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Handbuch der Naturgeschichte
Abbildung Titelseite
Zwölfte rechtmäßige Ausgabe.
Göttingen,1830.In der Dieterich'schen Buchhandlung.
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Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:

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Handbuch der Naturgeschichte.
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[III]

Vorrede.

So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auf - lage dieses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nach - drücke desselben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen ( ins Englische, Französische, Italiänische, Holländische, Danische und Russische ) übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publicum ge - funden hat.

Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung, daß diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeuten - dem Zuwachs und Berichtigungen ausgestattet wor - den, wovon ich namentlich im mineralogischen Theile Vieles der Güte meiner theuren Freunde und Col - legen, der Herrn Hofräthe Stromeyer und Haus - mann verdanke.

Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Ausgaben mag auch in dieser seine Stelle finden.

Ich habe eben in jenen mineralogischen Ab - schnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech - tern und den darunter begriffenen Gattungen ge -IV sprochen. Denn, daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera, und species eintheilt, und genera auf deutsch Geschlechter, so wie die spe - cies Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et jus, et norma loquendi

bei andern aufgeklarten Nationen riskirt hatte: daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nach - ahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sichV also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen lassen. Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher ( und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörter - buch lernen ) was die ersts und Fundamental - bedeutung des Wortes Geschlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat - tungen der Dinge: "

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wor - tes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Lu - ther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft - lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freien Naturzustande wohl nur die Thiere von einer specie, sich mit einander fruchtbar gatten,VI so versteht sich also von selbst, daß das Wort spe - cies, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wor - tes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten, als bei dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Grammatik beim Unterschied der Worte generis masculini oder femini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hatte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenk - lichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache d. h. den be - stimmten einmal festgesetzten Sinn der deutschen Worte (da man z. B. Menschen geschlecht ꝛc. sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei einem ähn - lichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stimme der Welt vorzulegen, darf niemandVII gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht um - springen, wie man will.

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den deutschen Namen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein verständlichen, nicht aber etwa der Solö - cismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöh - nliche Wort Molle, sondern das allgemein angenom - mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge ge - bräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allge - mein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbe - schreibung von unsern neuen Systematikern zur Be - zeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst - und Trivial-Namen. So billig und vernünftig es freilich ist, auch hierin so viel als möglich die einmal ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beizubehalten, so kön - nen doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher gewählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, ge - gen einen richtigern umzutauschen. Und doch habeVIII ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frei - heit nur in sehr wenigen Fällen, wo es mir un - vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimi - schen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beigelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimi - schen Namen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beige - legte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den in London be - findlichen großen Sammlungen von südländischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Wampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schla - fenden Säugethieren das Blut aussaugt: da hinge -IX gen Linné diesen Namen dem fliegenden Hund bei - gelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich den - noch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Na - turalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manaca - nit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel: Man muß alle Worte und wie vielmehr noch die Eigennamen so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt. s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fundort die - ses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Namen vorausgesetzt, weil da hundert exotische Ge - schöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekann - ten verständlichen Namen haben. Im Mineral - reiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sindX gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen auf - genommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein vorgesetzt. Im Mineral - reich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Gegen - stände, die in der Verlagshandlung dieses Hand - buchs heftweise herauskommen, ( und von welchen schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI. ] in neuen verbesserten Auflagen erschienen sind ) beziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihm zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen, im Januar 1831. J. F. Blumenbach.

XI

Anweisung der Kupfertafeln.

Tab .I.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im menschlichen Kör - per in natürlicher Größe (theils nach Bremser).

  • Fig. 1.Ascaris vermicularis (S.364).
  • 2.Der Vordertheil von Ascaris lumbricoides. (Eben - daselbst).
  • 3.Der männliche spiralförmige Trichocephalus dispar (S.365).
  • 4.Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S.366).
  • 5.Fünf Hinterglieder der Taenia solium (S.367).
  • 6.Drey und zwanzig Hinterglieder der Taenia vul - garis (Ebendas.)
  • 7.Das Vorderstück vom Regenwurm (S.365).
  • 8.Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S.357) stark vergrößert.
  • 9.Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, Tu - bularia sultana (S.413) stark vergrößert.
  • 10.Ein Arm-Polype mit einem jungen, hydra vi - ridis (S.417) in natürlicher Größe.
  • 11.Ein Stamm mit zwölf Blumen-Polypen, Bra - chionus anastatica (S.418) stark vergrößert.
  • 12.Das Räderthier, Furcularia ratatoria (S.419) stark vergrößert.
  • 13.Ein menschliches Samenthierchen, Chaos sperma - ticum (S.420) noch weit stärker vergrößert.

Tab .II.

Zwanzig merkwürdigsten Krystallisationen der Fossilien.

[XII]

Zusätze.

S. 41 Z. 20 J. B. Wilbrand Handbuch der Natur - geschichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.

187 Z. 26 Diesel letztere findet sich auch in Nord - america und gibt

326 zu Z. 12 *)

*) J. L. C. Gravenhorst Ichneumono - logia europaea. Vratisl. 1829. II vol. 8.

Und zum Register: Cercaria. 420. Cipollino. 526. Crocuta. 87.

Verbesserungen.

S. 119. N. **) l. for 1824. P. I. pag. II. S. 231 Z. 4. Scolopax. S. 255. Z. 8. Carassius.

1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst über - lassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die be - kannte Eintheilung derselben in natürliche (natu - ralia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturge - schichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann2 genannt, wenn der Mensch*) "Ars, sive additus rebus homo. Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Verän - derungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent - lichen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erin - nerung. Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu den Ar - tefacten rechnen.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bei Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rin - denstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetra - gener künstlicher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. An - zeigen 1791. 188 St. )

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern na - türlichen Körpern derselben Gestalt und Art her - vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununter - brochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta angeführet, die es mehr als bloß wahr - scheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam3 nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent - stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or - ganisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusions - thierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan - zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi - miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs - thum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na - türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge - nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck - mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge - fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach - kommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei - des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha - nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung4 oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre - gatio, juxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten*)Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. I. B. S. 20 u. f..

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Haupt - öffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie, vom innern Gefühle des Hungers getrie - ben, ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unterschei - dungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszei - ten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthie - ren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren5 einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver - lassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nah - rung mittelst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte or - ganisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne willkürliche Be - wegung mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungs - kraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisir - ten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zu - geben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegenständen der Erfah -6 rung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind, richtig anerkennen und von andern unterschei - den, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen aus - finden und angeben kann*) Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire . Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden. J. Aug. Unzer.. So sagte z. B. Linné: nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur. Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkenn - bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hof - fentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver - schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwar - tete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deß - halb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. So gibt es unter den Molusken Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fi - schen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen diesen beiden Classen aufgehoben werden. Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflan - zenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die son - derbaren Bewegungen mancher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebe -7 nen Charakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-Poly - pen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Cha - rakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm - Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Au - ster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür - liche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung gegen die Naturreiche ꝛc., die sich auf die so geprie - sene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unver - kennbaren Nutzen zum regulativen Gebrauch, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems ab - geben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft unter - einander zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenbang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Bey - träge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106 u. f. gesagt.

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorg - fältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzu - sehen, wie sehr darin einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast un - übersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In -8 secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu - sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste - hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Lei - ter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachte Sepien u. a.m.). Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform beiden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. Nun dann zei - gen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstel - lungen von Kette der Natur u. s. w. gerathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Be - hauptung mancher Physicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürste, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Groß - britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zu - sammenhang verloren haben sollte, so können andere Ge - schöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej. opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im 11. B.
  2. 9
  3. C. Plinius secundus (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. histo - ria mundi l. xxxvii Ein Paar saubere und correcte Handausgaben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zweybrücker 1782. V. vol. 8.
  4. Conr. Gesner. (. 1562.)
  5. Joh. Ray (. 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwerke dieser beiden Männer werden anderwärts angeführt.
  6. C. v. Linné. (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  7. ed.13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.
  8. Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae naturali inserviens. Hal. 1788. 8.
  9. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollständigen Terminologie für das Thierreich und Pflanzenreich. Helm - städt. 1800. 8.
  10. G. L. le Clerc C. de Buffon. (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die Orig. Ausgabe, Paris, seit 1749. XXXIII. vol. 4. oder LXXII. vol. 12.

Zur allgemeinen N. G.

  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.
  2. Dess. System der Natur und ihre Geschichte. Jena. 1823. 8.
  1. H. F. Link's Urwelt und das Alterthum, erläutert durch die Naturkunde. Berl. 1821 u. f. II. Th. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erdkunde im Verhältniß zur Natur, Berl. seit 1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. G. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the crea - tion. ed.12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. 10
  4. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter Band der gedachten Ausg. seiner Werke.)
  5. W. Paley's natural Theology. ed. 16. Lond. 1819. 8.
  6. Holländ. mit gehaltreichen Zusätzen und Anm. von J. Clarisse. Amst. 1810. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire naturelle. ed.4. Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux arts ꝛc. par une Société de naturalistes et d'agriculture. Par. 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs Prof. du Jar - din du Roi etc. Strasb. seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexicon der Na - turgeschichte. Hamb. 1793. IV B. 8.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773 bis 1823. XCVI B. 4.
  2. Annales des sciences naturelles. par Audouin, Ad. Brogniart et Dumas. Paris seit 1824. 8.
  1. Zur Naturwissenschaft überhaupt und zur Morphologie. Von Goethe. Stuttg. u. Tübingen seit 1817. 8.
11

Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirte Körper (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 2. Not. **) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebenslang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn sie zu ihrer Reife gelangt, auch ihre Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Lebenskräfte ge - schickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende Eindrücke (stimuli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachs - thum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge - kehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so ge - nannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden,12 und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, son - dern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neuern Evo - lutionisten ) alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er dessen ungeachtet einen Keim enthalte, der den - noch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo in - telligo. bey ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die ver - schiedenen Generationen steckten, gleichsam wie ein - gepackte Schachteln, in einander; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. Eine Meinung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstalten**)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [physischen]***)Physische Kräfte überhaupt im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfun - gen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegen - seitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

13

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolu - tionshypothese, sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungs - stoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Batzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen verschiedenen Vätern äh - neln; zweyerlei Menschenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittel - schlag, nähmlich Mulatten; und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thie - ren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männ - lichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bei der Mutter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur - terlichen Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männ - lichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generatio - nen hindurch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeu - gung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengat - tung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Samen gezogen, welcher fecundable Bastardpflanzen gegeben; d. h. die sich zur Blühezeit abermahls mit männlichem Stand von jener andern Gattung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zwey - ten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen14 beiden verschiedenen Stamm-Aeltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütter - lichen und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewan - delt worden. ( s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betref - fender Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: Gänzlich vollbrachte Verwandlung Einer na - türlichen Pflanzengattung in die andere. )

Da hat den folglich alle Präformation des seit Er - schaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen.

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller phi - losophischen Nachforschung*) Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis sufficiant: "ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philosophandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organi - sirten Körper bloß durch allmähliche Ausbil - dung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen orga - nisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungs - art, die man sich von einer solchen allmählichen Bil - dung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.15Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß me - chanischen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung or - ganisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweck - mäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von orga - nisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vorher zwar umgeformte, aber organisir - bare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus), zuerst empfänglich wird; für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche Krystallisatio - nen*)Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisir - ten Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamental - formen reducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweck - mäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich viel - artige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet wer - den mußten. u. dergl. hervorbringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Bestimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannichfaltig aber zweckmäßig modifi - cirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen ver - mag und so [ durch die Verbindung des me -16 chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beiden Principien, des me - chanischen mit dem teleologischen, die man sonst bey Erklä - rung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar ge - halten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche derselben manche angeführt habe; s. auch Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. ] zuerst bei der Empfängniß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die le - benswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Repro - duction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt..

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu be - trachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Ver - größerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfaches Wasser - moosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Ceramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei - nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern17 bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfah - rung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentlichen Wortver - stande qualitas occulta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wir - kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu ver - folgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Kör - pern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weib - lichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancher - lei Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Rich - tung abweichen*)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationibus. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar. recentior..

So entstehen dann ( der bloß krankhaften, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte gehörigen, Abweichungen, zu geschweigen ) 1) durch ganz ge -18 waltsame Störungen desselben ganz widernatürliche*)(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemei - nen Sprachgebrauch des Wortes. Man hat gemeint, es sey besser, ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist. Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Cha - racter, der sonst in den beiden Geschlechtern ge - trennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie - dener Gattung (zweyerlei Species) einander befruch - ten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei Ursachen der allmählichen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an - gebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstal - tung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Haupt - classen zurückbringen**)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon - strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.;

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner Glieder. Fabrica aliena.

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2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage ge - funden ).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon - stra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra per excessum. Die gemeinsten ( selbst nicht selten unter wilden Thieren, z. B. Hasen ); theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingri - gen Familien, und bei Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun - gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen fol - gen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Kör - pern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spu - ren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männ - lichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge -20 trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter den Rindvieh, Schafen und Ziegen, aber im Menschengeschlechte sind sie noch unerwiesen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körperliche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bei Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirsch - kühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ - liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder an - dere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Magazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom To - talhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen**)Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis. im XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting. .

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gat - tung von einem männlichen einer andern Gattung be - fruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderlei Aeltern ihrer gleich - sam zusammengeschmolzen ist***)Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar - tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyer - lei specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von21 verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be - sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu - stande meines Wissens niemals eine Paarung und Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei - stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul - thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca - narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her - vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen ( s. oben Seite 13. ). Hingegen be - dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba - starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh - nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat - tung übersetzt wird. ( davon mit mehren in der Vor - rede. )

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe -22 cifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organi - sirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausar - tung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und noth - wendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen India - nern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kautische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabseh - lichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus des Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen - schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohnehin bei den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen. ( s. unten §. 20. ), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen un - überwindlicher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bei Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrika - nische Elephant zu einerlei Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. E. bei der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Er -23 folg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Spe - cies halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau zumahl im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge), wenig - stens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die gedachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß, äußeres Ohr ꝛc. eine so con - stante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung ge - hören vorzüglichst der Einfluß des Himmelstrichs, der Nahrung, und bei Menschen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der organisirten Körper, und darum sind die Grön - länder, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Ge - wächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warm - blütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dage - gen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen Weißen) meist das unverkennbare Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,24 Farbe und ganze Constitution der organisirten Kör - per umzuändern vermöge, davon sehen wir an un - sern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. am aller - auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Beispiele.

Diese mancherlei Ursachen der Degeneration kön - nen nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maaßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bei der Anwen - dung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Eu - ropa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende des - selben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam25 ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bei den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüs - sige hingegen ausgedunstet; und bei den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflan - zen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Nor - folkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arauca - ria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Ca - lamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasser - schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu - zunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wie - der ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung26 in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh - rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo - durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten Kunstwerke der Men - schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge - nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maße beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer - den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau - sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies die gewöhnliche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie - ren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie - der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu - nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was - ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen - würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

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Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der aus - geleerten Häute rein ausgeschnitten; und doch hat sich hinnen zehn Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. re - producirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. ( s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. )

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsver - mögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist ent - weder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor - bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein - fachste Weise, ohne vorhergegangene Befruch - tung: entweder durch Theilung, wie manche In - fusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 6. und Blumen-Polypen**)Abr. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das28 alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach - her abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49 ); oder durch Sprossen, wie die Arm Polypen und viele Ge - wächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderlei Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bei sich ha - benden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa - men und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dies ist der Fall bei den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Herm - aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi - viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein - ander befruchtet und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bei wenigen Thieren; beim Regenwurm, bei manchen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi - duis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eier, das andere den männlichen befruchten - den Saft enthält. So alle rothblütige und viele29 andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dies sind die eierlegenden Thiere (ovipara). Bei andern aber wird dies Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hülsen befreit zur Welt kom - men kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara di - cuntur: quae potentia, ovipara. Harvey.

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eier - legen und lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eier legen, in welchen aber schon das ganz aus - gebildete Thier enthalten ist. Gewissermassen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bei den so genannten ägyp - tischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Na - tur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 in Europa gebohrnen Men - schen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesen -30 schlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäul - niß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer - setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah - rung und Aufenthalt gegeben hatte.

Zur N. G. der organischen Körper überhaupt:

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés (im IIIten B). der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranns Biologie ꝛc. Göttingen seit 1802. 8.
  1. Gemälde der organischen Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde. von J. B. Wilbrand und F. Aug. Ritgen. Gießen 1821. mit einer großen ausgemalten Charte und der Erklärung. 8.
  2. Dazu Wilbrand's Darstellung der gesammten Organisation. Das. 1809. II. B. 8.
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Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hinge - gen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beinahe ohne Ausnahme aus den organi - sirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrie - ben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu be - wirken.

§. 23.

Bei den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circu - lirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Be - standtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rück - sicht seiner Wärme bey den verschiedenen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie - denheit. Bei den einen (nähmlich bey den Am - phibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich be -32 finden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bei den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bei den so genannten weißblütigen Thielen die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigentlich so genannten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes ( des so genannten Sauerstoffs) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Portionen eines andern Stoffes ( des Koh - lenstoffes ) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg - lichst das Athemholen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst mancher - lei anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebohrnen Stimme auch noch die Rede (loquela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewe - gungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Mus -33 keln, die bei den rothblütigen Thieren das eigent - lich so genannte Fleisch ausmachen. Nur bei einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti - gen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang un - aufhörlich ( beim Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde ), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis unwill - kürlichen sowohl als die, so sich nach dem Ent - schlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geistes - kräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geb. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländi -34 schen Amphibien, dicke Nerven bei einem sehr klei - nen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschie - den. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar aller - hand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bei andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahr - nehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselben mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bei Befriedigung des Sexual - Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beim Kitzeln unter den Achseln für einen siebenten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flattern im Fin - stern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere,35 wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verbor - gen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Ein - richtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sor - gen*) Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo somnus. Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten ( s. oben S. 32. ), und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eis - zapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die36 Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beim Menschen nur wenige Spuren da - von finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens su - jets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147 373.The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben Percy. Lond. 1821. 12. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, inneren Drange, ohne allen Unterricht, von freien Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig voll - zogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bei allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

37

§. 36.

Unter den mancherlei Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warm - blütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*) Nascitur ars ista, non discitur. Seneca., (als welche bei so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bei den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen kön - nen, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künst - liche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben we - nig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunst - triebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinbaren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich ei - genthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)Cu. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'intelligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung der ge - sammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz derselben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, unwiderredlich am Tage.

38

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organi - sirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freilich eben die große Verschiedenheit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so ver - schiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmi - gen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch sei - ner sich nach den Umständen gleichsam accommodi - renden Vernunft auf eben so mannichfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch die - sen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc., mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene überge - pflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rind - vieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei - nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Taback, wälsche Hühner u. s. w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf dem Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Men - schen über die übrige thierische Schöpfung durch die39 so genannten Hausthiere; worunter man in en - gerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere ver - steht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be - dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill - Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von man - chen nähmlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freien Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig ge - macht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein, Katze, Renthier, den beiderlei Camelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va - riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hän - genden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung. ( Ueber die Hausthiere s. mit mehreren den Gothai - schen Hof-Kalender vom Jahre 1796. )

§. 40.

Die zoologischen Systeme haben sich nach dem Linnéischen vielartig gemehrt*)I. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der Zoologie. Nürnb. 1811. 8.I. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th. S. 64. u. ff.. Nach diesem wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Clas - sen gebracht:

40

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eier legen, und Federn haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem holen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und wohl nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben.

Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von französischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cüvier naturgemäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon weiter unten behörigen Ortes die Rede seyn wird.

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thierge - schichte überhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux, avec des notes ꝛc. par Camus. Par. 1793. II. vol. 4.
  2. Aristoteles N. G. der Thiere, mit Anm. von Fr. Strack. Frankf. 1816. 8.
  3. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et animalium aquatilium; cum nomenclaturis singulorum in linguis diversis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  4. Aldrovandus.
  5. 41
  6. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Francof. 1649 1653. fol.
  7. auch unter dem Titel: H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum univer - sale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
  8. Ray.
  9. Buffon.
  10. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte der (roth - blütigen) Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  11. G. Cuvier. tableau élémentaire de l'histoire naturelle des ani - maux. Par. 1798. 8.
  12. und Dess. Règne animal, distribué d'après son organisation. Par. 1817. IV. vol. 8.
  13. A. M. Const. Duméril zoologie analytique. Par. 1806. 8.
  14. Gotth. Fischer zoognosia ꝛc. Mosq. 1813. III. vol. 4. und 8.
  15. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipz. 1816. Il. B. 8.
  16. G. Aug. Goldfuß, Handbuch der Zoologie. Nürnberg. 1820. II. B. 8.
  17. P. A. Latreille Familles naturelles du règne animal. Par. 1825. 8. überf. mit Anmerk. von Dr. Berthold. Weimar. 1827. 8.
  1. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Beschrei - bungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  2. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  3. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768 1777. IV. vol. 8.
  4. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel, ib. seit 1763. gr. Fol.
  5. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Pois - sons, des Cetacées, des Amphibies ꝛc. marins, im IIten und IIIten Bande des voyage autour du monde par Et. Mar - chand. Par. 1800. 4.
  1. I. F. Brandt und I. T. C. Ratzeburg Darstellung und Be - schreibung der Thiere, die in der Arzneymittellehre in Betracht kommen. Berl. seit 1827. gr. 4.
  1. W. Elf. Leach's Zoological Miscellany. Lond. seit 1814. 8.
  2. The Zoological Journal by Th. Bell, Sowerby and N. A. Vigors. Lond. seit 1824. 8.
42

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hin - terbeinen. *)Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohr - nen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Ab - bild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und auch am weiblichen Schnabelthiere hat Meckel nun die Milchdrüse entdeckt.

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiede - ner Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bei43 einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beim Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bei manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent - gegengesetzter Richtung an einander und machen so genannte Nähte (suturas). Bei andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und ro - then Pupillen verbunden ist, wie bei den so genann - ten Kackerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thie - ren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver - schieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerk - zeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut44 verbunden. Bei den Fledermäusen sind sie an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat - tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus die - ser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch - schwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säuge - thiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der gan - zen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übri - gen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern ( einfachen oder gepaarten ) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Beson - derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani varietate nativa, S. 34. u. f., und im Handbuche der ver - gleichenden Anatomie S. 22. u. f. der 3ten Ausg. aus - führl. gehandelt habe. In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52. am Schedel des Orang utans zu sehen. (primores s. incisores. ), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniaros), und Backen - zähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend; bei den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bei denen, die sich, so wie der Mensch, aus45 beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein - gedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoß - zähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder - kauende Gattungen, bei welchen nähmlich das zu - erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis - senweise wieder durch den Schlund zurückgetrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen aus - geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho - rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerich - tete innere Seite die höchste ist. Dabei haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freie Sei - tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au - genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich ge - spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbe, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine46 Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiederge - kaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten - gen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den drit - ten (echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma - gen anderer Säugethiere am nächsten kommt. *)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 130. u. f.

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säu - gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bei einigen Gattungen, wie beim Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bei andern, wie beim Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beim Ochsen -, Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fort - satz des Stirnbeins. Die Hörner der beiderlei Rhi - nocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochen - artiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Ge - weihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

47

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen andern americanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum Springen (cauda saltatoria); dem Kängaruh zum Gleichgewicht bei seinem aufrechten Sitzen und zur Vertheidigung ꝛc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meer - katzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (the - sauros), um Proviant darin einschleppen zu können. Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver - bindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen ein - fachen größern Mutterkuchen (placenta) bildet,48 hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit gespal - tenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl - reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane. (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in sofern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bei weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Ver - schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrig - keit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Men - schen auf die mannichfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Indivi - duum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen Schönheit, Feinheit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittel - baren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erd - bodens können mit einer einzigen Art von Säuge - thieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse be - friedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

49

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker - bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Ca - mele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be - wachen ꝛc. : Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisen - bären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rind - vieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschge - schlecht, von Hasen, Kaninchen u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelz - werk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. : Pergament, Leder. Für an - dere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfen - bein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen, Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u. a. Farben. Knochen und Huf Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal - miak ꝛc. Endlich zur Arznei: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freilich meh - rere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht un - mittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Ge - schlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder,50 Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertil - gen viele nutzbare Thiere: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan - ten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fleder - mäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männ - lichen Schnabelthier, dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gefunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Cha - raktern entlehnte Systeme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei - lung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschieden - heit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthie - ren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnun - gen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatür - lichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver - bindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura systemata artificialia nostra flocci faciens. . Pallas.. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen51 Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die bei - derlei Nashörner in zwey; dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und dem formosa - nischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerk - zeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den bekannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgende Maaßen geordnet.

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eich - hörnchen, Hasel - und andere Mäuse, Murmel - thiere, Meerschweinchen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähn -52 lichem Gebiß. Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitz - mäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne ꝛc. Faulthiere, Ameisenbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd ꝛc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit ge - spaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber un - förmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt.

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde ꝛc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichten Ueber - gang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein haben, und de - ren natürliche Verbindung mit den übrigen Säu - gethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt. Raius..

53

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedibus vi - viparis. Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viviparis L. III. Bouon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus. ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de piscibus). ib. eod. fol.
  6. Jo. Raii synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1693. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  9. Deutsch (mit Zusätzen von I. M. Bechstein). Weimar. 1799. II. B. 4.
  10. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 8.
  11. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  12. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium. Lips. 1777. 8.
  13. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Men - schen, und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  14. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands. I. B. Leipz. 1789. 8.
  15. A general history of Quadrupeds. The figures engraved on wood by Th. Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  16. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  17. C. Illigeri prodromus systematis mammalium et avium. Berol. 1811. 8.
  18. J. Bapt. Fischer. synopsis mammalium. Stuttg. 1829. 8.
  19. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy St. Hilaire et Fr. Cuvier, publiée par C. de Lasteyrie. Par. seit 1819. gr. Fol.
  20. J. C. Temminck monographies de mammalogie. Par. seit 1824. 4.
54

I. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi - nulum. Dentes aequaliter approximati; inci - sores inferiores erecti.

1. . Sapiens*)W. Lawrence's Lectures on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History of Mankind. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf..

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg - lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn - lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freieste Gebrauch zweyer vollkom - menen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ - lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei - nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver - letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in der Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht gefunden ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be - trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen55 Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummge - bornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei - den ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche Eigenthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen (§. 37.)

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbe - dürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und bei die - sen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaft - lichen Verbindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge - bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern so gleich sei, daß der Mensch überall so wie in Eu - ropa zur Monogamie bestimmt werde*)Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8..

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang der organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschenge - schlecht; und alle uns bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen**)Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de gene - ris humani varietate nativa weiter ausgeführt.. Alle National-Verschieden -56 heiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Kör - pern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherlei Abstufungen und Ueber - gänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andre, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih - nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Men - schengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen*)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte im ersten V. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wan - gen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze über - geht); und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts - Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus - nahme der Lappen; dann die westlichern Asia - ten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronenschalen); mit wenigem, straf - fem, schwarzem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern; plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America, von der Beringsstraße bis La - brador, die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

57

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Africaner, namentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Ge - sicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Americaner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Maha - goni, anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Ca - stanienbraun); mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünf - ten Welttheils und der Marianen, Philippinen, Mo - lucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigent - lichen Malayen*) Jede dieser fünf Haupt-Rassen, begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung aus - zeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Cauca - sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord - Amerikaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. Beytr. zur Naturgesch. l. Th. S. 75. der 2ten Ausg..

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physio - logischen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen wer - den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongolische, anderseits die äthio -58 pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber - gänge. Die americanische den, zwischen der cauca - sischen und mongolischen, so wie die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*)Versteht sich nähmlich dies Alles so das die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär - kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an - derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar - völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern - tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america - nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück - fällt. Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren - nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil - dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayi - schen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd - artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men - schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; doch nur Weni - ges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri - gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada - gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar - men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

59

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spiel - art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge - misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang utangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder**)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13 44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we - nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö - pfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot - tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart - losigkeit der Americaner***)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi - nesischen Frauenzimmer ( die Struthopodes des Cudorus beim Plinius. )., die Sirenen, Cen - tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig - keit unserer lieben Alten.

60

II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le - bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfor - dert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause*)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..

2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro - pomorphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer dem schon beim Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs das auffallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus, der Orang utan, Pongo**)Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach, aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru - dolphi's anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand - zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs - jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein - heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis - sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach ( in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer,61 Hrn. Dr. C. A. Fritze in Batavia verdanke ) die obige speci - fische Charakteristik beibehalten müssen.. S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch da in geringer Anzahl*)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millio - nen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Hand - lungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer land - einwärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Lin - né's Homo lar). S. brachiis longissimis, talos attingentibus.

Schreber. tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Mo - lucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme, und ist von schwärzlicher Farbe.

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus calvis, ca - pite subrotundo.

Schreber. tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den ungeschwänz - ten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum vom inuus (Büffon's magot) verschieden. Ist auch62 auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freien fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le na - sique, la guenon à long nez. Engl. the Pro - boscis Monkey). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffallend auszeichnet.

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata, barbata nigra, barba incana prolixa.

Schreber. tab. 11.

Auf Ceilon ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbildun - gen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reiß in das gelobt Land. Mainz 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spä - tern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen geschwänzten Menschen umgestaltet worden.

7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, naribus bifidis elatis.

Schreber. tab. 12.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beinahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba - boon). Facies prolongata, minus anthropomor - pha, nasus utrinque tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda (plerisque) abbreviata. Den - tes ut in simiis.

63

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat we - nig menschenähnliches, bei manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es un - bändige, und äußerst geile Thiere.

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis, unguibus acutiusculis.

Schreber. tab. 10.

In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bilderschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea gla - bra, profunde sulcata.

Schreber. tab. 7.

Auf Guinea, am Cap ꝛc., wo oft ganze Scharen Weinberge und Obstgärten plündern sollen.

Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mor - mon, der Choras) ist in Ceilon zu Hause.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et manus minus humanae. Nares laterales. Nates tectae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate). C. barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von Guia - na ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebul) zumahl bei Wetterveränderung ein betäu - bendes Geschrei hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Seitenflügeln des Unterkiefers) hervor - gebracht wird.

64

2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetra - dactylis absque pollice.

Schreber. tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll - schwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket - tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..

b) Cauda non prehensili, die Sanguin - chen, (eigentlich Sahuichen).

3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der Nachtigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche Thierchen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen; daher es in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes pri - mores superiores 4. per paria remoti, infe - riores 4 6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati**)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..

1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.

Schreber. tab. 38.

Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eichhörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

Schreber. tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bei manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Amei - senhaufen.

65

III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletter - krallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauve-sou - ris. Engl. bat). Pollex palmarum et digiti plan - tarum breves, reliqui longissimi, membranae expansili intertexti, pro volatu.

Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus noctur - nis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt - theile verbreitet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in - fundibiliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich - hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pfer - den ꝛc., sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Namen des Vampyrs (Blut - saugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's vampyrus, Büffon's roussette). V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora divisa.

Schreber. tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit aus - gespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlech - terdings nicht Vampyr genannt werden: findet sich schaa - renweise in Hindustan und auf den ostindischen und Au -66 stral-Inseln; in größter Menge aber auf Neu-Hol - land. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säu - gethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus, auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile auffallend groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus. (Engl. the rearmouse). V. cau - datus, auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Ver - mehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. . Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.

IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschie - denheit ihres Gebisses erst wieder unter drei Fa - milien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Rodentia, Scalpris dentata, Jo. Hunter.)

Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vor - derzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes pri - mores utrinque 2; inferiores subulati.

67

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche). S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vor - derfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite weg - läuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil. Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nor - dischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal - See, werden im Winter grau, und geben dann das ächte Grauwerk, (petit-gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schnee - weiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit - gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Mais - feldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus api - cem crassior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse). G. griseus, subtus albidus, auri - culis rotundatis, nudis.

Schreber. tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstri - chen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. - steten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und hält langen und sehr festen Winter - schlaf.

68

2. . Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus, pollice plantarum mutico, auriculis rotundatis.

Schreber. tab. 227.

Kleiner am Leibe als der Hausmaus. Zu ihrem Win - terschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes La - ger von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda sub - sesquiunciali, auriculis nudis vellere molli laten - tibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.

Schreber. tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lem - ming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merk - würdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wur - zeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.

2. . Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat). M. cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido*)Const. Nicati comm. de mure domestico, silvatico atque arvali. Vltraj. 1822. 8..

Schreber. tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. . Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia corporis, auribus vix vellere prominulis, palmis subtetra - dactylis.

Schreber. tab. 186.

69

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gär - ten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*)Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat - tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar bräunlich-grauen Flecken auf dem Rücken..

4. . Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.

Schreber. tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das be - währteste Vertilgungsmittel ist wohl der englische Erd - bohrer. Auch unter dieser Gattung finden sich hier herum, wie unter der folgenden, Kackerlacken.

5. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse). M. caude elongata, palmis te - tradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kacker - lacken in ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat). M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum unguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**)Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam angegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen Verpflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten Thiere, habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de quorundam animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu aut studio ab hominibus aliorsum translatis. Gotting. 1823. 4. und im T. V. comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott.. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen Victualien überall nach; den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den See -70 fahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in Westindien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ur - sprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimische Wanderratte (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway rat) verdrängt, die von röthlich - grauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.

7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter maculato.

Schreber. tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emi - griren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und her - unter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß ge - geben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.

8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecau - datus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in - fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber. tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlie - der haben, und folglich gänzlich blind seyn.

10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbrevia - tae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la mar - motte). M. corpore depresso, supra fusco, sub - tus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

71

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stundenweit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee ent - blößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Exi - stenz wachend zu.

2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus ponticus). M. auriculis minibus, cauda villosa, corpore vario.

Schreber. tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.

F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter - irdischen, wohl 7 Fuß tiefen, Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manchmal auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Einem Som - mer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superio - res 2, distantes, inferiores 4 contigui, pal - mae digitis 4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plan - tarum unico subulato.

Schreber. tab. 240.

72

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem ei - genen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Ge - bisses und der Füße, schwer zu classificiren ..

12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotunda - tae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Den - tes primores utrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica, zumahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig). S. ecaudata, corpore variegato*)J. Jac. Freuler monographia Caviae porcelli zoologica. Gotting. 1820. 4..

Schreber. tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säuge - thieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.

2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cau - data, corpore ex rufo fusco, abdomine flave - scente.

Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; supe - riores duplicati.

1. . Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl. the hare). L. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fuß - sohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wiederzukauen**)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..

73

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zei - ten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe*)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34. u. f. angegeben..

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nördlichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dicke - ren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, län - gere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler-Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß**)S. Meisner's Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..

2. . Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbit). L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis brevioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf manche Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehrten sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736. auf der St. Peters-Insel bei Sardinien***)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Land - plage geworden sind†) Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo - rum auxilium militare a divo Augusto petiisse. Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die gemeinsten Kacker - lacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 24. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande gut fort.

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14. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi, postici elongati. Cauda saltatoria, apice floc - cosa. Dentes primores utrinque 2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Pal - mis tridactylis, plantis tetradactylis.

Schreber. tab. 228.

Zumahl in Nordafrica, Arabien ꝛc. Macht sich Höh - len in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine). Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cauda abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zu - weilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (pie - dra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ost - indischen Gattung von Stachelschweinen finden.

2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis occultis.

Schreber. tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehr - sten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige an - dere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

75

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6*)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare ( S. 44. Not. **) ) sitzen; und untere alle die vorn im Un - terkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3, in - fra 1, molares 4.

1. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog). E. auriculis rotundatis, naribus cristatis**)J. Joach. Wetter erinacei europaei anatome. Gotting. 1808. 8. pag. 7..

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noctur - num. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hin - gegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert wor - den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen***)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6†)So ist es wenigstens bei der Wasserspitzmaus., bifidi; infe - riores 2 4 intermediis brevioribus; laniarii utrinque plures.

1. . Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew). S. cauda mediocri, abdomine albido.

Schreber. tab. 160.

In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegrün - dete Sagen. Selten finden sich gefleckte oder ganz weiße Spitzmäuse.

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2. . Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo - mine cinereo, digitis ciliatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier wie durch eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt be - kannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6. inferiores 8; laniarii major 1, minores 4.

1. . Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole). T. cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenhei - ten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann ge - schickt schwimmen und bei Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Gegend.

2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asia - tica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Fe - minis folliculus abdominalis mammarum.

Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einan - der im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannichfaltig, daß dieselben nach dem lin - néischen System in ganz verschiedene Geschlechter ver - theilt werden müßten.

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1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cauda squamosa longitudine corporis. Dentes pri - mores superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nordamerica*)Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.. Daß Weib - chen von dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansaugen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkomme - ner ausgebildet, gleichsam vom neuem geboren werden können.

2. Gigantea. das Kängaruh. D. grisea, cauda longa crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis longissimis. Palmis pentadactylis, plantis subte - tradactylis. Dentes primores superiores 6. infe - riores 2. laniarii nulli.

Hawkesworth T. III. pag. 157.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es auf - recht sitzt, wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. wobei ihm sein mächtig starker Schwanz zum Springstock, so wie beim Aufrechtfitzen zur Stütze, und gegen den Angriff als kräftige Vertheidigungswaffe dient. Das Weibchen wirft nur ein Junges auf ein - mahl, das bei der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda brevissima. Dentes primores utrinque 2 cylin - drici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.

Leach vol. II. tab. 96.

78

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dachses. Wie es scheint, auch so ein animal noctur - num, das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris - que felina. Dentes primores utrinque 6, in - termediis brevioribus. Lingua plerisque retror - sum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dorso jubato cinereo nigroque undatim striato.

Ménagerie du Muséum national. Livrn IV. tab. 1.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei bei - den Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet). V. cauda annulata, corpore fulvo-nigricante maculato.

H. n. des mammifères XVII. tab. 3.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo an - nulata.

Schreber. tab. 218.

In Südamerica. Mit einer rüffelförmigen sehr be - weglichen Nase.

4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la moussette. Engl. the skunk, pol-cat). V. li - neis dorsalibus albis, per caudam productis.

Schreber. tab. 122.

In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Namen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

79

5. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste). V. cauda basi incrassata sensim attenuata apice floccosa.

Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneiern, so wie außerdem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

21. Mustela. Dentes primores superiores 6, erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, ob - tusiores, conferti; duo interiores. Lingua laevis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.

1. . Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. cor - pore fulvo-nigricante, gula flava.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin). M. corpore fulvo-nigricante, gula alba.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benach - barten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat). M. flavonigricans, ore et auricularum apicibus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

80

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber. tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz - braunem, dickhaarigem und glänzendem Fell finden sich um Jakuzk.

5. . Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine). M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun - lich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. . Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel). M. corpore ex rufo fusco subtus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, lon - giores lobati; laniarii primarii solitarii (mi - nimi 1 2 inter hos et primos molares), lin - gua laevis.

81

1. . Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien und Nordafrica. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vor - dertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber am Gewicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei - nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.

Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwar - zem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung aus, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polarbär. U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf La - brador findet sich in G. Cartwright's Journal during a Resi - dence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..

3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger, villosus, labiis protensilibus, colli macula alba.

Catton's Animals in aquatinta 1788. tab. 20.

Tiedemann über das vermeintliche Bärenartige Faulthier 1820. 4.

82

In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort selten (S. 61. N.*)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere gerechnet.. Von der Mittelgröße des Bären*)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere gerechnet..

4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton). U. corpore rufo - fusco, medio dorsi nigro.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.

5. . Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau. Engl. the badger). U. cauda concolore, abdo - mine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobei er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkukuks. Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr be - weglichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.

7. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton). U. cauda annulata, fascia palpebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

83

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen America ꝛc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vor - derpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen oder Auffischen seines Futters ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, late - rales longiores distantes, intermedii lobati, in - feriores 6, lobati omnes, laniarii solitarii, incurvati.

1. . Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog). C. cauda recurvata; subinde digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich beson - ders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, ver - bunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancher - lei andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größ - ten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge - nerationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes, zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß man diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden Rasse macht der eigentliche Bullenbeißer,84 Wachthund, Bluthund, molossus (Engl. the bull-dog), bei welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervortritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz. Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenarti - ges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümm - ten Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bei ihm ungleich größer ist, als bei andern Hunden. Da - her sein ungemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig*)Anspach's History of Newfoundland pag. 379..

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien courant). Mit langem, dickem Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. Hierher auch die Bracke (Engl. the spanish pointer), der Hühnerhund, Wachtelhund und die schön getigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wol - lichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä - ferhund, Haushund. (Fr. le chien de ber - ger. Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der Schwanz an der untern Seite lang behaart. Hierzu auch der isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien loup). Auch der große St. Bernhards-Hund; und der kleinere, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen wer -85 den, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lapdog, the shock). Mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Kör - per, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbrau - nen Flecken über den Augen. Ihm scheint der englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund. Aeh - nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwan - zes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier. Engl. the grey - hound). Mit langem, zugespitz - tem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.

l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Wind - spiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. der spartanische Hund. (canis laconicus). Sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große dänische und der nun ausgestorbene große irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the na - ked dog). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 24. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und ver - mischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

86

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf). C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabei schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erschei - nung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive). C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae apice nigro.

Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Nato - lien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise um - her; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ur - sprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simson's Füchse für Schakale gehalten.

4. . Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox). C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den östlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früch - ten namentlich sehr gern Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be - rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silber - weiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine87 besondere Gattung anzusehen sei, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the arctic fox. Russ. Pesez). C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

Schreber. tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu - Zembla, Grönland ꝛc. Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich - grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis vir - gatis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus tetradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager un - ter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer*)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie - dert, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, wo - mit der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Samm - lung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß, als der von meiner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lingua aspera. Dentes primores 6 acutius - culi, exterioribus majoribus, laniarii solitarii, supra a primoribus, infra a molaribus remoti.

88

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion). F. cauda elongata floccosa*)Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe ich bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustra - tae beschrieben und abgebildet., corpore fulvo.

Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II. tab. 1.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa; weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutsch - land und sonst im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Le - bensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata, capite, corpore et cruribus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. der Panther, Parder**)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge - schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angulatis, passim con - fluentibus et annulatis.

Ménag. du Mus. nat. III tab. 1.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit kleineren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beisammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once). F. cauda elongata, corpore albido, macu - lis irregularibus nigris.

Schreber. tab. 100.

89

In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, maculis angulatis, ocellatis, medio flavis.

Hist. nlle des Mammifères XVII. tab. 1.

In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immacu - lato fulvo.

Schreber. tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Namen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat). F. cauda abbreviata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore ma - culato, plantis palmisque amplissimis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapo - litanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

8. . Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat). F. cauda elongata, striis dorsalibus longi - tudinalibus, lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Haus - katze begattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der90 Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäuser - oder Cyper - katze; und die spanische oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell-cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun), in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. pares - seux. Engl. sloth). Caput rotundatum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrin - que; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cy - lindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridactylis, cauda brevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana ꝛc. Freilich ein äußerst langsames schwer - fälliges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae pentadactylae. Dentes primores et laniarii nulli; molares infra 4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.

91

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären ge - rechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit sei - nen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt, und fast einzig von Termiten lebt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four - miller. Engl. ant-eater). Rostrum productius, lingua lumbriciformis; dentes nulli.

1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis tetradactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilis - que tectum; rostrum elongatum, teretiusculum; lingua lumbriciformis; dentes nulli.

1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.

Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.

Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.

So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in Neu-Holland. Beide haben im innern Bau vieles, von andern Mammalien Abweichendes, mit dem Schnabel - thiere gemein.

29. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lingua teres; dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere die - ses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel92 Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern wurden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon - giore: ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein castanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.

30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gür - telthier. (dasypus Linn). Corpus testis zo - nisque osseis cataphractum: dentes primores et laniarii nulli.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dor - salibus 9; palmis tetradactylis; plantis penta - dactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kuge - licht zusammen.

V. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa, Dentes primores superiores 6 obtuse truncati; inferiores 6 prominentiores; laniarii solitarii utrinque remoti.

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse). E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr, aber häufig und theils in großen Heerden ver - wilderte, so z. B. in der Mongolei, und in Paraguay,93 wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spanier überbracht worden u. s. w. Un - ter den zahmen Pferde-Rassen*)Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit Text von C. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol. zeichnen sich die Ara - ber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolitanischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen**)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der größten Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2 1 / 3 Mahl in einer Secunde. s. an Essay on the Proportions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.. Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Kosaken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungu - sen, die Abiponer ꝛc., so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der ge - dachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezo - gen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass). E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Na - men Kulan***)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 238 sq., von da er jährlich im Herbst in großen Heerden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

94

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftig - keit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) frucht - bar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, Supplém. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel erzeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime re - gularibus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gat - tungen gibt, deren eine, das Guagga***)Ménagerie du Musèum national IV. tab. 3., man irrig für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt heerdenweis, ist unge - mein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt haben beide sowohl mit Eseln als Pferden Bastarde gezeugt†)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos. Transact. for. 1821. P. I. pag. 20..

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.

32. Camelus. Cornua nulla, labium leporinum, pedes subbisulci††)III. B. Mosis, Kap. XI. V. 4.. Dentes primores infe - riores 6 spathiformes: superiores 2; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

95

1. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le dromadaire*)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.]. C. tofo dorsi unico.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten nennen es die Araber). Die ge - wöhnliche Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen ( die Courier-Camele oder Heiries aber zwey Meilen in einer Stunde ) zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich nie - derlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chaineau. Engl. the camel). C. tofis dorsi duobus.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in gan - zen großen Heerden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua - naco. C. dorso laevi, tofo pectorali.

Schreber. tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier ge - braucht, und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner tragen.

96

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne). C. tofis nullis, corpore lanato.

Schreber. tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, son - dern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treib - jagden haufenweis gefangen. Auch soll der occiden - talische Bezoarstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.

33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Den - tes primores superiores nulli, inferiores 8, laniarii nulli.

1. . Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl. the sheep). C. mento imberbi, cornibus com - pressis lunatis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch weit seltner als die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere ge - halten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und die engli - schen und deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd - Wallis wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländi - schen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die - neburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Zie - genhaar; und die in Südafrica noch überdies lang herabhängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büf - fon's mouflon). C. cornibus arcuatis circum - flexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 9.

97

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarei; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen America. Letzteres ein sehr schmack - haftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hör - ner, und wird von einigen Naturforschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.

3. . Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl. the goat. ) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam - men, der im Caucasus und den daran gränzenden öst - lichen Gebirgen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orien - talische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Namen des Bezoarbocks belegt wor - den**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. Die Hausziege ( das wichtige Haus - thier der alten Guanchen auf den Canarischen In - seln ) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Ca - melgarn, so wie aus dem äußerst seinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kash - mir und Tibet unter ihrem gröbern, langen Haar tra - gen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt werden***)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt - tingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..

4. . Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat. ) C. mento bar - bato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.

Meisner's Museum der N. G. Helvetiens Nro. 1 und 6.

98

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines be - jahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.

34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden*)s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig bekann - ter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II..

1. . Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois, l'Izard). A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt ha - ben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi - matis.

Schreber. tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weib - licher Schönheit.

3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo virescente, cauda brevissima.

Schreber. tab. 259.

In Südafrica.

4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

99

Im Innern des südlichen Africa, von wannen er jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. cor - nibus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore caerulescente.

Schreber. tab. 278.

Nur noch im Caffetlande; übrigens aber ausgerottet.

6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis carinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum incurvis, cervice colloque jubatis, cauda longa floccosa, pedibus albo nigroque annulatis.

W. Hunter in philos. Transact. vol. LXI. tab. 5.

In Bengalen ꝛc.

8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus reflexis; mento barbato: juba cervicali et pectorali.

Vosmaer descr. du Gnou.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches Ochsenähnlich.

35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Den - tes ut in generibus praecedentibus.

1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox. ) B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, palearibus laxis.

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der al - ten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einhei - misch. Ob er die wilde Stammrasse von unserem ge - zähmten Hornvieh sei, ist neuerlich bezweifelt worden.

100

Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rindviehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau - nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.

Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die in - dische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu*)Ménag. du Mus. national IV. tab. 3. eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.

Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Bal - len aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Vieh - seuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs - mittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo). B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 10.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divari - catis, lunatis, longissimis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum curvatis, vellere propendente, cauda undique jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

101

In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.

5. Bison. der nordamericanishe Bison. B. cornibus divaricatis brevibus, juba longissima, dorso gibboso.

Schreber. tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerden - weise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordame - rica. Im Winter ist es über den ganzen Körper be - haart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine große Brust - und Nacken-Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus - qué. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis, basibus latissimis complanatis ad frontem conti - guis; apicibus reflexis.

Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.

36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes pri - mores superiores nulli; inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe. ( Nabis).

Cptn. Carteret in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und we - gen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie ein Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der ei - nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren102 Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie auf - recht steht, über 16 Fuß hoch.

37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii superiores).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan. Engl. the elk). C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 5.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller Fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 600 und sein Gehörn 30 Pfund; läßt sich zähmen und heerdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie be - fallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Widerlegung.

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer). Corni - bus subramosis compressis, summitate palmata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein). C. cornibus (in utro - que sexu) longis, simplicibus, teretibus, summi - tatibus subpalmatis, juba gulari pendula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde; theils in mäch - tigen Heerden; kann in wärmern Zonen nicht aus - dauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung der dringendsten Bedürf - nisse des Lebens.

103

4. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag). C. cornibus ramosis totis tere - tibus, recurvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden sei - nes Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumal nach Castration, auffallender als bei andern Gattungen die - ses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.

38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generibus; laniarii supe - riores solitarii exserti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk). M. folliculo umbilicali.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 7.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereies, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneimittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain). M. supra fusco-rufus, sub - tus albus, ungulis succenturiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.

104

VII. MULTUNGULA. (Belluae, die mehresten Pachydermata Cuv.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mo - bile. Dentes primores (plerisque) superiores 4, convergentes, inferiores 6, prominentes; laniarii superiores 2, inferiores 2, exserti.

1. . Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Haus - schwein, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. In America, wohin diese Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons). Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine aben - teuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die schinesischen (Fr. co - chons de Siam) haben kürzere Beine und einen aus - geschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.

105

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sang - lier du Cap verd). S. dentibus primoribus nul - lis; laniariis superioribus lunatis extrorsum cur - vatis; sacculis verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf, spannen-breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo mo - schifero ad extremum dorsi.

Schreber. tab. 325.

Heerdenweise in den wärmern Gegenden von Süd - america. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superioribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.

Schreber. tab. 328.

Zumal auf den moluckischen Inseln. Lebt am Was - ser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober - kiefers dienen mögen? beim Weibchen sind sie weit kleiner.

40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; lania - rii 4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.

1. Americanus. der Tapir, Anta.

Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Südamerica, von der Sta - tur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beim Schwein; die Oberlippe zuge - spitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc. Ein sehr ähnliches Thier, das106 Maïta findet sich in Ostindien auf Malacca und Su - matra*)Fr. Cuvier in der Hist. naturelle des Mammifères Cah. IV..

41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehensilis; dentes superiores eburnei exserti.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava, auriculis minoribus angulosis; dentium molarium corona lineis undulatis parallelis distincta.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüs - sel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Ge - ruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei andern Ver - richtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wie - der einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er unge - mein feine kunstreiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nah - rung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtig - keit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begattung soll er sich wie die mehrsten vierfüßigen Säugethiere be - springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da107 er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine, und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We - gen doch nicht strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte con - vexa, auriculis amplissimis, rotundatis; dentium molarium corona rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32[?]. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische Gattung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins wegen ge - fangen und geschossen.

42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu solidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque quaternis, inferioribus conicis, superioribus sub - lobatis; laniaris nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils einzelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim africanischen, nicht am Knochen fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Südafrica, am Cap ꝛc. Meist mit doppeltem Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

43. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, (inferiores procumbentes); laniarii in - feriores incurvati, oblique truncati. *)[?]Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung, aus indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel Indische Bibliothek, I. B. S. 129 231.

108

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh genannt).

Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlech - ter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zerfal - len. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes pri - mores utrinque 2.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen sei - ner feinen Haare für die Handlung, und für die Arz - neikunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bei beiden Geschlechtern in besondern Behäl - tern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfer - tigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der109 Biberhütten vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz ver - schiedenen Welttheilen, dabei so nach zufälligen Umstän - den zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coa - liti. Dentes primores superiores 6, inferio - res 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Ele - menten leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6..

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Cas - pischen, und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, be - sonders aber für die Grönländer und für die labradori - schen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die bei - den letztern Völker zumal, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfol - gende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

110

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le pho - que à ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguiculatis.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer ganzen Gesichtsbildung.

3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamt - schatkischen Meers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie - ler Eifersucht bewacht, und gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meer - thieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).

4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo jubato.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Geschlechts; hat den Namen von der beim Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata Linn.). der ansonsche See - löwe. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso pro - boscideo retractili.

Péron voy. aux terres australes. tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonderbare rüsselförmige Nase.

46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Den - tes primores utrinque 6; superiores distincti, inferiores conferti.

111

1. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter. ) L. plantis nudis, cauda cor - pore dimidio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schönsten in Canada.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la saricovienne. ) L. badia, ma - cula alba submentali, cauda corpore dimidio bre - viore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerica.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter. ) L. nigra, plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka - Sund, doch auch um Corea, und zumal im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder sub - stantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemei - nen Sprachgebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warm - blütigen Quadruped's gehalten werden..

112

1. Paradoxus. das Schanabelthier. (Engl. the duck-bill).

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die bei - spiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste einem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Dieses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren For - men seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Bo - tanybay.

48. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus). T. dentibus laniariis supe - rioribus exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beisammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Othere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis p. 205..

Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Süd - indien, zumal an den Sundischen und Moluckischen Inseln zu Hause**)Sir Ev. Home in den philos. Transact. 1820. tab. 25..

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin). T. dentibus laniariis inclusis.

Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II. tab. 4.

113

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häufig im Orinoco. Scheine zu manchen der Sa - gen von Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) An - laß gegeben zu haben*)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußeren Ge - hörganges und der Pauke des Wallfisches..

IX. CETACEA**)s. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175 304.C. Lacépède histoire naturelle des cetacées. Par. 1803. 4..

49. Monodon. Dens alteruter maxillae superio - ris exsertus longissimus, rectus, spiralis.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferkno - chen Einen), die aber von ungleicher Größe sind, und beim Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden wer - den, sondern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuwei - len so lang als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco su - periorum corneae.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale). B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere***)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bei der Asterias caput medusae. , das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den114 Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im atlanti - schen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heu - tiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheure Kopf macht wohl ein Drit - tel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt - schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Ameri - canern gibt dieses ungeheure Thier victus et amictus ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch - thrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat, die das (zuweilen weißstreifige) Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische. B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs ist bei dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge ge - furcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall - fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops u. a. ), den ich frisch gestrandet zu sehen die mir unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tiefe Brustfurchen..

51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale). P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er er - reicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines115 milchweißen Oehls theils im Körper des Thiers bei dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in be - sondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu ei - nem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung, die sich zumal im dicken Darm mancher davon erkran - kender Caschelotte findet.

52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise). D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.

Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.

So wie die folgende Gattung in den europäischen Meeren: wird so wie diese 1 1 / 2 Klafter lang und ist zu - mal für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse). D. corpore ob - longo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'épaulard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incurvis.

Schreber. tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittel - ländischen; wird 20 Fuß lang.

116

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mit - hin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschie - denheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bei ih - rer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall an - ders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein - stimmendes, daher man sich bei der besondern Ge - schichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil hornichten Schnabel, und einen mit Federn be - deckten Körper haben. Sie zeichnen sich zu - gleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleich - sam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit kei - ner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 8.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Rei -117 hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs - zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh - ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Ge - fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige - gel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com - paratae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge - handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108 128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe -118 hälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vo - gel kann sie nach Willkür mit Luft laden oder aus - leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Un - terleibe, theils unter den Achseln und sonst noch un - ter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flü - gel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähn - lichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. eben - falls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bei welchem die Ge - schwindigkeit sowohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die meh - resten leben auf Bäumen, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bei den Vögeln, so wie bei den119 Säugethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt ange - messen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogel - füße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illiger's Ter - minologie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's ornitholog. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdku - gel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rück - kehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zu - bringen**)s. Dr. Jenner in den philosoph. Transact. for[1824. P. I. pag]. P. I. pag. 11..

§. 63.

Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zer - beißen, oder ganz schlucken. Bei denjenigen samen - fressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Ma - gen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen, der bei diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver - suchen, verschluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu - scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die eben -120 falls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern*)Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. Nach meinen Untersuchungen ist es ein unent - behrliches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschiedene fleischfres - sende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, son - dern brechen sie, in eine Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so ge - nannten Sternschnuppen, nähmlich die graulichweißen, gallert - artigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. s. Dr. Persoon in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 56 u. f..

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerk - zeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säuge - thieren, gehört unter andern der Mangel der knorp - ligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumal bei den nächtlichen Raub - vögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bei manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Be - deckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beim lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den121 Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen, ( denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor - recht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da - zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei - den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa - geien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus - geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge - schäft willig finden. Manche halten sich nur zur122 Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie die Haushahn, und un - ter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe aus - genommen sind. Bei den polygynischen Vögeln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien her - bei, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gat - tung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ih - rer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Bau - materialien zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald min - der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres La - ger von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere,123 wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backo - fens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w.*)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern verschiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol..

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues voll - endet ist, so legt die Mutter ihre Eier hinein; de - ren Anzahl bei den verschiedenen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die Taucher - chen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwal - ben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eier nach und nach wegnimmt**)In diesem Falle scheint also das Eierlegen eine willkür - liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwill - kürlichen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet., bis funfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeier (ova subventanea, cynosura, zephy - ria, hypenemia) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bei den Vögeln im schon gelegten Ei, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc., in deren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so -124 gar Menschen Vogeleier ausgebrütet haben*)Plin. L. X. cap. 55. Livia Augusta, prima sua ju - venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor. . Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma - schinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost - baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206 u. f. 271 u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bei solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bei den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ - chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. über - lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver - sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eie selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird†)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII. Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbebrü - teten Vogel-Eie J. Ev. Purkinje ovi avium historia ante incubationem. Vratisl. 1825. 4.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als125 das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bei jeder Lage des Eies doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten seinen Anfang genommen; beim Hühnerei z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, wor - in er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden, als die früheste Gestalt des neuempfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eie gelange erst durch eine wahre Metamor - phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. ( vergl. die Abbild n. h. Gegenst. tab. 64. )

§. 73.

Unter den mancherlei zur bewunderungswürdigen Oekonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Or - ganen, sind die beiden allerwichtigsten zwey sehr ge - fäßreiche Membranen, die zumal um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zei - gen. Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die126 dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammen - hängt. Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß ( S. 32 u. f. ) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. )

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer kör - perlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethie - ren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hun - dert, Buchfinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich127 ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschen - geschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säu - gethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schäd - lichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fort - pflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fisch - rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel ver - schlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung dersel - ben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falken - gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fischfang, abrichten ꝛc. So sehr viele - gel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung man - cher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancher - lei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel aus - machen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer128 Thiere und Gewächse zurückbringen. Der Con - dor, der Lämmergeier u. a. Raubvögel tödten Käl - ber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sang - vögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obst - bäumen ꝛc. Und endlich werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wu - cherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirk - lich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genom - men, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classi - fication auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der - gel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krähen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden dursten.

129

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen star - ken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knor - rigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und da - her sehr leichten Schnäbeln. Papageien, Tu - cane ꝛc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmi - ger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan - gem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schna - bel. Raben, Krähen ꝛc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitz - ten Schnabel, von verschiedener Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellete, ver - wandt sind.

130

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug unge - schickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und mei - stens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stumpfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium natura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758 sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton jun. planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol. (1008 Bl.)
  10. C. J. Temminck et Meiffr. Laugier nouveau Recueil de Plan - ches color. des oiseaux. ib. 1820 sq. fol.
  11. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  12. F. M. Daudin Traité élémentaire et complet d'ornithologie. Par. 1800. Vol. II. 4.
  1. C. J. Temminck Tableau systématique des oiseaux qui se trou - vent en Europe. ed.2. Par. 1820. II vol. 8.
  2. 131
  3. Deutsch mit vielen Zusätzen v. C. L. Nitzsch. Halle 1822. 2 Bände. 8.
  4. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutschland. Berlin, 1733 bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  5. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands II-IV. B. Leipz. 1791. 8.
  6. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland. Leipz. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  7. J. P. A. Leisler's Nachträge zu Bechstein's N. G. Deutsch - lands. 1. H. Hanau, 1812. 8.
  8. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen und Beschrei - bungen der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799. Fol. und 4.
  9. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen, Licht - hammer und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  10. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Beschreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer und Wolf. Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  11. J. A. und J. Fr. Naumann N. G. der Vögel Deutschlands. Leipz. seit 1820. 8.
  12. Chr. L. Brehm Beiträge zur (Deutschen) Vögelkunde. Neu - stadt an der Orla, seit 1820. 8.
  13. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp en Zoon. Amst. 1770 sq. fol.
  14. History of British Birds; the figures engraved on wood by T. Bewick. Newcastle upon Tyne. ed. 3. 1816. II. vol. 8.
  15. Pennant's arctic zoology. IIr Band.
  16. Fr. Levaillant hist. naturelle des oiseaux d'Afrique. Paris. 1796 sq. 4.
  17. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  18. Alex. Wilson's American ornithology. Philad. 1808 sq. vol. I VIII. gr. 4. dazu vol. IX. von G. Ord. und Forts. von Ch. Lucian Bonaparte. in III. vol.
  19. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786. Fasc. II. fol.

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr und IIIr Band. Heidelberg. 1810 14. 8.
132

Erst also die Landvögel in VII. Ordnungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen schar - fen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schnei - dende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehren - theils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes, wider - liches Fleisch.

1. Vultur. Geier Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. carun - cula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoo - logie. tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit einem weißen Halskra - gen. Nistet zumal an felsigen Ufern, fliegt ausneh - mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehheer - den, und von den todten Fischen, welche die See aus - wirft.

2. Papa. der Geierkönig, Kuttengeier, Son - nengeier. V. naribus carunculatis, vertice col - loque denudato.

Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gel - ben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischi -133 gen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dickbefiederten Schulterkragen einziehen.

3. . Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier, Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso ver - sus apicem gibboso, mente barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Si - birien und Habessinien. Der größte europäische Raub - vogel, dessen ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geiern auszeichnet.

4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegyp - ten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige an - dere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen ꝛc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor). Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius. Fr. le messager). F. cera alba, cruribus longissimis, crista cervicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle). F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore fer - rugineo, nigricante, striis flavis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

134

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle. ) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugi - neis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab. 1.

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus. der Seeadler, Fischadler, Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea - eagle, osprey). F. cera lutea pedibusque semi - lanatis, corpore ferrugineo, rectricibus latere in - teriore albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. . Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.

6. . Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Mi - lan, Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite). F. cera flava, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl. the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor ni - gricantibus.

Frisch tab. 74.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von man - chen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freilich manche andere verwandte Gat -135 tungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu - gethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze ab - gerichtet.

8. . Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (accipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk). F. cera nigra, margine pedibusque flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier. Engl. the sparrow hawk). F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo un - dulato, cauda fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In einem großen Theile der alten Welt.

3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, adun - cum, nudum absque cera; nares barbatae; caput grande; lingua bifida; pedes digito ver - satili; remiges aliquot serratae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn owl, the eagle-owl). S. auribus pennatis, iridibus cro - ceis, corpore rufo.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linne 'und viele andere Naturforscher, aber auch Anti - quartier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, ( wahr - scheinlich das Käuzchen, Str. passerina ) habe ich aus den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Specimen historiae na - turalis antiquae artis operibus illustratae p. 20 sq..

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. ca - pile laevi, corpore albido, maculis lunatis distan - tibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

136

3. . Flammea. die Schleiereule, Perleule, Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. capite laevi, corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.

4. . Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche. Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrin - que versus apicem, basi nudum; lingua lacera.

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grièche grise. Engl. the great shrike). L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die fol - gende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur. Engl. the red-backed shrike). L. cauda subcu - neiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor inter - mediis unicoloribus, rostro plumbeo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zu - mal Käfern, Grashüpfern ꝛc., die er zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist137 sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.) bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perro - quet. Engl. parrot). Mandibula superior adunca, cera instructa, lingua carnosa, in - tegra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Levaillant. Par. 1801 u. folg. gr. Fol..

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen die - ses ( weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherlei Familien eingetheilten ) Geschlechts eine so überaus eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippinen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hinge - gen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papageien viel Auszeich - nendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin - ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmi - ger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe. (Ara - canga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pecto - reque rubro, gula nigra.

Edwards l. c. tab. 292.

In Ostindien.

138

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumal auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va - riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien ꝛc.

6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sage, als ob er immer Paarweis gehalten wer - den müßte, weil keiner den Verlust seines Gatten über - leben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Ro - strum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen Gat - tungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von un - gemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts geza - sert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschieden - heit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.

139

7. Buceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydrocorax). Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvatum; pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abenteuer - lich gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu - Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker). Rostrum polyedrum, apice cuneato; lingua brevissima, retrorsum aculeata; vagina ossis linguae teres lumbriciformes, longissima; pe - des scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau, daß sich ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel das wurmförmige Vorderende desto leichter hervorschießen, und an der hornigen kleinen Zunge Insecten anspießen können*)V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis. Stuttg. 1821. 4. m. Steindr..

1. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coc - cineo.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.

140

2. . Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Major. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua ut in picis mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the wry - neck). F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksam - keit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretiusculum, apice compresso, mandibula su - periore paullo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle, le torchepot. Engl. the nut-hatch, the wood - cracker). S. rectricibus nigris, lateralibus qua - tuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiuscu - lum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green spar - row). T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

141

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore albo, cauda cuneata, rectricibus intermediis lon - gissimis.

In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum; pedes breves, gressorii.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le martin pêcheur. Engl. the kingsfisher). A. supra cya - nea, fascia temporali flava, cauda brevi.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäul - niß überzugehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten, eine Eigenheit dieses Vogels, son - dern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuz - schnabel, Canarienvogel u. a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. Engl. the bee-eater). M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi caerule - scente, gula lutea, fascia temporali nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, sub - compressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.

1. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr. la hupe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regen - würmern und mancherlei Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq. .

142

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcua - tum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau. Engl. the creeper). C. grisea, subtus alba, remi - gibus fuscis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea. (vestiaria). C. coccinea, rectricibus remigibusque nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwoh - ner mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels mancherlei prachtvollen Putz und andere Klei - dungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remi - gibus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird). Rostrum subulato-filiforme longum. Mandibula inferiore tubulata, supe -143 riore vaginante inferiorem. Lingua filis duo - bus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii, bre - vissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wär - mern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectri - cibus intermediis longissimis, capite fusco, gula aurata uropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux - mouches).

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus al - bido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baum - wolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eier etwa die von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase). T. viridescens vertice purpureo aurato, gutture auroreo rutilo.

Seba. thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit ru - binrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. 144Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, un - schmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subquadrangu - lare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef - eater).

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, semio - vatum, arcuatum, dorsato-carinatum. Man - dibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit ein - ander brüten ꝛc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, na - res mystace tectae; pedes ambulatorii.

1. . Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven). C. corpore atronitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Haa - sen ꝛc., schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. . Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille. Engl. the carrion crow). C. atrocaeru - lescens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis.

Buffon vol. III. tab. 3.

145

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook). C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow). C. cinerascens, capite jugulo alis caudaque nigris.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in andern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähli - gen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Mais - feldern großen Schaden.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw). C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay). C. tectricibus alarum cae - ruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse - noix. Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

146

8. . Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meiergeflügel, und mitunter wohl für die Saalfelder, das aber auch zahllose Raupen, Schnek - ken ꝛc. vertilgt.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice in - curvato, basi pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier. Engl. the roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, hau - fenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiu - scula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate. Engl. the minor grakle). G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea, cauda rotundata.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

147

22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro - merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol.Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.. Paradisvogel. (manuco - diatta). Rostrum basi plumis tomentosis tec - tum. Pennae hypochondriorum longiores. Rectrices duae superiores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten In - seln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie - ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag - ten**)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..

1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis hypochondriis luteis corpore longioribus, rectri - cibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manucode à 12 filets). P. anterius nigra vio - lacea, posterius alba, humeris viride virgatis, rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

148

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet). Rostrum cultratum, lateraliter com - pressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra oculos protenso.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.

1. . Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow). C. cauda rotundata nigri - cante albo-punctata.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt, wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eier, das er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.*)oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. s. Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67. zwischen dieser ihre eigenen Eier, da sich dann diese kleinen - gel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch um Vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**)s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr. Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

149

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wil - den Bienennester aufzusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, cor - pore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer andern besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit weißen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acu - tissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.

1. . Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot). O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie leben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weib - chen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmi - ges, sehr daauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird). O. niger, alarum tectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem abgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

150

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen mehrere Hundert an einem Baume hän - gen sieht.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von ver - schiedener Größe und Bildung. Sie leben in Mo - nogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen - Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.

1. . Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extror - sum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices), im Sande.

2. . Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus nigris: extimis duabus margine exteriore albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

151

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato - depressum, obtusiusculum: mandibula supe - riore integerrima, marginibus patentiusculis.

1. . Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'étourneau. Engl. the stare, starling). S. rostro flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: man - dibula superiore apice deflexo, emarginato.

1. . Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite). T. dorso fusco collo maculis albis, rostro flavescente.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.

2. . Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la li - torne, tourdelle. Engl. the fieldfare). T. rectri - cibus nigris; extimis margine interiore apice al - bicantibus, capite vropygioque cano.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus ferrugineis, superciliis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Fin - stern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

152

4. . Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush). T. remigibus basi interiore ferru - gineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen fin - det sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock - bird). T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et caudae candidis.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica. Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.

Edwards vol. I. tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zugheuschrecken.

7. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le merle bleu). T. nigro-caeruleus, remigibus re - ctricibusque fuscis.

Edwards vol. I. tab. 18.

Einsam auf den Inseln und an den Küsten des Archipelagus; ein lieblicher Sangvogel.

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: man - dibula superiore longiore, subincurvata, utrin - que emarginata.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de153 Bohème. Engl. the bohemian chatterer). A. occipite cristato: remigum secundariorum apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi rotundatum; mandibula inferior margine laterali inflexa.

1. . Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagei. (Fr. le bec croisé). Engl. (the cross-bill, sheldaple). L. rostro forficato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Brü - tet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhom - beis, rectricibus latere basis tenuiore nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. . Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie - big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch). L. artubus nigris, tectri - cibus caudae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt, Beide Geschlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagni - ren, und sogar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte oliva - cea, nucha, humeris, alia et cauda fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und154 das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pe - dibus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hängendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido - flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel, zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the redbird). L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibus - que sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.

8. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicanti - virens, remigibus primoribus antice luteis, rectri - cibus lateralibus quatuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und tab. 134. fig. 1.

Am Cap ꝛc. ; das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hin - gegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.

155

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, man - dibulae basi deorsum a se invicem disceden - tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, su - periore angustiore.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevo - gel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting). E. remigibus albis, primoribus ex - trorsum nigris: rectricibus nigris: lateralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlen - berg über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Haus - mann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueber - wintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mal in unermeßlichen Zügen sehen läßt.

2. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting). E. grisea, subtus nigro ma - culata, orbitis rufis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remi - gibus nigris, primis tribus margine albidis: rectri - cibus nigris, lateralibus duabus extrorsum nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.

4. . Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer). E. rectricibus nigricantibus: ex - timis duabus latere interiore macula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

156

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorsoque spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus utrin - que extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à col - lier d'or. Engl. the whidah bird). E. fusca, pe - ctore rubro, rectricibus intermediis quatuor elonga - tis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von ihrer Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guinei - schen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum, emarginatum, basi subtrigonum, apice declive.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'ar - gent. Engl. the red-breasted blackbird). T. atra, fronte, iuguto pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.

1. . Caelebs*)Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch). F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus dua - bus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbar - ten Gegenden wieder anders schlagen.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Win - terfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon157 d'Ardennes. Engl. the bramble). F. alarum basi subtus flavissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle). F. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis rectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thist - lefinch). F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flavis: rectricibus duabus extimis me - dio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien - Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..

5. Amandava. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad finch). F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behaup - tet, gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk - kervögelein. (Fr. le serin de Canarie). F. rostro albido, corpore subfusco, pectore flave - scente, rectricibus remigibusque virescentibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht wor - den zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist158 bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kacker - lacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin). F. remigibus medio luteis: primis quatuor immacu - latis, rectricibus basi flavis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten ge - funden wird*)Günther's Nester und Eier verschiedner Vögel durch Wirsing. Taf. X..

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet). F. remigibus primoribus rectricibusque nigris, utroque margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. . Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink, Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet). F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida. (Mas pectore et vertice sanguineis.)

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica. der Sperling, Spatz. (passer. Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remi - gibus rectricibusque fuscis, gula nigra, tempori - bus ferrugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an man - chen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mal im Jahre. Frei - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das159 aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mou - che. Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum utrinque emarginatum, apice incurvo; vibris - sae patentes versus fauces.

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armil - lis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. . Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow). M. supra fusca, sub - tus albida, rectricibus fuscis: extima margine te - nuiore alba.

Frisch tab. 21 fig. 3.

Im mildern Europa.

3. . Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l'oyselet de Chypre). M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cy - prus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften Flei - sches weit verführt wird.

160

4. . Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl. the white waterwagtail). M. pectore nigro, re - ctricibus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub - tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black - cap). M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang - vögel.

7. . Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart). M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüst - chen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge - gorge. Engl. the robin redbreast, ruddock). M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. In England der Lieblings - vogel des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. . Suecica. das Blaukehlchen, die Schild - Nachtigall. M. pectore ferrugineo fascia cae - rulea, rectricibus fuscis versus basin ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der mildern alten Welt.

161

10. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren). M. grisea, alis nigro cinereoque un - dulatis.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. p. 111., und legt zahl - reiche Eier.

11. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roi - telet). M. remigibus secundariis exteriori mar - gine flavis, medio albis, crista verticali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste eu - ropäische Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pal - lide lutea.

J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blät - ter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höh - lung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incur - vum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

Edwards tab. 264.

In Guinea ꝛc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. tit - mouse). Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

162

1. . Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great titmouse). P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sang - vögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bei dieser und andern über Winter bei uns bleibenden Gattungen die - ses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beim Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erd - reich zu Statten kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mésange bleue. Engl. the nun). P. remigibus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.

3. . Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise, Schneemeise. (Fr. la mésange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baum - krätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der in - dianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse). P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

163

5. . Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la me - sange de Pologne). P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis mar - gine utroque ferrugineo.

J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen, Sibirien ꝛc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pap - pelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thie - ren dieser Ordnung aus. Bei der bekannte Streit - frage über den Winteraufenthalt unserer hieländischen Schwalben, zumal der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bei den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. IV. p.557. oder für die andere**)Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winter - schlafs der Schwalben ist Daines Barrington; in s. mis - cellanies 225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Mei - nung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston Vol. I. p.494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im ganzen hat doch aber immer das Wegziehen dersel - ben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hiron - delle de cheminée. Engl. the house-swallow, chimney-swallow). H. rectricibus, exceptis dua -164 bus intermediis macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bei den Systematikern auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in der Hausflur und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet). H. pedibus hirsutis, re - ctricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmar - tin, shore bird). H. cinerea, gula abdomineque albis.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln ꝛc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundai - schen u. a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu - Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen indianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.

165

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwal - be, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift). H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, minimum, subulatum, basi depressum; vibris - sae ciliares. Rictus amplissimus; unguis in - termedius introrsum ciliatus.

1. . Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette-chèvre. Engl. the goatsucker, night-ra - ven). C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier, und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube*)Les pigeons, par Mme Knit, le Texte par C. J. Them - minck. Par. seit 1811. gr. Fol.. (Fr. und Engl. pigeon). Rostrum rectum versus apicem descendens.

166

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove). C. caerulescens, cervice viridi ni - tente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hin - gegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hoh - len Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mal im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn Mal, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg - lichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat - tungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu. Engl. the rough-footed dove). Mit lang - befiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier. Engl. the cropper pigeon). Mit theils ungeheu - rem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit). Mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbu - tant. Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine). mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner - schwanz. (Fr. le pigeon paon. Engl. the shaker). Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.

167

g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, tür - kische Taube. (Fr. le pigeon messager. Engl. the carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen herum. Diese Tau - benart hat ihren Namen daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefchen zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, hu - meris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus. die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier. Engl. the ring-dove). C. rectricibus postice atris, re - migibus primoribus margine exteriore albidis, collo utrinque albo.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

Meist in ganz Europa.

4. . Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice al - bis, dorso griseo, pectore incarnato, macula la - terali colli nigra lineolis albis.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, ha - ben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Le - bensart voraus.

5. . Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier. Engl. the indian turtle). C. supra lutescens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

168

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denuda - tis sanguineis, pectore rufo.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer un - ermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope ocu - los nuda, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail). T. pedibus nudis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricum mar - gine lunulaque ferruginea.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge). T. pe - dibus nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle. ) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meiergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli - notte. Engl. the grouse). T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Eu - ropa. Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmack - hafteste von allem wilden Geflügel.

169

5. . Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white grouse, ptarmigan). T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus nigris apice albis, intermediis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Namentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Colonisten in Labrador und Grönland.

Eine dieser verwandte Art ist der J. Scoticus (Engl. the red grouse, moor cock), zumal in den schottischen Hochländern.

6. . Tetrix. der Birkhahn, der die Kurre. (Fr. le petit tetras. Engl. the black cock). T. pedi - bus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secunda - riis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. . Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyère, tetras. Engl. the capercaile, cock of the wood). T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge - sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.

43. Numida. Caput cornutum, collum compres - sum coloratum; palearia carunculacea ad la - tera maxillae utriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen). N. rostro cera instructo nares recipiente.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ur - sprünglich im nördlichen und westlichen Africa einhei - misch, aber auch längst nach Europa und vielen Gegen - den von America verpflanzt.

44. Menura. Cauda elongata, plana, rectrici - bus 16. duabus intermediis angustis, longiori -170 bus, duabus externis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.

1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der sonderbarsten Thiere der ganzen Classe.

45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the cock). Ph. caruncula compressa verticis ge - minaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes vol. II. tab. 94. 95. ist in Hin - dustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haus - hahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge - bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bei ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden wor - den. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt, und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.

Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallendsten Rassen und Spielarten degenerirt; theils in wahre zum erb - lichen Schlag gewordene Monstrositäten**)Sogar, daß bei den so genannten Hollen - oder Hau - ben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase auf - getrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus for - mativi aberrationibus genauer beschrieben, und durch anatomische Abbildungen erläutert habe.; sowohl per171 defectum ( s. oben S. 19. ), wie der unge - schwänzte Kluthahn; als per excessum ( a. a. O. ), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen*)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür - digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf ein - zupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders be - merkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries - ländische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hüh - nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vor - züglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo auch noch andere Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata, genis papillosis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien, von wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et undulatus, remigum 11 interiorum latere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato, rectricibus 2 intermediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Au -172 gen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumal in Schina zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pe - ctore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utra - que mandibula. Pennae caput tegentes re - volutae.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula membranacea longitu - dinali.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in mancherlei Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pen - nae caudales elongatae, ocellatae.

173

1. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock). P. capite crista compressa, calca - ribus solitariis.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver - pflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore forni - cata; pedes cursorii.

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl. the bustard). O. maris capite inguloque utrin - que cristato.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freien unverbundenen Ze - hen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich). S. pedibus didactylis, digito exte - riore parvo mutico, spinis alarum binis.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bei174 ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Von seinen Eiern, deren er wohl 30 legt, hält jedes ungefähr so viel als 24 Hühnereier. Vor - züglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist zu - mal in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferde - haaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu - Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis dua - bus transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies ultra oculos nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus). D. pedibus ambulatoriis, cauda brevissima, pennis incurvis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. Aber nach den Versicherungen von Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht un - wahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war**)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Veränderlich - keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..

175

So weit die Landvögel. Nun die Wasser - vögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stelzenartige Beine, und auch mehrentheils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmack - haftes Fleisch und durch ihre Eier nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, in - fracto-incurvatum, denticulatum, pedes te - tradactyli.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel - ten. Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

[53]. Platalea. Rostrum planiusculum: apice di - latato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel - reiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill). P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi.

176

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bi - spinosis, fronteque cornuta.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Südamerica.

55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acu - tum: mandibula superiore triquetra; inferiore trigona acuminata adscendente; frons calva: nares lineares: pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du Brésil).

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

56. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill). C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetradactyli.

1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau royal). A. crista setosa erecta, temporibus pa - learibusque binis nudis.

Buffon vol. VII. tab. 11.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig gewunden.

2. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane). A. occipite nudo papilloso, corpore ci - nereo, alis extus testaceis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. . Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne. Engl. the stork). A. alba, orbitis nudis re -177 migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san - guineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w.; schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..

4. . Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron. Engl. heron). A. occipite crista nigra depen - dente, corpore cinereo, collo subtus linea fascia - que pectorali nigris.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäu - men, Eichen ꝛc .**)Was ich von schwarzen Reiberfedern aus der Levante gese - hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Rei - hers aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiednen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der Garzetta..

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi - rescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumal in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae - viusculo, supra testacea maculis transversis, subtus pallidior maculis oblongis fuscis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde.

178

58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, te - retiusculum, subarcuatum. facies nuda ultra oculos: pedes tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Nume - nius ibis Cuvier*)s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par les anciens Egyptiens im Isten B. seiner Recherches s. les ossemens fossiles pag. CXLI.]. T. albus, remigum apici - bus, rostro et pedibus nigris, remigibus secun - dariis elongatis nigro-violaceis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Sym - bol der Ueberschwemmung des Nils**)Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusam - mentrifft, s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologi - que de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf., auf ihren Denk - mälern verewigte, und so wie die damaligen mensch - lichen Leichen und manche Thiere (wie z. B. verschie - denartige Raubvögel, Falken sowohl als Sperber), zu Mumien bereitete***)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la - byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größter Menge beigesetzte, aber jetzt so wie das Nil - pferd, der Nilcrocodil ꝛc. in Nieder-Aegypten selten gewordne Thier†)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse, vormaligen Past. in der Capstadt, erhalten habe..

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutschland vorkommen - den Tantalus falcinellus einerlei zu seyn.

59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiuscu - lum, obtusum, capite longius, facies tecta, pe -179 des tetradactyli, postico pluribus articulis in - sistente.

1. . Arquata. die Brachschnepfe, das Brach - huhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew). S. rostro arcuato: pedibus caerulescen - tibus, alis nigris maculis niveis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern der nördlichern Erde.

2. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la - casse. Engl. the woodcock). S. rostro basi ru - fescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.

3. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis fuscis quaternis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitu - dine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff). T. rostro pedibusque rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

180

2. . Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le van - neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit). T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Engl. plover). Rostrum teretiusculum, ob - tusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche, der Brachvo - gel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea - lark). C. pectore nigro, fronte nigricante fas - ciola alba, vertice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum, subulatum, recurvatum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.

1. . Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. ; nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schna - bel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.

1. . Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea - pie, oyster-catcher). H. rostro pedibusque rubris.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

181

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandibula superiore margine supra inferio - rem fornicata; frons calva, pedes tetra - dactyli, subpinnati.

1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the purple water-hen). F. pedibus fissis, fronte pedibusque rubris, corpore viridi subtus vio - laceo.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gefieder. Wird leicht zahm.

2. . Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot). F. pedibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusius - culum. Nares ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spi - nosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. un - guibus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.

Buffon vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius, compres - sum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetradactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, dakerhen). R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

182

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach - telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum, acutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes te - tradactyli, fissi.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. ni - gra, pectore columbino.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen - Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zu - gethan.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschna - bel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bei den mehresten mit einer ausneh - mend nervenreichen Haut überzogen ( s. oben S. 120). Sie haben eine fleischige Zunge, einen rau - hen stacheligen Gaumen, und bei vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilfe ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei - stens nur Ein oder wenige Eier; sind aber, beson - ders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannichfaltiger Nutzbarkeit.

183

68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea - crow, cut-water). R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum, subrectum, acutum, compressiusculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable). S. corpore nigro, fronte albicante, superciliis atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver - bird). S. cauda forsicata: rectricibus duabus ex - timis albo nigroque dimidiatis.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acuminatum, pedes com - pedes.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle). C. pedibus palmatis tridactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pec - tore abdomineque niveo, remigibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

184

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. . Urinator. (Fr. le grèbe). C. capite laevi, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edwards tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silber - weißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull). Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in un - geheueren Scharen.

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammenrollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Di - gitus posticus antrorsum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille - en-queue. Engl. the tropic-bird). P. rectri -185 cibus duabus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen beiden Wende - zirkeln. Nährt sich meist von fliegenden Fischen.

74. Procellaria. Rostrum edentulum, sub - compressum: mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; inferiore apice compresso-ca - naliculato. Pedes ungue postico sessili abs - que digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempestbird, stormfinch, mother cary's chicken). P. nigra, uropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offener freier See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer be - dienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hin - eindringt, lange Zeit unterhalten wird.

75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla supe - riore apice adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du cap). D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit aus - gespannten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeres - fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..

186

76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, unguiculato: pedes aequilibres: digitis omni - bus quatuor simul palmatis.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli - can. (Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn anders die americanische Kropfganz nicht speci - fisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheuren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird). P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, or - bitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die aus - gespannt auf 14 Fuß klaftern, und dem fliegenden Thiere ein sonderbares Ansehen geben.

3. . Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst unbekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden*)s. die oben (S. 69) citirte Commentatio de quorundam animantium coloniis a. a. O. pag. 109..

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. )

187

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bas - san. Engl. the gannet, the soland goose). P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro remigi - busque primoribus nigris, facie caerulea.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America, zu - mal auf den schottischen Inseln, und namentlich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue er - setzt sind**)s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8..

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con - vexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.

1. . Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schna - belwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Dieser letztere[ findet sich auch in Nord - america und] gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern (A. nigra) ist an den Küsten von Australien zu Hause. Bei Botanybay sowohl als an der West - küste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden***)s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. p. 69. tab. D..

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schinesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl.188 the swan-goose, chinese goose). A. rostro se - micylindrico: cera gibbosa palpebris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the goose). A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den warmblütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylin - drico, corpore undulato, vertice albo, speculo alari candido fascia nigra.

Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.

Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken sie häufig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.

5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose). A. cinerea, capite colloque ni - gris, genis gulaque albis.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzüg - liche Schreibfedern.

6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite, collo pectoreque nigris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Ueberwintern nach Schotland und andern mildern Gegenden, wo sie sich unter andern von dem Thiere der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß189 dieser Vogel nicht aus einem Ei, sondern aus einer Muschel hervorkomme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand - ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die daher auch bei vielen Ornithologen den Namen Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820. tab. 3.

7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.

Brünnich's N. G. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.

8. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard). A. rectricibus intermediis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nörd - lichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürliches Paarung zu haben, so daß z. B. die En - triche auf Hühner erpicht sind und sie zu reitzen suchen.

9. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato rotundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylindricum, apice adunco.

190

1. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander). M. crista longitudinali ere - ctiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumal zur Leichzeit.

79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibba.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin). A. rostro compresso - ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita tempo - ribusque albis, palpebra superiore mucronata.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot). Rostrum compressiusculum, sub - cultratum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae im - pennes, pinniformes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flos - senähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gera - der, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein son - derbares Ansehen, deren verschiedene Arten an den süd - lichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea und Neu - Seeland zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Comment. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sq.. Finden sich theils in zahl - loser Menge beisammen.

191

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla - vescentibus, crista frontali atra erecta, auricu - lari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, ma - cula ad aures aurea.

Forster l. c. tab. 2.

In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres Geschlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefie - ders, zumal am Halse, die schönste.

3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, super - ciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

192

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23 und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hinge - gen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; ob - gleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unordentlicher sind, als bei den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in einge - sperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlenstoffsaurem Gas aushalten, und auffallende Ex - treme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen einge - froren sind.

193

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylin - drischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk - zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bei den Am - phibien mannichfaltiger als bei den warmblütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere haben eine nackte, nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laub - frosch und verschiedene Eidexen, besonders der Cha - mäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt angewie - sen. Manche gehen willkürlich in beiden ihren Ge - schäften und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen194 bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le - bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land, oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumal unter den Schild - kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei - nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabei be - trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild - kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein - heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund: da folg - lich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le - ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege - tativ scheint, als bei den warmblütigen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,195 der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bei den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über - haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben kön - nen; daher auch wohl die anhaltende Beweglich - keit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind - schleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia colidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumal unter den Schlan - gen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum, den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. Unter den innern zeichnet sich doch bei vielen das Gedächtniß aus, da man Beispiele selbst von Cro - codilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien abrichten lassen. Hingegen finden sich bei den Thie - ren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wah - ren Kunsttrieben (§. 36.).

196

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erholungsschlaf zu halten; dage - gen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Er - starrung zubringen; und das zwar theils einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche und Sala - mander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphi - bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bei vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib - chens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehre - sten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paa - rung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander, und züngeln dabei mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wasser - molche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eierchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Aus - nahmen, eierlegende Thiere. Aber manche, zu - mal unter den Schlangen ꝛc., geben die Eier nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig197 isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus, als bei den Hüh - nern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamor - phose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruderschwanz: auch, so wie die jungen Salamander*)s. C. Th. E. de Siebold observat. de Salamandris. Berol. 1828. 4. fig. 1. 2., eine Art von Fischkiemen (branchiac oder Swammerdam's appendices fim - briatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dgl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachs - thum; so daß z. B. unsere hieländischen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schild - kröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre198 gelebt haben, so daß, hiernach zu schließen, die Cro - codile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für's Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal der Genuß der Schildkröten und ihrer Eier, so wie auch verschiedener Frösche und Eidechsen ꝛc. auch von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunst - arbeiten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sätteln ꝛc.

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheure Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumal unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt in zwey Haupt-Ord - nungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ovipara der ältern Natur - forscher. ) Schildkröten, Frösche, Eidechsen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge (§. 84.).

199

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV. vol. gr. Fol. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände.)
  2. Jo. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpens. Paris 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bechstein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th. Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis et lite - rariae Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G. der Amphibien. Heidelb. seit 1817. Fol.
  8. Blas. Merrem tentamen systematis amphibiorum. Marburg. 1820. 8.
200

I. REPTILES*)J. L. C. Gravenhorst reptilia musei zoologici Vratisla - viensis. Fasc. I. Lips. 1829. fol..

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiede - nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freie (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo**)Brongniart's Cheloniens.. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle. Span. galápago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis***)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö - ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er - lang. 1792. 4..

Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bei manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie - gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. Ueberhaupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil - dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufen - folge in der Natur.

201

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis tribus, testa orbiculari orvata, membranacea, gri - sea, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle). T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An - hang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmann's Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle). T. pedibus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ovata.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 22.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ih - rer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack - haftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte (Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis pla - niusculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

202

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, te - stae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßi - gen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rücken - schildes ein artiges Ansehen.

2. Rana*)Brongniart's Batraciens (mit Einschluß der Molche).. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad). Corpus nudum pedibus quatuor, posticis lon - gioribus**)F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre - nouilles et des crapauds. Par. 1803. mit Kupf.Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posticis un - guiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weib - chen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die Eierchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an - fangs geschwänzten Kaulquappen***)S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

203

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Au - gen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augen - lieder ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus ocellatis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nordamerica. Fast von der Größe eines Meerschweinchens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. fe - moribus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als der ausgebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gege - ben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. . Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat.

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo cala - mita Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali flava, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut204 von sich, der allerhand abergläubige Sagen veran - laßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1 8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc., von da die Jungen nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.

9. . Esculenta. der grüne Wasserfrosch, - ling, Marxgöker. (Engl. the gibbous frog). R. viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13 16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumal des Abends bei schönem Wetter, und treiben dabei zwey große Blasen hinter den Maulwin - keln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über Hechte Herr werden. Zur Begat - tungszeit bekommen die Männchen dieser und der vo - rigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau - men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le graisset). R. corpore laevi, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis.

Rösel tab. 9 12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bei seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei die Kehle zu einer großen Blase auf.

205

3. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4.. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta**)Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge - schlechts, und ausgenommen die Molche).. Eidechse. (Fr. lézard. Engl. lizard). Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Cro - codilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae 6, squamìs dorsi quadratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumal häufig in den größern Strömen von Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll***)Norden sagt gar 50. Voyage d'Egypte p.163.: und doch haben seine Eier kaum die Größe eines Gänse-Eies. Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefan - gen aber läßt er sich doch zähmen†)Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco - dile s. Cüvier in den annales du Museum d'histoire naturelle. T. X. 1807.Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat - tungen von Nil-Crocodilen..

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedibus posticis se - mi-palmatis.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigentliche Crocodil,206 wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eier. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von wel - chen allen aber nur die drey innern mit Krallen be - waffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elon - gatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumal im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda ca - rinata, corpore mutico squamis marginatis, ma - culis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht - baren Gefährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata.

Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über - aus schmackhaftes Fleisch und Eier.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo - bus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.

In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn kolbigen ausgehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschie -207 denen Richtungen, eines z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert die - selbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l.47. tit. 20. oder sau - rus der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, au - ribus concavis.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato - squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.

9. . Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei - dechse. L cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eier leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser - Salamander. L. nigra, dorso lateribusque ver - rucosis, abdomine flavo, nigro-maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

208

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende empor - stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 27.

11. . Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron). L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, poroso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc., sind Fabeln.

Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische Amphibien ihre Stelle finden, deren sonderbarer Bau zumal ihre ansehnlichen frei ausstehenden Kiemen immer noch räthselhaft scheint.

A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis. Palpebrae indivisae.

1. . anguinus.

von Schreibers in den philos. Transact. for 1801*)Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo anguino. Pavia 1809. 4.G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Gottin - gens. recentior. vol. IV.Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cüvier in den voyages de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier vol..

Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst lichtscheu.

B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.

1. lacertina.

Ellis uni J. Hunter in den philos. Trans - act. vol. LVI.

In den Gewässern von Carolina.

209

II. SERPENTES*)[?]Brongniart's Ophidiens..

Die Schlangen**)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 1790 1821. III. Hefte 4.Patr. Russell's Account of Indian Serpents together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. haben gar keine äußere Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lunge leicht schwimmen können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen meh - rentheils an einander gekettete Eier, und ihre Kinn - laden sind nicht, wie bei andern Thieren, fest ein - gelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Ta - sten***)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göttingen, 1817. 8. Manche sind mit heftigem Gift in beson - dern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne ( als durch einen Ausfüh - rungsgang ) beim Biß in die Wunde geflößt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. )210 Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Character ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wo - durch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I., da bei den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen besetzt ist ( Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. ); außer - dem haben aber wohl alle Schlangen noch eine dop - pelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake). Scuta ab - dominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Ge - schlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange**)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung211 eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. ( so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbei zu ziehen. ) Auch hat mir ein sehr zuver - lässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deshalb die dasi - gen jungen Indianer, um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton. Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I. p. 334. von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das Nämliche auch an mehreren andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. Die Klapper - schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal - caria analia bina.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. le devin). B. scu - tis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien, Africa und Brasilien**)Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G. von Brasilien. I. B. S. 211 u. f.. Wird nach Adanson's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Kno - chen entzwei brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller - hand Kunststücken abgerichtet. Die Amaru-Schlange in Südamerica, die von den Antis in Peru angebe - tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we - nig von dieser verschieden. Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda - Schlange von einer andern Gattung.

212

7. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdomi - nalia. Squamae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. C. ten - taculis superciliaribus, scutis 145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehenden Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. . Berus. die Otter, Viper. (Engl. the ad - der). C. scutis 146. squamis 39.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 20.

Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo - mit ehedem Redi und nachher Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scu - tis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Eu - ropa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scu - tis 175. squamis 35.

Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein -213 gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Flo - rida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo). C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch - schlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slowworm). A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherlei theils sauber gezeichnete Spielarten.

2. Platuros. A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run - zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

214

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kaltem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorpligen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu beiden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht wie an den Froschlarven ꝛc. außerhalb desselben frei hervorragenden) Kiemen Athem holen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) ver - treten bei den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bei den mehresten mit der Kiefer-Haut (mem - brana branchiostega) verbunden sind. Die Kie - men selbst sind mit unzähligen der zartesten Blutge - fäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange215 entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und aus - athmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folg - lich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genom - men, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vorigen Thierclassen. Bei den meh - resten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei - nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (cor - pus depressum s. plagioplateum); bei andern, wie beim Aal ꝛc., ist er mehr walzenförmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vier - kantig ꝛc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmit - telbar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so genannten, die von einer ganz eigenen216 Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils ausnehmend elegan - ten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakich - ten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit ei - nem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-Linie liegen.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zacha - riä's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittemb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de Middelen, door welke de Visschen zich bewegen etc.(Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor - sales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine verticale Stellung hat.

217

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei den so genannten cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumal die Süß - Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbin - dung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumal die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hin - gegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und - sten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen ver - ändert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so218 steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß - lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America*)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri - can philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B..

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres - sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha - ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an - dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See - fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft ꝛc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus - wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande - rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,219 zahlreichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m.*)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 423. u. f. der dritten Aufl..

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche An - merkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nämlich wenigstens die mehresten ei - nem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodischen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Gold - brachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehö - ren, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit ein - ander paaren; sondern bei den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann***)S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..

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Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchgehends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei andern, wie namentlich beim Karpfen, ano - malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Kar - pfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine Million Eierchen ꝛc .*)Philos. Transact. vol. LVII. p.280..

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi - bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge - mach vollends ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc., daß sie anderthalb hun - dert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc., nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;221 aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von die - sen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Brasilianer ꝛc., wissen die Fische auf die mannichfal - tigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bei vielen, wie z. B. un - ter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptgeschäft, und in Rücksicht der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen gebrannt: der Leberthran von letztern nun auch als Arzneimittel. Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachs - häute. Und manche Theile einiger Fische werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hau - senblase ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumal in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen222 bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen, nämlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahre Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche la Cepede nach dem Da - seyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt hat: nämlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex. ed. Linnaei. Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. 223
  8. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum. Lugd. Bat. 1781. P. I III. fol.
  9. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  10. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des péches ꝛc.) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  11. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutschlands. Berl. 1782. III. B. 4.
  12. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  13. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl. Schneider. Berol. 1801. 8.
  14. de la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V. vol. 4.
  15. Histoire naturelle des poissons, par le B. Cuvier et M. Valenciennes. Par. seit 1828. 8. und Planches, fol.
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200 Fishes of the coast of Coromandel. Lond. 1803. II. vol. fol.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physiologie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vielen Zusätzen vor P. Camper und J. G. Schneider. Leipzig 1787. 4.
224

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bei den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad la - tera colli. Fistula in nucha. Pinnae pecto - rales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam - proie. Engl. the lamprey). P. ore intus papil - loso, pinna dorsali posteriore a cauda distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u. a. Mee - ren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vo - rige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Namen Myxine den Gewürmen beigezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben.

225

3. Raia. Roche*)Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera - Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray). Spi - racula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum, os sub capite.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar or - ganisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehe - dem durch allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilis - ken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bei einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Meerjungfern etwas beigetragen zu haben**)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so vermeh - ren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See - Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish). R. tota lae - vis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.). Wird an theils Orten gegessen.

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair). R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeorum ordine.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent - ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonnette. Engl. the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

226

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark). Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in inferiore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat). S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau). S. capite latissimo transverso mal - leiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Welt-Meeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark). S. dorso plano, dentibus ser - ratis.

Bloch tab. 120.

Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie überhaupt bei den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beim jungen Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälli - ger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder - holten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.

Bloch tab. 120.

227

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken einge - keilten Zähnen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel. (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil). Pinnae pectorales branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the frog-fish). L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Ab - domen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B. pinna capitis biradiata, corpore posterius sub - villoso.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripar - tita, sub collo. Oris labium superius quin - quepartitum. Dentes primores incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

228

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li - nearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspischen ꝛc., in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts sowohl wegen des Flei - sches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge - gen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter ein - ander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa - libus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vor - züglich wegen des Fischleims oder Hausenblase merkwür - dig, die man besonders aus der Schwimmblase dessel - ben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer an - dern Gattung dieses Geschlechts, nämlich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels u. a. bereitet.

229

9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre). Corpus osse integro loricatum. Pin - nae ventrales nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub - caudalibus binis.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus sub - tus muricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T. abdomine aculeato, corpore laevi, humeris pro - minentibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun - des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viri - dibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fi - schen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johanna - Insel.

230

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish). T. totus hispidus, papillis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Was - sern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish). T. laevis com - pressus, cauda truncata: pinna brevissima dorsali analique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französi - schen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des leben - digen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus un - dique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish). D. oblongus, aculeis tere - tibus.

Bloch tab. 126.

Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum con - natae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf - padde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lump - sucker). C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.

231

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput pro - ductum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.

1. [Scolopax]. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mittelländischen Meer ꝛc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore operculato, maxilla inferiore mobiliore. Cor - pus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem-angulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See - Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea - horse). S. pinna caudae quadrangulae nulla, cor - pore septemangulato tuberculato.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen Namen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales ab - dominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen veranlaßt haben.

232

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen begrei - fen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die sogar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiuscu - lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Mee - ren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore unicolore.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Ge - treide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausge - schnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge - biert er sicher lebendige Junge*)S. J. H. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 519..

17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna carinatum.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus,233 dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich - ten. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220. 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Unge - fähr Mannslang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wim - melnden Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur. I. B. S. 37 u. f..

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis la - teralibus. Dentes ensiformes, apice semisa - gittati: primores maiores. Membr. branchio - stega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den - tes primores supra infraque conici, divergen - tes, sex pluresve, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous). A. pinnis pecto - ralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

234

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sandlaunce). A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Küstensand, wo er in England und Holland in Menge herausgestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Corpus ensiforme.

1. . Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.

British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest ge - schloßnen Austerschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus ovatum, latum, lubricum. Cauda bifida.

1. Paru. S. unicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore termina - tum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum, alepi - dotum.

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl.235 the sword-fish, whale-killer). X. mandibula in - feriore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaf - tes Fleisch und macht besonders für die calabrischen und sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang*)Iac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..

24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compressum. Pinnae pectorales minutae.

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchscheinender Rieme**)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn Superint. Hesse..

236

IV. IUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio superiore dupli - cato; oculi approximati. Membr. branchio - stega rad. 6; apertura nuchae foraminibus respirante. Opercula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. radiis 5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the-star gazer). U. cirris multis in maxilla inferiore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

27. Trachinus. Caput scabriusculum, com - pressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

1. . Draco das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, stingfish). Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vesti - tae, pectorales acuminatae.

237

1. . Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had - dock). G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich aber an den englischen und schottischen Küsten Viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zu - weilen von ganz auffallender Stärke und langanhalten - der Dauer*)s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..

2. . Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod - fish). G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif - fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zubereitung (als Stockfisch, als La - berdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor - züglich in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu - Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang ausmachen**)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting). G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

238

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal - raupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot). G. dipterygius cirratus, maxillis aequa - libus.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmack - haftesten deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lan - ceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Ge - biert lebendige Junge.

239

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os simum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6, corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish). L. cauda bifurca, striis ca - pitis 18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato-declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longi - tudine dorsi.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin). C. cauda bifida, radiis dor - salibus 60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.

240

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approxi - matos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4.; pinnae ventrales unitae in ovatam.

1. . Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali secunda radiis 14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge). C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb). C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weib - chen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorg - fältigste.

35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, fauci - bus. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium superius membrana transversa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: infimo transverso. Corpus compressum.

241

1. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda bifurca, spina ante pinnam analem dorsalemque recumbente.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda ro - tundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halb - fisch. (Fr. sole. Engl. flounder). Oculis utrisque in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4 7; corpus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre bei - den Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nämlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au - gen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise). P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördlichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the floun - der). P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, den - tibus obtusis.

Bloch tab. 46.

242

4. . Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. . Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmack - haftesten Fische.

38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dor - salis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an aller - hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsa - libus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acuminatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.

Bloch tab. 266.

243

Im mittelländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder - gel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro - ducta.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuwei - len giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotundatae.

1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caeru - lescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recon - denda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.

Bloch tab. 297.

Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.

244

42. Perca. Opercula spinosa, antrorsum ser - rata. Membr. branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea lateralis cum dorso arcuata.

1. . Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. . Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.

3. . Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe). P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; cor - pus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine, zu Thran, und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor. der Lootsmann. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4 membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Beglei - ter oder Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus carcharias) findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet245 ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..

44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe ver - sus caudam.

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferiori - bus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche andere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beitragen.

3. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny). S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig**)Von seinen wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII XXX.. Ihm ähnelt die zumal aus den Südsee-Reifen bekannte Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, declive, squa - mis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. die Rothbarbe, Meerbarbe. (trigla. Fr. le surmulet). M. cirris geminis, cor - pore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

246

Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang. Berühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwelger damit getrieben, so wie wegen des physiolo - gisch merkwürdigen wundersamen Farbenspiels, das die - ser Fisch (so wie der Goldkarpfe S. 239 u. ei - nige andere) im Sterben zeigt*)Seneca quaestion. natural. l. III. c. 17. sq..

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser Gattung verschieden.

46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt - Meeren.

247

VI. ABDOMINALES.

Die, deren Bauchflossen hinter den Brustfloß - federn sitzen. Die mehresten Süßwasserfische sind aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte Membr. branch. rad. 4 6; cauda versus pin - nam minus angustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.

Bloch tab. 361.

Bei Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the lo - ach). C. cirris 6, capite intermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammpeizker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bei bevorstehender Wet - terveränderung unruhig**)Leisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814. S. 139..

248

48. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformi - bus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4 14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis pri - mus spinosus, retrodentatus.

1. . Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali unica mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34

In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hausen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent - ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein son - derbares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica unira - diata, squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur). S. pinna dorsali unica lumbari, re - mota absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1792. tab. 20.

Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110). Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve depressum. Os edentulum retractile. Membr. branch. radiis 6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 10; pinna dorsalis postica adiposa: pinnae ventrales mul - tiradiatae.

249

1. . Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Wächst wohl unter den Fischen am schnellsten. Nur die Männchen haben einen gebo - genen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tun - gusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumonée. Engl. the sea trout). S. ocellis ni - gris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.

Bloch tab. 21.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichti - ges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beinahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großen - theils von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt). S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring, Angmar -250 set (Salmo arcticus) den die Grönländer nächst ih - rer Hauptnahrung, dem Seehundfleische, in größter Menge gleichsam als Brot oder Kuchen verzehren.

6. . Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hudsons - bay. Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerlei zu seyn scheint.

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig - kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze fin - det sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.

52. Esox. Caput supra planiusculum: mandi - bula superiore plana breviore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7 12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike). E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am - phibien, Kröten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säu - gethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.

251

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike). E. rostro utraque maxilla subulato.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher Menge. Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden grasgrün werden.

53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales numerosae.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi - stoire naturelle tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meer - grüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenhei - ten zeichnen dieses sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in me - dio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano cau - dae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von seinem Vaterlande.

252

56. Atherina. Caput maxilla superiore pla - niuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

57. Mugil. Caput: Labia membranacea; infe - rius introrsum carinatum. Dentes nulli. Den - ticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Opercula laevia ro - tundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinque - radiata.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. ra - diis 10. Corpus albicans, abdomen angula - tum, pinnae pectorales maxime volatiles, ra - diis antice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine utrinque carinato.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoe - tus mesogaster ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100. ) die zumal im Westen des atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern, auch durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die längsten sind.

59. Polynemus. Caput compressum, undique squamosum: rostro obtusissimo prominente. 253Membr. branch. rad. 5. vel. 7. Corpus digi - tis liberis ad pinnas pectorales.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore lon - gioribus.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum superiorum my - stacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Bran - chiae interne setaceae. Abdominis carina ser - rata. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. Harengus. der Häring, Strömling. (mem - bras? Fr. l'hareng. Engl. the herring). C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu - mal vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun - gen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum be - wundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bei Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen ( s. oben §. 109. ) nach den europäischen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. tausende von Euro - päern mit ihrem Fang beschäftig.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat). C. pinna dorsali radiis 13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittelländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Maifisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad). C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30. fig. 1.

254

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois). C. maxilla superiore lon - giore.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno ge - fangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novem - radiatae.

1. . Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani ra - diis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo utrinque serrato.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Ro - gen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahr - volle Zufälle erregt hat*)S. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp). C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pin - nae dorsalis radio secundo postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen, zumal mit der Karausche, Ba - starden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häu - figer Mißgeburten als unter irgend einer andern bekann - ten Fischgattung. Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen ent - blößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

255

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench). C. pinna ani radiis 25, cauda in - tegra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die Gold - schleihe*)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deutschen Fische.

4. . [Carassius]. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian). C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish). C. pinna ani gemina, caudae tri - fida transversa bifurca.

Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Haus - thiere gehalten werden, und in mancherlei wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Far - ben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Au - gen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und ge - ben dabei doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow). C. pinna ani radiis 8, ma - cula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. . Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumal im südlichen Deutschland. Schön orange - farben.

256

8. . Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak). C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und west - lichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Beckmann's Beiträge zur Geschichte der Erfindun - gen. II. B. S. 325 u. f..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème). C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

257

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23) auch von den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel so wie überhaupt kein Gerippe haben, auch wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Namen daher, daß, wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbil - dung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein - schnitte von einander abgesondert sind, ja bei vie - len fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Ge - schlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch beson - dere theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (An - tennae, Fühlhörner), und die alle Mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten Insecten zum allermin -258 desten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestim - mungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst viel - artige Bildung, in welcher sie, so wie in der un - gleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von ein - ander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist mannigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über ein - ander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmet - terlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sin - neswerkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art259 der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf, äußern Sinnen, zumal das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un - verkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Facetten, bei eini - gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be - stehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei - nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn, wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte tele - scopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*)260M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8. die bei den verschiede - nen Gattungen, und bei manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Ge - ruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, schei - nen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name andeutet, Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bei ihrer harten, unempfind - lichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bei der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freß - spitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeu - gen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des animaux articulés. Par. 1828. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bei den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von un - gleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten261 auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bei wenigen (wie z. B. bei den Krebsen, Heuschrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähn - liche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein In - sect seine Luft durch den Mund, sondern durch man - cherlei andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 276 u. f.. Auch können die mei - sten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele le - ben in der den so eben genannten Thieren so schäd - lichen mephitischen Luft, worin animalische und vege - tabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasser - stoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde**)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalte bestimmt ist. weit unbeschränkter, als262 der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzu - treffen, und sogar größere Insecten, wie z. B. - fer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge - wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten In - secten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von In - secten bewohnt und besucht werden. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dage - gen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten ge - hen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesell - schaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Be - gattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnun - gen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wis - sen, ist schon oben bei Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in einer ge - wissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder263 wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollendeten Gestalt als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspin - nen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fall - gruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben: oder die, wie manche Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommen - schaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eier anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bei der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bei den aller - mehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbst - erhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. eine große Bestim - mung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattung überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Ver - mehrung, theils ihre beispiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bei einem sehr kurzen Darm - canal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eige - nen Gewichts verzehren kann. Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seit -264 wärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freß - zangen (maxillae); andere wie einem zugespitzten, hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro - boscis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerlei Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepi - dopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des ge - sellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre be - wundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bei der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gat - tung die beiden Geschlechter einander so äußerst un - ähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz ver - schiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat - ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtslos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

265

§. 136.

Ferner hat die Begattung bei verschiedenen Insecten sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungs - zeit geflügelt. Ueberhaupt aber leben die mehresten in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mal in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bei ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Be - gattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungs - geschäfte der Insecten gehört auch, daß bei vielen, wie z. B. beim Cochenille-Wurm, beim Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bei der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebähren rei - fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen In - stinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den Schmetterlingen, von einer überaus man -266 nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu - fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an - dern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bei weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un - mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich ( so wie auch einige ungeflügelte ) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Ge - staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge - gen die gemeine Meinung) auf eine Weise umge - bildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam - men reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau - pen, die manchen europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Werke. I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f..

267

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ei krie - chen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Wei - denraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Aus - kriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Ei kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Ma - den. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänz - lich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mal.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah - rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen ver - schließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäuben - den Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkom - menen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem268 Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol - viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mal einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga - nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom - menschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der In - secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk - ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannichfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor - beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf - zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erd - reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl - thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwür - dige Weise**)Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Na - tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen269 benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Verschie - denartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von Europa so wie im Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene In - secten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerlei andern Ge - brauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Sie - gellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arznei sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade*)Kirby and Spence a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen270 den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brot-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hüh - nern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Scorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich auch hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch daß in der letzten Ordnung, nach dem Vorgange von De Lamarck u. a. neuern französischen Entomolo - gen die Spinnen, Scorpione, Krebse ꝛc. (die Arach - niden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten ganz abgesondert, den Beschluß machen.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit horn - artigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornar - tigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zu - sammen gelegten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flü - geln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit wei - chem behaartem Körper, und vier ausgespann -271 ten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzför - migen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen ge - aderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeck - ten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

Zur N. G. der Insecten. Nur wenige von vielen.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamensium. Amst. 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene Diertjes. Amst. 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insecten in Deutschland. Berl. 1720 38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands. Nürnb. seit 1795. 12.
  9. Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Germaniae. P. I. 1813.
  10. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen. Nürnb. 1746 61. IV. B. 4.
  11. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  12. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII. B. seiner amoenitat. academic.
  13. J. H. Sulzer's Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  14. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1766. 4.
  15. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  16. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  17. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  18. 272
  19. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  20. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  21. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804. XIV. vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von Büffon.)
  22. De Lamarck (s. beim folgenden Abschn.)
  23. A. M. C. Duméril considérations générales sur la classe des Insectes. Par. 1823. 8.
  24. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734 1742. VI. vol. 4.
  25. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752 1778. VII. vol. 4.
  26. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips. 1783. 8.
  27. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  1. Lesser théologie des insectes. (trad. de l'allemand) avec des re - marques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spence's Introduction to Entomology. ed. 2. Lond. 1818 26. IV. vol. 8.
  1. L. G. Scriba Beiträge zur Insectengeschichte. Frkf. seit 1790. 4.
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger. Braunschw. 1801 07. VI. Th. 8.
  2. C. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit 1813. 8.
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790. II. Th. 8.

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach - richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadel - macher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vor - züglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.

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I. COLEOPTERA s. Vaginipennia. (Eleutherata Fabr.)

Die Insecten dieser Ordnung*)Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden überhaupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlechte insbesondere beilegt. Die Larve hat Freßzangen, und bei den mehresten Ge - schlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bei einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils un - ter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bei den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle). Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidentato, capitis recurvo; supra multidentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün ꝛc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus tho - race bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

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Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. . Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capi - tis cornu erecto, clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde ver - scharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein ein - ziges Ei legt.

4. . Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn - käfer. S. scutellatus, thorace prominentia tri - plici, capitis cornu incurvato, antennis hepta - phyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als En - gerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hoh - len Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Re - den großen Schaden.

5. . Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis, posticis ciliatis, vertice subbidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.

Namentlich häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als Sinnbild der Ober - und Unterwelt ver - ehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherlei andern Kunstwerken, theils in coloßaler Größe, vorgestellt worden*)S. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen (und auch der Etrus - kischen) geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella - tus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.

Im Kuhmist.

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7. . Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle). S. scutellatus, muticus, ater, gla - ber; elytris sulcatis; capite rhombeo: vertice pro - minulo: antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwe - gen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus mu - ticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, antennis nigris.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. . Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar - tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite thora - ceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumal an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May - chaffer, cockchaffer). S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso; cauda inflexa, incisu - ris abdominis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deßhalb in einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne ci - tirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zuge - stand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und reiflicher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettler's Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als Maikäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laube, besonders an Obstbäumen.

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11. . Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach - käfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, ely - tris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.

12. . Auratus. (Cetonia aurata. F:) der Gold - käfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus au - ratus, segmento abdominis primo lateribus uni - dentato, clypeo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen - haufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beispiele, daß er mit angefeuchteten Brotrinden gefüttert lassen, über 8 Jahre lebendig erhalten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae por - rectae, exsertae, dentatae.

1. . Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag beetle). L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere unidentatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo per - foliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub tho - race inflexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger ely - tris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

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Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thie - ren ꝛc.

3. . Typographus. (Bostrichus T. F.) der Bor - kenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holz - wurm. D. testaceus pilosus elytris striatis re - tusis praemorso-dentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Natur - forsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar ge - wordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinis abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt hat. Bei der dadurch verursachten Wurmtrock - niß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, ge - schweige als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen - käfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. . Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette). Antennae filiformes; articulis ulti - mis maioribus. Thorax subrotundus, immar - ginatus, caput excipiens.

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1. . Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus uni - color.

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reiz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace qua - dridentato, elytris fasciis duabus albis.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlun - gen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-watch). P. fuscus subpilosus griseo irre - gulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungszeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo soli - diusculo; infimo articulo compresso, decur - vato. Caput intra corpus retractile. Os for - cipatum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, ca - pite breviores, oculi 4, duobus supra, duo - bus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.

279

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcompressae.

1. . Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Ely - tra marginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, marginatus.

1. . Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod - tengräber. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern Geschick - lichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maul - würfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, un - ter die Erde zu vergraben, und ihre Eier dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfili - formes, extrorsum crassiores. Elytra margi - nata. Caput sub thoracis clypeo plano re - conditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris sanguineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

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10. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady - cow, Lady-bird). Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semicordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque margina - tis, abdomine plano.

1. . 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punctis nigris septem.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë - Gattungen als wirksames Heilmittel bei mancherlei Zahnweh empfohlen worden.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae mo - niliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.

1. . Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*)S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..

2. . Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tri - bus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo.

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4. . Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenticae - rulea.

Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen un - ter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen be - kannt ist*)s. G. H. Ritter's Göttingische Preisschrift im Hannover - schen Magaz. 1801..

5. . Merdigera. (Lema M. F.) er Lilienkäfer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico utrinque impresso.

Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Maiblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusifor - mes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

1. . Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim cras - siores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.

Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femo - ribus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.

Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumens -282 dicken Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson). Antennae subclavatae, rostro insidentes. Ro - strum corneum prominens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, elytris abbreviatis striatis.

Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.

2. . Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.

So wie der folgende eine große Plage für die Korn - böden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifen - fiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. . Granarius. der schwarze Kornwurm. (Ca - landra granaria. F.) C. longiroster piceus ob - longus thorace punctato longitudine elytrorum.

4. . Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

283

5. . Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.

6. . Pomorum. C. longiroster, femoribus anticis dentatis, corpore griseo nebuloso.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.

7. . Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiroster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Diamond Beetle.) C. breviroster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versico - lore distinctis, abdomine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihen - weise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zumal unter dem Vergrößerungsglase, eine ausnehmende Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum incli - natum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen - wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viele Bienenzucht ist; thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capri - cornus). Antennae attenuatae. Thorax spi - nosus aut gibbus. Elytra linearia.

284

Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhör - ner, einen ungemein starken Brustschild und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, ely - tris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerica.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace mar - ginato dentato, maxillis porrectis coniformibus utrinque spinosis, antennis brevibus.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeich - net, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris ob - tusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, an - tennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, anten - nis longissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mal so lang als das ganze Thier.

17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra api - cem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau - rata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Antennae se - taceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

285

1. . Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. ely - tris abbreviatis ferrugineis immaculatis, antennis brevioribus.

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm). Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semiorbiculatus, caput subtus occultans cingensque. Abdominis latera plicatopapillosa.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begat - tungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eier gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bei beiden Geschlechtern.

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein Paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabei im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Abdominis latera plicato-papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro, macula nigra, elytris fuscis.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es ge - schneit hat, zu tausenden hervorgekrochen, da ihre plötz - liche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin). Antennae setaceae. Thorax retror - sum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.

286

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befe - stigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beim Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügel - decken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus macula flava glabra.

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. . Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus corporeque nigris.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi pro - minuli. Thorax rotundato-marginatus.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnellig - keit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. . Germanica. O. viridis, elytris puncto lunu - laque apicum albis.

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae seta - ceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugo - sis, thorace marginato laevi, corpore inaurato.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Klein Fingers lang.

287

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longitudi - naliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. . Viridis. B. elytris integerrimis sublinearibus punctatis, thorace deflexo, viridi elongato.

Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jah - ren in hiesiger Gegend große Verwüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängelte Gänge fraß.

24. Dyticus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hy - drocantharus). Antennae setaceae aut clavato - perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis perfoliatis, corpore laevi, sterno carinato, postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eier legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschlossenen Eiern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus - gekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. . Marginalis. D. niger, thoracis elytrorum - que margine flavis (mas).

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen dieses Geschlechts), den Fischteichen gefährlich. Beim Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae setaceae. Thorax obcordatus apice truncatus margina - tus. Elytra marginata.

288

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die we - nigsten können fliegen, laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. . Auratus. der Goldhahn. C. apterus, ely - tris porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis.

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo ni - tens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomine subatro.

Sulzer's Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. . Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bombar - dirkäfer. (Fr. le pétard). C. thorace capite pedibusque ferugineis, elytris viridi nigrican - tibus.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vo - rigen Gattung verfolgt, und ist dabei durch die von Dr. Rolander beschriebene ganz eigene Art bekannt geworden, womit er sich gegen den C. inquisitor u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da es ihnen mit einem merklich starken Laut einen blaulichen Dunst ent - gegen schießt ꝛc.

5. . Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.) C. piceus, thorace linea excavata longitudinali manibus spinosis.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren (wie z. B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Halli - schen Saalkreise) furchtbaren Mißwachs der jungen Ge - treidesaat. Der Käfer halt sich des Nachts in Menge auf den Aehren auf.

289

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo ultimo subrotundo. Thorax plano-convexus, marginatus. Caput exsertum. Elytra rigi - diuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anticis crassioribus.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich da - her häufig in Mühlen und Bäckerhäusern, heißen Mehl - würmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.

2. . Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, co - leoptris laevibus mucronatis.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ul - timo ovato. Thorax subrotundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.

1. . Proscarabeus. der Maiwurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle). M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bei gewaltsamer Berührung einen stinkenden Saft aus den Kniegelenken der Beine ausfließen läßt.

2. . Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spanische Fliege. (cantharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das (so wie in Ben - galen die M. trianthemae*)S. Hardwicke u. a. im Vten B. der Asiatic Researches pag. 213. u. f.) zum Blasenziehen ge - braucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi290 compresso-clavati, oblique truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu ver - mehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzer's Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus*)J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera ꝛc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum. Got - tingae. 1806. 8.. Antennae moniliformes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda sim - plex exserens duas vesiculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwür - dig, die sie, sobald sie Gefahr merken, aus dem Hin - terleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis ci - nereis, maxillis longitudine capitis.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra di - midiata. Alae tectae. Cauda forcipata.

1. . Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig). F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

An der ungegründeten Sage, daß dies Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich irgend etwa ein Mal eins dahin so gut, wie irgend ein andres Insect, verirren kann. Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge vermehren dem Grundholz der Gebäude und den Fensterfutterungen.

291

II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyngota Fabr.)

Bei den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bei einigen mit Kinnladen, bei den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Pro - boscidea genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumal die obern an der Wur - zel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bei einigen sind sie gerade ausgestreckt, bei andern übers Kreuz zusammenge - faltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flü - gel, und bei verschiedenen sind die Weibchen gänz - lich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkomm - nern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden*)Viel zur N. G. dieser Ordnung und der Neuropteren ent - halten T. de Charpentier horae entomologicae. Vratisl. 1825. 4..

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Anten - nae setaceae. Elytra alaeque planae, subcoria - ceae. Thorax planiusculus orbiculatus, margina - tus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis. die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cock - roach). B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo impresso.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die, ich weiß nicht warum, sogenannte Germanica, die Americana ꝛc. ) für manche Gegenden, wo sie sich eingenistet und292 stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancherlei Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verursachen*)Ein schreckliches Beispiel gibt Maurelle's Südseereise im voyage de la Perouse autour du monde vol. I. p. 279 u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Asa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in einem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hineinsperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro in - tegro 4-pustulato; dextro ad marginem inter - num semipellucido, 3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleich - heit in der Zeichnung der beiden Oberflügel merk - würdig.

3. . Lapponica. B. flavescens, elytris nigroma - culatis.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 mem - branaceae, convolutae, inferiores plicatae. Pedes antici compressi, subtus serrato-den - ticulati, armati ungue solitario et digito seta - ceo laterali articulato: postici 4. laeves, gres - sorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, son - derbaren Bildung**)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken, wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4.. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was Eignes gleichsam Feierliches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumal im Oriente, angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.***)J. C. Fabricii Supplementum entomologiae systematicae. Hafniae, 1798. 8. p. 186.] M. thorace teretius - culo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

293

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarinato elytrisque viridibus immaculatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.

4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocello ferrugineo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig ver - ehrt wird.

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper). Caput inflexum, maxil - losum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Ungues ubique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bei manchen geben die Männchen entweder zur Begattungs - zeit, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen be - kannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln her - vorbringen.

294

1. . Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit - wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd - krebs. (Fr. la courtilière. Engl. the mole - cricket). G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: theils an Orten wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist un - ter der Erde, und thut zumal den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.

2. . Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket). G. thorace rotundato, alis caudatis ely - tro longioribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. . Campestris. (Acheta C. F.) die Feld - grille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. . Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis viri - dibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen, springt vorzüglich weit.

5. . Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.) das Heupferd. G. thorace subquadrato laevi, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis lon - gitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace cristato, carina quadrifida.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten ꝛc.

7. . Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace295 subcarinato; segmento unico, capite obtuso, maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Miß - wachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich ge - hört es wohl (so wie der ihm ähnliche, sich auch zu Zeiten in Unzahl vermehrende Gr. tataricus), in die asiatische Tatarei zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblieben*)S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte dieses furchtbaren Insects:Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz. 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.. Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat - tung ist) in Nord - und Süd-America finden. Daß sie in Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird, ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beispiel von voreilig dreistem Hy - perscepticismus.

8. . Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris ne - bulosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora**)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Want - zen, door Casp. Stoll. Amst. 1780 sq. 4.Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum. Brunsvigae 1803. 8.. Caput fronte producta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.

296

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bei den nachbenann - ten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträ - ger, Leiermann. (Fr. la porte-lanterne. Engl. the lanthorn-fly). F. fronte ovali recta, alis lividis; posticis ocellatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so groß als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria. der schinesische Laternträger. F. fronte rostrato-subulata adscendente, elytris viridibus luteo-maculatis, alis flavis: apice nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.

35. Cicada. (Fr. cigale). Rostrum inflexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes plerisque saltatorii.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zu - sammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe hervor - gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulen - schwämmen (clavariae) besonders häufig auf den Pup - pen von Cicaden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf Raupen, Schmetter - lings-Puppen, Laufkäfern ꝛc. wachsen*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1769.Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis im - pensa. Havn. 1790. fol..

1. Orni. die Manna-Cicade (Tettigonia O. F.) C. nigra flavo-maculata, alis hyalinis, basi flavis maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.

297

Im südlichen Europa und in Nordafrica an einigen Gattungen von Eschen, wo sie durch ihren Stich das Ausschwitzen der Manna (so wie in Arabien eine Gat - tung von Schildläusen an einer Tamariske) verursachen soll. Wird insgemein nebst der fast noch ein Mal so großen C. plebeia (Rösel fig. 4.) für die bei den Alten so beliebten Cicaden gehalten*)Allein die ächt griechische (weiland den Musen ge - heiligte, von den griechischen Dichtern gefeierte) Cicade, die mir einer meiner Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus Chios kom - men lassen, und die von jenen beiden sehr verschieden ist, finde ich bloß bei Petiver abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7..

2. . Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum - wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus, fascia duplici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Ge - stalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.

3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis ni - gris: punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano lanato.

Stoll tab. 10. fig. 49. und D.

In Westindien. Hat den Beinamen von den räth - selhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hinterleibe**)Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keu - lenschwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?.

36. Notonecta. Wasserwanze. Rostrum in - flexum. Antennae thorace breviores. Alae 4 cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pe - des posteriores pilosi natatorii.

1. . Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis.

Frisch P. VI. tab. 13.

298

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc., von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae anticae coriaceae. Pedes anteriores cheliformes; re - liqui 4 ambulatorii.

1. . Cinerea. N. cinerea, thorace inaequali, cor - pore oblongo-ovato.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eier dieses Thieres haben eine überaus sonder - bare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.

2. . Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdominis margine serrato.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca: ocu - lis nigris, alis albidis, dorso plano.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das namentlich auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eier auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swam - merdam bei dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace marginato. Pedes cursorii**)J. Fr. Wolff icones cimicum descriptionibus illustratae. Fasc. I V. Erlang. 1800. sq. 4..

1. . Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise. 299Engl. the bug, wall-louse). C. flavescens, alis nullis.

Sulzer's Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufenthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zu - stande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs fast in allen Welttheilen (namentlich in Sibirien, Ostin - dien, Nord - und Süd-America ꝛc.) So leicht Wan - zen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es, sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung kräftiger Mittel*)Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlenA. Heiße Seifensiederlauge.B. Absud von Zweigen und Borke des Lärchenbaums.Mit diesen Mitteln wird das Holzwerk gewachsen:Vorzüglich aberC. Räucherungen von oxygenirter Salzsäure in Gas - oder Dunstgestalt, in den ausgeräumten Zimmern bei festverschlossenen Thüren und Fenstern.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Wein - essig auf die Bettücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu vertrei - ben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmal überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

2. . Corticalis. (Aradus C. F.) C. membrana - ceus, abdominis margine imbricatim secto, cor - pore nigricante.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.

3. . Baccarum. der Qualster. C. ovatus gri - seus, abdominis margine nigro maculato.

In Gärten, zumal an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt heftig: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.

300

4. . Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore ob - longo subvilloso fusco.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

5. . Apterus. (Lygaeus A. F.) C. ovatus, ru - bro nigroque varius, elytris rubris, punctis duo - bus nigris.

Stoll tab. 15. fig. 103.

Mitunter doch auch geflügelt. Ueberwintert klum - penweiß an Baumwurzeln ꝛc. *)S. Hofr. Hausmann in Illiger's Magaz. I. B. S. 229 u. f.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, (vulgo sogenann - ter Mehlthau). (Fr. puceron. Engl. plant - louse). Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen postice saepius bicorne.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen: und werden auch in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in der letzten Ge - neration jeden Sommers**)S. ebenfalls Hausmann in dem gedachten Magazin. I. B. S. 426.; bei den mehresten Gat - tungen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eier oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet lie - gen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus - gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß bis zu dem ebengedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten301 ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmalige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bei vielen bis ins neunte Glied äußert.

1. . Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. . Ulmi. A. ulmi campestris.

3. . Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. . Rosae. A. rosae.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. . Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 45. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Aus - wüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alber - knospen ꝛc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longis - simis, thorace verrucoso.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum ꝛc., wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den ge - flügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.

1. . Buxi. C. buxi.

2. . Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte). Rostrum pectorale. Abdomen postice seto -302 sum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Ge - schlechter einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nach - dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Ge - wächsen, und könnte bei manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an - gesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungstrieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und be - fruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäu - men, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man vertreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen be - streut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der Provence ꝛc. an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmi - gen, gallapfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car - moisinroth daraus verfertigt.

4. . Polonicus. deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen; zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille. Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

303

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abge - lesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus in - dicae et religiosae.

D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.

Zumal in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Bei Madras in Indien hat man ein wachsähnliches, weißliches Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee - bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, wichtig werden kann.

42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae longitudine thoracis. Abdomen sursum re - flexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcruciatae.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. . Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen ꝛc.

304

III. LEPIDOPTERA. (Glossata Fabr.)*)Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den schon oben genannten, vorzüglich noch folgende Werke:Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen, seit 1777. gr. 4.Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.M. B. Borkhausen's Naturgesch. der europäischen Schmet - terlinge Frkf. 1788 u. f. 8.Ferd. Ochsenheimer's Schmetterlinge von Europa. Dresd. seit 1817. 8. fortgesetzt von Fr. Treitschke. Leipz. seit 1827.J. W. Meigen Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. Aachen, seit 1829. 4.(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeich - niß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von Illiger und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.C. Clerck icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sq. II. vol. 4.P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.The natural history of the rarer lepidopterous insects of Georgia, collected from Abbot's observations by Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.Chr. Schwarz neuer Raupenkalender. Nürnb. 1791. II. B. 8..

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ord - nung, die sich durch vier ausgespannte, mit bun - ten Schuppen befiederte Flügel, und einen behaar - ten Körper, auszeichnet. Als Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang ge - streckten, cylindrischen Körper von zwölf Abschnit - ten, mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischiger Füßen am Hinter - leibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird305 dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bei der Weidenraupe und einigen andern sehr weni - gen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer be - stimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so genannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen Au - gen, zwey große halbkugelichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butterfly). Antennae apicem versus crassiores, saepius clavato-capitatae. Alae erectae sursumque conniventes.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mal. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinnste: die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite (die bei vielen an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichter Faß - lichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Equites. Alis primoribus ab angulo postico ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis. (saepius nigris).

Achivi, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis; primoribus oblongis; posticis bre - vissimis.

306

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris.

Clerk tab. 17.

Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein großes prächtiges Thier.

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocel - lis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. . Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flavis, limbo fusco, lunulis flavis, angulo ani fulvo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. . Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus linea au - rantia.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. . Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

307

6. . Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß - ling, Heckenweißling. P. II. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die jungen halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.

7. . Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apici - busque nigris, maior.

Herold's Entwickelungsgesch. des Schmetterl. tab. 1.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unter - flügel: ein Name, der aber nachher auch den Papilio - nen überhaupt gegeben worden.

8. . Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, minor.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 45.

9. . Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: subtus venis dilatato-virescentibus.

10. . Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primoribus me - dio fulvis, posticis subtus viridinebulosis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. . Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flavis: singulis puncto flavo, subtus fer - rugineo.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. . Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.

13. . Io. das Pfauenauge, der Pfauen - spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-ful -308 vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello cae - ruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. . Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus primoribus ocello unico, posticis quinque obsoletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. . Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrinque ocellis quatuor, saepius coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.

16. . Iris. der Schillervogel. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fasciautrinque alba in - terrupta, posticis supra uniocellatis.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. . Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. . Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: primoribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. . Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-maculatis; primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. . C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

309

21. . Atalanta. der Mars, 980-Vogel. (Engl. the admirable). P. N. P. alis dentatis nigris albo maculatis: fascia communi purpurea, pri - moribus utrinque, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. . Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis ar - genteis transversis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.

23. . Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis ni - gro maculatis: subtus maculis 21 argenteis.

24. . Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fus - cis: posticis subtus fascia marginali fulva nigro - punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. . Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeruleis: posticis subtus limbo ferrugineo: ocellis caeruleo - argenteis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn ꝛc.

26. . Malvae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis divaricatis nigris albo-maculatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae medio crassiores s. utraque extremitate attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren310 Namen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme - rung umher fliegen. Die mehresten haben einen lang - samen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unter - abgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitae habitu et larva diversae.

1. . Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. . Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis viridibus: fasciis variis pallidioribus saturatioribus flavescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. . Convolvuli. S. L. alis integris: posticis ni - gro fasciatis margine postico albo-punctatis ab - domine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. . Ligustri. S. L. alis integris: posticis incar - natis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.

5. . Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis inte - gris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. I. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut ꝛc.

6. . Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi ru - bris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

311

7. . Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescentibus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. . Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. . Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis, vitta superioribus pallida, inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. . Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis, margine postico albo maculato, abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen anrichtet.

11. . Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben - schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferru - gineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

12. . Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkel - motte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. . Phegea. (Zygaena quercus F.) die Rin - gelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis fene - stratis: superiorum sex, inferiorum duobus, ab - domine cingulo luteo.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth). Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart; und verpuppen sich meist innerhalb eines besondern seidenartigen Ge -312 spinnstes (folliculus), wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nach - her, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. daran herablassen zu können ꝛc. nützen*)Lyonet Traité anatomique. tab. 2. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. 5. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. 14. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bei einigen, wie bei dem Pfauenauge, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bei einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt.

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; antennis pectinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuae alis incumbentibus. Antennis se - taceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizontalibus quiescentes.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, ut fere retusis, margine exteriore curvo.

f. Pyralides alis conniventibus in figuram deltoideam forficatam.

g. Tineae alis convolutis, fere in cylindrum, fronte prominula.

313

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin usque.

1. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superioribus sesquialtera.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beiden Indien. Die Flügel größer als an einer hieländischen Fledermaus, aber mit auffallend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinnste dieser und an - derer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.

2. Cecropia. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicor - nis elinguis, alis subfalcatis griseis: fascia fulva, superioribus ocello subfenestrato ferrugineo.

Abbot vol. I. tab. 45.

In Nordamerica*)Von einem eifrigen Entomologen, Herrn M. C. Sommer Kaufmann in Altona, habe ich ausgezeichnet schöne Exemplare dieses ansehnlichen Nachtvogels erhalten, die er (so wie mehrere exotische Schmetterlinge) aus den Eiern gezogen..

3. . Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offenen abge - stutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergi - render Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zu - sammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkom - mene Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges Insect durch diesen Weg hinein dringen kann**)Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Namens (der sogenannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat Wenz. Heeger zu Berchtolsdorf bei Wien im Großen und fa - brikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen versucht..

314

4. . Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich - blatt. P. B. elinguis, alis reversis semitectis dentatis ferrugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stellung.

5. . Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefernspin - ner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe. P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis duabus ci - nereis; puncto albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwal - dungen.

6. . Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel - schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis ale bida nigro-punctata, alis subreversis fusco veno - sis, striatisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpf - ten Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonder - bares Ansehen. Sie vermag einen scharfen Saft durch eine Oeffnung unten am Halse von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25. Taf. 5..

7. . Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis reversis rufo-cinereis; fasciis duabus linearibus luteis flexuosis.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch abenteuer - lich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwey hornich - ten Schwanzspitzen ꝛc.

8. Mori. (Bombyx M. F.) der Siedenwurm. P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

315

Der assyrische Bombyx beim Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen ver - arbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Ju - stinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mal gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bei 500 Eier, die im folgenden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina*)Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zar - ten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. 5. fig. 1. 2. zu Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.

9. . Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringel - raupe. P. B. elinguis, alis reversis: fascia ses - quialtera; subtus unica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eier in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.

10. . Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich - tenspinner. P. B. elinguis, alis griseis: strigis tribus obscurioribus, posterioribus pallidis; puncto anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

11. . Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fus - cis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.

316

12. . Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne, der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis de - flexis, superioribus albis atro-undatis, abdominis incisuris sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe, fig. 17 19.

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichtenwaldungen.

13. . Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis femineis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und Größe der beiden Geschlechter. In manchen Jahren in Unzahl an Obstbäumen, Rosenbüschen ꝛc.

14. . Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis, alis deflexis albidis, abdominis apice barbato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume, die im Herbst aus den Eiern kriecht, und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den Testen zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.

15. . Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis, alis planiusculis: superioribus ferrugineis lunula alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

16. . Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

17. . Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Wei - denraupe. P. B. elinguis, alis deflexis nebu - losis, thorace postice fascia atra, antennis lamel - latis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

317

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte Zer - gliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc., doch bei weitem am häufigsten an Weiden - stämmen auf, die so von ihr durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bei mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das Beispiel vielleicht aller übrigen Raupen bei drey Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabei hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so ge - nannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbei - naht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

18. . Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr. F.) P. B. spirilinguis, alis depressis griseis: li - nea trifurca, punctoque albidis.

Schwed. Abhandl. 1742. tab. 2.

In manchen Jahren für die Wiesen furchtbar ver - heerend.

19. . Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis laevis nivea, antennis thorace brevioribus, alis punctis numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.

20. . Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis fulva antennis thorace brevioribus, maris alis niveis.

21. . Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis cristata, alis grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.

22. . Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri - linguis cristata, alis erosis pallidis: superioribus basi incarnata, intra triangulum fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.

23. . Piniaria. der Fichtenspinner. P. G. pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.

318

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichtenhol - zungen.

24. . Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cine - reis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inaequa - libus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachel - beeren.

25. . Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

26. . Brumata. der Frostschmetterling, Blü - thenwickler. P. G. seticornis, alis griseo-fus - cis: striga nigra postice pallidioribus; femina aptera.

Reaumur T. II. tab. 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume. Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eier in die Blüth - knospen.

27. . Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis rhombeis, superioribus viridibus immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

28. . Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis recurvatis, albis politis fuscescentibus, strigis re - pandis albidis area interiecta glauca.

Clerck phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

29. . Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis, fascia et maculis niveis subinterruptis; posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

30. . Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis superioribus flavis, maculis duabus argenteis, anteriore oblonga, posteriore ovata.

Clerck phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

319

31. . Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz - motte. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro, capite subgriseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

32. . Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider - motte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

33. . Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis ca - nis postice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

34. . Granella. (Alucita G. F.) der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, ab - hülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth*)Gegenmittel hat der Amtm. A. W. Westfeld im Han - nov. Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt..

35. . Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argenteis: priori antrorsum posteriore retrorsum arcuata.

Clerck phal. tab. 12. fig. 14.

36. . Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fus - cis, punctis tribus argenteis elevatis.

Clerck phal. tab. 11. fig. 8.

37. . Pentadactyla. (Pterophorus pentadactylus F.) die Fünffeder. P. Al. alis patentibus fis - sis quinquepartitis niveis: digito quinto distincto.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, we - gen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein ungewöhn - liches Ansehen.

320

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spinne - jungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle, Engl. dragon-fly). Os maxillosum, maxillis pluribus. Antennae thorace breviores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasserjungfern, die über - haupt gar viel Sonderbares hat, wird im Fluge voll - zogen.

1. . Depressa. L. alis omnibus basi nigricanti - bus, thorace lineis duabus flavis, abdomine lan - ceolato lateribus flavescente.

Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z. B. im Frühling 1806 und 07 am Harz und in Thüringen ꝛc. ) in mächtigen - gen sehen lassen*)S. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 521..

2. . Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis colo - ratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. . Puella. (Agrion P. E.) L. alis erectis hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwä - der, Lorenzfliege, Rheinschnake. (heme -321 robius, diaria). Os edentulum absque palpis. Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erectae, posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Gegenden Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit einem Mal aus dem Wasser hervorgeflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insecten, erst nochmals häu - ten müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.

1. . Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso - maculatis.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.

Das Weibchen legt ein eiförmiges Klümpchen, das aus sehr vielen Eiern zusammengesetzt ist.

2. . Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine crassiore nigricantibus.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl. caddice, water-moth). Os edentulum pal - pis 4. Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Alae incumbentes, inferioribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten, werden besonders durch die theils sehr künstlichen (meist cylindrischen theils aber auch vierkantigen) Hülsen merk - würdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstücken, andere aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen Flußschneckchen u. s. w.

1. . Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda biseta, alis venosis reticulatis.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 6.

322

2. . Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso - striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. . Rhombica. P alis flavescentibus deflexo compressis macula rhombea laterali alba.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Landlibelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec plicatae). Antennae thorace convexo longiores, setaceae porrectae.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene In - sect ähnelt dem vorigen.

1. . Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis viridibus.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eier auf eine wundersame Weise auf Baumblätter oder an Moos ꝛc. mittelst eines aufrecht - stehenden borstenähnlichen kleinen Stiels*)S. Reaumur. T. III. tab. 33..

2. . Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus, Holzlaus, Todtenuhr. (Fr. le pou de bois). H. apterus, ore rubro oculis luteis.

Sulzer's Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten Individua so selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze Zeit mit Flügeln ver - sehen seyn müssen (§. 136.).

50. Myrmelon. Afterjungfer. Os maxillo - sum: dentibus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e filamentis duo - bus rectiusculis. Antennae clavatae longitu - dine thoracis. Alae deflexae.

323

1. . Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion). M. alis macula alba marginali po - stica.

Rösel vol. III. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hineinscharrt, und da die Ameisen u. a. kleine Insecten empfängt und ver - zehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kom - men, und mit dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum cor - neum cylindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Anten - nae thorace longiores. Cauda maris chelata.

1. . Communis. P. alis aequalibus nigromaculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os dentibus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae longitudine thoracis antice elongati cylindrici. Cauda feminae seta recurva laxa.

1. . Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.

V. HYMENOPTERA. (Piezata Fabr.)

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch meist kürzer und schmäler sind als bei den Insecten der vorigen Ordnung. Bei den mehresten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem ver - letzenden Stachel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie beim Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von eini - gen Entomologen Aculeata genannt worden. Die324 Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Rau - pen mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße ꝛc .*)J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvigae. 1804. 8.J. Jurine nouvelle methode de classer les Hymenopteres. Genèv. 1801. 4..

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque proboscide. Aculeus spiralis, saepius recon - ditus.

Das Weibchen legt seine Eier in besondere Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre Verwand - lung überstanden hat, und nun als vollkommnes In - sect aus ihrem Kerker hervorbrechen kann. Ganz sonderbar ist dabei, daß jene Eier selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen, theils noch Ein Mal so groß werden, bevor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. . Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo po - stice nigro, pedibus ferrugineis.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Namen Rosen - schwämme oder Schlafäpfel (spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. . Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pe - dibus griseis, femoribus subtus nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel hervorbringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen verschiedener Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumal auf den Inseln des mittelländischen Meeres; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zah -325 men Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe derselben befördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxillis abs - que proboscide. Alae planae tumidae. Acu - leis laminis duabus serratis, vix prominenti - bus. Scutellum granis duobus impositis di - stantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reau - mür fausses chenilles nannte), leben vom Laub, und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

1. . Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clavatis luteis, abdominis segmentis plerisque flavis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. . Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: Anten - nae filiformes, articulis ultra 24. Aculeus ex - sertus rigens serratus. Abdomen sessile mu - cronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Lege - stachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eier da einzulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*)Fr. Klug monographia siricum Germaniae. Berol. 1803. 4..

1. . Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Raupen - tödter, Spinnenstecher. Os maxillis abs -326 que lingua. Antennae articulis ultra 30. Ab - domen petiolatum plerisque. Aculeus exser - tus vagina cylindrica, bivalvi.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der Raupen, Spinnen und anderer Insecten beitragen. Sie legen ihre Eier in lebendige Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach ihrer Verpuppung abster - ben. Manche sind auch an andere Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, denen sie als Larve ihre Eier in den Leib legen, so daß nach Rolander's Be - merkung, von verschiedenen Gattungen die eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn scheint. [*)J. L. C. Gravenhorst Ichneumono - logia europaea. Vratisl. 1829. II vol. 8.]

1. . Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace striato, abdomine falcato.

2. . Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pe - dibus flavis.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eier in die Raupen der Buttervögel, so wie der vorige in die von manchen Phalänen.

3. . Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger, pedi - bus ferrugineis.

Frisch P. VI. tab. 10.

An Grashalmen. Merkwürdig wegen des äußerst zarten baumwolleähnlichen Gespinnstes, von der Größe eines Taubeneies, worin die zahlreichen kleinen Puppen ihre Verwandlung zusammen bestehn.

57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano-incumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Ge - schlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden, schlep - pen eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hin - ein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ei, da dann nachher die junge Larve dem großen Thiere, das die Mutter dahin begraben327 hatte, den Saft zum Gespinnste aussaugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. . Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo, postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. . Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb - Biene. S. nigra, abdomine fasciis flavis, tibiis anticis clypeis concavis fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merk - würdige Bestimmung anzudichten, und viel Schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden fly). Os maxillis absque proboscide. An - tennae filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 brevioribus. Abdomen subtus fornicatum, utrinque squama laterali. Anus dentatus acu - leo subexserto. Alae planae. Corpus au - ratum.

1. . Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: ab - domine aureo; apice quadridentato.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guèpe. Engl. wasp). Os maxillis absque proboscide. Alae su - periores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi lunares. Cor - pus glabrum.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden Geschlechts werden durch die strenge gesellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden beisammen leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten328 Kräften aus so vielartigen Stoffen ( z. B. die Wespen aus Holzzasern ꝛc., die Immen aus Wachs, die Mau - rerbienen aus Grand ꝛc. ) zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. . Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet). V. thorace nigro antice rufo immaculato abdomi - nis incisuris puncto nigro duplici contiguo.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. . Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp). V. thorace utrinque lineola interrupta, scutello quadrimaculato, abdominis incisuris punctis ni - gris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guèpe cartonnière). V. nigra, thorace striga antica subscutelloque albis, abdominis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunst - reichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreibpa - pier überzogenen Pappe.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee). Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis duabus bivalvibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius recon - ditus.

1. . Mellifica. die Honigbiene, Imme. A. pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, ti - biis posticis ciliatis, intus transverse striatis*)Von mancherlei andern in Brasilien einheimischen Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p. 111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u. f..

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Amei - sen und Termiten, die bei weiten zahlreichsten Indivi - duen geschlechtlos, d. h. sie werden von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruchteten Mutter329 geboren, ohne doch selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben*)Bei den bekannten, zumal seit Schirach und Wil - helmi so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar - ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln, und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.. Hier bei der Imme hat das Weib - chen, die so genannte Königinn oder Mutter - biene, oder der Weißler, einen schlanken schmalen Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be - haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. Die männlichen Bienen oder Dronen (Deck - oder Wasser - oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. Die Werk - und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge - schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf - fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. Die männlichen Bie - nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( und zwar wie es scheint im Fluge ) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich - lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich330 als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un - ter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharf - sinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschlichen Körpers*)Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:Swammerdam bibl. nat. pag. 369.Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. p. 128.Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève 1792. 8.Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234.und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewundernswürdigen Thiere, die mit Bonnet schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht..

2. . Centuncularis. (Anthophora C. F.) die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosenbüchse.

3. . Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz - biene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander absondert.

4. . Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel. (bombylius. Engl. the humble-bee). A. hir - suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

331

5. . Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos - biene. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. . Caementaria. die Maurerbiene. A. fulva abdomine nigro (femina nigro-violacea pedibus fuscis).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festig - keit ihr Nest aus Grand und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die eiförmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinnste austapezirt, und zuweilen auch vom Atte - labus apiarius, Schlupfwespen ꝛc. bewohnt.

61. Formica*)P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la France. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des four - mis. Paris 1802. 8.P. Huber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes. Ebendas. 1810. 8.. Ameise, Emse. (Fr. fourmi. Engl. ant). Petiolus abdominis elongatus, no - dulosus, aut munitus squamula erecta. Acu - leus feminis et neutris reconditus. Alae ma - ribus et feminis, sed neutris nullae.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bei vier - und mehreren tausenden in einem Haufen auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eier) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abge - schnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerz - haften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.

1. . Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra ab - domine ovato, femoribus ferrugineis.

Sulzer's Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. . Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo, capite abdomineque nigris.

332

3. . Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdomine nigris.

4. . Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra ni - tida, tibiis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähliger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme, als auf - und niederfahrende Säulen zum Vorschein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf Ein Mal sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*)Gleditsch in den Mém. de l'acad. des sc. de Berlin. 1749. Pl. 2..

5. . Caespitum. F. abdominis petiolo binodi: priore subtus, thoraceque supra bidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispi - noso, capite didymo magno utrinque postice mu - cronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood-ant, wood - louse). Squamula intergerina nulla. Alae maribus et feminis temporariae; sed neutris plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus Soland. ) T. corpore fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus subsuperis oculo propinquis, puncto centrali prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten. Ebenda - selbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenig - stens noch vier andere bekannt, die hin und wieder333 zwischen den Wendezirkeln zumal in beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind, und theils in solcher Menge beisammen stehen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist dabei so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen werden abgebrochen, neue auf - geführt, andere erweitert u. s. w. Die Zellen des - nigs und der Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Ge - bäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum woh - nen die Arbeiter, hierauf folgen die Eierzellen für die junge Brut, und dicht bei diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc. und können binnen wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib der befruchteten Königinn 2000 Mal dicker und größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eier legen.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pubescens. Thorax postice retusus. Aculeus reconditus punctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea, abdomine cingulo nigro.

In Nordamerica.

334

VI. DIPTERA*)J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.I. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zwey - flüglichen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insecten. Hamm seit 1828. 8.. (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flü - geln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun - dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made**)Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswür - digen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ord - nung ( etwa von Tipulis ). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, re - gelmäßigster Ordnung umher., die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau - gestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel, bei noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w. Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus†)Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merk - würdigen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar - arzt, Bracy Clark aufgehellt. S. dess. meisterhafte Ob - servations on the genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean Society, p. 289. u. f.. Bremse. Os apertura simplex. Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in depressione oris utrinque siti.

Bei den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so ge -335 nannte Dasselbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. . Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the gad - fly, breeze). O. alis immaculatis fuscis, abdo - mine fascia atra media: apice pilis fulvo-flavis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis im - maculatis, thorace flavo fascia nigra, abdomine fulvo apice flavo.

3. . Equi. die Pferdebremse. (Engl. the horse-bee. Oestrus bovis Linn.) O. alis albi - dis, fascia media punctisque duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eier den Pferden an die Schultern und Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von den - selben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden; die sich dann von dieser und der folgenden Gattung, im Früh - jahr fast allgemein und theils in großer Anzahl im Ma - gen der Pferde finden, wo sie mit dem vordem spitzen Ende ihres an Größe und Form ungefähr einem Dat - telkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der in - nern Haut des Magens eingehakt festsitzen.

4. . Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. alis immaculatis fuscis, abdomine atro, basi albo apiceque fulvo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eier den Pferden gleich an die Lippen.

5. . Ovis. die Schafbremse. O. alis pelluci - dis, basi punctatis, abdomine albo nigroque ver - sicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnake. (Engl. cranefly). Os capitis elongati maxilla superiore fornicata: palpi duo incurvi capite longiores. Proboscis recurvata brevissima.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwefelwassern leben können, und die unser Prof.336 de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche angetroffen.

1. . Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, costa marginali fusca.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumal am Gemüse viel Schaden.

2. Destructor. [Engl. the Hessian fly*)So ward sie nämlich vulgo aber ganz irrig in N. America genannt.]. T. ca - pite et thorace nigris, alis nigris basi fulvis.

Philadelph. journal of nat. sciences. 1817. tab. 3.

Ist bloß im Nordamericanischen Freistaat einheimisch, wo sie große Verwüstung am Waizen anrichtet.

3. . Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis incumbentibus, thorace virescente, alis hya - linis puncto nigro.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.

4. . Hortulana. T. alis albis margine exteriore nigro, thorace abdomineque rubro.

So wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts den Obstbäumen sehr schädlich.

5. . Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Orten, Abtritten ꝛc. lebt.

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly). Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus: palpi duo.

1. . Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an - tennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdomine caeruleo nitente.

337

2. . Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa ni - gra, thorace lineis pallidioribus, abdomine niti - dulo tesselato: oculis rubris.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

3. . Domestica. die Stubenfliege. M. anten - nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obso - letis, abdomine nitidulo tesselato, oculis fuscis.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und theils in Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge. Das befruchtete Weib - chen legt seine 80 oder mehr Eier in Ställe, Mist - haufen. Um ihre Puppenhülse aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. . Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis ferru - gineis.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.

5. . Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra, abdomine subcinereo, alis basi subflavis, oculis brunneis.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonderbaren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. . Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis seta - riis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon). Os proboscide carnosa, terminata la -338 biis duobus. Rostro palpis duobus, subulatis, proboscidi lateralibus, parallelis.

1. . Bovinus. T. oculis virescentibus, abdominis dorso maculis albis trigonis longitudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam flexilem.

1. . Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le cou - sin. Engl. the gnat. Portug. mosquito). C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemann's Beitr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig an Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumal in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche wie bei uns in bren - nenden Sommertagen weit heftigere Entzündung verursachen), sind diese Thiere, die von den europäi - schen Seefahrern, nach dem Portugiesischen, Moskiten genannt werden, in unsäglicher Menge, und werden oft eine recht gefährliche Plage. Oft aber werden auch an - dere mückenartige stechende Insecten mit jenem Namen belegt.

2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege, Columbachische Mücke, Colombatz. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II. tab. 1. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey Mal im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßlichen Schaaren erscheinen und den Pferden u. a. Vieh zu allen Oeff - nungen des Körpers einkriechen, und dieses oft davon in wenigen Minuten sterben soll. Auch den Menschen werden sie dann wenigstens sehr lästig.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thorace longiore, valvulis horizontalibus.

1. . Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus posticis longis: alterius sexus pennatis.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 137.

339

2. . Maura. E. nigra, tarsis anticis incrassatis ovatis.

Panzer tab. 54. fig. 3.

Schwärmen an Frühlingsabenden, zuweilen in Un - zahl an stehenden Wassern, so daß man dann die Ufer von Teichen mit Millionen Todten, die mit einer wohl 2 Ruthen breiten und fast zolldicken Einfassung bedeckt gefunden.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.

1. . Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis subplumatis, cinerea glabra ovata.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro corneo porrecto, recto bivalvi.

1. . Crabroniformis. A. abdomine tomentoso, antice segmentis tribus nigris, postice flavo in - flexo.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius. Schwebfliege. (Fr. bourdon. Engl. buzz-fly). Os rostro porrecto, setaceo, longissimo, bivalvi, valvulis horizontalibus, intra quas aculei setacei.

1. . Maior. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzer's Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée). Os rostro bivalvi, cylindrico, obtuso, nutante. Pedes unguibus pluribus.

340

1. . Equina. die Pferdelaus. (Engl. the hor - seleech). H. alis obtusis, thorace albo variegato, pedibus tetradactylis.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ei oder vielmehr eine Puppe, in wel - cher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommenes geflügeltes Insect auskriecht.

2. . Ovina. die Schaflaus. (Engl. the sheep - tik, sheepfagg). H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.

341

VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nah - rung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. so sehr verschieden, daß daher, nach der schon oben gedachten Anordnung der neuern Französischen Zoologen, die spinnen - und krebsar - tigen Insecten, so wie die Tausendfüße ꝛc. auch hier wenigstens als Unterordnungen von den ungeflügelten eigentlichen Insecten gänzlich abgeson - dert werden. Theils legen sie Eier, theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, be - steht wohl keins der übrigen eine eigentliche Ver - wandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex - tensis. Corpus squamis imbricatum.

1. . Saccharina. der Zuckergast, das Fisch - chen. (forbicina). L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail). Pedes 6 cur - sorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, saltatrix, inflexa. Antennae setaceae elongatae.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zuwei - len manche Gattungen (z. B. P. nivalis, der so ge - nannte Schneefloh) in Unzahl auf frischgefallenem Schnee*)Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee herausgekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, daß man sie342 manchmal auch nach heftigem Winde auf frischem Schnee gefun - den, der einen hartgefrorenen See bedeckte. S. de Geer in der Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40..

1. . Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse). Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo ex - serendo. Antennae longitudine thoracis. Ab - domen depressum sublobatum.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thiergeschlech - ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bienen ꝛc. sind damit ge - plagt*)S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1 24.Auch von diesen parasitischen Insecten sowohl als von den übrigen Epizoen, zumal aus den beiden nächstfolgenden Ge - schlechtern, s. J. Fr. M. de Olfers de vegetativis et animatis corporibus in corporib. animat. reperiundis. Gotting. 1815. 8. p. 68.Und Nitzsch in Germar's Magaz. III. B. S. 261..

1. . Humanus. die Laus. P. humanus.

Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coaita (Cer - copithecus paniscus) gefunden worden. Bei den Moh - ren sind die Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a. behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel**)Die Kleiderlaus ist von der Kopflaus specifisch verschieden und schwerer zu vertreiben. Ein Mittel finde ich als ganz be - währt in einem Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen würde; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus Bredanis tem - pore absidionis. Antverp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Selfe mit 2 Quenten Kochsalz..

2. . Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the crab-louse). P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

343

77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea). Pe - des 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum recon - dente. Abdomen compressum.

1. . Irritans. der Floh. P. proboscide corpore breviore.

Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußerstem Nordamerica, und nur sehr einzeln aus manchen Westindischen Inseln (z. B. auf Martinike) ꝛc. Ange - kettete sind auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Ni - gua, Ton, Attun. P. proboscide corporis lon - gitudine.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprün - gen, ist aber kleiner; hält sich besonders im Staube auf, und bohrt sich den Hunden in die Fußballen, und den Menschen besonders unter die Haut der Fußzehen wo dann der Hinterleib des befruchteten Weibchens zu einem Eiersacke von Erbsengröße anschwillt, wodurch heftige und zuweilen in Brand übergehende Entzündun - gen entstehen können.

78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick). Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tenta - cula 2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen*)J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemalten Kupfern., die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern Thieren finden.

1. . Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus, Zäcke, der Holzbock. (Engl. the dog-tick). A. globoso-ovatus: macula baseos rotunda; antennis clavatis.

Frisch P. V. tab. 19.

344

2. . Telarius. A. rubicundo hyalinus, abdomine utrinque macula fusca.

Hermann tab. 2. fig. 15.

Unter andern auf den Linden. Eins der schädlichsten Ungeziefer für die Gewächshäuser.

3. . Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ci - ron, la mite. Engl. the mite). A. lateribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis, femo - ribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte wächst erst nachher dazu*)Ueber die Meinungen von den so genannten Krätz-Milben s. Kirby and Spencer vol. I. pag. 92..

79. Hydrachna. Wasserspinne, Wassermil - be. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque unita.

1. . Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis pluribus; oculis inferis.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

Nun wie gesagt als ein Paar besondere Unter - ordnungen:

A) Arachnidea.

80. Phalangium. Afterspinne. Pedes 8. Oculi verticis 2 contigui. Frons antennis pedifor - mibus. Abdomen rotundatum.

1. . Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau -345 cheur. Engl. the shepherd). P. abdomine ovato; subtus albo.

Sulzer's Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eins der wenigen Land - Insecten die Wasser trinken. Die ausgerissenen Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch Bewegung. Das zweite Paar derselben scheint ihnen statt Fühlhör - ner zu dienen. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.

2. . Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher - scorpion. (Fr. le scorpion araignée). P. ab - domine obovato depresso, chelis laevibus, digi - tis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen platt - gedrückten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht vor - und rückwärts wie ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo - mine dilatato muricato, rostro subulato.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18. fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis villosis, corpore oblongo.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7 9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung, zu - weilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider). Pedes 8. Oculi 8. (plerisque). Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Th. Martyn's natural History of Spiders. Lond. 1793. 4. enthält Eleaz. Albin's und C. Clerk's Werke darüber. die sich wohl bloß von lebendigen Thieren, zu -346 mal Insecten, nähren, auch einander selbst auffressen. Die mehreren verfertigen sich ein Gespinnst, entweder bloß gewebt (wie die Fensterspinnen u. a. deshalb so - genannte Ar. textores s. telariae) oder netzförmig (wie die Kreuzspinne u. a. Ar. geometricae s. retia - riae) bei welchem letztern die regelmäßige Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter aus - hält, bewundernswürdig ist*)S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr. Reima - rus in der Einleit. zur IVten Ausg. von seines Vaters classischem Werke über die Triebe der Thiere S. 8 u. f.. Auch hat man mehr - mals den freilich seltsamen Einfall im Kleinen aus - geführt, aus Spinnwebe, und besonders aus dem Eier - gespinnste der Kreuzspinne, eine Art Seide zu verarbei - ten. Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen - Sommer, Mariengarn ꝛc.) (Fr. Filets de St. Mar - tin, cheveux de la Ste Vierge. Engl. Gossa - mer. ) ist wenigstens größtentheils einer kleinen Gat - tung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzuschreiben, die, zumal im Frühjahr, häufig an Hecken und Büschen umher webt.

1. . Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine subgloboso rubro-fusco: cruce alba punctata.

Rösel vol. IV. tab. 35 40.

Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die folgende Spinne für die untrüglichsten Wetterpropheten.

2. . Domestica. die Fensterspinne. A. abdo - mine ovato fusco: maculis nigris 5 subcontiguis: anterioribus majoribus.

Martyn tab. 2. fig. 10.

3. . Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse). A. sa - liens nigra: lineis semicircularibus 3 albis trans - versis.

Martyn tab. 6. fig. 1.

Auf Dächern ꝛc. Sie hüpfet: macht aber kein Ge - spinnste.

4. . Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo fusco.

Frisch P. VIII. tab. 3.

347

Sie trägt ihre Eier in einem Sacke am Hinterleibe mit sich umher, und wagt mit einer beispiellosen Be - harrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mit Ge - walt entrissen wird, zu retten*)Bonnet oeuvres vol. I. p. 545 u. f..

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace or - biculato convexo: centro transverso excavato.

Kleemann's Beiträge zu Rösel Tom. I. tab. 11. 12.

Zumal in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Gold - farben. Sie soll Colibrite tödten, und die Eier der - selben aussaugen. Ihr Biß kann auch bei Menschen gefahrvolle Entzündung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus lon - gissimis.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Um - fang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus sub - tus atro fasciatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabel von den unausbleiblichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungs - mitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten; mehrentheils aber armselige Betteleien seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende haben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und, so wie der Stich mancher anderer Insecten im brennenden Sommer gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz erregen) kann, so auch freilich wohl der Tarantel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo la - teribus striatis: pedibus fulvis apicibus nigri - cantibus.

Labillardiere voyage. tab. 12. fig. 4 6.

348

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insu - lanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fron - tales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 subtus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und Lebensart manches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie nähren sich von andern Insecten, und hecken lebendige Junge. Der Stich des kleinen europäischen ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u. a. dergl. Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*)Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter andern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche widerlegt. Reisen II. Theil. S. 231..

1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus sub - cordatis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. . Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis, ma - nibus angulatis.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

B) Crustacea.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab). Pedes 8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2 distantes, plerisque pedunculati, elongati mo - biles. Palpi 2 cheliferi. Cauda articulata inermis.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien abgetheilt worden**)J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.:

349
A) Brachyuri. Krabben, Taschenkrebse, Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, tho - race laevi lateribus antice planato, caudae medio noduloso carinato.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steck - muschel aufhalte, um die Muschel bei Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die vorgegebene Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. bra - chyurus, thorace laevi integerrimo, antice re - tuso: pedum articulis ultimis penultimisque un - dique spinosis.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Landstrichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Früh - jahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern, um die Eier in den Sand zu legen.

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand - crab). C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela altera ingenti.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerica. Das Männchen*)Banks in Hawkesworth's collection ꝛc. vol. II. p.32. wird durch die auffallende Ungleichheit sei - ner beiden Scheren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttra - gen soll.

4. . Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, tho - race laeviusculo, utrinque quinquedentato, carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrin - que dentato, pedibus posticis unguibus geminis.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 67.

350

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken, wo - mit er eine leere Muschelschale fassen und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung fangen soll.

6. . Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the punger). C. brachyurus, thorace utrinque obtuse novem-plicato, manibus apice atris.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schneckenkrebse.

7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsiedler. C. macrourus parasiticus, chelis cordatis murica - tis: dextra majore.

Sulzer's Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter oder Gat - tungen. Oft sind solche ausgestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyonien u. a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.

8. Cammarus. (Astacus marinus F.) der Hum - mer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster). C. ma - crourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi supra dente duplici.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her zieht.

9. . Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß - krebs, Edelkrebs. (Fr. l'écrevisse. Engl. the craw-fish). C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi utrinque dente unico.

Rösel vol. III. tab. 54 56.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und andere selbst beim Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobei zu - gleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine die sich im Sommer351 zu beiden Seiten seines Magens finden (die irrig so ge - nannten Krebsaugen), sind doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Scheeren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit ei - nem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bei heftigen Donnerschlägen thun soll.)

10. . Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate, Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, salico - que le barbot. Engl. the shrimp). C. macrou - rus, thorace laevi, rostro supra serrato, subtus tridentato, manum digitis aequalibus.

Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

11. . Crangon. (Crangon vulgaris F.) die Garneele. C. macrourus, thorace laevi rostro integerrimo, manum postice longiore.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige, häufig an den Küsten von Eu - ropa, zumal in der Nordsee.

12. Arctus. (Scyllarus A. E.) C. macrourus, tho - race antrorsum aculeato, fronte diphylla, mani - bus subadactylis.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus arti - cularis, manibus adactylis compressis falcatis ser - rato-dentatis.

Sulzer's Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittelländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.

14. . Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-Gar - neele. C. macrourus articularis, manibus 4 adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

352

Zumal häufig in der Brunnenkresse. Aber auch in Unzahl an manchen Seeküsten. Sehr gefräßig, Aas verzehrend.

15. . Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. macrou - rus articularis, manibus adactylis, pedibus paten - tibus, cauda cylindrica bifida.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.

In stehenden Wassern.

84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden sich bloß im Wasser*)O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testacea. Havn. 1785. 4..

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der moluckische Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-fish). M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata, cauda subulata longissima.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig genannt worden, ist lächerlich, da es über 2000 Augen hat. Auch fin - det es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten des nordöstlichen America, zumal häufig in der bahamischen Meerenge.

2. . Apus. (Limulus lacustris Müll.) M. testa subcompressa, antice retusa, postice truncata, cauda biseta.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber daselbst in nassen Jahren nach Ueberschwemmungen ꝛc. in auffallender Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter**)Stralsund. Magaz. I. B. S. 239., dem Schäffer über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.

353

3. . Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pen - nata. Müll.) M. antennis dichotomis, cauda inflexa.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser: theils an Orten so häufig, daß er bei seiner ziegel - rothen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. . Conchaceus. (Cypris pubera Müll.) M. testa bivalvi ovali tomentosa.

Müller tab. 5. fig. 1 5.

Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bei dieser und einigen verwandten Gattungen, steckt das Thierchen in seinen zarten Schalen wie in einer Klaffmuschel.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae. Corpus ovale.

1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus. O. ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ovaticis.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.

Zumal eine Plage der Wallfische, bei welchen dieses Insect, besonders an den Finnen und Zeugungstheilen, aufs festeste sich einnistelt.

2. . Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr. la cloporte. Engl. the wood louse). O. ova - lis, cauda obtusa, stylis simplicibus.

86. Scolopendra. Assel. Pedes numerosi, to - tidem utrinque quot corporis segmenta. An - tennae setaceae. Palpi 2 articulati. Corpus depressum.

1. . Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore ovali, cauda penicillo albo.

Leach vol. III. tab. 135. B.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merk - würdig ist, daß verschiedene Gattungen dieses und des354 folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ei bringen.

2. . Gigantea. S. pedibus utrinque 22.

In Westindien ꝛc. Der folgenden sehr ähnlich, aber fußlang und drüber.

3. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

4. . Electrica. die Feuerassel, der Feuer - wurm. S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie ge - legen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vor - züglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht gar seltenen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bei Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh ꝛc. verursacht hat.

87. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo utrinque plures quam corporis segmenta. An - tennae moniliformes. Palpi 2 articulati. Cor - pus semicylindricum.

1. . Terrester. (Engl. the hundred-legs). S. pedibus utrinque 100.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.

355

Neunter Abschnitt. Von den Würmern.

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer hingegen so wenig allgemein passende positive Charactere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblütigen Thiere de - finiren könnte, die keine Insecten sind; als von wel - chen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhör - ner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter - scheiden (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen, theils gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkartigen Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sandkörnchen ꝛc. viele andere Thiere die - ser Classe aber (die Conchylien nämlich und manche Polypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast porzellan - oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von dem Thiere umher getragen wird, theils aber unbe - weglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich ge - flügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze356 aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Körpers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See - Igel, Seesterne ꝛc. besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann wird auch der Mangel dieser äußern Bewegungs - werkzeuge bei vielen Würmern durch die bei ih - nen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise weit auszustrecken, und wieder enge zusammen zu ziehen, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame ungegliederte, meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von ansehnlicher Länge, über - haupt aber von mannigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang: u. s. w.

§. 150.

Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insecten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tinten - fische ꝛc. ), und andere, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewürme wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens357 kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wahren Verwand - lung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im lebendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Samenthierchen u. s. w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z. B. der Klei - steraal, das Räderthier ꝛc. besitzen eine Art von Re - viviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstörbar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die aller - mehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 28.) fortzu - pflanzen im Stande ist*)Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bei den gemeinsten Garten - und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und unge - fähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in ei - ner Oeffnung des Halses, und wenn ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die wahre Paarung..

358

§. 155.

Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumal die Conchylien und Corallen, werden in der großen Haushaltung der Natur vorzüglich dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean [ so wie die Insecten auf und in der Erde (§. 143.) ] unendlich mannigfaltigen über - flüssigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durch - wirken, gleichsam umwandeln u. s. w. Dem Menschen insbesondere werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben, zumal unter den Mollusken und Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z. B. namentlich venus mercenaria und my - tilus bidens) manchen Küstenbewohnern und See - fahrenden zu einer Hauptnahrung dienen. Von ei - nigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe genommen*)S. Schneider's Abhandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377 431.. Aus dem den Black - fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche be - reitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die verarbeitet wird. Meh - rere Muschelarten führen Perlen**)Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera etc.Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Cei - lon und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hielän - dischen Cellischen, so wie unter den Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumal nach Ostindien. Verschiedene Schneckchen oder Muscheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stückchen ge - schnitten bei einigen fernen Völkern statt Scheide -359 Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver - schiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nord - americanische Indianer ihre Denkschnüre (wam - pum) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen*)S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica. S. 34 u. f. 173 ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee - Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har - punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel - schalen. Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherlei häuslichem Gebrauche; Madreporen zu Quader-Bausteinen z. B. an beiden Küsten des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co - rallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen im südlichen Schina und der Indi - schen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein - sten Putz der wilden Völker**)In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj. unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr - ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken - häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nämlich von den Pescheräs auf dem Feuerlande.. Die Blutegel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Ge - nesmittel.

360

§. 156.

Zu den schädlichsten Thieren dieser Classe ge - hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des menschlichen Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spulwürmer, Trichuriden und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie der Nerven - wurm nahe unter der Haut aufhalten*)Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von der höllischen Furie, einem von Niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi - derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegen - den Würmchen, was auf Menschen und Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll u. s. w., keinen Glauben beimessen.. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bei den Schafen ꝛc., die Finnen bei den Schweinen, die Blasenwür - mer und so viele andere Würmer, zumal bei den vierfüßigen Hausthieren und bei Fischen finden, und sie krank machen. Die Regenwürmer und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade ꝛc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bei dieser Classe bis auf einige wenige Abänderungen im Ganzen die Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte welche Würmer, mit deutlichen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele derselben haben große Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschel - schalen in der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

361

IV. Echinodermata (Crustacea). Mit einem beinahe knorpeligen Körper, und theils mit ei - ner festen (gleichsam kalkartigen) Rinde. See - Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan - zenthiere, die einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

Das von den neuern französischen Zoologen ge - gründete System der Thiere dieser Classe, ist weit mehr als das Linnéische dem innern Baue derselben entsprechend. Daher die nackten Mollusken und die Bewohner der Conchylien mit einander in eine ge - meinschaftliche Ordnung verbunden, und diesen über - dem noch vor den Insecten ihre Stelle angewiesen worden; so wie eine andere Abtheilung (Annelides), welche die Geschlechter Serpula, Sabella, Amphi - trite, Nereis, Aphrodita, Lumbricus, Nais, Hirudo und die mehrsten Gattungen von Gordius begreift, vor die Krebse und Spinnen (Crustaceen und Arachniden) zu stehen kommt. Der übrigen Ord - nungen, die dann den Schluß des ganzen Thierreichs machen, sind folgende fünf:

1) Echinodermata.

2) Intestina (Entozoa).

3) Acalephae. Die Geschlechter Actinia, Me - dusa und Holothuria.

4) Die Zoophyta und Corallia.

362

5) Infusoria mit Einschluß von Furcularia, Brachionus, Vibrio, Volvox etc.

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. de. Lamarck Système des animaux sans vertèbres. Par. 1801. 8.
  2. Ej. Histoire naturelle des animaux sans vertèbres. ib. 1815 22. VII T. 8.
  3. J. G. Bruguiere histoire naturelle des vers. in der Encyclopé - die méthodique ib. 1789. 4.
  4. Aug. Fr. Schweigger's Handbuch der Naturg. der skeletlosen ungegliederten Thiere. Leipz. 1820. 8.
  5. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluviatilium. Havn. 1773. 4.
  6. Alb. Seba thesaurus. (s. S. 119.) vol. III.
363

I. INTESTINA.

Die mehrsten haben theils einen cylindrischen, theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweide - würmer des menschlichen Körpers sind (die Samen - thierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung*)Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blankenburg, 1782. 4.Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis expositio, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. Bamberg, 1803. 8.Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorum s. ver - mium intestinalium historia naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit Kupf.Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8. mit Kupf.Und J. G. Bremser über lebende Würmer im lebenden Menschen. Wien, 1819. 4. mit Kupf.Ej. Icones helminthum systema Rudolphi entozoologicum illu - strantes. ib. 1824. III Fasc. fol..

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair - worm). Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.

1. . Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta equina). G. pallidus extremitatibus nigris.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfa - dens. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm bei Menschen in Geschwüren.

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée). G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134. fig. 1.

364

Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost - und West-Indien, auf Guinea ꝛc. Wohl zwey Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumal an den Knöcheln, Knieen, Armen ꝛc. wo er schmerzhafte Beulen, Ent - zündung u. s. w. verursacht, und äußerst vorsichtig (da - mit er nicht abreiße) ausgewunden werden muß; eine langwierige oft mehrere Wochen dauernde Operation*)S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche Animalität schon alle griechische Aerzte ohne Grund haben bezwei - feln wollen,) außer den beiden vorzüglich classischen Werken:Kämpfer amoenit. exotic. p. 526.Und Winterbottom on the native Africans in the Neigh - bourhood of Sierra Leone. vol. II. p.82.Besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im IIten B. des Edinburgh medical and surgical Journal 1806. Kann der Wurm mit einem Male ganz herausgebracht werden, so zeigt er noch viele Minuten lar, Leben und Bewegung. (s. a. a. O. S. 302.).

3. Papillosus. F. ore orbiculari colloque papillo - sis, corpore subaequali, postice attenuato, cauda incurvata.

Bei Pferden in mehreren Eingeweiden; und, wenn es anders die gleiche Gattung ist, zumal in Ostindien auch nicht selten in der vordern Augenkammer.

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intestinis conspicuis.

1. . Vermicularis. der Mastwurm, Maden - wurm, Springwurm. (Oxyuris vermicularis). A. cauda subulata, cute ad latera corporis subti - lissime crenata.

(tab. 1. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bei Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.

2. . Lumbricoides. der Spulwurm, Herzwurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm). A. cauda obtusa, ani rima trans - versa, intestino aurantio.

(tab. I. fig. 2.)

365

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Kör - per, zumal in den dünnen Därmen; zuweilen in un - säglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus inaequale, teres; antice capillare, postice incrassatum.

1. . Dispar. die (vulgo so genannte) Trichuride. T. supra subcrenatus, subtus laevis, anterius subtilissime striatus.

(tab. I. fig. 3.)

Beim Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus. Kratzerwurm, Haken - wurm*)A. H. L. Westrumr de helminthibus acanthocephalis. Hannov. 1821. fol. mit Kupf.. Corpus teres, proboscide cylin - drica retractili echinata.

1. . Gigas. E. candidus, collo nullo, proboscide vaginata: aculeorum uncinatorum ordinibus plu - ribus, papillis suctoriis senis.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1 6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, longi - tudinaliter exasperatum aculeis conditis.

1. . Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de terre. Engl. the earth-worm, dew-worm). L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum abdo - minalium.

(tab. 1. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier: ein wahres animal subterraneum, unter dessen Haut selbst wieder eine Gattung kleiner Intestinalwür - mer (ascaris minutissima) nistet.

2. . Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sex - fariam aculeatus.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. 1. fig. 1 4.

366

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1 / 2 Zoll langes Thier. In Teichen, Gräben ꝛc. Hat, so wie der gemeine Re - genwurm auch, ausnehmende Reproductionskraft. So - gar ein abgeschnittenes 1 / 26 des Thieres, kann binnen ei - nigen Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommener Länge reproducirt werden. Seine natür - liche Fortpflanzung geschieht, sowohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die er wie Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiuscu - lum, poro ventrali duplici.

1. . Hepatica. die Egelschnecke. (Distoma he - paticum. Fr. la douve. Engl. the fluke). F. depressa, ovata fusca, antice tubulo instructa.

J. C. Schäffer's Egelschnecken ꝛc. fig. 1 8.

In den Lebergallengängen der Schafe und mancher - lei andrer zumal grasfressender Säugethiere*)Ed. Mehlis de Distomate hepatico et lanceolato. Got - ting. 1827. fol. mit Kupf..

2. . Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch - rieme, Fick. (Ligula cingulum). F. corpore taeniolari marginibus undulatis.

Journal des savans. 1726. p. 102.

Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der Bauch - höhle bei manchen Fischen. Ist selbst, nachdem diese ge - sotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Ket - tenwurm. (vormals sogenannter Lumbricus la - tus. Fr. ver solitaire. Engl. tape-worm, jointed-worm). Corpus planiusculum, geni - culatum. Os quadrilobum.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper ver - ursacht werden, überaus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst des aus sei - nem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragen -367 den zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest*)Allerdings scheint aber, daß sich auch bei abgerissenen Stücken von Bandwürmern, aus ihrem Vorderrende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Carlisle's treffliche Beobachtungen über diese Thiere im II. B. der Transactions of the Linneam Society. p. 256.. Zunächst auf den Kopf folgt, (wenigstens bei den nach - benannten Gattungen) ein überaus schmaler, fast fa - denförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern Glieder, die dann bei weitem den längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6. ), zeigt sich ein besonderer Eierstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eierchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite befindliche ein - fache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als soli - taire, sondern man hat gar oft bei Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zu - gleich gefunden.

1. . Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. cucurbitina). T. humana articulis oblongis, orificio marginali solitario, ovario pinnato.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Fin - det sich, so wie die folgende, im dünnen Darme beim Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes cucurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte Hin - terglieder dieses Wurms.

2. . Vulgaris. der kurzgliedrige Band - wurm. [Bothriocephalus latus**)Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe, Rothrio - cephali, zu einem besondern Geschlechte verbundenen Gattungen von Bandwürmern, s. Leuckart's zoologische Bruchstücke I. Helmst. 1820. 4.]. T. humana articulis abbreviatis transversis, orificio laterali duplici, ovario stellato.

(tab. 1. fig. 6.)

368

In andern Gegenden von Europa, zumal häufig in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taeniforme desinens in vesicam lymphaticam. Os qua - drilobum.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus son - derbaren Thiere, die sich meist an und in verschiedenen Eingeweiden vielerlei Säugethiere finden, hat bei den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine eiförmige Wasserblase verschiedener Größe.

1. . Finna. die Finne. (Cysticercus cellulosae) H. conica, vesicae duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae directo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Sehr selten bei Menschen*)S. Hofr. Himly im Journal der practischen Arzney - kunde 1809. II. B. 12. St. p. 115. tab. 1 3. und Affen auf den Muskeln, auf dem Hirne ꝛc. Am gemeinsten aber im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat schon Mal - pighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bei, dem vom Menschen unterjochten Hausschwein, aber nicht bei der wilden Sau findet, so gibt sie ein Beispiel von organisirten Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. . Globosa. H. simplex ovata, corpore distincte articulato, rugoso, imbricato.

Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerei. Am häu - figsten am Bauchfell und an der Leber der Schweine.

3. . Cerebralis. die Queese. (Coenurus cer.) H. multiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae communi adnatis.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesenköpfe, Segler, Dreher, Umgänger. Engl. staggers).

369

4. Erratica. H. multiplex, corpusculis pluribus, ovatis, vesicae communi innatantibus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z. B. in den strotzenden Hydatiden gefunden, womit viele Eingeweide eines Macacco (Si - mia cynomolgus) besetzt waren.

9. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl. leech). Corpus oblongum, promovens se ore caudaque in orbiculum dilatandis*)J. F. P. Braun's systematische Beschreibung einiger Egelarten. Berl. 1805. 4..

1. . Medicinalis. H. depressa nigricans, supra lineis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis, sub - tus cinerea nigro maculata.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**)P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8.Jam. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1817. 8.. Da - her jetzt für manche Gegenden ein bedeutender Han - delsartikel.

2. . Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5 8.

Legt nur ein einziges Ei, das anfangs bloße Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr Junge heraus kommen.

II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schlei - migen Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen von denen in der vorigen Ordnung auszeichnen†)Einige Hauptwerke zur Kenntniß dieser Ordnung sind:370J. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebendaselbst 1776. 4.Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas in itinere orientali depingi curavit, edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. ibid. 1777. sq. fol.L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801. III. vol. 8.Cuvier Mémoires sur les Mollusques. Par. 1807. 4.Und d'Audebard de Ferussac histoire naturelle des mol - lusques terrestres et fluviatiles. Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.. Manche haben große Aehnlichkeit mit den Bewoh - nern der Schneckenhäuser und Muschelschalen.

10. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl. slug). Corpus oblongum, repens: supra cly - peo carnoso: subtus disco longitudinali plano: foramen laterale dextrum pro genitalibus et excrementis. Tentacula 4 supra os.

Diese nackten Schnecken haben die starke Repro - ductionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. . Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101. fig. 102.

2. . Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. . Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. . Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

Diese, zumal in nassen Frühjahren, eine furchtbare Plage für die Feldfrüchte*)S. die Preisschrift von J. C. Leuchs im Hannoverschen Magazin von 1820. S. 1 bis 140. Auch einzeln, Nürnb. eod. 8..

11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membranaceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.

371

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten). A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.

12. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula 2, supra cor - pus antice, intra foramina retractilia.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae). D. ovalis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, ano ciliato phrygio.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

13. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum fo - raminulis lateralibus duobus. Tentacula 4. Brachia 8 palmata.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und indischen Ocean.

14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, ob - longum subdepressum, articulatum: articuli utrinque fasciculati, setiferi, pilosi. Os re - tractile. Tentacula (siphunculi) 2 annulata.

1. Aculeata. der Goldwurm. (Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer. Engl. the Sea-mouse). A. ovalis hirsuta aculeata, pedi - bus utrinque 32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. Die Stacheln und Haare, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumal im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils wie blaue Schwefelflammen u. s. w.

15. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo, annulatum. Pedunculi verrucosi. Tentacula acuminata approximata; plumosa.

372

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris binis utrinque, anterius tentaculis pectiniformibus au - ratis rigidis.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee ꝛc. Diese und verschiedene andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an einander liegender kleiner Körnchen auf eine bewundernswürdige Weise zusammen - gesetzt sind.

16. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedunculi laterales penicillati. Tentacula sim - plicia.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con - spicuo.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie in manchen Gegenden etwas beitragen mag.

17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille - pied d'eau). Corpus lineare pellucidum, de - pressum, setis pedunculatum. Tentacula nulla.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise fort*)O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzigen Wassers. Kopenh. 1771. 4.: das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nämlich allmählig aus, und erwächst zu ei - nem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzen Gelenks hin - ten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gat - tungen, wie z. B. die nachstehende, auch außerdem durch Eierstöcke, die durch eine wahre Paarung be - fruchtet werden, fortpflanzen.

1. . Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. setis lateralibus solitariis, proboscide longa.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

373

18. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va - ginans. Aperturae binae ad summitatem: al - tera humiliore.

Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen Weltmeere.

19. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose. (urtica marina. Fr. cul d'âne). Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili intus tentaculato, os terminale centrale ambiente.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq. fig. 10 sq.

20. Holothuria. Corpus liberum, cylindri - cum, coriaceum. Os terminale, tentaculis subramosis cinctum.

1. Tubulosa. die Röhren-Holothurie. (H. tremula Linn.) H. tentaculis fasciculatis, cor - pore papillis hinc subconicis, illinc cylindricis.

Tiedemann*)Fr. Tiedemann's Anat. der Röhren-Holothurie, des Pomeranzfarbigen Seesterns und Stein-See-Igels. Landsh. 1816. fol. mit Kupf. tab. 1.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum, carnosum, apodum. Os proboscide terminali,374 cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2 ad latus colli sinistrum.

1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.) T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittelländischen Meere.

22. Physalia. Seeblase. Corpus liberum, ve - sicam oblongam aëream referens, dorso cri - stato velificans. Tentacula abdominalia nu - merosa filiformia, pendula, cava, ore termi - nali peltato instructa*)S. Tilesius's Monographie über die Seeblasen in A. J. von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. S. 1.Und von Olfers in den Abh. der Berl. Acad. der Wis - sensch. v. 1820. S. 347..

1. Arethusa. (Fr. la frégatte, galère, velette. Engl. the Portuguese man of war). H. cor - pore pyriformi, rostro conico, tentaculis longis - simis.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

Im atlantischen Ocean ꝛc. Von dem faustgroßen mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und roth spielenden Körper des wundersamen Thieres hängen lange ausneh - mend dehnbare Fäden herab, die die Magenstelle ver - treten, aber wenn man sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens der Blase läuft eine kammförmige Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.

23. Thalia. [Salpa**)S. Adelb. de Chamisso de Salpa. Berol. 1819. 4.] corpus liberum, oblon - gum, gelatinosum, diaphanum. Tubus ali - mentarius distinctus. Tentacula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore depresso, antice in apicem acutum desinente.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 30.

Im atlantischen Ocean.

375

24. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme. Os anticum, praeputio glandem pedunculatam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria plura.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8. circa os 4.

Schwedische Abhandl. 1754. tab. III. fig. A E.

Im mittelländischen Meere.

25. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis, oblongum teretiusculum. Ovaria bina. Ten - tacula brachiformia.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiemen es vorzüglich nistet.

1. . Cyprinacea. L. corpore obclavato, thorace cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

26. Scyllaea. Corpus se affigens, compres - sum, dorso canaliculato. Os foramine eden - tulo, terminali. Tentacula s. brachia subtus trium parium.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumal am Sargasso (fucus natans).

27. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis duabus membranaceis, oppositis.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bei Spitzbergen, Neufundland ꝛc. Diese und ähn - liche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena mysticetus) ausmachen.

28. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl. Ink-fish, squid). Brachia 8 interius ad -376 spersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter (plerisque) ve - sica atramentifera instructus, infra scissura transversa ad basin apertus, supra quam fistula excretoria eminet.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-Meeren finden*)J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7 134., weichen in sehr vielen Stücken, zumal in Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus - gebildeten Eingeweide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge gänzlich von andern Thieren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bei manchen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben, wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzbraunen Saft merkwür - dig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, willkürlich von sich lassen, und dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln können**)Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.. Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in fol - gende zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi - culo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche). S. ventre latissimo rotundato undique pinna cincto, osse dorsali maximo.

Swammerdam Biblia nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste os sepiae (das so genannte weiße Fischbein, das auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche Arten der so genann -377 ten Seetrauben (uvae marinae) sind die Eierstöcke dieser und verwandter Gattungen.

2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron). S. ventre stricto subulato, pinna angulari media, osse dorsali penniformi.

Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidi - bus, pinnis et osse dorsali.

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe). S. ace - tabulorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim in - crescentibus.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte Gattung findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien und im mexicanischen Meerbusen theils von ausnehmender Größe.

29. Medusa. Qualle, Meernessel, See - lunge, Seeflagge. (Engl. blubber). Cor - pus gelatinosum, orbiculatum, supra con - vexum, subtus cavum. Os inferum, centrale, labiatum. Tentacula plerisque marginalia, saepius retractilia*)s. Fr. Eschscholtz System der Acalephen. Berl. 1829. m. Kupf..

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des Meeres bei**)Vergl. Mitchill in Albers's americanischen Annalen I. S. 119 u. f..

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, margine inflexo villoso tentaculato.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See ꝛc.

2. Velella. (urtica marina Columnae). M. ova - lis concentrice striata, margine ciliato, supra velo membranaceo.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

378

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tenta - culis nullis, subtus columna quadriplicata: apice lobis 8 multifidis, laterumque appendicibus 16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten Veilchenblau.

III. TESTACEA. Die Conchylien.

Man unterscheidet bei diesen äußerst zahlreichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nämlich die Schalen und die darin befindlichen Thiere. Die Letztern sind von mannigfaltiger Bildung; doch großentheils den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen, theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachhe - rige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben aber (nach Reaumur's, Kämmerer's u. a. Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win - dungen, sondern diese werden mit zunehmendem Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungssaume der Schale abgesetzt. ( Bei weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Keime entwickelt. ) Und bei den Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues, andere wegen ihres porzellanartigen glänzenden Schmel -379 zes, wegen ihrer vortrefflichen Farben*)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Oberfläche., regelmäßi - gen, saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten, merkwürdig. **)Zu den vorzüglichern Werken über diesen ( nach der gemeinen bisherigen Behandlungsweise freilich nicht eben allerfrucht - barsten ) Theil der N. G. gehören unter andern:Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685 sq. Fol.Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.) Oxon. 1770. fol.Index testarum conchyliorum, quae adservantur in museo Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinet (fort - gesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.Ign. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis. Vin - dob. 1780. fol.C. Schreiber's Versuch einer vollständigen Conchylienkennt - niß, nach Linne's System. Wien, 1793. II. vol. 8.L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquilles. Par. 1802. V. vol. 8.Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau système des ha - bitations des vers testacés. Copenh. 1817. 4. mit Kupf.Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste Einrichtung der Conchylien-Sammlungen ꝛc. Gotha 1818. Fol.Sam. Brookes's Introduction to the study of Conchology. Lond. 1820. 4. Deutsch mit Zusätzen von C. Gust. Carus. Leipz. 1823. 4.Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 4. (it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle des mollus - ques terrestres et fluviatiles de la France. Par. 1806. 4.380d'Audebard de Ferussac s. oben S. 370.C. Pfeiffer's Naturgeschichte deutscher Land - und Süßwasser - Mollusken. Weimar 1825. 4. mit Kupf.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas Lond. 1784. gr. Fol.Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque historia et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol.

Gar viele Gattungen von mancherlei Geschlech - tern der Muscheln und Schnecken sind immer mit einer theils sehr nett organisirten Oberhaut bekleidet, die nicht mit den oft zufällig darauf sitzenden Mille - poren, Flustren u. dergl. verwechselt werden darf.

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füg - lichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln.

C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nämlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien. MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

30. Chiton. Käfermuschel. Testae plures, longitudinaliter digestae, dorso incumbentes.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem - valvi, corpore tuberculato.

31. Lepas. (Engl. acorn-shell). Animal rostro involuto spirali, tentaculis cristatis. Testa multivalvis, inaequivalvis.

381

Manche Gattungen, wie z. B. hier die beiden ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bei an - dern hingegen, wie bei den zwey letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. Eine Verschiedenheit die so auffallend ist, daß man wohl zwey besondere Geschlech - ter darnach bestimmen sollte*)s. Tilesius a. a. O. S. 222 419..

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa conica fulcata fixa, operculis acuminatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln, Kreb - sen ꝛc.

2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Geschlechts auf der Haut des Nordkapers u. a. Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl. the horn of plenty). L. testa valvis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis granulato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist beson - ders an den Küsten der Barbarei zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar - nacle). L. testa compressa quinquevalvi, inte - stino insidente laevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be - rüchtigt worden, deren schon bei der Baumgans (S. 188.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer fleischigen darm -382 ähnlichen Röhre, auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stammes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich auf faulen Weiden, allem Schiffwrack ꝛc. fest sitzt.

32. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce-stone). Testa bivalvis, divaricata, cum minoribus accessoriis difformibus ad car - dinem. Cardo recurvatus, connexus carti - lagine.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme, Austerschalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob - longa hinc reticulato-striata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob - longa rotundata arcuato-striata.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf. Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1 5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln. CONCHAE. (Mollusca testacea acephala).

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses (cardo).

33. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper). Testa bivalvis, hians altera extremitate. Cardo dente (plerisque) solido,383 crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae op - positae.

1. . Pictorum. die Flußmuschel, Mahler - muschel. M. testa ovata, cardinis dente pri - mario crenulato: laterali longitudinali: alterius duplicato.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. . Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ovata antice coarctata, cardinis dente pri - mario conico, natibus decorticatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

34. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor-shell). Testa bivalvis, oblonga, utroque latere hians. Cardo dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae: margo lateralis ob - soletior.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero bidentato.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

35. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ternis; lateralibus planis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter sub - tilissime substriata nitida, sutura anali canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.

2. . Cornea. T. globosa, transversim striata, costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

36. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle). Te - sta bivalvis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo dentibus mediis binis alternatis; lateralibus remotis insertis.

384

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis ele - vatis carinatis concavis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete recurvato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

37. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inae - quilatera, aequivalvis. Cardo dente medio complicato cum adiecta foveola; lateralibus remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca laeviuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.

38. Donax. (Fr. came tronquée). Testa bi - valvis, margine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: marginalique solitario, sub - remoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata compressa laevi, scripta lineis purpureis undatis, rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.

39. Venus. Testa bivalvis, labiis margine an - tico incumbentibus. Cardo dentibus 3 omni - bus approximatis, lateralibus apice diver - gentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa subcordata, transverse sulcata, antrorsum spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.

385

2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes. wam - pum. ) V. testa cordata solida transverse sub - striata laevi, margine crenulato, intus violacea, ano ovato.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u. a. nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, ( s. oben S. 359.) und das darin befindliche Thier auf ihren weiten Fuß - reisen im Munde führen, auskauen ꝛc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti - formi: striis crenatis decussatis, ano impresso ovato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

40. Spondylys. (Fr. huître épineuse). Testa inaequivalvis, rigida. Cardo dentibus 2 re - curvis, cum foraminulo intermedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare). S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 495.

Die eine Schale läuft hinten beim Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen kann, aber die Schalen sich nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen lassen.

41. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle). Testa bivalvis, crassior. Cardo callo gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie - senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima. 386Fr. le grand bénitier). C. testa plicata, forni - cata, squamosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund wiegen. Letzteres wird von den ostindischen Insulanern, so wie von den Küstenbewohnern am rothen Meere ꝛc. häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huître de la mer rouge). C. testa orbiculata, muricata; valvula altera planiore; altera nate productiore subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cu - neiformibus obliquis tubulosis valvula longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

42. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo dentibus numerosis, acutis, alternis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata apice emarginata, processibus incurvis remotissi - mis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa sub - orbiculata aequilatera pilosa, natibus incurvis: margine crenato.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.

Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zumal am Außenrande, wie mit einem braunen sammtartigen Ueber - zuge bekleidet. (s. oben S. 380.)

43. Ostrea. Auster. (Fr. huître. Engl. oyster, scallop). Testa bivalvis, inaequivalvis, (ple - risque) subaurita. Cardo edentulus fossula cava ovata, striisque lateralibus transversis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses Ge - schlechts könnten füglicher in zwey andere vertheilt wer -387 den, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das andre aber die Austern begreifen müßte.

1. Jacobaea. O. tesla inaequivalvi radiis 14 angu - latis longitudinaliter striatis.

Chemnitz vol. VII. tab. 60. fig. 588.

2. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evan - tail). O. testa aequivalvi radiis 12 duplicatis, extus laevi.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

3. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs - muschel. O. testa aequivalvi radiis 12 convexis, striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

4. Malleus. der polnische Hammer, das Cru - cifix. (Fr. le marteau noir). O. testa aequi - valvi triloba, lobis transversis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

5. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae - quivalvi ovata, lateribus obtuse plicata parasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

6. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae - quivalvi semiorbiculata, membranis imbricatis un - dulatis, valvula altera plana integerrima.

Wird zumal an den Küsten des nordwestlichen Eu - ropa auch am mittelländischen und adriatischen Meere ꝛc. auf Austerbänken gehegt*)Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den eu - ropäischen Küsten s. in Beckmann's Vorbereit. zur Waaren - kunde I. B. S. 93-111., und besonders in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg -, Sand - und Thon-Austern eingetheilt.

7. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa aequivalvi orbiculata compressa membranacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 69. fig. 576 sq.

388

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist mißfarbige, und ungestaltete.

8. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweinsohr. O. testa aequivalvi plicata, spi - nosa, labro utroqoe scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

44. Anomia. Bastardmuschel. Testa inae - quivalvis; valvula altera planiuscula (saepe basi perforata), altera basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula lineari prominente, in - trorsum dente laterali. Radii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor - biculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata inaequali violacea: superiore convexa, inferiore perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule). A. testa ovata, ventricosa, alba, tenerrima, valvula altera rostro incurvata, per - forata. Margine acuto integerrimo, undique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittelländischen Meere, atlantischen Ocean u. s. w. Eins von den äußerst wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petre - fact der Vorwelt in den Flötzkalk-Gebirgen angesehen werden kann.

45. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea-muscle, mussel). Testa bivalvis rudis, saepius affixa bysso. Cardo edentulus, di - stinctus linea subulata excavata longitudinali.

389

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre). M. testa compresso - plana suborbiculata, basi transversa imbricata tu - nicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande derselben der wie Labradorstein schillernde so genannte Pfauenstein (gemma penna pavonis s. helmintholithus andro - damas Linn. ) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat - tel. (Fr. la moule pholade, la date). M. testa cylindrica utrinque extremitatibus rotundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u. s. w. *)Selbst in den härtesten Marmor, wie z. B. das berühmte, immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomen an den drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis Tem - pel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem Spiegel des benachbarten mittelländischen Meeres ringsherum von diesen Steindatteln angebohrt sind. s. P. Ant. Paoli Antichità di Pozzuoli tab. 15. D. Andr. de Jorio sul tempio di Serapide in Pozzuoli. Nap. 1820. 4. pag. 52. tab. 7. von Hoff's Gesch. der durch Ueberliefer. nachgewiesenen natürl. Veränderungen der Erdoberfläche. I. Th. S. 455. und von Goethe zur Naturwis - sensch. II. B. S. 79.

3. Edulis. der Blaubart, die Schille. M. testa laeviuscula violacea, valvulis antice subca - rinatis, postice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweideutige Speise, deren Genuß zuweilen tödt - lich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies - muschel. M. testa striata subcurvata, margine posteriore inflexo, cardine terminali bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

390

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi, margine anteriore carinato, natibus gibbis cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bei Neuguinea. Sonst aber auch an den nordischen europäischen Küsten.

46. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei - denmuschel. (Fr. jambon, coquille portesoie). Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in unam valvulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, womit sie sich befestigen können, und der eine braune Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Tarent, Palermo ꝛc. zu Handschuhen u. dergl. verarbeitet wird*)s. davon vorzüglich der Fr. Elisa von der Recke R. durch Italien. III B. S. 76. 331 u. f..

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Windungen. Schnecken. COCHLEAE. (Mollusca testacea cephalopoda et gasteropoda).

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch - gehends gleichförmig; so nämlich, daß, wenn man die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben gerich - tet hält, diese letztere einem alsdann links zugekehrt ist, und die Windungen von oben nach unten rechts, (der scheinbaren Bewegung der Sonne gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine ge - genseitige Windung; ( s. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20. ) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig links -391 gewundene Mißgeburten [anfractibus sinistris s. contrariis]*)s. Chemnitz Conchylien-Cabinet. IX. B. 1. Abschnitt von den Linksschnecken..

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst eines besondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und an - dere ziehen bei Annäherung des Winters eine Kalk - scheibe vor die Mündung ihres Hauses.

47. Argonauta. Testa univalvis spiralis, in - voluta, membranacea, unilocularis.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrei. (nau - tilus papyraceus. Engl. the paper-sailor). A. carina subdentata. (Animal sepia?)

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber große Schale, die von einem blackfischähnlichen Thier bewohnt wird**)s. de Férussac in den Mémoires de la Soc. d'hist. nat. de Paris. T. II. p. 160., welches mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen ꝛc. verstehen soll.

48. Nautilus. Testa univalvis, isthmis perfo - ratis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übrigen ein - und auspumpt, sich nach Willkür leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkut - tel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau. Engl. the sailor). N. testa spirali apertura cor - data, anfractibus contiguis obtusis laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, an - fractibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168 sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sande von Rimini.

392

49. Conus. Tute. Testa univalvis, convoluta, turbinata. Apertura effusa longitudinalis, li - nearis, edentula, basi integra. Columella laevis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contread - miral, Schout by Nacht. C. testa conica fusca, maculis ovatis albis, spirae anfractibus ca - naliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis sparsis; fasciisque 3 flavis tenuissime reticulatis; media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis inter - rupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis tota reticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineis - que punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or). C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

50. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris, s. cytheriaca, s. paphia). Testa univalvis, in - voluta, subovata, obtusa, laevis. Apertura utrinque effusa, linearis, utrinque dentata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schnecken - haus zu gewissen Zeiten ad und erhalten dafür ein neues, das bei manchen Gattungen mir zunehmendem393 Alter dem jugendlichen so unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in die Conchyliensysteme gekommen*)z. B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sagen die Larve) von Cypraea tigris..

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa subturbinata characteribus inscripta, macula lon - gitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. testa obtusa triquetro-gibba, postice depressa - acuta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317 sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell). C. testa obtusa ovata, postice obtusa, antice ro - tundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.

In Ost - und Westindien, auch auf der Südsee, na - mentlich bei Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri, Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth). C. testa marginato-nodosa albida.

Zumal an den Philippinen und Maldiven, aber auch an der guineischen Küste und an manchen Süd - seeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze mancher ostindischen Völker**)In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen halben Gulden, und doch giebts dort Waaren (z. B. Betelblätter, Arek - nüsse ꝛc. ) die man für ein einziges Kauri aus dem Markte kaufen kann, s. Rennell's geographical Illustrations of M. Park's Journey. p.86., so wie der Neger in einem großen Theil von Africa und Westindien. Und die Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige u. s. w.

51. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper). Testa univalvis, convoluta, inermis. Aper -394 tura subcoarctata, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Columella obliqua, laevis.

1. Ovum. das Hühnerei. B. testa ovata ob - tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa rotundata glaberrima pellucida lineis crispata, spina retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata, reticulato-striata, cauda exserta, spira obliterata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.

In beiden Indien.

52. Voluta. Walze. (Engl. Rhomb-shell). Testa unilocularis, spiralis. Apertura ecau - data subeffusa. Columella plicata: labio um - bilicove nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-oblonga, spina rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.

2. Oliva. die Mohrin, das Prinzenbegräb - niß. V. testa emarginata cylindroide laevi, spi - rae basi reflexae, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica ꝛc.

3. Mitra. die Bischofsmüntze. V. testa emar - ginata fusiformi laevi, labro denticulato, colu - mella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa margi - nata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, colu - mella octoplicata, labro laevi crassiuscolo.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.

395

5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer - horn. V. testa obovata subcaudata: spirae an - fractibus striatis; apice producto glaberrimo, co - lumella triplicata.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.

Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884. sq. (linksgewunden.)

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird hauptsächlich zu Arm - und Fingerringen verarbeitet, die von den armern Hindus durch ganz Indien getra - gen und nach deren Tode von ihren Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen und von Niemandem die - ses Volks, der sie wieder findet, aufgehoben werden. Daher der große Absatz dieser Ringe und die Wichtig - keit der Fischerei der Schnecke woraus sie verfertigt werden.

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ventricosa flavicante aurantio striala; anfractu primo reliquis triplo maiore tuberculato.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean. Ein durch die Sammlerlieb - haberei sehr vertheuertes Schneckenhaus.

53. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn. (Engl. whelk). Testa univalvis, spiralis, gib - bosa. Apertura ovata, desinens in canalicu - lum dextrum, cauda retusum. Labium inte - rius explanatum.

Manche Gattungen legen ihre Eier als so genannte Seetrauben, andere als Seehopfen, noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici - bus aequalibus longitudinalibus distinctis mucro - natis, columella laevigala.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

396

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, co - lumella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Normänner noch jetzt bedienen.

3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmänn - chen. B. testa oblonga rudi transversim striata: anfractibus curvato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an - fractibus laevibus indivisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

54. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw) Testa univalvis, spiralis, latere ampliata. Apertura labro saepius dilatato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths - hake. S. testa labro hexadactylo, digitis curvis, cauda recurvata.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro antice trilobo incrassato, dorso verrucoso coro - nato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken (die so genannte Räucherklaue, unguis odoratus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

55. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop, rock-shell). Testa univalvis, spiralis, ex - asperata suturis membranaceis. Apertura de - sinens in canalem integrum, rectum s. sub - ascendentem.

397

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata spinis setaceis trifariis, cauda elongata subulata recta silmiliter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.

2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf. M. testa subovata spinis rectis cincta, cauda me - diocri subulata recta spinisque oblique circumdata.

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittelländischen Meere.

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spi - nis cincta, cauda breviore truncata perforata.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der Alten*)Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden. 1786. 4. mit Kupf. und C. F. Heusinger observ. de purpura antiquorum. Isen. 1826. 4..

4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M. testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnau - zennadel. M. testa turrita, anfractibus superne plicatis, cauda adscendente, columella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

56. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top - shell, button-shell). Testa univalvis, spira - lis, subconica. Apertura subtetragono-angu - lata s. rotundata, superius transversa, co - arctata: columella obliquata.

1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn. (Engl. the stair case). T. testa convexa obtusa marginata, umbilico pervio cre - nulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.

398

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend saubern Windungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwischen sich lassen ꝛc .*)Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) stupendum naturae artificium und neuere Archäologen halten die schöne Schnecke für das Urbild der Volute an den Jonischen Säulen..

2. Magus. T. testa oblique umbilicata convexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im - perforata turrita striata, columella exserta spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty). T. testa imperforata ovata, subcaerulea, laevi, oblique striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen neu - seeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumal vom höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la fripière, maçonne). T. testa imperforata ru - gosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Namen da - her, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäusern ꝛc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge oder Pockennarben) verur - sachen.

57. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl, wreath). Testa univalvis, spiralis, solida. Apertura coarctata, orbiculata, integra.

1. Littoreus. T. testa subovata acuta striata, mar - gine columnari plano.

Chemnitz vol. V. tab. 185. fig. 1852.

399

In vielen Meeren. Unter andern im Adriatischen; dessen Anwohner das Thier in Unzahl verspeisen.

2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im - perforata ovata striata: stria unica dorsali cras - siore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandter Gattun - gen, ist die so genannte Meer-Bohne (umbilicus veneris.)

3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Sca - lata). T. testa cancellata conica anfractibus di - stantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichnet sich durch die von einander abstehenden gleichsam durch - brochenen Windungen aus.

4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T. testa cancellata turrita exumbilicata, anfractibus contiguis laevibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.

5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

6. . Perversus. das Linkshörnchen. T. testa turrita pellucida: anfractibus contrariis, aper - tura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übri - gens dem immer rechtsgewundenen Turbo mus - corum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Wei - den und andern Baumstämmen.

7. . Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus annulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie. tab. 97. fig. 7.

In süßen Wassern.

400

58. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escar - got. Engl. snail, periwincle). Testa unival - vis, spiralis subdiaphana, fragilis. Apertura coarctata, intus lunata s. subrotunda: seg - mento circulari demto.

Meist Land - und Süßwasser-Schencken.

1. . Hispida. T. testa umbilicata convexa hispida diaphana, anfractibus quinis, apertura subrotundo - lunata.

2. . Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr. le vigneron). H. testa umbilicata subovata, ob - tusa decolore, apertura subrotundolunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumal in der Schweiz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondere Schneckengärten, worin sie zu Tausenden gefüttert wer - den ꝛc. Ihrer starken Reproductionskraft ist schon oben gedacht worden.

3. . Arbustorum. H. testa umbilicata convexa acuminata, apertura suborbiculari bimarginata, antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräusel, das Qualle-Bothchen. H. testa subimperforata subrotunda obtusa diaphana fra - gilissima, apertura postice dilatata, labro emar - ginato.

Fab. Columna p. XXII.

Im mittelländischen so wie im atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist purpurblau.

5. . Vivipara. (Cyclostoma viviparum). H. im - perforata subovata obtusa cornea, cingulis fusca - tis; apertura suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

401

6. . Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la livrée). H. testa imperforata subrotunda laevi diaphana fasciata, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spira mutilato-truncata, apertura ovata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr - schulpe. H. testa imperforata depresso-pla - niuscula striis undatis; apertura ovali dilatata us - que in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

59. Nerita. Schwimmschnecke. Testa uni - valvis spiralis, gibba, subtus planiuscula. Apertura semiorbicularis: labio columellae transverso, truncato, planiusculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon). N. testa umbilicata laevi, spira sub - mucronata, umbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. . Fluviatilis. N. testa purpurescente, maculis albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf der Schale mit sich herum trägt*)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177 und Pfeif - fer S. 107..

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula exca - vato oculato, labio interiore laevi crenulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

60. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Ve - nus's ear). Testa auriformis, patens: spira occultata laterali; disco longitudinaliter po - ris pertuso.

402

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso transver - sim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia). H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte pro - minula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr ist bei unsern Antipoden zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne be - stimmte äußere Windungen.

Bloß im Wasser; und zwar die bei weiten aller - mehresten in der See.

61. Patella. Napfschnecke, Klippkleber. (Engl. limpet). Testa univalvis subconica absque spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice subspi - rali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 ob - soletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. . Lacustris. P. testa integerrima ovali, ver - tice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, ver - tice recurvo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata con - vexa: margine introrsum crenulato, vertice perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge - gessen.

403

62. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre. (Engl. tooth-shell). Testa univalvis, tubu - losa, recta, utraque extremitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi minuta.

Im Sande von Rimini.

63. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm-shell). Testa univalvis, tubulosa, adhaerens.

1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre. S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glome - ratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa se - mitereti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegen - heit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden - den besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus - schacht, die Gießkanne. (Engl. the watering pot). S. testa tereti recta, extremitatis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer ab - gebrochen.

404

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata violacea, intus laevi lutea; apertura alba undula - tim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Stein - bohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Ma - dreporen.

64. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lignum penetrans.

1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohrwurm. (Fr. le taret). T. corpore tereti elongato, ore attenuato, extremitate postica pho - ladiformi, quadrivalvi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang. Wohnt in Eichen -, Ellern -, Tannen - u. a. Holz, worin es sich fingersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zumal 1730, für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zumal im Westkappler Damm, zuweilen arge Verwüstungen an. Hat sich hingegen neuerlich von den Schiffen mancher seefahrenden europäischen Nationen wieder ganz verloren.

405

IV. ECHINODERMATA. (Crustacea).

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine be - sondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes unter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: so wie überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen im Trocknen zu leben bestimmt ist.

65. Echinus*)Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinodermatum ex ed. Nath. God. Leske. Lips. 1778. 4.. See-Igel. (Engl. sea hed - gehog). Corpus subrotundum, crusta spata - cea tectum, spinis mobilibus saepius aculea - tum. Os quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bei man - chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist, es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe - gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben in ihrem Innern ein sonderbares, knöchernes Gestelle, das unter dem seltsamen Namen der Laterne des Ari - stoteles bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahl - reichen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so genannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg). E. hemi - sphaerico-globosus; areis obsolete verrucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

406

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambu - lacris 5 repandis linearibus; areis alternatim bi - fariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris 5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21. sq.

66. Asterias*)J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. Fol. . See-Stern. Corpus depres - sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale, quinquevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind denen der See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun den Dorschen u. a. Fischen, andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, undique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bei dieser Gattung ist die ausnehmende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen, der von seinen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angulis verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A. ra - diata, radiis dichotomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

407

In vielen Meeren der allen Welt, auch im Caspi - schen. Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch verschieden zu seyn. Ein überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an des - sen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat*)Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer - liches erzählt hat. Dieses vermeinte Seeungeheuer soll näm - lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor stei - gen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden, kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch ( s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durch's Aufsteigen eines solchen Thiers un - ter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p.52. ) Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrenen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen worden: ( einen merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de la Pérouse autour du monde vol. III. p.10 ) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod. Torfaeus in s. Groenlandia antiqua p. 100 vom Kraken sagt: Tracta haec fabula vide - tur ex insula aliquando conspicus, saepius tamen incon - spicua. .

67. Encrinus. Stirps elongata, corpore termi - nali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Pal - men, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupt.

408

2. Radiatus. (Vorticella encrinus Linn.) E. stirpe cartilaginea continua, stella terminali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond. 1755. 4.

V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beinahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben wenigstens in manchen Geschlechtern beider Ordnungen viel Ueber - einstimmendes. Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewohnen, die bei den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind, und Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Ej. natural history of many curious and uncommon zoophy - tes ꝛc. systematically arranged and described by D. Solan - der. Lond. 1786. 4. ( Ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solan - der's Namen ).Vital. Donati della storia naturale marina dell 'Adriatico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi ma - rini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.E. J. Chr. Esper's Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Mau - mont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die besondern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.409 heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als einen ihnen angebornen Theil vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bei ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit sei - nem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird; und sich daher beim schnellen Wachsthum*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westin - dien ꝛc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3 / 4 Jahren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von Corallen eingenommen. und Vermehrung die - ser merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure Größe und Umfang derselben**)Viele vulcanische Inseln der Südsee, auch westindische, wie z. B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde über - zogen; und wie furchtbar die aus dem Boden des Meeres empor - rankenden Corallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, und Capit. Cook auf seiner Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren. erklären läßt.

68. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium tubis, cylindricis, cavis, erectis, parallelis.

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicula - tis combinatis: dissepimentis transversis distan - tibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost - und Süd-Indien.

69. Madrepora. Stern-Corall. Corallium cavitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella convexa: lamellis simplicibus longitudinalibus, subtus concava.

Solander tab. 28.

410

2. Muricata. M. ramosa composita subimbricata, stellis oblique truncatis prominentibus adscenden - tibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis alternis, stellis immersis bifariis.

70. Millepora. Punct-Corall. Corallium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie dichotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M. membranacea reticulata umbilicata, turbinato-un - dulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

71. Cellepora. Corallium foraminulis urceo - latis, membranaceis.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplicibus un - dulato-turbinatis cumulatis; cellulis seriatis: os - culo marginato.

72. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata solida, cortice molli habitabili obducta*)Von diesen und den übrigen folgenden Corallengeschlech - tern s. J. V. F. Lamouroux histoire des polypiers coralligènes flexibles. Caen. 1816. 8. mit Kupf..

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe ar - ticulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con - tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis.

Cavolini tab. 2. fig. 1-6.

411

Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländischen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostindien verführt, und zumal in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

73. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stir - pem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren holzige Natur, zumal an den starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man findet den so genannten Venus - fliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Ani - malisches*)Das bestätigt auch Prof. Gravenhorst in Oken's Isis 1823. VII. H. S. 725..

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani - culato-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re - ticulata, ramis interne compressis, cortice flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

74. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata, stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre). A. stirpe arborescente co - riacea coccinea superne ramosa, papillis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

75. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Epon - ge. ) Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bi - bula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami - nulata subramosa difformis tenax tomentosa.

412

2. . Fluviatilis. (Ruß. Badiäga). S. conformis polymorpha, fragilis, granulis repleta.

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr star - ken specifiken Geruch, und ist oft, aber nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Getrocknet ist sie ganz mürbe und zerreiblich. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand Ver - suche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein ent - scheidendes Zeichen einer wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.

76. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneifor - mibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

77. Tubularia. Stirps radicata, filiformis, tu - bulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen des süßen Wassers, nämlich die Federbusch-Poly - pen (Fr. polypes à panache), an welchen man, so wie bei denen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unterscheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bei der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver - härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bei der glei - chen Gattung unter sehr verschiedenen Gestalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umherranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tausen - den flach neben einander an Dämme ꝛc. angelegt hat - ten: andere, die in dichten Klumpen in unzähliger Menge neben einander empor standen, u. s. w.

413

1. Indivisa. C. culmis simplicissimis, geniculis contoris.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta ter - minali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. . Campanulata. T. crista lunata, orificiis va - ginae annulatis, corpore intra vaginam abscondito.

Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. . Sultana. T. crista infundibuliformi, ad ba - sin ciliata.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch gestellt sind*)Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f..

78. Corallina. Stirps radicata, geniculata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subtur - binatis.

Ellis tab. 24. fig. b.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: ar - ticulis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

79. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa, cornea, nuda, articulata: denticulis calyci - formibus obsita.

414

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherlei Arten auf der gewölbten Schale der gemeinen Austern finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit Eier - stöcken vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis trun - catis, ovariis ovatis, ramis pinnatis alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticula - tis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.

80. Cellularia. Strips crustacea, lapidescens, e cellulis seriatis composita; plerumque ramo - sa et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C. denticulis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho - toma, articulis subciliatis, ovato-truncatis, uno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.

415

VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Namen Zoophyt oder Thierpflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung ge - meinschaftlich beigelegt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden, manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein solches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenigstens die bei weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben stirpem liberam, wie man es nennt). Einige sind doch dabei in einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem werden aber auch die Infusionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.

81. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, penniformis.

Man unterscheidet an den beiden ersten Gattungen dieses merkwürdigen Geschlechts, wie an einer Vogel - feder, zwey Haupttheile, den Kiel nämlich und die Fahne. Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenigstens über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.

416

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pinnis imbricatis.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchtet so wie die folgenden stark im Finstern.

3. Cynomorium. (Alcyonium epipetrum Linn. Veretillum Cuv.) F. stirpe cylindrica, subcla - vata, seminuda, superne polypos minutos exerens.

Pallas miscell. zool. tab. 13. fig. 1. 4.

Wie die vorigen, zumal im mittelländischen Meere, aber in der mehr cylindrischen Form und in der weichen Textur des ganzen, doch sehr von jenen verschieden.

82. Hydra. Armpolype, Vielarm. Corpus gelatinosum conicum. Os terminale cinctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*)S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid. 1744. 4.H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.Rösel's Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen).Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4. sind gallert - artig, halb durchsichtig, und daher von ungeübten Au - gen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bei einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlings - tagen an, bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreissen. Bei Annäherung des Winters aber417 mögen sie wohl Eier legen*)Pallas elenchus Zoophytor. p. 28., aus denen im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er - wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin - tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann meh - rere in einander stecken, und so oder auf andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann sie durch einen, freilich Uebung und Ge - duld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh um - kehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise einander verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen des sel. Hofr. Lich - tenberg**)S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durchschneidet, und während daß die Schlinge allmählig durchschneidet, werden die derweile getrennten Theile doch schon wieder an einander wachsen u. s. w.

1. . Viridis. der grüne Armpolype. H. vi - ridis tentaculis brevioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rück - sicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Re - production hat mich zuerst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.

2. . Fusca. der braune Armpolype. H. fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84 sq.

3. . Grisea. der oragegelbe Armpolype. H. aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.

Rösel tab. 78. sq.

418

83. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. polype à bouquet). Stirps ramosa, polypis termina - libus ore contractili (plerisque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber bei der mindesten Erschütterung für einen Augenblick ganz zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.

1. . Anastatica. B. stirpe multifida, floribus cam - panulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 27.).

2. . Umbellarius. (Vorticella umbellaria Linn.) B. stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis mu - ticis.

Rösel tab. 100.

Wie die vorige Gattung und das folgende Geschlecht in Gräben und Teichen an Wasserpflanzen, Schnecken - häusern ꝛc.

84. Vorticella. Afterpolype. Corpus nudum, simplex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft tausende derselben beisammen sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit unzähli - gen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.

1. . Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V. cor - pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. . Socialis. (Hydra socialis Linn.) V. mutica torosa rugosa.

Rösel tab. 95.

85. Furcularia. Corpus liberum nudum ob - longum, tentaculis rotatoriis ciliatis, cauda bicuspidata.

419

1. . Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-animal).

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thierchen findet sich in stehenden Wassern und mancherlei Infu - sionen, schwimmt überaus behende, verändert dabei fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trockenen für todt liegen können, und doch nachher in Wasser zu wiederholten Malen wieder aufleben ꝛc. Der dunkele Körper in seinem Vorderleibe, den so viele Naturforscher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehö - riges Organ, und kein Herz*)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 248..

86. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum.

1. . Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone retractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f.

Dieser ist in mancherlei Essig. Eine verwandte Gat - tung in altem Buchbinderkleister**)Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und beides sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschengeschlechts..

87. Volvox. Corpus liberum, rotundatum, gelatinosum, gyratile. Tubus alimentarius vix ullus.

1. . Globator. das Kugelthier. V. globosus, superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungs - werkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nachkommenschaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

420

88. Chaos. Corpus liberum ...... (generi po - lymorphon, speciebus uniforme).

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Be - schluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Ge - schlechtsnamen die unzählbaren*)Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte O. Fr. Müller gegen 400 Gattungen von Infusionsthierchen., dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche Gattungen schon im See - und süßen Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand thierischen und vegetabili - schen Substanzen (daher diese dann Infusionsthier - chen heißen), und noch andere im reifen Samen männ - licher Thiere finden**)Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B. S. 264 u. f.Chr. L. Nitzsch Beitrag zur Infusorienkunde. Halle 1817. 8. mit Kupf. Und so wie über manche andre nackte Würmer K. E. v. Baer Beitr. zur Kenntniss der niedern Thiere in den Nov. Act. de N. C. vol. XIII. P. II. p. 525 u. f..

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Familien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gattungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See - und stagnirenden süßen Wasser. [ zumal in solchem, worin die Priestleysche so ge - nannte grüne Materie†)Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von Ve - getation, wie das dabei befindliche Chaos aquatile für die un - terste erste Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen wer - den kann. vegetirt ].

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.

C) Spermaticum. (Cercaria spermatica).

Die Samenthierchen, wovon die im männlichen Samen des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abgebildet ist††)Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen halten könne..

421

Zehnter Abschnitt. Von den Pflanzen.

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nämlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be - griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un - terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs - saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan - zen der bei weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch - stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln ꝛc. ) sämmtlich mit einander überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse über - haupt auch darin von denen der allermehresten Thiere verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter, Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist. *)Extensio minus definita.

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was422 man mit den, für die thierische Oekonomie so wich - tigen, eigentlich so genannten Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit wahren Muskeln, mit Knochen ꝛc. vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre Organisation am Ende nur auf eigentlich so genannte Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellgewebe*)S. hierüber vorzüglich die beiden Göttingischen Preisschrif - ten, von Rudolphi (Berlin 1807. 8. ), und Link (Götting. 1807, mit Nachträgen 1809. 8.) So wie auch L. C. T. Tre - viranus vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8. ; und von frühern Abhandlungen J. J. Bernhardi's Beobach - tungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.Von des sel. Osiander's glücklichen Versuchen, Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar. Gottingens. vol. XVI. pag. 100 u. f..

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens ziemlich ana - loge Schleimgewebe der Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen der Gewächse, ein wirklich zellu - loses, theils Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es ist zumal in der Borke und im so genannten Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (utriculi), und bildet auch theils lange röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich so genannten Gefäße (die übrigens manchen Familien und Geschlechtern von kryptoga - mischen Gewächsen so wie im Thierreich den Zoophyten und auch wohl manchen Mollusken gänzlich abzugehn scheinen), zeichnen sich (wenigstens423 bei weiten größtentheils) besonders dadurch aus, daß ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fäden (oder Röhrchen?) bestehen, und so gleichsam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die netzförmigen u. a. Ver - bindungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einan - der sind, so zeigt sich doch kein solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte, wie bei allen rothblütigen und so vielen weißblütigen Thieren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener wenigen organischen Bestandtheile der Gewächse (ih - rer so genannten partium similarium) erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus zusammenge - setzten Theile (der partium dissimilarium) in einander; der Blätter z. B. in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumal bei gefüllten Blu - men ꝛc. *)S. von Goethe Versuch die Metamorphosa der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.Und besonders über die Identität der Knollen (z. B. der Kartoffeln) und ihrer Stängel Dr. Westfeld in Voigt's neuem Magazin VI. B. S. 371 u. f.; auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wur - zeln und diese hingegen in belaubte Aeste umwan - deln kann. **)Ein Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel - sang, am Leidner Kanal den Haarlem, eine ganze Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusam - mengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre424 Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur Selbsterhaltung, und in die zur Fortpflanzung ge - hörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit getränkten Bo - den. Aus jener saugen sie Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zumal auf den Blättern, in unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der Wur - zelzasern, womit die allermehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber (wie z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc. ) als so genannte Schmarotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an an - dern Gewächsen*)Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den Wurzeln gewisser anderer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch dieselben nähren. So z. B. die hydnora africana an der euphorbia mauritanica u. a. S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132. festsitzen; da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens scheint es bei aller dieser Verschieden - heit des Aufenthalts der Gewächse im Grunde doch immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ih - nen die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach In - gen-Housz's Untersuchungen**)s. Voigt's neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798. S. 101. u. f. wahrscheinlich einen425 Hauptnahrungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: son - dern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Aga - ven, Aloën, Cactusgattungen ꝛc. auch bloß durch Einsaugung aus der Atmosphäre für lange Zeit hin - längliche Nahrung erhalten können*)So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. mirabilis hujus plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata, et in aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia comprobassem. .

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions - oder ei - gentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wur - zelzasern, treiben bei vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bei andern aber treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk und dieser wird dann bei vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bei manchen Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.

§. 169.

Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu äußerst mit einer feinen Oberhaut bedeckt, un - ter welcher die Borke und der Bast (liber) liegen, welcher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftge - fäßen besteht, und daher für die Erhaltung der426 Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein folgt der Splint (alburnum) und hierauf die eigentlich holzige Substanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der Mitte des Stammes, das so genannte Mark, wel - ches letztere aber mit zunehmendem Alter an Menge abzunehmen und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch wird bei diesen Gewächsen, alljährlich eine oder ei - gentlich zwey neue Holzlagen, und zwar wahr - scheinlich aus dem gedachten Splint erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl dieser concentrischen Lagen (pectines) ungefähr das Alter der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der Palmen ausgenommen, als welche keine solche con - centrische Lagen bilden, sondern durchaus gleichförmig dicht, sehr hart und wie mit partiellen Splintröhren durchzogen sind. Eine Bemerkung die auch für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, diese wieder in Zweige, an welchen endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt sind: indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges Zellgewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blattes, zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und dadurch die so genannten Blätter-Skelete verferti - gen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden Sei - ten des Blattes mit einer besondern Haut überzogen, die man insgemein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen Oberhäutchen, was endlich427 zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr ver - schieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um so merkwürdiger, je größer und wichtiger die Functio - nen derselben für die damit versehenen Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des so genannten phlogistischen Prozesses, der bei den Thieren hauptsächlich durchs Einathmen des respirabeln Theils der Luft oder sei - ner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bei den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable Gas oder seine Grundlage zum Lebensunterhalte un - entbehrlich; besonders um (wie es Ingen-Housz's Untersuchungen wahrscheinlich machen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnah - rungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wieder ausdunsten. *)Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsinnige Na - turforscher daraus für practische Landwirthschaft gezogen, s. in Voigt's neuem Magazin a. a. O.

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumal in der Dunkelheit, in seiner größten Stärke betrieben. Bei Tage hingegen, und vollends im Sonnenscheine geht er langsamer von Statten; daher die Pflanzen428 alsdann weniger Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und dagegen während der Zeit aus ihren Blättern Sauerstoffgas, den respirablen Theil der atmosphä - rischen Luft, entbinden*)J. Ingen-Housz's Experiments upon vegetables. Lond. 1779. 8..

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, die so wich - tigen Organe, bei den mehresten Gewächsen der kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind, der hingegen mit Annäherung des Winters vertrock - net, welkt und theils abfällt. Daß dieses Ent - blättern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf ver - senkt, und so wie bei den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert werden und absterben, wird dadurch wahr - scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harz - reiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tan - gel - oder Nadelhölzer, der Epheu, die Preußel - oder Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paa - ren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeit - losen, Schneeglöckchen ꝛc.

429

§. 175.

Bei vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bei manchen die Blüthen des Abends zusammenlegen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treibhause eben so gut wie im Freien erfolgt: auch schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmit - tags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandiflorus, mesembryanthemum noctiflorum, der hesperis tritis ꝛc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen ver - schiedene andere Arten von eigenthümlicher Bewe - gung; wohin z. B. meist bei allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohl - thätigen Lichte*)s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4. gehört, als welcher Zug bei wei - ten nicht bloß an den Sonnenblumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumal in Treib - häusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie dawider gepreßt wären**)Ein Beispiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach dem Lichte: In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer Seite ein kleines Lichtloch hatte, war beim Ausräumen im Früh - jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in die Höhe430 und so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war. s. die Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston Vol. II. P. I. p. 147.Auch F. J. Bertuch's Beobachtungen an der India - nischen Kresse im allgem. teuschen Garten-Magaz. 1804. 5 St. S. 226 u. f.. Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der averrhoa carambola, oder die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Fliegenfalle (dionaea muscipula), welche, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen - blicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils aus - nehmend lebhafte Bewegung, die zur Befruchtungs - zeit an den Geschlechtstheilen in vielen Zwitterblü - then bemerkt wird; da z. B. die Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) be - rührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätig - keit der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bei genauer physiolo - gischer Prüfung aufs deutlichste von dem ausschließ - lichen Eigenthume der Thiere, nämlich der will - kürlichen Bewegung, als von welcher auch bei431 den, wegen ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. E. beim hedysarum gyrans*)Vergl. davon C. W. Hufeland's kleine medizinische Schriften. Iten V. Taf. I. fig. 1. 2.) keine echte Spur zu erkennen ist.

Anm. Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung, und hin - gegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige mittelst der - selben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen werden nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden, da z. B. manche einen milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummi geben; verschiedene Bäume, zumal unter den Nadelhölzern, im höhern Alter Harz bereiten. Andere Pflanzentheile ent - halten Mehl, Manna, Wachs, fette und ätherische Oele, Kampfer ꝛc. Einige wenige das so genannte Federharz (cahutchuc) u. s. w.**)Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsge - schäfts der Gewächse gehört wohl das längst berühmte, aber erst neuerlich recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie im Wasser durch - sichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. s. Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX. und LXXXI. und Dr. Dav. Brewster in eben diesen Transact. von 1819..

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdün - stungen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzigen ent - zündbaren des weißen Diptams ꝛc.

§. 180.

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch man - cherlei Abscheidungen (secretiones) und Verände -432 rungen der eingesogenen Nahrungssäfte in den Ge - wächsen selbst bereitet werden müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf dem - selben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sauer - ampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält, und weil selbst die Säfte in den ver - schiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freilich aber trägt auch allerdings die Verschie - denheit des Bodens*)Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen: von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8. und des Climas zur ver - schiedenen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles bei: daher denn eines Theils manche in frem - den Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bil - dung, so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von ihren Kräften ver - lieren ꝛc., andere hingegen eben dadurch noch ge - winnen und veredelt werden.

§. 182.

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimm - ten, ihm angemessenen Pflanzen**)Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geographicae spe - cimen. Goett. 1800. 4.Al. de Humboldt Essai sur la Géographie des plantes. Par. 1807. fol.Ej. Prolegomena de distributione geographica plantarum vor seinen Nova genera et species.Joach. Fr. Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pflanzen - Geographie. Berl. 1823. 8. mit Atlas., so daß man zuweilen schon aus den einheimischen Gewächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das433 Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an je - des fremde Clima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich scheinenden Getreidearten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch so robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen Himmelsstrichen; die aus Chili abstammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welt - theilen fortkommen ꝛc. ; oder wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie z. B. die Co - cospalme, die eben so üppig im steinigen und Sand - land als im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse Länder (wie z. B. das Cap und Neu-Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließlich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ordnungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast keine Kohl - und Rübenarten. So finden sich aus den westindischen Inseln verglei - chungsweise wenige Laub-Moose (musci frondosi) und hingegen desto mannigfaltigere Farnkräuter ꝛc.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück - sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumal bei den In - secten, Statt hat, daß nämlich manche nur isolirt und einsam leben, da hingegen andere dicht beisam - men bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie das Sargasso) weite Meeres - strecken überziehen.

434

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge - wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zwey - tens durch Augen; und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nämlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bei den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nämlich vermehren sich von selbst auf diese Weise. Bei vielen andern hat es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica)*)[?]s. von Hofr. Schrader's Commentatio de varia planta - rum propagatione absque praevia foecundatione, die Götting. gel. Anz. 1830. 62. St. dessen Zweige herab hangen, und wenn sie dann den Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen - den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungs - art, durch Augen. So nennt man nämlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kom - men, aber bei den mehresten erst im folgenden Früh - jahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich435 meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bei einigen von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Man kann bekanntlich diese Augen an - dern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausgeschossene Reis einpfropfen.

§. 188.

Viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwie - beln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigentlich an lilienarti - gen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bei je - nen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise mit welcher hin - wiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln ꝛc. ) manche Aehnlichkeit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflan - zungswege und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mit - telst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. ver - bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so ge - nannten Fruchtboden (receptaculum), verschie - dene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen ei - nige männlich, andere weiblich sind; und diese müs - sen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbei gekom - men ist, von jenen befruchtet werden. In Rück - sicht ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also436 diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mal neue Werkzeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung ver - längern könne, findet gewisser Maßen auch bei den Blü - then vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruchtet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge - nannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (ger - men), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkörner der Pflanze, da - her man diesen Behälter gewisser Maßen mit dem Eier - stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männ - lichen oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus dem Faden (filamentum), und437 dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gel - ben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zar - ten Bläschen besteht, die bei vielen Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben, und ein unend - lich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt*)Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur Blüthezeit und zwar zumal bei Gewitterregen in Menge abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf stehenden Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben hat..

§. 192.

Bei der Befruchtung fällt jener Blumen - staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, wel - ches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig lie - genden, bis dahin aber unfruchtbar gewesenen Sa - menkörner fecundirt. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein ver - schnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bei den mehresten Gewächsen sind diese beider - lei Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden. Bei einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo - von die einen bloß männlichen, die andern weib - lichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie438 z. B. bei der Haselstaude, Wallnußbaum, dem Brotbaum, den Gurken ꝛc. Andere Gewächse, wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerlei Blü - then, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bei noch andern aber, wie z. E. bei den Palmen, dem Hanf, Hopfen ꝛc. sind die beiden Geschlechter in den Pflan - zen selbst, so wie bei allen rothblütigen und vielen andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders befruchtet werden, als wenn der Blumen - staub von der männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen, Theilen der Blüthe sind besonders der doch bei den mehresten befindliche Blumen-Kelch (calyx), und die so genannten nectaria, u. a.m. zu merken. Ueberhaupt aber theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regel - mäßige und irreguläre. Bei jenen nämlich sind die einzelnen Theile derselben Art, Größe und Verhältniß; bei diesen hingegen von ungleicher Pro - portion.

§. 195.

Bei den eigentlich so genannten oder Laub - Moosen (musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's Entdeckungen die Aehnlichkeit der Befruchtungswerk - zeuge mit denen bei andern Gewächsen weit größer,439 als man vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben, ent - hält gleichsam als Fruchtknoten (§. 190.) die Samen - körnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (ca - lyptra), der die Stelle des Griffels und der Narbe vertritt, von dem männlichen Blumenstaube beson - derer, theils rosen - oder sternförmiger Theile be - fruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.

§. 196.

Von denjenigen einfachern Aftermoosen hin - gegen, die bloß im Wasser leben, wie bei den Tre - mellen, Ulven, Conferven, und beim See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr verschie - den, obschon bei den wenigsten noch genau genug untersucht; bei manchen aber, wie z. B. bei der oben erwähnten Brunnen-Conferve ( s. oben S. 16. und 27 ), zur Bewunderung einfach. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 49. )

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fort - pflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüf - feln ꝛc. und des Schimmels, deren ganze Natur - geschichte annoch viel räthselhaft Dunkles hat*)Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für solche Pflanzen zu halten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen. S. Voigt's Magaz. VIII. B. 4. St. S. 80 u. f..

§. 198.

Bei den vollkommenen, im eigentlichen Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung die übrigen nun überflüssigen, Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte Fruchtknoten aber fängt440 an aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahl - reichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen*)L. Cl. Richard Analyse der Frucht - und des Samen - korns, übers. mit Zusätzen des Vers. ꝛc. von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8..

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Samen - körner selbst**)Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum. Stutg. 1788-91. II vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4., als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so mannigfaltig als die der Blüthen, und in Rücksicht auf ihre weite Ver - breitung†)s. Rösel's Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede. zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe. und auf ihr weiteres Bekleiben ꝛc. der Erhaltung der Gattungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bei jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mal die ersten Wurzelzäferchen oder das so genannte Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim (plumula) über sich treiben††)s. merkwürdige Versuche hierüber bei Jo. Hunter on the blood, inflammation, and gun-shot wounds. pag. 237.. Zur allerersten Er - nährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bei den mehresten Gewächsen doppelten Samenlappen oder Kernstücke (cotyledones), die vorher die Hauptmasse des Samenkerns ausmachten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samen - körner unmittelbar mit einem saftreichen Zellgewebe oder so genannten Fleische überzogen sind, so heißt441 dies eine Beere ( sey sie übrigens noch so groß und an einem großen Baume, wie z. B. die Brot - frucht. ) Zuweilen liegen auch die bloßen Sa - menkörner von außen auf dem großgewachsenen flei - schigen Fruchtboden auf, wie bei den Erdbeeren, die folglich, nach der Kunstsprache nicht sollten Beeren genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen aus, deren Frucht entweder, wie bei den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser gan - zen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bei den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) genannt werden.

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16. ) schei - nen bei den Gewächsen leichter als bei den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abwei - chende veränderliche Richtung geben zu können*)S. Dav. Hopkirk on the anomalies in the vegetable king - dom. Glasg. 1817. 8.: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, beson - ders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tuli - panen, wovon doch vor dritthalbhundert Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. So ist der Stängel (§. 168.) bei manchen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im culti - virten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden Naturstande acaules sind (z. B. carlina acaulis442 u. a.m.). Anderseits verlieren manche Gewächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie im Natur - zustande hatten. So wird z. B. die indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur inermis. Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Arten von Degenerationen ausgesetzt, die bei den Thieren gar nicht Statt haben können, wie z. B. die Ausartung der männlichen Befruchtungs - theile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Ge - wächse durch Bastardzeugung (§. 14.)*)A. F. Wiegmann über die Bastarderzeugung im Pflanzen - reiche. Braunschw. 1828. 4., wor - über bekanntlich Kölreuter die scharfsinnigsten Ver - suche angestellt, und sogar durch wiederholte Erzeu - gung fruchtbarer Bastardpflanzen, die Eine Gattung von Tabak (nicotiana rustica) endlich vollkommen in eine andere (nicotiana paniculata) verwandelt und umgeschaffen hat**)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freilich mit der Lehre von vermeinten präformirten Keimen schlech - terdings nicht, aber wenn ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber doch ver - wandte Gattungen zur Blühezeit nahe beisammen waren***)Chr. Jul. W. Schiede de plantis hybridis sponte na - tis. Cassel. 1825. 8..

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge - wächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den Thie - ren und zwar bekanntlich bei den cultivirten Gewäch -443 sen ohne Vergleich häufiger als bei den wildwach - senden ( s. oben §. 12. Anm. ). Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten be - merkte*)G. Fr. Jäger über die Mißbildungen der Gewächse. Stuttg. 1814. 8. mit Kupf.. Am meisten sind es überzählige, wu - chernde Theile (monstra per excessum S. 19.); doppelte an einander gewachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. vielfache Kornähren; Ro - sen, aus deren Mitte andere kleine Rosen hervor - schießen u. s. w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bei manchen kaum über eine Stunde, und bei andern hingegen auf lange Jahrhunderte erstreckt**)s. Hufeland's Makrobiotik. I. Th. S. 58 u. f. der drit - ten Aufl.. Ueberhaupt aber theilt man die Pflan - zen in perennirende und Sommergewächse, welche letztere nämlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan - gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räderthier (S. 357. 419. ) und vom Kleisteraal behauptet worden, fin - den sich unter den Gewächsen ähnliche Beispiele; besonders an der deßhalb längst berufenen Himmelsblume oder Stern - schnuppe (tremella nostoc). Ich habe von dieser merk - würdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali san - guini deneganda ꝛc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwähnen.

444

Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irrespirable kohlen - säure Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und ander - seits derselben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedere Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zu - mal der Waldungen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch dieselben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert wird*)s. J. R. Forster's Stoff zur künstigen Entwerfung einer Theorie der Erde S. 14. vergl. mit dem voyage de la - rouse autour du monde. vol. II. pag. 81..

§. 208.

Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wurzeln, Früchte ꝛc. ) dienen zur Nahrung der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gat - tungen die er sich zieht, der Bienen nämlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige derselben, mit welchen ganze Na - tionen die mannigfaltigen Bedürfnisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere445 mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Rennthier ꝛc.). Von der Art ist z. B die Cocos - palme, zumal für die malayische Menschen-Rasse ( S. 57. ) und gewisser Maßen auch die Dat - tel-Palme für manche Völker von der caucasischen so wie die gemeine Birke für manche von der mon - golischen ( S. 56. ).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die so - gleich ohne weitere Bereitung genießbaren mancher - lei Früchte. Zumal in den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Menschen-Rasse die Brotfrucht [von ar - tocarpus incisa*)Dieser so wichtige Baum ist seit a.1792. durch den be - rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen Inseln verpflanzt worden. Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst habe ich in Voigt's neuem Magazin I. B. 2. St. S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.], die nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht. In Hindostan, Ceilon ꝛc. die Jacca, ebenfalls eine Art Brotfrucht von artocarpus integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von Beeren (denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch eine Beere), die ebenfalls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nah - rungsmittel abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse ꝛc.

446

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus); in beiden Indien die Ba - taten (convolvulus batatas); im wärmern Ame - rica die Yams-Wurzeln (dioscorea alata, sativa etc.), Caßawi-Wurzel (jatropha manihot) und dergl. m.; so mancherlei Hülsenfrüchte und Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr ursprünglich wild findenden, eigentlichen Getreidearten; nebst dem Mais (zea mays); Buchwaizen oder Heidekorn (po - lygonum fagopyrum); Reis (oryza sativa und montana), zumal für die Morgenländer; so wie Moorhirse (holcus sorghum, Engl. Barbadoes millet) besonders für viele africanische Völkerschaf - ten und für die Schinesen ꝛc. ; das Teff (poa abys - sinica) für die Habessinier ꝛc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von rhamnus lotus) der Lotophagen*)Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes Getränk daraus. S. Mungo Park's Travels in the interior Districts of Africa. Lond. 1799. 4. pag. 100. tab. 1..

Und einige andere besondere Pflanzen - theile, die von manchen Völkern als gewöhnliches Nahrungsmittel verspeißt werden, wie das Sagu - mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal - Gummi (von mimosa senegal) u. s. w.

§. 212.

Hierzu die mancherlei Arten von Gewürzen. Auch der Zucker; der eigentliche nämlich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern447 Gewächsen, z. B. aus der Runkelrübe u. a.m. So in Nord-America aus acer saccharinum (der Maplezucker); auf Sumatra ꝛc. aus der Anu-Palme; auf Island aus dem fucus saccharinus; in Kamt - schatka aus dem heracleum sibiricum u. s. w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Oel, Essig ꝛc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem Butterbaume im Innern von Africa*)s. Mungo Park a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V..

Betel (piper betle) zum Kauen, Tobak zum Schnupfen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch in der unreifen Cocosnuß, und die mancherlei Biere, (unter andern das Spruce - Bier aus der pinus ca - nadensis etc.)

Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Wein - palme (borassus flabellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andere berauschende Ge - tränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirschwasser ꝛc. ꝛc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln, wie z. B. bei den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßa - wi-Brot; bei den Insulanern der Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak; und der auf gleiche Weise genossene Hanf ꝛc.

Endlich unsere dreyerlei warmen Getränke. Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee448 (von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts), und bei den Mongolen der schinesische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wol - lichten Fäden womit die Samenhaut in den Frucht - capseln bewachsen ist) von den verschiedenen Gattun - gen gossypium und bombyx; die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, meh - rerer Gattungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche neu - seeländische Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen Zeuge vom Baste der Broussonetia papyrifera und des Brotbaums ꝛc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerlei gemeinen Brennholze in manchen Gegenden besondere Arten; wie z. B. auf den Alpen rhododendron ferrugi - neum, auf den Heiden erica vulgaris etc.

Der Torf (großentheils von conferua rivula - ris, sphagnum palustre, carex caespitosa, my - riophyllum spicatum etc.)

Kohlen, Zunder, Lunten ꝛc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das man - cherlei Bauholz (in Ostindien auch bambos arun - dinacea).

Zum Dachdecken und vielfachen andern Ge - brauch, Schilf, Stroh, bei den Südsee-Insu - lanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tec - torius).

449

Vielerlei Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl - würmer ꝛc., das Seewier (zostera marina).

Das nämliche auch zum Auspolstern der Küssen.

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künst - ler und Handwerker alle das verschiedene Nutz - holz*)Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewohner der Nordischen Polarländer das wundersame Treibholz, (von Pap - peln, Lärchen ꝛc. ) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten. für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechs - ler, Faßbinder ꝛc. So auch die mancherlei Rohre**)Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres bei den Schinesen s. Van Braam voyage de l'Ambassade ꝛc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.. Beides auch bei vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keu - lenbaumes, casuarina equisetifolia, zu den kunst - reichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-Insu - laner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trink - geschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und dergl. zum Korbflechten ꝛc. Kork ꝛc.

Mancherlei vegetabilische Substanzen zur Fär - berei (wie zu Einem Beispiel statt aller der In - dig ), zum Gärben, Waschen ꝛc. andere zu Packpapier, Pappen, Papiertapeten und dergl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.

450

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z. B. vom croton sebiferum).

Oele, Firnisse ꝛc. (der allerköstlichste Japa - nische Lack-Firniß von demjenigen rhus vernix wel - cher bei Jassino gezogen wird).

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus dem Gewächsreich genommen. Schreibrohr, Papier - schilf (cyperus papyrus), malabarische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme ꝛc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthätigen Arzneikräuter hierher, deren Kennt - niß die ganze Heilkunde der ältesten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles Un - kraut im weitläuftigsten Sinne ( also z. B. mit Einschluß der verwüstenden Holzschwämme, meru - lius destruens und vastator etc. so wie der mi - kroskopischen Schwämme uredo segetum etc. welche den Brand, und Krebs und Rost am Getreide ver - ursachen u. dergl. m. ) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, sind neuerlich, zumal von den sogenannten künstlichen, das Linnéische Sexualsystem das Jus - sieusche am allgemeinsten adoptirt und befolgt451 worden. Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen, nach deren verschiedener An - zahl und Verhältniß angepaßt. Das Jussieusche hingegen gründet sich zuförderst auf den Mangel oder Daseyn und Beschaffenheit der Samenlappen, dann auf die respective Stellung der Staubfäden, und auf den Mangel oder Daseyn und Form der Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als Hülfsmittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoenitat. academicar.)
  2. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunstsprache. 2te Aufl. Jena 1824. 8.

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. Ej. systema vegetabilium ed. XVI. curante Curt. Sprengel. Gotting. 1825. V. vol. 8.
  5. Synopsis plantarum s. Enchiridium botanicum, cur. C. H. Per - soon. Par. 1805 sq. II. vol. 12.
  6. J. Miller's illustration of the sexual system of Linnaeus. Lond. 1775. II. vol. Fol. und 1779. 8.
  7. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkenntniß nach Linné's Methode. Wien 1800. 8.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und ange - wandten Botanik. 2te Aufl. Leipz. 1797. II. Th. 8.
  9. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung zur Kennt - niß und Geschichte der Pflanzen. Halle 1787. II. Th. 8.
  10. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl. Berlin 1802. 8.
  11. J. E. Smith's introduction to the study of botany ed.4. Lond. 1819. 8.
  12. Fr. S. Voigt Lehrbuch der Botanik. Jena, 2te Ausg. 1827. 8.
  13. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse. Halle, 2te Ausg. 1817. II. Th. 8.
  14. 452
  15. J. B. Wilbrand Handbuch der Botanik nach Linné's System. Gießen 1819. 8.
  16. C. G. Nees von Esenbeck Handbuch der Botanik. Nürnb. 1820. II. Th. 8.
  17. G. W. F. Wenderoth Lehrbuch der Botanik. Marb. 1821. 8.
  18. E. P. Ventenat tableau du règne végétal selon la méthode de Jussieu. Par. 1799. IV. vol. 8.
  19. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jussieu, nach seinen neuesten Verbesserungen, in Tabellen. Herausgegeben von Fr. S. Voigt. Leipz. 1806. Fol.
  20. Aug. Pyr. De Candolle prodromus systematis naturalis regni vegetabilis. Par. 1824 28. III. vol. 8.

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse.

  1. Alb. V. Haller historia stirpium Helvetiae indigenarum. Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn. 1761. sq. Fol.
  3. Alb. W. Roth tentamen florae Germanicae. Lips. 1788 sq. III. vol 8.
  4. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit 1791. 8.
  5. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  6. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Gotting. 1806. 8. mit Kupf.

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpichii anatome plantarum ib. 1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen; übers. von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786-1790. III. Th. 8.
  6. Theod. v. Saussüre chemische Untersuchungen über die Ve - getation, übers. mit einem Anhange und Zusätzen von Fr. S. Voigt. Lpz. 1805. 8. mit Kupf.
  7. Alerand. v. Humboldt Aphorismen aus der chemischen Phy - siologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie. Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800. V. vol. 8.
  10. 453
  11. C. F. Brisseau-Mirbel Traité d'anatomie et de physiologie végétales. Par. 1802. II. vol. 8.
  12. H. Fr. Link elementa physiologiae botanicae. Berol. 1827. 8.
  13. J. v. Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde. Braunschweig 1794. 8.
  14. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegenstände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit 1793. 8.
  15. Dess. Beiträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiologie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte. 8.
  16. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit 1803. 12.
  17. K. Sprengel von dem Bau und der Natur der Gewächse. Halle 1812. 8.
  18. H. Fr. Link kritische Bemerkungen zu K. Sprengel's Werk. Ebendas. 1812. 8.
  19. D. G. Kieser Grundzüge der Anatomie der Pflanzen. Jena 1815. 8.
  20. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen und Beobachtungen ꝛc. Leipz. 1793. und 1797. II. Th. 8.
  21. Aug. Pyr. De Candolle organographie végétale. Par. 1827. II. vol. 8. mit Kupf.
454

Eilfter Abschnitt. Von den Mineralien überhaupt.

§. 222.

Mineralien sind die unorganischen Naturkör - per (§. 2. 4. ), die nämlich nach den bloß physischen und chemischen Gesetzen, auf und in der Erde ge - bildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Mine - ralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen Zu - stande gewesen.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief wir sie kennen (und das ist freilich noch nicht 1 / 6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs selbst flüssig gewesen seyn muß*)Ueber diese zum philosophischen Studium der Mine - ralogie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. J. A. de Lüc Lettres sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigt's Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen Handschrift übersetzt sind, und Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie der Erde ꝛc. Götting. 1805. 8..

§. 225.

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Primordialfluidum auch als Universalsolution455 die Stoffe der nachher daraus niedergeschlagenen Mi - neralien in sich aufgelöst enthalten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und an - dere chemische Processe, die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiede - nen Arten von Gebirgs - und Erdlagen ihre Ent - stehung erhalten, die sich im Ganzen aus chrono - logischer Rücksicht unter zwey Hauptabthei - lungen bringen lassen: nämlich

A) die primitiven, so vor der organisirten Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.

Jede von beiden zerfällt wieder in zwey Classen:

Die der primitiven nämlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlager.

Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbe - sondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem echten Granit seine Entstehung; als welcher nur die selbstständige, uranfängliche, feste Rinde unsers Planeten auszumachen, und den später gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch456 hin und wieder, zumal in den größten und höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag ab - gesetzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so wie das Mischungsverhältniß im Primordialfluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen Präcipitationen verändert ward, sowohl von dem Granit der Ur - gebirge, als unter einander selbst, verschieden aus - fallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind größtentheils von schieferigem Gefüge (wie z. B. der Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer ꝛc. ), und in mächtigen Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr abhängende, gestürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehn - ten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemalige Risse und Spalten, die allgemach mit fremdartigen Ge - stein späterer Entstehung (das sich nach der Hand darin absetzt) wiederum mehr oder weniger ausge - füllt worden*)A. G. Werner's neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freiberg 1791. 8.. Und in eben diesen spätern Aus - füllungen oder so genannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz er - zeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des praktischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe selbst den Namen, Gang-Gebirge (Fr.457 montagnes à filons), weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch die mehresten und er - giebigsten Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beiden Classen von primitiven Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde unsers Planeten gegründet worden, ehe er durch Vegeta - tion belebt und mit thierischer Schöpfung beseelt worden. Denn in keiner von beiden findet sich ir - gend eine Spur von versteinten, vormals organi - schen Körpern.

Anders verhält es sich hingegen mit den beiden übrigen Classen der secundären Gebirge und Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge (Fr. montagnes à couches) nämlich sind zwar mehrentheils auch stratificirt, aber meist in mehr flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch machen sie insgemein*)Insgemein: denn hin und wieder finden sich auch Ge - birge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen und manchen savoyischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klafter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Urgebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist. nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleichsam wimmeln. Die mehre - sten dieser Petrefacten sind so genannte Incognita,458 zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisirten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Belemniten, ein Paar hundert verschiedene Gat - tungen von Ammoniten u. s. w. Diese Incognita sind aber, wie alle Analogie lehrt, größtentheils See - geschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie in einem Corallenriff ꝛc. ), so daß man aus allem diesen schließen muß, unser jetzi - ges festes Land sey einst der Meeresboden der Vor - welt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Revo - lutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen man - nigfaltig abwechselnden Lagen werden von den deut - schen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Namen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen, die sämmtlich, aber in sehr verschie - denen Zeiträumen, durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zusammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unterscheidet man nun viertens auch die so genannten aufge - schwemmten Erdlager (Fr. montagnes et ter - reins de transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zumal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die so ge - nannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff ꝛc. welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut erhaltene Reste von See -459 conchylien, und zwar an manchen Orten in unüber - sehlicher Menge*)So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol - cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berech - nung auf 130 Millionen Cubic-Klafter halten soll. enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen und Erdlagern, die sämmtlich durch Niederschlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder theils ganze Berge, theils flache Lager, die, seit sie auf jene Weise entstanden waren, nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers, oder wie man es zu nennen pflegt, auf dem trockenen Wege, große Verände - rung erlitten, gleichsam umgewandelt worden, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch Erd - brände verschlacktes Land, und die ihm eige - nen Mineralien (zum Unterschied von denen der wirk - lich feuerspeienden Berge) pseudo-vulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts - und Lager-Stätten**)Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirk - licher Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als bloßer Fundort. Beide müssen in der Mineralogie sorgfältig von einander unterschieden werden. Denn so ist z. B. von den gediegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen die in so ge - nannten Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde. der Mineralien im Ganzen von einander zu unterscheiden sind; so begreift sich doch aus dem, was über ihre Entstehung460 gesagt worden, von selbst, daß sie an den Gränzen, wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Uebergänge gleichsam zusammenfließen müssen*)Von den mancherlei Gebirgsarten und ihrer Classification s. mit mehreren.J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;Auch den orologischen Theil der systematisch-tabellarischen Uebersicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz und Kopp. Franks. 1806. Fol.Vorzüglich aber K. C. von Leonhard Charakteristik der Felsarten. Heidelb. 1823. 8.Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die Harzgebirge. Hannover 1798. 8. nebst der dazu gehörigen pe - trographischen Charte des Harzgebirgs, und dem Ca - binet der harzischen Gebirgsarten.Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgsarten sind z. B. die Voigtischen, die Charpentierische, und die des Past. Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen..

§. 234.

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen Character von der Entstehungsweise der unorgani - schen Körper oder Fossilien, im Gegensatz der durch Zeugung fortgepflanzten organisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z. B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle ꝛc. ) bei den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha - racteristik der Gattungen (species)**)Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et sur l'espèce minéralogique. Par. 1801. 8. als bei den organisirten Körpern; mithin aber weit mehr Will - kürliches in der Vertheilung derselben unter ihre Ge -461 schlechter (genera) ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so daß z. B. Chlorit, Röthel ꝛc. von manchen Mineralogen unter die Erze, von andern unter die Steinarten gebracht werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als auch die Verbindungsart ꝛc. vieler einander übrigens sehr ähnlichen Mineralien in den mannigfaltigsten Ab - stufungen variirt, so entstehen schon dadurch eben so mannigfaltige und theils durch fast unmerkliche Nüan - cen gleichsam zusammenfließende Uebergänge, in de - ren Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumal in einzelnen Exemplaren, bei weiten keine so bestimmten Grenzen als bei den organisirten Kör - pern sich ziehen lassen. Besonders ist dies der Fall bei den vererzten Metallen, doch auch bei sehr vie - len Steinarten gemischten Gehalts.

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge auch durch die Decomposition und Auflösung vieler schon ge - bildeten Mineralien vervielfältigt, da manche Steinar - ten durch den Verlust ihres so genannten Crystalli - sationswassers, manche Erze durch die Einwirkung von Säuern ꝛc. allmählich verwittern, und so z. B. Feldspath in Porcellanerde, Kupferkies in Kupfer - schwärze gleichsam umgewandelt werden.

§. 237.

Um so einleuchtender wird daher das dringende Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer [ohnehin mit diesen Kenn -462 zeichen in sehr constantem Bezug stehenden*)J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum natu - ralium anorganicorum indoles chemicas atque externas im IIten B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recen - tior. 1813.] Be - standtheile durch die chemische Analyse zu verbinden**)(Fr. Bouterwek) über die Möglichkeit einer philo - sophischen Classification der Mineralkörper. Ein Gutachten aus keiner Schule. Götting. 1808. 8..

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen***)Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Entwurfs zu einer Einleitung in die Oryktognosie. Braunschw. 1805. 8.Und nun aber Dess. Einleitung in die Mineralogie (als Ir Th. der neuen Ausgabe von dess. Handbuche). Götting. 1828. 8. sind für die mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten und sichersten: das specifische Gewicht†)Pesanteur spécifique des corps. par M. Brisson. Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof. Leipz. 1796. 8.Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge an - führe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fah - renh. angenommen. Wo ein L. dabei steht, bedeutet es des sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung., die Härte, und zumal, wo sie Statt hat, die Crystallisation††)Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger Größe (von 1 1 1 / 2 zolliger Länge) aus Holz geschnittene Modelle der wichtigsten Krystallisationen, die in der hiesigen Industrie - Schule unter der Leitung des Hofr. Hausmann, verfertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst in Lieferungen zu 25 St. zu haben.Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallogra - phie par M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV. Bände. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisations - formen gehalten. Weit tiefer ist hingegen Haüy in den unten anzuführenden Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien in das innere Gefüge (Structur) der Krystalle und in die Bestim - mung der Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) eingedrungen.Vergl. C. M. Marr Geschichte der Crystallkunde. Carlsr. 1825. 8.,463 d. h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten An - zahl und eben so bestimmten Verbindungsart von Faßetten*)Versteht sich, daß ursprüngliche Krystalle von so ge - nannten After-Krystallen unterschieden werden müssen, wo nämlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befind - lich gewesenen, aber allgemach aufgelösten, verwitterten oder aus - gefallenen Krystalls anderer Art eingenommen hat. So z. B. die so genannten krystallisirten Hornsteine von Schneeberg ꝛc., und der so genannte Durchgang der Blätter (oder die Richtung der natürlichen Tren - nungsflächen), der sich bei vielen Arten von Kry - stallisationen nach dem Verhältniß der Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme primitive) oder so genannten Kerne richtet**)S. Théorie sur la structure de cristaux; par R. J. Haüy im Journal de Physique T. XLIII. p. 103 u. f.J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beiträge. Braun - schweig 1803. 4.Und nun vor allen Dess. Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur I. B. Göttingen 1821. gr. 4.. Minder allge - mein constant und zuverlässig sind hingegen Farbe, Grab der Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den manche Mineralien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dergl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre physikalischen Kennzeichen***)s. Hausmann's eben genanntes Handbuch. I. Th. S. 439 u. f., die nämlich erst einen physikalischen Versuch voraussetzen, wie z. B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer und Auf - lösbarkeit im Wasser, die Phosphorescenz, Electri - cität, das Verhalten zum Magnet ꝛc., und bei den durchsichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegen - stände verdoppeln. Und mitunter sind auch für den ersten Anlauf die so genannten empirischen Kennzeichen brauchbar, die von beigemengten be -464 kannten Mineralien, oder von dem Fundorte abstrahirt werden*)Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese em - pirischen Kennzeichen von der höchsten Bedeutsamkeit. s. z. B. mein Specimen archaeologiae telluris alterum im IIIten B. der Commentat. recentior. soc. scientiar Gottingens. S. 22. u. f..

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile aber**)Hausmann's Handbuch. I. Th. S. 459 u. f. dient theils das weitere Verhalten derselben im Feuer, das auf dem so genannten trockenen Wege, besonders auch mittelst des Löthrohrs***)Jac. Berzelius von der Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie übers. von H. Rose. Nürnb. 1821. 8., erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien ꝛc .†)J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabinet zum Hand - gebrauche. Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentien ꝛc..

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Che - mikern angestellten Analysen eines und eben desselben Mi - nerals zuweilen so sehr von einander abweichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wiederholung der Versuche dazu gehört, um dabei gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bei den unübertrefflich ge - nauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen können und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe, worin sie sich zer - legen lassen. Aber nichts von dem, was doch gerade den wahren eigenthümlichen Charakter so vieler Fossilien ausmacht, nämlich die bewundernswürdige Zusammensetzung und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wodurch z. B. die Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turma - lin wird! oder wodurch die Natur aus Kieselerde in Ver - bindung mit Thonerde den Bildstein und hingegen in Ver - bindung mit Talkerde den demselben übrigens so täuschend465 ähnlichen Speckstein hervorbringt u. dergl. m. s. Lich - tenberg's vermischte Schriften Vter B. S. 161 u. f. de Lüc in Voigt's Magazin IX. B., 1. St. S. 74. u. f. und Klaproth im I. B. seiner Beiträge S. 89.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach der alten ( zuerst von Avicenna beobachteten ) Eintheilung unter folgende vier Classen bringen; deren Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange der fol - genden vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Mineralien.

II. Salze.

III. Eigentlich so genannte brennliche Mineralien.

IV. Metalle.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII it. de natura fos - silium. L. X. ꝛc. Basil 1546. Fol.
  2. Ar. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, aus dem Schwed. vermehrt durch M. Thr. Brünnich. Kopen - hagen, 1770. 8.
  3. mit äußern Beschreib. ꝛc. von A. G. Werner. I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8.
  5. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin 1808. Fol.
  6. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Karsten's Tabellen. Leipz. 1801 06. VIII. B. 8.
  7. Systematisch-tabellarische Uebersicht und Characteristik der Mine - ralkörper: von C. C. Leonhard, K. F. Merz und J. H. Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  8. Propädeutik der Mineralogie; von C. C. Leonhard, J. H. Kopp und C. L. Gärtner. daselbst 1817. Fol.
  9. 466
  10. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgegeben von C. C. Leonhard. daselbst seit 1807. 8.
  11. Dess. Handbuch der Oryktognosie. Heidelb. 1826. 8.
  12. C. A. E. Hoffmann Handbuch der Mineralogie. Freyberg seit 1811. 8.
  13. I. F. L. Hausmann Entwurf eines Systems der unorgani - sirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  14. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813. III. B. 8.
  15. Davon die neue gänzlich umgearbeitete Ausgabe. Das. seit 1828. gr. 8.
  16. Fr. Mohs Grundriß der Mineralogie. Dresd. 1822 u. f. II. B. 8.
  17. J. Chr. Ullmann systematisch-tabellarische Uebersicht der mi - neralogisch-einfachen Fossilien. Cassel 1814. 4.
  18. Haüy Traité de Minéralogie. 2 ed. Par. 1822. IV. Vol. 8. Die erste Ausg. mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr. S. Weiß. Par. u. Leipz. 1804 10 V. B. 8.
  19. Ej. (Haüy) Traité de Cristallographie. Par. 1822. II. vol. 8.
  20. Tableau méthodique des espèces minérales extrait du traité de minéralogie de M. Haüy, et augmenté des nouvelles - couvertes; par J. A. H. Lucas. Par. 1806. 8.
  21. Al. Brongniart Traité élémentaire de minéralogie, avec des applications aux arts. Par. 1807. II. vol. 8.
  22. Rob. Jameson's System of Mineralogy. ed. 2. Edinb. 1816. III. vol. 8.
  23. Park. Cleaveland's Treatise on Mineralogy and Geology. 2. ed. Boston 1822. II. vol. 8.
  24. M. H. Klaproth Beiträge zur chemischen Kenntniß der Mine - ralkörper. Berlin seit 1795. VI. B. 8.
  25. Fr. Stromeyer Untersuchungen über die Mischung der Mine - ralkörper I. B. Göttingen 1821. 8.

Ueber die Benutzung der Fossilien.

  1. E. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökonomischen Mineralogie. Leipz. 1803. II. B. 8.
  2. C. Pr. Brard minéralogie appliquée aux arts. Par. 1821. III. vol. 8.

Zur Geologie.

  1. J. A. De Luc Traité élémentaire de Géologie. Lond. 1809. 8.
  2. Essay on the Theory of the Earth, by B. G. Cuvier, with geo - logical Notes by Prof. Jamesom. ed. 5. Edinb. 1827. 8.
  3. 467
  4. Scip. Breislak's Lehrbuch der Geologie, mit Anm. von Fr. K. von Strombeck. Braunschw. seit 1819. 8.
  5. G. B. Greenough's critical examination of the first principles of Geology. Lond. 1819. 8.
  6. D'Aubuisson de Voisins Traité de Géognosie. Par. 1819. II. vol. 8. (von Iten B. eine neue Aufl. 1828. 8.)
  7. Al. de Humboldt Essai géognostique sur le Gisement des roches. Par. 1823 8. Deutsch von Leonhard.
  8. Al. Brongniart Tableau des Terrains qui composent l'écorcs du Globe ꝛc. Par. 1829. 8. Deutsch von C. Th. Klein - schrod. Straßb. 1830. 8.

Einige hierher gehörige Journale ꝛc. außer den oben (S. 10.) angeführten.

  1. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F. Lempe). Dresden 1805 u. f. 8.
  2. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W. Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg 1788 u. f. 8.
  3. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  4. C. Ehrenb. von Moll Jahbücher der Berg - und Hütten - kunde. Salzb. 1797 u. f. 8.
  5. Dess. Annalen derselben. 1801 u. f.
  6. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel Efe - meriden ꝛc.)
  7. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie. Leipz. 1800. 8.
  8. Transactions of the geological Society of London. seit 1811. 4.
  9. C. C. von Leonhard Zeitschrift für Mineralogie. Heidelb. 1825 29. 8.
  10. Dess. und H. Bronn Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie ꝛc. Das. seit 1830. 8.

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeichnisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of Eng - land ꝛc. in the collection of J. Woodward. Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sqq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de Raab. par M. de Born. Vienne. 1790. II. Vol. 8.
  4. 468
  5. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  6. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M. Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G. Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  7. (Gianv. Petrini) Gabinetto mineralogico del collegio Nazareno. Rom. 1791. II. Vol. 8.
  8. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver - fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. Claus - thal, 1795. 8.
  9. W. Babington's new System of Mineralogy in the Form of a catalogue. Lond. 1799.4.
  10. Des Hrn. J. F. von der Null Mineraliencabinet, als Hand - buch der Oryctognosie brauchbar gemacht von F. Mohs. Wien, 1804. III. B. 8.

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil un - entbehrlicher ist, als bei der Zoologie und Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aushelfen können und in hundert Fällen schlechterdings aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln für die mehrsten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichte - rung, daß man nun bei der Mineralien-Niederlage zu Freyberg, und beim Mineraliencomtoir zu Heidelberg, so wie hier in Göttingen beim Mineralienhändler Geisler und beim Universitäts-Mechanikus Apel, kleine Mineralien - Sammlungen, zu verschiedenen sehr billig bestimmten Prei - sen, zu Kauf haben kann.

469

Zwölfter Abschnitt. Von den Steinen und erdigen Mineralien.

§. 242.

Steine und erdige Mineralien heißen die - jenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*)Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alkalien, besonders in erhöheter Temperatur Denn daß sich z. B. selbst die Kieselerde in Verbindung mit Natron in manchen heißen Quel - len aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben ( zumal in Kamtschatka und Island ) sich ansetzende Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol. III. S. 119. u. f., nicht so wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich so genannten Erdharze im Oel auflösen lassen; noch auch wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen**)Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergmann.. Ueber - haupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabei durchsich - tig. Ihre specifische Schwere übersteigt die des Wassers höchstens vier bis fünf Mal.

§. 243.

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Mineralien dieser Classe unter folgende, davon benannte Ge - schlechter geordnet worden:

470

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VIII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.

I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon die - ses Geschlecht den Namen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt an der Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird sie von keiner an - dern als der Spathsäure angegriffen: schmilzt aber mit beiderlei feuerfestem Laugensalz (des Natron und Kali) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vitrescible Erde genannt wird.

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechsseitige Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischensäule, deren Flächen meist in die Quere feingestreift sind. ( tab. II. fig. 19. ). Er ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey Stücke im Finstern aneinander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nämlich 1) den ed - len und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal de roche).

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glasglanz; flachmuscheligem Bruche, die Krystallen meist mit dem471 einen Ende im Mutter-Quarz festgewachsen; und dann theils in centnerschweren Krystallen (so zumal in der Schweiz und auf Madagascar); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt, d. h. mit den beiderseitigen Endspitzen; darunter besonders die kleinen, aber aus - nehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken (z. B. die ungarschen aus der marmaroscher Ge - spanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z. B. die cei - lanischen Keys oder Kiesel). Sein specifisches Ge - wicht = 2653. Gehalt (nach Bucholz) = 99,37 Kie - selerde, 0,63 Alaunerde, nebst einer Spur Eisenoxyd. Nicht selten hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen, z. B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titanschörl ꝛc. : zuweilen Wasser - tropfen. Selten findet et sich mit sechskantigen gera - den hohlen Röhrchen durchzogen (so namentlich am St. Gotthard).

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin. ( Engl. Topazine Quartz).

Meist von weingelber Farbe, selten krystallisirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherlei Abstufungen; zuweilen von stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils mit festungs - förmigen Ablosungen. Gehalt (nach Rose d. Vater) = 97,50 Kieselerde, 0,25 Alaunerde, 0,75 Eisen - und Manganoxyd. Die schönstfarbigen in Ostindien und Persien.

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in mancherlei andern Farben; mehr oder weniger durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils aber fettglänzend; häu - figst ungeformt; theils aber krystallisirt; zuweilen als Afterkrystall [S. 463 not. *)]; hin und wieder in be - sonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig ꝛc. Der472 Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige, Körnige ꝛc. Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine eigene Art von schup - pigem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmtbraune spanische Avanturinquarz vom Cabo de Gates (das natürliche Avanturino) wie es nach der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, der bekannten Glascomposition genannt wird).

Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Namen von seiner blaßrothen Farbe, und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und theils mit schaligen Ablosungen; besonders in Baiern und am Altai, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Namen von seiner lauchgrünen Farbe. Meist ungeformt. Gehalt (nach Bucholz) = 98,5 Kieselerde, 0,5 Alaunerde, 1 Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd. Bricht besonders bei Breitenbrunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff. (Engl. stalagmitical quartz) Tofus siliceus thermalis.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbindung mit Natron aufgelöst [§. 242. not. *)] und dann als Sin - ter absetzt. Er ist weiß, theils ins Milchblaue, theils ins Wachsgelbe ꝛc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherlei besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über einander getropft oder geflos - sen; traubig ꝛc. Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig ꝛc. Gewicht = 1917. Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 1,50 Alaunerde, 0,50 Eisenoxyd. In vorzüglicher Menge und Mannig - faltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamt - schatka, und der Perlsinter oder Fiorit zu Sta Fiora im Florentinischen*)So wie unten der Aërolithen gedacht wird, so können auch hier die Fulguriten oder Blitzröhren eine Stelle finden, die neuerlich nach Einschlagen des Blitzes als röhrenförmige Quarz - schmelzungen (einer derselben im K. Naturalien-Cabinet zu Dresden 16 F. lang) zu Tage gefördert worden..

473

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül - lerisches Glas.

Weißlich, in mancherlei Abstufungen: mehr oder weniger durchscheinend; glasglänzend; theils wie ge - tropft oder geflossen, kleintraubig ꝛc. An Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuffwacke. Gehalt (nach Bucholz) = 92 Kieselerde, 6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fundort zumal bei Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols, Heliotrops, Chrysopras's und des Achats. Denn die ersten viere differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalce - don, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern Steinarten zusammengemengt oder ge - mischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols, ins Rauchbraune des Onyx ꝛc. Oft auch streifig, wolkicht ꝛc. In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bei man - chen orientalischen) zuweilen carneol - und onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; manche isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Conferven) zu haben scheint. Zeich - nungen (Moosachat, Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fett - glanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherlei beson - derer Gestalt, zumal stalactitisch, oder in ursprüngli - cher Nierenform, in Mandeln, Kugeln ꝛc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten mit eingeschlossenen Höhlun - gen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hy - drocalcedoine); anderwärts auch theils wie gehackt, zellig ꝛc. auch mit fremden Krystallisations-Eindrücken, theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystalli - sation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phos - phoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kiesel -474 erde, 16 Alaunerde. Uebergang in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf abwechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chal - cedon (arabischer oder so genannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo). Hauptgebrauch bei den alten - mern zu Siegelsteinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe oder Hornbraune, anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer Art vor allen die köstliche antike Carniola no - bile (Fr. cornaline de la vieille roche), die mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blutroth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt un - bekannt ist, und worin die bei weiten größten Meister - werke von alten griechischen und etruskischen Siegelstei - nen oder Intaglios gegraben sind.

Der indische Sardonyx, woraus hingegen die köst - lichsten antiken Cameen gearbeitet worden, ist meist horn - brauner Carneol mit Chalcedonschichten.

Gehalt des Carneols (nach Bindheim) = 94 Kie - selerde, 3,50 Alaunerde, 0,75 Eisenoxyd.

4) Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Puncten; wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633. Gehalt (nach Brande) = 96,25 Kieselerde, 0,83 Alaunerde, l,25 Eisenoxyd, 1,05 Wasser. Fundort vorzüglich in Aegypten. Häufig unter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr. prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo gemma - rio). Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelb - lichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch vermutlich Aegypten; häufig von den alten Römischen Künstlern zu Petschirsteinen ꝛc. ver - arbeitet*)Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen (von neuern Schriftstellern oft mit andern verwechselten) Steinart gehan -475 delt im Specimen historiae naturalis antiquae artis operi - bus illustratae p. 30 u. f.. Von der Art sind auch viele antike so genannte Smaragde.

5) Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) = 96,16 Kieselerde, 1 Nickeloxyd. Fund - ort vorzüglich bei Kosemitz in Schlesien.

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von mehreren der vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von Quarz (zumal Amethyst) Jaspis ꝛc. in endloser Man - nigfaltigkeit der Zusammensetzung, Farben und Zeich - nung. Daher die mancherlei Benennungen, von Achat - onyx, Jaspachat, Bandachat, Kreisachat, Punctachat, Festungsachat ꝛc. Trümmer - achat, der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält, die durch Quarzcäment zusammen verbunden sind. Re - genbogenachat, mit buntem Farbenspiel bei durch - fallendem Lichte. Ueberhaupt häufig in Kugelform; oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumal in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-résinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten ver - schieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie finden sich bloß derb; und sind meist nur halbhart. Die beiden Hauptarten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der Halb - opal.

1) eigentlicher Opal

mit folgenden Abarten: nämlich

a. Edler Opal.

Bei durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bei auf - fallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser. Fund - ort zumal Ober-Ungarn. Und des von seiner glühen -476 den Farbe sogenannten Feueropals besonders Mexico. Gehalt desselben (auch nach Klaproth) = 92 Kiesel - erde, 0,25 Eisenoxyd, 7,75 Wasser.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farbenspiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongolischen Namen Kascholong (d. h. schöner Stein). Gehalt eines Ko - semitzer (nach Klaproth) = 98,75 Kieselerde, 1 Alaun - erde, 1 Eisenoxyd. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern ꝛc. Uebergang in Chalcedon, Chrysopras ꝛc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis mutabilis.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabei durchsichtig; theils mit Regenbogenfarben*)Von vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 431. not. **).. Gehalt des Hubertsburger (nach Klaproth) = 93,12 Kieselerde, 1,62 Alaunerde, 5,25 Wasser.

2) Halbopal

in zwei Abarten: nämlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch theils braunroth, olivengrün ꝛc. ; mehr oder weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in gelben Chalcedon, Pechstein und in Feuerstein. Vorzüglich in größer Man - nigfaltigkeit bei Telkobanja in Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenoxyd, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelb - lich, braunlich ꝛc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablosungen der Holz-Jahre. Gehalt (nach Brande) = 93 Kieselerde, 0,12 Alaun - erde, 0,37 Eisenoxyd, 6,12 Wasser. Fundort zumal in Ungarn bei Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-aga - the, chatoyant. (Oeil de chat).

477

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauchgraue; mit einem eigenen Widerschein, daher der Name; we - nig durchscheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf Ceilon und Malabar, von wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen (en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschliffen kommt; aber auch am Harz, bei der Treseburg. Gewicht = 2657. Ge - halt (nach Klaproth) = 95 Kieselerde, 1,75 Alaun - erde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherlei Farben; doch meist ins Braune; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halbhart. Gewicht = 2314. Gehalt des von Meißen (nach Klaproth) = 73 Kie - selerde, 14,50 Alaunerde, 1 Kalkerde, 1 Eisenoxyd, 0,10 Manganoxyd, 1,75 Natron, 8,50 Wasser. Ue - bergang in Wachsopal; theils mit eingemengten Feld - spath - und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo blauer Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnsten Kan - ten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmuscheligen ins Grobsplittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klap - roth) = 85,50 Kieselerde, 1 Alaunerde, 0,50 Kalk - erde, 0,50 Eisenoxyd, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren und knolligen Stücken, im Polir - Schiefer von Menil-Montant bei Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.

Meist gelblichweiß, theils ins Bräunliche, oft ge - streift; wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; fein - erdig; mager anzufühlen; hängt stark an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Alaunerde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumal bei Me - nil-Montant.

10. Tripel.

Meist schwarzgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Alaunerde, 3 Eisenoxyd. 478Fundort unter andern bei Ronneburg im Altenbur - gischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalk - erde. Fundort bei Paris, meist in kuglichten Stücken oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pumice stone).

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwammicht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des liparischen (nach Klaproth) = 77,50 Kieselerde, 17, 50 Alaunerde, 1,75 Eisenoxyd. Fundort zumal in vielen vulcanischen Gegenden*)Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614: in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeoli - cis. Ad Coblenz, et in inferiore Germania. , wie bei Lipari, Santorini, Veracrux in Mexico ꝛc.

13. Porcellan-Jaspis. Thermantide por - cellanite.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils strohgelb, ziegelroth ꝛc. Rissig; fettglänzend; musche - liger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, vermuth - lich aus Schieferthon entstanden. Fundort unter andern bei Stracke in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,75 Kieselerde, 27,25 Alaunerde, 3 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 3,66 Kali.

14. Obsidian, Opsian, isländischer Achat, tockayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse obsidienne. (Span. Pietra del gal - linazzo).

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kanten479 (und zwar bei den Antiken von der Sarbo-Bucht an der Westküste des rothen Meeres*)Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich in den Commentat. Soc. Reg. Gotting. recentior. vol. III. pag. 76 u. f. Nachricht gegeben., aus dem Schwarz - grauen ins Lauchgrüne) durchscheinend; glasglänzend; muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Vauque - lin) = 78 Kieselerde, 10 Alaunerde, 2 Eisenoxyd, 6 Kali, 1 Kalkerde, 1,16 Manganoxyd. Hält theils Quarz - und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian Porphyr). Fundort zumal bei Vulcanen, z. B. auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel ꝛc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma - chus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint).

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche ꝛc. wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist in dichten Knollen, theils in hohlen Kugeln (zu letztern gehören die so genannten Melonen vom Berge Carmel); härter als Quarz. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0,50 Kalk - erde, 0,29 Alaunerde, 0,25 Eisenoxyd. Uebergang in Hornstein, Halbopal ꝛc .**)Aus seinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahm - gelben Halbopal werden in Rom schöne Cameen gearbeitet.. Häufig in Kreide-Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumal von See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien ꝛc.). Als Gerölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen. †)s. B. Hacquet's physische und technische Beschreibung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor - neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch unansehn - liche Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit sau - bern dendritischen Zeichnungen (so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur an den Kanten durchscheinend. 480Meist splitteriger Bruch; ungeformt; doch theils in Af - terkrystallen [(S. 463 not. *)] nach Kalkspath gemo - delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708. Ge - halt (nach Klaproth) = 90,95 Kieselerde, 0,7 Alaun - erde, 0,5 Eisenoxyd, 0,5 Wasser. Uebergang in Feuer - stein, Chalcedon, Jaspis ꝛc. Macht die Grundmasse mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bei Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von mancherlei Farben; unter andern zuweilen coschenillroth, selten apfelgrün. Fundort zumal im aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in Flözgebirgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern doch meist matten Farben; nur an den Kanten durchschei - nend; matter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitte - riger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Gefüge; un - geformt; hart; oft mit Quarzadern durchzogen. Ueber - gang in Thonschiefer.

Der Basanit, eine jaspisähnliche Abart des Kiesel - schiefers, die Werner lydischen Stein nannte, ist zumal schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.

18. Eisenkiesel. Quarz hématoïde.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist un - geformt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechsseitigen Säulen sowohl mit sechs - als dreyseitigen Endspitzen; hart. Gehalt eines rothen (nach Bucholz) = 76,8 Kie - selerde, 0,25 Alaunerde, 21,66 Eisenoxyd, 1 flüchtige Theile. Fundort zumal Böhmen und das sächsische Erz - gebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Bei - namen Bandjaspis ꝛc. undurchsichtig; matter mu - scheliger Bruch; meist ungeformt: selten in ursprüng - licher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Ge -481 halt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20 Alaunerde, 5 Eisenoxyd. Uebergang in Hornstein, Eisenkiesel ꝛc.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Aegypti - sche Jaspis, Aegypten-Kiesel, silex Niloticus. (Fr. Caillou d' Egypte). Braun in allerhand Ab - stufungen; theils streifig oder geadert; auch mit den - dritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kiesel - form; trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort zumal in Ober-Aegypten.

20. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils krystallisirt, und das in breiten sechseitigen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Krystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend; Längendruch blätterig; Querbruch musche - lig. Gewicht = 3640. Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21 Alaunerde, 15 Kalkerde, 24 Eisen - oxyd, 1,5 Manganoxyd. Fundort in den Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so ge - nannte grüne Schörl von Dauphiné; daher auch Werner beide Fossilien unter dem gemeinschaftlichen Namen des Pistacits vereinigte.

21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; kleinmusche - liger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rau - ten krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klap - roth) = 50,5 Kieselerde, 17 Alaunerde, 17 Kalkerde, 9,5 Eisenoxyd, 5,25 Manganoxyd, 0,25 Kali, (und nach Vogel und Wiegmann auch Boraxsäure). Fundort zumal Dauphiné und Thum im Erzgebirge.

22. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten was - serhell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch mu - schelig; immer krystallisirt*)S. Leop von Buch über den Kreuzstein. Leipz. 1794. 8. : und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111., und zwar ursprünglich als482 schmale, dicke, rechtwinkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast immer als Zwillingskrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Länge nach gleichsam durchschneiden ( tab. II. fig. 15. ) und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstellen. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwer - erde, 16 Alaunerde, 15 Wasser. Fundort zumal An - dreasberg am Harz.

23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein. Apophyllite.

Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwinklichten Durch - gang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht = 2467. Ge - halt (nach Stromeyer) = 51,8 Kieselerde, 25,1 Kalkerde, 5, l Kali, 16 Wasser. Fundort besonders zu Uton in Roslagen in Schweden, und im Faßathal in Tyrol.

24. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perl - mutterglanz; theils ungeformt; theils in kurzen viersei - tigen Säulen stänglich zusammengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Alaunerde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenoxyd, 1,83 Wasser. Fundort zumal am Cap und in Dau - phiné; auch an mehreren Orten am Harz; z. B. kry - stallisirt bei Goslar.

25. Zeolith. Mesotype.

Hat den Namen (Brausestein) von seiner Hauptei - genschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherlei Schattirungen, auch theils zie - gelroth, grün; der frische mehr oder weniger durch - scheinend; meist perlmutterglänzend, so zumal der Stil - bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig, erdig, oder mehlicht); sein Gefüge meist divergirend strah - licht; theils blätterig; häufig ungeformt: oft nieren - förmig; oft krystallisirt, und dieß meist in sechsseiti -483 gen Tafeln oder Säulen, seltner cubisch (Würfelzeo - lith, Cubicit, Analcime) und rhomboidal (Chaba - sie) ꝛc. theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle Islandische Glaszeolith oder Nadelstein), theils faserig (Faser - und Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smith - son) = 49 Kieselerde, 27 Alaunerde, 17 Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern zumal auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch in manchem Ba - salt ꝛc.

Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith; isa - bell - und orangegelb; nierenförmig und mamellonnirt, von divergirend strahligem Gefüge. Auf dem Porphyr - schiefer von Hohentwyl im Würtembergischen.

26. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durchscheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glas - glänzend; in runden und stumpfeckigen Körnern, meist ungefähr von Erbsengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Klaproth) = 81 Kieselerde, 9,50 Alaunerde, 0,33 Kalkerde, 0,60 Eisenoxyd, 2,70 Kali, 4,50 Na - tron, 0,50 Wasser (folglich hierin dem Obsidian sehr ähnlich). Fundort zumal beim Ausfluß der Marekanka ins ochotskische Meer; liegen als Kerne in einer blätte - rigen Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.

27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in mancher - lei Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von Seiden - theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus körnigen abgesonderten, theils aus krummschaligen blät - terigen bröckligen und zerreiblichen Stücken, welche letz - tere die eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bil - den. Gehalt (nach Klaproth) = 75 Kieselerde, 12 Alaunerde, 4,50 Kali, 1,60 Eisenoxyd, 4,50 Wasser.

28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sap - phirus der Alten. (Fr. pierre d'azur).

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Hat den Namen aus dem Persischen von seiner vor - trefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefel - kies-Puncten; ungeformt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6,50 schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenoxyd, 2 Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancherlei Kunstarbeiten und namentlich zur Ultramarin-Farbe.

29. Haüyn. Latialite*)Leop. Gmelin de Hauyna. Heidelb. 1814. 8..

Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne; mehr oder minder durchscheinend; glasglänzend: hart; meist in Körnern. Gewicht = 3333. Gehalt (nach Leop. Gme - lin) = 35,48 Kieselerde, 18,87 Alaunerde, 42 Kalk - erde, 12,39 Schwefelsäure, 15,45 Kali, 1,16 Eisen - oxyd, 1,20 Wasser. Fundort zumal bei Albano mit Glimmer.

30. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophoniumbrau - nen ins Schwarze; wenig durchscheinend; stark glänzend; blätteriger Längenbruch; muscheliger Querbruch: theils derb; theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechssei - tigen Säulen mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin) = 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10 Talk - erde, 3,33 Alaunerde, 14,66 Eisenoxyd, 2 Mangan - oxyd. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Aetna.

Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits, bricht zumal bei Arendal in Norwegen.

Und ebendaselbst der hieher gehörige Malacolith, (Sahlit): grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils un - geformt, theils krystallisirt; auch meist in vierseitigen Säulen mit abgestumpften Kanten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauquelin) = 19 Talkerde, 53 Kie - selerde, 20 Kalkerde, 3 Alaunerde, 4 Eisen - und Man - ganoxyd.

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Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancher - lei Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Längenbruch blätterig mit einfachem Durchgang; der Querbruch muschelig; meist krystallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde; 44 Kieselerde, 20 Kalkerde, 6 Eisen - oxyd. Bricht zwischen Kalkspath und großblätterigem Glimmer an den Quellen der Sljudenka im S. W. des Baikals.

Auch findet in der Nahe des Augits der Ilvait (Lievrit) eine passende Stelle. Schwarz; undurchsich - tig; hart; Textur blättrig, theils strahlig; krystallisirt als Octaëder, oder geschoben vierseitiges Prisma. Gehalt [nach Stromeyer*)s. Dess. Untersuchungen über die Mischung der Mineral - körper. Ir B. S. 372 u. f.)] = 29,27 Kieselerde, 13,77 Kalk - erde, 52,54 schwarzes Eisenoxyd, 1,58 Manganoxyd, 1,26 Wasser. Fundort auf der Insel Elba.

31. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne; wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; in - wendig Glasglanz; immer krystallisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35,50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Alaunerde, 7,50 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Fundort unter den Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich aber (in rein auskrystallisirten theils daumensdicken Krystallen, an der Mündung der in den Wiluj fallenden Achtaragda.

Der Loboit (wie ihn Berzelius nach dem Grafen Lobo da Oriola benannt hat, dem wir die erste ge - naue Kunde von diesem merkwürdigen Fossil verdan - ken**)s. Leonhard's Taschenb. V. Jahrg. S. 16.] unterscheidet sich von dem ihm in manchen äußern Kennzeichen ähnelnden Vesuvian, außer seinem andern486 Verhalten vor dem Löthrohre und daß er keine Spur von Elektricität zeigt, besonders durch einen bedeuten - den Gehalt von Talkerde. Fundort in einem Kalkbruche ohnweit den Dannemora Eisengruben in Upland.

32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer Granat. Amphigène.

Graulichweiß, milchicht; durchscheinend; aber meist rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche concentrische Tex - tur. Gemeiniglich krystallisirt, meist als doppelt acht - seitige Pyramide mit vier Flächen an jeder Endspitze ( tab. II. fig. 14. ); sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Alaun - erde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in mancherlei Laven und Tuffwacken.

33. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän - zend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose oder eingewachsen in Serpen - tin ꝛc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28,50 Alaunerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50 Eisenoxyd, 2 Chromoxyd, 0,25 Man - ganoxyd. Fundort zumal Böhmen und Sachsen.

34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat Engl. Garnet).

Aus dem Colombin - und Karmesinrothen durchs Pech - braune ins Olivengrüne; eben so verschiedene Grade der vollkommnern oder mindern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt; letzteres in mancherlei Form; doch meist als Dodecaëder mit rautenförmigen Flachen ( tab. II. fig. 13. ); auch wie der Leucit ( tab. II. fig. 14. ).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende drey Arten des Granats; wovon ersterer edler, die andern beiden aber gemeiner Granat genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat, Almandin.

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Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 36,75 Kieselerde, 27,25 Alaunerde, 36 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Findet sich vorzüglich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune ꝛc. Unter andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch beim Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün ꝛc. Gewicht = 3754. Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde, 30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenoxyd. Unter andern als so genannter Großular rein auskrystallisirt in der Leucit-Form ( tab. II. fig. 14. ) beim Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen und Meisen, auch nebst dem braunen am Spitzenberg am Harz.

35. Eudialyt*)Stromeyer's Untersuchungen I. V. S. 438..

Aus dem blaßrosenrothen ins Hyacinthrothe; an den Kanten durchscheinend; ins Fettglänzende; Bruch aus dem muschligen ins splittrige; theils ungeformt, theils krystallisirt als Dodekaëder mit rautenförmigen Flächen. Gewicht = 2,903. Gehalt (nach Stromeyer) = 54,39 Kieselerde, 11,30 Zirconerde, 9,50 Kalkerde, 671 Eisenoxyd. 1,51 Manganoxyd. Fundort an der West - küste von Grönland.

36. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durchscheinend; immer krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säu - len; zuweilen als Zwillingskrystall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein Andreaskreuz [dieß der so ge - nannte Basler Taufstein**)s. Chr. Bernoulli in Voigt's neuem Magazin IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.]. Gehalt (nach Vau - quelin) = 30,59 Kieselerde, 37 Alaunerde, 3 Kalk - erde, 15,30 Eisenoxyd. Fundort in Bretagne und am488 St. Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystalli - sirtem Cyanit.

37. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silberweiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch lang - splitterig, strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Fun - ken giebt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem Na - gel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43 Kie - selerde, 55,5 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd nebst einer Spur von Kali. Fundort zumal am St. Gotthard, im Zillerthal im Salzburgischen.

II. Zircongeschlecht.

Die von Klaproth entdeckte Zirconerde, von welcher dies Fossilien-Geschlecht den Namen hat, wird in Schwefelsäure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet sich in zwey so genannten Edel - steinen, dem Zircon und dem Hyacinth.

1. Zircon und Hyacinth.

Ersterer meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen Farben, zumal ins Gelbliche, Blauliche ꝛc. ; durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fetti - gen Glanze; krystallisirt in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 7. ); sehr hart. Gewich = 4475 L. Manche werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,50 Kieselerde, 0,50 Eisenoxyd. Fundort Ceilon und Norwegen; hier nämlich bei Friedrichswärn, in einem aus opalisiren - dem Feldspath und Hornblende gemengten Halbgranit.

Der Hyacinth aber meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar meist in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den489 Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 20. ). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klap - roth) = 70 Zirconerde, 25 Kieselerde. Fundort vor - züglich Ceilon*)Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich vom Baronet Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Botaniker W. Braß am Cave Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich be - sonders eine Menge Körner finden, die dem Hyacinth vollkom - men gleichen. Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell ähnelnde Gerölle..

III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Profess. Gadolin benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin - und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen Eigenschaften überein kommt, unter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden festen Laugen - salzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbestoff ge - fällt wird.

1. Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmuscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Ge - halt (nach Ekeberg) = 55,5 Gadolinerde, 13 Kiesel - erde, 4,5 Glücinerde, 16,5 Eisenoxyd. Fundort Falun, und Ytterby in Roslagen in Schweden.

IV. Glücingeschlecht.

Die von Vauquelin entdeckte Glücin - erde (Süßerde) unterscheidet sich von der Thon - erde, mit welcher sie manche Eigenschaften gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Namen490 von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zusammenziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).

Meergrün in mancherlei Schattirungen, einerseits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durch - sichtig; Längenbruch muschelig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen Säulen von mancherlei Varietät krystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Alaunerde, 0,5 Kalk - erde, 1 Eisenoxyd. Fundort vorzüglichst auf dem Adon - schelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue ꝛc. fast undurchsichtige Abart in großen Säulen bei Chanteloupe in Haute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl. Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Namen: seine Krystallisation ist eine sechsseitige Säule ( tab. II. fig. 10. ) in mancherlei Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46, 60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chro - miumkalk. Fundort vorzüglichst in Peru; aber auch in Oberägypten, bei Coßir ꝛc.

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend; Län - genbruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blät - ter; leicht darnach zu spalten. Querbruch muschelig; krystallisirt als geschobene vierseitige Säule; hart. Ge - wicht = 3062. Gehalt (nach Berzelius) = 21,78 Glücinerde, 43,22 Kieselerde, 30,56 Alaunerde, 2,22 Eisenoxyd, 0,70 Zinnoxyd. Fundort Brasilien.

4. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne; opa - lisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt als achtseitige Säule mit dergleichen Endspitze. Ge - wicht = 3710. Gehalt (nach Seybert) = 16 Glü - cinerde, 68,66 Alaunerde, 5,99 Kieselerde, 4,73 Eisen - oxydul, 2,66 Titanoxyd. Fundort ebenfalls Brasilien.

491

V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung durch Kali wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer un - schmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabei (und zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum zusammengezogen. Viele thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht wer - den, den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge, und manche derselben saugen das Wasser ein, und werden darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst so auf - fallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine un - begreifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durch - sichtigen, feurigen edlen Steinarten verbunden ist (§. 240. S. 464.).

1. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherlei Abstufungen; theils aber auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne, Blauliche ꝛc. ; der Längenbruch muschelig; der Quer - bruch blätterig. Meist krystallisirt, und zwar gewöhn - lich als vier - oder achtseitige Säule, die beim brasili - schen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zugespitzt ( tab. II. fig. 16. ), beim Sächsischen aber meh - rentheils mit einer sechsseitigen Flache abgestumpft ist ( tab. II. fig. 9. ). Gewicht des brasilischen =492 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität des Turma - lins. Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) = 49 Alaunerde, 29 Kieselerde, 20 Flußsäure. Fundort, in Europa zumal bei Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein, in einem eigenen, merkwürdigen Mut - tergestein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bei Mukla in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame - rica in Brasilien; und in Neuholland jenseits der blauen Berge im Westen von Botanybay.

2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangen - stein, weißer Stangenschörl, schörlartiger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röthlich; we - nig durchscheinend; blätteriger Querbruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Kry - stallen. Gewicht = 2530. Gehalt (nach Klaproth) = 49,50 Alaunerde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Ei - senoxyd, 1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk bei Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.

2. Rubin, Spinell.

Roth in mancherlei Abstufungen; daher die beson - dern Benennungen, da der ponceaurothe Spinell ge - nannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hya - cinthenrothe fallende Rubicell ꝛc., zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße ꝛc. ; seine Krystalli - sation mannigfaltig; doch meist als doppelt vielseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ) oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancherlei Abänderungen. Mit - tel-Gewicht 3700. Gehalt (nach Klaproth) = 74,50 Alaunerde, 15,50 Kieselerde, 8,25 Talkerde, 0,75 Kalk - erde, 4,50 Eisenoxyd*)Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8,78 Talkerde und 6,18 Chromiumkalk.. Fundort Ceilon, Pegu ꝛc.

3. Gahnit, Automolit. Spinelle zincifère.

Schwarzgrün; an dünnen Kanten durchscheinend; zwischen Fett - und Glasglanz; muschliger Bruch; Kry - stallisation als doppelt vierseitige Pyramide; Gewicht493 = 4,177. Gehalt (nach Ekeberg) = 60 Alaunerde; 24,25 Zinkoxyd, 9,25 Eisenoxyd, 4,25 Kieselerde. Fund - ort bei Falun in Talkschiefer.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherlei Abstufungen; bis ins Weiße (ächter Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*)Manchmal sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s. z. B. im Inventaire des diamans de la couronne ꝛc. imprimé par ordre de l'Assemblée nationale. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. Un saplhir d'orient couleur saphir des deux bouts, et topaze au milieu. , wozu vielleicht mancher so genannte ostindische Topas ge - hört; eigentlich durchsichtig; zuweilen in etwas opalisi - rend; seine Krystallisation als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide ( tab. II. fig. 18. ). Ist der härteste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,50 Kalkerde. Findet sich meist als Ge - rölle; zumal auf Ceilon; aber auch in Krystallen, ein - gewachsen in der Rheinländischen Mühlstein-Lava.

5. Demantspath und Corund**)S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I..

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, selten ins Haarbraune; beide wenig durchscheinend; von so genanntem Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zu - laufenden) kurzen Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesischen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Alaunerde, 5,50 Kieselerde, 1,25 Eisenoxyd. Fundort Coromandel und Schina, im Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der Edelsteine und des Stahls***)Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292..

Unter dem Namen von edlen Corund kann man die schönfarbigen, zumal rubinrothen und saphir - blauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls in Ostin - dien finden und wovon die erstem Salamrubine,494 die letztern aber vulgo Sternsaphire genannt wer - den, weil sie, zumal wenn sie an den Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bei auffallendem Lichte mit einem beweglichen sechsstrahligem Sterne spielen.

Dem Demantspath ist der Andalusit, Feldspath apyre, nahe verwandt, der meist Pfirschblüthroth, theils (namentlich in Tyrol) in vierseitigen Säulen krystalli - sirt, in Gneis und Glimmerschiefer bricht.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. Emeril. Engl. emery).

Schwarzgrau, theils ins Indigblaue ꝛc. ; an den Kan - ten durchscheinend; schimmernd, theils fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils splitteriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. = 3922. Auch der Gehalt verschieden, z. B. der von Naxos (nach Ten - nant) = 86 Alaunerde, 3 Kieselerde, 4 Eisenoxyd: hingegen der von Jersey (nach Vauquelin) = 53,83 Alaunerde, 12,66 Kieselerde, 24,66 Eisenoxyd, 1,66 Kalkerde. Fundort des wahren Smirgels*)Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls ꝛc. Smirgel genannt. unter an - dern Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erzgebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene die kostbarsten; (verwittert ins Berggrüne); undurchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Alaunerde, 18 Wasser, 4,5 Kupferoxyd, 4 Eisenoxyd. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ostpersien. Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Petre - fact, nämlich für versteinte Fischzähne gehalten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als495 Gerölle, meist aber in drey - oder sechs - oder neunseiti - ger kurzer Endspitze ( tab. II. fig. 12. ). Manche Abarten zeigen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt sind, Asche ꝛc. anziehen und abstoßen, und diese heißen Turmaline*)S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber der Immer Gern Speculirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste bestimmte Nachricht vom ceilonischen Turmalin gibt..

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur - malin.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dün - nen Splittern braun oder grün durchscheinend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen (Stan - genschörl), theils nadelförmig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl). Gehalt des Grön - ländischen (nach Gruner) = 41 Kieselerde, 32 Alaun - erde, 3 Talkerde, 5 Eisenoxyd, 1 Manganoxydul, 9 Bo - raxsäure, 5 Lithion. Bricht sowohl im Granit, als in manchen Ganggebirgsarten, zumal im Gneis, Schnei - destein, Topasfels ꝛc. Fast in allen Welttheilen; na - mentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagaskar ꝛc.

2) Brauner Turmalin.

Bei auffallendem Lichte schwarzbraun, bei durchfal - lendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch wie der schwarze theils in langen Säulen (so z. B. auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z. B. auf Ceilon). Gehalt (nach Bergmann) = 39 Alaunerde, 37 Kie - selerde, 15 Kalkerde, 9 Eisenoxyd.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Ru - bellit.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säulen in die Länge gestreift, theils stänglicht zusammengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Alaunerde, 42 Kieselerde, 10 Natron, 7 Braunstein - kalk. Fundort Permien. Es gehört aber auch dazu der sonst so genannte krystallisirte Lepidolith von Ro - zena in Mähren.

496

4) Blauer Schörl, Indicolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durch - scheinend; Glasglanz, dem metallischen sich nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusammengehäuften, der Länge nach gestreiften Säulen. Fundort Utön in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Ge - halt (nach Bergmann) = 50 Alaunerde, 34 Kiesel - erde, 11 Kalkerde, 5 Eisenoxyd. Fundort Brasilien.

9. Dichroit. Iolithe.

Dunkelveilchenblau; an den Kanten durchscheinend; glasglänzend; hart; selten krystallisirt in kleinen sechs - seitigen Säulen. Gewicht = 2560. Gehalt (nach Stromeyer) = 49,17 Kieselerde, 33,10 Alaunerde, 11,48 Talkerde, 4,33 Eisenoxyd. In Baiern, Spa - nien, Grönland ꝛc.

10. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherlei Abstufungen und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durchscheinend; weist blätteriger Bruch; giebt grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900. Giebt wenn sie an - gehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne striée).

Theils strahlig, büschelförmig ꝛc. Gehalt (nach Klap - roth) = 42 Kieselerde, 12 Alaunerde, 11 Kalkerde, 2,25 Talkerde, 30 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Eins der weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vie - len Aftergranits ausmacht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strahligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs - oder achtseitigen Säulen, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in Laven.

497

11. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherlei Abstufungen, theils mit Silber - oder Messing-Glanz, oder tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder weniger durchsichtig; meist geradblätterig, selten krummblätterig (wie z. B. Mica hemisphaerica Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z. B. das russische Frauenglas oder Fenster - glimmer [Engl. Isinglass. Russ. Sliuda*)Von der Eigenschaft des russischen Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen läßt, und dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon bei astronomischen Instrumenten machen kann, s. des B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p. 239 u. f.]; die Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des russischen Frauenglases (nach Klaproth) = 34,25 Alaunerde, 48 Kieselerde, 8,76 Kali, 4,50 Eisenoxyd, 0,5 Talkerde und Mangan - oxyd. Hingegen des silberweißen Glimmers von Zinn - walde in Böhmen (nach Turner) = 44,28 Kiesel - erde, 24,53 Alaunerde, 9,47 Kali, 4 Lithion, 11,33 Eisenoxydul, 1,66 Manganoxyd, 5,14 Flußsäure. Auch eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Mine - ralien in unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebirgen (§ 227 230).

12. Lepidolith, Lillalith. (Fr. Mica grenu).

Lillaroth, theils ins Graue, Braunliche ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd; fast metallischer Glanz; unebner, kleinschuppiger, fast glimmeriger Bruch; halbhart. Gehalt (nach Klaproth) = 38,26 Alaunerde. 54,50 Kieselerde, 4 Kali, 2,50 Wasser, 0,75 Mangan - und Eisenoxyd. Fundort bei Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.

13. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klaproth) = 24 Alaunerde, 40 Fluß - säure, 36 Natron. Fundort, Grönland.

498

14. Skapolith mit Wernerit oder Fettstein ꝛc. Paranthine.

Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue und Lauch - grüne ꝛc. ; durchscheinend; hart; derb oder in vierseiti - gen Säulen krystallisirt. Gehalt (des Skapoliths, nach John) = 50,25 Kieselerde, 30 Alaunerde, 10,45 Kalk - erde, 3 Eisenoxyd, 1,45 Manganoxyd, 2 Kali, 2,85 Wasser. Meist im Gneis in Norwegen und Schweden.

Damit verwandt der Sodalit in Grönland.

15. Feldspath. (Fr. Spath étincelant. Engl. Field spar).

Von mancherlei, doch meist blassern Farben; meist nur wenig durchscheinend; meist mit wahren Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschiedentlich krystallisirt; häu - fig als Bestandtheil gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Mineralien (z. B. mit Quarz oder Horn - blende) innig gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z. B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpentino verde antico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich ꝛc. doch theils auch in andern und selbst hohen Farben, z. B. smaragdgrün mit mattem Perlmutterglanz im so genannten Amazo - nenstein aus dem Catharinburgischen; mit deutlichem Spathgefüge; häufig krystallisirt, zumal in sechsseitigen (einfachen oder zu Zwillingskrystallen verbundenen) Ta - feln mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen ꝛc. Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des sma - ragdgrünen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt des nämlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieselerde, 17 Alaunerde, 3 Kalkerde, 13 Kali. Ueberhaupt aber ist der gemeine Feldspath wiederum eine der uranfäng - lichsten Mineralienarten unsers Erdkörpers, als Hauptge -499 mengtheil des Granits, wo er in manchen Abarten den bei weiten vorwaltenden Theil ausmacht*)So z. B. in dem merkwürdigen Portfoy-Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarz - blättchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch den Namen, pierre graphique, erhalten hat. s. Voigt's Maga - zin. VI. B. 4. St. S. 21..

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos und wasserhell; theils weiß; glas - glänzend; theils ungeformt (so z. B. eingewachsen, in manchen hieländischen Basalt); theils säulen - oder ta - felförmig krystallisirt (so z. B. in ersterer Form im Gra - nit vom Drachenfels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend; opa - lisirend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort, zumal auf der Adula am St. Gotthard (theils in großen Krystallen), und der eigentliche Mondstein als Gerölle auf Ceilon**)Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Widerscheine opalisirt..

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bei auffallendem Lichte in mancherlei, theils hohe Farben schillernd, theils mit Messing - oder Tombackglanz; durch - scheinend. Gewicht = 2692. Gehalt (nach Klaproth) = 55,75 Kieselerde, 26,50 Alaunerde, 11 Kalkerde, 1,25 Eisenoxyd, 4 Natron, 0,50 Wasser. Fundort vorzüglich auf Labrador und in Ingermanland.

Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den Hohl - spath, Chiastolith, Macle, ein sonderbares Mineral von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dün - nen vierseitigen Säulen die im Querbruch in der Mitte500 einen schwarzen ebenfalls viereckten Kern zeigen, der von seinen Ecken nach den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fettglanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer ein - gewachsen. Fundort unter andern Bretagne, und Ge - frees im Bayreuthschen.

16. Kieselspath*)Hausmann in den Götting. gel. Anz. 1817. S. 1401. und Stromeyer's Untersuchungen I. B. S. 300., Albit, Cleavelandit.

Aehnelt im äußern dem Adular; hat aber eine aus - gezeichnet blätterige Textur. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,67 Kieselerde, 59,80 Alaunerde, 9 Natron ꝛc. Fundort in Massachusets.

17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; ma - ger anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Stromeyer) = 30,26 Alaunerde, 23,36 Schwefelsäure, 46,37 Wasser. Fundort zumal bei Halle.

18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend; mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusammen - hange. Gehalt verschieden; z. B. der Passauer (nach Fuchs) = 45 Kieselerde, 32 Alaunerde, 0,74 Kalkerde, 0,90 Eisenoxyd, 18 Wasser. Fundort in vielen Län - dern von Europa und Asien. Ist wenigstens großen - theils aus verwittertem Feldspath entstanden.

19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch mancherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thongeruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig in501 Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielartiger anderer Töpferwaare*)Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter - scheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estremoz gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen.3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wänden verfertigt., Ta - backspfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so genannten terrae sigillatae - Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlechter Tücher, zum Raf - finiren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in aufge - schwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist fein - erdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in manchen Gegenden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze; der Bruch schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**)Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jüngern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den Namen hat, die dieser treffliche Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's Göttingischem Magazin 3tem Jahrg. 4tem Stück, S. 401 u. s. genau beschrieben hat.; oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschie - fer). Ein gewöhnlicher Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Uebergänge in Thonschiefer, Porcellan - Jaspis.

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Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus carbonarius, (Engl. slag, cleft); dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabei Heller. Kann auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung gebraucht werden, weß - halb er denn auch von manchen Mineralogen den Stein - kohlen selbst beigezählt wird.

20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam).

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemmtem Lande.

21. Bolus [der Mineralogen*)Denn vom officinellen armenischen Bolus s. die folg. S.], lemnische Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s. si - gillata.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig; muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zerfallt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Gehalt (nach Klaproth) = 66 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 6 Eisenoxyd, 3,50 Natron, 0,35 Kalkerde, 0,25, Talkerde, 8,50 Wasser. Fundort vor - züglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).

22. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. ful - ler's earth).

Meist leberbraun, aber auch in andern Farben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Klaproth) = 53 Kieselerde, 10 Alaun - erde, 0,50 Kalkerde, 1,25 Talkerde, 0,75 Eisenoxyd, 0,10 Kochsalz, 24 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.

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23. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge, und läßt sich spähneln. Gehalt (nach Bucholz) = 44 Kie - selerde, 26,5 Alaunerde, 0,5 Kalkerde, 8 Eisenoxyd, 20,5 Wasser. Fundort in Thüringen, auch bei Med - ziana Gora in Polen ꝛc.

24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone - marrow.

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so z. B. die meist veilchenblaue ist genannte Wundererde von Planitz bei Zwickau) von sehr verschiedener Festig - keit; vom Zerreiblichen bis zum Halbharten*)Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend fein - körniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.; letzteres mit muscheligem Bruche. Gehalt desselben (nach Klap - roth) = 45,25 Kieselerde, 36,50 Alaunerde, 2,75 Eisenoxyd, 14 Wasser.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich gespren - kelte armenische Bolus gehört hierher.

Und diesem ähnelt, wenigstens im Aeußern, die bei den Alten so berühmte, von ihrem Fundorte benannte Sinopische Erde, (Sinopis pontica).

Besonders merkwürdig ist das vom sel. von Trebra im tiefen Georgstollen bei Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Steinmark, welches mittelst eines Federkiels einen phosphorescirenden Strich gibt.

25. Bildstein, schinesischer Speckstein. Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche. Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Speck - steine; enthält aber keine Talkerde, sondern (nach Klap -504 roth) = 36 Alaunerde, 54 Kieselerde, 0,76 Eisenoxyd, 5,50 Wasser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancherlei kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

26. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Engl. red-chalk).

Blutroth, ziegelroth ꝛc. ; erdig; abfärbend; meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur in wenigen pro Centen).

27. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumal in der Ober - lausitz, in ganzen Flözen.

28. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bei Verona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern im Trapp (Mandelstein) und auf den darin liegenden Chalcedon - und Zeolith-Nieren (so z. B. bei Ilfeld und auf den Färöern).

29. Wavellit, Hydrargillit, phosphorsau - rer Thon. Diaspore.

Weiß in allerhand Farben; meist Perlmutterglän - zend; theils erdig; theils divergirend strahlig und durch - scheinend; letzterer halbhart. Gehalt (nach Fuchs) = 37,2 Alaunerde, 35,12 Phosphorsäure, 28 Wasser. Fundort in Devonshire (in Kieselschiefer) und Böhmen (auf Sandstein).

30. Alaunthon.

Ganz in den nämlichen drey Abarten wie der ge - meine Thon, von dem er sich aber unter andern auch meist schon durch einen süßlich zusammenziehenden Alaun - geschmack auszeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erbiger Bruch; glänzender Strich; theils in ganzen Flözen. Uebergang in Braunkohle.

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2) Alaunstein.

Weiß, ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. (im Feuer brennt er sich röthlich); theils an den Kanten etwas durch - scheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halb - hart; theils abfärbend. Gehalt (nach Vauquelin) = 43,92 Alaunerde, 24 Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 Kali, 4 Wasser. In ganzen Flözen bei Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheibenförmig; theils gerade - theils krumm-blätterig; theils in Ku - geln; der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwefelkies eingemengt; bricht theils ( aber bei weiten nicht ausschließlich ) in Ganggebirgen als Thonschiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu un - terscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in Flötz - gebirgen mit Abdrücken von Versteinerungen aus beiden organisirten Reichen; so z. B. als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bei Andra - rum. Gehalt des von Garphytta in Schweden (nach Berzelius und Hisinger) = 44,70 Kieselerde. 10,30 Thon, 26,77 Erdharz, 18,23 Schwefelkies.

31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schi - slus. (Fr. Ardoise. Engl. Slate).

Grau, in mancherlei andere Farben übergehend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig ꝛc. ; schim - mernd, theils mit Seidenglanz; von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils gerade theils wellenförmig; die Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt graulich - weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber in endlo - ser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ih - rem Gebrauch den Namen haben, z. B. Probirstein (Ital. pietra paragone, die ein wahrer Thonschie - fer ist ), Tafelschiefer, Dachschiefer ꝛc. Auch mancherlei Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschie - fer ꝛc. Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flözgebirgen (- so z. B. der glarner Tafel - schiefer vom Blattenberge ).

506

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder die schwarze Kreide, ampelites, sehr weich, ab - färbend.

32. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir. Engl. whet-stone).

Meist grünlich - oder gelblich-grau; theils ins rahm - gelbe und graulich-schwarze; nur an den Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd; schieferiger Bruch; theils splitterig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vor - züglich in der Levante, in Deuschland unter andern im Bayreuthschen.

33. Klingstein. (Fr. Phonolithe).

Grau in mancherlei Schattirungen, zumal ins Grün - liche; mattschimmernd; an den Kanten durchscheinend; von dickschieferigem Gefüge; der Bruch grobsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klap - roth) = 23,50 Alaunerde, 57,25 Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd, 8,10 Natron, 3 Wasser. Hat den Namen vom Klange den dünne Scheiben beim Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyrschiefers. Fund - ort unter andern in Böhmen und der Lausitz.

34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Corneus trapezius Waller. (Engl. Whin - stone).

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter feinkörniger Bruch; theils ins Erdige; ungeformt; Härte und Ge - wicht verschieden. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart aus, da er an - dere Mineralien eingemengt enthalt, z. B. basaltische Hornblende, Glimmer, Zeolith, Ehalcedon, Kalkspath - nieren ꝛc. Dahin gehören also die mehresten Man - delsteine, wie z. B. die von Ilfeld; der Blatter - stein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der Toad - stone von Derbyshire. Uebergang in Grünstein, Ba - salt ꝛc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden ver - breitete Gebirgsart; findet sich z. B. nördlich bis Is -507 land, Kamtschatka ꝛc. und so auch fast im äußersten von Europäern besuchten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hierher:

a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspath - körnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesuvischen Laven, von denen sie insgemein (aber irrig) selbst bei - gezählt wird.

Und auch wohl b. der so genannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberggrünen Nierchen, die dem Stein ein pockenartiges Ansehen ge - ben. Fundort zumal im Bayreuthischen und als Ge - rölle in der Durance bei Briançon.

35. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebnen schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden Körnern zusammen - gebacken ꝛc. Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säulenförmig. Diese Säulen, von drey bis neun Sei - ten, stehen theils zu taufenden dicht aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch aufrecht: theils gebogen; theils gar aufs regelmäßigste gegliedert*)So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäu - len, die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen Erdkunde, nämlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an der Nordküste von Irland ausmachen. Ich besitze von diesem berühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zu - sammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue Zeich - nung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände tab. 18. geliefert habe. Immer bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines der räthselhaftesten und merkwür - digsten Phänomene der Geogenie.; und diese Glieder zuweilen durch Verwitterung kuge - licht abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte, specifischem Gewicht ꝛc., wirkt theils sehr stark auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Säulen - basalts (nach Klaproth) = 16,75 Alaunerde, 44,50508 Kieselerde, 9,50 Kalkerde, 2,25 Talkerde, 20 Eisenoxyd, 0,12 Manganoxyd, 2,60 Natron, 2 Wasser. Hält ge - meiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancherlei andern Mineralien eingemengt, zumal Olivin, Augit, Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende ꝛc. Uebergänge zumal in Trapp, Tuffwacke und Lava; auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphibolique)*)Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen Ba - salte zu gehören. In manchen Abarten derselben, zumal unter den schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unter - scheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feld - spath bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illu - stratae p. 29. gesagt.. Gemeiniglich in ein - zelnen Bergen (Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze Züge machen.

Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest ver - breiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der Schöpfung unseres Planeten so mancherlei unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so begreift sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren ihrer im Feuer erlittenen Veränderung er - halten haben.

36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Roth - braune ꝛc. ; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; leicht; großentheils vulcanischen Ursprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort bei Vulcanen und ehemaligen Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherlei Verschiedenhei - ten derselben unter folgende zwei, freilich theils in einander übergehende, Hauptarten bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dichterem Gefüge, und mehrerer oder minderer Festigkeit.

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Zu der lockerern Abart gehört z. B. die roth - braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji großen - theils erbaut war; und die mit basaltischer Hornblende, welche in der Gegend von Andernach die Mittellage, zwischen dem Traß und dem so genannten Rheinländi - schen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue, vielen Feld - spath haltende Piperno, der Phlegraischen Felder, und die mehreste der besonders mit Olivin gemengten Tuff - wacke vom Habichtswalde ohnweit Cassel.

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören namentlich folgende zwey, wegen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders merk - würdige Abarten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Ther - mantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fundort zumal bei Pozzuolo. Scheint auch das Haupt - Ingredienz zu Faxe's Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zu - weilen Aeste oder kleine Stämme von verkohltem Holze*)So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. s. Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.. Fundort zumal bei Andernach am Rhein.

37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstent - zündungen mehr oder weniger vom Feuer angegriffe - nen, theils verschlackten, theils verglasten Mineralien, zumal basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vul - canen die Laven, in andern Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**)s. K. W. Nose's Beiträge zu den Vorstellungen über vul - canische Gegenstände. Franks. 1792 94. III. Th. 8..

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Graue, Rothbraune ꝛc. ; höchstens nur in zarten Splittern durch - scheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Ge -510 halt, nach Verschiedenheit der Primordialfossilien, wo - raus sie gebildet und des Grades und der anhalten - den Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt und die Tuff - wacke, oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit ꝛc. eingeschlossen.

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey Haupt - arten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche mattglänzend; schwer; theils auf mancherlei Weise ge - flossen, getropft, ästig*)Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige, spiralartig gedrehete Lava corde vom Atrio di Cavallo und die eiförmigen Bombe, die zumal bei der großen Eruption von 1790 ausgeworfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement dazu tab. 4..

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist nament - lich der so genannte Rheinländische Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun ꝛc. ; meist glasglänzend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fundort zumal auf den lipari - schen Inseln, auf den neu entstandenen vulcanischen bei Santorini, auf der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See ꝛc.

VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bittererde (terra magnesialis), weil aus ihrer Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole (muria) gewonnen wird,511 die nach der Krystallisation des Kochsalzes zurück bleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt denselben einen bittern Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großentheils mit dem der Alaunerde überein.

Anmerkenswerth, daß bei den unter dieses Geschlecht gehörigen Mineralien mehrentheils die grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt, und bloß in Gang - gebirgen, daher sie nie Versteinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün ꝛc. ; undurchsichtig; mattschim - mernd; theils schuppig; weich; giebt angehaucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig; schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt (nach Vau - quelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18,50 Alaun - erde, 43 Eisenoxyd. Findet sich zumal zwischen und im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlorit - erde.

Fettglänzend; mit feinerdigem, theils blätterigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug über mancherlei krystallisirte Mineralien, z. B. über Granaten, Bitterspath, Bergkrystall, magnetischem Ei - senstein ꝛc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; giebt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangen - schörl ꝛc. eingewachsen. Gehalt (nach Gruner) = 29,50 Kieselerde, 15,62 Alaunerde, 21,39 Talkerde,512 1,50 Kalkerde, 7,38 Wasser. Uebergang in Thonschie - fer, Talkschiefer ꝛc. Fundort zumal in Tyrol, Norme - gen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört hierher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gattung, und wiederum zum Talkschiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. La - pis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast blätte - riges Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-Ca - ledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54 Talkerde, 38,12 Kieselerde; 6,66 Alaunerde, 12,2 Eisenoxyd. Fundort zumal Grau - bünden und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kes - seln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu Schleu - dersteinen; wo auch eine weichere zerreibliche Abart ven den dasigen Insulanern häufig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein gröberes Korn, und mehr, splitterigen Bruch; ist spröder, und wird in dicke Platten zu unvergänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durch - scheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammenge - backen, und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherlei Abstufungen der grünen Farbe; meist Perlmutterglänzend; krummblätterig, biegsam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klaproth) = 30,6 Talkerde, 62 Kieselerde. 2,5 Eisenoxyd, 2,75 Kali, 0,5 Wasser. Uebergang in Topfstein ꝛc.

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3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft mit eingesprengtem Schwefelkies. Uebergang in Chlorit - schiefer.

4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelbliche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge; meist in kug - licht zusammengeballten Knollen. Gehalt eines späthi - gen aus dem Zillerthale (nach Stromeyer) = 84,79 kohlensaure Talkerde, 13,82 kohlensaures Eisenoxydul. Fundort unter andern in Steiermark und im Bisthum Durham.

5. Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum. (Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil, oder Kilkeffi, d. h. Schaumthon oder leichter Thon).

Meist blaß isabellgelb; matter, feinerdiger Bruch: fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kieselerde, 25 Wasser, 5 Kohsensäure. Hauptfundort Kiltschik (d. h. Thonort) bei Konie in Anatolien*)s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got - ting. Vol. IV. 1791. pag. 46. sq. und des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigt's Ma - gazin. IV. B. 3 St. S. 13. u. f..

6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherlei, meist blassen Farben: theils marmo - rirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten wenig durchscheinend; von mattem Fettglanz; fettig an - zufühlen; stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther selten in kleinen Krystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze ( tab. II. fig. 19 ) auch rhomboidal ꝛc. ; weich in ver - schiedenem Grade, verhärtet aber im Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt**)f. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der Steinschneider. Von C. v. Dalberg. Erfurt 1800. 8.. Gewicht eines bay -514 reuther = 2614. Gehalt (nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kieselerde, 2,50 Eisenoxyd, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische und Briançoner-Kreide.

7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).

Theils milchweiß und an den Kanten durchscheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau ꝛc., seifenartig anzufüh - len; theils blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben; läßt sich spähneln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24,75 Talkerde, 45 Kieselerde, 9,25 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in Corn - wall. Gebrauch besonders zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware).

8. Serpentin. (Ital. Gabbro).

In mancherlei meist schwarz - oder graulichgrünen Farben, theils ins Dunkelrothe ꝛc. ; geadert, marmo - rirt, fleckig ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchschei - nend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils politur - fähig. Mittel-Gewicht = 2700. Gehalt (nach Vau - quelin) = 44 Talkerde, 44 Kieselerde, 2 Alaunerde, 7,3 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 2 Chromoxyd. Hält zuweilen Pyrop eingemengt, Fundort zumal Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland ꝛc.

Besonders merkwürdig ist der von Alex. von Hum - boldt bei Erbendorf am Fichtelberge entdeckte Serpen - tinfels, wovon manche Stücke selbst in kleinen Frag - menten auffallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als der gemeine, und sich auch in manchen italiänischen Marmorarten ein - gemengt findet, namentlich in einer Art von so ge - nanntem verde antico und im Polzevera.

9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade).

Meist lauchgrün in mancherlei Abstufungen, einer - seits ins Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Namen der pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägyptische, dessen Ge -515 wicht = 2655 L.); mehr oder weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar. Gehalt (nach Kastner) = 50,50 Kie - selerde, 31 Talkerde, 10 Alaunerde, 5,50 Eisenoxyd, 2,75 Wasser.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Punam - mustein, Beilstein. Lauchgrün in mancherlei Ab - stufungen; mancher giebt am Stahl Funken. Gewicht = 3000 L. Fundort zumal auf Tavai-Punammu (der südlichen von den beiden neu-seeländischen Inseln) wo - selbst unsere dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrgehänge ꝛc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schinesische Stein . Er ist molkenfarbig; folglich wenig durch - scheinend; fettglänzend; ritzt ins Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, namentlich zu Petschirsteinen.

10. Chrysolith, Peridot*)Stromeyer de Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cel - lulas et cavernulas ferri meteorici Pallasii explet. analysi che - mica. in den Götting. gel. Anz. 1824. S. 2073 83..

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglänzend; mu - scheliger Bruch; die Außenfläche längsgestreift; krystalli - sirt in breiten viereckigen Säulen, mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechsseitigen Endspitzen. Mittel - Gewicht = 3375. Gehalt (nach Stromeyer) = 48,42 Talkerde, 38,48 Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul. Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich in den tür - kischen Morgenländern.

Der dazu gehörige Olivin ist olivengrün, in man - cherlei Abstufungen (verwittert wird er ochergelb); durch - scheinend; glasglänzend; von muscheligem, theils blät - terigem Bruch; rissig; eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Stromeyer) = 50,49 Talkerde, 40,09 Kieselerde, 8,17 Eisenoxydul.

Ihm ähnelt, sowohl dm äußern Kennzeichen als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Bla - senräume der berühmten, von Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen großen Eisenmasse füllt, und (eben -516 falls nach Stromeyer) = 48,42 Talkerde, 33,48 Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul, 0,34 Manganoxyd hält*)Nun und hieran grenzen die so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine, nämlich Steinmassen, die schon so manch - mal zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weltge - genden, aber meist unter gleichen Umständen, mit Exlosion eines Meteors, vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche mau bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern als in ihrem Gehalt einander eben so auffallend ähneln, als sie sich hingegen von allen bekannten tellurischen Mineralien auszeichnen..

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich ꝛc. ; ungeformt; von fa - serigem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlichweiß; wenig durchscheinend; stark - schimmernd, theils mit Seidenglanz; in zarten theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam. Gehalt eines schwedischen (nach Bergmann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 1,2 Eisen - oxyd. Fundort unter andern in Graubünden, auf Cor - sica, und besonders häufig in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend; glas - glänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 45,45 Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenoxyd. Bricht oft in und bei Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile).

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätte - rig, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittelgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann) = 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalkerde, 2 Alaunerde, 3 Eisenoxyd.

517

Fundort unter andern in sehr großen Stücken bei Dan - nemora in Upland und im Olonezkischen*)Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gediegenen Kupferschollen..

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun ins Graue ꝛc. ; undurchsichtig; matt schim - mernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; giebt glänzenden Strich. Dieses aus mancher Rücksicht noch räthselhafte Fossil bricht bei Sterzingen in Tyrol.

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).

Meist berg - oder olivengrün, theils ins Graue; mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.

In folgenden drey Arten:

1) Gemeiner Strahlstein. (Schwed. Horn - blenda).

Von mancherlei Grün; durchscheinend; glänzend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist krystallisirt in langen, breitgedruckten, theils nadelförmigen vier - oder sechs - seitigen Säulen; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 4 Eisenoxyd.

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich; graulich ꝛc. sehr wenig durchscheinend; matt - schimmernd; meist divergirend faserig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen. Uebergang in Asbest. Fund - ort unter andern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglänzend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt des dasigen (nach Laugier) = 50 Kieselerde, 19,25 Talk - erde, 9,75 Kalkerde, 0,75 Alaunerde, 11 Eisenoxyd, 5 Chromoxyd, 3 Wasser. Fundort unter andern im Zillerthal.

518

13. Schillerstein, Schillerspath. [Fr. Dial - lage métalloide*)s. Freiesleben über das schillernde Fossil von der Baste bei Harzburg. Leipz. 1794. 8. ; und Hausmann in den Nord - deutschen Beiträgen zur Berg - und Hüttenkunde 1. St. S. 1.]

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durchschei - nend; von metallischem, schillerndem Glanze; geradblät - terg; weich. Gehalt (nach Köhler) = 25,85 Talk - erde, 43,90 Kieselerde, 13,02 Eisen - und Chromoxydul, 2,64 Kalkerde, 1,28 Alaunerde, 12,42 Wasser. Fund - ort im Harzburger Forst am Harz, in einem grün - lichschwarzen, mit Serpentin und Asbest durchzogenen Urgrünstein.

14. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges, theils blätte - riges Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Muttergestein von weißem, körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk (Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie beim Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durch - scheinend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig; meist ungeformt, theils aber krystallisirt in sehr gescho - benen vier - oder sechsseitigen Säulen, meist mit Quer - rissen; selten sternförmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der Nadel im Finstern gekritzelt giebt er leuchtenden Strich. Fundort zumal das Levantinerthal am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmutterglänzend; fast undurch - sichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls am St. Gotthardsberge.

519

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich - und Gelblichweiße; durchscheinend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Fa - serigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phospho - rescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort unter andern auf Ceilon.

15. Boracit.

Dieses in jeder Rücksicht so sonderbare Fossil, fin - det sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh und matt; bricht muschelig; immer rein auskrystallisirt, ei - gentlich als Würfel mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze Kry - stall gewöhnlich 26 Flächen hat ( tab. II. fig. 3. ). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach Arfwedson) = 30,3 Talkerde, 69,7 Boraxsäure. Bei erhöheter Temperatur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber mit vier Aren, deren jede von einer der sechsseitigen stark abgestumpften Erdflächen nach der gegenüberstehenden schwachabgestumpften dreyseitigen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe positive, und hingegen das letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisirten Rauchkrystallen) besonders im schuppigen Gypsstein des so genannten Kalkbergs bei Lüneburg.

520

VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an - dern, zumal mit Thon - und Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu Fluß ꝛc. ; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*)So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal - tige Kalk im Schmelz der Hähne).; sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur - sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite - ten Steingeschlechter aus.

Die mancherlei Gattungen dieses Geschlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Säuren eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car - bonatées.

1. Kalkspath**)Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arrago - nite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4..

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel - ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän - zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücken davon zeigen auffallend starke doppelte521 Strahlenbrechung*)s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar - ke'schen Ausgabe von 1719.; daher denn der Name Doppel - spath, Spathum disdiaclasticum (ehedem irrig so ge - nannter isländischer Krystall, Androdamas etc.); bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli - sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte Canondrusen ꝛc. ( tab. II. fig. 10. ); theils verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf - winkeliger Spitze ( tab. II. fig. 11. ); oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über - gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 1. ), letztere theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopfspath ꝛc. ; theils in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins - zähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stro - meyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber - gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte krystal - lisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fon - tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei - nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath - gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in sechsseitigen Säulen ( tab. II. fig. 10. ) häufig als Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt [nach Stromeyer**)Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got - tingens. recentior. 1813.Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Ge - sellsch. III. Jahrg. I. Quart.] = 53,62 Kalkerde, 2,31 Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelrothem Gyps bricht.

522

3. Schieferspath, blättricher Aphrit.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins Schie - ferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Bucholz) = 55 Kalkerde, 3 Manganoxyd, 41,66 Kohlensäure. Fund - ort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.

4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).

Weiß, in mancherlei Farben übergehend, zumal ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kanten durch - scheinend; glasglänzend, mit blätterigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber krystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhomben ꝛc. : etwas härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L. Gehalt (nach Hisinger) = 27,97 Kalkerde, 21,14 Talkerde, 3,40 Eisenoxyd, 1,50 Manganoxyd, 44,60 Kohlensäure.

Dahin gehört auch nach Hausmann's neuern Untersuchungen der so genannte faserige Kalkstein vom Harz.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun ꝛc. ; durchschei - nend; glasglänzend; in Rhomben krystallisirt; meist mit einem talkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talkerde, 3 Eisenoxyd. Fundort zumal im Salzburgischen und Steyermarkischen; meist im talkartigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stänge - lichte Bitterspath (Miemit), auf der Außen - fläche in fast rechtwinkeligen Tetraedern mit abge - stumpften Seitenkanten drusig krystallisirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) = 33 Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 47,25 Kohlensäure, 2,75 Wasser ꝛc. Fundort bei Glücksbrunn im Gothaischen.

Und auch hierher gehört der schöne weiße Atlas-Spath (Engl. satin spar) von Alstonmore in Northumber - land, wo er zu allerhand Putz verarbeitet wird.

523

6. Kalksinter. Tofus calcarius.

Von mancherlei Farben; doch an den mehresten Or - ten nur weißlich; mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalkigem Wasser regenerirt*) Tales sunt aquae qualis est natura terrae per quam fluunt. Plin. XIV. 4.; der Bruch dicht, oder faserig oder schalig; und hier - nach also drey Arten; die sich namentlich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der Farben, Zeichnungen ꝛc. fin - den; die ersten beiden unter dem gemeinschaftlichen Na - men des dasigen Sprudelsteins, die dritte als Erb - senstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils mar - morartig**)Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Fi - lippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medaillons be - nutzt; s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schriften der göttingischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. und Fiorillo's Gesch. der zeichnenden Künste. I. B. S. 463. polirbar; theils aber auch erdig, zerreib - lich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein, da er an die Wände der in Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen ꝛc. die kalkiges Wasser enthalten†)So z. B. in der berühmten piscina mirabile, davon oben S. 2., abgesetzt wird; oder auch andere fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancherlei zufälligen Gestalten (wie z. B. unter dem mancherlei Travertino das so genannte Confetto di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z. B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Steintrümmer zusammencämentirt††)Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone) worin sich die Menschenknochen eingesintert finden, s. unten im Abschnitt von den Versteinerungen..

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Ge - füge; gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein;524 theils in mancherlei zufälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele. Fundort zumal in den gedachten Berghöhlen: z. B. in der auf Antiparos, in der Bau - mannshöhle am Unterharz ꝛc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne fein - körnige, polirbare Marmorsinter, alabastrites der Alten. [Ital. alabastro antico. Fr. albâtre cal - caire oder oriental*)Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und seiner Forma - tion s. Jam. Morier's second Journey through Persia. Lond. 1818. 4. p. 284.].

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksin - ter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger Gestalt. Fundort zumal an den Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in Steyermark, beim Spath - eisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder wel - lenförmig; meist aber als Ueberzug über Sandkörner; so z. B. die so genannten Drageen von Radicofani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte Carlsbader Erbsenstein, pisolithus, der sich großentheils in Masse zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführenden Rogenstein ver - wechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Bergziger, schuppichter Aphrit. Lac lu - nae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern namentlich im Mondloch am Lucerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde oder Schaumerde von Rubitz bei Gera, die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen Steinen. 525Gehalt (nach Bucholz) = 90,5 kohlensaurer Kalk, 5,71 Kieselerde, 3,28 Eisenoxyd, 1 Wasser.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie Engl. chalk).

Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittelge - wicht = 2525. Hält 43 p. C. Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben S. 479.) und Ver - steinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zumal an Seeküsten (daher Albion seinen Namen hat).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherlei Farben und Zeichnungen; meist wenig oder gar nicht durchscheinend; immer ungeformt; meist polirbar, da dann die feinern Sorten Marmor ge - nannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns folgende drey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor, Glanzmarmor. (Fr. marble saccaroide).

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmo - rirt); wenigstens an den Kanten durchscheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker; das Korn verschieden, theils schuppig ꝛc. Daher Ueber - gänge einerseits in den ungeformten Kalkspath, ander - seits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Versteinerungen; aber der carrarische (marmor Lu - nense) zuweilen wasserhelle Bergkrystalle. Gebrauch zu Bildhauerei und Baukunst; zumal die herrlichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée fibreuse).

Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei der Porta Westphalica.

526

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancher - lei Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit. So z. B. vom einfar - bigen die vorzüglichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfarbigen pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca - tello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendriten - Marmor (alberino); Ruinen-Marmor citta - dino ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und unter diesen wieder namentlich der Muschel-Mar - mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor, wo - hin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Breschen-Marmor aus zusammencämentirten Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 514), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils schieferiges Gefüge ( so z. B. der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen Seege - schöpfen der Vorwelt finden ). Mittelgewicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z. B. der ältere Flöz - kalkstein, der auch in manchen Gegenden Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefactenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemei - nen Kalksteins gehört namentlich:

a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf,527 sondern aus mächtigen, theils ganze Flözlagen bilden - den Massen von gleichgroßen Körnern dichten (selten concentrisch schaligen) Kaltsteins besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein zusammen verbunden sind.

b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähnlichen Kaltsteinarten; wie z. B. die wegen ihrer Versteine - rungen von vielartigen Seethieren so berühmte Ge - birgsart des Petersberges bei Maestricht; der so ge - nannte marmo arenaceo vom Vesuv; der theils fast zur Hälfte kohlensaure Talkerde haltende Dolomit, unter andern besonders im Levantinerthal am St. Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen Tre - molits ausmacht, und in dünnen Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne. Engl. marl).

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand ꝛc. Meist grau in andere unansehnliche Farben; undurch - sichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit. Daher besonders drey Hauptarten desselben zu unter - scheiden sind:

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; ma - ger; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*)Zu welchem auch der Niederägypten befruchtende Nil - schlamm gehört. ꝛc. ), und auch ihr Gebrauch zur Ver - besserung verschiedener Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwam - michtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zerfällt nicht an der Lust, sondern verhärtet vielmehr. Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer Körper die davon in - crustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelge - strüppe und Schilf (letzteres zumal im röhrförmigen so genannten Beinwell oder Beinbrech, osteo -528 colla); aber auch in manchen Gegenden kleine Fluß - schnecken; in andern calcinirte See-Conchylien (s. oben S. 458.) ꝛc. Bildet hin und wieder große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häu - fig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zu - mal letzterer oft dendritisch: auch in mancherlei beson - derer Gestalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwer - steine ꝛc. ; hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende, durch Reiben phosphorescirende Sandmergel - stein*)s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.: und der wegen seiner eigenen Gestaltung al - lerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van - Helmon, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwer - pen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Scheide - wände von grauem dichten Kalksinter von einander ab - gesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Massen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Rie - gelsdorfer, Eisleber ꝛc. ), auch theils mit Kräuterab - drücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind; selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft ist er stark kupferhal - tig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ar - doise cuivreuse. Engl. slaty copperore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues ausmachen.

529

12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. La - pis suillus. (Fr. pierre puante).

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchschei - nend; meist erdiger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist ungeformt, und zwar so - wohl derb als schieferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath oder Leberspath von Lissabon*)s. Tilesius Jahrbuch der N. G. I. Th. S. 473.]. Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird, gibt er ei - nen Geruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver - steinerungen, und zwar sowohl unbekannte Seethiere der Vorwelt, zumal Belemniten, als auch organisirte Land - und Flußgeschöpfe beider Reiche, wie z. B. im Oeninger Stinkschiefer.

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux sul - fatées.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Ma - rienglas. (Ital. scagliola).

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich, ins Rauchgraue, Honiggelbe ꝛc. und mehr oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutterglanz; blätteriges Ge - füge; ein wenig biegsam, doch ohne merkliche Schnell - kraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber auch krystallisirt**)Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer Bergleiter befindlich, die man beim Aufräumen einer, höch - stens 100 Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Nammels - berge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.; zumal in Linsenform, oder in rautenförmigen Tafeln mit zuge - schärften Kanten ( tab. II. fig. 17. ) oft auf man - cherlei Weise als Zwillingskrystall: selten in achtseitiger530 Säule mit achtseitiger Spitze u. s. w. Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22 Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter regenerirt als Tropfstein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere Kör - per ꝛc. ; theils faserig, theils dicht. Letzterer theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl. Farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils ins Grauliche ꝛc. ; staubartig. Fundort in den Klüften der Gypsberge.

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere, meist unansehnliche Farben, mehr oder weniger durch - scheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg Gyps, und in manchen Gegenden Kalk genannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth ꝛc. ; wenig durch - scheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit andern Fossilien inniger oder gröber gemengt, z. B. mit Quarz (bei Wisbaden), mit Hornstein (bei Montmartre). Oft hält er andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein - gewachsen; so z. B. bei Lüneburg den Boracit, in Ara - gonien den Arragonit, und in gleichem Königreich auch die zimmtbraunen kleinen Quarzkrystalle (die irrig so genannten Hyacinthen von Compostella) ꝛc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen - stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus, stirium.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch theils gerade -, theils krumm-faserig; meist schimmernd;531 theils mit Perlmutterglanz; theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum densum.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherlei andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig, oder geadert, marmorirt ꝛc. ; der weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem Split - terigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.

Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich außer ihrem äußern Habitus vorzüglich durch den Mangel des Krystallisationswassers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutterglän - zend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der Blät - ter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964. Ge - halt (nach Vauquelin) = 40 Kalkerde, 60 Schwe - felsäure. Fundort beim Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue ꝛc. ; wenig durchschei - nend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klap - roth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fundort zumal Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 529) analogen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.

C) Flußsaure Kalkarten. Chaux fluatées.

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).

Hat den Namen von dem Gebrauche, den man beim Hüttenwesen davon macht. Findet sich von den mehr -532 sten Farben der Edelsteine; selten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend; mit spatharti - gem Gefüge; theils ungeformt; selten stängelicht zu - sammengehauft (so der honey - comb spar von Der - byshire); häufig krystallisirt, zumal cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 5. ); meist polirbar. Gewicht eines smaragdgrünen = 3481. Gehalt des von Gersdorf in Sachsen (nach Klaproth) = 67,75 Kalkerde, 32,25 Flußsäure, und eine Spur Eisenoxyd. Auf glühende Kohlen gebröckelt phospho - rescirt er meist mit einem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von Nert - schinsk (der deßhalb so genannte Chlorophan oder Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Man - gel des Spathgefüges; findet sich meist grünlich - oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend; mit schimmern - dem Bruche; ungeformt. Fundort zumal Derbyshire, und Strasberg am Harz.

D) Phosphorsaure Kalkarten. Chaux phosphatées.

20. Apatit.

In mancherlei Farben, fast wie der Flußspath, nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins Muschelige. Gewöhnlich krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen von mancherlei Abartung. Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) = 55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas Braun - steinkalk; auf Kohlen gebröckelt phosphorescirt er eben - falls mit grünem Lichte. Fundort zumal die Zinn - werke bei Ehrenfriedersdorf und Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der Nor - wegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

21. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn; erdigem auch splitterigem Bruche, der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit scharfem Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und533 auf Kohlen gebröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fundort bei Truxillo in Estremadura in abwechselnden Schichten von gemeinem Quarz; und lose staubartig bei Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux boratée.

22. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus dem Kleinmuschligen ins Splittrige; derb und krystalli - sirt (wie's scheint würflich mit abgestumpften Kanten). Gehalt (nach Klaproth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kie - selerde, 24 Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Andreas - berg*)s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen gel. Anzeigen 1828. 9 St. und Arendal.

VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst vom geh. Hofr. Sulzer in Altenburg und Dr. Crawford für eine besondere Grunderde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Krystallen bildet, und daß eine Auflösung derselben in Weingeist carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle ꝛc. damit einge - tränkt und angezündet worden. Die salpetersaure Auflösung derselben giebt sechsseitige, dicke, tafelför - mige Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerlei Säuren, mit der Kohlen - und Schwefelsäure, verbunden. Also:

A) Kohlensaure Strontianart. Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich: durchschei - nend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils534 stängelicht zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruch - stücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelför - migen abgesonderten Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im Bleigange des Granitgebirgs bei Strontian in Schott - land, meist in Schwerspath eingewachsen.

B) Schwefelsaure Strontianart. Stron - tiane sulfatée.

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Name andeutet, blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich ꝛc. ; mehr oder weniger durchscheinend und auch undurchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in geschobenen vierseitigen Tafeln krystallisirt. Gewicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt des Sicilianischen von Girgenti (nach Stromeyer) = 36,35 Strontianerde, 43 Schwefel - säure, 0,18 Wasser. Andre Fundorte (zumal der blät - terigen Abart), der Süntel bei Münder im Hannöver - schen; [deren Gehalt (nach Stromeyer) = 97 schwe - felsaure Strontianerde, 1,30 schwefelsaure Baryterde, 0,74 schwefelsaure Kalkerde;] Bristol in Sommersetshire; und der derben erdigen bei Montmartre.

IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwer - erde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grunderde erkannt worden, und hat den Namen von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalkerde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösungen in der Salpeter - und Salz - säure durch die Blutlauge gefällt.

535

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, so - wohl mit der Kohlen - als mit der Schwefelsäure verbunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte carbo - natée.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe; durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt in keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch schwach - divergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und dann meist in sechsseitiger Säule mit sechsseitiger Spitze ( tab. II. fig. 19. ). Gewicht = 4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 30 Kohlensäure. Fundort vorzüglich in den Bleiwerken zu Anglezark bei Chorley in Lancashire, und zu Steinbauer in Ober - steiermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thie - ren ein Gift, aber auch, wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten. Barytes sulfatées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pesant. Engl. cawk, ponderous spar).

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer - spath.

Meist weiß, aber auch in mancherlei andere, doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos und wasser - hell; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsichtig; häufig ungeformt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Krystallisatio - nen; sowohl in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und mancherlei Zuschärfung und Zuspitzung;536 auch als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ) ꝛc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin z. B. der so genannte Stangenspath von Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 8. ); theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Krystallen als Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger besondern Gestalt zusammengehäuft, z. B. als Hahnenkamm - drusen ꝛc. Gewicht = 4430. Gehalt eines krystal - lisirten weingelben aus Surrey (nach Stromeyer) = 65,53 Schwererde, 33,85 Schwefelsäure ꝛc. Ueber - haupt häufig auf Gängen, wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so ge - nannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwer - spath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit sein asch - graues, thonartiges Muttergestein gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem bei Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauch - grau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam plattgedrückten Nieren (von Größe und Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefelsaure Schwererde, 16 Kiesel - erde, 14,75 Alaunerde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Pa - terno bei Bologna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die so genannten Lichtmagnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth ꝛc. meist nur an den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Rammels - berger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer - und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Alaunerde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire ꝛc.

537

3. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul - fatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig; glän - zend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongsberg in Norwegen. Gehalt (nach John) = 92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenoxyd, 1,25 Wasser.

538

Uebersicht von den merkwürdigsten ge - mengten Gebirgsarten.

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine als homogene (mechanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fossilien verschiedener Gattungen und selbst aus verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige, aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter ein - ander gemengt, daher es, besonders für den geogno - stischen Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa s. petrae heteroge neae) unter eine systematische Uebersicht zu bringen.

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einem an - dern gleichsam eingewachsen findet, wie z. B. zuwei - len Bergkrystall im carrarischen Marmor (S. 525) ꝛc. oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung abgesetzt werden, wie z. B. Kalksinter in alten Erdschlacken oder Laven ꝛc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten Gebirgs - arten, lassen sich nach der verschiedenen Verbindungs -539 art ihrer Gemengstoffe unter folgende drey Haupt - classen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bei gleich - zeitigem Niederschlag aus ihrem Primordialflui - dum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich wie in einander krystallisirt und innig zusammen verwachsen sind, wie beim Granit; daher angeschliffene Stücke desselben gleichsam einem Mosaik ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in einen Grundteig oder Hauptmasse von anderer Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beim Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zu - sammengekittet sind, wie in den Breschen und im Sandstein.

Bei den beiden ersten Classen sind wohl alle Ge - mengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.

Bei der dritten hingegen müssen, wenigstens bei den Breschen, die Körner und Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein - ment unter einander verbunden worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr ei - gentlich zukommenden Stoffen rein gemengt ist, wie z. B. eigentlicher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

540

b) Afterarten, die, statt eines oder des an - dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, einen oder den andern fremden enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren ei - gentlichen Stoffen überdieß noch fremde über - zähliche beigemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder eingemengt wäre.

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng - lich in einander gewachsenen Stoffen.

1. Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mäch - tigen Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger Ver - schiedenheit des grob - oder feinkörnigen Gemenges; oder des ungleichen Verhältnisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder minder festen und frischen Korns u. s. w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*)Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem die bewundernswürdigsten Denkmahle der altägyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen worden, von seinem Fundort bei der Stadt Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Ga - binetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238. "I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero. Voll - kommen so sind die Proben von rothem antiken Granit in meiner Sammlung; namentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonin's. Und Prof. Wad, der die echten frischen Bruchstücke, die sich von den berühmtesten römischen Obelisken in der Sammlung des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: Ex his spe - ciminibus clare patet Syeniten Plinii esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feldspato, et mica). s. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani. Velitris 1794. 4. pag. 1541 u. f. Vergl. auch Petrini bei Zoega de origine obelisco - rum. Rom. 1797. fol. pag. 648. Zumal aber W. Hamil - ton's Aegyptiaca. Lond. 1809. 4. pag. 68. not. ); und de Rozière in der großen Descr. de l' Egypte. Hist. nat. T. II. 1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461. Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glim - mer, s. z. B. der antike Granito rosso. So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das seines Gewichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach St. Petersburg trans - portirt worden, um der Statüe Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt worden. Der große vaticanische Obelisk, den Fontana auf - gerichtet, hält kaum den dritten Theil, nur 973537 Pfund. s. des Grafen Carbury monument élévé à la gloire de Pierre le grand. Par. 1777. Fol..

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Verwitterung steht.

b. Aftergranit.

So z. B. der statt des Glimmers Hornblende ent - hält, wohin auch manche antike Arten gehören (nur nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z. B. außer dem Feldspath, Quarz und Glim - mer auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Gra - naten, Demantspath, Zinnstein, magnetischen Eisen - stein**)So namentlich, obschon nur in geringer Menge, in eini - gen magnetischen Granitfelsen am Brocken auf dem Harz, die an gewissen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der obge - dachte von Alex. von Humboldt entdeckte polarische Serpentin - fels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. s. Hausmann im Hannöverischen Magazin 1801. St. 84 u. f. ꝛc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z. B. bloß aus Hornblende und Feldspath be - steht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grünstein (S. 508) übergeht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath Avanturino vom weißen Meere [S. 499 not. *)] rechnen kann ꝛc.

542

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté).

Die Gemengstoffe wie beim Granit, an welchen er auch meist angrenzt, und daher theils in ihn übergeht (zumal durch den von Saussüre so genannten Granit veiné); insgemein aber geschichtet, dickfaserich, theils gar schieferig; bricht in Ganggebirgen. Seine Unter - arten übrigens wie beim Granit.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind eigent - lich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in schiefe - rigem Gefüge. Häufig erzführend, theils alaunhaltig.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Oefen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avanturin - artig goldschimmernde Art bricht bei Catharinburg in Sibirien.

Auch findet der berühmte so genannte biegsame Sandstein von Villa rica in der Brasilischen Provinz Minas geraes nach neuern Untersuchungen*)von Spir und von Martius Reise in Brasilien. Iter Th. S. 352. wohl hier seine passende Stelle.

Der so genannte Murkstein ist ein mit Granaten übermengter Glimmerschiefer.

B) Gemengte Gebirgsarten, bei welchen einzelne Brocken von gewissen Fossilien in einer homogenen Hauptmasse, wie in einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porfido).

Die Grundmasse ist vielartig; z. B. häufig Horn - stein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; der Pechstein ꝛc. ; gehört mehrentheils, wie die bei - den vorigen, zu den Ganggebirgsarten, und bricht meist in derben Massen: doch theils auch kugelich.

543

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte ꝛc. vorzüglich und eigentlich so genannte antike Porphyr, ist, wie schon der Name anzeigt, von rothbrauner Farbe der Grundmasse, die aus einem eigenen hornsteinar - tigen, dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z. B. außer der Hornblende statt des Feldspaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen irrig so ge - nannten dichten Laven des Vesuvs (S. 507).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerlei Gemengstoffen in der Grund - masse.

Dahin gehört der verschiedenartige weitverbreitete Trachyt; z. B. namentlich der ungarische Graustein (Saxum metalliferum Born. ), der aus einer Grund - masse von verhärtetem Thon mit eingemengter Horn - blende, Feldspath, Glimmer und zuweilen Quarz, be - steht und in Nieder-Ungarn das Hauptganggebirge und das Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold - und Silbererze ausmacht*)Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz ei - gene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller be - kannten Denkmahle menschlicher Kunst, nämlich die wunderbaren mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bei Bombay mit ihren abenteuerlichen theils colossalen Idolen nicht erbaut, son - dern in den lebendigen Felsen selbst aus dem Ganzen gehauen sind. Die Probe die ich davon besitze, die mir Chs. Townley von der berühmten Gruppe in seinem Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlagne Idole, die ich in London gesehen, aus einer Grund - masse von überaus hartem, leberbraunen, eisenschüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch weniger Horn - blende eingemengt ist. Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis archaeologicum. p. 28. u. f. gesagt..

544

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grundmasse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr (das fälschlich so genannte Serpentino verde antico), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zuweilen auch grün - steinartiger) Grundmasse und darein gemengten mittel - mäßig großen Feldspathbrocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S. 506). Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz ꝛc. Das Gefüge, wie schon der Name zeigt, schieferig.

Hingegen beim Weißstein oder (wie er von seinem Fundort in Mähren genannt wird) Namiesterstein der auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter Feldspath die Grundmasse, in welcher kleine Granaten theils auch Glimmer ꝛc. porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zu - sammengehäuften Körnern und Geröllen, die durch ein bloßes Cäment gleichsam zu - sammen gekittet sind.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat. (Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine oft sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von großer Man - nigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inneliegenden Gemengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören: Die so schöne und köstliche antike Breccia verde d'Egitto; eine grünsteinartige Grundmasse mit grünem dichten Feldspath, Hornstein, Serpentinstein ꝛc. ; wor - aus unter andern altägyptischen Kunstwerken der im britischen Museum befindliche, unter dem Namen des545 Sargs Alexanders berühmte herrliche Sarcophag gear - beitet ist.

Der Puddingstein. Eine Grundmasse von einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment ver - bundenen Sandstein, in welchem Gerölle von Feuer - stein, Kieselschiefer ꝛc. fest eingewachsen sind*)Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens be - sitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle ver - steinte Cellularien enthalten.. Fund - ort vorzüglich in England; der schönste bei St. Alban's in Hertfordshire.

Das so genannte Rothe todte liegende der deutschen Bergleute. Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssigen durch Thon-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Quarz, Kieselschiefer ꝛc. in un - gleichförmigen Körnern fester oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig die unterste Flözlage in Berg - werken; bildet aber auch theils ganze weite Berglage - rungen; zumal in der Schweiz, denn die dasige Na - gelfluhe**)Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des schräugelegenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauerthal überschüttete. ist von dieser Art.

Die Grauwacke (Fr. grès gris). Eine Grund - masse von meist grauem, durch Thon-Cäment verbun - denen Sandstein, in welchem Quarz von ungleichför - migen Geröllen oder Körnern und theils sehr verschiede - ner Größe, fester oder lockerer eingemengt liegt. Ue - bergang in Sandstein, und zwar namentlich in denjeni - gen, welcher bei den Steinkohlenflözen bricht, und deß - halb (zum Unterschied vom gemeinen neuem Flözsand - stein) Kohlensandstein genannt wird. Macht eine Haupt - gebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözgebirge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bei den letztgedachten Arten der Breschen, aber mit schieferigem Gefüge.

546

So z. B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen Gegenden des Oberharzes, z. B. am Burgstetterzug bei Clausthal, schilfähnliche Abdrücke enthält, die für die Geogenie um so merkwürdiger werden, da es wahrschein - licher Weise die allerältesten Spuren von organisirter Schöpfung auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zu - sammen gekittet. Das Cäment ist von verschiedener Art; z. B. kalkartig: oder thonartig; oder eisenschüs - sig; zuweilen aber auch selbst quarzartig, da dann sol - cher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz (S. 472) übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystallini - schem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefacten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen organisirter Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vor - züglich der, so sich bei Clausenburg in Kugeln der ver - schiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins von Fon - tainebleau ist oben gehörigen Orts beim Kalkspath (S. 521) Erwähnung geschehen. Eher verdient derje - nige hier seine Stelle, der im Wirtembergischen bei Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allermeisten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z. B. außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein des rothen Bleierzes von Beresofsk im Catharinburgischen.

Und so findet sich auch wohl der Topasfels des Schneckensteins im Voigtlande (S. 491) hier füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz über - gehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigen schwarzen Stangenschörl, gemeinem dich -547 ten Quarz, theils auch mit ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum derben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Por - phyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke ꝛc.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich mit Glimmer übermengt und meist damit im schieferigen Bruche durchzogen (so z. B. namentlich im englischen Yorkstone, Bremingstone ꝛc.). Nur variirt dabei das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.

548

Dreyzehnter Abschnitt. Von den mineralischen Salzen.

§. 248.

Die in der Mineralogie aufzuführenden Salze unterscheiden sich von andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auflösbarkeit im Wasser, und durch ihren specifiken Geschmack.

§. 249.

Alle diese hieher gehörigen Salze (die sich näm - lich von Natur fossil finden, gehören zu den soge - nannten Neutral - oder zu den Mittel - oder zu den Metall-Salzen; die nämlich aus einer Säure be - stehn, verbunden, entweder A) mit einem Laugen - salze, oder B) mit einer sogenannten Erde, oder C) mit den Oxyden (sonst sogenannten Kalken) einiger Metalle.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u. a. aus einer Erde mit einer Säure verbundene Fossilien in diese Classe; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosig - keit und mindern Auflösbarkeit, hier in der Mineralogie, füglich wie oben geschehen, den Erden und Steinen bei - gezählt.

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natürlich - sten nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten unter folgende fünf Geschlechter gebracht.

549

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.

I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliches salzsaures Na - tron. Sal gemmae, muria montana. Sal ammoniacum vet. Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber grau - lich; selten ziegelroth, oder saphirblau ꝛc. ; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schimmernd, theils aber glänzend; der Bruch theils dicht, theils blätterig, theils faserig, theils körnig; meist unge - formt; selten krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen ꝛc. Gewicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Natron, 17 Wasser. Zer - springt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mächtige Flöze und Lager*)Von der Entstehung derselben s. de Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37. (Salz-Stöcke), wie z. B. zu Boch - nia und Wieliczka bei Krakau ꝛc. Theils aber wird es auch (als Seesalz) an den Ufern salziger Land - seen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. in Egypten**)s. Hornemann's Tagebuch S. 10. 20. und am Baikal.

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am - moniak. Sal ammoniacum. Ammoniaque muriaté.

Weiß, graulich ꝛc. theils gelb von beigemischtem Schwefel ꝛc. Meist nur mattschimmernd; theils meh - lich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt ei -550 nige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend, laugenhaft; geht auf Koh - len als weißer Rauch in die Höhe. Fundort nament - lich in vulcanischen Gegenden. Gehalt des krystallisir - ten vesuvischen (nach Klaproth) = 99,5 salzsaures Ammoniak, 0,5 salzsaures Natron.

II. Schwefelsaures Geschlecht.

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsau - res Natron. Sal mirabile Glaub. Soude sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt des von Eger (nach Reuß) = 67,02 schwefelsaures Natron, 16,33 kohlensaures Natron, 11 Kochsalz, 5,64 kohlensaure Kalkerde. Geschmack bittersalzig, küh - lend. Fundort unter andern bei dem natürlichen Na - tron von Debrezin.

2. Polyhalit, schwefelsaures Kali.

Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhydrit ge - rechnete und nun erst von Stromeyer genau unter - suchte Fossil ist ziegelroth; wachsglänzend; theils faserig; durchscheinend; von salzig bitterm Geschmack; aus - nehmend leichtflüssig. Gehalt = 27,63 schwefelsaures Kali, 28,46 schwefelsaures Kalkhydrat, 22,22 schwefel - saure Kalkerde, 20,03 schwefelsaure Talkerde, 0,29 schwefelsaures Eisenoxydul, 0,19 salzsaures Natron, 0,19 Eisenoxyd. Fundort in den Steinsalzlagern zu Ischel in Oberösterreich*)Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium classe fosillium specie. im IVten B. der Commentat. Soc. Gotting. re - centior. p. 139..

551

B) In Verbindung mit Erden.

3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talkerde. Magnesia vitriolata. Magnésie sulfatée.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadelförmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwe - felsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bit - ter. Fundort unter andern bei Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haarsalz (Halotrichum) von Idria, das sich durch seine langen haarförmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seiden - glanz auszeichnet.

4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thon - erde. Alumen, argila vitriolata. Alumine sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schim - mernd; theils seideglänzend; theils erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich; z. B. der von Frauenwalde (nach Klaproth) = 15,25 Alaunerde, 0,25 Kali, 7,50 Eisenoxydul, 77 Schwefelsäure. Geschmack zu - sammenziehend, herbe, hintennach süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen. Gebrauch hauptsächlich zur Färberei ꝛc.

C) In Verbindung mit Metalloxyden.

5. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metalloxyde, zumal von Kupfer, Ei - sen. Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiedenen Metalloxyde zusammen verbunden; doch werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel - saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (couperose bleue).

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glasglänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das damit ge - riebene Eisen kupferroth. Herber, zusammenziehender,552 ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort z. E. bei Herren - grund in Ungarn ꝛc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer - wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté. (couperose verte).

Meist spangrün ꝛc. verwittert aber ochergelb; theils auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies ꝛc. ; meist durchscheinend; herber zusammenziehender Tintengeschmack. Fundort z. B. im Rammelsberge bei Goslar, aber auch bei Vulkanen, Steinkohlen ꝛc .*)Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusammengebackenes Gestein, so mit Vitriol - wasser durchzogen worden, und woraus dann (z. B. in Goslar) der mehrste Vitriol gesotten wird.Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den Beiträgen zur Geschichte der Er - findungen, II. Th. S. 92..

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefel - saurer Zink. Zinc sulfaté. (couperose blanche).

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils als mehlicher Beschlag; theils haarförmig (als mancher so genannte Feder-Alaun); theils stalacti - tisch ꝛc. Fundort z. B. ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt. Co - balt sulfaté.

Blaß rosenroth; glasglänzend, durchscheinend stalacti - tisch. Fundort bei Herrengrund in Ungarn, und zu Bieber bei Hanau. Gehalt des letztern (nach Kopp) = 38,71 Kobaltoxyd, 19,74 Schwefelsäure, 41,55 Wasser.

553

III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse nitratée.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitter - lich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf glü - henden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit Kalkerde gemischt (als so genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan, außerdem auch hin und wieder in Europa, z. B. in Ungarn, Apulien ꝛc. bei Homburg im Würz - burgischen, und auch bei Göttingen am Reinhauser Sandstein ꝛc .*)s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.. Hauptgebrauch bekanntlich zu Schieß - pulver, zu Scheidewasser ꝛc.

IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda. Swaga der Tibbetaner. Soude boratée.

Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachsglänzend; krummblätteriger Bruch; krystallisirt in sechsseitigen plat - ten Säulen mit schräg zugeschärften Enden. Geschmack anfangs süßlich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Gehalt (nach Klaproth) = 14,5 Natron. 37 Boraxsäure, 47 Wasser. Fundort an einigen alpini - schen Seen in den Schneegebirgen von Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum Löthen ꝛc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klap -554 roth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quellen (Lagoni) bei Sasso im Florentinischen.

Die natürliche Boraxsäure in einer Felsenhöhle der Liparischen Insel Vulcano, aus welcher ebenfalls heiße Quellen entspringen, ist hingegen [nach Stromeyer*)s. Götting. gel. Anz. 1818. S. 2073.] mit 5 bis 20 p. C. Schwefel verbunden.

V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliches Natron, kohlensaure Soda, vulgo natürliches mineralisches Laugen - salz, Natrum. Borech der Persianer. Trona in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude carbonatée.

Weißlich; ins Gelbliche; Grauliche ꝛc. ; meist erdig; doch theils derb, durchscheinend, mattglänzend; theils auf dem Bruche stängelich zusammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft. Gehalt des Aegyptischen (nach Klaproth) = 32,5 kohlensaures Natron, 20,8 schwefelsaures Natron, 15 salzsaures Na - tron, 31,6 Wasser. Fundort besonders an den Natron - Seen in Aegypten ꝛc. Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin, bei Erzen unweit Hameln ꝛc. Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien be - reiteten**)Ich habe dieses Mumiensalz bei Gelegenheit einiger ägypti - schen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1792. im britischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beitr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.; und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern555 Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calca - rium, das aus feuchten Mauern wie wollichter Schim - mel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Sal - peter genannt wird), ist eines mit Kalkerde vermischtes, unreines natürliches Natron.

556

Vierzehnter Abschnitt. Von den (eigentlich sogenannten) brennlichen Mineralien.

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß dabei Wärmestoff und Lichtstoff frei werden. Folglich gehören, genau ge - nommen, auch die Metalle darunter. Allein, da sich diese außerdem noch durch manche andere auffallende und ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten einmal allgemein angenommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine besondere Classe gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter zu den eigentlich so genannten brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten Gattungen des zweyten, haben das mit einander ge - mein und hingegen von den übrigen beiden verschie -557 dene, daß sie sich, wenn sie rein sind, in Oel auf - lösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom Erdharz ist eine Gattung, nämlich das Erdöl, flüssig. Die übrigen trockenen sind stark idioelektrisch.

I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Soufre. Engl. Brimstone).

In mancherlei Abstufungen seiner bekannnten Farbe; mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz, muscheli - ger Bruch; spröde; meist ungeformt und zwar sowohl locker als dicht; theils krystallisirt, in dreiseitigen oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilzt bei 244° Fahrenh. und bricht bei 414° in Flamme aus. Oft unrein, als Schwefelerde ꝛc. Fund - ort zumal in Gypsflözen, z. E. bei Lauenstein im Han - noverischen; und dann auf und bei Vulcanen ꝛc.

II. Erdharzgeschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich problema - tische Fossil, ist meist honiggelb; durchscheinend; glas - glänzend; sehr spröde, von kleinmuscheligem Bruch; immer krystallisirt, häufigst als doppelt-vierseitige Py - ramide, und zeigt beim Reiben Harzelectricität. Ge - wicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 einer eigenen Säure die davon den Na - men erhalten hat, 39 Wasser. Fundort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminösen Holz und dergl. Holzerde, bei Artern im Mansfeldischen.

558

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé. Engl. amber).

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten was - serhell, meist ölklar*)Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser - hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht., theils Glasglanz, theils Wachs - glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre - hen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen weingel - ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutionen aus Baumharz entstanden; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumal Wald-Insecten ꝛc .**)vergl. G. C. Berendt's Insecten im Bernstein. Is H. Danzig 1830. 4.. Fundort vorzüglichst Samland in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem Holz†)Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehemaligen Bernsteinbaumes. und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum. Bitume liquide. (Engl. fossil tar).

Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkom - men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich - tigkeit; jenes z. B. von mancherlei gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados - Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge - gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel - Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi - schen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8 Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den559 brennenden Feldern am caspischen Meer, das Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. E. bei Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung ꝛc. des Bergtheers als Arznei ꝛc .*)Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bei hartnäckigen Hautkrankheiten und sogar bei krebsartigen Uebeln gebraucht..

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun durchschei - nend; theils Fettglanz, theils Glasglanz; meist musche - liger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt lederbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fund - ort zumal auf dem todten Meere, das davon seinen griechischen Namen hat. Ward von den alten Aegyp - tiern zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung ge - nommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber ꝛc. häufigst in Oel aufgelöst zum Bestreichen ihres Pferde - geschirres, um die Stechfliegen abzuhalten ꝛc. Unter den Abarten verdient der berühmte kostbare, wohlrie - chende feste Bergbalsam, oder die mineralische Mumie [Pers. Muminahi**)Diese persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägyptischen balsamirten Leichen gebraucht, und diese sind seitdem allgemein Mumien genannt worden.] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.

2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammendrücken läßt und dann in seine vorige Gestalt zurückschnellt. Fund - ort bei Castletown in Derbyshire, zumal in folgenden beiden Abarten.

560

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern Habitus mehr noch als das folgende dem vegetabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins Fa - serige übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lignum fossile bituminosum.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z. B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarzholz); mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Uebergang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mächtigen Flö - zen*)Man hat die bituminösen Holzflöze diese großen für die Geogenie so merkwürdigen Denkmale einer catastrophirten Vorwelt für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben S. 449. not. *) durch Strömungen ꝛc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt worden sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z. B. dasjenige, so hier zu Lande bei Stade angeschwemmt wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus Flözlagen von bituminösen fossilen Holze losgerissen und an die Küsten getrieben zu seyn.; theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber (namentlich die Cölnische) gehört, ist durch Verwitte - rung dieses Holzes entstanden und findet sich theils bei demselben in Flözen, theils aber auch im aufgeschwemm - ten Lande, Torfmooren ꝛc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, char - bon de terre. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken fremdartiger Gewächse; theils auch mit fest eingemeng - ten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht561 aus Erdharz und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge ꝛc. besonders in folgende sechs Abarten: die sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger dem bituminösen Holze nähern, in mächtigern Lagern vorkommen, meist auf gemeinem Flözsandstein oder dichtem Kalkstein auf - liegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beiden letztern aber in weit schwächern Flözen, meist nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber dagegen mehrere übereinander mit Schichten von Schie - ferthon oder Kohlensandstein (S. 545) abwechseln. Auch findet sich diese letztere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit Schieferthon (zumal mit Pflanzenabdrücken) und Brandschiefer (S. 502) bedeckt.

1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-coal).

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in so genannte Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge un - terscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas - kohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken;, meist fettglän - zend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais. Engl. jet).

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.

Ihr ähnelt die cannel - oder kennel-coal aus Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; Wachsglanz; weich, und sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.

562

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; großmu - scheligem Bruche; würftiger Gestalt der Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zumal häufig in Großbri - tannien.

Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer dem allgemein bekannten der Steinkohlen überhaupt), unter andern auch zum Theerschwelen und zur Gewinnung des Salmiaks.

III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, (schiefrige Glanzkohle). Anthracolithus (Fr. Anthracite, plombagine charbonneuse).

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit weni - gem Sauerstoff und etwa 4 p. C. Alaunerde. Bricht meist bei und mit Quarz; unter andern bei Gera, Chemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediegenem Silber) ꝛc.

2. Graphit, Reißblei, Schriftblei. Plum - bago. (Fr. fer carburé, plombagine, crayon noir, crayon d'Angleterre. Engl. black lead, Keswik lead, wad).

Meist bleigrau; theils eisengrau; mehr oder weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig anzufühlen; theils dicht, theils körnig, theils schuppig, oder krummblätte - rig, oder dünnschieferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Gehalt des Cornwaller (nach Saussüre) = 96,1 Koh - lenstoff, 3,9 Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er größtentheils*)Ich habe bei den Versuchen, die ich über den so genann - ten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der563 Graphit denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Con - ductor gebraucht werden.. Fundort zumal in der größten Menge und Feinheit bei Keswick in Cumberland*)Doch besitze ich auch vom sel. Baron von Asch, als eine erotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom äußer - sten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich die Tschuktschen und andere benachbarte Polarmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Küste des nordwestlichen America, zur Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs - stücken bedienen.. Gebrauch des feinern, festen vorzüglich zu Bleistiften (auch zur Spitze auf die Stangen der Gewitterableiter), des gemeinsten aber zu Ipser Schmelztiegeln, Ofen - schwärze ꝛc. Auch zum Einschmieren holzerner Schrau - ben und Räderwerks.

IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Diamond).

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wun - derbarsten so wie der kostbarste Körper in der Na - tur. Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasserhell, wie ein Thautropfen; doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem eigenen dem Metallischen sich nähernden Glanze; ur - sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenför - migen Flächen ( tab. II. fig. 13. ) umgewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemal und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; da - her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt**)Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider - lei Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode - caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in564 meiner Sammlung, die ich dem berühmten Demantschleifer Be - melmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat.. Er ist der härteste aller bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechung des Demanten a priori geahndet*)Optice pag. 270. 272. der oben (S. 521) angeführten Ausgabe., daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er - fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er - wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. Fundort Ostindien [zumal Hindustan und Borneo**)s. Fr. B. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An - zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.], Brasilien, und nun auch der Ural.

565

Funfzehnter Abschnitt. Von den Metallen.

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als von den übrigen Minera - lien der andern beiden Classen.

Sie sind unter den Fossilien die allerundurchsich - tigsten; sie haben alle den deßhalb so genannten me - tallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger Ductilität. Sie sind nämlich erstens biegsam (so besonders Blei und Zinn); zweytens dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumal Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer verschiedenen Tenacität im Draht - zug mehr oder weniger strecken lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Metallen größere oder geringere Lasten tragen können, ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).

Sie schmelzen in der Hitze; doch das Quecksilber schon in einer so niedern Temperatur, daß es ge - wöhnlich flüssig erscheint, die übrigen Metalle hinge - gen erfordern erhöhte Temperatur, und manche der - selben (z. B. Platin, Eisen, Mangan, Wolfram ꝛc. ) eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

566

Bis auf eine oder die andre Ausnahme unter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen entweder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusammengesetzten Königswasser) auf - lösen; und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das An - sehen ist, unter welchem sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zu - rück bringen:

Entweder nämlich finden sich die Metalle ge - diegen (metallum nativum, Fr. métal vierge) in ihrer wahren vollkommen metallischen Gestalt: oder aber vererzt im weitläuftigern Sinn (metal - lum mineralisatum), so daß ihnen mehr oder we - niger von ihrem metallischen Habitus benommen ist.

§. 255.

Doch hat auch beim gediegenen Zustande eines Metalls mancherlei besondere Verschiedenheit Statt. Es findet sich z. B. dasselbe entweder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und durch dieselben ver - larvt. Ferner findet sich entweder Ein gedie - genes Metall (z. B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen gemischt (z. B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne (§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:

Erstens nämlich bloß durch Verbindung eines Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe,567 dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder ver - erzt im engern Sinne genannt werden; und bei die - ser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesentlichere Veränderung, nämlich durch Verbindung des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glanzes be - raubt, und gesäuert oder verkalkt genannt werden.

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum, entweder durch den unmittelbaren Beitritt des reinen Sauerstoffs, oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbunden, und dadurch eine eigentlich so genannte Säure bildet.

§. 258.

Nur neun Metalle (nämlich Silber, Quecksil - ber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglanz, Ar - senik, Tellurium und Palladium) hat man bis jetzt in beiderlei Hauptgestalt gefunden; so wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemalige Eintheilung der Metalle, in Ganze - und Halb-Metalle, aus bloß relativen, unbestimmten Verhältnissen abstrahirt und nicht in der Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch einer Erwähnung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende hieher gehörige, eigentlich sogenannte Metalle:

568

I. Platin.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Blei.

VIII. Zinn.

Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle; von den folgenden hingegen die vormals schon be - kannten, Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spießglanz.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Mangan.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.

XXVI. Cadmium.

XXVII. Osmium.

XXVIII. Rhodium.

Da sich aber letztere beide vor der Hand bloß mit dem rohen Platin und dem Iridium und Palladium verbunden569 finden, so werden sie hier in der Mineralogie nur bei - läufig angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gil - bert's Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.

I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König ist sil - berweiß; sein Gewicht = 20850 [folglich der schwerste aller bekannten Körper in der Natur*)Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286.]; so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe**)So besitze ich z. B. vom Dr. Wollaston Platin - drahte von der bewundernswerthen Feinheit von 1 / 3260, 1 / 6200 und sogar 1 / 8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupferblech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen. (§. 253.); wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Gebrauch vor - züglich zu Maasstäben, Mikrometerfäden, Schmelz - tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Davy's Sicher - heitslampe, Clarke's Nachtlicht ohne Flamme, - derwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Teleskopspiegeln ꝛc.

1. Gediegen, Polyxen.

Unter dem Namen von Platina (dem Spanischen Diminutiv von plata, Silber) seit 1736 bekannt. Ge - wöhnlich nur in kleinen, fast stahlgrauen, theils rund - lichen, theils eckigen, meist aber platten Körnern; die aber außer der Platina noch achterlei andere Metalle ( nämlich: Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium,570 Iridium, Osmium, Rhodium und Palladium ) hal - ten; und in einem mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Quecksilberkügelchen, und kleinen Hya - cinthen ꝛc. vermengten Sande, vorzüglich bei Santa Fe in Mexico (aber auch am Ural) gefunden werden.

II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller drey - fachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich durch anhalten - des Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Ge - wicht = 19257. Wird in Königswasser aufgelöst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und Mangan wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in größerer oder geringerer Menge beigemischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen, oder Tellurium. In mancherlei besonderer Gestalt, z. B. blätterig, gestrickt ꝛc. Theils krystallisirt, in mancherlei Formen, z. B. cubisch, octoëdrisch ꝛc. ; theils dendritisch ꝛc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beim Zinn - geschlecht), wie z. E. das bei Wicklow in Irland.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder ver - larvt (§. 255.), wie z. B. im Brauneisenstein von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in vielem Schwefelkies, Bleiglanz, Zinkblende ꝛc. Namentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem so genannten Brandstein) von Verespatak in Siebenbürgen.

571

III. Silbergeschlecht.

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelb - schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehn - bar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpetersäure aufgelöst, und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsil - ber, und durch Quecksilber als so genannter Dianen - baum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherlei besonderer Gestalt; blätterig, zäh - nicht, haarförmig, gestrickt ꝛc., theils krystallisirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyramide; theils dendritisch; theils bei metallisirten Petrefacten, wie z. B. bei den Frankenberger Kornähren ꝛc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern Metallen gemischt.

So z. B. mit Gold bei Kongsberg und am Schlan - genberg (das Electrum des Grafen von Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätte - riger Bruch; theils krystallisirt in sechsseitigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt sehr ungleich z. B. in einem anbreasberger (nach Klaproth) = 12,75 Sil - ber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglanzsilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier - und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spießglanz. Fundort ebenfalls bei Andreasberg am Harz und bei Alt-Wolfach im Fürstenbergischen.

4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs, Sil - berkies. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleigrau; mattschimmernd; gibt glänzen - den Strich; theils krystallisirt; meist in doppelt viersei -572 tigen Pyramiden; auch cubisch ꝛc. ; weich; sehr geschmei - dig; läßt sich spähneln; ist theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215. Gehalt (nach Klap - roth) = 85 Silber, 15 Schwefel. Fundort vorzüg - lich im Erzgebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Sil - berkies.

Meist eisenschwarz, theils rußig, theils krystallisirt, und das meist in sehr kleinen sechsseitigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Ge - halt (nach Klaproth) = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglanz, 5 Eisen. Fundort zumal in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Ar - gent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarzgülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Findet sich meist in der Nachbarschaft dieser Beiden.

7. Hornerz, Chlorinsilber. Chlorure d'argent.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pistazien - grüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachsglän - zend; theils knospig; theils cubisch krystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglich das sibirische vom Schlangen - berge); weich; geschmeidig; läßt sich spähneln. Gewicht = 4840. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo - hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall ꝛc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent rouge, rosiclair).

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleigraue und Eisenschwarze, mehr oder weniger durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durch - fallendem aber blutroth, (Engl. ruby ore); fast me - tallisch glänzend; theils krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittelgewicht =573 5563. Gehalt eines dunkeln von Andreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19 Spießglanz, 17 Schwe - fel, 4 Sauerstoff. Andre sind auch arsenikhaltig. - Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.

IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mercure, vif-argent. Engl. quicksilver) behält seinen Sil - berglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bei 39° unter ° Fahr. fest und malleabel. Gewicht des flüssigen = 13568*)Des festen = 14391 (Gehlen's Journ. IV. B. S. 434.). Wird am vollkommensten von der Salpetersäure auf - gelöst; phosphorescirt im so genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Blei; daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum Vergolden, zur Spiegel - folie ꝛc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologi - schen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwi - schenräumen von Quecksilbererzen. Fundort, in Europa zumal Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure ar - gental.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalga - mirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb, knospig ꝛc. ; weich. Gehalt sehr ungleich; z. B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber. Fundort zu - mal im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnaba - ris. Mercure sulfuré.

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Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe ꝛc. ; theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchschei - nend; theils erdig, theils derb und dann theils von einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils kry - stallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc. ; gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Queck - silber, 20 Schwefel. Fundorte zumal Idria; das Zwey - brückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Der eben daselbst brechende, seltene Stinkzinno - ber (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchschei - nend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn er gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber - blende. Mercure sulfuré bituminifère.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; un - durchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von zwey Hauptarten: nämlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*)Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus Vernachlässigung des solidern Petrefacten-Studiums entstanden sind, gehört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr verdienstvolle Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.. Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) = 81,80 Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kieselerde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,73 Wasser ꝛc. Fundort zumal bei Idria, wo es das ge - wöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur - peth, natürlicher Sublimat. Mercure muriaté.

Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc. ; durchscheinend; von fast metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüf - ten anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubi -575 schen oder säulenförmigen Krystallen; weich. Im Ge - halt auch eine Chlorinverbindung. Fundort zumal im Zweybrückischen.

V. Kupfergeschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat unter allen Metallen den stärksten Klang. Ge - wicht = 7788. Wird von allen Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme: verbindet sich leicht mit andern Metallen, und gibt dadurch die mancherlei vorzüglichen Compositionen; wie z. B. mit Gold, das Similor und das malayische Suasso; mit Zink, das Messing und Tomback (von Tom - bago, dem malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn die antike Bronze, das Glockengut und Stück - gut; mit Arsenik das argent haché und die Com - position zu Teleskopspiegeln; mit Nickel, das schine - sische Packtong u. s. w. Dient daher auch beim Münzwesen zur Karatirung und Legirung des Gol - des und Silbers ꝛc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig ꝛc. ; daher Abstu - fungen der Rothe; in mancherlei besonderer Gestalt; theils krystallisirt; und dann meist als doppelt viersei - tige Pyramide. Fundort, in Europa besonders Corn - wall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-Insel (Medoni ostrow) im kamtschatkischen Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hudsonsbay, Brasilien ꝛc .*)Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der zwey - ten Formation, heißt das so aus vitriolischen Kupfer - wassern (z. B. bei Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bei Goslar ꝛc. ) mittelst des Eisens gefällt wird..

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2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre vitreuse).

Bleigrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violette, dunkel Leberbraune ꝛc. ; theils metallischer Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt; theils aber krystallisirt, z. B. in sechsseitigen Säulen ( tab. II. fig. 10. ); weich, milde; schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt des Sibirischen (nach Klaproth) = 78,50 Kupfer, 18,50 Schwefel, 2,25 Eisen, 0,75 Kie - selerde. Fundort, in Europa zumal Cornwall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre pyriteux hepatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist tauben - hälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt (nach Phillips) = 61 Kup - fer, 14 Eisen, 23,75 Schwefel ꝛc. Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf. (Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune).

Goldgelb in mancherlei Abstufungen; theils grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder geflossen, nierenförmig, traubig ꝛc. ; zuweilen krystallisirt, z. B. als dreyseitige Pyramide ( tab. II. fig. 1. ). Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt des Cornwaller (nach Phillips) = 30,50 Kupfer, 32 Eisen, 35,16 Schwefel, 2,14 Blei, Arsenik ꝛc. Ist das allergemeinste Kupfererz; findet sich, so wie auch theils die beiden vorigen Gattungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann Kupfer - schiefer genannt wird. (s. oben S. 528.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche).

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken; hält (nach Hen - kel) 40 p. C. Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik. 577Uebergang in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich überhaupt selten; unter andern bei Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so - genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise. Engl. grey copper-ore).

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grauröth - lichen Strich; meist ungeformt; theils krystallisirt; z. B. in dreiseitigen Pyramiden, sechsseitigen Säulen u. a.m. Gehalt eines Freibergischen (nach Klaproth) = 41 Kupfer, 22,5 Eisen, 24,10 Arsenik, 0,40 Silber, 10 Schwefel ꝛc. Findet sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.

7. Schwarzgülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallischglän - zend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde; theils derb; theils krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II. fig. 1.) bei Clausthal. Gehalt des Kapnicker (nach Klaproth) = 37,75 Kupfer, 22 Spießglanz, 3,25 Eisen, 5 Zink, 28 Schwefel.

8. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden. Fundort unter an - dern am Harz bei Lauterberg ꝛc.

9. Kupferroth, roth Kupfer-Glas, Kupfer - Lebererz. (Fr. cuivre oxydé rouge, mine de cuivre rouge).

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins Bleigraue; das Coschenillrothe theils durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig; theils krystallisirt und dann meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig, seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Gehalt des Cornwaller (nach Chenevix) = 88,5 Kupfer, 11,5 Sauerstoff. Fundort vorzüglich Cornwall und Catharinburg; die Kupferblüthe aber be - sonders bei Rheinbreidbach im Cölnischen.

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10. Kupferbraun, Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge).

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus der vorigen Gattung mit brau - nem Eisenocher innig gemengt. Fundort, unter andern der Bannat, Lauterberg am Harz ꝛc.

11. Kupferblau, Bergblau, Kupferlasur. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur de cuivre, bleu de montagne).

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glän - zend, zuweilen durchscheinend; theils strahlig; theils nierenförmig, traubig ꝛc. ; theils krystallisirt, zumal in kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 p. C. Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gat - tungen durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.

12. Malachit.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nämlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend; faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelför - mig divergirend ꝛc. Fundort zumal Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit, dicht, polirbar, meist nierenförmig, mamelonirt in concentrischen Schalen, theils traubig, stalactitisch, röh - renförmig ꝛc. Gewicht = 3641. Gehalt eines sibiri - schen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser. Fundort zumal Ca - tharinburg in Sibirien.

13. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr. cuivre carbonaté vert, verd de montagne).

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreiblich; theils579 dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Par - tien bei andern Kupfererzen; hält außer dem kohlen - sauren Kupfer meist noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg und Catharinburg. Ge - halt des letztern (nach Klaproth) = 50 Kupferoxyd, 7 Kohlensäure, 26 Kieselerde, 17 Wasser.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo - malachit. (Fr. Cuivre phosphaté).

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; undurch - sichtig, meist seidenglänzend, schimmernd; zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten in sehr klei - nen sechsseitigen Krystallen; weich. Gehalt (nach Klap - roth) = 68,13 Kupferoxyd, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg bei Rheinbreiddach im Cölnischen.

15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenik - saures Kupfererz. Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne; durchschei - nend oder durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt, theils in spangrünen sechsseitigen Tafeln (Kupfer - glimmer oder blätteriges Olivenerz), theils in sehr flachen Octoëdren (Linsenerz), theils in kleinen sechs - seitigen Säulen ꝛc. und diese theils büschelförmig diver - girend, theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschel - förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseriges Oli - venerz, Engl. wood copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zu - mal Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre oxygené).

Von mancherlei grüner Farbe; vom Undurchsichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, erdig; theils ver - schiedenartiger Glanz. So der Atacamit, als sma - ragdgrüner Sand, von sehr kleinen doch ungleichförmi - gen Körnern; durchscheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50 Kupferoxyd, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-America in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama zwischen Peru und Chili.

580

VI. Eisengeschlecht.

Reines oder so genanntes Frisch-Eisen hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attracto - risch; läßt sich schweißen; wird von allen Säuren angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde und selbst in der organisirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nämlich und Stab-Eisen), als auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt worden*)s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and compo - sition of the defferent states of Iron; in den philosoph. Trans - actions v. J. 1795. S. 337 u. f. bei Gelegenheit seiner Unter - suchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bei Bombay..

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden und von denen schon oben die Rede gewesen [S. 459. not. **) und S. 515], gehört besonders die 1772 von Pallas zwi - schen Krasnojarsk und Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefundene. Sie hat ein sonder - bares, theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge, und enthält in ihren bläserigen Zwischenräumen das ob - gedachte grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde Fossil (S. 515). Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach Stromeyer) = 10 p. C. Nickel und Kobalt.

581

Eine andere noch ungleich größere findet sich unweit des Paranastroms in Chaco, im spanischen Süd-Ame - rika, wo sie 1782 durch Don Mich. Rubin de Celis untersucht und ihr Gewicht auf 30000 Pfund angeschla - gen worden*)Eine Probe von diesem berühmten süd-amerikanischen Eisenblock, die ich vom Bar. Banks erhalten, unterscheidet sich von dem sibirischen besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich nähernde Farbe., und dieses Eisen hält ebenfalls 10 p. C. Nickel.

Hingegen hält das von diesem so genannten Meteor - eisen verschiedene tellurische gediegen Eisen vom Eisernen Johannes zu Groscamsdorf im Neustäd - tischen Kreise in Sachsen (nach Klaproth) = 92,50 Eisen, 6 Blei, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py - rites. Fer sulfuré. (Engl. mundick).

Speisgelb, in mancherlei Abstufungen; einerseits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft tauben - hälsig oder tombackbraun angelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem durch Schwefel ver - erzten Eisen zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik ꝛc. findet sich in mancherlei besonderer Gestalt, z. B. als Kiesnieren, Kiesbälle ꝛc. oder traubicht, pilzförmig ꝛc. häufig krystallisirt in mancherlei Form, z. B. als dop - pelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwanzig Ecken ( tab. II. fig. 4. ) oder in einer der selten - sten krystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken ( tab. II. fig. 6. ); häufig hingegen cubisch mit gestreif - ten Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander gerade entgegenstehenden Flächen einerlei Richtung haben, hingegen die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusammenstoßenden Flächen in conträrer Richtung widereinander laufen ( tab. II. fig. 2. ). Mittel-Gewicht = 4700. Ueber - gang in dichten Brauneisenstein. Gehalt (nach Hatchett) = 47,85 Eisen, 52,15 Schwefel. Fundort fast in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.

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Der Wasserkies ist meist heller von Farbe; häufig in Nierenform; entweder dicht (Leberkies), krystallisirt meist als doppelt vierseitige Pyramide, und zwar in man - cherlei Abarten zusammengruppirt, z. B. als Hahnen - kammkies ꝛc. *)Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepatico ac ra - diato auctor. ) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Gottingens. p. 1.; oder strahlig (Strahlkies), theils als mancher Haarkies (z. E. bei St. Andreas - berg auf dem Harz, in abgesonderten haarförmigen Nadeln; theils in mancherlei besonderer Gestalt, z. B. stalactitisch, röhrenförmig, gestrickt, zellig ꝛc. ; theils als metallisirte Petrefacten der Vorwelt, zumal als Am - moniten. Gehalt des Strahlkiefes (nach Berzelius) = 45,07 Eisen, 0,70 Mangan, 53,35 Schwefel, 0,80 Kieselerde.

Gebrauch zur Gewinnung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büch - sen ꝛc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallisch - glänzend; doch meist angelaufen; meist ungeformt; sehr selten (am Harz) krystallisirt, in sechsseitigen Tafeln und Säulen, die zuweilen an den Endkanten abgestumpft sind**)s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic. indol. chemicas atque externas im IIten B. der gedachten Com - mentat. p. 31.Stromeyer in den Götting. gel. Anz. 1814. St. 147.. Ist wie so manche andere Eisenerze retracto - risch, d. h. er wird vom Magnet gezogen. Gehalt des von der Treseburg am Harz (nach Stromeyer) = 59,85 Eisen, 40,15 Schwefel.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag - net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai - mant, fer oxydulé. Engl. Load-stone).

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Krystallen als doppelt vierseitige Pyramiden; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden großen physikali - schen Eigenschaften aus, daß er das Eisen zieht, und sich in freischwebender Lage nach den Polen richtet;583 auch beiderlei Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Ge - wicht = 4243. Ist natürliches schwarzes Eisenoxyd oder eine Verbindung von Eisenoxydul mit Eisenoxyd. Hält aber häufigst noch andere Metalloxyde, besonders Titanoxyd, Manganoxyd und Kieselerde. Fundort vor - züglichst der Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter andern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzen - berg am Harz*)Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de na - tura fossilium, L. V. p. 604..

Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, entweder in Gebirgsarten eingesprengt [so z. B. in manchem Gra - nit (s. oben S. 541), Porphyr, Basalt ꝛc. ]; oder aber, und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié).

Theils bräunlich-theils eisenschwarz; jenes wenig - glänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667. Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenoxyd, 22 Titanoxyd. Fundort am Spessart und bei Eggersund, Krageröe ꝛc. in Norwegen.

6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté).

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; matt - schimmernd; aschgrauer Strich; rauher unebner Bruch; hart; spröde; meist ungeformt; für sich unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün färbt. Gewicht = 4032. Fundort besonders im Departement Var, und in Octoëdern krystallisirt bei Baltimore. Ge - halt des letztem (nach Seybert) = 39,5 t Chromoxyd, 36 Eisenoxyd, 13 Alaunerde, 10,60 Kieselerde.

7. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli - giste, fer spéculaire, fer noir).

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von star - kem metallischem Glanze; sowohl ungeformt als krystalli -584 sirt; letzteres z. B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln ꝛc. Gewicht = 5158. Ist reines Eisenoxyd, bestehend aus 70 Eisen und 30 Sauerstoff. Fundort vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als krystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellig zusam - mengehäuft sind. Fundort unter andern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in manchen vesuvi - schen Laven.

8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschrothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue. Gehalt im ganzen wie in der vorigen Gattung.

Davon drey Arten:

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfär - bend; theils derb; theils als Ueberzug über andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch; (so z. B. am Cap) meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisenocher genannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außenfläche und schaligen Ablösungen; theils stalactitisch; keilför - mige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Gebrauch un - ter andern als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.

9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Ist natürliches Eisenoxydhydrat.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch ꝛc. ; theils kry - stallisirt in zweyen der beim Schwefelkies (S. 581) ge -585 dachten Formen, nämlich als Dodecaëder mit den fünf - seitigen Flächen ( tab. II. fig. 4. ) und als Wür - fel mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf sei - nen sechs Flächen ( tab. II. fig. 2. ). Theils auch als Petrefact von Incognitis der Vorwelt; so z. B. bei Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fungit ꝛc. Uebergang des ungeformten in Spath-Eisenstein, Thon-Eisenstein ꝛc.

Auch Braun-Eisenocher wie bei der vorigen Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder so ge - nannte türkische Umber gehört.

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend; faserig. Gehalt des von Bergzabern (nach D'Aubuisson) = 79 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd, 3 Kieselerde, 15 Wasser.

10. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl - stein, Flinz. Chaux carbonatée ferrifère.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils an den Kanten durchscheinend; häufig krystallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboi - dale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Ist natürliches kohlensaures Eisenoxydul. Gehalt eines Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenoxydul, 3,50 Manganoxyd, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlensäure.

11. Sphärosiderit.

Aus dem Weingelben ins Gelblichbraune; durchschei - nend; inwendig glänzend; halbhart; kugelich, oft mit krummschaaliger Absonderung. Gewicht = 3,915. Ge - halt (nach Stromeyer) = 59,62 Eisenoxydul, 1,89 Manganoxyd, 0,20 Kalkerde, 0,14 Talkerde, 38 Koh - lensäure. Fundort Steinheim bei Hanau.

12. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarz - braune; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch in mancherlei be - sonderer Gestalt; theils mit Petrefacten der Vorwelt; z. B. mit Conchylien oder mit Kräuterabdrücken (so z. B. die berühmten so genannten Katzenköpfe von Col -586 brookdale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut einschließt).

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz, Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort bei Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein, Adlerstein, Klapperstein. Aëties. (Fr. Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit eingeschlossenen losen und daher klappernden Brocken und Körnern; theils dicht, kuglich*)So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von Braunspath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. s. Faujas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre ꝛc. T. I. p. 224 und Girtanner's Darstellung des Darwinschen Sy - stems. II. B. S. 324 u. f..

c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerun - det; so z. B. wie in großen runden Bohnen ausneh - mend sauber am Vorgebirge der guten Hoffnung. Ge - halt des aus der Högau (nach Klaproth) = 53 Eisenoxyd, 23 Kieselerde, 6,5 Alaunerde, 1 Mangan - oxyd, 14,5 Wasser.

d. Linsenerz, körniger Thoneisenstein.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie ein lockerer Rogenstein.

Des Röthels ist schon oben S. 504 gedacht.

12. Rasen-Eisenstein, Wiesenerz, Ortstein. Tofus Tubalcaini Linn. Minera ferri sub - aquosa Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)

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Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zusammenge - backen, knollig; erdig; theils in allerhand besonderer Gestalt, röhrenförmig ꝛc., theils allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos, Wurzelgestrüppe ꝛc. darein umgewandelt. Gehalt des von Klempnow (nach Klap - roth) = 66 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 8 Phos - phorsäure, 23 Wasser. Findet sich meist nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und im Moor - grunde.

13. Eisenblau, vulgo natürliches Berliner - blau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer natif).

1) blättriges.

Meist indigblau; durchscheinend; blättrich; auf dem Bruche glasglänzend; weich; theils krystallisirt in klei - nen vierseitigen Säulen. Gehalt des von Bodenmais in Baiern (nach Vogel) = 41 Eisenoxydul, 26,4 Phosphorsäure, 31 Wasser. Fundort außer dem eben gedachten*)s. Hausmann im VIten B. der Denkschr. der K. Akad. der Wiff. zu München. II. Abth. S. 233. vorzüglich schön (als sogenannter Vivia - nit) in Cornwall.

2) erdiges.

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau in mancherlei Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfärbend; mager. Gehalt der Eckardsberger (nach Klaproth) = 41,5 Eisenoxyd, 32 Phosphorsaure, 20 Wasser. Fundort unter andern im Hannoverschen am Ufer der Stecknitz, und so auch im fossilen Treibholz bei Stade (s. oben S. 560. not. *).

14. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, abfärbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zu - verlässig bekannt. Fundort zumal bei Schneeberg im Erzgebirge.

588

15. Würfelerz, arseniksaures Eisen, Phar - makosiderit.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich; in kleinen cubischen Krystallen von mancherlei Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach in Cornwall. Gehalt desselben (nach Vauquelin) = 48 Eisenoxy - dul, 18 Arseniksäure, 2 Kalkerde, 32 Wasser.

16. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé - sinite.

Meist dunkel-leberbraun, an den rissigen Kanten feuerroth durchscheinend; von Pechglanz; muschelichem Bruche. Gibt citrongelben Strich. Gewicht = 2407. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,46 Eisenoxyd, 0,59 Manganoxydul, 26,6 Arseniksäure, 10,75 Schwefelsäure, 28,48 Wasser. Fundort bei Freyberg und in Ober - Schlesien.

VII. Bleigeschlecht.

Das Blei läuft an der Luft an, und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der festen Metalle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig zähe (§. 253). Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glühet: brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten. Ge - brauch (außer dem allgemein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasserröhren, Schrift - gießen ꝛc. ) besonders beim Hüttenwesen und in der Probirkunst; dann zu mancherlei Farbe ꝛc.

1. Bleiglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl. blue lead-ore.)

Bleigrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit starkem metallischem Glanze; meist ungeformt; theils589 mit Spiegelfläche; theils wie geflossen, zellig ꝛc. ; theils dendritisch oder gestrickt*)Ein solcher gestrickter Bleiglanz von der Insel Ila, den ich der Güte des Dr. Crichton verdanke, übertrifft an ausnehmen - der Eleganz alles was ich von der Art in dergl. besondern Gestalt gesehen habe.; häufig krystallisirt; und zwar meist cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyra - miden, oder sechsseitigen Säulen ꝛc. ; sämmtliche Kry - stallisationen wieder in mancherlei Abarten; bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittelgewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z. B. 85 Blei, 13 Schwefel, außerdem auch (z. B. der Harzer) etwas Schwefel-Silber. Ueber - haupt eins der gemeinsten Erze.

Der Bleischweif, plumbago (Fr. mine de plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd, wei - cher als der Bleiglanz, mehr abfärbend; immer unge - formt, und etwas Schwefel-Spiesglanz haltend. Fundort unter andern bei Clausthal, und in Derbyshire**)Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gruben sind spiegelglatte Saalbandflächen des dasigen dichten Flusses (S. 533), die wie mit einem dünnen bleifarbigen Anstrich überzogen sind, der aus Bleiglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll. Beim Brechen desselben entstehen durch Beitritt der atmosphäri - schen Luft oft gewaltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio - nen. s. W. Jones's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4. p. 5. 11. u. f..

2. Selenblei.

Aehnelt im Aeußern kleinspeisigem Bleiglanz, doch sticht seine liebte bleigraue Farbe mehr ins Blaue; Ge - wicht = 7697. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,98 Blei, 28,11 Selen, Kobalt 0,83. Neuerlich bei Claus - thal entdeckt***)s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen gel. Anzeigen 1825. 34. St..

3. Schwarz Bleierz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem Metallischen sich nähernden Glanz; meist krystallisirt, in kleinen sechs - seitigen Säulen. Fundort unter andern bei Freiberg, wo es auf 60 p. C. Blei hält.

590

4. Weiß Bleierz, weißer Bleispath, He - terochrom. Plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder weniger durchscheinend; meist gleichsam demantglänzend; sowohl derb, als krystallisirt in Nadeln oder vier - und sechsseitigen Säulen. Gehalt des von Leadhills in Schottland (nach Klaproth) = 82 Bleioxyd, 16 Kohlensäure, 2 Wasser. Fundort vorzüglich auch bei Zellerfeld am Harz.

5. Bleierde, Bleiocher. Plomb carbonaté terreux.

Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zer - reiblich; in verschiedenen Farben, nämlich schwefelgelb; (Fr. massicot natif); weißlich grau, bräunlich roth ꝛc. ; Gehalt der von Tarnowitz (nach John) = 66 Blei - oxyd, 12 Kohlensäure, 2,25 Wasser, 10,50 Kieselerde, 4,50 Alaunerde, 2,25 Eisen - und Manganoxyd.

6. Grün Bleierz, grüner Bleispath. Plomb phosphaté.

Meist zeisiggrün, in mancherlei Abstufungen und Uebergängen; theils ins Nelkenbraune ꝛc. durchscheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumal in sechsseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt des von Tschopau (nach Klaproth) = 78,40 Bleioxyd, 18,37 Phos - phorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenoxyd. Fundort außer dem eben genannten auch bei Clausthal, bei Wanlockhead in Schottland, und bei Beresofsk im Ca - tharinburgischen (letzteres hält nach Vauquelin auch Chromiumoxyd).

7. Roth Bleierz, rother Bleispath, Kal - lochrom. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend; glän - zend; meist krystallisirt, zumal als vierseitige Säule in mancherlei Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin) = 63,96 Bleioxyd, 36,40 Chromiumsäure. Fundort Beresofsk im Catharin - burgischen meist in der obgedachten eigenen Art von übermengtem Sandstein (S. 546).

591

8. Gelb Bleierz, Bleigelb. Plomb mo - lybdaté.

Meist wachsgelb; wenig durchscheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln ꝛc. Hält (nach Klaproth) = 64,42 Bleioxyd, 34,25 Molyb - dänoxyd. Fundort zumal Bleyberg in Kärnthen.

9. Vitriolbleierz, Bleivitriol, Blei - glas. Plomb sulfaté.

Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durch - scheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne ꝛc. ; Glasglanz, theils Demantglanz; muschliger Bruch; meist krystallisirt, zumal als doppelt vierseitige Pyramide: theils in man - cherlei Abänderungen, als Rhomboëder ꝛc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bleioxyd, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen - und Manganoxyd. Fundort Zellerfeld und Anglesey bei Wales.

VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und knarrt, wenn es gebogen wird*)Doch thut dieß das reine Zinn von Malacca nicht. (le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser aufgelöst; und findet sich nur in wenigen Weltgegenden; aber daselbst meist in ausnehmender Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach - färberei ꝛc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif. Engl. bellmetal ore).

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metallischglän - zend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Ge - halt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer,592 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vi - treux).

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hya - cinthgelbe und Gelblichgraue; theils durchscheinend, zu - weilen fast durchsichtig (so z. B. das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken*)Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erzführenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z. B. die bei Eibenstock im Erzgebirge, und die bei St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinn - erzen sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143. (Engl. stream-tin), oder als Zinn - sand; häufig aber krystallisirt (so genannte Zinngrau - pen), zumal als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden vierseitig zugespitzt, oft als Zwillingskrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Ge - halt eines Cornwaller (nach Klaproth) = 99 Zinn - oxyd, 0,25 Eisenoxyd, 0,75 Kieselerde. Fundort zumal das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacca, die Insel Banca bei Sumatra ꝛc.

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr. étain limoneux, hématite d'étain. Engl. wood tin.)

Holzbraun, haarbraun ꝛc. undurchsichtig; auf dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren mit con - centrischen deutlich absetzenden Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Ge - wicht = 6450. Gehalt (nach Vauquelin) = 91 Zinnoxyd, 9 Eisenoxyd. Fundort Gavrigan in Cornwall.

IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe zwischen Blei und Zinn, einen breitstrahligen zacki -593 gen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme. Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu fär - ben. Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré. Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die Benennungen von Pechblende, Colophoniumblende, Ru - binblende ꝛc. ; mehr oder weniger durchscheinend; von verschiedener Art des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig krystallisirt, z. B. als dreyseitige, oder als doppeltvierseitige Pyramide ꝛc. ; spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden, Schwe - fellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn sie im Fin - stern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt einer braunen aus Cornwall (nach Thom - son) = 59,09 Zink, 12,05 Eisen, 28,86 Schwefel; theils auch gold - und silberhaltig mit innig eingemeng - tem Bleiglanze (so z. B. das so genannte Braunerz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxydé, calamine).

Meist aus dem Bleigrauen ins Gelblichbraune durch mancherlei Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils wie gestoßen, traubig, nierenförmig, oder auch wie durchlöchert, zerfressen ꝛc. Gehalt eines Breisgauer (nach Berthier) = 64,5 Zinkoxyd, 25,5 Kieselerde, 10 Wasser. Fundorte in verschiedenen Gegenden von Deutschland, Großbritan - nien, Ungarn, Polen ꝛc.

3. Zinkspath.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche ꝛc. ; durch - scheinend; krystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide, oder als sechsseitige Säule ꝛc. Gehalt eines Derbyshi -594 rer (nach Smithson Tennant) 65,2 Zinkoxyd, 34,8 Kohlensäure. Fundorte meist wie beim Galmey.

X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de glace. Engl. tin-glass), hat eine aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*)Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Blei zusammengeschmolzen, gibt das so genannte rosensche Me - tall, das schon im kochenden Wasser schmilzt.. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell - oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Würfeln ꝛc. ; blätteriger Bruch. Findet sich doch häufiger las die fol - genden Gattungen, und nebst denselben zumal im säch - sischen und böhmischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bis - muth sulfuré.

Bleigrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneidbar. Ge - halt (nach Rose) = 80,98 Wismuth, 18, 72 Schwefel.

3. Nadelerz.

Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglänzend; kleinkörniger Bruch. Gehalt (nach John) = 43,20 Wismuth, 24,32 Blei, 12,10 Kupfer, 1,58 Nickel?, 1,32 Tellur? ; 11,58 Schwefel. Meist in Milchquarz eingewachsen als nadelförmige Krystallen; zuweilen mit gediegenem Golde, so im Catharinburgischen.

595

4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; an - geflogen oder eingesprengt. Gehalt (nach Lampa - dius) = 86,3 Wismuthoxyd, 5,2 Eisenoxyd, 4,1 Koh - lensäure, 3,4 Wasser.

XI. Spießglasgeschlecht.

Der Spießglanz oder das Spießglas, antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strahliges Ge - füge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer; wird von den Säuren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der Solution in Königswasser durch Laugensalze weiß ge - fällt. Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr Härte zu geben; also z. B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blät - terig, theils schalig. Fundort unter andern bei An - dreasberg. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 98 Antimonium, 1 Silber, 0,25 Eisen.

2. Grau Spießglanzerz, Spießglanzkies. Antimoine sulfuré.

Bleigrau, stahlgrau ꝛc. ; theils ungeformt; und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen Krystal - len; theils aber auch in stärkern vier - oder sechsseitigen Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt (nach Thom - son) = 73,77 Antimonium, 26,23 Schwefel. Fund - ort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder blei - grauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haariges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spießglaserz, das sich unter andern zu St. Andreasberg und bei Nagybanya in Siebenbürgen findet.

596

3. Nickelspießglanzerz.

Aus dem Bleigrauen ins Zinnweiße; unvollkommen blättrig; glänzend; unebner Bruch; halbhart. Gewicht = 6546. Gehalt (nach Klaproth) = 47,75 Spieß - glanz, 25,25 Nickel, 11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel. Fundort im Nassauischen.

4. Roth Spießglanzerz, Spießglanz - blende. Antimoine hydrosulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glanzes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen Krystallen, die theils sternförmig zusammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50 Spießglanzmetall, 10,80 Sauer - stoff, 19,70 Schwefel. Fundort Bräunsdorf bei Frey - berg und Ungarn.

Eine besondre blättrige Abart ist das so genannte Zundererz, das sich in Drusenhöhlen und als Ueber - zug auf Quarz, Bleiglanz ꝛc. bei Clausthal findet.

5. Weiß Spießglanzerz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammenge - häuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Aeußern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparirten weißen Spießglanzblumen (Nix antimonii). Fundort bei Malaczka in Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.

6. Spießglanzocher. (Fr. Kermes minéral).

Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bei Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen strahligem Grauspießglanzerz.

XII. Kobaltgeschlecht.

Das Kobalt-Metall*)Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty, erz - haltig. s. Adelung's Wörterbuch., oder die so ge - nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins597 Stahlgraue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt in Königswasser aufgelöst die sympathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten ver - kalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glas - fritten das für die Blaufarbenwerke wichtige Smal - teglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Cobalt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spie - gel; auch theils gestrickt; theils baumförmig; nicht sel - ten krystallisirt, und zwar meist cubisch in mancherlei Abartungen als Kobaltgraupen; minder hart als die folgende Gattung. Gehalt (nach Stromeyer) = 20,3 Kobalt, 72,2 Arsenik, 3,4 Eisen ꝛc. Fundort unter andern Glücksbrunn im Gothaischen, Riegelsdorf in Hessen ꝛc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko - balt. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart; hält ebenfalls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt; theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,1 Kobalt, 43,4 Ar - senik, 3,2 Eisen, 20 Schwefel. Findet sich an weni - gen Orten, z. B. im Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwärze. Cobalt oxydé noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braun - liche; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Ruß - kobalt; theils verhärtet als Schlackenkobalt; theils traubig, nierenförmig, schalig ꝛc. ; matt oder schimmernd; wird durch den Strich glänzend; leicht;598 vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt. Fundort sich unter andern auch an den bei ersten Gattung ange - gebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherlei Abstufungen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Leberkobalt). Ungeformt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zumal im Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfersichblüthroth, das aber an der Luft verschießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbe - schlag; oder in nadelförmigen, theils sammetartigen, theils sternförmig zusammengehäuften, glänzenden, durch - scheinenden Krystallen, als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von Riegelsdorf (nach Bucholz) = 39 Kobaltoxyd, 38 Arseniksäure, 23 Wasser. Fundort unter andern auch bei Schneeberg im Erzgebirge.

XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen Packtong (S. 575).

1. Nickelkies, Haarkies.

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abgeson - derten haarförmigen Nadeln (wie der oben S. 582 ge - nannte haarförmige Strahlkies. Gehalt (nach Arfwed - son) = 64,35 Nickel, 34,26 Schwefel, nebst Spuren von Eisen und Arsenik. Fundort in den Drusen - löchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im Erz - gebirge.

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2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger, gleich - sam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bei Riegels - dorf in Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt (nach Stromeyer) = 44,2 Nickel, 54,7 Arsenik, mit etwas Eisen, Blei und Schwefel. Fundort gemeiniglich bei Glanzkobalt.

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxydé.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bei Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als Ueberzug; gewöhnlich beim Kupfernickel. Gehalt (nach Stro - meyer) = 37,35 Nickeloxyd mit Kobaltoxyd, 1,13 Ei - senoxyd, 36,97 Arseniksäure, 24,32 Wasser. Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe, ist oben erwähnt (S. 475), so wie auch, daß sich Nickeloxyd in dem olivinähnlichen Fossil des Pallasischen gediegenen Eisens, und in den Aërolithen findet (S. 516).

XIV. Mangangeschlecht.

Das Mangan - oder Braunstein-Metall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart, spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen zum Sauer - stoff; so daß es an der Luft sehr bald zu schwar - zem Pulver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung der Lebenslust, der übersau - ren Salzsäure ꝛc.

1. Manganblende, Schwarzerz, Mangan - glanz.

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurchsichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, mattschimmernder Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 3950. Gehalt600 des Siebenbürgischen (nach Klaproth) = 82 Man - gan, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure. Fundort zumal beim Siebenbürgischen Rothbraunsteinerz.

2. Grau Manganerz. Manganèse oxydé - talloide ꝛc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder mat - terem, metallischem Glänze; theils ungeformt, häufig aber strahlig, und zwar meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadelförmigen Krystallen, oder in vierseitigen Säulen mit zugeschärften oder zugespitz - ten Enden; theils mit braunem Pulver (Manganit). Fundort zumal bei Ilfeld am Harz. Gehalt desselben (nach Ed. Turner) = 86,85 rothes Manganoxyd, 3,05 Sauerstoff, 10,10 Wasser.

3. Schwarz Manganerz. Manganèse oxydé noir ꝛc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz ꝛc. ; feinerdig; sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z. B. das black wad von Winster in Derbyshire, das mit Leinöl angerieben in Selbstentzündung geräth; und häufig zur schwarzen Oelfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nieren - oder staudenförmig ꝛc. theils von schlackenförmigem Ansehen (so das von Saska im Ban - nat). Gehalt eines dichten (Philomelan) vom Harz (ebenfalls nach Turner) = 69,79 rothes Mangan - oxyd, 16,36 Schwererde, 0,26 Kieselerde, 7,36 Sauer - stoff, 6,21 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnungen in mancherlei Steinarten rühren von dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.

4. Roth Manganerz. Manganèse oxydé rose.

Rosenroth in mancherlei Abstufungen; theils dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt, theils glänzend, mehr oder weniger hart. Gehalt (nach Klaproth) Manganoxyd mit einer Spur von Kieselerde. Fundort zumal bei Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold - und Tellurerze) und zu Catharinburg in Sibirien.

601

XV. Arsenikgeschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen zinnweiß und bleigrau; einen schuppig blät - terigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüch - tigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die farbigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleigrau; läuft aber an der Luft gelblich, dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nie - renform, oft mit krummschaligen Ablösungen als irrig so genannter Scherbenkobalt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr selten gestrickt, dendri - tisch ꝛc. ; in dünnen Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer arsenical. (Engl. arsenical mundick).

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft angelau - fen; meist ungeformt, sowohl derb als eingesprengt; theils krystallisirt, zumal in vierseitigen Säulen; hart; gibt gerieben oder zerschlagen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des krystallisirten von Freyberg [nach Stro - meyer*)s. Götting. gel. Anz. 1814. 47. St.] = 42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sulfuré.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig - mentum. (Fr. orpiment).

602

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von einem fast talkartigen Ansehen und fast metallischen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist ungeformt; theils kry - stallisirt, zumal in vierseitigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort zumal in Siebenbürgen und im Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, Sandarac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend; gibt gelben Strich; häufig krystallisirt in kleinen vier - oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere Fossilien (so z. B. auf St. Andreasberg über Kalkspath - und Zeolithdrusen ꝛc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 31 Schwefel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar - senic oxydé.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils in haarförmigen, büschelig zusammengehäuften, seiden - glänzenden, durchscheinenden Krystallen. Im Wasser auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik und Sauerstoff.

Hingegen ist der Gehalt des ihr im Aeußern sehr ähn - lichen und daher sonst mit ihr verwechselten Pharma - koliths (nach John) = 45,68 Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalkerde; folglich nicht im Wasser aber wohl in Salpetersäure auflösbar. Fundort von beiden Arten St. Andreasberg am Harz, und von der letztem vorzüglich Riegelsdorf in Hessen und Wittichen im Fürstenbergischen.

XVI. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.

603

1. Wasserblei; Molybdänkies. Molybdène sulfuré.

Dieses sonst oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist blei - grau; von metallischem Glanze; und meist krummblätte - rigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Moylybdänsäure, 40 Schwe - fel. Findet sich an nicht vielen Orten; aber einzeln in verschiedenen Weltgegenden. Zumal bei Altenberg im Erzgebirge und bei Kolywan in Sibirien.

XVII. Scheelgeschlecht.

Das Scheel - oder Wolfram-Metall (Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalk enthält eine eigene Säure und bildet mit Ammoniac ein eigenes Mit - telsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig so genannte weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt; oder in doppelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75 Scheelsäure, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde. Fundort vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglän - zend; blätteriger Bruch; meist schalig; ungeformt; oder krystallisirt, zumal in platten sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Gewicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und etwas Mangan. Fundort zumal im Erzgebirge und in größter Menge auf Dol - coath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der Tung - stein) meist bei Zinnstein.

604

XVIII. Urangeschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von Klap - roth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem, metallischem Glanze; weich; spröde; Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphura - tum. Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt (nach Pfaff) = 84,52 Uranoxydul, 8,24 Eisenoxydul, 1,45 Kobaltoxyd, 2,02 Kieselerde, 4,20 Schwefelblei. Fundort nebst den fol - genden Gattungen zumal im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Uranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisiggrüne ꝛc. ; durchscheinend; theils erdig, zerreiblich, matt; theils glänzend, fest, krystallisirt, zumal in vierseitigen Ta - feln. Gehalt des aus Cornwall (nach Phillips) = 60 Uranoxyd, 9 Kupferoxyd, 16 Phosphorsäure, 0,5 Kieselerde, 14,5 Wasser.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane oxydé.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; ma - ger; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz. Dem Gehalte nach eben - falls ein phosphorsaures Uranoxyd.

605

XIX. Titangeschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar W. Gregor schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber Klaproth 1795 erst ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen Gestalt eine dunkele Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermö - gen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpeter - säure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und durch Laugensalze aus diesen Auflösungen weiß hingegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun nie - dergeschlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Anatas, Oisanit, Octaëdrit.

Indigblau; durchscheinend, fast metallischglänzend; in kleine längliche Octaëder krystallisirt. Gewicht = 3857. Fundort zumal bei l'Oisans in Dauphiné.

2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zumal in und auf Bergkrystall und gemeinem Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der Länge nach gestreiften, stan - genförmigen Krystallen; so vorzüglich bei Boinik in Un - garn in einem aus Glimmerschiefer und milchweißem Quarz geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Eisentitan findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Ge - schieben in den Goldseifenwerken bei Olahpian in Sie - benbürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titan - oxyd, 14 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd.

3. Titan-Spath, Titanit, Brunon. Sphène.

606

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend; kry - stallisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusammenge - druckten, vierseitigen an beiden Enden mit zwey Flächen zugeschärften Säulen. Am St. Gotthard theils als vollkommner Kreuzkrystall. Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titanoxyd, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundorte außer dem eben genannten auch im Passauischen in einer gemengten Gebirgsart aus vor - waltendem Feldspath mit Quarz, Hornblende ꝛc. und bei Arendal in Norwegen in Quarz.

4. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé ferrifère.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf den ersten Blick grobkörnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titanoxyd, 51 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bei Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Iser - grund in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28 Ti - tanoxyd, 72 Eisenoxyd.

XX. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigen - thümliche Metallität zuerst von Müller von Rei - chenstein entdeckt, und nachher von Klaproth vollkommen bestätigt worden, hat eine aus dem Zinn - weißen ins Bleigraue fallende Farbe; ist starkglän - zend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das leichteste von allen hieher gehörigen Metallen.

1. Gediegen. (aurum problematicum s. para - doxum). Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Ge - halt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen, und607 ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen, horn - steinähnlichen Quarz von Fatzebay in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum graphi - cum). Tellure natif aurifère et argentifère.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen - oder tafel - förmigen Krystallen, die meist mit einer Seitenfläche auf - und gewöhnlich ihrer mehrere durch einander ge - wachsen sind. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Tellu - rium, 30 Gold, 10 Silber. Fundort bei Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und Graustein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif aurifère et plombifère.

Ins Bleigraue; meist blätteriges Gefüge; weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Blei, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bei Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth Man - ganerz.

XXI. Chromiumgeschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von Klaproth, und um gleiche Zeit auch von Vau - quelin entdeckt worden, ist fast bleigrau, spröde, sehr, hart und strengflüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Säure.

1. Chromocher. Chrome orydè natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im Departement der Same und Loire; meist in einem breschenartigen Gestein.

608

XXII. Tantalumgeschlecht.

Dieses Metall ward von Ekeberg 1802 ent - deckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dichtem Bruch; hart; in undeutlichen, wie es scheint octoëdri - schen Krystallen meist von Haselnußgröße. Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg und Wollaston) außer dem Tantaloxyd auch Eisen - und Manganoxyd. Fundort in Baiern, in Finnland in einem granitartigen Gemenge, und in Nordamerica (als vordem so genann - ter Columbit), vermuthlich in Massachusetsbay.

2. Ytterotantalit.

Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vorigen ähnelnd. Aber Gehalt (nach Vauquelin) = 45 Tantaloxyd, 55 Eisenoxyd und Gadolinerde. Fundort bei Ytterby. (s. S. 489.)

XXIII. Ceriumgeschlecht.

Von Hisinger und Berzelius 1804 ent - deckt. Dieses Metall ist von graulichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr spröde; wird in Königs - wasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Ceriumoxyd, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenoxyd, 2 Wasser und Koh - lensäure. Fundort bei der Ritterhütte in Westmanland.

2. Allanit.

Schwarzbraun; undurchsichtig; pechglänzend; halb - hart; theils krystallisirt in vierseitigen Säulen. Gewicht609 = 3500. Gehalt (nach Thomson) = 33,9 Cerium - oxyd, 35,4 Kieselerde, 9,2 Kalkerde, 4,1 Alaunerde, 25,4 Eisenoxyd. In granit - und gneisartigem Ge - menge in Grönland*)Eins von den vielen merkwürdigen Fossilien, womit der ver - diente Sir Charles Lewis Giesecke bei seinem fast acht - jährigen Aufenthalt daselbst die Wissenschaft bereichert hat..

XXIV. Iridiumgeschlecht.

Dieses von Tennant 1803 entdeckte Metall ist silberweiß, sehr hart, spröde und strengflüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht und selbst vom Königswasser nur schwach angegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt sich's auflösen und gibt ihnen eine rothe und blaue Farbe.

1. Gediegen.

Nämlich bloß mit Osmium (S. 568) verbunden, in einzelnen Körnern unter der rothen Platina, außerdem aber auch in Verbindung mit den (S. 569 u. f.) ge - dachten sieben andern Metallen.

XXV. Palladiumgeschlecht.

Ebenfalls 1803 von Wollaston und Chene - vix entdeckt. Das Metall ist lichtstahlgrau ins Silberweiße, von faserigem Gefüge. Gewicht = 11, 300. Gibt mit Salpetersäure eine rothe Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in ein - zelnen Körnern unter der gediegnen Platina.

610

XXVI. Cadmiumgeschlecht.

Das neueste, 1818 von Hofr. Stromeyer zuerst in der strahligen Zinkblende von Przibram in Böhmen entdeckte Metall, ist fast zinnweiß, sehr weich, biegsam, doch zähe; färbt stark ab; ist sehr leichtflüssig; verflüchtigt in der Hitze so leicht als Quecksilber. Gewicht = 8604*)Götting. gel. Anz. 1818. S. 1521..

611

Sechszehnter Abschnitt. Von den Versteinerungen.

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte Orykto - logie im engern Sinn, ist wenn sie anders aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen und benutzt wird ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geogenie, über die verschiedenen successi - ven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen*)Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen ar - chaeologiae telluris I. Götting. 1803. 4. mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens., die mit unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart mancher Arten von Flözgebirgen ins - besondere u. s. w. verbreitet, ohne welches alles kein philosophisches Studium des mineralogischen Theils der Naturgeschichte gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Verstei - nerungen (Engl. extraneous fossils) im weitern Sinne alle abgestorbene Thiere und Gewächse, die entweder ihren Tod in einer solchen ( mehr oder weniger allgemeinern, oder aber localern ) Erd - katastrophe gefunden, oder doch nachher durch eine dergleichen in eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper oder einzelne Theile desselben,612 statt zu verwesen, seine Bildung mehr oder minder vollkommen erhalten, und mehrentheils noch über - dem mit fremden steinartigen oder metallischen Stof - fen, oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon abgesondert werden, was weiland damit vermengt ward; vor allen die bloßen so genannten Naturspiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z. B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Be - trügereien, wie die so genannten Würzburger Versteine - rungen, womit einst der ehrliche Beringer angeführt worden. s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. Fol., zumal S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation, pflegt man folgende viererlei Arten zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden sich nämlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy - lien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demselben ei - nen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*)Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist unverändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach - tet wegen ihrer Lage, worin sie durch große Erdrevolutio - nen der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den fossilen Thieren im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beispiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen ausgestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der Wissensch. zu St. Peters - burg aufgestellt ist., da sie statt derselben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie613 finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 458. 528) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 523).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge - nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzge - birge eingeschlossen sind, und daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zu - vörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachs - opal versteinten Hölzer ꝛc.

Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist selten die Schale selbst noch erhalten ( wie dieß z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist ), sondern bei den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein - kerne, nucleos (Fr. pierres moulées). Spu - rensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres im - primées), heißen die, von welchen bloß der Ab - druck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteu - ses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit me - tallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefel - und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon - Eisenstein ꝛc.

Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. Und614 dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein - geschlossenen Insecten ꝛc. da es ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir - gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst - liches Grab gefunden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden, und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn - lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden - heit mit den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, betrachtet*)Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein - theilung der Versteinerungen in Petrificata superstitum, dubio - rum und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend, aufgegeben..

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge - gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Mee - resfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei - spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden**)Der Güte des Hofr. Stromeyer verdanke ich bläulich - schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm - lich von 8400 Fuß brechen., und in615 Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter derselben die Ab - drücke von Waldgewächsen (Farnkräutern) aus! Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die Wersteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden sich nämlich

4) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend. So z. B. die mehrsten fossilen Elephan - ten, Rhinocere ꝛc. und so auch das Nordamericanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam breschen - artig zusammengesintert. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Küsten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in Yorkshire ꝛc.

Oder endlich 4) in den Flötzlagern von Kalk - stein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwackenschiefer, Kohlen - sandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber mit den organisirten Kör - pern der jetzigen Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen Conchylien des hie - sigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi - renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ihre auffallende Größe, theils durch mancher - lei kleine aber doch constante Abweichungen in der616 Bildung einzelner Theile, theils aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder minder über - einstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropi - schen Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteolithen, auch manche Seegeschöpfe (z. B. unter denen im Pappenheimer Kalkschiefer) und viele der Insecten im Bernstein gebracht werden.

Und davon unterscheiden sich wieder die Verstei - nerungen von völlig unbekannten Geschöpfen der Vorwelt, d. h. zu welchen sich bis jetzt nicht einmal nur ein ähnelndes, geschweige ein gleiches Urbild gefunden. So z. B. die Phaciten, Belem - niten u. a.m.

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petrefactenkunde.

  1. (Bourguet) traité des pétrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. E. Imm. Walch's und G. W. Knorr's Naturgeschichte der Versteinerungen. Nürnberg 1755. u. f. IV. B. in Fol.
  3. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad genera natu - ralia protyporum; in den novis commentar. Soc. Reg. scient. Goetting. T. II. und III.
  4. God. Gv. Leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  5. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg. scient. Soc. recensitarum sylloge. Goett. I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  6. Fr. Xav. Burtin sur les révolutions générales qu'a subies la surface de la terre; im VIII. St. der Verhandelingen uitgegeeven door Teyler's tweede Genootschap. Haarl. 1790. 4.
  7. Faujas St. Fond Essai de Géologie. Paris. 1803. u. f. III. B. 8.
  8. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover geschrieben. Zürich 1776. 4.
  9. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  10. Cas. Chr. Schmiedel Verstellung merkwürdiger Versteinerungen. Nürnb. 1780. 4.
  11. 617
  12. Jam. Parkinion's organic Remains of a former world. Lond. 1804-11. III. vol. 4.
  13. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles; nouvelle éd. entièrement refondue et augmentèe. Par. 1821 u. f. VII. vol. 4.
  14. C. F. B. v. Schlotheim Petrefactenkunde. Gotha 1820. 8. m. Kupf. in 4. und Nachträge dazu seit 1822.
  15. F. H. Link's Urwelt (s. oben S. 9).
  16. W. Buckland's Reliquiae diluvianae; or observations on the organic Remains contained in caves, fissures, and diluvial Gravel ꝛc. Lond. 1823. 4.
  17. (C. König) Icones fossilium sectiles. Lond. 1825. Fol.
  18. Aug. Goldfuß Petrefacten Europa's. Düsseld. seit 1826. gr. Fol.
618

A. Versteinerungen des Thierreichs.

I. Von Säugethieren.

Die so oft und viel pro und contra besprochen so genannten Anthropolithen, wie z. B. die theils fast completen Menschengerippe an der Küste von Gua - deloupe in einem festen Kalksinter mit Muschelsand, der auch Milleporen und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung enthält*)Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.Und in meinem Specimen archaeologiae telluris alterum (1816) das Epimetrum p. 22. u. f.Zwar bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter homo diluvii testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mergelschie - fer, die der Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt kei - ner Berichtigung mehr; aber wohl hat Spallanzani's zuversicht - liche Behauptung (im III. B. der Memoire della Societá italiana S. 452 u. f.), daß die zusammengesinterten Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre gefühlt. Ich habe aber durch die Freund - schaft des besonders durch seine gelehrten Reisen nach den Mor - genländern berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng osteologi - schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryktognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma - tien besitze., sind wohl von zu modernen Datum, als daß sie in die eigentliche Petrefactenkunde gezogen werden dürften; so wenig als die Knochen von Füchsen, Schwei - nen ꝛc. im hieländischen Mergeltuff**)Und das gleiche gilt auch wohl von den Knochen und mäch - tig großen Geweihen des sogenannten Riesen-Elenns (Cervus me - gaceros), die zumal in Irland in neuern Torf - und Mergeltuff - Lagern gefunden werden. s. Th. Weaver in den philos. Trans - actions for 1825. p. 429. und die Abbildung des Skelets in J. Hart's Description. Dublin 1825. 8..

Hingegen gehören zu den fossilen Resten von solchen Quadrupeden der Vorwelt, welchen verwandte Gattun - gen in der jetzigen Schöpfung ähneln, um nur einige619 Beispiele anzuführen, 1) die von einer Gattung von Bären (Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge in den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen.

So 2) in einigen derselben (wie namentlich in der von Yorkshire, und bei Montpellier, aber auch am Harze) die von einer großen Hyäne*)s. Vuckland a. a. O. wo er auch die von ihm entdeck - ten, ganz unverkennbare fossilen Excremente dieser Hyäne ( also eine Art von sogenannten album graecum der Vorwelt ) be - schrieben und abgebildet hat..

3) Von dem schon gedachten [S. 612. Note *)] Mam - mut der alten Welt, einer Elephantengattung (Elephas primigenius) [die vermeinten Riesenkno - chen**)s. Voigt's Magazin. V. B. 1. St. S. 16 u. f. unserer ehrlichen Alten]; unter andern auch in Menge in Deutschland***)(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'éléphans et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc.I-III. St. Darmst. 1783. u. f. 4. ; Tilesius in den Mém. de l'Acad. des Sciences de St. Petersbourg. T. V. p. 406. und Cuvier T. I. p. 95.. Das Elfenbein der sibi - rischen, die zumal am Eismeere ausgegraben werden (das so genannte Mammontovaiakost), ähnelt dem frischesten von den beiden jetzt existirenden Elephanten - gattungen, und wird in Archangel und von den Schi - nesischen Künstlern in Canton u. s. w. auch eben so verarbeitet.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros an - tiquitatis). Häufig mit dem eben gedachten Elephan - ten z. E. in Sibirien; aber auch in Deutschland, z. E. bei Herzberg am Harz†)Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II. pag. 215 280. und Cuvier T. II. P. I. p. 43., (a. 1750 die Gebeine von fünf Individuen im Umfang einer Meile); bei Thiede im Braunschweigischen; bei Burg-Tonna im Go - thaischen u. a.

Und von völlig fremdartig gestalteten auch nur we - nige von vielen:

So 5) das colossale Land-Ungeheuer der Vorwelt, das Nordamericanische Mammut (Mammut ohioti - cum, Mastodonte Cuv. ), dessen Gebeine beson -620 ders am Ohio ꝛc. in Menge ausgegraben werden; und das sich unter andern schon durch die eigene auffallende Form seiner enormen Backzähne ( Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 19. ) von der übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt auszeichnet*)Rembr. Peale's Account os the Skeleton of the Mam - moth. Lond. 1802. 4. Cuvier. T. I. p. 206. und A. C. Bonn in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch. der Wetensch. te Haarlem. IV. B. 2. St..

6) Das besonders durch die abenteuerliche Mißgestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen auffallende Megatherium americanum, dessen Gebeine hin und wieder in Südamerica ausgegraben werden**)Chr. Pander's und E. d'Alton's Riesenfaulthier, Bradypus giganteus. Bonn 1821. quer Fol..

7) 8) Die ganzen Geschlechter der Paläotherien und Anoplotherien, wovon Baron Cüvier im Gypsflötz von Montmartre schon mehrere Gattungen ent - deckt hat; unbekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nas - horn -, Tapir - und Schweinegeschlechtern***)Cuvier. T. III. p. 250.; aber manche Arten nur von der Größe des Fuchses und noch kleiner.

Die im Pappenheimer Kalkschiefer gefundenen kleinen Skelete eines fliegenden Thiergeschlechts der Urwelt zei - gen einen so zweydeutigen Bau, daß dasselbe von Söm - merring unter dem Namen von Ornithocephalus zu den Chiropteris hier dieser Classe gerechnet†)Im VI. B. der Denkschriften der Königl. Acad. der Wissensch. zu München., hingegen von Cüvier††)T. V. P. II. p. 350. und Oken†††)In der Isis 1818 u. 19.a) Es ist deutlich (sagt Link a. a. O. Th. I. S. 21), daß dieses Thier zwischen drey Thierclassen in der Mitte stand, den Säugethieren, den Amphibien, und auch den Vögeln. unter dem von Pte - rodactylus für ein geflügeltes Amphibium angesprochen wird a).

621

II. Von Vögeln*)S. Geh. Confer. Rath v. Hoff in s. Magazin über die ge - sammte Mineralogie. I. B. S. 283 und Cüvier s. les Ossem. fossiles..

Ueberhaupt nur wenige, doch z. B. im öninger Stink - schiefer Knochen von Sumpfvögeln, und von man - cherlei andern im eben gedachten Gyps von Montmartre.

III. Von Amphibien.

Frösche und Kröten im öninger Stinkschiefer**)Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 16..

Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch fossile Elephanten - und Rhinocer-Knochen gefunden werden***)s. H. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1..

Die Gebeine eines ungeheuren, crocodilartigen Ge - schöpfs (Lacerta gigantea)†)s. Th. von Sömmerring über die Lac. gigantea der Vorwelt; und über den Crocodilus priscus. Jenen im VI. und diesen im V. B. der Denkschr. der Königl. Acad. der Wissensch. zu München., zumal im Petersberge bei Mastricht††)Faujas St. Fond histoire naturelle de la Mon - tagne de St. Pierre de Maestricht. Par. an VII. 4.a) Eine geniale Idee hat Prof. Buckland auf einem litho - graphirten Blatte ausgeführt; eine Ansicht der mancherlei urwelt - lichen nun fossilen Thiere und Gewächse an jener Küste von Dorset - shire, wie sie sich weiland im Leben ausgenommen haben mögen..

Und die neuerlich zumal in England bei Lyme Regis und Bath a) entdeckten Arten vom Proteosaurus†††)B. Cuvier T. V. p. II. p. 445. und G. F. Jäger über fossile Reptilien in Würtemberg. Stuttg. 1828. 4.S. Ev. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. III. tab. 62 76.b) Auch von diesen Geschlechtern hat Buckland eine Mannig - faltigkeit nun fossiler Excremente gefunden, die er Coprolithen nennt., Ichthyosaurus (mit der Menge von einzelnen Knochen in den Ruderfüßen), Plesiosaurus (dieser mit den sonst beispiellos zahlreichen Halswirbeln) u. a.m. b).

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IV. Von Fischen*)M. H. de Blainville sur les poissons fossiles im nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F. Krüger. Quedlinb. 1823. 8..

Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der Ichthyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen [Angmarsets? (Salmo arcticus) S. 249] vom Zuckertop auf der Westküste von Grönland**)Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19..

Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten - berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich genug, daß man die Gattungen mit Zuversicht bestim - men könnte.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink - schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***)S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281. werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder re - ferirt. Aber schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem Mittelländischen Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc.

Was sich aber im dichten Flötz-Kalkstein von ver - steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Graten und Zähne. Unter letztern zumal die so ge - nannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so ge - nannten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wo - von manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.

623

V. Von Insecten.

So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Wasserwanzen und dergl.

Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen In - secten [s. oben S. 558. not. **)].

Ferner die versteinten Krebse (Cammarolithen).

Und besonders die berühmten Trilobiten*)s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles. Par. 1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess. naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde betreffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4. oder fälschlich so genannten Käfermuscheln oder Cacadumu - scheln (entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud - ley-fossil), die hin und wieder (s. z. B. oben S. 505), aber nirgend schöner als bei Dudley in Worcestershire und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. )

VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Te - stacea, Echinodermata (oder Crustacea) und Corallia. Doch scheinen die fossilen Schnäbel, die sich auf dem Heinberg bei Göttingen, so wie im Petersberge bei Ma - stricht und bei Bath finden, einem Mollusken-Ge - schlechte, nämlich den Sepien zugehört zu haben**)Specimen archaeologiae telluris I. (1803.) tab. 2. fig. 5..

I. Testacea.

In zahllosen Gattungen***)s. z. B. einen Reichthum nur allein von Englischen in Jam. Sowerby's mineral Conchology of Great Britain. Lond. seit 1812. 8. so wie von denen in einigen Strichen in Italien gelager - ten, in G. Brocchi Conchiologia fossile subapennina. Milan. 1814. II vol. 4. und Al. Brongniart Mém. sur les terrains de sédiment supérieurs du Vicentin. Par. 1823. 4.: und was dabei beson - ders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Flußconchy -624 lien abwechselnd zwischen solchen, die nach aller Analo - gie im Meere gelebt haben müssen*)Vergl. G. Cuvier et Alex. Brongniart Essai sur la Géographie minéralogique des Environs de Paris. 1811. 4. ed. 2. 1822. als T. II. P. II. von des Erstern oben (S. 617 und öfter) genannten classischen Werke..

von vielschaligen Conchylien der schöne Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)Specimen archaeolog. tellur. I. t. 1. fig. 1., der besonders durch den merkwürdigen Umstand für die Ar - chäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht selten in aller seiner Integrität auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt***)Eine Art des Vorkommens, das der gelehrte Mineraloge Guettard bei fossilen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Paris v. J. 1759. S. 204. 206..

Unter den Muscheln z. B.

1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnthner Muschelmarmor (Engl. fire marble).

2) Der dickschalige ostracites pinnigenus, den de Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bei Genf entdeckt hat****)S. de Saussure voyages dans les Alpes. vol. I. tab. 2. fig. 5. 6..

3) Der große fast herzförmige Anomit†)de Saussure l. c. fig. 1-4..

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint - Onges††)S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde und des Menschen. I. B. S. 262 u. f..

7) Die Pantoffel-Muschel des von Hüpsch†††)S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1..

8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn††††)C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f. u. a.m.

625

So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von Te - rebratuliten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk - würdig wird, daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomia vitrea S. 388) gleicht, und nach dem vor - maligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach - wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so ge - nannten polythalamiae, deren Schale nämlich inwen - dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab - getheilt ist:

So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennig - steine, Kümmelsteine und Fruchtsteine gen〈…〉〈…〉[?] porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftster - ler (Fr. camérine, pierre lenticulaire oder numis - male, monnoie du diable), die außen mit flachge - wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. ). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großentheils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten [Engl. Snake-stones]*)S. unter andern J. C. M. Reinecke cornua ammonis in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8..

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Ortho - ceratiten, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklenburgischen findet.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheide - wände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allge - meinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 529); aber auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreidebergen von Kent brechen.

626

5) Die Hippuriten (Thomson's cornu copiae), zwar gar sehr von den Belemniten verschieden, doch aber in die Nachbarschaft zu ordnen, kegelförmig, wohl einige Fuß lang, im Innern mit longitudinellen Walzen und Querkammern, am weiten Ende mit einem beson - dern Deckel. Theils in Unzahl in Frankreich, Italien, und in Baiern*)Leop. von Buch in der Isis. XXI. B. S. 438..

Von solchen einschaligen Conchylien, die keine innere Scheidewände haben, z. B. vor so vielen andern

1) die räthselhaften Doppelröhren (Bitubulites problematicus vom Hainberg bei Göttingen**)Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 9..

2) Die merkwürdigen linksgewundenen Muri - citen am Ufer von Harwich ( Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 20. ).

3) Der überaus sonderbare kleine Muricites defor - mis Soland., aus Hampshire, dessen Spitze sich im - mer wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft***)Brander l. c. tab. 2. fig. 8..

4) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäglicher Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen†)s. Voigt's Magazin. V. Bd. I. St. S. 14 u. f. tab. 2..

5) Der kleine Serpulites coacervatus der am Dei - ster im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von Stink - stein zusammengehäuft ist††)Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 8..

II. Echinoderrnata (crustacea).

1) Unter den mancherlei See-Igeln zumal die - jenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem so räth - selhaften Judensteinen besetzt sind†††)s. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 265 u. f..

Dann 2) die Enkriniten und 3) die Pentakri - niten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 407) zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem vielarmi - gen Körper bestehen, der auf einem langen geglieder - ten Stängel sitzt.

627

Bei den Enkriniten oder Seelilien*)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy - tis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4.Voigt's Magazin. IV. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Crinoides, or Lily-shaped animals ꝛc. Bristol. 1821. 4. mit 50 Steindrucktafeln. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 60. ) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glieder**)Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder, in oben genannten organic Remains vol. II. p.181. Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl - steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifa - ciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.

Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen [Helmintholithus portentosus Linn.***)Act. acad. Palatinae. T. III. P. phys. Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.)] ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 70. ) bestehen aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merk - würdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüg - lich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wir - tembergischen (S. 528).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.

628

III. Corallia.

Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in wahren Corallenriffen der Vorwelt, in unermeß - licher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz bei Blankenburg und bei Grund ꝛc. Von letzterm Orte verdient namentlich der ansehnliche schön geformte Madreporites cristatus*)Specimen archaeologiae telluris I. tab. 3. fig. 12. Erwähnung; so wie von der berühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine Madreporites lenticula - ris ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8. ) der zu man - cherlei mineralogischen Irrthümern Anlaß gegeben.

Ausnehmend schöne und große Madreporiten in muscheligem Hornstein, theils mit milchblauen Chalce - don durchzogen, auf der W. Indischen Insel Antigua.

Andre in sandartigem Kalkstein im Petersberge bei Mastricht. In Kreide als so genannte Fungiten in Kent. In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz, auch als Fungiten und Schraubensteine ( eine Art Tubiporiten? ) bei Rübeland am Harz. Letztere auch im Catharinburgischen in Sibirien.

2) Milleporiten und andere zarte Corallenarten vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalkstein des Petersberges bei Mastricht. In Feuerstein (S. 479) bei Celle im Hannöverschen**)Specimen alterum fig. 7., und im Puddingstein in Hertfordshire (S. 545. not. *) ꝛc.

B. Versteinerungen des Pflanzenreichs.

I. Abdrücke von Pflanzen und Blättern†)E. Fr. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen. 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.629I. G. Rhode Beiträge zur Pflanzenkunde der Vorwelt. Verl. seit 1820. gr. Fol.Graf Kasp. Sternberg Versuch einer geognostisch-bota - nischen Darstellung der Flora der Vorwelt. Leipz. auch seit 1820. Fol..

So z. B. die manchen hieländischen Baumblättern ähnelnden, im Oeninger Stinkschiefer, im Sandstein bei Blankenburg ꝛc.

Ferner die mancherlei Farnkräuter ꝛc. im Schieferthon und Thoneisenstein. (S. 585 u. f.)

Und von den ganz fremdartigen nur zu Einem Beispiele statt aller die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke, die hin und wieder, zumal auf Steinkohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bei Edinburgh in Kohlensandstein (S. 545), und bei Clausthal in Grauwacken - und Thonschiefer*)Von einem lehrreichen Stücke der Alt, das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 sachter Tiefe ge - brochen und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mine - ralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. (von Trebra) S. 41 u. f. gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dergl.

in dem oft genannten Oeninger Stinkschiefer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.

Ferner die so genannten Frankenberger Korn - ähren, Sterngraupen u. a. daselbst brechende in Silber - und Kupfererze metallisirte Fruchttheile.

So wie eins der schönsten und zugleich seltensten Petrefacten, der vulgo so genannte Madenstein in gelblichen und röthlichen Hornsteingeschieben im Plaui - schen Grunde bei Dresden, das den Samencapseln einer tropischen Onoklea ähnelt**)Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2. einen ächten Karpachat mit einigen unverkennbaren stachlichten Perikarpien (der Form nach fast wie von Bunias orientalis) in einem orienta - lischen Chalcedon abgebildet habe..

Und die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich zu - weilen zwischen dem fossilen Holze in den Preußischen Bernsteingruben***)Im gleichen Specimen p. 15 u. f. finden [s. oben S. 558 not. )];630 so wie die kleinen Palmnüsse aus den Cölnischen Um - bergruben*)Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V. Trimestr. 4. tab. 25. u. a.m.

III. Fossile Hölzer. (Lithoxyla).

das in Holzstein petrificirte so genannte Staarholz von Hilbersdorf bei Chemnitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Textur ohne Spur con - centrischer Lagen (S. 426 Anm.) auszeichnet, und über - dem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.

Andre fossile Hölzer sind entweder wie der oben ge - dachte wirklich versteint, z. B. in Kalkstein, Sand - stein, besonders aber in Holzstein (S. 480) und in Holzopal (S. 476); oder aber noch brennbar, wohin vor allem das bituminöse Holz (S. 560) in den mächtigen Flözlagen so vieler Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl Funken schlägt.

Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossilem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bitu - minösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie mit kohlensaurem Kalk durchzogen sind und daher mit Säu - ren brausen, und doch auch auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z. B. das merkwürdige so genannte Sündfluthholz, das im Trap zu Joachimsthal in einer Tiefe von 150 Lächter bricht.

Schließlich verdient auch noch die mineralische Holzkohle Erwähnung, die sich in manchen Steinkoh - len (S. 661), so wie im Traß und Piperno (S. 509) und zuweilen (als so genannte Goldkohle) beim ge - diegenen Golde von Verespatak in Siebenbürgen findet.

631

Register.

Tab. I
TAB. I.
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TAB. II.
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TextHandbuch der Naturgeschichte
Author Johann Friedrich Blumenbach
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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Bibliographic informationHandbuch der Naturgeschichte Johann Friedrich Blumenbach. 12. rechtmäßige Ausgabe. Dieterich'sche BuchhandlungGöttingen1830.

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