpore laeui, subtus granu - lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len - ticulatis.
Rösel tab. 9 ad 12.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England, aber desto häufiger in Italien), auch in Ame - rica ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsnen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Kugel, fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis.
Seba vol. II tab. 86. fig. 3.
In Ostindien und Africa. Die so genannten Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat, dienen dem kleinen Thier wohl zu einem Fall - schirm, aber nicht zum wirklichen Flug.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
2371. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus horrida.
Gesner de quadruped. ouiparis. pag. 8.
Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von funfzig*)Norden voyage d'Egypte. pag. 163. Fuß erreichen soll, und hauptsächlich im Nil zu Hause ist. Er tödtet Menschen und größere Thiere, aber jung gefangene Crocodile lassen sich doch zähmen. Das Weibchen liegt bey der Paarung auf dem Rücken, und legt hernach auf 100 Eyer, die kaum die Größe eines Gänse-Eyes haben.
2. Gangetica. L. maxillis elongatis teretibus subcylindricis, cauda superne cristis binis in vnum confluentibus horrida.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX. P. II. tab. 19.
Zumahl im Ganges.
3. Alligator. der Kaiman, Americanische Cro - codil. L. capite imbricato plano, nucha nuda, cauda superne lineis binis laterali - bus aspera.
Catesby vol. II. tab. 63.
Im mittlern America. Legt nur etwa dreyßig Eyer ꝛc.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ein überaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das ungefähr anderthalb Ellen lang wird, und weil238 es sich meist in Gesellschaft der Crocodile auf - hält, durch den pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denti - culata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten, die es mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be - hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Leibes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn wag, daß das Chamäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers haben die ganz eigne Ein - richtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wieder - schein von benachbarten farbichten Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.
2397. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder sau - rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis.
Seba vol. I. tab. 108.
In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und gefährlich wird. Er hat nähmlich einen gifti - gen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te - reti mediocri, apice compressa, digitis mu - ticis lobato-squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc. War wei - land als ein Stärkungsmittel besonderer Art be - rufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath, zu dieser Absicht verbraucht.
9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrige Deutschen Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Palustris. Die Sumpf-Eidexe. L. cauda lanceolata mediocri, corpore laeui, capite depresso.
Laurenti tab. 4. fig. 2.
24011. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser - Salamander. L. dorso lateribusque verru - cosis, capite crassiore, mutico; genis pen - dulis.
Laurenti tab. 2. fig. 4.
Weit größer und dicker als die vorige Gattung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Re - productionskraft s. oben S. 29.
12. †. Salamandra. der Molch, Salamander, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, le mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor - pore flauo nigroque vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, Spannenlang und Daumendick. Daß es giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.
Die Schlangen*)s. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 11. Hefte 4. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andre auf der Erde, andre meist241 auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein - ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. *)Seba vol. II. tab. 8. 17. 19.Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen des Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und zur Vertheidigung dient**)Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.Zu den zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter Kopf mit klei - nen Sildchen; 2) kielförmige Schuppen (d. h. mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. s. Dr. Gray in den phi - losophical Transactions Vol. LXXIX. P. I.Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie - ren mit ihrem Alter in Verhältniß, so daß man z. B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap - perschlangen sey unbedeutend, und hingegen der242 von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht auch hier (so wie beym Stich der Scorpione und vieler anderer Insecten ꝛc.) Himmelsstrich, Jahrszeit und Witterung einen großen Unterschied, da alle dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und in schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden, als unter den entgegen gesetzten Umständen.. Es wird in eignen Drüsen abgeschieden und durch besondre röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung ver - sehene, Giftzähne (– als durch einen Ausfüh - rungsgang –) beym Biß in die Wunde geflößt.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcau - dales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast Arms dick. Die Zahl der Gelenke an der Klapper steigt bey manchen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen. Daß kleine Vögel ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange gleichsam von selbst in den Rachen fallen*)Herr Prof. Barton in Philadelphia vermuthet, dieß begegne zumahl den brütenden oder ihre Junge versorgenden Müttern, die sich aus Zärt - lichkeit für ihre Brut dieser Gefahr aussetzen. s. Dess. Memoir concerning the fascinating faculty which has been ascribed to the Rattle-snake. 1796. 8., wird von gültigen Augen - zeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähm - liche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapperschlangen selbst, werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln, auch von vielen Negern in America, ohne Nachtheil gegessen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
2436. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda. B. scutis 240. scutellis 60.
Merrem II. Heft tab. I.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adam - sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann einem lebendigen Tiger die Rippen und andere Knochen entzwey brechen und nachdem sie ihn mit einem gallertartigen Geifer überzogen, hinter - würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillenschlange von den Ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet.
Die Amaru-Schlange in Süd-America die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden.
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig ver - ehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung. Auch wird sie nur etwa sechs Fuß lang.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so ge - nannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange. *)Saraf? 4 B. Mos. 21, 6.C. scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.
244Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und soll allerdings auch giftig seyn*)v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung. S. 184..
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. 15-18.
Laurenti tab. 2. fig. 1.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung ꝛc. wird doch aber nur selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke, der Unk. C. scutis 170. squamis 60.
Meyer l. c. vol. I. tab. 89. sqq.
Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuer - lichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten B. 1stes St. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. 245Längs des Rückens laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida tragen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
SEBA vol. II. tab. 85. 90. u. a.
In Orient. Die Haut am Halse ist weit aus - dehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlan - gen, wird aber doch vom Ichneumon ohne Scha - den gefressen, und ist auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel - wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm, the flow-worm.) A. squ. abd. 135. totidem - que subcaud.
Laurenti tab. 5. fig. 2.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch stundenlang. Man findet von ihr mancherley theils sauber ge - zeichnete Spielarten.
2. Platura. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Vosmaer Monogr.
Im Indischen Ocean und der Südsee.
2469. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer mit Gräten versehenen Flossen bewegen, und mittelst wahrer lebenslang bleibender Kiefern Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 95.) zu unterscheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei - ten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran - chialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver - bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh - ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und248 die an ihrer Basis durch eben so viele bogen - förmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. ca - thetoplateum); bey einigen andern hingegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s.249 plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander ohne durch einen eigent - lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (höchstens bis auf sehr we - nige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfaltig - sten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silber - glanze sind.
Sie werden von außen noch mit einem beson - dern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten - Linie liegen.
Die mehrsten der so genannten Knorpelfische sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit einer festen knochigen Schale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten250 Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein - ander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff - nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da - mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe - hen und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten Cartesianischen Teu - felchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische versehen sind, die mit Stickluft (Gas azotique) gefüllt ist, und meist mittelst eines eignen Canals (ductus pneuma - ticus) mit dem Magen oder Schlunde in Ver - bindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser - Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen minerali - schen Quellen*)s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V. pag. 540 u. f..
Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähm - lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahreszeiten ihren Auf - enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nordlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm - ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordostlichen America**)s. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame - rican philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B..
Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und sind, da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher - ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver - sehen worden.
Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Was - serthiere, wie mit einem Köder zu locken und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.)
Andre wie der Chaetadon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andre, wie drey Seefische, der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft u. s. w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent - fernung auswittern.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn, und zwar in auffallender Schärfe, – sondern253 auch selbst ähnliche Organe wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere, besitzen.
Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen sich aber im Baue des Auges der Fische*)s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera minora, vol. III. pag. 250 sqq., das sich z. B. durch den gänzlichen Mangel des so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); – und anderseits durch einen überaus sonderbaren fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner - halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut liegt, u. dergl. m. auszeichnet.
Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. pag. 88.; andere, z. B. die Karpfen sehr listig und verschlagen sind u. s. w.
Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe - riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal - mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben wirkliche Zwitter – und anderseits auch völlig geschlechtlose**)Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506. Mißge - burten gefunden haben will.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer - chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta - tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an - dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer - stöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey255 der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Am - phibien (§. 95.), erst einer Art von Metamor - phose unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamt - schadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stil -256 len Oceans, macht der Fischfang ihr Haupt - geschäft, – und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemeßnen Geräthschaften die sie sich dazu erfunden haben wirklich eine Art von nach - denkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang einiger besondern Gattungen von Fischen wie z. B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. dergl. m. ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des unsäglichen Luxus zu geschweigen, den man zumahl bey den alten Römern mit vorzüglich großen Stücken von schmackhaften Fischen, be - sonders mit Stören, Muränen ꝛc. getrieben. Ihr berühmtes garum*)Plin. L. XXXI. c. 7. „ Liquoris exquisiti genus, quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris - que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt fit illa putrescentium sanies. “ ward aus den Eingewei - den mancher Fische, (gewisser Maßen so wie der Cavear aus dem Rogen der Störe) bereitet.
Manche Theile einiger Fische werden auch zu Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc. Die Haut des Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe u. a. Fische zum Brennen ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und257 in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind einige Fische mit heftigem Gift versehen, das ihren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Bey der Anordnung der Geschlechter habe ich, wie es die Natur mit sich bringt, die von Linné ohne Grund zu den Amphibien gezählten Fische wieder hieher in diese ihre behörige Classe gebracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun - gen ausmachen.
In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz dem Linnéischen System gefolgt.
I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor - pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä - ten und meist mehrere Kiemenlöcher (spi - racula branchialia) haben.
II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel und die Kieferhaut oder doch eins von beiden mangelt.
Die folgenden hat Linné nach der Beschaf - fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
258IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge - rade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.
Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte Gräten (besonders auch in den Flossen), und bey den mehresten ist das Maul auf der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.
Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer in manchen Gegenden davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornichte Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 19 sqq.
Besonders im mitländischen Meer. Der bekann - teste von den elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird doch an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, the flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda vnico aculearum ordine.
Bloch tab. 79.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf - tes Fleisch.
2603. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the sting-ray. ) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
Bloch tab. 82.
In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme. Spi - racula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventra - les nullae.
Dieses Fischgeschlecht ward ehedem unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)
Bloch tab. 413.
An den Küsten des nordlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!
3. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in vertice. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
Bloch tab. 77.
In der Nordsee so wie im mitländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2612. †. Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.
Bloch tab. 78.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum tere - tiusculum. Os in anteriore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
Bloch tab. 85.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi.
Bloch tab. 117.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.
Bloch tab. 119.
Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden und folg - lich beweglich sind, und zurückgeschlagen werden können.
2624. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin - que dentato.
Bloch tab. 120.
Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes primo - res incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Bloch tab. 124.
Im nordlichen atlantischen Meer.
6. Acipenser. Spiracula lateralia soli - taria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon. ) A. squamis dorsalibus 11.
Bloch tab. 88.
In allen europäischen Meeren, auch im ca - spischen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Fleisches als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wich - tigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden.
2632. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa - libus 15.
Bloch tab. 89.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Bloch tab. 129.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen - blase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge - schlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus) die auch das beste Caviar gibt; ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
In Rücksicht der Flossen und übrigen Grä - ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon mehr den folgenden Ordnungen der von Linné eigentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kiefernhaut, oder beides*)Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer - öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten Haut verschlossen, s. Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. a. 1780. pag. 679. u. f..
2647. Lophivs. Seeteufel. (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil. ) Pinnae pectorales bra - chiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheufe. Engl. the frog-fish. ) L. depressus capite rotundato.
Bloch tab. 87.
An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischichten Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
8. Balistes. Hornfisch. Caput compres - sum. Apertura supra pinnas pectora - les. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subuilloso.
Bloch tab. 148. fig. 1.
In beiden Indien.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre.) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Triqueter. O. trigonus muticus.
Bloch tab. 130.
So wie der folgende in Ostindien.
2652. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibusque binis.
Bloch tab. 133.
Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen - zellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus.
Bloch tab. 140.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Flusses, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papillis setaceis.
Bloch tab. 142.
Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.
2664. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun-fish. ) T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobi - libus vndique adspersum. Pinnae ven - trales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.
Bloch tab. 126.
Zumahl im atlantischen Ocean: und zwar auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hof - padde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump - sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.
Bloch tab. 90.
In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.
Bloch tab. 123 fig. 1.
Im mitländischen Meer ꝛc.
26714. Syngnathvs. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato maxilla inferiore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato tuberculato.
Bloch tab. 91. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea horse.) S. pinna caudae quadrangu - lae nulla, corpore septemangulato tuber - culato.
Bloch tab. 119. fig. 3.
Im mitländischen u. a. Meeren. Hat seine Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme lineare. Corpus ar - ticulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
Bloch tab. 109. fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die folgenden drey Ordnungen be - greifen nun die von Linné eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Brustflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubu - losae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali - bus nullis.
Bloch tab. 153.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor - pore vnicolore.
Bloch tab. 73.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz - barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge - bährt er wohl sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus com - pressum, subtus pinna carinatum.
2691. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Bloch tab. 156.
Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise - geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Un - gefähr Manns lang.
18. Trichivrvs. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
Bloch tab. 158.
In beiden Indien.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)
19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque co - nici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.
2701. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.
Bloch tab. 74.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes ace - rosi. Membr. branch. rad. 7 corpus tere - tiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch. (Engl. the sand launce) A. maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 75. fig. 2.
Ebenfalls am nordlichen Europa.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum, dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7 patula. Corpus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4.
Bloch tab. 159. fig. 1.
Am südlichen Europa.
22. Stromatevs. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus oua - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. vnicolor.
Bloch tab. 160.
An America.
27123. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.
Bloch tab. 76.
In den nordlichen so wohl als südlichen Meeren, wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven - trales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
Bloch tab. 161.
Im atlantischen Ocean.
25. Vranoscopvs. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla su -272 perior breuior. Membr. branch. rad. 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star gazer.) V. citris multis in maxilia inferiore.
Bloch tab. 163.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meer.
26. Trachinvs. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever.) Trachinus.
Bloch tab. 61.
Im mitländischen Meer, und der Nordsee ꝛc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 62.
Im ganzen nordlichen europäischen Ocean, vor - züglichst aber an den englischen und schottischen Küsten.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla supe - riore longiore.
Bloch tab. 63.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
2733. †. Morrhua. der Kabbeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish. ) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.
Bloch tab. 64.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge - schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (ge - trocknet als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich in den nordlichen Gegenden, beides des stillen und des atlantischen Oceans, werden aber vorzüglichst um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien gefangen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sqq..
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 65.
In den europäischen Meeren.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil - lis aequalibus.
Bloch tab. 70.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten europäischen Fische.
27428. Blennivs. Schleimfisch Caput de - cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.
Bloch tab. 72.
Im mitländischen Meer, in der Nordsee ꝛc. Gebärt lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curuati, sim - plici ordine. Membr. branch. radiis 6. Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
Bloch tab. 170.
30. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking fish. ) L. cauda bifurca, striis capitis 18.
Bloch tab. 172.
275Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des queergestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe und Ufer anhalten kann. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
31. Coryphaena. Caput truncato de - cliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dor - salis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.
Bloch tab. 174.
Im atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.
1. †. Niger. die Meergrundel, G. pinna dor - sali secunda radiis 14.
Bloch tab. 38. fig. 1. 3. 5.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
Bloch tab. 38. fig. 3. 4.
An den nordlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2.
276Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge - krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
Bloch tab. 183.
In Ostindien.
35. Zevs. Caput compressum, decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.
Bloch tab. 193.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.
Bloch tab. 41.
Beide im atlantischen Meer.
36. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Ocu - lis vtrisque in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4 – 7. Corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero ab - domen referente.
277Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anoma - lisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu - lis 6 capitis.
Bloch tab. 42.
Nebst den folgenden besonders in den nordlichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spi - nulis ad pinnas.
Bloch tab. 44.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.
Bloch tab. 46
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.
Bloch tab. 47.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nordlichen stillen Ocean.
2785. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Bloch tab. 49.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis) se - tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cy - lindrico.
Bloch tab. 202.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.
Bloch tab. 200.
In Ostindien.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5. cor - pus compressum. Pinnae pectorales acu - minatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.
Bloch tab. 266.
Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2792. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.
Bloch tab. 264.
Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Ge - liebte kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.
Bloch tab. 267.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento fili - formi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim - que dentata.
Bloch tab. 287.
Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba - denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken - stiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput totum squamis ob - tectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa et totum caput. Corpus fos - sula dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.
Bloch tab. 297.
280Wie so viele andre Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.
41. Perca. Opercula squamosa, serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch. ) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.
Bloch tab. 52.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 32.
Bloch tab. 51.
Ein schmackhafter Raubfisch des nordlichern Europa.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.
Bloch tab. 53. fig. 2.
42. Gasterostevs. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari - natum. Pinnae ventrales pone pectora - les, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.
Bloch tab. 53. fig. 3.
43. Scomber. Caput compressum, laeue. Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li - nea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
2811. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le marquereau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Bloch tab. 54.
Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack - hafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum. (§. 118.)
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferio - ribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
In den wärmern Weltgegenden.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
Bloch tab. 55.
In der Nordsee, dem mitländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über manus lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuwei - len giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto - resque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX..
44. Mvllvs. Caput compressum, decliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cirris geminis, corpore rubro.
Bloch tab. 348. fig. 2.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi - schen Meers. Ungefähr fuß lang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.
2821. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote. Engl. the tub fish.) T. digitis ternis, linea laterali aculeata.
Bloch tab. 60.
2. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal - matis.
Bloch tab. 351.
Beides fliegende Fische.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen Wassern.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.
Bloch tab. 361.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. 34. pag. 108..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche.) C. cirris 6, capite inermi compresso.
Bloch tab. 31. fig. 3.
283In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra oculos.
Bloch tab. 31. fig. 1.
Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey jeder bevor - stehenden Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spino - sus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
Bloch tab. 34
Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bart - fäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vni - radiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra.
Catesby vol. III tab. 19.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le[trembleur].) S. pinna dorsali vnica lum - bari, remota absque radiis, cirris 6.
284Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüs - sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; cor - pus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
Bloch tab. 374.
In Süd-America.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferio - rem maxillam prominente.
Bloch tab. 20. 98.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils, wie auf Labrador, in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
Bloch tab. 21.
Wird wohl 8 bis 10 Pfund schwer.
2853. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.
Bloch tab. 22. 23.
In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund; wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo.
Bloch tab. 104.
Im alpinischen und nordlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus - macht; lebt größtentheils von Mücken (culex pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Bloch tab. 28. fig. 2.
Im nordlichern Europa. Fast durchscheinend.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.
Bloch tab. 25.
In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay.
Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.
2867. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Bloch tab. 24.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Bloch tab. 387.
In Nordamerica.
51. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, in - feriore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
Bloch tab. 32.
Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am - phibien, Kröten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato.
Bloch tab. 33.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
28752. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Bloch tab. 393.
Auf Jamaica.
53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. 24.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
54. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Bloch tab. 393. fig. 3.
Im mitländischen Meere.
55. Mvgil. Caput: Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper - cula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queradiata.
Bloch tab. 394.
Im mitländischen u. a. Meeren.
28856. Exocoetvs. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor - pus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis an - tice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine vtrinque carinato.
Gesner pag. 653.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in unsäglicher Menge.
57. Polynemvs. Caput compressum, vndique squamosum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 7. s. 5; corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
In Westindien.
58. Clvpea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Harengus. der Häring, Strömling. (Fr. l'hareng. Engl. the herring.) C. immacu - lata, maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 29.
289Einer der wichtigsten Fische für die nordliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be - sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm - ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftigt. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.
Bloch tab. 29. fig. 2.
Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im mitländischen. Ist von manchen Naturfor - schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late - ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Bloch tab. 30. fig. 1.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 30. fig. 2.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li - vorno gefangen.
29059. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato.
Bloch tab. 18.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato.
Bloch tab. 16.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau - sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung.
Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, sind doch nicht bloß für eine Spielart sondern für eine besondre Gattung dieses Geschlechts anzusehen.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Bloch tab. 19.
In sacht fließenden Wassern mit lehmigem Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber ꝛc. Auch sie gibt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe**)Bloch tab. 15.291 die sich zumahl in Schlesien findet, ist einer der schönsten deutschen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le[carassin]. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.
Bloch tab. 11.
5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca.
Bloch tab. 43. 94. fig. 1-3.
Joh. Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St. mit illum. Fig.
In den Flüssen von Schina und Japan in mancherley theils wunderbaren Varietäten, der Farbe, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. Man hält sie dort ihrer schönen Auror - Farbe und ihrer Munterkeit wegen auf den Zim - mern in Porcellan-Gefäßen: und sie kommen auch recht gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691 nach England gebracht worden sind. Können Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitre Nah - rung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le[vairon]. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.
Bloch tab. 8. fig. 5.
Häufig in der Weser.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.
Bloch tab. 96.
292Zumahl im südlichen Deutschland. Schön Oran - gefarben.
8. †. Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.
Bloch tab. 8. fig. 4.
Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Beyträge zur Geschichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27. pinnis fuscis.
Bloch tab. 13.
Wegen seiner starken Vermehrung und schmack - haften Fleisches einer der wichtigsten Fische Deutschlands.
Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß - lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zu - stande, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden unter sich verbunden werden. Außerdem zeich - nen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande an der Stirn tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen eingelenkten Füße,294 und deren größere Anzahl, da die vollkommenen Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen allen gemein wären. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. er - fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper - bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie - ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blech - handschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherley Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln u. a. weichen Theile dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit kleinen Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie295 sich überhaupt unter den Insecten, Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge, und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar viele berühmte Männer verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver - steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr - nimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb - kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet - ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför - migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils bunt - farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli, stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in296 Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig - stens reimt sich dieß damit, daß die Schmetter - linge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen krie - gen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und andre berühmte Männer für Werkzeuge beson - derer, den Insecten eigener Sinne angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nähme andeutet. – Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Finger - spitzen, zu haben; und da sie großentheils im Finstern leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch seines Gefühl zu ersetzen.
Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leiden. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
297Was man z. B. das Herz der Insecten nennt, ist bey vielen, z. B. bey den Raupen ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine ein - zige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigne, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des beständigen Um - satzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Heuschrecken und manchen Cicaden und Kä - fern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähnliche Bewe - gung. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft worin animalische und vege - tabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. selbst wieder ihre be - sondere Milben und Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum ꝛc. ) die gar keinen be - kannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden.
So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gat - tungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufent - halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrs - zeit oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten ꝛc.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl -299 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfer - tigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunst - triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot - ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollende - ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein - spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was - serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei - ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver - bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß sie nicht bloß essen sollen um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver - zehren, um selbst wieder andre lebendige In - secten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri - plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben, und folglich weniger darauf abstechen, nicht so leicht bemerkt werden können; andere durch Gestank, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hör - nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar -301 keiten. So z. B. daß oft in einer und eben der - selben Gattung die beiden Geschlechter einander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen ver - wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz - lich geschlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch selbst die Be - stimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Auch die Begattung hat bey verschiednen Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück - chen aus.
Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über - aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abge - spült noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge und manche, wie die Blatt - läuse pflanzen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 95. 116. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen303 sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, son - dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder - hohlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*)Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f., die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti - renden Keimen (§. 7.) zusammen reimen läßt.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom - men sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin - gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis, aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver - graben scheint, geht mit ihm selbst die große Veränderung vor, daß es aus seinem Larven - stand zum vollkommnen Insect (Insectum declaratum) umgebildet wird, und nach be - stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga - nisirten Körpers hatten sie schon als Larven er - füllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In - secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es, die unzählige Arten von Un - kraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wucher vorbeugen müssen. Einen an - dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auszeh - ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht wer - den z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erd - strichen so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die großen orientalischen Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So auch der Honig der Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Ge -306 brauch. Verschiedne Insecten geben vortreff - liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach, des Kermes das Carmoisin. Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lichtern und vielerley andern Absichten benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schild - läuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüg - lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Maykäfer, und so genannten Maywürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß berüchtigt worden.
Nutze und Schade der verschiednen Thier - classen stehen meist im Verhältniß mit einander: und so ist auch hier der Nachtheil, den die In - secten anrichten, im Ganzen genommen, be - trächtlicher als bey andern Thieren. Sehr viele Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt ge - fährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Garten - gewächsen; andre Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes - Gattungen und die Holzraupen den Holzungen;307 die Ameisen den Wiesen; die Kackerlacken, die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe; die Klei - dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Scha - fen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf eine sehr unmittelbare Weise lästig; und andre, wie die Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné. Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver - wandlung ꝛc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hinab liegt: theils mit vier meist kreuz - weis zusammen gelegten zur Hälfte harten, pergamentähnlichen Flügeln ꝛc.
308III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.
Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah - men auch dem ersten Geschlechte insbesondere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holz - bocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn - laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (Elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle. ) Antennae clauatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo maximo; subtus barbato vniden - tato, capitis recuruato; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau - men dick, und beynahe eine viertel Elle lang. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.
3112. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho - race bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bi - corni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Frisch P. IV. tab. 7.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Kä - fergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be - festigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu - tellatus, thorace prominentia triplici, capi - tis cornu incurnato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; findet sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; fliegt sehr selten.
5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden - tato, thorace inermi crenulato, tibiis posti - cis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
Im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, auch in der Krimm, vorzüglich aber häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern verehrt, und auf ihren Kunstwerken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen und Etruscischen geschnittenen Steine ausgeschnitzt,312 die deshalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace in - ermi, capite tuberculato, elytris rubris, cor - pore nigro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.
Im Kuhmist.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer, Scharne - weber, Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhom - beo: vertice prominulo; antennis rubris.
Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.
Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.
Vorzüglich im Schafmist.
9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutella - tus muticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.
Frisch P. IV. tab. 14.
Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.
10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace313 villoso, cauda inflexa, incisuris abdomi - nis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allge - meinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist - liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vor - schein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius - käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu - ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, cly - peo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei - senhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Bey - spiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
3142. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschrö - ter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner, Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag flie.) L. scutellus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ - chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae; ca - pitulo perfoliato; articulis tribus crassio - ribus. Thorax conuexus, vix margina - tus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger, elytris antice cinereis, punctis nigris.
Frisch P. V. tab. 9.
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al - bis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren u. s. w.
3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fichten - krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus, elytris striatis retusis praemorsodentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na - turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
315Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fich - ten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taucht dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely - tris piceis integris, plantis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis vltimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. die Todtenuhr. (Engl. the Death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
316Eine der sehr verschieden Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein - ander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volks - aberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore breuiora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub - striatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso - lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris sub - nebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
3178. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput promi - nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos - soyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
Besonders häufig am Alant.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Gottes - kuh, Marienkuh, Sommerkind, Gottes - lämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la318 vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Palpi claua semicordata. Corpus hemisphaeri - cum, thorace elytrisque marginatis, ab - domine plano.
1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis nigris duobus.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 4.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus vio - laceis.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.
Häufig an der Schafgarbe.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab - domine violaceo.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po - sticis crassissimis) virescenti-caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh - rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
3195. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durch - dringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusi - formes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Bruchvs. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica den Hülsenfrüch - ten großen Schaden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeiffer.
3201. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiro - ster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagu - marke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Ge - richt gegessen.
2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen.
3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon - gus thorace punctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longi - roster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Weinstöcken ꝛc. – Larve oder Käferchen von dieser und einigen andern Gattungen an einen schmerzenden hohlen Zahn gerieben, soll den Schmerz vertreiben.
3216. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den - tatis, elytris flauo striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.
7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den - tatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui - roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro versicolore distinctis, ab - domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte zumahl unterm Ver - größerungsglase eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs. Caput postice attenua - tum inclinatum. Antennae apicem ver - sus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru - lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
32216. Cerambyx. Holzbock. (capricornus) Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl - hörner, einen ungemein starken Brustschild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschilds, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi - nosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn - schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.
Frisch P. XIII. tab. 11.
Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso; punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.
Frisch P. XIII. tab. 12.
323Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Anten - nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugi - neis immaculatis, antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (ci - cindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes. Ely - tra flexilia. Thorax planus, semiorbi - culatus, caput subtus occultans cingens - que. Abdominis latera plicato-papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat, (die selbst auch im Finstern leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
3241. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeó cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Ely - tra flexilia. Abdominis latera plicato - papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro ma - cula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns geschneyt hat zu tausenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.
2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, cor - pore luteo, elytris margine apiceque nigris.
Frisch P. XIII. tab. 20.
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichen - holz durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig - keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen325 wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü - geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei - tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin - stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus corporeque nigris.
Häufig auf Viehweiden.
22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticu - latae. Oculi prominuli. Thorax rotun - dato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.
23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.
3261. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laeui, corpore inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer. (Hydrocantharus.) Antennae setaceae aut clauato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso.
Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis.
Frisch P. II. tab. 7. fig. 4.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattun - gen dieses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.
32725. Carabvs. Laufkäfer. Antennae seta - ceae. Thorax obcordatus apice trunca - tus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab - domine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. tho - race capite pedibusque ferugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von D. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem auffallend starken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.
32826. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo vltimo subrotundo. Thorax pla - noconuexus, marginatus. Caput exser - tum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori - bus anticis crassioribus.
Frisch P. III. tab. 1.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apte - rus thorace aequali, coleoptris laeuibus mu - cronatis.
Frisch P. XIII. tab. 25.
27. Meloë. Antennae moniliformes ar - ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun - dus. Elytra mollia flexilia, caput in - flexum, gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.
Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.
Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füße eingelenkt sind, fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (Can - tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla - senziehen gebraucht wird.
32928. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso-clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curua apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminate.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs. Antennae monili - formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk - würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae. Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda for - cipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.
330Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, ver - irren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Na - turforschern Proboscidea genannt werden. An - zahl, Bildung und Richtung der Flügel ist ver - schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Die Schabe. Caput infle - xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque331 planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. der Kakerlake, Tarokan. (Engl. the black beetle, cockroach.) B. fer - rugineo-fusca elytris abbreuiatis sulco ob - longo impresso.
Frisch P. V. tab. 3.
In Ost - und Westindien. Und nun auch in einem großen Theil von Europa. So wie andere Schaden, ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, das Brod, Leder, Hausgeräthe verzehrt, sich zumahl gern in Beckerhänsern einnistelt, und wo es noch nicht zu sehr überhand genommen durch Arsenik, Schiespulverdampf, kochend Wasser ꝛc. wieder auszurotten ist.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3-pustulato.
Pallas spileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit zwischen beiden Flügeldecken merk - würdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro - maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, conuolutae, in - feriores plicatae. Pedes antici compressi,332 subtus serrato denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articu - lato: postici 4. laeues, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen lang gestreckten, sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be - tragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely - tris breuissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum so dick als eine Gäuse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
Auf Guinea ꝛc.
3. †. Religiosa. die Gottesanbeterinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein - hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris - que viridibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33333. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma - xillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, conuolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun - gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe - der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfs - grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot - wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchen - gewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro breuioribus, corpore nigro.
Frisch P. I. tab. 1.
3344. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. tho - race rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Ge - büschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. das Heupferd. G. tho - race subquadrato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua - drifida.
Rösel vol. II. Heusch. tab. 5.
Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite obtuso, maxillis atris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 24.
Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Miß - wachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ur - sprünglich gehört sie wohl in die große Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren großen Invasionen verschont geblieben. *)s. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge - schichte dieses furchtbaren InsectsJoel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipzig 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.Auch soll sie335 sich (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in Nord - und Süd-America finden.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech - tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sqq. 4.Caput fronte producta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die große hornichte Blase vor der Stirne, die beym lebenden oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der Surinamische Laternträ - ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen sollen, wenn sie im Finstern reisen.
2. Candelaria. der Schinesische Laternträger. F. fronte rostrato subulata adscendente, ely -336 tris viridibus luteo-maculatis, alis flauis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der durch besondre, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un - terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keu - lenschwamm (clauaria) besonders häufig auf den Aesern mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven (aber freylich auch oft auf den Puppen andrer Insecten) zu wachsen pflegt*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1709.Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin - naeus tab. vlt. fig. 2..
1. † Cornuta. C. thorace bicorni postice subu - lato longitudine abdominis, alis nudis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 63.
Auf Getreide, Disteln ꝛc.
2. Plebeia. C. scutelli apice bidentato, elytris anastamosibus quatuor, lineisque sex fer - rugineis.
In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.
3373. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem punctis sex concatenatis, anastamosibus in - terioribus fuscis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 65.
4. † Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus fasciaque sanguineis.
5. †. Spumaria. der Schaumwurm, Gäscht - wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Frisch P. VIII. tab. 12.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt sind, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - viores. Alae 4 cruciato complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar - gine fusco punctatis apice bifidis.
Frisch P. VI. tab. 13.
Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an - tice coriaceae. Pedes anteriores cheli - formes; reliqui 4 ambulatorii.
338Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor - derfüße haben einige Aehnlichkeit mit Krebsschee - ren. Der lange Stachel am Hinterleibe nutzt nicht als Waffen sondern zum Luftschöpfen.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato.
Frisch P. VII. tab. 15.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.
2. †. Cimicoides. N. abdominis margine serrato.
Frisch P. VI. tab. 14.
3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis al - bidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall-louse.) C. flauescens, alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
339Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufent - halt dieses ekelhaften lichtscheuen Insects im wil - den Zustande weiß man wenig zuverlässiges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah - mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd - America ꝛc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung kräftiger Mittel*)Als drey der allerbewährtesten Mittel werden empfohlenA) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen - vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter - einander gemischt.B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1 / 2 Quent - chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.Mit diesen beiden Mitteln werden die Fugen ꝛc. bestrichen.C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe - fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschloß - nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun - den verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft auf die Bettücher ꝛc. ausgedrückt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi - nis margine imbricatim secto, corpore nigri - cante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3403. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subuil - loso fusco.
Frisch P. X. tab. 20.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu - latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Geschlechtsunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil - det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol - genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durch - gehends weiblichen Geschlechts, so daß im Früh - jahr und Sommer schlechterdings keine männliche341 Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun, eines Gatten ihr Geschlecht fortzu - pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äußert.
1. †. Ribis. A. ribis rubri.
Frisch P. XI. tab. 14.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Frisch P. XI. tab. 18.
4. †. Rosae. A. rosae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam biblia nat. tab. 45. fig. 22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren rosenartigen Auswüchse verursachen, die man Pap - pelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schoten - ähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.
3421. †. Buxi. C. buxi.
2. †. Alni. C. betulae alni.
Frisch P. VIII. tab. 13.
41. Coccvs. Schildlaus. Rostrum pe - ctorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Ge - schlechter einander so auffallend ungleich als bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist unge - flügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und be - fruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen - bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begiesen mit Schwefel - blumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beeren - förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser343 Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car - moisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Frisch P. V. tab. 2.
Macht ebenfalls Kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln von Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche - nille, Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hin - dostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das harzichte rothbraune so genannte Gum - milack. *)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachsähnliches weißes Lack entdeckt, wovon die Proben die ich besitze aus einzelnen Zellen be - stehn, die an Größe und Form den Caffeebohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
34442. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft - lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den Schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüten ꝛc.
Die Schmetterlinge oder Zweyfalter, (Pfeifholder ꝛc. ) eine weitläuftige Ordnung, die345 sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup - pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör - per, und fast durchgehends durch einen spiral - förmig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel - chen sie als Raupen hervor brechen. In die - sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft - löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmi - gen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu be - wegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich unter folgende drey Geschlechte bringen.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassiores, saepius clauato-capitatae. Alae erectae sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. 346Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin - tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei - ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wie - der in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites. Alis primoribus ab angulo po - stico ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis sae - pius nigri.
Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis.
c. Danai. Alis integerrimis.
Candidi, alis albidis.
Festiui, alis variegatis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Gemmati, alis ocellatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parni. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen - tosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris.
Clerk tab. 17.
347Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein großes prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem.
Clerk tab. 23. fig. 1.
Auch auf Amboina.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flauris limbo fusco lunulis flauis, angulo ani fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flauescenti - bus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus linea sanguinea.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schlehen, Apfelbäumen ꝛc.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
Im wärmern Europa auf Wintergrün, Kna - benkraut ꝛc.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß - ling, Heckenweißling. P. H. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
348Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri - mis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter - ling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro - tundatis albis: subtus venis dilatato-vi - rescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primori - bus medio fuluis, posticis subtus viridi - nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
Am Täschelkraut, Kohl ꝛc.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub - tus ferrugineo.
Rösel vol. III. tab. 46.
Am Faulbeerbaum, Wegdorn.
34912. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.
Im Gras.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro - maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 3.
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus pri - moribus ocello vnico, posticis quinque ob - soletis.
Rösel vol. III. tab. 37.
Am Wiesenklee.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po - sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba interrupta, posticis supra vnio - cellatis.
Rösel vol. III. tab. 42.
An Espen, Eichen ꝛc.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.
An Birken, Weiden ꝛc.
35018. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri - moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu - latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
An Brennesseln.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro maculatis, posticis subtus C albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Hopfen ꝛc.
21. †. Atalanta. der Admiral, 980-Vogel, Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo - maculatis: fascia communi purpurea, pri - moribus vtrinque, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe. Die Raupe in Wäldern auf Brennesseln ꝛc.
35123. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar - genteis.
24. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
Auf Zwetschenbäumen.
25. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma - culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
Auf Stockrosen.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me - dio crassiores s. vtraque extremitate at - tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren - theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken - förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
Alis integris, ano simplici.
Alis integris, ano barbato.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
3521. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
Auf Weiden, Ostbäumen.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis, viridibus: fasciis variis palli - dioribus saturatoribus flauescentibusque.
Rösel vol. III. tab. 16.
Am Oleander.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-puncta - tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
Auf Winden, Zaunglocken.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.
Auf Hartiegel, spanischem Hollunder.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in - tegris: posticis luteis fasciis, abdo - mine luteo cingulis nigris.
Rösel vol. III. tab. 2.
Auf Jasmin, Cartoffelkraut ꝛc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.
Rösel vol. IV. tab. 8.
An Weinstöcken.
3537. †. Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescenti - bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen ꝛc.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
Aehnelt der vorigen in der Bildung und Auf - enthalt.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis vitta superioribus pallida, inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
An Wolfsmilch, Färberröthe.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis margine postico albo ma - culato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerun - gen anrichtet.
11. †. Stellatarum. der Taubenschwanz, Kar - pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
Auf Färberröthe, Wegkraut.
35412. †. Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
An Quecken, Hundsgras.
13. †. Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi - atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cin - gulo luteo.
Aehnelt der vorigen.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sen - sim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver - puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden - artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den kle - brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. wie die Spinnen daran herablassen zu kön - nen ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutz - barkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die355 meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
Pectinicornes.
Seticornes.
b. Bombyces – alis incumbentibus; an - tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto-spirali.
c. Noctvae – alis incumbentibus. An - tennis setaceis, nec pectinatis.
Elingues.
Spirilingues.
d. Geometrae – alis patentibus horizon - talibus quiescentes.
Pecticornes.
Seticornes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere retusis, margine exteriore curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in figu - ram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy - lindrum, front prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin vsque.
1. †. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superioribus sesquialtera.
Merianae Surinam. tab. 32.
In beiden Indien auf den Orangenbäumen. Größer als eine hieländische Fledermaus. Man macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.
3562. †. Pavonia. der Pfauvogel, das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Auf Obstbäumen, Schleben, Weiden ꝛc. Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit einem dem Anschein nach, offnen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer con - vergirender Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges Insect in seine Hülse hinein dringen kann.
3. †. Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elin - guis, alis reuersis semitectis dentatis fer - rugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stellung.
4. †. Pini. der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis reuersis griseis; strigis duabus cinereis; puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Eine schädliche Raupe für die Kiefernwaldungen.
5. †. Vinula. der Gabelschwanz, Hermelin - vogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf,357 und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonder - bares Ansehn. Sie vermag einen sauren aber schar - fen Saft, auf Fuß weit von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25 Taf. V..
6. Mori. der Siedenwurm. P. B. elinguis, alis reuersis pallidis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.
Rösel vol. III. tab. 7. 8.
Jac. l'Admiral tab. 9.
Der Assyrische bombyx beym Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die Zeit wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprüng - lich in Schina**)Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer - tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gat - tung Seidenwürmer, nähmlich von der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in den Schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2. zu Hause, gewohnen aber auch358 unser Climas recht gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.
7. †. Neustria. die Ringelraupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.
8. †. Caia. die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: riuulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.
9. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis: femi - neis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung und Größe der beiden Geschlechter.
10. †. Chrysorhoea. die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis alia deflexis albidis, abdomi - nis apice barbato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst - bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht, und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen ge - sponnenem welken Laube an den Aesten zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schade.
11. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis planiuscu - lis: superioribus ferrugineis lunula alba anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
Das Weibchen ungeflügelt.
35912. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus albidis coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.
13. †. Cossus. die Weidenraupe. P. B. elin - guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice fascia atra, antennis lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die unbeschreib - lich mühsame Zergliederung gegeben hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc. doch bey weitem am häufigsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade den diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird ehe sie sich ver - puppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so genannten Luftleeren Raume, und mitten im Som - mer fast drey Wochen lang unter Wasser aus - dauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des Stammes sich vom bis an die Mün - dung in der Rinde hervor bohren kann.
14. †. Aesculi. P. N. elinguis laenis niuea antennis thorace breuioribus, alis punctis numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.
15. †. Humuli. P. N. elinguis fulua, anten - nis thorace breuioribus, maris alis niueis.
An Hopfenwurzeln.
36016. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 15.
17. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata alis erosis pallidis: superioribus basi incar - nata, intra triangulum fuscum.
Rösel vol. IV. tab. 9.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd - beeren.
18. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci - nereis; anticis fasciis 4 nigris abbreuiatis inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta - chelbeeren.
19. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
20. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, su - perioribus viridibus immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
21. †. Farinalis. P. P. palpis recuruatis, alis politis fuscescentibus: strigis repandis albi - dis area interiecta glauca.
Clerk phal. tab. 2. fig. 14.
Im Mehl.
22. †. Pinetella. P. Ti. alis superioribus flauis, maculis duabus argenteis, anteriore oblonga, posteriore ouata.
Clerk phal. tab. 4. fig. 15.
In Fichtenwaldungen.
36123. †. Pellionella. die Pelzmotte. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro, capite sub - griseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
24. †. Sarcitella. die Kleidermotte. P. Ti. alis cinereis, thorace vtrinque puncto albo.
Besonders in wollnen Kleidungstücken.
25. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro apice candido.
Rösel vol. III. tab. 41.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
26. †. Granella. der Wolf, weiße Korn - wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 12.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.
27. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argenteis: priore antrorsum, posteriore re - trorsum arcuata.
Clerk phal. tab. 12. fig. 14.
28. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis tribus argenteis eleuatis.
Clerk phal. tab. 12. fig. 8.
29. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus fissis: singulis sexpartitis cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel ein unge - wöhnliches Aussehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla. Wasserjungfer, Spinne - jungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle. Engl. dragon-fly.) Os maxillosum, maxil - lis pluribus. Antennae thorace breuio - res. Alae extensae. Cauda maris ha - moso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben eine sonderbar bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasser - jungfern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri - cantibus, thorace lineis duabus flauis, ab - domine lanceolato lateribus flauescente.
Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.
2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge - schwäder (hemerobius, diaria). Os eden - tulum absque palpis. Ocelli 2 maximi363 supra oculos. Alae erectae, posticis mi - nimis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge - genden Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise andrer Insecten erst nochmahls häuten müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkommnern Zustand nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso - maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sqq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen, das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam bibl. nat. tab. 13. fig. 15.
48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl. caddice, water moth.) Os edentulum palpis 4. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Alae incumbentes, inferiori - bus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf - halten, werden besonders durch die theils sehr künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die364 Schnecken ihr Haus mit sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andre aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andre aus lauter kleinen Flußschneck - chen u. s. w.
1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner - voso-striatis.
Frisch P. XIII. tab. 3.
3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo - compressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobivs. Florfliege, Landlibelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec plicatae). Antennae thorace conuexo longiores, setaceae por - rectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne Insect ähnelt den vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis: vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
2. †. Pulsatorius. die Papierlaus, Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H. apterus, ore rubro, oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten Individua so äußerst selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen.
36550. Myrmeleon. Afterjungfer. Os ma - xillosum: dentibus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila - mentis duobus rectiusculis. Antennae clauatae longitudine thoracis. Alae de - flexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion.) M. alis macula alba margi - nali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufne Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand - boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hinein scharrt, und da die Ameisen u. a. kleine Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum corneum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Cauda ma - ris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro ma - culatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti - bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon - gitudine thoracis antice elongati cylin - drici. Cauda feminae seta recurua laxa.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch bey den mehresten kürzer und schmaler sind als bey den Insecten der vorigen Ordnung. [Bey den mehresten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzenden Stachel] am Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das sie beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von einigen Entomolo - gen Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße ꝛc.
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque proboscide. Aculeus spiralis, sae - pius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen, theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice nigro, pedibus ferrugineis.
Frisch P. VI. tab. 1.
367An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Nah - men Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spon - gia cynosbat i, Bedeguar) ehedem officinell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedibus griseis, femoribus subtus nigris.
Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall - äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberin verlassen sind, kleinen Wespen verschied - ner Art zum Aufenthalt dienen.
3. Psenes. C. ficus caricae.
Zumahl auf den Inseln des mitländischen Meers; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe derselben befördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil - lis absque proboscide. Alae planae tu - midae. Aculeus laminis duabus serratis, vix prominentibus. Scutellum granis duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie Reaumür fausses chenilles nennt) leben vom Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden. Verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, ab - dominis segmentis plerisque flauis.
Frisch P. IV. tab. 24.
3682. †. Capreae. T. salicis.
Frisch P. VI. tab. 4.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: An - tennae filiformes, articulis vltra 24. Acu - leus exsertus rigens serratus. Abdomen sessile mucronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh - ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf.
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen - tis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichnevmon. Schlupfwespe, Spin - nenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis vltra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Aculeus exsertus vagina cylindrica, biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil - gung der Raupen, Spinnen und andrer Insecten beytragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch an andre Gattungen ihres eigenen Geschlechts ge - wiesen, denen sie als Larven ihre Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung, von verschiednen Gattungen die eine bloß zur Ver - tilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.
3691. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace maculato, abdomine atro, segmentis omni - bus vtrinque punctis duobus albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.
3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, ab - domine falcato.
4. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pe - dibusque anticis genubusque posticis flauis.
Frisch P. XI. tab. 19.
57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano incumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius re - conditus.
In der Bildung ähneln die Raupentödter den Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer Lebensart. Meist graben sich die Weibchen mit außerordentlicher Mühe runde Höhlen in sandiges Erdreich, schleppen sodann eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nachher die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo, postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
3702. †. Cribraria. die Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis flauis, tibiis anticis clypeis concauis fenestratis.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 6.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder - füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merk - würdige Bestimmung anzudichten, und viel schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht existi - renden Theils zu sagen.
58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden-fly.) Os maxillis absque pro - boscide. Antennae filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 breuioribus. Ab - domen subtus fornicatum, vtrinque squa - ma laterali. Anus dentatus aculeo sub - exserto. Alae planae. Corpus auratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdomine aureo: apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.) Os maxillis absque proboscide. Alae su - periores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol - genden Geschlechts werden durch die strenge gesell - schaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau - senden beysammen leben, und durch die überaus371 kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Wohnun - gen, die sie sich mit vereinten Kräften zu verfer - tigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Horniße. (Engl. the hornet.) V. thorace nigro antice rufo immaculato abdominis incisuris puncto nigro duplici contiguo.
Frisch P. IX. tab. II. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.) V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu - tello quadrimaculato, abdominis incisuris punctis nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
Leben wie andre Gattungen dieses Geschlechts besonders vom Raube des Bienenhonigs, von rei - fen Baumfrüchten ꝛc. doch auch von rohem Fleisch. Sie bauen theils unter der Erde, oder in ledige Bienenstöcke, oder hangen ihre Nester an Bäumen auf. Diese Nester sind meist kuglicht von ver - schiedner Größe, aus einfachen Scheiben zusammen gesetzt, die von außen mit einer lockern blätterigen Umkleidung überzogen sind. Ihre Substanz die eigentlich aus zarten Holzzasern besteht, ähnelt dem Löschpapiere, und ist meist von grauer Farbe, theils aber auch marmorirt, braun, weiß ꝛc.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis atque proboscide inflexa va - ginis duabus biualuibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A. pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis ciliatis, intus transuerse striatis.
372Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Ameisen und Termesgattungen, die bey weiten zahlreichsten Individuen geschlechtlos, d. h. sie werden von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben.
Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so genannte Königin oder der Weißler, einen schlan - ken schmalen Leib, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w.
Die männlichen Bienen, oder Dronen oder Deck - oder Holmbienen sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc.
Die geschlechtlosen, oder Werk - und Arbeits - Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittler Taille, verhältnißmäßig langen Flü - geln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Auf - laden des Blumenstaubes dient, u. s. w.
Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Aufbauens, Ein - tragens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie halbe Stunden weit her als Höschen zum Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und zu Wachs verarbeitet wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so genannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen, und den sie in einem besondern Einge - weide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre Todten zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen versehen, von dem sie aber meist nur373 Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön - nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen.
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stock) haben keine andre Bestimmung, als sich einst mit ihrer einzigen Königin zu paaren. Manche sterben gleich darauf: die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeits - bienen in der so genannten Dronenschlacht um - gebracht.
Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind.
Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt.
In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stock, zuweilen bis zur Wärme des mensch - lichen Körpers*)Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur viere statt aller an:Swammerdam bibl. nat. pag. 369. Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.374und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer - kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns - würdigen Thiere, die mir Bonner schrift - lich mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht..
2. †. Centuncularis. die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulua.
Frisch P. XI. tab. 2.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät - tern der Rosenbüchse.
3. †. Violacea. die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh - nung der Länge nach aushöhlen, und die einzel - nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einan - der absondern.
4. †. Terrestris. die Hummel. (bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hirsuta nigra thoracis cingulo flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
Nistet tief unter der Erde.
5. †. Muscorum. die Moosbiene. A. hirsuta fulua abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
3756. †. Caementaria. die Maurerbiene. A. fulua abdomine nigro (femina nigro-violacea pe - dibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinste austapezirt, und zu - weilen auch vom attelabus apiarius, Schlupf - wespen ꝛc. bewohnt.
61. Formica. Ameise, Emse. (Fr. fourmi. Engl. ant.) Squamula erecta thoraci ab - dominique interiecta. Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris nullae.
Die mehrsten hiesigen Ameisen halten sich vor - züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier - und mehreren taufenden in einem Haufen auf; die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeits - ameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdomine ouato, femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer - rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdomine nigris.
3764. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine - rascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som - mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzäh - liger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf und nieder fahrende Säulen zum Vor - schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen. *)Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin. 1749. Pl. II.
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino - doso: priore subtus, thoraceque supra bi - dentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, capite didymo magno vtrinque postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien, von der Größe einer Wespe; werden vorzüglich von den Ameisenbären verzehrt.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse, (Fr. fourimi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood ant, wood louse.) Squa - mula intergerina nulla. Alae maribus et feminis temporariae; sed neutris plane nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus subsuperis oculo propinquis, puncto centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
377Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben - daselbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehrern Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und theils in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von Ferne das Ansehn eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf - hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königin (als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc. kurz alles außer Erz und Stein; und können binnen wenigen Wochen mäch - tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mahl dicker und größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stun - den auf 80000 Eyer legen.
37863. Mvtilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pubescens. Thorax postice retu - sus. Aculeus reconditus punctorius.
1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cin - gulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölb - chen oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derent - wegen einige Naturkündiger die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made, die mehrentheils an saulichten, un - reinen Orten lebt: die schrumpft nach einiger Zeit zusammen, und verhärtet zu einer brauen cylin - drischen Puppe. Das vollkommene Insect hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern einen weichen bieg - samen Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund u. s. w. Einige dieser Thiere gebähren lebendige Junge.
64. Oestrvs. Bremse. (Engl. gad-fly.) Os nullum, punctis tribus, absque pro - boscide aut rostro exserto.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen379 Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so genannte Daßelbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bouis. die Ochsenbremse. O. niger, alis immaculatis, thorace apice antice postice - que pilis griseis, abdomine antice pilis gri - seis apiceque flauo-fuluis.
Sulzers Gesch. tab. 28. fig. 1.
2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab - domine fuluo apice flauo.
3. †. Nasalis. die Pferdebremse. O. alis im - maculatis, thorace ferrugineo, abdomine nigro: pilis flauis.
Wahrscheinlich sind es die Larven (Engl. Botts) dieser Gattung, die man im Frühjahr theils in so großer Anzahl und fast allgemein im Magen der Pferde antrifft, wo sie mit den vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form ungefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers in der innern Haut des Magens eingehakt festsitzen.
4. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis sub - punctatis, abdomine albo nigroque versi - colore.
Reaumur vol. IV. tab. 35. fig. 21. 22.
In den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.) Os capitis elongati maxilla superiore fornicata: palpi duo incurui capite lon - giores. Proboscis recuruata breuissima.
380Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwefelwassern leben können, und die Hr. de Luc in einer Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche angetroffen, wo sie folglich wohl unter allen Thieren auf unsrer Erde am höch - sten lebten.
Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem in der That bewundernswürdigen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden kaum einen halben Zoll langen Schnaken-Maden, welcher Zug zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hände breit und Daumens hoch ist, und so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter regel - mäßigster Ordnung umher zieht*)Hr. D. Kühn im Naturforscher I. XV. u. XVIII. St..
1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa mar - ginali fusca.
Frisch P. IV. tab. 12.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. T. thorace virescente, alis hyalinis puncto nigro.
Frisch P. XI. tab. 3. 12.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis ouato-lanceolatis ciliatis.
Frisch P. X. tab. 3. 11.
Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Orten, Abtritten ꝛc. lebt.
38166. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2 laterali - bus: palpi nulli.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an - tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab - domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo - mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
Frisch P. VII. tab. 14.
Gebiert lebendige Maden.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten - nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu - lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben - fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde: und in theils Gegenden, wie auf Taheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge. Das befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über - haupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra abdomine subcinereo, alis basi sub - flauis, oculis brunneis.
382In Gärten und Wäldern, haben einen sonder - baren gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis.
Frisch P. I. tab. 7.
Die Made lebt im faulem Käse.
67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter - minata labiis duobus. Rostro palpis duo - bus, subulatis, proboscidi lateralibus, parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab - dominis dorso maculis albis trigonis longi - tudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Cvlex. Os aculeis setaceis intra va - ginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake, Moskite. (Fr. le cousin. Engl. the gnat.) C. cinereus abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl in heißen, (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie bey uns in brennenden Sommertagen – weit hef - tigere Entzündung verursachen,) sind diese Thiere, die von den europäischen Seefahrern Moskiten genannt werden, in unsäglicher Menge, und wer - den oft eine recht gefährliche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch wohl überhaupt alle Mückenartige stechende Insecten mit dem gemein - schaftlichen Namen von Moskiten.
3832. Reptans. die Beißfliege, Kolumbachische Mücke. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeß - lichen Scharen erscheint und den Pferden u. a. Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers einkriecht, daß es oft davon in wenigen Minuten sterben muß. Auch den Menschen werden sie dann wenig - stens äußerst lästig, wenn auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, biualui, thorace longiore. Valuulis ho - rizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe - dibus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, ci - nerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Rüssels den hervorragenden Stachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor - neo porrecto, recto biualui.
3841. †. Cabroniformis. A. abdomine tomentoso, antice segmentis tribus nigris, postice flauo inflexo.
Frisch P. III. tab. 8.
72. Bombylivs. Schwebfliege. (Fr. bour - don. Engl. buzz-fly. ) Os rostro porrecto, setaceo, longissimo, biualui: valuulis horizontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Gesch. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os rostro biualui, cylindrico, obtuso, nutante. Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse - leech.) H. alis obtusis thorace albo varie - gato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr ein Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thier gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect auskriecht.
2. †. Ouina. die Schaflaus. H. alis nullis.
Frisch P. V. tab. 18.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet. Es lebt in der Wolle der Schafe, die davon grün wird.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent - halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. gar sehr ver - schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, besteht die übrigen keine eigentliche Verwand - lung. Vermuthlich liegt hierin ein Grund, warum die Zergliederung derjenigen Insecten dieser Ord - nung, die man genau zerlegen kann, wie z. E. der Krebse, Spinnen ꝛc. so sehr große Abwei - chungen vom innern Bau der Raupen, Käfer, Bienen ꝛc. zeigt.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os pal - pis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda se - tosa setis extensis. Corpus squamis im - bricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch - chen. (forbicina) L. squamosa cauda triplici.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 142.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.
75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pedes 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, saltatrix inflexa. Anten - nae setaceae elongatae.
3861. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exserendo. Antennae longitu - dine thoracis. Abdomen depressum sub - lobatum.
Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thier - geschlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bienen ꝛc. sind damit geplagt. *)s. F. Redi experimenta circa generationem insectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. I-XXIV.
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Swammerdam bibl. nat. tab. 1. fig. 3-6.
Ist außer am Menschen meines Wissens bloß am Schimpansee (Simia troglodytes – s. oben S. 65. –) gefunden worden. Das ekelhafte Thier kann sich so schnell und häufig vermehren, daß es dann nicht nur der Reinlichkeit, sondern auch der Gesundheit selbst äußerst nachtheilig wird. Bey den Mohren sind die Läuse schwarz: daß sie sich aber wie Oviedo u. a. behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel.
2. †. Pubis. (morpio. Engl. the crab-louse.) P. pubis.
Redi l. c. tab. 19. fig. 1.
Am Unterleibe unreinlicher Menschen.
38777. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum recondente. Abdomen com - pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor - pore breuiore.
Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußerstem Nordamerica, und nur sehr einzeln auf manchen westindischen Inseln, (z. B. auf Martinike) ꝛc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt werden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton, Attun. P. proboscide corporis lon - gitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich beson - ders im Staube auf, und legt seine Eyer den Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige und zuweilen in Brand übergehende Ent - zündungen entstehen.
78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten - tacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen, die sich theils wie die Läuse auf andern Thie - ren, theils aber auch in alten Milchgeschirren, an Bierfässern, auf Pilzen u. s. w. finden.
3881. †. Ricinus. der Holzbock. A. globoso - ouatus: macula baseos rotunda: antennis clauatis.
Frisch P. V. tab. 19.
2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mite. Engl. the mite.) A. lateri - bus sublobatis, pedibus 4 posticis longissi - mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab - domine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit drey Paar Füßen gebohren, und das vierte wächst erst nachher dazu.
79. Hydrachna. Wasserspinne, Wasser - milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.
Alle bis jetzt bekannten zahlreichen Gattungen dieses zuerst vom sel. Etats-Rath Müller be - stimmten Geschlechts*)Oth. Fr. Müller hydrachnae in aquis Daniae pa - lustribus. Lips. 1781. 4. leben in stehenden süßen Wassern.
1. †. Despiciens. (acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis pluribus; oculis inferis.
Frisch P. 8. tab. 3.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr lebhaft in ihren Bewegungen.
80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver - ticis 2 contigui. Frons antennis pedi - formibus. Abdomen rotundatum.
3891. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod, Haferhauer, die Holzspinne, Hafer - geis. (Fr. le faucheur. Engl. the shepherd.) P. abdomine ouato; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum. Die ausgerißnen Beine zeigen noch Tagelang Lebenskraft und Be - wegung. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.
2. †. Cancroides. der Bücherscorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. abdomine obouato depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis.
Rösel vol. III. tab. 64.
In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts wie ein Krebs.
3. †. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. ab - domine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's british zoology P. IV. tab. 18. fig. 7.
Darf nicht mit dem oniscus ceti verwechselt werden.
4. Araneoides. (Solpuga Lichtenst.) P. chelis dentatis villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (pleris - que) Os vnguibus s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.
390Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat - tungen*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4., die sich meines Wissens alle bloß von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren; auch einander selbst auffressen. Daß auch der Biß von manchen hieländischen Spinnen zuweilen beym Menschen sehr gefährliche Folgen haben könne, ist neuerlich durch Erfahrung allerdings bestätigt**)s. Fourcroy medecine eclairée par les sciences phy - siques. T. III. 1792. pag. 11.. Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festig - keit, womit es Wind und Wetter aushält, bewun - dernswürdig ist. Auch hat man mehrmahlen den freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer - gespinnste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu ver - arbeiten. – Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen-Sommer, Mariengarn ꝛc. ) ist wenig - stens größtentheils kleinen Spinnen zuzuschreiben, die zumahl im Frühjahr häufig an Hecken und Büschen umher weben.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo - mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba punctata.
Rösel vol. IV. tab. 35-40.
H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und die folgende Spinne für die untrüglichsten Wet - terpropheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo - mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub - contiguis: anterioribus maioribus.
Clerk tab. 2. fig. 9.
3913. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis transuersis.
Clerk tab. 5. fig. 13.
Auf Dächern ꝛc. Sie hüpft: macht aber kein Gespinst.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugi - neo fusco.
Frisch P. VIII. tab. 3.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin - terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey - spiellosen Zärtlichkeit ihr Leben, um ihn wenn er ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*)Bonnet oeuvres. vol. I. p. 545. u. f..
5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace orbiculato conuexo: centro transuerso ex - cauato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I. tab. 11. 12.
Theils in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie tödtet Colibrite, und saugt ihre Eyer aus. Ihr Biß kann auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung verursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi - bus longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 99. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus atro fasciatis.
G. Baglivi diss. de tarantula. fig. 1. 2.
392In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib - lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungsmitteln dagegen lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer und hyste - rischer Patienten; mehrentheils aber armselige Bet - teleyen seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende haben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnit - tern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und so wie alle Insectenstiche ꝛc. im brennenden Sommer gefährlich werden (zuweilen wohl eine Art Veits-Tanz erregen) können, so auch freylich wohl der Tarantel-Biß.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 subtus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Lebens - art manches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Der kleinen Europäische ist, wenn nicht grade schwüle Sonnenhitze u. a. dergl. Umstände dazu kommen, ziemlich unschädlich. Auch der Stich eines Ost - indischen ist oft weniger gefährlich als ein Bienen - stich. Hingegen verursacht der von den Persiani - schen, und so auch von den Westindischen Scor - pionen leicht den Brand.
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus subcordatis pilosis.
Rösel vol. III. tab. 65.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis, manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
39383. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.) Pedes 8 insuper manus 2 chela - tae. Oculi 2 distantes, plerisque pedun - culati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli - feri. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien abgetheilt worden*)J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.:
A) Brachyuri. Krabben, Taschen - krebse, Seespinnen.
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace laeui lateribus antice planato, cau - dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An - näherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel so wie andre Krebse auch: aber die vorgegebne Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. brachyurus, thorace laeui integerrimo, an - tice retuso: pedum articulis vltimis penul - timisque vndique spinosis.
Catesby vol. II. tab. 32.
In Westindien und den benachbarten Land - strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhölen; zieht aber im Frühjahr theils in großen Schaaren nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand zu legen.
3943. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand - crab.) C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela altera ingenti.
Catesby vol. II. tab. 35.
Zumahl im wärmern Nordamerika. [Das Männchen wird durch] die auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheeren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thiers, die andre hingegen so schwer - fällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so fort - tragen muß.
4. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, tho - race laeuiusculo, vtrinque quinquedentato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: posti - cis subulatis.
5. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the punger. ) C. brachyurus, tho - race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma - nibus apice atris.
B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek - kenkrebse.
6. Bernhardus. der Einsiedler. C. macrou - rus parasiticus, chelis cordatis muricatis: dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar wie es scheint ohne Auswahl besondrer Geschlechter oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbne Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedler - krebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyo - nien u. a. dergl. Corallen besetzt.
395C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.
7. Gammarus. der Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C. macrourus, thorace laeui, rostro lateribus dentato: basi supra dente duplici.
In den Meeren der nordlichen Erde: wo er wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her zieht.
8. †. Astacus. der Flußkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the craw-fish.) C. macrourus tho - race laeui, rostro lateribus dentato: basi vtrinque dente vnico.
Rösel vol. III. tab. 54-61.
Dieses Thier, (wovon es auch von Natur rothe, und andre selbst beym Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt,) erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey kalkichten Steine die sich im Sommer zu beiden Seiten seines Magens finden, und die man fälsch - lich Krebsaugen nennt, sind doch wohl der vor - züglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheeren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Schee - ren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)
3969. †. Squilla. die See-Garneele, Granate. (Fr. la cheuvrette, crevette, salicoque, le barbot. Engl. the shrimp.) C. macrourus, thorace laeui, rostro supra serrato, subtus triden - tato, manuum digitis aequalibus.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 4.
Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.
Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlechte das sich unter den Rückenschild dieses schmack - haften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehedem für junge Brut von Schollen (Pleuronectes) ge - halten, daher dann ganz sonderbare Irrthümer entstanden*)Turberv. Needham nouvelles obs. microsc. p. 129. u. f..
10. Mantis. C. macrourus articularis, mani - bus adactylis compressis falcatis serrato - dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.
11. †. Pulex. die Fluß-Garneele. C. macrou - rus articularis, manibus 4 adactylis, pe - dibus 10.
Rösel vol. III. tab. 62.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
12. †. Stagnalis. C. macrourus articularis, manibus adactylis, pedibus patentibus, cauda cylindrica bifida.
Schäffers Fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.
39784. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na - tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.
Alle bisher bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus. der Moluckische Krebs. [Engl. the horse-shoe, helmed-fish. – Limulus gigas Müll.*)O. Fr. Mülleri entomostraca s. insecta testacea. Lips. 1785. 4. Der Verf. hat nähmlich das Ge - schlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt, und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen Familien-Nahmen entomostraca belegt.] M. testa plana conuexa sutura lunata, postica dentata, cauda subu - lata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß erreichen kann. Daß es nur ein Auge haben soll, ist ungegründet**)s. A. microscopic description of the eyes of the monoculus polyphemus, by W. Andre in den philos. Transact. vol. LXXII. P. II., mithin seine Be - nennung gar nicht passend. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an der Nordamericanischen Küste, zumahl in Menge in der Bahamischen Meerenge.
2. †. Apus. (Limulus palustris Müll. l. c.) M. testa subcompressa, antice retusa, postice truncata, cauda biseta.
Frisch P. X. tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber in manchen Jahren, nach Ueberschwemmun - gen ꝛc. in unsäglicher Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter***)Stralsund. Magaz. I. B. S. 239..
3983. †. Pulex. (Daphnia pennata Müll. l. c.) der Wasserfloh. M. antennis dichotomis, cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser: an theils Orten so häufig, daß er bey seiner röth - lichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Quadricornis. (Cyclops quadricornis Müll. l. c.) M. antennis quaternis, cauda recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beides diese und die vorige Gattung sind eine gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae seta - ceae. Corpus ouale.
1. Ceti. die Wallfischlaus. O. oualis segmen - tis distinctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ouaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses Insect zumahl an den Finnen und Zeugungsthei - len aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus. der Kelleresel. (Fr. la cloporte. Engl. the wood louse.) O. oualis, cauda obtusa, stylis simplicibus.
An feuchten Orten, in Kellern, Mauerritzen ꝛc.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu - merosi, totidem vtrinque quot corporis segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2 articulati. Corpus depressum.
3991. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa - nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor - pore ouali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merkwürdig ist, daß verschiedne Gattungen dieses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm. S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XII. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht gar seltnen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh u. dergl. verursacht hat.
87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo vtrinque plures quam corporis seg - menta. Antennae moniliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylindricum.
1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste.
Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer hingegen so wenig allgemein pas - sende positive Charactere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weiß - blütigen Thiere definiren könnte, die keine In - secten sind; als von welchen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen, theils schleimigen, meist nakten Körper: nur wenige sind wie die Aphroditen mit Haaren, einige wie die See-Igel mit einer kalkichten oder spatartigen Schale bedeckt. Manche[Amphitriten] verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand - körnchen ꝛc. viele andere Thiere dieser Classe aber, (die Conchylien nähmlich und manche Corallen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast por - zellan - oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von dem Thiere umher getragen wird, theils aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör - pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel, See - sterne ꝛc. gewisse Gliedmaßen, die wenigstens eine ähnliche Bestimmung haben. Und über - haupt wird auch der Mangel dieser Bewegungs - werkzeuge bey den Würmern durch die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen, und wieder weit aus - zustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte Fühlfaden (tentacula), oder bieg - same ungegliederte meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Be - stimmung sind. Den Armpolypen nutzen sie zum Fang: bey vielen Schnecken sitzen vorn die Augen dran u. s. w.
Manche Würmer, zumahl unter den so ge - nannten Infusionsthierchen, sind von so einfachem Körperbau, daß man gar keine Gliedmaßen an ihnen unterscheiden kann. Andere hingegen wie402 z. B. das Medusenhaupt, haben desto zahlreichere, doch meist ziemlich einförmig gebildete Glieder.
Auch die Größe variirt in dieser Classe noch weit mehr, als in der vorigen. Es gibt Con - chylien, die auf sechs Centner am Gewicht hal - ten, und Infusionsthierchen, die kaum durch unsre besten Vergrößerungsgläser erkannt wer - den können.
Die mehresten Würmer haben unansehnliche Farben. Doch sind auch einige, wie die See - anemonen, Seefedern, Aphroditen, und viele Conchylien von ausnehmender Schönheit.
Ueber die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge läßt sich noch weniger Bestimmtes als über der Insecten ihre, sagen. Einige haben ungezweifelt wahre Augen (wie die Dinten - fische, Schnecken ꝛc. ), und andre, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die mehre - sten Gewürme wieder eben so sehr von der In - secten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere, ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan - zen schon dadurch von der vorigen, daß meines403 Wissens kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde: und viele lediglich*)Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor - fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweid - würmer der rothblütigen Thiere, so gut wie die Samenthierchen, ihnen eigenthümlich sind, nicht von außen (aus dem Wasser ꝛc. ) in den thierischen Körper gelangen. Und wenn man wirklich hier und da ein Mahl Bandwürmer u. dergl. in Was - ser gefunden, so sind sie, aller Wahrscheintlichkeit nach, erst aus einem thierischen Körper durch Zu - fall dahin gelangt, so wie man v. v. freylich auch genug Beyspiele hat, daß zuweilen andre Thiere, Insecten, Wassermolche ꝛc. lebendig oder in den Eyern in den menschlichen Körper gekommen sind, und da gefahrvolle Zufälle erregt haben. im lebendigen Kör - per andrer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa - menthierchen u. s. w. Viele halten sich zusam - men in Corallen-Stämmen, aus Austerbänken ꝛc. auf, doch ohne sich wie etwa die Bienen ꝛc. wech - selseitige Hülse zu leisten.
Die Würmer nähren sich aus allen dreyen Naturreichen, manche nähmlich fressen sogar Erde, Kalk ꝛc. Viele derselben, zumahl unter den Schnecken, auch Blutigel ꝛc. können aus - nehmend lange fasten.
Manche sind mit Gift als Waffen, und die Blackfische mit ihrer Dinte als Vertheidi - gungsmittel versehn. Viele werden auch durch ihr zähes Leben, oder durch ihre ausnehmende Reproductionskraft, die in keiner andern Thier - classe so überaus wunderbar ist, vor feindlichen Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser - maßen unzerstörbar scheinen*)Selbst von einigen Schnecken wild ein gleiches behauptet: s. Dr. Dav. Macbride on the revi - viscence of some snails preserved many years in M. Simons's cabinet, in den philos. Transact. 1774. vol. LXIV. P. II. pag. 432. u. f..
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Dintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehresten übrigen Thiere dieser Classe wahre Hermaphroditen, von denen jedes Indi - viduum sein Geschlecht auf eine der oben ange - gebenen Weisen (§. 20. S. 29.) fortzupflanzen im Stande ist**)Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel eignes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten - und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis ꝛc. ) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver - sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen -405 Schaftes hat. (tab. 1. fig. 8.). Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige wechselseitige Verwundung erfolgt die wahre Paarung..
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Classe (§. 155. ), zumahl die Conchy - lien und Corallen, werden in der großen Haus - haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In - secten auf und in der Erde (§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwan - deln u. s. w. – Dem Menschen insbesondre werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben zumahl unter den Conchylien eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z. B. nahmentlich venus mercenaria und mytilus bidens) manchen Kü - stenbewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt - nahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe ge - nommen*)s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von Amer. Leipz. 1781. 8. S. 377-431.. Aus dem Safte der Blackfische kann Dinte bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art braune Seide, die theuer verarbeitet wird. Mehrere Muschel -406 arten führen Perlen*)Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margariti - fera ꝛc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die besten weiden bekanntlich auf Ceilan und im Persischen Meerbufen gefischt. Die Westindischen, Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. So auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen Flüssen ꝛc. – Einige der größten und schönsten orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen abgebildet. – In Europa ist wohl die größte la pelegrina im Spanischen Schatze, die 25 Karat wiegt. Sie ist von der wegen ihrer Perlenfischerey ehedem so berühmten Insel Margarita im Spani - schen Westindien.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostindien. – Verschiedne Schneckchen oder Muscheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stückchen ge - schnitten bey einigen wilden Völkern statt Geldes. Aus ähnlichen Muschelstückchen von verschiednen Farben machen die Irokesen u. a. Nordamerica - nische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen**)s. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nord - america S. 34. u. f. 173. ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee - Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und mancherley andres Fischergeräthe (§. 118.). Die Nordwestlichen Americaner schäften ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Muschelschalen, die auf Onyx -407 Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherley häuslichem Gebrauch. Unzählige Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen in Schina ꝛc. statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*)In der großen Südländischen Sammlung die S. Maj. der König an das hiesige academische Mu - seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an - dern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsband von nied - lichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Bast kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken - häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuerlande.. Die Blutigel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge - hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des menschlichen Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichuriden und Bandwürmer im Darmcanal; oder wie der Blasenwurm außen an den Eingeweiden und zwischen den Muskeln; oder wie der Nerven - wurm nahe unter der Haut aufhallen. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bey den Scha -408 fen ꝛc., die Finnen der Schweine, die Blasen - würmer und so viele andre Würmer, die sich zumahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank machen. Die Re - genwürmer und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade ꝛc. durch - bohren Schiffe und Dämme. Manche Wür - mer sind auch, wie schon gesagt worden, giftig.
Hingegen kann ich den abentheuerlichen Er - zählungen von der höllischen Furie, einem von niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi - derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Men - schen und Vieh herabstürzen, und sie durchboh - ren soll u. s. w., keinen Glauben beymessen.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige wenige Abänderungen im ganzen die Ord - nung des Linnéischen Systems befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merk - lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Molusca. Nakte weiche Würmer, mit deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied - maßen; viele derselben haben große Aehn - lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken - häuser und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.
409III. Testacea. Die den Würmern der vori - gen Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorp - lichten Körper, und theils mit einer festen (bey einigen spatartigen) Cruste. See - Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan - zenthiere die einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusions - thierchen.
Zur N.G. der sämtlichen Ordnungen dieser Classe ist mir außer manchen der obgedachten allgemeinen Quellen zur ganzen Thiergeschichte ꝛc. kein besondres classisches Werk bekannt.
Die mehrsten Thiere dieser Ordnung haben theils einen cylindrischen, theils einen bandför - migen Körper; und fast bey allen hat man ge - funden, daß sie nicht zwitterartig, sondern die beiden Geschlechter in separaten Inviduis ge - trennt, sind. Die Eingeweidewürmer des mensch - lichen Körpers sind (die Samenthierchen aus - genommen) alle aus dieser Ordnung. *)Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur - geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blankenburg, 1782. 4.Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae breuis expositio auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen con - tinuatio. ib. 1782. und folg. 8.C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes instestinales. Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.
1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair - worm.) Corpus filiforme, teres, aequale, laeue.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus extremitatibus nigris.
C. Gesner hist. aquatilium. pag. 547.
Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 233. fig. 1.
411Am Persischen Meerbusen, in Ost - und West - Indien, auf Guinea ꝛc. Wohl 2 Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut zumahl an den Knöcheln, am Knie, am Arm ꝛc. wo er schmerzhafte Beulen, Entzündung u. s. w. verursacht, und äußerst be - hutsam (damit er nicht abreisse) ausgewunden werden muß: eine Operation, die wohl drey und mehr Wochen dauert. Selten hat ein Mensch mehr als einen solchen Wurm: doch auch wohl viere, fünfe ꝛc. zugleich.
3. †. Marinus. G. plano spirali conuolutus.
Häufig in Häringen.
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden - wurm, Springwurm. A. cauda subulata, cute ad latera corporis subtilissime crenata.
(tab. 1. fig. 1.)
Wie eine Käsemade. Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz - wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm.) A. cauda obtusa, ani rima transuersa, intestino aurantio.
(tab. 1. fig. 2.)
Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Körper, findet sich im ganzen Darmcanal, zu - weilen in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs. Corpus inaequale, teres; antice capillare, postice incrassatum.
4121. †. Hominis. die Trichuride. T. supra sub - crenatus, subtus laeuis, anterius subtilissi - me striatus.
(tab. 1. fig. 3.)
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchvs. Corpus teres, proboscide cylindrica retractili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro - boscide vaginata: aculeorum vncinatorum ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs. Corpus teres annula - tum, longitudinaliter exasperatum acu - leis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de terre. Engl. the earth worm, dew-worm.) L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum abdominalium.
Murray de verm. in lepra obuiis. tab. 2.
Das bekannte den jungen Küchengewächsen schäd - liche Thier: ein wahres animal subterraneum.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. 1. fig. 1-4.
Etwa 1 1 / 2 Zoll lang. In Teichen, Gräben ꝛc. hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, aus - nehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge -413 schnittnes 1 / 26 des Thieres wird binnen einigen Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommner Länge reproducirt. Seine natürliche Fortpflanzung geschieht sowohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge Brut die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla - niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Engl. the Fluke.) F. depressa, ouata fusca, antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken ꝛc. fig. 1-8.
In den Lebern der Schafe.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch - rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi - nibus vndulatis.
Journal des scavans 1726. pag. 104.
Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie - dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen, ist selbst, nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver solitaire. Engl. tape worm, jointed worm. ) Corpus planiusculum, geniculatum. Os quadrilobum.
Ein weitläuftiges sowohl wegen der ausnehmend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen der hartnäckigen und gefahrvollen und mannigfal - tigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gat -414 tungen im menschlichen Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der ge - gliederte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragen - den zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest. Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allge - mach mit immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern Glieder die dann bey weiten den längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6. ) zeigt sich ein besondrer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Auch scheint diese Oeffnung außerdem noch dem Wurme sowohl um sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernährung dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder, zu dienen. Jeder Bandwurm kann folglich sein Ge - schlecht fortpflanzen, ist aber übrigens nichts we - niger als solitaire, sondern man hat gar oft bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. curcurbitina. auctor.) T. articulis sub - vaginatis, ouario fasciculatim ramoso: ra - mis sublinearibus crebris, fasciculis trans - versis compressis: margine articuli laterali angusto compresso.
(tab. 1. fig. 5.)
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Findet sich, so wie der folgende im dünnen Darme beym Menschen.
415Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes curcurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte Hinterglieder dieses Wurms.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm. T. orificio ouariorum duplici: altero in tergo ouarii punctiformi, altero ante illud posito papilliformi expressili.
(tab. 1. fig. 6.)
In andern Gegenden von Europa, zumahl in der Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae - niforme desinens in vesicam lymphati - cam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver - schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von ver - schiedner Größe.
1. †. Humana. H. capsa vaginali cartilaginea, vesicula caudata apicibus obtusis.
(tab. 1. fig. 7.)
Eine wichtige Entdeckung des sel. Werner, der diesen sonderbaren Blasenwurm zu hunderten zwi - schen dem Muskelfleische des ganzen Körpers bey der Leiche eines 40 jährigen übrigens gesunden robusten Mannes gefunden hat.
2. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae directo.
Goeze Entdeckungen über die Finnen. Halle. 1784. 8.
416Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus - schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet, so geben sie ein Beyspiel von organisirten Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.
3. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di - stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am häufigsten am Darmfell und in der Leber der Schweine.
4. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen - köpfe).
9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga - tum. Os anticum, attenuatum, cylin - dricum. Apertura lateralis corporis ver - ruciformis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. corpore tunica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.
Im Ostindischen Ocean.
10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl. leech.) Corpus oblongum, promouens se ore caudaque in orbiculum dilatandis.
4171. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis, subtus cinerea nigro maculata.
J. Jac. Dillenius in Eph. N. C. Cent. VII. tab. V. fig. 1-4.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
2. †. Sanguisuga. H. depressa fusca: margine laterali flauo.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 3. 4.
Noch blutgieriger als die vorige.
3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os.
Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8 bis 10, und mehr Junge heraus kommen.
Nakte Würmer, die sich durch einen mehr schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied - maßen von denen in der vorigen Ordnung aus - zeichnen*)Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.418Petr. Forskål icones verum naturalium quas in itinere orientali depingi curanit. edidit Carst. Nie - buhr. Havn. 1776. fol.Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae ibid. 1777. sqq. fol. . Manche haben große Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace. Engl. slug. ) Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso: subtus disco lon - gitudinali plano: foramen laterale dex - trum pro genitalibus et excrementis. Tentacula 4 supra os.
Diese nakten Schnecken haben die starke Re - productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.
1. †. Ater. L. ater.
Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101. fig. 102.
2. †. Rufus. L. subrufus.
Lister tab. 101. a. fig. 103.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
Lister tab. 101. a. fig. 104.
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.
Lister tab. 101. fig. 101.
12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membranaceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten.) L. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
41913. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula duo, supra corpus antice, intra foramina retractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus re - pens, ouale: fasciculi pediformes vtrin - que plurimi. Os retractile. Tentacula 2 setacea.
1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum re - gale Column. Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer.) A. oualis hirsuta acu - leata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf: die Stacheln und Haare, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnen - schein in alle mögliche Goldfarben: theils auch wie blaue Schwefelflammen u. s. w.
15. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo, annulatum. Pedunculi verru - cosi. Tentacula acuminata approximata, plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A. cirris binis vtrinque, anterius tentaculis pectiniformi - bus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
420In der Nordsee ꝛc. Diese und verschiedne andre Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an einander lie - gender kleiner Sandkörnchen auf eine bewunderns - würdige Weise zusammengesetzt sind.
16. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedunculi laterales penicillati. Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten es in manchen Gegenden beyträgt*)s. Gius Vianelli nuove scóperte intorno le luci notturne dell 'aqua marina. Ven. 1749. 8..
17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille - pied d'eau.) Corpus lineare pellucidum, depressum, setis pedunculacum. Tenta - cula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigne Weise fort:**)O. Fr. Müller von Würmern des süßen und sal - zigen Wassers. Kopenh. 1771. 4. das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise durch die Ausdeh - nung seines letzen Gelenkes hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattungen, wie z. B. die nachstehende, auch außerdem durch Eyer - stöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.
