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Handbuch der Naturgeschichte
Abbildung von Inhaltsverzeichnis auf Titelblatt
Zwölfte Ausgabe.
Mit zwey Kupfertafeln.
Wien,1832.Bey Mich. Lechner Universitäts-Buchhändler.
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III

Vorrede.

So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auflage die - ses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nachdrücke des - selben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen ( ins Englische, Französische, Italienische, Holländische, - nische und Russische ) übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publikum gefunden hat.

Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung, daß diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeutendem Zu - wachs und Berichtigungen ausgestattet worden, wovon ich namentlich im mineralogischen Theile Vieles der - te meiner theuren Freunde und Collegen, der Hofräthe Stromeyer und Hausmann verdanke.

Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Aus - gaben mag auch in dieser seine Stelle finden.

Ich habe eben in jenen mineralogischen Abschnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den dar - unter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn, daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Ge - schlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und phi - losophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stim - me. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenomme - nen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für ge - nus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich vonIV gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et jus, et norma loquendi

bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si - cut numi besser befolgt, und sich also durch diese son - derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da - für habe ich folgende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun - dige, deutsche Naturforscher ( und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen ) was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat - tungen der Dinge: "

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue - bersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli - chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

V

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freien Na - turzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten, als bei dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Gra - matik beim Unterschied der Worte generis masculini oder feminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eige - ner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache d. h. den bestimmten einmal festgesetz - ten Sinn der deutschen Worte (da man z. B. Men - schen geschlecht ꝛc. sagt, so gut wie genus humanum) zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim - me der Welt vorzulegen, darf niemand gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umspringen, wie man will.

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Na - tion gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den deut - schen Namen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenommenen und allgemein ver -VI ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer ein - zelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein angenommene Molch; eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbeschrei - bung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfun - denen Kunst - und Trivial - Namen. So billig und vernünftig es freilich ist, auch hierin so viel als möglich die einmal ziemlich allgemein angenommenen Benennun - gen beizubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher ge - wählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Freiheit nur in sehr wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Ar - madillen ihren einheimischen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß, Dasypus, beigelegt hatte, womit die al - ten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Na - men (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beigelegte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südlän - dischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die NeuseeländerVII aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen - den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin - diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie - chisches Wort ist; eben so Manacanit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel:Man muß alle Worte und wie vielmehr noch die Eigen - namen so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16. und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er - sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na - men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ - lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen - nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an - dere Sprachen aufgenommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denenVIII aber die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend ge - wesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die in der Verlagshandlung dieses Hand - buchs heftweise herauskommen, ( und von welchen schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI. ] in neuen verbesserten Auflagen erschienen sind ) beziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihm zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen, im Januar 1831. J. F. Blumenbach.

1

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umge - schaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Einthei - lung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen - stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine we - sentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*) Ars, sive additus rebus homo. Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bei so verschie - dentlicher Rücksicht und Modification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rück - sicht auch zu den Artefacten nehmen.

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Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunstproducten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bei Bajá ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. An - zeigen 1791. 188 St. )

§. 2.

Alle und jede natürlichen Körper zeigen, 1) in Rücksicht ih - rer Entstehung, 2) ihres Wachsthums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervorgebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schö - pfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta angeführt, die es mehr als bloß wahrschein - lich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattun - gen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaf - fen werden; wohin namentlich auch die erste Entstehungsweise man - cher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be - standtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wech - sel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, in - tus susceptio, expansio).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine be - sondere Structur bei dieser Art von natürlichen Körpern vor - aus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nah - rungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, man - cherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften ver - sehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver - bundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Kör - per haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimila - tion jener Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bei den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich der Mineralien. Beides, sowohl ihre Ent -3 stehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs - thum nennen darf), wird keinesweges durch Ernährung, son - dern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (me - chanischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung oder An - satz homogener Theile von außen (aggregatio, juxta po - sitio) bewirkt; folglich ist bei ihnen weder ursprüngliche Orga - nisation noch Lebenskraft zu erwarten*)Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. I B. S. 20. u. f..

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungs - saft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkührliche Be - wegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie, vom innern Gefühle des Hungers getrieben, ihre Alimente, die von sehr verschiede - ner Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön - nen zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und anderseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver - lassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich ge - bracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte4 Körper, die sich ihre sehr vielartige Nahrung mittelst willkür - licher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Kör - per, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nah - rungssaft ohne willkürliche Bewegung mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorgani - sirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäu fung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neu - erlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimm - ten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stu - fenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegenständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind, richtig an - erkennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unter - scheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann*) Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire. . Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden. J. Aug. Unzer. So sagte z. B. Linné: nullum characterem hactenus eruere potui, unde Homo a Simia internoscatur. Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und uner - wartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so na - türlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insec - ten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. So gibt es unter den5 Mollusken Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen man - che auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber Nie - mand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen diesen beiden Classen aufgehoben werden. Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren be - merkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegun - gen mancher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht ein - mahl in den oben angegebenen Charakter der Animalität eingrei - fen. So wenig als hinwiderum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Charakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Po - lypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung ge - gen die Naturreiche ꝛc., die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unverkennbaren Nutzen zum regu - lativen Gebrauch, als sie den Grund eines sogenannten natür - lichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ih - ren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Total - habitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft untereinander zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physico - theologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf ein - ander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwach - heit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bei ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweiten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106. u. f. gesagt..

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig an - gelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten und Gewürmern, aber auch im Pflanzenrei - che) zusammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste - hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten, ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur ir - gendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z. B.6 die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Se - pien u. a.m.). Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform beiden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offen - bar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organi - sirten Körpern und den Mineralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette und Natur u. dergl. gerathen müssen, so ganz grund - los ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Phy - sicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier ge - brachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nun - mehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich ge - schehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius Secundus (. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi I. xxxvii. Ein Paar saubere und correcte Handausga - ben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey - brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (. 1562.)
  4. Joh. Ray (. 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwerke dieser bei - den Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné (. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae ib. 1767. sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh. For - ster enchiridion historiae naturali inserviens. Hal. 1788. 8.
  8. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollständigen Ter - minologie für das Thierreich und Pflanzenreich. Helmstädt. 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon (. 1788.) Ej. histoire naturelle. Die Orig. Ausgabe, Paris seit 1749. XXXIII. vol. 4. oder LXXII. vol. 12.
7

Zur allgemein N. G.

  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.
  2. Dess. System der Natur und ihre Geschichte. Jena. 1823. 8.
  1. H. F. Link's Urwelt und das Alterthum, erläutert durch die Na - turkunde. Berl. 1821. u. f. II. Th. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erdkunde im Verhältniß zur Natur, Verl. seit 1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. G. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the crea - tion. ed.12 Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter Band der ge - dachten Ausg. seiner Werke.)
  4. W. Paley's natural Theology. ed. 16. Lond. 1819. 8.
  5. Holländ. mit gehaltreichen Zusätzen und Anm. von J. Clarisse. Amst. 1810. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire naturelle. ed.4. Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux arts ꝛc. par une Société de naturalistes et d'agriculture. Par. 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs Prof. du Jar - din du Roi ꝛc. Strasb. seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexicon der Na - turgeschichte. Hamb. 1793. IV. B. 8.

Journale ꝛc.

  1. Journal de physique. Paris von 1773 bis 1823. XCVI. B. 4.
  2. Annales des sciences naturelles. par Audouin, Ad. Brogniart et Dumas. Paris seit 1824. 8.
  1. Zur Naturwissenschaft überhaupt und zur Morphologie. Von - the. Stuttg. u. Tübingen seit 1817. 8.
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Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirten Körper (§. 2.) von ihres Gleichen*)s. oben S. 2. Not. *) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebens - lang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs - thum, und wenn sie zu ihrer Reise gelangt, auch ihre Fort - pflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewegungsvermögen, ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachsthum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhal - tung des Ganzen, und umgekehrt**)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft. S. 285 u. f., denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklä - ren, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolu - tions-Hypothese bequem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime***) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neuern Evolu - tionisten ) alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.9Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh - re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des - sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü - cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo - von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. bei ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. Eine Mei - nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf - wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal - ten*)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na - turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [physischen]**)Physische Kräfte überhaupt im Gegensatz jener hyper - physischen Anstalten. Kräfte, und durch die un - übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent - wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen - den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an - getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die - sen verschiedenen Vätern ähneln; zweyerlei Men - schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar - de, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,10 außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bil - dende Kraft zu, daß er den bei der Mutter präformirt gele - genen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzufor - men vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende.

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generationen hin - durch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von eine andern, Samen gezogen, welcher fecundable Ba - stardpflanzen gegeben; d. h. die sich zur Blüthezeit abermahls mit männlichen Staub von jener andern Gattung befruchten las - sen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Genera - tion hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm - Aeltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zwey - ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüng - liche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. ( s. Kölreu - ter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: Gänzlich vollbrachte Verwandlung Ei - ner natürlichen Pflanzengattung in die ande - re. )

Da hat denn folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts ge - holfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stof - fes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen.

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntniß - vermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Naturfor - schung*) Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis suffici - ant: "ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philoso - phandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren, Zeugungsstoffes erklärt.

Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungsart, die man sich von einer solchen allmählichen Bildung machen kann und ge -11 macht hat*)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ih - rer Empfängniß im Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Can - dis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß mechani - schen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung organisirter Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt, am un - gezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vor - her zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Ael - tern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um - ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus), zuerst empfäng - lich wird; für einen Trieb, der sich von aller bloß mecha - nischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Rei - che Krystallisationen**)Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast im - mer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen re - ducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimm - ten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten. und dergl. hervorbringt] dadurch aus - zeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be - stimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielar - tig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannichfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu for - men vermag und so [ durch die Verbindung des mecha - nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe***)Von dieser Verbindung der beiden Principien, des mecha - nischen mit dem teleologischen, die man sonst bei Erklärung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und wor - in gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend ein - leuchtende Beyspiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche der - selben manche angeführt habe; s. auch Voigt's neues Magazin II. B. S. 213. ] zuerst bei der Empfängniß die allmähliche Ausbildung;12 dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt..

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör - per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk - liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi - ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis, Caeramium caespitosum Roth. ) die sich in den ersten Früh - lingstagen fortpflanzt. ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.) Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter - scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er - fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc - culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor - schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil - dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir - baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig13 modificirte Lebenskraft auf mancherlei Weise von seiner eigent - lichen bestimmten Richtung abweichen*)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationibus. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar. recentior..

So entstehen dann ( der bloß krankhaften, nicht ins Gebiet der Naturgeschichte gehörigen, Abweichungen zu geschweigen ) 1) durch ganz gewaltsame Störungen des - selben ganz widernatürliche**)(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. Man hat gemeint, es sey besser, un - gewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist. Formen der organisirten Kör - per, nähmlich die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Charakter, der sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwei Geschöpfe ganz verschiedener Gat - tung (zweierlei Species) einander befruchten, die Ba - starde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei Ursachen der allmählichen Ausartung, die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zu - rückbringen***)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon - strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.;

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzel - ner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bei Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden ).

14

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra per excessum. Die gemeinsten ( selbst nicht selten unter wilden Thieren, z. B. Hasen ); theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bei Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), auch daß sie in manchen Jahren ungewöhnlich häufig fallen, sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge - legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bei welchem wi - dernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge - trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen, aber im Menschengeschlechte sind sie noch unerwiesen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Abweichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körper - liche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bei Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Ma - gazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder15 weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weich - lichkeit in der Totalform des männlichen*)Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae natura - lis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustran - tis. im XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting..

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so ent - stehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderlei Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist**)Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar - tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyerlei specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus der von ver - schiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be - sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schö - pfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zustande meines Wissens niemals eine Paarung und Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfrucht - bar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei - ter fortzuflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Aus - nahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflan - zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung ver - schiedener Gattungen Bastarde hervorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen ( s. oben Seite 10. ). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba - starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider - legung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allerna - türlichsten durch Gattung übersetzt wird ( davon mit mehren in der Vorrede ).

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind diejeni - gen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung16 der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflan - zung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den Spiel - arten keine nothwendige Folge ist; wie z. B. wenn blau - äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8..

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehlichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent - scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend - bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommenschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohne - hin bei allen den Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen ( s. unten §. 20. ), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher Schwie - rigkeiten nicht Statt, wie z. B. bei Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrikanische Elephant zu einerlei Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. E. bei der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau zumahl im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimm - werkzeuge), wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß, äußeres Ohr ꝛc. eine so constante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der De - generation gedenken läßt.

17

§. 16.

Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung gehören vor - züglichst der Einfluß des Himmelstrichs, der Nahrung, und bei Menschen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der orga - nisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lapplän - der ꝛc., so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thie - ren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc., so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Fe - dern, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen Weißen) meist das unverkennbare Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nah - rungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Con - stitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. am aller - auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im Menschen-Ge - schlechte selbst, die augenscheinlichsten Beispiele.

Diese mancherlei Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder un - terstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maaßen einander auf - heben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bei der An - wendung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hingegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.

18

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf ver - schiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nah - rung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin - gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bei den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bei den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Un - rath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Fol - ge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arau - caria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigen - schaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper ver - letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung über - haupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin -19 gegen der Schöpfer jedem Thiere und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maaße beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlan - gen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies die gewöhn - liche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordentliche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. ge - heilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zunächst ver - wandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Repro - ductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm - Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkom - menheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus auf - bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann der ausgeleerten Häute rein aus - geschnitten; und doch hat sich binnen zehn Monaten ein voll - kommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, daß er nur erst ungefähr halb so groß ist, (s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. )

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nämlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organi - sirte Körper ihrer Art hervorbringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorhergegangene Befruchtung: entweder durch Theilung,20 wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1 6. und Blumen-Polypen**)Abr. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. LXIV. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das alte faden - artige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird ( Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. ); oder durch Sprossen, wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflan - zen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderlei Geschlechts - theile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bei sich habenden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa - men und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen - körner mit männlichem Blumenstaub befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dies ist der Fall bei den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern nur immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bei wenigen Thieren; beim Regenwurm, bei manchen Land-Schnecken***)Swammerdam biblia naturae, p. 157. tab. 8. fig. 6. ꝛc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von de - nen das eine die weiblichen Theile oder Eier, das andere den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eier selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dies sind die eierlegenden Thiere (ovipara). Bei andern aber wird dies Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hüllen befreit zur Welt kommen kann; lebendig ge - bärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicuntur; quae potentia, ovipara. Harvey.

21

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eierlegen und lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und man - cher Schlangen, die zwar Eier legen, in welchen aber schon das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in de - ren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bei den sogenannten ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ih - nen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 in Europa gebohrnen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Cro - codilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausend - ste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.

Zur N. G. der organischen Körper überhaupt:

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés (im IIIten B. der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranus Biologie ꝛc. Göttingen seit 1802. 8.
  1. Gemälde der organischen Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde. von J. B. Wilbrand und F. Aug. Ritgen. Gießen 1821. mit einer großen ausgemalten Charte und der Erklärung. 8.
  2. Dazu Wilbrand's Darstellung der gesammten Organisation. Das. 1809. II. B. 8.
22

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionsthierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflan - zen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beinahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will - kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.

§. 23.

Bei den insgemein so genannten vollkommneren Thie - ren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigent - lich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht sei - ner Wärme bei den verschiedenen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bei den einen (nähmlich bei den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Tem - peratur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bei den andern aber, die deß - halb warmblütig heißen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wär - me von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bei den so genannten weißblütigen Thieren die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich beson - ders durch den Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigent - lich so genannten Blute.

23

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes ( des so genannten Sauerstoffs ) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Portionen eines andern Stoffes ( des Kohlenstoffes ) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen le - benswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüglichst das Athemholen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kie - men; die weißblütigen aber mittelst mancherlei anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, kön - nen auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebohrnen Stimme auch noch die Rede (lo - quela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewegungen un - mittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bei den rothblütigen Thieren das eigentliche so genannte Fleisch ausma - chen. Nur bei einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gal - lertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich ( beim Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde ), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupt - triebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis unwillkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, be - dürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung der Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß ste -24 he*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver - gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfäl - tige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Ner - ven bei einem sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewe - gung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzu - theilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bei andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeiß - fliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt auf we - nigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermeh - ren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bei Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn; Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beim Kitzeln unter den Achseln für einen siebenten. So hielt achtens Spallan - zani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flat - tern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Dar - win das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Mus - keln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., be - sonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fi - sche gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhal -25 tung zu sorgen*) Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro ci - bo somnus. Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schau - rige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlings - sonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten ( s. oben S. 22. ), und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fal - len läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vor - stellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beim Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähm - lich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Da - gegen er hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Ver - nunft ist.

§. 35.

Der Instinct**)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147-373.The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben Percy. Lond. 1821. 12. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, inneren Drange, ohne allen Un - terricht, von freien Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu un - terziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahl -26 reiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zim - mer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie - hen fühlen, und im Käfich bei allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherlei Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*) Nascitur ars ista, non discitur.? "Seneca., (als welche bei so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bei den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufent - halte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vol - lends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein - baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stär - kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)Ch. G. le Roy. Lettres philosophiques sur l'intelligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w., so liegt wenig - stens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz dersel - ben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, un - widerredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freilich eben die große Verschiedenheit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be - dürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleich -27 sam accommodirenden Vernunft auf eben so mannichfaltige Wei - se zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wer - de, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc., mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entde - ckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorge - nommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rind - vieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welt - theile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Taback, wäl - sche Hühner u. s. w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be - dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insekten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine drey - fache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freien Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein, Katze, Rennthier, den beiderlei Camelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere variiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säuge - thiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung. ( Ueber die Hausthiere s. mit mehreren den Gothaischen Hof-Kalender vom J. 1796. )

28

§. 40.

Die zoologischen Systeme haben sich nach dem Linnéi - schen vielartig gemehrt*)J. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der Zoologie. Nürnberg 1811. 8.J. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th. S. 64 u. ff.. Nach diesem wird das ganze Thier - reich unter folgende sechs Classen gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rothen Blut, die aber Eier legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem holen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf und eingelenkte (hornar - tige) Bewegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (ten - tacula) und wohl nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben.

Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von fran - zösischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cúvier naturge - mäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon weiter un - ten behörigen Ortes die Rede seyn wird.

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thiergeschichte Ueberhaupt.

  1. Aristoteles. Histoire des animaux, avec des notes etc. par Camus. Par. 1793. II. vol. 4.
  2. Aristoteles N. G. der Thiere, mit Anm. von Fr. Strack. Frankf. 1816. 8.
  3. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et animalium aquatilium: cum nomenclaturis singulorum in linguis diversis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  4. Aldrovandus.
  5. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Francof. 1649 - 1653. fol.
  6. 29
  7. auch unter dem Titel: H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum univer - sale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
  8. Ray.
  9. Buffon.
  10. G. Ad. Sukow Anfangsgründe der Naturgeschichte der (rothblüti - gen) Thiere. Leipzig seit 1797. 8.
  11. G. Cuvier tableau élémentarie de l'histoire naturelle des ani - maux. Par. 1798. 8.
  12. und Dess. Règne animal, distribué d'après son organisation. Par. 1817. IV. vol. 8.
  13. A. M. Const. Duméril zoologie analytique. Par. 1806. 8.
  14. Gotth. Fischer zoognosia ꝛc. Mosq. 1813. III. vol. 4. und 8.
  15. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipz. 1816. II. B. 8.
  16. G. Aug. Goldfuß, Handbuch der Zoologie. Nürnberg. 1820. II. B. 8.
  17. P. A. Latreille Familles naturelles du règne animal. Par. 1825. 8. übers. mit Anmerk. von Dr. Berthold. Weimar. 1827. 8.
  1. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Beschreibungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  2. Linnaei fauna Suecica. ed. 2. Holm. 1761. 8.
  3. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768-1777. IV. vol. 8.
  4. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel, ib. seit 1763. gr. Fol.
  5. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Pois - sons, des Cetacèes, des Amphibies ꝛc. marins, im IIten und IIIten Bande des voyage autour du monde par Et. Mar - chand. Par. 1800. 4.
  1. J. F. Brandt und J. T. C. Ratzeburg Darstellung und Beschrei - bung der Thiere, die in der Arzneimittellehre in Betracht kom - men. Berl. seit 1827. gr. 4.
  1. W. Elf. Leach 's Zoological Miscellany. Lond. seit. 1814. 8.
  2. The Zoological Journal by Th. Bell, Sowerby and N. A. Vi - gors. Lond. seit 1824. 8.
30

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den - geln gemein; aber sie gebären lebendige Junge: und ihr Haupt - charakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist ver - schieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mut - ter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*)Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen so - wohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohrnen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen ha - ben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen, (s. Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und auch am weiblichen Schnabelthiere hat Meckel nun die Milchdrüse entdeckt..

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)Denn selbst die Haut des Wallfische ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart; auch haben sie Augenwimpern ꝛc.] Säu - gethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bei einigen als Wolle ge - kräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beim Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bei manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter Richtung an einander und machen so genannte Nähte (suturas). Bei31 andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin - gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka - ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha - ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der - jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu - gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall - fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini - ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern ( einfachen oder gepaarten ) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei -32 ten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani varietate nativa S. 34 u. f., und im Handbuche der vergleichen - den Anatomie S. 22 u. f. der 3ten Ausg. ausführl. gehan - delt habe. In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52. am Schedel des Orang utans zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniarios), und Backenzähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver - schiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend; bei den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bei denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoßzähne (dentes ex - serti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattun - gen, bei welchen nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurückgetrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen ausgeschnitten sind, und die Kronen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg aus - geschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete in - nere Seite die höchste ist. Dabei haben sie einen schmalen Un - terkiefer, der eine sehr freie Seitenbewegung gestattet, wo - durch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus die - ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbe, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Por - tion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Hau - be, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des er -33 sten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrie - ben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (Echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei - tet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 130 u. f..

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere über - haupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bei einigen Gattungen, wie beim Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bei an - dern, wie beim Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr ver - schieden. Beim Ochsen -, Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der beider - lei Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar eben - falls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljähr - lich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten Säuge - thieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbein (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechen - den Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen an - dern americanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum Springen (cauda saltatoria); dem Kängaruh zum Gleich - gewicht bei seinem aufrechten Sitz und zur Vertheidigung ꝛc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben34 viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (thesauros), um Proviant darin einschleppen zu können. Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugen - den Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Raub - thiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Verbindung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Men - schengeschlecht einen einfachen größern Mutterkuchen (pla - centa) bildet, hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl - reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledo - nes) vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich haupt - sächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; ent - weder nähmlich, in sofern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen wer - den, die Insecten und Gewürme die bei weiten wichtigsten Ge - schöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die man - nichfaltigste Weise brauchbar*)Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pott - fische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen Schönheit, Fein - heit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mächtig steigert.. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge - hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelba - ren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erdbodens können mit einer ein - zigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürf - nisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

35

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Ele - phanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be - wachen ꝛc. : Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Spei - se: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Klei - dung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. : Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen, Därme, Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berliner - blau u. a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Hornschwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zu Arznei: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freilich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Viel - fraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thie - re: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan - ten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u. s. w. Gift scheint (außer etwa dem männlichen Schnabelthier, dessen Sporn am Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser Classe im gesunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzel - nen zum Classificationsgrunde gelegten Charaktern entlehnte Sy - steme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Natur - forscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristo - telis Eintheilung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschie -36 denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge - wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver - bindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura systemata artificialia nostra flocci faciens. . Pallas.. Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun - gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord - nung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal - len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge - bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be - kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet:

I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa - viane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat - terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel - und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein - chen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß. 37Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beu - telthiere, Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder - zähne ꝛc. Faulthiere, Ameisenbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd ꝛc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde ꝛc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letz - ten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein haben, und deren natürliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conve - niunt. Raius..

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedibus vi - viparis. Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viviparis L. III. Bo - non. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus. ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de piscibus. ) ib. eod. fol.
  6. Jo. Rah synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1693. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  9. 38
  10. Deutsch (mit Zusätzen von J. M. Bechstein). Weimar. 1799. II. B. 4.
  11. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 8.
  12. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  13. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips. 1777. 8.
  14. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  15. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands I. B. Leipz. 1789. 8.
  16. A general history of Quadrupeds. The figures engraved on wood by Th. Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  17. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  18. C. Illigeri prodromus systematis mammalium et avium. Berol. 1811. 8.
  19. J. Bapt. Fischer synopsis mammalium. Stuttg. 1829. 8.
  20. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy St. Hilaire et Fr. Cuvier, publiée par C. de Lasteyrie. Par. seit 1819. gr. Fol.
  21. J. C. Temminck monographies de mammalogie. Par. seit 1824. 4.

I. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum prominulum. Dentes aequaliter approximati; incisores inferiores erecti.

1. . Sapiens*)W. Lawrence's Lectures on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History of Mankind. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf..

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech - ter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung be - sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhält - niß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh - len, eingerichtet sind), dann der freieste Gebrauch zweyer vollkommnen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigen - thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich einen periodischen Blutverlust39 in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver - letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in der Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht gefun - den ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von In - stinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechter - dings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen beiden ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche Ei - genthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übri - ge thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen (§. 37.)

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbedürfti - ges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lan - ge Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son - dern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwi - ckeln können; daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und bei diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na - türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich hinge - gen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähig - keit bei beiden Geschlechtern so gleich sei, daß der Mensch über - all so wie in Europa zur Monogamie bestimmt werde*)Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8..

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un - beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang40 der organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschengeschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmels - striche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab - stammen*)Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generis humani varietate nativa weiter ausgeführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallen - der oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gat - tungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus - thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherlei Abstufungen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih - nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschenge - schlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen**)Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte im ersten B. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater. zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3 und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze übergeht), und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaf - testen Schädel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Europäer mit Ausnahme der Lappen; dann die west - lichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; al - so ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie ge - trocknete Citronenschalen); mit wenigem, straffem, schwar - zem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asia -41 ten, mit Ausnahme der Malayen; dann in Europa die Lappen, und im nördlichen America, von der Beringsstra - ße bis Labrador, die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern wulstigen Lippen und stumpfer Rase. Dahin die übrigen Africaner, na - mentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Va - rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zu - sammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Ameri - caner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni, an - derseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insula - ner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Ma - rianen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln ꝛc., nebst den eigentlichen Malayen*) Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Caucasischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord-Amerikaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 75. der 2ten Ausg..

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologi - schen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Rasse angenommen werden. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mon -42 golische, anderseits die äthiopische. Die andern zwei Ras - sen machen die Uebergänge. Die americanische den, zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die ma - layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio - pischen*)Versteht sich nähmlich dies Alles so daß die in den verschie - denen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stärkern und län - gern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, oder aber auch sich ihr hinwie - derum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal - lend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ame - ricanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am süd - lichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmals in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. Eben so ist ge - genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hin - gegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebri - den ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; doch nur Weniges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder an - dere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwerg - völkchen ausgegebenen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesichen in Menge finden), wird bei pathologi - scher Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren**)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die blos weißgefleckten Neger genau unterschieden wer - den, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von sei -43 nem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, de - ren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi - storie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemisch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Moh - ren, und des Orang utangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder*)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als an - dere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten - tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner**)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänz - liche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer ( die Struthopodes des Eudoxus beim Plinius. )., die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.

II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprüng - lich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause***)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..

2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii so - litarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer den schon beim Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ih - rer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüf - ten und platten Lenden, auf das ausfallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.

44

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orang utan, Pongo*)Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach, aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol - phi's anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis - sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach ( in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem - plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn. Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke ) die obige specifische Charakteristik beibehalten müssen.. S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch da in geringer Anzahl**)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung ein - gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni - gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landein - wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linné's Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin - gentibus.

Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.

45

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. bra - chiis corpore brevioribus, natibus calvis, capite subrotundo.

Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den ungeschwänzten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Eu - ropa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Wohl kaum vom inuus (Büffon's magot) verschieden. Ist auch auf Gibraltar ver - wildert, und hat sich da im Freien fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Ban - tagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasique, la guenon à long nez. Engl. the Proboscis Monkey). S. cauda mediocri, naso elongato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia, die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffal - lend auszeichnet.

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata, barbata nigra, barba incana prolixa.

Schreber. tab. 11.

Auf Ceilon ꝛc. Aeltere ganz kenntliche Abbildungen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reiß in das gelobt Land. Mainz 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Copisten**)im VI. B. von Martini's Uebersetzung von Büffon. zum vorgeblichen geschwänzten Menschen umgestaltet worden.

7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so ge - nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, nari - bus bifidis elatis.

Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beinahe olivengrün. Wird un - ter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon). Fa - cies prolongata, minus anthropomorpha, nasus utrin - que tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda (ple - risque) abbreviata. Dentes ut in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig men - schenähnliches, bei manchen eher etwas vom Schwein, zumahl46 in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis, un - guibus acutiusculis.

Schreber tab. 10.

In Aegypten ꝛc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bil - derschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*)S. z. B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805..

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.

Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen Wein - berge und Obstgärten plündern sollen.

Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mormon, der Choras) ist in Ceilon zu Hause.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et manus minus humanae. Nares laterales. Nates tectae. Den - tes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wild - bret dient.

a) Cauda prehensilii, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l' Alouate.) C. barbatus rufus, gutture tumido,

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von Guiana ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebul) zu - mahl bei Wetterveränderung ein betäubendes Geschrei hören läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Seitenflügeln des Un - terkiefers) hervorgebracht wird.

1. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetradacty - lis absque pollice.

Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze**)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket - tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber stehen - den zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..

47

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen, (eigentlich Sahuichen).

3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der Nach - tigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche Thier - chen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen; daher es in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes primores supe - riores 4. per paria remoti, inferiores 4 6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approxi - mati*)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..

1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.

Schreber tab. 38.

Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eich - hörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bei manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.

III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Daumen ausgenom - men, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-souris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum bre - ves, reliqui longissimi, membranae expansili inter - texti, pro volatu.

48

Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbrei - tet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in - fundibiliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich - hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur ande - ren größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc., sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen er sich vor - züglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Namen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's vampy - rus, Büffon's roussette). V. ecaudatus, naso sim - plici, membrana inter femora divisa.

Schreber. tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespann - ten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vam - pyr genannt werden: findet sich scharenweise in Hindustan und auf den ostindischen und Austral-Inseln; in größter Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus, au - riculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, dop - pelt nennt, sind einfach, nur alle Theile auffallend groß.

4. . Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. the rearmouse). V. caudatus, auri - culis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Win - terschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. . Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im Mittlern und südlichen Europa.

49

IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, da - her jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wie - der unter drei Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Rodentia, Scalpris dentata, Jo. hunter.)

Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vorder - zähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores utrinque 2; inferiores subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche). S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil. Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordi - schen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das ächte Grau - werk, (petit - gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lan - de schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenro - then Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit-gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Maisfeldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus apicem cras - sior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse). G. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis.

Schreber. tab. 225.

50

So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie ver - speiseten*)Apicius. VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und hält langen und sehr festen Winterschlaf.

2. . Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus, polli - ce plantarum mutico, auriculis rotundatis.

Schreber. tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Winter - schlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinen Gestrüppe, worein sie sich ver - gräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praece - dentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses - quiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.

Schreber. tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdi - schen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thü - ringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.

2. . Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.). M. cau - da mediocri, pectore flavescente, abdomine albi - do***)Const. Nicati comm. de mure domestico, silvatico at - que arvali. Ultraj. 1822. 8..

Schreber. tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. . Amphibius. die Wasserratte, der Erdwolf. M. cauda longitudine dimidia corporis, auribus vix vellere prominulis, palmis subtetradactylis.

Schreber. tab. 186.

51

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*)Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat - tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar bräunlich - grauen Flecken auf dem Rücken..

4. . Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda me - diocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.

Schreber. tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zu - mahl der Wintersaat großen Schaden. Das bewährteste Ver - tilgungsmittel ist wohl der englische Erdbohrer. Auch unter dieser Gattung finden sich hier herum, wie unter der folgen - den, Kackerlacken.

5. . Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse). M. cauda elongata, palmis te - tradactylis pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich den Menschen gewisser Maßen zum Haus - thier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kackerlacken in ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hel - lung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehal - ten werden.

6. . Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat). M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum ungui - culo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**)Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam an - gegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen Ver - pflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten Thiere, habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de quorundam animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu aut studio ab hominibus aliorsum translatis. Gotting. 1823. 4. und im T. V. comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott. . Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen Victualien überall nach; den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Un - ter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefähr - lichsten Feinden der Zuckerplantagen in Westindien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimliche Wanderratte52 (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway - rat) verdrängt, die von röthlich-grauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.

7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter maculato.

Schreber. tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre uner - wartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lem - minge vom Himmel regne.

8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecauda - tus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in - fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber. tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar kei - ne Oeffnung in der Gegend der Augenlieder haben, und folglich gänzlich blind seyn.

10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbreviatae, cau - da brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmot - te). M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merk - würdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, etliche Stundenweit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wo - chen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ih - rer Existenz wachend zu.

2. . Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. ( Mus pon - ticus). M. auriculis minimis, cauda villosa, cor - pore vario.

53

Schreber. tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Grö - ße vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.

3. . Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. ab - domine nigro.

F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vor - rath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manchmal auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadt - flur in Einem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superiores 2, distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte du Cap). H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.

Schreber. tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eigenen anoma - lischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße, schwer zu classificiren.

12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Dentes primores utrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica, zu - mahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya (Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig). S. ecau - data, corpore variegato*)J. Jac. Freuler monographia Saviae porcelli zoologica. Gotting. 1820. 4..

Schreber. tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.

54

2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cauda - ta, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.

Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores du - plicati.

1. . Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl. the hare). L. auriculis apice nigris, corpore et pedi - bus posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wiederzukauen*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f..

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Na - turforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**)Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34 u. f. an - gegeben..

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nörd - lichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kür - zere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Tyroler-Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß***)S. Meisner's Museum der Naturgesch. Helvetiens. Nro. 4..

2. . Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis, corpore et pedi - bus posticis brevioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf man - che Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. ums Jahr 1736 auf der St. Pe -55 ters-Insel bei Sardinien*)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Landplage geworden sind**) Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo - rum auxilium militare a divo Augusto petiisse. Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volca - no, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau; und die weißen mit rothen Augen die ge - meinsten Kackerlacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 17. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande gut fort.

14. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi, postici elongati. Cauda saltatoria, apice floccosa. Dentes primores utrinque 2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Spring - maus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tri - dactylis, plantis tetradactylis.

Schreber. tab. 228.

Zumahl in Nordafrica, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine). Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cauda abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, be - sonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! ***)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.

2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis oc - cultis.

Schreber. tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.

56

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur ei nem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehrsten von ansehnlichter Größe und Stärke ist. Die eigentlich so ge - nannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores utrinque 6*)Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vor - derzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare ( S. 31. Not. *) ) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3, infra 1, molares 4.

1. Europaeus. der Igel. (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog). E. auriculis rotundatis, naribus cristatis**)J. Joach. Wetter erinacei europaei anatome. Gotting. 1808. 8. pag. 7..

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Sta - cheln, um sie so in sein Lager zu tragen***)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Aus - gabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6†)So ist es wenigstens bei der Wasserspitzmaus., bifidi: inferiores 2-4 in - termediis brevioribus; laniarii utrinque plures.

1. . Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne. Engl. the shrew). S. cauda mediocri, abdomine albido.

Schreber. tab. 160.

In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Selten finden sich gefleckte oder ganz weiße Spitzmäuse.

2. . Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdomine cinereo, digitis ciliatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die -57 ße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier wie durch eine Klappe zu - schließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6. inferiores 8; laniarii major 1, minores 4.

1. . Europaea. der Maulwurf, die Schermaus. (Fr. la taupe. Engl. the mole). T. cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes ani - mal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwim - men und bei Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Ge - gend.

2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis tri - dactylis.

Vosmaer's monogr. 1787

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Feminis fol - liculus abdominalis mammarum.

Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannichfaltig, daß dieselben nach dem linnéischen System in ganz verschiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cau - da squamosa longitudine corporis. Dentes primores superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zuwahl im wärmern Nordamerica*)Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.. Das Weibchen von dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts hat eine gro - ße Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen58 und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen lie - gen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleich - sam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und voll - kommener ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden können.

2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea, cauda lon - ga crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis lon - gissimis. Palmis pentadactylis, plantis subtetradac - tylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

Hawkesworth T. III. pag. 157.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen, wobei ihm sein mächtig starker Schwanz zum Springstock, so wie beim Aufrechtsitzen zur Stütze, und gegen den Angriff als kräftige Vertheidigungswaffe dient. Das Weibchen wirft nur ein Junges auf einmahl, das bei der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vier - teljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda bre - vissima. Dentes primores utrinque 2 cylindrici, obtusi. laniarii nulli. molares 5.

Leach vol. II. tab. 96.

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dach - ses. Wie es scheint, auch so ein animal nocturnum, das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores utrinque 6, intermediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dor - so jubato cinereo nigroque undatim striato.

Ménagerie du Muséum national. Livrn. IV. tab. 1.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei beiden Ge - schlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwi - schen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

59

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet). V. cauda annulata, corpore fulvo-ni - gricante maculato.

H. n. des mammifères XVII. tab. 3.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo annulata.

Schreber. tab. 218.

In Südamerika. Mit einer rüsselförmigen sehr beweglichen Nase.

4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat). V. lineis dorsalibus albis, per caudam productis.

Schreber. tab. 122.

In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Namen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

5. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's große mangouste). V. cauda basi in - crassata sensim attenuata, apice floccosa.

Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunem breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneiern, so wie außerdem den Schlangen, nach - stellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

21. Mustella. Dentes primores superiores 6, erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, obtusiores, con - ferti: duo interiores. Lingua laevis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.

1. . Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. corpore fulvo-nigricante, gula flava.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin). M. corpore fulvo-ni - gricante, gula alba.

v. Wildungen a. a. O.

60

Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. . Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stänker - ratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, polecat). M. flavo-nigricans, ore et auricularum apicibus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst sein abgezo - genes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo. Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wah - rer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl keine ursprüngli - che eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit wel - chem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Canin - chen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber. tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbrau - nem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.

5. . Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine). M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. . Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel). M. corpore ex rufo fusco sub - tus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, longiores lobati; laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et primos molares), lingua laevis.

61

1. . Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien und Nord - africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht be - dient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber an Ge - wicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehö - ren: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbrau - nen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbä - ren; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse lang - beharrt.

Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung aus, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polarbär, U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären ver - wechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang, und über 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labra - dor findet sich in G. Cartwright's Journal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..

3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger, vilo - sus, labiis protensilibus, colli macula alba.

Cattons Animals in aquatinta 1788. tab. 20.

Tidemann über das vermeintliche Bärenartige Faul - thier 1820. 4.

In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort selten (S. 44. N. **). Von der Mittelgröße des Bären**)Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor - derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere ge - rechnet..

62

4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton). U. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Pallas Spicileg. zoologie. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm ver - schieden zu seyn.

5. . Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau, Engl. the badger). U. cauda concolore, abdomine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omni - vorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größ - ten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobei er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweglichen schiebbaren Haut, wo - durch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.

7. Lotor. der Waschbär, Rakun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton). U. cauda annulata, fascia pal - pebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen Ame - rica ꝛc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder Auffischen sei - nes Futters ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, laterales lon - giores distantes, intermedii lobati, inferiores 6, lo - bati omnes, laniarii solitarii, incurvati.

63

1. . Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog). C. cauda recurvata; subinde digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch mancherlei andere Brauchbar - keit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibi - lität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Generationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varie - täten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen, z. B. der Dachs - hund, das Windspiel ꝛc. viel Eigenes, zu besondern Functio - nen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß man diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl.

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe, schwar - zen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden Rasse macht der eigentliche Bullenbeißer, Wachthund, Bluthund, molossus (Engl. the bull-dog), bei welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervor - tritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe, hängen - den lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dum - pfig und kurz. Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be - sonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bei ihm ungleich größer ist, als bei andern Hunden. Daher sein ungemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig*)Anspach's, Hystory of Newfoundland pag. 379..

64

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien courant). Mit langem dickem Körper, eingefurch - tem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. Hierher auch die Bracke (Engl. the spanish pointer), der Hühnerhund, Wachtelhund und die schön getigerten Corsicaner - hunde.

e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wollich - tem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä - ferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger. Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der Schwanz an der untern Seite lang behaart. Hierzu auch der isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien loup). Auch der große St. Bern - hards-Hund; und der kleinere, den die Kamtscha - dalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'e - pagneul, le bichon. Engl. the lapdog, the shock). Mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Ge - sichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Fle - cken über den Augen. Ihm scheint der englische Ter - rier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund. Aehnelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier. Engl. the grey - hound). Mit langem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.

l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. der spartanische Hund. (canis laco65 nicus). Sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große dänische und der nun aus - gestorbene große irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked dog). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesich - te gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rußigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 17. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Ba - starde erzeugen.

2. . Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf). C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Län - dern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabei schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive). C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae apice nigro.

Schreber. tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Natur - forscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simson's Füchse für Schakale gehalten.

4. . Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox). C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den östlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früchten namentlich sehr gern Weintrauben.

66

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Ab - art davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silber - fuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sei, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Stein - fuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the arctic fox. Russ. Pesez). C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

Schreber. tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zem - bla, Grönland ꝛc. Die mehresten sind weiß. Die so ge - nannten blauen Füchse hingegen bläulichgrau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis virga - tis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus te - tradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer**)Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie - derte, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, womit der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Sammlung be - reichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß; als der von meiner Löwin. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lin - gua aspera, Dentes primores 6 acutiusculi, exteri - oribus majoribus; laniarii solitarii, supra a primo - ribus, infra a molaribus remoti.

67

1. Leo. der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion). F. cauda elongata floccosa*)Die alten Echoliasten zum Homer (Il. XX. 170) reden von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe ich bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Spe - cimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustratae be - schrieben und abgebildet., corpora fulvo.

Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II. tab. 1.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa; weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutschland und sonst im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweiten Lebensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Ara - ber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata: capite, cor - pore et crucibus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. der Panther, Parder**)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge - schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.. F. cauda sub - elongata, maculis obtuse angulatis, passim con - fluentibus et annulatis.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 1.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit klei - neren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beisammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once): F. cauda elongata, corpore albido, maculis irre - gularibus nigris.

Schreber. tab. 100.

In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der68 Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient vor - längst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frank - reich gebraucht worden.

5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, ma - culis angulatis, ocellatis, medio flavis.

Hist. nlle. des Mammifères XVII. tab. 1.

In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cu - guar. F. cauda mediocri, corpore immaculato fulvo.

Schreber. tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflektes Fell (weßhalb er mit dem Namen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. . Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat). F. cauda abbreviata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque amplissimis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitani - schen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

8. . Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat). F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinali - bus, lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen ge - gen dieselben ꝛc. Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich - graue Carthäuser - oder Cyperkatze; und die spani -69 sche oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell - cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelbbraun) in großen Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. paresseux. Engl. sloth). Caput rotundatum, crura antica lon - giora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der . B. pedibus tridactylis, cau - da brevi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana ꝛc. Freilich ein äußerst langsames schwerfälli - ges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae pen - tadactylae. Dentes primores et laniarii nulli; mola - res infra 4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären gerechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit seinen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt, und fast einzig von Ter - miten lebt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller. Engl. ant-eater). Rostrum productius, lingua lum - briciformis: dentes nulli.

1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis tetra - dactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Flei - scherhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis di - dactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetra - dactylis: cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

70

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilisque tectum: rostrum elongatum, teretiusculum: lingua lumbriciformis: dentes nulli.

1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.

Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.

Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.

So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in Neu-Hol - land. Beide haben im innern Bau vieles, von andern Mam - malien Abweichendes, mit dem Schnabelthiere gemein.

29. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufel - chen. Corpus squamis tectum: lingua teres: dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Ge - schlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern wur - den sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore: ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein ca - stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.

30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus linn). Corpus testis zonisque osseis cata - phractum: dentes primores et laniarii nulli.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dorsali - bus 9; palmis tetradactylis: plantis pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kugelicht zusammen.

V. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa. Den - tes primores superiores 6 obtuse truncati: inferiores 6 prominentiores; laniarii solitarii utrinque remoti.

71

1. . Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse). E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr, aber häufig und theils in großen Herden verwilderte, so z. B. in der Mongolei, und in Paraguay, wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spa - nier überhaupt worden u. s. w. Unter den zahmen Pferde - Rassen*)Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit Text von E. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol. zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge - gen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Baut, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolita - nischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen**)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der größten Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2⅓ Mahl in einer Secunde. s. an Essay on the Proportions of Eclipse, in den Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.. Ganzer berittenen Na - tionen zu geschweigen, wie z. B. die Kosaken, Tartaren, Cal - mücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc., so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Land - wirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinns. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass). E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Namen Kulan***)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 238. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Heerden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausneh - mender Schnelligkeit. Ins nördlichste Europa ist der Esel72 bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stär - ke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)Buffon, Supplém. vol. III. tab. 1.], das vom männlichen Esel erzeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bar - deau**)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula - ribus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen gibt, deren eine, das Guagga***)Ménagerie du Muséum national IV. tab. 3., man irrig für die Weib - chen der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu Hau - se. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt haben beide sowohl mit Eseln als Pfer - den Bastarde gezeugt†)s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural Philosophy vol. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos. Transact. for. 1821. P. I. pag. 20..

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchem sich die wichtigsten Hausthiere finden.

32. Camelus, Cornua nulla, labium leporinum, pedes subbisulci††)III. B. Mosis, Kap. XI. V. 4.. Dentes primores inferiores 6 spathi - formes: superiores 2; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le dro - madaire†††)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.]. C. tofo dorsi unico.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.

73

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten nen - nen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen - Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen ( die Courier-Camele oder Heiries aber zwey Meilen in einer Stunde ) zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel). C. tosis dorsi duobus.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Heerden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnel - len Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vo - rige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Liama. das Liama, die Camelziege, Guana - co. C. dorso laevi, tofo pectorali.

Schreber. tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America, beson - ders dem gebirgigen Peru. Wird als Lastthier gebraucht, und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent - ner tragen.

4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne). C. tofis nullis, corpore lanato.

Schreber. tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden hau - fenweis gefangen. Auch soll der occidentalische Bezo - arstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.

33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Dentes primo - res superiores nulli, inferiores 8; laniarii nulli.

74

1. . Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl. the sheep). C. mento inberbi, cornibus compressis lu - natis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch weit seltner als die Ziege wieder verwildern zu kön - nen; wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die spanischen, aus Segovien, und die englischen und deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd-Wallis wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägyp - tischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän - zen; die lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln ha - ben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdies lang herabhängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büffon's mouflon). C. cornibus arcuatis circumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 9.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Bar - barei; eine verwandte weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen Ame - rica. Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörner, und wird von einigen Natur - forschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.

3. . Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl. the goat). C. mento barbato, cornibus arcuatis, cari - natis.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustammen, der im Caucasus und den daran gränzenden östlichen Gebir - gen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei manchen Gattun - gen von Antilopen) zuweilen der orientalische Bezoar - stein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Namen75 des Bezoarbocks belegt worden*)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. Die Hausziege ( das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Canarischen Inseln ) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. Die angori - sche Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie ausdem äußerst feinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan - gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem pa - radiesischen Wunderlande gewebt werden**)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt - tingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben..

4. . Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bou - quetin. Engl. the wild goat). C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dor - sum reclinatis.

Meisner's Museum der N. G. Helvetiens Nro. 1 und 6.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.

34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spi - ralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattun - gen im mittlern und südlichen, Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden***)s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig be - kannter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II..

1. . Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard). A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und west - lichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Zie - gen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau - lichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus an - nulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi - matis.

Schreber. tab. 269.

76

Im ganzen Orient und Nordafrika. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ih - rer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.

3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo virescente, cauda brevissima.

Schreber. tab. 259.

In Südafrica.

4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cor - nibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer. descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. corni - bus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore cae - rulescente.

Schreber. tab. 278.

Nur noch im Cafferlande; übrigens aber ausgerottet.

6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis ca - rinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer. descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum in - curvis, cervice colloque jubatis, cauda longa floc - cosa, pedibus albo nigroque annulatis.

W. Hunter. in philos. Transact. vol. LXI. tab. 5.

In Bengalen ꝛc.

8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus re - flexis; mente barbato: juba cervicali et pectorali.

Vosmaer. descr. du Gnou.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches Ochsenähnlich.

35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Dentes ut in generibus praecedentibus.

1. . Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox). B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, paleari - bus laxis.

77

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einheimisch. Ob er die wilde Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh sei, ist neuerlich bezweifelt worden.

Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rind - viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien; die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.

Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die indischen (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indi - cus, oder Zebu*)Ménag. du Mus. national IV. tab. 3. eine bloße Varietät dieser Gattung seyn solle.

Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hinge - gen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo). B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 10.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrika verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divarica - tis, lunatis, longissimis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan. Un - geheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif, Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum78 curvatis, vellere propendente, cauda undique ju - bata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Haus - thier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch ge - schätzt und theuer bezahlt wird.

5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cor - nibus divaricatis brevibus, juba longissima dorso gibboso.

Schreber. tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerdenweise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und be - hält bloß seine große Brust - und Nacken-Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus - qué. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis, ba - sibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite einge - schränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen hal - ben Centner wiegen.

36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fascicu - lo pilorum nigro terminata. Dentes primores supe - riores nulli: inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.

1. Camelopardalis, die Giraffe. (Nabis).

Cptn. Carteret in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röth - lichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Anse - hen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewe - gung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.

79

37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in ge - neribus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii superiores).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan. Engl. the elc). C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 5.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord - americanische Elenn, Fr. l'original. Engl. the moose - deer*)Jo. Fr. Miller Fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 600 und sein Gehörn 30 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner Widerle - gung.

2. . Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer). Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; va - riirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein). C. cornibus (in utroque sexu) lon - gis, simplicibus, teretibus, summitatibus subpal - matis, juba gulari pendula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde; theils in mächtigen Heer - den; kann in wärmern Zonen nicht ausdauern, lebt von dür - rem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es un - ter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.

4. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag). C. cornibus ramosis totis teretibus, re - curvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers; nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren En -80 den. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas dar - über alt.

5. . Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumahl nach Castra - tion, auffallender als bei andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.

38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in prae - cedentibus generibus; laniarii superiores solitarii ex - serti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk). M. folliculo umbilicali.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 7.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Ti - bet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühner - eies, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneimittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr. le chevrotain). M. supra fusco-rufus, subtus al - bus, ungulis succenturiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.

VII. MULTUNGULA. (Belluae, die mehresten Pachydermata Cuv.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Den - tes primores (plerisque) superiores 4, convergentes. inferiores 6, prominentes; laniarii superiores 2, in - feriores 2, exserti.

81

1. . Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, die - ses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und über - haupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Oh - ren, größere Fangzähne als das Hausschwein, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl eher bis 20 Junge auf ein Mahl. In America, wo - hin diese Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons). Auf Cuba wur - den sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerli - che Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) ha - ben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gese - hen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du Cap verd). S. dentibus primoribus nullis: laniariis superioribus lunatis extrorsum curvatis: sacculis verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf, spannen - breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschi - fero ad extremum dorsi.

Schreber. tab. 325.

Heerdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.. S. dentibus laniariis superioribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.

Schreber. tab. 328.

82

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwim - men. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zir - kelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beim Weibchen sind sie weit kleiner.

40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; pal - mae ungulis 4, plantae ungulis 3.

Americanus. der Tapir, Anta.

Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Südamerica, von der Statur ei - nes mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beim Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweg - lich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc. Ein sehr ähnliches Thier, das Maïta findet sich in Ostindien auf Ma - lacca und Sumatra*)Fr. Cuvier in der Hist. naturelle des Mammiféres Cah. IV..

41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehen - silis: dentes superiores eburnei exserti.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava, au - riculis minoribus angulosis: dentium molarium co - rona lineis undulatis parallelis distincta.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei an - dern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst - reiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemei - ner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begat -83 tung soll er sich, wie die mehresten vierfüßigen Säugethiere be - springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden Geschlechtern die zwei großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer der - selben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tra - gen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen im Stan - de ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine, und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We - gen doch nicht strauchelt*)Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung, aus indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel Indische Bibliothek, I. B. S. 129 231..

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte convexa, auriculis amplissimis, rotundatis: dentium mola - rium corona rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische Gat - tung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins wegen gefangen und geschossen.

42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu solidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque qua - ternis, inferioribus conicis, superioribus subloba - tis; laniaris nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils ein - zelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim africanischen nicht am Knocher fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Südafrica, am Cap ꝛc. Meist mit doppeltem Horn; das zweite ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

43. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti,84 (inferiores procumbentes); laniarii inferiores incur - vati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh ge - nannt).

Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeu - ßerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, unge - heuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwach - senes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen deren Geschlechter wie - der nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Di - gitata) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrin - que 2.

1. . Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land - Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzneikunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bei beiden Geschlech - tern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmen - de Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es - thig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Däm - me aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in den Erzäh - lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biberhütten vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdäch - tigsten Beobachter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabei85 so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da - durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den - tes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See - hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän - gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver - schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6..

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See - kalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca - pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi - schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be - ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er - worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque à ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu - latis.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan - zen Gesichtsbildung.

86

3. Ursina. der Seebär. P auriculata, collo laevi.

Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamtschatki - schen Meers, überwintert aber vermuthlich auf den benach - barten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier - zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und ge - gen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.).

4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricula - ta, collo jubato.

Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Ge - schlechts; hat den Namen von der beim Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata. Linn.). der ansonsche Seelö - we. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso probosci - deo retractili.

Péron. voy. aux terres australes. tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonder - bare rüsselförmige Nase.

46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Dentes pri - mores utrinque 6; superiores distincti, inferiores conferti.

1. . Vulgaris. die Fischrotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter). L. plantis nudis, cauda corpore dimi - dio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schön - sten in Canada.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (la sarivovienne). L. badia, macula alba submentali cauda corpore dimidio breviore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerica.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. 87Engl. the sea-otter). L. nigra, plantis pilosis, cau - da corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere. vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwar - zes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substan - tia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprach - gebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und naturhi - storischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblütigen Qua - druped's gehalten werden..

1. Paradoxus. das Schnabelthier. Engl. the duck - bill).

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die beispiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste ei - nem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut über - zogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vor - dern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst der - selben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Die - ses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren Formen seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Botanybay.

48. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus). T. dentibus laniariis superioribus ex - sertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beisam - men. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit88 seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Selmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis p. 205..

Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Südin - dien, zumal an den Sundischen und Moluckischen Inseln zu Hause**)Sir. Ev. Home in den philos. Transact. 1820. tab. 25..

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin). T. den - tibus laniariis inclusis.

Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II. tab. 4.

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z. B. häusig in Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) Anlaß gegeben zu haben***)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Ge - hörganges und der Pauke des Wallfisches..

IX. CETACEA†)s. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.C. Lacépède histoire naturelle des cetacées. Par. 1803. 4..

49. Monodon. Dens alteruter maxillae superioris exser - tus longissimus, rectus, spiralis.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Ei - nen), die aber von ungleicher Größe sind, und beim Er - wachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum corneae.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale). B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

89

Das größte aller bekannten Thiere*)Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bei der Asterias caput medusae., das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wie - der dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt - schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Eu - ropäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Bar - den wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das (zu - weilen weißstreifige) Fischbein geben, und von denen die mit - telsten wohl 20 Fuß lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische. B. pec - tore sulcato, pinna dorsalis obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs ist bei dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht**)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall - fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops. u. a. ) den ich frisch gestrandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tie - fe Brustfurchen..

51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale). P. dorso impinni, dentibus in - flexis, apice acutiusculo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er erreicht die Grö - ße des Wallfisches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüg - lich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bei dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in90 besondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung, die sich zumal im dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.

52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise). D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, ro - stro subobtuso.

Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.

So wie die folgende Gattung in den europäischen Meeren: wird so wie diese 1 1 / 2 Klafter lang und ist zumal für die Lach - se ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dau - phin. Engl. the porpesse). D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'épau - lard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incurvis.

Schreber. tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittellän - dischen; wird 20 Fuß lang.

91

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bei ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall anders. Bei - des, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Gan - zen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bei der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattun - gen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, ei - nen ganz oder doch zum Theil hornichten Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thie - ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der na - türlichen Körper (S. 6.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Reihen (in quincun - ce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrszeit, gewöhnlich im Herbste, aus - fallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterschei - den sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt,92 wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwan - ze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steu - erfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei aus - gespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die - gel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der - gel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae compara - tae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara gehan - delt, das im IX. B. der commentation societ. reg. scientiar. Got - tingens. p.108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel be - sonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer - ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, an - dere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zel - len, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einath - men mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Au - ßerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Kno - chen, wie die Schulterknocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. ebenfalls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die - gel zum Flug geschickt, bei welchem die Geschwindigkeit so - wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin - guine und andere aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben so verschie - den als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäu -93 men, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bei den - geln, so wie bei den Säugethieren, ihrem verschiedenen Auf - enthalt angemessen*)Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p.15. und in Illiger's Terminolo - gie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's ornitho - log. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert..

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win - ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zo - nen zubringen**)s. Dr. Jenner in den philosoph. Transact. for. [1824]. P. I. pag. 11..

§. 63.

Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bei denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Kör - ner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kro - pfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur all - mählig an den Magen überlassen, der bei diesen Thieren äu - ßerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Haselnüsse und Oli - venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu - scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über - dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern***)Ueber den Zweck und Nutzen weßhalb diese Vögel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupi - dität. Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfs - mittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ih - rer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschie - dene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvö -94 gel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thie - re, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wie - der von sich*)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genann - ten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen wor - den. s. Dr. Persoon in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 56. u. f..

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Mangel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumal bei den nächtli - chen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bei manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwand - te Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beim leben - digen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die En - ten in den Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen, ( denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säuge - thieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zun - genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Pa - pageien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Men - schenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang anneh - men, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagné -95 ment abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueber - haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man - che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge - schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus - hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen - geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei - nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar - weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh - rend ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne - ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an - dere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beu - tel u. s. w.*)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver - schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol..

96

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eier hinein; deren Anzahl bei den ver - schiedenen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey, die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, be - sonders wenn man ihm die Eier nach und nach wegnimmt*)In diesem Fall scheint also das Eierlegen eine willkür - liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürli - chen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeier (ova subventanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den Säugethie - ren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bei den Vögeln im schon gelegten Ei, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc., in de - ren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde und sogar Menschen Vogeleier ausgebrü - tet haben**)Plin L. X. cap. 55. Livia Augusta, prima sua juven - ta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem se - xum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sino fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per si - num tradendo, ne intermitteretur tepor . Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist***)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma - schinen†)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostba - ren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrrei - che Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's Unter - richt von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskrie - chen lassen. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten ab - gemattet, und nur bei solchen, die sich paarweise zusammen hal - ten, wie bei den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ - chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana -97 rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eie selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich ge - bildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchens, und den zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII. Ab - schnitt des Handb. der vergl. Anatomie.Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbe - brüteten Vogel-Eie: J. Er. Purkinje ovi ovium historia ante in - cubationem. Vratisl. 1825. 4.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cica - tricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folg - lich bei jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten seinen Anfang genommen; beim Hühnerei z. B. kaum vor Ende des ersten Tages; so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden, als die früheste Gestalt des neu empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bil - dung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eie gelange erst durch eine wahre Metamorphose zu seiner vollkommenen Ge - stalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. ( vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. )

§. 73.

Unter den mancherlei zur bewundernswürdigen Oekono - mie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beiden allerwichtigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumal um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schön -98 heit sich zeigen. Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot - terhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm - canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß ( S. 23 u. f. ) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. )

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie - ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner - fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über - haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho - hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro - ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein - facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh - lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver - meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man - chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe - re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be - fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel99 verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat - tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch - fang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei - dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet - ten, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz - lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge - wächse zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u. a. Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge - fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem - lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah - rung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas - sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bil - dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we - nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä - hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und100 mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen wer - den durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderungen von dem Lin - néischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnä - beln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und gro - ßen, gebogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln, Papageien, Tucane ꝛc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schnabel. Raben, Krä - hen ꝛc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwal - ben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitzten Schnabel, von verschiedener Län - ge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabe - nem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Land - vögel. Der Straus, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stum - pfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

101

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium na - tura. Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex. ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edwards's natural history of birds. Lond. 1743 sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton jun. planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol. (1008 Bl.)
  10. C. J. Temminck et Meiffr. Laugier nouveau Recueil de Plan - ches color. des oiseaux. ib. 1820 sq. fol.
  11. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  12. F. M. Daudin Traité élémentaire et complet d'ornithologie. Par. 1800. Vol. II. 4.
  1. C. J. Temminck Tableau systématique des oiseaux qui se trou - vent en Europe. ed.2. Par. 1820. II. vol. 8.
  2. Deutsch mit vielen Zusätzen v. C. L. Nitzsch. Halle 1822. 2 Bän - de. 8.
  3. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutschland. Ber - lin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  4. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands II IV. B. Leipz. 1791. 8.
  5. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland. Leipz .. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  6. J. P. A. Leisler's Nachträge zu Bechstein's N. G. Deutschland. I. H. Hanau, 1812. 8.
  7. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen und Beschreibun - gen der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799. Fol. u. 4.
  8. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen, Lichtham - mer und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  9. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Beschreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer und Wolf. Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  10. J. A. und J. Fr. Naumann N. G. der Vögel Deutschlands. Leipz. seit 1820. 8.
  11. Chr. L. Brehm Beiträge zur (Deutschen) Vögelkunde. Neustadt an der Orla, seit 1820. 8.
  12. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp en Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  13. History of British Birds; the figures engraved on wood by T. Bewick. Newcastle upon Tyne. ed. 3. 1816. II. vol. 8.
  14. Pennant's arctic zoology. IIr Band.
  15. Fr. Levaillant hist. naturelle des oiseaux d'Afrique. Paris. 1796 sq. 4.
  16. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  17. 102
  18. Alex. Wilson's American ornithology. Philad. 1808 sq. vol. I - VIII. gr. 4. dazu vol. IX. von G.. Ord. und Forts. von Ch. Lucian Bonaparte. in III. vol.
  19. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786. Fasc. II. fol.

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr und IIIr Band. Heidelberg. 1810 14. 8.

Erst also die Landvögel in VII Ordnungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen scharfen Kral - len und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) be - deckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le - bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Or - ten, und haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geier. Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. caruncula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie. tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit aus - gespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz - braun von Farbe mit einem weißen Halskragen. Nistet zu - mal an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, welche die See auswirft.

2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeier, Sonnen - geier. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.

Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe ei - nes welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, ro - then und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen103 über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dick - befiederten Schulterkragen einziehen.

3. . Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier, Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte europäische Raubvogel, dessen ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen, und der sich vorzüg - lich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befieder - ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geiern auszeichnet.

4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen ꝛc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum: caput pennis tectum: lingua bifida.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le messager). F. cera alba, cruribus longissimis, cri - sta cervicali pendula, rectricibus intermediis elon - gatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.

2. . Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf - fon's aigle commun, Engl. the black eagle). F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferru - gineo, nigricante, striis flavis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle. Engl. the golden eagle). F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab. 1.

104

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und ver - sorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus. der Seeadler, Fischadler, Bein - brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the seaeagle, the osprey). F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore fer - rugineo, rectricibus latere interiore albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. . Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera pedibus - que caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.

6. . Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Milan, Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz, Tau - benfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite). F. cera flava, cauda forsicata, corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore ci - nereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigri - cantibus.

Frisch tab. 74.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freilich manche andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.

8. . Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (ac - cipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk). F. ce - ra nigra, margine pedibusque flavis, corpore fus - co, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

105

9. . Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'éper - vier. Engl. the sparrow hawk). F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cau - da fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In einem großen Theile der alten Welt.

3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, aduncum, nudum absque cera: nares barbatae: caput grande; lingua bifida: pedes digito versatili: remiges aliquot serratae.

1. . Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn owl, the eagle - owl). S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpo - re rufo.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien*)Linné und viele andere Naturforscher, aber auch Antiqua - rier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, ( wahrscheinlich das Käuzchen, Str. passerina ) habe ich aus den alten griechischen Kunst - werken gezeigt im Specimen historiae naturalis antiquae artis ope - ribus illustratae p.20. sq..

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. capite laevi, corpore albido, maculis lunatis distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

3. . Flammea. Die Schleiereule, Perleule, Kir - cheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. capite laevi, corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.

4. . Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche. Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrinque ver - sus apicem, basi nudum: lingua lacera.

106

1. . Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great shrike). L. cau - da cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis ni - gris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgen - de Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. . Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur. Engl. the red-backed shrike). L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis uni - coloribus, rostro plumbeo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumal Käfern, Grashüpfern ꝛc., die er zum Vorrath an Schwarz - dorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, di - cken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.) bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perroquet. Engl. parrot). Mandibula superior adunca, cera instruc - ta; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Perroquets, par F. Levaillant. Par 1801 u. folg. gr. Fol..

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen dieses ( weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherlei Familien eingetheilten ) Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippi - nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der ei - nen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papa - geien viel auszeichnendes, Eigenes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, brin - gen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin - ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so tre - ten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern107 mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschna - bel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten ꝛc. Beide Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man. wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe (Aracan - ga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeru - leis, subtus rufis, genis nudis rugosis.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectore - que rubro, gula nigra.

Edwards's l. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista pli - catili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumal auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P. vi - ridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va - riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien ꝛc.

6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus viri - dis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sa - ge, als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte, weil keiner den Verlust seines Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Rostrum maxi - mum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel aus -108 zeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente, versus basin fascia nigra, fascia abdominali flava.

7. Buceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydroco - rax). Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvuatum: pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abentheuerlich gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker). Ro - strum polyedrum, apice cuneato; lingua brevissima, retrorsum aculeata; vagina ossis linguae teres lum - briciformis, longissima; pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau, daß sich ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabel - wurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel das wurmförmige Vor - derende desto leichter hervorschießen, und an der hornigen kleinen Zunge Insecten anspießen können*)V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis. Stuttg. 1821. 4. m. Steindr..

1. . Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.

109

2. . Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. vi - ridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Major. der große Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor. der kleine Bunt - oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua ut in picis mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Nat - terwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck). F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksamkeit sei - nes Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedach - ten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretius - culum, apice compresso, mandibula superiore paul - lo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle le tor - chepot. Engl. the nut-hatch, the woodcracker). S. rectricibus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiusculum, ob - tusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow). T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore al - bo, cauda cuneata, rectricibus intermediis longis - simis.

In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, lon - gum; pedes breves, gressorii.

1. . Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, (Fr. le martin -110 pêcheur Engl. the kingsfisher). A. supra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzu - gehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele nach ihm mein - ten, eine Eigenheit dieses Vogels, sondern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarienvogel u. a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carina - tum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier. (Engl. the bee-eater). M. dorso ferru - gineo, abdomine caudaque viridi caerulescente, gula lutea, fascia temporali nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von In - secten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, subcom - pressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.

1. . Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr. la hu - pe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern und mancherlei Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men - schenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129. sq..

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau - specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the creeper). C. grisea, subtus alba, remigibus fus - cis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baum - stämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rec - tricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

111

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern. In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea (vestiaria). C. coccinea, rectricibus re - migibusque nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels man - cherlei prachtvollen Putz und andere Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remigi - bus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.. Colibri. Honigsauger, Blumen - specht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird). Rostrum subulato-filiforme longum. Mandibula infe - riore tubulata, superiore vaginante inferiorem. Lin - gua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulato - rii, brevissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur West - küste von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectrici - bus intermediis longissimis, capite fusco, gula au - rata uropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches).

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur un - gefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eier etwa die von einer Zuckererbse.

112

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Ru - bis topase). T. viridescens vertice purpureo aura - to, gutture auroreo rutilo.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinro - them Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben er - habenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wil - derndes, unschmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum, rectum, subquadrangulare; mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater).

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, semiovatum, arcuatum, dorsato-carinatum. Mandibula superiore margine utrinque angulata. Nares perviae.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus scansoriis.

Latham. l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, nares mysta - ce tectae; pedes ambulatorii.

1. . Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven). C. corpore atro-nitente, rostri apice subincurvo, cauda semirhombea ..

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in bei - den Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fi - sche, Krebse, junge Enten, selbst junge Haasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. . Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la corneille,113 Engl. the carrion crow). C. atrocaerulescens to - tus, cauda rotundata: rectricibus acutis.

Buffon vol. III. tab. 3.

3. . Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook). C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtli - chere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Gras - raupen ꝛc.

4. . Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hauben - krähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hoo - ded crow, royston crow). C. cinerascens capite, ju - gulo, alis caudaque nigris.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in man - chen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in an - dern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

5. . Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw). C. fuscus, occipite incano, fronte, alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar - colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay). C. tectricibus alarum caeruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. . Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le cassenoix. Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque puncta - tus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. . Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Heister. 114(Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für junges Meyergeflügel, und mitunter wohl für die Saatfelder, das aber auch zahllose Raupen, Schnecken ꝛc. vertilgt.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.

1. . Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier. Engl. the roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, basi nu - diusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle). G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia oc - cipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea, cau - da rotundata.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro - merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol. Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.. Paradisvogel. (manucodiatta). Ro - strum basi plumis tomentosis tectum. Pennae hypo - chondriorum longiores. Rectrices duae superiores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu - Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach115 den Moluken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres pracht - vollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzuspre - chen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..

1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis hypo - chondriis luteis corpore longioribus, rectricibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manu - code à 12 filets). P. anterius nigra violacea, po - sterius alba, humeris viride virgatis, rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen dieses Ge - schlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cul - tratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edward's tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet). Rostrum cultratrum, lateraliter compressum apice utrinque emarginato, incurvato; rictu infra oculos protenso.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.

1. . Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow). C. cauda rotundata nigricante albo - punctata.

Frisch tab. 40. u. f.

116

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe dutzend Eier, die er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc.*)oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. s. Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67. zwischen dieser ihre eigenen Eier, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Ge - schäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch um Vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ih - re, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**)s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr. Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.. Sein Win - teraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig - Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern aufzusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, corpore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer andern besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit wei - ßen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acutissi - mum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.

1. . Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot). O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

117

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie le - ben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird). O. niger, alarum tectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).

3. Jupujuba. (Persicus Linn.). O. niger, dorso posti - co maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmi - ges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht., deren man zuweilen meh - rere Hundert an einem Baume hängen sieht.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelför - migem, scharf zugespitztem Schnabel von verschiedener Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von In - secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito longior.

1. . Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices), im Sande.

118

2. . Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus ni - gris: extimis duabus margine exteriore albis, capi - te cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato-depressum, obtusiusculum: mandibula superiore integerrima, mar - ginibus patentiusculis.

1. . Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'étour - neau. Engl. the stare, starling). S. rostro flave - scente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandibula su - periore apice deflexo, emarginato.

1. . Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite). T. dorso fusco collo maculis albis, rostro flavescente.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistel - beeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.

2. . Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare). T. rectricibus ni - gris; extimis margine interiore apice albicantibus, capite uropygioque cano.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.

3. . Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus ferru - gineis, superciliis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuch - tet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lu - cente gegeben haben.

119

4. . Musicus. die Sangdrossel, Zippdrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush). T. remigibus basi interiore ferru - gineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mockbird). T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verti - cis, alarum et caudae candidis.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt ande - rer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque nigris, occipite cristato.

Edwards vol. I. tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zug - heuschrecken.

7. . Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le merle bleu). T. nigro-caeruleus, remigibus rectricibus - que fuscis.

Edwards vol. I. tab. 18.

Einsam auf den Inseln und an den Küsten des Archipela - gus; ein lieblicher Sangvogel.

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emar - ginata.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Bohème. Engl. the bohemian chatterer). A. occipite crista - to: remigum secundariorum apice coccineo lan - ceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jah -120 ren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi ro - tundatum; mandibula inferior margine laterali in - flexa.

1. . Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagei. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheldaple). L. rostro forsicato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichen Erde. Brütet mit - ten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirschfink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L. linea ala - rum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rec - tricibus latere basis tenuiore nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. . Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie - big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch). L. artubus nigris, tectricibus cau - dae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt. Beide Geschlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagniren, und so - gar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte olivacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Ne - ster auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wun - derbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fas - cia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pedi - bus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför - mig mit abwärts hängendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.

121

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido - flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen Halbinsel zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the redbird). L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.

8. . Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicantivirens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus la - teralibus quatuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fron - te abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. unb tab. 134. fig. 1.

Am Cap ꝛc. ; das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hinge - gen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, mandibulae basi deorsum a se invicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting). E. remigibus albis, primoribus extrorsum nigris: rectricibus nigris: lateralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde*)Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlenberg über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann. Göttingen 1812. 4. S. 55.. Kommt nur zum Ueberwin - tern nach Deutschland, wo sie sich aber zuweilen mit ein Mal in unermeßlichen Zügen sehen läßt.

122

2. . Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting). E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fett - ammer, windsche Goldammer. E. remigibus ni - gris, primis tribus margine albidis; rectricibus ni - gris, lateralibus duabus extrorsum nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benach - barten Asien.

4. . Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow ham - mer). E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus latere interiore macula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, dorsoque spadi - ceis, crisso albido, rectricibus duabus utrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird). E. fusca, pectore rubro, rectricibus intermediis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus Miß - verstand verunstalteten Namen von seiner Heimath, dem - nigreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum, emargina - tum, basi subtrigonum, apice declive.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird). T. atra, fron - te, jugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acumi - natum.

123

1. . Caelebs*)Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaf - finch). F. artubus nigris, remigibus utrinque al - bis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannichfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Mei - len in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.

2. . Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble). F. alarum basi subtus flavis - sima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle). F. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis rectri - cibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.

4. . Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistle - finch). F. fronte et gula coccineis, remigibus an - trorsum flavis: rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde**)Frisch tab. 12. fig. 5..

5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch). F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

124

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vögelein. (Fr. le serin de Canarie). F. rostro al - bido, corpore subfusco, pectore flavescente, rec - tricibus remigibusque virescentibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei Varietäten aus - geartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp - Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin). F. remi - gibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günther's Nester und Eier verschiedener Vögel durch Wir - sing. Taf. X..

8. . Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet). F. remigibus primoribus rectricibusque nigris, utro - que margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. . Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink, Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet). F. remigibus rectricibusque fuscis, margi - ne obsolete pallido, litura alarum albida. (Mas pec - tore et vertice sanguineis.)

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica. der Sperling, der Spatz. (passer. Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remigibus125 rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus fer - rugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übri - gen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thü - ringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laub - holz noch Obstbäumen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mal im Jahre. Freilich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mouche. Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum utrinque emarginatum, apice incurvo; vibrissae patentes ver - sus fauces.

1. . Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibu - lis subaequalibus.

1. . Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armillis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we - nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. . Curruca. die Grasmücke, der Heckenschma - tzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge sparrow). M. supra fusca subtus albida, rec - tricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. . Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l'oy - selet de Chypre). M. subfusca, subtus alba, pec - tore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cyprus,126 von wannen sie wegen ihres schmackhaften Fleisches weit ver - führt wird.

4. . Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl. the white waterwagtail). M. pectore nigro, rectrici - bus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub - tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. . Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the blackcap). M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sangvögel.

7. . Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarz - kehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart). M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. . Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge-gorge. Engl. the robin redbreast, ruddock). M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. In England der Lieblingsvogel des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird durch Ver - tilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. . Suecica. das Blaukehlchen, die Schild-Nach - tigall. M. pectore ferrugineo fascia caerulea, rec - tricibus fuscis versus basin ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der mil - dern alten Welt.

10. . Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu - pfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the127 wren). M. grisea, alis nigro cinereoque undu - latis.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichen Erde. Macht sich ein bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. p. 111., und legt zahlreiche Eier.

11. . Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roite - let). M. remigibus secundariis exteriori margine flavis, medio albis, crista verticali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäi - sche Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baum - blättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incurvum. Pedes gressorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

Edward's tab. 264.

In Guiana ꝛc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. titmouse). Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

1. . Major. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonnière. Engl. the great titmouse). P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bei dieser und andern über Win - ter bei uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts ange -128 merkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beim Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu Statten kommt.

2. . Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la - sange bleue. Engl. the nun). P. remigibus caeru - lescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.

3. . Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise, Schneemeise (Fr. la mésange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo, cau - da corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, be - wachsen ist.

4. . Biarmicus. das Bartmännchen, der india - nische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse). P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. . Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmei - se, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne). P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis margine utro - que ferrugineo.

J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen, Si - birien ꝛc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.

129

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bei der bekannten Streitfrage über den Win - teraufenthalt unserer hierländischen Schwalben, zumal der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was dar - über geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bei den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wär - mern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau de Mon - beillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux vol. VI. p.557. oder für die an - dere**)Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben war Daines Barrington; in s. miscella - nies 225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston Vol. I. p.494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattun - gen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im Ganzen hat doch aber immer das Weg - ziehen derselben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größ - te Wahrscheinlichkeit für sich.

1. . Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwal - be. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de che - minée. Engl. the house-swallow, chimney-swal - low). H. rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gat - tung sind bei den Systematikern auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbe - fiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr of - fenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dachgie - bel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Haus - flur und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwal - be, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo ur - bica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de mu - raille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin, martlet). H. pedibus hirsutis, rectricibus immacu - latis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch tab. 17. fig. 2.

130

Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dör - fern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchen - fenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zu - gewölbt.

3. . Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmartin, shore bird). H. cinerea, gula abdomineque albis.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln ꝛc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omni - bus macula alba notatis.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen in - dianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.

5. . Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift). H. nigricans, gu - la alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, mini - mum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus amplissimus; unguis intermedius introrsum ciliatus.

1. . Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tag - schläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette - chèvre. Engl. the goatsucker, night-raven). C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die al - te Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist unge - gründet.

131

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube*)Les pigeons, par Mme. Knip, le Texte par C. J. Them - minck. Par. seit 1811. gr. Fol.. (Fr. und Engl. pigeon). Rostrum rectum versus apicem descendens.

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove). C. caerulescens, cervice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hau - se. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsenklüften, kohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mal im Jahre, die Haustaube hinge - gen neun bis zehn Mal, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vor - züglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat - tungen angesehen werden) sind folgende;

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pat - tu. Engl. the rough-footed dove). Mit lang befieder - ten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier. Engl. the cropper pigeon). Mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit). Mit krausen Brust - federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant. Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und einem kah -132 len rothen Augenring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine). Mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner - schwanz. (Fr. le pigeon paon. Engl. the shaker). Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türki - sche Taube. (Fr. le pigeon messager. Engl. the carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um den Schna - bel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Na - men daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefchen zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, su - pra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus, die Ringtaube, große Holztau - be, Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holz - taube. (Fr. le pigeon ramier. Engl. the ring-dove). C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exteriore albidis, collo utrinque albo.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

Meist in ganz Europa.

4. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle. Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.

Sylvan, v. Laurop. u. Fischer für d. J. 1815.

In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fa - belhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. . Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier. Engl. the indian turtle). C. supra lute - scens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

133

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore ruso.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeß - lichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope oculos nu - da, papillosa.

1. . Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl. the quail). T. pedibus nudis, corpore griseo ma - culato, superciliis albis, rectricum margine lunu - laque ferruginea.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. . Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge). T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden des asiatischen Rußlands.

3. . Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle). T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gu - la alba cincta fascia nigra albo punctata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird aus den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. . Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinotte. Engl. the grouse). T. pedibus hirsutis, rectricibus cine - reis punctis nigris fascia nigra: exceptis interme - diis duabus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa. Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von allem wilden Geflügel.

5. . Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white grouse, ptar - migam). T. pedibus lanatis, remigibus albis, rec - tricibus nigris apice albis, intermediis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

134

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Na - mentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Co - lonisten in Labrador und Grönland.

Eine dieser verwandte Art ist der L. Scoticus (Engl. the red grouse, moor cock), zumal ist den schottischen Hoch - ländern.

6. . Tetrix. der Birkhahn, die Kurre. (Fr. le pe - tit tetras. Engl. the black cock). T. pedibus hirsu - tis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. . Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruy - ère, tetras. Engl. the capercaile, cock of the wood). T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.

43. Numida. Caput cornutum, collum compressum co - loratum; palearia carunculacea ad latera maxillae utriusque.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen). N. rostro cera instructo nares re - cipiente.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ursprüng - lich im nördlichen und westlichen Africa einheimisch, aber auch längst nach Europa und vielen Gegenden von America verpflanzt.

44. Menura. Cauda elongata, plana, rectricibus 16. duabus intermediis angustis, longioribus, duabus ex - ternis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.

1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen wun - dersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der sonder - barsten Thiere der ganzen Classe.

135

45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.

1. . Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the cock). Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfe - dern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seiden - schwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Süd - see bei ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefun - den worden. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt, und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten Thie - re der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.

Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannichfaltigsten und auffallendsten Rassen und Spielar - ten degenerirt; theils in wahre zum erblichen Schlag gewor - dene Monstrositäten**)Sogar, daß bei den so genannten Hollen - oder Hauben - Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirn - theil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase ausgetrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus formativi aber rationibus genauer beschrie - ben und durch anatomische Abbildungen erläutert habe.; sowohl per defectum ( s. oben S. 14 ), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als per excessum ( a. a. O. ), wie z. B. mit fünf oder gar sechs Zehen***)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür - digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf einzu - pfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, frieslän - dische Hahn, mit krausen auswärts gekrümmten Federn.

136

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo auch noch andere Vogelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi cae - rulescente, cauda cuneata, genis papillosis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien, von wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et undulatus, remigum 11 interlorum latere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato, rectricibus 2 intermediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste Ge - schöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, je - dem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt ꝛc. ; mißt vom Schna - bel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumal in Schina zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich die er - wachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utraque man - dibula. Pennae caput tegentes revolutae.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava, corpore nigro, ventre albo.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

137

47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula membranacea longitudinali.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon. Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst nach Deutsch - land gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in mancherlei Varietäten von weißer u. a. Farben aus - geartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae cau - dales elongatae, ocellatae.

1. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the peacock). P. capite crista compressa, calcaribus solitariis.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pe - des cursorii.

1. . Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl. the bustard). O. maris capite juguloque utrinque cri - stato.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Dieser größte hierländische Vogel ist in der gemäßigten al - ten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verbor - genen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freien unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the ostrich). S. pedibus didactylis, digito exteriore parvo mutico, spinis alarum binis.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

138

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und dar - über erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bei ihm durch die ausneh - mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Von seinen Eiern, deren er wohl 30 legt, hält jedes ungefähr so viel als 24 Hühnereier. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist zumal in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tri - dactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spi - nosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem ge - meinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. austra - lis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies ultra oculos nuda.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus, D. pedibus ambulatoriis, cau - da brevissima, pennis incurvis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Isle de France und Bourbon. Aber nach den Versicherungen von Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von we - nig Nutzen war**)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Veränderlich keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..

139

So weit die Landvögel. Nun die Wasservögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stelzenartige Beine, und auch mehrentheils seinen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden gro - ßentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ih - re Eier nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, infracto-in - curvatum, denticulatum, pedes tetradactyli.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

53. Platalea. Rostrum planiusculum: apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill). P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superio - re adunca. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bispi - nosis, fronteque cornuta.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Südamerica.

55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: man - dibula superiore triquetra; inferiore trigona acumi - nata adscendente; frons calva: nares lineares: pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du Brésil).

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

140

56. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandibula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill). C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, sub - compressum; pedes tetradactyli.

1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau royal). A. crista setosa erecta, temporibus palearibusque binis nudis.

Buffon vol. VII. tab. 11.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone sind sonderbar spiralförmig gewunden.

2. . Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane). A. occipite nudo papilloso, corpore cine - reo, alis extus testaceis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. . Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne. Engl. the stork). A. alba, orbitis nudis remigibusque ni - gris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutz - bare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w.; schleppt auch nicht selten Leinwand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St..

4. . Major. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron. Engl. heron). A. occipite crista nigra dependente, corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pec - torali nigris.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachthei - lig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc .**)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Levante gese - hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hierländischen Reihers aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschied - nen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der Garzetta..

141

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi - rescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumal in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. . Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae - viusculo, supra testacea maculis transversis, sub - tus pallidior maculis oblongis fuscis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretius - culum, subarcuatum: facies nuda ultra oculos: pe - des tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Numenius ibis Cuvier*)s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par les anciens Egyptiens im 1sten B. seiner Recherches s. les os - semens fossiles pag. CXLI.]. T. albus, remigum apicibus, rostro et pedibus nigris, remigibus secundariis elongatis nigro-violaceis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Symbol der Ueberschwemmung des Nils**)Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels ge - rade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft. s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologique de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf., auf ihren Denkmälern verewigte, und so wie die damaligen menschlichen Leichen und manche Thiere (wie z. B. verschiedenartige Raubvögel, Fal - ken sowohl als Sperber), zu Mumien bereitete***)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la - byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größter Menge beigesetzte, aber jetzt so wie das Nilpferd, der Nilcrocodil ꝛc. in Nieder-Aegyp - ten selten gewordne Thier†)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse, vor - maligen Past. in der Capstadt, erhalten habe..

142

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Eu - ropa und selbst im südlichen Deutschland vorkommenden Tan - talus falcinellus einerlei zu seyn.

59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiusculum, ob - tusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradac - tyli, postico pluribus articulis insistente.

1. . Arquata. die Brachschnepfe, das Brachhuhn. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew). S. rostro arcuato: pedibus caerulescentibus, alis ni - gris maculis niveis.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern der nörd - lichern Erde.

2. . Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la bécasse. Engl. the woodcock). S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichen alten Welt.

3. . Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelszie - ge, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis fuscis quaternis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.

1. . Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Haus - teufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff). T. rostro pedibusque rubris, rectrici - bus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit ge - gen einander kämpfen.

2. . Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le vanneau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit). T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.

Frisch tab. 213.

143

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Engl. plover). Rostrum teretiusculum, obtusum. Nares li - neares. Pedes cursorii, tridactyli.

1. . Hiaticula. die Seelerche, der Brachvogel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sealark). C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, na - mentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depres - so-planum, subulatum, recurvatum acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.

1. . Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. ; nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli.

1. . Ostralegus. Der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the seapie, oyster-catcher). H. rostro pedibusque rubris.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandi - bula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calva, pedes tetradactyli, subpinnati.

1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the pur - ple water-hen). F. pedibus fissis, fronte pedibus - que rubris, corpore viridi subtus violaceo.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in al - len fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillenden Gefieder. Wird leicht zahm.

2. . Atra. das schwarze Blätzhuhn. (Fr. la foul -144 que, morelle. Engl. the coot). F. pedibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigri - cante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichern Erde.

65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusiusculum. Na - res ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carun - culis lobatis. Alulae spinosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. ungui - bus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.

Buffon vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius, compressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetradactyli, fissi.

1. . Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesen - schnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, dakerhen). R. alis rufo-fer - rugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zuge sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum, scutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku - kawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. nigra, pectore columbino.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimm - füße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und da - her zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Ge - hen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häk -145 chen, und ist wie der untere bei den mehresten mit einer aus - nehmend nervenreichen Haut überzogen ( s. oben S. 94). Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gau - men, und bei vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilfe ꝛc. auf, und leben mehren - theils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eier; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe - dern ꝛc. von mannichfaltiger Nutzbarkeit.

68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.

1. Nigra. (Fr. le bec en oiseaux. Engl. the seacrow, cut-water). R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschla - genes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum, subrec - tum, acutum, compressiusculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable). S. cor - pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver - bird). S. cauda forficata: rectricibus duabus exti - mis albo nigroque dimidiatis.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subula - tum, rectum, acuminatum, pedes compedes.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle). C. pedibus palmatis tridactylis, cor - pore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. . Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C. pedi -146 bus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niveo, remigibus secundariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. . Urinator. (Fr. le grébe). C. capite laevi, pal - pebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edward's tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silberweißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen ꝛc. verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull). Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheueren Schaaren.

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto ex - tremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticula - tum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralför - mig zusammenrollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acumina - tum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus antrorsum versus.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. le paille-en - queue. Engl. the tropic-bird). P. rectricibus dua - bus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibri - bus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beiden Wendezirkeln. Nährt sich meist von fliegenden Fischen.

147

74. Procellaria. Rostrum edentulum, subcompressum: mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; in - feriore apice compresso-canaliculato. Pedes ungue postico sessili absque digito.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempestbird, stormfinch, mother cary's chicken). P. nigra, uropygio albo.

Linné fauna suecica tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offe - ner freier See fern vom Lande auf Klippen, und die Schif - fer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hineindringt, lange Zeit unterhalten wird.

75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla superiore api - ce adunca; inferiore truncata.

1. Exulans. der Albators. (Fr. le mouton du cap). D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus trydactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann - ten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Mei - len von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeresfläche. Nährt sich großen - theils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507..

76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, ungui - cultato: pedes aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn anders die americanische Kropfgans nicht specifisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheu - ren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,148 und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird). P. alis amplissimis, cauda forfi - cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß klaftern, und dem fliegenden Thiere ein sonderbares Ansehen geben.

3. . Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore ni - gro, rostro edentulo, capite subcristato.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nach - theilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst un - bekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden*)s. die oben (S. 51) citirte Commentatio de quorundam animantium coloniis a. a. O. pag. 109..

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. )

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose). P. cauda cu - neiformi, corpore albo, rostro remigibusque pri - moribus nigris, facie caerulea.

Brisson. T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America, zumal auf den schottischen Inseln, und namentlich auf Baß**)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreif - te Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind***)s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8..

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, convexum, ob - tusum; lingua ciliata, obtusa.

149

1. . Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stum - men oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Die - ser letztere[ findet sich auch in Nordamerika und] gibt einen hellen weit schallenden nicht unangeneh - men Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern (A. nigra) ist an den Küsten von Australien zu Hause. Bei Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden*)s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. p. 69. tab. D..

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schi - nesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose). A. rostro semicylin - drico: cera gibbosa, palpebris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. . Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the goose). A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den warm - blütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylindrico, corpore undulato, vertice albo, speculo alari can - dido fascia nigra.

Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.

Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken sie häu - fig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.

5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the rey goose). A. cinerea, capite colloque nigris, genis gulaque albis.

Edward's tab. 151.

150

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer aus - nehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreib - federn.

6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schotti - sche Gans. A. fusca, capite, collo pectoreque ni - gris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde, kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Ge - genden, wo sie sich unter andern von dem Thiere der Enten - muschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ei, sondern ans einer Muschel hervorkomme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand - ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189), die daher auch bei vielen Ornithologen den Na - men Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820. tab. 3.

7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A. rostro cy - lindrico, cera postice bifida, rugosa.

Brünnich's N. H. des Eidervogels tab. 1 u. f.

In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen be - kannt sind.

8. . Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard). A. rectricibus intermediis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paa - rung zu haben, so daß z. B. die Entriche aus Hühner erpicht sind und sie zu reitzen suchen.

9. . Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato ro - tundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161 u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder151 des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denti - culatum, subulato-cylindricum, apice adunco.

1. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander). M. crista longitudinali erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis scapo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattun - gen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zu - mal zur Laichzeit.

79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum, breve, compressum, convexum, transverse sulcatum: man - dibula inferior ante basin gibba.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nörd - lichen Erde.

1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le macareux. Engl. the puffin). A. rostro compresso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra superiore mucronata.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un - terirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot). Rostrum compressiusculum, subcultratum, longitu - dinaliter oblique sulcatum; mandibula inferior apice truncato: alae impennes, pinniformes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flossenähn - lichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Anse - hen, deren verschiedene Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu - Holland, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121 sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beisammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla - vescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

152

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula ad aures aurea.

Forster l. c. tab. 2.

In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres Ge - schlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefieders, zu - mal am Halse, die schönste.

3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, superciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warm - blütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vor - züglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unor - dentlicher sind, als bei den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mit - ten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlenstoffsaurem Gas aushalten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen und Frö - schen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis - schollen eingefroren sind.

153

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hierländischen der wahre Sa - lamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie ent - weder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bei den Amphibien mannichfaltiger als bei den warmblütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schup - pen bedeckt: und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Ei - dexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötz - lich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemein - schaftlichen Aufenthalt angewiesen. Manche gehen willkür - lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An - dere hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land, oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich be - stimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumal unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hin - gegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Ge - fangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und kön - nen dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Sa - lamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabei beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von154 Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund: da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mo - bilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Am - phibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bei den warmblütigen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der ein - zelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bei den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Thei - le, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschlei - chen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiol. comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumal unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der speci - fike Geruch, den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. Unter den innern zeichnet sich doch bei vielen das Gedächtniß aus, da man Bei - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlan - gen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien abrichten lassen. 155Hingegen finden sich bei den Thieren dieser Classe nur sehr we - nige Spuren von wahren Kunsttrieben (§. 36.).

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Er - holungsschlaf zu halten; dagegen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Erstarrung zuzubringen; und das zwar theils einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche und Salamander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphibien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bei vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermange - lung eines Weibchens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander, und züngeln dabei mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eierchen, so wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, eierlegende Thiere. Aber manche, zumal unter den Schlan - gen ꝛc. geben die Eier nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Som - mers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Gla - se gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus, als bei den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaulquappen,156 gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruder - schwanz: auch, so wie die jungen Salamander*)s. C. Th. E. de Siebold observat. de Salamandris. Berol. 1828. 4. fig. 1. 2., eine Art von Fischkiefern (branchiae oder Swammerdam's appen - dices fimbriatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hierländischen Frösche meist erst im vierten Jahr mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Ver - hältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß, hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für's Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal der Genuß der Schildkröten und ihrer Eier, so wie auch verschiedener Frösche und Eidechsen ꝛc. auch von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbeiten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sätteln ꝛc.

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Clas - se, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumal unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Hef - tigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Haupt-Ordnungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die qua - drupeda ovipara der ältern Naturforscher) Schild - kröten, Frösche, Eidechsen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewe - gungswerkzeuge (§. 84.).

157

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV. vol. gr. Fol. ( hierher gehören bloß die beiden ersten Bände.)
  2. Jo. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpens. Paris 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bechstein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. E. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th. Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis et litera - riae Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G.. der Amphibien. Heidelb seit 1817. Fol.
  8. Blas. Merrem tentamen systematis amphibiorum. Marburg 1820. 8.

I. REPTILES*)J. L. C. Gravenhorst reptilia musei zoologici Vratisla - viensis. Fasc. I. Lips. 1829 fol..

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder freie (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut ver - bundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo**)Brongniart's Cheloniens.. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoi - se, die See-Schildkröten aber turtle. Span. ga - làpago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis edentulis***)s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er - lang. 1792. 4..

Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hor - nigen Schuppen belegt ist, die bei manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Aus -158 schnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. Ueber - haupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil - dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis tribus, testa orbiculari orvata, membranacea gri - sea, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawksbill turtle). T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmann's Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle). T. pedibus pinniformibus, margini - bus maxillarum dentatis, testa ovata.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 22.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Ge - wicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ihrer blaß - olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ih - res Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. . Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte (Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa orbi - culata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gib - ba: margine laterali obtusissimo, scutellis planius - culis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

159

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe ei - ner flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rückenschildes ein arti - ges Ansehen.

2. Rana*)Brongniart's Batraciens (mit Einschluß der Molche).. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad). Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus**)F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre - nouilles et des crapauds. Par. 1803. mit Kupf.Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758 gr. Fol..

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, di - gitis anticis muticis quadridentatis, posticis ungui - culatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn - liche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eierchen ver - wachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an - fangs geschwänzten Kaulquappen***)S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129. u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie da - gegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter ver - lassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus ocel - latis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nordamerica. Fast von der Größe eines Meerschwein - chens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.

160

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. femori bus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als der aus - gebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha - ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. . Buso. die Kröte. R. corpore ventricoso ver - rucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschie - dentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstäm - men, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat.

6. . Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verru - coso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali flava, late - ralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.

8. . Temporaria. der braune Grasfrosch. R. sub - fusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc., von da die Jungen nach war - men Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Frosch - regen Anlaß gegeben haben mag.

9. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, - ling, Marxgöker. (Engl. the gibbous frog). R. viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13-16.

161

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumal des Abends bei schönem Wetter, und treiben dabei zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le grais - set). S. corpore laevi, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis.

Rösel tab. 9-12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schne - cken überzogen ist, dient ihm bei seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stim - me, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei die Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco*)Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen. Nürnb. 1811. 4. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab ala distinctis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta**)Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge - schlechts, und ausgenommen die Molche.). Eidechse. (Fr. lézard. Engl. lizard). Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Crocodi - lus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae 6, squamis dorso quadratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumal häufig in den größern Strömen von Africa (na - mentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen162 soll*)Norden sagt gar 50. Voyage d'Egypte p. 163.: und doch haben seine Eier kaum die Größe eines Gänse-Eies. Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**)Von den Verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco - dile s. Cúvier in den annales du Museum d'histoire naturelle. T. X. 1807.Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat - tungen von Nil-Crocodilen..

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis os - seis 4 cataphracta, pedibus posticis semi-palmatis.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Lei - be und Schwanz, als der eigentliche Crocodil, wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eier. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und vier an den hintern, von welchen allen aber nur die drey innern mit Krallen bewaffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumal im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda carina - ta, corpore mutico squamis marginatis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, su - tura dorsali dentata, crista gulae denticulata.

Seba vol. I. tab. 95 sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmack - haftes Fleisch und Eier.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.

163

In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in Spa - nien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn kolbigen aus - gehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz ei - gene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zu - gleich nach verschiedenen Richtungen, eines z. B. aufwärts, das andere hinterwärts ꝛc. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, er ändert dieselbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*)Daher Stellionatus in Pandect. l.47. tit. 20. oder saurus der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus con - cavis.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Süd - see und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier darüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti me - diocri, apice compressa, digitis muticis lobato - squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.

9. . Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei - dechse. L cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis constricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in bei - den Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eier leuch - ten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-Sa -164 lamander. L. nigra, dorso lateribusque verruco - sis, abdomine flavo, nigro-maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende emporstehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductions - kraft s. oben S. 19.

11. . Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron). L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigro - que vario nudo, poroso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und dau - mendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc., sind Fabeln.

Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische Amphi - bien ihre Stelle finden, deren sonderbarer Bau zumal ihre ansehnlichen frei ausstehenden Kiemen immer noch räthselhaft scheint.

A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis. Pal - pebrae indivisae.

1. . anguinus.

von Schreibers in den philos Transact. for. 1801*)Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo angui - no. Pavia 1809. 4.G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Got - tingens. recentior. vol. IV.Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cúvier in den voya - ges de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier. vol..

Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst licht - scheu.

B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.

1. lacertina.

Ellis und J. Hunter in den philos. Transact. vol. LVI.

In den Gewässern von Carolina.

165

II. SERPENTES*)Brongniart's Ophidiens..

Die Schlangen**)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Serpents together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eier, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bei andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten***)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göt - tingen, 1817. 8.. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vor - dern Rande des Oberkiefers versehen†)Diese sind mit bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehen - de, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne ( als durch einen Ausführungsgang ) beim Biß in die Wunde geflößt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. ) Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden††)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz - förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen, 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen - cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I., da bei den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be - setzt ist ( Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. );166 außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnet - tes. Engl. rattle-snake). Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unter - scheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhaf - te, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jah - ren zu, und soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegen - den Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder - bare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten - gel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. ( so wie nach der alten, we - nigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so ge - nannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbei zu zie - hen. ) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer, um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin ge -167 handelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton. Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I. p. 334. von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließ - liche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das Nämliche auch an mehreren andern Schlangen der neuen und alten Welt be - merkt haben will. Die Klapperschlangen selbst werden häu - figst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch las - sen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Calcaria ana - lia bina.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. (Fr. ledevin). B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien, Africa und Brasilien*)Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G. von Brasilien. I. B. S. 211 u. f.. Wird nach Adan - son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendi - gen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwei bre - chen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer über - ziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu ma - chen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. Die Ama - ru-Schlange in Südamerica, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdominalia. Squa - mae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu Hause und giftlos.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. C. tenta - culis superciliaribus, scutis 145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehenden Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. . Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder). C. scutis 146. squamis 39.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 20.

Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher Farbe und in wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verur - sacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödt - lich. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und nachher Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

168

4. . Natrix. die Ringel-Natter, Schnake, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an den bei - den Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.

Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Fle - cken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Querstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Gabelo). C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der gif - tigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefres - sen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu - richten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. . Fragilis. die Blindschleiche, Bruchschlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slowworm). A. squ. abd. 135. to - tidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherlei theils sauber gezeichnete Spielarten.

2. Platuros. A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

169

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudae - que. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run - zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorpligen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer im - mer zu beiden Seiten des Halsels verwahrt liegenden (nicht wie an den Froschlarven ꝛc. außerhalb desselben frei hervorragenden) Kiemen Athem holen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Sa - lamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bei den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bei den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zar - testen Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

170

§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori - gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei - nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio - plateum); bei andern, wie beim Aal ꝛc. ist er mehr walzen - förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein - ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge - sondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup - pen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge - nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus - nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim - höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi - schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei - ten-Linie liegen.

171

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zachariá's Ele - mente der Luftschwimmkunst. Witttemb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat. S. J. Brugmanns over de Mid - delen, door welke de Visschen zich bewegen etc.(Amst. 1813.) 4., die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahr - genommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpeli - gen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander ver - bunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Mus - keln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch - flossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steiß - flosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine verticale Stellung hat.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberflä - che des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, beson - ders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei den so genannten cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumal die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser-Fische. Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen mineralischen Quellen**)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumal die in der See leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nacht - zeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig172 halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in ge - wissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so Steigen viele Seefische um zu laichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; man - che derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlan - tischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwi - schen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America*)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B..

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fas - sen, mit mancherlei andern Mitteln ihrer Herr zu werden ver - sehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirrhi) am Mau - le, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See - fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiu - rus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäu - benden Kraft ꝛc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahlreichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m.**)S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 423 u. f. der dritten Aufl..

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fi - sche läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobach - tungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B.173 die Forellen, überaus kirre werden*)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere, z. B. alte Kar - pfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm - lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi - schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge - sagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann**)S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi - sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge - hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an - dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk - liche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält - niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine Million Eierchen ꝛc .***)Philos. Transact. vol. LVII. p.280..

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben - falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me - tamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemach vollends ausgebildet werden.

174

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Kör - pers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hech - ten ꝛc., daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc., nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamtschadalen, Bra - silianer ꝛc., wissen die Fische auf die mannichfaltigste Weise, so - gar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bei vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptgeschäft, und in Rücksicht der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Stu - dium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches u. dergl. m. von großer Wichtigkeit Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen ge - brannt: der Leberthran von letztern nun auch als Arzneimittel. Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. Und manche Theile einiger Fi - sche werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumal in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hech - te. Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal ei - nige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint noch man - cher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen, nämlich:

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wah - ren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genann - te Fische (Pisces spinosi).

175

Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ord - nungen, welche la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt hat: nämlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Jugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brust - flossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura. Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed. Linnaei. Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum. Lugd. Bat. 1781. P. I III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des pêches ꝛc.) Par. 1770 sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutschlands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl. Schnei - der. Berol. 1801. 8.
  13. de la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V. vol. 4.
  14. Histoire naturelle des poissons, par le B. Cuvier et M. Valen - ciennes. Par. seit 1828. 8. und Planches, fol.
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200 Fishes of the coast of Coromandel. Lond. 1803. II. vol. fol.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physiologie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vie - len Zusätzen vor P. Camper und J. G. Schneider. Leipzig 1787. 4.
176

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bei den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

1. . Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproie. Engl. the lamprey). P. ore intus papilloso, Pinna dorsali posteriore a cauda distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchia - lia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Na - men Myxine den Gewürmen beigezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben.

3. Raia. Roche*)Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera - Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.. (Fr. raie. Engl. ray). Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum, os sub capite.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar organi - sirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bei einiger Aehnlich - keit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschenge -177 sichte hat, zu der Sage von Meerjungfern etwas beigetragen zu haben*)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish). R. tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.). Wird an theils Orten gegessen.

2. . Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair). R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeo - rum ordine.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonette. Engl. the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völ - kern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark). Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblon - gum teretiusculum. Os in inferiore capitis parte.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat). S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore te - retiusculo.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drei Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le marteau). S. capite latissimo transverso malleiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

178

In den mehresten Welt-Meeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark). S. dorso plano, dentibus serratis.

Bloch tab. 120.

Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig im at - lantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie über - haupt bei den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen ein - gekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben ver - bunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das ei - gentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beim jungen Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zu - fälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wiederholten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna ani nul - la, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das brei - te schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das die - ses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rän - dern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie, diable de mer. Engl. sea-devil). Pinnae pectorales branchiis insi - dentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the frog-fish). L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squa - mis corio coadunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B. pin - na capitis biradiata, corpore posterius subvilloso.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

179

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripartita, sub collo. Oris labium superius quinquepartitum. Dentes primores incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspischen ꝛc., in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts sowohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichti - gen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer wer - den. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaf - ten Sage von ungeheuren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufig - sten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vorzüglich we - gen des Fischleims oder Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge - schlechts, nämlich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimm - blase des Wels u. a. bereitet.

180

9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre). Cor - pus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub - caudalibus binis.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus murica - tum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T. abdo - mine aculeato, corpore laevi, humeris prominen - tibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fischen (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish). T. totus hispidus, papillis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (lana Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish). T. laevis compressus, cauda truncata: pinna brevissima dorsali analique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen181 aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Sei - ten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish). D. oblongus, aculeis teretibus.

Bloch tab. 126.

Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.

1. . Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf - padde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lumpsu - cker). C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klip - pen, Schiffe u. s. w. an.

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales unitae.

1. [Scolopax]. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa - moso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123. fig. 1.

Im mittelländischen Meer ꝛc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore opercu - lato, maxilla inferiore mobiliore. Corpus cataphrac - tum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque ra - diatis; corpore septem-angulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See - Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the seahorse). S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore sep - temangulato tuberculato.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen Na - men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode182 krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensifor - me, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, ca - taphractum. Pinnae ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln aus - gespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen veranlaßt haben.

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die sogar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beider Welten.

2. . Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore uni - colore.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er sicher lebendige Junge*)S. J. H. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 519..

17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna carinatum.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill -183 fisch. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van Ber - kel*)S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich - ten. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220. 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Ungefähr Manns - lang**)Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmeln - den Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur. I. Bd. S. 37 u. f..

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis laterali - bus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primo - res majores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Dentes primo - res supra infraque conici, divergentes, sex pluresve, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae di - stincta.

1. . Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Steinbei - ßer. (Engl. the ravenous). A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch, Sandspier. (Engl. the sandlaunce). A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den -184 stensand, wo er in England und Holland in Menge heraus - gestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Corpus ensiforme.

1. . Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.

British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Au - sterschalen gefunden*)Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f..

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxil - lis, palato. Corpus ovatum, latum, lubricum. Cau - da bifida.

1. Paru. S. uniculor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum, alepidotum ..

1. . Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale killer). X. mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für die calabrischen und sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang**)Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..

24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum, tenuissime compressum. Pinnae pectorales minutae.

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchschei - nender Rieme***)Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts, von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn Su - perint. Hesse..

185

IV. JUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio superiore duplicato; ocu - li approximati. Membr. branchiostega rad. 6; aper - tura nuchae foraminibus respirante. Opercula clau - sa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, majus. Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch. radiis 5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star-gazer). U. cirris multis in maxilla infe - riore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

27. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

1. . Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, stingfish). Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 tere - tibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acu - minatae.

1. . Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had - dock). G. tripterygius cirratus albicans, cauda bi - loba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich aber an den englischen und schottischen Küsten. Viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf - fallender Stärke und langanhaltender Dauer*)s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f..

186

2. . Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccal - jao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the codfish). G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zube - reitung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vorzüglichst in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang aus - machen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..

4. . Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le mer - lan. Engl. the whiting). G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. . Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal - raupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot). G. dipterygius cirratus, maxillis aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaf - testen deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch. Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6; corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. . Viviparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert le - bendige Junge.

187

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflos - sen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os si - mum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch. radiis 6, corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra planum margi - natum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish). E. cauda bifurca, striis capitis 18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff im vollen Lauf zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato-declive. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin). C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das be - sonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gel - ben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ven - trales unitae in ovatam.

1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali secun - da radiis 14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker. 188(Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und America.

2. . Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head, the miller's thumb). C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es, bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorgfältigste.

35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vi - cini. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium supe - rius membrana transversa fornicatum. Lingua subu - lata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transverso. Corpus compressum.

1. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda bifur - ca, spina ante pinnam analem dorsalemque recum - bente.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda rotun - data; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Oculis utrisque in eodem la - tere frontis. Membr. branch. rad. 4-7; corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero abdomen re - ferente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre beiden Au - gen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher189 sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise). P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördlichen Meeren.

2. . Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus ob - tusis.

Bloch tab. 46

4. . Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut). P. oculis dextris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. . Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmackhafte - sten Fische.

38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles con - fertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squa - mosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsa - lis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflan - zen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsali - bus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

190

39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti, mola - res obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acu - minatae.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea in - ter oculos.

Bloch tab. 266.

Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello subcau - dali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur Be - gattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro - ducta.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotun - datae.

1. Julis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescen - tibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von aus - nehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus fossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.

Bloch tab. 297.

Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.

42. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serrata. Membr.191 branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea latera - lis cum dorso arcuata.

1. . Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. . Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.

3. . Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe). P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.

1. . Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine, zu Thran, und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor. der Lootsman. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4 membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Begleiter oder Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus carcharias) findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*)S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f..

44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

1. . Scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau. Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

192

Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgen - de ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch. Von bei - den machten die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferioribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phos - phorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche andere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuch - ten des Seewassers beytragen.

3. . Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl ge - gen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.. Ihm äh - nelt die zumal aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, declive, squamis tec - tum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe. (trigla. Fr. le surmulet). M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang. Be - rühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwel - ger damit getrieben, so wie wegen des physiologisch merkwür - digen wundersamen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie der Goldkarpfe S. 187 u. einige andere) im Sterben zeigt**)Seneca quaestion. natural. I. III. c. 17 sq..

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser Gattung verschieden.

46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pec - torales.

1. Volitans. T. digitis vicinis membrana palmatis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-Meeren.

193

VI. ABDOMINALES.

Die, deren Bauchstoßen hinter den Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasserfische sind aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus an - gustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis pro - minulis.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird beson - ders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Ein - richtung der Augäpfel, merkwürdig*)Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium sectione horizontali. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III..

2. . Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bart - grundel. (Fr. la loche. Engl. the loach). C. cir - ris 6, capite intermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. . Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm - peizker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpiet - sche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung un - ruhig**)Leisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für d. J. 1814. S. 139..

48. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformibus tenta - culatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinna - rum pectoralium aut dorsalis primus spinosus, retro - dentatus.

1. . Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dor - sali unica mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hau - sen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am194 Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Anse - hen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uniradiata, squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur). S. pinna dorsali unica lumbari, remo - ta absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1792. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110). Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird unge - fähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve depres - sum. Os edentulum retractile. Membr. branch. ra - diis 6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica adiposa: pinnae ventrales multiradiatae.

1. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem ma - xillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf La - brador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Wächst wohl unter den Fischen am schnellsten. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. . Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte sau - monée. Engl. the sea trout). S. ocellis nigris iri - dibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.

Bloch tab. 21.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

195

3. . Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore sub - longiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die schwedischen Lappen, deren beinahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt). S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichern Europa. Fast durchscheinend. Ihm äh - nelt der so genannte grönländische Häring, Angmarset (Salmus arcticus) den die Grönländer nächst ihrer Haupt - nahrung, dem Seehundfleische, in größter Menge gleichsam als Brod oder Kuchen verzehren.

6. . Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weiß - fisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hudsonsbay. Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aal - bock im Thuner-See, der mit der Ferra des Gemfer - Sees einerlei zu seyn scheint.

7. . Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S. ma - xilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....

1. Tabacaria. E. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.

196

52. Esox. Caput supra planiusculum: mandibula supe - riore plana breviore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. . Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike). E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, Krö - ten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu - weilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike). E. rostro utraque maxilla subulato.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher Menge. Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden grasgrün werden.

53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracu - la utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales nume - rosae.

1. Bichir.

Geoffroy Saint-Hilaire: Mémoires d'histoire na - turelle tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrünet Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahl - reichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust - und Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses sonderba - re Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxilla - rum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; prae - terea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von ihrem Vaterlande.

197

56. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali ar - gentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

57. Mugil. Caput: Labia membranacea; inferius intror - sum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus su - pra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Oper - cula laevia rotundata. Corpus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinquera - diata.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales ma - xime volatiles, radiis antice carinatis.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine utrinque carinato.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoetus mesogaster ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100. ) die zumal im Westen des atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern, auch durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die längsten sind.

59. Polynemus. Caput compressum, undique squamo - sum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas pec - torales.

1. Quinquaris P. digitis quinque corpore longio - ribus.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum superiorum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne198 setaceae. Abdominis carina senata. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring). C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumal vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Ge - legenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Som - mer-Reisen ( s. oben §. 109. ) nach den europäischen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. tausen - de von Europäern mit ihrem Fang beschäftigt.

2. . Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat). C. pinna dorsali ra - diis 13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittel - ländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mai - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber auch in der Nord - und Ostsee ꝛc.

4. . Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis. (Fr. l'anchois). C. maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vor - züglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. . Barbus. Die Flußbarbe. C. pinna ani radiis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo utrinque ser - rato.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist199 giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*)S. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für die Staats - A. W. IIte Samml. S. 150 u. f..

2. . Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dor - salis radio postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwand - ten Gattungen, zumal mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die bestän - dig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

3. . Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso, cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kie - mendeckeln einen Laut von sich geben. Die Goldschleihe***)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deutschen Fische.

4. . [Carassius]. die Karausche. (Fr. le carasin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida trans - versa bifurca.

Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherlei wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. 200Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Kön - nen sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und geben dabei doch von Zeit zu Zeit Un - rath von sich.

6. . Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow). C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. . Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.

8. . Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch, Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak). C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Beckmann's Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. II. B. S. 325 u. f..

9. . Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème). C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

201

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorher - gehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel so wie überhaupt kein Gerippe haben, auch wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Namen daher, daß, wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bei vielen fast nur wie durch einen Faden unter einan - der verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der unge - flügelten Ordnung) durch besondere theils sehr empfindliche Or - gane aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tra - gen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten - ße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten In - secten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf an - derthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so ver - schiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst viel - artige Bildung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.

202

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man - nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü - cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man - cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, ent - schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Feder - chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In - secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes - werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa - cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi - gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge - flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der an - dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor -203 her als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur we - nige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen be - wegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8. die bei den verschiedenen Gattun - gen, und bei manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name andeutet, Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bei ihrer harten, unempfindlichen, äußern Decke, und den mehr - sten auch bei der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihrem An - tennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traite anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des animaux articulés. Par. 1828. 4. weichen die Insecten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bei den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader ent - springt, so daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom er - staunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

204

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bei wenigen (wie z. B. bei den Krebsen, Heuschrecken und man - chen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemholen ähnliche Be - wegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund, sondern durch mancherlei andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 276 u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und un - ter der Erde**)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei weiten al - lermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thie - ren welche anzutreffen, und sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta - xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und be - sucht werden. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflan - zen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftlicher Ver - bindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselsei - tige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahl -205 reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nach - her, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungs - zeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wissen, ist schon oben bei Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollendeten Ge - stalt als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schu - tze verfertigen; oder sich um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub weben: oder die, wie man - che Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkom - menschaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eier anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meß - kunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bei der Ernährungsart der Insecten sieht man offen - bar, daß dieselbe nicht, wie bei den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sol - len. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendi - ge Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen ꝛc. eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen spe - ciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bei - spiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bei einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eigenen Ge - wichts verzehren kann. Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); andere mit einem zugespitzten, horn - artigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit206 einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge ꝛc. ver - sehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Ge - stalt; andere dadurch daß sie einerlei Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten kön - nen; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneip - zangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bei der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beiden Geschlechter einan - der so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat - ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge - schlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren wer - den, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestim - mung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bei verschiedenen Insecten sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. Ueberhaupt aber leben die mehresten in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bei ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch ver - zögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bei vielen, wie z. B. beim Co - chenille-Wurm, beim Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bei der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren rei -207 fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk - lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba - ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu - fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä - ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die - ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor - phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un - mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich ( so wie auch einige ungeflügelte ) erst in gewissen Lebensepochen ei - ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir - ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge - wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli - chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu - ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet - terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer - ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet - terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f..

208

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Meta - morphose unterziehen, zuerst aus dem Ei kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mal schwe - rer sind als da sie aus dem Ei kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und En - gerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflan - zung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach - sen, und häuten sich mit unter einige Mal.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden To - desschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mal einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f. der Insecten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haus - haltung der Natur haben, desto mannichfaltiger und ganz un -209 ermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, ver - tilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an - dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die da - durch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auszeh - ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der In - fection der Luft vorbeugen, und von der andern die all - gemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rück - sicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4. und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Verschiedenartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind - bar. So der Honig der Bienen, aus welchem auch in man - chen Gegenden von Europa so wie im Innern von Afrika der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treff - liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Gall - äpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerlei andern Gebrauch benützt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arznei sind vorzüglich die spani - schen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade**)Kirby and Spence a. a. O. S. 81 u. f. sehr erheblich, den viele Gat - tungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auf - fallen. Manche sind besonders dem Getreide nachteilig; an - dere, wie so viele Raupen, Erbflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gar - tengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obst - bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die210 Larven einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz - werk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch ei - nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthie - ren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich auch hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch daß in der letzten Ordnung, nach dem Vorgange von De Lamarck u. a. neuen französischen Entomologen die Spinnen, Skorpione, Krebse ꝛc. (die Arachniden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten ganz abgesondert, den Beschluß machen.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zusammen ge - legten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freß - zangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem be - haartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flü - geln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

Zur N. G. der Insecten. Nur wenige von vielen.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. 211
  4. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
  5. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  6. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamensium. Amst. 1705. Fol. max.
  7. Jac. l'Admiral jun. gestaltverwisselnde gekorvene Diert jes. Amst. 1740. Fol.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insecten in Deutsch - land. Berl. 1720 38. XIII. Th. 4.
  9. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands. Nürnb. seit 1795. 12.
  10. Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Germaniae. P. I. 1813.
  11. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen. Nürnb. 1746 61. IV. B. 4.
  12. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  13. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII. B. seiner amoenitat. academic.
  14. J. H. Sulzer's Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  15. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1766. 4.
  16. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  17. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  18. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  19. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  20. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  21. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804. XIV. vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von Büffon.)
  22. de Lamarck (s. beim folgenden Abschn.)
  23. A. M. C. Dumeril considérations générales sur la classe des Insectes. Par. 1823. 8.
  24. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742. VI. vol. 4.
  25. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1778. VII. vol. 4.
  26. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips. 1783. 8.
  27. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  1. Lesser théologie des insectes. (trad. de l'allemand) avec des re - marques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spence's Introduction to Entomology. ed. 2. Lond. 1818-26. IV. vol. 8.
  1. L. G. Scriba Beiträge zur Insectengeschichte. Frkf. seit 1790. 4.
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger. Braunschw. 1801 07. VI. Th. 8.
  2. E. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit 1813. 8.
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790. II. Th. 8.
212

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nachricht interes - sant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, son - dern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Ge - gend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.

I. COLEOPTERA. s. Vaginipennia. (Eleuthe - rata Fabr.)

Die Insecten dieser Ordnung*)Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden überhaupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlech - te insbesondere beilegt. Die Larve hat Freßzangen, und bei den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bei einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bei den ge - nannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene In - sect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn - laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle). Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae sae - pius dentatae.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scutellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidenta - to, capitis recurvo; supra multidentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larven einen starken Daumen dick. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

213

3. . Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, tho - race tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto, clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Gras - wurzeln befestigt und in jede ein einziges Ei legt.

4. . Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn - käfer. S. scutellatus, thorace prominentia tripli - ci, capitis cornu incurvato, antennis heptaphyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hierländische Käfer; fliegt selten; als Enger - ling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäu - men; und thut in manchen Gegenden den Reden großen Schaden.

5. . Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, cly - peo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.

Namentlich häusig in Aegypten, wo er von den alten Aegyp - tiern als Sinnbild der Ober - und Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherlei an - dern Kunstwerken, theils in coloßaler Größe, vorgestellt wor - den*)S. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyp - tischen (und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine aus - geschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutellatus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris, corpore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung - beetle). S. scutellatus, muticus, ater, glaber; ely - tris sulcatis; capite rhombeo: vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. 214Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muti - cus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhom - beo, vertice prominulo, antennis nigris.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. . Horticola. (Melolontha H. F.) der Gartenkä - fer. S. scutellatus muticus, capite thoraceque cae - ruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der Maikäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the Maychaffer, cockchaffer). S. scutellatus muticus testaceus, tho - race villoso; cauda inflexa, incisuris abdominis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getrei - dewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb in ei - nem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und reiflicher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettler's Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.. Nach der Verpuppung kommt es endlich als Maikäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laube, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkä - fer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutella - tus muticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.

12. . Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, seg - mento abdominis primo lateribus unidentato, cly - peo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

215

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er mit angefeuchteten Brodrinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhalten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae, clava compressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exser - tae, dentatae.

1. . Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag beetle). L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bi - furcatis, latere unidentatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo perfoliato; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. . Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren. ꝛc.

3. . Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borken - käfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemor - so-dentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fichten (Pinis abies) theils in solcher Men - ge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bei der dadurch verursach - ten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, geschwei - ge als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannenkäfer,216 schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillo - sus, elytris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. . Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher nament - lich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis ultimis majoribus. Tho - rax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.

1. . Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn be - rührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch kei - nen Reitz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri - dentato, elytris fasciis duabus albis.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Tod - tenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death - watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungs - zeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo compresso, decurvato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore bre - viora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, capite brevio - res, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.

217

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcom - pressae.

1. . Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus, elytris subnebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Elytra mar - ginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, mar - ginatus.

1. . Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Todtengrä - ber. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga atra clypeo or - biculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern Geschicklich - keit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eier dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfiliformes, ex - trorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub tho - racis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris san - guineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh, Som - merkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu; bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semi - cordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.

1. . 7-Punctata. C. coleoptris rubris; punctis ni - gris septem.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

218

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë-Gat - tungen als wirksames Heilmittel bey mancherlei Zahnweh em - pfohlen worden.

2. . Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis ru - bris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, margi - natus.

1. . Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*)S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f..

2. . Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine vio - laceo.

4. . Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. fe - moribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea.

Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist**)s. G. H. Ritter's Göttingische Preisschrift im Hannover - schen Magaz. 1801..

5. . Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkäfer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico utritique im - presso.

Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Maiblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mir ih - rem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hel - len Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusiformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

219

1. . Atra. H. corpore toto atro. Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.

1. . Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo puncta - tis, podice albo maculis binis nigris.

Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femori - bus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.

Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkä - fers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumensdicken Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson). Anten - nae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum prominens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger ge - bogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüs - sel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gar - tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer. C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, ely - tris abbreviatis striatis.

Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.

2. . Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.

So wie der folgende eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und ab - fegen zu lassen. Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. . Granarius. der schwarze Kornwurm. (Calan -220 dra granaria. F.). C. longiroster piceus oblongus thorace punctato longitudine elytrorum.

4. . Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylin - dricus subcinereus, elytris muconatis.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pfer - den Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. . Bacchus. (Attelabus B. F.) der Rebensticher. C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.

6. . Pomorum. C. longiroster, femoribus anticis den - tatis, corpore griseo nebuloso.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.

7. . Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiroster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Dia - mond Beetle.) C. breviroster niger, elytris denta - tis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das ge - färbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zu - mal unter dem Vergrößerungsglase, eine ausnehmende Wir - kung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immenwolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jah - ren den Stöcken großen Schaden.

221

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus) Anttennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.

Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhörner, ei - nen ungemein starken Brustschild und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen le - bendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus utrinque spinosis, antennis brevibus.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punc - tis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis