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Handbuch der Naturgeschichte.
Multa fiunt eadem sed aliter. (qvintilian.)
Fünfte Auflage. Nebst zwey Kupfertafeln.
Göttingen, bey Johann Christian Dieterich,1797.
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Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:

[III]

Vorrede.

Daß ich auch bey dieser fünften Auflage meinen möglichsten Fleiß angewandt haben werde, die Mängel der vorigen zu verbessern, und das wichtigste von dem Zu - wachs, den die Naturgeschichte, und beson - ders die Mineralogie in den letztern Jahren erhalten, nachzutragen, das können die Leser von selbst fordern und erwarten. So wie es sich auch von selbst versteht, daß ich mich dagegen, um doch immer den zweckmäßigen Zuschnitt eines besonders auch zum Leitfaden bey Vorlesungen tauglichen Handbuchs zu erhalten, hin und wieder (zumahl beym Thierreich) noch mehr als in den vorigen Ausgaben habe ins Kurze fassen müssen.

Nur über zwey Gegenstände der allge - meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun - den, ohne nähere Auseinandersetzung von unkundigen Lesern leicht mißverstanden werden könnten, habe ich mich deshalb ausführlicherIV als es sonst dieser Zuschnitt im übrigen er - laubt, auslassen müssen. Nähmlich S. 6 u. f. über die vermeinte und so oft gepriesene Stu - senfolge in der Natur, und S. 13 u. f. über die Zeugung der organisirten Körper, besonders über den wahren Begriff von Bil - dungstrieb, im Gegensatz von der vis plastica der ehrlichen Alten.

Um außerdem nur einige von den be - trächtlichern Verbesserungen anzuführen, wo - durch sich diese Ausgabe von den vorigen auszeichnet, so rechne ich dahin z. B. den S. 7 und 59 angegebnen körperlichen Cha - racter der Humanität; das S. 43.293 und 400 bestimmte Unterscheidungszeichen zwischen den beiden Classen der so genannten weißblü - tigen Thiere, der Insecten und der Würmer; die S. 124 von einander unterschiednen bei - den Gattungen des Elephantengeschlechts ꝛc.

Die ansehnlichsten Vermehrungen hat aber der mineralogische Theil des Buchs er - halten. Besonders hoffe ich die Uebersicht der gemengten Gebirgsarten, und den Ab - schnitt von den Versteinerungen, zur leichtern Uebersicht faßlicher und zugleich fruchtbarer dargestellt zu haben.

Uebrigens ist die Ordnung im Ganzen unverändert geblieben. Im Thierreich sindV bloß die natürlichen Ordnungen der Säuge - thiere, die wie ich mit Vergnügen sehe, von unsern philosophischen Naturforschern immer mehr angenommen werden, noch in etwas verbessert: und im Mineralreich habe ich die systematische Vertheilung der Gattungen von Erden und Steinen unter ihre Geschlechter, so viel mir nach einer langen und sorgfältigen Prüfung möglich gewesen, sowohl der Natur als der leichten Faßlichkeit möglichst ange - messen zu machen gesucht. Die mit der systematischen Anordnung dieses Theils der Oryctognosie verbundenen Schwierigkeiten sind im Buche S. 521 u. f. berührt und liegen ohnehin am Tage. Und sie sind durch die neuesten an sich äußerst lehrreichen Ent - deckungen über die Bestandtheile einiger Steingattungen nur noch vergrößert worden: so, daß sich nun diese Classe des Mineral - reichs weder bloß nach dem quantitativen Verhältniß der Bestandtheile der Foßilien, noch auch bloß nach dem äußern Habitus ordnen läßt. Nach erstern nicht; denn da manche der einander übrigens noch so ähnlichen Fossilien, wie z. B. die verschied - nen Abarten des Specksteins, in diesem Ver - hältniß so sehr von einander differiren, daß sie dem zufolge in einem solchen System weit von einander versetzt werden müßten, so leuchtet von selbst ein, zu was für einem un -VI brauchbaren Chaos dasselbe durch eine solche Anordnung verunstaltet werden müßte. Nach letztern ( nähmlich dem bloßen äußern Habitus ) aber eben so wenig; denn dem zufolge setzte man bisher den Sa - phir ins Kieselgeschlecht, der doch fast aus nichts als verdichteter Thon-Erde, wenigstens ohne einen Atom von Kiesel-Erde, besteht.

Ehedem glaubte man sich freylich noch mit der spitzfindigen Distinction zwischen vor - waltendem und characterisirendem Bestand - theil der Fossilien durchheisen zu können: allein auch diese Ausflucht ist nun durch solche Analysen, wie die eben gedachte, versperrt.

Es scheint also der einzige passende Aus - weg der zu seyn, daß man, ohne sich streng und ausschließlich an eins von diesen beiden Classifications-Principien zu binden, in so fern ein gemischtes System für diese Classe von Fossilien zum Grunde legt, daß 1) frey - lich diejenigen, die entweder ganz oder doch bey weiten größtentheils aus einerley Erdart bestehen, nothwendig unter das nach dieser Erdart benannte Geschlecht kommen. Folg - lich der Saphir durchaus ins Thongeschlecht; hingegen der Opal, Tripel und Bims - stein ins Kieselgeschlecht ꝛc. Daß aber 2) manche andere Gattungen von Steinen,VII worin keine so auffallend vorschlagende Menge eines Bestandteils vorwaltet, ohne ängst - liche Rücksicht auf die pro Cente derselben, da eingeschaltet werden, wo sie nach ihrem äußern Totalhabitus und nach der Ana - logie am schicklichsten hinpassen. So z. B. der Schillerspath, ungeachtet er mehr Kiesel - Erde als Tkon-Erde enthält, dennoch ins Thongeschlecht zwischen Hornblende und Glimmer: so der Talk ins Talkgeschlecht, der Kreuzstein ins Barytgeschlecht ꝛc.

Und so habe ich denn bey Befolgung dieser zweyfachen Regel die zahlreichen Gat - tungen der Erd - und Stein-Geschlechter in eine Ordnung zu bringen gesucht, die wie ich nun durch die Erfahrung bey meinen Vorlesungen gefunden, für das Gedächtniß der Zuhörer ausnehmend faßlich und be - quem ist.

Ich habe hier, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den darunter begriffe - nen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Geschlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wis - sens unter den gelehrten und philosophischenVIII Mineralogen nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benen - nungen von Geschlecht und Gattung in die - sem von je ( und bis vor Kurzen allge - mein ) angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von einigen deutschen Schrift - stellern in der Zoologie und Botanik ver - sucht worden.

Ich weiß nicht wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

"quem penes arbitrium est, et ius, et norma loquendi"

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: daß es ihm hingegen in meinem theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt,IX und sich also durch diese sonderbare Um - stämpelung nicht irre führen lassen. Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder sei - ner Sprache kundige deutsche Naturforscher ( und weres nicht weiß, der kann es aus Adelungs Wörterbuche lernen ), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiednen Gat - tungen der Dinge.

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlechts, wie wir ihn von Kindes - beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zufolge wissen wir also in An - wendung auf Methodologie in der Natur - geschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Systematiker bringt sie nach ihren ge - meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge - schlechter.

X

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gat - tung von dem Zeitworte sich garten, ab - stammt; und da nun im freyen Naturzu - stände nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein andres deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedruckt werden konnte, als durch Gattung.

3) Daß aber die Homonymie des deut - schen Worts Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Re - formator im Ernste so was befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berech - tigen, die Landessprache d. h. den be -XI stimmten einmahl festgesetzten Sinn der deut - schen Worte zu verkehren! Denn, wie Herr Hofr. Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stimme der Welt vorzulegen, darf nie - mand gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umspringen wie man will.

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Nahmen der Natu - ralien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver - ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das all - gemein angenommene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko - belt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Spra - chen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Na - turbeschreibung von unsern neuen Systema - tikern zur Bezeichnung der Geschlechter undXII ihrer Gattungen selbsterfundnen Kunst - und Trivial-Nahmen. Go billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenomme - nen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher gewählten Nah - men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub - ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß - brauchten und dann das Studium der Na - turgeschichte so äußerst erschwerenden Frey - heit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimischen allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenomme - nen Nahmen Tatu restituirt; da hingegen Linné diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Nahmen Rauchfuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten Griechen ganz passend und völlig nach der Natur das rauchfüßige Hasengeschlecht be - zeichnet haben. So habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, vampyrus (den Blutsauger) genannt, die wirklich schla - fenden Säugethieren das Blut aussaugt; da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen - den Hund beygelegt halte, der wohl seit dieXIII Welt steht kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere nur nicht gar zu widersinnige Kunstnahmen der Art habe ich dennoch bey - behalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymieen ohne dringende Roth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Hingegen bitte ich auch manches nicht etwa ohne weitere Prüfung voreilig, für eine Neuerung anzusehen, was es in der That nicht ist, wie z. B. wenn ich den Titansand nach seinem Fundorte Manacanit nenne und nicht Menacanit.

Im Thierreiche habe ich immer den la - leinischen Nahmen vorangesetzt, weil da hun - dert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großentheils in andere Sprachen auf - genommen.

Beym Thierreich ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so wie in den vorigen Ausgaben ein vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein ver - breiteten Fossilien überflüßig, bey vielen vonXIV denen aber die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die ich in der Verlagshandlung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be - ziehen sich auf die gegenwärtige fünfte Aus - gabe, und dienen also zu einer zweckmäßigen Erläuterung derselben.

Ich schließe diese Vorrede mit der Er - innerung, daß wer dieses Buch mit Nutzen zu brauchen gedenkt, sich nicht die kleine Mühe von wenigen Minuten muß verdrießen lassen, die hier nach verzeichneten nicht häu - figen Verbesserungen und Zusätze vorher nachzutragen.

Göttingen, den 20. März 1797. J. F. Blumenbach.

XV

Verbesserungen und Zusätze.

S. 21. Z. 9. nach selbst setze zuweilen.

S. 23. zur Note *) am Ende der Seite, setze: s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir - tanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8.

S. 35. zum Schluß des §. 26. setze: Bey einigen ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po - lypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter - scheiden.

S. 42. Anm. 2. Z. 8. st. v. d. J. setze v. J. 1796.

S. 92. Z. 13 v. unten st. folgenden setze vorigen.

S. 128. Z. 5 v. unten st. 6000 setze 5000.

S. 153. Z. 10. st. Füßen setze Beinen.

S. 171. muß die Z. 6 so heißen: nur im Frühling und Sommer.

S. 283. Z. 2 v. unten ließ trembleur

S. 291. Z. 3. ließ carassin

Z. 8 v. unten ließ vairon

S. 309 nach Z. 17 setze: EJ. entomologia syste - matica. Hafn. 1793. IV vol. 8.

XVI

S. 366. Z. 5 u. folg. ließ: Bey den mehresten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzenden Stachel u. s. w.

S. 394. Z. 5. setze: das Männchen wird durch u. s. w.

S. 400. Z. 9 v. unten st. Nereiden setze: Am - phitriten

In den ersten Bögen der Mineralogie ist zuweilen aus Versehen das Kupfer mit den wichtigsten Crystallisationsgestalten als tab. III. statt II. citirt.

S. 543. Z. 1. nach cubisch ꝛc. setze: theils nadel - förmig, theils faserig (Haarzeolith)

S. 582. Z. 22. st. Nadelkopfspath setze Nagel - kopfspath

S. 623. Z. 13. st. 3 setze 4.

S. 669. Z. 7. st. Eisen-Erz setze Linsen-Erz

S. 671. Z. 9 nach verglast setze: und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten.

XVII

Anweisung der Kupfertafeln.

Tab. I.

Fig. 1-7 die verschiednen Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe. Sie sind alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasenwurm fig. 7 ausgenommen, den ich noch nicht selbst ge - sehen, und daher aus Werners Schrift entlehnt habe.

  • Fig. 1.Ascaris vermicularis (S.411).
  • 2.Der Vordertheil von ascaris lumbricoi - des. (Ebendaselbst.)
  • 3.Trichocephalus hominis (S.412).
  • 4.Das Kopfende der menschlichen Band - würmer (S.414).
  • 5.Vier Hinterglieder der taenia solium. (Ebendaselbst.)
  • 6.Achtzehn Hinterglieder der taenia lata (S.415).
  • 7.Hydatis humana. (Ebendas.)
  • 8.Ein Liebespfeil der gemeinen Wald - schnecke (S.405) stark vergrößert.
  • 9.Ein Stamm mit drey Federbusch-Po - lypen, tubularia sultana (S.467) stark vergrößert.
  • XVIIIFig. 10.Ein Arm-Polype mit einem Jungen, hydra viridis (S.472) in natürlicher Größe.
  • 11.Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly - pen, brachionus anastatica (S.473) stark vergrößert.
  • 12.Das Räderthier, vorticella rotatoria (S.474) stark vergrößert.
  • 13.Ein menschliches Saamenthierchen, chaos spermaticum (S.475) noch weit stärker vergrößert.

Tab. II.

Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.

1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Men - schen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleich - sam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch2 Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*) "Ars, siue edditus rebus homo. Bacon de Veru - lam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. ab - sichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und vom absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modifica - tion, nicht anders als relativ seyn können, be - darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht z. B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm - lers an. So kann eine Aegyptische Mumie so - wohl in eine Naturaliensammlung zur Suite der verschiednen Rassen im Menschengeschlecht, als in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke ge - hören.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem ge - theilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künstlicher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188 St. )

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art her -3 vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer un - unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta angeführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraus - setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen desselben und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger Aneignung, intus susceptio, expansio).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm - lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen mancher - ley diesen Zwecken entsprechende**) Dinge, als Naturzwecke, sind organisirte Wesen. s. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285 u. f. Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assi - milation dieser Alimente, zur Erzeugung ihrer Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind: und diese Organe müssen mit den ihnen eigenthüm -4 lichen (von allen bloß physischen und chemischen (Kräften verschiednen) Lebenskräften versehen seyn, und dadurch zu Vollziehung ihrer Ver - richtungen geschickt werden.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs - thum (wenn man es gar nur Wachsthum nen - nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich sogenannten phy - sischen und chemischen Gesetzen, durch Anhäu - fung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggregatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, in der Art wie sie ihre Nahrungs - mittel zu sich nehmen, von einer doppelten Ver - schiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oeff - nungen, die sich am einen Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.

Da hingegen die Andern eine einfache, aber nach Verhältniß ungleich grössere Oeffnung an5 sich haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hun - gers getrieben ihre Alimente, die von sehr ver - schiedener Art sind, mittelst willkürlicher Be - wegung, bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan - zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die ge - meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei - gen u. s. w. Und hingegen gibt es ganze Geschlech - ter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchy - lien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenomme - nen Platz nie von selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre Nahrung mit - telst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

6

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi - sirte Körper, aber bloß belebt, so daß sie ihren Nahrungssaft ohne mittelst der Wurzeln ohne will - kührliche Bewegung einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen und chemischen Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Grenzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andre hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmba - ren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann**) Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire . Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fäl - len zu finden. J. Aug. Unzer.. So sagte z. B. Linné:7 nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur. Ich glaube in gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse hergenommenen Character der Humanität angege - ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu - gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver - schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn - bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winter - schlafs. In der Classe der Gewürme gibt es Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meynen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf - gehoben werden. Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe - gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa - rum gyrans ꝛc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei - ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,8 den oben bestimmten Character der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die, so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür - liche Bewegung in den Mund bringen, was hin - gegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andre Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Sy - stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren mehresten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegrün - deten so genannten Verwandtschaft untereinander, zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmey - nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang der - selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so sein Stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In - secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzen -9 reiche) zusammen drängen, und andre dagegen gleichsam isolirt sehn, weil sie wegen ihrer aus - gezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sicht - lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht werden können; (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; unter den Gewürmen das schongedachte Geschlecht der Sepien; unter den Säugthieren das Men - schengeschlecht selbst! ꝛc. ) Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schild - läusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folg - lich in der gedachten Leiter die einen von den an - dern trennen und nach dieser so sehr verschiednen Sexualform beiden auf weit von einander entfern - ten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen müßte. Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. gera - then müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermeßne Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer - den dürfte.

10

Einige Hauptquellen zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im IIten B.
  2. C. Plinivs secvndvs. (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi L. XXXVII ein paar saubere und correcte Handausgaben sind die Leidner, Elze - vitische 1635. III. vol. 12. und die Zweybrücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (. 1562.)
  4. Joh. Rav. (. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt - werke dieser beiden Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné. (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767. sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der Linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae naturali inserviens. Hal. 1788. 8.
  8. G. L. le Clèrc C. de Buffon. (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die große Orig. Ausgabe, Paris, seit 1740. XXXIII. vol. 4.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the creation. ed.12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. 11
  4. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter B. der gedachten Ausg. seiner Werke.)

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare dictionnaire de l'histoire naturelle. ed.4. Lyon, 1791. VIII. vol. 4.
  2. Neuer Schauplatz der Natur in alphabetischer Ordnung. Leipz. 1775. u. f. X. B. 8.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das neueste aus der Physik und Naturge - schichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg und J. H. Voigt. Gotha, seit 1781. 8.
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Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt, dann lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbst - erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben ver - bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe ihre Empfänglichkeit gegen reizende Eindrücke (sti - muli), und ihr Bewegungsvermögen, ohne wel - ches weder Ernährung noch Wachsthum u. s. w. denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man zumahl neuerlich die so genannte Evolutions-Hypothese bequem gefun -13 den, und gemeynt, es werde gar kein Mensch, und kein andres Thier, und keine Pflanze er - zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neuern. Evolutionisten ) alle Eingeweide und die Kno - chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor - hero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mey - nen, daß er demohngeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu - gungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Aus - drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor - räthig: die verschiednen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einan - der; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. Eine Mey - nung, die doch schon sowohl durch den dabey erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hy - perphysischen) Anstalten**)s. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor - schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung14 der natürlichen [physischen*)Physische Kräfte überhaupt im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten.] Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung ge - langen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs - gründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime den der Mutter vorräthig liegen, und wäh - rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu - kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werdet. Was man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Bätzen die sich kurz hin - tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau - fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschie - denen Vätern ähneln; zweyerley Menschen - rassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit ein - ander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mu - latten; und wenn nun vollends ungleiche Gat - tungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Ba - starde die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen außer seiner erweckenden nun15 auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen. 1) Die erweckende: und 2) doch auch eine bildende.

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene - rationen hindurch immer wiederholten künstlichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga - nisirten Körpern gänzlich in die andre umwan - deln. So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Sa - men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan - zen gegeben; d. h. die sich zur Blühzeit aber - mals mit männlichem Stand von jener andern Gat - tung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm-Eltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli - chen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruch - tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera - tionen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. ( s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen - der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür - lichen Pflanzengattung in die andre. )

Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli - chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

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§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Nachforschung*) Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phae - nomenis explicandis sufficiant: "ist ja die erste von Newton's güldnen regulis philosophandi. weit angemeß - ner, wenn man die Entstehung der neuerzeug - ten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar un - geformten, aber unter den dazu erforderlichen Um - ständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen allmäh - lichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meynte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen, (ohngefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all - mähligen Ausbildung organisirter Körper durch eine sogenannte Vis plastica, (wie es unsre ehrlichen Alten nannten) als welche eben so gut im Mine - ralreich statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht.

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§. 9.

Und dieß geschieht dann, wenn man an - nimmt, daß der reise, vorher zwar ungeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforder - lichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil - dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng - lich wird; Kraft dessen bey der Empfängniß die allmählige Ausbildung erfolgt; der aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser zweck - mäßigen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der - selben durch die Reproduction, bewirkt*)Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil - dungstrieb. Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt, die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist, zu verwechseln bitte..

Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga - sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut - lichste, klarste, durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermooßen, wie z. B. an der Brunnen-Con - ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt.

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Unter den blutlosen Thieren an den Arm - Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs - trieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wir - kung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte, für uns hienieden im eigentlichen Wortverstande qua - litas occulta bleibt†) "Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu 'à la route que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète tra - versant les cieux, tout est qualité occulte. Voltaire. . Das hindert aber nicht, daß man nicht mehr suchen sollte, ihre Wir - kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk - samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von orga - nisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es statt findet auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Ge -19 schöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andre in ihrer Thätigkeit gestörte oder anders modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen be - stimmten Richtung abweichen.

So entstehen dann ( der bloß krankhaf - ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte ge - hörigen Abweichungen, zu geschweigen ) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben, ganz widernatürliche Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Character, der sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver - schiedner Gattung (zweyerley Species) einander befruchten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancher - ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angeborne, leicht in die Augen fallende Ver -20 unstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl - gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden ).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon - stra per defectum. Unter diesen die lehr - reichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten. Theils gar erblich, wie z. B. in den sechs - fingrigen Familien.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon - strositäten, beweiset, daß auch selbst diese Abwei - chungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die be - kannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z. B. Miß - geburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind) sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschach - telt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

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§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinn bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual - organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Ge - schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst[ zuweilen] unter den warm - blütigen Thieren; zumahl unter den Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh - nung, wenn andre körperliche Functionen oder Charactere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf - setzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zu - nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andre männliche Säu - gethiere Milch geben u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues, einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde - ten Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen.

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§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gat - tung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Eltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist. Da aber von der bestimmten Bildung der orga - nisirten Körper, besonders der Thiere, die be - hörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte ab - hängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den roth - blütigen Thieren, in ihrem wilden Zustande mei - nes Wissens niemahls eine Paarung und Ver - mischung unter zweyerley Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf - lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat - tungen Bastarde hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen ( s. oben S. 15. ). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver - mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

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Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im natürlicher Zustande nur Geschöpfe von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. ( davon mit mehreren in der Vorrede. )

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmählige Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinn ein solcher durch Degeneration entstandner Character, der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit ameri - canischen Indianern Mestißen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z. B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48.[ s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir - tanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8. ].

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben, so können sie endlich so constant einwurzeln, daß man am Ende zweifelhaft werden kann, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Auch gibt es zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend - bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstra -24 hirt sind; worüber ich in der dritten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate nativa S. 67 u. f. ausführlicher gehandelt habe.

§. 16.

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels - strichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor. Darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter - setzt; die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. ; so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Eltern gebornen Weißen) das unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. 25 am allerauffallendsten aber bey den Verschieden - heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen - scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

Anm. 3. Es fragt sich ob nicht wohl selbst Künste - leyen am Körper, wenn sie durch lange Reihen von Generationen wiederhohlt werden, mit der Zeit so gut wie auffallende Familien-Physioanomien und organische Fehler (z. B. in der Aussprache) an - geboren werden könnten? Wenigstens ist es bey Völkern die ihre Knäbchen beschneiden, nichts selt - nes, daß auch welche mit kurzer Vorhaut gleich - sam beschnitten geboren werden. Büffon hat Hunde gesehen, denen so wie ihren Vorfahren die Ohren und der Schwanz gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte Junge warfen. ( Vergl. Voigts Magazin a. a. O. S. 13 u. f. und im 4. St. des VI. B. S. 40 u. f. ).

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§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin - gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Kör - pers zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Unrath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be - wegung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der27 Arekpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc. auch von einigen an - dern Gewächsen z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Was - serschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah - ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer - den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maße beygelegt hat.

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Viele organisirte Körper verlieren, zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re - production nennen.

Die andre hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel - lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson - ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land - Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer aus - nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro - ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei - lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst29 spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hör - nern binnen ungefähr 6 Monathen wieder repro - ducirt ward.

Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausge - schnitten: und doch hat sich binnen zehn Mona - ten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro - ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun - den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. ( s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. )

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge - langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan - zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan - der paaren oder begatten, wenn sie neue orga - nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort - pflanzungsweise lassen sich doch füglich unter fol - gende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein - fachste Weise, ohne vorher gegangene Befruch - tung: entweder durch Theilung, wie manche30 Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 6. und Blumen-Po - lypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brunnen-Con - ferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umge - bildet wird***)Götting. Magaz. II. Jahrg. I. St. S. 80. tab. II.; oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ - lichem Blumenstaub begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und31 wechselseitig einander befruchten und befruch - tet werden müssen. Diese sonderbare Ein - richtung findet sich nur bey wenigen Thie - ren; beym Regenwurm, bey manchen Land - Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Indi - viduis, von denen das eine die weiblichen Theile aber Eyer, das andre den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle roth - blütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die Eyer legenden Thiere (ouipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hül - sen befreyt, zur Welt kommen kann; leben - dig gebärende Thiere (viuipara).

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die an - dre Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflan - zen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein32 grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten Aegyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster - ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vor - gesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm - ten Zeit. So rechnet man z. B. daß von 1000 gebornen Menschen nur ohngefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Wasser - thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.

33

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos mannigfaltig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) einen Mund mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde ein - saugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will - kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs - saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übri - gen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Die - ses eigentlich so genannte Blut ist von rother34 Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deß - halb warmblütig heissen, (den Säugethieren und Vögeln) zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hin - gegen, welcher bey den so genannten weißblüti - gen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, un - terscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann - ten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes ( des so genannten Sauerstoffs oder Oxygens ) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Por - tionen eines andern Stoffes ( des Kohlenstoffes oder Carbonnes ) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebens - wierigen Proceß in dem belebten thierischen Labo - ratorium dient vorzüglichst das Athemholen;35 welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiefern; die weißblütigen aber mittelst mancherley anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver - sehen sind können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm an - gebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Be - wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen. [Bey einigen ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po - lypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter - scheiden. ]

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang un - aufhörlich ( beym Menschen ohngefähr 4500 Mahl in jeder Stunde ) und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis un - willkürlichen sowohl als die so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu36 diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge - schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit - zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerk - zeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bey andern zu solchen Ein - drücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch,37 ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken; andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Be - friedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Hr. Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange - wiesen; viele Raubthiere aber, wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, halten sich am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be - queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für38 ihre Erhaltung zu sorgen*) Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus. Plinivs. , in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die er - wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm - blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten ( s. oben S. 7. ), und daß die Puppen vieler In - secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win - terschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie - ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so - genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm - lich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andre sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige39 Spuren davon finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin - wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver - nunft ist.

§. 35.

Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkürlichen, inne - ren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand - lungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch tausend Bemerkungen offen - bar erweislich, z. B. dadurch, daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer - brechen, ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug - vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo - gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An - weisung und ohne alle vorgängige Uebung**) Nascitur ars ista, non discitur. Seneca. ,40 (als welche bey so vielen z. B. bey den Raupen die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kann), so ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge - webe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein - baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließliche eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer - higkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der - selben erhält, unwiderredlich am Tage.

Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden -41 heit der Climate die er bewohnen soll, und der Nahrung die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Um - ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand - lungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um - schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor - genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheil ein - heimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u. s. w.

§. 39.

Am auffallendsten erweißt sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft42 des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü - tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie - digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nemlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un - terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi - stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm - rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren - thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder der zum Dienst des Men - schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild - heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii - ren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi - ges Kennzeichen der Unterjochung. ( Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof - Kalender[v. J. 1796.] )

§. 40.

Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:

43

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Federn haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be - wegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk - zeuge hergenommene Character dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insec - ten und Gewürme von einander zu unterscheiden gesucht hat..

44

Hauptquellen zur Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux d' Aristote, avec des notes ꝛc. par M. Camus. Par. 1783. II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viuiparorum, it. anium et animalium aquatilium; cum nomenclaturis singulorum in linguis diuersis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Frf. 1649 - 53. fol.

auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum universale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.

  1. Ray.
  2. Buffon.
  3. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  4. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768-1777. IV. vol. 8.

und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.

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Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben - dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe ent - lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterfüßen.

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe bedecket; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppicht sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey46 manchen sind die Haare an besondern Stel - len als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz - ter Richtung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hinge - gen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Menschen - geschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver - schieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea unter der Erde; andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe - gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten47 haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände: die Affen hingegen haben vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Seethiere aus dieser Classe sind zum rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun - gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespal - tene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die mehresten Ameisenbären, die Schup - penthiere, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Schneidezähne (incisores s. primo - res), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos s. laniaros), und Backenzähne (molares), ab - theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver -48 schiednen Nahrung dieser Thiere auch verschie - dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm - lich ist die Krone zackig und scharf; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narwhal haben große promini - rende Stoßzähne (dentes exserti); andre wie z. B. das Wallroß, Hauzähne ꝛc.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm - lich das zuerst bloß flüchtig zerbißne und ge - schluckte Futter bissen-weise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queer - furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der - selben nicht horizontal liegen, sondern schräg - ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Ober - kiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen49 Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (pecora), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür - dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen, (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch - weicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn) der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen - tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei - tet, wo er sich wohl bey der geringen Weise des - selben nicht lange aufhalten kann, sondern von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säugethiere am nächsten kommt.

Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutzen der Rumination scheint noch unbekannt. Vielen kleinen, schüch - ternen, unbewaffneten, wiederkauenden Thieren und denen noch dazu von reissenden Thieren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu passe, daß sie ihr Futter auf der offnen Weide geschwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe und Sicherheit gemächlich ruminiren können ꝛc.

50

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen ver - sehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Tex - tur der Hörner ist sehr verschieden. Beym Ochsen - Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hör - ner der beiderley Rhinocer sind dichte, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meer - katzen und einigen andern Americanischen und Neu-Holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Jaculis51 zum Springen (cauda saltatoria), dem Kän - guruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim - mung zu merken. So haben viele Affen, Pa - viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zisel - maus u. a., Backentaschen (thesauri, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Junge verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehre - sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit einem Jungen auf einmahl trächtig; andre hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehrern zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver - bindung, welche aber von verschiedner Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen ein - fachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit ge - spaltnen Klauen (pecora) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsor - gane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.

52

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit - telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere. Die Ver - schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Geleh - rigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauch - bar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker -53 bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Ver - tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But - ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel - ten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu gemischten Gebrauch: Borsten, Haare, (zumahl Pferde - Haar) Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zur Arz - ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reissende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wall -54 fische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thiere: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feld - mäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil - pferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel - thiere u. s. w. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundege - schlecht ausgesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg - ten Charactern entlehnte. Systeme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Naturfor - scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist auf die Verschie - denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. nach der Hand ange - nommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul - thieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die55 sonderbarsten Verbindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura systemata artificialia nostra flocci faciens . Pallas. . Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; so die verschiedenen Gat - tungen des Schweinegeschlechts ebenfalls in zwey verschiedene Ordnungen ꝛc. Dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formo - sanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen, und ein natürliches System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein - zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk - mahle zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn habe**)Die Benennungen einiger dieser Ordnungen sind zwar von einem einzelnen Character entlehnt, wenn er gerade vorzüglich in die Augen fallend, und daher fürs Gedächtniß leicht faßlich war; nicht aber, als ob die darunter begriffenen Thiere bloß dieses einzelnen Characters wegen zusammen gestellt worden. So heißt z. B. die IIte Ordnung Qua - drumana, nicht deßhalb, als ob dieser Character den darunter begriffenen Thieren ausschließlich eigen sey (denn einige Beutelthiere haben auch fast Hände ähnliche Pfoten); sondern weil dieser Cha -56 racter der Affen und affenartigen (im ganzen Ha - bitus unter einander übereinkommenden) Thiere besonders auffallend ist, und mit dem Character des Menschengeschlechts contrastirt.. So sind Thiere die in neunzehn Stücken einander ähnelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zehn Ordnun - gen dieser ersten Classe entstanden:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.

III. Bradypoda. Säugethiere, deren gan - zer Körperbau auf den ersten Blick Träg - heit und Langsamkeit verräth. Faulthiere, Ameisenbären u. dergl.

IV. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

V. Glires. Die nagenden Säugethiere. Sie nähren sich bis auf sehr wenige Aus - nahmen ( und im ganz wilden Zustande vermuthlich alle ) von Vegetabilien, zumahl von härtern, die sie benagen. Dahin gehören Eichhörnchen, Mäuse, Hasen, Biber ꝛc.

57

VI. Ferae. Reissende oder doch sonst Fleisch - fressende Säugethiere, als wovon nur einige wenige Gattungen ausgenommen sind. Bären, Hunde, Katzen, Marder, Ottern und mehr andere.

VII. Solidungula. Pferd ꝛc.

VIII. Pecora. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen.

IX. Belluae. Meist sehr große, oder un - förmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere. Schwein, Elephant, Nas - horn, Nilpferd u. dergl.

Der Manate macht von hier den schick - lichsten Uebergang zur

Xten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein haben, und deren natürliche Ver - bindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi - rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et vsu cum iis conneniunt. Raius. .

58

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedi - bus viuiparis. Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viuiparis L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ei. de cetis L. I. (am Ende seines Werkes de piscibus) ib. eod. fol.
  6. Io. Raii. synopsys animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8. Buffon.
  7. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  8. Ei. arctic zoology. vol. I. ib. 1784. 4.
  9. J. Ch. Dan. v. Schrebers Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  10. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium. Lips. 1777. 8.
  11. E. A. W. Zimmermanns geographische Geschichte des Menschen, und der allgemein verbreiteten vierfüßi - gen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  12. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands I. B. Leipz. 1789. 8.
  13. A general history of Quadrupeds. The figures engraved on wood by I. Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
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I. Ordn. BIMANVS.

1. Geschl. Homo. Erectus, bimanus. Mento prominulo. Dentibus aequaliter appro - ximatis; incisoribus inferioribus erectis.

1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wo - durch der Mensch selbst vom Menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech - ter Gang, (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüft - knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll - kommnen Hände; ferner die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne, und (was dieser Stellung entspricht) sein prominirendes Kinn.

Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen beson - dern Theil an den Sexual-Organen, dessen Man - gel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn - zeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstrieb wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst - triebe aber (§. 36.), schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver - nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als60 welche auch den ganz jungen und selbst den stumm - gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 25.).

Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann - bar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver - nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel - ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt sey.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn - bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver - gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.

Es giebt nur eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer61 gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate nativa 1795. 8. weiter ausgeführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auf - fallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden - heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun - gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre, als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen zu bringen geglaubt:

1) Die Caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3.

von weißer Farbe mit rothen Wangen, langen, weichem, nußbraunen Haar (das aber einerseits ins Blonde anderseits ins Dunkelbraune über - geht); und der nach den Europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Euro - päer mit Ausnahme der Lappen und übrigen Finnen; dann die westlichern Asiaten, dies - seits des Obi, des Caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die Mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz -62 ten Augenliedern; plattem Gesicht; und seit - wärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann die Finnischen Völker in Europa (Lappen ꝛc. ), und die Eskimos im nördlichsten America von der Beringsstraße bis Labrador.

3) Die Aethiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen, und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger, die sich dann in die Habessinier, Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die Americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem straf - fem schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Americaner außer den Eskimos.

5) Die Malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Ma - hagony anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großen Mund. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Be - wohner des fünften Welttheils und der Maria - nen, Philippinen, Molucken, Sundaischen In - seln ꝛc. nebst den eigentlichen Malayen.

63

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die Caucasische als die mittlere oder Stamm-Rasse angenommen wer - den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die Mongolische, anderseits die Aethiopische. Die übrigen beiden machen die Uebergänge. Die Americanische den, zwischen der Caucasischen und Mongolischen. Die Ma - layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der Aethiopischen.

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver - unreinigt haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe: die vermeintlichen Patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzählungen der Reisen - den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andre Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumal aber im Piemontesischen in Menge finden) wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi - nos, oder weiße Mohren nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondre Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi - storie gehört.

64

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang - utangs: sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner, die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi - gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.

II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi - schen den Wendezirkeln zu Hause.

2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reli - quis longiores.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge -65 schlechter*)Linné faßte alle Affen, Paviane und Meerkatzen in ein einziges Geschlecht zusammen. Erxleben vertheilte sie hingegen in fünf. Ich habe mit Ray hierin das Mittel gehalten, und sie unter drey Ge - schlechter gebracht, nur daß ich die Gattungen anders vertheilt, und besonders die Americanischen Meerkatzen, als welche sich durch ihren Totalha - bitus von allen Affen der alten Welt auszeichnen, nicht mit diesen vermengt, sondern, so wie auch Büffon gethan, davon abgesondert habe., doch aber außer dem schon beym Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schma - len Hüften und platten Lenden, aufs ausfallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch, Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; hat doch ein etwas mehr menschen - ähnliches Ansehen als der folgende eigentliche Orangutang, mit welchem er insgemein verwechselt worden**)Linné, Büffon, Erxleben ꝛc. verwechselten die - sen Afrikanischen Schimpansee mit dem Ostindi - schen Orangutang. Ich habe zuerst vor 20 Jah - ren gezeigt, daß beide als zwey gänzlich verschie - dene Gattungen von einander getrennt werden müssen, und habe daher dem Africanischen zum Unterschied den Gattungsnahmen Troglodites ( den Linné von einem Unding gebraucht hatte ) beygelegt., scheint auch mehr untersetzt, stämmig;66 ungefähr aber mit ihm von gleicher Größe, etwa wie ein achtjähriger Bube.

2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, ei - gentliche Orangutang. S. subfusca, auri - culis minoribus pollice manuum posterio - rum mutico, vngue destituto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12.

Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der vor - gedachte Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Camper hat aus der Zergliederung eines sol - chen Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen, daß es je einer menschlichen Rede, oder eines na - türlichen aufrechten Ganges ꝛc. fähig seyn könnte.

3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés Homo lar. ) S. brachiis longissimis, talos attingentibus.

Schreber tab. 3.

Auf beiden Indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches ziemlich menschen - ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.

4. Syluanus. der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subrotundo.

Schreber tab. 4.

Der allgemeinste und dauerhafteste Affen, der auch oft in Europa Junge heckt; ist leicht zu zähmen, und sehr gelehrig; lebt scharenweise in67 Nordafrica, Ostindien ꝛc. Ihm ähnelt der inuus (cynocephalus, Büffons magot) der auch glei - ches Vaterland mit ihm hat. Einer von beiden ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan, (Fr. le nasique, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den Sundaischen Inseln. Eine simia die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüssel - förmige Nase auffallend auszeichnet.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.

Schreber tab. 13.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Ueberaus lebhaft und dauerhaft, daher er häufig nach Europa gebracht wird.

7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimber - bis grisea, eminentia pilosa verticis reuersa longitudinali.

Schreber tab. 22.

In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe einer Katze.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus vtrinque tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda abbre - viata. Dentes vt in simiis.

68

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera caerulescente.

Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat zumahl wegen der hochfarbigen Streifen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehn.

2. Maimon. (Mandril.) P. facie violacea glabra, profunde sulcata.

Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scha - ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün - dern sollen. Kleiner als der vorige.

4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Nates tectae. Dentes vt in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den einheimischen In - dianern zu einem gemeinen Wildpret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapajus.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice.

Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanz*)Die sonderbare Art wie sich ihrer mehrere gleichsam Kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume, am disseitigen Ufer eines Flusses,69 auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleu - dern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.

5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. inferiores 6. por - recti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati.

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus.

Schreber tab. 38.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eich - hörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinter - füße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Ma - dagascar, und den benachbarten Inseln. Hat einen langen fast wolligen Schwarz, den er im Sitzen um den Hals schlägt. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.

70

III. BRADYPODA. (Tardigrada Jo. R. Forster.)

Der Bau der Füße und der ganze Habitus dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorderfüßen, die aber mit großen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.

6. Bradypvs. Faulthier. Ignauus. (Fr. paresseux, Engl. sloth. ) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Detnes primores nulli vtrinque; laniarii (?) ob - tusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridacty - lis, cauda breui.

Schreber tab. 64.

In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi - ges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater. ) Rostrum productius, lingua lumbriciformis; den - tes nulli.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, vngue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.

Schreber tab. 66.

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt71 sich von den dortigen großen Ameisen, indem er mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorder - füße die mit einer festen Erdrinde bedeckten Amei - senhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.

8. Manis. Schuppenthier, Formosanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin - gua teres; dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eideren gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon - giore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein ca - stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tan - nenzapfen.

9. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; dentes primores et laniarii nulli.

1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor - salibus 9. palmis tetradactylis; plantis pen - tadactylis.

Schreber tab. 74.

In Südamerica, bis an die Magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel kuglich zusammen.

72

IV. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehn.

10. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chau - vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breues, reliqui longis - simi, membranae expansili intertexti, pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.

a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundibiliformi lanceolato.

Schreber tab. 45.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhorns. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat*)Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von diesem u. a. Südamerikanischen Thieren, s. in73 Adr. van Berkels Reisen nach Rio de Berbice und Surinam, im Iten B. der Sammlung seltener und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8..

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vam - pyrus, Büffon's roussette. ) V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora diuisa.

Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden: findet sich scharenweise aus den Molucken und an - dern Ostindischen - und Austral-Inseln; in unzäh - liger Menge aber auf Neu-Holland.

b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.

Schreber tab. 50.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus, auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter - füßen auf.

74

V. GLIRES. (Scalpris dentata Jo. Hunter.)

Die weitläufige Ordnung von Säugethieren, die sich größtentheils von härtern Vegetabilien nähren, die sie mit ihren, besonders dazu einge - richteten, scharfen, einzeln stehenden Vorder - zähnen benagen. Hingegen haben sie keine Eckzähne.

11. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores vtrinque 2; inferiores subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatusche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Schreber tab. 223.

Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter - füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.

Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu - men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die immer stark dunstenden, feuchten und großen Fußsohlen zum festern Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vögel.

75

Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch habe ich ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Go - thaischen gesehn.

12. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver - sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Kellmaus (Fr. le loir. Engl. the rellmouse. ) G. griseus, subtus albidus auri - culis rotundatis, nudis.

Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den gemäßig - ten Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie als Delicatesse verspeise - ten*)Apicius. VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Winterschlaf.

2. . Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice plantarum mutico, auri - culis rotundatis.

Schreber tab. 227.

Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Ge - strüppe, worein sie sich vergräbt.

76

13. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes vt in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, cor - pore fusco.

Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in un - fäglicher Menge und unermeßlichen Zügen, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit dieses kleine Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in seine unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungu - sen u. a. Sibirische Völker (wie die Thüringer ꝛc. den Hamster-Höhlen) nachgraben, und diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Gebrauch ernten.

2. . Siluaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab - domine albido.

Schreber tab. 180.

In den Europäischen Wäldern; ist zumahl den Holzungen sehr schädlich.

3. . Terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.

Schreber tab. 191.

Meist in ganz Europa. Vermehrt sich in man - chen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der jungen Saat großen Schaden.

77

4. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. le souris. Engl. the mouse.) M. cauda elongata. pal - mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen ge - wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schem, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden könnten.

5. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum vnguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor - pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua - lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.

Die Wanderratte (M. decumanus) ist heller von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt.

14. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla. Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore supra fusco, subtus flauescente.

Schreber tab. 207.

78

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer her - vorragen, etliche Stunden weit von allem unbeei - seten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durch - schlafen wenigstens zehn Monate vom Jahr, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslik. (mus noricus.) M. corpore longiore, capite paruo, pedibus breuibus pentadactylis.

Schreber tab. 211. A. 211. B.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster, auch so wie dieser Backen - taschen ꝛc.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi - rien ꝛc. lebt vorzuglich von Getreide, Bohnen ꝛc. wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothai - schen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosen - rothen Augen.

79

4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fuluoque irregulariter ma - culato.

Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die andere. Sie sollen sodann in gerader Linie, bis zum Ort wo sie sich nieder - lassen wollen, ziehen. Ihre unerwartete und un - bemerkte Ankunft daselbst, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der wunder - lichen Sage Anlaß gegeben haben, daß es mit - unter Lemminge vom Himmel regne.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut - lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz - lich blind seyn!

6. Capensis. der Klipdas. (Hyrax, Büffon's marmotte du Cap, Bruce's Ashkoko) M. ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri - dactylis.

Schreber tab. 240.

Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint auch in Arabien und Syrien.

80

15. Sçavia. Halbkaninchen. Auriculae rotundatae, paruae. Cauda nulla aut breuis. Dentes primores vtrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, und den West-Indischen Inseln.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore variegato.

Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist überaus fruchtbar.

2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. C. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente.

Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen sich ehedem die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung bedienten.

16. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2; superiores duplicati.

1. Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kaninchen, kauen wieder*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..

Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in den nördlichen und Alpinischen Gegenden eine besondre81 weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berg - hasen, die in manchen Gegenden, wie in Grön - land ꝛc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Som - mer aber von der gewöhnlichen Hasen-Farbe sind.

Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in ganz verschiednen, Gegenden und Zeiten Hasen will gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen seyn sollen*)Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, un - geachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zu - verlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festgesessen hätten..

2. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein - heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. neuerlich ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien**)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Landplage geworden sind***) Certum est, Balearicos aduersus prouentum cuni - culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe - tiisse. Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.

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Die langhaarigen Angorischen (§. 16. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.

17. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores vtrinque 2.

1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Ein animal nocturnum. Macht sich Höhlen in die Erde. Kann sich ziemlich lange auf den Hinter - beinen aufrecht erhalten, wobey ihm sein langer ausgestreckter Schwanz gleichsam zum Gegenge - wicht dient. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

18. Castor. Pedes postici palmati. Den - tes primores vtrinque 2.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squa - mosa.

Schreber tab. 175.

In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen - den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzneykunst wegen des so genannten Biber - geils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern unterm Schwanze findet. Am berühmtesten sind diese Thiere durch die bewun -83 dernswürdige Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada), noch in Menge beysammen finden, ihre berühmten Ge - bäude aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz verschieden Welttheilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

19. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porc - epic. Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreuiata.

Schreber tab. 167.

Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen!

2. Dorsata. (Vrson.) H. spinis breuibus sub pilis occultis.

Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.

84

VI. FERAE.

Reissende oder doch sonst fleischfressende Säu - gethiere: als wovon nur einige wenige Gattun - gen ausgenommen sind.

20. Erinacevs. Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 6*)Nicht 2. wie Linné meynte. Denn obere Vor - derzähne sind alle die so im Os intermaxillare ( dem merkwürdigen Knochen der bey den aller - mehresten Säugethieren vorn zwischen den Ober - kiefern gleichsam eingekeilt ist ) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.

1. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Maußt wie eine Katze. Kann Spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von dreyen ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen**)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

2. Malaccensis. E. auriculis pendulis. Seba thesaur. I. tab. 51. fig. 1.

In Ostindien. In ihm soll man zuweilen den weiland als Panazee berufnen Gallenstein (piedra del porco) finden.

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21. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breues. Dentes primores superiores 2. bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre - vioribus; laniarii vtrinque plures.

1. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.

Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.

2. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab - domine cinereo, digitis ciliatis.

Daubenton in den Mém. de l'Acad. de Paris, 1759. tab. I. fig. 2.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zähe zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge - mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehör - ganges kann das Thier durch eine Klappe zu - schließen, so lang es unter Wasser ist.

3. Moschatus. Die Bisamratze. (Desman) S. pedibus palmatis cauda squamosa, com - pressa lanceolata.

Schreber tab. 159.

In Rußland und dem benachbarten Sibirien. Hat eine Art Zibethbeutel beym After.

4. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere, wiegt nicht über ein halb Quentchen.

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22. Talpa. *)Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina - ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge - thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G. 2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8. laniarii maior 1. minores 4.

1. Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es gibt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.

2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, pal - mis tridactylis.

Seba thesaur. I. tab. XXXII. fig. 4. 5.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Das Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

23. Didelphis. Plerisque hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die - selben nach dem Linnéischen System in ganz ver - schiedne Geschlechter vertheilt werden müßten.

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1. Opossum. die Beutelratte, Philander. D. cauda semipilosa, superciliorum regione pal - lidiore. Dentes primores superiores 10, in - feriores 8. laniarii elongati.

Schreber tab. 146. A. B.

Zumahl im wärmern Nord-America. Das Weibchen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abor - tus) zur Welt geboren, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkommner ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden können.

2. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco. Dentes vt in priori.

Schreber tab. 150.

In Süd-America. Das Weibchen das bey dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwän - zen an der Mutter ihrem anhalten.

3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice at - tenuato, pedibus anticis breuissimis, posti - cis longissimis. Palmis pentadactylis, plan - tis subtetradactylis: dentes primores supe - riores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

Schreber tab. 154.

Auf Botannbay und dem übrigen Neu-Süd - wallis. Mausefahl. Wenn es aufrecht sitzt wohl88 Mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück, ist bloß Gras - fressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen bat einen Zitzensack. Wirft nur ein Junges auf einmahl das bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird bis es wohl 14 Pfund wiegt.

24. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Vngues exserti.

1. Zibetha. die Zibetkatze hyaena odorifera. (Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso cinereo nigroque vndatim striato.

Schreber tab. 112.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson - dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeu - gungsgliedern liegt, das Zibet, eine schmierige, stark riechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fuluo-nigricante maculato.

Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

Schreber tab. 122.

89

In Virginien, Canada ꝛc. hat seinen Nahmen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt, und der bey ihm von einem besondern unter der Harnblase befindlichen Safte herrühren soll.

4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's mangouste.) V. caudae basi in - crassata sensim attenuata, pollicibus re - motiusculis.

Schreber tab. 115. B. 116. A. 116. B.

Häufig in Aegypten, wo es zumahl den Cro - codileyern nachstellt.

5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln*)Ich hatte schon in der dritten Ausgabe dieses Hand - buchs das Großohr unter die Viverren gesetzt, nicht wie Hr. Pennant, unter die Hunde. Jetzt da nun das Thier näher bekannt worden, sehe ich mit Ver - gnügen, daß auch sein Gebiß die Stelle, die ich ihm schon nach dem Total-Habitus gegeben, völ - lig rechtfertigt..

25. Mvstela. Dentes primores supe - riores 6. erecti, acutiores, distincti; inferiores 6, obtusiores, conferti; duo interiores. Lingua laeuis.

90

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, heissig und blutdürstig.

1. Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-mar - tin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.

Schreber tab. 130.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nordlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fuluo-nigricante, gula alba.

Schreber tab. 129.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat.) M. flauonigricans, ore et auricula - rum apicibus albis.

Schreber tab. 131.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu - pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat - tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem91 es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber tab. 136.

In dichten öden Wäldern der nordlichen Erde, zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz - braunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.

5. Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. caudae apice nigro.

Schreber tab. 137. A. 137. B.

In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som - mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. . Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.

Schreber tab. 138.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mut - ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

26. Lvtra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores vtrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.

92

1. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.

Schreber tab. 126. A. B.

In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Die schönsten in Canada.

2. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti - gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun - ter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silber - graues Fell ist das kostbarste aller Rauhwerke.

27. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des[vorigen] Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können .*)So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu ver - längern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die93 äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter - grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry - stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre - chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie - der verlängert werde ꝛc. s. Commentationes so - cietat. scient. Gottingens. vol. VII..

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laeui, auriculis nullis, cor - pore griseo.

Schreber tab. 84.

In den nordlichen Meeren. Ist für die Finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die Labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl näh - ren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.

2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.

Buffon, supplement vol. VI. tab. 47.

94

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des Kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Meers. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu be - haupten sucht .*)G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe - tropolit.).

3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo iubato.

Buffon, supplement vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung dieses Geschlechts hat den Nahmen von der beym Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

4. Cristata. der Ansonsche Seelöwe. **)Linne's Phoca cristata und seine iubata sind einer - ley Thier.P. capite antice cristato.

Anson's voyage round the world tab. 19.

Im Atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.

28. Vrsvs. Dentes primores superiores 6, intus excauati alterni, inferiores 6. late - rales 2. longiores lobati; laniarii prima - rii solitarii (minimi plures inter hos et primos molares), lingua laeuis.

95

1. Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.

Schreber tab. 139. 140.

In der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.

Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch klei - nern weißlichen Silberbären.

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Po - larbär. V. albus, collo et rostro elongatis.

Cptn. Cook's voyage to the northern he - misphere. vol. III. tab. 73.

An den Küsten und beym Treibeis der nordlich - sten Erde. Darf ja nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist bloß Fleischfressend*)Viel merkwürdiges über dieses und andre Thiere auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour - nal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..

3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Schreber tab. 144.

In der nordlichen alten Welt, besonders in Si - birien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln96 Anlaß gegeben. Er ist so stark, daß er selbst Ren - thiere überwältigen kann. Sein Fell gibt ein gutes Pelzwerk.

4. . Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro.

Schreber tab. 142.

In Europa und Asien bis gen Schina. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theils seines Lebens, und hält beson - ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo - mine nigro.

Sparrmann in den Schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke sehr be - wegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.

6. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annulata, fascia per oculos trans - versali nigra.

Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12

Im wärmern Nordostlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr97 geschickt zum Fassen, zum einweichen oder ab - waschen seines Futters*)Dieß bezeugen Ol. Worm im Museum S. 320. Rolof in den Mém. de Berlin a. a. O. Büffon, Dr. Schulze in Meyers Magaz. für Thiergesch. 1. B. 2. St. u. a. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre.

29. Canis. Dentes primores superiores 6. laterales longiores distantes, intermedii lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania - rii solitarii, incuruati.

1. . Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; subinde di - gito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen Gelehrigkeit, aber auch durch vielseitige andre Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt - theile verbreitet. Denn auch in America scheinen wenigstens die Eskimos ihre Hunde nicht von den Europäern bekommen zu haben.

Ob alle die verschiednen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehn sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel eignes zu besondern Func - tionen abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, daß ich diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

98

Zu den Hauptrassen gehört wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pugdog) mit glatten, gelblichgrauen Haa - ren, untersetztem kurzem Leib, rundem Kopf, ganz stumpfer schwarzer Schnautze, schwarzen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

b) Molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullenbeisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the mastiff) groß, starkleibig, mit stumpfem Kopf, hängenden lappichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dum - pfig und kurz.

Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.

c) Terrae nouae. der Neufundländer. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeich - net sich durch seine ausnehmende Größe, lan - ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist in die Höhe stehenden Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwi - schen den Zehen aus, die bey ihm ungleich größer ist als bey andern Hunden. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwim - men. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem dickem Kör - per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän - genden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig.

Die Bracke, der Hühnerhund, und der Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern Schwanz.

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Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber übrigens die Bildung der glatten Hüh - nerhunde.

e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, dickem Leibe, und wollichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger. Engl. the cur) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart.

Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch der, den die Kamtschadalen und Eskimos zum Zug in Schlitten gebrauchen.

Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Süd - see einheimischen Hunde, die von den Ein - wohnern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, schei - nen zu dieser Rasse zu gehören.

Der auf Neu-Holland hat mehr einen Fuchs - schwanz.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog, the shock) von ungemein kleiner Statur, mit sehr langen zottigen Haaren, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset, Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan - ger Schnautze, hangenden Ohren, lang ge - strecktem Körper, kurzen, krummen Vorder - füßen, und rothbraunen Flecken über den Augen; ihm scheint der englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und strup - piger Schnauze, nahe verwandt.

100

i) Leporarius.*)Nicht wohl Graius oder Graecus wie Ray u. a. das Windspiel nennen. Denn das scheinen die alten Griechen, wenigstens bis auf Xenophon's Zitten gar nicht gekannt zu haben. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey-hound) mit lan - gem zugespitztem Kopf, hängenden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und Füßen. Bald zottig, bald schlicht.

k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr. le chien-turc, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Kör - per ist schwarz und kahl, fast wie Neger - haut. (s. S. 25. Anm. 2.)

Diese verschiednen Haupt-Rassen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf) C. cauda incuruata.

Schreber tab. 88.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in ei - nigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. In Ländern wo er sich zugleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter. Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang und große Stärke, zumahl im Nacken. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

101

3. Aureus. der Schakal, Schnellwolf, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pe - dibus longioribus, caudae apice nigro.

Schreber tab. 114.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen, zieht des Nachts scha - renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kinder raa - ben*)Mich. Casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 320.. Manche Naturforscher haben den Scha - kal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt worden.

4. Lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta, corpore toto nigro.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 19. fig. 2.

Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause, und hält so wohl in der Statur als in der Bildung ungefähr das Mittel zwischen Wolf und Fuchs.

Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart davon mit silberfarbnen Spitzen der Haare**)Ein extraschönes Fell eines Labradorischen Silber - Fuchses wird in London mit 300 Thalern und darüber, bezahlt..

5. . Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox. ) C. cauda recta, apice albo.

Schreber tab. 90.

102

In der nordlichen alten Welt. Nährt sich aus beiden Reichen und frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.

6. Alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard charbonier. ) C. cauda recta, apice nigro.

Schreber tab. 91.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland.

7. Lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez. ) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zembla ꝛc. wo sie meist mit dem Eis-Bär alterniren: d. h. sie kommen daselbst erst im No - vember zum Vorschein, wenn nun die Sonne un - sichtbar wird und zugleich jene Bären sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmackhaft, und ihr Fell bey vie - lerley Vorzügen doch in einem mäßigen Preise.

Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau. Und der Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über Schul - lern und Rücken.

8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf. C. villosus, nigricans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique.

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der unsäg - lichsten Menge in Habessinien. Ein äußerst bos - haftes, unbändig zorniges Thier, das sich sogar gegen den Löwen muthig vertheidigt. Bauet unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte.

103

30. Felis. Vngues retractiles, caput ro - tundius, lingua aspera. Dentes primo - res 6. acutiusculi, exterioribus maioribus. laniarii solitarii, supra a primoribus, in - fra a molaribus remoti.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.

Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heissesten Zonen der alten Welt, vor - züglich in den Wüsten des innern Africa. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Weibchen wirft drey bis vier Junge, von denen aber meist nur eins erwachsen und die andern am Zahnen sterben sollen. Das Fleisch des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.

2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elon - gata; capite, corpore et cruribus nigro - virgatis.

the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Grimmig und blutdürstig. Doch muß er vor dem Elephanten erliegen. Auch soll er sich nicht an den Indischen wilden Büffel wagen.

3. Leopardus. der Leopard. F. cauda sub - elongata, maculis numerosis, minoribus, obtuse angulatis.

Tygers at play von G. Stubbs.

104

In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier, und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen stehn.

4. Pardus. das Pantherthier, der Parder*)Die Europäer auf Guinea nennen auch dieses Thier Tiger, um es nur vom ebenfalls dort einheimi - schen Leoparden zu unterscheiden.. F. cauda subelongata, maculis maioribus, irregularibus, passim confluentibus et an - nulatis.

Schreber tab. 99.

Ebenfalls in Africa. Die Flecken seines Fells sind größer als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder wie zusammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.

5. Panthera. das kleine Pantherthier. (Büf - fon's once.) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.

Schreber tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh - men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen ꝛc. abzu - richten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flauis.

Schreber tab. 102.

In Südamerica. Ebenfalls kleiner als die drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht -105 samer, auch weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden flieht.

7. Concolor. der Americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fuluo.

Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. zeichnet sich durch sein rothgelbes ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

8. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat. ) F. cauda abbreuiata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque amplissimis.

Schreber tab. 109.

In der nordlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

9. Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.

Schreber tab. 107. A. 107. B.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich nur äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf ge - wisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria106 und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnur - ren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc.

Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die An - gorische oder Persische Katze mit dem langen seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-graue Cartheuser - oder Cyperkatze; und die Spanische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoises hell-cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschied - nen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb), aber keine dergleichen Kater gefunden haben will.

VII. SOLIDVNGVLA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

31. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Herden verwil - derte; so z. B. in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hin - gebracht worden) und zwar da in der unermeß -107 lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver - wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick - köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel - seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B. (zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal - myra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spanischen (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken, in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen*)Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren - pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1 / 2 Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen gehabt hoben soll..

Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab - gezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

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2. Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. **)Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggetäi (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge - schlechts verwechselt werden, das in den Mongo - lischen Wüsten in großen Herden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ihnen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s.

Auch der zahme Esel ist ein wichtiges bey den Alten***)I. M. Gesner de antiqua asinorum honestate. Comm. Gotting. T. II. und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa sehr geschätztes Thier. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homenymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten†)Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208. die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien. Ins nordlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

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Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind.

Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, supplem. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird.

Das andre ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Buffon l. c. tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselin geworfen ist.

Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor - geblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsenge - schlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.

The Sebra or wild Ass, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig***)Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig das Mit - tel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die Mutter war..

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VIII. PECORA.

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus - thiere finden.

32. Camelvs. Cornua nulla, labium le - porinum, pedes subbisulci*)III. B. Mosis K. XI. v. 4.. Dentes primores inferiores 6. spathiformes; la - niarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire. **)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.] C. tofo dorsi vnico.

Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten nen - nen es die Araber.) Auch in Europa hat man es fortzubringen versucht, wo z. B. das Camel - gestüte zu Pisa recht gut einschlägt; besser als auf Jamaica. Seine gewöhnliche Last ist gegen acht Centner, und damit kann es zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kann lange hun - gern, und frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein an - deres Säugethier zur Nahrung taugt. Auch den Durst kann dieses Thier, wie man versichert, meh - rere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür un - geheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser111 lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän - dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha - meau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.

Schreber tab. 304.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat - tels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zug gebraucht.

3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.

Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Sie ähneln den Camelen der alten Welt in ihrer Le - bensart, nur sind sie weit kleiner, und haben in der Bildung viel von der Ziege. Das Llacma war nebst dem ihm verwandten Pacos das ein - zige Geschöpfe das die Americaner schon vor An - kunft der Spanier als Hausthier hielten. Es trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis andert - halb Centner, und ward ehedem vorzüglich zum Transport der Silber-Barren aus den Bergwer - ken von Potosi gebraucht.

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.

Schreber tab. 307.

112

Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird seines rothbraunen Haares wegen, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan - gen. Auch der Occidentalische Bezoarstein kommt von diesem Thier.

33. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.

1. . Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.

Diese Gattung findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutz - barsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin ver - pflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un - terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaf - fenen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl, daß wenige andere Thiere so vielen Krankheiten unterworfen, und von so vielerley Ungeziefer geplagt sind.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die Tibetanischen, aus deren feinster Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegen - haar) der Schaul verfertigt wird; die Spa - nischen, aus Segovien, und dann die Engli - schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hör - nern; und die Arabischen und Aegyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende -113 zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lange herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi - mon. Büffon's mouflon.) C. cornibus ar - cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa - learibus laxis pilosis.

Schreber tab. 268.

Hin und wieder in der nordlichen Erde, z. B. auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame - rica. Das im nordlichen Asien ist groß, mit mächtig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges der - gleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern, und wird von einigen Naturforschern für das Stamm - thier zu unserem Schaf gehalten.

3. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus ar - cuatis, carinatis.

Unsere Hausziege scheint von dem so genannten aegagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts abzustammen, das in den wildesten Gegenden des Caucasus und der daran grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Mägen (so wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoar - bocks belegt worden**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3..

114

Die Hausziege verwildert leicht wieder*)Von der Art war ohne Zweifel das im Grindel - wald Berner Gebieths gefangne Thier das A. 1777. unter dem Nahmen eines Steinbocks durch Deutsch - land zur Schau geführt und auch auf einem ein - zelnen Kupferblatt in 4to abgebildet worden., und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet.

Die Angorische Ziege oder das Kämmel - thier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, das dem von den Haaren des wahren Camels bey weiten vorzu - ziehen ist.

4. . Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.

Conr. Gesner l. c. pag. 1099.

In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Savoyen so wie auf Candia und in den Sibiri - schen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Stein - bocks wiegt wohl 20 Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.

34. Antilope. Cornua caua, teretia, an - nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl - reiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien, und in Africa, zumahl aber am Cap finden.

1. . Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.

Schreber tab. 279.

115

In den alpinischen Gegenden des mildern Eu - ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem - sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Ba - starde erzeugt haben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.

Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Es wird oft im hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.

3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus lyratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von mehreren tausenden nach dem Cap und nach einigen Monaten wieder zurück zieht.

4. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus an - trorsum directis, apicibus reflexis: mento barbato: iuba ceruicali et pectorali.

Schreber tab. 280.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes: und von einer auf - fallenden Bildung die meist völlig das Mittel zwischen dem Antilopen - und Ochsen-Geschlecht hält, zu welchem letztem es daher auch Herr Dr. Forster rechnet und es bos poephagus nennt.

116

35. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia. Dentes vt in generibus praecedentibus.

1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum cornatis, palearibus laxis.

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stamm - rasse unseres Hornviehs zu bezeichnen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und ehedem auch in Deutschland war. Zu den merk - würdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausneh - mend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England ꝛc.

Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß auch die Indische (von den Hindoos heilig ver - ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu ( Schreber tab. 298. ) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.

In den Mägen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht - bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.

2. Americanus. der Nordamericanische Bison. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso.

Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herdenweise in den sumpfigen Wäldern des ge -117 mäßigtern Nordamericas. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hinge - gen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheuere Brust - und Nacken - Mähne.

3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch selbst im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Sie haben ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch und die daraus gemachten Käse und Butter und selbst ihr Fleisch ist ungleich schmackhafter als vom gemeinen Hornvieh.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - tibus, introrsum curuatis, vellere propen - dente, cauda vndique iubata.

Schreber tab. 299. A. B.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Indien ꝛc. als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Zie - genhaar, und durch einen büschligen sehr lang - haarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.

118

5. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hör - ner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.

36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; infe - riores 8. spatulati, extimo bilobo; la - niarii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.

Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan - gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr auszeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor - der - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.

37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes vt in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii su - perius).

119

1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

Schreber tab. 246.

In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Pennant's arctic zoology vol. I. tab. 8. und die Titelvignette.J. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigne Gattung ist), erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und Halsbänder von Elennsklauen gegen diese u. a. Krankheiten helfen sollten ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the fallow-deer.) Cor - nibus subramosis compressis, summitate palmata.

Schreber tab. 249. A. B.

Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der ge - meine Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.

Schreber tab. 247. A. B. C.

In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr120 Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Ren - thier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt. Dient den Lappländern, Korälen, Tun - gusen und Samojeden zur Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.

4. . Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis tereti - bus recuruatis apicibus multifidis.

Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Geweihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.

Schreber tab. 252. A. B.

In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Reh - bocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.

38. Moschvs. Cornua nulla. Dentes primores vt in praecedentibus generibus; laniarii superiores solitarii exserti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.

Schreber tab. 242.

121

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen - den von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu - lis succenturiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind kaum einen Finger lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.

IX. BELLVAE.

Meist sehr große, aber unförmliche, bor - stige oder dünn behaarte Säugethiere.

39. Svs. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Dentes primores (plerisque) superiores 4. conuergentes, inferiores 6. prominentes (plerisque); laniarii supe - riores 2. breuiores, inferiores 2. exserti.

1. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso se - toso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie -122 mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein, des - sen Fleisch vor den übrigen den großen Vorzug hat, daß es sich durch Räuchern und Einsalzen lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen un - gemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein ani - mal omniuorum. Das Weibchen wirft unter allen Thieren mit gespaltnen Klauen die mehre - sten Junge.

In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß, als ihre Euro - päische Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die Schi - nesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san - glier du cap vert.) S. incisoribus nullis, sac - culis mollibus sub oculis.

Vosmaer, description du sanglier d'Afrique.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma - dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzichten Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

123

3. Taiassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi - fero ad coccygem.

Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirsch - eber. S. dentibus laniariis superioribus maximis, arcuatis.

Schreber tab. 328.

Zumahl auf den Moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?

40. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri - mores vtrinque 10; laniarii nulli: pal - mae vngulis 4. plantae vngulis 3.

1. Suillus. der Tapir, Anta.

Schreber tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt, sehr beweglich und zu allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Ge - wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.

124

41. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis: dentes primores nulli; laniarii superiores exserti.

1. Asiaticus. E. dentium molarium corona lineis vndulatis distincta*)d. h. die erhabnen Leisten auf den Kronen der Backzähne des Astatischen Elephanten, bilden ge - schlängelte, an beiden Enden paarweis zusammen - laufende Linien, die sich schon auf den ersten Blick von den Rautenförmigen Leisten bey der Africani - schen Gattung auszeichnen. Und diese constante Eigenheit der beiderley Elephanten, die ich an ihren Schedeln untersucht, muß, wenigstens beym bisherigen Mangel anderweitiger Vergleichung, nach aller Analogie vor der Hand zur Bestimmung der specifischen Differenz hinreichen..

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Dau - mens dicke Haut ist doch selbst gegen Insecten - stiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken ver - sehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst - reiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten auf - knüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine125 Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme; bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge - worfne Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum min - desten 20 Centner zu tragen, und die größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie - ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.

2. Africanus. E. dentium molarium corona rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa einhei - mische Gattung, wird nicht wie die Asiatische, als Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des Trojanischen Kriegs s. Hrn. Hofr. Heyne's zwey Abb. darüber in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf - sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck - mann's Vorbereitung zur Waaren-Kunde 1ten. B. S. 299. u. f. wegen gefangen und geschossen.

126

42. Rhinoceros. Nashorn. Cornu so - lidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin - que quaternis, inferioribus conicis, superio - ribus sublobatis; laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das doppelte beym Africanischen nicht am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.

2. Africanus. Rh. incisoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

43. Hippopotamvs. Dentes primores superiores remoti, inferiores procumben - tes; laniarii inferiores incuruati, obli - que truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt)

Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenig - stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

127

44. Trichechvs. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunder - ten beysammen. Sie nähren sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit ihren Hauzähnen loskratzen.

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.

Schreber tab. 80.

In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..

X. CETACEA.

Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere***)s. Hrn. Prof. Schneiders critische Sammlung zur N. G. der Wallfische, unter Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175 304..

45. Monodon. Dentes duo maxillae su - perioris exserti longissimi, recti, spirales.

128

1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis respiratoriis duabus, confluentibus.

Klein hist. piscium. Miss. II. tab. 2. fig. C. Miss. V. tab. 3. fig. a. b.

Im nordlichen atlantischen Ocean. Hat ur - sprünglich allerdings zwey lange parallele Zähne, die aber selten zusammen gefunden werden, son - dern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thiers, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

46. Balaena. Laminae corneae loco dentium superiorum.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the whale.) B. dorso impinni.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten-Format, fig. 1. 2.

Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß ge - marmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer[5000] Rthl. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Barden wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden.

129

2. Boops. (einer der verschiednen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat - tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch ( mit welchem Nahmen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus u. a. ) den ich frischge - strandet zu sehen die mit unverhofte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust - streifen..

47. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.

Die Homannische Abbild. fig. 4.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd - wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter - lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in beson - dern Canälen, im Kopfe desselben gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talk130 verhärtet. In seinen Gedärmen und unter sei - nem Auswurf findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.

48. Delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise. ) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.

Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den Europäi - schen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse. ) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Schreber tab. 343.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incuruis.

Schreber tab. 340.

Mehr im nordlichen Weltmeere, doch auch im Mittelländischen, wird 20 Fuß lang.

131

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um - ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna - bel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso -132 lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Der ganze Körperbau der allermehresten Vögel ist ihrer Bestimmung zum Fluge ange - messen. Einen vorzüglichen Antheil an ihrer geschickten und leichten Bewegung haben die Federn, die in regelmäßigen Reihen (in quinc - unce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahres - zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt reproducirt werden. Manche, wie die Wachteln, die Schneehühner ꝛc. mau - sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz andere Farbe als die ausge - fallnen; daher man bey Bestimmung der Gat - tungen auf das Alter dieser Thiere und auf die davon abhängende Verschiedenheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunstsprache heißt ein einjähriger Vogel, der sich nähmlich noch nie gemausert hat, avis hornotina; wann er aber Federn gewechselt hat, avis adulta.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung -133 federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri - ces). Die Schwungfedern sind von unbestimm - ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und flie - gen können. Einige wenige Vögel (aves im - pennes) wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un - geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuer - federn.

§. 59.

Die Raubvögel ausgenommen so sind fast bey allen übrigen die Männchen schöner befiedert als die Weibchen, und im Ganzen auch in dieser Classe, so wie überhaupt in beiden organisirten Reichen, die bey weitem allerprachtvollsten Ge - schöpfe den heissen Erdstrichen eigen.

§. 60.

Im innern Körperbau*)Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi san - guinis vivipara et ovipara gehandelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft - behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in134 Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will - kühr mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem er seinen Körper leichter oder schwerer machen will. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüg - lich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfeffer - fraße, Nashornvögel, Papageyen ꝛc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obgedachten lockern Zellgewebe in Ver - bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.

§. 61.

Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen im Körperbau der Vögel überhaupt, werden diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guins und andre aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.

135

§. 62.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi - ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an - gemessen. Die mehresten haben freye, unver - bundne Zehen (aves fissipedes) und zwar ge - wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus versati - lis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe - des gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii). Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes semipalmati) oder aber bis vorn an die Spitze (pedes pal - mati) durch eine Schwimmhaut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen136 glatten (pedes lobati) oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.

§. 63.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an - dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wall - fahrten, weit übers Meer und über einen be - trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.

§. 64.

Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu - vies s. prolobus) d. h. in einem besondern drü - senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk - würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und137 Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Grä - ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.

§. 65.

Die Augen haben bey dieser ganzen Thier - Classe einen sonderbaren schwarzen Fächer (pecten plicatum, Fr. bourse) im Augapfel, der aus dem Ende des Sehenerven entspringt und in die gläserne Feuchtigkeit (corpus vitreum) hinein dringt.

Die innern Gehörwerkzeuge hingegen sind bey den Vögeln einfacher als bey den Säuge - thieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren; ein Mangel, der aber zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres ersetzt wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und138 beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 66.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln überaus mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht so wohl sagen, daß sie singen, ( denn natürlicher Ge - sang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbehältern (§. 60.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (Larynx) zu statten, der bey den Vögeln nicht bloß so wie bey den Säugethieren und Amphi - bien am obern Ende, nähmlich an der Zungen - wurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey ab - gesonderte Hälften an die beiden Enden der Luft - röhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stare, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschen - stimme nachahmen und Worte aussprechen ge - lehrt: so wie auch die Sangvögel im Käfig leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald - gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

139

§. 67.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben, für immer paarweise zusammen: noch andre aber leben, wie die Hühner, in Po - lygamie.

§. 68.

Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben; für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po - lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die - sem Geschäfte; bey denen aber die sich paarweise zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö - geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 69.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange - messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.

140

§. 70.

Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh - halmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh - nern, Tauben und Sangvögeln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form eines Backofens: noch andere, wie der Pendu - lin, der Jupujuba ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

§. 71.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin - ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun - gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was - servögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus - huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer141 nach und nach wegnimmt*)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will - kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säuge - thiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy - penemia) heissen.

§. 72.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer - den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben**)Plin. L. X. c. 55. Liuia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at - que cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor . Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist***)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. Pl. I.,142 und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt - Maschinen*)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f. und in Brutöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusam - men halten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Fut - ter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 73.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche an welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des be - brütenden Vogels am nächsten ist. Die erste143 Spur des neuen Küchelchens zeigt sich, immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei - nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des funfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver - schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange - nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung.

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel - chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig - stell Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif;144 in welchem es die drey Wochen über vom Dot - ter, welcher allgemach durch das sich ihm bey - mischende Eyweis verdünnt wird, ernährt worden.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannigfaltig ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und die gänzliche Ausrottung man - cher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sper - linge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Unge - ziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen nach145 sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch sowohl dem Mißwachs als der Infection der Luft vor. Eben so haben unzählige Vögel die große Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fisch - rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z. B. die Tauben, die auf den Gewürz-Inseln auf diese Weise die Muscatnüsse fortpflanzen ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Die Falken und verschiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und vorzüglich zu mancherley Putz, weßwegen sie bey vielen wil - len Völkern, zumahl auf den Inseln des stil - len Oceans einen wichtigen Handelsartikel aus -146 machen. Für die Arzney ist hingegen kein be - nächtlicher Nutze aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvögel töd - ten Fohlen, Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern ꝛc. dem Haus - geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein - trauben, den Obstbäumen u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Die Classification der Vögel ist weniger Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge - thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge - nommen, nicht so mannigfaltig, sondern ein - facher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel,147 daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charactere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten Ornithologen haben daher auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des an - dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh - rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge - lassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu - theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken148 knorrichten Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken, Eulen, Neuntödter ꝛc.

II. Levirostres. Vögel der heißesten Erd - striche, mit kurzen Füßen, und meist sehr großen dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa - geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.

III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel - mäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils faden - förmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.

IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit - telmäßig langem, und ziemlich starkem oben erhabnem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.

V. Passeres. Die Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zu - gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabnem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut be - wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn, Haushahn, Auerhahn, die Wachtel ꝛc. Auch die Tauben habe ich unter diese Ord - nung gebracht, da sie bey weitem mehr149 mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen zum Flug un - geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Hals. Reiher, Störche, Schnepfen, Wasserhühner ꝛc.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - süßen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium. L. III. qui est de avium natura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. 150
  9. Buffon.
  10. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775. sq. fol. (984 Bl.)
  11. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  12. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  13. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  14. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands II-IV. B. Leipzig, 1791. 8.
  1. Joh. Leonh. Frisch. Vorstellung der Vögel in Deutsch - land. Berlin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp et Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  3. Marc. Catesby natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
151

Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum - pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greif - geyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl Fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.

2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.

152

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben rothen und schwarzen Farben, mit langen fleischichten Lappen über dem Schna - bel. Kann den nakten Hals ganz in den dick - gefiederten Schulterkragen einziehen.

3. . Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. 12.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte Euro - päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den befeder - ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris margine exteriore, praeter exti - mas, canis.

Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feld - mäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüg - lich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mu - mienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.

153

2. Falco. Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.

Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. 28.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen[Beinen] wie ein Sumpfvogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi - schen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Sy - steme gebührt..

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle. ) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis flauis.

Frisch tab. 69.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.

Buffon Vol. I. tab. 1.

154

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen, und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere interiore albis.

Buffon Vol. I. tab. 3.

An den Europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Erreicht wohl die Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. . Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon Vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See - küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.

6. . Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Mi - lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forficata, corpore fer - rugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt. Thut zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen verboten ist.

155

7. . Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.

Frisch tab. 74.

Buffon Vol. I. tab. 15. 16.

In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die fol - gende und andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und besonders zur Reiherbeitze ꝛc. abgerichtet. Im Orient hat man diese Jagd (be - sonders auf die Gazellen,) schon in den ältesten Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit Ende des zwölften Jahrhunderts allgemein be - kannt worden.

8. . Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (Accipiter, Fr. l'autour, Engl. the goose - hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal - lidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

156

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis iridibus croceis, corpore rufo.

Frisch tab. 93.

Das größte Thier seines Geschlechts. So wie die folgende Gattung im gemäßigtern Europa und westlichen Asien.

2. . Ulula. der Steinkautz, die Steineule. (Fr. la chouette, Engl. the brown owl.) S. capite laeui, iridibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio longiore.

Frisch tab. 98.

3. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche, Engl. the little owl. ) S. capite laeui, re - migibus maculis albis quinque ordinum.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.

Frisch tab. 59.

157

In Europa und Nordamerica. Ahmt so wie die folgende Gattung andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici - bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo.

Frisch tab. 60.

In Europa Nährt sich hauptsächlich von In - secten, zumahl Käfern, Schmeißfliegen ꝛc. und spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dorniges Gebüsche.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 60.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot. ) Mandibula su - perior adunca, cera instructa; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii.

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat - tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich z. B. auf den Philippinen verschiedne derselben bloß einzig und158 allein auf der einen oder andern Insel, und hin - gegen nie auf den noch so nahe liegenden benach - barten, finden. Ueberhaupt haben die Papageyen viel auszeichnendes, eignes, in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr haken - förmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr be - weglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u. s. w. Sie können nießen, sich räuspern, gähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken flei - schigen Zunge und bey ihrer großen Gelehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen.

1. Macao. der Aras, Indianische Rabe (Ara - canga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.

Edwards l. c. tab. 292.

In Ostindien. Der erste der, durch Alexander des Großen Indische Züge, nach Europa gebracht worden.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flaua.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

159

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Aestivus. der Amazonen-Papagey. (Aju - rucuraou) P. brachyurus viridis, luteo - submaculatus, fronte caerulea, humeris san - guineis, orbitis incarnatis.

Edwards tab. 162.

In Brasilien.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der Zärtlichkeit womit die beiden Gatten ein - ander zugethan sind.

6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii ple - risque.

Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts Südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

160

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdomi - nali flaua.

7. Bvceros. Der Nashornvogel. (hydro - corax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recuruatum, pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben - theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curuato.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum acu - leato; pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange gratenförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglaufen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige161 Zunge desto leichter hervorschießen, und Insecten damit fangen können.

1. . Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nordlichen Asien.

2. . Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Maior. Der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi - natum; lingua lumbriciformis, longissima, mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimat wie die vorgedachten Spechte.

162

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle, le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.

11. Todvs. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum; digitus versatilis.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda breui.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Sowohl an der See, als auch bey Teichen und Flüssen; nährt sich von Fischen. Vertrocknet nach dem Tode leicht ohne in Fäulung überzugehn.

163

13. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea, fascia tempo - rali nigra.

Frisch tab. 222.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum obtusiusculum; pe - des ambulatoii.

1. . Epops. der Wiedehopf, Rothhahn, Dreck - krämer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe. ) V. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re - genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und wie man versichert oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sqq. .

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim - pereau, Engl. the creeper. ) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

164

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula alarum fulua.

Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris, reliquo corpore coccineo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den für Cptn Cook unglücklichen Sandwich - Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Fe - derchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels mancherley in der That prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato-fili - forme longum. Mandibula inferiore tu - bulata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii.

Das ganze Geschlecht ist soviel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nordlich165 bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien. Die Bildung des Schnabels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nieder - wärts gebogen.

1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus laterali - bus margine exteriore albis.

Edwards tab. 105.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.

Seba. thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen star - ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzen, Samen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehren - theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.

166

17. Bvphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu - latorii.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef - eater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

Auf Senegal ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca - rinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor - billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft - liches Nest bauen, mit einander brüten, die Jun - gen gemeinschaftlich füttern u. s. w.

19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.

1. . Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. ater dorso atro cae - rulescente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen167 Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. . Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.

Buffon Vol. III. tab. 3.

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc. verzehrt.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the royston crow.) C. cinerascens, capite iugullo alis cauda - que nigris.

Frisch tab. 65.

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum168 caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im gemäßigten Europa.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.

Frisch tab. 56.

In der nordlichen Erde.

8. . Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd - liches Thier für junges Meyergeflügel.

20. Coracias. Rostrum cultrarum, apice incuruato, basi pennis denudatum; pe - des ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re - migibus nigris.

Frisch tab. 57.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

169

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flaua.

Buffon Vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt auch leicht Worte sprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica: wo er den Schaden den er freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten, zumahl des Erb - senkäfers ꝛc. reichlich vergütet. Daher war es unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pennsyl - vanien so lange kleine Preise auf die eingelieferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er beynahe vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm das Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh war wie der Vogel sich allgemach wieder ver - mehrte.

22. Paradisea. Paradisvogel (manuco - diatta.) Rostrum basi plumis tomentosis tectum, pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singu - lares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo - lucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz170 getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläu - bigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzu - sprechen wagten*)s. Hrn. Dr. Forster's Abhandl, von den Paradis - vögeln und dem Phönix; in der Indischen Zoolo - gie. Halle, 1795. Folio. (2te Ausg.) S. 26. u. f..

1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis corpore longioribus, rectricibus dua - bus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro - strum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.

1. Collarius. (Capensis Linn.) B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali nigra.

Buffon vol. VII tab. 4.

Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.

25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum pedes scansorii.

171

1. . Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni - gricante albo-punctata.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch[nur im Frühling und Sommer] zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc. zwischen dieser ihre eignen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver - läßig bekannt.

2. Indicator. der Honigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco - et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine liebste Nahrung, die wilden Bienennester, aufzu - suchen weiß.

26. Oriolvs. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandibula172 superiore paulo longiore, obsolete emar - ginata; pedes ambulatorii.

1. . Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirsch - vogel, Bülow, Wiedewall, Pirol, Pfingst - vogel, Weihrauch, Bieresel. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex - terioribus postice flauis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches napf - förmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. O. niger, alarum tectricibus fuluis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica.

3. Iupuiuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht..

173

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf - tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.

27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula - tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.

1. . Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hühner und viele andre so genannte Scharrvögel (Aues pulueratrices) im Sande.

2. . Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche, der Rothmönch. (Fr. le coche - vis) A. rectricibus nigris: extimis duabus margine exteriori albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.

174

1. . Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S. rostro flauescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato; faux ciliata.

1. . Visciuorus. die Schnarre, Misteldros - sel, der Ziemer, Mistler, Zaritzer. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, the shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente.

Frisch tab. 25.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fort - gepflanzt werden.

2. . Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, la tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris: extimis margine inte - riore apice albicantibus, capite vropygio - que cano.

Frisch tab. 26.

Im nordlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.

Frisch tab. 28.

175

Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer Ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

4. . Musicus die Sangdrossel, Weindrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, the song thrush.) T. remigibus basi inte - riore ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel - art von ihr.

5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock bird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum, et caudae candidis.

Catesby Vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Er soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aber andrer Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen der Menschen täuschend nachahmen.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau - daque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un - zählige Zugheuschrecken.

7. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro palpebrisque flauis.

Frisch tab. 29.

176

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

30. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, sub - incuruata, vtrinque emarginata.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffer - vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato; remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner Heimath strenger Winter werden will) häufig nach Deutschland: zumahl auch auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.

1. . Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, the sheld - apple.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde. Zeigt in seinem Betragen manche Aehnlichkeit mit den Papageyen. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink, Kirschknäpper. (Fr. le gros bec. Engl.177 the hawfinck.) L. linea alarum alba, remi - gibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa. Vermag mit sei - nem starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse aufzubeissen, und sich gegen Hunde und Katzen zu wehren.

3. . Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel, Rothfink, Gieker, Goll. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bull - finch.) L. artubus nigris, rectricibus caudae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichem alten Welt. Beide Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein - ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.

4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virginische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, ist wegen seines rochen Ge - fieders und seines Gesanges geschätzt.

5. Oryzivora. der Reisvogel, Padda. L. ci - nerascens, temporibus albis, rostro rubro.

Edwards tab. 41. u. f.

In Schina ꝛc. auf den Reisfeldern.

6. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L.178 flauicanti-virens, remigibus primoribus an - tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum a se in - vicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen läßt: wie im Febr. 1766. hier um Göttin - gen herum.

2. . Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua - bus extrorsum nigris.

Frisch tab. 5. fig. 3. 4.

179

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.

4. . Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow kammer.) E. rectricibus nigrican - tibus: extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. E. fusca, pectore rubro, rectri - cibus intermediis quatuor elongatis acumi - natis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Auf Angola ꝛc. Ein muntrer Vogel der auch unser Clima gut verträgt.

33. Tanagra Rostrum conicum, acumi - natum, emarginatum, basi subtrigonum, apice decliue.

1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.

1. . Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch. ) F. artubus nigris, remigibus180 vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa; hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee - fink, Winterfink, Quäkfink, Nikawitz, Zet - scher, Gegler. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flauissima.

Frisch tab. 3. fig. 1. 2.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nordlichen Europa.

3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle) F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua - bus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarden*)Frisch tab. 12. fig. 5..

181

5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen wie man behauptet gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro corporeque albo flauescente, rectricibus re - migibusque virescentibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Eu - ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm-Rasse scheint bräunlich-grüne zu seyn. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Ursprünglich wohl im äußersten Norden: kommt bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Europa, daher auch sein Nest hier zu Lande so selten ge - funden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel durch Wirsing. Taf. X..

182

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigibus primoribus rectricibus - que nigris, vtroque margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nord-America.

9. . Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Stein - schößlein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectricibus - que fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica. der Sperling, der Spatz, - ning. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an einigen wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Frey - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vibrissae patentes versus fauces.

183

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra subtus frontisque macula alarumque speculo albis, rectribus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. . Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.

Frisch tab. 21 fig. 3.

Im mildern Europa.

3. Alpina. die Flüe - (d. h. Felsen -) Lerche. (Fr. la fauvette des alpes.) M. griseo-fer - ruginea, gula alba maculis lunatis fuscis, rectricibus alarum nigricantibus versus api - cem linea punctata alba.

Andreä Br. aus der Schweiz tab. 13.

184

In den gebirgigen Gegenden des mittlern Eu - ropa, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen - Weiden.

4. . Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - haften Fleisches weit verführt wird.

5. . Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus di - midiato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Frisch tab. 23. fig. 1.

Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa.

7. . Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachti - gall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

185

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win - ter bey uns.

9. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nordlichern Erde. Macht sich ein war - mes, weiches, bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofen*)Nozemann et Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.

10. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, medio albis, crista verti - cali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nordlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

Pennant's Indian Zoology tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten186 Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß beide zusammen eine tutenförmige Höhlung bilden, die er mit seinen Flammen ausfüttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, rectricibus rectricum truncatis.

Edwards tab. 264.

In Guiana ꝛc.

38. Parvs. Meise. (Fr. mesange. Engl. tit nouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

1. . Maior. die Kohlmeise, Brandmeise, Siegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la charbonniere. Engl. the great titmouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi - ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an - dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch wohl schlafenden Kindern nach den Augen hackt. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Ge - schlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem ge - frornen Erdreich zu passe kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la187 mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Ein vorzüglich nutzbares kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten und deren Eyer vertilgt.

3. . Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise, Zagelmeise, der Back - ofendrescher, Pfannenstiel. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed tit - mouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es, um es zu verbergen, von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der Indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi - neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri - cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.

188

Buffon vol. III. tab. 29. fig. 2.

J. D. Titii parus minimus Remiz descri - ptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si - birien ꝛc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mi - nimum incuruum, subulatum, basi de - pressum.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern verrichten ihre Geschäfte meist fliegend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder über dem Wasser im Flug wegzu - schnappen. Die bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwalben, zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem was darüber geschrieben worden, doch noch nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Montbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die andre**)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist Daines Barring - ton in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedne Aufsätzt zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94. Behauptung189 angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an wel - chen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio scheint doch aber immer das Wegziehen derselben nach wärmern Gegen - den bey weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, the chimney-swallow.) H. rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

In der ganzen nordlichen Erde. Die Benen - nungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Systematikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese mit den nakten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Schwanz - federn heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest ( das oft von Wan - zen wimmelt ) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici - bus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Hat nebst der folgenden meist gleiches Vater - land mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern190 außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirch - fenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de de ripage. Engl. the sand martin, the shore bird.) H. cinerea, gula abdomineque albis.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sand - hügeln ꝛc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den Sundaischen u. a. Inseln des Indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufnen Indianischen - oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt, aber noch weiter nicht genau bekannt ist. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, the swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.

40. Caprimvlgvs. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus am - plissimus; vnguis intermedius introrsum ciliatus.

191

1. . Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na - rium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfal - tern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen - Samen, die sie im Kropfe (§. 64.) einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Colvmba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. coerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.

192

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in gemäßig - tern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen wohl neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg - lichsten Abartungen (wovon doch manche für be - sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu, Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheueren Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glat - tem Kopf und einem kahlen rothen Augen - ring: überschlagen sich im schnellen Flug. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 150.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh - nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.193 the shaker. ) mit aufrechtem ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Au - gen herum. Hat ihren Nahmen daher, weil man sich ihrer zumahl ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)s. den Göttingischen Taschen-Calender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus, die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo vtrinque albo.

Frisch tab. 138.

Meist in ganz Europa.

4. Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la tourterelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe - ctore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.

Frisch tab. 140.

194

In den warmen und gemäßigten Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. . Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore rufo.

Frisch tab. 142.

Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuwei - len den Tag verdunkeln sollen. Sie fallen dann in so dichten Scharen auf die Bäume, daß oft sehr starke Aeste davon brechen; werden dann aber auch zu vielen tausenden von den Indianern gefangen und frisch oder geräuchert und getrocknet gegessen.

42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope oculos nuda, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectri - cibus margine lunulaque ferruginea.

Frisch tab. 117.

In der ganzen alten Welt; von Lappland bis zum Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl auf den Inseln des mittländischen Meers und im195 benachbarten festen Lande*)II. B. Mos. C. XVI. V. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII. V. 26., zuweilen in uner - meßlichen Scharen sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ihres Schlags wegen be - liebt, wo man sie auch so wie in Schina (wie Kampfhähne) paarweise fechten läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore brunneo.

Frisch tab. 114.

Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.

Daubenton planch. enlum. 231.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis inter - mediis duabus.

Buffon vol. II. tab. 7.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.

5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) 196T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis: intermediis albis.

Frisch tab. 110. 111.

Auf den Schweizer - und Savoyschen-Alpen, und in den nördlichsten Erdstrichen; ist im Som - mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.

6. . Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan. (Fr. le petit tetras, Engl. the black cock.) T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, re - migibus secundariis basin versus albis.

Frisch tab. 109.

In der nordlichern alten Welt.

7. . Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, le tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.

Frisch tab. 107. 108.

Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar - fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.

43. Nvmida. Caput collo compresso co - lorato cornutum; palearia carunculacea ad latera maxillae vtriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.

Frisch tab. 126.

In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz Europa und vielen Gegenden von America fort - gepflanzt.

197

44. Phasianvs. Genae cute nuda lae - vigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.

Der wilde Stammhahn*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Indien zu Hause; von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinno - berrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer die es legt, und seinem oftmahligen Brüten eins der allernutz - barsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen - Gefechte längst und in mehrern Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.

Die Hühner sind, wie andre Hausthiere, nach und nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vor - züglich folgende Spielarten zu merken sind:

a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Federbusch auf dem Kopf. Frisch tab. 129. 130.

b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch tab. 131. 132.

c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn, mit krausen lockigen Federn. Frisch tab. 135.

198

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden die von Ka - ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis.

Frisch tab. 123.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min - grelien von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.

3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista flaua, pectore coccinea, remigibus secun - dariis caeruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan. P. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro, ventre albo.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

199

46. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membra - nacea longitudinali.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, Wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din - don, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nordlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.

47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.

1. . Cristatus. der Pfau, Pageluhn. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, calcaribus solitariis.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu - ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße am gemeinsten*)Frisch tab. 120..

48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pedes cursorii.

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque vtrinque cristato.

Frisch tab. 106. u. f.

200

Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRVTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü - geln ohne Schwungfedern.

49. Strvthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis alarum binis.

Latham Vol. III. P. I. tab. 71.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, wohl drey Centner wiegt, und in Africa zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.

Latham l. c. tab. 72.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mitt - lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.

201

Der so genannte Amerikanische Straus, (Suri, Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat viel Aehnliches mit ihm.

50. Didvs. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis: vtraque man - dibula inflexo apice; facies vltra ocu - los nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.

Latham l. c. tab. 70.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesen u. a. Beweisen der Veränder - lichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f. gehandelt..

So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals,202 aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan - zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schiff, und werden meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicoptervs. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schar - tenschnäbler, Korkorre. P. ruber, remigi - bus nigris.

Catesby vol. I. tab. 73 sqq.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz auffallend langen Hals und Beinen wohl Mannshoch, und ist über und über Car - mosinroth.

52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder zumahl in der westlichen alten Welt.

53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.

203

1. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.

Latham Vol. III. P. I. tab. 74.

Im ostlichen Süd-America.

54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: mandibula superiore triquetra: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calua: nares lineares: pedes te - tradactyli.

1. Americana. (Iabiru, Touyouyou. Fr. la cicogne du Bresil.)

Latham l. c. tab. 25.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

55. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat - bill.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetra - dactyli.

1. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor - pore cinereo, alis extus testaceis.

Frisch tab. 194.

In der nordlichen alten Welt.

204

2. . Ciconia. der Storch, Hennotter, Aeh - bähr. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest um es weich aus - zufuttern.

3. . Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblongis nigris.

Frisch tab. 198.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc.

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri - stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe - dibusque virescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien ꝛc. Hat die langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Morgenländern als kostbarer Putz getragen werden.

5. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea maculis trans - versis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis.

Frisch tab. 205.

In den mildern Gegenden der nordlichern Erde.

205

57. Tantalvs. Rostrum longum subu - latum teretiusculum subarcuatum, sac - cus iugularis nudus, pedes tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescente albido.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 35.

Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den dasigen alten Denkmählern verewigte*)Middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X. p. 90 sq., und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien bereitete**)Ich habe von ein paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den philosophical Transactions vom J. 1794 Nach - richt gegeben. und in besondern Gewölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.

Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig entschieden.

58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te - retiusculum obtusum, capite longius, fa - cies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.

1. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be - casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi206 rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.

Frisch tab. 226. u. f.

In den wärmern Gegenden der nordlichen alten Welt.

2. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.

Frisch tab. 229.

Fast durchgehends in der nordlichern Erde.

59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon - gitudine capitis, digito postico vniarti - culato, a terra eleuato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteufel. (Fr. le combattant, le paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus - que rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nordlichen alten Welt. Hat seinen Nah - men von der Streitbarkeit, mit welcher die Männ - chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

2. . Vanellus. der Kybitz. (Gavia. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nordlichern alten Welt.

207

60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Rostrum teretiusculum, obtu - sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier herum, und auf den Sandwich - Inseln des stillen Oceans.

61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum subulatum, re - curuatum, acuminatum apice flexili. Pe - des palmati, tridactyli.

1. Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

62. Haematopvs. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali; pedes cur - sorii tridactyli.

1. . Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerelster. (Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oister-catcher.) H. rostro pedibusque rubris.

Latham Vol. III. P. I. tab. 84.

208

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con - vexum, mandibula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.

1. . Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, la morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nordlichen Erde.

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.

1. Iacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.

Buffon vol VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, the daker hen.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

209

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli fissi.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku - kawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra pectore columbino.

Latham Vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama - zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und seinem Herrn zugethan.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge - schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre - sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut überzogen. ( s. oben S. 137 u. f. ) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondre knorplige oder knöcherne Capsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser210 annimmt, halten sich an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum man - dibula superiore multo breuiore; infe - riore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the seacrow, the cut-water.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untre und dieser liegt in jenem gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, subu - latum, subrectum, acutum, compressiuscu - lum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou) S. cor - pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wende - zirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda for - ficata: rectricibus duabus extimis albo ni - groque dimidiatis.

Frisch tab. 219.

An der ganzen nordlichsten Erde.

211

69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden - tulum, subulatum, rectum, acumina - tum, pedes compedes.

1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl. the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridacty - lis, corpore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niueo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nordlichen Erde.

3. . Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui, palbebra inferiore lutea, macula ala - rum alba.

Edwards tab. 360. fig. 2.

Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem Genfer-See. Sein Fell wird so wie das vom C. cristatus zu Feder-Muffen ꝛc. verarbeitet.

70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum rectum cul - tratum, apice subadunco. Mandibula in - ferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Scharen, daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.

212

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al - bicans, dorso canescente, rectricum apici - bus, excepto extremo, nigris, pedibus tri - dactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nordlichen Ocean.

71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina - tum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Hals, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische die es erschnappen will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul. Engl. the tropic bird.) P. rectrici - bus duabus longissimis, rostro serrato, pe - dibus aequilibribus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen beiden Wen - dezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.

213

73. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus; superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes vn - gue postico sessili absque digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.) P. nigra, vropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean. Meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Fervër ꝛc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen, und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette das allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis lon - gissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507..

214

75. Pelecanvs. Rostrum edentulum, rectum: apice adunco, vnguiculato: pe - des aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden der alten Welt, aber auch auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nah - men von ihrer Eselstimme, den Deutschen aber von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann. Die fabelhafte Sage vom Pelican, der seine Junge mit seinem eignen Blute ätzen sollte, ist wohl daher entstanden, daß wie man sagt dieses Thier seinen Jungen das Wasser in seinen rothen Beu - telkropfe zutragen, sodann an die Brust drücken und so ausleeren soll.

Die Americanische Kropfgans scheint specifisch von dieser verschieden zu seyn.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.

3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cor - moran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.

Frisch tab. 187.

215

Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von Fischen die sie ganz verschluckt, und daher (so wie einige verwandte Gattungen dieses Geschlechts) in Schina u. a. zum Fischfang abgerichtet wird, indem man ihr einen Ring um den Hals legt so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kropfes stecken bleiben und dem Vogel wieder abgenom - men werden.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.

Brisson T. VI. tab. 44.

Zumahl im Norden von Europa und America, zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahment - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen im Winter um Portugal herum und an der Barbarey ꝛc. auf die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln werden die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher Menge gegessen, und daher mit schaudervoller Lebensgefahr aus den Nestern in den schroffen Felsenklippen ausgenommen**)Pennant's arctic zoology. Vol. I. introd. pag. XXX. tab. 4..

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum conuexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.

216

1. . Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, the elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nordlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus, (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre) unterscheiden. Dieser letztre gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.

2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesi - sche Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semi - cylindrico: cera gibbosa, palpebris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei - det mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weib - liche Gans geben.

4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.

Edwards tab. 151.

217

Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han - delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen zu Betten. Giebt auch vorzügliche Schreibfedern.

5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nordlichen Erde (z. B. auf Neu-Zembla), und kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland u. a. mildern Ge - genden, wo sie sich unter andern von dem Thier der Entenmuschel (Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Ente nicht aus einem Ey sondern aus einer Muscheln hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.) die daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt.

6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum - federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind**)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Vorbereitung zur Waa - renkunde I. B. S. 277 u. f..

218

7. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto.

Frisch tab. 158. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nordlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel - arten. Die zahmen Enten scheinen große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

8. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di - latato rotundato; vngue incuruo.

Frisch tab. 161. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.

77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.

1. . Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitu - dinali erectiuscula: pectore albido imma - culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klip - pen der nordlichen Erde.

219

1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti fulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra supe - riore mucronata.

Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Rostrum compressiusculum, subcultra - tum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast auf - rechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andre um Neu-Holland, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flauescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flaua.

Forster l. c. tab. 1.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su - perciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

220

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die Menge desselben von den Amphibien und Fischen, als welche letztre beide fast nur dieselbe Temperatur mit dem Medium halten in welchen sie sich befinden, und dann auch bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen Thiere haben.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin - gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbe - stimmter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten221 in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlen - gesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auf - fallende Extreme von Hitze und von Kälte aus - dauern, so daß man z. B. ungezweifelte Bey - spiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Men - schen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbe - schadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Sala - mander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild - kröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, dünnen, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den Am - phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti - gen Thieren. Einige sind mit einer knochigen222 Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei - fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor - urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben so wie vom muntersten und unschuldigsten Be - tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter den Schlangen.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an - gewiesen. Manche gehen willkürlich in beiden Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End - lich sind aber auch manche entweder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.

Von den Landthieren dieser Classe leben viele im dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten Gegenden: manche gar auf Bäumen ꝛc.

223

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andre hingegen wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat - tungen an. Großen Theils können sie zum Wun - der lange fasten: ich selbst habe z. B. Salaman - der auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauren können.

§. 88.

Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am - phibien eingeschränkter als bey den warmblütigen Thieren. Ich habe z. B. es nie dahin bringen können, sie so wie die Säugethiere und Vögel mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen ganz davon gefärbt worden wären.

§. 89.

Um desto auffallender ist hingegen bey vielen die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) zu suchen ist; da folglich224 die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächte Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie - ren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft ver - sehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich wie bey den warmblütigen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über - haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen worden, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc .*)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia ca - lidi et frigidi sanguinis. im VIII. B. der commen - tation. soc. reg. scientiar. Gottingens..

§. 90.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie225 im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen, Crocodile ꝛc.

§. 91.

Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn.

Unter den innern zeichnet sich doch bey vie - len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl - thäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller - hand Gaukeleyen abrichten lassen.

Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)

§. 92.

Auch scheinen die Amphibien, etwa einige Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei - nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie - ländische Frösche und Salamander in großen Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

226

§. 93.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa - rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein - ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, sämmtlich Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Aus - bildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.

Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni - gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit227 längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard - zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige Spielarte von Wassermolchen dafür zu halten, die ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen - den Masse gefunden, worin lacerta lacustris und palustris unter einander lebten, und die an Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen beiden Gattungen zu halten scheinen.

§. 95.

Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung werden, komnen nicht gleich in ihrer vollkomm - nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad - poles) haben Anfangs noch keine Füße sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die neugebornen Salamander eine Art von Fisch - kiefern (branchiae oder Swammerdam's ap - pendices fimbriatae) am Halse; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile die nur für das ganz zarte junge Thier bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.

§. 96.

Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländischen228 Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträcht - liches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan - genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. zu einem noch ungleich höhern Alter müssen gelangen können.

§. 97.

Die Benutzung der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist ziemlich einfah; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei - dexen ꝛc. Schildpatt zu Kunstarbeiten ꝛc. Eidexen, Vipern ꝛc. als Arzney.

§. 98.

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere zumahl unter den Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig - keit ist.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord - nungen:

229

1. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Naturforscher) Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und

2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734-65. IV. vol. Fol. imper. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände ).
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1768. 8.
  3. C. de la Cepede histoire naturelle des quadrupèdes ovi - pares et des serpens. Par. 1785. II. vol. 4.
230

I. REPTILES.

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben,) mit vier Füßen versehen, die nach dem ver - schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pedes digitati) oder durch eine Schwimm - haut verbundene, (palmati) oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testvdo. Schildkröte*)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö - ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepfe historia testudinum iconibus illu - strata. Erlang. seit 1792. 4.. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle.) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) breuis, os mandibulis nudis edentulis.

Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno - chichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schup - pen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 der - gleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauch - schild ist etwas kleiner als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße ver - sehen.

231

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn - guiculis tribus, testa orbiculari ouata, mem - branacea grisea, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scu - tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Vorbereit. zur Waaren - kunde 1. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ouata.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Gewicht, und kann mit Lasten von 6 u. m. Centnern, die man ihr auf den flachen Rücken legt, fortkriechen. Sie hat ihren gewöhnlichern Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmack - haften Fettes. Legt mehrere hundert Eyer. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thranich - tes Fleisch.

232

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte. (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po - stice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.

Schöpff tab. 8. 9.

Im südlichen Europa und nordlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis eleuatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rücken - schildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus.

Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür - zern Körper und breitern dickern Kopf als die Eidexen. Eine einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten haben an den Vorfüßen freye Zehen, hinten aber Schwimmfüße*)Ueber die hieländische Arten dieses Geschlechts s. Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..

233

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posti - cis vnguiculatis.

Seba vol. I. tab. 77.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merk - würdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn - liche Weise von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleich - sam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindliche geschwänzte Kaulquappen*)s. Camper im IXten B. der commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach ver - schwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-America. Fast von der Größe eines Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme.

234

4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R. caudata, femoribus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen starken fleischigen auf den Seiten platt gedrück - ten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Dieses Thier erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, bevor es noch völlig aus - gebildet worden, doch eine fast Spannenlange Größe, käutet sich während der Zeit verschiedent - lich, und hat in diesem Zustande zu einer alten Sage von Fröschen, die sich in Fische verwan - delten, Anlaß gegeben.

5. . Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat*)s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII. pag. 151 sqq. Guettard mém. sur differ. parties des sc. et arts. vol. IV. pag. 615 sqq. Kästners Vorrede zum III. B. seiner Uebersetzung der Schwe - dischen Adhandl. u. a.m.Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des sc. de Berlin v. J. 1782..

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu - lato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

235

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca - lamita, Laurent). R. verrucosa, linea dor - sali flaua, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. Kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eignen dum - pfigen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Junge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gege - ben haben mag. Sie sind für die Gärten nutz - bare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und z. B. Spanische Fliegen verzehren, und darum unsicher zu essen sind.

9. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, - ling, Marxgöker. R. viridis corpore angu - lato, dorso transuerse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13-16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden: sind aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung236 schwarze warzige Knollen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (Calamites. Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le graisset). S. corpore laeui, subtus granu - lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len - ticulatis.

Rösel tab. 9 ad 12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England, aber desto häufiger in Italien), auch in Ame - rica ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsnen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Kugel, fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis.

Seba vol. II tab. 86. fig. 3.

In Ostindien und Africa. Die so genannten Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat, dienen dem kleinen Thier wohl zu einem Fall - schirm, aber nicht zum wirklichen Flug.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

237

1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus horrida.

Gesner de quadruped. ouiparis. pag. 8.

Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von funfzig*)Norden voyage d'Egypte. pag. 163. Fuß erreichen soll, und hauptsächlich im Nil zu Hause ist. Er tödtet Menschen und größere Thiere, aber jung gefangene Crocodile lassen sich doch zähmen. Das Weibchen liegt bey der Paarung auf dem Rücken, und legt hernach auf 100 Eyer, die kaum die Größe eines Gänse-Eyes haben.

2. Gangetica. L. maxillis elongatis teretibus subcylindricis, cauda superne cristis binis in vnum confluentibus horrida.

Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX. P. II. tab. 19.

Zumahl im Ganges.

3. Alligator. der Kaiman, Americanische Cro - codil. L. capite imbricato plano, nucha nuda, cauda superne lineis binis laterali - bus aspera.

Catesby vol. II. tab. 63.

Im mittlern America. Legt nur etwa dreyßig Eyer ꝛc.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ein überaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das ungefähr anderthalb Ellen lang wird, und weil238 es sich meist in Gesellschaft der Crocodile auf - hält, durch den pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.

5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denti - culata.

Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten, die es mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be - hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Leibes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn wag, daß das Chamäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers haben die ganz eigne Ein - richtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wieder - schein von benachbarten farbichten Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

239

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder sau - rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis.

Seba vol. I. tab. 108.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und gefährlich wird. Er hat nähmlich einen gifti - gen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt.

8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te - reti mediocri, apice compressa, digitis mu - ticis lobato-squamosis marginatis.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc. War wei - land als ein Stärkungsmittel besonderer Art be - rufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath, zu dieser Absicht verbraucht.

9. . Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrige Deutschen Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Palustris. Die Sumpf-Eidexe. L. cauda lanceolata mediocri, corpore laeui, capite depresso.

Laurenti tab. 4. fig. 2.

240

11. . Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser - Salamander. L. dorso lateribusque verru - cosis, capite crassiore, mutico; genis pen - dulis.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Weit größer und dicker als die vorige Gattung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Re - productionskraft s. oben S. 29.

12. . Salamandra. der Molch, Salamander, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, le mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor - pore flauo nigroque vario nudo, poroso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und orangegelb gefleckt, Spannenlang und Daumendick. Daß es giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.

II. SERPENTES.

Die Schlangen*)s. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 11. Hefte 4. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andre auf der Erde, andre meist241 auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein - ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. *)Seba vol. II. tab. 8. 17. 19.Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen des Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und zur Vertheidigung dient**)Die giftigen Schlangen sind mit bezeichnet.Zu den zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter Kopf mit klei - nen Sildchen; 2) kielförmige Schuppen (d. h. mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. s. Dr. Gray in den phi - losophical Transactions Vol. LXXIX. P. I.Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie - ren mit ihrem Alter in Verhältniß, so daß man z. B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap - perschlangen sey unbedeutend, und hingegen der242 von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht auch hier (so wie beym Stich der Scorpione und vieler anderer Insecten ꝛc.) Himmelsstrich, Jahrszeit und Witterung einen großen Unterschied, da alle dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und in schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden, als unter den entgegen gesetzten Umständen.. Es wird in eignen Drüsen abgeschieden und durch besondre röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung ver - sehene, Giftzähne ( als durch einen Ausfüh - rungsgang ) beym Biß in die Wunde geflößt.

5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcau - dales. Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast Arms dick. Die Zahl der Gelenke an der Klapper steigt bey manchen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen. Daß kleine Vögel ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange gleichsam von selbst in den Rachen fallen*)Herr Prof. Barton in Philadelphia vermuthet, dieß begegne zumahl den brütenden oder ihre Junge versorgenden Müttern, die sich aus Zärt - lichkeit für ihre Brut dieser Gefahr aussetzen. s. Dess. Memoir concerning the fascinating faculty which has been ascribed to the Rattle-snake. 1796. 8., wird von gültigen Augen - zeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähm - liche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. Die Klapperschlangen selbst, werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln, auch von vielen Negern in America, ohne Nachtheil gegessen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

243

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda. B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien und Africa. Wird nach Adam - sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann einem lebendigen Tiger die Rippen und andere Knochen entzwey brechen und nachdem sie ihn mit einem gallertartigen Geifer überzogen, hinter - würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillenschlange von den Ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet.

Die Amaru-Schlange in Süd-America die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden.

Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig ver - ehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung. Auch wird sie nur etwa sechs Fuß lang.

7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so ge - nannte, ist in Aegypten zu Hause.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. *)Saraf? 4 B. Mos. 21, 6.C. scutis 145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

244

Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und soll allerdings auch giftig seyn*)v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung. S. 184..

3. . Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder) C. scutis 146. squamis 39.

Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. 15-18.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung ꝛc. wird doch aber nur selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke, der Unk. C. scutis 170. squamis 60.

Meyer l. c. vol. I. tab. 89. sqq.

Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuer - lichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten B. 1stes St. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. 245Längs des Rückens laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida tragen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo.) C. scutis 193. squamis 60.

SEBA vol. II. tab. 85. 90. u. a.

In Orient. Die Haut am Halse ist weit aus - dehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlan - gen, wird aber doch vom Ichneumon ohne Scha - den gefressen, und ist auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.

8. Angvis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. . Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel - wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm, the flow-worm.) A. squ. abd. 135. totidem - que subcaud.

Laurenti tab. 5. fig. 2.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch stundenlang. Man findet von ihr mancherley theils sauber ge - zeichnete Spielarten.

2. Platura. A. cauda compressa obtusa.

Vosmaer Monogr.

Im Indischen Ocean und der Südsee.

246

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

247

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer mit Gräten versehenen Flossen bewegen, und mittelst wahrer lebenslang bleibender Kiefern Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 95.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei - ten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran - chialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver - bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh - ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und248 die an ihrer Basis durch eben so viele bogen - förmige Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. ca - thetoplateum); bey einigen andern hingegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s.249 plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander ohne durch einen eigent - lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (höchstens bis auf sehr we - nige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfaltig - sten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silber - glanze sind.

Sie werden von außen noch mit einem beson - dern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten - Linie liegen.

Die mehrsten der so genannten Knorpelfische sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit einer festen knochigen Schale gepanzert.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten250 Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein - ander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff - nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u. s. w. dienen.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da - mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe - hen und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten Cartesianischen Teu - felchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische versehen sind, die mit Stickluft (Gas azotique) gefüllt ist, und meist mittelst eines eignen Canals (ductus pneuma - ticus) mit dem Magen oder Schlunde in Ver - bindung steht.

251

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser - Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen minerali - schen Quellen*)s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V. pag. 540 u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähm - lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahreszeiten ihren Auf - enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nordlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm - ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordostlichen America**)s. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame - rican philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B..

252

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und sind, da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher - ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver - sehen worden.

Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Was - serthiere, wie mit einem Köder zu locken und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.)

Andre wie der Chaetadon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.

Andre, wie drey Seefische, der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft u. s. w.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent - fernung auswittern.

Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn, und zwar in auffallender Schärfe, sondern253 auch selbst ähnliche Organe wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere, besitzen.

Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen sich aber im Baue des Auges der Fische*)s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera minora, vol. III. pag. 250 sqq., das sich z. B. durch den gänzlichen Mangel des so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); und anderseits durch einen überaus sonderbaren fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner - halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut liegt, u. dergl. m. auszeichnet.

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. pag. 88.; andere, z. B. die Karpfen sehr listig und verschlagen sind u. s. w.

§. 113.

Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe - riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

254

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal - mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben wirkliche Zwitter und anderseits auch völlig geschlechtlose**)Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506. Mißge - burten gefunden haben will.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer - chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta - tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an - dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer - stöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey255 der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Am - phibien (§. 95.), erst einer Art von Metamor - phose unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamt - schadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stil -256 len Oceans, macht der Fischfang ihr Haupt - geschäft, und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemeßnen Geräthschaften die sie sich dazu erfunden haben wirklich eine Art von nach - denkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang einiger besondern Gattungen von Fischen wie z. B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. dergl. m. ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des unsäglichen Luxus zu geschweigen, den man zumahl bey den alten Römern mit vorzüglich großen Stücken von schmackhaften Fischen, be - sonders mit Stören, Muränen ꝛc. getrieben. Ihr berühmtes garum*)Plin. L. XXXI. c. 7. Liquoris exquisiti genus, quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris - que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt fit illa putrescentium sanies. ward aus den Eingewei - den mancher Fische, (gewisser Maßen so wie der Cavear aus dem Rogen der Störe) bereitet.

Manche Theile einiger Fische werden auch zu Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc. Die Haut des Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe u. a. Fische zum Brennen ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und257 in den süßen Wassern die Hechte. Auch sind einige Fische mit heftigem Gift versehen, das ihren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Bey der Anordnung der Geschlechter habe ich, wie es die Natur mit sich bringt, die von Linné ohne Grund zu den Amphibien gezählten Fische wieder hieher in diese ihre behörige Classe gebracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun - gen ausmachen.

In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz dem Linnéischen System gefolgt.

I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor - pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä - ten und meist mehrere Kiemenlöcher (spi - racula branchialia) haben.

II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel und die Kieferhaut oder doch eins von beiden mangelt.

Die folgenden hat Linné nach der Beschaf - fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

258

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge - rade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium na - tura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Rail. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex. ed. Linnaei. Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovia - num. Lugd. Bat. 1781. P. I. III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des pêches ꝛc.) Par. 1770. sqq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch ökonomische N. G. der Fische Deutsch - lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio - logie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vielen Zusätzen von P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.
259

I. CHONDROPTERYGII.

Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte Gräten (besonders auch in den Flossen), und bey den mehresten ist das Maul auf der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.

Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer in manchen Gegenden davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornichte Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 19 sqq.

Besonders im mitländischen Meer. Der bekann - teste von den elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird doch an theils Orten gegessen.

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, the flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda vnico aculearum ordine.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf - tes Fleisch.

260

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the sting-ray. ) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

2. Gastrobranchvs. Bauchkieme. Spi - racula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventra - les nullae.

Dieses Fischgeschlecht ward ehedem unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nordlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in vertice. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mitländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

261

2. . Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.

4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum tere - tiusculum. Os in anteriore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi.

Bloch tab. 117.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.

Bloch tab. 119.

Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden und folg - lich beweglich sind, und zurückgeschlagen werden können.

262

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin - que dentato.

Bloch tab. 120.

Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.

5. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes primo - res incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nordlichen atlantischen Meer.

6. Acipenser. Spiracula lateralia soli - taria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon. ) A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im ca - spischen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Fleisches als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wich - tigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden.

263

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa - libus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen - blase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge - schlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus) die auch das beste Caviar gibt; ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.

II. BRANCHIOSTEGI.

In Rücksicht der Flossen und übrigen Grä - ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon mehr den folgenden Ordnungen der von Linné eigentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kiefernhaut, oder beides*)Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer - öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten Haut verschlossen, s. Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. a. 1780. pag. 679. u. f..

264

7. Lophivs. Seeteufel. (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil. ) Pinnae pectorales bra - chiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheufe. Engl. the frog-fish. ) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischichten Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

8. Balistes. Hornfisch. Caput compres - sum. Apertura supra pinnas pectora - les. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subuilloso.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre.) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

265

2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibusque binis.

Bloch tab. 133.

Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen - zellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Flusses, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papillis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.

266

4. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun-fish. ) T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mobi - libus vndique adspersum. Pinnae ven - trales nullae.

1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.

Bloch tab. 126.

Zumahl im atlantischen Ocean: und zwar auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hof - padde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump - sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.

13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mitländischen Meer ꝛc.

267

14. Syngnathvs. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato maxilla inferiore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato tuberculato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea horse.) S. pinna caudae quadrangu - lae nulla, corpore septemangulato tuber - culato.

Bloch tab. 119. fig. 3.

Im mitländischen u. a. Meeren. Hat seine Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasvs. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme lineare. Corpus ar - ticulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.

268

III. APODES.

Diese und die folgenden drey Ordnungen be - greifen nun die von Linné eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Brustflossen haben.

16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubu - losae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali - bus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor - pore vnicolore.

Bloch tab. 73.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz - barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge - bährt er wohl sicher lebendige Junge.

17. Gymnotvs. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus com - pressum, subtus pinna carinatum.

269

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise - geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Un - gefähr Manns lang.

18. Trichivrvs. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)

19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque co - nici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.

270

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes ace - rosi. Membr. branch. rad. 7 corpus tere - tiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch. (Engl. the sand launce) A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nordlichen Europa.

21. Ophidivm. Caput nudiusculum, dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7 patula. Corpus ensiforme.

1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4.

Bloch tab. 159. fig. 1.

Am südlichen Europa.

22. Stromatevs. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus oua - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.

1. Paru. S. vnicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

271

23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

In den nordlichen so wohl als südlichen Meeren, wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.

IV. IVGVLARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.

24. Callionymvs. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven - trales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

25. Vranoscopvs. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla su -272 perior breuior. Membr. branch. rad. 5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star gazer.) V. citris multis in maxilia inferiore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meer.

26. Trachinvs. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

1. . Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever.) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mitländischen Meer, und der Nordsee ꝛc.

27. Gadvs. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acuminatae.

1. . Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nordlichen europäischen Ocean, vor - züglichst aber an den englischen und schottischen Küsten.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla supe - riore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

273

3. . Morrhua. der Kabbeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish. ) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge - schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (ge - trocknet als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich in den nordlichen Gegenden, beides des stillen und des atlantischen Oceans, werden aber vorzüglichst um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien gefangen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sqq..

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil - lis aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten europäischen Fische.

274

28. Blennivs. Schleimfisch Caput de - cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mitländischen Meer, in der Nordsee ꝛc. Gebärt lebendige Junge.

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.

29. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curuati, sim - plici ordine. Membr. branch. radiis 6. Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

30. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking fish. ) L. cauda bifurca, striis capitis 18.

Bloch tab. 172.

275

Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des queergestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe und Ufer anhalten kann. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

31. Coryphaena. Caput truncato de - cliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dor - salis longitudine dorsi.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.

32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.

1. . Niger. die Meergrundel, G. pinna dor - sali secunda radiis 14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 3. 5.

33. Cottvs. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nordlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

276

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge - krochen sind aufs sorgfältigste.

34. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

35. Zevs. Caput compressum, decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.

Bloch tab. 193.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

36. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Ocu - lis vtrisque in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4 7. Corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero ab - domen referente.

277

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anoma - lisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu - lis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nordlichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spi - nulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.

Bloch tab. 46

4. . Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nordlichen stillen Ocean.

278

5. . Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige.

37. Chaetodon. Dentes (plurimis) se - tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cy - lindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

38. Sparvs. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5. cor - pus compressum. Pinnae pectorales acu - minatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.

Bloch tab. 266.

Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

279

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Ge - liebte kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.

39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento fili - formi aucti. Pectorales rotundatae.

1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim - que dentata.

Bloch tab. 287.

Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba - denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken - stiche schmerzt.

40. Sciaena. Caput totum squamis ob - tectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa et totum caput. Corpus fos - sula dorsi pro pinna dorsali recondenda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.

Bloch tab. 297.

280

Wie so viele andre Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.

41. Perca. Opercula squamosa, serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spinosis.

1. . Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch. ) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

2. . Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 32.

Bloch tab. 51.

Ein schmackhafter Raubfisch des nordlichern Europa.

3. . Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

42. Gasterostevs. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari - natum. Pinnae ventrales pone pectora - les, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. Der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

43. Scomber. Caput compressum, laeue. Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li - nea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

281

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le marquereau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack - hafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum. (§. 118.)

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferio - ribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.

In den wärmern Weltgegenden.

3. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mitländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über manus lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuwei - len giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto - resque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX..

44. Mvllvs. Caput compressum, decliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi - schen Meers. Ungefähr fuß lang.

45. Trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.

282

1. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote. Engl. the tub fish.) T. digitis ternis, linea laterali aculeata.

Bloch tab. 60.

2. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal - matis.

Bloch tab. 351.

Beides fliegende Fische.

VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen Wassern.

46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda versus pinnam minus angustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. 34. pag. 108..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

283

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey jeder bevor - stehenden Wetterveränderung unruhig.

47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spino - sus, retrodentatus.

1. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34

Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bart - fäden ein sonderbares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vni - radiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le[trembleur].) S. pinna dorsali vnica lum - bari, remota absque radiis, cirris 6.

284

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüs - sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.

48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; cor - pus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Süd-America.

49. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales multiradiatae.

1. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferio - rem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils, wie auf Labrador, in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.

Bloch tab. 21.

Wird wohl 8 bis 10 Pfund schwer.

285

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund; wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nordlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus - macht; lebt größtentheils von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nordlichern Europa. Fast durchscheinend.

6. . Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay.

Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.

286

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

In Nordamerica.

51. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, in - feriore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am - phibien, Kröten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.

287

52. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.

54. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mitländischen Meere.

55. Mvgil. Caput: Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper - cula laeuia rotundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queradiata.

Bloch tab. 394.

Im mitländischen u. a. Meeren.

288

56. Exocoetvs. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor - pus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis an - tice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine vtrinque carinato.

Gesner pag. 653.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in unsäglicher Menge.

57. Polynemvs. Caput compressum, vndique squamosum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 7. s. 5; corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.

Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.

In Westindien.

58. Clvpea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.

1. . Harengus. der Häring, Strömling. (Fr. l'hareng. Engl. the herring.) C. immacu - lata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

289

Einer der wichtigsten Fische für die nordliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be - sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm - ten, regelmäßigen Sommer-Reisen ( s. oben §. 109. ) nach den europäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftigt. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im mitländischen. Ist von manchen Naturfor - schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late - ribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li - vorno gefangen.

290

59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.

1. . Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato.

Bloch tab. 18.

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau - sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung.

Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, sind doch nicht bloß für eine Spielart sondern für eine besondre Gattung dieses Geschlechts anzusehen.

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

In sacht fließenden Wassern mit lehmigem Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber ꝛc. Auch sie gibt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe**)Bloch tab. 15.291 die sich zumahl in Schlesien findet, ist einer der schönsten deutschen Fische.

4. . Carassus. die Karausche. (Fr. le[carassin]. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca.

Bloch tab. 43. 94. fig. 1-3.

Joh. Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St. mit illum. Fig.

In den Flüssen von Schina und Japan in mancherley theils wunderbaren Varietäten, der Farbe, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. Man hält sie dort ihrer schönen Auror - Farbe und ihrer Munterkeit wegen auf den Zim - mern in Porcellan-Gefäßen: und sie kommen auch recht gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691 nach England gebracht worden sind. Können Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitre Nah - rung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le[vairon]. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. . Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

292

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön Oran - gefarben.

8. . Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.

Bloch tab. 8. fig. 4.

Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)s. Hrn. Hofr. Beckmann's Beyträge zur Geschichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27. pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

Wegen seiner starken Vermehrung und schmack - haften Fleisches einer der wichtigsten Fische Deutschlands.

293

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß - lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zu - stande, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden unter sich verbunden werden. Außerdem zeich - nen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande an der Stirn tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen eingelenkten Füße,294 und deren größere Anzahl, da die vollkommenen Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen allen gemein wären. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. er - fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper - bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers ausnehmend von einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie - ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blech - handschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherley Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln u. a. weichen Theile dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit kleinen Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie295 sich überhaupt unter den Insecten, Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge, und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar viele berühmte Männer verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver - steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr - nimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb - kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet - ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför - migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils bunt - farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli, stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in296 Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig - stens reimt sich dieß damit, daß die Schmetter - linge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen krie - gen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und andre berühmte Männer für Werkzeuge beson - derer, den Insecten eigener Sinne angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nähme andeutet. Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Finger - spitzen, zu haben; und da sie großentheils im Finstern leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch seines Gefühl zu ersetzen.

§. 128.

Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leiden. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

297

Was man z. B. das Herz der Insecten nennt, ist bey vielen, z. B. bey den Raupen ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine ein - zige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigne, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des beständigen Um - satzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Heuschrecken und manchen Cicaden und - fern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähnliche Bewe - gung. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft worin animalische und vege - tabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

298

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. selbst wieder ihre be - sondere Milben und Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum ꝛc. ) die gar keinen be - kannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden.

So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gat - tungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufent - halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrs - zeit oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten ꝛc.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl -299 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfer - tigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunst - triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot - ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollende - ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein - spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was - serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei - ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver - bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.

300

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß sie nicht bloß essen sollen um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver - zehren, um selbst wieder andre lebendige In - secten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri - plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben, und folglich weniger darauf abstechen, nicht so leicht bemerkt werden können; andere durch Gestank, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hör - nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar -301 keiten. So z. B. daß oft in einer und eben der - selben Gattung die beiden Geschlechter einander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen ver - wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz - lich geschlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch selbst die Be - stimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Auch die Begattung hat bey verschiednen Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.

302

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück - chen aus.

Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über - aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abge - spült noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge und manche, wie die Blatt - läuse pflanzen sich auf beyderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 95. 116. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen303 sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, son - dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder - hohlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*)Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f., die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti - renden Keimen (§. 7.) zusammen reimen läßt.

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom - men sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.

304

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin - gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis, aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver - graben scheint, geht mit ihm selbst die große Veränderung vor, daß es aus seinem Larven - stand zum vollkommnen Insect (Insectum declaratum) umgebildet wird, und nach be - stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga - nisirten Körpers hatten sie schon als Larven er - füllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

305

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In - secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es, die unzählige Arten von Un - kraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wucher vorbeugen müssen. Einen an - dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auszeh - ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht wer - den z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erd - strichen so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die großen orientalischen Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So auch der Honig der Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Ge -306 brauch. Verschiedne Insecten geben vortreff - liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach, des Kermes das Carmoisin. Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lichtern und vielerley andern Absichten benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schild - läuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüg - lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Maykäfer, und so genannten Maywürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß berüchtigt worden.

