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Handbuch der Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter. (QUINTILIAN.)
Zehnte Ausgabe.
Göttingen, in der Dieterichschen Buchhandlung. 1821.
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Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:

III

Vorrede.

Man darf es wohl dem Verfasser nicht eben zur Autoreitelkeit anrechnen, wenn er sich freut, die zehnte Ausgabe dieses Handbuchs auszufertigen, das ( drey Nachdrücke des - selben ungerechnet ) auch in mancherley - Sprachen übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publicum gesunden hat.

Es sollte dasselbe von der allgemeinen Na - turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber - sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge - meinnützigsten und interessantesten in gedräng - ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu - schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden bey akademischen Vorlesungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an - dern besonders darauf Rücksicht genommen,IV daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfsmittel zum Nachschlagen, und zwar namentlich beym Lesen von Reisebeschreibungen dienen möchte, und dazu war denn auch das genaue Register erforderlich, das einige tausend Namen von merkwürdigen Naturproducten enthält.

So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckun - gen oder Berichtigungen in der Naturge - schichte, auch von eignen Ansichten und Be - merkungen des Verfassers erhalten hat, so gleichfalls auch diese gegenwärtige, in welcher Folgendes aus den Vorreden zu den letzten Ausgaben auch in dieser hier seine Stelle finden mag.

Ich habe in den mineralogischen Abschnit - ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech - tern und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Minera - logie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Ge - schlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen MineralogenV Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Be - nennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von je angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et ius, et norma loquendi

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größ - ten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstem - pelung nicht irre führen lassen. UndVI warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher ( und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuche lernen ), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gattungen der Dinge:

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes - beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Systematiker bringt sie nach ihren ge - meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge - schlechter.

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;VII und da nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeich - nender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder feminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Refor - mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechti - gen, die Landessprache d. h. den bestimm - ten einmahl festgesetzten Sinn der deutschen Worte (da man z. B. Menschenge - schlecht ꝛc. sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lich -VIII tenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stimme der Welt vorzulegen, darf niemand gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umspringen, wie man will.

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Namen der Natura - lien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver - ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allge - mein angenommene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko - belt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Spra - chen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur - beschreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst undIX Trivial-Namen. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver - nünftiger ist, einen vorher gewählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff er - weckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich er - laubten, aber auch heut zu Tage so oft ge - mißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frey - heit nur in äußerst wenigen Fallen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimischen, allgemein bekannten und längst von klassischen Zoologen angenomme - nen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. Aus ähnlichen Grün - den brauche ich für den schönen neuseeländi - schen Nephrit lieber seinen einheimischen Namen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns ge - bracht und bekannt worden, als die ihmX neuerlich beygelegte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen academischen Museum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südländischen Merkwürdig - keiten, zwar wohl die Menge von Häcken und andern Geräthen, so sich die Neusee - länder aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirk - lich schlafenden Säugethieren das Blut aus - saugt; da hingegen Linné diesen Namen dem fliegenden Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich dennoch beybehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne drin - gende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien hier doch anders geschrieben wer den, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manaca -XI nit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel:Man muß alle Worte und wie vielmehr noch die Eigennamen so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.s. Hrn. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fund - ort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den latei - nischen Namen vorausgesetzt, weil da hundert erotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut - schen keinen bekannten verständlichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deut - schen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen aufge - nommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bey vielen von denen aber, die in Deutsch -XII land selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend ge - wesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände, die ich in der Verlagshand - lung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, beziehen sich auf die neuesten Ausgaben des - selben und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen, im August 1820. J. F. Blumenbach.

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Tab. I
TAB. I.
XIII

Anweisung der Kupfertafeln.

Tab. I.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe.

  • Fig. 1.Ascaris vermicularis (S.439).
  • 2.Der Vordertheil von ascaris lumbri - coides. (S.440).
  • 3.Trichocephalus dispar (Ebendaselbst).
  • 4.Das Kopfende der menschlichen Band - würmer (S.442).
  • 5.Vier Hinterglieder der taenia solium (S.443).
  • 6.Dreyzehn Hinterglieder der taenia vul - garis (Ebendas.).
  • 7.Das Vorderstück vom Regenwurm (S.441).
  • 8.Ein Liebespfeil der gemeinen Wald - schnecke (S.432) stark vergrößert.
  • 9.Ein Stamm mit drey Federbusch-Poly - pen, tubularia sultana (S.497) stark vergrößert.
  • XIVFig. 10.Ein Arm-Polype mit einem jungen, hydra viridis (S.502) in natür - licher Größe.
  • 11.Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly - pen, brachionus anastatica (Eben - daselbst) stark vergrößert.
  • 12.Das Räderthier, furcularia rotatoria (S.503) stark vergrößert.
  • 13.Ein menschliches Samenthierchen, chaos spermaticum (S.506) noch weit stärker vergrößert.

Tab. II.

Zwanzig merkwürdige Krystallisationen der Fossilien.

Tab. II
TAB. II.
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1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich - ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen - stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Verände - rung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn2 der Mensch*) Ars, sive additus rebus homo.Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature.Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli - chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo - dification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu dem Artefacten rechnen.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der pisscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk - sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künst - licher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. Anzei - gen 1791. 188 St. )

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine dop - pelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von an - dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten3 Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl - tern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an - geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entste - hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo - hin namentlich auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge - nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel - ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan - deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort - pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften versehene und zu ei -4 nem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver - bundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme be - stimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dieß Alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Minera - lien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs - thum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (mechanischen und chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre - gatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisir - ten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl - reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres5 Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumi - gen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Un - terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön - nen zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasser - thieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

6

Die Thiere sind demnach belebte und be - seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel - artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewe - gung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will - kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein - saugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An - häufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi - schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm - baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf7 wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, quibus natura explicari solet, modos esse tantummodo imaginandi, nec ullius rei naturam, sed tantum imaginationis constitu - tionem indicare. Spinoza. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann*) Facilius plerumque est rem praesentem discer - nere, quam verbis exacte definire.. Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, son - dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden.J. Aug. Unzer.. So sagte z. B. Linné: nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur.Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschen - ähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie über - haupt von allen andern Säugethieren unverkenn - bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch höffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehn - lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warm - blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na - türlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hin - gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die - ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun8 die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Ver - suchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge - wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi - mosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha - rakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm - Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be - stimmten Character der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge - trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft untereinander, zu - sammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei - nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang der - selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdruckt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern form so sein stufenweise auf einander folgten, das wäre9 doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichts 1. Th. S. 106 u. s. gesagt..

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu - sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge - schoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Sepien u. a.m.) Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr ver - schiedenen Sexualform beiden auf weit von einan - der entfernten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen müßte. Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. ge - rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan - zen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Groß -10 britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver - tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da - durch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Ge - burt.). Ej. opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius secundus (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi l. xxxvii Ein Paar sau - bere und correcte Handausgaben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey - brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (. 1562.)
  4. Joh. Rav. (. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt - werke dieser beiden Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné. (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.

Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:

  1. Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae na - turali inserviens. Hal. 1788. 8.
  2. J. R. W. Illiger's Versuch einer systematischen voll - ständigen Terminologie für das Thierreich und Pflanzenreich. Helmstädt. 1800. 8.
  3. G. L. le Clerc C. de Buffon. (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die Orig. Ausgabe, Paris, seit 1749. XXXIII. vol. 4 oder LXXII. vol. 12.
11

Zur allgemeinen N. G.

  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erkunde im Verhältniß zur Natur, Berl. seit 1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the creation. ed.12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter Band der gedachten Ausg. seiner Werke.)

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire natu - relle. ed.4. Lyon, 1791. VIII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle apliquée aux arts ꝛc. par une Societé de naturalistes et d'agriculture. Par. 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs Prof. du Jardin du Roi ꝛc. Strasb. seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexi - con der Naturgeschichte. Hamb. 1793. IV B. 4.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturge - schichte, herausgeg. von L. C. Lichtenberg und J. H. Voigt. Gotha, 1781 bis 1797. XII. B. und J. H. Voigt's Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde. Jena 1797 bis 1806; ebenfalls XII. B. 8.
12

Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirten Kör - per (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 3. Not. *) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebenslang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs - thum, und wenn er zu ihrer Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Le - benskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti - muli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beydes weder Ernährung noch Wachs - thum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Gan - zen, und umgekehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.

13

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör - per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolutions-Hypothese be - quem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neue - ren Evolutionisten ) alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande.Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei - nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent - halte, der dennoch was anders sey, als ungeform - ter Zeugungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: corpus quid sit, intelligo: quasi cor - pus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. bey ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die verschiede - nen Generationen steckten, gleichsam wie ein - gepackte Schachteln, in einander, und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. Eine Meynung, die doch schon sowohl durch den dabey erforder - lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper -14 physischen) Anstalten*)S. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor - schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti - gung der natürlichen [physischen]**)Physische Kräfte überhangt im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zweck - losen Schöpfungen aller der zahllosen prä - formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent - wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe - rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo - lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent - wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng - niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver - schiedenen Vätern ähneln; zweyerley Men - schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

15

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erwecken - den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge - nerationen hindurch immer wiederholten, künst - lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. So hat man z. B. aus der künst - lichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von einer andern, Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard - pflanzen gegeben; d. h., die sich zur Blühezeit abermals mit männlichem Staub von jener an - dern Gattung befruchten lassen, und wiederum fecundabele Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter - licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey - ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väter - lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wieder - hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. ( s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: Gänzlich voll - brachte Verwandlung Einer natürlichen Pflanzengattung in die andere.)

Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der16 eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wir - ken sollen,) gänzlich weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Nachforschung*) Causas rerum naturalium non plures ad - mitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis sufficiant:ist ja die erste von Newton's güldnen regulis philosophandi. weit angemessner, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren, Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen all - mählichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all - mählichen Ausbildung organisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehr - lichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher17 durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobach - tung bey Entstehung derselben lehrt, am un - gezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge - langt, dann für eine in denselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus) zuerst empfänglich wird; für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche Crystallisationen*)Die Crystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Körpern selbst schon durch die geome - trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu - cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber - sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) ge - bildet werden mußten. und dergl. hervorbringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Bestimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die viel -18 artig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag und so [ durch die Verbindung des Mecha - nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beiden Principien, des mechanischen mit dem ideologischen, die man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or - ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver - gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey - spiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche derselben manche angeführt habe; s. auch Hrn. Geh. Hofr. Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. ] zuerst bey der Em - pfängniß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8., weiter ausgeführt..

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merk - liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch - sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergröße - rung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

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So im Gewächsreiche an manchen einfaches Was - sermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Ceramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Frühlingstagen fort - pflanzt. ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. )

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Er - scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus - bildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er - innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts er - klären, sondern bloß eine besondre (das Mecha - nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner - kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein aner - kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentli - chen Wortverstande qualitas occulta bleibt†) Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu 'à la route que tant d'astres suivent dans l'espace: depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète traversant les cieux, tout est qualité occulte. Voltaire.. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam - keit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,20 wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual - Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen. *)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationi - bus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.

So entstehen dann ( der bloß krankhaf - ten, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte gehörigen Abweichungen, zu geschweigen ) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widernatürliche**)(Widernatürliche) versieht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. Man hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das find zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür - lich ist. Formen der organisir - ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

21

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Charakter, der sonst in den beiden Geschlech - tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschiedener Gattung (zweyerley Species) einander befruchten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancher - ley Ursachen der allmählichen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versieht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatür - liche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißge - stalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen*)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter22 Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein - geweide in ganz verkehrter Lage gefun - den ).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten ( selbst nicht selten unter wilden Thieren z. B. Hasen ). Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab - weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm - ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die - ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge - legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual -23 Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Er - wähnung, wenn andre körperliche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an - dern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ - liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde - ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen**)Mehr hierüber s. in meinen Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae ea - qus visissim illustrantis. Gott. 1808. 4. Mit Kupf. S. 14 u. f..

24

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist*)Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba - stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver - mischung von zweyerley specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur - Zustande meines Wissens niemahls eine Paa - rung und Vermischung unter zweyerley Gattun - gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei - ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarien - vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan - zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde25 hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen ( s. oben Seite 15. ). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am aller - natürlichsten durch Gattung übersetzt wird. ( davon mit mehreren in der Vorrede. )

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Cha - racter, der durch die Fortpflanzung unaus - bleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mir den Negern Mulatten, oder mit americanischen Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau -26 äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ - lich Girtanner 'über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent - scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Cha - racter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom - menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu - länglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung die - ser Regel ohnehin bey allen den Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort - pflanzen. ( s. unten §. 20. ), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindli - cher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bey Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der africanische Elephant zu einerley Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. B. bey der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel - tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltnen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, un - geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau zumal im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiednen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge!),27 wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat - tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund - satz der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beiderley Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf - fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels - strichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Ael - tern geborenen Weißen) das unverkennbare meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul - tur und Nahrungsmittel nach und nach die28 Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, da - von sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. am allerauffallendsten aber bey den Verschiedenheiten im Menschen - Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey - spiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Sy - rien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffal - lend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

29

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer - haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in - nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Pro - ceß dem Stoff der organisirten Körper assimi - lirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh - men, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini - folia oder Araucaria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia30 digitata) ꝛc., auch von einigen andern Ge - wächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasser - schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewun - dernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch, nebst der Ernäh - rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weiten über die größten Kunst - werke der Menschen erhoben werden, als wel - chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maße beygelegt hat.

31

Viele organisirte Körper verlieren, zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo - rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zurächst verwandten Thiere be - sitzen eine freylich sehr eingeschränkte Repro - ductionskraft: die hingegen bey vielen kalt - blütigen Thieren, besonders bey den Wasser - Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen - würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten; und doch hat sich hinnen zehn Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst un -32 gefähr hald so groß ist. (s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. )

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort - pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Ge - schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorher gegangene Befruchtung: entweder durch Theilung, wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1 6. und Blu - men-Polypen**)A. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brun - nen-Conferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt33 und wieder zu einem solchen Faden ausge - trieben und umgebildet wird ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. ); oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thier - reich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei - nem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, son - dern immer ihrer zwey sich zusammen paa - ren und wechselseitig einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. 8. fig. 6. ꝛc.

34

4) Die beiden Geschlechter in separaten In - dividuis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eyer, das andere den männ - lichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden Thiere (ovipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicun - tur: quae potentia, ovipara. Harvey. Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläufe und Federbusch-Poly - pen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber schon das ganz aus - gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör - nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den so genannten ägyptischen Boh - nen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be - stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so35 weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zu - fälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Ver - brennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gege - ben hatte.

Zur N. G. der organisirten Körper überhaupt.

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés (im IIIten B. der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranus Biologie ꝛc. Göttingen seit 1802. 8.
36

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten voll - kommneren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da37 erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie - denheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist unge - fähr die Temperatur des Mediums, in wel - chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Säugethie - ren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkom - men belebten Zustande immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we - niger. Der Saft hingegen, welcher bey den so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genannten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Por - tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes ( des so genannten Sauerstoffs ) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser ge - schwängert werden, wogegen es gleiche Portio - nen eines andern Stoffes ( des Kohlenstof -38 fes ) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Pro - ceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüglichst das Athemhohlen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weiß - blütigen aber mittelst mancherley anderer ana - logen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver - sehen sind, können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Be - wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thie - ren das eigentlich so genannte Fleisch ausma - chen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewe - gungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich ( beym Menschen ungefähr39 4500 Mahl in jeder Stunde ), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewe - gung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis un - willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein - flusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Verglei - chung zur Dicke der daraus entstehenden Ner - ven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver - gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hie - ländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes40 Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn - werkzeuge ist aber in den verschiednen Thier - Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk - zeuge an ihnen entdecken können, die bey an - dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In - secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechs - ten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen sieben - ten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie nenn - tens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau - chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Ge - wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die - ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich41 auch manche von diesen, wie z. B. der Sieben - schläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Ge - schäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht - lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer wer - den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*) Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo somnus.Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein - brechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Früh - lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er - starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un - merkliche Wärme übrig behalten ( s. oben S. 7. ), und daß die Puppen vieler In - secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie -42 res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vorstellungs - kraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächt - niß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so ge - nannten Naturtriebe oder Instincte. Da - gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be - sitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147-373. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkürli - chen, inneren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und43 zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung ab - zielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge - setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma - schinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zu - erst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an - beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri - schen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*) Nascitur ars ista, non discitur.Seneca., (als welche bey so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bey den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben da - von Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künstliche Woh - nungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Auf - enthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum44 Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba - ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*)Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'in - telligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelen - kräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der - selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver - vollkommnen, unwiderredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or - ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden - heit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent - halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf - nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst -45 trieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleichsam accommodi - renden Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushal - tung ꝛc. mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Will - kür disponiren, die furchtbarsten Thiere zäh - men, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel - seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei - nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u. s. w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schö - pfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen46 warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht - lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele - phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan - genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va - riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän - diges Kennzeichen der Unterjochung. ( Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof-Kalender vom Jahre 1796. )

§. 40.

Nach dem Linnéischen System wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Classen gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge47 lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewe - gungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs - werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man sonst Insecten und Gewürme von einander zu unter - scheiden gesucht hat..

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux d'Aristote, avec des notes ꝛc. par Camus. Par. 1793. II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et animalium aquatilium; cum nomen -48 claturis singulorum in linguis diversis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Fran - cof. 1649-1653. fol.

auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil. ) thea - trum universale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.

  1. Ray.
  2. Buffon.
  3. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte der Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  4. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire natu - relle des animaux. Par. 1798. 8.
  5. und Dess. Règne animal, distribué d'après son organisation. Par. 1817. IV. vol. 8.
  6. A. M. Constant Duméril Zoologie analytique. Par. 1806. 8.
  7. Gottl. Fischer zoognosia ꝛc. Mosq. 1813. III. vol. 4. und 8.
  8. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipzig 1816. II. B. 8.
  9. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Beschreibungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  10. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  11. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768-1777. IV. vol. 8.

und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.

  1. C. P. Cl. Fieurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Poissons, des Cetacèes, des Amphibies etc. marins, im IIten und IIIten Bande des voyage autour du monde par Et. Marchand. Par. 1800. 4.
  1. W. Elf. Leach's Zoological Miscellany. Lond. seit 1814. 8.
49

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebä - ren lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie - den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*)Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie - denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Sta - chelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefun - den. Ich sehe aber an zwey ungebornen der ge - nannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und so findet50 man sie vielleicht auch noch an irgend einer un - gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an wel - chem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bis - her ebenfalls noch nicht bemerkt worden..

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hun - den ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent - gegengesetzter Richtung an einander und ma - chen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen, wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eich - hörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin - gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Men - schengeschlecht und unter manchen andern Gat -51 tungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge ver - schieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Fin - ger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat - tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizon - tal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidungula)52 haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die mahren Ameisenbären, die Schuppen - thiere und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver - sehen, die man in Schneidezähne*)Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern ( einfachen oder gepaar - ten ) Knochen, der das intermaxillare ge - nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder - heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de ge - neris humani varietate nativa, S. 34. u. f., und im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 22. u. f.. der 2ten Ausg. ausführl. gehandelt habe. In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52 am Schebel des Orangutangs zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (ca - ninos s. laniarios), und Backenzähne (mo - lares), eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch - fressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig fast schneidend; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

53

Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narhwal, haben große promi - nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro - nen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerichtete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus die - ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge - spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun54 außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven - ter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der an - dern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vier - ten (abomasus, franz. la caillette der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma - gen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichen - den Anatomie S. 136 u. f..

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Ru - mination scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Zie - gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als55 der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen -, Ziegen - und Ga - zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der bei - derley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirsch - geschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden ge - wöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh - ren; vielen Meerkatzen und einigen andern ame - ricanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Roll - schwanz); den Jaculis zum Springen (cauda saltatoria), dem Känguruh zum Gleich - gewicht bey seinem aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.

56

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondre Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben viele Af - fen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (thesauros, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die meh - resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Verbindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschenge - schlecht einen einfachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wieder - kauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bi - sulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer - streute kleine solche Verbindungsorgane (coty - ledones) vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Ge -57 sichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin - gegen die Säugethiere; und zwar sowohl me - gen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bey Manchen schon das einzelne Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön - heit, Feinheit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus kei - ner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbst - erhaltung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erdbodens können mit einer ein - zigen Art von Säugethieren fast alle ihre drin - gendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

58

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge - thiere für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.; Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Ren - thiere, Elephanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath*)Namentlich auch das durch die Kunst aus dem macerirten Fleisch von Pferden u. a. Quadrupe - den bereitete. S. Voigt's neues Magazin II. B. S. 772 u. f.. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu aller - hand Gebrauch: Borsten, Haare, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fisch - bein, Knochen, Blasen. Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Berlinerblau u. a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Hörn -59 schwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal - miak ꝛc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bi - bergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei - lig. Manche reissende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutz - bare Thiere: oder schaden den Ge - wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach, wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männlichen Schnabel - thier dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gesunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde60 gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy - stemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver - sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bear - beitet. Aber hierbey müssen die verwandte - sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun - gen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. ge - trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstrin - gere voluit natura systemata artificialia nostra flocci faciens. Pallas.. Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei - nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge - bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; da - gegen kommt der Elephant mit den Panzer - thieren, und dem formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.

61

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürliche - res System der Säugethiere zu entwerfen ge - trachtet, wobey ich mehr auf den Totalha - bitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichte - sten in die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ord - nungen gelegt, aber zweye derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Fami - lien unterabgetheilt, und diese mit den be - kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Ge - bisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel - und andere Mäuse,62 Murmelthiere, Meerschweinchen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Ge - schlechter mit ähnlichem Gebiß. Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitzmäuse, Maul - würfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne ꝛc. Faulthiere, Amei - senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd ꝛc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm - füßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde ꝛc. Ottern.

63

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein ha - ben, und deren natürliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray voll - kommen richtig eingesehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus re - spirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eos - demque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt.Raius..

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de qua - drupedibus viviparis. Basil. 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis vivi - paris L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de pisci - bus) ib. eod. fol.
  6. Jo. Raii. synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8.
  7. Buffon.
  8. 64
  9. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  10. Deutsch (mit Zusätzen von J. M. Bechstein). Weimar 1799. II. B. 4.
  11. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  12. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  13. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips. 1777. 8.
  14. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen, und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  15. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands I. B. Leipz. 1789. 8.
  16. Marmad. Tunstall's general history of Quadru - peds. The figures engraved an wood by J. Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  17. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  18. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy St. Hilaire et Fr. Cuvier, publiée par C. de Lasteyrie. Par. seit 1819. gr. Fol.
65

I. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro - minulum. Dentibus aequaliter approxi - matis; incisoribus inferioribus erectis.

1. . Sapiens*)W. Lawrence's Lectures on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern..

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterschei - den ist, gehört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, be - sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkomme - nen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu - sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver - lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual - Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig - stens in der Form und Lage noch bey keinem andern weiblichen Thiere bemerkt ist.

66

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei - den ausschließlichen Vorzügen das große aus - schließliche Eigenthum der Menschenspecies, wo - durch sie über die ganze übrige thierische Schö - pfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen. (§. 37.)

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahl - losen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesell - schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge - mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent - scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mäd - chen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs - fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey,67 daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt werde.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze be - wohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartig - sten Stoffen aus dem weitesten Umfang der orga - nisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu sei - ner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausneh - mend hohes Alter.

Es gibt nur eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generis humani varietate nativa weiter aus - geführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschieden - heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun - gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr will - kürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen**)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Welt - charteim Iten B. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:

68

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit ro - then Wangen, langem, weichem, nußbrau - nem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze übergeht); und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus - nahme der Lappen; dann die westlichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafri - canern; also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronenschalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz - ten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übri - gen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen, dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America von der Beringsstraße bis Labrador, die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie - fern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, namentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere69 Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übri - gen Americaner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarz - lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde. Dahin gehören die Südsee-Insula - ner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Marianen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigentlichen Malayen*) Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Caucaß - schen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio - pischen; so wie die Nord-Americaner von de - nen in der sudlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72. der 2ten Ausg..

70

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die caucasische als die sogenannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen werden. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo - lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey Rassen machen die Uebergänge. Die americanische den, zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio - pischen*)Versteht sich nämlich dieß Alles so das die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker - schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedach - ten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, oder aber auch sich ihr hin - wiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po - larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm - lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend - heißen Africa zum andern Extrem in der Stu - fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver - mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..

71

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; doch nur Weniges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unserigen, in den Erzählungen der Reisen - den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekro - chen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zu - mahl aber im Piemontesischen in Menge fin - den), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi - nos, oder weißen Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondre Gat - tung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang -72 utangs: sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der*)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner**)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar - wuchs ist oben bey der mongolischen und malayi - schen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bart - losigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer ( die Struthopodes des Eudoxus beym Plinius. )., die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi - gen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.

II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause***)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol..

2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere73 humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlech - ter, doch aber außer dem schon beym Menschen - geschlecht angeführten Umständen, in ihrer gan - zen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, auf das ausfallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orangutang. S. rusa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tu - mida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da in geringer Anzahl*)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethie - ren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpan - see und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan - ges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.

74

Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen - ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme, und ist von schwärzlicher Farbe.

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus caluis, capite subrotundo.

v. Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den un - geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf - teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum von inuus (Büffons magot) verschieden. Ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasi - que, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elongato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüs - selförmige Nase auffallend auszeichnet.

75

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. cau - data, barbata nigra, barba incana prolixa.

v. Schreber tab. 11.

Auf Ceilan ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbil - dungen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reyß in das gelobt Land. Mainz. 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen ge - schwänzten Menschen umgestaltet worden.

7. Cynomolgus der Macacco, die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, naribus bifidis elastis.

v. Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus utrinque tubero - sus, nates nudae, coccineae, cauda (plerisque***)Denn der furchtbar große Pavian auf Bornes (Papio pongo), ist gänzlich ungeschwänzt; und der Hundskopf hingegen kann wohl langge - schwänzt heißen.) abbreviata. Dentes ut in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

76

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocepha - lus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auri - bus comosis, unguibus acutiusculis.

v. Schreber tab. 10.

In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bilderschrift auf den Altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..

2. Mormon. der Choras. P. naso miniato ad latera caerulescente.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat, zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden Streifen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehen.

3. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scha - ren Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Viel kleiner als der vorige.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Na - res laterales. Nates tectae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.

77

a) Cauda prehensili, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate). C. barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von Guiana ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebut) zumahl bey Wetterverän - derung ein betäubendes Geschrey hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Sei - tenflügeln des Unterkiefers) hervorgebracht wird.

2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis te - tradactylis absque pollice.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich - sam kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume, am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus - gabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

3. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, den - tes primores superiores 4. per paria re - moti, inferiores 4-6. porrecti, com -78 pressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati*)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Ma - dagascar, und den benachbarten Inseln. Die Hin - terfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifi - ken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.

III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit79 ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauve-souris. Engl. bat.) Pollex palma - rum et digiti plantarum breves, reliqui longissimi, membranae expansili inter - texti, pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.

a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso, infundibuliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vampyrus, Büffon's roussette. ) V. ecau - datus, naso simplici, membrana inter fe - mora divisa.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer - den: findet sich scharenweise in Hindustan und80 auf den ostindischen und Austral-Inseln; in un - zähliger Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus (Engl. the rearmouse.) V. cau - datus, auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegen - den binnen kurzer Zeit in Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. . Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.

IV. DIGITATA. (Pododactyla.)

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Ge - schlechtern und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wieder unter drey Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

81

A). Glires. (Scalpris dentata Io. Hunter.)

Mit zwey zum Nagen bestimmten meißenlartigen Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche.) S. duplicatura cutis late - rali a pedibus anterioribus ad pofteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das echte Grauwerk, (petit gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zu - mahl den Maisfeldern großen Schaden.

82

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver - sus apicem crassior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse. ) G.. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und hält langen und sehr festen Winterschlaf.

2. . Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G.. ru - fus, pollice plantarum mutico, auriculis rotundatis.

v. Schreber tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ih - rem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes ut in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie,83 zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah - ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun - gusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor - rath), nachgraben.

2. . Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat) M. cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. . Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia cor - poris, auribus vix vellere prominulis, pal - mis subtetradactylis.

v. Schreber tab. 186.

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumal den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzel - werk. *)Vor Kurzen erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gartung aus hiesiger Gegend. Hermelin - weiß, bloß mit ein Paar bräunlich-grauen Flecken auf dem Rücken.

4. . Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse. ) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das bewährteste Vertilgungsmittel ist wohl der84 englische Erdbohrer. Auch unter diefer Gattung finden sich hier herum wie unter der folgenden, Kackerlacken.

5. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris Engl. the mouse. ) M. caude elongata, palmis tetradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen ge - wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum unguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei - tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor - pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua - lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprünglich wohl in Ostindien und Persien ein - heimische Wanderratte (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway rat) verdrängt, die von röthlichgrauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durch - mengt ist.

85

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreviatae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat, mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klip - pen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stundenweit von allem unbeeise - ten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmel - thiere durchschlafen wenigstens zehn Monate vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus ponticus). M. auriculis minimis, cauda villosa, corpore vario.

v. Schreber tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi - rien ꝛc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backenta - schen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen,86 Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manch - mahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er ver - mehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Ei - nem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.

4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fulvoque irregulariter ma - culato.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlider haben, und folglich gänzlich blind seyn.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superiores 2, distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4, plantae di - gitis 3, cauda nulla.

87

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar - motte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmel - thiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eigenen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer zu classificiren.

12. Savia. Halbkanichen. Auriculae rotundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Dentes primores utrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, zumahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya. (Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig.) S. ecaudata, corpore variegato.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.

2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. S. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores duplicati.

1. . Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) L. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

88

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..

Sonderbar ist die wundersame von so vielen braven Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiede - nen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anato - mie S. 34 u. f. angegeben..

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nördlichen und alpinischen Gegenden, unterschei - det sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß***)s. Meisners Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..

2. . Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la - pin. Engl. the[rabbit].) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis brevioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien†)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur89 Landplage geworden sind*) Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculorum auxilium militare a divo Augusto petiisse. Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die gemeinsten Kackerlacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.

14. Iaculus. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores utrinque 2.

1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich - tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porceptic. Engl. porcupine.) Corpus spi - nis tectum. Dentes primores utrinque 2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden;90 nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herdst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallen - stein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.

2. Dorsata. (Urson.) H. spinis brevibus sub pilis occultis.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6**)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare ( S. 52. Not. * ) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.

1. . Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.

91

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen*)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6**)So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus., bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre - vioribus; laniarii utrinque plures.

1. . Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie gif - tig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Selten finden sich weiße Spitzmäuse.

2. . Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo - mine cinereo, digitis ciliatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un - gemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lang es unter Wasser ist.

92

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur ½ Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8. laniarii maior 1. mino - res 4.

1. . Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole. ) T. cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom - men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Gegend.

2. Versicolor. (s. aurata.) T. ecaudata, pal - mis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphis. (plerisque) hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die - selben nach dem linnéischen System in ganz ver - schiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

93

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum, D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cauda squamosa longitudine corpo - ris. Dentes primores superiores 10, infe - riores 8. laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-America*)Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Magazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u. f.. Das Weibchen von dieser und andern Gattungen die - ses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen und ge - öffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Ab - ortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkommener ausgebildet, gleichsam von neuem geboren werden können.

2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea, cauda longa crassa, pedibus anticis brevissi - mis, posticis longissimis. Palmis penta - dactylis, plantis subtetradactylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

v. Schreber tab. 154.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß94 als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda brevissima. Dentes primores utrin - que 2 cylindrici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.

Leach vol. II. tab. 96.

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dachses. Wie es scheint auch so ein animal nocturnum, das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores utrin - que 6, intermediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori - fera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso cinereo nigroque undatim striato.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson - dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmie - rige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fulvo-nigricante maculato.

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

95

3. Putorius. das Stinkthier, Coneparl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Na - men von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

4. Ichneumon. die Pharaonmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste.) V. cauda basi incrassata sensim attenuata apice floccosa.

v. Schreber tab. 45. B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileyern, so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

5. Aurita. das Großohr. (Fennec. Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.

21. Mustela. Dentes primores supe - riores 6. erecti, acutiores, distincti; inferiores 6, obtusiores, conferti; duo interiores. Lingua laevis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.

96

1. . Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine - martin.) M. corpore fulvo-nigricante, gula flava.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fulvo-nigricante, gula alba.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat.) M. flavonigricans, ore et auricula - larum apicibus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche ei - gene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.

97

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fulvo-nigri - cante, facie et gula cinereis.

v. Schreber tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.

5. . Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her - melin) weiß ist.

6. . Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, longiores lobati; laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et primos molares), lingua laevis.

1. . Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

98

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-In - dien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber, am Gewicht, halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen - bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.

Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast aus - schließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polar - bär. U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33

An den Küsten und beym Treibeis der nörd - lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel - art des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey 12 Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andre Thiere auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Journal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1798. III. vol. 4..

99

3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) U. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibi - rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.

4. . Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) U. cauda concolore, abdomine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röh - ren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theils seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab - domine nigro.

Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckuks. Hat ein zotti - ges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweg - lichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.

100

6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton.) U. cauda annu - lata, fascia palpebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nord - östlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen oder Auffischen seines Fut - ters*)Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen es Ol. Worm, Linné, Rolof, Büffon, I. Dom. Schulze, Götze, Bechstein u. a.m. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vor - züglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superio - res 6, laterales longiores distantes, in - termedii lobati; inferiores 6, lobati omnes; laniarii solitarii, incurvati.

1. . Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recurvata; sub - inde digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancherley andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt - theile verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Generationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung101 anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent - scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßi - gen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pugdog) mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen, und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfol - genden Rasse nacht der eigentliche Bullen - beißer, Wachthund, Bluthund, mo - lossus (Engl. the bull-dog. ) bey wel - chem der Unterkiefer vor dem obern etwas herwortritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff. ) mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz. Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be - sonders aber durch die Art von Schwimm - haut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich-größer ist, als bey andern Hunden. Daher sein ungemeines Geschick zum Schwim -102 men. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant. ) mit langem dickem, Kör - per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän - genden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. Hierher auch die Bracke, (Engl. the spanish pointer. ) der Hühner - hund, Wachtelhund und die schön ge - tigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, und wollichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur. ) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart. Hierzu auch der islän - dische Hund, und der Spitz oder Pom - mer. (Fr. le chien-loup.). Auch der große St. Bernhards-Hund. Und der kleinere, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee ein - heimischen Hunde, die von den Einwoh - nern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon. Engl. the lap - dog, the shock. ) mit sehr langem, seiden - artigem Haar, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit. ) mit langer Schnautze, hängenden Ohren,103 lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Flecken über den Augen. Ihm scheint der eng - lische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh - nelt, zumal in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey - hound) mit lan - gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlanken Leid und Beinen.

l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. Der Spartanische Hund. (canis laconicus); sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große Dänische und der nun ausgestorbene große Irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked dog. ) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 28. Anm. 2.)

Diese verschiednen Haupt-Raffen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

104

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.) C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppen - den doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fulvo, pedibus longio - ribus, caudae apice nigro.

v. Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten.

4. . Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox) C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den ostlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.

105

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber - fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez. ) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilo - sissimis.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzber - gen, Neu-Zembla, Grönland ꝛc. Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis virgatis, facie nigra, iuba cervicis dorsi - que, pedibus tetradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer**)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jah - ren zergliedert, maß von der Schnauze bis zum106 Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld Valentia's Reisen beschrieben wird, eben son ge - messen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleck - ten Hyäne, womit der Hr. Oberforstmeister von Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß, als der von mei - ner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

Beide machen in ihrem Körperbau einen Ue - bergang zum folgenden Geschlecht.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lingua aspera. Dentes pri - mores 6 acutiusculi, exterioribus maio - ribus, laniarii solitarii, supra a primo - ribus, infra a molaribus remoti.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa*)Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwen - schwanze. Und wirklich habe ich bey der gedach - ten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustratae beschrieben und abgebildet., cor - pore fulvo.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüg - lich in Africa; weiland aber auch in Peloponues und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutschland und sonst im mil - dern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Lebensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hot -107 tentotten gegessen und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata; ca - pite, corpore et cruribus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zäh - men, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. das Panther, Parder*)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ring - form, Tiger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angula - tis, passim confluentibus et annulatis.

v. Schreber tab. 99.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit kleineren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once). F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.

v. Schreber tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurich - ten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

108

5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flavis.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fulvo.

v. Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat.) F. cauda abbre - viata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque am - plissimis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

8. . Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsali - bus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America über - bracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahne, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet109 sich äußerst selten unter den Augen der Mensche, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zu - fällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche un - überwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. Zu den vorzüglichsten Spielar - ten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die ge - wöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäu - ser - oder Cyperkatze; und die spanische oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshellcat); un - ter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun) in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen der - gleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder - zähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus Fr. paresseux. Engl. floth.) Caput rotundatum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrinque; lania - rii (?) obtusi, solitarii; molares cylin - drici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridacty - lis, cauda brevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

110

In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae penta - dactylae. Dentes primores et laniarii nulli; molares infra 4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplement vol. VI. tab. 31.

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären gerechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit seinen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller. Engl. ant-eater.) Ro - strum productius, lingua lumbricifor - mis: dentes nulli.

1. Iubata der große Tamandua. M. palmis tetradactylis, cauda longa iubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die fol - gende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis: cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

111

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Manis. Schuppenthier, formo - sanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum: lingua teres: dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnliches mit den Ameisen - bären. Von vielen ältern Naturforschern wur - den sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore; ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein castanienbraun ge - schuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.

29. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; den - tes primores et laniarii nulli.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dorsalibus 9; palmis tetradactylis: plantis pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kugelicht zusammen.

112

V. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

30. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii utrinque remoti.

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich, mehr, aber häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so z. B. in der Mongoley, vollends aber in unermeßlicher Menge in Paraguay, wo - hin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spanier überbracht worden u. s. w. Unter den zahnem Pferde-Rassen zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge - gen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persia - ner und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolitanischen und englischen die vorzüglich - sten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wett - rennen auszeichnen*)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bey der größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2⅓ Mahl in113 einer Secunde. s. an Essay on the Propor - tions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial De Sainbel, London 1795. 4.. Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirth - schaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen wor - den, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tata - rey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst über - wintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig - keit. Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber114 sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus. Fr. le mulet*)Buffon, Supplem. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andre ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Die - ser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor - geblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsenge - schlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt hat die Stute sowohl mit Esel - als Pferdehengsten Bastarde gezeugt***)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267..

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.

31. Camelus. Cornua nulla, labium leporium, pedes subbisulci†)III. B. Mosis Kap. XI. V. 4.. Den -115 tes primores inferiores 6. spathiformes; superiores 2; laniarii distantes, supe - riores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire. *)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.] C. tofo dorsi unico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu - mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die - sten nennen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs Cent - ner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säuge - thier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die fol - gende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.

v. Schreber tab. 304.

116

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua - naco. C. dorso laevi, tofo pectorali.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent - ner tragen.

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan - gen. Auch der occidentalische Bezoarstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.

32. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.

1. . Ovis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der aller - nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch117 bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und dann die englischen wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägypti - schen mit dem großen und wohl 40 Pfund schwe - ren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrist - schen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krau - sen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Süd - africa noch überdieß lang herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, (musimon Büf - fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir - cumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt - schatka und dann im nordwestlichsten America. Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern, und wird von einigen Naturforschern für das Stammthier zu unserem Schaf gehalten.

3. . Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.

118

Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab - zustammen, der im Caucasus und den daran gränzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Pansen (so wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orientalische Be - zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor - den*)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. Die Hausziege ( das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Canari - schen Inseln ) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie aus dem äußerst feinen Wollhaar das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan - gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt werden**)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göttingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..

4. . Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Meisner's Museum der N. G. Helve - tiens Nro 1. und 5.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,119 und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.

33. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden.

1. . Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau - lichen Zasern ihres Futters, bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti - bus annulatis, medio flexis, apicibus lae - vibus approximatis.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.

3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von vielen tausenden ge - gen das Cap und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

120

4. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis carinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

34. Bos. Cornua concava, lunata, lae - via. Dentes ut in generibus praece - dentibus.

1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus ex - trorsum curvatis, palearibus laxis.

Das Auerochse (urus, bonasus und Bison der alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Li - tauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einheimisch. Daß er die wilde Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh sey, ist doch wegen bestimmter Eigenheiten in seinem Bau, unwahrscheinlich. Zu den merk - würdigsten Varietäten des domesticirten Rind - viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau - nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.

Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch die indische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu ( v. Schreber tab. 298. ) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.

121

Im Pausen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be - haartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - bus, introrsum curvatis, vellere propen - dente, cauda undique iubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zotti - ges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.

122

4. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus diva - ricatis, lunatis, longissimis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord - Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cornibus divaricatis brevibus, iuba longis - sima, dorso gibboso.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil - dern Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine große Brust - und Nachen - Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk ox.) B. cornibus deflexis, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.

35. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.

123

1. Camelopardalis. die Giraffe. (Nabis.)

Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön ge - fleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zu - gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.

36. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii su - periores).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acauli - bus, palmatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigne Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Wider - legung.

124

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in utroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus - dauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt. Dient zumal den Lapplän - dern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.

4. . Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis teretibus, recurvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür - lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

125

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumal nach Castration, auffallender als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.

37. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generi - bus; laniarii superiores solitarii exserti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo umbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Ge - genden von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney - mittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain.) M. supra fusco-rufus, subtus albus, ungulis succenturiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.

126

VII. MULTUNGULA (Belluae.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

38. Sus. Rostrum truncatum, promi - nens, mobile. Dentes primores (ple - risque) superiores 4, convergentes, in - feriores 6, prominentes; laniarii supe - riores 2, inferiores 2, exserti.

1. . Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795. hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fang - zähne als das Hausschwein, niemahls Finnen - würmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omnivorum. Das Weib - chen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. In America, wohin die Schweine aus Europa über - gebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr.127 cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abenteuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du Cap verd.) S. dentibus primo - ribus nullis, laniariis superioribus lunatis extrorsum curvatis; sacculis verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma - dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mäch - tig großem Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschifero ad extremum dorsi.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superio - ribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.

v. Schreber tab. 328.

128

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beym Weibchen sind sie weit kleiner.

39. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.

1. Americanus. der Tapir, Anta.

v. Schreber tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge - wöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.

40. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis: dentes primores superiores exserti.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con - cava, auriculis minoribus angulosis; den - tium molarium corona lineis undulatis pa - rallelis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In - sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist129 sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerley andern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich - ten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö - sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nahrung besteht vor - züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich - tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der Begattung soll er sich wie die mehresten vierfüßi - gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer - den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein - lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie - ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte convexa, auriculis amplissimis, rotundatis; dentium molarium corona rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

130

Diese im mittlern und südlichern Africa ein - heimische Gattung, wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehal - ten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vor - züglich des Elfenbeins wegen gefangen und ge - schossen.

41. Rhinoceros. Nashorn. (Abada.) Cornu solidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrin - que quaternis, inferioribus conicis, supe - rioribus sublobatis; laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn ist bey ihm, so wie das doppelte beym afrikanischen, nicht am Knochen fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Meist mit dop - peltem Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

42. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, (inferiores procum - bentes); laniarii inferiores incurvati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt.)

Buffon, Supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen131 großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenig - stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

43. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrinque 2.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen - den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Hand - lung, und für die Arzneykunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst - fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beysammen132 finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge - hörigen bewunderuswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzäh - lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein - stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob - achter aus ganz verschiedenen Welttheilen, da - bey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

44. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Dentes primores superio - res 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrich - tung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän - gern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me - dium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie §. 274. tab. 6..

1. . Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

133

In den nördlichen Meeren. Ist für die finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimds, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Leder - bothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüg - lichstes Geschäft, und die darin erworbene Ge - schicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. les Phoques à ventre blanc.) P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis in - divisis, plantis exunguiculatis.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr ge - lehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer ganzen Gesichtsbildung.

3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier - zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).

4. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auri - culata, collo iubato.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 48.

134

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat - tung dieses Geschlechts; hat den Namen von der beym Männchen gewisser Maßen löwen - artigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata Linn.) der ansonsche Seelöwe. (Engl. the Sea-Elephant.) P. naso proboscideo retractili.

Péron voy. aux terres australes tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonderbare rüsselförmige Nase.

45. Lutra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores utrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.

1. . Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) L. plantis nudis, cauda corpore dimidio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schöpften in Canava.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la saricovienne.) L. badia, macula alba submentali, cauda corpore di - midio breviore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwech - selte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerika.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilo - sis, cauda corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.

135

Besonders um Kamtschatka und an der jensei - tigen Küste vom nordwestlichen America bis hin - unter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kost - barste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder - zähne.

46. Ornithorhynchus. Mandibu - lae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Bak - kenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprachgebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und natur - historischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblütigen Quadruped'S gehalten werden..

1. Paradoxus. das Schnabelthier. (Engl. the duck-bill.)

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich - net sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste einem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seiten - rändern gezähnelt sind. Beiderley Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und136 sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch hat man au keinem von beiden Geschlechtern eine Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Land - seen des an sonderbaren Formen seiner Ge - schöpfe so reichen fünften Welttheils, unweit Botanybay.

47. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun - derten beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen los - kratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Ael - fredi magni Anglor. regis. p. 205..

2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häufig im Oricono. Scheint zu manchen der Sagen von Sirenen und Meer - jungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..

137

IX. CETACEA.

Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere*)S. Hrn. Prof. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.C. Lacépede histoire naturelle des cetacées. Par. an. 12. 4..

48. Monodon. Dens alteruter maxillae superioris exsertus longissimus, rectus, spiralis.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Einen), die aber von un - gleicher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern ge - wöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

49. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum corneae.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere**)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bey der Asterias caput medusae. , das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils138 gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge - genden im atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses un - geheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Euro - päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch - thrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiednen Finnfische. B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge - schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops u. a. ) den ich frischgestrandet zu sehen die mit unverhoffte Ge - legenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tiefe Brustfurchen..

50. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.

139

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale.) P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu - Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi - sches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Ober - kiefer ist sehr breit, der untere hingegen über - aus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in besondern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf den Oberkie - fern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolver - härtung, die sich zumahl im dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.

51. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den euro - päischen Meeren: wird Klafter lang und ist zumahl für die Lachse ein schäd - liches Raubthier.

140

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'epaulard. Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incurvis.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittelländischen; wird 20 Fuß lang.

141

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei - nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein - stimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil hornigen Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam142 isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natür - lichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang ein - passen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charactern sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel - mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumahl die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mau - sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh - ling und Herbst. Bey manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andre Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im rei - sern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung - federn (remiges), diese Steuerfedern143 (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara gehandelt das im IX. B. der commentation. societ reg. scien - tiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer - ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkür mit Luft laben oder aus - leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor - züglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außer -144 dem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nas - hornvögel ꝛc. ebenfalls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves impen - nes (§. 58) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maul - wurf in der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bei den Säu - gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an - gemessen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illigers Terminologie S. 187. erklärt,145 und im IIIten Theil von Bechsteins ornitholog. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Mei - len weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurück - kehren; andere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelan - gen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (in - gluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Hasel - nüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Mün -146 zen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über - dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdanung der Speisen befördern*)Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese - gel solche Steinchen schleichen müssen, sind die Meynungen der Physiologen sehr verschieden. Manche haben gar gewährt, es geschehe aus Stupidität. Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die ein - geschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Dige - stionskraft widersteht.. Verschiedene fleisch - fressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eis - vögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genannten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Einge - weide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Geh. Hofr. Voigt's neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f..

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinn - werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Man -147 gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Ge - gend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk - lichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna - bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen ( denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vor - züglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (la - rynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphi - bien, am obern Ende, nähmlich an der Zun - genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey148 abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra - ben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aus - sprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Ac - compagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirk - lich kleine Concerte hat geben können. Ueber - haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach - ahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschna - bel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnach - ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be - stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig fin - den. Manche halten sich nur zur Begat - tungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusam - men: noch andre aber leben, wie die Haus - hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygamie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,149 und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kuckuck wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bey den polygynischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei - nen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zu - mahl unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis - sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh - halmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein welches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume; so die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau - ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel:150 andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nester - baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie - denen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt**)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu - gethiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vor - her gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeyer (ova subventanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heissen.

151

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin L. X. cap. 55. Linia Augusta, prima sua iuventa Tiberio Caesare ex Nerone gra - vida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum ha - beret, nutrici per sinum tradendo, ne inter - mitteretur tepor. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitz - ten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti - ficielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so ge - nannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f. und in Brut - öfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las - sen. Die Vögel werden durchs anhaltende152 Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh - rend der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen - tritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zu - gekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang ge -153 nommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen An - fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden als die früheste Gestalt des neu - empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye gelange erst durch eine wahre Metamor - phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. ( vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. )

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungs - würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beiden allerwich - tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zeigen. Nähmlich die Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und die154 Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß ( S. 37 u. f. ) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. )

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monoga - mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt - lichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehre - sten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man155 weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageyen über hundert, Buchsinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein - facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie ver - tilgen unzählige Insecten, und das unbeding - te Wegsangen einiger vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feld - mäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermeh - rung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel be - fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher wie - der ganz von sich geben, und dadurch die Ver - breitung derselben befördern: so z. B. die Tau - ben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und156 Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fischfang, abrichten ꝛc. So sehr viele - gel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancherley theils kostbaren Putz, so wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen be - trächtlichen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzba - rer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvö - gel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge - fährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrau - ben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vogel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.

157

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen ge - nommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziem - lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden dursten.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

158

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum - men starken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und großen, ge - bogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papageyen, Tucane ꝛc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co - librite ꝛc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und ziemlich starkem, oben erha - benem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.

V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegel - förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver - schiedner Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ord - nung gebracht, da sie bey weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

159

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - süßen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Ober - kiefers mit einem Häkchen endigt.

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium natura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed, Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775. sq. fol. (1008 Bl.)
  10. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  11. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  12. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781.
  13. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  14. 160
  15. F. M. Daudin Traité elementaire et complet d'or - nithologie. Par. 1800. Vol. II. 4.
  1. C. J. Temminck Tableau systematique des oiseaux qui se trouvent en Europe. Amst 1815. 8.
  2. Joh. Leonh. Frisch. Vorstellung der Vögel in Deutsch - land. Berlin, 1733 bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  3. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands II-IV. B. Leipz. 1791. 8.
  4. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutsch - land. Leipz. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  5. J. P. A. Leislers Nachträge zu Bechsteins N. G. Deutschlands. 1. H. Hanau, 1812. 8.
  6. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen u. Be - schreibungen der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799. Fol. und 4.
  7. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen, Lichthammer und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  8. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Beschreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer u. Wolf. Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  9. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp en Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  10. a History of British Birds; the figures engraved on wood by T. Bewick. Newcastle upon Tyne 1797-1803. II. vol. 8.
  11. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  12. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786. Fasc. II. fol.

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr u. IIIr Bd. Heidelb. 1810-14. 8.
161

Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen, scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh - ren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wildern - des, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca - runcula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie. tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit einem weißen Halskragen. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.

162

2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.

3. . Barbatus. der Lämmergeyer, Bart - geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte euro - päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch sei - nen starkharigen Bart, und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rük - ken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis, und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris, margine exteriore, praeter ex - timas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am - phibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig163 in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumien - bekleidungen ꝛc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le messager. ) F. cera alba, cruribus longissimis, crista cervicali pendula, rectri - cibus intermediis elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf - vogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademi - schen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl, als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme gebührt..

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle.) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, nigricante, striis flavis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab I.

164

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus. der Seeadier, Fischadler, Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea - eagle, osprey.) F. cera lutea pedibus - que semilanatis, corpore ferrugineo, rectri - cibus latere interiore albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. . Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler ver - wechselt worden.

6. . Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwänzel, Schwalben - schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite.) F. cera flava, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl. the falcon.) F. cera pedibusque fla - vis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.

Frisch tab. 74.

165

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen an - genommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manche andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu - gethiere und Vögel, namentlich in den Mor - genländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbezitze abgerichtet.

8. . Palumbarius. der Habicht, Tauben - falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the gooshawk.) F. cera nigra, margine pedi - busque flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier. Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cauda fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

166

Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linné und viele andre Naturforscher, aber auch Antiquarier hielten den Uhu für den Minervens - Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, ( wahrscheinlich das Käuzchen, Str. passerina ) habe ich aus den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Speci - men historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 20 sq..

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. capite laevi, corpore albido, maculis luna - tis distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

3. . Flammea. die Schleiereule, Perleule, Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie.) S. corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.

4. Passerina. das Käutzchen (Fr. la che - vêche. Engl. the little owl, screechowl.) S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great167 shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso, cano, alis nigris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur. Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri - cibus quatuor intermediis unicoloribus, ro - stro plumbeo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumahl Käfern, Grashüpfern ꝛc. die er zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dorniges Gebüsche anspießt.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt - lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot.) Mandibula superior adunca, cera instructa; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Le - vaillant. Par. 1801 u. folg. gr. Fol..

168

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattun - gen dieses ( weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherley Familien eingetheil - ten ) Geschlechts eine so überaus eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philip - pinen, verschiedne derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Pa - pageyen viel auszeichnendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise da - mit zum Schnabel, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, An - halten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe, (Aracanga). P. macrourus ruber, remi - gibus supra caeruleis, subtus rutis, genis nudis rugosis.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.

Edwards l. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

169

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis al - bis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amayone à tête jaune.) P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio - laceo et rubro variis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien ꝛc.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sage als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte weil keiner den Verlust seines Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts süd - americanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fisch - bein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefie - der variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

170

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.

7. Buceros. Der Nashornvogel, Ca - lao. (hydrocorax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recur - vatum; pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abenteuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ost - indien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum aculeato; pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschä - del unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mit -171 telst welcher diese Vögel ihre wurmförmige Zunge desto leichter hervorschießen, und an der hornigen Spitze derselben Insecten anspießen können.

1. . Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.

2. . Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Maior. Der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu - minatum; lingua lumbriciformis, lon - gissima, mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso,172 mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle, le torchepot. Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor - pore albo, cauda cuneata, rectricibus in - termediis longissimis.

In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras - sum, rectum, longum; pedes breves, gressorii.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Alcvon, Fr. le martin pecheur. Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzugehn, ist nicht wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten eine Eigenheit dieses Vogels, soudern zeigt sich173 unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschna - bel, Canarienvogel u. a.

13. Merops. Rostrum curuatum com - pressum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque vi - ridi caerulescente, gula lutea, fascia tem - porali nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, con - vexum, subcompressum, obtusiusculum, pedes ambulatoii.

1. . Epops. der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr. la hupe. Engl. the hoopoe.) U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men - schenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen p. 129 sq..

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acu - tum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim -174 pereau. Engl. the creeper. ) C. grisea. subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea. (vestiaria.) C. coccinea, rectri - cibus remigibusque nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car - moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800, sol. . Colibri, Honigsau - ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato - filiforme longum. Mandibula inferiore175 tubulata, superiore vaginante inferio - rem. Lingua filis duobus coalitis tubu - losa; pedes ambulatorii, brevissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris.)

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rectricibus intermediis longissimis, capite fusco, gula aurata vropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, fubtus albido; rectricibus lateralibus margine ex - teriore albis.

Edwards tab. 105.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

176

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabnen Schnabel von mittel - mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack - haftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, sub - quadrangulare: mandibulis gibbis, in - tegris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiovatum, arcuatum, dorsato - carinatum. Mandibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.

177

19. Corvus. Rostrum convexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.

1. . Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. corpore atronitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch an - dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. . Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.

Buffon vol. III. tab. 3.

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow.) C. cinera - scens, capite iugulo alis caudaque nigris.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus178 Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß wo er von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum caeruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. . Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meyergeflügel, und mitunter wohl für die Saat-Felder, das aber auch zahl - lose Raupen, Schnecken ꝛc. vertilgt.

179

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi pennis denuda - tum; pedes breves ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso ru - bro, remigibus nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cul - tratum, basi nudiusculum. Lingua in - tegra, acutiuscula, carnosa. Pedes am - bulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Promerops, et des Oiseaux de Paradis, par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sau - vages. Par. seit 1801. fol. Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivio de celle180 des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vail - lant, eben das. seit 1801. fol. . Paradisvogel (ma - nucodiatta.) Rostrum basi plumis to - mentosis tectum. Pennae hypochon - driorum longiores. Rectrices duae su - periores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo - lucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Ab - sicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über - haupt abzusprechen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..

1. Apoda. (Fr. l'Emeraude. ) P. brunnea pen - nis hypochondriis luteis corpore longiori - bus, rectricibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manucode à 12 filets. P. anterius nigra violacea, posterius alba, humeribus viride virgatis, rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und zugleich die seltenste Gattung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.

181

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet.) Rostrum cultratum, la - teraliter compressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra ocu - los protenso.

1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab - domine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.

1. . Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata nigricante albo-punctata.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eyer, das er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.* )oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hin - ein. s. Weidmanns Feierabende 1. B. 1815 S. 67. zwischen dieser ihre eignen182 Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merk - würdig ist, daß seine Eyer die doch um vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl ehr die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen Gras - mücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winter - aufenthalt ist noch nicht ganz zuverlässig bekannt.

2. Indicator. Der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern auf - zusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, corpore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Süd-Africa. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer anderm besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit weißen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandi - bula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.

183

1. . Galbula. die Golddrossel, Goldamsel der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectri - cibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie leben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird.) O. niger, alarum tectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula.)

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen mehrere Hundert an Einem Baume hängen sieht.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schna -184 bel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von In - secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ih - nen singen, (wie mans insgemein nennt.)

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subu - latum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.

1. . Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pul - veratrices) im Sande.

2. . Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici - bus nigris: extimis duabus margine exte - riori albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.

1. . Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S.185 rostro flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutz - bares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultra - tum: mandibula superiore apice deflexo, emarginato.

1. . Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flavescente.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fortgepflanzt werden.

2. . Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris; extimis margine inte - riore apice albicantibus, capite vropygio - que cano.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis sub - tus ferrugineis, supercillis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung186 der Alten, von einer ave hercynica noctu lu - cente gegeben haben.

4. . Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush.) T. remigibus basi interiore ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zu - weilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachti - gall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mockbird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum, et caudae candidis.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu - schend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zugheuschrecken.

7. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

30. Ampelis. Rostrum rectum, con - vexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emarginata.

187

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato; remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man - chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch - land: zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.

1. . Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld - apple.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere basis tenuiore nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. . Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, tectricibus caudae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichem alten Welt. Beide Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein -188 ander accompagniren, und sogar Worte nach - sprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte olivacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Herden von mehreren Hunderten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, ro - stro, pedibus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hän - gendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu. hängen kommt.

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido-flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Kün - sten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the red - bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

189

In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Eu - ropa gebracht.

8. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flavicanti-virens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus lateralibus qua - tuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte abdomineque nigris, collo vropy - gioque fulvis.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und tab. 134. fig. 1.

Am Cap ꝛc. das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und samtschwarz; im Herbst und Winter hingegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchen.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, mandibulae basi deorsum a se invicem discedentes: inferiore late ribus inflexo-coarctata, superiore an - gustiore.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

190

In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schnee - gränze findet. Wahlenberg über die Lapplän dischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo sie sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeß - lichen Zügen sehen läßt.

2. . Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua - bus extrorsum nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.

4. . Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus nigrican - tibus: extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dor - soque spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus utrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

5. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird.) E.191 fusca, pectore rubro, rectricibus interme - diis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Spra - chen aus Mißverstand verunstalteten Namen von seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acu - minatum, emarginatum, basi subtrigo - num, apice declive.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent. Engl. the red-breasted black - bird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum coni - cum rectum acuminatum.

1. . Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch. ) F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde über - ein, und in benachbarten Gegenden wieder an - ders schlagen.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.192 le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flavissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle) F. fusca, subtus nivea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flavis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..

5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk - kervöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro albido, corpore subfusco, pectore193 flavescente rectricibus remigibusque vires - centibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu - ropa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel, durch Wirsing. Taf. X..

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigibus primoribus rectrici - busque nigris, utroque margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. . Linaria. das Citrinchen, der Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri - cibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.

194

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica. der Sperling, Spatz. passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Län - dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver - breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen - den, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Frey - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Ro - strum subtrigonum utrinque emargina - tum, apice incurvo; vibrissae patentes versus fauces.

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

195

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. . Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. . Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l' oyselet de Chypre.) M. subfusca, subtue alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

In mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - halten Fleisches weit verführt wird.

4. . Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi - diato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-macu - lata, subtus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the196 black - cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sangvögel.

7. . Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach - tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns, und wird durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. . Suecica. das Blaukehlchen, die Schild - Nachtigall. M. pectore ferrugineo fascia caerulea, rectricibus fuscis versus basin fer - rugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumahl am Wasser in den gebirgigen Ge - genden der mildern alten Welt.

10. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque undulatis.

Frisch tab. 24. fig. 3.

197

In der nördlichern Erde. Macht sich ein be - decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.

11. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flavis, medio albis, crista verti - cali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incurvum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

Edwards tab. 264.

In Guiana ꝛc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange, Engl. titmouse, Tom-tit. ) Rostrum integer - rimum, basi setis tectum.

198

1. . Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great tit - mouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi - ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an - dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror - nen Erdreich zu Statten kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.

3. . Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nämlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es an - gelegt, bewachsen ist.

199

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendu - linmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subfer - rugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis margine utroque fer - rugineo.

J. D. Titii parus minimus Remiz de - scriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Ita - lien, Polen, Sibirien ꝛc. baut sich ein beutel - förmiges Nest von Pappelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der bekannten Streitfrage über den Winterauf - enthalt unserer hieländischen Schwalben, zumahl der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die an -200 dere*)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win terschlafs der Schwalben war Daines Bar - rington; in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedne Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im gan - zen hat doch aber immer das Wegziehen dersel - ben nach wärmeren Gegenden bey weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, chimney-swallow.) H. rectricibus, ex - ceptis duabus intermediis macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet - sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern auf das seltsamste vermengt und verwech - selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie - derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von Wan - zen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet.) H. pedibus201 hirsutis, rectricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand - martin, shore bird.) H. cinerea, gula ab - domineque albis.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand - hügeln ꝛc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausen - blase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Stein - schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus202 amplissimus; unguis intermedius intror - sum ciliatus.

1. . Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht - rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en - goulevent, la tette-chevre. Engl. the goat - sucker, night-raven.) C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein - weichen, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens. *)Les pigeons, par Mme Knip, le Texte par C. J. Themminck. Par. seit 1811, gr. Fol.

203

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cervice vi - ridi nitente, dorso postico albo, fascia ala - rum apiceque caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu - men ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gattungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi - geon pattu. Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand - gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring:204 überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüner - schwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker) mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Namen daher, weil man sich ihrer vorzüg - lich ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus, die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo utrinque albo.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Meist in ganz Europa.

205

4. . Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour - terelle. Engl. the turtle-dove.) C. rectri - cibus apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineo - lis albis.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue, die fabelhaften Uebertrei - bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. . Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian tourtle.) C. supra lutescens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de - nudatis sanguineis, pectore rufo.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse.) Macula prope oculos nuda, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectricum margine lunulaque ferruginea.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

206

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli - notte. Engl. the grous. ) T. pedibus hirsu - tis, rectricibus cinereis punctis, nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt - lern Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von allem wilden Ge - flügel.

5. . Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis: intermediis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

207

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Namentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Cölonisten in Labrador und Grönland.

6. . Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit tetras. Engl. the black cock.) T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun - dariis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. . Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst schar - fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halfe.

43. Numida. Caput cornutum, collum compressum coloratum; palearia carun - culacea ad latera maxillae utriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ursprünglich im nördlichen und westlichen Africa einheimisch, aber auch längst nach Eu - ropa und viele Gegenden von America ver - pflanzt.

208

44. Menura. Cauda elongata, plana, rectricibus 16. duabus intermediis angu - stis, longioribus, duabus externis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.

1. Superba. der Leyerschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Pa - radis tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen sei - nes großen wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der ganzen Classe.

45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei - denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge - bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah - ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst209 und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend - sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon - strositäten*)Sogar, daß bey den so genannten Hollen - oder Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abwei - chung des Bildungstriebes, die ich in der Com - mentatio de nisus formativi aberrationibus ge - nauer beschrieben und durch anatomische Abbil - dungen erläutert habe.; sowohl per defectum ( s. oben S. 22. ), wie der ungeschwänzte Bluthahn; als per excessum ( a.a. O. ), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen**)Von der bekannten aber doch immer physiologisch - merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..

Unter den übrigen Abarten verdienen beson - ders bemerkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries - ländische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,210 daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Min - grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta - tus et undulatus, remigum II interiorum latere exteriore ocellato, genis nudis, oc - cipite nigro subcristato, rectricibus 2 in - termediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste pracht - vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumahl in Schina zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

211

Bey dieser und der folgenden Gattung zeich - nen sich die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utraque mandibula. Pennae caput tegentes revolutae.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula mem - branacea longitudinali.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge - bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.

1. . Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock.) P. capite crista com - pressa, calcaribus solitariis.

212

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Un - ter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pedes cursorii.

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque utrinque cristato.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbunde - nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore parvo mutico, spinis ala - rum binis.

Latham vol. III. P. I. tab. 71.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 77.

213

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö - gen zum Flug wird bey ihm durch die ausneh - mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet. *)Volat curriculo. Plaut.Von seinen Eyern deren er wohl 30 legt, hält jedes ohngefähr so viel als 24 Hünereyer. Vor - züglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist zumahl in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft - lichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque man - dibula inflexo apice; facies ultra ocu - los nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda brevissima, pennis incurvis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der214 deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung ange - stellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Verän - derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..

So weit die Landvögel. Nun die Wasservögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe Stelzenartige Beine, und auch mehren - theils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum de - nudatum, infracto-incurvatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.

215

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

53. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel - reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon - bill.) P. corpore albo, gula nigra, occi - pite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-America.

55. Mycteria. Rostrum subadscen - dens, acutum: mandibula superiore triquetra; inferiore trigona acuminata adscendente; frons calua: nares linea - res; pedes tetradactyli.

216

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cicogne du Bresil.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

56. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boatbill.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetra - dactyli.

1. Pavonina. der Kron-Branich. (Fr. l'oiseau royal.) A. crista setosa erecta, tempori - bus palearibusque binis nudis.

Buffon vol. VII. tab. II.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig ge - wunden.

2. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis extus testaceis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. . Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus cute - que sanguineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,217 sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht sel - ten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..

4. . Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite crista nigra dependente, corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pectoralis nigris.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen etc**)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le - vante gesehen habe, das war bloß in der schönern Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiednen weißen, kommen hingegen wie gesagt von der Garzetta..

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien ꝛc. Mit den kostbaren lan - gen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeviusculo, supra testacea, maculis trans - versis, subtus pallidior maculis oblongis fuscis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

218

58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretiusculum, subarcua - tum: facies nuda ultra oculos: pedes tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu - menius ibis Cuvier.) T. albus, remigum apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi - bus secundariis elongatis nigro-violaceis.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Symbol der Ueberschwemmung des Nils*)Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft., auf ihren Denkmählern verewigte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mumien bereitete**)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge - habt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chh. Aug. Langguth de mumiis avium in labyrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größ - ter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier***)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Past. Hesse aus der Capstadt erhalten habe..

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch - land vorkommenden Tantalus falcinellus einer - ley zu seyn.

219

59. Scolopax. Schnepse. Rostrum teretiusculum, obtusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.

1. . Arquata. die Brachschnepfe, das Brachhuhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew.) S. rostro arcuato, pedi - bus caerulescentibus, alis nigris maculis niveis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumahl an den Küsten und Ufern der nördlichen Erde.

2. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femori - bus tectis, fascia capitis nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.

3. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico uni - articulato, a terra elevato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque220 rubris, rectricibus tribus lateralibus imma - culatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, mit welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

2. . Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le van - neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit. ) T. pedibus rubris, crista depen - dente, pectore nigro.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier, Engl. plover.) Rostrum te - retiusculum, obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche, der Brach - vogel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigri - cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäb - ler. Rostrum depresso planum, subula - tum, recurvatum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.

1. . Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

221

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.

1. . Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea-pie, oyster-catcher.) H. rostro pedi - busque rubris.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandibula superiore mar - gine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.

1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl. the purple Water-hen.) F. Pedibus fissis. fronte pedibusque rubris, corpore viridi subtus violaceo.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gesieder. Wird leicht zahm.

2. . Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pedi - bus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

222

65. Parra. Rostrum teretiusculum, ob - tusiusculum. Nares ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. unguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.

Buffon vol VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius, compressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetra - dactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker - hen.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, convexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra, pectore columbino.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.

223

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehresten mit einer ausnehmend nerven - reichen Haut überzogen. ( s. oben S. 147. ) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knorplige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei - stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the sea-crow, cut-water.) R. nigricans, sub - tus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

224

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subu - latum, subrectum, acutum, compressius - culum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.) S. corpore nigro, fronte albicante, super - ciliis atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wende - zirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver-bird.) S. cauda forficata. rectricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acumi - natum, pedes compedes.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri - dactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niveo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

225

3. . Urinator. (Fr. la grébe.) C. capite laevi, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edwards tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silberweißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandi - bula inferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheuren Scharen.

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans, dorso canescente, rectricum apici - bus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acumi - natum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

226

73. Phaëthon. Rostrum cultratum. rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille - en-queue. Engl. the tropic-bird.) P. rectri - cibus duabus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico con - nexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen beiden Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen - den Fischen.

74. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus: superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes ungue postico sessili absque digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest - bird, stormfinch, mother cary's chicken.) P. nigra, vropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmäh - lich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.

227

75. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du cap) D. alis pennatis longissimis, pe - dibus aequilibribus tridactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeres-Fläche. Nährt sich großen - theils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..

76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, unguiculato: pedes ae - quilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli - can. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welt - theile, (wenn anders die americanische Kropf - gans nicht specifisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselstimme, den deutschen aber von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

228

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissi - mis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü - gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.

3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst unbekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden.

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abge - richtet. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. )

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro - stro remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America, zumahl auf den schottischen Inseln, und nament - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. pag. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der armen229 Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ohngefähr fünf Tage halten aber auch augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind. *)s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8.

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, conuexum, obtusum: lingua ciliata, obtusa.

1. . Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unter - scheiden. Dieser letztere gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwung - federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden**)s. Valentyn's Oost-Indien III. D. 2. St. p. 69. tab. D. .

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A.230 rostro semicylindrico: cera gibbosa palpe - bris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter - scheidet mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat un - ter den warmblütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.

5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Gegenden, wo sie sich un - ter andern von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatisera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel231 nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 198.), die daher auch bey vielen Ornithologen den Namen Bernicla oder Barnacle führt.

6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.

7. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard.) A. rectricibus inter - mediis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah - nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

8. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostro extremo dilatato rotundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161. u. f.

232

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.

1. . Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista lon - gitudinali erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie an - dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

79. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibba.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palbebra supe - riore mucronata.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu -233 lum, subcultratum, longitudinaliter oblique sulcatum; mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinni - formes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich - sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See - land zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Com - ment. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flavescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, superciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

234

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vorzüglich da - durch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unordent - licher sind als bey den beiden Classen mit war - mem Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genannten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aus - halten, und auffallende Extreme von Hitze235 und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis - schollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschieden - heit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk - zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den Amphibien mannigfaltiger als bey den warm - blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andre mit horn - artigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen236 Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf - enthalt angewiesen. Manche gehen willkür - lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nah - rung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge - wisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andre hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimm - ten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich237 selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh - mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro - ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Ge - hirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwä - chere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bey den warmblüti - gen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen wor -238 den, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Com - mentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen be - kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)

239

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten; dagegen aber wohl alle die kältern Wintermo - nathe in Erstarrung zuzubringen; und das zwar theils einzeln, theils wie unsere hieländischen Frösche und Salamander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Am - phibien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See - Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs in - nigste um einander, und züngeln dabey mit gebogenem Halse auf einander los. Die Was - sermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brunst - zeit bloß um sein Weibchen herum und be - spritzt die Eyerchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.

240

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin - nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad - poles) haben anfangs noch keine Füße, son - dern dafür einen langen Ruderschwanz: auch, so wie die jungen Salamander, eine Art von Fischkiemen (branchiae oder Swammer - dam's appendices fimbriatae) zu beiden241 Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden*)Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Ei - dechsenähnliche ( aber im System wohl noch nicht mit Bestimmtheit unterzubringende ) Amphi - bien, der Proteus anguinus, in dem unterirdischen Sittichersee in Crain, und die Siren lacertina in den Gewässern von Carolina, haben ganz anomalischer Weise zugleich ansehnliche Lungen und doch auch solche Kiemen, wie sie sich sonst nur im Larvenzustande der oben gedachten Repti - lien zeigen.Vom Proteus der vorn 3, hinten nur 2 Zehen, keine Oeffnung der Augenlieder und doch unter der Haut Rudimente von Augäpfelchen hat s. Herrn von Schreibers (dem ich selbst ein treffliches Exemplar des eben so wunder - samen als seltnen Thiers verdanke) in den Philo - sophical Transactions v. J. 1801. und Herrn Treviranus den ält. im Commentat. Soc. scient. 242Gotting. recent. vol. IV. Von der Sirene Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben dieser Societätsschriften und von beiden Hrn. Cüvier in dess. Recherches anatomiques sur les reptiles regardés encore comme douteux ꝛc. Par. 1807. 4..

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländi - schen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien fürs Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträcht - lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Eidexen ꝛc. auch von Schild - kröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbei - ten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sat - teln ꝛc.

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser - schlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ordnungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ovipara der243 ältern Naturforscher) Schildkröten, Frösche, Eidechsen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV. vol. gr. Fol. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände.)
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpens. Paris. 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech - stein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th. Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis et literariae Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G. der Amphibien. Heidelb. seit 1817. Fol.
244

I. REPTILES.

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha - ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle, Span. galápago) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis*)s. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild - kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Erlang. 1792. 4..

Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober - theil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun - gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie - gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. Ueberhaupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bildung245 dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, un - guiculis tribus, testa orbiculari ovata, mem - branacea, grisea, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutel - lis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde. 1. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ovata.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent - ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmack - haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack - haftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschild - kröte (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.

246

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hoch - gewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) nud Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor posticis longioribus*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge - schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi - formi, digitis anticis muticis quadridentatis, posticis unguiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge aus - heckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, dem - selben auf den Rücken, und befruchtet sie hier - auf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwach -247 sen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaul - quappen*)S. Camper im IX. Bande der commentat. soc. reg. scientiar. Göttingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nach - dem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-America. Fast von der Größe eines Meerschweinchens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis.) R. femoribus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer als der ausgebildete, zu seiner Reise gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nach - dem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. . Bufo. die Kröte. R. corpore ventri - coso verrucoso lurido fuscoque.

248

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Stein - blöcken ꝛc. angetroffen hat.

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma - culato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita, Laurent). R. verrucosa, linea dorsali flava, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein: gibt aber einen eignen dumpfen Laut von sich, der allerhand aber - gläubige Sagen veranlaßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Jungen nach warmen Sommer-Regen haufenweise her - vorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.

9. . Esculenta. der grüne Wasserfrosch, - ling, Marxgöker. R. viridis, corpore an - gulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13-16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem249 Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit be - kommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau - men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Mar - tin, le graisset). R. corpore laeui, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digito - rum lenticulatis.

Rösel tab. 9-12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, wo - mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa - rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4.. Corpus tetrapodum cau - datum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

250

4. Lacerta. Eidechse. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pe - dibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Crocodilus vulgaris Cuv.) L. rostro ae - quali, scutis nuchae 6. squamis dorsi qua - dratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den größern Strömen von Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*)Norden sagt gar 50. Voyage d'Egypte p. 163.: und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und andre große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**)Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Mu - seum d'histoire naturelle T. X. 1807.und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire über zweyerley Gattungen von Nil-Crocodilen..

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus scler - ops Cuv.) L. porca transversa inter orbi - tas, nucha fasciis offeis 4 cataphracta, pe - dibus posticis semipalmatis.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent - liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die - ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von welchen allen aber nur251 die drey innern mit Krallen bewaffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico squamis margi - natis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbaren Ge - fährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata.

Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. II.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten, die es mit seiner langen vorn kolbigen ausge - hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür auf -252 blähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Rich - tungen, eins z. B. aufwärts, das andere hin - terwärts ꝛc. und zwar schnell bewegt werden kön - nen. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wie - derschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l. 47. tit. 20 oder saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concavis.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, in Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fuß - zehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.

9. . Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer - Eidechse. L cauda verticillata longiuscula,253 squamis acutis, collari subtus squamis con - stricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Lacustris. der Wasser-Molch, Was - ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri - busque verrucosis, abdomine flavo, nigro - maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin - laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 31.

11. . Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, poroso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.

254

II. SERPENTES.

Die Schlangen*)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Amphibien. Duisb. 2. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Ser - pents. together with experiments on their several poisons. Lond. 1796 gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn - laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in - dem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltne sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten**)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlan - gen. Göttingen, 1817. 8.. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.,255 das in eignen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende, ge - gen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne ( als durch einen Aus - führungsgang ) beym Biß in die Wunde geflößt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 37. fig. 1. ) Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkie - fers befindlichen Giftzähne geben auch den zu - verlässigsten Character ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen - den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan - gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I. , da bey den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be - setzt ist ( Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. ); außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.

256

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri - gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel - hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein - lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. ( so wie nach der alten, wenig - stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cera - sten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. ) Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer Beob - achter, Herr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß - halb die dasigen jungen Indianer um Eich - hörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton. gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von gülti - gen Augenzeugen versichert; ist aber keine aus - schließliche Eigenheit dieses Geschlechts da man257 das nähmliche auch an mehreren andern Schlan - gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcau - dalia.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien und Africa. Wird nach Adan - son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu allerhand Kunst - stücken abgerichtet. die Amaru-Schlange in Süd-America, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta abdominalia, squamae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Na - men der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.

258

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. C. tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa - mis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehen - den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. . Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder) C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. . Natrix. die Ringel-Natter, Schnake, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier. ) C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu - mahl an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.

259

Diese ausnehmend schönfarbige und unschul - dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin - rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein - gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo.) C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be - zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu - richten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. . Fragilis. die Blindschleiche, Bruch - schlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, flow - worm.) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spielarten.

260

2. Platuros. A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

261

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kal - tem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu beiden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht wie an den Frosch - larven ꝛc. außerhalb desselben frey hervorragen - den) Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter ei - ner oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut -262 gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Grä - ten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen, in - dem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemenöffnung (apertura branchia - lis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Sei -263 ten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bey einigen andern hin - gegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizon - tal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s. plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris - matisch oder vierkantig ꝛc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah - men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so genannten, die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfal - tigsten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-Linie liegen.

264

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische, (so wie auch des Flugs der Vögel,) s. vorzüglich Aug. W. Zachariä's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil den besonders ihr Aus - athmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de Middelen, door welke de Visschen zich bewegen ꝛc. (Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merk - würdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knor - peligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be - wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor - sales); die seitwärts hinter den Kiemen be - findlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanz - flosse (pinna caudalis), die immer eine ver - ticale Stellung hat.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Was -265 sers erheben und kleine Strecken weit fort - fliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten cartesiani - schen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver - sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca - nals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Ver - bindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Was - ser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in war - men mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement Vol. V. pag. 540 u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach - gehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi -266 schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf - enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu be - stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America**)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American. philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B..

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres - sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer - den, versehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit an - dere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritz - röhre, um dadurch die über dem Wasser flie - genden Insecten gleichsam herab zu schießen.

267

Andere, wie drey Seefische, der Zitterroche, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschüt - ternden und betäubenden Kraft ꝛc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl - reichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m. *)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 418 u. f. der zweyten Aufl.

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschla - gen sind ꝛc.

268

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nämlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg - lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Land - wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)s. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchgehends beiderley Sexual - organe haben, so wie man hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, anomalisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.

269

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. E. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000 bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemachs vollends aus - gebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.

270

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Brasi - lianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannig - faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schäft, und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemessnen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit. Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häu - figst in Lampen gebrannt. Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. Und manche Theile einiger Fische werden zu technischem Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.

271

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. Auch sind manche Fische wenigstens in ge - wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen: nämlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche Herr Gr. la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt: nämlich

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

272

Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium, ex ed. Raii Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8. Bat. 1738. 8.
  6. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovia num. Lugd. Bat. 1781. P. I III. fol.
  7. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  8. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des pêches ꝛc.) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  9. M. El. Bloch ökonomische N. G. der Fische Deutsch - lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  10. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  11. 273
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Io. Gottl. Schneider. Berol. 1801. 8.
  13. de La Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V. vol. 4.
  14. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere. IVter Th. Leipz. 1799. II. Bände. 8.
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200 Fishes of the coast of Coromandel. Lond. 1803. II. vol. fol.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio - logie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vielen Zusätzen vor P. Camper und J. G. Schneider. Leip - zig. 1787. 4.
274

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs be - findlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam - proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi - stula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Namen Myxine den Gewürmen bey - gezählt.

275

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Raia. Roche*)Ueber dieses un die beiden folgenden und das Chimaera-Geschlecht s. Ed. Eichwald de Se - lachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wun - derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Ar - ten hat man ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu haben**)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Un - geachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittländischen Meere. Der be - kannteste von den so genannten elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.

276

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair.) R. varia, dorso medio gla - bro, cauda unico aculeorum ordine.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf - tes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo - nette.) Engl. the sting-ray) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum te - retiusculum. Os in inferiore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau. ) S. capite latissimo trans - verso malleiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Welt-Meeren.

277

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.

Bloch tab. 120.

Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun - den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie - fern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son - dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge - lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder - hohlten Mahlen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zäh nen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil) Pin - nae pectorales branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

278

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheuere Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput com - pressum. Apertura supra pinnas pecto - rales. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore poste - rius subvilloso.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes pri - mores incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per - tusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

279

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor - pelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia so - litaria, linearia. Os sub capite, re - tractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dor - salibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspi - schen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so - wohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor - salibus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

280

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasser - fisch, und vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus. ), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels u. a. bereitet.

9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre. ) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn an - ders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus, muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibus binis.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.

281

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laevi, hu - meris prominentibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papil - lis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish. ) T. laevis compressus, cauda truncata: pinna bre - vissima dorsali analique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.

Häufig im mitländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.

282

11. Diodon. Corpus spinis acutis mo - bilibus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.

Bloch tab. 126.

Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump-sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brust - schilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mittländischen Meer ꝛc.

283

14. Syngnathus. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato, maxilla infe - riore mobiliore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-horse.) S. pinna caudae quadran - gulae nulla, corpore septemangulato tu - berculato.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat seinen Namen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphra - ctum. Pinnae ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brust - flossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.

284

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spi - racula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora - libus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär - mern Meeren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, corpore unicolore.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reißbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er sicher lebendige Junge*)s. Voigts neues Magazin XII. B. S. 519..

17. Gymnotus. Caput operculis late - ralibus. Tentacula duo ad labium su -285 perius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna cari - natum.

1. Electricus, der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)S. Sammlung seltener und merkw. Reisege - schichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Ungefähr mannslang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmelnde Sümpfe trei - den, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex, von Humboldt's Ansichten der Natur 1. B. S. 37 u. f..

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensifor - mes, apice semisagittati: primores ma - iores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)

286

19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque conici, divergentes, sex pluresve, mo - lares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus tere - tiusculum, pinna caudae distincta.

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sand - launce) A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Küstensand, wo er in England und Hol - land in Menge herausgestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Cor - pus ensiforme.

1. . Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula. British Zoology. App. tab. 93.

287

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Austerschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus ova - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.

1. Paru. S. unicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für die Calabrischen und Sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang**)Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..

24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compres - sum. Pinnae pectorales minutae.

288

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchscheinender Rieme*)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafrikanischen Küste, ver - danke ich der Güte des Herrn Pastor Hesse..

IV. IUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. ra - diis 5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star-gazer.) U. cirris multis in maxilla inferiore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.

289

27. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

1. . Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, flingfish) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acumi - natae.

1. . Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor - züglich aber an den englischen und schottischen Küsten. viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf - fallender Stärke und langanhaltender Dauer*)s. Hrn. Hofr. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde u. Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..

2. . Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

290

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nahmen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei - tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor - züglichst in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, ma - xillis aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.

291

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6; corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transverse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish. ) E. cauda bifurca, striis capitis 18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin - terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollen Lauf zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato - declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.

292

1. Hippurus der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra - diis dorsalibus 60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunder - schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ventrales unitae in ovatam.

1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor - sali secunda radiis 14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Raulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le Chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. lae - vis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen aus - gekrochen sind aufs sorgfältigste.

293

[35]. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxil - lis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium superius membrana transversa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transverso. Corpus compressum.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Oculis utrisque in eodem latere fron - tis. Membr. branch. rad. 4-7; cor - pus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die294 anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrä - gen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tuber - culis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nörd - lichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the floun - der.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia - tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.

Bloch tab. 46

4. . Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dex - tris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. . Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmackhaftesten Fische.

295

38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, nume - rosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin - nae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer - den müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

39. Sparus. Brachse. Dentes pri - mores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acuminatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.

Bloch tab. 266.

Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

296

Im mittländischen Meer. Die Männchen sol - len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotundatae.

1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.

Bloch tab. 287.

Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andere Gattungen dieses Ge - schlechts im rothen Meere.

297

42. Perca. Opercula spinosa, antror - sum serrata. Membr. branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea lateralis cum dorso arcuata.

1. . Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch. ) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. . Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von an - sehnlicher Größe in der Donau.

3. . Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam utrimque ca - rinatum. Pinnae ventrales pone pecto - rales, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. Der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine und statt Dünger gebraucht.

298

2. Ductor. der Lootemann. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus 4, membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Begleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Re - quin (Squalus carcharias) findet. Einige Ue - bertreibungen abgerechnet ist bis Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'af - fection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..

44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhaf - ter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis in - ferioribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche an - dere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beytragen.

3. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

299

In der Nordsee, dem mittländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.. Ihm ähnelt die zumahl aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, de - clive, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe. trigla. Fr. le surmulet) M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Zumahl im mittländischen Meere. Ungefähr fuß - lang. Berühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwelger damit getrieben, so wie wegen des physiologisch merkwürdigen wunder - samen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie der Goldkarpfe S. 292 u. einige andere) im sterben zeigt**)Seneca quaestion. natural. I, III. c. 17 sq..

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht speci - fisch von dieser Gattung verschieden.

46. Trigla. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-Meeren.

300

VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasser - Fische sind aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus angustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Goetting. 1818. sol. pag. 68 sqq. tab. III..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

301

In Europa kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig*)Heisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814..

48. Silurus. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spi - nosus, retrodentatus.

1. . Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali unica mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hausen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur.) S. pinna dorsali unica lumbari, remota absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Fin - det sich im Nil und mehrern andern africani -302 schen Flüssen. Wild ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeve depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adi - posa: pinnae ventrales multiradiatae.

1. . Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau - mon. Engl. the salmon.) S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils, wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäg - licher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.

Bloch tab. 21.

303

An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mil - dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (cu - lex pipiens).

5. . Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring. Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän - der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund - fleische, in größter Menge gleichsam statt Brot oder Kuchen verzehren.

6. . Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay. Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der304 mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus. ...

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.

52. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breviore, in - feriore punctata; dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raub - fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, Kröten ꝛc. viele Wasser - vögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) E. rostro utraque maxilla subulato.

Bloch tab. 33.

305

In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge.

53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales numerosae.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'histoire naturelle tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von seinem Vaterlande.

306

56. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittländischen Meere.

57. Mugil. Caput; Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Opercula laevia rotundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queardiata.

Bloch tab. 394.

Im mittländischen u. a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine utrinque carinato.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoetus mesogaster ( Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 100. ) die zumahl im Westen des307 atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die läng - sten sind.

59. Polynemus. Caput compressum, undique squamosum; rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel. 7. Corpus digitis liberis ad pin - nas pectorales.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum supe - riorum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne se - taceae. Abdominis carina serrata. Pin - nae ventrales saepe novemradiatae.

1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herr - ing.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark ver - mehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst308 bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen ( s. oben §. 109. ) nach den europäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Nor - wegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittländischen. Ist von manchen Na - turforschern irrig für den jungen Häring gehal - ten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

309

1. . Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani radiis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo utrinque serrato.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*)s. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio secundo po - stice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nörd - lichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Miß - geburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, schei - nen doch keine bloße Spielart, sondern eine be - sondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. 310Die Goldschleihe*)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deut - schen Fische.

4. . Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesiche Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida transversa bifurca.

Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherley wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Farben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitre Nahrung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pel - lucido.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

311

7. . Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.

8. . Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glas - perlen gebraucht*)S. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

312

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter - scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen - den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel so wie überhaupt kein Gerippe haben, auch Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom - menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter - leib, wie durch Einschnitte von einander ab - gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch besondere313 theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und end - lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig aus - gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun - dert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß - liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab - zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be - dürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst vielartige Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei - chen Größe ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör - pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn - artigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen;314 und wodurch diese Thiere vor mancherley Un - fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten Thiere von unbeschreib - licher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium: commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür - mern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.

315

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus taufen - den von Facetten, bey einigen auch aus zahl - reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfar - bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hum - mer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myo - pische kleine Augen hatten. Nur wenige In - secten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insecto - rum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8., die bey den verschie - denen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig316 gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor - den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die Insecten gar sehr von den rothblütigen Thie - ren ab.

Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal317 von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver - schiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh - ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh - lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Krebsen, Heu - schrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund sondern durch mancherley andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 272 u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin318 animalische und vegetabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde*)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalte be - stimmt ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzutreffen, und sogar größere In - secten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge - wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent - halt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert ver - schiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt319 auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor - den sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu ver - fertigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe - riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent - weder wie die Kleidermotten und Frühlings - fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen ꝛc.,320 oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben; oder die wie manche Wasser - käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zube - reiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch - lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma - terie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. eine große Be - stimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bey - spiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver - dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine321 Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eigenen Gewichts verzehren kann. Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielarti - ger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); an - dere mit einem zugespitzten hornartigen Bohr - rüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spann - raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge - wächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

322

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar - keiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beiden Geschlechter ein - ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und an - dern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiede - nen Insecten seht viel Eigenes. Bey nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. Ueber - haupt aber leben die mehresten in sofern in ei - ner gezwungenen Monogamie, daß sie schlech - terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.

323

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswür - digen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut ange - messensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eyer; denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült noch durch andern Zufall leicht zer -324 stört werden können. Einige wenige Insecten gebähren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bey weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta - morphose. Es kommt nähmlich kein ein - ziges geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich ( so wie auch einige ungeflügelte ) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Kör - perbau (gegen die gemeine Meynung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen Europäi - schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an - ders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. s. Dr. J. Ed.325 Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5. und Hrn. Prof. Herold's Entwickelungs - geschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f..

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155. Mahl schwerer sind als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie er - nähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebil - det wird, heißt sie Nymphe. Manche kön - nen sich während dieses Zustandes herum be - wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe326 (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen Insect (in - sectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol - viren diese letzte Role ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestim - mungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der Insecten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen327 wenig bemerkten Thiere an der großen Haus - haltung der Natur haben, desto mannigfalti - ger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen ani - malischen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför - dern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Ver - schiedenartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von Europa so wie im328 Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. ver - braucht wird. Für die Arzney sind vorzüg - lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maywürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käser gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutze der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schaden*)Kirby and Spences a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nach - theilig; andere, wie so viele Raupen, Erd - flöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obst -329 bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes - Gattungen und die Holzraupen den Hol - zungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz - werk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturalien - sammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe dem Entwurf des R. Linné wie es die Einrichtung eines solchen, besonders auch zu halbjährigen Vorlesungen über die ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl nicht anders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen, Decken oder Schei -330 den belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz - weis zusammen gelegten oder gerade aus - gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzi - gen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemesne Verhandeling van de bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Suri - namensium. Amst. 1705. Fol. max.
  6. 331
  7. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene Diertjes. Amst. 1740. Fol.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In - secten in Deutschland. Berl. 1720-38. XIII. Th. 4.
  9. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit 1795. 12.
  10. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigun - gen. Nürnb. 1746-61. IV. B. 4.
  11. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  12. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII. B. von Linnés amoenitatib. academic.
  13. I. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  14. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1766. 4.
  15. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratisb. 1766. 4.
  16. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  17. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  18. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Ham - burg. 1778. 8.
  19. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  20. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  21. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  22. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742. VI. vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1778. VII. vol. 4.
  25. 332
  26. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips. 1783. 8.
  27. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spenge's Introduction to En - tomology. ed. 2. Lond. 1818. II. vol. 8.
  1. L. G. Scriba Beyträge zur Insectengeschichte. Frkf. seit 1790. 4.
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger. Braunschw. 1801-07. VI. Th. 8.
  2. E. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit 1813. 8.
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790. II. Th. 8.
  1. Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach - licht interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten - nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.
333

I. COLEOPTERA s. Vaginipennia. (Eleutherata Fabr.)

Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co - leopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlechte ins beson - dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holzbocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd - Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle. ) Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.

334

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidentato, capitis recurvato; supra multidentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Dau - men dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün ꝛc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. . Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein - zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. . Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas - hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi - nentia triplici, capitis cornu incurvato, antennis heptaphyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Reben großen Schaden.

5. . Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

335

Namentlich häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als das heiligste ihrer my - tischen Symbole, als Sinnbild der Ober - und Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherley andern Kunstwerken vorgestellt worden*)s. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen (und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel - latus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt, so ist meist auch für den fol - genden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. . Horticola. (Melolontha H. F.) der Gartenkäfer. S. scutellatus muticus, capite336 thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri - seis, pedibus, nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. (Melolontha vulgaris F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-chaffer, Cock chaffer.) S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso; cauda inflexa, incisuris abdominis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zu - weilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ganz ernst - lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als May - käfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.

12. . Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti -337 cus auratus, segmento abdominis primo lateribus unidentato, clypeo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er mit angefeuchteten Brot - rinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhal - ten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.

1. . Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the flag beetle.) L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere uniden - tatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip - zangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo perfoliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace in - flexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.

338

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopf - ten Thieren ꝛc.

3. . Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemorso-dentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Ver - kohlen, geschweige als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tan - nenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. . Paniceus. (Anobium P. F.) der Brot - käfer. D. oblongus, serrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumahl das Brot, wird daher namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.

339

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pan - nache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis ultimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput ex - cipiens.

1. . Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subopterus, thorace quadridentao, elytris fasciis duabus alpis.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. (Anobium tesselatum F.) die Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decurvato. Caput intra corpus retra - ctile. Os forcipatum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

340

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigi - dae, capite breviores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae sub - solidae, subcompressae.

1. . Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebu - losus, elytris subnebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, marginatus.

1. . Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod - tengräber. (Fr. le sossoyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weiten auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maul - wurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

341

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfiliformes, extrorsum crassiores. Ely - tra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma - rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm - chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semicordata. Corpus hemisphae - ricum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.

1. . 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punctis nigris septem.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey mancherley Zahnweh empfohlen werden.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.

342

1. . Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.) C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*)S. Hrn. Prof Gravenhorst's critische Bestim - mung dieser oft verkannten und mit andern verweckselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..

2. . Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den drit - ten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo.

4. . Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti - caerulea.

Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. . Merdigera. (Lema M. F.) der Lilien - kafer. C. oblonga rubra, thorace cylin - drico utrinque impresso.

Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, giebt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusiformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

343

1. . Atra. H. corpore toto atro. Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.

Thut zumahl in Nordamerica dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femoribus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.

Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein - harten, daumensdicken. Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. cha - ranson.) Antennae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum pro - minens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm - bohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, elytris abbreviatis striatis.

344

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumahl in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmack - haftes Gericht gegessen.

2. . Frumentarius. (Attelabus F. F.) der schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. . Granarius. (Calandra granaria. F.) C. longiroster piceus oblongus thorace pun - ctato longitudine elytrorum.

Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.

4. . Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi - roster cylindricus subcinereus, elytris mu - cronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan - zen, aber nicht das darauf wohnende unschul - dige Thier.

5. . Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plan - tisque nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.

345

6. . Pomorum. C. longirostris femoribus an - ticis dentatis, corpore griseo nebuloso.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.

7. . Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi - roster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Diamond Beetle.) C. breviroster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegra - ben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice atte - nuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen - wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

346

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus). Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.

Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knar - renden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coni - formibus utrinque spinosis, antennis brevibus.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn - schröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. II.

Giebt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.

347

17. Leptura. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau - rata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. An - tennae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

1. . Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. elytris abbreviatis ferrugineis immacu - latis, antennis brevioribus.

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filifor - mes. Elytra flexilia. Thorax planus, semiorbiculatus, caput subtus occultans cingensque. Abdominis latera plicato - papillosa.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männ - chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.

348

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Abdominis latera pli - cato-papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro, macula nigra, elytris fuscis.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge - krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho - rax retrorsum angulatus. Mucro pecto - ris e foramine abdominis resiliens.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer - tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn - liche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. Der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flava glabra.

349

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei - tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin - stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphores - cirenden Insecten statt der Leuchten.

2. . Niger. E. thorace laevi, elytris, pe - dibus corporeque nigris.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Anten - nae setaceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli. Tho - rax rotundato-marginatus.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu - lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. . Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laevi, corpore inaurato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Wohl Fingers lang.

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. . Viridis. B. elytris integerrimis subli - nearibus punctatis, thorace deflexo, viridi elongato.

350

Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jahren in hiesiger Gegend große Ver - wüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängelte Gänge fras.

24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hydrocantharus) Antennae setaceae aut clavato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. anten - nis perfoliatis, corpore laevi, sterno cari - nato, postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den ein - geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus - gekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. . Marginalis. D. niger, thoracis elytro - rumque margine flavis (mas.).

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat - tungen dieses Geschlechts,) den Fischreichen ge - fährlich. Beym Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae se - taceae. Thorax obcordatus apice trun - catus marginatus. Elytra marginata.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. 351Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely - tris punctis intricatis subrugosis.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. . Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis.

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomine subatro.

Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. . Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom - bardirkäfer. C. thorace capite pedibusque fer - ugineis, elytris viridi nigricantibus.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz eigene Art bekannt geworden, womit er sich gegen den C. inquisitor u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem merklich starken Laut einen blaulichen Dunst ent - gegen schießt ꝛc.

5. . Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.) C. piceus, thorace linea excavata longitu - dinali, manibus spinosis.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren wie z. B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Halltschen Saalkreise furchtbaren Mißwach -352 der jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts in Menge auf den Aehren auf.

26. Tenebrio. Antennae monilifor - mes articulo ultimo subrotundo. Tho - rax plano-convexus, marginatus. Ca - put exsertum. Elytra rigidiuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femori - bus anticis crassioribus.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.

2. . Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laevibus mucronatis.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ultimo ovato. Thorax subro - tundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.

1. . Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabè onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Berührung einen stinkenden Saft aus den Knie - gelenkten der Beine fließen läßt.

2. . Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala - tus viridissimus nitens, antennis nigris.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasenziehen gebraucht wird.

353

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso clavati, obli - que truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus*)J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte - rorum micropterorum. Gotting. 1806. 8.. Antennae mo - niliformes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exferens duas vesiculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda forcipata.

1. . Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

354

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge vermehren dem Grundholz der Gebäude und den Fensterfutterungen.

II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyngota Fabr.)

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidia genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie grade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam - mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver - wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

355

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae setaceae. Elytra alaeque pla - nae, subcoriaceae. Thorax planiusculus, orbiculatus, marginatus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis. die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo impresso.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die ich weiß nicht warum so genannte Germa - nica, die Americana ꝛc. ) für manche Ge - genden, wo sie sich eingenistet und stark ver - mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Ver - zehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verur - sachen*)Ein schreckliches Beyspiel giebt Maurelle's Süd - seereise im voyage de la Pérouse autour du monde vol. I. p.279. u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Assa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in einem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hinein sperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

356

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Ober - flügel merkwürdig.

3. . Lapponica. B. flavescens, elytris nigro - maculatis.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillo - sum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, con - volutae, inferiores plicatae. Pedes antici compresi, subtus serrato-den - ticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articulato: po - stici 4. laeves, gressorii. Thorax linea - ris elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck - ten, sonderbaren Bildung*)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken, wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was Eigenes gleichsam Feyer - liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.**)J. C. Fabricii Supplementum entomologiae sy - stematicae. Hafnias, 1798. 8. p. 186.] M. thorace tere - tiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

357

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarinato elytrisque viridibus im - maculatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.

4. . Prècaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocello ferrugineis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig verehrt wird.

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. saute - relle. Engl. grashopper.) Caput in - flexum, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, inferiores pli - catae. Pedes postici saltatorii. Ungues ubique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gat - tungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe -358 der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.

1. . Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die