4211. †. Proboscidea. die gezündelte Naide. (Ne - reis lacustris Linn.) N. setis lateralibus so - litariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
18. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu - lum, vaginans. Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.
19. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose. (Vrtica marina. Fr. cul d'ane.) Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili intus tentacu - lato, os terminale centrale ambiente.
Ihre Reproductionskraft gibt der Armpolypen ihrer wenig nach, und ist bey dem zusammenge - setztern Körperbau allerdings noch auffallender. Selbst mitten von einander geschnittne Seeanemo - nen sind wieder zu ganzen Thieren erwachsen.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16. sqq. fig. 10. sqq.
20. Tethys. Corpus liberum, oblon - giusculum, carnosum, apodum. Os proboscide terminali, cylindrico, sub la - bio explicato. Foramina 2 ad latus colli sinistrum.
4221. Leporina. (lepus marinus maior Colvmnae.) T. labro ciliato.
Fab. Columna l. c. pag. XXVI.
Im mitländischen Meere.
21. Holothvria. Corpus liberum, nudum, gibbum, ano terminali. Ten - tacula plura in altera extremitate. Os inter tentacula.
1. Physalis. (Engl. the Portuguese man of war.) H. cirrhis difformibus filiformibus pendulis.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. I. tab. 4. fig. 5.
Im atlantischen Ocean ꝛc. Von dem kleinen blasenförmigen Körper des sonderbaren Thieres hängen schöne roth und blaue theils 3 bis 4 Fuß lange Fäden herab, die aber, wenn man sie be - rührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Ober - halb der Blase befindet sich eine Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.
22. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme. Os anticum, praeputio glan - dem pedunculatam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8. circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.
Im mitländischen Meere.
23. Lernaea. Corpus se affigens tenta - culis, oblongum teretiusculum. Ouaria bina. Tentacula brachiformia.
423Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiefern es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho - race cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
24. Scyllaea. Corpus se affigens, com - pressum, dorso canaliculato. Os fora - mine edentulo, terminali. Tentacula s. brachia subtus trium parium.
1. Pelagicum. Scyllaea.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Im Ocean, am Sargasso (fucus natans.)
25. Clio. Corpus natans, oblongum. Alis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland ꝛc.
26. Sepia. Dintenfisch, Blackfisch. (Engl. Ink fish, squid.) Brachia 8 interius ad - spersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter vesica atramentifera instructus, infra scissura transuersa ad basin apertus, supra quam fistula excretoria eminet.
Die Dintenfische, die sich meist in allen Welt - meeren finden*)J. Gottl. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 8. S. 7-134., weichen in so vielen Stücken,424 zumahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs - werkzeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hingegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es nur fast Ueber - windung gekostet hat, ihnen hier zwischen diesen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, und willkürlich von sich lassen, und dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln können. Herr Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna cincto, osse dorsali maximo.
Swammerdam biblia nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu - figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch - bein das auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite knochige Schulpe von sehr son - derbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche425 Arten der so genannten Seetrauben (uvae ma - rinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwandter Gattungen.
2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron.) S. ventre stricto subulato, pinna angulari me - dia, osse dorsali penniformi.
Pennant's brit. zool. IV. tab. 27. fig. 43.
Was Plinius u. a. Alte von der loligo sagen, und von manchen neuern abgeläugnet worden, daß nähmlich diese Thiere weite Sprünge aus dem Wasser thun können, ist mir von den zuverläßig - sten Augenzeugen versichert und genau beschrieben worden. Sie füllen sich nähmlich voll Wasser, daß sie dann mit großer Gewalt wie in einem Strahl durch die am Hals befindliche Röhre von sich spritzen, und sich dadurch eine große Strecke weit über das Wasser forttreiben können, wobey sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.
B) Pedibus basi palmatis, absque promusci - dibus, pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le poupe.) S. acetabulorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be - liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien und im Mexicanischen Meer - busen theils von ausnehmender Größe.
27. Medvsa. Qualle. Corpus gelatio - sum, orbiculatum, supra conuexum,426 subtus cauum. Os inferum, centrale, labiatum. Tentacula plerisque margina - lia, saepius retractilia.
1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.
2. Velella. (vrtica marina Columnae.) M. oualis concentrice striata, margine ciliato, supra velo membranaceo.
Fab. Columna l. c. pag. XXII.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten - taculis nullis, subtus columna quadriplicata: apice lobis 8 multifidis, laterumque appen - dicibus 16.
Forskål icones tab. 30.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön - sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl - reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich die Schalen und die darin befindlichen Thiere. Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil - dung; doch großentheils den Würmern der vori - gen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich aus einer knorplichten oder hornar - tigen Grundlage die ihre nachherige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er - hält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben427 aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer - den mit zunehmendem Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs - saum der Schale abgesetzt. (– Bey weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Kei - me entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues*)s. J. Sam. Schröter über den innern Bau der See - u. a. Schnecken. Frankf. 1783. 4., andre wegen ihres porcellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen Farben**)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andre Farbe als die von ihrer sonstigen natürlichen Oberfläche., regelmäßigen saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten merkwürdig. ***)Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– frey - lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der N. G. gehören unter andern:Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685. sqq. fol.Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud - desford.) Oxon. 1770. fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. seit 1780. 4.F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.428Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien - cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768. sqq. XI. B. 4.Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Conchy - lienkenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Vpsal. 1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoenitat. acad. vol. VIII. und die Erklärung der Kunstwörter s. t. C. a. Linn. terminologia conchyliologiae edita a Jo. Beckmanno. Gott. 1772. 8.)C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent autour de Paris. Par. 1767. 12. Deutsch, durch Martini. Nürnb. 1767. 4.Em. Mendez da Costa British conchology. Lond. 1778. 4.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Familien:
A) Vielschalige Conchylien,
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
Leben bloß in der See.
42928. Chiton. Testae plures, longitudi - naliter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem - valui, corpore tuberculato.
29. Lepas (Engl. acorn shell.) Animal rostro inuoluto spirali, tentaculis crista - tis. Testa multiualuis, inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z. B. hier die beiden erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letz - tern, hängt die vielschalige Muschel an einem darm - ähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. – Und diese doppelte Verschiedenheit scheint doch so auffallend, daß man wohl zwey besondere Ge - schlechter darnach bestimmen sollte.
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa conica sulcata fixa, operculis acuminatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe, oder auch an andern Thieren, auf Muscheln, Krebsen ꝛc.
2. Diadema. die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sqq.
Auf der Haut des Nordkapers u. a. Wallfische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 851.
Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4304. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar - nacle.) L. testa compressa quinqueualui, in - testino insidente laeui.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 853. sqq.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen berüchtigt worden, deren schon bey der Baum - gans (S. 217.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam - mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff - wrack ꝛc. fest sitzt.
30. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce stone. ) Testa biualuis, diuaricata, cum minoribus accessoriis difformibus, ad cardinem. Cardo recuruatus, connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen - stämme, Austerschalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob - longa hinc reticulato striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet überaus hell im Dunklen.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob - longa rotundata arcuata-striata.
Spengler in Schriften der Berl. Naturf. Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1-5.
Leben sämmtlich im Wasser.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffen - heit des Schlosses (cardo).
31. Mya. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper.) Testa biualuis, hians altera extremitate. Cardo dente (plerisque) solido, crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler - muschel. M. testa ouata, cardinis dente primario crenulato: laterali longitudinali: alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ouata antice coarctata, cardinis dente primario conico, natibus decorticatis.
L. Ferd. Marsigli Bosforo Tracio. tab. 1.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
32. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor shell. ) Testa biualuis, oblonga, vtroque latere hians. Cardo dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae: margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
43233. Tellina. Sonne. Testa biualuis, antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ternis; lateralibus planis alte - rius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilissime substriata nitida, sutura anali canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata, costa fusca transuersali.
In Teichen ꝛc. etwa von der Größe einer Erbse.
34. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle. ) Testa biualuis, subaequilatera, aequiual - vis. Cardo dentibus mediis binis alter - natis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sqq.
An der guineischen Küste.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex - aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob - solete recuruato imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufigst an den mildern Europäischen Küsten.
35. Mactra. Backtrog. Testa biualuis inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente medio complicato cum adiecta foueola; lateralibus remotis insertis.
4331. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sqq.
36. Donax. (Fr. came tronquée. ) Testa biualuis, margine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: marginalique solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata compressa laeui, scripta lineis purpureis vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sqq.
37. Venvs. Testa biualuis, labiis mar - gine antico incumbentibus. Cardo den - tibus 3 omnibus approximatis, laterali - bus apice diuergentibus.
1. Dione. die ächte Venusmuschel. V. testa succordata, transuerse sulcata, antrorsum spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sqq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam. ) V. testa cor - data solida transuerse substriata laeui, mar - gine crenulato, intus violacea, ano ouato.
Spengler in Schriften der Berl. Naturf. Gesellsch. VI. B. tab. 6. fig. 1. sqq.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u. a. Nordamericanische Wilde die Co - rallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, (– s. oben S. 406. –) und das darin befind - liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen, auskauen ꝛc.
4343. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti - formi: striis crenatis decussatis, ano im - presso ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sqq.
38. Spondylvs. (Fr. huitre epineuse. ) Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den - tibus 2 recuruis, cum foraminulo inter - medio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare. ) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein - ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen lassen.
39. Chama. (Engl. cockle. ) Testa biualuis, grossior. Cardo callo gibbo, oblique in - serto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie - senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima. Fr. le grand benitier. ) C. testa plicata, for - nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sqq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund435 wiegen. Letzteres wird von den Ostindischen Insu - lanern so wie von den Küstenbewohnern am rothen Meere ꝛc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre de la mer rouge. ) C. testa orbiculata, mu - ricata; valuula altera planiore; altera nate productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110. sqq.
4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus cuneiformibus obliquis tubulosis valuula longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516. sqq.
40. Arca. Testa biualuis, aequiualuis. Cardo dentibus numerosis, acutis, alter - nis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata, apice emarginata, processibus incuruis re - motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529. sqq.
41. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oister, scallop. ) Testa biualuis, inaequiualuis, (plerisque), subaurita. Cardo edentulus fossula caua ouata, striisque lateralibus transuersis.
Auch die so sehr verschiednen Gattungen dieses Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver - theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das andre aber die Austern begreifen müßte.
4361. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evantail. ) O. testa aequiualui radiis 12 duplicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel. O. testa aequi - valui radiis 12 conuexis, striata scabra squa - mis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der Polnische Hammer, das Cru - cifix. (Fr. le marteau noir. ) O. testa aequi - valui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655. sqq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae - quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa - rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662. sqq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa in - aequiualui semiorbiculata, membranis im - bricatis vndulatis, valuula altera plana in - tegerrima.
Wird zumahl an den Küsten des Nordwestlichen Europa auch am Mittländischen und Adriatischen Meere ꝛc. auf Austerbänken gehegt, und besonders in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-Sand - und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der Polnische Sattel. O. testa aequiualui orbiculata compressa mem - branacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576. sqq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.
4377. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata, spinosa, labro vtroque scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683. sqq.
42. Anomia. Testa inaequiualuis; val - vula altera planiuscula (saepe basi per - forata), altera basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula lineari prominente, introrsum dente laterali. Radii 2 ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor - biculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692. sqq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata inaequali violacea: superiore conuexa, in - feriore perforata.
Chemnitz l. c. fig. 694. sqq.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule. ) A. testa ouata, ventri - cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro incuruata, perforata. Margine acuto inte - gerrimo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707. sqq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean ꝛc. – Eins von den äußerst wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.
43. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea muscle, mussel.) Testa biualuis438 rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden - tulus, distinctus linea subulata excauata longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre. ) M. testa compresso - plana suborbiculata, basi transuersa imbri - cata tunicis dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717. sqq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande derselben der so genannte Pfauen - stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus androdamas Linn. ) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat - tel. (Fr. la moule pholade, la datte. ) M. testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro - tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729. sqq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme ꝛc.
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula violacea, valuulis antice subcarinatis, po - stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750. sqq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei - len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte Magellanische Mies - muschel. M. testa striata subcuruata, mar - gine posteriore inflexo, cardine terminali bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742. sqq.
4395. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui, margine anteriore carinato, natibus gibbis, cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch häufig an den Nordischen Europäischen Küsten.
44. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei - denmuschel (Fr. jambon, coquille portesoie. ) Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit - tens barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be - rühmt, womit sie sich befestigen können, und der eine kostbare braune Seide gibt, die in Smyrna, Messina, Palermo ꝛc. zu Strümpfen, Hand - schuhen u. s. w. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773. sqq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali - culato-tubulosis subimbricatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775. sqq.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß wenn man die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben gerichtet hält, diese letztere einem als - dann links zugekehrt ist, und die Windungen von oben nach unten der scheinbaren Bewegung der Sonne gleich laufen.
440Einige wenige Gattungen haben von Natur eine gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 20. –) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten (an - fractibus sinistris s. contrariis). *)s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Abth. von den Linksschnecken.
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit - telst eines besondern Deckels (operculum) zuzu - schließen, und andere ziehen bey Annäherung des Winters eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres Hauses.
45. Argonavta. Testa vniualuis spi - ralis, inuoluta, membranacea, vnilo - cularis.
1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrey. (nau - tilus papyraceus. Engl. the paper sailor. ) A. carina subdentata. Animal sepia.
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sqq.
Eine milchweiße überaus dünne leichte, aber große Schale, die von einem Blackfischähnlichen Thier bewohnt wird, das darin mittelst einer aus - gespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen ꝛc. versteht.
2. Arctica. der Wallfischfraß, der Schnecken - rotzfisch. A. perforata, carina integra. Ani - mal clio.
Martens's Spitzbergen tab. Q. fig. e.
Ein zartes kleines Schneckchen, das sich in den nordlichsten Meeren hin und wieder in unsäglicher Menge findet und den Wallfischen zur Speise dient.
44146. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorderer das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übrigen ein - und auspumpt, sich nach Willkühr leichter oder schwerer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel, Perlenmutterschnecke. (Engl. the sailor. ) N. testa spirali apertura cordata, anfractibus contiguis obtusis laeuibus.
Martini vol. I. tab. 18.
Die Schale ward ehedem zu Trinkgeschirren zu - gerichtet, gravirt, ausgeschnitzt u. s. w. Neuerlich hat man artige Lampen daraus gemacht ꝛc.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sqq.
Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand von Rimini*)Jan. Planci Ariminens. de conchis minus notis L. Venet. 1739. 4., die den versteinten Ammoniten in etwas ähneln.
3. Beccarii. N. testa spirali, apertura obouata, anfractibus contiguis torulosis, geniculis insculptis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 173. sqq.
4. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali apertura orbiculari, anfractibus disiunctis cylindricis.
Martini vol. I. tab. 20. fig. 184. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Amboina.
4425. Raphanus. N. testa recta attenuata, arti - culis torosis: striis eleuatis sedenis, siphone sublaterali obliquo.
Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.
Ebenfalls im Sande von Rimini wie die beiden vorletzten Gattungen.
47. Convs. Tute. Testa vniualuis, con - voluta, turbinata. Apertura effusa lon - gitudinalis, linearis edentula, basi in - tegra; columella laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre - admiral, Schout by Nacht. C. testa co - nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an - fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Princeps. die Bastart Tigerkatze. C. testa albida: lineis fuscis longitudinalibus ramosis.
Martini vol. II. tab. 63. fig. 699. sqq.
Unter andern auch bey den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner artige Halsbänder daraus verfertigen.
3. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis spar - sis; fasciisque 3 flauis tenuissime reticulatis; media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
In Ostindien.
4. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis tota re - ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4435. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
6. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or. ) C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sqq.
48. Cypraea. Porcellane [Concha veneris, s. cytheriaca, s. paphia*)Lor. Legati museo Cospiano pag. 121. sqq.. Fr. le pucelage. Engl. gowry. ] Testa vniualuis, inuo - luta, subouata, obtusa, laeuis. Aper - tura vtrinque effusa, linearis, vtrinque dentata, longitudinalis.
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa subturbinata characteribus inscripta, macula longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sqq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de - presso-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sqq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell. ) C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sqq.
Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur Trinkschale dient.
4444. Moneta. die Muschelmünze, das Ottern - köpfchen, Kauri, Simbipuri. (Engl. the trussed fowl, Blackmoor's teeth. ) C. testa marginato nodosa albida.
Zumahl auf den Maldivischen Inseln, aber auch auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekanntlich die Scheidemünze der Neger auf der Goldküste, so wie mancher Indischen Völker ꝛc. Und die Brah - manen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige u. s. w.
49. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper. ) Testa vniualuis, conuoluta, inermis. Apertura subcoarctata, oblonga, longi - tudinalis, basi integerrima. Columella obliqua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob - tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sqq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa rotundata glaberrima pellucida li - neis crispata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata, reticulato-striata, cauda exserta, spira ob - literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sqq.
In beiden Indien.
50. Volvta. (Engl. Rhomb shell. ) Testa vnilocularis, spiralis. Apertura ecaudata subeffusa. Columella plicata: labio vm - bilicoue nullo.
4451. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali - oblonga, spina rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sqq.
2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräbniß u. a.m. V. testa emarginata cylindroide laeui, spirae basi reflexae, columella obli - que striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sqq.
In Ostindien; auch in Nordamerica ꝛc.
3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emar - ginata fusiformi laeui, labro denticulato, columella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar - ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, columella octoplicata, labro laeui cras - siuscolo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sqq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V. testa obouata subcaudata: spirae anfractibus stria - tis; apice producto glaberrimo, columella triplicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. sqq.
Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sqq.
51. Bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn. (Engl. whelk. ) Testa vniualuis, spiralis, gibbosa. Apertura ouata, desinens in canaliculum dextrum, cauda retusum. Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so genannte Seetrauben, andre als Seehopfen,446 noch andre aber in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe be - festigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici - bus aequalibus longitudinalibus distinctis mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui, columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sqq.
In den Europäischen Meeren. Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Normänner be - dienen.
3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn - chen. B. testa oblonga rudi transuersim striata: anfractibus curuato multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sqq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an - fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
Meist in allen südlichen Weltmeeren, auch im stillen Meer ꝛc.
52. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl. screw.) Testa vniualuis, spiralis, latere ampliata. Apertura labro saepius dila - tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa turrita laeui, cauda subulata, labio dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sqq.
4472. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boots - hake. S. testae labro hexadactylo, digitis curuis, cauda recuruata.
Martini vol. III. tab. 86. sq. fig. 853. sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro antice trilobo incrassato, dorso verrucoso coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken (die so genannte Räucherklaue, Vnguis odoratus oder Blatta byzantina,) war ehedem officinell.
53. Mvrex. (Engl. caltrop, rock shell. ) Testa vniualuis, spiralis, exasperata su - turis membranaceis. Apertura desinens in canalem integrum, rectum s. sub - ascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata spinis setaceis trifariis, cauda elongata su - bulata recta similiter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053. sqq.
2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa, cauda longiore flexuosa subulata.
Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sqq.
3. Babylonius. der Babylonische Thurm. M. testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto - caudata, labro fisso.
Martini vol. IV. tab. 143. fig. 1331. sqq.
4. Antiquus. das Nordische Kinkhorn. M. testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292. sqq.
An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.
4485. Vertagus. der Entenschnabel, die Schnau - zennadel. M. testa turrita, anfractibus su - perne plicatis, cauda adscendente, colu - mella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156. sq. fig. 1479. sq.
54. Trochvs. Kräuselschnecke. (Engl. Top shell, Button shell. ) Testa vniualuis, spi - ralis, subconica. Apertura subtetragono - angulata s. rotundata, superius trans - versa, coarctata: columella obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn. (Engl. the stair case. ) T. testa conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691. sqq.
Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Win - dungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwischen sich lassen ꝛc.
2. Magus. T. testa oblique vmbilicata con - vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656. sqq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imper - forata turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507. sqq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty. ) T. testa imperforata ouata, subcaerulea, laeui, oblique striata.
Chemnitz vol. V. tab. 161. fig. 1522. sqq.
Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.
449Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen Neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins höchste Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la fripiere, la maçonne. ) T. testa imperforata rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sqq.
An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nah - men daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu - sern ꝛc. dicht belegt ist, die unebne Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge oder Pockennarben) verursachen.
55. Tvrbo. (Engl. whirl, wreath. ) Testa vniualuis, spiralis, solida. Apertura coarctata, orbiculata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im - perforata ouata striata: stria vnica dorsali crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sqq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat - tungen ist die ehedem officinelle Meer-Bohne. (Vmbilicus veneris.)
2. Scalaris. die ächte Wendeltreppe. (Scalata. ) T. testa cancellata conica anfractibus di - stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeich - net sich durch die von einander abstehenden gleich - sam durchbrochnen Windungen aus.
4503. Clathrus. die unächte Wendeltreppe. T. testa cancellata turrita exumbilicata, an - fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1434. sqq.
4. Terebra. die Trommelschraube. (aphrodite.) T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Chemnitz vol. IV. tab. 151. fig. 1415. sqq.
Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa turrita pellucida: anfractibus contrariis aper - tura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übrigens dem immer rechtsgewundnen Turbo muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti - bus annulatis, dorso cristatis.
Chemnitz vol. IX. tab. 123. fig. 1077.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
56. Helix. (Engl. snail, periwincle) Testa vniualuis, spiralis subdiaphana, fragilis. Apertura coarctata, intus lunata s. sub - rotunda: segmento circulari demto.
Meist Land - und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa hispida diaphana, anfractibus quinis, aper - tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke, eßbare Schnecke. (Fr. le vigneron. ) H. testa vm -451 bilicata subouata, obtusa decolore, apertura subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondre Schneckengärten, worin sie zu vielen tausenden gefüttert werden ꝛc. Ihrer starken Re - productionskraft ist schon oben gedacht worden.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con - vexa acuminata, apertura suborbiculari bi - marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa subimperforata subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura postice dilatata, labro emarginato.
Chemnitz vol. V. tab. 166. fig. 1577. sqq.
Fab. Columna l. c. p. XXII.
Im Mittländischen so wie im Atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andre Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist Purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob - tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura sub - orbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la livrée. ) H. testa imperforata subrotunda laeui diaphana fasciata, apertura subrotundo - lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196. sqq.
4527. Decollata. H. testa imperforata turrita: spira mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254. sqq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr - schulpe. H. testa imperforata depresso-pla - niuscula striis vndatis; apertura ouali dila - tata vsque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151. sqq.
57. Nerita. Schwimmschnecke. Testa vniualuis spiralis, gibba, subtus pla - niuscula. Apertura semiorbicularis: la - bio columellae transuerso, truncato pla - niusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon. ) N. testa vmbilicata laeui, spira submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860. sqq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma - culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so wie die folgende Gattung seine Brut außen auf der Schale mit sich herum tragen soll. *)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.
3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex - cauato-oculata, labio interiore laeui cre - nulato.
58. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea ear, Venus's ear. ) Testa auriformis, patens: spira occultata laterali; disco longitudi - naliter poris pertuso.
4531. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans - versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15. sqq. fig. 145. sqq.
2. Iris. das Neuseeländische Seeohr. (hipaiia.) H. testa ouata, dorso gibbo, spira alte pro - minula.
Chemnitz vol. X. tab. 167. fig. 1612. sqq.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil - lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das academische Museum besitzt außer der Schale selbst, auch allerhand Kunstwerke von unsern Antipoden, musicalische Instrumente, Zierrathen an Canoes ꝛc. die mit dieser Conchylie eingelegt sind.
59. Patella. Napfschnecke. (Engl. lim - pet. ) Testa vniualuis subconica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali, vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata, vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
4545. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata conuexa: margine introrsum crenulato, ver - tice perforato.
Martini vol. I. tab. 11. fig. 98. sqq.
Tournefort voy. du levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus gegessen.
60. Dentalivm. Meerzahn, Meerröhre. (Engl. tooth shell. ) Testa vniualuis, tu - bulosa, recta, vtraque extremitate peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti - nua laeui.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1. sqq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui minuta.
Im Sande von Rimini.
61. Serpvla. Wurmröhre. (Engl. worm shell.) Testa vniualuis, tubulosa, ad - haerens.
1. Filograna. die geflochtene Fadenröhre. S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo - meratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Glomerata. der Vogeldarm. S. testa tereti decussato-rugosa glomerata.
Martini vol. I. tab. 3. fig. 23.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge - legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
4553. Perforata. der Venusschacht, Neptunus - schacht, die Gießkanne. (Engl. the water - ing pot. ) S. testa tereti recta, extremita - tis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 7.
Museum Leersianum tab. 1.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Ringe von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata violacea, intus laeui lutea; apertura alba vndulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 17.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Steinbohrern. Bewohnt ausgehölte Gänge in großen Madreporen.
62. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohrwurm. (Fr. le taret. ) T. corpore te - reti elongato, ore attenuato, extremitate postica pholadiformi, quadriualui.
Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733. 4. tab. 1.
Das gefährliche Thier ist längst in beiden In - dien bekannt gewesen. Es wird ungefähr Fuß - lang. Wohnt in Eichen - Ellern - Tannen - u. a. Holz, worin es sich Fingersdicke Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat456 zumahl 1730 für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt zumahl im Westkappler Damm große Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen (besonders in der Textur ihrer äußern Bekleidung) viel übereinstimmendes unter ein - ander zeigen.
63. Echinvs. See-Igel. (Engl. sea hedge - hog.) Corpus subrotundum, crusta spa - tacea tectum, spinis mobilibus saepius aculeatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel*)Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinoder - matum ex ed. Nath. God. Leske. Lips. 1778. 4. (deren Textur bey manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers vermengt werden müssen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe - gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben in ihrem innern ein sonderbares knöchernes457 Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weit - läuftigen Geschlechts gar sehr sowohl in der Bil - dung ihrer Schale als der so genannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg. ) E. he - misphaerico-globosus; areis obsolete ver - rucosis.
Klein tab. 1. et 38. fig. 1.
2. Cidaris. E. hemisphaerico-depressus; am - bulacris 5 repandis linearibus: areis alter - natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am - bulacris 5 oualibus, ano subremoto.
Klein tab. 21. sqq.
64. Asterias. See-Stern. Corpus de - pressum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale, quinqueualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*)J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. fol. sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattun - gen thun den Dorschen u. a. Fischen, andre den Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib - bis, vndique aculeata.
Link tab. 4. fig. 5. et al.
458Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh - mende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer ganzen Folge solcher in der Repro - duction stehenden See-Sterne dieser Gattung be - sitze ich einen der von seinen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. radiis angulatis, angulis ver - rucoso aculeatis.
Link tab. 38. 39.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbiculata quinqueloba.
Link tab. 37. fig. 65. et al.
4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho - tomis.
Link tab. 18. fig. 29. et al.
Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebil - detes Thier, an dessen Umfang man auf 82000 Endzweige gezählt hat*)J. Winthrop in philos. Transact. Nro. 57..
65. Encrinvs. Stirps elongata, corpore terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme. (Isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thier soll sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu459 gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehn - lichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupt.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe cartilaginea continua, stella terminali octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von Haller. Lond. 1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we - nigstens in manchen Geschlechtern beider Ord - nungen viel übereinstimmendes. Nur sind sie in der letzten nakt unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen in dieser besondre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind, und Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Ej. natural history of many curious and uncom - mon zoophytes ꝛc. – systematically arranged and described by D. Solander. Lond. 1786. 4. (– ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's Nahmen. –)460Vital. Donati della storia naturale marina dell 'Adriatico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memorie per servire alla storia de polipi marini. Nap. seit 1785. 4.E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan - zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die besondern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8. heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ihnen angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervor getrieben wird; und sich daher beym schnellen Wachsthum und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West - indien ꝛc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3 / 4 Jah - ren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man Häuser aus Corallen: viele vulkanische Inseln der Südsee auch manche Westindische, wie z. B. Bar - bados sind wie mit einer Corallen-Rinde über - zogen; und wie furchtbar die zu einer unermeß - lichen Höhe aus dem Boden des Meeres empor - rankenden Corallen-Bäume den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren.461 die ungeheuer Größe und Umfang derselben er - klären läßt.
66. Tvbipora. Röhren-Corall. Coral - lium tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu - latis combinatis: dissepimentis transuersis distantibus.
Solander tab. 27.
Bloß in Ostindien.
67. Madrepora. Stern-Corall. Coral - lium cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella conuexa: lamellis simplicibus longi - tudinalibus, subtus concaua.
Solander tab. 28.
2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis, stella repando-labyrinthiformi, futura obtusa.
Solander tab. 46. fig. 3. 4.
3. Ananas. M. composita, stellis angulosis conuexis: disco concauis.
Solander tab. 47. fig. 6.
4. Astroites. M. composita, stellis confertissi - mis immersis disco concauo-cylindrico.
Seba vol. III. tab. 112. fig. 17.
5. Porites. M. subramosa composita scabra, poris substellatis consertis.
Solander tab. 47. fig. 1.
6. Muricata. M. ramosa composita subimbri - cata, stellis oblique truncatis prominenti - bus adscententibus.
Solander tab. 57.
4627. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta solida, stellis alternis eminentibus.
Solander tab. 36.
68. Millepora. Punct-Corall. Coral - lium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi - farie dichotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.
Solander tab. 23. fig. 10. sqq.
2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa vtrinque porosa.
Ellis tab. 30. fig. a.
3. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M. membranacea reticulata vmbilicata, turbi - nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
Ellis tab. 24. fig. d.
Cavolini tab. III. fig. 12. sqq.
4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha so - lida, poris nullis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 7.
69. Cellepora. Corallium foraminulis vrceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spongiae offic.) C. lamellis simpli - cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel - lulis seriatis: osculo marginato.
46370. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata solida, cortice molli habitabili obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con - tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis.
Cavolini tab. 2. fig. 1-6.
Wird vorzüglich an den Küsten des mitländi - schen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin - dien verführt, und zumahl in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
3. Spiralis. (Gorgonia abies β Linn.) I. sim - plicissima spiralis scabra.
Eine Art von schwarzen Corall, das seiner Substanz nach füglicher in dieses als ins folgende Geschlecht zu gehören scheint.
71. Gorgonia. Crusta calcarea coral - lina stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren holzige Natur zumahl an den starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist;) die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man findet den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich animalisches*)Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. pag. 1..
4641. Abies. die See-Tanne. (Antipathes cupres - sina Pallas.) G. paniculata, ramis recur - vatis, muricato-scabris.
2. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis di - varicatis, ramis virgatis bisulcatis, cortice rubro poris bifariis.
Solander tab. 12. fig. 2.
3. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cor - tice calcareo albido poris prominulis.
Seba vol. III. tab. 106. fig. 3.
Cavolini tab. 1.
4. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani - culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
5. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re - ticulata, ramis interne compressis, cor - tice flauo.
Ellis tab. 26. fig. K.
72. Alcyonivm. See-Kork. Stirps ra - dicata, stuposa, tunicato-corticata. Ani - mal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre. ) A. stirpe arborescente coriacea coccinea superne ramosa, papil - lis stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru - fescente.
Gesner de aquatilib. pag. 1287.
3. Ficus. die See-Feige. A. obouatum pulpo - sum liuens.
Solander tab. 59. fig. 4.
4654. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum.
Ellis tab. 32. fig. d.
73. Spongia. Sauge-Schwamm. Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Fistularis. S. tubulofa fusca simplex fragilis sensim ampliata.
Seba vol. III. tab. 95. fig. 1. 7.
2. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami - nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
3. †. Fluuiatilis. die Badaja. S. conformis polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr starken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben ge - funden, und seitdem oft allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheiden - des Zeichen einer wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.
74. Flvstra. Stirps radicata foliacea, vndique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu - neiformibus rotundatis.
Ellis tab. 29. fig. a.
4662. Pilosa. F. foliacea varie ramosa: poris in - fimo dente setaceo.
Ellis tab. 31. fig. a. b.
Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus carti - lagineus u. a.m.)
75. Tvbvlaria. Stirps radicata, filifor - mis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co - rallen des süßen Wassers, nähmlich die Feder - busch-Polypen, (Fr. polypes à panache) an welchen man so wie bey denen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unter - scheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, verhärtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Gestalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen wie kleine Därme an Wasserpflanzen umherranken sehen: andre die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badaja in die Höhe gewachsen waren: andre die sich zu tausenden dicht neben einander an Dämme ꝛc. angelegt hatten: andre die in dich - ten Klumpen in unzähliger Menge neben einander gebaut waren, u. s. w.
1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, geni - culis contoris.
Ellis tab. 16. fig. c.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta terminali striata radiata calcarea.
Donati tab. 2.
4673. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis vaginae annulatis, corpore intra vaginam abscondito.
Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ciliata.
(tab. 1. fig. 9.)
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch rangirt sind*)Götting. Magaz. 1. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f..
76. Corallina. Stirps radicata, geni - culata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com - pressis subreniformibus.
Solander tab. 20. fig. b.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub - turbinatis.
Ellis tab. 24. fig. a.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articulis superioribus eleuatis.
Ellis tab. 24. fig. f. g.
4. Conglutinata. C. stipite simplici subincru - stato, ramis dichotomis omnibus congluti - natis, fronde flabelliformi nuda.
Solander tab. 25. fig. 7.
4685. Penicillus. C. culmo simplici, ramis fasci - culatis fastigiatis dichotomis flexilibus con - tinuis.
Solander tab. 25. fig. 4. sqq.
77. Sertvlaria. Stirps radicata, tu - bulosa, cornea, nuda, articulata: den - ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man - cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge - meinen Austern finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken ver - gleichen kann.
1. Operculata. S. denticulis oppositis mucro - natis erectiusculis, ouariis obouatis oper - culatis, ramis alternis.
Ellis tab. 3. fig. b.
2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulo - sis, ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis.
Ellis tab. 1. fig. b.
3. Thuia. S. denticulis distichis adpressis, ouariis obouatis marginatis, stirpe dicho - toma disticha.
Ellis tab. 5. fig. b.
4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis alternis.
Ellis tab. 7. fig. a.
5. Polyzonias. S. denticulis alternis subden - ticulatis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe ramosa.
Ellis tab. 3. fig. a.
469Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich ge - funden.
78. Cellvlaria. Strips crustacea, la - pidescens, e cellulis seriatis composita, plerumque ramosa et articulata, tubulis adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C. denticulis alternis acutis, ramis dicho - tomis erectis fastigiatis.
Ellis tab. 18. fig. a.
2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa dichotoma articulis subcuneiformibus vno latere cellulosis.
Solander tab. 4. fig. c.
So wie die folgende Gattung aus Ostindien.
3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho - toma, articulis subciliatis, ouato-truncatis, vno latere planis celliferis.
Solander tab. 4. fig. d.
Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thier - pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden, manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn - lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen470 unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co - rallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenigstens die bey weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct verändern; (haben stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch die Infusionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
79. Pennatvla. Seefeder. Stirps libera, penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See - geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt - theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus sau - bere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fang - armen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenigstens über 500 solche kleine Arm - polypen gezählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin - nis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pinnis imbricatis.
Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.
Leuchten stark im Finstern.
4713. Rubra. P. stirpe carnosa, rachi pennata, pinnis imbricatis laeuibus.
B. S. Albinus l. c. fig. 3. 4.
80. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr. polype à bras en forme des cornes.) Cor - pus gelatinosum conicum. Os terminale cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*)s. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid. 1744. 4.Rösel Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigung.)H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4. sind gallertartig, halbdurchsichtig, und daher von un - geübten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein unersättlicher mit Fangarmen versehener Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben - dige Junge wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter los - reissen. Bey Annäherung des Winters aber mögen472 sie wohl Eyer legen*)Pallas elenchus Zoophytor. pag. 28., aus denen im Frühjahr die junge Brut hervor bricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaf - fen. Man kann mehrere Polypen in einander stecken, und so oder auf andre Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie einen Hand - schuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus - breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise einander auffressen, oder eigent - lich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen des Hrn. Hofr. Lich - tenberg**)s. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durch - schnüren, und während daß die Schlinge allmählich durchschneidet, werden die derweil getrennten Theile doch schon wieder aneinander wachsen u. s. w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. viri - dis tentaculis breuioribus.
(tab. 1. fig. 10.)
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beob - achtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
4732. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca, corpore longiore, cirris longissimis.
Rösel tab. 84. sqq.
3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype. H. aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.
Rösel tab. 78. sqq.
81. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr. polype à bouquet. ) Stirps ramosa, poly - pis terminalibus ore contractili (pleris - que ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein - schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Co - lonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schim - mel vorkommt, das aber bey der mindesten Er - schütterung des Glases für einen Augenblick ganz zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campanulatis.
(tab. 1. fig. 11.)
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 30).
82. Vorticella. Afterpolype. Corpus nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft tausende derselben beysammen versammelt sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.
4741. †. Stentarea. (hydra stentorea Linn.) V. cor - pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
Rösel tab. 94. fig. 7. 8.
2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-animal. ) V. corpore pellucido, ten - taculis rotatoriis ciliatis.
(tab. 1. fig. 12.)
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier - chen findet sich meist in allen stehenden Wassern und Infusionen, schwimmt überaus behende, ver - ändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wieder aufleben ꝛc. Der dunkle Körper im Vorderleibe des Räderthiers, den Herr Fontana, Spallan - zani u. a. seiner willkürlichen Bewegung ungeach - tet fürs Herz des Thierchens gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.
83. Vibrio. Corpus liberum, teres, elon - gatum.
1. †. Aceti. der Eßigaal. V. subrigidus, cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone re - tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f.
Dieser im Eßig. Eine verwandte Gattung in altem Buchbinderkleister.
84. Volvox. Corpus liberum, rotun - datum, gelatinosum, gyratile.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus, superficie granulata.
Rösel tab. 101. fig. 1-3.
475Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nachkommen - schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.
85. Chaos. Corpus liberum ...... (generi polymorphon, speciebus vniforme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnahmen die unzählbaren, dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich unübersehliche Gattungen im See - und süßen Wasser (– zumahl im stehenden –), oder im Aufguß von allerhand thierischen und vegetabili - schen Substanzen (daher diese dann Infusions - thierchen heißen), andre im reifen Samen der mehrsten männlicher Thiere u. s. w. finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami - milien abtheilen, deren jede aber wie gesagt zahl - lose Gattungen begreift:
A) Aquatile.
Die im Seewasser und mancherley stagniren - den süßen Wassern.
B) Infusorium.
Die so genannten Infusionsthierchen.
C) Spermaticum.
Die Samenthierchen, wovon die im männ - lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge - bildet ist.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge - wächsen, die sich von den Thieren, erstens durch die Unfähigkeit willkürlicher Bewegung, und dann durch die Wurzel unterscheiden (§. 3. u. 4.), wodurch sie ihren Nahrungssaft einsaugen, und die wohl der einzige äußere Theil ist, den alle Pflanzen (höchstens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostoks, der Trüffeln ꝛc. ) mit einander gemein haben.
Auch darin ist die Bildung der Gewächse überhaupt, von der allermehresten Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blät - ter, Blüthen ꝛc. nicht so beständig und bestimmt, sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist. *)Extensio minus definita.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in - nerer Bau, der sich in allen Theilen der Ge -477 wächse am Ende doch auf die eigentlich so ge - nannten Gefäße (Adern) und aus das dazwischen liegende Zellgewebe zu reduciren scheint.
Jene sind im Ganzen von zweyerley Art:
A) nämlich, eigentlich so genannte Saftgefäße (vasa succosa), so bloß Nahrungssaft führen. Sie verhärten mit der Zeit, zumahl bey Stauden und Bäumen (doch auch bey Ret - tichen, Kohlrabi ꝛc. ) zu Holz.
B) Luftröhren (vasa pneumatophora oder tracheae) die außer einigen Saft, auch dar - zwischen elastische Luft enthalten. Sie zeich - nen sich von den vorgedachten besonders auch dadurch aus, daß ihre Häute aus platten spi - ralförmig gewundenen Streischen bestehen*)s. Hedwig hist. nturalis muscorum frondosorum. P. I. tab. 2. fig. 9..
Das Zellgewebe (§. 164.) ist zumahl im so genannten Mark der Gewächse deutlich zu erkennen. Häufig enthält es einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (vtriculi).
Aus dieser so einförmigen Identität dieser wenigen organischen Bestandtheile der Ge - wächse (ihrer so genannten partium similarium) erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus478 zusammengesetzten Theile (der partium dissimi - larium) in einander. Der Blätter z. B. in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey gefülltem Blumen ꝛc. *)s. Hrn. Prof. Wolff in den nov. commentar. Petro - polit. T. XII. pag. 404. u. f. und des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch. die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.; auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln und diese hinge - gen in belaubte Aeste umwandeln kann**)Herr Marcellis hat auf seinem Landgute Vogel - sang, am Leidner Canal den Haarlem eine ganze Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt..
Die aus jenen organischen Grundstoff zu - sammengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur Ernährung und in die zur Fortpflan - zung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.
Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan - zen, wodurch ihnen nähmlich ihr Nahrungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, womit die aller - mehresten in der Erde fest sitzen, und deren Größe und Umfang zuweilen beträchtlicher ist als des ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft, mit welcher sie umherranken, ist so stark, daß wohl dicke Mauern, nicht nur durch große Eichen - wurzeln, sondern schon durch die kleinen Rau - penähnlichen Würzelchen des Epheus gesprengt479 werden können. Um auch nakte Mauern und Felse mit Gewächsen zu beleben, daß sie daran Würzel schlagen können, läßt die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so genannte plantas aëreas anfliegen, die wenig Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach - her die Samen größerer Pflanzen, die vom Winde und Vögeln dahin gebracht werden, auskeimen und Nahrung ziehen*)Wie aus ähnliche Weise in Süd-Indien anfäng - lich kahle Sandbänke allgemach mit Vegetabilien überzogen werden, zeigen die genauen Beobach - tungen des großen Nautischen Geographen Hrn. Alex. Dalrymple, on the formation of Islands in den philosoph. Transactions Vol. LVII. pag. 396..
Verschiedene Pflanzen ziehen aber ihre Nah - rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern leben, gleichsam wie Ungeziefer aus andern Ge - wächsen, und nähren sich, indem sie diesen einen Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher sie Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae) genannt werden. So die Baumkrätzen und viele andre Moose, der Mistel, die Flachsseide (cuscuta europaea und epithymum), die Vanille u. a. Epidendra ꝛc.
Anm. Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur - zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel - zafern immer an den Wurzeln gewisser andrer be - nachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel - ben nähren. So z. B. die hydnora africana an der euphorbia mauritanica u. a. – s. Schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
Da der eigentliche Nahrungssaft den die Wurzel einsaugt, aus bloßen Wasser besteht, so erklärt sich wie manche Gewächse auch außer dem Erdboden, z. B. Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, Kresse auf angefeuchteten Flanell, und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in nassen Papierspanen, Baumwolle ꝛc. ernährt werden und aufwachsen können.
Dieser Nahrungssaft wird zwar bey den Pflanzen durch besondre Saftgefäße (vasa ad - ducentia) die zunächst unter der Rinde meist nahe bey den Luftröhren laufen, von der Wurzel in die übrigen Theile hingeleitet, und der über - flüßige Saft nachher von da durch zurückführende Saftgefäße (vasa revehentia) die sich mehr im Zellgewebe aufhalten, wiederum hinab ge - bracht; aber doch nicht wie bey den rothblütigen Thieren durch einen wirklichen Kreislauf in den Körper vertheilt und umgetrieben.
Sie ähneln vielmehr sowohl hierin, als auch in dem bey vielen Gewächsen angemerkten so äußerst rapiden Wachsthum, manchen In - secten-Larven (§. 128. 140). Denn so hat man z. B. gefunden, daß eine Rübe, sechs Wochen nachdem sie gesäet worden, 671,600 mal schwe - rer gewogen als das Samenkorn woraus sie481 erwachsen, was folglich aus den Tag 15,990 1 / 2 mal beträgt.
Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel gleich über der Erde in Blätter vertheilt: bey den mehresten aber erst in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen Pflanze nennt) verlängert, der aber im Grunde die gleiche Structur wie die Wurzel selbst, be - hält. Zu äußerst nähmlich sind beide mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde und der Bast; weiter hinein die holzichte Sub - stanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der Mitte des Stam - mes das so genannte Mark befindlich ist, welches letztere aber mit zunehmenden Alter an Menge abzunehmen pflegt.
Bey den Stauden und Bäumen wird da, wo das Holz (§. 165.) außen an die Rinde stößt, alljährlich aus dem so genannten Bast oder Splint (liber) eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen (alburnum) erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl dieser concen - trischen Lagen ungefähr das Alter der Stämme schätzen kann.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen482 endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen wie die Wurzel oder der Stamm zusammengesetzt sind; indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Sub - stanz und Mark unterscheiden kann. Das Mark liegt in der Mitte des Blattes zwischen dem (meist doppelten) holzichten Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und dadurch die so genannten Blätter-Scelete verfertigen kann. Dieses hol - zichte Netz ist auf beiden Seiten des Blattes mit einer besondern Haut überzogen, die man insge - mein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen äußerst zarten Oberhäutchen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr verschieden, von weit zusammengesetzterem Bau, und vielmehr eine wahre Runde ist.
Anm. Diese Blatt-Rinde besteht, wie sich bey einer starken Vergrößerung zeigt, aus einem ungemein saubern Netze von Gesäßen, zwischen dessen Ma - schen zahlreiche Drüsen eingesprengt sind. Die Gestalt dieser Netze ist nicht nur bey den mannig - faltigen Gattungen der Gewächse, sondern auch auf den beiden Seiten ein und eben desselben Blat - tes, nach den verschiedenen Verrichtungen dieser beiden Seiten, deren im folgenden § gedacht wird, merklich verschieden.
Diese verschiednen Theile sind um so merk - würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät - ter selbst ist, da sie einerseits (zumahl bey den Bäumen und Stauden mittelst ihrer obern Seite)483 die überflüßigen Stoffe der Pflanzen, und darun - ter vorzüglich in der Hellung so viele den Men - schen und andern rothblütigen Thieren so wohl - thätige Lebens-Luft (Gas oxygène) ausdun - sten; andererseits aber sehr viele zu ihrer Selbst - erhaltung nöthige Stoffe, wässerige Dünste ꝛc. aus der Atmosphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Ernährung der Gewächse, zugleich aber auch einen so äußerst wichtigen Einfluß aus die Haushaltung der Natur im Großen haben.
Anm. Zu den allerkräftigsten stimulis (§. 6), wodurch die Lebenskräfte der Gewächse zu diesen Verrichtungen angereizt und ihre Thätigkeit erweckt und unter - halten wird, gehört Warme, und besonders Licht, dessen mächtiger Einfluß auf die Vegetation un - verkennbar ist.
Bey den mehresten Gewächsen der kältern Himmelstriche sind doch diese so wichtigen Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin - gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät - tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge - hindert werden und absterben, wird dadurch wohr - scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen484 (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tangel - oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehlbeeren, das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies - wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter alle Abend zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her, denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut wie im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer Nachmittags um 6 Uhr ein: sondern scheint ein Bedürfniß einer periodischen Erhohlung zu seyn, so gut wie der Schlaf der Thiere. So schließen sich auch gewisse Blumen zu bestimmten Stunden z. B. der gelbe Bocksbart (tragopogon luteus) früh nach 9 u. s. w.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be -485 wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, son - dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zu - mahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen als ob sie dawider gepreßt wären. *)Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor - den, und der nur oben an einer Seite ein kleines Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im Früh - jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Cartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war. – s. die Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston, Vol. II. P. I. pag. 147.Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der auerrhoa carambola, oder die Venus-Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren Blättchen, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augenblicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be - fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vielen486 Zwitterblüthen bemerkt wird; da z. B. die Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht - knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staub - beutel gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe - gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bey genauer physiologischer Prüfung aufs deutlichste von dem ausschließlichen Eigenthum der Thiere, nämlich der willkürlichen Bewe - gung, als von welcher auch bey den, wegen ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. B. beym hedysarum gyrans) keine ächte Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung, und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige mittelst derselben zu sich nähme! (– Davon schon oben §. 3. 4. –)
Außer den bisher beschriebenen Theilen der Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock mit Gabeln und Schlingen zum Fortranken und487 Anhalten; andre mit Dornen (aculei) in der Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die aus dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche Pflanzen der kältern und heißesten Erdstriche sind auch mit einem mehlichten oder wollichten Ue - berzuge bedeckt. Einige Gewächse der heißen Gegenden sind wie mit Perlchen, andre (mes - embryanthemum crystallinum) wie mit un - zähligen Wasserbläschen besetzt u. s. w.
Aus den gedachtermaßen von den Gewäch - sen eingesognen und in ihre festen Theilen verbrei - teten Nahrungssäften (§. 171. 177. ) werden nun die ihnen eigenen specifiken vegetabilischen Säfte bereitet, die man wieder in den durchs ganze Gewächs verbreiteten Hauptsaft und in die aus selbigem abgeschiednen besondern Localsäfte ein - theilt. Unter allen diesen eigentlich vegetabili - schen Säften herrscht sehr viele merkwürdige Ver - schiedenheit. Manche Gewächse z. B. enthalten einen milchichten, theils ätzenden Saft; andre geben Gummi; verschiedne Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter ein Harz; andre Pflanzentheile enthalten Mehl, Zucker, Manna, Wachs, fette und ätherische Oele, Campfer ꝛc. Einige wenige das so genannte Federharz (cahutchuc) u. s. w. *)Zu den allerauffallendsten Producten des Secretions - geschäftes der Gewächse gehört wohl das längst488 berühmte aber erst neuerlich recht untersuchte Ta - baschir, eine meist milchblaue, an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambus - rohrs findet, und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mine - ralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. – s. Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX und LXXXI.
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun - gen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzichten entzündbaren des weißen Diptams ꝛc. –
Merkwürdig ist auch in Rücksicht auf den Ge - ruch der Pflanzen und ihrer Theile, das manche wie z. B. die Orangenblüthen denselben noch lange nach dem Tode behalten; andre, wie die Resede, ihren hingegen alsdann verlieren; noch andre aber wie z. B. der Ziegerklee (trifolium melilotus) und selbst die Theeblätter denselben erst alsdann in ihrer ganzen Stärke bekommen.
Daß aber diese verschiednen Säfte durch mancherley Abscheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den verschiednen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver - schiedenheit des Bodens und des Climas zur verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen - heit ihrer Säfte, verändert werden, dadurch von ihren Kräften verlieren ꝛc. andre hingegen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden. Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be - stimmten, ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man zuweilen schon aus den wild wachsenden Gewäch - sen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo - dens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtig - sten Gewächsen den großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich schei - nenden Getreidearten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch so robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen Himmelsstrichen; die aus Chili abstammenden Cartoffeln nun in allen fünf Welttheilen fortkommen ꝛc. ; oder, wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie z. B. die Cocospalme, die eben so üppig in steinichten und Sandland als im fetten Erd - reich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß ge - wisse Länder (wie z. B. das Cap und Neu-Hol - land) eine so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließ - lich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ord - nungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänz - lich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast keine Kohl - und Rübenarten. So finden sich aus den Westindischen Inseln vergleichungsweise äußerst wenige Moose (musci frondosi) und hingegen desto mannigfaltigere Farnkräuter ꝛc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rücksicht der Vegetation der Gewächse anmer - kenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten (§. 131.) statt hat, daß nähm - lich manche nur isolirt und einsam leben, da hin - gegen andere dicht beysammen bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken über - ziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge - wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen; und end - lich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thier - reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto ge - wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver - mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey vielen andern hat es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen - hängenden Stämmen, der, nach einer vor zehn Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mit - tags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan - zungsart, durch Augen. So nennt man nähm - lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla - gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von selbst ab: keimen auch, wenn man sie vorsichtig492 säet, wie ein Same auf. Man kann bekannt - lich diese Augen andern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausgeschossene Reis ein - pfropfen.
Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigent - lichen an Lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fort - lebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das übrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort - pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan - zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 189.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht oder auf andre Weise zu Sa - men reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Frucht - boden (receptaculum) verschiedne ausgezeich - net gebildete Theile, von welchen einige männ - lich, andre weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen493 ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Nur unter - scheiden sie sich dadurch, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebens - lang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk - zeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt. Die Geschlechts - theile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männ - lichen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen, welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge - nannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt ent - weder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blu - menblätter (germen superum), oder wie bey der Rose, bey den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält im - mer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer - stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß494 sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver - bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus dem Faden (filamen - tum), und dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem meh - lichten Staub überzogen, der aber (wie man unter einer starken Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht, die bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben, und ein unendlich feineres duftiges Pulver ent - halten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt.
Bey der Befruchtung fällt jener Blumen - staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschüt - ten, welches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vor - räthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar ge - wesenen Samenkörner befruchtet. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese beiderley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 30.), ver - bunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die andern bloß weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie z. B. bey der Hasel - nüssen, Wallnüssen, Gurken, ꝛc. Andre Ge - wächse, wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch andern aber wie z. B. beym Hanf, Hopfen u. s. w. sind die beiden Ge - schlechter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblüthigen und vielen andern Thieren abge - sondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine andre aber, die übrigens von der gleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei - nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch496 (Calix), und die so genannten Nectaria, aus deren Saft die Bienen ihren Honig ziehen (S. 372), zu merken. Ueberhaupt theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und irreguläre. Bey jenen nähmlich haben die einzelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen sind sie in ungleicher Proportion.
Außerdem aber finden sich noch viele andre Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der Blü - then, die großentheils auch in Beziehung mit dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen, und daher zur Kenntniß derselben, besonders auch zur Gründung eines natürlichen Pflanzensystems von Wichtigkeit sind.
Bey den vollkommenern oder eigentlich so genannten Moosen (musci frondosi ꝛc. ) ist, wie die wichtigen Entdeckungen des Hrn. Prof. Hedwig gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Be - fruchtungswerkzeuge mit denen bey andern Ge - wächsen weit größer, als man vorher geglaubt hatte. Das saubere fast becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben, enthält gleichsam als Fruchtknote (§. 194.) die kleinen Samenkörnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle des Griffels und der Narbe (§. 194.) vertritt, von dem männlichen Blumenstaube be - sonderer, theils Rosen - oder Sternförmiger Theile befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel - len, Ulven, Conserven, und beym See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver - schieden, obschon bey den wenigsten noch nicht genau genug untersucht; bey manchen aber, wie z. B. bey der oben erwähnten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 17. und 30 –), zur Bewunde - rung einfach.
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln ꝛc. und des Schimmels, deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk - les hat*)Ein scharfsinniger Naturforscher, und der sich be - sonders mit dem Studium der Schwämme be - schäftigt, Hr. Persoon, ist geneigt, dieselben für Pflanzen zu halten, die sich bloß als nackte Fructi - ficationstheile darstellen. – s. Hrn. Prof. Voigt's Magazin VIII. B. 4tes. St. S. 80 u. f..
Bey den vollkommnern, im eigentlichen Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch - tung die übrigen nun überflüßigen Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte Frucht - knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen.
Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa - menkörner selbst*)Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum. Stutg. 1788. 4., als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man - nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht auf ihre weite Verbreitung**)G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede. zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe. und auf ihr weiteres Bekleiben ꝛc. der Erhaltung der Gattun - gen aufs weiseste angemessen. Auch ist der be - kannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wur - zelzäserchen unter sich, und hingegen den Blatt - keim (plumula) über sich treiben***)S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter on the blood, inflammation, and Gun-shot wounds pag. 237.. Zur allerersten Ernährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die Samenlappen oder Kern - stücken (cotyledones) die vorher die Haupt - masse des Samenkerns ausmachten.
Viele Samen sind in eine holzartige aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem499 saftigen Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem großgewach - senen fleischigen Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die folglich, genau und bestimmt zu reden, nicht sollten Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine ei - gene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch - sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung Poma - ceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß ent - hält, die dann Steinfrüchte (Drupaceae) ge - nannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16. ) scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung geben zu können: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus - geartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war.
500So ist der Stängel (§. 174.) bey manchen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden Naturstande acaules sind (z. B. carlina acaulis u. a.m.).
Andererseits verlieren manche Gewächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie im Natur - zustande hatten. So wird z. B. die Indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur inermis.
Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den Thieren gar nicht statt haben können, wie z. B. die Ausartung der männlichen Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.), worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf - sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard - pflanzen, die eine Gattung von Toback (nico - tiana rustica) endlich vollkommen in eine andre (nicotiana paniculata) verwandelt und umge - schaffen*)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freylich mit der Lehre von vermeinten präformirten Keimen schlechter - dings nicht, aber, wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.
501Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene aber doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe bey - sammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge - wächsreich ungleich zahlreicher als unter den Thieren. Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per excessum S. 20.); doppelte an einander gewachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. vielfache Kornähren, Rosen, aus deren Mitte andre kleine Rosen hervor schießen u. s. w.
Anm. Besonders gehört dahin die Peloria, eine monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe dreyer Arten von Antirrhinum; nähmlich linaria, elatine und spurium, deren Entstehungsart der sel. D. Merk in Ravensvurg scharfsinnig erklärt hat*)s. Götting. gel. Anz. 1774. 121. Stück..
Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bey manchen nie über eine einzige Stunde, und bey andern hingegen oft über Jahrtausende erstreckt. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen in perennirende und Som - mergewächse, welche letztere nähmlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.
502Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen Vertrocknen, das im Thierreich beym Räderthier (S. 474) und bey den Kleisteraalen angemerkt worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be - rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre - mella nostoc). Ich habe von dieser merkwürdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini deneganda ꝛc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas weniges kurz zu berühren.
Der wichtige Einfluß, den sie in der haus - haltung der Natur im Großen durch Erzeugung der Lebensluft haben, ist schon oben erwähnt (§. 177).
Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen Nutzen leistet die unermeßliche Menge der in der Erde vermodernden Wurzelstuken, des abfallen - den Laubes u. dergl. m. die zu Garten - und Damm-Erde werden, und so viel zur allgemei - nen Fruchtbarkeit des Erdreichs beytragen.
Des Schmuckes zu geschweigen, womit das Gewächsreich weit mehr als die andern beiden Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck der Schöpfung schön zu machen, durch ihre heitern abwechselnden Farben überall Leben und Munterkeit, und großentheils auch durch ihre balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten: was dann die Kunst in der Lustgärtnerey weiter benutzt.
Die mancherley Futterkräuter und theils auch Wurzeln, Früchte ꝛc. dienen zur Nahrung der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge - nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie - nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung der Ge - wächse für den Menschen betrifft, so giebt es erstens einige derselben, mit welchen ganze Na - tionen die mannigfaltigste Bedürfnisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind als andere mit gewissen Säugethieren (den Seehun - den, dem Renthier ꝛc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumahl für die Malayische Menschen-Rasse (– S. 62. –) und gewisser - maßen auch die gemeine Birke für manche Na - tionen von der Mongolischen (– S. 61. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die ohne weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel zu genieße bey mancherley Früchte. Zumahl in den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera); die verschiednen Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Baco - ves von der musa sapientum). Für die Ma -504 layische Menschen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa*)Dieser so wichtige Baum ist nun seit a.1792. durch den großen Seefahrer, den jetzigen Admiral Bligh, glücklich nach den Westindischen Inseln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst habe ich in der medicinischen Bibliothek III. B. S. 722. u. f. einige Nachricht gegeben.], die nur bloß vorher ge - schält und geröstet zu werden braucht.
So auch die vielen Gattungen von Beeren, die ebenfalls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel abgeben.
Desgleichen die Castaneen, Cocosnüsse ꝛc.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor - dernde Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beiden Indien die Bataten (convolvulus batatas). Im wärmern America die Yams-Wurzeln (dioscorea alata, sativa ꝛc. ), Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) u. dergl. m.
so mancherley Hülsenfrüchte;
und Gemüse.
Dann die Getreidearten, nebst dem Mais (zea mays); Buchweizen oder Heidekorn (po - lygonum fagopyrum); Reis (oryza sativa und montana), zumahl für die Morgenländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum) für viele Africanische Völkerschaften, und das Teff (poa abyssinica) für die Habessinier ꝛc.
505Und die besondern Pflanzentheile, die von einigen Völkern als gewöhnliches Nahrungs - mittel häufigst gegessen werden, wie das Sagu - mark (von cycas circinalis ꝛc. ); das Senegal -- Gummi (von mimosa senegal) u. s. w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen. Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus dem Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber in Nord-America aus acer saccharinum (der Maplezucker); auf Sumatra ꝛc. aus der Anu - Plame; auf Island aus den fucus sacchari - nus; in Kamtschatka aus dem heracleum sibi - ricum ꝛc.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Oehl, Essig ꝛc.
Tobak, Betel (piper betle) zum Kauen.
Als Getränke erst die natürliche Pflanzen - milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley Biere, (unter andern das Spruce - Bier aus der pinus canadensis ꝛc.).
Die verschiednen weinichten Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andre berauschende Getränke, Branntwein, Arak, Rum, Kirsch - wasser ꝛc. ꝛc.
506Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur - zeln, wie z. B. bey den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee aus piper latifolium ꝛc.
Auch zu gleichem Zweck Opium.
Und der Rauchtoback: und der auf gleiche Weise genossene Hanf ꝛc.
Endlich unsre dreyerley warmen Getränke. Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee (von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts), und bey den Mongolen der Schinesische Ziegel - Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von den verschiednen Gattunge gossypium und bom - bax; Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche Neu-Seeländische Sei - denflachs vom phormium tenax; die Südländi - schen Zeuge vom Baste der morus papyrifera und des Brotbaums ꝛc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei - nen Brennholz in manchen Gegenden besondre Arten; wie z. B. auf den Alpen rhododen - dron ferrugineum, auf den Heiden erica vul - garis ꝛc.
507Der Torf (von sphagnum palustre, carex caespitosa ꝛc.).
Kohlen, Zunder, Lunden ꝛc.
Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo bambus.)
Zum Dachdecken, Schilf, Stroh, – bey den Südsee-Insulanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl - würmer ꝛc. der Seewier (zostera marina).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künstler und Handwerker alle das verschiedne Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechsler, Faßbinder ꝛc.
Desgleichen bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keulen - baums, casuarina equisetifolia, zu den kunst - reichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-In - sulaner).
Cocosnußschaalen, Bambusrohre, Calabas - sen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.
508Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum Korbflechten ꝛc. – Kork ꝛc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur Färberey, zum Gärben, Waschen ꝛc.
Gummi-Senegal zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.
Oehle, Firnisse ꝛc.
Sode und Pottasche.
Auch die mehreste Schreibmaterialien sind bloß aus dem Gewächsreich genommen. Schreib - rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), Malaba - rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme ꝛc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte - sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.
Schädlich sind dagegen am meisten das Unkraut und die giftigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf seine Faßlichkeit gegründeten Beyfall ausgenommen509 worden, als das Linnéische Sexualsystem: das den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen und deren verschiedner Anzahl und Verhältniß angepaßt ist; da nähmlich die Classen nach der Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält - niß der Lage und Verbindung mit den Staub - wegen; – die Ordnungen aber meist nach der Anzahl dieser letztern bestimmt sind.
Mineralien oder Foßilien sind die unorgani - schen Naturkörper (§. 2.4. ), die nähmlich nach den bloß-physischen und chemischen Gesetzen, und zwar ausschließlich auf und in der Erde gebildet werden.
Anm. Ausschließlich auf und in der Erde: — mithin gehört das Wasser schon deshalb nicht in die Mi - neralogie, weil es auch als Regen ꝛc. herabfällt.
Außer einigen wenigen tropfbarflüßigen Mi - neralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die übrigen fest; aber doch sämtlich erst im flüßigen Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht 1 / 6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs selbst flüssig gewesen seyn muß*)Die Unentbehrlichkeit einiger solcher Grundkennt - nisse von Geogenie zum philosophischen Studium der Mineralogie, bedarf keines Erweises. Nur512 müssen diese Grundkenntnisse den geognostischen Phänomenen entsprechen, und strenge Prüfung der geläuterten Physik und Chemie aushalten. Mit ist kein Versuch eines geogenischen Systems be - kannt (– und man zählte deren doch schon a. 1764 nicht weniger als 49 –) der diese Forderungen so erfüllte als der in Hrn. Prof. de Lüc's geologischen Briefen, die in Hr, Prof. Voigt's Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen Hand - schrift übersetzt sind..
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Primordialfluidum die Stoffe zu den ältesten der uns bekannten Foßilienarten in sich aufgelöst enthalten hat.
Durch die successiven Niederschläge und andre chemische Proceße die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die ältesten Arten von Gebirgslagen ihre Festigkeit erhalten.
Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem primitiven Granit seine Entstehung; als welcher nun die selbstständige uranfängliche feste Rinde unseres Planeten aus - zumachen, und den später gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und wieder, zumahl in den größten und höchsten Ge - birgsketten zu Tage hervorragt.
513Deshalb werden dann die Granitgebirge in der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge (montes primordiales s. primitivi) genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abgesetzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so wie das Mischungsverhältniß im Primordial - fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Präci - pitationen verändert ward, sowohl von dem Gra - nit der Urgebirge, als untereinander selbst, ver - schieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zwey - ten Classe sind größtentheils von schieferigen Ge - füge (wie z. B. der Thonschiefer, Kieselschiefer, Glimmerschiefer ꝛc. ), und in mächtigen Lagen stratificirt; welche Lagen dann durch gewaltsame, nach ihrer Entstehung erfolgte Revolutionen eine abhängende, gestürzte Richtung erhalten haben.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an - gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe - mahlige Risse und Spalten, die allgemach mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung (das sich nach der Hand darin abgesetzt,) wie - derum mehr oder weniger ausgefüllt worden. *)A. G. Werner's neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freyberg 1791. 8.Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder sogenannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt. 514Daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des practischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-Ge - birge, weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließ - lich, aber doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.
Eine dritte Classen von Gebirgen von noch späterer Entstehung, daher sie auf den vorigen aufsitzt, unterscheidet sich wiederum auffallend von denselben. Sie sind nähmlich zwar auch stratificirt, aber meist in weit flacheren und mehrentheils wellenförmigen Lagen, von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der Stoffe. Auch machen sie insgemein*)Insgemein: – denn hin und wieder finden sich auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa zwischen manchen Savonischen - und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Clafter doch über der Meeresfläche; und andrerseits weit nie - drigere Urgebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Clafter über des Meeres seiner erhaben ist. nur die niedern Berg - rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be - sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten organi - sirter Körper gleichsam wimmeln, von welchen hingegen jene Arten von Gebirgen höchstens nur515 zuweilen an der äußern Grenze einige Spur zeigen. Die mehresten dieser Petresacten sind so genannte Incognita, zu welchen sich nähmlich in der jetzigen organisirten Schöpfung keine Ori - ginale mehr finden; so z. B. die Belemniten, ein paar hundert verschiedene Gattungen von Am - moniten u. s. w. Diese Incognita sind aber wie alle Analogie lehrt, Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchy - liolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie in einem Corallenrief ꝛc. ), so daß man aus allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötz - liche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachtermaßen in diesen Gebirgen man - nigfaltig abwechselnden Lagen, werden von den deutschen Bergleuten Flöze und daher diese Classe von Gebirgen selbst Flözgerbirge genannt.
Von diesen drey Hauptclassen von Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeit - räumen, – durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zusammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, kann man viertens auch die lockeren Fossilien-Lager (Fr. couches meubles) unterscheiden, die sich hin und wieder,516 doch meist nur im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die Lager von lockerm Sand, Lehm, Mergeltuff ꝛc. welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum bewundern gut erhaltne Reste von Seeconchylien und zwar an manchen Orten in unübersehlicher Menge*)So z. B. in der Falüniere in Touraine; einer Masse solcher calcinirten Seekonchylien, die nach Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic - Klaftern halten soll. enthalten.
Man pflegt diese lockeren Fossilien-Lager unter der Benennung von aufgeschwemmten Lande zu begreifen.
Endlich aber gibt es außer diesen vier Classen von festen Gebirgen (§. 229-331. ) und lockeren Fossilien-Lagern (§. 232.) die sämmtlich aus dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind, auch noch fünftens hin und wieder theils ganze Berge, theils doch beträchtliche Fossilien-Lager, die offenbar auf dem trockenen Wege, nähmlich durch Feuer gebildet werden, oder doch durch dessen Einwirkung große Veränderung erlitten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.
517Die flachen Lagen aber nennt man durch Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von denen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudovulcanische Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts - und Lager-Stätten der Fossilien*)Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas - sification s. mit mehrerenJ. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgs - lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.A. G. Werner's kurze Classification und Be - schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dresden 1787. 4.C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun - gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte des Harzgebirges, und dem Cabinet der Har - zischen Gebirgsarten.Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgs - arten sind z. B. die Voigtischen, die Charpentie - rische, und die des Hrn. Past. Heim zu Gumpel - stadt im Meiningischen. im Ganzen von einander zu unterscheiden sind; so begreift sich doch aus dem was von ihrer Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie an den Grenzen, wo die einen an die andern518 stoßen, zuweilen durch unmerkliche Uebergänge gleichsam zusammen fließen müssen.
Besonders gilt dieß von manchen so ge - nannten vulcanischen und pseudovulcanischen Pro - ducten, als welche nach Verschiedenheit der Pri - mordialstoffe, aus welchen sie mittelst Einwir - kung des Feuers entstanden, und der Umstände und Modificationen unter welchen sie demselben ausgesetzt gewesen, selbst gar sehr verschieden ausfallen mußten; und da, wo jene Einwirkung nur sehr gering und schwach war, oft kaum merkliche Veränderung desjenigen Ansehns zei - gen, das sie bey ihrer ersten Entstehung auf dem nassen Wege erhalten hatten.
Zur gründlichen Kenntniß der Mineralien selbst, (von deren Geburts - und Lager-Stätte bis jetzt gehandelt war,) gehört sowohl die ge - naue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen, als die Untersuchung ihrer Bestandtheile mittelst der chemischen Analyse.
Die wichtigsten äußeren Kennzeichen*)Um diesen Theil der Methodologie des mineralo - gischen Studiums hat sich Herr Berg-Commiß. R. Werner ausnehmendes Verdienst erworben. Be - sonders durch die classische Schrift von den äußer - lichen Kennzeichen der Fossilien. Leipzig 1774. 8. sind: Farbe, Grad der Durchsichtigkeit, und des Glanzes, Beschaffenheit des Bruchs, und des519 Strichs den manche geben wenn sie gekratzt oder geschabt werden, Gefüge, Härte, Schwere*)Pesanteur specifique des corps. – par M. Brisson. Par. 1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz. 1796. 8.Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fahrenh. angenommen. – Wo ein L. dabey besteht, bedeutet es Hrn. Hofrath Lichtenbergs Wägung, der die Gefälligkeit gehabt hat, verschiedene besonders merkwürdige Steinarten, deren specifisches Gewicht entweder noch unbekannt, oder von verschiednen Schriftstellern gar zu auf - fallend verschieden angegeben war, in ausgesuchten vollkommen reinen Stücken aus meiner Samm - lung, auf mein Ersuchen zu wiegen. u. s. w. Zumahl aber bey denen, wo sie statt hat, die Crystallisation**)Crystallographie par M. de Romé de l'Isle, 2de Edit. Par. 1783. IV Bände. 8.Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich - tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu - strie-Schule unter der Aufsicht des Mathematikus, Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für 1 1 / 2 Rthl. zu haben., d. h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungsart von Faßetten***)Folglich versteht sich von selbst, daß man nach diesem Begriff von wahrem Crystall, nicht etwa die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi - nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen Eisensteins, ꝛc. damit verwechseln dürfe.Eben so genau müssen auch ursprüngliche Crystallen von so genannten After-Crystallen un -520 terschieden werden, da nähmlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befindlich ge - wesenen, aber allgemach aufgelösten Crystalls an - derer Art eingenommen hat. So z. B. die so ge - nannten crystallisirten Hornsteine von Schneeberg ꝛc.Noch eine dritte Warnung ist doch auch für Anfänger nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein Foßil für dessen eigne Crystallisation halte. So z. B. bey manchem Chalcedon., und der so genannte Durchgang der Blätter, der sich nach dem Verhältniß der Außen-Flächen eines Crystalls zum Kerne desselben richtet*)s. Essay d'une théorie sur la structure des crystaux, par M. l'Abbé Haüy. Par. 1784. 8..
Auch gehören dahin die so genannten phy - sicalischen Kennzeichen, z. B. die Phosphores - cenz, Electricität, das Verhalten zum Magnet ꝛc. und bey den durchsichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verdoppeln.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand - theile**)S. Emmerlings und Hoffmanns systematisch-ta - bellarisches Verzeichniß aller bis jetzt in Rücksicht ihres Mischungsverhältnisses, untersuchten minera - logisch-einfachen Fossilien, im Bergmänn. Journ. II. Jahrg. I. B. S. 417 u. f.Und J. C. W. Remlers Tabellen über das Verhältniß der Bestandtheile der in neuern Zeiten genauer untersuchten Stein - und Erdarten.Desgl. auch über die Erzarten und brennbaren Mineralien Beide Erf. 1790. fol. der Fossilien (§. 235.) gehört theils521 des Verhalten derselben im Feuer, das auf dem sogenannten trockenen Wege, besonders mittelst des Löthrohrs*)Gust. von Engeström's Beschreibung eines mine - ralogischen Taschen-Laboratoriums und insbeson - dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie. Mit Anmerk. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage. Greifsw. 1782. 8.Unser Herr Hofmech. Klindworth verfertigt dergleichen Taschen-Laboratoria, das Stück zu einem Louisd'or., erkannt wird; vorzüglichst aber die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien ꝛc. **)s. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B. seiner kleinen physicalisch-chemischen Abhandlungenund J. F. A. Göttling's chemisches Probir - Cabinet zum Handgebrauche Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus ꝛc.
Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Chemi - kern angestellten Analysen eines und eben desselben Foßils zuweilen so sehr von einander abweichend ausgefallen sind, wird kein Vernünftiger der Wis - senschaft selbst zum Vorwurf machen; sondern es zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und Wiederholung der Versuche dazu gehört, um dabey gegen Selbsttäuschung und Irthum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff - lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen können und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber nichts von der bewundernswürdigen Zusammen - setzung und specifischen Verbindungsart dieser Stoffe, wodurch z. B. die Thonerde zum Saphir, oder in Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen zum Turmalin wird! – s. Hrn.522 Hofr. Lichtenberg im Göttingischen Taschenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. – und Hrn. de Lüc in Hrn. Prof. Voigt's Magazin IX. Band, 1. Stück. S. 74. u. f.
Uebrigens ergibt sich aus dem Begriff von unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge - gensatz der organisirten und der so ganz verschie - denen Entstehungsweise derselben, von selbst, daß bey aller Anwendung der gedachten beyderley wichtigen Hülfsmittel zu Bestimmung der Fossi - lien (§. 235-327. ) dennoch, wenn man etwa die einfachern ausnimmt (wie z. B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle ꝛc. ) bey den übrigen keine so positive Characteristik der Gattungen (species) als bey den organisirten Körpern; mithin aber well mehr willkürliches in der Ver - theilung derselben unter ihre Geschlechter (ge - nera) statt hat.
Denn da erstens selbst das ursprüngliche Mischungsverhältniß der Bestandtheile vieler einander übrigens ähnlichen Fossilien in den mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent - stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und theils durch fast unmerkliche Nüancen gleichsam zusammenfließende Uebergänge, in deren Stufen - folge zwar die Extreme auffallend genug sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumahl in einzelnen Exemplaren, bey weitem keine so bestimmten Grenzen als bey den orga -523 nisirten Körpern sich ziehen lassen. Besonders ist dieß der Fall bey den vererzten Metallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten gemischten Gehalts.
Zweytens aber werden diese Uebergänze auch durch die Decomposition und Auflösung vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt, da z. B. manche Steinarten durch den Verlust ihres so genannten Crystallisationswassers, manche Erze durch die Einwirkung von Säuren ꝛc. allmählig verwittern, und durch diese Modification zu Fos - silien anderer Art gleichsam umgewandelt werden.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach der alten (– meines Wissens zuerst von Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Erden und Steine.
II. Metalle.
III. Die übrigen (– und eigentlich so genannten –) brennlichen Mineralien.
IV. Salze.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weit unentbehrlicher ist als bey der Zoologie und Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus - helfen können und in hundert Fällen schlechterdings aushelfen müssen) und doch das Selbstsammeln für die mehrsten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist ein sehr verdienstliches Unter - nehmen, daß man bey der Mineralien-Nieder - lage zu Freyberg kleine Mineralien Sammlungen (versteht sich bey weiten nicht von bloßen Gebirgs - arten, als welche nur den fünften Theil davon ausmachen) zum Verkauf gefertigt hat, die 200 instruktive Stücke enthalten, und doch nur 4 Louis - d'or kosten, und derentwegen sich die Liebhaber an Hrn. C. A. S. Hoffmann in Freyberg zu wenden haben.
Erden und Steine sind diejenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*)Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alka - lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn daß sich z. B. selbst die Kieselerde in Verbindung mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edin - burgh. Vol. III. S. 119. u. f. nicht wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich sogenannten Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch wie diese letztern schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen. **)Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergmann.Ueberhaupt sind sie sehr feuerbeständig und streng - flüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers seine höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man folgende sieben bis acht primitive oder Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossilien dieser Classe unter eben so viel davon benannte Geschlechter geordnet werden:
I. Kiesel-Erde.
II. Zircon-Erde.
III. Thon - (oder Alaun -) Erde.
IV. Talk - (oder Bitter -) Erde.
V. Kalk-Erde.
VI. Strontian-Erde.
VII. Schwer-Erde, und
VIII. Austral-Erde, welche letztere doch aber erst noch wiederholte genaue Prufung er - wartet, ehe sie mit der Sicherheit wie die übrigen sieben ihren Platz unter den eigenthüm - lichen Grund-Erden behaupten kann.
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon die - ses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird sie von keiner andern als der Spathsäure ange - griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem Laugensalz (der Soda und Pottasche) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vitrescible Erde genannt wird. *)Da sich die zahlreichen Gattungen dieses Geschlechts vor der Hand noch nicht alle in eine rech natür - liche Stufenfolge wollen bringen lassen, sondern gleichsam in mehrere Familien zerfallen, so habe ich die Grenzen zwischen diesen durch Absätze mit Querlinien anzudeuten gesucht.
1. Quarz.
Diese Gattung begreift zwey Hauptarten, 1. nähmlich der Bergcrystall, und 2. den gemei - nen Quarz.
1) Bergcrystall.
Eigentlich farbenlos, doch theils (– zumahl in den dreyen nachher besonders zu unterscheiden - den Unterarten –) verschiedentlich gefärbt: der farbenlose eigentlich wasserhell, aber auch theils milchicht, trübe: von Glasglanz: flach muschelichen Bruch: ist gemeiniglich crystallisirt, in sechsseiti - ger Säule (die Flächen in die Quere feingestreift) mit sechsseitiger Endspitze (– tab. 1. fig. 19. –) meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest -530 gewachsen: und dann theils in sehr großen Cry - stallen von mehreren Centnern (so zumahl in der Schweiz und auf Madagascar): oft aber auch nicht festgewachsen, sondern lose, und dann rein auscrystallisirt, d. h. mit beiderseitigen Endspitzen: darunter besonders die kleinen aber ausnehmend Wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken (z. B. die Ungarschen aus der Marmorscher Ge - spanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z. B. die Ceilanischen Keys oder Kiesel): – das spe - cifisches Gewicht eines vollkommen Wasserhellen (von Madagascar) = 2653. Gehalt = 93 Kiesel - Erde, 6 Thon-Erde, 1 Kalk-Erde.
Nicht selten hält er fremdartige Fossilien ein - geschlossen, z. B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahl - stein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titanschörl ꝛc. : zuweilen Wassertropfen. Selten findet et sich mit geraden hohlen Röhrchen durchzogen (zumahl am St. Gotthardt).
Nachstehende drey Steinarten können wohl als bloße nah zusammen verwandte Abarten des Bergcrystalls angesehen werden, da sie sich oft alle dreye beysammen finden (z. B. in Achat - nieren und Porphyrkugeln), auch zuweilen deutlich in einander übergehen.
a. Citrin.
Meist von weingelber Farbe. in Böh - men, und von vorzüglicher Größe in Permien. – Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase. –
b. Rauchcrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste heißt Morion. Vorzüglich hart unter den Ceilanischen-Keys; sehr groß in der Schweiz.
531c. Amethyst.
Violet in mancherley Abstufungen; zuweilen (– aber nicht beständig und nicht ausschließlich –) von stänglich zusammengehäuften Gefüge, theils wie faserig; die härtesten und schönstfarbigen in Ostindien und Persien.
2) Gemeiner Quarz.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver - breiteten Fossilien. Meist weißlicht: aber auch außer den beiden nachher besonders zu nennenden farbi - gen Abarten, in mancherley andern Farben: mehr oder weniger durchscheinend. Meist von Glas - glanz, theils aber fettglänzend. häufigst unge - formt: theils aber wie der Bergcrystall geformt: zuweilen als Aftercrystall (S. 236 not. ***): hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig ꝛc. Der Bruch meist muschelicht; zuweilen ins splitterige, körnige ꝛc. Meist phos - phorescirt er, wenn mau zwey Stücken im Dunkeln an einander reibt mit brenzlichem Geruche. Zu - weilen kriegt er durch dicht eingemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine eigne Art von schuppigem Gefüge ein besonderes schimmerndes An - sehen: so vorzüglich der zimmthraune Spanische vom Cabo de Gates (das so genannte natürliche Avanturino).
Ein paar eigne Abarten sind
a. Rosenquarz.
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe, und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und theils mit schaaligen Ablosungen; besonders in Baiern, in starken Lagern.
532b. Prasem.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe, und diese von innig beygemengten Strahlstein. Meist ungeformt: bricht besonders bey Breiten - brunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter. (Tofus siliceus thermalis.)
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er - höhte Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbindung mit Sode aufgelöst (§. 242. not. *) und dann als Sinter abgesetzt. Er ist weiß, einerseits ins Milchblaue, anderseits ins Rahmgelbe. Meist undurchsichtig. Wie der Kalk - sinter von mancherley besonderer Gestalt; theils wie über einander getropft oder geflossen; traubig ꝛc. Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig ꝛc. Gewöhnlich als Ueberzug über andere Steine, zu - weilen aber auch sogar über Moos. In vorzüg - licher Menge und Mannigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamtschatka.
3. Chalcedon.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und des Achats. Denn die ersten beiden differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und eini - gen andern Steinarten zusammen gemengt oder gemischt.
1) Gemeiner Chalcedon.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols, ins Rauchbraune des Onyx ꝛc. Eine rahmgelbe Abart hat den Mongolischen Nahmen Kascholong (d. h. schöner Stein). Oft ist der Chalcedon auch533 streifig, wolkicht ꝛc. In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bey manchen orientalischen) zuweilen Carneol - und Onyx-farbig; häufigst scheinen sie hingegen vom Braunstein herzurühren: – manche Isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das An - sehen vom Wasserfaden-Moos (Conferven) zu haben scheint. Das Phänomen ließ sich wohl, nach dem was oben vom Kieselsinter gesagt wor - den, begreifen. Zeichnungen (Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger durchscheinend: von Fettglanz: meist ebenem Bruch: oft von mancherley besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder in Nieren, Mandeln, Kugeln ꝛc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten mit eingeschloßnen Höhlungen, und in diesen zu - weilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine): anderwärts auch theils wie gehackt, zellig ꝛc. auch mit Crystallisations-Eindrücken (S. 236. not. ***) oder als Aftercrystallen: spec. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer = 84 Kiesel-Erde, 16 Thon-Erde. Oft macht er Uebergänge in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.
2) Onyx, Camahuja, Nicolo.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf abwechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chalcedon. Hauptgebrauch bey den alten griechischen Steinschneidern zu Cameen ꝛc.
3) Carneol, Corneol. Sarda.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe, anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer534 Art vor allen die köstliche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de la vieille roche), die mit auf - fallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber bluthroth, wie ein böhmischer Granat und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten größten Meisterwerke der alten griechischen und etruskischen Steinschneidekunst gegraben sind.
4) Achat.
Wie gesagt ein Gemengsel von mehreren der vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst), Heliotrop, Jaspis ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die mancherley Benennungen z. B. Achatonyx, Jaspachat, Bandachat, Festungsachat ꝛc. – Trümmer - achat, der Bruchstücke von jenen Steinarten ent - hält die durch Quarzcäment zusammen verbunden sind. Regenbogenachat mit binnen Farbenspiel bey durchfallenden, Lichte. Ueberhaupt häufig in Kugelform; oft bohl. In größter Menge und Man - nigfaltigkeit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.
4. Hyalit, Müllerisches Glas.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr oder weniger durchscheinend: mit Glasglanz: theils wie getropft oder geflossen, traubig ꝛc. An Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi ähnelnd: meist als Ueberzug auf Tuff - wacken. Zumahl bey Frankfurt am Mayn und in Nieder-Ungarn.
5. Opal.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten verschieden: alle sind mehr oder weniger durch -535 scheinend: haben meist Fettglanz, theils stärker theils matter: ihr Bruch ist muschelich: sie finden sich bloß derb: und sind meist nur halbhart. – Die beiden Hauptarten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der Wachsopal.
1) Eigentlicher Opal
mit folgenden Abarten: nähmlich
a. Edler Opal.
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bey auffallendem Milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Fundort zumahl Ober-Ungarn.
b. Gemeiner Opal.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben - spiel. Gehalt eines Kosemitzer = 98,75 Kiesel - Erde, 1 Thon-Erde, 1 Eisen-Kalk. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern ꝛc. Uebergang in Chalcedon, Chysopras ꝛc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund - ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbogenfarben*)Von vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 487. not. *).
2) Wachsopal
in zwey Abarten: nähmlich
a. Telkobanjerstein.
Gemeiniglich wachsgelb; aber auch theils braunroth, olivengrün ꝛc. ; mehr oder weniger536 durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fett - glanz; muschelichter Bruch. Uebergang in gelben Chalcedon und in Pechstein. Hat den Nahmen von seinem Hauptfundorte in Ober-Ungarn. Bricht aber auch anderwärts, z. B. bey Frankfurt am Main ꝛc.
b. Holzopal.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelblich, bräunlich ꝛc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zuweilen mit schaaligen Ablo - sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch - graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf Ceilan und Malabar. Gewicht = 2657. Gehalt = 95 Kiesel-Erde, 1,75 Thon - Erde, 1,50 Kalk-Erde, 0,25 Eisen-Kalk. *)Dieses Resultat der Klaprothischen Analyse hat mich bewogen das Katzenauge hier an diese Stelle im System zu versetzen: ungeachtet es freylich die sonstige natürliche Ordnung und Uebergänge zwi - schen den vorhergehenden und nächstfolgenden Gat - tungen des Kieselgeschlechts zu unterbrechen scheint.
7. Pechstein.
In mancherley Farben; doch meist ins Braune; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche - licher Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb - hart: Gewicht eines Sächsischen = 2314. Ueber - gang in Wachsopal; theils mit eingemengten Feld - spath - und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).
5378. Tripel.
Meist gelblichgrau; erdicht; mager; weich. – Es gehört dahin
1) gemeiner Tripel.
Derb: Gehalt = 90 Kiesel-Erde, 7 Thon - Erde, 3 Eisen. Mancher scheint zu den pseudovul - canischen Produkten (§. 233. S. 517) zu gehören.
2) Tripelschiefer.
das Muttergestein der Pechstein-Nieren von Menil Montant.
9. Polirschiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; feinerdicht; mager anzufühlen; hängt nicht an der Zunge; sehr weich; leicht. Fundort bey Steinkohlen; z. B. im Altenburgischen. Nach Hrn. B. C. R. Werner ein pseudovulcanisches Product.
10. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pumice stone.)
Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam - micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt (nach Berg - mann) = 90 Kiesel-Erde, 10 Talk-Erde mit etwas Kalk-Erde. Fundort in vielen vulcanischen Gegenden*)Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:„ in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in inferiore Germania. “, zumahl bey Lipari, Santorini, und einigen Südsee Inseln.
53811. Porcellan-Jaspis.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils strohgelb, ziegelroth ꝛc. rissig; fettglän - zend; muschelichter Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, vermuthlich aus Schieferthon entstanden. Fundort unter andern bey Stracke in Böhmen bey Almerode in Hessen ꝛc.
12. Obsidian, Isländischer Achat, Tockayer Lux-Saphir, Lavaglas.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr oder weniger, theils aber nur an den dünn - sten Kanten durchscheinend; glasglänzend; musche - licher Bruch; ungeformt; hält theils Quarz - und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian-Por - phyr). Fundort zumahl bey Vulcanen z. B. auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel ꝛc.
13. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma - chus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche ꝛc. wenig durchscheinend; muschelicher, scharfkantiger Bruch; theils in dichten oder hohlen Kugeln; (zu letztern gehören die so genannten Melonen vom Berge Carmel;) härter als Quarz: Gewicht = 2594. Uebergang in Hornstein ꝛc. ; häufigst in Kreite - Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl von See-Igeln und zarten Corallen (Cellula - rien ꝛc.) Als Gerölle im Puddingstein von Hert - fordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen. *)s. B. Hacquets physische und technische Beschrei - bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.
53914. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor - neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere unansehnliche Farben übergehend. Höchstens nur an den Kanten durchscheinend. Meist splitteriger Bruch; unge - formt; doch theils in Aftercrystallen (S. 236. not. ***) nach Kalkspath gemodelt; minder hart als Quarz: Gewicht = 2708. Gehalt = 72 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde. Ueber - gang in Feuerstein, Chalcedon, Jaspis ꝛc.
Hierher gehört auch am füglichsten der Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ein brannrother sehr eisenschüssiger, zuweilen güldischer, Hornstein bey Schemnitz.
15. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Rauchgrau, bis ins Kohlschwarze; meist un - durchsichtig; matter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch; schief - riges Gefüge; ungeformt; meist als Gerölle; hart; bricht in Thonschiefer-Gebirgen; oft mit Quarzadern durchzogen.
Dahin gehört auch, was Hr. Werner lydischen Stein nennt.
16. Eisenkiesel.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen, und diese meist in sechsseitigen Säulen mit dreyecki - gen Endspitzen (– tab. 1. fig. 11. –); hart. Fund - ort zumahl Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
17. Jaspis. (Ital. Diaspro.)
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Beynahmen Bandjaspis ꝛc. ; undurchsichtig;540 matter muschelichter Bruch; meist ungeformt: selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Gehalt = 75 Kiesel-Erde, 20 Thon - Erde, 5 Eisen-Kalk. Uebergang in Hornstein, Eisenkiesel, Basalt ꝛc.
Als besondere Abarten verdienen Erwährung:
a. Aegypten-Kiesel. Silex Niloticus. (Fr. Cail - lou d'Egypte.)
Braun in allerhand Abstufungen; theils streifig oder geadert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort zumahl bey Cana in Ober-Aegypten.
b. Holzstein.
In Jaspis versteintes Holz: von vielerley Far - ben, unter andern zuweilen coschenilleroth, selten aber apfelgrün. Fundort im aufgeschwemmten Lande (§. 232); vorzüglich bey Coburg ꝛc.
18. Heliotrop.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punk - ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz; muschelicher Bruch; ungeformt. Ge - wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
19. Plasma*)Freylich ist Plasma und Prasem (siehe oben S. 532) im Grunde einerley Wort, so gut wie Tulpe und Tulipane ꝛc. Da aber einmahl hier diese Steinart vorlängst Plasma, und jener541 grüne Quarz nun doch auch schon seit geraumer Zeit Prasem genannt wird, so ists besser, diese kleine Anomalie sachte passiren zu lassen, als durch ihre Reform dem Gedächtniß eine neue Schwie - rigkeit aufzubürden., Smaragdpraser. (Fr. prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo gemmario.)
Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelb - lichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch vermuthlich Aegypten; häufig von den alten Künstlern zu Petschirsteinen ꝛc. ver - arbeitet.
20. Chrysopras.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; unge - formt. Gehalt 96, 16 Kiesel-Erde, 1 Nickelkalk. Fundort vorzüglich bey Kosemitz in Schlesien.
21. Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein - muschelichter Bruch; sowohl ungeformt, als auch in flachen Rauten crystallisirt. Gehalt = 53 Kiesel - Erde, 26 Thon-Erde, 9 Kalk-Erde, 10 Eisen - Kalk Fundort zumahl Thum im Erzgebirge, und Dauphine.
22. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)
Berggrün in mancherley Schattirungen, einer - seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch muschelich; Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen von mancherley Varietät crystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt = 64 Kiesel-Erde, 27 Thon-Erde, 8 Kalk -542 Erde, 2 Eisen-Kalk. Fundort vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal.
23. Stangenstein, weißer Stangenschörl, Schörlartiger Beryll.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth - lich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Crystallen. Gewicht = 3530. Ge - halt = 50 Kiesel-Erde und 50 Thon-Erde. Fundort vorzüglich im Stockwerk bey Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.
24. Prehnit, Capscher Chrysolith, grüner Schörl.
Apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perl - mutterglanz; theils ungeformt, theils in kurzen vierseitigen Säulen stäuglich zusammengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt = 44 Kiesel-Erde, 30 Thon-Erde, 18 Kalk-Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort zumahl am Cap und in Dauphiné.
25. Zeolith.
Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley Schat - tirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische ist mehr oder weniger durchscheinend; meist perl - mutterglänzend; (der verwitterte hingegen un - durchsichtig, erdicht;) sein Gefüge meist diver - girend strahlicht; theils blättrig; häufig unge - formt; oft nierenförmig; oft crystallisirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säulen,543 seltener cubisch ꝛc.[ theils nadel - förmig, theils faserig (Haarzeolith)]; meist halbhart. Gewicht = 2134. Gehalt eines Isländischen = 48 Kiesel - Erde, 22 Thon-Erde, 13 Kalk-Erde, 20 ꝛc. Crystallisationswasser. Fundort unter andern zu - mahl auf Island und den Färöern.
26. Marekanstein.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durchscheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glasglänzend; in runden und stumpf - eckigen Körnern; meist ungefähr von Erb - sengröße. Gewicht = 2365. Gehalt = 74 Kiesel - Erde, 12 Thon-Erde, 7 Kalk-Erde, 3 Bitter - Erde, 1 Eisen-Kalk. Fundort zumahl beym Aus - fluß der Marekanka ins Ochotskische Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen Rinde von glas - ähnlichen, rissigen, leichtbrüchigen concentrischen Schaalen; beides Kern und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
27. Lasurstein. Lapis lazuli. Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit einge - sprengten Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Ge - wicht = 2771. Gehalt = 46 Kiesel-Erde, 14,50 Thon-Erde, 28 Kohlensaure Kalk-Erde, 6,50 Schwefelsaure Kalk-Erde (Gyps), 3 Eisen - Kalk, 2 Wasser. Fundort unter andern in aus - nehmender Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Ein Hauptgebrauch unter andern zur Ultramarin-Farbe.
54428. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün in mancherley Abstufungen; (ver - wittert wird er ochergelb;) durchscheinend; Glas - glänzend; muscheliger Bruch; rissig; theils blät - terig; eingesprengt in Trapp, (zumahl in den Neapolitanischen,) Basalt und Tuffwacke. Ge - wicht = 3225. Gehalt = 52 Kiesel-Erde, 37,75 Talk-Erde, 10,75 Eisen-Kalk, 0,12 Kalk - Erde. Scheint theils in basaltische Hornblende überzugehen.
29. Augit.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarz - braune; wenig durchscheinend; härter und schwerer als Olivin; verwittert auch nicht so; ähnelt ihm aber in den übrigen Kennzeichen; ist auch eben so in Basalt eingesprengt.
30. Vesuvian.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne; wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer crystallisirt; beson - ders in vierseitigen kurzen Säulen mit abge - stumpften Kauten und sehr stumpfen Endspitzen. Fundort unter den Primordialfossilien des Vesuvs; vorzüglich aber (in rein auscrystallisirten theils daumendicken Crystallen) an der Mündung des in den Wiluj fallenden Achtaragdas.
31. Leucit, weisser Granat, vulcanischer Granat.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber meist rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend; zeigt auf dem Bruche concentrische Textur. Immer crystallisirt, meist545 als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flächen an jeder Endspitze (– tab. III. fig. 14. –); sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt = 55 Kiesel - Erde, 39 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven und Tuffwacken, wovon manche Abarten wegen dieser Leucit-Flecken Lave e Tufi all' occhi di perdice genannt werden.
32. Granat. Carbunculus.
Seine Farbe durch mancherley Abstufungen aus den bluthrothen durchs Pechbraune ins Oliven - grüne; eben so verschiedne Grade der vollkomm - nern oder mindern Durchsichtigkeit; meist Glas - glanz; sowohl ungeformt als crystallisirt; letzteres in mancherley Form; doch meist als Dodeca - der mit Rautenförmigen Flächen (– tab. III. fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. III. fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol - gende drey Arten des Granats:
1) Rother Granat, edler Granat.
Meist entweder dunkelblutroth (so der Böh - mische) oder violetroth (so der orientalische). Mancher dodecaëdrisch crystallisirte zeigt auf dem Bruche concentrische Textur (wie der Leucit). Gewicht = 4188. Gehalt = 48,33 Kiesel-Erde, 30 Thon-Erde, 11,66 Kalk-Erde, 10 Eisen-Kalk. Findet sich in sehr vielen Weltgegenden: zumahl im Glimmer, Chloritschiefer, Serpentin ꝛc. auch in mancherley gemengten Gebirgsarten, und man - chem Fluß-Sand.
5462) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune ꝛc. Unter andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, gemeiner Granat, grüner Eisenstein
Lauchgrün, olivengrün ꝛc. Gewicht = 3754. Gehalt = 36,45 Kiesel-Erde, 30,83 Kalk-Erde, 28,75 Eisen-Kalk. Unter andern vorzüglich schön bey Persberg in Schweden, und rein auscrystal - lisirt in der Leucit-Form (– tab. III. fig. 14. –) beym Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen und Meisen.
Die vom Hrn. Professor Klaproth entdeckte Zircon-Erde, von welcher dieß Fossilien-Ge - schlecht den Nahmen hat, wird in Schwefel - säure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen aufgelöst, und äußert kein An - ziehungsvermögen zur Kohlensäure. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet sich in zweyen so genannten Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.
1. Hyacinth.
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig; gewöhnlich rein auscrystallisirt*)Zum ungeformten Hyacinth gehört wohl der so genannte Caneelstein von Ceilan, der von seiner dem Zimmtöl ähnelnden brandgelben Farbe den Nahmen hat, meist rissig und theils mit Quarz durchzogen ist, und auf jener Insel als Edelstein verarbeitet und getragen wird., und zwar meist in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. III. fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt = 70 Zircon-Erde, 25 Kiesel-Erde. Fundort vorzüg - lich Ceilan.
2. Zircon, Sargon.
Meist von blassen Farben, zumahl ins Gelb - liche, Blauliche; selten lichtbraun ꝛc. ; durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas548 fettigen Glanze; crystallisirt in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. III. fig. 7. –); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt = 69 Zircon-Erde, 26,50 Kiesel-Erde, 0,50 Eisen-Kalk. Fundort, Ceilan.
Die Thon-Erde (terra argillosa) heißt auch Alaun-Erde (terra aluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung durch Pottasche wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabey (und zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum zusammen gezogen. – Viele thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge, und manche dersel - ben saugen das Wasser ein und lassen sich darin erweichen.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst – so auffallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß – die mehrsten farbichten Edelsteine, da manche derselben, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat, aus bloßem Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche Weise zu so ausnehmend har - ten, durchsichtigen, feurigen, edlen Steinarten verbunden ist (§. 237. S. 521).
1. Chrysoberyll.
Meist aus dem Citrongelben ins Spargelgrüne (so der Brasilische), theils ins Olivengrüne (so der Ceilanische); jener opalisirt ins Blaue; durch -550 sichtig; glasglänzend; muschelicher Bruch; meist ungeformt in Körnern. Gewicht = 3710. Gehalt = 71,50 Thon-Erde, 18 Kiesel-Erde, 6 Kalk - Erde, 1,50 Eisen-Kalk.
2. Saphir.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*)Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s. z. B. im Inventaire des diamans de la couronne etc. imprimé par ordre de l'Assemblée nationale. Par. 1791. 8. T. I. pag. 200. n. 4. „ Un saphir d'orient – couleur saphir des deux bouts, et topaze au milieu. “, wozu vielleicht mancher so genannte Ostindische Topas gehört**)Ueberhaupt gibt die Farbe ein weit minder wesent - liches, sondern mehr zufälliges äußeres Kennzeichen der Edelsteine ab, als ihr specifisches Gewicht, Bruch, Härte und Crystallisation.; eigentlich durchsichtig; zu - weilen in etwas opalisirend; seine Crystallisation als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide (– tab. III. fig. 18. –); und theils von con - centrischem Gefüge, wie der Leucit oder mancher rothe Granat***)Dieses Gefüge zeigt sich zumahl bey minder durch - sichtigen. Wenn von solchen Saphiren (und auch manchen andern Edelsteinen ähnlicher Crystallisa - tion) die Spitze stumpf abgeschliffen wird, so spielen sie bey auffallendem Lichte mit einem beweg - lichen 6 strahlichten Sterne; daher sie Sternsaphire genannt werden.. Ist der härteste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt = 98,50 Thon-Erde, 1 Eisen-Kalk, 0,50 Kalk - Erde. Fundort zumahl Ceilan.
5513. Rubin, Spinell.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die be - sondern Benennungen, da der ponceaurothe Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hyacinthrothe fallende Kubicell ꝛc., zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße ꝛc. ; seine Crystallisation mannigfaltig; doch meist als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. III. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in man - cherley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700. Gehalt = 76,35 Thon-Erde, 15,68 Kiesel-Erde, 1,28 Kalk-Erde, 2,63 Eisen-Kalk. Fundort Ceilan, Pegu ꝛc.
4. Smaragd.
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah - men; seine Crystallisation eine sechsseitige Säule (– tab. III. fig. 10. –) in mancherley Abände - rungen. Gewicht = 2775. Gehalt = 60 Thon - Erde, 24 Kiesel-Erde, 8 Kalk-Erde, 6 Eisen. Fundort wohl bloß in Peru.
5. Topas.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber auch ins Meergrüne, Blauliche ꝛc. ; der Längen - bruch muschelich, der Querbruch blätterig. Meist crystallisirt und zwar gewöhnlich als achtseitige Säule, die beym Brasilischen meist mit vier Flächen zugespitzt (– tab. III. fig. 16. –) beym Sächsischen aber mehrentheils mit einer sechssei - tigen Fläche abgestumpft ist (– tab. III. fig. 9. –). Mittel-Gewicht = 3550. Der Brasilische zeigt die Electricität des Turmalins, nur schwächer. Fund - orte, in Europa zumahl bey Auerbach im Voigt - lande auf dem Schneckenstein, in einem eigenen552 merkwürdigen Muttergestein (dem Topasfels), dessen unten besonders gedacht werden wird; in Asien vorzüglich bey Mukla in Natolien und am Ural in Sibirien; in America in Brasilien.
6. Schörl und Turmalin.
In drey Hauptfarben, schwarz, braun, und grün; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist muschelicher Bruch. Meist in drey - oder sechs - oder neunseitigen der Länge nach gestreiften Säu - len, mit dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. III. fig. 12. –). Manche Abarten von allen drey Farben zeigen die sonderbare Electricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt sind, Asche ꝛc. anziehen und abstoßen, und diese heißen Turmaline*)s. Curiöse Speculationes bey Schlaf-losen Nächten – zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeich - net von einem Liebhaber der Immer Gern Speculirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 267 u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste genaue Nachricht vom Ceilanischen Turmalin gibt..
1) Schwarzer Schörl und Turmalin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dünnen Splittern braun oder grün durchschei - nend. Hat oft ein halbverglaßtes Ansehen. Meist in langen Säulen (Stangenschörl), theils na - delförmig; theils in kurzen dicken Säulen (Grau - penschörl). Bricht sowohl im Granit der Urge - birge, als in manchen Ganggebirgsarten, zumahl im Gneis, Schneidestein ꝛc. Fast in allen Welt - theilen; nahmentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar ꝛc.
5532) Brauner Turmalin.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durch - fallendem fast kalophonienbraun, durchsichtig; auch wie der schwarze theils in langen Säulen (so z. B. auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z. B. auf Ceilan). Gehalt = 39 Thon-Erde, 37 Kiesel - Erde, 15 Kalk-Erde, 9 Eisen-Kalk.
3) Grüner Turmalin.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch - sichtig. Gehalt = 50 Thon-Erde, 34 Kiesel - Erde, 11 Kalk-Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort Brasilien.
7. Hornblende.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durch - scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich - grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:
1) Gemeine Hornblende (Fr. roche de corne striée.)
Beides grün und schwarz; theils stralich, büschel - förmig ꝛc. Eins der weitst verbreiteten ältesten Fos - silien auf unserm Planeten; das einen der gemein - sten Gemengtheile vielen Aftergranits ausmacht; sich aber auch theils in Flözgebirgen von neuerer Entstehung findet*)So besitzt z. B. das hiesige academische Museum unter den wichtigen mineralogischen Geschenken554 des Hrn. Baron von Asch, eine merkwürdige hieher gehörige Seltenheit, nähmlich versteinte Seeconchylien, zumahl Mytiliten, Telliniten ꝛc. aus der Crimm, die noch ihre (freylich schon in Verwitterung übergegangene) Schaale haben, und deren ganze Höhlung mit langstralichter stark glän - zender grünlichschwarzer Hornblende dicht ausge - füllt ist..
Dahin gehört auch der von den Archäologen so genannte antike (meist Aegyptische) Basalt, von schwarzer, oder grauer, oder grüner Farbe, der meist aus einem innigen Gemenge von Hornblende und Feldspath zu bestehen scheint.
2) Hornblendeschiefer.
Schwarz; meist mit kurzen durcheinander lau - fenden stralichten Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
3) Basaltische Hornblends.
Beides grün und schwarz. Meist in kurzen sechs - oder achtseitigen Säulen, die theils tafel - artig, und mit zwey oder drey Endflächen zuge - schärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in Laven.
Eine besondere Abart in lauchgrünen rundlichen Körnern, die in einen fleischrothen dichten Mar - mor eingesprengt sind, findet sich auf der Insel Tiree an der Westküste von Schotland.
8. Schillerspath*)Das alte deutsche Bergmannswort Spath wird eigentlich nur von solchen Steinen und metalli -555 schen Kalken gebraucht, die nicht nur ein blätte - riges Gefüge, sondern auch eine dem zwey - oder mehrfachen Durchgang ihrer Blätter entsprechende meist rautenförmige Bruchgestalt haben. Und in so fern verdient hier dieses Fossil, da ihm dieses letztere fehlt, nicht wohl diesen Beynahmen. Allein jener Begriff leidet überhaupt nach dem einmahl allgemein üblichen Sprachgebrauche seine großen mannigfaltigen Einschränkungen und Ausnahmen. Denn es gibt einerseits unter dem Spathen auch mancherley dichte Abarten, auf welche jener Be - griff nicht anwendbar ist; und andererseits kennen wir Fossilien, wie z. B. den Diamant, die alle jene Eigenschaften haben und die dem ungeachtet niemand für einen Spath halten wird..
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durch - scheinend; von metallischem, schillerndem Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt = 17,9 Thon - Erde, 43,7 Kiesel-Erde, 11,2 Talk-Erde, 23,7 Eisen-Kalk. Fundort im Harzburger Forst am Harz, in einem grünlich schwarzen, dem Serpentin - stein ähnelnden Muttergestein.
9. Glimmer. Mica.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen, theils mit Silber - oder Messing-Glanz, oder Tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we - niger durchscheinend; meist geradeblätterig, selten, krummblätterig*)Ich besitze ein überaus sonderbares Stück, so ich aus Grönland erhalten; eine kleine Niere von Pflaumengröße, die, von außen ein paar Linien dick, aus dicht an und über einander liegenden schwar - zen Glimmerblättchen beliebt, inwendig aber ein Gemenge von Quarz und Feldspath enthalt. Als wenn diese drey Hauptbestandtheile des Granits, bey der Entstehung dieses Stücks, statt ein gleich - förmiges Gemenge zu bilden sich so getrennt hätten, daß die letztgedachten beiden Stoffe den Kern, und hingegen der reine Glimmer für sich die Rinde in dieser Niere gebildet. (wie z. B. Mica hemisphaerica556 Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z. B. das Rußische Frauenglas (Slud); die Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt = 46 Thon - Erde, 40 Kiesel-Erde, 5 Talk-Erde, 9 Eisen - Kalk. Auch eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebirgen (§. 229-231).
10. Lepidolith (Lillalit).
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppich - tem, fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt = 38,25 Thon-Erde, 54,50 Kiesel-Erde, 2,50 Wasser, 0,75 Braunstein - und Eisenkalk. Fundort bey Rozena in Mähren, in einer gemengten Ge - birgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.
11. Demantspath. Corundum.
Meist rauchgrau, theils ins Apfelgrüne, auch ins Haarbraune; wenig durchscheinend; von theils metallischem Glanze, und spathartigem Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen theils etwas conisch zulaufenden Säulen. Gewicht eines Schinesischen = 3908 L. Gehalt = 84 Thon-Erde, 6,50 Kiesel-Erde, 7,50 Eisen-Kalk. Fundort Coro - mandel und Schina, im Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum poliren der Edelsteine und des Stahls*)Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in Wood - ward's a. 1725 herausgekommenen Catalogue of the foreign Fossils pag. 11. und in der dazu gehöri - gen Addition pag. 6..
55712. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl. Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben; meist nur wenig durchscheinend; meist wahres Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie - dentlich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil ge - mengter Gebirgsarten; theils mit andern Fossilien (z. B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
1) Dichter Feldspath.
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z. B. der blaßlauchgrüne im Aegyptischen Serpentina verde antico, und der blaßhimmel - blaue vom S-W. Ufer des Baikal.
2) Gemeiner Feldspath, Petuntsé der Schinesen.
Meist weißlich, gelblich, röthlich ꝛc. doch theils auch in andern und selbst hohen Farben (z. B. Smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz aus dem Catharinburgischen); mit deutlichen Spath - gefüge; häufig crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Tafeln mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen ꝛc. Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellan - thon). Gewicht des Smaragdgrünen Sibirischen = 2573 L. Wiederum eine der uranfänglichsten Fossilienarten unseres Erdkörpers, als Hauptge - mengtheil des Granits, wo er in manchen Ab - arten den bey weiten vorwaltenden Theil aus - macht*)So z. B. in dem überaus merkwürdigen Portsoy - Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspath - masse nur wie mit Quarzblättchen und Splittern558 so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, das Ansehen einer feinen Cufischen Steinschrift enthält, daher es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten hat. – s. Voigt's Magazin VI. B. 4. St. S. 21..
3) Glasiger Feldspath.
Farbenlos; theils wasserhell; glasglänzend; theils ungeformt (so z. B. eingewachsen in manchen hieländischen Basalt); theils tafelförmig crystal - lisirt (so z. B. am Vesuv).
Vermuthlich gehört auch dahin der so genannte weiße Tafelschörl aus Dauphiné.
4) Adular, Mondstein.
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän - zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard (theils in großen Crystallen), und als Gerölle auf Ceilan*)Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino vom weißen Meere. Ein fast fleischrother Feldspath, der mit zarten goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Wiederscheine spielt..
5) Labradorstein.
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau; aber bey auffallendem Lichte in mancherley theils hohen Farben schillernd, theils mit Messing - oder Tom - backglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692. Fundort vorzüglichst auf Labrador (als Gerölle) und in Ingermanland.
55913. (so genannte) reine Thon-Erde.
Kreiteweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Ge - wicht = 1669. Vorzüglich rein bey Halle. Hält außer der Thon-Erde nur etwas weniges kohlen - saure Kalk-Erde, und Kiesel-Erde. Doch von letzterer ohne Vergleich weniger als die nächstfol - genden Thonarten.
14. Porcellan-Erde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand matte Farben über - gehend; mager; sanft anzufühlen; von verschied - nem Zusammenhang. Gehalt verschieden; doch gewöhnlich nur ungefähr 1 / 4 Thon-Erde zu 3 / 4 Kiesel - Erde. Fundort in vielen Ländern von Europa und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver - witterten Feldspath entstanden.
15. Gemeiner Thon.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch mancherley Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon - geruch. Es gehören dahin
1) Töpferthon.
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils Ziegelroth; variirt mannig - faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit: z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, Tabacks - pfeifen, Türkischen Pfeifenköpfen, Schmelztiegeln, zu den durch ihre so auffallende Leichtigkeit und Feinheit sich auszeichnenden antiken Etruskischen Vasen, dann zur gemeinen Töpferware, Ziegeln,560 auch zum walken schlechter Tücher ꝛc. Findet sich meist in aufgeschwemmtem Lande, meist nahe unter der Dammerde*)Um so merkwürdiger ist daher die große Bank von zähem Thon im Südindischen Ocean bey den Tryal rocks im Westen von Neu-Holland unter Java, fern vom festen Lande oder großen Inseln..
2) Verhärteter Thon.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge - genden als Bausteinen.
3) Schiefer-Thon.
Meist rauchgrau, ins Schwarze; der Bruch schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**)Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der von Hrn. Prof. Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent - deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer - Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen An - wendung den Nahmen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Hrn. Hofrath Lichtenbergs Göttingischen Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück S. 491 u. f. genau beschrieben hat.; oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus carbonarius; dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabey heller.
56116. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er - weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braußt, und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschwemmtem Lande.
17. Bolus, Lemnische-Erde, Siegel-Erde. Terra Lemnia s. sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; matt; fettig; muschelicher Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der Zunge; gibt angehaucht den Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).
18. Walker-Erde. Argilla fullonum. (Engl. Fuller's Earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Farben; theils streifig oder fleckig; matter erdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wich - tige Benutzung. Fundort vorzüglichst in Hampshire.
19. Alaun-Thon.
Ganz in den nähmlichen dreyen Abartungen wie der gemeine Thon, von dem er sich aber durch seinen ansehnlichen Alaungehalt auszeichnet. Also:
1) Alaun-Erde.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen - der Strich; theils in ganzen Flözen.
2) Alaun-Stein.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche ꝛc. (im Feuer brennt er sich röthlich); theils an den Kanten562 etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge - halt = 35 Thon-Erde, 22 Kiesel-Erde, 43 Schwefel; meist in ganzen Flözen. Hauptfundort zu Tolfa im Kirchenstaat.
3) Alaun-Schiefer.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei - benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte - rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge - mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon - Schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerungen aus beiden organisirten Reichen; so z. B. als Kräuter-Schiefer im Saarbrückischen; und als Trilobiten-Schiefer bey Andrarum.
20. Thon-Schiefer, Layenstein, Wacke. Schistus. (Fr. Ardoise, Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andre Farben übergehend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig ꝛc. ; schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils gerade, theils wellenförmig; die Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen, wie z. B. das graue Killas in Cornwall (Saxum metalliferum Cor - nubiense); selten trapezoidisch; weich oder halb - hart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ihrem Gebrauch den Nah - men haben, z. B. Probirstein (Ital. pietra paragone, die nie etwas anders als wahrer Thon -563 Schiefer ist –), Tafel-Schiefer, Dach-Schie - fer ꝛc. Auch mancherley Uebergänge in Kiesel - Schiefer, Glimmer-Schiefer ꝛc. Hauptsächlich in Ganggebirgen, derren gewöhnlichste Gebirgsart er ausmacht. Doch auch theils in Flözgebirgen (– so z. B. der Glarner Tafel-Schiefer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichen-Schiefer oder die schwarze Kreite, ampelites; sehr weich; abfärbend.
21. Wetz-Schiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl. whet-stone.)
Meist grünlich - oder gelblich-grau; nur an den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim - mernd; schiefriger Bruch; theils splitterig; halb - hart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante.
22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone - marrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so z. B. die meist veilchenblaue so genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau) von sehr verschiedener Festigkeit; vom zerreiblichen bis zum halbharten*)Von der Art besitze ich ein rahmgelbes ausnehmend feinkörniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer Tem - peratur die Eisen schmilzt, unverändert erhält.; letzteres mit muschelichem Bruche.
564Besonders merkwürdig ist das vom H. Berg - hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Steinmark, welches mittelst eines Federkiels einen phosphorescirenden Strich gibt.
23. Berg-Seife.
Theils bräunlichschwarz, theils gelblich weiß mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zinge, und läßt sich spähneln. Fundort zumahl bey Medziana Gora in Polen.
24. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Eng. red-chalk.)
Blutroth, ziegelroth ꝛc. ; erdig; abfärbend; meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig gemengt mit rothem Eisenocker (doch nur in weni - gen pro Centen).
25. Gelb-Erde.
Ockergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
26. Grün-Erde, grüne Kreite.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern, im Trapp und auf den darin liegenden Chalcedon - und Zeo - lith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den Färöern).
56527. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Corneus trapezius Waller.
Meist gräulichschwarz, aber auch ins Grün - liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt; Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien einge - mengt enthält, z. B. basaltische Hornblende, Glim - mer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspath-Nieren ꝛc. Dahin gehört also z. E. der Mandelstein von Ilfeld; der Perlstein von Lerbach am Harz, der Toadstone von Derbyshire. Uebergang in Basalt ꝛc. Eine durch die entferntesten Welt - gegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z. B. nördlich bis Island, Kamtschatka ꝛc. und fast im äußersten von Europäern besuchten Süden auf Kerguelen-Land.
Als besondere Abarten verdienen angemerkt zu werden:
a. Variolit.
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg - grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenar - tiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bay - reuthischen und als Gerölle in der Durance bey Briançon.
b. Die vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv (Ital. pietra Napolitana).
Meist braunroth oder aschgrau; mit eingemeng - ter schwarzer oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspathkörnern. Scheint das Ur - gestein zu den gemeinsten vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber irrig) selbst beygezählt wird.
56628. Basalt.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und theils auch ins Grünliche; von sehr ungleichen Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebe - nen schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden Körnern zusammengebacken ꝛc. Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säulenförmig (– aber nicht crystallisirt – s. oben S. 519. not. ***). Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch aufrecht; theils gebogen; theils gar aufs regelmäßigste geglie - dert*)So vor allen die unzähligen mächtig großen Ba - saltsäulen die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen - damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von Island ausmachen. – Ich besitze von diesen be - rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich, da alle bisher davon gegebenen Vorstellungen ungetreu sind, eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Ge - genstände tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phä - nomene der Geogenie.; und diese Glieder zuweilen durch Ver - witterung kugelicht abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte, specifischem Gewicht, und Gehalt. Wirkt theils sehr stark auf den Magnet. Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancherley andern Fossilien eingemengt, zu - mahl Olivin, Augit, Glimmer, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende ꝛc. Mancher ist mit ge - meiner Hornblende wie innig gemengt, und zeigt dann ein splitteriges, theils schuppichtes Korn (dahin gehört mancher so genannte Grünstein). 567Uebergänge zumahl in Trapp, Tuffwacke und Lava; auch theils in schwarzen Jaspis, und in manche aus Hornblende und Feldspath innig ge - mengte Gebirgsart*)Dahin scheinen wie obgedacht (S. 554) die meh - resten antiken Aegyptischen Basalte zu gehören. In manchen Abarten derselben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von ein - ander zu unterscheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath bestehenden Halbgranit über. Davon unten in der Uebersicht der gemengten Gebirgsarten.. Gemeiniglich in einzelnen Bergen (Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze Züge machen.
Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der Schöpfung unsers Planeten so man - cherley unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so leicht flüßigen Steinarten, gewirkt, und diese da - durch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren dieser im Feuer erlittenen Veränderung erhalten haben. (Vergl. oben S. 518. §. 234).
29. Tuffwacke (Ital. Tufa).
Meist aschgrau, ins Gelbliche, Bräunliche ꝛc. ; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; theils ganz locker (so z. B. die vulcanische Asche); theils fest zusammengebacken (so z. B. das Peperino der Phlegräischen Felder), löcherig, schwammicht, bläserig (als manche so genannte Mandelsteine); meist mürbe, bröckelig; leicht; theils vulcanischen568 Ursprungs, theils aber aus verwittertem Basalt entstanden*)Also auf beiderley Wegen, dem trocknen und nassen (§. 233.) – denn da die Laven selbst großentheils aus Basalt geschmolzen sind, so begreift sich leicht, wie sie sowohl als der Basalt selbst zu Tuffwacke umgewandelt werden können; einerseits nähmlich durchs Verbrennen, anderseits durch Verwitterung.; daher ihre Uebergänge sowohl in Basalt als in Larven; und eben daher auch die Identität der ihr so wie den eben gedachten beiden Steinarten oftmahls eingemengten Fossilien, zu - mahl basaltische Hornblende, Olivin, Leucit ꝛc. Daher endlich auch ihr gewöhnlicher Fundort auf Basaltbergen und Vulcanen.
Ein paar wegen ihrer Brauchbarkeit zum Was - serbau besonders merkwürdige Abarten sind:
a. Puzzolana. Pulvis Puteolanus Vitruv.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-Ingrediens zu H. Faxe's Stein - papier zu seyn.
b. Traß, Tarras.
Tuffwacke, durch gelblichgrauen Mergel wieder zusammen gebacken; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver - kohltem Holze*)Ich besitze dergleichen im Traß von Andernach völ - lig so, wie es sich auch zuweilen im Peperino findet. – s. Sr. Will. Hamilton's Campi Phlegraei tab. 40. n. 3.. Fundort zumahl bey Ander - nach am Rhein.
56930. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst - entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an - gegriffenen, theils geschmolzenen theils verschlack - ten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs; wo - durch in den Vulcanen die Laven, in andern Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen*)s. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94. III. Th. 8..
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Graue, Rothbraune ꝛc. ; höchstens nur in zarten Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und des Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt und die Tuffwacke oft basalti - sche Hornblende, Olivin, Leucit ꝛc. eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende drey Hauptarten bringen:
1) Dichte Laven.
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley Weise geflossen, getropft, ästig ꝛc .**)Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige, spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson - dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement dazu tab. 4..
5702) Schwammichte Laven.
Meist rothbraun ꝛc. ; auf dem Bruche matt;. leicht; nähern sich theils dem Bimsstein.
3) Glasartige Laven.
Rauchgrau, schwarz, braun ꝛc. ; glasglänzend; mit muschelichem Bruch; gehen theils in Obsidian über; manche ähneln auch dem Pechstein. Fundort zumahl auf den Liparischen Inseln, auf den neu entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See ꝛc.
Die Talk-Erde, deren auszeichnende Eigen - schaften zuerst von Hrn. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bitter Erde (terra magne - sialis) weil aus ihrer Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach der Crystal - lisation des Kochsalzes zurückbleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt denselben einen bitteren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großentheils mit der Thon-Erde ihrem überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge - schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt, und sie enthalten nie Versteinerungen*)Hingegen hat man neuerlich in manchen organisir - ten Körpern selbst Spuren dieser Erde entdeckt; sie macht z. B. einen beträchtlichen Bestandtheil der merkwürdigen Intestinal - oder Stercoral - Steine aus, die zuweilen im dicken Darm bey Pferden gefunden werden. s. Fourcroy in den anual de chemie. T. XVI. P. I. pag. 75. 85. und besonders W. Gaitskell in (Dr. Simmons's) me - dical Facts and observations vol. IV. pag. 102..
5721. Chlorit.
Berggrün, lauchgrün ꝛc. ; undurchsichtig; matt - schimmernd; theils schuppicht; weich; gibt an - gehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
1) Chlorit-Erde, Sammet-Erde.
Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim - mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Ge - halt = 43,7 Talk-Erde, 37,5 Kiesel-Erde, 6,2 Kalk-Erde, 4,1 Thon-Erde, 12,8 Eisen - Kalk. Findet sich zumahl zwischen und im Berg - crystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlorit-Erde.
Fettglänzend; mit feinerdigen theils blätterichtem Bruch. Meist als Ueberzug über mancherley cry - stallisirte Fossilien z. B. über Granaten, Bitter - spath, Bergcrystall, magnetischem Eisenstein ꝛc.
3) Chlorit-Schiefer.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangenschörl ꝛc. eingewachsen. Uebergang in Thon-Schiefer, Talk-Schiefer ꝛc. Fundort zumahl in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat - tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzu -573 fühlen; fast blätterichtes Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt = 38,54 Talk-Erde, 38,12 Kiesel-Erde, 6,66 Thon-Erde, 12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graupünten und Grönland. Ge - brauch vorzüglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen: auf Neu-Caledonien zu Schleudersteinen.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö - beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spröder, und wird in dicke Platten zu unvergäng - lichen Stubenöfen gehauen.
3. Talk.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Davon folgende drey Arten:
1) Erdiger Talk.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen - gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe; meist Perlmutterglänzend; krummblättericht; bieg - sam. Gewicht = 2780. Gehalt = 45 Talk - Erde, 50 Kiesel-Erde, 5 Thon-Erde. Ueber - gang in Topfstein ꝛc.
3) Talk-Schiefer.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang in Chlorit-Schiefer.
5744. Meerschaum. Spuma marina. Leucaph - rum. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil oder Killkeffi, d. h. Schaum-Thon oder leich - ter Thon.)
Meist blast isabellgelb; matter feinerdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr leicht; soll bloß Talk - Erde und Kiesel-Erde ungefähr zu gleichen Thei - len halten. Hauptfundort Kiltschik (d. h. Thonort) bey Konie in Anatolien. *)s. Hrn. Hofr. Beckmann in den Commentat. soc. reg. scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an Hrn. Baron von Asch in Hrn. Professor Voigts Magazin IV. B. 3. St. S. 13 u. f.
5. Speckstein, Seifenstein. Steatites, Smectis. (Fr. pièrre de lard, Engl. soap stone.)
In mancherley, meist blassen Farben; theils marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen; meist wenig durchscheinend; von mattem Fettglanz; seifenartig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt; der Bayreuther selten in kleinen Crystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (– tab. III. fig. 19. –); weich in verschiednem Grade. Gewicht eines Bay - reuther = 2614. Gehalt sehr ungleich, z. B. ebenfalls in einem Bayreuther = 39,16 Talk - Erde, 58,33 Kiesel-Erde, 2,50 Eisen-Kalk; hingegen in einem Schwedischen = 17 Talk-Erde, 80 Kiesel-Erde ꝛc. Fundort vorzüglichst Schina**)s. Hrn. Berghauptm. v. Veltheim über die Vasa Murrina. Helmst. 1791. 8.
Zu den weichern Abarten gehört die Spanische - und Briançoner-Kreite.
5756. Serpentinstein. (Ital. Gabbro.)
In mancherley meist schwarzgrünen oder schmu - ziggrünen Farben, theils ins Graue, Dunkel - rothe ꝛc. ; geadert, marmorirt, fleckig ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel - Gewicht = 2700. Gehalt = 23 Talk-Erde, 45 Kiesel-Erde, 18 Thon-Erde, 3 Eisen-Kalk, 12. Wasser. Hält zuweilen rothe Granaten ein - gemengt Fundort zumahl Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland ꝛc.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine (dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als der gemeine, und sich besonders in manchen italiä - nischen Marmorarten eingemengt findet, nahment - lich in einer Art von so genannten verde antico und im Polzevera.
7. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen, einerseits ins Lichtberggrüne anderseits ins Schwarz - grüne (so besonders der unter dem Nahmen der pietra d'Egitto bekannte schöne antike Aegypti - sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.
Besonders merkwürdige Arten sind:
1) Punammustein.
Lauchgrün; gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3007 L. Uebergang in gemeinen Asbest. Fundort zumahl auf Tavai-Punammu (der Süd - lichen von den beiden Neu-Seeländischen Inseln)576 woselbst unsere dasigen Antipoden ihre Meisel, Hobel, Ohrgehänge u. s. w. daraus verfertigen.
2) Bitterstein. Lapis muriaticus. (Fr. verde di Corsica.)
Aus dem Berggrünen ins Lavendelblaue ꝛc. ; theils atlasglänzend; splitterig; ausnehmend zähe. Mittel-Gewicht = 3350. Gehalt = 38,33 Talk-Erde, 47,8 Kiesel-Erde, 3,75 Thon-Erde, 1,45 Kalk-Erde, 10 Eisen-Kalk. Fundort zu - mahl auf Corsica und in den Alpen des Grindel - waldes in einer granitähnlichen Gebirgsart.
8. Chrysolith.
Meist Pistaziengrün; durchsichtig; glasglän - zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs - gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säulen, mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechs - seitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt = 43,50 Talk-Erde, 39 Kiesel-Erde, 19 Eisen-Kalk. Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich in den Türkischen Morgenländern.
9. Asbest.
Weißlich, gelblich, grünlich ꝛc. ; ungeformt; von faserigem oder blätterichtem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amianth, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend; starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zarten, theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam; zuweilen in andern Fossilien eingeschlossen, zumahl im Bergcrystall und Glimmer Russischem Frauen - glas). Gehalt eines Schwedischen = 17,2 Talk -577 Erde, 64 Kiesel-Erde, 13,9 Kalk-Erde, 2,7 Thon-Erde, 2,2 Eisen-Kalk. Fundort unter andern häufig in Graubünden, auf Corsica, in Ungarn und Sibirien.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend; glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt = 48,45 Talk-Erde, 46,66 Kiesel-Erde, 4,79 Eisen-Kalk. Bricht oft in und bey Serpentinstein*)Herr Colleg. R. Koch in St. Petersburg hat den gemeinen Asbest zu Abgüssen von Münzen ꝛc. an - gewandt..
Eine fast dichte Abart von Neu-Seeland geht in den dasigen Punammustein über.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blättericht, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittel - gewicht = 0,836. Gehalt = 26,1 Talk-Erde, 56,2 Kiesel-Erde, 12,7 Kalk-Erde, 2 Thon - Erde, 3 Eisen-Kalk. Fundort unter andern in sehr großen Stücken im Olonezkischen**)Das hiesige academische Museum besitzt dergleichen unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gediegenen Kupferschollen..
4) Bergholz.
Holzbraun ins Graue ꝛc. ; undurchsichtig; matt schimmernd; von holzähnlichen Gefüge; weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glän - zenden Strich. Fundort bey Sterzingen in Tyrol.
57810. Cyanit, blauer Schörl. (Sappare*)Man hat dieß Wort für Schottisch ausgegeben; das ist es aber zuverläßig nicht. Fr. Beril feuilleté.)
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber - weiße; durchscheinend; fast Perlmuttergänzend; der Bruch langsplitterig, strahlicht und blättericht; meist ungeformt; theils crystallisirt in vierseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Ge - halt (nach Hrn. Struve) = 30,50 Talk-Erde, 51,50 Kiesel-Erde, 5,50 Thon-Erde, 4 Kalk - Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort das Zillerthal im Salzburgischen, der St. Gotthard, und Castilien.
11. Strahlstein. Actinotus, Cnemidium. (Fr. schorl rayonné.)
Meist berg - oder olivengrün, theils ins Graue; mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.
In folgenden drey Arten:
1) Gemeiner Strahlstein, grüner Schörl aus Dauphiné. (Schwed. Hornblenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän - zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend, theils divergirend strahlicht; meist crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils na - delförmigen vier - oder sechsseitigen Säulen; halb - hart. Gehalt = 20 Talk-Erde, 64 Kiesel-Erde, 9,3 Kalk-Erde, 2,7 Thon-Erde, 4 Eisen-Kalk. Fundort vorzüglich schön vom höchsten Smaragd - grün am Mont Blanc.
579Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er - innert. (S. 532.)
2) Asbestartiger Strahlstein.
Grünlich, graulich ꝛc. sehr wenig durchschei - nend; mattschimmernd; meist divergirend faserig; ungeformt; Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän - zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt = 12,7 Talk-Erde, 72 Kiesel-Erde, 2 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde, 7,3 Eisen-Kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.
12. Baikalit.
Olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Bruch aus dem Kleinmuschelichten ins Körnige; meist crystallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften Kamen; theils in sehr großen Crystallen. Gewicht = 2200. Gehalt = 30 Talk-Erde, 44 Kiesel-Erde, 20 Kalk-Erde, 6 Eisen-Kalk. Fundort an den Quellen der Sljudenka im S. W. des Baikals.
13. Tremolit, Säulenspath, Sternspath.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger durchscheinend; strahlichtes oder faseriges theils blätterichtes Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Muttergestein von weißem, körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk.
In folgenden drey Arten (fast wie beym Strahlstein):
5801) Gemeiner Tremolit.
Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry - stallisirt in sehr geschobenen vier - oder sechsseitigen Säulen, meist mit Querrissen; selten sternförmig. Gehalt = 14 Talk-Erde, 60,50 Kiesel-Erde, 23 Kalk-Erde. Mit der Nadel im Finstern ge - kritzelt gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort zumahl Thiersheim im Bayreutischen, die valle di Tremola am St. Gotthard, und der Zauberfels (Schamanskoi Kamen) im S. W. des Baikals.
2) Talkartiger Tremolit.
Ins Silberweiße; Perlmutterglänzend; fast undurchsichtig, theils blättericht; fettig anzufühlen; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort das Tre - mola-Thal.
3) Glasartiger Tremolit.
Ins Graulich - und Gelblichweiße; durchschei - nend; glasglänzend; blättericht; der Längenbruch aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort, Ceilan. *)Das Stück, so ich davon besitze hat mir der Herr Ritter Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr. König in Traukebar mitgetheilt, welcher es selbst bey Gale auf Ceilan gebrochen, und für einen stra - lichten Feldspath angesehen hatte.
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser, das dabey in Gas verwandelt wird; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon - und Kiesel Erde); hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure (fixen Luft); verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß ꝛc. ; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*)So wie aber die Thon-Erde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte ver - bunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin T. V. pag. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thier - sche phosphorsaure Kalk im Schmelz der Zähne.); sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ursprungs; und machen eins der allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschieden Säuren eingetheilt:
1. Kalkspath.
Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far - big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän - zend; hat rhomboidale Textur, und daher kommt as, daß größere klare Stücken davon auffallend starke doppelte Stralenbrechung zeigen*)s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376. und 394. der Clarkeschen Ausgabe von 1719.; daher denn der Nahme Doppelspath, Spatum dis - diaclasticum (ehedem irrig so genannter Isländi - scher Crystall, Androdamas ꝛc. ); bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie stänglicht zusammengehäuft; häufigst aber auch crystallisirt; zumahl in sechsseitigen Säulen als so genannte Canondrusen ꝛc. (– tab. II. fig. 10. –) theils verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in sechsseitigen Tafeln die dann theils in die Säule übergehen, oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1.); letztere theils so platt niedrig daß sie Linsen bilden, als so genannter[Nagelkopfspath] ꝛc. theils in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweinszähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 34 Kohlensäure, 11 Wasser. Uebergang in körnichten Kalkstein, in Braunspath ꝛc.
Eine besondere Erwähnung verdient der aller - dings hiehergehörige so genannte crystallisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fontai - nebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durch -583 scheinend; inwendig mattschimmernd; ohne deut - liches Spathgefüge; sondern mit splitterigem Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher Außen - fläche. Gewicht = 2611.
2. Arragon.
Meist graulich weiß, ins Blauliche; durch - scheinend; von Glasglanz und blätterichtem Bruch; crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10.) häufig als Zwillingscrystal (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stänglicht zusammengehäuft. Gewicht = 2778. Hat den Nahmen von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelrothen Gyps bricht.
3. Schieferspath. Chernites.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei - nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blättericht ins Schiefrige; bloß ungeformt; weich; braußt stark mit Säuren. Fundort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath perlé.)
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu - mahl ins Rahmgelbe, Braune ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blätterichtem Bruch; und rhomboidalen meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom - ben ꝛc. ; etwas härter als Kalkspath; braußt auch schwächer mit Säuren. Gehalt = 50 Kalk-Erde, 28 Braunstein-Kalk, 22 Eisen-Kalk. Uebergang einerseits in Kalkspath, anderseits in späthigen Eisenstein.
5845. Bitterspath. Picrites.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun ꝛc. ; durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry - stallisirt; meist mit einem kalkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480. Gehalt = 52 kohlensäure Kalk - Erde, 45 Talk-Erde, 3 Eisen-Kalk. Fundort zumahl im Salzburgischen und Steyermärkischen; meist im talkartigen Schneidestein.
6. Kalksinter. Tofus*)Nicht Tophus, denn es ist kein griechisches Wort..
Von mancherley Farben; doch an den mehresten Orten nur weißlich; mehr oder weniger durch - scheinend; theils undurchsichtig; aus kalkichtem Wasser abgesetzt**)„ Tales sunt aquae qualis est natura terrae per quam fluunt. “Plin. XIV. 4.; der Bruch dicht, oder faserig oder blättericht; und hiernach also drey Arten:
1) Dichter Kalksinter.
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils marmorartig***)Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalk - sinter zum abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt; s. von diesem so genannten albâtre factice die deutschen Schriften der Göttin - gischen Königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. polirbar; theils aber auch erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück - sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein da er an die Wände der in Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen ꝛc. die kalkichtes Wasser enthalten†)So z. B. in der berühmten piscina mirabile, davon oben S. 2., abgesetzt wird;585 oder auch andere fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie z. B. das Confetto di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z. B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Steintrümmer zusammen - cämentirt.
Zu dieser Art gehört nahmentlich der Carls - bader Sprudelstein, der aus dem dasigen Mi - neralwasser in zahllosen Spielarten der Farben, Zeichnungen ꝛc. theils durchscheinend, meist aber undurchsichtig, in Menge abgesetzt wird.
2) Faseriger Kalksinter.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Gefüge; gleichlaufend oder divergirend; der frische Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Ge - stalt, als so genannte Naturspiele. Gehalt eines von Bergmann analysirten = 64 Kalk-Erde, 34 Kohlensäure, 2 Wasser. Fundort zumahl in den gedachten Berghöhlen: z. B. in der auf Anti - paros, in der Baumanshöhle am Unterharz ꝛc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne feinkörnige, polirbare Alabastrites der Alten (Ital. Alabastro antico, Fr. albâtre calcaire oder oriental.)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän - zendem Bruch mit krummlaufenden, theils wie durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den Seiten - wänden der Schatzkammer des Arzberges zu Ei - senerz in Steyermark, beym späthigen Eisenstein.
5863) Blätterichter Kalksinter.
Meist kreidenweiß; in blätterichten Schaalen; theils als eine Art Rindenstein, meist krumm - schaalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber - zug über Sandkörner; so z. B. die so genannten Drageen von Radicoffani.
Von der Art ist vorzüglich der Carlsbader Erbsenstein, pisolithus, der sich theils in ganzen Massen und kleinen Lagern zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführenden Rogenstein verwechselt wer - den darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Berg - zieger. Lac lunae*)Also Mondmilch, ja nicht Montmilch als ob es von Mons herkäme. – s. zum Ueberfluß des ge - lehrten Schnider von Wartensee Geschichte der Entlibucher 11. Th. S. 45., Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreite; stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern nahmentlich im Mondloch am Lu - cerner Pilatusberg.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz - Erde oder Schaum-Erde von Rubitz bey Gera, die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bedienete sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen Steinen.
8. Kreite. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond - milch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittel-Gewicht = 2525. Gehalt = 60 Kalk -587 Erde, 40 Kohlensäure. Hält oft Feuerstein (s. oben S. 538) und Versteinerungen der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zumahl an Seeküsten (daher Albion und Creta oder Candia ihren Nah - men haben).
9. Kalkstein (und Marmor).
In mancherley Farben und Zeichnungen; meist wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un - geformt; meist polirbar, da dann die feinern Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns folgende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor, Glanzmarmor.
Meist weiß (theils blendend Schneeweiß) oder doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmorirt); wenigstens an den Kanten durch - scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden, theils schuppicht ꝛc. *)Zuweilen gar als Marmorsand von festerem oder lockerern Zusammenhange, und meines Wissens bloß von weisser Farbe. So das Muttergestein des gemeinen Tremolits (s. oben S. 580) und der Marmo arenaceo vom Vesuv. s. Gioeni im Saggio di litologia Vesuviana pag. 5.Daher Uebergänge einer - seits in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Ver - steinerungen; aber der Carrarische (Marmor Lu - nense) zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Ge - brauch zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herrlichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor allen der berühmte Paro antico, durch -588 scheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837.
2) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man - cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar - morirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichen an - tiken Arten, giallo, rosso, nero ꝛc. ; vom zwey - farbigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit be - sondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (cittadino ru - derato) der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen die fremde Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und unter diesen wieder nahmentlich der Muschel-Marmor (Lumacchella); und der Corallen-Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher Marmor enthält auch andere Fossilien, so z. B. der Tiree marble grüne Hornblende (s. oben S. 554) ꝛc. oder er besteht als Breschen-Mar - mor aus zusammencämentirten Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit talk - artigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt wie der Polzevera (S. 575) oder geflammt wie der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino an - tico u. s. w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalk - stein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils in schieferigen Ablosungen. Mittel-Gewicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. Bildet große durch alle Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten,589 die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtlicher Teufe) mit dem gemeinen Petre - factenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vor - welt ausmacht (davon oben §. 231. und unten im Abschnitt von den Versteinerungen.).
Als eine besondere Abart des gemeinen Kalk - steins ist der Rogenstein, Hammites, zu merken, der nicht mit dem Erbsteinstein verwechselt werden darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flöz - lagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern dichten Kalksteins besteht, die durch ein kalkichtes oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein zusammen verbunden sind. Es gehören dahin nahmentlich die berühmten Sorten von Englischen Baustein, Portlandstone, Purbeckstone und Bathstone.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand ꝛc. daher die mancherley Benennungen der Arten (a potiori) Kalk-Mergel, Thon-Mergel ꝛc. Meist grau in andere unansehnliche Farben; un - durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit. Daher besonders drey Hauptarten desselben zu unterscheiden sind:
1) Mergel-Erde.
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager; meist rauh anzufühlen; leicht*)Linné hat bekanntlich in seiner Mineralogie auch den Bodensatz des befruchtenden Nilschlamms zum Mergel gerechnet, und als eine besondere Art unter dem Nahmen von Marga (argilla) Nilotica auf - geführt. Ich habe aber durch die Güte des Hrn.590 Ritter Banks eine Flasche mit dem schlammichten Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worsley, zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten gefüllt hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen - dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht..
2) Mergeltuff, Tuchstein.
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast immer voller Reste und Spuren vegetabilischer Körper die davon incrustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zumahl im so genannten Beinwell oder Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci - nirte See-Conchylien (s. oben S. 516) ꝛc. Bil - det hin und wieder große Lager von niederem auf - geschwemmten Lande; in welchem sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild - kröten u. a. Indischen Thiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so genannte Ingwersteine ꝛc. hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke.
Eine besondere Erwähnung verdient der wegen seiner eignen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. déz de van-Hel - mont, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Schei -591 dewände von grauem dichten Kalksinter von einan - der abgesondert sind, und im Ganzen theils kopf - große, etwas plattgedruckte kuglichte Massen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim - mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süs - wasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisleber ꝛc. ) auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon (s. oben S. 560) verschieden sind; selten enthält er hingegen See - geschöpfe der Vorwelt, wie z. B. der bey Boll in Schwaben die colossalische Medusen-Palme (helmintholithus portentosus Linn.). Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copper - ore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist erdiger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist un - geformt, und zwar sowohl derb als schieferig; selten spathartig stänglicht zusammengehäuft. Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird gibt er einen Geruch, wie angebranntes Horn. Hält häufig Versteinerungen, und zwar sowohl In - cognita der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organisirte Körper beider Reiche aus der jetzigen Schöpfung, wie z. B. im Oeninger Stinkschiefer*)s. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f.
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen genommen, analog*)Zu einem Beweise, wie leicht und wie vollkommen kohlensaure kalkartige Fossilien durch zufälligen Beytritt der Schwefelsäure in Gyps umgewandelt werden, dienen einige merkwürdige Ostraciten aus Oxfordshire in meiner Sammlung, die durch Ver - witterung des Schwefelkieses in ihrem Thonlager, nicht nur selbst ganz gypsartig worden, sondern auch von außen mit vielen Selenitcrystallen dicht besetzt sind.; nur sind sie ceteris pa - ribus weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Frauen-Eis, Ma - rienglas. (Ital. scagliola.)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß - lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe ꝛc. und mehr oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter - glanz; blätterichtes Gefüge; ein wenig biegsam doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber auch crystallisirt**)Im hiesigen academischen Museum ist eine Sproße von einer Bergleiter befindlich, die man beym Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver - lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Ober - harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gyps-Spath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schön - heit angesetzt hat.; zumahl Linsenform, oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man - cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in593 achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u. s. w. Gehalt = 32 Kalk-Erde, 46 Schwefelsäure, 22. Wasser.
14. Gypssinter.
So wie der Kalksinter (S. 584) als Tropf - stein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere Körper ꝛc. theils faserig, theils dicht. Letzterer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl. Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch (S. 586); theils schnee - weiß; theils ins Grauliche ꝛc. ; staubartig. Fund - ort, in den Klüften der Gypsberge.
16. Gypsstein.
Meist weiß oder graulich, doch auch in andere, meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger durchscheinend; immer ungeformt.
Davon folgende drey Arten:
1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge - nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth ꝛc. ; wenig durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167. Gehalt = 32 Kalk-Erde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit ande - ren Fossilien inniger oder gröber gemengt z. B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstein [bey Montmartre*)Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps - und Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die594 ich der Güte des Hrn. Geh. Hofr. Girtanner ver - danke, befindet sich Gyps mit ganzen Lagen und Andern von Hornstein wie durchwachsen, und an - derseits Hornstein voll eingewachsener Selenit - blättchen.]. Oft hält er andere Fossilien, theils ausschließlich, in sich eingewachsen; so z. B. bey Lüneburg den Boracit, in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmtbraune kleine Quarzcrystalle (die irrig so genannten Hyacinthen von Compostella) ꝛc.
2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro - sum, lapis inolithus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer - bruch theils gerade-theils krumm-faserig; meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zerreiblich; meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.
3) Alabaster. Gypsum densum.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig, oder geadert, marmorirt ꝛc. der weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem Splittrigen ins Erdige.
17. Gyps-Leberstein.
Begreift die dem Stinkstein (S. 591) analogen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefel - leber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.
18. Honigstein.
Diese besondere Gattung mit Erdharz durchzo - genen Selenits, hat den Nahmen von ihrer Farbe; ist durchsichtig; glasglänzend; sehr spröde; hat595 kleinen muschelichen Bruch; findet sich bloß crystal - lisirt in doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 5. –). Fundort besonders bey Artern im Mannsfeldischen in bituminosem Holze.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).
Hat den Nahmen von dem Gebrauch den man beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge - färbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän - zend; mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt; selten stänglich zusammengehäuft (so der honey - comb Spar von Derbyshire) häufig crystallisirt, zumahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Py - ramiden (– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar. Gewicht eines Smaragdgrünen = 3181. Gehalt = 57 Kalk-Erde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glüende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von Nertschinsk.
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün - lich - oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.
20. Fluß-Erde.
Meist graulich weiß; theils staubartig, mehlicht, theils von kreitiger Consistenz; mager; etwas ab -596 färbend; auf heißer Asche gibt sie das grüne Licht wie der Flußspath, woraus sie vermuthlich durch Verwitterung entstanden; doch hält sie außer der Spathsäure auch etwas Phosphorsäure. Fund - ort bey Sigeth in Ungarn, und in Andalusien.
21. Apatit.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath, nur blasser; meist durchsichtig-glasglänzend; der Querbruch blättericht, der Längenbruch ins Musche - lichte. Gewöhnlich crystallisirt, meist in sechs - seitigen Säulen von mancherley Abartung. Ge - wicht = 3218. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 45 Phosphorsäure und etwas Braunstein-Kalk; phos - phorescirt auch auf Kohlen gebröckelt mit grünem Lichte. Fundort, zumahl die Zinnwerke bey Eh - renfriedersdorf und Schlackenwalde*)Vermuthlich gehört in die Nachbarschaft des Apa - tits der von Hrn. Werner so genannte Spargel - stein vom Cabo de Gates; meist spargelgrün; durchsichtig; glasglänzend; crystallisirt in sechs - seitiger Säule mit sechsseitiger flacher Endspitze. Gewicht = 3098..
22. Phosphor-Kalkstein.
Verhält sich zum Apatit wie Gypsstein zum Selenit. Findet sich ungeformt, theils derb, theils faserig. Hiernach zwey Arten:
5971) Derber Phosphor-Kalkstein.
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von erdigem Bruche; magerm Korn; splitterigem Bruche der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuch - tenden Strich, und auf Kohlen gebröckelt so wie der Apatit grünes Licht. Fundort bey Truxilla in Estremadura in abwechselnden Schichten von gemeinem Quarz.
2) Faseriger Phosphor-Kalkstein.
Graulichweiß, theils ins Röthliche ꝛc. wenig durchscheinend; auf dem Querbruche theils gerade - theils krumm-faserig, fast wie Strahlgyps; auch so in dünnen Lagen. Fundort bey Schneeberg.
23. Boracit, Sedativspath.
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder - bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes Product der Hannöverischen Lande; und findet sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh und matt; bricht muschelicht; immer rein aus - crystallisirt, als Würfel mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern ab - wechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so598 der ganze Crystall gewöhnlich 26 Flächen hat. (– tab. II. fig. 3. –). Frisch ist er hart. Ge - wicht = 2566. Gehalt = 11 Kalk-Erde, 68 Boraxsäure, 13,50 Talk-Erde, 1 Thon-Erde, 2 Kiesel-Erde, 0,75 Eisen-Kalk. Bey erhöhter Temperatur zeigt er die Electricität des Turma - lins, aber mit vier Axen, deren jede von einer der sechsseitigen stark abgestumpften Eckflächen nach der gegenüberstehenden schwachabgestumpften dreyseitigen dergleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe, positive, und hingegen das letztere, negative Electricität zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich im schup - pichten Gypsstein des so genannten Kalkbergs bey Lüneburg.
Die Strontian-Erde ist zuerst vom sel. Crawford und Hrn. R. Sulzer in Ronneburg für eine besondere Grund-Erde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Crystallen bildet, und daß eine Auflösung derselben in Weingeist carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle ꝛc. damit eingetränkt und angezündet worden*)Auch ein mit der salpetersauren Auflösung der Strontian-Erde getränktes Papier, gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, wenn es getrocknet und angezündet wird, eine schöne purpurrothe Flamme, da hingegen die von dem anfangs oft mit dem Strontianit verwechselten Witherit, unter gleichen Umständen gelblichweiß brennt.. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechs - seitige dicke tafelförmige Crystallen.
1. Strontianit.
Kohlensaure Strontian-Erde. Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durchscheinend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils stänglich zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten Crystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt = 69,50 Strontian-Erde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fund - ort im Bleygange des Granitgebirges bey Stron -600 tian in Schotland, meist in Schwerspath ein - gewachsen*)Der Strontianit der wie gesagt so oft mit dem Witherit verwechselt worden, unterscheidet sich besonders auch dadurch von demselben, daß er, nach den Versuchen die ich damit an warmblüti - gen Thieren angestellt, von denselben ohne allen merklichen Nachtheil genossen wird, da hingegen der Witherit bekanntlich denselben ein tödtliches Gift ist. – Ich habe diese Versuche im III. B. der medicinischen Bibliothek S. 73° beschrieben..
Die Strontian-Erde findet sich aber auch mit der Schwefelsäure, doch nur zu geringen pro Centen, in manchen Schwerspath, nahmentlich im Harzer, Freyberger, und Sibirischen, ver - bunden.
Die dieses Geschlecht characterisirende Schwer-Erde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grund - Erde erkannt worden, und hat den Nahmen von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie wird so wie die Kalk-Erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösungen in der Salpeter - und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.
Sie findet sich mit zweyerley Säuren, mit der Kohlen - und Schwefelsäure verbunden. Also
1. Witherit.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlich - gelbe: durchscheinend; ähnelt im äußern Total - habitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt in keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr selten crystallisirt; und dann meist in sechssei - tiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II. fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt = 78 Schwer-Erde, 20 Kohlensäure. Fundort vor - züglich in den Bleywerken zu Anglezark bey Chor - ley in Lancashire, und zu Steinbauer in Ober - steiermark. Innerlich genossen ist er warmblüti -602 gen Thieren ein Gift, aber auch wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl. cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaaliger Schwer - spath.
Meist weiß, aber in mancherley andere, doch nur unansehnliche, Farben; mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsichtig; auch von verschiedner Art des Glanzes; häufig ungeformt; theils in dickschaaligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl in Säu - len als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und mancherley Zuschärfung und Zuspitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) ꝛc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin z. B. der so genannte Stangenspath von Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit klei - nen Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen wie an Fäden angereihten tafelförmigen Crystallen als Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger besondern Gestalt zusam - mengehäuft, z. B. als Hahnenkammdrusen ꝛc. Gewicht = 4430. Gehalt = 84 Schwer-Erde603 (und oft auch etwas Strontian-Erde), 13 Schwe - felsäure, 3 Wasser. Häufig auf Gängen (S. 513) wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen (S. 515).
Eine besonders anzuführende Abart ist der so genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit sein aschgraues thonartiges Muttergestein gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.
2) Faseriger Schwerspath.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; in verschiedenen Abarten, unter welchen der Bolog - neserstein der berühmteste ist. Er findet sich rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht = 2440. Gehalt = 62 schwefelsaure Schwer - Erde, 16 Kiesel-Erde, 14,75 Thon-Erde, 6 schwefelsaure Kalk-Erde, 0,25 Eisen-Kalk, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die so genannten Lichtmagnete verfertigt.
3) Dichter Schwerspath.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth ꝛc. meist nur an den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge - halt (des Rammelsberger) = 83,5 schwefelsaure Schwer - und Strontian-Erde, 6,5 Kiesel-Erde, 1,5 Thon-Erde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammels - berg, aber auch Derbyshire ꝛc.
6043. Schwerspath-Erde.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, roh. Fund - ort, vorzüglich derb bey Paris. Außerdem hin und wieder auf Drusen von gemeinem Schwerspath.
4. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Stavrobarytes.
Meist milchweiß oder graulich; meist nur durch - scheinend, selten wasserhell; der Längenbruch blät - tericht, der Querbruch muschelicht; immer crystal - lisirt; und zwar ursprünglich als schmale dicke rechtwinkliche vierseitige Tafeln oder Säulen, an den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast immer als Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Länge nach gleichsam durch - schneiden (– tab. II. fig. 15. –), und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vor - stellen. Gewicht = 2355. Gehalt des Andreas - berger = 20 schwefelsaure Schwer-Erde, 44 Kiesel-Erde, 20 Thon-Erde, 16 Wasser. Fund - ort zumahl Andreasberg am Harz; aber auch (und theils in großen und einfachen Crystallen) in Nord-Schotland.
5. Schwer Leberstein. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch - sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt wenn er mit Eisen geschabt oder gekratzt wird einen Geruch nach Schwefelleber. Fundort zumahl Andrarum in Schweden und Kongsberg in Norwegen.
Ein Gemengtheil des sogleich zu beschreiben - den Australsandes*)Ich habe ihm diesen Nahmen beygelegt, weil nicht nur Süd-Indien überhaupt den Nahmen Austra - lien erhalten hat, sondern auch insbesondere Neu - Holland gleich von den ersten Entdeckern desselben het Zuid-land genannt worden., von Sydney-cove bey Botany-bay auf Neu-Süd-Wallis (der von Cook entdeckten Ostküste von Neu-Holland) hält nach des sel. Wedgwood's Analyse eine eigenthümliche einfache Erde, die bloß von der Salzsäure aufgelößt, aus dieser Solution durch zugegoßnes Wasser wieder gefällt wird, und für sich leichter schmelzbar ist als irgend eine andere Grund-Erde**)Eine ausführlichere Nachricht habe ich in Voigts Magazine gegeben VII. B. 3. St. S. 56 u. f.. Freylich aber bedarf diese Austral-Erde (terra cambria Forster. ) erst noch wiederhohlte genaue Untersuchung ehe man sie mit der Zuverläßigkeit wie die übrigen sieben für eine vollkommen eigene Grund-Erde annehmen kann.
1. Austral-Sand. Australitis Forster.
Dieses gemengte Fossil ähnelt im Aeußern einem verwitterten mürben Gneis, und besteht aus sehr wenigen mattsilberglänzenden, glimmerähnlichen zarten Schuppen, einer größern Portion milch -606 weißer, durchscheinender, sehr harter quarzähn - licher Körner, eine noch ansehnlichere Menge kleiner bleyfarbener, zum Theil gebogener und zusammengedruckter, abfärbender Blättchen die ich für Wasserbley halte*)Nicht wie Herr Wedgwood für Graphit. Die Gründe für meine Behauptung habe ich a. a. O. der Voigtischen Magazins angegeben., und endlich aus einem ebenfalls beträchtlichen Antheil von un - durchsichtigen, gelblichweißen, weichen, leicht zerreiblichen Bröckchen, welche letztere dann die auf die obgedachte Weise sich auszeichnende Erde zu enthalten scheinen.
Wir haben bisher die Erden und Steine als homogene (mechanisch einfache) Fossilien be - schrieben, und ihre mancherley Gattungen mit den Arten und Abarten derselben nach den sieben bis acht bis jetzt bekannten Grund-Erden unter eben so viele Geschlechter geordnet. Häufigst aber finden sich auch Fossilien verschiedner Gat - tung und selbst aus verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen Massen und Lagern aller drey Hauptclassen von Gebirgen (S. 512 – 515) unter einander gemengt, daher es, besonders für den geognostischen Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgs - arten (saxa) unter eine systematische Uebersicht zu bringen.
Doch schränken wir uns hier bloß auf die - jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs - verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einen andern gleichsam eingewachsen608 findet, wie z. B. zuweilen Bergcrystall im Car - rarischen Marmor (S. 587) ꝛc., oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Ge - steins andere Fossilien von weit neuerer Ent - stehung abgesetzt worden, wie z. B. Kalksinter in alten Erdschlacken oder Laven ꝛc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Ge - birgsarten lassen sich nach der verschiedenen Ver - bindungsart ihrer Gemengstoffe unter folgende drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri - mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich in einander verwachsen sind, wie beym Granit und Gneis.
B) Wo einzelne Brocken von Fossilien in einen Grundteig oder Hauptmasse von an - derer Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zusammengekürtet sind, wie in den Breschen und im Sandstein.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr eigentlich zukommenden Stoffen rein ge - mengt ist, wie z. B. eigentlicher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des andern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, einen oder den andern fremden enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder eingemengt wäre.
A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprünglich in einander gewachsenen Stoffen.
1. Granit.
In derben Massen, oder nur in mannigfaltiger Verschiedenheit des grob - oder feinkörnigen Ge - menges (von letzterer Art z. B. der so genannte610 Granitello); oder des ungleichen Verhältnisses der Gemengstoffe, da z. B. im Portsoy-Granit (S. 556. not. *) der Feldspath ohne Vergleich vorwaltet; oder des mehr oder minder festen und frischen Korns, wodurch sich z. B. die schönen antiken Aegyptischen Granite so auffallend aus - zeichnen u. s. w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites Plin. *)Diesen Nahmen hat derjenige Granit aus welchem die bewundernswürdigsten Denkmahle der Alt - Aegyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor - den, von seinem Fundort bey der Stadt Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten. Da aber der demselbigen eingemengte schwarze Glimmer, zumahl auf dem Quetbruche, leicht für Hornblende angesehen werden konnte, so ist man neuerlich dadurch verleitet worden, den Nahmen Syenit dem Aftergranite beyzulegen, der Hornblende in seinen Gemenge hat. Allein die neuesten Unter - suchungen der Römischen Obelisken haben dieß widerlegt, so daß nun der alte Nahme Syenit bloß dem eigentlichen aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehenden Granite wieder gegeben werden muß. – s. z. B. das Gabinetto del colle - gio Nazareno 1792. T. II. p. 238. "I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero."– Vollkommen so sind die Proben von rothen antiken Granit in meiner Sammlung nah - mentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonins. – Und Hr. Wad, der die echten frischen Bruchstücke, die sich von den berühmtesten Römischen Obelisken in der Sammlung des Hrn. Cardinal Borgia befinden aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich:„ Ex his speciminibus clare patet Syeniten Plinii esse611 granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feldspato, et mica) "s. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani, Velitris 1794. 4. pag. 1 u. f.
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glimmer. So z. B. der antike Granito rosso. So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen, das seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un - geachtet nach St. Petersburg transportirt worden, um der Statue Czaar Peters des großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste Last die je durch Menschenkunst be - wegt worden. – Der große Vaticanische Obelisk den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil; nur 973537 35 / 40 Pfund. – s. des Grafen Carbury monument elevé à la gloire de Pierre le grand. Par. 1777. fol..
b. Aftergranit.
So z. B. der so statt des Glimmers Hornblende enthält, wohin auch manche antike Arten gehören (nur nicht der wahre Syenit).
c. Uebermengter Granit.
Der z. B. außer dem Feldspath, Quarz, und Glimmer auch noch Hornblende, oder Stangen - schörl, Granaten, Diamantspath, magnetischen Eisenstein ꝛc. enthält.
d. Halbgranit.
Der z. B. bloß aus Hornblende und Feldspath besteht, wohin dann, wenn er innig gemengt ist, die mehresten antiken Aegyptischen Basalte zu gehören scheinen (s. oben S. 554 und 567); oder aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath-Avanturino vom weißem Meere (S. 558) rechnen kann ꝛc.
6122. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen er auch meist angrenzt, und daher theils in ihn übergeht; insgemein aber geschichtet, und sogar zuweilen blättericht; theils wie mit schieferigen Ablosungen; bricht in Ganggebirgen. Seine Arten übrigens wie beym Granit:
a. Eigentlicher Gneis.
Aus Glimmer, Feldspath und Quarz; häufig erzführend; ist zumahl im Erzgebirge eine der gemeinsten Metallmütter.
b. Aftergneis.
aus Hornblende, Feldspath und Glimmer.
c. Uebermengter Gneis.
So z. B. mit Granaten, als mancher Murk - stein; oder mit schwarzem Stangenschörl (z. E. auf Madagascar) ꝛc.
d. Halbgneis.
aus Glimmer und Feldspath; oder aus Glimmer und Quarz, da er dann in den inniger gemengten Glimmerschiefer übergeht.
613B) Gemengte Gebirgsarten bey welchen ein - zelne Brocken von gewissen Fossilien in einer homogenen Hauptmasse wie in einem Grundteige liegen.
3. Porphyr. (Ital. porphido.)
Die Grundmasse ist vielartig; z. B. häufig Hornstein; aber auch verhärteter Thon (S. 558); oder Trapp (S. 565); oder Pechstein (S. 536); oder Obsidian (S. 538) ꝛc. ; bricht in Gangge - birgen; und zwar in derben Massen.
a. Eigentlicher Porphyr.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte ꝛc. vorzüglichste und eigentlich so genannte antike Porphyr, ist, wie schon der Nahme an - zeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus einem eigenen Hornsteinartigen aber dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent - hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und das steinige Arabien.
b. Afterporphyr.
Wo z. B. außer der Hornblende statt des Feld - spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in der so genannten pietra Napolitana (S. 565).
c. Uebermengter Porphyr.
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der Grundmasse.
614Dahin gehört z. B. der ungarische Graustein (Saxum metalliferum Born. ), der aus einer Grundmasse von verhärtetem Thon mit eingemeng - ter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zu - weilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Un - garn, wo er das Hauptganggebirge und das Mut - tergestein der mehresten dasigen reichen Gold - und Silber-Erze ausmacht*)Eine diesem Graustein sehr ähnliche Gebirgsart bricht auch im westlichen Hindostan, und nahment - lich ist die famöse uralte Felsen-Pagode auf der Insel Elephanta bey Bombay ganz in diesem Ge - stein (Engl. Elephanta Rock) ausgehauen, wovon ich eine Probe besitze die so wie die Stücken die ich davon in London untersucht aus einer Grund - masse von leberbraunen eisenschüssigen verhärteten Thon besteht, worin vieler Feldspath, weniger Quarz, und noch weniger Hornblende einge - mengt ist..
d. Halbporphyr.
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund - masse.
So der schöne antike Aegyptische grüne Porphyr (das fälschlich so genannte Serpentino verde an - tico), mit lauchgrüner hornsteinartiger dem Jaspis sich nähernden Grundmasse und darein gemengten mittelmäßig großen Feldspathbrocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.
4. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse ist meist hornsteinartig, nähert sich theils dem Kieselschiefer. Eingemengt ist meist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz ꝛc. Das Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schiefericht.
615Eine besondere Abart davon ist der so genannte Klingstein vom Schloßberge bey Töplitz in Böh - men; der in dünnen Platten beym Anschla - gen tönt.
C) Gemengte Gebirgsarten aus dicht zu - sammengehäuften Körnern und Geröllen die durch ein Cäment gleichsam zusammen geküttet sind.
5. Bresche. (Ital. Breccia.)
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine gemengte meist sandsteinartige Hauptmasse ein - gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Grund - teiges sowohl als der inliegenden übrigen Gemeng - stoffe. Jener ist aber immer derb, nicht von schieferichtem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von einem meist graulichgelben durch Quarz-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von Feuerstein, Kieselschiefer ꝛc. fest eingewachsen sind*)Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig - stens besitze ich Stücke davon, wo die einge - wachsenen Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.. Fundort vorzüglich in England; der schönste bey St. Albans in Hertfordshire.
616Das so genannte rothe todte liegende der deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver - bundenem Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel - schiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern fester oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze Berge; zumahl in der Schweiz, denn die dasige Nagelfluhe ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine Grundmasse von meist grauem durch Thon-Cäment verbundenem Sandstein, in welchem Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Körnern und theils sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer ein - gemengt liegt. Uebergang in Sandstein. Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgänge führt.
6. Breschenschiefer.
Die Gemengtheile wie bey den letzgedachten Ar - ten der Breschen, aber mit schieferichtem Gefüge.
So z. B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen Gegenden des Oberharzes, z. B. am Burgstetterzug bey Clausthal schilfähnliche Ab - drücke enthält, die für die Geogenie um so merk - würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise die aller ältesten Spuren von organisirter Schöpfung aus den Zeiten der Vorwelt sind.
7. Sandstein.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zusammen geküttet. Das Cäment ist von ver - schiedener Art: z. B. kalkartig; oder thonartig;617 oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz - artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge - meinen Quarz (S. 531) übergeht.
a. Eigentlicher Sandstein.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit crystal - linischem Korn; theils mit Abdrücken von Petre - facten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen organisirter Körper.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 14 Jah - ren vom neuen*)Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150. berühmt wordene biegsame Sandstein von den Minas generales in der Provinz Puerto seguro von Brasilien.
Des so genannten crystallisirten Sandsteins ist oben behörigen Orts beym Kalkspath (S. 582) Erwähnung geschehen.
b. Uebermengter Sandstein.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z. B. außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein - Würfelchen in dem Muttergestein des rothen Bley - spaths von Beresossk im Catharinburgischen.
Oder mit kleinen Granaten, wie z. B. im Na - miesterstein einem übermengten Sandstein mit Quarz-Cäment, der von seinem Fundort in Mäh - ren den Nahmen hat.
618Und so findet auch wohl der Topasfels des Schneckensteins im Voigtlande (S. 540) hier füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen - schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durch - zogen ist.
8. Sandstein-Schiefer.
Der sich also wegen seines Gefüges zum derben Sandstein verhält wie der Porphyrschiefer zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke ꝛc.
Gemeiniglich ist er mit Glimmer übermengt, und meist damit im schieferichten Bruche durchzogen (so z. B. nahmentlich im Englischen York-stone, Breming-stone ꝛc.).
Nur variirt dabey das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.
Im Gestellstein z. B. (Saxum fornacum), der den Nahmen von seinem Gebrauche bey Schmelz - öfen hat, ist der schieferichte meist durch Quarz - Cäment verbundene Sandstein nur wie mit Schich - ten von Glimmerblättchen durchschossen.
Im Glimmerschiefer hingegen macht der Glimmer den bey weiten vorwaltenden Gemeng - stoff aus, so daß er theils gar in Thonschiefer übergeht (S. 563).
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken Geschmack; durch ihre vollkommene Unverbrenn - lichkeit; und durch ihr großes Aneignungs - und Mischungsvermögen, d. h. ihren starken Hang sich mit andern Stoffen innig zu verbinden. *)Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim - mung des Begriffes von Salzen: in Hrn. v. Crells chemischen Annalen. 1795. II. B. S. 6 u. f.
Alle mineralische Salze (d. h. die, so sich von Natur fossil finden) gehören zu den so genannten Mittel-Salzen (Salia media, neu - tra, composita) die nähmlich aus einer Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen dieses Verbindungsvermögens so genannten alkalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.
620Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u. a. aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver - bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf - lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg - licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür - lichsten nach den verschiedenen Säuren die sie ent - halten unter folgende fünf Geschlechter gebracht:
I. Salzsaure Mittel-Salze.
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
V. Kohlensaures Mittel-Salz.
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda. Sal gemmae, muria montana. (Fr. mu - riate de soude.)
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau ꝛc. ; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schimmernd, theils aber glänzend; der Bruch theils dichte, theils blättericht, theils faserig, theils körnicht; meist ungeformt; selten crystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Was - sertropfen ꝛc. Gewicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda (festes mineralisches Laugen - salz), 17 Wasser. Bildet theils mächtige Flöze und Lager (Salz-Stöcke), wie z. B. zu Bochnia und Wieliczka bey Crakau ꝛc. ; theils aber wird es auch an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z. B. am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Ammo - niak. Sal ammoniacum. (Fr. muriate ammoniacal.)
Weiß, graulich ꝛc. theils gelb von beygemisch - tem Schwefel ꝛc. Meist nur mattschimmernd; theils mehlicht; theils in undeutlichen kleinen Cry - stallen; zeigt einige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend; geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe. Fundort zumahl in vulcanischen Gegenden.
und zwar A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz. Sal mirabile Glaub. (Fr. sulfate de soude.)
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort bey Hildesheim, Debrezin ꝛc.
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
2. Natürliches Bittersalz. Magnesia vitrio - lata. (Fr. sulfate de magnésie.)
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel - förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt = 33 Schwefelsäure, 19 Talk-Erde, 48 Wasser. Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern in einigen Schweizer - und Savoyischen Alpen.
3. Natürlicher Alaun. Alumen, argilla vi - triolata. (Fr. sulfate d'alumine.)
Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schimmernd; theils seideglänzend; theils erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z. B. = 24 Schwefelsäure, 18 Thon-Erde, 58 Wasser. Geschmack zusammenziehend herbe, hintennach süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zuweilen auch auf den so genannten Alaun-Erzen. Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey ꝛc.
623Als ein paar unreine eisenhaltige Abarten des Alauns verdienen genannt zu werden
a. Haarsalz, Federalaun. halotrichum.
Weiß; durchscheinend; meist Atlasglänzend; in haarförmigen Crystallen. Fundort besonders bey Idria.
b. Bergbutter, Steinbutter. (Russ. Kamenoe - maslo.)
Gelb; durchscheinend; wachsglänzend; blätte - richt; fettig anzufühlen. Fundort besonders häufig in Sibirien, auf dem Altai, Ural ꝛc.
C) In Verbindung mit metallischen Kalken.
[4]. Natürlicher Vitriol.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer, Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun - den; indeß werden sie doch a potiori besonders benannt:
1) Kupfer-Vitriol, blauer Vitriol, schwe - felsaures Kupfer. (Fr. sulfate de cuivre, couperose bleue.)
Blau, ins Spangrüne; durchscheinend; glas - glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das damit geriebene Eisen Kupferroth. Herber, zusammenziehender ekelhafter Kupferge - schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in Ungarn ꝛc.
6242) Eisen-Vitriol, grüner Vitriol, Kupfer - wasser, schwefelsaures Eisen (Fr. sulfate de fer, couperose verte.)
Meist spangrün ꝛc. verwittert aber ockergelb; theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel - kies ꝛc. ; meist durchscheinend; herber zusammen - ziehender Tintengeschmack. Fundort z. B. im Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul - canen, Steinkohlen ꝛc. *)Der so genannte Atramentstein ist ein aus fremd - artigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru - ben gebrauchtes zusammengebacknes Gestein, so mit Vitriolwasser durchzogen worden, und woraus dann (z. B. in Goslar) der mehreste Vitriol gesot - ten wird.Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hofr. Beckmann in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen II. Th. S. 92.
3) Zink-Vitriol, weißer Vitriol, schwefel - saurer Zink. (Fr. sulfate de zinc, couperose blanche.)
Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils als mehlichter Beschlag; theils haarförmig (als mancher so genannte Feder - Alaun); theils stalactitisch ꝛc. Fundort z. B. eben - falls im Rammelsberge.
4) Kobalt-Vitriol, schwefelsaurer Kobalt. (Fr. sulfate de cobalt.)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend; stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott - asche. Nitrum prismaticum. (Fr. nitrate de potasse.)
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder wollicht; theils stalactisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitterlich und kältend; auf glühenden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit Kalk - Erde gemischt. Fundort vorzüglichst in Hindustan, auch in Ungarn, Apulien ꝛc., und bey Homberg im Würzburgischen. Hauptgebrauch bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheidenwasser ꝛc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda. Swaga der Tibetaner. (Fr. borate de soude.)
Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs - glänzend; krumm blätterichter Bruch; crystallisirt in sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge - schärften Enden. Geschmack anfangs süslich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Fundort an einigen Alpinischen Seen in den Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Gebrauch besonders zum Löthen ꝛc.
1. Natürliche Soda, vulgo natürliches mi - neralisches Laugensalz, kohlensaure Soda. Borech der Persianer. Natrum, nitrum veterum. (Fr. carbonate de soude.)
Weißlich, ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. ; meist erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt - glänzend; theils auf dem Bruche stänglich zu - sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Ge - schmack laugenhaft. Gehalt au Kohlensäure un - gleich; theils 16 pro Cent ꝛc. Fundort besonders an den Natron-Seen in Aegypten ꝛc. Mit Thon gemengt auf den Heiden um Debrezin. Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien bereiteten*)Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini - ger Aegyptischen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1792 im Britischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.; und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali cal - careum, das aus feuchten Mauren wie wollichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalk - Erde vermischte unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauerstoff (oxygène) verbinden, daß dabey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden. Folg - lich gehören, genau genommen, auch hie Me - talle darunter. Allein da sich diese außer dem noch durch manche andere auffallende und ihnen ausschließlich eigene Charactere von allen übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten einmahl allgemein angenom - menen Eintheilung (§. 241.) unter eine beson - dere Classe gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten brenn - lichen Mineralien gerechnet:
I. Natürlicher Schwefel.
II. Erdharz.
III. Graphit.
IV. Demant.
Die ersten beiden haben das mit einander gemein und hingegen von den übrigen beiden verschiedne, daß sie sich, wenn sie rein sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unter - haltung des Feuers dienen können. Vom Erd - harz ist eine Gattung, nähmlich das Erdöl, flüssig. Die übrigen trocknen sind stark idio - electrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Soufre. Engl. Brimstone.)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten Farbe*)Die mannigfaltigsten Schattirungen (versteht sich nähmlich an Schwefel von gleichem Orte) seit der vom Pic von Teneriffa in meiner Sammlung, welchen Herr Ritter Banks von seiner Reise um die Welt mitgebracht.; mehr oder weniger durchscheinen; Fettglanz; muscheliger Bruch; spröde; meist un - geformt und zwar sowohl locker als derb; theils stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und bricht den 414° in Flamme aus. An sich ist er ein einfacher bis jetzt nicht weiter zerlegbarer Körper (ein vulgo so genannter Elementarstoff), doch ist der natürliche, von dem hier die Rede ist, meist unrein. Fundort zumahl in Gypsflözen z. E. bey Lauenstein im Hannoverischen; und dann auf und bey Vulcanen ꝛc.
1. Börnstein, Agtstein. Succinum, electrum, glesum. (Fr. ambre jaune, carabé.)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangeurothe; und vom Undurchsichtigen bis ins vollkommen Durchsichtige; theils Glasglanz, theils Wachs - glanz; muschelichter Bruch; läßt sich drehen, po - liren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist vermuthlich aus Baumharz ent - standen; hält nicht selten fremde Körper ein - geschlossen; zumahl Wald-Insecten, Tangel - nadeln ꝛc. Fundort vorzüglich Palmnicken in Ostpreußen, und Madagascar; theils in Flözen von bituminosem Holz und Braunkohle, theils am Seestande*)Der eigentlich so genannte Amber (Fr. ambre gris) ist gemeiniglich aschgrau, doch gibt es auch (beson - ders bey den Nicobarischen Inseln) schwarze und rahmgelbe Abarten davon; undurchsichtig; glanz - los; sehr weich; leichtschmelzend fast wie Wachs; hängt sich beym kauen wie Mastix an die Zähne; ist wohlriechend; aber sein Ursprung noch zweifel - haft. Manche haben neuerlich die alte Meynung des Fallopius u. a. wieder behauptet, daß er eine Art von Intestinal - oder Stercoralstein des Pott - fisches sey (S. 130). Fundort des grauen zumahl bey den Molucken, aber auch bey Madagascar, an der Küste von Guiana ꝛc..
2. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum. (Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll - kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin -632 gegen sehr zähe wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins schwarzbraune; (der echte Barbados-Theer grün - lich-braun;) jenes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel - Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort, zu - mahl die Naphtha auf den brennenden Feldern am Caspischen Meer, das Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. B. bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung ꝛc. des Berghteers zu Arzney ꝛc. *)Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770 den Moldauischen Berghteer mit glücklichem Erfolg als Digestivsalbe in Pestzufällen verordnet; und der von Barbados wird jetzt als ein bewährtes Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und sogar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.
3. Erdpech, Judenpech, Asphalt. (Fr. Bi - tume de Judée.)
Meist schwarz und nur in Splittern braun durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas - glanz; meist muschelicher Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat meist einen eigenen bitterlichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumahl auf dem todten Meere, daher der Nahme Asphalt. Ward von den alten Aegyptiern zu ihren Compo - sitionen zur Mumienbereitung genommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber ꝛc. häufigst in Oel aufgelößt zum Bestreichen ihres Pferdege - schirres, um die Stechfliegen ꝛc. abzuhalten.
633Unter den Abarten verdient der berühmte kost - bare wohlriechende feste Bergbalsam, oder die mineralische Mumie [Pers. Muminahi*)Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten Jahrhundert von den alten Aegypti - schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese seitdem allgemein Mumien genannt worden.] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des Caucasus, und das Munjack, das die See in der Campesche-Bay auswirft, besonderer Erwähnung.
4. Fossiles Federharz. Elaterites.
Dieses überaus merkwürdige seltene Fossil findet sich bloß bey Castletown in Derbyshire in kleinen Klüften von grauen dichten Kalkstein und zwischen Kalkspathdrusen. Es ist braun, glanzlos, und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht wie das vegetabilische Federharz ohne zu zerreißen dehnen, aber doch zusammendrucken läßt und dann in seine vorige Gestalt zurückschnellt.
Es finden sich davon zwey genau zu unter - scheidende Arten:
1) Dichtes fossiles Federharz.
Schwarzbraun; dicht; wird in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt im äußern Habitus ganz vollkommen dem vegetabilischen Cahutschuk.
2) Lockeres fossiles Federharz.
Haarbraun; von einem lockeren, schwammich - ten, theils ins Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Art.
6345. Bituminoses Holz. Oryctodendron, lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune; (wie z. B. das Isländische Surtar-brandr oder Schwarz - holz) mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Uebergang in manche Abarten von Steinkohlen; zumahl in Braunkohle und in Pechkohle; theils in mächtigen Flözen*)Mann hat die bituminosen Holzflötze – diese großen für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie das an den Küsten der jetzigen nordischen Erde durch Strömungen ꝛc. in solche mächtige Lagen zusammen geschwemmt wor - den sey. Mir scheint es hingegen nach genauer Prüfung, besonders da ich mehrmahlen die Risse und Spalten des Treibholzes, das bey Stade an - geschwemmt wird, mit Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, sehr wahrscheinlich, daß selbst manches von diesem aus Flözlagen von bituminosem fossilem Holze losgerissen und an die Küsten ge - trieben wird.; theils Alaunhaltig.
Die bituminose Holz-Erde, wohin auch manche Umber gehört, ist durch Verwitterung dieses Holzes entstanden, und findet sich theils bey demselben in Flözen, theils aber auch in auf - geschwemmten Lande, Torfmooren**)Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen - gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch - zogenen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Grä - sern (S. 507); in theils Gegenden auch von Hei - dekraut ꝛc. und diese Torfarten sind freylich großen - theils von neuerer Entstehung, wodurch denn manche Naturforscher bewogen worden, den Torf überhaupt gar nicht zu den Mineralien zu zählen. 635Indeß da doch mancher inländische Torf auch aus Seepflanzen, fucis ꝛc. besteht, die folglich von einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück - führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Braunkohle übergeht, so scheint hier doch immer für denselben die passendste Stelle in der Naturgeschichte zu bleiben. ꝛc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. charbon de terre, houille. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; theils auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; bildet in theils Weltgegenden mächtige Flözlagen (so z. B. in Großbritannien und Schina); variirt aber in Farbe, Glanz, Ge - füge ꝛc. in folgenden Abarten:
a. Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey - coal.)
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang ins bituminose Holz, von welchem sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.
b. Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar - ten); starkglänzend; mit kleinmuschelichem Bruch.
c. Glanzkohle.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; groß muschelichem Bruche; würflicher Gestalt der Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu - mahl häufigst in Großbritannien.
636d. Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; weich, und leicht zer - sprengbar; trapezoidische Gestalt der Bruchstücke.
e. Gagatkohle, schwarzer Börnstein. (Fr. jayet, jais. Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuschelichter Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli - ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel coal aus Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.
Gebrauch der Steinkohlen überhaupt, außer dem allgemein bekannten, unter andern auch zum Theerschwehlen und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, unverbrennliche Stein - kohle*)Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz ge - kannt, in dessen kleiner Mineraliensammlung, die das hiesige academische Museum besitzt, ein Stück - chen dieses Fossils, augeblich aus Böhmen, be - findlich ist.. Anthracolithus. Fr. plomba - gine charbonneuse.)
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehedem oft angesehen worden; sie färbt stark ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schie - ferig, theils stänglicht in kleinen vierseitigen Säu - len. Gewicht = 1468. Fundort unter andern bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediegnem Silber) in Ungarn ꝛc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr. plombagine, carbure de fer, crayon noir, crayon d'Angleterre. Engl. black lead, Keswick lead, wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an - zufühlen; theils dicht, theils körnicht, theils schup - picht, oder krummblättericht, oder dünnschiefericht; weich. Mittel-Gewicht = 2089. Im oft mit Was - serbley verwechselt worden (– s. oben S. 606 –), von dem er doch, zumahl in Rücksicht seiner Be - standtheile total verschieden ist. Er verfliegt im starken offenen Feuer großentheils und hinterläßt638 bloß etwas Eisen - und Kiesel-Erde*)Ich habe bey den Versuchen, die ich über die so genannte thierische Electricität angestellt, gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Conductor ge - braucht werden.. Fundort zumahl in der größten Menge und Feinheit bey Keswick in Cumberland**)Doch besitze ich auch durch die Güte des Hrn. Baron von Asch, als eine große exotische Selten - heit ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des nordostlichsten Asiens, dem Tschukotskoi - noß, dessen sich die Tschuktschen und andere be - nachbarte Polarmenschen, auch auf der gegenüber - liegenden Küste des nordwestlichsten America, zur Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungsstücken bedienen.. Gebrauch bekannt - lich zu Bleystiften, Ipser Schmelztiegeln, Ofen - schwärze ꝛc. Auch zum einschmieren hölzerner Schrauben und Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasserhell wie eine Thautropfe; doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem eigenen dem metallischen sich nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal - lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) die aber oft durch Ansatz stumpfer dreyseitiger Pyramiden auf ihren acht Seiten in das Dodecaeder mit rauten - förmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um - gewandelt ist. Sein Gefüge ist blättericht, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der octoedrischen Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt*)Der größte jetzlebende Künstler in Bearbeitung der Demanten, Hr. Bemelmann in Amsterdam, hat meine Mineraliensammlung mit einer überaus lehrreichen vollständigen Suite von rohen Deman - ten bereichert, die er nach allen möglichen Rich - tungen geklovet und woraus sich die Identität der Durchgangs der Blätter in beiden Hauptcrystal - lisationen dieses Edelsteins, der octoedrischen und dodecaedrischen augenscheinlich ergibt.. Er ist der härteste aller bekannten Kör - per; der von keiner Feile angegriffen wird, hin - gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,640 geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idioelectrisch; und zieht leicht und fest Lichtstoff an. Was Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechung des Demanten a priori geahnet*)Optice pag. 270. 272. der oben (S. 582) ange - führten Ausgabe., daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommenste be - stätigt, und dadurch erwiesen, daß er unter die combustiblen bis jetzt unzerlegbaren so genannten Urstoffe gehört. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die brennlichen Mineralien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 252). Sie unterscheiden sich aber durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl als von den übrigen Mineralien der andern beiden Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur; und unter den Fossilien die allerundurchsichtig - sten; sie haben alle den deshalb so genannten metallischen Glanz; und eine dreyfache Art von geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich erstens biegsam (so besonders Bley und Zinn); zweytens dehnbar, daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie sich im Drahtzug mehr oder weniger strecken lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Me - tallen größere oder geringere Lasten tragen können ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst Gold, Platiña und Eisen).
642Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst, d. h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber schon in einer sehr niedrigen Temperatur, da es außerdem flüssig ist; die übrigen Metalle hin - gegen erfordern erhöhte Temperatur, und manche derselben (z. B. Platiña, Eisen, Braunstein, Wolfram ꝛc. ) eine sehr große Hitze ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.
Alle lassen sich entweder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusam - mengesetzten Königswasser) auflösen; und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zurückbringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle gediegen (metallum nativum, Fr. metal vierge) in ihrer wahren vollkommenen metallischen Ge - stalt: – oder aber vererzt im weitläuftigern Sinn (metallum mineralisatum), so, daß ihnen mehr oder weniger von ihrem reinen metallischen Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande eines Metalls mancherley besondere Verschieden -643 heit statt. – Es findet sich z. B. dasselbe ent - weder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner findet sich entweder ein gediegenes Metall (z. B. Queck - silber) rein, für sich; oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen gemischt (z. B. natürliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne (§. 255.) erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder vererzt im engern Sinne genannt werden; und bey dieser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch Verbindung des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert oder verkalkt genannt werden.
Diese Verkalkung aber erfolgt wiederum, entweder durch den Beytritt des reinen Sauer - stoffs (oxygène), – oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbunden ist, und dadurch eine eigentlich so genannte Säure bildet.
Wenn endlich bey dieser letzten Art von Verkalkung zugleich Erdarten, zumahl Kalk -644 Erde mit verbunden wird, so kriegt der metal - lische Kalk oft dadurch ein spathähnliches An - sehen und davon den Beynahmen (z. B. Bley - spath, Titanspath ꝛc.)
Die mehresten Metalle hat man in beiderley Hauptgestalt gesunden; nähmlich sowohl gedie - gen als vererzt. Manche aber bis jetzt bloß gediegen (wie die Platiña); andere bloß vererzt (wie den Kobalt, Molybdän ꝛc.).
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me - talle, in Ganze - und Halb-Metalle, aus bloß relativen unbestimmten Verhältnissen abstrahirt und nicht in der Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch einer Erwägung.
Bis jetzt kennt man nun folgende neunzehn Metalle:
I. Platiña.
II. Gold.
III. Silber.
IV. Quecksilber.
V. Kupfer.
VI. Eisen.
VII. Bley.
VIII. Zinn.
645Diese achte hießen vor Alters ganze Me - talle; die folgenden wären weiland so ge - nannte Halb-Metalle:
IX. Zink.
X. Wismuth.
XI. Spießglas.
XII. Kobalt.
XIII. Nickel.
XIV. Braunstein.
XV. Wolfram.
XVI. Molybdän.
XVII. Arsenik.
XVIII. Uranium.
XIX. Titanium.
Der vollkommen gereinigte Platin-König ist blendend Silberweiß; sein Gewicht = 23286 (folglich bey weitem der schwerste aller bekann - ten Körper in der Natur); so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe*)So besitze ich z. B. durch die Güte des Hrn. Dr. Ingen-Houß Platindraht dünner als ein Men - schenhaar; Kupferblech auf einer Seite mit Sil - ber, auf der andern mit Platiña platirt ꝛc. alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Papier. (§. 254.); wird in Königswasser aufgelöst. Gebrauch vorzüglich zu kleinen Schmelztiegeln, Telescop - spiegeln, Räderwerk in Taschenuhren ꝛc.
1. Gediegen.
Unter dem Nahmen von Platiña (dem Spa - nischen Diminutiv von plata, Silber) seit 1736 bekannt. In kleinen fast stahlgrauen, theils rund - lichen, theils eckigen, meist aber platten Kör - nern; der aber theils mit Gold, zumahl aber mit Eisen vermischt sind; und locker in einem mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Queck - silberkügelchen, und kleinen schlackenähnlichen Körnchen vermengten Sande bey Carthagena und Santa Fé in Peru gefunden werden.
Das Gold, aurum (Fr. or, Engl. gold), ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen Rück - sicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähig - keit), weich, doch daß es sich durch anhalten - des Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in Königswasser auf - gelöst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.
1. Gediegen.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in größerer oder geringerer Menge beyge - mischten andern Metalle, Kupfer, Silber oder Eisen. In mancherley besonderer Gestalt; theils crystallisirt, und das meist in doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 4. –); theils den - dritisch ꝛc.
Häufig findet es sich als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Oder in Seifenwerken (davon unten beym Zinngeschlecht) wie z. B. das neuentdeckte bey Wicklow in Irland.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder verlarvt (§. 256.) wie z. B. im Brauneisenstein von Beresofsk, im Rammelsberger Braun-Erz, in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende ꝛc.
6482. Schrift-Erz, weiß Gold-Erz. Aurum graphicum, problematicum, paradoxum.
Meist zinnweiß, abfärbend; in dünnen säulen - oder tafelförmigen Crystallen, die an einer oder der andern Seitenfläche auf - und meist mehrere durcheinander gewachsen sind. Gewicht = 5723. Gehalt noch zweifelhaft. Fundort Offenbanja in Siebenbürgen, im Quarz und Graustein (S. 614).
3. Nagyager-Erz, Blätter-Erz.
Meist bleygrau; meist blätterichtes Gefüge; theils crystallisirt in undeutlich zusammengehäuften Tafeln; weich; etwas abfärbend; in etwas bieg - sam. Gewicht = 8919. Gehalt auch noch nicht zuverläßig bestimmt. Fundort Nagyag in Sie - benbürgen; meist in rosenrothem Braunspath und Quarz (als so genanntes Cattun-Erz).
Das Silber, argentum (Fr. argent, Engl. silver), läuft von Schwefeldämpfen gelb - schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter - säure aufgelößt, und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber als so genannter Dianenbaum gefällt.
1. Gediegen.
In mancherley besonderer Gestalt; theils cry - stallisirt, und zwar auch meist als doppelt vier - seitige Pyramide; theils dendritisch; theils bey metallisirten Petrefacten, wie z. B. bey den Fran - kenberger Kornähren ꝛc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern Metallen gemischt.
So z. B. mit Gold bey Kongsberg (Hrn. von Veltheims Electrum).
Auch theils versteckt. Dahin soll z. B. das Zunder-Erz von der Dorothea zu Clausthal gehören.
2. Arsenik-Silber.
Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätterichter Bruch; theils crystallisirt in sechssei - tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt des Andreasberger = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4 Spießglas.
6503. Glas-Erz, Weichgewächs.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt glänzenden Strich; theils crystallisirt; auch meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; weich; sehr geschmeidig; läßt sich spähneln; ist theils so dehn - bar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215. Mittel-Gehalt = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
4. Schwarzgülden, Röschgewächs, sprödes Glas-Erz.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils crystal - lisirt, und das meist in sechseitigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Gehalt = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spieß - glas, 5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.
Die Silberschwärze scheint aus einer Auf - lösung des Schwarzgülden und Glas-Erzes ent - standen zu seyn. Findet sich meist in der Nach - barschaft dieser beiden.
5. Horn-Erz.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Grün - liche; an den Kanten durchscheinend; fast wachs - glänzend, theils knospig; theils dendritisch (so vorzüglichst das Sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmeidig; läßt sich spähneln. Gewicht = 4840. Gehalt = 67,75 Silber, 21 concen - trirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,50 Thon-Erde. Fundort außer dem eben gedachten, Johanngeor - genstadt im Erzgebirge.
Auch das so genannte Buttermilch-Erz, so sich ehedem zu St. Andreasberg auf dem Harze651 gefunden, ist eine Art in Thon-Erde verlarvten Horn-Erzes.
6. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins dunkel Coschenillrothe; mehr oder weniger durchscheinend; theils wie die corniola nobile (S. 534) mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blutroth wie ein Granat (Engl. ruby ore); glänzend; theils crystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechs - seitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittel-Gewicht = 5563. Der Silbergehalt sehr ungleich. Im reichhaltigen z. B. = 60 Silber, 12 Schwefel, außerdem hält aber manches Spießglas, anderes Arsenik. Fund - ort, vorzüglichst zu St. Andreasberg.
7. Weißgülden.
Lichtbleygrau, ins Stahlgraue; undurchsichtig; wenig glänzend; bloß ungeformt. Gewicht = 5322. Gehalt noch nicht zuverläßig bestimmt. Fundort, Freyberg im Erzgebirge.
Das Quecksilber, Hydrargyrum (Fr. mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) be - hält seinen Silberglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39° unter ° Fahr. fest und malleabel. Gewicht = 13568. Wird am vollkommensten von der Salpetersäure aufgelöst; phosphorescirt im so genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum vergolden, zur Spiegelfolie ꝛc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern-Quecksilber.
Meist in kuglichten Tropfen in Klüften und Zwischenräumen von Quecksilber-Erzen. Fundort, in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb, knospig ꝛc. ; weich. Gehalt meist 80-90 Quecksilber zu 20-10 Silber. Fundort im Zwey - brückischen.
6533. Zinnober. Cinnabaris.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill - rothe ꝛc. ; theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb; und dann theils von einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils crystallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc. ; gibt scharlachrothen Strich. Mittel-Gehalt = 80 Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey - brückische, Almaden, Schina und Mexico.
Der natürliche so genannte mineralische Mohr, aethiops mineralis, ist ebenfalls ein geschwefeltes Quecksilber-Erz, aber schwarz, erdig abfärbend. Fundort zumahl im Zweybrückischen.
4. Quecksilber-Leber-Erz.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; undurchsichtig; mit schimmerndem mattem Glanze; gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge - füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und b) schaalig, mit concentrischen Ab - losungen, wie mancher Glaskopf*)Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern, die aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten - Studiums entstanden sind, gehört unter andern, daß manche der neuesten und übrigens sehr ver - dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab - losungen so des schaaligen Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Ver - steinerungen gehalten haben.. Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Quecksilber-Erz ausmacht.
6545. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur - peth, natürlicher Sublimat.
Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc. ; durchscheinend; von fast metallischem Glanze; meist als Drusen - häutchen in Klüften anderer Quecksilber-Erze; theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi - gen Crystallen; weich. Mittel-Gehalt = 78 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und Schwe - felsäure verkalkt. Fundort zumahl im Zwey - brückischen.
Das Kupfer, cuprum (Fr. cuivre, Engl. copper), ist sehr hart und elastisch, und hat unter allen Metallen den stärksten Klang. Ge - wicht = 7788. Wird von allen Säuren auf - gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme; verbindet sich leicht mit andern Metallen, und gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Com - positionen; wie z. B. mit Gold, das Similor und das Malayische Suasso; mit Zink, das Messing und Tomback (von Tombago, dem Malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn das Glockengut und Stückgut; mit Arsenik das argent haché und die Composition zu Telescop - spiegeln; mit Nickel, das Schinesische Pack - fong u. s. w. Dient daher auch beym Münz - wesen zur Karatirung des Goldes und Legirung und Silbers ꝛc.
1. Gediegen.
Theils güldisch, oder silberhaltig ꝛc. ; daher Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu - ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem aber vorzüglichst Sibirien, die Küsten der Kupfer - Insel (Mednoi ostrow) im Kamtschatkischen Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hudsonsbay ꝛc.
Cämentkupfer hingegen, oder gediegen Kupfer von der zweyten Formation, heißt das so aus656 vitriolischen Kupferwassern (z. B. bey Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bey Goslar ꝛc. ) mit - telst des Eisens gefällt wird.
2. Kupferglas. (Fr. mine de cuivre vitreuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio - lette, dunkel Leberbraune ꝛc. ; theils metallischer Glanz; der Bruch theils ins Blätterichte; meist ungeformt; theils aber crystallisirt z. B. in sechs - seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich; schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt = 60-90 pro Cent Kupfer, mit etwas wenigem Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen durch Schwefel vererzt. Fundort, in Europa zumahl Cornwall und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Tombackbraun; meist taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet sich nur ungeformt. Gehalt = 40-60 pro Cent Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupferglas; geht aber sowohl in dieses als in den Kupferkies über. Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz. (Fr. mine de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils grünlichgelb; auch oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder geflossen ꝛc. ; selten crystallisirt z. B. als drey - seitige Pyramide (– tab. II. fig. 1. –). Mittel - Gewicht = 3980. Gehalt = 20 pro Cent657 Kupfer, mir noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen Gattung; ist das allergemeinste Kupfer - Erz; findet sich, so wie auch theils die beiden vorigen Gattungen, oft im bituminösen Mergel - schiefer, der dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben S. 591.)
5. Weiß Kupfer-Erz. (Fr. mine de cuivre blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt - glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken; hält außer dem Kupfer und Eisen und Arsenik. Uebergang in Kupferkies und in Fahl-Erz. Findet sich überhaupt selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahl-Erz, grau Kupfer-Erz, auf dem Harz so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise, Engl. grey copper ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau - röthlichen Strich; meist ungeformt; theils crystal - lisirt; z. B. in dreyseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –); hält außer dem Kupfer auch Silber in sehr verschiedenem Verhältniß, Bley ꝛc. Findet sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.
7. Kupferschwärze.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahl-Erz; wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden. Fundort unter andern bey Freyberg.
8. Roth Kupfer-Erz, roth Kupfer-Glas, Kupfer-Leber-Erz. (Fr. mine de cuivre rouge.)
658Vom lichten Coschenillroth durchs Leberbraune bis ins Bleygraue; theils durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast metallisch glänzend; theils dicht, theils blättericht; theils crystallisirt und dann meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig, seidenglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüg - lich Cornwall und Catharinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey Rheinbreidenbach im Cölnischen.
9. Ziegel-Erz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyazinthrothen ins Pechbraune und Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Kupfer-Pech-Erz; letz - teres mit kleinem muschelichtem Bruch. Eigentlich aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher innig gemengt. Fundort, unter andern der Ban - nat, Lauterberg am Harz ꝛc.
10. Kupferlasur, Kupferblau. (Fr. azur de cuivre, bleu de montagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strahlicht; theils crystallisirt, zumahl in kurzen vier - seitigen Säulen. Gehalt = 70 und mehr pro Cent Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattun - gen durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüg - lich im Bannat und am Ural.
11. Malachit.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlas-Erz (Fr. mine de cuivre soyeuse); Smaragdgrün; seidenglän -659 zend; faserig; theils in abgesonderten haarför - migen Crystallen, büschelförmig divergirend ꝛc. Fundort zumahl Lauterberg am Harz, und der Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit, dicht, polirbar, meist nierenförmig, in concen - trischen Schaalen, theils traubicht, stalactitisch, röhrenförmig ꝛc. Gewicht = 3641. Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien und Schina.
Gehalt von beiden meist wie bey der vorigen Gattung.
12. Kupfergrün, aerugo nativa, chrysocolla. (Fr. verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib - lich; theils dicht mit muschelichtem Bruche; meist nur in kleinen Partieen bey andern Kupfer-Erzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch Kalk - und Thon-Erde. Fundort unter andern Saalfeld und Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils erdig, zerreiblich; theils fett, fettglänzend, mit muschelichtem Bruche, theils knospiger Oberfläche ꝛc. Gehalt vermuthlich Kupfergrün und Eisenocher. Findet sich überhaupt nicht häufig: z. B. bey Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Oliven-Erz, arsenicalsaures Kupfer-Erz.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne; durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;660 meist crystallisirt, in kleinen Würfeln, oder sechs - seitigen Säulen ꝛc. und diese theils büschelförmig divergirend. Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl Car - rarach in Cornwall.
15. Atacamit*)Ich habe diesem eben so schönen als merkwürdigen und seltenen Kupfer-Erz (das Hr. Dombey schon vor zwölf Jahren von seiner großen süd-ameri - canischen Reise zurückgebracht, aber meines Wis - sens noch von keinem unserer deutschen Mineralo - gen in ihren Handbüchern beschrieben worden) in Ermangelung eines andern Nahmens, hier diesen, von seinem fernen und bis jetzt einzigen Fundorte, beygelegt; und es genau nach der Natur, so wie ich es in meiner Sammlung besitze, beschrieben. – Unter starker Vergrößerung scheinen mit manche der smaragdgrünen Körnchen säulenförmig doch undeutlich crystallisirt zu seyn, und einen blät - terichten Längenbruch zu haben., salzsaurer Kupfersand. (Fr. sable verd d'Atacama, muriate de cuivre oxygené.).
Als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach Fourcroy und Berthollet) = 52 Kupfer, 10 Salzsäure, 12 Wasser, 11 Sauerstoff, 11 Quarzsand, der sich nicht absondern ließ, 1 kohlensaures Gas und Eisen, 3 Verlust. Fundort im westlichen Süd - America, in einem kleinen Flusse in der Sand - wüste Atacama zwischen Peru und Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen, ferrum (Fr. fer, Engl. iron), hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attractorisch; wird von allen Säuren angegrif - fen und gibt ihnen einen Tintengeschmack: wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde und selbst in der organisirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähmlich und Stab-Eisen), als auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt worden. *)s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and com - position of the different states of Iron; in den phi - losoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f. bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Indianer bey Bombay.
1. Gediegen.
Von den beiden berühmten, freylich in vieler Rücksicht noch räthselhaften ungeheueren Massen gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden und zu so vielen Hypothesen über ihre Entstehung662 Anlaß gegeben, ist die eine a. 1772 von Hrn. Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekanks auf dem Rücken eines Schiefergebirgs in der Nach - barschaft von Magnet-Eisenstein gefunden worden. Sie hat ein sonderbares gleichsam zelliges An - sehen, und enthält in ihren bläsrigen Zwischen - räumen ein grüngelbes glasartiges dem Olivin ähnelndes Fossil. Ihr Gewicht ward auf 1600 Pfund geschätzt.
Die andere noch ungleich größere findet sich unweit des Paranastroms in Chaco im spani - schen Süd-America, wo sie a. 1782 durch Hrn. Rubin de Celis untersucht und ihr Gehalt auf 30000 Pfund angeschlagen worden*)Eine Probe von diesem berühmten süd-ameri - kanischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende Seltenheit der Güte des Hrn. Ritter Banks ver - danke, unterscheidet sich von dem sibirischen be - sonders durch eine weit hellere dem Silberweißen sich nähernde Farbe..
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py - rites. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer - seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl - graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun ange - laufen; metallischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält außer dem durch Schwefel vererzten Eisen zuwei - len auch Gold, Silber, Arsenik ꝛc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
1) Gemeiner Schwefelkies.
In mancherley besonderer Gestalt, traubicht ꝛc. Häufig crystallisirt in mancherley Form, z. B.663 als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen (– tab. II. fig. 4. –) oder in einer der seltensten crystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaëder mit zwanzig gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6. –); häufig hingegen cubisch, mit gestreiften Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander gerade entgegenstehenden Flächen einerley Richtung haben, hingegen die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusammenstoßen - den Flächen in conträrer Richtung wider einander laufen (– tab. II. fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Fundort in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.
2) Strahlkies.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig in Nierenform: crystallisirt meist als doppelt vier - seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab - arten zusammengrupirt, z. B. als Hahnenkamm - kies ꝛc. ; hat strahlichten Bruch; und als Haar - kies abgesonderte haarförmige Nadeln.
3) Leberkies, Wasserkies.
Auch heller als der gemeine; oft Tombackbraun angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt, z. B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig, gestrickt ꝛc. ; zuweilen crystallisirt, in sechsseitigen kleinen Säulen ꝛc., theils als metallisirte Petre - facten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin - nung des Schwefels, Alauns, und Eisenvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen ꝛc.
6643. Magnetkies.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge - formt; ist wie so manche andere Eisen-Erze retractorisch d. h. er wird vom Magnet gezogen. Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang - gebirgen z. B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet, attractorisches Eisen-Erz.
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami - den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fundort vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien; außerdem unter andern New-York, und selbst in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz.
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent - weder in Gebirgsarten eingesprengt [so z. B. in manchem Granit*)So nahmentlich, obschon bis jetzt nur in sehr geringer Menge, in dem Granite der Schnarcher - felsen am Harz, an welchen Herr Berghauptmann von Trebra zuerst das sonderbare Phänomen be - merkt hat, daß sie an gewissen Stellen die Rich - tung der Magnetnadel invertiren.Ohne Vergleich auffallender ist hingegen die bewundernswürdige Polarität, die nach der Ent - deckung des Hrn. Oberbergrath von Humboldt, ein Serpentinfels am Fichtelberge, selbst in den kleinsten Fragmenten äußert, ohne doch die mindeste sichtliche Spur von Magnet-Eisensand zu zeigen., Porphyr, Basalt ꝛc. ]; oder665 aber, und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.
5. Eisenglanz, Spiegel-Eisen. (Fr. mine de fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von starkem metallischem Glanze; sowohl ungeformt als crystallisirt; letzteres z. B. in doppelt drey - seitigen Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln ꝛc. Ge - wicht = 5158. Eisengehalt = 50-80 pro Cent; ist meist retractorisch. Fundort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und Schönheit der Cry - stallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blätterichtem Gefüge; sowohl ungeformt als crystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellicht zusammengehäuft sind. Fundort unter andern auf der Zorge am Harz.
6. Roth-Eisenstein.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch - rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
Davon drey Arten:
1) Roth-Eisenrahm oder Schaum.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über andere Eisen-Erze dieser Gattung; sehr leicht.
2) Dichter Roth-Eisenstein.
Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch; meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.
666Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen - ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein.
Meist nierenförmig, mit schaaligen Ablosungen; theils stalactitisch; keilförmige Bruchstücke, von stralichtem Gefüge. Eisengehalt bis 60 pro Cent. Gebrauch unter andern als Pulver zum poliren der Stahlwaaren.
7. Braun-Eisenstein.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält mehrentheils auch Braunsteinkalk.
Ebenfalls in drey Arten wie die vorige Gattung:
1) Braun-Eisenrahm.
Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug über Glaskopf ꝛc.
2) Dichter Braun-Eisenstein.
Meist ungeformt; theils stalactitisch ꝛc. ; theils crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies (S. 663) gedachten Formen, nähmlich als Do - decaeder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II. fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen (– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre - fact von Incognitis der Vorwelt; so z. B. bey Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fungit ꝛc. Uebergang des ungeformten in Spath-Eisenstein, Thon-Eisenstein ꝛc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen Gattung.
6673) Brauner Glaskopf.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der Rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.
8. Schwarz-Eisenstein.
Meist blaulich schwarz; theils metallischglän - zend; auch dergleichen Strich; scheint vielen Braunsteinkalk zu halten.
Findet sich in zwey Arten:
1) Dichter Schwarz-Eisenstein.
In mancherley besonderer Gestalt; stauden - förmig, traubig ꝛc. mit flachmuschelichtem Bruche.
2) Schwarzer Glaskopf.
Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort beider Arten unter andern bey Schmalcalden im Hessischen.
9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl - stein, Flinz.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry - stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruch - stücke; spröde. Gewicht = 3784. Gehalt bis 40 pro Cent Eisen, das nebst Braunstein durch Kohlensäure verkalkt ist und durch die Verbindung mit Kalk-Erde den spathigen Habitus erhalten hat. (§. 257.) Uebergang in Braun-Eisenstein und Braunspath.
66810. Thon-Eisenstein.
Aus den Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch in mancherley besonderer Gestalt z. B. kuglicht*)So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän - den von Braunspath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian die durch Dr. Huttons Theorie der Erde berühmt worden. s. die Transact. of the R. Soc. of Edinburgh T. I. pag. 245. tab. 1.; theils mit Petrefacten der Vorwelt; z. B. mit Couchylien, oder mit Kräuterabdrücken (so z. B. die berühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut einschließt). Ueberhaupt meist reich an Eisengehalt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:
a. Stänglicher Thon-Eisenstein, Nagel-Erz, Schindelnägel.
Rothbraun; in stänglich abgesonderten Stücken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Ver - muthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, Adlerstein, Klapperstein. Aëtites.
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit eingeschloßnen losen und daher klappernden Brocken und Körnern.
669c. Bohnen-Erz.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerundet; so z. B. wie in großen runden Boh - nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten Hoffnung.
d.[Linsen] - Erz.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie ein lockerer Rogenstein.
11. Rasen-Eisenstein. (Fr. mine de fer li - moneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; meist in löcherichten Brocken zusammengebacken, knollig; erdig; matt oder fettglänzend; theils allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos, Wur - zelgestrüppe ꝛc. darein umgewandelt. Gehalt bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch Phosphor - säure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der Damm-Erde, im aufgeschwemmten Lande und im Moorgrunde.
12. Blau-Eisen-Erde, natürliches Berliner - blau. (Fr. Prussiate de fer natif.)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfär - bend; mager. Gehalt, Eisen durch Phosphor - säure und Blausäure verkalkt, mit Thon-Erde vermischt. Fundort unter andern im Churbraun - schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch im Treibholz bey Stade (s. oben S. 634. not. *).
67013. Grün-Eisen-Erde.
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab - färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zuverläßig bekannt. Fundort zumahl bey Schneeberg im Erzgebirge.
14. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril, Engl. emery.)
Meist graulich schwarz; an den Kanten durch - scheinend; schimmernd; theils splitteriger Bruch; gibt braunrothen Strich; sehr hart. Gewicht = 3922. Sein Eisengehalt sehr ungleich; aber theils retractorisch; innig gemengt mit Quarz. Fundort unter andern Altcastilien und Estrema - dura. Gebrauch zum Schneiden und Schleifen harter Steine und des Glases*)Die Caraiben und benachbarten Americaner des festen Landes verfertigten vor Ankunft der Euro - päer ihre Beile und andere dergleichen Werkzeuge daraus. s. Christoph. Columbi navigatio ꝛc. pag. 92. des Hervagischen novus orbis der Ausgabe von 1532. Ich besitze eine solches antikes India - nerbeil aus Smirgel, so bey Berbice ausgegra - ben worden..
Das Bley, plumbum (Fr. plomb, Engl. lead), läuft an der Luft schwarz an, und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der festen Metalle; leicht bieg - sam aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig zähe. (§. 254.). Gewicht = 11352. Schmilzt ehe es glüht; brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöhter Temperatur allgemach verglast[ und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten .]. Gebrauch (außer dem allgemein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasser - röhren ꝛc. ) besonders beym Hüttenwesen und in der Probirkunst; dann zu mancherley Farbe und als chirurgisches Heilmittel.
1. Bleyglanz. Galena. (Engl. blue lead ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit starkem metallischem Glanze; meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie zerflossen, zellicht ꝛc. ; theils dendritisch oder gestrickt*)Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila, den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele - ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in dergleichen besondern Gestalt gesehen. Es scheinen rechtwinklige vierseitige Säulen und Tafeln die mit Galmey und Kalkspath durchmengt in grauen dichten Kalkstein eingewachsen sind, so daß sie einander in mancherley Richtung durchkreuzen und auf dem blätterichten Längenbruche gleichsam Mi - niaturen von silberglänzenden gestrickten Zeichnun - gen zeigen.;672 häufig crystallisirt; und zwar meist cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden, oder sechssei - tigen Säulen ꝛc. ; sämmtliche Crystallisationen wieder in mancherley Abarten; bricht in cubische Stücken; hat meist blätterichtes Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittel-Gewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden; z. B. 77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdem mehr oder weniger Silber, und im Strip - oder Sprot-Erz (Fr. mine de plomb striée) auch Spießglas. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago, (Fr. mine de plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schim - mernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfär - bend. Fundort unter andern bey Clausthal, und in Derbyshire*)Die berühmten Slickensides in den Derbyshirer Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des dasigen dichten Flusses (S. 595.), die wie mit einem dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der aus Bleyglanz mit gephosphorten Wasserstoff be - stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge - waltsame den Arbeitern leicht tödtliche Explosio - nen. – s. W. Jones's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4. pag. 5. 11. u. f..
2. Blau Bley-Erz.
Aus dem Indigblauen ins Rauchgraue; un - durchsichtig; meist in kleinen Crystallen von sechs - seitigen Säulen; ist weich, und gibt metallisch - glänzenden Strich. Fundort Tschopau im Erz - gebirge und Leadhills in Schotland.
6733. Braun Bley-Erz, brauner Bleyspath, Saturnit.
Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue; theils durchscheinend; fettglänzend; meist crystal - lisirt in sechsseitigen der Länge nach gestreiften Säulen. Fundort Tschopau, und Poullaouen in Nieder-Bretagne.
4. Schwarz Bley-Erz.
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich weißen Strich; hat einen eignen fast dem metallischen sich nähernden Glanz; meist cry - stallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent Bley hält.
5. Weiß Bley-Erz, weißer Bleyspath.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich - sam demantglänzend; theils ungeformt als so genanntes Bleyglas; theils wie ein häutiger Anflug als so genannter Bleyglimmer; häufiger aber crystallisirt in Nadeln oder vier - und sechs - seitigen Säulen. Bleygehalt theils bis 80 pro Cent. Meist durch Kohlensäure, theils aber auch durch Phosphorsäure verkalkt. Fundort vorzüglich zu Bleyfeld und Zeilerfeld am Harz.
6. Grün Bley-Erz, grüner Bleyspath.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen und Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend; meist crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Bleygehalt bis 73 pro Cent. Durch Phosphorsäure verkalkt. Fundort unter andern bey Clausthal.
6747. Roth Bley-Erz, rother Bleyspath.
Morgenroth ins Hyacinthrothe ꝛc. ; durchschei - nend; glänzend; meist crystallisirt, zumahl als vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Der Gehalt bis jetzt noch sehr widersprechend angegeben. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen, in einer eignen Art übermengten Sandsteins (S. 617).
8. Gelb Bley-Erz.
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett - glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti - gen Tafeln ꝛc. ; durch Molybdänsäure verkalkt. Fundort zumahl Bleyberg in Kärnthen.
9. Natürlicher Bley-Vitriol.
Gelblich grau; theils staubartig; theils fest, crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra - mide; theils durchscheinend; glasglänzend; durch Schwefelsäure verkalkt, mit Eisen. Fundort An - glesey bey Wales.
10. Bley-Erde, Bley-Ocher.
Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z. B. bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau, cerussa nativa; so z. B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich roth, z. B. im Julichschen.
Das Zinn, stannum (Fr. étain, Engl. tin), ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und knarrt wenn es gebogen wird (le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht = 7291; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser auf - gelöst; und findet sich nur in wenigen Welt - gegenden; aber daselbst meist in ausnehmender Menge. Gebrauch unter andern zu Silber - papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach - färberey ꝛc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfureux, or mussif natif. Engl. bell metal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metal - lischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Gehalt = 34 Zinn, 36 Kupfer, 3 Eisen, 25 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß Wheal Rock zu St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein. (Fr. étain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Gelbe und ins Weißlichgraue*)So ist z. B. das seltene schinesische Kalin (– so heißt das Zinn überhaupt bey einigen oft indischen Völkerschaften –) ein gelblichgraues Zinn-Erz mit schwatzen Wolfram-Erz in quarziger Gang - art. – Eine Stufe, die ich davon besitze, kommt vollkommen mit der überein, die Herr Sage im cabinet de l'école des mines S. 380 beschreibt.; theils durch -676 scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z. B. das rosin tin aus Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken*)Seifenwerke (Engl. stream works), sind eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführen - den Ganggebirgen, die theils zu mehrern Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieden und theils abge - rundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z. B. die bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinn-Erzen sind. Von jenen s. J. F. W. Charpentier mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das Bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143. (Engl. stream tin), oder als Zinnsand; häufig aber crystallisirt (so genannte Zinngraupen) zumahl als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su - matra ꝛc.
3. Holz Zinn, Cornisches Zinn-Erz. (Fr. étain limoneux, hematite d'étain. Engl. wood tin.)
Holzbraun, haarbraun ꝛc. undurchsichtig; auf dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt = 63,3. Fundort Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel - farbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrah - lichten zackigen Bruch, und ist weniger spröde als andere so genannte Halbmetalle. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und ent - zündet sich im offenen Feuer mit einer blaulich grünen Flamme. Wird von allen Säuren auf - gelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen und des Kalks als Arzney.
1. Blende. Pseudogalena. (Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander - seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die Benennungen von Pechblende, Colo - phoniumblende, Rubinblende ꝛc. ; mehr oder we - niger durchscheinend; von verschiedner Art des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig cry - stallisirt, z. B. als dreyseitige, oder als doppelt vierseitig Pyramide ꝛc. ; spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden, Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn sie im finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel - Gewicht = 4000. Zink-Gehalt bis 64 pro Cent; durch Schwefel vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils auch gold - und silberhaltig mit innig eingemengtem Bleyglanze (so z. B. das so genannte Braun-Erz vom Rammelsberg). Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreitetes Erz.
6782. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. ca - lamine.)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelbliche durch mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils wie geflossen, traubicht, nierenförmig ꝛc. ; theils crystallisirt als Zinkspath, meist in vier - seitigen Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am Altai; der ungeformte aber theils in ganzen Flözen z. B. bey Olkutschk in Polen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de glace, Engl. tin glass), hat eine aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätterichtes Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*)Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so ge - nannte Rosensche Metall, das schon im kochenden Wasser schmilzt.; wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc d'Espagne) gefällt. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Ge - brauch unter andern zum Schnell - oder Zinn-Loth.
1. Gediegen.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge - formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in kleinen Würfeln ꝛc. ; blätterichter Bruch. Fundort nebst beiden folgenden Gattungen dieses Geschlechts zumahl im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismuth-Erz.
Blaugrau; meist gelblich angelaufen; blätte - richter, theils strahlichter Bruch; meist ungeformt; selten in spiesigen der Länge nach eingewachsenen Crystallen; sehr weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt mit Schwefelflamme. Gehalt = 60 pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt, theils mit etwas Eisen, Arsenik ꝛc.
3. Wismuthocher.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz, antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätterichtes, strahlichtes Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer; wird von den Säuren nur unvollkommen auf - gelöst; und aus der Solution in Königswasser durch Laugensalze weiß gefällt. Gebrauch unter andern zum Schriftgießen und als Arzeney.
1. Gediegen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blättericht, theils schaalicht; der bis jetzt bekannte hält zugleich etwas Arsenik. Fundort unter andern bey Andreasberg und in Dauphiné.
2. Grau Spießglas-Erz.
Bleygrau, stahlgrau ꝛc. ; theils ungeformt; und zwar sowohl dicht als blättericht; häufiger aber strahlicht und zwar meist in nadelförmigen Crystallen; theils aber auch in stärkern vier - oder sechsseitigen Säulen. Gewicht = 4200. Gehalt = 70-80 Spießglas, 30-20 Schwefel. Fund - ort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.
Das Feder-Erz, von graulich schwarzer oder bleygrauer Farbe, ist ein zartfaserichtes theils haariges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spießglas-Erz, das sich unter andern zu St. Andreasberg und bey Freyberg findet.
6813. Roth Spießglas-Erz.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glanzes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen strahlichten Crystallen, die theils sternförmig zu - sammengehäuft sind. Hält vermuthlich außer dem geschwefelten Spießglas auch Arsenik. Fund - ort bey Freyberg und in Ungarn.
4. Gelb-Spießglas-Erz.
Theils orangengelb, theils citronengelb ꝛc. ; glänzend; theils nadelförmig, theils in viersei - tigen Tafeln crystallisirt. Vermuthlich, so wie die folgende Gattung, durch Salzsäure verkalkt. Fundort Malaczka in Siebenbürgen.
5. Weiß Spießglas-Erz.
Aus dem weißen ins Gelbliche oder Graue; meist Perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen; theils in vierseitigen Tafeln. Fundort vorzüglich bey Przibram in Böhmen.
6. Spießglas-Ocher.
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bey Freyberg und in Ungarn.
Das Kobalt-Metall, oder die so genannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahl - graue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt in Königswasser aufgelöst die sympathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig. Durchs rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für die Blaufarben - werke wichtige Smalteglas gibt.
1. Weißer Speiskobalt.
Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför - mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen. Findet sich an wenigen Orten: z. B. im Stiftamt Christiania in Norwegen.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sehr hart; hält außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und böhmi - schen Erzgebirge.
3. Glanzkobalt. Galena cobalti.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumför - mig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt - graupen; minder hart als die vorige Gattung; hält ebenfalls auch Arsenik und etwas Eisen. Fundort unter andern Glücksbrunnen im Meinin - gischen, Riegelsdorf in Hessen ꝛc. ; eins der häufigsten Kobalt-Erze.
6834. Schwarzer Erdkobalt.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Kußkobalt; theils verhärtet als Schlacken - kobalt; theils traubig, nierenförmig, schaalig ꝛc. ; matt oder schimmernd; gibt glänzenden Strich; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt. Fundort unter andern auch an letztgedachten Orten.
5. Brauner Erdkobalt.
Leberbraun in mancherley Abstufungen; unge - formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.
6. Gelber Erdkobalt, Lederkobalt.
Gelblichgrau; ungeformt; feinerdig; rissig; sehr weich; meist nur in geringer Menge z. B. im Saalfeldischen.
7. Rother Erdkobalt.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver - schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen meist sternförmig zusammengehäuften, glänzenden, durch - scheinenden Crystallen, als Kobaltblüthe ver - muthlich durch Arseniksäure verkalkt. Fundort unter andern bey Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich - weißen ins blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; löst sich vorzüglich in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen Packfong (S. 655).
1. Kupfernickel.
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki - ger, gleichsam facettirter Bruch. Gewicht = 7560. Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanz - kobalt.
2. Nickelocher.
Apfelgrün; zerreiblich; mager; abfärbend; meist als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfer - nickel; daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe ist oben erwähnt (S. 541).
Das Braunstein-Metall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart, spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all - gemein in der Erde verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Be - reitung der Lebensluft, der übersauren Salz - säure ꝛc.
1. Grau Braunstein-Erz.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder matterem metallischem Glanze; theils ungeformt, und zwar sowohl dicht; (theils traubig, oder nierenförmig, oder staudig ꝛc. ) als blättericht (theils als so genannter Braunsteinschaum auf Brauneisenstein; theils crystallisirt in vierseitigen Tafeln ꝛc. ); häufiger aber strahlicht, und zwar meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadelförmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säu - len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden. Fundort des strahlichten zumahl bey Ilfeld und Ilmenau.
2. Schwarz Braunstein-Erz.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz ꝛc. ; feinerdig; sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rusig;686 (so z. B. das black wad von Winster in Der - byshire, das mit Leinöl angerieben in Selbstent - zündung geräth; und häufig zur schwarzen Oel - farbe gebraucht wird;) theils verhärtet, nieren - oder staudenförmig ꝛc. ; theils von schlackenförmi - gem Ansehen (so das von Saska im Bannat).
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich - nungen in mancherley Steinarten rühren von dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.
3. Roth Braunstein-Erz.
Rothbraun; erdig; weich; abfärbend; eben - falls theils staubartig, theils verhärtet (so z. B. das red cork-like wad aus Derbyshire).
Der Wolfram oder das Schwerstein - Metall (von Hrn. Werner Scheel benahmt) ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalk enthält eine eigene Säure und bildet mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes Mittelsalz.
1. Weiß Wolfram-Erz, Tungstein, Schwer - stein, irrig so genannte weiße Zinngraupen.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei - nend; fettglänzend; fast muschelichter Bruch; ungeformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami - den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt = Wolframsäure und Kalk-Erde. Fundort vorzüg - lich bey Schlackenwalde.
2. Schwarz Wolfram-Erz. Spuma lupi.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglänzend; blätterichter Bruch; meist schaalig; ungeformt; oder crystallisirt zumahl in platten sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Ge - wicht = 7130. Gehalt = Wolframsäure und Eisen; theils auch Braunstein und Arsenik Fund - ort zumahl im Erzgebirge und in Cornwall; auch im schinesischen Kalin (S. 675. not. *). Ueber - haupt meist bey Zinnstein.
Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Ge - wicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.
1. Wasserbley.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist bleygrau; von metallischem Glanze; und meist krummblätterichten Gefüge; fertig anzufühlen; weich; abfärbend; in dünnen Blattchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt = 60 Molybdän - säure, 40 Schwefel. Finder sich an wenigen Orten; aber einzeln fast in allen Welttheilen. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey Kolywan in Sibirien. Auch im Grönländischen Weichstein (S. 572) und im Australsand von Sydney-Cove (S. 606).
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Bleygrau; einen schuppig - blätterichten Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far - bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.
1. Gediegen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich, dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nierenform, oft mit krummschaaligen Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko - balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr selten gestrickt, dendritisch ꝛc. ; in dünnen Schaalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. (Engl. arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an - gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein - gesprengt; theils crystallisirt, zumahl in kleinen vierseitigen Säulen; hart; gibt gerieben oder zerschlagen starken Knoblauchsgeruch; hält außer dem Arsenik auch Eisen; und eine besondere Abart, das so genannte Weiß-Erz oder Mißpickel -690 silber, auch noch Silber. Fundort zumahl im Erzgebirge; nahmentlich das Weiß-Erz bey Bräunsdorf.
3. Rauschgelb.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri - pigmentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli - schen Glanze; blättericht; weich; biegsam; meist ungeformt; theils crystallisirt zumahl in viersei - tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt = 90 Arsenik, 10 Schwefel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San - darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän - zend; gibt gelben Strich; häufig crystallirt in kleinen vier - oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere Fossilien (so z. B. auf St. Andreasberg über Kalkspath - und Zeolithdrusen ꝛc.). Gewicht = 3225. Gehalt = 84 Arsenik, 16 Schwefel. Fundort, vorzüg - lich auf dem Vesuv und ist Siebenbürgen.
4. Weißer Arsenik, natürlicher Arsenik-Kalk.
Meist milchweiß; theils mulmig; theils haar - förmig; seidenglänzend; theils durchscheinend; theils crystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln. Gewicht = 2477. Fundort vorzüglich bey Rie - gelsdorf in Hessen.
Das Uran-Metall, das 1789 vom Hrn. Prof. Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem metallischem Glänze; weich; spröde; Gewicht = 6440; äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.
1. Pech-Erz, Pechblende. Vranium sul - phuratum.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium und Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gat - tungen zumahl im sächsischen und böhmischen Erz - gebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Vranium spathosum.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig - grüne ꝛc. ; durchscheinend; theils erdig, zerreib - lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium ochraceum.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen dem Pech-Erz.
Das Titanium, so erst 1795 und zwar eben - falls vom Hrn. Prof. Klaproth entdeckt worden, hat in seiner metallischen Gestalt*)Diese characterisirenden Kennzeichen des Titan - Metalls sind mir vom Hrn. Prof. Lampadius zu Freyberg gefälligst mitgetheilt worden. eine dunkle Kupferfarbe, nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungs - vermögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpetersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und durch Laugensalze aus diesen Auf - lösungen weiß – hingegen durch Galläpfel - aufguß kermesbraun – niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas davon auszulösen.
1. Titan-Sand, Manacanit.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf dem ersten Blick grobem körnichtem Schießpul - ver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427. Hält Titanium und Eisen. Fundort als Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall.
2. Titan-Spath.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän - zend; crystallisirt in kurzen gleichsam linsenförmig zusammengedruckten vierseitigen an beiden Enden693 mit zwey Flächen zugeschärften Säulen. Gehalt = ungefähr gleiche Theile von Titan-Kalk, Kalk - Erde, und Kiesel-Erde. Fundort im Passauischen in einer gemengten Gebirgsart aus vorwaltenden Feldspath mit Quarz, Hornblende ꝛc.
3. Titan-Schörl.
Braunroth; theils mit einem dem metallischen sich nähernden Glänze; meist, nadelförmig; zu - mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem Quarz; theils gestrickt. (Fr. schorl tricoté) z. B. auf dem St. Gotthard; theils aber in stärkern stangenförmigen vierseitigen der Länge nach ge - streiften säulenförmigen Crystallen; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmer - schiefer und milchichtem Quarz geschichteten Lager.
Die Petrefactenkunde ist – wenn sie anders aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger und frucht - barer Theil der Mineralogie, da sie mannig - faltiges aufklärendes Licht über Geogenie, über die verschiedenen successiven mehr oder weniger allgemeinen Catastrophen, die mit unsrer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Ent - stehungsart mancher Arten von Flözgebirgen insbesondere u. s. w. verbreitet, ohne welches alles kein philosophisches Studium des minera - logischen Theils der Naturgeschichte gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Verstei - nerungen (Engl. extraneous fossils) im weit - läuftigen Sinn alle abgestorbne Thiere und Ge - wächse, die entweder ihren Tod in einer solchen Erdcatastrophe gefunden oder auch außerdem in eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch695 ihr Körper öder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen, seine Bildung mehr oder minder vollkommen erhalten, und mehrentheils noch überdem mit fremden Erdarten oder metallischen Stoffen oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab - gesondert werden, was weiland damit vermengt ward, vor allen die bloßen so genannten Natur - spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. der leibhafte Dr. Luther im Mansfelder Kupferschiefer den Val. Alberti 1675 beschrieben; des Lic. Gleichmann versteinerte Päbstinn Johanna (s. Dess. papatus a natura detestatus); des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offen - bare Artefacten, wie z. B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Betrügereyen, wie die so genannten Würzburger Versteinerungen, womit einst der ehrliche Beringer angeführt worden, s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. fol. zumahl S. 5.
Nach der Verschiedenheit jener Umstände, z. B. der Lage die die Versteinerungen erhalten haben und der Stoffe, womit sie mehr oder we - niger durchzogen worden ꝛc. finden sie sich nun selbst in verschiednem Zustande, wovon beson - ders folgende Arten zu merken:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy - lien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demsel - ben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit696 verloren haben*)Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist unverändert an thierischen Stücken erhalten, die demungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge - rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine - rungen im weitläuftigen Sinne, gezählt werden müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1771 am Wilui in Sibirien ausgegrabene Rhino - cer, das noch unverkennbare, sogar noch animalisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut und Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas in den nov. comment. Petropolis. T. XIII. pag. 585 genaue Nachricht gegeben., da sie statt derselben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich gewöhnlich im aufgeschwemmten Lande (S. 516) und zwischen dem Incrustate der Berghöhlen und Klüfte (S. 585).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge - nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flöz - gebirge im dichten Kalkstein, Schieferthon, bi - tuminosem Mergelschiefer, Sandstein ꝛc. einge - schlossen sind, und daher großentheils selbst Stein - härte erlangt haben. Dahin gehören zuförderst die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, zu welchen sich nähmlich keine oder höchstens äußerst wenige Originale in der jetzigen Schöpfung finden und wovon zumahl die Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meersboden697 der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Jaspis oder Wachs - opal versteinten Hölzer ꝛc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist selten ihre wirkliche Schale noch erhalten, (– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisiren - den Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –) sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme der die nachher allgemach zerstörte Schale aus - gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein - kerne, nucleos (Fr. pierres moulées).
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres imprimées) heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteuses et bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon - Eisenstein ꝛc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminose Holz ꝛc. – Und gewissermaßen könnte man auch die im Bern -698 stein eingeschlossenen Insecten ꝛc. mit dahin rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne organisirte Körper sind, die vermuthlich bey irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab gefunden haben.
In Rücksicht der Hauptepochen, aus welchen sich diese in so verschiednem Zustand erhaltnen Versteinerungen herschreiben müssen, lassen sie sich im Ganzen unter folgende Classen und Un - terabtheilungen bringen:
I. Die unzähligen Petrefacten von incogni - tis der catastrophirten Vorwelt, wohin z. B., um nur beym trivialsten zu bleiben, die paar hundert Gattungen von Ammoniten, die Belem - niten und die Seelilien und ihre Theile gehören.
II. Die von organisirten Körpern aus der jetzigen Schöpfung: die nun aber wieder, aus diesem cosmogenischen Gesichtspunct angesehen, von zweyerley Art sind:
a) Solche wozu sich die lebenden Originale noch jetzt in der gleichen Gegend finden; wie z. B. die oberwähnten Petrefacten aller Art im Oeninger Stinkschiefer (S. 591).
b) Hingegen solche, wozu die Originale zwar ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung699 aber bloß in weit entfernten Erdstrichen existiren; wie z. B. alle die zahlreichen Gerippe von Elephanten, Rhinocern und andern Indischen Thieren, die nun in so großer Menge im Norden und nahment - lich auch in unsrer Nachbarschaft ausge - graben werden*)Doch unterscheiden sich auch viele von diesen sowohl durch eine ganz prodigiose Größe, als auch durch mancherley Abweichungen im Bau einzelner Theile von denen ihnen übrigens im Ganzen völlig ähneln - den Urbildern in der jetzigen Schöpfung..
Bey denen von der ersten Classe ist es ganz besonders auffallend und in Bezug aus die Größe der Revolutionen die einst mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen von wichtiger Bedeu - tung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sie sich finden. Nur ein paar Beyspiele von denen in Europa zu geben, so hat Herr de Luc auf den savoyischen Alpen in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden; und in Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter dersel - ben die Abdrücke von Waldgewächsen (Farn - kräuter) aus!
Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Urbilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisir - ten Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am süglichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:
A. Versteinerungen des Thierreichs.
Die Unterabtheilungen erst nach den sechs Classen desselben: dann aber vor - züglichst in Rücksicht auf die geogenischen Grundkenntnisse der Mineralogie wiederum in a) bekannte aus der jetzigen Schöpfung, und b) incognita der catastrophirten Vorwelt.
B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.
Die Unterabtheilungen nach den Thei - len der Gewächse die sich erhalten haben; Pflanzen-Abdrücke, Hölzer ꝛc.
Bärenknochen in unsäglicher Menge in den so genannten Drachenhöhlen an den Carpaten; so wie in der Scharzfelder Höhle am Harz und in der Gailenreuter Höhle am Fichtelberge**)Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte fossiler Knochen I. St. Leipz. 1795. 8..
703Elephantenknochen, [die vermeinten Riesen - knochen*)s. Voigts Magazin B. V. I. St. S. 16 u. f. unsrer ehrlichen Alten] unter andern auch in Menge in Deutschland**)(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d' eléphans et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne ꝛc. I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.. So z. B. das be - rüchtigte Elephantengerippe das 1695 bey Burg - Tonna im Gothaischen ausgegraben worden ꝛc. Auch ein Theil der sibirischen Mammutsknochen (Mammontovaiakost) – wovon die Eckzähne sich theils noch so gut wie frisches Elfenbein zu aller - hand Kunstsachen verarbeiten lassen.
Nashornknochen. Häufig in Sibirien; aber auch in Deutschland z. B. bey Herzberg am Harz***)Hollmann in comment. societ. scientiar. Gottingens. T. II. pag. 215-280., bey Burg-Tonna†)s. Hrn. Prof. Voigt in seinem Magazin III. B. 4. St. S. 2 u. f. u. a.
Vor allen das famose Land-Ungeheuer der Vor - welt, der vulgo so genannte fleischfressende Ele - phant, dessen Gebeine besonders am Ohio in Nord - america ꝛc.††)Philosoph. Transact. T. LVIII. tab. 4. in Menge ausgegraben werden. Das auffallendste ist bey seiner mächtigen Größe die Form seiner Backzähne, (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –) die sich in Languedok durch Kupfergrün704 metallisirt finden, da dann die dortigen Türkisse daraus geschlissen werden.
Wallfischknochen*)So z. B. das bekannte über 10 Engl. Fuß lange Fragment eines versteinerten dergleichen Geschöpfs, das in keinem Cabinet – sondern an der offnen Seeküste bey Whitby in Yorkshire im Alaunschie - fer zwischen Ammoniten zu sehen ist, aber leider durch Fluth und Brandung mit der Zeit zerstört werden wird: und wovon ich durch die Güte des berühmten Alterthumsforschers Hrn. Bryant eine genaue Zeichnung erhalten habe. – s. philosophical Transactions Vol. L. P. II. pag. 688 und 789. und Zähne.
Theile des Skelets von Sumpfvögeln im Oeninger Stinkschiefer, von Seevögeln im Eich - städter Kalkschiefer ꝛc. **)s. Acta acad. Theod. Palat. Tom. V. P. physica p. 63. mit Kupf.
fossile Schildkrötenschalen, dergleichen ich eine aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo wie gedacht auch die Elephanten - und Rhinocer-Gebeine gefunden werden***)s. Hrn. Prof. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 3..
705Frösche und Kröten, z. B. in Oeninger Stink - schiefer*)Andreä a.a. O. tab. 15. fig. 6..
Zumahl Crocodilartige Thiere**)So z. B. die ungeheuren Kiefer und Knochen die im Petersberge bey Mastricht gegraben werden, und die der sel. Camper einem Cetaceum zuschrieb..
im Oeninger Stinkschiefer***)Hier stammt auch Scheuchzers vermeinter homo diluvii testis der, den ich bey dem sel. Chorherren Gesner in Zürich gesehen habe, und den dieser treffliche Petrefactenkenner selbst für nichts anders als für einen versteinten Wels hielt..
in größter Mannigfaltigkeit im Stink - schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen†)s. die prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. fol. und G. Graydon in den Transactions of the Royal Irish Academy Vol. V. 1794. pag. 281.. Auch die einzelnen so sonderbar in länglichten Thonschollen gleichsam mumisirten Angmarsets (eine Abart vom Salmo eperlanus?) von Zuckertop auf der West - küste von Grönland††)Nehem. Grew, museum Reg. Soc. Lond. tab. 19..
So die im bituminosen Mergelschiefer, als welche sich den genauer anatomischer Vergleichung gar sehr von unsern Fluß-Fischen, wofür sie insgemein ge - halten werden, unterscheiden.
So besitze ich z. B. einen kleinen unbekannten Seefisch in dichtem Kalkstein mitten zwischen Am - moniten ꝛc. von Wickensen (zwischen hier und Pyrmont).
Auch gehören wohl hierher viele der Wirbel - beine ꝛc. die sich häufig im dichten Kalkstein der Flözgebirge finden.
Ferner mancherley Fischzähne, zumahl die so genannten Schlangenzungen (glossopetrae) von Hanfischen, die aber doch bey näherer Vergleichung wenigstens von den mir bekannten Zähnen unsrer jetzigen Hayfische theils ganz auffallend verschie - den sind.
Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bu - foniten oder so genannten Schlangenaugen zu seyn, wovon freylich auch manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches Aehnlichkeit haben.
Zu manchen dieser Fischzähne scheint auch der orientalische Türkis zu gehören, der meist von blau - grüner Farbe ist, und zumahl in Persien gefun - den wird.
Von allerhand Art im Oeninger Schiefer. Am häufigsten Larven von Libellen, Wasserwanzen u. dergl.
Seekrebse im Pappenheimer Kalkschiefer ꝛc.
Einen monoculus polyphemus in eben diesem Schiefer habe ich bey Hrn. Prof. d'Annone in Basel gehen*)Andreä a. a. O. tab. 4. S. 32..
Hierher gehören wohl sicher die Trilobiten oder fälschlich so genannten Käfermuscheln (entomoli - thus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil) die hin und wieder, (s. z. B. oben S. 562) aber nir - gend schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme nur Conchylien, Crustacea (S. 456) und Corallen. Von ersten
Fluß-Schnecken und Fluß-Muscheln (mya pictorum ꝛc. ) im Oeninger Stinkschiefer.
Die Fülle in den Flözgebirgen. Nur ein paar Geschlechter statt vieler:
So z. B. von Muscheln: die beiden merkwür - digen Bivalven, die Herr de Luc auf dem Saleve - berg bey Genf entdeckt*)s. Hrn. Prof. de Saussüre voyages dans les Alpes vol. I. tab. 2., und Exemplare davon ans hiesige academische Museum geschenkt hat.
So Hrn. von Fichtels sonderbare Tutenauster u. a.m. **)s. Dess Beyträge zur Mineralgeschichte von Sie - benbürgen I. Th. tab. 4. fig. 6-8.
Die Pantoffelmuschel des Hrn. von Hüpsch***)s. Dess. neue in der N. G. dei Nieder-Deutsch - lands gewachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1. Das hiesige academische Museum hat ver - schiedne interessante Stücke vom Hrn. von Hüpsch zum Geschenk erhalten. u. s. w.
Zu geschweige der mancherley Mytiliten, Tel - liniten, Terebrateln, Hysterolithen, Chamiten, Ostraciten, Gryphiten ꝛc.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist: und zwar vor allen das un - übersehliche Heer der Ammoniten (Engl. snake - stone) von der endlosesten Verschiedenheit, sowohl in Größe als Bildung.
Dann die Lenticuliten oder Linsensteine, in theils Gegenden auch Kümmelsteine und Frucht - steine genannt, phacites, porpites, lapis numu -709 laris, helicites einiger Schriftsteller (Fr. pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit zwey glatten convexen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme - rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge ent - halten. Sind meist von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden bey Dsjise großentheils daraus erbaut sind.
Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stone, fairiesfinger) theils mit, theils ohne Scheidewände oder Alveolen; eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind; (S. 591) sich aber auch in andern Flözlagen wie z. B. in den Kreitebergen von Kent finden.
Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls innere Scheidewände haben, z. B. die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet, die auch in unsäglicher Menge und unvermischt im dichten Kalkfels liegen*)s. Hrn. Prof. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 14 u. f. tab. 2..
Die merkwürdigen linksgewundnen Muriciten am Ufer von Harwich**)Hr. de Luc a.a. O. im LXXXIV. Br.. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20.)
Von crvstaceis z. B. diejenigen See-Igel, die statt der Stacheln mit den ehedem so räthsel - hasten Judensteinen besetzt sind***)Ebenfalls eine Entdeckung des Hrn. de Luc. s. Hrn. Andreä a.a. O. tab. 14. fig. d. S. 265 u. f..
710Dann die Encriniten und Pentacriniten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 458) zwar ähneln aber nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen gegliederten ein - fachen Stängel ohne Aeste sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gott. 1784. 4.Voigts Magazin VI. B. 4. St. S. 1 n.f. tab. 1., die sich meist im dichten Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers meist zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-ähre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilien - stein genannt wird. Der Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, die die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der Trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü - nenthränen (Engl. St. Cuthbert's beads) allge - mein bekannt.
Von einem ähnlichen Geschöpfe scheinen die so genannten Schraubensteine (S. 666) herzurühren, die sich zu Rübeland am Harz, und im Catharin - burgischen in Sibirien finden.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote nouum diluuii vniuersalis monumentum. Stuttg. (1724) 4. 711Das in dieser seltnen Schrift beschriebne Stück ist die größte von allen in der Welt bekannten Medusenpalmen, und das Original ist jetzt in der Naturaliensammlung des Hrn. Hofr. Ebell zu Hannover. Ein kleineres in Mannheimer Cabinet ist in den act. acad. Palatinae T. III. p. phys. in natürlicher Größe abgebildet. – Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem Walchischen großen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich nun durch die Güte des Hrn. Hofr. Gmelin in meiner Sammlung. besteht aus einem großen vielarmigen quastenför - migen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminosen Mergelschie - fer bey Voll im Würtenbergischen (S. 591).
Die bekannten Asterien sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht genug bekannten Petrefacts.
Endlich von Corallen ebenfalls incognita die Menge; wie z. B. die so genannten Fungiren und andre versteinte Madreporen in dichtem Marmor (S. 588); Cellularien in Feuerstein (S. 539 und 615. not. *).
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig und deutlich erhalten, daß man diejenigen leicht bestimmen könnte, die sich noch auf ihre in der jetzigen Schöpfung befindlichen Urbilder reduciren lassen: doch lehren wenigstens einzelne Beyspiele, daß im Ganzen ebenfalls der nähmliche Unterschied statt findet, den ich bey der Eintheilung der thieri - schen Versteinerungen beobachtet habe.
So z. B. im Oeninger Stinkschiefer ꝛc.
Nur zu Einem Beyspiele statt aller, die räth - selhaften theils astichten oft ungeheuer großen schuppichten Abdrücke, die hin und wieder in Sand - steinflözen und Steinkohlengruben, zumahl in England, gefunden werden, und die man bald auf Rinden von Palmbäumen, bald aus Opun - tien, Euphorbien ꝛc. hat deuten wollen**)da Costa in den philos. Transact. vol. I. P. I. tab. 5..
Aber überhaupt sind die Abdrücke im Schie - ferthon, die Farnkräuter ꝛc. so viel ich ihrer bis jetzt noch mit möglichster Genauigkeit mit den -713 jenigen Pflanzengattungen verglichen habe, wofür sie vulgo ausgegeben werden, für mich doch immer noch incognita geblieben.
Die ebenfalls hierher gehörigen Schilfabdrücke im Grauwackenschiefer (S. 616) bey Zellerfeld am Harz, sind um so merkwürdiger, da sie, wie eben diese Gebirgsart zeigt, wohl unter den übrigen präadamitischen Denkmählern dieser Art die allerältesten sind.
Wallnüsse im Piemontesischen*)Andreä a. a. O. tab. 5. fig. 1. S. 42., so auch Tannenzapfen ꝛc.
allerhand kleine Schalen und Hülsen von Samen auf den Manebacher Kräuterschiefern; und zwischen dem bituminosen Holze von Kalten - Nordheim.
So sind auch die so genannten Frankenberger Kornähren zwar ungezweifelt wahre metallisirte Petrefacten von Grasarten, aber ebenfalls für mich incognita (wenigstens kann ich sie nicht für phalaris bulbosa anerkennen).
in Eisenstein metallisirtes Fichtenholz vom Rammelsberge am Harz ꝛc. **)s. Lasius über die Harzgebirge S. 295.Und unter die714 gleiche Abtheilung scheinen auch die meist der Art nach ganz kenntlichen jaspis - und wachsopal - ähnlichen Hölzer (S. 536 und 540) zu gehören, die sich theils durch ihre vortrefflichen Farben, und theils durch die bey ihrer großen Härte doch zuweilen zum Wunder erhaltne ehemahlige Orga - nisation auszeichnen*)So besitze ich durch die Güte des Hrn. Geh. R. Fi - scher unter mehrern andern ausnehmenden Glücken Coburger dergleichen Holzes einen kleinen Stamm au welchem die faselichte Textur des Holzes, die mehr schwammichte der Rinde und kleine Aestchen aufs deutlichste sich erhalten haben..
Dahin rechne ich nach meiner Ueberzeugung das bituminose Holz in den mächtigen Flöz - lassen so vieler Gegenden der nordlichen Erde (S. 634)**)Ein äußerst merkwürdiges Stück der Art aus dem Westerwalde im Nassauischen verdanke ich dem Hrn. Cammerrath Habel; ei ist dasselbe an einem Ende so unverändert, daß ei sich wie das weichste Holz anfühlt und am Lichte brennt, im übrigen aber so mit Quarz durchzogen, daß es mit dem Stahl Funken sprüht. – Es ähnelt hierin dem berühmten Stück im Cabinet der Hrn. Gebr. de Luc zu Genf das ich selbst daselbst in Händen gehabt, und das im XVIII. Brief der lettres phy - sique et morales beschrieben ist..


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