§. 144.

Nutze und Schade der verschiednen Thier - classen stehen meist im Verhältniß mit einander: und so ist auch hier der Nachtheil, den die In - secten anrichten, im Ganzen genommen, be - trächtlicher als bey andern Thieren. Sehr viele Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt ge - fährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Garten - gewächsen; andre Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes - Gattungen und die Holzraupen den Holzungen;307 die Ameisen den Wiesen; die Kackerlacken, die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe; die Klei - dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Scha - fen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf eine sehr unmittelbare Weise lästig; und andre, wie die Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné. Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver - wandlung ꝛc. hergenommen sind.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hinab liegt: theils mit vier meist kreuz - weis zusammen gelegten zur Hälfte harten, pergamentähnlichen Flügeln ꝛc.

308

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloede - loose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamen - sium. Amst. 1705. fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene Diert - jes. Amst. 1740. fol.
  7. Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In - secten in Deutschland. Berl. 1720-38. XIII. Th. 4.
  9. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit 1795. 12.
  10. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen. Nürnb. 1746-61. IV. B. 4.
  11. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  12. 309
  13. v. Linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4. it. im VII. B. von Linne's amoenitatib. academic.
  14. Ej. entomologia speciebus nuper detectis locupletata, curante C. de Villers. Lugd. 1789. IV. vol. 8.
  15. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1776. 4.
  16. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratisb. 1766. 4.
  17. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  18. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  19. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  20. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  21. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  22. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742. VI. vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1777. VI. vol. 4.
  25. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. I. Retzius. Lips. 1783. 8.
  26. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  27. Jo. Bapt. Schluga primae lineae cognitionis insectorum. Vienn. 1767. 8.
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
310

I. COLEOPTERA (s. Vaginipennia.)

Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah - men auch dem ersten Geschlechte insbesondere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holz - bocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn - laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (Elytra) versehen.

1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle. ) Antennae clauatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo maximo; subtus barbato vniden - tato, capitis recuruato; supra multidentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Dau - men dick, und beynahe eine viertel Elle lang. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.

311

2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho - race bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. . Lunaris. S. exscutellatus, thorace bi - corni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte - fergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be - festigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. . Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu - tellatus, thorace prominentia triplici, capi - tis cornu incurnato, antennis heptaphyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; findet sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; fliegt sehr selten.

5. . Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden - tato, thorace inermi crenulato, tibiis posti - cis ciliatis, vertice subbidentato.

Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.

Im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, auch in der Krimm, vorzüglich aber häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern verehrt, und auf ihren Kunstwerken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen und Etruscischen geschnittenen Steine ausgeschnitzt,312 die deshalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. S. scutellatus, thorace in - ermi, capite tuberculato, elytris rubris, cor - pore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius. der Roßkäfer, Scharne - weber, Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhom - beo: vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Vorzüglich im Schafmist.

9. . Horticola. der Gartenkäfer. S. scutella - tus muticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace313 villoso, cauda inflexa, incisuris abdomi - nis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allge - meinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist - liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vor - schein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. der Brachkäfer, Junius - käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu - ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

12. . Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, cly - peo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei - senhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Bey - spiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.

314

2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.

1. . Cervus. der Hornschröter, Weinschrö - ter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner, Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag flie.) L. scutellus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere vnidentatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ - chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clauatae; ca - pitulo perfoliato; articulis tribus crassio - ribus. Thorax conuexus, vix margina - tus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger, elytris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Theilen todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis al - bis binis.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren u. s. w.

3. . Typographus. der Borkenkäfer, Fichten - krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus, elytris striatis retusis praemorsodentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na - turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

315

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fich - ten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taucht dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely - tris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis vltimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.

1. . Pertinax. P. fuscus vnicolor.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadridentato, elytris fasciis duabus albis.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. die Todtenuhr. (Engl. the Death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271. 291.

316

Eine der sehr verschieden Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein - ander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volks - aberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore breuiora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Vnicolor. H. totus ater, elytris sub - striatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso - lidae, subcompressae.

1. . Museorum. B. nebulosus, elytris sub - nebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

317

8. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput promi - nens. Thorax planiusculus, marginatus.

1. . Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos - soyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Nahmen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Gottes - kuh, Marienkuh, Sommerkind, Gottes - lämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la318 vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Palpi claua semicordata. Corpus hemisphaeri - cum, thorace elytrisque marginatis, ab - domine plano.

1. . Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis nigris duobus.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 4.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.

1. . Gottingensis. C. ouata atra pedibus vio - laceis.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.

Häufig an der Schafgarbe.

2. . Minutissima. C. ouata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab - domine violaceo.

4. . Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po - sticis crassissimis) virescenti-caerulea.

Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh - rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

319

5. . Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtritique impresso.

Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durch - dringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusi - formes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

1. . Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchvs. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.

Thut zumahl in Nordamerica den Hülsenfrüch - ten großen Schaden.

14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeiffer.

320

1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiro - ster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis striatis.

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

In beiden Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagu - marke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Ge - richt gegessen.

2. . Frumentarius. der schwarze Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen.

3. . Granarius. C. longiroster piceus oblon - gus thorace punctato longitudine elytrorum.

Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.

4. . Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. . Bacchus. der Rebensticher. C. longi - roster aureus, rostro plantisque nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Weinstöcken ꝛc. Larve oder Käferchen von dieser und einigen andern Gattungen an einen schmerzenden hohlen Zahn gerieben, soll den Schmerz vertreiben.

321

6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den - tatis, elytris flauo striatis, thorace elongato.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.

7. . Nucum. C. longiroster, femoribus den - tatis, corpore griseo longitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui - roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro versicolore distinctis, ab - domine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte zumahl unterm Ver - größerungsglase eine unbeschreibliche Wirkung.

15. Attelabvs. Caput postice attenua - tum inclinatum. Antennae apicem ver - sus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius. der Immenwolf. A. caeru - lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

322

16. Cerambyx. Holzbock. (capricornus) Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.

Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl - hörner, einen ungemein starken Brustschild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschilds, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi - nosis, antennis breuibus.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn - schröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. C. thorace spinoso; punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

323

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.

17. Leptvra. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Anten - nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

1. . Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugi - neis immaculatis, antennis breuioribus.

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (ci - cindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes. Ely - tra flexilia. Thorax planus, semiorbi - culatus, caput subtus occultans cingens - que. Abdominis latera plicato-papillosa.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat, (die selbst auch im Finstern leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.

324

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeó cinereo.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Ely - tra flexilia. Abdominis latera plicato - papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro ma - cula nigra, elytris fuscis.

Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns geschneyt hat zu tausenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.

2. . Naualis. C. thorace teretiusculo, cor - pore luteo, elytris margine apiceque nigris.

Frisch P. XIII. tab. 20.

Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichen - holz durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.

21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig - keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen325 wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü - geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flaua glabra.

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei - tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin - stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. . Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus corporeque nigris.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticu - latae. Oculi prominuli. Thorax rotun - dato-marginatus.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. . Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.

23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.

326

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laeui, corpore inaurato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Wohl Fingers lang.

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer. (Hydrocantharus.) Antennae setaceae aut clauato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. . Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis.

Frisch P. II. tab. 7. fig. 4.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattun - gen dieses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.

327

25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae seta - ceae. Thorax obcordatus apice trunca - tus marginatus. Elytra marginata.

Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. . Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus inauratis.

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab - domine subatro.

Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. . Crepitans. der Bombardirkäfer. C. tho - race capite pedibusque ferugineis, elytris viridi nigricantibus.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von D. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem auffallend starken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.

328

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo vltimo subrotundo. Thorax pla - noconuexus, marginatus. Caput exser - tum. Elytra rigidiuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femori - bus anticis crassioribus.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.

2. . Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apte - rus thorace aequali, coleoptris laeuibus mu - cronatis.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes ar - ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun - dus. Elytra mollia flexilia, caput in - flexum, gibbum.

1. . Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füße eingelenkt sind, fließen läßt.

2. . Vesicatorius. die spanische Fliege. (Can - tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla - senziehen gebraucht wird.

329

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso-clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curua apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminate.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinvs. Antennae monili - formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas vesiculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk - würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.

30. Forficvla. Antennae setaceae. Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda for - cipata.

1. . Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.

330

Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, ver - irren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.

II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Na - turforschern Proboscidea genannt werden. An - zahl, Bildung und Richtung der Flügel ist ver - schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Die Schabe. Caput infle - xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque331 planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis. der Kakerlake, Tarokan. (Engl. the black beetle, cockroach.) B. fer - rugineo-fusca elytris abbreuiatis sulco ob - longo impresso.

Frisch P. V. tab. 3.

In Ost - und Westindien. Und nun auch in einem großen Theil von Europa. So wie andere Schaden, ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, das Brod, Leder, Hausgeräthe verzehrt, sich zumahl gern in Beckerhänsern einnistelt, und wo es noch nicht zu sehr überhand genommen durch Arsenik, Schiespulverdampf, kochend Wasser ꝛc. wieder auszurotten ist.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3-pustulato.

Pallas spileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit zwischen beiden Flügeldecken merk - würdig.

3. . Lapponica. B. flauescens, elytris nigro - maculatis.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, conuolutae, in - feriores plicatae. Pedes antici compressi,332 subtus serrato denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articu - lato: postici 4. laeues, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen lang gestreckten, sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be - tragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.

1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely - tris breuissimis, pedibus spinosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum so dick als eine Gäuse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa. die Gottesanbeterinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein - hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris - que viridibus immaculatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.

333

33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma - xillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, conuolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun - gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe - der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.

1. . Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfs - grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot - wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchen - gewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.

2. . Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. . Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro breuioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

334

4. . Viridissimus. der Baumhüpfer. G. tho - race rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Ge - büschen, springt vorzüglich weit.

5. . Verruciuorus. das Heupferd. G. tho - race subquadrato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua - drifida.

Rösel vol. II. Heusch. tab. 5.

Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.

7. . Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite obtuso, maxillis atris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 24.

Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Miß - wachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ur - sprünglich gehört sie wohl in die große Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren großen Invasionen verschont geblieben. *)s. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge - schichte dieses furchtbaren InsectsJoel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipzig 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.Auch soll sie335 sich (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in Nord - und Süd-America finden.

8. . Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fvlgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech - tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sqq. 4.Caput fronte producta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die große hornichte Blase vor der Stirne, die beym lebenden oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der Surinamische Laternträ - ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis liuidis; posticis ocellatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen sollen, wenn sie im Finstern reisen.

2. Candelaria. der Schinesische Laternträger. F. fronte rostrato subulata adscendente, ely -336 tris viridibus luteo-maculatis, alis flauis; apice nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der durch besondre, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un - terleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keu - lenschwamm (clauaria) besonders häufig auf den Aesern mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven (aber freylich auch oft auf den Puppen andrer Insecten) zu wachsen pflegt*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1709.Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin - naeus tab. vlt. fig. 2..

1. Cornuta. C. thorace bicorni postice subu - lato longitudine abdominis, alis nudis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 63.

Auf Getreide, Disteln ꝛc.

2. Plebeia. C. scutelli apice bidentato, elytris anastamosibus quatuor, lineisque sex fer - rugineis.

In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.

337

3. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem punctis sex concatenatis, anastamosibus in - terioribus fuscis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 65.

4. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus fasciaque sanguineis.

5. . Spumaria. der Schaumwurm, Gäscht - wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt sind, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - viores. Alae 4 cruciato complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.

1. Glauca. N. grisea elytris griseis mar - gine fusco punctatis apice bifidis.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an - tice coriaceae. Pedes anteriores cheli - formes; reliqui 4 ambulatorii.

338

Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor - derfüße haben einige Aehnlichkeit mit Krebsschee - ren. Der lange Stachel am Hinterleibe nutzt nicht als Waffen sondern zum Luftschöpfen.

1. . Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.

2. . Cimicoides. N. abdominis margine serrato.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis al - bidis, dorso plano.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.

1. . Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall-louse.) C. flauescens, alis nullis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

339

Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufent - halt dieses ekelhaften lichtscheuen Insects im wil - den Zustande weiß man wenig zuverlässiges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah - mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd - America ꝛc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung kräftiger Mittel*)Als drey der allerbewährtesten Mittel werden empfohlenA) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen - vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter - einander gemischt.B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1 / 2 Quent - chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.Mit diesen beiden Mitteln werden die Fugen ꝛc. bestrichen.C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe - fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschloß - nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun - den verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft auf die Bettücher ꝛc. ausgedrückt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

2. . Corticalis. C. membranaceus, abdomi - nis margine imbricatim secto, corpore nigri - cante.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.

340

3. . Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdominis margine nigro maculato.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.

4. . Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subuil - loso fusco.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu - latorii. Abdomen postice saepius bicorne.

Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Geschlechtsunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil - det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol - genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durch - gehends weiblichen Geschlechts, so daß im Früh - jahr und Sommer schlechterdings keine männliche341 Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun, eines Gatten ihr Geschlecht fortzu - pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äußert.

1. . Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. . Vlmi. A. vlmi campestris.

3. . Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. . Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. . Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam biblia nat. tab. 45. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren rosenartigen Auswüchse verursachen, die man Pap - pelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis, thorace verrucoso.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schoten - ähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.

342

1. . Buxi. C. buxi.

2. . Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccvs. Schildlaus. Rostrum pe - ctorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Ge - schlechter einander so auffallend ungleich als bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist unge - flügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und be - fruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen - bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begiesen mit Schwefel - blumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beeren - förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser343 Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car - moisinroth daraus verfertigt.

4. . Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls Kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln von Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche - nille, Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.

D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hin - dostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das harzichte rothbraune so genannte Gum - milack. *)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachsähnliches weißes Lack entdeckt, wovon die Proben die ich besitze aus einzelnen Zellen be - stehn, die an Größe und Form den Caffeebohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.

344

42. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcrucitae.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft - lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. . Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den Schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüten ꝛc.

III. LEPIDOPTERA. *)Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man außer Sepp u. a. obengenannten, vorzüglich noch folgende Werke:(Denis und Schiffermüller) systematisches Ver - zeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4.Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Er - langen, seit 1776. gr. 4.Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.Joh. Maders Raupenkalender, Herausgegeben von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sqq. II. vol. 4.P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.

Die Schmetterlinge oder Zweyfalter, (Pfeifholder ꝛc. ) eine weitläuftige Ordnung, die345 sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup - pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör - per, und fast durchgehends durch einen spiral - förmig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel - chen sie als Raupen hervor brechen. In die - sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft - löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmi - gen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu be - wegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich unter folgende drey Geschlechte bringen.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassiores, saepius clauato-capitatae. Alae erectae sursumque conniuentes.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. 346Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin - tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei - ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wie - der in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Eqvites. Alis primoribus ab angulo po - stico ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis sae - pius nigri.

Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis.

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festiui, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Pharelati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parni. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen - tosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris.

Clerk tab. 17.

347

Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein großes prächtiges Thier.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch auf Amboina.

3. . Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flauris limbo fusco lunulis flauis, angulo ani fuluo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. . Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flauescenti - bus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus linea sanguinea.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schlehen, Apfelbäumen ꝛc.

5. . Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa auf Wintergrün, Kna - benkraut ꝛc.

6. . Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß - ling, Heckenweißling. P. H. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

348

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.

7. . Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri - mis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, maior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter - ling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben worden ist.

8. . Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.

9. . Napi. P. D. C. alis integerrimis ro - tundatis albis: subtus venis dilatato-vi - rescentibus.

10. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primori - bus medio fuluis, posticis subtus viridi - nebulosis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

Am Täschelkraut, Kohl ꝛc.

11. . Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub - tus ferrugineo.

Rösel vol. III. tab. 46.

Am Faulbeerbaum, Wegdorn.

349

12. . Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.

Im Gras.

13. . Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro - maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 3.

An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.

14. . Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus pri - moribus ocello vnico, posticis quinque ob - soletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

Am Wiesenklee.

15. . Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po - sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.

16. . Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba interrupta, posticis supra vnio - cellatis.

Rösel vol. III. tab. 42.

An Espen, Eichen ꝛc.

17. . Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

An Birken, Weiden ꝛc.

350

18. . Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri - moribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. . Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu - latis: primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

An Brennesseln.

20. . C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro maculatis, posticis subtus C albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Hopfen ꝛc.

21. . Atalanta. der Admiral, 980-Vogel, Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo - maculatis: fascia communi purpurea, pri - moribus vtrinque, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. . Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transuersis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe. Die Raupe in Wäldern auf Brennesseln ꝛc.

351

23. . Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar - genteis.

24. . Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua nigro-punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. . Maluae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma - culatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

Auf Stockrosen.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me - dio crassiores s. vtraque extremitate at - tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren - theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken - förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitae habitu et larua diuersae.

352

1. . Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.

Auf Weiden, Ostbäumen.

2. . Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis, viridibus: fasciis variis palli - dioribus saturatoribus flauescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

Am Oleander.

3. . Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-puncta - tis, abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

Auf Winden, Zaunglocken.

4. . Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.

Auf Hartiegel, spanischem Hollunder.

5. . Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in - tegris: posticis luteis fasciis, abdo - mine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

Auf Jasmin, Cartoffelkraut ꝛc.

6. . Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

An Weinstöcken.

353

7. . Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescenti - bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen ꝛc.

8. . Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

Aehnelt der vorigen in der Bildung und Auf - enthalt.

9. . Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis vitta superioribus pallida, inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

An Wolfsmilch, Färberröthe.

10. . Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis margine postico albo ma - culato, abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerun - gen anrichtet.

11. . Stellatarum. der Taubenschwanz, Kar - pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

Auf Färberröthe, Wegkraut.

354

12. . Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

An Quecken, Hundsgras.

13. . Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi - atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cin - gulo luteo.

Aehnelt der vorigen.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sen - sim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver - puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden - artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den kle - brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. wie die Spinnen daran herablassen zu kön - nen ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutz - barkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die355 meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; an - tennis pectinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto-spirali.

c. Noctvae alis incumbentibus. An - tennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizon - talibus quiescentes.

Pecticornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, vt fere retusis, margine exteriore curuo.

f. Pyralides alis conniuentibus in figu - ram deltoideam forficatam.

g. Tineae alis conuolutis, fere in cy - lindrum, front prominula.

h. Alvcitae alis digitatis fissis ad basin vsque.

1. . Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superioribus sesquialtera.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beiden Indien auf den Orangenbäumen. Größer als eine hieländische Fledermaus. Man macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.

356

2. . Pavonia. der Pfauvogel, das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Auf Obstbäumen, Schleben, Weiden ꝛc. Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit einem dem Anschein nach, offnen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer con - vergirender Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist