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Handbuch der Naturgeschichte
Abbildung von Inhaltsverzeichnis auf Titelblatt
Zwölfte Ausgabe.
Mit zwey Kupfertafeln.
Wien,1832.Bey Mich. Lechner Universitäts-Buchhändler.
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III

Vorrede.

So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auflage die - ses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nachdrücke des - selben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen ( ins Englische, Französische, Italienische, Holländische, - nische und Russische ) übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publikum gefunden hat.

Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung, daß diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeutendem Zu - wachs und Berichtigungen ausgestattet worden, wovon ich namentlich im mineralogischen Theile Vieles der - te meiner theuren Freunde und Collegen, der Hofräthe Stromeyer und Hausmann verdanke.

Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Aus - gaben mag auch in dieser seine Stelle finden.

Ich habe eben in jenen mineralogischen Abschnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den dar - unter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn, daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Ge - schlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und phi - losophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stim - me. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenomme - nen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für ge - nus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich vonIV gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et jus, et norma loquendi

bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si - cut numi besser befolgt, und sich also durch diese son - derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da - für habe ich folgende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun - dige, deutsche Naturforscher ( und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen ) was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat - tungen der Dinge: "

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue - bersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli - chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

V

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freien Na - turzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten, als bei dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Gra - matik beim Unterschied der Worte generis masculini oder feminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eige - ner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache d. h. den bestimmten einmal festgesetz - ten Sinn der deutschen Worte (da man z. B. Men - schen geschlecht ꝛc. sagt, so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim - me der Welt vorzulegen, darf niemand gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umspringen, wie man will.

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Na - tion gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den deut - schen Namen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver -VI ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer ein - zelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein angenommene Molch; eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbeschrei - bung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfun - denen Kunst - und Trivial - Namen. So billig und vernünftig es freilich ist, auch hierin so viel als möglich die einmal ziemlich allgemein angenommenen Benennun - gen beizubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher ge - wählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Freiheit nur in sehr wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Ar - madillen ihren einheimischen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beigelegt hatte, womit die al - ten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Na - men (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beigelegte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südlän - dischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die NeuseeländerVII aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen - den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin - diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie - chisches Wort ist; eben so Manacanit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel:Man muß alle Worte und wie vielmehr noch die Eigen - namen so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er - sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na - men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ - lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen - nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an - dere Sprachen aufgenommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denenVIII aber die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend ge - wesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die in der Verlagshandlung dieses Hand - buchs heftweise herauskommen, ( und von welchen schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI. ] in neuen verbesserten Auflagen erschienen sind ) beziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihm zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen, im Januar 1831. J. F. Blumenbach.

1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umge - schaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Einthei - lung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen - stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine we - sentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*) Ars, sive additus rebus homo. Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bei so verschie - dentlicher Rücksicht und Modification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rück - sicht auch zu den Artefacten nehmen.

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Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunstproducten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bei Bajá ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. An - zeigen 1791. 188 St. )

§. 2.

Alle und jede natürlichen Körper zeigen, 1) in Rücksicht ih - rer Entstehung, 2) ihres Wachsthums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervorgebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schö - pfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta angeführt, die es mehr als bloß wahrschein - lich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattun - gen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaf - fen werden; wohin namentlich auch die erste Entstehungsweise man - cher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be - standtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wech - sel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, in - tus susceptio, expansio).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine be - sondere Structur bei dieser Art von natürlichen Körpern vor - aus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nah - rungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, man - cherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften ver - sehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver - bundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Kör - per haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimila - tion jener Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bei den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich der Mineralien. Beides, sowohl ihre Ent -3 stehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs - thum nennen darf), wird keinesweges durch Ernährung, son - dern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (me - chanischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung oder An - satz homogener Theile von außen (aggregatio, juxta po - sitio) bewirkt; folglich ist bei ihnen weder ursprüngliche Orga - nisation noch Lebenskraft zu erwarten*)Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. I B. S. 20. u. f..

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungs - saft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkührliche Be - wegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie, vom innern Gefühle des Hungers getrieben, ihre Alimente, die von sehr verschiede - ner Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön - nen zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und anderseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver - lassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich ge - bracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte4 Körper, die sich ihre sehr vielartige Nahrung mittelst willkür - licher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Kör - per, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nah - rungssaft ohne willkürliche Bewegung mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorgani - sirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäu fung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neu - erlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimm - ten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stu - fenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegenständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind, richtig an - erkennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unter - scheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann*) Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire. . Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden. J. Aug. Unzer. So sagte z. B. Linné: nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur. Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und uner - wartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so na - türlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insec - ten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. So gibt es unter den5 Mollusken Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen man - che auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber Nie - mand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen diesen beiden Classen aufgehoben werden. Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren be - merkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegun - gen mancher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht ein - mahl in den oben angegebenen Charakter der Animalität eingrei - fen. So wenig als hinwiderum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Charakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Po - lypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung ge - gen die Naturreiche ꝛc., die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unverkennbaren Nutzen zum regu - lativen Gebrauch, als sie den Grund eines sogenannten natür - lichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ih - ren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Total - habitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft untereinander zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physico - theologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf ein - ander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwach - heit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bei ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweiten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106. u. f. gesagt..

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig an - gelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten und Gewürmern, aber auch im Pflanzenrei - che) zusammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste - hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten, ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur ir - gendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z. B.6 die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Se - pien u. a.m.). Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform beiden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offen - bar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organi - sirten Körpern und den Mineralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette und Natur u. dergl. gerathen müssen, so ganz grund - los ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Phy - sicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier ge - brachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nun - mehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich ge - schehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius Secundus (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi I. xxxvii. Ein Paar saubere und correcte Handausga - ben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey - brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (. 1562.)
  4. Joh. Ray (. 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwerke dieser bei - den Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767. sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh. For - ster enchiridion historiae naturali inserviens. Hal. 1788. 8.
  8. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollständigen Ter - minologie für das Thierreich und Pflanzenreich. Helmstädt. 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die Orig. Ausgabe, Paris seit 1749. XXXIII. vol. 4. oder LXXII. vol. 12.
7

Zur allgemein N. G.

  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.
  2. Dess. System der Natur und ihre Geschichte. Jena. 1823. 8.
  1. H. F. Link's Urwelt und das Alterthum, erläutert durch die Na - turkunde. Berl. 1821. u. f. II. Th. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erdkunde im Verhältniß zur Natur, Verl. seit 1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. G. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the crea - tion. ed.12 Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter Band der ge - dachten Ausg. seiner Werke.)
  4. W. Paley's natural Theology. ed. 16. Lond. 1819. 8.
  5. Holländ. mit gehaltreichen Zusätzen und Anm. von J. Clarisse. Amst. 1810. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire naturelle. ed.4. Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux arts ꝛc. par une Société de naturalistes et d'agriculture. Par. 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs Prof. du Jar - din du Roi ꝛc. Strasb. seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexicon der Na - turgeschichte. Hamb. 1793. IV. B. 8.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris von 1773 bis 1823. XCVI. B. 4.
  2. Annales des sciences naturelles. par Audouin, Ad. Brogniart et Dumas. Paris seit 1824. 8.
  1. Zur Naturwissenschaft überhaupt und zur Morphologie. Von - the. Stuttg. u. Tübingen seit 1817. 8.
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Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirten Körper (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 2. Not. *) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebens - lang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs - thum, und wenn sie zu ihrer Reise gelangt, auch ihre Fort - pflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachsthum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhal - tung des Ganzen, und umgekehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft. S. 285 u. f., denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklä - ren, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolu - tions-Hypothese bequem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime***) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neuern Evolu - tionisten ) alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.9Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh - re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des - sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü - cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo - von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. bei ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. Eine Mei - nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf - wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal - ten*)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na - turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [physischen]**)Physische Kräfte überhaupt im Gegensatz jener hyper - physischen Anstalten. Kräfte, und durch die un - übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent - wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen - den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an - getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die - sen verschiedenen Vätern ähneln; zweyerlei Men - schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar - de, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,10 außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bil - dende Kraft zu, daß er den bei der Mutter präformirt gele - genen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzufor - men vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende.

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generationen hin - durch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Samen gezogen, welcher fecundable Ba - stardpflanzen gegeben; d. h. die sich zur Blüthezeit abermahls mit männlichen Staub von jener andern Gattung befruchten las - sen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Genera - tion hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm - Aeltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zwey - ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüng - liche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. ( s. Kölreu - ter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: Gänzlich vollbrachte Verwandlung Ei - ner natürlichen Pflanzengattung in die ande - re. )

Da hat denn folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts ge - holfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stof - fes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen.

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntniß - vermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Naturfor - schung*) Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis suffici - ant: "ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philoso - phandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren, Zeugungsstoffes erklärt.

Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungsart, die man sich von einer solchen allmählichen Bildung machen kann und ge -11 macht hat*)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ih - rer Empfängniß im Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Can - dis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß mechani - schen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung organisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt, am un - gezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vor - her zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Ael - tern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um - ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus), zuerst empfäng - lich wird; für einen Trieb, der sich von aller bloß mecha - nischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Rei - che Krystallisationen**)Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast im - mer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen re - ducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimm - ten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten. und dergl. hervorbringt] dadurch aus - zeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be - stimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielar - tig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannichfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu for - men vermag und so [ durch die Verbindung des mecha - nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe***)Von dieser Verbindung der beiden Principien, des mecha - nischen mit dem teleologischen, die man sonst bei Erklärung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und wor - in gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend ein - leuchtende Beyspiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche der - selben manche angeführt habe; s. auch Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. ] zuerst bei der Empfängniß die allmähliche Ausbildung;12 dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt..

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör - per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk - liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi - ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Caeramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Früh - lingstagen fortpflanzt. ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.) Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter - scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er - fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc - culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor - schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil - dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir - baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig13 modificirte Lebenskraft auf mancherlei Weise von seiner eigent - lichen bestimmten Richtung abweichen*)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationibus. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar. recentior..

So entstehen dann ( der bloß krankhaften, nicht ins Gebiet der Naturgeschichte gehörigen, Abweichungen zu geschweigen ) 1) durch ganz gewaltsame Störungen des - selben ganz widernatürliche**)(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. Man hat gemeint, es sey besser, un - gewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist. Formen der organisirten Kör - per, nähmlich die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Charakter, der sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwei Geschöpfe ganz verschiedener Gat - tung (zweierlei Species) einander befruchten, die Ba - starde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei Ursachen der allmählichen Ausartung, die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zu - rückbringen***)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon - strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.;

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzel - ner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bei Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden ).

14

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra per excessum. Die gemeinsten ( selbst nicht selten unter wilden Thieren, z. B. Hasen ); theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bei Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), auch daß sie in manchen Jahren ungewöhnlich häufig fallen, sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge - legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bei welchem wi - dernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge - trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen, aber im Menschengeschlechte sind sie noch unerwiesen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Abweichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körper - liche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bei Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Ma - gazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder15 weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weich - lichkeit in der Totalform des männlichen*)Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae natura - lis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustran - tis. im XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting..

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so ent - stehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderlei Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist**)Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar - tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyerlei specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus der von ver - schiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be - sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schö - pfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zustande meines Wissens niemals eine Paarung und Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfrucht - bar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei - ter fortzuflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Aus - nahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflan - zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung ver - schiedener Gattungen Bastarde hervorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen ( s. oben Seite 10. ). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba - starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider - legung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allerna - türlichsten durch Gattung übersetzt wird ( davon mit mehren in der Vorrede ).

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind diejeni - gen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung16 der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflan - zung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den Spiel - arten keine nothwendige Folge ist; wie z. B. wenn blau - äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehlichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent - scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend - bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommenschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohne - hin bei allen den Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen ( s. unten §. 20. ), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher Schwie - rigkeiten nicht Statt, wie z. B. bei Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrikanische Elephant zu einerlei Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. E. bei der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau zumahl im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimm - werkzeuge), wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß, äußeres Ohr ꝛc. eine so constante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der De - generation gedenken läßt.

17

§. 16.

Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung gehören vor - züglichst der Einfluß des Himmelstrichs, der Nahrung, und bei Menschen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der orga - nisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lapplän - der ꝛc., so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thie - ren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc., so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Fe - dern, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen Weißen) meist das unverkennbare Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nah - rungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Con - stitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. am aller - auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im Menschen-Ge - schlechte selbst, die augenscheinlichsten Beispiele.

Diese mancherlei Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder un - terstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maaßen einander auf - heben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bei der An - wendung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hingegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

18

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf ver - schiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nah - rung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin - gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bei den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bei den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Un - rath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Fol - ge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arau - caria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigen - schaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper ver - letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung über - haupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin -19 gegen der Schöpfer jedem Thiere und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maaße beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlan - gen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies die gewöhn - liche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordentliche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. ge - heilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zunächst ver - wandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Repro - ductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkom - menheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus auf - bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann der ausgeleerten Häute rein aus - geschnitten; und doch hat sich binnen zehn Monaten ein voll - kommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, daß er nur erst ungefähr halb so groß ist, (s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. )

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nämlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organi - sirte Körper ihrer Art hervorbringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorhergegangene Befruchtung: entweder durch Theilung,20 wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1 6. und Blumen-Polypen**)Abr. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. LXIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das alte faden - artige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. ); oder durch Sprossen, wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflan - zen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderlei Geschlechts - theile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bei sich habenden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa - men und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen - körner mit männlichem Blumenstaub befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dies ist der Fall bei den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern nur immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bei wenigen Thieren; beim Regenwurm, bei manchen Land-Schnecken***)Swammerdam biblia naturae, p. 157. tab. 8. fig. 6. ꝛc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von de - nen das eine die weiblichen Theile oder Eier, das andere den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eier selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dies sind die eierlegenden Thiere (ovipara). Bei andern aber wird dies Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hüllen befreit zur Welt kommen kann; lebendig ge - bärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicuntur; quae potentia, ovipara. Harvey.

21

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eierlegen und lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und man - cher Schlangen, die zwar Eier legen, in welchen aber schon das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in de - ren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bei den sogenannten ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ih - nen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 in Europa gebohrnen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Cro - codilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausend - ste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.

Zur N. G. der organischen Körper überhaupt:

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés (im IIIten B. der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranus Biologie ꝛc. Göttingen seit 1802. 8.
  1. Gemälde der organischen Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde. von J. B. Wilbrand und F. Aug. Ritgen. Gießen 1821. mit einer großen ausgemalten Charte und der Erklärung. 8.
  2. Dazu Wilbrand's Darstellung der gesammten Organisation. Das. 1809. II. B. 8.
22

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionsthierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflan - zen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beinahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will - kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.

§. 23.

Bei den insgemein so genannten vollkommneren Thie - ren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigent - lich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht sei - ner Wärme bei den verschiedenen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bei den einen (nähmlich bei den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Tem - peratur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bei den andern aber, die deß - halb warmblütig heißen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wär - me von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bei den so genannten weißblütigen Thieren die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich beson - ders durch den Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigent - lich so genannten Blute.

23

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes ( des so genannten Sauerstoffs ) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Portionen eines andern Stoffes ( des Kohlenstoffes ) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen le - benswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüglichst das Athemholen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kie - men; die weißblütigen aber mittelst mancherlei anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, kön - nen auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebohrnen Stimme auch noch die Rede (lo - quela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewegungen un - mittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bei den rothblütigen Thieren das eigentliche so genannte Fleisch ausma - chen. Nur bei einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gal - lertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich ( beim Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde ), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupt - triebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis unwillkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, be - dürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung der Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß ste -24 he*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver - gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfäl - tige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Ner - ven bei einem sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewe - gung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzu - theilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bei andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeiß - fliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt auf we - nigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermeh - ren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bei Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn; Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beim Kitzeln unter den Achseln für einen siebenten. So hielt achtens Spallan - zani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flat - tern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Dar - win das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Mus - keln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., be - sonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fi - sche gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhal -25 tung zu sorgen*) Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro ci - bo somnus. Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schau - rige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlings - sonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten ( s. oben S. 22. ), und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fal - len läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vor - stellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beim Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähm - lich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Da - gegen er hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Ver - nunft ist.

§. 35.

Der Instinct**)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147-373.The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben Percy. Lond. 1821. 12. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, inneren Drange, ohne allen Un - terricht, von freien Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu un - terziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahl -26 reiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zim - mer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie - hen fühlen, und im Käfich bei allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherlei Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*) Nascitur ars ista, non discitur.? "Seneca., (als welche bei so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bei den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufent - halte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vol - lends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein - baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stär - kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)Ch. G. le Roy. Lettres philosophiques sur l'intelligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w., so liegt wenig - stens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz dersel - ben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, un - widerredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freilich eben die große Verschiedenheit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be - dürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleich -27 sam accommodirenden Vernunft auf eben so mannichfaltige Wei - se zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wer - de, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc., mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entde - ckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorge - nommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rind - vieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welt - theile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Taback, wäl - sche Hühner u. s. w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be - dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insekten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine drey - fache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freien Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein, Katze, Rennthier, den beiderlei Camelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere variiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säuge - thiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung. ( Ueber die Hausthiere s. mit mehreren den Gothaischen Hof-Kalender vom J. 1796. )

28

§. 40.

Die zoologischen Systeme haben sich nach dem Linnéi - schen vielartig gemehrt*)J. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der Zoologie. Nürnberg 1811. 8.J. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th. S. 64 u. ff.. Nach diesem wird das ganze Thier - reich unter folgende sechs Classen gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rothen Blut, die aber Eier legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem holen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf und eingelenkte (hornar - tige) Bewegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (ten - tacula) und wohl nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben.

Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von fran - zösischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cúvier naturge - mäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon weiter un - ten behörigen Ortes die Rede seyn wird.

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thiergeschichte Ueberhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux, avec des notes etc. par Camus. Par. 1793. II. vol. 4.
  2. Aristoteles N. G. der Thiere, mit Anm. von Fr. Strack. Frankf. 1816. 8.
  3. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et animalium aquatilium: cum nomenclaturis singulorum in linguis diversis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  4. Aldrovandus.
  5. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Francof. 1649 - 1653. fol.
  6. 29
  7. auch unter dem Titel: H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum univer - sale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
  8. Ray.
  9. Buffon.
  10. G. Ad. Sukow Anfangsgründe der Naturgeschichte der (rothblüti - gen) Thiere. Leipzig seit 1797. 8.
  11. G. Cuvier tableau élémentarie de l'histoire naturelle des ani - maux. Par. 1798. 8.
  12. und Dess. Règne animal, distribué d'après son organisation. Par. 1817. IV. vol. 8.
  13. A. M. Const. Duméril zoologie analytique. Par. 1806. 8.
  14. Gotth. Fischer zoognosia ꝛc. Mosq. 1813. III. vol. 4. und 8.
  15. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipz. 1816. II. B. 8.
  16. G. Aug. Goldfuß, Handbuch der Zoologie. Nürnberg. 1820. II. B. 8.
  17. P. A. Latreille Familles naturelles du règne animal. Par. 1825. 8. übers. mit Anmerk. von Dr. Berthold. Weimar. 1827. 8.
  1. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Beschreibungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  2. Linnaei fauna Suecica. ed. 2. Holm. 1761. 8.
  3. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768-1777. IV. vol. 8.
  4. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel, ib. seit 1763. gr. Fol.
  5. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Pois - sons, des Cetacèes, des Amphibies ꝛc. marins, im IIten und IIIten Bande des voyage autour du monde par Et. Mar - chand. Par. 1800. 4.
  1. J. F. Brandt und J. T. C. Ratzeburg Darstellung und Beschrei - bung der Thiere, die in der Arzneimittellehre in Betracht kom - men. Berl. seit 1827. gr. 4.
  1. W. Elf. Leach 's Zoological Miscellany. Lond. seit. 1814. 8.
  2. The Zoological Journal by Th. Bell, Sowerby and N. A. Vi - gors. Lond. seit 1824. 8.
30

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den - geln gemein; aber sie gebären lebendige Junge: und ihr Haupt - charakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist ver - schieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mut - ter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*)Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen so - wohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohrnen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen ha - ben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen, (s. Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und auch am weiblichen Schnabelthiere hat Meckel nun die Milchdrüse entdeckt..

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)Denn selbst die Haut des Wallfische ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart; auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säu - gethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bei einigen als Wolle ge - kräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beim Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bei manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter Richtung an einander und machen so genannte Nähte (suturas). Bei31 andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin - gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka - ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha - ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der - jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu - gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall - fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini - ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern ( einfachen oder gepaarten ) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei -32 ten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani varietate nativa S. 34 u. f., und im Handbuche der vergleichen - den Anatomie S. 22 u. f. der 3ten Ausg. ausführl. gehan - delt habe. In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52. am Schedel des Orang utans zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniarios), und Backenzähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver - schiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend; bei den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bei denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoßzähne (dentes ex - serti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattun - gen, bei welchen nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurückgetrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen ausgeschnitten sind, und die Kronen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg aus - geschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete in - nere Seite die höchste ist. Dabei haben sie einen schmalen Un - terkiefer, der eine sehr freie Seitenbewegung gestattet, wo - durch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus die - ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbe, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Por - tion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Hau - be, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des er -33 sten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrie - ben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (Echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei - tet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 130 u. f..

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere über - haupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bei einigen Gattungen, wie beim Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bei an - dern, wie beim Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr ver - schieden. Beim Ochsen -, Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der beider - lei Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar eben - falls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljähr - lich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten Säuge - thieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbein (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechen - den Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen an - dern americanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum Springen (cauda saltatoria); dem Kängaruh zum Gleich - gewicht bei seinem aufrechten Sitz und zur Vertheidigung ꝛc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben34 viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (thesauros), um Proviant darin einschleppen zu können. Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugen - den Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Raub - thiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Verbindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Men - schengeschlecht einen einfachen größern Mutterkuchen (pla - centa) bildet, hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl - reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledo - nes) vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich haupt - sächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; ent - weder nähmlich, in sofern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen wer - den, die Insecten und Gewürme die bei weiten wichtigsten Ge - schöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die man - nichfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pott - fische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen Schönheit, Fein - heit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge - hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelba - ren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erdbodens können mit einer ein - zigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürf - nisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

35

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Ele - phanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be - wachen ꝛc. : Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Spei - se: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Klei - dung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. : Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen, Därme, Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berliner - blau u. a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Hornschwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zu Arznei: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freilich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Viel - fraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thie - re: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan - ten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männlichen Schnabelthier, dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gesunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzel - nen zum Classificationsgrunde gelegten Charaktern entlehnte Sy - steme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Natur - forscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristo - telis Eintheilung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschie -36 denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge - wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver - bindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura systemata artificialia nostra flocci faciens. . Pallas.. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun - gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord - nung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal - len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge - bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be - kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet:

I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa - viane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat - terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel - und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein - chen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß. 37Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beu - telthiere, Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder - zähne ꝛc. Faulthiere, Ameisenbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd ꝛc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde ꝛc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letz - ten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein haben, und deren natürliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt. Raius..

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedibus vi - viparis. Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viviparis L. III. Bo - non. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus. ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de piscibus. ) ib. eod. fol.
  6. Jo. Rah synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1693. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  9. 38
  10. Deutsch (mit Zusätzen von J. M. Bechstein). Weimar. 1799. II. B. 4.
  11. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 8.
  12. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  13. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips. 1777. 8.
  14. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  15. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands I. B. Leipz. 1789. 8.
  16. A general history of Quadrupeds. The figures engraved on wood by Th. Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  17. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  18. C. Illigeri prodromus systematis mammalium et avium. Berol. 1811. 8.
  19. J. Bapt. Fischer synopsis mammalium. Stuttg. 1829. 8.
  20. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy St. Hilaire et Fr. Cuvier, publiée par C. de Lasteyrie. Par. seit 1819. gr. Fol.
  21. J. C. Temminck monographies de mammalogie. Par. seit 1824. 4.

I. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum prominulum. Dentes aequaliter approximati; incisores inferiores erecti.

1. . Sapiens*)W. Lawrence's Lectures on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History of Mankind. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf..

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech - ter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung be - sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhält - niß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh - len, eingerichtet sind), dann der freieste Gebrauch zweyer vollkommnen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigen - thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich einen periodischen Blutverlust39 in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver - letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in der Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht gefun - den ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von In - stinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechter - dings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen beiden ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche Ei - genthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übri - ge thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen (§. 37.)

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbedürfti - ges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lan - ge Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son - dern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwi - ckeln können; daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und bei diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich hinge - gen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähig - keit bei beiden Geschlechtern so gleich sei, daß der Mensch über - all so wie in Europa zur Monogamie bestimmt werde*)Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8..

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un - beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang40 der organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschengeschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmels - striche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab - stammen*)Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generis humani varietate nativa weiter ausgeführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallen - der oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gat - tungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus - thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherlei Abstufungen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih - nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschenge - schlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen**)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte im ersten B. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3 und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze übergeht), und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaf - testen Schädel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Europäer mit Ausnahme der Lappen; dann die west - lichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; al - so ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie ge - trocknete Citronenschalen); mit wenigem, straffem, schwar - zem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asia -41 ten, mit Ausnahme der Malayen; dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America, von der Beringsstra - ße bis Labrador, die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern wulstigen Lippen und stumpfer Rase. Dahin die übrigen Africaner, na - mentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Va - rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zu - sammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Ameri - caner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni, an - derseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insula - ner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Ma - rianen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigentlichen Malayen*) Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Caucasischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord-Amerikaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 75. der 2ten Ausg..

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologi - schen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen werden. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mon -42 golische, anderseits die äthiopische. Die andern zwei Ras - sen machen die Uebergänge. Die americanische den, zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die ma - layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio - pischen*)Versteht sich nähmlich dies Alles so daß die in den verschie - denen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stärkern und län - gern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, oder aber auch sich ihr hinwie - derum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal - lend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ame - ricanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am süd - lichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmals in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. Eben so ist ge - genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hin - gegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebri - den ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; doch nur Weniges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder an - dere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwerg - völkchen ausgegebenen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesichen in Menge finden), wird bei pathologi - scher Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren**)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die blos weißgefleckten Neger genau unterschieden wer - den, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von sei -43 nem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, de - ren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi - storie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemisch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Moh - ren, und des Orang utangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder*)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als an - dere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten - tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner**)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänz - liche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer ( die Struthopodes des Eudoxus beim Plinius. )., die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.

II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprüng - lich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause***)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..

2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii so - litarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer den schon beim Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ih - rer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüf - ten und platten Lenden, auf das ausfallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.

44

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orang utan, Pongo*)Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach, aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol - phi's anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis - sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach ( in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem - plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn. Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke ) die obige specifische Charakteristik beibehalten müssen.. S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch da in geringer Anzahl**)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung ein - gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni - gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landein - wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linné's Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.

Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.

45

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. bra - chiis corpore brevioribus, natibus calvis, capite subrotundo.

Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den ungeschwänzten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Eu - ropa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum vom inuus (Büffon's magot) verschieden. Ist auch auf Gibraltar ver - wildert, und hat sich da im Freien fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Ban - tagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasique, la guenon à long nez. Engl. the Proboscis Monkey). S. cauda mediocri, naso elongato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia, die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffal - lend auszeichnet.

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata, barbata nigra, barba incana prolixa.

Schreber. tab. 11.

Auf Ceilon ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbildungen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reiß in das gelobt Land. Mainz 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen geschwänzten Menschen umgestaltet worden.

7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so ge - nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, nari - bus bifidis elatis.

Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beinahe olivengrün. Wird un - ter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon). Fa - cies prolongata, minus anthropomorpha, nasus utrin - que tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda (ple - risque) abbreviata. Dentes ut in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig men - schenähnliches, bei manchen eher etwas vom Schwein, zumahl46 in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis, un - guibus acutiusculis.

Schreber tab. 10.

In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bil - derschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.

Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen Wein - berge und Obstgärten plündern sollen.

Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mormon, der Choras) ist in Ceilon zu Hause.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et manus minus humanae. Nares laterales. Nates tectae. Den - tes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wild - bret dient.

a) Cauda prehensilii, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l' Alouate.) C. barbatus rufus, gutture tumido,

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von Guiana ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebul) zu - mahl bei Wetterveränderung ein betäubendes Geschrei hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Seitenflügeln des Un - terkiefers) hervorgebracht wird.

1. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetradacty - lis absque pollice.

Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze**)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket - tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber stehen - den zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..

47

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen, (eigentlich Sahuichen).

3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der Nach - tigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche Thier - chen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen; daher es in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes primores supe - riores 4. per paria remoti, inferiores 4 6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approxi - mati*)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..

1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.

Schreber tab. 38.

Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eich - hörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bei manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.

III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Daumen ausgenom - men, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-souris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum bre - ves, reliqui longissimi, membranae expansili inter - texti, pro volatu.

48

Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbrei - tet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in - fundibiliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich - hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur ande - ren größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc., sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen er sich vor - züglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Namen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's vampy - rus, Büffon's roussette). V. ecaudatus, naso sim - plici, membrana inter femora divisa.

Schreber. tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespann - ten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vam - pyr genannt werden: findet sich scharenweise in Hindustan und auf den ostindischen und Austral-Inseln; in größter Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus, au - riculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, dop - pelt nennt, sind einfach, nur alle Theile auffallend groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. the rearmouse). V. caudatus, auri - culis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Win - terschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. . Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im Mittlern und südlichen Europa.

49

IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, da - her jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wie - der unter drei Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Rodentia, Scalpris dentata, Jo. hunter.)

Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vorder - zähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche). S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil. Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordi - schen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das ächte Grau - werk, (petit - gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lan - de schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenro - then Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit-gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Maisfeldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus apicem cras - sior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse). G. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis.

Schreber. tab. 225.

50

So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie ver - speiseten*)Apicius. VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und hält langen und sehr festen Winterschlaf.

2. . Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus, polli - ce plantarum mutico, auriculis rotundatis.

Schreber. tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Winter - schlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinen Gestrüppe, worein sie sich ver - gräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praece - dentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses - quiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.

Schreber. tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdi - schen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thü - ringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.

2. . Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.). M. cau - da mediocri, pectore flavescente, abdomine albi - do***)Const. Nicati comm. de mure domestico, silvatico at - que arvali. Ultraj. 1822. 8..

Schreber. tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. . Amphibius. die Wasserratte, der Erdwolf. M. cauda longitudine dimidia corporis, auribus vix vellere prominulis, palmis subtetradactylis.

Schreber. tab. 186.

51

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*)Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat - tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar bräunlich - grauen Flecken auf dem Rücken..

4. . Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda me - diocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.

Schreber. tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zu - mahl der Wintersaat großen Schaden. Das bewährteste Ver - tilgungsmittel ist wohl der englische Erdbohrer. Auch unter dieser Gattung finden sich hier herum, wie unter der folgen - den, Kackerlacken.

5. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse). M. cauda elongata, palmis te - tradactylis pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich den Menschen gewisser Maßen zum Haus - thier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kackerlacken in ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hel - lung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehal - ten werden.

6. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat). M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum ungui - culo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**)Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam an - gegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen Ver - pflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten Thiere, habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de quorundam animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu aut studio ab hominibus aliorsum translatis. Gotting. 1823. 4. und im T. V. comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott. . Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen Victualien überall nach; den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Un - ter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefähr - lichsten Feinden der Zuckerplantagen in Westindien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimliche Wanderratte52 (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway - rat) verdrängt, die von röthlich-grauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.

7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter maculato.

Schreber. tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre uner - wartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lem - minge vom Himmel regne.

8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecauda - tus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in - fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber. tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar kei - ne Oeffnung in der Gegend der Augenlieder haben, und folglich gänzlich blind seyn.

10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbreviatae, cau - da brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmot - te). M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merk - würdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, etliche Stundenweit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wo - chen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ih - rer Existenz wachend zu.

2. . Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. ( Mus pon - ticus). M. auriculis minimis, cauda villosa, cor - pore vario.

53

Schreber. tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Grö - ße vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. ab - domine nigro.

F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vor - rath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manchmal auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadt - flur in Einem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superiores 2, distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte du Cap). H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.

Schreber. tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eigenen anoma - lischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße, schwer zu classificiren.

12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Dentes primores utrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica, zu - mahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya (Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig). S. ecau - data, corpore variegato*)J. Jac. Freuler monographia Saviae porcelli zoologica. Gotting. 1820. 4..

Schreber. tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.

54

2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cauda - ta, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.

Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores du - plicati.

1. . Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl. the hare). L. auriculis apice nigris, corpore et pedi - bus posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wiederzukauen*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Na - turforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34 u. f. an - gegeben..

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nörd - lichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kür - zere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler-Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß***)S. Meisner's Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..

2. . Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis, corpore et pedi - bus posticis brevioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf man - che Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736 auf der St. Pe -55 ters-Insel bei Sardinien*)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Landplage geworden sind**) Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo - rum auxilium militare a divo Augusto petiisse. Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volca - no, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die ge - meinsten Kackerlacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 17. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande gut fort.

14. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi, postici elongati. Cauda saltatoria, apice floccosa. Dentes primores utrinque 2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Spring - maus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tri - dactylis, plantis tetradactylis.

Schreber. tab. 228.

Zumahl in Nordafrica, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine). Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cauda abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, be - sonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! ***)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.

2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis oc - cultis.

Schreber. tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.

56

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur ei nem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehrsten von ansehnlichter Größe und Stärke ist. Die eigentlich so ge - nannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6*)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vor - derzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare ( S. 31. Not. *) ) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3, infra 1, molares 4.

1. Europaeus. der Igel. (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog). E. auriculis rotundatis, naribus cristatis**)J. Joach. Wetter erinacei europaei anatome. Gotting. 1808. 8. pag. 7..

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Sta - cheln, um sie so in sein Lager zu tragen***)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Aus - gabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6†)So ist es wenigstens bei der Wasserspitzmaus., bifidi: inferiores 2-4 in - termediis brevioribus; laniarii utrinque plures.

1. . Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne. Engl. the shrew). S. cauda mediocri, abdomine albido.

Schreber. tab. 160.

In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Selten finden sich gefleckte oder ganz weiße Spitzmäuse.

2. . Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdomine cinereo, digitis ciliatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die -57 ße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier wie durch eine Klappe zu - schließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6. inferiores 8; laniarii major 1, minores 4.

1. . Europaea. der Maulwurf, die Schermaus. (Fr. la taupe. Engl. the mole). T. cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes ani - mal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwim - men und bei Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Ge - gend.

2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis tri - dactylis.

Vosmaer's monogr. 1787

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Feminis fol - liculus abdominalis mammarum.

Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannichfaltig, daß dieselben nach dem linnéischen System in ganz verschiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cau - da squamosa longitudine corporis. Dentes primores superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zuwahl im wärmern Nordamerica*)Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.. Das Weibchen von dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts hat eine gro - ße Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen58 und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen lie - gen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleich - sam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und voll - kommener ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden können.

2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea, cauda lon - ga crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis lon - gissimis. Palmis pentadactylis, plantis subtetradac - tylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

Hawkesworth T. III. pag. 157.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen, wobei ihm sein mächtig starker Schwanz zum Springstock, so wie beim Aufrechtsitzen zur Stütze, und gegen den Angriff als kräftige Vertheidigungswaffe dient. Das Weibchen wirft nur ein Junges auf einmahl, das bei der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vier - teljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda bre - vissima. Dentes primores utrinque 2 cylindrici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.

Leach vol. II. tab. 96.

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dach - ses. Wie es scheint, auch so ein animal nocturnum, das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores utrinque 6, intermediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dor - so jubato cinereo nigroque undatim striato.

Ménagerie du Muséum national. Livrn. IV. tab. 1.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei beiden Ge - schlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwi - schen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

59

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet). V. cauda annulata, corpore fulvo-ni - gricante maculato.

H. n. des mammifères XVII. tab. 3.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo annulata.

Schreber. tab. 218.

In Südamerika. Mit einer rüsselförmigen sehr beweglichen Nase.

4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat). V. lineis dorsalibus albis, per caudam productis.

Schreber. tab. 122.

In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Namen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

5. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste). V. cauda basi in - crassata sensim attenuata, apice floccosa.

Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunem breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneiern, so wie außerdem den Schlangen, nach - stellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

21. Mustella. Dentes primores superiores 6, erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, obtusiores, con - ferti: duo interiores. Lingua laevis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.

1. . Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. corpore fulvo-nigricante, gula flava.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin). M. corpore fulvo-ni - gricante, gula alba.

v. Wildungen a. a. O.

60

Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stänker - ratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, polecat). M. flavo-nigricans, ore et auricularum apicibus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst sein abgezo - genes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo. Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wah - rer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl keine ursprüngli - che eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit wel - chem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Canin - chen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber. tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbrau - nem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.

5. . Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine). M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. . Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel). M. corpore ex rufo fusco sub - tus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, longiores lobati; laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et primos molares), lingua laevis.

61

1. . Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien und Nord - africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht be - dient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber an Ge - wicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehö - ren: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbrau - nen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbä - ren; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse lang - beharrt.

Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung aus, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polarbär, U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären ver - wechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang, und über 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labra - dor findet sich in G. Cartwright's Journal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..

3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger, vilo - sus, labiis protensilibus, colli macula alba.

Cattons Animals in aquatinta 1788. tab. 20.

Tidemann über das vermeintliche Bärenartige Faul - thier 1820. 4.

In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort selten (S. 44. N. **). Von der Mittelgröße des Bären**)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere ge - rechnet..

62

4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton). U. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Pallas Spicileg. zoologie. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm ver - schieden zu seyn.

5. . Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau, Engl. the badger). U. cauda concolore, abdomine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omni - vorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größ - ten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobei er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweglichen schiebbaren Haut, wo - durch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.

7. Lotor. der Waschbär, Rakun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton). U. cauda annulata, fascia pal - pebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen Ame - rica ꝛc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder Auffischen sei - nes Futters ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, laterales lon - giores distantes, intermedii lobati, inferiores 6, lo - bati omnes, laniarii solitarii, incurvati.

63

1. . Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog). C. cauda recurvata; subinde digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancherlei andere Brauchbar - keit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibi - lität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Generationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varie - täten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen, z. B. der Dachs - hund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes, zu besondern Functio - nen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß man diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl.

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe, schwar - zen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden Rasse macht der eigentliche Bullenbeißer, Wachthund, Bluthund, molossus (Engl. the bull-dog), bei welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervor - tritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe, hängen - den lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dum - pfig und kurz. Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be - sonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bei ihm ungleich größer ist, als bei andern Hunden. Daher sein ungemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig*)Anspach's, Hystory of Newfoundland pag. 379..

64

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien courant). Mit langem dickem Körper, eingefurch - tem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. Hierher auch die Bracke (Engl. the spanish pointer), der Hühnerhund, Wachtelhund und die schön getigerten Corsicaner - hunde.

e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wollich - tem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä - ferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger. Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der Schwanz an der untern Seite lang behaart. Hierzu auch der isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien loup). Auch der große St. Bern - hards-Hund; und der kleinere, den die Kamtscha - dalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'e - pagneul, le bichon. Engl. the lapdog, the shock). Mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Ge - sichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Fle - cken über den Augen. Ihm scheint der englische Ter - rier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund. Aehnelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier. Engl. the grey - hound). Mit langem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.

l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. der spartanische Hund. (canis laco65 nicus). Sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große dänische und der nun aus - gestorbene große irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked dog). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesich - te gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rußigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 17. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Ba - starde erzeugen.

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf). C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Län - dern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabei schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive). C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae apice nigro.

Schreber. tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Natur - forscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simson's Füchse für Schakale gehalten.

4. . Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox). C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den östlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früchten namentlich sehr gern Weintrauben.

66

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Ab - art davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silber - fuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sei, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Stein - fuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the arctic fox. Russ. Pesez). C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

Schreber. tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zem - bla, Grönland ꝛc. Die mehresten sind weiß. Die so ge - nannten blauen Füchse hingegen bläulichgrau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis virga - tis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus te - tradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer**)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie - derte, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, womit der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Sammlung be - reichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß; als der von meiner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lin - gua aspera, Dentes primores 6 acutiusculi, exteri - oribus majoribus; laniarii solitarii, supra a primo - ribus, infra a molaribus remoti.

67

1. Leo. der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion). F. cauda elongata floccosa*)Die alten Echoliasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe ich bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Spe - cimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustratae be - schrieben und abgebildet., corpora fulvo.

Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II. tab. 1.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa; weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutschland und sonst im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweiten Lebensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Ara - ber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata: capite, cor - pore et crucibus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. der Panther, Parder**)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge - schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.. F. cauda sub - elongata, maculis obtuse angulatis, passim con - fluentibus et annulatis.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 1.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit klei - neren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beisammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once): F. cauda elongata, corpore albido, maculis irre - gularibus nigris.

Schreber. tab. 100.

In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der68 Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient vor - längst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frank - reich gebraucht worden.

5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, ma - culis angulatis, ocellatis, medio flavis.

Hist. nlle. des Mammifères XVII. tab. 1.

In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cu - guar. F. cauda mediocri, corpore immaculato fulvo.

Schreber. tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflektes Fell (weßhalb er mit dem Namen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat). F. cauda abbreviata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque amplissimis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitani - schen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

8. . Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat). F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinali - bus, lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen ge - gen dieselben ꝛc. Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich - graue Carthäuser - oder Cyperkatze; und die spani -69 sche oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell - cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun) in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. paresseux. Engl. sloth). Caput rotundatum, crura antica lon - giora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridactylis, cau - da brevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana ꝛc. Freilich ein äußerst langsames schwerfälli - ges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae pen - tadactylae. Dentes primores et laniarii nulli; mola - res infra 4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären gerechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit seinen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt, und fast einzig von Ter - miten lebt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller. Engl. ant-eater). Rostrum productius, lingua lum - briciformis: dentes nulli.

1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis tetra - dactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Flei - scherhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis di - dactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetra - dactylis: cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

70

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilisque tectum: rostrum elongatum, teretiusculum: lingua lumbriciformis: dentes nulli.

1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.

Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.

Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.

So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in Neu-Hol - land. Beide haben im innern Bau vieles, von andern Mam - malien Abweichendes, mit dem Schnabelthiere gemein.

29. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufel - chen. Corpus squamis tectum: lingua teres: dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Ge - schlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern wur - den sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore: ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein ca - stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.

30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus linn). Corpus testis zonisque osseis cata - phractum: dentes primores et laniarii nulli.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dorsali - bus 9; palmis tetradactylis: plantis pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kugelicht zusammen.

V. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa. Den - tes primores superiores 6 obtuse truncati: inferiores 6 prominentiores; laniarii solitarii utrinque remoti.

71

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse). E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr, aber häufig und theils in großen Herden verwilderte, so z. B. in der Mongolei, und in Paraguay, wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spa - nier überhaupt worden u. s. w. Unter den zahmen Pferde - Rassen*)Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit Text von E. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol. zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge - gen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Baut, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolita - nischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen**)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der größten Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2⅓ Mahl in einer Secunde. s. an Essay on the Proportions of Eclipse, in den Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.. Ganzer berittenen Na - tionen zu geschweigen, wie z. B. die Kosaken, Tartaren, Cal - mücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc., so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Land - wirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinns. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass). E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Namen Kulan***)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 238. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Heerden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausneh - mender Schnelligkeit. Ins nördlichste Europa ist der Esel72 bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stär - ke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, Supplém. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel erzeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bar - deau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula - ribus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen gibt, deren eine, das Guagga***)Ménagerie du Muséum national IV. tab. 3., man irrig für die Weib - chen der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu Hau - se. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt haben beide sowohl mit Eseln als Pfer - den Bastarde gezeugt†)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos. Transact. for. 1821. P. I. pag. 20..

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchem sich die wichtigsten Hausthiere finden.

32. Camelus, Cornua nulla, labium leporinum, pedes subbisulci††)III. B. Mosis, Kap. XI. V. 4.. Dentes primores inferiores 6 spathi - formes: superiores 2; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le dro - madaire†††)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.]. C. tofo dorsi unico.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.

73

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten nen - nen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen - Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen ( die Courier-Camele oder Heiries aber zwey Meilen in einer Stunde ) zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel). C. tosis dorsi duobus.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Heerden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnel - len Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vo - rige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Liama. das Liama, die Camelziege, Guana - co. C. dorso laevi, tofo pectorali.

Schreber. tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America, beson - ders dem gebirgigen Peru. Wird als Lastthier gebraucht, und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent - ner tragen.

4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne). C. tofis nullis, corpore lanato.

Schreber. tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden hau - fenweis gefangen. Auch soll der occidentalische Bezo - arstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.

33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Dentes primo - res superiores nulli, inferiores 8; laniarii nulli.

74

1. . Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl. the sheep). C. mento inberbi, cornibus compressis lu - natis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch weit seltner als die Ziege wieder verwildern zu kön - nen; wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und die englischen und deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd-Wallis wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägyp - tischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän - zen; die lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln ha - ben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdies lang herabhängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büffon's mouflon). C. cornibus arcuatis circumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 9.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Bar - barei; eine verwandte weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen Ame - rica. Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörner, und wird von einigen Natur - forschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.

3. . Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl. the goat). C. mento barbato, cornibus arcuatis, cari - natis.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustammen, der im Caucasus und den daran gränzenden östlichen Gebir - gen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei manchen Gattun - gen von Antilopen) zuweilen der orientalische Bezoar - stein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Namen75 des Bezoarbocks belegt worden*)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. Die Hausziege ( das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Canarischen Inseln ) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. Die angori - sche Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie ausdem äußerst feinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan - gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem pa - radiesischen Wunderlande gewebt werden**)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt - tingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..

4. . Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bou - quetin. Engl. the wild goat). C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dor - sum reclinatis.

Meisner's Museum der N. G. Helvetiens Nro. 1 und 6.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.

34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spi - ralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattun - gen im mittlern und südlichen, Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden***)s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig be - kannter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II..

1. . Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard). A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und west - lichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Zie - gen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau - lichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus an - nulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi - matis.

Schreber. tab. 269.

76

Im ganzen Orient und Nordafrika. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ih - rer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.

3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo virescente, cauda brevissima.

Schreber. tab. 259.

In Südafrica.

4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cor - nibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer. descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. corni - bus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore cae - rulescente.

Schreber. tab. 278.

Nur noch im Cafferlande; übrigens aber ausgerottet.

6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis ca - rinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer. descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum in - curvis, cervice colloque jubatis, cauda longa floc - cosa, pedibus albo nigroque annulatis.

W. Hunter. in philos. Transact. vol. LXI. tab. 5.

In Bengalen ꝛc.

8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus re - flexis; mente barbato: juba cervicali et pectorali.

Vosmaer. descr. du Gnou.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches Ochsenähnlich.

35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Dentes ut in generibus praecedentibus.

1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox). B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, paleari - bus laxis.

77

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einheimisch. Ob er die wilde Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh sei, ist neuerlich bezweifelt worden.

Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rind - viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien; die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.

Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die indischen (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indi - cus, oder Zebu*)Ménag. du Mus. national IV. tab. 3. eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.

Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hinge - gen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo). B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 10.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrika verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divarica - tis, lunatis, longissimis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan. Un - geheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif, Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum78 curvatis, vellere propendente, cauda undique ju - bata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Haus - thier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch ge - schätzt und theuer bezahlt wird.

5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cor - nibus divaricatis brevibus, juba longissima dorso gibboso.

Schreber. tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerdenweise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und be - hält bloß seine große Brust - und Nacken-Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus - qué. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis, ba - sibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite einge - schränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen hal - ben Centner wiegen.

36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fascicu - lo pilorum nigro terminata. Dentes primores supe - riores nulli: inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.

1. Camelopardalis, die Giraffe. (Nabis).

Cptn. Carteret in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röth - lichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Anse - hen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewe - gung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.

79

37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in ge - neribus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii superiores).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan. Engl. the elc). C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 5.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord - americanische Elenn, Fr. l'original. Engl. the moose - deer*)Jo. Fr. Miller Fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 600 und sein Gehörn 30 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Widerle - gung.

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer). Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; va - riirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein). C. cornibus (in utroque sexu) lon - gis, simplicibus, teretibus, summitatibus subpal - matis, juba gulari pendula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde; theils in mächtigen Heer - den; kann in wärmern Zonen nicht ausdauern, lebt von dür - rem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es un - ter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.

4. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag). C. cornibus ramosis totis teretibus, re - curvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers; nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren En -80 den. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas dar - über alt.

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumahl nach Castra - tion, auffallender als bei andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.

38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in prae - cedentibus generibus; laniarii superiores solitarii ex - serti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk). M. folliculo umbilicali.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 7.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Ti - bet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühner - eies, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneimittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain). M. supra fusco-rufus, subtus al - bus, ungulis succenturiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.

VII. MULTUNGULA. (Belluae, die mehresten Pachydermata Cuv.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Den - tes primores (plerisque) superiores 4, convergentes. inferiores 6, prominentes; laniarii superiores 2, in - feriores 2, exserti.

81

1. . Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, die - ses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und über - haupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Oh - ren, größere Fangzähne als das Hausschwein, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl eher bis 20 Junge auf ein Mahl. In America, wo - hin diese Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons). Auf Cuba wur - den sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerli - che Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) ha - ben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gese - hen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du Cap verd). S. dentibus primoribus nullis: laniariis superioribus lunatis extrorsum curvatis: sacculis verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf, spannen - breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschi - fero ad extremum dorsi.

Schreber. tab. 325.

Heerdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superioribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.

Schreber. tab. 328.

82

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwim - men. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zir - kelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beim Weibchen sind sie weit kleiner.

40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; pal - mae ungulis 4, plantae ungulis 3.

Americanus. der Tapir, Anta.

Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Südamerica, von der Statur ei - nes mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beim Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweg - lich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc. Ein sehr ähnliches Thier, das Maïta findet sich in Ostindien auf Ma - lacca und Sumatra*)Fr. Cuvier in der Hist. naturelle des Mammiféres Cah. IV..

41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehen - silis: dentes superiores eburnei exserti.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava, au - riculis minoribus angulosis: dentium molarium co - rona lineis undulatis parallelis distincta.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei an - dern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst - reiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemei - ner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begat -83 tung soll er sich, wie die mehresten vierfüßigen Säugethiere be - springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden Geschlechtern die zwei großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer der - selben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tra - gen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen im Stan - de ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine, und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We - gen doch nicht strauchelt*)Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung, aus indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel Indische Bibliothek, I. B. S. 129 231..

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte convexa, auriculis amplissimis, rotundatis: dentium mola - rium corona rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische Gat - tung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins wegen gefangen und geschossen.

42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu solidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque qua - ternis, inferioribus conicis, superioribus subloba - tis; laniaris nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils ein - zelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim africanischen nicht am Knocher fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Südafrica, am Cap ꝛc. Meist mit doppeltem Horn; das zweite ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

43. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti,84 (inferiores procumbentes); laniarii inferiores incur - vati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh ge - nannt).

Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeu - ßerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, unge - heuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwach - senes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen deren Geschlechter wie - der nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Di - gitata) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrin - que 2.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land - Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzneikunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bei beiden Geschlech - tern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmen - de Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es - thig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Däm - me aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in den Erzäh - lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biberhütten vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdäch - tigsten Beobachter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabei85 so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da - durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den - tes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See - hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän - gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver - schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6..

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See - kalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca - pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi - schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be - ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er - worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque à ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu - latis.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan - zen Gesichtsbildung.

86

3. Ursina. der Seebär. P auriculata, collo laevi.

Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamtschatki - schen Meers, überwintert aber vermuthlich auf den benach - barten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier - zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und ge - gen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).

4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricula - ta, collo jubato.

Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Ge - schlechts; hat den Namen von der beim Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata. Linn.). der ansonsche Seelö - we. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso probosci - deo retractili.

Péron. voy. aux terres australes. tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonder - bare rüsselförmige Nase.

46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Dentes pri - mores utrinque 6; superiores distincti, inferiores conferti.

1. . Vulgaris. die Fischrotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter). L. plantis nudis, cauda corpore dimi - dio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schön - sten in Canada.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la sarivovienne). L. badia, macula alba submentali cauda corpore dimidio breviore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerica.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. 87Engl. the sea-otter). L. nigra, plantis pilosis, cau - da corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere. vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwar - zes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substan - tia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprach - gebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und naturhi - storischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblütigen Qua - druped's gehalten werden..

1. Paradoxus. das Schnabelthier. Engl. the duck - bill).

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die beispiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste ei - nem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut über - zogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vor - dern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst der - selben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Die - ses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren Formen seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Botanybay.

48. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus). T. dentibus laniariis superioribus ex - sertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beisam - men. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit88 seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Selmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis p. 205..

Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Südin - dien, zumal an den Sundischen und Moluckischen Inseln zu Hause**)Sir. Ev. Home in den philos. Transact. 1820. tab. 25..

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin). T. den - tibus laniariis inclusis.

Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II. tab. 4.

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häusig in Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) Anlaß gegeben zu haben***)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Ge - hörganges und der Pauke des Wallfisches..

IX. CETACEA†)s. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.C. Lacépède histoire naturelle des cetacées. Par. 1803. 4..

49. Monodon. Dens alteruter maxillae superioris exser - tus longissimus, rectus, spiralis.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Ei - nen), die aber von ungleicher Größe sind, und beim Er - wachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum corneae.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale). B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

89

Das größte aller bekannten Thiere*)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bei der Asterias caput medusae., das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wie - der dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt - schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Eu - ropäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Bar - den wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das (zu - weilen weißstreifige) Fischbein geben, und von denen die mit - telsten wohl 20 Fuß lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische. B. pec - tore sulcato, pinna dorsalis obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs ist bei dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht**)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall - fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops. u. a. ) den ich frisch gestrandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tie - fe Brustfurchen..

51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale). P. dorso impinni, dentibus in - flexis, apice acutiusculo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er erreicht die Grö - ße des Wallfisches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüg - lich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bei dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in90 besondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung, die sich zumal im dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.

52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise). D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, ro - stro subobtuso.

Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.

So wie die folgende Gattung in den europäischen Meeren: wird so wie diese 1 1 / 2 Klafter lang und ist zumal für die Lach - se ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dau - phin. Engl. the porpesse). D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'épau - lard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incurvis.

Schreber. tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittellän - dischen; wird 20 Fuß lang.

91

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bei ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall anders. Bei - des, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Gan - zen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bei der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattun - gen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, ei - nen ganz oder doch zum Theil hornichten Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thie - ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der na - türlichen Körper (S. 6.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Reihen (in quincun - ce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrszeit, gewöhnlich im Herbste, aus - fallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterschei - den sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt,92 wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwan - ze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steu - erfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei aus - gespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die - gel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der - gel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae compara - tae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara gehan - delt, das im IX. B. der commentation societ. reg. scientiar. Got - tingens. p.108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel be - sonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer - ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, an - dere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zel - len, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einath - men mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Au - ßerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Kno - chen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. ebenfalls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die - gel zum Flug geschickt, bei welchem die Geschwindigkeit so - wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guine und andere aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben so verschie - den als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäu -93 men, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bei den - geln, so wie bei den Säugethieren, ihrem verschiedenen Auf - enthalt angemessen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illiger's Terminolo - gie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's ornitho - log. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win - ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zo - nen zubringen**)s. Dr. Jenner in den philosoph. Transact. for. [1824]. P. I. pag. 11..

§. 63.

Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bei denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Kör - ner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kro - pfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur all - mählig an den Magen überlassen, der bei diesen Thieren äu - ßerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Haselnüsse und Oli - venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu - scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über - dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern***)Ueber den Zweck und Nutzen weßhalb diese Vögel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupi - dität. Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfs - mittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ih - rer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschie - dene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvö -94 gel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thie - re, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wie - der von sich*)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genann - ten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen wor - den. s. Dr. Persoon in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 56. u. f..

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Mangel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumal bei den nächtli - chen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bei manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwand - te Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beim leben - digen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die En - ten in den Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen, ( denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säuge - thieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zun - genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Pa - pageien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Men - schenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang anneh - men, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagné -95 ment abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueber - haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man - che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge - schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus - hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen - geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei - nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar - weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh - rend ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne - ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an - dere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beu - tel u. s. w.*)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver - schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol..

96

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eier hinein; deren Anzahl bei den ver - schiedenen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey, die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, be - sonders wenn man ihm die Eier nach und nach wegnimmt*)In diesem Fall scheint also das Eierlegen eine willkür - liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürli - chen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeier (ova subventanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den Säugethie - ren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bei den Vögeln im schon gelegten Ei, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc., in de - ren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde und sogar Menschen Vogeleier ausgebrü - tet haben**)Plin L. X. cap. 55. Livia Augusta, prima sua juven - ta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem se - xum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sino fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per si - num tradendo, ne intermitteretur tepor . Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist***)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma - schinen†)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostba - ren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrrei - che Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's Unter - richt von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskrie - chen lassen. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten ab - gemattet, und nur bei solchen, die sich paarweise zusammen hal - ten, wie bei den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ - chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana -97 rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eie selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich ge - bildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchens, und den zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII. Ab - schnitt des Handb. der vergl. Anatomie.Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbe - brüteten Vogel-Eie: J. Er. Purkinje ovi ovium historia ante in - cubationem. Vratisl. 1825. 4.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cica - tricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folg - lich bei jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten seinen Anfang genommen; beim Hühnerei z. B. kaum vor Ende des ersten Tages; so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden, als die früheste Gestalt des neu empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bil - dung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eie gelange erst durch eine wahre Metamorphose zu seiner vollkommenen Ge - stalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. ( vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. )

§. 73.

Unter den mancherlei zur bewundernswürdigen Oekono - mie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beiden allerwichtigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumal um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schön -98 heit sich zeigen. Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot - terhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm - canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß ( S. 23 u. f. ) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. )

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie - ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner - fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über - haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho - hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro - ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein - facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh - lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver - meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man - chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe - re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be - fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel99 verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat - tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch - fang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei - dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet - ten, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz - lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge - wächse zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u. a. Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge - fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem - lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah - rung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas - sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bil - dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we - nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä - hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und100 mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen wer - den durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderungen von dem Lin - néischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnä - beln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und gro - ßen, gebogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln, Papageien, Tucane ꝛc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schnabel. Raben, Krä - hen ꝛc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwal - ben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitzten Schnabel, von verschiedener Län - ge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabe - nem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Land - vögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stum - pfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

101

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium na - tura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex. ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edwards's natural history of birds. Lond. 1743 sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton jun. planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol. (1008 Bl.)
  10. C. J. Temminck et Meiffr. Laugier nouveau Recueil de Plan - ches color. des oiseaux. ib. 1820 sq. fol.
  11. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  12. F. M. Daudin Traité élémentaire et complet d'ornithologie. Par. 1800. Vol. II. 4.
  1. C. J. Temminck Tableau systématique des oiseaux qui se trou - vent en Europe. ed.2. Par. 1820. II. vol. 8.
  2. Deutsch mit vielen Zusätzen v. C. L. Nitzsch. Halle 1822. 2 Bän - de. 8.
  3. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutschland. Ber - lin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  4. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands II IV. B. Leipz. 1791. 8.
  5. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland. Leipz .. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  6. J. P. A. Leisler's Nachträge zu Bechstein's N. G. Deutschland. I. H. Hanau, 1812. 8.
  7. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen und Beschreibun - gen der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799. Fol. u. 4.
  8. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen, Lichtham - mer und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  9. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Beschreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer und Wolf. Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  10. J. A. und J. Fr. Naumann N. G. der Vögel Deutschlands. Leipz. seit 1820. 8.
  11. Chr. L. Brehm Beiträge zur (Deutschen) Vögelkunde. Neustadt an der Orla, seit 1820. 8.
  12. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp en Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  13. History of British Birds; the figures engraved on wood by T. Bewick. Newcastle upon Tyne. ed. 3. 1816. II. vol. 8.
  14. Pennant's arctic zoology. IIr Band.
  15. Fr. Levaillant hist. naturelle des oiseaux d'Afrique. Paris. 1796 sq. 4.
  16. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  17. 102
  18. Alex. Wilson's American ornithology. Philad. 1808 sq. vol. I - VIII. gr. 4. dazu vol. IX. von G.. Ord. und Forts. von Ch. Lucian Bonaparte. in III. vol.
  19. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786. Fasc. II. fol.

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr und IIIr Band. Heidelberg. 1810 14. 8.

Erst also die Landvögel in VII Ordnungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen scharfen Kral - len und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) be - deckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le - bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Or - ten, und haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geier. Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. caruncula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie. tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit aus - gespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz - braun von Farbe mit einem weißen Halskragen. Nistet zu - mal an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, welche die See auswirft.

2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeier, Sonnen - geier. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.

Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe ei - nes welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, ro - then und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen103 über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dick - befiederten Schulterkragen einziehen.

3. . Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier, Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte europäische Raubvogel, dessen ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen, und der sich vorzüg - lich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befieder - ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geiern auszeichnet.

4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen ꝛc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum: caput pennis tectum: lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le messager). F. cera alba, cruribus longissimis, cri - sta cervicali pendula, rectricibus intermediis elon - gatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf - fon's aigle commun, Engl. the black eagle). F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferru - gineo, nigricante, striis flavis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle. Engl. the golden eagle). F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab. 1.

104

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und ver - sorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus. der Seeadler, Fischadler, Bein - brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the seaeagle, the osprey). F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore fer - rugineo, rectricibus latere interiore albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. . Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera pedibus - que caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.

6. . Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Milan, Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz, Tau - benfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite). F. cera flava, cauda forsicata, corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore ci - nereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigri - cantibus.

Frisch tab. 74.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freilich manche andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.

8. . Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (ac - cipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk). F. ce - ra nigra, margine pedibusque flavis, corpore fus - co, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

105

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'éper - vier. Engl. the sparrow hawk). F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cau - da fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In einem großen Theile der alten Welt.

3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, aduncum, nudum absque cera: nares barbatae: caput grande; lingua bifida: pedes digito versatili: remiges aliquot serratae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn owl, the eagle - owl). S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpo - re rufo.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linné und viele andere Naturforscher, aber auch Antiqua - rier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, ( wahrscheinlich das Käuzchen, Str. passerina ) habe ich aus den alten griechischen Kunst - werken gezeigt im Specimen historiae naturalis antiquae artis ope - ribus illustratae p.20. sq..

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. capite laevi, corpore albido, maculis lunatis distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

3. . Flammea. Die Schleiereule, Perleule, Kir - cheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. capite laevi, corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.

4. . Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche. Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrinque ver - sus apicem, basi nudum: lingua lacera.

106

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great shrike). L. cau - da cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis ni - gris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgen - de Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur. Engl. the red-backed shrike). L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis uni - coloribus, rostro plumbeo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumal Käfern, Grashüpfern ꝛc., die er zum Vorrath an Schwarz - dorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, di - cken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.) bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perroquet. Engl. parrot). Mandibula superior adunca, cera instruc - ta; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Levaillant. Par 1801 u. folg. gr. Fol..

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen dieses ( weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherlei Familien eingetheilten ) Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippi - nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der ei - nen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papa - geien viel auszeichnendes, Eigenes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, brin - gen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin - ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so tre - ten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern107 mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschna - bel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man. wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe (Aracan - ga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeru - leis, subtus rufis, genis nudis rugosis.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectore - que rubro, gula nigra.

Edwards's l. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista pli - catili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumal auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P. vi - ridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va - riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien ꝛc.

6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus viri - dis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sa - ge, als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte, weil keiner den Verlust seines Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Rostrum maxi - mum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel aus -108 zeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.

7. Buceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydroco - rax). Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvuatum: pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abentheuerlich gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker). Ro - strum polyedrum, apice cuneato; lingua brevissima, retrorsum aculeata; vagina ossis linguae teres lum - briciformis, longissima; pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau, daß sich ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabel - wurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel das wurmförmige Vor - derende desto leichter hervorschießen, und an der hornigen kleinen Zunge Insecten anspießen können*)V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis. Stuttg. 1821. 4. m. Steindr..

1. . Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.

109

2. . Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. vi - ridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Major. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua ut in picis mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Nat - terwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck). F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksamkeit sei - nes Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedach - ten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretius - culum, apice compresso, mandibula superiore paul - lo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle le tor - chepot. Engl. the nut-hatch, the woodcracker). S. rectricibus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiusculum, ob - tusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow). T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore al - bo, cauda cuneata, rectricibus intermediis longis - simis.

In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, lon - gum; pedes breves, gressorii.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, (Fr. le martin -110 pêcheur Engl. the kingsfisher). A. supra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzu - gehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele nach ihm mein - ten, eine Eigenheit dieses Vogels, sondern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarienvogel u. a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carina - tum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. (Engl. the bee-eater). M. dorso ferru - gineo, abdomine caudaque viridi caerulescente, gula lutea, fascia temporali nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von In - secten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, subcom - pressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.

1. . Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr. la hu - pe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern und mancherlei Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men - schenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129. sq..

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau - specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the creeper). C. grisea, subtus alba, remigibus fus - cis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baum - stämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rec - tricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

111

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea (vestiaria). C. coccinea, rectricibus re - migibusque nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels man - cherlei prachtvollen Putz und andere Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remigi - bus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.. Colibri. Honigsauger, Blumen - specht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird). Rostrum subulato-filiforme longum. Mandibula infe - riore tubulata, superiore vaginante inferiorem. Lin - gua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulato - rii, brevissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur West - küste von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectrici - bus intermediis longissimis, capite fusco, gula au - rata uropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches).

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur un - gefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eier etwa die von einer Zuckererbse.

112

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Ru - bis topase). T. viridescens vertice purpureo aura - to, gutture auroreo rutilo.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinro - them Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben er - habenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wil - derndes, unschmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum, rectum, subquadrangulare; mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater).

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, semiovatum, arcuatum, dorsato-carinatum. Mandibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus scansoriis.

Latham. l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, nares mysta - ce tectae; pedes ambulatorii.

1. . Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven). C. corpore atro-nitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea ..

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in bei - den Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fi - sche, Krebse, junge Enten, selbst junge Haasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. . Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la corneille,113 Engl. the carrion crow). C. atrocaerulescens to - tus, cauda rotundata: rectricibus acutis.

Buffon vol. III. tab. 3.

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook). C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtli - chere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Gras - raupen ꝛc.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hauben - krähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hoo - ded crow, royston crow). C. cinerascens capite, ju - gulo, alis caudaque nigris.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in man - chen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in an - dern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw). C. fuscus, occipite incano, fronte, alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar - colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay). C. tectricibus alarum caeruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le cassenoix. Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque puncta - tus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. . Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Heister. 114(Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meyergeflügel, und mitunter wohl für die Saatfelder, das aber auch zahllose Raupen, Schnecken ꝛc. vertilgt.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier. Engl. the roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, basi nu - diusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle). G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia oc - cipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea, cau - da rotundata.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro - merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol. Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.. Paradisvogel. (manucodiatta). Ro - strum basi plumis tomentosis tectum. Pennae hypo - chondriorum longiores. Rectrices duae superiores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu - Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach115 den Moluken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres pracht - vollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzuspre - chen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..

1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis hypo - chondriis luteis corpore longioribus, rectricibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manu - code à 12 filets). P. anterius nigra violacea, po - sterius alba, humeris viride virgatis, rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen dieses Ge - schlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cul - tratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edward's tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet). Rostrum cultratrum, lateraliter compressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra oculos protenso.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.

1. . Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow). C. cauda rotundata nigricante albo - punctata.

Frisch tab. 40. u. f.

116

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eier, die er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.*)oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. s. Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67. zwischen dieser ihre eigenen Eier, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Ge - schäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch um Vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ih - re, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**)s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr. Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.. Sein Win - teraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig - Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern aufzusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, corpore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer andern besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit wei - ßen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acutissi - mum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.

1. . Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot). O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

117

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie le - ben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird). O. niger, alarum tectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).

3. Jupujuba. (Persicus Linn.). O. niger, dorso posti - co maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmi - ges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen meh - rere Hundert an einem Baume hängen sieht.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelför - migem, scharf zugespitztem Schnabel von verschiedener Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von In - secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.

1. . Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices), im Sande.

118

2. . Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus ni - gris: extimis duabus margine exteriore albis, capi - te cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato-depressum, obtusiusculum: mandibula superiore integerrima, mar - ginibus patentiusculis.

1. . Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'étour - neau. Engl. the stare, starling). S. rostro flave - scente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandibula su - periore apice deflexo, emarginato.

1. . Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite). T. dorso fusco collo maculis albis, rostro flavescente.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistel - beeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.

2. . Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare). T. rectricibus ni - gris; extimis margine interiore apice albicantibus, capite uropygioque cano.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus ferru - gineis, superciliis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuch - tet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lu - cente gegeben haben.

119

4. . Musicus. die Sangdrossel, Zippdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush). T. remigibus basi interiore ferru - gineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mockbird). T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verti - cis, alarum et caudae candidis.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt ande - rer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.

Edwards vol. I. tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zug - heuschrecken.

7. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le merle bleu). T. nigro-caeruleus, remigibus rectricibus - que fuscis.

Edwards vol. I. tab. 18.

Einsam auf den Inseln und an den Küsten des Archipela - gus; ein lieblicher Sangvogel.

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emar - ginata.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Bohème. Engl. the bohemian chatterer). A. occipite crista - to: remigum secundariorum apice coccineo lan - ceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jah -120 ren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi ro - tundatum; mandibula inferior margine laterali in - flexa.

1. . Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagei. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheldaple). L. rostro forsicato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichen Erde. Brütet mit - ten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirschfink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L. linea ala - rum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rec - tricibus latere basis tenuiore nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. . Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie - big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch). L. artubus nigris, tectricibus cau - dae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt. Beide Geschlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagniren, und so - gar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte olivacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Ne - ster auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wun - derbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fas - cia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pedi - bus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför - mig mit abwärts hängendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.

121

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido - flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the redbird). L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.

8. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicantivirens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus la - teralibus quatuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fron - te abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. unb tab. 134. fig. 1.

Am Cap ꝛc. ; das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hinge - gen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, mandibulae basi deorsum a se invicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting). E. remigibus albis, primoribus extrorsum nigris: rectricibus nigris: lateralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlenberg über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueberwin - tern nach Deutschland, wo sie sich aber zuweilen mit ein Mal in unermeßlichen Zügen sehen läßt.

122

2. . Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting). E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fett - ammer, windsche Goldammer. E. remigibus ni - gris, primis tribus margine albidis; rectricibus ni - gris, lateralibus duabus extrorsum nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benach - barten Asien.

4. . Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow ham - mer). E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus latere interiore macula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, dorsoque spadi - ceis, crisso albido, rectricibus duabus utrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird). E. fusca, pectore rubro, rectricibus intermediis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus Miß - verstand verunstalteten Namen von seiner Heimath, dem - nigreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum, emargina - tum, basi subtrigonum, apice declive.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird). T. atra, fron - te, jugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acumi - natum.

123

1. . Caelebs*)Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaf - finch). F. artubus nigris, remigibus utrinque al - bis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannichfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Mei - len in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble). F. alarum basi subtus flavis - sima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle). F. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis rectri - cibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistle - finch). F. fronte et gula coccineis, remigibus an - trorsum flavis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde**)Frisch tab. 12. fig. 5..

5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch). F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

124

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vögelein. (Fr. le serin de Canarie). F. rostro al - bido, corpore subfusco, pectore flavescente, rec - tricibus remigibusque virescentibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei Varietäten aus - geartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp - Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin). F. remi - gibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günther's Nester und Eier verschiedener Vögel durch Wir - sing. Taf. X..

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet). F. remigibus primoribus rectricibusque nigris, utro - que margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. . Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink, Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet). F. remigibus rectricibusque fuscis, margi - ne obsolete pallido, litura alarum albida. (Mas pec - tore et vertice sanguineis.)

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica. der Sperling, der Spatz. (passer. Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remigibus125 rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus fer - rugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übri - gen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thü - ringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laub - holz noch Obstbäumen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mal im Jahre. Freilich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mouche. Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum utrinque emarginatum, apice incurvo; vibrissae patentes ver - sus fauces.

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibu - lis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armillis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we - nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. . Curruca. die Grasmücke, der Heckenschma - tzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow). M. supra fusca subtus albida, rec - tricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. . Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l'oy - selet de Chypre). M. subfusca, subtus alba, pec - tore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cyprus,126 von wannen sie wegen ihres schmackhaften Fleisches weit ver - führt wird.

4. . Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl. the white waterwagtail). M. pectore nigro, rectrici - bus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub - tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the blackcap). M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sangvögel.

7. . Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarz - kehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart). M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge-gorge. Engl. the robin redbreast, ruddock). M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. In England der Lieblingsvogel des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird durch Ver - tilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. . Suecica. das Blaukehlchen, die Schild-Nach - tigall. M. pectore ferrugineo fascia caerulea, rec - tricibus fuscis versus basin ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der mil - dern alten Welt.

10. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu - pfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the127 wren). M. grisea, alis nigro cinereoque undu - latis.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichen Erde. Macht sich ein bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. p. 111., und legt zahlreiche Eier.

11. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roite - let). M. remigibus secundariis exteriori margine flavis, medio albis, crista verticali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäi - sche Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baum - blättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incurvum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

Edward's tab. 264.

In Guiana ꝛc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. titmouse). Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

1. . Major. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great titmouse). P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bei dieser und andern über Win - ter bei uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts ange -128 merkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beim Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu Statten kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la - sange bleue. Engl. the nun). P. remigibus caeru - lescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.

3. . Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise, Schneemeise (Fr. la mésange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo, cau - da corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, be - wachsen ist.

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der india - nische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse). P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. . Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmei - se, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne). P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis margine utro - que ferrugineo.

J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen, Si - birien ꝛc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.

129

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bei der bekannten Streitfrage über den Win - teraufenthalt unserer hierländischen Schwalben, zumal der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was dar - über geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bei den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wär - mern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau de Mon - beillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux vol. VI. p.557. oder für die an - dere**)Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben war Daines Barrington; in s. miscella - nies 225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston Vol. I. p.494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattun - gen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im Ganzen hat doch aber immer das Weg - ziehen derselben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größ - te Wahrscheinlichkeit für sich.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwal - be. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de che - minée. Engl. the house-swallow, chimney-swal - low). H. rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gat - tung sind bei den Systematikern auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbe - fiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr of - fenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dachgie - bel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Haus - flur und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwal - be, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo ur - bica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de mu - raille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet). H. pedibus hirsutis, rectricibus immacu - latis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch tab. 17. fig. 2.

130

Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dör - fern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchen - fenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zu - gewölbt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmartin, shore bird). H. cinerea, gula abdomineque albis.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln ꝛc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omni - bus macula alba notatis.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen in - dianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift). H. nigricans, gu - la alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, mini - mum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus amplissimus; unguis intermedius introrsum ciliatus.

1. . Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tag - schläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette - chèvre. Engl. the goatsucker, night-raven). C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die al - te Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist unge - gründet.

131

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube*)Les pigeons, par Mme. Knip, le Texte par C. J. Them - minck. Par. seit 1811. gr. Fol.. (Fr. und Engl. pigeon). Rostrum rectum versus apicem descendens.

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove). C. caerulescens, cervice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hau - se. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsenklüften, kohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mal im Jahre, die Haustaube hinge - gen neun bis zehn Mal, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vor - züglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat - tungen angesehen werden) sind folgende;

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pat - tu. Engl. the rough-footed dove). Mit lang befieder - ten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier. Engl. the cropper pigeon). Mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit). Mit krausen Brust - federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant. Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und einem kah -132 len rothen Augenring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine). Mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner - schwanz. (Fr. le pigeon paon. Engl. the shaker). Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türki - sche Taube. (Fr. le pigeon messager. Engl. the carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um den Schna - bel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Na - men daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefchen zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, su - pra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus, die Ringtaube, große Holztau - be, Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holz - taube. (Fr. le pigeon ramier. Engl. the ring-dove). C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exteriore albidis, collo utrinque albo.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

Meist in ganz Europa.

4. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.

Sylvan, v. Laurop. u. Fischer für d. J. 1815.

In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fa - belhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. . Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier. Engl. the indian turtle). C. supra lute - scens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

133

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore ruso.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeß - lichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope oculos nu - da, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl. the quail). T. pedibus nudis, corpore griseo ma - culato, superciliis albis, rectricum margine lunu - laque ferruginea.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge). T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle). T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gu - la alba cincta fascia nigra albo punctata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird aus den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinotte. Engl. the grouse). T. pedibus hirsutis, rectricibus cine - reis punctis nigris fascia nigra: exceptis interme - diis duabus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa. Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von allem wilden Geflügel.

5. . Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white grouse, ptar - migam). T. pedibus lanatis, remigibus albis, rec - tricibus nigris apice albis, intermediis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

134

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Na - mentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Co - lonisten in Labrador und Grönland.

Eine dieser verwandte Art ist der L. Scoticus (Engl. the red grouse, moor cock), zumal ist den schottischen Hoch - ländern.

6. . Tetrix. der Birkhahn, die Kurre. (Fr. le pe - tit tetras. Engl. the black cock). T. pedibus hirsu - tis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. . Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruy - ère, tetras. Engl. the capercaile, cock of the wood). T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.

43. Numida. Caput cornutum, collum compressum co - loratum; palearia carunculacea ad latera maxillae utriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen). N. rostro cera instructo nares re - cipiente.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ursprüng - lich im nördlichen und westlichen Africa einheimisch, aber auch längst nach Europa und vielen Gegenden von America verpflanzt.

44. Menura. Cauda elongata, plana, rectricibus 16. duabus intermediis angustis, longioribus, duabus ex - ternis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.

1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen wun - dersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der sonder - barsten Thiere der ganzen Classe.

135

45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the cock). Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfe - dern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seiden - schwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Süd - see bei ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefun - den worden. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt, und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten Thie - re der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.

Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannichfaltigsten und auffallendsten Rassen und Spielar - ten degenerirt; theils in wahre zum erblichen Schlag gewor - dene Monstrositäten**)Sogar, daß bei den so genannten Hollen - oder Hauben - Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirn - theil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase ausgetrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus formativi aber rationibus genauer beschrie - ben und durch anatomische Abbildungen erläutert habe.; sowohl per defectum ( s. oben S. 14 ), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als per excessum ( a. a. O. ), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen***)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür - digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf einzu - pfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, frieslän - dische Hahn, mit krausen auswärts gekrümmten Federn.

136

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo auch noch andere Vogelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi cae - rulescente, cauda cuneata, genis papillosis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien, von wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et undulatus, remigum 11 interlorum latere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato, rectricibus 2 intermediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste Ge - schöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, je - dem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schna - bel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumal in Schina zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich die er - wachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utraque man - dibula. Pennae caput tegentes revolutae.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

137

47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula membranacea longitudinali.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst nach Deutsch - land gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in mancherlei Varietäten von weißer u. a. Farben aus - geartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae cau - dales elongatae, ocellatae.

1. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock). P. capite crista compressa, calcaribus solitariis.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pe - des cursorii.

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl. the bustard). O. maris capite juguloque utrinque cri - stato.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Dieser größte hierländische Vogel ist in der gemäßigten al - ten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verbor - genen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freien unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich). S. pedibus didactylis, digito exteriore parvo mutico, spinis alarum binis.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

138

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und dar - über erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bei ihm durch die ausneh - mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Von seinen Eiern, deren er wohl 30 legt, hält jedes ungefähr so viel als 24 Hühnereier. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist zumal in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tri - dactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spi - nosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem ge - meinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. austra - lis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies ultra oculos nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus, D. pedibus ambulatoriis, cau - da brevissima, pennis incurvis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Isle de France und Bourbon. Aber nach den Versicherungen von Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von we - nig Nutzen war**)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Veränderlich keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..

139

So weit die Landvögel. Nun die Wasservögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stelzenartige Beine, und auch mehrentheils seinen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden gro - ßentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ih - re Eier nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, infracto-in - curvatum, denticulatum, pedes tetradactyli.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

53. Platalea. Rostrum planiusculum: apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill). P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superio - re adunca. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bispi - nosis, fronteque cornuta.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Südamerica.

55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: man - dibula superiore triquetra; inferiore trigona acumi - nata adscendente; frons calva: nares lineares: pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du Brésil).

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

140

56. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill). C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, sub - compressum; pedes tetradactyli.

1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau royal). A. crista setosa erecta, temporibus palearibusque binis nudis.

Buffon vol. VII. tab. 11.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig gewunden.

2. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane). A. occipite nudo papilloso, corpore cine - reo, alis extus testaceis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. . Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne. Engl. the stork). A. alba, orbitis nudis remigibusque ni - gris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutz - bare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w.; schleppt auch nicht selten Leinwand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..

4. . Major. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron. Engl. heron). A. occipite crista nigra dependente, corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pec - torali nigris.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachthei - lig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc .**)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Levante gese - hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hierländischen Reihers aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschied - nen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der Garzetta..

141

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi - rescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumal in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae - viusculo, supra testacea maculis transversis, sub - tus pallidior maculis oblongis fuscis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretius - culum, subarcuatum: facies nuda ultra oculos: pe - des tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Numenius ibis Cuvier*)s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par les anciens Egyptiens im 1sten B. seiner Recherches s. les os - semens fossiles pag. CXLI.]. T. albus, remigum apicibus, rostro et pedibus nigris, remigibus secundariis elongatis nigro-violaceis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Symbol der Ueberschwemmung des Nils**)Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels ge - rade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft. s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologique de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf., auf ihren Denkmälern verewigte, und so wie die damaligen menschlichen Leichen und manche Thiere (wie z. B. verschiedenartige Raubvögel, Fal - ken sowohl als Sperber), zu Mumien bereitete***)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la - byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größter Menge beigesetzte, aber jetzt so wie das Nilpferd, der Nilcrocodil ꝛc. in Nieder-Aegyp - ten selten gewordne Thier†)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse, vor - maligen Past. in der Capstadt, erhalten habe..

142

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Eu - ropa und selbst im südlichen Deutschland vorkommenden Tan - talus falcinellus einerlei zu seyn.

59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiusculum, ob - tusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradac - tyli, postico pluribus articulis insistente.

1. . Arquata. die Brachschnepfe, das Brachhuhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew). S. rostro arcuato: pedibus caerulescentibus, alis ni - gris maculis niveis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern der nörd - lichern Erde.

2. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la bécasse. Engl. the woodcock). S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichen alten Welt.

3. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelszie - ge, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis fuscis quaternis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Haus - teufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff). T. rostro pedibusque rubris, rectrici - bus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit ge - gen einander kämpfen.

2. . Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le vanneau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit). T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.

Frisch tab. 213.

143

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Engl. plover). Rostrum teretiusculum, obtusum. Nares li - neares. Pedes cursorii, tridactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche, der Brachvogel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sealark). C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, na - mentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depres - so-planum, subulatum, recurvatum acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.

1. . Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. ; nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.

1. . Ostralegus. Der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the seapie, oyster-catcher). H. rostro pedibusque rubris.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandi - bula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calva, pedes tetradactyli, subpinnati.

1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the pur - ple water-hen). F. pedibus fissis, fronte pedibus - que rubris, corpore viridi subtus violaceo.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in al - len fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gefieder. Wird leicht zahm.

2. . Atra. das schwarze Blätzhuhn. (Fr. la foul -144 que, morelle. Engl. the coot). F. pedibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigri - cante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichern Erde.

65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusiusculum. Na - res ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carun - culis lobatis. Alulae spinosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. ungui - bus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.

Buffon vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius, compressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetradactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesen - schnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, dakerhen). R. alis rufo-fer - rugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zuge sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum, scutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku - kawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. nigra, pectore columbino.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimm - füße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und da - her zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Ge - hen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häk -145 chen, und ist wie der untere bei den mehresten mit einer aus - nehmend nervenreichen Haut überzogen ( s. oben S. 94). Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gau - men, und bei vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilfe ꝛc. auf, und leben mehren - theils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eier; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe - dern ꝛc. von mannichfaltiger Nutzbarkeit.

68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec en oiseaux. Engl. the seacrow, cut-water). R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschla - genes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum, subrec - tum, acutum, compressiusculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable). S. cor - pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver - bird). S. cauda forficata: rectricibus duabus exti - mis albo nigroque dimidiatis.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subula - tum, rectum, acuminatum, pedes compedes.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle). C. pedibus palmatis tridactylis, cor - pore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C. pedi -146 bus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niveo, remigibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. . Urinator. (Fr. le grébe). C. capite laevi, pal - pebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edward's tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silberweißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull). Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheueren Schaaren.

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto ex - tremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticula - tum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralför - mig zusammenrollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acumina - tum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus antrorsum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. le paille-en - queue. Engl. the tropic-bird). P. rectricibus dua - bus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibri - bus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beiden Wendezirkeln. Nährt sich meist von fliegenden Fischen.

147

74. Procellaria. Rostrum edentulum, subcompressum: mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; in - feriore apice compresso-canaliculato. Pedes ungue postico sessili absque digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempestbird, stormfinch, mother cary's chicken). P. nigra, uropygio albo.

Linné fauna suecica tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offe - ner freier See fern vom Lande auf Klippen, und die Schif - fer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hineindringt, lange Zeit unterhalten wird.

75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla superiore api - ce adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albators. (Fr. le mouton du cap). D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus trydactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann - ten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Mei - len von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeresfläche. Nährt sich großen - theils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..

76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, ungui - cultato: pedes aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn anders die americanische Kropfgans nicht specifisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheu - ren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,148 und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird). P. alis amplissimis, cauda forfi - cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß klaftern, und dem fliegenden Thiere ein sonderbares Ansehen geben.

3. . Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore ni - gro, rostro edentulo, capite subcristato.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nach - theilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst un - bekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden*)s. die oben (S. 51) citirte Commentatio de quorundam animantium coloniis a. a. O. pag. 109..

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. )

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose). P. cauda cu - neiformi, corpore albo, rostro remigibusque pri - moribus nigris, facie caerulea.

Brisson. T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America, zumal auf den schottischen Inseln, und namentlich auf Baß**)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreif - te Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind***)s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8..

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, convexum, ob - tusum; lingua ciliata, obtusa.

149

1. . Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stum - men oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Die - ser letztere[ findet sich auch in Nordamerika und] gibt einen hellen weit schallenden nicht unangeneh - men Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern (A. nigra) ist an den Küsten von Australien zu Hause. Bei Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden*)s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. p. 69. tab. D..

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schi - nesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose). A. rostro semicylin - drico: cera gibbosa, palpebris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the goose). A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den warm - blütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylindrico, corpore undulato, vertice albo, speculo alari can - dido fascia nigra.

Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.

Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken sie häu - fig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.

5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the rey goose). A. cinerea, capite colloque nigris, genis gulaque albis.

Edward's tab. 151.

150

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer aus - nehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreib - federn.

6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schotti - sche Gans. A. fusca, capite, collo pectoreque ni - gris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde, kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Ge - genden, wo sie sich unter andern von dem Thiere der Enten - muschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ei, sondern ans einer Muschel hervorkomme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand - ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189), die daher auch bei vielen Ornithologen den Na - men Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820. tab. 3.

7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A. rostro cy - lindrico, cera postice bifida, rugosa.

Brünnich's N. H. des Eidervogels tab. 1 u. f.

In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen be - kannt sind.

8. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard). A. rectricibus intermediis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paa - rung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und sie zu reitzen suchen.

9. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato ro - tundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161 u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder151 des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denti - culatum, subulato-cylindricum, apice adunco.

1. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander). M. crista longitudinali erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattun - gen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zu - mal zur Laichzeit.

79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: man - dibula inferior ante basin gibba.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nörd - lichen Erde.

1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le macareux. Engl. the puffin). A. rostro compresso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra superiore mucronata.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un - terirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot). Rostrum compressiusculum, subcultratum, longitu - dinaliter oblique sulcatum; mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flossenähn - lichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Anse - hen, deren verschiedene Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu - Holland, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121 sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beisammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla - vescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

152

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula ad aures aurea.

Forster l. c. tab. 2.

In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres Ge - schlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefieders, zu - mal am Halse, die schönste.

3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, superciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warm - blütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vor - züglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unor - dentlicher sind, als bei den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mit - ten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlenstoffsaurem Gas aushalten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen und Frö - schen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis - schollen eingefroren sind.

153

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hierländischen der wahre Sa - lamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie ent - weder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bei den Amphibien mannichfaltiger als bei den warmblütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schup - pen bedeckt: und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Ei - dexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötz - lich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemein - schaftlichen Aufenthalt angewiesen. Manche gehen willkür - lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An - dere hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land, oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich be - stimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumal unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hin - gegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Ge - fangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und kön - nen dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Sa - lamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabei beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von154 Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund: da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mo - bilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Am - phibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bei den warmblütigen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der ein - zelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bei den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Thei - le, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschlei - chen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumal unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der speci - fike Geruch, den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. Unter den innern zeichnet sich doch bei vielen das Gedächtniß aus, da man Bei - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlan - gen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien abrichten lassen. 155Hingegen finden sich bei den Thieren dieser Classe nur sehr we - nige Spuren von wahren Kunsttrieben (§. 36.).

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Er - holungsschlaf zu halten; dagegen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Erstarrung zuzubringen; und das zwar theils einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche und Salamander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphibien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bei vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermange - lung eines Weibchens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander, und züngeln dabei mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eierchen, so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, eierlegende Thiere. Aber manche, zumal unter den Schlan - gen ꝛc. geben die Eier nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Som - mers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Gla - se gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus, als bei den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaulquappen,156 gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruder - schwanz: auch, so wie die jungen Salamander*)s. C. Th. E. de Siebold observat. de Salamandris. Berol. 1828. 4. fig. 1. 2., eine Art von Fischkiefern (branchiae oder Swammerdam's appen - dices fimbriatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hierländischen Frösche meist erst im vierten Jahr mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Ver - hältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß, hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für's Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal der Genuß der Schildkröten und ihrer Eier, so wie auch verschiedener Frösche und Eidechsen ꝛc. auch von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbeiten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sätteln ꝛc.

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Clas - se, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumal unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Hef - tigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Haupt-Ordnungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die qua - drupeda ovipara der ältern Naturforscher) Schild - kröten, Frösche, Eidechsen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewe - gungswerkzeuge (§. 84.).

157

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV. vol. gr. Fol. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände.)
  2. Jo. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpens. Paris 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bechstein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. E. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th. Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis et litera - riae Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G.. der Amphibien. Heidelb seit 1817. Fol.
  8. Blas. Merrem tentamen systematis amphibiorum. Marburg 1820. 8.

I. REPTILES*)J. L. C. Gravenhorst reptilia musei zoologici Vratisla - viensis. Fasc. I. Lips. 1829 fol..

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder freie (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut ver - bundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo**)Brongniart's Cheloniens.. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoi - se, die See-Schildkröten aber turtle. Span. ga - làpago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis***)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er - lang. 1792. 4..

Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hor - nigen Schuppen belegt ist, die bei manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Aus -158 schnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. Ueber - haupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil - dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis tribus, testa orbiculari orvata, membranacea gri - sea, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawksbill turtle). T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmann's Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle). T. pedibus pinniformibus, margini - bus maxillarum dentatis, testa ovata.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 22.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Ge - wicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ihrer blaß - olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ih - res Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte (Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa orbi - culata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gib - ba: margine laterali obtusissimo, scutellis planius - culis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

159

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe ei - ner flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rückenschildes ein arti - ges Ansehen.

2. Rana*)Brongniart's Batraciens (mit Einschluß der Molche).. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad). Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus**)F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre - nouilles et des crapauds. Par. 1803. mit Kupf.Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758 gr. Fol..

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, di - gitis anticis muticis quadridentatis, posticis ungui - culatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn - liche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eierchen ver - wachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an - fangs geschwänzten Kaulquappen***)S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129. u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie da - gegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter ver - lassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus ocel - latis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nordamerica. Fast von der Größe eines Meerschwein - chens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.

160

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. femori bus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als der aus - gebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha - ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. . Buso. die Kröte. R. corpore ventricoso ver - rucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschie - dentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstäm - men, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat.

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verru - coso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali flava, late - ralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch. R. sub - fusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc., von da die Jungen nach war - men Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Frosch - regen Anlaß gegeben haben mag.

9. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, - ling, Marxgöker. (Engl. the gibbous frog). R. viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13-16.

161

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumal des Abends bei schönem Wetter, und treiben dabei zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le grais - set). S. corpore laevi, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis.

Rösel tab. 9-12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schne - cken überzogen ist, dient ihm bei seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stim - me, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei die Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta**)Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge - schlechts, und ausgenommen die Molche.). Eidechse. (Fr. lézard. Engl. lizard). Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Crocodi - lus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae 6, squamis dorso quadratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumal häufig in den größern Strömen von Africa (na - mentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen162 soll*)Norden sagt gar 50. Voyage d'Egypte p. 163.: und doch haben seine Eier kaum die Größe eines Gänse-Eies. Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**)Von den Verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco - dile s. Cúvier in den annales du Museum d'histoire naturelle. T. X. 1807.Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat - tungen von Nil-Crocodilen..

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis os - seis 4 cataphracta, pedibus posticis semi-palmatis.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Lei - be und Schwanz, als der eigentliche Crocodil, wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eier. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und vier an den hintern, von welchen allen aber nur die drey innern mit Krallen bewaffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumal im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda carina - ta, corpore mutico squamis marginatis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, su - tura dorsali dentata, crista gulae denticulata.

Seba vol. I. tab. 95 sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmack - haftes Fleisch und Eier.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.

163

In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in Spa - nien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn kolbigen aus - gehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz ei - gene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zu - gleich nach verschiedenen Richtungen, eines z. B. aufwärts, das andere hinterwärts ꝛc. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, er ändert dieselbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l.47. tit. 20. oder saurus der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus con - cavis.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Süd - see und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier darüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti me - diocri, apice compressa, digitis muticis lobato - squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.

9. . Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei - dechse. L cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in bei - den Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eier leuch - ten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-Sa -164 lamander. L. nigra, dorso lateribusque verruco - sis, abdomine flavo, nigro-maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende emporstehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductions - kraft s. oben S. 19.

11. . Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron). L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigro - que vario nudo, poroso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und dau - mendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc., sind Fabeln.

Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische Amphi - bien ihre Stelle finden, deren sonderbarer Bau zumal ihre ansehnlichen frei ausstehenden Kiemen immer noch räthselhaft scheint.

A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis. Pal - pebrae indivisae.

1. . anguinus.

von Schreibers in den philos Transact. for. 1801*)Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo angui - no. Pavia 1809. 4.G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Got - tingens. recentior. vol. IV.Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cúvier in den voya - ges de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier. vol..

Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst licht - scheu.

B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.

1. lacertina.

Ellis und J. Hunter in den philos. Transact. vol. LVI.

In den Gewässern von Carolina.

165

II. SERPENTES*)Brongniart's Ophidiens..

Die Schlangen**)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Serpents together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eier, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bei andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten***)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göt - tingen, 1817. 8.. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vor - dern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehen - de, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne ( als durch einen Ausführungsgang ) beim Biß in die Wunde geflößt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. ) Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden††)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz - förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen, 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen - cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I., da bei den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be - setzt ist ( Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. );166 außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnet - tes. Engl. rattle-snake). Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unter - scheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhaf - te, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jah - ren zu, und soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegen - den Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder - bare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten - gel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. ( so wie nach der alten, we - nigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so ge - nannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbei zu zie - hen. ) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer, um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin ge -167 handelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton. Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I. p. 334. von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließ - liche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das Nämliche auch an mehreren andern Schlangen der neuen und alten Welt be - merkt haben will. Die Klapperschlangen selbst werden häu - figst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch las - sen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Calcaria ana - lia bina.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. ledevin). B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien, Africa und Brasilien*)Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G. von Brasilien. I. B. S. 211 u. f.. Wird nach Adan - son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendi - gen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwei bre - chen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer über - ziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu ma - chen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. Die Ama - ru-Schlange in Südamerica, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdominalia. Squa - mae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. C. tenta - culis superciliaribus, scutis 145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehenden Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. . Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder). C. scutis 146. squamis 39.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 20.

Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher Farbe und in wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verur - sacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödt - lich. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und nachher Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

168

4. . Natrix. die Ringel-Natter, Schnake, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an den bei - den Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.

Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Fle - cken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Querstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Gabelo). C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der gif - tigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefres - sen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu - richten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. . Fragilis. die Blindschleiche, Bruchschlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slowworm). A. squ. abd. 135. to - tidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherlei theils sauber gezeichnete Spielarten.

2. Platuros. A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

169

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudae - que. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run - zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorpligen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer im - mer zu beiden Seiten des Halsels verwahrt liegenden (nicht wie an den Froschlarven ꝛc. außerhalb desselben frei hervorragenden) Kiemen Athem holen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Sa - lamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bei den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bei den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zar - testen Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

170

§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori - gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei - nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio - plateum); bei andern, wie beim Aal ꝛc. ist er mehr walzen - förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein - ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge - sondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup - pen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge - nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus - nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim - höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi - schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei - ten-Linie liegen.

171

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zachariá's Ele - mente der Luftschwimmkunst. Witttemb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat. S. J. Brugmanns over de Mid - delen, door welke de Visschen zich bewegen etc.(Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahr - genommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpeli - gen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander ver - bunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Mus - keln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch - flossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steiß - flosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine verticale Stellung hat.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberflä - che des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, beson - ders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei den so genannten cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumal die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen mineralischen Quellen**)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumal die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nacht - zeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig172 halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in ge - wissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so Steigen viele Seefische um zu laichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; man - che derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlan - tischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwi - schen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America*)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B..

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fas - sen, mit mancherlei andern Mitteln ihrer Herr zu werden ver - sehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirrhi) am Mau - le, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See - fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiu - rus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäu - benden Kraft ꝛc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahlreichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m.**)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 423 u. f. der dritten Aufl..

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fi - sche läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobach - tungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B.173 die Forellen, überaus kirre werden*)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere, z. B. alte Kar - pfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm - lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi - schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge - sagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann**)S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi - sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge - hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an - dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk - liche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält - niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine Million Eierchen ꝛc .***)Philos. Transact. vol. LVII. p.280..

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben - falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me - tamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemach vollends ausgebildet werden.

174

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Kör - pers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hech - ten ꝛc., daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc., nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Bra - silianer ꝛc., wissen die Fische auf die mannichfaltigste Weise, so - gar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bei vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptgeschäft, und in Rücksicht der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Stu - dium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen ge - brannt: der Leberthran von letztern nun auch als Arzneimittel. Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. Und manche Theile einiger Fi - sche werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumal in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hech - te. Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal ei - nige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint noch man - cher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen, nämlich:

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wah - ren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genann - te Fische (Pisces spinosi).

175

Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ord - nungen, welche la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt hat: nämlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Jugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brust - flossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed. Linnaei. Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum. Lugd. Bat. 1781. P. I III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des pêches ꝛc.) Par. 1770 sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutschlands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl. Schnei - der. Berol. 1801. 8.
  13. de la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V. vol. 4.
  14. Histoire naturelle des poissons, par le B. Cuvier et M. Valen - ciennes. Par. seit 1828. 8. und Planches, fol.
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200 Fishes of the coast of Coromandel. Lond. 1803. II. vol. fol.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physiologie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vie - len Zusätzen vor P. Camper und J. G. Schneider. Leipzig 1787. 4.
176

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bei den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproie. Engl. the lamprey). P. ore intus papilloso, Pinna dorsali posteriore a cauda distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchia - lia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Na - men Myxine den Gewürmen beigezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben.

3. Raia. Roche*)Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera - Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray). Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum, os sub capite.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar organi - sirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bei einiger Aehnlich - keit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschenge -177 sichte hat, zu der Sage von Meerjungfern etwas beigetragen zu haben*)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish). R. tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.). Wird an theils Orten gegessen.

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair). R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeo - rum ordine.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonette. Engl. the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völ - kern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark). Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblon - gum teretiusculum. Os in inferiore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat). S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore te - retiusculo.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drei Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau). S. capite latissimo transverso malleiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

178

In den mehresten Welt-Meeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark). S. dorso plano, dentibus serratis.

Bloch tab. 120.

Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig im at - lantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie über - haupt bei den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen ein - gekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben ver - bunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das ei - gentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beim jungen Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zu - fälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wiederholten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna ani nul - la, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das brei - te schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das die - ses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rän - dern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil). Pinnae pectorales branchiis insi - dentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the frog-fish). L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squa - mis corio coadunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B. pin - na capitis biradiata, corpore posterius subvilloso.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

179

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripartita, sub collo. Oris labium superius quinquepartitum. Dentes primores incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspischen ꝛc., in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts sowohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichti - gen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer wer - den. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaf - ten Sage von ungeheuren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufig - sten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vorzüglich we - gen des Fischleims oder Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge - schlechts, nämlich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimm - blase des Wels u. a. bereitet.

180

9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre). Cor - pus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub - caudalibus binis.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus murica - tum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T. abdo - mine aculeato, corpore laevi, humeris prominen - tibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fischen (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish). T. totus hispidus, papillis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (lana Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish). T. laevis compressus, cauda truncata: pinna brevissima dorsali analique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen181 aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Sei - ten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish). D. oblongus, aculeis teretibus.

Bloch tab. 126.

Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf - padde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lumpsu - cker). C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klip - pen, Schiffe u. s. w. an.

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.

1. [Scolopax]. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa - moso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123. fig. 1.

Im mittelländischen Meer ꝛc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore opercu - lato, maxilla inferiore mobiliore. Corpus cataphrac - tum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque ra - diatis; corpore septem-angulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See - Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the seahorse). S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore sep - temangulato tuberculato.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen Na - men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode182 krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensifor - me, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, ca - taphractum. Pinnae ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln aus - gespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen veranlaßt haben.

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die sogar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore uni - colore.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er sicher lebendige Junge*)S. J. H. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 519..

17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna carinatum.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill -183 fisch. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van Ber - kel*)S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich - ten. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220. 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Ungefähr Manns - lang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmeln - den Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur. I. Bd. S. 37 u. f..

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis laterali - bus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primo - res majores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Dentes primo - res supra infraque conici, divergentes, sex pluresve, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae di - stincta.

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Steinbei - ßer. (Engl. the ravenous). A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sandlaunce). A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den -184 stensand, wo er in England und Holland in Menge heraus - gestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Corpus ensiforme.

1. . Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.

British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Au - sterschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxil - lis, palato. Corpus ovatum, latum, lubricum. Cau - da bifida.

1. Paru. S. uniculor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum, alepidotum ..

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale killer). X. mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für die calabrischen und sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang**)Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..

24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compressum. Pinnae pectorales minutae.

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchschei - nender Rieme***)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn Su - perint. Hesse..

185

IV. JUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio superiore duplicato; ocu - li approximati. Membr. branchiostega rad. 6; aper - tura nuchae foraminibus respirante. Opercula clau - sa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, majus. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. radiis 5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star-gazer). U. cirris multis in maxilla infe - riore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

27. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

1. . Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, stingfish). Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 tere - tibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acu - minatae.

1. . Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had - dock). G. tripterygius cirratus albicans, cauda bi - loba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich aber an den englischen und schottischen Küsten. Viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf - fallender Stärke und langanhaltender Dauer*)s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..

186

2. . Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccal - jao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the codfish). G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zube - reitung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vorzüglichst in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang aus - machen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le mer - lan. Engl. the whiting). G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal - raupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot). G. dipterygius cirratus, maxillis aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaf - testen deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch. Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viviparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert le - bendige Junge.

187

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflos - sen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os si - mum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6, corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra planum margi - natum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish). E. cauda bifurca, striis capitis 18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff im vollen Lauf zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato-declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin). C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das be - sonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gel - ben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ven - trales unitae in ovatam.

1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali secun - da radiis 14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker. 188(Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb). C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es, bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorgfältigste.

35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vi - cini. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium supe - rius membrana transversa fornicatum. Lingua subu - lata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transverso. Corpus compressum.

1. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda bifur - ca, spina ante pinnam analem dorsalemque recum - bente.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda rotun - data; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Oculis utrisque in eodem la - tere frontis. Membr. branch. rad. 4-7; corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero abdomen re - ferente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre beiden Au - gen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher189 sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise). P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördlichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus ob - tusis.

Bloch tab. 46

4. . Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut). P. oculis dextris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. . Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmackhafte - sten Fische.

38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles con - fertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squa - mosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsa - lis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflan - zen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsali - bus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

190

39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti, mola - res obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acu - minatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea in - ter oculos.

Bloch tab. 266.

Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello subcau - dali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur Be - gattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro - ducta.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotun - datae.

1. Julis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescen - tibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von aus - nehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus fossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.

Bloch tab. 297.

Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.

42. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serrata. Membr.191 branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea latera - lis cum dorso arcuata.

1. . Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. . Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.

3. . Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe). P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine, zu Thran, und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor. der Lootsman. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4 membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Begleiter oder Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus carcharias) findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..

44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau. Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

192

Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgen - de ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch. Von bei - den machten die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferioribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phos - phorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche andere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuch - ten des Seewassers beytragen.

3. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl ge - gen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.. Ihm äh - nelt die zumal aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, declive, squamis tec - tum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe. (trigla. Fr. le surmulet). M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang. Be - rühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwel - ger damit getrieben, so wie wegen des physiologisch merkwür - digen wundersamen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie der Goldkarpfe S. 187 u. einige andere) im Sterben zeigt**)Seneca quaestion. natural. I. III. c. 17 sq..

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser Gattung verschieden.

46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pec - torales.

1. Volitans. T. digitis vicinis membrana palmatis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-Meeren.

193

VI. ABDOMINALES.

Die, deren Bauchstoßen hinter den Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasserfische sind aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus an - gustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis pro - minulis.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird beson - ders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Ein - richtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bart - grundel. (Fr. la loche. Engl. the loach). C. cir - ris 6, capite intermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm - peizker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpiet - sche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung un - ruhig**)Leisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814. S. 139..

48. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformibus tenta - culatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinna - rum pectoralium aut dorsalis primus spinosus, retro - dentatus.

1. . Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dor - sali unica mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hau - sen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am194 Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Anse - hen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur). S. pinna dorsali unica lumbari, remo - ta absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1792. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110). Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird unge - fähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve depres - sum. Os edentulum retractile. Membr. branch. ra - diis 6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adiposa: pinnae ventrales multiradiatae.

1. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem ma - xillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf La - brador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Wächst wohl unter den Fischen am schnellsten. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte sau - monée. Engl. the sea trout). S. ocellis nigris iri - dibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.

Bloch tab. 21.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

195

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore sub - longiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die schwedischen Lappen, deren beinahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt). S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichern Europa. Fast durchscheinend. Ihm äh - nelt der so genannte grönländische Häring, Angmarset (Salmus arcticus) den die Grönländer nächst ihrer Haupt - nahrung, dem Seehundfleische, in größter Menge gleichsam als Brod oder Kuchen verzehren.

6. . Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weiß - fisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hudsonsbay. Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aal - bock im Thuner-See, der mit der Ferra des Gemfer - Sees einerlei zu seyn scheint.

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S. ma - xilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....

1. Tabacaria. E. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.

196

52. Esox. Caput supra planiusculum: mandibula supe - riore plana breviore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike). E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, Krö - ten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu - weilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike). E. rostro utraque maxilla subulato.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher Menge. Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden grasgrün werden.

53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracu - la utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales nume - rosae.

1. Bichir.

Geoffroy Saint-Hilaire: Mémoires d'histoire na - turelle tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrünet Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahl - reichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses sonderba - re Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxilla - rum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; prae - terea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von ihrem Vaterlande.

197

56. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali ar - gentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

57. Mugil. Caput: Labia membranacea; inferius intror - sum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus su - pra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Oper - cula laevia rotundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinquera - diata.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales ma - xime volatiles, radiis antice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine utrinque carinato.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoetus mesogaster ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100. ) die zumal im Westen des atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern, auch durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die längsten sind.

59. Polynemus. Caput compressum, undique squamo - sum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas pec - torales.

1. Quinquaris P. digitis quinque corpore longio - ribus.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum superiorum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne198 setaceae. Abdominis carina senata. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring). C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumal vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Ge - legenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Som - mer-Reisen ( s. oben §. 109. ) nach den europäischen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. tausen - de von Europäern mit ihrem Fang beschäftigt.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat). C. pinna dorsali ra - diis 13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittel - ländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mai - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis. (Fr. l'anchois). C. maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vor - züglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. . Barbus. Die Flußbarbe. C. pinna ani radiis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo utrinque ser - rato.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist199 giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*)S. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für die Staats - A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dor - salis radio postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwand - ten Gattungen, zumal mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die bestän - dig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso, cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kie - mendeckeln einen Laut von sich geben. Die Goldschleihe***)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deutschen Fische.

4. . [Carassius]. die Karausche. (Fr. le carasin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida trans - versa bifurca.

Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherlei wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. 200Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Kön - nen sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und geben dabei doch von Zeit zu Zeit Un - rath von sich.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow). C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. . Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.

8. . Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak). C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Beckmann's Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. II. B. S. 325 u. f..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème). C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

201

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorher - gehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel so wie überhaupt kein Gerippe haben, auch wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Namen daher, daß, wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bei vielen fast nur wie durch einen Faden unter einan - der verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der unge - flügelten Ordnung) durch besondere theils sehr empfindliche Or - gane aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tra - gen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten - ße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten In - secten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf an - derthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so ver - schiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst viel - artige Bildung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.

202

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man - nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü - cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man - cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, ent - schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Feder - chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In - secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes - werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa - cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi - gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge - flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der an - dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor -203 her als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur we - nige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen be - wegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8. die bei den verschiedenen Gattun - gen, und bei manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name andeutet, Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bei ihrer harten, unempfindlichen, äußern Decke, und den mehr - sten auch bei der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihrem An - tennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traite anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des animaux articulés. Par. 1828. 4. weichen die Insecten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bei den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader ent - springt, so daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom er - staunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

204

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bei wenigen (wie z. B. bei den Krebsen, Heuschrecken und man - chen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähnliche Be - wegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund, sondern durch mancherlei andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 276 u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und un - ter der Erde**)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei weiten al - lermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thie - ren welche anzutreffen, und sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta - xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und be - sucht werden. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflan - zen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftlicher Ver - bindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselsei - tige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahl -205 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nach - her, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungs - zeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wissen, ist schon oben bei Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollendeten Ge - stalt als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schu - tze verfertigen; oder sich um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben: oder die, wie man - che Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkom - menschaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eier anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meß - kunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bei der Ernährungsart der Insecten sieht man offen - bar, daß dieselbe nicht, wie bei den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sol - len. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendi - ge Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen spe - ciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bei - spiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bei einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eigenen Ge - wichts verzehren kann. Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); andere mit einem zugespitzten, horn - artigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit206 einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. ver - sehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Ge - stalt; andere dadurch daß sie einerlei Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten kön - nen; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneip - zangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bei der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beiden Geschlechter einan - der so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat - ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge - schlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren wer - den, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestim - mung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bei verschiedenen Insecten sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. Ueberhaupt aber leben die mehresten in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bei ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch ver - zögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bei vielen, wie z. B. beim Co - chenille-Wurm, beim Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bei der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren rei -207 fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk - lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba - ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu - fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä - ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die - ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor - phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un - mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich ( so wie auch einige ungeflügelte ) erst in gewissen Lebensepochen ei - ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir - ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge - wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli - chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu - ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet - terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer - ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet - terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f..

208

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Meta - morphose unterziehen, zuerst aus dem Ei kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mal schwe - rer sind als da sie aus dem Ei kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und En - gerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflan - zung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach - sen, und häuten sich mit unter einige Mal.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden To - desschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mal einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der Insecten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haus - haltung der Natur haben, desto mannichfaltiger und ganz un -209 ermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, ver - tilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an - dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die da - durch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auszeh - ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der In - fection der Luft vorbeugen, und von der andern die all - gemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rück - sicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4. und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Verschiedenartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind - bar. So der Honig der Bienen, aus welchem auch in man - chen Gegenden von Europa so wie im Innern von Afrika der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treff - liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Gall - äpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerlei andern Gebrauch benützt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arznei sind vorzüglich die spani - schen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade**)Kirby and Spence a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gat - tungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auf - fallen. Manche sind besonders dem Getreide nachteilig; an - dere, wie so viele Raupen, Erbflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gar - tengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obst - bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die210 Larven einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz - werk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch ei - nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthie - ren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich auch hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch daß in der letzten Ordnung, nach dem Vorgange von De Lamarck u. a. neuen französischen Entomologen die Spinnen, Skorpione, Krebse ꝛc. (die Arachniden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten ganz abgesondert, den Beschluß machen.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zusammen ge - legten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freß - zangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem be - haartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flü - geln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

Zur N. G. der Insecten. Nur wenige von vielen.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. 211
  4. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  5. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  6. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamensium. Amst. 1705. Fol. max.
  7. Jac. l'Admiral jun. gestaltverwisselnde gekorvene Diert jes. Amst. 1740. Fol.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insecten in Deutsch - land. Berl. 1720 38. XIII. Th. 4.
  9. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands. Nürnb. seit 1795. 12.
  10. Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Germaniae. P. I. 1813.
  11. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen. Nürnb. 1746 61. IV. B. 4.
  12. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  13. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII. B. seiner amoenitat. academic.
  14. J. H. Sulzer's Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  15. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1766. 4.
  16. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  17. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  18. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  19. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  20. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  21. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804. XIV. vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von Büffon.)
  22. de Lamarck (s. beim folgenden Abschn.)
  23. A. M. C. Dumeril considérations générales sur la classe des Insectes. Par. 1823. 8.
  24. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742. VI. vol. 4.
  25. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1778. VII. vol. 4.
  26. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips. 1783. 8.
  27. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  1. Lesser théologie des insectes. (trad. de l'allemand) avec des re - marques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spence's Introduction to Entomology. ed. 2. Lond. 1818-26. IV. vol. 8.
  1. L. G. Scriba Beiträge zur Insectengeschichte. Frkf. seit 1790. 4.
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger. Braunschw. 1801 07. VI. Th. 8.
  2. E. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit 1813. 8.
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790. II. Th. 8.
212

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nachricht interes - sant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, son - dern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Ge - gend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.

I. COLEOPTERA. s. Vaginipennia. (Eleuthe - rata Fabr.)

Die Insecten dieser Ordnung*)Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden überhaupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlech - te insbesondere beilegt. Die Larve hat Freßzangen, und bei den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bei einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bei den ge - nannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene In - sect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn - laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle). Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae sae - pius dentatae.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scutellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidenta - to, capitis recurvo; supra multidentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larven einen starken Daumen dick. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

213

3. . Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, tho - race tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto, clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Gras - wurzeln befestigt und in jede ein einziges Ei legt.

4. . Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn - käfer. S. scutellatus, thorace prominentia tripli - ci, capitis cornu incurvato, antennis heptaphyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hierländische Käfer; fliegt selten; als Enger - ling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäu - men; und thut in manchen Gegenden den Reden großen Schaden.

5. . Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, cly - peo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.

Namentlich häusig in Aegypten, wo er von den alten Aegyp - tiern als Sinnbild der Ober - und Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherlei an - dern Kunstwerken, theils in coloßaler Größe, vorgestellt wor - den*)S. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyp - tischen (und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine aus - geschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutellatus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung - beetle). S. scutellatus, muticus, ater, glaber; ely - tris sulcatis; capite rhombeo: vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. 214Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muti - cus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhom - beo, vertice prominulo, antennis nigris.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. . Horticola. (Melolontha H. F.) der Gartenkä - fer. S. scutellatus muticus, capite thoraceque cae - ruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der Maikäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the Maychaffer, cockchaffer). S. scutellatus muticus testaceus, tho - race villoso; cauda inflexa, incisuris abdominis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getrei - dewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb in ei - nem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und reiflicher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettler's Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als Maikäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laube, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkä - fer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutella - tus muticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.

12. . Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, seg - mento abdominis primo lateribus unidentato, cly - peo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

215

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er mit angefeuchteten Brodrinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhalten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae, clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exser - tae, dentatae.

1. . Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag beetle). L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bi - furcatis, latere unidentatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo perfoliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren. ꝛc.

3. . Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borken - käfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemor - so-dentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fichten (Pinis abies) theils in solcher Men - ge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bei der dadurch verursach - ten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, geschwei - ge als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannenkäfer,216 schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillo - sus, elytris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. . Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher nament - lich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis ultimis majoribus. Tho - rax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.

1. . Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn be - rührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch kei - nen Reitz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri - dentato, elytris fasciis duabus albis.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Tod - tenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death - watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungs - zeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decurvato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore bre - viora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, capite brevio - res, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.

217

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcom - pressae.

1. . Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Elytra mar - ginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, mar - ginatus.

1. . Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Todtengrä - ber. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga atra clypeo or - biculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern Geschicklich - keit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eier dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfiliformes, ex - trorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub tho - racis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris san - guineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh, Som - merkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu; bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semi - cordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.

1. . 7-Punctata. C. coleoptris rubris; punctis ni - gris septem.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

218

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë-Gat - tungen als wirksames Heilmittel bey mancherlei Zahnweh em - pfohlen worden.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis ru - bris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, margi - natus.

1. . Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*)S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..

2. . Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine vio - laceo.

4. . Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. fe - moribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea.

Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist**)s. G. H. Ritter's Göttingische Preisschrift im Hannover - schen Magaz. 1801..

5. . Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkäfer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico utritique im - presso.

Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Maiblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mir ih - rem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hel - len Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusiformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

219

1. . Atra. H. corpore toto atro. Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo puncta - tis, podice albo maculis binis nigris.

Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femori - bus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.

Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkä - fers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumensdicken Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson). Anten - nae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum prominens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger ge - bogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüs - sel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gar - tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, ely - tris abbreviatis striatis.

Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.

2. . Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.

So wie der folgende eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und ab - fegen zu lassen. Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. . Granarius. der schwarze Kornwurm. (Calan -220 dra granaria. F.). C. longiroster piceus oblongus thorace punctato longitudine elytrorum.

4. . Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylin - dricus subcinereus, elytris muconatis.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pfer - den Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. . Bacchus. (Attelabus B. F.) der Rebensticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.

6. . Pomorum. C. longiroster, femoribus anticis den - tatis, corpore griseo nebuloso.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.

7. . Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiroster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Dia - mond Beetle.) C. breviroster niger, elytris denta - tis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das ge - färbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zu - mal unter dem Vergrößerungsglase, eine ausnehmende Wir - kung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immenwolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jah - ren den Stöcken großen Schaden.

221

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus) Anttennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.

Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhörner, ei - nen ungemein starken Brustschild und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen le - bendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus utrinque spinosis, antennis brevibus.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punc - tis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis lon - gissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mal so lang als das ganze Thier.

17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deaurata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Antennae setaceae. Ely - tra alis minora. Cauda simplex.

1. . Major. (Molorchus abbreviatus F.) N. elytris abbreviatis ferrugineis immaculatis, antennis bre - vioribus.

222

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela nitedu - la. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm). Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semiorbi - culatus, caput subtus occultans cingensque. Abdo - minis latera plicato-papillosa.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eier gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bei beiden Geschlechtern.

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein Paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabei im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Abdominis latera pli - cato-papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro, macula ni - gra, elytris fuscis.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneit hat, zu tausenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) An - tennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit merkwür - dig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kom - men, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beim Aufschnellen mit Gewalt her - aus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf bei - den Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü - geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus macula flava glabra.

223

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspitzen des Brustschil - des leuchten stark im Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. . Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus cor - poreque nigris.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Antennae setaceae. Ma - xillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli. Thorax rotundato-marginatus.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Amei - senlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. . Germanica. O. viridis, elytris puncto lunula - que apicum albis.

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longi - tudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem re - tractum.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laevi, corpore inaurato.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Klein Fingers lang.

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longitudinali - ter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, tho - race punctato.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. . Viridis. B. elytris integerrimis sublinearibus punctatis, thorace deflexo, viridi elongato.

Von der Farbe der spanischen Fliege, aber nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jahren in hie - siger Gegend große Verwüstung in jungen Rothbuchen - Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängelte Gänge fraß.

24. Dyticus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hydrocan - tharus). Antennae setaceae aut clavato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis perfo -224 liatis, corpore laevi, sterno carinato, postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eier legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den ein - geschlossenen Eiern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. . Marginalis. D. niger, thoracis elytrorumque margine flavis (mas).

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen dieses Ge - schlechts), den Fischreichen gefährlich. Beim Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae setaceae. Thorax obcordatus apice truncatus marginatus. Elytra mar - ginata.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie an - faßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen, laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punc - tis intricatis subrugosis.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. . Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis.

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomine subatro.

Sulzer's Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hierländische Laufkäfer.

4. . Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bombardir - käfer. (Fr. le pétard). C. thorace capite pedibus - que ferrugineis, elytris viridi nigricantibus.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabei durch die von Dr. Rolan - der beschriebene ganz eigene Art bekannt geworden, womit er sich gegen den C. inquisitor u. a. seiner Feinde zu ver - theidigen sucht; da er ihnen mit einem merklich starken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.

225

5. . Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus. F.) C. piceus, thorace linea excavata longitudinali mani - bus spinosis.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren (wie z. B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Hallischen Saal - kreise) furchtbaren Mißwachs der jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts in Menge auf den Aehren auf.

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo ultimo subrotundo. Thorax plano-convexus, marginatus. Caput exsertum. Elytra rigidiuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anti - cis crassioribus.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häu - fig in Mühlen und Bäckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.

2. . Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.). der Tod - tenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laevibus mucronatis.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ultimo ova - to. Thorax subrotundus. Elytra mollia flexilia, ca - put inflexum gibbum.

1. . Proscarabeus. der Maiwurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle). M. apterus, cor - pore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bei gewaltsamer Berührung einen stinkenden Saft aus den Kniegelenken der Beine ausfließen läßt.

2. . Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spani - sche Fliege. (cantharis offic.) M. alatus viridissi - mus nitens, antennis nigris.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das (so wie in Bengalen die M. trianthemae*)S. Hardwicke u. a. im Vten B. der Asiatic. Researches pag. 213. u. f.) zum Blasenziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput de - flexum sub collo (in territo). Palpi compresso-cla -226 vati, oblique truncati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur weni - ge Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzer's Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus*)J. L. G. Gravenhorst coleoptera microptera ꝛc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum. Gottin - gae. 1806. 8.. Antennae moniliformes. Elytra dimi - diata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas ve - siculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die sie, sobald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cine - reis, maxillis longitudine capitis.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda forcipata.

1. . Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohr - höhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich ir - gend etwa ein Mal eins dahin so gut, wie irgend ein andres Insect, verirren kann Aber dem jungen Gemüse, den Nel - kenknospen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge vermehren, dem Grundholz der Gebäude und den Fensterfutterungen.

II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyngota Fabr.)

Bei den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bei einigen mit Kinnladen, bei den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Sauge - rüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidea genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel,227 von welchen zumal die obern an der Wurzel fester und hornar - tiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bei ei - nigen sind sie grade ausgestreckt, bei andern übers Kreuz zu - sammengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flü - geldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bei ver - schiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver - wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden*)Viel zur N. G. dieser Ordnung und der Neuropteren enthal - ten T. de Charpentier horae entomologicae. Vratisl. 1825. 4..

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae seta - ceae. Elytra alaeque planae, subcoriaceae. Thorax planiusculus orbiculatus, marginatus. Pedes curso - rii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis. die Brotschabe, Küchenschabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ra - vet. Engl. the black beetle, cockroach). B. ferru - gineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo im - presso.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die, ich weiß nicht war - um, sogenannte Germanica, die Americana ꝛc. ) für man - che Gegenden, wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancher - lei Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schif - fen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verursachen**)Ein schreckliches Beispiel gibt Maurelle's Südseereise im voyage de la Perouse autour du monde. Vol. I. p. 279. u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Asa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in ei - nem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hineinsperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro inte - gro 4-pustulato; dextro ad marginem internum se - mipellucido, 3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Oberflügel werkwürdig.

3. . Lapponica. B. flavescens, elytris nigromaculatis.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

228

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instruc - tum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, con - volutae, inferiores plicatae. Pedes antici compresi, subtus serrato-denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articulato: postici 4. laeves, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonderba - ren Bildung*)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4.. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was Eigenes gleichsam Feierliches, das wohl zu der abergläubi - schen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattun - gen dieses Geschlechts, zumal im Oriente angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.**)J. C. Fabricii Supplementum entomologiae systematicae. Hafniae, 1798. 8. p. 186.] M. thorace teretiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus an - ticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottes - anbetherin, das wandelnde Blatt, der Wein - handel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarina - to elytrisque viridibus immaculatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.

4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocel - lo ferrugineo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig verehrt wird.

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. gras - hopper). Caput inflexum, maxillosum, palpis instruc - tum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,229 convolutae, inferiores plicatae. Pedes postici salta - torii. Ungues ubique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bei manchen ge - ben die Männchen entweder zur Begattungszeit, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.

1. . Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre, Maul - wurfsgrille, der Riehwurm, Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. (Fr. la courtilière. Engl. the molecricket). G. thorace ro - tundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: theils an Orten wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumal den Küchengewächsen und der Ger - stensaat großen Schaden.

2. . Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille, Zir - se, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket). G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longiori - bus, pedibus simplicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. . Campestris. (Acheta C. F.) die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. . Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der Baum - hüpfer. G. thorace rotundato, alis viridibus im - maculatis, antennis setaceis longissimis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen, springt vorzüglich weit.

5. . Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.) das Heupferd. G. thorace subquadrato laevi, alis vi - ridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitu - dine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

230

6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace cri - stato, carina quadrifida.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten ꝛc.

7. . Migratorius. die Zugheuschrecke, Strichheu - schrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarina - to; segmento unico, capite obtuso, maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Mißwachs, Hun - gersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört es wohl (so wie der ihm ähnliche, sich auch zu Zeiten in Unzahl vermeh - rende Gr. tartaricus), in die asiatische Tartarei zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblieben*)S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte dieses furchtbaren Insects:Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz. 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.. Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat - tung ist) in Nord - und Süd-America finden. Daß sie in Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird, ist eine ausgemach - te Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Län - der für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Bei - spiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.

8. . Stridulus. die Holzheuschrecke. G. thorace subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge ei - nen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora**)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Na - tuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Want - zen, door Casp. Stoll. Amst. 1780 sq. 4.Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum. Brunsvigae 1803. 8.. Caput fronte producta, inani. Anten - nae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Ro - strum inflexum, pedes gressorii.

231

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bei den nachbenannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen Schein ver - breitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträger, Leiermann. (Fr. la porte-lanterne. Engl. the lanthorn-fly). F. fronte ovali recta, alis lividis; posticis ocellatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so groß als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient ha - ben sollen.

2. Candelaria. der schinesische Laternträger. F. fronte rostrato-subulata adscendente, elytris viri - dibus luteo-maculatis, alis flavis: apice nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.

35. Cicada (Fr. cigale). Rostrum inflexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes ple - risque saltatorii.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe hervorgebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulenschwäm - men (clavariae) besonders häufig aus den Puppen von Ci - caden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Laufkä - fern ꝛc. wachsen*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris v. J. 1769.Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis impen - sa. Havn. 1790. fol..

1. Orni. die Manna-Cicade (Tettigonia O. F.) C. nigra flavo-maculata, alis hyalinis, basi flavis maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.

Im südlichen Europa und in Nordafrica an einigen Gat - tungen von Eschen, wo sie durch ihren Stich das Ausschwit - zen der Manna (so wie in Arabien eine Gattung von Schild - lausen an einer Tamariske) verursachen soll. Wird insgemein nebst der fast noch ein Mal so großen C. plebeia (Rösel232 fig. 4.) für die bei den Alten so beliebten Cicaden gehal - ten*)Allein die ächt griechische (weiland den Musen geheiligte, von den griechischen Dichtern gefeierte) Cicade, die mir einer meiner Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus Chios kommen lassen, und die von jenen beiden sehr verschieden ist, finde ich bloß bei Petiver abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7..

2. . Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaumwurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter wel - chen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.

3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis nigris: punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano lanato.

Stoll tab. 10 fig. 49. und D.

In Westindien. Hat den Beinamen von den räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hinterleibe**)Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keulen - schwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers ge - wachsen sind?.

36. Notonecta. Wasserwanze. Rostrum inflexum. An - tennae thorace breviores. Alae 4 cruciato-complica - tae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi nata - torii.

1. Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc., von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum inflexum, Alae 4 cruciato-complicatae anticae coriaceae. Pedes an - teriores cheliformes; reliqui 4 ambulatorii.

1. . Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpo - re oblongo-ovato.

Frisch P. VII. tab. 15.

233

Die Eier dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Ge - stalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.

2. . Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdominis mar - gine serrato.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca: oculis ni - gris, alis albidis, dorso plano.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das na - namentlich auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eier auf den Rücken*)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam an dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. S. dessen Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5..

38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 crucia - to-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dor - sum planum thorace marginato. Pedes cursorii**)J. Fr. Wolff incones cimicum descriptionibus illustratae. Fasc. I V. Erlang. 1800. sq. 4..

1. . Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die Bett - wanze, Wandlaus. (Fr. la punaise. Engl. the bug, wall-louse). C. flavescens, alis nullis.

Sulzer's Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufenthalt die - ses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs fast in allen Welt - theilen (namentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd - America ꝛc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kom - men können, so leicht ist es, sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung kräftiger Mittel***)Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen.A. Heiße Seifensiederlauge.B. Absud von Zweigen und Borke des Lärchenbaums.Mit diesen Mitteln wird das Holzwerk gewachsen:Vorzüglich aberC. Räucherungen von oxygenirter Salzsäure in Gas - oder Dunst - gestalt, in den ausgeräumten Zimmern bei festverschlossenen Thüren und Fenstern.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Weines - sig auf die Betttücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie ein - mal überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

234

2. . Corticalis. (Aradus C. F.) C. membranaceus, abdominis margine imbricatim secto, corpore ni - gricante.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschen - den, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.

3. . Baccarum. der Qualster. C. ovatus griseus, abdominis margine nigro maculato.

In Gärten, zumal an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt heftig: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungs - mittel zu dienen scheint.

4. . Personatus. P. (Reduvius P. F.) C. rostro ar - cuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subvilloso fusco.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

5. . Apterus. (Lygaeus A. F.) C. ovatus, rubro ni - groque varius, elytris rubris, punctis duobus ni - gris.

Stoll. tab. 15. fig. 103.

Mitunter doch auch geflügelt. Ueberwintert klumpenweiß an Baumwurzeln ꝛc. *)S. Hofr. Hausmann in Illiger's Magaz. I. B. S. 229 u. f.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, (vulgo sogenannter Mehltau). (Fr. puceron. Engl. plant-louse). Ro - strum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen po - stice saepius bicorne.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben der - selben Familie, geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen: und werden auch in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in der letzten Generation jeden Sommers**)S. ebenfalls Hausmann in dem gedachten Magazin. I. B. S. 426.; bei den meh - resten Gattungen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eier oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar235 die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß bis zu dem eben - gedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blatt - laus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmalige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im fol - genden Frühjahr und Sommer bei vielen bis ins neunte Glied äußert.

1. . Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. . Ulmi. A. ulmi campestris.

3. . Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. . Rosae. A. rosae.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. . Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 45. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Auswüch - se verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissi - mis, thorace verrucoso.

An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc., wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale. An - tennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gib - bus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, - pfen auch so ꝛc.

1. . Buxi. C. buxi.

2. . Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte). Rostrum pectorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

236

Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bei manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungs - trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in den Gewächshäusern, besonders an Caf - feebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der Provence ꝛc. an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gall - apfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt.

4. . Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis - blut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen; zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille. Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactus - arten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Malen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.

237

D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu bei - den Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack*)Bei Madras in Indien hat man ein wachsähnliches, weißliches Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffeebohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, wichtig werden kann..

42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, sub - cruciatae.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, be - merkbar werden.

1. . Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen ꝛc.

III. LEPIDOPTERA. (Glossata Fabr.) **)Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den schon oben genannten, vorzüglich noch folgende Werke:Eug. Joh. Ehph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen, seit 1777. gr. 4.Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.M. B. Borkhausen's Naturgesch. der europäischen Schmet - terlinge. Frkf. 1788 u. f. 8.Ferd. Ochsenheimer's Schmetterlinge von Europa. Dresd. seit 1817. 8. fortgesetzt von Fr. Treitschke. Leipz. seit 1827.J. W. Meigen Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. Aachen, seit 1829. 4.(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4. 2te238 verm. Ausg. (von Illinger und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.C. Clerck icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sq. II. vol. 4.P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.The natural history of the rarer lepidopterous insects of Georgia, collected from Abbot's observations by Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.Chr. Schwarz neuer Raupenkalender. Nürnb. 1791. II. B. 8.

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befieder - te Flügel, und einen behaarten Körper auszeichnet. Als Rau - pen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten, cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischiger Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bei der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt end - lich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vor - schein, der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so genannte) Zun - ge, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbku - glichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat - tungen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butterfly). Antennae apicem versus crassiores, saepius clavato-capitatae. Alae erectae sursumque conniventes.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mal. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön gold - farbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin - tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage um - her, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite (die bei vielen an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht leichter Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalan - ges) abgetheilt.

a. Equites: Alis primoribus ab angulo postico ad api - cem longioribus, quam ad basin: his saepe an - tennae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis. (saepius ni - gris).

Achivi, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

239

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denu - datis; primoribus oblongis; posticis brevissimis.

c. Danai. Alis integerimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris.

Clerck tab. 17.

Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein großes prächti - ges Thier.

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeru - leo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem.

Clerck tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. . Machaon. der Schwalbenschwanz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flavis, limbo fusco, lu - nulis flavis, angulo ani fulvo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. . Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis cau - datis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigri - cantibus geminatis: posticis subtus linea aurantia.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. . Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

6. . Crataegi. der Lilienvogel, Baumweißling, Heckenweißling. P. H. alis integerrimis rotunda - tis albis: venis nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

240

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die jungen halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.

7. . Brassicae. die Kohleule, der Kohlweißling, Buttervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque ni - gris, major.

Herold's Entwickelungsgesch. des Schmetterl. tab. 1.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rüb - saat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die But - terblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Na - me, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gege - ben worden ist.

8. . Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis in - tegerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, minor.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.

9. . Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: subtus venis dilatato-virescentibus.

10. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primoribus medio ful - vis, posticis subtus viridi-nebulosis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. . Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angu - latis flavis: singulis puncto flavo, subtus ferru - gineo.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. . Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.

13. . Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fulvis nigro-macu - latis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. . Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus primoribus ocello unico, posticis quinque obsoletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. . Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis denta -241 tis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrin - que ocellis quatuor, saepius coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jah - ren unsäglich häufig.

16. . Iris. der Schillervogel. P. N. G. alis subden - tatis subtus griseis; fascia utrinque alba interrupta, posticis supra uniocellatis.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. . Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.

18. . Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: primoribus su - pra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. . Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-maculatis; primo - ribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. . C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angula - tis fulvis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

21. . Atalanta. der Mars, 980-Vogel. (Engl. the admirable). P. N. P. alis dentatis nigris albo macu - latis: fascia communi purpurea, primoribus utrin - que, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. . Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis denta - tis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transversis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.

23. . Aglaja. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis nigro maculatis: subtus maculis 21 argenteis.

242

24. . Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia margineli fulva nigropunctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. . Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeruleis: po - sticis subtus limbo ferrugineo: ocellis caeruleo-ar - genteis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn ꝛc.

26. . Malvae. der Pappelvogel. P. P. V. alis den - ticulatis divaricatis nigris albo-maculatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae medio crassiores s. utraque extremitate attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn am En - de des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sicht - bar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinn - ste. Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die meh - resten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgen - de Art unterabgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitae habitu et larva diversae.

1. . Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. . Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis suban - gulatis viridibus: fasciis variis pallidioribus satura - toribus flavescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. . Convolvuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-punctatis abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

243

4. . Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.

5. . Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis integris: posticis luteis fasciis, abdomine luteo cingu - lis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut ꝛc.

6. . Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi rubris macu - lis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

7. . Elpenor. die Weinraupe, der große Wein - vogel. S. L. alis integris virescentibus, fasciis pur - pureis variis, posticis rubris basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. . Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. . Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis, vitta superioribus pallida, inferio - ribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. . Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis, margine postico albo maculato, ab - domine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen anrichtet.

11. . Stellatarum. (Sesia St. F.) der Taubenschwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus al - bo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

12. . Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkelmot - te. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex ru - bris; inferioribus rubris immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. . Phegea. (Zygaena quercus F.) die Ringel - motte. S. A. viridi-atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cin - gulo luteo.

244

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten. Die Rau - pen sind mehrentheils behaart; und verpuppen sich meist in - nerhalb eines besondern seidenartigen Gespinnstes (folli - culus), wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. daran herablassen zu können ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. 2. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. 5. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. 14. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bei einigen, wie bei dem Pfauenauge, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bei einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; antennis pec - tinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuae alis incumbentibus. Antennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizontalibus qui - escentes.

Pecticornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, ut fere retusis, mar - gine exteriore curvo.

f. Pyralides alis conniventibus in figuram deltoi - deam forficatam.

245

g. Tineae alis convolutis, fere in cylindrum, fron - te prominula.

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin usque.

1. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis elin - guis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, ma - cula fenestrata, superioribus sesquialtera.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beiden Indien. Die Flügel größer als an einer hier - ländischen Fledermaus, aber mit auffallend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinnste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die sogenannte wilde Seide.

2. Cecropia. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis elinguis, alis subfalcatis griseis: fascia fulva, su - perioribus ocello subfenestrato ferrugineo.

Abbot vol. I. tab. 45.

In Nordamerica*)Von einem eifrigen Entomologen, Herrn M. C. Sommer Kaufmann in Altona, habe ich ausgezeichnet schöne Exemplare dieses ansehnlichen Nachtvogels erhalten, die er (so wie mehrere erotische Schmetterlinge) aus den Eiern gezogen..

3. . Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nachtpfauen - auge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotunda - tis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offnen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergirender Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommene Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges Insect durch diesen Weg hinein drin - gen kann**)Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Namens (der so - genannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat Wenz. Heeger zu Berchtoldsdorf bei Wien im Großen und fabrikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen versucht..

4. . Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eichblatt. P. B. elinguis, alis reversis semitectis dentatis fer - rugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

246

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stel - lung.

5. . Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefernspinner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe. P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis duabus cinereis; punc - to albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwaldungen.

6. . Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabelschwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis albida nigro - punctata, alis subreversis fusco venosis, stria - tisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie ver - mag einen scharfen Saft durch eine Oeffnung unten am Hal - se von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu ver - theidigen*)Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25 Taf. 5..

7. . Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis rever - sis rufo-cinereis; fasciis duabus linearibus luteis flexuosis.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch abenteuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwei hornichten Schwanz - spitzen ꝛc.

8. Mori. (Bombyx M. F.) der Siedenwurm. P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus obsole - tis fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral. tab. 9.

Der assyrische Bombyx beim Plinius ꝛc. ist wohl sicher un - sere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet her - aus; und ist der Wurm selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er sich vier Mal gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß lan - gen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich247 drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paa - rung legt das überaus dicke Weibchen bei 500 Eier, die im folgenden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul - beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina*)Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von der pha - laena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. 5. fig. 1. 2. zu Hause, gewöhnen aber auch un - ser Clima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nord - america.

9. . Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringelraupe. P. B. elinguis, alis reversis: fascia sesquialtera; subtus unica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Pha - läne legt ihre Eier in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.

10. . Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fichten - spinner. P. B. elinguis, alis griseis: strigis tribus obscurioribus, posterioribus pallidis; puncto anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

11. . Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze Bären - raupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.

12. . Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne, der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis deflexis, su - periobus albis atro-undatis, abdominis incisuris sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe, fig. 17 19.

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichtenwaldungen.

13. . Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis femi - neis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und Grö - ße der beiden Geschlechter. In manchen Jahren in Unzahl an Obstbäumen, Rosenbüschen ꝛc.

248

14. . Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis, alis deflexis albi - dis, abdominis apice barbato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume, die im Herbst aus den Eiern kriecht, und den Winter durch gesell - schaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den Aesten zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.

15. . Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis, alis planiusculis: superioribus ferrugineis lunula alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

16. . Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

17. . Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Weiden - raupe. P. B. elinguis, alis deflexis nebulosis, tho - race postice fascia atra, antennis lamellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte Zer - gliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc., doch bei weitem am häufigsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bei mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den diese Rau - pe verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das Beispiel vielleicht aller übrigen Raupen bei drey Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabei hat sie ein so äußerst - hes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so genannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbeinaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde hervor hohren kann.

18. . Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr. F.) P. B. spirilinguis, alis depressis griseis: linea tri - furca, punctoque albidis.

Schwed. Abhandl. 1742. tab. 2.

In manchen Jahren für die Wiesen furchtbar verheerend.

249

19. . Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis laevis nivea, antennis thorace brevioribus, alis punctis numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.

20. . Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis fulva, antennis thorace brevioribus, maris alis niveis.

21. . Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis crista - ta, alis grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.

22. . Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spirilinguis cristata, alis erosis pallidis: superioribus basi in - carnata, intra triangulum fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.

23. . Piniaria. der Fichtenspinner. P. G. pectini - cornis, alis fuscis flavo-maculatis subtus nebulo - sis: fasciis duabus fuscis.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichtenholzungen.

24. . Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cinereis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inaequalibus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachelbeeren.

25. . Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

26. . Brumata. der Frostschmetterling, Blüthen - wickler. P. G. seticornis, alis griseo-fuscis: striga nigra postice pallidioribus; femina aptera.

Reaumur T. II. tab. 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume. Das un - geflügelte Weibchen legt seine Eier in die Blüthknospen.

27. . Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis rhombeis, superioribus viridibus immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

28. . Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis recur - vatis, albis politis fuscescentibus, strigis repandis albidis area interjecta glauca.

Clerk phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

29. . Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis, fa - scia et maculis niveis subinterruptis; posticis ci - nereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

250

30. . Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis su - perioribus flavis, maculis duabus argenteis, ante - riore oblonga, posteriore ovata.

Clerk phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

31. . Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelzmotte. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro, capite sub - griseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

32. . Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleidermotte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

33. . Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis canis po - stice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

34. . Granella. (Alucita G. F.) der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth*)Gegenmittel hat der Amtm. A. W. Westfeld im Hannsv. Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt..

35. . Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argenteis: priori antrorsum posteriore re - trorsum arcuata.

Clerk phal. tab. 12. fig. 14.

36. . Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fuscis, punc - tis tribus argenteis elevatis.

Clerk phal. tab. 11. fig. 8.

37. . Pentadactyla. (Pterophorus pentadactylus F.) die Fünffeder. P. Al. alis patentibus fissis quin - quepartitis niveis: digito quinto distincto.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein ungewöhnliches Ansehen.

251

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in aller - hand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spinnejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle. Engl. dragon-fly.) Os maxillosum, maxillis pluribus. Antennae thorace breviores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-for - cipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben gleich - sam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, wo - mit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen ge - flügelten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel Sonderba - res hat, wird im Fluge vollzogen.

1. . Depressa. L. alis omnibus basi nigricantibus, thorace lineis duabus flavis, abdomine lanceolato lateribus flavescente.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z. B. im Frühling 1806 und 07 am Harz und in Thüringen ꝛc. ) in mächtigen Zügen sehen lassen*)S. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 521..

2. . Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis coloratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. . Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwäder, Lo - renzfliege, Rheinschnake. (hemerobius, diaria). Os edentulum absque palpis. Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erectae, posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Gegenden Millionen der vollkommen aus - gebildeten Thiere mit einem Mal aus dem Wasser hervorge - flogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insecten, erst nochmals häuten müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern Zustand nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.

252

1. . Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-ma - culatis.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.

Das Weibchen legt ein eiförmiges Klümpchen, das aus sehr vielen Eierchen zusammengesetzt ist.

2. . Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine cras - siore nigricantibus.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl. caddice, water-moth.) Os edentulum palpis 4. Ocelli 3. An - tennae thorace longiores. Alae incumbentes, inferi - oribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten, wer - den besonders durch die theils sehr künstlichen (meist cylindri - schen theils aber auch vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen diese Ge - häuse aus Schilfstücken, andere aus Gras, aus Sandkörn - chen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen Flußschneck - chen u. s. w.

1. . Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda biseta, alis venosis reticulatis.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 6.

2. . Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. . Rhombica. P alis flavescentibus deflexo com - pressis macula rhombea laterali alba.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Landlibelle. Os denti - bus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec pli - catae). Antennae thorace convexo longiores, seta - ceae porrectae.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene Insect äh - nelt dem vorigen.

1. . Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis vi - ridibus.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eier auf eine wundersame Weise auf Baum -253 blätter oder an Moos ꝛc. mittelst eines aufrechtstehenden bor - stenähnlichen kleinen Stiels*)S. Reaumur. T. III. tab. 33..

2. . Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus, Holzlaus, Todtenuhr. (Fr. le pou de bois). H. apterus, ore rubro oculis luteis.

Sulzer's Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten Individua so äußerst selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen. (§. 136.)

50. Myrmelon. Afterjungfer. Os maxillosum: denti - bus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e filamentis duobus rectiusculis. Antennae clavatae longitudine thoracis. Alae deflexae.

1. . Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le four - milion.) M. alis macula alba marginali postica.

Rösel vol. III. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hineinscharrt, und da die Ameisen u. a. kleine Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum corneum cy - lindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Antennae thorace lon - giores. Cauda maris chelata.

1. . Communis. P. alis aequalibus nigromaculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os dentibus 2 in capite de - presso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. An - tennae longitudine thoracis antice elongati cylindrici. Cauda feminae seta recurva laxa.

1. . Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.

254

V. HYMENOPTERA. (Piezata Fabr.)

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch meist kürzer und schmäler sind als bei den Insecten der vorigen Ordnung. Bei den mehresten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzen - den Stachel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie beim Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ord - nung auch von einigen Entomologen Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße ꝛc .*)J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvigae. 1804. 8. J. Jurine nouvelle methode de classer les Hymenoptères. Genèv. 1801. 4..

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque probosci - de. Aculeus spiralis, saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eier in besondere Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufent - halte dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervorbre - chen kann. Ganz sonderbar ist dabei, daß jene Eier selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt worden, erst noch wachsen, theils noch Ein Mal so groß werden, be - vor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. . Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice nigro, pedibus ferrugineis.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krausen Aus - wüchse verursacht, die unter dem Namen Rosenschwäm - me oder Schlafäpfel (spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. . Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedi - bus griseis, femoribus subtus nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel her - vorbringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen verschiedener Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

255

Zumal auf den Inseln des mittelländischen Meeres; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe derselben befördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxillis absque pro - boscide. Alae planae tumidae. Aculeis laminis dua - bus serratis, vix prominentibus. Scutellum granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reaumür fausses chenilles nannte), leben vom Laub, und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

1. . Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clavatis lu - teis, abdominis segmentis plerisque flavis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. . Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: Antennae filiformes, arti - culis ultra 24. Aculeus exsertus rigens serratus. Ab - domen sessile mucronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Legestachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eier da ein - zulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*)Fr. Klug monographia siricum Germaniae. Berol. 1803. 4..

1. . Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis ni - gris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Raupentödter, Spin - nenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae ar - ticulis ultra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Acu - leus exsertus vagina cylindrica, bivalvi.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der Rau - pen, Spinnen und anderer Insecten beitragen. Sie legen ihre Eier in lebendige Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch256 an andere Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, de - nen sie als Larven ihre Eier in den Leib legen, so daß nach Rolander's Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn scheint. [*)J. L. C. Gravenhorst Ichneumono - logia europaea. Vrastil. 1829. II. vol. 8.]

1. . Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace stria - to, abdomine falcato.

2. . Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pedibus flavis.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eier in die Raupen der Buttervögel, so wie der vorige in die von manchen Phalänen.

3. . Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger, pedibus fer - rugineis.

Frisch P. VI. tab. 10.

An Grashalmen. Merkwürdig wegen des äußerst zarten baumwolleähnlichen Gespinnstes, von der Größe eines Tau - beneies, worin die zahlreichen kleinen Puppen ihre Verwand - lung zusammen bestehn.

57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano-in - cumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden, schleppen eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ei, da dann nachher die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinste aus - saugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus be - reitet.

1. . Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo, po - stice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. . Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb - Biene. S. nigra abdomine fasciis flavis, tibiis an - ticis clypeis concavis fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht er - mangelt, diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Be -257 stimmung anzudichten, und viel Schönes über die weise Ein - richtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden fly). Os maxillis absque proboscide. Antennae filiformes: ar - ticulo 1 longiore, reliquis 11 brevioribus. Abdomen subtus fornicatum, utrinque squama laterali. Anus dentatus aculeo subexserto. Alae planae. Corpus au - ratum.

1. . Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdo - mine aureo; apice quadridentato.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp). Os ma - xillis absque proboscide. Alae superiores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi lunares. Corpus glabrum.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden Ge - schlechts werden durch die strenge gesellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden beisammen leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh - nungen, die sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen Stoffen ( z. B. die Wespen aus Holzzasern ꝛc., die Im - men aus Wachs, die Maurerbienen aus Grand ꝛc. ) zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. . Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet). V. thorace nigro antice rufo immaculato abdominis in - cisuris puncto nigro duplici contiguo.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. . Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp). V. thorace utrinque lineola interrupta, scutello qua - drimaculato, abdominis incisuris punctis nigris di - stinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guèpe cartonnière). V. nigra, thorace striga antica subscutelloque albis, abdomi - nis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunstreichen Ne - stes ähnelt einer feinen, wie mit Schreibpapier überzogenen Pappe.

258

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis duabus bivalvibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius reconditus.

1. . Mellifica. Die Honigbiene, Imme. A. pu - bescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis ciliatis, intus transverse striatis*)Von mancherlei andern in Brasilien einheimischen Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p. 111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u. f..

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Ameisen und Termiten, die bei weiten zahlreichsten Individuen geschlechts - los, d. h. sie werden von einem Vater erzeugt, und von ei - ner dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst voll - kommene Geschlechtsorgane zu haben**)Bei den bekannten, zumal seit Schirach und Wilhelmi so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Larven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln, und zu Ab - legern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.. Hier bei der Im - me hat das Weibchen, die so genannte Königinn oder Mutterbiene, oder der Weißler, einen schlanken schma - len Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen behaar - ten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. Die männlichen Bienen oder Dronen (Deck - oder Wasser - oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit lan - gen Flügeln ꝛc. Die Werk - und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschen - kel, die zum Eintragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den ältern ab - genommen, und das Wachs vom Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief ste - chen, leicht in der Wunde stecken lassen. Die männlichen259 Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an - dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( und zwar wie es scheint im Fluge ) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um - gebracht. Die so reichlich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri - gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh - rung und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich ein - zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär - me des menschlichen Körpers*)Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie - nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:Swammerdam bibl. nat. pag. 369.Reaumur mém ꝛc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. p. 128.Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève 1792. 8.Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234.und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bon - net oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht..

2. . Centuncularis. (Antophora C. F.) die Rosen - biene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über - aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen - büchse.

3. . Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander absondert.

260

4. . Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel. (bom - bylius. Engl. the humble-bee). A. hirsuta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. . Muscorum. (Bombus M. F.) die Moosbiene. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. . Caementaria. die Maurerbiene. A fulva ab - domine nigro (femina nigro-violacea pedibus fu - scis).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die eiförmigen Zellen, deren etwa zehn in je - dem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinste austape - zirt, und zuweilen auch vom Attelabus apiarius, Schlupf - wespen ꝛc. bewohnt.

61. Formica*)P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la France. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des four - mis. Paris 1802 8.P. Huber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes. Ebendas. 1810. 8.. Ameise, Emse. (Fr. fourmi. Engl. ant). Petiolus abdominis elongatus, nodulosus, aut munitus squamula erecta. Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris nullae.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bei vier - und mehreren tausen - den in einem Haufen auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälsch - lich so genannten Ameisen-Eier) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ih - rem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.

1. . Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdo - mine ovato, femoribus ferrugineis.

Sulzer's Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. . Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo, capite abdomineque nigris.

261

3. . Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdo - mine nigris.

4. . Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra nitida, ti - biis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im Schwär - men, da sie zuweilen in unzähliger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme, als auf - und niederfahrende Säulen zum Vorschein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*)Gleditsch in den Mém. de l'acad. des sc. de Berlin. 1749. Pl. 2..

5. . Caespitum. F. abdominis petiolo binodi: priore subtus, thoraceque supra bidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispinoso, capite didymo magno utrinque postice mucronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood-ant, wood-louse). Squamula intergerina nul - la. Alae maribus et feminis temporariae; sed neutris plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus. Soland). T. corpore fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus sub - superis oculo propinquis, puncto centrali promi - nulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten. Ebendaselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und wieder zwischen den Wen - dezirkeln zumal in beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostin - dien und Guinea, und führt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmi - ge, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch aus - gewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind, und theils in solcher Menge beisammen stehen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras262 überwachsen ꝛc. und ist dabei so fest, daß er mehrere Men - schen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen werden abgebrochen, neue aufgeführt, andere erweitert u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes ver - borgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eierzellen für die junge Brut, und dicht bei diesen die Magazine. Diese Thiere zerheißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc. und können binnen wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mal dicker und größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eier legen.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pube - scens. Thorax postice retusus. Aculeus reconditus punctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea, abdo - mine cingulo nigro.

In Nordamerica.

VI. DIPTERA*)J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.J. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zweyflügli - chen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insec - ten. Hamm seit 1828. 8.. (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder Balancirstan - gen (halteres), die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun - dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made**)Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswürdi - gen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum ei - nen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ordnung ( etwa263 von Tipulis ). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hand breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, regelmäßigster Ordnung umher., die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel, bei noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w. Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus*)Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merkwürdi - gen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinararzt, Bra - cy Clark aufgehellt. S. dess. meisterhafte Observations on the genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean So - ciety, p. 289. u. f.. Bremse. Os apertura simplex. Palpi duo, biatriculati, apice orbiculares in depressione oris utrinque siti.

Bei den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere, wodurch gleich - sam eine Art von Fontanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) er - nährt.

1. . Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the gadfly, breeze). O. alis immaculatis fuscis, abdomine fa - scia atra media: apice pilis fulvo-flavis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi. die Renthierbremse. Os alis imma - culatis, thorace flavo fascia nigra, abdomine fulvo apice flavo.

3. . Equi. die Pferdebremse. (Engl. the horse-bee. Oestrus bovis Linn.) O. alis albidis, fascia media punctisque duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eier den Pferden an die Schultern und Vorder - schenkel, wo die ausgekrochenen Larven von denselben abge - leckt und hintergeschluckt werden; die sich dann von dieser und der folgenden Gattung, im Frühjahr fast allgemein und theils in großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form un - gefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des Magens eingehakt festsitzen.

4. . Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. alis264 immaculatis fuscis, abdomine atro, basi albo api - ceque fulvo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eier den Pferden gleich an die Lippen.

5. . Ovis. die Schafbremse. O. alis pellucidis, basi punctatis, abdomine albo nigroque versicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnake. (Engl. cranefly). Os capitis elon - gati maxilla superiore fornicata: palpi duo incurvi capite longiores. Proboscis recurvata brevissima.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwe - felwassern leben können, und die unser Prof. de Lüc in ei - ner Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche angetroffen.

1. . Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, costa mar - ginali fusca.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumal am Ge - müse viel Schaden.

2. Destructor. [Engl. the Hessian fly*)So ward sie nämlich vulgo aber ganz irrig in N. America genannt.]. T. capite et thorace nigris, alis nigris basi fulvis.

Philadelph. journal of nat. sciences. 1817. tab. 3.

Ist bloß im Nordamericanischen Freistaat einheimisch, wo sie große Verwüstung am Waizen anrichtet.

3. . Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis in - cumbentibus, thorace virescente, alis hyalinis punc - to nigro.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.

4. . Hortulana. T. alis albis margine exteriore nigro, thorace abdomineque rubro.

So wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts den Obstbäu - men sehr schädlich.

5. . Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis defle - xis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

265

Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen Orten, Abtrit - ten ꝛc. lebt.

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os pro - boscide carnosa: labiis 2 lateralibus: palpi duo.

1. . Vomitoria. die Schmeißfliege. M. antennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdomine caeruleo nitente.

2. . Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis pallidioribus, abdomine nitidulo tes - selato: oculis rubris.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

3. . Domestica. die Stubenfliege. M. antennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, oculis fuscis.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege. (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in theils Gegen - den, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge. Das befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eier in Ställe, Misthaufen. Um ihre Puppenhülse aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. . Celaris. (vinulus, conops.) M. antennis setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis ferrugineis.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.

5. . Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra, abdo - mine subcinereo, alis basi subflavis, oculis brunneis.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonderbaren, gleich - sam hüpfenden Flug.

6. . Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferru - gineis.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulem Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon. ) Os proboscide carnosa, terminata labiis duobus. Rostro palpis duobus, subulatis, proboscidi lateralibus, pa - rallelis.

266

1. . Bovinus. T. oculis virescentibus, abdominis dorso maculis albis trigonis longitudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam flexilem.

1. . Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le cousin. Engl. the gnat. Portug. mosquito). C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemann's Beitr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumal in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche wie bei uns in brennenden Sommertagen weit heftigere Entzündung verursachen), sind diese Thie - re, die von den europäischen Seefahrern, nach dem Portu - gisischen, Moskiten genannt werden, in unsäglicher Menge, und werden oft eine recht gefährliche Plage. Oft aber werden auch andere mückenartige stechende Insecten mit jenem Namen belegt.

2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege, Co - lumbachische Mücke, Columbatz. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II. tab. 1. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor al - lem aber im Bannat, wo sie zwey Mal im Jahre, im Früh - jahr und Sommer, in unermeßlichen Scharen erscheinen und den Pferden u. a. Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers ein - kriechen, und dieses oft davon in wenigen Minuten sterben soll. Auch den Menschen werden sie dann wenigstens sehr lästig.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thora - ce longiore, valvulis horizontalibus.

1. . Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus po - sticis longis: alterius sexus pennatis.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 137.

2. . Maura. E. nigra, tarsis anticis incrassatis ovatis.

Panzer tab. 54. fig. 3.

Schwärmen an Frühlingsabenden, zuweilen in Unzahl an siebenden Wassern, so daß man dann die Ufer von Teichen mit Millionen Tobten, wie mit einer wohl 2 Ruthen breiten und fast zolldicken Einfassung bedeckt gefunden.

267

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.

1. . Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis sub - plumatis, cinerea glabra ovata.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Wei - de sich an die Füge des Viehes zu setzen gewohnt ist, das da - her so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro corneo porrecto, recto bivalvi.

1. . Crabroniformis. A. abdomine tomentoso, anti - ce segmentis tribus nigris, postice flavo inflexo.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius. Schwebfliege. (Fr. bourdon. Engl. buzz-fly). Os rostro porrecto, setaceo, longissimo, bivalvi: valvulis horizontalibus, intra quas aculei setacei.

1. . Major. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzer's Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée). Os rostro bi - valvi, cylindrico, obtuso, nutante. Pedes unguibus pluribus.

1. . Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse - leech). H. alis obtusis, thorace albo variegato, pe - dibus tetradactylis.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ei oder vielmehr eine Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nach - her gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach ei - niger Zeit als vollkommenes geflügeltes Insect auskriecht.

2. . Ovina. die Schaflaus. (Engl. the sheeptik, sheepfagg). H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.

268

VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. so sehr ver - schieden, daß daher, nach der schon oben gedachten Anordnung der neuern Französischen Zoologen, die spinnen - und krebsar - tigen Insecten, so wie die Tausendfüße ꝛc. auch hier wenig - stens als Unterordnungen von den ungeflügelten eigentlichen Insecten gänzlich abgesondert werden. Theils legen sie Eier, theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, besteht wohl keins der übrigen eine eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis extensis. Corpus squa - mis imbricatum.

1. . Saccharina. der Zuckergast, das Fischchen. (forbicina). L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in gang Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pedes 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, salta - trix, inflexa. Antennae setaceae elongatae.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zuweilen man - che Gattungen (z. B. P. nivalis, der so genannte Schnee - floh) in Unzahl auf frischgefallenem Schnee*)Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee her - ausgekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, daß man sie manch - mal auch nach heftigem Winde auf frischem Schnee gefunden, der ei - nen hartgefrorenen See bedeckte. S. de Geer in der Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40..

1. . Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exserendo. Anten - nae longitudine thoracis. Abdomen depressum sub - lobatum.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thiergeschlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läu -269 se haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bienen ꝛc. sind damit geplagt. *)S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1-24.Auch von diesen parasitischen Insecten sowohl als von den übri - gen Epizoen, zumal aus den beiden nächstfolgenden Geschlechtern, s. J. Fr. M. de Olfers de vegetativis et animatis corporibus in corporib. animat. reperiundis. Gotting. 1815. 8. p. 68.Und Nitzsch in Germar's Magaz. III. B. S. 261.

1. . Humanus. die Laus. P. humanus.

Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß am Schim - pansee (Simia troglodytes) und am Coaita (Cercopithe - cus paniscus) gefunden worden. Bei den Mohren sind die Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a behaup - ten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passi - ren, ist leider eine Fabel**)Die Kleiderlaus ist von der Kopflaus specifisch verschieden und schwerer zu vertreiben. Ein Mittel finde ich als ganz bewährt in ei - nem Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen würde; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus Bredanis tempore obsidionis. Ant - verp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Seife mit 2 Quenten Kochsalz..

2. . Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the crab - louse). P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea). Pedes 6 sal - tatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro in - flexo, setaceo, aculeum recondente. Abdomen com - pressum.

1. . Irritans. der Floh. P. proboscide corpore bre - viore.

Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußerstem Nord - america, und nur sehr einzeln aus manchen Westindischen In - seln (z. B. auf Martinike) ꝛc. Angekettete sind auf 6 Jahr alt worden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton, Attun. P. proboscide corporis longitudine.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist aber weit kleiner; hält sich besonders im Staube auf, und270 bohrt sich den Hunden in die Fußballen, und den Menschen besonders unter die Haut der Fußzehen, wo dann der Hinter - leib des befruchteten Weibchens zu einem Eiersacke von Erb - sengröße anschwillt, wodurch heftige und zuweilen in Brand übergehende Entzündungen entstehen können.

78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick). Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tentacula 2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen*)J. Fr. Hermann mémoire aptérelogique publié par Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. sol. mit ausgemalten Kupfern., die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern Thieren finden.

1. . Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus, - cke, der Holzbock. (Engl. the dog-tick). A. glo - boso-ovatus; macula baseos rotunda; antennis cla - vatis.

Frisch P. V. tab. 19.

2. . Telarius. A. rubicundo hyalinus, abdomine utrinque macula fusca.

Hermann tab. 2. fig. 15.

Unter andern auf den Linden. Eins der schädlichsten Unge - ziefer für die Gewächshäuser.

3. . Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mite. Engl. the mite). A. lateribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis, femoribus capite - que ferrugineis, abdomine setoso.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte wächst erst nachher dazu**)Ueber die Meinungen von den so genannten Krätz-Milben s. Kirby and Spencer vol. I. pag. 92..

79. Hydrachna. Wasserspinne, Wassermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque unita.

1. . Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis plu - ribus; oculis inferis.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

271

Nun wie gesagt als ein Paar besondere Unterord - nungen:

A) Arachnidea.

80. Phalangium. Afterspinne. Pedes 8. Oculi verti - cis 2 contigui. Frons antennis pediformibus. Abdo - men rotundatum.

1. . Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le faucheur. Engl. the shepherd). P. abdomine ovato; subtus albo.

Sulzer's Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eins der wenigen Land-In - secten die Wasser trinken. Die ausgerissenen Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch Bewegung. Das zweite Paar derselben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.

2. . Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücherscor - pion. (Fr. le scorpion araignée). P. abdomine obo - vato depresso, chelis laevibus, digitis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen plattgedrück - ten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht vor - und rückwärts wie ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdomine dilatato muricato, rostro subulato.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18. fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis vil - losis, corpore oblongo.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung, zuweilen mit gefahrvol - len Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider). Pedes 8. Oculi 8. (plerisque). Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattungen*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Th. Martyn's natural History of Spiders. Lond. 1793. 4. enthält Eleaz. Albins und C. Clerk's Werke darüber. die sich wohl bloß von lebendigen Thieren, zumal Insecten,272 nähren, auch einander selbst auffressen. Die mehresten ver - fertigen sich ein Gespinnst, entweder bloß gewebt (wie die Fensterspinnen u. a. deshalb sogenannte Ar. textores s. te - lariae) oder netzförmig (wie die Kreuzspinne u. a. Ar. geo - metricae s. retiariae) bei welchem letztern die regelmäßige Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wet - ter aushält, bewundernswürdig ist*)S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr. Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg. von seines Vaters klassischem Werke über die Triebe der Thiere S. 8 u. f.. Auch hat man mehr - mals den freilich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnwebe, und besonders aus dem Eiergespinnste der Kreuzspinne, eine Art Seide zu verarbeiten. Der so ge - nannte fliegende Sommer (Mädchen-Sommer, Marien - garn ꝛc.) (Fr. Filets de St Martin, cheveux de la Ste Vierge. Engl. Gossamer. ) ist wenigstens größtentheils ei - ner kleinen Gattung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzu - schreiben, die, zumal im Frühjahr, häufig an Hecken und Büschen umher webt.

1. . Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine sub - globoso rubro-fusco: cruce alba punctata.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die fol - gende Spinne für den untrüglichsten Wetterpropheten.

2. . Domestica. die Fensterspinne. A. abdomine ovato fusco: maculis nigris 5 subcontiguis: anteri - oribus majoribus.

Martyn tab. 2. fig. 10.

3. . Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse). A. saliens ni - gra: lineis semicircularibus 3 albis transversis.

Martyn tab. 6. fig. 1.

Auf Dächern ꝛc. Sie hüpfet: macht aber kein Gespinnste.

4. . Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo fusco.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eier in einem Sacke am Hinterleibe mit sich umher, und wagt mit einer beispiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten**)Bonnet oeuvres vol. I. p. 545. u. f..

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace orbicu - lato convexo: centro transverso excavato.

273

Kleemann's Beiträge zu Rösel Tom. I. tab. 11. 12.

Zumal in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kin - derfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und die Eier derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bei Menschen gefahrvolle Entzündung ver - ursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus longis - simis.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Umfang ei - ner ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus atro fasciatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabeln von den unausbleiblichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondri - scher und hysterischer Patienten; mehrentheils aber armselige Betteleien seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende ha - ben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und, so wie der Stich mancher anderer Insecten im brennen - den Sommer gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz erregen) kann, so auch freilich wohl der Tarantel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo lateri - bus striatis: pedibus fulvis apicibus nigricantibus.

Labillardiére voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insulanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 frontales. Ocu - li 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 sub - tus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und Lebensart man - ches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie nähren sich von andern Insec - ten, und hecken lebendige Junge. Der Stich der kleinen eu -274 ropäischen ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u. a. dergl. Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*)Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter an - dern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche wi - derlegt. Reisen II. Theil. S. 231..

1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus subcor - datis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. . Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis, manibus angulatis.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

B) Crustacea.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab). Pedes 8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2 distantes, ple - risque pedunculati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli - feri. Cauda articulata inermis.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Lin - in folgende drey Familien abgetheilt worden**)J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krab - ben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.:

A) Brachyuri. Krabben, Taschenkrebse, See - spinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace laevi lateribus antice planato, caudae medio nodu - loso carinato.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steckmu - schel aufhalte, um die Muschel bei Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel so wie andere Krebse auch: aber die vorgege - bene Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. bra - chyurus, thorace laevi integerrimo, antice retuso: pedum articulis ultimis penultimisque undique spinosis.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Landstrichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Frühjahr, theils in gro - ßen Scharen nach den Seeufern, um die Eier in den Sand zu legen.

275

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sandcrab). C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela al - tera ingenti.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerica. Das Männ - chen*)Bank's in Hawkesworth's collection ꝛc. vol. II. p.32. wird durch die auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttragen soll.

4. . Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, thorace laeviusculo, utrinque quinquedentato, carpis uni - dentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrinque dentato, pedibus posticis unguibus geminis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.

Im indischen Ocean. Hat so wie manche andere Krabben - arten vier Beine oben auf dem Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung fangen soll.

6. . Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the punger). C. brachyurus, thorace utrin - que obtuse novem-plicato, manibus apice atris.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schneckenkrebse.

7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsiedler. C. macrourus parasiticus, chelis cordatis muricatis: dextra majore.

Sulzer's Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyo - nien u. a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.

8. Cammarus. (Astacus marinus F.) der Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster). C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi supra dente duplici.

276

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her zieht.

9. . Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Flußkrebs, Edelkrebs. (Fr. l'écrevisse. Engl. the craw-fish). C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus denta - to: basi utrinque dente unico.

Rösel vol. III. tab. 54-56.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und an - dere selbst beim Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobei zugleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu beiden Seiten seines Magens finden (die irrig so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale ver - härtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Scheeren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Lei - be) gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bei hef - tigen Donnerschlägen thun soll.)

10. . Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate, Gar - neele. (Fr. la chevrette, crevette, salicoque le bar - bot. Engl. the shrimp). C. macrourus, thorace laevi, rostro supra serrato, subtus tridentato, ma - num digitis aequalibus.

Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

11. . Crangon. (Crangon vulgaris F.) die Gar - neele. C. macrourus, thorace laevi rostro integer - rimo, manum pollice longiore.

Rösel vol. II. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige, häufig an den Küsten von Europa, zumal in der Nordsee.

12. Arctus. (Scyllarus A. E.) C. macrourus, thorace antrorsum aculeato, fronte diphylla, manibus sub - adactylis.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus articula -277 ris, manibus adactylis compressis falcatis serrato - dentatis.

Sulzer's Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittelländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.

14. . Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-Garnee - le. C. macrourus articularis, manibus 4 adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumal häufig in der Brunnenkresse. Aber auch in Unzahl an manchen Seeküsten. Sehr gefräßig, Aas verzehrend.

15. . Stagnalis. (Grammarus St. F.) C. macrourus ar - ticularis, manibus adactylis, pedibus patentibus, cauda cylindrica bifida.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.

In stehenden Wassern.

84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden sich bloß im Wasser*)O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testacea. Havn. 1785. 4..

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der moluckische Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-fish). M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata, cauda subulata longissima.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig genannt worden, ist - cherlich, da es über 2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten des nordöst - lichen America, zumal häufig in der bahamischen Meerenge.

2. . Apus. (Limulus lacustris Müll.) M. testa sub - compressa, antice retusa, postice truncata, cauda biseta.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber daselbst in nassen Jahren nach Ueberschwemmungen ꝛc. in auffallender Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter**)Stralsund. Magaz. I. B. S. 239., dem Schäf - fer über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.

278

3. . Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pennata. Müll.) M. antennis dichotomis, cauda inflexa.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser: theils an Orten so häufig, daß er bei seiner ziegelrothen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das in Blut verwandelt sey, ver - anlaßt hat.

4. . Conchaceus. (Cypris pubera Müll.). M. testa bivalvi ovali tomentosa.

Müller tab. 5. fig. 1-5.

Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bei dieser und eini - gen verwandten Gattungen, steckt das Thierchen in seinen zarten Schalen wie in einer Klaffmuschel.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae. Corpus ovale.

1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus. O. ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii quarti - que paris linearibus ovaticis.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.

Zumal eine Plage der Wallfische, bei welchen dieses In - sect, besonders an den Finnen und Zeugungstheilen, aufs fe - steste sich einnistelt.

2. . Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr. la cloporte. Engl. the wood louse). O. ovalis, canda obtusa, stylis simplicibus.

86. Scolopendra. Assel. Pedes numerosi, totidem utrin - que quot corporis segmenta. Antennae setaceae. Pal - pi 2 articulati. Corpus depressum.

1. . Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore ova - li, cauda penicillo albo.

Leach vol. III. tab. 135. B.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merkwür - dig ist, daß verschiedene Gattungen dieses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ei bringen.

2. . Gigantea. S. pedibus utrinque 22.

Im Westindien ꝛc. Der folgenden sehr ähnlich, aber fuß - lang und drüber.

279

3. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

4. . Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm. S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vorzüglich in feuch - tem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht gar seltenen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bei Menschen einge - nistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh ꝛc. ver - ursacht hat.

87. Julus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo utrin - que plures quam corporis segmenta. Antennae mo - niliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylin - dricum.

1. . Terrester. (Engl. the hundred-legs). S. pedi - bus utrinque 100.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste; be - sonders schädlich für die Kohlarten.

280

Neunter Abschnitt. Von den Würmern.

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer hingegen so wenig allgemein passende positive Charactere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü - tigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten sind; als von welchen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.).

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen, theils gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkartigen Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunst - reiche Hülse von Sandkörnchen ꝛc. viele andere Thiere dieser Classe aber (die Conchylien nämlich und manche Polypen) be - wohnen ein ihnen angebornes festes, fast porzellan - oder stein - artiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt die - net: und theils von dem Thiere umher getragen wird, theils aber unbeweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze aus dem Wasser her - aus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Körpers und zum Fort - schreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne ꝛc. besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähnli - che Bestimmung haben. Und dann wird auch der Mangel die - ser äußern Bewegungswerkzeuge bei vielen Würmern durch die bei ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechsels - weise weit auszustrecken, und wieder enge zusammen zu ziehen, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame ungegliederte,281 meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von an - sehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestim - mung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang: u. s. w.

§. 150.

Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insec - ten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tintenfische ꝛc. ), und andere, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewür - me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier dersel - ben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wah - ren Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Ei - nige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im le - bendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa - menthierchen u. s. w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Clas - se die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen ei - ne Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstör - bar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tin - tenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 20.) fortzupflanzen im Stande ist*)Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe un - gemein viel Eigenes, wie z. B. bei den gemeinsten Garten - und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil282 steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse - lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die wahre Paarung..

§. 155.

Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas - se (§. 152.), zumal die Conchylien und Corallen, werden in der großen Haushaltung der Natur vorzüglich dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean [ so wie die Insecten auf und in der Erde (§. 143.) ] unendlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um - wandeln u. s. w. Dem Menschen insbesondre werden sie da - durch nutzbar, daß Viele derselben, zumal unter den Mol - lusken und Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z. B. namentlich venus mercenaria und mytilus bidens) manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnah - rung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe genommen*)S. Schneider's Abbandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431.. Aus dem den Black - fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen**)Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera etc.Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in - wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zu - mal nach Ostindien. Verschiedene Schneckchen oder Muscheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stückchen geschnitten bei einigen fernen Völkern statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von verschiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nordameri - canische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) ꝛc. die ih - nen statt Urkunden dienen***)S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordame - rica S. 34. u. f. 173. ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschel - schalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen An - geln und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nord -283 westlichen Americaner schärfen ihre Harpunen mit scharfge - schliffenen Stücken von Muschelschalen. Zu Kunstarbei - ten dienen vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kinkhorn - schnecken, die auf Onyr-Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Black - fisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern be - nutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherlei häuslichem Gebrauche; Madreporen zu Quader-Bausteinen z. B. an beiden Küsten des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Mu - schelschalen im südlichen Schina und der Indischen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchy - lien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*)In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj. unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Hals - bald von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Seh - nen kunstreich zusammen geflochtenen Schneckenhäuschen von demjeni - gen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Men - schengeschlechts verschrien wird, nämlich von den Pescheräs auf dem Feuerlande.. Die Blut - egel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genes - mittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe gehören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des menschlichen Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür - mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie der Nervenwurm nahe unter der Haut aufhalten**)Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von der höllischen Furie, einem von Niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen be - waffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Menschen und Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll u. s. w., keinen Glauben beimessen.. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bei den Schafen ꝛc., die Fin - nen bei den Schweinen, die Blasenwürmer und so viele andere Würmer, zumal bei den vierfüßigen Hausthieren und bei Fischen finden, und sie krank machen. Die Regenwürmer und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade ꝛc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bei dieser Classe bis auf einige wenige Abän - derungen im Ganzen die Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:

284

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte welche Würmer, mit deutlichen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele derselben haben große Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

IV. Echinodermata (Crustacea). Mit einem beinahe knorpeligen Körper, und theils mit einer festen (gleichsam kalkartigen) Rinde. See-Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflanzenthiere, die einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse be - wohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

Das von den neuern französischen Zoologen gegründete Sy - stem der Thiere dieser Classe, ist weit mehr als das Linnéische dem innern Baue derselben entsprechend. Daher die nackten Mol - lusken und die Bewohner der Conchylien mit einander in eine gemeinschaftliche Ordnung verbunden, und diesen überdem noch vor den Insecten ihre Stelle angewiesen worden; so wie eine andere Abtheilung (Annelides), welche die Geschlechter Ser - pula, Sabella, Amphitrite, Nereis, Aphrodita, Lum - bricus, Nais, Hirudo und die mehrsten Gattungen von Gor - dius begreift, vor die Krebse und Spinnen (Crustaceen und Arachniden) zu stehen kommt. Der übrigen Ordnungen, die bann den Schluß des ganzen Thierreichs machen, sind folgen - de fünf:

1) Echinodermata.

2) Intestina (Entozoa).

3) Acalephae. Die Geschlechter Actinia, Medusa und Holothuria.

4) Die Zoophyta und Corallia.

5) Infusoria mit Einschluß von Furcularia, Brachionus, Vibrio, Volvox etc.

285

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. de Lamarch Système des animaux sans vertèbres. Par. 1801. 8.
  2. Ej. Histoire naturelle des animaux sans vertèbres. ib. 1815-22. VII. T. 8.
  3. J. G. Bruguiere histoire naturelle des vers. in der Encyclopé - die méthodique ib. 1789. 4.
  4. Aug. Fr. Schweigger's Handbuch der Naturg. der skeletlosen ungegliederten Thiere. Leipz. 1820. 8.
  5. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluviatilium. Havn. 1773. 4.
  6. Alb. Seba thesaurus (s. S. 199.) vol. III.

I. INTESTINA.

Die mehrsten haben theils einen cylindrischen, theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweidewürmer des mensch - lichen Körpers sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung. *)Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blankenburg, 1782. 4.Nachtrage dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis expositio, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der da - zu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. Bam - berg, 1803. 8.Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorums. vermi - um intestinalium historia naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit Kupf.Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8. mit Kupf.Und J. G. Bremser über lebende Würmer im lebenden Men - schen. Wien, 1819. 4. mit Kupf.Ej. Icones helminthum systema Rudolphi entozoologicum il - lustrantes. ib. 1824. III. Fasc. fol.

1. Gordius. Fadenwurm. Filaria. (Engl. hairworm). Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.

1. . Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta equina). G. pallidus extremitatibus nigris.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfadens. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm bei Menschen in Ge - schwüren.

286

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dra - cunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée.) G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134. fig. 1.

Am persischen Meerbusen, in Ost - und West - Indien, auf Guinea ꝛc. Wohl zwey Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumal an den Knöcheln, Knieen, Armen ꝛc. wo er schmerzhafte Beulen, Entzündung u. s. w. verursacht, und äußerst vorsichtig (damit er nicht abreiße) ausgewunden werden muß; eine langwierige oft mehrere Wochen dauernde Operation*)S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche Ani - malität schon alte griechische Aerzte ohne Grund haben bezweifeln wol - len,) außer den beiden vorzüglich classischen Werken:Kämpfer amoenit. exotic. p. 526.Und Winterbottom on the native Africans in the Neigh - bourhood of Sierra Leone. vol. II. p.82.Besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im IIten B. des Edin - burgh medical and surgical Journal 1806. Kann der Wurm mit einem Male ganz herausgebracht werden, so zeigt er noch viele Mi - nuten lang Leben und Bewegung. (s. a. a. O. S. 302.).

3. Papillosus. F. ore orbiculari colloque papillosis, corpore subaequali, postice attenuato, cauda in - curvata.

Bei Pferden in mehreren Eingeweiden; und, wenn es an - ders die gleiche Gattung ist, zumal in Ostindien auch nicht selten in der vordern Augenkammer.

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intesti - nis conspicuis.

1. . Vermicularis. der Mastwurm, Madenwurm, Springwurm. (Oxyuris vermicularis.) A. cauda subulata, cute ad latera corporis subtilissime cre - nata.

(tab. I. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bei Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.

2. . Lumbricoides. der Spulwurm, Herzwurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm). A. cauda obtusa, ani rima transversa, in - testino aurantio.

(tab. I. fig. 2.)

287

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Körper, zumal in den dünnen Därmen; zuweilen in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus inaequale, teres; antice capillare, postice incrassatum.

1. . Dispar. die (vulgo so genannte) Trichuride. T. supra subcrenatus, subtus laevis, anterius subtilis - sime striatus.

(tab. I. fig. 3.)

Beim Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dün - nen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus. Kratzerwurm, Hakenwurm*)A. H. L. Westrume de helminthibus acanthocephalis. Hannov. 1821. fol. mit Kupf.. Corpus teres, proboscide cylindrica retractili echi - nata.

1. . Gigas. E. candidus, collo nullo, proboscide va - ginata: aculeorum uncinatorum ordinibus pluri - bus, papillis suctoriis senis.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, longitudinali - ter exasperatum aculeis conditis.

1. . Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de ter - re. Engl. the earth-worm, dew-worm). L. ephip - pio circulari, 8 seriebus aculeorum abdominalium.

(tab. I. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier: ein wahres animal subteraneum, unter dessen Haut selbst wieder eine Gattung kleiner Intestinalwürmer (ascaris mi - nutissima) nistet.

2. . Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfa - riam aculeatus.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. ) vol. I. tab. 1. fig. 1-4.

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 ½ Zoll langes Thier. In Teichen, Gräben ꝛc. Hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge - schnittenes 1 / 26 des Thieres, kann binnen einigen Monaten wie - der zu einem ganzen Thiere von vollkommener Länge repro -288 ducirt werden. Seine natürliche Fortpflanzung geschieht, so - wohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die er wie Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiusculum, poro ventrali duplici.

1. . Hepatica. die Egelschnecke. (Distoma hepati - cum. Fr. la douve. Engl. the fluke.) F. depressa, ovata fusca, antice tubulo instructa.

J. C. Schäffer's Egelschnecken ꝛc. fig. 1-8.

In den Lebergallengängen der Schafe und mancherlei an - drer zumal grasfressender Säugethiere*)Ed. Mehlis de Distomate hepatico et lanceolato. Got - ting. 1827. sol. mit Kupf..

2. . Intestinalis. der Riemenwurm, Fischrieme, Fick. (Ligula cingulum). F. corpore taeniolari mar - ginibus undulatis.

Journal des savans. 1726. p. 102.

Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der Bauchhöhle bei manchen Fischen. Ist selbst, nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm. (vormals sogenannter Lumbricus latus. Fr. ver solitaire. Engl. tape-worm, jointed-worm). Corpus planius - culum, geniculatum. Os quadrilobum.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend sonder - baren Einrichtung seines Baues, als wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper verursacht werden, über - aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4.) heraus ragenden zugespitzten Saugerüssels im Darm - canal fest**)Allerdings scheint aber, daß sich auch bei abgerissenen Stücken von Bandwürmern, aus ihrem Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Carlisle's treffliche Beobachtungen über diese Thiere im II. B. der Transactions of the Linnean Society. p. 256.. Zunächst aus den Kopf folgt, (wenigstens bei den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler, fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit im - mer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern Glieder, die dann bei weitem den längsten Theil des Thiers ausmachen289 (tab. 1. fig. 5. 6. ), zeigt sich ein besonderer Eierstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eierchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite be - findliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als solitaire, sondern man hat gar oft bei Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.

1. . Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. cucurbitina). T. humana articulis oblongis, orifi - cio marginali solitario, ovario pinnato.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Findet sich, so wie der folgende, im dünnen Darme beim Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes cu - curbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte Hinterglie - der dieses Wurms.

2. . Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm. [Bothriocephalus latus*)Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe, Bothrio - cephali, zu einem besondern Geschlechte verbundenen Gattungen von Bandwürmern, s. Leuckart's zoologische Bruchstücke I. Helmst. 1820. 4.]. T. humana articulis ab - breviatis transversis, orificio laterali duplici, ova - rio stellato.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumal häufig in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taeniforme desinens in vesicam lymphaticam. Os quadrilobum.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus sonderbaren Thiere, die sich meist an und in verschiednen Eingeweiden vielerlei Säugethiere finden, hat bei den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hinter - theil aber endigt sich in eine eiförmige Wasserblase verschiede - ner Größe.

1. . Finna. die Finne. (Cysticercus cellulosae). H. conica, vesicae duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae directo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Sehr selten bei Menschen**)S. Hofr. Himly im Journal der practischen Arzney - kunde 1809. II. B. 12. St. p. 115. tab. 1-3. und Affen auf den Muskeln,290 auf dem Hirne ꝛc. Am gemeinsten aber im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bei dem vom Menschen unterjochten Hausschwein, aber nicht bei der wilden Sau findet, so gibt sie ein Beispiel von organisirten Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. . Globosa. H. simplex ovata, corpore distincte articulato, rugoso, imbricato.

Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerei. Am häufigsten am Bauchfell und an der Leber der Schweine.

3. . Cerebralis. die Queese. (Coenurus cer.) H. mul - tiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae communi adnatis.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesenköpfe, Segler, Dreher, Umgänger. Engl. staggers.)

4. Erratica. H. multiplex, corpusculis pluribus, ovatis, vesicae communi innatantibus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z. B. in den strotzenden Hydatiden gefun - den, womit viele Eingeweide eines Macacco (Simia cyno - molgus) besetzt waren.

9. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl. leech). Cor - pus oblongum, promovens se ore caudaque in orbi - culum dilatandis*)I. F. P. Brau'ns systematische Beschreibung einiger Egelar - ten. Berl. 1805. 4..

1. . Medicinalis. H. depressa nigricans, supra li - neis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis, subtus ci - nerea nigro maculata.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**)P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8. Jam. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1817. 8.. Daher jetzt für manche Gegenden ein bedeutender Handelsartikel.

2. . Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.

Legt nur ein einziges Ei, das anfangs bloße Lymphe ent -291 hält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr Junge heraus kommen.

II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schleimigen Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen von denen in der vorigen Ordnung auszeichnen*)Einige Hauptwerke zur Kenntniß dieser Ordnung sind:J. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marmis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Les - ke. Ebendaselbst 1776. 4.Petr. Forskal icones rerum naturalium, quas in itinere orientali depingi curavit, edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. ibid. 1777. sq. fol. L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801. III. vol. 8.Cuvier Mémoires sur les Mollusques. Par. 1807. 4.Und d'Audebard de Ferussac histoire naturelle des mollus - ques terrestres et fluviatiles. Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.. Manche haben große Aehnlich - keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschel - schalen.

10. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl. slug). Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso: subtus disco longitudinali plano: foramen laterale dex - trum pro genitalibus et excrementis. Tentacula 4 supra os.

Diese nackten Schnecken haben die starke Reproductions - kraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. . Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordl. tab. 101. fig. 102.

2. . Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. . Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. . Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus imma - culatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

292

Diese, zumal in nassen Frühjahren, eine furchtbare Plage für die Feldfrüchte*)S. die Preisschrift von J. C. Leuchs im Hannoverschen Magazin von 1820. S. 1 bis 140. Auch einzeln, Nürnb. eod. 8..

11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membrana - ceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Al - ten). A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.

12. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula 2, supra corpus antice, intra foramina re - tractilia.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae). D. ova - lis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, ano ciliato phrygio.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

13. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum foraminu - lis lateralibus duobus. Tentacula 4. Brachia 8 pal - mata.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und indischen Ocean.

14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, oblongum subdepressum, articulatum: articuli utrinque fasci - culati, setiferi, pilosi. Os retractile. Tentacula (si - phunculi) 2 annulata.

1. Aculeata. der Goldwurm. (Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer. Engl. the Sea-mon - se). A. ovalis hirsuta aculeata, pedibus utrin - que 32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. Die Stacheln und Haa - re, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumal im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils wie blaue Schwefelflammen u. s. w.

293

15. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo, annula - tum. Pedunculi verrucosi. Tentacula acuminata ap - proximata; plumosa.

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris binis utrin - que, anterius tentaculis pectiniformibus auratis rigidis.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee ꝛc. Diese und verschiedne andere Gattun - gen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an einander liegender kleiner Körnchen auf eine bewunderns - würdige Weise zusammengesetzt sind.

16. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedun - culi laterales penicillati. Tentacula simplicia.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con - spicuo.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie in man - chen Gegenden etwas beitragen mag.

17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Millepied d'eau). Corpus lineare pellucidum, depressum, setis pedun - culatum. Tentacula nulla.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise fort*)O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzigen Was - sers. Kopenh. 1771. 4.: das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nämlich allmählig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzen Gelenks hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattun - gen, wie z. B. die nachstehende, auch außerdem durch Eier - stöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.

1. . Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. setis lateralibus solitariis, proboscide longa.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

18. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, vaginans. Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.

Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das Wasser in lan - gen Strahlen von sich zu spritzen.

294

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen Weltmeere.

19. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose. (urtica marina. Fr. cul d'âne). Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili in - tus tentaculato, os terminale centrale ambiente.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq. fig. 10 sq.

20. Holothuria. Corpus liberum, cylindricum, coria - ceum. Os terminale, tentaculis subramosis cinctum.

1. Tubulosa. die Röhren-Holothurie. (H. tremula Linn.) H. tentaculis fasciculatis, corpore papillis hinc subconicis, illine cylindricis.

Tiedemann*)Fr. Tiedemann's Anat. der Röhren-Holothurie, des Po - meranzfarbigen Seesterns und Stein-See-Igels. Landsh. 1816. fol. mit Kupf. tab. 1.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum, carno - sum, apodum. Os proboscide terminali, cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2 ad latus colli si - nistrum.

1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.) T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittelländischen Meere.

22. Physalia. Seeblase. Corpus liberum, vesicam oblongam aëream referens, dorso cristato velificans. Tentacula abdominalia numerosa filiformia, pendula, cava, ore terminali peltato instructa**)S. Tilesiu's Monographie über die Seeblasen in A. J. von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. S. 1.Und von Olfers in den Abh. der Berl. Acad. der Wis - sensch. v. 1820. S. 347..

1. Arethusa. (Fr. la frégatte, galère, velette. Engl. the Portuguese man of war). H. corpore pyrifor - mi, rostro conico, tentaculis longissimis.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

295

Im atlantischen Ocean ꝛc. Von dem faustgroßen mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und roth spielenden Körper des wundersamen Thieres hängen lange ausnehmend dehnbare Fäden herab, die die Magenstelle vertreten, aber wenn man sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens der Blase läuft eine kammförmige Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.

23. Thalia. [Salpa*)S. Adelb. de Chamisso de Salpa. Berol. 1819. 4.] corpus liberum, oblongum, ge - latinosum, diaphanum. Tubus alimentarius distinc - tus. Tentacula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore depresso, antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

Im atlantischen Ocean.

24. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme. Os an - ticum, praeputio glandem pendunculatam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria plura.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8. cir - ca os 4.

Schwedische Abhandl. 1754. tab. III. fig. A-E.

Im mittelländischen Meere.

25. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis, oblongum teretiusculum. Ovaria bina. Tentacula brachiformia.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiefern es vor - züglich nistet.

1. . Cyprinacea. L. corpore obclavato, thorace cy - lindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

26. Scyllaea. Corpus se affigens, compressum, dorso canaliculato. Os foramine edentulo, terminali. Ten - tacula s. brachia subtus trium parium.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumal am Sargasso (fucus natans).

27. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis duabus membranaceis, oppositis.

296

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bei Spitzbergen, Neufundland ꝛc. Diese und ähnliche Gat - tungen im nördlichsten Ocean sollen fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena mysticetus) ausmachen.

28. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl. Ink-fish, squid). Brachia 8 interius adspersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter (plerisque) vesica atramentifera instructus, infra scis - sura transversa ad basin apertus, supra quam fistula excretoria eminet.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Weltmeeren fin - den*)J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoo - logie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7-134., weichen in sehr vielen Stücken, zumal in Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen ausgebildeten Einge - weide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber auch der Au - gen und sogar der Gehörwerkzeuge gänzlich von andern Thie - ren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bei manchen Gattun - gen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von Mu - scheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben, wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzbraunen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, und willkürlich von sich lassen, und dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln können**)Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.. Prof. Schnei - der hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Fa - milien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche). S. ventre latissimo rotundato undique pinna cincto, osse dorsali maximo.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste os se - piae (das so genannte weiße Fischbein, das auch in man -297 chen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche Arten der so genannten Seetrauben (uvae ma - rinae) sind die Eierstöcke dieser und verwandter Gattungen.

2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron). S. ventre stricto subulato, pinna angulari media, osse dorsa - li penniformi.

Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidibus, pinnis et osse dorsali.

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe). S. acetabu - lorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim increscen - tibus.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte Gatt - tung findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien und im mexicanischen Meerbusen theils von ausnehmender Größe.

29. Medusa. Qualle, Meernessel, Seelunge, See - flagge. (Engl. blabber). Corpus gelatinosum, or - biculatum, supra convexum, subtus cavum. Os in - ferum, centrale, labiatum. Tentacula plerisque mar - ginalia, saepius retractilia*)s. Fr. Eschscholtz System der Acalephen. Berl. 1829. m. Kupf..

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des Meeres bei**)Vergl. Mitchill in Albers's americanischen Annalen I. S. 119 u. f..

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, margine in - flexo villoso tentaculato.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See ꝛc.

2. Velella. (urtica marina Columnae). M. ovalis con - centrice striata, margine ciliato, supra velo mem - branaceo.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tentaculis298 nullis, subtus columna quadriplicata: apice lobis 8 multifidis, laterumque appendicibus 16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten Veil - chenblau.

III. TESTACEA. Die Conchylien.

Man unterscheidet bei diesen äußerst zahlreichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nämlich die Schalen und die darin befindli - chen Thiere. Die Letztern sind von mannigfaltiger Bildung; doch großentheils den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen, theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme - rer's u. a. Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win - dungen, sondern diese werden mit zunehmendem Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungssaume der Schale abgesetzt. ( Bei weiten nicht etwa aus der ju - gendlichen Schale als Keime entwickelt. ) Und bei den Mu - scheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues, andere wegen ihres porzellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vor - trefflichen Farben*)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Oberfläche., regelmäßigen, saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten, merkwürdig**)Zu den vorzüglichern Werken über diesen ( nach der ge - meinen sonstigen Behandlungsweise freilich nicht eben allerfruchtbar - sten ) Theil der N. G. gehören unter andern:Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685. sq. Fol.Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.Index testarum conchyliorum, quae adservantur in museo Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4. 299F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinet (fortge - setzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.Ign. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis. Vin - dob. 1780. sol.C. Schreiber's Versuch einer vollständigen Conchylienkenntniß, nach Linné's System. Wien, 1793. II. vol. 8.L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquilles. Par. 1802. V. vol. 8.Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau système des ha - bitations des vers testacés. Copenh. 1817. 4. mit Kupf.Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste Einrichtung der Conchylien-Sammlungen ꝛc. Gotha 1818. Fol.Sam. Brookes's Introduction to the study of Conchology. Lond. 1820. 4. Deutsch mit Zusätzen von C. Gust. Carus. Leipz. 1823. 4.Adolph Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 4. (it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des Erbpr. von Schwarzburg Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle der mollus - ques terrestres et fluviatiles de la France. Par. 1806. 4.d'Audebard de Ferussac s. oben S. 291.C. Pfeiffer's Naturgeschichte deutscher Land - und Süßwasser - Mollusken. Weimar 1825. 4. mit Kupf.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque historia et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol..

Gar viele Gattungen von mancherlei Geschlechtern der Mu - scheln und Schnecken sind immer mit einer theils sehr nett orga - nisirten Oberhaut bekleidet, die nicht mit den oft zufällig darauf sitzenden Milleporen, Flustren u. dergl. verwechselt werden darf.

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Fa - milien:

A) Vielschalige Conchylien.

B) Zweyschalige oder Muscheln.

C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nämlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

300

A) Vielschalige Conchylien. MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

30. Chiton. Käfermuschel. Testae plures, longitudi - naliter digestae, dorso incumbentes.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septemvalvi, corpore tuberculato.

31. Lepas. (Engl. acorn - shell). Animal rostro involu - to spirali, tentaculis cristatis. Testa multivalvis, inaequivalvis.

Manche Gattungen, wie z. B. hier die beiden ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bei andern hingegen, wie bei den zwei letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. Eine Verschiedenheit die so auffallend ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter darnach bestimmen sollte*)s. Tilesius a. a. O. S. 222-418..

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa conica sulcata fixa, operculis acuminatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln, Krebsen ꝛc.

2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843 sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Geschlechts auf der Haut des Nordkapers u. a. Wallfische.

B) Pedalae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl. the horn of plenty). L. testa valvis 20 (aut pluri - bus) polymorphis, intestino squamulis granulato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist besonders an den Küsten der Barbarei zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar -301 nacle). L. testa compressa quinquevalvi, intestino in - sidente laevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen berüchtigt worden, deren schon bei der Baumgans (S. 150.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stammes an ei - nem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich auf faulen Weiden, allem Schiffwrack ꝛc. fest sitzt.

32. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce - stone). Testa bivalvis, divaricata, cum minoribus accessoriis difformibus ad cardinem. Cardo recurva - tus, connexus cartilagine.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme, Auster - schalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa oblonga hinc reticulato-striata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa oblonga rotundata arcuato-striata.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf. Ge - sellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln. CONCHAE. (Mollusca testacea acephala.)

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses (cardo).

33. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper). Testa bivalvis, hians altera extremitate. Car - do dente (plerisque) solido, crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.

1. . Pictorum. die Flußmuschel, Mahlermuschel. 302M. testa ovata, cardinis dente primario crenulato: laterali longitudinali: alterius duplicato.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. . Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ovata antice coarctata, cardinis dente primario co - nico, natibus decorticatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

34. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor-shell). Testa bivalvis, oblon - ga, utroque latere hians. Cardo dens subulatus, re - flexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae: margo lateralis obsoletior.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero bi - dentato.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

35. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ternis; laterali - bus planis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilis - sime substriata nitida, sutura anali canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.

2. . Cornea. T. globosa, transversim striata, costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

36. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle). Testa bival - vis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo dentibus me - diis binis alternatis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis eleva - tis carinatis concavis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151 sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete re - curvato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

303

37. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inaequilatera, aequivalvis. Cardo dente medio complicato cum ad - jecta foveola; lateralibus remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca lae - viuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 22. fig. 229 sq.

38. Donax. (Fr. came tronquée). Testa bivalvis, mar - gine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: mar - ginalique solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata compressa laevi, scripta lineis purpureis undatis, rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261 sq.

39. Venus. Testa bivalvis, labiis margine antico incum - bentibus. Cardo dentibus 3 omnibus approximatis, lateralibus apice divergentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa subcor - data, transverse sulcata, antrorsum spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271 sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes. wam - pum). V. testa cordata solida transverse substriata laevi, margine crenulato, intus violacea, ano ovato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u. a. nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, ( s. oben S. 282.) und das darin be - findliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen, auskauen ꝛc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lentiformi: striis crenatis decussatis, ano impresso ovato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

40. Spondylys. (Fr. huître épineuse. ) Testa inaequival - vis, rigida. Cardo dentibus 2 recurvis, cum forami - nulo intermedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare). S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 495.

Die eine Schale läuft hinten beim Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig304 ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen kann, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen lassen.

41. Chama. Gienmuschel (Engl. cockle). Testa bi - valvis, crassior. Cardo callo gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Riesen - muschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima. Fr. le grand bénitier). C. testa plicata, fornicata, squa - mosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund wiegen. Letzteres wird von den ostindischen Insulanern, so wie von den Küstenbe - wohnern am rothen Meere ꝛc. häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huître de la mer rouge). C. testa orbiculata, muricata; val - vula altera planiore; altera nate productiore sub - spirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cunei - formibus obliquis tubulosis valvula longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

42. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo dentibus numerosis, acutis, alternis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata apice emarginata, processibus incurvis remotissimis, mar - gine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa suborbicu - lata aequilatera pilosa, natibus incurvis; margine crenato.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.

Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zumal am Au - ßenrande, wie mit einem braunen sammtartigen Ueberzuge bekleidet. (s. oben S. 299.)

305

43. Ostrea. Auster. (Fr. huître. Engl. oyster, scal - lop). Testa bivalvis, inaequivalvis, (plerisque) sub - aurita. Cardo edentulus fossula cava ovata, striisque lateralibus transversis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses Geschlechts könnten füglicher in zwei andere vertheilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das andere aber die Austern begreifen müßte.

1. Jacobaea. O. testa inaequivalvi radiis 14 angulatis longitudinaliter striatis.

Chemnitz vol. VII. tab. 60. fig. 588.

2. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'évan - tail). O. testa aequivalvi radiis 12 duplicatis, ex - tus laevi.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

3. Pallium. der Königsmantel, die Jacobsmu - schel. O. testa aequivalvi radiis 12 convexis, stria - ta scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

4. Malleus. der polnische Hammer, das Cruci - fix. (Fr. le marteau noir). O. testa aequivalvi tri - loba, lobis transversis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

5. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inaequival - vi ovata, lateribus obtuse plicata parasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

6. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inaequival - vi semiorbiculata, membranis imbricatis undulatis, valvula altera plana integerrima.

Wird zumal an den Küsten des nordwestlichen Europa auch am mittelländischen und adriatischen Meere ꝛc. auf Au - sterbänken gehegt*)Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den europäi - schen Küsten s. in Beckmann's Vorbereit. zur Waarenkunde I. B. S. 93-111., und besonders in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg -, Sand - und Thon-Austern eingetheilt.

7. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa aequi - valvi orbiculata compressa membranacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 69. fig. 576 sq.

306

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist mißfarbige, und ungestaltete.

8. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweins - ohr. O. testa aequivalvi plicata, spinosa, labro utroque scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

44. Anomia. Bastardmuschel. Testa inaequivalvis; val - vula altera planiuscula (saepe basi perforata), altera basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula lineari prominente, introrsum dente laterali. Radii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebelschale, der Sattel. A. testa suborbicu - lata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata inae - quali violacea: superiore convexa, inferiore per - forata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule). A. testa ovata, ventricosa, alba, tener - rima, valvula altera rostro incurvata, perforata. Margine acuto integerrimo, undique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittelländischen Meere, atlantischen Ocean u. s. w. Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Flötzkalk-Gebirgen angesehen werden kann.

45. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea - muscle, mussel). Testa bivalvis rudis, saepius affixa bysso. Cardo edentulus, distinctus linea subulata ex - cavata longitudinali.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre). M. testa compresso-plana suborbiculata, basi transversa imbricata tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwür - dig, die das gemeinste Perlenmutter gibt, so wie aus dem307 sehnigen Schloßbande derselben der wie Labradorstein schil - lernde so genannte Pfauenstein (gemma penna pavonis s. helmintholithus androdamas Linn. ) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindattel. (Fr. la moule pholade, la date). M. testa cylindri - ca utrinque extremitatibus rotundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u. s. w. *)Selbst in den härtesten Marmor, wie z. B. das berühmte, immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomen an den drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis Tempel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem Spiegel des benachbarten mittelländischen Meeres ringsherum von diesen Steindat - teln angebohrt sind. s. P. Ant. Paoli Antichità di Pozzuoli. tab. 15. D. Andr. de Jorio sul tempio di Serapide in Pozzuoli Nap. 1820. 4. pag. 52. tab. 7. von Hoff's Gesch. der durch Ueberliefer. nachgewiesenen natürl. Veränderungen der Erdoberfläche. I. Th. S. 455. und von Goethe zur Naturwissensch. II. B. S. 79.

3. Edulis. der Blaubart, die Schille. M. testa laeviuscula violacea, valvulis antice subcarinatis, postice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweideutige Speise, deren Genuß zuweilen tödtlich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies - muschel. M. testa striata subcurvata, margine po - steriore inflexo, cardine terminali bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi margine anteriore carinato, natibus gibbis cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bei Neuguinea. Sonst aber auch an den nordischen europäischen Küsten.

46. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Seidenmuschel. (Fr. jambon, coquille portesoie). Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in unam valvulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, womit sie sich befestigen können, und der eine braune Seide (lana308 penna) gibt, die in Smyrna, Tarent, Palermo ꝛc. zu Hand - schuhen u. dergl. verarbeitet wird*)s. davon vorzüglich der Fr. Elisa von der Recke R. durch Italien. III. B. S. 76. 331 u. f..

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato tu - bulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Win - dungen. Schnecken. COCHLEAE. (Mollusca testacea cephalopoda et gasteropoda).

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durchgehends gleichförmig; so nämlich, daß wenn man die Spitze unter - wärts und die Mündung nach oben gerichtet hält, diese letz - tere einem alsdann links zugekehrt ist, und die Windungen von oben nach unten rechts, (der scheinbaren Bewegung der Sonne gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine gegensei - tige Windung; ( s. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20. ) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig linksgewundene Miß - geburten [anfractibus sinistris s. contrariis]**)s. Chemnitz Conchylien-Cabinet. IX. B. 1. Abschnitt von den Linksschnecken..

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst eines be - sondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und andere zie - hen bei Annäherung des Winters eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres Hauses.

47. Argonauta. Testa univalvis spiralis, involuta, mem - branacea, unilocularis.

1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrei. (nauti - lus papyraceus. Engl. the paper-sailor). A. cari - na subdentata. (Animal sepia?).

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber große Scha -309 le, die von einem blackfischähnlichen Thier bewohnt wird*)s. de Férussac in den Mémoires de la Soc. d'hist. nat. de Paris. T. II. p. 160., welches mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutau - chen ꝛc. verstehen soll.

48. Nautilus. Testa univalvis, isthmis perforatis con - camerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorde - ren das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übri - gen ein - und auspumpt, sich nach Willkür leichter oder schwe - rer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkuttel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau. Engl. the sailor). N. testa spirali apertura cordata, anfracti - bus contiguis obtusis laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfrac - tibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sande von Rimini.

49. Conus. Tute. Testa univalvis, convoluta, turbina - ta. Apertura effusa longitudinalis, linearis edentu - la, basi integra. Columella laevis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contreadmi - ral, Schout by Nacht. C. testa conica fusca, ma - culis ovatis albis, spirae anfractibus canaliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis sparsis; fasciis - que 3 flavis tenuissime reticulatis; media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferru - ginea maculis albis squamatis tota reticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pal -310 lide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineisque punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or). C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fus - cisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

50. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris, s. cythe - riaca, s. paphia). Testa univalvis, involuta, subo - vata, obtusa, laevis. Apertura utrinque effusa, li - nearis, utrinque dentata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts sollen ihr Schneckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhalten dafür ein neues, das bei manchen Gattungen mit zunehmendem Alter dem jugendlichen so unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in die Con - chyliensysteme gekommen*)z. B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sa - gen die Larve) von Cypraea tigris..

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa sub - turbinata characteribus inscripta, macula longitu - dinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. te - sta obtusa triquetro-gibba, postice depressa-acu - ta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317 sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell). C. te - sta obtusa ovata, postice obtusa, antice rotundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232 sq.

In Ost - und Westindien, auch auf der Südsee, nament - lich bei Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri, Sim - bipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the cowry, trus - sed fowl, blackmoor's teeth. ) C. testa marginato - nodosa albida.

Zumal an den Philippinen und Maldiven, aber auch an der guineischen Küste und an manchen Südseeinseln. Ist be -311 kanntlich die Scheidemünze mancher ostindischen Völker*)In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen halben Gul - den, und doch giebts dort Waaren (z. B. Betelblätter, Areknüsse ꝛc. ) die man für ein einziges Kauri auf dem Markte kaufen kann. s. Rennell's geographical Illustrations of M. Park's Journey. p.86., so wie der Neger in einem großen Theil von Africa und West - indien. Und die Braminen bedienen sich ihrer statt Rechen - pfennige u. s. w.

51. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper) / Testa univalvis, convoluta, inermis. Apertura subcoarc - tata, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Co - lumella obliqua, laevis.

1. Ovum. das Hühnerei. B. testa ovata obtuse sub - hirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa rotundata glaberrima pellucida lineis cri - spata, spina retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata, re - ticulato-striata, cauda exserta, spira obliterata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.

In beiden Indien.

52. Voluta. Walze. (Engl. Rhomb-shell). Testa uni - locularis, spiralis. Apertura ecaudata subeffusa. Co - lumella plicata: labio umbilicove nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-oblonga spira rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.

2. Oliva. die Mohrinn, das Prinzenbegräbniß. V. testa emarginata cylindroide laevi, spirae basi reflexa, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica ꝛc.

3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emarginata fusiformi laevi, labro denticulato, columella qua - driplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

312

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa marginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, columella oc - toplicata, labro laevi crassiusculo.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.

5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opferhorn. V. testa obovata subcaudata: spirae anfractibus striatis; apice producto glaberrimo, columella tri - plicata.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.

Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884 sq. (links - gewunden).

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird hauptsäch - lich zu Arm - und Fingerringen verarbeitet, die von den är - mern Hindus durch ganz Indien getragen und nach deren Tode von ihren Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen und von Niemandem dieses Volks, der sie wieder findet, auf - gehoben werden. Daher der große Absatz dieser Ringe und die Wichtigkeit der Fischerei der Schnecke woraus sie verfer - tigt werden.

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ventri - cosa flavicante aurantio striata; anfractu primo re - liquis triplo majore tuberculato.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean. Ein durch die Sammlerliebhaberei sehr vertheuertes Schneckenhaus.

53. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn. (Engl. whelk). Testa univalvis, spiralis, gibbosa. Apertu - ra ovata, desinens in canaliculum dextrum, cauda retusum. Labium interius explanatum.

Manche Gattungen legen ihre Eier als so genannte See - trauben, andere als Seehopfen, noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varicibus aequalibus longitudinalibus distinctis mucronatis, columella laevigata.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, colu - mella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1121 sq.

313

Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Nor - männer noch jetzt bedienen.

3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmännchen. B. testa oblonga rudi transversim striata: anfracti - bus curvato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206 sq.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrie - me. B. testa turrita subfusiformi, anfractibus lae - vibus indivisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

54. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw). Testa univalvis, spiralis, latere ampliata. Apertura labro saepius dilatato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Bothshake. S. testa labro hexadactylo, digitis curvis, cauda recurvata.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853. sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro an - tice trilobo incrassato, dorso verrucoso coronato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken (die so ge - nannte Räucherklaue, unguis odoratus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

55. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop, rock - shell). Testa univalvis, spiralis, exasperata suturis membranaceis. Apertura desinens in canalem inte - grum, rectum s. subascendentem.

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata spi - nis setaceis trifariis, cauda elongata subulata recta similiter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.

2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf. M. te - sta subovata spinis rectis cincta, cauda mediocri subulata recta spinisque oblique circumdata.

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittelländischen Meere.

314

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spinis cincta, cauda breviore truncata perforata.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der Alten*)Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden. 1786. 4. mit Kupf. und C. F. Heusinger observ. de purpura an - tiquorum. Isen. 1826. 4..

4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M. testa pa - tulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnauzen - nadel. M. testa turrita, anfractibus superne plica - tis, cauda adscendente, columella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

56. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top-shell, button-shell). Testa univalvis, spiralis, subconica. Apertura subtetragono-angulata s. rotundata, supe - rius transversa, coarctata: columella obliquata.

1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das Wir - belhorn. (Engl. the stair case). T. testa convexa obtusa marginata, umbilico pervio crenulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend saubern Win - dungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwi - schen sich lassen ꝛc .**)Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) stupendum naturae artificium und neuere Archäologen halten die schöne Schne - cke für das Urbild der Volute an den Ionischen Säulen..

2. Magus. T. testa oblique umbilicata convexa: an - fractibus supra obtuse nodolusis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imperforata turrita striata, columella exserta spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 169. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty). T. te - sta imperforata ovata, subcaerulea, laevi, obli - que striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.

315

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen neusee - ländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumal vom höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la fripiè - re, maçonne). T. testa imperforata rugosa quisqui - liarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Namen daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäusern ꝛc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer - schläge oder Pockennarben) verursachen.

57. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl, wreath). Testa univalvis, spiralis, solida. Apertura coarctata, orbiculata, integra.

1. Littoreus. T. testa subovata acuta striata, margine columnari plano.

Chemnitz vol. V. tab. 185. fig. 1852.

In vielen Meeren. Unter andern im Adriatischen; dessen Anwohner das Thier in Unzahl verspeisen.

2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa imperfora - ta ovata striata: stria unica dorsali crassiore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gattungen, ist die so genannte Meer-Bohne (umbilicus veneris).

3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata. ) T. testa cancellata conica anfractibus distantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichnet sich durch die von einander abstehenden gleichsam durchbrochenen Windungen aus.

4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T. testa cancellata turrita exumbilicata, anfractibus conti - guis laevibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.

5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa turri - ta: anfractibus carinis 6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

6. . Perversus. das Linkshörnchen. T. testa turri -316 ta pellucida: anfractibus contrariis, apertura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Weiden und an - dern Baumstämmen.

7. . Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus an - nulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie. tab. 97. fig. 7.

In süßen Wassern.

58. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escargot. Engl. snail, periwincle). Testa univalvis, spiralis subdia - phana, fragilis. Apertura coarctata, intus lunata s. subrotunda: segmento circulari demto.

Meist Land - und Süßwasser-Schencken.

1. . Hispida. T. testa umbilicata convexa hispida diaphana, anfractibus quinis, apertura subrotun - do-lunata.

2. . Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr. le vig - neron). H. testa umbilicata subovata, obtusa deco - lore, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumal in der Schweiz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondere Schneckengärten, wor - in sie zu Tausenden gefüttert werden ꝛc. Ihrer starken Repro - ductionskraft ist schon oben gedacht worden.

3. . Arbustorum. H. testa umbilicata convexa acu - minata, apertura suborbiculari bimarginata, anti - ce elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräu - sel, das Qualle-Bothchen. H. testa subimper - forata subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura postice dilatata, labro emarginato.

Fab. Columna p. XXII.

Im mittelländischen so wie im atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist pur - purblau.

317

5. . Vivipara. (Cyclostoma viviparum). H. imperfo - rata subovata obtusa cornea, cingulis fuscatis; apertura suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

6. . Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la livrée). H. testa imperforata subrotunda laevi diaphana fas - ciata, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spira mu - tilato-truncata, apertura ovata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. 1254 sq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr - schulpe. H. testa imparforata depresso-planius - cula striis undatis; apertura ovali dilatata usque in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

59. Nerita. Schwimmschnecke. Testa univalvis spira - lis, gibba, subtus planiuscula. Apertura semiorbicu - laris: labio columellae transverso, truncato, plani - usculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papil - lon). N. testa umbilicata laevi, spira submucrona - ta, umbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. . Fluviatilis. N. testa purpurescente, maculis al - bis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf der Schale mit sich herum trägt*)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177 und Pfeiffer S. 107..

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula excavato - oculato, labio interiore laevi crenulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

60. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Venus's ear). Testa auriformis, patens: spira occultata laterali; disco longitudinaliter poris pertuso.

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso transversim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

318

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia). H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte prominula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr ist bei unsern Antipoden zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte äußere Windungen.

Bloß im Wasser; und zwar die bei weiten allermehresten in der See.

61. Patella. Napfschnecke, Klippkleber. (Engl. limpet). Testa univalvis subconica absque spira ex - terna.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice subspirali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsole - tis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. . Lacustris. P. testa integerrima ovali, vertice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, vertice recurvo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata conve - xa: margine introrsum crenulato, vertice perfo - rato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus gegessen.

62. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre. (Engl. tooth - shell). Testa univalvis, tubulosa, recta, utraque ex - tremitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi minuta.

Im Sande von Rimini.

63. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm-shell). Testa univalvis, tubulosa, adhaerens.

1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre. S. te -319 stis capillaribus fasciculatis ramoso-glomeratis can - cellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa semite - reti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegenheit ge - habt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben lan - gen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunusschacht, die Gießkanne. (Engl. the watering pot). S. te - sta tereti recta, extremitatis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata viola - cea, intus laevi lutea; apertura alba undulatim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Madreporen.

64. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lig - num penetrans.

1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohr - wurm. (Fr. le taret). T. corpore tereti elongato, ore attenuato, extremitate postica pholadiformi, quadrivalvi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang. Wohnt in Eichen -, Ellern -, Tannen - u. a. Holz, worin es sich fin - gersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zumal 1730, für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht wiederste - hen konnten: richtet auch noch jetzt zumal im Westkappler Damm, zuweilen arge Verwüstungen an. Hat sich hingegen320 neuerlich von den Schiffen mancher seefahrenden europäischen Nationen wieder ganz verloren.

IV. ECHINODERMATA. (Crustacea).

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine besondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern ab - weichen, und im Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes un - ter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: so wie überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen im Trocknen zu le - ben bestimmt ist.

65. Echinus*)Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinodermatum ex ed. Nath. God, Leske. Lips. 1778. 4.. See-Igel. (Engl. sea hedgehog). Cor - pus subrotundum, crusta spatacea tectum, spinis mobilibus saepius aculeatum. Os quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bei manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln be - setzt, die aber nicht mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist, es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe - gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben in ih - rem Innern ein sonderbares, knöchernes Gestelle, das unter dem seltsamen Namen der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so genannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg). E. hemisphaeri - co-globosus; areis obsolete verrucosis.

Klein tab. 1 et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambula - cris 5 repandis linearibus: areis alternatim bifa - riis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris 5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21 sq.

321

66. Asterias*)J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. Fol. . See-Stern. Corpus depressum, cru - sta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale, quinquevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind denen der See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun den Dorschen u. a. Fischen, andere den Au - stern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, un - dique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bei dieser Gattung ist die ausnehmende Repro - ductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen, der von seinen fünf Strah - len viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wie - der ergänzt zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angulis ver - rucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A. radiata, radiis dichotomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspischen. Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindi - schen ꝛc. specifisch verschieden zu seyn. Ein überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an dessen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat**)Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pon - toppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuerliches er - zählt hat. Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nämlich in der Tie - fe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Ge - fährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden, kri - tisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.322Manches darunter paßt auf den Wallfisch ( s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durch's Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p.52. ) Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr er - fahrenen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen worden: ( einen merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Pérouse autour du monde vol. III. p.10. ) Und so löst sich das auf, was vor - längst der alte Thormod. Torfaeus in s. Groenlandia antiqua p. 100. vom Kraken sagt: Tracta haec fabula videtur ex in - sula aliquando conspicua, saepius tamen inconspicua. .

67. Encrinus. Stirps elongata, corpore terminali ra - diato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verti - cillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum di - chotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte.

2. Radiatus. (Vorticella encrinus Linn.) E. stirpe car - tilaginea continua, stella terminali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond. 1755. 4.

V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beinahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thie - re selbst haben wenigstens in manchen Geschlechtern beider Ord - nungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewoh - nen, die bei den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind, und Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Ej. natural history of many curious and uncommon zoo - phytes ꝛc. systematically arranged and described by D.323 Solander. Lond. 1786. 4. ( Ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solan - der's Namen ).Vital. Donati della storia naturale marina dell 'Adriatico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi ma - rini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.E. J. Chr. Esper's Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die beson - dern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8. heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als einen ihnen angebornen Theil vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bei ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird, und sich daher beim schnellen Wachsthum*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westindien ꝛc. Schiffwrack auffischt, das binnen ¾ Jahren über und über mit Ma - dreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von Corallen einge - nommen. und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure Größe und Umfang derselben**)Viele vulcanische Inseln der Südsee, auch westindische, wie z. B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die aus dem Boden des Meeres emporrankenden Co - rallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren. er - klären läßt.

68. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium tubis cylin - dricis, cavis, erectis, parallelis.

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fasciculatis combinatis: dissepimentis transversis distantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost - und Süd-Indien.

69. Madrepora. Stern Corall. Corallium cavitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella324 convexa: lamellis simplicibus longitudinalibus, subtus concava.

Solander tab. 28.

2. Muricata. M. ramoso composita subimbricata, stellis oblique truncatis prominentibus adscenden - tibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tu - bulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis al - ternis, stellis immersis bifariis.

70. Millepora. Punct-Corall. Corallium poris turbi - natis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie di - chotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette. M. mem - branacea reticulata umbilicata, turbinato-undu - lata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

71. Cellepora. Corallium foraminulis urceolatis, mem - branaceis.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplicibus undulato - turbinatis cumulatis; cellulis seriatis: osculo mar - ginato.

72. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata solida, cor - tice molli habitabili obducta*)Von diesen und den übrigen folgenden Corallengeschlechtern s. J. V. F. Lamouroux histoire des polypiers coralligènes flexi - bles. Caen. 1816. 8. mit Kupf..

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articula - ta, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe continua, aequali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis.

Cavolini. tab. 2. fig. 1-6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländischen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kostbaren Kunstsachen ver -325 arbeitet, die nach Ostindien verführt, und zumal in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

73. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stirpem vege - tabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren holzige Natur, zumal an den starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man findet den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Animalisches*)Das bestätigt auch Prof. Gravenhorst in Oken's Isis 1823. VII. H. S. 725..

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. panicula - ta-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. reticu - lato, ramis interne compressis, cortice flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

74. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata, stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre). A. stirpe arborescente coriacea coc - cinea superne ramosa, papillis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

75. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Eponge). Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. foraminulata subramosa difformis tenax tomentosa.

2. . Fluviatilis. (Ruß. Badiäga). S. conformis po - lymorpha, fragilis, granulis repleta.

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr starken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur zufällig, mit Stäm - men von Federbusch-Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ge - trocknet ist sie ganz mürbe und zerreiblich. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft326 allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheidendes Zeichen einer wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.

76. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique poris cel - lulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneiformi - bus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

77. Tubularia. Stirps radicata, filiformis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen der süßen Wasser, nämlich die Federbusch-Polypen (Fr. polypes à panache), an welchen man, so wie bei denen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unter - scheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bei der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver - härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bei der gleichen Gattung unter sehr verschiedenen Gestalten. Ich habe einzel - ne dergleichen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflan - zen, umherranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die Höhe gewachsen waren: andere, die sich zu Tausenden flach neben einander an Dämme ꝛc. angelegt hatten: andere, die in dichten Klum - pen in unzähliger Menge neben einander empor standen, u. s. w.

1. Indivisa. C. culmis simplicissimis, geniculis con - tortis.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta termi - nali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. . Campanulata. T. crista lunata, orificiis vaginae annulatis, corpore intra vaginam abscondito.

Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. . Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ci - liata.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadt -327 graben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regel - mäßig wie ein kleiner Federbusch gestellt sind*)Götting. Magaz. 1. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f..

78. Corallina. Stirps radicata, geniculata, filamento - sa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis sub - reniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subturbinatis.

Ellis tab. 24. fig. b.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articu - lis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

79. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa, cornea, nu - da, articulata: denticulis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherlei Arten auf der gewölbten Schale der gemeinen Austern finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schön - heit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit Eierstöcken vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis trunca - tis, ovariis ovatis, ramis pinnatis alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticulatis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre un - gleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpolypen der - ßen Wasser sehr ähnlich gefunden.

80. Cellularia. Stirps crustacea, lapidescens, e cel - lulis seriatis composita; plerumque ramosa et articu - lata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata Linn.) C. denti - culis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fa - stigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

328

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dichotoma, articulis subciliatis, ovato-truncatis, uno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.

VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Namen Zoophyt oder Thierpflanze den Ge - schöpfen dieser und der vorigen Ordnung gemeinschaftlich beige - legt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden, manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein sol - ches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenig - stens die bei weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Stand - punct verändern (haben stirpem liberam, wie man es nennt). Einige sind doch dabei in einen gemeinschaftlichen Stamm ver - bunden, andere hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch die Infusionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ord - nung begriffen.

81. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, penniformis.

Man unterscheidet an den beiden ersten Gattungen dieses merkwürdigen Geschlechts, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupttheile, den Kiel nämlich und die Fahne. Letztere be - steht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig - stens über 500 solche kleine Armpolypen gezählt werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis im - bricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pin - nis imbricatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchtet so wie die folgenden stark im Finstern.

3. Cynomorium. (Alcyonium epipetrum. Linn. Veretil -329 lum Cuv.) P. stirpe cylindrica, subclavata, semi - nuda, superne polypos minutos exerens.

Pallas miscell. zool. tab. 13. fig. 1. 4.

Wie die vorigen, zumal im mittelländischen Meere, aber in der mehr cylindrischen Form und in der weichen Textur des ganzen, doch sehr von jenen verschieden.

82. Hydra. Armpolype, Vielarm. Corpus gelatino - sum conicum. Os terminale cinctum cirris filifor - mibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*)S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid. 1744. 4.H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.Rösel's Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigung.)Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4. sind gallertartig, halb durchsichtig, und daher von ungeübten Augen nicht im - mer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bei einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförm - liches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an, bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Kör - per ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Masten. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die le - bendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge aus - gewachsen sind, von der Mutter losreissen. Bei Annäherung des Winters aber mögen sie wohl Eier legen**)Pallas elenchus Zoophytor. p. 28., aus denen im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Poly - pen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so oder auf andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann sie durch einen, freilich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und330 wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise einander verzehren, oder eigent - lich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk - würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg*)S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und während daß die Schlinge allmählich durchschneidet, werden die derweile ge - trennten Theile doch schon wieder an einander wachsen u. s. w.

1. . Viridis. der grüne Armpolype. H. viridis tentaculis brevioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu varii - ren. Die hier abgebildete Art findet sich in unserer Nachbar - schaft; und die Beobachtung ihrer Reproduction hat mich zu - erst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.

2. . Fusca. der braune Armpolype. H. fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84. sq.

3. . Grisea. der orangegelbe Armpolype. H. au - rantia, corpore longiore, cirris longioribus.

Rösel tab. 78. sq.

83. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. polype à bou - quet). Stirps ramosa, polypis terminalibus ore con - tractili (plerisque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber bei der mindesten Erschütterung für einen Augenblick ganz zusammen - fährt, und zu verschwinden scheint.

1. . Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campa - nulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 19).

2. . Umbellarius. (Vorticella umbellaria Linn.) B. stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis muticis.

Rösel tab. 100.

Wie die vorige Gattung und das folgende Geschlecht in Gräben und Teichen an Wasserpflanzen, Schneckenhäusern ꝛc.

331

84. Vorticella. Afterpolype. Corpus nudum, sim - plex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft tau - sende derselben beisammen sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermol - che längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht über - zogen gesehen.

1. . Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V. corpore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. . Socialis. (Hydra socialis Linn.) V. mutica toro - sa rugosa.

Rösel tab. 95.

85. Furcularia. Corpus liberum nudum oblongum, tentaculis rotatoriis ciliatis, cauda bicuspidata.

1. . Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel - animal).

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare mikroskopische Thierchen findet sich in stehenden Wassern und mancherlei Infusionen, schwimmt überaus behende, verändert dabei fast alle Augen - blicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trockenen für todt liegen können, und doch nachher im Wasser zu wiederholten Malen wieder aufleben ꝛc. Der dunkele Körper in seinem Vorderleibe, den so viele Naturforscher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal ge - höriges Organ, und kein Herz*)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 248..

86. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum.

1. . Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda lon - giore tenuiore acuminata: mucrone retractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12 u. f.

Dieser ist in mancherlei Essig. Eine verwandte Gattung in altem Buchbinderkleister**)Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und beides sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschengeschlechts..

332

87. Volvox. Corpus liberum, rotundatum, gelatino - sum, gyratile. Tubus alimentarius vix ullus.

1. . Globator. das Kugelthier. V. globosus, su - perficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nach - kommenschaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

88. Chaos. Corpus liberum ...... (generi polymor - phon, speciebus uniforme).

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnamen die unzählbaren*)Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte O. Fr. Müller gegen 400 Gattungen von Infusionsthierchen., dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche Gattungen schon im See - und süßen Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand thieri - schen und vegetabilischen Substanzen (daher diese dann In - fusionsthierchen heißen), und noch andere im reifen Samen männlicher Thiere finden**)Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B. S. 264 u. f.Chr. L. Nitzsch Beitrag zur Infusorienkunde. Halle 1817. 8. mit Kupf. Und so wie über manche andre nackte Würmer K. E. v. Baer Beitr. zur Kenntniss der niedern Thiere in den Nov. Act. de N. C. vol. XIII. P. II. p. 525 u. f..

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Familien abthei - len, deren jede aber zahlreiche Gattungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See - und stagnirenden süßen Wasser [ zumal in solchem, worin die Priestleysche sogenannte grüne Ma - terie†)Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von Vegeta - tion, wie das dabei befindliche Chaos aquatile für die unterste er - ste Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen werden kann. vegetirt ].

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.

C) Spermaticum. ( Cercaria spermatica).

333

Die Samenthierchen, wovon die im männlichen Sa - men des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abgebildet ist*)Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen hal - ten könne..

Zehnter Abschnitt. Von den Pflanzen.

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nämlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Begriffen schon dadurch von den Thie - ren auffallend unterscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nah - rungssaft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflanzen der bei weiten der allge - meinste ist, worin sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocs, der Trüffeln ꝛc. ) sämmtlich mit einan - der überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse überhaupt auch darin von der der allermehresten Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter, Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Gan - zen ungleich veränderlicher ist**)Extensio minus definita. .

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was man mit den, für die thierische Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit wahren Mus - keln, mit Knochen ꝛc. vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre Organisation am Ende nur auf eigentlich so genannte334 Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellge - webe*)S. hierüber vorzüglich die beiden Göttingischen Preisschrif - ten, von Rudolphi (Berlin 1807. 8. ), und Link (Götting. 1807, mit Nachträgen 1809. 8.) So wie auch L. C. T. Treviranus vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806 8.; und von frü - hern Abhandlungen I. I. Bernhardi's Beobachtungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.Von des sel. Osiander's glücklichen Versuchen, Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar, Gottingens. vol. XVI. pag. 100 u. f..

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen mit mehre - rem Rechte als das ihm übrigens ziemlich analoge Schleimge - webe der Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen der Ge - wächse, ein wirklich zellulöses, theils Luft theils Säfte halten - des Gefüge zeigt. Es ist zumal in der Borke und im so genann - ten Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (utricu - li), und bildet auch theils lange röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich sogenannten Gefäße (die übrigens manchen Familien und Geschlechtern von kryptogamischen Gewächsen so wie im Thierreich den Zoophyten und auch wohl manchen Mollusken gänzlich abzugehn scheinen), zeichnen sich (wenig - stens bei weiten größtentheils) besonders dadurch aus, daß ih - re Wände aus spiralförmig gewundenen Fäden (oder Röhr - chen?) bestehen, und so gleichsam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die netzförmigen u. a. Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einander sind, so zeigt sich doch kein solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte, wie bei allen rothblütigen und so vielen weißblütigen Thieren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener wenigen organi - schen Bestandtheile der Gewächse (ihrer so genannten partium similarium) erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus zusammengesetzten Theile (der partium dis - similarium) in einander; der Blätter z. B. in den Kelch oder335 in die Krone der Blüthe, zumal bei gefüllten Blumen ꝛc. *)S. von Goethe Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.Und besonders über die Identität der Knollen (z. B. der Kartof - feln) und ihrer Stängel Dr. Westfeld in Voigt's neuem Maga - zin VI. B. S. 371 u. f.; auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und da - durch ihre Aeste in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Ae - ste umwandeln kann**)Ein Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel - sang, am Leidner Kanal bei Haarlem, eine ganze Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt..

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusammengesetz - ten besondern Theile der Pflanzen, und ihre Geschäfte, las - sen sich am füglichsten in die zur Selbsterhaltung, und in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit getränkten Boden. Aus jener saugen sie Nah - rung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zumal auf den Blät - tern, in unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der Wurzelzasern, womit die allermehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber (wie z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc. ) als so genannte Schmarotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an an - dern Gewächsen***)Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den Wur - zeln gewisser andrer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch dieselben nähren. So z. B. die hydnora africana an der euphor - bia mauritanica u. a. S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132. festsitzen; da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens scheint es bei aller dieser Verschiedenheit des Auf - enthalts der Gewächse im Grunde doch immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach Ingen-Housz's Untersuchungen†)s. Voigt's neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798. S. 101. u. f. wahrscheinlich einen336 Hauptnahrungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird be - greiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln auf blo - ßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen, sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Agaven, Aloën, Cactusgattun - gen ꝛc. auch bloß durch Einsaugen aus der Atmosphäre für lan - ge Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können*)So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. mirabilis hu - jus plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata, et in aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat, flo - reat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia comprobassem. .

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions - oder eigentlich In - gestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelzasern, treiben bei vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bei an - dern aber treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk und die - ser wird dann bei vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bei manchen Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wur - zelstrunk selbst, behält.

§. 169.

Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu äußerst mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Bor - ke und der Bast (liber) liegen, welcher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und daher für die Erhal - tung der Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein folgt der Splint (alburnum) und hierauf die eigent - lich holzige Substanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der Mitte des Stammes, das so ge - nannte Mark, welches letztere aber mit zunehmendem Alter an Menge abzunehmen und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch wird bei diesen Gewächsen, alljährlich eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen, und zwar wahrscheinlich aus dem gedachten Splint erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl die - ser concentrischen Lagen (pectines) ungefähr das Alter der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der Palmen ausgenommen, als welche keine solche concentrische Lagen bilden, sondern durchaus gleichförmig dicht, sehr hart und wie mit par -337 tiellen Splintröhren durchzogen sind. Eine Bemerkung die auch für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, dieser wie - der in Zweige, an welchen endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt sind: indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges Zellgewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übrigen Theile ab - sondern und dadurch die sogenannten Blätter-Skelete verfer - tigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden Seiten des Blatts mit einer besondern Haut überzogen, die man insgemein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen Oberhäut - chen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr verschieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um so merkwürdiger, je größer und wichtiger die Functionen derselben für die damit versehenen Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich vor - züglichst zur Unterhaltung des sogenannten phlogistischen Processes, der bei den Thieren hauptsächlich durchs Einath - men des respirabeln Theils der Luft oder seiner Grundlage des Sauerstoffs, vollzogen, bei den Pflanzen aber wohl hauptsäch - lich eben durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable Gas oder seine Grundlage zum Lebensunterhalte unentbehrlich; besonders um (wie es Ingen-Housz's mehr Untersuchungen wahrscheinlich machen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wie - der ausdunsten*)Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsinnige Naturfor - scher daraus für practische Landwirthschaft gezogen, s. in Voigt's neuem Magazin a. a. O..

§. 173.

Dieser wichtige Proceß wird, zumal in der Dunkelheit, in seiner größten Stärke betrieben. Bei Tage hingegen, und vollends im Sonnenscheine gehet er langsamer von Statten; da - her die Pflanzen alsdann weniger Kohlensäure bereiten und338 verbrauchen; und dagegen während der Zeit aus ihren Blättern Sauerstoffgas, den respirablen Theil der atmosphärischen Luft, entbinden*)J. Ingen-Housz's Experiments upon vegetables. Lond. 1779. 8..

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so wichtigen Organe, bei den mehresten Gewächsen der kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind, der hingegen mit Annäherung des Winters ver - trocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblättern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bei den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert wer - den und absterben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die Ge - wächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei - ches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tangel - oder Nadel - hölzer, der Epheu, die Preußel - oder Mehlbeeren (vaccini - um vitis idaea), das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w. das - selbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwar - ze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc.

§. 175.

Bei vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blät - ter und bei manchen die Blüthen des Abends zusammenlegen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treibhause eben so gut wie im Freien erfolgt: auch schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandi - florus, mesenbryanthemum noctiflorum, der hesperis tristis ꝛc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedene an - dere Arten von eigenthümlicher Bewegung; wohin z. B.339 meist bei allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Lichte*)s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4. gehört, als welcher Zug bei weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumal in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drän - gen, als ob sie dawider gepreßt wären**)Ein Beispiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach dem Lichte: In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Win - ter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer Seite ein klei - nes Lichtloch hatte, war beim Ausräumen im Frühjahr unten in ei - nem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Bo - den hin, dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach dem Licht - loche fortgerankt war. s. die Memoirs of the American Acade - my of arts and sciences zu Boston Vol. II. P. I. p. 147.Auch F. J. Bertuch's Beobachtungen an der Indianischen Kres - se; im allgem. deutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u. f.. Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mi - mosa pudica), oder der averrhoa carambola, oder die vor - dern Blatt-Ansätze der Venus-Fliegenfalle (dionaea musci - pula), welche, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, au - genblicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils ausnehmend leb - hafte Bewegung, die zur Befruchtungszeit an den Geschlechts - theilen in vielen Zwitterblüthen bemerkt wird; da z. B. die Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bei ge - nauer physiologischer Prüfung aufs deutlichste von dem aus - schließlichen Eigenthume der Thiere, nämlich der willkühr - lichen Bewegung, als von welcher auch bei den, wegen ihrer340 Bewegung, berufensten Pflanzen, (wie z. E. beym hedysa - rum gyrans*)Vergl. davon C. W. Hufeland's kleine medizinische Schrif - ten 1ten B. Taf. I. fig. 1. 2.) keine echte Spur zu erkennen ist.

Anm. Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nah - rung ohne willkürliche Bewegung, und hingegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige mittelst derselben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen werden nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden, da z. B. manche einen milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummi geben; verschie - dene Bäume, zumal unter den Nadelhölzern, im höhern Alter Harz bereiten. Andere Pflanzentheile enthalten Mehl, Manna, Wachs, fette und ätherische Oehle, Kampfer ꝛc. Einige we - nige das sogenannte Federharz (cahutchuc) u. s. w.**)Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das längst berühmte, aber erst neuerlich recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die sich zuweilen in ein - zelnen Absätzen des Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An - sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen Hydrophan oder Welt - auge ähnelt. s. Dr. Patr. Russel und Jam. L. Magie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX. und LXXXI. und Dr. Dav. Brewster in eben diesen Transact. von 1819..

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstungen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzigen entzündbaren des weißen Dip - tams ꝛc.

§. 180.

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch mancherlei Ab - scheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesoge - nen Nahrungssäfte in den Gewächsen selbst bereitet wer - den müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sau - erampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte er - hält; und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freilich aber trägt auch allerdings die Verschiedenheit des Bodens***)Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen: von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8. und des Climas zur verschiedenen Beschaffen - heit der Säfte in den Pflanzen vieles bei: daher denn eines Theils341 manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert werden, dadurch von ihren Kräften verlieren ꝛc. andere hin - gegen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.

§. 182.

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimmten, ihm angemessenen Pflanzen*)Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geographicae spe - cimen. Goett. 1800. 4.Al. de Humboldt Essai sur la Géographie des plantes. Par. 1807. fol.Ej. Prolegomena de distributione geographica plantarum vor seinen Nove genera et species.Joach. Fr. Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pflanzen - Geographie. Verl. 1823. 8. mit Atlas., so daß man zuweilen schon aus den einheimischen Gewächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich scheinenden Getreide - arten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch so robust aussehende Bäu - me in ganz verschiedenen Himmelsstriche; die aus Chili ab - stammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welttheilen fortkom - men ꝛc. ; oder, wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie z. B. die Cocospalme, die eben so üppig im steinigen und Sandland als im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse Länder (wie z. B. das Cap und Neu-Holland) eine so große Mannigfal - tigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern aus - schließlich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ordnungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast keine Kohl - und Rübenarten. So fin - den sich aus den westindischen Inseln vergleichungsweise wenige Laub-Moose (musci frontosi) und hingegen desto mannigfal - tigere Farnkräuter ꝛc.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rücksicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die ebenfalls im Thier - reich, zumal bei den Insecten, Statt hat, daß nämlich manche nur isolirt und einsam leben, da hingegen andere dicht beisam -342 men bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstri - che, oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Gewächse, de - ren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Haupt - wege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wur - zeln oder Zweige; zweytens durch Augen; und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nämlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bei den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto ge - wöhnlicher. Manche Gewächse nämlich vermehren sich von selbst auf diese Weise. Bei vielen andern hat es die Kunst durch Ab - senken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen Zweige herab hangen, und wenn sie dann den Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bo - gen verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Ba - nianbaum von 50 bis 60 zusammenhängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungsart, durch Augen. So nennt man nämlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kommen, aber bei den mehresten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bei einigen von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Man kann bekanntlich diese Augen andern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausge - schossene Reis einpfropfen.

§. 188.

Viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigentlich an lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwie - beln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen;*)[?]s. von Hofr. Schrader's Commentatio de varia planta - rum propagatione absque praevia foecundatione, die Göt - ting. gel. Anz. 1830. 62. St.343 bei jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wur - zel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise mit welcher hinwiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln ꝛc. ) manche Aehnlichkeit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflanzungswege und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Die - se nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), ver - schiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männ - lich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbei gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung ha - ben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, fin - det gewisser Maßen auch bei den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruch - tet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; wer - den der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behäl - ter gewisser Maßen mit dem Eierstock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

344

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus dem Faden (filamentum), und dem darauf ruhenden Staub - beutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen häu - figst gelben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläs - chen besteht, die bei vielen Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben, und ein unendlich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt*)Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur Blüthezeit und zwar zumal bei Gewitterregen in Menge abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf stehenden Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von vermeintem Schwe - felregen Anlaß gegeben hat..

§. 192.

Bei der Befruchtung fällt jener Blumenstaub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, welches dann vermuthlich durch den Grif - fel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig liegen - den, bis dahin aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner fekun - dirt. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bei den mehresten Gewächsen sind diese beiderlei Geschlechts - theile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 20.), verbunden. Bei einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die andern weibli - chen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn), wie z. B. bei der Haselstaude, dem Wallnußbaum, dem Brotbaum, den Gurken ꝛc. Andere Gewächse, wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerlei Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bei noch andern aber, wie z. E. bei den Palmen, dem Hanf, Hopfen ꝛc. sind die beiden Ge - schlechter in den Pflanzen selbst, so wie bei allen rothblütigen und vielen andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflan - ze bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von der glei - chen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind345 oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist. (Dioecia Linn.)

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch bei den mehresten befindliche Blumen-Kelch (calyx), und die so genannten nectaria, u.. a. m. zu merken. Ueberhaupt aber theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regel - mäßige und irreguläre. Bei jenen nämlich haben die ein - zelnen Theile derselben Art, z. B. die Blumenblätter ꝛc. von gleiche Gestalt, Größe und Verhältniß; bei diesen hingegen von ungleicher Proportion.

§. 195.

Bei den eigentlich so genannten oder Laub-Moosen (musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's Entdeckungen die Aehnlichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen bei andern Gewächsen weit größer, als man vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben, enthält gleichsam als Fruchtknoten (§. 190.) die Samenkörn - chen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle des Griffels und der Narbe vertritt, von dem männ - lichen Blumenstaube besonderer, theils rosen - oder sternförmi - ger Theile befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.

§. 196.

Von denjenigen einfachern Aftermoosen hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bei den Tremellen, Ulven, Conferven, und beim See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr verschieden, obschon bei den wenigsten noch genau genug untersucht; bei manchen aber, wie z. B. bei der oben erwähn - ten Brunnen-Conferve ( s. oben S. 12. und 20. ), zur Bewunderung einfach. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. )

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflanzungswei - se der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln ꝛc. und des Schim - mels, deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaft Dunk - les hat*)Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflanzen zu halten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen. S. Voigt's Magaz. VIII. B. 4. St. S. 80 u. f..

§. 198.

Bei den vollkommnen, im eigentlichen Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung die übrigen nun über -346 flüssigen, Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte Fruchtknoten aber fängt an aufzuschwellen, und seinen theils er - staunlich zahlreichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen*)L. Cl. Richard Analyse der Frucht und des Samenkorns, übers. mit Zusätzen des Verf. ꝛc. von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8..

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Samenkörner selbst**)Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum. Stutg. 1788-91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4., als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so mannigfaltig als die der Blüthen, und in Rücksicht auf ihre weite Verbreitung†)s. Rösel's Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe. und auf ihr weiteres Verbleiben ꝛc. der Er - haltung der Gattungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bei jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte Schnäbel - chen (rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim (plu - mula) über sich treiben††)s. merkwürdige Versuche hierüber bei Jo. Hunter on the blood, inflammation, and gun-shot wounds. pag. 237.. Zur allerersten Ernährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bei den mehresten Ge - wächsen doppelten Samenlappen oder Kernstücke (cotyledones), die vorher die Hauptmasse des Samenkerns ausmachten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem saftreichen Zellge - webe oder sogenannten Fleische überzogen sind, so heißt dies eine Beere ( sey sie übrigens noch so groß und an einem großen Baume, wie z. B. die Brotfrucht. ). Zuweilen lie - gen auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem großge - wachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie bei den Erdbeeren, die folglich nach der Kunstsprache nicht sollten Beere genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen aus, deren Frucht entweder, wie bei Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser347 ganzen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bei den Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirschen, eine Nuß ent - hält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) ge - nannt werden.

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16. ) scheinen bei den Gewächsen leichter als bei den Thieren auf den Bildungs - trieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung geben zu können*)S. Dav. Hopkirk on the anomalies in the vegetable king - dom. Glasg. 1817. 8.: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch vor dritthalbhundert Jahren bloß die gelbe Stammart in Eu - ropa bekannt war. So ist der Stängel (§. 168.) bei man - chen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden Natur - zustande acaules sind (z. B. carlina acaulis u. a.m.). An - derseits verlieren manche Gewächse durch die Cultur gewisse Thei - le, die sie im Naturzustande hatten. So wird z. B. die indi - sche wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur inermis. Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Ar - ten von Degeneration ausgesetzt, die bei den Thieren gar nicht Statt haben können, wie z. B. die Ausartung der männlichen Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.)**)A. F. Wiegmann über die Bastarderzeugung im Pflan - zenreiche. Braunschw. 1828. 4., worüber bekanntlich Kölreuter die scharfsinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch wiederholte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die Eine Gattung von Tobak (nicotiana rustica) endlich vollkom - men in eine andere (nicotiana paniculata) verwandelt und umgeschaffen hat***)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freilich mit der Lehre von ver - meinten präformirten Keimen schlechterdings nicht, aber wenn ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.

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Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwei verschiedene, aber doch verwandte Gat - tungen zur Blühzeit nahe beisammen waren*)Chr. Jul. W. Schiede de plantis hybridis sponte natis. Cassel. 1825. 8..

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Gewächsrei - che ungleich zahlreicher, als unter den Thieren und zwar be - kanntlich bei den cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufi - ger als bei den wildwachsenden ( s. oben §. 12. Anm. ). Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten bemerk - te**)G. Fr. Jäger über die Mißbildungen der Gewächse. Stuttg. 1814. 8. mit Kupf.. Am meisten sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per excessum S. 14.); doppelte an einander ge - wachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. vielfa - che Kornähren; Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen hervorschießen u. s. w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bei manchen kaum über eine Stunde, und bei andern hinge - gen auf lange Jahrhunderte erstreckt***)s. Hufeland's Makrobiotik. I. Th. S. 58 u. f. der drit - ten Aufl.. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen in perennirende und Sommer - gewächse, welche letztere nämlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen Vertrock - nen, das im Thierreich vom Räderthier (S. 281. 331. ) und vom Kleisteraal behauptet worden, finden sich unter den Gewäch - sen ähnliche Beispiele; besonders an der deßhalb längst berufe - nen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tremella nostoc). Ich habe von dieser merkwürdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini deneganda ꝛc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwähnen.

Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische Luft äußern, indem sie dersel -349 ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre - spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel - ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun - gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die - selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert wird*)s. J. R. Forster's Stoff zur künftigen Entwerfung einer Theorie der Erde S. 14. vergl. mit dem voyage de la Pérou - se autour du monde vol. II. p.81..

§. 208.

Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wur - zeln, Früchte ꝛc. ) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich - tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen nämlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel - ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf - nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn - thier ꝛc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumal für die malayische Menschen-Rasse ( S. 41. ) und gewisser Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau - casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo - lischen ( S. 40. ).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Men - schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be - reitung genießbaren mancherlei Früchte. Zumal in den hei - ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dacty - lifera); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Men - schen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa**)Dieser so wichtige Baum ist seit a.1792. durch den be - rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen Inseln verpflanzt worden. Von seinem trefflichen Gedeihen da - selbst habe ich in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.], die350 nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht. In Hindostan, Ceilon ꝛc. die Jacca, ebenfalls eine Art Brotfrucht von artocarpus integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von Beeren (denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch eine Beere), die ebenfalls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse ꝛc.

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden Wur - zeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus); in beiden Indien die Bataten (convolvulus batatas); im wärmern America die Yams-Wurzeln (dios - corea alata, sativa etc.), Caßawi-Wurzel (jatropha manihot) und dergl. m.; so mancherlei Hülsenfrüchte und Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr ursprünglich wild findenden, eigentlichen Getreidearten; nebst dem Mais (zea mays); Buchweizen oder Heidekorn (polygonum fagopyrum); Reis (oryza sativa und montana), zumal für die Morgenländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum, Engl. Barbadoes millet) besonders für viele africanische Völkerschaften und für die Schinesen ꝛc. ; das Teff (poa abyssinica) für die Habes - sinier ꝛc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von rhamnus lo - tus) der Lotophagen*)Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes Getränk dar - aus. S. Mungo Park's Travels in the interior Districts of Africa. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1..

Und einige andere besondere Pflanzentheile, die von manchen Völkern als gewöhnliches Nahrungsmittel ver - speißt werden, wie das Sagumark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-Gummi (von mimosa senegal) u. s. w.

§. 212.

Hierzu die mancherlei Arten von Gewürzen. Auch der Zucker; der eigentliche nämlich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern Gewächsen, z. B. aus der Run - kelrübe u. a.m. So in Nordamerica aus acer saccharinum (der Maplezucker); auf Sumatra ꝛc. aus der Anu-Palme; auf Island aus dem fucus saccharinus; in Kamtschatka aus dem heracleum sibiricum u. s. w.

351

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Oel, Essig ꝛc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem Butter - baume im Innern von Africa*)s. Mungo Park a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V..

Betel (piper betle) zum Kauen, Tobak zum Schnu - pfen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch in der unreifen Cocosnuß, die mancherlei Biere, (unter andern das Spruce - Bier aus der pinus canadensis ꝛc.)

Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Weinpalme (borassus fla - bellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andere berauschende Getränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirschwas - ser ꝛc. ꝛc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln, wie z. B. bei den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßawi-Brot; bei den Insulanern der Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak: und der auf gleiche Weise ge - nossene Hanf ꝛc.

Endlich unsere dreyerlei warmen Getränke. Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee (von einigen Gattungen des Cassine Geschlechts), und bei den Mongolen der schinesi - sche Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wollichten Fäden womit die Samenhaut in den Fruchtcapseln bewachsen ist) von den verschiednen Gattungen gossypium und bombyx; die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, mehrerer Gattungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche neuseelän - dische Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen Zeuge vom Baste der Broussonetia papyrifera und des Brotbaums ꝛc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerlei gemeinen Brenn - holze in manchen Gegenden besondre Arten; wie z. B. auf den Alpen rhododendron ferrugineum, auf den Heiden eri - ca vulgaris etc.

352

Der Torf (großentheils von conferva rivularis, spha - gnum palustre, carex caespitosa, myriophyllum spica - tum etc.).

Kohlen, Zunder, Lunten ꝛc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancherlei Bau - holz (in Ostindien auch bambos arundinacea).

Zum Dachdecken und vielfachen andern Gebrauch, Schilf, Stroh, bei den Südsee-Insulanern die Palmetto - Blätter (von pandanus tectorius).

Vielerlei Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahlwürmer ꝛc., der Seewier (zostera marina).

Das nämliche auch zum Auspolstern der Küssen.

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künstler und Handwerker alle das verschiedene Nutzholz*)Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewohner der Nor - dischen Polarländer das wundersame Treibholz (von Pappeln, Lärchen ꝛc. ) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten. für Tisch - ler, Ebenisten, Wagner, Drechsler, Faßbinder ꝛc. So auch die mancherlei Rohre**)Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres bei den Schinesen s. van Braam voyage de l'Ambassade ꝛc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.. Beides auch bei vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keulenbaumes, casuarina equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-Insulaner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der crescen - tia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und dergl. zum Korbflechten ꝛc. Kork ꝛc.

Mancherlei vegetabilische Substanzen zur Färberei (wie zu Einem Beispiel statt aller der Indig ), zum Gärben, Waschen ꝛc. andere zu Packpapier, Pappen, Papiertapeten und dergl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z. B. vom croton sebiferum).

353

Oele, Firnisse ꝛc. (der allerköstlichste Japanische Lack - Firniß von demjenigen rhus vernix welcher bei Jassino gezo - gen wird).

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus dem Ge - wächsreich genommen. Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus), malabarische Oltjes von Palmblättern der Wein - palme ꝛc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthäti - gen Arzneikräuter hierher, deren Kenntniß die ganze Heil - kunde der ältesten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens aus - macht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich das Unkraut im weitläufigsten Sinne ( also z. B. mit Einschluß der ver - wüstenden Holzschwämme, merulius destruens und vastator etc. so wie der mikroskopischen Schwämme uredo. segetum etc. welche den Brand, und Krebs und Rost am Getreide ver - ursachen u. dergl. m. ) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, sind neuerlich, zu - mal von den so genannten künstlichen, das Linnéische Se - xualsystem und das Jussieusche am allgemeinsten adop - tirt und befolgt worden. Jenes ist bekanntlich den oben ange - zeigten Befruchtungswerkzeugen, nach deren verschiedener An - zahl und Verhältniß angepaßt. Das Jussieusche hinge - gen gründet sich zuförderst auf den Mangel oder Daseyn und Beschaffenheit der Samenlappen, dann auf die respective Stel - lung der Staubfäden, und auf den Mangel oder Daseyn und Form der Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als Hülfsmittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoenitat. academicar.
  2. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunstsprache. 2te. Aufl. Jena 1824. 8.

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. 354
  4. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  5. Ej. systema vegetabilium. ed. XVI. curante Curt. Sprengel. Gotting. 1825. V. vol. 8.
  6. Synopsis plantarum s. Enchyridium botanicum. cur. C. H. Per - soon. Par. 1805 sq. II. vol. 12.
  7. J. Miller's illustration of the sexual system of Linnaeus. Lond. 1775. II. vol. Fol. und 1799. 8.
  8. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkenntniß nach Linné's Methode. Wien 1800. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Botanik. 2te Aufl. Leipz. 1797. II. Th. 8.
  10. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle 1787. II. Th. 8.
  11. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl. Berlin 1802. 8.
  12. J. E. Smith's introduction to the study of botany ed. 4. Lond. 1819. 8.
  13. Fr. S. Voigt Lehrbuch der Botanik. Jena, 2te Ausg. 1827. 8.
  14. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse. Halle. 2te Ausg. 1817. II. Th. 8.
  15. J. B. Wilbrand Handbuch der Botanik nach Linné's System. Gießen 1819. 8.
  16. C. G. Nees von Esenbeck Handbuch der Botanik. Nürnb. 1820. II. Th. 8.
  17. G. W. F. Wenderoth Lehrbuch der Botanik. Marb. 1821. 8.
  18. E. P. Ventenat tableau du règne végétal selon la méthode de Jussieu. Par. 1799. IV. vol. 8.
  19. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jussieu, nach seinen neuesten Verbesserungen, in Tabellen. Herausgegeben von Fr. S. Voigt. Leipz 1806. Fol.
  20. Aug. Pyr. De Candolle proaromus systematis naturalis regni vegetabilis. Par. 1824 28. III. vol. 8.

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse.

  1. Alb v. Haller historia stirpium Helvetiae indigenarum. Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn. 1761. sq. Fol.
  3. Alb. W. Roth tentamen florae Germanicae. Lips. 1788. sq. III. vol. 8.
  4. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit 1791. 8.
  5. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von G. Fr. Hoff - mann. Erlangen seit 1791. 12.
  6. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Gotting. 1806. 8. mit Kupf.

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plantarum. ib. 1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. 355
  5. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  6. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen; übers. von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786 1790. III. Th. 8.
  7. Theod. v. Saussüre chemische Untersuchungen über die Vegeta - tion, übers. mit einem Anhange und Zusätzen von Fr. S. Voigt. Leipz. 1805. 8. mit Kupf.
  8. Alexand. v. Humboldt Aphorismen aus der chemischen Physio - logie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  9. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie. Aus dem - nischen. Kopenh. 1798. 8.
  10. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800. V. vol. 8.
  11. C. F. Brisseau-Mirbel Traité d'anatomie et de physiologie végétales. Par. 1802. II. vol. 8.
  12. H. Fr. Link elementa physiologiae botanicae. Berol. 1827. 8.
  13. J. v. Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde. Braunschweig 1794. 8.
  14. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegenstände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit 1703. 8.
  15. Dess. Beiträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiologie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte. 8.
  16. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit 1803. 12.
  17. K. Sprengel von dem Bau und der Natur der Gewächse. Halle 1812. 8.
  18. H. Fr. Link kritische Bemerkungen zu K. Sprengel's Werk. Ehendas. 1812. 8.
  19. D. G. Kieser Grundzüge der Anatomie der Pflanzen. Jena 1815. 8.
  20. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen und Be - obachtungen ꝛc. Leipz. 1793 und 1797. II. Th. 8.
  21. Aug. Pyr. de Candolle organographie végétale. Par. 1827. II. vol. 8. mit Kupf.

Eilfter Abschnitt. Von den Mineralien überhaupt.

§. 222.

Mineralien sind die unorganischen Naturkörper (§. 2. 4. ), die nämlich nach den bloß physischen und chemischen Ge - setzen, auf und in der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Mineralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die übrigen fest; aber doch sämmt - lich erst im flüssigen Zustande gewesen.

356

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief wir sie kennen (und das ist freilich noch nicht 1 / 6000 des Halbdurchmessers der Erde), an - fangs selbst flüssig gewesen seyn muß*)Ueber diese zum philosophischen Studium der Minera - logie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. J. A. de Lúc Lettres sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigt's Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen Handschrift über - setzt sind, und Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astrono - mie, Theorie der Erde ꝛc. Götting. 1805. 8..

§. 225.

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Pri - mordialfluidum auch als Universalsolution die Stoffe der nach - her daraus niedergeschlagenen Mineralien in sich aufgelöst ent - halten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und andere che - mische Processe, die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiednen Arten von Gebirgs - und Erdlagen ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter zwey Hauptabthei - lungen bringen lassen: nämlich

A) die primitiven, so vor der organisirten Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.

Jede von beiden zerfällt wieder in zwey Classen:

Die der primitiven nämlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlager.

Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem echten Granit seine Entstehung; als welcher nun die selbstständige, uranfängliche, feste Rinde unsers Planeten auszumachen, und den später gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und357 wieder, zumal in den größten und höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in der Geo - logie Urgebirge oder Grundgebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abgesetzten Ar - ten von Gebirgslagen, mußten, so wie das Mischungsverhält - niß im Primordialfluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen Präcipitationen verändert ward, sowohl von dem Granit der Urgebirge, als unter einander selbst, verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind größtentheils von schiefrigem Gefüge (wie z. B. der Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer ꝛc. ), und in mächtigen Lagen stratificirt; wel - che Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr abhängen - de, gestürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemalige Risse und Spalten, die allge - mach mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung (das sich nach der Hand darin absetzt) wiederum mehr oder weniger aus - gefüllt worden*)A. G. Werner's neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freiberg 1791. 8.. Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder sogenannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des praktischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe selbst den Namen, Gang-Gebirge (Fr. montagnes à filons), weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beiden Classen von primitiven Gebirgen ist, wie gesagt, die fest Rinde unsers Planeten gegründet wor - den, ehe er durch Vegetation belebt und mit thierischer Schö - pfung beseelt worden. Denn in keiner von beiden findet sich irgend eine Spur von versteinten, vormals organischen Körpern.

Anders verhält es sich hingegen mit den beiden übrigen Classen der secundären Gebirge und Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge (Fr. montagnes à couches) näm - lich sind zwar mehrentheils auch stratificirt, aber meist in flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr abwech - selnder Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch machen sie358 insgemein*)Insgemein: denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen und manchen savonischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf - ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Ur - gebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Flä - che nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist. nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorge - birge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleich - sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so genann - te Incognita, zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisir - ten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Be - lemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Am - moniten u. s. w. Diese Incognita sind aber, wie alle Ana - logie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie in einem Corallenriff ꝛc. ), so daß man aus allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig ab - wechselnden Lagen werden von den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Namen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen, die sämmtlich, aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zu - sammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unter - scheidet man nun viertens auch die so genannten aufge - schwemmten Erdlager (Fr. montagnes et terreins de transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zu - mal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die so genannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff ꝛc., welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut erhaltene Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen Or - ten in unübersehlicher Menge**)So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol - cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-Klafter hatten soll. enthalten.

359

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen und Erdla - gern, die sämmtlich durch Niederschlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder theils ganze Berge, theils flache Lager, die, seit sie auf jene Weise entstanden waren, nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers, oder, wie man es zu nennen pflegt, auf dem trockenen We - ge, große Veränderung erlitten, gleichsam ungewandelt wor - den, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm eigenen Mineralien (zum Unterschied von denen der wirklich feuerspeienden Berge) pseu - do-vulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts - und Lager-Stätten*)Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirkli - cher Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als blo - ßer Fundort. Beide müssen in der Mineralogie sorgfältig von ein - ander unterschieden werden. Denn so ist z. B. von den gediegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen die in so genannten Steinre - gen herabgefallen, der Fundort hienieden ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde. der Mineralien im Ganzen von einan - der zu unterscheiden sind; so begreift sich doch aus dem, was über ihrer Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie an den Gränzen, wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Uebergänge gleichsam zusammen fließen müssen**)Von den mancherlei Gebirgsarten und ihrer Classification s. mit mehreren.J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte Aus - gabe. Weimar 1768. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung der ver - schiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;Auch den orologischen Theil der systematisch-tabellarischen Ueber - sicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz und Kopp. Frkf. 1806. Fol.Vorzüglich aber K. C. von Leonhard Charakteristik der Fels - arten. Heidelb. 1823. 8.Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die Harz - gebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen petrogra -360 phischen Charte des Harzgebirgs, und dem Cabinet der harzischen Gebirgsarten.Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgsarten sind z. B. die Voigtischen, die Charpentierische, und die des Past. Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen..

§. 234.

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen Character von der Entstehungsweise der unorganischen Körpern oder Fossi - lien, im Gegensatz der durch Zeugung fortgepflanzten organisir - ten, von selbst, daß, wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z. B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle ꝛc. ) bei den übrigen keine so scharf bestimmbare Charakteristik der Gattungen (species)*)Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et sur l'espèce minéralogique. Par. 1801. 8. als bei den organisirten Körpern; mit - hin aber weit mehr Willkürliches in der Vertheilung derselben unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so daß z. B. Chlorit, Röthel ꝛc. von manchen Mi - neralogen unter die Erze, von andern unter die Steinarten ge - bracht werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche Mi - schungsverhältniß der Bestandtheile, als auch die Ver - bindungsart ꝛc. vieler einander übrigens sehr ähnlichen Minera - lien in den mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so entstehen schon dadurch eben so mannigfaltige und theils durch fast un - merkliche Nüancen gleichsam zusammenfließende Uebergänge, in deren Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug sich aus - zeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumal in einzelnen Exemplaren, bei weitem keine so bestimmten Grenzen als bei den organisirten Körpern sich ziehen lassen. Besonders ist dieß der Fall bei den vererzten Metallen, doch auch bei sehr vielen Stein - arten gemischten Gehalts.

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge auch durch die Decomposition und Auflösung vieler schon gebildeten Mi - neralien vervielfältigt, da manche Steinarten durch den Verlust ihres so genannten Krystallisationswassers, manche Erze durch die Einwirkung von Säuren ꝛc. allmählich verwittern, und so z. B. Feldspath in Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze gleichsam umgewandelt werden.

361

§. 237.

Um so einleuchtender wird daher das dringende Bedürf - niß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien die genaue Be - stimmung ihrer äußeren Kennzeichen, mit der Untersuchung ih - rer [ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr constantem Bezug stehenden*)J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum natura - lium anorganicorum indoles chemicas atque externas im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recen - tior. 1813.] Bestandtheile durch die chemische Analyse zu verbin - den**)(Fr. Bouterwek) über die Möglichkeit einer philosophi - schen Classification der Mineralkörper. Ein Gutachten aus keiner Schule. Götting. 1808. 8..

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen***)Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.I. Fr. L. Hausmann Versuch eines Entwurfs zu einer Ein - leitung in die Oryktognosie. Braunschw. 1805. 8.Und nun aber Dess. Einleitung in die Mineralogie (als Ir Th. der neuen Ausgabe von dess. Handbuche). Götting. 1828. 8. sind für die mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten und sichersten: das specifische Gewicht†)Pesanteur spécifique des corps. par M. Brisson. Par. 1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz. 1796. 8.Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fahrenh. an - genommen. Wo ein L. dabei steht, bedeutet es des sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung., die Härte, und zumal, wo sie Statt hat, die Krystallisation††)Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger Größe (von 1 zolliger Länge) aus Holz geschnittene Modelle der wichtigsten Kristallisationen, die in der hiesigen Industrie-Schule unter der Leitung des Hofr. Hausmann, verfertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst in Lieferun - gen zu 25 St. zu haben.Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallogra - phie par M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV. Bän - de. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisationsformen gehalten. Weit tiefer ist hingegen Haüy in den unten anzuführen - den Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien in das innere Ge - fuge (Structur) der Krystalle und in die Bestimmung der Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) eingedrungen.Vergl. C. M. Marx Geschichte der Crystallkunde. Carlsruhe 1825. 8., d. h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungs -362 art von Faßetten*)Versteht sich, daß ursprüngliche Krystalle von so genann - ten After-Krystallen unterschieden werden müssen, wo näm - lich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befindlich gewe - senen, aber allgemach aufgelösten, verwitterten öder ausgefallenen Krystalls anderer Art eingenommen hat. So z. B. die so genann - ten krystallisirten Hornsteine von Schneeberg ꝛc., und der so genannte Durchgang der Blät - ter (oder die Richtung der natürlichen Trennungsflächen), der sich bei vielen Arten von Krystallisationen nach dem Verhältniß der Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme pri - mitive) oder so genannten Kerne richtet**)S. Théorie sur la structure de cristaux; par R. J. Haüy im Journal de Physique T. XLIII. p. 103. u. f.I. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beiträge. Braunschw. 1803. 4.Und nun vor allen Dess. Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. I. B. Göttingen 1821. gr. 4.. Minder allgemein constant und zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der Durch - sichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den man - che Mineralien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dergl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre physi - kalischen Kennzeichen***)s. Hausmann's eben genanntes Handbuch. I. Th. S. 439 u. f., die nämlich erst einen physikali - schen Versuch voraussetzen, wie z. B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer und Auflösbarkeit im Wasser, die Phosphorescenz, Electricität, das Verhalten zum Magnet ꝛc., und bei den durch - sichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verkoppeln. Und mitunter sind auch für den ersten Anlauf die so genannten em - pirischen Kennzeichen brauchbar, die von beigemengten be - kannten Mineralien, oder von dem Fundorte abstrahirt wer - den†)Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese empi - rischen Kennzeichen von der höchsten Bedeutsamkeit. s. z. B. mein Specimen archeologiae telluris alterum im IIIten B. der Com - mentat. recentior. soc. scientiar. Gottingens. S. 22 u. f..

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile aber††)Hausmann's Handbuch. I. Th. S. 459 u. f. dient theils das weitere Verhalten derselben im Feuer, das auf dem so genannten trockenen Wege, besonders mittelst des363 Löthrohrs*)Jac. Berzelius von der Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie übers, von H. Rose. Nürnb. 1821. 8., erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung der - selben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien ꝛc .**)I. F. A. Götting's chemisches Probir-Cabinet zum Hand - gebrauche. Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentien ꝛc..

Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Chemikern ange - stellten Analysen eines und eben desselben Minerals zuweilen so sehr von einander abweichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wiederholung der Versuche dazu gehört, um dabei gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bei den unübertrefflich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen kön - nen und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe, worin sie sich zerlegen lassen. Aber nichts von dem, was doch gerade den wahren eigenthümlichen Charakter so vieler Fossilien ausmacht, nämlich die bewundernswürdige Zusammense - tzung und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wodurch z. B. die Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit Thon - erde den Bildstein und hingegen in Verbindung mit Talke de den demselben übrigens so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt u. dergl. m. s. Lichtenberg's vermischte Schriften. Vter B. S. 161. u. f. de Lúc in Voigt's Magazin IX. B., 1. St. S. 74. u. f. und Klaproth im I. B. seiner Beiträge S. 89.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach der alten ( zuerst von Avicenna beobachteten ) Eintheilung unter folgende vier Classen bringen; deren Unterschiede und Eigen - schaften zu Anfange der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Mineralien.

II. Salze.

III. Eigentlich so genannte brennliche Mine - ralien.

IV. Metalle.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII it. de natura fossilium L. X. ꝛc. Basil 1546. Fol.
  2. Ar. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, aus dem Schwed. vermehrt durch M. Thr. Brünnich. Kopenhagen, 1770. 8.
  3. mit äußern Beschreib. ꝛc. von A. G. Werner. I. Th. Leipzig 1780. 8.
  4. 364
  5. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8.
  6. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin 1808. Fol.
  7. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Karsten's Ta - bellen. Leipz. 1801 06. VIII. B. 8.
  8. Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineral - körper: von C. C. Leonhard, K. F. Merz und I. H. Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  9. Propädeutik der Mineralogie; von C. C. Leonhard, I. H. Kopp und C. L. Gärtner. daselbst 1817. Fol.
  10. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die neue - sten Entdeckungen, herausgegeben von C. C. Leonhard. da - selbst seit 1807. 8.
  11. Dess. Handbuch der Oryktognosie. Heidelb. 1826. 8.
  12. C. A. E. Hoffmann Handbuch der Mineralogie. Freyberg seit 1811. 8.
  13. I. F. L. Hausmann Entwurf eines Systems der unorganisirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  14. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813. III. B. 8.
  15. Davon die neue gänzlich umgearbeitete Ausgabe. Das. seit 1828. gr. 8.
  16. Fr. Mohs Grundriß der Mineralogie. Dresd. 1822 u. f. II. B. 8.
  17. I. Chr. Ullmann systematisch-tabellarische Uebersicht der minera - logisch-einfachen Fossilien. Cassel 1814. 4.
  18. Haüy Traité de Minéralogie. 2 ed. Par. 1822. IV. vol. 8. Die erste Ausg. mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr. S. Weiß. Par. u. Leipz. 1804 10. V. B. 8.
  19. Ej. (Haüy) Traité de Cristallographie Par. 1822. II. vol. 8.
  20. Tableau méthodique des espèces minérales extrait du traité de minéralogie de M. Haüy, et augmenté des nouvelles - couvertes; par J. A. H. Lucas. Par. 1806. 8.
  21. Al. Brongniart Traité élémentaire de minéralogie, avec des applications aux arts. Par. 1807. II. vol. 8.
  22. Rob. Jameson's System of Mineralogy. ed. 2. Edinb. 1816. III. vol. 8.
  23. Park. Cleaveland's Treatise on Mineralogy and Geology. 2. ed. Boston 1822. II. vol. 8.
  24. M. H. Klaproth Beiträge zur chemischen Kenntniß der Mineral - körper. Berlin seit 1795. VI. B. 8.
  25. Fr. Stromeyer Untersuchungen über die Mischung der Mineral - körper. I. B. Göttingen 1821. 8.

Ueber die Benutzung der Fossilien.

  1. C. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökonomischen Minera - logie. Leipz. 1803. II. B. 8.
  2. C. Pr. Brard minéralogie appliquée aux arts. Par. 1821. III. vol. 8.

Zur Geologie.

  1. J. A. de Luc Traité élémentaire de Géologie. Lond. 1809. 8.
  2. Essay on the Theory of the Earth, by B. G. Cuvier, with geological Notes by Prof. Jameson. ed. 5. Edinb. 1827. 8.
  3. 365
  4. Scip. Breislak's Lehrbuch der Geologie, mit Anm. von Fr. K. von Strombeck. Braunschw. seit 1819. 8.
  5. G. B. Greenough's critical examination of the first principles of Geology. Lond. 1819. 8.
  6. D' Aubuisson de Voisins Traité de Géognosie. Par. 1819. II. vol. 8. (vom Iten B. eine neue Aufl. 1828. 8.)
  7. Al. de Humbold Essai géognostique sur le Gisement des ro - ches. Par. 1823. 8. Deutsch von Leonhard.
  8. Al. Brongniart Tableau des Terrains qui composent l'écorce du Globe ꝛc. Par. 1829. 8. Deutsch von C. Th. Kein - schrod. Straßb. 1830. 8.

Einige hierher gehörige Journale ꝛc. außer den oben (S. 7.) angeführten.

  1. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von I. F. Lempe). Dresden 1805 u. f. 8.
  2. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W. Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg 1788 u. f. 8.
  3. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  4. C. Ehrenb. von Moll Jahrbücher der Berg - und Hüttenkunde Salzb. 1797 u. f. 8.
  5. Dess. Annalen derselben. 1801 u. f.
  6. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel Efemeriden ꝛc.)
  7. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie. Leipz. 1800. 8.
  8. Transactions of the geological Society of London. seit 1811. 4.
  9. C. C. von Leonhard Zeitschrift für Mineralogie. Heidelb. 1825 29. 8.
  10. Dess. und H. Bronn Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie ꝛc. Das. seit 1830. 8.

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeichnisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of England ꝛc. in the collection of J. Woodward. Lond. 1729. II. vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sqq. II. vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle. de Raab par M. de Born. Vienne 1790. II. vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M. Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G. Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Cabinetto mineralogico del collegio Nazareno. Rom. 1791. II. vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  8. 366
  9. W. Babington's new System of Mineralogy in the Form of a catalogue. Lond. 1799. 4.
  10. Des Hrn. J. F. von der Null Mineralien-Cabinet, als Hand - buch der Oryctognosie brauchbar gemacht von F. Mohs. Wien, 1804. III. B. 8.

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil unent - behrlicher ist, als bei der Zoologie und Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aushelfen können und in hundert Fällen schlech - terdings aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln für die mehresten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichterung, daß man bei der Mine - ralien-Niederlage zu Freyberg, und beim Mineraliencom - toir zu Heidelberg, so wie hier in Göttingen beim Minera - lienhändler Geisler und beim Universitäts-Mechanikus Apel, kleine Mineralien-Sammlungen, zu verschiedenen sehr billig be - stimmten Preisen, zu Kauf haben kann.

Zwölfter Abschnitt. Von den Steinen und erdigen Mineralien.

§. 242.

Steine und erdige Mineralien heißen diejenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*)Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alkalien, beson - ders in erhöheter Temperatur. Denn daß sich z. B. selbst die Kie - selerde in Verbindung mit Natron in manchen heißen Quellen auf - gelöst finde, zeigt der an manchen derselben ( zumal in Kamtschat - ka und Island ) sich ansetzende Kieselsinter, von welchem un - ten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol. III. S. 119. u. f., nicht wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich so ge - nannten Erdharze im Oel auflösen lassen; noch auch wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen**)Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergman.. Ueberhaupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabei durchsichtig. Ihre specifische Schwe - re übersteigt die des Wassers höchstens vier bis fünf Mal.

367

§. 243.

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder Grund-Er - den, wornach die sämmtlichen Mineralien dieser Classe unter folgende, davon benannte Geschlechter geordnet worden:

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.

I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon dieses Ge - schlecht den Namen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird sie von keiner andern als der Spathsäure angegriffen: schmilzt aber mit beiderlei feuerfestem Laugensalz (der Natron und Kali) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vi - trescible Erde genannt wird.

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechsseitige Pyra - mide, mit längerer oder kürzerer Zwischensäule, deren Flä - chen meist in die Quere feingestreift sind. ( tab. II. fig. 19. ). Er ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey Stücke im Finstern an einander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nämlich 1) den edlen und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal de roche).

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glasglanz; flach - muscheligem Bruche; die Krystallen meist mit dem einen En - de im Mutter-Quarz festgewachsen; und dann theils in cent - nerschweren Krystallen (so zumal in der Schweiz und auf Ma - dagascar); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt, d. h. mit den beiderseitigen Endspitzen; darunter besonders die klei - nen, aber ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel - säule zu merken (z. B. die ungarschen aus der marmaroscher368 Gespanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z. B. die ceilanischen Keys oder Kiesel. ) Sein specifisches Gewicht = 2653. Gehalt (nach Buchholz) = 99,37 Kieselerde, 0,63 Alaun - erde, nebst einer Spur Eisenoxyd. Nicht selten hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen, z. B. Chlorit-Erde, As - best, Strahlstein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titan - schörl ꝛc. : zuweilen Wassertropfen. Selten findet er sich mit sechskantigen geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so na - mentlich am St. Gotthard).

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin. (Engl. Topazine Quartz).

Meist von weingelbes Farbe, selten krystallisirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherlei Abstufungen; zuweilen von stänglig zusammengehäuften Gefüge, theils mit festungsför - migen Ablosungen. Gehalt (nach Rose d. Vater) = 97,50 Kieselerde, 0,25 Alaunerde, 0,75 Eisen - und Manganoxyd. Die schönstfarbigen in Ostindien und Persien.

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in mancherlei andern Farben; mehr oder weniger durchscheinend. Meist von Glas - glanz, theils aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils aber krystallisirt; zuweilen als Afterkrystall [S. 362. not. *)]; hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig ꝛc. Der Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige, Körnige ꝛc. Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte fei - ne Glimmerblättchen oder durch eine eigene Art von schuppi - gem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen; so vor - züglich der zimmtbraune spanische Avanturinquarz vom Cabo de Gates (das natürliche Avanturino wie es nach der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, der bekannten Glas - composition genannt wird).

Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Namen von seiner blaßrothen Farbe und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und theils mit369 schaligen Ablosungen; besonders in Baiern und am Altai, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Namen von seiner lauchgrünen Farbe. Meist un - geformt. Gehalt (nach Buchholz) = 98,5 Kieselerde, 0,5 Alaunerde, 1 Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd. Bricht besonders bei Breitenbrunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff. (Engl. stalagmitical quartz). Tofus siliceus thermalis.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte Tem - peratur und vermuthlich auch durch die Verbindung mit Na - tron aufgelöst [§. 242. not. *)] und dann als Sinter absetzt. Er ist weiß, theils ins Milchblaue, theils ins Wachsgelbe ꝛc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherlei besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über einander ge - tropft oder geflossen; traubig ꝛc. Meist von lockerem Gefü - ge, theils blätterig ꝛc. Gewicht = 1917. Gehalt eines is - ländischen (nach Klaproth) = 98 Kieselerde. 1,50 Alaun - erde, 0,50 Eisenoxyd. In vorzüglicher Menge und Man - nigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamt - schatka, und der Perlsinter oder Fiorit zu St. Fiora im Florentinischen*)So wie unten der Aërolithen gedacht wird, so können auch hier die Fulguriten oder Blitzröhren eine Stelle finden, die neuerlich nach Einschlagen des Blitzes als röhrenförmige Quarz - schmelzungen (einer derselben im K. Naturalien-Cabinet zu Dresden 16 F. lang) zu Tage gefördert worden..

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, müllerisches Glas.

Weißlich, in mancherlei Abstufungen: mehr oder weni - ger durchscheinend; glasglänzend; theils wie getropft oder geflossen, kleintraubig ꝛc. An Farbe und Form zuweilen ei - nem Baumharz oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuffwacke. Gehalt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fundort zumal bei Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols, Heliotrops, Chry - sopras's und des Achats. Denn die ersten beiden differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern Stein - arten zusammengemengt oder gemischt.

370

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols, ins Rauchbraune des Onyx ꝛc. Oft auch streifig, wolkicht ꝛc. In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bei manchen orientalischen) zuweilen carncol - und onyxfardig; häufigst scheinen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; manche isländische enthal - ten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergröße - rungsglase vollkommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Con - ferven) zu haben scheint. Zeichnungen (Moos - achat, Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fettglanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherlei besonderer Gestalt, zumal stalac - titisch, oder in ursprünglicher Nierenform, in Mandeln, Ku - geln ꝛc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten mit einge - schlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine); anderwärts auch theils wie ge - hackt, zellig ꝛc. auch mit fremden Krystallisations-Eindrü - cken, theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystal - lisation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phos - phoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16 Alaunerde. Uebergang in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf ab - wechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chalcedon (arabischer oder so genannter blinder Sardonyx; ital. Nic - colo) .. Hauptgebrauch bei den alten Römern zu Siegel - steinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe oder Horn - braune, anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer Art vor allen die köstliche antike Carniola nobile (Fr. cor - nuline de la vieille roche), die mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber bluthroth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so durchsich - tig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die bei weiten größten Meisterwerke der alten griechischen und etrus - kischen Siegelsteinen oder Intaglios gegraben sind.

371

Der indische Sardonyx, woraus hingegen die köstlich - sten antiken Cameen gearbeitet worden, ist meist hornbrau - ner Carneol mit Chalcedonschichten.

Gehalt des Carneols (nach Bindheim) = 94 Kieseler - de, 3,50 Alaunerde, 0,75 Eisenoxyd.

4) Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Puncten; wenig - stens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633. Gehalt (nach Bran - de) = 96,25 Kieselerde, 0,83 Alaunerde, 1,25 Eisenoxyd, 1,05 Wasser. Fundort vorzüglich in Aegypten. Häufig unter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr. prime d'Emerau - de. Ital. plasma di smeraldo gemmario). Licht lauchgrün, meist mit weißen oder geldlichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch vermuthlich Aegypten; häufig von den alten Römischen Künstlern zu Pet - schirsteinen ꝛc. verarbeitet*)Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen (von neuern Schriftstellern oft mit andern verwechselten) Steinart gehandelt im Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 30 u. f.. Von der Art sind auch viele antike so genannte Smaragde.

5) Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom Nickel - kalk; ist durchscheinend; ungeformt. Gehalt (nach Klap - roth) = 96, 16 Kieselerde, 1 Nickeloxyd. Fundort vor - züglich bei Kosemitz in Schlesien.

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von mehreren der vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von Quarz (zumal Amethyst), Jaspis ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die man - cherlei Benennungen, von Achatonyx, Jaspachat, Bandachat, Kreisachat, Punctachat, Festungs - achat ꝛc. Trümmerachat, der Bruchstücke von je - nen Steinarten enthält, die durch Quarzcäment zusammen verbunden sind. Regenbogenachat, mit buntem Far - benspiel bei durchfallendem Lichte. Ueberhaupt häufig in Ku -372 gelform; oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumal in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-resinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten verschieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend; haben meist Fett - glanz, theils stärker, theils matter: ihr Bruch ist musche - lig; sie finden sich bloß derb; und sind meist nur halbhart. Die beiden Hauptarten sind; 1) der eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.

1) eigentlicher Opal.

mit folgenden Abarten: nämlich

a. Edler Opal.

Bei durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bei auffallen - dem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Re - genbogenfarben: Gewicht = 2114. Gehalt (nach Klap - roth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser. Fundort zumal Ober - Ungarn. Und des von seiner glühenden Farbe so genannten Feueropals besonders Mexico. Gehalt desselben (auch nach Klaproth) = 92 Kieselerde, 0,25 Eisenoxyd, 7,75 Wasser.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farbenspiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongolischen Namen Kascholong (d. h. schöner Stein). Gehalt eines Kosemitzer (nach Klap - roth) = 98,75 Kieselerde, 1 Alaunerde, 1 Eisenoxyd. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern ꝛc. Ueber - gang in Chalcedon, Chysopras ꝛc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis mutabilis.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vori - gen Abart entstanden; daher gleicher Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Was - ser ein; wird dabei durchsichtig; theils mit Regenbogenfar - ben*)Vom vegetabilischen Hydrophan. s. oben S. 340. not. **).. Gehalt des Hubertsburger (nach Klaproth) = 93,12 Kieselerde, 1,62 Alaunerde, 5,25 Wasser.

2) Halbopal

in zwei Abarten: nämlich.

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

373

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch theils braunroth, olivengrün ꝛc. ; mehr oder weniger durchschei - nend; theils Glasglanz, theils Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in gelben Chalcedon, Pechstein und in Feuerstein. Vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit bei Telkobanja in Ober - Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenoxyd, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelblich, braunlich ꝛc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zu - weilen mit schaligen Ablosungen der Holz-Jahre. Gehalt (nach Brande) = 93 Kieselerde, 0,12 Alaunerde, 0,37 Eisenoxyd, 6,12 Wasser. Fundort zumal in Ungarn bei Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-agathe, cha - toyant. ( Oeil de chat).

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauchgraue; mit einem eigenen Widerschein, daher der Name; wenig durch - scheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf Ceilon und Ma - labar, von wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen (en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschlif - fen kommt; aber auch am Harz, bei der Treseburg. Ge - wicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kieseler - de, 1,75 Alaunerde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherlei Farben; doch meist ins Braune; meist we - nig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halbhart. Gewicht = 2314. Gehalt des von Meißen (nach Klaproth) = 73 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 1 Kalkerde, 1 Eisenoxyd, 0,10 Manganoxyd, 1,75 Natron, 8,50 Wasser. Uebergang in Wachsopal; theils mit eingemengten Feldspath - und Quarz-Körnern (Pech - stein-Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo blau - er Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmuscheligen ins Grobsplittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kieselerde, 1 Alaunerde, 0,50 Kalkerde, 0,50 Eisenoxyd, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren374 und knolligen Stücken, im Polir-Schiefer zu Menil - Mon - tant bei Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.

Meist gelblichweiß, theils ins Bräunliche, oft gestreift; wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt nicht an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Alaun - erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumal bei Menil-Montant.

10. Tripel.

Meist schwarzgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Alaunerde, 3 Eisenoxyd. Fundort unter andern bei Ronneburg im Altenburgischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach Vauque - lin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde. Fundort bei Paris, meist in kuglichten Stücken oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pu - mice stone).

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwammicht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des liparischen (nach Klaproth) = 77,05 Kiesel - erde, 17,50 Alaunerde, 1,75 Eisenoxyd. Fundort zumal in vielen vulcanischen Gegenden*)Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614: in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. Ad Coblenz, et in inferiore Germania. , wie bei Lipari, Santo - rini, Veracrux in Mexico ꝛc.

13. Porcellan-Jaspis. Thermantide porcellanite.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils stroh - gelb, ziegelroth ꝛc. Rissig; fettglänzend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, vermuthlich aus Schiefer - thon entstanden. Fundort unter andern bei Stracke in Böh - men. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,75 Kieselerde, 27,26 Alaunerde, 2 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 3,66 Kali.

375

14. Obsidian, Opsian, isländischer Achat, To - ckayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse obsidienn e. (Span. Pietra del gallinazzo).

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kanten (und zwar bei den Antiken von der Sarbo-Bucht an der Westküste des rothen Meeres*)Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich in den Com - mentat. Soc. Reg. Gotting. recentior. vol. III. pag. 76 u. f. Nach - richt gegeben., aus dem Schwarzgrauen ins Lauchgrüne) durchscheinend; glasglänzend; muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Vauquelin) = 78 Kieselerde, 10 Alaun - erde, 2 Eisenoxyd, 6 Kali, 1 Kalkerde, 1,16 Manganoxyd. Hält theils Quarz - und Feldspath-Körner eingemengt (Ob - sidian-Porphyr). Fundort zumal bei Vulcanen, z. B. auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel ꝛc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhomachus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint).

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche ꝛc. wenig durch - scheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist in dich - ten Knollen, theils in hohlen Kugeln (zu letztern gehören die so genannten Melonen vom Berge Carmel); härter als Quarz. Gibt, wenn er geschlagen wird, einen eigenen Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0,50 Kalkerde, 0,29 Alaunerde, 0,25 Ei - senoxyd. Uebergang in Hornstein, Halbopal ꝛc .**)Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahmgelben Halboval werden in Rom schöne Cameen gearbeitet.. Häufig in Kreide-Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumal von See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien ꝛc.). Als Ge - rölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen†)s. B. Hacquet's physische und technische Beschreibung der Flintensteine. Wien, 1792. 8..

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex corneus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert).

Meist grau, in allerhand andere meist auch unansehnliche Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit saubern dendriti - schen Zeichnungen (so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur an den Kauten durchscheinend. Meist splitteriger Bruch; ungeformt; doch theils in Afterkrystallen [S. 362. not. *)] nach Kalkspath gemodelt; minder hart als Quarz. Gewicht376 = 2708. Gehalt (nach Klaproth) = 90,95 Kieselerde, 0,7 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd, 0,5 Wasser. Uebergang in Feuerstein, Chalcedon, Jaspis ꝛc. Macht die Grundmasse mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braun - rother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bei Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von mancherlei Farben; unter andern zu - weilen coschenillroth, selten apfelgrün. Fundort zumal im aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in Flözgebirgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern doch meist matten Farben; nur an den Kanten durchscheinend; matter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitteriger, theils schup - piger Bruch; schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thonschiefer.

Der Basanit, eine jaspisähnliche Abart des Kieselschie - fers, die Werner lydischen Stein nannte, ist zumal schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.

18. Eisenkiesel. Quarz hématoïde.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist unge - formt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechsseitigen Säu - len sowohl mit sechs - als dreyseitigen Endspitzen hart. Ge - halt eines rothen (nach Bucholz) = 76,8 Kieselerde, 0,25 Alaunerde, 21,66 Eisenoxyd, 1 flüchtige Theile. Fundort zumal in Böhmen und das sächsische Erzgebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro).

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Beinamen Bandjaspis ꝛc. undurchsichtig; matter muscheliger Bruch; meist ungeformt: selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20 Alaunerde, 5 Eisenoxyd. Uebergang in Horn - stein, Eisenkiesel ꝛc.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Aegyptische Ja - spis, Aegypten-Kiesel, silex Niloticus. (Fr. Cail - lou d'Egypte). Braun in allerhand Abstufungen; theils streifig oder geadert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort zumal in Ober-Aegypten.

377

20. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils kry - stallisirt, und das in breiten sechsseitigen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Krystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend; Län - genbruch blätterig; Querbruch muschelig. Gewicht = 3640. Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21 Alaun - erde, 15 Kalkerde, 24 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd. Fund - ort in den Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so genann - te grüne Schörl von Dauphiné; daher auch Werner beide Fossilien unter dem gemeinschaftlichen Namen des Pi - stacits vereinigte.

21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; kleinmuscheli - ger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rauten krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 50,5 Kieselerde, 17 Alaunerde, 17 Kalkerde, 9,5 Ei - senoxyd, 5,25 Manganoxyd, 0,25 Kali, (und nach Vogel und Wiegmann auch Boraxsäure). Fundort zumal Dau - phiné und Thum im Erzgebirge.

22. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten wasser - hell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch muschelig; immer krystallisirt*)S. Leop von Buch über den Kreuzstein. Leipz 1794. 8. und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111., und zwar ursprünglich als schmale, dicke, rechtwinkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast immer als Zwil - lingskrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Län - ge nach gleichsam durchschneiden ( tab. II. fig. 15. ) und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel - len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Alaunerde, 15 Wasser. Fund - ort zumal Andreasberg am Harz.

23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein. Apophyl - lite.

Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwinkligen Durch -378 gang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht = 2467. Gehalt (nach Stromeyer) = 51,8 Kieselerde, 25,1 Kalkerde, 5,1 Kali, 16 Wasser. Fundort besonders zu Uton in Ros - lagen in Schweden, und im Faßathal in Tyrol.

24. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perlmut - terglanz; theils ungeformt, theils in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusammengehäuft. Gewicht = 2942. Ge - halt (nach Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Alaun - erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenoxyd, 1,83 Wasser. Fund - ort zumal am Cap und in Dauphiné; auch an mehrerern Or - ten am Harz; z. B. krystallisirt bei Goslar.

25. Zeolith. Mesotype.

Hat den Namen (Brausestein) von seiner Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre zweigartig auf - bläht, ohne zu einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancher - lei Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische mehr oder weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend, so zumal der Stilbit; (der verwitterte hingegen undurch - sichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist divergirend strahlicht; theils blätterig; häufig ungeformt; oft nierenför - mig; oft krystallisirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säulen, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubi - cit, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) ꝛc. theils na - delförmig (so der seltene wasserhelle Isländische Glaszeo - lith oder Nadelstein), theils faserig (Faser - und Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht = 2134. Ge - halt eines Färöer (nach Smithson) = 49 Kieselerde, 27 Alaunerde, 17 Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern zumal auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch in manchen Basalt ꝛc.

Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith; isabell - und orangegelb; nierenförmig und mamellonnirt, von diver - girend strahligem Gefüge. Auf dem Porphyrschiefer von Ho - hentwyl im Württembergischen.

26. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durch - scheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glasglänzend; in runden und stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von Erbsengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Klaproth) = 81 Kieselerde, 9,50 Alaunerde, 0,33 Kalkerde, 0,60 Eisen - oxyd, 2,70 Kali, 4,50 Natron, 0,50 Wasser (folglich hie -379 rin dem Obsidian sehr ähnlich). Fundort zumal beim Ausfluß der Marekanka ins ochotskische Meer; liegen als Kerne in ei - ner blätterigen Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.

27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in mancherlei Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von Seiden - theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus körnigen ab - gesonderten, theils aus krummschaligen blätterigen bröckligen und zerreiblichen Stücken, welche letztere die eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden. Gehalt (nach Klap - roth) = 76 Kieselerde, 12 Alaunerde, 4,50 Kali, 1,60 Eisenoxyd, 4,50 Wasser.

28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur).

Hat den Namen aus dem Persischen von seiner vortreffli - chen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem fast erdi - gen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 28 kohlensaure Kalk - erde, 6,50 schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenoxyd, 2 Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancherlei Kunst - arbeiten und namentlich zur Ultramarin-Farbe.

29). Haüyn. Latialite*)Leop. Gmelin de Hauyna. Heidelb. 1814. 8..

Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne; mehr oder min - der durchscheinend; glasglänzend; hart; meist in Körnern. Gewicht = 3333. Gehalt (nach Leop. Gmelin) = 35,48 Kieselerde, 18,87 Alaunerde, 12 Kalkerde, 12,39 Schwefelsäure, 15,45 Kali, 1,16 Eisenoxyd, 1,20 Wasser. Fundort zumal bei Albano mit Glimmer.

30. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophoniumbraunen ins Schwarze; wenig durchscheinend; stark glänzend; blät - teriger Längenbruch; muscheliger Querbruch; theils derb; theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säu - len mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin) = 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10 Talkerde, 3,33 Alaun - erde, 14,66 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom Ve - suv und Aetna.

380

Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits, bricht zumal bei Arendal in Norwegen.

Und ebendaselbst der hieher gehörige Malacolith, (Sahlit): grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den Kan - ten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils ungeformt, theils krystallisirt; auch meist in vierseitigen Säulen mit ab - gestumpften Kanten. Gewicht = 3236. Gehalt nach (Vau - quelin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalkerde, 3 Alaunerde, 4 Eisen - und Manganoxyd.

Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancherlei Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Län - genbruch blätterig mit einfachem Durchgang; der Querbruch muschelig; meist krystallisirt als vierseitige Säule mit abge - schärften Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kie - selerde, 20 Kalkerde, 6 Eisenoxyd. Bricht zwischen Kalkspath und großblätterigem Glimmer an den Quellen der Sljuden - ka im S. W. des Baikals.

Auch findet in der Nähe des Augits der Ilvait (Liev - rit) eine passende Stelle. Schwarz; undurchsichtig; hart; Textur blättrig, theils strahlig; krystallisirt als Octaëder, oder geschoben vierseitiges Prisma. Gehalt [nach Stro - meyer*)s. Dess. Untersuchungen über die Mischung der Mineralkör - per. Ir B. S. 372 u. f.] = 29,27 Kieselerde, 13,77 Kalkerde, 52,54 schwarzes Eisenoxyd, 1,58 Manganoxyd, 1,26 Wasser. Fund - ort auf der Insel Elbe.

31. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel - olivengrüne; wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; inwendig Glas - glanz; immer krystallisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspi - tzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35,50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Alaunerde, 7,50 Eisenoxyd, 0,25 Man - ganoxyd. Fundort unter den Primordial-Fossilien des Ve - suvs; vorzüglich aber (in rein auskrystallisirten theils dau - mensdicken Krystallen), an der Mündung des in den Wiluj fallenden Achtaragda.

Der Loboit [wie ihn Berzelius nach dem Grafen Lobo da Oriola benannt hat, dem wir die erste genaue381 Kunde von diesem merkwürdigen Fossil verdanken*)s. Leonhard's Taschenb. V. Jahrg. S. 16.] unter - scheidet sich von dem ihm in manchen äußern Kennzeichen ähnelnden Vesuvian, außer seinem andern Verhalten vor dem Löthrohre und daß er keine Spur von Elektricität zeigt, be - sonders durch einen bedeutenden Gehalt von Talkerde. Fund - ort in einem Kalkbruche ohnweit den Dannemora Eisengruben in Upland.

32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer Granat.

Amphigene.

Graulichweiß, milchicht; durchscheinend; aber meist rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche concentrische Textur. Gemeiniglich kry - stallisirt, weist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flä - chen an jeder Endspitze ( tab. II. fig. 14. ); sehr sprö - de. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Alaunerde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in mancherlei Laven und Tuffwacken.

33. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose oder eingewachsen in Serpentin ꝛc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28,50 Alaunerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50 Ei - senoxyd, 2 Chromoxyd, 0,25 Manganoxyd. Fundort zu - mal Böhmen und Sachsen.

34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat. Engl. Gar - net).

Aus dem Colombin - und Karmesinrothen durchs Pechbrau - ne ins Olivengrüne; eben so verschiedene Grade der voll - kommnern oder mindern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt; letz - teres in mancherley Form; doch meist als Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen ( tab. II. fig. 13. ); auch wie der Leucit ( tab. II. fig. 14. ).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende drey Ar - ten des Granats; wovon ersterer edler, die andern bei - den aber gemeiner Granat genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat, Al - mandin.

Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 35,75 Kieselerde, 27,25382 Alaunerde, 36 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Findet sich vorzüglich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune ꝛc. Unter andern vor - züglich schön am St. Gotthard; auch beim Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün ꝛc. Gewicht = 3754. Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde, 30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenoxyd. Unter andern als so genannter Großular rein auskrystallisirt in der Leucit-Form ( tab. II. fig. 14. ) beim Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thü - ringen und Meisen, auch nebst dem braunen am Spitzenberg am Harz.

35. Eudialyt*)Stromeyer's Untersuchungen. I. B. S. 438..

Aus dem blaßrosenrothen ins Hyacinthrothe; an den Kan - ten durchscheinend; ins Fettglänzende; Bruch aus dem musch - ligen ins splittrige; theils ungeformt, theils krystallisirt als Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen. Gewicht = 2,903. Gehalt (nach Stromeyer) = 54,39 Kieselerde, 11,30 Circonerde, 9,50 Kalkerde, 671 Eisenoxyd, 1,51 Man - ganoxyd. Fundort an der Westküste von Grönland.

36. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durchscheinend; immer krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; zu - weilen als Zwillingskrystall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein Andreaskreuz [dieß der so genannte Basler Tauf - stein**)s. Chr. Bernoulli in Voigt's neuem Magazin IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.]. Gehalt (nach Vauquelin) = 30,59 Kieseler - de, 37 Alaunerde, 3 Kalkerde, 15,30 Eisenoxyd. Fund - ort in Bretagne und am St. Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystallisirtem Cyanit.

37. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silberweiße; durch - scheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen er sich im Län -383 genbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klap - roth) = 43 Kieselerde, 55,5 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd nebst einer Spur von Kali. Fundort zumal am St Gotthard, im Zillerthal im Salzburgischen.

II. Zircongeschlecht.

Die vom Klaproth entdeckte Zirconerde, von wel - cher dieß Fossilien-Geschlecht den Namen hat, wird in Schwe - felsäure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasser - helle Perle, und findet sich in zwey so genannten Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.

1. Zircon und Hyacynth.

Ersterer meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen Farben, zumal ins Gelbliche, Blauliche ꝛc. ; durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fettigen Glanze; krystallisirt in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten aussitzenden Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 7. ); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche wer - den stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,30 Kieselerde, 0,50 Eisenoxyd. Fund - ort Ceilon und Norwegen; hier nämlich bei Friedrichswärn, in einem aus opalisirendem Feldspath und Hornblende ge - mengten Halbgranit.

Der Hyacinth aber meist orangegelb, feuerfarben; durch - sichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar meist in vielseitigen Säuten, die mit vier auf den Kanten aufsitzen - den Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 20. ). Ge - wicht = 3687. Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zircon - erde, 25 Kieselerde. Fundort vorzüglich Ceilon*)Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich vom Baronet Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Botaniker W. Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich beson - ders eine Menge Körner finden, die dem Hyacinth vollkommen glei - chen. Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell ähnelnde Gerölle..

384

III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Profess. Gadolin benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin - und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen Eigenschaften überein kommt, un - ter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden festen Laugensalzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbestoff gefällt wird.

1. Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmuscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Gehalt (nach Ekeberg) = 55,5 Gadolinerde, 13 Kieselerde, 4,5 Glücinerde, 16,5 Eisenoxyd. Fundort Falun, und Yt - terby in Roslagen in Schweden.

IV. Glücingeschlecht.

Die von Vauquelin entdeckte Glücinerde (Süß - erde) unterscheidet sich von der Thonerde, mit welcher sie man - che Eigenschaften gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Na - men von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zu - sammenziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).

Meergrün in mancherlei Schattirungen, einerseits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch muschelig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen Säulen von mancherlei Varietät krystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Alaunerde, 0,5 Kalterde, 1 Eisenoxyd. Fund - ort vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue ꝛc. fast undurch - sichtige Abart in großen Säulen bei Chanteloupe in Haute - Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl. Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Namen: seine Krystallisation ist eine sechsseitige Säule ( tab. II. fig. 10. ) in mancherlei Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46,60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chromiumkalk. Fundort vorzüglichst in Peru; aber auch in Oberägypten, bei Coßir ꝛc.

385

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend; Längen - bruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spalten. Querbruch muschelig; krystallisirt als geschobene vierseitige Säule; hart. Gewicht = 3062. Gehalt (nach Berzelius) = 21,78 Glücinerde, 43,22 Kieselerde, 30,56 Alaunerde, 2,22 Eisenoxyd, 0,70 Zinn - oxyd. Fundort Brasilien.

4. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt als achtseiti - ge Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710. Ge - halt (nach Seybert) = 16 Glücinerde, 68,66 Alauner - de, 5,99 Kieselerde, 4,73 Eisenoxydul, 2,66 Titanoxyd. Fundort ebenfalls Brasilien.

V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch Alaun - erde (terra aluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auf - lösung durch Kali wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer un - schmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabei (und zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum zusammengezogen. Viele thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge, und manche derselben sau - gen das Wasser ein, und werden darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst so auffallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre ge - naueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durchsichtigen, feurigen edlen Steinalten verbunden ist (§. 240. S. 362.)

1. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherlei Abstufungen; theils aber auch einer - seits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne, Blauliche386 ꝛc. ; der Längenbruch muschelig; der Querbruch blätterig. Meist krystallisirt, und zwar gewöhnlich als vier - oder acht - seitige Säule, die beim brasilischen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zugespitzt ( tab. II. fig. 16. ), beim Säch - sischen aber mehrentheils mit einer sechsseitigen Fläche abge - stumpft ist ( tab. II. fig. 9. ). Gewicht des brasilischen = 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) = 49 Alaun - erde, 29 Kieselerde, 20 Flußsäure. Fundort, in Europa zumal bei Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein, in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein (dem Topas - fels); in Asien vorzüglich bei Mukla in Natolien und am Ur - al in Sibirien; in America in Brasilien; und in Neuhol - land jenseits der blauen Berge im Westen von Botanybay.

2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangenstein, weißer Stangenschörl, schörlartiger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.

Gelblich und grünlich - weiß, theils auch röthlich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch; in stänglich zusam - mengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Krystallen. Ge - wicht = 2530. Gehalt (nach Klaproth) = 49,50 Alaun - erde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisenoxyd, 1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk bei Altenberge im Erzge - birge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.

2. Rubin, Spinell.

Roth in mancherlei Abstufungen; daher die besondern Be - nennungen, da der ponceaurothe Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell ꝛc., zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße ꝛc. ; seine Krystallisation mannigfaltig; doch meist als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5 ) oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancherlei Abän - derungen. Mittel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klap - roth) = 74,50 Alaunerde, 15,50 Kieselerde, 8,25 Talk - erde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisenoxyd*)Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8,78 Talkerde und 6,18 Chromiumkalk.. Fundort Ceilon, Pegu ꝛc.

3. Gahnit, Automolit. Spinelle zincifère.

Schwarzgrün; an dünnen Kanten durchscheinend; zwi - schen Fett - und Glasglanz; muschliger Bruch; Krystallisation387 als doppelt vierseitige Pyramide; Gewicht = 4,177. Ge - halt (nach Ekeberg) = 60 Alaunerde; 24,25 Zinkoxyd, 9,25 Eisenoxyd, 4,25 Kieselerde. Fundort bei Falun in Talkschiefer.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherlei Abstufungen; bis ins Weiße (äch - ter Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*)Manchmal sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s. z. B. im Inventaire des diamans de la couronne etc. imprimé par or - dre de l'Assemblée nationale. Par. 1791 8. T. I. p. 200. n. 4. Un saphir d'orient couleur saphir des deux bouts, et to - paze au milieu. , wozu vielleicht mancher so genannte ostindische Topas gehört; eigent - lich durchsichtig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Krystalli - sation als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide ( tab. II fig. 18. ). Ist der härteste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,50 Kalkerde. Findet sich meist als Gerölle; zumal auf Ceilon; aber auch in Krystal - len, eingewachsen in der Rheinländischen Mühlstein-Lava.

5. Demantspath und Corund**)S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I. .

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, selten ins Haarbraune; beide wenig durchscheinend; von so genanntem Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen Säu - len. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesischen als hindosta - nischen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Alaunerde, 5,50 Kieselerde, 1,25 Eisenoxyd. Fundort Coromandel und Schina, im Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der Edelsteine und des Stahls***)Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292..

Unter dem Namen von edlen Corund kann man die schönfarbigen, zumal rubinrothen und saphirblauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls in Ostindien finden und wovon die erstern Salamrubine, die letztern aber vulgo Stern - saphire genannt werden, weil sie, zumal wenn sie an den Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bei auffal -388 lendem Lichte mit einem beweglichen sechsstrahligem Sterne spielen.

Dem Demantspath ist der Andalusit, Feldspath apy - re, nahe verwandt, der meist Pfirschblüthroth, theils (na - mentlich in Tyrol) in vierseitigen Säulen krystallisirt, in Gneis und Glimmerschiefer bricht.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. Emeril. Engl. emery).

Schwarzgrau, theils ins Indigblaue ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils splittriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. = 3922. Auch der Gehalt verschieden, z. B. der von Naxos (nach Tennant) = 86 Alaunerde, 3 Kieselerde, 4 Eisenoxyd: hingegen der von Jersey (nach Vauquelin) = 53,83 Alaunerde, 12,66 Kieselerde, 24,66 Eisenoxyd, 1,66 Kalkerde. Fundort des wahren Smirgels*)Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) wegen des ähn - lichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls ꝛc. Smirgel genannt. unter andern Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erz - gebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene die kostbar - sten; (verwittert ins Berggrüne); undurchsichtig; in klein - traubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Alaunerde, 18 Wasser, 4,5 Kupfer - oxyd, 4 Eisenoxyd. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ost - persien. Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Petrefact, nämlich für verstein - te Fischzähne gehalten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als Gerölle, meist aber in drey - oder sechs - oder neunseitiger Säule mit kurzer Endspitze ( tab. II. fig. 12. ). Manche Abarten zeigen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer ge - wissen Temperatur erwärmt sind, Asche ꝛc. anziehen und ab - stoßen, und diese heißen Turmaline**)S. Curiöse Speculationes bei schlaflosen Nächten zu eige - ner nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber389 der Immer Gern Speculirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste bestimm - te Nachricht vom ceilonischen Turmalin gibt..

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Turmalin.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dünnen Split - tern braun oder grün durchscheinend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen (Stangenschörl), theils nadel - förmig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl). Gehalt des Grönländischen (nach Gruner) = 41 Kiesel - erde, 32 Alaunerde, 3 Talkerde, 5 Eisenoxyd, 1 Mangan - oxydul, 9 Boraxsäure, 5 Lithion. Bricht sowohl im Granit, als in manchen Ganggebirgsarten, zumal im Gneis, Schnei - destein, Topasfels ꝛc. Fast in allen Welttheilen; namentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar ꝛc.

2) Brauner Turmalin.

Bei auffallendem Lichte schwarzbraun, bei durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch wie der schwarze theils in langen Säulen (so z. B. auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z. B. auf Ceilon). Gehalt (nach Bergmann) = 39 Alaunerde, 37 Kieselerde, 15 Kalkerde, 9 Ei - senoxyd.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säulen in die Länge gestreift, theils stänglicht zusammengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Alaunerde, 42 Kieselerde, 10 Natron, 7 Braunsteinkalk. Fundort Per - mien. Es gehört aber auch dazu der sonst so genannte kry - stallisirte Lepidolith von Rozena in Mähren.

4) Blauer Schörl, Indicolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durchschei - nend; Glasglanz, dem metallischen sich nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusammengehäuften, der Länge nach ge - streiften Säulen. Fundort Utön in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Alaunerde, 34 Kieselerde, 11 Kalk - erde, 5 Eisenoxyd. Fundort Brasilien.

9. Dichroit. Iolithe.

Dunkelveilchenblau; an den Kanten durchscheinend; glas - glänzend; hart; selten krystallisirt in kleinen sechsseitigen390 Säulen. Gewicht = 2560. Gehalt (nach Stromeyer) = 49,17 Kieselerde, 33,10 Alaunerde, 11,48 Talkerde, 4,33 Eisenoxyd. In Baiern, Spanien, Grönland ꝛc.

10. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherlei Abstufungen und Ueber - gängen. Undurchsichtig oder wenig durchscheinend; meist blät - teriger Bruch; gibt grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:

1) gemeine Hornblende. (Fr. roche de corne striée).

Theils strahlig, büschelförmig ꝛc. Gehalt (nach Klap - roth) = 42 Kieselerde, 12 Alaunerde, 11 Kalkerde, 2,25 Talkerde, 30 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Eins der wei - test verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vieler Aftergranits aus - macht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strahligen Fa - sern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs - oder achtseitigen Säulen, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in Basalt und Tuff - wacke; auch eingemengt in Laven.

11. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherlei Abstufungen, theils mit Silber - oder Messing-Glanz, oder tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder weniger durchsichtig; meist geradblät - terig, selten, krummblätterig (wie z. B. Mica hemisphaeri - ca Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z. B. das russi - sche Frauenglas oder Fensterglimmer [Engl. Isinglass. Russ. Sliuda*)Von der Eigenschaft des russischen Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen läßt, und dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon bei astronomischen Instrumenten machen kann, s. des B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p. 239 u. f.]; die Blätter elastisch bieg - sam; meist ungeformt, theils aber krystallisirt und dieß ge -391 wöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des russischen Frauenglases (nach Klaproth) = 34,25 Alaunerde, 48 Kieselerde, 8,75 Kali, 4,50 Eisenoxyd, 0,5 Talkerde und Manganoxyd. Hingegen des silberweißen Glim - mers von Zinnwalde in Böhmen (nach Turner) = 44,28 Kieselerde, 24,53 Klaunerde, 9,47 Kali, 4 Lithion, 11,33 Eisenoxydul, 1,66 Manganoxyd, 5,14 Flußsäure. Auch eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Mineralien in unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebir - gen (§. 227-230).

12. Lepidolith, Lillalith. (Fr. Mica grena)

Lillaroth, theils ins Graue, Braunliche ꝛc. ; an den Kan - ten durchscheinend; schimmernd, fast metallischer Glanz; un - ebner, kleinschuppiger, fast glimmeriger Bruch; halbhart. Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Alaunerde, 54,50 Kieselerde, 4 Kali, 2,50 Wasser, 0,75 Mangan - und Ei - senoxyd. Fundort bei Rozena in Mähren, in einer gemeng - ten Gebirgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.

13. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von dick - schaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klaproth) = 24 Alaunerde, 40 Flußsäure, 36 Natron. Fundort Grönland.

14. Skapolith mit Wernerit oder Fettstein ꝛc. Pa - ranthine.

Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue und Lauchgrü - ne ꝛc. ; durchscheinend; hart; derb oder in vierseitigen Säu - len krystallisirt. Gehalt (des Skapoliths, nach John) = 50,25 Kieselerde, 30 Alaunerde, 10,45 Kalkerde, 3 Eisen - oxyd, 1,45 Manganoxyd, 2 Kali, 2,85 Wasser. Meist im Gneis in Norwegen und Schweden.

Damit verwandt der Sodalit in Grönland.

15. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl. Field spar.)

Von mancherlei, doch meist blassern Farben; meist nur wenig durchscheinend; meist mit wahren Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschiedentlich krystallisirt; häufig als Be - standtheil gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Mine - ralien (z. B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.

392

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z. B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpentino verde an - tico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich ꝛc. doch theils auch in an - dern und selbst hohen Farben, z. B. smaragdgrün mit mat - tem Permutterglanz im so genannten Amazonenstein aus dem Catharinburgischen; mit deutlichen Spathgefüge; häufig kry - stallisirt, zumal in sechsseitigen (einfachen oder zu Zwillings - krystallen verbundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zuge - spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen ꝛc. Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon). Ge - wicht des smaragdgrünen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt des nämlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieseler - de, 17 Alaunerde, 3 Kalkerde, 13 Kali. Ueberbaupt aber ist der gemeine Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten Mineralienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des Granits, wo er in manchen Abarten den bei weiten vor - waltenden Theil ausmacht*)So z. B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarzblättchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimm - ter Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen einer cufischen Stein - schrift erhält, daher es auch den Namen, pierre graphique, erhal - ten hat. s. Voigt's Magazin VI. B. 4. St. S. 21..

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos und wasserhell; theils weiß; glasglän - zend; theils ungeformt (so z. B. eingewachsen, in manchen hieländischen Basalt); theils säulen - oder tafelförmig kry - stallisirt (so z. B. in ersterer Form im Granit von Drachen - fels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend; opalisi - rend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort zumal auf der Adula am St. Gotthard (theils in großen Krystallen), und der eigentliche Mondstein als Gerölle auf Ceilon**)Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avan - turinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und des -393 sen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Wiederscheine opalisirt..

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bei auf - fallendem Lichte in mancherlei, theils hohe Farben schillernd, theils mit Messing - oder Tombackglanz; durchscheinend. Ge - wicht = 2692. Gehalt (nach Klaproth) = 55,75 Kie - selerde, 26,50 Alaunerde, 11 Kalkerde, l,25 Eisenoxyd, 4 Natron, 0,50 Wasser. Fundort vorzüglich auf Labrador und in Ingermanland.

Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den Hohl - spath, Chiastolith, Macle, ein sonderbares Mineral von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dünnen vier - seitigen Säulen die im Querbruch in der Mitte einen schwar - zen ebenfalls viereckten Kern zeigen, der von seinen Ecken nach den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fettglanz, feinsplit - terigen Bruch, und ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer eingewachsen. Fundort unter andern Bre - tagne, und Gefrees im Bayreuthischen.

16. Kieselspath*)Hausmann in den Götting. gel. Anz. 1817. S. 1401 und Stromeyer's Untersuchungen. I. B. S. 300., Albit, Cleavelandit.

Aehnelt im äußern dem Adular; hat aber eine ausgezeich - net blätterige Textur. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,67 Kieselerde, 59,80 Alaunerde, 9 Natron ꝛc. Fundort in Mas - sachusets.

17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht 1669. Gehalt (nach Stromeyer) = 30,26 Alaunerde, 23,36 Schwe - felsäure, 46,37 Wasser. Fundort zumal bei Halle.

18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend; mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusammenhange. Ge - halt verschieden; z. B. der Passauer (nach Fuchs) = 45 Kieselerde, 32 Alaunerde, 0,74 Kalkerde, 0,90 Eisenoxyd, 18 Wasser. Fundort in vielen Ländern von Europa und Asien. Ist wenigstens großentheils aus verwittertem Feldspath ent - standen.

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19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch man - cherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufüh - len; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thongeruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauch - barkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so viel - artiger anderer Töpferwaare*)Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße aus - zeichnen, gehören vorzüglich1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bacaros de Estremoz gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen.3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die son - derbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wänden verfertigt., Tabackspfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so genannten terrae sigillatae Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlech - ter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegenden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schiefrig, schei - benförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**)Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jün - gern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome - ter Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den Namen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Lich - tenberg's Göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401 u. f. genau beschrieben hat.; oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein ge - wöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergän - ge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

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Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus carbona - rius, (Engl. slag, cleft); dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabei heller. Kann auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn auch von manchen Mineralogen den Steinkohlen selbst beigezählt wird.

20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweichbar; in - nig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fund - ort in aufgeschlemmtem Lande.

21. Bolus, [der Mineralogen*)Denn vom officinellen armenischen Bolus s. die folg. S.], lemnische-Erde, Sie - gelerde. Terra Lemnia s. sigillata.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig; musche - liger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zerfällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Gehalt (nach Klaproth) = 66 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 6 Ei - senoxyd, 3,50 Natron, 0,35 Kalkerde, 0,25 Talkerde, 8,50 Wasser. Fundort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).

22. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. fuller's earth.)

Meist leberbraun, aber auch in andern Farben; theils strei - fig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Klap - roth) = 53 Kieselerde, 10 Alaunerde, 0,50 Kalkerde, 1,25 Talkerde, 0,75 Eisenoxyd, 0,10 Kochsalz, 24 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.

23. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch; sehr fettig an - zufühlen; hängt stark an der Zunge, und läßt sich spähneln. Gehalt (nach Bucholz) = 44 Kieselerde, 26,5 Alauner - de, 0,5 Kalkerde, 8 Eisenoxyd, 20,5 Wasser. Fundort in Thüringen, auch bei Medziana Gora in Polen ꝛc.

24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stonemarrow.)

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so z. B. die396 meist veilchenblaue so genannte Wundererde von Planitz bei Zwi - ckau) von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreiblichen bis zum Halbharten*)Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend fein - körniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.; letzteres mit muscheligem Bruche. Ge - halt desselben (nach Klaproth) = 45,25 Kieselerde, 36,50 Alaunerde, 2,75 Eisenoxyd, 14 Wasser.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.

Und diesem ähnelt, wenigstens im Aeußern, die bei den Al - ten so berühmte, von ihrem Fundorte benannte Sinopische Erde, (Sinopsis pontica).

Besonders merkwürdig ist das vom sel. von Trebra im tiefen Georgstollen bei Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Steinmark, welches mittelst eines Federkiels ei - nen phosphorescirenden Strich gibt.

25. Bildstein, schinesischer Speckstein. Agalmato - lithe).

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Specksteine; enthält aber keine Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36 Alaunerde, 54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Wasser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancherlei kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

26. Röthel Rubrica. (Fr. crayon rouge, Eng. red - chalk.)

Blutroth, ziegelroth ꝛc. ; erdig; abfärbend; meist schiefe - riger Bruch. Gewicht = 3931 Innig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur in wenigen pro Centen).

27. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumal in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.

28. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bei Verona); theils als Ueber - zug in Drusenlöchern, im Trapp (Mandelstein) und auf den darin liegenden Chalcedon - und Zeolieth-Nieren (so z. B. bei Ilfeld und auf den Färöern).

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29. Wavellit, Hydrargillit, phosphorsaurer Thon. Diaspore.

Weiß in allerhand Farben; meist Perlenmutterglänzend; theils erdig; theils divergirend strahlig und durchscheinend; letzterer halbbart. Gehalt (nach Fuchs) = 37,2 Alauner - erde, 35,12 Phosphorsäure, 28 Wasser. Fundort in De - vonshire (in Kieselschiefer) und Böhmen (auf Sandstein).

30. Alaunthon.

Ganz in den nämlichen drey Abartungen wie der gemeine Thon, von dem er sich aber unter andern auch meist schon durch einen süßlich zusammenziehenden Alaungeschmack aus - zeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzender Strich; theils in ganzen Flözen. Uebergang in Braunkohle.

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gebliche, Grauliche ꝛc. (im Feuer brennt er sich röthlich); theils an den Kanten etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halbhart; theils ab - färbend. Gehalt (nach Vauquelin) = 43,92 Alaunerde, 24 Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 Kali, 4 Wasser. In ganzen Flözen bei Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheibenförmig, theils gerade-theils krumm-blätterig; theils in Kugeln, der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwe - felkies eingemengt; bricht theils ( aber bei weiten nicht ausschließlich ) in Ganggebirgen als Thonschiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hin - gegen unläugbar in Flözgebirgen mit Abdrücken von Verstei - nerungen aus beiden organisirten Reichen; so z. B. als Kräu - terschiefer im Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bei Andrarum. Gehalt des von Garphytta in Schweden (nach Berzelius und Hisinger) = 44,70 Kieselde, 10,30 Thon, 26,77 Erdharz, 18,23 Schwefelkies.

31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schistus. (Fr. Ardoise, Engl. Slate.)

Grau, in mancherlei andre Farben übergehend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig ꝛc. ; schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr verschiedener Feinheit des Korns;398 der Bruch theils gerade, theils wellenförmig; die Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und un - deutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder halb - hart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ihrem Gebrauch den Namen haben, z. B. Probirstein (Ital. pietra paragone. die ein wahrer Thonschiefer ist ), Tafelschiefer, Dachschiefer ꝛc. Auch mancher - lei Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer ꝛc. Haupt - sächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flözgebirgen ( so z. B. der glarner Tafelschiefer vom Blattenberge ).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr weich; abfärbend.

32. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl. whet - stone.)

Meist grünlich - oder gelblich-grau; theils ins rahmgel - be und graunlich-schwarze; nur an den Kanten wenig durch - scheinend; schwachschimmernd; schieferiger Bruch; theils split - terig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante, in Deutschland unter andern im Bayreuthschen.

33. Klingstein. (Fr. Phonolithe).

Grau in mancherlei Schattirungen, zumal ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten durchscheinend; von dick - schieferigem Gefüge; der Bruch grobsplitterig; halbhart; - he; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50 Alaunerde, 57,25 Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25 Eisen - oxyd, 0,25 Manganoxyd, 8,10 Natron, 3 Wasser. Hat den Namen vom Klange den dünne Scheiben beim Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr - schiefers. Fundort unter andern in Böhmen und der Lausitz.

34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Corneus trapezius Waller. (Engl. Whinstone).

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter feinkörniger Bruch; theils ins Erdige; ungeformt; Härte und Gewicht verschie - den. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge - mengten Gebirgsart aus, da er andere Mineralien einge - mengt enthält, z. B. basaltische Hornblende, Glimmer, Zeo - lith, Chalcedon, Kalkspathnieren ꝛc. Dahin gehören also die mehresten Mandelsteine, wie z. B. die von Ilfeld; der Blatterstein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der399 Toadstone von Derbyshire. Uebergang in Grünstein, Ba - salt ꝛc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z. B. nördlich bis Island, Kamt - schatka ꝛc. und so auch fast im äußersten von Europäern be - suchten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hieher:

a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesuvischen Laven, von denen sie ins - gemein (aber irrig) selbst beigezählt wird.

Und auch wohl b. der so genannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberggrünen Nier - chen, die dem Stein ein pockenartiges Ansehen geben. Fund - ort zumal im Bayreuthischen und als Gerölle in der Duran - ce bei Briançon.

35. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und theils auch ins Grünliche; von sehr ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebnen schiefrigen Ablosungen, theils wie aus runden Körnern zusammengebacken ꝛc. Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säulenförmig. Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht an einander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch auf - recht: theils gebogen; theils gar aufs regelmäßigste geglie - dert*)So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen Erdkunde, nämlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an der Nordküste von Island ausmachen. Ich besitze von diesem berühmtesten aller Ba - salte vier zusammenpassende Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände tab. 18 geliefert habe. Immer bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen ei - nes der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.; und diese Glieder zuweilen durch Verwitterung ku - gelicht abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte, specifischem Gewicht ꝛc., wirkt theils sehr stark auf den Mag - net. Gehalt eines Böhmischen Säulenbasalts (nach Klap - roth) = 16,76 Alaunerde, 44,50 Kieselerde, 9,50 Kalk - erde, 2,25 Talkerde, 20 Eisenoxyd, 0,12 Manganoxyd, 2,60 Natron, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gat - tungen von mancherlei andern Mineralien eingemengt, zumal400 Olivin, Augit, Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende ꝛc. Uebergänge zumal in Trapp, Tuffwacke und Lava; auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphibolique)*)Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen Basalte zu gehören. In manchen Abarten derselben, zumal unter den schwar - zen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unterscheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe ich in dem Specimen histo - riae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 29. gesagt.. Gemeiniglich in einzelnen Ber - gen (Kuppen); die aber in manchen Gegenden ganze Züge machen.

Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der Schöpfung unseres Planeten so mancherlei unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren ihrer im Feuer erlittenen Verände - rung erhalten haben.

36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).

Meist aschgrau theils ins Gelbliche, theils Rothbraune ꝛc. ; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; leicht; großentheils vulcanischen Ursprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fund - ort bei Vulcanen und ehemaligen Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherlei Verschiedenheiten der - selben unter folgende zwey, freilich theils in einander über - gehende, Hauptarten bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dichterem Ge - füge, und mehrerer oder minderer Festigkeit.

Zu der lockerern Abart gehört z. B. die rothbraune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji großentheils erbaut war; und die mit basaltischer Hornblende, welche in der Ge - gend von Andernach die Mittellage, zwischen dem Traß und dem so genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue, vielen Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen Felder, und die mehreste der besonders mit Olivin gemengten Tuffwacke vom Habichts - walde ohnweit Cassel.

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2) Erdige Tuffwacke.

Dabin gehören namentlich folgende zwey, wegen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders merkwürdige Ab - arten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Therman - tide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fund - ort zumal bei Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-Ingre - dienz zu Faxe's Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zuwei - len Aeste oder kleine Stämme von verkohltem Holze*)So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. s. Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.. Fundort zumal bei Andernach am Rhein.

37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstentzündun - gen mehr oder weniger vom Feuer angegriffenen, theils ver - schlacken, theils verglasten Mineralien, zumal basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**)s. K. W. Nose's Beiträge zu den Vorstellungen über vul - canische Gegenstände. Frankf. 1792-94. III. Th. 8..

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Graue, Roth - braune ꝛc. ; höchstens nur in zarten Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Gehalt, nach Verschie - denheit der Primordialfossilien, woraus sie gebildet und des Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven enthalten, so wie der Ba - salt und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit ꝛc. eingeschlossen.

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche matt - glänzend; schwer; theils auf mancherlei Weise geflossen, ge - tropft, ästig***)Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige, spi - ralartig gedrehte Lava corde vom Atrio di Cavallo und die ei - förmigen Bombe, die zumal bei der großen Eruption von 1790 ausgeworfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die Campi402 phlegraei tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement dazu tab. 4..

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist namentlich der so genannte Rheinländische Mühlstein aus der Ge - gend von Andernach zu merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun ꝛc. ; meist glasglänzend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fundort zumal auf den liparischen Inseln, auf den neu entstandenen vulcanischen bei Santorini, auf der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See ꝛc.

VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bit - tererde (terra magnesialis), weil aus ihrer Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra mu - riatica, weil sie häufig aus der Muttersole (muria) gewon - nen wird, die nach der Krystallisation des Kochsalzes zurück bleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt denselben einen bittern Geschmack mit. Blaue Pflanzen - säfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großen - theils mit der Alaunerde überein.

Anmerkenswerth, daß bei den unter dieses Geschlecht ge - hörigen Mineralien mehrentheils die grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich unge - formt, und bloß in den Ganggebirgen, daher sie nie Verstei - nerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün ꝛc. ; undurchsichtig; mattschimmernd; theils schuppig; weich; gibt angehaucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig; schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt (nach Vau -403 quelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18,50 Alaun - erde, 43 Eisenoxyd. Findet sich zumal zwischen und im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.

Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätterigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug über man - cherlei krystallisirte Fossilien, z. B. über Granaten, Bit - terspath, Bergkrystall, magnetischem Eisenstein ꝛc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt grün - lichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangenschörl ꝛc. eingewachsen. Gehalt (nach Gruner) = 29,50 Kiesel - erde, 15,62 Alaunerde, 21,39 Talkerde, 1,50 Kalkerde, 7,38 Wasser. Uebergang in Thonschiefer, Talkschiefer ꝛc. Fundort zumal in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört hierher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gattung, und wie - derum zum Talkschiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis olla - ris, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast blätteriges Ge - füge; weich. Gewicht (eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54 Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde, 12,2 Eisenoxyd. Fundort zumal Graubünden und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu Schleudersteinen; wo auch eine wei - chere zerreibliche Abart von den dasigen Insulanern häu - fig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein gröberes Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spröder, und wird in dicke Platten zu unvergänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durchschei - nend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

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Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammengebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort unter an - dern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherlei Abstufungen der grünen Farbe; meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; biegsam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klaproth) = 30,5 Talkerde. 62 Kieselerde, 2,5 Eisenoxyd, 2,75 Kali, 0,5 Wasser. Uebergang in Tropfstein ꝛc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schiefrig; oft mit ein - gesprengtem Schwefelkies. Uebergang in Chloritschiefer.

4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelbliche; un - durchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge; meist in kuglicht zusammen - gehallten Knollen. Gehalt eines späthigen aus dem Zillertha - le (nach Stromeyer) = 84,79 kohlensaure Talkerde, 13,82 kohlensaures Eisenoxydul. Fundort unter andern in Steyermark und im Bisthum Durham.

5. Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil oder Killkeffi, d. h. Schaumthon oder leichter Thon.)

Meist blaß isabellgelb; matter feinerdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kieselerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Hauptfundort Kilt - schik (d. h. Thonort) bei Konie in Anatolien. *)s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got - ting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigt's Magazin IV. B. 3. St. S. 13 u. f.

6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherlei, meist blassen Farben; theils marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten wenig durchscheinend; von mattem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther selten in kleinen Krystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze ( tab. II. fig. 19. ) auch rhomboidal ꝛc. ; weich in verschiedenem Grade, verhärtet405 aber im Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*)s. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der Steinschneider. Von C. v. Dalberg. Erfurt 1800. 8.. Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt (nach Klap - roth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kieselerde, 2,50 Eisen - oxyd, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische und Briançoner-Kreide.

7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rok).

Theils milchweiß und an den Kanten durchscheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau ꝛc., seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben; laßt sich sphä - neln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24,75 Talk - erde, 45 Kieselerde, 9,25 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in Cornwall. Gebrauch besonders zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware).

8. Serpentin. (Ital. Gabbro.)

In mancherlei meist schwarz - oder graulichgrünen Farben, theils ins Dunkelrothe ꝛc. ; geadert, marmorirt, fleckig ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fet - tig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Gewicht = 2700. Gehalt (nach Vauquelin) = 44 Talkerde, 44 Kieseler - de, 2 Alaunerde, 7,3 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 2 Chromoxyd. Hält zuweilen Pyrop eingemengt. Fundort zu - mal Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland ꝛc.

Besonders merkwürdig ist der von Alex. von Hum - boldt bei Erbendorf am Fichtelberge entdeckte Serpentin - fels, wovon manche Stücke selbst in kleinen Fragmenten auf - fallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem Neph - rit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die durchschei - nend und etwas härter ist als der gemeine, und sich auch in manchen italiänischen Marmorarten eingemengt findet, na - mentlich in einer Art von so genanntem verde antico und im Polzevera.

9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)

Meist lauchgrün in mancherlei Abstufungen, einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Namen der pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder406 weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar. Gehalt (nach Kastner) = 50,50 Kieselerde, 31 Talkerde, 10 Alaunerde, 5,50 Eisenoxyd, 2,76 Wasser.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Punammu - stein, Beilstein. Lauchgrün in mancherlei Abstufungen; mancher gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3000 L. Fund - ort zumal auf Tavai-Punammu (der südlichen von den bei - den neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere dasigen Anti - poden ihre Hacken, Meisel, Ohrgehänge ꝛc. (aber keine Bei - le) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schinesische Stein . Er ist molkenfarbig; folglich wenig durchscheinend; fett - glänzend; ritzt ins Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, nament - lich zu Petschirsteinen.

10. Chrysolith, Peridot*)Stromeyer de Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cel - lulas et cavernulas ferri meteorici Pallasii explet, analysi che - mica. in den Götting. gel. Anz. 1824. S. 2073 83..

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglänzend; musche - liger Bruch; die Außenfläche längsgestreift; krystallisirt in breiten viereckigen Säulen, mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt (nach Stromeyer) = 48,42 Talkerde, 38,48 Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul. Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich in den türkischen Morgenländern.

Der dazu gehörige Olivin ist olivengrün, in mancher - lei Abstufungen (verwittert wird er ochergelb); durchschei - nend; glasglänzend; von muscheligem, theils blätterigem Bruch; rissig; eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Stromeyer = 50,49 Talkerde, 40,09 Kieselerde, 8,17 Eisenoxydul.

Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als dem Ge - halte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Blasenräu - me der berühmten, von Pallas 1772 am Jenisei wiederge - fundenen großen Eisenmasse füllt, und (ebenfalls nach Stro - meyer) = 48,42 Talkerde, 38,48 Kieselerde, 11,19 Ei - senoxydul, 0,34 Manganoxyd hält*)Nun und hieran grenzen die so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine, nämlich Steinmassen, die schon so manchmal zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter gleichen Umständen, mit Explosion eines Meteors. vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche man bis407 jetzt genauer untersucht, sowohl im Aeußern als in ihrem Gehalt ein - ander eben so auffallend ähneln, als sie sich hingegen von allen be - kannten tellurischen Mineralien auszeichnen..

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich ꝛc. ; ungeformt; von faseri - gem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlichweiß; wenig durchscheinend; starkschim - merd, theils mit Seidenglanz; in zarten theils spannenlan - gen Fasern; elastisch biegsam. Gehalt eines schwedischen (nach Bergmann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 1,2 Eisenoxyd. Fundort unter andern in Graubünden, auf Corsica, und besonders häufig in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend; glasglän - zend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45 Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenoxyd. Bricht oft in und bei Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätterig, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittelgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann) = 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalkerde. 2 Alaunerde, 3 Eisenoxyd. Fundort unter an - dern in sehr großen Stücken bei Dannemora in Upland und im Olonezkischen*)Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gedie - genen Kupferschollen..

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun ins Graue ꝛc. ; undurchsichtig; matt schim - mernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glänzenden Strich. Dieses aus mancher Rücksicht noch räthselhafte Fossil bricht bei Ster - zingen in Tyrol.

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante.)

Meist berg - oder olivengrün, theils ins Graue; mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.

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In folgenden drey Arten:

1) Gemeiner Strahlstein. (Schwed. Hornblenda.)

Von mancherlei Grün; durchscheinend; glänzend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist krystallisirt in langen, breitge - druckten, theils nadelförmigen vier - oder sechsseitigen Säu - len; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach Berg - mann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 4 Eisenoxyd.

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich, graulich ꝛc. sehr wenig durchscheinend; matt - schimmernd; meist divergirend faserig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen. Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglänzend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt des dasigen (nach Laugier) = 50 Kieselerde, 19,5 Talkerde, 9,75 Kalk - erde, 0,75 Alaunerde, 11 Eisenoxyd, 5 Chromoxyd 3 Wasser. Fundort unter andern im Zillerthal.

13. Schillerstein, Schillerspath. [Fr. Diallage métalloide*)s. Freiesleben über das schillernde Fossil von der Baste bei Harzburg. Leipz. 1794. 8. ; und Hausmann in den Norddeut - schen Beiträgen zur Berg - und Hüttenkunde. 1. St. S. 1..]

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durchschei - nend; von metallischem, schillerndem Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach Köhler) = 25,85 Talkerde, 43,90 Kieselerde, 13,02 Eisen - und Chromoxydul, 2,64 Kalkerde, 1,28 Alaunerde, 12,42 Wasser. Fundort im harzburger Forst am Harz, in einem grünlichschwarzen, mit Serpentin und Asbest durchzogenen Urgrünstein.

14. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges theils blätteriges Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Mutterge - stein von weißem, körnigem, theils sandartigem kohlensau - ern Kalk (Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie beim Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

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Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durchschei - nend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig; meist ungeformt, theils aber krystallisirt in sehr geschobenen vier - oder sechsseitigen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern - förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60,50 Kie - selerde, 23,25 Kalkerde. Mit der Nadel im Finstern gekri - tzelt gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort zumal das Levanti - nerthal am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast undurchsich - tig, theils blätterig; fettig anzufühlen; silberweiß abfär - bend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls am St. Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich - und Gelblichweiße; durchscheinend; glas - glänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort unter andern auf Ceilon.

15. Boracit.

Dieses in jeder Rücksicht so sonderbare Fossil, findet sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glas - glänzend; verwitternd aber rauh und matt; bricht musche - lig; immer rein auskrystallisirt, eigentlich als Würfel mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze Krystall gewöhnlich 26 Flächen hat (tab. II. fig. 3.). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach Arfwedson) = 30,3 Talkerde, 69,7 Boraxsäure. Bei erhöheter Temperatur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber mit vier Aren, deren jede von einer der sechsseitigen stark abgestumpften Endflächen nach der gegenüberstehenden schwachabgestumpften dreyseitigen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe positive, und hingegen das letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisirten Rauchkrystallen) besonders im schuppi - gen Gypsstein des so genanten Kalkbergs bei Lüneburg.

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VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern, zumal mit Thon - und Kieselerde); hat starke An - ziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwe - felsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu Fluß ꝛc. ; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*)So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz der Zähne).; sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ursprungs; und machen eins der all - gemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.

Die mancherlei Gattungen dieses Geschlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Säu - ren eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux carbonatées.

1. Kalkspath. **)Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arra - gonite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; selten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglänzend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücken zeigen auf - fallend starke doppelte Strahlenbrechung***)s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376. und 394. der Clar - keschen Ausgabe von 1719.; daher denn der Name Doppelspath, Spathum disdiaclasti - cum (ehedem irrig so genannter isländischer Krystall, Androdamas etc.); bricht theils ungeformt, theils stalak - titisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystallisirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so ge - nannte Canondrusen ꝛc. ( tab. II. fig. 10. ); theils verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf - winkeliger Spitze ( tab. II. fig. 11. ); oder in sechs - seitigen Tafeln, die dann theils in die Säule übergehen, oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 1.), letztere theils so platt niedrig, daß sie411 Linsen bilden, als so genannter Nagelkopfspath ꝛc. ; theils in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweinszähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stromeyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlen - säure. Uebergang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte krystallisir - te Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fontainebleau, Gelblichgrau; nur in Splittern durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Au - ßenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in sechsseitigen Säulen ( tab. II. fig. 10.) häufig als Zwillingskry - stall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stänge - licht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concen - trich. Gewicht = 2778. Gehalt [nach Stromeyer*)Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got - tingens. recentior. 1813.Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Gesellsch. III. Jahrg. I. Quart.] = 53,62 Kalkerde, 2,31 Strontianerde, 42,44 Kohlen - säure, 0,30 Wasser. Hat den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelrothem Gyps bricht.

3. Schieferspath, blättricher Aphrit.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend; von mat - tem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins Schieferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Buchholz) = 55 Kalkerde, 3 Manganoxyd, 41,66 Kohlensäure. Fundort besonders Schwar - zenberg im Erzgebirge.

4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).

Weiß, in mancherlei Farben übergehend, zumal ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kanten durchschei - nend; glasglänzend; mit blätterigem Bruch; und rhomboi - dalen meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber krystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhomben ꝛc. ; etwas härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säu - ren. Gewicht 2880 L. Gehalt (nach Hisinger) = 27,97 Kalkerde, 21,14 Talkerde, 3,40 Eisenoxyd, 1,50 Mangan - oxyd, 44,60 Kohlensäure.

412

Dahin gehört auch nach Hausmann's neuern Untersu - chungen der so genannte faserige Kalkstein vom Harz.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun ꝛc. ; durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben krystallisirt; meist mit einem kalkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klap - roth) = 52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talker - de, 3 Eisenoxyd. Fundort zumal im Salzburgischen und Steyermärkischen; meist im talkartigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stängelich - te Bitterspath (Miemit), auf der Außenfläche in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abgestumpften Seitenkanten drusig krystallisirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klap - roth) = 33 Kalterde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 47,25 Kohlensäure, 2,75 Wasser ꝛc. Fundort bei Glücks - brunn im Gothaischen.

Und auch hierher gehört der schöne weiße Atlas-Spath (Engl. satin spar) von Alstonmore in Northumberland, wo er zu allerhand Putz verarbeitet wird.

6. Kalksinter. Tofus calcarius.

Von mancherlei Farben; doch an den mehresten Orten nur weißlich; mehr oder weniger durchscheinend; theils un - durchsichtig; aus kalkigem Wasser regenerirt*) Tales sunt aquae qualis est natura terrae per quam fluunt.Plin. XIV. 4.; der Bruch dicht, oder faserig oder schalig; und hiernach also drey Ar - ten; die sich namentlich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der Farben, Zeichnungen ꝛc. finden; die ersten beiden unter dem gemeinschaftlichen Namen des dasigen Sprudelsteins, die dritte als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils marmor - artig**)Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Fi - lippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt; s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schriften der göttingischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. und Fiorillos's Gesch. der zeichnenden Künste. I. B. S. 463. polirbar; theils aber auch erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines Gehalts. Meist als Rin - denstein, da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind -413 lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen ꝛc. die kal - kiges Wasser enthalten*)So z. B. in der berühmten piscina mirabile, davon oben S. 2., abgesetzt wird; oder auch andere fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancherlei zu - fälligen Gestalten (wie z. B. unter dem mancherlei Tra - vertino das so genannte Confetto di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z. B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteoli - then und Steintrümmer zusammencämentirt**)Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone) worin sich die Menschenknochen eingesintert finden, s. unten im Abschnitt von den Versteinerungen..

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Gefüge; gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch meist schim - mernd; häufig stalactitisch als Tropfstein; theils in man - cherlei zufälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele. Fundort zumal in den gedachten Berghöhlen: z. B. in der auf Antiparos, in der Baumannshöhle am Unterharz ꝛc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne feinkör - nige, polirbare Marmorsinter, alabastrites der Alten. [Ital. alabastro antico, Fr. albâtre calcaire oder oriental.***)Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und seiner For - mation s. Jam. Morier's second Journey through Persia. Lond. 1818. 4. p. 284].

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so genann - te Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem Bruche mit krummlau - fenden, theils wie durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger Gestalt. Fundort zumal an den Sei - tenwänden der Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in Steyermark, beim Spatheisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder wellenförmig; meist aber als Ueberzug über Sandkörner; so z. B. die so genannten Drageen von Radicofani.

Von der Art ist vorzüglich der Carlsbader Erbsenstein, pisolithus, der sich großentheils in Masse414 zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführenden Rogenstein verwechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Bergzi - ger, schuppichter Aphrit. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark ab - färbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern nament - lich im Mondloch am Lucerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde oder Schaumerde von Rubitz bei Gera, die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrü - cken von geschnittenen Steinen. Gehalt (nach Buchholz) = 90,5 kohlensaurer Kalk, 5,71 Kieselerde, 3,28 Eisenoxyd, 1 Wasser.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40 p. c. Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben S. 375) und Versteinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zumal an Seeküsten (daher Albion seinen Namen hat).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherlei Farben und Zeichnungen; meist wenig oder gar nicht durchscheinend; immer ungeformt; meist po - lirbar, da dann die feinern Sorten Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns fol - gende zwey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor, Glanzmarmor. (Fr. marbre saccaroide).

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmorirt); we - nigstens an den Kanten durchscheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker, das Korn ver - schieden, theils schuppig ꝛc. Daher Uebergänge einerseits in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Versteinerungen; aber der carrarische (marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Berg - krystalle. Gebrauch zu Bildhauerei und Baukunst; zumal die herrlichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor415 allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée fibreuse.)

Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei der Porta Westphalica.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancherlei Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartig - ste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloses Mannig - faltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichsten antiken Arten, giallo, rosso, nero etc. ; vom zweyfar - bigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vie - ren, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendri - ten-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (citta - dino ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Kör - per enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und un - ter diesen wieder namentlich der Muschel-Marmor (lu - macchella); und der Corallen-Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Bre - schen-Marmor als zusammencämentirten Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 405), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauch - grüne Cipollino antico u. s. w. Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils in schieferiges Gefüge ( so z. B. der neuerlich zur Lithogra - phie oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschie - fer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden ). Mittelge - wicht = 2675. [Uebergang] in Mergelstein. (So z. B. der ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zech - stein heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefacten - stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

416

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemeinen Kalksteins gehört namentlich:

a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern dichten (selten concentrisch schaligen) Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein zusammen verbunden sind.

b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähnlichen Kalk - steinarten; wie z. B. die wegen ihrer Versteinerungen von vielartigen Seethieren so berühmte Gebirgsart des Peters - berges bei Maestricht; der so genannte marmo arenaceo vom Vesuv; der theils fast zur Hälfte kohlensaure Talk - erde haltende Dolomit, unter andern besonders im Le - vantinerthal am St. Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen Tremolits ausmacht, und in dünnen Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand ꝛc. Meist grau in andere unansehnliche Farben; undurchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit. Daher beson - ders drey Hauptarten desselben zu unterscheiden sind:

1) Erdiger-Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager; meist rauh anzufühlen; laßt sich durch Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*)Zu welchem auch der Niederägypten befruchtende Nilschlamm gehört. ꝛc. ), und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiede - ner Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuffstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwam - michtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet vielmehr. Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer Körper die davon incrustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zumal im röhrförmigen so genannten Bein - well oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man -417 chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte See-Conchylien (s. oben S. 358.) ꝛc. Bildet hin und wie - der große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in welchem, sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhi - nocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumal letzterer oft dendritisch; auch in mancherlei besonderer Ge - stalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwersteine ꝛc. hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende, durch Reiben phosphorscirende Sandmergel - stein*)s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.: und der wegen seiner eignen Gestaltung aller - dings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von grauem dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas - sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegels - dorfer, Eisleber ꝛc. ) auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind; selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Ge - genstand des Bergbaues ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwar - ze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist er - diger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polir -418 bar; meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schieferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath oder Leber - spath von Lissabon*)s. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.]. Wenn er geschabt oder scharf ge - kratzt wird, gibt er einen Geruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Versteinerungen, und zwar sowohl unbekannte Seethiere der Vorwelt, zumal Belemniten, als auch orga - nisirte Land - und Flußgeschöpfe beider Reiche, wie z. B. im Oeninger Stinkschiefer.

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux sulfatées.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalk - geschlechts sind den vorigen im Ganzen genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Marien - glas. (Ital. scagliola)

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich, ins Rauchgraue, Honiggelbe ꝛc. und mehr oder weniger durch - sichtig; theils mit Perlmutterglanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam, doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber auch krystallisirt**)Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer Bergleiter befindlich, die man beim Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gypsspath - Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schön - heit angesetzt hat.; zumal in Linsenform, oder in rauten - förmigen Tafeln mit zugeschärften Kanten ( tab. II. fig. 17. ) oft auf mancherlei Weise als Zwillingskrystall; sel - ten in achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u. s. w. Ge - halt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22. Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter als Tropfstein, oder Rin - denstein, oder sonst als Ueberzug über andere Körper ꝛc. ; theils faserig, theils dicht. Letzterer theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl. Fari - na fossilis.

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils ins Grauliche ꝛc. ; staubartig. Fundort, in den Klüften der Gyps - berge.

419

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere, meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger durchscheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg Gyps, und in manchen Gegenden Kalk genannt. Gypsum la - mellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth ꝛc. ; wenig durchschei - nend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30 Schwefelsäu - re, 38 Wasser. Theils mit anderen Fossilien inniger oder gröber gemengt, z. B. mit Quarz (bei Wisbaden), mit Horn - stein (bei Montmartre). Oft hält er andere Fossilien, theils ausschließlich in sich eingewachsen; so z. B. bei Lüneburg den Boracit, in Aragonien den Arragonit, und in gleichem - nigreich auch die zimmtbraunen kleinen Quarzkrystalle (die irrig so genannten Hyacinthen von Compostella) ꝛc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen - stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus, stirium.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch theils ge - rade -, theils krumm-faserig; meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum den - sum.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherlei andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig, oder geadert, marmorirt ꝛc. ; der weiße theils stark durch - scheinend; matt; der Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.

Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich außer ih - rem äußern Habitus vorzüglich durch den Mangel des Kry - stallisationswassers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutterglänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der Blätter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964. Gehalt (nach Vauque -420 lin) = 40 Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beim Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue ꝛc. ; wenig durchscheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit etwas Kieselerde und Ei - senkalk. Fundort zumal Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 417.) analogen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.

C) Flußsaure Kalkarten. Chaux fluatées.

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).

Hat den Namen von dem Gebrauche, den man beim Hüt - tenwesen davon macht. Findet sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; selten ungefärbt; mehr oder weniger durch - sichtig; glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils un - geformt; selten stängelicht zusammengehäuft (so der honey - comb spar von Derbyshire); häufig krystallisirt, zumal cu - bisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 5. ); meist polirbar. Gewicht eines smaragdgrünen = 3481. Gehalt des von Gersdorf in Sachsen (nach Klap - roth) = 67,75 Kalkerde, 32,25 Flußsäure, und eine Spur Eisenoxyd. Auf glühende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem Lichte; vorzüglich thun dieß (auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein vio - letter und grünlichweißer von Nertschinsk (der deßhalb so ge - nannte Chlorophan oder Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grünlich - oder blaulich - weiß; schwach durchscheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zumal Derbyshire, und Strasberg am Harz.

D) Phosphorsaure Kalkarten. Chaux phosphatées.

20. Apatit.

In mancherlei Farben, fast wie der Flußspath, nur blas - ser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch blätte - rig, der Längenbruch ins Muschelige. Gewöhnlich krystalli -421 sirt, meist in sechsseitigen Säulen von mancherlei Abartung. Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) = 55 Kalk - erde, 45 Phosphorsäure und etwas Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phosphorescirt er ebenfalls mit grünem Lich - te. Fundort zumal die Zinnwerke bei Ehrenfriedersdorf und Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der Norwegi - sche Moroxit gehören zu dieser Gattung.

21. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich - weiß; undurchsichtig; von magerm Korn; erdi - digem auch splitterigem Bruche, der theils auch ins Faseri - ge übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit scharfem Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge - bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fundort bei Truxillo in Estremadura in abwechselnden Schichten von ge - meinem Quarz; und lose staubartig bei Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux boratée.

22. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus dem Kleinmuscheligen ins Splittrige; derb und krystallisirt (wie's scheint würflich mit abgestumpften Kanten). Gehalt (nach Klaproth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde, 24 Bo - raxsäure, 4 Wasser. Fundort Andreasberg*)s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen gel. Anzeigen 1828. 9. St. und Arendal.

VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst vom geh. Hofr. Sul - zer in Altenburg und Dr. Crawford für eine besondere Grunderde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaften der - selben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Krystallen bildet, und daß eine Auflösung derselben in Weingeist carmin - roth brennt, wenn Papier, Baumwolle ꝛc. damit eingetränkt und angezündet worden. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechsseitige, dicke, tafelförmige Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweierlei Säuren, mit der Koh - len - und Schwefelsäure verbunden. Also:

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A) Kohlensaure Strontianart. Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durchscheinend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils stängelicht zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im Bleigange des Granitgebirges bei Strontian in Schottland, meist in Schwerspath eingewachsen.

B) Schwefelsaure Strontianarten. Strontiane sulfatée.

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Name andeutet, blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich ꝛc. ; mehr oder weniger durch - scheinend und auch undurchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in gescho - benen vierseitigen Tafeln krystallisirt. Gewicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt des Sicilianischen von Girgenti (nach Stromeyer) = 36,35 Strontianer - de, 43 Schwefelsäure, 0,18 Wasser. Andre Fundorte (zumal der blätterigen Abart), der Süntel bei Münder im Hannö - verschen; [deren Gehalt (nach Stromeyer) = 97 schwe - felsaure Strontianerde, 1,30 schwefelsaure Baryterde, 0,74 schwefelsaure Kalkerde]; Bristol in Sommersetshire; und der derben erdigen bei Montmartre.

IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwererde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grunderde erkannt worden, und hat den Namen von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalkerde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösun - gen in der Salpeter - und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, sowohl mit der Kohlen - als mit der Schwefelsäure verbunden.

423

A) Kohlensaure Barytarten. Baryte carbonatée.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe; durchschei - nend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt in keilförmige Bruch - stücke, auf dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und dann meist in sechsseitiger Säule mit sechsseitiger Spitze ( tab. II. fig. 19. ). Gewicht = 4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 30 Kohlensäure. Fundort vorzüglich in den Bleiwerken zu An - glezark bei Chorley in Lancashire, und zu Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thie - ren ein Gift, aber auch; wie so viele andere Gifte, zweckmä - ßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten. Barytes sulfatées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pesant. Engl. cawk, pon - derous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer - spath.

Meist weiß, aber auch in mancherlei andere, doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos und wasserhell; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsich - tig; häufig ungeformt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Krystallisationen; sowohl in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und mancherlei Zuschärfung und Zuspitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ) ꝛc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin z. B. der so genannte Stangenspath von Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wie - der mit kleinen Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 8 ); theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Krystallen als Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger besondern Gestalt zusammengehäuft, z. B. als Hahnenkammdrusen ꝛc. Gewicht = 4430. Gehalt eines krystallisirten weingelben aus Surrey (nach Stromeyer) = 65,53 Schwererde, 35,85 Schwefel - säure ꝛc. Ueberhaupt häufig auf Gängen, wo er eine der424 gemeinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit sein aschgraues, thonartiges Mutter - gestein gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem bei Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam plattge - drückten Nieren (von Größe und Form meist wie getrock - nete Feigen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach Arvid - son) = 62 schwefelsaure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75 Alaunerde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bei Bolo - gna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die so genannten Lichtmagnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth ꝛc. meist nur an den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist split - teriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Rammelsberger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer - und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Alaunerde, 2 schwe - saurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge - sagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire ꝛc.

3. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sulfatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder gekratzt wird, einen Ge - ruch nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongsberg in Norwegen. Gehalt (nach John) = 92,75 schwefelsau - rer Baryt, 2 Kohle und Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenoxyd, 1,25 Wasser.

425

Uebersicht von der merkwürdigsten ge - mengten Gebirgsarten.

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine als homogene (me - chanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fossilien verschiedener Gattungen und selbst aus verschie - denen Geschlechtern auf mannigfaltige, aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter ein - ander gemengt, daher es, besonders für den geognostischen Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus he - terogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa s. petrae heterogeneae) unter eine systematische Ue - bersicht zu bringen.

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen findet, wie z. B. zuweilen Bergkrystall im carrarischen Marmor (S. 414) ꝛc. oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Ge - steins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung abgesetzt worden, wie z. B. Kalksinter in alten Erdschlacken oder Laven ꝛc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten Gebirgsarten, lassen sich nach der verschiedenen Verbindungsart ihrer Gemeng - stoffe unter folgende drey Hauptclassen bringen;

A) Wo die verschiedenen Gemeintheile bei gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Primordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich wie in einander krystallisirt und innig zusammen verwach - sen sind, wie beim Granit; daher angeschliffene Stücke desselben gleichsam einem Mosaik ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in einen Grund - teig oder Hauptmasse von anderer Steinart gleichsam ein - geknetet sind, wie beim Porphyr.

426

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Ge - rölle durch ein Cäment gleichsam zusammengekittet sind, wie in den Breschen und im Sandstein.

Bei den beiden ersten Classen sind wohl alle Gemengstosse von gleichzeitiger Entstehung.

Bei der dritten hingegen müssen, wenigstens bei den Breschen, die Körner und Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein Cäment unter einander verbunden worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr eigentlich zu - kommenden Stoffen rein gemengt ist, wie z. B. eigentli - cher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des andern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, einen oder den andern fremden enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde überzähliche beigemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigent - lichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder einge - mengt wäre.

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprünglich in einander gewachsenen Stoffen.

1. Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder nur in mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger Verschiedenheit des grob - oder feinkörnigen Gemenges; oder des ungleichen Verhältnisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder minder festen und frischen Korns u. s. w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*)Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem die be - wundernswürdigsten Denkmahle der altägyptischen Kunst, die Obe - lisken, gehauen worden, von seinem Fundort bei der Stadt Sye - ne am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Cabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238 I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero. Vollkommen427 so sind die Proben von rothen antiken Granit in meiner Sammlung; namentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonin's Und Hr. Prof. Wad, der die echten frischen Bruch - stücke, die sich von den berühmtesten römischen Obelisken in der Sammlung des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: Ex his speciminibus clare patet Syeniten Pli - nii esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feld - spato, et mica)s. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgia - ni, Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f. Vergl. auch Petrini bei Zoega de origine obeliscorum. Rom. 1797. fol. pag. 648. Zumal aber W. Hamilton's Aegyptiaca. Lond. 1809. 4. pag. 68. not. ); und de Rozière in der großen Descr. de l'Egypte. Hist. nat. T. II. 1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461. Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glimmer; s. z. B. der antike Granito rosso. So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe am finnischen Meer - busen, das seines Gewichtes von drey Millionen Pfund unge - achtet nach St. Petersburg transportirt worden, um der Sta - tüe Czaar Peters des großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt wor - den. Der große vaticanische Obelisk, den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil; nur 973,537 Pfund. s. des Grafen Carbury monument élévé à la gloire de Pierre le grand. Par. 1777. Fol..

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein Haupt - Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Verwitterung steht.

b. Aftergranit.

So z. B. der statt des Glimmers Hornblende enthält, wohin auch manche antike Arten gehören (nur nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z. B. außer dem Feldspath, Quarz und Glimmer auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Granaten, De - mantspath, Zinnstein, magnetischen Eisenstein**)So namentlich, obschon bis jetzt nur in geringer Menge, in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken auf dem Harz, die an gewis - sen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der obgedachte von Alex. von Humboldt entdeckte polarische Serpentinfels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. s. Hausmann im Hannöve - rischen Magazin 1801. St. 84. u. f. ꝛc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z. B. bloß aus Hornblende und Feldspath besteht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist, nach oryctogno - stischer Ansicht in den Grünstein (S. 400) übergeht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath428 Avanturino vom weißem Meere [S. 392 not. *)] rech - nen kann ꝛc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beim Granit, an welchen er auch meist angrenzt, und daher theils in ihn übergeht (zumal durch den von Saussüre so genannten Granit veiné); ins - gemein aber geschichtet, dickfaserich, theils gar schieferig; bricht in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens wie beim Granit.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in schieferigem Ge - füge. Häufig erzführend; theils alaunhaltig.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Oefen Ge - stellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avanturinartig goldschimmernde Art bricht bei Catharinburg in Sibirien.

Auch findet der berühmte so genannte biegsame Sand - stein von Villa rica in der Brasilischen Provinz Minas geraes nach neuern Untersuchungen*)von Spix und von Martius Reise in Brasilien. Iter Th. S. 352. wohl hier seine pas - sende Stelle.

Der so genannte Murkstein ist ein mit Granaten über - mengter Glimmerschiefer.

B) Gemengte Gebirgsarten, bei welchen einzel - ne Brocken von gewissen Fossilien in einer ho - mogenen Hauptmasse, wie in einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porfido).

Die Grundmasse ist vielartig; z. B. häufig Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; oder Pechstein ꝛc. ; gehört mehrentheils, wie die beiden vorigen, zu den Gang - gebirgsarten, und bricht meist in derben Massen: doch theils auch kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten Grund - massen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte ꝛc. vor - züglich und eigentlich so genannte antike Porphyr, ist, wie429 schon der Name anzeigt, von rothbrauner Farbe und Grund - masse, die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder - Aegypten und das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z. B. außer der Hornblende statt des Feldspaths Kalk - spath eingemengt ist, wie in manchen irrig so genannten dich - ten Laven des Vesuvs (S. 399).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der Grund - masse.

Dahin gehört der verschiedenartige weitverbreitete Tra - chyt; z. B. namentlich der ungarische Graustein (Saxum metalliferum Born. ), der aus einer Grundmasse von ver - härtetem Thon mit eingemengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zuweilen Quarz, besteht und in Nieder-Un - garn das Hauptganggebirge und das Muttergestein der meh - resten dasigen reichen Gold - und Silbererze ausmacht*)Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz eigene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte ohngeach - tet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller bekannten Denk - mahle menschlicher Kunst, nämlich die wunderbaren mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bei Bombay mit ihren abenteuerlichen theils colossalen Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendigen Fel - sen selbst aus dem Ganzen gehauen sind. Die Probe die ich davon besitze, die mir Chs. Townley von der berühmten Gruppe in sei - nem Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlagne Idole, die ich in London ge - sehen, aus einer Grundmasse von überaus hartem, leberbraunen, eisenschüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist. Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis archeologicum p. 28 u. f. gesagt..

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grundmasse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr (das fälsch - lich so genannte Serpentino verde antico), mit lauchgrü - ner, hornsteinähnlicher, (zuweilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und darein gemengten mittelmäßig großen Feld - spathbrocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.

430

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S. 398). Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz ꝛc. Das Gefüge, wie schon der Name zeigt, schiefrig.

Hingegen beim Weißstein oder (wie er von seinem Fundort in Mähren genannt wird) Namiesterstein der auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter Feld - spath die Grundmasse, in welcher kleine Granaten theils auch Glimmer ꝛc. porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zusam - mengehäuften Körnern und Geröllen, die durch ein bloßes Cäment gleichsam zusammen gekittet sind.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat. (Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine oft sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von großer Man - nigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inliegenden Ge - mengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Die so schöne und köstliche antike Breccia verde d'Egit - to; eine grünsteinartige Grundmasse mit grünem dichten Feldspath, Hornstein, Serpentinstein ꝛc. ; woraus unter an - dern altägyptischen Kunstwerken der im brittischen Museum befindliche, unter dem Namen des Sargs Alexanders be - rühmte herrliche Sarcophag gearbeitet ist.

Der Puddingstein. Eine Grundmasse von einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von Feuerstein, Kieselschiefer ꝛc. fest eingewachsen sind*)Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.. Fundort vorzüglich in England; der schönste bei St. Albans in Hertfordshire.

Das so genannte Rothe todte liegende der deutschen Bergleute. Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssi - gen durch Thon-Cäment verbundenem Sandstein, in welchem431 Quarz, Kieselschiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern fester oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig, die unter - ste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze weite Berglagerungen; zumal in der Schweiz, denn die dasi - ge Nagelfluhe*)Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des schrägge - legenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauerthal überschüttete. ist von dieser Art.

Die Grauwacke (Fr. grès gris). Eine Grund - masse von meist grauem, durch Thon-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Quarz von ungleichförmigen Geröl - len oder Körnern und theils sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang in Sandstein, und zwar namentlich in denjenigen, welcher bei den Steinkohlen - flözen bricht, und deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern Flözsandstein) Kohlensandstein genannt wird. Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgän - ge führt, und ins Flözgebirge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bei den letztgedachten Arten der Breschen, aber mit schieferigem Gefüge.

So z. B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen Gegenden des Oberharzes, z. B. am Burgstetterzug bei Claus - thal, schilfähnliche Abdrücke enthält, die für die Geogenie um so merkwürdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise die al - lerältesten Spuren von organisirter Schöpfung auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zu - sammen gekittet. Das Cäment ist von verschiedener Art; z. B. kalkartig: oder thonartig; oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarzartig, da dann solcher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz (S. 369) übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystallinischem Kron; theils mit Abdrücken von Petrefacten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen organisirter Körper.

432

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vorzüglich der, so sich bei Clausenburg in Kugeln der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins on Fontaine - bleau ist oben gehörigen Orts beim Kalkspath (S. 410) Er - wähnung geschehen. Eher verdient derjenige hier seine Stel - le, der im Würtembergischen bei Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allergemeinsten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z. B. außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-Würfelchen in dem son - derbaren Muttergestein des rothen Bleierzes von Beresofsk im Catharinburgischen.

Und so findet auch wohl der Topasfels des Schne - ckensteins im Voigtlande (S. 385) hier füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz übergehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigem schwarzen Stangenschörl, gemeinem dichten Quarz, theils auch mit ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum derben Sand - stein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke ꝛc.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich mit Glim - mer übermengt und meist damit im schiefrigen Bruche durch - zogen (so z. B. namentlich im englischen Yorkstone, Bre - mingstone etc.) Nur variirt dabei das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.

433

Dreyzehnter Abschnitt. Von den mineralischen Salzen.

§. 248.

Die in der Mineralogie aufzuführenden Salze unterschei - den sich von andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auf - lösbarkeit im Wasser, und durch ihren specifiken Geschmack.

§. 249.

Alle diese hieher gehörigen Salze (die sich nämlich von Na - tur fossil finden), gehören zu den so genannten Neutral - oder zu den Mittel - oder zu den Metall-Salzen; die nämlich aus einer Säure bestehn, verbunden, entweder A) mit einem Lau - gensalze, oder B) mit einer so genannten Erde, oder C) mit den Oxyden (sonst so genannten Kalken) einiger Metalle.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u. a. aus einer Erde mit einer Säure verbundene Fossilien in diese Classe; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auflös - barkeit, hier in der Mineralogie, füglich wie oben geschehen, den Erden und Steinen beigezählt.

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natürlichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten, unter folgende fünf Geschlechter gebracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.

I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Natron. Sal gemmae, muria montana. Sal ammoniacum vet. Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau ꝛc. ; meist mehr oder weni -434 ger durchscheinend; theils nur schimmernd, theils aber glän - zend; der Bruch theils dicht, theils blätterig, theils faserig, theils körnig; meist ungeformt; selten krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen ꝛc. Ge - wicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Natron, 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mäch - tige Flöze und Lager*)Von der Entstehung derselben s. de Lüc's geologische Brie - fe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37. (Salz-Stöcke), wie z. B. zu Boch - nia und Wieliczka bei Krakau ꝛc. Theils aber wird es auch (als Seesalz) an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. in Aegypten**)s. Hornemann's Tagebuch S. 10. 20. und am Baikal.

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Ammoniak. Sal ammoniacum. Ammoniaque muriaté.

Weiß, graulich ꝛc. theils gelb von beigemischtem Schwe - fel ꝛc. Meist nur mattschimmernd; theils mehlich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt einige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe. Fundort namentlich in vulcanischen Gegenden. Gehalt des kry - stallisirten vesuvischen (nach Klaproth) = 99,5 salzsaures Ammoniak, 0,5 salzsaures Natron.

II. Schwefelsaures Geschlecht

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsaures Na - tron. Sal mirabile Glaub. Soudé sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt des von Eger (nach Reuß) = 67,02 schwefelsaures Natron, 16,33 kohlensaures Natron, 11 Kochsalz, 5,64 kohlensaure Kalkerde. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort unter andern bei dem natürlichen Natron von Debrezin.

435

2. Polyhalit, schwefelsaures Kali.

Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhydrit gerechnete und nun erst von Stromeyer genau untersuchte Fossil ist ziegelroth; wachsglänzend; theils faserig; durchscheinend; von salzig bitterm Geschmack; ausnehmend leichtflüssig. Ge - halt = 27,63 schwefelsaures Kali, 28,46 schwefelsaures Kalkhydrat, 22,22 schwefelsaure Kalkerde, 20,03 schwefel - saure Talkerde, 0,29 schwefelsaures Eisenoxydul, 0,19 salz - saures Natron, 0,19 Eisenoxyd. Fundort in den Steinsalz - lagern zu Ischel in Oberösterreich*)Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium classe fos - silium specie. im IVten B. der Commentat. Soc. Gotting. re - centior. p. 139..

B) In Verbindung mit Erden.

3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talk - erde. Magnesia vitriolata. Magnésie sulfatée.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadelförmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwefelsäu - re, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bitter. Fund - ort unter andern bei Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haarsalz (Halotrichum) von Idria, das sich durch seine langen haar - förmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seidenglanz aus - zeichnet.

4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thonerde. Alumen, argilla vitriolata. Alumine sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schim - mernd; theils seideglänzend; theils erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich; z. B. der Frauenwalde (nach Klap - roth) = 15,25 Alaunerde, 0,25 Kali, 7,50 Eisenoxydul, | 77 Schwefelsäure. Geschmack zusammenziehend, herbe, hin - tennach süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zu - weilen auch auf den so genannten Alaunerzen. Gebrauch hauptsächlich zur Färberei ꝛc.

C) In Verbindung mit Metalloxyden.

5. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metalloxyde, zumal von Kupfer, Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiede -436 nen Metalloxyde zusammen verbunden; werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel - saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (couperose bleue.)

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glasglänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flam - me; seine Auflösung färbt das damit geriebene Eisen kupfer - roth. Herber, zusammenziehender, ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort z. E. bei Herrengrund in Ungarn ꝛc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupferwas - ser, schwefelsaures Eisen Fer sulfaté. (cou - perose verte.)

Meist spangrün ꝛc. verwittert aber ochergelb; theils auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies ꝛc. ; meist durchschei - nend; herber zusammenziehender Tintengeschmack. Fundort z. B. im Rammelsberge bei Goslar, aber auch bei Vulka - nen, Steinkohlen ꝛc .*)Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch ist ein aus fremdartigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru - ben gebrauchtem zusammengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durchzogen worden, und woraus dann (z. B. in Goslar) der mehr - ste Vitriol gesotten wird.Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den Beiträgen zur Geschichte der Erfin - dungen, II. Th. S. 92..

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau - rer Zink. Zinc sulfaté. (couperose blanche.)

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils als mehliger Beschlag; theils haarförmig (als mancher so genannte Feder-Alaun); theils stalactitisch ꝛc. Fundort z. B. ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt. Co - balt sulfaté.)

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend; stalactitisch. Fundort bei Herrengrund in Ungarn, und zu Bieber bei Hanau. Gehalt des letztern (nach Kopp) = 38,71 Kobalt - oxyd, 19,74 Schwefelsäure, 41,55 Wasser.

437

III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott - asche. Nitrum prismaticum. Potasse nitratée.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils schim - mernd; meist in zarten Nadeln, oder wollicht; theils stalac - titisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er nur Kalkerde gemischt (als so genannte Salpetererde) Fundort vorzüglich in Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan, außerdem auch hin und wieder in Europa, z. B. in Ungarn, Apulien ꝛc. bei Homburg im Würzburgischen, und auch bei Göttingen am Reinhauser Sandstein ꝛc .*)s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.. Hauptgebrauch bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheidewasser ꝛc.

IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda. Swa - ga der Tibetaner. Soude boratée.

Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachsglänzend; krumm - blätteriger Bruch; krystallirt in sechsseitigen platten Säu - len mit schräg zugeschärften Enden. Geschmack anfangs süß - lich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Gehalt (nach Klaproth) = 14,5 Natron, 37 Boraxsäure, 47 Wasser. Fundort an einigen alpinischen Seen in den Schnee - gebirgen von Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum - then ꝛc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quellen (Lagoni) bei Sasso im Flo - rentinischen.

Die natürliche Boraxsäure in einer Felsenhöhle der Lipa - rischen Insel Vulcano, aus welcher ebenfalls heiße Quellen438 entspringen, ist hingegen [nach Stromeyer*)s. Götting. gel. Anz. 1818. S. 2073.] mit 5 bis 20 p. C. Schwefel verbunden.

V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliches Natron kohlensaure Soda, vul - go natürliches mineralisches Laugensalz, Na - trum. Borech der Persianer. Trona in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude carbonatée.

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. ; meist erdig; doch theils derb, durchscheinend, mattglänzend; theils auf dem Bruche stängelich zusammengehäuft; leicht im Wasser auflös - bar; Geschmack laugenhaft. Gehalt des Aegyptischen (nach Klaproth) = 32,5 kohlensaures Natron, 20,8 schhwefel - saures Natron, 15 salzsaures Natron, 31,6 Wasser. Fund - ort besonders an den Natron-Seen in Aegypten ꝛc. Außer - dem auch auf den Heiden um Debrezin, bei Erzen unweit Hameln ꝛc. Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mu - mien bereiteten**)Ich habe dieses Mumiensalz bei Gelegenheit einiger ägypti - schen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1792 im brit - ischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans - actions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4 und Beitr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.; und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glas - machens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegyp - ten zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calca - rium, das aus feuchten Mauren wie wollichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter ge - nannt wird), ist eine mit Kalkerde vermischtes, unreines natürliches Natron.

439

Vierzehnter Abschnitt. Von den (eigentlich sogenannten) brennlichen Mineralien.

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejeni - gen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß dabei Wärmestoff und Lichtstoff frei werden. Folglich gehö - ren, genau genommen, auch hie Metalle darunter. Allein, da sich diese außerdem noch durch manche andere auffallende und ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen übrigen mine - ralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten ein - mahl allgemein angenommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine besondere Classe gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter zu den eigentlich so genannten brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten Gattungen des zweyten, haben das mit einander gemein und hingegen von den übrigen beiden verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein sind, in Oel auflösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens glim - men, und zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom Erdharz ist eine Gattung, nämlich das Erdöl, flüssig. Die übrigen trockenen sind stark idioelektrisch.

I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Sonfre. Engl. Brimstone)

In mancherlei Abstufungen seiner bekannten Farbe; mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch;440 spröde; meist ungeformt und zwar sowohl locker als dicht; theils krystallisirt, in dreiseitigen oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilz bei 244° Fah - renh. und bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein, as Schwefelerde ꝛc. Fundort zumal in Gypsflözen, z. E. bei Lauenstein im Hannoverischen; und dann auf und bei Vul - canen ꝛc.

II. Erdharzgeschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich problematische Fossil, ist meist honiggelb; durchscheinend; glasglänzend; sehr spröde; kleinmuscheligem Bruch; immer krystalli - sirt, häufigst als doppelt vierseitige Pyramide, und zeigt beim Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 einer eigenen Säu - re die davon den Namen erhalten hat, 39 Wasser. Fund - ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminösem Holz und dergl. Holzerde, bei Artern im Mansfeldischen.

2. Bernstein Agtstein. Succinum, electrum, lyn - curium, glesum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé. Engl. amber).

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten wasserhell, meist ölkar*)Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser - hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen laßt, was hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht., theils Glasglanz, theils Wachsglanz; mu - scheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen weingelben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutionen aus Baumharz ent - standen; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zu - mal Wald-Insecten ꝛc .**)vergl. G. C. Berendt's Insecten in Bernstein. Is H. Danzig 1830. 4.. Fundort vorzüglichst Samland441 in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem Holz*)Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehe - maligen Bernsteinbaumes. und Braunkohle, theils am Seestrande.

3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Bitume li - quide. (Engl. fossil tar.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z. B. von mancherlei gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarz - braune (der echte Barbados-Theer grünlich-braun); je - nes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen Faden durch - scheinend. Mittel-Gewicht = 0,850. Starkriechend. Ge - halt des Persischen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8 Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den bren - nenden Feldern am caspischen Meer, das Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. E. bei Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung ꝛc. des Berghteers als Arznei ꝛc. **)Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bei hartnäckigen Hautkrankheiten und sogar bei krebsartigen Uebeln ge - braucht.

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glasglanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumal auf dem todten Meere, das davon seinen griechischen Namen hat. Ward von den al - ten Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung genommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber ꝛc. häufigst in Oel aufgelöst zum Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stechfliegen abzuhalten ꝛc. Unter den Abarten ver - dient der berühmte kostbare, wohlriechende feste Bergbal - sam, oder die mineralische Mumie [Pers. Mumi - nahi***)Diese persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägyptischen balsamirten Leichen gebraucht, und diese seitdem allgemein Mumien genannt worden.] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.

442

2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und auffal - lend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das vegetabi - lische Federharz, ohne zu zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammendrücken läßt und dann in seine vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bei Castletown in Der - byshire, zumal in folgenden beiden Abarten.

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der Wär - me weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern Habitus mehr noch als das folgende dem vegetabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins Faseri - ge übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lignum fos - sile bituminosum.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z. B. das is - ländische Surtar-brandr oder Schwarzholz); mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Uebergang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mächtigen Flözen*)Mann hat die bituminösen Holzflöze diese großen für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer catastrophirten Vorwelt für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben S. 352. not. *) durch Strömungen ꝛc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt wor - den sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, dasje - nige, so hier zu Lande bei Stade angeschwemmt wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus Flözlagen von bituminösem fossilem Holze losge - rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.; theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber (namentlich die Cölnische) gehört, ist durch Verwitterung die - ses Holzes entstanden, und findet sich theils bei demselben in Flözen, theils aber auch in aufgeschwemmten Lande, Torf - mooren ꝛc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, charbon de terre. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken fremdar - tiger Gewächse; theils auch mit fest eingemengten Holzkoh - len; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz443 und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge ꝛc. besonders in folgende sechs Abarten: die sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger dem bitu - minösen Holze nähern, in mächtigern Lagern vorkommen, meist auf gemeinem Flözsandstein oder dichtem Kalkstein auf - liegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind; die beiden letz - tern aber in weit schwächern Flözen, meist nur von weni - gen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber dagegen meh - rere übereinander mit Schichten von Schieferthon oder Koh - lensandstein (S. 431) abwechseln. Auch findet sich diese letz - tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit Schieferthon (zumal mit Pflanzenabdrücken) und Brandschiefer (S. 395) bedeckt.

1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-coal.

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in so genannte Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas - kohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten); stark - glänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais, Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.

Ihr ähnelt die cannel - oder kennel-coal aus Lancashi - re. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; Wachsglanz; weich, und sehr spröde. Uebergang in Bradschiefer.

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; großmusche - ligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruchstücke; zur Feue - rung die vorzüglichste, zumal häufig in Großbrittannien.

Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer dem all -444 gemein bekannten der Steinkohlen überhaupt) unter an - dern auch zum Theerschwelen und zur Gewinnung des Sal - miaks.

III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, (schiefrige Glanzkohle). Anthra - colithus. (Fr. Anthracite, plombagine charbon - neuse.

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehe - dem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in kleinen viersei - tigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff und etwa 4 p. C. Alaunerde. Bricht meist bei und mit Quarz; unter andern bei Gera, Chemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediegenem Silber) ꝛc.

2. Graphit, Reißblei, Schriftblei. Plumbago. (Fr. fer carburé, plombagine, crayon noir, crayon d'Angleterre. Engl. blac lead, Keswick lead, wad.)

Meist bleigrau; theils eisengrau, mehr oder weniger me - tallischglänzend; abfärbend; fettig anzufühlen; theils dicht, theils körnig, theils schuppig, oder krummblätterig, oder dünnschieferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Gehalt des Cornwaller (nach Saussüre) = 96,1 Kohlenstoff, 3,9 Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er größtentheils*)Ich habe bei den Versuchen, die ich über den so genannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der Graphit denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Conductor gebraucht werden.. Fundort zumal in der größten Menge und Feinheit bei Kes - wick in Cumberland**)Doch besitze ich auch vom sel. Baron von Asch, als eine erotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich die Tschukt - schen und andere benachbarte Polarmenschen, auch auf der gegenüber - liegenden Küste des nordwestlichsten America, zur Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungsstücken bedienen.. Gebrauch des feinern, festen vor - züglich zu Bleistiften (auch zur Spitze auf die Stangen der Gewitterableiter), des gemeinsten aber zu Ipser Schmelztie -445 geln, Ofenschwärze ꝛc. Auch zum Einschmieren hölzerner Schrauben und Räderwerks.

IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Dia - mond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunder - barsten so wie der kostbarste Körper in der Natur. Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasser - hell, wie eine Thautropfen; doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem eigenen dem Metallischen sich nähernden Glanze; ursprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der Mitte zugespitzt sind, so daß dadurch der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenförmi - gen Flächen ( tab. II. fig. 13. ) umgewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemal und einzig nach den acht Seiten der octoë - drischen Grundkrystallisation; daher sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt*)Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beiderlei Kry - stallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in meiner Sammlung, die ich dem berühmten Demantschleifer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat.. Er ist der härteste aller bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idio - elektrisch; und manche saugen besonders leicht Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechnung des Demanten a priori geahndet**)Optice pag. 270. 272. der oben (S. 410) angeführten Ausgabe., daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein wunderbar ver - dichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. Fundort Ostindien [zumal Hindustan und Borneo***)s. Fr. B. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An - zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.], Brasilien, und nun auch der Ural.

446

Fünfzehnter Abschnitt. Von den Metallen.

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 251). Sie unter - scheiden sich aber durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als von den üb - rigen Mineralien der andern beiden Classen.

Sie sind unter den Fossilien die allerundurchsichtigsten; sie haben alle den deßhalb so genannten metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreifache Art von ge - schmeidiger Ductilität. Sie sind nämlich erstens biegsam (so besonders Blei und Zinn); zweytens dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumal Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer ver - schiedenen Tenacität im Drahtzug mehr oder weniger strecken lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Metallen größere oder geringere Lasten tragen können, ehe sie davon ge - rissen werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).

Sie schmelzen in der Hitze; doch das Quecksilber schon in einer sehr niedern Temperatur, daher es gewöhnlich flüssig erscheint, die übrigen Metalle hingegen erfordern erhöhte Temperatur, und manche derselben (z. B. Platin, Eisen, Mangan, Wol - fram ꝛc. ) eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

Bis auf eine oder die andre Ausnahme unter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen entweder in Salpe - tersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusammenge - setzten Königswasser) auflösen; und sind die vollkommensten elek - trischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zurück bringen:

Entweder nämlich finden sich die Metalle gediegen (metallum nativum, Fr. métal vierge) in ihrer wahren447 vollkommen metallischen Gestalt: oder aber vererzt im weitläuftigern Sinn (metallum mineralisatum), so daß ih - nen mehr oder weniger von ihrem metallischen Habitus benom - men ist.

§. 255.

Doch hat auch beim gediegenen Zustande eines Me - talls mancherlei besondere Verschiedenheit Statt. Es findet sich z. B. dasselbe entweder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und durch dieselben verlarvt. Ferner findet sich entweder Ein ge - diegenes Metall (z. B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen gemischt (z. B. na - türliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne (§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:

Erstens nämlich bloß durch Verbindung eines Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder vererzt im engern Sinne genannt werden; und bei dieser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesentlichere Verän - derung, nämlich durch Verbindung des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert oder Verkalkt genannt werden.

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum, entwe - der durch den unmittelbären Beitritt des reinen Sauerstoffs, oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun - den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte Säure bildet.

§. 258.

Nur neun Metalle (nämlich Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas, Arsenik und Tellurium und Palla - dium) hat man bis jetzt in beiderley Hauptgestalt gefunden; so wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehr - sten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemahlige Eintheilung der Metalle, in Ganze - und Halb-Metalle, aus bloß relativen, unbestimmten Verhält - nissen abstrahirt und nicht in der Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch einer Erwähnung.

448

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende hieher gehörige, eigent - lich so genannte Metalle:

I. Platin.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Blei.

VIII. Zinn.

Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle; von den fol - genden hingegen die vormals schon bekannten, Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spießglanz.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Mangan.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.

XXVI. Cadmium.

XXVII. Osmium.

XXVIII. Rhodium.

Da sich aber letztere beide vor der Hand bloß mit dem ro - hen Platin und dem Iridium und Palladium verbunden finden, so werden sie hier in der Mineralogie nur beiläufig angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.

449

I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 [folglich der schwerste aller bekannten Körper in der Natur*)Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifi - sche Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286.]; so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe*)So besitze ich z. B vom Dr. Wollaston Platindrahte von der bewundernswerthen Feinheit von 1 / 3260, 1 / 6200, und sogar 1 / 8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupferblech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Pa - pier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bractea - ten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen. (§. 253.); wird in Königswasser aufge - löst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Gebrauch vorzüglich zu Maas - stäben, Mikrometerfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py - rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clarke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Teleskopspiegeln ꝛc.

1. Gediegen, Polyren.

Unter dem Namen von Platina (dem Spanischen Di - minutiv von plata, Silber), seit 1736 bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahlgrauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist aber platten Körnern; die aber außer der Platina noch achterlei andere Metalle ( nämlich: Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Osmium, Rho - dium und Palladium ) halten; und in einem mit magne - tischem Eisensande, Waschgold, Quecksilberkügelchen, und kleinen Hyacinthen ꝛc. vermengten Sande, vorzüglich bei Santa in Mexico (aber auch am Ural) gefunden werden ..

II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in Königswasser aufge - löst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amal -450 gamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und Mangan wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in grö - ßerer oder geringerer Menge beigemischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen, oder Tellurium. In mancherlei be - sonderer Gestalt z. B. blätterig, gestrickt ꝛc. Theils krystal - lisirt, in mancherley Formen, z. B. cubisch, octoëdrisch ꝛc. ; theils dendritisch ꝛc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beim Zinnge - schlecht), wie z. E. das bei Wicklow in Irland.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder ver - larvt (§. 255.), wie z. B. im Brauneisenstein von Bere - sofsk, im rammelsberger Braunerz, in vielem Schwefelkies, Bleiglanz, Zinkblende ꝛc. Namentlich auch in der goldhalti - gen Kohle (dem so genannten Brandstein) von Verespatak in Siebenbürgen.

III. Silbergeschlecht.

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter - säure aufgelöst, und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber als so genannter Dianen - baum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherlei besonderer Gestalt; blätterig, zähnicht, haarförmig, gestrickt ꝛc. theils krystallisirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyramide; theils dendritisch; theils bei metallisirten Petrefacten, wie z. B. bei den Fran - kenberger Kornähren ꝛc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern Metal - len gemischt.

So z. B. mit Gold bei Kongsberg und am Schlangen - berg (das Electrum des Grafen von Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätteriger Bruch; theils krystallisirt in sechsseitigen Säulen und Pyra -451 miden; weich. Gehalt sehr ungleich z. B. in einem andreas - berger (nach Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglanzsilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier - und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spießglanz. Fundort eben - falls bei Andreasberg am Harz und bei Alt-Wolfach im Für - stenbergischen.

4. Glaserz, Glanzers, Weichgewächs, Silber - kies. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleigrau; mattschimmernd; gibt glänzenden Strich; theils krystallisirt; meist in doppelt vierseitigen Py - ramiden; auch cubisch ꝛc. ; weich; sehr geschmeidig; läßt sich spähneln; ist theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge - wicht = 7215. Gehalt (nach Klaproth) = 85 Silber, 15 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Silberkies.

Meist eisenschwarz, theils rußig, theils krystallisirt, und das meist in sehr kleinen sechseitigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klap - roth) = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fundort zumal in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Argent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarzgülden und Glaserzes ent - standen zu seyn. Findet sich meist in der Nachbarschaft dieser Beiden.

7. Hornerz, Chlorinsilber. Chlorure d'argent.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pistaziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch krystallisirt; theils dendritisch (so vor - züglich das sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei - dig; läßt sich spähneln. Gewicht = 4840. Fundort, außer dem eben gedachten, Johanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall ꝛc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent rouge, rosiclair.)

452

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleigraue und Ei - senschwarze; mehr oder weniger durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blut - roth, (Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend; theils krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechs - seitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch; gibt ro - then Strich. Mittelgewicht = 5563. Gehalt eines dunkeln von Andreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19 Spießglanz, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andre sind auch arsenikhaltig. Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.

IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mercure, vif - argent, Engl. quicksilver) behält seinen Silberglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bei 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht des flüssi - gen = 13568*)Des festen = 14391 (Gehlen's Journ. IV. B. S. 434.). Wird am vollkommensten von der Salpeter - säure aufgelöst; phosphorescirt im so genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Blei; daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze zum Vergolden, zur Spiegelfolie ꝛc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologi - schen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen, Jungfern Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwischenräu - men von Quecksilbererzen. Fundort, in Europa zumal Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure argental.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb, knospig ꝛc. ; weich. Gehalt sehr ungleich; z. B. (nach Klaproth) 64 Quecksil - ber, 36 Silber. Fundort zumal im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnabaris. Mer - cure sulfuré.

453

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe ꝛc. ; theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb; und dann theils von einem fast me - tallischen Glanze; theils faserig; theils krystallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc. ; gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z. B. (nach Kir - wan) = 80 Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumal Idria, das Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Das eben daselbst brechende, seltene Stinkzinnober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilberblende. Mercure sulfuré bituminifère.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; undurch - sichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt coschenill - rothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von zwey Haupt - arten: nämlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*)Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern, die aus Ver - nachlässigung der solidern Petrefacten-Studiums entstanden sind, ge - hört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr verdienstvolle Mi - neralogen diese concentrischen Ablosungen des schaligen Quecksiber-Le - ber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkli - che Versteinerungen gehalten haben.. Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) = 81,80 Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kieselerde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,72 Wasser ꝛc. Fundort zumal bei Idria, wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Turpeth, natürlicher Sublimat. Mercure muriaté.

Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc. ; durchscheinend; von fast me - tallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüften an - derer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmigen Krystallen; weich. Im Gehalt auch eine Chlo - rinverbindung. Fundort zumal im Zweybrückischen.

454

V. Kupfergeschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat unter allen Metallen den stärksten Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme: verbindet sich leicht mit andern Metallen, und gibt dadurch die mancherlei vorzüglichen Compositionen; wie z. B. mit Gold, das Similor und das malayische Suasso; mit Zink, das Messing und Tomback (von Tombago, dem malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn die antike Bronze, das Glocken - gut und Stückgut; mit Arsenik das argent haché und die Com - position zu Teleskopspiegeln; mit Nickel, das schinesische Pack - fong u. s. w. Dient daher auch beim Münzwesen zur Karati - rung und Legirung des Goldes und Silbers ꝛc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig ꝛc. ; daher Abstufungen der Röthe; in mancherlei besonderer Gestalt; theils krystalli - sirt; und dann meist als doppelt vierseitige Pyramide. Fund - ort, in Europa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer - Insel (Med - noi ostrow) im kamtschatkischen Meere, die Ufer des Ku - pferflusses im N. W. der Hudsonsbay, Brasilien ꝛc .*)Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der zwey - ten Formation, heißt das so auf vitriolischen Kupferwassern (z. B. bei Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bei Goslar ꝛc. ) mit - telst des Eisens gefällt wird..

2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre vitreuse.)

Bleigrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violette, dunkel Leberbraune ꝛc. ; theils metallischer Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt; theils aber krystallisirt, z. B. in sechsseitigen Säulen ( tab. II. fig. 10. ); weich; milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt des Sibirischen (nach Klaproth) = 78,50 Kupfer, 18,50 Schwefel, 2,25 Eisen, 0,75 Kieselerde. Fundort, in Europa zumal Corn - wall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre pyri - leux hépatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist taubenhäl - sig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupfer -455 glas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl nur unge - formt. Gehalt (nach Philipps) = 61 Kupfer, 14 Ei - se, 23,75 Schwefel ꝛc. Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf. (Fr. cui - vre pyriteux, mine de cuivre jaune.)

Goldgelb in mancherlei Abstufungen; theils grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder geflossen, nierenförmig, traubig ꝛc. ; zu - weilen krystallisirt, z. B. als dreyseitige Pyramide ( tab. II. fig. 1. ). Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt des Corn - waller (nach Phillips) = 30,50 Kupfer, 32 Eisen, 35,16 Schwefel, 2,14 Blei, Arsenik ꝛc. Ist das allergemein - ste Kupfererz; findet sich, so wie auch theils die beiden vori - gen Gattungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben S. 417.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche.)

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglänzend; sprö - de; gibt theils am Stahl Funken; hält (nach Henkel) 40 p. C. Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich überhaupt selten; unter andern bei Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so genann - tes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise, Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grauröthlichen Strich; meist ungeformt; theils krystallisirt; z. B. in drey - seitigen Pyramiden, sechsseitigen Säulen u. a.m. Gehalt eines Freibergischen (nach Klaproth) = 41 Kupfer, 22,5 Eisen, 24,10 Arsenik, 0,40 Silber, 10 Schwefel ꝛc. Fin - det sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.

7. Schwarzgülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde,; theils derb; theils krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II. fig. 4.) bei Clausthal. Gehalt des Kapnicker (nach Klaproth) = 37,75 Kupfer, 22 Spießglanz, 5,25 Eisen, 5 Zink, 28 Schwefel.

8. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus Ver -456 witterung derselben entstanden. Fundort unter andern am Harz bei Lauterberg.

9. Kupferroth, roth Kupfer-Glas, Kupfer-Le - bererz. (Fr. cuivre oxydé rouge, mine de cuivre rouge.)

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins Bleigraue; das Coschenillrothe theils durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig; theils krystallisirt und dann meist in doppelt vier - seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig, seideglän - zend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Ge - halt des Cornwaller (nach Chenevix) = 88,5 Kupfer, 11,5 Sauerstoff. Fundort vorzüglich Cornwall und Catharin - burg; die Kupferblüthe aber besonders bei Rheinbreidbach im Cölnischen.

10. Kupferbraun, Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Ku - pfer-Pecherz; letzteres mit kleinmuscheligem Bruche. Ei - gentlich aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher in - nig gemengt. Fundort, unter andern der Bannat, Lauter - berg am Harz ꝛc.

11. Kupferblau, Bergblau, Kupferlasur. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur de cuivre, bleu de mon - tagne.)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, er - dig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strahlig; theils nierenförmig, traubig ꝛc. ; theils krystallisirt, zumal in kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 p. C. Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattungen, durch Kohlensäure ver - kalkt. Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.

12. Malachit.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nämlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend; faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelförmig di - vergirend ꝛc. Fundort zumal Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit, dicht,457 polirbar, meist nierenförmig, mamelonirt in concentrischen Schalen, theils traubig, stalactitisch, röhrenförmig ꝛc. Ge - wicht = 3641. Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser. Fundort zumal Catharinburg in Sibirien.

13. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr. cuivre carbonaté vert, verd de montagne.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kan - ten durchscheinend; theils erdig, zerreiblich; theils dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Partien bei andern Kupfererzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg und Catharinburg. Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 50 Kupferoxyd, 7 Kohlensäure, 26 Kieselerde, 17 Wasser.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudomalachit. (Fr. Cuivre phosphaté).

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; undurchsich - tig, meist seidenglänzend, schimmernd; zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten in sehr kleinen sechssei - tigen Krystallen; weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13 Kupferoxyd, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg bei Rheinbreidbach im Cölnischen.

15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenikalsaures Kupfererz. Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel Lauch - grüne und anderseits ins Spangrüne; durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt, theils in span - grünen sechseitigen Tafeln (Kupferglimmer oder blät - teriges Olivenerz), theils in sehr flachen Octoëdren (Lin - senerz), theils in kleinen sechsseitigen Säulen ꝛc. und diese theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschelförmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseriges Olivenerz, Engl. wood-copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt. Fund - ort zumal Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre oxygené.)

Von mancherlei grüner Farbe; vom Undurchsichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, erdig; theils verschiedenar - tiger Glanz. So der Atacamit, als smaragdgrüner Sand,458 von sehr kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durchschei - nend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50 Kupfer - oxyd, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im westlichen Süd - America in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama zwischen Peru und Chili.

VI. Eisengeschlecht.

Reines oder so genanntes Frisch-Eisen hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe und ist äu - ßerst zähe. Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich schweißen; wird von al - len Säuren angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde und selbst in der organisirten Schö - pfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cul - tivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet: sowohl als eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden Hauptverschieden - heiten (Guß-Eisen nämlich und Stab-Eisen), als auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt worden. *)s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and compo - sition of the different states of Iron; in den philosoph. Transac - tions v. J. 1795. S. 337 u. f. bei Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bei Bombay.

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gediegenen Ei - sens, die neuerlich bekannt worden und von denen schon oben die Rede gewesen [S. 359. not. **) und S. 406], gehört besonders die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefun - dene. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges, theils gleich - sam zelliges Gefüge, und enthält in ihren bläserigen Zwi - schenräumen das obgedachte grüngelbe, glasartige, dem Oli - vin ähnelnde Fossil (S. 406). Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach Stromeyer) = 10 p. C. Nickel und Kobalt.

Eine andere noch ungleich größere findet sich unweit des Paranastroms in Chaco, im spanischen Süd-America, wo sie 1782 durch Don Mich. Rubin de Celis untersucht und459 ihr Gewicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden.*)Eine Probe von diesem berühmten süd-amerikanischen Eisen - block, die ich vom Bar. Banks erhalten, unterscheidet sich von dem sibirischen besonders durch eine weit hellere dem Zinnweißen sich nähern - de Farbe., und dieses Eisen hält ebenfalls 10 p. C. Nickel.

Hingegen hält das von diesem so genannten Meteorei - sen verschiedene tellurische gediegen Eisen vom Ei - sernen Johannes zu Groscamsdorf im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach Klaproth) = 92,50 Eisen, 6 Blei, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Pyrites. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherlei Abstufungen; einerseits ins Gold - gelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft taubenhälsig oder tombackbraun angelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik ꝛc. findet sich in mancherlei besonderer Ge - stalt, z. B. als Kiesnieren, Kiesbälle ꝛc. oder traubicht, pilz - formig ꝛc. häufig krystallisirt in mancherlei Form, z. B. als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwanzig Ecken ( tab. II. fig. 4. ) oder in einer der seltensten krystalli - nischen Formen der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken ( tab. II. fig. 6. ); häufig hingegen cubisch mit gestreiften Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander gerade entgegenstehenden Flächen einerlei Richtung haben, hin - gegen die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusammen - stoßenden Flächen in conträrer Richtung widereinander lau - fen ( tab. II. fig. 2. ). Mittelgewicht = 4700. Ueber - gang in dichten Brauneisenstein. Gehalt (nach Hatchett) = 47,85 Eisen, 52,15 Schwefel. Fundort fast in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.

Der Wasserkies ist meist heller von Farbe; häufig in Nierenform; entweder dicht (Leberkies), krystallisirt meist als doppelt vierseitige Pyramide, und zwar in mancherlei Abarten zusammengruppirt, z. B. als Hahnenkamm - kies ꝛc. **)Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite gilvo (hepatico ac radia - to auctor. ) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Gottingens. p. 1.; oder strahlig (Strahlkies), theils als man -460 cher Haarkies (z. E. bei St. Andreasberg auf dem Harz), in abgesonderten haarförmigen Nadeln; theils in mancherlei besonderer Gestalt, z. B. stalactitisch, röhrenför - mig, gestrickt, zellig ꝛc. ; theils als metallisirte Petrefacten der Vorwelt, zumal als Ammoniten. Gehalt des Strahlkie - ses (nach Berzelius) = 45,07 Eisen, 0,70 Mangan, 53,35 Schwefel, 0,80 Kieselerde.

Gebrauch zur Gewinnung des Schwefels, Alauns und Ei - senvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen ꝛc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallischglän - zend; doch meist angelaufen; ungeformt; sehr selten (am Harz) krystallisirt, in sechsseitigen Tafeln und Säulen, die zuweilen an den Endkanten abgestumpft sind*)s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic indol. chemicas atque externas im IIten B. der gedachten Com - menlat. p.34.Stromeyer in den Götting. gel. Anz. 1814. St. 147.. Ist wie so manche andere Eisenerze retractorisch, d. h. er wird vom Magnet gezogen. Gehalt des von der Treeseburg am Harz (nach Stromeyer) = 59,85 Eisen, 40,15 Schwefel.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet, at - tractorisches Eisenerz. (Fr. Aimant, fer oxydulé. Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Kry - stallen als doppelt vierseitige Pyramiden; hart; spröde; zeich - net sich durch die beiden großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er das Eisen zieht, und sich in freischwebender La - ge nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Ist natürliches schwarzes Eisenoxyd oder eine Verbindung von Eisenoxydul mit Eisen - oxyd. Hält aber häufigst noch andere Metalloxyde, besonders Titanoxyd, Manganoxyd und Kieselerde. Fundort vorzüg - lichst der Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter an - dern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz**)Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de natu - ra fossilium, L. V. p. 604..

Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus, fin - det sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, entweder in Ge - birgsarten eingesprengt [so z. B. in manchem Granit (s. oben S. 426), Porphyr, Basalt ꝛc. ]; oder aber, und zwar häu - figer in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.

461

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié).

Theils braunlich-theils eisenschwarz; jenes wenigglän - zend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667. Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisen - oxyd, 22 Titanoxyd. Fundort am Spessart und bei Egger - sund, Krageröe ꝛc. in Norwegen.

6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté.)

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; mattschim - mernd; aschgrauer Strich; rauher unebner Bruch; hart; spröde; meist ungeformt; für sich unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün färbt. Gewicht = 4032. Fundort besonders im Departement Var, und in Octoödern kry - stallisirt bei Baltimore. Gehalt des letztern (nach Seybert) = 39,51 Chromoxyd, 36 Eisenoxyd, 13 Alaunerde, 10,60 Kieselerde.

7. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oligiste, fer speculaire, fer noir.)

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von starkem metallischem Glanze; sowohl ungeformt als krystallisirt; letz - teres z. B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln ꝛc. Ge - wicht = 5158. Ist reines Eisenoxyd, bestehend aus 70 Ei - sen und 30 Sauerstoff. Fundort vorzüglich in großer Man - nigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf der In - sel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blät - terigem Gefüge; sowohl ungeformt als krystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellicht zusammengehäuft sind. Fundort unter andern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuser - berg, und in manchen vesuvischen Laven.

8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschrothe, ander - seits bis fast ins Strahlgraue. Gehalt im ganzen wie in der vorigen Gattung.

Davon drey Arten:

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

462

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch; (so z. B. am Cap) meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisenocher ge - nannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außenfläche und schaligen Ablösungen; theils stalactitisch; keilförmige Bruch - stücke von strahligem Gefüge. Gebrauch unter andern als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.

9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Ist natürliches Eisenoxyd - hydrat.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch ꝛc. ; theils krystallisirt in zweyen der beim Schwefelkies (S. 459) gedachten For - men, nämlich als Dodecaëder mit den fünfseitigen Flächen ( tab. II. fig. 4. ) und als Würfel mit der sonderba - ren Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen ( tab. II. fig. 2. ). Theils auch als Petrefact von Incognitis der Vorwelt; so z. B. bei Rübeland am Harz als Schrau - benstein, Fungit ꝛc. Uebergang des ungeformten in Spath - Eisenstein, Thon-Eisenstein ꝛc.

Auch Braun-Eisenocher wie bei der vorigen Gat - tung, wohin denn auch die eigentliche oder so genannte tür - kische Umber gehört.

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend; faserig. Gehalt des von Berg - zabern (nach D'Aubuisson) = 79 Eisenoxyd, 2 Man - ganoxyd, 3 Kieselerde, 15 Wasser.

10. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahlstein, Flinz. Chaux carbonatée ferrifère.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils an den Kanten durchscheinend; häufig krystallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Ist natürliches koh - lensaures Eisenoxydul. Gehalt eines Dankeröder (nach Klap -463 roth) = 57,50 Eisenoxydul, 3,50 Manganoxyd, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlensäure.

11. Sphärosiderit.

Aus dem Weingelben ins Gelblichbraune; durchschei - nend; inwendig glänzend; halbhart; kugelich, oft mit krumm - schaaliger Absonderung. Gewicht = 3,915. Gehalt (nach Stromeyer) = 59,62 Eisenoxydul, 1,89 Manganoxyd, 0,20 Kalkerde, 0,14 Talkerde, 38 Kohlensäure. Fundort Steinheim bei Hanau.

12. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarzbrau - ne; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch in mancherlei, besonderer Gestalt; theils mit Petrefacten der Vorwelt; z. B. mit Conchylien oder mit Kräuterabdrücken (so z. B. die berühmten so genann - ten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut einschließen).

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz, Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuthlich pseudovulca - nischen Ursprungs. Fundort zumal bei Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein, Ad - lerstein, Klapperstein. Aëties (Fr. Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaligen Ab - losungen; meist hohl; theils mit eingeschlossenen losen und daher klappernden Brocken und Körnern; theils dicht, kug - lich*)So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von Braun - spath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. s. Faujas-Saint - Fond in s. Voyage en Angleterre ꝛc. T. I. p. 224 und Gir - tanner's Darstellung des Darwinschen Systems. II. B. S. 324. u. f..

c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpf - eckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerundet; so z. B. wie in großen runden Bohnen ausnehmend sauber am Vor - gebirge der guten Hoffnung. Gehalt des aus der Högau (nach464 Klaproth) = 53 Eisenoxyd, 23 Kieselerde, 6,5 Alaun - erde, 1 Manganoxyd, 14,5 Wasser.

d. Linsenerz, königer Thoneisenstein.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie ein lockerer Rogenstein.

13. Rasen-Eisenstein, Wiesenerz, Ortstein. To - fus Tubalcaini Linn. Minera ferri subaquosa Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder fett - glänzend; meist in löcherigen Brocken zusammengebacken, knollig; erdig; theils in allerhand Vegetabilien von neuerem Da - tum, Moos, Wurzelgestrüppe ꝛc. darein umgewandelt. Ge - halt des von Klempnow (nach Klaproth) = 66 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 8 Phosphorsäure, 23 Wasser. Findet sich meist nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lan - de und in Moorgrunde.

14. Eisenblau, vulgo natürliches Berlinerblau. (Fr. Fer azure; Prussiate de fer natif).

1) blättriges.

Meist indigblau; durchscheinend; blättrich; auf dem Bru - che glasglänzend; weich; theils krystallisirt in kleinen vier - seitigen Säulen. Gehalt des von Bodenmais in Baiern (nach Vogel) = 41 Eisenoxydul, 26,4 Phosphorsäure, 31 Wasser. Fundort außer dem eben gedachten*)s. Hausmann im Vten B. der Denkschr. der K. Akad. der Wiss. zu München. II. Abth. S. 233. vorzüglich schön (als sogenannter Vivianit) in Cornwall.

2) erdiges.

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau in mancherlei Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zu - sammengebacken; abfärbend; mager. Gehalt der Eckards - berger (nach Klaproth) = 41,5 Eisenoxyd, 32 Phos - phorsäure, 20 Wasser. Fundort unter andern im Hanno - verschen am Ufer der Stecknitz, und so auch im fossilen Treib - holz bei Stade (s. oben S. 442. not. *).

15. Grün-Eisenerde.

465

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, abfärbend; sel - ten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumal bei Schneeberg im Erzgebirge.

16. Würfelerz, arseniksaures Eisen, Pharmako - siderit.

Olivengrün; durchsichtig; fettglanzend; weich; in kleinen cubischen Krystallen von mancherlei Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach in Cornwall. Gehalt desselben (nach Vauquelin) = 48 Eisenoxydul, 18 Arseniksäure, 2 Kalkerde, 32 Wasser.

17. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé résinite.

Meist dunkel-leberbraun, an den rissigen Kanten feuer - roth durchscheinend; von Pechglanz; muschelichem Bruche. Gibt citrongelben Strich. Gewicht = 2407. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,46 Eisenoxyd, 0,59 Manganoxydul, 26,6 Arseniksäure, 10,75 Schwefelsaure, 28,48 Wasser. Fundort bei Freyberg und in Ober-Schlesien.

VII. Bleigeschlecht.

Das Blei, läuft an der Luft schwarz an, und färbt, stark ge - rieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der fe - sten Metalle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glü - het: brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten. Gebrauch (außer dem allge - mein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasser - röhren, Schriftgießen ꝛc. ) besonders beim Hüttenwesen und in der Probirkunst; auch zu mancherlei Farbe ꝛc.

1. Bleiglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl. blue lead-ore.)

Bleigrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit star - kem metallischem Glanze; meist ungeformt; theils mit Spie - gelfläche; theils wie geflossen, zellig ꝛc. ; theils dendritisch oder gestrickt*)Ein solcher gestrickter Bleiglanz von der Insel Ila, den ich von der Güte des Dr. Crichton verdanke, übertrifft an ausnehmender Eleganz alles, was ich von der Art in dergl. besondern Gestalt gese - hen habe.; häufig krystallisirt; und zwar meist cubisch;466 selten in doppelt vierseitigen Pyramiden, oder sechsseitigen Säulen ꝛc. ; sämmtliche Krystallisationen wieder in mancher - lei Abarten; bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittelgewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z. B. 85 Blei, 15 Schwe - fel außerdem auch (z. B. das Harzer) etwas Schwefel-Sil - ber. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.

Der Bleischweif, plumbago (Fr. mine de plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd, weicher als der Bleiglanz, mehr abfärbend; immer ungeformt, und etwas Schwefel-Spiesglanz haltend. Fundort unter andern bei Clausthal, und in Derbyshire*)Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des dasigen dichten Flusses (S. 421), die wie mit einem dünnen bleifarbigen Anstrich überzogen sind, der aus Bleiglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll. Beim Bre - chen desselben entstehen durch Beitritt der atmosphärischen Luft oft ge - waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosionen. s. W. Jo - nes's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4. pag. 5. 11 u. f..

2. Selenblei.

Aehnelt im Aeußern kleinspeisigem Bleiglanz, doch sticht seine lichte bleigraue Farbe mehr ins Blaue; Gewicht = 7697. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,98 Blei, 28,11 Selen, Kobalt 0,83. Neuerlich bei Clausthal entdeckt**)s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen gel. Anzeigen 1825. 34 St..

3. Schwarz Bleierz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem Metallischen sich nähernden Glanz; meist krystallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort unter andern bei Freiberg, wo es auf 60 p. C. Blei hält.

4. Weiß Bleierz, weißer Bleyspath, Hetero - chrom. Plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder we - niger durchscheinend; meist gleichsam demantglänzend; sowohl derb, als krystallisirt in Nadeln oder vier - und sechsseitigen Säulen. Gehalt des von Leadhills in Schottland (nach Klap - roth) = 82 Bleioxyd, 16 Kohlensäure, 2 Wasser. Fund - ort vorzüglich bei Zellerfeld am Harz.

5. Bleierde, Bleiocher. Plomb carbonaté terreux.

467

Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zerreib - lich; in verschiedenen Farben, nämlich schwefelgelb; (Fr. massicot natif); weißlich grau, bräunlich roth ꝛc. ; Ge - halt der von Tarnowitz (nach John) = 66 Bleioxyd, 12 Kohlensäure, 2,25 Wasser, 10,50 Kieselerde, 4,50 Alaun - erde, 2,25 Eisen - und Manganoxyd.

6. Grün Bleierz, grüner Bleyspath. Plomb phos - phaté.

Meist zeisiggrün, in mancherlei Abstufungen und Ueber - gängen; theils ins Nelkenbraune ꝛc. durchscheinend; fettglän - zend; meist krystallisirt, zumal in sechsseitigen Säulen. Ge - wicht = 6270. Gehalt des von Tschopau (nach Klaproth) = 78,40 Bleioxyd, 18,37 Phosphorsäure, 1,70 Salzsäu - re, 0,10 Eisenoxyd. Fundort außer den eben genannten auch bei Clausthal, bei Wanlockhead in Schottland, und bei Be - resofsk im Catharinburgischen (letzteres hält nach Vauque - lin auch Chromiumoxyd).

7. Roth Bleierz, rother Bleispath, Kallochrom. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend; glänzend; meist krystallisirt, zumal als vierseitige Säule in mancherlei Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin) = 63,96 Bleioxyd, 36,40 Chro - miumsäure. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen meist in der obgedachten eigenen Art von übermengtem Sand - stein (S. 431).

8. Gelb Bleierz, Bleigelb. Plomb molybdaté.

Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln ꝛc. Hält (nach Klap - roth) = 64,42 Bleioxyd, 34,25 Molybdänoxyd. Fundort zumal Bleyberg in Kärnthen.

9. Vitriolbleierz, Bleivitriol, Bleiglas. Plomb sulfaté.

Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durchschei - nend ins Gelbliche oder Apfelgrüne ꝛc. ; Glasglanz, theils Demantglanz; muscheliger Bruch; meist krystallisirt, zumal als doppelt vierseitige Pyramide: theils in mancherlei Abän - derungen, als Rhomboëder ꝛc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 75 Bleioxyd, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen - und Manganoxyd. Fundort Zellerfeld und Anglesey bei Wales.

468

VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und knarrt, wenn es ge - bogen wird*)Doch thut dieß das reine Zinn von Malacca nicht. (le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser aufgelöst; und findet sich nur in wenigen Weltgegenden; aber daselbst meist in ausnehmender Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlachfärberei ꝛc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif. Engl. bellmetal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hyacinth - gelbe und Gelblichgraue; theils durchscheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z. B. das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken**)Seifenwerke (Engl. stream-works), sind eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführenden Ganggebirgen, die theils zu mehrern Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieden und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z. B. die bei Eibenstock im Erzgebirge, und die bei St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143. (Engl. stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber krystallisirt (so genannte Zinngraupen), zumal als sehr kurze vier - seitige Säule an beiden Enden vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingskrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Gehalt eines Cornwaller (nach Klaproth) = 99 Zinnoxyd, 0,25 Eisenoxyd, 0,75 Kieselerde. Fundort zumal das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malac - ca, die Insel Banca bei Sumatra ꝛc.

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr. étain limo - neux, hématite d'étain. Engl. wood-tin.)

Holzbraun, haarbraun ꝛc. undurchsichtig; auf dem Bru - che divergirend faserig; in kleinen Nieren mit concentrischen469 deutlich absetzenden Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Gehalt (nach Vauquelin) = 91 Zinnoxyd, 9 Eisenoxyd. Fund - ort Gavrigan in Cornwall.

IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe zwi - schen Blei und Zinn, einen breitstrahligen zackigen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit einer blau - lichgrünen Flamme. Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré. Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits ins Gel - be; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die Benennun - gen von Pechblende, Colophoniumblende, Rubinblende ꝛc. ; mehr oder weniger durchscheinend; von verschiedener Art des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig krystallisirt, z. B. als dreyseitige, oder als doppeltvierseitige Pyramide ꝛc. ; spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie ge - rieben werden, Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Ge - wicht = 4000. Gehalt einer braunen aus Cornwall (nach Thomson) = 59,09 Zink, 12,05 Eisen, 28,86 Schwe - fel; theils auch gold - und silberhaltig mit innig eingemeng - tem Bleiglanze (so z. B. das so genannte Braunerz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreite - tes Erz.

2. Galmay. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxydé, ca - lamine.)

Meist aus dem Bleigrauen ins Gelblichbraune durch man - cherlei Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils wie gestoßen, traubig, nierenförmig, oder auch wie durchlöchert, zerfressen ꝛc. Gehalt eines Breis - gauer (nach Berthier) = 64,5 Zinkoxyd, 25,5 Kieseler - de, 10 Wasser. Fundorte in verschiedenen Gegenden von Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Polen ꝛc.

470

3. Zinkspath.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche etc; durchschei - nend; krystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide, oder als sechsseitige Säule ꝛc. Gehalt eines Derbyshirer (nach Smithson Tennant) 65,2 Zinkoxyd, 34,8 Kohlensäu - re. Fundorte meist wie beim Galmey.

X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*)Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Blei zusammengeschmolzen gibt das so genannte rosensche Metall, das schon im kochenden Wasser schmilzt.. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell - oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Würfeln ꝛc. ; blätteri - ger Bruch. Findet sich doch häufiger als die folgenden Gat - tungen, und nebst denselben zumal im sächsischen und böh - mischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bismuth sulfuré.

Bleigrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneidbar. Gehalt (nach Rose) = 80,98 Wismuth, 18,72 Schwefel.

3. Nadelerz.

Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglänzend; klein - körniger Bruch. Gehalt (nach John) = 43,20 Wismuth, 24,32 Blei, 12,10 Kupfer, 1,58 Nickel?, 1,32 Tellur?, 11,58 Schwefel. Meist in Milchquarz eingewachsen als nadelförmige Krystallen; zuweilen mit gediegenem Golde, so im Catharinburgischen.

4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; ange - flogen oder eingesprengt. Gehalt (nach Lampadius) =471 86,3 Wismuthoxyd, 5,2 Eisenoxyd, 4,1 Kohlensäure, 3,4 Wasser.

XI. Spießglanzgeschlecht.

Der Spießglanz oder das Spießglas, antimo - nium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strahliges Gefüge; ist spröde; Ge - wicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer, wird von den Säuren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der Solution in Königswasser durch Laugensalze weiß ge - fällt. Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr Här - te zu geben; also z. B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blätterig, theils schalig. Fundort unter andern bei Andreasberg. Ge - halt desselben (nach Klaproth) = 98 Antimonium, 1 Silber, 0,25 Eisen.

2. Grau Spießglanzerz, Spießglanzkies. Anti - moine sulfuré.

Bleigrau, stahlgrau ꝛc. ; theils ungeformt; und zwar so - wohl dicht als blätterig; häufiger aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen Krystallen; theils aber auch in stärkern vier - oder sechsseitigen Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt (nach Thomson) = 73,77 Antimonium, 26,23 Schwe - fel. Fundort vorzüglich in Ungern und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder bleigrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haariges (theils silberhalti - ges), hierher gehöriges Spießglanzerz, das sich unter an - dern zu St. Andreasberg und bei Nagybanya in Siebenbür - gen findet.

3. Nickelspießglanzerz.

Aus dem Bleigrauen ins Zinnweiße; unvollkommen blät - trig; glänzend; unebner Bruch; halbhart. Gewicht = 6546. Gehalt (nach Klaproth) = 47,75 Spießglanz, 25,25 Nickel, 11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel. Fundort im Nas - sauischen.

4. Roth Spießglanzerz, Spießglanzblende. An - timoine hydrosulfuré.

472

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glanzes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen Krystallen, die theils sternförmig zusammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50 Spießglanzmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70 Schwe - fel. Fundort Bräunsdorf bei Freyberg und Ungarn.

Eine besondre blättrige Abart ist das so genannte Zun - dererz, das sich in Drusenhöhlen und als Ueberzug auf Quarz, Bleiglanz ꝛc. bei Clausthal findet.

5. Weiß Spießglanzerz. Antimoine oxydé.

Aus dem weißen ins Gelbliche oder Graue; meist perl - mutterglänzend; meist in sternförmig zusammengehäuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Aeußern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparirten weißen Spießglanz - blumen (Nix antimonii). Fundort bei Malaczka in Sieben - bürgen und Przibram in Böhmen.

6. Spießglanzocher. (Fr. Kermes minéral).

Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bei Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen strahligem Grauspießglanzerz.

XII. Kobaltgeschlecht.

Das Kobalt-Metall*)Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty, erz - haltig. s. Adelung's Wörterbuch., oder die so genannte Ko - balt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahlgraue und ein we - nig ins Rothe ziehend; gibt in Königswasser aufgelöst die sym - pathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für die Blau - farbenwerke wichtige Smalteglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Cobalt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumförmig; nicht selten krystal - lisirt, und zwar meist cubisch in mancherlei Abartungen als Kobaltgraupen; minder hart als die folgende Gattung. Gehalt (nach Stromeyer) = 20,3 Kobalt, 72,2 Arsenik, 3,4 Eisen ꝛc. Fundort unter andern Glücksbrunn im Gothaischen, Riegelsdorf in Hessen ꝛc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt. Co - balt arsenical.

473

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart; hält ebenfalls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt; theils nie - renförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,1 Kobalt, 43,4 Arsenik, 3,2 Eisen, 20 Schwefel. Findet sich an wenigen Orten, z. B. im Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwärze. Cobalt oxydé noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braunli - che; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Rußko - balt; theils verhärtet als Schlackenkobalt; theils trau - big, nierenförmig, schalig ꝛc. ; matt oder schimmernd; wird durch den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch Koh - lensäure verkalkt. Findet unter andern auch an den bei der ersten Gattung angegebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraun durch mancherlei Abstufungen ins Gelb - lichgraue (gelber Erdkobalt, Leberkobalt). Unge - formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zumal im Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfirschblüthroth, das aber an der Luft verschießt; entwe - der ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils sammetartigen, theils sternförmig zusammengehäuften, glänzenden, durchscheinenden Krystal - len, als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von Rie - gelsdorf (nach Buchholz) = 39 Kobaltoxyd, 38 Arsenik - säure, 23 Wasser. Fundort unter andern bei Schnee - berg im Erzgebirge.

XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen ins Blaßro - the fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich in474 Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen Packtong (S. 454).

1. Nickelkies, Haarkies.

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abgesonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben S. 459 genannte haar - förmige Strahlkies). Gehalt (nach Arswedson) = 64,35 Nickel, 34,26 Schwefel, nebst Spuren von Eisen und Ar - senik. Fundort in den Drusenlöchern des Hornsteins zu Jo - hanngeorgenstadt im Erzgebirge.

2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger, gleich - sam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bei Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt (nach Stromeyer) = 44,2 Nickel, 54,7 Arsenik, mit etwas Eisen, Blei und Schwefel. Fundort gemeiniglich bei Glanzkobalt.

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxydé.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bei Rie - gelsdorf); mager; abfärbend; meist als Ueberzug; gewöhn - lich beim Kupfernickel. Gehalt (nach Stromeyer) = 37,35 Nickeloxyd mit Kobaltoxyd, 1,13 Eisenoxyd, 36,97 Arseniksäure, 24,32 Wasser. Daß der Chrysopras seine Far - be von ihm habe, ist oben erwähnt (S. 371), so wie auch, daß sich Nickeloxyd in dem olivinähnlichen Fossil des Pallasi - schen gediegenen Eisens, und in den Aërolithen findet (S. 406).

XIV. Mangangeschlecht.

Das Mangan - oder Braunstein-Metall, mag - nesium (Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart, spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste Anziehungs - vermögen zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde ver - breitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vor - züglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung der Lebensluft, der übersauren Salzsäure ꝛc.

1. Manganblende, Schwarzerz, Manganglanz.

475

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurchsichtig; glän - zend; unebner, kleinkörniger, mattschimmernder Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 3950. Gehalt des Siebenbür - gischen (nach Klaproth) = 82 Mangan, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure. Fundort zumal beim Siebenbürgischen Roth - braunsteinerz.

2. Grau Manganerz. Manganèse oxydé métalloi - de etc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder matte - rem, metallischem Glanze; theils ungeformt, häufig aber strahlig, und zwar meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadelförmigen Krystallen, oder in vierseitigen Säu - len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden; theils mit braunem Pulver (Manganit). Fundort zumal bei Ilfeld am Harz. Gehalt desselben (nach Ed. Turner) = 86,85 rothes Manganoxyd, 3,05 Sauerstoff, 10,10 Wasser.

3. Schwarz Manganerz. Manganèse oxydé noir etc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz ꝛc. ; feinerdig; sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z. B. das black wad von Winster in Derbyshire, das mit Leinöl angerieben in Selbstentzündung geräth; und häufig zur schwarzen Oel - farbe gebraucht wird); theils verhärtet, nieren - oder stau - denförmig ꝛc. ; theils von schlackenförmigem Ansehen (so das von Saska im Bannat). Gehalt eines dichten (Philome - lan) vom Harz (ebenfalls nach Turner) = 69,79 rothes Manganoxyd, 16,36 Schwererde, 0,26 Kieselerde, 7,36 Sauerstoff, 6,21 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnungen in man - cherlei Steinarten rühren von dieser Gattung des Braunstein - geschlechts her.

4. Roth Manganerz. Manganèse oxydé rose.

Rosenroth in mancherlei Abstufungen; theils dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt, theils glänzend, mehr oder weniger hart. Gehalt (nach Klaproth) Manganoxyd mit einer Spur von Kieselerde. Fundort zumal bei Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold - und Tellurerze) und zu Catharinburg in Sibirien.

476

XV. Arsenikgeschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen zinnweiß und bleigrau; einen schuppig blätterigen, Bruch. Ge - wicht = 8308. Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie über - haupt die farbigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleigrau; lauft aber an der Luft gelblich, dann tom - backbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen Ablosungen als irrig so genannter Scherbenkobalt oder Näpfchenkobalt (Fr. arse - nic testacé); sehr selten gestrickt, dendritisch ꝛc. ; in dün - nen Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter an - dern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer arsenical. (Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft angelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als eingesprengt; theils kry - stallisirt, zumal vierseitigen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschlagen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des kry - stallisirten von Freyberg [nach Stromeyer*)s. Götting. gel. Anz. 1814. 47. St.] = 42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sulfuré.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripigmen - tum. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit einem fast talk - artigen Ansehen und fast metallischen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist ungeformt theils krystallisirt, zumal in vier - seitigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwach - senen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort zumal in Siebenbür - gen und im Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San - darac, Realgar.

477

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend; gibt gel - ben Strich; häufig krystallirt in kleinen vier - oder sechssei - tigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere Fossilien (so z. B. auf St. Andreasberg über Kalkspath - und Zeolithdrusen ꝛc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap - roth) = 69 Arsenik, 31 Schwefel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Arsenik oxydé.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils in haarformigen, büschelig zusammengehäuften, seidenglänzen - den, durchscheinenden Krystallen. Im Wasser auflösbar. Be - steht bloß aus Arserik und Sauerstoff.

Hingegen ist der Gehalt des ihr im Aeußern sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr verwechselten Pharmakoliths (nach John) = 45,68 Arseniksaure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalkerde; folglich nicht im Wasser aber wohl in Sal - petersäure auflösbar. Fundort von beiden Arten St. Andreas - berg am Harz, und von der letztern vorzüglich Riegelsdorf in Hessen und Wittichen im Fürstenbergischen.

XVI. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.

1. Wasserbley; Molybdänkies. Molybdène sulfuré.

Dieses sonst oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist blei - grau; von metallischem Glanze; und meist krummblätterigem Gefüge; fertig anzufühlen; weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klap - roth) = 60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Findet sich an nicht vielen Orten; aber einzeln in vielen Weltgegen - den. Zumal bei Altenberg im Erzgebirge und bei Kolywan in Sibirien.

XVII. Scheelgeschlecht.

Das Scheel - oder Wolfram-Metall (Fr. Tung - stène), ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr ver -478 schieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalt ent - hält eine eigene Säure und bildet mit Ammoniac ein eigenes Mittelsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig so genannte weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend; fett - glänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt; oder in dop - pelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75 Scheelsäure, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde. Fundort vorzüg - lich an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglän - zend; blätteriger Bruch; meist schalig; ungeformt; oder kry - stallisirt, zumal in platten sechsseitigen Säulen und vierseiti - gen Tafeln. Gewicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und etwas Mangan. Fundort zumal im Erzgebirge und in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der Tungstein) meist bei Zinnstein.

XVIII. Urangeschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem, metallischem Glanze; weich; spröde; Gewicht = 6440, äußerst streng - flüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphuratum. Ura - ne oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt (nach Pfaff) = 84,52 Uran - oxydul, 8,24 Eisenoxydul, 1,45 Kobaltoxyd, 2,02 Kiesel - oxyde, 4,20 Schwefelblei. Fundort nebst den folgenden Gat - tungen zumal im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Urani - um spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisiggrüne ꝛc. ; durchscheinend; theils erdig, zerreiblich, matt; theils glän - zend, fest, krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln. Ge -479 halt des aus Cornwall (nach Phillips) = 60 Uranoxyd, 9 Kupferoxyd, 16 Phosphorsäure, 0,5 Kieselerde, 14,5 Wasser.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane oxydé.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz. Dem Gehalte nach ebenfalls ein phosphorsaures Uranoxyd.

XIX. Titangeschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar W. Gregor schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber Klaproth 1795 erst ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metalli - schen Gestalt eine dunkle Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungs - vermögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpetersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und durch Laugensal - ze aus diesen Auflösungen weiß hingegen durch Galläpfelauf - guß kermesbraun niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Anatas, Oisanit, Octaëdrit.

Indigblau; durchscheinend, fast metallischglänzend; in klei - ne längliche Octaëder krystallisirt. Gewicht = 3857. Fund - ort zumal bei l'Oisans in Dauphiné.

2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich nähern - den Glanze; meist nadelförmig; zumal in und auf Berg - krystall und gemeinem Quarz; theils aber in stärkern, vier - seitigen, der Länge nach gestreifen, stangenförmigen, Kry - stallen; so vorzüglich bei Boinik in Ungern in einem aus Glimmerschiefer und milchweißem Quarz geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Eisentitan findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben in den Goldseifenwerken bei Olahpian in Siebenbürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titanoxyd, 14 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd.

3. Titan-Spath, Titanit, Brunon. Sphène.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend; krystal - lisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusammengedruckten,480 vierseitigen an beiden Enden mir zwey Flächen zugeschärf - ten Säulen. Am St. Gotthard theils als vollkommner Kreuzkrystall. Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titanoxyd, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundorte außer dem eben genannten auch im Passauischen in einer gemengten Gebirgsart aus vorwaltendem Feldspath mit Quarz, Hornblende ꝛc. und bei Arendal in Norwegen in Quarz.

4. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé ferri - fère.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen un - gleichförmigen eckigen Körnern; auf dem ersten Blick grob - körnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom Magnet ge - zogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titanoxyd, 51 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bei Bo - tanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Isergrund in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28 Titanoxyd, 72 Eisenoxyd.

XX. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigenthümliche Metallität zuerst von Müller von Reichenstein entdeckt, und nachher von Klaproth vollkommen bestätigt worden, hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleigraue fallende Farbe; ist starkglänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das leichteste von allen hie - her gehörigen Metallen.

1. Gediegen (aurum problematicum s. paradoxum Tellure natif ferrifère).

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen, und ein we - niges Gold. Meist eingesprengt in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum graphicum). Tel - lure natif aurifère et argentifère.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen - oder tafelförmi - gen Krystallen, die meist mit Einer Seitenfläche auf - und ge -481 wöhnlich ihrer mehrere durch einander gewachsen sind. Ge - halt (nach Klaproth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fundort bei Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und Graustein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif aurifè - re et plombifère.

Ins Bleigraue; meist blätteriges Gefüge; weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Blei, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bei Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth Manganerz.

XXI. Chromiumgeschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von Klap - roth, und um gleiche Zeit auch von Vauquelin entdeckt worden, ist fast bleigrau, spröde, sehr hart und strengflüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Säure.

1. Chromocher. Chrome oxydé natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich; in - nig mit Quarz gemengt. Fundort im Departement der Sar - ne und Loire; meist in einem breschenartigen Gestein.

XXII. Tantalumgeschlecht.

Dieses Metall ward von Ekeberg 1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dichtem Bruch; hart; in undeutlichen, wie es scheint octoëdrischen Krystallen meist von Haselnußgröße. Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg und Wollaston) außer dem Tantaloxyd auch Eisen - und Manganoxyd. Fundort in Baiern, in Finnland in einem granitartigen Gemenge, und in Nordamerica (als vordem so genannter Columbit), vermuthlich in Massa - chusetsbay.

2. Ytterotantalit.

Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vorigen ähnelnd. Aber Gehalt (nach Vauquelin) = 45 Tantaloxyd, 55482 Eisenoxyd und Gadolinerde. Fundort bei Ytterby. (s. S. 384.).

XXIII. Ceriumgeschlecht.

Von Hisinger und Berzelius 1304 entdeckt. Dieses Metall ist von graulichweißer Farbe, blätterigem Bruch, sehr spröde; wird in Königswasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von splitt - rigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Ceriumoxyd, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenoxyd, 2 Wasser und Kohlensaure. Fund - ort bei der Ritterhütte in Westmanland.

2. Allanit.

Schwarzbraun; undurchsichtig; pechglänzend; halbhart; theils krystallisirt in vierseitigen Säulen. Gewicht = 3500. Gehalt (nach Thomson) = 33,9 Ceriumoxyd, 35,4 Kie - selerde, 9,2 Kalkerde, 4,1 Alaunerde, 25,4 Eisenoxyd. In granit - und gneisartigem Gemenge in Grönland*)Eins von den vielen merkwürdigen Fossilien, womit der ver - diente Sir Charles Lewis Giesecke bei seinem fast achtjähri - gen Aufenthalt daselbst die Wissenschaft bereichert hat..

XXIV. Iridiumgeschlecht.

Dieses von Tennant 1805 entdeckte Metall ist silberweiß, sehr hart, spröde und strengflüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht und selbst vom Königswasser nur schwach angegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt sich's auflösen und gibt ihnen eine rothe und blaue Farbe.

1. Gediegen.

Nämlich bloß mit Osmium (S. 448) verbunden, in ein - zelnen Körnern unter der rohen Platina, außerdem aber auch in Verbindung mit den (S. 449 u. f.) gedachten sieben andern Metallen.

483

XXV. Palladiumgeschlecht.

Ebenfalls 1803 von Wollaston und Chenevix ent - deckt. Das Metall ist lichtstahlgrau ins Silberweiße, von fase - rigem Gefüge. Gewicht = 11,300. Gibt mit Salpetersäure ei - ne rothe Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in einzelnen Körnern unter der gediegnen Platina.

XXVI. Cadmiumgeschlecht.

Das neueste, 1818 von Hofr. Stromeyer zuerst in der strahligen Zinkblende von Przibram in Böhmen entdeckte Me - tall, ist fast zinnweiß, sehr weich, biegsam, doch zähe; färbt stark ab; ist sehr leichtflüssig; verflüchtigt in der Hitze so leicht als Quecksilber. Gewicht = 8604*)Götting. gel. Anz. 1818. S. 1521..

Sechszehnter Abschnitt. Von den Versteinerungen.

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte Oryktologie im engern Sinn, ist wenn sie anders aus dem rechten Ge - sichtspuncte angesehen und benutzt wird ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geogenie, über die verschiedenen succes - siven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen**)Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen ar chaeologiae telluris I. Götting. 1803. 4. mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens., die mit unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart mancher Ar - ten von Flözgebirgen insbesondere u. s. w. verbreitet, ohne wel - ches alles kein philosophisches Studium des mineralogischen Theils der Naturgeschichte gedacht werden kann.

484

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Versteinerun - gen (Engl. extraneous fossils) im weitern Sinn alle ab - gestorbene Thiere und Gewächse, die entweder ihren Tod in ei - ner solchen ( mehr oder weniger allgemeinern, oder aber lo - calern ) Erdkatastrophe gefunden oder doch nachher durch eine dergleichen in eine so günstige Lage gekommen, daß da - durch ihr Körper öder einzelne Theile desselben, statt zu verwe - sen, seine Bildung mehr oder minder vollkommen erhalten, und mehrentheils noch überdem mit fremden steinartigen oder me - tallischen Stoffen, oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon abgesondert werden, was weiland damit vermengt ward; vor allen die blo - ßen so genannten Naturspiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. der leibhafte Dr. Nic. Lange zu Luzern lapidicina sacra u. dergl. m. Ferner offenbare Ar - tefacten, wie z. B. die Badner Würfelchen; oder vollends ab - sichtliche Betrügereien, wie die so genannten Würzburger Ver - steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer angeführt worden, s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. Fol. zumal S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenheit Weise dieser Conservation, pflegt man folgende viererlei Arten zu unterscheiden. Die Versteine - rungen finden sich nämlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchylien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*)Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un - verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolutionen der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den fossilen Thieren im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beispiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primi - genias), dessen ausgestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der Wissensch. zu St. Petersburg aufgestellt ist., da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen wor - den; mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 412. 417) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 412).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so genannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flözgebirge eingeschlossen sind, und485 daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehö - ren zuvörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflözgebirge auf dem jetzigen fe - sten Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachsopal versteinten Hölzer ꝛc.

Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist selten die Schale selbst noch erhalten ( wie dieß z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist ), sondern bei den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem verstei - nerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den allermehrsten Ammoniten, Hy - sterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres moulées). Spu - rensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres imprimées), heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteuses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefel - und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon-Eisenstein ꝛc.

Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. Und dahin gehören allerdings die im Bernstein eingeschlossenen Insecten ꝛc. da es ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei irgend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köstliches Grab gefun - den haben müssen.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen ei - nerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge - genwärtig finden, und anderseits nach der mehrern oder min - dern Aehnlichkeit, oder aber völligen fremdartigen Verschiedenheit mit den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, betrach - tet*)Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Untereinthei - lung der Versteinerungen in Petriticata superstitum, dubiorum und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend, aufgegeben..

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist es zu bewun - dern, und in Bezug auf die Größe der Revolutionen, die einst486 mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzi - gen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Beispiele von denen in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*)Der Gute des Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulich - schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk, die am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm - lich von 8400 Fuß brechen., und in Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldgewäch - sen (Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden sich nämlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend. So z. B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere ꝛc. und so auch das Nordamericanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trüm - mern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammen - gesintert. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen - sten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in Yorkshire ꝛc.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schiefer - thon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen Conchylien des hiesigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi - renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ih - re auffallende Größe, theils durch mancherlei kleine aber doch constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder min - der übereinstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropischen Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteo -487 lithen, auch manche Seegeschöpfe (z. B. unter denen im Pap - penheimer Kalkschiefer) und viele der Insecten im Bernstein ge - bracht werden.

Und davon unterscheiden sich wieder die Versteinerun - gen von völlig unbekannten Geschöpfen der Vorwelt, d. h. zu welchen sich bis jetzt nicht einmal nur ein ähnelndes, ge - schweige ein gleiches Urbild gefunden. So z. B. die Phaciten, Belemniten u. a.m.

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petrefactenkunde.

  1. (Bourguet) traité des pétrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. E. Imm. Walch's und G. W. Knorr's Naturgeschichte der Versteinerungen. Nürnb. 1755 u. f. IV. B. in Fol.
  3. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad genera natura - lia protyporum; in den novis comment. Soc. Reg. scient. Goetting. T. II. und III.
  4. God. Gv. Leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  5. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg. scient. Soc. re - censitarum sylloge. Goett. I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  6. Fr. Xav. Burtin sur les révolutions générales qu'a subies la surface de la terre; im VIII. St. der Verhandelingen nitge - geeven door Teyler's tweede Genootschap. Haarl. 1790. 4.
  7. Faujas St. Fond Essai de Géologie. Paris. 1803. u. f. III B. 8.
  8. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover geschrieben. - rich 1776. 4.
  9. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  10. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdiger Versteinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.
  11. Jam. Parkinson's organic Remains of a former world. Lond. 1804-11. III. vol. 4.
  12. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles; nouvelle éd. entièrement refondue et augmentée. Par. 1821 u. f. VII. vol 4.
  13. C. F. B. v. Schlotheim Petrefactenkunde. Gotha 1820. 8. m. Kupf. in 4. und Nachträge dazu seit 1822.
  14. F. H. Link's Urwelt (s. oben S. 7).
  15. W. Buckland's Reliquiae diluvianae; or observations on the or - ganic Remains contained in caves, fissures, and diluvial Gravel ꝛc. Lond. 1823. 4.
  16. (C. König) Icones fossilium sectiles. Lond. 1825. Fol.
  17. Aug. Goldfuß Petrefacten Europa's. Düsseld. seit 1826. gr. Fol.
488

A. Versteinerungen des Thierreichs.

I. Von Säugethieren.

Die so oft und viel pro und contra besprochnen so genann - ten Anthropolithen wie z. B. die theils fast completen Men - schengerippe an der Küste von Guadeloupe in einem fe - sten Kalksinter mit Muschelsand, der auch Milleporen und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung enthält*)Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.und in meinem Specimen archaeologiae telluris alterum (1816.) das Epimetrum p. 22. u. f.Zwar bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter homo diluvii testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mergelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt keiner Be - richtigung mehr; aber wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be - hauptung (im III. B. der Memorie della Società italiana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. Ich habe aber durch die Freundschaft des besondere durch seine gelehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen erhal - ten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryk - tognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze., sind wohl von zu modernen Datum als daß sie in die eigentliche Pe - trefactenkunde gezogen werden dürften; so wenig als die Knochen von Füchsen, Schweinen ꝛc. im hieländischen Mer - geltuff**)Und das gleiche gilt auch wohl von den Knochen und mächtig großen Geweihen des sogenannten Riesen-Elenns (Cervus megace - ros), die zumal in Irland in neuern Torf - und Mergeltuff-Lagern gefunden werden. s. Th. Weaver in den philos. Transactions for 1825. p. 429 und die Abbildung des Skelets in J. Hart's Descrip - tion. Dublin. 1825. 8..

Hingegen gehören zu den fossilen Resten von solchen Qua - drupeden der Vorwelt, welchen verwandte Gattungen in der jetzigen Schöpfung ähneln, um nur einige Beispiele anzufüh - ren, 1) die von einer Gattung von Bären (Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge in den oben (§. 265.) ge - nannten Berghöhlen.

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So 2) in einigen derselben (wie namentlich in der von Yorkshire, und bei Montpellier, aber auch am Harze) die von einer großen Hyäne*)s. Buckland a. a. O. wo er auch die von ihm entdeck - ten, ganz unverkennbare fossilen Excremente dieser Hyäne ( also eine Art von so genannten album graecum der Vorwelt ) beschrie - ben und abgebildet hat..

3) Von dem schon gedachten [S. 484. Note *)] Mam - mut der alten Welt, einer Elephantengattung (Ele - phas primigenius) [die vermeinten Riesenknochen**)s. Voigt's Magazin. V. B. 1. St S. 16 u. f. unse - rer ehrlichen Alten]; unter andern auch in Menge in Deutsch - land***)(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'éléphans et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc.I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4; Tilesius in den Mém. de l'Acad. des Sciences de St. Petersbourg. T. V. p. 406 und Cuvier T. I. p. 95. Das Elfenbein der sibirischen, die zumal am Eis - meere ausgegraben werden (das so genannte Mammonto - vaiakost), ähnelt dem frischesten von den beiden jetzt existi - renden Elephantengattungen, und wird in Archangel und von den Schinesischen Künstlern in Canton u. s. w. auch eben so verarbeitet.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros antiqui - tatis). Häufig mit dem eben gedachten Elephanten z. E. in Sibirien; aber auch in Deutschland, z. E. bei Herzberg am Harz†)Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II. pag. 215-280. und Cuvier T. II. P. I. p. 43, (a. 1750 die Gebeine von fünf Individuen im Um - fang einer Meile); bei Thiede im Braunschweigischen; bei Burg-Tonna im Gothaischen u. a.

Und von völlig fremdartig gestalteten auch nur wenige von vielen:

So 5) das colossale Land-Ungeheuer der Vorwelt, das Nordamericanische Mammut (Mammut ohioticum, Mastodonte Cuv. ), dessen Gebeine besonders am Ohio ꝛc. in Menge ausgegraben werden; und das sich unter andern schon durch die eigene auffallende Form seiner enormen Back - zähne ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. ) von der übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt auszeichnet††)Remer. Peale's Account of the Skeleton of the Mam - moth. Lond. 1802. 4. Cuvier T. I. p. 206. und A. C. Bonn in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch der Wetensch. te Haarlem. IV. B. 2. St..

6) Das besonders durch die abenteuerliche Mißgestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen auffallende Mega -490 therium americanum, dessen Gebeine hin und wieder in Südamerica ausgegraben werden*)Chr. Panders's und E. d'Alton's Riesenfaulthier, Bra - dypus giganteus. Bonn 1821. quer Fol..

7) 8) Die ganzen Geschlechter der Paläotherien und Anoplotherien, wovon Baron Cüvier im Gypsflöz von Montmartre schon mehrere Gattungen entdeckt hat; un - bekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn -, Tapir - und Schweinegeschlechtern**)Cuvier T. III. p. 250; aber manche Arten nur von der Größe des Fuchses und noch kleiner.

Die im Pappenheimer Kalkschiefer gefundenen kleinen Ske - lete eines fliegenden Thiergeschlechts der Urwelt zeigen einen so zweydeutigen Bau, daß dasselbe von Sömmerring unter dem Namen ron Ornithocephalus zu den Chiropteris hier dieser Classe gerechnet***)Im VI. B. der Denkschriften der Königl. Acad. der Wis - sensch. zu München., hingegen von Cüvier****)T. V. P. II. p. 350 und Oken†)In der Isis 1818 u. 19. unter dem von Pterodactylus für ein ge - flügeltes Amphibium angesprochen wirda) Es ist deutlich (sagt Link a. a. O. Th. I. S. 21), daß dieses Thier zwischen drey Thierclassen in der Mitte stand, den Säu - gethieren, den Amphibien, und auch den Vögeln..

II. Von Vögeln††)S. Geh. Confer. Rath v. Hoff in s. Magazin über die ge - sammte Mineralogie. 1. B. S. 283 und Cüvier s. les Ossem. fossiles..

Ueberhaupt nur wenige, doch z. B. im öninger Stinkschie - fer Knochen von Sumpfvögeln, und von mancherley an - dern in eben gedachten Gyps von Montmartre.

III. Von Amphibien.

Frösche und Kröten im öninger Stinkschiefer. †††)Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 16.

Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch fossile die Ele - phanten - und Rhinocer-Knochen gefunden werden††††)s. H. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1..

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Die Gebeine eines ungeheuren, crocodillartigen Geschöpfs (Lacerta gigantea)*)s. Th. von Sömmerring über die Lac. gigantea der Vorwelt; und über den Crocodilus priscus. Jenen im VI. und die - sen im V. B. der Denkschr. der Königl. Acad. der Wissensch. zu München., zumal im Petersberge bey Mäst - richt**)Faujas St. Fond histoire naturelle de la Montag - ne de St. Pierre de Maestricht. Par. an VII. 4..

Und die neuerlich zumal in England bey Lyme Regis und Batha)Eine geniale Idee hat Prof. Buckland auf einem lithogra -- phirten Blatte ausgeführt; eine Ansicht der mancherlei urweltlichen nun fossilen Thiere und Gewächse an jener Küste von Dorsetshire, wie sie sich weiland im Leben ausgenommen haben mögen. entdeckten Arten vom Protesaurus***)B. Cuvier T. V. p. II. p. 445. und G. F. Jäger über fossile Reptilien in Würtemberg. Stuttg. 1828. 4.S. Ev. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. III. tab. 62-76. Ichthyo - saurus (mit der Menge von einzelnen Knochen in den Ru - derfüßen), Plesiosaurus (dieser mit den sonst beispiellos zahlreichen Halswirbeln) u. a.m.b)Auch von diesen Geschlechtern hat Buckland eine Mannig - faltigkeit nun fossiler Excremente gefunden, die er Coprolithen nennt..

IV. Von Fischen†)M. H. de Blainville sur le poissons fossiles im nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F. Krüger. Quedlinb. 1823. 8..

Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der Ich - thyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in längli - chen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen [Angmar - set? (Salmo arcticus) S. 194.] vom Zuckertop auf der Westküste von Grönland††)Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19.

Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blattenberg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich genug, daß man die Gattungen wie Zuversicht bestimmen könnte.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stinkschiefer vom Bolkaberg im Veronesischen†††)S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Roy - al Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281. werden zwar insge -492 gemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi - schen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander ent - fernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Bra - silien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so genannten Schlangen - zungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh - nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.

V. Von Insekten.

So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Was - serwanzen und dergl.

Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen Insecten [s. oben S. 440. not. **)].

Ferner die versteinten Krebse (Camarrolithen).

Und besonders die berühmten Trilobiten*)s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles Par. 1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess. naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde be - treffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4. oder fälsch - lich so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln (en - tomolithus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil), die hin und wieder (s. z. B. oben S. 398), aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. )

VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea, Echinodermata (oder Crustacea) und Corallia. Doch scheinen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bei493 Göttingen, so wie im Petersberge bei Mästricht und bey Bath finden, einem Mollusken-Geschlechte, nämlich den Sepien zugehört zu haben*)Specimen archaeologiae telluris I. (1803.) tab. 2. fig. 5..

I. Testacea.

In zahllosen Gattungen**)s. z. B. einen Reichthum nur allein von Englischen in Jam. Sowerby's mineral Conchology of Great Britain. Lond. seit 1812. 8. so wie von denen in einigen Strichen in Italien gelagerten in G. Brocchi Conchiologia fossile subapennina. Milan. 1814 II. vol. 4. und Al. Brogniart Mém. sur les terrains de sédiment supérieurs du Vicentin. Par. 1823. 4.: und was dabei besonders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Flußconchylien abwech - selnd zwischen solchen, die nach aller Analogie im Meere ge - lebt haben müssen***)Vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur la Géographie mineralogique des Environs de Paris. 1811. 4. ed. 2. 1822 als T. II. P. II. von des Erstern oben (S. 487 und öfter) genannten classischen Werke..

von vielschaligen Conchylien der schöne Bala - nites porosus aus dem Osnabrückischen****)Specimen archaeolog. tellur. I. t. 1. fig. 1 der beson - ders durch den merkwürdigen Umstand für die Archäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht selten in aller seiner Integrität auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt†)Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mineraloge Guettard bei fossilen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Paris v. J. 1759. S. 204. 206..

Unter den Muscheln z. B.

1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnthner Mu - schelmarmor. (Engl. fire marble).

2) Der dickschalig ostracites pinnigenus den de Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bei Genf entdeckt hat. ††)S. de Saussure voyages dans les Alpes vol. I. tab. 2. fig. 5. 6.

3) Der große fast herzförmige Anomit. †††)de Saussure l. c. fig. 1-4.

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolythen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint-On - ges. ††††)S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.

494

7) Die Pantoffel-Muschel des von Hüpsch*)s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands ge - machten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1..

8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn**)C. D. Bartsch in Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f. u. a.m.

So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejeni - ge, übrigens noch so gemeine Gattung von Terebratu - liten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merkwürdig wird, daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomia vitrea S. 306.) gleicht, und nach dem vormaligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nachwärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann - ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:

So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Lin - sensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. ca - mérine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Scha - len belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme - rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. ). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großentheils daraus erbaut sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones)***)s. unter andern J. C. M. Reinecke cornua ammo - nis in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8..

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthocera - titen, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklen - burgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Al - veolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerun - gen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink -495 stein durchzogen sind (S. 417); aber auch in andern Flöz - lagen, wie z. B. in den Kreidebergen von Kent brechen.

5) Die Hippuriten (Thomson's cornu copiae), zwar gar sehr von den Belemniten verschieden, doch aber in die Nachbarschaft zu ordnen, kegelförmig, wohl einige Fuß lang, im Innern mit longitudinellen Walzen und Quer - kammern, am weiten Ende mit einem besondern Deckel. Theils in Unzahl in Frankreich, Italien, und in Baiern*)Leop. von Buch in der Isis. XXI. B. S. 438..

Von solchen einschaligen Conchylien, die keine innere Schei - dewände haben, z. B. vor so vielen andern

1) die räthselhaften Doppelröhren (Bitubulites pro - blematicus vom Heinberg bei Göttingen**)Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 9..

2) Die merkwürdigen linksgewundenen Murici - ten am Ufer von Harwich. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20. )

3) Der überaus sonderbare kleine Muricites deformis Soland., aus Hampshire, dessen Spitze sich immer wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft***)Brander l. c. tab. 2. fig. 8..

4) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäglicher Menge und unver - mengt im dichten Kalkfels liegen†)s. Voigt's Magazin V. B. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2..

5) Der kleine Serpulites coarcevatus der am Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von Stinkstein zusam - mengehäuft ist††)Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 8..

II. Echinodermata (crustacea).

1) Unter den mancherlei See-Igeln, zumal diejenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Juden - steinen besetzt sind†††)s. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 265 u. f..

Dann 2) die Enkriniten und 3) die Pentakrini - ten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 322.) zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen gegliederten Stängel sitzt.

496

Bei den Enkriniten oder Seelilien*)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy - tis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gött. 1784. 4.Voigt's Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Cri - noidea, or Lily-shaped animals ꝛc. Bristol 1821. 4. mit 50 Steindrucktafeln., ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 60. ) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glie - der**)Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder, in oben genannten organic Remains vol. II. p.181. Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein ge - nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern En - de auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Sei - ne wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl - steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Ge - genden wimmelt gleichsam davon.

Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen [Helmintholithus portentosus Linn.***)Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. Die Platte vol - ler Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I. tab. II. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.] ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70 ) besteht aus einem großen, viel - armigen, quastenförmigen Körper, der auf einem geglieder - ten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wirtembergischen (S. 417).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom geglie - derten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.

Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz497 bei Blankenburg und bei Grund ꝛc. Von letzterm Orte ver - dient namentlich der ansehnliche schön geformte Madrepori - tes cristatus*)Specimen archaeologiae telluris I. tab. 3. fig. 12. Erwähnung; so wie von der berühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine Madreporites len - ticularis ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 80.) der zu mancherlei mineralogischen Irrthümern Anlaß gegeben.

Ausnehmend schöne und große Madreporiten in mu - scheligem Hornstein, theils mit milchblauen Chalcedon durch - zogen, auf der W. Indischen Insel Antigua.

Andre in sandartigem Kalkstein im Petersberge bei Mast - richt. In Kreide als so genannte Fungiten in Kent. In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz, auch als Fungiten und Schraubensteine ( eine Art Tubiporiten? ) bei Rübeland am Harz. Letztere auch im Catharinbur - gischen in Sibirien.

2) Milleporiten und andere zarte Corallenarten vor - züglich eben gedachten sandigen Kalkstein des Petersberges bei Mastricht. In Feuerstein (S. 375) bey Celle im Han - növerschen**)Specimen alterum fig. 7., und im Puddingstein in Hertfordshire (S. 430. not. *) ꝛc.

B. Versteinerungen des Pflanzenreichs.

I. Abdrücke von Pflanzen und Blättern. ***)E. Fr. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen. 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.J. G. Rhode Beiträge zur Pflanzenkunde der Vorwelt. Berl. seit 1820. gr. Fol.Graf Kasp. Sternberg Versuch einer geognostisch-botani - schen Darstellung der Flora der Vorwelt. Leipz. auch seit 1820. Fol.

So z. B. die manchen hieländischen Baumblättern ähneln - den, im Oeninger Stinkschiefer, im Sandstein bei Blanken - burg ꝛc.

Ferner die mancherlei Farnkräuter ꝛc. im Schieferthon und Thoneisenstein (S. 463 u. f.)

Und von den ganz fremdartigen nur zu Einem Beispiele498 statt aller die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke, die hin und wieder, zumal auf Steinkohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bei Edinburgh in Kohlensand - stein (S. 431), und bey Clausthal in Grauwacken - und Thonschiefer*)Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 Lachter Tiefe gebro - chen und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien - Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrun - gen vom Innern der Gebirge. (von Trebra) S. 41 u. f. gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dergl.

in dem oft genannten Oeninger Stinkschiefer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen (eines Ra - nunculus) gefunden haben.

Ferner die so genannten Frankenberger Kornäh - ren, Sterngraupen u. a. daselbst brechende in Silber - und Kupfererze metallisirte Fruchttheile.

So wie eins der schönsten und zugleich seltensten Petrefac - ten, der vulgo so genannte Madenstein in gelblichen und röthlichen Hornsteingeschieben im Plauischen Grunde bei Dres - den, das den Samenkapseln einer tropischen Onoklea äh - nelt**)Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2. einen ächten Karpachat mit einigen unverkennbaren stachlichten Perikarpien (der Form nach fast wie von Bunias orientalis) in einem orientali - schen Chalcedon abgebildet habe..

Und die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den Preußischen Bernsteingru - ben***)Im gleichen Specimen p. 15 u. f. finden [s. oben S. 441 not. *)]; so wie die kleinen Palmnüsse aus den Cölnischen Umbergruben†)Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V. Trimestr. 4. tab. 25. u. a.m.

III. Fossile Hölzer (Lithoxyla).

das in Holzstein petrificirte so genannte Staar - holz von Hilbersdorf bei Chemnitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Textur ohne Spur concentrischer Lagen (S. 336 Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke einer Gän - sespuhle) durchzogen gewesen scheint.

499

Andre fossile Hölzer sind entweder wie der oben gedachte wirklich versteint, z. B. in Kalkstein, Sandstein, be - sonders aber in Holzstein (S. 376) und in Holzopal (S. 373); oder aber noch brennbar, wohin vor al - lem das bituminöse Holz (S. 442) in den mächtigen Flözla - gen so vieler Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit Quarz durch - zogen, so daß es da am Stahl Funken schlägt.

Uederhaupt aber stehen manche Arten von fossilem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bituminösen in so fern gleichsam in der Mitte, daß sie mit kohlensaurem Kalk durchzogen sind und daher mit Säuren brausen, und doch auch auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z. B. das merkwür - dige so genannte Sündfluthholz, das im Trap zu Joachims - thal in einer Tiefe von 150 Lachter bricht.

Schließlich verdient auch noch die mineralische Holz - kohle Erwähnung die sich in manchen Steinkohlen (S. 442), so wie im Traß und Piperno (S. 400. 401) und zuweilen (als so genannte Goldkohle) beim gediegenen Golde von Verespatak in Siebenbürgen findet.

[A1]

Register.

Anweisung der Kupfertafeln.

Tab .I.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im menschlichen Körper in natürlicher Größe (theils nach Bremser).

Fig. 1. Ascaris vermicularis (S.286).

2. Der Vordertheil von Ascaris lumbricoides (Ebenda - selbst).

3. Der männliche spiralförmige Tricocephalus dispar (S.287).

4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S.288).

5. Fünf Hinterglieder der Taenia solium (S.289).

6. Drey und zwanzig Hinterglieder der Taenia vulgaris (Ebendaselbst).

7. Das Vorderstück vom Regenwurm (S.287).

8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S.281) stark vergrößert.

9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, Tubula - ria sultana (S.326) stark vergrößert.

10. Ein Arm-Polype mit einem jungen, hydra viridis (S.330) in natürlicher Größe.

11. Ein Stamm von sechszehn Blumen-Polypen, Bra - chionus anastatica (S.330) stark vergrößert.

532

Fig. 12. Das Räderthier, Furcularia rotatoria (S.331) stark vergrößert.

13. Ein menschliches Samenthierchen, Chaos spermati - cum (S.333) noch weit stärker vergrößert.

Tab .II.

Zwanzig merkwürdige Krystallisationen der Fossilien.

Zusätze.

S. 29 Z. 18 J. B. Wilbrand Handbuch der Naturge - schichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.

149 Z. 10 Dieser letztere findet sich auch in Nordamerika und gibt

256 zu Z. 5 *) *) J. L. C. Gravenhorst Ichneumono - logia europaea. Vrastil. 1829. II. vol. 8.

Verbesserungen.

S. 93. N. **) l. for. 1824. P. I. pag. 11. S. 181. Z. 22 Scolopax. S. 199. Z. 23. Carassius.

533
TAB. I
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TAB. II
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About this transcription

TextHandbuch der Naturgeschichte
Author Johann Friedrich Blumenbach
Extent554 images; 145194 tokens; 29352 types; 1049334 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Akademie der Wissenschaften zu GöttingenNote: Projektträger Editura GmbH & Co.KG, BerlinNote: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung Bearbeiter des Projekts Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bearbeitung Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate2013-08-26T09:00:15Z Frank WiegandNote: Konvertierung nach DTA-Basisformat2013-08-26T09:00:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHandbuch der Naturgeschichte mit zwey Kupfertafeln Johann Friedrich Blumenbach. 12. Ausgabe. Mich. LechnerWien1832.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Naturgeschichte; ready; blumenbach

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Editorial principles

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