Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Man darf es wohl dem Verfasser nicht eben zur Autoreitelkeit anrechnen, wenn er sich freut, die zehnte Ausgabe dieses Handbuchs auszufertigen, das (– drey Nachdrücke des - selben ungerechnet –) auch in mancherley - Sprachen übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publicum gesunden hat.
Es sollte dasselbe von der allgemeinen Na - turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber - sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge - meinnützigsten und interessantesten in gedräng - ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu - schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden bey akademischen Vorlesungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an - dern besonders darauf Rücksicht genommen,IV daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfsmittel zum Nachschlagen, und zwar namentlich beym Lesen von Reisebeschreibungen dienen möchte, und dazu war denn auch das genaue Register erforderlich, das einige tausend Namen von merkwürdigen Naturproducten enthält.
So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckun - gen oder Berichtigungen in der Naturge - schichte, auch von eignen Ansichten und Be - merkungen des Verfassers erhalten hat, so gleichfalls auch diese gegenwärtige, in welcher Folgendes aus den Vorreden zu den letzten Ausgaben auch in dieser hier seine Stelle finden mag.
Ich habe in den mineralogischen Abschnit - ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech - tern und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Minera - logie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Ge - schlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen MineralogenV Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Be - nennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von je angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. – Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größ - ten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstem - pelung nicht irre führen lassen. – UndVI warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:
1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuche lernen –), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes - beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Systematiker bringt sie nach ihren ge - meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge - schlechter.
2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;VII und da nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeich - nender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.
3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder feminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4. Und wenn aber auch obbesagter Refor - mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechti - gen, die Landessprache – d. h. den bestimm - ten einmahl festgesetzten Sinn der deutschen Worte – (da man z. B. Menschenge - schlecht ꝛc. sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lich -VIII tenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Namen der Natura - lien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver - ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allge - mein angenommene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko - belt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Spra - chen aufgenommene Kobalt u. s. w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur - beschreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst – undIX Trivial-Namen. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver - nünftiger ist, einen vorher gewählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff er - weckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich er - laubten, aber auch heut zu Tage so oft ge - mißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frey - heit nur in äußerst wenigen Fallen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimischen, allgemein bekannten und längst von klassischen Zoologen angenomme - nen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. – Aus ähnlichen Grün - den brauche ich für den schönen neuseeländi - schen Nephrit lieber seinen einheimischen Namen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns ge - bracht und bekannt worden, als die ihmX neuerlich beygelegte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen academischen Museum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südländischen Merkwürdig - keiten, zwar wohl die Menge von Häcken und andern Geräthen, so sich die Neusee - länder aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirk - lich schlafenden Säugethieren das Blut aus - saugt; da hingegen Linné diesen Namen dem fliegenden Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich dennoch beybehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne drin - gende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien hier doch anders geschrieben wer den, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manaca -XI nit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel:“Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die Eigennamen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.”s. Hrn. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fund - ort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei - nischen Namen vorausgesetzt, weil da hundert erotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut - schen keinen bekannten verständlichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deut - schen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen aufge - nommen.
Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bey vielen von denen aber, die in Deutsch -XII land selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend ge - wesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände, die ich in der Verlagshand - lung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, beziehen sich auf die neuesten Ausgaben des - selben und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Erläuterung.
Göttingen, im August 1820. J. F. Blumenbach.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe.
Zwanzig merkwürdige Krystallisationen der Fossilien.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich - ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen - stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Verände - rung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn2 der Mensch*)„ Ars, sive additus rebus homo.”Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II.„ L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature.”Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli - chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo - dification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. – Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu dem Artefacten rechnen.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der pisscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk - sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künst - licher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzei - gen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine dop - pelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von an - dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten3 Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl - tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an - geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entste - hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo - hin namentlich auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge - nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel - ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan - deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort - pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften versehene und zu ei -4 nem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver - bundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme be - stimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind.
Dieß Alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Minera - lien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs - thum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (mechanischen und chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre - gatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisir - ten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl - reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres5 Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumi - gen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Un - terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön - nen zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasser - thieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
6Die Thiere sind demnach belebte und be - seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel - artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewe - gung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will - kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein - saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An - häufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi - schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm - baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf7 wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, quibus natura explicari solet, modos esse tantummodo imaginandi, nec ullius rei naturam, sed tantum imaginationis constitu - tionem indicare. Spinoza. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann*)„ Facilius plerumque est rem praesentem discer - nere, quam verbis exacte definire.”. Gaubius.„ Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, son - dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden.”J. Aug. Unzer.. – So sagte z. B. Linné:„ nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur.”Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschen - ähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie über - haupt von allen andern Säugethieren unverkenn - bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch höffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehn - lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warm - blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na - türlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hin - gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die - ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun8 die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. – Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Ver - suchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge - wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi - mosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha - rakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm - Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be - stimmten Character der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge - trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft untereinander, zu - sammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei - nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang der - selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdruckt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern form so sein stufenweise auf einander folgten, das wäre9 doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichts 1. Th. S. 106 u. s. gesagt..
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu - sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge - schoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Sepien u. a.m.) – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr ver - schiedenen Sexualform beiden auf weit von einan - der entfernten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. ge - rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. – So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan - zen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Groß -10 britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver - tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da - durch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.
Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:
Im allgemeinen werden die organisirten Kör - per (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 3. Not. *) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebenslang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs - thum, und wenn er zu ihrer Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Le - benskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti - muli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beydes weder Ernährung noch Wachs - thum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Gan - zen, und umgekehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Kör - per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolutions-Hypothese be - quem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*)„ Denn “(so sagt Haller, das Haupt der neue - ren Evolutionisten –) „ alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande.”Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei - nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent - halte, der dennoch was anders sey, als ungeform - ter Zeugungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt:„ corpus quid sit, intelligo: quasi cor - pus quid sit, nullo prorsus modo intelligo.” bey ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die verschiede - nen Generationen steckten, gleichsam wie ein - gepackte Schachteln, in einander, und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. – Eine Meynung, die doch schon sowohl durch den dabey erforder - lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper -14 physischen) Anstalten*)S. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor - schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti - gung der natürlichen [physischen]**)Physische Kräfte überhangt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zweck - losen Schöpfungen aller der zahllosen prä - formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent - wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe - rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo - lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent - wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng - niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver - schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men - schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
15Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erwecken - den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge - nerationen hindurch immer wiederholten, künst - lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. So hat man z. B. aus der künst - lichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von einer andern, Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard - pflanzen gegeben; d. h., die sich zur Blühezeit abermals mit männlichem Staub von jener an - dern Gattung befruchten lassen, und wiederum fecundabele Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter - licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey - ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väter - lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wieder - hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:„ Gänzlich voll - brachte Verwandlung Einer natürlichen Pflanzengattung in die andere.”–)
Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der16 eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wir - ken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Nachforschung*)„ Causas rerum naturalium non plures ad - mitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis sufficiant:”ist ja die erste von Newton's güldnen regulis philosophandi. weit angemessner, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren, Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen all - mählichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all - mählichen Ausbildung organisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehr - lichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher17 durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobach - tung bey Entstehung derselben lehrt, am un - gezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge - langt, dann für eine in denselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus) zuerst empfänglich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche Crystallisationen*)Die Crystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Körpern selbst schon durch die geome - trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu - cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber - sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) ge - bildet werden mußten. und dergl. hervorbringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Bestimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die viel -18 artig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag – und so [– durch die Verbindung des Mecha - nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beiden Principien, – des mechanischen mit dem ideologischen, – die man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or - ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver - gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey - spiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche derselben manche angeführt habe; – s. auch Hrn. Geh. Hofr. Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. –] zuerst bey der Em - pfängniß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8., weiter ausgeführt..
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merk - liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch - sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergröße - rung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
19So im Gewächsreiche an manchen einfaches Was - sermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Ceramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Frühlingstagen fort - pflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. –)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Er - scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus - bildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er - innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts er - klären, sondern bloß eine besondre (das Mecha - nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner - kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein aner - kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentli - chen Wortverstande qualitas occulta bleibt†)„ Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu 'à la route que tant d'astres suivent dans l'espace: depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète traversant les cieux, tout est qualité occulte.” Voltaire.. – Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam - keit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,20 wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual - Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen. *)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationi - bus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
So entstehen dann (– der bloß krankhaf - ten, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widernatürliche**)(Widernatürliche) versieht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das find zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür - lich ist. Formen der organisir - ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
212) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Charakter, der sonst in den beiden Geschlech - tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschiedener Gattung (zweyerley Species) einander befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher - ley Ursachen der allmählichen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versieht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatür - liche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißge - stalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen*)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter22 Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein - geweide in ganz verkehrter Lage gefun - den –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter wilden Thieren z. B. Hasen –). Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab - weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm - ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die - ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge - legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual -23 Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Er - wähnung, wenn andre körperliche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an - dern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ - liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde - ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen**)Mehr hierüber s. in meinen Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae ea - qus visissim illustrantis. Gott. 1808. 4. Mit Kupf. S. 14 u. f..
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist*)Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba - stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver - mischung von zweyerley specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur - Zustande meines Wissens niemahls eine Paa - rung und Vermischung unter zweyerley Gattun - gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei - ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarien - vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan - zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde25 hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben Seite 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am aller - natürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Cha - racter, der durch die Fortpflanzung unaus - bleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mir den Negern Mulatten, oder mit americanischen Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau -26 äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ - lich Girtanner 'über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent - scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Cha - racter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom - menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu - länglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung die - ser Regel ohnehin bey allen den Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort - pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindli - cher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bey Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der africanische Elephant zu einerley Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. B. bey der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel - tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltnen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, un - geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumal im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiednen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge!),27 wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat - tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund - satz der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beiderley Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf - fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels - strichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. – Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Ael - tern geborenen Weißen) das unverkennbare meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul - tur und Nahrungsmittel nach und nach die28 Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, da - von sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. – am allerauffallendsten aber bey den Verschiedenheiten im Menschen - Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey - spiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Sy - rien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffal - lend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer - haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in - nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Pro - ceß dem Stoff der organisirten Körper assimi - lirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh - men, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini - folia oder Araucaria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia30 digitata) ꝛc., auch von einigen andern Ge - wächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasser - schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewun - dernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch, nebst der Ernäh - rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weiten über die größten Kunst - werke der Menschen erhoben werden, als wel - chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
31Viele organisirte Körper verlieren, zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Reproduction nennen.
Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo - rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zurächst verwandten Thiere be - sitzen eine freylich sehr eingeschränkte Repro - ductionskraft: die hingegen bey vielen kalt - blütigen Thieren, besonders bey den Wasser - Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen - würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten; – und doch hat sich hinnen zehn Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst un -32 gefähr hald so groß ist. (s. – Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort - pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Ge - schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorher gegangene Befruchtung: entweder durch Theilung, wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1 – 6. und Blu - men-Polypen**)A. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brun - nen-Conferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt33 und wieder zu einem solchen Faden ausge - trieben und umgebildet wird (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. –); oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub – begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thier - reich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei - nem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, son - dern immer ihrer zwey sich zusammen paa - ren und wechselseitig einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. 8. fig. 6. ꝛc.
344) Die beiden Geschlechter in separaten In - dividuis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eyer, das andere den männ - lichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden Thiere (ovipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).
Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicun - tur: quae potentia, ovipara. Harvey. Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläufe und Federbusch-Poly - pen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber schon das ganz aus - gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör - nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den so genannten ägyptischen Boh - nen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Be - stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so35 weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zu - fälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Ver - brennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gege - ben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten voll - kommneren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da37 erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie - denheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist unge - fähr die Temperatur des Mediums, in wel - chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Säugethie - ren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkom - men belebten Zustande immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we - niger. Der Saft hingegen, welcher bey den so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Por - tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten Sauerstoffs –) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser ge - schwängert werden, wogegen es gleiche Portio - nen eines andern Stoffes (– des Kohlenstof -38 fes –) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Pro - ceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüglichst das Athemhohlen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weiß - blütigen aber mittelst mancherley anderer ana - logen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver - sehen sind, können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be - wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thie - ren das eigentlich so genannte Fleisch ausma - chen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewe - gungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich (– beym Menschen ungefähr39 4500 Mahl in jeder Stunde –), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewe - gung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis un - willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein - flusses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Verglei - chung zur Dicke der daraus entstehenden Ner - ven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver - gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hie - ländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes40 Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn - werkzeuge ist aber in den verschiednen Thier - Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk - zeuge an ihnen entdecken können, die bey an - dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In - secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechs - ten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen sieben - ten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie nenn - tens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau - chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Ge - wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die - ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich41 auch manche von diesen, wie z. B. der Sieben - schläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Ge - schäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht - lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer wer - den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)„ Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo somnus.”Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein - brechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Früh - lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er - starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un - merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In - secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie -42 res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vorstellungs - kraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächt - niß nähmlich und Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so ge - nannten Naturtriebe oder Instincte. Da - gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be - sitze der Vernunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147-373. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkürli - chen, inneren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und43 zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung ab - zielenden Handlungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge - setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma - schinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zu - erst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an - beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thieri - schen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*)„ Nascitur ars ista, non discitur.”Seneca., (als welche bey so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bey den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben da - von Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künstliche Woh - nungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Auf - enthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum44 Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba - ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*)Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'in - telligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelen - kräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der - selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver - vollkommnen, unwiderredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or - ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden - heit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent - halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf - nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst -45 trieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleichsam accommodi - renden Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushal - tung ꝛc. mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Will - kür disponiren, die furchtbarsten Thiere zäh - men, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel - seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei - nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u. s. w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schö - pfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen46 warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht - lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele - phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan - genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va - riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän - diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)
Nach dem Linnéischen System wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Classen gebracht:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge47 lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Gefieder haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewe - gungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs - werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man sonst Insecten und Gewürme von einander zu unter - scheiden gesucht hat..
auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil. ) thea - trum universale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebä - ren lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie - den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*)Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie - denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Sta - chelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefun - den. Ich sehe aber an zwey ungebornen der ge - nannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und so findet50 man sie vielleicht auch noch an irgend einer un - gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an wel - chem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bis - her ebenfalls noch nicht bemerkt worden..
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hun - den ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent - gegengesetzter Richtung an einander und ma - chen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen, wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eich - hörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin - gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Men - schengeschlecht und unter manchen andern Gat -51 tungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge ver - schieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Fin - ger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat - tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizon - tal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidungula)52 haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mahren Ameisenbären, die Schuppen - thiere und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver - sehen, die man in Schneidezähne*)Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern (– einfachen oder gepaar - ten –) Knochen, der das intermaxillare ge - nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder - heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de ge - neris humani varietate nativa, S. 34. u. f., und im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 22. u. f.. der 2ten Ausg. ausführl. gehandelt habe. – In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52 am Schebel des Orangutangs zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (ca - ninos s. laniarios), und Backenzähne (mo - lares), eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch - fressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig fast schneidend; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
53Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narhwal, haben große promi - nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro - nen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerichtete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus die - ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge - spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun54 außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven - ter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der an - dern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vier - ten (abomasus, franz. la caillette der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma - gen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichen - den Anatomie S. 136 u. f..
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Ru - mination scheint mir noch gänzlich unbekannt.
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Zie - gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als55 der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen -, Ziegen - und Ga - zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der bei - derley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirsch - geschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden ge - wöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh - ren; vielen Meerkatzen und einigen andern ame - ricanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Roll - schwanz); den Jaculis zum Springen (cauda saltatoria), dem Känguruh zum Gleich - gewicht bey seinem aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondre Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben viele Af - fen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (thesauros, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z. B. die meh - resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Verbindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschenge - schlecht einen einfachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wieder - kauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bi - sulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer - streute kleine solche Verbindungsorgane (coty - ledones) vertheilt ist u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Ge -57 sichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin - gegen die Säugethiere; und zwar sowohl me - gen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bey Manchen schon das einzelne Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön - heit, Feinheit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus kei - ner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbst - erhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer ein - zigen Art von Säugethieren fast alle ihre drin - gendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge - thiere für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.; Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Ren - thiere, Elephanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath*)Namentlich auch das durch die Kunst aus dem macerirten Fleisch von Pferden u. a. Quadrupe - den bereitete. S. Voigt's neues Magazin II. B. S. 772 u. f.. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu aller - hand Gebrauch: Borsten, Haare, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fisch - bein, Knochen, Blasen. Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Berlinerblau u. a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Hörn -59 schwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal - miak ꝛc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bi - bergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei - lig. Manche reissende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutz - bare Thiere: – oder schaden den Ge - wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach, wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männlichen Schnabel - thier dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gesunden Zustande zu besitzen.
Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde60 gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy - stemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver - sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bear - beitet. Aber hierbey müssen die verwandte - sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun - gen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. ge - trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*)„ Non enim methodicorum scholis se adstrin - gere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens”. Pallas.. Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei - nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge - bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; – da - gegen kommt der Elephant mit den Panzer - thieren, und dem formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.
Ich habe daher ein im Ganzen natürliche - res System der Säugethiere zu entwerfen ge - trachtet, wobey ich mehr auf den Totalha - bitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichte - sten in die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ord - nungen gelegt, aber zweye derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Fami - lien unterabgetheilt, und diese mit den be - kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maßen geordnet:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Ge - bisses in folgende drey Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel - und andere Mäuse,62 Murmelthiere, Meerschweinchen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Ge - schlechter mit ähnlichem Gebiß. Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitzmäuse, Maul - würfe.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne ꝛc. Faulthiere, Amei - senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.
V. Solidungula. Pferd ꝛc.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm - füßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:
A) Glires. Biber.
B) Ferae. Seehunde ꝛc. Ottern.
63C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letzten Ordnung.
IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein ha - ben, und deren natürliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray voll - kommen richtig eingesehen hat*)„ Cetacea quadrupedum modo pulmonibus re - spirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eos - demque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt.”Raius..
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro - minulum. Dentibus aequaliter approxi - matis; incisoribus inferioribus erectis.
1. †. Sapiens*)W. Lawrence's Lectures – on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern..
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterschei - den ist, gehört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, be - sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkomme - nen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu - sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver - lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual - Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig - stens in der Form und Lage noch bey keinem andern weiblichen Thiere bemerkt ist.
66Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei - den ausschließlichen Vorzügen das große aus - schließliche Eigenthum der Menschenspecies, wo - durch sie über die ganze übrige thierische Schö - pfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen. (§. 37.)
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahl - losen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesell - schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge - mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent - scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mäd - chen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs - fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey,67 daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt werde.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze be - wohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartig - sten Stoffen aus dem weitesten Umfang der orga - nisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu sei - ner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausneh - mend hohes Alter.
Es gibt nur eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generis humani varietate nativa weiter aus - geführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschieden - heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun - gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr will - kürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen**)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Welt - charteim Iten B. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:
681) Die caucasische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit ro - then Wangen, langem, weichem, nußbrau - nem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze übergeht); und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus - nahme der Lappen; dann die westlichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafri - canern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.
2) Die mongolische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronenschalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz - ten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übri - gen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen, dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America von der Beringsstraße bis Labrador, die Eskimos.
3) Die äthiopische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie - fern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, namentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere69 Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
4) Die americanische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übri - gen Americaner außer den Eskimos.
5) Die malayische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarz - lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde. Dahin gehören die Südsee-Insula - ner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Marianen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigentlichen Malayen*)„ Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Caucaß - schen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio - pischen; so wie die Nord-Americaner von de - nen in der sudlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. “ Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72. der 2ten Ausg..
70Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die caucasische als die sogenannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen werden. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo - lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey Rassen machen die Uebergänge. Die americanische den, zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio - pischen*)Versteht sich nämlich dieß Alles so – das die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker - schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedach - ten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin - wiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po - larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm - lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend - heißen Africa zum andern Extrem in der Stu - fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver - mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..
71Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges von vielem.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unserigen, in den Erzählungen der Reisen - den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekro - chen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zu - mahl aber im Piemontesischen in Menge fin - den), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi - nos, oder weißen Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondre Gat - tung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang -72 utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der*)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner**)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar - wuchs ist oben bey der mongolischen und malayi - schen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bart - losigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Eudoxus beym Plinius. –)., die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi - gen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause***)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol..
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere73 humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlech - ter, doch aber außer dem schon beym Menschen - geschlecht angeführten Umständen, in ihrer gan - zen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, auf das ausfallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Satyrus. der Orangutang. S. rusa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tu - mida, auriculis minoribus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da in geringer Anzahl*)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethie - ren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpan - see und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan - ges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.
74Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.
v. Schreber tab. 3.
Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen - ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme, und ist von schwärzlicher Farbe.
4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus caluis, capite subrotundo.
v. Schreber tab. 4.
In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den un - geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf - teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum von inuus (Büffons magot) verschieden. Ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasi - que, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elongato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüs - selförmige Nase auffallend auszeichnet.
756. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. cau - data, barbata nigra, barba incana prolixa.
v. Schreber tab. 11.
Auf Ceilan ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbil - dungen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reyß in das gelobt Land. Mainz. 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen ge - schwänzten Menschen umgestaltet worden.
7. Cynomolgus der Macacco, die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, naribus bifidis elastis.
v. Schreber tab. 12.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus utrinque tubero - sus, nates nudae, coccineae, cauda (plerisque***)Denn der furchtbar große Pavian auf Bornes (Papio pongo), ist gänzlich ungeschwänzt; und der Hundskopf hingegen kann wohl langge - schwänzt heißen.) abbreviata. Dentes ut in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
761. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocepha - lus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auri - bus comosis, unguibus acutiusculis.
v. Schreber tab. 10.
In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bilderschrift auf den Altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..
2. Mormon. der Choras. P. naso miniato ad latera caerulescente.
v. Schreber tab. 8. A. 8. B.
Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat, zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden Streifen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehen.
3. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.
v. Schreber tab. 7.
Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scha - ren Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Viel kleiner als der vorige.
4. Cercopithecus. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Na - res laterales. Nates tectae. Dentes ut in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.
77a) Cauda prehensili, die Sapajous.
1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate). C. barbatus rufus, gutture tumido.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.
Scharenweis in den großen Waldungen von Guiana ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebut) zumahl bey Wetterverän - derung ein betäubendes Geschrey hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Sei - tenflügeln des Unterkiefers) hervorgebracht wird.
2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis te - tradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich - sam kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume, am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus - gabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
3. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
v. Schreber tab. 33.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.
5. Lemur. Maki. Nasus acutus, den - tes primores superiores 4. per paria re - moti, inferiores 4-6. porrecti, com -78 pressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati*)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus.
v. Schreber tab. 38.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma - dagascar, und den benachbarten Inseln. Die Hin - terfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifi - ken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit79 ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauve-souris. Engl. bat.) Pollex palma - rum et digiti plantarum breves, reliqui longissimi, membranae expansili inter - texti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso, infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vampyrus, Büffon's roussette. ) V. ecau - datus, naso simplici, membrana inter fe - mora divisa.
v. Schreber tab. 44.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer - den: findet sich scharenweise in Hindustan und80 auf den ostindischen und Austral-Inseln; in un - zähliger Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.
b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus (Engl. the rearmouse.) V. cau - datus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegen - den binnen kurzer Zeit in Unzahl.
c) Dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Ge - schlechtern und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wieder unter drey Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwey zum Nagen bestimmten meißenlartigen Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche.) S. duplicatura cutis late - rali a pedibus anterioribus ad pofteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.
Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das echte Grauwerk, (petit gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zu - mahl den Maisfeldern großen Schaden.
828. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver - sus apicem crassior. Dentes ut in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse. ) G.. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis.
v. Schreber tab. 225.
So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und hält langen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G.. ru - fus, pollice plantarum mutico, auriculis rotundatis.
v. Schreber tab. 227.
Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ih - rem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.
9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes ut in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.
v. Schreber tab. 190.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie,83 zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah - ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun - gusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor - rath), nachgraben.
2. †. Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat) M. cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido.
v. Schreber tab. 180.
Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia cor - poris, auribus vix vellere prominulis, pal - mis subtetradactylis.
v. Schreber tab. 186.
In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumal den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzel - werk. *)Vor Kurzen erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gartung aus hiesiger Gegend. Hermelin - weiß, bloß mit ein Paar bräunlich-grauen Flecken auf dem Rücken.
4. †. Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse. ) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.
v. Schreber tab. 191.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das bewährteste Vertilgungsmittel ist wohl der84 englische Erdbohrer. Auch unter diefer Gattung finden sich hier herum wie unter der folgenden, Kackerlacken.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris Engl. the mouse. ) M. caude elongata, palmis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen ge - wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum unguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei - tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor - pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua - lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprünglich wohl in Ostindien und Persien ein - heimische Wanderratte (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway rat) verdrängt, die von röthlichgrauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durch - mengt ist.
8510. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreviatae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat, mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.
In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klip - pen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stundenweit von allem unbeeise - ten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmel - thiere durchschlafen wenigstens zehn Monate vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.
2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus ponticus). M. auriculis minimis, cauda villosa, corpore vario.
v. Schreber tab. 211.
Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi - rien ꝛc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backenta - schen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen,86 Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manch - mahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er ver - mehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Ei - nem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.
4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fulvoque irregulariter ma - culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.
5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
v. Schreber tab. 206.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlider haben, und folglich gänzlich blind seyn.
11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superiores 2, distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4, plantae di - gitis 3, cauda nulla.
871. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar - motte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.
v. Schreber tab. 240.
Am Cap, fast von der Größe des Murmel - thiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eigenen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer zu classificiren.
12. Savia. Halbkanichen. Auriculae rotundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Dentes primores utrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya. (Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig.) S. ecaudata, corpore variegato.
v. Schreber tab. 173.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.
2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. S. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.
v. Schreber tab. 172.
Größer als ein Kaninchen.
13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores duplicati.
1. †. Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) L. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
88Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..
Sonderbar ist die wundersame von so vielen braven Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiede - nen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anato - mie S. 34 u. f. angegeben..
Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nördlichen und alpinischen Gegenden, unterschei - det sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß***)s. Meisners Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..
2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la - pin. Engl. the[rabbit].) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis brevioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien†)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur89 Landplage geworden sind*)„ Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculorum auxilium militare a divo Augusto petiisse. “ Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die gemeinsten Kackerlacken.
Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.
14. Iaculus. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores utrinque 2.
1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
v. Schreber tab. 228.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich - tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porceptic. Engl. porcupine.) Corpus spi - nis tectum. Dentes primores utrinque 2.
1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreviata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden;90 nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herdst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallen - stein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.
2. Dorsata. (Urson.) H. spinis brevibus sub pilis occultis.
v. Schreber tab. 169.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.
16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6**)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.
1. †. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.
91Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen*)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..
17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6**)So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus., bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre - vioribus; laniarii utrinque plures.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.
v. Schreber tab. 160.
In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie gif - tig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Selten finden sich weiße Spitzmäuse.
2. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo - mine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un - gemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lang es unter Wasser ist.
923. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur ½ Quentchen.
18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8. laniarii maior 1. mino - res 4.
1. †. Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole. ) T. cauda breviore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom - men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Gegend.
2. Versicolor. (s. aurata.) T. ecaudata, pal - mis tridactylis.
Vosmaer's monogr. 1787.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
19. Didelphis. (plerisque) hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die - selben nach dem linnéischen System in ganz ver - schiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.
931. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum, D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cauda squamosa longitudine corpo - ris. Dentes primores superiores 10, infe - riores 8. laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zumahl im wärmern Nord-America*)Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Magazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u. f.. Das Weibchen von dieser und andern Gattungen die - ses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen und ge - öffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Ab - ortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkommener ausgebildet, gleichsam von neuem geboren werden können.
2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea, cauda longa crassa, pedibus anticis brevissi - mis, posticis longissimis. Palmis penta - dactylis, plantis subtetradactylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
v. Schreber tab. 154.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß94 als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.
3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda brevissima. Dentes primores utrin - que 2 cylindrici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.
Leach vol. II. tab. 96.
Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dachses. Wie es scheint auch so ein animal nocturnum, das in der Erde wühlt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores utrin - que 6, intermediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori - fera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso cinereo nigroque undatim striato.
v. Schreber tab. 112.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson - dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmie - rige, wohlriechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fulvo-nigricante maculato.
v. Schreber tab. 113.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
953. Putorius. das Stinkthier, Coneparl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
v. Schreber tab. 122.
In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Na - men von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.
4. Ichneumon. die Pharaonmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste.) V. cauda basi incrassata sensim attenuata apice floccosa.
v. Schreber tab. 45. B.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileyern, so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec. Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.
21. Mustela. Dentes primores supe - riores 6. erecti, acutiores, distincti; inferiores 6, obtusiores, conferti; duo interiores. Lingua laevis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.
961. †. Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine - martin.) M. corpore fulvo-nigricante, gula flava.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fulvo-nigricante, gula alba.
v. Wildungen a. a. O.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat.) M. flavonigricans, ore et auricula - larum apicibus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche ei - gene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.
974. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fulvo-nigri - cante, facie et gula cinereis.
v. Schreber tab. 136.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.
5. †. Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. caudae apice nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her - melin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.
v. Wildungen a. a. O.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, longiores lobati; laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et primos molares), lingua laevis.
1. †. Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) U. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
98In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-In - dien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber, am Gewicht, halten.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen - bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.
Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast aus - schließlich von Ameisen nährt.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polar - bär. U. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nörd - lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel - art des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey 12 Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andre Thiere auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Journal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1798. III. vol. 4..
993. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) U. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibi - rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) U. cauda concolore, abdomine nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röh - ren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theils seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab - domine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckuks. Hat ein zotti - ges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweg - lichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.
1006. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton.) U. cauda annu - lata, fascia palpebrarum transversali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.
Ein animal nocturnum, im wärmern nord - östlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen oder Auffischen seines Fut - ters*)Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen es Ol. Worm, Linné, Rolof, Büffon, I. Dom. Schulze, Götze, Bechstein u. a.m. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vor - züglichste für Hutmacher.
23. Canis. Dentes primores superio - res 6, laterales longiores distantes, in - termedii lobati; inferiores 6, lobati omnes; laniarii solitarii, incurvati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recurvata; sub - inde digito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancherley andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt - theile verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Generationen ausbildet.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung101 anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent - scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßi - gen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pugdog) mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen, und hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfol - genden Rasse nacht der eigentliche Bullen - beißer, Wachthund, Bluthund, mo - lossus (Engl. the bull-dog. ) bey wel - chem der Unterkiefer vor dem obern etwas herwortritt.
b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff. ) mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.
c) Terrae novae. der Neufundländer. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be - sonders aber durch die Art von Schwimm - haut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich-größer ist, als bey andern Hunden. Daher sein ungemeines Geschick zum Schwim -102 men. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant. ) mit langem dickem, Kör - per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän - genden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher auch die Bracke, (Engl. the spanish pointer. ) der Hühner - hund, Wachtelhund und die schön ge - tigerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur. ) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch der islän - dische Hund, und der Spitz oder Pom - mer. (Fr. le chien-loup.). Auch der große St. Bernhards-Hund. Und der kleinere, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. – Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee ein - heimischen Hunde, die von den Einwoh - nern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon. Engl. the lap - dog, the shock. ) mit sehr langem, seiden - artigem Haar, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit. ) mit langer Schnautze, hängenden Ohren,103 lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Flecken über den Augen. – Ihm scheint der eng - lische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh - nelt, zumal in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey - hound) mit lan - gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlanken Leid und Beinen.
l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. Der Spartanische Hund. (canis laconicus); sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.
Ihm ähnelt der große Dänische und der nun ausgestorbene große Irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked dog. ) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 28. Anm. 2.)
Diese verschiednen Haupt-Raffen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
1042. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.) C. cauda incurvata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppen - den doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fulvo, pedibus longio - ribus, caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 94.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten.
4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox) C. cauda recta, apice discolore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den ostlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.
105Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber - fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez. ) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilo - sissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzber - gen, Neu-Zembla, Grönland ꝛc. – Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis virgatis, facie nigra, iuba cervicis dorsi - que, pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.
Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer**)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jah - ren zergliedert, maß von der Schnauze bis zum106 Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld Valentia's Reisen beschrieben wird, eben son ge - messen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleck - ten Hyäne, womit der Hr. Oberforstmeister von Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß, als der von mei - ner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.
Beide machen in ihrem Körperbau einen Ue - bergang zum folgenden Geschlecht.
24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lingua aspera. Dentes pri - mores 6 acutiusculi, exterioribus maio - ribus, laniarii solitarii, supra a primo - ribus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa*)Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwen - schwanze. Und wirklich habe ich bey der gedach - ten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustratae beschrieben und abgebildet., cor - pore fulvo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüg - lich in Africa; weiland aber auch in Peloponues und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutschland und sonst im mil - dern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Lebensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hot -107 tentotten gegessen und eine Horde Araber zwi - schen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata; ca - pite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zäh - men, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Pardus. das Panther, Parder*)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ring - form, Tiger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angula - tis, passim confluentibus et annulatis.
v. Schreber tab. 99.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit kleineren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once). F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.
v. Schreber tab. 100.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurich - ten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.
1085. Onça, der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flavis.
v. Schreber tab. 102.
In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fulvo.
v. Schreber tab. 104.
In Peru, Brasilien ꝛc. zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat.) F. cauda abbre - viata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque am - plissimis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
8. †. Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsali - bus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America über - bracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahne, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet109 sich äußerst selten unter den Augen der Mensche, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zu - fällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche un - überwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. – Zu den vorzüglichsten Spielar - ten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die ge - wöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäu - ser - oder Cyperkatze; und die spanische oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshellcat); un - ter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun) in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen der - gleichen Kater, findet.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder - zähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus Fr. paresseux. Engl. floth.) Caput rotundatum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrinque; lania - rii (?) obtusi, solitarii; molares cylin - drici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty - lis, cauda brevi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
110In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae penta - dactylae. Dentes primores et laniarii nulli; molares infra 4, supra 5.
1. Capensis. das Erdschwein.
Buffon Supplement vol. VI. tab. 31.
Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären gerechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit seinen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt.
27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller. Engl. ant-eater.) Ro - strum productius, lingua lumbricifor - mis: dentes nulli.
1. Iubata der große Tamandua. M. palmis tetradactylis, cauda longa iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.
Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die fol - gende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.
2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis: cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
111Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
28. Manis. Schuppenthier, formo - sanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum: lingua teres: dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnliches mit den Ameisen - bären. Von vielen ältern Naturforschern wur - den sie unter die Eidexen gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore; ungulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein castanienbraun ge - schuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.
29. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; den - tes primores et laniarii nulli.
1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dorsalibus 9; palmis tetradactylis: plantis pentadactylis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.
In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kugelicht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
30. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii utrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda undique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich, mehr, aber häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so z. B. in der Mongoley, vollends aber in unermeßlicher Menge in Paraguay, wo - hin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spanier überbracht worden u. s. w. Unter den zahnem Pferde-Rassen zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge - gen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persia - ner und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolitanischen und englischen die vorzüglich - sten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wett - rennen auszeichnen*)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bey der größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2⅓ Mahl in113 einer Secunde. – s. an Essay on the Propor - tions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial De Sainbel, London 1795. 4.. – Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirth - schaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen wor - den, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tata - rey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst über - wintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig - keit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber114 sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus. Fr. le mulet*)Buffon, Supplem. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andre ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Die - ser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor - geblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsenge - schlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt hat die Stute sowohl mit Esel - als Pferdehengsten Bastarde gezeugt***)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267..
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.
31. Camelus. Cornua nulla, labium leporium, pedes subbisulci†)III. B. Mosis Kap. XI. V. 4.. Den -115 tes primores inferiores 6. spathiformes; superiores 2; laniarii distantes, supe - riores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire. *)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.] C. tofo dorsi unico.
v. Schreber tab. 303.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu - mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wü - sten – nennen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs Cent - ner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säuge - thier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die fol - gende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.
v. Schreber tab. 304.
116Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua - naco. C. dorso laevi, tofo pectorali.
v. Schreber tab. 306.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent - ner tragen.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.
v. Schreber tab. 307.
Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan - gen. Auch der occidentalische Bezoarstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.
32. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ovis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der aller - nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch117 bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und dann die englischen wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägypti - schen mit dem großen und wohl 40 Pfund schwe - ren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrist - schen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krau - sen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Süd - africa noch überdieß lang herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, (musimon Büf - fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir - cumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.
v. Schreber tab. 268.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt - schatka und dann im nordwestlichsten America. Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern, und wird von einigen Naturforschern für das Stammthier zu unserem Schaf gehalten.
3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.
118Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab - zustammen, der im Caucasus und den daran gränzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Pansen (so wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orientalische Be - zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor - den*)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. – Die Hausziege (– das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Canari - schen Inseln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie aus dem äußerst feinen Wollhaar das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan - gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt werden**)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göttingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
Meisner's Museum der N. G. Helve - tiens Nro 1. und 5.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,119 und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.
33. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis uncinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau - lichen Zasern ihres Futters, bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti - bus annulatis, medio flexis, apicibus lae - vibus approximatis.
v. Schreber tab. 269.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von vielen tausenden ge - gen das Cap und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.
1204. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.
34. Bos. Cornua concava, lunata, lae - via. Dentes ut in generibus praece - dentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus ex - trorsum curvatis, palearibus laxis.
Das Auerochse (urus, bonasus und Bison der alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Li - tauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einheimisch. Daß er die wilde Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh sey, ist doch wegen bestimmter Eigenheiten in seinem Bau, unwahrscheinlich. – Zu den merk - würdigsten Varietäten des domesticirten Rind - viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau - nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.
Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch die indische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.
121Im Pausen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
v. Schreber tab. 300.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be - haartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - bus, introrsum curvatis, vellere propen - dente, cauda undique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zotti - ges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
1224. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus diva - ricatis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord - Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.
5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cornibus divaricatis brevibus, iuba longis - sima, dorso gibboso.
v. Schreber tab. 296.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil - dern Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine große Brust - und Nachen - Mähne.
6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk ox.) B. cornibus deflexis, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.
v. Schreber tab. 302.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
35. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.
1231. Camelopardalis. die Giraffe. (Nabis.)
Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön ge - fleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zu - gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.
36. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii su - periores).
1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acauli - bus, palmatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigne Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Wider - legung.
1242. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in utroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus - dauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt. Dient zumal den Lapplän - dern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis teretibus, recurvatis apicibus multifidis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür - lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
1255. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumal nach Castration, auffallender als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
37. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generi - bus; laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo umbilicali.
v. Schreber tab. 242.
In den Schwarzwäldern und bergigen Ge - genden von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney - mittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain.) M. supra fusco-rufus, subtus albus, ungulis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.
38. Sus. Rostrum truncatum, promi - nens, mobile. Dentes primores (ple - risque) superiores 4, convergentes, in - feriores 6, prominentes; laniarii supe - riores 2, inferiores 2, exserti.
1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795. hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fang - zähne als das Hausschwein, niemahls Finnen - würmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omnivorum. Das Weib - chen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. – In America, wohin die Schweine aus Europa über - gebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr.127 cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abenteuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. – Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du Cap verd.) S. dentibus primo - ribus nullis, laniariis superioribus lunatis extrorsum curvatis; sacculis verrucosis sub oculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma - dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mäch - tig großem Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.
3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschifero ad extremum dorsi.
v. Schreber tab. 325.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superio - ribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
v. Schreber tab. 328.
128Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beym Weibchen sind sie weit kleiner.
39. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.
1. Americanus. der Tapir, Anta.
v. Schreber tab. 319.
Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge - wöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.
40. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis: dentes primores superiores exserti.
1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con - cava, auriculis minoribus angulosis; den - tium molarium corona lineis undulatis pa - rallelis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In - sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist129 sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerley andern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich - ten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö - sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nahrung besteht vor - züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich - tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der Begattung soll er sich wie die mehresten vierfüßi - gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer - den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein - lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie - ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte convexa, auriculis amplissimis, rotundatis; dentium molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
130Diese im mittlern und südlichern Africa ein - heimische Gattung, wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehal - ten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vor - züglich des Elfenbeins wegen gefangen und ge - schossen.
41. Rhinoceros. Nashorn. (Abada.) Cornu solidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrin - que quaternis, inferioribus conicis, supe - rioribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn ist bey ihm, so wie das doppelte beym afrikanischen, nicht am Knochen fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.
2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Meist mit dop - peltem Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
42. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, (inferiores procum - bentes); laniarii inferiores incurvati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt.)
Buffon, Supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen131 großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenig - stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
43. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen - den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Hand - lung, und für die Arzneykunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst - fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beysammen132 finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge - hörigen bewunderuswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzäh - lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein - stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob - achter aus ganz verschiedenen Welttheilen, da - bey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
44. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Dentes primores superio - res 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrich - tung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän - gern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me - dium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie §. 274. tab. 6..
1. †. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
133In den nördlichen Meeren. Ist für die finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimds, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Leder - bothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüg - lichstes Geschäft, und die darin erworbene Ge - schicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. les Phoques à ventre blanc.) P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis in - divisis, plantis exunguiculatis.
Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 44.
Zumahl im mittländischen Meere. Sehr ge - lehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer ganzen Gesichtsbildung.
3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.
Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln des kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier - zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).
4. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auri - culata, collo iubato.
Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 48.
134Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat - tung dieses Geschlechts; hat den Namen von der beym Männchen gewisser Maßen löwen - artigen Mähne.
5. Proboscidea (cristata Linn.) der ansonsche Seelöwe. (Engl. the Sea-Elephant.) P. naso proboscideo retractili.
Péron voy. aux terres australes tab. 32.
An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonderbare rüsselförmige Nase.
45. Lutra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores utrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) L. plantis nudis, cauda corpore dimidio breviore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schöpften in Canava.
2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la saricovienne.) L. badia, macula alba submentali, cauda corpore di - midio breviore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.
Diese gemeiniglich mit der folgenden verwech - selte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerika.
3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilo - sis, cauda corpore quadruplo breviore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.
135Besonders um Kamtschatka und an der jensei - tigen Küste vom nordwestlichen America bis hin - unter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kost - barste aller Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder - zähne.
46. Ornithorhynchus. Mandibu - lae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Bak - kenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprachgebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und natur - historischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblütigen Quadruped'S gehalten werden..
1. Paradoxus. das Schnabelthier. (Engl. the duck-bill.)
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich - net sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste einem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seiten - rändern gezähnelt sind. Beiderley Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und136 sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch hat man au keinem von beiden Geschlechtern eine Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Land - seen des an sonderbaren Formen seiner Ge - schöpfe so reichen fünften Welttheils, unweit Botanybay.
47. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun - derten beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen los - kratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Ael - fredi magni Anglor. regis. p. 205..
2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.
v. Schreber tab. 80.
In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häufig im Oricono. Scheint zu manchen der Sagen von Sirenen und Meer - jungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..
Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere*)S. Hrn. Prof. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.C. Lacépede histoire naturelle des cetacées. Par. an. 12. 4..
48. Monodon. Dens alteruter maxillae superioris exsertus longissimus, rectus, spiralis.
1. Narhwal. das See-Einhorn.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Einen), die aber von un - gleicher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern ge - wöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.
49. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale.) B. dorso impinni.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.
Das größte aller bekannten Thiere**)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bey der Asterias caput medusae. , das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils138 gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge - genden im atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses un - geheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Euro - päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch - thrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß lang werden.
2. Rostrata. einer der verschiednen Finnfische. B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge - schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops u. a. –) den ich frischgestrandet zu sehen die mit unverhoffte Ge - legenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tiefe Brustfurchen..
50. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.
1391. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale.) P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu - Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi - sches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Ober - kiefer ist sehr breit, der untere hingegen über - aus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in besondern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf den Oberkie - fern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolver - härtung, die sich zumahl im dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.
51. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
v. Schreber tab. 342.
So wie die folgende Gattung in den euro - päischen Meeren: wird 1½ Klafter lang und ist zumahl für die Lachse ein schäd - liches Raubthier.
1402. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'epaulard. Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incurvis.
v. Schreber tab. 340.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei - nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein - stimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil hornigen Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam142 isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natür - lichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang ein - passen läßt.
Unter jenen Charactern sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel - mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumahl die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mau - sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh - ling und Herbst. Bey manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andre Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im rei - sern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung - federn (remiges), diese Steuerfedern143 (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara gehandelt das im IX. B. der commentation. societ reg. scien - tiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer - ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkür mit Luft laben oder aus - leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor - züglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außer -144 dem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nas - hornvögel ꝛc. ebenfalls dahin gehörig.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves impen - nes (§. 58) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maul - wurf in der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bei den Säu - gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an - gemessen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illigers Terminologie S. 187. erklärt,145 und im IIIten Theil von Bechsteins ornitholog. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Mei - len weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurück - kehren; andere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelan - gen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (in - gluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Hasel - nüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Mün -146 zen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über - dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdanung der Speisen befördern*)Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese Vö - gel solche Steinchen schleichen müssen, sind die Meynungen der Physiologen sehr verschieden. – Manche haben gar gewährt, es geschehe aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die ein - geschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Dige - stionskraft widersteht.. Verschiedene fleisch - fressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eis - vögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genannten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Einge - weide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden – s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Geh. Hofr. Voigt's neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f..
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn - werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Man -147 gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Ge - gend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk - lichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna - bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vor - züglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (la - rynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphi - bien, am obern Ende, nähmlich an der Zun - genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey148 abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra - ben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aus - sprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Ac - compagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirk - lich kleine Concerte hat geben können. Ueber - haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach - ahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschna - bel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnach - ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be - stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig fin - den. Manche halten sich nur zur Begat - tungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusam - men: noch andre aber leben, wie die Haus - hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,149 und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kuckuck wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bey den polygynischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei - nen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zu - mahl unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis - sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh - halmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein welches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume; so die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau - ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel:150 andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
Wenn endlich das Geschäft des Nester - baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie - denen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt**)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu - gethiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vor - her gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeyer (ova subventanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thiers, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin L. X. cap. 55. „ Linia Augusta, prima sua iuventa Tiberio Caesare ex Nerone gra - vida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum ha - beret, nutrici per sinum tradendo, ne inter - mitteretur tepor”. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitz - ten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti - ficielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so ge - nannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f. und in Brut - öfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las - sen. – Die Vögel werden durchs anhaltende152 Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh - rend der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen - tritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zu - gekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang ge -153 nommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen An - fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden als die früheste Gestalt des neu - empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye gelange erst durch eine wahre Metamor - phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherley zur bewunderungs - würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beiden allerwich - tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und die154 Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (– S. 37 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monoga - mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt - lichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehre - sten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man155 weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageyen über hundert, Buchsinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein - facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie ver - tilgen unzählige Insecten, und das unbeding - te Wegsangen einiger vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feld - mäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermeh - rung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel be - fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher wie - der ganz von sich geben, und dadurch die Ver - breitung derselben befördern: so z. B. die Tau - ben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und156 Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fischfang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vö - gel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancherley theils kostbaren Putz, so wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen be - trächtlichen Handelsartikel ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzba - rer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvö - gel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge - fährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrau - ben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vogel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen ge - nommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziem - lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden dursten.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum - men starken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und großen, ge - bogenen, scharfen Klauen.
II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papageyen, Tucane ꝛc.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co - librite ꝛc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und ziemlich starkem, oben erha - benem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegel - förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver - schiedner Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ord - nung gebracht, da sie bey weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
159VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - süßen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Ober - kiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen, scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh - ren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wildern - des, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca - runcula verticali longitudine capitis.
de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie. tab. 8. 9.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit einem weißen Halskragen. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.
1622. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart - geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.
In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte euro - päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch sei - nen starkharigen Bart, und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rük - ken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis, und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris, margine exteriore, praeter ex - timas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am - phibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig163 in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumien - bekleidungen ꝛc. vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le messager. ) F. cera alba, cruribus longissimis, crista cervicali pendula, rectri - cibus intermediis elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf - vogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademi - schen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl, als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme gebührt..
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle.) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, nigricante, striis flavis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. 1800.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.
Buffon vol. I. tab I.
164Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.
4. †. Ossifragus. der Seeadier, Fischadler, Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea - eagle, osprey.) F. cera lutea pedibus - que semilanatis, corpore ferrugineo, rectri - cibus latere interiore albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
An den europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Buffon vol. I. tab. 2.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler ver - wechselt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwänzel, Schwalben - schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite.) F. cera flava, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore.
Frisch tab. 72.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl. the falcon.) F. cera pedibusque fla - vis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
Frisch tab. 74.
165In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen an - genommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manche andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu - gethiere und Vögel, namentlich in den Mor - genländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbezitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben - falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the gooshawk.) F. cera nigra, margine pedi - busque flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.
Frisch tab. 81. 82.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier. Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cauda fasciis nigricantibus.
Frisch tab. 90. 91. 92.
In Europa.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
166Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linné und viele andre Naturforscher, aber auch Antiquarier hielten den Uhu für den Minervens - Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, (– wahrscheinlich das Käuzchen, Str. passerina –) habe ich aus den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Speci - men historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 20 sq..
2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. capite laevi, corpore albido, maculis luna - tis distantibus fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.
3. †. Flammea. die Schleiereule, Perleule, Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie.) S. corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.
4. Passerina. das Käutzchen (Fr. la che - vêche. Engl. the little owl, screechowl.) S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.
Frisch tab. 100.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great167 shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso, cano, alis nigris macula alba.
Frisch tab. 59.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur. Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri - cibus quatuor intermediis unicoloribus, ro - stro plumbeo.
Frisch tab. 60.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumahl Käfern, Grashüpfern ꝛc. die er zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dorniges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt - lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot.) Mandibula superior adunca, cera instructa; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Le - vaillant. Par. 1801 u. folg. gr. Fol..
168Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattun - gen dieses (– weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherley Familien eingetheil - ten –) Geschlechts eine so überaus eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philip - pinen, verschiedne derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Pa - pageyen viel auszeichnendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise da - mit zum Schnabel, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, An - halten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe, (Aracanga). P. macrourus ruber, remi - gibus supra caeruleis, subtus rutis, genis nudis rugosis.
Edwards's birds tab. 158.
In Südamerica.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.
Edwards l. c. tab. 292.
In Ostindien.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flava.
Frisch tab. 50.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
1694. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis al - bis, cauda coccinea.
Frisch tab. 51.
Auf Guineea, Congo und Angola.
5. Ochrocephalus. (Fr. l'amayone à tête jaune.) P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio - laceo et rubro variis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.
Daubenton Pl. 312.
In Westindien ꝛc.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.
Frisch tab. 54. fig. 1.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sage als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte weil keiner den Verlust seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts süd - americanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fisch - bein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefie - der variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.
1701. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.
7. Buceros. Der Nashornvogel, Ca - lao. (hydrocorax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recur - vatum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abenteuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ost - indien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curvato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picus. Specht (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum aculeato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschä - del unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mit -171 telst welcher diese Vögel ihre wurmförmige Zunge desto leichter hervorschießen, und an der hornigen Spitze derselben Insecten anspießen können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.
Frisch tab. 34. fig. 1.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.
Frisch tab. 35.
3. †. Maior. Der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.
Frisch tab. 36.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.
Frisch tab. 37.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu - minatum; lingua lumbriciformis, lon - gissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Frisch tab. 38.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso,172 mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle, le torchepot. Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.
Frisch tab. 39.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todus. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
Im mittlern America.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor - pore albo, cauda cuneata, rectricibus in - termediis longissimis.
In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras - sum, rectum, longum; pedes breves, gressorii.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcvon, Fr. le martin pecheur. Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi.
Frisch tab. 223.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzugehn, ist nicht wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten eine Eigenheit dieses Vogels, soudern zeigt sich173 unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschna - bel, Canarienvogel u. a.
13. Merops. Rostrum curuatum com - pressum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque vi - ridi caerulescente, gula lutea, fascia tem - porali nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, con - vexum, subcompressum, obtusiusculum, pedes ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr. la hupe. Engl. the hoopoe.) U. crista variegata.
Frisch tab. 43.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men - schenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo - gelen p. 129 sq..
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acu - tum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim -174 pereau. Engl. the creeper. ) C. grisea. subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
Frisch tab. 39. fig. 1.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. (vestiaria.) C. coccinea, rectri - cibus remigibusque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car - moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
Auf Neu-Seeland.
16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800, sol. . Colibri, Honigsau - ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato - filiforme longum. Mandibula inferiore175 tubulata, superiore vaginante inferio - rem. Lingua filis duobus coalitis tubu - losa; pedes ambulatorii, brevissimi.
Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien.
A) Curvirostres (eigentliche Colibris.)
1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rectricibus intermediis longissimis, capite fusco, gula aurata vropygioque viridi.
Edwards tab. 32.
In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.
B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)
2. Minimus. T. corpore viridi nitente, fubtus albido; rectricibus lateralibus margine ex - teriore albis.
Edwards tab. 105.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba thes. tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabnen Schnabel von mittel - mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack - haftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, sub - quadrangulare: mandibulis gibbis, in - tegris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
In Senegambien ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiovatum, arcuatum, dorsato - carinatum. Mandibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.
1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. 13.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.
17719. Corvus. Rostrum convexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. corpore atronitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea.
Frisch tab. 63.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch an - dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.
Buffon vol. III. tab. 3.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 64.
Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow.) C. cinera - scens, capite iugulo alis caudaque nigris.
Frisch tab. 65.
In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus178 Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß wo er von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.
Frisch tab. 67.
Im nordwestlichen Europa.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum caeruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.
Frisch tab. 55.
Im mildern Europa.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.
In der nördlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
Frisch tab. 58.
In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meyergeflügel, und mitunter wohl für die Saat-Felder, das aber auch zahl - lose Raupen, Schnecken ꝛc. vertilgt.
17920. Coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi pennis denuda - tum; pedes breves ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso ru - bro, remigibus nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracula. Rostrum convexo-cul - tratum, basi nudiusculum. Lingua in - tegra, acutiuscula, carnosa. Pedes am - bulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flava.
Buffon vol. III. tab. 25.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.
Catesby vol. I. tab. 12.
In Nordamerica.
22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Promerops, et des Oiseaux de Paradis, par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sau - vages. Par. seit 1801. fol. Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivio de celle180 des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vail - lant, eben das. seit 1801. fol. . Paradisvogel (ma - nucodiatta.) Rostrum basi plumis to - mentosis tectum. Pennae hypochon - driorum longiores. Rectrices duae su - periores singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo - lucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Ab - sicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über - haupt abzusprechen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..
1. Apoda. (Fr. l'Emeraude. ) P. brunnea pen - nis hypochondriis luteis corpore longiori - bus, rectricibus duabus intermediis longis setaceis.
Edwards tab. 110.
2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manucode à 12 filets. P. anterius nigra violacea, posterius alba, humeribus viride virgatis, rectricibus 12 nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.
Eine der schönsten und zugleich die seltenste Gattung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.
18123. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. 331.
In Guiana.
24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet.) Rostrum cultratum, la - teraliter compressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra ocu - los protenso.
1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab - domine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
In Sierra Liona.
25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata nigricante albo-punctata.
Frisch tab. 40. u. f.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eyer, das er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.* )oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hin - ein. – s. Weidmanns Feierabende 1. B. 1815 S. 67. zwischen dieser ihre eignen182 Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merk - würdig ist, daß seine Eyer die doch um vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl ehr die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen Gras - mücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winter - aufenthalt ist noch nicht ganz zuverlässig bekannt.
2. Indicator. Der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern auf - zusuchen weiß.
3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, corpore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.
Buffon vol. VI. tab. 15.
In Süd-Africa. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer anderm besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit weißen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.
26. Oriolus. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandi - bula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.
1831. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectri - cibus exterioribus postice flavis.
Frisch tab. 31.
Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie leben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird.) O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Catesby vol. I. tab. 13.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula.)
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen mehrere Hundert an Einem Baume hängen sieht.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schna -184 bel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von In - secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ih - nen singen, (wie mans insgemein nennt.)
27. Alauda. Rostrum cylindrico-subu - latum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.
1. †. Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.
Frisch tab. 15. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pul - veratrices) im Sande.
2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici - bus nigris: extimis duabus margine exte - riori albis, capite cristato.
Frisch tab. 15. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Sturnus. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S.185 rostro flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Frisch tab. 217.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutz - bares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Turdus. Rostrum tereti-cultra - tum: mandibula superiore apice deflexo, emarginato.
1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flavescente.
Frisch tab. 15.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fortgepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris; extimis margine inte - riore apice albicantibus, capite vropygio - que cano.
Frisch tab. 26.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis sub - tus ferrugineis, supercillis flavescentibus.
Frisch tab. 28.
Im nördlichen Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung186 der Alten, von einer ave hercynica noctu lu - cente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush.) T. remigibus basi interiore ferrugineis.
Frisch tab. 27.
Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zu - weilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachti - gall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mockbird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
Catesby vol. I. tab. 27.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu - schend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.
Edwards tab. 20.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater, rostro palpebrisque flavis.
Frisch tab. 29.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum rectum, con - vexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emarginata.
1871. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato; remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.
Frisch tab. 32.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in man - chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch - land: zumahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld - apple.) L. rostro forsicato.
Frisch tab. II. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere basis tenuiore nigris.
Frisch tab. 4. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, tectricibus caudae remigumque posticarum albis.
Frisch tab. 2. fig. 1. 2.
In der nördlichem alten Welt. Beide Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein -188 ander accompagniren, und sogar Worte nach - sprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte olivacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.
Paterson's journeys pag. 133.
Am Cap, wo Herden von mehreren Hunderten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, ro - stro, pedibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hän - gendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu. hängen kommt.
6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido-flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.
Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.
In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Kün - sten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.
7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the red - bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.
Frisch tab. 4. fig. 1.
189In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Eu - ropa gebracht.
8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flavicanti-virens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus lateralibus qua - tuor basi luteis.
Frisch tab. 2. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte abdomineque nigris, collo vropy - gioque fulvis.
Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und tab. 134. fig. 1.
Am Cap ꝛc. das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und samtschwarz; im Herbst und Winter hingegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchen.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, mandibulae basi deorsum a se invicem discedentes: inferiore late ribus inflexo-coarctata, superiore an - gustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.
Frisch tab. 6. fig. 1. 2.
190In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schnee - gränze findet. Wahlenberg über die Lapplän dischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo sie sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeß - lichen Zügen sehen läßt.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.
Frisch tab. 6. fig. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua - bus extrorsum nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus nigrican - tibus: extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.
Frisch tab. 5. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dor - soque spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus utrinque extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
5. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird.) E.191 fusca, pectore rubro, rectricibus interme - diis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.
Edwards tab. 86.
Hat den englischen, nachher in andern Spra - chen aus Mißverstand verunstalteten Namen von seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra. Rostrum conicum acu - minatum, emarginatum, basi subtrigo - num, apice declive.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent. Engl. the red-breasted black - bird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
Edwards tab. 267.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum coni - cum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch. ) F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.
Frisch tab. 1. fig. 1. 2.
In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde über - ein, und in benachbarten Gegenden wieder an - ders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.192 le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flavissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.
3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle) F. fusca, subtus nivea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flavis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis.
Frisch tab. 1. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..
5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk - kervöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro albido, corpore subfusco, pectore193 flavescente rectricibus remigibusque vires - centibus.
Frisch tab. 12. fig. 1-4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu - ropa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis, apice nigris.
Frisch tab. 11. fig. 1. 2.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel, durch Wirsing. Taf. X..
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigibus primoribus rectrici - busque nigris, utroque margine albis.
Frisch tab. 9. fig. 1. 2.
In Europa und Nordamerica.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri - cibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.
194Frisch tab. 10. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz. passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Län - dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver - breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen - den, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Frey - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Ro - strum subtrigonum utrinque emargina - tum, apice incurvo; vibrissae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.
Frisch tab. 24. fig. 1.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.
Frisch tab. 21. fig. 1. 2.
195In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.
Frisch tab. 21. fig. 3.
Im mildern Europa.
3. †. Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l' oyselet de Chypre.) M. subfusca, subtue alba, pectore cinereo maculato.
Frisch tab. 22. fig. 3. 4.
In mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - halten Fleisches weit verführt wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi - diato-oblique albis.
Frisch tab. 23. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-macu - lata, subtus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the196 black - cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sangvögel.
7. †. Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.
Frisch tab. 19. fig. 1.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach - tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns, und wird durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.
9. †. Suecica. das Blaukehlchen, die Schild - Nachtigall. M. pectore ferrugineo fascia caerulea, rectricibus fuscis versus basin fer - rugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.
Zumahl am Wasser in den gebirgigen Ge - genden der mildern alten Welt.
10. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque undulatis.
Frisch tab. 24. fig. 3.
197In der nördlichern Erde. Macht sich ein be - decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.
11. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flavis, medio albis, crista verti - cali crocea.
Frisch tab. 24. fig. 4.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.
12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incurvum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.
Edwards tab. 264.
In Guiana ꝛc.
38. Parus. Meise. (Fr. mésange, Engl. titmouse, Tom-tit. ) Rostrum integer - rimum, basi setis tectum.
1981. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great tit - mouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Frisch tab. 13. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi - ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an - dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror - nen Erdreich zu Statten kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Frisch tab. 14. fig. 1.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.
Frisch tab. 14. fig. 3.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nämlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es an - gelegt, bewachsen ist.
1994. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.
Frisch tab. 8. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendu - linmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subfer - rugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis margine utroque fer - rugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz de - scriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Ita - lien, Polen, Sibirien ꝛc. baut sich ein beutel - förmiges Nest von Pappelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der bekannten Streitfrage über den Winterauf - enthalt unserer hieländischen Schwalben, zumahl der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die an -200 dere*)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win terschlafs der Schwalben war Daines Bar - rington; in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedne Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im gan - zen hat doch aber immer das Wegziehen dersel - ben nach wärmeren Gegenden bey weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, chimney-swallow.) H. rectricibus, ex - ceptis duabus intermediis macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.
Frisch tab. 18. fig. 1.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet - sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern auf das seltsamste vermengt und verwech - selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie - derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von Wan - zen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet.) H. pedibus201 hirsutis, rectricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Frisch tab. 17. fig. 2.
Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand - martin, shore bird.) H. cinerea, gula ab - domineque albis.
Frisch tab. 18. fig. 2.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand - hügeln ꝛc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausen - blase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein - schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.
Frisch tab. 17. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus202 amplissimus; unguis intermedius intror - sum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht - rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en - goulevent, la tette-chevre. Engl. the goat - sucker, night-raven.) C. narium tubis obsoletis.
Frisch tab. 101.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein - weichen, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens. *)Les pigeons, par Mme Knip, le Texte par C. J. Themminck. Par. seit 1811, gr. Fol.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cervice vi - ridi nitente, dorso postico albo, fascia ala - rum apiceque caudae nigricante.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu - men ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi - geon pattu. Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand - gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring:204 überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüner - schwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker) mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Namen daher, weil man sich ihrer vorzüg - lich ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo utrinque albo.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.
Meist in ganz Europa.
2054. †. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour - terelle. Engl. the turtle-dove.) C. rectri - cibus apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineo - lis albis.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.
In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue, die fabelhaften Uebertrei - bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian tourtle.) C. supra lutescens lunula cervicali nigra.
Frisch tab. 141.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de - nudatis sanguineis, pectore rufo.
Frisch tab. 142.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grouse.) Macula prope oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectricum margine lunulaque ferruginea.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
206Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli - notte. Engl. the grous. ) T. pedibus hirsu - tis, rectricibus cinereis punctis, nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt - lern Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von allem wilden Ge - flügel.
5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis: intermediis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
207In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Namentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Cölonisten in Labrador und Grönland.
6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit tetras. Engl. the black cock.) T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun - dariis basin versus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Im nördlichern Europa; hat ein äußerst schar - fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halfe.
43. Numida. Caput cornutum, collum compressum coloratum; palearia carun - culacea ad latera maxillae utriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.
Frisch tab. 126.
Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ursprünglich im nördlichen und westlichen Africa einheimisch, aber auch längst nach Eu - ropa und viele Gegenden von America ver - pflanzt.
20844. Menura. Cauda elongata, plana, rectricibus 16. duabus intermediis angu - stis, longioribus, duabus externis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.
1. Superba. der Leyerschwanz, Schweifhahn.
Audebert et Vieillot oiseaux de Pa - radis tab. 14. 15. 16.
Auf Neuholland. Das Männchen wegen sei - nes großen wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der ganzen Classe.
45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei - denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge - bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah - ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst209 und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend - sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon - strositäten*)Sogar, daß bey den so genannten Hollen - oder Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abwei - chung des Bildungstriebes, die ich in der Com - mentatio de nisus formativi aberrationibus ge - nauer beschrieben und durch anatomische Abbil - dungen erläutert habe.; sowohl per defectum (– s. oben S. 22. –), wie der ungeschwänzte Bluthahn; als per excessum (– a.a. O. –), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen**)Von der bekannten aber doch immer physiologisch - merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..
Unter den übrigen Abarten verdienen beson - ders bemerkt zu werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries - ländische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,210 daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Hat den Namen vom Flusse Phasis in Min - grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta - tus et undulatus, remigum II interiorum latere exteriore ocellato, genis nudis, oc - cipite nigro subcristato, rectricibus 2 in - termediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste pracht - vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumahl in Schina zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.
Edwards tab. 68. 69.
211Bey dieser und der folgenden Gattung zeich - nen sich die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
Edwards tab. 66.
46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utraque mandibula. Pennae caput tegentes revolutae.
1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.
Buffon vol. II. tab. 13.
In Guiana ꝛc.
47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula mem - branacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge - bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock.) P. capite crista com - pressa, calcaribus solitariis.
212Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Un - ter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.
49. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque utrinque cristato.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbunde - nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.
50. Struthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore parvo mutico, spinis ala - rum binis.
Latham vol. III. P. I. tab. 71.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 77.
213Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö - gen zum Flug wird bey ihm durch die ausneh - mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet. *)Volat curriculo. Plaut.Von seinen Eyern deren er wohl 30 legt, hält jedes ohngefähr so viel als 24 Hünereyer. Vor - züglich wird er durch seine Federn schätzbar.
Der americanische Straus (Str. rhea) ist zumahl in Chili zu Hause.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 97.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft - lichen Kiele.
Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis entdeckt worden.
51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque man - dibula inflexo apice; facies ultra ocu - los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda brevissima, pennis incurvis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der214 deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung ange - stellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Verän - derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..
So weit die Landvögel. Nun die Wasservögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe Stelzenartige Beine, und auch mehren - theils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
52. Phoenicopterus. Rostrum de - nudatum, infracto-incurvatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.
2151. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1814.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.
53. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel - reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon - bill.) P. corpore albo, gula nigra, occi - pite subcristato.
Frisch tab. 200. u. f.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten Welt.
54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.
Latham vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Süd-America.
55. Mycteria. Rostrum subadscen - dens, acutum: mandibula superiore triquetra; inferiore trigona acuminata adscendente; frons calua: nares linea - res; pedes tetradactyli.
2161. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cicogne du Bresil.)
Latham l. c. tab. 26.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
56. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boatbill.) C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. 26.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetra - dactyli.
1. Pavonina. der Kron-Branich. (Fr. l'oiseau royal.) A. crista setosa erecta, tempori - bus palearibusque binis nudis.
Buffon vol. VII. tab. II.
Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig ge - wunden.
2. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis extus testaceis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In der nördlichen alten Welt.
3. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus cute - que sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,217 sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht sel - ten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..
4. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite crista nigra dependente, corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pectoralis nigris.
Frisch tab. 199.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen etc**)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le - vante gesehen habe, das war bloß in der schönern Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiednen weißen, kommen hingegen wie gesagt von der Garzetta..
5. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.
Buffon T. VII. tab. 20.
Zumahl in Persien ꝛc. Mit den kostbaren lan - gen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.
6. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeviusculo, supra testacea, maculis trans - versis, subtus pallidior maculis oblongis fuscis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
21858. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretiusculum, subarcua - tum: facies nuda ultra oculos: pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu - menius ibis Cuvier.) T. albus, remigum apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi - bus secundariis elongatis nigro-violaceis.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 86.
Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Symbol der Ueberschwemmung des Nils*)Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft., auf ihren Denkmählern verewigte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mumien bereitete**)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge - habt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chh. Aug. Langguth de mumiis avium in labyrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größ - ter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier***)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Past. Hesse aus der Capstadt erhalten habe..
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch - land vorkommenden Tantalus falcinellus einer - ley zu seyn.
21959. Scolopax. Schnepse. Rostrum teretiusculum, obtusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.
1. †. Arquata. die Brachschnepfe, das Brachhuhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew.) S. rostro arcuato, pedi - bus caerulescentibus, alis nigris maculis niveis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1809.
Weit verbreitet, zumahl an den Küsten und Ufern der nördlichen Erde.
2. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femori - bus tectis, fascia capitis nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.
3. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico uni - articulato, a terra elevato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque220 rubris, rectricibus tribus lateralibus imma - culatis, facie papillis granulatis carneis.
Frisch tab. 232. u. f.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, mit welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le van - neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit. ) T. pedibus rubris, crista depen - dente, pectore nigro.
Frisch tab. 213.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier, Engl. plover.) Rostrum te - retiusculum, obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche, der Brach - vogel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigri - cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis.
Frisch tab. 214.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
62. Recurvirostra. Säbelschnäb - ler. Rostrum depresso planum, subula - tum, recurvatum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.
Buffon vol. VIII. tab. 38.
221In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
63. Haematopus. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea-pie, oyster-catcher.) H. rostro pedi - busque rubris.
Latham vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.
64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandibula superiore mar - gine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl. the purple Water-hen.) F. Pedibus fissis. fronte pedibusque rubris, corpore viridi subtus violaceo.
Buffon vol. III. tab. 17.
Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gesieder. Wird leicht zahm.
2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pedi - bus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.
Frisch tab. 209.
In der mildern nördlichen Erde.
22265. Parra. Rostrum teretiusculum, ob - tusiusculum. Nares ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. unguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.
Buffon vol VIII. tab. 16.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
66. Rallus. Rostrum basi crassius, compressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetra - dactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker - hen.) R. alis rufo-ferrugineis.
Frisch tab. 210.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
67. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, convexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra, pectore columbino.
Latham vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.
223Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehresten mit einer ausnehmend nerven - reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 147. –) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knorplige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei - stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the sea-crow, cut-water.) R. nigricans, sub - tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
224In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.
69. Sterna. Rostrum edentulum, subu - latum, subrectum, acutum, compressius - culum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.) S. corpore nigro, fronte albicante, super - ciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wende - zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver-bird.) S. cauda forficata. rectricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
Frisch tab. 119.
An der ganzen nördlichsten Erde.
70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acumi - natum, pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri - dactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Frisch tab. 185.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niveo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. 185.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
2253. †. Urinator. (Fr. la grébe.) C. capite laevi, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.
Edwards tab. 306. fig. 2.
Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silberweißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.
71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandi - bula inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheuren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans, dorso canescente, rectricum apici - bus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
Am nördlichen Ocean.
72. Plotus. Rostrum rectum, acumi - natum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. 72.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.
22673. Phaëthon. Rostrum cultratum. rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille - en-queue. Engl. the tropic-bird.) P. rectri - cibus duabus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico con - nexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen - den Fischen.
74. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus: superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes ungue postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest - bird, stormfinch, mother cary's chicken.) P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmäh - lich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.
22775. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du cap) D. alis pennatis longissimis, pe - dibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. 88.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeres-Fläche. Nährt sich großen - theils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..
76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, unguiculato: pedes ae - quilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.
a) Rostro edentulo.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli - can. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welt - theile, (wenn anders die americanische Kropf - gans nicht specifisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselstimme, den deutschen aber von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.
2282. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissi - mis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.
Edwards tab. 309.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü - gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.
Frisch tab. 187.
Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst unbekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden.
Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abge - richtet. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. –)
b) Rostro serrato.
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro - stro remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.
Brisson T. VI. tab. 44.
Häufigst im Norden von Europa und America, zumahl auf den schottischen Inseln, und nament - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. pag. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der armen229 Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ohngefähr fünf Tage halten aber auch augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind. *)s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8.
77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, conuexum, obtusum: lingua ciliata, obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
Frisch tab. 152.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unter - scheiden. Dieser letztere gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.
Der schwarze Schwan mit weißen Schwung - federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden**)s. Valentyn's Oost-Indien III. D. 2. St. p. 69. tab. D. .
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A.230 rostro semicylindrico: cera gibbosa palpe - bris tumidis.
Frisch tab. 153. 154.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter - scheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat un - ter den warmblütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.
Edwards tab. 151.
Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.
Frisch tab. 156.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Gegenden, wo sie sich un - ter andern von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatisera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel231 nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 198.), die daher auch bey vielen Ornithologen den Namen Bernicla oder Barnacle führt.
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard.) A. rectricibus inter - mediis (maris) recurvatis, rostro recto.
Frisch tab. 158. u. f.
Die wilde Ente findet sich fast in in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah - nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostro extremo dilatato rotundato; ungue incurvo.
Frisch tab. 161. u. f.
232Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.
78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista lon - gitudinali erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.
Frisch tab. 190.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie an - dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
79. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibba.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palbebra supe - riore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.
80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu -233 lum, subcultratum, longitudinaliter oblique sulcatum; mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinni - formes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich - sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See - land zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Com - ment. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flavescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flava.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, superciliis fasciaque pectorali albis.
Edwards tab. 94.
Häufig am Cap ꝛc.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vorzüglich da - durch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unordent - licher sind als bey den beiden Classen mit war - mem Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genannten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aus - halten, und auffallende Extreme von Hitze235 und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis - schollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschieden - heit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk - zeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Amphibien mannigfaltiger als bey den warm - blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andre mit horn - artigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen236 Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf - enthalt angewiesen. Manche gehen willkür - lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nah - rung nach. Andre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge - wisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andre hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimm - ten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich237 selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh - mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro - ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Ge - hirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwä - chere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bey den warmblüti - gen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen wor -238 den, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Com - mentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen be - kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten; – dagegen aber wohl alle die kältern Wintermo - nathe in Erstarrung zuzubringen; und das zwar theils einzeln, theils wie unsere hieländischen Frösche und Salamander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäft der Am - phibien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See - Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs in - nigste um einander, und züngeln dabey mit gebogenem Halse auf einander los. Die Was - sermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brunst - zeit bloß um sein Weibchen herum und be - spritzt die Eyerchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin - nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad - poles) haben anfangs noch keine Füße, son - dern dafür einen langen Ruderschwanz: auch, so wie die jungen Salamander, eine Art von Fischkiemen (branchiae oder Swammer - dam's appendices fimbriatae) zu beiden241 Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden*)Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Ei - dechsenähnliche (– aber im System wohl noch nicht mit Bestimmtheit unterzubringende –) Amphi - bien, der Proteus anguinus, in dem unterirdischen Sittichersee in Crain, und die Siren lacertina in den Gewässern von Carolina, haben ganz anomalischer Weise zugleich ansehnliche Lungen und doch auch solche Kiemen, wie sie sich sonst nur im Larvenzustande der oben gedachten Repti - lien zeigen.Vom Proteus – der vorn 3, hinten nur 2 Zehen, keine Oeffnung der Augenlieder und doch unter der Haut Rudimente von Augäpfelchen hat – s. Herrn von Schreibers (dem ich selbst ein treffliches Exemplar des eben so wunder - samen als seltnen Thiers verdanke) in den Philo - sophical Transactions v. J. 1801. und Herrn Treviranus den ält. im Commentat. Soc. scient. 242Gotting. recent. vol. IV. – Von der Sirene Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben dieser Societätsschriften – und von beiden Hrn. Cüvier in dess. Recherches anatomiques sur les reptiles regardés encore comme douteux ꝛc. Par. 1807. 4..
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländi - schen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträcht - lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Eidexen ꝛc. – auch von Schild - kröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbei - ten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sat - teln ꝛc. –
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser - schlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ordnungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ovipara der243 ältern Naturforscher) – Schildkröten, Frösche, Eidechsen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha - ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testudo. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle, Span. galápago) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis*)s. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild - kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Erlang. 1792. 4..
Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober - theil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun - gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie - gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. – Ueberhaupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bildung245 dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, un - guiculis tribus, testa orbiculari ovata, mem - branacea, grisea, striata, scabra.
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutel - lis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde. 1. Th. S. 68 u. f..
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ovata.
Schöpff tab. 17. fig. 2.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent - ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmack - haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack - haftes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild - kröte (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.
246Im mildern Europa.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis.
Schöpff tab. 10.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hoch - gewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) nud Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor posticis longioribus*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge - schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi - formi, digitis anticis muticis quadridentatis, posticis unguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge aus - heckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, dem - selben auf den Rücken, und befruchtet sie hier - auf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwach -247 sen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaul - quappen*)S. Camper im IX. Bande der commentat. soc. reg. scientiar. Göttingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nach - dem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abenteuerliches Ansehen.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.
Catesby vol. II. tab. 72.
In Nord-America. Fast von der Größe eines Meerschweinchens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis.) R. femoribus postice oblique striatis.
Seba vol. I. tab. 78.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer als der ausgebildete, zu seiner Reise gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nach - dem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventri - coso verrucoso lurido fuscoque.
248Rösel tab. 20. 21.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Stein - blöcken ꝛc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma - culato, pupilla triquetra.
Rösel tab. 22.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita, Laurent). R. verrucosa, linea dorsali flava, lateralibus rufescentibus.
Rösel tab. 24.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein: gibt aber einen eignen dumpfen Laut von sich, der allerhand aber - gläubige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Rösel tab. 1-8.
Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Jungen nach warmen Sommer-Regen haufenweise her - vorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.
9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö - ling, Marxgöker. R. viridis, corpore an - gulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.
Rösel tab. 13-16.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem249 Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit be - kommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau - men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Mar - tin, le graisset). R. corpore laeui, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digito - rum lenticulatis.
Rösel tab. 9-12.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, wo - mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa - rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen Blase auf.
3. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4.. Corpus tetrapodum cau - datum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.
In Ostindien und Africa.
2504. Lacerta. Eidechse. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pe - dibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Crocodilus vulgaris Cuv.) L. rostro ae - quali, scutis nuchae 6. squamis dorsi qua - dratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*)Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.: und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und andre große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**)Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Mu - seum d'histoire naturelle T. X. 1807.und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire über zweyerley Gattungen von Nil-Crocodilen..
2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus scler - ops Cuv.) L. porca transversa inter orbi - tas, nucha fasciis offeis 4 cataphracta, pe - dibus posticis semipalmatis.
Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.
Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent - liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die - ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von welchen allen aber nur251 die drey innern mit Krallen bewaffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.
Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.
Zumahl im Ganges.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico squamis margi - natis, maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ueberaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbaren Ge - fährten verrathen soll.
5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten, die es mit seiner langen vorn kolbigen ausge - hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür auf -252 blähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Rich - tungen, eins z. B. aufwärts, das andere hin - terwärts ꝛc. und zwar schnell bewegt werden kön - nen. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wie - derschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l. 47. tit. 20 oder saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concavis.
Seba vol. I. tab. 109.
In Aegypten, in Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fuß - zehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.
8. Scincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamosis marginatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.
9. †. Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer - Eidechse. L cauda verticillata longiuscula,253 squamis acutis, collari subtus squamis con - stricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was - ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri - busque verrucosis, abdomine flavo, nigro - maculato.
Laurenti tab. 2. fig. 4.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin - laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 31.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.
Die Schlangen*)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Amphibien. Duisb. 2. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Ser - pents. – together with experiments on their several poisons. Lond. 1796 gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn - laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in - dem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltne sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten**)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlan - gen. Göttingen, 1817. 8.. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit ♂ bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.,255 das in eignen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende, ge - gen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne (– als durch einen Aus - führungsgang –) beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkie - fers befindlichen Giftzähne geben auch den zu - verlässigsten Character ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen - den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan - gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I. , da bey den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be - setzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –); außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.
5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.
2561. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri - gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel - hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein - lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenig - stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cera - sten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer Beob - achter, Herr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß - halb die dasigen jungen Indianer um Eich - hörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „ über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton.” gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von gülti - gen Augenzeugen versichert; ist aber keine aus - schließliche Eigenheit dieses Geschlechts da man257 das nähmliche auch an mehreren andern Schlan - gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcau - dalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B. scutis 240. scutellis 60.
Merrem II. Heft tab. I.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adan - son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu allerhand Kunst - stücken abgerichtet. – die Amaru-Schlange in Süd-America, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.
7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta abdominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Na - men der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.
2582. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C. tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa - mis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.
Diese von den beiden über den Augen stehen - den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Laurenti tab. 2. fig. 1.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. †. Natrix. die Ringel-Natter, Schnake, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier. ) C. scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu - mahl an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.
259Diese ausnehmend schönfarbige und unschul - dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin - rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein - gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be - zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu - richten.
8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch - schlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, flow - worm.) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spielarten.
2602. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kal - tem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu beiden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht wie an den Frosch - larven ꝛc. außerhalb desselben frey hervorragen - den) Kiemen Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter ei - ner oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut -262 gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Grä - ten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen, in - dem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemenöffnung (apertura branchia - lis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Sei -263 ten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bey einigen andern hin - gegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizon - tal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s. plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris - matisch oder vierkantig ꝛc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah - men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so genannten, die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfal - tigsten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische, (so wie auch des Flugs der Vögel,) s. vorzüglich Aug. W. Zachariä's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil den besonders ihr Aus - athmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de Middelen, door welke de Visschen zich bewegen ꝛc. (Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merk - würdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knor - peligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be - wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor - sales); die seitwärts hinter den Kiemen be - findlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanz - flosse (pinna caudalis), die immer eine ver - ticale Stellung hat.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Was -265 sers erheben und kleine Strecken weit fort - fliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten cartesiani - schen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver - sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca - nals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Ver - bindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Was - ser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in war - men mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement Vol. V. pag. 540 u. f..
Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach - gehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi -266 schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf - enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu be - stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America**)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American. philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B..
Die Fische sind größten Theils fleischfres - sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer - den, versehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit an - dere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritz - röhre, um dadurch die über dem Wasser flie - genden Insecten gleichsam herab zu schießen.
267Andere, wie drey Seefische, der Zitterroche, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschüt - ternden und betäubenden Kraft ꝛc.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl - reichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m. *)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 418 u. f. der zweyten Aufl.
Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschla - gen sind ꝛc.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nämlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg - lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Land - wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)s. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchgehends beiderley Sexual - organe haben, so wie man hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, anomalisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. E. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000 bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemachs vollends aus - gebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Brasi - lianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannig - faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemessnen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit. – Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häu - figst in Lampen gebrannt. – Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche Theile einiger Fische werden zu technischem Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind manche Fische wenigstens in ge - wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen: nämlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche Herr Gr. la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt: nämlich
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
272Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs be - findlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam - proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
Bloch tab. 77.
In der Nordsee so wie im mittländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.
Bloch tab. 78.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.
2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi - stula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Namen Myxine den Gewürmen bey - gezählt.
2751. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)
Bloch tab. 413.
An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche*)Ueber dieses un die beiden folgenden und das Chimaera-Geschlecht s. Ed. Eichwald de Se - lachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wun - derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Ar - ten hat man ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu haben**)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Un - geachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittländischen Meere. Der be - kannteste von den so genannten elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2762. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair.) R. varia, dorso medio gla - bro, cauda unico aculeorum ordine.
Bloch tab. 79.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf - tes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo - nette.) Engl. the sting-ray) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
Bloch tab. 82.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum te - retiusculum. Os in inferiore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
Bloch tab. 85.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau. ) S. capite latissimo trans - verso malleiformi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.
In den mehresten Welt-Meeren.
2773. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.
Bloch tab. 120.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun - den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie - fern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son - dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge - lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder - hohlten Mahlen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.
Bloch tab. 120.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zäh nen besetzt.
5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil) Pin - nae pectorales branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
2781. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depressus capite rotundato.
Bloch tab. 87.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput com - pressum. Apertura supra pinnas pecto - rales. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore poste - rius subvilloso.
Bloch tab. 148. fig. 1.
In beiden Indien.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes pri - mores incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per - tusis.
Bloch tab. 124.
Im nördlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor - pelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia so - litaria, linearia. Os sub capite, re - tractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dor - salibus 11.
Bloch tab. 88.
In allen europäischen Meeren, auch im caspi - schen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so - wohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor - salibus 15.
Bloch tab. 89.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Bloch tab. 129.
280Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasser - fisch, und vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus. ), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels u. a. bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre. ) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn an - ders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus, muticus.
Bloch tab. 130.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibus binis.
Bloch tab. 133.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
2811. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laevi, hu - meris prominentibus.
Bloch tab. 140.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papil - lis setaceis.
Bloch tab. 142.
Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish. ) T. laevis compressus, cauda truncata: pinna bre - vissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
Häufig im mitländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.
28211. Diodon. Corpus spinis acutis mo - bilibus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.
Bloch tab. 126.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump-sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.
Bloch tab. 90.
In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brust - schilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.
Bloch tab. 123 fig. 1.
Im mittländischen Meer ꝛc.
28314. Syngnathus. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato, maxilla infe - riore mobiliore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato.
Bloch tab. 91. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-horse.) S. pinna caudae quadran - gulae nulla, corpore septemangulato tu - berculato.
Bloch tab. 116. fig. 3.
Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat seinen Namen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphra - ctum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
Bloch tab. 109. fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brust - flossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spi - racula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora - libus nullis.
Bloch tab. 153.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär - mern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, corpore unicolore.
Bloch tab. 73.
Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reißbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er sicher lebendige Junge*)s. Voigts neues Magazin XII. B. S. 519..
17. Gymnotus. Caput operculis late - ralibus. Tentacula duo ad labium su -285 perius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna cari - natum.
1. Electricus, der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Bloch tab. 156.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)S. Sammlung seltener und merkw. Reisege - schichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Ungefähr mannslang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmelnde Sümpfe trei - den, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex, von Humboldt's Ansichten der Natur 1. B. S. 37 u. f..
18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensifor - mes, apice semisagittati: primores ma - iores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
Bloch tab. 158.
In beiden Indien.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)
28619. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque conici, divergentes, sex pluresve, mo - lares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus tere - tiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.
Bloch tab. 74.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sand - launce) A. maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 75. fig. 2.
Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Küstensand, wo er in England und Hol - land in Menge herausgestochen wird.
21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Cor - pus ensiforme.
1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula. British Zoology. App. tab. 93.
287Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Austerschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..
22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus ova - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. unicolor.
Bloch tab. 160.
An America.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.
Bloch tab. 76.
In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für die Calabrischen und Sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang**)Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..
24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compres - sum. Pinnae pectorales minutae.
2881. Morrisii.
Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.
An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchscheinender Rieme*)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafrikanischen Küste, ver - danke ich der Güte des Herrn Pastor Hesse..
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.
25. Callionymus. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
Bloch tab. 161.
Im atlantischen Ocean.
26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. ra - diis 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star-gazer.) U. cirris multis in maxilla inferiore.
Bloch tab. 163.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
28927. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, flingfish) Trachinus.
Bloch tab. 61.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.
28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acumi - natae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 62.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor - züglich aber an den englischen und schottischen Küsten. – viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf - fallender Stärke und langanhaltender Dauer*)s. Hrn. Hofr. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde u. Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..
2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 63.
Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.
Bloch tab. 64.
290Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nahmen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei - tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor - züglichst in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 65.
In den europäischen Meeren.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, ma - xillis aequalibus.
Bloch tab. 70.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten deutschen Fische.
29. Blennius. Schleimfisch Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.
Bloch tab. 72.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
30. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6; corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
Bloch tab. 170.
Im mittländischen Meere.
31. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transverse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish. ) E. cauda bifurca, striis capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin - terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollen Lauf zu hemmen vermöge.
32. Coryphaena. Caput truncato - declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.
2921. Hippurus der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra - diis dorsalibus 60.
Bloch tab. 174.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunder - schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.
33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ventrales unitae in ovatam.
1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor - sali secunda radiis 14.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.
Im atlantischen und indischen Ocean.
34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
Bloch tab. 38. fig. 3. 4.
An den nördlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Raulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le Chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. lae - vis, capite spinis duabus.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen aus - gekrochen sind aufs sorgfältigste.
293[35]. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxil - lis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
Bloch tab. 183.
In Ostindien.
36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium superius membrana transversa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transverso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.
Bloch tab. 139.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.
Bloch tab. 41.
Beide im atlantischen Meer.
37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Oculis utrisque in eodem latere fron - tis. Membr. branch. rad. 4-7; cor - pus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die294 anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrä - gen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tuber - culis 6 capitis.
Bloch tab. 42.
Nebst den folgenden besonders in den nörd - lichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun - der.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.
Bloch tab. 44.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia - tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.
Bloch tab. 46
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dex - tris, corpore toto glabro.
Bloch tab. 47.
Theils von vier Centnern an Gewicht; unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Bloch tab. 49.
Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmackhaftesten Fische.
29538. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, nume - rosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin - nae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.
Bloch tab. 202.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer - den müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.
Bloch tab. 200.
In Ostindien.
39. Sparus. Brachse. Dentes pri - mores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.
Bloch tab. 266.
Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, corpore fasciis nigris.
Bloch tab. 264.
296Im mittländischen Meer. Die Männchen sol - len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.
Bloch tab. 267.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.
40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.
Bloch tab. 287.
Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.
41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.
Bloch tab. 297.
Wie so viele andere Gattungen dieses Ge - schlechts im rothen Meere.
29742. Perca. Opercula spinosa, antror - sum serrata. Membr. branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea lateralis cum dorso arcuata.
1. †. Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch. ) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.
Bloch tab. 52.
In Europa und Nordasien.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 23.
Bloch tab. 51.
So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von an - sehnlicher Größe in der Donau.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.
Bloch tab. 53. fig. 2.
43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam utrimque ca - rinatum. Pinnae ventrales pone pecto - rales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.
Bloch tab. 53. fig. 3.
In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine und statt Dünger gebraucht.
2982. Ductor. der Lootemann. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus 4, membrana branchiostega 7-radiata.
Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Begleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Re - quin (Squalus carcharias) findet. Einige Ue - bertreibungen abgerechnet ist bis Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'af - fection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..
44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Bloch tab. 54.
Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhaf - ter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis in - ferioribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.
In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche an - dere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.
Bloch tab. 55.
299In der Nordsee, dem mittländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.. – Ihm ähnelt die zumahl aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.
45. Mullus. Caput compressum, de - clive, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe. trigla. Fr. le surmulet) M. cirris geminis, corpore rubro.
Bloch tab. 348. fig. 2.
Zumahl im mittländischen Meere. Ungefähr fuß - lang. Berühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwelger damit getrieben, so wie wegen des physiologisch merkwürdigen wunder - samen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie der Goldkarpfe – S. 292 – u. einige andere) im sterben zeigt**)Seneca quaestion. natural. I, III. c. 17 sq..
Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht speci - fisch von dieser Gattung verschieden.
46. Trigla. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.
Bloch tab. 351.
Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-Meeren.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasser - Fische sind aus dieser Ordnung.
47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.
Bloch tab. 361.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Goetting. 1818. sol. pag. 68 sqq. tab. III..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.
Bloch tab. 31. fig. 3.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.
Bloch tab. 31. fig. 1.
301In Europa kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig*)Heisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814..
48. Silurus. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spi - nosus, retrodentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali unica mutica, cirris 6.
Bloch tab. 34.
In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hausen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda integra.
Catesby vol. III tab. 19.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur.) S. pinna dorsali unica lumbari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Fin - det sich im Nil und mehrern andern africani -302 schen Flüssen. Wild ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.
49. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeve depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
Bloch tab. 374.
In Südamerica.
50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adi - posa: pinnae ventrales multiradiatae.
1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau - mon. Engl. the salmon.) S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente.
Bloch tab. 20. 98.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils, wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäg - licher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
Bloch tab. 21.
303An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.
Bloch tab. 22. 23.
In schattigen Waldbächen des gebirgigen mil - dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.
Bloch tab. 104.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (cu - lex pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Bloch tab. 28. fig. 2.
Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. – Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring. Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän - der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund - fleische, in größter Menge gleichsam statt Brot oder Kuchen verzehren.
6. †. Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.
Bloch tab. 25.
In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der304 mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Bloch tab. 24.
Im mittlern Europa und Sibirien.
51. Fistularia. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus. ...
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Bloch tab. 387.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.
52. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breviore, in - feriore punctata; dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) E. rostro depresso subaequali.
Bloch tab. 32.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raub - fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, Kröten ꝛc. viele Wasser - vögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) E. rostro utraque maxilla subulato.
Bloch tab. 33.
305In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge.
53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales numerosae.
1. Bichir.
Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'histoire naturelle tab. 5.
Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.
54. Elops. Caput laeve. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Bloch tab. 393.
Auf Jamaica.
55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. 24.
Hat den Namen von seinem Vaterlande.
30656. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Bloch tab. 393. fig. 3.
Im mittländischen Meere.
57. Mugil. Caput; Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Opercula laevia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queardiata.
Bloch tab. 394.
Im mittländischen u. a. Meeren.
58. Exocoetus. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine utrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.
Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoetus mesogaster (– Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 100. –) die zumahl im Westen des307 atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die läng - sten sind.
59. Polynemus. Caput compressum, undique squamosum; rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel. 7. Corpus digitis liberis ad pin - nas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.
In Westindien.
60. Clupea. Caput maxillarum supe - riorum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne se - taceae. Abdominis carina serrata. Pin - nae ventrales saepe novemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herr - ing.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 29.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark ver - mehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst308 bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Nor - wegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.
Bloch tab. 29. fig. 2.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittländischen. Ist von manchen Na - turforschern irrig für den jungen Häring gehal - ten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.
Bloch tab. 30. fig. 1.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 30. fig. 2.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.
61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.
3091. †. Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani radiis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo utrinque serrato.
Bloch tab. 18.
Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*)s. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio secundo po - stice serrato.
Bloch tab. 16.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nörd - lichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Miß - geburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, schei - nen doch keine bloße Spielart, sondern eine be - sondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Bloch tab. 19.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. 310Die Goldschleihe*)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deut - schen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.
Bloch tab. 11.
In Europa und Mittel-Asien.
5. Auratus. das schinesiche Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida transversa bifurca.
Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherley wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Farben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitre Nahrung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pel - lucido.
Bloch tab. 8. fig. 5.
Häufig in der Weser.
3117. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.
Bloch tab. 96.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.
Bloch. tab. 8. fig. 4.
So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glas - perlen gebraucht*)S. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.
Bloch tab. 13.
Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter - scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen - den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein Gerippe – haben, auch Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom - menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter - leib, wie durch Einschnitte von einander ab - gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch besondere313 theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und end - lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig aus - gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun - dert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß - liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab - zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be - dürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst vielartige Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei - chen Größe ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör - pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn - artigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen;314 und wodurch diese Thiere vor mancherley Un - fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten Thiere von unbeschreib - licher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium: commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür - mern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus taufen - den von Facetten, bey einigen auch aus zahl - reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfar - bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hum - mer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myo - pische kleine Augen hatten. Nur wenige In - secten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insecto - rum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8., die bey den verschie - denen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig316 gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, – Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor - den, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die Insecten gar sehr von den rothblütigen Thie - ren ab.
Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal317 von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver - schiedene Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh - ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh - lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Krebsen, Heu - schrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund sondern durch mancherley andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 272 u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin318 animalische und vegetabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde*)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalte be - stimmt ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzutreffen, und sogar größere In - secten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge - wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent - halt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert ver - schiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden. – So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt319 auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor - den sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu ver - fertigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe - riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent - weder wie die Kleidermotten und Frühlings - fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen ꝛc.,320 oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben; oder die wie manche Wasser - käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zube - reiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch - lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma - terie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. – eine große Be - stimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bey - spiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver - dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine321 Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eigenen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielarti - ger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); an - dere mit einem zugespitzten hornartigen Bohr - rüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spann - raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge - wächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar - keiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beiden Geschlechter ein - ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und an - dern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und gebohren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiede - nen Insecten seht viel Eigenes. Bey nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber - haupt aber leben die mehresten in sofern in ei - ner gezwungenen Monogamie, daß sie schlech - terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswür - digen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut ange - messensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eyer; denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült noch durch andern Zufall leicht zer -324 stört werden können. Einige wenige Insecten gebähren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bey weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta - morphose. Es kommt nähmlich kein ein - ziges geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Kör - perbau (gegen die gemeine Meynung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen Europäi - schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an - ders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.325 Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5. und Hrn. Prof. Herold's Entwickelungs - geschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f..
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155. Mahl schwerer sind als da sie aus dem Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie er - nähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebil - det wird, heißt sie Nymphe. Manche kön - nen sich während dieses Zustandes herum be - wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe326 (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen Insect (in - sectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol - viren diese letzte Role ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestim - mungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der Insecten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen327 wenig bemerkten Thiere an der großen Haus - haltung der Natur haben, desto mannigfalti - ger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen ani - malischen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför - dern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Ver - schiedenartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von Europa so wie im328 Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. ver - braucht wird. Für die Arzney sind vorzüg - lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maywürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käser gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schaden*)Kirby and Spences a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nach - theilig; andere, wie so viele Raupen, Erd - flöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obst -329 bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes - Gattungen und die Holzraupen den Hol - zungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz - werk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturalien - sammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe dem Entwurf des R. Linné wie es die Einrichtung eines solchen, besonders auch zu halbjährigen Vorlesungen über die ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl nicht anders gestattet.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen, Decken oder Schei -330 den belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz - weis zusammen gelegten oder gerade aus - gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzi - gen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.
Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co - leopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlechte ins beson - dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holzbocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd - Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle. ) Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
3341. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidentato, capitis recurvato; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau - men dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün ꝛc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Frisch P. IV. tab. 7.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein - zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas - hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi - nentia triplici, capitis cornu incurvato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Reben großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.
335Namentlich häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als das heiligste ihrer my - tischen Symbole, als Sinnbild der Ober - und Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherley andern Kunstwerken vorgestellt worden*)s. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen (und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel - latus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.
Im Kuhmist.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; vertice prominulo; antennis rubris.
Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt, so ist meist auch für den fol - genden Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.
Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.
Häufig im Schafmist.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gartenkäfer. S. scutellatus muticus, capite336 thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri - seis, pedibus, nigris.
Frisch P. IV. tab. 14.
Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-chaffer, Cock chaffer.) S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso; cauda inflexa, incisuris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zu - weilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ganz ernst - lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als May - käfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti -337 cus auratus, segmento abdominis primo lateribus unidentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er mit angefeuchteten Brot - rinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhal - ten worden.
2. Lucanus. Antennae clavatae; clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the flag beetle.) L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere uniden - tatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip - zangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo perfoliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace in - flexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.
Frisch P. V. tab. 9.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.
3382. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopf - ten Thieren ꝛc.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Ver - kohlen, geschweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tan - nenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brot - käfer. D. oblongus, serrugineus, oculis rufis.
Frisch P. I. tab. 8.
Seine Larve verzehrt zumahl das Brot, wird daher namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.
3394. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pan - nache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis ultimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput ex - cipiens.
1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subopterus, thorace quadridentao, elytris fasciis duabus alpis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum F.) die Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decurvato. Caput intra corpus retra - ctile. Os forcipatum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
3406. Gyrinus. Antennae clavatae, rigi - dae, capite breviores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhus. Antennae clavatae sub - solidae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebu - losus, elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod - tengräber. (Fr. le sossoyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Namen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weiten auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maul - wurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
3419. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfiliformes, extrorsum crassiores. Ely - tra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
Besonders häufig am Alant.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma - rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm - chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semicordata. Corpus hemisphae - ricum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punctis nigris septem.
Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey mancherley Zahnweh empfohlen werden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
3421. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.) C. ovata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun Germ. Heft 44. t. 3.
Häufig an der Schafgarbe*)S. Hrn. Prof Gravenhorst's critische Bestim - mung dieser oft verkannten und mit andern verweckselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..
2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den drit - ten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti - caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilien - kafer. C. oblonga rubra, thorace cylin - drico utrinque impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, giebt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusiformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
3431. †. Atra. H. corpore toto atro. Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica dem Mais großen Schaden.
2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femoribus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.
Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein - harten, daumensdicken. Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.
14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. cha - ranson.) Antennae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum pro - minens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm - bohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, elytris abbreviatis striatis.
344Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
Zumahl in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmack - haftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C. longiroster piceus oblongus thorace pun - ctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi - roster cylindricus subcinereus, elytris mu - cronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan - zen, aber nicht das darauf wohnende unschul - dige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plan - tisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.
3456. †. Pomorum. C. longirostris femoribus an - ticis dentatis, corpore griseo nebuloso.
Frisch P. I. tab. 8.
Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.
7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi - roster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Diamond Beetle.) C. breviroster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegra - ben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabus. Caput postice atte - nuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen - wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
34616. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus). Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knar - renden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coni - formibus utrinque spinosis, antennis brevibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn - schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.
Frisch P. XIII. tab. II.
Giebt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.
Frisch P. XIII. tab. 12.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.
34717. Leptura. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau - rata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. An - tennae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. elytris abbreviatis ferrugineis immacu - latis, antennis brevioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filifor - mes. Elytra flexilia. Thorax planus, semiorbiculatus, caput subtus occultans cingensque. Abdominis latera plicato - papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männ - chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.
348Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Abdominis latera pli - cato-papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, macula nigra, elytris fuscis.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge - krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho - rax retrorsum angulatus. Mucro pecto - ris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer - tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn - liche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. Der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flava glabra.
349Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei - tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin - stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphores - cirenden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris, pe - dibus corporeque nigris.
Häufig auf Viehweiden.
22. Cicindela. Sandkäfer. Anten - nae setaceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli. Tho - rax rotundato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu - lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.
23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laevi, corpore inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
3. †. Viridis. B. elytris integerrimis subli - nearibus punctatis, thorace deflexo, viridi elongato.
350Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jahren in hiesiger Gegend große Ver - wüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängelte Gänge fras.
24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hydrocantharus) Antennae setaceae aut clavato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. anten - nis perfoliatis, corpore laevi, sterno cari - nato, postice spinoso.
Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den ein - geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus - gekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro - rumque margine flavis (mas.).
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat - tungen dieses Geschlechts,) den Fischreichen ge - fährlich. Beym Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.
25. Carabus. Laufkäfer. Antennae se - taceae. Thorax obcordatus apice trun - catus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. 351Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely - tris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom - bardirkäfer. C. thorace capite pedibusque fer - ugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz eigene Art bekannt geworden, womit er sich gegen den C. inquisitor u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem merklich starken Laut einen blaulichen Dunst ent - gegen schießt ꝛc.
5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.) C. piceus, thorace linea excavata longitu - dinali, manibus spinosis.
Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.
Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren wie z. B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Halltschen Saalkreise furchtbaren Mißwach -352 der jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts in Menge auf den Aehren auf.
26. Tenebrio. Antennae monilifor - mes articulo ultimo subrotundo. Tho - rax plano-convexus, marginatus. Ca - put exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori - bus anticis crassioribus.
Frisch P. III. tab. 1.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laevibus mucronatis.
Frisch P. XIII. tab. 25.
27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ultimo ovato. Thorax subro - tundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabè onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.
Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.
Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Berührung einen stinkenden Saft aus den Knie - gelenkten der Beine fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala - tus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasenziehen gebraucht wird.
35328. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso clavati, obli - que truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinus*)J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte - rorum micropterorum. Gotting. 1806. 8.. Antennae mo - niliformes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exferens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda forcipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
354An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge vermehren dem Grundholz der Gebäude und den Fensterfutterungen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidia genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie grade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam - mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver - wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
35531. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae setaceae. Elytra alaeque pla - nae, subcoriaceae. Thorax planiusculus, orbiculatus, marginatus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo impresso.
Frisch P. V. tab. 3.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die ich weiß nicht warum so genannte Germa - nica, die Americana ꝛc. ) für manche Ge - genden, wo sie sich eingenistet und stark ver - mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Ver - zehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verur - sachen*)Ein schreckliches Beyspiel giebt Maurelle's Süd - seereise im voyage de la Pérouse autour du monde vol. I. p.279. u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Assa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in einem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hinein sperrt.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3-pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
356In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Ober - flügel merkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro - maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillo - sum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, con - volutae, inferiores plicatae. Pedes antici compresi, subtus serrato-den - ticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articulato: po - stici 4. laeves, gressorii. Thorax linea - ris elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck - ten, sonderbaren Bildung*)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken, wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was Eigenes gleichsam Feyer - liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.**)J. C. Fabricii Supplementum entomologiae sy - stematicae. Hafnias, 1798. 8. p. 186.] M. thorace tere - tiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
357Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
Auf Guinea ꝛc.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarinato elytrisque viridibus im - maculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.
4. †. Prècaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocello ferrugineis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.
Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig verehrt wird.
33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. saute - relle. Engl. grashopper.) Caput in - flexum, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, inferiores pli - catae. Pedes postici saltatorii. Ungues ubique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gat - tungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe -358 der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit - wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd - krebs. (Fr. la courtilière. Engl. the mole - crick). G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palma - tis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Or - ten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus sim - plicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld - grille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro breuioribus, cor - pore nigro.
Frisch P. I. tab. 1.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis seta - ceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
359Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.) das Heupferd. G. thorace subquadrato laevi, alis viridibus fusco maculatis, antennis se - taceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace cristato, carina quadrifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten ꝛc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento unico, capite ob - tuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge - meinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiati - sche Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblie - ben. *)S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte dieses furchtbaren Insects.Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz. 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in Nord - und Süd-America finden. – Daß sie in Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,360 ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fulgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech - tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry - vingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sq.4.Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn - gotorum. Brunsvigae 1803. 8.Caput fronte pro - ducta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den nachbenannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ - ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ovali recta, alis lividis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so groß als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.
3612. Candelaria. der schinesische Laternträger. F. fronte rostrato-subulata adscendente, elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla - vis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum inflexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes ple - risque saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der durch beson - dere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulenschwämmen (clavariae) besonders häufig auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Lauf - käfern ꝛc. wachsen*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1769.Theod. Holmskiold beata ruris otia fan - gis Danicis impensa. Havn. 1790. fol..
1. Orni. die Manna-Cicade – (Tettigonia O. F.) C. nigra flavo-maculata, alis hyali - nis, basi flavis, maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.
Im südlichen Europa und in Nordafrica an einigen Gattungen von Eschen, wo sie durch ihren Stich das ausschwitzen der Manna verur - sachen soll. Wird insgemein nebst der fast noch362 ein Mahl so großen C. plebeia (Rösel fig. 3.) für die bey den Alten so beliebten Cicaden ge - halten*)Allein die ächt griechische Cicade, die mir einer meiner Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus Chios kommen lassen, und die von jenen beiden sehr verschieden ist, finde ich blos bey Petiver abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7..
2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum - wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia du - plici interrupta albida.
Frisch P. VIII. tab. 12.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis nigris: punctis caeruleis, fronte lateribus - que rubris, ano lanato.
Stoll tab. 10 fig. 49. und D.
In Westindien. Hat den Beynamen von den räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin - terleibe. **)Könnten das vielleicht Uederreste solcher obgedach - ten Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - viores. Alae 4 cruciato-complicatae,363 antice coriaceae. Pedes posteriores pi - losi natatorii.
1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis mar - gine fusco punctatis apice bifidis.
Frisch P. VI. tab. 13.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc., von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-complicatae anticae coriaceae. Pedes anteriores che - liformes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thorace inaequali, corpore oblongo-ovato.
Frisch P. VII. tab. 15.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.
2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdo - minis margine serrato.
Frisch P. VI. tab. 14.
3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca: oculis nigris, alis albidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam an dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
36438. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-complicatae, superiori - bus antice coriaceis. Dorsum planum thorace marginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise, Engl. the bug, wall-louse.) C. flavescens, alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den Auf - enthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nahmentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd-America ꝛc.) So leicht Wanzen durch Zu - fall in ein Haus kommen können, so leicht ist es, sie bald anfangs durch sorgfältige wiederhohlte An - wendung kräftiger Mittel*)Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlenA. Baumöl.B. Scheidewasser, frische Rindsgalle und Ei - senvitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, untereinander gemischt.C. Absud von Zweigen und Vorke des Lär - chenbaums.Mit diesen Mitteln werden die Fugen der hölzernen Bettgestelle ꝛc. bestrichen.D. Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwefel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest ver - schlossenen Thüren und Fenstern in den ausge - räumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stunden verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citro - nensaft oder Weinessig aus die Betttücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu ver -365 treiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl überhand nehmen und sich weit ver - breiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. membra - naceus, abdominis margine imbricatim secto, corpore nigricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen sei - ner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. der Qualster. C. ovatus gri - seus, abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.
4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, cor - pore oblongo subvilloso fusco.
Frisch P. X. tab. 20.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im - mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehl - tau. (Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben derselben Familie, geflügelte und un - geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie - hung auf den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch366 in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in der letzten Generation jeden Sommers*)s. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B. S. 426.; bey den mehresten Gattungen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blatt - läuse durchgehende weiblichen Geschlechts, so daß bis zu dem eben gedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzu - pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgen - den Frühjahr und Sommer bey vielen bis ins neunte Glied äußert.
1. †. Ribis. A. ribis rubri.
Frisch P. XI. tab. 14.
2. †. Ulmi. A. ulmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Frisch P. XI. tab. 18.
4. †. Rosae. A. rosae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig. 22. u. f.
367Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba - ren Auswüchse verursachen, die man Pappel - rosen, Alberknospen ꝛc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc., wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.
1. †. Buxi. C. buxi.
2. †. Alni. C. betulae alni.
Frisch P. VIII. tab. 13.
41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gall - insecte) Rostrum pectorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae mascu - lis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter einander so auffallend ungleich, als bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an - gesehen werden. Das Männchen schwärmt in - deß im Freyen umher, bis es, vom Begattungs -368 trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran - genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man vertreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Griechen - land, in der Provence ꝛc. an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Frisch P. V. tab. 2.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln vom Weggras und andern Pflan - zen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche - nille. Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh - reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan - tagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast369 wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind - ostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo - von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee - bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen - wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
42. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft - lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen ꝛc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und einen behaarten Körper, auszeichnet. Als371 Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten, cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft - löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenför - miger Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runder fleischiger Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweg - lich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so ge - nannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkugelichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassio - res, saepius clavato-capitatae. Alae erectae sursumque conniventes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier372 breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich - nung gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichter Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Equites: Alis primoribus ab angulo po - stico ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis. (saepius nigri.)
Achivi, pectore incruento, ocello ad angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis brevissimis.
c. Danai. Alis integerrimis.
Candidi, alis albidis.
Festivi, alis variegatis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Gemmati, alis ocellatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Urbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen - tosis supra viridibus: instritis atris, posticis maculis sex nigris.
Clerk tab. 17.
Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein größes prächtiges Thier.
3732. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posti - cis subtus ocellis septem.
Clerk tab. 23. fig. 1.
Auch in Ostindien.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flavis, limbo fusco, lunulis flavis, angulo ani fulvo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus linea auratia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
Im wärmern Europa.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß - ling, Heckenweißling. P. H. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri - mis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter -374 ling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Name, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 45.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro - tundatis albis: subtus venis dilatato-vi - rescentibus.
10. †. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primori - bus medio fulvis, posticis subtus viridi - nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flavis: singulis puncto flavo, sub - tus ferrugineo.
Rösel vol. III. tab. 46.
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fulvis nigro - maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus pri - moribus ocello unico, posticis quinque ob - soletis.
Rösel vol. III. tab. 37.
37515. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrinque ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia utrinque alba interrupta, posticis su - pra uniocellatis.
Rösel vol. III. tab. 42.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.
18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri - moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-macu - latis; primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel. (Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis: fascia communi pur - purea, primoribus utrinque, posticis mar - ginali.
376Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transversis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis nigro maculatis: subtus maculis 21 ar - genteis.
24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
Auf Zwetschenbäumen.
25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis cae - ruleis: posticis subtus limbo ferrugineo; ocellis caeruleo-argenteis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.
Auf Kreuzdorn ꝛc.
26. †. Malvae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis divaricatis nigris albo-ma - culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae medio crassiores s. utraque extremitate attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh - rentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. 377Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Ge - spinnste. Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme - rung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
Alis integris, ano simplici.
Alis integris, ano barbato.
b. Adscitae – habitu et larva diversae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis viridibus: fasciis variis palli - dioribus saturatioribus flavescentibusque.
Rösel vol. III. tab. 16.
3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-puncta - tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in - tegris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo - mine luteo cingulis nigris.
Rösel vol. III. tab. 2.
Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die Raupen auf Jasmin, Kartoffelkraut ꝛc.
3786. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.
Rösel vol. IV. tab. 8.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescenti - bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis, vitta superioribus pallida, inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis, margine postico albo maculato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee - rungen anrichtet.
11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben - schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
37913. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die Ringelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cingulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim attenuatae. Alae se - dentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschlecht unter den Ins - ecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart; und verpuppen sich meist innerhalb eines beson - dern seidenartigen Gespinstes (folliculus), wo - zu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. daran herablassen zu können ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
Pectinicornes.
Seticornes.
b. Bombyges – alis incumbentibus; an - tennis pectinatis.
380Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua involuto-spirali.
c. Noctuae – alis incumbentibus. An - tennis setaceis, nec pectinatis.
Elingues.
Spirilingues.
d. Geometrae – alis patentibus horizon - tatibus quiescentes.
Pectinicornes.
Seticornes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, ut fere retusis, margine exteriore curvo.
f. Pyralides – alis conniventibus in figuram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis convolutis, fere in cy - lindrum, fronte prominula.
h. Alucitae – alis digitatis fissis ad basin usque.
1. †. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectini - cornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superiori - bus sesquialtera.
Merianae Surinam. tab. 32.
In beiden Indien. Die Flügel größer als an einer hieländischen Fledermaus, aber mit auffal - lend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die sogenannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.
381Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run - den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offenen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergirender Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feind - seliges Insect durch diesen Weg hinein dringen kann*)Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Na - mens (der sogenannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu Berchtolsdorf bey Wien im Großen und fabriken - mäßig auf vielfache Weise zu benutzen versucht..
3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich - blatt. P. B. elinguis, alis reversis semitectis dentatis ferrugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stellung.
4. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefern - spinner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe. P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis duabus cinereis; puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefern - waldungen.
5. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel - schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata, alis subreversis fusco venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
382Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge - stumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege - ben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag einen scharfen Saft, durch eine Oeffnung unten am Halse von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)Sepp Nederl. Insecten IV. St. V. Verhandl. S. 25 Taf. 5..
6. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis reversis rufo-cinereis; fasciis duabus lineatibus luteis flexuosis.
Rösel vol. III. tab. 12.
Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch abenteuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbei - nen, zwey hornichten Schwanzspitzen ꝛc.
7. Mori. (Bombyx M. F.) der Seidenwurm. P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.
Rösel vol. III. tab. 7. 8.
Jac. l'Admiral tab. 9.
Der assyrische Bombyx beym Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezo - gen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl ge - häutet hat, in einen Coccon von weißer oder gel - ber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet - terling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden383 Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul - beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina*)Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2. zu Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.
8. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringel - raupe. P. B. elinguis, alis reversis: fascia sesquialtera; subtus unica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.
9. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich - tenspinner. P. B. elinguis, alis griseis: strigis tribus obscurioribus, posterioribus pallidis: puncto anali fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.
11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne, der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis deflexis, superiobus albis atro-undatis, abdominis incisuris sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe, fig. 17-19.
384Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten - waldungen.
12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elin - guis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis: femineis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und Größe der beiden Geschlechter.
13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis, alia deflexis albidis, abdominis apice bar - bato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst - bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht, und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den Aesten zu - bringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.
14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elin - guis, alis planiusculis: superioribus ferru - gineis lunula alba anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
Das Weibchen ungeflügelt.
15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stig - matibus albidis coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.
16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Weidenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis nebulosis, thorace postice fascia atra, an - tennis lamellatis.
385Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc., doch bey weitem am häufig - sten an Weidenstämmen auf, die so von ihr durch - fressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so genannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.
17. †. Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr. F.) P. B. spirilinguis, alis depressis grieseis: linea trifurca, punctoque albidis.
Schwed. Abh. 1742. tab. 2.
In manchen Jahren für die Wiesen furcht - bar verheerend.
18. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis leavis nivea, antennis thorace brevioribus, alis punctis numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.
19. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elin - guis fulva, antennis thorace brevioribus, maris alis niveis.
20. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis cristata, alis grisescentibus, inferioribus386 rubris, fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.
21. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri - linguis cristata, alis erosis pallidis: supe - rioribus basi incarnata, intra triangulum fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd - beeren.
22. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G. pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich - tenholzungen.
23. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci - nereis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachelbeeren.
24. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
25. †. Brumata. der Frostschmetterling, Blüthenwickler. P. G. seticornis, alis griseo-fuscis: striga nigra postice pallidio - ribus; femina aptera
Reaumur T. II. tab. 30.
Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume. Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in die Blüthknospen.
26. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis rhombeis, superioribus viridibus imma - culatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
38727. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis recurvatis, alis politis fuscescentibus: strigis repandis albidis area interiecta glauca.
Clerck phal. tab. 2. fig. 14.
Im Mehl.
28. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis, fascia et maculis niveis subinter - ruptis; posticis cinereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
29. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis superioribus flavis, maculis duabus ar - genteis, anteriore oblonga, posteriore ovata.
Clerck phal. tab. 4. fig. 15.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
30. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz - motte. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro, capite subgriseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
31. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider - motte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungstücken.
32. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis canis postice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro, apice candido.
Rösel vol. III. tab. 41.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
33. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
388Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht ver - räth*)Gegenmittel hat Hr. Obercommiss. Westfeld im Hannov. Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt..
34. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argenteis: priore an - trorsum, posteriore retrorsum arcuata.
Clerck phal. tab. 12. fig. 14.
35. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fuscis, punctis tribus argenteis elevatis.
Clerck phal. tab. II. fig. 8.
36. †. Pentadactyla. (Pterophorus pentada - ctylus F.) die Fünffeder. P. Al. alis paten - tibus fissis quinquepartitis niveis: digito quinto distincto.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein ungewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel aus - zeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellula. Wasserjungfer, Spin - nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoi - selle. Engl. dragon-fly.) Os maxillo - sum, maxillis pluribus. Antennae tho -389 race breviores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen geflü - gelten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri - cantibus, thorace lineis duabus flavis, ab - domine lanceolato lateribus flavescente.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.
Hat sich zu Zeiten (wie z. B. im Frühling 1806 und 07 am Harz und in Thüringen ꝛc. ) im mächtigen Zügen sehen lassen*)s. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 521..
2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge - schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnake. (hemerobius, diaria). Os edentulum absque palpis: Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erectae, posticis minimis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge -390 genden Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit einem Mahl aus dem Wasser hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insecten, erst nochmahls häuten müs - sen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebu - loso-maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329. sq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen, das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.
48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl. caddice, water-moth.) Os edentulum palpis 4. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Alae incumbentes, inferio - ribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf - halten, werden besonders durch die theils sehr künstlichen (meist cylindrischen theils aber auch vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich ver - fertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andere aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen Flußschneckchen u. s. w.
1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda biseta, alis venosis reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
3912. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner - voso-striatis.
Frisch P. XIII. tab. 3.
3. †. Rhombica. P. alis flavescentibus de - flexo compressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobius. Florfliege, Land - libelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec plicatae). Antennae thorace convexo longiores, setaceae porrectae.
Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkom - mene Insect ähnelt dem vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali - nis; vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
Befestigt seine Eyer auf eine wundersame Weife auf Baumblätter oder an Moos ꝛc. mit - telst eines aufrechtstehenden borstenähnlichen klei - nen Stiels*)s. Reaumur. T. III. tab. 33..
2. †. Pulsatorius. (Pfocus P. F.) die Papier - laus, Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H. apterus, ore rubro, oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten Individua so äußerst selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen. (§. 136.)
39250. Myrmeleon. Afterjungfer. Os maxillosum: dentibus 2. Palpi 4 elon - gati. Ocelli nulli. Cauda maris for - cipe e filamentis duobus rectiusculis. Antennae clavatae longitudine thora - cis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion.) M. alis macula alba margi - nali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand - boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hinein scharrt, und da die Ameisen u. a. kleine Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum corneum cylindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Cauda maris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro - maculatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti - bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae longitudine thoracis antice elongati cylindrici. Cauda feminae seta re - curva laxa.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch meist kürzer und schmäler sind als bey den Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh - resten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzenden Stachel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von einigen Entomologen Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Ma - den ohne Füße etc*)J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvi - gae. 1804. 8.J. Jurine nouvelle methode de classer les Hymenoptères. Genèv. 1801. 4. ..
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque proboscide. Aculeus spiralis, saepius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel - len, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,394 theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice nigro, pedibus ferrugineis.
Frisch P. VI. tab. 1.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Namen Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem offici - nell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace li - neato, pedibus griseis, femoribus subtus nigris.
Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall - äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen ver - schiedener Art zum Aufenthalt dienen.
3. Psenes. C. ficus Caricae.
Zumahl auf den Inseln des mittländischen Meeres; in den wilden Feigen, die man deß - halb zu den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe derselben be - fördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxillis absque proboscide. Alae planae tumidae. Aculeis laminis duabus ser - ratis, vix prominentibus. Scutellum granis duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom395 Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clavatis luteis, abdominis segmentis ple - risque flavis.
Frisch P. IV. tab. 24.
2. †. Capreae. T. salicis.
Frisch P. VI. tab. 4.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: Antennae filiformes, articulis ultra 24. Aculeus exsertus rigens serratus. Ab - domen sessile mucronatum. Alae lan - ceolatae, planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*)Fr. Klug monographia siricum Germaniae. Berol. 1803. 4..
1. †. Gigas. S. abdomine serrugineo: seg - mentis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichneumon. Schlupfwespe, Rau - pentödter, Spinnenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis ultra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Aculeus exsertus vagina cylindrica, bivalvi.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Ver - tilgung der Raupen, Spinnen und anderer In -396 secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben - dige Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch an andere Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, denen sie als Larve ihre Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.
1. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace striato, abdomine falcato.
2. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pedibus flavis.
Reaumur vol. II. tab. 33.
Legt seine Eyer in die Raupen der Butter - vögel, so wie der vorige in die von manchen Phalänen.
3. †. Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger pedibus ferrugineis.
Frisch P. VI. tab. 10.
An Grashalmen. Merkwürdig wegen des äußerst zarten baumwolleähnlichen Gespinnstes, von der Größe eines Taubeneyes, worin die zahlreichen kleinen Puppen ihre Verwandlung zusammen bestehn.
57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano-incumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus.
Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo -397 den, schleppen eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nachher die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo, postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis flavis, tibiis anticis clypeis concavis fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder - süßen des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Bestimmung anzudich - ten, und viel Schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.
58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden-fly.) Os maxillis absque pro - boscide. Antennae filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 brevioribus. Abdomen subtus fornicatum, utrinque squama laterali. Anus dentatus aculeo subexserto. Alae planae. Corpus au - ratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdomine aureo: apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
39859. Vespa. Wespe. (Fr. guèpe. Engl. wasp.) Os maxillis absque proboscide. Alae superiores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol - genden Geschlechts werden durch die strenge ge - sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden beysammen leben, und durch die über - aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen Stoffen (– z. B. die Wespen aus Holzzasern ꝛc., die Immen aus Wachs, die Maurer-Bienen aus Grant ꝛc. –) zu verfer - tigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.) V. thorace nigro antice ruso immaculato abdominis incisuris puncto nigro duplici contiguo.
Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.) V. thorace utrinque lineola interrupta, scu - tello quadrimaculato, abdominis incisuris punctis nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
3. †. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V. nigra, thorace striga antica subscutelloque albis, abdominis segmentis margine flavis.
Reaumur vol. VI. tab. 20.
In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunstreichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreibpapier überzogenen Pappe.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis atque proboscide inflexa399 vaginis duabus bivalvibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A. pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis ciliatis, intus trans - verse striatis*)Von mancherley andern in Brasilien einheimischen Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p. 111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u. f..
Bekänntlich sind unter den Bienen, Wespen, Ameisen und Termiten, die bey weiten zahlreich - sten Individuen geschlechtlos, d. h. sie werden von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben. – Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so genannte Königinn oder Mutterbiene, oder der Weißler, einen schlanken schmalen Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. – Die männlichen Bienen, oder Dronen (Deck - oder Wasser - oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. – Die ge - schlechtlosen, oder Werk - und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer be - sondern Grube am Hinterschenkel, die zum Ein - tragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen400 des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig geschie - den wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge - nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich - lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor - läufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen - schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekom - men, so trennt sie sich als Colonie vom Stamm - volke, sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschlichen Körpers*)Von den unzähligen Schriften, worin die Ge - schichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:Swammerdam bibl. nat. pag. 369. 401Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.Huber nouvelles observations sur les abeil - les. Genève 1792. 8.Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234.und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer - kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns - würdigen Thiere, die mit Bonnet schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht..
2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulva.
Frisch P. XI. tab. 2.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosenbüsche.
3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz - biene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh - nung der Länge nach aushöhlet, und die einzel - nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von ein - ander absondert.
4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel. (bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir - suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
Nistet tief unter der Erde.
5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos - biene. A. hirsuta fulva abdomine flavo.
402Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulva abdomine nigro (femina nigro-violacea pedibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die ey - förmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinste austape - zirt, und zuweilen auch vom Attelabus apiarius, Schlupfwespen ꝛc. bewohnt.
61. Formica*)P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la France. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des fourmis. Paris 1802. 8.P. Huber Recherches sur les mesurs des fourmis indigènes. Ebendas. 1810. 8.. Ameise, Emse. (Fr. fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis elongatus, nodulosus, aut munitus squa - mula erecta. Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris nullae.
Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier - und mehreren taufenden in einem Haufen auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüg - lich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.
4031. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdomine ovato, femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer - rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdomine nigris.
4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra nitida, tibiis cinerascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som - mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähli - ger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf - und niederfahrende Säulen zum Vor - schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*)Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin. 1749. Pl. 2..
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino - doso: priore subtus, thoraceque supra bidentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadri - spinoso, capite didymo magno utrinque postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz - Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood-ant, wood louse.) Squamula intergerina nulla. Alae maribus et feminis tem - porariae; sed neutris plane nullae.
4041. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus subsuperis oculo propinquis, puncto centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Ebenselbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in bei - den Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Ge - bäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind, und theils in solcher Menge beysammen ste - hen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras über - wachsen ꝛc. und ist dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten Gängen durch - zogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andere erweitert u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc. und können binnen wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hin -405 terleib der befruchteten Königin 2000 Mahl dicker, und größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eyer legen.
63. Mutilla. Alae nullae in pleris - que. Corpus pubescens. Thorax po - stice retusus. Aculeus reconditus pun - ctorius.
1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea, abdomine cingulo nigro.
In Nordamerica.
Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar kleinen Knöpfchen oder so genannter Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halte - res), die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe - stimmt ist, und derentwegen einige Natur - kündige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made**)Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht406 aus einem bewundernswürdigen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ordnung (– etwa von Tipulis oder Asilis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, regelmäßigster Ordnung umher., die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkom - mene Insect hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern einen weichen Schlurfrüssel, bey noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w. Einige, Gattungen gebähren lebendige Junge.
64. Oestrus*)Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor - trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf - gehellt. – s. dess. meisterhaften Observations on the genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean Society, p. 289. u. f.. Bremse. Os apertura simplex. Palpi duo, biatriculati, apice orbiculares in depressione oris utrin - que siti.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eyer in die Haut der leben - digen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fon - tanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the gad-fly, breeze. ) O. alis immaculatis fuscis, abdomine fascia atra media: apice pilis fulvo-flavis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.
4072. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis immaculatis, thorace flavo fascia nigra, abdomine fulvo apice flavo.
3. †. Equi. die Pferdebremse. (Engl. the horse-bee. Oestrus bovis Linn) O. alis albidis, fascia media punctisque duobus nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.
Legt seine Eyer den Pferden an die Schultern und Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Lar - ven von denselben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden; die sich dann von dieser und der folgen - den Gattung, im Frühjahr fast allgemein und theils in großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form ungefähr einem Dat - telkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des Magens eingehakt festsitzen.
4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. alis immaculatis fuscis, abdomine atro, basi albo apiceque fulvo.
Clark l. c. fig. 12. 13.
Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die Lippen.
5. †. Ovis. die Schafbremse. O. alis pelluci - dis, basi punctatis, abdomine albo nigro - que versicolore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipula. Schnacke. (Engl. crane - fly.) Os capitis elongati maxilla supe - riore fornicata: palpi duo incurvi capite408 longiores. Proboscis recurvata bre - vissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwefelwassern leben können, und die unser Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toi - sen über der Meeresfläche angetroffen.
1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, costa marginali fusca.
Frisch P. IV. tab. 12.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu - mahl am Gemüse viel Schaden.
2. †. Destructor. (Engl. the Hessian fly*)So ward sie nähmlich vulgo – aber ganz irrig – in N. America genannt..) T. capite et thorace nigris, alis nigris basi fulvis.
Philadelph. journal of nat. sciences. 1817. tab. 3.
Ist bloß im Nordamericanischen Freystaat ein - heimisch, wo sie große Verwüstung am Waizen anrichtet.
3. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis incumbentibus, thorace virescente, alis hyalinis puncto nigro.
Frisch P. XI. tab. 3. 12.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.
4. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis.
Frisch P. XI. tab. 3. 11.
Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen Orten, Abtritten ꝛc. lebt.
40966. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus: palpi duo.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an - tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab - domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo - mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
Frisch P. VII. tab. 14.
Gebiert lebendige Maden.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten - nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu - lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben - fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge*)Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahr - losesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu tödten, gehört ein halb Quente Quaßia - Extract mit einem Stückchen Zucker in ein Paar Unzen Wasser aufgelöst.. Das befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Pup - penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskrie - chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
410Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra, abdomine subcinereo, alis basi sub - flavis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen son - derbaren, gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis.
Frisch P. I. tab. 7.
Die Made lebt im faulen Käse.
67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter - minata labiis duobus. Rostro palpis duobus, subulatis, proboscidi laterali - bus, parallelis.
1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, ab - dominis dorso maculis albis trigonis lon - gitudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le cousin. Engl. the gnat. Portug. mosquito.) C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie bey uns in brennenden Sommertagen – weit heftigere Entzündung verursachen), sind diese411 Thiere, die von den europäischen Seefahrern, nach dem Portugiesischen, Moskiten genannt werden, in unsäglicher Menge, und werden oft eine recht gefährliche Plage. Unkundige Rei - sende belegen aber auch wohl überhaupt alle mückenartige stechende Insecten mit dem ge - meinschaftlichen Namen von Moskiten.
2. Reptans. (Scatopfe R. F.) die Beißfliege, Columbachische Mücke, Colombatz. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.
Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II. tab. 1. fig. 1.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibi - rien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßlichen Scharen erscheint und den Pfer - den u. a. Vieh zu allen Oeffnungen des Kör - pers einkriecht, daß es oft davon in wenigen Minuten sterben muß. Auch den Menschen wird sie dann wenigstens äußerst lästig, wenn auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thorace longiore, valvulis horizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.
4121. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. anten - nis subplumatis, cinerea glabra ovata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an die Füge des Viehes zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilus. Raubfliege. Os rostro cor - neo porrecto, recto bivalvi.
1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomen - toso, antice segmentis tribus nigris, postice flavo inflexo.
Frisch P. III. tab. 8.
72. Bombylius. Schwebfliege (Fr. bourdon. Engl. buzz-fly. ) Os rostro porrecto, setaceo, longissimo, bivalvi, valvulis horizontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche - araignée.) Os rostro bivalvi, cylin - drico, obtuso, nutante. Pedes ungui - bus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horseleech.) H. alis obtusis, thorace albo variegato, pedibus tetradactylis.
413Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommen erwachse - nes geflügeltes Insect auskriecht.
2. †. Ovina. die Schaflaus. (Engl. the sheeptik, sheepfagg.) H. alis nullis.
Frisch P. V. tab. 18.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Auf - enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. gar sehr verschieden. Theils legen sie Eyer, theils ge - bären sie lebendige Junge. Den Floh aus - genommen, besteht wohl keins der übrigen eine eigentliche Verwandlung.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis extensis. Corpus squamis imbricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch - chen. (forbicina) L. squamosa, cauda triplici.
414Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in gang Europa einheimisch.
75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pe - des 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, saltatrix, in - flexa. Antennae setaceae elongatae.
Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zuweilen manche Gattungen (z. B. P. nivalis, der so genannte Schneefloh) in Unzahl auf frischgefallnem Schnee*)Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee herausgekrochen seyn können, wird da - durch erwiesen, daß man sie manchmahl auch nach heftigem Winde auf frischem Schnee gefunden, der einen hartgefrorenen See bedeckte. s. de Geer in der Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40..
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exserendo. Antennae lon - gitudine thoracis. Abdomen depressum sublobatum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier - geschlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie - nen ꝛc. sind damit geplagt**)s. F. Redi experimenta circa generationem in - sectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1-24..
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
415Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden worden. Bey den Mohren sind die Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel*)Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch verschieden und schwerer zu vertreiben seyn. Ein Mittel finde ich als ganz bewährt in einem seltnen Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen würde; in Fr. v. d. Mye de morbis populari - bus Bredanis tempore obsidionis. Antverp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Seife mit 2 Quenten Kochsalz..
2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the crab-louse.) P. pubis.
Redi l. c. tab. 10. fig. 1.
77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum recondente. Abdomen com - pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor - pore breviore.
Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch - sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußersten Nordamerica, und nur sehr einzeln aus manchen Westindischen Inseln (z. B. auf Martinike) ꝛc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt werden.
4162. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor - poris longitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist aber weit kleiner; hält sich besonders im Staube auf, und bohrt sich den Menschen unter die Haut der Fußzehen wo dann den Hinterleib des befruchteten Weibchens zu einem Eyersacke von Erbsengröße anschwillt, wodurch heftige und zuweilen in Brand über - gehende Entzündungen entstehen.
78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tentacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gat - tungen*)J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemalten Kupfern., die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern Thieren finden.
1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus, der Holzbock. A. globoso-ovatus: macula baseos rotunda; antennis clavatis.
Frisch P. V. tab. 19.
2. †. Telarius. A. rubicundo hyalinus, ab - domine utrinque macula fusca.
Hermann tab. 2. fig. 15.
Unter andern auf den Linden. Eins der schädlichsten Ungeziefer für die Gewächshäuser.
3. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mite. Engl. the mite.) A. late -417 ribus sublobatis, pedibus 4 posticis lon - gissimis, femoribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte wächst erst nachher dazu*)Ueber die Meynungen von den so genannten Krätz - Milden s. Kirby and Spencer vol. I. pag. 92..
79. Hydrachna. Wasserspinne, Was - sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdo - menque unita.
1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotun - data maculis pluribus; oculis inferis.
Frisch P. VIII. tab. 3.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.
80. Phalangium. Pedes 8. Oculi verticis 2 contigui. Frons antennis pe - diformibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau - cheur. Engl. the shepherd.) P. abdomine ovato; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum, und eins der weni - gen Land-Insecten die Wasser trinken. Die ausgerissenen Beine zeigen noch Tage lang Lebens - kraft durch Bewegung. Das zweyte Paar der - selben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.
4182. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher - scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab - domine obovato depresso, chelis laevibus, digitis pilosis.
Rösel vol. III. tab. 64.
In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht vor - und rückwärts wie ein Krebs.
3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo - mine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18. fig. 7.
4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung, zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (plerisque). Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattungen*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge - schlechts s. Th. Martyn's natural History of Spiders. Lond. 1793. 4. enthält Eleaz. Al - bin's und C. Clerk's Werke darüber., die sich meines Wissens alle bloß von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh - ren, auch einander selbst auffressen. Die mehre - sten weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind419 und Wetter aushält, bewundernswürdig ist*)S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr. Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg. von seines Vaters classischem Werke über die Triebe der Thiere S. 8 u. f.. Auch hat man mehrmahls den freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyergespinnste der Kreuz - spinne, eine Art Seide zu verarbeiten. – Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen-Som - mer, Mariengarn ꝛc.) (Fr. Filets de St. Mar - tin, cheveux de la Ste Vierge. Engl. Gossa - mer. ) ist wenigstens größtentheils einer kleinen Gattung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzu - schreiben, die zumahl im Frühjahr häufig an Hecken und Büschen umher webt.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo - mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba punctata.
Rösel vol. IV. tab. 35-40.
Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die folgende Spinne für den untrüglichsten Wetter - propheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo - mine ovato fusco: maculis nigris 5 sub - contiguis: anterioribus maioribus.
Martyn tab. 2. fig. 10.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis transversis.
Martyn tab. 6. fig. 1.
Auf Dächern ꝛc. Sie hüpfet: macht aber kein Gespinnste.
4204. †. Saccata. A. abdomine ovato ferru - gineo fusco.
Frisch P. VIII. tab. 3.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin - terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey - spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten*)Bonnet oeuvres vol. I. p. 545. u. f..
5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace orbiculato convexo: centro transverso ex - cavato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I. tab. 11. 12.
Zumahl in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver - ursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi - bus longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedi - bus subtus atro fasciatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.
In Apulien. Die Fabel von den unausbleib - lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten; mehrentheils aber arm - selige Betteleyen seyn mögen, womit sich leicht - gläubige Reisende haben hintergehen lassen. So421 viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und, so wie der Stich mancher anderer Insecten im brennenden Sommer ge - fährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz erregen) kann, so auch freylich wohl der Taran - tel-Biß.
8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo lateribus striatis: pedibus fulvis apicibus nigricantibus.
Labillardiére voyage. tab. 12. fig. 4-6.
Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insulanern zu Hunderten geröstet - und gegessen wird.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 subtus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Lebensart manches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie nähten sich von andern Insecten, und hecken lebendige Junge. Der Stich des kleinen europäischen ist, wenn nicht grade schwüle Son - nenhitze u. a. dergl. Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*)Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter andern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche widerlegt. Reisen II. Theil. S. 231..
1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus subcordatis pilosis.
422Rösel vol. III. tab. 65.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis. manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.) Pedes 8. insuper manus 2 che - latae. Oculi 2 distantes, plerisque pedunculati, elongati mobiles. Palpi 2 cheliferi. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun - gen nach der verschiedenen Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien abgetheilt worden*)J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krabben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.:
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace laevi lateribus antice planato, cau - dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die vorgegebene Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. brachyurus, thorace laevi integerrimo, antice retuso: pedum articulis ultimis pen - ultimisque undique spinosis.
Catesby vol. II. tab. 32.
In Westindien und den benachbarten Land - strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht423 aber im Frühjahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand - krab.) C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela altera ingenti.
Catesby vol. II. tab. 35.
In Ostindien und im wärmern Nordamerika. Das Männchen*)H. Baronet Banks in Hawkesworth's col - lection ꝛc. vol. II. p.32. wird durch die auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheeren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttragen soll.
4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, thorace laeviusculo, utrinque quinqueden - tato, carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis.
5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrinque dentato, pedibus posticis ungui - bus geminis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.
Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung fangen soll.
6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the puńger. ) C. brachyurus, tho - race utrinque obtuse novem-plicato, ma - nibus apice atris.
7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied - ler. C. macrourus parasiticus, chelis cor - datis muricatis: dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint ohne Auswahl besonderer Ge - schlechter oder Gattungen. Oft sind solche aus - gestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyonien u. a. dergl. Corallen besetzt.
8. Cammarus. (Astacus marinus. F.) der Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi supra dente duplici.
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her zieht.
9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß - krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the craw-fish.) C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi utrinque dente unico.
Rösel vol. III. tab. 54. -61.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu beiden Seiten seines Magens finden (die irrig so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der425 vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheeren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre starke Repro - ductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnel - len so gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zu - weilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)
10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate, Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, salico - que, le barbot. Engl. the shrimp.) C. macrou - rus, thorace laevi, rostro supra serrato, sub - tus tridentato, manuum digitis aequalibus.
Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.
11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die Garneele. C. macrourus, thorace laevi ro - stro integerrimo, manuum pollice longiore.
Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.
So wie die vorige häufig an den Küsten von Europa, zumahl in der Nordsee.
12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus. thorace antrorsum aculeato, fronte di - phylla, manibus subadactylis.
Gesner hist. aquatil. pag. 1097.
In allen mildern Weltmeeren.
13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus articularis, manibus adactylis compressis falcatis serrato-dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.
42614. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß - Garneele. C. macrourus articularis, mani - bus 4 adactylis, pedibus 10.
Rösel vol. III. tab. 62.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma - crourus articularis, manibus adactylis, pe - dibus patentibus, cauda cylindrica bifida.
Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4. In stehenden Wassern.
84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge - schlechts finden sich bloß im Wasser*)O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testa - cea. Havn. 1785. 4..
1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki - sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed - fish.) M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata, cauda subulata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig ge - nannt worden, ist lächerlich, da es über 2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten des nord - östlichen America, zumahl häufig in der bahami - schen Meerenge.
2. †. Apus. (Limulus lacustris Müll.) M. testa subcompressa, antice retusa, postice truncata, cauda biseta.
Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber daselbst in nassen Jahren, nach Ueberschwem -427 mungen ꝛc. in auffallender Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter*)Stralsund. Magaz. I. B. S. 239., dem Schäffer über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.
3. †. Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pen - nata Müll.) M. antennis dichotomis, cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Deichen, auch im Brunnenwasser: an theils Orten so häufig, daß er bey seiner Zie - gelrothen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Conchaceus. (Cypris pubera Müll.) M. testa bivalvi ovali tomentosa.
Müller tab. 5. fig. 1-5.
Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bey die - ser und einigen verwandten Gattungen steckt das Thierchen in seinen zarten Schalen wie in einer Klaffmuschel.
85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae. Corpus ovale.
1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus. O. ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ovaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungs - theilen, aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr. la cloporte. Engl. the wood louse.) O. ova - lis, cauda obtusa, stylis simplicibus.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu - merosi, totidem utrinque quot corporis428 segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2 articulati. Corpus depressum.
1. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa - nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.
2. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24, cor - pore ovali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen die - ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur we - nige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm. S. pedibus utrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die gar nicht seltnen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang un - erträgliches Kopfweh ꝛc. verursacht hat.
87. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo utrinque plures quam corporis segmenta. Antennae moniliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylindricum.
1. †. Terrester. (Engl. the hundred-legs). S. pedibus utrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.
Die Insecten haben so bestimmte und faß - liche, die Würmer hingegen so wenig allge - mein passende positive Charactere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch die - jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten sind; als von welchen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter - scheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen, theils gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkarti - gen Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand - körnchen ꝛc. viele andere Thiere dieser Klasse aber (die Conchylien nähmlich und manche Po - lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast porzellan - oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und430 theils von dem Thiere umher getragen wird, theils aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk - lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör - pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel, See - sterne ꝛc. besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann wird auch der Mangel dieser äußern Bewe - gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen, und wieder weit auszustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame ungegliederte, meist weiche flei - schige Faden am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt aber von man - nigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang: u. s. w.
Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be -431 stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tintenfische ꝛc. ), und andere, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewürme wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan - zen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bey weiten allermehr - sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im leben - digen Körper anderer Thiere, wie die Darm - würmer, Samenthierchen u. s. w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen432 eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge - wisser Maßen unzerstörbar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer wahre Herm - aphroditen, von denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im Stande ist*)Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten - und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst - zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan - zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes - pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff - nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei - nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre Paarung..
Die unübersehliche Menge von Seege - schöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchylien und Corallen, werden in der großen Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die Insecten auf und in der Erde (§. 143.) –]433 unendlich mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwandeln u. s. w. – Dem Men - schen insbesondre werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben, zumahl unter den Mol - lusken und Conchylien, eßbar sind, und vor - züglich einige (wie z. B. namentlich venus mercenaria und mytilus bidens) manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur - Farbe genommen*)S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America Leipz. 1781. 8. S. 377-431.. Aus dem den Black - fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Per - len**)Zumahl beym mytilus margaritifer, mya mar - garitifera etc.Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilan und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hieländischen Cellischen so wie unter den Lievländischen auch welche von ungemeinter Schönheit.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin -434 dien. – Verschiedene Schneckchen oder Mu - scheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stückchen ge - schnitten bey einigen fernen Völkern statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel - stückchen von verschiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nordamericanische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen*)S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nord - america S. 34. u. f. 173. ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee - Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunst - arbeiten dienen vorzüglich manche Archen - Muscheln und Kinkhornschnecken, die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherley häus - lichem Gebrauche; Madreporen zu Qua - der-Bausteinen z. B. an beiden Küsten des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen im südlichen Schina und der Indischen Halbinsel statt435 Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch die - nen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*)In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj. unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Halsbald von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Gehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schneckenhäuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Men - schengeschlechts verschrieen wird, nämlich von den Pässerähs auf dem Feuerlande.. Die Blutegel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genes - mittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe gehören vorzüglich alle die furchtbaren Wür - mer des menschlichen Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür - mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darm - canal, oder wie der Nervenwurm nahe unter der Haut aufhalten**)Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählun - gen von der höllischen Furie, einem von niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau be - schriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen, was auf Menschen und Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll u. s. w., keinen Glauben beymessen.. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bey den Schafen ꝛc., die Finnen bey den Schweinen, die Blasen -436 würmer und so viele andere Würmer, zu - mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank machen. Die Regenwürmer und Schnecken schaden Ge - wächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pho - lade ꝛc. durchbohren Schiffe und Dämme.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige wenige Abänderungen im Ganzen die Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Molusca. Nackte welche Würmer, mit deutlichen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele derselben haben große Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor - peligen Körper, und theils mit einer festen (gleichsam kalkartigen) Cruste. See-Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflanzenthiere, die einen Corallen -437 stamm oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusions - thierchen.
Viel wichtiges und lehrreiches zur N. G. dieser Thier - classe was in theils sehr seltnen und kostbaren Werken zerstreut und daher nicht allgemein be - kannt ist, findet man nützlich zusammengestellt in einem Buche, wo es mancher nicht gesucht haben würde, nähmlich in dem neuen Jugend - freund ꝛc. für die gebildete Jugend (von J. C. A. Heyse) – Hamburg 1802. IV Bände 8.
Die mehrsten haben theils einen cylindri - schen, theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung*)Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur - geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Kör - per. Blankenburg, 1782. 4.Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis expositio, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehöri - gen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Einge - weidewürmer. Bamberg, 1803. 8.Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorum s. vermium intestinalium historia naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit Kupf.Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8. mit Kupf.und J. G. Bremser über lebende Würmer im lebenden Menschen. Wien, 1819. 4. mit Kupf..
1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair - worm.) Corpus filiforme, teres, ae - quale, laeve.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta equina.) G. pallidus extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm bey Menschen in Geschwüren ꝛc.
4392. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134. fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost - und West-Indien, auf Guinea ꝛc. Wohl zwey Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den Knöcheln, Knieen, Armen ꝛc. wo er schmerzhafte Beulen, Entzündung u. s. w. verur - sacht, und äußerst vorsichtig (damit er nicht ab - reiße) ausgewunden werden muß; eine langwie - rige oft mehrere Wochen dauernde Operation*)s. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigen - thümliche Animalität schon alte griechische Aerzte ohne Grund haben bezweifeln wollen,) außer den beiden vorzüglich classischen Werken:Kämpfer amoenitat. exotic. p. 526.und Winterbottom on the native Africans in the Neighbourhood of Sierra Leone. vol. II. p. 82.besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im IIten B. des Edinburgh medical und surgical Journal 1806. Kann der Wurm mit einem Mahle ganz herausgebracht werden, so zeigt er noch viele Minutenlang Leben und Bewegung. (S. 302.).
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden - wurm, Springwurm. A. cauda subulata, cute ad latera corporis subtilissime crenata.
(tab. 1. fig. 1.)
Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.
4402. †. Lumbricoides. der Spulwurm, Herz - wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm.) A. cauda obtusa, ani rima transversa, intestino aurantio.
(tab. 1. fig. 2.)
Der allergemeinste Darmwurm im menschli - chen Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuweilen in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalus. Corpus in - aequale, teres; antice capillare, postice incrassatum.
1. †. Dispar. die Trichuride. T. supra sub - crenatus, subtus laevis, anterius subtilis - sime striatus.
(tab. 1. fig. 3.)
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchus. Kratzerwurm. Corpus teres, proboscide cylindrica re - tractili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro - boscide vaginata: aculeorum uncinatorum ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lumbricus. Corpus teres annula - tum, longitudinaliter exasperatum acu - leis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de terre. Engl. the earth-worm, dew-worm.) 441L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum abdominalium.
(tab. 1. fig. 7.)
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier: ein wahres animal subterra - neum, unter dessen Haut selbst wieder eine Gat - tung kleiner Intestinalwürmer (ascaris minutis - sima) nistet.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. 1. fig. 1-4.
Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1 / 2 Zoll langes Thier. In Teichen, Gräben ꝛc. Hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Reproductionskraft. Sogar ein abgeschnittnes 1 / 26 des Thieres kann binnen einigen Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommener Länge reproducirt werden. Seine natürliche Fortpflanzung geschieht sowohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla - niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve. Engl. the fluke.) F. depressa, ovata fusca, antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken ꝛc. fig. 1-8.
In den Lebergallengängen der Schafe und mancherley andrer grasfressenden Säugethiere.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch - rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi - nibus undulatis.
Journal des savans 1726. p. 102.
442Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst, nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver solitaire. Engl. tape-worm, jointed - worm. ) Corpus planiusculum, genicu - latum. Os quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh - mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zu - fälle, die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper verursacht werden, über - aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der geglie - derte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ra - genden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest*)Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abge - rissenen Stücken von Bandwürmern aus ihrem Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Hrn. Carlisle's treffliche Beobachtungen über diese Thiere im II. B. der Transactions of the Linnean Society. p. 256.. Zunächst aus den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern Glieder, die dann bey weiten den längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6. ), zeigt sich ein be - sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eyerchen durch443 eine am Rande oder auf der breiten Seite be - findliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als solitaire, sondern man hat gar oft bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. curcurbitina.) T. humana articulis ob - longis, orificio marginali solitario, ovario pinnato.
(tab. 1. fig. 5.)
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Findet sich, so wie der folgende, im dünnen Darme beym Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (ver - mes cucurbitini, ascarides Couleti) sind ab - gesetzte Hinterglieder dieses Wurm.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm. [Bothriocephalus latus*)Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe, Bothriocephali, zu einem besondern Geschlechte verbundenen Gattungen von Bandwürmern, s. Hrn. Dr. Leuckart's zoologische Bruchstücke I. Helmst. 1820. 4.]. T. humana articulis abbreviatis transversis, orificio late - rali duplici; ovario stellato.
(tab. 1. fig. 6.)
In andern Gegenden von Europa, zumahl häufig in der Schweiz und in Frankreich.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taeniforme desinens in vesicam lympha - ticam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver -444 schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin - den, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehn - lichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hin - tertheil aber endigt sich in eine eyförmige Was - serblase von verschiedener Größe.
1. †. Finna. die Finne. (Cysticorcus cellulosae Rudolph.) H. conica, vesicae duplici in - clusa, interiori basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.
Sehr selten bey Menschen*)s. Hrn. Hofr. Himly im Journal der practischen Arzneykunde 1809. II. B. 12. St. p. 115. tab. 1-3. und Assen auf den Muskeln, auf dem Hirne ꝛc. Am gemein - sten aber im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bey dem vom Menschen unter - jochten Hausschwein, aber nicht bey der wilden Sau findet, so gibt sie ein Beyspiel von organi - sirten Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.
2. †. Globosa. H. simplex ovata, corpore distincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am häufigsten am Bauchfell und in der Leber der Schweine.
3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen - köpfe. Engl. staggers.)
4454. T. Erratica. H. multiplex, corpusculis pluribus, ovatis, vesicae communi inna - tantibus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.
So habe ich sie z. B. in den strotzenden Hyda - tiden gefunden, womit viele Eingeweide eines Macacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.
9. Sipunculus. Corpus teres elonga - tum. Os anticum, attenuatum, cylin - dricum. Apertura lateralis corporis ver - ruciformis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. corpore tonica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.
Im ostindischen Ocean.
10. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl. leech.) Corpus oblongum, pro - movens se ore caudaque in orbiculum dilatandis*)J. S. P. Braun's systematische Beschreibung einiger Egelarten. Berl. 1805. 4..
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, su - pra lineis flavis 6: intermediis nigro-ar - cuatis, subtus cinerea nigro maculata.
Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**)P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8.Jam. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1817. 8.. Daher für manche Gegenden ein bedeutender Handelsartikel.
4462. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr Junge heraus kommen.
Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied - maßen von denen in der vorigen Ordnung aus - zeichnen*)Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier - reichs sind:J. Bapt. Bohadsch de quibusdam anima - libus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebenda - selbst 1776. 4.Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas in itinere orientali depingi curavit. edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. ibid. 1777 sq. fol.L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801. III. vol. 8.Und d'Audebard de Ferussac histoire naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles. Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.. Manche haben große Aehnlich - keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. li - mace. Engl. slug. ) Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso: subtus447 disco longitudinali plano: foramen la - terale dextrum pro genitalibus et ex - crementis. Tentacula 4 supra os.
Diese nackten Schnecken haben die starke Re - productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnek - ken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.
1. †. Ater. L. ater.
Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101. fig. 102.
2. †. Rufus. L. subrufus.
Lister tab. 101. a. fig. 103.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
Lister tab. 101. a. fig. 104.
4. †. Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus immaculatus.
Lister tab. 101. fig. 101.
Diese, zumahl in nassen Frühjahren, eine furchtbare Plage für die Feldfrüchte*)s. die von der Königl. Soc. der Wissenschaften zu Göttingen gekrönte Preisschrift von J. C. Leuchs im Hannoverschen Magazin von 1820. S. 1 bis 140..
12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membranaceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten.) A. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
Wie das folgende Thier im mittländischen Meere.
44813. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula 2, supra corpus antice, intra foramina retractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D. ovalis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
14. Glaucus. Corpus oblongum, per - tusum foraminulis lateralibus duobus, Tentacula 4. Brachia 8 palmata.
1. Atlanticus. Glaucus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.
Im atlantischen und indischen Ocean.
15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, oblongum subdepressum, articu - latum: articuli utrinque fasciculati, feti - feri, pilosi. Os retractile. Tentacula (siphunculi) 2 annulata.
1. Aculeata. der Goldwurm (Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer.) A. ova - lis hirsuta aculeata, pedibus utrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln und Haare, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils wie blaue Schwefel - flammen u. s. w.
16. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo, annulatum. Pedunculi449 verrucosi. Tentacula acuminata ap - proximata; plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris binis utrinque, anterius tentaculis pectini - formibus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
In der Nordsee ꝛc. Diese und verschiedne andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an - einander liegender kleiner Körnchen auf eine be - wundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.
17. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedunculi laterales penicil - lati. Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten es in manchen Gegenden etwas beytragen mag.
18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Millepied d'eau.) Corpus lineare pel - lucidum, depressum, setis peduncula - tum. Tentacula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise fort*)O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzigen Wassers. Kopenh. 1771. 4.: das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche Weise durch die Aus -450 dehnung seines letzen Gelenkes hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattungen, wie z. B. die nachstehende, auch außerdem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be - fruchtet werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. setis lateralibus solitariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu - lum, vaginans. Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.
So wie das folgende Thier im nördlichen Weltmeere.
20. Actinia. Seeanemone, Meer - nessel, Klipprose. (urtica marina. Fr. cul d'ane.) Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dila - tabili intus tentaculato, os terminale centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII tab. 16 sq. fig. 10 sq.
21. Tethys. Corpus liberum, oblon - giusculum, carnosum, apodum. Os451 proboscide terminali, cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2 ad latus colli sinistrum.
1. Leporina. (lepus marinus maior Colum - nae.) T. labro ciliato.
Fab. Columna l. c. pag. XXVI.
Im mittländischen Meere.
22. Holothuria. Seeblase. Corpus liberum, vesicam oblongam aëream re - ferens, dorso cristato velificans. Ten - tacula abdominalia numerosa filiformia, pendula, cava, ore terminali peltato instructa*)s. des verdienstvollen Weltumseeglers Tilesius Monographie über die Seeblasen in A. J. von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. p. 1..
1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette. Engl. the Portuguese man of war.) H. cor - pore pyriformi, rostro conico, tentaculis longissimis.
v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.
Im atlantischen Ocean ꝛc. Von dem Faust - großen mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und roth spielenden Körper des wundersamen Thieres hängen lange ausnehmend dehnbare Fäden herab, die die Magenstelle vertreten, aber wenn man sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens der Blase läuft eine Segel - haut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.
23. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme. Os anticum, praeputio glan -452 dem pedunculatam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corpo - ris 8. circa os 4.
Schwedische Abhandl. 1754. tab. III. fig. A. -E.
Im mittländischen Meere.
24. Lernaea. Corpus se affigens tenta - culis, oblongum teretiusculum. Ovaria bina. Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiemen es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, tho - race cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
25. Scyllaea. Corpus se affigens, compressum, dorso canaliculato. Os foramine edentulo, terminali. Tenta - cula s. brachia subtus trium parium.
1. Pelagica. Scyllaea.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumahl am Sargasso (fucus natans.)
26. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland ꝛc. Diese und ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen453 fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Ba - laena mysticetus) ausmachen.
27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl. Ink. -fish, squid.) Brachia 8 in - terius adspersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter (plerisque) vesica atramentifera in - structus, infra scissura transversa ad ba - sin apertus, supra quam fistula excreto - ria eminet.
Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt - meeren finden*)J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin 1784. 4. S. 7-134., weichen in sehr vielen Stücken, zumahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen ausgebildeten Ein - geweide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen J. Hunter u. a. zuschreiben) gänz - lich von andern Thieren dieser Classe ab.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf - köpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben, wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun - gen werden auch durch den schwarzbraunen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behält - ter im Leibe führen, und willkürlich von sich las - sen, und dadurch das Wasser zunächst um sich454 verdunkeln können*)Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das Hauptingrediens zur Schinefischen Tusche.. Herr Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato undique pinna cincto, offe dorsali maximo.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu - figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch - bein, das auch in manchen Gegenden Meer - schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche Arten der so genannten Seetrauben (uvae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwandter Gattungen.
2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S. ventre stricto subulato, pinna angulari media, osse dorsali penniformi.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 27. fig. 43.
B) Pedibus basi palmatis, absque promusci - dibus, pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. acetabulorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be - liebte Gattung findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien und im mexicanischen Meerbusen theils von ausnehmender Größe.
45528. Medusa. Qualle, Meernessel, See - lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.) Corpus gelatinosum, orbiculatum, supra convexum, subtus cavum. Os inferum, centrale, labiatum. Tentacula ple - risque marginalia, saepius retractilia*)s. Tilesius im Jahrbuche d. N. G. I. S. 166 u. f..
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des Meeres bey**)Vergl. Mitchill in Albers's americanischen An - nalen I. S. 119 u. f..
1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, mar - gine inflexo villoso tentaculato.
Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.
In der Nord-See ꝛc.
2. Velella. (urtica marina Columnae.) M. ovalis concentrice striata, margine ciliato, supra velo membranaceo.
Fab. Columna l. c. pag. XXII.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten - taculis nullis, subtus columna, quadriplicata: apice lobis 8 multifidis, laterumque appen - dicibus 16.
Forskål icones tab. 30.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön - sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl - reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich die Schalen und die darin befindlichen Thiere. Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil - dung; doch großentheils den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen be - stehen anfänglich aus einer häutigen, theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die neugebornen Schnecken - häuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme - rer's u. a. Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Windungen, sondern diese werden mit zunehmendem Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs - saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Keime entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wun - derbaren Baues*)s. J. Sam. Schröter über den innern Bau der See - u. a. Schnecken. Frankf. 1783. 4., andere wegen ihres por - zellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen457 ihrer vortrefflichen Farben*)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonsti - gen natürlichen Oberfläche., regelmäßigen, saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten, merkwürdig**)Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach der gemeinen bisherigen Behandlungsweise freylich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der N. G. gehören unter andern:Mart. Lister synopsis methodica conchy - liorum. Lond. 1685 sq. Fol.Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.Index testarum conchyliorum, quae adser - vantur in museo Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Pa - ris. 1757. 4.Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.Fr. H. M. Martini systematisches Conchy - liencabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.Ign. a Born testacea musei Caesarei Vin - dobonensis. Vindob. 1780. fol.C. Schreibers Versuch einer vollständigen Conchylienkenntniß, nach Linnes System. Wien, 1793. II. vol. 8.L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquil - les. Par. 1802. V. vol. 8.Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau système des habitations des vers testacés. Co - penh. 1817. 4. mit Kupf.Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste Einrichtuing der Conchylien-Sammlungen ꝛc. Gotha 1818. Fol. 458Adolph. Murray fundamenta testaceolo - giae. Upsal. 1771. 4. (it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles de la France. Par. 1806. 4.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque historia et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol..
Gar viele Gattungen von mancherley Ge - schlechtern der Muscheln und Schnecken sind immer mit einer theils sehr nett organisir - ten Oberhaut bekleidet, die nicht mit den oft zufällig darauf sitzenden Milleporen, Flustren u. dergl. verwechselt werden darf.
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Familien:
A) Vielschalige Conchylien,
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windun - gen, nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Win - dungen.
Leben bloß in der See.
29. Chiton. Käfermuschel. Testae plures, longitudinaliter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem - valvi, corpore tuberculato.
30. Lepas. (Engl. acorn-shell.) Ani - mal rostro involuto spirali, tentaculis cristatis. Testa multivalvis, inaequi - valvis.
Manche Gattungen, wie z. B. hier die beiden erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. – Eine Verschiedenheit die so auffallend ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter darnach bestimmen sollte*)S. Tilesius a. a. O. S. 222-419..
A) Sessiles.
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa conica sulcata fixa, operculis acumi - natis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln, Krebsen ꝛc.
2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.
460Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.
So wie einige andere Gattungen dieses Ge - schlecht, auf der Haut des Nordkapers u. a. Wallfische.
B) Pedatae.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl. the horn of plenty.) L. testa valvis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.
Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar - nacle.) L. testa compressa quinquevalvi, in - testino insidente laevi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen berüchtigt worden, deren schon bey der Baum - gans (S. 230.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam - mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff - wrack ꝛc. fest sitzt.
31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce-stone) Testa bivalvis, divaricata, cum minoribus accessoriis difformibus ad cardinem. Cardo recur - vatus, connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen - stämme, Austerschalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
4611. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob - longa hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellen Scheine.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa oblonga rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl. Naturf. Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.
In vielen Gegenden der Weltmeere.
Leben sämmtlich im Wasser.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be - ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der bei - den Schalen und ihrer Ränder, und der Be - schaffenheit des Schlosses (cardo).
32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper.) Testa bivalvis, hians altera extremitate. Cardo dente (plerisque) solido, crasso, patulo, va - cuo, nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler - muschel. M. testa ovata, cardinis dente primario crenulato: laterali longitudinali: alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ovata antice coarctata, cardinis dente primario conico, natibus decorticatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
46233. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor-shell. ) Testa bivalvis, oblonga, utroque latere hians. Cardo dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non insertus testae oppo - sitae: margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
34. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ternis; lateralibus pla - nis alterius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilissime substriata nitida, sutura anali canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata, costa fusca transversali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
35. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle) Testa bivalvis, subaequilatera, aequival - vis. Cardo dentibus mediis binis alter - natis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis elevatis carinatis concavis tennissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.
An der guineischen Küste.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex - aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
4633. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob - solete recurvato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufig an den Küsten des mildern Europa.
36. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inaequilatera, aequivalvis. Cardo dente medio complicato cum adiecta foveola; lateralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca laeviuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.
37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa bivalvis, margine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: marginalique solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata compressa laevi, scripta lineis purpureis un - datis, rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.
38. Venus. Testa bivalvis, labiis mar - gine antice incumbentibus. Cardo den - tibus 3 omnibus approximatis, laterali - bus apice divergentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa succordata, transverse sulcata, antrorsum spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes. wampum.) V. testa cordata solida trans - verse substriata laevi, margine crenulato, intus violacea, ano ovato.
464Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u. a. nordamericanische Wilde die Co - rallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, (– s. oben S. 434. –) und das dann befind - liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen, auskauen ꝛc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti - formi: striis crenatis decussatis, ano im - presso ovato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.
39. Spondylys. (Fr. huitre epineuse. ) Testa inaequivalvis, rigida. Cardo den - tibus 2 recurvis, cum foraminulo in - termedio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare. ) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öff - nen kann, aber die Schalen sich nicht ohne Zer - brechen des Schlosses von einander ablösen lassen.
40. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle. ) Testa bivalvis, crassior. Cardo callo gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
4652. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie - senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima Fr. le grand benitier. ) C. testa plicata, for - nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund wiegen. Letzteres wird von den ostindischen In - sulanern, so wie von den Küstenbewohnern am rothen Meere ꝛc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre de la mer rouge. ) C. testa orbiculata, mu - ricata; valvula altera planiore; altera nate productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.
4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cuneiformibus obliquis tubulosis valvula longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.
41. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo dentibus numerosis, acutis, al - ternis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata, apice emarginata, processibus incurvis re - motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.
2. Pilosa. (Fr. la noix de mer) A. testa sub - orbiculata aequilatera pilosa, natibus incur - vis: margine crenato.
Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.
Im mittländischen Meere. Die Schalen, zu - mahl am Außenrande wie mit einem braunen sammtartigen Ueberzuge bekleidet. (s. oben S. 459.)
46642. Ostrea. Auster. (Fr. huitre. Engl. oyster, scallop. ) Testa bivalvis, inae - quivalvis, (plerisque) subaurita. Cardo edentulus fossula cava ovata, striisque lateralibus transversis.
Auch die so sehr verschiedenen Gattungen die - ses Geschlechts könnten füglicher in zwey andere vertheilt werden, deren eins die Kamm-Mu - scheln (wohin die ersten beiden Gattungen ge - hören), das andere aber die Austern begreifen müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evantail. ) O. testa aequivalvi radiis 12 du - plicatis, extus laevi.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs - muschel. O. testa aequivalvi radiis 12 con - vexis, striata scabra squamis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru - cifix. (Fr. le marteau noir. ) O. testa aequi - valvi triloba, lobis transversis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae - quivalvi ouata, lateribus obtuse plicata pa - rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae - quivalvi semiorbiculata, membranis imbri - catis undulatis, valvula altera plana inte - gerrima.
Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen Europa auch am mittländischen und adriatischen467 Meere ꝛc. auf Austerbänken gehegt*)Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den europäischen Küsten s. in Beckmanns Vor - bereit, zur Waarenkunde I. B. S. 93-111., und be - sonders in Rücksicht auf diese, und die davon ab - hängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg - Sand - und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa aequivalvi orbiculata compressa membra - nacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist mißfarbige, und ungestaltete.
7. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweinsohr. O. testa aequivalvi plicata, spinosa, labro utroque scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.
43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in - aequivalvis; valvula altera planiuscula (saepe basi perforata), altera basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula li - neari prominente, introrsum dente late - rali. Radii 2 ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor - biculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata inaequali violacea: superiore convexa, in - feriore perforata.
Chemnitz l. c. fig. 694 sq.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule. ) A. testa ovata, ventri -468 cosa, alba, tenerrima, valvula altera rostro incurvata, perforata. Margine acuto inte - gerrimo, undique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean u. s. w. – Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Flötzkalk-Gebirgen angesehen werden kann.
44. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea-muscle, mussel.) Testa bi - valvis rudis, saepius affixa bysso. Cardo edentulus, distinctus linea subulata ex - cavata longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre. ) M. testa compresso - plana suborbiculata, basi transversa imbri - cata tunicis dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande derselben der wie Labradorstein schil - lernde so genannte Pfauenstein (gemma penna pavonis s. helmintholithus androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat - tel. (Fr. la moule pholade, la datte. ) M. testa cylindrica utrinque extremitatibus ro - tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.
469Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u.s.w*)Selbst in den härtesten Marmor, wie z B. das berühmte, immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomen an den drey großen Säu - len von Cipollino antico im Serapis Tempel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem Spiegel des benachbarten mittländischen Meeres Ringsherum von diesen Steindatteln angebohrt find. s. P. Ant. Paøli Antichitá di Pozzuoli tab. 15..
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeviuscula violacea, valvulis antice subcarinatis, po - stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei - len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies - muschel. M. testa striata subcurvata, mar - gine posteriore inflexo, cardine terminali bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.
5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi margine anteriore carinato, natibus gibbis, cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber auch an den nordischen europäischen Küsten.
45. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Seidenmuschel (Fr. jambon, coquille portesoie. ) Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in unam valvulis.
470Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be - rühmt, womit sie sich befestigen können, und der eine braune Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Tarent, Palermo ꝛc. zu Handschuhen u. dergl. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali - culato tubulosis subimbricatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß, wenn man die Spitze unterwärts und die Mün - dung nach oben gerichtet hält, diese letztere einem alsdann links zugekehrt ist, und die Win - dungen von oben nach unten rechts, (der schein - baren Bewegung der Sonne gleich) laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 20. –) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten (anfractibus sinistris s. contrariis)*)s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Ab - schnitt von den Linksschnecken..
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit - telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu -471 schließen, und andere ziehen bey Annäherung des Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres Hauses.
46. Argonauta. Testa univalvis spi - ralis, involuta, membranacea, unilo - cularis.
1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrei. (nau - tilus papyraceus. Engl. the paper-sailor. ) A. carina subdentata. (Animal sepia?)
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber große Schale, die angeblich von einem black - fischähnlichen Thier bewohnt werden, und dieses mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen ꝛc. verstehen soll.
47. Nautilus. Testa univalvis, isthmis perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übrigen ein - und aus - pumpt, sich nach Willkür leichter oder schwerer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffku - tel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau. Engl. the sailor. ) N. testa spirali aper - tura cordata, anfractibus contiguis obtusis laevibus.
Martini vol. I. tab. 18.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfractibus contiguis: geniculis elevatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.
472Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand von Rimini.
48. Conus. Tute. Testa univalvis, con - voluta, turbinata. Apertura effusa lon - gitudinalis, linearis, edentula, basi in - tegra. Columella laevis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre - admiral, Schout by Nacht. C. testa co - nica fusca, maculis ovatis albis, spirae an - fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis sparsis; fasciisque 3 flavis tenuissime reti - culatis; media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
In Ostindien.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis tota re - ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or. ) C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.
49. Cypraea. Porcellane (Concha veneris, s. cytheriaca, s. paphia) Testa473 univalvis, involuta, subovata, obtusa, laevis. Apertura utrinque effusa, linea - ris, utrinque dentata, longitudinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schneckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhal - ten dafür ein neues, das bey manchen Gattun - gen mit zunehmendem Alter dem jugendlichen so unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in die Conchyliensysteme gekommen*)z. B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sagen die Larve) von Cypraea tigris..
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa subturbinata characteribus inscripta, macula longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de - pressa-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell. ) C. testa obtusa ovata, postice obtusa, antice rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.
In Ost - und Westindien, auch auf der Süd - see, namentlich bey Utaheiti, wo sie den Ein - wohnern zur Trinkschale dient.
4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri, Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth. ) C. testa marginato-nodosa albida.
Zumahl an den Philippinen und Maldiven, aber auch an der guineischen Kuste und an manchen Südseeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze474 mancher ostindischen Völker*)In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen halben Gulden, und doch giebts dort Waaren (z. B. Betelblätter, Areknüsse ꝛc. ) die man für ein ein - ziges Kauri auf dem Markte kaufen kann. s. Rennell's geographical Illustrations of M. Park's Journey. p.86., so wie der Neger in einem großen Theil von Africa und Westin - dien. Und die Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige u. s. w.
50. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dip - per. ) Testa univalvis, convoluta, iner - mis. Apertura subcoarctata, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Colu - mella obliqua, laevis.
1. Ovum. das Hühnerey. B. testa ovata ob - tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa rotundata glaberrima pellucida li - neis crispata, spira retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata, reticulato-striata, cauda exserta, spira ob - literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.
In beiden Indien.
51. voluta. Walze. (Engl. Rhomb - shell. ) Testa unilocularis, spiralis. Aper - tura ecaudata subeffusa. Columella pli - cata: labio umbilicove nullo.
4751. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali - oblonga, spira rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.
2. Oliva. die Mohrinn, das Prinzenbegräb - niß. V. testa emarginata cylindroide laevi, spirae basi reflexa, columella oblique striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.
In Ostindien; auch in Nordamerica ꝛc.
3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emargi - nata fusiformi laevi, labro denticulato, co - lumella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar - ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, columella octoplicata, labro laevi crassi - usculo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.
5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer - horn. V. testa obovata subcaudata: spirae anfractibus striatis; apice producto glaber - rimo, columella triplicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917. Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884. sq. (linksgewunden.)
Besonders an der Küste von Coromandel. Wird hauptsächlich zu Arm - und Fingerringen verar - beitet, die von den ärmern Hindus durch ganz Indien getragen und nach deren Tode von ihren Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen und von Niemanden dieses Volks der sie wieder findet aufgehoben werden. Daher der große Absatz die - ser Ringe und die Wichtigkeit der Fischerey der Schnecke woraus sie verfertigt werden.
4766. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ven - tricosa flavicante aurantio striata; anfractu primo reliquis triplo maiore tuberculato.
Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.
Im indischen Ocean. Ein durch die Sammler - liebhaberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.
52. Buccinum. Sturmhaube, Kink - horn. (Engl. whelk. ) Testa univalvis, spiralis, gibbosa. Apertura ovata, desi - nens in canaliculum dextrum, cauda re - tusum. Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so ge - nannte Seetrauben, andere als Seehopfen, noch andere aber in einer langen Reihe hornarti - ger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici - bus aequalibus longitudinalibus distinctis mucronatis, columella laevigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.
Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Normänner noch jetzt bedienen.
3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmänn - chen. B. testa oblonga rudi transversim striata: anfractibus curvato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an - fractibus laevibus indivisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
47753. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw.) Testa univalvis, spiralis, latere ampliata. Apertura labro saepius dila - tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.
2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths - hake. S. testa labro hexadactylo, digitis curvis, cauda recurvata.
Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853. sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro antice trilobo incrassato, dorso verru - coso coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken (die so genannte Raucherklaue, unguis odora - tus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.
54. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop, rock-shell. ) Testa univalvis, spiralis, exasperata suturis membrana - ceis. Apertura desinens in canalem integrum, rectum s. subascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu - lata recta silmiliter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.
2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf. M. testa subovata spinis rectis cincta, cauda mediocri subulata recta spinisque oblique circumdata.
478Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.
So wie die folgende im mittländischen Meere.
3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spinis cincta, cauda breviore truncata per - forata.
Lister tab. 947. fig. 42.
Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der Alten*)vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden. 1786. 4. mit Kupf..
4. Antiquus. das nordische Rinkhorn. M. testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.
An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.
5. Vertagus. der Entenschnabel, die Schnau - zennadel. M. testa turrita, anfractibus su - perne plicatis, cauda adscendente, columella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
55. Trochus. Kräuselschnecke (Engl. top-shell, button-shell. ) Testa uni - valvis, spiralis, subconica. Apertura subtetragono-angulata s. rotundata, su - perius transversa, coarctata: columella obliquata.
1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn. (Engl. the stair case. ) T. testa convexa obtusa marginata, umbilico pervio crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.
479Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend saubern Windungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwischen sich lassen ꝛc. *)Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) „ stu - pendum naturae artificium “und neuere Archäo - logen halten die schöne Schnecke für das Urbild der Volute an den Ionischen Säulen.
2. Magus. T. testa oblique umbilicata con - vexa: anfractibus supra obtuse nodolusis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im - perforata turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty. ) T. testa imperforata ovata, subcaerulea, laevi, oblique striata.
Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.
Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schö - nen neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom höchste Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la fripiere,[maçonne]. ) T. testa imperforata rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Na - men daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu - sern ꝛc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer - schläge oder Pockennarben) verursachen.
48056. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl, wreath. ) Testa univalvis, spira - lis, solida. Apertura coarctata, orbicu - lata, integra.
1. Littoreus. T. testa sabovata acuta striata, margine columnari plano.
2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im - perforata ovata striata: stria unica dorsali crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gattungen ist die so genannte Meer-Bohne (umbilicus veneris.)
3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata. ) T. testa cancellata conica anfractibus di - stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichnet sich durch die von einander abstehenden gleichsam durchbrochnen Windungen aus.
4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T. testa cancellata turrita exumbilicata, an - fractibus contiguis laevibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.
5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.
4816. †. Perversus. das Linkshörnchen. T. testa turrita pellucida: anfractibus contrariis. apertura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Weiden und andern Baumstämmen.
7. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti - bus annulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
In süßen Wassern.
57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escargot. Engl. snail, periwincle. ) Testa univalvis, spiralis subdiaphana, fragilis. Apertura coarctata, intus lunata s. sub - rotunda: segmento circulari demto.
Meist Land - und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa umbilicata convexa hispida diaphana, anfractibus quinis, aper - tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr. le vigneron. ) H. testa umbilicata subovata, obtusa decolore, apertura subrotundo - lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han - del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondre Schneckengärten, worin sie zu Tausenden gefüttert werden ꝛc. Ihrer starken Reproductionskraft ist schon oben gedacht worden.
4823. †. Arbustorum. H. testa umbilicata con - vexa acuminata, apertura suborbiculari bi - marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräusel, das Qualle-Botchen. H. testa subimperforata subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura postice dilatata, labro emarginato.
Fab. Columna l. p. XXII.
Im mittländischen so wie im atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier giebt, so wie manche andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist purpurblau.
5. †. Vivipara. H. imperforata subovata ob - tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura suborbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la livrée. ) H. testa imperforata subrotunda laevi diaphana fasciata, apertura subrotundo - lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spira mutilato-truncata, apertura ovata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso - planiuscula striis undatis; apertura ovali dilatata usque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.
58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa univalvis spiralis, gibba, subtus pla -483 niuscula. Apertura semiorbicularis: labio columellae transverso, truncato planiusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon. ) N. testa umbilicata laevi, spira submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.
2. †. Fluviatilis. N. testa purpurescente, ma - culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf der Schale mit sich herum tragen soll. *)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.
3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula ex - cavato oculata, labio interiore laevi cre - nulato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea - ear, Venus's ear. ) Testa auriformis, patens: spira occultata laterali; disco longitudinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subovata dorso trans - versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.
2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.) H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte pro - minula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr ist bey unsern Antipoden zu Hause.
Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten allermehresten in der See.
60. Patella. Napfschnecke, Klipp - kleber. (Engl. limpet. ) Testa univalvis subconica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali, vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, vertice recurvo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata convexa: margine introrsum crenulato, vertice perforato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipela - gus gegessen.
61. Dentalium. Meerzahn, Meer - röhre. (Engl. tooth-shell. ) Testa uni - valvis, tubulosa, recta, utraque extre - mitate pervia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti - nua laevi.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.
4852. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi minuta.
Im Sande von Rimini.
62. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm - shell.) Testa univalvis, tubulosa, ad - haerens.
1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre. S. testis capillaribus fasciculatis ramoso - glomeratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa semitereti rugosa glomerata carinata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge - legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus - schacht, die Gießkanne. (Engl. the watering pot. ) S. testa tereti recta, extremitatis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.
Museum Leersianum tab. 1.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente atte - nuata violacea, intus laevi lutea; apertura alba undulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
486In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Madreporen.
63. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lignum penetrans.
1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohrwurm. (Fr. le taret. ) T. corpore tereti elongato, ore attenuato, extremitate postica pholadiformi, quadrivalvi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.
Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang. Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen - u. a. Holz, worin es sich fingersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zu - mahl 1730, für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu - mahl im Westkappler Damm, zuweilen arge Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine besondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes un - ter einander zeigen.
Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnun - gen im Trocknen zu leben bestimmt ist.
48764. Echinus. *)Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinodermatum ex ed. Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.See-Igel. (Engl. sea hedgehog.) Corpus subrotundum, crusta spatacea tectum, spinis mobilibus sae - pius aculeatum. Os quinquevalve subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bey manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist, es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente ge - nommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe - gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben in ihrem Innern ein sonderbares, knöcher - nes Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueber - haupt variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so genann - ten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg. ) E. he - misphaerico-globosus; areis obsolete ver - rucosis.
Klein tab. 1. et 38. fig. 1.
2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am - bulacris 5 repandis linearibus: areis alter - natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
4883. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am - bulacris 5 ovalibus, ano subremoto.
Klein tab. 21. sq.
65. Asterias*)J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733 Fol. . See-Stern. Corpus depressum, crusta subcoriacea, tenta - culis muricata. Os centrale, quin - quevalve.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang - sam wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun den Dorschen u. a. Fischen, andere den Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib - bis, undique aculeata.
Link tab. 4. fig. 5. et al.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh - mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal - lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gat - tung besitze ich einen, der von seinen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, an - gulis verrucoso-aculeatis.
Link tab. 38. 39.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbiculata quinqueloba.
Link tab. 37. fig. 65. et al.
4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A. radiata, radiis dichotomis.
Link tab. 18. fig. 28. et al.
489In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspischen. – Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch ver - schieden zu seyn. Ein überaus träges und son - derbar gebildetes Thier, an dessen Umfang man auf 82000 Endzweige gezählt hat*)Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be - fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende In - sel angesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge ge - sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be - mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p.52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig - stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrnen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen wor - den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de la Pérouse autour du monde vol. III. p.10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia antiqua p. 100 vom Kraken sagt:„ Tracta haec fabulavidetur ex insula – aliquando conspicus, sapius tamen inconspicua.”.
66. Encrinus. Stirps elongata, cor - pore terminali radiato.
4901. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E stirpe spatacea articulata pentagona, ra - mis verticillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thiere soll sich an der Küste von Barbados fin - den. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacri - niten oder Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe cartilaginea continua, stella termi - nali octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond. 1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beynahe wie die Conchy - lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst ha - ben wenigstens in manchen Geschlechtern bei - der Ordnungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind, und491 Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Ej. natural history of many curious and uncommon zoophytes ꝛc. – systematically ar - ranged and described by D. Solander. Lond. 1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's Nahmen –).Vital. Donati della storia naturale marina dell 'Adriatico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi marini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro - ques de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei - marus Betr. über die besondern Arten der thier schen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8. heißen. Doch muß man sich Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ihnen an - geborne Theil vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen; nur daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie492 ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrie - ben wird; und sich daher beym schnellen Wachsthum*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West - indien ꝛc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3 / 4 Jahren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von Corallen eingenommen. und Vermehrung dieser merk - würdigen Geschöpfe die ungeheuer Größe und Umfang derselben**)Viele vulkanische Inseln der Südsee auch west - indische, wie z. B. Barbados, und wie mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, und Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren. erklären läßt.
67. Tubipora. Röhren-Corall. Co - rallium tubis, cylindricis, cavis, erectis, parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu - latis combinatis: dissepimentis transversis distantibus.
Solander tab. 27.
Bloß in Ost - und Süd-Indien.
68. Madrepora. Stern Corall. Co - rallium cavitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella convexa: lamellis simplicibus longi - tudinalibus, subtus concava.
Solander tab. 28.
4932. Muricata. M. ramosa composita subimbri - cata, stellis oblique truncatis prominenti - bus adscententibus.
Solander tab. 57.
3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
69. Millepora. Punct-Corall. Co - rallium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi - farie dichotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.
Ellis. tab. 35. fig. b. B.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette. M. membranacea reticulata umbilicata, turbi - nato-undulata, hinc porosa pubescens.
Ellis tab. 24. fig. d.
Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.
70. Cellepora. Corallium foraminu - lis urceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplici - bus undulato-turbinatis cumulatis; cellulis seriatis: osculo marginato.
71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra - dicata solida, cortice molli habitabili obducta*)Von diesem und den übrigen folgenden Corallen - geschlechtern s. J. V. F. Lamouroux histoire des polypters coralligènes flexibles. Caen. 1816. 8. mit Kupf..
4941. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con - tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra - mis vagis.
Cavolini. tab. 2. fig. 1-6.
Wird vorzüglich an den Küsten des mittländi - schen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ost - indien verführt, und zumahl in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
72. Gorgonia. Crusta calcarea coral - lina stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabi - lien (deren holzige Natur, zumahl an den starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man findet den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Anima - lisches*)Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1..
1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani - culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re - ticulata, ramis interne compressis, cortice flavo.
Ellis tab. 26. fig. K.
49573. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata, stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre. ) A. stirpe arborescente coriacea coccinea superne ramosa, papillis stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cavata carnosa ru - fescente.
Gesner a. a. O. pag. 1287.
74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spon - giosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami - nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
2. †. Fluviatilis. (Ruß. Badiäga. ) S. confor - mis polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr starken specifischen Geruch; und ist oft, aber nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch - Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheidendes Zeichen einer wirklich animali - schen Natur an ihr gewahr zu werden.
49675. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu - neiformibus rotundatis.
Ellis tab. 29. fig. a.
76. Tubularia. Stirps radicata, fili - formis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen des süßen Wasser, nähmlich die Feder - busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an welchen man, so wie bey denen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unter - scheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey der mindesten Erschütterung oder im Tode ein - zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver - härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Ge - stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umher - ranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die Höhe gewachsen waren: andere, die sich zu Tau - senden flach neben einander an Dämme ꝛc. an - gelegt hatten: andere, die in dichten Klumpen in unzähliger Menge neben einander empor stan - den, u. s. w.
1. Indivisia. T. culmis simplicissimis, geni - culis contoris.
Ellis tab. 16. fig. c.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta terminali striata radiata calcarea.
Donati tab. 2.
4973. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi - ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi - nam abscondito.
Rösel Hist. der Ploypen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ciliata.
(tab. 1. fig. 9.)
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein klei - ner Federbusch gestellt sind*)Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f..
77. Corallina. Stirps radicata, ge - niculata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com - pressis subreniformibus.
Solander tab. 20. fig. b.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub - turbinatis.
Ellis tab. 24. fig. a.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articulis superioribus elevatis.
Ellis tab. 24. fig. f. g.
78. Sertularia. Stirps radicata, tu - bulosa, cornea, nuda, articulata: den - ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man - cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge - meinen Austern finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum498 dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken vergleichen kann.
1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubu - losis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-al ternis.
Ellis tab. 1. fig. b.
2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis truncatis, ovariis ovatis, ramis pinnatis alternis.
Ellis tab. 7. fig. a.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub - denticulatis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ramosa.
Ellis tab. 3. fig. a.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei - nen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.
79. Cellularia. Strips crustacea, lapidescens, e cellulis seriatis compo - sita, plerumque ramosa et articulata, tubulis adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C. denticulis alternis acutis, ramis dicho - tomis erectis fastigiatis.
Ellis tab. 18. fig. a.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa di - chotoma, articulis subciliatis, ovato-trun - catis, uno latere planis celliferis.
Solander tab. 4. fig. d.
Man hat den Nahmen Zoophyte oder Thier - pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert wor - den, manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegen - wärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein solches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenigstens die bey weiten aller - mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem werden aber auch die Infusionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
80. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo - genförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter500 Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenigstens über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi sca - bra, pinnis imbricatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.
Leuchten stark im Finstern.
81. Hydra. Armpolype, Vielarm. Corpus gelatinolum conicum. Os ter - minale cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*)S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid. 1744. 4.H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.Rösel's Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4. sind gallertartig, halb durchsichtig, und daher von ungeübten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und501 Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben - digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mut - ter losreißen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie wohl Eyer legen*)Pallas elenchus Zoophytor. p. 28., aus denen im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wie - der zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielge - schwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so oder auf andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu - sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich Uebung und Geduld erfordernden, Hand - griff wie einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stück - chen Band ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise einander verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg**)S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und während daß die Schlinge allmählig durchschneidet, werden die derweile getrennten Theile doch schon wieder an einander wachsen u. s. w.
5021. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi - ridis tentaculis brevioribus.
(tab. 1. fig. 10.)
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu variiren. Die hier abgebil - dete Art findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca, corpore longiore, cirris longissimis.
Rösel tab. 84. sq.
3. †. Grisea der orangegelbe Armpolype. H. aurantia, corpore longiore, cirris longio - ribus.
Rösel tab. 78. sq.
82. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. polype à bouquet,) Stirps ramosa, po - lypis terminalibus ore contractili (ple - risque ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein - schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber bey der minde - sten Erschütterung für einen Augenblick ganz zu - sammen fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campanulatis.
(tab. 1. fig. 11.)
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan - zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 32).
5032. †. Umbellarius (Vorticella umbellaria Linn) B. stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis muticis.
Rösel tab. 100.
Wie die vorige Gattung und das folgende Geschlecht in Gräben und Teichen an Waser - pflanzen, Schneckenhäusern ꝛc.
83. Vorticella. Afterpolype. Cor - pus nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft tausende derselben beysammen sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.
1. †. Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V. corpore infundibuliformi, tentaculis cilia - ribus.
Rösel tab. 94. fig. 7. 8.
2. †. Socialis. (Hydra socialis Linn.) V. mutica torosa rugosa.
Rösel tab. 95.
84. Furcularia. Corpus liberum nu - dum oblongum, tentaculis rotatoriis ciliatis, cauda bicuspidata.
1. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-animal.)
(tab. 1. fig. 12.)
Dieses überaus sonderbare microscopische Thierchen findet sich in stehenden Wassern und mancherley Infusionen, schwimmt überaus be - hende, verändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trocknen für504 todt liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser zu 10-12 wiederholten Mahlen wieder aufleben ꝛc. Der dunkele Körper in sei - nem Vorderleibe, den so viele Naturforscher sei - ner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau über - zeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz. *)s. Handbuch der vergl. Anatomie S. 245.
85. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum.
1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone re - tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f.
Dieser im mancherley Essig. Eine verwandte Gattung in altem Buchbinderkleister**)Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nach erschaffen worden. Denn sie finden sich so viel bekant bloß im Essig und Kleister, und beides sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschengeschlechts..
86. Volvox. Corpus liberum, rotun - datum, gelatinosum, gyratile. Tubus alimentarius vix nullus.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus, superficie granulata.
Rösel tab. 101. fig. 1-3.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nachkommen -505 schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.
87. Chaos. Corpus liberum ........... (generi polymorphon, speciebus uni - forme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnahmen die unzählbaren*)Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu - sionsthierchen., dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche Gattungen schon im See - und süßen Wasser, andere erst im Aufguß von aller - hand thierischen und vegetabilischen Substanzen (daher diese dann Infusionsthierchen heißen), und noch andere im reifen Samen männlicher Thiere finden**)Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B. S. 264 u. f.und Chr. L. Mitzsch Beytrag zur Infusorien - kunde. Halle 1817. 8. mit Kupf..
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami - lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat - tungen begreift:
A) Aquatile.
Die im See - und stagnirenden süßen Wasser. [– zumahl in solchem, worin die Priestleysche so genannte grüne Materie***)Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos aquatile für die unterste erste Staffel von eigen - thümlicher Animalität angesehen werden kann. vegetirt –].
506B) Infusorium.
Die eigentlich so genannten Infusions - thierchen.
C) Spermaticum. (Cercaria spermatica)
Die Samenthierchen, wovon die im männ - lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge - bildet ist*)Unser sell. Hollmann hat berechnet daß die Milch eines zweypfündigen Karpen über 253000 Millio - nen Samenthierchen halten kann..
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge - wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Begriffen schon dadurch von den Thieren auffallend unterscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflanzen bey weiten der allgemeinste ist, worin sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln ꝛc. ) sämmtlich mit einander überein kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse überhaupt auch darin von der der allermehresten Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs be - sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter, Blüthen ꝛc. nicht so be - stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän - derlicher ist. *)Extensio minus definita.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in - nerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was man mit den, für die thierische Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit wahren Muskeln, mit Knochen ꝛc. vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi - sation am Ende nur auf eigentlich so genannte Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellgewebe*)s. hierüber vorzüglich die beiden Götingischen Preisschriften, von Rudolphi (Berlin 1807. 8. ), und Link (Götting. 1807, mit Nachträgen 1809. 8.). So wie auch L. C. T. Treviranus vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8. welche Schrift das Accessit erhalten; und von frühern Abhandlungen I. I. Bernhardi's Beob - achtungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver - suchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar. Gottin - gens. vol. XVI. pag. 100 u. f..
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen der Gewächse, ein wirklich zellulöses theils Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es509 ist zumahl in der Borke und im so genannten Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig einzelne dazwischen ver - theilte größere Bläschen (utriculi), und bil - der auch theils lange Röhrenförmige Höhlen.
Die eigentlich so genannten Gefäße (die übrigens manchen Familien und Geschlechtern von cryptogamischen Gewächsen – so wie im Thierreich den Zoophyten und auch wohl manchen Mollusken – gänzlich abzugehn scheinen), zeichnen sich (wenigstens bey weiten größtentheils) besonders dadurch aus, daß ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fä - den (oder Röhrchen?) bestehen, und so gleich - sam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.
So vielartig aber die Netzförmigen u. a. Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einander sind, so zweigt sich doch kein solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen rothblüthigen und so vielen weißblütigen Thie - ren, dadurch unterhalten werden könnte.
Aus der einförmigen Identität jener weni - gen organischen Bestandtheile der Ge - wächse (ihrer so genannten partium simila -510 rium) erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus zusammengesetzten Theile (der par - tium dissimilarium) in einander; der Blät - ter z. B. in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen ꝛc. *)S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.Und besonders über die Identität der Knollen (z. B. der Cartoffeln und ihrer Stängel Hrn. Obercommiss. Westfeld in Voigt's neuem Ma - gazin VI. B. S. 371 u. f.; auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Aeste umwan - deln kann**)Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel - sang, am leidner Kanal den Harlem, eine ganze Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt..
Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusammengesetzten besondern Theile der Pflan - zen, und ihre Geschäfte lassen sich am füg - lichsten in die zur Selbsterhaltung und in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster - haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo - sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit getränkten Boden. – Aus jener saugen sie511 Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zumahl auf den Blättern, in unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der alljährlich neu - reproducirten Wurzelzasern, womit die aller - mehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber (wie z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc. ) als so genannte Schmarotzer - Pflanzen (plantae parasiticae) an andern Gewächsen*)Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur - zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel - zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch dieselben nähren. So z. B. die hydnora afri - cana an der euphorbia mauritanica u. a. – S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132. festsitzen; da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.
Uebrigens scheint es bey aller dieser Ver - schiedenheit des Aufenthalts der Gewächse im Grunde doch immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach Ingen-Housz's Untersuchungen**)s. Voigts neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798. S. 101. u. f. wahr - scheinlich einen Hauptnahrungsstoff der Pflan -512 zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel - zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen ꝛc. auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo - sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können. *)So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochin - china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. „ mirabilis huius plantae proprie - tas est, quod ex sylvis domum delata, et in aere libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia comprobassem.”
Die allgemeinsten äußern Nutritions - oder eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bey an - dern aber treten sie vorher erst in einen Wur - zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän - gert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu äußerst mit einer seiner Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde und der Bast (liber) liegt, welcher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und daher für die Erhaltung der Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hin - ein folgt der Splint (alburnum) und hier - auf die eigentlich holzige Substanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der Mitte des Stammes, das so genannte Mark, welches letztere aber mit zunehmenden Alter an Menge abzuneh - men und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch wird bey diesen Gewächsen, alljährlich eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen, und zwar wahrscheinlich aus dem gedachten Splint erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl dieser concentrischen Lagen (pectines) unge - fähr das Alter der Stämme schätzen kann.
Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der Palmen ausgenommen, als welche keine solche concentrische Lagen bilden, sondern durch - aus gleichförmig dicht, sehr hart und wie mit partiellen Splintröhren durchzogen sind. Eine Bemerkung die auch für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen514 endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt sind; indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges Zell - gewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und dadurch die so genannten Blätter-Skelete verfertigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden Seiten des Blattes mit einer besondern Haut über - zogen, die man insgemein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen Ober - häutchen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr verschieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um so merkwürdiger, je größer und wichtiger die Functionen derselben für die damit versehenen Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des so genannten phlogistischen Prozesses, der bey den Thieren hauptsächlich durchs Einath - men des respirabeln Theils der Luft oder sei - ner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen,515 bey den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben durch die Blätter bewirkt wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respi - rable Gas oder seine Grundlage zum Lebens - unterhalte unentbehrlich; besonders um (wie es Ingen-Housz's Untersuchungen wahrschein - lich machen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wieder ausdunsten. *)Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsin - nige Naturforscher daraus für practische Land - wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Maga - zin a. a. O.
Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in der Dunkelheit, in seiner größten Stärke be - trieben. Bey Tage hingegen, und vollends im Sonnenscheine gehet er langsamer von Statten; daher die Pflanzen alsdann weni - ger Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und dagegen währen der Zeit aus ihren Blättern Sauerstoffgas, den respirabeln Theil der atmosphärischen Luft, entbinden**)J. Ingen. Housz's Experiments upon vegeta - bles. Lond. 1779. 8..
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so wichtigen Organe bey den mehresten Ge - wächsen der kältern Himmelsstriche, ein ver - gänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind, der hinge - gen mit Annäherung des Winters vertrock - net, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblättern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert werden und absterben, wird dadurch wahr - scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tangel - oder Nadel - hölzer, der Epheu, die Preußel - oder Mehl - beeren (vaccinium vitis idaea), das Heide - kraut, der Buxbaum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib - hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: auch schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf ver - wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandiflorus, mesembryanthemum nocti - florum, der hesperis tristis ꝛc.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedene andere Arten von eigenthümlicher Bewegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Lichte*)s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4. gehört, als welcher Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen - blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich518 oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie dawider gepreßt wären. *)Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor - den, und der nur oben an einer Seite ein klei - nes Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im Frühjahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortge - rankt war. – s. die Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston, Vol. II. P. I. pag. 147.Vergl. auch Hrn. Legat R. Bertuch's Beobach - tungen an der Indianischen Kresse im allgem. teutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u. f.Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der auerrhoa carambola, oder die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie - genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen - blicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be - fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie - len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z. B. die519 Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht - knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel gegen die weibliche Narbe trei - ben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe - gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge - wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut - lichste von dem ausschließlichen Eigenthume der Thiere, nämlich der willkürlichen Be - wegung, als von welcher auch bey den, wegen ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. E. beym hedysarum gyrans) keine echte Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung, und hingegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige mittelst derselben zu sich nähme!
Aus den gedachter Maßen von den Ge - wächsen eingesogenen und assimilirten Nah - rungsstoffen werden nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden, da z. B.520 manche einen milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummi geben; verschiedene Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter Harz bereiten. Andre Pflan - zentheile enthalten Mehl, Zucker, Manna, Wachs, fette und ätherische Oele, Kampfer ꝛc. Einige wenige das so genannte Federharz (cahutchuc) u. s. w. *)Zu den allerauffallendsten Producten des Secre - tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das längst berühmte, aber erst neuerlich recht unter - suchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Sub - stanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An - sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. – s. Dr. Patr. Russel und Jam. L. Macie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX. und LXXXI. und Dr. Dav. Brewster in eben diesen Transact. von 1819.
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun - gen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzigen entzündbaren des weißen Diptams ꝛc. –
Das aber diese verschiednen Säfte durch mancherley Abscheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesogenen Nahrungs - säfte in den Gewächsen selbst bereitet wer - den müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf demselben Garten - beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer521 seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver - schiedenheit des Bodens*)Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewäch - sen: von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8. und des Climas zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert wer - den, dadurch von ihren Kräften verlieren ꝛc., andere hingegen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimmten, ihm angemessenen Pflanzen**)Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geo - graphicae specimen. Goett. 1800. 4.Al. de Humboldt Essai sur la Géographie des plantes. Par. 1807. fol. Ej. Prolegomena de distributione geogra - phica plantarum vor seinen Nova genera et species. , so daß man zuweilen schon aus den einheimi -522 schen Gewächsen einer Gegend die Beschaffen - heit ihres Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das Menschenge - schlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich scheinenden Getreidearten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch so robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen Himmelsstriche; die aus Chili abstammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welttheilen fortkommen ꝛc. ; oder wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebun - den sind, doch daselbst in jeder Art von Bo - den gedeihen, wie z. B. die Cocospalme, die eben so üppig im steinigen und Sandland als im fetten Erdreich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse Länder (wie z. B. das Cap und Neu - Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließlich hervorbringen, und dagegen an - sehnliche Ordnungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast keine Kohl - und Rüben - arten. So finden sich aus den westindischen Inseln vergleichungsweise wenige Laub-Moose (musci frondosi) und hingegen desto man - nigfaltigere Farnkräuter ꝛc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an - merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zu - mahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähm - lich manche nur isolirt und einsam leben, da hingegen andere dicht beysammen bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge - wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbrin - gen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen; und endlich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nähm - lich vermehren sich von selbst auf diese Weise. Bey vielen andern hat es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banian - baum, ficus indica) dessen Zweige herab524 hangen, und sobald sie den Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einzi - ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusam - menhängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan - zungsart, durch Augen. So nennt man nähmlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele an - sitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Man kann bekannt - lich diese Augen andern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausgeschossene Reis einpfropfen.
Viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigentlichen an lilienartigen Gewächsen befind -525 lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit - telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs - weise mit welcher hinwiederum die der Knol - lengewächse (Kartoffeln ꝛc. ) manche Aehnlich - keit zeigt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort - pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan - zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. ver - bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), verschiedne ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männlich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be - stimmung und Verrichtung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch526 unterscheiden sie sich schon dadurch sehr auffal - lend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa - rung verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen, welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bey der Rose, bey den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behälter gewisser Maßen mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbe - hälter, und bis Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus dem Faden (fila - mentum), und dem darauf ruhenden Staub - beutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gelben Staube (pol - len) überzogen, der aber (wie man unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht, die bey vielen Pflan - zen eine überaus sonderbare Bildung haben, und ein unendlich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere ver - glichen zu werden pflegt*)Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge abgeweht und abge - schwemmt, wo er sich dann besonders auf stehen - den Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben..
Bey der Befruchtung fällt jener Blu - menstaub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, welches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar gewesene Samenkörner fecun - dirt. Wenn man die Blüthe vor der Be -528 fruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei - derley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden. Bey einigen hingegen in ver - schiedenen Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die andern weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie z. B. bey der Haselstaude, Wallnußbaum, Gurken, Brotbaum ꝛc. Andere Gewächse, wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch andern aber, wie z. B. bey den Palmen, dem Hanf, Hopfen ꝛc. sind die bei - den Geschlechter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblüthigen und vielen andern Thie - ren abgesondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen Stam - mes nicht anders befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei - nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch bey den mehresten befindliche Blumen - Kelch (calyx), und die so genannten necta - ria, u. a.m. zu merken. Ueberhaupt aber theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und irreguläre. Bey jenen nähmlich sind alle einzelnen Theile derselben Art, z. B. alle Blumenblätter ꝛc. von gleicher Gestalt, Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen von ungleicher Proportion.
Bey den eigentlich so genannten oder Laub - Moosen (musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's Entdeckungen die Aehnlichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen bey andern Gewächsen weit größer, als man vorher ge - glaubt hatte. Das saubere, fast becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben, enthält gleichsam als Fruchtknote (§. 190.) die Sa - menkörnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle des Grif - fels und der Narbe vertritt, von dem männ - lichen Blumenstaube besonderer, theils rosen - oder sternförmiger Theile befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Von denjenigen einfachern Aftermoosen hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungs - art wohl sehr verschieden, obschon bey den wenigsten noch genau genug untersucht; bey manchen aber, wie z. B. bey der oben erwähn - ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 19 und 33 –), zur Bewunderung einfach. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –)
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln ꝛc. und des Schimmels, deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaf - tes Dunkles hat*)Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan - zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifica - tionstheile darstellen. S. Voigts Magaz. VIII. B. 4. St. S. 80 u. f..
Bey den vollkommnern, im eigentlichen Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung die übrigen nun überflüssigen, Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwän - gerte Fruchtknote aber fängt an aufzuschwellen,531 und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen. *)L. Cl. Richard Analyse der Frucht - und des Samenkorns, übers. mit Zusätzen des Verf. ꝛc. von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8.
Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa - menkörner selbst**)Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plan - tarum. Stutg. 1788 – 91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4., als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so mannig - faltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht auf ihre weite Verbreitung***)G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor - rede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe. und auf ihr weiteres Bekleiben ꝛc. der Erhaltung der Gat - tungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim (plumula) über sich treiben†)S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hun - ter on the blood, inflammation, and gun-shot wounds. pag. 237.. Zur allerersten Ernährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bey den mehresten Gewächsen doppelten Samen - lappen oder Kernstücke (cotyledones), die532 vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus - machten.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem saftreichen Zellgewebe oder so genannten Flei - sche überzogen sind, so heißt dieß eine Beere (– sey sie übrigens noch so groß und an einem großen Baume, wie z. B. die Brotfrucht –). Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem großgewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die folglich nach der Kunstsprache nicht sollten Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge - wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern - haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern - früchte (und die Bäume dieser ganzen Ord - nung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfir - schen, eine Nuß enthält, die dann Stein - früchte (die Bäume drupaceae) genannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16. ) scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Rich - tung geben zu können*)s. Dav. Hopkirk on the anomalies in the ve - getable kingdom. Glasg. 1817. 8.: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varie - täten von Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. – So ist der Stängel (§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden Naturzustande acaules sind (z. B carlina acaulis u. a.m.). Andererseits verlieren manche Gewächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie im Naturzustande hatten. So wird z. B. die indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur inermis. – Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den Thieren gar nicht Statt haben können, wie z. B. die Ausartung der männ - lichen Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.), worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf - sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard - pflanzen, die Eine Gattung von Toback (nico - tiana rustica) endlich vollkommen in eine an - dere (nicotiana paniculata) verwandelt und umgeschaffen hat*)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freylich mit der Lehre von vermeinten präformirten Keimen schlechterdings nicht, aber wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe beysammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Gewächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den Thieren und zwar bekanntlich bey den cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufiger als bey den wildwachsenden. (– s. oben §. 12. Anm. –) Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten bemerkte**)G. Fr. Jäger über die Mißbildungen der Ge - wächst, Stuttg. 1814. 8. mit Kupf.. Am535 meisten sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per excessum S. 22.); doppelte an einander gewachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. vielfache Kornähren; Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen hervor schießen u. s. w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bey manchen kaum über eine Stunde, und bey andern hingegen auf lange Jahrhunderte erstreckt*)S. Hrn. Staats-R. Hufeland's Makrobiotik. I. Th. S. 58 u. f. der dritten Aufl.. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen in perennirende und Sommergewächse, welche letztere nähmlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan - gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räder - thier (S. 431. 503. ) und vom Kleisteraal be - hauptet worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche Beyspiele: besonders an der deßhalb längst berufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre - mella nostoc). Ich habe von dieser merkwür - digen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini deneganda ꝛc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwähren.
536Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren phlogistischen Proceß auf die atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irrespirable kohlengesäuerte Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und ander - seits derselben durch ihre Blätter in der Hel - lung Sauerstoffgas liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die - selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert wird. *)s. J. A. Forsters Stoff zur künftigen Entwer - fung einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pérouse autour du monde. vol. II. p.81.
Die mancherley Futterkräuter (und theils auch Wurzeln, Früchte ꝛc. ) dienen zur Nahrung der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge - nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie - nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so giebt es erstens einige derselben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf - nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere mit gewissen Säuge - thieren (den Seehunden, dem Renthier ꝛc.). Von der Art ist z. B die Cocospalme, zu - mahl für die malayische Menschen-Rasse (– S. 69. –) und gewisser Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau - casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongolischen (– S. 68. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren mancherley Früchte. Zumahl in den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Menschen-Rasse die Brot - frucht [von artocarpus incisa*)Dieser so wichtige Baum ist seit a.1792. durch den großen Seefahrer, Cptn. Bligh, glück - lich nach den westindischen Inseln verpflanzt wor -538 den. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St. S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.], die nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht.
In Hindostan, Ceilon ꝛc. die Jacca, eben - falls eine Art Brotfrucht von artocarpus integrifolia.
So die vielen andern Gattungen von Beeren (denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch eine Beere), die eben - falls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel abgeben.
Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse ꝛc.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor - dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kar - toffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beiden Indien die Bataten (convolvulus batatas). Im wärmern America die Yams - Wurzeln (dioscorea alata, sativa ꝛc. ), Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und dergl. m.; so mancherley Hülsenfrüchte und Gemüse.
Dann die sich nirgend mehr ursprünglich wild findenden, eigentlichen Getreidearten, nebst dem Mais (zea mays); Buchwaizen oder Heidekorn (polygonum fagopyrum);539 Reis (oryza sativa und montana), zumahl für die Morgenländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum, Engl. barbadoes millet), besonders für viele africanische Völkerschaften und für die Schinesen ꝛc. ; das Tess (poa abyssinica) für die Habessinier ꝛc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren (von rhamnus lotus) der Lotophagen. *)Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes Getränk daraus. – s. Mungo Park's Travels in the interior District of Africa. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.
Und einige andere besondere Pflanzen - theile, die von manchen Völkern als gewöhn - liches Nahrungsmittel verspeißt werden, wie das Sagumark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-Gummi (von mimosa sene - gal) u. s. w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewür - zen. Auch der Zucker; der eigentliche nähm - lich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern Gewächsen, z. B. aus der Runkelrübe u. a.m. So in Nord-Ame - rica aus acer saccharinum (der Maple - zucker); auf Sumatra ꝛc. aus der Anu-Plame; auf Island aus dem fucus saccharinus; in540 Kamtschatka aus dem heracleum sibiri - cum u. s. w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei - sen, Oehl, Essig ꝛc.
Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem Butterbaume im Innern von Africa. *)s. Mungo Park a. a. O. S. 224. u. 352. tab. V.
Betel (piper betle) zum Kauen, Tabak zum Schnupfen.
Als Getränk erst die natürliche Pflanzen - milch in der unreifen Cocosnuß, und die mancher - ley Biere, (unter andern das Spruce - Bier aus der pinus canadensis ꝛc.).
Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weib - lichen Weinpalme (borassus stabellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andere berauschende Getränke -, Brantewein, Arak, Rum, Kirschwasser ꝛc. ꝛc.
Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln, wie z. B. bey den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee aus piper latifolium etc.
Auch zu gleichem Zweck Opium.
Und der Rauchtabak; und der auf gleiche Weise genossene Hanf ꝛc.
541Endlich unsere dreyerley warmen Getränke. Und dann in Süd-America der Paraguay - Thee (von einigen Gattungen des Cassine - Geschlechts), und bey den Mongolen der schine - sische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wollichten Fäden womit die Samenhaut in den Fruchtcapseln bewachsen ist) von den verschie - denen Gattungen gossypium und bombax; die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, mehrer Gattungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche neu-seeländische Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen Zeuge vom Baste der Brousso - netis papyrifera und des Brotbaums ꝛc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei - nen Brennholze in manchen Gegenden beson - dere Arten; wie z. B. auf den Alpen rhodo - dendron ferrugineum, auf den Heiden erica vulgaris etc.
Der Torf (großentheils von conferua rivularis, sphagnum palustre, carex caes - pitosa, myriophyllum spicatum etc.).
Kohlen, Zunder, Lunten ꝛc.
Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancherley Bauholz (in Ostindien auch bam - bos arundinacea.)
Zum Dachdecken und vielfachen andern Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den Süd - see-Insulanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl - würmer ꝛc. der Seewier (zostera marina). Das nähmliche auch zum Auspolstern der Küssen.
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künstler und Handwerker alle das ver - schiedene Nutzholz*)Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewoh - ner der Nordischen Polarländer das wundersame Treibholz (von Pappeln, Lärchen ꝛc. ) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten. für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechsler, Faßbinder ꝛc. – So auch die mancherley Rohre**)Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres bey den Schinesen s. van Braam voyage de l'Am - bassade ꝛc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.. Beides auch bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keulenbaumes, casua - rina equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-Insulaner).
543Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und dergl. zum Korbflechten ꝛc. – Kork ꝛc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller der Indig –), zum Gärben, Waschen ꝛc.
andre zu Packpapier, Pappen, Papiertape - ten und dergl.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.
Wachs (vorr myrica cerifera ꝛc.)
Talg (z. B. vom croton sebiferum).
Oehle, Firnisse ꝛc. (der allerköstlichste Ja - panische Lack-Firniß von demjenigen rhus vernix welcher bey Jassino gezogen wird.)
Sode und Pottasche.
Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus dem Gewächsreich genommen. Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus), malabarische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme ꝛc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren544 Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der ältesten und vieler jetzigen Völker des Erd - bodens ausmacht.
Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles Unkraut im weitläuftigsten Sinne (– also z. B. mit Einschluß der verwüstenden Holz - schwämme, merulius destruens und vasta - tor ꝛc. so wie der microscopischen Schwämme uredo segetum ꝛc. welche den Brand, und Krebs und Rost am Getreide verursachen und dergl. m. –) und die giftigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, sind neuerlich zumahl das Lin - néische Sexualsystem und das Jussieusche am allgemeinsten adoptirt und befolgt wor - den. Jenes ist bekanntlich den oben ange - zeigten Befruchtungswerkzeugen nach deren verschiedner Anzahl und Verhältniß ange - paßt. – Das Jussieusche hingegen grün - det sich zufördert auf den Mangel oder Da - seyn und Beschaffenheit der Samenlappen, dann auf die respective Stellung der Staub - fäden, und auf den Mangel oder Daseyn und Form der Blumenkrone.
Mineralien oder Fossilien sind die unor - ganischen Naturkörper (§. 2. 4. ), die nähmlich nach den bloß-physischen und chemischen Ge - setzen, auf und in der Erde gebildet werden.
Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Mineralien, wie Quecksilber und Erdöhl, sind die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht 1 / 6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs selbst flüssig gewesen seyn muß*)Ueber diese zum philosophischen Studium der Mineralogie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. J. A. de Lüc Lettres sur l'histoire phy - sique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigts Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französi - schen Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie der Erde ꝛc. Götting. 1805. 8..
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Primordialfluidum auch als Univer - salsolution die Stoffe der nachher daraus nie - dergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst ent - halten hat.
Durch die successiven Niederschläge und andere chemische Processe, die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiednen Arten von Gebirgs - und Erd - lagern ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter zwey Hauptabtheilungen bringen lassen: nähmlich
A) die primitiven, so vor der organisirten Schöpfung gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit der Zeit, da Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.
Jede von beiden zerfällt wieder in zwey Classen:
Die der primitiven nähmlich in
a) die Granitgebirge; und in
b) die Ganggebirge.
Die der secundären aber in
c) die Flözgebirge; und in
d) die aufgeschwemmten Erdlager.
550Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbesondere.
Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem echten Granit seine Entstehung; als welcher nun die selbstständige, uranfängliche, feste Rinde unseres Planeten auszumachen, und den später gebildeten Gebir - gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und wieder, zumahl in den größten und höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.
Deshalb werden denn die Granitgebirge auch in der Geologie Urgebirge oder Grund - gebirge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten, so wie das Mischungsverhältniß im Primordial - fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Prä - cipitationen verändert ward, sowohl von dem Granit der Urgebirge, als unter einander selbst, verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind größtentheils von schieferi - gem Gefüge (wie z. B. der Gneis, Glimmer - schiefer, Thonschiefer ꝛc. ), und in mächtigen Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem551 mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge - stürzte Richtung auszeichnen.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an - gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe - mahlige Risse und Spalten, die allgemach mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung (das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie - derum mehr oder weniger ausgefüllt worden. *)A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freyberg 1791. 8.Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder so genannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegen - stand des practischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang - Gebirge, (Fr. montagnes à filons) weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.
Durch diese beiden Classen von primitiven Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde unsers Planeten gegründet worden, ehe er durch Vegetation belebt und mit thierischer Schöpfung, beseelt worden. Denn in keiner von beiden findet sich irgend eine552 Spur von versteinten, vormahls organischen Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den beiden übrigen Classen der secundären Ge - birge und Erdlager.
Die Flözgebirge (Fr. montagnes à couches) nähmlich sind zwar mehrentheils auch stratificirt, aber meist in flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch machen sie insgemein*)Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen und manchen savoyi - schen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf - ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Urgebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter über des Meeres seiner erhaben ist. nur die niedern Berg - rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be - sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleichsam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so ge - nannte Incognita, zu welchen sich nähmlich in der jetzigen organisirten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Belemni - ten, ein paar hundert verschiedene Gattungen von Ammoniten u. s. w. Diese Incognita553 sind aber, wie alle Analogie lehrt, größten - theils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie in einem Corallenrief ꝛc. ), so daß man aus allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Re - volutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig abwechselnden Lagen, werden von den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Nahmen erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigent - lichen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, – durch Nie - derschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zusammen die feste Rinde unseres Planeten aus - machen, unterscheidet man nun viertens auch die so genannten aufgeschwemmten Erdla - ger (Fr. montagnes et terreins de transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zumahl im niedern Lande, aber theils in mäch - tigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die sogenann - ten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager554 von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergel - tuff ꝛc. welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut erhaltene Reste von Seeconchylien und zwar an manchen Orten in unübersehlicher Menge*)So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic - Klaftern halten soll. enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir - gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nie - derschlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder theils ganze Berge, theils flache Fossi - lien-Lager, die, seit sie auf jene Weise ent - standen waren, nun durch Einwirkung unter - irdischen Feuers, oder wie man es zu nennen pflegt, auf dem trockenen Wege, große Veränderung erlitten, gleichsam umgewandelt worden, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von555 denen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudo-vulcanische Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts - und Lager-Stätten*)Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte hin - gegen so viel als bloßer Fundort. Beyde müssen in der Mineralogie sorgfältig von einander unter - schieden werden. Denn so ist z. B. von den ge - diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen die in so genannten Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden – ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde. der Fossi - lien im Ganzen von einander zu unterschei - den sind; so begreift sich doch aus dem, was über ihrer Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie an den Gränzen, wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch unmerk - liche Uebergänge gleichsam zusammen fließen müssen. **)Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas - sification s. mit mehrerenJ. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs - lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1768. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.A. G. Werner's kurze Classification und Be - schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dres - den 1787. 8.C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;556und besonders den orologischen Theil der systematisch-tabellarischen Uebersicht der Mine - ralkörper von Leonhard, Merz und Kopp. Frankf. 1806. Fol.Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun - gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte des Harzgebirges, und dem Cabinet der har - zischen Gebirgsarten.Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge - birgsarten sind z. B. die Voigtischen, die Char - pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen.
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti - schen Character von der Entstehungsweise der unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge - gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga - nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z. B. Dia - mant, Schwefel, gediegene Metalle ꝛc. ) bey den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha - racteristik der Gattungen (species)*)Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogi - que, et sur l'espece minéraloqique. Par. 1801. 8. als bey den organisirten Körpern; mithin aber weit mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel - ben unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so daß z. B. Chlorit, Röthel ꝛc. von manchen Minera - logen unter die Erze, von andern unter die Steinarten gebracht werden können.
Denn da erstens sowohl das ursprüngliche Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als auch die Verbindungsart, ꝛc. vieler einan - der übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent - stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich - sam zusammenfließende Uebergänge, in deren Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelglie - dern, zumahl in einzelnen Exemplaren, bey weiten keine so bestimmten Gränzen als bey den organisirten Körper sich ziehen lassen. Be - sonders ist dieß der Fall bey den vererzten Me - tallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten gemischten Gehalts.
Zweytens aber werden diese Uebergänge auch durch die Decomposition und Auf - lösung vieler schon gebildeten Fossilien ver - vielfältigt, da manche Steinarten durch den Verlust ihres so genannten Krystallisations - wassers, manche Erze durch die Einwir - kung von Säuren ꝛc. allmählich verwittern, und so z. B. Feldspath in Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze gleichsam um - gewandelt werden.
Um so einleuchtender wird daher das drin - gende Bedürfnis, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße - ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer (ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr con - stanten Bezug stehenden*)J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corpo - rum naturalium anorganicorum indoles chemicas atque externas im IIten B. der Commentat. Societ. Regiae sotentiar. Gottingenf. recentior. 1813.) Bestandtheile durch die chemische Analyse zu verbinden. **)(Fr. Bouterwerk) über die Möglichkeit einer philosophischen Classification der Mineralkörper. Ein Gutachten aus keiner Schule. Götting. 1808. 8.
Unter den äußeren Kennzeichen***)Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn - zeichen der Fossilien. Leipz 1774. 8.J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent - wurfs zu einer Einleitung in die Oryktognoste. Braunschw. 1805. 8. sind für die mineralogische Diagnostik die aller - wichtigsten und sichersten: das specifische Ge - wicht†)Pesanteur specifique des corps. – par M. Bris - son. Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof. Leipz. 1796. 8.Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem -559 peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom - men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es der sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung., die Härte, und zumahl, wo sie Statt hat, die Krystallisation*)Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger Größe (von 1 – 1 1 / 2 zolliger Länge) aus Holz geschnittene Modelle der wichtigsten Krystallisatio - nen, die in der hiesigen Industrie Schule unter der Leitung des Hrn. Hofr. Hausmann, ver - fertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen ge - druckten Beschreibung daselbst in Lieferungen zu 25 St. zu haben.Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallographie par M. de Romé de l'Isle. 2 de Edit. Par. 1783. IV Bände. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisationsformen ge - halten. Weit tiefer ist hingegen H. Haüy in den unten anzuführenden Werken mittelst der Stereo - tomie der Fossilien in das innere Gefüge (Struktur) der Krystalle und in die Bestimmung der Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) ein - gedrungen., d. h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungsart von Faßetten**)Versteht sich ursprüngliche Krystalle von so genannten After-Krystallen unterschieden werden müssen, wo nähmlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befindlich ge - wesenen, aber allgemach aufgelösten, verwiterten oder ausgefallenen Krystalls anderer Art einge -560 nommen hat. So z. B. die so genanten krystal - lisirten Hornsteine von Schneeberg ꝛc., und der so genannte Durchgang der Blätter, (oder die Richtung der natürlichen Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten von Krystallisationen nach dem Verhältniß der Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme primitive) oder so genannten Kerne richtet*)S. Théorie sur la structure des cristaux; par R. J. Hauy im Journal de physique T. XLIII. p. 103. u. f.J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Bey - träge. Braunschw. 1803. 4. – s. auch Dess. Handbuch I. S. 13 u. f.. Minder allgemein constant und zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den manche Fossilien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dergl. m.
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre physikalischen Kennzeichen, die nähmlich erst einen physikalischen Versuch voraussetzen, wie z. B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer und Auflösbarkeit im Wasser, die die Phospho - rescenz, Electricität, das Verhalten zum Mag - net ꝛc. und bey den durchsichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verdop - peln. – Und mitunter sind auch für den ersten Anlauf die sogenannten empirischen Kenn - zeichen brauchbar, die von beygemengten be - kannten Fossilien, oder von dem Fundorte ab - strahirt werden**)Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese empirischen Kennzeichen von der höchsten Bedeut - samkeit. s. z. B. die Götting. gel. Anzeigen v. J. 1815. S. 1753 u. f..
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand - theile aber (§. 237.) dient theils das weitere Verhalten derselben im Feuer, besonders auch mit - telst des Löthrohrs*)Gust. von Engeström Beschreibung eines mine - ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson - dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie. Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage. Greifsw. 1782. 8., erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien ꝛc. **)s. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B. und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica - lisch-chemischen Abhandlungen; undJ. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabi - net zum Handgebrauche. Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus ꝛc.
Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Che - mikern angestellten Analysen eines und eben des - selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab - weichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wie - derhohlung der Versuche dazu gehört, um da - bey gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff - lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen können und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe, worin sie sich zerlegen lassen. – Aber nichts von dem, was doch gerade den wahren ei - genthümlichen Charakter so vieler Fossilien aus - macht, nämlich die bewundernswürdige Zusam - mensetzung und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wodurch z. B. die Thonerde zum Saphir,562 und in Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder wo - durch die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit Thonerde den Bildstein und hingegen in Verbin - dung mit Talkerde den demselben übrigens so täu - schend ähnlichen Speckstein hervorbringt, u. dergl. m. – s. Lichtenberg's vermischte Schriften Vter B. S. 161 u. f. de Lüc in Voigts Magazin IX. B., 1. St. S. 74. u. f. und Klaproth im I. B. seiner Beyträge S. 89.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach der alten (– meines Wissens zuerst von Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Steine und erdige Fossilien.
II. Salze.
III. Eigentlich so genannte brennliche Mineralien.
IV. Metalle.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus - helfen können und in hundert Fällen schlechter - dings aushelfen müssen), und doch das Selbst - sammeln für die mehresten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichterung, daß man nun bey der Mineralien - Niederlage zu Freyberg, und beym Mineralien - Tausch - und Handlungscomtoir zu Hanau, so wie hier in Göttingen beym Mineralienhändler H. Geisler und beym Universitätsmechanikus H. Apel, kleine Mineralien-Sammlungen, zu verschiedenen sehr billig bestimmten Preisen, zu Kauf haben kann.
Steine und erdige Fossilien heißen die - jenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*)Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka - lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn daß sich z. B. selbst die Kieselerde in Verbindung mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol. III. S. 119. u. f., nicht so wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich so genannten Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen. **)Terrae characteres vix nisi privativi ha - bentur. Bergmann.Ueberhaupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers seine höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man neun primitive oder Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fos - silien dieser Classe unter folgende, davon be - nante Geschlechter geordnet werden:
I. Kieselgeschlecht.
II. Zircongeschlecht.
III. Gadolingeschlecht.
IV. Glücingeschlecht.
V. Thongeschlecht.
VI. Strontiangeschlecht und
VII. Barytgeschlecht.
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird sie von keiner andern als der Spathsäure an - gegriffen: schmilzt aber mit beiderley feuer - festem Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vitres - cible Erde genannt wird.
5691. Quarz.
Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechs - seitige Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischensäule, deren Flächen meist in die Quere feingefreist sind, (– tab. II. fig. 19. –). Er ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey Stücke im Finstern aneinan - der reibt.
Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den edlen und 2) den gemeinen Quarz.
1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal de roche).
Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas - glanz; flachmuschelichem Bruche; die Krystallen meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz festgewachsen; und dann theils in centnerschwe - ren Krystallen (so zumahl in der Schweiz und auf Madagascar); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt, d. h. mit den beiderseitigen Endspitzen; darunter besonders die kleinen, aber ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel - säule zu merken (z. B. die ungarschen aus der marmaroscher Gespanschaft). Endlich auch häu - fig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z. B. die ceilanischen Keys oder Kiesel. ) – Sein specifisches Gewicht = 2653. Gehalt (nach Bergmann) = 98 Kieselerde, 6 Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen, z. B. Chlo - rit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titanschörl ꝛc. : zuweilen Wassertropfen. Selten findet er sich mit sechs - kantigen geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so namentlich am St. Gotthardt).
570Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen Quarzes gehören vorzüglich:
a. Citrin.
Meist von weingelbes Farbe, selten krystalli - sirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfund - schweren Topase.
b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste wird auch Morio genannt.
c. Amethyst.
Meist violet in mancherley Abstufungen; zu - weilen von stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils mit festungsförmigen Ablosungen. Die schönstfarbigen in Ostindien und Persien.
2) Gemeiner Quarz.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver - breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in mancherley andern Farben; mehr oder weniger durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils aber krystallisirt; zuweilen als Afterkrystall [(S. 559. not. *)]; hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig ꝛc. Der Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige, Körnige ꝛc. Zuweilen kriegt er durch dicht einge - mengte feine Glimmerblättchen oder durch eine eigne Art von schuppigem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt - braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de Gates (das natürliche Avanturino wie es nach der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der bekannten Glascomposition – genannt wird).
571Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind
a. Rosenquarz.
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe, und diese vom Braunstein. Bricht meist unge - formt, und theils mit schaligen Ablosungen; be - sonders in Baiern und am Altai, in starken Lagern.
b. Prasem.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe, und diese vom innig beygemengten Strahlstein. Meist ungeformt; bricht besonders bey Breiten - brunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff. (Engl. stalagmitical quartz). Tofus siliceus thermalis.
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er - höhte Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbindung mit Sode aufgelöst [§. 242. not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist weiß, einerseits ins Milchblaue, theils ins Wachs - gelbe ꝛc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalk - sinter von mancherley besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über einander getropft oder geflossen; traubig ꝛc. Meist von lockerem Ge - füge, theils blätterig ꝛc. Gewicht = 1917. Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 1,50 Thonerde, 0,50 Eisenkalk. In vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamtschatka, und der Perlsinter oder Fiorit zu Sta Fiora im Florentinischen.
3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül - lerisches Glas.
572Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr oder weniger durchscheinend; glasglänzened; theils wie getropft oder geflossen, kleintraubig ꝛc. An Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuff - wacke. Gehalt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fund - ort zumahl bey Frankfurt am Mayn.
4. Chalcedon.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols, Heliotrops, Chrysopra's und des Achats. Denn die ersten viere differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern Steinarten zusammen gemengt oder gemischt.
1) Gemeiner Chalcedon.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Car - neols, ins Rauchbraune des Onyx ꝛc. Oft auch streifig, wolkicht ꝛc. In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bey manchen orientalischen) zuweilen carneol - und onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; – manche isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Confer - ven) zu haben scheint. Zeichnungen (Mos - achat, Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fett - glanz; meist ebenem Bruch; oft von mancher - ley besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder in ursprünglicher Nierenform, in Mandeln,573 Kugeln ꝛc. Letztere (im Vicentinschen) nicht selten mit eingeschlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hydrocal - cedoine); anderwärts auch theils wie gehackt, zellig ꝛc. auch mit fremden Krystallisations - Eindrücken, theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystallisation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16 Thonerde. Uebergang in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.
2) Onyx.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf abwechselnden Schichten von milch - blauen gemeinen Chalcedon (arabischer oder so genannter blinder Sardonix; ital. Niccolo. ) Hauptgebrauch bey den alten Römern zu Sie - gelsteinen.
3) Carneol, Corneol, Sarda.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe, oder Hornbraune, anderseits ins dunkelste Gra - natroth. Von letzterer Art vor allen die köst - liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de la vieille roche), die mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blut - roth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten größten Meisterwerke von alten griechischen und etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios ge - graben sind.
Der indische Sardonyx, woraus hingegen die köstlichen antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.
5744) Heliotrop.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punc - ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Ge - wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten. Häufig unter den antiken Intaglios.
Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr. prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo gemmario. ) – Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelblichen kleinen Flecken; durch - scheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch ver - muthlich Aegypten; häufig von den alten Römi - schen Künstlern zu Petschirsteinen ꝛc. verarbeitet*)Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen von neuern Schriftstellern oft verkannten und mit andern verwechselten Steinart gehandelt im Specimen historiae naturalis antique artis operibus illustratas p. 30. u. f.. Von der Art sind auch die mehresten antiken so genannten Smaragde.
5) Chrysopras.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spie - lend; hat seine schöne aber im Feuer sehr ver - gängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchschei - nend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) = 96, 16 Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vor - züglich bey Kosemitz in Schlesien.
Achat, ist, wie gesagt, ein Gemengsel von mehreren der vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst), Jaspis ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zu -575 sammensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die mancherley Benennungen, von Achatonyx, Jaspachat, Bandachat, Kreisachat, Punct - achat, Festungsachat ꝛc. – Trümmerachat, der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält, die durch Quarzcäment zusammen verbunden sind. Regenbogenachat, mit buntem Farben - spiel bey durchfallendem Lichte. Ueberhaupt häu - fig in Kugelform; oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.
5. Opal. Quarz-résinite.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten verschieden: alle sind mehr oder weniger durch - scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie fin - den sich bloß derb; und sind meist nur halb - hart. – Die beiden Hauptarten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.
1) eigentlicher Opal
mit folgenden Abarten: nähmlich
a. Edler Opal.
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kie - selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober - Ungarn.
b. Gemeiner Opal.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Far - benspiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongo - lischen Namen Rascholong (d. h. schöner Stein). Gehalt eines Kosemitzer (nach Klaproth) = 98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk. 576Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern ꝛc. Uebergang in Chalcedon, Chysopras ꝛc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbogen - farben*)Vom vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 520. not. *).
2) Halbopal
in zwey Abarten: nähmlich
a. Pechopal, Telkobanjerstein.
Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch theils braunroth, olivengrün ꝛc. ; mehr oder weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in gelben Chalcedon, Pechstein und in Feuerstein. Vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit bey Telko - banja in Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisen - kalk, 5 Wasser.
b. Holzopal.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelblich, braunlich ꝛc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo - sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz - agathe chatoyant. (Oeil de chat).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch - graue; mit einem eigenen Widerschein, daher577 der Name; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf Ceilan und Malabar, von wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen (en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschliffen kommt. Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kieselerde, 1,75 Thon - erde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.
7. Pechstein. Petrosilex résinite.
In mancherley Farben; doch meist ins Braune; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche - liger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb - hart. Gewicht eines sächsischen = 2314. Ue - bergang in Wachsopal: theils mit eingemeng - ten Feldspath - und Quarz-Körnern (Pechstein - Porphyr).
8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo blauer Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünn - sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmuscheligen ins Grobsplittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kie - selerde, 1 Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50 Ei - senkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren und knolligen Stücken, im Polir - Schiefer von Menil-Montant bey Paris.
9. Polirschiefer, Saugkiesel, Kleb - schiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft gestreift; wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt stark an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thon - erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50578 Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumahl bey Menil-Montant.
10. Tripel.
Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon - erde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern bey Ronneburg im Altenburgischen.
11. Schwimmstein. Quarz nectique.
Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist in kuglichten Stücken oder Knollen.
12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pumice stone.)
Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam - micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari - schen (nach Klaproth) = 77,05 Kieselerde, 17, 50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl in vielen vulcanischen Gegenden*)Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:„ in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sic - ut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in inferiore Germania.”, wie bey Lipari, Santorini Veracrux in Mexico ꝛc.
13. Porcellan-Jaspis. Thermantide porcellanite.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils strohgelb, ziegelroth ꝛc. Rissig; fettglän - zend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani -579 sches Product, vermuthlich aus Schieferthon entstanden. Fundort unter andern bey Stracke in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60, 75 Kieselerde, 27, 25 Thonerde, 3 Talkerde, 2, 50 Eisenkalk, 3, 66 Kali.
14. Obsidian, Ospian, isländischer Achat, tockayer Lux-Saphir, Lava - glas. Lave vitreuse obsidienne.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kanten (und zwar bey den Antiken von der Sarbo-Bucht an der Westküste des rothen Meeres*)Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich in den Commentat. Soc. Reg. Gotting. recentior. vol. III. pag. 76. u. f. Nachricht gegeben., aus dem schwarzgrauen ins Lauchgrüne) durchscheinend; glasglänzend; mu - scheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Bau - quelin) = 78 Kieselerde, 2 Eisenkalk, 10 Thon - erde, 6 Kali, 1 Kalkerde, 1, 16 Braunstein - Kalk. Hält theils Quarz - und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian-Porphyr). Fundort zumahl bey Vulcanen, z. B. auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel ꝛc.
15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrho - machus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche ꝛc. wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist in dichten Knollen theils in hohlen Kugeln (zu letztern gehören die so genannten Me - lonen vom Berge Carmel); harter als Quarz. Giebt wenn er geschlagen wird, einen eigenen580 Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klap - roth) = 98 Kieselerde, 0, 50 Kalkerde, 0, 29 Thonerde, 0, 25 Eisenkalk. Uebergang in Horn - stein, Halbopal ꝛc .*)Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Cameen gearbeitet.. Häufig in Kreide-La - gern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl von See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien ꝛc.). als Gerölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen**)s. B. Hacquets physische und technische Beschrei - bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8..
16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, corneus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere meist auch unansehnliche Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit saubern dendritischen Zeichnungen (so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur an den Kanten durchscheinend. Meist splitteri - ger Bruch; ungeformt; doch theils in Afterkry - stallen [S. 559. not. **)] nach Kalkspath gemo - delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708. Gehalt (nach Kirwan) = 72 Kieselerde, 22 Thonerde, 6 Kalkerde. Uebergang in Feuer - stein, Chalcedon, Jaspis ꝛc. Macht die Grund - masse mancher Porphyre aus.
Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley Farben; unter andern zuweilen coschenillroth,581 selten apfelgrün. Fundort zumahl im aufge - schwemmten Lande; theils aber auch in Flözge - birgen (im rothen todten liegenden).
17. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern doch meist matten Farben; nur an den Kanten durchscheinend; matter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thon - schiefer.
Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers, die Werner lydischen Stein nannte, ist zu - mahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.
18. Eisenkiesel, Quarz hématoide.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen, von sechsseitigen Säulen sowohl mit sechs - als dreyseitigen Endspitzen; hart. Gehalt eines Leberbraunen (nach Bucholz) = 92 Kieselerde, 5, 75 Eisenkalk, 1 Braunsteinkalk, 1 flüchtige Theile. Fundort zumahl Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Beynamen Bandjaspis ꝛc. ; undurchsichtig; matter muscheliger Bruch; meist ungeformt: selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Ueber - gang in Hornstein, Eisenkiesel ꝛc.
582Eine besonders merkwürdige Abart ist der Ae - gyptische Jaspis, Aegypten-Kiesel, filex Ni - loticus. (Fr. Cailou d'Egypte. ) – Braun in allerhand Abstufungen; theils streifig oder gea - dert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort zumahl in Ober - Aegypten.
20. Arendalit.
Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils krystallisirt, und das in breiten sechsseiti - gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Krystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend; Längenbruch blätterig; Querbruch muschelig, Ge - wicht = 3640. Schalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21 Thonerde, 15 Kalkerde, 24 Eisenkalk, 1, 5 Braunsteinkalk. Fundort in den Eisengruben zu Arendal in Norwegen.
Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so - genannte grüne Schörl von Dauphiné; daher auch Werner beide Fossilien unter den gemein - schaftlichen Namen des Pistacits vereinigte.
21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; kleinmuscheliger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rauten krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 50, 5 Kieselerde, 17 Thonerde, 17 Kalkerde, 9, 5 Eisenkalk, 5, 25 Braunsteinkalk, 0, 25 Kali. Fundort zumahl Dauphiné und Thum im Erzgebirge.
58322. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Har - motome.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten wasserhell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch muschelig; immer krystallisirt*)s. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz. 1794. 8: und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111., und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht - winkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast im - mer als Zwillingskrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Länge nach gleichsam durch - schneiden (– tab. II. fig. 15 –) und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel - len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thon - erde, 15 Wasser. Fundort zumahl Andreas - berg am Harz.
23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein. Apophyllite.
Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwinklichten Durchgang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht = 2467. Gehalt (nach Rose) = 52 Kieselerde, 24, 5 Kalkerde, 8 Kali, 15 Wasser, nebst einer Spur von Ammoniak. Fund - ort besonders zu Uton in Roslagen in Schweden, und in netten Krystallen zu St. Andreasberg.
24. Prehnit.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa - chem Perlmutterglanz; theils ungeformt; theils in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam -584 mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43, 83 Kieselerde, 30, 33 Thon - erde, 18, 33 Kalkerde, 5, 66 Eisenkalk, 1, 83 Wasser. Fundort zumahl am Cap und in Dau - phiné; auch an mehrern Orten am Harz, z. B. krystallisirt bey Goslar.
25. Zeolith. Mesotype.
Hat den Namen (Brausestein) von seiner Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische mehr oder weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend, so zumahl der Stil - bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist diver - girend strahlicht; theils blätterig (Stilbite); häu - fig ungeformt: oft nierenförmig; oft krystallisirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu - len, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubicit, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) ꝛc. theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle Isländi - sche Glaszeolith oder Nadelstein), theils fase - rig (Faser - und Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smithson) = 49 Kieselerde, 27 Thonerde, 17 Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern zu - mahl auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch in manchem Basalt ꝛc.
Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith; Isabell - und orangegelb; nierenförmig und mamellonnirt, von divergirend strahlichtem Ge - füge. Auf dem Porphyrschiefer von Hohentwyl im Würtembergischen.
58526. Marekanit.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durchscheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glasglänzend; in runden und stumpfeckigen Körnern, meist ungefähr von Erb - sengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalk - erde, 3 Bittererde, 1 Eisenkalk. Fundort zu - mahl beym Ausfluß der Marekanka ins ochotski - sche Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.
Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in mancherley Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von Seiden-theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus körnigen abgesonderten, theils aus krummschaligen blätterigen bröckligen und zerreiblichen Stücken, welche letztere die eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden. Ge - halt (nach Klaproth) = 75 Kieselerde, 12 Thon - erde, 4, 50 Kali, 1, 60 Eisenkalk, 4, 50 Wasser.
28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Namen aus dem Persischen von sei - ner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsich - tig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefelkies-Puncten; unge - formt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klap - roth) = 46 Kieselerde, 14, 50 Thonerde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6, 50 schwefelsaure Kalk -586 erde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2 Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancherlei Kunstarbeiten und nahmentlich zur Ultramarin-Farbe.
29. Haüyn. Latialite*)Leop. Gmelin de Hauyna, Heidelb. 1814. 8..
Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne; mehr oder minder durchscheinend; glasglänzend; hart; meist in Körnern. Gewicht = 3333. Gehalt (nach Vauquelin) = 30 Kieselerde, 15 Thonerde, 5 Kalkerde, 20, 5 Gyps, 11 Kali Fundort zumahl bey Albano mit Glimmer.
30. Augit. Pyroxéne.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colopho - niumbraunen ins Schwarze; wenig durchschei - nend; starkglänzend; blätteriger Längenbruch; muscheliger Querbruch; theils derb; theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säu - len mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vau - quelin) = 52 Kieselerde, 13, 20 Kalkerde, 10 Talkerde, 3, 33 Thonerde, 14, 66 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Aetna.
Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits, findet sich zumahl bey Arendal in Norwegen.
31. Vesuvian. Idocrase.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven - grüne; wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer krystal - lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen587 mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22, 25 Thonerde, 7, 50 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort unter den Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüg - lich aber (in rein auskrystallisirten theils dau - mensdicken Krystallen) an der Mündung der in den Wiluj fallenden Achtaragda.
Der Loboit (wie ihn H. Berzelius nach dem Hrn. Grafen von Lobo benannt hat, dem wir die erste genaue Kunde von diesem merkwürdigen Fossil verdanken*)s. Leonhards Taschenb. V. Jahrg. S. 16.) unterscheidet sich von dem ihm in manchen äußern Kennzeichen ähnelnden Vesuvian, außer seinem andern Verhalten vor dem Löthrohre und daß er keine Spur von Elek - tricität zeigt, besonders durch einen bedeutenden Gehalt von Talkerde. Fundort in einen Kalk - bruche ohnweit der Dannemora Eisengruben in Upland.
32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer Granat. Amphigène.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber meist rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche concentrische Textur. Gemeiniglich krystallisirt, meist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flächen an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –); sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven und Tuffwacken.
58833. Pyrop, Böhmischer Granat.
Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose oder einge - wachsen in Serpentin ꝛc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28, 50 Thonerde, 10 Talkerde, 3, 50 Kalkerde, 16, 50 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort zu - mahl Böhmen und Sachsen.
34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat. Engl. Garnet.)
Aus dem Colombin - und Karmesinrothen durchs Pechbraune ins Olivengrüne; eben so verschiedene Grade der vollkommnern oder min - dern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; musche - liger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt; letzteres in mancherley Form; doch meist als Do - decaëder mit rautenförmigen Flachen (– tab. II. fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. II. fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol - gende drey Arten des Granats; wovon ersterer edler, die andern beiden aber gemeiner Granat genannt werden.
1) Rother Granat, orientalischer Granat, Almandin.
Meist von der gedachten rothen Farbe. Ge - wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 75 Kieselerde, 27, 25 Thonerde, 36 Eisen - kalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg - lich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.
5892) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune ꝛc. Unter andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.
Lauchgrün, olivengrün ꝛc. Gewicht = 3754. Gehalt (nach Wiegleb) = 36, 45 Kieselerde, 30, 83 Kalkerde, 28, 75 Eisenkalk. Unter an - dern als so genannter Großular rein auskrystal - lisirt in der Leucit-Form (– tab. II. fig. 14. –) beym Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen und Meisen, auch nebst dem braunen am Spitzenberg am Harz.
35. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.
Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durch - scheinend; immer krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; zuweilen als Zwillingskry - stall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein Andreaskreuz (dieß der so genannte Basler Tauf - stein*)s. Chr. Bernoulli in Voigts neuem Magazin IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.). Gehalt (nach Vauquelin) = 30, 59 Kieselerde, 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15, 30 Eisenkalk. Fundort in Bretagne und am St. Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystal - lisirtem Cyanit.
36. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber - weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils krystallisirt, meist in stachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt;590 dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43 Kieselerde, 55, 5 Thonerde, 0, 5 Eisenkalk, nebst einer Spur von Kali. Fundort zumahl am St. Gotthurd, im Zillerthal im Salzburgischen.
Die vom Hrn. Klaproth entdeckte Zircon - erde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht den Namen hat, wird in Schwefelsäure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugen - salzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet sich in zwey so genannten Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.
1. Hyacinth. Lyncurium veterum?
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt, und zwar meist in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25 Kiesel - erde. Fundort vorzüglich Ceilan*)Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von ei - gentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grob - körnigen Sand erhalten, den der Botaniker W. Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich besonders eine Menge Körner finden, die dem Hyacinth vollkommen gleichen. Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell ähnelnde Gerölle..
5912. Zircon, Sargon.
Meist gelblichbraun; theils in allerhand blas - sen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche ꝛc. ; durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fettigen Glanze; krystallisirt in vier - seitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten auf - sitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 7. –); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26, 50 Kie - selerde, 0, 50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und Norwegen; hier nähmlich bey Friedrichswärn, in einem aus opalisirendem Feldspath und Horn - blende gemengten Halbgranit.
Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof. Gadolin benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin - und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen Eigenschaften überein kommt, unter andern durch ihre Unauflösbar - keit in den ätzenden festen Laugensalzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbe - stoff gefällt wird.
Gadolinit, Ytterit.
Schwarz; undurchsichtig; glänzend; klein - muscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach592 Ekeberg) = 55, 5 Gadolinerde, 13 Kieselede, 4, 5 Glücinerde, 16, 5 Eisenkalk. Fundort Falun, und Ytterby in Roslagen in Schweden.
Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü - cinerde (Süßerde) unterscheidet sich von der Thonerde, mit welcher sie manche Ei - genschaften gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Namen von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zusammenziehende Salze bildet.
1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)
Meergrün in mancherley Schattirungen, einer - seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche - lig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen Säu - len von mancherley Varietät krystallisirt. Ge - wicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0, 5 Kalkerde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue ꝛc. fast undurchsichtige Abart in großen Säulen bey Chanteloupe in Haute-Vienne.
2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl. Emerald.)
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Na - men: seine Krystallisation ist eine sechsseitige593 Säule (– tab. II. fig. 10. –) in mancherley Ab - änderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46, 60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2, 56 Kalkerde, 3, 50 Chromium - kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.
3. Euclasit.
Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglän - zend; Längenbruch Blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spal - ten. Querbruch muschelig; krystallisirt als ge - schobene vierseitige Säule; hart. Gewicht = 3062. Gehalt (nach Vauquelin) = 12 Glücinerde, 35 Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fund - ort Brasilien.
Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bil - det. Sie wird außerdem auch in der Salpe - tersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung durch Kali wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabey (und zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze) in einen klei - nern Raum zusammen gezogen. – Viele thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge, und manche derselben saugen das Wasser ein, und lassen sich darin zähe.
594In dieses Geschlecht gehören zuförderst – so auffallend es auch auf den ersten Blick schei - nen muß – manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durchsichti - gen, feurigen, edlen Steinalten verbunden ist (§. 240. S. 561.)
1. Chrysoberyll. Cymophane.
Meist aus dem Weingelben ins Spargel - grüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glas - glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt als achtseitige Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710. Gehalt (nach Klaproth) = 71, 50 Thonerde, 18 Kieselerde, 6 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk. Fund - ort Brasilien.
2. Topas.
1) Edler Topas.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne, Blauliche ꝛc. ; der Längenbruch mu - schelig; der Querbruch blätterig. Meist krystal - lisirt, und zwar gewöhnlich als vier - oder acht - seitige Säule, die beym brasilischen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zugespitzt (– tab. II. fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft ist (– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen = 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20595 Flußsäure. Fundort, in Europa zumahl bey Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein, in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame - rica in Brasilien.
2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangen - stein, weißer Stangenschörl, schörlarti - ger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth - lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer - bruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Krystallen. Gewicht = 3530. Gehalt (nach Klaproth) = 49, 50 Thon - erde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisenkalk, 1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk bey Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.
3. Rubin, Spinell.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die besondern Benennungen, da der ponceaurothe Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell ꝛc., zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße ꝛc. ; seine Krystallisation mannigfaltig; doch meist, als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancherley Abänderungen. Mit - tel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klaproth) = 74, 50 Thonerde, 15, 50 Kieselerde, 8, 25 Talkerde, 0, 75 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk*)Nach Vauquelin nur Thonerde mit 3, 78 Talk - erde und 6, 18 Chromiumkalk.. Fundort Ceilan, Pegu ꝛc.
5964. Saphir. Télésie.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar wein - gelb*)Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s. z. B. im Inventaire des diamans de la couronne ꝛc. imprimé par ordre de l'Assemblée nationale. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. „ Un saphir d'orient – couleur saphir des deux bouts, et topaze au milieu.”, wozu vielleicht mancher so genannte ostindische Topas gehört; eigentlich durchsich - tig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Kry - stallisation als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide – (tab. II. fig. 18. –). Ist der här - teste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98, 50 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 50 Kalkerde. Findet sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.
5. Demantspath und Corund**)s. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I..
Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, selten ins Haarbraune; beide wenig durchschei - nend; von so genanntem Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi - schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde 5, 50 Kieselerde, 1, 25 Eisenkalk. Fundort Co - romandel und Schina, im Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der Edelsteine und des Stahls***)Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292..
597Unter dem Namen von edlen Corund kann man die schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und Saphirblauen Abarten begreifen, die sich eben - falls in Ostindien finden und wovon die erstern Salamrubine, die letztern aber vulgo Stern - saphire genannt werden, weil sie, zumahl wenn sie an den Enden der Säule rundlich angeschlissen werten, bey auffallendem Lichte mit einem be - weglichen sechsstrahligen Sterne spielen.
Dem Demantspath ist der Andalusit, Feld - spath apyre, nahe verwandt, der meist. Pfirsch - blüthroth, theils (nahmentlich in Tyrol) in vier - seitigen Säulen krystallisirt, in Gneis und Glim - merschiefer bricht.
6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl. emery.)
Schwarzgrau, theils ins Indigblaue ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils split - teriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. = 3922. Auch der Gehalt ungleich; doch (nach Tennant) immer sehr viel Thonerde, mit weniger Kieselerde und Eisenkalk. Fundort des wahren Smirgels*)Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thürin - gen der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls ꝛc. Smirgel genannt. unter andern Naxos, Estre - madura und Eibenstock im Erzgebirge.
7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.
Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene die kostbarsten; (verwittert ins Berggrüne;) un -598 durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Thonerde, 18 Wasser, 4, 5 Kupferkalk, 4 Ei - senkalk. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ostpersien. Bricht in Thonlagern zwischen Gang - schiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Pe - trefact, nemlich für versteinte Fischzähne ge - halten.
8. Schörl und Turmalin.
In den nachbenannten Farben; theils Glas - glanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als Gerölle, meist aber in drey - oder sechs - oder neunseitigen der Länge nach gestreif - ten Säulen, mit dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. II. fig. 12. –). Manche Abarten zei - gen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt sind, Asche ꝛc. anziehen und abstoßen, und diese heißen Turmaline*)s. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten – zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufge - zeichnet von einem Liebhaber der Immer Gern Spe - culirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste bestimmte Nachricht vom ceilanischen Tur - malin gibt..
1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur - malin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dünnen Splittern braun oder grün durchschei - nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in lan - gen Säulen (Stangenschörl), theils nadelför - mig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupen - schörl). Bricht sowohl im Granit, als in manchen Ganggebirgsarten, zumahl im Gneis,599 Schneidestein, Topasfels ꝛc. Fast in allen Welt - theilen; namentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar ꝛc.
2) Brauner Turmalin.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich - tig; auch wie der schwarze theils in langen Säu - len (so z. B. auf den Pyrenäen), theils in Grau - pen (z. B. auf Ceilan). Gehalt (nach Berg - mann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde, 15 Kalk - erde, 9 Eisenkalk.
3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.
Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säulen in die Länge gestreift, theils stänglicht zusammengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10 Soda, 7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es gehört aber auch dazu der sonst so genannte kry - stallisirte. Lepidolith von Rozena in Mähren.
4) Blauer Schötl, Indicolith.
Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durchscheinend; Glasglanz, dem metallischen sich nährend; hart; meist in nadelförmigen, zusam - mengehäuften, der Länge nach gestreiften Säu - len. Fundort Utön in Südermanland.
5) Grüner Turmalin, Peridot.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch - sichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon - erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk. Fundort Brasilien.
9. Dichroit. Jolithe.
Dunkelveilchenblau; an den Kanten durch - scheinend; Glasglänzend; hart; selten krystal -600 lisirt in kleinen sechsseitigen Säulen. Gewicht = 2560. Gehalt (nach Stromeyer) = 49, 17 Kieselerde, 33, 10 Thonerde, 11, 48 Talk - erde, 4, 33 Eisenkalk. In Bayern, Spanien, Grönland ꝛc.
10. Hornblende. Amphibole.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900. Gibt wenn sie angehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:
1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne striée).
Theils strahlig, büschelförmig ꝛc. Eins der weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vielen Aftergranits ausmacht.
2) Hornblendeschiefer.
Meist mit kurzen durch einander laufenden strah - ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
3) Basaltische Hornblende.
Meist in kurzen sechs - oder achtseitigen Säu - len, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in Laven.
11. Schillerstein, Schillerspath*)s. J. C. Freiesleben über das schillernde Fossil von der Baste bey Hurzburg. Leipz. 1794. 8. ; und601 J. Fr. L. Hausmann in den Norddeutschen Bey - trägen zur Berg - und Hüttenkunde 1. St. S. 1..
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durchscheinend; von metallischem, schillerndem Glänze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach Gmelin) = 17, 9 Thonerde, 43, 7 Kieselerde, 11, 2 Talkerde, 23, 7 Eisenkalk. Fundort im harzburger Forst am Harz, in einem grünlich - schwarzen, mit Serpentin und Asbest durch - zogenen Urgrünstein.
12. Glimmer. Mica.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen, theils mit Silber - oder Messing-Glanz, oder tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we - niger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten, krummblätterig (wie z. B. Mica hemisphaerica Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z. B. das russische Frauenglas oder Fensterglimmer [Engl. Isinglaß. Russ. Sliuda*)Von der merkwürdigen Eigenschaft des russischen Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen läßt, und dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon den astronomischen Instrumenten machen kann, s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p. 239 u. f.]; die Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des russischen Frauenglases (nach Klaproth) = 34, 25 Thon - erde, 48 Kieselerde, 8, 75 Kali, 4, 50 Eisen - kalk, 0, 5 Talkerde und Braunsteinkalk. Auch eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebirgen (§. 227-230).
13. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu).
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd;602 fast metallischer Glanz; unebner, kleinschup - piger, fast glimmeriger Bruch; halbhart. Ge - halt (nach Klaproth) = 38, 25 Thonerde, 54, 50 Kieselerde, 4 Kali, 2, 50 Wasser, 0,75 Braunstein - und Eisenkalk. Fundort bey Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgs - art von Feldspath und großen Quarzbrocken.
14. Kryolith, flußsaurer Thon.
Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klap - roth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Natron. Fundort Grönland.
15. Tetraklasit, Skapolith mit Wernerit oder Fettstein, und Sodalit ꝛc. Paranthine.
Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue und Lauchgrüne ꝛc. ; durchscheinend; hart; derb oder in vierseitigen Säulen krystallisirt. Ge - halt (des Skapoliths, nach John) = 50, 25 Kieselerde, 30 Thonerde, 10, 45 Kalkerde, 3 Eisenkalk, 1, 45 Braunsteinkalk, 2 Kali, 2, 85 Wasser. Meist im Gneis in Norwegen und Schweden; der Sodalit in Grönland.
16. Feldspath (Fr. Spath étincelant. Engl. Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben; weist nur wenig durchscheinend; weist wahren Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie - dentlich krystallisirt; häufig als Bestandtheil gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fos - silien (z. B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
603Man unterscheidet folgende fünf Arten des - selben:
1) Dichter Feldspath.
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z. B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpentina verde antico.
2) Gemeiner Feldspath.
Meist weißlich, gelblich, röthlich ꝛc. doch theils auch in andern und selbst hohen Farben, z. B. smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz im so genannten Amazonenstein aus dem Catharin - burgischen; mit deutlichen Spathgefüge; häufig krystallisirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen oder zu Zwillingskrystallen verbundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen ꝛc. Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des smaragdgrünen sibirischen = 2573 L. Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten Fos - silienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemeng - theil des Granits, wo er in manchen Abarten den bey weitem vorwaltenden Theil ausmacht*)So z. B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarzblättchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch den Namen, pierre graphique, erhalten hat. – s. Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 21..
3) Glasiger Feldspath.
Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß; glasglänzend; theils ungeformt (so z. B. einge -604 wachsen, in manchen hieländischen Basalt); theils säulen - oder tafelförmig krystallisirt (so z. B. in ersterer Form im Granit vom Drachenfels am Rhein, in letzterer am Vesuv).
4) Adular, Mondstein.
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän - zend; opalisirend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard (theils in großen Krystallen), und der eigentliche Mondstein als Gerölle auf Ceilan*)Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, gold - glänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Widerscheine opalisirt..
5) Labradorstein.
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bey auffallendem Lichte in mancherley, theils hohe Farben schillernd, theils mit Messing - oder Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692. Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle) und in Ingermanland.
Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein sonder - bares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dünnen vierseitigen Säulen die im Querbruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls viereckten Kern zeigen der von seinen Ecken nach den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fett - glanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer einge -605 wachsen. Fundort zumahl Bretagne, und Ge - frees im Bayreuthschen.
17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfär - fend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nie - ren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Stro - meyer) = 30, 26 Thonerde, 23, 36 Schwefel - säure, 46, 37 Wasser. Fundort zumahl bey Halle.
18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand blasse Farben überge - hend; mager; sanft anzufühlen; von verschiede - nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch gewöhnlich nur ungefähr 1 / 4 Thonerde zu 3 / 4 Kiesel - erde. Fundort in vielen Ländern von Europa und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver - wittertem Feldspath entstanden.
19. Gemeiner Thon.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch mancherley Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon - geruch. Es gehören dahin
1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt man - nigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielartiger anderer Töpferwaare*)Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Tö - pferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten606 der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehö - ren vorzüglich1) Die; woraus die bewundernswürdigen anti - ken griechischen und so genannten etruski - schen Vasen gearbeitet worden, die sich be - sonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Buca - ros de Estremoz gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Ge - tränk mittheilen.3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Sie - benbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän - den verfertigt., Tabackspfei - fen, türkischen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so ge - nannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelz - tiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlechter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Fin - det sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.
2) Verhärteter Thon, Thonstein.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegenden als Baustein.
3) Schieferthon, Zechstein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän - gen stark an der Zunge*)Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent - deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome - ter-Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den Namen hat, die dieser treffliche607 Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück S. 401 u. f. genau beschrieben hat.; oft mit Kräuterab - drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Ueber - gänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schi - stus carbonarius, (Engl. slag, cleft); die - ser brennt mit Harzgeruch und wird dabey hel - ler. Kann auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn auch von manchen Mineralogen den Steinkohlen selbst beygezählt wird.
20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er - weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemmtem Lande.
21. Bolus [der Mineralogen*)Denn der officinelle armenische Bolus ist eine Art Steinmark.], lemnische Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s. sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig; muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zerfällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Ge - räusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Fund - ort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lem - nos).
60822. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. fuller's earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Far - ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Berg - mann) = 25 Thonerde, 51, 8 Kieselerde, 3, 3 Kalkerde, nur 0, 7 Talkerde, 3, 7 Eisenkalk, 15,5 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.
23. Bergseife.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit grauen und leberbraunen Adern; seifenarti - ger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort zumahl bey Medziana Gora in Polen.
24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stonemarrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorit (so z. B. die meist veilchenblaue ist genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau) von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreib - lichen bis zum Halbharten*)Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausneh - mend feinkorniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.; letzteres mit muscheligem Bruche.
Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.
609Und diesem ähnelt, wenigstens im äußern, die bey den Alten so berühmte, von ihrem Fundorte benannte Sinopische Erde, (Sinopis pontica).
Besonders merkwürdig ist das vom sel. von Trebra im tiefen Georgstollen bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Stein - mark, welches mittelst eines Federkiels ei - nen phosphorescirenden Strich gibt.
25. Bildstein, schinesischer Speckstein. Agalmatolithe.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Ge - wicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Specksteine; enthält aber keine Talk - erde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thonerde, 54 Kieselerde, 0, 75 Eisenkalk, 5, 50 Wasser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancher - ley kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.
26. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Engl. red-chalk.)
Blutroth, ziegelroth ꝛc. ; erdig; abfärbend; meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In - nig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur in wenigen pro Centen).
27. Gelberde.
Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfär - bend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
28. Grünerde, grüne Kreide.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdi - ger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey610 Verona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern im Trapp (Mandelstein) und auf den darin lie - genden Chalcedon - und Zeolith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den Färöern).
29. [Wavellit], Hydrargillit, phosphor - saurer Thon. Diaspore.
Weiß in allerhand Farben; meist Perlmutter - glänzend; theils erdig; theils strahlig und durch - scheinend; letzterer halbhart. Gehalt (nach Fuchs) = 37, 2 Thonerde, 35, 12 Phosphor - säure, 28 Wasser. Fundort in Devonshire (in Kieselschiefer) und Böhmen (auf Sandstein).
30. Alaunthon.
Ganz in den nähmlichen drey Abarten wie der gemeine Thon, von dem er sich aber andern auch meist schon durch einen süßlich zusammen - ziehenden Alaungeschmack auszeichnet.
1) Alaunerde, Lebererz.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen - der Strich; theils in ganzen Flözen. Uebergang in Braunkohle.
2) Alaunstein.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche ꝛc. (im Feuer brennt er sich röthlich); theils an den Kanten etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge - halt (nach Vauquelin) = 43, 92 Thonerde, 24 Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3, 80 schwefel - saure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flözen bey Tolfa im Kirchenstaat.
3) Alaunschiefer.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei - benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte -611 rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge - mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon - schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun - gen aus beiden organisirten Reichen; so z. B. als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bey Andrarum.
31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schistus. (Fr. Ardoise. Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andere Farben überge - hend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig ꝛc. ; schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils gerade theils wellenförmig; die Bruchstücke weist scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ihrem Gebrauch den Namen haben, z. B. Probirstein (Ital. pietra paragone, die ein wahrer Thonschiefer ist –), Tafelschiefer, Dachschiefer ꝛc. Auch mancherley Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer ꝛc. Haupt - sächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flözgebirgen (– so z. B. der glarner Tafelschie - fer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr weich; abfärbend.
61232. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl. whet-stone.)
Meist grünlich - oder gelblich-grau; theils ins rahmgelbe und graulich-schwarze; nur an den Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd; schieferiger Bruch; theils splitterig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante, in Deutschland unter andern im Bayreuthschen.
33. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)
Grau in mancherley Schattirungen, zumahl ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten durchscheinend; von dickschieferigem Gefüge; der Bruch grobsplittrig; halbhart; zähe; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23, 50 Thonerde, 57, 25 Kieselerde, 2, 75 Kalkerde, 3, 25 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk, 8, 10 Soda, 3 Wasser. Hat den Namen vom Klange den dünne Scheiden beym Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr - schiefers. Fundort unter andern in Böhmen und Lausitz.
34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Corneus trapezius Waller. (Engl. Whinstone.)
Meist graulichschwarz, aber auch ins Grün - liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; mat - ter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; unge - formt; Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge - mengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien eingemengt enthält, z. B. basaltische Hornblende, Glimmer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspathnie - ren ꝛc. Dahin gehört also die mehresten Man -613 delsteine, wie z. B. die von Ilfeld; der Blat - terstein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der Toadstone von Derbyshire. Uebergang in Grün - stein, Basalt ꝛc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z. B. nördlich bis Island, Kamtschatka ꝛc. und so auch fast im äußersten von Europäern besuch - ten Süden auf Kerguelen-Land.
Vermuthlich gehören noch hierher:
a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie - len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber irrig) selbst beygezählt wird.
und auch wohl b. der so genannte Variolit.
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaß - berggrünen Nierchen, die dem Stein ein pocken - artiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance bey Briançon.
35. Basalt, Beilstein.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau - liche und theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebnen schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden Körnern zusammengebacken ꝛc. Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säu - lenförmig. Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch aufrecht: theils gebogen; theils gar614 aufs regelmäßigste gegliedert*)So vor allen die unzähligen mächtig großen Basalt - säulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen - damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von Irland ausmachen. – Ich besitze von diesem be - rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt die äu - ßerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.; und diese Glie - der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge - rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte specifischem Gewicht ꝛc., wirkt theils sehr stark auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Säulenbasalts (nach Klaproth). – 16, 75 Thon - erde, 44, 50 Kieselerde, 9, 50 Kalkerde, 2, 25 Talkerde, 20 Eisenkalk, 0, 12 Braunsteinkalk, 2, 60 Soda, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancherley andern Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit, Glimmer, Feldspath, Zeolith, basaltische Horn - blende ꝛc. Uebergänge zumahl in Trapp, Tuff - wacke und Lava; auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphi - bolique)**)Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen Basalte zu gehören. In manchen Abarten dersel - ben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemeng - stoffe noch von einander zu unterscheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae. p. 29. gesagt.. Gemeiniglich in einzelnen Bergen615 (Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze Züge machen.
Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der Schöpfung unseres Planeten so mancherley unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren ihrer im Feuer erlittenen Veränderung erhalten haben.
36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).
Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Rothbraune ꝛc. ; erdiger Bruch; verschiedene Fe - stigkeit; leicht; großentheils vulcanischen Ur - sprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort bey Vulcanen und ehemahligen Erdbränden.
Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie - denheiten derselben unter folgende zwey, freylich theils in einander übergehende, Hauptarten bringen;
1) Schwammige Tuffwacke.
Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dichterem Gefüge, und mehrerer oder minderer Festigkeit.
Zu der lockerern Abart gehört z. B. die roth - braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji großentheils erbaut war; und die mit basaltischer Hornblende, welche in der Gegend von Andernach die Mittellage zwischen dem Traß und dem so genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.
616Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen Felder, und die mehreste der besonders mit Olivin gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde ohnweit Cassel.
2) Erdige Tuffwacke.
Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we - gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, beson - ders merkwürdige Abarten:
a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Thermantide cimentaire.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-Ingrediens zu Faxe's Stein - papier zu seyn.
b. Traß, Tarras.
Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver - kohltem Holze*)So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. – s. Sir. Will. Hamilton's Campi phle - graei tab. 40. nr. 3.. Fundort zumahl bey Ander - nach am Rhein.
37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst - entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an - gegriffenen, theils verschlackten, theils verglas - ten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**)s. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94. III. Th. 8..
617Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Grane, Rothbraune ꝛc. ; höchstens nur in zarten Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und des Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit ꝛc. eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende drey Hauptarten bringen:
1) Schlackenartige Laven.
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche mattglänzend; schwer; theils auf mancher - ley Weise geflossen, getropft, ästig .*)Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige, spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson - dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phle - graei tab. 13 und 33, und von dieser das Sup - plement dazu tab. 4..
Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist namentlich der so genannte Rheinländische Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu merken.
2) Glasartige Laven.
Rauchgrau, schwarz, braun ꝛc. ; meist glas - glänzend; mit muscheligem Bruch; manche äh - neln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fund - ort zumahl auf den liparischen Inseln, auf den neu entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See ꝛc.
Die Talkerde, deren auszeichnende Eigen - schaften zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bittererde (terra magne - sialis), weil aus ihrer Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach der Krystallisation des Kochsalzes zurück bleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auf - lösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt denselben einen bitteren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großentheils mit der Thonerde ihrem überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge - schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich unge - formt, und bloß in Ganggebirgen, daher sie nie Versteinerungen enthalten.
1. Chlorit.
Berggrün, lauchgrün ꝛc. ; undurchsichtig; mattschimmernd; theils schuppig; weich; gibt angehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
1) Chloriterde, Sammeterde.
619Locker zusammen gebacken, oder staubig; schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufüh - len. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18, 50 Thonerde, 43 Eisenkalk. Findet sich zumahl zwischen und im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.
Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte - rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug über mancherley krystallisirte Fossilien, z. B. über Granaten, Bitterspath, Bergkrystall, magnetischem Eisenstein ꝛc.
3) Chloritschiefer.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangenschörl ꝛc. eingewachsen. Uebergang in Thonschiefer, Talkschiefer ꝛc. Fundort zumahl in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gattung, und wiederum mancher zum Talk - Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufüh - len; fast blätterichtes Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54 Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde, 12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubünden und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu Schleudersteinen; wo auch eine weichere zerreib -620 liche Abart von den dasigen Insulanern häufig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö - beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spröder, und wird in dicke Platten zu unver - gänglichen Stubenöfen gehauen.
3. Talk.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Davon folgende drey Arten:
1) Erdiger Talk.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam - mengebacken, und dann leicht zerreiblich; abfär - bend. Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe; meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg - sam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gotthar - der (nach Klaproth) = 30,5 Talkerde, 62 Kie - selerde, 2,5 Eisenkalk, 2,75 Kali, 0,5 Wasser. Uebergang in Topfstein ꝛc.
3) Talkschiefer.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft mit eingesprengten Schwefelkies. Ueber - gang in Chloritschiefer.
4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.
Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelbliche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge; meist in kuglicht zusammengeballten Knollen. Gehalt (nach Klaproth) = 48 Talk - erde, 49 Kohlensäure, 3 Wasser. Fundort621 unter andern in Steiermark und im Bisthum Durham.
5. Meerschaum. Spuma marina. Leuc - aphrum. (Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil oder Killkeffi, d. h. Schaumthon oder leichter Thon.)
Meist blast Isabellgelb; matter feinerdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kie - selerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Haupt - fundort Kiltschik (d. h. Thonort) bey Konie in Anatolien. *)s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigts Magazin IV. B. 3. St. S. 13 u. f.
6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).
In mancherley, meist blassen Farben: theils marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten wenig durchscheinend; von mat - tem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfspitte - riger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther selten in kleinen Krystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (– tab. II. fig. 19. –) auch rhomboidal ꝛc. ; weich in verschiedenem Grade, verhärtet aber im Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt**)s. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst - werken der Steinschneider. Von C. v. Dalberg. Erfurt 1800. 8.. 622Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt (nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie - selerde, 2,50 Eisenkalk, 5,50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische und Briançoner-Kreide.
7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock.)
Theils milchweiß und an den Kanten durch - scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau ꝛc., seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben; läßt sich spähneln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24,75 Talkerde, 45 Kieselerde, 9,25 Thonerde, 1 Ei - senkalk, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in Cornwall. Gebrauch besonders zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware).
8. Serpentin. (Ital. Gabbro.)
In mancherley meist schwarz - oder graulich - grünen Farben, theils ins Dunkelrothe ꝛc. ; geadert, marmorirt, fleckig ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Ge - wicht = 2700. Gehalt (nach Vauquelin) = 44 Talkerde, 44 Kieselerde, 2 Thonerde, 7,3 Eisenkalk, 1,5 Braunsteinkalk, 2 Chremiumkalk. Hält zuweilen Pyrop eingemengt. Fundort zumahl Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland ꝛc.
Besonders merkwürdig ist der vom Alex. von Humboldt bey Erbendorf am Fichtelberge ent - deckte Serpentinfels, wovon manche Stücke selbst in den kleinen Fragmenten auffallende Polari - tät zeigen.
Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart,623 die durchscheinend und etwas härter ist als der gemeine, und sich auch in manchen italiänischen Marmorarten eingemengt findet, namentlich in einer Art von sogenanntem verde antico und im Polzevera.
9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen, einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Na - men der pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder weniger durchscheinend; fettglänzend; split - teriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man - cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3000 L. Fundort zumahl auf Tavai-Punammu (der südlichen von den beiden neu-seelandischen Inseln) woselbst unsere dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrge - hänge ꝛc. (aber keine, Beile) daraus verfertigen.
Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schi - nesische Stein Yü. Er ist molkenfarbig; folglich wenig durchscheinend; fettglänzend; ritzt ins Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, namentlich zu Petschirsteinen.
10. Chrysolith, Peridot.
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän - zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs - gestreift; krystallisirt in breiten viereckigen Säu - len, mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk -624 erde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich in den türkischen Morgenländern.
11. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver - wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas - glänzend; muscheliger, theils blätteriger Bruch; rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff - wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap - roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25 Kalkerde, 12,50 Eisenkalk.
Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Blasenraüme der berühmten von Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen großen Eisenmasse füllt*)Das hiesige akademische Museum besitzt in der alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine Stücken gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt, die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Olivin - ähnlichen Fossil gemengt sind., und (nach Howard) = 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und 1 Nickelkalk hält**)Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine, nähmlich der Steinmassen überein, die schon so manchmahl zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter glei - chen Umständen, bey Explosion eines Meteors, vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend ähneln, hingegen sich von allen bekannten telluri - schen Fossilien schlechterdings auszeichnen. –.
62512. Asbest.
Weißlich, gelblich, grünlich ꝛc. ; ungeformt; von faserigem oder blätterigem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich; weiß; wenig durchscheinend; starkschimmernd, theils mit Seidenglanz; in zar - ten theils spannenlangen Fasern; elastisch bieg - sam. Gehalt eines schwedischen (nach Berg - mann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9 Kalkerde, 2,7 Thonerde, 2,2 Eisenkalk. Fund - ort unter andern in Graubünden, auf Corsica, und besonders häufig in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend; glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45 Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk. Bricht oft in und bey Serpentinstein.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätterig, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit - telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann) = 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk - erde, 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern in sehr großen Stücken im Dannemora in Upland und im Olonezkischen. *)Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
6264) Bergholz, Holzasbest.
Holzbraun ins Graue ꝛc. ; undurchsichtig; matt schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glänzenden Strich. Das aus mancher Rück - sicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey Sterzin - gen in Tyrol.
13. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).
Meist berg - oder olivengrün, theils ins Graue; mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.
In folgenden drey Arten:
1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn - blenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän - zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist krystallisirt in langen, breitgedruckten, theils nadelförmigen vier - oder sechsseitigen Säulen; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3 Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er - innert. (S. 571)
2) Asbestartiger Strahlstein.
Grünlich, graulich ꝛc. sehr wenig durchschei - nend; mattschimmernd; meist divergirend fase - rig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen. Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän - zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. 627Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72 Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7,3 Eisen - kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.
14. Sahlit, Malacolith.
Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils ungeformt, theils krystallisirt; auch meist in vierseitigen Säulen mit abgestumpften Kan - ten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauque - lin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalk - erde, 3 Thonerde, 4 Eisen - und Braunstein - kalk. Fundort Arendal.
Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Längenbruch blatterig mit einfachem Durchgang; der Querbruch musche - lig; meist krystallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 22 Kalk - erde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Kalkspath und großblätterigem Glimmer an den Quellen der Sljudenka im S. W. des Baikals.
15. Tremolit. Grammatite.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges theils blätteriges Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Muttergestein von weißem, körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk (Dolomit).
In folgenden drey Arten (fast wie beym Strahlstein):
1) Gemeiner Tremolit.
628Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig; meist ungeformt, theils aber kry - stallisirt in sehr geschobenen vier - oder sechsseiti - gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern - förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der Nadel im Finstern gekritzelt gibt er leuchtenden Strich. Fundort zumahl das Levantinerthal am St. Gotthard.
2) Talkartiger Tremolit.
Ins Silberweiße; perlmutterglänzend; fast undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufüh - len; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort eben - falls am St. Gotthardsberge.
3) Glasartiger Tremolit.
Ins Graulich - und Gelblichweiße; durchschei - nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort unter andern auf Ceilan. *)Ein Stück, so ich davon besitze, hat mir Herr Baronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr. König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte.
16. Boracit.
Dieses aus jeder Rücksicht so sonderbare Fossil, findet sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glasglänzend; verwit - ternd aber rauh und matt; bricht muschelig; immer629 rein auskrystallisirt, eigentlich als Würfel mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze Krystall ge - wöhnlich 26 Flächen hat (– tab. II. fig. 3 –). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 63 Borax - säure, 11 Kalkerde*)Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalk - erde nur in den opaken, nie in den durchsichti - gen Boraciten., 1 Thonerde, 2 Kiesel - erde, 0,75 Eisenkalk. Von erhöheter Tempera - tur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber mit vierte Axen, deren jede von einer der sechssei - tigen stark abgestumpften Eckflächen nach der ge - genüberstehenden schwach abgestumpften dreyseiti - gen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe positive, und hingegen das letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisirten Rauchkry - stallen) besonders im schuppigen Gypsstein des so genannten Kalkbergs bey Lüneburg.
Die Kalk-Erde (der so genannte leben - dige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser, ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon - und Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur630 Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefel - säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß ꝛc. ; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*)So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz der Zähne.); sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ursprungs; und machen eins der allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Ge - schlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschieden Säuren eingetheilt:
1. Kalkspath**)Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arragonita, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. vol. 4..
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; selten farbig; mehr oder weniger durch - sichtig; starkglänzend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücken davon zeigen auffallend631 starke doppelte Strahlenbrechung*)s. Newton's optice, pag. 271, 356, 376 und 394. der Clarkeschen Ausgabe von 1719.; daher denn der Name Doppelspath, Spathum disdiacla - sticum (ehedem irrig so genannter isländischer Krystall, Androdamas etc.); bricht theils un - geformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystallisirt; zumahl in sechsseitigen Säulen als so genannte Canondrusen ꝛc. (– tab. II. fig. 10. –); theils verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule übergehen, oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letztere theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopf - spath ꝛc., theils in Rhomben; theils in sechs - seitigen Pyramiden, als so genannte Schweins - zähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stromeyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlen - säure. Uebergang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte kry - stallisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.
2. Arragonit.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch - scheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.632 fig. 10. –) häufig als Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stän - gelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt (nach Stromeyer*)Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recentior. 1813.I. F. L. Hausmann im Magazin her Ber - liner naturforsch. Gesellsch. III. Jahrg. I. Quart.) = 53,62 Kalkerde, 2,31 Stron - tianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat den Namen von seinem Fundort, wo er nester - weise in ziegelrothem Gyps bricht.
3. Schieferspath.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei - nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins schieferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Bucholz) = 55 Kalkerde, 3 Braun - steinkalk, 41,66 Kohlensäure. Fundort beson - ders Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu - mahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät - terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge - schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber krystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom - ben ꝛc. ; etwas härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.
5. Bitterspath, Rautenspath.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun ꝛc. ; durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben kry -633 stallisirt; mit einem kalkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talk - erde, 3 Eisenkalk. Fundort zumahl im Salz - burgischen und Steyermärkischen; meist im talk - artigen Schneidestein.
Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stängelichte Bitterspath (Miemit), auf der Außenfläche in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abgestumpften Seitenkanten drusig krystalli - sirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klap - roth) = 33 Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenkalk, 47, 25 Kohlensaure, 2,75 Wasser ꝛc. Fundort bey Glücksbrunn im Gothaischen.
6. Kalksinter. Tofus calcareus.
Von mancherley Farben; doch an den meh - resten Orten nur weißlich; mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalki - gem Wasser regenerirt*)„ Tales sunt aquae qualis est natura terrae per quam fluunt.”Plin. XIV. 4.; der Bruch dicht, oder faserig oder schalig; und hiernach also drey Ar - ten: die sich namentlich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der Farben, Zeichnungen ꝛc. finden; die ersten beiden unter dem gemeinschaftlichen Namen des dasigen Sprudelsteins, die dritte als Erbsenstein.
1) Dichter Kalksinter.
Von sehr ungleichem Korn, und Festigkeit; theils marmorartig**)Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen mar - morähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;634 s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif - ten der göttingischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch. der zeichnenden Künste I. B. S. 463. polirbar; theils aber auch erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück - sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein, da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind - lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen ꝛc. die kalkiges Wasser enthalten*)So z. B. in der berühmten piscina mirabile, davon oben S. 2., abgesetzt wird; oder auch andere fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie z. B. das Consetto di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z. B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Steintrümmer zusammen - cämentirt**)Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone) worin sich die Menschenknochen eingesintert finden, s. unten im Abschnitt von den Versteinerungen..
2) Faseriger Kalksinter.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Gefüge; gleichlaufend oder divergirend: der fri - sche Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele. Fundort zumahl in den gedachten Berghöhlen: z. B. in der auf Antiparos, in der Baumannshöhle am Unterharz ꝛc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der635 Alten. (Ital. alabastro antico. Fr. albâtre calcaire oder oriental.)*)Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und seiner Formation s. Jam. Morirr's second Journey through Persia. Lond. 1818. 4. p. 284..
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän - zendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie durcheinander gewirrten Fasern; und krumm - ästiger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in Steyermark, beym Spatheisen - stein.
3) Schaliger Kalksinter.
Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils als eine Art Rindenstein, meist krumm - schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber - zug über Sandkörner; so z. B. die so genannten Drageen von Radicofani.
Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls - bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen - theils in Masse zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem unten anzufüh - renden Rogenstein verwechselt werden darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Bergziger. Lac lunae, Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern namentlich im Mondloch am lu - cerner Pilatusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz - erde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera,636 die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen Steinen.
8. Kreide. Creta. (Fr. craie. Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond - milch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittelgewicht = 2525. Hält auf 43 p. C. Kohlen - säure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben S. 580.) und Versteinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zu - mahl an Seeküsten (daher Albion und Creta oder Candia ihren Namen haben).
9. Kalkstein (und Marmor).
In mancherley Farben und Zeichnungen; meist wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un - geformt; meist polirbar, da dann die feineren Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns folgende drey Hauplatten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor, Glanzmarmor. (Fr. marbre saccaroide.)
Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmorirt); wenigstens an den Kanten durch - scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden, theils schuppig ꝛc. Daher Uebergänge einerseits in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei - nerungen; aber der carrarische (marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Bergkrystalle. Gebrauch zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herr -637 lichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837.
2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbo - natée fibreuse et soyeuse. Engl. satin spar.)
Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schön - heit aber bey Alstonmore in Northumberland, wo er zu Ohrgehängen u. a. dergl. Schmuck ver - arbeitet wird.
3) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man - cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa - chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltig - tigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüg - lichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc. ; vom zweyfarbigen, pavonazzo, weiß mit ro - then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca - tello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen - Marmor (cittadino ruderato, paësino, Ri - maggio etc.) der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und unter diesen wieder namentlich der Muschel-Mar - mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Breschen-Marmor als zusammen - cämentirten Trümmern von andern Marmorar -638 ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durch - zogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 623.), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils in schieferiges Ge - füge (– so z. B. der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwür - digen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelgewicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z. B. der ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welt - theile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei - niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträcht - licher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grab - stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemeinen Kalksteins gehört namentlich:
a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern dichten (selten concentrisch schali - gen) Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges Cäment zu einem festen Ge - stein zusammen verbunden sind. (Wohin denn auch die berühmten Sorten von englischem Baustein, Portlandstone, Purbeckstone etc. gehören.)
b) Die dem Korne nach gleichsam Sandsteinähn - lichen Kalksteinarten; wie z. B. die wegen ih -639 rer Versteinerungen von vielartigen Seethieren so berühmte Gebirgsart des Petersberges bey Maestricht; der so genannte marmo arenaceo vom Vesuv; der theils fast zur Hälfte. Koh - lensaure Talkerde haltende Dolomit, unter andern besonders im Levantinerthal am St. Gotthard, wo er das Muttergestein des da - sigen Tremolits ausmacht, und in dünnen Tafeln biegsam ist.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne. Engl. marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand ꝛc. Meist grau in andere unansehnliche Farben; un - durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit. Daher besonders drey Haupt - arten desselben zu unterscheiden sind:
1) Erdiger Mergel, Düngmergel.
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*)Zu welchem auch der Niederägypten befruchtende Nilschlamm gehört. ꝛc. ), und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung ver - schiedener Arten von Boden bestimmt.
2) Mergeltuff, Tuchstein.
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel - mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege - tabilischer Körper die davon incrustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und640 Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen so ge - nannten Beinwell oder Beinbrech, osteo - colla); aber auch in manchen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte See-Con - chylien (s. oben S. 554.) ꝛc. Bildet hin und wieder große Lager von niederem aufgeschwemm - tem Lande; in welchem sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancher - ley besonderer Gestalt, als Mergelnüsse, so ge - nannte Ingwersteine ꝛc. ; hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.
Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena brechende, durch Reiben phosphorescirende Sandmergelstein*)s. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.: und der wegen seiner ei - genen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leber - braunen Mergelsteins besteht, die durch Schei - dewände von grauem dichten Kalksinter von ein - ander abgesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas - sen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim - mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von641 Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle - ber ꝛc. ) auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver - schieden sind; selten enthält er hingegen unbe - kannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bey Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme (hel - mintholithus portentosus Linn.). Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardoise cuivreuse. Engl. slaty cop - perore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander - seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist erdiger, theils split - teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie - ferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath oder Leberspath von Lissabon*)s. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.]. Wenn er ge - schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge - ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver - steinerungen, und zwar sowohl unbekannte See - thiere der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organisirte Land - und Flußgeschöpfe beider Reiche, wie z. B. im Oeninger Stinkschiefer.
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen642 genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Marienglas. (Ital. scagliola)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß - lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe ꝛc. und mehr oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter - glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam, doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber auch krystallisirt*)Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer Bergleiter befindlich, die man beym Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver - lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durch - messer und von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.; zumahl Linsenform, oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf mancher - ley Weise als Zwillingskrystall; selten in acht - seitiger Säule mit achtseitiger Spitze u. s. w. Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22 Wasser.
14. Gypssinter.
So wie der Kalksinter regenerirt als Tropf - stein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueber - zug über andere Körper ꝛc. ; theils faserig, theils dicht. Letzterer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels - mehl. Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils ins Grauliche ꝛc. ; staubartig. Fundort in den Klüften der Gypsberge.
64316. Gypsstein.
Meist weißlich oder graulich, doch auch in an - dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger durchscheinend; immer ungeformt.
Davon folgende drey Arten:
1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge - nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth ꝛc. ; wenig durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167. (Gehalt nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit andern Fossilien inniger oder gröber gemengt, z. B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstein (bey Montmartre). Oft hält er andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein - gewachsen; so z. B. bey Lüneburg den Boracit, in Aragonien den Arragonit; und in gleichem Königreich auch die zimmtbraunen kleine Quarz - krystalle (die irrig so genannten Hyacinthen von Compostella) ꝛc.
2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen - stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer - bruch theils gerade -, theils krumm-faserig; meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Ge - wicht = 2305.
3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum densum.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig, oder geadert, marmorirt ꝛc. ; der644 weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.
17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.
Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich außer ihrem äußern Habitus vorzüglich durch den Mangel des Krystallisationswassers von den übrigen auszeichnen.
1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.
Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmut - terglänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durch - ganz der Blätter; sehr leicht zersprengbar; Ge - wicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beym Steinfalz im Salzburgischen und im C. Bern.
2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.
Meist himmelblau, ins Graue ꝛc. ; wenig durch - scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefel - saure mit etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fund - ort zumahl Sulz am Neckar.
18. Gypsleberstein.
Begreift die dem Stinkstein (S. 641.) analo - gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Se - lenite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen; sind meist von rauch - grauer Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).
Hat den Namen von dem Gebrauche, den man beym Hüttenwesen davon macht. Findet645 sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; sel - ten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt; selten stängelicht zusammengehäuft (so der honey-comb spar von Derbyshire); häufig krystallisirt, zumahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar. Gewicht eines smaragd - grünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57 Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glü - hende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von Nertschinsk (der deshalb so genannte Chloro - phan oder Pyrosmaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grünlich - oder blaulich-weiß; schwach durch - scheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.
20. Apatit.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath, nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins muschelige. Gewöhnlich krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung. Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) = 55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho -646 rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und Schlackenwalde.
Auch der Spanische Spargelstein und der Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.
21. Phosphorit, erdiger Apatit.
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn; erdigem auch splitterigem Bruche, der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge - bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fund - ort bey Truxillo in Estremadura in abwechselnden Schichten von gemeinem Quarz; und lose staub - artig bey Sigeth in Ungarn.
22. Datolith.
Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus dem Kleinmuschligen ins Splittrige; derb und krystallisirt (wie's scheint würflich mit abgestumpften Kanten). Gehalt (nach Klap - roth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde, 24 Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Arendal.
Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr. Sulzer in Ronneburg und Dr. Crawford für eine besondere Grunderde anerkannt worden. 647Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Krystallen bildet, und daß eine Auflösung derselben in Weingeist carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle ꝛc. damit eingetränkt und ange - zündet worden. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechsseitige, dicke, tafelförmige Krystallen.
Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu - ren, mit der Kohlen - und Schwefelsäure ver - bunden. Also
1. Strontianit.
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch - scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa - serig; theils stängelicht zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlen - säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im Bleygange des Granitgebirges bey Strontian in Schottland, meist in Schwerspath eingewachsen.
2. Cälestin, Schützit.
Nicht bloß, wie der erste Name andeutet, blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich ꝛc. ;648 mehr oder weniger durchscheinend und auch un - durchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in geschobenen vierseitigen Tafeln krystallirt. Ge - wicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 58 Stron - tianerde, 42 Schwefelsäure. Andre Fundorte (zumahl der blätterigen Abart), der Süntel bey Münder im Hannöverschen, Bristol in Som - mersetshire und Mazzara in Sicilien; und der derben erdigen bey Montmartre.
Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwererde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grunderde erkannt worden, und hat den Na - men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge - wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk - erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösungen in der Salpeter - und Salzsäure durch die Blut - lauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, sowohl mit der Kohlen - als mit der Schwefel - säure verbunden.
1. Witherit.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe; durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge - formt, springt in keilförmige Bruchflüche, auf dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und dann meist in sechs - seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II. fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen - säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch; wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath. (Fr. spat pésant. Engl. cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher Flußspath, dicht; daher dann fol - gende drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer - spath.
Meist weiß, aber auch in mancherley andere, doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos und wasserhell; meist mehr oder weniger durch - scheinend; theils undurchsichtig; häufig unge -650 formt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Krystallisationen; sowohl in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu - spitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) ꝛc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin z. B. der so genannte Stan - genspath von Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind, (– tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Kry - stallen als Haardrusen; oder sonst in mannig - faltiger besondern Gestalt zusammengehäuft, z. B. als Hahnenkammdrusen ꝛc. Gewicht = 4430. Gehalt eines Freyberger (nach Klaproth) = 97,50 Schwefelerde Schwererde, 0,35 Schwefelsaure Strontianerde, 0,80 Kieselerde, 0,70 Eisenkalk, 0,7 Wasser. Häufig auf Gän - gen, wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der so genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo - mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.
2) Faseriger Schwerspath, Bolognerserspath.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam plattgedrückten Nieren (von Größe und Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel - saure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75Thon -651 erde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht - magnete verfertigt.
3) Dichter Schwerspath.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth ꝛc. meist nur an den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge - halt des Rammelsberger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer - und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge - sagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire ꝛc.
3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer - spath.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh. Besonders bey und auf gemeinem Schwerspath.
4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul - fatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch - sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Ei - sen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongs - berg in Norwegen. Gehalt (nach John) = 92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und Erd - harz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenkalk, 1,25 Wasser.
Wir haben bisher die Erden und Steine als homogene (mechanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fos - silien verschiedener Gattungen und selbst aus verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige, aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter einander gemengt, daher es, besonders für den geogno - stischen Theil der Mineralogie, überaus wich - tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa s. petrae heterogeneae) unter eine systema - tische Uebersicht zu bringen.
Doch schränken wir uns hier bloß auf die - jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs - verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder ein - zeln ein Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen findet, wie z. B. zuweilen Berg - krystall im carrarischen Marmor (S. 636.) ꝛc.,653 oder wo irgend in Höhlen und Drusen - löchern eines ältern Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung abgesetzt worden, wie z. B. Kalksinter in alten Erdschlacken oder Laven ꝛc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Ge - birgsarten lassen sich nach der verschiedenen Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol - gende drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Primordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich wie in einander krystalli - sirt und innig zusammen verwachsen sind, wie beym Granit; daher angeschliffene Stücke desselben gleichsam einem Mo - saik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in einen Grundteig oder Hauptmasse von anderer Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zusammengekittet sind, wie in den Breschen und im Sandstein.
654Bey den beiden ersten Classen sind wohl alle Gemengstoffe von gleichzeitiger Ent - stehung.
Bey der dritten hingegen müssen, wenig - stens bey den Breschen, die Körner und Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein Cäment unter einander ver - bunden worden.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr eigentlich zukommenden Stoffen rein ge - mengt ist, wie z. B. eigentlicher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des andern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, einen oder den andern fremden enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde überzähliche beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder eingemengt wäre.
655A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng - lich in einander gewachsenen Stoffen.
1. Granit.
In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannig - faltiger Verschiedenheit des grob - oder feinkör - nigen Gemenges; oder des ungleichen Verhält - nisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder minder festen und frischen Korns u. s. w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites*)Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem die bewundernswürdigsten Denkmahle der altä - gyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor - den, von seinem Fundort bey der Stadt Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Ga - binetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238„ I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero.”– Vollkommen so sind die Proben von rothem antiken Granit in meiner Sammlung; namentlich eine vom Obe - lisk des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonin's. – Und Hr. Prof. Wad, der die echten frischen Bruchstücke, die sich von den be - rühmtesten römischen Obelisken in der Sammlung des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich:„ Ex his specimini - bus clare patet Syeniten Plinii esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feld - spato, et mica)”s. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani. Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f. – Vergl. auch H. Petrini bey Zoega de origine obeliscorum. Rom. 1797. fol. pag. 648. Zu - wahl aber W. Hamilton's Aegyptiaca. Lond. 1809. 4. pag. 68. not. †); und de Rozière in der großen Deser. de l'Egypte. Hist. nat. T. II. 1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461. Plin.
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glimmer. s. z. B. der antike Granito rosso. 656So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un - geachtet nach St. Petersburg transportirt worden, um der Statüe Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste Last, die je durch Menschenkunft be - wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk, den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil, nur 973537 Pfund. – s. des Grafen Car - bury monument élévé à la gloire de Pierre la grand. Par. 1777. Fol..
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver - witterung steht.
b. Aftergranit.
So z. B. der statt des Glimmers Hornblende enthält, wohin auch manche antike Arten gehö - ren (nur nicht der wahre Syenit).
c. Uebermengter Granit.
Der z. B. außer dem Feldspath, Quarz und Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen - schörl, Granaten, Demantspath, Zinnstein, magnetischen Eisenstein*)So namentlich, obschon nur in geringer Menge, in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken auf dem Harz, die an gewissen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der obgedachte vom Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Serpen - tinfels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. s. J. Fr. L. Hausmann im Hannöverischen Magazin 1801. St. 84 u. f. ꝛc. enthält.
d. Halbgranit.
Der z. B. bloß aus Hornblende und Feldspath besteht, welcher dann, wenn er innig gemengt657 ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grün - stein (S. 614.) übergeht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath Avantu - rino vom weißen Meere [S. 604. not. *)] rech - nen kann ꝛc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel - chen er auch meist angränzt, und daher theils in ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre so genannten Granit veiné); insgemein aber ge - schichtet, dickflaserich, theils gar schieferig; bricht in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens wie beym Granit:
3. Glimmerschiefer.
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim - mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend; theils alaunhaltig. Es gehört dazu:
a. Eigentlicher Glimmerschiefer.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Oefen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.
Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avan - turinartig Goldschimmernde Art bricht bey Ca - tharinburg in Sibirien.
b. Uebermengter Glimmerschiefer.
Zumahl häufig mit Granaten, im so genann - ten Murkstein.
B) Gemengte Gebirgsarten, bey welchen einzelne Brocken von gewissen Fossilien in einer homogenen Hauptmasse, wie in einem Grundteige, liegen.
6584. Porphyr. (Ital. porfido).
Die Grundmasse ist vielartig; z. B. häufig Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; oder Pechstein ꝛc. ; gehört mehrentheils, wie die beiden vorigen, zu den Ganggebirgs - arten, und bricht meist in derben Massen: doch theils auch kugelich.
a. Eigentlicher Porphyr.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedach - ten Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte ꝛc. vorzüglich und eigentlich so genannte antike Porphyr, ist, wie schon der Name anzeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent - hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und das steinige Arabien.
b. Afterporphyr.
Wo z. B. außer der Hornblende statt des Feld - spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen irrig so genannten dichten Laven des Vesuvs (S. 613).
c. Uebermengter Porphyr.
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der Grundmasse.
Von der Art ist z. B. der ungarische Graustein (Saxum metalliferum Born. ), der aus einer Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge - mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder - Ungarn, wo er das Hauptganggebirge und das659 Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold - und Silbererze ausmacht*)Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz eigene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten und vermutlich ältesten aller bekannten Denkmahle menschlicher Kunst, nemlich die wunderbaren mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey Bombay mit ihren abenteuerlichen theils colossa - len Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendi - gen Felsen selbst aus dem Ganzen gehauen sind. Die Probe die ich davon besitze die mir Chs. Townley von der berühmten Gruppe in seinem Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlag - ne Idole die ich in London gesehen, aus einer Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisen - schüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist. – Mehr davon habe ich in dem Specimen histo - riae naturalis archaeologicum p. 28 u. f. gesagt..
d. Halbporphyr.
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grundmasse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr (das fälschlich so genannte Serpentino verde an - tico), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zu - weilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath - brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse des eigentlichen Porphyr - schiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S. 612.) Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz ꝛc. Das Gefüge, wie schon der Name zeigt, schieferig.
660Hingegen beym Weißstein oder (wie er von seinem Fundort in Mähren genannt wird) Na - miesterstein der auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter Feldspath die Grund - masse, in welcher kleine Granaten, theils auch Glimmer ꝛc. Porphyrartig eingemengt liegen.
C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zusammengehäuften Körnern und Ge - röllen, die durch ein bloßes Cäment gleichsam zusammen gekittet sind.
6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat. (Ital. Breccia).
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine oft sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Die so schöne und köstliche antike Breccia verde d'Egitto; eine grünsteinartige Grundmasse mit grünem dichten Feldspath, Hornstein, Serpen - tinstein ꝛc. ; woraus unter andern altägyptischen Kunstwerken der im britischen Museum befind - liche, unter dem Namen des Sargs Alexanders berühmte herrliche Sarcophag gearbeitet ist.
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cä - ment verbundenen Sandstein, in welchem Ge - rölle von Feuerstein, Kieselschiefer ꝛc. fest einge - wachsen sind*)Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig - stens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsene Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.. Fundort vorzüglich in England; der schönste bey St. Alban's in Hertfordshire.
661Das so genannte Rothe todte liegende der deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssigen durch Thon-Cäment ver - bundenen Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel - schiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern fester oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häu - fig, die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze weite Berglagerungen; zumahl in der Schweiz, denn die dasige Nagel - fluhe*)Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die Mergelartige allgemach erweichte des schräggeleg - nen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauer - thal überschüttete. ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine Grundmasse von meist grauem, durch Thon - Cäment verbundenem Sandstein, in welchem Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Kör - nern und theils sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang, in Sandstein, und zwar namentlich in denjenigen, welcher bey den Steinkohlenflözen bricht, und deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern Flözsandstein) Kohlensandstein genannt wird. Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözge - birge übergeht.
7. Breschenschiefer.
Die Gemengtheile, wie bey den letzgedach - ten Arten der Breschen, aber mit schieferigem Gefüge.
662So z. B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen Gegenden des Oberharzes, z. B. am Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab - drücke enthält, die für die Geogenie um so merk - würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise die aller ältesten Spuren von organisirter Schö - pfung auf unserm Planeten sind.
8. Sandstein.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver - schiedener Art; z. B. kalkartig; oder thonartig; oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz - artig, da dann solcher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz (S. 570) übergeht.
a. Eigentlicher Sandstein.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit kry - stallinischem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefacten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen organisirter Körper.
Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Ku - geln der verschiedensten Größe findet.
Des so genannten krystallisirten Sandsteins von Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym Kalkspath (S. 630.) Erwähnung geschehen. Eher verdient derjenige hier seine Stelle, der im Wirtembergischen bey Stuttgard und Tübin - gen bricht.
b. Uebermengter Sandstein.
Am allermeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z. B. außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein - Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein663 des rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catha - rinburgischen.
Und so findet auch wohl der Topasfels des Schneckensteins im Voigtlande (S. 595.) hier füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen - schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.
9. Sandsteinschiefer.
Der sich also wegen seines Gefüges zum der - ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke ꝛc.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 40 Jah - ren von neuem*)Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi vit. Peireskii ad. a. 1630. pag. 150. berühmt gewordene biegsame Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro - vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches Cäment zu unterscheiden.
Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeinig - lich mit Glimmer übermengt und meist damit im schieferigen Bruche durchzogen (so z. B. nament - lich im englischen Yorkstone, Bremingstone etc.) Nur variirt dabey das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken Geschmack; und durch ihr großes Aneignungs - und Mischungsvermögen, d. h. ihren starken Hang sich mit andern Stoffen, innig zu verbinden.
Alle mineralische Salze (d. h. die, so sich von Natur fossil finden) gehören zu den so ge - nannten Mittel-Salzen (Salia media, neu - tra, composita), die nähmlich aus einer Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen dieses Verbindungsvermögens so genannten al - kalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u. a. aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver - bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf - lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg - licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür - lichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten, unter folgende fünf Geschlechter gebracht:
I. Salzsaure Mittel-Salze.
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
V. Kohlensaures Mittel-Salz.
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda. Sal gemmae, muria montana. Sal am - moniacum vet. Soude muriatée.
Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau ꝛc. ; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schimmernd, theils aber glänzend; der Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa - serig, theils körnig; meist ungeformt; selten krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein - geschlossenen Wassertropfen ꝛc. Gewicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mächtige Flöze und Lager*)Von der Entstehung derselben s. de Lüc's geolo - gische Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37. (Salz-Stöcke),666 wie z. B. zu Bochnia und Wieliczka bey Kra - kau ꝛc. Theils aber wird es auch (als Seesalz) an den Usern salziger Landseen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. in Ae - gypten*)s. Hornemann's Tagebuch. S. 10. 20. und am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am - moniak. Sal ammoniacum. Ammo - niaque muriaté.
Weiß, graulich ꝛc. theils gelb von beygemisch - tem Schwefel ꝛc. Meist nur mattschimmernd; theils mehlich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell - kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend - stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe. Fundort zumahl in vulca - nischen Gegenden.
und zwar
A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefel - saure Soda. Sal mirabile Glaub. Soude sulfatée.
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fund - ort unter andern bey der natürlichen Soda von Debrezin.
6672. Polyhalit, schwefelsaures Kali.
Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhy - drit gerechnete und nun erst von Stromeyer genau untersuchte Fossil ist ziegelroth; wachs, glänzend; theils faserig; durchscheinend; von salzig bitterm Geschmack; und ausnehmend leichtflüssig. Gehalt = 27,48 schwefelsaures Kali, 51,10 schwefelsaure Kalkerde, 20,11 schwefelsaure Talkerde. Fundort in den Stein - salzlagern zu Ischel in Oberösterreich*)Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium classe fossilium specie, im IVten B. der. Com - mentat. Soc. Gotting. recentior. p. 139..
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talkerde. Magnesia vitriolata. Mag - nesie sulfatée.
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel - förmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern bey Jena.
Eine besondere Abart ist das so genannte Haar - salz (Halotrichum) von Idria, daß sich durch seine langen haarförmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seidenglanz auszeichnet.
4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thonerde. Alumen, argilla vitriolata. Alumine sulfatée.
Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schimmernd; theils seideglänzend; theils er - dig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z. B.668 = 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser. Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen. Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey ꝛc.
C) In Verbindung mit metallischen Kalken.
5. Natürlicher Vitriol.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer, Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun - den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.
1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel - saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (coupe - rose bleue.)
Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas - glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Her - ber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge - schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in Ungarn ꝛc.
2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer - wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté. (couperose verte.)
Meist spangrün ꝛc. verwittert aber ochergelb; theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel - kies ꝛc. ; meist durchscheinend; herber zusammen - ziehender Tintengeschmack. Fundort z. B. im Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul - canen, Steinkohlen ꝛc .*)Der so genannte Atramentstein oder Kupfer - rauch ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen669 leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusam - mengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durch - zogen worden, und woraus dann (z. B. in Goslar) der mehreste Vitriol gesotten wird.Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen, II. Th. S. 92..
Als eine besondere Abart verdient die Berg - butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo) genannt zu werden, die gelb, durchscheinend, wachsglänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem Altai, Ural ꝛc. findet.
3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau - rer Zink. Zinc sulfaté (couperose blanche.)
Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils als mehlicher Beschlag; theils haarförmig (als mancher so genannte Feder - Alaun); theils stalactitisch ꝛc. Fundort z. B. ebenfalls im Rammelsberge.
4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt. (Cobalt sulfaté.)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend; stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pottasche. Nitrum prismaticum. Pot - asse nitratée.
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder670 wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit Kalkerde gemischt (als so genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan, außerdem auch hin und wieder in Europa, z. B. in Ungarn, Apulien ꝛc., bey Homburg im Würz - burgischen, und auch bey Göttingen am Reinhau - ser Sandstein ꝛc .*)s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeu - gung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.. Hauptgebrauch bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheidewasser ꝛc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda. Swaga der Tibbetaner. Soude boratée.
Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachs - glänzend; krummblätteriger Bruch; krystallirt in sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge - schärften Enden. Geschmack anfangs süßlich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Fundort an einigen alpinischen Seen in den Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Ge - brauch besonders zum Löthen ꝛc.
2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.
In gelblich weißen fast silberglänzenden schup - pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefel -671 saurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quellen (Lagoni) bey Sasso im Floren - tinischen.
Die natürliche Boraxsäure in einer Felsen - höhle der Liparischen Insel Vulcano, aus wel - cher ebenfalls heiße Quellen entspringen, ist hingegen (nach Stromeyer)*)s. Götting. gel. Anz. 1818. S. 2073. mit 5 bis 20 p. C. Schwefel verbunden.
1. Natürliches Natron, kohlensaure Soda, vulgo natürliches mineralisches Laugensalz, Natrum. Borech der Persianer. Trona in der Barbarey. Ni - trum der Alten. Soude carbonatée.
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. ; meist erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt - glänzend; theils auf dem Bruche stängelich zu - sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure ungleich; theils 38 p. C. ꝛc. Fundort beson - ders an den Natron-Seen in Aegypten ꝛc. Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin, bey Erzen unweit Hameln ꝛc. – Die alten Ae - gyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien bereiteten*)Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini - ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff - nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans - actions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.; und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin - dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. 672Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brotteig und sonst an die Spei - sen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calcareum, das aus feuchten Mauren wie wol - lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalkerde vermischtes unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß dabey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden. Folglich gehören, genau genommen, auch hie Metalle darunter. Allein, da sich diese außer - dem noch durch manche andere auffallende und ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten einmahl allgemein an - genommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine besondere Classe gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten brennlichen Mineralien gerechnet:
I. Natürlicher Schwefel.
II. Erdharz.
III. Graphit.
IV. Demant.
Das erste dieser Geschlechter und die mehr - sten Gattungen des zweyten haben das mit ein - ander gemein und hingegen von den übrigen beiden verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und Flamme und eige - nem Geruch brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unterhaltung des Feuers dienen kön - nen. Vom Erdharz ist eine Gattung, nehm - lich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trocke - nen sind stark idioelektrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Soufre. Engl. Brimstone)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten Farbe; mehr oder weniger durchscheinen; Fett - glanz; muscheliger Bruch; spröde; meist unge - formt und zwar sowohl locker als dicht; theils stalactitisch; theils krystallisirt, in dreyseitigen oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein, als Schwefelerde ꝛc. Fundort zumahl in Gyps - flözen, z. E. bey Lauenstein im Hannoverischen: und dann auf und bey Vulcanen ꝛc.
1. Honigstein. Mellite.
Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro - blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durch - scheinend; glasglänzend; sehr spröde, von klein - muscheligem Bruch; immer krystallisirt, häufigst als doppelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fundort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminosen Holz und dergl. Holz - erde, den Artern im Mansfeldischen.
2. Bernstein Agtstein. Succinum, ele - ctrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig undurch - sichtige; selten wasserhell, meist öhlklar*)Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal im - mer wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht., theils Glasglanz, theils Wachsglanz; musche - liger Bruch; theils in besonderer Gehalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist vermuthlich aus Folge676 einer der frühern Erdrevolutionen*)In einer überaus instructiven Suite zur Naturge - schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von Finkenstein Schönburg meine Sammlung be - reichert hat, finden sich unter andern manche voll - kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini, Blattae, etc. aus Baum - harz entstanden; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten ꝛc. Fund - ort vorzüglichst Samland in Ostpreußen; theils in Fläzen von bituminösem Holz**)Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte des Hrn. Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze. und Braun - kohle; theils am Seestrande.
3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro - leum. Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün - lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel - Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort, zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern am caspischen Meer, das Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. E. bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der677 Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung ꝛc. des Berghteers zu Arzney ꝛc. *)Der von Barbados wird als ein bewährtes Heil - mittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und so - gar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.
4. Erdpech. Bitume.
1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.
Meist schwarz und nur in Splittern braun durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas - glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen griechischen Namen hat. Ward von den alten Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien - bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür - ken, Araber ꝛc. häufigst in Oehl aufgelöst zum Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech - fliegen ꝛc. abzuhalten. – Unter den Abarten verdient der berühmte kostbare, wohlriechende feste Bergbalsam, oder die mineralische Mu - mie [Pers. Muminahi**)Diese persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti - schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese seitdem allgemein Mumien genannt worden.] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.
2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.
Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammendrucken läßt und dann in seine678 vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bey Cast - letown in Derbyshire, zumahl in folgenden bei - den Abarten.
a) Dicht.
Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der Warme weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern Habitus mehr noch als das folgende dem vegetabilischen Cahutschuk.
b) Locker.
Haarbraun: von einem schwammichten, theils in Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Abart.
5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z. B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz - holz); mit wehr oder minder deutlicher Holz - textur. Uebergang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mächtigen Flözen*)Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle ei - ner catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib - holz halten wollen, das, so wie das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben S. 542. not. *. ) durch Strömungen ꝛc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt worden sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z. B. dasjenige so thier zu Lande bey Stade angeschwemmt wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau - Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus Flözlagen von bituminösen fossilen Holze losge - rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.; theils alaunhaltig.
Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber (namentlich die Cölnische) gehört, ist durch Verwitterung dieses Holzes entstanden und findet sich theils bey demselben in Flözen, theils679 aber auch in aufgeschwemmten Lande, Torf - mooren*)Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen - gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durchzo - genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern (S. 541.); in theils Gegenden auch von Heide - kraut ꝛc. und diese Torfarten sind freylich großen - theils von neuer Entstehung, wodurch denn manche Naturforscher bewogen worden, den Torf über - haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In - deß, da doch mancher inländische Torf auch aus Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück - führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Braunkohle übergeht, so scheint hier doch immer für denselben die passendste Stelle in der Naturgeschichte zu bleiben. ꝛc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, charbon de terre. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken fremdartiger Gewächse**)Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die Güte des sel. Prof. D'Annone besitze.; theils auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge ꝛc. besonders in folgenden Abarten: die sich aus geogno - stischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger dem bituminösen Holze nähern, in mächtigern Lagern vorkommen, meist auf gemeinen Flöz -680 sandstein oder dichtem Kalkstein aufliegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beiden letztern aber in weit schwächern Flözen, meist nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber dagegen mehrere übereinander mit Schichten von Schieferthon oder Kohlensandstein (S. 661.) abwechseln. Auch findet sich diese letz - tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit Schieferthon (zumahl mit Pflanzenabdrücken) und Brandschiefer (S. 607.) bedeckt.
1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Boveycoal.
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von wel - chem sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.
2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas - kohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar - ten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.
3) Stangenkohle.
In stängelich abgesonderten Stücken; meist fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner in Hessen.
4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais, Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli - ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel - oder kennel-coal aus Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.
5) Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich, und sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.
6816) Glanzkohle.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; großmuscheligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu - mahl häufigst in Großbritannien.
Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer dem allgemein bekannten der Steinkohlen über - haupt), unter andern auch zum Theerschwelen und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, (schiefrige Glanz - kohle). Anthracolithus. (Fr. Anthra - cite, plombagine charbonneuse.)
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr, spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Mor - veau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff und etwa 4 p. C. Thonerde. Bricht meist bey und mit Quarz; unter andern bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediege - nem Silber) ꝛc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr. fer carburé, plombagine, crayon noir, crayon d'Angleterre. Engl. black lead, Keswik lead, wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an -682 zufühlen; theils dicht, theils körnig, theils schuppig, oder krummblätterig, oder dünnschie - ferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Ge - halt (nach Vauquelin) = Kohle mit 8 p. C. Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er großentheils, und hinterläßt bloß etwas Eisen - und Kieselerde*)Ich habe bey den Versuchen, die ich über den so genannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Con - ductor gebraucht werden.. Fundort zumahl in der größ - ten Menge und Feinheit bey Keswick in Cumber - land**)Doch besitze ich auch durch die Güte des sel. Ba - ron von Asch, als eine exotische Seltenheit, aus - nehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich die Tschuktschen und andere benachbarte Po - larmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Küste des nordwestlichsten America, zur Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs - stücken bedienen.. Gebrauch des feinern, festen vorzüg - lich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf die Stangen der Gewitterableiter), das gemeinste aber zu Ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze ꝛc. Auch zum Einschmieren hölzerner Schrauben und Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe: doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem eigenen dem metallischen sich nähernden Glanze; ursprünglich immer krystal - lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rau - tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um - gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; daher sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt*)Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beiderley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut - lich in einer Folge von Demanten in meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei - fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat.. Er ist der härteste aller bekannten Kör - per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin - gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,684 geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idioelektrisch; und manche saugen beson - ders leicht Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechung des De - manten a priori geahndet*)Optice pag. 270. 272. der oben (S. 631) an - geführten Ausgabe., daß er eine brenn - bare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbren - nen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo**)s. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den Göttingischen gelehrten Anzeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als von den übrigen Mineralien der andern beiden Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur; und unter den Fossilien die allerundurchsichtig - sten; sie haben alle den deßhalb so genannten metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich erstens bieg - sam (so besonders Bley und Zinn); zweytens dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug mehr oder weniger strecken lassen, und gleich - starke Drahte aus den verschiedenen Metallen größere oder geringere Lasten tragen können, ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).
686Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst, d. h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen Metalle hingegen erfordern erhöhte Tempera - tur, und manche derselben (z. B. Platin, Eisen, Braunstein, Wolfram ꝛc. ) eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.
Bis auf eine oder die andre Ausnahme un - ter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen entweder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusammen - gesetzten Königswasser) auflösen; und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zurück bringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle gediegen (metallum nativum, Fr. metal vierge) in ihrer wahren vollkommen metalli - schen Gestalt: – oder aber vererzt im weit - läuftigern Sinn (metallum mineralisatum), so, daß ihnen mehr oder weniger von ihrem metallischen Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande eines Metalls mancherley besondere Verschieden - heit Statt. – Es findet sich z. B. dasselbe entweder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien ver - steckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner findet sich entweder Ein gediegenes Metall (z. B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen ge - mischt (z. B. natürliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne (§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder vererzt im engern Sinne genannt werden; und bey dieser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesent - lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin - dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert oder verkalkt genannt werden.
688Und zwar erfolgt diese Verkalkung wieder - um, entweder durch den unmittelbären Bey - tritt des reinen Sauerstoffs, – oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun - den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte Säure bildet.
Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Queck - silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas, Nickel, Arsenik, Tellurium und Palladium) hat man bis jetzt in beiderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me - talle, in Ganze - und Halb-Metalle, aus bloß relativen, unbestimmten Verhältnissen abstra - hirt und nicht in der Natur gegründet war, be - darf jetzt kaum noch einer Erwähnung.
Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle;
I. Platina.
II. Gold.
III. Silber.
IV. Quecksilber.
V. Kupfer.
VI. Eisen.
VII. Bley.
VIII. Zinn.
689Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle; von den folgenden hingegen die vormahls schon bekannten, Halb-Metalle:
IX. Zink.
X. Wismuth.
XI. Spiesglas.
XII. Kobalt.
XIII. Nickel.
XIV. Braunstein.
XV. Arsenik.
XVI. Molybdän.
XVII. Scheel.
XVIII Uranium.
XIX. Titanium.
XX. Tellurium.
XXI. Chromium.
XXII. Tantalum.
XXIII. Cerium.
XXIV. Iridium.
XXV. Palladium.
XXVI. Cadmium.
XXVII. Osmium.
XXVIII. Rhodium.
Da sich aber letztre beide vor der Hand bloß mit der rohen Platina und dem Iridium und Palladium verbunden finden, so werden sie hier in der Mi - neralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.
Der vollkommen gereinigte Platin-König ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich der schwerste aller bekannten Körper in der Na - tur*)Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me - talls sogar auf = 23286.); so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe**)So besitze ich z. B. vom Hrn. Dr. Wollaston Platindrahte von der bewundernswerthen Fein - heit von 1 / 3260, 1 / 6200, und sogar 1 / 8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer - blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen. (§. 253.); wird in Kö - nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge - brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme - terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py - rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clar - ke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Telescopspiegeln ꝛc.
1. Gediegen.
Unter dem Namen von Platina (dem Spani - schen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736691 bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahl - grauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist aber platten Körnern; die aber außer der Platina noch achterley andere Metalle (– nämlich: Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Osmium, Rhodium und Palladium –) halten; und in einem mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Queck - silberkügelchen, und kleinen Hyacinthen ꝛc. ver - vermengten Sande, vorzüglich bey Santa Fé in Mexico gefunden werden.
Das Gold ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehn - barkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in Königswasser aufgelöst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinn - auflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahr - scheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.
1. Gediegen.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in größerer oder geringerer Menge beyge - mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen, oder Tellurium. In mancherley besonderer Ge - stalt z. B. blätterig, gestrickt ꝛc. Theils krystal - lisirt, in mancherley Formen, z. B. cubisch, octoëdrisch ꝛc. ; theils dendritisch ꝛc.
692Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym Zinngeschlecht), wie z. E. das bey Wicklow in Irland.
Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder verlarvt (§. 255.), wie z. B. im Brauneisenstein von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende ꝛc. Namentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem so genannten Brandstein) von Verespatak in Siebenbürgen.
Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausneh - mend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpe - tersäure aufgelöst, und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsilber, und durch Queck - silber als so genannter Dianenbaum gefällt.
1. Gediegen.
In mancherley besonderer Gestalt; blätterig, zähnicht, haarförmig, gestrickt ꝛc. theils krystalli - sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyramide; theils dendritisch; theils bey metal - lisirten Petrefacten, wie z. B. bey den franken - berger Kornähren ꝛc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern Metallen gemischt.
693So z. B. mit Gold bey Kongsberg und am Schlangenberg (das Electrum des Grafen von Veltheim).
2. Arseniksilber.
Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätteriger Bruch; theils krystallisirt in sechssei - tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt sehr ungleich z. B. in einem andreasberger (nach Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4 Spießglas.
3. Spießglassilber.
Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier - und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spießglas. Fundort ebenfalls bey Andreas - berg am Harz und bey Alt-Wolfach im Fürsten - bergischen.
4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs, Silberkies. Argent sulfuré.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt glänzenden Strich; theils krystallisirt; meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; auch cubisch ꝛc. ; weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge - wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg - mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Silberkies.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils kry - stallisirt, und das meist in sehr kleinen sechsei - tigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) =694 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.
6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Argent noir.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz - gülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Fin - det sich meist in der Nachbarschaft dieser beiden.
7. Hornerz. Argent muriaté.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi - staziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch krystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglich das sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei - dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840. Ge - halt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 con - centrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon - erde. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo - hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall ꝛc.
8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent rouge, rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder weniger durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber bluthroth, (Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend; theils krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittelge - wicht = 5563. Gehalt eines dunkelen von An - dreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19 Spießglas, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andre695 sind auch arsenikhaltig. – Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.
9. Schwarzgülden, Graugülden.
Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metal - lischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde; theils derb, zumahl bey Schemnitz und Kapnick; theils krystallisirt in dreyseitigen Pyra - miden (tab. II. fig. 1.) bey Clausthal. Ueber - gang in Fahlerz.
Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) behält seinen Silberglanz an der Luft unverän - dert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht des flüssigen = 13568*)Des festen = 14391 (Gehlens Journ. IV. B. S. 434.). Wird am vollkommensten von der Salpetersäure auf - gelöst; phosphorescirt im so genannten luft - leeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum Vergolden, zur Spiegelfolie ꝛc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu - gen, Vertreibung und Tödtung mancher In - secten, und als wichtiges Heilmittel.
6961. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.
Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort, in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama. Mercure argental.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb, knospig ꝛc. ; weich. Gehalt sehr un - gleich; z. B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber. Fundort zumahl im Zweybrückischen.
3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinna - baris. Mercure sulfuré.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill - rothe ꝛc. ; theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb; und dann theils von einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils krystallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc. ; gibt scharlachro - then Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.
Das so genannte Quecksilber-Branderz von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.
Das eben daselbst brechende, seltene Stink - zinnober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.
4. Quecksilber-Leber-Erz. Quecksilber - blende. Mercure sulfuré bituminifère.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;697 gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge - füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*)Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus Vernachlässigung des solidern Petrefacten - Studiums entstanden sind, gehört unter andern, daß manche der neuesten und übrigens sehr ver - dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab - losungen des schaligen Quecksiber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.. Gewicht = 7937. Hält bis 70 p. C. Quecksilber. Fundort zu - mahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Queck - silbererz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Turpeth, natürlicher Sublimat. Mer - cure muriaté.
Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc. ; durchscheinend; von fast metallischem Glanze; meist als Drusen - häutchen in Klüften anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi - gen Krystallen; weich. Hält (nach Kirwan) = 70 p. C. Quecksilber durch Salzsäure und Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl im Zweybrückischen.
Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat unter allen Metallen den stärsten Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen Säuren auf - gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme:698 verbindet sich leicht mit andern Metallen, und gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Com - positionen; wie z. B. mit Gold, das Similor und das malayische Suasso; mit Zink, das Messing und Tomback (von Tombago, dem malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn die antike Bronze, das Glockengut und Stück - gut; mit Arsenik das argent haché und die Composition zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das schinesische Packfong u. s. w. Dient daher auch beym Münzwesen zur Karatirung und Legirung des Goldes und Silbers ꝛc.
1. Gediegen.
Theils güldisch, oder silberhaltig ꝛc. ; daher Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer Gestalt; theils krystallisirt; und dann meist als doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu - ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer - Insel (Mednoi ostrow) im kamtschatkischen Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hud - sonsbay, Brasilien ꝛc .*)Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli - schen Kupferwassern (z. B. bey Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bey Goslar ꝛc. ) mittelst des Eisens gefällt wird..
2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre vitreuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio - lette, dunkel Leberbraune ꝛc. ; theils metallischer699 Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt; theils aber krystallisirt, z. B. in sechs - seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich; milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Ge - halt (nach Klaproth) = 50 bis 80 p. C. Kupfer, mit Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen durch Schwefel vererzt. Fundort, in Europa zumahl Cornwall und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre pyriteux hepatique.
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt (nach Kirwan und Klaproth) = 40 bis 70 p. C. Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer - glas; geht aber sowohl in dieses als in den Ku - pferkies über. Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf. (Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder geflossen, nierenförmig, traubig ꝛc. ; zuweilen krystallisirt, z. B. als dreyseitige Pyramide (– tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt (nach Kirwan) = 20 p. C. Kupfer, mit noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen Gat - tung; ist das allergemeinste Kupfererz; findet sich, so wie auch theils die beiden vorigen Gat - tungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der700 dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben S. 641.)
5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt - glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Fun - ken; hält (nach Henkel) 40 p. C. Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über - haupt selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise. Engl. grey copper-ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grauröthlichen Strich; meist ungeformt; theils krystallisirt; z. B. in dreyseitigen Pyramiden, sechseitigen Säulen u. a.m.; hält außer dem Kupfer auch Spiesglas und Silber, beides in sehr verschiedenem Verhältniß, auch Bley Eisen ꝛc. Findet sich sehr häufig in vielen Län - dern von Europa und Asien.
7. Kupferschwärze.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus Verwitterung derselben entstan - den. Fundort unter andern am Harz bey Lauter - berg ꝛc.
8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas, Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé rouge, mine de cuivre rouge.)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils701 durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig; theils krystallisirt und dann meist in doppelt vier - seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig, seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Catharinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey Rheinbreidenbach im Cölnischen.
9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher innig gemengt. Fundort, unter andern der Bannat, Lauterberg am Harz ꝛc.
10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg - blau. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur de cuivre, bleu de montagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strahlig; theils nierenförmig, traubig ꝛc. ; theils krystallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 p. C. Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gat - tungen, durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.
11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend;702 faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelförmig divergirend ꝛc. Fundort zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit, dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelo - nirt in concentrischen Schalen, theils traubig, stalactitisch, röhrenförmig ꝛc. Gewicht = 3641. Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien.
12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr. cuivre carbonaté vert, verd de mon - tagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zer - reiblich; theils dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Partien bey andern Kupfer - erzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg und Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit muscheligem Bruche, theils knospiger Oberfläche ꝛc. Aus der vorigen Gattung mit braunem Eisen - ocher innig gemengt. Findet sich überhaupt nicht häufig; z. B. Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo - malachit. (Fr. Cuivre phosphaté.)
Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un - durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd;703 zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenför - mig; selten in sehr kleinen sechsseitigen Krystal - len; weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13 Kupferkalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg bey Rheinbreidbach im Cölnischen.
15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenik - saures Kupfererz. Cuivre arseniaté.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne; durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt, theils in spangrünen sechseiti - gen Tafeln (Kupferglimmer oder blätteriges Olivenerz), theils in kleinen sechseitigen Säu - len ꝛc. und diese theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen kugelichten. Nieren mit büschel - förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseri - ges Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure ver - kalkt. Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.
16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre oxygené.)
Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch - sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, erdig; theils verschiedenartiger Glanz. So der Atacamit, als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durch - scheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-America in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Ata - cama zwischen Peru und Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen, hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silber - weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Ge - wicht = 7807. Es wird vom Magnet gezo - gen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich schweißen; wird von allen Säuren angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfel - säure schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am allge - meinsten in der Erde und selbst in der organi - sirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähm - lich und Stab-Eisen), als auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt worden. *)s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and composition of the different states of Iron; in den philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f. bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey Bombay. – s. Voigts neues Magazin 1. B. 1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.
1. Gediegen.
Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen ge - diegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden705 und von denen schon oben bis Rede gewesen [S. 555. not. *) und S. 624.], gehört besonders die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefundene. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge, und enthält in ihren bläserigen Zwischenräumen das obgedachte grüngelbe, glasartige, dem Oli - vin ähnelnde Fossil (S. 624). Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach Howard) = 17 p. C. Nickel.
Eine andere noch ungleich größere findet sich unweit des Paranastroms in Chaco, im spani - schen Süd-America, wo sie 1782 durch Don Mich. Rubin de Celis untersucht und ihr Ge - wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*)Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika - nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich nähernde Farbe., und dieses Eisen hält 10 p. C. Nickel.
Hingegen hält das von diesem so genannten Meteoreisen verschiedene tellurische gediegen Eisen vom Eisernen Johannes zu Groscamsdorf im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach Klap - roth) = 92,50 Eisen, 6 Bley, 1,50 Kupfer.
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Pyrites. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer - seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl - graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an - gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß706 er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik ꝛc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
1) Gemeiner Schwefelkies.
In mancherley besonderer Gestalt, z. B. als Kiesnieren, Kiesbälle ꝛc. oder traubicht, pilz - förmig ꝛc. häufig krystallisirt in mancherley Form, z. B. als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –) oder in einer der seltensten krystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreysei - tigen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6. –); häufig hingegen cubisch mit gestreiften Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander gerade entgegen - stehenden Flächen einerley Richtung haben, hin - gegen die von den dreyen in eine Ecke des Wür - fels zusammenstoßenden Flächen in conträrer Richtung wider einander laufen (– tab. II. fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Fundort in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.
2) Strahlkies.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig in Nierenform; krystallisirt meist als doppelt vier - seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab - arten zusammengrupirt, z. B. als Hahnenkamm - kies etc*)Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepa - tico ac radiato auctor. ) im IIIten B. der Com - mentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Got - tingens. .; hat strahligen Bruch; und als man -707 cher Haarkies (z. E. bey St. Andreasberg auf dem Harz) abgesonderte haarförmige Nadeln.
3) Leberkies, Wasserkies.
Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt, z. B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig, gestrickt, zellig ꝛc. ; zuweilen krystallisirt, in sechs - seitigen kleinen Säulen ꝛc. Theils als metallisirte Petrefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin - nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen ꝛc.
3. Magnetkies.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallischglänzend; doch meist angelaufen; meist ungeformt; sehr selten (am Harz) krystallisirt, in sechseitigen Tafeln und Säulen die zuweilen an den Endkanten abgestumpft sind*)s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic. indol. chemicas atque externas p.34.Hrn. Hofr. Stromeyers chemische Analyse des Mangnetkieses s. in den Götting. gel. Anz. 1814. St. 147. Ist wie so manche andere Eisenerze retractorisch, d. h. er wird vom Magnet gezogen. Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Ganggebirgen, z. B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag - net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai - mant, fer oxydulé. Engl. Load-stone.)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Krystallen als doppelt vierseitige Pyrami - den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er708 das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein Eisengehalt ungleich, theils 80 p. C. Fundort vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien; außerdem unter andern auch in unserer Nachbar - schaft der Spitzenberg am Harz. *)Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de natura fossilium. L. V. p. 604.
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent - weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z. B. in manchem Granit (s. oben S. 656), Porphyr, Basalt ꝛc. ); oder aber, und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.
5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)
Theils bräunlich-theils eisenschwarz; jenes wenigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667. Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Ti - tankalk. Fundort am Spessart und bey Egger - sund, Krageröe ꝛc. in Norwegen.
6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté.)
Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher un - ebner Bruch; hart; spröde; meist ungeformt; für sich unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43 Chrom - oxydsäure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde. Fund - ort besonders im Departement Dü Var, und in Octoëdern krystallisirt bey Baltimore.
7097. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oligiste, fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von starkem metallischen Glanze; sowohl unge - formt als krystallisirt; letzteres z. B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln ꝛc. Ge - wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) = 60 bis 80 p. C.; ist meist retractorisch. Fundort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als kry - stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellig zusammengehäuft sind. Fundort unter an - dern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in manchen vesuvischen Laven.
8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch - rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
Davon drey Arten.
1) Roth-Eisenram.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.
2) Dichter Roth-Eisenstein.
Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch; (so z. B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut - rothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen - ocher genannt.
7103) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.
Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außen - fläche und schaligen Ablosungen; theils stalacti - tisch; keilförmige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Eisengehalt bis 80 p. C. Gebrauch unter andern als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.
9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé ru - bigineux.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält mehrentheils auch Braunsteinkalk.
1) Dichter Braun-Eisenstein.
Meist ungeformt; theils stalactitisch ꝛc. ; theils krystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies (S. 706) gedachten Formen, nähmlich als Do - decaëder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II. fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen (– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre - fact von Incognitis der Vorwelt; so z. B. bey Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun - git ꝛc. Uebergang des ungeformten in Spath - Eisenstein, Thon-Eisenstein ꝛc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder so genannte türkische Umber gehört.
2) Brauner Glaskopf.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.
71110. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahlstein, Flinz. Chaux carbonatée ferrifère.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlich - schwarze; theils an den Kanten durchscheinend; häufig krystallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Ge - halt verschieden. z. B. eines Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenkalk, 3,50 Braun - steinkalk, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlensäure. Ue - bergang in Braun-Eisenstein.
11. Thon-Eisenstein.
Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils mit Petrefacten der Vorwelt; z. B. mit Conchy - lien oder mit Kräuterabdrücken (so z. B. die be - rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook - dale, deren viele inwendig ein kleines Farnkraut einschließen). Ueberhaupt meist reich an Eisen - gehalt bis 40 p. C.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:
a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz, Schindelnägel.
Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stük - ken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fund - ort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
712b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein, Adlerstein, Klapperstein. Aëtites (Fr. Géode).
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit ein - geschlossenen losen und daher klappernden Brocken und Körnern; theils dicht, kugelicht*)So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän - den von Braunspath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. s. Faujas - Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc. T. I. p. 124 und Girtanners Darstellung des Darwinschen Systems. II. B. S. 324. u. f..
c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerundet; so z. B. wie in großen runden Boh - nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten Hoffnung.
d. Linsenerz, Körniger Thoneisenstein.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie ein lockerer Rogenstein.
Des Röthels ist schon oben S. 609. gedacht.
12. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus Tubalcaini Linn. Minera ferri sub - aquosa Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zusammengebacken, knollig; erdig; theils in aller - hand besonderer Gestalt, röhrenförmig ꝛc., theils713 allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos, Wurzelgestrüppe ꝛc. darein umgewandelt. Gehalt bis 35 p. C. Eisen, wahrscheinlich durch Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und in Moorgrunde.
13. Eisenblau, vulgo natürliches Berli - nerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer natif.)
1) blättriges.
Meist Indigblau; durchscheinend; blättrich; auf dem Bruche Glasglänzend; weich; theils krystallisirt in kleinen vierseitigen Säulen. Fund - ort zumahl des krystallisirten bey Bodenmais in Baiern*)s. Hrn. Hofr. Hausmann im VIten B. der Denkschr. der K. Akad. der Wiss. zu München. II. Abth. S. 233..
2) erdiges.
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zusammengebacken; ab - färbend; mager. Gehalt der Eckardsberger (nach Klaproth) = 47,5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure, 20 Wasser. Fundort unter andern im Hannover - schen am Ufer der Stecknitz, und so auch im fossi - len Treibholz bey Stade (s. oben S. 678. not. *).
14. Grün-Eisenerde.
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab - färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmit - tel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zu - mahl bey Schneeberg im Erzgebirge.
71415. Würfelerz, arseniksaures Eisen.
Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich; in kleinen cubischen Krystallen von mancherley Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Car - rarach in Cornwall.
16. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé résinite.
Meist Dunkel-Leberbraun, an den rissigen Kan - ten feuerroth durchscheinend; von Pechglanz; muschelichem Bruche. Gibt citrongelben Strich. Gewicht = 2407. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,46 Eisenoxyd, 0,59 Manganoxydul, 26,6 Arseniksäure, 10,75 Schwefelsäure, 28,48 Wasser. Fundort bey Freyberg und in Ober - Schlesien.
Das Bley läuft an der Luft schwarz an, und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der festen Me - talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glüht: brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Tempe - ratur allgemach verglast; und von allen Säu - ren aufgelöst, die davon einen süßlichen Ge - schmack erhalten. Gebrauch (außer dem allge - mein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dach - decken, Wasserröhren, Schriftgießen ꝛc. ) be -715 sonders beym Hüttenwesen und in der Probir - kunst; auch zu mancherley Farbe ꝛc.
1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl. blue lead-ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit starkem metallischen Glanze; meist un - geformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie geflossen, zellig ꝛc. ; theils dendritisch oder ge - strickt*)Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila, den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele - ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in dergl. besondern Gestalt gesehen habe.; häufig krystallisirt; und zwar meist cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyrami - den, oder sechsseitigen Säulen ꝛc. ; sämmtliche Krystallisationen wieder in mancherley Abarten; bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittel - gewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z. B. 77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdem fast immer mehr oder weniger Silber, und im Strip - oder Sproterz (Fr. mine de plomb striée) auch Spießglas. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; im - mer ungeformt. Fundort unter andern bey Clausthal, und in Derbyshire**)Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des da - sigen dichten Flusses (S. 645.), die wie mit einem dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der aus Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be -716 stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge - waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio - nen. – s. W. Jones's physiological disquisi - tions. Lond. 1781. 4. p. 5. 11 u. f..
2. Schwarz Bleyerz.
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem metallischen sich nähernden Glanz; meist krystallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 p. C. Bley hält.
3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath. Plomb carbonaté.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich - sam demantglänzend; sowohl derb, als krystalli - sirt in Nadeln oder vier - und sechsseitigen Säu - len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley, 10 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde, 0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller - feld am Harz.
4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbo - naté terreux.
Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z. B. bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau, so z. B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich roth, z. E. im Jülichschen.
5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath. Plomb phosphaté.
717Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen und Uebergängen; theils ins Nelkenbraune ꝛc. durchscheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt des von Thscopau (nach Klap - roth) = 78,40 Bleykalk, 18,37 Phoshorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk. Fundort außer dem eben genannten auch bey Clausthal, bey Wanlockhead in Schottland, und bey Beresofsk im Catharinburgischen (letzterer hält nach Vau - quelin auch Chromiumkalk.)
6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath, Kallochrom. Plomb chromaté.
Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchschei - nend; glänzend; meist krystallisirt, zumahl als vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin) = 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromium - säure. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen meist in der obgedachten eigenen Art von über - mengten Sandstein (S. 662. u. f.)
7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb molybdaté.
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett - glänzend; meist krystallisirt, zumahl in vierseiti - gen Tafeln ꝛc. Hält (nach Klaproth) = 64,42 Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort zu - mahl Bleyberg in Kärnthen.
8. Vitriolbleyerz, Bleyvitriol, Bley - glas. Plomb sulfaté.
Selten Farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne ꝛc. ; Glasglanz, theils Demantglanz; muschliger718 Bruch; meist krystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyramide: theils in mancherley Ab - änderungen, als Rhomboëder ꝛc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bley - kalk, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen - und Braunsteinkalk. Fundort Zellerfeld und Anglesey bey Wales.
Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und knarrt, wenn es gebogen wird*)Doch thut dieß das reine Zinn von Malacca nicht. (le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; ver - kalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königs - wasser aufgelöst; und findet sich nur in weni - gen Weltgegenden; aber daselbst meist in aus - nehmender Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlachfärberey ꝛc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif. Engl. bellmetal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me - tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge - wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.
7192. Zinnstein (Fr. étain oxydé, etain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils durch - scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z. B. das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken*)Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz - führenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt find; und wovon z. B. die bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143. (Engl. stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber krystallisirt (so genannte Zinngraupen) zumahl als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingskrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Zinn-Gehalt wohl bis 80 p. C. Fundort zu - mahl das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacca, die Insel Banca bey Sumatra ꝛc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr. étain limoneux, hématite d'étain. Engl. wood tin.)
Holzbraun, haarbraun ꝛc. undurchsichtig; auf dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nie - ren mit concentrischen deutlich absetzenden Schich - ten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn -720 Gehalt (nach Klaproth) = 63,3. Fundort Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel - farbe zwischen Bley und Zinn, einen breit - strahligen zackigen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme. Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Mes - singmachen.
1. Blende. Pseudogalena. Fr. Zinc sul - furé. (Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander - seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die Benennungen von Pechblende, Colo - phoniumblende, Rubinblende ꝛc. ; mehr oder we - niger durchscheinend; von verschiedener Art des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig kry - stallisirt, z. B. als dreyseitige, oder als doppelt vierseitig Pyramide ꝛc. ; spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerieben wer - den, Schwefellebergeruch; manche phosphoresci - ren, wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt wer - den. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-Gehalt von 44 bis 64 p. C.; durch Schwefel vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils auch gold - und silberhaltig mit innig eingemengtem Bley - glanze (so z. B. das so genannte Braunerz vom721 Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxyde, calamine.)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune durch mancherley Abstufungen; theils undurch - sichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils wie gefloßen, traubig, nierenförmig, oder auch wie durchlöchert, zerfressen ꝛc. ; theils kry - stallisirt als Zinkspath, meist in vierseitigen Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am Altai; theils als Afterkrystall (z. B. in Flintshire); der ungeformte aber theils in ganzen Flözen z. E. bey Olkutschk in Pohlen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*)Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so genannte rosensche Metall, das schon im kochen - den Wasser schmilzt.; wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc d'Espagne) gefällt. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell - oder Zinn-Loth.
7221. Gediegen.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge - formt; theils gestrickt; selten krystallisirt in klei - nen Würfeln ꝛc. ; blätteriger Bruch. Findet sich doch häufiger als die beiden folgenden Gattun - gen, und nebst denselben zumahl im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bismuth sulfuré.
Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätte - riger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) = 60 p. C. Wismuth, durch Schwefel vererzt, theils mit etwas Eisen und Arsenik ꝛc.
3. Nadelerz.
Stahlgrau; lauft gelblich an; metallischglän - zend; kleinkörniger Bruch. Gehalt (nack John) = 43,20 Wismuth, mit Bley, Kupfer, Schwefel ꝛc. Meist in Milchquarz eingewachsen als nadelförmige Krystallen; zuweilen mit ge - diegenem Golde. Fundort im Catharinburgischen.
4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist er - dig; angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz, antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteri - ges, strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in an - haltendem Feuer; wird von den Säuren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der Solu - tion in Königswasser durch Laugensalze weiß gefällt. Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr Härte zu geben; also z. B. zum Schriftgießen.
1. Gediegen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blätterig, theils schalig. Fundort unter andern bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap - roth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25 Eisen.
2. Grau Spießglaserz, Spießglanzkies. Antimoine sulfuré.
Bleygrau, stahlgrau ꝛc. ; theils ungeformt; und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen Krystallen; theils aber auch in stärkern vier - oder sechsseitigen Säulen. Schmilzt und brennet am Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt = 70 bis 80 Spießglas, 30 bis 20 Schwefel. Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.
724Das Federerz, von graulich schwarzer oder bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa - riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spießglaserz, das sich unter andern zu St. Andreasberg und bey Nagybanya in Sieben - bürgen findet.
3. Nickelspießglaserz.
Aus dem Bleygrauen ins Zinnweiße; unvoll - kommen blättrig; glänzend; unebner Bruch; halbhart. Gewicht = 6546. Gehalt (nach Klaproth) = 47,75 Spießglas, 25,25 Nickel, 11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel. Fundort im Nassauischen.
4. Roth Spießglaserz, Spießglanz - blende. Antimoine hydrosulfuré.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan - zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen Krystallen, die theils sternförmig zu - sammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50 Spießglasmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70 Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf bey Freyberg und in Ungarn.
Eine besondre blättrige Abart ist das so ge - nannte Zundererz das sich in Drusenhölen und als Ueberzug auf Quarz, Bleyglanz ꝛc. bey Clausthal findet.
5. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.
Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammengehäuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Außern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparirten weißen Spießglasblumen725 (Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.
6. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)
Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bey Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen strahligem Grauspießglaserz.
Das Kobalt-Metall*)Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen ko - walty, Erzhaltig. s. Adelungs Wörterbuch., oder die so ge - nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahlgraue und ein wenig ins Rothe zie - hend; gibt in Königswasser aufgelöst die sym - pathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für die Blaufarbenwerke wichtige Smalte - glas gibt.
1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Cobalt gris.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baum - förmig; nicht selten krystallisirt, und zwar meist cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt - graupen; minder hart als die folgende Gattung. Gehalt (nach Stromeyer) = 20,3 Kobalt, 74,2 Arsenik, 3,4 Eisen ꝛc. Fundort unter726 andern Glücksbrunn im Gothaischen, Riegelsdorf in Hessen ꝛc. Eins der häufigsten Kobalterze.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt. Cobalt arsenical.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart; hält ebenfalls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
3. Glanzkobalt.
Zinnweiß; ins blaßröthliche; meist ungeformt; theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,1 Kobalt, 43,4 Arsenik, 3,2 Eisen, 20 Schwe - fel. Findet sich an wenigen Orten, z. B. im Stiftamte Christiania in Norwegen.
4. Schwarzer Erdkobalt, Kobalt - schwärze. Cobalt oxydé noir.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Kußkobalt; theils verhärtet als Schlacken - kobalt; theils traubig, nierenförmig, schalig ꝛc. ; matt oder schimmernd; wird durch den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt. Findet sich unter andern auch an den bey der ersten Gattung angegebenen Orten.
5. Brauner Erdkobalt.
Vom Leberbraunen durch mancherley Abstufun - gen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Le - derkobalt). Ungeformt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.
7276. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.
Pfersichblüthroth, das aber an der Luft ver - schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils sammetartigen, theils sternförmig zusammenge - häuften, glänzenden, durchscheinenden Krystallen, als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von Riegelsdorf (nach Buchholz) = 39 Kobaltkalk, 38 Arseniksäure, 23 Wasser. Fundort unter andern bey Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich - weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vor - züglich in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiak - geist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen Packfong (S. 689).
1. Gediegen (?), Haarkies. *)Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in gerin - gen Procenten dem oben (S. 70 u. f.) gedachten gediegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach Howard) dem Sibirischen zu 17, dem Südameri - canischen aber zu 10. p. C.
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abgesonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben S. 706. genannte haarförmige Strahlkies); hält (nach Klaproth) außer dem Nickel sehr wenig728 Kobalt und Arsenik. Fundort in den Drusen - löchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im Erzgebirge.
2. Kupfernickel. Nickel arsenical.
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki - ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt (nach Stromeyer) = 44,2 Nickel, 54,7 Arsenik, mit etwas Eisen, Bley und Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.
3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxydé.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel. Gehalt (nach Stromeyer) = 37,35 Nickeloxyd mit Kobaltoxyd, 1,13 Eisenoxyd, 36,97 Ar - seniksäure, 24,32 Wasser. Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe, ist oben erwähnt (S. 574), so wie auch, daß sich Nickelkalk in dem olivinähnlichen Fossil des Pallasischen ge - diegenen Eisens, und in den Aërolithen findet (S. 624).
Das Braunstein - oder Mangan-Me - tall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahl - grau, sehr hart, spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärk -729 ste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so das es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pul - ver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schö - pfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung der Lebens - luft, der übersauren Salzsäure ꝛc.
1. Braunsteinblende, Schwarzerz, Man - ganglanz.
Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch - sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt - schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge - wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen (nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure. Fundort zumahl beym Sieben - bürgischen Rothbraunsteinerz.
2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxydé metalloide etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder matterem, metallischem Glanze; theils un - geformt, häufig aber strahlig, und zwar meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadel - förmigen Krystallen, oder in vierseitigen Säulen mit zugeschärften oder zugespitzten Enden. Fund - ort des strahligen zumahl bey Ilfeld am Harz. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 90,50 schwarzer Braunsteinkalk (verbunden mit dem Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7 Wasser.
7303. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse oxydé noir. etc.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz ꝛc. ; feinerdig; sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z. B. das black wad von Winster in Der - byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbst - entzündung geräth; und häufig zur schwarzen Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie - ren - oder staudenförmig ꝛc. ; theils von schlacken - förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban - nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze (nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Ei - senkalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle, 17,50 Wasser.
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich - nungen in mancherley Steinarten rühren von dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.
4. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé rose.
Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt, theils glänzend, mehr oder weniger hart. Ge - halt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold - und Tellurerze) und zu Catharin - burg in Sibirien.
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schup -731 pig blätterigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far - bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.
1. Gediegen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich, dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko - balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr selten gestrickt, dendritisch ꝛc. ; in dünnen Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer arsenical. (Engl. arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an - gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein - gesprengt; theils krystallisirt, zumahl viersei - tigen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla - gen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des kry - stallisirten von Freyberg (nach Stromeyer*)s. Götting. gel. Anz. 1814. 47. St.) = 42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.
3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sulfuré.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
7321) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig - mentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli - schen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist ungeformt; theils krystallisirt, zumahl in viersei - tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge - halt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwe - fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San - darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän - zend; gibt gelben Strich; häufig krystallisirt in kleinen vier - oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere Fossilien (so z. B. auf St. Andreasberg über Kalkspath - und Zeolithdrusen ꝛc.). Gewicht = 3225. Ge - halt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 31 Schwe - fel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.
4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar - senic oxydé.
Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils in haarförmigen, büschelig zusammenge - häuften, seidenglänzenden, durchscheinenden Kry - stallen. Im Wasser auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik und Sauerstoff.
Hingegen ist der Gehalt des ihr im äußern sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr verwech - selten Pharmacoliths (nach John) = 45,68 Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalk - erde; folglich nicht im Wasser aber wohl in733 Salpetersäure auflösbar. Fundort von beiden Arten St. Andreasberg am Harz, und von der letztern vorzüglich Riegelsdorf in Hessen und Wittichen im Fürstenbergischen.
Das Molybdän-Metall ist fast stahl - grau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.
1. Wasserbley, Molybdänkies. Molyb - dène sulfuré.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist bleygrau; von metallischem Glanze; und meist krummblätterigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Findet sich an nicht vielen Orten; aber einzeln in sehr verschie - denen Weltgegenden. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey Kolywan in Sibirien.
Das Scheel - oder Wolfram-Metall (Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein734 Kalk enthält eine eigene Säure und bildet mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes Mittelsalz.
1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge - nannte weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei - nend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; un - geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75 Scheelkalk, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde, Scheelsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.
2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin fer - ruginé.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglänzend; blätteriger Bruch; meist schalig; ungeformt; oder krystallisirt, zumahl in platten sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Ge - wicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und etwas Braunstein. Fundort zumahl im Erzgebirge und in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der Tungstein) meist bey Zinnstein.
Das Urangeschlecht, das 1789 von Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;735 Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufge - löst, und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hell - braune Farbe gibt.
1. Pecherz, Pechblende. Uranium sul - phuratum. Urane oxydulé.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglän - zend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium und Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gattungen zumahl im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Uranium spathosum. Urane oxydé.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig - grüne ꝛc. ; durchscheinend; theils erdig, zerreib - lich, matt; theils glänzend, fest, krystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura - nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane oxydé.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz.
Das Titan-Metall hat zwar W. Gre - gor schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber Klaproth 1795 erst ganz736 außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner me - tallischen Gestalt eine dunkele Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpe - tersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufge - löst; und durch Laugensalze aus diesen Auflö - sungen weiß – hingegen durch Galläpfelauf - guß kermesbraun – niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.
1. Anatas, Oisanit, Octaedrit.
Indigblau; durchscheinend; fast metallisch - glänzend; in kleine längliche Oktaëder krystalli - sirt. Gewicht = 3857. Fundort zumahl bey l'Oisaus in Dauphine.
2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu - mahl in und auf Bergkrystall und gemeinem Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der Länge nach gestreiften, säulenförmigen Krystal - len; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmerschiefer und milchweißem Quarz ge - schichteten Lager.
Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Ei - sentitan findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben in den Goldseifenwerken bey Olahpian in Siebenbürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titankalk, 14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
7373. Titan-Spath, Titanit, Brunon. Sphène.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän - zend: krystallisirt in kurzen, gleichsam linsenför - mig zusammengedruckten, vierseitigen an beiden Enden mit zwey Flächen zugeschärften Säulen. Am St. Gotthard theils als vollkommner Kreuz - krystall. Gehalt des norwegischen (nach Abild - gaard) = 58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundorte außer dem eben genannten auch im Passauischen in einer gemengten Gebirgs - art aus vorwaltenden Feldspath mit Quarz, Hornblende ꝛc. und bey Arendal in Norwegen in Quarz.
4. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé ferrifère.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf dem ersten Blick grobkörnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titan - kalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bey Botanybay.
Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Isergrund in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28 Titankalk, 72 Eisenkalk.
Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigen - thümliche Metallität zuerst von Müller von738 Reichenstein entdeckt, und nachher von Klap - roth vollkommen bestätigt worden, hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fallende Farbe; ist starkglänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das leichteste von allen Metallen.
1. Gediegen (aurum problematicum s. pa - radoxum.) Tellure natif ferrifère.
Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei - sen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay in Siebenbürgen.
2. Schrifterz (das so genannte aurum gra - phicum). Tellure natif aurifère et ar - gentifère.
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen - oder tafelförmigen Krystallen, die meist mit einer Sei - tenfläche auf - und gewöhnlich ihrer mehrere durch einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fund - ort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und Graustein.
3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif aurifère et plombifère.
Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge; weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwe - fel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth-Braunsteinerz.
Das Chromium-Metall, das 1797 von Hrn. Klaproth, und um gleiche Zeit auch von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast bleygrau, spröde, sehr hart und strengflüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Säure.
1. Chromocher. Chrome oxydé natif.
Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im Departement der Sarne und Loire; meist in einem breschenartigen Gestein.
Dieses Metall ward von Hrn. Ekeberg 1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.
1. Tantalit.
Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dichtem Bruch; hart; in undeutlichen, wie es scheint octoëdrischen Krystallen meist von Hasel - nußgröße. Gewicht = 7953. Hält (nach Eke - berg und Wollaston) außer dem Tantalkalk auch Eisen - und Braunsteinkalk. Fundort in Baiern, in Finnland in einem granitartigen Gemenge, und in Nordamerica (als vordem so genannter Columbit), vermuthlich in Massachusetsbay.
7402. Ytterotantalit.
Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vori - gen ähnelnd. Aber Gehalt (nach Vauquelin) = 45 Tantalkalk, 55 Eisenkalk und Gadolin - erde. Fundort bey Ytterby. (s. S. 592.)
Von den Herren Hisinger und Berzelius 1804 entdeckt. Dieses Metall ist von grau - lichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr spröde; wird in Königswasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.
1. Cerit, Ochroit.
Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Ge - wicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Ceriumkalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Ei - senkalk, 2 Wasser und Kohlensäure. Fundort bey der Ritterhütte in Westmanland.
2. Allanit.
Schwarzbraun; undurchsichtig. ; Pechglänzend; halbhart; theils krystallisirt in vierseitigen Säu - len. Gewicht = 3500. Gehalt (nach Thom - son) = 33,9 Ceriumkalk, 35,4 Kieselerde, 9,2 Kalkerde, 4,1 Thonerde, 25,4 Eisenkalk. In Granit - und Gneisartigen Gemenge in Grön - land*)Eins von vielen merkwürdigen Fossilien, womit der verdiente Sir Charles Lewis Giesecke bey seinem fast achtjährigen Aufenthalt daselbst die Wissenschaft bereichert hat..
Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte Metall ist silberweiß, sehr hart, spröde und streng - flüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht und selbst vom Königswasser nur schwach an - gegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt sichs auflösen und gibt ihnen eine rothe und blaue Farbe.
1. Gediegen.
Nähmlich bloß mit Osmium (S. 689.) ver - bunden, in einzelnen Körnern unter der rohen Platina, außerdem aber auch in Verbindung mit den (S. 691.) gedachten sieben andern Me - tallen.
Ebenfalls 1803 von den Herren Chevenix und Wollaston entdeckt. Das Metall ist lichtstahlgrau ins Silberweiße, von faserigen Gefüge. Gewicht = 11,300. Gibt mit Salpetersäure eine rothe Auflösung.
1. Gediegen.
Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie die - ses in einzelnen Körnern unter der gediegnen Platina.
Das neueste, 1818 von Herrn Hofr. Stromeyer zuerst in einigen böhmischen Zinkblenden entdeckte Metall, ist fast Zinn - weiß, sehr weich, biegsam, doch zähe; färbt stark ab; ist sehr leichtflüssig; verflüchtigt in der Hitze so leicht als Quecksilber. Gewicht = 8604.*)Götting. gel. Anz. 1818. S. 1521..
Die Petrefactenkunde, oder so genannte Oryktologie im engern Sinn, ist – wenn sie anders aus dem rechten Gesichtspuncte ange - sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo - genie, über die verschiedenen successiven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen*)Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen archaeologiae telluris ꝛc. Götting. 1803. 4. mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens., die mit unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart mancher Arten von Flözgebirgen insbesondere u. s. w. verbreitet, ohne welches alles kein philosophisches Stu - dium des mineralogischen Theils der Naturge - schichte gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Ver - steinerungen (Engl. extraneous fossils) im744 weitläuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere und Gewächse, die entweder ihren Tod in ei - ner solchen Erdkatastrophe gefunden, oder doch nachher durch eine dergleichen in eine so gün - stige Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper oder einzelne Theile desselben, statt zu ver - wesen, seine Bildung mehr oder minder voll - kommen erhalten, und mehrentheils noch über - dem mit fremden steinartigen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab - gesondert werden, was weiland damit vermengt ward. Vor allen die bloßen so genannten Natur - spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. der leibhafte Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den Val. Alberti 1675 beschrieben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z. B. die badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Betrüge - reyen, wie die so genannten würzburger Verstei - nerungen, womit einst der ehrliche Beringer an - geführt worden. s. Dess. lithographia Wirce - burgensis 1726. Fol. zumahl S. 5.
Von der verschiedenen Weise dieser Con - servation, pflegt man folgende viererley Arten zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con - chylien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit dem -745 selben einen großen Theil ihrer sonstigen Fe - stigkeit verloren haben*)Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist unverändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeachtet wegen ihrer Lage, worin sie durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge - rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine - rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen ausgestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist., da sie statt dessel - ben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig - lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 554 640) und zwischen dem Kalksinter der Berg - höhlen und Klüfte (S. 634).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so genannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wo - von zumahl die Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachsopal versteinten Hölzer ꝛc.
746Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirklich versteinert fin - den, ist selten die Schale selbst noch erhalten (– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisiren - den Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacte zum Unter - schied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spurensteine hingegen, ty - polithi (Fr. pierres imprimées) heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) metallisirt (Fr. petrifications pyri - teuses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be - sonders mit Schwefel - und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon-Eisenstein ꝛc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. – Und dahin gehören auch allerdings die im Bernstein eingeschlossenen Insecten ꝛc. da es ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bey irgend einer partiellen Erd - katastrophe dieses ihr köstliches Grab gefunden haben müssen.
Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge - genwärtig finden, und anderseits nach der Gleich - heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli - gen Verschiedenheit mit den organisirten Kör - pern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.
Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wich - tiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Ver - steinerungen finden. Nur ein paar Beyspiele von denen in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*)Der Güte des Hrn. Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulichschwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk die am Taillon auf den Py - renäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm - lich von 8400 Fuß brechen., und in Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter der - selben die Abdrücke von Waldgewächsen748 (Farnkräutern) aus! Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden sich nähmlich
1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend. So z. B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere ꝛc. und so auch das Nordamericanische Mammut.
Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammengesintert. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Küsten des mittländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien, und Gibraltar.
Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge*)s. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschen - buch von G. Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12. und an den Carpathen.
Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mer - gelschiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwacken - schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.
In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung scheint es zuförderst am zweckmäßigsten, die Versteine -749 rungen der einzelnen Classen überhaupt wieder unter folgende dreyfache Hauptabtheilungen zu bringen:
Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren Versteinerungen, d. h. denen jetzt existirende Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind z. B. die Flußschneckchen und Reste von Ve - getabilien im hieländischen Mergeltuff*)Hr. Obercommiss. Dr. Westfeld über die letzte Ausbildung der obersten Erdrinde der Gegend um Göttingen in den hiesigen gel. Anzeigen 1809. 106. Stück., auch wie es scheint wohl die mehrsten der ver - steinten Thiere und Pflanzen in den merkwür - digen Stinkschiefer-Flözen bey Oeningen am Bodensee.
Die zweifelhaften Versteinerungen, d. h. die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß ähneln; aber sich von denselben theils durch ihre auffalende Größe, theils durch mancherley kleine aber doch constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils aber auch da - durch auszeichnen, daß die damit mehr oder minder übereinstimmenden jetzt lebenden Ur - bilder bloß in fernen tropischen Zonen einhei - misch sind. Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteolithen, auch750 manche Seegeschöpfe (z. B. unter denen im Pappenheimer Kalkschiefer) und viele der In - secten im Bernstein gebracht werden.
Die Versteinerungen von völlig unbe - kannten Geschöpfen der Vorwelt, d. h. zu welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur ein ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Ur - bild gefunden. So z. B. die Phaciten, Belemniten u. a.m.
Dem zu folge sind also hier die Versteine - rungen erst nach den beiden Reichen organisir - ter Körper, und die Zoolithen nach den sechs Classen des Thierreichs geordnet, die Unter - abtheilungen aber, so weit es sich thun läßt, nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte bestimmt.
So z. B. die theils fast completen Menschen - gerippe an der Küste von Guadeloupe in einem festen Kalksinter mit Muschelsand, der auch Mille - poren und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung enthält*)Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.und in meinem Specimen archaeologiae telluris alterum (1816.) das Epimetrum p. 22. u. f.Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver - meynter homo diluvii testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im III. B. der Memorie della Società italiana S. 452 u. f.), daß die zusammengefinterten Kno - chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim - meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund - schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw - kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen - breschen erhalten, und nach aller streng osteologi - schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men - schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze.; und so die Knochen von Füchsen, Schweinen ꝛc. im hieländischen Mergeltuff.
So z. B. 1) von einer Gattung von Bären (Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge in den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen*)Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte fossiler Knochen. 1. St. Leipz. 1795. 8..
2) Von einer eigenen Gattung des Hirschge - schlechts, dem so genannten Kiesen-Elenn, Cer - vus giganteus, die zumahl in Irland ausgegra - ben wird, und sich durch ihre mächtige Größe auszeichnet. Von manchen ist der Schedel fast eine Elle lang und stehen die Enden der beyden (zuweilen etliche Centner wiegenden) Geweihe auf 14 Fuß aus einander**)L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für Forst - und Jagdfreunde, für 1800. S. 159 u. f. und J. Weib. Neergaard Beyträge zur ver - gleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127 u. f..
3) Von dem schon gedachten (S. 745. Note*) Mammut der alten Welt, einer Elephanten - gattung (Elephas primigenius) [die vermeinten Riesenknochen***)s. Voigts Magazin. V. B. 1. St S. 16 u. f. unserer ehrlichen Alten]; un - ter andern auch in Menge in Deutschland†)(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'ele - phans et de rhinoceros qui se trouvent en Alle - magne etc.I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.; und Hr. Baron Cüvier in dem angeführten clas - sischen Werke.. Das Elfenbein der Sibirischen die zumahl am Eismeere ausgegraben werden (das so genannte (Mammontovaiakost), ähnelt dem frischesten von den beiden jetzt existirenden Elephantengattungen, und wird in Archangel und von den Schinesischen Künstlern in Canton u. s. w. auch eben so ver - arbeitet.
7544) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros antiquitatis). Häufig mit dem eben gedachten Elephanten z. E. in Sibirien; aber auch in Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz*)Hollmann in comment. Societ. scient. Gottin - gens. T. II. pag. 215-280. und Cuvier a. a. O. – s. Voigts neues Magazin. XII. B. S. 97. u. f., (a. 1750 fünf Individua im Umfang einer Meile); bey Thiede im Braunschweigischen; bey Burg - Tonna**)s. Hrn. Geh. Hofr. Voigt in seinem Magazin III. B. 4. St. S. 2 u. f. im Gothaischen u. a.
Nur wenige von vielen:
So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor - welt, das Nordamercanische Mammut (Mam - mut ohioticum, – Mastodonte Cuv. ), dessen Gebeine besonders am Ohio ꝛc. in Menge ausge - graben werden; und das sich unter andern schon durch die eigene auffallende Form seiner enormen Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –) von der übrigen thierischen Schöpfung der Vor - welt auszeichnet***)Rembr. Peale's Account of the Skeleton of the Mammoth Lond. 1802. 4. Cuvier. a.a. O. und A. C. Bonn in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch. der Wesensch. to Haarlem. IV. B. 2. St..
2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß - gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen auffallende Megatherium americanum,755 dessen Gebeine hin und wieder in Südamerica ausgegraben werden*)D. Jos. Garriga Descripcion del Esqueleto de un quadrupedo muy corpulento y raro. Madr. 1796. 4. und Cuvier a.a. O..
3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien wovon Hr. Cüvier im Gypsflöz von Mont - martre schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn - Tapir - und Schweinegeschlechtern**)Cuvier a. a. O..
4) Die beiden wundersame vom Hrn. Geh. R. von Sömmerring genau beschriebenen***)Ueber den Ornithochephalus priscus und brevi - rostris in den neuern Bänden den Denkschriften der Königl. Acad. der Wissensch. zu München. und zu dden Chiropteris gesetzte Ornithocephali im Pappenheimer Kalkschiefer.
Ueberhaupt nur wenige, doch z. B. im öninger Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und von mancherley andern im eben gedachten Gyps von Montmartre.
Frösche und Kröten im öninger Stink - schiefer. ††)Andreä a.a. O. tab. 15. fig. 6.
Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch Elephanten - und Rhinocer-Gebeine der gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer - den*)S. Hrn. Hofr. Voigt a.a. O. tab. 1. fig. 1..
von einem ungeheueren, crocodillartigen Geschöpf (Lacerta gigantea)**)Hrn. Geh. Rath von Sömmerring über die Lac. gigantea der Vorwelt; und über den Cro - codilus priscus. Beide in den neuern Bänden der Denkschr. der Königl. Akad. der Wissensch. zu München., zumahl im Petersberge bey Mastricht***)B. Faujas – St. – Fond histoire naturelle de la Montagne de St. Pierre de Maestricht. Par. an VII. 4..
Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie brechen) gefunden werden, so bedarf es doch bey den mehresten erst noch einer strengvergleichenden präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei - felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen. Denn nur mit wenigen, wie z. B. mit denen im öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so757 sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mu - misirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 303) von Zuckertop auf der Westküste von Grönland*)Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19, läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.
Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281. werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi - schen sowohl als von Seefischen, sondern unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mitländischen Meer, und von den Küsten von Japan, Brasi - lien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc. Die im Tafelschiefer vom Blattenberg im Canton Glaris und die im Mannsfeldischen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer haben selten die zur specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deut - lich genug erhalten, daß man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen könnte.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu - mahl die so genannten Schlangenzungen (glos - sopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen, (Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.
So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Wasserwanzen u. dergl.
Dahin gehören wohl vor der Hand noch die meisten von den im Bernstein eingeschlossenen (s. oben S. 676. not. *), so wie auch die mehr - sten versteinten Krebse (Cammarolithen).
So die berühmten Trilobiten oder fälschlich so genannten Käsermuscheln oder Cacadumuscheln (entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud - ley-fossil) die hin und wieder (s. z. B. oben S. 611.), aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50 –)
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea, Crustacea und Corallia. Doch schei - nen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Hein - berg bey Göttingen, so wie im Petersberge bey Mastricht und bey Bath finden, einem Mol - lusken-Geschlechte, nähmlich den Sepien zu - gehört zu haben*)Specimen archaeologiae telluris I. (1803.) tab. 2. fig. 5..
759In zahllosen Gattungen; und was dabey be - sonders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Flußconchylien abwechselnd zwischen solchen die nach aller Analogie im Meere gelebt haben müssen*)vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur la Géographie mineralogique des Environs de Paris. 1811. 4..
So wie es scheint, z. B. unter den Muscheln diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificir - ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 468 u. f.) gleicht, und nach dem Typus in der Vor - welt nun auch in der nachwärtigen jetzigen Schöpfung regenerirt worden.
Und unter den Schnecken die calcinirte Trö - delschnecke (Trochus lithophorus S. 479.), die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande findet.
Von vielschaligen Conchylien der schöne Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)Specimen archaeolog. tellur. I. t. 1. fig. 1. der besonders durch den merkwürdigen Umstand für die Archäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht selten in aller seiner Integri - tät auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt***)Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mine - raloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz be - zweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Pa - ris v. J. 1759. S. 204. 206.
760Unter den Muscheln die sehr großen Tere - bratuliten ebenfalls im Osnabrückischen*)In dem eben angeführten Specimen I. tab. 1. fig. 4..
Und unter den Schnecken die fast fußlangen calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm - ten Lande in Champagne.
Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.
So z. B. um nur einige der sonderbarsten an - zuführen, unter den Muscheln:
1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth - ner Muschelmarmor. (Engl. fire marble.)
2) Der dickschalige ostracites pinnigenus den de Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bey Genf entdeckt hat. **)S. de Saussure voyages dans les Alpes vol. I. tab. 2. fig. 5. 6.
3) Der große fast herzförmige Anomit. ***)de Saussure l. c. fig. 1-4.
4) Die Gryphiten.
5) Die Hysterolithen.
6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint-Onges. †)S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.
7) Die Pantoffel-Muschel des Hrn. von Hüpsch††)S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch - lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.. 8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn†††)C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B. S. 135. u. f. u. a.m.
761Von einschaligen Conchylien aber erst die so genannten polythalamiae, deren Schale nähm - lich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfen - nigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine ge - nannt, porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len - ticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegyp - ten, wo die Pyramiden großentheils daraus er - bauet sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthoceratiten, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Meklenburgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei. (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk - flözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink - stein durchzogen sind (S. 641); aber auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreidebergen von Kent brechen.
7625) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae von Capo Passaro an Sicilien*)S. Wiedemanns Archiv für Zoologie ꝛc. IV. B. S. 1. tab. 1. und Karsten im Magaz. der Berlin. naturforsch. Gesellsch. 3ter Jahrg. 19 Quart. S. 95..
Von solchen einschaligen Conchylien, die keine innere Scheidewände haben, z. B.
1) Die merkwürdigen linksgewundenen Mu - riciten am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20. –)
2) Der überaus sonderbare kleine Muricites deformis Soland., dessen Spitze sich immer wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft**)Brander l. c. tab. 2. fig. 37. 38..
3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäg - licher Menge und unvermischt im dichten Kalk - fels liegen***)S. Voigts Magazin V. Bd. I. St. S. 14. u. f. tab. 2..
4) Der kleine Serpulites coacervatus der am Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von Stinkstein zufammengehäuft ist†)Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8..
1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl diejenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Judensteinen besetzt sind††)s. Andreä a.a. O. tab. 14. fig. d. S. 265. u. f..
Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri - niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 490.) zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem763 vielarmigen Körper bestehen, der auf einem lan - gen gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri - norum. Goett. 1784. 4.Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1., (– Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör - pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder ei - ner noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresbo - den der Vorwelt festgesessen haben. Seine wir - belartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Räder - steinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. – Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchi - schen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70 –) besteht aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen (S. 641).
764Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Pe - trefacts.
Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen - den als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge und großer Mannigfal - tigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein und Marmor (S. 637) auf dem Saleveberge bey Genf, auf dem Harz bey Blankenburg und bey Grund ꝛc. – Von letzterm Orte verdient nament - lich der ansehnliche schön geformte Madreporites cristatus*)Specimen archaeologiae telluris I. tab. 3. fig. 12. Erwähnung; so wie von der be - rühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine Madreporites lenticularis (– Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 80. –) der zu mancherley mineralo - gischen Irrthümern Anlaß gegeben. –
Ausnehmend schöne und große Madreporiten in muscheligem Hornstein, theils mit Milchblauen Chalcedon durchzogen, auf der W. Indischen Insel Antigua.
Andre in saudartigem Kalkstein im Petersberge bey Mastricht. – In Kreide als so genannte Fungiten in Kent. – In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz, auch als Fungiten und Schraubensteine (– eine Art Tubiporirten? –) bey Rübeland am Harz. Letztere auch im Ca - tharinburgischen in Sibirien. –
2) Milleporiten und andere zarte Corallen - arten vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalk - stein des Petersbergs bey Mastricht. – In765 Feuerstein (S. 580.) bey Celle im Hannöver - schen*)Specimen alterum fig. 7., und im Puddingstein in Hertfordshire (S. 660. not. *) ꝛc.
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollstän - dig und deutlich erhalten, daß mau ihre specifi - schen Charaktere daran erkennen, könnte, was zu - mahl bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie z. B. bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist; indeß findet doch im Ganzen der nähmliche dreyfache Unterschied Statt, den ich bey der Eintheilung der thierischen Versteinerungen zum Grunde gelegt habe.
So z. B. die im öninger Stinkschiefer ꝛc.
Dahin scheinen z. B. vor der Hand wohl noch die mehrsten Farnkräuter ꝛc. im Schieferthon und Thoneisenstein (S. 711) zu gehören.
Von diesen nur zu Einen, Beyspiele statt aller, die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke, die hin und wieder, zumahl aus Stein - kohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bey Edinburgh in Kohlensandstein (S. 661), und bey Clausthal in Grauwacken - und Thonschiefer*)Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien - Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver - fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge S. 41 u. f. gefunden werden.
in dem oft genannten öninger Stinkschie - fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.
Dahin gehören die so genannten frankenberger Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst bre - chende in Silber - und Kupfererze metallisirte Fruchttheile.
Auch wohl eins der schönsten und zugleich seltensten Petrefacten, der vulgo so genannte Madenstein in gelblichen und röthlichen Horn - steingeschieben im Plauischen Grund bey Dres - den, das den Samencapseln einer tropischen Onoklea ähnelt**)Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2. einen ächten Karpachat mit einigen unverkenn -767 baren stachlichten Perikarpien (der Form nach fast wie von Bunias orientalis) in einem orientalischen Chalcedon abgebildet habe..
die mandelförmigen Fruchtcapseln, die sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den preußischen Bernsteingruben*)Im gleichen Specimen p. 15 u. f. finden [s. oben S. 676. not. **)]; so wie die kleinen Palm - nüsse aus den Cölnischen Umbergruben**)Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V. Triemstr. 4. tab. 25. u. a.m.
Bey den mehresten derselben hält es, wie ge - sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung zu bringen.
Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie z. B. das (zwar kaum hierher zu rechnende) saubere in Raseneisenstein umgewandelte Birken - holz von Kontschosero im Olonezkischen.
Und andere hingegen sind vor der Hand völlig unbekannt, wie z. B. das in Holzstein petrificirte so genannte Staarholz von Hilbersdorf bey Chemnitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Textur ohne Spur concentrischer Lagen (S. 513. Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.
Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt entweder wirklich versteint, z. B. in Kalkstein, Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 580) und in Holzopal (S. 576); – oder aber noch768 brennbar, wohin vor allen das bituminose Holz (S. 678.) in den mächtigen Flözlagen so vieler Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl Funken schlägt.
Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fos - silem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bituminösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen sind und daher mit Säuren brausen, und doch auch auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z. B. das merkwürdige so genannte Sündfluthholz, das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe von 152 Lachter bricht.
Schließlich verdient auch noch die mineralische Holzkohle Erwähnung die sich in manchen Stein - kohlen (S. 679), so wie im Traß und Piperno (S. 616) und zuweilen (als so genannte Gold - kohle) beym gediegenen Golde von Verespatak in Siebenbürgen findet.
Zu S. 64. Tabellarische Uebersicht der Säugethiere nach Illiger ꝛc. von J. Chr. L. Hell - wig. Helmst. 1819. 8.
— S. 99. Z. 11. hinter Dachs setze Meles.
— S. 241. Note. Z. 2. v. unten: hinter 1801. s. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo anguino. Pavia 1819. 4.
— S. 243. unten: s. Blas Merrem tentamen systematis amphibiorum. Marburg. 1820. 8.
— S. 364. zwischen Z. 3 und 4. von unten:
Und vorzüglich E. auf gleiche Weise angewandte Räucherungen von oxy - genirter Salzsäure in Gas - oder Dunstgestalt.
— S. 437. unter Z. 10. s. Aug. Fr. Schweig - ger's Handb. der N. G. der skelett - losen ungegliederten Thiere. Leipz. 1820. 8.
770Zu S. 451. zwischen Z. 2. und 3. von unten:
22. b. Thalia. (Salpa) corpus libe - rum, oblongum, gelatinosum, diapha - num. Tubus alimentarius distinctus. Tentacula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore depresso, an - tice in apicem acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
Im atlantischen Ocean.
s. Adelb. de Chamisso de Salpa. Berol. 1819. 4.
— S. 595. zu Z. 6. s. — und in Neuholland jen - seits der blauen Berge im Westen von Botanybay.
— S. 600. Z. 3. v. unten: hinter Schillerspath. s. Diallage metalloide.
Seite 88. Zeile 8. von unten lies rabbit.
– 201. – 7. – – – swift.
– 479. – 9. – – – maçonne.
– 610. – 5. lies Wavellit.
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