
Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auf - lage dieses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nach - drücke desselben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen (– ins Englische, Französische, Italiänische, Holländische, Danische und Russische –) übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publicum ge - funden hat.
Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung, daß diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeuten - dem Zuwachs und Berichtigungen ausgestattet wor - den, wovon ich namentlich im mineralogischen Theile Vieles der Güte meiner theuren Freunde und Col - legen, der Herrn Hofräthe Stromeyer und Haus - mann verdanke.
Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Ausgaben mag auch in dieser seine Stelle finden.
Ich habe eben in jenen mineralogischen Ab - schnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech - tern und den darunter begriffenen Gattungen ge -IV sprochen. Denn, daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera, und species eintheilt, und genera auf deutsch Geschlechter, so wie die spe - cies Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik beliebt ist.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
bei andern aufgeklarten Nationen riskirt hatte: – daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nach - ahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. – Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sichV also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol - gende Gründe:
1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörter - buch lernen –) was die ersts und Fundamental - bedeutung des Wortes Geschlecht ist:
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wor - tes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Lu - ther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft - lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freien Naturzustande wohl nur die Thiere von einer specie, sich mit einander fruchtbar gatten,VI so versteht sich also von selbst, daß das Wort spe - cies, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.
3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wor - tes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten, als bei dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Grammatik beim Unterschied der Worte generis masculini oder femini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hatte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenk - lichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache – d. h. den be - stimmten einmal festgesetzten Sinn der deutschen Worte – (da man z. B. Menschen geschlecht ꝛc. sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei einem ähn - lichen Anlaß sich ausdrückt:
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den deutschen Namen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein verständlichen, nicht aber etwa der Solö - cismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöh - nliche Wort Molle, sondern das allgemein angenom - mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge ge - bräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allge - mein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.
Anders ist der Fall mit den in der Naturbe - schreibung von unsern neuen Systematikern zur Be - zeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst - und Trivial-Namen. So billig und vernünftig es freilich ist, auch hierin so viel als möglich die einmal ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beizubehalten, so kön - nen doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher gewählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, ge - gen einen richtigern umzutauschen. Und doch habeVIII ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frei - heit nur in sehr wenigen Fällen, wo es mir un - vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimi - schen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beigelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimi - schen Namen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beige - legte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den in London be - findlichen großen Sammlungen von südländischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Wampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schla - fenden Säugethieren das Blut aussaugt: da hinge -IX gen Linné diesen Namen dem fliegenden Hund bei - gelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich den - noch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Namen von Na - turalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manaca - nit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel:„ Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die Eigennamen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt. “s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fundort die - ses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Namen vorausgesetzt, weil da hundert exotische Ge - schöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekann - ten verständlichen Namen haben. Im Mineral - reiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sindX gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen auf - genommen.
Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineral - reich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Gegen - stände, die in der Verlagshandlung dieses Hand - buchs heftweise herauskommen, (– und von welchen schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI. ] in neuen verbesserten Auflagen erschienen sind –) beziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihm zu einer zweckmäßigen Erläuterung.
Göttingen, im Januar 1831. J. F. Blumenbach.
Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im menschlichen Kör - per in natürlicher Größe (theils nach Bremser).
Zwanzig merkwürdigsten Krystallisationen der Fossilien.
S. 41 Z. 20 J. B. Wilbrand Handbuch der Natur - geschichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.
– 187 Z. 26 Diesel letztere findet sich auch in Nord - america und gibt
– 326 zu Z. 12 *)
*) J. L. C. Gravenhorst Ichneumono - logia europaea. Vratisl. 1829. II vol. 8.
Und zum Register: Cercaria. 420. Cipollino. 526. Crocuta. 87.
S. 119. N. **) l. for 1824. P. I. pag. II. S. 231 Z. 4. Scolopax. S. 255. Z. 8. Carassius.
Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst über - lassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die be - kannte Eintheilung derselben in natürliche (natu - ralia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturge - schichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann2 genannt, wenn der Mensch*) "Ars, sive additus rebus homo. “Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. “Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Verän - derungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent - lichen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erin - nerung. – Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu den Ar - tefacten rechnen.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bei Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rin - denstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetra - gener künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. An - zeigen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern na - türlichen Körpern derselben Gestalt und Art her - vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununter - brochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta angeführet, die es mehr als bloß wahr - scheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam3 nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent - stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or - ganisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusions - thierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan - zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi - miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs - thum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na - türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge - nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck - mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge - fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach - kommenschaft u. s. w. nothwendig sind.
Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei - des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha - nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung4 oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre - gatio, juxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten*)Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. I. B. S. 20 u. f..
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache Haupt - öffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie, vom innern Gefühle des Hungers getrie - ben, ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unterschei - dungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszei - ten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthie - ren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren5 einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver - lassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nah - rung mittelst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte or - ganisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne willkürliche Be - wegung mittelst der Wurzeln einsaugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungs - kraft ꝛc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisir - ten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zu - geben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegenständen der Erfah -6 rung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind, richtig anerkennen und von andern unterschei - den, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen aus - finden und angeben kann*)„ Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire “. Gaubius.„ Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden. “J. Aug. Unzer.. – So sagte z. B. Linné:„ nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur. “Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkenn - bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hof - fentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver - schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwar - tete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deß - halb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es unter den Molusken Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fi - schen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen diesen beiden Classen aufgehoben werden. – Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflan - zenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die son - derbaren Bewegungen mancher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebe -7 nen Charakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-Poly - pen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Cha - rakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm - Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Au - ster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür - liche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung gegen die Naturreiche ꝛc., die sich auf die so geprie - sene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unver - kennbaren Nutzen zum regulativen Gebrauch, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems ab - geben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft unter - einander zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenbang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Bey - träge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106 u. f. gesagt.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorg - fältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzu - sehen, wie sehr darin einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast un - übersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In -8 secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu - sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste - hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Lei - ter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachte Sepien u. a.m.). – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform beiden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zei - gen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstel - lungen von Kette der Natur u. s. w. gerathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Be - hauptung mancher Physicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürste, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. – So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Groß - britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zu - sammenhang verloren haben sollte, so können andere Ge - schöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.
Im allgemeinen werden die organisirte Körper (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 2. Not. **) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebenslang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn sie zu ihrer Reife gelangt, auch ihre Fortpflanzungs - fähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Lebenskräfte ge - schickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende Eindrücke (stimuli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachs - thum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge - kehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so ge - nannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden,12 und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – son - dern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*)„ Denn “(so sagt Haller, das Haupt der neuern Evo - lutionisten –) „ alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. “Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er dessen ungeachtet einen Keim enthalte, der den - noch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo in - telligo. “ bey ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die ver - schiedenen Generationen steckten, gleichsam wie ein - gepackte Schachteln, in einander; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. – Eine Meinung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstalten**)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [physischen]***)Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfun - gen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegen - seitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
13Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolu - tionshypothese, sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungs - stoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Batzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen verschiedenen Vätern äh - neln; – zweyerlei Menschenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittel - schlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thie - ren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männ - lichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bei der Mutter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur vä - terlichen Gestaltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männ - lichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generatio - nen hindurch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeu - gung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. – So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengat - tung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Samen gezogen, welcher fecundable Bastardpflanzen gegeben; d. h. die sich zur Blühezeit abermahls mit männlichem Stand von jener andern Gattung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zwey - ten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen14 beiden verschiedenen Stamm-Aeltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütter - lichen und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewan - delt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betref - fender Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:„ Gänzlich vollbrachte Verwandlung Einer na - türlichen Pflanzengattung in die andere. “–)
Da hat den folglich alle Präformation des seit Er - schaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen.
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller phi - losophischen Nachforschung*)„ Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis sufficiant: "ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philosophandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organi - sirten Körper bloß durch allmähliche Ausbil - dung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen orga - nisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungs - art, die man sich von einer solchen allmählichen Bil - dung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.15Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß me - chanischen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung or - ganisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweck - mäßigkeit involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von orga - nisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vorher zwar umgeformte, aber organisir - bare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus), zuerst empfänglich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche Krystallisatio - nen*)Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisir - ten Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamental - formen reducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweck - mäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich viel - artige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet wer - den mußten. u. dergl. hervorbringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Bestimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannichfaltig aber zweckmäßig modifi - cirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen ver - mag – und so [– durch die Verbindung des me -16 chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beiden Principien, – des me - chanischen mit dem teleologischen, – die man sonst bey Erklä - rung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar ge - halten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche derselben manche angeführt habe; – s. auch Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. –] zuerst bei der Empfängniß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die le - benswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Repro - duction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt..
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu be - trachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Ver - größerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfaches Wasser - moosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Ceramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei - nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern17 bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfah - rung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentlichen Wortver - stande qualitas occulta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wir - kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu ver - folgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Kör - pern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weib - lichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancher - lei Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Rich - tung abweichen*)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationibus. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar. recentior..
So entstehen dann (– der bloß krankhaften, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte gehörigen, Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz ge -18 waltsame Störungen desselben ganz widernatürliche*)(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemei - nen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint, es sey besser, ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist. Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Cha - racter, der sonst in den beiden Geschlechtern ge - trennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie - dener Gattung (zweyerlei Species) einander befruch - ten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei Ursachen der allmählichen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an - gebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstal - tung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Haupt - classen zurückbringen**)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon - strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.;
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner Glieder. Fabrica aliena.
192) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage ge - funden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon - stra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra per excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter wilden Thieren, z. B. Hasen –); theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingri - gen Familien, und bei Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun - gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen fol - gen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Kör - pern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spu - ren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männ - lichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge -20 trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter den Rindvieh, Schafen und Ziegen, aber im Menschengeschlechte sind sie noch unerwiesen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körperliche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bei Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirsch - kühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ - liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder an - dere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Magazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom To - talhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen**)Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis. im XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting. .
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gat - tung von einem männlichen einer andern Gattung be - fruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderlei Aeltern ihrer gleich - sam zusammengeschmolzen ist***)Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar - tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyer - lei specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von21 verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be - sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu - stande meines Wissens niemals eine Paarung und Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei - stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul - thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca - narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her - vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben Seite 13. –). Hingegen be - dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba - starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh - nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat - tung übersetzt wird. (– davon mit mehren in der Vor - rede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe -22 cifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organi - sirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausar - tung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauem Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und noth - wendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen India - nern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kautische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabseh - lichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus des Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen - schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohnehin bei den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen un - überwindlicher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bei Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrika - nische Elephant zu einerlei Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. E. bei der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Er -23 folg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Spe - cies halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumahl im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge), wenig - stens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die gedachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß, äußeres Ohr ꝛc. eine so con - stante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung ge - hören vorzüglichst der Einfluß des Himmelstrichs, der Nahrung, und bei Menschen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der organisirten Körper, und darum sind die Grön - länder, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Ge - wächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warm - blütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. – Dage - gen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen Weißen) meist das unverkennbare Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,24 Farbe und ganze Constitution der organisirten Kör - per umzuändern vermöge, davon sehen wir an un - sern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. – am aller - auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Beispiele.
Diese mancherlei Ursachen der Degeneration kön - nen nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maaßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bei der Anwen - dung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Eu - ropa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende des - selben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam25 ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bei den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüs - sige hingegen ausgedunstet; und bei den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflan - zen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Nor - folkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arauca - ria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Ca - lamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasser - schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu - zunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wie - der ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung26 in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh - rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo - durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten Kunstwerke der Men - schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge - nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beigelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer - den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau - sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies die gewöhnliche Reproduction nennen.
Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie - ren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie - der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu - nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was - ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen - würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
27Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der aus - geleerten Häute rein ausgeschnitten; – und doch hat sich hinnen zehn Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. re - producirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsver - mögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist ent - weder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor - bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein - fachste Weise, ohne vorhergegangene Befruch - tung: entweder durch Theilung, wie manche In - fusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 – 6. und Blumen-Polypen**)Abr. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das28 alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach - her abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49 –); oder durch Sprossen, wie die Arm Polypen und viele Ge - wächse u. s. w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderlei Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bei sich ha - benden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa - men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub – befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dies ist der Fall bei den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Herm - aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi - viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein - ander befruchtet und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bei wenigen Thieren; beim Regenwurm, bei manchen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi - duis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eier, das andere den männlichen befruchten - den Saft enthält. So alle rothblütige und viele29 andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dies sind die eierlegenden Thiere (ovipara). Bei andern aber wird dies Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hülsen befreit zur Welt kom - men kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).
Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara di - cuntur: quae potentia, ovipara. Harvey.
Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eier - legen und lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eier legen, in welchen aber schon das ganz aus - gebildete Thier enthalten ist. Gewissermassen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bei den so genannten ägyp - tischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Na - tur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 in Europa gebohrnen Men - schen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesen -30 schlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäul - niß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer - setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah - rung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hinge - gen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beinahe ohne Ausnahme aus den organi - sirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrie - ben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu be - wirken.
Bei den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circu - lirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Be - standtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rück - sicht seiner Wärme bey den verschiedenen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie - denheit. Bei den einen (nähmlich bey den Am - phibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich be -32 finden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bei den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bei den so genannten weißblütigen Thielen die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigentlich so genannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten Sauerstoffs) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Portionen eines andern Stoffes (– des Koh - lenstoffes –) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg - lichst das Athemholen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst mancher - lei anderer analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebohrnen Stimme auch noch die Rede (loquela) erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewe - gungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Mus -33 keln, die bei den rothblütigen Thieren das eigent - lich so genannte Fleisch ausmachen. Nur bei einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti - gen Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang un - aufhörlich (– beim Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde –), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis unwill - kürlichen sowohl als die, so sich nach dem Ent - schlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geistes - kräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geb. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländi -34 schen Amphibien, dicke Nerven bei einem sehr klei - nen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschie - den. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar aller - hand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bei andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahr - nehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselben mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bei Befriedigung des Sexual - Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beim Kitzeln unter den Achseln für einen siebenten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flattern im Fin - stern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere,35 wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verbor - gen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Ein - richtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sor - gen*)„ Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo somnus. “Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 32. –), und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eis - zapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die36 Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beim Menschen nur wenige Spuren da - von finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Vernunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens su - jets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147 – 373.The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben Percy. Lond. 1821. 12. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, inneren Drange, ohne allen Unterricht, von freien Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig voll - zogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bei allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherlei Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst - triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warm - blütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*)„ Nascitur ars ista, non discitur. “Seneca., (als welche bei so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bei den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen kön - nen, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künst - liche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben we - nig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunst - triebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinbaren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich ei - genthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)Cu. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'intelligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung der ge - sammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz derselben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, unwiderredlich am Tage.
38Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organi - sirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freilich eben die große Verschiedenheit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so ver - schiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmi - gen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch sei - ner sich nach den Umständen gleichsam accommodi - renden Vernunft auf eben so mannichfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch die - sen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc., mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene überge - pflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rind - vieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei - nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Taback, wälsche Hühner u. s. w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf dem Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Men - schen über die übrige thierische Schöpfung durch die39 so genannten Hausthiere; worunter man in en - gerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere ver - steht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be - dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill - Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von man - chen nähmlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freien Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig ge - macht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein, Katze, Renthier, den beiderlei Camelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va - riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hän - genden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehreren den Gothai - schen Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)
Die zoologischen Systeme haben sich nach dem Linnéischen vielartig gemehrt*)I. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der Zoologie. Nürnb. 1811. 8.I. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th. S. 64. u. ff.. Nach diesem wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Clas - sen gebracht:
40I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eier legen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem holen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und wohl nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben.
Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von französischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cüvier naturgemäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon weiter unten behörigen Ortes die Rede seyn wird.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hin - terbeinen. *)Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohr - nen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Ab - bild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und auch am weiblichen Schnabelthiere hat Meckel nun die Milchdrüse entdeckt.
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiede - ner Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bei43 einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beim Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bei manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent - gegengesetzter Richtung an einander und machen so genannte Nähte (suturas). Bei andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und ro - then Pupillen verbunden ist, wie bei den so genann - ten Kackerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thie - ren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver - schieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerk - zeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut44 verbunden. Bei den Fledermäusen sind sie an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat - tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus die - ser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch - schwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säuge - thiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der gan - zen Fußsohle bis zur Ferse.
Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übri - gen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Beson - derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani varietate nativa, S. 34. u. f., und im Handbuche der ver - gleichenden Anatomie S. 22. u. f. der 3ten Ausg. aus - führl. gehandelt habe. – In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52. am Schedel des Orang utans zu sehen. (primores s. incisores. ), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniaros), und Backen - zähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend; bei den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bei denen, die sich, so wie der Mensch, aus45 beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein - gedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoß - zähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder - kauende Gattungen, bei welchen nähmlich das zu - erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis - senweise wieder durch den Schlund zurückgetrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen aus - geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho - rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerich - tete innere Seite die höchste ist. Dabei haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freie Sei - tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au - genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich ge - spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbe, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine46 Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiederge - kaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mä - gen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den drit - ten (echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma - gen anderer Säugethiere am nächsten kommt. *)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 130. u. f.
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch unbekannt.
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säu - gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bei einigen Gattungen, wie beim Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bei andern, wie beim Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beim Ochsen -, Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fort - satz des Stirnbeins. Die Hörner der beiderlei Rhi - nocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochen - artiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Ge - weihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen andern americanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum Springen (cauda saltatoria); dem Kängaruh zum Gleichgewicht bei seinem aufrechten Sitzen und zur Vertheidigung ꝛc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meer - katzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (the - sauros), um Proviant darin einschleppen zu können. Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver - bindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen ein - fachen größern Mutterkuchen (placenta) bildet,48 hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit gespal - tenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl - reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane. (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in sofern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bei weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Ver - schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrig - keit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Men - schen auf die mannichfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Indivi - duum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen Schönheit, Feinheit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittel - baren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erd - bodens können mit einer einzigen Art von Säuge - thieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse be - friedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker - bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Ca - mele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be - wachen ꝛc. : Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisen - bären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rind - vieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschge - schlecht, von Hasen, Kaninchen u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelz - werk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. : Pergament, Leder. Für an - dere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfen - bein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen, Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u. a. Farben. Knochen und Huf Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal - miak ꝛc. Endlich zur Arznei: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freilich meh - rere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht un - mittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Ge - schlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder,50 Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertil - gen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan - ten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fleder - mäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männ - lichen Schnabelthier, dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gefunden Zustande zu besitzen.
Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Cha - raktern entlehnte Systeme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei - lung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschieden - heit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthie - ren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnun - gen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatür - lichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver - bindungen stößt*)„ Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens. “. Pallas.. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen51 Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die bei - derlei Nashörner in zwey; – dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und dem formosa - nischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.
Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerk - zeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den bekannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgende Maaßen geordnet.
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eich - hörnchen, Hasel - und andere Mäuse, Murmel - thiere, Meerschweinchen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähn -52 lichem Gebiß. Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitz - mäuse, Maulwürfe.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne ꝛc. Faulthiere, Ameisenbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.
V. Solidungula. Pferd ꝛc.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit ge - spaltenen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, aber un - förmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt.
A) Glires. Biber.
B) Ferae. Seehunde ꝛc., Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichten Ueber - gang zur letzten Ordnung.
IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein haben, und de - ren natürliche Verbindung mit den übrigen Säu - gethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*)„ Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt. “Raius..
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi - nulum. Dentes aequaliter approximati; inci - sores inferiores erecti.
1. †. Sapiens*)W. Lawrence's Lectures – on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History of Mankind. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf..
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg - lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn - lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freieste Gebrauch zweyer vollkom - menen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ - lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei - nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver - letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in der Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht gefunden ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be - trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen55 Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummge - bornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei - den ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche Eigenthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen (§. 37.)
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbe - dürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und bei die - sen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaft - lichen Verbindung. – Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge - bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern so gleich sei, daß der Mensch überall so wie in Eu - ropa zur Monogamie bestimmt werde*)Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8..
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang der organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschenge - schlecht; und alle uns bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen**)Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de gene - ris humani varietate nativa weiter ausgeführt.. Alle National-Verschieden -56 heiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Kör - pern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherlei Abstufungen und Ueber - gänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andre, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih - nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Men - schengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen*)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte im ersten V. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:
1) Die caucasische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wan - gen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze über - geht); und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts - Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus - nahme der Lappen; dann die westlichern Asia - ten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.
2) Die mongolische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronenschalen); mit wenigem, straf - fem, schwarzem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern; plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America, von der Beringsstraße bis La - brador, die Eskimos.
3) Die äthiopische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
57mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Africaner, namentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
4) Die americanische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Ge - sicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Americaner außer den Eskimos.
5) Die malayische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Maha - goni, anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Ca - stanienbraun); mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünf - ten Welttheils und der Marianen, Philippinen, Mo - lucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigent - lichen Malayen*)„ Jede dieser fünf Haupt-Rassen, begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung aus - zeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Cauca - sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord - Amerikaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. “Beytr. zur Naturgesch. l. Th. S. 75. der 2ten Ausg..
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physio - logischen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen wer - den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongolische, anderseits die äthio -58 pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber - gänge. Die americanische den, zwischen der cauca - sischen und mongolischen, so wie die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*)Versteht sich nähmlich dies Alles so – das die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär - kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an - derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar - völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern - tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america - nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück - fällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren - nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil - dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayi - schen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd - artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men - schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weni - ges von vielem.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri - gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada - gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar - men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
59Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spiel - art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge - misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang utangs: – sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder**)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13 – 44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we - nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö - pfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot - tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart - losigkeit der Americaner***)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi - nesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Cudorus beim Plinius. –)., die Sirenen, Cen - tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig - keit unserer lieben Alten.
60Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le - bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfor - dert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause*)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..
2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro - pomorphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer dem schon beim Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs das auffallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Satyrus, der Orang utan, Pongo**)Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach, aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru - dolphi's anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand - zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs - jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein - heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis - sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer,61 Hrn. Dr. C. A. Fritze in Batavia verdanke –) die obige speci - fische Charakteristik beibehalten müssen.. S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis minoribus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch da in geringer Anzahl*)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millio - nen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Hand - lungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer land - einwärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Lin - né's Homo lar). S. brachiis longissimis, talos attingentibus.
Schreber. tab. 3.
Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Mo - lucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme, und ist von schwärzlicher Farbe.
4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus calvis, ca - pite subrotundo.
Schreber. tab. 4.
In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den ungeschwänz - ten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum vom inuus (Büffon's magot) verschieden. Ist auch62 auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freien fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le na - sique, la guenon à long nez. Engl. the Pro - boscis Monkey). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata, barbata nigra, barba incana prolixa.
Schreber. tab. 11.
Auf Ceilon ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbildun - gen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reiß in das gelobt Land. Mainz 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spä - tern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen geschwänzten Menschen umgestaltet worden.
7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, naribus bifidis elatis.
Schreber. tab. 12.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beinahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.
3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba - boon). Facies prolongata, minus anthropomor - pha, nasus utrinque tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda (plerisque) abbreviata. Den - tes ut in simiis.
63Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat we - nig menschenähnliches, bei manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es un - bändige, und äußerst geile Thiere.
1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis, unguibus acutiusculis.
Schreber. tab. 10.
In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bilderschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea gla - bra, profunde sulcata.
Schreber. tab. 7.
Auf Guinea, am Cap ꝛc., wo oft ganze Scharen Weinberge und Obstgärten plündern sollen.
Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mor - mon, der Choras) ist in Ceilon zu Hause.
4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et manus minus humanae. Nares laterales. Nates tectae. Dentes ut in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajous.
1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate). C. barbatus rufus, gutture tumido.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.
Scharenweis in den großen Waldungen von Guia - na ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebul) zumahl bei Wetterveränderung ein betäu - bendes Geschrei hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Seitenflügeln des Unterkiefers) hervor - gebracht wird.
642. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetra - dactylis absque pollice.
Schreber. tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll - schwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket - tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..
b) Cauda non prehensili, die Sanguin - chen, (eigentlich Sahuichen).
3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der Nachtigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche Thierchen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen; daher es in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.
5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes pri - mores superiores 4. per paria remoti, infe - riores 4 – 6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati**)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..
1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.
Schreber. tab. 38.
Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eichhörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.
Schreber. tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bei manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Amei - senhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletter - krallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauve-sou - ris. Engl. bat). Pollex palmarum et digiti plan - tarum breves, reliqui longissimi, membranae expansili intertexti, pro volatu.
Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus noctur - nis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt - theile verbreitet sind.
a) Dentibus primoribus 4. utrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in - fundibiliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich - hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pfer - den ꝛc., sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Namen des Vampyrs (Blut - saugers) erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's vampyrus, Büffon's roussette). V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora divisa.
Schreber. tab. 44.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit aus - gespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlech - terdings nicht Vampyr genannt werden: findet sich schaa - renweise in Hindustan und auf den ostindischen und Au -66 stral-Inseln; in größter Menge aber auf Neu-Hol - land. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säu - gethier.
b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile auffallend groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus. (Engl. the rearmouse). V. cau - datus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Ver - mehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl
c) Dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschie - denheit ihres Gebisses erst wieder unter drei Fa - milien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vor - derzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes pri - mores utrinque 2; inferiores subulati.
671. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche). S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vor - derfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite weg - läuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil. Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.
Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nor - dischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal - See, werden im Winter grau, und geben dann das ächte Grauwerk, (petit-gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schnee - weiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit - gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Mais - feldern großen Schaden.
8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus api - cem crassior. Dentes ut in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse). G. griseus, subtus albidus, auri - culis rotundatis, nudis.
Schreber. tab. 225.
So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstri - chen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mä - steten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und hält langen und sehr festen Winter - schlaf.
682. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus, pollice plantarum mutico, auriculis rotundatis.
Schreber. tab. 227.
Kleiner am Leibe als der Hausmaus. Zu ihrem Win - terschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes La - ger von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.
9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda sub - sesquiunciali, auriculis nudis vellere molli laten - tibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.
Schreber. tab. 190.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lem - ming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merk - würdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wur - zeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.
2. †. Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat). M. cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido*)Const. Nicati comm. de mure domestico, silvatico atque arvali. Vltraj. 1822. 8..
Schreber. tab. 180.
Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia corporis, auribus vix vellere prominulis, palmis subtetra - dactylis.
Schreber. tab. 186.
69In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gär - ten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*)Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat - tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar bräunlich-grauen Flecken auf dem Rücken..
4. †. Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.
Schreber. tab. 191.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das be - währteste Vertilgungsmittel ist wohl der englische Erd - bohrer. Auch unter dieser Gattung finden sich hier herum, wie unter der folgenden, Kackerlacken.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse). M. caude elongata, palmis te - tradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kacker - lacken in ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat). M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum unguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**)Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam angegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen Verpflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten Thiere, habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de quorundam animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu aut studio ab hominibus aliorsum translatis. Gotting. 1823. 4. und im T. V. comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott.. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen Victualien überall nach; den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den See -70 fahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in Westindien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch die ur - sprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimische Wanderratte (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway rat) verdrängt, die von röthlich - grauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.
7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter maculato.
Schreber. tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emi - griren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und her - unter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß ge - geben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.
8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecau - datus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in - fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
Schreber. tab. 206.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlie - der haben, und folglich gänzlich blind seyn.
10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbrevia - tae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la mar - motte). M. corpore depresso, supra fusco, sub - tus flavescente.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.
71In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stundenweit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee ent - blößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Exi - stenz wachend zu.
2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus ponticus). M. auriculis minibus, cauda villosa, corpore vario.
Schreber. tab. 211.
Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Größe vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.
F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting. 1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter - irdischen, wohl 7 Fuß tiefen, Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manchmal auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Einem Som - mer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.
11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superio - res 2, distantes, inferiores 4 contigui, pal - mae digitis 4, plantae digitis 3, cauda nulla.
1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plan - tarum unico subulato.
Schreber. tab. 240.
72Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem ei - genen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Ge - bisses und der Füße, schwer zu classificiren ..
12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotunda - tae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Den - tes primores utrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig). S. ecaudata, corpore variegato*)J. Jac. Freuler monographia Caviae porcelli zoologica. Gotting. 1820. 4..
Schreber. tab. 173.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säuge - thieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.
2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cau - data, corpore ex rufo fusco, abdomine flave - scente.
Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.
Größer als ein Kaninchen.
13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; supe - riores duplicati.
1. †. Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl. the hare). L. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fuß - sohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wiederzukauen**)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..
73Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zei - ten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe*)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34. u. f. angegeben..
Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nördlichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dicke - ren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, län - gere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler-Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß**)S. Meisner's Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..
2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbit). L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis brevioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf manche Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehrten sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736. auf der St. Peters-Insel bei Sardinien***)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Land - plage geworden sind†)„ Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo - rum auxilium militare a divo Augusto petiisse. “Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die gemeinsten Kacker - lacken.
Die langhaarigen angorischen (S. 24. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande gut fort.
7414. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi, postici elongati. Cauda saltatoria, apice floc - cosa. Dentes primores utrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Pal - mis tridactylis, plantis tetradactylis.
Schreber. tab. 228.
Zumahl in Nordafrica, Arabien ꝛc. Macht sich Höh - len in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine). Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 2.
1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cauda abbreviata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zu - weilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (pie - dra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ost - indischen Gattung von Stachelschweinen finden.
2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis occultis.
Schreber. tab. 169.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehr - sten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige an - dere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.
7516. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6*)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare (– S. 44. Not. **) –) sitzen; und untere alle die vorn im Un - terkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3, in - fra 1, molares 4.
1. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog). E. auriculis rotundatis, naribus cristatis**)J. Joach. Wetter erinacei europaei anatome. Gotting. 1808. 8. pag. 7..
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noctur - num. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hin - gegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert wor - den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen***)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..
17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6†)So ist es wenigstens bei der Wasserspitzmaus., bifidi; infe - riores 2 – 4 intermediis brevioribus; laniarii utrinque plures.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew). S. cauda mediocri, abdomine albido.
Schreber. tab. 160.
In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegrün - dete Sagen. Selten finden sich gefleckte oder ganz weiße Spitzmäuse.
762. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo - mine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier wie durch eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt be - kannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.
18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6. inferiores 8; laniarii major 1, minores 4.
1. †. Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole). T. cauda breviore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenhei - ten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann ge - schickt schwimmen und bei Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Gegend.
2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis tridactylis.
Vosmaer's monogr. 1787.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asia - tica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Fe - minis folliculus abdominalis mammarum.
Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einan - der im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannichfaltig, daß dieselben nach dem lin - néischen System in ganz verschiedene Geschlechter ver - theilt werden müßten.
771. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cauda squamosa longitudine corporis. Dentes pri - mores superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zumahl im wärmern Nordamerica*)Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.. Daß Weib - chen von dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansaugen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkomme - ner ausgebildet, gleichsam vom neuem geboren werden können.
2. Gigantea. das Kängaruh. D. grisea, cauda longa crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis longissimis. Palmis pentadactylis, plantis subte - tradactylis. Dentes primores superiores 6. infe - riores 2. laniarii nulli.
Hawkesworth T. III. pag. 157.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es auf - recht sitzt, wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. wobei ihm sein mächtig starker Schwanz zum Springstock, so wie beim Aufrechtfitzen zur Stütze, und gegen den Angriff als kräftige Vertheidigungswaffe dient. Das Weibchen wirft nur ein Junges auf ein - mahl, das bei der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.
3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda brevissima. Dentes primores utrinque 2 cylin - drici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.
Leach vol. II. tab. 96.
78Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dachses. Wie es scheint, auch so ein animal noctur - num, das in der Erde wühlt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris - que felina. Dentes primores utrinque 6, in - termediis brevioribus. Lingua plerisque retror - sum aculeata. Ungues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dorso jubato cinereo nigroque undatim striato.
Ménagerie du Muséum national. Livrn IV. tab. 1.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei bei - den Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet). V. cauda annulata, corpore fulvo-nigricante maculato.
H. n. des mammifères XVII. tab. 3.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo an - nulata.
Schreber. tab. 218.
In Südamerica. Mit einer rüffelförmigen sehr be - weglichen Nase.
4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la moussette. Engl. the skunk, pol-cat). V. li - neis dorsalibus albis, per caudam productis.
Schreber. tab. 122.
In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Namen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.
795. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste). V. cauda basi incrassata sensim attenuata apice floccosa.
Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneiern, so wie außerdem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.
21. Mustela. Dentes primores superiores 6, erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, ob - tusiores, conferti; duo interiores. Lingua laevis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. †. Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. cor - pore fulvo-nigricante, gula flava.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin). M. corpore fulvo-nigricante, gula alba.
v. Wildungen a. a. O.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benach - barten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat). M. flavonigricans, ore et auricularum apicibus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
80Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.
Schreber. tab. 136.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz - braunem, dickhaarigem und glänzendem Fell finden sich um Jakuzk.
5. †. Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine). M. caudae apice nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun - lich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel). M. corpore ex rufo fusco subtus albo.
v. Wildungen a. a. O.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, lon - giores lobati; laniarii primarii solitarii (mi - nimi 1 – 2 inter hos et primos molares), lin - gua laevis.
811. †. Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). U. fusco nigricans, cauda abrupta.
Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien und Nordafrica. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vor - dertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber am Gewicht halten.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei - nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.
Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwar - zem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung aus, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.
2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polarbär. U. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.
An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf La - brador findet sich in G. Cartwright's Journal during a Resi - dence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..
3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger, villosus, labiis protensilibus, colli macula alba.
Catton's Animals in aquatinta 1788. tab. 20.
Tiedemann über das vermeintliche Bärenartige Faulthier 1820. 4.
82In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort selten (S. 61. N.*)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere gerechnet.. Von der Mittelgröße des Bären*)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere gerechnet..
4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton). U. corpore rufo - fusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.
5. †. Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau. Engl. the badger). U. cauda concolore, abdo - mine nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobei er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkukuks. Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr be - weglichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.
7. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton). U. cauda annulata, fascia palpebrarum transversali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.
83Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen America ꝛc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vor - derpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen oder Auffischen seines Futters ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vorzüglichste für Hutmacher.
23. Canis. Dentes primores superiores 6, late - rales longiores distantes, intermedii lobati, in - feriores 6, lobati omnes, laniarii solitarii, incurvati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog). C. cauda recurvata; subinde digito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich beson - ders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, ver - bunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancher - lei andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größ - ten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge - nerationen ausbildet.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes, zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß man diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden Rasse macht der eigentliche Bullenbeißer,84 Wachthund, Bluthund, molossus (Engl. the bull-dog), bei welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervortritt.
b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.
c) Terrae novae. der Neufundländer. (– Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenarti - ges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümm - ten Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bei ihm ungleich größer ist, als bei andern Hunden. Da - her sein ungemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig*)Anspach's History of Newfoundland pag. 379..
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien courant). Mit langem, dickem Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher auch die Bracke (Engl. the spanish pointer), der Hühnerhund, Wachtelhund und die schön getigerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wol - lichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä - ferhund, Haushund. (Fr. le chien de ber - ger. Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der Schwanz an der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch der isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien loup). Auch der große St. Bernhards-Hund; und der kleinere, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. – Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen wer -85 den, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lapdog, the shock). Mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Kör - per, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbrau - nen Flecken über den Augen. – Ihm scheint der englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund. Aeh - nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwan - zes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier. Engl. the grey - hound). Mit langem, zugespitz - tem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.
l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Wind - spiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. der spartanische Hund. (canis laconicus). Sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.
Ihm ähnelt der große dänische und der nun ausgestorbene große irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the na - ked dog). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 24. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und ver - mischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
862. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf). C. cauda incurvata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabei schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erschei - nung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive). C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae apice nigro.
Schreber tab. 94.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Nato - lien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise um - her; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ur - sprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simson's Füchse für Schakale gehalten.
4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox). C. cauda recta, apice discolore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den östlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früch - ten namentlich sehr gern Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be - rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silber - weiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine87 besondere Gattung anzusehen sei, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the arctic fox. Russ. Pesez). C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.
Schreber. tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu - Zembla, Grönland ꝛc. – Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich - grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis vir - gatis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager un - ter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.
Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer*)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie - dert, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, wo - mit der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Samm - lung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß, als der von meiner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.
24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lingua aspera. Dentes primores 6 acutius - culi, exterioribus majoribus, laniarii solitarii, supra a primoribus, infra a molaribus remoti.
881. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion). F. cauda elongata floccosa*)Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe ich bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustra - tae beschrieben und abgebildet., corpore fulvo.
Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II. tab. 1.
In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa; weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutsch - land und sonst im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Le - bensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata, capite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Pardus. der Panther, Parder**)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge - schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angulatis, passim con - fluentibus et annulatis.
Ménag. du Mus. nat. III tab. 1.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit kleineren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beisammen stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once). F. cauda elongata, corpore albido, macu - lis irregularibus nigris.
Schreber. tab. 100.
89In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.
5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, maculis angulatis, ocellatis, medio flavis.
Hist. nlle des Mammifères XVII. tab. 1.
In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immacu - lato fulvo.
Schreber. tab. 104.
In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Namen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat). F. cauda abbreviata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore ma - culato, plantis palmisque amplissimis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapo - litanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
8. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat). F. cauda elongata, striis dorsalibus longi - tudinalibus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Haus - katze begattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der90 Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäuser - oder Cyper - katze; und die spanische oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell-cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun), in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. pares - seux. Engl. sloth). Caput rotundatum, crura antica longiora. Dentes primores nulli utrin - que; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cy - lindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis, cauda brevi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
In Guiana ꝛc. Freilich ein äußerst langsames schwer - fälliges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae pentadactylae. Dentes primores et laniarii nulli; molares infra 4, supra 5.
1. Capensis. das Erdschwein.
Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.
91Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären ge - rechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit sei - nen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt, und fast einzig von Termiten lebt.
27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four - miller. Engl. ant-eater). Rostrum productius, lingua lumbriciformis; dentes nulli.
1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis tetradactylis, cauda longa jubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.
Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.
2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilis - que tectum; rostrum elongatum, teretiusculum; lingua lumbriciformis; dentes nulli.
1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.
Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.
Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.
So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in Neu-Holland. Beide haben im innern Bau vieles, von andern Mammalien Abweichendes, mit dem Schnabel - thiere gemein.
29. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lingua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere die - ses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel92 Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern wurden sie unter die Eidexen gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon - giore: ungulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein castanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.
30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gür - telthier. (dasypus Linn). Corpus testis zo - nisque osseis cataphractum: dentes primores et laniarii nulli.
1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dor - salibus 9; palmis tetradactylis; plantis penta - dactylis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.
In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kuge - licht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa, Dentes primores superiores 6 obtuse truncati; inferiores 6 prominentiores; laniarii solitarii utrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse). E. cauda undique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr, aber häufig und theils in großen Heerden ver - wilderte, so z. B. in der Mongolei, und in Paraguay,93 wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spanier überbracht worden u. s. w. Un - ter den zahmen Pferde-Rassen*)Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit Text von C. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol. zeichnen sich die Ara - ber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolitanischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen**)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der größten Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2 1 / 3 Mahl in einer Secunde. – s. an Essay on the Proportions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.. – Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Kosaken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungu - sen, die Abiponer ꝛc., so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der ge - dachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezo - gen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass). E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Na - men Kulan***)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 238 sq., von da er jährlich im Herbst in großen Heerden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.
94Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftig - keit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) frucht - bar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, Supplém. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel erzeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime re - gularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gat - tungen gibt, deren eine, das Guagga***)Ménagerie du Musèum national IV. tab. 3., man irrig für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt heerdenweis, ist unge - mein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt haben beide sowohl mit Eseln als Pferden Bastarde gezeugt†)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos. Transact. for. 1821. P. I. pag. 20..
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.
32. Camelus. Cornua nulla, labium leporinum, pedes subbisulci††)III. B. Mosis, Kap. XI. V. 4.. Dentes primores infe - riores 6 spathiformes: superiores 2; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
951. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le dromadaire*)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.]. C. tofo dorsi unico.
Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nennen es die Araber). Die ge - wöhnliche Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen (– die Courier-Camele oder Heiries aber zwey Meilen in einer Stunde –) zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich nie - derlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chaineau. Engl. the camel). C. tofis dorsi duobus.
Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in gan - zen großen Heerden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua - naco. C. dorso laevi, tofo pectorali.
Schreber. tab. 306.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier ge - braucht, und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner tragen.
964. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne). C. tofis nullis, corpore lanato.
Schreber. tab. 307.
Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, son - dern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treib - jagden haufenweis gefangen. Auch soll der occiden - talische Bezoarstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.
33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Den - tes primores superiores nulli, inferiores 8, laniarii nulli.
1. †. Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl. the sheep). C. mento imberbi, cornibus com - pressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch weit seltner als die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere ge - halten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und die engli - schen und deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd - Wallis wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländi - schen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die lü - neburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Zie - genhaar; und die in Südafrica noch überdies lang herabhängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büf - fon's mouflon). C. cornibus arcuatis circum - flexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.
Brandt u. Ratzeburg. l. t. 9.
97Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarei; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen America. Letzteres ein sehr schmack - haftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hör - ner, und wird von einigen Naturforschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.
3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl. the goat. ) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam - men, der im Caucasus und den daran gränzenden öst - lichen Gebirgen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orien - talische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Namen des Bezoarbocks belegt wor - den**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. – Die Hausziege (– das wichtige Haus - thier der alten Guanchen auf den Canarischen In - seln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Ca - melgarn, so wie aus dem äußerst seinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kash - mir und Tibet unter ihrem gröbern, langen Haar tra - gen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt werden***)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt - tingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat. ) C. mento bar - bato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
Meisner's Museum der N. G. Helvetiens Nro. 1 und 6.
98In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines be - jahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.
34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden*)s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig bekann - ter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II..
1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois, l'Izard). A. cornibus erectis uncinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt ha - ben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi - matis.
Schreber. tab. 269.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weib - licher Schönheit.
3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo virescente, cauda brevissima.
Schreber. tab. 259.
In Südafrica.
4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
99Im Innern des südlichen Africa, von wannen er jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.
5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. cor - nibus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore caerulescente.
Schreber. tab. 278.
Nur noch im Caffetlande; übrigens aber ausgerottet.
6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.
7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum incurvis, cervice colloque jubatis, cauda longa floccosa, pedibus albo nigroque annulatis.
W. Hunter in philos. Transact. vol. LXI. tab. 5.
In Bengalen ꝛc.
8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus reflexis; mento barbato: juba cervicali et pectorali.
Vosmaer descr. du Gnou.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches Ochsenähnlich.
35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Den - tes ut in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox. ) B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, palearibus laxis.
Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der al - ten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einhei - misch. Ob er die wilde Stammrasse von unserem ge - zähmten Hornvieh sei, ist neuerlich bezweifelt worden.
100Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rindviehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau - nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.
Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die in - dische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu*)Ménag. du Mus. national IV. tab. 3. eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.
Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Bal - len aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Vieh - seuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs - mittel für die Kinderblattern bewährt worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo). B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
Brandt u. Ratzeburg. l. t. 10.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divari - catis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum curvatis, vellere propendente, cauda undique jubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
101In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
5. Bison. der nordamericanishe Bison. B. cornibus divaricatis brevibus, juba longissima, dorso gibboso.
Schreber. tab. 296.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerden - weise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordame - rica. Im Winter ist es über den ganzen Körper be - haart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine große Brust - und Nacken-Mähne.
6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus - qué. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis, basibus latissimis complanatis ad frontem conti - guis; apicibus reflexis.
Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes pri - mores superiores nulli; inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe. ( Nabis).
Cptn. Carteret in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und we - gen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie ein Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der ei - nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren102 Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie auf - recht steht, über 16 Fuß hoch.
37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii superiores).
1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan. Engl. the elk). C. cornibus planis acaulibus, palmatis.
Brandt u. Ratzeburg l. t. 5.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller Fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 600 und sein Gehörn 30 Pfund; läßt sich zähmen und heerdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie be - fallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer). Corni - bus subramosis compressis, summitate palmata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein). C. cornibus (in utro - que sexu) longis, simplicibus, teretibus, summi - tatibus subpalmatis, juba gulari pendula.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde; theils in mäch - tigen Heerden; kann in wärmern Zonen nicht aus - dauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung der dringendsten Bedürf - nisse des Lebens.
1034. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag). C. cornibus ramosis totis tere - tibus, recurvatis apicibus multifidis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden sei - nes Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, summitate bifida.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumal nach Castration, auffallender als bei andern Gattungen die - ses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.
38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generibus; laniarii supe - riores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk). M. folliculo umbilicali.
Brandt u. Ratzeburg l. t. 7.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereies, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneimittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain). M. supra fusco-rufus, sub - tus albus, ungulis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.
39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mo - bile. Dentes primores (plerisque) superiores 4, convergentes, inferiores 6, prominentes; laniarii superiores 2, inferiores 2, exserti.
1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Haus - schwein, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. – In America, wohin diese Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons). Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine aben - teuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. – Die schinesischen (Fr. co - chons de Siam) haben kürzere Beine und einen aus - geschweiften Rücken ohne Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.
1052. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sang - lier du Cap verd). S. dentibus primoribus nul - lis; laniariis superioribus lunatis extrorsum cur - vatis; sacculis verrucosis sub oculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.
Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf, spannen-breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.
3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo mo - schifero ad extremum dorsi.
Schreber. tab. 325.
Heerdenweise in den wärmern Gegenden von Süd - america. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superioribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
Schreber. tab. 328.
Zumal auf den moluckischen Inseln. Lebt am Was - ser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober - kiefers dienen mögen? beim Weibchen sind sie weit kleiner.
40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; lania - rii 4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.
1. Americanus. der Tapir, Anta.
Schreber. tab. 319.
Das größte Landthier in Südamerica, von der Sta - tur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beim Schwein; die Oberlippe zuge - spitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc. – Ein sehr ähnliches Thier, das106 Maïta findet sich in Ostindien auf Malacca und Su - matra*)Fr. Cuvier in der Hist. naturelle des Mammifères Cah. IV..
41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehensilis; dentes superiores eburnei exserti.
1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava, auriculis minoribus angulosis; dentium molarium corona lineis undulatis parallelis distincta.
Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüs - sel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Ge - ruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei andern Ver - richtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wie - der einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er unge - mein feine kunstreiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nah - rung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtig - keit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begattung soll er sich wie die mehrsten vierfüßigen Säugethiere be - springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da107 er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine, und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We - gen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte con - vexa, auriculis amplissimis, rotundatis; dentium molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32[?]. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische Gattung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins wegen ge - fangen und geschossen.
42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu solidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque quaternis, inferioribus conicis, superioribus sub - lobatis; laniaris nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils einzelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim africanischen, nicht am Knochen fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.
2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Südafrica, am Cap ꝛc. Meist mit doppeltem Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, (inferiores procumbentes); laniarii in - feriores incurvati, oblique truncati. *)[?]Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung, aus indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel Indische Bibliothek, I. B. S. 129 – 231.
1081. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh genannt).
Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlech - ter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zerfal - len. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes pri - mores utrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen sei - ner feinen Haare für die Handlung, und für die Arz - neikunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bei beiden Geschlechtern in besondern Behäl - tern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfer - tigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der109 Biberhütten vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz ver - schiedenen Welttheilen, dabei so nach zufälligen Umstän - den zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coa - liti. Dentes primores superiores 6, inferio - res 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Ele - menten leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6..
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Cas - pischen, und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, be - sonders aber für die Grönländer und für die labradori - schen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die bei - den letztern Völker zumal, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfol - gende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.
1102. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le pho - que à ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguiculatis.
Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.
Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer ganzen Gesichtsbildung.
3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.
Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 47.
Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamt - schatkischen Meers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie - ler Eifersucht bewacht, und gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meer - thieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).
4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo jubato.
Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Geschlechts; hat den Namen von der beim Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
5. Proboscidea (cristata Linn.). der ansonsche See - löwe. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso pro - boscideo retractili.
Péron voy. aux terres australes. tab. 32.
An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonderbare rüsselförmige Nase.
46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Den - tes primores utrinque 6; superiores distincti, inferiores conferti.
1111. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter. ) L. plantis nudis, cauda cor - pore dimidio breviore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schönsten in Canada.
2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la saricovienne. ) L. badia, ma - cula alba submentali, cauda corpore dimidio bre - viore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.
Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerica.
3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter. ) L. nigra, plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breviore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka - Sund, doch auch um Corea, und zumal im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.
47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder sub - stantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemei - nen Sprachgebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warm - blütigen Quadruped's gehalten werden..
1121. Paradoxus. das Schanabelthier. (Engl. the duck-bill).
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die bei - spiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste einem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Dieses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren For - men seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Bo - tanybay.
48. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus). T. dentibus laniariis supe - rioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beisammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Othere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis p. 205..
Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Süd - indien, zumal an den Sundischen und Moluckischen Inseln zu Hause**)Sir Ev. Home in den philos. Transact. 1820. tab. 25..
2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin). T. dentibus laniariis inclusis.
Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II. tab. 4.
113In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häufig im Orinoco. Scheine zu manchen der Sa - gen von Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) An - laß gegeben zu haben*)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußeren Ge - hörganges und der Pauke des Wallfisches..
49. Monodon. Dens alteruter maxillae superio - ris exsertus longissimus, rectus, spiralis.
1. Narhwal. das See-Einhorn.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferkno - chen Einen), die aber von ungleicher Größe sind, und beim Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden wer - den, sondern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuwei - len so lang als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.
50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco su - periorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale). B. dorso impinni.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.
Das größte aller bekannten Thiere***)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bei der Asterias caput medusae. , das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den114 Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im atlanti - schen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heu - tiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheure Kopf macht wohl ein Drit - tel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt - schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Ameri - canern gibt dieses ungeheure Thier victus et amictus ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch - thrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat, die das (zuweilen weißstreifige) Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß lang werden.
2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische. B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs ist bei dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge ge - furcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall - fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops u. a. –), den ich frisch gestrandet zu sehen die mir unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tiefe Brustfurchen..
51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale). P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er er - reicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines115 milchweißen Oehls theils im Körper des Thiers bei dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in be - sondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu ei - nem halb durchsichtigen Talg verhärtet. – Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung, die sich zumal im dicken Darm mancher davon erkran - kender Caschelotte findet.
52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise). D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.
So wie die folgende Gattung in den europäischen Meeren: wird so wie diese 1 1 / 2 Klafter lang und ist zu - mal für die Lachse ein schädliches Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse). D. corpore ob - longo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'épaulard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis, parum incurvis.
Schreber. tab. 340.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittel - ländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mit - hin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschie - denheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bei ih - rer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall an - ders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein - stimmendes, daher man sich bei der besondern Ge - schichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil hornichten Schnabel, und einen mit Federn be - deckten Körper haben. Sie zeichnen sich zu - gleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleich - sam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit kei - ner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 8.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Rei -117 hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs - zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh - ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Ge - fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vö - gel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com - paratae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge - handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108 – 128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe -118 hälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vo - gel kann sie nach Willkür mit Luft laden oder aus - leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Un - terleibe, theils unter den Achseln und sonst noch un - ter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flü - gel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähn - lichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. eben - falls dahin gehörig.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bei welchem die Ge - schwindigkeit sowohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die meh - resten leben auf Bäumen, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier - Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bei den Vögeln, so wie bei den119 Säugethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt ange - messen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogel - füße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illiger's Ter - minologie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's ornitholog. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdku - gel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rück - kehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zu - bringen**)s. Dr. Jenner in den philosoph. Transact. for[1824. P. I. pag]. P. I. pag. 11..
Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zer - beißen, oder ganz schlucken. Bei denjenigen samen - fressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Ma - gen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen, der bei diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver - suchen, verschluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu - scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die eben -120 falls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern*)Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unent - behrliches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschiedene fleischfres - sende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, son - dern brechen sie, in eine Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so ge - nannten Sternschnuppen, nähmlich die graulichweißen, gallert - artigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. – s. Dr. Persoon in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 56 u. f..
Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerk - zeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säuge - thieren, gehört unter andern der Mangel der knorp - ligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumal bei den nächtlichen Raub - vögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bei manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Be - deckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beim lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den121 Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen, (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor - recht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da - zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei - den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa - geien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus - geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge - schäft willig finden. Manche halten sich nur zur122 Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie die Haushahn, und un - ter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe aus - genommen sind. Bei den polygynischen Vögeln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien her - bei, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gat - tung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ih - rer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Bau - materialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald min - der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres La - ger von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sper - linge ꝛc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere,123 wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backo - fens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w.*)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern verschiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol..
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues voll - endet ist, so legt die Mutter ihre Eier hinein; de - ren Anzahl bei den verschiedenen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die Taucher - chen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwal - ben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eier nach und nach wegnimmt**)In diesem Falle scheint also das Eierlegen eine willkür - liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwill - kürlichen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet., bis funfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeier (ova subventanea, cynosura, zephy - ria, hypenemia) heißen.
Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bei den Vögeln im schon gelegten Ei, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc., in deren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so -124 gar Menschen Vogeleier ausgebrütet haben*)Plin. L. X. cap. 55. „ Livia Augusta, prima sua ju - venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor. “. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma - schinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost - baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206 u. f. 271 u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bei solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bei den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ - chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. über - lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver - sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eie selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird†)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII. Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbebrü - teten Vogel-Eie J. Ev. Purkinje ovi avium historia ante incubationem. Vratisl. 1825. 4.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als125 das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bei jeder Lage des Eies doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten seinen Anfang genommen; beim Hühnerei z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, wor - in er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden, als die früheste Gestalt des neuempfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eie gelange erst durch eine wahre Metamor - phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild n. h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherlei zur bewunderungswürdigen Oekonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Or - ganen, sind die beiden allerwichtigsten zwey sehr ge - fäßreiche Membranen, die zumal um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zei - gen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die126 dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammen - hängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (– S. 32 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eie reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer kör - perlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethie - ren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hun - dert, Buchfinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich127 ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschen - geschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säu - gethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schäd - lichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fort - pflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fisch - rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel ver - schlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung dersel - ben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falken - gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fischfang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vö - gel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung man - cher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancher - lei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel aus - machen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer128 Thiere und Gewächse zurückbringen. Der Con - dor, der Lämmergeier u. a. Raubvögel tödten Käl - ber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sang - vögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obst - bäumen ꝛc. Und endlich werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wu - cherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirk - lich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genom - men, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classi - fication auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vö - gel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krähen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden dursten.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen star - ken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knor - rigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen.
II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und da - her sehr leichten Schnäbeln. Papageien, Tu - cane ꝛc.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmi - ger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan - gem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schna - bel. Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitz - ten Schnabel, von verschiedener Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellete, ver - wandt sind.
130VII. Struthiones. Die großen, zum Flug unge - schickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und mei - stens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stumpfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ordnungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen schar - fen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schnei - dende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehren - theils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes, wider - liches Fleisch.
1. Vultur. Geier Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. carun - cula verticali longitudine capitis.
de Humboldt Recueil d'observations de Zoo - logie. tab. 8. 9.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit einem weißen Halskra - gen. Nistet zumal an felsigen Ufern, fliegt ausneh - mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehheer - den, und von den todten Fischen, welche die See aus - wirft.
2. Papa. der Geierkönig, Kuttengeier, Son - nengeier. V. naribus carunculatis, vertice col - loque denudato.
Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.
In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gel - ben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischi -133 gen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dickbefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier, Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso ver - sus apicem gibboso, mente barbato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.
In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Si - birien und Habessinien. Der größte europäische Raub - vogel, dessen ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geiern auszeichnet.
4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegyp - ten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige an - dere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen ꝛc. vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor). Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius. Fr. le messager). F. cera alba, cruribus longissimis, crista cervicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle). F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore fer - rugineo, nigricante, striis flavis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
1343. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle. ) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugi - neis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.
Buffon vol. I. tab. 1.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.
4. †. Ossifragus. der Seeadler, Fischadler, Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea - eagle, osprey). F. cera lutea pedibusque semi - lanatis, corpore ferrugineo, rectricibus latere in - teriore albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Buffon vol. I. tab. 2.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Mi - lan, Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite). F. cera flava, cauda forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore.
Frisch tab. 72.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl. the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor ni - gricantibus.
Frisch tab. 74.
In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von man - chen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freilich manche andere verwandte Gat -135 tungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu - gethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze ab - gerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (accipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk). F. cera nigra, margine pedibusque flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.
Frisch tab. 81. 82.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier. Engl. the sparrow hawk). F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo un - dulato, cauda fasciis nigricantibus.
Frisch tab. 90. 91. 92.
In einem großen Theile der alten Welt.
3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, adun - cum, nudum absque cera; nares barbatae; caput grande; lingua bifida; pedes digito ver - satili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn owl, the eagle-owl). S. auribus pennatis, iridibus cro - ceis, corpore rufo.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linne 'und viele andere Naturforscher, aber auch Anti - quartier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, (– wahr - scheinlich das Käuzchen, Str. passerina –) habe ich aus den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Specimen historiae na - turalis antiquae artis operibus illustratae p. 20 sq..
2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. ca - pile laevi, corpore albido, maculis lunatis distan - tibus fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.
1363. †. Flammea. die Schleiereule, Perleule, Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. capite laevi, corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.
4. †. Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche. Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.
Frisch tab. 100.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrin - que versus apicem, basi nudum; lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grièche grise. Engl. the great shrike). L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.
Frisch tab. 59.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die fol - gende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur. Engl. the red-backed shrike). L. cauda subcu - neiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor inter - mediis unicoloribus, rostro plumbeo.
Frisch tab. 60.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zu - mal Käfern, Grashüpfern ꝛc., die er zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist137 sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.) bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perro - quet. Engl. parrot). Mandibula superior adunca, cera instructa, lingua carnosa, in - tegra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Levaillant. Par. 1801 u. folg. gr. Fol..
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen die - ses (– weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherlei Familien eingetheilten –) Geschlechts eine so überaus eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippinen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hinge - gen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papageien viel Auszeich - nendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin - ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmi - ger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe. (Ara - canga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
Edwards's birds tab. 158.
In Südamerica
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pecto - reque rubro, gula nigra.
Edwards l. c. tab. 292.
In Ostindien.
1383. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flava.
Frisch tab. 50.
In Ostindien, zumal auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.
Frisch tab. 51.
Auf Guineea, Congo und Angola.
5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va - riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.
Daubenton Pl. 312.
In Westindien ꝛc.
6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.
Frisch tab. 54. fig. 1.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sage, als ob er immer Paarweis gehalten wer - den müßte, weil keiner den Verlust seines Gatten über - leben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Ro - strum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen Gat - tungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von un - gemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts geza - sert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschieden - heit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.
1397. Buceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydrocorax). Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvatum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abenteuer - lich gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu - Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker). Rostrum polyedrum, apice cuneato; lingua brevissima, retrorsum aculeata; vagina ossis linguae teres lumbriciformes, longissima; pe - des scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau, daß sich ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel das wurmförmige Vorderende desto leichter hervorschießen, und an der hornigen kleinen Zunge Insecten anspießen können*)V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis. Stuttg. 1821. 4. m. Steindr..
1. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coc - cineo.
Frisch tab. 34. fig. 1.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.
1402. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.
Frisch tab. 35.
3. †. Major. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.
Frisch tab. 36.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.
Frisch tab. 37.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua ut in picis mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the wry - neck). F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Frisch tab. 38.
Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksam - keit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretiusculum, apice compresso, mandibula su - periore paullo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle, le torchepot. Engl. the nut-hatch, the wood - cracker). S. rectricibus nigris, lateralibus qua - tuor infra apicem albis.
Frisch tab. 39.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todus. Rostrum subulatum, depressiuscu - lum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green spar - row). T. viridis, pectore rubro.
Im mittlern America.
1412. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore albo, cauda cuneata, rectricibus intermediis lon - gissimis.
In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum; pedes breves, gressorii.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le martin pêcheur. Engl. the kingsfisher). A. supra cya - nea, fascia temporali flava, cauda brevi.
Frisch tab. 223.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäul - niß überzugehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten, eine Eigenheit dieses Vogels, son - dern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuz - schnabel, Canarienvogel u. a.
13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. Engl. the bee-eater). M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi caerule - scente, gula lutea, fascia temporali nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, sub - compressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.
1. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr. la hupe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.
Frisch tab. 43.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regen - würmern und mancherlei Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq. .
14215. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcua - tum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau. Engl. the creeper). C. grisea, subtus alba, remi - gibus fuscis; rectricibus decem.
Frisch tab. 39. fig. 1.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. (vestiaria). C. coccinea, rectricibus remigibusque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwoh - ner mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels mancherlei prachtvollen Putz und andere Klei - dungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remi - gibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
Auf Neu-Seeland.
16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird). Rostrum subulato-filiforme longum. Mandibula inferiore tubulata, supe -143 riore vaginante inferiorem. Lingua filis duo - bus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii, bre - vissimi.
Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wär - mern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien.
1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectri - cibus intermediis longissimis, capite fusco, gula aurata uropygioque viridi.
Edwards tab. 32.
In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.
2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus al - bido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis.
Edwards tab. 105
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baum - wolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eier etwa die von einer Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase). T. viridescens vertice purpureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba. thes. tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit ru - binrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. 144Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, un - schmackhaftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, subquadrangu - lare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef - eater).
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
In Senegambien ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compressum, semio - vatum, arcuatum, dorsato-carinatum. Man - dibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.
1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. 13.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit ein - ander brüten ꝛc.
19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, na - res mystace tectae; pedes ambulatorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven). C. corpore atronitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea.
Frisch tab. 63.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Haa - sen ꝛc., schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille. Engl. the carrion crow). C. atrocaeru - lescens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis.
Buffon vol. III. tab. 3.
1453. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook). C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 64.
Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow). C. cinerascens, capite jugulo alis caudaque nigris.
Frisch tab. 65.
In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in andern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähli - gen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Mais - feldern großen Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw). C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.
Frisch tab. 67.
Im nordwestlichen Europa.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay). C. tectricibus alarum cae - ruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.
Frisch tab. 55.
Im mildern Europa.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse - noix. Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.
In der nördlichen Erde.
1468. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
Frisch tab. 58.
In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meiergeflügel, und mitunter wohl für die Saalfelder, das aber auch zahllose Raupen, Schnek - ken ꝛc. vertilgt.
20. Coracias. Rostrum cultratum, apice in - curvato, basi pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier. Engl. the roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, hau - fenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiu - scula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate. Engl. the minor grakle). G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flava.
Buffon vol. III. tab. 25.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea, cauda rotundata.
Catesby vol. I. tab. 12.
In Nordamerica.
14722. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro - merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol.Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.. Paradisvogel. (manuco - diatta). Rostrum basi plumis tomentosis tec - tum. Pennae hypochondriorum longiores. Rectrices duae superiores singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten In - seln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie - ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag - ten**)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..
1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis hypochondriis luteis corpore longioribus, rectri - cibus duabus intermediis longis setaceis.
Edwards tab. 110.
2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manucode à 12 filets). P. anterius nigra vio - lacea, posterius alba, humeris viride virgatis, rectricibus 12 nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.
Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1481. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. 331.
In Guiana.
24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet). Rostrum cultratum, lateraliter com - pressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra oculos protenso.
1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
In Sierra Liona.
25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow). C. cauda rotundata nigri - cante albo-punctata.
Frisch tab. 40. u. f.
In der nördlichen alten Welt, wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eier, das er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.*)oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. – s. Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67. zwischen dieser ihre eigenen Eier, da sich dann diese kleinen Vö - gel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch um Vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**)s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr. Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.
1492. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wil - den Bienennester aufzusuchen weiß.
3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, cor - pore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.
Buffon vol. VI. tab. 15.
In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer andern besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit weißen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.
26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acu - tissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot). O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flavis.
Frisch tab. 31.
Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie leben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weib - chen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmi - ges, sehr daauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird). O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Catesby vol. I. tab. 13.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem abgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
150In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen mehrere Hundert an einem Baume hän - gen sieht.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von ver - schiedener Größe und Bildung. Sie leben in Mo - nogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen - Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein nennt).
27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.
1. †. Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extror - sum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.
Frisch tab. 15. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices), im Sande.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus nigris: extimis duabus margine exteriore albis, capite cristato.
Frisch tab. 15. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
15128. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato - depressum, obtusiusculum: mandibula supe - riore integerrima, marginibus patentiusculis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'étourneau. Engl. the stare, starling). S. rostro flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Frisch tab. 217.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: man - dibula superiore apice deflexo, emarginato.
1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite). T. dorso fusco collo maculis albis, rostro flavescente.
Frisch tab. 15.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.
2. †. Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la li - torne, tourdelle. Engl. the fieldfare). T. rectri - cibus nigris; extimis margine interiore apice al - bicantibus, capite vropygioque cano.
Frisch tab. 26.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus ferrugineis, superciliis flavescentibus.
Frisch tab. 28.
Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Fin - stern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lucente gegeben haben.
1524. †. Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush). T. remigibus basi interiore ferru - gineis.
Frisch tab. 27.
Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen fin - det sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock - bird). T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et caudae candidis.
Catesby vol. I. tab. 27.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica. Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.
Edwards vol. I. tab. 20.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater, rostro palpebrisque flavis.
Frisch tab. 29.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le merle bleu). T. nigro-caeruleus, remigibus re - ctricibusque fuscis.
Edwards vol. I. tab. 18.
Einsam auf den Inseln und an den Küsten des Archipelagus; ein lieblicher Sangvogel.
30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: man - dibula superiore longiore, subincurvata, utrin - que emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de153 Bohème. Engl. the bohemian chatterer). A. occipite cristato: remigum secundariorum apice coccineo lanceolato.
Frisch tab. 32.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi rotundatum; mandibula inferior margine laterali inflexa.
1. †. Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagei. (Fr. le bec croisé). Engl. (the cross-bill, sheldaple). L. rostro forficato.
Frisch tab. 11. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Brü - tet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhom - beis, rectricibus latere basis tenuiore nigris.
Frisch tab. 4. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie - big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch). L. artubus nigris, tectri - cibus caudae remigumque posticarum albis.
Frisch tab. 2. fig. 1. 2.
In der nördlichern alten Welt, Beide Geschlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagni - ren, und sogar Worte nachsprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte oliva - cea, nucha, humeris, alia et cauda fuscis.
Paterson's journeys pag. 133.
Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und154 das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pe - dibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hängendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.
6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido - flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.
Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.
In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel, zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.
7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the redbird). L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibus - que sanguineis.
Frisch tab. 4. fig. 1.
In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.
8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicanti - virens, remigibus primoribus antice luteis, rectri - cibus lateralibus quatuor basi luteis.
Frisch tab. 2. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis.
Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und tab. 134. fig. 1.
Am Cap ꝛc. ; das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hin - gegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.
15532. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, man - dibulae basi deorsum a se invicem disceden - tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, su - periore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevo - gel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting). E. remigibus albis, primoribus ex - trorsum nigris: rectricibus nigris: lateralibus tribus albis.
Frisch tab. 6. fig. 1. 2.
In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlen - berg über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Haus - mann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueber - wintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mal in unermeßlichen Zügen sehen läßt.
2. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting). E. grisea, subtus nigro ma - culata, orbitis rufis.
Frisch tab. 6. fig. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remi - gibus nigris, primis tribus margine albidis: rectri - cibus nigris, lateralibus duabus extrorsum nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer). E. rectricibus nigricantibus: ex - timis duabus latere interiore macula alba acuta.
Frisch tab. 5. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
1565. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorsoque spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus utrin - que extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à col - lier d'or. Engl. the whidah bird). E. fusca, pe - ctore rubro, rectricibus intermediis quatuor elonga - tis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.
Edwards tab. 86.
Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von ihrer Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guinei - schen Küste.
33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum, emarginatum, basi subtrigonum, apice declive.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'ar - gent. Engl. the red-breasted blackbird). T. atra, fronte, iuguto pectoreque coccineis.
Edwards tab. 267.
So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs*)Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch). F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus dua - bus oblique albis.
Frisch tab. 1. fig. 1. 2.
In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbar - ten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Win - terfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon157 d'Ardennes. Engl. the bramble). F. alarum basi subtus flavissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.
3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle). F. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis rectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thist - lefinch). F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flavis: rectricibus duabus extimis me - dio, reliquisque apice albis.
Frisch tab. 1. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien - Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..
5. Amandava. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad finch). F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behaup - tet, gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk - kervögelein. (Fr. le serin de Canarie). F. rostro albido, corpore subfusco, pectore flave - scente, rectricibus remigibusque virescentibus.
Frisch tab. 12. fig. 1-4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht wor - den zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist158 bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kacker - lacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin). F. remigibus medio luteis: primis quatuor immacu - latis, rectricibus basi flavis, apice nigris.
Frisch tab. 11. fig. 1. 2.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten ge - funden wird*)Günther's Nester und Eier verschiedner Vögel durch Wirsing. Taf. X..
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet). F. remigibus primoribus rectricibusque nigris, utroque margine albis.
Frisch tab. 9. fig. 1. 2.
In Europa und Nordamerica.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink, Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet). F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida. (Mas pectore et vertice sanguineis.)
Frisch tab. 10. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz. (passer. Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remi - gibus rectricibusque fuscis, gula nigra, tempori - bus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an man - chen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mal im Jahre. Frei - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das159 aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mou - che. Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum utrinque emarginatum, apice incurvo; vibris - sae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.
Frisch tab. 24. fig. 1.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armil - lis cinereis.
Frisch tab. 21. fig. 1. 2.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow). M. supra fusca, sub - tus albida, rectricibus fuscis: extima margine te - nuiore alba.
Frisch tab. 21 fig. 3.
Im mildern Europa.
3. †. Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l'oyselet de Chypre). M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.
Frisch tab. 22. fig. 3. 4.
Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cy - prus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften Flei - sches weit verführt wird.
1604. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl. the white waterwagtail). M. pectore nigro, re - ctricibus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis.
Frisch tab. 23. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub - tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black - cap). M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang - vögel.
7. †. Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart). M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.
Frisch tab. 19. fig. 1.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüst - chen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge - gorge. Engl. the robin redbreast, ruddock). M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2.
Meist in ganz Europa. In England der Lieblings - vogel des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.
9. †. Suecica. das Blaukehlchen, die Schild - Nachtigall. M. pectore ferrugineo fascia cae - rulea, rectricibus fuscis versus basin ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.
Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der mildern alten Welt.
16110. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren). M. grisea, alis nigro cinereoque un - dulatis.
Frisch tab. 24. fig. 3.
In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. p. 111., und legt zahl - reiche Eier.
11. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roi - telet). M. remigibus secundariis exteriori mar - gine flavis, medio albis, crista verticali crocea.
Frisch tab. 24. fig. 4.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste eu - ropäische Vogel.
12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pal - lide lutea.
J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blät - ter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höh - lung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incur - vum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.
Edwards tab. 264.
In Guinea ꝛc.
38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. tit - mouse). Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1621. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great titmouse). P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Frisch tab. 13. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sang - vögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bei dieser und andern über Winter bei uns bleibenden Gattungen die - ses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beim Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erd - reich zu Statten kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mésange bleue. Engl. the nun). P. remigibus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Frisch tab. 14. fig. 1.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise, Schneemeise. (Fr. la mésange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo, cauda corpore longiore.
Frisch tab. 14. fig. 3.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baum - krätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der in - dianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse). P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.
Frisch tab. 8. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
1635. †. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la me - sange de Pologne). P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis mar - gine utroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen, Sibirien ꝛc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pap - pelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thie - ren dieser Ordnung aus. Bei der bekannte Streit - frage über den Winteraufenthalt unserer hieländischen Schwalben, zumal der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bei den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. IV. p.557. oder für die andere**)Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winter - schlafs der Schwalben ist Daines Barrington; in s. mis - cellanies 225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Mei - nung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston Vol. I. p.494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im ganzen hat doch aber immer das Wegziehen dersel - ben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hiron - delle de cheminée. Engl. the house-swallow, chimney-swallow). H. rectricibus, exceptis dua -164 bus intermediis macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.
Frisch tab. 18. fig. 1.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bei den Systematikern auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in der Hausflur und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet). H. pedibus hirsutis, re - ctricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Frisch tab. 17. fig. 2.
Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmar - tin, shore bird). H. cinerea, gula abdomineque albis.
Frisch tab. 18. fig. 2.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln ꝛc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundai - schen u. a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu - Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen indianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
1655. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwal - be, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift). H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.
Frisch tab. 17. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, minimum, subulatum, basi depressum; vibris - sae ciliares. Rictus amplissimus; unguis in - termedius introrsum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette-chèvre. Engl. the goatsucker, night-ra - ven). C. narium tubis obsoletis.
Frisch tab. 101.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier, und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube*)Les pigeons, par Mme Knit, le Texte par C. J. Them - minck. Par. seit 1811. gr. Fol.. (Fr. und Engl. pigeon). Rostrum rectum versus apicem descendens.
166a) Cauda aequali modica.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove). C. caerulescens, cervice viridi ni - tente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hin - gegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hoh - len Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mal im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn Mal, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg - lichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat - tungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu. Engl. the rough-footed dove). Mit lang - befiederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier. Engl. the cropper pigeon). Mit theils ungeheu - rem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit). Mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbu - tant. Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine). mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner - schwanz. (Fr. le pigeon paon. Engl. the shaker). Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
167g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, tür - kische Taube. (Fr. le pigeon messager. Engl. the carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen herum. Diese Tau - benart hat ihren Namen daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefchen zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, hu - meris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier. Engl. the ring-dove). C. rectricibus postice atris, re - migibus primoribus margine exteriore albidis, collo utrinque albo.
Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.
Meist in ganz Europa.
4. †. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice al - bis, dorso griseo, pectore incarnato, macula la - terali colli nigra lineolis albis.
Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.
In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, ha - ben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Le - bensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier. Engl. the indian turtle). C. supra lutescens lunula cervicali nigra.
Frisch tab. 141.
Im mildern Europa und in Ostindien.
168b) Cauda longiore cuneata.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denuda - tis sanguineis, pectore rufo.
Frisch tab. 142.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer un - ermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope ocu - los nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail). T. pedibus nudis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricum mar - gine lunulaque ferruginea.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge). T. pe - dibus nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1799.
Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle. ) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meiergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli - notte. Engl. the grouse). T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1796.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Eu - ropa. Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmack - hafteste von allem wilden Geflügel.
1695. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white grouse, ptarmigan). T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus nigris apice albis, intermediis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Namentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Colonisten in Labrador und Grönland.
Eine dieser verwandte Art ist der J. Scoticus (Engl. the red grouse, moor cock), zumal in den schottischen Hochländern.
6. †. Tetrix. der Birkhahn, der die Kurre. (Fr. le petit tetras. Engl. the black cock). T. pedi - bus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secunda - riis basin versus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyère, tetras. Engl. the capercaile, cock of the wood). T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Im nördlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge - sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.
43. Numida. Caput cornutum, collum compres - sum coloratum; palearia carunculacea ad la - tera maxillae utriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen). N. rostro cera instructo nares recipiente.
Frisch tab. 126.
Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ur - sprünglich im nördlichen und westlichen Africa einhei - misch, aber auch längst nach Europa und vielen Gegen - den von America verpflanzt.
44. Menura. Cauda elongata, plana, rectrici - bus 16. duabus intermediis angustis, longiori -170 bus, duabus externis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.
1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.
Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14. 15. 16.
Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der sonderbarsten Thiere der ganzen Classe.
45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the cock). Ph. caruncula compressa verticis ge - minaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes vol. II. tab. 94. 95. ist in Hin - dustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haus - hahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge - bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bei ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden wor - den. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt, und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.
Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallendsten Rassen und Spielarten degenerirt; theils in wahre zum erb - lichen Schlag gewordene Monstrositäten**)Sogar, daß bei den so genannten Hollen - oder Hau - ben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase auf - getrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus for - mativi aberrationibus genauer beschrieben, und durch anatomische Abbildungen erläutert habe.; sowohl per171 defectum (– s. oben S. 19. –), wie der unge - schwänzte Kluthahn; als per excessum (– a. a. O. –), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen*)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür - digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf ein - zupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders be - merkt zu werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries - ländische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hüh - nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vor - züglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo auch noch andere Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata, genis papillosis.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.
Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien, von wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et undulatus, remigum 11 interiorum latere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato, rectricibus 2 intermediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Au -172 gen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumal in Schina zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pe - ctore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.
Edwards tab. 68. 69.
Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
Edwards tab. 66.
46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utra - que mandibula. Pennae caput tegentes re - volutae.
1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.
Buffon vol. II. tab. 13.
In Guiana ꝛc.
47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula membranacea longitu - dinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in mancherlei Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pen - nae caudales elongatae, ocellatae.
1731. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock). P. capite crista compressa, calca - ribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver - pflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.
49. Otis. Rostrum mandibula superiore forni - cata; pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl. the bustard). O. maris capite inguloque utrin - que cristato.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freien unverbundenen Ze - hen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.
50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich). S. pedibus didactylis, digito exte - riore parvo mutico, spinis alarum binis.
Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bei174 ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Von seinen Eiern, deren er wohl 30 legt, hält jedes ungefähr so viel als 24 Hühnereier. Vor - züglich wird er durch seine Federn schätzbar.
Der americanische Straus (Str. rhea) ist zu - mal in Chili zu Hause.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferde - haaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu - Südwallis entdeckt worden.
51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis dua - bus transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies ultra oculos nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus). D. pedibus ambulatoriis, cauda brevissima, pennis incurvis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber nach den Versicherungen von Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht un - wahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war**)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Veränderlich - keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..
175So weit die Landvögel. Nun die Wasser - vögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stelzenartige Beine, und auch mehrentheils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmack - haftes Fleisch und durch ihre Eier nutzbar.
52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, in - fracto-incurvatum, denticulatum, pedes te - tradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.
Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel - ten. Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.
[53]. Platalea. Rostrum planiusculum: apice di - latato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel - reiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill). P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.
Frisch tab. 200. u. f.
Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.
54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi.
1761. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bi - spinosis, fronteque cornuta.
Latham vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Südamerica.
55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acu - tum: mandibula superiore triquetra; inferiore trigona acuminata adscendente; frons calva: nares lineares: pedes tetradactyli.
1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du Brésil).
Latham l. c. tab. 26.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
56. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill). C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. 26.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetradactyli.
1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau royal). A. crista setosa erecta, temporibus pa - learibusque binis nudis.
Buffon vol. VII. tab. 11.
Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig gewunden.
2. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane). A. occipite nudo papilloso, corpore ci - nereo, alis extus testaceis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In der nördlichen alten Welt.
3. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne. Engl. the stork). A. alba, orbitis nudis re -177 migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san - guineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w.; schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..
4. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron. Engl. heron). A. occipite crista nigra depen - dente, corpore cinereo, collo subtus linea fascia - que pectorali nigris.
Frisch tab. 199.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäu - men, Eichen ꝛc .**)Was ich von schwarzen Reiberfedern aus der Levante gese - hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Rei - hers aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiednen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der Garzetta..
5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi - rescentibus.
Buffon T. VII. tab. 20.
Zumal in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.
6. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae - viusculo, supra testacea maculis transversis, subtus pallidior maculis oblongis fuscis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde.
17858. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, te - retiusculum, subarcuatum. facies nuda ultra oculos: pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Nume - nius ibis Cuvier*)s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par les anciens Egyptiens im Isten B. seiner Recherches s. les ossemens fossiles pag. CXLI.]. T. albus, remigum apici - bus, rostro et pedibus nigris, remigibus secun - dariis elongatis nigro-violaceis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.
Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Sym - bol der Ueberschwemmung des Nils**)Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusam - mentrifft, s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologi - que de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf., auf ihren Denk - mälern verewigte, und so wie die damaligen mensch - lichen Leichen und manche Thiere (wie z. B. verschie - denartige Raubvögel, Falken sowohl als Sperber), zu Mumien bereitete***)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la - byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größter Menge beigesetzte, aber jetzt so wie das Nil - pferd, der Nilcrocodil ꝛc. in Nieder-Aegypten selten gewordne Thier†)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse, vormaligen Past. in der Capstadt, erhalten habe..
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutschland vorkommen - den Tantalus falcinellus einerlei zu seyn.
59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiuscu - lum, obtusum, capite longius, facies tecta, pe -179 des tetradactyli, postico pluribus articulis in - sistente.
1. †. Arquata. die Brachschnepfe, das Brach - huhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew). S. rostro arcuato: pedibus caerulescen - tibus, alis nigris maculis niveis.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.
Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern der nördlichern Erde.
2. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la bé - casse. Engl. the woodcock). S. rostro basi ru - fescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.
In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.
3. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis fuscis quaternis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitu - dine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff). T. rostro pedibusque rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.
Frisch tab. 232. u. f.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
1802. †. Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le van - neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit). T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.
Frisch tab. 213.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Engl. plover). Rostrum teretiusculum, ob - tusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri - dactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche, der Brachvo - gel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea - lark). C. pectore nigro, fronte nigricante fas - ciola alba, vertice fusco, pedibus luteis.
Frisch tab. 214.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum, subulatum, recurvatum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.
Buffon vol. VIII. tab. 38.
In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. ; nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schna - bel sehr geschickt zu fangen weiß.
63. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea - pie, oyster-catcher). H. rostro pedibusque rubris.
Latham vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.
18164. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandibula superiore margine supra inferio - rem fornicata; frons calva, pedes tetra - dactyli, subpinnati.
1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the purple water-hen). F. pedibus fissis, fronte pedibusque rubris, corpore viridi subtus vio - laceo.
Buffon vol. III. tab. 17.
Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gefieder. Wird leicht zahm.
2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot). F. pedibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.
Frisch tab. 209.
In der mildern nördlichen Erde.
65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusius - culum. Nares ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spi - nosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. un - guibus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.
Buffon vol. VIII. tab. 16.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
66. Rallus. Rostrum basi crassius, compres - sum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, dakerhen). R. alis rufo-ferrugineis.
Frisch tab. 210.
182In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach - telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum, acutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes te - tradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. ni - gra, pectore columbino.
Latham vol. II. P. II. tab. 68.
In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen - Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zu - gethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschna - bel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bei den mehresten mit einer ausneh - mend nervenreichen Haut überzogen (– s. oben S. 120). Sie haben eine fleischige Zunge, einen rau - hen stacheligen Gaumen, und bei vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilfe ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei - stens nur Ein oder wenige Eier; sind aber, beson - ders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannichfaltiger Nutzbarkeit.
18368. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea - crow, cut-water). R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum, subrectum, acutum, compressiusculum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable). S. corpore nigro, fronte albicante, superciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver - bird). S. cauda forsicata: rectricibus duabus ex - timis albo nigroque dimidiatis.
Frisch tab. 119.
An der ganzen nördlichsten Erde.
70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acuminatum, pedes com - pedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle). C. pedibus palmatis tridactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Frisch tab. 185.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pec - tore abdomineque niveo, remigibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. 185.
184An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Urinator. (Fr. le grèbe). C. capite laevi, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.
Edwards tab. 306. fig. 2.
Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silber - weißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.
71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull). Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in un - geheueren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
Am nördlichen Ocean.
72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. 72.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammenrollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.
73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Di - gitus posticus antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille - en-queue. Engl. the tropic-bird). P. rectri -185 cibus duabus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wende - zirkeln. Nährt sich meist von fliegenden Fischen.
74. Procellaria. Rostrum edentulum, sub - compressum: mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; inferiore apice compresso-ca - naliculato. Pedes ungue postico sessili abs - que digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempestbird, stormfinch, mother cary's chicken). P. nigra, uropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offener freier See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer be - dienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hin - eindringt, lange Zeit unterhalten wird.
75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla supe - riore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du cap). D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. 88.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit aus - gespannten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeres - fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..
18676. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, unguiculato: pedes aequilibres: digitis omni - bus quatuor simul palmatis.
a) Rostro edentulo.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli - can. (Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn anders die americanische Kropfganz nicht speci - fisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheuren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird). P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, or - bitis nigris.
Edwards tab. 309.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die aus - gespannt auf 14 Fuß klaftern, und dem fliegenden Thiere ein sonderbares Ansehen geben.
3. †. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.
Frisch tab. 187.
Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst unbekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden*)s. die oben (S. 69) citirte Commentatio de quorundam animantium coloniis a. a. O. pag. 109..
Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. –)
187b) Rostro serrato.
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bas - san. Engl. the gannet, the soland goose). P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro remigi - busque primoribus nigris, facie caerulea.
Brisson T. VI. tab. 44.
Häufigst im Norden von Europa und America, zu - mal auf den schottischen Inseln, und namentlich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue er - setzt sind**)s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8..
77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con - vexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
Frisch tab. 152.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schna - belwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Dieser letztere[ findet sich auch in Nord - america und] gibt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.
Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern (A. nigra) ist an den Küsten von Australien zu Hause. Bei Botanybay sowohl als an der West - küste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden***)s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. p. 69. tab. D..
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schinesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl.188 the swan-goose, chinese goose). A. rostro se - micylindrico: cera gibbosa palpebris tumidis.
Frisch tab. 153. 154.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the goose). A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den warmblütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.
4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylin - drico, corpore undulato, vertice albo, speculo alari candido fascia nigra.
Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.
Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken sie häufig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.
5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose). A. cinerea, capite colloque ni - gris, genis gulaque albis.
Edwards tab. 151.
Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzüg - liche Schreibfedern.
6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite, collo pectoreque nigris, collari albo.
Frisch tab. 156.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Ueberwintern nach Schotland und andern mildern Gegenden, wo sie sich unter andern von dem Thiere der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß189 dieser Vogel nicht aus einem Ei, sondern aus einer Muschel hervorkomme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand - ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die daher auch bei vielen Ornithologen den Namen Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820. tab. 3.
7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnich's N. G. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.
8. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard). A. rectricibus intermediis (maris) recurvatis, rostro recto.
Frisch tab. 158 u. f.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nörd - lichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürliches Paarung zu haben, so daß z. B. die En - triche auf Hühner erpicht sind und sie zu reitzen suchen.
9. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato rotundato; ungue incurvo.
Frisch tab. 161. u. f.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.
78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylindricum, apice adunco.
1901. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander). M. crista longitudinali ere - ctiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.
Frisch tab. 190.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumal zur Leichzeit.
79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibba.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin). A. rostro compresso - ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita tempo - ribusque albis, palpebra superiore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.
80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot). Rostrum compressiusculum, sub - cultratum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato: alae im - pennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flos - senähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gera - der, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein son - derbares Ansehen, deren verschiedene Arten an den süd - lichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea und Neu - Seeland zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Comment. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sq.. Finden sich theils in zahl - loser Menge beisammen.
1911. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla - vescentibus, crista frontali atra erecta, auricu - lari deflexa flava.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.
2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, ma - cula ad aures aurea.
Forster l. c. tab. 2.
In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres Geschlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefie - ders, zumal am Halse, die schönste.
3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, super - ciliis fasciaque pectorali albis.
Edwards tab. 94.
Häufig am Cap ꝛc.
Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23 und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hinge - gen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; ob - gleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unordentlicher sind, als bei den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in einge - sperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlenstoffsaurem Gas aushalten, und auffallende Ex - treme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen einge - froren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylin - drischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk - zeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bei den Am - phibien mannichfaltiger als bei den warmblütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere haben eine nackte, nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laub - frosch und verschiedene Eidexen, besonders der Cha - mäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt angewie - sen. Manche gehen willkürlich in beiden ihren Ge - schäften und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen194 bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le - bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land, oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumal unter den Schild - kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei - nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabei be - trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild - kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.
Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein - heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund: da folg - lich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le - ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege - tativ scheint, als bei den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,195 der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bei den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über - haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben kön - nen; daher auch wohl die anhaltende Beweglich - keit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind - schleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia colidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumal unter den Schlan - gen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum, den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch bei vielen das Gedächtniß aus, da man Beispiele selbst von Cro - codilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien abrichten lassen. Hingegen finden sich bei den Thie - ren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wah - ren Kunsttrieben (§. 36.).
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erholungsschlaf zu halten; – dage - gen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Er - starrung zubringen; und das zwar theils einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche und Sala - mander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphi - bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bei vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib - chens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehre - sten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paa - rung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander, und züngeln dabei mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wasser - molche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eierchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Aus - nahmen, eierlegende Thiere. Aber manche, zu - mal unter den Schlangen ꝛc., geben die Eier nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig197 isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus, als bei den Hüh - nern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamor - phose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruderschwanz: auch, so wie die jungen Salamander*)s. C. Th. E. de Siebold observat. de Salamandris. Berol. 1828. 4. fig. 1. 2., eine Art von Fischkiemen (branchiac oder Swammerdam's appendices fim - briatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dgl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachs - thum; so daß z. B. unsere hieländischen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schild - kröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre198 gelebt haben, so daß, hiernach zu schließen, die Cro - codile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien für's Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal der Genuß der Schildkröten und ihrer Eier, so wie auch verschiedener Frösche und Eidechsen ꝛc. – auch von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunst - arbeiten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sätteln ꝛc. –
Schädlich werden manche ungeheure Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumal unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt in zwey Haupt-Ord - nungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ovipara der ältern Natur - forscher. ) – Schildkröten, Frösche, Eidechsen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge (§. 84.).
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiede - nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freie (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testudo**)Brongniart's Cheloniens.. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle. Span. galápago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis***)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö - ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er - lang. 1792. 4..
Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bei manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie - gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. – Ueberhaupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil - dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufen - folge in der Natur.
2011. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis tribus, testa orbiculari orvata, membranacea, gri - sea, striata, scabra.
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle). T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An - hang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmann's Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle). T. pedibus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ovata.
Brandt u. Ratzeburg l. t. 22.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ih - rer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack - haftes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte (Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.
Im mildern Europa.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis pla - niusculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
2026. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, te - stae scutellis elevatis truncatis.
Schöpff tab. 10.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßi - gen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rücken - schildes ein artiges Ansehen.
2. Rana*)Brongniart's Batraciens (mit Einschluß der Molche).. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad). Corpus nudum pedibus quatuor, posticis lon - gioribus**)F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre - nouilles et des crapauds. Par. 1803. mit Kupf.Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posticis un - guiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weib - chen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die Eierchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an - fangs geschwänzten Kaulquappen***)S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
203In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Au - gen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augen - lieder ein abenteuerliches Ansehen.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus ocellatis, pedibus muticis.
Catesby vol. II. tab. 72.
In Nordamerica. Fast von der Größe eines Meerschweinchens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. fe - moribus postice oblique striatis.
Seba vol. I. tab. 78.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als der ausgebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gege - ben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque.
Rösel tab. 20. 21.
Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla triquetra.
Rösel tab. 22.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo cala - mita Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali flava, lateralibus rufescentibus.
Rösel tab. 24.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut204 von sich, der allerhand abergläubige Sagen veran - laßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Rösel tab. 1 – 8.
Im Gras und Gebüsch ꝛc., von da die Jungen nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.
9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö - ling, Marxgöker. (Engl. the gibbous frog). R. viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.
Rösel tab. 13 – 16.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumal des Abends bei schönem Wetter, und treiben dabei zwey große Blasen hinter den Maulwin - keln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über Hechte Herr werden. Zur Begat - tungszeit bekommen die Männchen dieser und der vo - rigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau - men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le graisset). R. corpore laevi, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis.
Rösel tab. 9 – 12.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bei seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei die Kehle zu einer großen Blase auf.
2053. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4.. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.
In Ostindien und Africa.
4. Lacerta**)Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge - schlechts, und ausgenommen die Molche).. Eidechse. (Fr. lézard. Engl. lizard). Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Cro - codilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae 6, squamìs dorsi quadratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumal häufig in den größern Strömen von Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll***)Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p.163.: und doch haben seine Eier kaum die Größe eines Gänse-Eies. Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefan - gen aber läßt er sich doch zähmen†)Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco - dile s. Cüvier in den annales du Museum d'histoire naturelle. T. X. 1807.Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat - tungen von Nil-Crocodilen..
2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedibus posticis se - mi-palmatis.
Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.
Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigentliche Crocodil,206 wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eier. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von wel - chen allen aber nur die drey innern mit Krallen be - waffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elon - gatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.
Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.
Zumal im Ganges.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda ca - rinata, corpore mutico squamis marginatis, ma - culis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht - baren Gefährten verrathen soll.
5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über - aus schmackhaftes Fleisch und Eier.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo - bus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.
In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn kolbigen ausgehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschie -207 denen Richtungen, eines z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert die - selbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l.47. tit. 20. oder sau - rus der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, au - ribus concavis.
Seba vol. I. tab. 109.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.
8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato - squamosis marginatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.
9. †. Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei - dechse. L cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eier leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser - Salamander. L. nigra, dorso lateribusque ver - rucosis, abdomine flavo, nigro-maculato.
Laurenti tab. 2. fig. 4.
208Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende empor - stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 27.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron). L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc., sind Fabeln.
Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische Amphibien ihre Stelle finden, deren sonderbarer Bau – zumal ihre ansehnlichen frei ausstehenden Kiemen – immer noch räthselhaft scheint.
A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis. Palpebrae indivisae.
1. †. anguinus.
von Schreibers in den philos. Transact. for 1801*)Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo anguino. Pavia 1809. 4.G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Gottin - gens. recentior. vol. IV.Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cüvier in den voyages de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier vol..
Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst lichtscheu.
B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.
1. lacertina.
Ellis uni J. Hunter in den philos. Trans - act. vol. LVI.
In den Gewässern von Carolina.
Die Schlangen**)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 1790 – 1821. III. Hefte 4.Patr. Russell's Account of Indian Serpents – together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. haben gar keine äußere Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lunge leicht schwimmen können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen meh - rentheils an einander gekettete Eier, und ihre Kinn - laden sind nicht, wie bei andern Thieren, fest ein - gelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Ta - sten***)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göttingen, 1817. 8. Manche sind mit heftigem Gift in beson - dern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit ♂ bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne (– als durch einen Ausfüh - rungsgang –) beim Biß in die Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. –)210 Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Character ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wo - durch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I., da bei den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –); außer - dem haben aber wohl alle Schlangen noch eine dop - pelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.
5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake). Scuta ab - dominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Ge - schlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange**)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung211 eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbei zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuver - lässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deshalb die dasi - gen jungen Indianer, um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „ über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton. “Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I. p. 334. von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das Nämliche auch an mehreren andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper - schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal - caria analia bina.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. le devin). B. scu - tis 240. scutellis 60.
Merrem II. Heft. tab. 1.
In Ostindien, Africa und Brasilien**)Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G. von Brasilien. I. B. S. 211 u. f.. Wird nach Adanson's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Kno - chen entzwei brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller - hand Kunststücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange in Südamerica, die von den Antis in Peru angebe - tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we - nig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda - Schlange von einer andern Gattung.
2127. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdomi - nalia. Squamae subcaudales.
1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.
2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C. ten - taculis superciliaribus, scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.
Diese von den beiden über den Augen stehenden Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the ad - der). ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Brandt u. Ratzeburg l. t. 20.
Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo - mit ehedem Redi und nachher Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scu - tis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Eu - ropa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scu - tis 175. squamis 35.
Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein -213 gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Flo - rida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo). ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch - schlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slowworm). A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherlei theils sauber gezeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run - zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kaltem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorpligen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu beiden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht wie an den Froschlarven ꝛc. außerhalb desselben frei hervorragenden) Kiemen Athem holen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) ver - treten bei den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bei den mehresten mit der Kiefer-Haut (mem - brana branchiostega) verbunden sind. Die Kie - men selbst sind mit unzähligen der zartesten Blutge - fäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange215 entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und aus - athmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folg - lich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt genom - men, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vorigen Thierclassen. Bei den meh - resten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei - nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (cor - pus depressum s. plagioplateum); bei andern, wie beim Aal ꝛc., ist er mehr walzenförmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vier - kantig ꝛc.
Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmit - telbar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so genannten, die von einer ganz eigenen216 Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils ausnehmend elegan - ten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakich - ten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit ei - nem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zacha - riä's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittemb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de Middelen, door welke de Visschen zich bewegen etc.(Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor - sales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine verticale Stellung hat.
217Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei den so genannten cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumal die Süß - Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbin - dung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f..
Die mehresten Fische, zumal die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hin - gegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Kü - sten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen ver - ändert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so218 steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß - lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America*)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri - can philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B..
Die Fische sind größten Theils fleischfres - sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha - ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an - dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See - fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft ꝛc.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus - wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande - rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,219 zahlreichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m.*)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 423. u. f. der dritten Aufl..
Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche An - merkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nämlich wenigstens die mehresten ei - nem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodischen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Gold - brachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehö - ren, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit ein - ander paaren; sondern bei den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann***)S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..
220Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchgehends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei andern, wie namentlich beim Karpfen, ano - malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Kar - pfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine Million Eierchen ꝛc .*)Philos. Transact. vol. LVII. p.280..
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi - bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge - mach vollends ausgebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc., daß sie anderthalb hun - dert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc., nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;221 aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von die - sen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Brasilianer ꝛc., wissen die Fische auf die mannichfal - tigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bei vielen, wie z. B. un - ter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptgeschäft, – und in Rücksicht der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit – Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen gebrannt: der Leberthran von letztern nun auch als Arzneimittel. – Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachs - häute. – Und manche Theile einiger Fische werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hau - senblase ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumal in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen222 bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen, nämlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahre Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche la Cepede nach dem Da - seyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt hat: nämlich:
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bei den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad la - tera colli. Fistula in nucha. Pinnae pecto - rales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam - proie. Engl. the lamprey). P. ore intus papil - loso, pinna dorsali posteriore a cauda distincta.
Bloch tab. 77.
In der Nordsee so wie im mittelländischen u. a. Mee - ren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.
Bloch tab. 78.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vo - rige Gattung.
2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Namen Myxine den Gewürmen beigezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine glutinosa Linn.)
Bloch tab. 413.
An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben.
2253. Raia. Roche*)Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera - Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray). Spi - racula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum, os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar or - ganisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehe - dem durch allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilis - ken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bei einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Meerjungfern etwas beigetragen zu haben**)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so vermeh - ren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See - Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish). R. tota lae - vis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.). Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair). R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeorum ordine.
Bloch tab. 79.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent - ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonnette. Engl. the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
Bloch tab. 82.
226In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark). Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in inferiore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat). S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
Bloch tab. 85.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau). S. capite latissimo transverso mal - leiformi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.
In den mehresten Welt-Meeren.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark). S. dorso plano, dentibus ser - ratis.
Bloch tab. 120.
Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie überhaupt bei den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beim jungen Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälli - ger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder - holten Malen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.
Bloch tab. 120.
227Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken einge - keilten Zähnen besetzt.
5. Lophius. Seeteufel. (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil). Pinnae pectorales branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the frog-fish). L. depressus capite rotundato.
Bloch tab. 87.
An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Ab - domen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B. pinna capitis biradiata, corpore posterius sub - villoso.
Bloch tab. 148. fig. 1.
In beiden Indien.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripar - tita, sub collo. Oris labium superius quin - quepartitum. Dentes primores incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Bloch tab. 124.
Im nördlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li - nearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.
Bloch tab. 88.
In allen europäischen Meeren, auch im caspischen ꝛc., in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts sowohl wegen des Flei - sches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge - gen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter ein - ander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa - libus 15.
Bloch tab. 89.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Bloch tab. 129.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vor - züglich wegen des Fischleims oder Hausenblase merkwür - dig, die man besonders aus der Schwimmblase dessel - ben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer an - dern Gattung dieses Geschlechts, nämlich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels u. a. bereitet.
2299. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre). Corpus osse integro loricatum. Pin - nae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
Bloch tab. 130.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub - caudalibus binis.
Bloch tab. 133.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus sub - tus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T. abdomine aculeato, corpore laevi, humeris pro - minentibus.
Bloch tab. 140.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun - des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viri - dibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fi - schen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johanna - Insel.
2303. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish). T. totus hispidus, papillis setaceis.
Bloch tab. 142.
Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Was - sern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish). T. laevis com - pressus, cauda truncata: pinna brevissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französi - schen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des leben - digen Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus un - dique adspersum. Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish). D. oblongus, aculeis tere - tibus.
Bloch tab. 126.
Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum con - natae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf - padde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lump - sucker). C. corpore squamis osseis angulato.
Bloch tab. 90.
In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
23113. Centriscus. Messer-Fisch. Caput pro - ductum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.
1. [Scolopax]. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.
Bloch tab. 123 fig. 1.
Im mittelländischen Meer ꝛc.
14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore operculato, maxilla inferiore mobiliore. Cor - pus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem-angulato.
Bloch tab. 91. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See - Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea - horse). S. pinna caudae quadrangulae nulla, cor - pore septemangulato tuberculato.
Bloch tab. 116. fig. 3.
Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen Namen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales ab - dominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
Bloch tab. 109. fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen begrei - fen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die sogar keine Bauchflossen haben.
16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiuscu - lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus nullis.
Bloch tab. 153.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Mee - ren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore unicolore.
Bloch tab. 73.
Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Ge - treide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausge - schnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge - biert er sicher lebendige Junge*)S. J. H. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 519..
17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus,233 dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Bloch tab. 156.
Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich - ten. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220. 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Unge - fähr Mannslang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wim - melnden Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur. I. B. S. 37 u. f..
18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis la - teralibus. Dentes ensiformes, apice semisa - gittati: primores maiores. Membr. branchio - stega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
Bloch tab. 158.
In beiden Indien.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).
19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den - tes primores supra infraque conici, divergen - tes, sex pluresve, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous). A. pinnis pecto - ralibus amplis subrotundis.
Bloch tab. 74.
An den Küsten des nördlichen Europa.
23420. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sandlaunce). A. maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 75. fig. 2.
Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Küstensand, wo er in England und Holland in Menge herausgestochen wird.
21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Corpus ensiforme.
1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.
British Zoology. App. tab. 93.
Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest ge - schloßnen Austerschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..
22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus ovatum, latum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. unicolor.
Bloch tab. 160.
An America.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore termina - tum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum, alepi - dotum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl.235 the sword-fish, whale-killer). X. mandibula in - feriore acuta, triangulari.
Bloch tab. 76.
In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaf - tes Fleisch und macht besonders für die calabrischen und sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang*)Iac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..
24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compressum. Pinnae pectorales minutae.
1. Morrisii.
Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.
An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchscheinender Rieme**)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn Superint. Hesse..
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.
25. Callionymus. Caput labio superiore dupli - cato; oculi approximati. Membr. branchio - stega rad. 6; apertura nuchae foraminibus respirante. Opercula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
Bloch tab. 161.
Im atlantischen Ocean.
26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. radiis 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the-star gazer). U. cirris multis in maxilla inferiore.
Bloch tab. 163.
Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.
27. Trachinus. Caput scabriusculum, com - pressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, stingfish). Trachinus.
Bloch tab. 61.
Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.
28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vesti - tae, pectorales acuminatae.
2371. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had - dock). G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 62.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich aber an den englischen und schottischen Küsten – Viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zu - weilen von ganz auffallender Stärke und langanhalten - der Dauer*)s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..
2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 63.
Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod - fish). G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.
Bloch tab. 64.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif - fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zubereitung (als Stockfisch, als La - berdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor - züglich in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu - Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang ausmachen**)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting). G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 65.
In den europäischen Meeren.
2385. †. Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal - raupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot). G. dipterygius cirratus, maxillis aequa - libus.
Bloch tab. 70.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmack - haftesten deutschen Fische.
29. Blennius. Schleimfisch Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lan - ceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.
Bloch tab. 72.
Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Ge - biert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
30. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os simum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6, corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
Bloch tab. 170.
Im mittelländischen Meere.
31. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish). L. cauda bifurca, striis ca - pitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
32. Coryphaena. Caput truncato-declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longi - tudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin). C. cauda bifida, radiis dor - salibus 60.
Bloch tab. 174.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.
24033. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approxi - matos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4.; pinnae ventrales unitae in ovatam.
1. †. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali secunda radiis 14.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.
Im atlantischen und indischen Ocean.
34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge). C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
Bloch tab. 38. fig. 3. 4.
An den nördlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb). C. laevis, capite spinis duabus.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weib - chen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorg - fältigste.
35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, fauci - bus. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
Bloch tab. 183.
In Ostindien.
36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium superius membrana transversa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: infimo transverso. Corpus compressum.
2411. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda bifurca, spina ante pinnam analem dorsalemque recumbente.
Bloch tab. 139.
2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda ro - tundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.
Bloch tab. 41.
Beide im atlantischen Meer.
37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halb - fisch. (Fr. sole. Engl. flounder). Oculis utrisque in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4 – 7; corpus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre bei - den Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nämlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au - gen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise). P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis.
Bloch tab. 42.
Nebst den folgenden besonders in den nördlichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun - der). P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.
Bloch tab. 44.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, den - tibus obtusis.
Bloch tab. 46.
2424. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.
Bloch tab. 47.
Theils von vier Centnern an Gewicht; unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.
Bloch tab. 49.
Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmack - haftesten Fische.
38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dor - salis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.
Bloch tab. 202.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an aller - hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsa - libus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.
Bloch tab. 200.
In Ostindien.
39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.
Bloch tab. 266.
243Im mittelländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.
Bloch tab. 264.
Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vö - gel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro - ducta.
Bloch tab. 267.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuwei - len giftig.
40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caeru - lescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.
Bloch tab. 287.
Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.
41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recon - denda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.
Bloch tab. 297.
Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.
24442. Perca. Opercula spinosa, antrorsum ser - rata. Membr. branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea lateralis cum dorso arcuata.
1. †. Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16.
Bloch tab. 52.
In Europa und Nordasien.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 23.
Bloch tab. 51.
So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe). P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.
Bloch tab. 53. fig. 2.
43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; cor - pus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.
Bloch tab. 53. fig. 3.
In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine, zu Thran, und statt Dünger gebraucht.
2. Ductor. der Lootsmann. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4 membrana branchiostega 7-radiata.
Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Beglei - ter oder Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus carcharias) findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet245 ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..
44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe ver - sus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.
Bloch tab. 54.
Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferiori - bus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.
In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche andere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beitragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny). S. pinnulis utrimque 8.
Bloch tab. 55.
In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig**)Von seinen wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII – XXX.. – Ihm ähnelt die zumal aus den Südsee-Reifen bekannte Albicore.
45. Mullus. Caput compressum, declive, squa - mis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. die Rothbarbe, Meerbarbe. (trigla. Fr. le surmulet). M. cirris geminis, cor - pore rubro.
Bloch tab. 348. fig. 2.
246Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang. Berühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwelger damit getrieben, so wie wegen des physiolo - gisch merkwürdigen wundersamen Farbenspiels, das die - ser Fisch (so wie der Goldkarpfe – S. 239 – u. ei - nige andere) im Sterben zeigt*)Seneca quaestion. natural. l. III. c. 17. sq..
Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser Gattung verschieden.
46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.
Bloch tab. 351.
Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt - Meeren.
Die, deren Bauchflossen hinter den Brustfloß - federn sitzen. Die mehresten Süßwasserfische sind aus dieser Ordnung.
47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte Membr. branch. rad. 4 – 6; cauda versus pin - nam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.
Bloch tab. 361.
Bei Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the lo - ach). C. cirris 6, capite intermi compresso.
Bloch tab. 31. fig. 3.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammpeizker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.
Bloch tab. 31. fig. 1.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bei bevorstehender Wet - terveränderung unruhig**)Leisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814. S. 139..
24848. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformi - bus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4 – 14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis pri - mus spinosus, retrodentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali unica mutica, cirris 6.
Bloch tab. 34
In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hausen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent - ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein son - derbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica unira - diata, squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.
Catesby vol. III tab. 19.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur). S. pinna dorsali unica lumbari, re - mota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1792. tab. 20.
Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110). Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.
49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve depressum. Os edentulum retractile. Membr. branch. radiis 6; corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
Bloch tab. 374.
In Südamerica.
50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 – 10; pinna dorsalis postica adiposa: pinnae ventrales mul - tiradiatae.
2491. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente.
Bloch tab. 20. 98.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Wächst wohl unter den Fischen am schnellsten. Nur die Männchen haben einen gebo - genen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tun - gusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumonée. Engl. the sea trout). S. ocellis ni - gris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
Bloch tab. 21.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore.
Bloch tab. 22. 23.
In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.
Bloch tab. 104.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichti - ges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beinahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großen - theils von Mücken (culex pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt). S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Bloch tab. 28. fig. 2.
Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. – Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring, Angmar -250 set (Salmo arcticus) den die Grönländer nächst ih - rer Hauptnahrung, dem Seehundfleische, in größter Menge gleichsam als Brot oder Kuchen verzehren.
6. †. Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.
Bloch tab. 25.
In der Nord - und Ostsee; auch in der Hudsons - bay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerlei zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Bloch tab. 24.
Im mittlern Europa und Sibirien.
51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Bloch tab. 387.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig - kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze fin - det sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.
52. Esox. Caput supra planiusculum: mandi - bula superiore plana breviore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7 – 12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike). E. rostro depresso subaequali.
Bloch tab. 32.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am - phibien, Kröten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säu - gethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
2512. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike). E. rostro utraque maxilla subulato.
Bloch tab. 33.
In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher Menge. Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden grasgrün werden.
53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales numerosae.
1. Bichir.
Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi - stoire naturelle tab. 5.
Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meer - grüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenhei - ten zeichnen dieses sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.
54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in me - dio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Bloch tab. 393.
Auf Jamaica.
55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano cau - dae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. 24.
Hat den Namen von seinem Vaterlande.
25256. Atherina. Caput maxilla superiore pla - niuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Bloch tab. 393. fig. 3.
Im mittelländischen Meere.
57. Mugil. Caput: Labia membranacea; infe - rius introrsum carinatum. Dentes nulli. Den - ticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Opercula laevia ro - tundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinque - radiata.
Bloch tab. 394.
Im mittelländischen u. a. Meeren.
58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. ra - diis 10. Corpus albicans, abdomen angula - tum, pinnae pectorales maxime volatiles, ra - diis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine utrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.
Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoe - tus mesogaster (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100. –) die zumal im Westen des atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern, auch durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die längsten sind.
59. Polynemus. Caput compressum, undique squamosum: rostro obtusissimo prominente. 253Membr. branch. rad. 5. vel. 7. Corpus digi - tis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore lon - gioribus.
Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.
In Westindien.
60. Clupea. Caput maxillarum superiorum my - stacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Bran - chiae interne setaceae. Abdominis carina ser - rata. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. (mem - bras? Fr. l'hareng. Engl. the herring). C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 29.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu - mal vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun - gen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum be - wundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bei Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. tausende von Euro - päern mit ihrem Fang beschäftig.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat). C. pinna dorsali radiis 13.
Bloch tab. 29. fig. 2.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittelländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Maifisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad). C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.
Bloch tab. 30. fig. 1.
254Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois). C. maxilla superiore lon - giore.
Bloch tab. 30. fig. 2.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno ge - fangen.
61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novem - radiatae.
1. †. Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani ra - diis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo utrinque serrato.
Bloch tab. 18.
Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Ro - gen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahr - volle Zufälle erregt hat*)S. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp). C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pin - nae dorsalis radio secundo postice serrato.
Bloch tab. 16.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen, zumal mit der Karausche, Ba - starden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häu - figer Mißgeburten als unter irgend einer andern bekann - ten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen ent - blößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
2553. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench). C. pinna ani radiis 25, cauda in - tegra, corpore mucoso cirris 2.
Bloch tab. 19.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die Gold - schleihe*)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deutschen Fische.
4. †. [Carassius]. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian). C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.
Bloch tab. 11.
In Europa und Mittel-Asien.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish). C. pinna ani gemina, caudae tri - fida transversa bifurca.
Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Haus - thiere gehalten werden, und in mancherlei wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Far - ben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Au - gen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und ge - ben dabei doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow). C. pinna ani radiis 8, ma - cula fusca ad caudam, corpore pellucido.
Bloch tab. 8. fig. 5.
Häufig in der Weser.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.
Bloch tab. 96.
Zumal im südlichen Deutschland. Schön orange - farben.
2568. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak). C. pinna ani rad. 20.
Bloch. tab. 8. fig. 4.
So wie der folgende im mittlern Europa und west - lichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Beckmann's Beiträge zur Geschichte der Erfindun - gen. II. B. S. 325 u. f..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème). C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.
Bloch tab. 13.
Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23) auch von den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein Gerippe – haben, auch wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.
Die Insecten haben ihren Namen daher, daß, wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbil - dung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein - schnitte von einander abgesondert sind, ja bei vie - len fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Ge - schlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch beson - dere theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (An - tennae, Fühlhörner), und die alle Mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten Insecten zum allermin -258 desten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestim - mungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst viel - artige Bildung, in welcher sie, so wie in der un - gleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von ein - ander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist mannigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über ein - ander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmet - terlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sin - neswerkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art259 der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf, äußern Sinnen, zumal das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un - verkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Facetten, bei eini - gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be - stehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei - nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn, wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte tele - scopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner*)260M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8. die bei den verschiede - nen Gattungen, und bei manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Ge - ruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, schei - nen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name andeutet, – Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bei ihrer harten, unempfind - lichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bei der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freß - spitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeu - gen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau**)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des animaux articulés. Par. 1828. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z. E. bei den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von un - gleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten261 auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bei wenigen (wie z. B. bei den Krebsen, Heuschrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähn - liche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein In - sect seine Luft durch den Mund, sondern durch man - cherlei andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 276 u. f.. Auch können die mei - sten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele le - ben in der den so eben genannten Thieren so schäd - lichen mephitischen Luft, worin animalische und vege - tabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasser - stoffgas ꝛc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde**)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalte bestimmt ist. weit unbeschränkter, als262 der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzu - treffen, und sogar größere Insecten, wie z. B. Kä - fer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge - wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten In - secten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von In - secten bewohnt und besucht werden. – So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dage - gen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten ge - hen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesell - schaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Be - gattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnun - gen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wis - sen, ist schon oben bei Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in einer ge - wissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder263 wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollendeten Gestalt als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspin - nen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fall - gruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben: oder die, wie manche Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommen - schaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eier anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bei der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bei den aller - mehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbst - erhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. – eine große Bestim - mung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattung überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Ver - mehrung, theils ihre beispiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bei einem sehr kurzen Darm - canal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eige - nen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seit -264 wärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freß - zangen (maxillae); andere wie einem zugespitzten, hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro - boscis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerlei Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepi - dopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des ge - sellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre be - wundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bei der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gat - tung die beiden Geschlechter einander so äußerst un - ähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz ver - schiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat - ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtslos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bei verschiedenen Insecten sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungs - zeit geflügelt. – Ueberhaupt aber leben die mehresten in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mal in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bei ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Be - gattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungs - geschäfte der Insecten gehört auch, daß bei vielen, wie z. B. beim Cochenille-Wurm, beim Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bei der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebähren rei - fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen In - stinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den Schmetterlingen, von einer überaus man -266 nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu - fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an - dern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bei weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un - mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Ge - staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge - gen die gemeine Meinung) auf eine Weise umge - bildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam - men reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau - pen, die manchen europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Werke. I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f..
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ei krie - chen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Wei - denraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Aus - kriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Ei kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Ma - den. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänz - lich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mal.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah - rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen ver - schließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäuben - den Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkom - menen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem268 Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol - viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mal einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga - nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom - menschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der In - secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk - ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannichfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor - beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf - zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erd - reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl - thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwür - dige Weise**)Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Na - tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen269 benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Verschie - denartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von Europa so wie im Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene In - secten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerlei andern Ge - brauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Sie - gellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arznei sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade*)Kirby and Spence a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen270 den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brot-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hüh - nern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Scorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich auch hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch daß in der letzten Ordnung, nach dem Vorgange von De Lamarck u. a. neuern französischen Entomolo - gen die Spinnen, Scorpione, Krebse ꝛc. (die Arach - niden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten ganz abgesondert, den Beschluß machen.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit horn - artigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornar - tigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zu - sammen gelegten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flü - geln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit wei - chem behaartem Körper, und vier ausgespann -271 ten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzför - migen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen ge - aderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeck - ten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach - richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadel - macher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vor - züglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.
Die Insecten dieser Ordnung*)Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden überhaupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlechte insbesondere beilegt. Die Larve hat Freßzangen, und bei den mehresten Ge - schlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bei einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils un - ter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bei den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle). Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidentato, capitis recurvo; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün ꝛc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus tho - race bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.
274Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capi - tis cornu erecto, clypeo emarginato.
Frisch P. IV. tab. 7.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde ver - scharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein ein - ziges Ei legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn - käfer. S. scutellatus, thorace prominentia tri - plici, capitis cornu incurvato, antennis hepta - phyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als En - gerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hoh - len Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Re - den großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis, posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.
Namentlich häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als Sinnbild der Ober - und Unterwelt ver - ehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherlei andern Kunstwerken, theils in coloßaler Größe, vorgestellt worden*)S. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen (und auch der Etrus - kischen) geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella - tus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.
Im Kuhmist.
2757. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle). S. scutellatus, muticus, ater, gla - ber; elytris sulcatis; capite rhombeo: vertice pro - minulo: antennis rubris.
Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwe - gen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus mu - ticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, antennis nigris.
Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.
Häufig im Schafmist.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar - tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite thora - ceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.
Frisch P. IV. tab. 14.
Zumal an den Obstbäumen ꝛc.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May - chaffer, cockchaffer). S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso; cauda inflexa, incisu - ris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deßhalb in einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne ci - tirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zuge - stand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und reiflicher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettler's Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als Maikäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laube, besonders an Obstbäumen.
27611. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach - käfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, ely - tris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F:) der Gold - käfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus au - ratus, segmento abdominis primo lateribus uni - dentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen - haufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beispiele, daß er mit angefeuchteten Brotrinden gefüttert lassen, über 8 Jahre lebendig erhalten worden.
2. Lucanus. Antennae clavatae; clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae por - rectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag beetle). L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere unidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo per - foliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub tho - race inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger ely - tris antice cinereis, punctis nigris.
Frisch P. V. tab. 9.
277Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.
Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thie - ren ꝛc.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Bor - kenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holz - wurm. D. testaceus pilosus elytris striatis re - tusis praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Natur - forsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar ge - wordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinis abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt hat. Bei der dadurch verursachten Wurmtrock - niß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, ge - schweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen - käfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.
Frisch P. I. tab. 8.
Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette). Antennae filiformes; articulis ulti - mis maioribus. Thorax subrotundus, immar - ginatus, caput excipiens.
2781. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus uni - color.
Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reiz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace qua - dridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlun - gen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-watch). P. fuscus subpilosus griseo irre - gulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungszeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo soli - diusculo; infimo articulo compresso, decur - vato. Caput intra corpus retractile. Os for - cipatum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, ca - pite breviores, oculi 4, duobus supra, duo - bus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.
Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.
279Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Ely - tra marginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod - tengräber. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Namen von der besondern Geschick - lichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maul - würfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, un - ter die Erde zu vergraben, und ihre Eier dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfili - formes, extrorsum crassiores. Elytra margi - nata. Caput sub thoracis clypeo plano re - conditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris sanguineis, punctis nigris sparsis.
Besonders häufig am Alant.
28010. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady - cow, Lady-bird). Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semicordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque margina - tis, abdomine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punctis nigris septem.
Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë - Gattungen als wirksames Heilmittel bei mancherlei Zahnweh empfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae mo - niliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C. ovata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.
Häufig an der Schafgarbe*)S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..
2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tri - bus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo.
2814. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenticae - rulea.
Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen un - ter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen be - kannt ist*)s. G. H. Ritter's Göttingische Preisschrift im Hannover - schen Magaz. 1801..
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) er Lilienkäfer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico utrinque impresso.
Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Maiblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusifor - mes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim cras - siores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.
2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femo - ribus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.
Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumens -282 dicken Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.
14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson). Antennae subclavatae, rostro insidentes. Ro - strum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, elytris abbreviatis striatis.
Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.
Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.
So wie der folgende eine große Plage für die Korn - böden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifen - fiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. der schwarze Kornwurm. (Ca - landra granaria. F.) C. longiroster piceus ob - longus thorace punctato longitudine elytrorum.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
2835. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen,