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Handbuch der Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter. (quintilian.)
Neunte Ausgabe.
Erste Abtheilung.
Wien1816, bey Rath. Gräffer und Härter.
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[III]

Vorrede zur vorhergehenden achten Auflage.

(Mit einigen Zusätzen.)

Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit, Gilles Menage, war des Glaubens, daß die Güte eines Buchs mit der Zahl der Ausgaben desselben in Verhältniß stehe, und man von ei - nem bewährt brauchbaren deren acht zählen müsse.

So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie der sonst scharfsinnige Mann auf einen so aben - teuerlichen im Allgemeinen so höchst trüglichen ganz unzuverlässigen Maßstab verfallen konnte, so darf es inzwischen der Verfasser eines wissenschaft - lichen, besonders auch zur Grundlage bey akade - mischen Vorlesungen bestimmten Handbuchs, zu - mahl in einer Disciplin, die deren schon vorher gar manches zählte, für ein Zeichen der Brauchbar -IV keit des seinigen ansehen, wenn er die achte ( und nun die neunte ) Ausgabe davon be - sorgen muß, fünf bis sechs Übersetzungen des - selben in fremde Sprachen ungerechnet, die zwi - schendurch davon erschienen sind*)Ins Französische, Englische, Holländi - sche, Dänische, Russische, und der größte Theil desselben, nähmlich die allgemeine Naturge - schichte und Zoologie, auch ins Ungrische..

Das Buch sollte von der allgemeinen Natur - geschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine faßliche Übersicht, und aus der unübersehlichen Fülle der speciellern so viel des Gemeinnützigsten und Interessantesten in gedrängter Kürze enthal - ten, als der zweckmäßige Zuschnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden bey akademischen Vor - lesungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Da - bey ist unter andern auch besonders darauf Rück - sicht genommen, daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfsmittel zum Nachschlagen, und zwar nah - mentlich beym Lesen von Reisebeschrei - bungen dienen möchte, und dazu war denn auch das genaue Register erforderlich, das einige tausend Rahmen von merkwürdigen Naturproduc - ten enthält.

So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen EntdeckungenV oder Berichtigungen in der Naturgeschichte, auch von eigenen Ansichten und Bemerkungen des Ver - fassers erhalten hat, so auch diese gegenwärtige, und zwar wie schon die Vergleichung des Re - gisters zu derselben ausweisen könnte nach Ver - hältniß wohl mehr als eine der vorigen.

Folgendes aus den Vorreden zu den letz - tern Ausgaben mag auch in dieser hier seine Stelle finden.

Ich habe in den mineralogischen Abschnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf Deutsch Geschlechter, so wie die species Gat - tungen nennt, darüber ist meines Wissens un - ter den gelehrten und philosophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stimme. Und so ver - steht sichs wohl von selbst, daß, wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von je ( und bis vor Kurzem allgemein ) angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten SinneVI für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen Deutschen Schriftstel - lern in der Zoologie und Botanik versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer be - stimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et jus, et norma loquendi

bey andern aufgeklärten. Nationen riskirt hätte: daß es ihm hingegen in meinem theuern Va - terlande Deutscher Nation nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. Genug indeß, daß so viele philosophische Natur - forscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Um - stempelung nicht irre führen lassen. Und war - um auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, der sei - ner Sprache kundige, Deutsche Naturforscher ( und wer es nicht weiß, der kann es aus Ade - lung's Wörterbuche lernen ), was die ersteVII und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge - schlecht ist:

Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat - tungen der Dinge:

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei - nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi - gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen - dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft - lichen Ähnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimm - ter ausgedrückt werden konnte, als durch Gat - tung.

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3) Daß aber die Homonymie des Deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem Lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Gramma - tik beym Unterschied der Worte generis ma - sculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor - mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache d. h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn der Deutschen Worte (da man z. B. Men - schen geschlecht ꝛc. sagt so gut wie genus hu - manum) zu verlehren! Denn, wie unser seliger Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim - me der Welt vorzulegen, darf niemand ge - wehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umsprin - gen, wie man will.
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Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den Deutschen Nahmen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allgemein angenomme - nen und allgemein verständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein angenommene Molch: eben so nicht das im Erz - gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere le - bende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbe - schreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst - und Trivial-Nah - men. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzube - halten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher gewählten Nahmen, wenn er einen durchaus irri - gen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzu - tauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich er - laubten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß - brauchten und dann das Studium der Naturge -X schichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzer - thieren oder Armadillen ihren einheimischen, allge - mein bekannten und längst von classischen Zoolo - gen angenommenen Nahmen, Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Nahmen, Rauch - fuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht be - zeichnet haben. Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen Neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Nahmen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beygelegte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südländischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafenden Säu - gethieren das Blut aussaugt; da hingegen LinnéXI diesen Nahmen dem fliegenden Hund beygelegt hatte, der wohl, seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnahmen der Art habe ich dennoch beybehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Nahmen von Naturalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manacanit*)Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel: Man muß alle Worte und wie vielmehr noch die Eigennahmen so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt. s. Hrn. Legat. R. Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. N. 16. und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateini - schen Nahmen vorausgesetzt, weil da hundert exo - tische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt.

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Da sind gerade die Deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen aufgenommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bey vielen von denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vater - land haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände, die ich in der Verlagshandlung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, beziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen, im September 1814.

J. F. Blumenbach.

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Handbuch der Naturgeschichte

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[1]

Erster Abschnitt. Von Naturalien überhaupt und ihrer Eintheilung in drey Reiche.

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde fin - den, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Be - schaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers er - halten und durch die Wirkung der sich selbst überlasse - nen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekann - te Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte*)Nur bleiben einige Naturproducte, wie z. B. das Wasser, von den ein Mahl angenommenen Gränzen der eigentlichen Naturgeschichte deshalb ausgeschlossen, weil sie passender in andern Naturwissenschaften abgehandelt werden. aus, und man pflegt alle Körper zu den Natura - lien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten ha -2 ben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*) Ars, sive additus rebus homo. Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. L'art en géneral est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Na - ture. Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent - lichen und vom Absichtlichen im gegenwärti - gen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo - dification, nicht anders als relativ seyn können, be - darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht z. B. bloß auf den Gesichtspunct des Sammlers an. So kann eine Ägyptische Mumie sowohl in eine Na - turaliensammlung zur anthropologischen Suite, als in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke gehören.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einan - der zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Überzug in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel sey. ( s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188. S. )

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern na - türlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor ge - bracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta angeführt, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schö - pfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden; wohin nahmentlich3 auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und microscopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehr - sten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint. hinauf, immer an - dere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Da - seyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan - zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimili - ren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Über - flüssige wieder aus und befördern mittelst dieser bestän - digen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natür - lichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwandeln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den sogenanten Lebens - kräften versehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Ali - mente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beydes, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird kei - nesweges durch Ernährung, sondern lediglich nach ei -4 gentlich sogenannten bloß physischen (mechanischen und chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggregatio, juxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüng - liche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art wie sie ihre Nah - rungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Ver - schiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlreicher Zasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkührliche Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Haupt - öffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers ha - ben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wo - hin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mit - telst willkührlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unter - scheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Was - serlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Ober - fläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Korallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.

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§. 4.

Diese sehr faßliche Einteilung der natürlichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter einander (§. 3.) ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nah - rung mittelst willkührlicher Bewegung suchen, und sel - bige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte or - ganisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne willkührliche Bewegung mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den bloß physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist zu - mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den or - ganisirten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeu - tet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Einthei - lungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar über - haupt nicht vergessen, was so oft bey Gegenständen6 der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind*) Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire. Gaubius. Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit in manchen Fällen zu finden. J. Aug. Unzer., richtig anerkennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheiden - den Merkzeichen ausfinden und angeben kann**)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, quibus natura explicari solet, modos esse tantummodo imaginandi, nec ullius rei naturam, sed tan - tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza.. So sagte z. B. Linné: nullum characterem hacte - nus eruere potui, unde Homo a Simia internosca - tur. Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu ha - ben, wodurch sich der Mensch von den noch so men - schenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie über - haupt von allen andern Säugthieren unverkennbar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hof - fentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegen - heit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. Außerdem aber können ferner Geschö - pfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Ähnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unver - kennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z. B. die Se - pien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Ähnlichkeit mit den Fischen haben Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Ge -7 würme aufgehoben werden. Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Ähnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegungen man - cher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc. die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebenen Charakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Ähnlichkeiten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Charak - ter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm - Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben, ihre Nahrung durch willkührliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekann - ten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwen - dung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Me - thodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auf - fallendsten Ähnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandt - schaft untereinander, zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Voll - kommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich aus - drückt) keinen Sprung thue, weil die Ge - schöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prü - fung sich selbst widerlegte*)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106 u. f. gesagt..

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Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufen - folgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuch - ten, um einzusehen, wie sehr darin einerseits sich gan - ze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Ge - schlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattun - gen (zumahl unter den Insecten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zusammen drängen, und an - dere dagegen gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht, werden kön - nen (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schild - kröten, die schon gedachten Sepien u. a.m.) Fer - ner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. E. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durch - aus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den an - dern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Se - xualform beyden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. Nur dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo of - fenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht überzukommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organisirten Körpern und den Mine - ralien u. s. w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vor - stellungen von Kette der Natur u. s. w. gerathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Physicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrach - ten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. s. w. So gut einzelne Gat - tungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmeh - rige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten ge - fährdet werden dürfte.

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Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius Secundus ( im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. historia mundi. I. xxxvii ein Paar saubere und correcte Handausgaben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zweybrücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner ( 1562.)
  4. Joh. Ray. ( 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwer - ke dieser beyden Männer werden anderwärts an - geführt.
  5. C. v. Linné ( 1778) Ej. systema naturae ed. 12. Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beyden mantissae ib 1767. sq. 8.
  6. ed.13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788. IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der Linnéischen Kunstsprache; Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae naturali inserviens Hal. 1788. 8.
  8. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollstän - digen Terminologie für das Thierreich und Pflanzen - reich. Helmstädt 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon. ( 1788.) Ej. histoire natu - relle. Die Original Ausgabe, Paris, seit 1749. XXXIII. vol. 4. oder LXXII. vol. 12.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749 IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. Bd.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the creation. ed.12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IV. Band der gedachten Ausgabe seiner Werke.)
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Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionaire d'histoire naturelle. ed.4. Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux arts etc. par une Société de naturaliste et d'agricul - ture. Par 1804 XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturrelles, par plusieurs Prof. du Museum National ꝛc. Par. seit 1804. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich allgemeines Polyglotten Lexicon der Naturgeschichte. Hamb. 1793. IV. Bd. 4.

Journale etc.

  1. Journale de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das neueste aus der Physik und Naturge - schichte, herausgegeben von L. E. Lichtenberg und J. H. Voight. Gotha, 1781 bis 97. XII. B. und J. H. Voigts Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde. Jena seit 1797 bis 1806. ebenfalls XII. Bände 8.
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Zweyter Abschnitt. Von den organisirten Körpern überhaupt.

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von seines Gleichen erzeugt, dann durch eigene Kraft lebens - lang ernährt, und dadurch seine Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reife gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die orga - nisirten Körper eben durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Le - benskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letz - tern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewegungsver - mögen, ohne welches beydes weder Ernährung noch Wachsthum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge - kehrt*)Vergl. Kant's Kritik der Urtheilskraft. S. 285 u. f., denkbar seyn könnte.

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§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so ge - nannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*) Denn (so sagt Haller, das Haupt der neueren Evolutioni - sten ) alle Ein geweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolutionshypothe - se mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinba - ren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent - halte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu - gungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. bey ihren Ältern und Vor - fahren längstens vorräthig, die verschiedenen Genera - tionen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander, und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwi - ckelt und ans Licht gebracht. Eine Meinung, die doch schon sowohl durch den dabey erforderlichen Auf - wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstalten**)S. Kant a. a. Q. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer phi - losophischen Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen (physi - schen)***)Physische Kräfte überhaupt im Gegensatz jener hy - perphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Men - ge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahl -13 losen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent - wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheils - kraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs - gründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe - rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evolu - tionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruch - tung durch die Kraft des hinzukommenden männli - chen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunke - nen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; Bätzen, die sich kurz hin - tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau - fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschiede - nen Vätern ähneln; zweyerley Menschenra - cen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nr. 2. insofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende.

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Genera - tionen hindurch immer wiederhohlten, künstlichen Ba - stardzeugung endlich die Eine Gattung von organi - sirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. 14So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von einer andern, Samen gezogen, wel - cher fecundabele Bastardpflanzen gegeben; d. h. die sich zur Blühezeit abermahls mit männlichem Staub von jener andern Gattung befruchten lassen, und wie - derum fecundabele Bastarde der zweyten Gene - ration hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen bey - den verschiedenen Stammältern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Be - fruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Gene - rationen eben so wiederhohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche müt - terliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (s. Köl - reuter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S 51. §. 24. mit der Überschrift: Gänzlich voll - brachte Verwandlung einer natürlichen Pflanzengattung in die andere. )

Da hat denn sogleich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bilden - den Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erwecken - de Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Er - kenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philoso - phischen Naturforschung*) Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis suf - ficiant: ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philosophandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung15 (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber un - ter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstellungsart, die man sich von einer solchen allmählichen Bildung machen kann und gemacht hat*)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ih - rer Empfängniß im Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß me - chanischen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung or - ganisirter Körper durch eine sogenannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweck - mäßigkeit involvirt. s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Kör - pern, und dann den Phänomenen, die uns die Be - obachtung bey Entstehung derselben lehrt, am unge - zwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vorher zwar ungeformte, aber organisirba - re Zeugungsstoff der Ältern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in den - selben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähm - lich den Bildungstrieb (nisus formativus) zu - erst empfänglich wird; für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft (als wel - che auch im unorganischen Reiche Krystallisationen**)Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Kör - pern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalfor - men reducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thie - re und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unü - bersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten.16 u. dgl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Bestim - mung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannigfaltig, aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag und so ( durch die Verbindung des Mechanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beyden Principien, des mecha - nischen mit dem teleologischen, die man sonst bey Erklä - rung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichen - de Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Menge, de - ren ich manche in meinem Handbuch derselben S. 65. und an - derw., auch in Hrn. Hofr. Voigt's neuen Magazin B. II. S. 213. angeführt habe. ) zuerst bey der Empfängniß die allmählige Aus - bildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift über den Bildungstrieb. Göttingen 1791. 8. weiter ausge - führt..

Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehendes merkliches) Wachs - thum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur ver - binden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und un - ter mäßiger Vergrößerung) auf das deutlichste, klar - ste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen Was - sermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conserve (Conserva fontinalis Ceramium caesnitosum ROTH. ) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 49. )

17

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Er - scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus - bildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er - innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller anderen Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklä - ren, sondern bloß eine besondere (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinen - de) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren con - stante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt wor - den, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller anderen noch so allgemein anerkannten Natur - kräfte für uns hienieden im eigentlichen Wortverstan - de qualitas occulta bleibt*) Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'hérbe que l'ambre attira, jusqu'à la route que tant d'a - stres suivent dans l'espace: depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu'à la Galaxie; soit que vous consi - dériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète traversant les cieux, tout est qualité occul - te. Voltaire.. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wir - kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zu - rück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfäng - lichen orgainsirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gat - tungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet, auch ihre Se - xual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.

18

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise von seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen*)Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationibus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf..

So entstehen dann ( der bloß krankhaf - ten, nicht in das Gebiethe der Naturgeschichte gehö - rigen Abweichungen, zu geschweigen ) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widerna - türliche**)Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. Man hat gemeint es sey bes - ser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natürlich ist. Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß bei zweyfache Sexual-Cha - rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie - dener Gattung (zweyerley Species) einander befruch - ten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherley Ur - sachen der allmählichen Ausartung, die Racen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an -19 geborne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannig - faltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen*)Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 61.:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzel - ner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen ( nähmlich unter Mißge - burten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden ).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehr - reichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten ( selbst nicht selten unter wilden Thieren, z. B. Ha - sen). Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingerigen Familien, und bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Ähnlichkeit unter so vielen Mon - strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun - gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfah - rung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in20 ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt einge - schachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen rei - men läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individuen von organisirten Kör - pern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spu - ren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männ - lichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge - trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zu - weilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl un - ter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Abwei - chung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körperliche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuen des andern äußern. Wenn z. B. Hirsch - kühe und Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch geben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Maga - zin v. J. 1737. S. 753. u. f. gehandelt. u. s. w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus21 des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der To - talform des männlichen .*)Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae naturalis an - tiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis. Gott. 1808. 4. Mit Kupf. S. 14. u. f..

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruch - tet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beyderley Ältern ihrer gleichsam zu - sammengeschmolzen ist**)Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardartige Geschöpfe, die nur nicht aus der Vermischung von zweyerley specifisch verschiedenen Ältern, sondern nur aus den von verschiedenen Racen der nähmlichen Gattung, erzeugt wer - den; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulat - ten ꝛc. (§. 15.). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schö - pfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Na - tur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-Zustande meines Wissens niemahls eine Paarung und Vermischung un - ter zweyerley Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den selt - nern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Ba - starde von Hänflingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gat - tungen Bastarde hervorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (s. oben S. 15.). Hingegen22 bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastar - den aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Kaninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit ein - ander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird (davon mit mehreren in der Vorrede).

§. 15.

Racen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe - cifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisir - ter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Race heißt aber im genauern Sinne ein sol - cher durch Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und nothwen - dig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern, Mulatten, oder mit Amerikanischen Indianern Me - stissen zeugen: welches hingegen bey den Spielar - ten keine nothwendige Folge ist; wie z. B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kin - der zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Racen und Spielarten hat zuerst Kant genau bestimmt, im Deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kanti - sche Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8..

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen feit unabsehlichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so23 hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Racen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species sind? Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit ein - ander fruchtbare Nachkommenschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Re - gel ohnehin bey den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen (s. un - ten §. 20), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bey Entscheidung der Frage, ob der Asiatische und der Afrikanische Elephant zu einerley Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. B. bey der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere der - selben Species halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau zumahl im Innern (und nahmentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge), wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz ver - schiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beyderley Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf - fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung ge - hören vorzüglichst der Einfluß des Himmelsstriches, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.

24

Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachsthum der organisirten Körper, und darum sind die Grön - länder, Lappländer ꝛc., so wie die Thiere und Ge - wächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Ge - wächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc., so wie viele warmblü - tige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von Europäischen Ältern geborenen Weißen) das un - verkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südli - chen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Kör - per umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Racen und Schweine-Racen in Voigt's Magazin. VI. B. 1. St. S. 1. u. f., an unserem Getreide, Obst, - chen-Gewachsen, Blumen-Floren ꝛc. am aller - auffallendsten aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.;25 daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hinge - gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend lan - ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer - de, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern in ihrer Art werden u. s. w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich au - ßerhalb ihres. Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur - zeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Ma - gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri - gen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssi - ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.

26

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia), der Kohlpalme (Areca ole - racea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Ro - tang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Band - würmer und selbst von den Krokodillen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper ver - letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mit - theilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze nur in verschiedenem Maße beygelegt hat.

27

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stü - cken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewäch - se u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnli - che Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähm - lich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions - kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land - Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See - Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten: und doch hat sich binnen zehn Monathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Krystall-Linse ꝛc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet, daß er nur erst ungefähr halb so groß ist. (s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St.)

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so28 erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsver - mögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Überhaupt nähmlich ist entwe - der schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber müssen sich ihrer zwey mir einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beyderley Hauptweisen der Fortpflanzung las - sen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfach - ste Weise, ohne vorher gegangene Befruchtung: entweder durch Theilung, wie manche Infusions - Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1-6. und Blumen-Polypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLII. N. 484. S. 138. u. f.; oder wie bey der Brunnen-Conserve so, daß das alte fa - denartige Gewächs am einen Ende zu einem kug - lichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49.); oder durch Sprossen wie die Arm - Polypen und viele Gewächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwit - ter beyderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mir männlichem Samen und wenn es Pflanze ist, seine weib - lichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub29 begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beyde Geschlechter, wie bey den Her - maphroditen der vorigen Classe, in einem Indi - viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu be - fruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig ein - ander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey man - chen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae. P. 157. tab. 8. fig. 6. ꝛc.

4) Die beyden Geschlechter in separaten Indivi - duis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eyer, das andere den männlichen befruch - tenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflan - zen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehre - sten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden Thiele (ovipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Gebärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicuntur; quae potentia, ouipara. Harvey.

30

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber schon das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewisser Maßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Sa - menkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten Ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Le - benskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Lau - fe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 76 vor Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Krokodillen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich auf - gelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.

31

Dritter Abschnitt. Von den Thieren überhaupt.

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höch - stens bis auf wenige Ausnahmen mancher sogenann - ten Infusionsthierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper feine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thie - le ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird bey - nahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Ge - fühle des Hungers getrieben, mittelst willkührli - cher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zu - vor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Bestandthei - le des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich sogenannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiedenen Classen dieser rothblü -32 tigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig ge - nannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Sáugethieren und - geln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustan - de immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bey den sogenannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann - ten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Le - ben nothwendigen Stoffes (des sogenannten Sau - erstoffs oder Oxygens) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Portionen eines andern Stoffes (des Kohlenstoffes) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg - lichst das Athemhohlen; welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst man - cherley anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, können auch Stimme (vox) von sich geben. 33Der Mensch hat sich außer der ihm angebornen Stim - me auch noch die Rede (loquela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkührlichen Bewe - gungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Mus - keln, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich (beym Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stun - de), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beyde Arten von Muskeln aber, die unwillkühr - lichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewe - gungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beyden letzteren in Vergleichung der Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräf - ten der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p.17. Blumenbachs Handbuch 1. Bd.,34 so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hin - gegen einfältige Thiere, wie z. B. die hierländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Ge - hirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Be - schaffenheit der Sinnenwerkzeuge ist aber in den ver - schiedenen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnli - che Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bey andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselben mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hielt 8tens Spallan - zani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Darwin das Gefühl für Wärme und Hälte für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehre -35 sten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia noctur - na genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Ökonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrich - tung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*) Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo som - nus. Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie ver - kriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten (s. oben S. 7.), und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie - res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

36

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren ge - mein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beyden soge - nannten, innern Sinne, Gedachtniß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die sogenannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hinwieder im aus - schließlichen Besitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thie - re. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets ꝛc. Par. 1807. 8. S. 147 373. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkührlichen, innern Dran - ge, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Er - haltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig voll - zogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen er - weislich, wie z. B. daß die Hamster auch todten - geln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern37 Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Übung*) Nascitur ars ista, non discitur. Seneca., (als welche bey so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bey den Seidenwürmern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meister - stück eines seyn muß), so ungemein künstliche Woh - nungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Jungen, zum Fang ihres Rau - bes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verferti - gen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben we - nig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunst - triebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinbaren Mangel entschä - digt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich ei - genthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l' intélligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8. auch einige schwache Spur hät - ten; oder eine eigene Richtung der gesammten mensch - lichen Seelenkräfte u. s. w., so liegt wenigstens der38 hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz dersel - ben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkomm - nen, unwiderredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt frey - lich eben die große Verschiedenheit der Klimate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be - dürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Um - ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf eben so manigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schö - pfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herr - schaft, womit er über alle Triebe und über die Lebens - art, Haushaltung ꝛc., mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreich - sten Handlungen abrichten kann u. s. w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor - genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reiß, Caffeh ꝛc. Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheile einhei - misch gemacht, wie z. B. Kartoffeln, Tobak, wäl - sche Hühner u. s. w.

39

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Men - schen über die übrige thierische Schöpfung durch die so - genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zur Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insecten da - hin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von man - chen nähmlich hat der Mensch die ganze Gattung ih - rem freyen Naturzustande entzogen, und sich unter - würfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrace, wie vom Rindvieh, Schwein. Katze, Rennthier, den bey - derley Camehlen der alten Welt, und dem so ge - nannten Meyergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern je - der, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii - ren zwar häufig in der Farbe; und manche der dar - unter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keines von beyden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung. (Uber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof-Kalender vom Jahre 1796).

§. 40.

Nach dem Linnéischen System wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Classen gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit40 warmem rothen Blut, die ihre Jungen lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rothen Blut, die aber Eyer legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerk - zeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kal - tem weißen Blut, die keine Fühlhörner, son - dern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerkzeuge herge - nommene Charakter dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man sonst Insecten und Gewürme von einander zu unterscheiden gesucht hat..

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thier - geschichte überhaupt.

  1. Aristoteles Histoire des animaux d' Aristote, avec des notes ꝛc. par Camus. Par. 1783. II vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et animalium aquatilium cum nomenclaturis singulorum in linguis diversis Europae. ed.2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. 41
  5. Jo. Jonston. historia naturalis de animalibus. Francof. 1649 1653. fol.
  6. auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil. ) theatrum universale omnium animalium Amst. 1718. II. vol. fol.
  7. Ray.
  8. Buffon.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte der Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  10. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire naturelle des animaux. Par. 1798. 8.
  11. A. M. Constant Duméril zoology analytique. Par. 1806 8.
  12. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Be - schreibungen von Iac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  13. Linnaei fauna Suecica. ed. 2. Holm. 1761. 8.
  14. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768 1777. IV. vol. 8.
  15. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.
  16. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Poissons, des Cétacées, des Amphibies ꝛc. marins, im II. und III. Bande des voyage autor du monde par Et. Marchand. Par. 1800. 4.
42

Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären lebendige Jun - ge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benen - nung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brü - ste, wodurch die Weibchen ihre Jungen mit Milch er - nähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie - den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bau - che, oder zwischen den Hinterbeinen*)Überhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethie - re die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen so - wohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens z. B. am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebornen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich unerwar - teten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schulterge - lenk sitzen. Und so findet man sie vielleicht auch noch an irgend einer ungewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an welchem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bisher ebenfalls noch nicht bemerkt worden..

43

§. 42.

Der Körper der allermehresten (wo nicht aller*)Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart; auch haben sie Augenwimpern ꝛc.) Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Sta - cheln bilden. Ben manchen sind die Haare an beson - dern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter Rich - tung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen, wie z. B. bey den See - hunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16) bey uns im stren - gen Winter, im Norden aber Jahr ans Jahr ein, entwe - der grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit licht - scheuen Augen und rochen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Menschenge - schlecht und unter manchen andern Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirk - lich tränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschie - den. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem44 Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wall - fische. Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähn - liche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch hat nur zwey, aber auch zwey Hände; die Affen hingegen haben vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder - mäusen sind sie an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut aus - gespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern einge - richtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Floßen der Fische; doch daß die Hinterflo - ßen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säuge - thiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsoh - le bis zur Ferse.

§. 44.

Die mehresten Ameisenbären, die Schuppenthiere, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern (einfachen oder gepaarten) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Beson - derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de generis huma -45 ni varietate nativa S. 34 u. f. und im Handb. der ver - gleichend. Anatomie S. 22 u. f. der 2ten Ausg. ausführ - lich gehandelt habe. In den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist er Tab. 52. am Schedel des Orangutangs zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniarios), und Backen - zähne (molares), eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver - schiedentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm - lich ist die Krone scharfkantig fast schneidend; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beyden orga - nisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoßzähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne ꝛc.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zuerst bloß oben - hin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchgekaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Ba - ckenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen ausge - schnitten sind, und die Kronen derselben nicht horizon - tal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge Hingerichtete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen46 Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung ge - stattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l' herbier, la pan - se, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, wor - in es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufge - faßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl ge - schluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wie - der durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipel - lio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handb. der vergleichend Anato - mie S. 136 u. f..

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie - re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säu - gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym47 Rennthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen -, Ziegen - und Gazellen - geschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirn - beins. Die Hörner der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich all - jährig abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Öffnung des Afters wird bey den mehresten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Guckgucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen andern Ame - rikanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer Hand um sich daran halten, oder damit fassen zu kön - nen (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Spring - hasen zum Springen (cauda saltatoria), dem Kängu - ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Vertheidigung ꝛc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., Backentaschen (thesauri), fr. salles, um Proviant darin einschleppen zu kön - nen. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zi -48 tzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größten grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Rauvthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die sogenannte Nachgeburt (secundinae) in Verbin - dung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. P. im Menschengeschlecht einen einfachen grö - ßern Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer - streute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartig - keit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltig -49 ste Weise brauchbar*)Auch das, daß bey manchen schon das einzelne Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie z. B. große Wallfische oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön - heit, Feinheit der Wolle, Dressirung ꝛc., den Preis so mäch - tig steigert.. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeit - same Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhal - tung so unentbehrlich als diese. Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säuge - thieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf fol - gendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere, Elephanten, Kamehle, Lama's, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schäd - lichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Zie - gen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu De - cken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath**)Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem macerirten Fleisch von Pferden u. a. Quadrupeden bereitete. S. Voigt's neues Magazin II. B. S. 772. u. f..

50

Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Menschen - und Pferde-Haare), Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Därme, Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u. a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Horn - schwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht unmittel - bar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschenan. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thiere: oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Bi - ber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u. s. w. Gift scheint kein ein - ziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundegeschlecht ausgesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Cha - rakteren entlehnte Systeme (sistemata artificialia),51 nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristoteles Einthei - lung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschieden - heit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähn - lichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classifications - grund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*) Non enim methodicorum scholis se adstringere vo - luit natura systemata artificialia nostra flocci fa - ciens. Pallas. . Das Ge - schlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Ent - wurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun - gen zerstückt worden; so die beyderley Nashörner in zwey; dagegen kommt der Elephant mit den Pan - zerthieren, und dem sormosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wo - bey ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der52 Ordnungen gelegt, aber zweye derselben, welche viel - artige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschie - denheit ihres Gebisses in einige Familien unterabge - theilt, und diese mit den bekannten Nahmen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorder - füße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Fa - milien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörn - chen, Hasel - und andere Mäuse, Murmelthie - re, Meerschweinchen ꝛc., Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähn - lichem Gebiß. Löwen ꝛc., Hunde ꝛc., Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitz - mäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vor - derzähne ꝛc. Faulthiere, Ameisenbären, Schup - penthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd ꝛc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespal - tenen Klauen.

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VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförm - liche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde ꝛc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten Über - gang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den un - schicklichen Nahmen gemein haben, und deren na - türliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig eingesehen hat*) Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coë - unt, vivos foetus pariunt, eosdem que lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et vsu cum iis con - veniunt. Raius..

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedi - bus viuiparis. Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrudedibus digitatis viuiparis. L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis. L. I. (am Ende seines Werks de piscibus ib.) eod. fol.
  6. 54
  7. Jo. Raii synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8.
  8. Buffon.
  9. Th. Pennant's history of quadupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  10. Deutsch mit Zusätzen von D. M. Bechstein. Weimar 1799. II. B. 4.
  11. Ej. aretic zoology. vol. I. ib. 1784. 8.
  12. I. Ch. Dan. V. Schreber Säugethiere, Erlang, seit. 1774. 4.
  13. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium, Lips. 1777. 8.
  14. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen, und der allgemein verbreiteten vier - füßigen Thiere Leipz, 1778. III. B. 8.
  15. I. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands, I. B. Leipz. 1789. 8.
  16. Marmad. Tunstall's general history of Quadrupeds. The figures engraved on wood by J. Bewik. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  17. Fr. Tiedemanns Zoologie I. B. Landshut. 1808. 8.
55

I. BIMANUS.

1. HOMO. Erectus, bimanus. Mentum pro - minulum. Dentes aequaliter approxima - ti; incisores inferiores erecti.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzechen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor - züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein gan - zer Wuchs und Bildung, besonders aber seine becken - ähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerich - tet sind; dann der freyeste Gebrauch zweyer voll - kommenen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner un - tern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der verletzten jung - fräulichen Integrität anzusehen und wenigstens in der Form und Lage noch bey keinem andern weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34 u. f.). Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings garnicht. Dagegen ist er aus - schließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Spra - che (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stim - me (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche56 auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus je en beyden aus - schließlichen Vorzügen das große ausschließliche Eigen - thum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das Ler - mögen sich selbst zu vervollkommnen.

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbe - dürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch frem - de Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey die - sen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaft - lichen Verbindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in al - len Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge - bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit der beyden Geschlech - ter so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie bestimmt werde.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind bey - de unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Er - de, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang der organisirten Schöpfung. Und in Verhaltniß zu seiner mäßigen körperlichen Grö - ße, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.

Es gibt nur Eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer ge - meinschaftlichen Stammrace abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generi humani varietate nativa weiter ausgeführt.. Alle Na - tional-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unvegreiflicher als die, worin so viele andere Gattun - gen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus -57 thieren, gleichsam unter unfern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley Abstufungen und Übergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr willkührliche Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Racen zu bringen geglaubt:

1) Die Kaukasische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, andererseits ins Schwarze übergeht); und der nach den Europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts - Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus - nahme der Lappen; dann die westlichern Asia - ten, dießseits des Ob, des Caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafrikanern; also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.

2) Die Mongolische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Eitronschalen); mit wenigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitzten, aber gleichsam aufge - dunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Race begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen, dann in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri - ka, von der Beringsstrasse bis Labrador, die Eskimos.

3) Die Aethiopische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät mit ihren benach - barten Völkerschaften gleichsam zusammen stießt.

4) Die Amerikanische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwar -58 zem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übri - gen Amerikaner außer den Eskimos.

5) Die Malaysche Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahago - ui, andererseits bis in das dunkelste Nelken - und Kasta - nienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Marianen, Philippinen, Molucken, Sundaischen Inseln etc, nebst den eigent - lichen Malayen*) Jede dieser fünf Haupt-Racen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung aus - zeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Kauka - sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongoli - schen: die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord-Amerikaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheiten u. a. Insula - nern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72. der 2ten Ausg.

Von diesen fünf Haupt-Racen muß nach allen physio - logischen Gründen die Kaukasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Race angenommen wer - den. Die beyden Extreme, worin sie ausgear - tet, ist einerseits die Mongolische, andererseits die Aethio - pische. Die andern zwey Racen machen die Ueber - gänge. Die Amerikanische den, zwischen der Kauka - sischen und Mongolischen, sowie die Malayische den, zwischen jener Mittel-Race und der Aethiopischen .**)Versteht sich nähmlich dieß Alles so daß die in den ver - schiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Race ausgear - tet sind, oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr ge - nähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eski - mos u. a. dergl. Polarvölker der Mongolischen Race, sehr59 auffallend von der Kaukasischen Mittel-Race abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfernter, aber einen meist mil - dern Erdstrich bewohnende) Amerikanische Race sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils; nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die Mongolische Gestaltung zurückfallt. Eben so ist ge - genseitig die Aethiopische Race im brennendheißen Afrika zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietaten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur Malayischen Race übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Vermischung fremd - artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Ra - cen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..

Allen den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men - schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; doch nur Weniges von vielem.

Die vermeintlichen Patagonischen Riefen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri - gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada - gascar nichts weiter sind als eine Art Kretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar - men, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Men - ge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weiße Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschie - den werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Le - ben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spiel - art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleich - falls Patienten, deren Geschichte mehr in die Patho - logie als in die Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge - misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orangutangs sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der**)Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13 44. sind klägliche sittliche Monstra, die man eben60 so wenig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen zum Muster des Meisterstucks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Amerikaner*)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bey der Mongolischen und Malayischen Race angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Amerikaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der Schinesischen Frauenzimmer ( die Struthopodes des Eudo - rus beym Plinius. ), die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläu - bigkeit unserer lieben Alten.

II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le - bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wende - cirkeln zu Hause**)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..

2. Simia: Affe. Habitus plus minus anthropo - morphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis lon - giores.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähnlicher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer den schon beym Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, auf das auffallend sittlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus, der Orangutang. S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis mino - ribus.

61

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12. und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da in ge - ringer Anzahl*)Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Mil - lionen Köpfen, wohl die größte.; läßt sich, wenn er ganz jung einge - fangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen ab - richten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes, der Schimpansee, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer land - einwärts; so wie der vorige ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar, der Gibbon, Golok, (Linnés Homo lar) S. brachiis longisimis, talos attingentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beyden Indischen Halbinseln, auch auf den Mo - lucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme, und ist von schwärz - licher Farbe.

4. Sylvanus, der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus caluis, capite subrotundo.

v. Schreber. tab. 4.

In Nordafrika, Ostindien ꝛc. Unter den ungeschwänz - ten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Ihm ähnelt der inuus (cyocephalus, Büffons magot) der auch gleiches Vaterland mit ihm hat. Einer von bey - den ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata, der langnasige Affe, Kahau, Bantagan, Bantanian, (Fr. le nasique, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.

62

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den Sundaischen Inseln. Eine simia die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Na - se auffallend auszeichnet.

6. Silenus, der Bartaffe, Manduru. S. cauda - ta, barbata nigra, barba nigra prolixa.

v. Schreber tab. 11.

Auf Ceilon etc Ältere ganz kenntliche Abbildungen*)Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reyß in das gelobt Land. Mainz. 1486. Fol. dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Co - pisten**)Z. B. im VI. B. von Martini's Übersetzung von Büffon. zum vorgeblichen geschwänzten Menschen um - gestaltet worden.

7. Cynomolgus, der Macacco, die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.

v. Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio, Pavian (Fr. babouin, Engl. baboon.) Facies prolongata, minus anthropomorpha, na - sus utrinque tuberosus, natos nudae, coccineae, cauda (plerisque***)Denn der furchtbar große Pavian auf Borneo (papio von - go), ist gänzlich ungeschwänzt; und der Mandril hinge - gen kann wohl langgeschwänzt heißen.) abbreviata. Dentes vt in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

1. Mormon, der Choras. P. naso miniato ad latera caerulescente.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilon ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat, zu - mahl wegen der hochfarbigen abstechenden Streifen auf und zu beyden Seiten der Nase, ein auffallendes An - sehen.

2. Maimon, der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

63

Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Viel klei - ner als der vorige.

4. Cercopithecus, Meerkatze. Auriculae et manus minus humanae. Nares laterales. Na - tes tectae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den einheimischen India - nern zu einem gemeinen Wildbret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapaious.

1. Seniculus, der rothe Brüllaffe (l' Alouate). C. barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Schaarenweis in den großen Waldungen von Guia - na ꝛc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Bel - zebul) zumahl bey Wetterveränderung ein betäubendes Geschrey hören läßt, das durch eine sonderbare knöcher - ne Resonanzblase an dem dadurch gleichsam kropfförmig aufgetriebenen Kehlkopf, hervorgebracht wird.

2. Paniscus, der Coaita C. ater, palmis tetradactylis absque pollice.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll - schwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ketten - artig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original - Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. dergl. mit p. 149.

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

3. Iacchus, der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.

5. Lemvr, Maki. Nasus acutus, dentes primo - res superiores 4. per paria remoti, inferiores 4 6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati**)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804 4. mit Kupf..

64

1. Tardigradus, der Loris. (cueang.) L. ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eichhörn - chens, schlanke dünne Veine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz, der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey man - chen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisen - haufen.

III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Daumen aus - genommen, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut aus - gespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio, Fledermaus. (Fr. chauve - souris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breves, reliqui longissimi, membra - nae expansili intertexti, pro volatu.

Ein weitläufiges Geschlecht von, animalibus noctur - nis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt - theile verbreitet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum, der Vampyr. V. ecaudatus, naso in - fundibuliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerika; der Körper von der Größe des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey wel - chen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut65 aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vam - pyrs (Blutsaugers) erhalten hat.

2. Caninus, der fliegende Hund. (Linne's vam - pyrus, Büffon's roussette. ) V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora divisa.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausge - spannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechter - dings nicht Vampyr genannt werden: findet sich scha - renweise in Hindostan und auf den Ostindischen und Austrat-Inseln; in unzähliger Menge aber auf Neu - Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das alleinzige Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. . Auritus, (Büffon's oreillard.) V. caudatus, au - riculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber ir - rig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile un - geheuer groß.

4. . Murinus, die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. the rearmouse) V. caudatus, auri - culis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Win - terschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. . Ferrum equinum, die Hufeisennase. V. naso foliato ferrum equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.

IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wieder unter drey Familien gebracht werden.

66

A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Scalpris dentata Jo. Hunter.)

Mit zwey zum Nagen bestimmten meißelartigen Vor - derzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes pri - mores utrinque 2. inferiores subulati.

1. Volans, das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche.) S. duplicatura cutis lateriali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorder - füßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen wei - tern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. . Vulgaris, das Eichhörnchen. (Fr. l'ecureil. Engl the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cau da dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob - und am Bai - kal-See, werden im Winter grau, und geben dann das echte Grauwerk, (petit gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.

Der Virginische Sc. cinereus (Büffon's petit gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Mais - feldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, versus api - cem crassior. Dentes ut in sciuris.

1. . Esculentus, der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse.) G. grisens, subtus albidus, auriculis ro - tundatis, nudis.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern Erd - strichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Al - ten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII. 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III. 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet67 in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Win - terschlaf.

1. . Avellanarius, die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl the dormouse.) G. rufus, pol - lice plantarum mutico, auriculis rotundatis.

v. Schreber tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Win - terschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, wor - ein sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praecedentibus.

1. Oeconomus, die Wurzelmaus. M. cauda subses - quiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore, fusco.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor - rath) nachgraben.

2. . Sylvaticus, die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl the field rat.) M. cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. . Amphibius, die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia corporis, auri - bus vix vellere prominulis, pedibus subtetradactylis.

v. Schreber tab. 186.

Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk.

4. . Arvalis, die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le campagnol. Engl. the field mouse.) M. cauda me - diocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das be - währteste Vertilgungsmittel ist wohl der Englische Erd - bohrer.

5. . Musculus, die Hausmaus. (Fr. la souris. 68Engl. the mouse.) M. cauda elongata, palmis te - tradactylis, police palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asten und Amerika. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthiere aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kacker - lacken in ihrer Art, und zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. . Rattus, die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum ungui - culo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittleren (Europa zu Hause. Äußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Men - schen und seinen Victualien überall nach. Den Berg - leuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplan - tagen in West-Indien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprüng - lich wohl in Ostindien und Persien einheimische Wan - derrate (M. decumanus. Fr. le surmulot) verdrängt, die von rothlichgrauer Farbe und ihr Fell mit vielen ein - zelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbrevia - tae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in prae - cedentibus.

1. Alpina, das Murmelthier (Granbündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte.) M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien, Merkwürdig ist, daß man es auf der allé blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stunden weit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan - zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee ent - blößt sind; so daß scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. . Cricetus, der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.

69

F. S. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Pohlen, Sibirien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter - irdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen, schleppet. Eine Höh - le hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster ge - tödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter die - sen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pu - pillen.

3. Lemmus, der Lemming. M. capite acuto, corpore - re nigro fulvorque irregulariter maculato.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien Zuweilen emigri - ren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß, welche von den Raubvögeln in die Lust gehoben und sich doch noch los gearbeitet und her - untergefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gege - ben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.

4. Typhlus, die Blindmaus, Slepez, M. ecau - data, palmis pentadactylis, incisoribus supra infra - que latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Öffnung in der Gegend der Augenlieder haben, und folglich gänzlich blind seyn.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superio - res 2. distantes, inferiores 4. contigui, palmae digitis 4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis, der Klipdas. (Büffon's marmotte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. La - gert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eige - nen anomalischen Bau nach zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer zu classificiren.

12. Scavia. Halbkaninchen. Auriculae ro - tundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Den - tes primores utrinque 2.

70

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerika, zumahl in Brasilien.

1. Porcellus, das Meerschweinchen. Cobaya, (Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea pig.) S. ecau - data, corpore variegato.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säuge - thieren.

2. Aguti, (Piculi) das Ferkelkaninchen S. cau - data, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepvs. Dentes primores utrinque 2. superio - res duplicati.

1. . Timidus, der Hase, (Fr. le liévre, Engl. the hare. ) auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-Ameri - ka Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beyde, Hasennd Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*)III. B. Mosis, C. XI. V. 5. u. f..

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zei - ten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**)Meine Zweifel gegen die Echtheit derselben habe ich im Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34, u. f. angegeben..

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nörd - lichen und Alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinter - beine mit auffallend breiten Pfoten, paart sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland ꝛc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer - und Ty - roler Alpen ꝛc. aber nur im Winter weiß***)s. Meisners Museum der Naturgesch. Helvetiens Nro. 4..

2. . Cuniculus, das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis brevioribus.

von Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

71

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch. Sie verwehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. neuer - lich ums Jahr 1736 auf der St. Peters Insel bey Sar - dinien*)(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.] zur Landplage geworden sind†) Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculorum auxilium militare a divo Augusto petiisse. Plinius.; und kom - men auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden Liparischen Insel fort. Die wilden sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.

Die langhaarigen Angorischen (S 28. Anm. 2.) oder so genannten Englischen Seidenhasen kommen auch hier zu Lande gut fort.

14. Iaculus. (Dipus.) Pedes antici brevissimi, postici elongati. Cauda saltatoria, apice floc - cosa. Dentes primores utrinque 2.

1. Jerbou, der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Afrika, Arabien ꝛc. Macht sich Höh - len in die Erde Springt mit der Leichtigkeit einer Heu - schrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Den - tes primores utrinque 2.

[1)] Dorsata, (Urson.) H. spinis brevibus sub pilis occultis.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbau ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen gro - ßen Schaden.

2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cau - da abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Afrika; nähert sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zu - weilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen! **)Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (pie - dra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten Ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.

72
B.) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige an - dere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Den - tes primores utrinque 6*)Schwerlich nur 2, wie Linné weinte. Denn obere Vor - derzähne sind doch wohl alle die, so im Os intermaxillare ( S. 52. Not * ) sitzen; und untere alle die vorn im Un - terkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3, in - fra 1. molares 4.

1. . Europaeus, der Igel. (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog.) E auriculis rotundatis, naribus cri - siatis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noctur - num. Nährt sich aus beyden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann Spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hinge - gen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert wor - den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen**)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Aus - gabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes primores superiores 6***)So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus., bifidi; infe - riores 2 4 intermediis brevioribus; laniarii utrinque plures.

1. . Araneus, die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne, Engl. the shrew,) S. cauda mediocri, abdomine albido.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegrün - dete Sagen. Selten finden sich weiße Spitzmäuse.

2. . Fodiens, die Wasserspitzmaus. S. abdomi - mine cinereo, digitis ciliatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen Härchen besetzt,73 die die Füße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt be - kannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8; la - niarii maior 1, minores 4.

1. . Europaea, der Maulwurf, die Schermaus. (Fr. la taupe. Engl. the mole.) T. cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkomme - nes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Ei - genheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufel - pfoten zu Staaten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Überschwemmung auf die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiestgen Gegend.

2. Versicolor, (s. aurata). T. ecaudata, palmis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiati - ca heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphis. (plerisque) Hallux muticus. Fe - minis folliculus abdominalis mammarum.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einan - der im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß dieselben nach dem Lin - néischen System in ganz verschiedene Geschlechter ver - theilt werden müßten.

1. Marsupialis, das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cau - da squamosa longitudine corporis. Dentes primores superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-Amerika*)Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich leßendig beses - sen, habe ich in Voigt's neuent Magazin mitgetheilt, im z. B. S. 683. u. f.. Das Weib - chen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen und geöffnet74 werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleich - sam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansaugen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkommener ausgebildet, gleichsam von neuem geboren werden können.

2. Dorsigera, der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, orbitarum marginie fusco. Dentes ut in priori.

v. Schreber tab. 150.

In Süd-Amerika Das Weibchen, das bey dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Jungen, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren Nollschwänzen an der Mutter ih - rem anhalten.

3. Gigantea, das Känguruh. Cauda apice attenua - to, pedibus anticis brevissimis, posticis longissimis. Palmis pentadactylis, plantis subtetradaetylis Den - tes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

v. Schreber, tab. 154.

In Neu-Holland Mausefahl. Ist, wenn es auf - recht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfres - send. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat einen Zitzensack. Wirst nur Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getra - gen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris - que felina. Dentes primores utrinque 6. inter - mediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha, die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dor - so cinereo nigroque undatim striato.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asten und nördlichen Afrika. Bey bey - den Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta, die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, corpore fulvo-nigri - cante maculato.

75

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Putorius, das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Nahmen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

4. Ichneumon, die Pharaonsmaus, der Mun - go (Buffon's große mangouste) V. cauda basi incrassata sensim attenuata apice floccosa.

v. Schreber tab. 45 B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Ägypten, wo es zumahl den Krokodilleneyern, so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

5. Aurita, das Großohr. (Fennec. Büffon's ani - mal anonyme) V. auriculis amplissimis.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt Vorzüglich von Datteln.

21. Mustela. Dentes primores superiores 6, erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, obtusio - res, conferti; duo interiores. Lingua laevis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beißig und blutdürstig.

1. . Martes, der Baummarder, Edelmarder, Tannenmarder, Wildmarder, Feldmar - der. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin.) M. cor - pore fulvo-nigricante, gula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. . Foina, der Hausmalder, Steinmarder, (Fr. la fouine Engl. the martin,) M. corpore fulvo - nigricante, gula alba.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benach -76 barten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. . Putorius, der Iltis, Ilk, Ratz, Stänker - ratz. (Fr. le putois. Engl. the fithet, polecat.) M. flavonigricans, ore et auricularum apicibus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the fer - ret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Ab - art von Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Kaninchen-Fang.

4. Zibellina, der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.

v. Schreber tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönste mit recht schwarz - braunen, dickhaarigem und glänzendem Fell finden sich um Jakuzk.

5. . Erminea, das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le rosolet, l'hermine. Engl. the stoat, the er - mine. ) M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien, Grö - ßer als das gemeine Wiesel. Ändert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. . Vulgaris, das gemeine Wiesel. (Fr. la be - lette. Engl. the weesel.) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel. als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte.)

22. Ursus. Dentes primores superiores 6. intus excavati alterni, inferiores 6, laterales 2, longio - res lobati, laniarii primarii slotarii (minimi 1 - 2 inter hos et primos molares), lingua laevis.

2. . Arctos, der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). V. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 32.

77

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-Indien und Nord-Afrika. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vor - dertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber, am Gewicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den - ren gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.

Hingegen macht der Nordamerikanische Bär mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flachern Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten und in man - chen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus, (glacialis). der Eisbär, Polarbär. V. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beym Treibeis der nördlichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemei - nen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labra - dor findet sich in G. Gariwright's Journal during a Resi - dence of nearly 6 years on the Coast of Labrador. Ne - wark 1792. III. vol. 4..

3. Gulo, der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton,) V. corpore rufofusco, medio dor - si nigro.

Pallas Spicileg, zoologie. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Sei - ne Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.

4. . Taxus, der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger,) V. cauda concolore, abdomine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gegen Schina. Ein ani - mal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kes - sel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält78 besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er sei - ne Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

5. Mellivorus, der Honig-Dachs, Rattel. V. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Vienen, die in den Höhlender Stachelschweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht. oder folgt auch bloß der Anweisung des Honig Guckucks. Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweglichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde etc, gesichert ist.

6. Lotor, der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coa - ti. (Büffon's Raton. ), V. cauda annulata, fascia palpebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegens. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen Amerika ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vor - derpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einwei - chen oder Aufsischen seines Futters*)Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen es Ol, Worm, Linné, Rolof, Büffon, J. Dom. Schulze, Götze, Bech - stein u. a.m. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinen, das vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, latera - les longiores dostantes, intermedii lobatil; infe - riores 6, lobati omnes; laniarii solitarii, incur - vati.

1. . Familiaris, der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog,) C. cauda recurvata; subinde digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich beson - ders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, ver - bunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (so - gar zum Fisch - und Robbenfang), aber auch durch man - cherley andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge - nerationen ausbildet.

79

Ob alle die verschiedenen Hunde-Racen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Wir scheinen manche Ra - cen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Ei - genes zu besondern Funktionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßigen Ei - genheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptracen gehören wohl

a) Fricator, der Wops. (Fr. le doguin. Engl. the pugdog,) mit untersetzten, kurzem Leibe, schwarzem Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

Den Übergang von dieser zur nächstfolgenden Ra - ce macht der eigentliche Bullenbeißer, Wacht - hund, Bluthund, molossus (Engl. the bull dog), bey welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervortritt.

b) Mastivus, die Englische Dogge (Fr. le do - gue. Engl. the mastiff. ) mit stumpfem Kopfe, hän - genden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Vellt dumpfig und kurz. Ihm scheint der Metz - gerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae, der Neufundländer, ( Ab - bild. n. h. Gegenst. tab. 6. ) Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich grö - ßer ist, als bey andern Hunden. Daher sein un - gemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind die - se Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend ge - lehrig.

d) Sagax, venaticus, der Jagdhund. (Fr. le chien-courant. ) mit langem, dickem Körper, einge - furchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. Hierher auch die Bracke, (Engl. the spanish, pointer. ), der Hühnerhund, Wachtelhund und die schön getiegerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus, der Budel (Fr. le barbet. Engl. the water-dog. ) mit stumpfem Kopfe, und wollich - tem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus, der Schäfer - hund, Haushund. (Fr. le chien de berger. Engl. the cur. ) mit aufrechten Ohren; der Schwanz80 an der untern Seite lang behaart. Hierzu auch der Isländische Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup). Auch der nun, wie es scheint, ausgestorbene große St. Bern - hards-Hund. Und der kleinere, den die Kamt - schadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Race zu gehören.

g) Meliteus, das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon. Engl. the lap dog the shok. ) mit sehr langem, seidenartigem Haar, zu - mahl im Gesichte.

h) Vertagus, der Dachshund (Fr. le basset. Engl. the tumbler, the turnspit) mit langer Schnau - tze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Flecken über den Augen. Ihm scheint der En - glische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnautze nahe verwandt.

i) Dingo, der Neuholländische Hund Ähnelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius, das Windspiel (Fr. le levrier. Engl the grey-hound. ) mit langem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlan - kem Leib und Beinen.

l) Graius,*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen. der Spartanische Hund (cànis la - conicus), sehr groß; hält in der Bildung das Mit - tel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große Dänische und der nun ausgestorbene Irländische Hund.

m) Aegyptius, der Guineische Hund. (Fr. le chien turc. Engl. the Indian dog, the naked dog. ) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte ge - krullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz, oder rußigbraun, fast wie Negerhaut. (s, S. 28. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Racen paaren und ver - mischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch81 mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuwei - len fruchtbare Bastarde erzeugen.

2. . Lupus, der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.) C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabey schnel - len und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hun - ger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Er - scheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sa - ge von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus, der Schakal, Thos (Büffon's Adi - ve.) C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae api - ce nigro.)

v. Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrika und Orient, besonders in Na - tolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise um - her; frißt Thiere, Lederwaaren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ur - sprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Sim - sons Füchse für Schakale gehalten.

4. . Vulpes, der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le re - nard. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den östlichen Aleuten, die davon den Nahmen der Fuchsinseln erhallen haben. Frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be - rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silber - weiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines Labradorischen Silberfuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus, der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the arctic82 fox. Russ. Pesez.) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu - Zembla, Grönland ꝛc. Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich - grau.

6. Hyaena, die Hyäne. C. nigricans, maculis vir - gatis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus tetradactylis.

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager un - ter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel grö - ßer*)Eine zehnjährige Löwinn, die ich im vorigen Frühjahr zerglie - dert, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Cro - cuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gestreiften Hyäne, womit der Hr. Forstconservateur von Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß als der von meiner Löwinn. als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

Beyde machen in ihrem Körperbau einen Übergang zum folgenden Geschlecht.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lingua aspera. Dentes primores 6 acutiusculi, exterioribus majoribus, laniarii solitarii, supra a primoribus, infra a molaribus remoti.

1. Leo, der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore fulvo.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Afrika; weiland aber auch im Pelopones und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Menagerien in Deutsch - land und sonst im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Le - bensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

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2. Tigris, der Tieger. F. cauda elongata; capite, cor - pore et cruribus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubbs.

Blöß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schi - na, auch auf Sumatra ꝛc. Überaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus, der Panther. Parder*)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge - schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hin - gegen alle gefleckte ohne Ringform, Tieger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angulatis, passim con - fluentibus et annulatis.

v. Schreber. tab. 99.

In Afrika und Ostindien, Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform, oder geringelt u. s. w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit kleinern Flecken, deren meist drey bis vier auf fast gold - gelbem Grunde beysammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once. ) F. cauda elongata, corpore albido, maculis ir - regularibus nigris.

v. Schreber. tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient verlangst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

5. Onca, der Jaguar, Amerikanische Tieger. F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, ma - culis angulatis, ocellatis, medio flavis.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerika. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor, der Amerikanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immaculata fulvo.

v. Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein roth - gelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. . Lynx, der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat. ) F. cauda abbreviata, apice atro,84 auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque amplissimis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Nea - politanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.

8. . Catus, die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach Amerika überbracht worden. Die wilde*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799. ist größer, als die zahme, von grauröth - licher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf ge - wisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spin - nen, das durch ein Paar eigene zarte, gespannte Häut - chen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche un - überwindliche Antipathie vieler Menschen gegen diesel - ben ꝛc. Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die Angorische oder Persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäuser - oder Cyperkatze; und die Spanische oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshellcat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Far - ben (z. B. schwarz, weiß und gelb), aber äußerst selten einen dergleichen Kater findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus Fr. pares - seux. Engl. sloth.) Caput rotundatum, crura an - tica lóngiora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; morales cylindrici. obtusi.

4. Triadactylus, der Ai. B. pedibus trydactilis, cauda brevi.

85

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwer - fälliges, aber bey aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.

26. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four - miller. Engl. ant-eater.) Rostrum productius, lingua Iumbriciformis; dentes nulii.

1. Iubata, der große Tamandua. M. palmis te - tradactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß als ein Flei - scherhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla, der kleine Tamandua. M. palmis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradac - tylis; cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerika; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

27. Manis. Schuppenthier, Formosani - sches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin - gua terzes; dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere die - ses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Ähn - liches mit den Ameisenbären. Von vielen altern Na - turforschern wurden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla, der Phatagin. M. cauda logiore: ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbä - ren. Sein kastanienbraun geschuppter Körper ähnelt ei - nem Tannenzapfen.

28. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gür - telthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonis - que osseis cataphractum: dentes primores et la - niarii nulli.

1. Novemcinctus, der Caschicame. T. zonis dor - salibus 9; palmis tetradatylis; plantis pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerika, bis an die Magellanische Straße. 86Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, ku - gelicht zusammen.

V. SOLINDVNGVLA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.

29. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda fetosa, Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; interiores 6. prominentiores: laniarii solitarii utrinque remoti.

1. . Caballus, das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr, aber häufig und theils in großen Heerden ver - wilderte; so z. B. in der Mongoley, vollends aber in unermeßlicher Menge in Paraguay, wohin die Pfer - de (so wie überhaupt nach Amerika) erst durch die Spa - nier überbracht worden u. s. w. Unter den zahmen Pferde-Racen zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Anneey um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunder - schönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den Europäischen sind die Spanischen (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben be - sonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen*)Das neuerlich so berühmte Englische Rennpferd, Eclipse, leg - te in einer Secuunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bey der größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1 / 3 Mahl in einer Secunde s. an Essay on the Proportions of Eclipse; in den Works of. Ch. Vial de Sainbel London, 1795. 4.. Ganzer beritte - nen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Kalmücken, die Pferde-Tungusen, die Abi - poner ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der87 Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten be - rittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letzters gibt, wenn sie zu - sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. . Asinus, der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nah - men Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 228. sq., von da er jährlich im Herbst in gro - ßen Heerden südlich nach Indien und Persien zuzieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig - keit. Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftig - keit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) frucht - bar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet**)Buffon, supplem. vol. 3. tab. 1.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus. Fr. le bardeau***)Ebendaselbst tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sa - ge von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gat - tungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat), ist im südlichen Afrika zu Hause. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt hat die Stute sowohl mit Esel als Pferdehengsten Bastarde gezeugt.

88

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus - thiere finden.

30. Camelus. Cornua nulla, labium lepori - num, pedes subbisulci*)III. B. Mosis Kap. XI. V. 4.. Dentes primores in - feriores 6 spathiformes; superiores 2; laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius, das gemeine Kamehl. [Fr. le dro - madaire**)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Kamehl mit zwey Buckeln Dromedar genannt.]. C. tofo dorsi unico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Afrika das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten nennen es die Araber.) Die gewöhn - liche Last der Karavanen-Kamehle ist gegen sechs Cent - ner, und damit legen sie täglich gegen vier Deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wo - chen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverändert erhalten soll. Beyde, so - wohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vor - derfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus, das Trampelthier. (Fr. le cha - meau. Engl. the camel) C. tofis dorsi duobus.

v. Schreber tab. 304.

89

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in gan - zen großen Herden in Bessarabien etc, wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama, das Liama, die Kamehlziege Gua - naco. C. dorso laevi, toso pectorali.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen Amerika, besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner tragen.

4. Vicunna, das Schafkamehl. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, son - dern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treib - jagden haufenweis gefangen. Auch soll der Occiden - talische Bezoarstein am öftesten in dieser Gat - tung gefunden werden.

31. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Den - tes primores superiores nulli, inferiores 8, lania - rii nulli.

1. . Ovis, das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wie - der verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Haus - thiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von Amerika dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Racen der Schafe sink vor allen die Spanischen, aus Segovien, und dann die Englischen wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die Arabischen und Ägyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze, zu merken. Die Ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän - zen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beyde Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen90 Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrika noch überdieß lang herab hängende Ohren.

2. Ammon, das Muffelthier, (musimon Büf - fon's mouflon) C. cornibus arcuatis circumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen Amerika. Letzteres, ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörner, und wird von einigen Naturforschern für das Stamm - thier zu unserm Schaf gehalten.

3. . Hircus, die Ziege. (Fr. la chevre. Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam - men, der im Caucasus und den daran glänzenden östli - chen Gebirgen lebt, und in dessen Wägen, (so wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuwellen der Ori - entalische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt worden**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. Die Hausziege ( das wichtige Haus - thier der alten Guanchen auf den Canarischen In - seln ) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes sei - denartiges Haar und gibt das beste so genannte Kamehl - garn, so wie aus dem äußerst feinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, langen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt werden***)Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt - ringischen Taschenbuch für das J. 1813. Nachricht ge - geben..

4. . Ibex, der Steinbock. (capricornus. Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat. ) C. mento barba - to, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dor - sum reclinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

91

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den Sibirischen Alpen. Das Gehörn eines be - jahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf feder Seite.

32. Antilope. Cornuacava, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichen Asien und Afrika, zumahl aber am Cap finden.

1. . Rupicapra, die Gemse. (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens, Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters, bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genann - ten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas, die Gazelle. C. cornibus teretibus an - nulatis, medio flexis, apicibus laevibus approximatis.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrika. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reihende Bild weibli - cher Schönheit.

3. Pygarga, der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.

Vosmaer descr. de la Grazelle de parade.

Im Innern des südlichen Afrika, von wannen er jähr - lich in Heerden von vielen Tausenden gegen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

4. Oreas, das Cudu. A. cornibus subulatis rectis ca - rinato-contortis. corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrika und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

33. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Den - tes ut in generibus praecedentibus.

1. . Taurus, der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the92 ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, pale - aribus laxis.

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der al - ten Welt) wird noch jetzt in Poylen, Litauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch in Deutschland ein - heimisch. Daß er die wilde Stammrace von unserem gezähmten Hornvieh sey, ist doch wegen bestimmter Ei - genheiten in seinem Bau, unwahrscheinlich. Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rindviehs gehört die halbWilde weiße Race mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wie - der in Großbritannien; die mit den ausnehmend gro - ßen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England u. a.m.

Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch die In - dische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu ( v. Schreber tab. 298. ) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn folle.

In den Wagen des Rindviehs finden sich zuweilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und einge - schluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs - mittel für die Kinderblattern bewährt wurden.

2. Buffelus, der Büffel. (Engl. the Buffato.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrika verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen, und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Grunniens, der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum curvatis, vellere propendente, cauda un - dique iubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich außerdem durch seine grunzende93 Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch ei - nen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.

4. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divarica - tis, lunatis, longissimis.

In den gebirgigten Gegenden von Nord-Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

5. Bison, der Nordamerikanische Bison. B. cornibus divaricatis brevibus, juba longissima, dorso gibboso.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herden - weise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordame - rika. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird er am Rücken und Hinter - leibe kahl, und behält bloß seine ungeheure Brust - und Nacken-Mähne.

6. Moschatus, der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus - qué. Engl. the musk ox.) B. cornibus deflexis, ba - sibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerika im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.

34. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tec - ta, fascicula pilorum nigro terminata. Dentes lati, extimo bilobo; laniarii nulli.

1. Cameleopardalis, die Giraffe.

Cptn Carteret in den philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.

Im innern Afrika. Sie hat, wegen ihres langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und we - gen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Anschen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der ei - nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers94 im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie auf - recht steht, über sechszehn Fuß hoch.

35. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in generibus praecedentibus (interdum ta - men laniarii solitarii superiores).

1. Alces, das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders daß Nord-Amerikanische Elenn, Fr. l'original. Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und heerdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie be - fallen werden, brauchen jetzt keiner Widerlegung.

2. . Damma, der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck fa low-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus, das Rennthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in utroque sexu) lon - gis, simplicibus, teretibus, summitatibus subalmatis, juba gulati pedula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in Kamt - schatka in Heerden von tausend und mehr Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt von dür - rem Laub, und vorzüglich von Rennthier-Moos das es unter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.

4. . Elaphus, der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl the stag) C. cornibus ramosis totis tereti - cus recurvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur95 unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Aller des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird unge - fähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. . Capreolus, das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Eu - ropa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zu - mahl nach Castration, auffallender als bey andern Gat - tungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.

36. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in praecedentibus generibus; laniarii supe - riores solitarii exserti.

1. Moschifer, das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo umbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wich - tige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus, das kleine Guineische Rehchen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, ungulis succen - turiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45, fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fin - gers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfei - fenstiels.

VII. MULTUNGULA (Belluae.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen96 an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

37. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mo - bile. Dentes primores (plerisque) superiores 4, convergentes, inferiores 6, prominentes; lania - rii superiores 2, inferiores 2, exserti.

1. . Scrofa, das Schwein, (Fr. das wilde, le san - glier, das zahme le cochon. Engl jenes the wild boar, dieses the hog. ) S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein*)v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795. hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Haus - schwein, auch keinen Speck, und niemahls Finnenwür - mer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omnivorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl eher bis 20 Junge aus ein Mahl. In Amerika, wohin die Schweine aus Eu - ropa übergebracht worden, sind sie theils verwildert, (Fr. cochons marons). Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre Europäischen Stamm - ältern; auf Cubagua arteton sie in eine abentheuerliche Race aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. Die Schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch wel - che mit fünf Klanen gesehen hat.

2. Aethiopicus, das Emgalo. (Büffon's sanglier du Cap. verd. ) S. dentibus primoribus nullis; lania - riis superioribus lunatis extrorsum curvatis; saeculis verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Süd-Afrika. Auch auf Madagaskar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.

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3. Tajassu, das Nabelschwein, Visamschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschife - ro ad extremum dorsi.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmern Gegenden von Süd - amerika. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa,*)Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa, der Hirsch. S. dentibus laniariis superioribus ma - ximis, parallelis retrorsum arcuatis.

v. Schreber tab. 328.

Zumahl auf den Moluckischen Inseln. Lebt am Was - ser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wo - zu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beym Weibchen sind sie weit kleiner.

38. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.

1. Americanus, der Tapir, Anta.

v. Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-Amerika, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen, Kopf und Schen - kel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.

39. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehensilis; dentes primores superiores exserti.

1. Asiaticus, E capite elongato, fronte concava, auri - culis minoribus, dentium molarium corona lineis un - dulatis parallelis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch, und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund Sei - ne auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerley andern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann98 ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu ander - halb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunstreiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücke Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Sei - ne Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reiß und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemei - ner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der Begattung soll er sich wie die mehrsten übrigen Säu - gethiere bespringen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele ge - meint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kom - men den beyden Geschlechtern die zwey großen Stoß - zähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere Ballen ꝛc. Berge hinauf zu wälzen im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch niche strauchelt.

2. Africanus. E capite subrotundo, fronte convexa, au - riculis amplissimis; dentium molarium corona rhom - bis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Afrika einheimische Gattung, wird jetzt höchstens nur noch im Innern die - ses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins we - gen gefangen und geschossen.

40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu soli - dum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus utrinque quater - nis, inferioribus conicis, superioribus sublobatis; laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien Das bey dieser Gattung mehrentheils einzelne Horn ist bey ihm so wie das doppelte beym Afrikanischen nicht am Knochen fest gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

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Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Afrika, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

41. Hippopotamus. Dentes primores supe - riores remoti (inferiores procumbentes); laniarii inferiores incurvati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (Am Cap Seekuh genannt).

Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Afrika, wo sie ehedem im Nil. Äußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenigstens vierthalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.

VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Ge - schlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge - bisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zer - fallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

42. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrinque 2.

1. . Fiber, der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen sei - ner feinen Haare für die Handlung, und für die Arz - neykunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das sich bey deyden Geschlechtern in besondern Behäl - tern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfer -100 tigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch im Menge beysammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswür - digen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß frey - lich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben wor - den, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstim - migen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach zufälli - gen Umstanden zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

43. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti co - aliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beyden Ele - menten leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784, bey der Zergliederung eines See - hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkühr die Achse dessel - ben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me - dium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch der vergleichend. Anatomie §. 274. tab. 6..

1. Vitulina, der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal,) P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren. Ist für die Finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Gronländer und für die Labradorischen Es - quimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beyden letz - tern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüg - lichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklich - keit ihr Glück und ihren Stolz aus.

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2. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.

Buffon, Supplement, vol. VI. tab. 47.

Im Sommer herdenweise, auf den Inseln des Kamt - schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich auf den benachbarten, etwas südlichern Inseln des stil - len Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Mäna - chen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Ne - benbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nvv. Comment. Petropolit.).

3. Iubata, der Stellersche Seelöwe. P. auricula - ta, collo jubato.

Buffon. Supplement. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung die - ses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym Männ - chen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

4. Cristata, der Ansonsche Seelöwe**)Linnés Phoca cristata und seine jubata sind einerley Thier.. P. ca - pite antice cristato.

Anson's voyage round the world. tab. 19.

Im Atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.

44. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Den - tes primores utrinque 6; superiores distincti, inferiores conferti.

1. . Vulgaris, die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) L. plautis nudis, vauda corpore dimidio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schönsten in Canada.

2. Brasiliensis, die Brasilische Flußotter, der Wasserwolf. (le Saricovienne.) L. badia, macula alba submentali, cauda corpore dimidio breviore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern Südamerika.

102

3. Marina, die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilosis, cau - da corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen Amerika bis hinunter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

45. Ornithorhynchus. Mandibulae rostra - tae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe, die Hr. Ever. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzel - len haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl we - der nach dem gemeinen Sprachgebrauch, noch nach der wissen - schaftlichen anatomischen und naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zahne eines warmblutigen Quadruped's gehal - ten werden..

1. Paradoxus, das Schnabelthier. (Engl. the duck-bill.)

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch die bey - spiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste einen breiten platten Entenschna - bel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenrei - chen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beyderley Füsse sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst der - selben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch hat man an keinem von beyden Geschlechtern eine Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren Formen seiner Geschö - pfe so reichen fünften Welttheils, unweit Botanybay.

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46. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.

1. Rosmarus, das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthie - ren, die er mit seinen Hauzähnen loskratzt Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)S. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi ma - gni Anglor. regis. p. 205..

2. Manatus, die Seekuh. (Fr. le lamantin. ) T. den - tibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In Flüssen und an den Seeküstender wärmerm Erde, z. B. häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sa - gen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußeren Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..

IX. CETACEA.

Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere***)G. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl. zur Auf - klärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175 304.C. Lacepede histoire naturelle des cetaceés Par. an 12. 4..

47. Monodon. Dens alteruter maxillae su - perioris exsertus longissimus, rectus spiralis.

1. Narhwal, das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen Atlantischen Ocean. Das jun - ge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkiefer -104 knochen Einen), die aber von ungleicher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern gewöhnlich nur einer von beyden. Zu - weilen so lang, als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.

48. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco su - periorum corneae.

1. Mysticetus, der Wallfisch. (Fr. la baleine Engl. the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere*)Denn von der vermeinten Riefen-Krake s. unten bey der Asterias caput medusae., das über 100000 Pfund an Gewicht halt, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheure Kopf macht wohl ein Drittel des gan - zen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz der mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Amerikanern giht dieses ungeheure Thier victus et amictus ꝛc. Die Eu - ropäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein gro - ßer 5000 Rthlr werth seyn kann) des Fischthrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden.

2. Boops, einer der verschiedenen Finnfische (Fr. la jubarte). B. pectore sulcato, prinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge ge - furcht**)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von den Wall - fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückensinne haben, wie physalus u. a. ) den ich frischgestrandet zu sehen die mir unverhoffte Gelegenheit ge - habt, war 2 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumens - breite und eben so tiefe Brustfurchen..

49. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus, der Caschelot, Pottfisch. 105(Engl. the white whale. ) P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheu - ren Rachen und kann klafterlange Hayfische verschlin - gen Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hinge - gen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Öhls theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in be - sondern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolnerhär - tung, die sich zumahl im dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.

50. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena, das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio Plinn Fr. le marsouin. Engl. the porpoise.) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den Europäischen Meeren: wird so wie diese 1 / 2 Klafter lang, und ist zu - mahl für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis, der Delphin, Tümmler. (Fr. le dau - phin. Engl. the porpesse.) D. corpore oblongo sub - tereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca, der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'epaulard, Engl. the grampus) D. pinna dorsi al - tissima; dentibus subconicis, parum incurvis.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittel - ländischen; wird 20 Fuß lang.

106

Fünfter Abschnitt. Von den Vögeln.

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschieden - heit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen über - haupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer spe - ciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrun - gen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Bey - des, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Übereinstimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer ein - zelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mir einander überein, daß sie zwey Füsse, zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil hornigen Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zu - gleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thie - ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner an - dem zusammen stießt, und sich daher in die vermeinte107 Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Rei - hen (in quincunce) in die Haut verwachsen, und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs - zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumahl die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mau - sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bey manchen Gattungen hat der junge Vo - gel, zumahl vor der ersten Mause (als avis hornoti - na) andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im reifern Alter. Bey manchen herrscht auch hier - in große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren un - terscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstüm - melt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder er - gänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwänze. Jene heißen Schwungfedern (remi - gés), diese Steuerfedern (rectrices). Die Schwung - federn bilden bey ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves im - pennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

108

§. 59.

Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguini vivipara et ovi - para gehandelt, das im IX B. der commentation, societ reg. scientiar. Gottingens. p. 108-128 befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die meh - resten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkühr mit Luft laden oder ausleeren. Zu die - sen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut ver - breitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lun - gen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulterknochen im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwe - cken; und endlich sind auch die Ungeheuern Schnä - bel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. ebenfalls da - hin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Ge - schwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Strauß, der Casuar, die Pinguine und andere aves impennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.

109

§. 61.

Der Anfenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehre - sten leben auf Bäumen, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vögel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Ge - schöpfe in den beyden letztern Thier-Classen) bloß un - ter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalte angemessen*)Die Kunstnahmen dieser verschiedenen, Bildung der Vogelfüße sind in Forsieri euchiridion p.15. und in Illigers Ter - minologie S. 187 erklärt, und im 3ten Th. von Bechsteins ornitholog. Taschenbuch durch treffliche Abbildungen erläutert..

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit in die be - nachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, an - stellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgen - den Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zer - beißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samen - fressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Ma -110 gen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kröpfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versu - chen, verschluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zer - drücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über - dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zer - malmung und nachherige Verdauung der Speisen be - fördern*)Über den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vogel solche Stein - chen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. Nach meinen Untersuchungen ist es ein un - entbehrliches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner da - durch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berau - ben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschiedene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Graten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahl - zeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genann - ten Sternschnuppen, nähmlich die graulichweißen, gal - lertartigen, weist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Ein - geweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f..

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerk - zeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethie - ren, gehört unter andern der Mangel der knorpligen, zur Auffassung des Schalls dienenden, äußern Ohren;111 der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bey manchen derselben auch noch über - dieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehör - gange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens d. h. des Gefühls im en - gern Verstände) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen; und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aussuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so ge - nannten Sangvögeln mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen ( denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen ) als, daß sie pfeifen. Außer den ob - gedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähm - lich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleich - sam in zwey abgesonderte Hälften an die beyden En - den der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra - ben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschen - stimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt; so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Ge - sang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar112 zum Accompaganement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich klei - ne Concerte hat geben können. Überhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvogel doch erst durch Übung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehreren Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der käl - testen Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflü - gel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haushahn, und unter den wilden Vögeln der Strauß, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct ge - trieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Guckguck wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenom - men sind. Bey den polygynischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zumahl unter den Gang - vögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gat - tung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und113 eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Bau - materialien zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald min - der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen - Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres La - ger von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sperlin - ge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau - ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w.*)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern ver - schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772 Fol..

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues voll - endet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hinein; de - ren Anzahl bey den verschiedenen Gattungen der - gel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. le - gen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucher - chen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwal - ben sechs bis acht; die Repphühner und Wachteln vier - zehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt**)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine willkühr - liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus un - willkührlichen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet., bis funfzig und114 darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und Windeyer heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Guckguck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern über - läßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc., in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Kapaunen und Hunde und sogar Menschen Vo - geleyer ausgebrütet haben*)Plin. L. X. cap. 55. Livia Augusta, prima sua juventa Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem se - xum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per finum tradendo, ne intermitteretur tepor. . Auch bloß durch künst - liche Wärme, und erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'Art de faire éclore des oiseaux domestiques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741, 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lam - penfeuer in so genannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen, gar nicht kostba - ren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Holl - manns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göt - tingen, 1783. 8. S. 206 u. f. 271 u. f. und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las - sen. Die Vögel werden durch das anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise115 zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte An - theil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflin - gen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reift gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Öconomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der vergleichend. Ana - tomie.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wieder diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vo - gels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchel - chens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten seinen Anfang genommen. Beym Hüh - nerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommenen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages ficht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang116 des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft: und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahli - gen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, ver - schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange - nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye ge - lange erst durch eine Art von Metamorphose zu sei - ner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rück - sicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. ( vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. )

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungswürdi - gen Ökonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beyden allerwichtigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zeigen. Nähmlich die Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfes zusammen - hängt. Jene dient ihm statt der Lungen zum sogenann - ten phlogistischen Prozeß, (S. 37 u. f. ) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. )

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Klima und der wärmern oder käl - tern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein117 und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehresten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer kör - perlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageyen über hun - dert, Buchfinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschen - geschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säu - gethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und das unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man - chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. An - dere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkrautausrotten. Von der andern Sei - te wird auch die Vermehrung und Fortpflan - zung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B., daß die118 wilden Enten bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zu - weilen fischreich machen. Sehr viele Vogel verschlu - cken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben be - fördern: so z. B. die Tauben auf Panda die Muscat - nüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Fel - senklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewäch - se da fortkommen können. Manche Falkengattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch - fang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancherley theils kostbarem Putz, so wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thie - re und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lammergeyer u. a. Raubvögel tödten Kälber, Zie - gen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasser - vögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Ha - bichte, Sperber, Älstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge - fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäu - men u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wu - cherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Gif -119 tige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genom - men, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classi - fication auf die Verschiedenheit des einen oder des an - dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beydes in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zu - gleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rück - sicht; nur scheint er sich in der Ausführung zu - weilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden dürften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen, star - ken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knor -120 rigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen, und da - her sehr leichten Schnäbeln.

Papageyen, Tucane ꝛc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmahlen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan - gem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schna - bel. Raben, Krähen ꝛc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitzten Schna - bel, von verschiedener Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bey weiten mehr mit den Hühnern als mit den Sang - vögeln, denen sie Linné zugesellete, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschick - ten Landvögel. Der Strauß, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und mei - stens langem Halse.

121

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stumpfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium natura, Figur. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologiae. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. J. Edwards's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  5. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758 sq. Vol. III. 4.
  6. Brissom ornithologie. Paris. Vol. VI. 4.
  7. Buffon.
  8. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol. (1008 Bl.)
  9. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  10. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  11. (Jo. Latham's general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu ib. 1787.)
  12. F. M. Daudin Traité elementaire et complement d'ornitholo - gie. Par. 1800. Vol. II. 4.
  1. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutsch - land. Berlin, 1733 bis 1763. Fol. 242 Taf.
  2. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands II. IV. B. Leipzig, 1791. 8.
  3. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutsch - land. Leipz. 1802. u. f. III. Th. kl. 8.
  4. J. P. A. Leislers Nachträge zu Bechsteins N. G. Deutschlands. 1. H. Hanau 1812. 8.
  5. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen u. Ve - schreibung der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799. Fol. u. 4.
  6. 122
  7. Deutsche Ornithologie, herausgeg, von Borkhausen, Lichthammer und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  8. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Be - schreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer. u. Wolf Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  9. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp. en Zoon. Amst. 1770 sq. fol.
  10. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731. Vol. II. fol.
  11. Andr. Sparrmann Museum Carlsoniarum. Holm. 1786. Fasc. II. fol.
123

Erst also die Landvögel in VII. Ordnunger.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen, scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schnei - dende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehren - theils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube leben - diger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erha - benen Orten, und haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice aduncum; plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus, der Condor, Cuntur. V. ca - runcula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerika. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Brei - te, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl singersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit ei - nem weißen Halskragen. Nistet zumahl an felsigen Ufern, stiegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehheerden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.

2. Papa, der Geyerkönig, Kuttengeyer, Sonnengeyer. V. naribus carunculatis, ver - tice colloque denudato.

124

Buffon oiseaux Vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerika. Nur von der Größe eines Welschen Huhns; zumahl am Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dickbefiederten Schul - terkragen einziehen.

3. . Barbatus, der Lämmergeyer, Bart - geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler - und Schweizer Alpen: auch in Sibirien und Habessinien. Der größte Europäische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen start - haarigen Bart, und durch den befiederten Kopf, be - sonders aber durchden gewölbten Rücken vorn am Ober - schnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuern Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis, und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..

4. Percnopterus, der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris, margine exteriore, practer exti - mas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Ägypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphi - bien ꝛc. Die alten Ägyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thie - re, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil - derschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lin - gua bifida.

1. Serprentarius, der Secretär. (sagittarius. Fr. le messager.) F. cera alba cruribus longis -125 simis, crista cervicali pendula, rectricibus in - termediis elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippi - nen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er gehöre eher un - ter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademischen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun ans seinem Bau sowohl, als aus seiner Lebensart, das hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme gebührt..

2. . Melanaëtus, der schwarzbraune Ad - ler. (Büffon's aigle commun. Engl. the black eagle.) F. cera lutea, pedibusque se - milanatis, corpore ferrungineo nigricante, striis flavis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. . Chrysaëtos, der Goldadler, Stein - adler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque la - natis luteo ferrugineis, corpore fusco ferru - gineo vario, cauda nigra, basi cinereo undu - lata.

Buffon Vol. I. tab. 1.

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Jungen mit Wildbret von Hasen, Gemsen ꝛc.

4. . Ossifragus, der Fischadler, der Bein - brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the seaeagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere in - teriore albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den Europäischen Küsten, auch in Nordame - rika und theils auf der Südsee. Fast von der Grö - ße des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

126

5. . Haliaëtus, der Entenstößer, Moos - weih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque ceruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon Vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See - küsten. Ist oft mit dem Fischadler verwechselt worden.

6. . Milvus, die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwänzel, Schwalben - schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flava, cauda forsicata, corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis, der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flavis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.

Frisch tab. 47.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; va - riirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manche andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vogel, nah - mentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.

8. . Palumbarius, der Habicht, Tauben - falke. (Aaccipiter. Fr. l'autour, Engl. the gooshawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis palli - dis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gat - tung.

9. Nisus, der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier. Engl. the sparrow hawk. (F. cera127 viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cauda fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breve, aduncum, nu - dum absque cera; nares barbatae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges ali - quot ferratae.

1. . Bubo, der Uhu, Schubut, die Ohr - eule. (Fr. le grand duc. Engl. the great hornowl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größre Thier seines Geschlechts. Im mil - dern Europa und westlichen Asien*)Linné und viele andre Naturforscher, aber auch Antiquarier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, habe ich aus den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Specimen histo - riae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 20. sq..

2. Nyctea, die Schnee-Eule, Harfang. S. capite laevi, corpore albido, maculis lunatis distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

3. . Flammea, die Schleyereule, Kir - cheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. corpore luteo punctis albis, subtus albido punc - tis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt. Von ausnehmend schönen und sanftem Ge - fieder.

4. . Passerina, das Käutzlein. (Fr. la che - vêche. Engl. the little owl.) S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque ordinum.

128

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerika.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrin - que versus apicem, basi nudum; lingua lacera.

1. . Excubitor, der Würger, Bergalster. (Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerika. Ahmt, so wie die folgende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr ge - schickt nach.

2. . Collurio, der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cau - da subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis unicoloribus, rostro plum - beo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von In - secten, zumahl Käfern, Grashüpfern ꝛc., die er zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges Ge - büsche anspießt.

II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59) bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig, (Fr. perroquet, Engl. parrot.) Mandibula superior129 adunca, cera instructa, lingua carnosa, integra. Pedes scansorii. *)Histoire naturelle des Perroquets par F. Levaillant. Par. 1801 u. fg. gr. Fol.

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattun - gen dieses Geschlechts eine so überaus, eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippi - nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten finden. Überhaupt haben die Papageyen viel Aus - zeichnendes, Eigenes in ihrem Betragen. Sie wis - sen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere - gel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist ein - gelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuwei - len fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, An - halten u. s. w. Beyde Geschlechter lernen leicht Wor - te nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao, der Aras, Indianische Rabe. (Aracanga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis subtus rufis, genis nudis ru - gosis.

Edward's birds tab. 158.

In Südamerika.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pec - toreque rubro, gula nigra.

Edwards. I. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus, der Kakadu. P. brachyurus, cry - sta plicatili flava.

130

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus, der Jaco, aschgraue Papa - gey. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.

Frisch tab. 51.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus, (Fr. l'amazone à tête jaune.) P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro variis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien ꝛc.

6. Pullarius, (Fr. l'inseparable.) P. brachyurus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis cinereis.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den Französischen Nahmen von der irrigen Sage, als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte, weil keiner den Verlust sei - nes Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tucan, Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheure Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts Südamerikanischer - gel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine hal - be Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wur - zel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vor - wärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach Verschiedenheit der beyden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.

1. Tucanus, R. nigricans rostro flavéscente131 versus basin fascia nigra, fascia abdominal flava.

7. Bvceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydrocorax) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvatum; pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls eben - teurlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros, B. processu rostri frontali re - curvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.

III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-pe - cker.) Rostrum polyedrum, apice cuneato; lin - gua teres lumbriciformis, longissima, mucro - nata, apice retrorsum aculeato; pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verlauft, die von hin - ten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel ihre wurmförmige Zunge desto leichter her - vorschießen, und an der hornigen Spitze derselben Insecten anspießen können.

1. . Martius, der Schwarzspecht, gemei - ne Specht, die Hohlkrähe. P. niger, ver - tice coccineo.

132

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Eu - ropa und nördlichen Asien.

2. . Viridis, der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. . Major, der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. . Minor, der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua lumbriciformis, longissima, mucronata; pedes scansorii.

1. . Torquilla, der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenk - samkeit seines Halses, und meist die gleiche Hei - math wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretiusculum, apice compresso, mandibula su - periore paullo longiore; pedes ambulatorii.

1. . Europaea, der Blauspecht. (Fr. la sittele, le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood-cracker.) S. rectricibus nigris, late - ralibus quatuor infra apicem albis.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiuscu - lum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.

1. Viridis, (Fr. te todier, Engl. the green spar - row.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern Amerika.

133

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpo - re albo, cauda cuneata, rectricibus interme - diis longissimis.

In Südafrika, auf Madagascar ꝛc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rec - tum, longum; pedes breves, gressorii.

1. . Ispida, der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le martin pecheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzugehen, ist nicht wie Para - celsus und so viele nach ihm meinten, eine Eigenheit dieses Vogels, sondern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarienvo - gel u. a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster, der Immenwolf, Bienen - fresser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque vi - ridi caerulescente, gula lutea, fascia tempo - rali nigra.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, sub - compressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.

1. . Epops, der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re -134 genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp. Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq..

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. . Familiaris, die Baumklette, der Grü - per, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the creeper.) C. grisea. subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Pup - pen zu suchen ꝛc.

2. . Muraria, der Mauerspecht. C. cinerea, rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fulvis niveisque.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Nah - mentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.

3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigibus - que nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen carme - sinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und andere Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Män - tel ꝛc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, re - migibus caudaque subfurcata fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

135

16. Trochilus*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches, par J. B. Audebert Par. seit. 1800. fol. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulatofiliforme lon - gum. Manbibula inferiore tubulata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coa - litis tubulosa; pedes ambulatorii, brevissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in Amerika zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nut - ka-Sund und südlich bis zur Westküste von Pata - gonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rec - tricibus intermediis longissimis, capite fusco - gula aurata uropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus al - bido; rectricibus lateralibus margine exterio - re albis.

Edwards tab. 105.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrock - net nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus, der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.

136

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, un - schmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subquadran - gulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf Engl. the beefater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien ꝛc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, se - miovatum, arcuatum, dorsatocarinatum. Man - dibula superiore margine utrinque angulata. Na - res perviae.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor - billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.

Latham I. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbin - dung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten, und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, na - res mystace tectae; pedes ambulatorii.

1. . Corax, der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. corpore atronitente, ro - stri apice subincurvo, cauda semirhombea.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends137 in beyden Welten. Hat einen überaus scharfen Ge - ruch, rauht Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. Corone, . die Raben-Krähe. (Fr. la corneil - le, Engl. the carrion crow.) C. atrocaerules - cens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis.

Buffon Vol. III. tab. 3.

3. . Frugilegus, die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne, Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäu - se, Engerlinge, Grasraupen ꝛc.

4. . Cornix, die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow.) C. cinera - scens, capite jugulo alis caudaque nigris.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Haust in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo er von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Ver - tilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

5. . Monedula, die Dohle. (Fr. le choucas, Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite in - cavo, fronte alis caudaque nigris.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. . Glandarius, der Holzheher, Nußbei - ßer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay.) C. rectricibus138 alarum caeruleis, lineis transversis albis ni - grisque, corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. . Caryocatactes, der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fus - cus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice de - tritis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. . Pica, die Älster, Atzel, Ägerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerika. Ein schädliches Thier für junges Meiergeflügel, aber für Felder und Gärten sehr nützlich, das zahllose Raupen, Schnecken ꝛc. vertilgt. Zudem einer der unterhal - tendsten Stubenvögel.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice in - curvato, basi pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.

1. Garrula, die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, remi - gibus nigris.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrika. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, ba - si nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa (Fr. le mainate, Engl. the minor139 grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flava.

Buffon Vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme, und lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula, der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.

Catesby vol. 1. tab. 12.

In Nordamerika.

22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Prome - rops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Au - debert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol.Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, eben das. seit 1801. fol. Paradiesvogel. (manu - codiatta. ) Rostrum basi plumis tomentosis tec - tum. Pennae hypochondriorum longiores. Rec - trices duae superiores singularrs denudatae.

Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres pracht - vollen Gefieders in Indien als Putz getragen wer - den, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradiesvögeln überhaupt abzusprechen wagten**)J. R. Forster von den Paradiesvögeln und dem Phönix; in der Indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26 u. f..

1. Apoda. (Fr. l'Émeraude.) P. brunnea pen - nis hypochondriis luteis corpore longioribus. rectricibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba, der weiße Paradiesvogel. (Fr. le manucode à 12 filets.) P. anterius nigra-vio -140 lacea, posterius alba, humeribus viride virga - tis, rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und zugleich die seltenste Gat - tung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite bre - vius, cultratum, aduncum, margine mandibu - larum serratum. Pedes scansorii.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gu - la nigra.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu, Engl. bar - bet.) Rostrum cultratum, lateraliter compres - sum apice utrinque emarginato, incurvato, rictu infra oculos protenso.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et li - neis supra - et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Pedes scansorii.

1. . Canorus, der Guckguck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni - gricante albo punctata.

Frisch tab. 40 u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er be - brüter das halbe Dutzend Eyer, das er jedes Früh - jahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bach - stelzen ꝛc. zwischen dieser ihre eigenen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt - Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine141 Eyer, die doch um vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht län - ger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Guckguck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

2. Indicator, der Honigguckguck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco et albido - maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Afrika vom Cap landeinwärts. Hat seinen Nahmen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern auszusuchen weiß.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acutissimum, rectum: mandibula superiore pau - lo longiore, obsolete emarginata; pedes ambu - latorii.

1. . Galbula, die Golddrossel, Goldam - sel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus nigris, rec - tricibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Das Männ - chen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauer - haft zwischen zwey Ästchen befestigtes Nest.

2. Phoecenius, der Maisdieb. (Engl. the black bird.) O. niger, alarum rectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerika. Hält sich gemeinig - lich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quisculo.)

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O niger, dorso postico maculaque rectricum alarum basique rectricum luteis.

142

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Bin - sen*)Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht. deren man zuweilen mehrere Hundert an Ei - nem Baume hängen sieht.

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und legelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von ver - schiedener Größe und Bildung. Sie leben in Mono - gamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Sa - men, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie mans insgemein nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito langior.

1. . Arvensis, die Feldlerche, Himmels - lerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: in - termediis inferiore latere ferrugineis.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so wie der Strauß, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices) im Sande.

2. . Cristala, die Haubenlerche, Kobel -143 lerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis.) A. rectricibus nigris: extimis duabus margine ex - teriore albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato - deoressum, obtusiusculum: mandibula superio - re integerrima, marginibus patentiusculis.

1. . Vulgaris, der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, starling.) S. rostro flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandi - bula superiore apice deflexo, emarginato.

1. . Viscivorus, die Schnarre, Mistel - drossel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite.) T. dor - so fusco, collo maculis albis, rostro flaves - cente.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fortge - pflanzt werden.

2. . Pilaris, der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the field fare.) T. rectricibus nigris: extimis margine interiore apice albicantibus, capite uropygioque cano.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets) - Beeren.

3. . Iliacus, Zipdrossel, Rothdrossel. 144(Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferrugineis, superciliis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Let - ten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

4. . Musicus, die Sangdrossel, Wein - drossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush.) T. remi - gibus basi interiore ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus, die Amerikanische Nachti - gall, Sisonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock-bird.) T. fusco-cinereus, subtus al - bidus, maculis verticis, alarum et caudae can - didis.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau - daque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un - zählige Zugheuschrecken.

7. . Merula, die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Ge - dächtniß.

145

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emarginata.

1. Garrulus, der Seidenschwanz, Pfeffer - vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Bohème. Engl. the bohemian chat - terer.) A. occipite cristato: remigum secun - dariorum apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man - chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi rotundatum; mandibula inferior margine laterali inflexa.

1. . Curvirostris, der Kreutzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapaqey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld - apple.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. . Coccothraustes, der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. . Pyrrhula, der Dompfaff, Blutfink, Liebig, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, tec - tricibus caudae remigumque posticarum albis.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt. Beyde Geschlech -146 ter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander ac - compagniren, und sogar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte oli - vacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Nester auf einen Baum dicht zusammen bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaft - lichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pedibus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hängendem Halse zum Ein - und Ausflug, so daß die Mün - dung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Philippina, die Baya. L. fusca, subtus al - bido flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.

Daubenton Planches, tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der In - dischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunst - reiches hängendes Nest aus Binsen ꝛc.

7. Cardinalis, der Indianische Hauben - fink, die Virginische Nachtigall. (Engl. the red-bird.) L. cristata rubra, capistro ni - gro, rostro pedibusque sanguineis.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerika, wird wegen seines rothen Ge - fieders und seines Gesanges häufig nach Europa ge - bracht.

8. . Chloris, der Grünfink, Grünling, Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus147 florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flavicanti-virens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Orix, der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte abdomineque nigris, collo uropygio - que fulvis.

Daubenton Planches, tab. 6. fig. 2. und tab. 134. fig. 1.

Am Cap ꝛc. das Männchen im Frühling und Sommer feuerroth und sammtschwarz; im Herbst und Winter hingegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, man - dibulae basi deorsum a se invicem discenden - tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, supe - riore angustiore.

1. Nivalis, die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primori - bus extrorsum nigris: rectricibus nigris, late - ralibus tribus albis.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Überwintern nach Deutschland, wo sie sich aber zu - weilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen läßt.

2. . Miliaria, die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, sub - tus nigro maculata, orbitis rusis.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. . Hortulana, der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. 148E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus duabus extrorsum nigris.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.

4. . Citrinella, die Goldammer, Gelb - gans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus ni - gricantibus: extimis duabus latere interiore macula alba acuta.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso - que spadiceis, crisso albido, rectricibus dua - bus utrinque extimis fascia oblinqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea, die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird.) E. fus - ca, pectore rubro, rectricibus intermediis qua - tuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den Englischen, nachher in andern Spra - chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von ihrer Heimath, dem Königreich Whydah (oder Ju - dah) auf der Guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum, acumina - tum, emarginatum, basi subtrigonum, apice declive.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal poupré, le bec d'ar - gent. Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte, jugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten Amerika.

149

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rec - tum acuminatum.

1. . Caelebs, der Buchfink, Gartenfink. Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Afrika: hat maningfaltigen Ge - sang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.

2. . Montifringilla, der Bergfink, Tan - nenfink, Rothfink, Mistfink, Schnee - fink, Winterfink, Quäkfink, Böhei - mer. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subrus flavissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa, Kommt, wenn die Buch - mast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tau - senden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis, der Schneefink. (Fr. la niverolle.) E. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen.

4. . Carduelis, der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flavis: rectricibus dua - bus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca - narien-Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..

150

5. Amandava, der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man be - hauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestä - tigt gesunden.

6. Canaria, der Canarienvogel, ehedem Zuckervögelein. (Fr. le serin de Canarie.) F. rostro albido, corpore subfusco, pectore flavescente, rectricibus remigibusque vires - centibus.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechzehnten Jahrhun - derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Euro - pa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Race ist bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. . Spinus, der Zeisig, Erlenfink. (li - gurinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis, apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedener Vögel, durch Wirsing. Taf. X..

8. . Cannabina, der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the grea -151 ter linnet.) F. remigibus primoribus rectrici - busque nigris, utroque margine albis.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerika.

9. . Linaria, das Citrinchen, der Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linet.) F. remigibus rectri - cibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. . Domestica, der Sperling, Spatz, passer. (Fr. le moineau. Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula ni - gra, temporibus ferrugineis.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obst - stämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Freylich für Gärten und Feld ein schäd - liches Thier, das aber doch auch unzähliges Unge - ziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa, Fliegenfänger. (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtri - gonum utrinque emarginatum, apice incur - vo; vibrissae patentes versus fauces.

1. . Atricapilla, der Fliegenschnäpper. M. nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo albis, rectricibus lateralibus extus albis.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.

152

1. . Luscinia, Nachtigall. (Fr. le rossignol Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea ar - millis cinereis.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel be - kannt, nicht nach Afrika.

2. . Curruca, die Grasmücke, der He - ckenschmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvelle. Engl. the hedge sparrow.) M. su - pra fusca subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. . Ficedula, die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften Fleisches weit verführt wird.

4. . Alba, die weisse oder graue Bach - stelze, das Ackermännchen. (Fr. la la - vandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus dimidiato oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, oblivaceo-macula - ta, subtus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, su - perciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. . Atricapilla, der Klosterwenzel, Mönch. 153(Fr. la fauvette â téte noire. Engl. the black - cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo ob - scuro.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang - vögel.

7. . Phoenicurus, das Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the red - start.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. . Rubecula, das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns, und wird durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. . Troglodytes, der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cine - reoque undulatis.

Frisch tab. 24. figur. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.

10. . Regulus, das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flavis, medio albis, crista verticali crocea.

Frisch tab. 24. fig. 4.

154

Ebenfalls in der nördlichem Erde. Der kleinste Europäische Vogel.

11. Sartoria, der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blätter au ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfüttert.

37. Pipra, Manakin. Rostrum capite brevius, basi subtrigonum integerrimum, apice incur - vum. Pedes gresorii.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche) G. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.

Edwards tab. 264.

In Guiana ꝛc.

38. Parus, Meise. (Fr. mésage, Engl. tit - mouse, Tom-tit.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.

1. . Maior, die Kohlmeise, Brandweise. (Fr. la charbonnière, Engl. the great lit - mouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alle Welt. Ein muthiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns blei - benden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu Stat - ten kommt.

155

2. . Caeruleus, die Blaumeise, Pimpel - meise, Jungfernmeise, der Blaumül - ler. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigibus caerulescentibus: primoribus margine: exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.

3. . Caudatus, die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, laut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 40. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähm - lichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewach - sen ist.

4. . Biarmicus, das Bartmännchen, der Indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.

5. Pendulinus, die Beutelmeise, Pendu - linmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi - neo, fascia oculari nigra, remigibus rectrici - busque fuscis margine utroque ferrugineo.

J. D. Titii parus minimus Remiz descript - tus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Ober-Italien, Pohlen, Si - birien ꝛc. baut sich ein beutelförmiges Nest von156 Pappelwolle et. das sie an einem dünnen Aste auf - hängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der be - kannten Streitfrage über den Winteraufenthalt un - serer hierländischen Schwalben, zumahl der beyden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches, nicht voll - kommen in das Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Gue - nau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die andere**)Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winter - schlafs der Schwalben war Daines Barrington; in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Aca - demy of arts an sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im Ganzen hat doch aber immer das Wegziehen derselben nach wärmeren Gegenden bey weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.

1. . Domestica, die Rauchschwalbe, Feu - erschwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house swal - low, chimney-swallow.) H. rectricibus, ex - ceptis duabus intermediis macula alba nota - tis, fronte et gula spadiceis.

Frisch. tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet - sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Systematikern157 auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dach - giebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. . Agrestis, die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwal - be. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenétre ou de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsu - tis, rectricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.

Frisch. tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unter dem Da - che, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. . Riparia, die Uferschwalbe, Erd - schwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmartin, shore bird.) H. cinerea, gula abdomineque albis.

Frisch. tab. 13. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhü - geln ꝛc.

4. Esculenta, die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den Sundai - schen u. a. Inseln des Indischen Archipelagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen Indianischen oder Tun - kinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt und vermuthlich aus halbverdauten, dadurch für Fäu - lung gesicherten und so regurgitirten molluscis be - steht. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina ver - kauft werden.

158

5. . Apus, die Mauerschwalbe, Stein - schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwal - be. (Fr. le martinet. Engl. the black mar - tin, swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch. tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, minimum, subulatum, basi depressum: vi - brissae ciliares. Rictus amplissimus; unguis in - termedius introrsum ciliatus.

1. . Europaeus, die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette-chevre. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.

VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit ei - ner fleischigen Haut überzogen ist und dessen obere Hälf - te zu beyden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein - weichen, leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer, und geben das mehreste Hausgeflügel.

159

41. Columba, Taube. (Fr. und Engl. pi - geon.) Rostrum rectum versus apicem descen - dens*)Les pigeons, par Mme. Knip, le Texte par C. J. Trem - mingk. Par. seit 1811. gr. Fol..

a) Cauda aequali modica.

1. . Oenas, die Haustaube, Feldtaube, Holztaube. (vinago, livia. Fr. le biset Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cervi - ce viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haus - taube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jahren 4762 Tau - ben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wo - von doch manche für besondere Gattungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu. Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Krö - pfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand - gosier. Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheurem Kropfe. Frisch. tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cra - vate, à gorge frisée. Engl. the turbit.) Mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch. tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler.) Mit glattem Kopf und einem kahlen rothen Augenring: über - schlägt sich im steigenden Fluge. Frisch. tab. 148.

160

e) cuculata, die Schleyertaube, Zopf - taube. (Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine.) Mit vorwärts gerichtetem Kopf - Busche. Frisch. tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh - nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker.) Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch. tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftau - be, Türkische Taube. (Fr. le pigeon mes - sager. Engl. the carrier pigeon.) Mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Nahmen da - her, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefchen zu über - schicken*)S. den Göttingischen Taschen-Kalender 1790..

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. . Palumbus, die Ringtaube, große Holztaube, Schlagtaube, Plochtau - be, Kohltaube, Holztaube. (Fr. le pi - geon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rec - tricibus postice atris: remigibus primoribus margine exteriore albidis collo utrinque albo.

Frisch. tab. 138.

Meist in ganz Europa.

4. . Turtur, die Turteltaube. (Fr. la tour - terelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus161 apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.

Frisch tab. 140.

In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und eheli - chen Treue die fabelhaften Übertreibungen abgerech - net, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähn - licher Lebensart voraus.

5. . Risoria, die Lachtaube. (Fr. la tour - terelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria, die Zugtaube. C. orbitis de - nudatis sanguineis, pectore rufo.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen Amerika. Macht zur Zeit ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der da - sigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope oculus nuda, papillosa.

1. . Coturnix, die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricum margine lunulaque ferruginea.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. . Perdix, das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

162

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegen - den des Asiatischen Rußlands.

3. . Rufus, (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meiergeflügel gehalten.

4. . Bonasia, das Haselhuhn. (Fr. la ge - linotte.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cine - reis punctis nigris fascia nigra: exceptis inter - mediis duabus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von allem wilden Geflügel.

5. . Lagopus, das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus nigris, apice albis: intermediis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichtiges Thier für die Europäischen Colonisten in Labrador und Grönland.

6. . Tetrix, der Birkhahn. (Fr. le petit te - tras, Engl. the black cock.) T. pedibus hir - sutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. . Vrogallus, der Auerhahn. (Fr. le coq163 de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehl - kopf liegen tief unten im Halse.

43. a). Numida. Caput cornutum, collum com - pressum coloratum; palearia carunculacea ad la - tera maxillae utriusque.

1. Meleagris, das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera instruc - to nares recipiente.

Frisch tab. 126.

Das so zum wundern schön weißpunctirte Geschöpf ist ursprünglich im nördlichen und westlichen Afrika einheimisch, aber auch längst nach Europa und vie - le Gegenden von Amerika verpflanzt.

43. p). Menura. Cauda elongata, plana, rectri - cibus 16. duabus intermediis angustis, longiori - bus, duabus externis apice dilatato exterius re - curvo; reliquis laxis.

1. Superba, der Leyerschwanz, Schweif - hahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines mächtig großen wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der gan - zen Classe.

44. Phasianus. Genae cuta nuda laevigata.

1. . Callus, der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda com - pressa ascendente.

164

Die vermuthliche wilde Stammrace*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwan - zes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach Amerika gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmahligen Brüten eines der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallendsten Racen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre zum erblichen Schlag gewordene Monstrositäten**)Sogar, daß bey den sogenannten Hollen - oder Hauben - Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bil - dungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus formativi abberationibus genauer beschrieben und durch anatomische Ab - bildung erläutert habe.; sowohl per defectum ( s. oben S. 22 ), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als per excessum ( a. a. O. ), wie z. B. mit 5 oder gar 6 Zehen***)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür - digen Künsteley, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu werden:

a) Der Paduanerhahn, wohl noch einmahl so groß als der gemeine Haushahn.

165

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum bald so groß als der gemeine.

c) Der Struphahn, krause Hahn, Fries - ländische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Kanin - chen und Hühnern erzeugt seyn sollten, ent - standen ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebir - ge, wo auch noch andere Vogelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchcus, der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the pheasant.) Ph. rusus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata, genis papillosis.

v. Wilgungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingre - lien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Euro - pa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta - tus et undulatus, remigum 11 interiorum la - tere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro, subcristato, rectricibus 2 intermediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste, prachtvoll - ste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunct auf - gesetzt etc; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beyden folgenden Gat - tungen zumahl in Schina zu Hause.

4. Pictus, der Goldfasan. Ph. crista flava,166 pectore coccineo, remigibus secundariis cae - ruleis, cauda cuneata.

Edwards tab. 68. 69.

Bey dieser und der nächstfolgenden Gattung zeich - nen sich die erwachsenen Männchen durch die ausneh - mende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus, der Silberfasan. Ph. albus crista abdomineque nigris, cauda cuneata.

Edwards tab. 66.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum in utra - que mandibula. Pennae caput tegentes revo - lutae.

1. Alector, der Curasso. C. cera flava, cor - pore nigro, ventre albo.

Buffon Vol. II. tab. 13.

In Guiana ꝛc.

46. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum, gula caruncula membranacea longitudi - nali.

1. Gallopavo, der Truthahn, Puter, wäl - sche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichem Amerika, wo er in großen Herden zu Hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschtand gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in man - cherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausge - artet ist.

47. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pen - nae caudales elongatae, ocellatae.

1. . Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista com - pressa, calcaribus solitariis.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa167 verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich von dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielar - ten ist die weiße die auffallendste.

48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornica - ta; pedes cursorii.

1. . Tarda, der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite ingulo - que utrinque cristato.

Frisch tab. 106 u. f.

Dieser größte hierländische Vogel ist in der gemä - ßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Hal - se einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.

VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Ze - hen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.

49. Struthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.

1. Camelus, der Strauß. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, di - gito exteriore parvo mutico, spinis alarum binis.

Latham Vol. III. P. I. tab. 71.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht Fuß und darüber erreicht, und außer Afrika nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Von seinen Eyern, deren er168 wohl 30 legt, hält jedes ungefähr soviel als 24 Hünereyer. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der Amerikanische Strauß (Str. rhea) ist zumahl in Chili zu Hause.

2. Casuarius, der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, re - migibus spinosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mit - lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

50. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies ultra oculos nuda.

1. Ineptus, der Dudu, Dronte, Walgh - vogel. (Gygnus cucullatus.) D. pedibus am - bulatoriis, cauda brevissima, pennis incurvis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung an - gestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsame Thier der ganzen Classe, folg - lich leicht zu fangen, und doch wegen seines widri - gen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesen u. a. Beweisen der Veränderlich - keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..

169

So weit die Landvögel. Nun die Wasservö - gel in II Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese die Sumpfvögel, haben einen walzen - förmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stel - zenartige Beine, und auch mehrentheils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Am - phibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, in - fracto-incurvatum, denticulatum, pedes tetra - dactyli.

1. Ruber, der Flamingo, Flamant, Kor - korre. P. ruber, remigibus nigris.

Catesby vol. I. tab. 73 sq.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beyder Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.

1. Leucorodia, die Löffelgans, der Löf - felreiher. (Fr. la spatule, Engl. the spo - onbill.) P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200 u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten Welt.

170

53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibu - la superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.

Latham Vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-Amerika.

54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acu - tum: mandibula superiore triquetra: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calva - nares lineares: pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la cicog - ne du Bresil.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

55. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandi - bula superiore cymbae resupinatae forma.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat - bill.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien ꝛc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetradactyli.

1. . Grus, der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor - pore cinereo, alis extus testaceis.

Frisch tab. 194.

In der nördlichen alten Welt.

2. . Ciconia, der Storch. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re - migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junger Repp - hühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinwand,171 Garn ꝛc. in das Nest, um es weich auszufüttern*)Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s. im Hannoverschen Magazin 1809. 96. St..

3. . Major, der Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite crista nigra de - pendente, corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pectorali nigris.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beyden Welten. Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jun - gen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc .**)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Levante gesehen habe, das war bloß in der schönern Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hierländischen Reihers verschieden. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiedenen weisen, kommen hingegen wie gesagt von der Garzetta..

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette. ) A. occipite cristato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

5. . Stellaris, die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeviusculo, supra testacea maculis transversis, subtus pallidior maculis oblongis fuscis.

Frisch tab. 205.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

57. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretiusculum, subarcuatum: facies nuda ultra oculos; pedes tetradactyli, basi palmati.

1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu - menius ibis Cuvier.) T. albus, remigum172 apicibus, rostro et pedibus nigris, remigibus secundariis elongatis nigro-violaceis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Ägyptern, als Symbol der Überschwemmung des Nils*)Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnähme der jenem Wunderlande so wohlthätigen Überschwemmung zusam - mentrifft. s. Jul. Ces. Savigny, histoire naturelle et mytholo - gique de l'Ibis. Par. 1805. 3. mit Kupf., auf ihren Denkmählern verewigte, und so wie die da - mahligen menschlichen Leichen zu Mumien bereitete**)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den philosophi - cal Transaction vom Jahr 1794. Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la - byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und in besondern Gewölben in größter Menge bey - gesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Ägypten ziemlich seltene Thier***)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Afrika von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Past. Hesse in der Capstadt erhalten habe..

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutschland vor - kommenden Tantalus falcinellus einerley zu seyn.

58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretius - culum, obtusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis in - sistente.

1. . Rusticula, die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.

Frisch tab. 226 u. f.

In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.

2. . Gallinago, die Heerschnepfe, Him - melsziege, der Haberbock, das Haber -173 lämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the sni - pe.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fus - cis, frontis lineis fuscis quaternis.

Frisch tab. 229.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

59. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.

1. . Pugnax, der Kampfhahn, Renom - mist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pe - dibusque rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.

Frisch tab. 232 u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Nahmen von der Streitbarkeit, mit welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

2. . Vanellus, der Kybitz. (gavia. Fr. le van - neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit.) T. pedibus rubris, crista depen - dente, pectole nigro.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichem alten Welt.

60. Charadrius. Regenpfeifer. (Fr. plu - vier, Engl. plover.) Rostrum teretiusculum, obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridac - tyli.

1. . Hiaticula, die Seelerche. (Fr. le plu - vier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

61. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Ro - strum depresso planum, subulatum, recurva -174 tum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati tridactyli.

1. . Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon Vol. VIII. tab. 38.

In den mildem Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschicht zu fangen weiß.

62. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo aequali: pedes cursorii tridactyli.

1. . Ostralegus, der Austerdieb, Auster - mann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier Engl. the sea-pie, pied oyster-catcher.) H. rostro pedibusque rubris.

Latham Vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheilen nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fulica, Wasserhuhn. Rostrum conve - xum, mandibula superiore margine supra infe - riorem fornicata; frons calva, pedes tetradac - tyli, subpinnati.

1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl. the purple Water-hen.) F. pedibus fissis, fronte pedibusque rubris, corpore viridi subtus vio - laceo.

Buffon Vol. VIII. tab. 17.

Auf vielen Kusten und Inseln der wärmern Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün schillernden Gefieder. Wird leicht zahm.

2. . Atra, das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pe - dibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erd.

175

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusiuscu - lum. Mares ovatae in medio rostri. Frons carun - culata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. un - guibus posticis longissimis, pedibus viridescen - tibus.

Buffon Vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien ꝛc.

65. Rallus. Rostrum basi crassius, compres - sum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes tetradactyli, fissi.

1. . Grex, der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker - hen.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach - telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zuge sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum, acutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradac - tyli, fissi.

1. Crepitans, die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra, pectore columbino.

Latham. Vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-Amerika, vorzüglich häufig am Amazo - nen-Strom. Wird aufnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber176 desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehresten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut überzogen. ( s. oben S. 145. ) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knor - pelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben meh - rentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutz - barkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore multo breviore; inferiore apice trun - cata.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea - crow, cut-water.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.

Brisson. T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-Amerika. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum. subrectum, acutum, compressiusculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida, die Noddy. (Fr. le fou, diable.) S. corpore nigro, fronte albicante, supercili - is atris.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beyden Wendezir - keln.

177

2. Hirundo, die Seeschwalbe. (Engl. the silver-bird.) S. cauda forficata: rectricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

69. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subulatum, rectum, acuminatum, pedes com - pedes.

1. Grylle, die Grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tridac - tylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. . Troile, die Lumer. (Fr. le guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niveo, remigibus secun - dariis extremo apice albis.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. . Urinator. (Fr. la grébe.) C. capite laevi, palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edwards tab. 360 fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie das vom C. cristalus, zu Feder-Muffen ꝛc. verar - beitet.

70. Larus. Möve. (Fr. mouette, Engl. gull.) Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheuren Scharen.

1. . Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albi - cans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

178

71. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati om - nibus digitis connexis.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Digi - tus posticus antrorsum versus.

1. Aethereus, der Tropikvogel. (Fr. la pail - leen-queve. Engl. the trobic-bird.) P. rectri - cibus duabus longissimis, rostro ferrato, pe - dibus aequilibribus: digito postico connexo.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beyden Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.

73. Procellaria. Rostrum edentulum, sub - compressum: mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; inferiore apice compresso-cana - liculato. Pedes ungue postico sessili absque di - gito.

1. Pelagica, der Sturmvogel, Ungewit - tervogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest - bird, stormfinch, mother cary's chicken.) P. nigra, uropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als sudlichen Ocean. Meist in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der179 Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hinein zieht, lange Zeit un - terhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: maxilla su - periore apice adunca; inferiore truncata.

1. Exulans, der Albatros. (Fr. le mouton. du cap.) D. alis pennatis longissimis, pedi - bus aequilibribus tridactylis.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt auf 500 Deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. Vol. II. p. 507..

75. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adun - co, unguiculato: pedes aequilibres: digitis om - nibus quatuor simul palmatis.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus, die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn anders die Amerikanische Kropfgans nicht spe - cifisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat den Griechischen Nahmen von ihrer Eselsstimme, den Deutschen aber von dem ungeheuren beutelför - migen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

180

2. Aquilus, die Fregatte. (Fr. le tailleur Engl. the man of war bird.) P. alis amplis - simis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Ähnliches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem fliegen - den Thier ein sonderbares Ansehen geben.

3. Carbo, die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite sub - cristato.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet.

(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25.)

b) Rostro serrato.

4. Bassanus, die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und Amerika, zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahment - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Macht die Hauptnahrung der armen Insu - laner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abge - streifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind**)s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8..

181

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con - vexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.

1. . Olor, der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro se - micylindrico atro, cera nigra, corpore albo.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weil län - gerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Dieser letztere gibt einen hellen, wen schallenden, nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mir weißen Schwung - federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und beschrieben worden*)s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. pag. 69. tab. D..

2. Cignoides, die Spanische, Türkische oder Schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpe - bris tumidis.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich - Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet meh - rere Varietäten.

3. . Anser, die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose.) A. rostro semicilyndrico, corpore su - pra cinereo, subtus pallidiore, collo striato. Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Gan -182 serte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Canadensis, die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite colloque nigris, genis qulaque albis.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerika. Sehr gesucht wegen ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vor - zügliche Schreibfedern.

5. Bernicla, die Baumgans, Rothgans, Schottische Gans. A. fusca, capite collo pectoresque nigris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Überwintern nach Schottland und andern mildern Gegenden, wo sie sich unter andern von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alle seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel hervor komme u. s. w.*)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die daher, auch bey vielen Orni - thologen den Nahmen Bernicla oder Barnacle führt..

6. Mollissima, der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, ru - gosa.

Brünnichs N. H. des Eidervogels tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Is - land und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind.

7. Boschas, die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck, mallard.) A. rectricibus interme - diis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

183

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel - arten. Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche auf Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

8. . Clypeata, die Löffelente. (Fr. le sou - chet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dilatato rotundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161 u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hor - nigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

77. Mergus. Taucher, Wasserbuhn. Ro - strum denticulatum, subulato-cylindricum, apice adunco.

1. . Merganser, der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitudi - nali erectiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus cinereis, scabo nigricante.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentulum, breve, compressum, convexum, transverse ful - catum, mandibula inferior ante basin gibbosa.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica, der Papageytaucher. (Fr. le macareux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra supe - riore mucronata.

184

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot.) Rostrum compressiusculum: subcultratum, longitudinaliter oblique fulcatum, mandibula inferior apies truncato: alae impen - nes, pinniformes.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flossenäbulichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thie - ren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedene Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Afri - ka, und Amerika, so wie andere um Neu-Hol - land, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121 sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge bey - sammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flavescentibus, crista frontali atra erecta, au - riculari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su - perciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap ꝛc.

185

Sechster Abschnitt. Von den Amphibien.

§. 81.

Die Säugethiere und Vogel unterscheiden sich beydes durch die Wärme ihres Bluts (§. 23 und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Am - phibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unor - dentlicher sind als bey den beyden Classen mit warmem Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genannten luft - leeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baum - stämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aushal - ten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im186 Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen verse - hen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hierländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Am - phibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cy - lindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk - zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den Amphibien mannigfaltiger als bey den warmblütigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale über - zogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahl - reichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders der Chamäleon, än - dern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und187 Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt angewie - sen. Manche gehen willkührlich in beyden ihren Geschäf - ten und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beyden zu. End - lich sind aber auch manche entweder bloß für daß Wasser, und nicht für beydes zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schild - tröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. und sehr eigen in der Wahl ihrer Spei - sen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Gefan - genschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductions - kraft (§. 19) hat, wo ich nicht irre, in der ob - gedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respecti - ven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ188 scheint, als bey den warmblütigen Thieren, aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, inde - pendenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzel - nen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warmblütigen Thieren, andere in Con - sensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz aus - gerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkrö - ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentation. Soc. reg. scien - tiar. Gottingens.

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmit - teln dient manchen Amphibien, zumahl unter ten Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feue - kröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum, den sie im Noth - fall von sich geben: vielen auch wohl der specifike Ge - ruch, den sie verbreiten; so zumahl manche Schlan - gen, Kröten, Eidexen ꝛc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Ge - dachtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen189 und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen be - kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täg - lichen Erhohlungsschlaf zu halten. Dagegen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Erstar - rung zuzubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hierländischen Frösche und Salamander in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Win - terschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphi - bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungs - trieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens an - dere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Frö - schen und See-Schildkröten dauert die Paarung meh - rere Täge, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe auf das in - nigste um einander, und züngeln dabey mit geboge - nem Halse auf einander los. Die Wassermolche hinge - gen umfassen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.

190

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Aus - nahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zu - mahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Jungen auf dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neu - jahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemah - lige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhal - ten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamor - phose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaul - quappen, gyrini, Fr. tetards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die jungen Sala - mander, eine Art von Fischkiemen (branchiae oder Swammerdams appendices simbriatae) zu bey - den Setten des Halfes; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen191 Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden*)Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Eidechsenähn - liche Amphibien, der Proteus anguinus in dem unterirdischen Sittichersee in Krain, und die Siren lacertina in den Gewäs - sern von Carolina, haben ganz anomalischer weise zugleich ansehnliche Lungen und doch auch solche Kiemen, wie sie sich sonst nur im Larvenzustande der oben gedachten Reptilien zeigen.Vom Proteus s. Hrn. von Schreibers (dem ich selbst ein treff - liches Exemplar des eben so wundersamen als seltenen Thieres verdanke) in den Philosophical Transactions v. J. 1801. Von der Sirene Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben dieser Societätsschriften und von beyden Hrn. Cüvier in dess. Recherches anatomiques sur le reptiles regardés encore comme douteux ꝛc. Par. 1807. 4..

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachs - thum; so daß z. B. unsere hierländischen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelan - gen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für das Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Ge - genden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der Ge - nuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Eidexen ꝛc. auch von Schildkröten Thran; und Schildpart zu Kunstar - beiten ꝛc.

192

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheure Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlan - gen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ordnun - gen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ovipara der altern Naturforscher) Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äu - ßere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV. vol. gr. Fol. ( hierher gehören bloß die bey - den ersten Bände.)
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepéde histoire naturelle des quadrupédes ovi - pares et des serpens. Paris. 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech - stein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th. Leipz. 1798. 8.
  6. J. Gottl Schneider historiae amphibiorum naturalis et literariae. Fasc. I. II. Jen. 1799 1801. 8.
193

I. REPTILES.

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiedenen Aufent - halt dieser Thiere entweder freye (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo, Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. lortoise, die See-Schildkröten aher turtle, Span. galàpago) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) brevis, os mandibulis nudis eden - tulis*)T. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schildkröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Erlang. 1702. 4.

Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno - chigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers ver - wachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die Hey manchen Gattungen, so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbei - tet werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schup - pen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas klei - ner, als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwan; und Füße versehen. Überhaupt aber dient die so ganz auszeichnete eigenthümliche Bildung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, ungui -194 culis tribus, testa orbiculari ovata, membra - nacea, grisca, striata, scabra.

Schneider l. c. tab. I.

In Guiana.

2. Imbricata, die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scu - tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.

In beyden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..

3. Mydas, die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue fran - che. Engl. the green turttle.) T. pedibus pin - niformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ovata.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8. Centner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes, gar nicht thra - niges Fleisch.

4. . Orbicularis, die gemeine Flußschild - kröte. (europaea Schneid.) T. pedibus pal - matis, testa orbiculata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Afrika.

195

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regel - mäßigen schwarz und gelbgezeichneten, hochgewölb - ten Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und. Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Cor - pus nudum pedibus quatuor, posticis lan - gioribus*)Über die hierländischen Gattungen dieses Geschlechts s. - sels natürl. Histoire der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posti - cis unguiculatis.

Abild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Jungen ausheckt, merke - würdig. Das Mannchen streicht nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänz - ten Kaulquappen**)S. Camper im IX. Bande der comment. soc. reg. scientiar. Göttingens. p. 129. u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren196 Augen, und der Ungeheuren tutenförmigen obern Augenlieder ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull - frog.) R. auribus ocellatis, pedibus muticis.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-Amerika. Fast von der Größe eines Meerschweinchens. Hat den Englischen Nahmen von seiner starken Stimme.

4. Paradoxa, die Jackie. (Rana piscis.) R. fe - moribus postice oblique striatis.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen Amerika. Die Larve (§. 95.) er - reicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer als der ausgebildete, zu seiner Reife gelang - te Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische ver - wandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung er - halten haben, bleibt das Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. . Bufo, die Kröte. R. corpore ventrico - so verrucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist un - gegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsäg - ten Baumstämmen, oder in Steinblocken ꝛc. Ange - troffen hat.

6. . Bombina, die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu - lato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.

7. . Portentosa, die Haus-Unke. (Buso ca -197 lamita. Laurent.) R. verrucosa, linea dor - sali flava, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dum - pfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sa - gen veranlaßt hat.

8. . Temporaria, der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1 8.

Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Jungen nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor - kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.

9. . Esculenta, der grüne Wasserfrosch, Röling, Marxgöker. R. viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13 16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen qua - ken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. . Arborea, der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le graisset.) R. corpore laevi, subtus granu - lato pedibus fissis, apicibus digitorum lenti - culatis.

Rösel tab. 9 12.

198

Fast in ganz Europa (doch nicht in England, auch in Amerika ꝛc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume zur Hal - tung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Summe, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.

1. Volans, die fliegende Eidexe. D. bra - chiis ab ala distinctis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Afrika.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard.) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus, der (eigentliche) Krokodil. (Cro - codilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae 6, squamis dorsi quadratis, sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den großern Strömen von Afrika (nahmentlich im Ober Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*)Norden sagt gar 50. Voyage d'Egypte p.163.: und doch, haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwach - sen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**)Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Museum d'histoire na - turelle T. X. 1807.und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire über zwey - erloy Gattungen von Nil-Krokodilen..

199

2. Alligator, der Kaiman. (Crocodilus scler - ops Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedibus postici semipalmatis.

Seba. vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern Amerika. Weit rundlicher und glat - ter am Leihe und Schwanz, als der eigentliche Krokodil, wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von welchen allen aber nur die drey innern mit Krallen bewaffnet sind.

3. Gangetica, der Gavial. L. mandibulis elongatis subcylindricis, pedibus postici pal - matis.

Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico squamis marginatis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beyden Indien. Ueberaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Nahmen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Krokodile auf - halten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbaren Gefährten verrathen soll.

5. Iguana, der Leguan. L. cauda tereti lon - ga, sutura dorsali dentata, crista gulae denti - culata.

Seba. vol. I. tab. 95 sqq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über - aus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo - bus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.

200

In Ostindien, Nord Afrika, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäu - men und Hecken, naht sich von Insecten, die es - mit seiner langen vorn kolbigen ausgehöhlten klebri - gen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen und ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblähen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten ent - standen seyn mag, das ei bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beyde zugleich nach ver - schiedenen Richtungen, eines z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlich - grau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko (vermuthlich der wahre stellio oder sau - rus der Alten) L. cauda tereti mediocri, di - gitis muticis subtus lamellatis, corpore verruco - so, auribus concavis.

Seba vol. 1. tab. 109.

In Ägypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Megapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blättrichen Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus, (crocodilus terrester.) L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Ägypten ꝛc.

9. . Agilis, die grüne Eidexe, Kupfer -201 Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis con - stricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in beyden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. . Lacustris, der Wasser-Molch, Was - ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri - busque verrucosis, abdomine flavo, nigro - maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlau - fende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 31.

11. . Salamandra, der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron) L. cauda tereti brevi. pedibus mu - ticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, po - roso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben kenne ꝛc. sind Fabeln.

202

II. SERPENTES.

Die Schlangen*)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Amphibien. Duisb. 2 Hefte 4.Patr. Russell's Account of Indian Serpents together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. haben gar keine äußeren Glied - maßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreck - ten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lunge leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekette - te Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey an - dern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen**)Diese sind mit bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Öffnung versehene, Giftzähne ( als durch einen Ausführungsgang ) beym Biß in die Wunde geflößt wild. ( Abbild. n. h. Ge - genst. tab. 37. fig. 1. ) Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befind - lichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Cha -203 rakter ab, um die giftigen Schlangen von den giftlo - sen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schup - pen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen d. h. mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1 / 5 der Lange des Thiers mist. S. Dr. Gray in den philos. Transact. Vol. LXXIX. P. 1., da bey den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zäh - nen besetzt ist ( Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. ); außerdem haben aber wohl alle Schlan - gen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes. Engl. rattle-snake. ) Scuta abdominalia. Scuta squamaeques subcaudales. Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. C. scutis 167. scutellis 23.

Seba. vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerika: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen andern Schlan - gen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornartige, ge - gliederte Raffel am Ende des Schwanzes. Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange**)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich ei - gene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. ( so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage,204 dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen soller, kleine Vögel herbey zu ziehen. ) Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard - ner, der sich lange in Ost-Florida aufgeholten, versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den raffelnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37. u. f. über die Zau - berkraft der Klapperschlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton. gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine aus - schließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor, die Riesenschlange, Ab - gottsschlange, Anaconda. (Fr. le devin) B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien und Afrika. Wird nach Adanson's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll leben - digen Rehen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gal - lertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den Ostindischen Gauklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. Die Amaru - Schlange in Süd-Amerika, die von den Antis in Peru angebethet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. Hin - gegen ist wohl die aus Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta abdomi - nalia, squamae subcaudales.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

205

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte, ist in Ägypten zu Hause.

2. Cerastes, die gehörnte Schlange. C. tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa - mis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.

Diese von den beyden über den Augen flehenden Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. . Berus, die Otter, Viper. (Engl. the adder.) C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräunli - cher Farbe und in wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzün - dung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist die - selbe Gattung, womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. . Natrix, die Ringel-Natter, Schna - cke, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier.) C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an den beyden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden die dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus, die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes. 1stes Stück. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige206 Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Querstreifen von einander abgeson - dert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare ge - flochten tragen ꝛc.

6. Naja, die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo. ) C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu - allerhand Gaukelkünsten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcau dales.

1. . Fragilis, die Blindschleiche, Bruch - schlange, der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slow - worm) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, altem Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeich - nete Spielarten.

2. Platuros. A. cauda compressa, obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im Indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200. caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.

In Amerika. Schwarz und weiß gefleckt.

207

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trun - ci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in Amerika. Hat gar keine Schuppen, son - dern runzelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.

208

Siebenter Abschnitt. Von den Fischen.

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu beyden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht wie bey den Froschlarven außerhalb desselben frey hervorragenden) Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) ver - treten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beyden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen - Deckel (opercula branchialia) heißen, und bey den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana bran - chiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zartesten Blutgesäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln, und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

209

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als dietmit Lungen versehenen Thiere lange ent - behren können, geschieht bey ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemenöffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folg - lich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folg - lich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genom - wen, ist bey den Fischen ungleich mannigfaltiger als bey den beyden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beyden Seiten zusammen gedrückt (corpus com - pressum s. cathetoplateum): bey einigen andern hingegen, wie bey den Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedruckt (corpus depressum s. plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den Pan - zerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittel - bar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich sogenannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von210 der mannigfaltigsten theils ausnehmend eleganten Bil - dung und Zeichnung, und farbigen Cold - und Silber - glanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dgl. m.

Die Schuppen weiden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beyden Sei - len des Körpers in der sogenannten Seiten-Linte liegen.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)Über den Mechanismus des Schwimmens der Fische, (so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zacha - ria's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de Middelen, door welke de Visschen sich bewegen ꝛc. (Amst. 1813.) 4., die Flo - ßen (an welchen man neuerlich merkwürdige Repro - ductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpeligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be - wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die odern, Rückenfloßen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustfloßen (pinnae pectorales; die am Bauche vor der Öffnung des Af - ters stehenden, Bauchfloßen (pinnae ventrales; die hinter dieser Öffnung, Steißfloße (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzfloße (pinna cau - dalis), die immer eine verticale Stellung hat.

Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustfloßen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

211

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den sogenannten Cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser - Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Ca - nals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser-Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trock - nen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier Journal de physique Avr. 1774. pag. 256. u. f. Buffon Supplement Vol. V. pag. 54. u. f..

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der See le - ben, sind animalia nocturna, die nahmlich ihren Ge - schiften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh - ner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verän - dert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so stei - gen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen Atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahreszeiten und in unermeßlichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen Amerika**)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American. philos. Soc. at. Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B. .

212

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressen - de Thiere, und da sie keine eigentlichen Füße haben, ihre Beute damit zu fassen, mit mancherley andern Mitteln, ihrer Herr zu werden, versehen. Theils nähm - lich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem - der zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chae - todon rostrarus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam her - ab zu schießen. Ändere, wie drey Seefische, der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beyden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft u. s. w.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley Sonder - barkeiten im Baue ihres Auges, zahlreichere Häute, ausschließlich eigene andere Organe u. dergl. m.*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 404 u. f..

§. 112.

Über die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an rich - tigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Aster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 8.; andere z. B. alle Karpfen, sehr listig und verschlagen sind u. s. w.

213

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche An - merkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Win - terschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodischen Erhohlungs - schlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebärenden Fischen, wohin der Aal und die sogenannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weib - chen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit sei - ner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Lachs-Forel - len ꝛc. junge Fische erzielen kann*)s. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978. u. f..

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben, nahmentlich beym Karpfen wirkli - che Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der mehresten im Verhältniß zu ihrer Statur ungleich klei - ner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe, dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zahlt man, z. B. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen214 über 200000, bey der Schleihe 383000, beym Flin - der über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. p.280.

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: son - dern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose un - teziehen, wodurch ihre Floßen u. dgl. m. allgemach vollends ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc., daß sie anderthalb hundert Jah - re erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Men - schengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völ - ker, wie z. B. die Kamtschadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schöft, und in Rücksicht der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dgl. m. von äußerster Wichtigkeit. Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc.215 wird häufig in Lampen gebrannt. Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asiens kleiden sich in gegärbte Lachshäute. Und manche Theile einiger Fische werden zu technischem Gebrauch und Kunstsa - chen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. Auch sind manche Fische wenig - stens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen: nähmlich:

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei), die keine wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so - genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche Hr. Gr. la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter ver - theilt: nähmlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckeln.

Die eigentlich sogenannten Fische aber hat Anns nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchfloßen geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchfloßen haben.

216

IV. Jugulares. Die, deren Bauchstoßen vor den Brustfloßen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchstoßen gerade unter den Brustfloßen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natu - ra Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a Schonevelde ichthyologia. ꝛc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686 fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed Linnaei Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum. Lugd. Bat. 1781. P. I-III fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des pêches etc.) Par. 1770 sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutsch - lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. 1785 IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl. Schneider. Berol. 1801. 8.
  13. De la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V vol. 4.
  14. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere. IVter Th. Leipz. 1799. II Bände. 8.
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio - logie der Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. Mit vielen Zusätzen vou P. Cam - per und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.
217

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectora - les aut ventrales nullae.

1. . Marinus, die Lamprete. (Fr. la lam - proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus distincta.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. . Fluviatilis, die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus, Bauchkieme. Spira - cula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhaste Geschlecht ward ehedem un - ter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen Atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Raia, Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spira - cula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.

218

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch allerhand Künstelen zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Man - che scheinen auch bey einiger Ähnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfes mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu haben*)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo etc. p. 52.. Ungeachtet sie nur ein Ey auf ein - mahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und Heißen See-Mäuse.

1. Torpedo, der Zitterroche, Krampffich. (Fr. la torpille. Engl. the chrampfish.) R. tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der be - kannteste von den sogenannten electrischen Fischen (§. 110.). Wird an mehrern Orten gegessen.

2. . Batis, der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeorum ordine.

Bloch tab. 79.

In den Europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent - ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca, der Stachelroche, Pfeil - schwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baionette, Engl. the sting-ray.) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cau - da, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

219

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Sqvalus, Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in infe - riore capitis parte.

1. Acanthias, der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, cor - pore teretiusculo.

Bloch tab. 85.

In den Europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena, der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transverso malleiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Weltmeeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin Engl. the white shark.) S. dorso plano, den - tibus serratis.

Bloch tab. 120.

Zumahl häufig im Atlantischen Ocean. Wiegt zu - weilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Ma - gen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) ruck - wärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zu - fälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wie - derhohlten Mahlen ersetzt werden kann.

4. Pristis, der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrin - que dentato.

220

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen Atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lan - ge Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beyden Seiten-Rändern mit 24 oder mehre - ren starken eingekeilten Zahnen besetzt.

5. Lophius, Seeteufel. (Fr. baudroie, diab - le de mer. Engl. sea-devil.) Pinnae pecto - rales branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. . Piscatorius, der Froschfisch, (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den Europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thieres ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes, Hornfisch. Caput compressum. Apertura supra pinnas pectorales. Corpus com - pressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subvilloso.

Bloch tab. 148, fig. 1.

In beyden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripar - tita, sub collo. Oris labium superius quinque - partitum. Dentes primores incisores bini supra infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen Atlantischen Ocean.

221

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li - nearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. . Sturio, der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen Europäischen Meeren, auch im Caspi - schen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechtes sowohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen berei - teten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheuren nor - dischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus, der Sterlet. A. squamis dor - salibus 15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im Caspischen Meere und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso, der Hausen, Beluga. (Antacaeus). A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausenblase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimm - blase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähm - lich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch den besten Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.

222

9. Ostracion, Panzersisch. (Fr. poisson coffre) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventra - les nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinie dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in Amerika.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 150.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus subcaudalibusque binis.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus sub - tus muricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus, (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laevi, humeris prominentibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso: pinnis vi - ridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten electrischen Fischen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johan - na-Insel.

3. Hispidus, der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish.) T. totus hispidus, papillis setaceis.

223

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer. Engl. the sun fish -) T. laevis compressus, cauda truncata; pinna brevissima dorsali ana - lique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und Atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den Deut - schen Nahmen von seiner unförmlichen Gestalt; den Französischen und Englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Untrleib des lebendigen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis scutis mobilibus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Histrix, der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish) D. oblongus, aculeis te - retibus.

Bloch tab. 126.

Zumahl im Atlantischen Ocean: nahmentlich auch an den nordamerikanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in urbiculum connatae.

1. . Lumpus, der See-Hase, Klebpfost, Hafpadde. (Fr. le liévre de mer. Engl. the lump - sucker.) C. corpore squamis osseis an - gulato.

Bloch tab. 90.

Im den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mir seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.

13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput pro - ductum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatam. Pinnae ventrales unitae.

224

1. Scolapax, die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.

Bloch tab. 123. fig. 1.

Im mittelländischen Meer ꝛc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore operculato, maxilla inferiore mobiliore. Cor - pus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus, die Meer-Nadel, Sack-Nadel, (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pecto - ralibusque radiatis; corpore septemangulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord - und Ostsee ꝛc.

2. Hippocampus, das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-horse. ) S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore septemangulato tuberculato.

Bloch tab. 116. fig. 5.

Einer der weitverbreiteten Seefische. Hat seinen Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende aber einer Raupe ver - glichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasvs. Os proboscide retractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales ab - dominales.

1. Draconis, der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustfloßen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.

225

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen begrei - fen nun die mit Graten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die gar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiuscu - lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dor - sali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.

1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali - bus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beyder Welten.

2. . Anguilla, der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor - pore unicolore.

Bloch tab. 73.

In den Flüssen beyder Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz be - hält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen gebährt er sicher lebendige Junge*)S. Voigts neues Magazin XII. B. S. 519..

17. Gymnotvs. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus compressum, subtus pinna carinatum.

226

1. Electricus, der Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch. (Fr. l'anguille electrique.) G. nu - dus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissi - ma anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)S. Sammlung seltener und merkwürdiger Rei - segeschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Un - gefähr mannslang**)Eine mahlerische Schilderung der wundersamen Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmelnden Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer er - schütternden Kraft entladen, und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können; s. in Alex. von Humboldts Ansichten der Natur I. B. S. 37 u. f..

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagit - tati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subsulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beyden Indien.

2. Indicus. T. Mandibulis aequalibus.

Willoughby. App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.)

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den - tes primores supra infraque conici, divergentes, sex pluresve, molares inferiores palatique rotun - dati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretius - culum, pinna caudae distincta.

1. . Lupus, der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pec - toralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

227

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.

1. . Tobianus, der Sandfisch, Sandaal, To - biassfsch. (Engl. the sand-launce.) A. ma - xilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75 fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Küstensand, wo er in England und Holland in Menge herausgestochen wird.

21. Ophidivm. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch, radiis 7 patula. Corpus ensiforme.

1. . Imberbe, der Nugnoge, Fünffingerfisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula, British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Austerschalen gefunden*)Götting, gel. Anz. v. J. 1771. S. 13 21 u. f..

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus ovatum, latum, lu - bricum. Cauda bifida.

1. Paru. 8. unicolor.

Bloch tab. 160.

An Amerika.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore termina - tum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.

1. . Gladius, der Schwertfisch, Hörnfisch. (Fr. l'epee de mer, l'empereur, l'espandon. Engl. the sword-fish, whale killer. ) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

228

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für die Calabrischen und Sicilianischen Fischer einen, wichtigen Fang*)Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f..

IV. JUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - floßen sitzen.

24. Callionymus. Caput labio superiore du - plicato; oculi approximati. Membr. branchio - stega rad. 6; apertura nuchae foraminibus re - spirante. Opercula clausa. Corpus nudum. Pin - nae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dor - salis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im Atlantischen Ocean.

25. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior brevior, Membr. branch. radiis 5; anus in medio.

1. Scaber, der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the star - gazer.) U. cirris multis in maxilla inferiore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

26. Trachinus. Caput scabriusculum, com - pressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.

229

1. . Draco, das Petermänchen. (Fr. la vive Engl. the wever, stingfish.) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.

27. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pec - torales acuminatae.

1. . Aeglefinus, der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cau - da biloba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen Europäischen Ocean, vor - züglich aber an den Englischen und Schottischen - sten. Viele Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auffallender Stär - ke und lang anhaltender Dauer*)T. Hrn. Hofr. Ofiander's Denkwürdigkeiten für die Heil - kunde u. Geburtshülfe I. B. S. 417 u. f..

2. . Callarias, der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla supe - riore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. . Morrhua, der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und we - gen der mannigfaltigen Zubereitung (als Stock - fisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen230 Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich Vorzüglich in den nördlichen Gegen - den, beydes des stillen und Atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbrita - nien den wichtigsten Fischfang ausmachen*)du Hamel Traité genéra des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq..

4. . Merlangus, der Witling, Gadde (Fr. le merlan Engl. the whiting) G. tripterygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den Europäischen Meeren.

5. . Lota, die Quappe, Drusche, Rutte, Aalraupe Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxillis aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzuglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaftesten Deutschen Fische.

28. Blennius, Schleimfisch. Caput declive, tectum. Membr branch. rad. 6; corpus lance. olatum. pinna ani distincta.

1. . Viniparus, die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mitelländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebärt lebendige Junge.

V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustfloßer sitzen.

29. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os simum, dentes curvati, simplici ordine. 231Membr. branch, radiis 6; corpus ensiforme, nu - dum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia, der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

30. Echeneis. Caput depressum, supra pla - num marginatum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.

1. Remora, der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fish.) E. cauda bifurca, striis capitis 18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinter - kopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhal - ten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff im vollem Lauf zu hemmen vermöge.

31. Coryphaena. Caput truncatodeclive. Membr. branch. rad. 5; pinna darsalis longitu - dine dorsi.

1. Hippurus, der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.

Bloch tab. 174.

Im Atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.

32. Gobius. Caput poris a inter oculos appro - ximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ventrales unitae in ovatam.

1. Niger, die Meergrundel. G. pinna dor - sali secunda radiis 14.

Bloch tab. 36. fig. 1. 2. 5.

Im Atlantischen und Indischen Ocean.

232

33. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr. branch. rad. 6.

1. . Cataphractus, der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und Amerika.

2. . Gobio, der Kaulkopf, Kotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner Europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es, bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorgfältigste.

34. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibus - que. Membr. branch. radiis 7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

35. Zevs. Caput compressum, declive. Labium superius membrana transversa fornicatum. Lin - gua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpen - dicularibus: infimo transverso. Corpus com - pressum.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pinnam analem dorsalemque recumbente.

Bloch tab. 193.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco: pin - nis analibus duabus.

Bloch tab. 41.

Beyde im Atlantischen Meer.

233

36. Pleuronectes, Butte, Scholle, Halb - fisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Oculis utris - que in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4-7; corpus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Na - tur, die ihre beyden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beyde Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. . Platessa, die Scholle, Plateis, Gold - butte (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu - lis 6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördli - chen Meeren.

2. . Flesus, der Flünder. (Engl. the floun - der.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. . Limanda, die Glahrke, Kliesche. ( Engl.) the dab. P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.

Bloch. tab. 46.

4. . Hippoglossus, die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. Oculis dex - tris, corpore toto glabro.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter234 andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. . Maximus, die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot. ) P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmack - haftesten Fische.

37. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin - nae dorsalis 9., maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in ei - ne Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dor - salibus 11, radio dorsali quarto filiformi lon - gissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

38. Sparus, Brachse. Dentes primores robu - sti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acuminatae.

1. Aurata, der Goldbrachsen. S. lunula au - rea inter oculos.

Bloch tab. 266.

Im mittelländischen und Atlantischen Meer. Hat235 fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem gold - farbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus, der Greißbrachsen. S. ocello subcaudali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meere. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus, der Seebrachse. S. rubescens, cu - te ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.

Bloch tab. 267.

Einer der am allgemeinsten verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.

39. Labrus, Lippfisch. Dentes acuti, labia du - plicata magna. Membr. branch. rad. 6; pin - nae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti Pectorales rotundatae.

1. Julis, der Meerjunker. L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulva utrim - que dentata.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Baden - den durch seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche schmerzt.

40. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recon - denda.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albes - cente.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.

236

41. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serra - ta. Membr. branch. rad. 7. corpus pinnis spino - sis. Linea lateralis cum dorso arcuata.

1. . Fluviatilis, der Barsch. (Fr. la perche, Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. . Lucioperca, der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis se - cunda radiis 32.

Bloch. tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.

3. . Cernua, der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus unitas radiis 27: spinis 15: cauda bifida.

Bloch tab. 53 fig. 2.

42. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.

1. . Aculeatus, der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor, der Lootsmann. (Fr. le pilote. Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus 4, membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Be - gleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Requin (Squalus carcharias) findet. Einige Übertreibun -237 gen abgerechnet, ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätiget*)s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire natu - relle S. 5 u. f..

43. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.

1. . Scomber, die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und Atlantischen Meere ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack - hafter Raubfisch. Von beyden machten die Alten ein Vorzügliches Garum.

2. Pelamys. Die Bonite. S. pinnulis inferio - ribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche andere Fische und de - ren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beytragen.

3. . Thynnus der Thunfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig**)Von seinem wichtigen Fange s. Houel voyage pittoresque de Sicile etc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.. Ihm ähnelt die zumahl aus den Süd - see-Reisen bekannte Albicore.

44. Mullus. Caput compressum, declive, squa - mis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.

238

1. Barbatus, der Rothbart, die Meerbar - be. M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 328. fig. 2.

Ein schöner schmackhafter Fisch des mittelländischen Meeres. Ungefähr fußlang.

45. Trigla. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal - matis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt - meeren.

VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchfloßen hinter den Brustfloß - federn sitzen. Die mehresten Süßwasser-Fische sind aus dieser Ordnung.

46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus angustata.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebärt lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merk - würdig*)Seba thesaur. T. III. tab. 34. p. 108..

239

2. . Barbatula, der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfä - den ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiß.

3. . Fossilis, der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Stein - pietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorste - hender Wetterveränderung unruhig.

47. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformi - bus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis pri - mus spinosus, retrodentatus.

1. . Glanis, der Wels, Schaidfisch. S. pin - na dorsali unica mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt. Der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und verlangen Bartfäden ein sonder - bares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uni - radiata, squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.

Catesby vol. III. tab. 19.

In Nordamerika.

3. Electricus, der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.240 le trembleur.) S. pinna dorsali unica lumbari. remota absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris 1792. tab. 20.

Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110). Findet sich im Nil und mehrern andern Afrikanischen Flüs - sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeve depressum. Os edentulum retractyle. Membr. brauch. radiis 6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerika.

49. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dor - salis postica adiposa; pinnae ventrales multira - diatae.

1. . Salar, der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weibchen der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen um sich damit zu kleiden.

2. . Trutta, die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocel - lis nigris iridibus brunneis, pinna pectorale punctis, 6.

Bloch tab. 21.

241

An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. . Fario, die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla inferio - re sublongiore.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. . Alpinus, die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ven - tre fulvo.

Bloch tab. 104.

Im Alpinischen und nördlichen Europa. Ein wich - tiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren bey - nahe einige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (culex pipiens).

5. . Eperlanus, der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. Ihm ähnelt der sogenannte Grönländische Häring, Angmarset (Salmo arcticus), den die Grönlän - der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehundflei - sche, in größter Menge gleichsam als Brod oder Kuchen verzehren.

6. . Lavaretus, der Gangfisch, Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord - und Ostsee; auch in der Hudsons - bay. Dahin gehören vermuthlich auch die Fel - chen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.

242

7. . Thymallus, die Äsche. (Fr. l'ombre. ) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi ra - diis 23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

50. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7: corpus ....

1. Tabacaria, F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit win - zig kleinem Maule an einer mächtig langen Schnau - tze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern Amerika und an Neuholland.

51. a) Esox. Caput supra planiusculum; mandi - bula superiore plana breviore, inferiore puncta - ta: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. . Lucius, der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien und Nordamerika. Einer der gefräßigsten Raub - fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch al - lerhand Amphibien, Kröten ꝛc., viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.

2. . Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie Engl. the garpike.) L. rostro utraque ma - xilla subulato.

Bloch tab. 33.

In den Europäischen Meeren, theils in unsägli - cher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen wären.

243

51. b) Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pin - nae dorsales numerosae.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi - stoire naturelle tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahlreichen Ruckenfloßen (16 und darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzen - den Brust - und Bauchfloßen, so wie noch mehrere auffallende Eigenheiten qualificiren dieses sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte.

52. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae.

1. Carolina. A pinna anali radiis 15.

Catesby. vol. II. tab. 24.

Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.

54. Atherina. Caput maxilla superiore pla - niuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393, fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

55. Mugil. Caput: Labia membranacea: in -244 ferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Den - ticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch rad. 7. curvis. Opercula laevia rotundata. Cor - pus albicans.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queradiata.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u. a. Meeren.

56. Exocoetus. Caput squamosum. Os eden - tulum, maxillis utroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.

1. Volitans, der fliegende Häring. E. ab - domine utrinque carinato.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meistens in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechtes, der Exocoetus mesogaster (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100.), die zumahl im Westen des Atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich durch die Stel - lung der Bauchfloßen an der Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die längsten sind.

57. Polynemus. Caput compressum, undique squamosum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.

Quinquarius. P. digitis quinque corpore longio - ribus.

Seba vol. III. tab. 27, fig. 2.

In Westindien.

245

58. Clupea. Caput maxillarum superiorum my - stacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Bran - chiae interne setaceae. Abdominis carina serra - ta. Pinnae ventrales saepe novemradiatae.

1. Harengus, der Häring, Strämling, membras? (Fr. l'hareng. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Er - de, der zwar von Menschen und sehr vielen Thie - ren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven - Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dage - gen zum Bewundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen (s. oben §. 109.) nach den Euro - päischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftigt.

2. . Sprattus, die Sprotte, der Breit - ling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.

Bloch tab. 29, fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittelländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. . Alosa, die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30, fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

4. . Enerasicolus, die Sardelle, der An - schovis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla supe - riore longiore.

Bloch tab. 30, fig. 2.

246

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.

59. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus lae - ve albens. Pinnae ventrales saepe novemra - diatae.

1. . Barbus, die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo utrinque serrato.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*)S. z. B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien für die Staats-A. W. 2te Samml. S. 150 u. f..

2. . Carpio, der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cir - ris 4, pinnae dorsalis radio secundo postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300 Jahren allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich un - ter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter ir - gend einer andern bekannten Fischgattung. Die Spiegelkarpfen**)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößlen Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

3. . Tinca, die Schleihe. (Fr. la tanche,247 Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitestverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die Goldschleihe*)Bloch tab. 16. ist einer der schönsten Deut - schen Fische.

4. . Carassus, die Karausche (Fr. le ca - rassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus, das Schinesiche Goldfischen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida transversa bifurca.

Baster in Harlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherley wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der Flos - sen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. . Phoxinus, die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8, fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. . Orfus, der Orf, Urs, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

248

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orange - farben.

8. . Alburnus, der Ukley, Lauge, Weiß - fisch. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.

Bloch tab. 8, fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur Ver - fertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen. II. B. S. 325. u. f..

9. . Brama, der Bley, Brachsen. (Fr. la brème.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

249

Achter Abschnitt. Von den Insecten.

§. 121.

Die Thiere der beyden letzten Classen (§. 40), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon da - durch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23) auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie keine Rückenwirbel so wie überhaupt kein Gerippe haben, auch Wirbellose Thiere (Fr. ani - maux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbil - dung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein - schnitte von einander abgesondert sind, ja bey vie - len fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der geflügelten Ordnung) durch besondere theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkomm -250 nen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühl - hörner), und die alle Mahl an der Wurzel einge - lenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig aus - gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Äußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gat - tungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst vielartige Bil - dung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer über - zogen, der aus mehreren Stücken besteht, die sich wie Schienen eines Blechhandschuhes über einander schie - ben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherley Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit feinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit sogenannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

251

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeu - ge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium: commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1708. 4. F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturge - schichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Em - pfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Na - turforscher verschiedene von unsern fünf äußern Sin - nen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vie - len, die einander zur Paarungszeit durch einen beson - dern Laut locken, und diesen bey noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig. und zwar in Rücksicht ihres Baues von zwey - facher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus Tausenden von Facetten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehre - sten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflü - gelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben derglei - chen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe be - stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß252 die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkomme - nen Zustande solche große componirte teleskopische Au - gen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II. London 1800. 8., die bey den verschiede - nen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Se - xualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts wetter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten, unempfindlichen, äußern De - cke, und den mehresten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen zu haben; und da sie größ - tentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so ge - nannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule, à la Haye 1762. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

253

Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von ungleicher Weite, der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so, daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine ei - gene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch sowohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die roth - blütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24) zur Erhaltung ihres Lebens bedür - fen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Krebsen, Heuschrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewe - gung. Überhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund, sondern durch mancherley andere spi - racula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 266. u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im sogenannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der, den so eben genannten Thieren so schädlichen, mephitischen Luft, worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen ( dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. ) gleichsam als in ihrem Elemente.

254

§. 130.

Überhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde*)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und nahment - lich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächst - folgenden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzutreffen, und sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besondern Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta - xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ), die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen ge - nommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theile angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli - cher Verbindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselseitige Hülfe. Die allermeisten ge - hen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begat -255 tungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc., die sich so viele Insecten zu verfertigen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunsttriebe (§. 36) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens ein Mahl, in einer ge - wissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder, wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen, in ihrer unvollendeten Gestalt, als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspin - nen ꝛc., oder die, sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verferti - gen; oder die wie manche Masserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ih - nen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Woh - nungen u. s. w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den aller - mehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbst - erhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie256 müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder ande - re lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine große Bestimmung, zu de - ten Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gat - tungen überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bey - spiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri - plum ihres eigenen Gewichts verzehren kam. Auch sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freß - zangen (maxillae); andere mit einem zugespitzten horn - artigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem flei - schigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (probos - cis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (soge - nannten) Zunge ꝛc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch, daß sie einer - ley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie le - ben*)Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall ver - breiten können; andere durch die Macht des gesell -257 schaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewun - dernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beyden Geschlechter einander so äußert unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeu - gung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiedenen Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht wenigen Gat - tungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind, bloß für diese kurze Paarungszeit geflü - gelt. Überhaupt aber leben die mehresten in so fern in einer gezwungenen Monogamie; daß sie schlechter - dings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so un - ausbleibliche Folge der ersten Begattung; daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflanzungs - geschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen;258 wie z. B. bey dem Cochenille Wurm, bey dem Sand - floh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheu - ren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh - ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Rin - gelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannig - faltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespühlt, noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebähren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bey weiten nicht so auffal - lend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt259 nähmlich kein einziges geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich ( so wie auch einige ungeflügelte ) erst in gewissen Lebens - epochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Gestattung, sondern zugleich ihr ganzer innerer Körperbau (gegen die gemeine Mei - nung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de faule. p. 585 u. f. die sich schwerlich mu der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge - wesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ahn ichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. So aber kommen z. B. aus manchen Ameri - kanischen Raupen, die manchen Europäischen aufs täuschendste ähneln, doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und an - dererseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmet - terlinge dieser beyden Welttheile aus ganz verschieden gestalte - ten Raupen. s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's ange - führtem Werke. I. B. S. 5..

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein ans Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt, als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind, als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und Engerlinge: theils aber keine; wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie260 ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mitunter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich wäh - rend dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungs - mittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes - schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker her - vorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Ver - schiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beyden Be - stimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der Insec - ten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen261 aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk - ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor - beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nu - tzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Insec - tion der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Andererseits be - fördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels endecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeiti - gung der Feigen. Verschiedenartige Insecten werden von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gat - tungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Ho - nig der Bienen, aus welchem auch in manchen Ge - genden von Europa so wie im Innern von Afrika der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Klei - dung und mancherley anderem Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch262 benutzt. So das Lack, ein Product gewisser Offindi - scher Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüg - lich die Spanischen Fliegen, die Kellevesel und die Amei - sen von Belange, und neuerlich sind auch die soge - nannten Maywürmer, von Neuem als Hülfsmittel ge - gen den tollen Hundsbiß, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber auch andererseits der Schaden sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschre - cken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; an - dere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käfer - larven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse beson - ders der Orangerie; die Larven einiger Derme - stes-Gattungen und die Holzraupen den Holzun - gen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brot Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Naturalien - sammlungen. Endlich werden auch einige Arten von sogenanntem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insec - ten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittel -263 bare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpio - ne ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe dem Entwurf des R. Linné, wie es die Einrichtung eines solchen, besondere auch zu halbjährigen Vorlesungen über die ganze N. G. be - stimmten, Handbuchs wohl nicht anders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera, Käfer. Meist mit horn - artigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornarti - gen Decken oder Scheiden belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zu - sammen gelegten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flü - geln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera, Schmetterlinge. Mit weichem behaarten Körper, und vier ausgespann - ten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen, netzför - migen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen gea - derten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

264

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum Lond 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algeméene Verhandeling van de bloede - loose Dieckens. Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamen - sium. Amst. 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene Diertjes. Amst. 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In - secten in Deutschland. Berl. 1720 38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit 1795. 12. Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Ger - manie P. I. 1813.
  9. Aug. Joh. Rösel monathliche Insecten-Belustigun - gen. Nürnb. 1746 61 IV. B. 4.
  10. Chr. Fr. E. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  11. V. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII B. von Linnés amoenitatib. academic.
  12. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  13. Dess abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1776. 4.
  14. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratish. 1766. 4.
  15. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  16. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  17. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  18. Ej. sistema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  19. Ej. genera insectorum Kilon. 1776. 8.
  20. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol 8.
  21. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  22. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804. XIV. vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von Büffon.)
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734 1742. VI. vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752. 1778. VII. vol. 4.
  25. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips. 1783. 8.
  26. 265
  27. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762. II. vol. 4.
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  1. J. G. Scriba Beyträge zur Insectengeschichte Frkf. seit 1790. 4.
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger. Braunschw. seit 1801. 8.
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Kalender. Mainz. 1790. II. Th. 8.

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach - richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Na - delmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.

266

I. COLEOPTERA, s. Vaginipennia. (Eleutherata Fabr.)

Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopteres, à la Haye 1766 u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illi - ger. Braunschw. seit 1800. 4.J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden überhaupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins besondere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Ge - schlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey ei - nigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Hohe. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügelde - cken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus, Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle.) Antennae clavatae capitulo fissili. Ti - biae anticae saepius dentatae.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; sub - tus unidentato, capitis recurvato; supra multi - dentato.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen267 dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig - grün ꝛc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. . Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh - mist, aus dem er, wie andere verwandte Käfer - gattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln un - ter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. . Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas - hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi - nentia triplici, capitis cornu incurvato, an - tennis heptaphyllis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8, 10.

Der größte hierländische Käfer, fliegt selten; als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Reben großen Schaden.

5. . Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenula - to, tibiis posticis ciliatis, vertice subbiden - tato.

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

Nahmentlich häufig in Ägypten, wo er von den alten Ägyptiern als das heiligste ihrer mythischen Symbole, als Sinnbild der Ober - und Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarco - phagen und mancherley andern Kunstwerken vorge - stellt worden. Besonders hat man ihn auf die Rück -268 seite der Ägyptischen (und auch der Etruskischen) ge - schnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb - ferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. . Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella - tus, thorace inermi, capite tuberculato, ely - tris rubris, corpore nigro.

Frisch P. IV. tab. 19, fig. 3.

Im Kuhmist.

7. . Stercorarius, der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; ver - tice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6, fig. 3.

Besonders im Pferdemist; daher häufig auf Fahr - wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden her - um fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. . Vernalis, der Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, anten - nis nigris.

Sulzers Gesch. tab. 1, fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. . Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar - tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite tho - raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.

10. . Melolontha. (Melolontha vulgaris F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-chaffer, Cock chaffer.) S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso; cauda in - flexa, incisuris abdominis albis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

269

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von den Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuwei - len allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahre 1479, da die Engerlinge deßhalb in ei - nem förmlichen Monitorio vor das geistliche Recht gegen Lau - sanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beyder Parteyen, und reiflicher Überlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettlers Schweizer-Chro - nik. S. 278. u. f.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jun - gen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. . Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach - käfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus al - bis parallelis.

Frisch P. IX. tab. 15, fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat großen Schaden.

12. . Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkä - fer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus au - ratus, segmento abdominis primo lateribus uni - dentato, clypeo planiusculo.

Frisch P. XII. tab. 3, fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei - senhaufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brotrinden füttern lassen.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava com - pressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.

1. . Cervus, der Hörnschröter, Wein - schröter. (Fr. le cerf-volant. Engl. the270 stag beetle.) L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bifurcatis, latere unidentatis.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst dem Krebsen das größte Deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ - chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae: capitulo perfolio; articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. . Lardarius, der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen todter Thiere.

2. . Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren u. s. w.

3. . Typographus, (Bostrichus T. F.) der Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichten - krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemorso-dentatis.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na - turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz und in mehreren Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hau - set, das man wohl in einem mäßigen Baume über 80,000 seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmahl271 so gut wie sonst zum Verkohlen, geschweige als Bau - oder Brennholz.

4. . Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tan - nenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. . Paniceus. (Anobium P. F.) der Brot - käfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumahl das Brot, wird daher nahmentlich auf weiten Seereisen dem Schiffs - zwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, urillette.) Antennae filiformes; articulis ultimis majoribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.

1. . Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.

2. . Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadridentato, elytris fasciis duabus albis.

Sulzers Gesch. tab. 2, fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensamm - lungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. . Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.

Philos. Transact. N. 271, 291.

272

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein - ander zur Paarungszeit locken, zu mancherley Volks - aberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo soli - diusculo; infimo articulo compresso, decurva - to. Caput intra corpus retractile. Os forcipa - tum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae dentatae.

1. . Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2, fig. 8, 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae; rigidae, capi - te breviores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.

1. . Natator, der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.

Sulzers Gesch. tab. 2, fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcompressae.

1. . Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo - sus, elytris subnebulosis puncto albo.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, marginatus.

1. . Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod - tengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga273 atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.

Frisch P. XII. tab. 3, fig. 2.

Sie haben ihren Nahmen von der besondern Ge - schicklichkeit, womit sie die Äser von kleinen Thie - ren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc., die sie von wei - ten auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechs sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida, Schildkäfer. Antennae subfili - formes, extrorsam crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.

1. . Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Pup - pe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausge - zackt mit Spitzen versehen.

2. . Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella, Sonnenkäfer, Marien - kuh, Sommerkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclava - tae, truncatae. Palpi clava semicordata. Cor - pus hemisphaericum, thorace elytrisque mar - ginatis, abdomine plano.

1. . 7. Punctata. C. coleopteris rubris; punc - tis nigris septem.

Frisch P. IV. tab. 1, fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer - und Me -274 loë-Gattungen als wirksames Heilmittel bey man - cherley Zahnweh empfohlen worden.

2. . Bipustulata. C coleoptris nigris; punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.

Frisch P. IX. tab. 16, fig. 6.

11. Chrysomela, Blattkäfer. Antennae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.

1. . Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.) C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun. Germ. Heft 44, t. 3.

Häufig an der Schafgarbe.

2. . Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.

3. . Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab - domine violaceo.

4. . Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti - caerulea.

Ein schadliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erd - flöh - oder Erdfliegen bekannt ist.

5. . Merdigera. (Lema M. F.) der Lilien - käfer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico utrinque impresso.

Sulzers Gesch. tab. 3, fig. 14.

In Allen, Mayblumen ꝛc. Die Larve bedeckt sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.

275

12. Hispa, Stachelkäfer. Antennae fusifor - mes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

1. . Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.

1. . Pisi, der Erbsenkäfer. C. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.

Thut auch in Nordamerika dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, fe - moribus posticis ovatis, dentatis, tibiis in - curvis.

Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern Amerika. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinem Br. bac - tris verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea, woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio, Rüsselkäfer. (Fr. charanson.) Antennae subclavatae, rostro insidentes. Ro - strum corneum prominens.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen, aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebogenen Rüssel von verschiede - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu - men, die übrigen aber den Feldfluchten und Gär - tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmhoh - rer. C. longiroster ater, thorace ovato pla - niusculo, elytris abbreviatis striatis.

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

276

In beyden Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht ge - gessen.

2. . Frumentarius, (Attelabus F. F.) der schwar - ze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wip - pel. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. . Granarius. (Calandra granaria. F.) C. lon - giroster piceus oblongus thorace punctato lon - gitudine elytrorum.

Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.

4. . Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegrün - det, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. . Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plan - tisque nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.

6. . Pomorum. C. longirostris femoribus anti - cis dentatis, corpore griseo nebuloso.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren fast alle Apfelknospen.

7. . Nucum. (Rynchaenus N. F.) C. longiro -277 ster, femoribus dentatis, corpore griseo lon - gitudine rostri.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis, der Juwelenkäfer. C. brevi - roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdo - mine aeneo viridi.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Vergrö - ßerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum in - clinatum. Antennae apicem versus crassiores.

1. . Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. . Apiarius, (Trichodes A. F.) der Immen - wolf. A caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig, wo viel Bienenzucht ist, thut in man - chen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock, (ca - pricornus). Antennae attenuatae. Thorax spino - sus aut gibbus Elytra linearia.

Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl - hörner, einen ungemein starken Brustschild und Flü - geldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben Mittelst des Brustschildes, den sie an den Flü - geldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,278 elytris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf II. tab. 1 fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace mar - ginato dentata, maxillis porrectis coniformi - bus utrinque spinosis, antennis brevibus.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön ge - zeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. . Moschatus. C. thorace spinoso, elytris ob - tusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. . Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spino - so; punctis 4 luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.

17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. . Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau - rata, antennis nigris, femoribus posticis den - tatis.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis, Afterholzbock. Antennae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

1. . Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. ely - tris abbreviatis ferrugineis immaculatis, an - tennis brevioribus.

19. Lampyris, Johanniswürmchen, (ci - cindela, nitedula). (Fr. ver luisant. Engl. glow -279 worm.) Antennae filiformes. Elytra flexilia. Tho - rax planus, semiorbiculatus, caput subtus oc - cultans cingensque. Abdominis latera plicato - papillosa.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese ha - ben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflugelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer ge - legt hat (die selbst auch im Finstern leuchten) ver - liert sich der Schein bey beyden Geschlechtern.

1. . Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo ci - nereo.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein Paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Ab - dominis latera plicato-papillosa.

1. . Fusca. C. thorace marginato rubro, ma - cula nigra, elytris fusceis.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneyt hat, zu Tausenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater, Springkäfer, Schmied. (Fr. taupin. ) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdomi - nis resiliens.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig - keit merkwürdig, mir welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu280 schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wis - sen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er heym Aufschnel - len mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spi - tzen, die rückwärts auf beyden Seiten des Brust - schildes heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus, der Cucuyo. E. thoracis la - teribus macula flava glabra.

Im mittlern Amerika; wohl zwey Zoll lang. Die beyden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi - tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. . Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus corporeque nigris.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela, Sandkäfer. Antennae seta - ceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli. Thorax rotundato-marginatus.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. . Germanica. C. viridis, elytris puncto lu - nulaque apicum albis.

23. Buprestes, Prachtkäfer. Antennae se - taceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.

1. . Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laevi, corpore in - aurato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beyden Indien. Wohl Fingers lang.

281

2. . Chrysostigma. B. elytris serratis longitudi - naliter sulcatis, maculis duabus aureis impres - sis, thorace punctato.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. . Viridis. B. elytris integerrimis sublineari - bus punctatis, thorace deflexo, viridi elon - gato.

Von der Farbe der Spanischen Fliege, oder nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor eini - gen Jahren in hiesiger Gegend große Verwüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängel - le Gänge fraß.

24. Dyticus, Wasserkäfer, Fischkäfer, (hydrocantharus). Antennae setaceae aut clava - to-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.

1. . Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis perfoliatis, corpore laevi, sterno carinato, postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine ar - tige längliche Hülse, die er mit einer braunen Sei - de überzieht, und die mit den eingeschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. . Marginalis. D. niger, thoracis elytrorum - que margine flavis (mas).

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen gefährlich. Beym Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.

282

25. Carabus, Laufkäfer. Antennae setaceae Thorax obcordatus apice truncatus marginatus. Elytra marginata.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. . Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. . Auratus, der Goldhahn. C. apterus. elytris porcatis; striis sulcisque laevibus inau - ratis.

Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.

3. . Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridi - bus striatis, abdomine subatro.

Sulzers Gesch. tab. 7 fig. 1.

Der größte hierländische Laufkäfer.

4. . Crepitans, (Brachinus C. F.) der Bom - bardirkäfer. (Fr. le petard, Schwed. Styckjunkare.) C. thorace capite pedibusque ferrugineis, elytris viridi nigricantibus.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von Dr. Rolander beschriebene ganz eigene Art de - kannt geworden, womit es sich gegen den C. inqui - sitor u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da es ihnen mit einem merklich starken Laut einen blau - lichen Dunst entgegen schießt ꝛc.

5. . Spinipes, der Saatfresser. (C. gibbus E.) C. piceus, thorace linea excavata longi - tudinali, manibus spinosis.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jah - ren, wie z. B. 1776 in der Lombardey und 1812283 im Hallischen Saalkreise furchtbaren Mißwachs der jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts in Menge auf den Ähren auf.

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articu - lo ultimo subrotundo. Thorax plano-convexus, marginatus. Caput exsertum. Elytra rigidiuscula.

1. . Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anticis crassioribus.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachti - gallenfutter ab.

2. . Mortisagus, (Blaps mortisaga. F.) der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laevibus mucronatis.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ul - timo ovato. Thorax subrotundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.

1. . Proscarabaeus, der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux, Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Berüh - rung einen stinkenden Saft aus den Kniegelenken der Beine fließen läßt.

2. . Vesicatorius, (Lytta vesicatoria F.) die spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala - tus viridissimus nitens, antennis nigris.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla - senziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi com - presso clavati, oblique truncati. Elytra deorsum284 curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.

1. . Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus. *)J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptero etc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum, Geotting. 1806. 8.Antennae monilifor - mes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda sim - plex exserens duas vesiculas oblongas.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen werk - würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. . Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra di - midiata. Alae tectae. Cauda forcipata.

1. . Auricularia, der Ohrvurm, Öhrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the car-wig.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1, 2.

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknofpen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da, wo sie sich in Menge ver - mehren, dem Grundholz der Gebäude und den Fen - sterfutterungen.

285

II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyn - gota Fabr.)

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weß - halb diese auch von einigen Naturforschern Probosci - dea genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreutz zusammengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiede - denen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommenern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebilder werden.

31. Blatta, Schabe. Caput inflexum. Anten - nae setaceae. Elytra alaeque planae, subcoria - cae. Thorax planiusculus, orbiculatus, margi - natus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam.

1. . Orientalis, die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab - breviatis sulco oblongo impresso.

Frisch P. V. tab. 3.

286

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie eini - ge andere Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die Germanica, Americana etc. ) für manche Gegen - den, wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen aber Brok ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schau - dervolles Elend verursachen*)Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Südseereise im voyage de la Perouse autour du monde vol. I. p. 279 u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Assa foetida, kochend Wasser ꝛc., und wo nur wenige in einem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hinein sperrt.

2. Heteroclita. (B. Petiveriana F.) B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Un - gleichheit in der Zeichnung der beyden Oberflügel merkwürdig.

3. . Lapponica. B. flavescens, elytris nigro - maculatis.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, pal - pis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, convolutae, inferiores plica - tae. Perles antici compressi, subtus serrato - denticulati, armati ungue solitario et digito se - taceo laterali articulato: postici 4. laeves, gres - sorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

287

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonderbaren Bildung*)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken, wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. J. 1737. 4.. Auch ihr Gang, ihr Be - tragen ꝛc. hat was Eigenes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß ge - geben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Ge - schlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.**)C. Fabricii Supplementum entomologiae systematicae, Hafniae. 1798. 8. p. 180.] M. thorace tere - tiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19, fig. 9, 10.

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den India - nern gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femori - bus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heusch tab. 7. fig. 1, 2, 3.

Auf Guinea ꝛc.

3. . Religiosa (M. oratoria var. β. F.) die Gottesandetherinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarinato elytrisque viridi - bus immaculatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beyden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Ge - stalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.

4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocello ferrugineis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

288

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig ver - ehrt wird.

33. Gryllus, Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, maxillo - sum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, infe - riores plicatae. Pedes postici saltatorii. Ungues ubique bini.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun - gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entweder zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervordringen.

1. . Gryllotalpa, (Acheta G. F.) die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwer - bel, Erdkrebs. (Fr. la courtilière, Engl. the molecrick.) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14, 15.

In Europa und Nordamerika: theils an Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Ku - chengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.

2. . Domesticus, (Acheta D. F.) die Grille Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato, alis cau - datis elytro longioribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II Heuschr. tab. 12.

289

3. . Campestris, (Acheta C. F.) die Feldgril - le. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. . Viridissimus, (Locusta viridissima. F.) der Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10, 11.

Von schöner grüner Farbe. Ledt meist auf Gebü - schen; springt vorzüglich weit.

5. . Verrucivorus, (Locusta verrusivora. F.) das Heupferd. G. thorace subquadrato lae - vi, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus, Kammheuschrecke. G. thorace cristato, carina quadrifida.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Ägypten ꝛc.

7. . Migratorius, die Zugheuschrecke, Strichheuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento unico, capite obtuso, maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge - meinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört es wohl in die Asiatische Tata - rey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Inva - sionen desselben verschont geblieben*)S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte diese furchtbaren Insects.290Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leip - zig, 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues in - flicted upon de Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.. Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat - tung ist) in Nord - und Süd-Amerika finden. Daß sie in Arabien und dem nördlichen Afrika noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge ver - speiset wird, ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.

8. . Stridulus, die Holzheuschrecke. G. thorace subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora*)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Na - tuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll. Amst. 1780. sq. 4.Überhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum, Brun - svigae 1805. 8.. Caput fronte producta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore glo - boso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den nach - benannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria, der Surinamische Latern - träger, Leyermann. (Fr. la portelanterne, Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ovali rec - ta, alis lividis; posticis ocellatis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28, 28.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so groß als der ganze übrige Körper, und scheint so291 hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria, der Schinesische Laternträ - ger. F fronte rostrato-subulata adscenden - te, elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla - vis; apice nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum inflexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, de - flexae. Pedes plerisque saltatorii.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschre - cken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe her - vor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keu - lenichwämmen (clavariae) besonders häufig auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem lebendi - gen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Laufkäfern ꝛc. wachsen .*)Fougeroux in dem Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1769.Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis im - pensa. Havn. 1790, fol..

1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flavoma - culata, alis hyalinis, basi flavis maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25, fig. 3.

Im südlichen Europa und in Nordafrika. Die bey den Alten so beliebte Cicade.

2. . Spumaria, (Cercopis S. F.) der Schaum - wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Fruhjahr den Saft aussagt, und ihn in292 Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckucks - speichels), unter welchem sie oft versteckt ist, wie - der von sich gibt. Daher auch die Sage von regnen - den Weiden.

3. Lanata, (Listra L. F.) C. alis deflexis nigris punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris: ano lanato.

Stoll. tab. 10, fig. 49 und D.

In Westindien. Hat den Beynahmen von den räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hinter - leibe*)Könnten das vielleicht Überreste solcher obgedachten Keulen - schwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?.

36. Notonecta, Wasserwanze. Rostrum inflexum. Antennae thorace breviores. Alae 4 cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.

1. . Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken; weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc., von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa, Wasserscorpion. Rostrum infle - xum. Alae 4 cruciato-complicatae anticae coria - ceae. Pedes anteriores cheliformes; reliqui 4 ambulatorii.

1. . Cinerea, N. cinerea, thorace inaequali, corpore oblongo-ovato.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus son -293 derbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.

2. . Cimicoides, (Naucoris C. F.) N. abdomi - nis margine serrato.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca: ocu - lis nigris, alis albidis, dorso plano.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken*)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammer - dam an dem hierländischen grauen Wasserscorpion gemacht.S. dessen Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5..

38. Cimex, Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-complicatae, superioribus antice co - riaceis. Dorsum planum thorace marginato. Pe - des cursorii.

1. . Lectularius, (Acanthia lectularia. F.) die Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise. Engl. the bug, wall-louse.) C. flavescens, alis nullis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

Über die ursprüngliche Heimath und den Aufent - halt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wil - den Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah - mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd - Amerika ꝛc.). So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es, sie bald an - fangs durch sorgfältige wiederhohlte Anwendung kräf - tiger Mittel**)Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlenA) Baumöhl.B) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisenvitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, untereinander gemischt.294C) Ätzenden Quecksilber-Sublimats 1 / 2 Quentchen; auf - gelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß zu 1 Quartier Terpen - thingeist gemischt und bey jedesmahligem Gebrauche stark um - geschüttes.Mit diesen Mitteln werden die Fugen ꝛc. bestrichen.D) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwefel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlossenen Thüren und Fen - stern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet, und sie so 24 Stunden verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Wein - steig auf die Bettrücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl über - hand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

2. . Corticalis. (Aradus C. F.) C. membrana - ceus, abdominis margine imbricatim secto, corpore nigricante.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.

3. . Baccarum, der Qualster. C. ovatus gri - seus, abdominis margine nigro maculato.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß, wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu die - nen scheint.

4. . Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subvilloso fusco.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis, Blattlaus, Neffe, Mehlthau. (Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Rostrum in - flexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen postice saepius bicorne.

295

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügel - te Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit minde - rer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in der letzten Generation jedes Sommers*)S. Fr. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B. S. 426.; bey den mehresten Gattungen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen be - fruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hül - sen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr her - vor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus - gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Ge - schlechts, so daß bis zu dem eben gedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bey vielen bis ins neunte Glied äußert.

1. . Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. . Ulmi. A. ulmi campestris.

3. . Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. . Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12, fig. 79.

5. . Bursaria. A populi nigrae.

Swammerdam Biblia nat. tab. 45, fig. 22 u. f.

296

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Auswüchse verursachen, die man Pappelrosel, Alberknospen ꝛc. heißt.

6. Pistaciae. A nigra, alis albidis, tibiis lon - gissimis, thorace verrucoso.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum ꝛc., wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, scho - tenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes, Blattsauger. Rostrum pecto - rale. Antennae thorace longiores. Alae 4 defle - xae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel Ähnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.

1. . Buxi. C. buxi.

2. . Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte. ) Rostrum pectorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beyden Ge - schlechter einander so auffallend ungleich, als bey den Schildläufen. Das Männchen ähnelt einer klei - nen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbe - weglich an den Gewächsen, und könnte bey man - chen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es, vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches ein - siedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hisperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12, fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen - bäumen, auf der Rückseite der Blätter auf.

297

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Kaffehbäumen ꝛc. Man vertreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblu - men bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders dem Languedoc und in der Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die bee - renförmigen, galläpfelartigen Eyer-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt.

4. . Polonicus, Deutsche Cochenille, Jo - hannisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Pohlen und am Don, wo sie ge - sammelt, und zur Farbe angewendet werden.

5. Cacti, der Scharlachwurm. (Fr. le co - chenille. Engl. the cochineal-fly.) C. cacti coccinelliferi.

Ellis in ben philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen ge - pflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Sei - denwürmer darauf gezogen, und jährlich zu drey Mahl abgelesen werden.

6. Lacca, der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.

D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B. 4. St. tab. I.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind -298 ostan zu beyden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack*)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachs - ähnliches, weißes Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe undo Form den Kaffehbohnen ähneln, und das für Indien, in Bienenwachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann..

42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudi - nales, angustae, subcruciatae.

Überaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. . Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1774. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen ꝛc.

299

III. LEPIDOPTERA (Glossata Fabr.)*)Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den schon obengenannten, vorzüglich noch folgende Werke:Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen, seit 1776. gr. 4.Jac. Hübners Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.Systematische Beschreibung der Europäischen Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.M. B. Borghausens Naturgeschichte der Europäischen Schmetterlinge. Frankf. 1788 u. f. 8.(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeich - niß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von Illiger und Häfeti). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sq. II. vol. 4.P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.The natural history of the rarer lepidopterous insects of Georgia, collected from Abbot's observations by Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.Joh. Maders Raupenkalender. Herausgegeben von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8..

Die Schmetterlinge, eine weitläufige Ord - nung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und einen behaarten Kör - ner auszeichnet. Als Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopfe, einen lang gestreckten, cy - lindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die meh - rentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt300 endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetter - ling zum Vorschein, der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralför - mig aufgerollte (so genannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbkugelichte und drey kleine (§. 126) hat. Alle die zahlreichen Gattun - gen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.

43. Papilio, Tagvogel. ( Engl. butter-fly.) Antennae apicem versus crassiores, saepius cla - vato-capitatae. Alae erectae sursumque conni - ventes.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen be - setzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinnste: die Pup - pe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, au - relia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage herum, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flü - gel in die Höhe, mit der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichter Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Equites. Alis primoribus ab angulo posti - co ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis (sae - pius nigri).

Achivi, pectore incruento, ocello ad an - gulum ani.

b. Helliconi. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis bre - vissimis.

301

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis eaecis absque ocellis.

e) Plebeji. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomento - sis supra viridibus: institis atris, posticis ma - culis sex nigris.

Clerk tab. 17.

Auf Ambonia ꝛc. So wie der folgende ein großes prächtiges Thier.

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. . Machaon, der Schwalbenschwanz. F. E. A. alis caudatis concoloribus flavis, lim - bo fusco, lunulis flavis, angulo ani fulvo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. . Podalirius, der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus linea aurantia.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. . Apollo, der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

302

6. . Crataegi, der Lilienvogel, Baum - weißling, Heckenweißling. P. H. alis integerrimis rotundatus albis: venis nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Jungen halten sich gesellschaftlich in einem Ge - spinnste zusammen.

7. . Brassicae, die Kohleule, der Kohl - weißling, Buttervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, major.

Rösel vol. I. Tagsvögel II. tab. 4.

Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflugel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt abgeben worden ist.

8. . Rapae, der Rübenweibling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor.

Rösel vol. I. Tagsvögel II. tab. 5.

9. . Napi, P. D. C. alis iniegerrimis rotun - datis albis: subtus venis dilatato-virescen - tibus.

10. . Cardamines, der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, pri - moribus medio fulvis, posticis subtus viridi - nebulosis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. . Rhammi, der Citronen-Papi - lion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flavis: singilis punc - to flavo, subtus ferrugineo.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. . Hyperantus, P. D. F. alis integerrimis303 fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po - sticis duobus tribusque.

13. . Io, das Pfauenauge, der Pfauen - spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis - fulvis nigromaculatis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. . Galatea, das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus primoribus ocello unico, posticis quinque obsoletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. . Cardui, der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrinque ocellis quatuor, saepius coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man - chen Jahren unsäglich häufig.

16. . Iris, der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia utrinque alba interrupta, posticis supra unio - cellatis.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. . Antiopa, der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. . Polychlores, der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri - moribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

304

19. . Urtica, der kleine Fuchs, Nesselvo - gel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-ma - culatis; primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. . C. album, der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro maculatis, posticis sub - tus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

21. . Atalanta, der Mars, 980-Vogel. (Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis nigris albo maculatis: fascia communi pur - purea, primoribus utrinque, posticis mar - ginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten Deutschen Schmetterlinge.

22. . Pavia, der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transversis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittlerer Größe.

23. . Aglaja, der große Perlenmutter - vogel, Violenvogel. P. N. P. alis denta - tis flavis nigro maculatis: subtus maculis 21 argenteis.

24. . Pruni, P. P. R. alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva nigro-punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. . Argus, P. P. R. alis ecaudatis caeruleis: posticis subtus limbo ferrugineo: ocellis cae - ruleo-argenteis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn.

26. . Malvae. der Pappelvogel. P. P. V.305 alis denticulatis divaricatis nigris albo-macu - latis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx, Abendvogel. Antennae medio crassiores s. utraque extremitate attenuatae sub - prismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren - theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken - förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abend - vögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitae habitu et larva diversae.

1. . Ocellata, das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. . Nerii, der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis viridibus: fasciis variis pallidio - ribus saturatioribus flavescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. . Convolvuli. S. L. alis integris: posticis ni - gro fasciatis margine postico albo-punctatis, abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. . Ligustri. S. L. alis integris: posticis in - carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin - gulis nigris.

306

5. . Atropos, der Todtenkopfs. S. L. alis integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo - mine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die Raupen auf Jasmin, Kartoffelkraut ꝛc.

6. . Celerio, der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

7. . Elpenor, die Weinraupe, der große Weinvogel S. L. alis integris virescentibus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. . Porcellus, die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. . Euphorbiae, die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis, vitta superioribus pal - lida, inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. . Pinastri, der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis, margine postico albo maculato, abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen anrichtet.

11. . Stellatarum, (Sesia St. F.) der Tauben - schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

307

12. . Filipendulae, (Zygaena F. F.) die Zir - kelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris imma - culatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. . Phegea, (Zygaena quercus F.) die Rin - gelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorurn duo - bus, abdomine cingulo luteo.

45. Phalaena, Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim at - tenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver - puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden - artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen lie - gen, führen, und ihn nachher, mittelst einer be - sondern Röhre, die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. daran herablassen zu können ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen. Ein - richtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Ge - schäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt.

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

308

b. Bombyces alis incumbentibus; antennis pectinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuae alis incumbentibus. Antennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizontali - bus quiescentes.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, ut feré retusis, margine exteriore curvo.

f. Pyralides alis conniventibus in figuram deltoideam forficatam.

g. Tineae alis convolutis, fere in cylin - drum, fronte prominula.

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin usque.

1. Allas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-va - riis, macula fenestrata, superioribus sesqui - altera.

Mrrianae Surinam. tab. 32.

In beyden Indien. Die Flügel größer als an ei - ner hierländischen Fledermaus, aber mit auffallend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinnste die - ser und anderer großen Phalänen in Echina die so genannte wilde Seide.

2. . Pavonia, (Bombyx P. F.) das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

309

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run - den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offe - nen abgestützten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergirender Stacheln, die in eine her - vorstehende Spitze zusammen laufen, so gut ver - wahrt ist, daß das vollkommene Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges In - sect durch diesen Weg hinein dringen kann*)Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Nahmens (der so genannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu Berchtoldsdorf bey Wien im Gro - ßen und fabrikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen ge - sucht..

3. . Quercifolia, (Bombyx Q. F.) das Eich - blatt. P. B. elinguis, alis reversis semitectis dentatis ferrugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare buckli - ge Stellung.

4. . Pini, (Bombyx P. F.) der Kiefernspin - ner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe. P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis duabus cinereis; puncto albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Eine der schädlichsten Raupen für die Kiefernwal - dungen.

5. . Vinula, (Bombyx V. F.) der Gabel - schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata, alis subreversis fusco venosis striatisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge - stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag einen310 scharfen Saft durch eine Öffnung unten am Halse von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)SEPP Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25. Taf. 5..

6. . Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis reversis rufo-cinereis; fasciis duabus linea - ribus luteis flexuosis.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch aben - teuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwey hornichten Schwan spitzen ꝛc.

7. . Mori, (Bombyx M. F.) der Seiden - wurm. P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

Der Assyrische Bombyx beym Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nach - dem er sich vier Mahl gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er dritt - halb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einan - der gelegt erst die Breite von einer Linie ausma - chen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im fol - genden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina**)Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leuchten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nähmlich von der phalaena (noctua) serici. s. Thunberg in den Schwedi - schen Abhandl. 1731. II. B. tab. V. fig. 1. 2. zu Hause,311 gewöhnen aber auch unser Klima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerika.

8. . Neustria, (Bombyx N. F.) die Ringel - raupe. P. B. elinguis, alis reversis: fascia sesquialtera; subtus unica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Ästchen herum.

9. . Pityocampa, (Bombyx P. F.) der Fich - tenspinner. P. B. elinguis alis griseis: stri - gis tribus obscurioribus, posterioribus palli - dis; puucto anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

10. . Caja, (Bombyx C. F.) die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.

11. . Monacha, (Bombyx M. F.) die Nonne, der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis deflexis, superioribus albis atro-undatis, ab - dominis incisuris sanguineis.

Jordens Geschichte der kleinen Fichtenraupe, fig. 17 19.

Eins der furchtbarsten Insecten für Fichtenwal - dungen.

12. . Dispar, (Bombyx D. F.) P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebu - losis: femineis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung und Größe der beyden Geschlechter.

13. . Chrysorhoea, (Bombyx. Ch. F.) die schwarze Winterraupe. P. B. elinguis,312 alis deflexis albidis, abdominis apice barba - to luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume, die im Herbst aus den Eyernkriecht, und den Win - ter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den Ästen zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.

14. . Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis, alis planiusculis: superioribus ferrugineis lu - nula alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

15. . Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigma - tibus albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

16. . Cossus, (Cossus ligniperda F.) die Wei - denraupe. P. B. elinguis, alis deflexis ne - bulosis, thorace postice fascia atra, antennis lamellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe, von der Lyonet die meisterhafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen ꝛc., doch bey weiten am häufigsten an Wei - denstämmen auf, die so von ihr durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den diese Raupe verur - sacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so genannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen313 lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so son - derbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle be - wegen, und wenn die Zeit des Auskriechens her - beynaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

17. . Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis laevis nivea, antennis thorace brevioribus, alis punctis numerosis caeruleo-nigris, tho - race senis.

18. . Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis falva, antennis thorace brevioribus, maris alis niveis.

19. . Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis cristata, alis grisescentibus, inferioribus ru - bris, fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.

20. . Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri - linguis cristata, alis erosis pallidis: superio - ribus basi incarnata, intra triangulum fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd - beeren.

21. . Piniaria, der Fichtenspinner. P. G. pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis sub - tus nebulosis: fasciis duabus fuscis.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichten - holzungen.

22. . Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cine - reis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inae - qualibus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta - chelbeeren.

23. . Grossulariata. P. G. seticornis, alis albi - dis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.

314

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

24. . Brumata, der Frostschmetterling, Blüthenwickler. P. G. seticornis, alis gri - seofuscis: striga nigra postice pallidioribus; femina aptera.

Reaumur T. II. tab 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obsthäume. Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in die Blüthenknospen.

25. . Viridana. (Pyralis V. F.) P. T. alis rhom - beis, superioribus viridibus immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

26. . Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis re - curvatis, alis politis fuscescentibus: strigis re - pandis albidis area interjecta glauca.

Clerk phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

27. . Hercyniana. P. P. alis superioribus fus - cis, fascia et maculis niveis subinterruptis; posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

28. . Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis superionbus flavis, maculis duabus argen - teis, anteriore oblonga, posteriore ovata.

Clerk phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

29. . Pellionella, (Tinea P. F.) die Pelz - motre. P. Ti. alis canis, medio puncto ni - gro, capite subgriseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwert, ausgestopften Thieren ꝛc.

30. . Sarcitella, (Tinea S. F.) die Kleider -315 motte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungsstücken.

31. . Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis canis postice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

32. . Granella, (Alucita G. F.) der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigro - que maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhülfet, zerschrotet, und sich daher leicht ver - räth*)Gegenmittel hat Hr. Obercommiss. Westfeld im Hannöver - schen Magaz. 1806. 37. St. mitgetheilt..

33. . Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis au - ratis: fasciis 2 argenteis: priore antrorsum, posteriore retrorsum arcuata.

Clerk phal. tab. 12. fig. 14.

34. . Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fus - cis, punctis tribus argenteis elevatis.

Clerk phal. tab. 11. fig. 8.

35. . Hexadactyla. (Pterophorus hexadactylus F.) P. Al. alis patentibus fissis: singulis sex - partitis cinereis.

Hot wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein un - gewöhnliches Ansehen.

316

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellula, Wasserjungfer, Spinne - jungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle, Engl. dragon-fly.) Os maxillosum, maxillis pluribus. Antennae thorace breviores. Alae ex - tensae. Cauda maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben, diese Thiere im Wasser, und ha - ben gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasserjung - fern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.

1. . Depressa. L. alis omnibus basi nigricanti - bus, thorace lineis duabus flavis, abdomine lanceolato lateribus flavescente.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z. B. im Frühling 1806 und 1807 am Harz und in Thüringen ꝛc. ) in mäch - tigen Zügen sehen lassen*)S. Voigt's neues Magaz. XII. B. S. 521..

2. . Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis co - loratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. . Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hya - linis.

317

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera, Uferaas, Hafft, Geschwä - der, Lorenzfliege, Rheinschnacke. (he - merobius, diaria). Os edentulum absque pal - pis. Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erec - tae, posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Som - mer binnen wenigen Tagen in manchen Gegenden Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit einem Mahl aus dem Wasser hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insec - ten, erst nochmahls häuten müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern Zustand weist nur kurze Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.

1. . Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso - maculatis.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329. sq.

Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen, das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. . Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar - gine crassiore nigricantibus.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea, Frühlingsfliege. (Engl. caddice, water-moth.) Os edentulum palpis 4: Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Alae in - cumbentes, inferioribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhal - ten, werden besonders durch die theils sehr künstli - chen (meist cylindrischen, theils aber auch vierkanti - gen) Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse318 aus Schilfstücken, andere aus Gras, aus Sand - körnchen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen Flußschneckchen u. s. w.

1. . Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda bise - ta, alis venosis reticulatis.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.

2. . Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso - striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. . Rhombica. P. alis flavescentibus deflexo - compressis macula rhombea laterali alba.

Rösel. vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Landlibel - le. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec plicatae). Antennae thorace con - vexo longiores, setaceae porrectae.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene Insect ähnelt dem vorigen.

1. . Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis: va - sis viridibus.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eyer auf eine wundersame Weise auf Baumblätter oder an Moos ꝛc. mittelst eines aufrechtstehenden horstenähnlichen kleinen Stiels*)S. Reaumur. T. I. III. tab. 33..

2. . Pulsatorius, (Psocus P. F.) die Papier - laus, Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H. apterus, ore rubro, oculis luteis.

Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten Individuen so äußerst selten be -319 merkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze Zell mit Flügeln versehen seyn müssen (§. 136.)

50. Myrmeleon, Afterjungfer. Os maxil - losum: dentibus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e filamentis duobus rectiusculis. Antennae clavatae longitudine tho - racis. Alae deflexae.

1. . Formicarius, der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion.) M. alis macula alba margina - li postica.

Rösel vol. II. tab. 17 u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand - boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hin - ein scharrt, und da die Ameisen u. a. kleine In - secten empfangt und verzehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lo - ckern Sand hinab schurren.

51. Panorpa, Skorpionfliege. Rostrum corneum cylindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Anten - nae thorace longiores. Cauda maris chelata.

1. . Communis. P. alis aequalibus nigro-ma - culatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia, Kamehlhals. Os dentibus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae longitudine thoracis an - tice elongati cylindrici. Cauda feminae seta re - curva laxa.

1. . Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.

320

V. HYMENOPTERA, (Piezata. Fabr.)

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit we - nigen aber starken Adern durchzogen, auch meist kürzer und schmähler sind als bey den Instcten der vo - rigen Ordnung. Bey den mehresten sind die Weibchen und geschlechtslosen Thiere mit einem verletzenden Sta - chel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von einigen Entomologen Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschie - dentlich gebildet; theils wie Raupen mit zwanzig - ßen, theils wie Maden ohne Füße ꝛc .*)J. C. Fabricii Systema Piszatoram. Brunsvigae 1804. 8..

53. Cynips, Gallwespe. Os maxillis absque proboscide. Aculeus spiralis, saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Thei - le gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun als voll - kommenes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt worden, erst noch wachsen, theils noch ein Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. . Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo po - stice nigro pedibus ferrugineis.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krau - sen Auswüchse verursacht, die unter dem Nahmen321 Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spon - gia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. . Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedibus griseis, femoribus subtus nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall - äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Ur - heberinn verlassen sind, kleinen Wespen verschiede - ner Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumahl auf den Inseln des mittelländischen Mee - res; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zei - tigung und Größe derselben befördert wird.

54. Tenthredo, Blattwespe. Os maxillis absque proboscide. Alae planae tumidae. Acu - leis laminis daabus serratis, vix prominentibus. Scutellum granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reau - mür fausses chenilles nennt), leben vom Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

1. . Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clava - tis luteis, abdominis segmentis plerisque flavis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. . Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex, Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: Antennae filiformes, articulis ultra 24 Aculeus exsertus rigens serratus. Abdomen sessile mucronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.

322

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Le - gestachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*)Fr. Klug monographica siricum Germaniae. Berol. 1803. 4..

1. . Gygas. S. abdomine ferrugineo: segmen - tis nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. ichneumon, Schlupfwespe, Raupen - tödter, Spinnenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis ultra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Aculeus exsertus vagina cylindrica, bivalvi.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der Raupen, Spinnen und anderer Insecten bey - tragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige Raupen, die davon ertranken, und vor oder nach ihrer Ver - puppung absterben. Manche sind auch an andere Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, de - nen sie als Larve ihre Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.

1. . Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.) I. scutello albo, thorace maculato. abdomine atro segmentis omnibus utrinque punctis duo - bus albis.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.

2. . Comitator. I. ater totus, antennis fascia alba.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.

3. . Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace striato, abdomiae falcato.

323

4. . Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pe dibus flavis.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eyer in die Raupen der Buttervögel, so wie der vorige in die von manchen Phalänen.

57. Sphex, Raupentödter, Afterwespe. Os maxillis absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano-incumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punctorius reconditus.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Ge - schlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden, schleppen eine große Spinne oder Raupe einer Pha - läne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nach - her die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Ge - spinnste aussagt, und sich selbst ein Verwandlungs - gehäuse daraus bereitet.

1. . Sabulosa. S. nigra hirta, abdomihe fulvo, postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. . Cribraria, (Crabro cribrarius F.) die Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis flavis, tibiis anticis clypeis concavis fene - stratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel Schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden - fly.) Os maxillis absque proboscide. Antennae filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 bre -324 vioribus. Abdomen subtus fornicatum, utrinque squama laterali. Anus dentatus aculeo subexser - to. Alae planae. Corpus auratum.

1. . Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdomine aureo; apice quadridentato.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa, Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.) Os maxillis absque proboscide. Alae superiores plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius re - conditus. Oculi lunares. Corpus glabrum.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgen - den Geschlechts werden durch die strenge gesellschaft - liche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden beysammen leben, und durch die überaus kunstrei - chen Nester und gemeinschaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen Stoffen (z. B. die Wespen aus Holzzasern ꝛc., die Immen aus Wachs, die Maurer-Bienen aus Grand ꝛc. ) zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. . Crabro, die Hornisse. (Engl. the hor - net.) V. thorace nigro antice rufo immaculato abdominis incisuris puncto nigro duplici con - tiguo.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. . Vulgaris, die Wespe. (Engl. the wasp.) V. thorace utrinque lineola interrupta, scu - tello quadrimaculato, abdominis incisuris punctis nigris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guépe cartonière.) V. ni - gra, thorace striga antica subscutelloque al - bis, abdominis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunst - reichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreib - papier überzogenen Pappe.

325

60. Apis, Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis duabus bivalvibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius reconditus.

1. . Mellifica, die Honigbiene, Imme. A. pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis ciliatis, intus transverse striatis*)Von mancherley andern in Brasilien einheimischen Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p. 111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u. f..

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Ameisen und Termiten, die bey weiten zahlreichsten Individuen geschlechtslos, d. h. sie werden von ei - nem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruch - teten Mutter geboren, ohne doch selbst vollkomme - ne Geschlechtsorgane zu haben. Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so genannte Köni - ginn oder Mutterbiene, oder der Weißler, einen schlanken schmahlen Leib, länger als die Dro - nen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein za - ckiges Gebiß, braune Füße u. s. w. Die männ - lichen Bienen oder Dronen (Deck - oder Was - ser - oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. Die geschlechtslo - sen, oder Werk - und Arbeits-Bienen hin - gegen sind weit kleiner als jene beyden, von mittlerer Taille, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Gru - be am Hinterschenkel, die zum Eintragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10,000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und326 Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig geschieden wird. Sie futtern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestim - mung, als sich mit ihrer Königinn (und zwar wie es scheint im Fluge) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhun - gern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich - lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor - läufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschli - chen Korpers*)Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie - nen abgehandelt worden, führe ich nur fünfe statt aller an:Swammerdam bibl. nat. pag. 369.Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p.207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève 1792. 8.und, besonders in Rücksicht der neuern Bemerkungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.327Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Okono - mie dieser bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht..

2. . Centuncularis, (Anthophora C. F.) die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. IX. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät - tern der Rosenbüsche.

3. . Violacea, (Xylocopa V. F.) die Holz - biene. A. hirsutra atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh - nung der Länge nach aushöhlet, und die einzel - nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander absondert.

4. . Terrestris, (Bombus T. F.) die Hummel. (bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir - suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. . Muscorum, (Bombus M. F.) die Moos - biene. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. . Caementaria, die Maurerbiene. A ful - va abdomine nigro (femina nigro-violacea pe - dibus fuscis).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festigkeit ihr Nest aus Grand und Mörtel an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinnste austapezirt, und zu -328 weilen auch vom Attelabus apiarius, Schlupwe - spen ꝛc. bewohnt.

61. Formica*)P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la France. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des fourmis. Paris 1802. 8.P. Hüber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes. ebendas. 1810. 8., Ameise, Emse. (Fr. four - mi. Engl. ant.) Petiolus abdominis elongatus, nodulosus, aut munitus squamula erecta. Acu - leus feminis et neutris reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris nullae.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vor - züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier - und mehreren Tausenden in einem Haufen auf. Die Emfigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorg - falt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so ge - nannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsamei - se, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat ꝛc.

1. . Herculanea, die Roß-Ameise. F. nigra abdomine ovato, femoribus ferrugineis.

Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. . Rufa, F. thorace compresso toto ferrugi - neo; capite abdomineque nigris.

3. . Rubra, F. testacea, oculis punctoque sub abdomine nigris.

4. . Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra ni - tida, tibiis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im Schwarmen, da sie zuweilen in unzähliger Men - ge und sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf - und niederfahrende Säulen zum Vorschein kommen,329 deren man zuweilen wohl 20 auf ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausneh - men*)Gleditsch in den Mém. de l'ac, des sc. de Berlin. 1749. Pl. 2..

5. . Caespitum. F. abdominis petiolo binodo - so: priore subtus, thoraceque supra bidentato.

Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispi - noso, capite didymo magno utrinque postice mucronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Bon der Größe einer Wespe.

62. Termes, Weiße Ameise, Holz-Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant, wood-ant, Wood-louse.) Squa - mula intergerina nulla. Alae maribus et feminis temporariae; sed neutris plane nullae.

1. Fatalis, (bellicosus Soland.) T. corpore fus - co, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stem - matibus subsuperis oculo propinquis, puncto centrali prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben daselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt we - nigstens noch vier andere bekannt, die hin und wie - der zwischen beyden, Wendezirkeln zumahl in beyden Indien, im südwestlichen Afrika und auf Neuhol - land zu Hause sind) findet sich besonders in Ostin - dien und Guinea, und fuhrt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zu - weilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind; und theils in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von330 Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist dabey so fest, daß er mehrere Manschen zu tragen im Stan - de ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen wei - ten Gängen durchbogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue ausgeführt, andere erweitert u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königinn (als von wel - chen in jedem Stocke nur ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc., und können binnen wenigen Wochen mächtige Baum - stämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib der befruchteten Königinn 2000 Mahl dicker, und größer wird, als er vorher war, ist schon oben er - wähnt. Sie kann dann binnen 24 Stunden auf 80,000 Eyer legen.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pubescens. Thorax postice retusus. Aculeus re - conditus punctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea. F.) M. coccinea, abdomine cingulo nigro.

In Nordamerika.

331

VI. DIPTERA*)J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae. 1805. 8. (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halteres); die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe - stimmt ist, und derentwegen einige Naturkundige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made**)Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewunderus - würdigen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechen - den, kaum einen halben Zoll langen Maden, und zwar, wie es scheint, von Insecten dieser Ordnung ( etwa von Tipu - lis oder Asilis ). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 El - len lang, Hände breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, regel - mäßigster Ordnung umher., die Puppe braun, cylin - drisch. Das vollkommene Insect hat bey einigen Ge - schlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern einen weichen Schlurfrüssel, bey noch an - dern bloß eine einfache Mündung u. s. w. Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus***)Die bisher ganz verworrene; Naturgeschichte dieses merkwür - digen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar - arzt, Hrn. Bracy Clark aufgehellt. S. dess. meister - hafte observations on the genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean Society, p. 289. u. f., Bremse. Os apertura sim - plex. Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in depressione oris utrinque siti.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen332 Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die sogenannte Dasselbeule) entsteht, in wel - chem sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. . Bovis, die Ochsenbremse. (Engl. the gad-fly, breeze.) O. alis immaculatis fuscis, abdomine fascia atra media: apice pilis fulvo - flavis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi, die Rennthierbremse. O. alis immaculatis, thorace flavo fascia nigra, abdo - mine fulvo apice flavo.

3. . Equi, die Pferdebremse. (Oestrus bo - vis Linn.) O. alis albidis, fascia media punc - tisque duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eyer den Pferden an die Schultern und Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von denselben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden; die sich dann von dieser und der folgenden Gattung, im Frühjahr fast allgemein und theils in großer An - zahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form un - gefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des Magens eingehakt fest sitzen.

4. . Haemorrhoidalis, die Pferdebremse. O. alis immaculatis fuscentibus, abdomine atro, basi albo apicequc fulvo.

Clarc l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die Lippen.

5. . Ovis, die Schafbremse. O. alis pelluci - dis, basi punctatis, abdomine albo nigroque versicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hir - sche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

333

65. Tipula, Schnacke. (Engl. crane-fly.) Os capitis elongati maxilla superiore fornicata: palpi duo incurvi capite longiores. Proboscis re - curvata brevissima.

Äußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwefelwassern leben können, und die Herr Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche angetroffen.

1. . Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, co - sta marginali fusca.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl am Gemüse viel Schaden.

2. . Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis incumbentibus, thorace virescente, alis hya - linis puncto nigro.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise der Armpolypen.

3. . Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Or - ten, Abtritten ꝛc. lebt.

66. Musca, Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus: pal - pi duo.

1. . Vomitoria, die Schmeißfliege. M. an - tennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdo - mine caeruleo nitente.

2. . Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis pallidioribus, abdomine nitidulo tesselato: oculis rubris.

Frisch P. VII. tab. 14.

334

Gebärt lebendige Maden.

3. . Domestica, die Stubenfliege. M. an - tennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu - lis fuscis.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben - fliege. (Nürnb. 1784. 4.)

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und theil in Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap ꝛc. in unsäglich lästiger Menge*)Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlosesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu tödten, gehört eine halbe Quen - te Quassia-Extract mit einem Stückchen Zucker in ein Paar Unzen Wasser aufgelöst.. Das be - fruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer in Ställe, Misthaufen. Um ihre Puppenhülse auf - zusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. . Cellaris, (vinulus, conops). M. antennis setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis fer - rugineis.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über - haupt auf süßlichen gährenden Früchten ꝛc.

5. . Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni - gra, abdomine subcinereo, alis basi subfla - vis, oculis brunneis.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonderba - ren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. . Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis se - tariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, ocu - lis ferrugineis.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

335

67. Tabanus, Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon.) Os proboscide carnosa, terminata labiis duobus. Rostro palpis duobus, subulatis, pro - boscidi lateralibus, parallelis.

1. . Bovinus. T. oculis virescentibus, abdomi - nis dorso maculis albis trigonis longitudina - libus.

Reamur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam flexilem.

1. . Pipiens, die Mücke, Schnacke. (Fr. le cousin. Engl. the gnat. Portug. Mosqui - to.) C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche wie bey uns in brennenden Sommertagen weit heftigere Entzündung verursachen), sind diese Thiere, die von den Europäischen Seefahrern, nach dem Portu - gisischen, Moskiten genannt werden, in un - säglicher Menge, und werden oft eine recht gefähr - liche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch wohl überhaupt alle mückenartige stechende Insec - ten mit dem gemeinschaftlichen Nahmen von Mos - kiten.

2. Reptans, (Scatopse R. F.) die Beißfliege, Columbachische Mücke, Colombatz. C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II. tab. 2. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im336 Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßli - chen Scharen erscheint und den Pferden a. a. Vieh zu allen Öffnungen des Körpers einkriecht, daß es oft davon in wenigen Minuten sterben muß. Auch den Menschen wird sie dann wenigstens äußerst - stig, wenn auch nicht so gefährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thorace longiore, valvulis horizontalibus.

1. . Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedi - bus posticis longis: alterius sexus pennalis.

Sulzers Kennz. tab. 21, fig. 137.

70. Conops, Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro porrecto geniculato.

1. . Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis subplumatis, cinerea glabra ovata.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel. Sie kommt nur, wenn es regnen will, in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus, Raubfliege. Os rostro corneo porrecto, recto bivalvi.

1. . Crabroniformis. A. abdomine tomentoso, antice segmentis tribus nigris, postice flavo inflexo.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius, Schwebfliege. (Fr. bour - don. Engl. buzz-fly) Os rostro porrecto, seta - ceo, longissimo, bivalvi, valvulis horizontali - bus, intra quas aculei setacei.

1. . Maior. B. alis dimidiato-nigris.

337

Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os rostro bivalvi, cylindrico, obtuso, nutante. Pe - des unguibus pluribus.

1. . Equina, die Pferdelaus. (Engl. the horseleech.) H. alis obtusis, thorace albo va - iegato, pedibus tetradactylis.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwach - senen Thiere gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect aus - kriecht.

2. . Ovina, die Schaflaus. (Engl. the sheep - tik, sheepfagg.) H. alis nullis.

Frisch P V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.

338

VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nah - rung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße, der Augen u. s. w. gar sehr verschieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, besteht wohl keines der übrigen eine eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 se - taceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis extensis. Corpus squamis imbricatum.

1. . Saccharina, der Zuckergast, das Fisch - chen. (forbicina.) L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in Amerika zu Hause, aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pedes 6 cur - sorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bi - furca, saltatrix, inflexa. Antennae setaceae elon - gatae.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zu - weilen manche Gattungen (z. B. P. nivalis, der so genannte Schneefloh) in Unzahl auf frischge - fallenem Schnee*)Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee heraus - gekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, laß man sie manchmahl auch nach heftigem Winde auf frischen Schnee ge - funden, der eine hartgefrorene See bedeckte. s. de Geer in der Hist. de l'ac. de sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40..

1. . Fimetaria. P. terrestris alba.

Ost haufenweise unter Blumentöpfen.

76. pediculus, Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exse -339 rendo. Antennae longitudine thoracis. Abdomen depressum sublobatum.

Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thierge - schlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läuse haben; und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bienen ꝛc. sind da - mit geplagt*)S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum. Opusculor. ed. Amst. 1086. 12. P. I. tab. 1-24..

1. . Humanus, die Laus. P. humanus.

Ist, außer dem Menschen, meines Wissens bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coai - ta (Cercopithecus paniscus) gefunden worden. Bey den Mohren sind die Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a. behaupteten, auf den Schif - fen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist lei - der eine Fabel**)Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch verschieden und schwerer zu vertreiben seyn. Ein Mittel finde ich als ganz bewährt in einem seltenen Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen würde; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus Bredanis tempore obsidionis Antverp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loch grüner Seife mit 2 Quentesen Kochsalz..

2. . Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the crab-louse.) P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

77. Pulex, Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pe - des 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum reconden - te. Abdomen compressum.

1. . Irritans, der Floh. P. proboscide cor - pore breviore.

Rösel vol. II. Mücken ꝛc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch - sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln ꝛc. doch nicht im äußersten Nordamerika, und nur sehr ein -340 zeln auf manchen Westindischen Inseln (z. B. auf Martinike) ꝛc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans, der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor - poris longitudine.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern Amerika, ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist aber kleiner; halt sich besonders im Staube auf, und legt seine Eyer dem Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige und zuweilen in Brand übergehende Entzündungen entstehen.

78. Acarus, Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tentacula 2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen*)J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemahlten Kupfern., die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern Thieren finden.

1. . Ricinus, (Ixodes R. F.) die Zangenlaus, der Holzbock. A. globoso-ovatus: macula baseos rotunda: antennis clavatis.

Frisch P. V. tab. 19.

2. . Siro, die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mile. Engl. the mite) A. lateri - bus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis, femoribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken ꝛc. Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte wächst erst nachher dazu.

341

79. Hydrachna, Wasserspinne, Wasser - milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque unita.

1. . Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis pluribus; oculis inferis.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

80. Phalangium. Pedes 8. Oculi verticis a contigui. Frons antennis pediformibus. Abdo - men rotundatum.

1. . Opilio, der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau - cheur. Engl. the shepherd.) P. abdomine ovato; subtus albo.

Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eines der wenigen Land-Insecten, die Wasser trinken. Die ausgeriffe - nen Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch Bewegung. Das zweyte Paar derselben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.

2. . Cancroides, (Scorpio C. F.) der Bücher - scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab - domine obovato depresso, chelis laevibus, di - gitis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier ꝛc. Sieht wegen des flachen plattgedruckten Körpers und der langen Scheren sonderbar aus. Kriecht vor - und rückwärts wie ein Krebs.

3. Balaenarum, die Wallfischlaus. P abdo - mine dilatato muricato, rostro subulato.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18. fig. 7.

342

4. Araneoidés. (Solpuga A. F.) P. chelis denti - tis villosis, corpore oblongo.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung, zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea, Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (plerisque). Os unguibus s. retinaculis 2. Apus papillis tex - toriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat - tungen*)Über die hierländischen Gattungen dieses Geschlechts s. C. Clerk aranci Suecici. Holm. 1. 57. 4., die sich meines Wissens alle bloß von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren; auch einander selbst auffressen. Die mehresten we - ben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter aushalt, bewundernswürdig ist**)S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Hrn. Dr. Roi - marus in der Einkeit. zur IVten Ausg. von seines Vaters classischen Werks über die Triebe der Thiere S. 8. u. f.. Auch hat man mehrmahls den freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe, und be - sonders aus dem Eyergespinnste der Kreuzspinne, eine Art Seide zu verarbeiten. Der so genann - te fliegende Sommer (Mädchen-Sommer, Ma - riengarn ꝛc.) (Fr. Filets de St. Martin, cheveux de la Ste. Vierge. Engl. Goffumer. ) ist wenig - stens größtentheils einer kleinen Gattung von Spin - nen (der A. obtectrix) zuzuschreiben, die zumahl im Frühjahr häufig an Hecken und Büschen umher webt.

1. . Diadema, die Kreuzspinne. A. abdo - mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba punctata.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

343

H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und die folgende Spinne für die untrüglichsten Wetterpro - pheten.

2. . Domestica, die Fensterspinne. A. ab - domine ovato fusco: maculis nigris 5 subcon - tiguis: anterioribus majoribus.

Clerk tab. 2. fig. 9.

3. . Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis trans - versis.

Clerk tab. 5. fig. 13.

Auf Dächern ꝛc. Sie hüpfet: macht aber kein Gespinnste.

4. . Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo fusco.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hinter - leibe mit sich umher, und wagt mit einer beyspiel - losen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*)Bonnet oeuvres vol. I. p. 545 u. f..

5. Avicularia, die Buschspinne. A. thorace orbiculato convexo: centro transverso exca - vato.

Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I. tab. 11, 12.

Zumahl in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bun - te Goldfarben, Sie soll Colibrite tödten, und die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus longissimis.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

344

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Umfang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus atro fasciatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabel von den unausbleibli - chen Folgen ihres Bisses und den musikalischen Hei - lungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten; mehrentheils aber armselige Betteleyen seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende ha - ben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird: und, so wie der Stich mancher anderer Insecten im brennenden Sommer gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz - erregen) kann, so auch freylich wohl der Taran - tel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo lateribus striatis: pedibus fulvis apicibus ni - gricantibus.

Labillardiere voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insulanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fron - tales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata articulata terminata mucrone ar - cuato. Pectiles 2 subtus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und Le - bensart manches mit den Krebsen gemein, auch wer - fen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie nähren sich von andern Insecten, und hecken leben - dige Junge. Der Stich der kleinen Europäischen345 ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u. a. dgl. Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*)Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter andern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche wider - legt. Reisen II. Theil. S. 231..

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus sub - cordatis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. . Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis ma - nibus angulatis.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1, 2.

83. Cancer, Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2 di - stantes, plerisque pedunculati, elongati mobi - les. Palpi 2 cheliferi. Cauda articulata inermis.

Ein weitläufiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der verschiedenen Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien abgetheilt worden**)J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krab - ben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.:

A) Brachyuri, Krabben, Taschen - krebse, Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, tho - race laevi lateribus antice planato, caudae me - dio noduloso-carinato.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey Annä - herung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er ver - wirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die vorgegebene Ab - sicht fällt weg.

2. Ruricola, die schwarze Landkrabbe. C. brachyurus, thoracae laevi integerrimo, anti -346 ce retuso: pedum articulis ultimis penultimis undique spinosis.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Landstrichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Früh - jahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand zu legen.

3. Vocans, die Sandkrabbe. (Engl. the sand-crab.) C. brachyurus, thorace quadra - to inermi, chela altera ingenti.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerika. Das Männchen*)H. Baronet Banks in Hawkesworth's collection ꝛc. ve. H. p. 32. wird durch die auffallende Ungleichheit seiner beyden Scheren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist, das sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttragen soll.

4. . Maenas, die Krabbe. C. brachyurus, tho - race laeviusculo, utrinque quinquedentato, carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrin - que dentato, pedibus posticis unguibus ge - minis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen und da - mit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung fangen soll.

6. . Pagurus, der Taschenkrebs, die Ta - sche. (Engl. the punger.) C. brachyurus, tho -347 race utrinque obtuse novem-plicato, mani - bus apice atris.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schne - ckenkrebse.

7. Bernhardus, (Pagurus B. F.) der Einsied - ler. C. macrourus parasiticus, chelis corda - tis muricatis: dextra majore.

Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyonien u. a. dgl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so ge - nannte Krebse.

8. Cammarus, (Astacus marinus. F.) der Hum - mer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus den - tato: basi supra dente duplici.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten, hin und her zieht.

9. . Astacus, (Astacus fluviatilis F.) der Flußkrebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the craw-fish.) C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi utrinque dente unico.

Rösel vol. III. tab. 54-61.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende Spiel - arten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne und selbst sein Ma - gen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine, die sich im Sommer zu beyden Seiten seines Magens348 finden (die irrig so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Ver - luft von Füßen, Scheren ꝛc. dieser u. a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre starke Reproductions - kraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen so gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem glühenden Ei - sen berührt werden, von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlä - gen thun soll.)

10. . Squilla, (Palaemon S. F.) die Gra - nate, Garneele. (Fr. la chevrette, cre - vette, salicoque, le barbbot. Engl. the shrimp.) C. macrourus, thorace laevi, rostro supra serrato, subtus tridentato, manuum digitis aequalibus.

Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

11. . Crangon; (Crangon vulgaris F.) die Garneele. C. macrourus, thorace laevi, ro - stro integerrimo, manuum pollice longiore.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1, 2.

So wie die vorige häufig an den Küsten von Europa, zumahl in der Nordsee.

12. . Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus, thorace antrorsum aculeato, fronte diphylla, manibus subadactylis.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus arti - cularis, manibus adactylis compressis falcatis serrato-dentatis.

Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittelländischen u. a. Meeren der wärmern Erdstriche.

349

14. . Pulex, (Gammarus P. F.) die Fluß - Ganeele. C. macrourus articularis, mani - bus 4 adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

15. . Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma - crourus articularis, manibus adactylis, pedi - bus patentibus, cauda cylindrica bifida.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.

In stehenden Wassern.

84. Monoculus, Kiefenfuß. Pedes natato - rii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden sich bloß im Wasser.

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der Molicki - sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed - fish. ) M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata, cauda subulata longissima.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß erreichen kann. Daß es einäugig genannt worden, ist lächerlich, da es über 2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten des nordöstlichen Amerika, zumahl häufig in der Bahamischen Meerenge.

2. . Apus. M. testa subcompressa, antice retu - sa, postice truncata, cauda biseta.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber daselbst in nassen Jahren, nach Überschwem - mungen ꝛc. in auffallender Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter*)Strglsund. Magaz. I. B. S. 239., dem Schäffer über 2 Millio - nen Gelenke angerechnet hat.

350

3. . Pulex, der Wasserfloh. M. antennis dichotomis, cauda inflexa.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwas - ser: theils an Orten so häufig, daß er bey seiner röthlichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. . Quadricornis. M. antennis quaternis, cau - da recta bifida.

Sulzers Gesch. tab. 30 fig. 9.

Beyde, diese und die vorige Gattung, sind eine gewöhnliche Speise der Armpolypen.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae. Corpus ovale.

1. Ceti, (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus. O ovalis segmentis distinctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ovaticis.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei - len, aufs festeste sich einnistelt.

2. . Asellus, der Kelleresel. (millepeda. Fr. la cloporte. Engl. the wood-louse.) O. ova - lis, cauda obtusa, stylis simplicibus.

86. Scolopendra, Assel. Pedes numerosi, to - tidem utrinque quot corporis segmenta. Antennas setaceae Palpi 2 articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S pedibus utrinque 20.

Sulzers Gesch. tab 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa - nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

2. . Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore ovali, cauda penicillo albo.

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.

351

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen ꝛc. Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen die - ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.

3. . Electrica, die Feuerassel, der Feuer - wurm. S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2, 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck, wo sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die gar nicht seltenen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh ꝛc. verursacht hat.

87. Julus, Vielfuß. Pedes numerosi: duplo utrinque plures quam corporis segmenta. Anten - nae moniliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylindricum.

1. . Terrester. (Engl. the hundred legs). S. pedibus utrinque 100.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.

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Handbuch der Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter. (quintilian.)
Neunte Ausgaben
Zweyte Abtheilung.
Wien1816, bey Kath. Gräffer und Härter.
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[1]

Neunter Abschnitt. Von den Würmern.

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer hingegen so wenig allgemein passende positive Charaktere, daß man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblütigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten sind; als von welchen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen, theils gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkartigen Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sandkörnchen ꝛc. viele andere Thiere dieser Classe aber (die Conchylien nähmlich und manche Po - lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast porzellan - oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von den Thiere umher getragen wird, theils aber unbe - weglich fest sitzt.

2

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich ge - flügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Körpers und zum Fortschreiten zu - gestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne ꝛc. besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann wird auch der Mangel dieser äußern Bewegungswerkzeug: bey vielen Würmern durch die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen, und wieder weit aufzustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so - genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame ungegliederte, meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge, über - haupt aber von mannigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang: u. s. w.

§. 150.

Übrigens läßt sich über die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insecten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tintenfische etc); und andere, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten3 Gewürme wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der röthblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im lebendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Samenthierchen u. s. w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer Re - productionskraft, und einige, wie z. B. der Klei - steraal, das Räderthier ꝛc. besitzen eine Art von Revi - viscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstörbar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die aller - mehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20.) fortzuflanzen im Stande ist*)Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Gar - ten - und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,4 und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz löcker in einer Öffnung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgangige Aus - wechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre Paarung..

§. 155.

Die unübersebliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchylien und Corallen, werden in der großen Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean [ so wie die Insecten auf und in der Erde (§. 143.) ] unendlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwandeln u. s. w. Dem Mensche insbesondere werden sie dadurch nutzbar, daß viele derselben, zumahl unter den Mollusken und Conchy - lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z. B. nahmentlich venus mercenaria und mytilus bidens) manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe genom - men*)S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von Amerika. Leipz. 1781. 8. S. 377 431.. Aus dem den Blackfischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die ver - arbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Per - len**)Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margarifera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch5 inwendig an der Schale fest. Nach ist ihre wahre Entstehungs - art nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindi - schen, Californischen, so auch die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus Europäi - schen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern und nahment - lich unter den hierländischen Cellischen, so wie unter den Lief - ländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.. Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostindien. Verschie - dene Schneckchen oder Muscheln ꝛc. cursiren ganz oder in Stückchen geschnitten bey einigen fernen Völkern statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel - stückchen von verschiedenen Farben machen die Irokesen u. a. Nordamerikanische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen*)S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerika. S. 34 u. f. 173 ꝛc.. Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schnecken - häuser statt Trinkgeschirren, Löffeln ꝛc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nordwestlichen Amerikaner schärfen ihre Har - punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel - schalen. Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherley häuslichem Gebrauche. Unzählige Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen im südlichen Schina und der Indischen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker**)In der großen südländischen Sammlung, die S. Mai. der König an das hiesige akademische Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar6 ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken - häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmer - lichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrien wird, nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuerlande.. Die Blut - egel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe gehören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des mensch - lichen Körpers, die sich entweder, wie die Mast - würmer, Spuhlwürmer, Trichuriden und Bandwürm - mer im Darmcanal, oder wie der Nervenwurm nahe unter der Haut aufhalten*)Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von der höllischen Furie, einem von niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen, was auf Menschen und Vieh herab - stürzen, und sie durchbohren soll u. s. w., keinen Glauben beymessen.. Sodann auch die Egel - schnecken, die sich bey den Schafen ꝛc., die Fin - nen bey den Schweinen, die Blasenwürmer und so viele andere Würmer, zumahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank machen. Die Regenwürmer und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade ꝛc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige wenige Abänderungen im Ganzen die Ordnung bei Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte weiche Würmer, mit deutli -7 chen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele derselben haben große Ähnlichkeit mit den Bewoh - nern der Schneckenhäuser und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ord - nung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorpeligen Körper, und theils mit einer festen (gleichsam kalkartigen) Cruste. See-Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflanzen - thiere, die einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. Lamark Sytème des animaux sans vertèbres. Par. 1801. 8.
  2. J. Gu. Bruguiere histoire naturelle des vers. in der Ency - clopédie méthodique. Paris 1789. 4.
  3. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluviati - lium Havn. 1773. 4.
  4. Alb. Seba thesaurus (f. S. 238.) vol. III.
  1. Viel Wichtiges und Lehrreiches zur N. G. dieser Thier - classe, was in theils sehr seltnen und kostbaren Werken zerstreut und daher nicht allgemein bekannt ist, findet man nützlich zusammen gestellt in einem Buche, wo es mancher nicht gesucht haben würde, nähmlich m dem neuen Jugendfreund ꝛc. für die gebil - dete Jugend (von J. C. A. Heyse) Ham - burg 1802. IV Bände 8.
8

I. INTESTINA.

Die mehrsten haben theils einen cylindrischen, theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweide - würmer des menschlichen Körpers sind (die Samen - thierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung*)Joh. Aug. Ephr. Göze Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper, Blankenburg, 1782. 4.Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis expositio, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. Bamberg. 1803. 8.Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorum s. vermium intestinalium historia naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit Kupf..

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hairworm.) Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.

1. . Aquaticus, das Wasserkalb. G. palli - dus extremitatibus nigris.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirn - faden. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm bey Menschen in Geschwüren ꝛc.

2. Medinensis, der Nervenwurm, Faren - teit (dracunculus, yena Medinensis. Fr. le ver de Guinée). G. totus pallidus.

Sloane. nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134. fig. 1.

Am Persischen Meerbusen, in Ägypten, Ost - und West-Indien, auf Guinea ꝛc. Wohl 2 Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den Knöcheln, Knien, Armen ꝛc. wo er schmerzhafte Beulen, Entzündung u. s. w. verursacht, und äußerst vorsichtig (damit er nicht abreiße) ausgewun -9 den werden muß; eine langwierige oft mehrere Wochen dauernde Operation*)S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche Ani - malität schon alte Griechische Arzte ohne Grund haben bezwei - feln wollen), die beyden vorzüglich classischen Werke:Kæmpfer amoenitat. exotic. p. 526.und Winterbottom on the native Africans in the Neigh - bourhood of Sierra Leone. vol. II. p.82..

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intestinis conspicuis.

1. . Vermicularis, der Mastwurm, Maden - wurm, Springwurm. A. cauda subulata, cute ad latera corporis subtilissime crenata.

(tab. I. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.

2. . Lumbricoides, der Spuhlwurm, Herz - wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round worm.) A. cauda obtusa, ani rima transversa, intestino aurantio.

(tab. I. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuweilen in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus inaequale, teres; antice capillare, postice incrassatum.

1. . Dispar, die Trichuride. T. supra sub - crenatus, subtus laevis, anterius subtilissime striatus.

(tab. I. fig. 3.)

Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus, Kratzerwurm. Cor - pus teres, proboscide cylindrica retractili echi - nata.

10

1. . Gigas. E. candidus, collo nullo, probos - cide vaginata: aculeorum uneinatorum ordi - nibus pluribus, papillis suctoriis senis.

Göze Eingeweibewürmer tab. 10. fig. 1 6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, lon - gitudinaliter exasperatum aculeis conditis.

1. . Terrester, der Regenwurm. (Fr. le ver de terre. Engl. the earth-worm, dew worm.) L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum abdominalium.

(tab. I. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier: ein wahres animal subterraneum. Unter dessen Haut selbst wieder eine Gattung kleiner Intestinalwürmer (ascaris minutissima) nistet.

2. . Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus sexfariam aculeatus.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. I. fig. 1 4.

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1 / 2 Zoll langes Thier. In Teichen, Gräben ꝛc. Hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Repro - ductionskraft. Sogar ein abgeschnittenes 1 / 26 des Thieres kann binnen einigen Monathen wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommener Länge repro - ducirt werden. Seine natürliche Fortpflanzung ge - schieht sowohl indem er lebendige Junge gebärt, als auch durch junge Brut, die er wie Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiuscu - lum, poro ventrali duplici.

1. . Hepatica, die Egelschnecke. (Fr. la douve. Engl. the fluke.) F. depressa, ovata fusca, antice tubulo instructa.

11

J. C. Schäffers Egelschnecken ꝛc. fig. 1. 8.

In den Lebern der Schafe.

2. . Intestinalis, der Riemenwurm, Fisch - rieme, Fick. F. corpore taeniolari margini - bus undulatis.

Journal des savans 1726. pag. 102.

Wie ein schmaler Riemen; ungegliedert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst, nach - dem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver soli - taire. Engl. tape-worm, jointed-worm.) Cor - pus planiusculum, geniculatum. Os quadrilo - bum.

Ein weitläufiges, sowohl wegen der ausnehmend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen der härtnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. I. fig. 4.) heraus ragenden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest*)Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abgerissenen Stü - cken von Bandwürmern aus ihrem Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Hrn. Carlisle's treffliche Beobach - tungen über diese Thiere im II. B. der Transactions of the Linnean Society. p. 256.. Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmahler fast fadenförmiger Hals (tab I. fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern Gliedern, die dann bey weitem den längsten Theil des Thiers aus - machen (tab I. fig. 5. 6. ), zeigt sich ein besonde -12 rer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk ꝛc. der seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfache oder doppelte Offnung von sich geben kann. Übrigens ist der Bandwurm nichts weniger als solitaire, sondern man hat gar oft bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zu - gleich gefunden.

1. . Solium, der langgliedrige Band - wurm. (T. cucurbitina.) T. humana articulis oblongis, orificio marginali solitario, ovario pinnato.

(tab. I. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Findet sich, so wie die folgende, im dünnen Darme beym Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (ver - mes cucurbitini, ascarides Couleti) sind abge - setzte Hinterglieder dieses Wurms.

2. . Vulgaris, der kurzgliedrige Band - wurm. T. humana articulis abbreviatis, trans - versis, orificio laterali duplici, ovario stellato.

(tab. I. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl häufig in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taenifor - me desinens in vesicam lymphaticam. Os qua - drilobum.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver - schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden, hat bey den mehrsten Gattungen viele Ähnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von ver - schiedener Größe.

1. . Finna, die Finne. H. conica, vesicae13 duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae directo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab 39.

Im Schweinefleisch Ihre thierische Natur hat schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus - schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet, so gibt sie ein Beyspiel von organisirten Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nach - erschaffen zu seyn scheinen.

2. . Globosa. H. simplex ovata, corpore di - stincte articulato, rugoso, imbricato.

Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am häufigsten am Bauchfell und an der Leber der Schweine.

3. . Cerebralis, die Queese. H. multiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae communi adnatis.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen - köpfe. Engl. staggers).

4. T. Erratica. H. multiplex. corpusculis pluri - bus ovatis, vesicae communi innatantibus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z. B. in den strotzenden Hydati - den gefunden, womit viele Eingeweide eines Ma - cacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.

9. Sipunculus. Corpus teres elongatum. Os anticum, attenuatum, cylindricum. Apertura la - teralis corporis verruciformis.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. cor - pore tunica laxa induto.

C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.

Im Ostindischen Ocean.

10. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl.14 leech.) Corpus oblongum, promovens se ore caudaque in orbiculum dilatandis*)J. F. P. Braun's systematische Beschreibung einiger Egel - arten. Berl. 1805. 4..

1. . Medicinalis. H. depressa nigricans, supra lineis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis, sub - tus cinerea nigro maculata.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**)P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8..

2. . Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5 8.

Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr Junge heraus kommen.

II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schlei - migen Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen von denen in der vorigen Ordnung auszeichnen. ***)Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebend. 1776. 4.Petr. Forskal. icones rerum naturalium, quas in itinere orientali depingi curavit. edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. Ibid. 1777 sq. fol. Und L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801. III. vol. 8.Manche haben große Ähnlichkeit mit den Bewohnern der Schne - ckenhäuser und Muschelschalen.

15

11. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl. slug.) Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso: subtus disco longitudinali plano: fora - men laterale dextrum pro genitalibus et excre - mentis. Tentacula 4 supra os.

Diese nackten Schnecken haben die starke Repro - ductionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. . Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101 fig. 102.

2. . Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a fig. 103.

3. . Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a fig. 104.

4. . Agrestis. L. cinereus immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membranaceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi.

1. Depilans, die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten.) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.

13. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum. Os santice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis. Tentacula 2, supra corpus antice, intra foramina retractilia.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D. ovalis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, an - ciliato phrygio.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

14. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum fo -16 raminulis lateralibus duobus, Tentacula 4. Bra - chia 8 palmata.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im Atlantischen und Indischen Ocean.

15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, oblongum subdepressum, articulatum: articuli utrinque fasciculati, setiferi, pilosi. Os retractile. Tentacula (siphunculi) 2 annulata.

1. Aculeata, der Goldwurm. (Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer.) A. ova - lis hirsuta aculeata, pedibus utrinque 32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. Die Stacheln und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils wie blaue Schwefelflammen u. s. w.

16. Amphitrite. Corpus protensum in tu - bulo, annulatum. Pedunculi verrucosi. Tenta - cula acuminata approximata; plumosa.

1. Auricoma, der Sandköcher. A. cirris bi - nis utrinque, anterius tentaculis pectinifor - mibus auratis rigidis.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee ꝛc. Diese und verschiedene andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht aneinander liegen - der kleiner Körnchen auf eine bewundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.

17. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedunculi laterales penicillati. Tentacula sim - plicia.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con - spicuo.

17

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie in manchen Gegenden etwas beytragen mag.

18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille - pied d'eau) Corpus lineare pellucidum, depres - sum, setis pedunculatum. Tentacula nulla.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise fort*)O. Fr. Müller von Würmern des süßen Und salzigen Was - sers. Kopenh. 1771. 4.: das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzten Gelenks hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattungen, wie z. B. die nachstehende, auch außer - dem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.

1. . Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. setis lateralibus solitariis, proboscide longa.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

19. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va - ginans. Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Was - ser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen Welt - meere.

20. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose. (urtica marina. Fr. cul d'ane.) Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili intus tentaculato, os termi - nale centrale ambiente.

18Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq. fig. 10 sq.

21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum, carnosum, apodum. Os proboscide terminali, cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2 ad latus colli sinistrum.

1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.) T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittelländischen Meere.

22. Holothuria. Seeblase. Corpus libe - rum, vesicam oblongam aëream referens, dorso cristato velificans. Tentacula abdominalia nu - merosa filiformia, pendula, cava, ore terminali peltato instructa*)s. des verdienstvollen Weltumseglers Tilesius Monogra - phie über die Seeblasen in A. J. von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. p. 1..

1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette. Engl. the Portuguese man of war.) H. cor - pore pyriformi, rostro conico, tentaculis lon - gissimis.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

Im Atlantischen Ocean ꝛc. Von dem faustgroßen, mit Luft gefülltem zarthäutigen blau und roth spie - lenden Körper des wundersamen Thieres hangen lange ausnehmend dehnbare Fäden herab, die die Magenstelle vertreten, aber wenn man sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens der Blase läuft eine Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.

19

23. Terebella. Steinbohrer. Corpus fili - forme. Os anticum, praeputio glandem pedun - culatam tubulosam exserente. Tentacula circum os, capillaria, plura.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8. circa os 4.

Schwed. Abh. 1754, tab. III, fig. A. -E.

Im mittelländischen Meere.

24. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis, ob - longum teretiusculum. Ovaria bina. Tentacula brachiformia.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kie - men es vorzüglich nistet.

1. . Cyprinacea. L. corpore obclavato, tho - race cylindrico bifurco, tentaculis apice lu - natis.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

25. Scyllaea. Corpus se affigens, compres - sum, dorso canaliculato. Os foramine edentulo, terminali. Tentacula s. brachia subtus trium pa - rium.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumahl am Sargasso (fucus natans.)

26. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis dua - bus membranaceis, oppositis.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland ꝛc. Diese und ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena my - sticetus. ) ausmachen.

27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl.20 Ink-fisch, squid.) Brachia 8 interius adspersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter (plerisque) vesica atramenti - fera instructus, infra scissura transversa ad basin apertus, supra quam fistula excretoria eminet.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Weltmee - ren finden*)J. G. Schneider. Samml. vermischter Abhandl. zur Zoo - logie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7 134., weichen in sehr vielen Stücken, zu - mahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so voll - kommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-Werk - zeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen J. Hunter u. a. zuschrei - ben) gänzlich von andern Thieren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften da - mit fest an, gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abge - kneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben, wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermo - gen. Die mehrsten Gattungen werden auch durch den schwarzbraunen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, willkührlich von sich lassen, und dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln können**)Die Tinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.. Herr Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi - culo dorsi.

1. Officinalis, der Kuttelfisch, die See - katze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo ro -21 tundato undique pinna cincto, osse dorsali maximo.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu - figste os sepiae (das sogenannte weiße Fisch - bein, das auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von sehr sonder - barer Textur im Rücken des Thiers. Manche Arten der sogenannten Seetrauben (vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwandter Gattungen.

2. Loligo, der Calmar (Fr. le casseron.) S. ventre stricto subulalo, pinna angulari media, osse dorsali penniformi.

Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promusci - dibus, pinnis et osse dorsali.

3. Octopodia. (polypus Fr. le poupe.) S. aceta - bulorum in interna pedum superficie ordine duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim increscentibus.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte Gattung findet sich in manchen Gegenden, beson - ders in Ostindien und im Mexikanischen Meerbusen, theils von ausnehmender Größe.

28. Medusa. Qualle, Meernessel, See - lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.) Corpus gelatinosum, orbiculatum, supra convexum, sub - tus cavum. Os inferum, centrale, labiatum. Ten - tacula plerisque marginalia, saepius retractilia*)S. Tilesius im Jahrbuche d. N. G. I. S. 166. u. f..

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des Meeres bey**)Vergl. Mitchill in ALBERS'S Amerikanischen Annalen I. S. 119. u. f..

22

1. Aequorea M. orbicularis planiuscula, mar - gine inflexo villoso tentaculato.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See ꝛc.

2. Velella (urtica marina Columnae.) M. ovalis concentrice striata, margine ciliato, supra velo membranaceo.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tenta - culis nullis, subtus columna quadriplicata: apice lobis 8 multifidis, laterumque appendi - cibus 16.

Forscal icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten Veilchenblau.

23

III. TESTACEA. Die Conchylien.

Man unterscheidet bey diesen äußerst zahlreichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich die Schalen, und die darin befindlichen Thiere. Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bildung; doch großentheils den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen, theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachhe - rige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben aber (nach Reaumur's, Kämmerer's u. a. Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win - dungen, sondern diese werden mit zunehmendem Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungssaume der Schale abgesetzt. ( Bey weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Keime entwickelt. ) Und bey den Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues*)S. J. Sam. Schröter über den innern Bau der See - u. a. Schnecken. Frankf. 1783. 4., andere wegen ihres porzellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen Farben**)Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Ober - fläche., regelmäßigen, saubern Zeichnung u. a. dergl. Schönheiten, merkwürdig***)Zu den vorzüglichern Werken über diesen ( nach der ge - meinen sonstigen Behandlungsweise, freylich nicht eben aller - fruchtbarsten ) Theil der N. G. gehören unter andern:24 Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685 sq. Fol.Ed. 2 (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.Index testarum conchyliorum, quae adservantur in museo Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.Ed. 3. par. de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schne - chen ꝛc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinett (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.Jon. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis. Vindob. 1780. fol.V. vol. 3.Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 1. (it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)C. L. Kaemmerer Cochylien im Cabinette des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle des mollus - ques terrestre et fluviatiles de la France. Par. 1806. 4.Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque hi - storia et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol..

Man vertheilt die weitläufige Ordnung am füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nähm - lich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien. MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

29. Chiton. Käfermuschel. Testae plures, longitudinaliter digestae, dorso imcumbentes.

25

1. Tuberculatus, Oscabrion. C. testa septem - valvi, corpore tuberculato.

30. Lepas. (Engl. acorn-shell.) Animal rostro involuto spirali, tentaculis cristatis. Testa mul - tivalvis, inaequivalvis.

Manche Gattungen, wie z. B. hier die beyden ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem darmähnli - chen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. Eine Verschiedenheit, die so auffallend ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter darnach bestimmen sollte*)S. Tilesius a. a. O. S. 222 419..

A) Sessiles.

1. Balanus, die Meertulpe, See-Eichel. L. testa conica sulcata fixa, operculis acumi - natis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln, Krebsen ꝛc.

2. Ceti (diadema), die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda sexlobata fulcata fixa.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843 sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Ge - schlechts, auf der Haut des Nordkapers u. a. Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps, die Fußzehe. (Fr. le pousse - pied. Engl. the horn of plenty.) L. testa val - vis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis granulato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

26

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist be - sonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera, die Entenmuschel. (Engl. Bar - nacle.) L. testa compressa quinquevalvi, in - testino insidente laevi.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be - rüchtigt worden, deren schon bey der Baumgans (S. 224.) gedacht worden. Die fünffache Muschel - schale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an ei - ner fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl ih - rer mehrere, wie Zweige eines Stammes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich an faulen Weiden, altem Schiffwrack ꝛc. fest sitzt.

31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce-stone.) Testa bivalvis, divaricata, cum minoribus accessoriis difformibus ad cardinem. Cardo recurvatus, connexus cartilagine.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den härtesten Marmor, auch in starke Korallen - stämme, Austerschalen, Schiffskiele ꝛc. und höhlen sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus, die Dattelmuschel. Ph. testa oblonga hinc reticulato-striata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem Scheine.

2. Pusilla, die Bohr-Pholade. Ph. testa ob - longa rotundata arcuato-striata:

Spengler in den Schriften der Berl. Naturl. Gesellsch. IV B. tab. 5. fig. 1 5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

27
B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln. CONCHAE.

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beyden Scha - len und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses (cardo.)

32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper.) Testa bivalvis, hians altera ex - tremitate. Cardo dente (plerisque) solido, crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.

1. . Pictorum, die Flußmuschel, Mahler - muschel. M. testa ovata, cardinis dente pri - mario crenulato: laterali longitudinali: alte - rius duplicato.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. . Margaritifera, die Perlenmuschel. M. testa ovata antice coarctata, cardinis dente pri - mario conico, natibus decorticatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau, coutelier. Engl. razor-shell.) Testa bivalvis, oblonga, utroque latere hians. Cardo dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae: margo lateralis obso - letior.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero bidentato.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

34. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ter - nis; lateralibus planis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter sub -28 tilissime substriata nitida, sutura anali canali - culata.

Chemnitz vol. VI. tab. II. fig. 102.

2. . Cornea. T. globosa, transversim striata, costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

35. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle.) Testa bivalvis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo den - tibus mediis binis alternatis: lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi: costis elevatis carinatis concavis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151 sq.

An der Guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exara - tis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete recurvato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

36. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inae - quilatera, aequivalvis. Cardo dente medio com - plicato cum adjecta foveola: lateralibus remo - tis insertis.

1. Solida, die Strandmuschel. M. testa opaca laeviuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229 sq.

37. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa bival - vis, margine antico obtusissimo. Cardo denti - bus duobus; marginalique solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta, die Letter-Schulpe. D. testa ovata compressa laevi, scripta lineis pur -29 pureis undatis, rima acuta, marginibus cre - nulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261 sq.

38. Venus. Testa bivalvis, labiis margine antico incumbentibus. Cardo dentibus 3 omnibus ap - proximatis, lateralibus apice divergentibus.

1. Dione, die echte Venusmuschel. V. testa subcordata, transverse fulcata, antrorsum spi - nosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271 sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor - data solida transverse substriata laevi, mar - gine crenulato, intus violacea, ano ovato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Iro - kesen u. a. Nordamerikanische Wilde die Korallen zu ihren Denkschnüren, Putz ꝛc. schleifen, und das darin befindliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen, auskauen ꝛc.

3. Tigerina, die Tigerzunge. V. testa lenti - formi; striis crenatis decussatis, ano impresso ovato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

39. Spondylys. (Fr. huitre epineuse.) Testa in - aequivalvis, rigida. Cardo dentibus 2 recurvis, cum foraminulo intermedio.

1. Gaederopus, die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de Lazare.) S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewin - des selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander ge - fügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen, aber30 die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen lassen.

40. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle.) Testa bivalvis, grossior. Cardo callo gibbo, ob - lique inserto fossulae obliquae.

1. Cor, das Ochsenherz. C. testa subrotunda laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas, die Hohlziegel, Nagelschulpe, Niesenmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, fornicata, squamosa.

Chemnitz vol. VII, tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen 6 Centner uno das Fleisch 30 Pfund wie - gen. Letzteres wird von den Ostindischen Insulanern, so wie von den Küstenbewohnern am rothen Meere ꝛc. häufig gegessen.

3. Gryphoides, die Felsenmuschel. (Fr. l'hui - tre de la mer rouge.) C. testa orbiculata, mu - ricata: valvula altera planiore: altera nate pro - ductiore subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cuneiformibus obliquis tubulosis valvula lon - gioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

41. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo dentibus numerosis, acutis, alternis, insertis.

1. Noae, die Arche. A. testa oblonga striata apice emarginata, processibus incurvis remo - tissimis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa subor -31 biculata aequilatera pilosa, natibus incurvis: margine crenata.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1 4.

Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zu - mahl am Außenrande, wie mit einem braunen sammet - artigen Überzüge bekleidet.

42. Ostrea. Auster. (Fr. huitre. Engl. oyster, scallop.) Testa bivalvis, inaequivalvis, (pleris - que) subaurita. Cardo edentulus fossula cava ovaia, striisque lateralibus transversis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses Geschlechts konnten füglicher in zwey andere ver - theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beyden Gattungen gehören), das andere aber die Austern begreifen müßte.

1. Pleuronectes, die Compaßmuschel. (Fr. l'evantail.) O. testa aequivalvi radiis 12 dupli - catis, extus laevi.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

2. Pallium, der Konigsmantel, die Jacobs - muschel. O. testa aequivalvi radiis 12 con - vexis, striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

3. Malleus, der Pohlnische Hammer, das Crucifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequivalvi triloba, lobis transversis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

4. Folium, das Lorberblatt. O. testa inae - quivalvi ovata, lateribus obtuse plicata para - sitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 362 sq.

5. Edulis, die gemeine Auster. O. testa in - aequivalvi semiorbiculata, membranis imbri - catis undulatis, valvula altera plana integer - rima.

32

Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen Europa auch am mittelländischen und Adriatischen Meere ꝛc. auf Austerbänken gehegt*)Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den Euro - päischen Küsten s. in Beckmanns Vorbereit. zur Waaren - kunde I. B. S. 93 111., und besonders in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg -, Sand - und Thon-Austern eingetheilt.

6. Ephippium, der Pohlnische Sattel. O. te - sta aequivalvi orbiculata compressa membra - nacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 59 fig. 576 sq.

Im Indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist mißfarbige, und ungestaltete.

7. Christa galli, der Hahnenkamm, das Schweinsohr. O. testa aequivalvi plicata, spinosa, labro utroque scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 685 sq.

43. Anomia. Bastardmuschel. Testa inaequi - valvis; valvula altera planiuscula (saepe basi per - forata), altera basi magis gibba. Cardo edentu - lus cicatricula lineari prominente, introrsum dente laterali. Radii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium, das Fensterduplet, die weiße Zwiebelschale, der Sattel. A. testa sub - orbiculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa, die Zwiebelschale. A. testa obo - vata inaequali violacea: superiore convexa, in - feriore perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694. sq.

3. Vitrea, die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule.) A. testa ovata, ventricosa,33 alba, tenerrima, valvula altera rostro incurva - ta, perforata. Margine acuto integerrimo, un - dique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittelländischen Meere, Atlantischen Ocean ꝛc. Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Flötzkalk - Gebirgen angesehen werden kann.

44. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea-muscle, mussel.) Testa bivalvis rudis, sae - pius affixa bysso. Cardo edentulus, distinctus linea subulata excavata longitudinali.

1. Margaritifer, die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso - plana suborbiculata, basi transversa imbricata tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmut - ter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande der - selben, der wie Labradorstein schillernde so genannte Pfauenstein (gemma penna pavonis s. helmintho - lithus androdamas Linn. ) geschnitten wird.

2. Lithophagus, der Steinbohrer, Stein - dattel. (Fr. la moule pholade, la date.) M. testa cylindrica utrinque extremitatibus ro - tundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u. s. w.*)Selbst in den härtesten Marmor, wie z. B. das berühmte immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomne,34 an den drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis - Tempel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem Spiegel des benachbarten mittelländischen Meeres rings - herum von diesen Steindatteln angebohrt sind. S. P. Ant. Paoni Antichità di Pozzuoli tab. 15..

3. Edulis, der Blaubart. M. testa laevius - cula violacea, valvulis antice subcarinatis, po - stice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuweilen tödtlich gewesen ist.

4. Bidens, die gestreifte Magellani - sche Miesmuschel. M. testa striata sub - curvata, margine posteriore inflexo, cardine terminali bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

5. Modiolus, die Papusmuschel. M. testa laevi margine anteriore carinato, natibus gib - bis cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber auch an den nordischen Europäischen Küsten.

45. Pinna. Gteckmuschel, Schinke, Sei - denmuschel. (Fr. jambon, coquille portesoie.) Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens bar - bam byssinam. Cardo edentulus, coalitis in unam valvulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, womit sie sich befestigen können, und der eine braune Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Messina, Palermo ꝛc. zu Handschuhen u. dergl. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

35

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimm - ten Windungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch - gehends gleichförmig: so nähmlich, daß, wenn man die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben gerichtet hält, diese letztere einem alsdann links zu - gekehrt ist, und die Windungen von oben nach un - ten rechts (der scheinbaren Bewegung der Sonne gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine gegenseitige Windung; ( s. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20. ) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völ - lig linksgewundene Mißgeburten (anfractibus sinistris s. contrariis)*)S. Chemnitz Conchylien-Cabinet. IX. B. 1. Abschnitt von den Linksschnecken.).

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst eines besondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und andere ziehen bey Annaherung des Winters eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres Hauses.

46. Argonauta. Testa univalvis spiralis, invo - luta, membranacea, unilocularis.

1. Argo, der Papternautilus: Reißbrey. (nautilus papyraceus. Engl. the paper-sailor.) A. canna subdentata (Animal sepia?)

Martini vol. I. tab 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dunne, leichte, aber große Schale, die von einem blackfischahnlichen36 Thier bewohnt werden, und dieses mittelst einer, ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen ꝛc. verstehen soll.

47. Nautilus. Testa univalvis, isthmis per - foratis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übrigen ein - und auspumpt, sich nach Willkühr leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius, das Schiffboth, die Schiff - kuttel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau. Engl. the sailor.) N. testa spirali apertura cordata, anfractibus contiguis obtusis laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar N. testa spirali, apertura lineari, anfractibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168 sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand von Rimini.

48. Conus. Gute. Testa univalvis convoluta, tur - binata. Apertura effufa longitudinalis, linearis, edentula, basi integra. Columella laevis.

1. Marmoreus, das Herzhorn, der Contre - admiral, Schout by Nacht. C. testa co - nica fusca, maculis ovatis albis, spirae an - fractibus canaliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685. 88.

2. Ammiralis summus, der Oberadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis spar - sis; fasciisque 3 flavis tenuissime reticulatis;37 media cingulo ferrugineo itidem squamulis albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens, der Viceadmiral. C. testa ferruginea maculis albis squamatis tota reti - culata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus, der Orange-Admiral. C. testa pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineisque punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textill, das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or. ) C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598 sq.

49. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris, s. cytheriaca, s. paphia. Fr. le pucelage.) Testa univalvis, involuta, subovata, obtusa, laevis. Apertura utrinque effusa, linearis, utrinque dentata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schne - ckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhalten dafür ein neues, das bey manchen Gattungen mit zuneh - mendem Alter dem jugendlichen so unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in die Conchyliensysteme gekommen*)z. B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sagen die Larve) von Cypraea tigris..

1. Arabica, der Bastard-Harlekin. C. testa subturbinata characteribus inscripta, macula longitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328 sq.

2. Mauritiana, der große Schlangenkopf. 38C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de - pressa-acuta; subtus nigra.

Martini vol I. tab. 30. fig. 317 sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.) C. testa obtusa ovata, postice obtusa, antice ro - tundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24 fig. 252 sq.

In Ost - und Westindien, auch auf der Südsee, nahmentlich bey Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta, das Schlangenköpfchen, Kau - ri, Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.) C. testa marginato-nodosa albida.

Zumahl an den Philippinen und Maldiven, aber auch an der Guineischen Küste und an manchen Süd - feelnseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze mancher Ostindischen Völker*)In Bengalen gelten ihrer 2500 ungefähr einen halben Gul - den, und doch gibts dort Waaren, die man für ein einziges Kauri auf dem Markte laufen kann S. Rennell's geographi - cal Illustrations of M. Park's Journey. p.86., so wie der Neger in einem großen Theil von Afrika und Westindien. Und die Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige u. s. w.

50. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper.) Testa univalvis, convoluta, inermis. Apertura subcoarctata, oblonga, longitudinalis, basi in - tegerrima. Columella obliqua, laevis.

1. Ovum, das Hühnerey. B. testa ovata ob - tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.

2. Physis, die Prinzenflagge, Orangen - flagge. B. testa rotundata glaberrima pellu - cida lineis crispata, spira tetusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

39

3. Ficus, die Feige. B. testa obovato-clavata, reticulato-striata, cauda exserta, spira ob - literala.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.

In beyden Indien.

51. Voluta. Walze. (Engl. Rhombshell.) Te - sta unilocularis, spiralis. Apertura ecaudata sub - effusa. Columella plicata: labio umbilicove nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovalioblonga, spira rugosa columella bidentata.

Martini. vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.

2. Oliva, die Mohrinn, das Prinzenbegräb - niß. V. testa emarginata cylindroide laevi, spirae basi reflexa, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.

In Ostindien; auch in Nordamerika ꝛc.

3. Mitra, die Bischofsmütze. V. testa emar - ginata fusiformi laevi, labro denticulato, co - lumella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica, die Notenschnecke. V. testa mar - ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, columella octoplicata, labro laevi crassiusculo.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.

5. Pyrum, die Tsjanko-Schnecke, das Opferhorn. V. testa obovata subcaudata: spirae anfractibus striatis; apice producto gla - berrimo, columella triplicata.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.

Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884 sq. (linksgewunden.)

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird hauptsächlich zu Arm - und Fingerringen verarbeitet, die von den ärmern Hindus durch ganz Indien ge - tragen und nach deren Tode von ihren Verwandten40 in einen heiligen Fluß geworfen und von Nieman - den dieses Volkes, der sie wieder findet, aufgehoben werden. Daher der große Absatz dieser Ringe und die Wichtigen der Fischerey der Schnecke, woraus sie verfertigt werden.

6. Vexillum, die Orange-Flagge. V. testa ventricosa flavicante aurantio striata; anfractu primo reliquis triplo majore tuberculato.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im Indischen Ocean. Ein durch die Sammlerlieb - haberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.

52. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn. (Engl. whelk.) Testa univalvis, spiralis, gib - bosa. Apertura ovata, desinens in canaliculum dextrum, cauda retusum. Labium interius ex - planatum.

Manche Gattungen legen ihre Eyer als soge - nannte Seetrauben, andere als Seehopfen, noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.

1. Harpa, die Davidsharfe. B. testa va - ricibus aequalibus lorgitudinalibus distinctis macronatis, columella laevigata.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, co - lumella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111 sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarke, deren sich die Normänner noch jetzt bedienen.

3. Undatum, das Wellenhorn, Bartmänn - chen. B. testa oblonga rudi transversim stria - ta: anfractibus curvato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206 sq.

41

4. Maculatum, das große Tiegerbein, die Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an - fractibus laevibus indivisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

53. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw.) Testa univalvis, spiralis, latere ampliata. Aper - tura labro saepius dilatato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus, die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra, die Teufelsklaue, der Boths - hake. S. testa labro hexadactylo, digitis cur - vis, cauda recurvata.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus, der Kickfrosch. S. testae labro antice trilobo incrassato, dorso verrucoso co - ronato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u. a. verwandten Schnecken (die sogenannte Räucherklaue, unguis odora - tus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

54. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop, rock - shell). Testa univalvis, spiralis, exaspe - rata suturis membranaceis. Apertura desinens in canalem integrum, rectum s. subascendentem.

1. Tribulus, der Spinnenkopf. M. testa ovata spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu - lata recta similiter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.

2. Brandaris, der dornige Schnepfenkopf. M. testa subovata spinis rectis cineta, cauda42 mediocri subulala recta spinisque oblique cir - cumdata.

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittelländischen Meere.

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spi - nis cincta, cauda breviore truncata perforata.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der Alten*)Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden. 1786. 4 mit Kupf..

4. Antiquus, das nordische Kinkhorn. M. testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island ꝛc.

5. Vertagus, der Entenschnabel, die Schnauzennadel. M. testa turrita, an - fractibus superne plicatis, cauda adscendente, columella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

55. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top - shell, button-shell) Testa univalvis, spiralis, subconica. Apertura subtetragono-angulata s. rotundata, superius transversa, coarctata: colu - mella obliquata.

1. Perspectivus, die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. te - sta convexa obtusa marginata, umbilico pervio crenulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend sau -43 bern Windungen, die in der Mitte einen trichter - förmigen Raum zwischen sich lassen ꝛc. *)Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) stupendum natu - rae artificium und neuere Archäologen halten die schöne Schnecke für das Urbild der Volute an den Jonischen Säulen.

2. Magus T. testa obliquo umbilicata convexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656. sq.

3. Telescopium, die Seetonne. T. testa im - perforata turrita striata, columella exserta spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.) T. testa imperforata ovata, subcaerulea, laevi, oblique striata.

Martyn's South-Sea shells tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Uterzug von dieser schönen Neuseeländischen Schnecke abgeheitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom höchsten Grün.

5. Lithophorus, die Trödelschnecke. (Fr. la fripiere, maçonne.). T. testa imperforata ru - gosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.

An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nahmen daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäusern ꝛc. dicht be - legt ist, die unebene Eindrucke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge oder Pockennar - ben) verursachen.

56. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl, wreath.) Testa univalvis, spiralis, solida. Aper - tura coarctata, orbiculata, integra.

1. Cochlus, die Schlangenhaut. T. testa im -44 perforata ovata striata: stria unica dorsali crassiore.

Chemnitz vol V. tab. 172. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat - tungen ist die sogenannte Meer-Bohne (umbi - licus veneris).

2. Scalaris, die echte Wendeltreppe. (Sca - lata) T. testa cancellata conica anfractibus distantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichner sich durch die von eiander abstehenden, gleichsam durch - drochenen Windungen aus.

3. Clathrus, die unechte Wendeltreppe. T. testa cancellata turrita exumbilicata, anfracti - bus contiguis laevibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.

4. Terebra, die Trommelschraube. T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

5. . Perversus, das Linkshörnchen. T. testa turrita pellucida: anfractibus contrariis, aper - tura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig au alten Weiden und anderen Baumstämmen.

6. . Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus annulatis, dorso christatis.

Rösel Polypen-Historie, tab. 97. fig. 7.

57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escargot. Engl. snail, periwincle.) Testa univalvis, spi - ralis subdiaphana, fragilis. Apertura coarctata,45 intus lunata s. subrotunda: segmento circuli demto.

Meist Land - und Süßwasser-Schnecken.

1. . Hispida. T. testa umbilicata convexa hispi - da diaphana, anfractibus quinis, apertura sub - rotundo-lunata.

2. . Pomatia, die Weinbergsschnecke. (Fr. le vigneron.) H. testa umbilicata subovata, ob - tusa decolore, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumahl in der Schweiz, wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondere Schneckengärten, worin sie zu Tausenden gefüttert werden ꝛc. Ihrer starken Reproductions - kraft ist schon oben gedacht worden.

3. . Arbustorum. H. testa umbilicata convexa acuminata, apertura suborbiculari bimargi - nata, antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina, die Purpurschnecke, der blaue Kräusel, das Qualle-Bothchen. H. testa subimperforata subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura postice dilatata, labro emarginato.

Fab. Columna p. XXII.

Im mittelländischen, so wie im Atlantischen Meere, auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist purpurblau.

5. . Vivipara. H. imperforata subovata obtusa cornea: cingulis fuscatis; apertura suborbi - culari.

Frisch Insecten P. XIII. tab. 1.

6. . Nemoralis, die Waldschnecke. (Fr.46 livrée.) H. testa imperforata subrotunda laevi diaphana fasciata, apertura subrotunda-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata H. testa imperforata turrita; spira mutilato-truncata, apertura ovata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea, der Milchnapf, die weiße Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso - planiuscula striis undatis; apertura ovali dila - tata usque in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa uni - valvis spiralis, gibba, subtus planiuscula. Aper - tura semiorbicularis: labio columellae trans - verso, truncato, planiusculo.

1. Canrena, der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon.) N. testa umbilicata laevi, spira sub - mucronata, umbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. . Fluviatilis. N. testa purpurescente, macu - lis albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf der schale mit sich herum tragen soll*)Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f..

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula excavato - oculato, labio interiore laevi crenulato.

Eine Ostindische Fluß-Schnecke.

59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Ve - nus's ear.) Testa auriformis, patens: spira occultata laterali; disco longitudinaliter poris pertuso.

47

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso trans - versim rugoso tuberculato.

Martini vol I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris, das Neuseeländische Seeohr. (hi - paiia) H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte prominula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr ist bey unsern Antipoden zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte äußere Windungen.

Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten aller - mehresten in der See.

60. Patella. Napfschnecke, Klippkleber. (Engl. limpet.) Testa univalvis subconica abs - que spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice sub - spirali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 ob - soletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. 1. tab. 5. fig. 38.

3. . Lacustris. P. testa integerrima ovali, ver - tice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, ver - tice recurvo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca, das Ziegenauge. P. testa ovata convexa: margine introrsum crenulato, vertice perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge - gessen.

61. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre. 48(Engl. tooth - shell.) Testa univalvis, tubulosa, recta, utraque extremitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi minuta.

Im Sande von Rimini.

62. Serpula. Würmröhre. (Engl. worm - shell.) Testa univalvis, tubulosa, adhaerens.

1. Filigrana, die geflochtene Fadenröhre. S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo - meratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100 fig. 8.

2. Contortuplicata, der Fischdarm. S. testa semitereti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gele - genheit gehabt habe, hat eine überaus artige Bil - dung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata, der Venusschacht, Neptunus - schacht, die Gießkanne. (Engl. the wate - ring pot.) S. testa tereti recta, extremitatis disco poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. I.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch auch manche Ähnlichkeit mit den Tubiporen hat), de - ren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze von kur - zen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata49 violacea, intus laevi lutea; apertura alba un - dula im striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Stein - bohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Madreporen.

63. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lignum penetrans.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fuß lang. Wohnt in Eichen -, Ellern -, Tannen - u. a. Holz, worin es sich fingersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zumahl 1730, für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zumahl im Westkappler Damm, zuweilen arge Verwüstungen an.

IV. CRUSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine be - sondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen viel Übereinstimmendes unter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: so wie überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen im Trocknen zu leben bestimmt ist.

50

64. Echinus*)Jac. Theod. Kleind. naturalis dispositio echinodermatum ex ed. Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.. See-Igel. (Engl. sea hedge - hog.) Corpus subrotundum, crusta spatacea tectum, spinis mobilibus saepius aculeatum. Os quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bey man - chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweg - lichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigent - lichen Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See - Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewegungswerkzeuge. Die hochgewölb - ten See-Igel haben in ihrem Innern ein sonder - bares, knöchernes Gestelle, das unter dem seltsa - men Nahmen der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Überhaupt variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weitläufigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bildung ihrer Schale als der sogenannten Sta - cheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. hemis - phaerico-globosus; areis obsolete verrucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am - bulacris 5 repandis linearibus; areis alterna - tim bifariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambu - lacris 5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21 sq.

51

65. Asterias*)J. H. Linkius de stells marinis. Lips. 1733. Fol.. See-Stern. Corpus depres - sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale, quinquevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind denen der See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun den Dorschen u. a. Fischen, andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, undique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh - mende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gattung besitze ich ei - nen der von seinen fünf Strahlen viere völlig ver - loren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angu - lis verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho - tomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspi - schen. Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch verschieden zu seyn. Ein überaus träges und sonderbar gebildetes Thier,52 an dessen Umfange man auf 82000 Endzweige ge - zählt hat*)Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer - liches erzählt hat. Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähm - lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeres - fläche herausragender Rücken für eine schwimmende Insel an - gesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden, kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zu - gleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch ( s. z. B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines sol - chen Thiers unter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p.52. ) Manches hingegen auf dicke, niedrig stehende Nebel, derglei - chen zuweilen selbst von sehr erfahrnen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen worden: (einen merkwürdigen Fall der Art s. un vo - yage de la Pérouse autour du monde vol. III. p.10. ) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torse - sen in s. Groenlandia antiqua p.160. vom Kraken sagt: Tracta haec fabula videtur ex insula aliquando con - spicua, saepius tamen inconspicua. .

66. Encrinus. Strips elongata, corpore termi - nali radiato.

1. Asteria, die See-Palme. (isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'acc. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll sich an der Küste von Barbados finden. Es äh - nelt zwar den versteinten Pentacriniten oder Me - dusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu glei - chen. Sein sogenannter Kopf hat viel Ähnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe53 cartilaginea continua, stella terminali octo - radiata.

Chr. Mylius Schreiben au den Hrn. von Haller. Lond. 1755. 4.

V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben wenigstens in man - chen Geschlechtern beyder Ordnungen viel Übereinstim - mendes. Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da sie hinge - gen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewoh - nen, die bey den mehresten Arten von steinartiger Sub - stanz sind, und Corallen*)Zur Geschichte der Corallen vergl.P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.J. Ellis's natural history of the corallines ꝛc. Lond. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.Es. natural history of many curious and uncommon zoo - phytes etc. systematically arranged and described by D. Solander. Lond. 1786. 4. ( Ich citire hier dieses vortreff - liche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's Nahmen ).Vital. Donati della storia naturale marina dell 'Adria - tico. Ven. 1750. 4.Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi marini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere ꝛc. Nürnb. seit 1788. 4.54Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle 1782. 8.J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzen - thiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die besondern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8. heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als einen ihnen angebornen Theil vor - stellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird; und sich daher beym schnellen Wachsthum*)Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westindien ꝛc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3 / 4 Jahren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von Corallen eingenommen. und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure Größe und Um - fang derselben**)Viele vulkanische Inseln der Südsee, auch Westindische, wie z. B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug er - fahren. erklären läßt.

67. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium tubis cylindricis, cavis, erectis, parallelis.

1. Musica, das Orgelwerk. T. tubis fascicu - latis combinatis: dissepimentis transversis di - stantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost - und Süd-Indien.

68. Madrepora. Stern-Corall. Corallium cavitatibus lamelloso-stellatis.

55

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella convexa: lamellis simplicibus longitudinali - bus, subtus concava.

Solander tab. 28.

2. Muricata. M. ramosa composita subimbri - cata, stellis oblique truncatis prominentibus adscendentibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata, das weiße Corall. M. caulescens tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ra - mis alternis, stellis immersis bifariis.

Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.

69. Millepora. Punct-Corall. Corallium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi - farie dichotoma, ramis denticulatis binis po - rosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa, die Neptunus-Manschette. M. membranacea reticulata umbilicata, tur - binato-undulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12 sq.

70. Cellepora. Corallium foraminulis urceola - tis, membranaceis.

1. Spongites, der Schwammstein. (Adarce. Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplicibus undulato-turbinatis cumulatis; cellulis seria - tis: osculo marginato.

71. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata solida, cortice molli habitabili obducta.

1. Hippuris, das Königs-Corall. I. stirpe articulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

56

2. Nobilis, das rothe Corall. I. stirpe con - tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra - mis vagis.

Cavolini tab. 2. fig. 1 6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländi - schen Meeres gefischt, und in Marseille ꝛc. zu kost - baren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostindien verführt, und zumahl in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

72. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stir - pem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren holzige Natur, zumahl an den starken Wur - zelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit Co - rallenkruste überzogen sind. Man findet den soge - nannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Überzug, und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Animalisches*)Elis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1..

1. Antipathes, das schwarze Corall. G. pani - culato-ramosa ligno extus flexuose, striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum, der Venusfliegenwedel. G. reticulata, ramis interne compressis: cortice flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

73. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata, stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos, die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de ladre.) A. stirpe arborescente coria - cea coccinea superne ramosa, papillis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

57

2. Epipetrum. A. stirpe cavata carnosa rufes - cente.

Gesner a. a. O. pag. 1287.

74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis, der Badeschwamm. S. forami - nulata subramosa difformis tenax tomentosa.

2. . Fluviatilis. (Ruß. Badiäga.) S. conformis polymorpha, fragilis, granulis repleta.

Diese hierländische Gattung verbreitet einen sehr starken specifiken Geruch, und ist oft, aber nur zu - fällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen durch - wirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen ꝛc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Äste, wie Finger oder Geweihe. Getrock - net ist sie ganz mürbe und zerreiblich. Ich habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheidendes Zeichen ei - ner wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.

75. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea F. foliacea ramosa, laciniis cunei - formibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

76. Tubularia. Stirps radiata, filiformis, tu - bulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co - rallen der süßen Wasser, nähmlich die Federbusch - Polypen (Fr. polypes à panache), an welchen58 man, so wie bey denen im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unterscheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey der mindesten Erschüt - terung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist an - fangs gallertartig, verhärtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey dergleichen Gattungen unter sehr verschiedenen Gestalten. Ich habe einzelne derglei - chen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflan - zen, umherranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tausen - den flach neben einander an Dämme ꝛc. angelegt hat - ten: andere, die in dichten Klumpen in unzähliger Menge neben einander empor standen, u. s. w.

1. Indivisa. T. culmis simplicissimis, geniculis contortis.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta ter - minali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. . Campanulata. T. crista lunata, orificiis va - ginae annulatis, corpore intra vaginam abs - condito.

Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. . Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ciliata.

(tab. I. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig, wie ein kleiner Federbusch ge - stellt sind*)Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f..

59

77. Corallina. Stirps radicata, geniculata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subtur - binatis.

Ellis tab. 24. fig. b.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: ar - ticulis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

78. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa, cor - nea, nuda, articulata: denticulis calyciformibus obsita.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich man - cherley Arten auf der gewölbten Schale der gemei - nen Austern finden. Die Stämme sind meist aus - nehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Bla - sen fort, die man mit Eyerstöcken vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulo - sis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricaris truncatis, ovariis ovatis, ramis pinnatis al - ternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticu - latis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ra - mosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpo - lypen der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.

60

79. Cellularia. Stirps crustacea, lapidescens, e cellulis seriatis composita; plerumque ramosa et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata Linn.) C. den - ticulis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho - toma, articulis subciliatis, ovato-truncatis, uno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.

VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thierpflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung ge - meinschaftlich beygelegt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden, manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der ge - genwärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein solches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch kön - nen wenigstens die bey weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben stirpem li - beram, wie man es nennt). Einige sind doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hin - gegen einzeln. Außerdem werden aber auch die Infu - sionsthierchen u. a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ord - nung begriffen.

80. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, pen - niformis.

61

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See - geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt - theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu bey - den Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere, kleine, am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallert - artiger zarter Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig - stens über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pinnis imbricatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchtet stark im Finstern.

81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr. po - lype à bras en forme des cornes.) Corpus gelati - nosum conicum. Os terminale cinctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*)S. Abr. Trembley Mèmoires pour servir à Phist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid. 1744. 4.H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.Rösel's Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Was - sern um Redensburg. 1754. 4. sind gal - lertartig, halb durchsichtig, und daher von ungeüb - ten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der62 Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge - streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmli - ches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft fliessenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schne - cken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Som - mer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben - digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper trei - ben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreis - sen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie wohl Eyer legen*)Pallas elenchus Zoophytor. p. 28., aus denen im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er - wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin - tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so oder auf an - dere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu - sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich Übung und Geduld erfordernden, Handgriff wie ei - nen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus - breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zu - erst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begrei - fende Weise einander verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk - würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg**)S. Götting Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f., mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und wäh - rend daß die Schlinge allmählig durchschneidet, wer -63 den die derweil getrennten Theile doch schon wieder an einander wachsen u. s. w.

1. . Viridis, der grüne Armpolype. H. vi - ridis tentaculis brevioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.

2. . Fusca, der braune Armpolype. H. fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84 sq.

3. . Grisea, der orangengelbe Armpolype. H. aurantia, corpore longiore, cirris longio - ribus.

Rösel tab. 78 sq.

82. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. po - lype à bouquet.) Stirps ramosa, polypis termi - nalibus ore contractili (plerisque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaft - lichen Stamme als Äste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber bey der mindesten Erschütterung für einen Augenblick ganz zusammen fährt, und zu verschwin - den scheint.

1. . Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campanulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 32.)

83. Vorticella. Afterpolype. Corpus nu - dum, simplex, vagum.

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Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft Tausende derselben beysammen sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiele dicht überzogen gesehen.

1. . Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor - pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. . Rotatoria, das Räderthier. (Engl. the wheel-animal.) V. corpore pellucido, tenta - culis rotatoriis ciliatis.

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier - chen findet sich in stehenden Wassern und mancherley Infusionen, schwimmt überaus behende, verändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wieder aufleben ꝛc. Der dunkle Körper in seinem Vorderleibe, den so viele Naturforscher seiner willkührlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Spei - secanal gehöriges Organ, und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, terres, elongatum.

1. . Aceti, der Esstgaal. V. subrigidus, cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone re - tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f.

Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung im al - ten Buchbinderkleister*)Auch diese sind also Thiergattungen, die erst lange nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen worden. Denn sie finden sich, so viel bekannt, bloß im Essig und Kleister, und beydes sind späte Kunstproducte des culti - virten Menschengeschlechts..

65

85. Thalia. Corpus liberum, oblongum, gela - tinosum, diaphanum. Tubus alimentarius di - stinctus Tentacula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, deprosso, antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

Im Atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Forster, der diese u. a. Gattungen von Thalien lebendig ge - sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eignes Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.

86. Volvox. Corpus liberum, rotundatum, ge - latinosum, gyratile. Tubus alimentarius vix ullus.

1. . Globator, das Kugelthier. V. globosus, superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1 3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewe - gungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nachkommenschaft schon im Leide der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

87. Chaos. Corpus liberum ...... (generi po - lymorphon, speciebus uniforme.)

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Be - schluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Ge - schlechtsnahmen die unzählbaren*)Schon in den 70ger Jahren des vorigen See. kannte O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infusionsthierchen., dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche Gattungen schon im See - und süßen Wasser, an - dere erst im Aufguß von allerhand thierischen und vegetabilischen Substanzen (daher diese dann Infu - sionsthierchen heißen), und noch andere im rei - fen Samen männlicher Thiere finden.

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Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami - lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gattun - gen begreift:

A) Aquatile.

Die im See - und stagnirenden süßen Wasser. [ zumahl in solchem, worin die Priestleysche sogenannte grüne Materie*)Die ungefähr so für die unterste erste Staffel von Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos aquatile für die unterste erste Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen werden kann. vegetirt ].

B) Infusorium.

Die eigentliche sogenannten Infusions - thierchen.

C) Spermaticum.

Die Samenthierchen, wovon die im männ - lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche Gat - tung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abgebildet ist**)Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen halten kann..

67

Zehnter Abschnitt. Von den Pflanzen.

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4) festgesetzten Be - griffen schon dadurch von den Thieren auffallend unter - scheiben, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend merkliche, willkührliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflanzen bey weitem der allgemeinste ist, worin sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln ꝛc. ) sämmtlich mir einander überein kommen.

§. 159.

Übrigens ist die Bildung der Gewächse über - haupt auch darin von der der allermehresten Thiere verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Äste, Blätter, Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen ungleich verän - derlicher ist*)Extensio minus definita..

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was68 man mit den, für die thierische Ökonomie so wichtigen, eigentlich sogenannten Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit wahren Muskeln, mit Knochen ꝛc. vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi - sation am Ende nur auf eigentlich sogenannte Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellge - webe*)S. hierüber vorzüglich die beyden Göttingischen Preisschriften, von Rudolphi (Berlin, 1807. 8. ), und Link (Götting 1807, mit Nachträgen 1809. 8.). So wie auch L. C. T. Trevira - nus vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8. welche Schrift das Accessit erhalten; und von frübern Abhand - lungen J. J. Bernhardi's Beobachtungen über die Pflan - zengefäße. Erf. 1805. 8.Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Versuchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar. Göttingens. vol. XVI. pag. 100 u. f..

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nahmen mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen der Gewächse, ein wirklich zellulöses, theils Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es ist zumahl in der Borke und im sogenannten Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (utri - culi), und bildet auch theils lange röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich sogenannten Gefäße (die übrigens manchen Familien und Geschlechtern von cryptogami - schen Gewächsen so wie im Thierreich den Zoophyten und auch wohl manchen Mollusken gänzlich abzugehen69 scheinen), zeichnen sich (wenigstens bey weitem größten Theils) besonders dadurch aus, daß ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fäden (oder Röhrchen?) beste - hen, und so gleichsam das Ansehen von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die netzförmigen u. a. Verbin - dungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einander sind, so zeigt sich doch kein solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen rothblütigen und so vielen weißblütigen Thie - ren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener wenigen or - ganischen Bestandtheile der Gewächse (ihrer sogenannten partium similarium) erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus zusammengesetzten Theile (der partium dissimilarium) in einander; der Blätter z. B. in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen ꝛc. *)S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch die Metamor - phose der Pflanzen zu erklaren. Gotha, 1790. 8.Und besonders über die Identität der Knollen (z. B. der Kartoffeln und ihrer Stängel Hrn. Obercommiss. Westfeld in Voigt's neuem Magazin VI. B. S. 371 u. f.; auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Äste in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Äste umwandeln kann**)Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogelsang, am Leidner Canal bey Harlem, eine ganze Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt..

70

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusam - mengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur Selbst - erhaltung, und in die zur Fortpflanzung gehörigen, ab - theilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit getränkten Boden. Aus jener saugen sie Nahrung mittelst der unter ihrer Ober - haut, zumahl auf den Blättern in unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der alljährlich neureproducirten Wurzelzasern, womit die allermehrsten unmittel - bar in der Erde, manche aber, wie z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc. ) als sogenannte Schma - rotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an andern Ge - wächsen*)Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den Wur - zeln gewisser anderer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch dieselbe nähren. So z. B. die hydnora africana an der euphorbia mauritanica u. a. S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132. festsitzen; da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Übrigens scheint es bey aller dieser Verschieden - heit des Aufenthalts der Gewächse im Grunde doch immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das Was -71 ser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen die Koh - sensäure zugeführt wird, welche nach Ingen-Housz's Untersuchungen*)S. Voigts neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798. S. 101 u. f. wahrscheinlich einen Hauptnahrungs - stoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saft - volle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Agaven, Aloen, Cactusgattungen ꝛc. auch bloß durch Einsaugung aus der Atmosphäre für lange Zeit hin - längliche Nahrung erhalten können**)So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s. Jo. di. Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. mirabilis hujus plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata, et in, aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia com - probassem. .

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions - oder eigent - lich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelza - sern, treiben bey vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bey andern aber treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk, und dieser wird dann bey vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wur - zelstrunk selbst, behält.

72

§. 169.

Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu äußerst mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde und der Bast (liber) liegt, wel - cher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und daher für die Erhaltung der Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein folgt der Splint, und hierauf die eigentlich holzige Sub - stanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der Mitte des Stammes, das soge - nannte Mark, welches letztere aber mit zunehmendem Alter an Menge abzunehmen und gleichsam zu schwin - den pflegt. Auch wird bey diesen Gewächsen da, wo das Holz außen an den Bast stößt, alljährlich eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen aus dem gedach - ten Splint (alburnum) erzeugt, daher man bekannt - lich aus der Anzahl dieser concentrischen Lagen (pectines) ungefähr das Alter der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der Palmen ausgenommen, als welche keine solche con - centrische Lagen bilden, sondern durchaus gleichför - mig dicht, sehr hart und mit auffallend starken Ge - fäßen durchzogen sind. Eine Bemerkung, die auch für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtig - keit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Äste, diese wieder in Zweige, an welchen endlich die Blät - ter ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm, zusam - mengesetzt sind: indem man auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges Zellgewebe un -73 terscheiben kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von welchem man durch Einbeitzen u. a. Handgriffe die übri - gen Theile absondern, und dadurch die sogenannten Blät - ter-Skelete verfertigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beyden Seiten des Blatts mit einer besondern Haut überzogen, die man insgemein die Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen Oberhäutchen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr verschieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um so merk - würdiger, je größer und wichtiger die Functionen der - selben für die damit versehenen Gewächse sind. Sie dienen ihnen nähmlich wohl vorzüglichst zur Unterhal - tung des sogenannten phlogistischen Prozesses, der bey den Thieren hauptsächlich durchs Einathmen des respirabeln Theils der Luft oder seiner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bey den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable Gas oder seine Grundlage zum Lebensunterhalte unentbehr - lich; besonders um (wie es Ingen-Housz's Unter - suchungen wahrscheinlich machen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.), zu bereiten; wovon sie hernach den Überfluß als kohlengesäuertes Gas wieder aus - dunsten*)Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharssinnige Naturfor -74 scher daraus für praktische Landwirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Magazin a. a. O..

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in der Dun - kelheit, in seiner größten Stärke betrieben. Bey Tage hingegen, und vollends im Sonnenscheine geht er lang - samer von Statten; daher die Pflanzen alsdann we - niger Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und dage - gen während der Zeit aus ihren Blättern Sauerstoff - gas, den respirabeln Theil der atmosphärischen Luft, entbinden*)J. Ingen-Housz's Experiments upon vegetables. Lond. 1779. 8..

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so wichti - gen Organe, bey den mehresten Gewächsen der käl - tern Himmelsstriche, ein vergänglicher Schmuck, wo - mit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind, der hingegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblättern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Ge - wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thielen den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonsti - gen Verrichtung gehindert werden und absterben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tan - gel oder Nadelhölzer, der Epheu, die Preußel - oder75 Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das Heidekraut, der Buchsbaum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die ge - rade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärk - sten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeit - losen, Schneeglöckchen ꝛc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleich - sam zur Ruhe begeben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treibhause eben so gut wie im Freyen erfolgt: auch schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf ver - wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandiflorus, mesembryanthemum noctiflorum, der hesperis tristis ꝛc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen ver - schiedene andere Arten von eigenthümlicher Bewe - gung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Lichte*)s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4. gehört, als welcher Zug bey weitem nicht76 bloß an den Sonnenblumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie dawider gepreßt wären*)Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach dem Lichte: In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer Seite ein kleines Lichtloch hatte, war bey dem Ausräumen im Früh - jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartossel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war S. die Memoirs of the American Academy of arts and scienses zu Boston, Vol. II. P. I. p. 147.Vergl. auch Hrn. Legat. R. Bertuch's Beobachtungen an der Indianischen Kresse im allgem. Deutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u. f.. Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimo - sa pudica), oder der averrhoa carambola, oder die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Fliegenfalle (dio - naea muscipula), welche, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augenblücklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils ausneh - mend lebhafte Bewegung, die zur Befruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vielen Zwitterblüthen be - merkt wird; da z. B. die Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn sich z. B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel77 gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bey genauer physiologischer Prüfung auf das deutlichste von dem außschließlichen Eigenthume der Thiere, nähmlich der willkührli - chen Bewegung, als von welcher auch bey den, wegen ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. E. bey dem hedysarum gyrans) keine echte Spur zu erkennen ist.

Anm. Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nahrung ohne willkührliche Bewegung, und hingegen keine einzige Pflanze, welche die thrige mittelst derselben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen werden nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden, da z. B. manche einen milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummigeben; verschiedene Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter Harz bereiten. Andere Pflanzentheile enthalten Mehl, Manna, Wachs, fette und ätherische Öhle, Kam - pher ꝛc. Einige wenige das sogenannte Federharz (cahutchuc) u. s. w. *)Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das längst beruhmte, aber erst neu - erlich recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die78 sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie im Wasser durch - sichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen Hydrophan oder Wettauge ähnelt. S. Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Trans - act. Vol. LXXX. und LXXXI.

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun - gen gewisser Pflanzen, wie z. B. die harzigen ent - zündbaren des weißen Diptams ꝛc.

§. 180.

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch man - cherley Abscheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf demselben Garten - beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer seine sauren, und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält, und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freylich aber trägt auch allerdings die Verschie - denheit des Bodens*)Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen; von G Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8. und des Klimas zur verschie - denen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von ihren Kräften verlieren ꝛc., andere hinge - gen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.

79

§. 182.

Uberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimm - ten, ihm angemessenen Pstanzen*)Fr. Stromeyer histoire vegetabilium geogranhicae speci - men. Goett. 1800. 4., so daß man zu - wielen schon aus den einheimischen Gewächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde Klima zu gewöhnen, so daß z. B. die schwächlich schei - nenden Getreidearten ꝛc. besser als Eichen u. a. noch - so robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen Himmelstrichen; die aus Chili abstammenden Kartof - feln nun in allen fünf Welttheilen fortkommen ꝛc. ; oder wenn sie auch an ein bestimmtes Klima gebunden sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie z. B. die Cocospalme, die eben so üppig im stei - nigen und Sandland, als im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse Länder (wie z. B. das Cap und Neu-Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen Geschlechtern ausschließlich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ordnungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der heiße Erd - gürtel fast keine Kohl - und Rübenarten. So finden sich auf den westindischen Inseln vergleichungsweise we - nige Laub-Moose (musci frondosi) und hingegen desto mannigfaltigere Farnkräuter ꝛc.

80

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück - sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben, dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge - wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen, und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise. Bey vielen andern har es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be - rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi - ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen - den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.

81

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungsart, durch Augen. So nennt man nähmlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den mehrsten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vor - sichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Mann kann bekanntlich diese Augen andern Stämmen inoculi - ren, oder auch das davon ausgeschlossene Reis ein - pfropfen.

§. 188.

Viel Ähnliches mit den Augen haben die Zwie - beln, nur daß die Augen am Stamm der Baume und also über der Erde, die eigentlich an lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das Übrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fort - pflanzungsweise, mit welcher hinwiederum die der Knol - lengewächse (Kartoffeln ꝛc. ) manche Ähnlichkeit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflan - zungswege und beynahe im ganzen Pflanzenreiche ver - breitet, ist endlich die dritte Art (§. 105.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens gestaltet seyn, wie sie will, sie mag82 einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Ähre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthalt in ihrer Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden (receptaculum), verschiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männlich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflan - zung herbey gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich - tung haben also diese vegetabilischen Organe viele Ähnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren ange - boren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk - zeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechts - theile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männli - chen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der Mit - te, werden der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei - len innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bey der Rose, bey den Äpfeln ꝛc. unten außer - halb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkerner der Pflanze, daher man diesen83 Behälter gewisser Maßen mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemein - schaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männ - lichen oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus dem Faden (filamentum), und dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera). Die - ser letztere ist mit einem mehligen häufigst gelben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man unter einer starken Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläs - chen besteht, die bey vielen Pflanzen eine überaus son - derbare Bildung haben, und ein unendlich feineres, duf - tiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt*)Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur Blüthen zeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge ab - geweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf ste - henden Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von ver meinten Schwefelregen Anlaß gegeben..

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blumen - staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öff - nen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, welches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtkno - ten dringt und die daselbst vorräthig liegenden, bis da - hin aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner fecundirt. 84Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile betaubt, so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese beyder - ley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterattig ist (§. 20. S. 33.), verbunden. Bey eini - gen hingegen in verschiedenen Blüthen, wovon die ei - nen bloß männlichen, die andern weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie z. B. bey der Haselstaude, Wallnußbaum, Gurken, Brotbaum ꝛc. Andere Ge - wächse, wie z. B. der Ahorn, die Esche ꝛc. haben gar dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch andern aber, wie z. E. bey den Palmen, dem Hanf, Hopfen u. s. w. sind die beyden Geschlechter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblütigen und vie - len andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders be - fruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insec - ten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.).

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch bey den meh - resten befindliche Blumen-Kelch (calyx), und die sogenannten nectaria, u. a.m. zu werten. Überhaupt85 aber theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und ir - reguläre. Bey jenen nähmlich sind alle einzelnen Theile derselben Art, z. B. die Blumenblätter ꝛc. von gleicher Gestalt, Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen von ungleicher Proportion.

§. 195.

Bey den eigentlich sogenannten oder Laub-Moo - sen (musci frondosi ꝛc. ) ist, nach Hedwig's Ein - deckungen die Ähnlichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen bey anderen Gewächsen weit größer, als man vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast becher - förmige Köpfchen (capitulum) derselben, enthält gleich - sam als Fruchtknote (§. 190) die Samenkörnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle des Griffels und der Narbe vertritt, von dem männlichen Blumenstaube besonderer, theils rosen - oder sternförmiger Theile befruchtet, und nachher ausge - schüttet werden.

§. 196.

Von denjenigen einfachen Aftermoosen hin - gegen, die bloß im Wasser leben, wie bey den Tre - mellen, Ulven, Conferven, und beym See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr verschieden, obschon bey den wenigsten noch nicht genau genug un - tersucht; bey manchen aber, wie z. B. bey der oben er - wähnten Brunnen Conferve, zur Bewunderung ein - fach. ( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. )

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflan - zungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln ꝛc.86 und des Schimmels, deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes Dunkles hat*)Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflanzen zu hal - ten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen. S. Voigts Magazin VIII. V. 4. St. S. 80 u. f..

§. 198.

Bey den vollkommenen, im eigentlichen Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung die übrigen nun überflüssigen, Theile der Blüthe ab (§. 189): der beschwängerte Fruchtknoten aber fängt an aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und nach zur Reife zu bringen**)L. Cl. Richard Analyse der Frucht - und des Samenkorns, übers. mit Zusätzen des Verf. ꝛc. von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8..

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Samen - kerner selbst***)Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum. Stuttg. 1788 91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner car - pologia. Lips. 1805. 4., als auch der Gehäuse, worin sie ein - geschlossen sind, ist eben so mannigfaltig als der Blü - then ihre, und in Rücksicht auf ihre weite Verbrei - tung†)S. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe. und auf ihr weiteres Bekleiben ꝛc. der Erhal - tung der Gattungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wurzelzäserchen oder das sogenannte Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim (plumula) über sich87 treiben*)S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter on the blood, inflammation, and gun-shot wounds. pag. 237.. Zur allerersten Ernährung des neuen Pflänz - chens dienen ihm dann die bey den mehresten Gewächsen doppelten Samenlappen oder Kernstücke (cotyledo - nes), die vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus - machten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß ge - nannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner un - mittelbar mit einem saftreichen Hellgewebe oder soge - nannten Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine Beere ( sey sie übrigens noch so groß und an ei - nem großen Baume, wie z. B. die Brotfrucht ). Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkerner von außen auf dem großgewachsenen fleischigen Fruchtbo - den aus, wie bey den Erdbeeren, die folglich nach der Kunstsprache nicht sollten Beeren genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen aus, de - ren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Äpfeln und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirschen, eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) genannt werden.

88

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16. ) schei - nen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abwei - chende veränderliche Richtung geben zu können: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wo - von doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. So ist der Stängel (§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie hin - gegen im wilden Naturzustande acaules sind (z. B. carlina acaulis u. a.m.). Anderseits verlieren manche Gewächse durch tie Cultur gewisse Theile, die sie im Naturzustande hatten. So wird z. B. die Indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur inermis. Überhaupt sind auch die Gewächse manchen Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den Thie - ren gar nicht Statt haben können, wie z. B. die Aus - artung der männlichen Befruchtungstheile in den ge - füllten Blumen u. dgl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Ge - wächse durch Bastardzeugung (§. 14.), worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharfsinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die Eine Gattung von Tabak (nicotina rustica) endlich vollkommen in eine andere (nicotiana paniculata) verwandelt und um -89 geschaffen hat*)Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.: welches sich freylich mit der Lehre von vermeinten präformirten Keimen schlechterdings nicht, aber wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bil - dungstriebe (§. 9.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber doch verwandte Gattungen zur Blüthezeit nahe beysammen waren.

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge - wüchsreiche ungleich zahlreicher, als unter den Thieren und zwar bekanntlich bey den cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufiger als bey den wildwachsenden. ( s. oben §. 12. Anm. ) Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per - excessum); doppelte an einander gewachsene Stäm - me, doppelte oder vielfache Früchte ꝛc. vielfache Korn - ähren; Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen hervorschießen u. s. w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich bey manchen kaum über eine Stunde, und bey andern hingegen auf lange Jahrhunderte erstreckt**)S. Hrn. Staats-Rath Hufeland's Makrobiotik. I. Th. S. 58 u. f. der dritten Aufl.. Überhaupt aber theilt man die Pflanzen in perenni - rende und Sommergewächse, welche letztere90 nähmlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen Vertrocknen, das im Thierreich vom Näderthier und vom Kleisteraal behauptet worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche Beyspiele: besonders an der deßhalb längst berufenen Himmelsblume oder Stern - schnuppe (tremella nostoc). Ich habe von dieser merk - würdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali san - guini denegunda ꝛc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. ge - handelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwahnen.

Der unermeßliche große Einfluß ist schon oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende, irrespirable kohlengesäuerte Gas eben so unaushörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbst - erhaltung verwenden; und anderseits derselben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedere Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zu - mahl der Waldungen, dadurch von wohlthätigster Wich - tigkeit, daß durch dieselben die Regenwolken angezo - gen und der Boden gewässert wird*)S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen Entwerfung einer Theorie der Erde. S. 14. vergl. mit dem voyage de la Pi - rouse autour du monde. vol. II. p.81..

91

§. 208.

Die mancherley Futterkräuter (und theils auch Wurzeln, Früchte ꝛc. ) dienen zur Nahrung der dem Menschen wichtigsten, eigentlich sogenannten Haus - thiere, und der beyden nützlichen Insecten-Gattungen, die er sich zieht, der Bienen nähmlich und der Sei - tenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige derselben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigen Bedürfnisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere mit gewis - sen Säugethieren (den Seehunden, dem Rennthier ꝛc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumahl für die Malayische Menschen-Raçe und gewisser Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der Kaukasi - schen, so wie die gemeine Birke für manche von der Mongolischen.

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren mancherley Früch - te. Zumahl in den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera); und die verschie - denen Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von der musa sapientum). Für die Malayische Men - schen-Raçe die Brotfrucht [von artocarpus incisa*)Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792 durch den großen Seefahrer, Eptn. Bligh, glücklich nach den Westindischen In -92 seln verpflanzt worden. Von seinem trefflichen Gedeihen da - selbst habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St. S. 110 u. f. einige Nachricht gegeben.], die nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht. In Hindostan, Ceilon ꝛc. Die Jacca, eben - falls eine Art Brotfrucht von artocarpus integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von Beeren (denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch eine Beere), die ebenfalls für manche Völker (wie z. B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungs - mittel abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse ꝛc.

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beyden Indien die Bataten (convolvulus batatas). Im wärmern Amerika die Yams-Wurzeln dioscorea alata, sativa etc.).

Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und dgl. m,; so mancherley Hüsenfrüchte und Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr wild findenden, eigent - lichen Getreidearten, nebst dem Mais (zea mays); Buchweitzen oder Heidekorn (polygonum fagopyrum); Reis (oryza sativa und montana), zumahl für die Morgenländer; so wie Moorhirse (holcus sorghum, Engl. Barbadoes millet) besonders für viele Afrika - nische Völkerschaften und für die Schinesen ꝛc. ; das Teff (poa abyssinica) für die Habessinier ꝛc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von rhamnus lotus) der Lotophagen*)Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Afrika eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes93 Getränk daraus. s. Munoo Park's Travels in the interior Districts of Afrika. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1..

Und einige andere besondere Pflanzen - theile, die von manchen Völkern als gewöhnliches Nahrungsmittel verspeist werden, wie das Sagumark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-Gummi (von mimosa sennegal) u. s. w.

§. 212.

Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen. Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern Gewächsen, z. B. aus der Runkelrübe u. a.m. So in Nord-Amerika aus acer saccharinum (der Maple - zucker); auf Sumatra ꝛc. aus der Anu-Palme; auf Islands aus dem fucus saccharinus; in Kamtschatka aus dem heracleum sibiricum u. s. w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Öhl, Essig ꝛc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem Butterbaume im Innern von Afrika*)S. Mungo Park. a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V..

Tabak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch in der unreifen Cocosnuß, und die mancherley Biere, (unter andern das Spruce - Bier aus der pinus cana - densis etc.)

Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Wein - palme (borassus stabellifer) oder auch von der weib -94 lichen Cocospalme. Andere berauschende Getränke, Branntwein, Arak, Rum, Kirschwasser ꝛc. ꝛc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln, wie z. B. bey den Brasilianern ꝛc. aus ihrem Caßawi - Brot; bey den Insulanern der Südsee aus piper, latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak; und der auf gleiche Weise genossene Hanf ꝛc.

Endlich unsere dreyerley warmen Getränke. Und dann in Süd-Amerika der Paraguay-Thee (von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts, und bey den Mongolen der Schinesische Ziegel-Thee (von vogel - kirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimm - ten wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wol - lichten Faden, womit die Samenhaut in den Fruchtkap - seln bewachsen ist) von den verschiedenen Gattungen gossypium und bombax; die zu Leinewand präparir - ten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, mehrerer Gat - tungen von Nesseln ꝛc. Der treffliche neu-Seeländische Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen Zeuge vom Baste der morus papyrifera und des Brothaums ꝛc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerley gemeinen Brennholze in manchen Gegenden besondere Arten; wie z. B. auf den Alpen rhododendron ferrugineum, auf den Heiden erica vulgaris etc.

Der Torf (großen Theils von conserva rivularis,95 sphagnum palustre carex caespitosa, myriophyllum spicatum etc.)

Kohlen, Zunder, Lunten ꝛc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancher - ley Bauholz (in Ostindien auch bambos arundinacea).

Zum Dachdecken und vielfachen andern Ge - brauch, Schilf, Stroh, bey den Südsee-Insu - lanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tec - torius.)

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken, Lauben, Hütten ꝛc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahlwür - mer ꝛc. der Seewier (zostera marina).

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künst - ler und Handwerker alle das verschiedene Nutz - holz*)Und hierzu auch nahmentlich für die Küstenbewohner der nordischen Polarländer das wundersame Treibholz (von Pappeln, Lärche ꝛc. ) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten. für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechs - ler, Faßbinder ꝛc. So auch die mancherley Rohre**)Von der vielartigen Benutzung des Bambus rohres bey den Schinesen s. van Braam voyage de l'Ambassade etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314 sq.. Beydes auch bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z. B. das schöne Holz des Keulenbaumes, casua - rina equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen u. a. Gewehren der Südsee-Insulaner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkge - schirren.

96

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl. zum Korbflechten ꝛc. Kork ꝛc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur Fär - berey (wie zu Einem Beyspiel statt aller der Indig ), zum Gärben, Waschen ꝛc. andere zu Packpapier, Pappen, Papiertapeten u. dgl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß ꝛc.

Wachs (von myrica cerifera ꝛc.)

Talg (z. B. vom croton sebiferum.)

Öhle, Firnisse ꝛc. (der allerköstlichste Japanische Lack-Firniß von demjenigen rhus vernix, welcher bey Jassino gezogen wird.)

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus dem Gewächsreich genommen. Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus), Malabarische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme ꝛc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren Kennt - niß die ganze Arzneywissenschaft der ältesten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles Un - kraut im weitläufigsten Sinne ( also z. B. mit Einschluß der verwüstenden Holzschwämme, merulius destruens und vastator etc. so wie der microscopischen Schwämme uredo segetum etc. welche den Brand,97 und Krebs und Rost am Getreide verursachen und dgl. m. ) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, sind neuerlich zumahl das Linneische Sexual - system und das Jussieusche am allgemeinsten adoptirt und befolgt worden. Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen nach deren verschiedener Anzahl und Verhältniß angepaßt. Das Jussieusche hingegen gründet sich zuförderst auf den Mangel oder Daseyn und Beschaffenheit der Samen - lappen, dann auf die respective Stellung der Staub - fäden, und auf den Mangel oder Daseyn und Form der Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als Hülfs - mittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoe - nitat. academicar.)
  2. Theod. Leonh. Oskamp tabulae plantarum termi - nologicae ꝛc. Lugd. Bat. 1793. Fol.
  3. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunst - sprache. Jena 1803. 8.

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. 98
  5. Ej. sistema vegetabilium. ed. XV. curante C. H. Persoon. Götting. 1797. 8.
  6. Synopsis plantarum s. Enchiridium botanicum, cur. C. H. Persoon. Paris. 1805 sq. II. vol. 12.
  7. J. Miller's illustration of the sexual system of Linnaeus. Lond. 1775. II. vol. Fol. und 1799. 8.
  8. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft Zürich 1775. Fol.
  9. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzen - kenntniß nach Linné's Methode. Wien 1798. 8.
  10. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Botanik. 2te Auflage Leipz. 1797. II. Th. 8.
  11. Aug. Joh. G. C. Batsch. Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle 1787. II. Th. 8.
  12. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl. Berlin 1802. 8.
  13. Chr. Fr. Ludwig Handb. der Botanik. Leipz. 1800. 8.
  14. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse Halle 1802. II. Th. 8.
  15. Fr. S. Voigt System der Botanik. Jena 1808. 8.
  16. E. P. Ventenat tableau du regne végétal selon la methode de Jussieu Par. 1799. IV. vol. 8.
  17. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jus - sieu, nach seinen neuesten Verbesserungen, in Tabellen. Herausgegeben von Fr. S. Voigt. Leipz. 1806. Fol.

Besonders zur Kenntniß unserer einhei - mischen Gewächse.

  1. Alb. v. Haller historia stirpium Helvetiae indige - narum Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. 99
  3. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn. 1761 sq. Fol.
  4. Alb. W. Roth tentamen florae Germanicae. Lips. 1788 sq. III. vol. 8.
  5. Chr. Schkur botanisches Handbuch. Wittenb. seit 1791. 8.
  6. Deutschland Flora oder botanisches Taschenbuch von G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  7. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Götting. 1806. 8. mit Kupf.

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighi anatome plantarum ib. 1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. du Hamel physique des arbres Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Houß Versuche mir Pflanzen; übers. von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786 1790. III. Th. 8.
  6. Theod. von Saussüre chemische Untersuchungen über die Vegetation, übers. mit einem Anhange und Zusätzen von Fr. S. Voigt. Leipzig 1805. 8. mit Kupf.
  7. Fr. Alexand. von Humboldt Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie. Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800. V. vol. 8.
  10. C. F. Brisseau-Mirbel. Traité d'anatomie et de Physiologie végétales. Par. 1802. II. vol. 8.
  11. 100
  12. J. von Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde. Braunschweig 1794. 6.
  13. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Ge - genstände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit 1793. 8.
  14. Dess. Beyträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiolo - gie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte. 8.
  15. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit 1803. 12.
  16. K. Sprengel von dem Bau und der Natur der Ge - wächse. Halle. 1812. 8.
  17. Joh. Hedwig Sammlung feiner zerstreuten Abhand - lungen und Beobachtungen ꝛc. Leipz. 1793. und 1797. II. Th. 8.

Journal.

  1. Journal für die Botanik. Herausgegeben von H. Ad. Schrader. Götting. seit 1799. 8.
101

Eilfter Abschnitt. Von den Mineralien überhaupt.

§. 222.

Mineralien oder Fossilien sind die unorgani - schen Naturkörper (§. 2. 4. ), die nähmlich nach den bloß-physischen und chemischen Gesetzen, auf und in der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Minera - lien, wie Quecksilber und Erdöhl, sind die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen Zu - stande gewesen.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht 1 / 0000 des Halbdurch - messers der Erde), anfangs selbst flüssig gewesen seyn muß*)Über diese zum philosophischen Studium der Mineralo - gie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. Hrn. Prof. de Lüc's Lettres sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798. 8. die in Voigts Magazin (VIII. und folg. B.) aus der Französischen Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie der Erde ꝛc. Gött. 1805. 8..

102

§. 225.

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Primordialfluidum auch als Universalsolution die Stoffe der nachher daraus niedergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst enthalten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und andere chemische Prozesse, die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiedenen Arten von Gebirgs - und Erdlagern ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter zwey Hauptabtheilungen brin - gen lassen: nähmlich.

A) die primitiven, so vor der organisirten Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.

Jede von beyden zerfällt wieder in zwey Classen:

Die der primitiven nähmlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flötzgebirge; und in

b) die aufgeschwemmten Erdlager.

Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem echten Granit seine Entstehung, als welcher nur die selbstständige, uranfängliche, feste103 Rinde unsers Planeten auszumachen, und den später gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur Un - terlage zu dienen scheint, zwischen welchen er auch hin und wieder, zumahl in den größten und höchsten Ge - birgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abge - setzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so wie das Mischungsverhältniß im Primordialfluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Präcipitationen verändert ward, sowohl von dem Granit der Urgebirge, als unter ein - ander selbst, verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind größten Theils von schieferigem Gefüge (wie z. B. der Gneis, Glimmerschiefer, Thon - schiefer ꝛc. ), und in mächtigen Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr abhängende, gestürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehn - ten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemahlige Risse und Spalten, die allgemach mit fremdartigem Gestein spä - terer Entstehung (das sich nach der Hand darin abge - setzt) wiederum mehr oder weniger ausgefüllt worden*)A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freyberg 1791. 8.. Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder söge - nannten Gängen (Fr. filons. Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wich -104 tigsten Hauptgegenstand des practischen Bergbaues aus - machen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe selbst den Nahmen Gang-Gebirge, (Fr. montagnes à filons) weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beyden Classen von primitiven Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde unsers Pla - neten gegründet worden, ehe er durch Vegetation be - lebt und mit thierischer Schöpfung beseelt worden. Denn in keiner von beyden findet sich irgend eine Spur von versteinten, vormahls organischen Körpern.

Anders verhalt es sich hingegen mit den beyden übrigen Classen der secundären Gebirge und Erd - lager.

§. 230.

Die Flötzgebirge (Fr. montagnes à cauches) nähmlich sind zwar mehrentheils auch stratificirt, aber meist in flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der Bestand - theile. Auch machen sie insgemein*)Insgemein: denn bin und wieder finden sich auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen und manchen Savoyischen und Schweitzer-Alpen) weit über 1000 Klafter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Urgebirge, wie z. N. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter über des Meeres seiner erhoben ist. nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial - Gebirgen der vorigen beyden Classen, daß sie großen105 Theils von versteinten Resten organisirter Körper gleich - sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind sogenannte Incognita, zu welchen sich nähmlich in der jetzigen organisirten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Belemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Ammoniten u. s. w. Diese Incongnita sind aber, wie alle Analogie lehrt, größ - ten Theils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Auster - bank, die Coralliolithen wie in einem Corallenrief ꝛc. ), so daß man aus allem diesen schließen muß, unser jetzi - ges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen; und durch gewaltsame plötzliche Revolutionen aufs Trockene verseht worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannig - faltig abwechselnden Lagen, werden von den Deutschen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Nahmen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen, die sämmtlich, aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, durch Niederschlag aus dem Wasser ge - bildet worden, und zusammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unterscheidet man nun vier - tens auch die sogenannten aufgeschwemmten Erdlager (Fr. montagnes et terreins de transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zumahl im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die sogenannten Seiffenbänke und Schuttgebirge,106 die Lager von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergel - tuff ꝛc., welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut erhaltene Neste von Seeconchylien, und zwar an manchen Orten in unüber - sehlicher Menge*)So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berech - nung auf 130 Millionen Cubic-Klaftern halten soll. enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen und Erdlagern, die sämmtlich durch Niederschlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nas - sen Wege entstanden sind, zeigen sich aber auch fünf - tens hin und wieder theils ganze Berge, theils flache Fossilien-Lager, die, seit sie auf jene Weise entstan - den waren, nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers, oder wie man es zu nennen pflegt, auf dem trocke - nen Wege, große Veränderung erlitten, gleichsam um - gewandelt worden, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vul - cane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch Erd - brände verschlacktes Land, und die ihm eige - nen Fossilien (zum Unterschied von denen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudovulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts - und Lager-Stätten**)Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als107 bloßer Fundort. Beyde müssen in der Mineralogie sorgfäl - tig von einander unterschieden werden. Denn so ist z. B. von den gediegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen, die in sogenannten Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde. der Fossilien im Gan - zen von einander zu unterscheiden sind; so begreift sich doch aus dem, was über ihre Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie an den Gränzen, wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch unmerk - liche Übergänge gleichsam zusammen fließen müssen*)Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Classification s. mit mehreren.J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1768. 8.C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Einthei - lung der Gebirgsarten 1785. 4.A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgs - lehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.und besonders den orologischen Theil der systematisch-tabella - rischen Übersicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz und Kopp. Frkf. 1806. Fol.Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen pe - trographischen Karte des Harzgebirges, und dem Cabinet der Harzischen Gebirgsarten.Ähnliche Sammlungen von Deutschen Gebirgsarten sind z. B. die Voigtischen, die Charpentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu Gumpelstodt im Meiningischen..

§. 234.

Überhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen Charakter von der Entstehungsweise der unorganischen Körper oder Fossilien, im Gegensatz der durch Zeu - gung fortgepflanzten organisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z. B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle ꝛc. ) bey den übrigen leine so scharf bestimmbare Charakteristik108 der Gattungen (species)*)Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et sur l'espéce minéralogique. Par. 1801. 8. als bey den organisirten Körpern; mithin aber weit mehr Willkührliches in der Vertheilung derselben unter ihre Geschlechter (genera), ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so daß z. B. Chlorit, Röthel ꝛc. von manchen Mineralogen unter die Erze, von andern unter die Steinarten gebracht werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als auch die Verbindungsart ꝛc., vieler einander übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so entstehen schon dadurch eben so mannigfal - tige und theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich - sam zusammenfließende Übergänge, in deren Stufen - folge zwar die Extreme auffallend genug sich auszeich - nen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumahl in ein - zelnen Exemplaren, bey weiten keine so bestimmten Gränzen als bey den organisirten Körpern sich ziehen lassen Besonders ist dieß der Fall bey den vererzten Metallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten ge - mischten Gehalts**)Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen Verbindungs - art der Fossilien; so daß es in einzelnen Fällen nichts weniger als leicht ist, die Gränzen zwischen mechanisch-einfachen und gemeingten Steinarten zu ziehen. So z. E. bey den Über - gängen des reinsten Basalts von noch so homogen-scheinendem Korn zum Halbgranit, der aus Hornblende und Feldspath ge - mengt ist; oder des körnigen Quarzes zu manchem Sand - stein ꝛc..

109

§. 236.

Zweytens aber werden diese Übergänge auch durch die Decomposition und Auflösung vieler schon ge - bildeten Fossilien vervielfältigt, da manche Steinarten durch den Verlust ihres sogenannten Krystallisations - wassers, manche Erze durch die Einwirkung von Säu - ren ꝛc. allmählich verwittern, und so z. B. Feldspath in Porzellänerde, Kupferkies in Kupferschwärze gleich - sam umgewandelt werden.

§. 237.

Um so einleuchtender wird daher das dringende Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer (ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr constantem) Bezug stehenden*)J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum naturalium anorganicorum indoles chemicas atque externas im IIten B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recentior. 1813. Bestandtheile durch die chemische Analyse zu verbinden.

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen**)Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.J. Fr. L. Hausmanu Versuch eines Entwurfs zu einer Einleitung in die Oryctognosie. Braunschw. 1805. 8. sind für die mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten und sichersten: das specifische Gewicht***)Pesanteur specifique des corps par M. Brisson. Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof. Leipz. 1796. 8.Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fahrenh. angenommen. Wo ein L. dabey steht, bedeutet es des sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung., die Härte, und110 zumahl, wo sie Statt hat, die Krystallisation*)Die aus Holz geschnittenen Modelle der wichtigsten Krystalli - sationen, die in der hiesigen Industrie-Schule unter der Auf - sicht des Mathematicus, Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für anderthalb Rthlr. zu haben.Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallo - graphie par M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV Bande. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisations - formen gehalten. Weittiefer ist hingegen H. Hahn in den unten anzuführenden Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien in das innere Gefüge (Structur) der Krystalle und in die Be - stimmung der Formen ihrer Kerne oder Grundgostalten und dieser ihrer Massentheilchen (molécules intégrantes) einge - drungen., d. h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungsart von Façet - ten**)Folglich versteht sich von selbst, daß man nach diesem Begriffe von wahrem Krystall, nicht etwa die zwar säulenförmigen, aber nicht so determinirten Gestalten manches Basalts, thon - artigen Eisensteins, Stangenkohle ꝛc. damit verwechseln dürfe.Eben so genau müssen auch ursprüngliche Krystalle von sogenannten After-Krystallen unterschieden werden, da nähmlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befind - lich gewesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterten oder ausgefallenen Krystalls anderer Art eingenommen hat. Es z. B. die sogenannten krystallisirten Hornsteine von Schnee - berg ꝛc.Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfänger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht etwa bloße außere (fremde) Eindrücke auf ein Fossil für dessen eigene Krystallisation halte. So z. E. bey manchem Chalcedon., und der sogenannte Durchgang der Blätter (oder die Richtung der natürlichen Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten von Krystallisationen nach dem Verhältniß der Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme Primitive) oder sogenannten Kerne richtet***)S. Théorie sur la structure des cristaux; par R. J. Hauy im Journal de physique T. XLIII. p. 103 u. f.J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beyträge. Braun - schweig 1813. 4. f. auch Dess. Handbuch I. S. 13 u. f.. Minder allgemein constant und zuver - lässig sind hingegen Farbe, Grad der Durchsichtigkeit,111 Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den manche Fossilien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dgl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre physikalischen Kennzeichen, die nähmlich erst einen physischen Versuch voraussetzen, wie z. B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer und Auflösbarkeit im Wasser, die Phosphorescenz, Elektricität, das Ver - halten zum Magnet ꝛc., und bey den durchsichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verdop - peln. Und mitunter sind auch für den ersten Anlauf die sogenannten Empirischen Kennzeichen brauchbar, die von beygemengten bekannten Fossilien, oder von dem Fundorte abstrahirt werden.

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile aber (§. 207.) dient theils das weitere Verhalten der - selben im Feuer, das auf dem sogenannten trockenen Wege, besonders auch mittelst des Löthrohrs*)Gust. von Engeström Beschreibung eines mineralogischen Taschen-Laboratoriums und insbesondere des Nutzens des Löth - rohrs in der Mineralogie. Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage. Greifsw. 1782. 8., erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien ꝛc .**)S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B. und er - sten Heft des III. B. seiner kleinen physikalisch-chemischen Ab - handlungen; undJ. F. A. Göttling's chemisches Probier-Cabinet zum Handgebrauche, Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus ꝛc..

112

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Ehe - mikern angestellten Analisen eines und eben desselben Fossils zuweilen so sehr von einander abweichend aus - gefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behut - samkeit und vor allem öftere Wiederholung der Ver - suche dazu gehört, um dabey gegen Selbsträuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bey den unübertrefflich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen können und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe, worin sie sich zerlegen lassen. Aber nichts von dem, was doch gerade den wahren eigenthümlichen Charak - ter so vieler Fossilien ausmacht, nähmlich die bewun - dernswürdige Zusammensetzung und specifische Ver - bindungsart jener Stoffe, wodurch z. B. die Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turma - lin wird! oder wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit Thonerde den Bildstein, und hingegen in Verbindung mit Talkerde den demselben übrigens so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt und dgl. m. s. Lichtenberg im Göttingischen Taschen - buche v. J. 1794 S. 134 u. f. de Lüc in Voigts Magazin IX. Band, 1. St. S. 74 u. f. und Klap - roth im I. B. seiner Beyträge S. 89.

§. 241.

Überhaupt aber lassen sich alle Mineralien noch der alten ( meines Wissens zuerst von Avicenna beobach - teten ) Eintheilung unter folgende vier Classen brin - gen; deren Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Fossilien.

II. Salze.

III. Eigentlich sogenannte brennliche Mineralien.

IV. Metalle.

113

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica L. XII. it. de na - natura fossilium L. X. ꝛc. Basil. 1546. Fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, aus dem Schwed. vermehrt durch M. Chr. Brun - nich. Kopenhagen, 1770. 8.
  3. mit äußern Beschreib. ꝛc. von A. G. Werner. I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8.
  5. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin 1808. Fol.
  6. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Kar - sten's Tabellen. Leipz. 1801 6. VIII. B. 8.
  7. Systematisch-tabellarische Übersicht und Charakteristik der Mineralkörper; von C. C. Leonhard, K. F. Merz und J. H. Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  8. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hin - sicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgege - ben von C. C. Leonhard. Frkf. seit 1807. 8.
  9. C. A. E. Hoffmann Handbuch der Mineralogie. Frey - berg. I. B. 1811. 8.
  10. J. Fr. L. Hausmann Entwurf eines Systems der unorganisirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  11. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813. III. B. 8.
  12. Haüy Trainté de Minéralogie. Par. 1801. V. Vol. 8. mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr. S. Weiß. Par. u. Leipz. 1804 10. V. B. 8.
  13. Ej. (Haüy) Tableau comparatif des resultats de la cristallographie et de l'analyse chemique rela - tivement à la classification des mineraux. Par 1809. 8.
  14. 114
  15. Tableau methodique des Espèces minerales extrait du Trailé de Minéralogie de M. Haüy, et aug - menté des nouvelles Découvertes; par J. A. H. Lucas. Par. 1806. 8.
  16. Al. Brongniart Traité elémentaire de minéralo - gie, avec des applications aux arts. Par. 1807 II. vol. 8.
  17. M. H. Klaproth Beyträge zur chemischen Kenntniß der Mineralkörper. Berlin seit 1795. V. B. 8.
  18. Ohne der so zahlreichen mineralogi - schen Compendien zu gedenken, die in Deutschland in den letztern Jahrze - henden erschienen sind.

Besonders zur Bestimmung der Fossilien durch Aufsuchung und Vergleichung ihrer äußern Kennzeichen.

  1. H. Struve methode analytique des fossiles, fon - dés sur leurs caractères exterieurs. Lausanne 1797. 8.
  2. Handbuch des Mineralogen von H. Struve, aus desselben Franzöl. Handschrift übersetzt durch D. B. Rätzer. Bern 1806. 4.
  3. J. G. Lenz mineralogisches Taschenbuch. Erf. 1798. 12.

Über die Benutzung der Fossilien.

  1. C. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökono - mischen Mineralogie. Leipz. 1803. II. B. 8.

Wörterbücher.

  1. D. F. A. Reuß neues mineralogisches Wörterbuch. Hof. 1798. 4.
  2. 115
  3. Des Fürsten Dimitri de Gallizin Recueil de noms apropriés en Minéralogie etc. avec un précis de leurs histoire naturelle. nouv. Edit. Brunsv. 1802. Fol.

Einige hierher gehörige Journale ꝛc. außer den oben angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. von Crell.
  2. Journal der Chemie von N. Al. Scherer.
  3. Neues allgemeines Journal der Chemie. Herausgege - ben von Ad. Ferd. Gehlen.
  4. Magazin der Bergdaukunde (herausgegeben von J. F. Lempe). Dresden seit 1785. 8.
  5. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W. Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg seit. 1788. 8.
  6. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  7. C. Ehrenb. von Moll Jahrbücher der Berg - und Hüttenkunde. Salzb. seit 1797. 8.
  8. Dess. Annalen derselben, seit 1801.
  9. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel Ephemeriden ꝛc.)
  10. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie. Leipz. seit 1800. 8.

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeich - nisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of England ꝛc. in the collection of Wood - ward. Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772 sq. II. Vol. 8.
  3. 116
  4. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle. de Raab par M. de Born. Vienn. 1790. II. Vol. 8.
  5. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschriebe von D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  6. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M. Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G. Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  7. (Gianv. Petrini) Cabinetto mineralogico del colle - gio Nazareno. Rom. 1791. II. Vol. 8.
  8. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  9. W. Babington's new System of Mineralogy in the Form of a catalogue. Lond. 1799. 4.
  10. Des Hrn. J. F. von der Null Mineraliencabinet, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht von F. Mohs. Wien, 1814. III. B. 8.
  1. Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weit unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus - helfen können und in hundert Fällen schlechterdings aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln für die mehresten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichte - rung, daß man nun bey der Mineralien-Nieder - lage zu Freyberg, und beym Mineralien-Tausch - und Handlungscomptoir zu Hanau, kleine Mi - neralien-Sammlung in ausgesuchten instructiven Stücken, zu verschiedenen sehr billigen bestimmten Preisen zu Kauf haben kann.
117

Zwölfter Abschnitt. Von den Steinen und erdigen Fossilien.

§. 242.

Steine und erdige Fossilien heißen die - jenigen trockenen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*)Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alkalien, beson - ders in erhöheter Temperatur Denn daß sich z. B. selbst die Kieselerde in Verbindung mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben ( zu - mahl in Kamtschatka und Island ) sich ansetzende Kiesel - sinter, von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch auch Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of. Eidenburgh. Vol. III. S. 119. u. f., nicht so wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich sogenannten Erdharze im Ohl auflösen lassen; noch auch wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen: noch sich wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen**)Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergman.. Überhaupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre specifische Schwere übersteigt die des Wassers höchstens vier bis fünf Mahl.

§. 243.

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossilien118 dieser Classe unter folgende, davon benannte Geschlech - ter geordnet worden:

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VIII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.

I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (tera silicea), wovon dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt an der Luft und im Wasser un - veränderlich: auch wird sie von keiner andern als der Spathsäure angegriffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vitresci - ble Erde genannt wird.

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechssei - tige Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischen - säule, deren Flächen meist in die Quere feingestreift sind. ( tab. II. fig. 19. ). Er ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey Stücke im Finstern an einander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den edlen und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal de roche).

119

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas - glanz; flachmuschelichem Bruche; die Krystallen meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest gewachsen; und dann theils in zentnerschweren Kry - stallen (so zumahl in der Schweiz und auf Madagas - car); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt, d. h. mit den beyderseitigen Endspitzen; darunter besonders die kleinen, aber ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken (z. B. die Ungarschen aus der Marmaroscher Gespanschaft.) Endlich auch häufig als Gerölle, theils von vorzüg - licher Härte und Klarheit (so z. B. die Ceilanischen Keys oder Kiesel). Sein specifisches Gewicht = 2653 Gehalt (nach Bergmann) = 93 Kieselerde, 6 Thonerde, 1 Kalkerde. Nicht selten hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen, z. B. Chlorit - Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau - braunsteinerz, Titanschörl ꝛc. : zuweilen Wassertro - pfen. Selten findet er sich mir sechskantigen geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so nahmentlich am St. Gotthard).

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin.

Meist von weingelber Farbe, selten krystallisirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwär - zeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherley Abstufungen: zuweilen von stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils mit festungsförmigen Ablosungen. Die schönstfarbigen in Ostindien und Persien.

120

2) Gemeiner Quarz.

Eine der uranfänglichsten und allgemeinst verbrei - teten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in man - cherley andern Farben, mehr oder weniger durch - scheinend. Meist von Glasglanz, theils aber fett - glänzend; häufigst ungeformt; theils aber krystalli - sirt; zuweilen als Afterkrystall; hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig ꝛc. Der Bruch meist muschelig; theils in das Splitte - rige, Körnige ꝛc. Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine eigene Art von schuppigem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmtbraune Spanische Avanturinquarz vom Cabo de Gates (das natürliche Avanturino, wie es nach der Ähn - lichkeit mit dem Avanturinfluß, der bekannten Glascomposition genannt wird.)

Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind:

a. Rosenquarz.

Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe, und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und theils mit schaligen Ablosungen; besonders in Bayern und am Altay, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe, und diese vom innig beygemengten Strahlstein. Meist ungeformt; bricht besonders bey Breitenbrunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff. Tofus siliceus thermalis.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbin - dung mit Sode aufgelöst [§. 242. not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist weiß, theils in das Milchblaue, theils in das Wachsgelbe ꝛc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherley121 besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über ein ander getropft oder geflossen; traubig ꝛc. Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig ꝛc. Gewicht = 1917. Gehalt eines Isländischen (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 1, 50 Thonerde, 0, 50 Eisentalk. In vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamtschatka.

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül - lerisches Glas.

Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr oder weniger durchscheinend; glasglänzend; theils wie ge - tropft oder geflossen, kleintraubig ꝛc. An Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi ähnelnd; meist als Überzug auf Tuffwacke. Gehalt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 6, 33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fundort zumahl bey Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und des Achats. Denn die ersten beyden differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern Steinarten zusammen gemengt oder gemischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis in das Himmelblaue; aber auch in das Honniggelbe und Rothe des Car - neols, in das Rauchbraune des Onyx ꝛc. Oft ist der Chalcedon auch streifig, wolkicht ꝛc. In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)Diese dentritischen Zeichnungen sind (besonders bey manchen orientalischen) zuweilen carneol - und onyxfarbig; häufigst schei - nen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; manche Isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Conserven) zu haben scheint. Zeichnungen (Moosachat, Dendrachat, Mochhastein). 122Überhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fettglanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherley besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder in ursprünglicher Nierenform, in Mandeln, Kugeln ꝛc. Letzterer (im Vicentinischen) nicht selten mit einge - schlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine); anderwarts auch theils wie gehackt, zellig ꝛc. auch mit Krystalli - sations-Eindrücken, theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystallisation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16 Thonerde. Oft macht er Übergänge in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils in das Schwarzblaue: oft mit scharf abwechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chalcedon (Arabischer oder sogenannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo.) Hauptgehrauch bey den alten Römern zu Siegelsteinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis in das Wachsgelbe oder Hornbraune, anderseits in das dunkelste Gra - natroth. Von letzterer Art vor allen die köstliche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de la vieille roche), die mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blutroth, wie ein Böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten größten Meisterwerke von alten Griechischen und Etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios gegraben sind.

Der Indische Sardonyx, woraus hingegen die köstlichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.

123

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von meh - reren der vorigen Arten, außerdem aber auch zu - weilen von Quarz (zumahl Amethyst), Heliotrop, Jaspis ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zusam - mensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die man - cherley Benennungen, von Achatonyx, Jasp - achat, Bandachat, Kreisachat, Punct - achat, Festungsachat ꝛc. Trümmerachat, der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält, die durch Quarzcament zusammen verbunden sind. Re - genbogenachat, mit buntem Farbenspiel bey durchfallendem Lichte. Überhaupt häufig in Kugel - form; oft hohl. In größter Menge und Mannig - faltigkeit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-resinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten ver - schieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie finden sich bloß derb; und sind meist nur halbhart. Die beyden Haupt - arten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.

1) Eigentlicher Oval

mit folgenden Abarten: nähmlich

a. Edler Opal.

Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Ge - halt (nach Klaproth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-Ungarn.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben - spiel. Eine rahmgelbe Abart hat den Mongolischen Nahmen Kascholong (d. b. schöner Stein). Ge - halt eines Kosemitzer (nach Klaproth) = 98,75 Kie -124 selerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk. Fundort im Erz - gebirge, Schlesien, den Färöern ꝛc. Übergang in Chalcedon, Chrysopras ꝛc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis mutabilis.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund - ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey durch - sichtig; theils mit Regenbogenfarben*)Vom vegetabilischen Hydrophan, s. §. 179. not. *).

2) Halbopal

in zwey Abarten: nähmlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch theils braunroth, olivengrün ꝛc. ; mehr oder we - niger durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fett - glanz; muscheliger Bruch. Übergang in gelben Chal - cedon und in Pechstein. Vorzüglich in großer Man - nigfaltigkeit bey Telkobanja in Ober-Ungarn. Ge - halt eines solchen (nach Klaproth) = 93, 50 Kiesel - erde, 1 Eisenkalk, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelblich, braunlich ꝛc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablosungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in Ungarn bey Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarzagathe chatoyant.

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch - graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist als125 Gerölle auf Ceilan und Malabar, von wannen er meist schon in sogenannte Talgtropfen (en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschliffen kommt. Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kie - selerde, 1, 75 Thonerde, 1, 50 Kalkerde, 0, 25 Eisenkalk.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherley Farben; doch meist ins Braune; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halbhart. Ge - wicht eines Sächsischen = 2314. Übergang in Wachs - opal; theils mit eingemengten Feldspath - und Quarz - Körnern (Pechstein-Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal, vulgo blaner Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmu - scheligen ins Grobschlittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85, 50 Kieselerde, 1 Thonerde, 0, 50 Kalkerde, 0, 50 Eisenkalk, 11 Wasser und koh - lenartiger Stoff. In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-Schiefer von Menil-Montant bey Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.

Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt stark an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 66, 50 Kieselerde, Thonerde, 1, 50 Talkerde, 1, 25 Kalkerde, 2, 50 Eisenkalk, 19 Wasser. Fund - ort zumahl bey Menil-Montant.

10. Tripel.

Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thonerde, 3 Ei -126 senkalk. Fundort unter andern bey Ronneburg im Altenburgischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch; sehr weich; milde, Gewicht = 0, 800 Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist in kuglichten Stücken oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pumice stone.)

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam - micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; schar - fes Korn; sehr leicht. Gehalt des Liparischen (nach Klaproth) = 77, 05 Kieselerde, 17, 50 Thonerde, 1, 75 Eisenkalk. Fundort zumahl in vielen vulca - nischen Gegenden*)Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614. in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex re - peritur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. Ad Coblenz, et in inferiore Germania. , wie bey Lipari, Santorini, Veracrux in Mexico ꝛc.

13. Porzellan-Jaspis. Thermantide porcel - lanite.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils strohgelb, ziegelroth ꝛc. Rissig; fettglänzend; musche - liger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, ver - muthlich aus Schieferthon entstanden. Fundort un - ter andern bey Stracke in Böhmen. Gehalt dessel - ben (nach Rose) = 60, 75 Kieselerde, 27, 25 Thon - erde, 3 Talkerde, 2, 50 Eisenkalk, 3, 66 Kali.

14. Obsidian, Isländischer Achat, Tockayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse obsi - dienne.

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr127 oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kan - ten durchscheinend; glasglänzend; muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Abildgaard) = 74 Kiesel - erde, 14 Eisenkalk, 2 Thonerde. Hält theils Quarz - und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian - Porphyr). Fundort zumahl bey Vulcanen, z. B. auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel ꝛc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhomachus. (Fr. pirre à feu, pierre à fusil. Engl. flint.)

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche ꝛc. wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist in dichten Knollen theils in hohlen Kugeln (zu letztern gehören die sogenannten Melonen vom Berge Carmel); härter als Quarz Gibt, wenn er geschlagen wird, einen eigenen Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0, 50 Kalkerde, 0, 29 Thonerde, 0, 25 Eisenkalk. Übergang in Hornstein, Halbopal ꝛc. *)Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Cameen gearbeitet.Häufig in Kreide-Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zu - mahl von See-Igeln und zarten Corallen (Cellu - larien ꝛc. ), als Gerölle im Puddingstein von Hert - fordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen**)S. B. Hacquets physische und technische Beschreibung der Flintensteine. Wien, 1792. 8..

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor - neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch un - ansehnliche Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit saubern dendritischen Zeichnungen (sogenannter weißer Jaspis). Höchstens nur an den Kanten durch - scheinend. Meist splitteriger Bruch; ungeformt; doch theils in Afterkrystallen [§. 238. not. ] nach Kalk - spath gemodelt; minder hart als Quarz. Gewicht128 = 2708. Gehalt (nach Kirman) = 72 Kieselerde, 22 Thonerde, 6 Kalkerde. Übergang in Feuerstein, Chalcedon, Jaspis ꝛc. Macht die Grundmasse mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley Farben; unter andern zuweilen cochenillroth, selten apfel - grün. Fundort zumahl im aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in Flößgebirgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern, doch meist matten Farben; nur an den Kanten durchschei - nend; matter schimmernder Fettglanz; meist grob - splitteriger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Ge - füge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern durch - zogen. Übergang in Thonschiefer.

Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers, die Hr. Werner Lydischen Stein nennt, ist zumahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.

18. Eisenkiesel. (Quarz hématoïde.)

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist ungeformt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechs - seitigen Säulen, sowohl mit sechs - als dreyseitigen Endspitzen; hart. Gehalt eines Leberbraunen (nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 5, 75 Eisenkalk, 1 Braunsteinkalk, 1 flüchtige Theile. Fundort zumahl Böhmen und das Sächsische Erzgebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Beynahmen Bandjaspis ꝛc. ; undurchsichtig; mat -129 ter muscheliger Bruch; meist ungeformt: selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20 Tyonerde, 5 Eisenkalk. Übergang in Hornstein, Ei - senkiesel ꝛc.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Ägypti - sche Jaspis. Ägypten-Kiesel, silex Niloticus. (Fr. Caillou d'Egypte. ) Braun in allerhand Ab - stufungen; theils streifig oder geadert, auch mit den - dritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kie - selform; trefflich polirbar. Gewicht = 2504. Fund - ort zumahl in Ober-Ägypten.

20. Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit bluthrothen Punc - ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fett - glanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633. Fundort vorzüglich in Ägypten. Häufig un - ter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr. prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo gemmario. ) Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelblichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fund - ort jetzt unbekannt, doch vermuthlich Ägypten; häu - fig von den alten Römischen Künstlern zu Petschir - steinen ꝛc. verarbeitet*)Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen, von neuern Schriftstellern oft verkannten und mit andern verwechselten Steinart gehandelt un Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae p.30. u. f.. Von der Art sind auch die mehrsten antiken sogenannten Smaragde.

21. Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; ungeformt. 130Gehalt (nach Klaproth) = 96, 16 Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vorzüglich bey Kosemitz in Schlesien.

22. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils krystallisirt, und das in breiten sechsseitigen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Krystalle glas - glänzend; der Bruch fettglänzend; Längenbruch blätterig; Querbruch muschelig. Gewicht = 3540. Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21 Thonerde, 15 Kalkerde, 24 Eisenkalk, 1, 5 Braun - steinkalk. Fundort in den Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Challit oder so - genannte grüne Schörl von Dauphiné; daher auch H. Werner beide Fossilien unter den gemein - schaftlichen Nahmen des Pistacits vereinigt.

23. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein - muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rauten krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 50, 5 Kieselerde, 17 Thonerde, 17 Kalkerde, 9, 5 Eisenkalk, 5, 25 Braunsteinkalk, 0, 25 Kali. Fundort zumahl Dauphiné und Thum im Erzgebirge.

24. Kreutzstein, Kreutzkrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten wasserhell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch muschelig; immerkrystallisirt*)S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz. 1794. 8,; und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111., und zwar ursprüng - lich als schmahle, dicke, rechtwinkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft und131 zugespitzt; aber fast immer als Zwillingskrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Länge nach gleichsam durchschneiden ( tab. II. fig. 15. ) und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreutz vorstellen. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thonerde, 15 Wasser. Fundort zumahl Andreasberg am Harz.

25. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein. Apophyllite.

Meist graulichweiß: durchscheinend, theils durch - sichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem recht - winklichten Durchgang; ritzt schwach in das Glas. Gewicht = 2467. Gehalt (nach Rose) = 52 Kiesel - erde, 24, 5 Kalkerde, 8 Kali, 15 Wasser, nebst einer Spur von Ammoniak. Fundort besonders zu Uton in Roslagen, in Schweden, mit ziegelrothem Kalkspath und gemeiner Hornblende.

26. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perlmutterglanz; theils ungeformt. theils in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusammengehäuft. Ge - wicht = 2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43, 83 Kieselerde, 30, 33 Thonerde, 18, 33 Kalkerde, 5, 66 Eisenkalk, 1, 83 Wasser. Fundort zumahl am Cap und in Dauphiné.

27. Natrolith.

Isabell - und orangegelb, fast undurchsichtig schwach - schimmernder Bruch; nierenförmig und mamellon - nirt, von divergirend strahlichtem Gefüge. Gewicht = 2160. Gehalt (nach Klaproth) = 48 Kieselerde, 24, 25 Thonerde, 1, 75 Eisenkalk, 16, 50 Soda, 9 Wasser. Auf dem Porphyrschiefer von Hohentwyl im Würtembergischen.

28. Zeolith. Mesotype.

Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner Haupt - eigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löth -132 rohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu stießen. Ich weiß in mancherley Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische mehr oder weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend so zumahl der Stilbit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist divergirend strahlicht; theils blätterig (Stilbite); häufig ungeformt: oft nierenförmig; oft krystalli - sirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säulen, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubi - cit, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) ꝛc. theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle Islän - dische Gläszeolith oder Nadelstein), theils faserig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smithson) = 49 Kieselerde, 27 Thonerde, 17 Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern zumahl auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch in manchem Basalt ꝛc.

29. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durchscheinend; selten wasserhell und durch - sichtig; glasglänzend; in runden und stumpfeckigen Körnern, meist ungefähr von Erbsengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalterde, 3 Bitter - erde, 1 Eisenkalk. Fundort zumahl bey dem Ausfluß der Marekanka in das Ochotskische Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen Rinde von Perlstein; beydes Kern und Rinde blähen sich vor dem Löth - rohre wie Zeolith.

30. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in mancherley Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von Seiden-theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus kernigen abgesonderten, theils aus krummschaligen blätterigen bröckligen und zerreib -133 lichen Stücken, welche letztere die eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden.

31. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Saphirus. der Alten (Fr. pierre d'azur.)

Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46 Kieselerde, 14, 50 Thonerde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6, 50 schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2 Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancherley Kunstarbeiten und nahmentlich zur Ultramarin-Farbe.

32. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophonium - braunen in das Schwarze; wenig durchscheinend; starkglänzend; blätteriger Längenbruch; muscheliger Querbruch; theils derb; theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säulen mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin) = 52 Kiesel - erde, 13, 20 Kalkerde, 10 Talkerde, 3, 33 Thonerde, 14, 66 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Ätna.

33. Coccolith.

Hat den Nahmen von der ausgezeichnet kernigten Form seiner abgesonderten Stücke. Meist lauchgrün; durchscheinend; glasglänzend; hart. Gewicht = 3316. Gehalt (nach Vauquelin) = 50 Kieselerde, 24 Kalkerde, 10, 3 Talkerde, 7 Eisenkalk, 3 Braunsteinkalk. Hauptfundort bey Arendal in Nor - wegen.

34. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils in das Dunkel-oliven -134 grüne; wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer krystalli - sirt: besonders in vierseitigen kurzen Säulen mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22, 25 Thonerde, 7, 50 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort unter den Primor - dial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich aber (in rein auskrystallisirten theils daumensdicken Krystallen) an der Mündung der in den Wiluj fallenden Achtaragda.

35. Leucit, weißer Granat, vulcanischer Granat. Amphigène.

Graulich weiß, milchicht, durchscheinend; aber meist rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche con - centrische Textur. Gemeiniglich krystallisirt, meist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flachen an jeder Endspitze ( tab. II. fig. 14. ); sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven und Tuffwacken.

36. Pyrop, Böhmischer Granat.

Bluthroth; mehr oder weniger durchsichtig; glas - glänzend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose oder eingewach - sen in Serpentin ꝛc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28, 50 Thon - erde, 10 Talkerde, 3, 50 Kalkerde, 16, 50 Eisen - kalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort zumahl Böhmen und Sachsen.

37. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat. Engl. Garnet.)

Aus dem Colombin - und Karmesinrothen durchs Pechbraune in das Olivengrüne; eben so verschiedene135 Grade der vollkommnern oder mindern Durchsichtig - keit; meist Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt; letzteres in mancherley Form; doch meist als Dodecaëder mit rautenförmi - gen Flächen ( tab. II. fig. 13. ); auch wie der Leucit ( tab. II. fig. 14. ).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende drey Arten des Granats; wovon esterer edler, die andern beyden aber gemeiner Granat genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Gra - nat, Almandin.

Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 75 Kiesel - erde, 27, 25 Thonerde, 36 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüglich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils in das Zimmtbraune ꝛc. Unter andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch bey dem Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün ꝛc. Gewicht = 3754. Gehalt (nach Wiegleb) = 36, 45 Kieselerde, 30, 83 Kalkerde, 28, 75 Eisenkalk. Unter andern als sogenannter Großular rein auskrystallisirt in der Leucit-Form ( tab. II. fig. 14. ) bey den Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen und Meissen, auch nebst dem braunen am Spitzenberg am Harz.

38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun in das Schwarzbraune; wenig durch - scheinend; immer krystallisirt, meist in flachen sechs - seitigen Säulen; zuweilen als Zwillingskrystall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein Andreas -136 kreutz (dieß der sogenannte Basler Taufstein*)G. Chr. Bernoulli in Voigts neuem Magazin IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.) Gehalt (nach Vauquelin) = 30, 59 Kieselerde 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15, 30 Eisenkalk Fundort in Bretagne und am St. Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystallisirtem Cyanit.

39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils in das Graue, Silber - weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43 Kieselerde, 55, 5 Thonerde, 0, 5 Eisenkalk, nebst einer Spur von Kali. Fundort zumahl am St. Gotthard, im Ziller - thal im Salzburgischen ꝛc.

II. Zircongeschlecht.

Die von Hrn. Klaproth entdeckte Zirconerde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht den Nahmen hat, wird in Schwefelsäure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet sich in zwey sogenannten Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.

1. Hyacinth. Lincurium veterum?

Meist orangegelb, feuerfalben; durchsichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar meist in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten137 aufsitzenden Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 20. ). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25 Kieselerde. Fundort vorzüg - lich Ceilan*)Aus Afrika ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich so - genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Bo - taniker W. Braß am Capé Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich besonders eine Menge Körner finden, die dem Hya - cinth vollkommen gleichen. Außerdem auch unter andern kleine, dem Spinell ähnelnde Gerölle..

2. Zircon, Sargon.

Meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche ꝛc. ; durch - sichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fettigen Glanze; krystallisirt in vierseitigen Gäulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 7. ); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26, 50 Kieselerde, 0, 50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und Norwegen; hier nähmlich bey Friedrichswärn, in einem aus opalisirendem Feldspath und Hornblende gemengten Halbgranit.

III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof. Gado - lin benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin - und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen Ei - genschaften überein kommt, unter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden festen Laugensalzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure Neutralsalze als auch durch Gärbestoff gefällt wird.

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1. Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmu - scheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach Ekeberg) = 55, 5 Gadolinerde, 23 Kieselerde, 4, 5 Glücin - erde, 16, 5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt nur in sehr - geringer Menge in rothen Feldspath zu Ytterby in Roslagen in Schweden, von welchem Fundorte das Fossil auch seinen einen Nahmen erhalten.

IV. Glücingeschlecht.

Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glücin - erde (Süßerde) unterscheidet sich von der Thon - erde, mit welcher sie manche Eigenschaften gemein hat, schon dadurch, daß sie nur der Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Nahmen von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zusam - menziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).

Meergrün in mancherley Schattirungen, einer - seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honig - gelbe; durchsichtig; Längenbruch muschelig; Quer - bruch blätterig; in sechsseitigen Säulen von mancher - ley Varietät krystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0, 5 Kalkerde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue ꝛc. fast undurchsichtige Abart in großen Säulen bey Chanteloupe in Haute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emerauade. Engl. Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah -139 men: seine Krystallisation ist eine sechsseitige Säule ( tab. II. fig. 10 ) in mancherley Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46, 60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2, 56 Kalkerde, 3, 50 Chromiumkalk. Fundort vor - züglichst in Peru.

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend; Längenbruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spalten. Querbruch muschelig; krystallisirt als geschobene vierseitige Säu - le; hart. Gewicht = 3062. Gehalt (nach Vauque - lin) = 12 Glücinerde, 35 Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch Alaunerde (terra alluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung durch Potasche wie - der gefällt. Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, ver - härtet aber darin; und wird dabey (und zwar nach Ver - hältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum zusammen gezogen. Viele thonartige Fossilien ge - ben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen Thonge - ruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge, und manche derselben saugen das Wasser ein, und wer - den darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst so auf - fallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß 140 manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine unbe - greifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durchsisch - tigen, feurigen edlen Steinarten verbunden ist. (§. 240.)

1. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; mu - scheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt als achtseitige Säule mit dergleichen End - spitze. Gewicht = 3710. Gehalt (nach Klaproth) = 71, 50 Thonerde, 18 Kieselerde, 6 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

2. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne, Blauliche ꝛc. ; der Längenbruch muschelig; der Quer - bruch blätterig. Meist krystallisirt, und zwar gewöhn - lich als vier - oder achtseitige Säule, die beym Bra - silischen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zuge - spitzt ( tab. II. fig. 16. ) beym Sächsischen aber mehrentheils mit einer sechsseitigen Fläche abge - stumpft ist ( tab. II. fig. 9 ). Gewicht des Bra - silischen = 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektrici - tät des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20 Fluß - säure. Fundort, in Europa zumahl bey Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein, in einem eige - nen, merkwürdigen Muttergestein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla in Notolien und am Ural in Sibirien; in Amerika in Brasilien.

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2) Gemeiner Topas, Leucolith, Stan - genstein, weißer Stangenschörl, schörl - artiger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röthlich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch: in stäng - lich zusammengehäuften Säulen, theils in sechssei - tigen Krystallen. Gewicht = 3530. Gehalt (nach Klaproth) = 49, 50 Thonerde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisenkalk, 1 Wasser. Fundort vorzüg - lich im Stockwerk bey Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.

3. Rubin, Spinell.

Roth in mancherley Abstufungen; daher die be - sondern Benennungen, da der ponçeaurothe Spi - nell genannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell ꝛc., zu - weilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße ꝛc. ; seine Krystallisation mannigfaltig; doch meist als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ) oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancher - ley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700. Ge - halt (nach Klaproth) = 74, 50 Thonerde, 15, 50 Kieselerde, 8, 25 Talkerde, 0, 75 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk*)Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8, 78 Talkerde und 6, 18 Chromiumkalk.. Fundort Ceilan, Pegu ꝛc.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb**)Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke: f. z. B. im Inventaire des diamants de la couronne ꝛc. imprimé par - orde de l'Assemblée nationale. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. Un saphir d'orient couleur saphir des deux bouts, et topaze au milieu. ,142 wozu vielleicht mancher sogenannte Ostindische Topas gehört; eigentlich durchsichtig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Krystallisation als sechsei - tige einfache oder doppelte Pyramide ( tab. II. fig. 18. ). Ist der härteste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth = 98, 50 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 50 Kalkerde. Findet sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.

5. Demantspath und Corund*)S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I..

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, sel - ten ins Haarbraune; beyde wenig durchscheinend; von sogenannten Demant-Glanz, und spatharti - gem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen Säulen. Mittel - Gewicht, sowohl des Schinesischen als Hindostani - schen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth = 89, 50 Thonerde, 5, 50 Kieselerde, 1, 25 Ei - senkalk. Fundort Coromandel und Schina, im Gra - nit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der Edelsteine und des Stahls**)Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292..

Unter dem Nahmen von edlem Corund kann man die schönfarbingen, zumahl Rubinrothen und Saphirblauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls in Ostindien finden und wovon die erstern Salam - rubine, die letztern aber vulgo Sternsaphire genannt werden, weil sie, zumahl wenn sie an den Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bey auffallendem Lichte mit einem beweglichen sechstrah - ligen Sterne spielen.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl. emery.)

Schwarzgrau, theils in das Indigblaue ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils fast143 mettallisch glänzend; kleinkörniger theils splitteriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. Z. B. = 3922. Auch der Gehalt ungleich; doch (nach Tennant) immer sehr viel Thonerde, mit weniger Kieselerde und Eisenkalk. Fundort des währen Smirgels*)Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) we - gen des ähnlichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls ꝛc. Smirgel genannt. unter andern Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erzgebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen in das Spangrüne; jene die kostbarsten; (verwittert in das Berggrüne;) un - durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Thon - erde, 18 Wasser, 4, 5 Kupferkalk, 4 Eisenkalk. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ostpersien. Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Petrefact, nähmlich für versteinte Fischzähne gehalten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als Gerölle, meist aber in drey - oder sechs - oder neunseitigen der Lange nach gestreiften Säulen, mit dreyseitiger kurzer Endspitze ( tab. II. fig. 12. ). Manche Abarten zeigen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen Tempe - ratur erwärmt sind, Asche ꝛc. anziehen und absto - ßen, und diese heißen Turmaline**)S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten zu eigener nächtlicher Zeitverkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber der Immer Gern Specülirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste bestimmte Nachricht vom Ceilanischen Turmalin gibt..

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur - malin.

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Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dünnen Splittern braun oder grün durchscheinend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen (Stangenschörl), theils nadelförmig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl). Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang - gebirgsarten, zumahl im Gneis, Scheidestein, Topasfels ꝛc. Fast in allen Welttheilen; nahmentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar ꝛc.

2) Brauner Turmalin.

Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durch - fallendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch wie der schwarz theils in langen Säulen (so z. B. auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z. B. auf Ceilan). Gehalt (nach Bergmann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde, 15 Kalkerde, 9 Eisenkalk.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säu - len in die Länge gestreift, theils stänglicht zusam - mengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vau - quelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10 Soda, 7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es gehört aber auch dazu der sonst sogenannte krystalli - sirte Lepidolith von Rozena in Mähren.

4) Blauer Schörl, Indigolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durchscheinend; Glasglanz, dem Metallischen sich nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusammen - gehäuften, der Länge nach gestreiften Säulen. Fund - ort Uton in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils in das Stahlbaue; durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon -145 erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

9. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen und Übergängen. Undurchsichtig oder wenig durch - scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich - grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne striée).

Theils strahlig, büschelförmig ꝛc. Eins der weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vielen After - granits ausmacht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strah - ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs - oder achtseitigen Säulen, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey End - flächen zugescharft oder zugespitzt sind. Meist einge - wachsen in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in Laven.

10. Schillerstein, Schillerspath*)S. J. G. Freiesleben über das schiliernde Fossil von der Baste bey Harzburg. Leipz. 1794. 8. : und J. Fr. L. Haus - mann in den Norddeutschen Beyträgen zur Berg - und Hüt - tenkunde 1. St. S. 1..

Wessinggelb, in das Grünliche; kaum merklich durchscheinend; von metallischem, schillerndem Glanze,146 geradblätterig; weich. Gehalt (nach Gmelin = 17, 9 Thonerde, 43, 7 Kieselerde, 11, 2 Talkerde, 23, 7 Eisenkalk. Fundort im Harzburger Forst am Harz, in einem grünlich schwarzen, mit Serpentin und Asbest durchzogenen Urgrünstein.

11. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen, theils mit Silber - oder Messing-Glanz, oder tombackbraun bis in das Schwarze; mehr oder we - niger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten krummblätterig (wie z. B. Mica hemisphaerica Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z. B. das Russische Frauenglas oder Fensterglim - mer [Engl. Insinglass. Russ. Sliuda*)Von der merkwürdigen Eigenschaft des Russischen Frauen - glases, das es den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen läßt, und dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon bey astronomischen Instrumenten machen kann, s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p. 239 u. f.]; die Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des Russischen Frauenglases (nach Klaproth) = 34, 25 Thonerde, 48 Kieselerde, 8, 75 Kali, 4, 50 Eisenkalk, 0, 5 Talkerde und Braunsteinkalk. Auch eines der primi - tivsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in un - serer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebirgen (§. 227 230).

12. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)

Lillaroth, theils in das Graue, Braunliche ꝛc. ; an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppi - gem, fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt (nach Klaproth) = 38, 25 Thonerde, 54, 50 Kieselerde, 4 Kali, 2, 50 Wasser, 0, 75 Braun -147 stein - und Eisenkalk. Fundort bey Rozena in Mäh - ren; in einer gemengten Gebirgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.

13. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klaproth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Natron. Fundort Grönland.

14. Feldspath. (Fr. Spath étincelant, Engl. Field spar.)

Von mancherley, doch meist blassern Farben; meist nur wenig durchscheinend; meist wahren Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschiedent - lich krystallisirt; häufig als Bestandtheil gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fossilien (z. B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z. B. der blaßlauchgrüne im Ägyptischen Serpen - tino verde antico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich ꝛc. doch theils auch in andern und selbst hohen Farben, z. B. smaragdgrün mit mattem Perlmutterglanz im so - genannten Amazonenstein aus dem Catharinburgi - schen; mit deutlichem Spathgefüge; häufig krystalli - sirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen oder zu Zwillingskrystallen verbundenen) Tafeln mit zuge - schärften oder zugespitzten Enden, oder in Rhom - ben, in vierseitigen Säulen ꝛc. Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des smaragdgrünen Sibirischen = 2573 L. Und der148 Gehalt des nähmlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieselerde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde, 13 Pott - asche. Überhaupt aber ist der gemeine Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten Fossilienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des Gra - nits, wo er in manchen Abarten den bey weiten vor - waltenden Theil ausmacht*)So z. B. in dem merkwürdigen Portsoy - Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarz - blattchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das Anschen einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten hat. s. Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 21..

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß; glasglänzend; theils ungeformt (so. z. B. einge - wachsen, in manchen hierländischen Basalt); theils säulen - oder tafelförmig krystallisirt (so z. B. in ersterer Form im Granit vom Drachenfels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend; opalisirend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard (theils in großen Krystallen), und der eigentliche Mondstein als Gerölle auf Ceilan**)Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avan - turinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feld - spath, der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen durch - mengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Widerscheine opalisirt..

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bey auffallendem Lichte in mancherley, theils hohe Farben schillernd, theils mit Messing - oder Tomback -149 glanz; durchscheinend. Gewicht = 2692. Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle) und in Inger - manland.

Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6) den Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein son - derbares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dünnen vierseitigen Säulen, die im Quer - bruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls viereckig - ten Kern zeigen der von seinen Ecken nach den Kanten der Sâule ausläuft. Es hat Fettglanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt in das Glas. Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer eingewach - sen. Fundort zumahl Bretagne, und Gefrees im Bayreuthschen.

15. Aluminit, (sogenannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht = 1069. Gehalt (nach Simon) = 32, 5 Thon - erde, 47 Wasser, 19, 25 Schwefelsaure, 0, 45 Kieselerde, 0, 35 Kalterde, 0, 45, Eisenkalk. Fundort zumahl bey Halle.

16. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend; mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusam - menhange. Gehalt verschieden; doch gewöhnlich nur ungefähr 1 / 4 Thonerde zu 3 / 4 Kieselerde. Fundort in vielen Ländern von Europa und Asien. Ist wenig - stens großen Theils aus verwittertem Feldspath ent - standen.

17. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch mancherley Übergänge in andere; matt;150 weich fettig anzufühlen; der Bruch häufig in das Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon - geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig - faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielarti - ger anderer Töpferwaare*)Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich.1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken Griechi - schen und sogenannten Etruskischen Vasen gearbei - tet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estre - mos gedreht werden, welche einen angenehmen adstringi - renden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen.3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Siebenbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wänden verfertigt., Tabakspfeifen, Türki - schen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo sogenannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Zie - geln, auch zum Walken schlechtes Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in auf - geschwemmtem Lande, nahe linier der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen - den als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, in das Schwarze; der Bruch schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**)Vor auen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jüngern Cowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung de151 Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer-Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den Nahmen hat, die dieser treff - liche Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's Göttin - gischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401 u. f. genau beschrieben hat.; oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Übergänge in Thon - schiefer, Porcellan-Jaspis.

Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus carbonarius, (Engl. the flag, the cleft); dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabey heller. Kann auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn auch von manchen Mine - ralogen den Steinkohlen selbst beygezählt wird.

18. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam).

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweich - bar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemm - tem Lande.

19. Bolus [der Mineralogen*)Denn der officinelle Armenische Bolus ist eine Art Steinmark.], lemnische Er - de, Siegelerde. Terra Lemnia s. sigillata.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig; muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zerfällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der Insel Sta - limene (Lemnos).

20. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. ful - ler's earth).

Meist leberbraun, aber auch in andern Farben: theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch;152 fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thon - geruch; saugt leicht Feit ein; daher ihre wichtig, Benutzung. Gehalt (nach Bergmann) = 25 Thon - erde, 51, 8 Kieselerde 3, 3 Kalkerde, nur 0, 7 Talkerde, 3, 7 Eisenkalk, 15, 5 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.

21. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort zumahl bey Medziana Gora in Pohlen.

22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone - marrow.)

Weißlich, aber in allerhand Übergängen zu allen drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so z. B. die meist veilchenblaue sogenannte Wunder - erde von Planitz bey Zwickau) von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreiblichen biß zum Halbharten*)Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend feinkör - niges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze, die Eisen schmilzt, unverandert erhält.; letzteres mit muscheligem Bruche.

Auch der officinelle ziegelrothe, meist weißlich ge - sprenkelte, Armenische Bolus gehört hierher.

Besonders merkwürdig ist das vom H. Oberberg - hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Stein - mark, welches mittelst eines Federkiels einen phos - phorescirenden Strich gibt.

23. Bildstein, Schinesischer Speckstein. Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600;153 ähnelt überhaupt im Äußern dem eigentlichen Speck - steine; enthält aber keine Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thonerde, 54 Kieselerde, 0, 75 Eisenkalk, 5, 50 Wasser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancherley kleinen Kunstsachen ver - arbeitet wird.

24. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Engl. red-chalk.)

Blutroth, ziegelroth ꝛc. ; erdig; abfärbend; meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur wenigen pro Cen - ten).

25. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flötzen.

26. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona); theils als Überzug in Drusenlöchern im Trapp (Man - delstein) und auf den darin liegenden Chalcedon - und Zeolith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den Färöern).

27. Alaunthon.

Ganz in den nähmlichen drey Abarten, wie der gemeine Thon, von dem er sich aber unter andern auch meist schon durch einen süßlich zusammenziehen - den Alaungeschmack auszeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun: erdiger Bruch; glänzender Strich; theils in ganzen Flötzen. Übergang in Braun - kohle.

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2) Alaunstein.

Weiß, ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. (im Feuer brennt er sich röthlich); theils an den Kanten etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Gehalt (nach Vauque - lin) = 43, 92 Thonerde, 24 Kieselerde, 25 Schwe - felsäure, 3, 80 schwefelsaure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flötzen bey Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheiben - förmig; theils gerade -, theils krumm-blätterig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwefelkies eingemengt; bricht theils ( aber bey weilen nicht ausschließlich ) in Gang - gebirgen als Thonschiefer, von dem er im Äußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in Flötzgebirgen mit Abdrücken von Ver - steinerungen aus beyden organisirten Reichen; so z. B. als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bey Andrarum.

28. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schi - stus. (Fr. Ardoise. Engl. State.)

Grau, in mancherley andere Farben übergehend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig ꝛc. ; schimmernd, theils mit Seidenglanz; von seht ver - schiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils ge - rade, theils wellenförmig; die Bruchstücke meist schei - benförmig; doch theils auch nur in dicken und un - dentlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura). Überhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von Ab - arten, die theils von ihrem Gebrauch den Nahmen haben. z. B. Probirstein (Ital. pietra para - gone, die ein wahrer Thonschiefer ist ), Tafel - schiefer, Dachschiefer ꝛc. Auch mancherley Über - gänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer ꝛc. Haupt -155 fächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flötz - gebirgen ( so z. B. der Glarner Tafelschiefer vom Blattenberge ).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr weich; abfärbend.

29. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir. Engl. whet-stone.)

Meist grünlich - oder gelblich-grau; nur an den Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd; schiefriger Bruch; theils splitterig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante, in Deutschland unter andern im Bayreuthschen.

30. Klingstein. (Fr. Phonolithe).

Grau in mancherley Schattirungen, zumahl ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten durch - scheinend; von dickschieferigem Gefüge; der Bruch großsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23, 50 Thonerde, 57, 25 Kieselerde, 2, 75 Kalkerde, 3, 25 Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk, 8, 10 Soda, 3 Wasser. Hat den Nahmen vom Klange, den dünne Scheiben beym Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyrschiefers. Fundort unter andern in Böhmen und Lausitz.

31. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Cor - neus trapezius Waller. (Engl. Whinstone.)

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter fein - körniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt: Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien eingemengt enthält, z. B. ba - saltische Hornblende, Glimmer, Zeolith, Chalce - don, Kalkspathnieren ꝛc. Dahin gehören also die156 mehresten Mandelsteine, wie z. B. die von Il - feld; der Blatterstein, (Perlstein) von Ler - bach am Harz, der Toadstone von Derbyshire*)Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit, da der sogenannte Vulcanismus sehr im Schwunge war, für Laven angesehen worden. So z. B. nahmentlich die vom Kaiserstuhle, einem Ge - birgszug im Breisgau, die wegen ihrer mancherley Abartung der Wacke sowohl als der darin eingemengten Fossilien merk - würdig sind. S. Bar. de Dietrich Descript. des Volcans, de - couverts en 1774. dans le Brisgau im Xten B. der Mém. pre - sentés à l'Ac. des sc. p. 435 u. f. Ich habe mich aber vom Ungrund ihrer vermeinten Vulcanität durch eine zahlreiche Suite derselben in meiner Sammlung überzeugt, als worunter sich auch nicht ein einziges Stück befindet, das man mit Schein des Rechtens für eine wirkliche Lave ansprechen durfte.. Übergang in Grünstein, Basalt ꝛc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z. B. nördlich bis Island, Kamtschatka ꝛc. und so auch fast im äußersten von Europäern besuch - ten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hierher:

a. Manche vulgo sogenannte dichte Lava vom Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder grüner basaltischen, Hornblende und kleinen Kalk - spathkörnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesuvi - schen Laven, denen sie insgemein (aber irrig) selbst beygezählt wird,

und auch wohl b. der sogenannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg - grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenartiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance bey Briançon.

32. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem Korn;157 mehr oder weniger dicht; theils in unebenen schie - ferigen Ablosungen, theils wie aus runden Kör - nern zusammengebacken ꝛc. Überhaupt aber entwe - der ungeformt, oder säulenförmig [ aber nicht crystallisirt s. §. 238. not.]. Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen theils zu Tausenden dicht an einander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch aufrecht: theils gebogen; theils gar aufs regelmäßigste gegliedert*)So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in der Physischen Erdkunde, nähmlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an der Nord - küste von Irland ausmachen. Ich besitze von diesem berühm - testen aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zu - sammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Ge - genstände tab. 18. geliefert habe. Immer bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines der räthselhafte - sten und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.; und diese Glieder zuwei - len durch Verwitterung kugelicht abgerundet. Über - haupt von sehr verschiedener Härte specifischem Ge - wicht ꝛc., wirkt theils sehr stark auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Saulenbasalts (nach Klap - roth) = 16, 75 Thonerde, 44, 50 Kieselerde, 9, 50 Kalkerde, 2, 25 Talkerde, 20 Eisenkalk, 0, 12 Braunsteinkalk, 2, 60 Soda, 2 Wasser. Hält ge - meiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancher - ley andern Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit, Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende ꝛc. Übergänge zumahl in Trapp, Tuff - wacke und Lava: auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphiboli - que)**)Dahin scheinen die mehresten antiken Ägyptischen Basalte zu gehoren. In manchen Abarten derselben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unter - scheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath bestehenden Halbgranit über Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis antique artis operi - bus illustratae p.29. gesagt.. Gemeiniglich in einzelnen Bergen (Kup -158 pen); die aber in theils Gegenden ganze Züge ma - chen.

Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest verbreiteten Flößgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der Schopfung unseres Planeten so mancher - ley unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so begreift sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene beyden so leicht - flussigen Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren ihrer im Feuer erlittenen Veränderung erhalten haben.

33. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Roth - bräune ꝛc. ; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; leicht; großen Theils vulkanischen Ursprungs. Da - her auch ihr gewöhnlicher Fundort bey Vulcanen und ehemaligen Erdbränden.

Überhaupt lassen sich die mancherley Verschieden - heiten derselben unter folgende zwey, freylich theils in einander übergehende, Hauptarten bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dich - terem Gefuge, und mehrerer oder minderer Festig - keit.

Zu der lockeren Abart gehört z. B. die roth - braune mit Leucit durchmengte, woraus Pom - peji großen Theils erbaut war; und die mit basalti - scher Hornblende, welche in der Gegend von Ander - nach die Mittellage zwischen dem Traß und dem so - genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen Feldspath haltende Piperno der Phligräischen Fel - der, und die mehreste der besonders mit Olivin gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde ohnweit Cassel.

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2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we - gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders merkwürdige Abarten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Ther - mantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-Ingrediens zu Faxe's Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken: auch zuweilen Äste oder kleine Stämme von verkohltem Holze*)So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. S. Sr. Will. Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.. Fundort zumahl bey Andernach am Rhein.

34. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstent - zündungen mehr oder weniger vom Feuer angegriffe - nen, theils verschlackten, theils verglasten Fossilien, zumahl basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vulca - nen die Laven, in andern Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**)S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen über vul - kanische Gegenstände. Frankf. 1792 94. III. Th. 8..

Meist sind sie schwärz, doch auch theils ins Graue, Rothbraune ꝛc. ; höchstens nur in zarten Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der Primordialfossi - lien, woraus sie gebildet und des Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgefetzt werden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Oli - vin, Leucit ꝛc. eingeschlossen.

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Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley Weise geflossen, getropft, ästig*)Unter denen vom Vesuv verdient die feilförmige, spiral - artig gedrehete vom Atrio di Cavallo und die eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen Eruption von 1790 ausge - worfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die Campi - phlegraei tab. 13. und 33, und von dieser das Supplement dazu tab. 4..

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist nah - mentlich der sogenannte Rheinländische Muhl - stein aus der Gegend von Andernach zu merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun ꝛc. ; meist glasglän - zend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fundort zumahl auf den Liparischen Inseln, auf den neu entstande - nen vulcanischen bey Santorini, auf der Insel äscen - sion im Atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See ꝛc.

VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bittererde (terra magnesialis), weil aus ih - ter Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra muriatica, weil sie häufig aus der Nuttersole (muria) gewonnen wird, die nach der Kry - stallisation des Kochsalzes zuruck bleibt. Sie schlägt,161 alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt denselben einen bitteren Geschmack mit. Blaue Pflan - zensäfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großen Theils mit dem der Thonerde überein.

Sonderbar, daß bey den unter dieses Geschlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne Farbe vor - waltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt, und bloß in Ganggebirgen, da - her sie nie Versteinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün ꝛc. ; undurchsichtig; matt - schimmernd; theils schuppig; weich; gibt angehaucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim - mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18, 50 Thonerde, 43 Eisenkalk. Findet sich zumahl zwi - schen und im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagas - car und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlo - riterde.

Fettglänzend; mit feinerdigem, theils blätterigem oder krummschiefrigem Bruch. Meist als Überzug über mancherley krystallisirte Fossilien, z. B. über Granaten, Bitterspath, Bergkrystall, magnetischem Eisenstein ꝛc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangen - schörl ꝛc. eingewachsen. Übergang in Thonschiefer,162 Talkschiefer ꝛc. Fundort zumahl in Tyrol, Norwe - gen und auf Corsica.

Mancher sogenannte Schneidestein gehört hierher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat - tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. La - pis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau: undurchsichtig; erdiger Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast blätteriges Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu - Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38, 54 Talkerde, 38, 12 Kiesel - erde, 6, 66 Thonerde, 12, 2 Eisenkalk. Fundort zu - mahl Granbünden und Grönland. Gebrauch vorzüg - lichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Cale - donien zu Schleudersteinen; wo auch eine weichere zerreibliche Abart von den dasigen Insulanern häufig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö - beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spro - der, und wird in dicke Platten zu unvergänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß apfelgrüne; wenig durch - scheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgen drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen - gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherley Abstufungen der grünen Farbe; meist perlmutterglänzend; krummblätterig; biegsam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klap -163 roth) = 30, 5 Talkerde, 62 Kieselerde, 2, 5 Ei - senkalk, 2, 75 Kali, 0, 5 Wasser. Übergang in Topf - stein ꝛc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft mit eingesprengtem Schwefelkies. Übergang in Chlo - ritschiefer.

4. a) Magnesit, sogenannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelb - liche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge; in kuglichten Stücken. Gehalt (nach Klaproth) = 48 Talkerde, 49 Kohlensäure, 3 Wasser. Fundort unter andern in Steyermark.

4. b) Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum. (Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil oder Kill - keffi, d. h. Schaumthon oder leichter Thon).

Meist blaß isabellgelb; matter, feinerdiger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17, 25 Talkerde, 50, 50 Kieselerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Hauptfundort Kiltschik (d. h. Thon - ort) bey Konie in Anatolien*)S. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got - ting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigts Ma - gazin. IV. B. 3. St. S. 13 u. f..

5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherley, meist blassen Farben: theils mar - morirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten wenig durchscheinend; von mattem Fett - glanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt; der Bayreuther selten in kleinen164 Krystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze ( tab. II. fig. 19. ) auch rhomboidal ꝛc. ; weich in verschiedenem Grade, ver - härtet aber im Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*)S. Über die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der Steinschneider. Von C. von Dalberg. Erf. 1800. 8.. Gewicht eines Bayreuther = 2614. Gehalt (nach Klaproth) = 30, 50 Talkerde, 59, 50 Kieselerde, 2, 50 Eisenkalk, 5, 50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die Spanische und Briançoner-Kreide.

6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).

Theils milchweiß und an den Kanten durchschei - nend, theils gelblich, schwärzlichgrau ꝛc., seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben; läßt sich spähneln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24, 75 Talkerde, 45 Kieselerde, 9, 25 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 75 Kali, 18 Was - ser. Fundort in Cornwall. Gebrauch besonders zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware).

7. Serpentin. (Ital. Gabbro).

In mancherley meist schwarz - oder graulich-grü - nen Farben, theils ins Dunkelrothe ꝛc. ; geadert, marmorirt, fleckig ꝛc. ; meist nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Gewicht = 2700. Ge - halt (nach Kirwan) = 23 Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thonerde, 3 Eisenkalk, 12 Wasser**)Wenigstens der Sächsische hält (nach Rose) auch Chromium - kalk.. Hält zu - weilen Pyrop eingemengt. Fundort zumahl Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland ꝛc.

Besonders merkwürdig ist der von Hrn. Alex. von Humboldt bey Erbendorf am Fichtelberg entdeckte165 Serpentinfels, wovon manche Stücke selbst in klei - nen Fragmenten auffallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine (dem. Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als der gemeine, und sich auch in manchen Italienischen Marmorarten eingemengt findet, nahmentlich in einer Art von sogenanntem verde antico und im Polzevera.

8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade).

Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen, einerseits in das Lichtberggrüne, anderseits in das Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Nahmen der pietra d'Egitto, bekannte schöne antike Ägypti - sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder weni - ger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Pu - nammustein, Beilstein. Lauchgrün in man - cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl auf Tavai - Punammu (der südlichen von den beyden neu-See - ländischen Inseln) woselbst unsere dasigen Antipoden ihre Haken, Meisel, Ohrgehänge ꝛc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schine - sische Stein . Er ist molkenfarbig; folglich wenig durchscheinend; fettglänzend; ritzt in das Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, nahmentlich zu Petschir - steinen.

9. Chrysolith, Peridot.

Meist pistaziengrün; durchsichtig: glasglänzend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längsgestreift; krystallisirt in breiten viereckigen Säulen, mit abge - stumpften Seitenkanten und meist sechsseitigen End -166 spitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43, 50 Talkerde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht genau bekannt; vermuth - lich in den Türkischen Morgenländern.

10. Olivin, basaltischer Chrysolith.

Olivengrün, in mancherley Abstufungen (vermit - tert wird er ochergelb); durchscheinend; glasglän - zend; muscheliger, theils blätteriger Bruch: rissig; eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth) = 38, 50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0, 25 Kalkerde, 12, 50 Eisenkalk.

Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Blasenräume der berühmten von Hrn. Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen großen Eisen - masse füllt*)Das hiesige akademische Museum besitzt in der alten Schlüter - schen Sammlung zwey kleine Stücke gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt, die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Olivinähn - lichen Fossil gemengt sind., und (nach Howard) = 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und 1 Nickelkalk hält**)Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der so wunder - haren Aerolithen oder Meteorsteine, nähmlich der Steinmassen überein, die schon so manchmahl zu ganz ver - schiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weitgegenden, aber meist unter gleichen Umständen, bey Explosion eines Meteors, vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend ähneln, hingegen sich von allen bekannten tellurischen Fossilien schlechterdings auszeich - nen. Von diesen so merkwürdigen Massen s. mit mehrern den Freyh. von Ende über Massen und Steine die aus dem Monde auf die Erde gefallen sind. Braunschweig. 1804. 4 und in Voigts neuem Magazin. II. B. S. 629 u. f. IV. B. S. 515 u. f. VII. B. S. 233 u. f. VIII. B. S. 3. 7. 133. 178 und 134. u. f. und X. B. S. 220 u. f..

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich ꝛc. ; ungeformt; von faserigem oder blätterigem Gefüge.

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Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlich; weiß; wenig durchscheinend. starkschimmernd, theils mit Seidenglanz; in zarten theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam; Gehalt eines Schwedischen (nach Bergmann) = 17, 2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13, 9 Kalkerde, 2, 7 Thonerde, 1, 2 Eisenkalk. Fundort unter andern in Graubünden, auf Corsica, und besonders häufig in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lam - pendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist in das Lauchgrüne; wenig durchscheinend; glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48, 45 Talkerde, 46, 66 Kieselerde, 4, 79 Eisenkalk. Bricht oft in und bey Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist in das Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätterig, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittelge - wicht = 0, 836. Gehalt (nach Bergmann) = 26, 1 Talkerde, 56, 2 Kieselerde, 12, 7 Kalkerde, 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern in sehr großen Stücken im Olonezkischen*)Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gediegenen Kupferschollen..

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun in das Graue ꝛc. ; undurchsichtig; matt - schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glänzen -168 den Strich. Dieses aus mancher Rücksicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey Sterzingen in Tyrol.

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).

Meist berg - oder olivengrün, theils in das Graue; mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.

In folgenden vier Arten:

1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn - blenda.)

Von mancherley Grün; durchscheinend; glänzend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleich - laufend, theils divergirend strahlig; meist krystalli - sirt in langen, breitgedruckten, theils nadelförmi - gen vier - oder sechsseitigen Säulen; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9, 3 Kalkerde, 2, 7 Thonerde, 4 Eisenkalk.

Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein innig gemengter Quarz sey, ist schon oben erinnert.

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich; graulich ꝛc. sehr wenig durchscheinend; mattschimmernd; meist divergirend faserig; unge - formt; weich; etwas fettig anzufühlen. Übergang in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasami - ant.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän - zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt (nach Bergmann) = 12, 7 Talkerde, 72 Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7, 3 Eisen - kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.

4) Körniger Strahlstein, Smaragdit, Bitterstein. Diallage.

Smaragdgrün und theils auch blaulichgrau; nur an den Kanten wenig durchscheinend; Atlasglanz;169 splitteriger Bruch; hart; ausnehmend zähe. Gewicht = 3146. Gehalt (nach Vauquelin) = 6 Talkerde, 50 Kieselerde, 15 Kalkerde, 11 Thonerde, 5, 5 Eisenkalk, 7, 5 Chromkalk, 1, 1, Kupferkalk. Fundort zumahl in den Berneralpen und in Corsica (verde di Corsica duro.)

13. Salith, Malacolith.

Grünlichgrau in das Lichtlauchgrüne; an den Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils ungeformt, theils krystallisirt; auch meist in vier - seitigen Säulen mit abgestumpften Kanten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauquelin) = 19 Talk - erde, 55 Kieselerde, 20 Kalkerde, 3 Thonerde, 4 Eisen - und Braunsteinkalk. Fundort Arendal.

Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Längenbruch blätterig mit einfa - chem Durchgang; der Querbruch muschelig; meist kristallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 20 Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Kalkspath und großblätterigem Glimmer an den Quellen der Sljudenka im S. W. des Baikals.

14. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges, theils blätteriges Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Muttergestein von weißem, körni - gem, theils sandartigem kohlensauern Kalk (Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie bey dem Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils170 krummfaserig; meist ungeformt; theils aber kry - stallisirt in sehr geschobenen vier - oder sechsseitigen Säulen, meist mit Querrissen; selten sternförmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60, 50 Kieselerde, 23, 25 Kalkerde. Mit der Nadel in, Finstern gekritzelt gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort zumahl das Levantinerthal am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

In das Silberweiße; perlmutterglänzend; fast undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls am St. Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

In das Graulich - und Gelblichweiße; durchschei - nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Faserigen in das Splitterige; sehr spröde; hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise, Fundort unter andern auf Ceilan*)Ein Stück, so ich davon besitze, hat mir Herr Baronet Banks aus dem Nachlasse des s. l. Dr. König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte..

15. Boracit.

Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonderbare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes Product der Hannöverischen Lande; und findet sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauch - grau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh und matt; bricht muschelig; immer rein auskrystallisirt, eigent - lich als Würfel mit abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze171 Krystall gewöhnlich 26 Flächen hat. ( tab. II. fig. 3. ). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach Westrumb) = 13, 50 Talkerde, 68 Boraxsäure, 11 Kalkerde*)Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalkerde nur in den opaken, nie in den durchsichtigen Boraciten., 1 Thonerde, 2 Kiesel - erde, 0, 75 Eisenkalk. Bey erhöheter Temperatur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber mit vier Axen, deren jede von einer der sechsseitigen stark abgestumpften Eckflächen nach der gegenüberstehen - den schwachabgestumpften dreyseitigen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe positive, und hingegen das letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich (zu - weilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisir - ten Rauchkrystallen) im schuppigen Gypsstein des so - genannten Kalkbergs bey Lüneburg.

VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalkerde (der sogenannte lebendige, cau - stische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennen - den Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon - und Kieselerde; hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefelsaure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß ꝛc. ; und färbt blaue Pflazensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur holbhart, theils gar weich**)So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verdunden werden, daß er am Stahl172 Funken gibt, S. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phos - phorhaltige Kalk im Schmelz der Zähne).; sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großen Theils animalischen Ur - sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.

Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts wer - des am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Sauren eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car - bonatés.

1. Kalkspath.

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; selten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; stark - glänzend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücke davon zeigen auffallend starke dop - pelte Strahlenbrechung*)S. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar - keschen Ausgabe von 1719.; daher denn der Nahme Doppelspath, Spathum disdiaclasticum (ehe - dem irrig sogenannter Isländischer Krystall, Androdamas ꝛc. ); bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystallisirt; zumahl in sechsseiti - gen Säulen als sogenannte Canondrusen ꝛc. ( tab. II. fig. 10. ); theils verschiedentlich zu - gespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpfwinkeliger Spitze ( tab. II. fig. 11. ); oder in sechsseiti - gen Tafeln, die dann theils in die Säule überge - hen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 1. ), letztere theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als soge - nannter Nagelkopfspath ꝛc. ; theils in Rhom -173 ben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als soge - nannte Schweinszähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stromeyer) = 56, 15 Kalkerde, 43, 70 Kohlensäure. Übergang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc.

Hierher gehört auch der irrig sogenannte kry - stallisirte Sandstein (Fr. gres crystallisé) von Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne beut - liches Spathgefüge; sondern mit splitterigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Außenfläche. Ge - wicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchschei - nend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; kry - stallisirt in sechsseitigen Säulen ( tab. II. fig. 10. ) häufig als Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stängelicht zusam - mengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concen - trisch. Gewicht = 2778. Gehalt (nach Stromeyer*)Fr. Stromeyer de Arragonite ejusque differentia a Spathe calcareo rhomboidali chemica im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens recentior. 1813.) = 55, 62 Kalkerde, 2, 31 Strontianerde, 42, 44 Kohlensaure, 0, 30 Wasser. Hat den Nahmen von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelro - them Gyps bricht.

3. Schieferspath.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins schieferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Bucholz) = 55 Kalkerde, 3 Braunsteinkalk, 41, 66 Kohlen - saure. Fundort besonders Schwarzenberg im Erzge - birge.

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4. Braunspath. (Fr. Spath perle).

Weiß, in mancherley Farben übergehend, zumahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kan - ten durchscheinend; glasglänzend, mit blätterigem Bruch; und rhomboidalen, meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber krystal - lisirt, in kleinen Linsen oder Rhomben ꝛc. : etwas härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säu - ren. Gewicht 2880 L.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombakbraun ꝛc. ; durch - scheinend; glasglänzend; in Rhomben krystallisirt; meist mit einem talkartigen Überzug. Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure Kalk - erde, 45 kohlensaure Talkerde, 5 Eisenkalk. Fund - ort zumahl im Salzburgischen und Steyermärkischen; meist im talkartigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stänge - lichte Bitterspath, auf der Außenfläche in fast rechtwinkeligen Tetraedern mit abgestumpften Sei - tenkanten drusig krystallisirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) = 33 Kalkerde, 14, 50 Talk - erde, 2, 50 Eisenkalk, 47, 25 Kohlensäure, 2, 75 Wasser ꝛc. Fundort bey Glücksbrunn im Mei - ningischen.

6. Kalksinter. Tofus calcareus.

Von mancherley Farben; doch an den mehresten Orten nur weißlich; mehr oder weniger durchschei - nend; theils undurchsichtig; aus kalkigem Wasser re - generit*) Tales sunt aquae, qualis est natura terrae, per quam fluunt. Plin. XIV. 4.; der Bruch dicht, oder faserig oder scha - lig; und hiernach also drey Arten: die sich nahment - lich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der Farben,175 Zeichnungen ꝛc. finden; die ersten beyden unter dem gemeinschaftlichen Nahmen des dasigen Sprudel - steins, die dritte als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils marmorartig*)Daher man den steinkörnigen aus den Bagni di San Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medallions be - nutzt; s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif - ten der Göttingischen königl, Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch. der zeich - nenden Künste I. B. S. 463. polirbar; theils aber auch erdig, zer - reiblich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines Ge - halts. Meist als Rindenstein, da er an die Wände der in Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöh - len, oder auch solcher Cisternen ꝛc., die kalkiges Was - ser enthalten**)So z. B. in der berühmten piscina mirabule, davon weiter oben., abgesetzt wird; oder auch andere fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancher - ley zufälligen Gestalten (wie z. B. unter dem mancher - ley Travertino das sogenannte Confetto di Ti - voli) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischen - räume dicht ausfüllt, wie z. B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Steintrüm - mer zusammen cämentirt.

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Ge - füge; gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Gestalt, als sogenannte Naturspiele. Fundort zumahl in den gedachten Berghöhlen: z. B. in der auf Antiparos, in der Baumannshöhle am Unterharz ꝛc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der Alten. (Ital.176 alabastro antico, Fr. albâtre calcaire oder orien - tal.)

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die sogenannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem Bruche, mit krummlaufenden, theils wie durcheinan - der gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger Ge - stall. Fundort zumahl an den Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in Steyer - mark, beym Spatheisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder wellenförmig; meist aber als Überzug über Sand - körner; so z. B. die sogenannten Drageen von Ra - dicofani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte Carls - bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen Theils in Masse zusammengebacken findet, theils po - lirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführenden Rogenstein verwechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Bergziger. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern nahmentlich im Mondloch am Lucerner Pi - katusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera, die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eige - nen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen Steinen.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalck).

Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittel -177 gewicht = 2525. Hält 43 p. C. Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. weiter oben) und Ver - steinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flötzgebirge, zumahl an Seeküsten (da - her Albion und Creta oder Candia ihre Nahmen haben).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherley Farben und Zeichnungen; meist wenig oder gar nicht durchscheinend; immer unge - formt; meist polirbar, da dann die feineren Sorten Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns folgende zwey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Mar - mor, Glanzmarmor. (Fr. marbre sacca - roide.)

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht mar - morirt); wenigstens an den Kanten durchscheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker; das Korn verschieden, theils schuppig ꝛc. Daher Übergänge einerseits in den ungeformten Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Versteinerungen; aber der Carrarische (marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Bergkry - stalle. Gebrauch zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herrlichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbo - natée fibreuse et soyeuse).

Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit178 aber bey Alstomnore in Northumberland, wo er zu Ohrgehängen u. a. dgl. Schmuck verarbeitet wird.

3) Dichter Kalkstein, (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man - cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa - chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltig - keit. So z. B. vom einfärbigen die vorzügli - chen antiken Arten, giallo, rosso, nero ꝛc. ; vom zweyfarbigen, pavanazzo, weiß mit ro - then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb gestammt; mit vieren, brocca - tello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen - Marmor (cittadino ruderato, paësino, Ri - maggio etc.), der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und unter diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar - mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Breschen-Marmor aus zusammen - cämentirten Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera oder ge - flammt, wie der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. Überhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils schieferiges Gefüge ( so z. B. der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden ). Mittelge - wicht = 2675. Übergang in Mergelstein. (So z. B. der ältere Flötzkalkstein, der auch in manchen Gegen -179 den Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete Flötzgebirgsketten, die gemei - niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtli - cher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste. Grab - stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemeinen Kalksteins gehört nahmentlich:

a) der sogenannte Rogenstein, Hammites, der nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flötzlagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern, dichten (selten concentrisch schaligen) Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein zusammen ver - bunden sind. (Wohin denn auch die berühmten Sorten von Englischem Baustein, Portland - stone, Purbeckstone ꝛc. gehören.)

b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähn - lichen Kalksteinarten; wie z. B. die wegen ihrer Versteinerungen von vielartigen Seethieren so berühmte Gebirgsart des Petersberges bey Maes - tricht; der sogenannte marmo arenaceo vom Vesuv; der Dolomit im Levantinerthal am St. Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen Tremolits ausmacht, und in dünnen Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand ꝛc. Meist grau in andere unansehnliche Farben; undurch - sichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festig - keit. Daher besonders drey Hauptarten desselben zu unterscheiden sind.

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch180 Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Lust Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten benannt (Kalgmergel, Thonmergel*)Zu welchem auch der Nilschlamm gehört.) ꝛc., und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöcherten, theils gleichsam schwammichten Gefüge; meist erdigem Bruch; zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel - mehr. Fast immer voll Reste und Spuren vegetabi - lischer Körper, die davon incrustirt worden; beson - ders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen sogenannten Beinwell oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in manchen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte See-Conchylien ꝛc. Bildet hin und wieder große Lager von niederem aufgeschwemm - ten Lande; in welchem sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, sogenannte Ingwersteine ꝛc. ; hat erdigen Bruch. Übergang in dichten Kaltstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena brechende, durch Reiben phosphorescirende Sandmergelstein**)S. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.: und der wegen seiner eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van - Helmont,181 Engl. waxen - vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränki - schen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Scheibewände von grauem dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedrückte kugelichte Massen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz undurchsichtig; schimmernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasser - fischen (so die Riegelsdorfer, Eisleber ꝛc. ); auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind; selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bey Boll in Schwaben die colossale Medu - sen-Palme (helmintholithus portentosus Linn.). Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupfer - schiefer heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore); und theils ansehnliche Flötze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Berg - baues ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits in das Gelbliche, ander - seits in das Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist erdiger, theils splitte - riger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schieferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath oder Leberspath von Lissabon*)S. Tilesius Jahrbuch der N. G. I. Th. S. 473.]. Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Geruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Versteinerungen, und zwar sowohl Incognita der Vorwelt, zumahl182 Belemniten, als auch organisirte Körper beyder Reiche aus der jetzigen Schöpfung, wie z. B. im Öninger Stinkschiefer*)S. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 10 u. s..

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux sulfatées.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen ge - nommen, analog; nur sind sie ceteris paribus weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Ma - rienglas. (Ital. scagliola).

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich, ins Rauchgraue, Honiggelbe ꝛc. und mehr oder we - niger durchsichtig; theils mir Perlmutterglanz; blät - teriges Gefüge; ein wenig biegsam, doch ohne meik - liche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber auch krystal - lisirt**)Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer Bergleiter befindlich, die man beym Aufräumen einer, höch - stens 100 Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Rammels - berge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.; zumahl in Linsenform, oder in rautenför - migen Tafeln mit zugeschärften Kanten ( tab. II. fig. 17. ) oft auf mancherley Weise als Zwillings - krystall; selten in achtseitiger Säule mit achtseiti - ger Spitze u. s. w. Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwe - felsäure, 22 Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter regenerirt als Tropfstein, oder Rindenstein, oder sonst als Überzug über an -183 dere Körper ꝛc. ; theils faserig, theils dicht. Letztere theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl. Farina fossilis.

Ähnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils ins Grauliche ꝛc. ; staubartig. Fundort in den Klüf - ten der Gypsberge.

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere, meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger durch - scheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge - nannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth ꝛc. ; wenig durch - scheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167. (Gehalt nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit andern Fossilien inniger oder gröber gemengt, z. B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstern [bey Mont - martre*)Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps - und Selenit - Arten aus der Gegend von Paris, die ich vom sel. Girtan - ner erhalten, befindet sich Gyps mit ganzen Lagen und Adern von Hornstein durchzogen, und anderseits Hornstein voll einge - wachsener Selenitblättchen.]. Oft hält er andere Fossilien, theils aus - schließlich in sich eingewachsen: so z. B. bey Lüne - burg den Boracit, in Arragonien den Arragonit, in Gallizien zimmtbraune kleine Quarzkrystalle (die irrig sogenannten Hyacinthen von Compostella) ꝛc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibrosum, lapis inoli - thus, stirium.

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Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch theils gerade -, theils krumm-faserig; meist schim - mernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zerreib - lich: meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum densum.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherley an - dere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig, oder geadert, marmorirt ꝛc. ; der weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem Splittrigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit.

Begreift zwey neuerlich entdeckte schwefelsaure Kalkalten, die sich außer ihrem äußern Habitus vor - züglich durch den Mangel des Krystallisationswas - sers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutter - glänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der Blätter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Kalterde, 60 Schwe - felsäure. Fundort beym Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue ꝛc. ; wenig durch - scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fundort zumahl Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 181) analogen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.

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C) Spathsaure Kalkarten. Chaux fluatées.

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor.)

Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den man beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge - färbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt; selten stängelicht zusammengehäuft (so der honey-comb spar von Derbyshire); häufig krystallisirt, zumahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden ( tab. II. fig. 5. ); meist polirbar. Gewicht ei - nes smaragdgrünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57 Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glühende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von Nertschinsk (der deßhalb sogenannte Chlorophan oder Pyro - smaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün - lich - oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.

20. Flußerde.

Meist graulichweiß; theils von kreidiger Consi - stenz; mager; etwas abfärbend; auf heißer Asche gibt sie das grüne Licht, wie der Flußspath, woraus sie vermuthlich durch Verwitterung entstanden. Fund - ort unter andern bey Freyberg im Erzgebirge, bey Kongsberg in Norwegen ꝛc.

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D) Phosphorsaure Kaltarten. Chaux phosphatées.

21. Apatit.

In mancherley Farben, fast wie der Flußspath, nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch blätterig, der Längebruch ins Muschelige. Gewöhnlich krystallisirt, meist in sechsseitige Säulen von mancherley Abartung. Gewicht = 3218. Ge - halt (nach Klaproth) = 55 Kalkerde, 45 Phosphor - säure und etwas Braunsteinkalk; auf Kohlen ge - bröckelt phosphorescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort zumahl die Zinnwerte bey Ehrenfrieders - dorf und Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

22. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn; erdigem, auch splitterigen Bruche, der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dun - keln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen gebröckelt, so wie der Apa - tit, grünes Licht. Fundort bey Truxillo in Estre - madura in abwechselnden Schichten von gemeinem Quarz; und lose staubartig bey Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux boratée.

23. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus dem Kleinmuscheligen ins Splittrige; derb und krystallisirt (wie es scheint würflich mit abgestumpften Kanten). Gehalt (nach Klaproth) = 35, 5 Kalk - erde, 36,5 Kieselerde, 24 Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Arendal.

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VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr. Sul - zer in Ronneburg und Dr. Crawford für eine besondere Grunderde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaf - ten derselben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelför - mige Krystallen bildet, und daß eine Auflösung dersel - ben in Weingeist carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle ꝛc. damit eingetränkt und angezündet wor - den. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechs - seitige, dicke, tafelförmige Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerley Säuren, mit der Kohlen - und Schwefelsäure, verbunden. Also

A) Kohlensaure Strontianart. Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch - scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils stängelicht zusammengehäuft; meist in keilför - migen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Stron - tianerde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im Bleygange des Granitgebirges bey Strontian in Schottland, meist in Schwerspath ein - gewachsen*)Der Strontianit, der oft mit dem Witherit verwechselt wor - den, unterscheidet sich besonders auch dadurch von demselben, daß er, nach den Versuchen, die ich damit an warmblütigen Thieren angestellt, von denselben ohne allen merklichen Nach - theil genossen wird, da hingegen der Witherit bekanntlich den -188 selben ein tödtliches Gift ist. Ich habe diese Versuche im III. B. der medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, ein mit der sal - petersauren Auflösung der Strontianerde getränktes Papier, wenn es getrocknet und angezündet wird, eine schön purpur - rothe Flamme, da hingegen die vom Witherit unter gleicher Umständen gelblichweiß brennt..

B) Schwefelsaure Strontianart. Strontiane sulfatée.

2. Cälestein, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Nahme andeutet, blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich etc; mehr oder weniger durchscheinend und auch undurchsichtig, so - wohl von dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in geschobenen vierseiti - gen Tafeln krystallisirt. Gewicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt desselben (nach Klap - roth) = 58 Strontianerde, 42 Schwefelsäure. Andre Fundorte (zumahl der blätterigen Abart). Münder im Hannöverschen, Bristol in Sommersethire und Mazzara in Sicilien; und der derben erdigen bey Montmartre.

IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwer - erde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Berg - mann für eine eigene Grunderde erkannt worden, und hat den Nahmen von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalkerde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Tempe - ratur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwe - felsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflö -189 sungen in der Salpeter - und Salzsäure durch die Blut - lauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, so - wohl mit der Kohlen - als mit der Schwefelsäure ver - bunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte car - bonatée.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe; durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt in keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und dann meist in sechsseitiger Säule mit sechsseitiger Spitze ( tab. II. fig. 19. ). Gewicht = 4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Koh - lensäure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu Stein - bauer in Obersteyermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch, wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in klei - nen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten. Barytes sulftées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pésant, Engl. cawk, ponderous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie man - cher Flußspath, dicht; daher dann folgende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwerspath.

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Meist weiß, aber auch in mancherley andere, doch nur unansehliche, Farben; selten farbenlos und was - serhell; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsichtig; häufig ungeformt; theils in dickscha - ligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Kry - stallisationen; sowohl in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und mancherley Zuschär - fung und Zuspitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide ( tab. II. fig. 5. ) ꝛc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin z. B. der sogenannte Stangenspath von Freyberg gehört. Die Ta - feln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind ( tab. II. fig. 8. ); theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Krystallen als Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger be - sondern Gestalt zusammengehäuft, z. B. als Hah - nenkammdrusen ꝛc. Gewicht = 4430. Gehalt eines Freyberger (nach Klaproth) = 97,50 schwe - felsaure Schwererde, 0,35 schwefelsaure Stron - tianerde, 0,80 Kieselerde, 0,70 Eisenkalk, 0,7 Wasser. Häufig auf Gängen, wo er eine der ge - meinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder in Flötzen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der soge - nannte Ährenstein oder fälschlich sogenannte Straußasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwer - spath, blumicht wie Ährenbüschel, womit sein asch - graues, thonartiges Muttergestein gleichsam durch - wachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneser - spath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauch - grau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleich - sam plattgedrückten Nieren (von Größe und Form meist wie getrocknete Felgen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefelsaure Schwer -191 erde, 16 Kieselerde, 14, 75 Thonerde, 6 schwefel - saure Kalterde, 0,25 Eisenkalk, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die sogenannten Lichtmagnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth ꝛc. meist nur an den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Ram - melberger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer - und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire ꝛc.

3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer - spath.

Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh. Beson - ders bey und auf gemeinem Schwerspath.

4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sulfa - tée fétide. Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder ge - kratzt wird, einen Geruch nach Schwefelleber. Fund - ort besonders Kongsberg in Norwegen. Gehalt (nach John) = 92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenkalk, 1,25 Wasser.

192

Uebersicht der merkwürdigsten ge - mengten Gebirgsarten.

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine als homo - gene (mechanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fossilien verschiedener Gattungen und selbst aus verschiedenen Geschlechtern auf mannig - faltige, aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter einander gemengt, daher es, besonders für den geognostischen Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus he - terogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgs - arten (saxa s. petrae heterogeneae) unter eine syste - matische Übersicht zu bringen*)Vergleiche hiermit Karstens tabellarische übersicht der Ge - birgsarten, einen vorzüglich lehrreichen Abschnitt seiner oben angeführten mineralogischen Tabellen..

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen findet, wie, z. B. zuweilen Berg - krystall im Carrarischen Marmor (S. 178) ꝛc., oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern193 Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung abgesetzt worden, wie z. B. Kalksinter in alten Erd - schlacken oder Laven ꝛc.

§. 246.

Jene eigentlich sogenannten gemengten Gebirgs - arten lassen sich nach der verschiedenen Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter folgende drey Hauptclassen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey gleich - zeitigem Niederschlag aus ihrem Primordial - fluidum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde - ment oder Grundteig ursprünglich wie in einan - der krystallisirt und innig zusammen verwachsen sind, wie beym Granit; daher angeschliffene Stücke desselben gleichsam einem Mosaik äh - neln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in ei - nen Grundteig oder Hauptmasse von anderer Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beym Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zu - sammengekittet sind, wie in den Breschen und im Sandstein.

Bey den beyden ersten Classen sind wohl alle Ge - mengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.

Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens bey den Preschen, die Körner und Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein Cäment unter einander verbunden worden.

194
§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Haupt - arten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr ei - gentlich zukommenden Stoffen rein gemengt ist, wie z. B. eigentlicher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des an - dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, ei - nen oder den andern fremden enthalten.

c) Übermengte Arten, denen außer ihren ei - gentlichen Stoffen überdieß noch fremde über - zählige beygemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß da - für ein fremder eingemengt wäre.

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng - lich in einander gewachsenen Stoffen.

1) Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mäch - tigen Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger Verschiedenheit des grob - oder feinkörnigen Ge - menges; oder des ungleichen Verhältnisses der Ge - mengstoffe; oder des mehr oder minder festen und frischen Korns u. s. w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*)Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus welchem die be - wundernswurdigsten Denkmahle der alt Ägyptischen Kunst, die195 Obelisken, gehauen worden, von seinem Fundort bey der Stadt Syene am Nil in Ober-Ägypten erhalten. S. das Gabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238. I gra - niti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un fel - spato rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero. Vollkommen so sind die Proben von rothem antiken Granit in meiner Sammlung; nahmentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonin's. Und Hr. Prof. Wad, der die echten frischen Bruchstücke, die sich von den berühmtesten Römischen Obelisken in der Sammlung des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: Ex his speciminibus clare patet Syeniten Pli - nii esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feldspato, et mica). S. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani. Velitris 1794. 4. pag. 1 u. f. Vergl. auch H. Pe - trini bey Zoega de origine obeliscorum. Rom. 1797. fol. p. 648. Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glim - mer. S. z. B. der antike Granito rosso. So auch das berühmte ungeheuere Geschiebe aus einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen, das seines Ge - wichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach St. Petersburg transportirt worden, um der Statüe Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*)Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt wor - den. Der große Vaticanische Obelisk, den Fontana aufge - richtet, hält kaum den dritten Theil; nur 973537 Pfund. S. des Grafen Carbury monument élévé à la gloire de Pierre le grand. Par. 1777. Fol..

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver - witterung steht.

b. Aftergranit.

So z. B. der statt des Glimmers Hornblende enthält, wohin auch manche antike Arten gehören (nur nicht der wahre Syenit).

c. Übermengter Granit.

Der z. B. außer dem Feldspath, Quarz und Glim - mer auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Gra -196 naten, Demantspath, Zinnstein, magnetischen Ei - senstein*)So nahmentlich, obschon nur in geringer Menge, in einigen magnetischen Granitfellen am Brocken auf dem Harz, die an ge - wissen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der ob - gedachte vom Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Serpen - tinfels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. S. I. Fr. L. Hausmann im Hannöverischen Magazin 1801. St. 84. u. f. ꝛc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z. B. bloß aus Hornblende und Feldspath besteht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grünstein über - geht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath Avanturino vom weißen Meere rechnen kann ꝛc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen er auch meist angränzt, und daher theils in ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre so genann - ten Granit veiné); insgemein aber geschichtet, dick - faserig, theils gar schieferig; bricht in Ganggebir - gen. Seine Unterarten übrigens wie beym Granit.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind ei - gentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend, theils alaun - haltig. Es gehört dazu:

a. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Öfen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avan - turinartig goldschimmernde Art, bricht bey Catha - rinburg in Sibirien.

b. Übermengter Glimmerschiefer.

Zumahl häufig mit Granaten, im sogenannten Murkstein.

197

B) Gemengte Gebirgsarten, bey welchen einzelne Brocken von gewissen Fossilien in einer homogenen Hauptmasse, wie in einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porfido.)

Die Grundmasse ist vielartig; z. B. häufig Horn - stein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; oder Pechstein ꝛc. ; gehört mehrentheils, wie die bey - den vorigen, zu den Ganggebirgsarten, und bricht meist in derben Massen: doch theils auch kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedach - ten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte ꝛc. vorzüglich und eigentlich so genannte an - tike Porphyr ist, wie schon der Nahme anzeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken ei - nes von dieser Grundmasse röthlich tingirten, dich - ten Feldspaths und schwarzer Hornblende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-Ägypten und das stei - nige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z. B. außer der Hornblende statt des Feld - spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen irrig sogenannten dichten Laven des Vesuvs.

c. Übermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der Grundmasse.

Von der Art ist z. B. der Ungarische Grau - stein (Saxum metalliferum Born. ), der aus ei - ner Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge -198 mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zu - wellen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Un - garn, wo er das Hauptganggebirge und das Mut - tergestein der mehresten dasigen reichen Gold - und Silbererze ausmacht*)Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz eigene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte un - geachtet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller bekann - ten Denkmahle menschlicher Kunst, nähmlich die wunderbaren mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey Bombay mit ihren abenteuerlichen, theils colossalen Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendigen Felsen selbst aus dem Ganzen ge - hauen sind Die Probe, die ich davon besitze, die mir Chs. Town - ley von der berühmten Gruppe in seinem Museum von Al - terthümern absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Fel - sentempel ausgeschlagene Idole, die ich in London gesehen, aus einer Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisenschus - sigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist. Mehr davon habe ich in dem Specimen historiae naturalis archaeologicum p. 28. u. f. gesagt..

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund - masse.

So der schöne antike Ägyptische grüne Porphyr (das fälschlich sogenannte Serpentino verde antico), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher (zuweilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und darein gemeng - ten mittelmäßig großen Feldspathbrocken, die da - von blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschie - fers ist meist der obgedachte Klingstein. Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz ꝛc. Das Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schieferig.

Hingegen beym Weißstein oder (wie er von seinem Fundort in Mähren genannt wird) Na - miesterstein, der auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter Feldspath die Grundmasse,199 in welcher kleine Granaten, theils aus Glimmer ꝛc. porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zu - sammengehäuften Körnern und Geröl - len, die durch ein bloßes Cäment gleich - sam zusammen gekittet sind.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat. (Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in ei - ne gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein - gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inneliegenden Gemengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Der Puddingstein. Eine Grundmasse von einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von Feuerstein, Kieselschiefer ꝛc. fest eingewachsen sind*)En scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle ver - steinte Cellularien enthalten.. Fundort vorzüglich in England; der schönste bey St. Albans in Hertfordshire.

Das sogenannte Rothetodteliegende der Deutschen Bergleute. Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssigen, durch Thon-Cäment verbunde - nen Sandstein, in welchem Quarz, Kieselschiefer ꝛc. in ungleichförmigen Körnern fester oder lockerer ein - gemengt liegen. Es macht häufig die unterste Flötz - lage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze weite Berglagerungen; zumahl in der Schweitz, denn die dasige Nagelfluhe**)Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgstrecken ist mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmassen von sehr ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des200 schräggelegenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1896 verursacht, der das Goldauerthal überschüttete. ist von dieser Art.

Die Grauwacke (Fr. grès gris). Eine Grundmasse von meist grauem, durch Thon-Cäment verbundenen Sandstein, in welchem Quarz von un - gleichförmigen Geröllen oder Körnern und theils sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer eingemengt liegt. Übergang in Sandstein, und zwar nahment - lich in denjenigen, welcher bey den Steinkohlenflö - tzen bricht, und deßhalb (zum Unterschied vom ge - meinen neuern Flößsandstein) Kohlensandstein ge - nannt wird. Macht eine Hauptgebirgsart des Ober - harzes, wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flötzge - birge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bey den letztgedachten Arten der Breschen, aber mit schieferigem Ge - füge.

So z. B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen Gegenden des Oberharzes, z. B. am Burg - stetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Abdrücke ent - hält, die für die Geogenie um so merkwürdiger wer - den, da es wahrscheinlicher Weise die allerältesten Spuren von organisirter Schöpfung auf unserm Pla - neten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zusammen gekittet. Das Cäment ist von verschiede - ner Art; z. B. kalkartig; oder thonartig; oder ei - senschüssig; zuweilen aber auch selbst quarzartig, da dann solcher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystalli -201 nischem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefacten der Vorwelt und zwar aus beyden Reichen organi - sirter Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Kugeln der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins von Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym Kalk - spath Erwähnung geschehen. Eher verdient derjeni - ge hier seine Stelle, der im Würtembergischen bey Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Übermengter Sandstein.

Am allermeisten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z. B. außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein - Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein des rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catharinbur - gischen.

Und so findet auch wohl der Topasfels des Schneckensteins im Voigtlande hier füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz über - gehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigem schwarzen Stangenschörl, ge - meinem dichten Quarz, theils auch mit ungeform - tem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum der - ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke ꝛc.

Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah - ren von neuem*)Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte des 17ten Jahr - hunderts in Europa. s. Gassendi vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150. berühmt gewordene biegsame202 Sandstein von villa rica in der Brasilischen Pro - vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches - ment zu unterscheiden.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich mit Glimmer übermengt und meist damit im schie - ferigen Bruche durchzogen (so z. B. nahmentlich im Englischen Torkstone, Bremingstone etc.). Nur variirt dabey das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.

203

Dreyzehnter Abschnitt. Von den mineralischen Salzen.

§. 248.

Die Salze überhaupt unterscheiden sich von an - dern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auflösbar - keit im Wasser; durch ihren specifiken Geschmack; und durch ihr großes Aneignungs - und Mischungsvermögen, d. h. ihren starken Hang sich mit andern Stoffen in - nig zu verbinden*)Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestimmung des Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells chemischen Anna - len. 1795: II. B. S. 6. u. f..

§. 249.

Alle mineralische Salze (d. h. die, so sich von Na - tur fossil finden) gehören zu den sogenannten Mittel - Salzen (Salia media, neutra, composita), die nähm - lich aus einer Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen dieses Verbindungsvermögens sogenannten alkalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u. a. aus einer alkalischen Erde mit einer Säure verbunde - ne Fossilien zu den Salzen; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auflösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füglicher wie oben ge - schehen, den Erden und Steinen beygezählt.

204

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natürlichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten, un - ter folgende fünf Geschlechter gebracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.

I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda. Sal gemmae, muria montana. Sal ammoniacum veter. Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber graulich; selten ziegelroth oder saphirblau ꝛc. ; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schim - mernd, theils aber glänzend; der Bruch theils dicht, theils blätterig, theils faserig, theils körnig; meist ungeformt; selten krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen ꝛc. Ge - wicht = 2143, Gehalt = 33 Salzsäure, 50 So - da, 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mächtige Flötze und Lager*)Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37. (Salz - Stöcke), wie z. B. zu Bochnia und Wieliczka bey Krakau ꝛc. Theils aber wird es auch (als Seesalz) an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey Alexandria in Ägypten und am Baikal.

205

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am - moniak. Sal ammoniacum. Ammoniaque mu - riaté.

Weiß, graulich ꝛc. theils gelb von beygemischtem Schwefel ꝛc. Meist nur mattschimmernd; theils mehlich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt einige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe. Fundort zumahl in vulcanischen Gegenden.

II. Schwefelsaures Geschlecht

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefel - saure Soda. Sal mirabile Glaub. Soude sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Was - ser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort unter andern bey der natürlichen Soda von Debreczin.

B) In Verbindung mit alkalischen Erden.

2. Natürliches Bittersalz, schwefelsau - re Talkerde. Magnesia vitriolata. Magnesie sulfatée.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in radel - förmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern bey Jena.

Eine besondere Abart ist das sogenannte Haar - salz (Halotrichum) von Idria, da sich durch seine206 langen haarförmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seidenglanz auszeichnet.

3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thonerde. Alumen, argilla vitriolata. Alu - mine sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schimmernd; theils seideglänzend; theils erdig. Ge - wicht = 2071. Gehalt ungleich: z. B. = 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser. Ge - schmack zusammenziehend, herbe, hintennach süß - lich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zu - weilen auch auf den sogenannten Alaunerzen. Ge - brauch hauptsächlichst zur Färberey ꝛc.

C. In Verbindung mit metallischen Kalken.

4. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer, Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun - den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwe - felsaures Kupfer. Cuivre sulfaté, (coupe - rose bleue.)

Blau, ins Spangrüne; durchscheinend; glasglän - zend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Herber, zusam - menziehender, ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in Ungarn ꝛc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Ku - pferwasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté (couperose verte).

Meist spangrün ꝛc. verwittert aber ocherhelb; theils auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies ꝛc. ; meist durchscheinend; herber zusammenziehender Tinten -207 geschmack. Fundort z. B. im Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vulkanen, Steinkohlen ꝛc .*)Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusammengebackenes Gestein, so mit Vi - triolwasser durchzogen worden, und woraus dann (z. B. in Goslar) der mehreste Vitriol gesotten wird.Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den Beyträgen zur Geschich - te der Erfindungen, II. Th. S. 92..

Als eine besondere Abart verdient die Bergbut - ter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo) genannt zu werden; die gelb, durchscheinend, wachs - glänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem Altai, Ural ꝛc. findet.

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwe - felsaurer Zink. Zinc sulfaté (couperose blanche).

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils als mehliger Beschlag; theils haarförmig (als mancher sogenannte Feder-Alaun); theils sta - lactistisch ꝛc. Fundort z. B. ebenfalls im Rammels - berge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Ko - balt. Cobalt sulfaté.

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend sta - lactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.

III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse ni - tratée.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,208 theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder wol - licht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit Kalkerde gemischt (als sogenannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in Ludamar (im Innern von Afrika), in Hindustan, außerdem auch hin und wie - der in Europa, z. B. in Ungarn, Apulien ꝛc., bey Homburg im Würzburgischen, und auch bey Göt - tingen am Rheinhauser-Sandstein ꝛc .*)S. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.. Hauptge - brauch bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheide - wasser ꝛc.

IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure So - da. Swaga der Tibbetaner. Soude boratée.

Meist grünlichgrau; durchscheinend: wachsglän - zend; krummblätteriger Bruch; krystallisirt in sechs - seitigen platten Säulen mit schräg zugeschärften Enden. Geschmack anfangs süßlich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Fundort an ei - nigen alpinischen Seen in den Schneegebirgen von Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum Löthen ꝛc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppi - gen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quel - len (Lagoni) bey Sasso im Florentinischen.

209

V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliche Soda, kohlensaure Soda, vulgo natürliches mineralisches Laugen - salz, Natrum. Borech der Persianer. Troná in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude car - bonatée.

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche ꝛc. ; meist erdig; doch theils derb, durchscheinend, mattglän - zend; theils auf dem Bruche stängelich zusammen - gehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure ungleich; theils 38 pro Cent ꝛc. Fundort besonders an den Natron - Seen in Ägypten ꝛc. Außerdem auch auf den Hei - den um Debreczin, bey Erzen unweit Hameln ꝛc. Die alten Ägyptier beitzten ihre Leichen einen Mo - nath lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumten bereiteten*)Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit einiger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1791. im Brit - tischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. S. philosoph. Transactions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.; und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben ha - ben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häu - fig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Ägypten zum Brötteig und sonst an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calcareum, das aus feuchten Mauern wie wollich - ter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter genannt wird, ist eine mit Kalk - erde vermischte, unreine natürliche Soda.

210

Vierzehnter Abschnitt. Von den (eigentlich sogenannten) brennlichen Mineralien.

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauer - stoff verbinden, daß dabey Wärme und Lichtstoff frey werden. Folglich gehören, genau genommen, auch die Metalle darunter. Allein, da sich diese außerdem noch durch manche andere auffallende und ihnen ausschließ - lich eigene Charaktere von allen übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten, einmahl allgemein angenommenen Eintheilung (§. 241) unter eine besondere Classe gebracht, und nur nachste - hende vier Geschlechter zu den eigentlich sogenannten brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten Gat - tungen des zweyten haben das mit einander gemein, und hingegen von den übrigen beyden verschiedene, daß211 sie sich, wenn sie rein sind, in Öhl auflösen lassen, und schon im Glühefeuer mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom Erd - harz ist eine Gattung, nähmlich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trockenen sind stark idiolektrisch.

I. Schwefel-Geschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Soufre. Engl. Brimstone.)

In mancherley Abstufungen seiner bekannten Far - be; mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz, muscheliger Bruch; spröde; meist ungeformt und zwar sowohl locker als derb; theils stalactitisch; theils krystallisirt, in dreyseitigen oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilzt bey 244° Fahrenh. und bricht bey 414° in Flamme aus. Oft unrein, als Schwefelerde ꝛc. Fundort, zumahl in Gypsflötzen, z. E. bey Lauenstein im Hannoveri - schen; und dann auf und bey Vulkanen ꝛc.

II. Erdharz-Geschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro - blematische Fossil, ist meist honiggelb: durchschei - nend; glasglänzend; sehr spröde, von kleinmusche - ligem Bruch; immer krystallisirt, häufigst als dop - pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben Harzelektricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure, die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fundort212 (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminö - sem Holz u. dgl. Holzerde, bey Altern im Mans - feldischen.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom Durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten wasserhell, meist öhlklar*)Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser - hell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück - chen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht., theils Glas - glanz, theils Wachsglanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevo - lutionen**)In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von Finkenstein-Schön - burg meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte theils tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini, Blattae, etc. aus Baumharz entstanden; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald - Insecten ꝛc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost - Preußen; theils in Flötzen von bituminösem Holz**)Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkap - sel des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte des Hrn. Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze. und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum. Bitume liquide. (Engl. fossile Tat.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll - kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin - gegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der213 Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z. B. von man - cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün - lichbraun); jenes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort, zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern am Caspischen Meere, das Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande; z. E. bey Edemissen im Am - te Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung ꝛc., des Bergtheers als Arz - ney ꝛc. *)Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bey hart - näckigen Hautkrankheiten und sogar bey krebsartigen Übeln ge - braucht.

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Juden - pech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun durch - scheinend; theils Fettglanz, theils Glasglanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt lederbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitter - lichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen Griechischen Nahmen hat. Ward von den alten Ägyptiern zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung genommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber ꝛc. häufig in Öhl aufgelöst, zum Bestreichen ihres Pferdegeschirrs, um die Stech - fliegen ꝛc. abzuhalten. Unter den Abarten ver - dient der berühmte kostbare, wohlriechende feste Bergbalsam, oder die mineralische Mu - mie [Perf. Muminahi**)Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten Jahrhundert von den alten Ägyptischen balsamirten Leichen ge - braucht, man diese seitdem allgemein[?] Mumien genannt war.] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des Kaukasus, Erwähnung.

214

2) Elastisches Erdpech, fossiles Feder - harz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreissen, dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammen - drücken läßt, und dann in seine vorige Gestalt zu - rückschnellt. Fundort bey Castletown in Derbishire, zumahl in folgenden beyden Abarten.

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern Habitus mehr noch als das folgende dem ve - getabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lig - num fossile bituminosum.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z. B. das Isländische Surtar-brandr oder Schwarzholz); mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Über - gang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mäch - tigen Flötzen*)Man hat die bituminösen Holzflötze diese großen für die Geo - genie so merkwürdigen Denkmahle einer katastrophirten Vor - welt für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde durch Strömungen ꝛc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt worden sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z. B. dasjenige, so hier zu Lande bey Stade angeschwemmt wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blan-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus Flötzlagen von bituminösem fossilen Holze losgerissen und an die Küsten getrieben zu seyn.; theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber (nahmentlich die Kölnische) gehört, ist215 durch Verwitterung dieses Holzes entstanden und findet sich theils bey demselben in Flötzen; theils aber auch im aufgeschwemmten Lande, Torfmoo - ren ꝛc. *)Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht aus ver - moderten, oder auch nur dicht zusammengefilzten, mit Erd - harz mehr oder weniger durchzogenen Pflanzen, zumahl von Moosen und Gräsern; in Gegenden theils auch von Heide - kraut ꝛc. und diese Torfarten sind freylich großen Theils von neuer Entstehung, wodurch denn manche Naturforscher bewo - gen worden, den Torf überhaupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. Indeß, da doch mancher inländische Torf auch aus Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurückführenden) Alter des - selben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Braunkohle über - geht, so scheint hier doch immer für denselben die passendste Stel - le in der Naturgeschichte zu bleiben.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, char - bon de terre. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Ein - drücken fremdartiger Gewächse**)Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die Güte des Hrn. Prof. D'An - none besitze.; theils auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge ꝛc. besonders in folgende sechs Abarten, die sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptar - ten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger dem bituminösen Holze nähern, in mächti - gern Lagern vorkommen, meist auf gemeinem Flötz - sandstein, oder dichtem Kalkstein aufliegen, und ge - wöhnlich von Basalt bedeckt sind; die beyden letztern aber in weit schwächern Flötzen, meist nur von we - nigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber da - gegen mehrere über einander mit Schichten von Schie - ferthon oder Kohlensandstein abwechseln. Auch findet sich diese letztere Hauptart mehr in der Nähe der216 Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensand - stein oder mit Schieferthon (zumahl mit Pflanzen - abdrücken) und Brandschiefer bedeckt*)S. E. F. Rettberg's Erfahrungen über die Lagerstätte der Steinkohlen, Braunkohlen und des Torfes. Hannover 1801. 8. ; und I. C. W. Voigt's Versuch einer Geschichte der Steinkoh - len ꝛc. Weimar 1802. 8..

1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey - coal.)

Dunkelbraun; mattglänzend; Übergang in Alaun - erde so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge un - terscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glaskohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist fett - glänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais. Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.

Ihr ähnelt die cannel - oder kennel - coal aus Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich, und sehr spröde. Übergang in Brandschiefer.

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; groß - muscheligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruch - stücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zumahl häu - figst in Großbritannien.

217

Gebrauch der letztgedachten beyden Arten (außer dem allgemein bekannten der Steinkohlen überhaupt), unter andern auch zum Theerschwelen und zur Ge - winnung des Salmiaks.

III. Graphit-Geschlecht.

1. Kohlenblende (schiefrige Glanzkohle). Anthracolithus. (Fr. Anthracite, plombagine charbonneuse.)

Ähnelt im Äußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff und etwa 4 pro Cent Thoner - de. Bricht meist bey und mir Quarz; unter andern bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediegenem Silber) ꝛc.

2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr. fer carburé, plombagine, crayon noir, crayon d'An - gleterre. Engl. black lead, Keswick lead, wad.)

Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder we - niger metallischglänzend; abfärbend; fettig anzufüh - len; theils dicht, theils körnig, theils schuppig oder krummblätterig, oder dünnschieferig; weich. Mittel - gewicht = 2089. Gehalt (nach Vauquelin) = Koh - le mit 8 pro Cent Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er großen Theils, und hinterläßt bloß etwas Eisen - und Kieselerde*)Ich habe bey den Versuchen, die ich über den sogenannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der Graphit denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle er - regt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Conductor gebraucht werden.. Fundort zumahl in der218 größten Menge und Feinheit bey Keswick in Cum - berland*)Doch besitze ich auch durch die Güte des sel. Baron von Asch, als eine exotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich die Tschuktschen und andere benachbarte Polarmen - schen, auch auf der gegenüberliegenden Küste des nordwestli - chen Amerika, zur Schminke und statt Farbe an ihren Gerä - then und Kleidungsstücken bedienen.. Gebrauch des feinern, festen, vorzüglich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf die Stange der Gewitterableiter), des gemeinsten aber zu Ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze ꝛc. Auch zum Ein - schmieren hölzerner Schrauben und Räderwerks.

IV. Demant-Geschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunderbarsten so wie der kostbarste Körper in der Natur. Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasserhell, wie ein Thautropfen; doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Far - ben; von einem eigenen dem metallischen sich - hernden Glanze; ursprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyrami - de (tab. II. fig. 5.), deren Flächen aber mehren - theils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen (tab. II. fig. 13.) umgewandelt wird. Sein Gefü - ge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; daher sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spal - ten oder kloven läßt**)Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beyderley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode -219 caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in meiner Sammlung, die ich dem berühmten Demantschleifer emelmann[?] in Amsterdam verdanke, der sie nach den ver - schiedenen Richtungen geklovt hat.. Er ist der härteste aller be - kannten Körper, der von keiner Feile angegriffen wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver dem Demant - Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idioelektrisch; und manche saugen beson - ders leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der aus - nehmend starken Strahlenbrechung des Demanten a priori geahnet*)Optice pag. 270. 272. der oben angeführten Ausgabe., daß er eine brennbare Sub - stanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommen - ste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein wun - derbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. Fundort Ost - indien (zumahl Hindustan und Borneo)**)S. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. Anzeigen vom J. 1805. S. 1777. u. f. und Brasilien.

220

Fünfzehnter Abschnitt. Von den Metallen.

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die brenn - lichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich über durch folgende Eigen - heiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abge - handelten sowohl, als von den übrigen Mineralien der andern beyden Classen.

Sie sind die schwersten Körper in der Natur; und unter den Fossilien die allerundurchsichtigsten; sie ha - ben alle den deßhalb sogenannten metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich erstens biegsam (so besonders Bley und Zinn); zwey - tens dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer verschiede - nen Tenacität im Drahtzug mehr oder weniger strecken lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Metallen größere oder geringere Lasten tragen können, ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).

Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst, d. h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber schon in einer sehr niedern Temperatur, daher es gewöhnlich flüssig er -221 scheint, die übrigen Metalle hingegen erfordern erhöh - te Temperatur, und manche derselben (z. B. Platin, Eisen, Braunstein, Wolfram ꝛc. ) eine sehr große Hi - tze, ehe sie in Fluß kommen. Alle schmelzen un - durchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

Bis auf eine oder die andere Ausnahme unter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen ent - weder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beyden zusammengesetzten Königswasser) auflösen; und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das Anse - hen ist, unter welchem sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zurück bringen:

Entweder nähmlich finden sich die Metalle ge - diegen (metallum nativum, Fr. metal vierge) in ihrer wahren vollkommen metallischen Gestalt: oder aber vererzt im weitläufigern Sinn (metallum mineralisatum), so, daß ihnen mehr oder weniger von ihrem metallischen Habitus benommen ist.

§. 255.

Doch hat auch beym gediegenen Zustande ei - nes Metalls mancherley besondere Verschiedenheit Statt. Es findet sich z. B. dasselbe entweder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und durch diesel - ben verlarvt. Ferner findet sich entweder ein gediegenes Metall (z. B. Quecksilber) rein, für sich;222 oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen gemischt (z. B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläufigen Sinne (§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:

Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder ver - erzt im engern Sinne genannt werden; und bey die - ser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesentli - chere Veränderung, nähmlich durch Verbindung des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glan - zes beraubt, und gesäuert oder verkalkt genannt werden.

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum, entweder durch den unmittelbaren Beytritt des rei - nen Sauerstoffs oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbunden ist, und dadurch eine eigentlich sogenannte Säure bildet.

§. 258.

Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas, Nickel, Ar - senik, Tellurium und Palladium) hat man bis jetzt in beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemalige Eintheilung der Metalle, in223 Ganz - und Halb-Metalle, aus bloß relativen, un - bestimmten Verhältnissen abstrahirt und nicht in der Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch einer Erwähnung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle:

I. Platina.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Bley.

VIII. Zinn.

Diese acht hießen vor Alters ganze Metalle: von den folgenden hingegen die vormahls schon bekannten Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spießglas.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Braunstein.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

224

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.

XXVI. Osmium.

XXVII. Rhodium.

Da sich aber letztere beyde vor der Hand bloß mit der rohen Platina und dem Iridium und Palladium verbunden finden, so werden sie hier in der Mine - ralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B. 1806, S. 209 u. f.

I. Platin-Geschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König ist sil - berweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich der schwerste aller bekannten Körper in der Natur)*)Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert, steigt das specifi - sche Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286.; so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe**)So besitze ich z. B. vom Hrn. Dr. Wollaston Platindrahte von der bewundernswerthen Feinheit von 1 / 3260, 1 / 6200, und sogar 1 / 8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupferblech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina plattirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metal - le zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen. (§. 253.), wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Me - tall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Gebrauch vorzüglich zu225 Maßstäben, Micrometerfäden, Schmelztiegeln, Pen - delkugeln, Pyrometern, Räderwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Telescopspiegeln ꝛc.

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa - nischen Diminutio von plata, Silber) seit 1736 bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahl - grauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist aber platten Körnern; die aber außer der Platina noch achterley andere Metalle (nähmlich: Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Osmium, Rho - dium und Palladium) halten; und in einem mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Quecksilber - kügelchen, und kleinen Hyacinthen ꝛc. vermengten Sande, vorzüglich bey Carthagena und Santa in Peru gefunden werden.

II. Gold-Geschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller dreyfa - chen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und - higkeit), weich, doch daß es sich durch anhaltendes Häm - mern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird zu Königswasser aufgelöst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in größerer oder geringerer Menge beygemischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen oder Tel -226 lurium. In mancherley besonderer Gestalt, z. B. blätterig, gestrickt ꝛc. Theils krystallisirt, in man - cherley Formen, z. B. cubisch, octoëdrisch ꝛc. ; theils dendritisch ꝛc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym Zinngeschlecht), wie z. E. das bey Wicklow in Ir - land.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder verlarvt (§. 255), wie z. B. im Brauneisenstein von Beresofsk, im Rammelsberger Braunerz, in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende ꝛc. Nahmentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem sogenannten Brandstein) von Verespatak in Sie - benbürgen.

III. Silber-Geschlecht.

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelb - schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpetersäure aufgelöst, und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber als sogenannter Dianenbaum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherley besonderer Gestalt; blätterig, zäh - nicht, haarförmig, gestrickt ꝛc. theils krystallisirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyrami - de; theils dendritisch; theils bey metallisirten Petre - facten, wie z. B. bey den Frankenberger Kornäh - ren ꝛc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit an - dern Metallen gemischt.

227

So z. B. mit Gold bey Kongsberg und am Schlangenberg (das Electrum des Grafen von Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätteriger Bruch; theils krystallisirt in sechsseiti - gen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt sehr ungleich z. B. in einem Andreasberger (nach Klap - roth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Ei - sen, 4 Spießglas.

3. Spießglassilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier - und sechssertigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spieß - glas. Fundort ebenfalls bey Andreasberg am Harz und bey Alt-Wolfach im Fürstenbergischen.

4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs, Silberkies. Argent sulfurèe.

Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt glänzenden Strich; theils krystallisirt; meist in dop - pelt vierseitigen Pyramiden; auch kubisch ꝛc. ; weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Bergmann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erz - gebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Sil - berkies.

Meist eisenschwarz, theils russig, theils krystalli - sirt, und das meist in sehr kleinen sechsseitigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Ar - gent noir.

228

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarzgül - den und Glaserzes entstanden zu seyn. Findet sich meist in der Nachbarschaft dieser beyden.

7. Hornerz. Argent muriaté.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pista - ziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachs - glänzend, theils knospig; theils kubisch krystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglichst das Sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmeidig; läßt sich spä - neln. Gewicht = 4840. Gehalt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 concentrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thonerde. Fundort, außer dem eben gedachten, Johanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall ꝛc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent rouge, rosiclair.)

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleygraue und Eisenschwarze, mehr oder weniger durchscheinend; theils mit ausfallendem Lichte schwarz - roth, mit durchfallendem aber blutroth (Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend; theils krystalli - sirt, meist in sechsseitigen Säulen, mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendri - tisch; gibt rothen Strich. Mittelgewicht = 5563. Gehalt eines dunkeln von Andreasberg (nach Klap - roth) = 60 Silber, 19 Spießglas, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andere sind auch arsenikhaltig. Fund - ort vorzüglich am gedachten Orte.

9. Schwarzgülden, Graugülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallisch - glänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde; theils derb, zumahl bey Schemnitz und Kapnick; theils krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II. fig. 1.) bey Clausthal. Übergang in Fahlerz.

229

IV. Quecksilber-Geschlecht.

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mer - cure, vif-argent, Engl. quicksilver) behält seinen Silberglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht des flüssigen = 13568*)Des festen = 14391 (Gehlens Journ. IV. B. S. 434.). Wird am vollkommensten von der Salpetersäure auf - gelöst; phosphorescirt im sogenannten luftleeren Rau - me; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum Vergolden, zur Spiegelfolie ꝛc. Au - ßerdem bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu - gen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwi - schenräumen von Quecksilbererzen. Fundort in Euro - pa zumahl Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure argental.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalgamirt. Meist nur als Überzug; doch theils derb, knospig ꝛc. ; weich. Gehalt sehr ungleich; z. B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber. Fundort zumahl im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnaba - ris. Mercure sulfuré.

Vom licht Scharlachrothen ins dunkel Coschenillro - the ꝛc. ; theils undurchsichtig, theils mehr oder we - niger durchscheinend; theils erdig; theils derb; und230 dann theils von einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils krystallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc. ; gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber, 20 Schwe - fel. Fundort zumahl Idria, das Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das sogenannte Quecksilber-Branderz von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Der eben daselbst brechende, seltene Stink - zinnober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber - blende. (Mercure sulfure bituminifére.)

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; undurchsichtig: mit schimmerndem, mattem Glanze: gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von zwey Hauptarten; nähmlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie man - cher Glaskopf*)Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus Ver - nachlässigung des solidern Petrefacten-Studiums entstanden sind, gehört unter andern, daß manche der neuesten und übri - gens sehr verdienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab - losungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich sogenannten Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.. Gewicht = 7937. Hält bis 70 pro Cent Quecksilber. Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Turpeth, natürlicher Sublimat. Mercu - re muriaté.

Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc. ; durchscheinend; von fast metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüften anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmigen Krystallen;231 weich. Hält (nach Kirwan) = 70 pro Cent Queck - silber durch Salzsäure und Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl im Zweybrückischen.

V. Kupfer-Geschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat unter allen Metallen den stärksten Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme: verbindet sich leicht mit, andern Metallen, und gibt dadurch die mancherley vor - züglichen Compositionen; wie z. B. mit Gold, das Similor und das Malayische Suasso; mit Zink, das Messing und Tomback (von Tombago, dem Malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn das Glockengut und Stückgut; mit Arsenik das argent haché, und die Composition zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das Schi - nesische Packfong u. s. w. Dient daher auch beym Münz - wesen zur Karatirung und Legirung des Goldes und Silbers ꝛc.

1. Gediegen.

Theils güldisch oder silberhaltig ꝛc. ; daher Abstu - fungen der Röthe; in mancherley besonderer Gestalt; theils krystallisirt; und dann meist als doppelt vier - seitige Pyramide. Fundort, in Europa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-Insel (Mednoi ostrow) im Kamtschatkischen Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hudsonsbay, Brasi - lien ꝛc .*)Cämentkupfer. oder gediegen Kupfer von der zweyten Formation, heißt das, so aus vitriolischen Kupferwassern (z. B. bey Neusohn in Ungarn, im Rammelsberge bey Gos - lar ꝛc. ) mittelst des Eisens gefällt wird..

232

2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr. cuivre sulfure, mine de cuivre vitreuse.)

Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violet - te, dunkel Leberbraune ꝛc. : theils metallischer Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt; theils aber krystallisirt, z. B. in sechsseitigen Säu - len (tab. II. fig. 10.); weich, milde, schneidbar; gibt glänzenden Strick; schmilzt leicht. Mittel Ge - wicht = 5074. Gehalt (nach Klaproth) = 50 bis 80 pro Cent Kupfer, mit Eisen, so wie die nächst - folgenden Gattungen durch Schwefel vererzt. Fund - ort, in Europa zumahl Cornwall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre pyriteux hepatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist rau - benhälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt (nach Kirwan und Klaproth) = 40 bis 70 pro Cent Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupferglas; geht aber sowohl in dieses als in den Kupferkies über. Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und der Schlangen - berg in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf. (Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)

Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils grün - lich; auch oft taubenhälsig angelaufen; menst unge - formt; theils mit Spiegelflache; oder geflossen, me - renförmig, traubig ꝛc. ; zuweilen krystallisirt, z. B. als dreyseitige Pyramide (tab. II. fig. 1.). Mittel - Gewicht = 3980. Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro Cent Kupfer, mit noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen Gattung: ist das allergemeinste Kupfer - erz; findet sich, so wie auch theils die beyden vori - gen Gattungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann Kupferschiefer genannt wird.

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche)

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Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglän - zend; spröde; gibt theils am Stahl Funken; halt (nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik. Übergang in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich überhaupt selten; unter andern bey Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so - genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise, Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau - röthlichen Strich; meist ungeformt; theils krystalli - sirt; z. B. in dreyseitigen Pyramiden, sechsseitigen Säulen u. a.m.; hält außer dem Kupfer auch Spieß - glas und Silber, beydes in sehr verschiedenem Ver - hältniß, auch theils Bley, Eisen ꝛc. Findet sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.

7. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als Überzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden. Fundort un - ter andern bey Freyberg.

8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas, Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé rouge, mine de cuivre rouge.)

Vom Lederbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils durch - scheinend; selten durchsichtig; theils fast metallisch - glänzend; theils dicht; theils blätterig; theils kry - stallisirt und dann meist in doppelt vierseitigen Py - ramiden; theils haarförmig, faserig, seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Ge - halt, Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Catharinburg; die Ku - pferblüthe aber besonders bey Rheinbreidbach im Kölnischen.

9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und234 Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres mit kleinwuscheligem Bruche. Eigentlich aus der vorigen Gattung mir braunem Eisenocher innig ge - mengt. Fundort unter andern der Bannat, Lauter - berg am Harz ꝛc.

10. Kupferlasur, Kupferblau, Bergblau. (Fr. cuivre carbonate bleu, azur de cuivre, bleu de montagne.)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strah - lig, theils nierenförmig, traubig ꝛc. ; theils kry - stallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattungen, durch Koh - lensäure verkalkt. Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.

11. Malachit. Cuire carbonate vert.

Vorzüglich in zwey Hauptarten.

Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend; faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelförmig divergirend ꝛc. Fundort zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich sogenannter Malachit, dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelonirt in concentrischen Schalen, theils traubig, stalacti - tisch, röhrenförmig ꝛc. Gewicht = 3641. Gehalt eines Sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien.

12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr. cuivre carbonate vert, verd de montagne.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib -235 lich; theils dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Parthien bey andern Kupfererzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch Thoner - de. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg und Catharinburg.

13. Eisenschüssiges Kupfergrün.

Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit muscheligem Bruche, theils knospiger Oberfläche ꝛc. Aus der vo - rigen Gattungen mit braunem Eisenocher innig ge - mengt. Findet sich überhaupt nicht häufig; z. B. bey Saalfeld und auf der Insel Elba.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo - malachil. (Fr. Cuivre phosphaté.)

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un - durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd; zart - faseriger Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten in sehr kleinen sechsseitigen Krystallen; weich. Ge - halt (nach Klaproth) = 68,13 Kupferkalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg bey Rheinbreid - bach im Kölnischen.

15. Olivenerz, Pharmacochalcit, arsenik - saures Kupfererz. Cuivre arsenitaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dun - kel Lauchgrüne und andererseits ins Spangrüne; durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt, theils in spangrünen sechsseitigen Ta - feln (Kupferglimmer oder blätteriges Oliven - erz), theils in sehr flachen Octoëdern (Linsenerz), theils in kleinen sechsseitigen Säulen ꝛc., und diese theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschelförmig, faserig sei - denglänzendem Bruch (faseriges Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Ei - sen durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr. cuivre muriaté, muariate de cuivre oxygené.)

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Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch - sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, er - dig; theils verschiedenartiger Glanz. So der Ata - camit, als smaragdgrüner Sand, von sehr klei - nen doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-Amerika, in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama zwischen Peru und Chili.

VI. Eisen-Geschlecht.

Reines oder sogenanntes Frisch-Eisen, hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attrac - torisch; läßt sich schweißen; wird von allen Säuren angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde und selbst in der organisirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als eigentlich sogenanntes Eisen in seinen beyden Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähmlich und Stab-Eisen), als auch nachdem beyde zu Stahl geschmolzen oder gebrannt werden*)S. Dr. Pearson's Remarks on the properties and composi - tion of the different states of Iron; in den philosoph. Trans -237 actions v. J. 1795, S. 337 u. f. bey Gelegenheit seiner Un - tersuchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey Bombay, s. Voigts neues Magazin. I. B. 1. St. S. 64. u. f. und 2. St. S. 109..

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gedie - genen Eisens, die neuerlich bekannt worden, und von denen schon oben die Rede gewesen, gehört be - sonders die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefundene. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge, und ent - hält in ihren bläserigen Zwischenräumen das obge - dachte grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde Fossil. Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach Howard) = 17 pro Cent Nickel.

Eine andere noch ungleich größere findet sich un - weit des Paranästroms in Chaco, im Spanischen Süd-Amerika, wo sie 1782 durch Don Mich. Ru - bin de Celis untersucht und ihr Gewicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*)Eine Probe von diesem berühmten süd-Amerikanischen Eisen - block, die ich als eine ausnehmende Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks verdanke, unterscheidet sich von dem Sibirischen besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich - hernde Farbe., und dieses Eisen hält 10 pro Cent Nickel.

Hingegen hält das von diesem sogenannten Me - teoreisen verschiedene tellurische gediegen Eisen vom eisernen Johannes zu Großcamsdorf im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach Klaproth) = 92,50 Eisen, 6 Bley, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Pyrites. Fer sulsuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einerseits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft taubenhälsig oder tombackbraun angelaufen; metal -238 lischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Fun - ken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen, zuweilen auch Gold, Sil - ber, Arsenik ꝛc.

Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:

1) Gemeiner Schwefelkies.

In mancherley besonderer Gestalt, z. B. als Kies - nieren, Kiesbälle ꝛc. oder traubicht, pilzförmig ꝛc. häufig krystallisirt in mancherley Form, z. B. als doppelt vierseitige Pyramide (tab. II. fig. 5.); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwan - zig Ecken (tab. II. fig. 4.) oder in einer der selten - sten krystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaë - der mit gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken (tab. II. fig. 6.); häufig hingegen cubisch mit ge - streiften Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander gerade entgegen - stehenden Flächen einerley Richtung haben, hingegen die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusam - menstoßenden Flächen in conträrer Richtung wider - einander laufen (tab. II. fig. 2.). Mittel-Gewicht = 4700. Übergang in dichten Brauneisenstein. Fundort in aller Welt als die gemeinste aller Erz - arten.

2) Strahlkies.

Meist Heller von Farbe als der vorige; häufig in Nierenform; krystallisirt meist als doppelt vierseitige Pyramide, und zwar in mancherley Abarten zusam - men gruppirt, z. B. als Hahnenkammkies ꝛc. *)Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepatico ac radiato auctor. ) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Gottingens. ; hat strahligen Bruch; und als mancher Haarkies (z. E. bey St. Andreasberg auf dem Harz) abge - sonderte haarförmige Nadeln.

239

3) Leberkies, Wasserkies.

Auch Heller als der gemeine; oft tombackbraun angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt, z. B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig, ge - strickt, zellig ꝛc. ; zuweilen krystallisirt, in sechssei - tigen kleinen Säulen ꝛc. Theils als metallisirte Pe - trefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.

Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewinnung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols; ehedem statt Feuerstein an Deutschen Büchsen ꝛc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; me - tallischglänzend; doch meist angelaufen; meist unge - formt; sehr selten (am Harz) krystallisirt, in sechs - seitigen Tafeln und Säulen, die zuweilen an den End - kanten abgestumpft sind*)S. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic. indol. chemicas atque externas pag. 34.. Ist wie so manche ande - re Eisenerze retractorisch, d. h. er wird vom Magnet gezogen. Übergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang - gebirgen, z. B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag - net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai - mant, fer oxydule. Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Krystallen als doppelt vierseitige Pyramiden; hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden großen physikalischen Eigenschaften aus, daß er das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage nach den Po - len richtet; auch beyderley Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein Eisengehalt un - gleich, theils 80 pro Cent. Fundort vorzüglichst der Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter an - dern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz**)Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de natura fossilium. L. V. p. 604..

240

Der Magnet-Eisensand, magnes glareo - sus, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, entweder in Gebirgsarten eingesprengt (so z. B. in manchem Granit, Porphyr, Basalt ꝛc. ); oder aber, und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)

Theils bräunlich -, theils eisenschwarz; jenes we - nigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils viel - eckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667. Ge - halt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Titankalk. Fundort am Spessart und bey Eggersund, Krageröe ꝛc. in Norwegen.

6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli - giste, fer speculaire, fer noir.)

Stahlgrau: theils taubenhälsig angelaufen; von starkem metallischen Glanze; sowohl ungeformt als krystallisirt; letzteres z. B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln ꝛc. Gewicht = 5158. Eisen - gehalt (nach Kirwan) = 60 bis 80 pro Cent; ist meist retractorisch. Fundort vorzüglichst in großer Man - nigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als kry - stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellig zusammengehäuft sind. Fundort unrer andern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in manchen vesuvischen Laien.

7. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschro - the, anderseits bis fast ins Stahlgraue.

Davon drey Arten:

241

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfärbend; theils derb; theils als Überzug über an - dere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, kubisch; (so z. B. am Cap) meist abfärbend; gibt blutrothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen - ocher genannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haema - tites.

Meist nierenförmig, mit mammelonirter Außen - fläche und schaligen Ablosungen; theils stalactitisch; keilförmige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Ei - sengehalt bis 80 pro Cent. Gebrauch unter andern als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.

8. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält mehren - theils auch Braunsteinkalk.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch ꝛc. ; theils krystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies gedach - ten Formen, nähmlich als Dodecaëder mit den fünf - seitigen Flächen (tab. II. fig. 4), und als Würfel mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf sei - nen sechs Flächen (tab. II. fig. 2.). Theils auch als Petrefact von Incognitis der Vorwelt; so z. B. bey Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun - git ꝛc. Übergang des ungeformten in Spath-Eisen - stein, Thon-Eisenstein ꝛc.

Auch Braun-Eisenocher wie bey der vori - gen Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder sogenannte türkische Umber gehört.

242

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.

9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl - stein, Flinz. Chaux carbonatée ferrifére.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils an den Kanten durchscheinend; häufig krystal - lisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Gehalt verschieden. Z. B. eines Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenkalk, 3,50 Braunsteinkalk, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlen - säure. Übergang in Braun-Eisenstein.

10. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch in mancherley besonderer Gestalt; theils mit Petre - facten der Vorwelt; z. B. mit Conchylien oder mit Kräuterabdrücken (so z. B. die berühmten sogenann - ten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren viele inwen - dig ein kleines Farrenkraut einschließen). Überhaupt meist reich an Eisengehalt bis 40 pro Cent.

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu wer - den:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Na - gelerz, Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuth - lich pseudovulkanischen Ursprungs. Fundort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen-Niere, schaliger Thon-Eisen - stein, Adlerstein, Klapperstein. Aëtites. (Fr. Géode.)

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit scha - ligen Ablosungen; meist hohl; theils mit einge -243 schlossenen losen und daher klappernden Brocken und Körnern; theils dicht, kugelicht*)So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von Braun - spath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. S. Hrn. Faujas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre ꝛc. T. I. p. 124 und Girtanners Darstellung des Darwin - schen Systems. II. B. S. 324. u. f..

c. Bohnenerz, kugelicher Thon-Eisen - stein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedrückt, abge - rundet; so z. B. wie in großen runden Bohnen ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten Hoff - nung.

d. Linsenerz, Körniger Thon-Eisen - stein.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie ein lockerer Rogenstein.

Des Röthels ist schon oben gedacht.

11. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus Tu - balcaini Linn. Minera ferri subaquosa Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zu - sammengebacken, knollig; erdig; theils in aller - hand besonderer Gestalt, röhrenförmig ꝛc., theils allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos, Wurzelgestrüppe ꝛc. darein umgewandelt. Gehalt bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch Phos - phorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und im Moorgrunde.

12. Blau-Eisenerde, natürliches Berli - nerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer natif.)

244

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfärbend; ma - ger. Gehalt der Eckardsberger (nach Klaproth = 47, 5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure, 20 Wasser. Fundort unter andern im Churbraunschweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch im Treibholz bey Stade.

13. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab - färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumahl bey Schneeberg im Erzgebirge.

14. Würfelerz, arseniksaures Eisen.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich; in kleinen kubischen Krystallen von mancherley Ab - änderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach in Cornwall.

15. Chrymsaures Eisen. (Fr. Fer chromaté.)

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher unebe - ner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für sich un - schmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43 Chromiumsäure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde. Fundort besonders im De - partement Var, in einem serpentinartigen Gestein.

VII. Bley-Geschlecht.

Das Bley läuft an der Luft schwarz an, und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der festen Metalle; leicht biegsam, her nicht sehr dehnbar, und Zar wenig zähe (§. 253). 245Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glüht; brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen Geschmack erhalten. Ge - brauch (außer dem allgemein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasserröhren, Schriftgießen ꝛc. ) besonders beym Hüttenwesen und in der Probierkunst; auch zu mancherley Farbe ꝛc.

1. Bleyglanz Galena. Plomb sulfuré. (Engl. blue lead-ore.)

Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit starkem metallischen Glanze; meist unge - formt; theils mit Spiegelfläche; theils wie geflossen, zellig ꝛc. ; theils dendritisch oder gestrickt*)Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila, den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus London erhalten, übertrifft an ausnehmender Eleganz alles, was ich von noch so netten Fossilien in dergl. besondern Gestalt gesehen habe.; häusig krystallisirt; und zwar meist kubisch; selten in dop - pelt vierseitigen Pyramiden, oder sechsseitigen Säu - len ꝛc. ; sämmtliche Krystallisationen wieder in man - cherley Abarten; bricht in kubische Stücken; hat meist blätteriges Gefüge: gröberes oder feineres Korn. Mittelgewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z. B. 77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außer - dem fast immer mehr oder weniger Silber, und im Strip - oder Sproterz (Fr. mine de plomb striée) auch Spießglas. Überhaupt eins der gemein - sten Erze.

Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; immer ungeformt. Fundort unter andern bey Clausthal, und in Derbyshire**)Die berühmten Slickensides in den Derbyshirer Gruben sind spiegelglatte Saalbandflächen des dasigen dichten Flusses, die246 wie mit einem dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der ans Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll. Beym Brechen desselben entstehen durch Beytritt der atmo - sphärischen Luft oft gewaltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosionen. S. W. Jones's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4. p. 5. 11 u. f..

2. Schwarz Bleyerz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt grau - lich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem me - tallischen sich nähernden Glanz; meist kristallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent Bley hält.

3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath, plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder weniger durchscheinend; meist gleichsam de - mantglänzend; sowohl derb, als krystallisirt in Na - deln oder vier - und sechsseitigen Säulen. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley, 16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde, 0,50 Kalkerde. Fund - ort vorzüglich bey Zellerfeld, am Harz.

4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbonaté ter - reux.

Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich a) schwe - felgelb (Fr. massicot natif); so z. B. bey Lead - hills in Schottland; b) weißlich grau, so bey Zeller - feld am Harz; c) bräunlich roth, z. E. im Jülich - schen.

5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath. Plomb phosphaté.

Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen und Übergängen; theils ins Nelkenbraune ꝛc. durch - scheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumahl in sechseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt des von Tschopau (nach Klaproth) = 78,40 Bley -247 kalk, 18,37 Phosphorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk. Fundort außer dem eben genannten auch bey Clausthal, bey Wanlockhead in Schott - land, und bey Beresofsk im Catharinburgischen (letzteres hält nach Vauquelin auch Chromiumkalk).

6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath, Kal - lochrom. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend; glänzend; meist krystallisirt, zumahl als vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin) = 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromiumsäure. Fund - ort Beresofsk im Catharinburgischen meist in der obgedachten eigenen Art von übermengtem Sandstein.

7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb molyb - daté.

Meist wachsgelb; wenig durchscheinend; fett - glänzend; meist krystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln ꝛc. Hält (nach Klaproth) = 64,42 Bleykalk. 34,25 Molybdänkalk. Fundort zumahl Bleyberg in Kärnthen.

8. Vitriol-Bleyerz, Bley-Vitriol, Bley - glas. Plomb sulfaté.

Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne ꝛc. ; Glasglanz, theils Demantglanz; muscheliger Bruch; meist krystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyramide; theils in mancherley Abänderungen, als Rhomboëder ꝛc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bleykalk, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen - und Braunsteinkalk. Fundort Zellerfeld und Anglesey bey Wales.

248

VIII. Zinn-Geschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig zähe; es knirrscht; zwischen den Zähnen und knarrt, wenn es gebogen wird*)Doch thut dieß das reine Zinn on Malacca nicht. (le cri d'etain); gibt er - wärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in - nigswasser aufgelöst; und findet sich nur in wenigen Weltgegenden; aber daselbst meist in ausnehmender Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glo - ckengut, Stückgut, zur Scharlachfärberey ꝛc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif. Engl. bellmetal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe: metallisch - glänzend: spröde: bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein. (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hyacinthgelbe und Gelblichgraue; theils durchschei - nend, zuweilen fast durchsichtig (so z. B. das rosin - tine, aus Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken**)Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erzführenden Gangge - birgen, die theils zu mehreren Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z. B. die bey Eiden - stock im Erzgebirge, und die bey St. Austel ꝛc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143. (Engl. stream - tin),249 oder als Zinnsand; häufig aber krystallisirt (soge - nannte Zinngraupen), zumahl als sehr kurze vierseitige Saule an beyden Enden vierseitig zuge - spitzt, oft als Zwillingskrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort zumahl das Sächsische und Böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacca, die Insel Banca bey Sumatra ꝛc.

3. Holz-Zinn, kornisches Zinnerz. (Fr. élain limoneux, hématite d'étain. Enlg. wood tin.)

Holzbraun, haarbraun ꝛc. ; undurchsichtig; auf dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt (nach Klaproth) = 63,3. Fundort Gavrigan in Cornwall.

IX. Zink-Geschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrahligen zacki - gen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt, ehe erglüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme. Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben. Wich - tigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré. Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; da - her die Benennungen von Pechblende, Colophonium - blende, Rubinblende ꝛc. ; mehr oder weniger durch - scheinend; von verschiedener Art des Glanzes; meist250 ungeformt; doch auch häufig krystallisirt, z. B. als dreyseitige, oder als doppelt vierseitige Pyramide ꝛc. ; spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden, Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Gewicht = 4000. Zink - Gehalt von 44 bis 64 pro Cent; durch Schwefel vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils auch gold - und silberhaltig, mit innig eingemengtem Bley - glanze (so z. B. das sogenannte Braunerz vom Rammelsberge). Überhaupt ein sehr allgemein ver - breitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxydé, calamine.)

Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune durch mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist un - geformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils wie geflossen, traubig, nierenförmig oder auch wie durchlöchert, zerfressen ꝛc. ; theils krystallisirt als Zinkspath, meist in vierseitigen Tafeln; so zu - mahl in Kärnthen und am Altai; theils als After - krystall (z. B. in Flintshire); der ungeformte aber theils in ganzen Flötzen, z. E. bey Olkutschk in Pohlen.

X. Wismuth-Geschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt, ehe er glüht*)Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Bley zusammengeschmolzen, gibt das so genannte rosensche Metall, das schon im kochenden Wasser schmilzt.; wird aus seiner Auflösung in Sal -251 petersäure durch reines Wasser als weißer Kalk (blane d'Espagne) gefällt. Überhaupt ein nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell - oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Wür - feln ꝛc. ; blätteriger Bruch. Findet sich doch häu - figer als die beyden folgenden Gattungen, und nebst denselben zumahl im Sächsischen und Böhmi - schen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bismuth sulfuré.

Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneid - bar; brennt auf Kohlen gebröckelt mit Schwefel - flamme. Gehalt (nach Sage) = 60 pro Cent Wis - muth, durch Schwefel vererzt, theils mit etwas Eisen und Arsenik ꝛc.

3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; angeflogen oder eingesprengt.

XI. Spießglas-Geschlecht.

Das Spießglas oder der Spießglanz, antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strahliges Ge - füge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer, wird von den Säu - ren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der Solu - tion in Königswasser durch Laugensalze weiß gefällt. 252Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr Härte zu geben; also z. B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blätterig, theils schalig. Fundort unter andern bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25 Eisen.

2. Grau Spießglaserz, Spießglanzkies. Antimoine sulfuré.

Bleygrau, stahlgrau ꝛc. ; theils ungeformt; und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen Kry - stallen; theils aber auch in stärkern vier - oder sechs - seitigen Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt = 70 bis 80 Spießglas, 20 bis 30 Schwefel. Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haari - ges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spieß - glaserz, das sich unter andern zu St. Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbürgen findet.

3. Roth Spießglaserz, Spießglanzblen - de. Antimoine hydrosulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan - zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen Krystallen, die theils sternförmig zusam - mengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67, 50 Spießglas - metall, 10, 80 Sauerstoff, 10, 70 Schwefel. Fund - ort wie gedacht Bräunsdorf bey Freyberg und Un - garn.

Eine besondere blätterige Abart ist das sogenann - te Zundererz das sich in Drusenhöhlen und als Überzug auf Quarz, Bleyglanz ꝛc. bey Clausthal findet.

253

4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammen - gehäuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Äu - ßern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparir - ten weißen Spießglasblumen (Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in Siebenbürgen und Przi - bram in Böhmen.

5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)

Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bey Freyberg und in Ungarn, meist aus und zwischen strahligem Grauspießglaserz.

XII. Kobalt-Geschlecht.

Das Kobalt-Metall*)Kobalt, vermuthlich aus dem Böhmischen kowalty. Erz - haltig. S. Adelungs Wörterbuch., oder die sogenann - te Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahl - graue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt in - nigswasser aufgelöst die sympathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für die Blaufarbenwerke wichtige Smalteglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Co - balt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spiegel; auch theils gestrickt: theils baumförmig; nicht selten krystallisirt, und zwar meist kubisch in mancherley Abartungen als Kobaltgraupen; minder hart als die folgende Gattung; hält such Arsenik und etwas Eisen. Fundort unter andern254 Glücksbrunn im Meiningischen, Riegelsdorf in Hes - sen ꝛc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko - balt. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glat - ter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch äh - nelt dem vom Englischen Stuhl; sehr hart; hält eben - falls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fund - ort unter andern im Sächsischen und Böhmischen Erz - gebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt; theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen. Findet sich an wenigen Orten, z. B. im Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwär - ze. Cobalt oxyde noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Rußkobalt; theils verhärtet als Schlacken - kobalt; theils traubig, nierenförmig, schalig ꝛc. ; matt oder schimmernd; wird durch den Strich glän - zend; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt. Findet sich unter andern auch an den bey der er - sten Gattung angegebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherley Abstufungen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Leder - kobalt). Ungeformt; erdig; welch; gibt fettglän - zenden Strich. Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfirsichblüthroth, das aber an der Luft verschießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobalt - beschlag; oder in nadelförmigen, theils sammet - artigen, theils sternförmig zusammengehäuften,255 glänzenden, durchscheinenden Krystallen, als Ko - baltblüthe. Gehalt der letztern, von Riegels - dorf (nach Bucholz) = 39 Kobaltkalk, 38 Arsenik - säure, 23 Wasser. Fundort unter andern auch bey Schneeberg im Erzgebirge.

XIII. Nickel-Geschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Sal - miakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum Schi - nesischen Packfong.

1. Gediegen (?), Haarkies*)Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in geringen Pro - centen dem oben gedachten gediegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach Howard) dem Sibirischen zu 17, dem Sudamerika - nischen aber zu 10 pro Cent..

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abge - sonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben ge - nannte haarförmige Strahlkies); hält (nach Klap - roth) außer dem Nickel sehr wenig Kobalt und Ar - senik. Fundort in den Drusenlöchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im Erzgebirge.

2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bey Riegelsdorf in Hessen. Gewicht = 7560. Ge - halt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und Schwe - fel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.

256

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxyde.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als Überzug; gewöhnlich beym Kupfernickel. Nach Haus - manns Untersuchung durch Arseniksäure verkalkt. Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe, ist oben erwähnt, so wie auch, daß sich Nickelkalk in dem olivinähnlichen Fossil des Pallasischen gediege - nen Eisens, und in den Aërolithen findet.

XIV. Braunstein-Geschlecht.

Das Braunstein - oder Mangan-Metall, magnesium (Fr. manganése), ist stahlgrau, sehr hart, spröde und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pulver ver - kalkt; ist sehr allgemein in der Erde verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung der Lebensluft, der übersauren Salzsäure ꝛc.

1. Braunsteinblende, Schwarzerz, Man - ganglanz.

Eisenschwarz, theils ins Nußbraune; undurch - sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt - schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen (nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure. Fundort zumahl beym Siebenbürgischen Rothbraun - steinerz.

2. Grau Braunstein. Manganèse oxydé me - talloide ꝛc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder257 matterem, metallischen Glanze; theils ungeformt, häufig aber strahlig, und zwar meist büschelför - mig oder sternförmig; theils in nadelförmigen Kry - stallen, oder in vierseitigen Säulen mit zugeschärf - ten oder zugespitzten Enden. Fundort des strahligen zumahl bey Ilfeld am Harz. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 90,50 schwarzer Braunsteinkalk (ver - bunden mit dem Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt an sich halten kann), 2,25 Sauerstoff - gas, 7 Wasser.

3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse oxydé noir ꝛc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz ꝛc. ; feinerdig; sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig (so z. B. das black wad von Winster in Derbyshire, das mit Leinohl angerieben in Selbstentzündung geräth; und häufig zur schwarzen Öhlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nieren - oder staudenförmig ꝛc. ; theils von schlackenförmigem Ansehen (so das von Saska im Bannat). Gehalt eines von Clausthal am Harze (nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Eisen - kalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle, 17,50 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnun - gen in mancherley Steinarten rühren von dieser Gat - tung des Braunsteingeschlechtes her.

4. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé rose.

Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils dich - ter, theils blatteriger Bruch; theils matt, theils glänzend, mehr oder weniger hart. Gehalt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag und Kap - nik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold - und Tellurerze) und zu Catharinburg in Sibirien.

258

XV. Arsenik-Geschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schuppig blät - terigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die farbigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich, dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen Ablosungen als irrig sogenannter Scherbenkobalt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr selten gestrickt, dendritisch ꝛc. ; in dünnen Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. (Fer arsenical. Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an - gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein - gesprengt; theils krystallisirt, zumahl in vierseitigen Säulen; hart; gibt gerieben oder zerschlagen star - ken Knoblauchsgeruch. Gehalt des krystallisirten von Freyberg (nach Stromeyer)*)S. Götting. gel. Anzeigen 1814. 74. St. = 42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sul - furé.

259

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri - pigmentum. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von ei - nem fast kalkartigen Ansehen und fast metallischen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist unge - formt; theils krystallisirt, zumahl in vierseitigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwach - senen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort zu - mahl in Siebenbürgen und im Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, Sandarac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend; gibt gelben Strich; häufig krystallisirt in kleinen vier - oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere Fossilien (so z. B. auf St. Andreasberg über Kalkspath - und Zeolithdru - sen ꝛc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 31 Schwefel. Fundort vorzüglich auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar - senic oxydé.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils in haarförmigen, büschelig zusammengehäuf - ten, seidenglänzenden, durchscheinenden Krystallen. Im Wasser auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik und Sauerstoff. Hingegen ist der Gehalt des ihr im äu - ßern sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr verwech - selten Pharmacoliths (nach John) = 45,68 Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalkerde; folglich nicht im Wasser, aber wohl in Salpetersäure auflösbar. Fundort von beyden Arten St. Andreas - bérg am Harz, und von der letztern vorzüglich Rie - gelsdorf in Hessen und Wittichen im Fürstenber - gischen.

260

XVI. Molybdän-Geschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau, und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.

1. Wasserbley, Molybdänkies. Molybdéne sulfuré.

Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist bleygrau; von metallischem Glanze; und meist krumm - blätterigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich ab - färbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Molybdän - säure, 40 Schwefel. Findet sich an nicht vielen Or - ten; aber einzeln in sehr verschiedenen Weltgegen - den. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey Kolywan in Sibirien.

XVII. Scheel-Geschlecht.

Das Scheel - oder Wolfram-Metall (Fr. Tungsténe) ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalt enthält eine eigene Säure, und bildet mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes Mittelsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig sogenannte weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt; oder in doppelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. 261Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75 Scheelkalk, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde, Scheelsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferrugine.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; matt - glänzend; blätteriger Bruch; meist schalig; unge - formt; oder krystallisirt, zumahl in platten, sechs - seitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Gewicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und et - was Braunstein. Fundort zumahl im Erzgebirge und in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall. Überhaupt (so wie auch der Tungstein) meist bey Zinnstein.

XVIII. Uran-Geschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von Herrn Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mat - tem, metallischen Glanze; weich; spröde; Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalt gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphura - tum. Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium und Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gattungen zumahl im Sächsischen und Böhmischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Uranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig - grüne ꝛc. ; durchscheinend; theils erdig, zerreiblich,262 matt; theils glänzend, fest, krystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane oxydé.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz.

XIX. Titan-Geschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar Herr Gre - gor schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber Herr Klaproth 1795 erst ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen Gestalt eine dunkle Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist sprö - de; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungsver - mögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpe - tersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und durch Laugensalze aus diesen Auflösungen weiß hin - gegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun niederge - schlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Lau - gensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé ferrifére.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in klei - nen ungleichförmtgen eckigen Körnern; auf den er - sten Blick grob körnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titankalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50 Kieselerde. 263Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Ma - nacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bey Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Isergrund in Böhmen, hält (nach Klaproth) = 28 Titankalk, 72 Eisenkalk.

2. Titan-Spath, Titanik, Brunon. Sphène.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend; krystallisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusam - mengedruckten, vierseitigen, an beyden Enden mit zwey Flächen zusammengeschärften Säulen. Gehalt des Norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundort im Passaui - schen in einer gemengten Gebirgsart aus vorwalten - dem Feldspath mit Quarz, Hornblende ꝛc. und bey Arendal in Norwegen in Quarz.

3. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zumahl in und auf Bergkrystall und gemeinem Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der Länge nach ge - streiften, stangenförmigen Krystallen; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmerschie - fer und milchweißem Quarz geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben in den Goldseifenwerken bey Olahpian in Siebenbür - gen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titankalk, 14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.

XX. Tellur-Geschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen ei - genthümliche Metallität zuerst von Herrn Müller264 von Reichenstein entdeckt, und nachher von Hrn. Klaproth vollkommen bestätigt worden, hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fallende Farbe; ist starkglänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das leichteste von allen Metallen.

1. Gediegen (aurum problematicum s. parado - xum.) Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay in Sieben - bürgen.

2. Schrifterz (das sogenannte aurum graphicum). Tellure natif aurifère et argentifère.)

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen fäulen - oder tafelförmigen Krystallen, die meist mit einer Sei - tenfläche auf, und gewöhnlich ihrer mehrere durch einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fundort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und Grau - stein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif aurifère et plombèrifere.

Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge; weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam, Gehalt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth - Braunsteinerz.

265

XXI. Chromium-Geschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von Herrn Klaproth, und um gleiche Zeit auch von Herrn Vauquelin entdeckt worden, ist fast bley - grau, spröde, sehr hart und strengflüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Saure.

1. Chromocher. Chrome oxydé natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im De - partement der Sarne und Loire; meist in einem breschenartigen Gestein.

XXII. Tantalum-Geschlecht.

Dieses Metall ward von Herrn Ekeberg 1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dich - tem Bruch; hart: in undeutlichen, wie es scheint, octoëdrischen Krystallen meist von Haselnußgröße. Gewicht = 7953. Halt (nach Ekeberg und Wolla - ston) außer dem Tantalkalk auch Eisen und Braun - steinkalt. Fundort in Finnland in einem granitarti - gen Gemenge, und in Nordamerika (als vor dem sogenannter Columbit), vermuthlich in Massa - chusetsbay.

266

XXIII. Cerium-Geschlecht.

Von den Herren Hisinger und Berzelius 1804 entdeckt. Dieses Metall ist von graulichweißer Farbe, blätterigem Bruch, sehr spröde; wird in - nigswasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von splitterigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 4753. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Cerium - kalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenkalk, 12 Wasser und Kohlensäure. Fundort bey der Ritter - hütte in Westmanland.

XXIV. Iridium-Geschlecht.

Dieses von Herrn Tennant 1803 entdeckte (in Frankreich auch Pténe genannte) Metall ist silberweiß, sehr hart, spröde und strengflüssig; wird von einfa - chen Säuren gar nicht, und selbst vom Königswasser nur schwach angegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt sichs auflösen und gibt ihnen eine rothe und blaue Farbe.

1. Gediegen.

Nähmlich bloß mit Osmium verbunden, in ein - zelnen Körnern unter der rohen Platina, außer - dem aber auch in Verbindung mit den gedachten sieben andern Metallen.

267

XXV. Palladium-Geschlecht.

Ebenfalls 1803 von den Herren Chenevix und Wollaston entdeckt. Das Metall ist lichtstahl - grau ins Silberweiße, von faserigem Gefüge. Ge - wicht = 11,300. Gibt mit Salpetersäure eine rothe Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in einzelnen Körnern unter der gediegenen Platina.

268

Sechszehnter Abschnitt. Von den Versteinerungen.

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder sogenannte Orycto - logie im engern Sinn, ist wenn sie anders aus dem rechten Gesichtspuncte angesehen und benutzt wird ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil der Mine - ralogie, da sie mannigfaltiges, aufklarendes Licht über Geogenie, über die verschiedenen successiven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen*)Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen archaeolo - giae telluris ꝛc. Götting. 1803. 4. mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens. , die mit unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entste - hungsart mancher Arten von Flötzgebirgen insbesonde - re u. s. w. verbreitet, ohne welches alles kein philoso - phisches Studium des mineralogischen Theils der Na - turgeschichte gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Ver - steinerungen (Engl. extraneous fossils) im weit - läufigsten Sinn alle abgestorbene Thiere und Gewächse, die entweder ihren Tod in einer solchen Erdkatastrophe gefunden, oder doch nachher durch eine dergleichen in269 eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Kör - per oder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen, seine Bildung weht oder minder vollkommen erhalten, und mehrentheils noch überdies; mit fremden steinarti - gen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar - zen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab - gesondert werden, was weiland damit vermengt ward. Vor allen die bloßen sogenannten Naturspiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungs - kraft übte, und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. Z. B. der leibhafte Dr. Luther im Maus - selber Kupferschiefer, den Val. Alberti 1675 beschrie - ben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dgl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z. B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Betriegereyen, wie die sogenannten Würzburger Ver - steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer an - geführt worden S. Dess. lithographia Wirceburgen - sis 1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation pflegt man folgende viererley Auen zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy - lien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*)Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un - verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach - tet wessen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolu - tionen der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den Versteinerungen im weitläufigen Sinne gezählt werden müs - sen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen aus - gestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist., da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter,270 Mergeltuff u. dgl. durchzogen worden; mithin gemei - niglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich meist im aufgeschwemmten Lande und zwischen dem Kaltsinter der Berghöhlen und Klüfte.

2) Wirtlich petrificirt, als eigentlich soge - nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzgebirge eingeschlossen sind, und daher großen Theils selbst Stein - härte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst die un - bekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen, wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachsopal versteinten Hölzer ꝛc.

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirtlich versteinert finden, ist sel - ten die Schale selbst noch erhalten (wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist), sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hy - sterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres moulées). Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres imprimées) heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) metallisirt (Fr. petrifications pyriteuses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-Eisenstein ꝛc.

271

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erbpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. Und da - hin gehören auch allerdings die im Bernstein einge - schlossenen Insecten ꝛc., da es ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bey irgend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köstliches Grab ge - funden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger, und für die Geogenie lehrreicher, ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden, und anderseits nach der Gleichheit oder bloßen Ähnlichkeit, oder aber völligen Verschiedenheit mit den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.

§. 265.

Aus dem ersten dieser beyden Gesichtspunkte ist es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der Re - volutionen, die einst mit unserm Planeten vorgegan - gen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Meeres - fläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Versteinerungen finden. Nur ein Paar Beyspiele von denen in Europa zu geben, so hat Hr. de Lüc auf den Savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*)Der Güte des Hrn. Prof. Stromeyer verdanke ich blau - lichscharze Ostraciten in bräunlichgrauem splittrigen Flötzkalk, die am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern - he, nähmlich von 8400 Fuß brechen., und in Whitehaven in272 Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldge - wächsen (Farrenkräutern) aus! Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen vorkom - men, vorzüglich folgende: Sie finden sich nähmlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend. So z. B. die mehrsten fossilen Elephan - ten, Rhinozere ꝛc. und so auch das Nordamerikanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trümmern, durch Kalkiofus gleichsam breschenar - tig zusammengesintert. So die prodigiosen Knochenfelsen an einigen Küsten des mittelländischen und Adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am Thüringer Walde, am Fichtelberge*)S. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschenbuch von G. Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12. und an den Karpathen.

Oder endlich 4) in den Flötzlagern von Kalk - stein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dgl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten Kör - pern der jetzigen Schöpfung, scheint es mir am zweck - mäßigsten und sichersten, die Versteinerungen über - haupt unter folgende dreyfache Hauptabtheilungen zu bringen:

273

A) Petrificata superstitum.

Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren Ver - steinerungen, d. h. denen jetzt existirende Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind z. B. die Fluß - schneckchen und Reste von Vegetabilien im hierländi - schen Mergeltuff*)Hr. Obercommiss. Westfeld über die letzte Ausbildung der obersten Erdrinde der Gegend um Göttingen. s. die hiesigen gel. Anzeigen 1809. 106. Stück., auch wie es scheint wohl die meh - resten der versteinerten Thiere und Pflanzen in den merkwürdigen Stinkschiefer-Flötzen bey Öningen am Bodensee.

B) Petrificata dubiorum.

Die zweifelhaften Versteinerungen, d. h. die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß ähneln; aber sich von denselben theils durch ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley kleine aber doch con - stante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß ist zumahl der Fall mit vielen fossi - len Knochen großer Säugethiere, der fossilen Hirsche, Bären ꝛc., so auch mit mancherley Seegeschöpfen im Pappenheimer Kalkschiefer, deren ähnliche Urbilder jetzt bloß zwischen den Wendezirkeln leben ꝛc.

C) Petrificata incognitorum.

Die Versteinerungen von völlig unbekann - ten Geschöpfen der Vorwelt, d. h. zu welchen sich bis jetzt nicht ein Mahl nur ein ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Urbild gefunden. So z. B. die Phaci - ten, Belemniten u. a.m.

274

§. 267.

Dem zu Folge sind also hier die Versteinerungen erst nach den beyden Reichen organisirter Körper, und die Zoolithen nach den sechs Classen des Thierreichs ge - ordnet, die Unterabtheilungen aber, so weit es sich thun läßt, nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte bestimmt.

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petrefacten - kunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. Lugd. B. 1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der Versteinerungen. Nürnb. 1755 u. f. IV. B. in Fol.
  5. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad genera naturalia protyporum; in den novis commentar. Soc. Reg. sciens. Goetting. T. II. und III.
  6. God. Gv. Leibnitii prologaea. Goett. 1749. 4.
  7. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg. scient. Soc. recensitarum sylloge. Goett. I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  8. Fr. Xav. Burtin sur les revolutions générales qu'a subies la surface de la terre; im VIII. St. der Verhandelingen uitgegeeven door Tey - ler's tweede Genootschap. Haarl. 1790. 4.
  9. Faujas St. Fond Essai de Géologie. Pa - ris. 1803. u. f. III. B. 8.
  10. 275
  11. (Andreä) Briefe aus der Schweitz nach Hannover geschrieben. Zürich 1776. 4.
  12. Gust. Brander. fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  13. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdi - ger Versteinerungen. Nürnb. 1780. 4.
  14. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles de Quadrupèdes ꝛc. Par. 1812. IV. vol. 4.
276

A. Versteinerungen des Thierreichs.

I. Von Säugethieren.

A) Bestimmbare.

So z. B. die theils fast completten Menschen - gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalkar - tigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*)Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter hommo di - luvii testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mer - gelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen ange - sehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Spallan - zani's zuversichtliche Behauptung (im III. B. der Memorie della Società italiana S. 452 u. f.), daß die zusammengesinterten Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sol - len, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. Ich habe aber durch die Freundschaft des besonders durch seine ge - lehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw - kins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen er - halten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze., und so die Knochen von Füchsen, Schweinen ꝛc. im hier - ländischen Mergeltuff.

B) Zweifelhafte.

So z. B. 1) von einer Gattung von Bären (Ursus spelaeus), und zwar in unsäglicher Menge in den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen**)Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte fossiler Knochen, I. St. Leipz. 1795. 8..

277

2) Von einer eigenen Gattung des Hirschge - schlechts, dem sogenannten Riesen-Elenn, Cer - vus giganteus, die zumahl in Irland ausgegraben wird, und sich durch ihre mächtige Größe auszeich - net. Von manchen ist der Schedel fast eine Elle lang und stehen die Enden der beyden (zuweilen et - liche Centner wiegenden) Geweihe auf 14 Fuß aus einander*)L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für Forst - und Jagdfreunde, für 1800 S. 159 u. f. und J. Weib. Neergaard Beyträge zur vergleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127. u. f..

3) Von dem schon gedachten Mammut der al - ten Welt, einer Elephantengattung (Ele - phas primigenius) [die vermeinten Riesenknochen**)G. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 16 u. f. unserer ehrlichen Altens]; unter andern auch in Menge in Deutschland***)(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elephans et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc. I III. St. Darmst. 1783. u. f. 4.: und Hr. Staatsrath Cüvier in dem angeführten classischen Werke.. Das Elfenbein der Sibirischen, die zumahl am Eismeere ausgegraben werden (das sogenannte Mammontovaiakost), äh - nelt dem frischesten von den beyden jetzt existirenden Elephantengattungen, und wird in Archangel und von den Schinesischen Künstlern in Canton u. s. w. auch eben so verarbeitet.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros antiquitatis). Häufig in Sibirien; aber auch in Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz†)Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II. pag. 215 280. und Cuvier a. a. O. s. Voigts neues Magazin. XII. B. S. 97 u. f. (a. 1750 fünf Individua im Umfang einer Meile); bey Burg-Tonna††)S. Hrn. Hofr. Voigt in seinem Magazin. III. B. 4. St. S. 2 u. f. im Gothaischen u. a.

278
C) Völlig unbekannte.

Nur wenige von vielen:

So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor - welt, das Nordamerikanische Mammut (Mam - mut ohioticum, Mastodonte Cuv. ), dessen Ge - beine besonders am Ohio ꝛc. in Menge ausgegraben werden; und das sich unter andern schon durch die eigene auffallende Form seiner enormen Backzähne (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19) von der übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt auszeichnet*)Rembr. Peale's. Account of the Skeleton of the Mam - moth Lond. 1802. 4. Cuvier. a. a. und A. C. Bonn in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch. der Wetensch. te Haar - lem. IV. B. 2. St..

2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß - gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Kral - len auffallende Megatherium americanum, dessen Gebeine hin und wieder in Südamerika ausgegra - ben werden**)D. Jos. Garrica Descripcion del Esqueleto de un quadrupe - do muy corpulento y raro. Madr. 1796. 4. und Cuvier. a. a. O..

3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien, wovon Hr. Cüvier im Gypsflötz von Montmartre schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn -, Tapir - und Schweinegeschlechtern***)Hr. Cuvier a. a. O..

4) Der wundersame, vom Hrn. Geh. R. von Sömmerring genau beschriebene†)In den Denkschriften der königl. Akad. der Wissensch. zu München, für die Jahre 1811 und 1812. S. 89. tab. 5., und in diese Thierclasse gesetzte Ornithocephalus im Pappenhei - mer Kalkschiefer.

II. Von Vögeln††)S. Hrn. Geh. Assist. Rath von Hoff in s. Magaz. über die ge - sammte Mineralogie. I. B. S. 283. und Hrn. Cüvier a. a. O..

Überhaupt nur wenige, doch z. B. im Öninger279 Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und von mancherley andern im eben gedachten Gyps von Montmartre.

III. Von Amphibien.

A) Bestimmbare.

Z. B. Frösche und Kröten im Öninger Stink - schiefer*)Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 6..

B) Zweifelhafte.

Z. B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch Elephanten - und Rhinozer-Gebeine der gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer - den**)S. Hrn. Hofr. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1..

C) Unbekannte.

Z. B. von einem ungeheuren, krokodillartigen Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr - scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andere Kno - chen, die im Petersberge bey Mastricht gesunden werden***)B. Faujas St. Fond histoire naturellende de la Montagne de St. Pierre de Maestricht. Par. an. VII. 4..

IV. Von Fischen.

Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen, die sie vorstellen, als der Steinarten, worin sie brechen), gefunden werden, so bedarf es doch bey den mehre - sten erst noch einer strengvergleichenden präjudizlosen280 Nevision, ehe sich mit Sicherheit bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey Hauptabtheilungen, (in bestimmbare oder zweifelhafte oder unbekannte) sie gehören mögen. Denn nur mit wenigen, wie z. B. mit denen im Öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Angmarsets (Salmo arcticus) von Zuckertop auf der Westküste von Grön - land*)Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19., läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281. werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey be - denklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemein - schaftliche Niederlage nicht nur von Flußfischen so - wohl, als von Seefischen, sondern unter den letz - tern zumahl, zugleich von Thieren aus den weitest von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittelländischen Meer, und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem nordöstlichen Amerika, Afrika ꝛc. Die im Tafelschie - fer vom Blattenberg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und Heffischen bituminösen Mergel - schiefer haben selten die zur specifischen Charakteri - stik wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen könnte.

Was sich aber im dichten Flötz-Kalkstein von ver - steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wir - bel, Graten und Zähne. Unter letztern zumahl die sogenannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten281 oder sogenannten Schlangenaugen (Fr. cra - paudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh - nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Ähnlich - keit haben.

V. Von Insecten.

A) Bestimmbare.

So z. B. im Öninger Schiefer, Larven von Li - bellen, Wasserwanzen und dgl.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören wohl vor der Hand noch die mei - sten von den im Bernstein eingeschlossenen, so wie auch die mehrsten versteinten Krebse (Cammaro - lithen).

C) Unbekannte.

So die berühmten Trilobiten oder fälschlich sogenannten Käfermuscheln oder Cacadumuscheln (entomolythus paradoxus Linn. Engl. Dudley - fossil), die hin und wieder, aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire, und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50).

VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea, Crustacea und Corallia. Doch scheinen die fossilen Schnäbel, die sich auf dem Heinberg bey Göttingen, so wie im Petersburge bey Mastricht und bey Bath finden, einem Mollusken-Ge - schlechte, nähmlich den Sepien zugehört zu haben*)Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 5..

282

I. Testacea.

In zahllosen Gattungen; und was dabey beson - ders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Fluß - conchylien abwechselnd zwischen solchen, die nach al - ler Analogie im Meere gelebt haben müssen*)Vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur la Géogra - phie mineralogique des Environs de Paris. 1811. 4..

A) Bestimmbare.

So wie es scheint, z. B. unier den Muscheln diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificirten Terebratuliten im Flötz-Kalkstein, die der Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea) gleicht, und nach dem alten Typus in der Vorwelt nun auch in der nachwärtigen jetzigen Schöpfung regenerirt worden.

Und unter den Schnecken die calcinirte Trö - delschnecke (Trochus lithophorus), die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande findet.

B) Zweifelhafte.

Z. B. Von vielschaligen Conchylien der schö - ne Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)Eben daselbst. tab. 1. fig. 1., der besonders durch den merkwürdigen Umstand für die Archäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht selten in aller seiner Integrität auf einzel - nen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt***)Eine Art des Vorkommens, das der gelehrte Mineraloge Guettard bey fossillen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Paris v. J. 1759. S. 204. 206..

Unter den Muscheln die sehr großen Tere - bratuliten ebenfalls im Osnabrückischen†)In dem eben angeführten Specimen tab. 1. fig. 4..

Und unter den Schnecken die fast fußlangen calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm - ten Lande in Champagne.

283
C) Unbekannte.

Nun davon die Fülle in den Kalkflötzgebirgen.

So z. B. um nur einige der sonderbarsten anzu - führen, unter den Muscheln:

1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnth - ner Muschelmarmor.

2) Der dickschalige ostracites pinnigenus, den der jüngere Herr de Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bey Genf entdeckt hat*)S. de Saussure voyages dans les Alpes. vol. I. tab. 2. fig. 5. 6..

3) Der große fast herzförmige Anomit**)de Saussure l. c. fig. 1 4..

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die sogenannte Langue fourrée aus Saint - Onges***)S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Er - de und des Menschen. I. B. S. 262. u. f..

7) Die Pantoffel-Muschel des Herrn von Hüpsch†)S. Dess. neue in der N. G. Nieder-Deuschlands gemach - ten Entdeckungen. Franks 1708. 8. tab. 1..

8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn††)C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f. u. a.m.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so - genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder - cher abgetheilt ist:

So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Linsensteine, in Gegenden theils auch Pfennigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numu - laris, helicites einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher284 Länge enthalten (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40.). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; nah - mentlich in Nieder-Ägypten, wo die Pyramiden großen Theils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Or - thoceratiten, die sich theils fußlang, und vor - züglich im Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei, (Engl. thunder-stones, fairies - fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Alveolen gibt. Übrigens eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk - flötzgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink - stein durchzogen sind; aber auch in andern Flöß - lagen, wie z. B. in den Kreidebergen von Kent brechen.

5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae von Capo Passaro an Sicilien*)S. Wiedemanns Archiv für Zoologie ꝛc. IV. B. S. 1. tab. 1. und Karsten im Magaz. der Berlin. naturforsch. Gesellsch. 3ter Jahrg. 1tes Quart. S. 95..

Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls innere Scheidewände haben, z. B.

1) Die merkwürdigen linksgewundenen Muriciten am Ufer von Harwich (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20.).

2) Der überaus sonderbare kleine Muricites de - formis Soland., dessen Spitze sich immer wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft**)Brander. l. e. tab. 2. fig. 37. 38..

3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten285 aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen*)S. Voigts Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2..

4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von Stinkstein zusammengehäuft ist**)Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8..

II. Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Judensteinen besetzt sind***)S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 263 u. f..

Dann 2) die Encriniten, und 3) die Pen - tacriniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar - migen Körper bestehen, der auf einem langen ge - gliederten Stäugel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien†)Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4. Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1., (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60.) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge - wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn - lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf - geblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein ge - nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen - förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni - ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.

286

Der Pentacrinit oder die Medusenpal - me*)Act. acad. Palatina. T. III. P. phys. Die Platte voller Medu - senpalmen, die in dem Walchischen Petrefactenwerke. T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung. (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70) besteht aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Äste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vor - züglich im bituminösen Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen.

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.

Zumahl 1) Madreporiten in Gegenden theils als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein und Marmor auf dem Saleveberge bey Genf, auf dem Harz bey Blan - kenburg und bey Grund ꝛc. Von letzterm Orte ver - dient nahmentlich der ansehnliche schön geformte Ma - dreporites cristatus**)Specimen archaeologiae telluris tab. 3. fig. 12. Erwähnung; so wie von der berühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine Madreporites lenticularis (Abbildung. n. h. Gegenst. tab. 80.), der zu mancherley mineralogischen Irrthü - mern Anlaß gegeben. Madreporiten in sandartigem Kalkstein im Petersberge bey Mastricht. In Kreide als sogenannte Fungiten in Kent.

In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz, auch als Fungiten und Schraubensteine (eine Art Tubiporiten?) bey Rübeland am Harz. Letztere auch im Catharinburgischen in Sibirien.

287

2) Milleporiten und andere zarte Corallen - arten, vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalk - stein des Petersbergs bey Mastricht. In Feuer - stein bey Celle im Hannöver'schen, und im Pudding - stein in Hertfortshire ꝛc.

288

B. Versteinerungen des Pflanzen - reichs*)Jam. Parkinson's organic Remains of a former world. T. I. Lond. 1804. 4..

Überhaupt sind diese zwar selten so vollständig und deutlich erhalten, daß man ihre specifischen Cha - raktere daran erkennen könnte, was zumahl bey ge - wissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie z. E. bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist; indeß fin - det doch im Ganzen der nähmliche dreyfache Unter - schied Statt, den ich bey der Eintheilung der thie - rischen Versteinerungen zum Grunde gelegt habe.

I. Abdrücke von Pflanzen und Blättern**)J. Jac. Scheuchzer herbarium diluvianum. Lugd. Batav. 1723. Fol.E. F. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4..

A) Bestimmbare.

So z. B. die im Öninger Stinkschiefer ꝛc.

B) Zweifelhafte.

Dahin scheinen z. B. vor der Hand wohl noch die mehrsten Farrenkräuter ꝛc. im Schieferthon und Thoneisenstein zu gehören.

C) Unbekannte.

Von diesen nur zu einem Beyspiele statt aller die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils ästigen, oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke, die hin und wieder, zumahl auf Steinkohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bey Edin -289 burgh in Kohlensandstein, und bey Clausthal in Grauwacke und Thonschiefer*)Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 Lach - ter Teufe gebrochen und sich jetzt in meiner Sammlung befin - det, s. das Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. S. 41 u. f. gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dgl.

A) Bestimmbare.

Z. B. in dem oft genannten Öninger Stinkschie - fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blü - then (eines Ranunculus) gefunden haben.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören die sogenannten Frankenber - ger Kornähren, Sterngraupen u. a. da - selbst brechende in Silber - und Kupfererze metalli - sirte Fruchttheile.

C) Unbekannte.

Z. B. die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den Preußi - schen Bernsteingruben finden; so wie die kleinen Palmnässe aus den Kölnischen Umbergruben**)Hr. Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V. Trimestr. 4. tab. 25. u. a. m.

III. Fossile Hölzer (Lithoxyla).

Bey den mehresten derselben hält es, wie gesagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die hier zum Grunde gelegte Haupteinheilung zu bringen.

Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie z. B. das (zwar kaum hieher zu rechnende) saubere in Raseneisenstein umgewandelte Birkenholz von Kontschosero im Olonezkischen.

290

Und andere hingegen sind vor der Hand völlig un - bekannt, wie z. B. das in Holzstein petrificirte sogenannte Staarholz von Hilbersdorf bey Chem - nitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Textur ohne Spur concentrischer Lagen auszeichnet, und überdem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röh - ren (meist von der Dicke einer Gänsespuhle) durch - zogen gewesen scheint.

Die übrigen mehr zweifelhaften sind über - haupt entweder wirklich versteint, z. B. in Kalkstein, Sandstein, besonders aber in Holzstein und in Holzopal; oder aber noch brennbar, wohin vor allem das bituminöse Holz in den mäch - tigen Flötzlagen so vieler Gegenden der nördli - chen Erde gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl Funken schlägt.

Überhaupt aber stehen manche Arten von fossilem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bi - tuminösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie mit kohlensaurem Kalk durchzogen sind, und da - her mit Säuren brausen, und doch auch auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z. B. das merkwür - dige sogenannte Sündfluthholz, das im Trapp zu Jaachimsthal in einer Teufe von 150 Lachter bricht.

291

Register*)Diejenigen Wörter, welche mit einem * bezeichnet sind, befinden sich in der zweyten Abtheilung..

  • Aal. 225
  • Aalbock. 241
  • Aalmutter. 230
  • Aalputte,230
  • Aalrauve. 230
  • Abeille. 325
  • Abgottsschlange. 203
  • Able. 248
  • Ablette. 248
  • Acanthia. 293
  • Acantias. 219
  • Acanthis. 150
  • Acarus. 340
  • aquaticus. 341
  • Accipiter. 126
  • * Achat. 123
  • * Isländischer. 126
  • Acheta. 288
  • Accipenser. 221
  • Ackermännchen. 152
  • Açor. 124
  • * Acornshell. 25
  • * Actinia. 17
  • * Actinote. 168
  • * Adarce. 55
  • Adder. 205
  • Adive. 81
  • Adler. 125
  • * Adlerstein. 242
  • * Admiral. 36
  • * Adular. 148
  • Aegagropila. 91
  • Aegagrus. 90
  • Aegerste. 130
  • * Aegyptenkiesel. 129
  • * Aehrenstein. 190
  • Aelster. 138
  • Aeneas, Surinamischer. 74
  • * Aërolith. 166
  • Aesche. 242
  • * Aëtites. 242
  • Affe. 60
  • * After-Krystall. 118
  • * After-Polype. 63
  • Agami. 175
  • * Agaphit. 143
  • Agrion. 316
  • * Agtstein. 212
  • Aguillat. 219
  • Aguti. 70
  • . 84
  • Aigle. 125
  • Aigrette. 171
  • * Aigue marine. 138
  • 292
  • * Aimant. 239
  • * Alabaster. 184
  • * Alabastro antico. 176
  • Alander. 241
  • Alauda. 142
  • * Alaun. 206
  • * - Erde. 153
  • * - Schiefer. 154
  • * - Stein. 154
  • * - Thon. 153
  • Albatros. 179
  • Albicore. 237
  • Alburnus. 248
  • Alca. 183
  • Alces. 94
  • Alcedo. 133
  • Alcyon. 133
  • * Alcyonium. 56
  • Alligator. 199
  • Alopex. 81
  • Alose. 245
  • Alouate. 63
  • Alouette. 142
  • Alse. 245
  • Alucita. 315
  • * Alumen. 206
  • * Aluminit. 149
  • * Aluta montana. 167
  • * Amalgama, natürliches. 229
  • Amandava. 150
  • Amaru-Schlange. 204
  • Amazone. 130
  • * Amazonen-Stein. 147
  • Ambre gris. 105
  • * jaune. 212
  • Amedabad finch. 150
  • Ameise. 328
  • weiße. 329
  • Ameisenbär. 85
  • Ameisenlöwe. 319
  • * Amethyst. 119
  • * Amiant. 167
  • Ammer. 147
  • Ammodytes. 227
  • Ammon. 90
  • * Ammonshörner. 284
  • Ampelis. 145
  • * Ampelites. 155
  • * Amphibole. 145
  • * Amphigène. 134
  • Amphisbaena. 206
  • * Amphitrite. 16
  • Amsel. 144
  • Anaconda. 203
  • * Analcime. 132
  • Anarrhichas. 226
  • Anas. 181
  • Anchois. 245
  • * Androdamas. 172
  • Ane. 87
  • Angmarset. 241
  • Anguille. 225
  • electrique. 226
  • Anguis. 206
  • Anhinga. 178
  • * Anhydrit. 184
  • Ani. 136
  • Animal anonyme. 75
  • Anobium. 271
  • * Anomia. 32
  • Anschovis. 245
  • Anser. 181
  • Ant. 328
  • eater. 83
  • Anta. 97
  • Antacaeus. 221
  • Anthenus. 272
  • Anthophora. 327
  • * Anthracite. 217
  • * Anthropolithen. 276
  • Anthus. 146
  • Antilope. 91
  • * Antimonium. 251
  • * Apatit. 186
  • Aphis. 294
  • Aphodius. 268
  • * Aphrodite. 16
  • * Aphronitrum. 209
  • Apis. 325
  • * Aplysia. 15
  • * Apophyllite. 131
  • Aptenodytes. 184
  • 293
  • Apus. 158
  • * Aquamarin. 138
  • Aracanga. 129
  • Aradus. 294
  • Aranea. 342
  • Araneus. 72
  • Aras. 129
  • * Arca. 30
  • Arctomys. 68
  • Ardea. 170
  • * Ardoise. 181
  • * Arendalit. 130
  • Argali. 90
  • * Argent. 227
  • Argentina. 243
  • * Argonauta. 35
  • Argus-Phasan. 165
  • Armadill. 85
  • * Armpolype. 61
  • Arni. 93
  • * Arragonit. 173
  • * Arsenik. 258
  • Artsche. 150
  • * Asbest. 166
  • * Ascaris. 9
  • * Ascidia. 17
  • Asellus. 350
  • Asilus. 336
  • Asinus. 87
  • * Asphalt. 213
  • Ass. 87
  • Assel. 350
  • Astacus. 347
  • * Asterias. 51
  • * Atacamit. 236
  • Ateuchus. 267
  • Atherina. 243
  • * Atlaserz. 234
  • * Atramentstein. 207
  • Atta. 329
  • Attelabus. 227
  • Attun. 340
  • Atzel. 138
  • Auerhahn. 162
  • * Augit. 133
  • Auk. 183
  • * Auripigmentum. 259
  • * Aurum graphicum. 264
  • * problematicum. 264
  • * Auster. 31
  • Austerdieb. 174
  • Autour. 126
  • Autruche. 167
  • * Avanturino. 148
  • * Avanturinspath. 148
  • Avosetta. 174
  • * Axinit. 130
  • Babirussa. 97
  • Baboon. 62
  • Babouin. 62
  • Baccaljao. 229
  • Bachstelze. 152
  • * Badiäga. 57
  • Badger. 77
  • * Baikalit. 169
  • Baïonette. 218
  • Balaena. 104
  • * Balais. 141
  • * Balanus. 25
  • Balbuzard. 126
  • Balistes. 220
  • Bandfisch. 231
  • * Bandwurm. 11
  • Bantagan-Affe. 61
  • Bantanian. 61
  • Bär. 76
  • Barbe. 246
  • Barbet.79,140
  • Barbot. 348
  • Barbu. 140
  • Bardeau. 87
  • Barnacle. 182
  • Barris. 61
  • Barsch. 236
  • Bartavelle. 162
  • Bartmännchen. 155
  • Bartvogel. 140
  • * Baryt. 189
  • * Basalt. 156
  • * Basalttuff. 158
  • 294
  • Bassanus. 180
  • Bassuet. 80
  • Bastarde. 21
  • Bat. 64
  • Bauchkieme. 217
  • Bauchsauger. 223
  • Baudroie. 220
  • Baumgans. 182
  • Baumläufer. 134
  • Baya. 146
  • Bear. 76
  • Beaver. 99
  • Bec en ciseaux. 176
  • croisé. 145
  • d'argent. 148
  • Becasse. 172
  • Becassine. 173
  • Beccasige. 152
  • Bedeguar. 321
  • Bee. 325
  • Bee-eater. 133
  • Beef eater. 136
  • Beelzebub. 63
  • Beetle. 268
  • * Beilstein. 156
  • Beinbrecher. 125
  • * Beinwell. 180
  • Beißfliege. 335
  • * Belemnit. 284
  • Belette. 76
  • * Bellmetal ore. 248
  • Beluga. 221
  • Bengali. 150
  • * Benitier. 30
  • Bergälster. 128
  • * Bergbalsam. 213
  • * Bergblau. 234
  • * Bergbutter. 207
  • * Bergflachs. 167
  • * Bergholz. 167
  • * Bergkork. 167
  • * Bergkrystall. 118
  • * Bergleder. 167
  • Bergmaus. 71
  • * Bergseite. 152
  • * Bergtheer. 213
  • * Bergziger. 176
  • * Berlinerblau, natürl. 243
  • Bernicla. 182
  • * Bernstein. 212
  • * schwarzer. 216
  • Berus. 205
  • * Beryll. 138
  • * schörlartiger. 141
  • Bête de la vierge. 273
  • Beutelmeise. 155
  • Beutelthier. 73
  • Bezoar.89,90
  • Biber. 99
  • Bichir. 243
  • Bichon. 80
  • Biene. 325
  • Bienenfresser. 133
  • Bilch. 66
  • * Bildstein. 152
  • Bildungstrieb. 15
  • * Bimsstein. 126
  • Birkhahn. 162
  • Birkheher. 138
  • Bisamstier. 93
  • Bisamthier. 95
  • Biset. 159
  • Bison. 93
  • Bittern. 171
  • * Bittersalz. 205
  • * Bitterspath. 174
  • * Bitterstein. 168
  • * Bitume. 213
  • Black beetle. 285
  • bird.141,144
  • cap. 153
  • cock. 162
  • * jack. 249
  • * lead. 217
  • * wad. 257
  • * Blackfisch. 19
  • Blaireau. 77
  • Blaps. 283
  • * Blasenschnecke. 38
  • * Blasenwurm. 12
  • Blaßhuhn. 174
  • Blatta. 285
  • 295
  • * Blatta byzantina. 41
  • Blatt, das wandelnde. 287
  • Blattkäfer. 274
  • Blattlaus. 294
  • Blattsauger. 296
  • Blattwespe. 321
  • * Blatterstein. 156
  • * Blättererz. 264
  • Blaumüller. 155
  • Blauracke. 138
  • Blauspecht. 132
  • Bleak. 248
  • * Blende. 249
  • Blendlinge. 21
  • Blennius. 230
  • Bley. 248
  • * Bley. 244
  • Blindfisch. 217
  • Blindmaus. 69
  • Blindschleiche. 206
  • Blindworm. 206
  • * Blubber. 21
  • * Blumenpolype. 63
  • Blumenspecht. 136
  • * Blutegel. 13
  • Blutfink. 145
  • * Blutstein. 241
  • Boa. 204
  • Boatbill. 170
  • Bockkäfer. 277
  • Boeuf.91,228
  • Böhmer. 145
  • * Bohnenerz. 243
  • * Bohrmuschel. 26
  • * Bologneserstein. 190
  • * Bolus. 151
  • Bombardierkäfer. 282
  • Bombus. 327
  • Bombylius. 336
  • Bombyx. 308
  • Bonasus. 92
  • Bonite. 237
  • * Boracit. 170
  • * Borax. 208
  • * Borech. 209
  • Borkenkäfer. 270
  • Bos. 91
  • Bostrichus. 270
  • Botts. 332
  • Bouquetin. 90
  • Bourdon. 336
  • Bout de petun. 136
  • Bouvreuil. 145
  • Brachinus. 282
  • * Brachionus. 63
  • Brachse.234,248
  • Bradypus. 84
  • Bramble. 149
  • * Brandschiefer. 151
  • * Braunerz.226,250
  • Braunfisch. 105
  • * Braunspath. 174
  • * Braunstein. 256
  • Brebis. 89
  • * Breccia. 199
  • Breitling. 245
  • Breme. 335
  • Bremse. 331
  • * Bresche. 199
  • Brillenschlange. 206
  • * Brimstone. 211
  • Brochet. 242
  • Bruant. 148
  • Bruchus. 275
  • * Brunon. 263
  • Bubo. 127
  • * Buccinum. 40
  • Bucco. 140
  • Bücherscorpion. 341
  • Buceros. 131
  • Büffel. 92
  • Bufo. 196
  • * Bufonit. 280
  • Bug. 293
  • Bull-finch. 145
  • Bull-frog. 196
  • Bull-head. 232
  • * Bulla. 38
  • Bülow. 141
  • Bunting. 147
  • Buphaga. 136
  • Buprestis. 280
  • 296
  • Burbot. 230
  • Bustard. 167
  • Butor. 171
  • Butte. 233
  • Butter-fly. 300
  • Buttervogel. 302
  • Buzz-fly. 336
  • Byrrhus. 272
  • Eagle. 125
  • Ear-wig. 284
  • * Earth - worm. 10
  • Echeneis. 231
  • * Echinorhynchus. 9
  • * Echinus. 50
  • Ecorcheur. 128
  • Ecrevisse. 347
  • * Ecume de mer. 163
  • Ecureil. 66
  • Eel. 225
  • Effraie. 127
  • Edelmarder. 75
  • * Egelschnecke. 10
  • Eichhörnchen. 66
  • Eidervogel. 182
  • Eiderduck. 182
  • Eidexe. 198
  • fliegende. 198
  • Einhorn. 91
  • 300
  • Einhornfisch. 103
  • Einsiedlerkrebs. 347
  • Eisvogel. 133
  • * Eisen. 236
  • * Eisenblüthe. 176
  • * Eisenkies. 237
  • * Eisenkiesel. 128
  • * Eisenstein, grüner. 135
  • Elan. 94
  • Elater. 279
  • Elbsch. 181
  • * Electrum.212,216
  • Elennthier. 94
  • Elephant. 97
  • * fossiler. 277
  • Elft. 247
  • Elk. 181
  • Elops. 243
  • Elritze. 247
  • Emberiza. 147
  • * Emerald. 138
  • Emeraude. 139
  • Emeraude. 138
  • * Emeril. 142
  • Emeu. 168
  • Emgalo. 96
  • Emmerling. 148
  • Empereur. 227
  • Empis. 336
  • * Eucrinit. 285
  • * Encrinus. 52
  • Engerling. 269
  • Engoulevent. 158
  • Ente. 182
  • * Entenmuschel. 26
  • Entenstößer. 126
  • * Entomolithus paradoxus. 281
  • * Entrochit. 285
  • Epagneul. 80
  • Epée de mer. 227
  • Epervier. 126
  • Ephemera. 317
  • * Epidote. 130
  • Equus. 86
  • Erbsenkäfer. 275
  • * Erbsenstein. 176
  • Erdfliege. 274
  • Erdfloh. 274
  • Erdhase. 71
  • Erdkrebs. 288
  • Erdmast. 331
  • * Erdöhl. 212
  • * Erdpech. 213
  • * Erdschlacke. 159
  • Erdwolf. 67
  • Erinaccus. 72
  • Erithacus. 130
  • Erlenfink. 150
  • Ermine. 78
  • * Escargot. 44
  • Esel. 87
  • Esox. 242
  • * Essigaal. 64
  • Espadon. 227
  • Esturgeon. 221
  • * Etain de glace. 250
  • Etourneau. 143
  • * Euclasit. 139
  • Eule. 127
  • Exocoethus. 244
  • * Fadenwurm. 8
  • * Fahlerz. 233
  • Faisan. 165
  • Falco. 124
  • Falke. 125
  • Fallow deer. 94
  • * Farenteit. 8
  • Fasan. 165
  • * Fasciola. 10
  • Faucheur. 341
  • Faucon. 126
  • Faulthier. 84
  • Fauvette.152 u. f.
  • * Federbuschpolypen. 57
  • * Federalaun. 207
  • * Federerz. 252
  • * Federharz, fossiles. 214
  • Felchen. 241
  • Feldhuhn. 161
  • Feldmaus. 67
  • 301
  • * Feldspath. 147
  • * Avanturino. 148
  • Felis. 82
  • * Felskiesel. 127
  • * Felsenmuschel. 30
  • Fennec. 75
  • * Fensterduplet. 32
  • * Fensterglimmer. 146
  • Ferkelkaninchen. 70
  • Ferra. 241
  • Ferret. 76
  • Ferrum equinum. 65
  • * jaspideum. 128
  • Fettammer. 147
  • Fettgans. 184
  • Feuerassel. 351
  • * Feuerstein. 127
  • Feuerwurm. 351
  • Ficedula. 152
  • Fichtenkrebs. 270
  • Fichtenschwärmer. 386
  • Fichtenspinner. 311
  • * Fick. 11
  • Fieldfare. 143
  • * Field spar. 147
  • Filets de St. Martin. 342
  • Fink. 148
  • * Finne. 12
  • Finnfisch. 104
  • * Fischaugenstein. 131
  • Fischchen. 338
  • Fischbein. 104
  • * weißes. 21
  • Fischkäfer. 281
  • Fischotter. 101
  • * Fischrieme. 11
  • Fistularia. 242
  • Fithet. 76
  • Flachsfink. 151
  • Flair. 218
  • Flamingo. 169
  • Flea. 339
  • Fledermaus. 64
  • Fletang. 233
  • Flete. 218
  • Fliege. 333
  • Fliege blinde. 335
  • Spanische. 283
  • Fliegenschnäpper. 151
  • * Flint. 127
  • * Flinz. 242
  • Floh. 339
  • Florfliege. 318
  • Florus. 147
  • Flounder. 233
  • * Flügelschnecke. 44
  • * Fluke. 10
  • Flünder. 233
  • * Flußerde. 185
  • * Flußspath. 185
  • * Flustra. 57
  • Fly. 333
  • Flycatcher. 151
  • Forbicina. 338
  • Forelle. 241
  • Forficula. 284
  • Formica. 328
  • Fossoyeur. 272
  • Fou. 176
  • Fouine. 75
  • Foulque. 174
  • Fourmi. 328
  • blanche. 329
  • Fourmilion. 319
  • Fourmiller. 85
  • Fox. 81
  • * Fraueneis. 182
  • * Frauenglas, Russisches. 146
  • Frayonne. 137
  • Fregatte. 180
  • Frettel. 76
  • Freux. 137
  • Fringilla. 149
  • * Fripiere. 43
  • Frog. 195
  • Frog-fish. 220
  • Frosch. 195
  • Froschfisch. 220
  • Frühlingsfliege. 317
  • Fuchs. 81
  • Fulgora. 290
  • Fulica. 174
  • 302
  • * Fuller's earth. 151
  • Furet. 76
  • * Furie. 6
  • Furo. 76
  • * Fußzehe. 25
  • Jerboa. 71
  • * Jet. 216
  • Igel. 72
  • Ignavus. 84
  • Ignana. 199
  • Ilk. 76
  • Iltis. 76
  • Imme. 325
  • Immenwolf. 277
  • * Indicolith. 144
  • * Infusionsthierchen. 65
  • * Ink-fish. 20
  • Inseparable. 130
  • Iochfisch. 219
  • Iohannisblut. 297
  • Johanniswürmchen. 278
  • * Jointed-worm. 11
  • * Iridium. 266
  • Isatis. 81
  • * Iserin. 263
  • * Isinglass. 146
  • * Isis. 55
  • Ispida. 133
  • Jubarte. 104
  • Judaschlange. 204
  • * Judenpech. 213
  • * Judensteine. 285
  • Julus. 351
  • Jumar. 87
  • Jupujuba. 141
  • Juwelenkäfer. 277
  • Ixodes. 340
  • Iynx. 132
  • Izard. 91
  • Kabeljau. 229
  • Kahau. 61
  • Kakerlake. 285
  • Kaiman. 199
  • Kalekuter. 166
  • * Kalksinter. 174
  • * Kalkstein. 177
  • * Kalkspath. 172
  • * Kallochrom. 247
  • Kämmelthier. 90
  • Kamichy. 170
  • * Kammmuschel. 31
  • 306
  • Kamoucle. 170
  • Kampfhahn. 173
  • Känguruh. 74
  • Kaninchen. 70
  • Kanker. 342
  • * Kaolin. 149
  • Karausche. 247
  • Karechel. 137
  • Karpfe. 246
  • * Kascholong. 123
  • Katze. 84
  • * Katzenauge. 124
  • Kaulbarsch. 236
  • Kaulkopf. 232
  • * Kauri. 38
  • Käutzlein. 127
  • * Kefekil. 163
  • Kelleresel. 350
  • Kermes. 297
  • Kernbeißer. 145
  • * Keswick-lead. 217
  • * Keys, ceilanische. 119
  • Kibitz. 173
  • Kiefenfuß. 349
  • Kiefernspinner. 309
  • * Kieselholz. 128
  • * Kieselmalachit. 234
  • * Kieselschiefer. 128
  • * Kieselsinter. 120
  • * Kima. 30
  • Kingsfisher. 133
  • Kin-ju. 247
  • * Kinkhorn. 40
  • Kirschfink. 145
  • Kirschvogel. 141
  • Kite. 126
  • Klapperschlange. 203
  • * Klapperstein. 242
  • Klebpfost. 223
  • * Klebschiefer. 125
  • * Kleisteraal. 64
  • Kliesche. 233
  • * Klingstein.155,198
  • Klipdas. 69
  • Klippfisch. 226
  • * Klipprofe. 17
  • Klosterwenzel. 152
  • Klumpfisch. 223
  • Kneifer. 183
  • * Knollenstein. 125
  • Knurrhahn. 232
  • * Kobalt. 253
  • * Kohlenblende. 217
  • * Kohlenschiefer. 151
  • Kolumbach, Mücke. 335
  • Korkorre. 169
  • Kornferkel. 68
  • Kornwurm.276,315
  • Kothhahn. 133
  • Kotzkolbe. 232
  • Krabbe. 346
  • Krähe. 137
  • * Krake. 52
  • Krammetsvogel. 143
  • Krampffisch. 218
  • Kranich. 170
  • * Kratzerwurm. 9
  • * Kräuselschnecke. 42
  • * Kräuterschiefer.151,289
  • Krebs. 345
  • * Kreide. 176
  • * Briançoner. 162
  • * grüne. 153
  • * spanische. 163
  • * schwarze. 155
  • * Kreidekiesel. 127
  • Kreuzschnabel. 145
  • * Kreuzstein. 130
  • Kronvogel. 160
  • Kröpfer. 159
  • Kropfgans. 179
  • Kröte. 195
  • Krünitz. 145
  • Kruppe. 232
  • * Kryolith. 147
  • * Krystall.110,118
  • * Isländischer. 172
  • Kuckuckspeichel. 292
  • Kugelfisch. 222
  • * Kugelthier. 65
  • Kulan. 87
  • Kümmelkäfer. 271
  • 307
  • * Kupfer. 231
  • * Kupferrauch. 207
  • * Kupferschiefer. 181
  • * Kupferwasser. 206
  • * Kürbiskernwürmer. 12
  • Kurrpietsche. 239
  • * Kuttelfisch. 20
  • Laberdan. 229
  • * Labradorstein. 148
  • Labrus. 235
  • * Lac lunae. 176
  • Lacert. 228
  • Lacerta. 198
  • Lachs. 240
  • Lachsforelle. 240
  • Lackwurm. 297
  • Lady-cow. 273
  • * Laernea. 19
  • Labopus.81,162
  • Lamantin. 103
  • Lamia.219,278
  • Lämmergeyer. 124
  • Lamprete. 217
  • Lamprey. 217
  • Lamproye. 217
  • Lampyris. 278
  • * Langue fourrée. 283
  • Lanius. 128
  • Lanthorn-fly. 290
  • Lapin. 70
  • * Lapis acerosus. 190
  • * armenus. 134
  • * bononiensis. 191
  • * calaminaris. 250
  • * comensis. 162
  • * hepaticus. 191
  • * inolithus. 183
  • * judaicus. 133
  • * lazuli. 133
  • * mutabilis. 124
  • * numularis. 283
  • * ollaris. 162
  • * spongiae. 55
  • * suillus. 181
  • Lapwing. 173
  • Lark. 142
  • Larus. 177
  • Lasius. 328
  • * Lasurstein. 133
  • Laternträger. 290
  • Lauge. 248
  • * Laugensalz, mineralisches. 209
  • Laus. 338
  • * Lava. 156
  • * Lavaglas. 126
  • Lavandiere. 152
  • * Lavetzstein. 162
  • * Layenstein. 154
  • * Lazarusklappe. 29
  • * Lazulite. 133
  • * Lebererz. 153
  • * Leberkies. 239
  • * Leberopal. 125
  • * Leberspath. 181
  • * Leberstein.184,191
  • * Leech. 14
  • Leguan. 199
  • * Lehmen. 151
  • Lema. 274
  • Lemming. 69
  • Lemur. 63
  • * Lenticulit. 283
  • Leo. 82
  • Leopard. 83
  • * Lepas. 25
  • * Lepidolith. 146
  • Lepisma. 338
  • Leptura. 278
  • Lepus. 70
  • * Lepus marinus.15,1
  • Lerche. 142
  • * Letterschulpe. 28
  • * Leucaphrum. 163
  • * Leucit. 134
  • * Leucolith. 141
  • Levrier. 80
  • Leyermann. 290
  • Leyerschwanz. 163
  • Lezard. 198
  • 308
  • Liama. 89
  • Libellula. 316
  • Liebia. 145
  • * Liège fossile. 167
  • Lièvre. 70
  • de mer. 223
  • Ligurinus. 150
  • Lilienkäfer. 274
  • * Lilienstein. 285
  • * Lillalit. 146
  • * Limace. 15
  • * Limax. 15
  • * Limpet. 47
  • Limulus. 349
  • * Limus. 151
  • Linaria. 151
  • * Linkshörnchen. 44
  • Linnet. 151
  • Linotte. 150
  • * Linsenerz. 243
  • * Linsenstein. 283
  • Lion. 82
  • Lippfisch. 235
  • Listra. 292
  • * Lihomarga. 152
  • * Lithantrax. 215
  • Litorne. 143
  • Livia. 159
  • * Livrée. 46
  • Lixus. 276
  • Lizard. 198
  • Llama. 89
  • * Load-stone. 239
  • * Loam. 151
  • Lobster. 347
  • Loche. 239
  • Locusta. 289
  • Löffelente. 183
  • Löffelgans. 169
  • Löffelreiher. 169
  • Loir. 66
  • * Loligo. 21
  • Lootsmann. 236
  • Lophius. 220
  • * Lorverblatt. 31
  • Lorenzfliege. 317
  • Loricaria. 240
  • Loriot. 141
  • Loris. 64
  • Lote. 230
  • Loup. 81
  • cervier. 83
  • Louse. 338
  • Loutre. 101
  • Löwe. 82
  • Amerikanischer. 83
  • Loxia. 145
  • Lucanus. 269
  • Luchs. 83
  • * Luchs-Saphir. 126
  • * Luchs-Stein. 284
  • Lucius. 242
  • * Ludus Helmontii. 180
  • * Lumacchella. 178
  • * Lumbricus.10,11
  • Lumer. 177
  • Lumpsucker. 223
  • Lune de mer. 223
  • Lupus. 81
  • Luscinia. 152
  • Lutra. 101
  • * Lydischer Stein. 128
  • * Lyncurium. 212
  • Lynx. 83
  • Lytta. 283
  • Macacco. 62
  • Macao. 129
  • Macareux. 183
  • Mackrel. 237
  • Mackukawa. 175
  • * Macle.149,175
  • * Maçonne. 43
  • * Mactra. 28
  • * Madenwurm. 9
  • * Madrepora. 54
  • * Magnesia. 205
  • * Magnesit. 163
  • * Magnesium. 256
  • * Magnet. 239
  • Magot. 61
  • 309
  • Magpie. 138
  • * Main de ladre. 56
  • Mainate. 138
  • Maisdieb.139,141
  • Maki. 63
  • Makrele. 237
  • * Malachit. 234
  • * Malacolith. 169
  • * Maltha. 213
  • * Mammontovaiakost. 277
  • * Mammut.277,278
  • * Man of war. 18
  • Man of war bird. 180
  • * Manacanit. 262
  • Manakin. 154
  • Manate. 103
  • * Manche de couteau. 27
  • Manchot. 184
  • Mandelkrähe. 138
  • * Mandelstein. 156
  • Mandril. 62
  • * Mangenèse. 256
  • * Manganglanz. 256
  • Mangouste. 75
  • Manis. 85
  • Mantis. 286
  • Manucodiatta. 139
  • * Manus marina. 56
  • Maquereau. 237
  • * Marcasit. 237
  • Marcolph. 137
  • Marder. 75
  • * Marekanit. 132
  • * Marga. 179
  • * Marienglas. 182
  • * Marl. 179
  • * Marmor. 177
  • Marmotte. 68
  • du Cap. 69
  • * Marne. 179
  • * Marteau. 31
  • Marte. 75
  • Martin.75,158
  • pêcheur. 133
  • Martinet. 158
  • Mastiff. 79
  • * Mastodonte. 278
  • * Mastwurm. 9
  • Matin. 79
  • * Mauersalz. 209
  • Mauerspecht. 134
  • Maulthier. 87
  • Maulwurf. 73
  • Maulwurfsgrille. 288
  • Maus. 67
  • Mauvis. 144
  • Mayfisch. 245
  • Maykäfer. 268
  • Maywurm. 283
  • * Meduse. 21
  • * Medusenhaupt.51,52
  • * Medusenpalme. 286
  • Meerbarbe. 238
  • * Meerbohne. 44
  • Meergrundel. 231
  • Meerjunker. 235
  • Meerkatze. 63
  • * Meernessel. 21
  • Meernadel. 224
  • * Meerschaum. 163
  • Meerschnepfe. 224
  • Meerschwein. 105
  • Meerschweinchen. 70
  • * Meertulpe. 25
  • * Meerzahn. 47
  • * Megatherium. 278
  • Mehlthau. 294
  • Mehlwurm. 283
  • Meise. 154
  • * Mellite. 211
  • Meloë. 283
  • Melolontha. 268
  • * Melone vom Berg Carmel. 127
  • Membras. 245
  • * Menilit. 125
  • Mensch. 55
  • * Menschengerippe, fossil. 276
  • Menura. 163
  • * Mercure. 229
  • * Mergel. 179
  • * Mergelschiefer, bituminöser. 181
  • 310
  • Mergus. 183
  • Merlan. 230
  • Merle. 144
  • Merops. 133
  • Merula. 144
  • Mesange. 154
  • * Mesotype. 131
  • Messager. 124
  • Messerfisch. 223
  • * Messerscheide. 27
  • Mestisse. 22
  • * Meteorstein. 166
  • * Mica. 146
  • * Miesmuschel. 33
  • Miete. 340
  • Milan. 126
  • Milbe. 340
  • * Millepied d'eau. 17
  • * Millepora. 55
  • Miller's thumb. 232
  • Milvus. 126
  • Minow. 247
  • Mißgeburten. 18
  • * Mißpickel. 258
  • Missel-bird. 143
  • Misteldrossel. 143
  • Mite. 340
  • * Mochhastein. 121
  • Mock-bird. 144
  • Moineau. 151
  • Mola. 223
  • Molch. 201
  • Mole. 73
  • Moluckischer Krebs. 349
  • Molle. 201
  • Molorchus. 278
  • * Molybdaena. 260
  • Mönch. 152
  • * Mondmilch. 176
  • * Mondstein. 148
  • Monedula. 137
  • Mongus. 64
  • Monoculus. 349
  • Monodon. 103
  • Mook. 141
  • Moon-fish. 222
  • Moose-deer. 94
  • Moosweihe. 126
  • Moqueur. 144
  • Mordella. 283
  • Morelle. 174
  • * Morio. 119
  • * Morochthus. 176
  • * Moroxit. 186
  • Morpio. 339
  • Morse. 103
  • Morue. 229
  • Moschusthier. 95
  • Moskite. 335
  • Motacilla. 151
  • Moth. 307
  • Motte. 314
  • Mouche. 333
  • araignée. 337
  • dorée. 323
  • Mouette. 177
  • Mouffette. 75
  • Mouflon. 90
  • * Moule. 33
  • * pholade. 33
  • Mountain - cat. 83
  • Mouron. 201
  • Mouse.68 u.s.f.
  • Moustache. 155
  • Mouton du Cap. 179
  • Möwchen. 159
  • Möwe. 177
  • Mücke. 335
  • * Müllersches Glas. 121
  • Muffelthier. 90
  • Mugil. 243
  • Mulatte. 22
  • Mulet. 87
  • Mullus. 237
  • Mulot. 67
  • Mulus. 87
  • * Mumie, mineralische. 213
  • * Mundick. 237
  • Mungo. 75
  • Muraena. 225
  • * Murex. 41
  • 311
  • * Muria montana. 204
  • * Muriacit. 184
  • * Murkstein. 196
  • Murmelthier. 68
  • Mus. 67
  • Musaraigne. 72
  • Musc. 95
  • Muscardin. 67
  • * Muscheln. 27
  • Musca. 333
  • Muscicapa. 151
  • Musimon. 90
  • Musk. 95
  • * Mussel. 33
  • Mustela. 75
  • Mutilla. 330
  • Mutterhäring. 245
  • * Mya. 27
  • Mycteria. 170
  • Myoxus. 66
  • Myrmecophaga. 85
  • Myrmeleon. 319
  • * Mytilus. 33
  • Myxine. 217
  • Nachtigall. 162
  • amerikanische. 144
  • virginische. 146
  • Nachtrabe. 158
  • Nachtschwalbe. 158
  • * Nadelstein. 132
  • * Nagelerz. 242
  • * Nagelfluhe. 199
  • * Nagyagererz. 264
  • Naja. 206
  • * Nais. 17
  • * Namiesterstein. 198
  • * Napfschnecke. 47
  • * Naphtha. 212
  • Narhwal. 103
  • Nashorn. 98
  • Nashornvogel. 131
  • Nasique. 61
  • Natrix. 205
  • * Natrolith. 131
  • * Natrum. 209
  • Natter. 205
  • Natterwindel. 132
  • Naucoris. 293
  • * Nautilus. 36
  • Necrophorus. 272
  • Necydalis. 278
  • Neffe. 294
  • Nepa. 292
  • * Nephrit. 165
  • * Neptunus-Manschette. 55
  • * Neptunus-Schacht. 48
  • * Nereis. 16
  • * Nerita. 46
  • * Nervenwurm. 8
  • * Nestelwurm. 11
  • Neunauge. 217
  • Neuntödter. 128
  • * Nickel. 255
  • * Niccolo. 122
  • * Nierenstein. 165
  • Nightingale. 152
  • Night-raven. 158
  • * Nigrin. 263
  • Nigua. 340
  • Nilpferd. 99
  • * Nilschlamm. 180
  • Nisus. 126
  • Nitedula. 278
  • * Nitrum. 207
  • * Nitrum der Alten. 209
  • Niverolle. 149
  • * Noah-Schulpe. 30
  • Noctula. 127
  • Noddy. 176
  • Nonne. 311
  • Nordkaper. 105
  • * Notenschnecke. 39
  • Notonecta. 292
  • Numenius. 271
  • Numida. 163
  • Nun. 155
  • Nußbeißer. 137
  • Nut-cracker. 137
  • Nut-hatch. 132
  • Nycticorax. 159
  • Pagurus. 346
  • Paille en cul. 178
  • Pakira. 97
  • Palaemon. 348
  • * Palaeotherium. 278
  • Palamedea. 170
  • * Palladium. 267
  • Palmbohrer. 275
  • Pannache. 271
  • Panorpa. 319
  • Panther. 83
  • * Pantoffelmuschel. 283
  • Panzerfisck. 222
  • Panzerthier. 85
  • Paon. 166
  • de mer. 173
  • Papagey. 128
  • Papageytaucher. 183
  • Papilio. 300
  • Papio. 62
  • Papierlaus. 318
  • * Papiernautilus. 35
  • Pappelrosen. 296
  • * Papusmuschel. 34
  • Paradiesvögel. 139
  • * Paragone. 154
  • Parder. 83
  • Paresseux. 84
  • Parra. 175
  • Parrot. 128
  • Partridge. 161
  • 313
  • Parus. 154
  • Passer.151,233
  • Pastenaque. 218
  • * Patella. 47
  • Pavian. 62
  • Peacock. 166
  • * Peat. 215
  • Pecari. 97
  • * Pechblende. 261
  • * Pecherz.261,294
  • * Pechstein. 125
  • Pediculus. 338
  • Pegasus. 224
  • Peintade. 163
  • Peizker. 239
  • Pelikan. 179
  • Pendulinmeise. 155
  • * Pennatula. 60
  • * Pentacrinit. 285
  • Perca. 236
  • Perche. 236
  • Perce-oreille. 284
  • Perdix. 164
  • Perdrix. 161
  • * Peridot.144,165
  • * Perlen. 4
  • Perlhuhn. 163
  • * Perlstein. 132
  • Perroquet. 128
  • * Perspectivschnecke. 42
  • Pesez. 82
  • Petermännchen. 229
  • Petit gris. 66
  • Petrel. 178
  • * Petroleum. 212
  • Petromyzon. 217
  • * Petrosilex. 127
  • * Petrosilex résinite. 125
  • * Petuntse. 195
  • * Pfahlwurm. 49
  • Pfau. 166
  • * Pfauenstein. 33
  • Pfefferfraß. 130
  • Pfeffervogel. 145
  • Pfeifer. 275
  • Pfeilschwanz. 218
  • Pferd. 86
  • Pferdelaus. 337
  • Pferdestecher. 336
  • * Phacit. 283
  • Phaëton. 178
  • Phalaena. 307
  • Phalangium. 341
  • Pharaonsmaus. 75
  • * Pharmacochalcit. 235
  • * Pharmacolith. 259
  • Phasianus. 163
  • Phasma. 287
  • Phatagin. 85
  • Pheasant. 165
  • Phoca. 100
  • Phocaena. 105
  • Phoenicurus. 153
  • * Pholas. 26
  • * Phonolithe. 155
  • * Phosphorit. 186
  • Phryganea. 317
  • Physeter. 104
  • Pic. 131
  • boeuf. 136
  • Pica. 133
  • Piculi. 70
  • Picus. 131
  • Pie. 138
  • Pie-grieche. 128
  • * Pietra d'Egitto. 165
  • del porco. 71
  • * stellaria. 178
  • * Pierre à feu. 127
  • * à frusil. 127
  • * à rasoir. 155
  • * d'azur. 133
  • * de corne. 127
  • * de lard. 163
  • * graphique. 148
  • * ponce. 126
  • * puante. 181
  • Pigeon. 159
  • Pike. 242
  • Pilote. 236
  • Pimpla. 322
  • Pinçon. 149
  • 314
  • Pinguin. 184
  • * Pinna. 34
  • Pinnotheres. 345
  • Pipa. 195
  • Pipe. 239
  • Pipe. 224
  • Piper. 228
  • * Piperno. 158
  • Pipra. 154
  • Pirol. 141
  • * Pisolithus. 176
  • * Pistacit. 130
  • Plaise. 233
  • Plant-louse. 294
  • * Plasma. 129
  • Platalea. 169
  • Platessa. 233
  • * Platina. 225
  • Pleuronectes. 233
  • Plie. 233
  • * Plombagine. 217
  • Plotus. 178
  • Plover. 173
  • * Plumbago.217,245
  • Pluvier. 173
  • Podura. 338
  • Pogge. 232
  • Poisson coffre. 222
  • souffleur. 222
  • Polatouche. 66
  • Pole-cat. 76
  • * Polirschiefer. 125
  • Polynemus. 244
  • * Polypen.60,63
  • Polypterus. 243
  • * Polypus. 21
  • * Polzevera.165,178
  • Pongo. 62
  • Porcellus. 70
  • Porc-epic. 71
  • * Porcellanerde. 149
  • * Porcellanjaspis. 126
  • * Porcellanschnecke. 37
  • Porcupine. 71
  • Porcupine-fish. 223
  • Porpesse. 105
  • * Porpites. 283
  • * Porphyr. 197
  • * Porphyrschiefer. 198
  • Porpoise. 105
  • Porte-Lanteine. 290
  • * Porte-soie. 34
  • * Portsoy-Granit. 148
  • Pottfisch. 104
  • Pou. 338
  • de bois. 329
  • * Poupe. 21
  • * Pousse-pied. 25
  • * Pozzolana. 159
  • * Prasem. 168
  • * Prehnit. 131
  • Pricke. 217
  • * Prime d'Emeraude. 129
  • * Prionus. 278
  • Pristis. 219
  • * Probierstein. 154
  • Procellaria. 178
  • Proteus. 191
  • Proyer. 147
  • Prunkbock. 91
  • * Pseudogalena. 249
  • * Pseudomalachit. 235
  • Psittacus. 128
  • Psocus. 318
  • Psophia. 175
  • Psychoda. 333
  • * Pténe. 266
  • Pterophorus. 315
  • Ptiuus. 271
  • Puce. 339
  • Puceron. 294
  • * Puddingstein. 199
  • Puffin. 183
  • Pulex. 339
  • Puma. 83
  • * Pumex. 126
  • Punaise. 293
  • * Punammustein. 165
  • Punger. 346
  • * Purpur. 4
  • Puter. 166
  • Putois. 76
  • 315
  • Putorius.75,76
  • * Pyonite. 141
  • Pyralis. 314
  • * Pyrop. 134
  • * Pyrophysalith. 141
  • * Pyroxene. 133
  • * Pyrrhomachus. 127
  • Pyrrhula. 145
  • * Pyrites. 237
  • * Qualle. 21
  • Qualster. 294
  • Quappe. 230
  • * Quarz. 120
  • * Quarzsinter. 120
  • * Quarz nectique. 126
  • * résinite. 123
  • * Quecksilber. 229
  • * blende. 229
  • * Queese. 13
  • Quickhatch. 77
  • Quimos. 59
  • Raasch. 239
  • Rabe. 136
  • indianischer. 129
  • Rabbet. 70
  • Racke. 138
  • Rackun. 78
  • * Rädersteinchen. 285
  • * Räderthier. 64
  • Raja. 217
  • Raie. 217
  • Rail. 175
  • Raine. 197
  • Rale de genet. 175
  • Rallus. 175
  • Ramphastos. 130
  • Rana. 195
  • piscatrix. 220
  • piscis. 196
  • Raugifer. 94
  • Raphidia. 319
  • Raßen. 22
  • Rat. 68
  • Rattel. 78
  • Raton. 78
  • Ratte. 68
  • Rattle-snake. 203
  • Ratz. 66
  • * Rauchtobas. 119
  • * Räucherklaue. 41
  • Raven. 136
  • Ravenous. 226
  • Ravet. 285
  • * Rauschgelb. 258
  • * Rautenspath. 174
  • Ray. 217
  • * Rayonnante. 168
  • * Razor-shell. 27
  • * Realgar. 259
  • Rearmouse. 65
  • Rebensticher. 276
  • Rebhuhn. 161
  • Recurvirostra. 173
  • Red bird. 146
  • breast. 148
  • * chalk. 153
  • start. 153
  • wing. 144
  • Reduvius. 294
  • Regenpfeifer. 173
  • * Regenwurm. 10
  • Regulus. 153
  • Reh. 95
  • Guineisches. 95
  • Reiher. 171
  • Rein. 94
  • * Reißbley. 217
  • Reiter. 276
  • Rellmaus. 66
  • Remitz. 155
  • Remora. 231
  • Renard. 81
  • Renne. 94
  • Rennthier. 94
  • Renommist. 173
  • Requin. 219
  • * Rheinländischer Mühlstein. 160
  • 316
  • Rheinschnacke. 317
  • Rhinchops. 176
  • Rhinoceros. 98
  • * Rhodium. 224
  • Rhynchaenus. 276
  • Robbe. 100
  • Robin-red-breast. 153
  • Roche. 217
  • * Roche amphibolique. 157
  • Roe. 95
  • Röling. 197
  • * Röschgewächs. 227
  • * Röthel. 153
  • * Rogenstein. 179
  • Rohrdommel. 171
  • Roitelet. 153
  • Roller. 138
  • Rollier. 138
  • Rook. 137
  • Rosolet. 76
  • * Rosiclair. 228
  • Rossignol. 152
  • de muraille. 153
  • Rosomack. 77
  • Rosmarus. 103
  • Rothbart.153,238
  • Rothbrüstchen. 153
  • Rothfink. 149
  • Rothfisch. 241
  • Rothgans. 180
  • * Rothgülden. 228
  • Rothkehlchen. 153
  • * Rothe todte liegende. 199
  • Rougegorge. 153
  • * Round-worm. 9
  • Roussette. 65
  • Ruban. 231
  • Rubecula. 153
  • Rubicilla. 145
  • Rubis-topase. 135
  • * Rubin. 141
  • * Rubinschwefel. 259
  • * Rubrica. 153
  • * Ruby-ore. 228
  • Ruff. 173
  • Ruffe. 236
  • Rupicapra. 91
  • Rüsselkäfer. 275
  • * Rutil. 263
  • Rutte. 230
  • Rype. 162
  • Sable. 76
  • Sacknadel. 224
  • Säbelschnäbler. 173
  • Sägefisch. 219
  • Sägenfliege. 321
  • Sagittarius. 124
  • * Sal ammoniacum. 204
  • * gemmae. 204
  • * mirabile. 205
  • Salamander. 201
  • * Salamrubin. 142
  • Salangane. 157
  • Salicoque. 348
  • * Salith. 169
  • Salm. 240
  • * Salmiak. 205
  • Salmo. 240
  • * Salpeter. 207
  • * Samenthierchen. 65
  • * Sammeterde. 161
  • Sandaal. 227
  • Sandfloh. 340
  • * Sandarac. 259
  • * Sandköcher. 16
  • * Sandstein. 200
  • * biegsamer.200,201
  • * krystallisirter. 173
  • Sand launce. 227
  • Sanglier. 96
  • * Sangsue. 13
  • Sanguinchen. 63
  • Sapajous. 63
  • * Saphir. 141
  • * der Alten. 133
  • * Sarda. 122
  • Sardelle. 245
  • Sardine. 245
  • * Sardonyx. 122
  • * Sargon. 137
  • 317
  • * Sassolin. 208
  • * Sattel, pohlnischer. 32
  • Saugefisch. 231
  • * Saugkiesel. 125
  • Saumon. 240
  • Saurus. 200
  • * Saustein. 181
  • Sauterelle. 288
  • Sauvegarde. 199
  • Sawfish. 219
  • * Saxum fornacum. 196
  • * metalliferum. 197
  • * Scagliola. 182
  • * Scalata. 44
  • * Scallop. 31
  • Scarabacus. 266
  • Scatopse. 335
  • Scavia. 69
  • Schabe. 285
  • Schaf. 89
  • Schaflaus. 337
  • Schaidfisch. 239
  • Schakal. 81
  • Scharbe. 180
  • Scharlachwurm. 297
  • Scharrvögel. 142
  • Schars. 175
  • * Schaumerde. 176
  • Schaumwurm. 291
  • * Scheel. 260
  • Scherschwänzel. 126
  • Schellfisch. 229
  • * Scherbenkobalt. 258
  • Schermaus. 73
  • * Schieferspath. 173
  • * Schieferthon. 150
  • Schiel. 236
  • * Schiffboth. 36
  • * Schiffwurm. 49
  • Schildkäfer. 273
  • Schildkröte. 193
  • Schildlaus. 296
  • * Schillerquarz. 124
  • * Schillerstein. 145
  • Schimpanse. 61
  • * Schinke. 34
  • * Schistus. 154
  • * carbonarius. 151
  • Schlammbeisker. 239
  • * Schlangenauge. 281
  • * Schlangenköpfchen. 38
  • * Schlangenzunge. 280
  • Schleihe. 246
  • Schleimaal. 217
  • Schleimfisch. 230
  • Schlupfwespe. 322
  • Schmerling. 239
  • Schmid. 279
  • Schnabelthier. 102
  • Schnake. 333
  • Schnarre. 143
  • * Schnecke. 15
  • Schneeammer. 147
  • Schneehuhn. 162
  • Schneekönig. 153
  • Schneevogel. 147
  • Schneidervogel. 154
  • * Schneidestein. 162
  • Schnepel. 241
  • Schnepfe. 172
  • Schnerz. 175
  • Scholle. 233
  • * Schörl. 143
  • * blauer. 144
  • * Schrifterz. 264
  • Schröter. 269
  • Schubut. 127
  • Schupp. 78
  • Schuppenthier. 85
  • Schwalbe. 156
  • Schwalbenschwanz. 301
  • * Schwamm. 57
  • * Schwammstein. 55
  • Schwan. 181
  • * Schwarzerz. 256
  • * Schwarzgülden. 228
  • Schwarzkehlchen. 153
  • * Schwefel. 211
  • * Schwefelkies. 237
  • Schweifhahn. 163
  • Schwein. 96
  • * Schweinsohr. 32
  • 318
  • * Schwerspath. 189
  • * Schwerstein. 260
  • Schwertfisch. 227
  • Schwimmkäfer. 272
  • * Schwimmstein. 126
  • Sciaena. 235
  • Scic de mer. 219
  • Scincus. 200
  • Sciurus. 66
  • Scolopax. 172
  • Scolopendra. 350
  • * Scolopendre de mer. 16
  • Scomber. 327
  • Scorpaena. 232
  • Scorpio. 344
  • Scorpion-araignée. 341
  • Scorpion. 344
  • Scorpionfliege. 319
  • * Scyllaea. 19
  • Scyllarus. 348
  • Sea - crow. 176
  • devil. 220
  • * egg. 50
  • * hedgehog. 50
  • horse. 224
  • lark. 173
  • pie. 174
  • turtle. 177
  • Seal. 100
  • Secretär. 124
  • * Sedativsalz. 208
  • * Seeanemone. 17
  • Seebär. 101
  • * Seeblase. 18
  • Seedrache. 224
  • * Seeeichel. 25
  • Seeeinhorn. 103
  • * Seefeder. 60
  • * Seeflagge. 21
  • Seehase. 223
  • * Seehopfen. 40
  • Seehund. 100
  • * Seeigel. 50
  • Seekalb. 100
  • * Seekatze. 20
  • * Seekork. 56
  • Seekuh.99,103
  • Seelerche. 173
  • * Seelilie. 285
  • Seelöwe. 101
  • Seemaus. 218
  • * Seeohr. 46
  • Seeotter. 102
  • * Seepalme. 52
  • Seepferdchen. 224
  • Seeraupe. 224
  • Seeschwalbe. 177
  • Seespinne. 345
  • * Seestern. 15
  • Seeteufel. 220
  • * Seetraube.21,40
  • Seewolf. 226
  • * Seiche. 20
  • Seidenhase. 71
  • * Seidenmuschel. 34
  • Seidenschwanz. 145
  • Seidenwurm. 310
  • * Seifenstein. 164
  • * Seifenwerke. 248
  • * Selenit. 182
  • Semblis. 318
  • Sengo. 141
  • * Sepia. 19
  • Serin. 150
  • Serpent à sonnettes. 203
  • * Serpentino verde antico.147,198
  • * Serpentinstein. 164
  • * Serpula. 48
  • * Sertularia. 59
  • Sesia. 306
  • Sewruge. 221
  • Shad. 245
  • Shaker. 160
  • Shark. 219
  • Sheep. 89
  • fagg. 337
  • tick. 337
  • Sheldapple. 145
  • Shepherd. 341
  • Shok. 80
  • Shore bird. 157
  • 319
  • Shoveler. 185
  • Shrew. 72
  • Shrike. 128
  • Shrimp. 348
  • Shrite. 143
  • * Sibirit. 144
  • Siebbiene. 323
  • Siebenschläfer. 66
  • * Siegelerde. 151
  • * Silber. 226
  • * blende. 228
  • * kies. 227
  • * Silex uiloticus. 129
  • Silpha. 272
  • Silurus. 239
  • Simia. 60
  • * Sinopel. 128
  • * Sipunculus. 13
  • Siren. 191
  • Sirene. 103
  • Sirex. 321
  • Siro. 340
  • Siskin. 150
  • Sisonte. 144
  • Sitta. 132
  • Sitelle. 132
  • Sittig. 128
  • Siupp. 78
  • Sizerin. 151
  • Skate. 218
  • Skunk. 75
  • * Slag. 151
  • * State. 154
  • Slepez. 69
  • * Slickensides. 245
  • * Sliuda. 146
  • Sloth. 84
  • Slow-worm. 206
  • * Slug. 15
  • * Smaragd. 138
  • * der Alten. 129
  • * Praser. 129
  • * Smaragdit. 168
  • * Smaragdochalcit. 235
  • * Smeetis. 164
  • Smelt. 241
  • * Smirgel. 142
  • * Smiris. 142
  • * Snail. 44
  • * Snake-stones. 284
  • Snipe. 173
  • Snow - bunting. 147
  • * Soap - rock. 164
  • * Soda. 204
  • Soland-goose. 180
  • Sole. 233
  • * Solen. 27
  • Solpuga. 342
  • Sonnengeyer. 123
  • Sonnenkäfer. 273
  • Sorex. 72
  • Souchet. 183
  • Sourd. 201
  • Souris. 67
  • * Souphre. 211
  • * Spangensteinchen. 285
  • * Spargelstein. 186
  • Sparrow. 151
  • hawk. 126
  • Sparus. 234
  • * Spath étincelant. 147
  • * fluor. 185
  • * perlé. 174
  • * pésunt. 189
  • Spatule. 169
  • Spatz. 151
  • Specht. 131
  • Speckhauer. 105
  • Speckkäfer. 270
  • Speckmauß. 65
  • * Speckstein.152,163
  • * Spelter. 249
  • Sperber. 126
  • Sperling.151, Indlau. 155
  • Spermaceti. 105
  • Sphex. 323
  • Sphinx. 305
  • Spider. 342
  • Spielarten. 22
  • * Spießglas. 251
  • Spinarella. 236
  • * Spinell. 141
  • 320
  • Spinne. 342
  • * Spinnenkopf. 41
  • Spinnenstecher. 322
  • Spinus. 150
  • Spitzmaus. 72
  • * Spondylus. 29
  • * Spongia. 57
  • Spoonbill. 169
  • Sprat. 245
  • Sprehe. 143
  • Springbock. 91
  • Springhase. 71
  • Springkäfer. 279
  • Springmaus. 71
  • Spring-tail. 338
  • * Springwurm. 9
  • * Sproterz. 245
  • Sprotte. 245
  • * Sprudelstein. 175
  • * Spuhlwurm. 9
  • * Spuma lupi. 261
  • * marina. 163
  • Squalus. 219
  • * Squid. 20
  • Squilla. 348
  • Squirrel. 65
  • Staar. 143
  • * Staar-Holz. 290
  • Stachelbauch. 222
  • Stachelfisch. 223
  • Stachelkäfer. 275
  • Stachelschwein. 71
  • Stag. 94
  • beetle. 270
  • * Stahlstein. 242
  • * Stalactit. 176
  • * Stangenschörl. 144
  • * weißer. 141
  • * Stangenspath. 190
  • * Stangenstein. 141
  • Staphylinus. 284
  • Stare. 143
  • Stargazer. 228
  • Starling. 143
  • * Starrolith. 135
  • * Stavrotide. 135
  • * Steatites. 163
  • Stechfliege. 336
  • * Steckmuschel. 34
  • Steinbock. 90
  • * Steinbutter. 207
  • Steinfisch. 229
  • * Steinkohle. 215
  • * Steinmark. 152
  • * Steinöhl. 212
  • Steinpicker. 232
  • Steinpietsche. 239
  • * Steinsalz. 204
  • Stellio. 200
  • Sterbevogel. 145
  • Sterlet. 221
  • Sterna. 176
  • * Sternsaphir. 142
  • Sternseher. 228
  • * Stibium. 251
  • Stichling. 236
  • Stickleback. 236
  • Stieglitz. 149
  • * Stilbite. 132
  • * Stinkstein. 181
  • Stinkthier. 75
  • Stint. 241
  • * Stirium. 183
  • Stoat. 76
  • Stockfisch. 229
  • Stör. 221
  • Stomoxys. 336
  • Storch. 170
  • Stork. 170
  • Storm-finch. 178
  • Stoßmaus. 67
  • * Strahlkies. 238
  • * Strahlstein. 168
  • Strauß. 167
  • * Striperz. 245
  • Strix. 127
  • Strömling. 245
  • Stromateus. 227
  • * Strombus. 41
  • * Strongle. 9
  • * Strontianit. 187
  • Struthio. 167
  • 321
  • Sturgeon. 221
  • Sturio. 221
  • * Sturmhaube. 40
  • Sturmvogel. 178
  • Sturnus. 143
  • * Sublimat, natürl. 230
  • * Succinum. 212
  • Sucet. 231
  • Sucking-fish. 231
  • Sun-fish. 223
  • Surmulot. 68
  • Sus. 96
  • Swallow. 156
  • Swan. 181
  • Swan - goose. 181
  • Swift. 158
  • Swordfish. 227
  • * Sulphur. 211
  • * Syenites. 194
  • * Sylvanium. 263
  • Syngnathus. 224
  • Uferaas. 317
  • Uhu. 127
  • Uistiti. 63
  • Ukley. 248
  • Ulme. 201
  • Ungewittervogel. 178
  • * Umber. 214
  • * Umbilicus Veneris. 44
  • * Unguis odoratus. 41
  • Upupa. 133
  • * Uranium. 261
  • Uranoscopus. 228
  • Urf. 247
  • Urillette. 271
  • Urogallus. 162
  • Urson. 71
  • Ursus. 76
  • * Ursus spelaeus. 276
  • * Urtica marina. 17
  • Urus. 92
  • Vache à Dieu. 273
  • Vairon. 247
  • Vampyr. 64
  • Vanellus. 173
  • Vanneau. 173
  • * Variolit. 156
  • Veau marin. 100
  • * Vena medinensis. 8
  • * Venusfliegenwedel. 56
  • * Venusmuschel. 29
  • * Venusnabel.42,43
  • * Venusschacht. 48
  • * Ver de Guinée. 8
  • * de Terre. 10
  • * solitaire. 11
  • * Verde antico. 165
  • * di Corsica. 169
  • Verdier. 147
  • * Vermes cucurbitini. 12
  • * Vermis microrhynchoterus. 13
  • Vespa. 324
  • Vespertilio. 64
  • * Vesuvian. 133
  • Veuve. 148
  • * Vibrio. 64
  • Vielfraß. 77
  • * Vif argent. 229
  • * Vigneron. 45
  • Vigogne. 89
  • Vinago. 159
  • Vinulus. 334
  • Viper. 205
  • * Vitriol. 206
  • Vive. 229
  • Viverra. 74
  • Vogelnester, Indianische. 157
  • * Volvox. 65
  • * Voluta. 39
  • * Vorticella. 63
  • Vulpes. 81
  • Vultur. 123
  • Wachtel. 161
  • Wachtelkönig. 175
  • * Wacke.144,155
  • * Wad. 217
  • Waldmaus. 67
  • Walgbvogel. 168
  • * Walkererde. 151
  • Wall-Louse. 293
  • Wallfisch. 104
  • Wallfischlaus.341,350
  • * Wallfischpocke. 25
  • Wallrath. 105
  • 324
  • Wallroß. 103
  • Wälscher Hahn. 166
  • Wandlaus. 293
  • Wanduru. 62
  • Waschbär. 78
  • Wanze. 293
  • Wasp. 324
  • * Wasserbley. 260
  • Wasserfloh. 350
  • Wasserhuhn. 174
  • Wasserjungfer. 316
  • Wasserkäfer. 281
  • * Wasserkalb. 8
  • * Wasserkies. 239
  • Wassermilbe. 341
  • Wasserratte. 67
  • * Wasserschlängelchen. 17
  • Wasserscorpion. 292
  • Wasserspinne. 341
  • Wasserwanze. 292
  • Water-moth. 317
  • * Waxen-vein. 181
  • Weberknecht. 341
  • * Wegschnecke. 15
  • Weesel. 76
  • * Weichstein. 162
  • Weidenrauve. 312
  • Weidenzeisig. 152
  • Weihe. 126
  • Weißfisch. 248
  • * Weißgülden. 233
  • * Weißstein. 198
  • Wels. 239
  • * Weltauge. 124
  • Wendehals. 132
  • * Wendeltreppe. 44
  • Werre. 288
  • Wespe. 324
  • Wetterfisch. 239
  • * Wetzschiefer. 155
  • Wever. 229
  • Whale. 104
  • killer. 227
  • * Wheel-animal. 64
  • * Whet-stone. 155
  • * Whinstone. 155
  • Whiting. 230
  • Wiedehopf. 133
  • Wiesel. 76
  • Wieselschnarrer. 175
  • Wild-boar. 96
  • Winterfink. 149
  • Winterkönig. 153
  • Wippel. 276
  • * Wismuth. 250
  • * Witherit. 189
  • Witwe. 148
  • Wolf.81,315
  • Wolverene. 77
  • * Wolfram. 261
  • Wood-ant. 329
  • cock.163,172
  • * copper. 235
  • cracker. 132
  • louse.329 350
  • pecker. 131
  • * tin. 249
  • * Wootz. 236
  • Wren. 153
  • Wry-neck. 132
  • * Wundererde. 152
  • * Würfelerz. 244
  • * Würfelspath. 184
  • Würfling. 247
  • Würger. 128
  • * Wurmröhre. 48
  • Wurzelmaus. 67
  • Xiphias. 227
  • Xylocopa. 327
[326]

Anweifung der Kupfertafeln.

Tab.I.

Fig. 1 6. die Interstinal-Würmer im menschli - chen Körper in natürlicher Größe.

Fig. 1 Ascaris vermicularis (S. 9. II. Abth.).

2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoides (ebendaselbst).

3. Trichocephalus dispar (ebendaselbst).

4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S. 11. II. Abth.).

5. Vier Hinterglieder der taenia solium (S. 12. II. Abth.).

6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vulgaris (ebendaselbst).

7. Das Vorderstück vom Regenwurm (S. 10. II. Abth.).

8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S. 4. II. Abth.), stark vergrößert.

9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, tubularia sultana (S. 58. II. Abth.), stark vergrößert.

10. Ein Arm-Polype mit einem jungen hydra vi - ridis (S. 63. II. Abth.) in natürlicher Größe.

11. Ein Stamm von zwölf Blumen-Polypen, brachionus anastatica (ebendaselbst), stark vergrößert.

12. Das Räderthier, vorticella rotatoria (S. 64. II. Abth.), stark vergrößert.

13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos spermaticum (S. 66. II. Abth.), noch weis stärker vergrößert.

Tab.II.

Die merkwürdigsten Krystallisationen der Fossilien.

Tab.I
TAB. I.
TAB. II.
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About this transcription

TextHandbuch der Naturgeschichte
Author Johann Friedrich Blumenbach
Extent707 images; 139667 tokens; 28800 types; 1010332 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Akademie der Wissenschaften zu GöttingenNote: Projektträger Editura GmbH & Co.KG, BerlinNote: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung Bearbeiter des Projekts Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bearbeitung Johann Friedrich Blumenbach – onlineNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate2013-08-26T09:00:15Z Frank WiegandNote: Konvertierung nach DTA-Basisformat2013-08-26T09:00:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHandbuch der Naturgeschichte Johann Friedrich Blumenbach. 9. Ausgabe. Kath. Gräffer und HärterWien1816.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Naturgeschichte; ready; blumenbach

Editorial statement

Editorial principles

<p>Anmerkungen zur Transkription:</p> <ul> <li>Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.</li> <li>Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von &lt;titlePart&gt;s verzichtet.</li> <li>Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.</li> <li>Langes ſ: als s transkribiert.</li> <li>Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.</li> </ul>

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