
Seit ich aus Neigung und Beruf den grössten Theil meiner reifern Studien und meiner besten Zeit der Grundfeste der Arzneywissen - schaft; wie Zimmermann die Physiologie nennt, und der prima materia philosophiae, wie die Natur - geschichte bey Bacon von Ve - rulam heisst, gewidmet habe, bin ich sehr bald und täglich mehr überzeugt geworden wie wahr es ist wenn Haller sagt: die Phy - siologie habe von der vergleichen - den Anatomie mehr Licht erhal -IV ten, als selbst von der Zergliede - rung menschlicher Leichen; und wenn Leibnitz eben jene anato - me comparata für die lebendige Seele der ganzen Naturgeschichte der Thiere erklärt. Und wenn ich glauben darf, in jenen beyden Feldern nicht ohne Nutzen gear - beitet zu haben, so verdanke ich das grösstentheils der Beyhülfe, die mir die vergleichende Anato - mie dazu gewährt hat; so wie ich es mir anderseits wohl zu einigem Verdienst anrechnen darf, dass ich, meines Wissens, wenigstens in Deutschland zuerst, schon seit langer Zeit alljährig*)Seit 1777. über einzelne Fächer und Ge - genstände derselben, z. B. über Osteo - logia comparata, Zootomie der hielän - dischen Hausthiere u. s. w., dann aber seit 1785. immer den vollständigen Cur - sus über die ganze Disciplin. eigene Vor - lesungen über dieselbe gehaltenV und selbst dadurch das meinige beygetragen habe, Sinn und Eifer für dieses fruchtbare Studium zu erwecken und immer mehr zu verbreiten; und so hoffe ich nun auch durch die Ausgabe dieses Handbuchs, als des ersten das je über die ganze anatome comparata erschienen ist, dieses Studium noch mehr zu erleichtern, und selbst da - durch gemeinnütziger zu machen. Es ist dieses Buch in derselben Manier abgefasst, die bey denen, so ich über die andern beyden gedachten Wissenschaften, über die Physiologie und Naturge - schichte herausgegeben, Beyfall gefunden; auf den ich auch wohl bey dieser neuen Arbeit um so eher rechnen durfte, da sie, wie gesagt, die erste in ihrer Art war, die nämlich mit ihrem scientifi - schen Gehalt und zweckmässigenVI Plan, besonders auch die zu einer brauchbaren Grundlage für Vor - lesungen erforderliche Form ver - bindet.
Zu dem für ein solches Hand - buch zweckmässigen Plan, gehört aber vor allem eine recht über - dachte Auswahl, aus der uner - messlichen Fülle von Materialien, die sich bis jetzt schon bey der Bearbeitung dieses Studiums an - gehäuft haben; wobey ich denn die beständige Anwendung auf Physiologie und Thiergeschichte vor Augen gehabt, auch eben dess - halb hin und wieder kleine Be - merkungen aus jenen Wissenschaf - ten eingestreut habe. Und so be - greift sich von selbst, warum hin - gegen ausführliche Myologie, An - giologie, Nevrologie u. s. w. ganz ausser den Grenzen eines solchenVII Handbuchs liegen. Anders verhält es sich hingegen mit der verglei - chenden Osteologie, da der Kno - chenbau der rothblütigen Thiere, als Grundfeste ihres ganzen Kör - pers, nicht nur im genauesten Be - zug mit der übrigen Anatomie, sondern auch mit der Totalform jener Geschöpfe, mithin auch grossentheils mit ihrer gan - zen Oekonomie und Lebensweise steht.
Auf unsere jagdbaren und Haus - thiere habe ich aus einem doppel - ten Grunde vorzüglich Rücksicht genommen. Theils weil sie zur Zergliederung überall am leichte - sten zu schaffen sind; theils wegen des grossen Interesses was die rich - tige Kenntniss ihres Baues für Landwirthschaft und Vieharzney - kunst haben muss. Von ausländi -VIII schen hingegen habe ich immer ausgehoben, was sich durch die bedeutendsten Eigenheiten aus - zeichnet.
Bey dem was ich nicht selbst in der Natur zu untersuchen oder zu gehen Gelegenheit gehabt, sind immer meine Gewährsleute ange - geben, aber auch ausserdem theils die besten mir bekannten Abbil - dungen, theils besonders die vor - züglichsten kleinen Schriften und die in periodischen Sammlungen zerstreuten Abhandlungen zur anatome comparata citirt, so dass ich nicht leicht eine von Wich - tigkeit übergangen, sondern bey - läufig in den Anmerkungen ein ziemlich vollständiges Verzeich - niss zur Litteratur dieses Studiums gegeben zu haben glaube.
IXUeberhaupt aber habe ich, eben aus beständiger Rücksicht auf das dem bey weitem grössern Theil der Leser und Zuhörer Wichtig - ste, und auf die beschränkte Zeit, welche die mehresten derselben auf diese, wenn gleich noch so fruchtbare Hülfswissenschaft ver - wenden können, vorzüglich die warmblütigen Thierclassen abge - handelt, dagegen aber die kalt - blütigen, zumahl die aus den bei - den letzten Classen des Linnei - schen Systems kürzer berührt, und von diesen wirbellosen Thieren meist nur eines oder das andre als Beyspiel angeführt.
Solche Hauptquellen aber, wie die grössern systematischen Werke von Blainville, Carus, Cu - vier, Geoffroy, Meckel, Ru - dolphi, Tiedemann und Tre -X viranus sind meist nur Ein für Allemahl, und auch das zu allem Ueberfluss, genannt. Das Gleiche gilt besonders von den Abbildun - gen, womit einige derselben, zu - mahl die von Cuvier und Carus ausgestattet sind, so wie von den meisterhaften Monographien von Bojanus, Cuvier, Home, Spix, Tiedemann u. a., und von den gehaltreichen additional Notes, wo - mit der berühmte Lawrence seine Uebersetzung dieses Hand - buchs bereichert hat.
Das bedarf wohl keiner Apolo - gie, dass ich viele lateinische oder griechische allgemein bekannte und allgemein verständliche Kunst - wörter nicht erst verdeutscht habe, als wodurch sie sicherlich für viele Leser gerade minder verständlich worden wären, so wie es sich auchXI widerlich ausgenommen haben würde, wenn ich immer und im - mer bey jedem Satze, wo von etwas die Rede ist, was irgend einer ganzen Classe oder Ordnung von Thieren gemein ist, den ewigen Refrain von„ so viel bis jetzt bekannt “oder„ meines Wissens “u. s. w. hätte ausdrücklich wiederholen wollen, da es sich von selbst versteht, dass jede solche allgemeine Behaup - tung nichts anders sagen will und kann, als dass der, welcher sie äussert, bis jetzt noch von keiner Ausnahme weiss.
Ueber die bestimmte Bedeutung der sonst in der Zootomie sehr relativen Ausdrücke von oben, unten, vorn u. s. w., habe ich mich im Buche selbst (S. 70, 239.) erklärt.
XIIDass diese abermahlige Ausgabe wieder mancherley Zusätze und Berichtigungen erhallen hat, be - darf wohl nicht erst meiner Ver - sicherung.
Göttingen, den 31. März 1824.
J. F. Blumenbach.
p. 87 zu §. 48. s. Wilbrand in Okens Isis 1823. H. V. pag. 509.
p. 102 §. 63. anders werden diese Knochen von Oken gedeutet in seiner Isis 1823. H. X. pag. 446 des Anz.
p. 104 zu N. **) die Skelete der Siren lacertina und des Proteus Mexicanus bey Cuvier sur les reptiles douteux ꝛc. Par. 1807. gr. 4. tab. 4. und im voyage de Humboldt et Bonplandt 2ieme P. observs de Zoo - logie et d'Anatie comparée Ier vol. 1811. tab. 14.
p. 112 zu N. *) Jan. van der Hoeven de sceleto piscium. Leid. 1822. 8. m. Kupf.
p. 113 zu §. 75. von der so merkwürdigen Asymmetrie am Schedel der Schollen s. Meckel's anat. physiologische Beob. und Untersuch. pag. 274.
p. 144 zu N. *) Home von den Drüsen in der innern Magenhaut der Hirundo esculenta und einiger hieländischen Passerum in den philos. Transact. for 1817. pag. 334. tab. 16.
XVIp. 186 vom corpus adiposum der Salamander, so wie überhaupt vom innern Bau der - selben Dr. Rathke im I. B. der neusten Schr. der naturforsch. Gesellsch. in Dan - zig. I. Th. pag. 3. m. Abbild.
p. 196 zum ganzen Xten Abschn. Heusin - ger's System der Histologie. I. Th. 2tes H. Eisen. 1823. 4. m. Kupf.
p. 254 unten zu N. **) von der Test. europaea s. Bojanus tab. 26. fig. 154 sq.
p. 301 zu N. **) Dr J. C. Warren's compa - rative view of the sensorial and nervous Systems. Boston 1822. 8. mit Abbild. des Nerv. Syst. im Hummer, in der Sco - lop. morsitans, dem Blutegel und der Auster.
p. 324 zu N. **) setze: und 1820 sq.
p. 368 zu N. **) doch hat er die Nasenlöcher nachher gerade am Papageytaucher rich - tig erkannt.
p. 395 zu N. **) G. R. Treviranus vom Ge - hörwerkzeug der Schabe (Blatta orienta - lis) in den Annalen der Wetterauischen Gesellsch. f. d. Naturkunde I. B. pag. 169. tab. 5.
Nur die rothblütigen*)Bloss bey wenigen Insecten und Ge - würmen finden, sich wirklich knochen - artige Theile: wie z. B. die überaus sau - bern kleinen Schilde, Bögen und Grä - ten am Magen des Hummers und eini - ger andern Krebse. – Das knöcherne Gestelle oder die sogenannte Laterne des Aristoteles in den See-Igeln u. a.m.Wenigstens ähneln diese Theile an Korn und Gefüge den wahren Knochen mehr als das sogenannte os sepiae. Thiere sind mit einem wahren Gerippe versehen, zu welchem ihre Knochen, und zwar bey den mehrsten nur bis auf wenige Aus -2 nahmen*)Von der Art sind besonders manche kleinere, wie z. B. das Zungenbein, der Knochen in der männlichen Ruthe vie - ler Säugethiere, die ossicula clauicula - ria bey manchen derselben, der knö - cherne gleichsam gefächerte Ring in der harten Haut der Vogelaugen, u. a.m.; denn sonst kann man auch bey denje - nigen vierfüssigen Säugethieren welchen die Schlüsselbeine abgehen ihre vor - dern Extremitäten dahin rechnen., untereinander verbunden sind, und wovon im Ganzen die Totalform**)s. Galen's Anwendung davon auf die Menschenähnlichkeit der Affen im Iten B. seines Meisterwerks de anatomicis ad - ministrat. T. IV. pag. 26. der Chartier. Ausg. und die mehrere oder mindere Gelen - kigkeit ihres Körpers abhängt.
Die gewöhnlich***)Dass die Knochen mancher Thiere nach dem Genuss der Färberröthe roth wer - den, hat schon Laevin. Lemnius in der Mitte des XVI. Jahrh. angemerkt.3 s. dess. miracula occulta naturae p. 390. der Antwerp. Ausg. von 1581. 8.Merkwürdig bleibt doch, dass dieser bekannte Versuch bey den kaltblütigen Thieren höchstens nur sehr unvollkom - men gelingt. weisse Farbe der Knochen hat doch mancherley Abstufun - gen, selbst zuweilen am gleichen Stück (wie z. B. in den Backenzähnen der Ele - phanten), und bey einigen wenigen Gat - tungen oder Rassen von Thieren sind sie überhaupt von andrer Farbe*)Doch ist dergleichen auch von einigen Thieren ohne Grund behauptet wor - den. Denn was z. B. F. Nicholls im compendium anatomic. pag. 7. von den Bengalis (Fringilla amandaua) u. a. vom Goldfasan gesagt, dass sie gelbe Kno - chen hätten, habe ich da ich beide Thiere frisch untersucht, nicht andern gefunden.. So z. B. die Gräten des Hornfisches (Esox belone) grünlich, die Knochen mancher Ab - arten von Hünern schwärzlich u. s. w.**)Namentlich von den Hünern zu Indore und Neermul in Berar sagte diess Akber's des grossen Vizier Abulfazel in s. classischen Ayeen Akbery vol. II. Calcutta 1784. 4. pag. 72. und von denen4 um Persepolis, Niebuhr in s. Reise - beschr. II. B. S. 12..
Weit mannichfaltiger aber ist ihre Textur und Korn, und zwar sowohl über - haupt an den verschiedenen Knochen des nähmlichen Skelets, als auch insbeson - dre in einzelnen Classen und Ordnungen von Thieren, da sich z. B. das spröde Gefüge der Luftknochen der Vögel, das gleichsam langsplittrige bey vielen grössern Amphibien und Fischen, das sonderbar Zähe und Dichte an einzelnen Theilen mancher sogenannten Knorpelfische u. s. w. gar auffallend von andrer Knochen ihrem auszeichnet.
Die Kronen oder den freystehenden Theil der Zähne ausgenommen, sind die Knochen überhaupt von aussen mit Bein - haut bekleidet, und die mehrsten auch inwendig mit Mark*)Die von Aristoteles irrig behaup - tete Marklosigkeit der Löwenknochen bedarf jetzt keiner weitern Widerle -5 gung. s. davon so wie von einigen ähn - lichen Sagen Ren. Hener opolog. pro Vesalio advers. Sylvium. Ven. 1555. 8. pag. 27. versehen, das von verschiedner Consistenz, z. B. bey den Cetaceen ein flüssiger Thran ist.
Wiederum den grössten Theil der Zähne ausgenommen, werden die übri - gen Knochen durch Verknöcherung an - fänglicher Knorpel gebildet, welches Os - sificationsgeschäfte ceteris paribus bey den lebendig gebührenden Thieren sei - nen Anfang und Fortgang in frühern Terminen zu haben scheint, als bey den Eyerlegenden. Wenigstens verhält sich diess so beym bebrüteten Hühnchen in Vergleich zu ungebohrnen Säugethie - ren*)Beym Hühnchen im Ey, das bekannt - lich 21 Tage bebrütet wird, zeigt sich die erste Spur eines Knochenkerns nicht früher als zu Anfang des neunten Ta -6 ges, der mit der 17ten Woche der menschlichen Schwangerschaft zu ver - gleichen ist; da hingegen die ersten puncta ossificationis im menschlichen Embryo schon in der 7ten oder 8ten Woche nach der Empfängniss (– aber gewiss nicht, wie neuerlich grosse Zer - gliederer gemeynt haben, gar schon in der 3ten bis 4ten –) abgesetzt werden.Folglich begreift sich leicht, wie grosse Einschränkungen es leiden muss was Haller am Schluss seiner übri - gens so musterhaften Beobachtungen über die Bildung der Knochen im be - brüteten Küchelchen sagt:„ quae de pullorum ossibus demonstrauimus, ea etiam de aliis animantium classibus vera erunt, et de ipso demum homine. “. So wie hinwiederum unter diesen letztern manche Termine der Os - sification früher bey den Quadrupe - den als beym Menschen einzutreten scheinen*)So z. B. die Schliessung der Fontanel - len, als welche ich bey unreifen Lei - besfrüchten von Feris und von Bisul - cis sehr gross, hingegen bey den rei - fen kaum noch eine Spur davon ge - funden, die sich wenigstens mit der gewöhnlichen Grösse derselben beym neugebohrnen Kinde gar nicht verglei -7 chen lässt. – Auch begreift sich leicht aus der Vergleichung des Beckens zur Grösse des Kindskopfs und aus der gan - zen Mechanik des Geburtsgeschäftes des Weibes mit dem Becken und dem Jungewerfen der weiblichen Quadru - peden, warum nur beym Kinde jene – vorzüglich durch die Fontanellen be - wirkte – nachgiebige Schiebbarkeit der grossen Hirnschalenknochen, zur Er - leichterung der Geburt erforderlich war.Doch leidet es auch seine Ausnah - men wenn Prof. Flormann in Lund überhaupt den jungen Thierschedeln die Fontanellen abspricht. (nach We - ber's und mohr's naturhistor. Reise durch einen Theil Schwedens p. 35 u. f.) Wenigstens habe ich sie bey manchen Digitatis, wie z. B. bey neugebohrnen gesunden Seidenhasen, in ganz ansehn - licher Grösse gefunden..
So vielartig auch die Formen der Säu - gethiere, zumal der vierfüssigen*)Vergl. mit diesem ganzen Abschnitt, Göthe's fruchtbaren osteologischen Ty - pus des vierfüssigen Thiers, im I. B. zur Morphologie S. 165 u. f. und die lehrrei - chen Abbildungen von Skeletten der Qua - drupeden, wovon ich in der Gesch. der Knochen des menschl. Körp. eine Uebersicht gegeben habe, welchen unter den neusten vorzüglich beyzufügen sind9 die in Cuvier's Ossemens fossiles und in den hierher gehörigen Monogra - phien von Dr. Pander und Prof. d'alton., und folglich auch die Gerippe derselben sind, so kommen dennoch diese entweder sämmtlich, oder doch die mehresten der - selben in folgenden Eigenheiten mitein - ander überein, und unterscheiden sich zugleich durch dieselben vom Gerippe der andern Classe warmblütiger Thiere, der Vögel.
| A) SÄUGETHIERE. | B) VÖGEL. |
| 1) Schedel mit äch - ten Nähten. (Bis auf wenige Aus - nahmen: etwa des Ele - phanten, u. des Schna - belthiers *) *)).So ist es wenigstens bey meinem Exem - plar, dessen nahtloser Schedel auch von dieser Seite einem skeletirten Vogel - kopfe auffallend ähnelt. (– Tab. I. vergl. mit tab. IV. –) | Schedel ohne ächte Nähte **) **).Versteht sich bey erwachsenen Vögeln; denn ganz junge haben wenigstens ab - gesonderte Schedelknochen, wenn gleich ohne wirklich gezähnelte ächte Nähte. |
| 2) Gebiss. Ausnahmen: die Ameisen - bären. Manis. Schna - belthier. Balaena. | Schnabel ohne Zähne. |
| 3) Unbewegliche Oberkiefer. | Bewegliche Ober - kiefer. Ausnahmen: z. B. der Nashornvogel. |
| 4) Os intermaxillare. (Von den etwaigen Ausnahmen s. S. 26.) | Kein solches os in - termaxillare. |
| 5) Zwey condyli oc - cipitales | Nur Ein condylus occipitalis. |
| 6) 7 Halswirbel. (Ausnahmen: Das drey - zehige Faulthier und einige Cataceen) | Mehr als 7 Hals - wirbel. |
| 7) Bewegliche Rük - kenwirbel. | Wenig und grossen - theils gar nicht be - wegliche Rücken - wirbel. |
| 8) Geschlossnes Becken. (Ausnahmen: Die Amei - senbaren mit vorn off - nem Becken: und die Cetaceen ohne alle Hilft - knochen. | Vorn offnes Becken. (Ausnahme: der Straus – tab. II. –) |
| 9) Nur bey weni - gen Geschlechtern wahre Schlüssel - beine. | Durchgehends Schlüsselbeine; und fast eben so allgemein die Furcula. (Denn selbst beym Straus und Casuar zei - gen sich doch Rudi - mente dazu.) |
Zuförderst nun vom Schedel der Säu - gethiere*)Vergl. viele treffliche Abbildungen der Schedel von mancherley Thieren, zu - mal aus den beyden warmblütigen Clas - sen, ausser den schon genannten Wer - ken, im Atlas zu Gall und Spurz - Heim Anat. du Syst. nerveux, und in Spix cephalogenesis; und nütz - liche Bemerkungen über den Schedel und andre Theile des Skelets bey man - cherley Quadrupeden, in Dr. Neer - gaard's Beyträgen zur vergleichenden Anatomie u. s. w. Göttingen 1807. 8. S. 91 u. f., als dessen Bildung überhaupt den bedeutendsten grössten Bezug auf die ganze thierische Oekonomie hat; na - mentlich als Behälter des Gehirns, der mehrsten Sinnorgane, und der Fress - werkzeuge**)Ueber die Aehnlichkeit des Schedels mit den Wirbeln hat sich vielleicht J. P. Frank zuerst ausgesprochen, de ver - tebralis columnae in morbis dignitate im XIten B. seines Delectus opusculor. medicor. 1792. pag. 8. „ In ea semper12 opinione versatus sum quamcunque spi - nalis columnae vertebram pro parvo, eodemque transverso, cranio esse con - siderandam. “und„ – extrema et ex omnibus maxime conspicua mobilis - simaque vertebra, quam calvariam ap - pellamus. “Ausführlicher und bestimm - ter davon s. Oken über die Bedeu - tung der Schädelknochen Jena 1807. 4. Und Dr. Aug. Leop. Ulrich de sensu ac significatione ossium capitis speciatim de capite testudinis. Berol. 1816. 4. und die von Letzterm ange - führten Schriftsteller..
Bey der bekannten Eintheilung der Schedelknochen in die eigentliche Hirn - schale (ossa caluariae) und in die Ge - sichtsknochen (ossa faciei mit Einschluss des Unterkiefers) ist das theils auffallende Verhältniss der respectiven Grösse dieser Leiden Haupttheile merkwürdig*)Dazu dient sowohl die Ansicht im Profil als von oben her. Vom Nutzen der letztern (der norma verticalis) na - mentlich zu Vergleichung der National - formen der Menschenschedel, habe ich in der dritten Ausg. der Schrift: de ge -13 neris hum. varietate natiua pag. 203. und in der IVten Decas cranior. diuer - sar. gentium pag. 12. not. q) gehandelt. vergl. Wolt. H. Crull de cranio, eiusque ad faciem ratione Gröning. 1810. 8. Spix a. a. O. und W. Lawren - ce's Lectures on Physiology ꝛc. Lond. 1819. 8.. Man vergleiche z. B. um nur einige Paar Gat - tungen aus gleichen Ordnungen zu nen - nen, den Schedel des Kängaruh (Didel - phys gigantea) mit dem vom Opossum (Did. marsupialis); oder den vom Tümm - ler (Delphinus delphis) mit des Casche - lot (Physeter macrocephalus) seinem.
Die Anzahl der eigentlichen Hirn - schalenknochen ist im Ganzen wie beym Menschen. Doch das Stirnbein bey den mehrsten gehörnten Thieren aus zwey Hälften zusammen gesetzt; hingegen die Scheitelbeine bey manchen derselben zu einem zusammenhängenden Stück und bey andern meist mit dem Hinter - hauptsbeine verwachsen. Und manche14 Digitata haben noch einen eignen in die Breite laufenden flachen Knochen zwischen den Scheitelbeinen und dem Hinterhauptsbein*)s. Merrem's Zergliederung der Haus - Maus in seinen vermischten Abhand - lungen aus der Thiergeschichte. S. 59, tab. 2. fig. 11. a., und D. Nic. Meyer prodromus anatom. murium Jen. 1800. pag. 15. fig. 6. 8. besonders aber die vor - zügliche Monographie, Gotthelf-Fi - scher de osse epactali s. Göthiano palmigradorum. Mosquae. 1811. gr. Fol. m. Kupf.Treffliche Bemerkungen über die Osteogenie dieses Knochen sowohl als des Hinterhauptsbeins bey vielartigen Säugethieren s. in Meckel's Hand - buch der pathologischen Anatomie I. B. S. 326 u f..
So wie an Schönheit der gewölbten Form kein thierisches Stirnbein dem menschlichen gleich kommt, so zeichnet sich hingegen dasselbe schon bey man - chen andern Quadrumanen, zumal bey den grossen Pavianen (Papio mormon u. s. w.)15 durch die grosse platte triangulare Fläche aus, mit welcher die Stirne gleichsam zurückgepresst ist, und deren Seitenrän - der unten vom processus malaris am Aussenrande der Augenhölen schräg rück - wärts bis gegen die crista occipitalis convergiren*)An dem in meiner Sammlung befind - lichen schaudererregenden Schedel eines dreyssigjährigen, von Mutterleibe an blödsinnig gewesenen, Thiermenschen, den ich in der Commentatio de ano - malis et vitiosis quibusdam nisus for - matiui aberrationibus, Gott. 1813. 4. be - schrieben und tab. II. abgebildet habe, spricht sich der rohthierische Charak - ter namentlich dadurch aus, dass die fast trianguläre eingedrückte Stirne oben in einen so schmalen Scheitel zu - lauft, dass die obern Ränder der grossen Bogen von der Anlage der Schläfemus - keln (die plana semicircularia) kaum Daumen breit von einander abstehen..
Uebrigens hängt vom Mangel oder aber vom Daseyn und dann wiederum16 von der Grösse und Richtung dieser crista occipitalis eine Hauptverschiedenheit der Scheitelform ab, und steht meist in be - stimmten Bezug zur mehrern oder min - dern Stärke des Gebisses. Sie mangelt z. B. den mehrsten Affen und Meerkatzen, und ist hingegen bey dem fruchtbaren Pongo von Borneo*)s. Gotth. Fischer's naturhistorische Fragmente I. B. Tab. III. IV. von mächtiger Grösse. – Die longitudinale crista ist zumahl beym Dachs auffallend stark aus - gewirkt: so wie die transversale z. B. am Biber, und beide am Opossum. – Bey den Elephanten liegt zwischen den hoch - gewölbten Seitentheilen des Obersche - dels eine tiefe weite Grube, auf deren Boden eine kleine longitudinale crista sitzt**)P. Camper Descript. anatomique d'un Eléphant mâle tab. XIII. fig. 6.. – Unter den Hunderassen findet sich hierin viele Verschiedenheit; wenn man z. B. den Mops mit dem Neufund - länder vergleicht.
Auch die Lage und Richtung des grossen foramen occipitale zeigt bey manchen Gattungen merkwürdige Diffe - renz. Statt dass es nämlich beym Menschen am weitsten nach vorn*)An dem eben gedachten Schedel des dreyssigjährigen Thiermenschen liegt diese Oeffnung fürs Rückenmark weit mehr zurück, als an irgend einem der zahlreichen Affen und Paviane, die ich damit verglichen habe. und meist horizontal liegt (zuweilen gar mit dem vordem Rande hoher als mit dem hintern); so liegt es hingegen bey den mehrsten Quadrupeden am Ende der Grundfläche des Schedels, und zwar schräg, mit dem hintern Rande mehr oder weniger auswärts gekehrt: bey ei - nigen gar am Hinterkopfe geradeaus in verticaler Richtung; und zuweilen, wie z. E. beym Murmelthier (Marmota al - pina) sogar mit dem obern Rande mehr vorwärts gerichtet, als mit dem untern**)s. Daubenton sur les différences de la situation du grand trou occipital18 dans l'homme et dans les animaux in den Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1764. pag. 568. Dieser treffliche Zoo - tome gründete auch auf diese Verschie - denheit seine sogenannte Occipital - Linie, eine der Normalregeln die man zur Vergleichung der Schedelformen unter einander, angegeben hat. – Er zieht nemlich zwey gerade einander durchschneidende Linien im Profil der Schedel: die eine vom hintern Rande des foramen magnum (der auch zu - gleich bey den allermehrsten Säugethie - ren der obere ist) durch den untern Rand der Augenhöle; die andre aber durchs planum horizontale jener grossen Hinterhaupts-Oeffnung, mitten zwischen beiden condylis; und bestimmt dann nach dem Winkel, worin diese beiden Linien zusammstossen, die Aehnlichkeit oder Verschiedenheit der Schedelformen.Gar viel scheint übrigens durch diese Regel nicht gewonnen, da einmal bey den bey weitem allermehrsten, übrigens noch so sehr von einander verschiede - nen Quadrupeden, dieser Winkel im -19 mer zwischen 80 und 90° fallt, und andrerseits die kleinern Abweichungen selbst individuell in einer und eben der - selben Gattung variiren..
Die wahren Nähte, wodurch die Hirn - schalenknochen unter einander verbun - den werden, sind bey den mehrsten Qua - drupeden, wenigstens von aussen, min - der geschlängelt als beym Menschen. Doch sind sie bey den gehörnten Bisul - cis zu leicht einzusehenden Zweck sehr stark und scharf gezähnelt; auch die Stirn - knochen dabey überaus dick*)Hingegen habe ich die Hirnschalenkno - chen bey den mit der Drehkrankheit be - hafteten Schafen (den sogenannten Seeg - lern oder Quesenköpfen), wenn die Wurmblase (Hydatis cerebralis) nahe unter der Hirnschale lag und gross war, an dieser Stelle grösstentheils ab - sorbirt und zuweilen bloss wie eine dimne, dem Druck sehr nachgebende knorpelartige Haut gefunden..
Sogenannte Zwickelbeinchen (ossicula Wormiana), finden sich selten an Thier - schedeln. Doch habe ich welche an Hasen, und am Schedel eines jungen Orangutang vor mir; welcher letztere20 auch durchgehends ausnehmend elegante Suturen hat*)Es ist daher mit Einschränkung zu ver - stehen, wenn Eustach von den Näh - ten an den Affenschedeln sagt:„ vbique adeo obscurae sunt, vt magna ex parte suturae nomen, aut nullo modo, aut vix mereantur. “Ossium exam. pag. 173..
Die Facialknochen des Schedels tra - gen überhaupt durch ihre Richtung und stärkere oder mindere Prominenz auf - fallend viel zur Totalform des ganzen Kopfs bey**)Zur festem Bestimmung derselben hat Camper seine Facial-Linie angenom - men, deren Anwendung am ausführ - lichsten in seinem posthumen Werke über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge u. s. w. (übersetzt von Soemmerring, Berl. 1792. 4. ) aus ein - ander gesetzt ist. – Er zieht auch wie Daubenton im Profil eines jeden Sche - dels zwey gerade einander durchschnei - dende Linien, aber in andern Richtun - gen als jener. Eine horizontale nem - lich, die durch den äussern Gehörgang und den Boden der Nasenhöle läuft;21 und dann eine andre von der Wölbung der Stirne mitten über der Nase nach dem äussersten prominirenden Rande der Oberkiefer oder des Intermaxillar - Knochen, mitten unter der Nase. Letztre ist die eigentliche Facial-Linie, und der Winkel, den sie mit jener horizon - talen macht, bestimmt nach ihm die Verschiedenheiten der Thierschedel, so wie der Nationalphysiognomieen der mancherley Menschenrassen.In Rücksicht auf diese letztere An - wendung habe ich meine Erinnerungen dagegen schon in der dritten Ausg. der Schrift: de gener. hum. var. pag. 200 u. f. beygebracht. Und was ihren Gebrauch zu Unterscheidung der Thierschedel be - trifft, so gilt mutatis mutandis auch hier, was oben von der Daubentoni - schen Linie gesagt worden, dass nem - lich die bey weitem allergrösste und mannichfaltigste Menge der übrigens dem Kopfe nach so verschieden gebil - deten Quadrupeden (– wenigstens drey Viertheile von den ohngefähr sechshun - dert Gattungen derselben, die wir bis jetzt kennen –) dennoch eine und eben dieselbe Faciallinie haben.22Bestimmter und bedeutender ist Cu - vier's comparative Ansicht, der die Schedel von verschiednen Menschen - rassen und Thierarten vertical nach der Länge durchgesagt und das Verhält - niss der Durchschnittsfläche der Hirn - schalenhöhle zu der Gesichtsknochen ihrer (mit Ausschluss des Unterkiefers), verglichen hat. Anat. comparée T. II. p. 10. u. f. S. auch Crull und Spix a. a. O.; und zwar wird diese Pro - minenz grösstentheils durch die verlän - gerten Oberkiefer selbst; zum Theil aber auch, und bey manchen hauptsächlich, durch den zwischen denselben gleichsam eingeheilten berühmten Intermaxillar - Knochen bewirkt.
Statt dass nemlich beym Menschen die beiden Knochen des Oberkiefers vorn unter der Nase an einander stossen*)wo sie die Spina nasalis bilden, die hingegen den Thieren, die keine so prominirende Nase haben, mangelt. und alle oberen Zähne enthalten; so sind sie hingegen bey den übrigen Säuge - thieren vorn durch diesen besondern, ebenfalls gepaarten, Intermaxillar-Kno -23 chen*)Gotth. Fischer über die verschiedne Form des Intermaxillarknochens in ver - schiednen Thieren. Leipz. 1800. 8. mit Kupfern, und D. Kools annotationes anatomicae. Groning. 1810. pag. 5 u. f. getrennt, der gleichsam darzwi - schen eingekeilt ist, und bey denjeni - gen, welche mit obern Schneidezähnen versehen sind, dieselben aufnimmt**)Vesalius de c. h. fabrica pag. 46. (der besten Ausg. von 1555.) fig. 1.. Er findet sich aber auch bey den Bisul - cis, denen diese Zähne im Oberkiefer ab - gehen, so wie auch bey solchen Ge - schlechtern, die überhaupt keine Vor - derzähne haben, wie das Schnabelthier (Ornithorhynchus paradoxus), das Erd - schwein (Oryderopuscapensis) und die Ar - madillgattungen, ja selbst bey gänzlich Zahnlosen Säugethieren, wie die Amei - senbären und eigentlichen Wallfische***)Desshalb habe ich diesen Knochen lie - ber os intermaxillare als mit Haller os incisiuum genannt. Blair in sei - ner Osteographia elephantina nennt ihn os palati; Vitet os maxillaire inférieur. .
24– Er wird von den benachbarten Sche - delknochen durch deutliche Suturen ab - gesondert, die von aussen neben der Nase und Schnauze*)Eustachius tab. anat. XLVI. fig. 2., am Gaumen aber neben den vordern foraminibus pa - latinis**)Da wo auch zuweilen an Menschen - schedeln, wenigstens von Kindern, das foramen incisiuum auf beiden Seiten mit einer Ritze umzogen ist, von wel - cher Fallopius schon 1561 so richtig sagte:„ reperio hanc diuisionem, vel rimam potius esse, quam suturam cum os ab osse non separet, neque in exterioribus appareat, vel cum os cum osse von coniungat, quod suturarum munus est. “s. Dess. Obseruation. anato - mic. fol. 35. b. der Venetian. Orig. Ausg. In wie fern aber die durch diese Fissur bezeichnete Alveolar-Portion des menschlichen Oberkiefers allerdings für ein Rudiment eines Intermaxillar - Knochens angesehen werden müsse, hat Göthe in seiner berühmten Ab - handlung gezeigt, die seit 1786 als Ma - nuscript für Freunde mitgetheilt war, und nun im Iten B. zur Morphologie mit reichen Zusätzen erschienen ist. 25Vergl. Vicq-d'azyr in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris a. 1780. p. 489. und Const. Nicati de labii leporini congeniti natura et origine. Ultraj. 1822. pag. 25.Unter den Anatomen des XVI. Jahr - hunderts, die bey der bekannten Streit - frage, ob Galen's Osteologie nach Men - schen – oder nach Affen-Gerippen ab - gefasst sey, das letztre unter andern aus dem von ihm auch dem Menschen zugeschriebnen Intermaxillar-Knochen erwiesen, verdient hier vorzüglichst In - grassias angefuhrt zu werden, weil er in seinen classischen Commentariis in galeni librum de ossibus, Panorm. 1603. fol. besonders durchgehende auf dieje - nigen Stellen aufmerksam macht„ vbi ex simiarum dissectione deceptus Ga - lenus, a vera hominis constructione ac sceleto deuiat. “s. pag. 120. 125 u. f. laufen. – Seine Grösse und Form ist in manchen Ordnungen und Geschlechtern von Säugethieren von auf - fallender Verschiedenheit. Bey vielen feris z. B. ist er klein; so auch beym Wallross. Hingegen bey vielen gliribus (Digitatis und Palmatis) theils mächtig gross; so beym Murmelthier, Biber; auch beym26 Nilpferd, beym Tümmler, Caschelot u. a. m. Sonderbar bauchig am Wombat (Di - delphys W.) – Die seltsamste Form haben die beiden hakenförmig gebognen durch eine breite Synchondrose von ein - ander getrennten Intermaxillar-Knochen des Schnabelthiers (– tab I. n. o. –) *)Ich darf nicht alles hier wiederholen, was vom Intermaxillar-Knochen in der 3ten Ausg. de gener. hum. variet. pag. 34 bis 41 gesagt ist, wo ich auch ei - nige Affen und Meerkatzen angeführt, an deren Schedeln, ohngeachtet sie von jungen Subjecten waren, sich doch keine Spur dieses Knochens erkennen liess. – Man müsste denn annehmen, dass er bey allen diesen Thieren schon in ihrem unreifern Alter ganz verwachsen wäre, wenn gleich die übrigen Schedelkno - chen noch auss deutlichste ihre Suturen erhalten hätten.Auch bey verschiedenen Säugethie - ren aus andern Ordnungen, namentlich dem Bradypus tridactylus und Vesper - tilio ferrum equinum konnte Fischer, und am aegyptischen Vespertilio per - foratus Geoffroy Saint-Hilaire keine Spur des Intermaxillar-Knochens27 auffinden. s. des Erstem oben ange - führte Monographie S. 47. 89. und Letztern in der grossen Description de d'Egypte. Hist. naturelle T. II. p. 126. Tab. IV. fig. 4.
Die eben gedachten vordem foramina palatina (oder incisiua) sind bey den mehrsten Säugethieren, so wie beym Menschen, doppelt. Meines Wissens sind sie bey den Quadrupeden weil grösser als beym Menschen, zumal bey den Bi - sulcis von auffallender Länge und Weite. So auch im Hasengeschlecht*)Bey manchen, wie z. B. beym Löwen, sind die Ausgänge dieser grossen Oeff - nungen am Gaumen sogar beym leben - digen Thiere sichtlich. – s. J. Er. ri - dinger's Abbildung des zahmen Lö - wen, der 1760. in Deutschland zu se - hen gewesen gr. Fol..
Besonders merkwürdig sind bey den meisten Bisulcis die an der Aussenseite der Oberkiefer neben den Nasenbeinen befindlichen grubenförmigen Eindrücke28 von den aussen daran liegenden soge - nannten sinibus sebaceis. – Beym Hasen, der auch hierin, so wie in so vielen an - dern Stücken seines Baues, eine so auf - fallende Aehnlichkeit mit den wieder - kauenden Thieren jener Ordnung zeigt, ist diese Stelle zum Theil wie netzför - mig durchbrochen.
Das Zygoma zeigt vielerley und sehr bedeutende Verschiedenheit, die zumal mit den Beisswerkzeugen in sehr direc - tem Bezuge steht*)S. pinel's Recherches sur une nou - velle methode de classification des qua - drupêdes im Iten B. der Actes de la Soc. d'histoire naturelle de Paris pag. 50.. Bey vielen Quadru - peden (zumal unter den Digitatis und Palmatis) verläuft sich der processus ma - laris des Oberkiefers in einem eben so langen schmalen Fortsatz, als der ihm vom Schlafbein entgegen kommende; so dass er nach Verhältniss die Stelle ein - nimmt, wo bey andern so wie beym29 Menschen, das Jochbein liegt; und die - ses selbst nur als ein Zwischenstück zwischen jene beiden Fortsätze wie ein - geschaltet ist; mithin gar nicht ans Stirnbein reicht, und folglich auch nichts zur Bildung der Augenhöle beyträgt.
Fast fadenförmig und meist gerade - laufend ist das Zygoma beym Maulwurf. Hingegen von ungeheurer Stärke und weitem innern Raum für die mächtigen Zur Bewegung des Unterkiefers be - stimmten Muskeln bey vielen Raubthie - ren, wie z. B. beym Tiger; aber auch beym Biber. – Bey manchen unter - wärts gebogen, wie bey der Ratte u. a.m.; bey andern aufwärts, z. B. bey den Wieseln.
Besonders auffallend ist ein grosser herabsteigender Fortsatz, wodurch sich das Jochbein der Faulthiere auszeich - net*)Die beiden Tanrecs (Erinaceus seto - sus und ecaudatus) haben gar kein30 Jochbein. s. Meckel's Beyträge zur vergleichenden Anatomie I. B. I. Heft S. 40..
Von den Nasenknochen zeigt sich bey den Elephanten gleichsam nur ein Ru - diment. Bey den mehrsten Affen, und selbst beym Orangutang ist er einfach, dreyeckt, und sehr klein; bey dem Cho - ras (Papio mormon) auffallend lang und schmahl, vertieft zwischen den langen wulstigen Leisten der Oberkieferbeine. Bey den allermehrsten eigentlichen Qua - drupeden aber ist er doppelt und theils von ausnehmender Grösse. So z. B. bey den Bisulcis und dem Hasengeschlecht; auch beym Pferd, Schwein u. s. w. Bey den Gattungen des Rhinocergeschlechts verwachsen die das Horn tragenden Na - senknochen frühzeitig zusammen.
Auch von den Thränenbeinen haben die Elephanten nur ein Rudiment. Am an - sehnlichsten zeigen sie sich hingegen31 bey den Bisulcis, besonders bey den An - tilopen, und noch auffallender beym Opossum (Didelphys marsupialis)*)Eine Eigenheit an den Makis (dem Le - mur-Geschlechte) ist, dass bey ihnen die obere Oeffnung des Thränencanals, sein Eingang, ausserhalb der Augen - höle, auf dem Oberkiefer selbst liegt. s. Fischer's Anatomie der Maki I. B. Frankf. 1804. 4. S. 6..
Die Augenhölen sind, zumal in Rück - sicht ihrer Richtung, ihres Umfanges und ihrer Tiefe, von mancherley merk - würdiger Verschiedenheit. Bey den al - lermehrsten sind sie seitwärts gerichtet. Bey den Affen, Pavianen und Meer - katzen, so wie beym Menschen, vor - wärts, und zwar weit näher beysam - men als bey diesem. Beym Biber ste - hen sie aufwärts.
In Rücksicht des Umfangs sind sie bey den gedachten Quadrumanen ganz32 geschlossen. Bey den Bisulcis und So - lidungulis haben sie zwar nach aussen einen kreisförmigen Rand, aber die äussere Seitenwand der Höle ist nach hinten offen. Bey den mehresten feris endlich und manchen gliribus ist auch selbst der äußere Rand nach hinten un - terbrochen.
Eben so vielartig ist auch die Tiefe oder Fläche dieser Hölen. Bey man - chen sind sie so flach, dass sie kaum diesen Namen verdienen. So z. B. beym Maulwurf und den Ameisenbären*)Unrichtig ist Haller's Behauptung (Elem. T. V. pag. 343.) „ homini maior quam vlli bestiarum orbitae pars os - sea est. “Schon die Katze z. B. hat nach Verhältniss weit grössere Augen - hölen, vollends aber so manche Ma - kis, von deren Schedeln Fischer im gedachten Werke treffliche Abbildun - gen gegeben hat..
Bey den mit Hörnern versehenen Säu - gethieren sitzen dieselben auf besonders33 dazu bestimmten Fortsätzen gewisser Schedelknochen. Beym einhornigen Rhi - nocer nemlich auf einer rauhen etwas. erhabnen Fläche des ungeheuren Nasen - beins. Und eben da sitzt auch das vor - dere des zweyhornigen; das hintre aber so wie bey den gehörnten Bisulcis auf dem Stirnknochen*)Geoffroy Saint-Hilaire in den Mémoires de la Societé d' histoire na - turelle de Paris. a. 7. Cah. I.. Und zwar zeigt sich bey den letztern eine doppelte merk - würdige Verschiedenheit, nachdem sie entweder im Ochsen - Ziegen - und Anti - lopengeschlecht eigentlich sogenannte Hörner, oder aber im Hirschgeschlecht Geweihe tragen. Bey jenen erwächst nemlich dem jungen Thiere die äussre Tafel der Stirnbeine zu einem**)und bey Ouis polycerata zu mehrern. (– Ein merkwürdiges Beyspiel von erblicher zur Rasse ausgearteter Mon - strosität, als wichtige Instanz gegen die vermeinte Praeexistenz praeformir - ter Keime. –) Zapfen,34 in welchen sich bey den mehresten*)Man hat die Antilopen davon ausge - nommen; dass diese Ausnahme aber wenigstens nicht von allen Gattungen dieses Geschlechts gilt, sehe teil am Gehörn einer Antilope bubalis in mei - ner Sammlung, dessen knöcherner Zap - fen allerdings hohl ist und mit den Stirnhölen in Verbindung steht. selbst die Stirnhölen erstrecken; und dessen äussre Haut allgemach Horn ab - scheidet, und damit wie mit einem Fut - teral überzogen wird.
Im Hirschgeschlecht**)Ich habe nun wohl gegen 20 verschiedne Beyspiele zusammen gebracht, wo man seit der Mitte des XVIten Jahrhunderts hin und wieder in Europa, und auch in Ostindien gehörnte Hasen mit klei - nen Rehbockartigen Geweihen gefun - den zu haben versichert. Hätte diess seine Richtigkeit, so wäre es noch ein Umstand mehr, worin diese Thiere den Bisulcis ähneln. Was mir aber dieses Vorgeben sehr verdächtig macht, ist, dass ich bis jetzt, aller angewand - ten Mühe ohngeachtet, noch von kei -35 nem einzigen Exemplare solcher Hörn - chen habe vergewissert werden können, wo dieselben auf dem Kopf des Hasen selbst fest sässen. Die, von welchen ich genaue Zeichnungen vor mit habe, sind offenbar für den Hasen von un - verhältnissmässiger Grösse; und die auf dem hölzernen Kopf eines vorgeb - lich gehörnten Hasen im Cassler Mu - seum (der 1621 geschossen seyn soll) sind durchaus nichts weiter als kleine Rehgeweihchen. hingegen (und zwar bey den mehrsten Gattungen nur bey den Männchen)*)Von anomalischen Beyspielen von Hirschkühen, die, durch eine in die Zwittergestaltung schlagende Abwei - chung des Bildungstriebes, Geweihe bekommen, s. G. E. Stahl propempt. de cornu cerui deciduo. Hal. 1699. J. Jac. Scheuchzer in J. Fr. Leopold diss. de alce. Bas. 1700. Jam. Hoy in den Transact. of the Linneau Soc. vol. II. pag. 356 u. a.m. erhebt sich jene Tafel bloss zu einem kurzen stumpfen Stuhl oder Rosenstock, auf welchem nach der Hand das eigentliche Geweihe empor wächst, das alljährlich gewech - selt wird, und während seines Wachs -36 thums mit behaarter sehr gefässreicher Haut bekleidet ist*)Die jährliche Reproduction der Ge - weihe gehört aus mehrerer Rücksicht zu den merkwürdigsten Phänomenen in der thierischen Physiologie. Sie gibt eins der auffallendsten Beyspiele a) von der Stärke der Nutrition und dem da - durch bewirkten schnellen Wachsthum bey warmblütigen Thieren. Denn das Gehörn eines Capitalhirsches, das wohl 1 / 4 Centner am Gewichte hält, ist dennoch binnen 10 Wochen völlig ausgebildet: – b) von der eben so auffallenden Stärke der Absorption, wodurch gegen die Zeit des Abwerfens das alte Ge - weihe, das vorher wie zu Einem Stück mit dem Stirnknochen zusammenhing, über dem Rosenstock aufgelockert, und dadurch sein bisheriger fester Zusam - menhang mit dem. Schedel allgemach gelösst wird: – c) vom partiellen Le - benslaufe eines thierischen Theils, der vom Lebensalter des ganzen Thiers (als welches sich beym Hirsch auf 30 Jahre erstreckt) ganz unabhängig ist: – d) von der Veränderlichkeit des Calibers einzelner Blutgefässe, da die zur Ernäh - rung des Geweihes bestimmten Aeste der äussern Carotis während des Auf -37 setzens so auffallend erweitert werden, und sich hingegen, sobald dasselbe ver - eckt ist, wieder zusammenziehen: – und c) von dem innigen sogenannten Consensus, der zwischen dem Aufsetzen der Geweihe und dem Zeugungsge - schäfte vorwaltet; dass nemlich absicht - liche Castration, oder auch zufällige aber wesentliche Beschädigung an den Geni - talien ein so auffallendes Hinderniss der Erzeugung oder regelmässigen Ausbil - dung, oder aber des Wechselns der Ge - weihe abgiebt. s. z. B. die merkwürdi - gen Versuche des Dr. Rich. Russell in seiner Oeconomy of nature in acute and chronical Diseases of the glands pag: 21 und die genaue Beobachtung in der obgedachten Commentatio de nisus formatiui aberrationibus pag. 12 u. f.Noch auffallender ist die Bemerkung, die man gemacht zu haben versichert, dass durch eine Art von Reaction die38 Verletzung des neu aufgesetzten Ge - hörns den Hirsch wenigstens für eine Zeitlang impotent mache. s. Gr. von Mellin in den Beob. und Entdeck. der Berliner naturforsch. Gesellsch. IV. B. pag. 360. und Dr. Paris in den Transact. of the Linnean Society vol. X. P. II. pag. 311..
Die einfachen Hörnchen der Giraffe halten gleichsam das Mittel zwischen jenen beiderley Hauptarten von Gehörn. Die Form, Textur, und dass sie peren - niren, haben sie mit den Stirnzapfen der eigentlichen Hörner, die behaarte Bekleidung aber mit den Geweihen gemein.
Der Unterkiefer der Thiere derjenigen Classe, bey welcher wir jetzt stehen, weicht auffallender als kaum irgend ein andrer Knochen ihres Gerippes vom menschlichen ab. – Vor allem gleich schon durch den Mangel des auszeich - nenden Characters der Humanität – des prominirenden Kinnes, als welches alle Hassen des Menschengeschlechts mit ein - ander gemein haben, und das hingegen keinem bis jetzt bekannten andern Säu - gethiere zukommt. Auch hat der Mensch, nach Verhältniss zum Schedel, den kür - zesten Unterkiefer, (worin ihm nur etwa39 der Elephant*)Vergl. Pinel sur les os de la tête de l'Eléphant im Journ. de Phys. T. XLIII. pag. 54.Camper descr. anat. d'un Elêphant tab. 13. fig. 1. 4. 5. gleichkommt), so wie er sich auch durch die eigne Form und Richtung der Gelenkknöpfe aus - zeichnet.
Die Einlenkung derselben ist nach der Verschiedenheit des Gebisses sehr viel - artig. Bey den feris z. B. liegen beide meist in gleicher Linie, sind walzen - förmig, und genau in die lange cauitas glenoidea wie in eine ausgefurchte Rinne gepasst, in welcher sie als in einem festen Gewinde laufen. Auffallend ist diess beym Dachs, wo diese walzen - förmigen Gelenkknöpfe von den Rän - dern ihrer Rinnen so umfasst werden, dass (wenigstens beym erwachsenen Thiere) der Unterkiefer, selbst nach der Mace - ration des Schedels, nicht herausfallen kann. – Bey manchen Herbivoren (im weiten Sinn des Worts) sind jene con -40 dyli wirklich kugelförmige Knöpfe; so beym Elephanten und beym Biber. – Bey den Bisulcis hingegen sind sie wie mit einer wenig ausgeschweiften Fläche gleichsam abgeschnitten; und zugleich ist bey dieser Ordnung von Thieren (am auffallendsten bey der Giraffe) der Unterkiefer ungleich schmaler als der obere, so dass folglich die beiden Zahn - reihen nicht auf einander passen, son - dern erst durch die freyere Seitenbewe - gung der Kinnlade beym Wiederkauen an einander geschoben werden. – Bey vielen gliribus liegen beide condyli nach der Länge fast einander parallel; so z. E. beym Hasen, dem auch (so wie den Ameisenbären) der processus coro - noideus fast gänzlich abgeht; der hin - gegen bey der Giraffe von ganz auffal - lender Höhe ist. – Bey den Cetaceen ist die Gelenkfläche des Unterkiefers fast gerade nach hinten gekehrt*)Den seltsamen und doch ziemlich ge - meinen Irrthum, da die Hälften des Unterkiefers vom eigentlichen Wallfisch41 für Rippen angesehen worden, hat schon Rondelet widerlegt: de piscibus pag. 53..
Ueberhaupt sind wenige andre Knochen am Gerippe der Säugethiere von so viel förmiger Verschiedenheit als der Unter - kiefer. Zu den alleranomalischsten gehört der nach vorn schaufeiförmig flache des Schnabelthiers (– tab. I. i –), der vom Wombat mit den mächtig starken Ho - rizontal-Fortsätzen auf der Unterseite; und der von den Brasilischen Brüllaffen (Cercopithecus seniculus und Belzebul) mit den ungeheuer hohen Vertical-Flü - geln zum Schutz ihrer knöchernen Stimmblase.
Noch ist endlich zu bemerken, dass die beiden Hälften des Unterkiefers bey vielen Säugethieren entweder bis ins er - wachsene Alter oder gar lebenslang durch eine blosse Synchondrose ver - bunden bleiben, die sich im Kochen oder Maceriren leicht von einander giebt; und bey manchen dieser Thiere auch im Leben ein wenig beweglich ist, so dass42 dadurch die Spitzen der untern Vorder - zähne um etwas von einander gesperrt werden können. Hingegen verwachsen sie wie beym Menschen früh zu einem Stück bey den Quadrumanen, auch beym Pferd, Rindvieh, Schwein, Elephan - ten u. s. w.
Bis auf wenige Ausnahmen sind bey den allermehrsten Säugethieren die Kie - fer mit Zähnen*)(Jos. Guicii. Duverney) Lettre con - tenant plusieurs nouvelles observations sur l'osteologie. Par. 1689. 4.Jo. Jac. Kober de dentibus eorum - que diuersitate. Argent. 1774. 4. c. f. ae.P. Mar. Aug. Broussonet com - paration entre les dents de l'homme et celles des quadrupedes in den Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1787. pag. 550.Rob. Blake's Essay on the struc - ture and Formation of the Teeth in Man and various animals. Dubl. 1801. 8.und vor allen Fr. Cuvier des dents des mammiféres. Par. seit 1821. 8. versehen: denn gänz -43 lich zahnlos sind bloss die eigentlichen Wallfische (Balaenae), die Schuppen - thiere, und die Americanischen Amei - senbären.
Substanz und Gefüge der Zähne sind von aller andern Knochen ihren ver - schieden. Besonders zeichnet sich der Schmelz (substantia vitrea) an den Kro - nen derselben sowohl durch seine aus - nehmende Härte, da er theils am Stahl Funken giebt, als durch den Mangel des Schleimgewebes aus, womit der in - nere mehr knochenartige Theil (substan - tia ossea) der Krone, so wie die Wur - zel durchzogen ist. Er scheint den Elfenbeinzähnen so wie den obern Hau - zähnen des Emgalo (Sus aethiopicus), den Vorderzähnen des Hippopotamus, den Hauern des Wallrosses und dem Stoss - zahn des Narhwal zu fehlen; doch un - terscheidet man auch an allen diesen eine äussre dünne Rinde womit sie be - kleidet sind. Ueberhaupt haben aber diese Zähne manches eigne in ihrer Tex -44 tur; und besonders ist sie im Elfenbein ohne ihres Gleichen*)Mancher andern Eigenheiten des El - fenbeins zu geschweigen, wodurch selbst noch heuere Naturforscher verleitet worden, es für eine Art von Horn zu halten, so zeigt sich die Verschiedenheit seiner Textur von anderer Zähne ihrer namentlich in dem überaus merkwür - digen pathologischen Phänomen, da man zuweilen beym Zersägen grosser Elfenbeinzähne mitten in ihrer Substanz eiserne oder bleyerne Kugeln auf eine eigene Weise verwachsen gefunden, wo - mit das Thier in jüngern Jahren ange - schossen worden. Haller bediente sich desselben sowohl zur Widerlegung von Duhamel's Meinung, als ob die Knochen aus der Beinhaut, so wie das Holz der Bäume aus dem Splinte ge - bildet werde, als auch zum Erweis der beständigen Erneuung der festen Theile des thierischen Körpers. Noch beleh - render wird es aber zur Erklärung der besonders durch die Petersburger Preisaufgabe bakannten nutritio vltra vasa. – Beyspiele beschreiben Dau - benton bey Buffon T. XI. pag. 161. Gallandat over de Olyphants Tan -45 den im IX. D. der Verhandelingen der Genootsch. te Vlissingen pag. 352. Bonn in der descr. thesauri Hoviani pag. 146. und Goethe zur Morphologie II. B. S. 7. Beson - ders merkwürdig ist ein dergleichen Stück in meiner Sammlung, wo eine Bleykugel, ohne platt gedruckt zu seyn, in einem Segment eines Ostindischen Elfenbeinzahns, der von der Dicke eines Mannsschenkels gewesen seyn muss, dicht an der innern Höhle des Zahns so verwachsen liegt, dass der Eingang des Schusses auf der Aussen - seite wie durch eine saubere Maser ge - schlossen, die Kugel selbst als mit einer besondern Rinde umgeben, und der Elfenbeinsaft am innern Rand in die Höhlung des Zahns gleichsam stalac - titförmig ausgewuchert ist. – Denn dass sonst die Kugeln in die Alveole des jungen Thiers geschossen und von da in dem erwachsenden Zahn allgemach fortgeschoben worden, zeigt Cuvier s. les ossemens fossiles T. I. pag. 48..
Ganz anomalisch aber ist die Orga - nisation der Backenzähne des Capschen sogenannten Erdschweins (Orycteropus capensis) die aus verticalem Röhrchen46 (gleichsam wie im Spanischen Rohre) bestehen.
Bey einigen Thieren zeichnen sich die Kronen gewisser Zähne von aussen durch besondre Farbe aus. So sind die Nagezähne mancher glirium, z. B. des Bibers, Murmelthiers und Eichhörnchens, wenigstens an der Vorderseite, nuss - braun; und die Backenzähne vieler Bi - sulcorum, so wie auch der Elephanten, grossentheils wie mit einer schwarzen Glasur überzogen*)Zuweilen ist diese schwarzbraune Gla - sur, zumal bey dem domesticirten Horn - und Wollvieh noch mit einer sogenannten Weinsteincruste von auf - fallender metallisch glänzender Bronze - farbe überzogen welche nach Stro - meyer's Analyse kohlensaures Braun - steinoxyd hält. s. Gilberts Annalen XXXVIII B. S. 469..
Eine Eintheilung der Zähne, wenn sie allgemein passend und doch verständ - lich seyn soll, hat ihre Schwierigkei -47 ten. – Inzwischen taugt doch immer die Lage derselben besser dazu, als etwa ihre Form, (denn die ist z. B. bey den Caschelotten und Delphinen fast durch - gehends die gleiche;) und so lassen sie sich im Ganzen unter die bekannten drey Gassen von Vorderzähnen, Eck - zähnen und Backenzähnen bringen, nur muss der Begriff von denselben genau bestimmt werden.
Vorderzähne sind im Oberkiefer der Quadrupeden und Delphine diejenigen die im os intermaxillare sitzen, und im Untern die, so mit diesen Zähnen, oder bey denjenigen Thieren, welchen diesel - ben mangeln, mit dem vordem Rande jenes Knochen zusammen passen. – Zahl und Form derselben ist sehr ver - schieden. Von letzterer doch einiges zum Beyspiel anzuführen, so sind bey den gliribus zumal die untern meissel - förmig, (dentes scalprarii, wie sie Grew nannte.) Bey einigen derselben, na -48 namentlich beym Biber, Stachelschwein und der Hausmaus, hat das untere Paar ganz ausnehmend lange Wurzeln, bey manchen, z. E. beym Murmelthier auch die obern. Im Hasengeschlecht sind die obern doppelt, so dass sich noch ein ganz kleines Paar hinter dem grössern vordern Paare findet. Beym Wallross ähneln die Kronen der Vorder – sowohl als der Backenzähne flachen Knöpfen. Beym Tümmler ragt, gegen die Weise bey andern Thieren, das Vorderende des Unterkiefers mit seinen äussersten Vorderzähnen weiter hervor, als das vom obern. – Ueberhaupt haben die untern Vorderzähne der Säugethiere eine mehr oder weniger schräge Lage, da sie hingegen beym Menschen aufrecht stehen, als worin ihm kaum nur der Orangutang von Borneo ähnelt.
Von den Eckzähnen sitzen die obern im Kiefer selbst nahe an den Intermaxil - lar-Knochen, folglich gehört der wun -49 derbar lange Stosszahn des Narhwal*)Ueber die Frage, ob der Narhwal wirk - lich nur Einen oder aber eigentlich zwey solcher Stosszähne habe, s. den Vten Heft der Abbildungen naturhi - storischer Gegenstände zu tab. 44. Ver - gleiche Home in den philos. Transact. 1813. P. I. pag. 126. und unsers unver - gesslichen Albers icones ad illustran - dam anatomen comparatam, Fasc. I. tab. 23., so wie die Hauzähne des Wallrosses, unter diese Classe. – Bey manchen Pa - vianen, zumal aber bey den grössern reissenden Thieren, sind diese Zähne theils von furchtbarer Stärke; und bey den letztern der ganze Profilumriss und Wurf des Vorderschedels nach densel - ben gerichtet, was z. B. am Tiger auf - fallend sichtlich ist. Die sonderbarste Bildung haben die obern Eckzähne des männlichen Babirussa, deren Bestimmung, bey einer solchen Länge und fast kreis - förmigen Richtung im Vergleich zu ihrer Dünne, noch unbekannt scheint. – Noch verdienen die kleinen stumpfen Eckzähne im Oberkiefer des Hirsches,50 wegen der ganz anomalischen Form ihrer Kronen, Erwähnung, so wie bey den jetzt existirenden Bärenarten und mehrern andern Gattungen dieses Ge - schlechts die ganz kleinen Eckzähnchen, die neben den grossen nach hintenzu sitzen*)So ist es namentlich beym braunen Alpen-Bär, von welchem ich drey Schedel vor mir habe, und eben so bey einem schwarzen Americanischen, ferner bey einem andern im National - museum zu Paris, dessen Vaterland unbekannt ist, und auch beym nordi - schen Eisbär; von welchen allen ich meisterhafte Zeichnungen von der Güte des Herrn Bar. Cuvier besitze.Hingegen fehlen diese kleinen Eck - zähnchen dem ungeheuer grossen fos - silen Bär der Vorwelt (Vrsus spe - laeus) zu dessen Osteologie ich eine grosse Sammlung aus den vier berühm - ten Knochenhölen Deutschlands, nem - lich der Scharzfelder am Harz, der Gailenreuter am Fichtelberge, der Al - tensteiner auf dem Thüringerwalde, und der Sundwicher bey Iserlohn, zu - sammengebracht habe..
Die Backenzähne sind in so fern die allgemeinsten, dass, wenn anders Säuge - thiere Zähne haben, dieselben wenig - stens aus dieser Classe sind, wenn auch gleich manchen, wie den Tatus und dem Orycteropus die Vorder - und Eckzähne; abgehen. Nur der Narhwal macht hier - von eine Ausnahme, als welcher, seinen Stosszahn ausgenommen, übrigens zahnlos ist. – Form, Textur und respective Lage der Backenzähne sind von merkwürdiger Verschiedenheit. Bey vielen Quadru - manen z. B. haben die beiden vordern, den Eckzähnen zunächst stehenden, so wie beym Menschen kleinere Kronen und einfachere Wurzeln als die hinte - ren*)Bey manchen Affen und Pavianen hat der vorderste Backenzahn im Unter - kiefer eine sehr ausgezeichnete Bildung: die Krone nemlich (fast wie bey den feris, von welchen sogleich die Rede ist), zusammengedrückt, mit einer schar - fen Spitze, und ausserdem auch lang herabsteigenden Vorderrande; mit wel -52 chem die vordere der beiden Wurzeln einen stumpfen Winkel macht. – s. die treffliche Abbildung vom Schedel des grossen Mandril (engl. Man-tyger) in Cheselden's osteography vor dem 1ten Cap.: wesshalb sie auch von J. Hun - ter mit dem Namen bicuspides bezeich - net, und nur die letztern molares ge - nannt worden. – In der eben genann - ten Ordnung sind die Kronen der Backen - zähne, so wie auch bey den feris und beym Menschen, ganz mit Schmelz überzogen*)Eben so auch bey dem ungeheuern jetzt fossilien Ohio-Incognitum aus der Vorwelt, dem vulgo sogenannten fleisch - fressenden Elephanten (Mammut ohio - ticum), s. den Iten Heft der Abbild. naturhistorischer Gegenst. tab. 19. fig. A.: da hingegen bey vielen gliribus**)Bey vielen – denn bey einigen, z. B. beym Murmelthier, ist die ganze Krone dieser Zähne mit Schmelz überzogen., so wie bey den Solidungu - lis, Bisulcis***)Vom innern Bau der Backenzähne der Bisulcorum s. Hollmann de ossibus fossilibus in den Commentar. soc. Reg. scient. Gottingens. T. II. pag. 263., und53 Schreger in Isenflamm's und Ro - senmüller's Beyträgen für die Zer - gliederungskunst I. B. 1. Heft S. 5 u. f. und den mehrsten Mult - ungulis, auch Knochensubstanz auf der Mahl - oder Endfläche derselben zu sehen ist, die mit verticalstehenden theils sonderbar gewundnen Blättern von Schmelz, der etwas mehr hervorragende Kanten bildet, gleichsam durchschlän - gelt ist*)Die specifisch verschiedene Form die - ser Blätter bey den beiden Gattungen des Elephantengeschlechts, des Asiati - schen und des Africanischen s. in den Abbild. n. h. Gegenstände. a. a. O. fig. B. C.. Bey manchen bloss gras - fressenden und nicht ruminirenden Thie - ren, wie die Solidungula und die Ele - phanten, liegen die breiten Kronen der Backenzähne meist horizontal auf ein - ander. Bey den mehrsten Bisulcis hin - gegen sind sie schräg ausgeschlegelt, so dass an den obern die äussern Ränder, an den untern hingegen die innern hö - her sind, so wie es in Verbindung mit dem schmalen Unterkiefer und der Art54 seiner Einlenkung (§. 22. S. 40.) der Function des Wiederkauens angemessen ist. Bey den mehrsten reissenden Thie - ren, zumal aus dem Löwen - und Hunde - Geschlecht, haben die Backzähne zackigte nach der Länge der Kiefer gleichsam zusammengedrückte Kronen, davon die untern dicht innerhalb der obern lie - gen, so dass beiderley beym Zerbeissen mittelst des festen Gewindes der wal - zenförmigen Gelenkknöpfe des Unter - kiefers wie Scheerenblätter an einander weggleiten.
So wie manchen Ordnungen, Ge - schlechtern und Gatttungen der Quadru - peden gewisse Arten von Zähnen gänz - lich abgehen, wie z. B. den Bisulcis die obern Vorderzähne, den Elephanten die untern, dem Africanischen Nashorn so - wohl diese als jene; den gliribus die Eckzähne u. s. w.; so sind dann auch bey manchen andern gewisse Abschnitte des Gebisses, zumal die Eck - und Backen - zähne, durch Zwischenräume von ein -55 ander abgesondert. So z. B. im Pferde - und Bären-Geschlecht. Bey keinem Quadrupede (die Quadrumanen mit ein - geschlossen) sind aber wohl die sämmt - lichen Zähne so eben an einander gerei - het und von so gleichförmiger Höhe der Kronen als beym Menschen.
Ueber das Wechseln der Zähne lässt sich aus Mangel sattsamer Beobachtun - gen*)S. als Muster die ausführliche Beschrei - bung des Zähnewechselns des Pferdes, Tenon in den Mém. de l'Institut na - tional T. I. pag. 553. und J. W. Neer - gaard's Naturbeschreibung der Zähne - des Pferdes mit Rücksicht auf andre Thiere. Kopenh. 1816. 4. mit K., zumal an wilden Thieren, we - nig Zuverlässiges sagen. Unter den Di - gitatis scheinen manche glires z. B. die Meerschweinchen und Caninchen ihr Ge - biss gar nicht zu wechseln**)s. Le gallois expériences sur le prin - cipe de la vie pag. 351.. Hinge - gen bedarf die ehemalige irrige Be -56 hauptung, dass nur das Hausschwein seine Zähne wechsle, und die wilde Sau hingegen nicht, jetzt keiner weitern Widerlegung*)s. Home in den Philosoph. Transact. for 1801. p. 320.. Unter den feris haben namentlich Hunde und Fischottern wäh - rend des Wechselns oft doppelte Eck - zähne, wenn der neue perennirende früher hervorbricht, als der alte Milch - zahn ausgefallen war. – Wenigstens bey manchen Affen finden sich, so wie beym Menschen, unter den Milchbacken - zähnen noch keine bicuspides, sondern an deren Statt auf jeder Seite jedes Kie - fers anfänglich zwey eben so vielzak - kichte Zähne, wie die eigentlichen maxillares**)So sind z. B. in dem Schedel eines noch unerwachsenen Orangutangs von Borneo, den ich der Güte des Hrn. van Marum verdanke, noch keine bicuspides, sondern die vielzackichten Milchbackenzähne.. – Besonders merkwür - dig ist die Art, wie das Wechseln der Backenzähne bey den Elephanten er -57 folgt, da der neue perennirende hinter dem alten Milchzahn ausbricht*)Den ganzen so merkwürdigen Gang der Dentition der Elephantenbackenzähne hat Cuvier auss genauste nach der Na - tur beschrieben, im Iten B. seiner Re - cherches sur les ossemens fossiles T. I. pag. 38., von welchem dann allgemach eine Verti - calschicht nach der andern absorbirt wird**)s. Brugmans Bemerkungen darüber in van Maanen diss. de absorptione solidorum. Lugd. Batav. 1794. 8. pag. 51., und dagegen jener in glei - cher Masse zunimmt***)Von der ersten Bildung dieser Ver - ticalschichten die sie zu ihrem Durch - bruch gelangen, besonders von der Art wie ihr Schmelz aus der substantia os - sea in kleinen Zäpfchen ausschwitzt, habe ich in der Preisschrift über die Nutritionskraft, St. Petersb. 1789. 4. p. 16. fig. 1. eine Abbildung gegeben.. – Ueber - haupt aber giebt es schwerlich irgend ein Thier dieser Classe, bey welchem sowohl der erste Ausbruch als das nach - herige Wechseln der Milchzähne nach58 Verhältniss so auffallend spät erfolgt als beym Menschen.
Mit den Jahren werden die Kronen der Zähne durch den Gebrauch mehr oder weniger abgenutzt*)Daher hat man bey Digitalis gliribus verschiedentlich bemerkt, dass wenn sie das eine Paar ihrer Vorderzähne verloren haben, sodann das entgegenstehende zu einer theils ganz monstrosen Länge fortgewachsen ist. Etwas ähnliches soll auch erfolgen, wenn sie bloss weiche Nahrungsmitel zum Futter erhalten. – s. Morton's natural history of Nor - thamptonshire p. 445. Achard's chy - misch-physische Schriften pag. 161.Auch besitze ich mehrere Hasen - köpfe an welchen das vordre Paar der obern Nagezähne fast Ringförmig gekrümmt, aber auch die dahinterste - henden Stummelzähnchen verlängert und abgesondert sind; der eine untre aber schief gewachsen herausragt.Noch sonderbarer ist aber eine ähn - liche Verlängerung der Backenzähne der einen Seite an einem Hasenschedel in meiner Sammlung, die nicht auf ein -59 ander passen, sondern deren Kronen theils zu einer Länge von 10 Linien neben einander vorbey gewachsen sind und sich ganz pfriemenförmig anein - ander abgeschliffen haben. Was schon Matthiolus (in Dioscoridem pag. 299. der Bauhin. Ausg. v. 1598) von der partiellen Reproduction der den Mur - melthieren abgebrochnen Vorderzähne sagt, hat sich (– nur den allzu kurzen Termin abgerechnet –) allerdings an die - sem und andern Nagethieren, Meer - schweinchen ꝛc. bestätigt gefunden., und erhal - ten dadurch zum Theil das Ansehen wie angeschliffene Flächen, die zumal bey den Eckzähnen der Schweine*)Vor allen beym Emgalo (Sus aethio - picus) wo die hintre Fläche der untern Hauzähne so dicht an die vordre der grossen Obern anschliesst. und des Nilpferdes sichtlich sind. An den Vor - derzähnen der Pferde lässt sich darnach das Alter derselben bestimmen.
So viel vom Schedel der Säugethiere. Nun zum Rumpf ihres Gerippes, nach der Ordnung der drey Haupttheile des -60 selben, Rückgrat, Becken und Thorax: wovon ersteres überhaupt der allge - meinste Theil des Gerippes ist, der nem - lich allen rothblütigen Thieren ohne Ausnahme, und hingegen keinem ein - zigen weissblütigen zukommt.
Merkwürdig ist, dass die Thiere die - ser Classe, wenigstens die Quadrupe - den, im Ganzen einerley Anzahl von Halswirbeln haben. Die Giraffe und das Pferd z. B. nicht einen mehr als der Maulwurf oder die Ameisenbären. Durch - gehends nemlich, so wie beym Men - schen, ihrer sieben. Nur bey dem drey - zehichten Faulthier hat Cuvier die un - erwartete Anomalie entdeckt, dass es deren 9 hat. Bey manchen Cetaceen hingegen scheinen sich nur 6 zu finden: überhaupt aber sind bey denselben meist ihrer 4 oder 5 zusammen ver - wachsen. – Bey den mehrsten feris zeichnet sich der erste Halswirbel (atlas) durch seine ausnehmende Stärke und61 grossen flügelähnlichen processus trans - versos aus*)Vesling in Severini vipera Pythia. Patav. 1651. 4. pag. 232.Von dem Bezug den diess auf das Gebiss dieser reissenden Thiere hat. s. Eustachius de dentibus pag. 86..
Die Zahl der Brustwirbel richtet sich nach den Rippenpaaren, wovon unten einiges gedacht werden wird. – Zumal bey den langhalsigen Quadrupeden, wie das Pferd, die Giraffe, Camele und andere Bisulca, und bey den sehr schwer - köpfigen, wie die Elephanten, sind die processus spinosi dieser Wirbel, beson - ders der vordern, an welche das grosse ligamentum suspensorium colli mit sei - nem hintern Ende befestigt ist, von auffallender Länge.
Auch die Lendenwirbel variiren gar sehr in der Zahl. Die Elephanten z. B. haben ihrer nur 3, die Camele 7. Eben62 so manche Quadrumanen, z. B. der Mandril, andere Thiere nur 6 oder 5. Das Pferd gewöhnlich 6. Der Esel 5. (Die Maulthiere meist 6, zuweilen aber auch nur 5). – Bey den mehrsten Qua - drupeden sind die Fortsätze dieser Wir - bel vorwärts (so wie bey den Affen nach der gewöhnlichen Stellung derselben aufwärts*)Da Galenus in seiner Osteologie die Richtung dieser Fortsätze eben so an - giebt, so zeigte Vesalius auch hieraus, so wie aus der Galenischen Beschrei - bung des Kreuz - und Kukuksbeins und mehreren anderen Stellen, dass dieselbe nach Affen und nicht nach Menschen abgefasst sey. – s. dessen Epistola ra - tionem modumque propinandi radicis Chynae decocti, pertractans. pag. 4963 der grossen Oporinischen Ausg. 1546. gr. 4.) gekehrt. – Die processus transuersi sind, zumal bey vielen wie - derkauenden Thieren, von ausnehmen - der Grösse; und so zeigen sie sich auch beym Hasen.
Noch vielartiger ist die Form und das Verhältniss des Kreuzbeins. Die Anzahl seiner sogenannten Wirbel va - riirt selbst bey verschiedenen Gattun - gen des gleichen Geschlechts. Bey der gemeinen Fledermaus z. B. besteht es aus 4 Wirbeln, und hingegen beym fliegenden Hund aus einem einzigen; bey den mehrsten Affen aus drey Stük - ken*)Vesalius de c. h. fabrica p. 99. fig. 4. 5., beym Orangutang aus 4**)Camper sagt, das Kreuzbein dieses be - rühmten Thiers bestehe aus drey Wir - beln. In dem Exemplar in meiner Samm - lung aber sind offenbar ihrer viere. , beym Schimpanse aus 5***)Tyson's anatomy of a Pygmy pag. 89. der Ausg. von 1751. . – In der Bildung zeichnet sich unter andern das vom Pferd durch die grossen flügelför - migen Seitenfortsätze am vordem Ende, und das vom Maulwurf durch ein gleich - sam scharfkantiges schmales Blatt aus, in welches die processus spinosi dessel - ben verwachsen sind†)Etwas ähnliches zeigt sich auch beym Armadill, von dessen überhaupt sehr64 anomalisch gebauten Becken, so wie von seinem ganzen merkwürdigen Gerippe Wiedemann in s. Archiv für Zoologie und Zootomie I. B. 1. St. p. 106. eine sehr genaue Beschreibung giebt. – Vergl. damit die Abbildung eines Armadill - Skelets in Cheselden's osteography vor dem 8ten Cap.. – Den Ceta - ceen kann beym Mangel der Hüftkno - chen gar kein wahres Kreuzbein zuge - schrieben werden.
Das Kukuksbein wird bey den ge - schwänzten Thieren zur sogenannten Schwanzrippe verlängert, die bey man - chen aus einer grossen Anzahl von Wir - beln besteht. Z. B. beym Todtenköpf - chen (Cercopithecus morta) aus 22. Beym Coaita (Cercopithecus paniscus) aus 32. Beym zweyzehigten Ameisenbär aus 41*)Wenn sich, wie das oft der Fall ist, Meerkatzen, Beutelratten u. s. w. in der Gefangenschaft entweder selbst ein Stück dos Schwanzes abfressen, oder es durch andern Zufall verlieren, was dann zu - weilen in der Bestimmung der Gattun -65 gen Irrthum veranlasst hat, so bildet sich gewöhnlich am äussersten Wirbel des verstümmelten Schwanzes ein son - derbarer knorrichter theils wie carlöser Auswuchs..
Die Hüftknochen im weitern Sinn, oder was man insgemein die ungenann - ten Beine nennt, machen in Verbin - dung mit dem Kreuzbein das sogenannte Backen*)Bernh. Gottl. Schregeri peluis ani - mantium brutorum cum humana compa - ratio. Lips. 1787. 4.J. H. F. Autenrieth et J. Fischer obseruationes de pelui mammalium. Tu - bing. 1798. 8.Abbildungen des Beckens der Kuh, mit genauen Dimensionen s. bey J. Gunth. Eberhard over het Verlos - sen der Koeijen. Amst. 1798. 8. tab. IV bis VII. aus. Indess lässt sich, so pa - radox es auch lautet, wohl behaupten, dass ausser dem Menschen gar kein andres Thier ein Becken habe: da in der Thal bey keinem derselben die genannten zusammen verbundnen Kno -66 chen von beckenähnlicher Gestalt sind. Denn auch bey den menschenähnlich - sten Affen sind die beiden Hüftknochen doch weit länger als breit; und bey den Elephanten, beym Pferd u. s. w. haben sie wegen der langen Schaambeinver - bindung eben so wenig Beckenform. – Bey manchen, wie beym Biber und Kän - guruh, ist gar keine Synchondrose der Schaambeine, sondern beide Knochen sind an deren Stelle zu einem Stücke mit einander verwachsen. Hingegen ste - hen sie bey den Ameisenbären fast wie bey den Vögeln von einander. – Beym Maulwurf ist das Becken so eng, dass es gar die innern Genitalien und übri - gen benachbarten Eingeweide nicht fas - sen kann, sondern diese ausserhalb der Schaambeine liegen müssen. – Bey dem Känguruh*)Ever. Home on the mode of genera - tion of the Kanguroo in den philos. Transact. for 1795. tab. 21. a. a. und andern Beutelthieren**)Daubenton vol. X. tab. 51. fig. 3. N. O. P. Q. (– Dieses Citat bedeutet hier67 und in der Folge immer die erste Ori - ginalausgabe des Büffonischen Werks in 4. das ich aber nicht unter Büffon's Namen anführen darf, da bekanntlich gerade der zootomische Theil, von Dau - benton, in den mehresten andern Aus - gaben weggelassen ist. –) findet sich am obern oder vordem Rande der Schaambeine am Bauche hin noch ein besonderes Paar etwas divergirender länglicher platter Knochen (die ossa marsupialia oder cornua peluis abdo - minalia), dergleichen auch, doch von anderer Gestaltung, beym Schnabelthier gefunden wird*)Ever. Home's Anatomy of the Orni - thorhynchus paradoxus, in den philos. Transact. for 1802. P. I. tab. 3. e. e. .
Die Cetaceen haben, da ihnen die Hinterfüsse mangeln, auch keine Hüft - knochen, und folglich gar kein Becken; doch unten am Bauche ein paar kleine Knochen, die man gewissermassen mit den Schaambeinen vergleichen kann**)Rondelet de piscib. p. 461. TYSON'S anat. of a Porpess. Lond. 1680. 4. p. 28..
Der Thorax ist, bey den allermehr - sten, wo nicht bey allen Thieren die - ser Classe*)Etwa das Murmelthier ausgenommen, dessen ganzer Rumpf im Leben oft ganz auffallend glatt und niedergedrückt erscheint. Daher es auch oft und gern auf dem Rücken liegt, was aber das Opossum und der Orangutang mit un - ter auch thun; so dass Camper diese Lage mit Unrecht zu den Eigentüm - lichkeiten des Menschen zählte, in den Vorlesungen über den Ausdruck der Leidenschaften ꝛc. pag. 29., schmaler, und hingegen vom Brustbein nach den Wirbeln ge - messen, nach Verhältniss tiefer als beym Menschen. Diess hängt theils von der schwächern Krümmung ihrer Rippen, theils von der schlankern Form des Brustbeins ab. Am auffallendsten ist jene kielförmige Bildung (thorax cari - natus) bey den hochbeinichten Quadru - peden, wie z. B. bey der Giraffe, dem Hirschgeschlecht u. s. w.
Nur sehr wenige Säugethiere, nem - lich einige Gattungen von Fledermäu - sen und Armadillen, haben ein Rippen - paar weniger als der Mensch. Bey wei - tem die allermehrsten haben hingegen deren mehrere. Selbst viele Quadrumana haben 14 Paar, das Schnabelthier 17, das Pferd gewöhnlich 18, die Elephanten, 20*)Nur 19 finden sich an dem Skelet des asiatischen Elephanten im Cassler Mu - seum; so fand es Blair in dem, wo - von er die Osteographie geliefert; und so finde ich es auch in einer hand - schriftlichen italiänischen Notiz von den Gerippe desjenigen Elephanten, der 1657 zu Florenz gestorben, die ich aus der herzoglichen Bibliothek zu Gotha vor mir habe., der Tapir eben so viele, das zweyzehichte Faulthier (Bradypus di - dactylus) gar 23 Paar. – Beym zwey - zehichten Ameisenbär (Myrmecophaga didactyla) zeichnen sich die 16 Rippen - paare durch ihre auffallende Breite aus,70 womit der ganze Rücken und die Sei - ten des Skelets, fast bis zu den Hüft - knochen, gleichsam wie gepanzert sind.
Das Brustbein ist bey den mehrsten Thieren dieser Classe, zumal unter den feris, cylindrisch und wie gegliedert. So ist es selbst bey vielen Quadruma - nen und bey den Bären, deren Gerippe sonst in vielen Stücken dem mensch - lichen ähnelt. – Am sonderbarsten ist dieser Knochen beym Maulwurf gestal - tet, wo er sich nach vorn*)Kaum bedarf es wohl erst der Erinne - rung, dass die Ausdrücke von vorn, hinten, oben, oder unten, bey den Quadrupeden immer nach der horizon - talen Richtung ihres Körpers zu ver - stehen sind. Folglich nach vorn das was beym Menschen in seiner auf - rechten Stellung nach oben heissen müsste u. s. w. in einen langen fast pflugschaarförmigen Fortsatz71 verläuft, der unter den Halswirbeln, und mit denselben parallel, liegt*)Auch am Robbenskelet, (dessen Rumpf in seinem Totalhabitus überhaupt man - che auffallende Aehnlichkeiten mit des Maulwurfs seinem hat) ist das Brust - bein am Halsende in einem langen cy - lindrischen Fortsatz verlängert..
Und nun zu den so genannten Extre - mitäten des Gerippes, die sich, so viel - artig auch ihre Gestaltung in dieser Thierclasse ist, dennoch im Ganzen und nach ihren Haupttheilen, und der re - spectiven Verbindungsart derselben**)Ein paar Stellen beym Aristoteles, hist. animal. II. 1. und de animal. in - cessu c. 11. und beym Plinius XI. 102. haben zu dem seltsamen qui pro quo Anlass gegeben, als ob bey den mehr - sten Quadrupeden Elnbogen und Kniee in Vergleich au den menschlichen nach der ganz entgegengesetzten Richtung flectirt würden. Dieses Missverständ - niss muss wohl dadurch veranlasst seyn - dass da der Schulterknochen (os humeri) und das Schenkelbein, zumal bey den72 hochbeinichten Quadrupeden sehr kurz sind und nahe am Rumpse anliegen, und nicht so; wie beym Menschen und den Quadrumanen, und Bären, Elephan - ten u. s. w. frey hervorstehen, diesel - ben desshalb verkannt, und demnach überhaupt auch die übrigen Haupttheile der Extremitäten bey jenen Thieren unrichtig mit andern als den wirklich damit correspondirenden Theilen des menschlichen Körpers verglichen wor - den. – s. darüber Fabric. ab Aqua - pendente de motu locali animalium secundum totum in dess. oper. anatomic. pag. 342 der Albinischen Ausg. und Barthez des mouvemens progressifs de l'homme im Journal des Sçav. vom Jan. 1783. pag. 34 der Pariser 4t Ausg. u. s. w., sämmtlich mit denen am Men - schen vergleichen lassen. – Zuerst von den vordern.
Die Schlüsselbeine, die selbst von treff - lichen neuern Zoologen bloss Linné's Primaten (worunter er ausser dem Men - schen und den Quadrumanen auch die Fledermäuse begriff) zugeschrieben wor -73 den, finden sich ausserdem noch bey einer grossen Anzahl von Säugethie - ren*)Jo. Gottl. Haase comparatio clauicu - larum animantium brutorum cum hu - manis. Lips. 1766. 4.Vicq d'Azyr sur les clavicules et sur les os claviculaires in den Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1785. pag. 350.: so zumal bey denjenigen Qua - drupeden, die besondern Gebrauch von ihren Vorderfüssen machen, z. B. zum Fassen, wie Eichhörnchen und Biber: und zum Graben, wie das Murmelthier oder vollends der Maulwurf; oder zum Wühlen, wie die Ameisenbären und Igel**)Den Zweck der Schlüsselbeine bey manchen der genannten Thiere hat schon der wackre Fabric. Hildanus richtig eingesehen, s. dess. Kurtze Be - schreibung der Fürtrefflichkeit der Ana - tomy. Bern 1624. 8. pag. 219.; oder zum Klettern; wie die Faulthiere u. s. w. – Viele andere ha - ben wenigstens an deren Stelle einen analogen kleinen, bloss zwischen Seh -74 nen steckenden*)Daher Serao denselben mit den Se - sambeinchen vergleicht. s. dess. opus - coli di fisico argumento. Napol. 1766. 4. pag. 84., Knochen auf jeder Seite, den Vicq d'Azyr daher zum Unterschied os clauiculare nannte. So bey den meisten feris**)Pallas spicileg. zoologica. fascic. XIV. pag. 41. und manchen gliribus. – Uebrigens ist auch die Form und relative Grösse der wahren einge - lenkten Schlüsselbeine sehr mannichfaltig. Bey den Fledermäusen sind sie von auf - fallender Länge. – Beym Orangutang haben sie die grösste Aehnlichkeit mit dem menschlichen: beym zweyzehichten Ameisenbär sind sie fast rippenförmig: am alleranomalischten, fast cubisch, beym Maulwurf***)s. davon so wie über die ganze merk - würdige Osteologie des Thiers, Fr. W. Jos. Jacobs anatome talpae europaeae Jen. 1816. 8. m. K.. Sie fehlen hingegen gänzlich den hochbeinichten Quadrupe - den mit kielförmiger Brust, namentlich75 den Bisulcis und Solidungulis; aber auch den Cetaceen.
Die Schulterblätter finden sich durch - gehends bey allen rothblütigen Thie - ren, welche Vorderfüsse oder ähnliche Bewegungswerkzeuge haben. Nament - lich also in beiden Classen der warm - blütigen Thiere ohne Ausnahme. Ihre Bildung ist aber selbst bey den Säuge - thieren von mancherley Verschieden - heit: zumal das Verhältniss ihrer drey Hauptränder gegen einander, das sich nach der Lage dieser Knochen, und dieses sich nach der Totalform des Tho - rax. (§. 38.) richtet. So ist z. B. der nach dem Rückgrat gekehrte Rand bey den mehrsten eigentlichen Quadrupeden, zumal bey den hochbeinichten mit schma - ler Brust, als bey welchen die Schul - terblätter zu beiden Seiten derselben liegen, am kürzesten; bey manchen aber, z. B. beym Elephanten, so wie bey den Chiropteris, bey den meisten76 Quadrumanen, und zumal beym Men - schen selbst, am längsten. – Wie - derum ganz anomalisch, fast einem Röhrenknochen ähnelnd, sind die Schul - terblätter des Maulwurfs*)Von dem wunderbaren Bau der Schul - terblätter und ihrer Verbindung mit den eben so anomalischen Schlüssel - beinen und Brustknochen des Schnabel - thiers s. Home a. a. O. tab. 3. H. M. Ducrotay de Blainville Diss. sur la place que la famille des Ornitho - rynques et des Echidnés doit occuper dans les séries naturelles. Par. 1812. 4. p. 9-12. und L. M. Jaffé de orni - thorhyncho paradoxo. Berol. 1823. 4. tab. 2. fig. 3.. – Dass die beiden Hauptfortsätze an diesen Kno - chen, der coracoides und das acromium bey denen am ansehnlichsten ausge - bildet seyn müssen, die wahre lange Schlüsselbeine haben, lässt sich schon a priori erwarten.
Die merkwürdigsten Verschiedenhei - ten an den eigentlich so genannten vor -77 dern Extremitäten lassen sich am füg - lichsten nach den Ordnungen und Ge - schlechtern der Thiere dieser Classe zu - sammen fassen. Am allerauffallendsten und abweichendsten ist ihr Bau bey den Fledermäusen und beym Maulwurf. Jenen fehlt der radius im Vorderarm, oder sie haben höchstens nur ein grä - tenförmiges Rudiment davon*)Weygand im IVten Suppl. zu den Breslauer Samml. p. 55.. Ihr Daumen ist kurz, mit einer hakenför - migen Kralle: hingegen die phalanges der übrigen 4 Finger, zwischen wel - chen die Flatterhaut ausgespannt ist, ausser allem Verhältniss lang, dünne**)Daher denn auch schon Lion. da Vinci aus dem Bau und Mechanismus der Fledermäuse – und nicht der Vö - gel – zu zeigen suchte, dass, und wie auch der Mensch wohl fliegen könne, s. Amoretti vita di L. D. V. p. 145., fast grätenförmig, und ohne Nägel***)Das fliegende Eichhorn hat an der Aussen - seite des Carpus einen eignen gräten - förmigen Knochen, der mittelst zwey78 kleiner rundlicher Beinchen an der Handwurzel befestigt, und in der zum Fallschirm dienenden Seitenhaut einge - wachsen ist..
Beym Maulwurf ist die Form des Schul - terknochen (os humeri) ohne ihres glei - chen; in der Mitte schmal, und an bei - den Enden auss sonderbarste breit aus - geschweift. Seine Schaufelpfoten zeich - nen sich anförderst durch einen ganz eignen sichelförmigen Knochen aus, der vom vordem Ende des radius nach dem Daumen hin liegt; ferner finden sich an den Phalangen der Finger zahlreiche Fortsätze, und auf ihrer Aussenseite eine Menge Sesamsbeinchen; alles zur Vergrösserung des Insertionswinkels der Sehnen als Hauptmittel zur Erleichte - rung der Muskelbewegung. – Bey den Seehunden sind die grossen Röhrenkno - chen der vordem Extremitäten nicht cylindrisch, sondern wie plattgedruckt, wodurch sie flossenartiger ausfallen und besser zum Rudern taugen*)Also wie die Flügelknochen der Pin - guine, davon unten §. 57. tab. III.. – Beson -79 ders merkwürdig sind einige Eigenhei - ten am metacarpus und metatarsus der Thiere mit gespaltnen Klauen und Hu - fen. Beym Schwein nemlich bestehen diese Theile aus vier Röhren. – Bey den Bisulcis vor der Geburt aus zweyen dicht an einander liegenden, die aber nachher durch Absorption der Scheide - wände zu einer gemeinschaftlichen Röhre umgebildet werden*)Jo. bapt. Com. a Covolo de meta - morphosi duorum ossium pedis in qua - drupedibus aliquot. Bonon. 1765. 4. – Fougeroux in den Mém. de l'Acad. des Sc. 1772. P. II. pag. 520.. – Beym Pferd aus einer einzigen Hauptrohre (gamba Veget. Fr. le canon), an deren hintern Seitenrändern ein Paar weit kürzere unbewegliche Nebenröhren, die Griffel - beine (Fr. les poinçons oder os epineux) wie angewachsen sitzen, so dass nur jene Hauptröhre mit dem Fesselknochen (Fr. le paturon) articulirt, welcher sich mit der ersten phalanx eines der mitt - lern Finger in der Menschenhand, so80 wie der Hufknochen*)Die normale Textur der vordem Au - ssenseite des Hufknochen bey schönen Pferden die nie beschlagen worden, gehört zu den ausgezeichnet sauber - sten Knochengebilden; wird aber durch schlechten Beschlag mit den Jahren ganz entstellt. s. CLARK in dem zunächst anzuführenden Werke S. 14. gewissermassen mit dem dritten oder Nagelgliede des - selben, vergleichen lässt**)Den beträchtlichen Zwischenraum zwi - schen dem nach Verhältniss kleinen Hufknochen und der innern Seile des weit grössern hornichten Hufs füllt zu - mal die sogenannte Fleischsohle, die aus verdichtetem Schleimgewebe besteht, und mit zahlreichen Nerven und Blut - gefässen durchwirkt ist, zumal mit den zahllosen Zweigen des rete mirabile venosum, dass die Vorder - und Un - terseite der Hufknochen umgiebt.Der Huf selbst bildet längs der in - nern Seite der Hornwand, wohl 500 gar sonderbare schmale Hornstreifen, zwischen welche sich eben so viele Blätter der Fleischsohle erstrecken.81Auf der Hornsohle unterscheidet man aber vorzüglichst dreyerley, durch ihre Elasticität für die leichte Bewegung des Pferdes höchst wichtige Organe, den Strahl mit seiner Grube, und hinter demselben zu beiden Seiten die Ballen. Von allem diesen s. viel Neues und Wichtiges in des gelehrten Veterinararz - tes Bracy Clark's Series of origi - nal Experiments on the Foot of the living Horse. Lond. 1809. 4. mit Kupf.. – Ueber - haupt aber ist diese äusserste Phalanx nach der Verschiedenheit der hornarti - gen Bedeckung derselben durch platte Nägel oder Krallen oder Hufe oder gespaltene Klauen u. s. w. selbst von verschiedener damit correspondirender Bildung.
Endlich auch noch einiges von den hintern Extremitäten. – Bey den aller - mehrsten Quadrupeden ist das Schen - kelbein weit kürzer als ihre Schienbein - röhre, und daher gar nicht oder kaum merklich vom Unterleibe abstehend. Nur bey wenigen, wie z. B. beym Bär, ist der erstgenannte Knochen länger, und so auch bey manchen Affen, nament -82 lich beym Orangutang, bey welchem auch, so wie bey verschiednen andern wahren Affen und Pavianen, die Röhren des Ober - und Vorder-Arms auffallend länger sind, als die vom Ober - und Unter-Schenkel. – Manche, wie z. B. die Elephanten, haben kein ligamentum teres am Schenkelkopf, folglich auch keine Grube dafür auf demselben, die sich hingegen bey den Nashörnern fin - det. – Den Bisulcis fehlt fast durch - gehends die fibula. – Die eigne Form des talus bey den Thieren der nemli - chen Ordnung ist aus dem Gebrauch desselben zum Knöchelspiel der Alten bekannt*)Aristotelis H. A. l. II. c. 1. und de partib. animal. l. X. c. 4. – Von den mancherley Benennungen dieses so all - gemein bekannt gewordnen Knochens in den mehrsten Europäischen und Mor - genländischen Sprachen, so wie von seiner form bey verschiedenen Thieren, s. Th. Hyde historia talorum im IIten B. des Syntagma dissertationum Des - selb. Oxon. 1767. 4. pag. 310. u. f.. – Bey manchen Quadru -83 manen, und namentlich beym Orangutang, sind die beiden hintern Phalangen der vier Finger an ihrer Hinterhand merk - lich bogenförmig gekrümmt, wodurch sie zum Anhalten auf den Baumästen bequem, hingegen zum aufrechten Gange desto unfähiger sind. – Die Cetaceen haben gar keine Knochen in ihren Schwanzflossen, aber wohl in den Brust - finnen*)So auch beym Manaten, dessen vor - dere Ruderfüsse weiland für Sirenen - hände ausgegeben worden. s. z. B. Th. Bartholini histor. anatomic. Cent. II. pag. 188., wo sie im Ganzen denen in den Vorderfüssen der Robben ähneln.
Der Totalbau, des Vogelgerippes*)Viel treffliches zu diesem Abschnitt enthalten Nitzsch osteografische Beytr. zur N. G. der Vögel. Leipz. 1811. 8. mit Kupfern; und, so wie zur ganzen Anatomie dieser Thier-Classe, der IIte und IIIte B. von Tiedemann's Zoologie. hat in der ganzen Classe viele übereinstim - mende Gleichförmigkeit; und zeigt, wenn er mit den so ungleich vielförmigern Skeleten der Säugethiere verglichen wer - den soll, noch die mehrste, theils auf den ersten Blick unerwartete Aehnlich - keit mit dem menschlichen**)Wie schon der wackre Belon gezeigt hat. s. Dess. histoire de la nature des oyseaux. avec leurs naïfs portraicts re - tirez du naturel. Paris. 1555. fol. p. 40..
Zu den Eigenheiten des Schedels der Vögel gehört, dass, wenigstens bey den Erwachsenen, die eigentlichen Hirnscha - lenknochen*)Von diesen eigentlichen Hirnschalen - knochen der Vögel s. Vinc. Mala - carne in den Mem. della Società Ita - liana. T. I. pag. 747. und T. II. p. 237. und Geoffroy-Saint-Hilaire in den Annales du Muséum T. X. Cah. 58. 1807. mit trefflichen Abbild. ohne ächte Nähte, son - dern wie zu einem Stücke verwach - sen, sind**)Hier verdient eine, so viel bis jetzt bekannt, bloss einigen Scharben (Pele - canus carbo und graculus) eigne Ano - malie erwähnt zu werden, als bey wel - chen auf dem Hintertheil des Scheitels ein sonderbarer säbelförmiger kleiner Knochen befindlich ist, der, wie man glaubt, dem Thiere als Hebel dient, um den Kopf zurück zu schlagen, wenn er die weggeschnappten Fische erst in die Höhe wirft, um sie dann mit offnem Rachen der Länge nach aufzufangen. – Aber freylich thun das gar manche andere fischfressende Vögel auch, ohne86 doch dazu mit diesem besondern Kno - chen versehen zu seyn. – Das ganze Gerippe der Scharbe hat schon Coiter auf der IVten von seinen trefflichen Tafeln mit Thierskeleten abgebildet, die den von ihm herausgegebenen Lectio - nibus Fallopii de partib. similaribus ꝛc. Norib. 1575. fol. beygefügt sind..
Ferner haben sie ohne Ausnahme nur einen einzigen mit dem obersten Hals - wirbel articulirenden condylus am vor - dem Rande der grossen Oeffnung des Hinterhauptes. (– tab. IV. a –)
Und eben so allgemein ist auch wohl in der ganzen Classe der Quadratkno - chen (Fr. os carré)*)Diesen Namen hat ihm Herissant bey - gelegt tu der nachbenannten Abhand - lung pag. 356. Aber schon Coiter hat demselben im angeführten Werke genau bestimmt, und Stenonis ihn das os intermedium genannt. Act. Hafn. vol. II. 1673. p. 321., wodurch der Un - terkiefer in der Ohrgegend zu beiden Seiten mit dem Schedel eingelenkt ist. (– tab. IV. b –)
87Das Thränenbein haben zwar die Säu - gethiere mit den Vögeln gemein; doch scheint es bey diesen noch allgemeiner als bey jenen; ist meist von ansehnli - cher Grösse (– tab. IV. c –) und muss genau von dem, weit weniger allge - meinen, aber bey den mehrsten Raub - vögeln ansehnlichen Superciliarknochen*)s. Merrem's Abhandl. aus der Thier - geschichte. pag. 120. unterschieden werden.
Ihre Kiefer sind durchgehends zahn - los; aber der obere**)Am Oberkiefer einiger Vögel haben neuere Zootomen auch ein Rudiment der Intermaxillarknochen angenommen. s. Fischer's obgedachte Monographie S. 115. und Geoffroy Saint – Hi - Laire in den Annales du Muséum a. a. O. S. 347., der bey den Säu - gethieren gänzlich unbeweglich ist, hat bey den Vögeln, bis auf wenige Aus - nahmen, mehrere oder mindre Beweg -88 lichkeit*)Herissant sur les mouvemens du bec des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris 1748. pag. 345. mit treffli - chen Kupfern.; entweder so dass er, wie bey den Papageyen**)Auch von dem Oberschnabel des Pele - canus varius sagt Labillardiere:„ cette mandibule est mobile comme celle des perroquets. “s. Dess. Relation du voyage à la recherche de la Pé - rouse. T. I. pag. 210., einen eignen von der Hirnschale abgesonderten Knochen ausmacht, der durch eine wahre Arti - culation mit derselben verbunden ist, oder doch so, dass er bey den aller - mehrsten übrigen zwar in einem Stück, aber doch mittelst nachgiebiger elasti - scher Knochenblätter mit derselben zu - sammenhängt. – Nur bey wenigen, z. B. beym Nashornvogel***)So ist es wenigstens an einem Schedel dieses abenteuerlichen Geschöpfs in meiner Sammlung, der noch aus dem Nachlass des verdienstvollen C. clu - sius abstammt. (Buceros rhi -89 noceros), scheint er gänzlich unbe - weglich*)Die noch neuerlich wiederholte Behaup - tung, als ob beym Flamingo (Phoeni - copterus ruber) nur der Oberkiefer be - weglich; und hingegen der untre völlig unbeweglich sey, (s. z. B. Museum Wormianum p. 309. u. f.) finde ich an dem Schedel jenes Vogels den ich vor mir habe, keinesweges bestätigt. – Vergl. Buffon, hist. nat. des oiseaux vol. XVI. pag. 300. ed. in 12°..
Das Verhältniss der eigentlichen Hirn - schalenknochen zu den Kiefern ist auch in dieser Classe sehr verschieden. Jene sind z. B. bey den Eulen von auffallen - der, so wie diese hingegen bey den Nas - hornvögeln von ungeheurer Grösse**)Eine bewundernswerthe Sexual verschie - denheit zeigt sich hierin am Schedel der Hollenhühner, als bey welchen der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monstrosen Blase aufgetrieben wird, auf welcher dann ihr grosser Federbusch sitzt. – Eine erbliche Ab -90 weichung des Bildungstriebes, die mei - nes Wissens ausserdem im ganzen Thier - reich ihres gleichen nicht hat, und von der ich nicht, absehe, wie Pallas (in den Act. acad. Petropolit. a. 1780. F. II. p. 97.) auf die seltsame Ver - muthung kommen konnte, sie möchte wohl aus Vermischung zwischen Perl - hühnern (Numida meleagris) und Haus - hühnern entstanden seyn.Ich habe neuerlich mehrere Köpfe solcher Hollenhühner frisch untersucht und zum Ueberfluss mit denen vom Perlhuhn verglichen, und die totale Verschiedenheit zwischen beider ihrem Schedelbau, und bey erstern zumal das Verhältniss des Hirns zu seiner Hirnschale, beschrieben und abgebildet in der obgedachten Commentatio de nisus formatiui aberrationibus p. 19.u. f. tab. I. fig. 2..
Zu den übrigen vorzüglich characte - ristischen Verschiedenheiten der Vögel - schedel unter einander*)Vergl. Jac. Th. Klein stemmata avium. Lips. 1759. 4. mit 40 Kupf., gehört beson - ders, dass die Augenhölen (die über - haupt in dieser ganzen Classe von an -91 sehnlicher Grösse sind), bey manchen bloss durch eine membranose, bey an - dern durch eine knöcherne mehr oder weniger durchbrochne Scheidewand von einander abgesondert sind; und dann das Verhältniss der Nasen - und Gau - menöffnung zum Oberkiefer; das selbst bey verschiednen Gattungen des glei - chen Geschlechts ausnehmend differirt; denn so sind z. B. diese Oeffnungen klein beym Storch, und hingegen beym Kranich von einer solchen Weite, dass dadurch der längste Theil des Kiefers nur wie ein durchbrochnes Prisma aus drey weit von einander abstehenden, nach der Schnabelspitze convergirenden, schmalen Knochenstreifchen zu bestehen scheint.
Die Steifheit des Rückens der Vögel wird durch zahlreichere und bewegli - chere Halswirbel compensirt, deren, um nur wenige Beyspiele anzuführen, der Rabe 12 hat, das Huhn 13, der Straus 18, der Storch 19, der Schwan 23.
Am Rumpfe (truncus) des Vogelge - rippes sind überhaupt weniger knorpe - lichte Theile als bey den Säugethieren, zumal ist der dazu gehörige Theil des Rückgrates kurz und wenig oder gar nicht beweglich, und ohne wahre Len - denwirbel. So wie auch kein Vogel ein zu einer wahren gegliederten Schwanz - rippe verlängertes Kukuksbein hat*)Bey der ungeschwänzten Hühnerrasse, dem sogenannten Kluthuhn (Gallus ecaudatus) bey welchem sich das Vro - pygium durch Degeneration verloren hat, ist auch vom Kukuksbein nichts weiter als ein unförmlicher knorrichter kurzer Ansatz übrig..
Das Becken der Vögel wird haupt - sächlich durch einen breiten einfachen gemeinschaftlichen Hüftknochen gebil - det, dessen Seitentheile bey mancher - ley Gattungen verschiedentlich gestaltet sind, nach unten aber, statt eine Schaam - beinverbindung zu machen, weit von93 einander abstehen, wovon, so viel bis jetzt bekannt, bloss der Straus die merk - würdige Ausnahme macht, dass sein Becken auch, wie bey den allermeisten Quadrupeden, nach unten, und zwar, wie bey einigen derselben (§. 37. p. 63.) durch völlig zusammen verwachsene Schaambeine geschlossen ist. (– tab. II. e –)
Die Vögel haben weniger Rippen als die Säugethiere. Meines Wissens nie über 10 Paare. Auch liegen die so ge - nannten unächten (costae spuriae), die nemlich gar nicht ans Brustbein reichen, bey ihnen nach vorn, nicht wie bey jener Thierclasse nach den Hüften zu; und die ächten sind nur mittelbar durch besondre kleine Zwischenknochen mit den Rändern des Brustbeins verbunden. Auch zeichnen sich, wenigstens die mittlern Paare, durch einen besondern flachen fast hakenförmigen Fortsatz aus, der nach oben und hinten gekehrt ist.
Das Brustbein dieser Thiere verläuft sich nach unten in das verticale Kno - chenblatt (crista) zur Anlage der mäch - tig grossen Brustmuskeln. Beym männ - lichen wilden Schwan (Anas cygnus), so wie bey einigen Gattungen des Rei - hergeschlechts, z. B. beym Kranich, bil - det dieser Theil eine sonderbare hohle Kapsel, die zur Aufnahme eines be - trächtlichen Theils der Luftröhre dient. – Dem Straus fehlt aber jenes Kno - chenblatt gänzlich, da sein Brustbein die in dieser Classe sonst unerhörte Form einer flachgewölbten Schale oder eines Brustharnisches hat.
Die Flügel mit dem Rumpfe zu ver - binden, dienen dreyerley merkwürdige Knochen*)Von mancherley Verschiedenheiten im Bau derselben s. Vicq-d'Azyr in sei - nen Memoires pour servir à l'anatomie des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris 1772. P. II. pag. 626.. Die überaus robusten95 Schlüsselbeine, welche gerade Röhren - knochen bilden. Dann das dieser Classe eigne Gabelbein (furcula, s. os iugale, Fr. la lunette, Engl. the merry thought) wodurch das obere Ende derselben mit dem Brustbein zusammenhängt; und die säbelförmigen Schulterblätter.
Der Straus und Casuar haben zwar keine abgesonderte furcula; dagegen aber auf jeder Seite, am Vordertheil des Brustbeins, einen sonderbaren, läng - licht flachen Knochen, der aus einem Rudiment derselben, so wie aus dem Schlüsselbein und Schulterblatt gleich - sam in eins verschmolzen ist*)Ueber den hiervon etwas abweichen - den Bau dieser Knochen beym Süd - ländischen ungehelmten Casuar s. P. J. Is. de Fremery observat. osteolo - gicas de Casuario Novae Hollandiae. Ultraj. 1819. 8. pag. 25. fig. 2.. Ande - rer Verschiedenheiten dieses Knochens zu geschweigen, wie z. B. am Kranich wo er aus zwey abgesonderten Hälften besteht, die nicht mit einander, sondern seitwärts mit der merkwürdigen Luft -96 röhren-Kapsel des Brustbeins verbun - den sind.
Die Flügelknochen lassen sich im Gan - zen füglich mit denen im Arm des Menschen oder der Quadrumanen ver - gleichen, und bestehen bey den aller - mehresten Vögeln aus einer Oberarm - röhre, zwey Vorderarmröhren, zwey Knochen in der Handwurzel, zweyen meist zusammen gewachsenen in der Mittelhand, einem Daumenknochen, und zweyen Fingern, wovon der zunächst am Daumen liegende aus zwey Glie - dern, der äusserste aber nur aus einem besteht. – Zu den merkwürdigsten Ab - weichungen davon gehört, so wohl was die Zahl als die Bildung und das re - spective Verhältniss dieser Knochen gegen einander betrifft, die Einrichtung derselben in den fast flossenartigen Ruderflügeln des Pinguingeschlechts (– tab. III. –)*)Ueber einige osteologische (und myo - logische) Besonderheiten des Eulenflü -97 gels s. Heusinger in Meckel's deut - schen Archiv VII. B. 1822. S. 177. tab. 3. – Vergl. auch Ebendas. im VI. B. 1821. S. 546. tab. 4..
Der Knochenbau der untern Extre - mitäten ist am Vogelgerippe einfacher als bey den Säugethieren, und begreift im Allgemeinen bloss das Schenkelbein, die Schienbeinröhre (bey manchen mit einer kurzen fast grätenförmigen Ne - benröhre), eine Röhre des Mittelfusses (metatarsus)*)An diesem os metatarsi sitzt beym Haushalm und manchen andern männ - lichen Thieren der Hühnerordnung der Sporn, eine mit Horn überzogene98 apophysis vera von deren consensus mit den Genitalien F. B. Osiander in Beckmann's Beytr. zur Gesch. der Er - findungen Vten B. S. 499. u. f. handelt., und die Fusszehen. Und da die Vögel weder wahre Neben - röhre (fibula), noch auch Fusswurzel (tarsus) haben, so articulirt ihre Schien - beinröhre unmittelbar mit der gedach - ten Mittelfussröhre. – Bey den mehr - sten Vögeln ist eine merkwürdige Pro - gression der Zahl der Phalangen in ih - ren Zehen, da die hintre Zehe aus zwey Gliedern, die innere aus dreyen, die mittlere aus vieren, und die äusserste aus fünfen besteht*)Viele treffliche Bemerkungen über die - sen, so wie über manche andre Theile der Osteologie dieser Thierclasse, giebt Schneider in seinen so reichhaltigen commentar. ad reliqua librorum Fri - derici II. Imperatoris pag. 30.. – Doch haben die Papageyen an der grossen Zehe noch einen besondern Querknochen**)Diesen finde ich wenigstens an meh - rern Papageyskeletten in meiner Samm - lung. Bey dem von Psittacus eritha - cus ähnelt er einem ganz kurzen Röh - renknochen; beym Ps. leucocephalus ist er mehr rundlich u. s. w..
Bey den Amphibien sind erstens die beiden Ordnungen derselben, die vier - füssigen nemlich und die Schlangen, und unter jenen wiederum die drey Hauptgeschlechter von Schildkröten, Frö - schen und Eidechsen, in der Totalform ihres Körpers, und mithin auch in der Einrichtung ihrer Gerippe, so sehr von einander verschieden, dass es am besten seyn wird, das hierher gehörige nach der Folge dieser Ordnungen und Ge - schlechter selbst, zusammen zu fassen. Zuerst also von den Reptilien.
Die Schildkröten, deren ganze Ge - rippe*)Gute Abbildungen von Schildkröten - Skeleten s. bey Coiter, Cheselden und in Joh. Dan. Meyer's Zeitver - treib mit Betrachtung curioser Vor - stellungen allerhand Thiere u. s. w. T. I. t. 29. 31. T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in Giov. Caldesi osservaz. anatom. intorno alle Tarta - rughe. Fir. 1687. 4. vor allen aber in Bojani anatome testudinis Europaeae Vilnae. 1819. Fol. überhaupt, so wie diese Thiere selbst, einen ausnehmend sonderbaren Bau haben, sind völlig zahnloss; haben aber (so wie mehrere andre Thiere aus beiden Ordnungen dieser Classe) vorn am Oberkiefer eine Art von os inter - maxillare. Der hornichte Ueberzug ih - rer Kinnladen hat, zumal an der obern, in Rücksicht seiner Verbindung mit der - selben, manche theils auffallende Aehn - lichkeit mit dem Pferdehuf. Zumal bey den Seeschildkröten ist die Hirnhöhle äusserst eng in Vergleich zur Grösse101 des Schedels*)Eine musterhafte Beschreibung und Abbildungen des Schedels der Riesen - schildkröte und seiner Knochen giebt Dr. Ulrich in der oben (S. 12.) an - geführten Schrift., dessen grössten Raum die beiden weiten fossae laterales ein - nehmen, in welchen die mächtig grossen Beissmuskeln liegen.
Der eigentliche Rumpf des Skelets ist mit den beiden grossen Schalen des Thiers verwachsen: so, dass die Brust - wirbel und Rippen in der Rückenschale festsitzen, das Brustbein hingegen dem Bauchschild zur Grundlage dient.
Die knöcherne Rückenschale besteht aus ohngefähr 50 Stücken, die theils durch ächte Nähte unter einander ver - bunden sind.
An den Beckenknochen**)L. Fr. E. Lorenz obseruationes ana - tomicae de pelui reptilium Hal. 1807. 8. unterschei - det man die gleichen drey Haupttheile,102 wie bey der Säugethiere ihren, aber im umgekehrten Verhältniss der respectiven Grösse. Die Schaambeine nemlich sind so hoch und breit, dass sie die beiden grössten flachen Knochen (ossa plana) am ganzen Schildkröten-Skelet aus - machen, die Hüftknochen hingegen am kleinsten.
Am sonderbarsten ist Form und Lage ihrer Schulterblätter und Schlüsselbeine. Jene liegen ganz anomalisch nach un - ten, hinter dem Brustschilde, und diese haben gleichsam die Gestalt eines Win - kelhaken, wo aussen an der Ecke des - selben die Oberarmöhre (os humeri) ein - gelenkt ist.
Frösche und Kröten*)Gerippe der Hieländischen s. in Rö - sel's allgemein bekannten Meister - werke t. 7. 12. 16. 19. 21. 23. 24. und das sonderbare Skelet der Pipa genau beschrieben und abgebildet, von Rudol -103 phi in F. G. Breyer obs. anat. circa fabricam Ranae pipae. Berol. 1812. 4. So wie das der Rana paradoxa bey Lorenz a. a. O.Vergl. auch C. H. Mertens obs - in osteologiam Batrachorum nostra - tium. Hal. 1820. 8. haben theils Gaumen-theils Kieferzähnchen, und ein sehr kurzes Rückgrat, das sich hinten in einen einfachen geraden Knochen en - digt, der mitten zwischen dem gabelför - migen Hüftknochen zu liegen kommt.
Sie haben gar keine Rippen; dage - gen aber breite processus transuersos der Brustwirbel, und eine sonderbare Ver - bindung der fast schuppenförmigen Schul - terblätter und zweyer Paare von Schlüs - selbeinähnlichen Knochen mit dem Brust - beine.
Noch verdient eine sonderbare Ein - richtung in der Vorderarmröhre und dem Schienbein dieser Thiere Erwäh - nung, als welche zwar nur aus einem Stücke bestehn und noch dazu in der104 Mitte dicht sind ohne Markhöhle, aber sich an beiden Enden gleichsam in zwey fast trichterförmige Röhren mit deutli - chen Markhöhlen spalten*)s. des ber. Wundarztes Mich. Troja Memoria sopra la struttura singolare della tibia e del cubito nelle Rane e nei Rospi, in seinen Sperienze intorno alla Rigenerazione delle ossa. Nap. 1779. 8. pag. 250. t. 7. 8..
Unter den Eidexenartigen**)Das Gerippe der gemeinen grünen Ei - dexe s. bey Coiter t. 4. Meyer T. I. t. 56.Des Salamanders bey Meyer T. I. t. 54.Der Wassermolche ebendas. t. 55. 56.Des Chamäleon bey Cheselden vor dem 6ten Cap.Des wundersamen Proteus in Con - figliachi's und Rusconi's Mono - graphia t. 4. f. 5. Amphi - bien mögen hier die Crocodile***)Crocodilskelete s. in Nehem. Grew musaeum Regalis Societatis Lond. 1681. fol. t. 4. – vorzüglich aber in Faujas - Saint-Fond hist. naturelle de la mon - tagne de St. Pierre de Maestricht t. 24. we -105 gen mancher besonders merkwürdigen Eigenheiten in ihrem Bau zum Bey - spiele dienen.
Schwerlich sind bey irgend einer an - dern Art von Thieren die Kiefer von so auffallender Grösse in Vergleich zu der äusserst engen Hirnhöhle.
Der obere endigt sich vorn in eine Art von os intermaxillare, und die Seitenflügel des untern bestehen aus mehrern zusammengefügten Stücken.
Besonders ist auch bey diesen Thie - ren*)Ein Uebergang zu dieser Art von Ein - lenkung zeigt sich an den Kiefern der Schildkröten. die Einlenkung des Unterkiefers; da derselbe die am Oberkiefer befindliche Gelenkwalze (condylus) in seine Gelenk - rinne (cauitas articularis) aufnimmt**)Jene Gelenkwalze ähnelt (wenigstens beym Alligator, dessen Schedel ich vor mir habe) gewissermassen der Rolle (trochlea oder rotula Alb.) am untern Ende der Oberarmröhre.Vielleicht hat eben diese merkwür - dige Einlenkungsweise zu dem alten106 Irrthum Anlass gegeben, der doch selbst von so guten Anatomen, wie Vesa - lius und Columbus adoptirt worden, als ob beym Crocodil der Oberkiefer beweglich, der untre hingegen unbe - weglich sey.Aber der Augenschein lehrt, dass zwar die Crocodile, wenn gleich der Unterkiefer ruhig liegt, dennoch den übrigen Schedel in jenem Gelenke auf und nieder bewegen können, und dass diess bey ihnen sowohl wegen des Ver - hältnisses des Oberschedels zur unge - heuren Grösse des Unterkiefers, als auch wegen jener anomalischen Arti - culation leichter geht, als bey andern Thieren: dass aber an eine eigne Be - weglichkeit der blossen Oberkieferkno - chen, (so wie sie bey den allermehre - sten Vögeln, Schlangen und Fischen Statt hat) bey ihnen nicht zu denken ist..
Ihre zahlreichen Zähne haben das merkwürdige, dass zum Behuf des Wech - selns anfänglich immer ihrer zweye wie Tuten in einander stecken*)Zuweilen gar ihrer dreye, wie ret - zius versichert, in sein. animad -107 vers. circa crocodylum. Lund. 1797. 4. p. 12. sq..
Die allerauffallendste Sonderbarkeit an ihrem Gerippe ist aber ein wunderba - res sternum abdominale, was ganz vom vordern eigentlichen Brustbein verschie - den ist, und sich vom Schwerdknorpel desselben nach den Schaambeinen er - streckt, und zur Stütze der Bauchein - geweide zu dienen scheint*)An drey ostindischen Crocodilskeleten die ich untersucht, hatte der Tho - rax 12 Paar Rippen, nemlich 10 P. ächte und 2 Paar sogenannte spurias. Erstre hatten knöcherne appendices und zwischen dem Hauptstück der Rippe und diesen Anhängen auch noch überdem ein drittes kleines Mittelstück. Das sternum abdominale bestand aus 7 Paar zusammen verbundner knorp - lichter Bogen; von welcher die 6 vor - dem Paare mit offnen Zwischenräumen durchbrochen waren, hingegen der Raum zwischen dem hintersten Paare und den Schaambeinen mit einem breiten Knorpelblatt ausgefüllt war. – Von dem wenigstens gewissermassen108 ähnlichen Bau beym Nilcrocodil vergl. Jo. Veslingii obseruationes anato - micas. Hafn. 1664. 8. pag. 43. seq. und vom Alligator die Beschreibung des P. Plumier in den Mémoir. de Tre - voux vom Febr. 1705. pag. 127..
Die Schlangen*)Gerippe verschiedner Schlangen s. bey Meyer T. I. t. 88. 90. 91. und T. II. t. 17. haben wohl sämmt - lich einen, unabhängig von der übrigen Hirnschale schon für sich mehr oder weniger beweglichen Oberkiefer.
Bey ihrem Gebiss ist vor allem die wichtige sehr bestimmte Verschiedenheit zu merken, wodurch sich die gifti - gen Gattungen von Schlangen von den un - gleich zahlreichern giftlosen auszeichnen.
Die letztern haben nämlich im Ober - kiefer vier mit kleinern Zähnen besetzte Maxillarknochen, wodurch gleichsam eine gedoppelte doch weit von einander ab - stehende Reihe von Zähnen gebildet109 wird, wovon die eine nach innen auf jeder Seite längs des Gaumens, die andre aber nach aussen am vordem Kie - ferrande sitzt.
Den eifrigen fehlt diese äussre Reihe von kleinen Zähnchen; dagegen haben sie aber am vordern Rande des Ober - kiefers die längern röhrenförmigen Gift - zähne, welche mit den Giftblasen in Verbindung stehen, und im Grunde als wahre knöcherne ductus excretorii an - zusehen sind, wodurch das Gift in die damit gebissne Wunde eingeflösst wird*)Beyspiele zur Vergleichung s. im IVten Hefte meiner Abbildungen naturhisto - rischer Gegenstände tab. 37. wo die Köpfe einer Klapperschlange und der Riesenschlange beide mit offnem Rachen zu dieser Absicht vorgestellt sind..
So wie es überhaupt scheint dass die Menge der Rückgratswirbel bey den roth - blütigen Thieren mit der Grösse und Stärke ihrer äussern Bewegungswerk -110 zeuge im umgekehrten Verhältnisse ste - hen; so haben namentlich die Schlan - gen beym gänzlichen Mangel solcher Werkzeuge die allerzahlreichsten Wir - bel; theils über 300.
Bey den Klapperschlangen sind die letzten Schwanzwirbel breit, und mit den ersten blasenförmigen Gliedern der hornartigen Klapper überzogen; so wie auch die übrigen holen Glieder dieses in seiner Art so einzigen und räthsel - haften Organs*)Von dem vermuthlichen Zweck dieses den Klapperschlangen so ausschliesslich eignen Organs, und wie fern es diesen sehr trägen Geschöpfen doch vielleicht dazu dienen könne, die dadurch auf - geschreckten Vögel u. s. w. zu sich herunter zu bringen (was dann den Anlass zu der Sage von ihrem ver - meinten Fascinationsvermögen gegeben haben kann) s. Voigt's neues Magazin I. B. 2tes St. S. 37 u. f. über die Zau - berkraft der Klapperschlangen, beson - ders in Rücksicht einer Schrift des Dr. barton. auf eine bewunderns - werthe Weise an einander gelenkt sind.
Auch finden sich bey den Schlangen die allermehrsten Rippenpaare; bey man - chen auf dritthalbhundert.
Darunter verdienen besonders die 20 Paare von sogenannten costis scapulari - bus der Brillenschlangen bemerkt zu werden, die ihnen zum Aufblähen des Halskragens dienen*)s. Home in den Philosoph. Transact. for 1804.Dasselbe ist auch wohl bey einigen andern Gattungen des Coluber-Ge - schlechts der Fall, namentlich bey der Aegyptischen C. haje, die auch ihren Hals im Zorne sehr weit auftreiben kann. Ueber den Antheil, welchen die Bewegung der Rippen am kriechen der Schlangen hat, s. ebenfalls Home in jenen Transact. for 1812..
Hingegen sind die Schlangen (etwa mit Ausnahme der Blindschleichen) wohl unter allen rothblütigen Thieren die ein - zigen die kein eigentliches Brustbein haben.
Bey der mannichfaltigen Verschieden - heit in der Totalbildung der Fische be - greift sich von selbst wie vielartig auch die Form ihrer Gerippe seyn muss*)Noch fehlt es an Abbildungen von Ge - rippen der verschiedenartigsten See - fische. Ein schönes Rochen-Skelet findet sich bey Cheselden hinter der Vorrede. Vom Uranoscopus sca - ber in Fischer Zoognosia. ed. 3. Vol. I. Mosqu. 1813. 4. tab. 3.Von 25 Gerippen verschiedner Süss - wasserfische hat Meyer in den bei - den ersten Bänden seines schon öfter angeführten Werks gute Vorstellungen geliefert.Ein Karpen-Skelet s. in du Hamel Traité des pêches (einem Theile der grossen Descriptions des arts et métiers) P. II. Sect. I. tab. 3.113.Das vom Brachsen und vom Häring musterhaft beschrieben und abgebildet in Fr. Rosenthal's ichthyotomischen Tafeln 1. Heft. Berl. 1812. 4.; doch kommen sie im Ganzen darin un - tereinander überein, dass ihre Finnen, Zumal die Brust - und Bauch-Flosse an besondre dazu bestimmte Knochen ein - gelenkt sind; überhaupt aber die Fische weit mehr lose vom übrigen Skelet ab - gesonderte Knochen haben, als die Thiere der vorigen Classen*)Treffliche Bemerkungen über den Bau des Skelets der Fische im Allgemeinen, giebt Autenrieth in Wiedemann's Archiv I. B. 2ten St. und Rosenthal in Reil's und Autenrieth's Archiv für die Physiol. X. B.Von den Gerippen einzelner Ord - nungen von Fischen s. Vicq-d'azyr im VII. B. der Mémoires presentés à l'Acad. des scienc. Deutsch mit An -114 merkungen und Zusätzen von Schnei - der in dessen Sammlung von anato - mischen Aufsätzen und Bemerkungen zur Aufklärung der Fischkunde. I. Th. Leipz. 1795. 8..
Der Schedel ist bey vielen Knorpel - fischen (namentlich bey den Rochen) von sehr einfachen Bau, und besteht (den Unterkiefer abgerechnet) meist nur aus Einem Haupt-Stück. Bey den Grä - tenfischen hingegen ist er aus desto zahl - reichern Knochen zusammengesetzt, de - ren man z. B. am Kopfe des Barsch auf 80 zählt.
Die meisten von diesen haben einem mehr oder minder beweglichen Oberkiefer, auch mit einem vel quasi os interma - xillare.
Besonders zeigt sich in dieser Classe grosse Mannichfaltigkeit im Bau des Gebisses.
Manche Geschlechter, wie z. B. die Störe, sind zahnlos. Ihr Gebiss, das aus den Oberkiefern, Jochbeinen und beiden Hälften der Unterkinnlade be - steht, macht einen vom übrigen Sche -115 del abgesonderten, eignen beweglichen Theil aus, der aus dem, unten nach dem Halse zu liegendem Maule, heraus - geschoben und wieder eingezogen wer - den kann.
Unter dem mit Zähnen versehenen Fischen findet sich ausnehmende Ver - schiedenheit in. Form, Menge und Lage derselben.
So haben z. B. manche Gattungen des Brachsengeschlechts (Sparus probatoce - phalus u. a.m.) fast menschenähnliche Vorderzähne*)Augustin. Scilla de corporibus ma - rinis lapidescentibus. ed. Rom. 1759. 4. tab. 2. fig. 3., die auch mit Wurzeln in Zahnzellen eingekeilt sitzen.
Bey sehr vielen andern Fischgeschlech - tern hingegen werden die Zähne durch zapfenförmige Fortsätze der Kieferkno - chen gebildet, die nur wie mit einer Rinde von Schmelz (substantia vitrea) überzogen sind.
116Bey den allermehresten Hayfischen ist das Gebiss mit zahlreichen Zähnen auf den Nothfall zum Ersatz von verlohren gehenden, versehen. Der carcharias z. B. hat ihrer über 200, die in meh - reren Reihen fast wie die Blätter einer Artischocke auf einander liegen. Nur die in der äussersten Reihe am Kiefer - Rande stehen auswärts und bloss. Die in den übrigen Reihen hingegen sind kleiner, mit den Spitzen rückwärts ge - kehrt und mit einer Art Zahnfleisch be - deckt. Sie brechen durch und schlagen sich rum wenn welche in der äussern Reihe verlohren gehen*)s. Hérissant in den Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1749. pag. 155. und W. Andre in den phil. Transact. vol. LXXIV. pag. 274.. Es versteht sich daher bey dieser Einrichtung von selbst, dass sie keine Wurzeln haben können.
Nur der Sägefisch (Squalus pristis) hat an beiden Seitenrändern seines Schwerd - förmigen Gewehrs fest eingekeilte Zähne.
117Bey manchen Fischen ist selbst der Gaumen und bey einigen (z. B. beym Lophius piscatorius) sogar das Zungen - bein, so wie bey vielen Rochen der Rand des Wundes mit Zähnen wie ge - pflastert*)Eins der wunderbarsten Arten von Ge - biss findet sich beym Narinarisische, ei - ner westindischen Rochengattung (Raja flagellum Schneid. ) und ist von Sloane als die Zunge des Thiers be - schrieben und abgebildet in den philos. Transact. vol. XIX. pag. 674. – Das Stück, was ich davon besitze, ist ein flacher Knochen gegen 5 Zoll lang, fast 2 Zoll breit, und klein Fingers dick, der ans 15 nach der Länge an einan - der stehenden bogenförmigen Abschnit - ten zusammen gefügt, und jeder dieser Bogen auf der obern Seite mit 60 dicht neben einander liegenden schmalen Zäh - nen bedeckt ist..
Das Rückgrat, besteht bey den lang - gestreckten Fischen mit kurzen Flossen aus desto zahlreichern Wirbeln (§. 72.),118 deren sich z. B. beym Aal über 100, bey manchen Hayen über 200 finden.
Das Hauptstück oder sogenannte cor - pus dieser Wirbel ist meist cylindrisch, auf beiden Flächen mit einer trichter - förmigen Vertiefung und concentrischen Ringen, deren Zahl sich nach dem Alter des Thiers richten soll.
Das Rückenmark läuft oberhalb der - selben durch einen an der Wurzel der Dornfortsätze gebildeten Canal.
Mit den sogenannten Brustwirbeln sind bey den mehresten Gräten-Fischen die Rippen eingelenkt; bey manchen stehen sie aber ausser dergleichen Verbindung mit denselben; und den Knorpelfischen kann man gar keine eigentlichen Rippen zuschreiben.
Unter den besondern Knochen die zur Grundlage und Einlenkung der Flossen119 dienen*)Geoffroy im Xten Bande der An - nales du Muséum und Rosenthal im Xten B. von Reil's Archiv. , lassen sich die an den Brust - finnen mit Schulterblättern, und die an den Bauchflossen gewissermassen mit den Hüftknochen der vorigen Thierclassen verglichen**)Ich besitze ein Exemplar des überaus sonderbaren, hierher gehörigen Knochen der im Museum Wormianum pag. 270. in Jacobaei museum regium tab. 9. fig. 2. und in Olearii Gottorf. Kunstkammer tab. 12. fig. 3. abgebildet, und lange für ganz räthselhaft gehalten worden. Er ist dicht, flachrundlich, ohngefähr von der Form und Grösse einer glatten Ca - stanie, verläuft sich am obern Rande mit der einen Seite in einem knochich - ten Stachel, und articulirt auf der an - dern mittelst eines bewundernswerthen Giuglymus ohne seines Gleichen mit zwey kleinen Knöchelchen verschiede - ner Grösse, die ohngefähr die Form von Pfeilspitzen haben. Höchst wahr - scheinlich gehört er einem ostindischen Chaetodon (vermuthlich dem Ch. arthri - ticus Schneid. ) zu; so dass das grössere Stück zur Grundlage der Rückenflosse120 dient, und die kleinen die ersten ra - dios derselben ausmachen. – Vergl. W. Bell's description of a Chaeto - don called by the Malays Ecan Bonna in den philos. Transact. 1793. und Fischer im IV. B. S. 68. des ge - dachten Archivs. Einen diesem sehr ähnlichen, (eben so mit den beiden Nebenbeinchen ar - ticulirenden, und in einem 3 Zoll lan - gen Stachel sich verlaufenden) Knochen eines andern Chaetodon habe ich neuer - lich von meinem Freunde von Ol - fers aus Brasilien erhalten..
Viele Fische sind endlich auch noch mit blossen Fleischgräten (ossicula mus - culorum Artedii) versehen, die theils gabelförmig sind, immer bloss zwischen den Muskeln liegen und zur Bewegung derselben dienen.
Auf die vergleichende Uebersicht der Gerippe, als von welchen die Totalbil - dung der rothblütigen Thiere abhängt, folgt nun der zweckmässige Aushub des - sen, was von übrigen thierischen Kör - perbau und dessen Verrichtungen hier zu merken ist; und diess zwar nach einer natürlichen Ordnung und Folge der Functionen.
In den Unterabtheilungen jedes Ab - schnitts werden dann die einzelnen Thier - classen, nach der im Vortrag der Zoo - logie gewöhnlichsten Ordnung durch - gegangen.
Die sogenannten Functiones naturales die das Ernährungs-Geschäfte der Thiere122 in weitern Sinne begreifen, machen um so füglicher den Anfang, da sie einer - seits allen Thierclassen ohne Ausnahme zukommen, ja sogar, wenn gleich auf eine andre Weise, den Pflanzen mit den Thieren gemein sind; anderseits aber doch auch gerade in der eigenthümli - chen Art wie sie von den Thieren voll - zogen werden, ein Hauptcharacter der Animalität liegt; insofern nemlich die Thiere diejenigen organisirten Körper sind, die in der Regel ihre Nahrung mittelst willkührlicher Bewegung suchen, und sie durch den Mund in den Magen bringen.
Von ihrem Gebiss ist das merkwür - digste schon im zweyten Abschnitt ge - sagt. – Manche Affen, Paviane und Meerkatzen, sind so wie die Hamster und einige demselben ähnliche Gattun - gen des Marmotengeschlechts mit Bak -123 kentaschen (thesauri) versehen, worin jene Quadrumanen bey ihrem Aufent - halte auf den Bäumen im Nothfall kleine Provisionen aufnehmen, und die Ham - ster u. dergl. Wintervorrath in ihre Erd - hölen eintragen*)Eine genaue Beschreibung und Abbil - dung derselben s. in einer der muster - haftesten naturhistorischen und zooto - mischen Monographien, Sulzer's Ver - such einer Naturgeschichte des Ham - sters p. 41. 58. u. f. tab. 3. fig. 1..
Bloss bey den Camelen der alten Welt ist bis jetzt der grosse drüsen - reiche willkührlich bewegliche Anhang des veli palatini bemerkt worden, der vermuthlich diesen Thieren bey ihrem Aufenthalt in dürren Sandwüsten zur Netzung des Rachens dient**)s. Ever. Home's Life of J. Hun - ter vor dieses letztem posthumen Werke on the blood, inflammation ꝛc. p. 42..
Der Schlund der Quadrupeden zeich - net sich von dem Menschlichen beson - ders durch den fast schraubenförmigen Lauf der beiden Reihen von einander durchkreuzenden Querfasern in seiner Fleischhaut aus. – Bey gierig schlin - genden Raubthieren wie z. E. beym Wolf ist er von auffallender Weite: so wie hingegen bey vielen grössern Gras - fressenden, zumal aber bey den Wie - derkauenden seine Häute desto robu - ster sind*)Vom Schlund, so wie vom ganzen tu - bus alimentarius vieler Thiere aus ver - schiedenen Gassen s. besonders Grew im Anhange zum obgedachten museum Regal. Societ. .
Auch die Mündung des Schlundes in den Magen zeigt in Rücksieht der Weite sowohl, ab der Art ihrer Inser - tion manche Verschiedenheit; daher be - greiflich ist warum sich manche Thiere, wie der Hund, so sehr leicht, andre125 hingegen, wie z. B. das Pferd, kaum anders als in äusserst seltnen Fällen*)s. Nebel de nosologia brutorum cum hominum morbis comparata. Giess. 1798. 8. pag. 66., erbrechen können**)Unerwartet scheint es auf den ersten Blick, dass auch die wiederkauenden Bisulca, denen doch der Rückweg des Futters aus ihren ersten Mägen in den Schlund so geläufig ist, ebenfalls nur schwer zum Erbrechen zu bringen sind. – Ich besitze vom sel. Have - mamn (Director der Vieharzueyschule zu Hannover) einen Haarballen aus dem Pansen einer Kuh, die au Stok - kung in der Verdauung litt, welcher nach der Anwendung eines Stücks weisser Niesswurz, das dem kranken Thier durch einen Einschnitt vorn am Brustlappen unter die Haut geschoben worden, mit Heftigkeit weggebrochen ist. Eine ausführlichere Nachricht da - von habe ich im II. B. von Voigt's Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde pag. 637. u. f. mit - getheilt..
Weit mehr ist der Magen selbst bey vielen Thieren dieser Classe in Form und Bau und Function verschieden*)s. hierzu überhaupt Jens W. Neer - gaard's vergleichende Anatomie der Verdauungswerkzeuge der Säugethiere und Vögel. Berl. 1806. 8. und Home's Lectures. .
Bey den mehrsten fleischfressenden**)Herm. H. C. Schrader de digestione animalium carniuororum. Goett. 1755. 4. Quadrupeden, zumal bey den sogenann - ten reissenden Thieren, ist er dem Menschlichen im Ganzen ziemlich ähn - lich, doch theils von andrer Gestalt, wie z. B. bey der Robbe (Phoca vitulina) wo der Schlund gleich am linken Ende des Magens eintritt, so dass dasselbe gar keinen sogenannten blinden Sack bildet. Bey manchen andern, z. B. beym Lö - wen, Bär u. s. w. ist er um die Mitte herum durch eine schwache Verenge - rung wie in ein paar Abschnitte ge -127 theilt, und überhaupt sind bey den Car - nivoren seine Häute, zumal die Fleisch - haut sehr robust*)Doch ists nicht wörtlich zu nehmen, wenn Röderer sagte:„ Der Bär hat einen doppelten Magen: des erstem und grössern Bau ist wie bey den fleischfressenden Thieren; des zwey - ten und kleinem wie bey den Vögeln, die sich mit harten Saamen nähren. “.
Bey manchen Herbivoren scheint er von aussen ebenfalls einfach; ist aber inwendig entweder wie beym Pferd**)Bertin in den mém. de l'Ac. des scienc. de Paris a. 1746. tab. 7. und Neergaard a. a. O., durch auffallende Verschiedenheit der beiden Hälften der innern Haut die ihn auskleidet***)An beiden Hälften dieser innersten Haut des Pferdemagens finden sich, zu - mal im Frühjahr, so häufigst die Lar - ven zweyer Gattungen des Bremsen - geschlechts, vom Oestrus equi nemlich128 (– den Linné Oe. bouis nannte –), und vom haemorrhoidalis, deren wahre Naturgeschichte erst neuerlich durch den vortrefflichen Veterinararzt Bracy Clark im III B. der Transac - tions of the Linnean Society pag. 298. u. f. aufgehellt worden. – Die Figur der Pferde-Bremse und ihrer Larve findet sich auch in meinen Abbildungen naturhistorischer Gegenstände, tab. 47. fig. 3. 4. 5.; oder aber wie bey so vielen mauseartigen Thieren durch eine fast klappenförmige Verlängerung der - selben Haut gleichsam in zwey Ab - schnitte getheilt. Diess ist auch beym Hasen und Caninchen der Fall, und da zeigt sich, besonders wenn sie ein paar Stunden vorher gefressen haben, auffal - lende Verschiedenheit zwischen der Be - schaffenheit des Futters in derjenigen Hälfte wo der Schlund eintritt, in Ver - gleich zu der die nach dem Darm geht.
Bey manchen andern, zumal eben - falls grasfressenden Säugethieren, besteht er aber aus zwey oder noch mehreren129 schon von aussen ganz von einander unterschiedenen, und gleichsam eben so viele Mägen bildenden Abschnitten. So z. E. beym Hamster aus zweyen*)Trefflich beschrieben von Sulzer a. a. O. pag. 81. u. f.; beym Kängaruh**)Labillardiere in der Relation du voyage à la recherche de la Pérouse. T. I. pag. 134. Cuvier Leçons d' Anat. comp. T. V. tab. 37. Fig. 1. und Home in den philos. Transact. for 1807. tab. 8., und beym Bisam - schwein***)Tyson in den philos. Transact. vol. XIII. pag. 364. tab. 1. fig. 5. tab. 2. fig. 1. 2. aus dreyen; bey den Faul - thieren aus vieren†)Daubenton Vol. XIII. pag. 54. tab. 3. und pag. 63. tab. 7., und Wiede - mann in seinem Archiv. I. B. 1stes St. p. 145. u. f..
Aber auch die fleischfressenden Ceta - ceen haben einen vielfachen Magen, und zwar manche Gattungen derselben von130 drey, andre von vier und theils von fünf sackförmigen Abtheilungen*)s. z. B. Tyson's anatomy of a Porpess. Lond. 1680. 4. tab. 1. fig. 6. J. Hun - ter in Schneider's Beyträgen zur Naturgeschichte der Wallfischarten. I. Th. pag. 51. u. f. Cuvier. a. a. O. tab. 38. fig. 2. und Home in den philos. Transact. for 1807. pag. 93..
Die so zu sagen kunstreichste Ein - richtung, zumal des innern Baues und seines Mechanismus findet sich bey den allgemein bekannten vier Mägen der wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen, wovon wir die von zwey da - hin gehörigen Hausthieren, dem Horn - und Wollvieh zum Muster nehmen**)Von dem Heer von Schriftstellern, die über die Mägen der wiederkauenden Thiere und deren Function geschrieben haben, führe ich nur folgende wenige wegen der deutlichen Abbildungen an, die sie geliefert, besonders diejenigen, aus welchen sich die in den ersten Le - bens-Perioden so auffallend zunehmende Grösse des ersten Magens in Vergleich zum vierten ersehen lässt.131Observationes anatomicae collegii pri - vati Amstelodamensis. (P. I.) 1667. 12. pag. 12. fig. 3. (vom neugebohrnen Kalbe)Perrault im III. B. seiner Essais de physique. pag. 211. u. f. tab. 13. 14.Jo. Conrad. Peyeri merycologia. Basil. 1685. 4.Jo. Jac. Harderi apiarium ib. 1687. 4. pag. 16. tab 1. (vom ungebohrnen Kalbe)Daubenton T. IV. tab. 15-18. (un - ter andern tab. 15. fig. 2. von einem Kalbe von fünf Wochen).P. Camper Lessen over de thans zweevende Veesterfte, Leeuward. 1769. 8.H. Vink Lessen over de Herkau - wing der Runderen, Rotterd. 1770. 8.J. Brugnone in den Mém. de l'Ac. de Turin. sc. phys. T. IV. 1809. pag. 1. und 309.Und Gaet. Malacarne in den Memorie di Fis. della Soc. Italiana. T. XVII. 1815.Und besonders von den sogenannten Wasserbehältern in den Camels-Mä - gen, ausser Perrault, Dauben - ton u. a.132Russel's nat. history of Aleppo vol. II. pag. 425. der Ausg. von 1794 und Home in den philos. Transact. for 1806. pag. 357 tab. 17-19. und wieder in den Lectures. .
Der erste Magen, der Pansen (beym Rothwildbret der Wanst, rumen, pe - nula, magnus venter, ingluuies, Fr. le Double, l'herbier, la panse; Engl. the paunch) ist beym erwachsnern Vieh (noch nicht so beym neugebohrnen oder Säug - ling) bey weiten der allergrösste; von aussen am Ende gleichsam in zwey sack - förmige Anhänge, inwendig aber wie in vier Höhlungen abgetheilt; und seine in - nere Haut wie mit unzähligen plattge - drückten Zäpfchen besetzt*)Meist in diesem ersten Magen, seltner im zweyten finden sich zuweilen bey manchen wiederkauenden Bisulcis ku - glichte oder länglichtrunde krankhafte Concremente von dreyerley Stoff; die nemlich entweder aus verschluckten Haaren, oder aus unverdauten Pflan - zenzasern zusammengeballt, oder aber aus Säften, als Steine abgesetzt sind.Die Haarballen, zumal beym Horn - vieh, entstehen aus ihren eignen Haa - ren, die sie sich ablecken, und die dann im Magen gleichsam zusammen133 gefilzt werden. Sie bleiben entweder auch von aussen haaricht, oder werden da wie mit einer schwarzglänzenden Glasur überzogen, die der an ihren Backzähnen ähnelt (– §. 23. S. 46. –).Die aus vegetabilischen Stoffen, und wie man sagt, besonders aus den ma - cerirten Zasern der Aethusa meum ge - bildeten Gemsballen (aegagropilae) fin - den sich bey den Gemsen, und sind meist von einem überaus zarten, fei - nen Zunderschwamme ähnlichen Ge - webe, von aussen aber auch mit einer glatten schwarzen Rinde bekleidet.Von den steinartigen oder sogenann - ten Bezoaren kommen die orientalischen aus wilden Ziegen. Die occidentali - schen aber aus den Südamericanischen Gattungen des Camelgeschlechts. Letz - tre sind meist von gelblich grauer Farbe; erstre grünlichschwarz mit concentri - schen schaalichten Ablösungen, und halten zuweilen als Kern ein Stückchen Reisholz. – Bey einem ziemlich grossen orientalischen Bezoar, den ich zur Un - tersuchung durchsägt, besteht hingegen der Kern aus rothbraunen, überaus zarten und dichten Gewebe wie Zun -134 derschwamm, oder wie die Substanz der Gemsballen..
Hierauf folgt zweytens die Haube, Mütze, das Garn oder der Magenzipfel (reticulum, arsineum, ollula, Fr. le bon - net, le reseau, Engl. the Honeycomb) der gleichsam als ein kuglichter Anhang zum Pansen anzusehen ist, sich aber doch besonders durch die ausnehmend saubre Bildung der polygonischen scharf - kantigen Zellen oder Fächer von dem - selben auszeichnet, die durch die inner - ste Haut desselben formirt werden.
Der dritte Magen heisst das Buch, der Psalter, Calender, Falten - oder Blät - termagen, oder Löser, (echinus, con - claue, centipellio,[ omasum], Fr. le feuil - let; le pseautier, Engl. the manyfold, the feck) ist der kleinste, und von den vorigen beiden sowohl in seiner Form, die man mit der eines zusammengeku - gelten Igels verglichen hat, als in sei - nem Innern gänzlich verschieden; denn seine Hölung wird durch zahlreiche (beym Schaf gegen 40, beym Ochsen ge - gen 100) blätterförmige Duplicaturen seiner innern Haut sehr beengt, die längs135 liegen und von verschiedner regelmässig abwechselnder Breite sind.
Der vierte endlich, der sogenannte Laab, Fettmagen oder Rohde (aboma - sum, faliscus, ventriculus intestinalis, Fr. la caillette, Engl. the read) ist nächst dem Pansen der grösste, länglicht birnförmig, und seine innere Haut der in andern Thiermägen ähnlich, mit grossen längslaufenden wulstigen Falten.
Die ersten drey Mägen stehen auf eine überaus merkwürdige Weise unter einander und mit einer rinnenförmigen Fortsetzung des Schlundes in Verbin - dung. Dieser tritt nämlich da ein wo Pansen, Haube, und Buch an einander grenzen; verläuft sich aber dann inwen - dig in die gedachte Rinne, so dass das obre Ende derselben mit ihm continuirt, das untre aber nach dem dritten Magen geht. Als Rinne steht sie dann zugleich den rechts und links liegenden beiden136 ersten Mägen offen. Wenn sich aber ihre wulstigen fast lippenähnlichen Sei - tenränder an einander legen, so bildet sie dann eine geschlossene Röhre, die gleichsam als eine directe Fortsetzung des Schlundes nach dem dritten Magen anzusehen ist.
Die verschiedene Verrichtung dieses sonderbaren Theils entweder als offne Rinne, oder als geschlossene Röhre, scheint also dahin abzuwecken, dass sie im ersten Fall das abgegraste nur obenhin zermalmte noch halb rohe Fut - ter in den Pansen als in ein Magazin fallen lässt; von wannen es in kleinen Portionen in die Haube kommt, und von dieser, nachdem es mehr durch - weicht ist, (gleichsam durch eine Art von motus antiperistalticus) in den Schlund zurück, und so wieder ins Maul getrieben, daselbst ruminirt und zum zweyten mal geschluckt wird; wobey sich aber sodann die Rinne zur137 Röhre schliefst*)Das setzt freylich eine Art von will - kührlichen Bewegungsvermögen in die - sem Theil voraus. Aber überhaupt ist der Einfluss des Willens auf das Ge - schäft des Wiederkauens unverkennbar. Es ist an keine bestimmte Zeit gebun - den, sondern die Thiere können es bey vollem Pansen nach Gelegenheit der Umstände früher oder später in Gang setzen. – Unter den nicht gar seltnen Beyspielen von ruminirenden Menschen wird von manchen ausdrück - lich gesagt, dass es bey ihnen ein will - kührliches Geschäft gewesen. Ich selbst habe vier Männer gekannt, die ihr Gemüse u. a. vegetabilische Nahrung wiederkaueten. Sie versicherten (was ebenfalls schon von andern angemerkt worden) dass für sie die Rumination ein wahrer Genuss sey: und zweye der - selben hätten es ganz in ihrer Willkühr, wenn sie sich denselben erlauben durften, oder nach Beschaffenheit der Umstände versagen mussten. und den wiederge - kauten Bissen geradewegs in den dritten Magen leitet**)So hats schon der alte Severino in seiner reichhaltigen Zootomia Demo -138 critea eingesehen:„ penula et ollula media reuomitur ad os, hinc rumina - tum ad conclaue descendit, et hinc postremo ad ventriculum proprie dic - tum. “. Hier wird das rumi - nirte bey seinem vermuthlich nur kur - zen Aufenthalt, zwischen den Blättern desselben noch mehr zur Verdauung vorbereitet, und diese dann vollends im vierten oder eigentlich sogenannten Magen beendigt*)Ich habe schon anderwärts das Ge - ständniss geäussert; dass mir die allge - meine, auf alle wiederkauende Thiere passende Endabsicht der Rumination und der Hauptnutzen, den diese so wunderbar zusammengesetzte Function für ihre Oekonomie haben muss, noch unbekannt ist. Was insgemein, dafür angenommen wird, ist sämmtlich un - befriedigend. Den alten Aristotelischen und Galenischen Wahn, als sey es zum Ersatz der Vorderzähne, deren Stoff bey diesen Thieren zu Hörnern und Geweihen verwandt werde, hat schon Fabric. Ab Aquapendente mit leich - ter Mühe widerlegt.Perrault u. a. meinten, es sey zur Sicherheit dieser vielfressenden und139 meist schüchternen Thiere, um nicht zu vielen Nachstellungen ausgesetzt zu seyn, wenn sie lange Zeit mit Kauen auf offner Weide zubringen müssten, Aber der Indische Büffel ruminirt auch, der doch vor keinem Löwen flieht, sondern ihn eher anfällt und gemeinig - lich zu nichte stösst. Und der Stein - bock hausst in solchen alpinischen Re - gionen, die jedem Raubthier unzu - gänglich sind, und was dergleichen mehr ist..
Noch ein paar Eigenheiten an den Mägen einiger andern Säugethiere fin - den gerade hier ihre passendste Stelle, ehe wir zu der Vögel ihren übergehn, da sie darin mit dem übereinkommen, wodurch sich sonst viele von diesen auszeichnen.
Beym Beutelthier nemlich stehn ganz gegen die sonstige Regel in dieser Thier - classe die beiden Mündungen des Ma - gens, so nahe oder eigentlich noch dichter beysammen als bey so vielen Vögeln.
140Der Biber hat am obern Magen - munde ein eignes corpus glandulosum, ohngefähr von der Grösse eines Gulden nach innen voller Schleimhölen*)Eben so der Wombat. s. Home in den philos. Transact. for 1808. tab. 9.; das im Ganzen dem bulbus glandulosus am Vogelmagen ähnelt, und diesem bewun - dernswerthen Thiere wohl zur Verdauung und Animalisirung seines trocknen Fut - ters von Baumrinden, Spänen u. s. w. dient.
Und der Magen des Pangolin (Ma - nis pentadactyla) ist fast so derb und fleischicht als ein Hühnermagen, und enthält auch so wie der von den Kör - nerschluckenden Vögeln, Steinchen und Grant, der von jenem Thier wahrschein - lichst zu gleichem Zweck, wie bey die - sen Vögeln, eingeschluckt wird**)Nemlich wohl gewiss nicht, wie Burt im IIten B. der Asiatick Researches vermuthet, um sich davon zu nähren, sondern wie mir es scheint, vielmehr um die lebendigen Insecten u. a. kleinen Thiere, die sein gewöhnliches Futter141 sind, dadurch todt zu quetschen u. s. w., die sonst vermöge ihrer Vi - talität der blossen chemischen Action des Magensafts eben so wohl widerste - hen würden, als es bey Menschen und andern Säugethieren die einheimi - schen Spulwürmer, oder verschluckte Wassermolche u. s. w. thun. – Da - von unten ein mehreres..
So wie oben der Backentaschen bey manchen Säugethieren gedacht worden, so verdient hier der Kehlsack Erwäh - nung, der beym männlichen Trappen vorn am Halse unter der Haut liegt, und sich mit einer weiten Mündung unter der Zunge öffnet, dessen Nutzen aber noch nicht ganz entschieden scheint*)Edward's natural History of Birds. T. II. tab. 73. und Schneider ad re - liqua librorum Friderici II. T. II. pag. 9..
Der Schlund, der überhaupt bey den meisten Vögeln der Luftröhre zur rech -142 ten herabsteigt, ist bey vielen fleisch - fressenden so wie auch ihr oberer Ma - genmund von auffallender Weite; (meist ungleich weiter als der Darmcanal); theils um die ganzen Fische oder grosse Knochen die sie schlucken und die der Magen nicht fassen könnte, einstweilen zu beherbergen*)Eine Seemöve (Larus tridactylus), die ich Jahre lang lebendig unter Augen gehabt, konnte Spannenlange Knochen verschlucken, so dass bloss das untre Ende davon in den Magen reichte und von demselben verdaut ward, indess das übrige noch in den Schlund hinauf - ragte, und so wie jenes aufgelösst ward, allgemach nachrutschte., theils auch um das Gewölle (die Haar - oder Federn - und Knochen - oder Gräten-Ballen) desto leichter wieder auszubrechen**)Ueber den ähnlichen Ursprung der gal - lertigen vulgo sogenannten Sternschnup - pen s. Morton's natural History of Northamptonshire. pag. 353. und Dr. Persoon in Voigt's neuen Magazin. I. B. 2tes St. pag. 56..
Meist nur bey den Landvögeln wie es scheint, und auch nicht einmal bey diesen allen, (übrigens aber bey vielen Raubvögeln*)Dr. Wolf in eben diesem Magazin. I. B. 4tes St. pag. 73. tab. 1.Dr. Neergard in dem oben (S. 126) angefuhrten Werke tab. 4. fig. 1. 3. so gut als bey Körner - fressenden,) erweitert sich der Schlund vor dem Brustbein erst in den Kropf (ingluuies, prolobus, Fr. jabot), der mit zahlreichen, theils in regelmässige Rei - hen vertheilten Schleim - oder Speichel - Drüsen besetzt ist; die besonders bey denen die ihre Junge aus diesem Kropfe ätzen, um die Zeit merklich anschwel - len**)3. Hunter on animal oeconomy. pag. 193. tab. 1. 2. und Neergaard tab. 5. fig. 2. 3. und eine beträchtlichere Menge Saftes secerniren***)Vom umgekehrten Verhältniss des Al - ters der jungen Tauben zur Zeit wie lange die Alten das Futter für diesel - ben im Kröpfe behalten, s. Viridet144 du bon chyle pour la production du sang. T. I. pag. 78..
Ohne Vergleich allgemeiner und wohl meist der ganzen Classe zukommend, ist ein andres drüsenreiches secernirendes Or - gan, der Vormagen, (bulbus glandulosus, echinus, infundibulum, proventriculus, corpus tubulosum ꝛc. ) der vor dem Ein - tritt des Schlundes in den eigentlichen Magen liegt, dessen Bildung*)Von dem verschiedenen Bau und Lage der in demselben zur Auflösung des Futters bestimmten Drüsen s. wiederum Home a. a. O. for 1812. pag. 394. und for 1813. pag. 77.Ueberaus nette mikroskopische Ab - bildungen der Innern Drüsenhaut im Vormagen einiger Vögel s. in Alb. Meckel obs. circa superficiem anima - lium internam. Bern. 1822. 8. fig. 4-8. und rela - tive Grösse aber bey verschiedenen Ge - schlechtern und Gattungen vielartig dif - ferirt. Beym Straus z. E. nimmt er sich in Grösse und Form völlig wie ein145 zweyter Magen aus*)Vallisnieri nennt ihn daher auch bey diesem Thier ventricolo primo; s. dess. Notomia dello Struzzo. lab. 1. p. 159. u. f. der Ausgab. v. 1713. 4. vergl. Cuvier a. a. O. tab. 40. fig. 3.. Bey manchen andern Vögeln, wie z. E. bey Papageyen, Reihern**)Cuvier a. a. O. fig. 1. u. s. w. weicht er zwar vom eigentlichen Magen in der Gestalt ab, übertrifft ihn aber an Grösse; so wie er hingegen bey den Hühnern u. s. w. weit kleiner ist***)Von mancherley andern Verschieden - heiten dieses Theils an allerhand Vö - geln s. die Pariser Mémoires pour ser - vir à l'histoire naturelle des animaux, hin und wieder. und dem Eisvogel, gänzlich zu mangeln scheint.
Bey den mehresten Vögeln liegt der Magen mehr nach oben†)s. oben S. 70. Not. *), nach dem Rückgrat zu, und ruht gleichsam auf einer Unterlage von Gedärmen; beym146 Kukuk hingegen kommt er unten zu liegen; doch ist diess bey weiten keine ausschliessliche Eigenheit dieses merk - würdigen Geschöpfs*)wie Herissant glaubte und darin den Grund suchte, warum der Kukuk nicht brüten dürfe, s. die Mém. de l'Acad. des sciences de Paris 1752., sondern ich habe das gleiche auch bey manchen andern, namentlich beym Pfefferfras (Rampha - stos tucanus) und Nussheher (Coruus caryocatactes) gefunden.
Der Bau des Magens scheint zwar bey den verschiedenen Ordnungen und Geschlechtern dieser Classe von auffal - lend grosser Verschiedenheit zu seyn. Bey vielen Fleisch - und Insectenfressen - den z. E. nur wie ein häutiger Schlauch in Vergleich zu dem mit den derben muskulösen Ballen bey den Körner - schluckenden Vögeln. Aber zwischen diesen beiden Extremen finden einer -147 seits mannichfaltige Uebergänge*)Haller hat deren eine Menge gesam - melt in den Elem. physiol. T. VII. pag. 115., und anderseits auch grosse Analogieen statt; zumal was den Lauf der Faserbündel in der Fleischhaut**)Duverney oeuvres anatomiques T. II. pag. 447. und das gleich - sam schwielichte Ansehen der inner - sten***)Wepferi cicutae aquaticae historia et noxae pag. 174. – Ueberhaupt eins der reichhaltigsten Werke zu diesem ganzen Abschnitt der Zootomie. betrifft, als worinn doch auch viele von jenen sogenannten membranö - sen Mägen mit dem bey den Hühnern u. s. w., merkliche Aehnlichkeit zeigen.
Freylich aber ist beides, zumal der muskulöse Theil, am ventriculus bulbosus der körnerschluckenden Vögel, bekannt - lich von ganz ausgezeichneter Stärke†)J. Conr. Pezeri anatome ventriculi gallinacei an seiner Exercit. de glan - dulis intestinor. Scafhus. 1677. 8..
148Hier finden sich nemlich statt der blossen Fleischhaut die vier ausnehmend dicken derben Muskeln; das grosse Paar he - misphärische laterales, und zwey klei - nere wulstige intermedii über den beiden Enden der Magenhöhle. Alle viere un - terscheiden sich sowohl durch ihre Tex - tur*)Wier gu. Muys de carnis musculo - sae structura. Leid. 1741. 4. tab. 1. fig. 10. 11. und beyspiellose Festigkeit, als durch die ihnen eigene Farbe von allen andern Muskeln des thierischen Körpers.
Die schwielichte innerste Haut, de - ren Furchen und Runzeln von beiden Halbkugeln wechselseitig in einander greifen, verhält sich wie eine wahre Epidermis, indem sie so wie diese durch anhaltenden Gebrauch von Druck und Reiben allgemach dicker wird**)Al. Monro des Aelt. Versuch über vergleichende Anatomie. Aus dem Engl. Götting. 1790. 8. p. 71..
Die Höhle dieser sonderbaren Mägen ist nach Verhältnis enge und klein,149 und verläuft sich trichterförmig in den untern Magenmund, der nahe bey dem obern liegt. – Kurz, alles ist an die - sem merkwürdigen Organe auf mächtige Triturationskraft*)Reaumur's zahlreiche Versuche die Stärke dieser Triturationskraft zu be - stimmen, sind allgemein bekannt. Sie stellen unter andern im Hamburgischen Magazin XII. B. pag. 63. u. f.Ein paar minder bekannte Beobach - tungen sind, dass Fel. Plater einen Onyx, den eine Henne verschluckt hatte, nach vier Tagen um ein Vier - theil kleiner fand, und dass ein Louisd'or auf diese Weise im Magen, einer Ente 16 As am Gewicht verloren hatte, s. Swammerdam Bibl. nat. pag. 168. berechnet, zu de - ren Verstärkung noch der bekannte In - stinct der körnerschluckenden Vögel kommt, ausser ihrem Futter immer auch rauhe harte Steinchen zu sich zu neh - men**)Zweck und Nutzen dieses Steinschluk - kens ist sehr verschieden angegeben worden. – Nach Caesalpinus sollte es mehr ein Medicament als ein all - tägliches Beförderungsmittel zur Ver -150 dauung seyn. – Nach Boerhaave na - mentlich ein absorbens gegen die Ma - gensäure. – Nach Lister um Kalk - erde zur Bildung der Eyerschale zu lie - fern. – Nach Redi ein Surrogat für den Mangel der Zähne. – Nach Whytt besonders ein mechanisches Reitzmittel für den Magen, das ihnen bey der so schwielichten Haut, womit er ausge - kleidet sey, zu statten komme; und was dergleichen mehr ist.Spallanzani verwarf geradezu alles Zweckmässige dabey und meinte, die Vögel thätens bloss aus Stupidität: Ich zweifle aber, ob man in dieser Mei - nung grosse Sagacität finden kann, wenn man weiss, wie schlechterdings unentbehrlich ihnen dieses Hülfsmittel zur Verdauung ihrer Körner ist, da sie ohne dasselbe beym reichlichsten Futter abzehren u. s. w. – Auch ist daher jenes Paradoxon schon von J. Hun - ter on animal oeconomy pag. 155. und von D. G. Fordyce on digestion p. 23. trefflich widerlegt worden. 151Mir scheint übrigens das Bedürfniss des Steinschluckens dahin abzuzwecken, um die Saamenkörner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft widersteht (– s. oben S. 141. Not. *) –): so wie man gefunden hat, dass die Pferde, wenn man ihr Futter an Hafer und Gerste vorher durch abbrühen tödtet, bey weitem nicht so viel brauchen und doch besser dabey gedeihen als sonst..
Bey den Seeschildkröten hat der weite Schlund eine ganz auffallende Eigenheit heit, da er inwendig mit unzähligen grossen, steifen, an den Spitzen fast hornartigen Stacheln von weisser Farbe besetzt ist*)Ruysch thesaurus anatomicus VIII. tab. 2. fig. 4.. Sie stehen alle in einer - ley Richtung, mit den Spitzen rück - wärts nach dem Magenmunde zu. Ver - muthlich um den Rücktritt des dahin - eingeschluckten Futters zu verhüten, das nur allmälich in den Magen gelan - gen kann.
Bey den Crocodilen ist der Schlund trichterförmig, und ihr Magen hat so -152 wohl in der benachbarten Lage seiner Leiden Mündungen als auch gewisser - massen in der Derbheit seiner Häute, einige (wenn gleich nur entfernte) Aehn - lichkeit mit der körnerfressenden Vö - gel ihrem.
Bey den Schlangen zeigt der Ma - gen wenig andere Verschiedenheit vom Schlunde, als dass er etwas weiter, aber in Verhältniss zu dieses seiner ansehn - lichen Länge, auffallend kurz ist.
Dagegen ist der Schlund bey den mehresten Fischen desto kürzer. Doch ist diess weder wie Aristoteles glaubte*)Vergleiche Fabric. ab Aquapendente pag. 100. der obgedachten Ausg. der ganzen Classe gemein, noch auch, wie andere es modificirt, der verlängerte Schlund den langgestreck - ten Fischen eigen.
Grösse und Form des Magens va - riirt in dieser Classe sehr mannichfal - tig*)Abbildungen von mancherley Fisch - mägen s. im IIten B. von Sam. Col - lins's System of anatomy. Lond. 1685. Fol. und bey Vicq-d'azyr in den oben [pag. 113. Not. *)] angeführten Abhandlungen.. Bey den mehresten Fischen ist er dünnhäutig. Bey gar manchen aber auch ziemlich derb fleischig**)Rondelet pag. 70. und inwendig mit schwielichter Haut aus - gekleidet; doch dass auch bey diesen die vermeinte Aehnlichkeit desselben mit dem Magen der körnerschluckenden Vögel nur sehr entfernt bleibt***)Besonders merkwürdig ist der grosse Magen des Kugelfisches (Tetrodon his - pidus) den das Thier im Nothfall mit eingeschluckter Luft füllen und dadurch seine ganze sonst längliche Gestalt in eine kugeliche umwandeln kann. s. Geoffroy de St. Hil. in der grossen Descr. de l'Egypte. Hist. naturelle Livrais. I..
Was schon anderwärts*)Im Handbuch der Naturgeschichte S. 320. der 10ten Ausg. angemerkt worden, dass das Ernährungsgeschäft der Insecten bey weiten nicht bloss wie bey den allermehresten rothblü - tigen Thieren, auf ihre Selbsterhal - tung, sondern hauptsächlich darauf ab - aweckt, dass sie organisirte Materie con - sumiren sollen, das wird durch den aus - gezeichneten Bau ihrer sogenannten er - sten Wege augenscheinlich bestätigt**)K. A. Ramdohr über die Verdauungs - werkzeuge der Insecten. Halle 1811. 4. mit 30 Kupfertafeln.: da zumal bey den allermehresten von denen, die sich einer Verwandlung un - terziehen, der Magen im Larvenzustande von mächtiger Grösse in Verhältniss zu dem kurzen Darmcanal ist; und dage - gen bey denen die in ihrem vollende - ten Zustande wenig oder keine Nahrung mehr zu sich nehmen, alsdann auch155 ganz auffallend verkleinert und gleich - sam zusammengeschrumpft erscheint*)Vergl. z. B. den Magen der Raupe von Papilio vrticae bey Swammerdam bibl. naturae tab. 34. fig. 4. mit dem des Schmetterlings tab. 36. fig. 1.Und vorzüglich die ganze Verwand - lungs-Folge in den successiven Stadien des Pap. brassicae in Herold's Ent - wickelungsgeschichte der Schmetter - linge. Marb. 1815. 4. tab. 3. fig. 1-12..
Ueberhaupt kann von den endlos man - nichfaltigen Besonderheiten des innern Baues in einzelnen Geschlechtern und Gattungen dieser so vielförmigen Thier - classe hier nur sehr weniges Platz fin - den: also auch von denen am Schlund und Magen derselben bloss ein Paar Worte**)Hierher gehörige Abbildungen von Mä - gen aus den verschiedenen Ordnungen dieser Classe haben (ausser den Ram - dohr'schen) gegeben: z. B. von der Larve des Nashornkäfers Swammer - dam tab. 27. fig. 11. 12. vergleiche mit156 Rösel II. B. Erdkäfer 1. Cl. tab. 8. fig. 1. 2.Von der Larve des Hornschröters Rösel a. a. O. tab. 9. fig. 8.Vom Ohrwurm C. F. Posselt ten - tamina circa anatomiam Forficulae auri - culariae. Jen. 1800. 4. fig. 26.Vom Gryllus verruciuorns Rösel II. B. Heuschrecken tab. 9. fig. 2.Vom Seidenwurm Malpighi de bom - byce Lond. 1669. 4. tab. 5. fig. 1. und in der Puppe tab. 8. fig. 3. vergl. mit Rö - sel IIIten B. tab. 9. fig. 1. 2. und F. Bibiena in den Comm. instit. Bono - niens. T. V. P. I. tab. 2. fig. 7. 8. 10. 11. und tab. 3. fig. 13.Von der Weidenraupe Lyonet's Meisterwerk tab. 13. fig. 1. 2.Vom Uferaas (Ephemera horaria) Swammerdam tab. 15. fig. 1. 5.Von der Puppe der Musca chamae - leon tab. 41. fig. 6.Von der Käsemade (Musca putris) tab. 43. fig. 5.Von der Laus tab. 2. fig. 3..
Im Ohrwurm ist der obere Magen - mund inwendig wie mit einigen Zähnen157 in zwey Reihen besetzt*)Posselt a. a. O. pag. 7. fig. 27..
Bey manchen Heuschrecken ist der Magen selbst zwar klein, dafür aber der Schlund von desto grösserer Weite.
Bey manchen Gattungen dieses Ge - schlechts; zumal bey der Maulwurfs - grille besteht der Magen aus drey bis vier blasenförmigen Abtheilungen**)Cuvier in den Mémoires de la Societ. d'hist. nat. de Paris a. 7. tab. 4. fig. 8.. die man mit den Mägen der wieder - kauenden Säugethiere verglichen hat***)Swammerdam algem. Verhandel. van de Bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4. pag. 93. und G. Hier. Velschii he - catosteae obs. Aug. Vindel. 1675. 4. pag. 41..
Des mit Gräten und andern Knochen - stücken versehenen Magens des Hum - mers und einiger anderer Krebse†)Vom Flusskrebs s. Rösel III. B. tab. 58. fig. 9. und 12.158Fr. W. L. Succow myologiae in - sectorum specimen. Heidelb. 183. 4. tab. 2. fig. 10. 11. 12.und A. H. Geveke de cancri astaci qui - busd. partibus. Gott. 1817. 4. fig. 7. 8. ist schon oben gedacht [§. 1. Not. *)]. Be - kanntlich liegen auch an diesem seine drey Zähne, die wenigstens beym Fluss - krebs, so wie der Magen selbst alljähr - lich reproducirt werden.
Auch aus dieser Classe die so sehr vielartig von einander verschiedene Ge - schöpfe begreift, können hier nur we - nige Beyspiele gleichsam als Muster aus - gehoben werden*)Abbildungen von Mägen bey Würmern aus den verschiedenen Ordnungen ha - ben unter andern folgende Zootomen gegeben:Vom Spulwurm Tyson in den phi - los. Transactions. vol. XIII. N. 147. Vergl. mit P. Chr. Fr. Werneri vermium intestinal. expositio. Lips. 1782. 8. tab. 7. fig. 153. und 154. 159Vom Regenwurm Willis de anima brutor. Lond. 1672. 8. tab. 4. fig. 1. vergl. mit Vandelli diss. de Aponi thermis ꝛc. Patav. 1758. 8.Vorn Blutegel M in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris a. 1739. vergl. mit Bibiena in den comm. instit. Bo - noniens. T. VII. pag. 102. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1816. 8. pag. 124. und Home's Lectu - res on compar. Anatomy tab. 70.Von der Weg-Schnecke Swam - merdam tab. 9. fig. 2.Vom Tintenfischen ebendas. tab. 51. fig. 5. vergl. mit Monro's Physiologie der Fische tab. 31. der Schneiderschen Uebers.Von vielartigen Mollusken vorzüg - lichst Cuvier Mémoires sur les Mol - lusques. Par. 1817. 4.it. St. Fr. Leue de Pleurobranchaea nouo Molluscorum genere. Hal. 1813. 4.Von mancherley Muscheln Poli in den testac. vtriusque Siciliae Parm. 1791-95. II. B. gr. Fol.Und von Schnecken s. z. B. W. Wohnlich de Helice pomatia. Wirceb. 1601813. 4. Sal. Stiebel Limnei stag - nalis anatome. Gotting. 1815. 4. und vom Seeohr, Bas. J. Feider de ha - lyotidum structura. Hal. 1814. 4..
Einen überaus sonderbaren Magen hat der wegen seiner wunderschönen Farben allgemein bekannte Goldwurm (Aphro - dite aculeata); bey welchem dieses Ein - geweide an Form und Grösse fast einem Dattelkern, so wie an Derbheit des Ge - füges beynahe dem bey den körner - schluckenden Vögeln ähnelt*)Pallas miscellanea Zoologica tab. 7. fig. 9. 10. 11. 12. und 12*..
Bey vielen Schalthieren, zumal unter den Bivalven wird der Schlund wie zu einen Kropf oder Vormagen erweitert; und ist bey manchen inwendig mit hunderten von zarten Zähnchen be - setzt**)z. B. im Chiton cinereus bey Poli T. I. tab. 3. fig. 9.161Vergl damit den auf eine ähnliche Weise bezahnten Schlund der Tinten - fische in Turberv. Needham's nouvel - les observations microscopiques tab. 3. fig. 1 und 4..
In dem sehr robusten und dehnba - ren Magen der Bulla lignaria sitzen drey harte kalkichte Schalen womit das Thier andre Conchylien die es verzehrt zu zermalmen im Stande ist*)Humphrey in den Transact. of the Linnean Society vol. II. pag. 15. Dra - parnaud im neuen Journ. de physique T. VII. pag. 146.Eben dieser Magen war neuerlich von einigen Naturforschern für ein eigenes Geschlecht einer ganz neuen Ordnung von dreyschaligen Conchylien angesehen worden..
Bey den mehrsten eigentlichen Mol - lusken ist der Magen von einfachem häutigen Bau, und nach Verhältniss von sehr verschiedner Grösse. Auffallend gross habe ich ihn z. E. bey Scyllaea pelagicum gefunden. Vollends bey den Blutegeln füllt er bekanntlich den grössten Theil des Leibes und ist inwendig mit - telst zehn häutiger durchbrochener Schei - dewände wie in Abschnitte getheilt.
162Die Armpolypen endlich und andere ihnen ähnliche Zoophyten sind über - haupt kaum für etwas andres als für einen beseelten an der Mündung mit Fangarmen besetzten Magen anzu - sehen.
Der Darmcanal (– überhaupt nächst dem Magen das allerallgemeinste Ein - geweide im ganzen Thierreich –) zeigt bey den Thieren dieser Classe, beson - ders nach der Nahrungsweise derselben eine doppelte Hauptverschiedenheit, in - dem er in der Regel bey den Fleisch - fressenden nach Verhältniss kürzer, und dann auch die Strecke der sogenannten dünnen Därme bey denselben im Aeus - sern weniger von den dicken verschie - den ist, als bey den Herbivoren*)Anmerkenswerth ist wie der Caliber der Därme und die Stärke oder Dicke164 ihrer Häute durchaus eben in keinem bestimmten Verhältniss zueinander ste - hen. So haben z. B. die mächtig langen aber nur klein fingersdicken tenuia einer bald erwachsnen Robbe ohne Vergleich weit robustre Membranen als die mehr als daumensstarken des Opossum bey welchem sie aufgetrocknet wie die zar - teste Blase durchscheinen; statt dass sie bey der Robbe ihrer robusten Dicke wegen fast undurchsichtig sind.. – Doch leidet auch alles dieses seine Aus - nahmen. Denn so hat z. B. die Robbe auffallend lange, und hingegen das Faul - thier sehr kurze Gedärme; so sind fer - ner beym Dachs, der doch kein eigent - lich fleischfressendes Thier ist, ja selbst bey manchen bloss Herbivoren, wie z. E. beym Siebenschläfer (Glis esculen - tus) u. a.m. die dünnen Därme meist von gleicher Stärke mit den dicken, und was dergl. m. ist*)Viel wichtiges über den verschiednen Bau der Gedärme, aber auch des Ma - gens und andrer Bauch-Eingeweide bey den Nagethieren, enthalten Pallas165 nouae species quadrupedum e glirium ordine. Erlang. 1778. 4..
In den dünnen Därmen sind bey den mehresten Säugethieren die sogenannten Kerkringischen Klappen schwächer aus - gewirkt als beym Menschen; bey man - chen ganz unmerklich; und das sowohl bey Fleischfressenden als Herbivoren. – Bey den Cetaceen hingegen ist die ganze innere Fläche der Därme mit längslau - fenden meist geschlängelten Falten be - setzt.
Die flockichte zur Einsaugung des Milchsafts dienende innerste Haut*)Ueber den Bau dieser flockichten Haut in vielerley Gattungen aus allen vier Classen von rothblütigen Thieren siehe Rom. ad. Hedwig disquisitio ampul - lularum Lieberkühnii. Lips. 1797. 4. Rudolphi's anatomisch-physiologische Abhandlungen S. 41. und zumahl von Säugethieren und Vögeln den jüngern Meckel in des ältern Bruders Ar - chiv V. B. 1819. S. 164. unterscheidet wohl ganz allgemein die166 dünnen Därme von den dicken, als welche mehr bloss zur Aufnahme des Unraths bestimmt sind. Beym Bär sind diese Flocken auffallend langzottig.
Die Fallopische Klappe (valuula coli) fehlt wohl nur wenigen Thieren dieser Classe wie z. B. dem Igel, Waschbär, Schnabelthier u. s. w.*)Genaue Beschreibung dieser Klappe bey den hieländischen Hausthieren gibt J. M. Röderer de valuula coli. Argent. 1768. 4. pag. 46 u. f..
Der[Blinddarm]**)Gerh. V. Den Busch diss. de intestino coeco eiusque processu vermiformi. Goet. 1814. 4. mit Kupf. zeigt bey ihnen, und zwar selbst bey manchen Gattungen aus dem gleichen Geschlecht, grosse Ver - schiedenheit. Manche, zumal unter den Fleischfressenden haben ihn gar nicht; doch fehlt er auch einigen Herbivoren wie z. B. dem Siebenschläfer. Bey an - dern Grasfressenden ist er hingegen theils von ausnehmender Grösse und167 Weite. Z. E. beym Hasen und Canin - chen länger als das ganze Thier, und inwendig mit einer sonderbaren in Schneckenwindung laufenden Klappe be - setzt. – Der Klipdas (Hyrax capen - sis) hat erst ein grosses weites coecum und dann eine Strecke weiter hin von Heuern zwey andre conische Blinddärm - chen*)Pallas Spicilegia Zoolagica II. tab. 3. fig. 7. 8..
Der wurmförmige Anhang mangelt gar vielen Säugethieren; selbst manchen Affen (z. B. dem syluanus u. a.m.).
Der Grimmdarm (colon) ist bey den mehresten grasfressenden Thieren dieser Classe wie in blasenförmige Abschnitte getheilt, und von grosser Weite und Länge. So z. B. auffallend beym Ele - phant und Pferd. Bey letztern ist die ganze Strecke der dicken Därme auf 24 Fuss lang; da sie hingegen bey einem mittelmässigen Hunde wenig über eine168 Spanne beträgt. Bey diesem zeichnet sich der Mastdarm durch starke Quer - falten aus, wodurch er beengt und auch wohl die Ausleerung des Unraths er - schwert wird.
Bey einigen wenigen z. E. beym Bi - ber*)Bey diesem öffnen sich auch die Biber - geilbehälter in die cloaca. s. Andr. Conr. Bonn anatome Castoris. Lugd. Batav. 1806. 4. tab. I. fig. 1. und Faulthier (am auffallendsten aber beym Schnabelthier), haben Mast - darm und Harnröhre einen gemein - schaftlichen Ausgang der sich gewisser - massen mit der cloaca der Vögel ver - gleichen lässt**)So wie oben der Bezoare und anderer Magen-Concremente gedacht worden, so verdienen hier die Intestinalsteine, die sich zuweilen bey Pferden finden, und die köstlichen Stercoralverhärtun - gen bey Cascheloten, Erwähnung.Jene sind gemeiniglich gelblichgrau, kugelrund, von aussen fettglänzend, auf dem Bruche matt, erdig; halbhart; ihre mittlere Grösse ohngefähr wie die einer169 Billardkugel; theils aber hat man sie auch grösser als ein Menschenkopf ge - sehen; so wie überhaupt alle diese äusseren Kennzeichen gar vielartig va - riiren. Das Merkwürdigste ist ihr Ge - halt, der nach Fourcroy's und Klap - roth's Analyse, wenigstens bey vie - len, zur Hälfte aus phosphorsaurer Talk - erde besteht. – Gewöhnlich finden sie sich bey Müllerpferden, die lange mit Kleie und Mehlstaub gefüttert worden; meist nur Einer, zuweilen aber auch ihrer eine grosse Menge beysammen; am östersten im Grimmdarm, sehr sel - ten im Magen (wenn anders diese von der nämlichen Art gewesen sind). In den häufigsten Fällen sind sie erst nach dem Tode des Thiers bey der Section gefunden worden. – In den Episto - lis de re numismatica ad Z. Goezium pag. 247. finde ich aber auch ein Bey - spiel, wo ein Pferd geraume Zeit hin -170 durch alle Monathe einen solchen Stein von der Grösse eines Hühnereyes mit dem Miste von sich gegeben. vergl. auch J. Hadr. Slevogtii hist. equi lapidicaci. Jen. 1714. 4.Eine ganz von diesen Darmsteinen verschiedene Art von kugelichten Con - crementen, die sich ebenfalls zuweilen bey Pferden im colon und zumal im coecum findet, ist aus vegetabilischen feinen Zasern, innig zusammengeballt, und ähnelt auf den ersten Blick den Gemskugeln; daher auch Lafosse der sie beschrieben und abgebildet, diesel - ben aegagropilas (und hingegen die wahren Darmsteine bezoar equinum) nennt. S. dess. Cours d'hippiotrique pag. 158. tab. 51. fig. 20 – 22. Sie sind so wie die Gemsballen weit leichter als jene Darmsteine, und nicht selten fin - den sie sich Paarweise beysammen. Ein grösserer (wohl wie ein Kindskopf,) napflörmig, in welcher der andere klei - nere kugelichte einpasst.Die Stercoralverhärtung vom Casche - lote oder Pottfische ist die unter dem171 Namen des grauen Ambers bekannte kostbare Substanz, die schon vorlängst für ein thierisches Excrement, neuer - lich aber von vielen für ein Fossil, von andern für ein Baumharz gehalten worden; deren animalischer Ursprung aber nun nach den genauesten Untersu - chungen ausser Zweifel gesetzt scheint. – Der Baronet Banks schrieb mir darüber, dass nach dem was er von den englischen Südseewallfischfängern ersah - ren, der im gesunden Zustande des Ca - schelots fast flüssige Auswurf durch eine Art von Verstopfung zu Amber ver - härte; daher man ihn nur in matten abgemergelten Thieren finde, und der festeste kostbarste komme, wie es scheint von Todten, die nämlich an der dadurch verursachten Krankheit gestorben..
Diese haben im Ganzen einen weit kürzern Darmcanal als die Säugethiere; und ebenfalls ist er bey den Fleischfres - senden gemeiniglich kürzer als bey denen die sich vom Gewächsreich nähren. Auch zeigt sich bey ihnen im Aeussern kein merklicher Unterschied zwischen den dünnen und dicken Därmen; viel - mehr sind sie bey manchen am Anfange weiter als gegen das Ende.
Die mehresten Vögel haben zwey Blinddärme, die bey manchen Gattun - gen zumal unter den Geschlechtern der Hühnerartigen und Wasservögel von an - sehnlicher Länge sind. Beym Straus zeichnen sie sich durch eine merkwür - dige schneckenförmig gewundne Klappe aus*)Vallisnieri a. a. O. tab. 2. fig. 1. 2.. Einige wenige Wasservögel ha - ben nur Einen solchen Blinddarm, und manchen, besonders unter den Raubvö - geln fehlen sie gänzlich. **)Von mancherley Verschiedenheiten die - ses Theils s. die zahlreichen Abbildun - gen in Grew's comparative Anatomy of Stomachs and Guts in seinem Mu - saeum Regalis Societatis.
Der Mastdarm endigt sich in die so - genannte cloaca, eine schlauchförmige Weitung***)Beym Straus bildet sie eine grosse kug - lichte Blase. s. Sam. Collins's System of Anatomy vol. II. tab. 73. – Aehn -173 lich geformt ist sie auch bey einigen hieländischen Vögeln; z. B. im Habicht, grauen Reiher u. s. w. worin sich zugleich die Harnleiter, die Genitalien, und die hin - ter ihr liegende bursa Fabricii (von welcher in einem ändern Abschnitt die Rede seyn wird) öffnen.
Nur aus jeder der beiden Hauptord - nungen Eine Gattung als Beyspiel.
Bey der Caret-Schildkröte (Testudo caretta) ist der Darmcanal fünfmal so lang als das ganze Thier; die sogenann - ten dünnen Därme beträchtlich weiter als die kurze Strecke der dicken. Beide inwendig durchaus der Länge nach ge - faltet*)Im Mastdarm fand ich diese Falten so breitblätterig und in solcher Menge dicht an einander liegend, dass ein Quer - durchschnitt desselben das Ansehen ei - nes sternförmigen breiten Ringes hatte., und (wie diess wohl in der ganzen Classe der Fall ist) mit einer Menge zähen Schleim überzogen**)Diejenige Strecke des dünnen Darmes, die dem Sprachgebrauche nach das ie -174 iunum heissen würde, war in dem Thiere, das ich secirt, zumal da wo das Gekröse ansitzt, etwa spannenlang mit unzähligen kleinen beutelförmigen Fortsätzen besetzt; (fast wie die soge - nannten appendiculae epiploicae, die sich zuweilen bey manchen Säugethie - ren finden.).
In der Natter (Coluber natrix) be - trägt die ganze Länge des Darmcanals nicht einmal die des Thiers. Die dün - nen Därme bilden durch ihren verlän - gerten Eintritt in die dicken eine an - sehnliche Fallopische Klappe. Nur das letzte Ende der dünnen ist so wie die dicken und wie der Schlund (der wohl 1 / 3 so lang als das ganze Thier ist) und Magen inwendig der Länge nach ge - faltet*)Vergl. Charas nouvelles experiences sur la vipére. Par. 1672. 8. und ty - son's anatomy of a Rattle-Snake in den philos. Transact. Vol. XIII. N. 144..
Sie haben, bis auf wenige Ausnah - men einen sehr kurzen Darmcanal. Bey einigen, z. E. im Zitterrochen ist er nur halb so lang als der Magen*)Lorenzini osservaz. intorno alle tor - pedini. Flor. 1678. 4. tab. 2. fig. 4.. Doch wird bey ihm (so wie auch bey man - cherley andern Knorpelfischen) der Weg den der Darmbrey und nachher der Un - rath darin zu machen haben, durch eine breite Klappe verlängert, die schnek - kenförmig hindurchläuft**)Aus einer andern Gattung von Rochen abgebildet von Swammerdam in der vierten (überhaupt für die Zootomie gar reichhaltigen) Ausgabe von Th. Bar - tholini anatome. Lugd. Bat. 1673. 8. pag. 297.Aus einem Hayfische in Perrault's Essais de physique T. III. pag. 219..
Ueberaus merkwürdig, und wie es scheint bis auf sehr wenige Ausnahmen176 (z. E. beym Hecht) allen Fischen gemein sind die sogenannten appendices pylori - cae, die sich theils am untern Magen - munde, meist aber zu Anfang des Darm - canals in denselben öffnen und einen Darmsaft abscheiden, der einen Haupt - einflute auf das bey diesen Thieren in kurzer Zeit zu beendigende Verdauungs - und Chylifications – Geschäft zu haben scheint*)Das Hauptwerk über diesen merkwür - digen Theil ist die äusserst seltene Pars altera obseruationum anatomicarum col - legii priuati Amstelodamensis; 1673. 12. die fast ganz Swammerdam's Arbeit ist.. Meist haben sie die Gestalt kleiner freyhängender Blinddärmchen**)Bey manchen, wie z. E. bey der Quappe, haben sie ein gleichsam fingerähnliches Ansehen; daher dieser Theil bey die - sem Fische vorlängst unter dem Namen Quappenhändchen oder Quappenfuss be - kannt war. s. Chr. Encelius de re metallica. Francof. (1551) 8. pag. 241, wo auch meines Wissens die erste Ab - bildung davon gegeben worden., deren Anzahl bey den verschiedenen.
177Gattungen von einem einzigen bis zu mehreren hunderten variirt; bey manchen Knorpelfischen aber sind sie wie in ei - nem drüsenartigen Eingeweide verwach - sen*)Die Folgen, die sich hieraus zur Auf - klärung des Secretionsgeschäfts über - haupt ziehen lassen, habe ich schon in den Institution, physiolog. pag. 401. ed. 4. angedeutet., das man mit dem pancreas der warmblütigen Thiere verglichen hat.
Aehnliche solche Blinddärmchen (va - sa varicosa Swammerd. ) finden sich auch an dem vollends überaus Karsten Darmcanal vieler Insecten**)Sie sind von manchen Zootomen für dünne Därme, von andern für Gallen - wege, oder für ein Rudiment des Pan - kreas, von noch andern für Milchröh - ren oder aber für Harngefässe gehalten worden.; der sich übrigens in dieser Classe besonders durch den Mangel eines Gekröses von178 den Därmen der rothblütigen Thiere auszeichnet*)Hierher, so wie zu manchen der fol - genden Abschnitte, gehören die mehre - sten der schon oben pag. 155. 156 und 159 angeführten Abbildungen, zumahl die bey Ramdohr über die Verdauungs - werkzeuge der Insecten. .
Unter den Mollusken haben manche wie z. B. der Goldwurm (Aphrodite acu - leata) ebenfalls solche Blinddärmchen zu beiden Seiten ihres kurzen Haupt - darms**)welche aber Home für Respirations - Organe hält. Philos. Transact. for 1815. P. II. pag. 260..
Unter den Schalthieren scheinen die festsitzenden überhaupt einen kürzern und einfachern Darmcanal zu haben, als die so sich von der Stelle bewegen. Bey den mehresten Bivalven geht der Mastdarm nach Poli's Versicherung mitten durchs Herz. Bey den Weg -179 schnecken (Limax) sowohl als bey de - nen mit dem Haus (Helix u. s. w.), öffnet sich der Mastdarm vorn auf dem limbus dicht neben dem Luftloch.
Dem Blutegel kann eigentlich gar kein Darm zugeschrieben werden, doch hat er allerdings einen After am Schwanz - ende, wodurch er nur zuweilen etwas weniges von Unrath (bey weitem das mehrste aber durch den Mund) von sich gibt. Die Armpolypen hingegen haben auch nicht einmal so eine Oeffnung am Hinterleibe.
Mit der Leber*)Ueber die Leber in allen Thierclassen s. Nic. Mulder de functione hepatis, in disquisitione zootomica illius visce - ris nixa. Leyd. 1818. 8.s. auch f. L. D. Ebeling de pul - monum cum hepate antagonismo. Got - ting. 1806. 8. steht die Milz**)vergl. Wilbrand in Oken's Isis 1821. VI. pag. 543. rücksichtlich ihrer Function im nahen Bezug; ist aber so wie das aus jener Rücksicht noch sehr problematische Netz minder allgemein als jenes Eingeweide, das wohl keiner Classe oder Ordnung des Thierreichs mangelt, die mit einem Herzen und Circulationssystem verse - hen ist.
Die Leber dieser Thiere zeigt ausser den minder bedeutenden und wohl nicht immer constanten Varietäten der Grösse, Farbe, Abtheilung durch Einschnitte (die z. E. bey den Carnivoren gewöhn - lich zahlreicher sind als bey den Her - bivoren) und dergl.*)Beyläufig verdient doch als eine beson - dre Eigenheit der Leber einiger an und in der See lebenden vierfüssigen Säuge - thiere, des Eisbären nämlich und ge - wisser Seehunde, erwähnt zu werden, dass ihr Genuss für den Menschen gif - tig zu seyn scheint. So erfuhren es an jenem, Heemskerk's Gefährten auf No - waja Semlja, und an diesen, die schiff - brüchige Mannschaft von Anson's Ge - schwader an der Küste von Patagonien. vorzüglich die zweyfache Hauptverschiedenheit, dass sie bey manchen Geschlechtern und Gat - tungen alle ihre Galle unmittelbar in den sogenannten Zwölffingerdarm ergiesst, bey vielen andern aber sich ein Theil182 derselben vorher in die Gallenblase sam - melt. Diese fehlt unter andern*)Ein ansehnliches Verzeichniss von Säu - gethieren welche keine Gallenblase ha -- ben, gibt Fr. W. H. trott de vesi - culae felleae defectu. Erlang. 1822. 4. dem Pferde -**)Manche haben freylich den sehr weiten Gallengang des Pferdes auch eine Blase nennen wollen. s. z. B. Sr. Th. Brown's pseudodoxia epidemica pag. 119. der Ausg. von 1672.Eher kann man das vom Elephanten sagen, dessen Gallengang bey seinem Eintritte in den Darm eine blasenförmige Weitung macht. Camper tab. 7.Einen ähnlichen Bau hat Neergaard im Waschbären gefunden, s. Dess. ver - gleichende Anat. der Verdauungswerkz. ab. 6. fig. 4-8. und Hirsch – Geschlecht, und einigen Cetaceen.
Bey manchen von denen so hinge - gen damit versehen sind, namentlich beym Rindvieh, zeigen sich die berühm - ten ductus hepaticystici die unmittelbar aus der Leber in dieselbe übergehn.
183Ebenfalls beym Ochsen so wie auch beym Schaf u. s. w. zeichnet sich die Milz durch ein eigenes zellenartiges Ge - füge von dem bloss adrigen vieler an - drer Thiere dieser Gasse aus*)Stukeley on the Spleen tab. 3 und tab. 4. fig. 2 und 4.Beides, jene Leber-Blasengänge und diese zellichte Textur verdienen um so mehr Erwähnung, da sie zu Irrthümern in der Physiologie des Menschen An - lass gegeben.. Viel - leicht dass diese Verschiedenheit der Textur gelegentlich nähern Aufschluss über die wahre Function dieses immer noch sehr räthselhaften Eingeweides gibt**)Von dem merkwürdigen Phänomen ei - nes eignen Blatterausschlags an der Milz wasserscheuer Thiere, zumal der Hunde, aber auch der Füchse und Katzen, s. J. H. Locher magnum lienis in hydro - phobia momentum. Gott. 1822. mit K..
Ein eigentliches wahres Netz***)Vom besondern Ansehen des Netzes bey einzelnen Gattungen führe ich seiner184 auffallenden Eigenheit wegen nur das vom Waschbär (Vrsus lotor) an, wel - ches nach Verhältniss sehr gross ist und aus unzähligen riemenförmigen netzartig zusammen anastomosirenden Fettstreifen von einer ausnehmenden Eleganz be - steht, die durch eine äusserst zarte fast Spinnweben ähnliche Zwischenhaut unter einander verbunden sind.Wunderschön und ausnehmend gross habe ich es auch bey der Zergliederung einer alten Löwin gesehn. scheint wohl den Säugethieren aus - schliesslich eigen*)Vergl. A. G. Stosch de omentis mam - malium partibusque illis similibus alio - rum animalium. Berol. 1807. 8.. Und selbst was bey andern Thieren für die Milz ge - nommen wird, ist doch ebenfalls in sei - ner Textur, Verbindung u. s. w. von je - nem Eingeweide wie es sich in dieser Classe findet, sehr verschieden**)Beschreibungen dieses Theils aus man - cherley Vögeln, Amphibien und Fischen s. bey A. Moreschi della Milza in tutti gli animali vertebrali. Mail. 1803. 8.185und C. F. Heusinger über den Bau und die Verrichtung der Milz. Thionv. 1817. 8..
Die Leber ist bey dem Hausgeflügel flach Verhältniss auffallend grösser als bey den wilden Vögeln*)Br. Robinson on the food and dis - charges of human bodies. Lond. 1748. 8. pag. 97 u. f. tab. 1 und 2.. Bekannt - lich fehlt die Gallenblase auch vielen Gattungen dieser Classe, (z. B. den Tau - ben, Papageyen u. s. w.) ja selbst zu - weilen einzelnen Individuis einer Gat - tung die sonst nach der Regel damit versehen ist, wie z. B. unter den Haus - hühnern.
Ein kuchenförmiger drüsenartiger Fett - klumpen der zumal bey Wasservögeln unter den Därmen Hegt, wird von man - chen Zootomen für ein Netz gehalten.
Ueberhaupt ist die Leber bey diesen Thieren von ansehnlicher und bey man - chen, z. E. beym Salamander von ganz auffallender Grösse. Auch ist mir keine Gattung bekannt der die Gallenblase mangelte.
Die gelben, theils keulenförmigen, theils wie gefingerten ductus adiposi oder appendices luteae die bey den Fröschen zu beiden Seiten des Rückgrats über den Nieren liegen, hat zuerst Mal - pighi für eine Art von Netz gehalten*)De omento et adiposis ductibus, Oper. T. II. pag. 35. 42. 46 und 49. der London Fol. Ausg.. Wie entfernt aber diese Aehnlichkeit sey, zeigt ausser so vielen andern Ver - schiedenheiten besonders das constante merkwürdige Verhältniss worin die ver - änderliche Grösse derselben mit dem Paarungsgeschäft dieser Thiere steht.
Bey vielen ist der kurze Darmcanal von der grossen langen Leber wie um - fasst und gleichsam bewachsen. – Bey manchen, in ihrem übrigen Körper fasst fettlosen Fischen, wie z. B. die Rochen, der Kabeljau u. s. w. strotzt hingegen die Leber von Thran. – Nicht vielen Gattungen fehlt die Gallenblase; wie z. B. der Lamprete, Rothbarbe u. s. w.
Ein wirklich gallebereitendes und in sofern leberähnliches Organ scheint sich bloss bey den wenigen Thieren dieser Classe zu finden, die mit einem Herzen und System von Saftgefässen versehen sind; also namentlich bey den Kreb - sen*)Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1. – Rösel III. Th. tab. 58. fig. 9188 tab. 59. fig. 15. 16. und Succow a. a. O. tab. 1. fig. 1. ff. und tab. 2. fig. 13. . – Dass aber auch die bey vielen andern befindlichen Blinddärmchen theils für Gallenwege angesehen worden, ist schon oben erinnert.
So wie dann auch manchen, Zooto - men das grobe corpus adiposum das bey den Raupen*)Lyonet tab. 5. fig. 1. 5. und tab. 12. fig. 9. und vielen andern In - secten**)s. z. B. im Scorpion G. R. Trevira - nus über den innern Bau der Arach - niden tab. 1. fig. 6. A. B. und zwar bey manchen den grössten Theil ihres Leibes ausfüllt, ei - nige Aehnlichkeit mit einem Netze zu haben geschienen hat.
Die Organe worin der Saft abgeson - dert und enthalten wird, von welchem die Tintenfische den Namen haben, sind längst mit Gallenwegen verglichen wor - den, so dass man den Mytis für eine189 Leber, und den Tintenbeutel für eine Gallenblase genommen hat*)Vergl. die Abbildungen bey Swammer - dam, Turberv. Needham, monro und Tilesius de respiratione Sepiae officinalis tab. 1. fig. 1. ff..
Bey vielen Schalthieren, zumal un - ter den Bivaluen, liegt die Leber um den Magen und ergiesst ihre Galle in die Höhle desselben**)Poli T. I. tab. 3. fig. 5. 10. vom Chiton cinereus. – tab. 4. fig. 13. 16. von Le - pas balanus. – tab. 8. fig. 7. von Pho - las dactylus. – tab. 13. fig. 1. vom Solen strigilatus. – tab. 14. fig. 12. von Tel - lina planata. – tab. 22. fig. 11. 12. vom Spondylus gaederopus u. s. w.. – Bey man - chen Schnecken füllt sie die obern Win - dungen des Gehäuses***)Swammerdam tab. 5. fig. 6 – 9. von Helix pomatia. Und Sal. Stiebel Limnei stagnalis anatome. Gotting. 1815. tab. 1. fig. 10. l. von Helix stagnal. .
Diese reinigenden Organe gehen gar vielen Thieren ab die doch noch Gal - lenwege haben, und finden sich aus - schliesslich bloss in den rothblütigen Classen, als welchen allen die Nieren gemein sind, da hingegen die Blase manchen Ordnungen und Geschlechtern derselben mangelt.
Die Nieren haben bey manchen dersel - ben, wie namentlich beym Bär*)Eustachii tabulae anatomicae tab. 4. fig. 4., einen gleichsam traubenförmigen Bau, so dass191 jede wie aus vielen kleinern*)Beym Bär wohl aus 50 und darüber. s. H. F. v. Fleming deutscher Jäger. Leipz. 1719. Fol. pag. 126 u. f. zusam - mengesetzt ist, die durch ihre Blutge - fässe**)Bey manchen Palmatis (2. B. Robbe und Fischotter) bilden die Nierenvenen ein ansehnliches Netz, mit dessen Maschen die Furchen zwischen der mamelonir - ten Aussenfläche der Nieren durchzo - gen sind. und Harngänge mit gemein - schaftlichen Stämmen derselben zusam - men hängen.
Die ihrer Lage nach mit den Nieren zunächst verbundenen Neben-Nieren (Glandulae supra-renales, renes suc - centuriati u. s. w.) gehören (so wie die Schild - und Brustdrüse) ihrer Function nach zu den annoch problematischen Or - ganen; doch scheinen sie nach den neu - esten zootomischen Vergleichungen***)Nämlich nach J. F. Meckel's mei - sterhaften Untersuchungen (über alle die192 dreyerley gedachten drüsenartigen Or - gane) in seinen Abhandlungen aus der menschlichen und vergleichenden Ana - tomie. Halle 1806. 8. den mehrsten Bezug auf die Sexualver - richtungen zu haben.
Die Blase hat bey den mehrsten Qua - drupeden eine freyere Lage in der Bauch - höhle als beym Menschen*)Vesalii anatomicar. Falloppii obser - vationum examen. pag. 126 u. f. der Orig. Ausg. v. 1564. 4. Riolani an - thropographia pag. 241. der Pariser Ausg. v. 1626. 4.. In den reissenden Thieren ist sie nach Verhält - niss weit kleiner als in den Herbivoren. Vorzüglich gross ist sie bey den wieder - kauenden bisulcis und dem Hasen**)Bey den Pferden, von deren Intesti - nalsteinen oben die Rede gewesen, fin - den sich auch nicht gar selten Harn - blasensteine und zwar theils von aus - nehmender Grösse. Diese zeichnen sich in Rücksicht ihres Stoffes gar sehr von den Menschlichen aus, da sie nach Fourcroy's und Vauquelin's Unter - suchung weder Phosphorsäure noch[ Harn -]193 säure, sondern statt deren Kohlensäure enthalten..
Ihre Nieren*)Aloys. Galvani in den comment. in - stit. Bononiens. T. V. P. II. pag. 508. tab. 1. 2. bilden (bis auf sehr Wenige Ausnahmen beym Cormoran u. s. w.) eine doppelte Reihe von ein - zelnen von einander abgesonderten drü - senartigen Körperchen**)Eins der lehrreichsten Beyspiele von auffallender Aehnlichkeit zwischen den secernirenden eigentlich sogenannten Ein - geweiden und den glandulis conglome - ratis. Vergl. die institut. physiologic. pag. 40. der 4ten Ausg. die zu beiden Seiten der Lendenwirbel in besondern Vertiefungen der Hüftknochen, wie ein - gepresst liegen***)Des eignen, von Prof. Jacobson ent - deckten, besonders zur Abscheidung des Harns in dieser und in den deiden fol -194 genden Thierclassen thätigen Venen - systems wird unten im XII Abschnitte gedacht.. Dass der ganzen Classe die Blase mangelt, ergibt sich aus dem was oben von ihrer cloaca gesagt worden, von selbst.
Im Schildkröten - und Frosch-Ge - schlechte findet sich zwar eine grosse Blase, die bey manchen der eigentlich sogenannten Frösche sogar doppelt ist, so dass ihrer zweye neben einander lie - gen, über deren Verhältniss zu den Harnwegen aber die Meinungen noch getheilt sind**)Vergl. z. B. C. von Schreibers in Gilbert's Annalen 1813. XLIII. B. S. 85. mit J. Davy in den philos. Transact. for 1821..
Merkwürdig ist, dass so viel be - kannt, dieser Classe die Neben-Nieren abgehn; die also bloss mit Lungen ath - menden Thieren zuzukommen scheinen.
Ohngeachtet nicht abzusehen ist, wozu den Fischen, und überhaupt den blossen Wasserthieren, eine Harnblase nutzen kann, so ist doch wenigstens eine grosse Zahl von Geschlechtern und Gat - tungen derselben damit versehen.
Unter den mancherley verschiedenen Bestimmungen und Functionen der so - genannten allgemeinen Integumente, ist wenigstens für die rothblütigen Thiere eine der allerwichtigsten, so wie die allgemeinste, dass sie denselben als rei - nigende Organe dienen; daher denn auch das was hier von denselben zu sagen ist, seine passendste Stelle gleich hinter den Harnwegen finden kann.
Die Grundlage aller übrigen äussern Bedeckungen macht die lederartige ei - gentliche Haut (corium) die allen vier Classen von rothblütigen Thieren ge -197 mein und gleichsam als die filzartig verdichtete (mit Nerven und Blut - und Saug-Adern durchwebte) Aussenfläche ihres Zellgewebes anzusehen ist. – Diese wird zu äusserst mit der Oberhaut bedeckt, die wenigstens bey den mit Lungen athmenden Thieren grosse Aehn - lichkeit unter einander zeigt. – Zwi - schen beiden liegt der Malpighische Schleim der aber doch nur bey den warmblütigen sich als eine besondere Hautschicht unterscheiden lässt. – Die Oberhaut ist endlich noch in den ver - schiedenen Classen mit besondern, wie es scheint zunächst zur Ab - und Aus - scheidung gewisser Stoffe bestimmten Organen besetzt; wie bey den Säugethie - ren mit Haaren, bey den Vögeln mit Federn u. s. w. *)Viel zu diesem Abschnitt s. in Ducro - tay de Blainville de l'Organisation des animaux ou Principes d'Anatomie comparée T. I. Par. 1822. 8.
Ihr corium ist von auffallender Ver. schiedenheit der Stärke. Z. B. ausneh - mend zart im Flügel der Fledermäuse; ungeheuer dick hingegen bey manchen Multungulis (namentlich bey den Rhino - cern) und Palmatis [vor allem beym Wallross*)Daher schon die alten Normannen ihre fast unverwüstlichen Ankertaue daraus verfertigten. – s. J. Spelmanni vita Aelfredi Magni Anglor. Regis. Oxon. 1678. Fol. pag. 205.]. Auch die Form der Pa - pillen auf seiner Aussenfläche ist bey den mancherley Thieren dieser Classe und selbst an verschiedenen Theilen desselben Thieres vielartig; theils gar fadenförmig, wie z. B. an den Tatzen des Bären und ausnehmend sauber an den Zitzen des eigentlichen Wallfisches (Balaena mysticetus.).
Die Farbe in der Malpighischen Schleimhaut variirt zuweilen individuell bey Thieren einer und eben derselben199 Gattung so wie bey verschiedenen Rassen im Menschengeschlechte*)Namentlich habe ich diess z. E. bey mehreren Macacos (Simia cynomolgus) und Mandrils (Papio maimon) bemerkt.. Am dick, sten ist sie bey manchen Cetaceen**)Frisch habe ich diese Haut der Cetaceen bloss bey einem gestrandeten Finnfische (Balaena rostrata) und einem Delphine zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Bey beiden bildete sie eine ansehnliche Schleimlage: doch war sie bey weiten nicht von der Dicke eines kleinen Fin - gers, wie sie an einem übrigens unbe - stimmten Wallfisch im Museum Gau - bianum 1783. 8. pag. 14. angegeben wird.. Sonderbar ist der schon von Aristo - teles bemerkte consensus in welchem oft bey manchen gefleckten Hausthieren, besonders bey Schafen, Caninchen und Hunden der Gaumen und zuweilen selbst der Augenstern mit dem Felle steht, so dass wie dieses gefleckt ist, sich auch Flecken in jenen Theilen zeigen***)s. unter andern Schneider's Zusätze zu Monro's Physiologie der Fische pag. 81..
200Die Oberhaut ist nach Verschieden - heit ihrer Bestimmung oft an einzelnen Theilen eines Thieres von sehr unglei - cher Stärke, Z. B. sehr zart an den Fingerspitzen der Affen und Paviane in Vergleich zur Dicke derselben an mancher ihrer Gesäss-Schwielen. Bey verschiedenen Multungulis, zumal am Elephanten, bildet sie an vielen Stellen des Körpers gleichsam hornartige dicht an einander stehende Zapfen*)So wie ich sie bey mehreren dieser Thiere über dem Rüssel unter der Stirne befunden, halten sie grosse Aehnlichkeit mit der hornzapfigen Oberhaut der bei - den sogenannten porcupine-men, aus Suffolk, die sich vor mehrern Jahren auch hier bey uns sehen liessen, und in der trefflichen Monographie von Ti - lesius über die beiden sogenannten Stachelschweinmenschen aus der Fa - milie Lambert, Altenb. 1802. gr. Fol. auf's genaueste beschrieben und abgebil - det sind.. Doch dieser Verschiedenheiten sind zu endlos; mancherley, als dass sie hier berührt werden könnten.
Haare finden sich, wenigstens ein - zeln, wohl bey allen erwachsenern Säugethieren, selbst die Cetaceen nicht ausgenommen. Ihre verschiedene Stärke macht, von der feinsten Shawlwolle bis zu den dicksten Stachelschweinstacheln, unmerkliche Uebergänge. Dickere Borsten und Haare, so wie z. B. die im Schwanze des Elephanten u. a.m. ähneln in ihrem Gefüge gar sehr dem Horn*)Noch mehr Horn - oder Schildpatt - artig sind die Hautschuppen des Ma - nis Geschlechts, zu mahl des Pangolin (M. pentadactyla s. brachyura) an Welchem ich Rückenschuppen von 3 Z. Länge und 2 1 / 2 Z. Breite gemessen habe. oder Fisch - bein. So wie anderseits manche von diesen beiderley Stoffen sich leicht in Borsten spalten. Gewöhnlich sind die Haare cylindrisch; doch manche platt, gleichsam zweyschneidig; so z. B. die oben auf den Zehen des Schnabelthiers und des gemeinen Stachelschweins; und recht auffallend die langen trocknen gleichsam binsenähnlichen Schweifhaare202 des grossen Ameisenbären (Myrmeco - pliaga jubata); Andere wie z. E. die Barthaare der Robben*)Albini annotat. academicae L. III. pag. 66. sind auch etwas flach, aber wie mit wollenförmigen Bändern, so dass sie gleichsam ein kno - tiges oder gegliedertes Ansehen erhalten. Etwas ähnliches zeigt sich auch schon beym Haar von manchen Bisulcis**)Durch gewisse Abweichungen des Bil - dungstriebes, die zumal in fehlerhafter Beschaffenheit des corii ihren Grund zu haben scheint, kann auch bey Menschen das Haar eine ihm sonst unnatürliche, gewissermassen dem von manchen Qua - drupeden und namentlich dem von Hirschen und Rehen ähnelnde Form erhalten. Diess war z. B. der Fall bey dem Mädchen aus dem Trierischen, das in den 70ger Jahren hier so wie in einem grossen Theile von Europa zur Schau herumgefüht worden, s. LA - Vater's physiognom. Fragmente IV. Th. pag. 68. und den IV. B. des Supple - ment zum Büffon pag. 571., am auffallendsten bey dem womit der Bi -203 sambeutel am männlichen Moschusthiere besetzt ist. Diese sind zugleich nur wie mit einem lockern Markgewebe ge - füllt, und daher sehr brüchig. – Man - che sind zwar dicht und fest aber doch mit einer durch ihre Axe laufenden engen Röhre wie durchbohrt; so die langen steifen Barthaare des Seebären, (Phoca ursina). Und die am Schwanze einiger Gattungen von Stachelschweinen sind ganz hohl, gleichsam wie Feder - spulen.
Ueberhaupt sind die Haare die un - verweslichsten Theile der Säugethiere, and besitzen beiderley Art von Repro - ductionskraft [die gewöhnliche im na - türlichen Zustande und die ausserordent - liche nach zufälligen Verlust*)Handbuch der Naturgeschichte p. 31. der 10. Aufl.] in auf - fallender Stärke. – Sie sind zumal bey manchen Gattungen ausnehmend elek - trisch, und dienen den dichtbehaarten Thieren überhaupt wohl vorzüglich zur204 Absetzung des Ueberflusses von Phos - phorsäure*)Fourcroy Syst. des connoissances chi - miques T. IX. p. 270.; manchen Gattungen oder Rassen aber auch nach der Verschieden - heit ihrer Integumente noch zu beson - dern Ausleerungen, die sich durch ei - genthümlichen Geruch äussern, der da - her z. E. bey manchen Pferde - und Hunde-Rassen eben so specifisch ist als der Nationalgeruch mancher Spiel - arten im Menschengeschlecht**)Mehr davon habe ich in der 3ten Ausg. der Schrift de generis hum. varietate natiua pag. 163 u. f. gesagt..
Die dreyerley Häute haben die Be - deckungen der Vögel mit der Säuge - thiere ihren gemein. Auch sind man - che, wie der Lämmergeyer (Vultur bar - batus), die Raben, Puter u. e. a. an ein - zelnen Stellen mit Haaren versehen. Und andre, wie der Casuar in seinen205 Flügeln, mit hornichten oder fischbein - ähnlichen Stacheln, die sich aber doch durch das kielartige Gefüge ihrer Wur - zel schon dem Bau der Federn als der allgemeinen und ausschliesslichen Beklei - dung dieser Thierclasse, nähern. Die besondern Verschiedenheiten des Gefie - ders*)Chr. L. Nitzsch pterographische Fragmente in Voigt's neuen Magazin XI. 13. S. 393. sind unzählbar. Zu den merk - würdigern gehören z. B. die schuppen - ähnlichen kleinen Federchen (gleichsam squamulae ciliatae) an den zum rudern bestimmten Stummelflügeln der Pinguine; die lanzettförmigen Blättchen an der Spitze der Hals - und Flügelfedern des wilden Stammhahns, und an den hintern Schwungfedern des Seidenschwanzes; auch dass gar mancherley Vögel aus ver - schiedenen Ordnungen Doppelfedern ha - ben, bey welchen nämlich immer zwey oder auch mehrere**)An den Rückenfedern eines so eben ans dem Ey gekrochenen jungen Strauses in206 meiner Sammlung, sind theils bis 20 in einem gemeinschaftlichen Kiele verbun - den. s. Abbild. n. h. Gegenst. VIII. H. tab. 77. fig. 2. Schafte aus Einem gemeinschaftlichen Kiele entspringen u. dergl. m. *)So wie man schon manchesmal in mensch - lichen Leichen, zumal bey Weibsperso - nen in einer sogenannten Honig - oder Grützgeschwulst der Eyerstöcke, theils auffallend grosse Haarbüschel gefunden; so haben sich auch zuweilen, doch ohne Vergleich seltner, bey zahmen Gänsen und Enten, an Eingeweiden der Brust und des Unterleibes eben so präterna - turelle Gebilde von wundersamen wie mit Schmalz übergossnen Federgewäch - sen gezeigt.In einem Faustgrossen dergleichen Stück, womit Herr Dr. Baring zu Jühnde meine Sammlung bereichert hat, und das aussen am Magen einer gemä - steten Gans gesessen, stecken zum min - desten viele hundert weisser, meist zwey Zoll langer und wie mich die Untersuchung gelehrt hat, vollkommen ausgebildeter Federn.207Vergl. die ähnlichen Fälle in Ha - now's Seltenheiten 1. B. S. 255. in Jac. Penada osservaz. e memorie anatomi - che. Sagg. II. Pad. 1800. 4. p. 59. und in Ad. w. Otto seltenen Beobachtun - gen zur Anatomie ꝛc. I. St. Bresl. 1816. 4. S. 137.
Ihr periodischer Wechsel beym Mau - sern zeigt zuweilen bey solchen Gattun - gen deren Männchen anders gefiedert sind als ihre Weibchen, das für die Physiologie höchst interessante Phäno - men, dass letztre im zunehmenden Alter wenn sie aufhören Eyer zu legen, allge - mach männliches Gefieder bekommen*)Die genaue Beschreibung dieser wun - dersamen Sexual-Metamorphose an ei - ner alten Goldsasanhenne in meiner Sammlung s. in der oben S. 15. ange - führten Commentatio pag. 8 u. f..
Dass übrigens die Integumente der Vögel ebenfalls zu reinigenden abfüh - renden Organen dienen, zeigt nament - lich sowohl die Mause selbst, als auch bey manchen die Abscheidung beson -208 drer Stoffe durch diesen Weg; wie z. E. des weissen mehlichten Staubes, der zumal bey den weissen Cacadus (aber auch bey manchen andern Gattungen des Papageygeschlechts und auch bey mehrern Vögeln aus andern Ordnungen) besonders zur Brunstzeit häufig abge - sondert wird.
Die vielartigen Bedeckungen bey den verschiedenen Ordnungen oder Ge - schlechtern dieser Classe, von Schildern, Reifen, Schuppen oder nackter Haut, sind zu äusserst mit einer Oberhaut be - kleidet, die bey vielen, namentlich bey den Schlangen als sogenanntes Natter - hemd (leberis, senecta), und bey den Wassermolchen häufig abgestreift wird. Bey letztern, zumal im Frühjahr und Herbst, wohl wöchentlich zu mehrern Malen. Manche von den feingeschupp - ten, wie das Chamäleon, oder mit209 nackter Haut, wie so manche Frö - sche, ändern zu Zeiten, zumal nach Ver - schiedenheit des Lichts, der Wärme und auch, der Leidenschaften, ihre Farbe.
Die Fische sind (bis auf wenige Aus - nahmen) mit Schuppen bedeckt, die bey vielen von denen die sich bloss in ho - ter See aufhalten, bloss liegen, hinge - gen bey denen die an den Küsten und im süssen Wasser leben, mit einer Schleimhaut überzogen sind. Merkwür - dig ist dass die Hautfarbe mancher Fi - sche, namentlich z. B. der Rothbarbe, sich genau nach der Leber ihrer rich - tet*)Santorini obseruat. anatomicae. Ve - net. 1724. 4. pag. 4.. Die Schuppen selbst werden wicht wie Haare und Gefieder gewechselt, sondern perenniren, und sollen jährlich eine neue Lage zu ihrem blattrigen Ge - füge erhalten, aus deren Zahl sich folg - lich das Alter des Thiers erkennen lasse.
Noch verdienen mancherley Organe Erwähnung, die zur Abscheidung be - sonderer Säfte, grösstentheils von noch nicht genug bekannten Nutzen, in ein - zelnen Gassen oder Geschlechtern und Gattungen von Thieren bestimmt sind*)Vergl. Tiedemann in Meckel's Archiv II. B. S. 112. und wohl am füglichsten hier kurz zu - sammen gefasst werden können.
Ausser den allgemein bekannten Spei - cheldrüsen findet sich besonders beym Hund und einigen andern reissenden211 Thieren auch eine in der Augenhöhle, die Nuck beschrieben hat, und deren Ausführungsgang sich am Oberkiefer bey einem der hintern Backzähne öffnet*)Ant. Nuck sialographia tab. 3. und tab. 6. fig. 2. 3.Ueber eine besonders merkwürdige se - cernirende Drüse, die sich beym Men - schen, sehr vielen andern Säugethieren und vermuthlich allen Vögeln, und zwar meist an der Aussenseite der Na - senhöhle findet und deren Ausführungs - gang sich am vordem Ende der untern Muschel öffnet, s. Prof. Jacobson im Bulletin des Sciences He la Socte philo - mathique vom Apr. 1813 wo er dieses Organ nach dem verdienstvollen Ent - decker desselben, la glande nasale latérale de Sténon nennt. Vergl. nemlich Stenonis obseruat. anatomic. 1662. 12. p. 105. – S. auch Analyse des travaux de la Socte vétérinaire de Copenhague. 2. Rapport. 1815. 4.Und ausführlich über die Verschie - denheiten dieser Nasendrüse bey den Vögeln Nitzsch in Meckel's Archiv VI. B. S. 234-269..
Beiderley Gattungen des Elephahten - geschlechts, die Afrikanische sowohl als die Indische, und zwar die weiblichen so gut als die männlichen, haben eine ansehnliche secernirende Drüse*)s. die Hist. des animaux der Pariser Academisten P. III. pag. 138. tab. 22. fig. Y. Z. und Camper's Elephantenanato - mie tab. 10. fig. 1. und tab. 11. fig. 1. 2. an den Schläfen, zwischen dem Auge und Gehörgang worinnen zur Brunstzeit ein bräunlicher Saft abgeschieden wird, der dann durch eine Oeffnung in der Haut ausfliesst**)Eine alte Bemerkung, die schon in der Indischen Mythologie vorkommt. s. Lt F. Wilford im IIIten B. der Asia - tick Researches pag. 443. Später auch bey Strabo im XVten B. pag. 1031. der Almelov. Ausg.Vergl. auch Gen. Beaulieu's voy. aux Indes orientales pag. 105. (in des ältern Thevenot Samml. T. II. ) und J. Wolfg. Heydt's Ostind. Schau - platz pag. 212.Besonders aber A. W. v. Schlegel Indische Bibliothek I. B. pag. 165..
213Mit dieser Secretion scheint mir übri - gens was den Bau der Organe betrifft, die hinten auf dem Rucken des soge - nannten Bisamschweins (Sus taiassu) noch die mehreste Aehnlichkeit zu haben*)s. Ph. Seifert spicilegia adenologica Berol. 1823. 4. pag. 13. tab. 2..
Viele wiederkauende Bisulca und so auch die Hasen haben auf der obge - dachten Stelle der Oberkiefer (§. 16.) die sinus sebaceos, die von dem fettigen Schleime so genannt worden der bey manchen derselben in ansehnlicher Menge darin abgeschieden wird, und besonders beym Hirsch unter dem gleich unpassen - den Namen der Hirschthränen oder des Hirschbezoars bekannt ist**)J. J. Wepfer in E. N. C. Dec. II. a. 6. obs. 118.Chabert und Heron im Journal de l'Agriculture ꝛc. Mai 1778. p. 87..
Ebenfalls bey den mehresten wieder - kauenden Thieren und auch wieder bey214 den Hasen finden sich hinten in den Weichen, neben den Genitalien und Zitzen die antra inguinalia wie sie Pal - las nannte, worin aus darunter liegen - den Drüsen eine Art von starkriechen - dem Schmalz abgesetzt wird*)Wepfer in der gedachten Samml. Dec. I. a. 3. obs. 167..
Einige andre Säugethiere haben zu besondern. Zwecken eigene inwendig fein behaarte Taschen am Unterleibe, worin auch gewisse fettige Feuchtigkeiten von eigenthümlichem Geruch abgesondert werden. So z. B. der Afterbeutel des Dachses**)J. Gottl. Walter in den Mém. de l'Ac. des Sc. de Berlin 1792.; und der Zitzensack der weiblichen Beutelthiere***)Die gelbe Feuchtigkeit in diesem letz - tern verglich Tyson mit derjenigen, die beym Menschen in den Jahren der Mannbarkeit unter den Achseln aus - geschwitzt wird. Phil. Transact. vol XX. pag. 120..
Gleichfalls beym Dachs und den Beu - telthieren, aber auch sonst noch bey sehr vielen andern fleischfressenden Thie - ren (sowohl unter den Digitatis als Pal - matis) sitzen am Ende des Mastdarms die After-Drüsen und Bälge, (– tab. VII. w. x. y. z. –), die einen eigenen im frischen Zustand meist sehr heftig riechenden gelben schmierigen Stoff se - cerniren, wovon bey manchen ihr Aus - wurf einen fast bisamartigen Geruch erhält*)s. z. B. Grew a. a. O. tab. 23. vom IItis, Wiesel, Fuchs und Katze.Daubenton T. IX. tab. 4. fig. 1. vom Löwen. tab. 16. fig. 2. vom Panther. tab. 32. vom Zibetthier. T. VII. tab. 13. von der Fischotter u. s. w.Mitchill im American Museum Vol. V. p. 487. von den Stinktthieren..
Von diesen Afterdrüsen muss man eine andre Art von solchen secerniren - den Glandeln und Bälgen unterscheiden,216 in welchen zwar ebenfalls starkriechende Stoffe abgeschieden werden, die aber mehr mit den Genitalien in Verbindung zu stehen scheinen*)Tyson, der übrigens zuerst recht ge - naue Untersuchungen über die mancher - ley von ihm sogenannten Scent-Bags angestellt (in Plott's natural history of Oxfordshire pag. 305. und in den philos. Transact. vol. XIII. pag. 39. 377. vol. XX. pag. 120. u. s. w.), hat doch die verschiedenen Arten derselben mitein - ander verwechselt. So auch Haller in den Elem. physiol. T. VII. P. I. pag. 147. u. a.m.. Sie finden sich sowohl bey gar manchen der nämlichen fleischfressenden Thiere die auch mit den Afterdrüsen versehen sind, wie z. E. beym Löwen u. s. w., dem Zibet-Thier u. a.m., als auch bey manchen von Ve - getabilien lebenden, denen jene Organe mangeln; und zwar bey manchen von diesen in beiden Geschlechtern, wie z. E. beym Biber**)Daubenton T. VIII. tab. 40. 41., bey der canadischen Bi -217 samratte*)Sarrazin in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris 1725. tab. 12. fig. 9. tab. 13. fig. 11., (Mus zibethicus) u. s. w., bey andern aber blass beym männlichen, so z. E. beym Bisamthier dessen Beutel in der Nabelgegend an der Vorhaut befindlich ist**)Pallas Spicileg. zoolog. XIII. tab. 6. fig. 4. 8. 10..
Endlich verdienen auch noch die in - wendig behaarten drüsenreichen Höhlen Erwähnung, die sich an den Füssen von mancherley wiederkauenden Bisulcis und namentlich beym Schaf finden und sich mit einem besondern Ausführungsgang in der Fuge zwischen den Klauen öff - nen***)Rob. r. Livingston im IIten B. der Transact. of the Soc. of New-York pag. 140.J. Fr. Niemann in s. Taschenbuche für Hausthierärzte u. s. w. II. B. S. 87., dessen Verstopfung, zumal218 durch lang anhaltende nasse Witterung, bey diesen Thieren beschwerliche Zu - fälle verursacht*)Von einigen besondern Secretionen man - cher Säugethiere wird in der Folge an - derwärts gehandelt. So z. B. vom Gift - sporn des männlichen Schnabelthiers unten bey den Nebenorganen zum Paarungsgeschäfte..
Ohngeachtet die Vögel überhaupt ihre Speise nicht wirklich kauen, so sind doch manche derselben, und vor allen die Spechte mit ansehnlichen Speichel - drüsen**)V. A. Huber de lingua Pici viridis. Stuttg. 1821. 4. tab. 1. fig. 1. an den Seitenflügeln des Un - terschnabels u. s. w., versehen, die durch ihre Secretion die so sehr häufige und starke Bewegung der Zunge beym Schlucken erleichtern helfen.
Die Bauch-Speicheldrüse, wie man neuerlich das Pancreas genannt hat, ist zumal bey denjenigen Raubvögeln die219 nicht saufen von beträchtlicher Grösse; übrigens in dieser Classe van vielartiger Form und Gefüge.
Die Oeldrüsen am Vropygium sind nach Verhältniss bey den Schwimmvö - geln am grössten, und bey manchen derselben, wie z. E. bey der Bisam-Ente (Anas moschata) von einem ausgezeich - neten Geruch. Nur bey der ungeschwänz - ten Hüner-Rasse, dem Kluthahn (gal - lus ecaudatus) hat sich dieses Organ durch die Degeneration verloren*)De Reaumur Art. de faire éclorre des oiseaux domestiques. T. II. pag. 332. u. f. der Ausg. von 1751..
Ob gerade alles das was bey manchen Thieren dieser und der folgenden Clas - sen für ein Pancreas angesprochen wor -220 den, diesen Namen mit recht verdient, scheint wohl nach zweifelhaft*)Wenigstens haben sich die Zootomen selbst nicht immer darüber vergleichen können. Charas z. B. nahm bey den Schlangen das für ein Pancreas was Tyson mit den Alten für eine Milz ansah u. s. w..
Aber Afterdrüsen die zu gewissen Zeiten einen starken specifischen Ge - ruch verbreiten, finden sich allerdings sowohl bey manchen Reptilien, wie z. E. beym Kaiman (Lacerta alligator), als bey Schlangen, wie namentlich bey den Klapperschlangen**)Tyson in den philos. Transact. vol. XIII. pag. 38..
Manche Reptilien, z. E. der Salaman - der und die Kröten schwitzen, zumal wenn sie gereitzt werden, eine scharfe Feuchtigkeit durch zahlreiche Poren der Haut. Und der Gecko soll eine wirklich giftartige zwischen seinen blät - terigen Fusszehen secerniren.
221Weit heftiger ist aber das Schlangen - gift, das in einer Art von Speicheldrü - sen*)Von diesen eigentlichen Giftdrüsen am Coluber (Trigonocephalus) mutus und berus s. Seifert a. a. O. pag. 3. tab. 1. fig. 1-4. bey so manchen Gattungen abge - schieden wird, die sich durch die dazu bestimmten schon oben (S. 109.) ange - führten Organe von den Giftlosen aus - zeichnen**)Ueber die (eigentlichen) Speicheldrüsen der Schlangen s. Tiedemann in den Denkschriften der Akad. der W. zu München, für 1813.und von einigen andern secerniren - den Organen in der Augengegend man - cher giftigen Schlangen Patr. Russell und Home in den philos. Transact. for 1804. p. 70..
Die allgemeinste von den hier zu nennenden Secretionen in dieser Classe ist die des Haut - und Schuppen-Schleims222 in den längs der Seitenlinien liegenden Canäle*)(Aug. Quir. Rivinus) in den Leipziger Actis eruditor. 1687. pag. 161. tab. 3. vergl. mit Perrault in den Essais de Physique T. III. tab. 20. fig. 2., deren auf jeder Seite eine oder etliche vom Kopf**)Von besonders merkwürdigem Bau und Vertheilung sind die zahlreichen an - sehnlichen Haut-Canäle am Kopfe von mancherley Rochen und Hayen, die ihr berühmter Entdecker Stenonis in sei - nen beiden classischen Werken, de musculis et glandulis pag. 42. und ele - mentor. myologiae specim. pag. 72., am genauesten aber Lorenzin sulle Torpe - dini pag. 7 und 21. beschrieben.Prof. Jacobson vermuthet aber nach sorgfältiger Untersuchung dass diese Gänge an den gedachten Knorpel - fischen als Werkzeuge eines besondern Sinnes anzusehen seyn. s. das Nou - veau Bulletin des Sciences par la Socte philomathique vom Sept. 1813. bis zur Schwanz - flosse laufen. Bey manchen Fischen er - giesst sich ihr Schleim durch die Zwi -223 schenräume der Schuppen, bey andern sind aber diese selbst mit regelmässigen Oeffnungen zum Ausfluss desselben wie durchbohrt.
Bey den Insecten finden sich wohl gar keine wahren glandulae conglome - ratae oder analoge Eingeweide; son - dern ihre mancherley Secretionen werden bloss durch freyliegende Gefässe bewirkt*)s. Cuvier in den Mém. de la Soc. d' - hist. nat. de Paris a. 7. pag. 40..
Ausser so mancherley Abscheidungen gewisser Stoffe die bloss einzelnen Gat - tungen eigen sind, wie zum Beyspiel der sehr scharfe Saft in einer besondern Blase am Halse der Gabelschwanzraupe (von Phalaena vinula) oder der Dunst den einige kleine Laufkäfer (Carabus crepitans, marginatus u. s. w.) von sich treiben, oder die heftig riechbare Aus - dünstungen womit sich viele Wanzen224 im Nothfall vertheidigen u. dergl. m. ausser diesen verdienen hauptsächlich zweyerley Arten von abgesonderten Säf - ten in dieser Classe bemerkt zu werden, der Seidenstoff den zumal die Raupen der Phalänen*)s. z. B. Lyonet tab. 5. fig. 1. und tab. 14. fig. 10. 11. und die Spinnen**)Rösel T. IV. tab. 39. fig. 2. 3. 4. ver - weben, und dann das Gift womit zumal manche Hymenoptera***)Von der Biene s. Swammerdam tab. 18. fig. 1. 2. 3. und tab. 19. fig. 3. und Aptera†)Rich. Mead opera medica T. II. tab. 3. bewaffnet sind.
Gewissermassen kann aber auch das Wachs das die Honigbiene und der In - dische Coccus mellificus bereiten, mit zu den Secretionen, die manchen Thie - ren dieser Classe eigen sind, gerechnet werden.
Die merkwürdigsten hierher gehöri - gen Secretionen finden sich bey den Schalthieren; die allgemeine nämlich, wodurch sie sich in einem besondern nahe beym Herzen belegenen Einge - weide (sacculus calcarius Swammerd. glandula testacea Pol. ) den Kalkstoff zu ihren Schalen verarbeiten*)Swammerdam tab. 5. fig. 4. 5. von He - lix pomatia. Poli T. II. tab. 20. fig. 6. von Venus chione – tab. 26. fig. 11. 13. von Arca pilosa. Dr. Wohnlich de helice pomatia Wirceb. 1813. 4. pag. 23. und Prof. Jacobson in Meckel's Archiv VI. B. S. 370 finden jenen sacculus den Nieren der Wirbelthiere analog.; dann die besonders einigen Gattungen vom Seeschnecken (wie z. B. Buccinum lapil - lus, echinophorum, Murex brandaris, trunculus u. s. w. Helix ianthina u. a.m.)226 und sehr wenigen Muscheln (z. B. Arca nucleus) eignen, da sie den Purpur be - reiten*)s. z. B. vom Buccinum lapillus Ström im Xten B. der Kiöbenh. Selsk. Skrifter pag. 30.; und endlich die welche bey manchen Bivalven, bloss in ausserordent - lichen Fällen, Statt hat, wenn sie näm - lich die Perlen absetzen**)Poli T. I. introduct. pag. 19..
Ein wahres vollständiges Circula - tionssystem, dessen Centralorgane, dem Herzen, rohe Säfte aus den absorbiren - den Gefässen durch Blutadern zugeführt, und aus welchem dagegen Schlagadern zur Secretion nach den abscheidenden Drüsen und drüsenartigen Eingeweiden gehen, ein solches System scheint wohl bloss den rothblütigen Thieren eigen und allgemein. Und eben so allgemein ist auch wohl ihrem Herzen der Herzbeu - tel*)Sonderbar ist, wie so manche, sonst gute Anatomen, dem Igel haben den Herzbeutel absprechen können. So z. B. Blasius, Pezer, Harder, Ottav. Tozzetti u. a.m. – Freylich ist er bey diesem Thier meist sehr zart und228 es erfordert einige Behuthsamkeit bey Oeffnung der Brust dass er nicht zer - reisse.. – Aber Theile eines ähnlichen Systems, zumal Herz, und gewisse da - mit verbundene Gefässe finden sich aller - dings auch bey manchen Geschlechtern in den beiden weissblütigen Classen.
Der innere Bau ihres Herzens ist im Ganzen wie beym Menschen; aber die Lage desselben bey den Quadrupeden und Cetaceen anders. Es liegt nämlich bey denselben mehr längs des Körpers; ruht mehr auf dem Brustbein als auf dem Zwerchfell; auch ist daher der Herzbeutel dieser Thiere (höchstens bis auf sehr Wenige Ausnahmen) nicht so wie im Menschen mit demselben verwach - sen*)Vergl. Morgagni in den epist. anat. pag. 302 u. f. der Fol. Ausg. von 1764.; die Strecke der untern Hohlader die innerhalb der Brust liegt, nach Ver - hältniss länger, und was dergl. m. ist.
Bey mehrern Gattungen von grössern Bisulcis und auch beym Schwein finden sich da wo die aorta aus dem linken Ventrikel tritt, einen oder zwey kleine platte Knochen, die sogenannten (zumal am Hirsch weiland berufenen) Herz - beinchen*)Glem. Jac. Keuchen de ossiculis e cordibus animalium. Groning. 1772. 4.J. C. Lüthi (praes. de Kielmeyer) observ. zootomicae. Tubing. 1814. 4.Dr. Jaeger im Vten Bande von Meckel's Archiv. S. 113.und Dr. Leuckart im VIten B S. 136.. Der angebliche Nutzen der - selben zur Stütze der Valveln u. s. w. scheint nicht sehr einleuchtend.
Man hat gemeint die Amphibien in dieser Classe. (Palmata) und die Ceta - ceen hätten in der Scheidewand der bei - den sinuum ein offenes foramen ouale wie die Leibesfrucht, und müssten es haben, da sie bey ihrer Lebensweise230 im Tauchen oft geraume Zeit des Ath - mens entbehrten u. s. w. Diess ist nun widerlegt, da wiederhohlte Zergliede - rungen erwachsener Thiere dieser Art gezeigt haben, wie selten sich diese ungewöhnliche Ausnahme von der son - stigen Regel findet*)So besitze ich noch durch die Güte des sel. Dr. Albers in Bremen, ein aller - dings sehr merkwürdiges Herz eines erwachsenen Seehundes, in welchem nicht nur das foramen ouale, sondern auch der ductus arteriosus noch voll - kommen offen; ausserdem aber auch beide grosse Schlagaderstämme, zumal aber der von der aorta, zu einem weiten, gleichsam aneurysmatischen Sacke ausgedehnt sind. Und das letz - tere hat auch gerade so der wackere Seger an einer Robbe bemerkt, in den Ephem. nat. cur. Dec. I. a. 9. p. 252..
Aber wohl hat man dagegen bey mehrern Geschlechtern und Gattungen von Palmatis sowohl als Cetaceis (na - mentlich beym Seehund, bey der See - otter, beym. Delphin u. s. w.) betracht -231 liche und constante Weitungen und Geflechte an gewissen Blutadern, zumal an der untern Hohlader entdeckt, die wohl ohne Widerrede dazu dienen, um während des Untertauchens einen Theil des nach dem Herzen zurücklaufenden. Blutes einstweilen aufzunehmen, bis das Thier wieder athmen und dadurch den kleineren Blutumlauf wieder in Gang bringen kann*)Kulmus in den Act. acad. nat. curio - sor. T. I. pag. 25..
Von besonders merkwürdigen Verthei - lungen der Schlagadern an einzelnen Theilen gewisser Thiere dieser Classe**)Von einzelnen wichtigen Schlagadern derselben, s. z. B. Ed. Vinnassa (praes. W. L. Rapp) de arteriarum encephali in diuersis mammalibus decursu. Tub. 1821. 4.und C. Kammerer (praes. F. G. Gmelin) descr. anat. aortae abdomi - nal. in diuersis mammalium generib. Rotwil. 1820. 4. mit Kupf.,232 verdienen vorzüglich das sogenannte rete mirabile beym Eintritt der carotis ce - rebralis in die Hirnschalenhöhle von vielen Bisulcis*)Aus einem ungeborenen Kalbe abgebil - det bey Monro on the nervous System tab. 1. und reissenden Thie - ren; und dann die überaus sonderbare Art Erwähnung, wie nach Carlisle's Bemerkung**)In den philos. Transact. for 1800. pag. 98 u. f. tab. 1. 2. bey den Faulthieren so - wohl als bey dem Lemur tardigradus die Stämme der zu den Beinen laufenden Arterien sich bey ihren Austritt aus dem Rumpf sogleich in zahlreiche meist pa - rallele Aeste oder plexus vertheilen, die sich zum Theil dann gegen die Ein - bogen und Kniee hin auch wieder mit - einander verbinden.
Von merkwürdigen Vertheilungen der Blutadern, ist eine der wundersamsten und in ihrer Art prachtvollsten die, so das rete mirabile venosum in der Fleisch - sohle des Pferdehufs bildet, (– S. 80 –)233 da die Vorderseite des Hufknochen mit zahlreichen meist parallel laufenden Zweigen, die untere Hohlfläche dessel - ben aber mit netzförmigen Anastomo - sen überzogen ist.
In dieser ganzen Classe zeigt sich so, viel bekannt ohne Ausnahme die über - aus merkwürdige Eigenheit im Baue ihres Herzens, dass der rechte Ventrikel statt einer membranösen Klappe (wie sie sich bey den Säugethieren in beiden Herz - kammern und bey den Vögeln selbst auch in der linken findet) mit einem derben straffgespannten, fast dreyeckten Muskel versehen ist. Diese sonderbare Einrichtung dient wohl dazu um das Blut aus dem rechten Herzen mit desto mehr Nachdruck in die Lungen treiben zu können, da sich diese selbst (wegen ihres Zusammenhanges und Verbindung mit den mancherley Luftbehältern von wel -234 chen unten die Rede seyn wird) nicht so wie bey den Säugethieren durch die Inspiration aufblähen, als wodurch der Uebertritt des carbonisirten Bluts in die - selben ohnehin schon erleichtert wird*)Ausführlicher habe ich davon im IXten Bande der commentat. der Königl. Soc. der Wiss. gehandelt und auch daselbst pag. 128. fig. 2. die Abbildung dieses Muskels aus dem grauen Reiher ge - geben..
Bey den Vögeln sowohl als in den beiden nächstfolgenden Thier-Classen hat Prof. Jacobson. ein eignes vom übri - gen getrenntes Venensystem, welches das vom Hintertheile des Körpers und dem damit verbundenen Extremitäten, so wie von den beiderley Sexualorganen zurücklaufende venose Blut nicht wie bey den Säugethieren zur hintern Hohl - ader, sondern entweder bloss zu dem Nieren, oder zu diesen und zur Leber (und nur bey den Vögeln zu einem kleinen Theil auch in die Hohlader)235 führt, und namentlich zur Secretion des Harns in diesen drey Thierclassen be - stimmt scheint*)s. Dessen Aufsätze im Bulletin de la soc. philomath. Avr. 1813., dann im III. B. von Meckel's Archiv S. 147. und de Systemate venoso peculiari. Hafn. 1821. 4..
Bey manchen Amphibien, wie na - mentlich bey unseren, hieländischen Fröschen und Salamandern besteht ihr einfaches Herz nur aus Einem Ventrikel und Einem sogenannten Ohr**)Eine gute Zeichnung des Froschherzens und der damit zunächst in Verbindung stehenden Blutgefässe gibt Swammer - dam tab. 49. fig. 3. 4.; bey andern, wie z. B. den Crocodilen, ei - gentlich sogenannten Eidexen und Schlan - gen aus Einer Kammer mit zwey Herz - ohren.
Noch anders aber verhält es sich in den Schildkröten, über deren Herz und dessen Theile mehr als über das irgend einer andern Ordnung von Thieren, ge - stritten worden.
Die Haupteinrichtung desselben kommt auf folgendes hinaus:
Ihr Herz hat zwey Ohren*)Eine auffallende Verschiedenheit finde ich hier zwischen der Testudo caretta, und der mydas, von welchen beiden ich die Herzen vor mir habe. – Bey jener sind die Ohren, wie bey den warmblütigen Thieren, dünnhäutig, schlapp; bey dieser hingegen ausneh - mend derb, ihre äusseren Wände fast dicker und robuster als selbst an den Ventrikeln., die so wie bey den warmblütigen Thieren durch eine verschlossene Scheidewand von ein - ander abgesondert sind, und ihr Blut auch durch eben die Wege wie bey die - sen, empfangen; das rechte Ohr nämlich aus den beiden Hohladern, das linke237 aus den venis pulmonalibus. Jedes er - giesst dann auch sein Blut in den ihm Zugehörigen Ventrikel; denn deren sind ebenfalls zwey; folglich alles bisher er - wähnte im Ganzen wie bey uns.
Aber die sonderbare Eigenheit wo - durch sich das Herz dieser Thiere aus - zeichnet und von anderer ihrem unter - scheidet, liegt ausser der auffallenden wehr in die Breite gezognen äussern Form in dreyerley. Dass nämlich 1) die beiden Herzkammern selbst (und, bey manchen Gattungen, zumal von See - schildkröten auch die Höhlen der soge - nannten Herzohren) ausnehmend eng und klein, dagegen aber die fleischich - ten Wände dieses Eingeweides ganz auf - fallend dick und von gleichsam schwam - michter Textur sind, so dass das Herz nicht so wohl einen fleischichten zwey - kammerigen Sack, als vielmehr einen mit Blut getränkten Schwamm Vor - stellt; – dass 2) jene beiden Ventrikel durch eine besonders fleischichte fast röhrenförmige Valvel, die aus dem lin -238 ken in den rechten hinüber geht, mit einander münden, jener in diesen sich öffnet: – und dass 3) die sämmtlichen grossen Schlagader-Stämme mit dem rechten Ventrikel in Verbindung stehen, keiner derselben ausschliesslich bloss mit dem linken. Dabey liegt die aorta mit ihren drey Hauptästen*)Davon zwey nach dem Unterleibe ge - hen, rechts nämlich die eigentliche aorta abdominalis und links der ductus com - municatiuus Meryi, der mit dem ductus arteriosus der Leibesfrucht ver - glichen worden. mehr nach rechts und oben, die pulmonalis hinge - gen entspringt wie aus einer Nebenwei - tung**)Mery, Morgagni u. a. rechneten diese Weitung für einen dritten ven - triculus intermedius; daher sich be - greift, warum manche den Schildkrö - ten nur Einen Ventrikel (wegen der offenen Zwischenmündung), andere zwey, und noch andere ihrer drey zu - geschrieben haben. jenes rechten Ventrikels, in der Mitte der basis des Herzens nach239 unten*)Die besten und deutlichsten Abbildun - gen des innern Baues vom Herzen der Seeschildkröten sind die von Mery in den Mém. de l'Ac. des sc. 1703. tab. 12. so irrig auch übrigens die Anwen - dung war, die er davon auf den ver - meinten Weg des Blutlauss im Herzen der menschlichen Leibesfrucht machen wollte.Nach der Vergleichung mit meinen Präparaten zu schliessen, vermuthe ich, dass seine Zeichnungen nach einer Te - studo caretta gemacht sind.Wrisberg hat sich zwar in seinen obseruat. de corde testudinis marinae mydas dictae im XVI. B. der Commen - tat. Soc. Reg. scientiar. Gottingens. pag. 48. auf dazu gehörige Abbildungen bezogen, die aber nie zum Vorschein gekommen. (– versteht sich, wie schon oben ein für alle Mal erinnert worden, nach der horizontalen Lage der Thiere zu reden. –)
Nun begreift sich leicht wie diese merkwürdige anomalische Einrichtung, dass nämlich im Grunde alles Blut durch240 den rechten Ventrikel weiter getrieben wird*)Vollkommen richtig hat das schon der musterhaft genaue Morgagni einge - sehn, der seine treffliche Beschreibung des Herzens einer Seeschildkröte (in den Aduersar. anat. V. animadv. 17.) mit folgendem schliesst;„ Quae cum ita essent, agnoui facile, sanguinem tum ab vniuerso corpore, tum a pulmonibus redeuntem, illum quidem per auriculam dexteram im - mediate, hunc vero per sinistram, subiectumque siniitrum ventriculum, omnem denique in dextrum compelli, vt ab hoc, et communicante inter - medio tum in corpus vniuersum, tum in pulmones propellatur “ꝛc., der Lebensweise dieser Schild - kröten beym langen Untertauchen zu statten kommt, indem bey ihnen der sogenannte grosse Blutumlauf vom klei - nen der durch die Lungen geht, in so fern unabhängig ist, dass dann, wäh - rend sie unter Wasser sind und nicht athmen, dessen ungeachtet jener seinen Fortgang behält; anders als bey den241 warmblütigen Thieren, wo bekanntlich nach ihrer Geburt die aorta kein Blut fortführen kann, was nicht so eben erst aus den athmenden Lungen durch den linken Ventrikel ihr zugeführt worden wäre*)Was bey diesen Thieren normaler Bau ist, das zeigt sich zuweilen auf eine analoge Weise auch in der abnormen Bildung des menschlichen Herzens bey Personen die daher von Mutterleibe an mit der sogenannten Blausucht behaftet gewesen. Ein Phänomen was sich mit so vielen andern reimt, welchen zu Folge sich gewisse Organe des mensch - lichen Embryo, so wie selbst die frü - heste Totalgestaltung desselben einer Art von Metamorphose unterziehen, und gleichsam erst die einfachern Ge - bilde aus niedern Thierclassen durch - laufen müssen, ehe sie den Gipfel des vollendetsten menschlichen Typus er - reichen; – und hingegen im Fall dass sie in diesem Lauf durch zufällige Stö - rung des Bildungstriebes gehemmt wer - den, und folglich auf einer jeher nie - dern Staffeln stehen bleiben; alsdann mehr oder minder Aehnlichkeit mit der242 niedern thierischen Organisation zeigen. Also auch bey manchen Blausüchtigen zwey Ventrikel die aber durch eine Oeffnung in ihrer Zwischenwand mit einander mündeten, und beide Arterien - stämme aus der rechten dieser Kam - mern entspringend, keine aus der lin - ken. – s. z. B. Abernethy's surgical and physiological Essays P. II. pag. 158. mit Kupf.vergl. auch Jo. Conr. Tobler de morbo caeruleo. Gotting. 1812. 4.und besonders J. C. Hein de istis cordis deformationibus quae sangui - nem venosum cum arterioso misceri permittunt. Ebendas. 1816. 4..
In dieser Thierclasse ist das Herz*)Fr. Tiedemann's Anatomie des Fisch - herzens. Landshut 1809. 4. mit Kupf.. nach Verhältniss zum ganzen Körper ausnehmend klein, und von einem sehr einfachen Bau, da es bloss aus Einem Ventrikel und Einem Ohr besteht, die zusammen mit dem sogenannten cor243 dextrum der warmblütigen Thiere zu vergleichen sind. Denn der aus dem Ventrikel entspringende Arterienstamm (der bey den mehrsten Fischen gleich bey seinem Austritt aus demselben wie zu einem kleinen Schlauch erweitert wird) geht gerade vorwärts zu dem Re - spirationsorganen, den Kiemen; aus wel - chen das Blut nachher mittelst einer grossen, der aorta zu vergleichenden, Schlagader die längs des Rückgrats nach hinten läuft in den übrigen Körper ver - theilt und nachdem es in die Venen übergetreten, durch die Stämme der Hohl - ader nach dem Herzohr zurück gebracht wird*)Abbildungen geben Perrault in den Essais de physique T. III. tab. 19. Du - Verney in den posthumen Oeuvres anatomiques T. II. tab. 9. Gouan hi - storia piscium tab. 4. fig. 4. 5. (– nur dass diese alle den Stamm der Bran - chialarterie für die aorta nehmen –) Monro Physiol. der Fische tab. 1. fig. 4. tab. 15. und 18, und vor allen Tie - demann a. a. O.. Beyläufig zu Einem Beweis244 statt vieler, für die auch vom Herzen unabhängige Kraft der Arterien, den Blutumlauf zu unterhalten.
Ueberhaupt haben die mehrsten kalt - blütigen Thiere, namentlich die Fische und die hieländischen Amphibien nach Verhältniss weit geringere Blutmasse und weniger Blutgefässe als die warm - blütigen. Dagegen ohne Vergleich mehr aus dem Arteriensystem entsprin - gende vasa decolora.
Nur bey den wenigsten sogenannten weissblütigen Thieren findet sich ein wahres Herz und damit zusammenhän - gendes Adersystem; hier in dieser Classe wohl bloss bey einigen Geschlechtern der ungeflügelten Insecten, wie die Krebse*)Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1 Rösel's Insectenbelustigungen III. B.245 tab. 58. fig. 9. und 14. vergl. G. R. Treviranus über den innern Bau der Arachniden S. 16. und Kiefenfüsse. Doch hat die Meinung dass das lange zu beiden Sei - ten meist mit dreyeckten flachen Muskeln gleichsam gefiederte eine Art von Ichor führende und wellenförmig pulsirende Rücken-Gefäss bey den Raupen u. s. w. ein dem Herzen der Function nach ana - loges Organ sey, sich durch Herold's treffliche Untersuchungen allerdings be - stätigt*)Ueber das Rückengefäss der Insecten in d. Abhandl. d. Naturforsch. Ges. zu Marburg. I. B.. Dagegen scheint auch selbst bey den genannten Geschlechtern doch kein Uebergang der Arterienenden in die Anfänge der Venen, folglich kein wahrer Kreislauf statt zu haben.
Bey zahlreichen Geschlechtern dieser Classe, zumal unter den Molluscis**)s. z. B. vom Limax maximus, Swam - merdam tab. 9. fig. 1. und von der Se -246 pia officinalis tab. 52. fig. 1. vergl. mit Monro's Physiol. der Fische tab. 31. fig. 1. 2. Cuvier's Tableau élémentaire de l'hist. naturelle des animaux tab. 8. fig. 1. und Home in den Philos. Trans - act. for 1817. L. 1. – von der Aply - sia fasciata, Cuvier's Mollusques tab. 2. fig. 3. und Testaceis*)Vom Chiton cinereus, Poli T. I. tab. 3. fig. 13. – von Pholas dactylus tab. 7. fig. 8. und tab. 8. fig. 7. 8. – von Mya pictorum tab. 9. fig. 11. 12. – vom Solen siliqua tab. 10. fig. 16. – vom Solen strigilatus – von Tellina pla - nata tab. 14. fig. 14. – von Venus chione T. II. tab. 20. fig. 10. – von Arca pilosa tab. 26. fig. 13.Von Ostrea edulis, Willis a. a. O. tab. 2. fig. 2.Von Helix pomatia, Swammerdam tab. 5. fig. 4. vergl. mit tab. 4. fig. 1. und Wohnlich fig. 1.von Helix stagnalis, Stiebel tab. 1. fig. 2 und 5. a. b. ist ein Herz unver - kennbar**)Cuvier theilt dem zu Folge die ganze Classe der Würmer, je nachdem sie mit einem Herzen und dazu gehörigen Gefässystem versehen sind oder nicht,247 in zwey Hauptfamilien, wovon er jene Mollusca und diese Zoophyta nennt., und theils von auffallend sonderbarem Bau. So besteht es z. E. bey den Tintenfischen aus einem Ven - trikel und zwey Ohren, die aber von einander abgesondert zu beiden Seiten desselben nach den beiden Kiemen zu liegen. – Auch manche Bivalven sol - len nach Poli zwey Herzohren, und einige gar ihrer viere haben. Aber auch bey allen diesen Schalthieren hat man noch keinen Zusammenhang zwischen ihren Arterien*)Poli T. II. tab. 25. fig. 2. von Arca noae und tab. 27. fig. 8. 12. von Ostrea jacobaea. und sogenannten Venen bemerken können**)Ebenders, T. I. introd. pag. 39.; so wie anderseits gar manche Geschlechter aus andern Ord - nungen dieser Classe zwar mit einem zusammenhängenden Gefässsystem aber ohne Herz versehen sind***)Bern. Fr. Bening de hirudinibus. Harderov. 1776. 4. pag. 23. – eine treff - liche Monographie.248Auch die Medusen haben kein Herz und dennoch ein deutliches Circulations - system von Arterien, und Venen. s. Mitchill in Albers's amerikanischen Annalen. I. Heft. pag. 121., und den eigentlichen Zoophyten weder das eine noch das andere zugeschrieben werden kann, als bey welchen die Ernährung wohl bloss durch unmittelbare Einsau - gung des Nahrungssaftes aus ihrer Bauch - höhle in das gallertartige parenchyma ihres Körpers vor sich geht*)Baker, Fontana, O. Fr. Müller und mehrere berühmte Naturforscher haben das dunkle Körperchen im Leibe des Räderthiers (Vorticella rotatoria) für ein Herz gehalten, ohngeachtet es will - kürliche Bewegung hat, die sich nach der wirbelnden, Bewegung der Sternrä - derchen richtet. Vielmehr hat man durch eine sonderbare petitio principii daraus demonstriren wollen, dass es folglich Thiere gebe, die ihr Herz ganz nach Will - kür in Bewegung setzen oder ruhen lassen könnten u. s. w. – Ich habe aber schon vor 40 Jahren gezeigt, dass dieses merkwürdige Organ nichts weniger als ein Herz sey, sondern zum Speisecanal gehöre..
Schon Valsalva nahm als Axiom an, dass da wo wahre Blutgefässe sind auch die eigentlich sogenannten absor - birenden oder lymphatischen Gefässe nicht fehlen. Umgekehrt scheint es auch dass nur diejenigen Thierclassen mit wahren lymphatischen Gefässen ver - sehen sind, bey welchen sich zugleich ein vollständiges Circulationssystem von Blutgefässen findet. Das wäre also nur bey den vier Classen von rothblütigen Thieren. (§. 156.)
Bey gar vielen sogenannten weissblü - tigen ist zwar eine Art von Einsau - gung entweder ganz evident, wie bey den Armpolypen, deren parenchyma,250 wenn sie farbige Insecten verschluckt haben, nach einiger Zeit mit gleicher Farbe tingirt erscheint; oder doch nach der Analogie aus andern Phänomenen zu vermuthen, wie bey der Verwand - lung der verpuppten Raupen u. s. w. – Aber doch ist noch kein wirkliches Sy - stem von eigentlichen absorbirenden Ge - fässen an denselben erwiesen*)Dem Seidenwurm u. a. Raupen hat Sheldon absorbirende Gefässe zuge - schrieben, in s. History of the absor - bent System P. I. pag. 28.So dem Seeigel (Echinus esculentus) Monro in der Physiol. der Fische pag. 88 u. f..
Dieses System, das eben wegen des constanten Verhältnisses, worin es zum wahren Blutumlauf steht, am füglich - sten auch hier gleich abgehandelt wird, begreift bekanntlich die aus den dünnen Därmen entspringenden Milchgefässe, und die eigentlich so genannten lymphati - schen im übrigen Körper; dann die251 glandulas conglobatas, die wenigstens bey den mehrsten damit versehenen Thieren bloss aus knaulförmiger Ver - wickelung jener beiderley Unterarten von Gefässen zu bestehen scheinen; und endlich den ductus thoracicus als den Hauptabführungscanal der durch jene Gefässe dem Blute zuzubringen - den Säfte.
In dieser Classe sind alle die gedach - ten Theile des absorbirenden Systems am vollständigsten und deutlichsten aus - gewirkt*)Auch sind bekanntlich alle Haupttheile dieses wichtigen Systems von Gefässen zuerst an Säugethieren nach und nach entdeckt worden.. Auch zeichnen sich bey ihnen die Milchgefässe, wenn sie Chy - lus enthalten, durch die weisse Farbe desselben von den übrigen einsaugen - den Gefässen aus, die nur meist wasser - helle oder blassgelbliche Lymphe füh -252 ren. Die erstem laufen, besonders bey Schafen und Ziegen in ansehnliche Stämme zusammen: und die letztern, die eigentlich so genannten lymphati - schen Gefässe, sind unter andern, na - mentlich an den Unterschenkeln des Pferdes, in überaus saubern Geflechten zu sehen.
Die Milchsaftröhre ist bey vielen Qua - drupeden z. B. beym Hund, doppelt*)Pecqueti experimenta noua anatomica pag. 21. der Paris. Ausg. 1654. 4., und bildet bey den mehrsten grössern Gattungen an ihrem Anfang (constan - ter als beym Menschen) eine blasen - förmige cisterna chyli**)Ueberhaupt aber variiren Lauf und Vertheilung des ductus thoracicus auch bey den Quadrupeden – wenigstens bey unsern Hausthieren – so gut wie im menschlichen Körper. Er bildet z. B. namentlich beym Hund gegen253 das obere (oder vordere) Ende nicht selten eine gleichsam ringförmige Thei - lung, aus welcher unbedeutenden Va - rietät dann der wunderliche Van Bils etwas normales – sein vermeintes re - ceptaculum tortuosum ꝛc. – machen wollte. Er hat es auf einem übrigens, (von Seiten der Kunst,) schönen Blatte abbilden lassen in seiner Responsio ad admonitiones Io. Ab Horne. Roterod. 1661. 4. pag. 7..
Und bey vielen, zumal unter den fe - ris, findet sich ein ansehnliches Aggre - gat von Gekrösdrüsen, das unter dem unpassenden Namen des pancreas Asel - lii bekannt ist*)Asellius de lactibus tab. 1 et 2..
In dieser Classe ist der Chylus meist durchsichtig, mithin unterscheiden sich auch die Milchgefässe nur durch ihre Lage und Function von den eigentli - chen lymphatischen. Auch bilden sie keine Gekrösdrüsen, da sich doch an andern Stellen bey vielen grössern Vö -254 geln glandulae conglobatae zeigen. Ihr ductus thoracicus ist gedoppelt*)Hewson in den philos. Transact. vol. LVIII. tab. 10. vom Huhn.vergl. Magendie in seinen Journal de Physiol. experimentale. T. I. 1821. T. 47..
Bey den Seeschildkröten finden sich in ihrem zarten Gekröse ausnehmend starke Milchgefässe. Ihre Milchsaftröhre ist ebenfalls doppelt: und die lymphati - schen Drüsen scheinen ihnen gänzlich zu fehlen**)Monro's phyioslogy of Fishes tab. 30. des Originals..
Bey diesen sind, so viel man bis jetzt untersucht hat, die absorbirenden Ge - fässe ohne Valveln; auch scheinen ih -255 nen die lymphatischen Drüsen abzuge - hen; und ihr ductus thoracicus theilt sich, wenigstens nach vorn (oder oben), in zwey Hauptäste*)Hewson und Monro an den a. O. – vergl. auch vom Cyclopterus lumpus Th. Bartholini anat. renov. p. 609. der Ausg. von 1673..
So unentbehrlich wenigstens den bey weiten allermeisten Thieren die lebens - wierige Unterhaltung des grossen che - mischen Processes ist, wodurch ihnen der Sauerstoff, dieses wahre pabulum vitae, zugeführt und gegen Ueberfluss von Wasser - und Kohlenstoff umgesetzt wird, so sehr verschieden sind die Or - gane und der Mechanismus, wodurch diese bewundernswerte Function voll - zogen wird**)Aug. Broussonet variae positiones circa respirationem. Monspel. 1778. 4.257 und in Prof. Ludwig delectus opus - culor. ad scient. naturalem spectant. Lips. 1790. 8. pag. 118.Chr. L. Nitzsch de respiratione animalium. Viteb. 1808. 4.G. J. van der Boon Mesch de cir - culatione et respiratione animalium pulmonibus instructorum. Leid. 1812. 4.Fouquet de organi respiratorii in animalium serie evolutione. Hal. 1816.Aem. Huschke de organor. re - spiratoriorum in animalium serie meta - morphosi. Jen. 1818. 8.A. F. Schweigger's Classification der Thiere nach den Respirationsorga - nen, im Königsberger Archiv für Na - turwiss. ꝛc. I. Th. pag. 90.. Beym gebornen Säu - gethier, so wie beym ausgekrochnen Vogel und den ausgebildeten Amphi - bien, ist das Hauptlaboratorium zu die - sem Behuf in die Lungen verlegt, bey den Fischen in die Kiemen, bey den mehrsten Insecten in die Luftröhren, bey den Würmern in analoge, aber selbst wieder verschiedenartige, Werkzeuge.
Die Lungen der Quadrupeden in die - ser Classe kommen im Ganzen, was Gefüge, Form und Verbindung betrifft, mit den menschlichen überein. Bey den Cetaceen hingegen und den zu - nächst an dieselben gränzenden Palma - tis, wie z. E. beym Manaten, zeichnen sie sich durch festere Textur, zumal der sie umgebenden Haut, so wie auch der eignen Gestalt aus, da sie nicht in so genannte lobos eingetheilt, sondern ohne Einschnitte, und langgestreckt, aber flach, und theils mit dem Brust - fell, theils auch dadurch mit dem aus - nehmend robusten fleischichten Zwerch - fell verwachsen sind*)Tyson's phocaena pag. 30 u. f..
Die Werkzeuge des Athmens in die - ser Classe gehören wegen vieler Eigen - thümlichkeiten, besonders aber wegen259 ihres Zusammenhangs und Verbindung mit mancherley durch einen grossen Theil des ganzen Körpers verbreiteten Theilen, zu den merkwürdigsten Einrichtungen in der thierischen Oekonomie*)Ladisl. Chernak de respiratione volucrum. Groning. 1773. 4.Lehm. Fuld de organis quibus aves spiritum ducunt. Wirceb. 1816. 4. m. K..
Die Lungen selbst sind bey den Vö - geln nach Verhältnis klein, flach, hin - ten im Thorax angewachsen, gleichsam in die Zwischenräume der Rippen ein - gefugt, und werden bloss nach vorn oder unten mit dem Brustfelle beklei - det, so dass sie folglich, genau zu reden, ausserhalb der Brusthöhle liegen. Ein grosser Theil dieser Höhle wird dage - gen, so wie auch ein Theil der so ge - nannten Bauchhöhle, von membranösen Luftsäcken eingenommen**)Harvey's Entdeckung, de generat. animal. pag. 4 sq. der Orig. Ausg. von 1651. 4., in welche sich die Lungen durch ansehnliche Mün - dungen öffnen. Jene in der Brüst sind,260 wenigstens bey grossen Vögeln, durch häutige querliegende Scheidewände in einige Abschnitte getheilt*)Perrault Essais de physique T. III. tab. 18. vom Straus., deren jeder, so wie auch die im Bauche lie - genden Säcke, durch eine besondere Oeffnung in den Lungen mit den Luft - wegen derselben, und folglich mit der Luftröhre in Verbindung steht. Eben - falls bey grössern Vögeln zeigen sich in den Membranen dieser Luftsäcke hin und wieder ansehnliche Bündel und Streifen von Muskelfasern, die man für ein Surrogat des dieser Thierclasse man - gelnden wahren Zwerchfells angesehen hat**)Casp. Bartholini diaphragmatis struc - tura noua. Paris 1676. 8. pag. 31.Sonst sind noch neuerlich die Mei - nungen der Zootomen getheilt gewesen, welche von den verschiedenen Häuten in und an der Vogelbrust man eigent - lich mit dem Zwerchfell vergleichen solle. s. z. B. J. Hunter in den Philos. Transact. vol. LXIV. P. I. pag. 207.261 und Mich. Girardi in den Memorie della Societa Italiana T. II. P. II. pag. 739., und die, wie man bey Vivisec - tionen solcher grösserer Vögel sieht*)Wepfer cicutae aquaticae historia pag. 171., hauptsächlich dazu dienen mögen, die durchs Einathmen hinein gebrachten Luftvorräthe nach Bedürfniss wieder in die Lungen zurück zu treiben, wobey auch die Füllung oder Ausleerung der Brustsäcke mit denen im Unterleibe ab - zuwechseln scheint**)Jo. Bapt. Du Hamel Regiae scien - tiar. Acad. historia pag. 141..
Ausser diesen Säcken ist aber auch, wenigstens bey den allermehrsten Vö - geln (denn es findet darin bey den ver - schiedenen Geschlechtern und Gattungen gar vielartige Verschiedenheit, Ausnah - men u. dergl. statt) ein beträchtlicher Theil ihres Gerippes zu Luftbehältern bestimmt. Hauptsächlich gehören da - tin die grösseren Röhrenknochen, na -262 mentlich die Schulter - und Schenkel - knochen und die Schlüsselbeine. Dann aber auch die mehrsten flachen und viel - eckichten Knochen am Rumpfe, beson - ders das Brustbein, die Hüftknochen, und die Rückenwirbel. Alle diese sind bey den erwachsenen Vögeln, wenig - stens im Mittelstück, markleer*)Das wusste schon Kais. Frider. II. de arte venandi cum auibus pag. 39 sq. der Schneiderschen Ausg., so dass die Röhrenknochen eine grosse Höh - lung enthalten, und meist nur gegen die Enden zu wie mit knochichten Quer - fäden durchkreuzt, die übrigen aber mit einem Gewebe von leeren Knochenzel - len gefüllt sind. Sie haben (zumal die Röhrenknochen an dem nach der Brust zugekehrten Ende) ansehnliche Oeffnun - gen**)Camper's kleine Schriften I. B. 1. St. tab. 1. u. 4., wodurch sie vermittelst beson - derer Gefässe mit dem Lungen in einer Verbindung stehen, die sich durch man -263 cherley Versuche an lebendigen oder todten Vögeln zeigen lässt*)Vorzüglich merkwürdig sind die scharf - sinnigen Versuche des Dr. Albers, der mittelst eines besonders dazu einge - richteten Apparats lebendige Vögel durch diese Luftknochen hat verschiedene Gas - arten, einathmen lassen. s. Dess. Bey - träge zur Anatomie und Physiologie der Thiere Istes Heft. Brem. 1802. 4. pag. 110..
Dass diese Luftknochen den mehr - sten Vögeln zur Erleichterung im Flug**)s. darüber besonders Dr. J. A. H. Reimarus in Reil's und Auten - rieth's Archiv XIter B. pag. 229., so wie manchen Wasservögeln beym Schwimmen, und dem Straus u. mehr. beym Schnellen Lauf u. s. w., dienen mögen, wird schon daher wahrschein - lich, weil man gerade bey vielen der grössern hochfliegenden Vögel, Adler u. dergl. die mehrsten und geräumigsten Luftknochen findet; vollends aber, weil264 diese Knochen beym ganz jungen erst ausgekrochenen Vogel allerdings mit blutreichem Marke versehen sind, das sich erst gegen die Zeit wenn sie flück werden, durch Absorption, bey man - chen ganz, bey andern, zumal unter den Wasservögeln, doch wenigstens grösstentheils verliert.
Dass aber anderseits doch nicht alle diese knöcherne Luftbehälter, so wie die Luftsäcke, directen Bezug auf das Respirationsgeschäft dieser Thiere haben mögen, lässt sich schon daher schliessen, weil ausser den gedachten, auch bey vielen der Zwischenraum zwischen den beiden Knochentafeln der Hirnschale und der Unterkiefer Luft fasst, deren Zuführungsgänge in keiner Verbindung mit den Lungen, sondern bloss mit den Eustachischen Röhren stehen.
Durch den gleichen Weg wird auch in derjenigen Ordnung der Vögel, die desshalb Levirostres genannt werden,265 ihr theils ungeheurer Schnabel mit Luft versehen, als welcher ihnen nicht, wie andere Zergliederer gemeint*)z. B. Cajet. Monti in den Comment. instit. Bononiens. T. III. pag. 298 sq. und noch neuerlich Stewart Traill in den Transact. of the Linnean So - ciety vol. XI. P. 11., zu Ge - ruchwerkzeugen, sondern ebenfalls zum Luftbehälter dient. (– tab. V. e. f. vom Ramphastos tucanus. –)
Ausser dem schon erwähnten Nutzen dieser verschiedenen Luftbehälter, mögen sie überhaupt auch dazu dienen, dass die Vögel bey mancherley schnellen oder anhaltenden Bewegungen, und die Sang - vögel beym Schlagen**)Willis a. a. O., seltner zu ath - men brauchen, so wie die Bauchsäcke offenbar auch zur Ausleerung des Un - raths, und bey den Weibchen vielleicht selbst zum Legen des Eyes wirken.
Die Lungen der Amphibien zeichnen sich von der warmblütigen Thiere ihren schon sowohl durch ihre auffallende Grösse als durch ihre ausnehmend lockere Textur aus**)Zum Grund des bekannten Phänomens, dass die Lungen bey lebendig geöffne - ten Schildkröten und Fröschen nicht wie bey Vivisectionen der Säugethiere zu - sammenfallen, sondern sich oft noch geraume Zeit, wenigstens zum Theil, aufgetrieben erhalten können, fanden Malpighi a. a. O. und neuerlich Rob. Townson de amphibiis Goett. 1794. 4. die zusammenziehenden Muskeln der Stimmritze (constrictores glottidis) hin - reichend; Bremond hingegen hielt diess nach seinen Versuchen nicht für allein zulänglich, sondern rechnete dabey viel auf die eigne Lebenskraft der Lungen selbst; und hiermit vergl. auch Ru - dolphi's Versuche in s. anatomisch -267 physiologischen Abhandl. pag. 119 u. f. G. R. Treviranus im IV. B. der Bio - logie pag. 141. besonders aber Const. Em. de weltzien de pulmanum aut - energia in organico respirationis me - chanismo. Dorp. 1819. 8. pag. 102.; was denn vielen der - selben besonders zum Schwimmen zu Statten kommt.
Beym Chamäleon sind sie mit zahl - reichen, gleichsam gefingerten, Fortsätzen oder Anhängen versehen*)Vallisnieri istoria del Camaleonte pag. 68. tab. 3. fig. 10.. Bey den Wassermolchen endigen sie sich nach hinten in eine längliche Blase.
Die Schlangen (wenigstens die aller mehresten) haben nur eine einzige Lunge, die einen langgestreckten, bla - senförmigen Schlauch bildet**)Bey einer viertehalb Fuss langen Natter die ich secirte, mass die Lunge 1 Fuss 1 Zoll; ihre vordere Hälfte ähnelte einem fleischichtem Darm, dessen innere Haut überaus sauber gegittert war (im Klei -268 nen fast wie die innere Fläche der Haube bey den Bisulcis); die hintere hingegen bildete bloss eine dünnhäutige, lange Blase..
Bey den neugebornen Fröschchen (Kaul - quappen) und denjenigen Eidexen, die im Wasser jung werden*)Man hat gezweifelt, ob auch die Junge des wahren Salamanders mit solchen Kiemen versehen seyen, und La - treille in der Histoire naturelle des Salamandres de France fragt noch (pag. 19 u. f.) „ Les jeunes Salamandres ter - restres ont – elles des branchies? Voilà une question que je mets encore au rang des problèmes “ꝛc. Ich habe aber diese Frage schon vor 38 Jahren und zwar bejahend nach der Natur beant - wortet, da mehrmals trächtige Salaman - derweibchen, die ich in Gläsern mit etwas Wasser auf dem Zimmer gehabt, unter meinen Augen ihre Junge geheckt haben, die ansehnliche solche Kiemen mit zur Welt brachten. s. das Specimen physiologiae comparatae im VIIIten B. der Göttingischen Societäts-Commen - tationen pag. 99., findet sich269 in diesem ihren Larvenzustande ein Paar den Fischkiemen gewisser Massen ähnliche Organe (appendices fimbriatae Swammerd. *)Swammerdam bibl. nat. pag. 822. Rö - sel tab. 2. fig. 18. vorzüglich aber J. Conr. de Hasselt observationes de metamorphosi quarundam partium Ra - nae temporariae. Groning. 1820. 8. m. Kupf. und von den jungen Wasser - molchen Maur. Rusconi degli organi della circolazione delle larve delle sa - lamandre aquatiche. Pav. 1817. 4. m. Kupf.); die aber frey zu bei - den Seiten des Halses heraus ragen, und nicht permanent sind, sondern sich all - gemach (bey unsern hieländischen Repti - lien jener Art meist binnen wenigen Tagen,) in die Brust zurück ziehen, und ihre Reste da noch für einige Zeit als so genannte Afterlungen**)Swammerdam pag. 822. tab. 49. fig. 1. Rösel pag. 82. tab. 19. fig. 2. neben den wahren Lungen zu sehen sind***)Die räthselhafte Siren lacertina aus Carolina hat nach J. Hunter's Zer -270 gliederungen bey ihren äussern Kiemen zugleich auch in ihrem Innern zwey blasenformige Lungen. s. Philosoph. Transact. vol. LVI. pag. 307 u. f.Dasselbe ist der Fall bey dem nicht minder räthselhaften Proteus anguinus im Sitticher See in Krain, dessen son - derbaren inneren Bau von Schreibers in eben diesen Transactions v. J. 1801. und Configliachi e Rusconi in ih - rer Monografia del Proteo anguino. Pav. 1819. 4. beschrieben und abge - bildet haben; wo letzterer zumahl die Verschiedenheiten angiebt, wodurch sich diese Sackförmigen Organe des Proteus von andern mehr Lungenähnlichen aus - zeichnen.Von jenen beiden räthselhaften Thie - ren so wie auch von den Larven man - cher Frösche und Salamander s. be - sonders Cuvier's Recherches anato - miques sur les reptiles regardés encore comme douteux pur les Naturalistes, Par. 1807. 4. und in den Voyages de Humboldt et Bonpland IIme P.271 Observations d'anatomie comparée Iet vol. 1811.. Und statt der Kiemenöffnung, wodurch die Fische das durch den Mund einge - schluckte Wasser wieder von sich geben haben manche Kaulquappen an der lin - ken Seite des Kopfs neben dem Auge zu diesem Behuf einen kleinen schlauch - förmigen Ausführungsgang*)Rösel tab. 18. fig. 7. 8.Vorzüglich deutlich habe ich dieses Organ an ein paar grossen Larven der Rana paradoxa vor mir., der von der kleinen Röhre an der Unterlefze mancher dieser Larven unterschieden werden muss, womit sich dieselben zur sicherern Haltung anfangs an Wasser - pflanzen fest saugen**)Rösel tab. 14. fig. 17..
Statt der Lungen ist diese Thierclasse mit Kiemen oder Kiefern (branhiae)***)Rosenthal in den Verhandl. der Berlin. naturforsch. Gesellsch. I. B. I. St. 1819.272 versehen, die zu beiden Seiten am Hin - tertheile des Kopfs jede unter ihrem beweglichem Kiemendeckel (operculum branchiale) liegen (der nur den chon - dropterygiis abgeht), und mit dem Ra - chen in Verbindung stehen, wodurch ihnen ihr Sauerstoff aus der im Wasser befindlichen Luft (so wie den durch Lungen athmenden Thieren mittelst der atmosphärischen) zugeführt wird*)Duméril vom Mechanismus des Ath - mens der Fische, im Magasin ency - clopedique par Millin 1807. T. VI. p. 35.. Sie geben das Wasser nachher durch die Kiemenöffnungen (aperturae bran - chiales) wiederum von sich; und zeich - nen sich folglich auch schon dadurch von den Thieren der vorigen drey Clas - sen aus, dass sie nicht so wie diese durch den gleichen Weg exspiriren, durch welchen sie vorher eingeathmet hatten.
Wie die Kiemen zum Behuf dieses so genannten phlogistischen Processes273 ihr venöses Blut durch die Branchial - arterie erhalten, und es nach seiner Umsetzung in arterielles, durch die Aorta wieder fortschicken, ist schon oben (§. 164) berührt worden. Die Ver - theilung dieser Gefässe auf den Falten und Feldern der Kiemenblätter selbst aber gehört zu den allerzartesten und zahllosesten im thierischen Körperbau*)Fischer's naturhistor. Fragmente. I. B. pag. 213 u. f..
Bey den mehrsten Fischen**)Monro tab. 25. vom Schellfisch; tab. 26. vom Lachs. be - steht jede der beiden Kiemen aus vier Blättern, die an eben so vielen mit dem Zungenbein verbundenen bogen - förmigen Gräten oder Knorpeln sitzen. Meist findet sich nur Eine Kiemenöff - nung auf jeder Seite; bey manchen aber, namentlich unter den Knorpelfischen, ihrer mehrere.
Sehr viele Seefische, zumal aber die im süssen Wasser lebenden, sind mit274 einer einfachen oder doppelten Schwimm - blase*)Gotth. Fischer über die Schwimm - blase der Fische. Leipz. 1795. 8. und Nachträge dazu in Dess. naturhisto - rischen Fragmenten. I. B. S. 229 u. f. an beiden Orten mit Abbildungen der Blase aus verschiedenen Fischen.Dergleichen aus mehreren andern geben Needham de formato foetu tab. 7. Redi de viuentibus intra viuentia tab. 3-6. und die Observ. anatom. col - legii priuati Amstelod. P. II. tab. 10. versehen, die, bey den deshalb untersuchten hieländischen Süsswasser - fischen grossentheils Stickgas, bey den Seefischen hingegen meist Sauerstoffgas enthält. Wenn sie ausser dem allgemein bekannten Nutzen, nach welchem sie be - nannt ist**)Vergl. Aug. W. Zacharia's Elemente der Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 90 u. f., noch zu andern Functio - nen dient***)Von ihrer merkwürdigen Verbindung mit dem Gehörorgan s. E. H. Weber de aure animalium aquatilium. Lips. 1820. 4. m. Kupf., so findet sie doch eben275 sowohl als oben die Luftbehälter der Vögel hier in diesem Abschnitt füglich ihre Stelle.
Sie sitzt in der so genannten Bauch - höhle, am Rückgrath fest, und steht gewöhnlich mit dem Schlunde, bey ei - nigen mit dem Magen, durch einen besondern Canal (ductus pneumaticus) in Verbindung*)s. des Entdeckers C. Fracassati ep. de cerebro ad Malpighium p. 227 u. f. in welchem man bey manchen, wie z. B. beym Karpen, Klap - pen gefunden hat, die wie es scheint, wohl die Luft durch denselben aus der Blase heraus, aber keine von aussen hinein lassen.
Dass auch den weissblütigen Thieren, im Ganzen genommen, eine Art von Respirationsgeschäft unentbehrlich sey, liess sich schon nach der Analogie aus dem in den mehrsten Ordnungen bei -276 der Classen derselben entdeckten wun - derbaren Apparat von Kiemen oder Luft - röhren schliessen; bey vielen derselben ist aber auch der Process selbst, die Umsetzung des Sauerstoffs gegen Koh - lenstoff u. s. w., durch directe Versuche erwiesen*)s. davon die beiden reichhaltigen Schrif - ten: F. Loth. Aug. Sorg disquisit. physiolog. circa respirationem insector. et vermium. Rudolst. 1805. 8.und Fr. Hausmann commentatio de animalium exsanguium respiratione. Hannov. 1803. 4..
Uebrigens unterscheiden sich die weiss - blütigen Thiere von den rothblütigen schon dadurch, dass, so viel bekannt, keines derselben durch den Mund Luft schöpft.
Unter den Insecten**)J. Flor. Martinet de respiratione insectorum. Lugd. Batav. 1753. 4. sind manche von denen die im Wasser leben, wie namentlich die Fluss - und Seekrebse,277 da wo die Beine ansitzen, mit einer Art von Kiemen*)So z. B. am Flusskrebs, bey Willis de anima brutorum. tab. 3. fig. 2. 3. Rösel's Insectenbelustig. III. Th. tab. 58. fig. 9. 11. tab. 59. fig. 17. und Fr. gu. l. Succow Specimen myologiae insectorum. tab. 1. fig. 1. k. k., unter den übri - gen aber, zumal die Landinsecten**)Doch geben auch unter diesen die Skor - pione, da sie ebenfalls mit Kiemen ver - sehen sind, ein auffallendes, freylich so viel bekannt in ihrer Art einziges Beyspiel einer Thierart, die, obgleich blos in der Luft lebend, nach Art der Fische Athem schöpft, s. G. R. Tre - viranus über den innern Bau der Arach - niden. Nürnb. 1812. 4. S. 8. tab. 1. fig. 7. 8., wie bekanntlich überhaupt ohne Ver - gleich die bey weiten grösste Zahl in dieser Thierclasse ausmachen, mit be - wundernswürdigen durch den grössten Theil ihres Körpers verbreiteten Luft - gefässen versehen***)Curt. Srengel de partibus quibus insecta spiritus ducunt. Lips. 1815. 4. mit Kupf., und zwar sind letz -278 tere bey denen die sich einer Verwand - lung unterziehen müssen, in ihrem Lar - venzustande (– während also ihr Nutri - tionsgeschäft im vollsten Gange ist, –) in ungleich grösserer Menge und Stärke vorhanden, als nachdem sie ihre letzte, so genannte vollkommene, Gestaltung erlangt haben.
Bey den Raupen z. B. liegt zu bei - den Seiten unter der Haut eine starke Luftröhre (trachea), die nach aussen mit neun Luftlöchern (stigmata) mün - det; nach dem Innern hin sich aber durch eben so viele Stämmchen von Luftgefässen (bronchiae) in zahllosen Ra - mificationen verbreitet*)Lyonet tab. 4. fig. 1. tab. 5. fig. 1. u. f. tab. 6. fig. 1. tab. 7. fig. 1. tab. 10. fig. 1. 2. und tab. 11.Vergl. damit die Abbildungen der Luftwege im Nashornkäfer bey Swam - merdam tab. 29. fig. 9. 10. tab. 30. fig. 1. 10.279Im Hornschröter, bey Malpighi de bombyce. tab. 3. fig. 2.In einer Cicade, ebendas. tab. 3. fig. 3.In einer Heuschrecke tab. 4. fig. 1. und Cuvier in den Mém. de la Soc. d'hi - stoire naturelle de Paris, an 7. pag. 39. fig. 2.Im Seidenwurm, Malpighi tab. 3. fig. 1.In einer Libelle, Cuvier a. a. O. fig. 2. 5. 6.Im Uferaas, Swammerdam tab. 14. fig. 1. tab. 15. fig. 1. 4. 7.In der Honigbiene, ebendas. tab. 17. fig. 9. 10. tab. 25. fig. 10. tab. 24. fig. 1. 2. 3.In der Ochsenbremse, Bracy Clark in den Transact. of the Linnean So - ciety. T. III. tab. 23. fig. 25.In Fliegenmaden, Swammerdam tab. 40. fig. 1. 2. tab. 41. fig. 1. 2. tab. 42. fig. 3. 8. tab. 43. fig. 2.In der Laus, ebenders. tab. 1. fig. 8. 4. 7.In mehrern Gattungen von Spinnen, G. R. Treviranus a. a. O. tab. 2. u. f..
Beides, ihre Tracheen und Bronchien, sind von silberweisser Farbe, und die280 Hauptmembran derselben besteht aus spiralförmig gewundenen Fäden (fast wie der Ueberzug der gesponnenen Sai - ten). Ihre aller zartesten und zahlreich - sten Enden vertheilen sich in den Spei - secanal, vorzüglichst aber in das oben (§. 126.) erwähnte grosse corpus adiposum.
Uebrigens zeigt sich so wohl in der Anzahl als in der Lage der zum Ath - men der Insecten bestimmten äussern Mündungen vielartige Verschiedenheit*)s. zumal Hausmann a. a. O.. Bey den mehresten liegen dieselben zu beiden Seiten des Leibes. Viele von denen im Wasser lebenden Larven oder auch ausgebildeten Insecten hingegen schöpfen atmosphärische Luft mittelst des Endes vom Hinterleibe. Besonders merk - würdig ist die Veränderung, die mit man - chen Thieren dieser Classe in dieser Rück - sicht während ihrer Verwandlung vor sich geht; da z. B. die gemeinen Mücken (Culex pipiens ꝛc. ) als Larven durch281 eine Röhre am Hinterleibe, als Nymphen hingegen durch zwey andere am Kopfe Luft schöpfen*)Swammerdam algem. Verhandel. van de Bloedeloose Dierkens. 1669. tab. 2..
In dieser so vielartige Geschöpfe um - fassenden Thierclasse sind auch die Or - gane des Athmens von sehr verschiede - nem Bau**)vergl. hierüber vorzüglich Cuvier so - wohl im Journal d'histoire naturelle 1792. T. II. p. 85. als in seinem tableau de l'hist. nat. des animaux S. 384 u. a., und Sorg, Hausmann a. a. O. auch282 Spallanzani sur la respiration. Genèv. 1803. 8., und einigen Ordnungen, namentlich bey den Bewohnern der Co - rallen und den eigentlich so genannten Zoophyten, vielleicht auch den Intesti - nalwürmern, scheinen sie gänzlich zu mangeln, so dass, wenn auch bey ihnen eine analoge functio vitalis Statt hat, sie doch auf andern vor der Hand noch unentdeckten Wegen vor sich gehen muss.
Bey denen aber die mit eigentlichen Respirationswerkzeugen versehen sind, zeigt sich so wie unter den Insecten, wiederum die gleiche Verschiedenheit, dass das nämlich bey Manchen, wie z. B. bey den Tintenfischen*)Swammerdam bibl. nat. tab. 51. fig. 1. Monro tab. 41. fig. 1. und besonders Tilesius de respiratione Sepiae offi - cinalis. Lips. 1801. 4. tab. 1. 2., Au - stern**)Willis tab. 2. u. s. w. eine Art von Kie - men – selbst wieder von mancher - ley Bau –; bey den mehresten hin - gegen Tracheen sind, wie z. B. bey so vielen andern Schaalthieren***)Von der Lepas balanus s. Poli tab. 4. fig. 20. 22.283von Pholas dactylus tab. 8. fig. 61.vom Solen strigilatus tab. 13. fig. 5.von der Helix pomatia, Swam - merdam tab. 4. fig. 1.und von der H. stagnalis, Stiebel tab. 1. fig. 5. und Molluscis*)von nackten Wegschnecken ebenfalls Swammerdam tab. 8. fig. 7. tab. 9. fig. 1. und Intestinis**)Von den Blutegeln s. Bening de hiru - dinibus pag. 20 u. f. und P. Thomas, histoire naturelle des sangsuës. Par. 1806. 8.. Doch sind viele aus der ersten dieser Ord - nung mit beiderley Respirationswerk - zeugen zugleich versehen. Bey man - chen Bewohnern der Bivalven, z. B. der Venusmuscheln***)An der Venus laeta bey Poli tab. 2. fig. 17., liegen die Luftgefässe zwischen den Häuten eines einfachen oder doppelten röhrenförmi - gen Schlauchs, der am Vordertheile des284 Thiers befindlich ist, willkürlich aus - gestreckt oder eingezogen werden kann, und an sich noch zu andern Zwecken, z. B. zum Eyerlegen, dient, am Rande seiner Mündung aber mit dem Oeffnun - gen der Tracheen als mit Stigmaten besetzt ist.
Schon Aristoteles hat richtig ein - gesehen, dass nur denjenigen Thieren wahre Stimme zugeschrieben werden, könne, die mit wirklichen Lungen ath - men, folglich bloss denen in den ersten drey Classen des Thierreichs. Aber auch selbst unter diesen sind manche Geschlechter und Gattungen entweder überhaupt stumm, wie z. B., so viel bekannt, die Ameisenbären*)An einem – freylich trocknen – Präpa - rate vom Larynx und den Lungen des kleinen Tamandua (Myrmecophaga di - dactyla) finde ich den Kehlkopf ganz knöchern, völlig von der nemlichen Sub - stanz wie das Zungenbein, die aus -286 nehmend kurze Luftröhre aber ist wie ein bloss häutiger Canal zusammen ge - fallen, ohne eine merkliche Spur von Knorpelringen., die Schuppenthiere, die Cetaceen*)J. Hunter hat bey den Cetaceen, die er zergliedert, keine glandula thyreoidea gefunden. Das reimte sich mit der Hypothese, dass diese Drüse zur Bil - dung der Stimme diene., Schild - kröten, mancherley Eidexen und Schlan - gen; oder gehen doch in gewissen Erd - strichen keine Stimme von sich, wie z. B. die Hunde in manchen Ländern von America, oder die Wachteln**)Pennant's arctic Zoology T. II. pag. 320. und Frösche***)Müller's Sammlung Russischer Ge - schichte T. VII. pag. 123.Vergl. J. Chr. Beckmann's histo - rische Beschreibung der Chur - und Mark-Brandenburg. T. I. pag. 590. in vielen Gegenden von Sibirien.
Die allermehresten Thiere dieser Classe*)Ausser den beiden ältern Hauptwerken über die Stimmwerkzeuge von Casse - eius und Fabric. ab Aquapendente, und den in der Folge anzuführenden Schriften, gehört hieher Marc. Jan Busch diss. de mechanismo organi vocis, Groning 1770. 4. die viele wich - tige Bemerkungen von P. Camper ent - hält, vorzüglich aber L. Wolff (Praes. C. Asm. Rudolphi) diss. anato - mica de organo vocis mammalium. Berol. 1812. 4. m. Kupf.Vom besonders merkwürdigen Bau dieser Organe bey verschiedenartigen Cetaceen s. Camper sur la structure interieure de plusieurs Cetacés; Al - bers icones, Fasc. II; und Rudolphi in den Abhandl. der Berliner Akad. physik. Cl. 1820-21. haben das mit einander ge - mein, dass ihre Stimmritze vorn mit dem Kehldeckel (und dieser, wenig - stens bey sehr vielen, mit einem be -288 sondern vom Zungenbeine entspringen - den, im Menschen nicht befindlichen, Muskel) versehen ist; und die Seiten - ränder jener Ritze durch die doppelten Stimmbänder (ligamenta thyreo-arytae - noidea) gebildet werden, zwischen wel - chen auf jeder Seite die Stimmhöhlen (ventriculi laryngis) liegen. Der Kehl - deckel fehlt inzwischen den mehresten Fledermäusen; und bey einigen mause - ähnlichen Thieren, wie z. B. beym Sie - benschläfer, ist er kaum merklich. So wie anderseits die obern Stimmbänder, mithin auch die Stimmhöhlen, man - chen Bisulcis, z. B. dem Ochsen und Schaafe, abgehen.
Bey manchen Gattungen von Säuge - thieren wird die ihnen eigentümliche sich besonders auszeichnende Stimme, oder doch gewisse Töne noch durch andere Organe gebildet, wohin vorzüg - lich bey einigen sonderbare gespannte Membranen, bey andern aber eigene289 Blasen und Säcke gehören, die mit dem Innern des Kehlkopfs in Verbindung ste - hen, und theils als Fortsetzungen der Stimmhöhlen anzusehen sind.
Beym Pferde z. B. wird der Anfang des Wieherns durch eine besondere zart - sehnige, fast sichelförmige Membran be - wirkt, die in der Mitte am Schildknorpel sitzt, und mit ihren Enden nach den äussern Rändern der Stimmritze läuft*)Herissant in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris 1753. tab. 9..
Das eigene Geschrey des Esels hinge - gen wird dadurch hervor gebracht, dass sich unter einer ähnlichen Membran eine besondere kesselförmige Vertiefung; im Schildknorpel befindet, und ausserdem noch zu beiden Seiten ein paar Oeff - nungen liegen, die zu besonderen Höh - len führen**)Ebendas. tab. 10..
Und nun das Maulthier –, das wie - hert nicht wie die Pferdestute, von wel - cher es geworfen ist, sondern schreyt290 wie der Eselhengst, von dem es erzeugt worden, und hat auch ganz den Kehl - kopf desselben, und nichts von jenen eigenen Stimmorganen seiner Mutter. Eine Erscheinung, die wie so viele andere sich wohl schwerlich mit der vermeinten Präexistenz der präformirten Keime im mütterlichen Eyerstocke rei - men lässt*)Jener so wesentlichen ganz specifischen Verschiedenheit im Bau des Kehlkopfs des Pferdes und Esels habe ich im Handb. der Naturgesch. pag. 26. der Xten Ausg. als Einer von so manchen Instanzen gegen die von Ray. Büffon u. a. angenommene Regel gedacht, als ob alle diejenigen Geschöpfe zu Einer Species gehören müssten, die mit ein - ander fruchtbare Nachkommenschaft zeugen..
Bey der Katze liegen unter den Stimm - bändern ein Paar zarte Membranen, die vermuthlich das diesen Thieren eigene Schnurren oder Spinnen verursachen**)Vicq-d'azyr in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris. 1779. tab. 11. fig. 17..
291Das Schwein hat zwey beträchtliche membranöse Säcke vorn oberhalb der Stimmbänder*)Casserius de vocis auditusque orga - nis tab. 10. fig. 9. 10. pag. 55. „ ad grun - nitum in porcis efficiendum. “– He - rissant a. a. O. tab. 11..
Mancherley Affen**)z. B. der Orang-Utang (Simia saty - rus), s. Camper's Naturgesch. dessel - ben tab. 3. fig. 2. tab. 4. a. fig. 2. 3.Der Magot (Simia inuus) in Lud - wig's Grundr. der Naturgesch. der Menschenspecies. tab. 1. 2.Bey einem gemeinen Affen (Simia silvanus). den ich zergliedert, liess sich der rechte Kehlbeutel Daumen, dick und drey Zoll lang aufblasen, der linke hingegen nur zur Grösse einer Muskatennuss. Den Kehlbeutel eines geschwänzten Affen, (vermutlich Si - mia cynomolgus) s. bey Camper tab. 4. a. fig. 2. und Paviane***)Der Mandril (Papio maimon) bey Vicq-d'Azyr a. a. O. tab. 7. haben, so wie auch das Renthier†)Camper a. a. O. tab. 8. fig. 7.,292 vorn am Halse ansehnliche einfache oder doppelte Kehlbeutel von verschiedener Form und Abtheilung, die mit einer oder zwey Oeffnungen im Kehlkopf zwischen dem Zungenbein und Schildknorpel münden.
Und bey manchen Meerkatzen (z. B. beym Cercopithecus beelzebub und seni - culus) bildet der mittlere oder Vorder - theil des Zungenbeins eine sonderbare knöcherne Capsel von fast kugelichter Form*)s. Purchas's Pilgrimes T. IV. pag. 1302. Vicq-d'Azyr tab. 9. 10. Camper tab. 4. b. fig. 4. 5. und Von Hum - boldt a. a. O. tab. 4. n. IX., mittelst deren diese Thiere ihr durchdringendes weit schallendes Geschrey hervorbringen.
Die bis auf sehr wenige Ausnahmen allgemeinste Haupteigenheit der Stimm - organe in dieser Classe reducirt sich dar -293 auf, dass die Vögel, wie man insge - mein sagt, einen doppelten – oder wie man richtiger sagen sollte, einen an beiden Enden der Luftröhre vertheilten Kehlkopf und zweyerley Stimmritze haben.
Am oberen Ende der Luftröhre liegt nämlich bloss die obere oder eigentliche Stimmritze, und zwar ohne Kehldeckel*)Was Warren in den philos. Trans - act. vol. XXXIV. p. 113. beym Straus für einen Kehldeckel ansah, ist bloss eine kleine Erhabenheit auf der Zun - genwurzel. s. Cuvier in der Ména - gerie du Museum national d'histoiré naturelle. Par. 1801; Fol. No. I. bey tab. 3., deren scheinbarer Mangel bey sehr vie - len durch die conischen Fleischfasern zu beiden Seiten der Ritze ersetzt wird.
Der Hauptapparat zur Bildung der Vogelstimme findet sich hingegen im294 untern oder Bronchial-Larynx*)Daher mancherley Vögel, wenn man ihnen schon die Luftröhre unter der obern Stimmritze durchschneidet, doch noch mittelst des Bronchial-Kehlkopfs ihre Stimme ziemlich unverändert von sich geben können. s. Duverney in der Hist. de l'Acad. des sc. de Paris T. II. pag. 7. Girardi in den Memo - rie della Società Italiana T. II. P. II. pag. 737. und Cuvier im Magazin encyclopédique ann. 1. T. II. pag. 357., der inwendig eine zweyte Stimmritze ent - hält, die durch gespannte Membranen gebildet wird, und bey vielen, zumal unter den Wasservögeln, mit einem so genannten Schnarrwerk in den Orgel - pfeifen verglichen werden kann: von aussen aber bey den verschiedenen Ord - nungen und Geschlechtern mit mehre - ren oder wenigern Muskelpaaren so wie mit einer Art von Schilddrüse versehen ist. Uebrigens zeigt sich, und zwar ebenfalls besonders bey den Wasservö - geln, theils schon in der verhältniss - mässigen Länge und Lauf der Luftröhre,295 hauptsächlich aber im Baue des untern Kehlkopfes, bey vielen Gattungen, und bey manchen derselben wieder nach der Sexualverschiedenheit, vielartige Abän - derung*)Vom Bronchial-Larynx s. vorzüglich Herissant, Vicq-d'Azyr, und Cu - vier a. den a. O., und noch eine zweyte Abhandlung des Letztern im 2ten B. des IVten Jahrg. vom Magaz. encyclopéd. Ferner Schneider im Leipziger Magazin v. 1786 und 1787. und in seinem Commentar ad reli - qua libror. Friderici II. pag. 33. 211 u. f.Ins besondere vom wilden Schwan s. Aldrovandi ornitholog. T. III. p. 13 u. f.und von der Gans, Haller's mei - sterhafte Beschreibung de partium c. h. fabrica et functionibus T. VII. pag. 321 u. f. verglichen mit dem schö - nen Abbildungen bey Herissant a. a. O. tab. 12 u. 14.. So hat z. B. der so genannte zahme oder stumme Schwan (Anas olor) eine gerade auslaufende Luftröhre, die hingegen beym männlichen wilden oder296 singenden (cygnus) in die oben gedachte Capsel des Brustbeins tritt (– §. 55. –). Beym Löffelreiher (Platalea leucorodia), so wie auch beym Katraka (Phasianus motmot) u. a. finden sich ähnliche Win - dungen der Luftröhre, doch ohne jene Brustbeincapsel. Bey vielen Schwimm - vögeln aber haben bloss die Männchen am untern oder Bronchial-Larynx eine knöcherne Blase von mancherley Ge - stalt*)Vergl. wieder ausser Herissant und Cuvier a. a. O. Aldrovandi orni - thol. T. III. pag. 190. Willoughby ornithol. tab. 73. Bloch in den Be - schäftig. der Berliner naturf. Gesellsch. T. IV. pag. 579 u. f. tab. 16 u. f. und in den Schriften T. III. pag. 370. tab. 7 u. s. und Latham in den Transactions of the Linnean Society vol. IV. pag. 90. tab. 9-16., die ebenfalls zur Verstärkung ihrer Stimme dient**)S. darüber schon des alten Fabricius Hildanus Beschr. der Fürtrefflichkeit der Anatomy pag. 223.. So die gemeine Ente, die europäische Haubenente (Anas297 fuligula), die Brandente (tadorna), die weisse Tauchente (Mergus albellus), die Tauchergans (merganser) u. a.m.
In dieser letzten Classe von animali - bus vocalibus ist der Bau der Stimm - werkzeuge im Ganzen ziemlich einfach, doch wieder bey den mancherley Ge - schlechtern, Gattungen, und selbst theils nach der Sexualverschiedenheit, von vielartiger Einrichtung.
Die Landschildkröten (wenigstens Te - studo graeca), haben eigentlich zwey Luftröhren, indem sich der kurze ge - meinschaftliche Stamm gleich beym drit - ten Halswirbel in zwey lange Haupt - äste theilt, die weit in die Brust hin - absteigen ehe sie in die Lungen eintre - ten. Jeder macht seitswärts eine starke Krümmung über welche sich die beiden298 aortae abdominales herumschlagen*)Blasii Zootomia. Amst. 1677. 8. tab. 17. fig. 5.. Bey den Fröschen ist die Luftröhre sehr kurz; doch bey den Männchen etwas länger als bey den Weibchen; auch ihre Stimmritze weiter. Uebrigens ist diese auch wohl bey allen Thieren dieser Classe mit Stimmbändern versehen**)Vom Larynx des Crocodilus Orinoci s. Humboldt a. a. O. tab. 4. n. 10.Vicq-d'Azyr a. a. O. tab. 13. fig. 45. 46. von Schildkröten; fig. 41. 42. 44. von Fröschen; fig. 47 bis 52. von Schlangen.Den Kehlkopf der Klapperschlange s. bey Tyson's Anatomy of a Rattle - snake in den philos. Transact. vol. XIII. Nr. 144. fig. 5..
Bey manchen Fröschen zeichnen sich die Männchen noch durch besondere Luftsäcke aus, wohin die grosse. Kehl - blase des Laubfrosches und die Backen - blasen gehören, die der grüne Wasser -299 frosch (Rana esculenta) zur Paarungs - zeit an beiden Seiten der Mundwinkel durch ein Paar Oeffnungen aufbläht, die am Unterkiefer nahe an der Stimmritze liegen*)Camper's kleine Schriften I. B. 1. St. pag. 144. tab. 3. fig. 1-4..
In keiner andern Classe von Functio - nen der thierischen Oekonomie ist eine so reine einleuchtende Stufenfolge vom einfachsten Bau zum zusammengesetzt - ten bemerklich*)Einen scharfsinnigen Versuch einer neuen Einteilung der Thiere nach dem Totalorganismus des Nervensystems in ihren Classen oder Hauptordnungen, hat Rudolphi geliefert in seinen Beyträ - gen zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte. Berl. 1812. 8. S. 79., als in der, zu wel - cher wir jetzt übergehen, die den Haupt - character der Animalität bestimmt, und selbst davon ihren Namen erhalten hat**)Viel lehrreiches zu diesem Abschnitt, (besonders über das Hirn der warmblü -301 tigen Thiere,) das nur nach dem Zu - schnitt dieses Handbuchs nicht einzeln beygebracht werden kann, findet sich in Gall et Spurzheim Anatomie et Physiologie du Systeme nerveux ꝛc. Par. seit 1810. 4. mit den dazu gehö - rigen Kupf. in Fol.bey Jos. et C. Wenzel de stru - ctura cerebri humani et brutorum. Tubing. 1812. fol.und in mehrern andern auch hieher gehörigen Werken, die ich aber schon in der IVten Ausg. der Institut. phy - siolog. 1821. pag. 176 u. a. aufgeführt habe..
Bey manchen der einfachsten Thiere, aus der Classe der Würmer, zumal bey den Eingeweidewürmern und den so ge - nannten Zoophyten, ist überhaupt wenig oder keine Verschiedenheit von partibus similaribus*)So wurden bekanntlich von den Alten die homogenen organischen Stoffe, wie z. B. Nerven, Muskeln, Sehnen, Kno - chen, Knorpel u. s. w. genannt, aus302 deren Verbindung partes dissimilares des thierischen Körpers, nämlich seine Theile, Gliedmassen, Eingeweide u. s. w. gebildet sind. ihres Körpers, und na - mentlich nichts zu erkennen, was als ein distinctes Nervensystem oder dazu gehörige Theile angesprochen werden könnte: sondern die Nervenmaterie, die sich übrigens durch Empfindungs - und Bewegungsvermögen bey ihnen so gut als in irgend einer andern Ordnung oder Classe des Thierreichs äussert, ist in ihre ganze meist homogene Masse wie verschmolzen: so dass sich z. B. bey den fast durchscheinenden Armpolypen, die sich in unsern Gewässern doch oft mit Zoll langen Körper und Spannen lan - gen Fangarmen finden, selbst bey bester Beleuchtung und starker Vergrösserung, doch nichts als ein körniges, (gleichsam gekochten Sago ähnelndes) Gefüge zeigt, das durch eine gallertartige Grundmasse in die bestimmte Form verbunden wird.
Schon bey vielen andern Würmern ist, so wie bey den Insecten, ein distinctes Gangliensystem von Nerven zu unter - scheiden, die bey den mehresten gröss - tentheils aus dem so genannten Rücken - mark entspringen, an dessen Kopfende das eigentliche Gehirn nur einen sehr kleinen unansehnlichen Theil macht: der hingegen in den beiden Classen von Thieren mit rothem kalten Blute, noch viel mehr aber bey den warmblütigen, von weit zusammengesetzteren Bau und relativ beträchtlicherer Grösse ist, worin endlich der Mensch in so fern alle übri - gen übertrifft, dass er, nach Sömmer - ring's scharfsinniger Bemerkung*)s. Dess. Diss. de basi encephali, Goet - ting. 1778. 4. pag. 17. und tabula ba - seos encephali. Francof. 1799. Fol. pag. 5 u. f.Vergl. damit Jo. Godofr. Ebel ob - seruat. neurologic. ex anatome compa - rata. Francof. ad Viadr. 1788. 8., das bey weiten allergrößte Gehirn in Ver -304 hältniss zu der Feinheit seiner dar - aus entspringenden Nerven hat*)Den grossen Einfluss den dieses Ver - hältniss der Grösse des Gehirns zum übrigen Nervensystem auf die ganze thierische Oekonomie der kaltblütigen Thiere, verglichen mit den warmblüti - gen, äussert, wie namentlich davon ihre weit mindern Consensus, folglich die schwächere Mobilität ihrer ganzen Ma - schine, anderseitig hingegen auch die grössere vom Hirn unabhängige, vielmehr eigentümliche Vitalität der einzelnen Theile, so wie die ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft abhängt, von alle dem habe ich ausführlicher gehan - delt in dem Specimen physiol. comp. inter animantia calidi et frigidi san - guinis im VIIIten B. der Societäts-Com - mentationen; auch im Handb. der Na - turgeschichte pag. 237 u. f. der Xten Ausgabe..
Schon die beiden grossen Scheide - wände welche die harte Hirnhaut als305 so genanntes Zeit (tentorium) zwischen dem grossen und kleinen Gehirn, und als Sichel (falx) zwischen den beiden Hälften des erstern bildet, zeigen bey einigen Thieren dieser Classe die merk - würdige Eigenheit, dass sich ein star - kes Knochenblatt als Fortsatz der be - nachbarten Hirnschalenknochen zwischen ihre Duplicatur erstreckt.
Von einer knöchernen Grundlage der Sichel ist mir zwar unter den Quadru - peden dieser Classe nur Ein Beyspiel ohne seines gleichen bekannt, das ich bey dem an Anomalien der Art so rei - chen Ornithorhynchus gefunden (– tab. I. c. –); unter den Cetaceen aber findet sich etwas Aehnliches, wenigstens bey den Delphinen*)Etwas Aehnliches, aber bloss als eine meines Wissens beyspiellose anato - mische Varietät, zeigt sich in einem Schedel einer 30 jährigen Weibsperson in meiner Sammlung, in welchem die so genannte tabula vitrea des Stirn - beins, da wo der processus falciformis306 anliegt, ebenfalls wie beym Schnabel - thier, ein langes sichelförmiges Knochen - blatt bildet.. Uebrigens tritt auch die Sichel selbst, bey manchen Gattun - gen mehr, bey andern weniger tief zwi - schen die Hirnhälften*)S. hiervon Soemmerring vom Hirn und Rückenmark, Mainz 1788. 8., und einigen fehlt sie ganz.
Weit häufiger findet sich hingegen bey manchen Säugethieren ein tentorium cerebelli osseum, das aber bey den ver - schiedenen Gattungen von ungleicher Grösse und Umfang ist. Es wird durch besondere Knochenblätter gebildet, die sich hauptsächlich von der so genann - ten tabula vitrea der Scheitelbeine, und zum Theil auch von den beiderseiti - gen Felsenbeinen in das tentorium der harten Hirnhaut erstrecken, und im Ganzen eine doppelte Verschiedenheit zeigen.
Bey manchen nämlich, stellt es gleich - sam eine knöcherne Wand vor, die nur nach unten einen meist viereckten Durch -307 gang lässt. So bey den mehresten Gat - tungen des Katzen und Bärengeschlechts, beym Marder u. a.m., sogar bey einer Meerkatze, dem Coaita (Cercopithecus paniscus)*)S. Josephi's Anatomie der Säugethiere. Beytr. zum Isten B. S. 34. tab. 4. fig. 1..
Bey andern hingegen besteht es aus drey von einander abstehenden Stücken, deren eins von oben und hinten, wie ein Dach, in die Hirnschalenhohle hin - ein ragt; die andern beiden aber seit - wärts von den Felsenbeinen entsprin - gen. So bey manchen Phocis**)Im Schedel einer jungen Robbe, den ich besitze, hängt die vordere oder obere Seite jenes dachförmigen Stücks durch ein sehr robustes vertikales Knochen - blatt, das sich bis an die Mitte der sutura lambdoidea erstreckt, mit der in - nern Fläche des Hinterhauptbeins, da wo die Sichel sich endet, zusammen., beym Orycteropus capensis, bey Didelphys wombat, im Hunde - und Pferdege - schlecht u. a.m.
308Endlich zeigt sich aber auch bey noch andern, z. B. beym Schwein, Caninchen, manchen Mäusen u. dergl. doch ein Rudiment zu den letztgedachten Seiten - theilen, wenigstens ein scharfer Rand an den Felsenbeinen*)Von den Hauptverschiedenheiten des knöchernen tentorii und seinem angeb - lichen, aber nicht wahrscheinlichen Nutzen habe ich schon im osteologi - schen Handbuche S. 117 u. f., und von letzterm auch in den instit. physiolog. pag. 174. gehandelt..
Zu denen Eigenheiten aber, wodurch sich bey den Säugethieren das Gehirn selbst**)Abbildungen von Gehirnen aus dieser Thierclasse (ausser denen, die in den folgenden Noten angeführt werden), geben z. B.vom Schimpanse (Simia troglodytes), Tyson in seiner vortrefflichen Mono - graphie fig. 13. 14.von andern Quadrumanen so wie vom zahlreichen Quadrupeden aus ver -309 schiedenen Ordnungen der Säugethiere Tredemann icones cerebri simiarum et quorundam animalium rariorum, Heidelb. 1821. fol.vom Hund, Collins im System of anatomy vol. II. tab. 53. fig. 1. und Ebel a. a. O. tab. 1. fig. 7.von der Katze, Collins tab. 53. fig. 2. und Ebel tab. 1. fig. 3.vom Pferd, Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'Ac. des sc. von 1783. tab. 7. und Ebel tab. 1. fig. 1.vom Schaf, Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 1. und Ebel tab. 1. fig. 8.vom Ochsen Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 2. und Ebel tab. 1. fig. 6. und 9.vom Schwein, Collins tab. 54. und Ebel tab. 1. fig. 10.vom Elephanten, Camper tab. 14.von der Robbe W. Vrolik de Pho - cis speciatim de Phoca vitulina. Ultraj. 1822. 8. tab. 1. von dem menschlichen aus - zeichnet, gehört überhaupt, ausser der schon erwähnten grossern Stärke der daraus entspringenden Nerven, auch das nach Verhältnis zum grossen Gehirn beträchtlichere Volumen des kleinen,310 so wie die ansehnlichere Dicke des Rückenmarks*)Das Auffallende dieser Verschiedenheit, selbst schon bey den so genannten an - thropomorphis, den Quadrumanen, zeigt die Abbildung des Hirns eines Mandrills (Papio maimon), die ich in den beiden ersten Auflagen der Schrift de generis hum. variet. natiua tab. 1. fig. 1. gege - ben habe..
Ferner ist das merkwürdige und räth - selhafte Sandhäufchen, das sich beym Menschen nach den ersten Jugendjahren bis auf höchst seltene Ausnahmen, immer an seiner Zirbeldrüse findet**)Soemmerring de lapillis vel prope vel intra glandulam pinealem sitis. Mogunt. 1785. 8., bis jetzt nur erst einigemal anomalisch an ein - zelnen Individuen von Bisulcis, beob - achtet worden***)In einem Damhirsch hat es Soemmer - ring gefunden, a. a. O. pag. 10.311in der Ziege Malacarne. s. Dess. Encefalotomia di alcuni quadrupedi. Mant. 1795. 4. pag. 31..
Bey den eigentlichen Quadrupeden (also die Quadrumanen ausgenommen) verlaufen sich die vordern lobi des grossen Gehirns nach unten in die so genannten processus mamillares*)S. Metzger's Specimen anatomiae comparatae primi paris neruorum in Dess. Opusc. anatom. et physiolog. Goth. 1790. 8. pag. 100. u. f., aus welchen hernach die Geruchnerven des ersten Paars entspringen. Sie sind, zu - mal bey den Grasfressenden, von an - sehnlichster Grösse**)Abbildungen dieses Organs, zumal an Hirnen von Bisulcis und vom Hasenge - schlechte s. in Collin's System of anatomy vol. II. tab. 51 u. f. Ebel a. a. O. Willisii anat. cerebri fig. 2. Monro on the nervous System tab. 9 und 24., überhaupt aber um so merkwürdiger, da sie, besonders wegen der Verlängerung der vordern312 Ventrikel, die sich hinein erstrecken, weiland zu grossen physiologischen Irr - thümern Anlass gegeben haben*)Die zuerst und ganz aus der Natur von dem wackern Conr. Vict. Schneider zu Wittenberg widerlegt worden, in s. classischen kleinen Liber de osse cri - briformi. 1655. 12..
Uebrigens findet zwischen dem Hirn der grasfressenden Quadrupeden und der mehresten Carnivoren im allgemeinen auch noch die eigene Verschiedenheit Statt, dass bey ersteren die vordern oder obern von den corporibus quadri - geminis (die vulgo so genannten nates) grösser sind, als die hintern und untern, bey den Carnivoren hingegen das Wi - derspiel Statt hat. So wie auch bey jenen die eminentia candicans gross und einfach, bey den Fleischfressenden hin - gegen klein und doppelt ist**)S. Soemmerring vom Hirn u. s. w. pag. 91 u. f.313Von den Eigenheiten einiger beson - ders merkwürdigen Nerven zumahl in dieser Classe s. z. B. L. Jacobson de quinto pari n. animalium. Regiom. 1818.4. Ferd. Muck de ganglio ophthal - mico et neruis ciliaribus animalium. Landish. 1815. 4.vorzüglich aber vom sympathischen: Rudolphi in den Abhandl. der Ber - liner Akad. 1814. pag. 161.E. H. Weber anat. compar. n. sympath. Lips. 1817. 8.und H. C. van der Boon Mesch de n. sympath. Leid. 1821. 8..
Allerdings bildet auch bey manchen Vögeln die harte Hirnhaut einen sichel - förmigen Fortsatz der folglich mit Un - recht der ganzen Classe abgesprochen worden*)Selbst noch von Haller, de partium corp. hum. fabr. et funct. T. VIII. pag. 163.. Ja, beym Auerhahn habe314 ich sogar eine knöcherne Grundlage dazu, fast so wie in der Hirnschale des Schnabelthiers (§. 204.), gefunden*)Ebenfalls beym Auerhahn ist das Ge - hirn in Verhältniss zur Grösse des Kopfs und ganzen Körpers ganz auf - fallend klein; da es hingegen bekannt - lich bey manchen andern Thieren dieser Classe, zumal unter den Sangvögeln, in eben dieser Relation, selbst das menschliche übertrifft..
Das Hirn selbst**)Dr. Franke im Archiv für Physiolo - gie XI. B. S. 220.und A. Meckel in s. Bruders Ar - chiv II. B. S. 25.auch Th. G. J. Nicolai de me - dulla spinali avium Hal. 1811. 8.. ähnelt, im Ganzen genommen, dem in der vorigen Thier - classe (selbst darin, dass es sich bey manchen Vögeln nach vorn in eine Art von processibus mamillaribus verläuft), so wie es sich hingegen von dem in den folgenden auffallend auszeichnet. 315Doch unterscheidet es sich von der Säu - gethiere ihrem ausser seiner glatten Oberfläche (ohne wulstige Windungen) besonders dadurch, dass die thalami*)Ueber die verschiedene Deutung dieser Theile im Vogelhirn, die von mehrern neuern Zergliederern zu den Vierhüglern gerechnet werden, s. besonders Tiede - mann's Bildungsgesch. des Gehirns im Foetus. Nürnb. 1816. 4. pag. 118. der Sehenerven nicht innerhalb des ei - gentlichen oder großen Gehirns einge - schlossen, sondern hinter demselben frey liegen, meist von kuglichter Form und inwendig hohl sind; ein Bau, den im Ge - gentheil die Vögel mit den beiden Clas - sen der Thiere mit rothem kalten Blut gemein haben. – Auch sind diejeni - gen Körper, die bey den Säugethieren mit Recht striata heissen, bey den Vö - geln nur einfarbig.
Hingegen fehlen den Vögeln manche Theile des Gehirns, die sich bey den316 Säugethieren finden, entweder gänzlich, oder die Meinungen darüber sind we - gen abweichender Eigenheiten im Bau u. s. w. wenigstens getheilt. Ersteres ist allem Anschein nach der Fall mit dem corpus callosum, der Brücke u. a.m.; letzteres mit dem fornix, der Zirbel - drüse, den eminentiis mamillaribus, cor - poribus quadrigeminis ꝛc .*)S. Haller's kernigen Aufsatz de ce - rebro auium im IIIten Bd. der Oper. minor. pag. 191.und Malacarne's weitläufigen Com - mentar darüber in den Memorie della Società Italiana T. I. pag. 747. T. II. P. I. p. 237. T. III. pag. 126.Abbildungen von Vogelhirnen ha - ben gegeben; z. B.von einem Habicht Ebel tab. 1. fig. 13.von einer Eule Id. ib. fig. 12.vom Eisvogel Collins tab. 49. fig. 1.vom Kolkraben Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'ac. des sc. 1783. tab. 10. fig. 1.vom Indianischen Haubenfink Col - lins tab. 58. fig. 3.317von einem Finken Ebel. tab. 2. fig. 6.von einer Taube Id. tab. 58. fig. 5.vom Rebhuhn Id. ib. fig. 6.vom Haushuhn Vicq-Azyr a. a. O. tab. 9. fig. 3. 4. 5.vom Truthahn Collins tab. 57. fig. 3. 4. 5.vom Trappen Id. tab. 57. fig. 1. 2.von der Waldschnepfe Id. tab. 57. fig. 6.von der Heerschnepfe Id. ib. fig. 8.von der Brachschnepfe Id. tab. 58. fig. 1.von der Pfuhlschnepfe ib. fig. 2.Vom Schwan Id. tab. 56. fig. 1.von der Gans Id. Tab. 56. fig. 1. und tab. 59. fig. 2. und von der Seite und im Innern Ludwig de cinerea cerebri substantia Lips. 1779. 4. fig. 1. 2. 3. von unten Ebbl tab. 2. fig. 1.von der Kriekente Collins tab. 57 fig. 7.und von der gemeinen wilden Ente Id. tab. 56. fig. 3. 4.. Auch hat das Cerebellum der Vögel so wie aller Eyerlegenden Thiere keine Seiten-lobos sondern besteht einzig aus dem Vermis.
Ueber das Hirn der Amphibien ist vergleichungsweise noch wenig gearbei - tet. Im Ganzen scheint es sehr klein und einfach; besteht nur aus fünf rund - lichen Partien, nämlich den beiden Hemisphären, den dahinter frey und abgesondert liegenden durch Ventrikel ausgehöhlten beiden thalamis*)Der Kreuzung der Sehenerven, die manche Amphibien mit vielerley Fischen gemein haben, wird unten (§. 216) gedacht. und dem kleinen Gehirn, das in beiden Classen von Thieren mit rothem kalten Blut in seinem Innern keinen so genannten arbor vitae zeigt. Hingegen ist das Rücken - mark verglichen mit der Kleinheit des Gehirns, bey den mehresten Amphibien von ausnehmender Stärke**)Abbildungen des Gehirns einer Land - schildkröte s. bey Caldesi tab. 2 fig. 5.vorzüglich aber bey Bojanus a. a. O. tab. 23.319von Fröschen bey Ludwig, Vicq - d'Azyr und Ebel a. a. O.vom sehr einfachen Hirn des Pro - teus vorzüglich G. R. Trevirranus in den Commentat. Soc. scientiar. Got - tingens. recentior. vol. IV. pag. 200. tab. 2.von der Viper bey Vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 8.und von mehrern Amphibien aus beiden Ordnungen so wie von manchen Fischen bey H. Kuhl in s. Beitr. zur Zool. u. vergleichenden Anatomie. Frankf. 1820. 4..
In dieser Classe*)Apost. Arsaky de piscium cerebro et medulla spinali. Hal. 1813. 4. mit Kupf. 320Desmoulins in Magendie's Jour - nal de Physiol. T. II. p. 127.und C. W. H. Fenner de anat. compar. et naturali philosophia. Jen. 1820. 8. füllt das Gehirn bey weiten nicht die Hirnschale aus: sondern zwischen der dura mater (die bey den mehresten grossen Fischen von einer fast knorpelartigen Festigkeit ist,) und der pia findet sich eine Menge ei - ner fettig-salzigen Feuchtigkeit in ei - nem lockern Schleimgewebe, das einer schaumigen Sulze ähnelt*)E. H. Weber de aure animal. aqua - tilium pag. 21.Zumahl bey den Knorpelfischen findet sich diese Sulze in Menge, und bey manchen mehrere Lagen derselben von verschiedner Consistenz, theils Eyweiss - ähnlich und so durchsichtig und klar wie Hirschhorn-Gallerte.321Die Küsten-Eskimos auf Labrador wissen sich daraus nette Putzcorallen zu verfertigen, wovon die Proben die ich besitze auf den ersten Blick wie au - Copal gearbeitet scheinen. und die Stelle der arachnoidea zu vertreten scheint.
Uebrigens ist der Bau des Hirns bey den verschiedenen Geschlechtern und Gattungen (ja selbst nicht gar selten bey den Individuis der nämlichen Species,) von Fischen von vielartiger Verschie - denheit, besteht aus mancherley meist paarweise gereihten tuberculis oder lo - bulis, unter welchen doch durchge - hends die fünfe, deren bey den Amphi - bien gedacht worden, als die constante - sten sich auszeichnen*)Haller de cerebro piscium in den Oper. minor. T. III. pag. 198.Abbildungen von Fischgehirnen fast aus allen Ordnungen, doch meist nur von der obern Außenseite finden sich bey Collins tab. 60. bis 70.Ausserdem s. von Rochen Camper in s. klein. Schr. II. Bd. 2. St. tab. 3. fig. 1. 2. Monro Physiol. der Fische, tab. 1. 34. und 37. Scarpa de auditu et olfactu. tab. 1. fig. 1. und Harwood im System of comparative Anatomy aud Physiology. vol. I. tab. 10.Von Hayfischen Stenonis in den Elem. myologiae tab. 5. fig. 4. und tab.322 7. fig. 1. auch Scarpa a. a. O. tab. 2. fig. 6.vom Froschfisch (Lophius piscatorius) Camper a. a. O. tab. 1. fig. 1. 2.vom Meeraal (Muraena conger) Vicq - d'Azyr a. a. O. tab. 10. fig. 3.vom Kabeljau (Gadus morrhua) Cam - per a. a. O. I. B. 2. St. tab. 1. fig. 2. und Monro tab. 39.vom Schellfisch (Gadus aeglefinus) Id. on the nervous System tab. 32.von der Steinbutte (Pleuronectes maximus) Vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 5.von der Trigla adriatica, Tiede - mann in Meckel's Archiv II. B. tab. 2. fig. 4.vom Wels Ebel a. a. O. tab. 2. fig. 4.vom Hecht Casserius de auditu tab. 12. Vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 4. Ebel tab. 2. fig. 2. Scarpa tab. 2. fig. 1. und Harwood tab. 9. fig. 1. 2.vom Karpen Ebel ib. fig. 3. und Scarpa tab. 2. fig. 4..
Eine eigne Merkwürdigkeit die zu vielen physiologischen Untersuchungen und Folgerungen Anlass gegeben, ist, dass wenigstens bey den mehrsten Fi - schen, aber auch bey manchen Amphibien (z. E. in der Natter) die Sehenerven323 sich (ungefähr wie ein Paar übereinan - der geschlagene Finger) kreuzen*)s. Soemmering in den Hessischen Beyträgen zur Gelehrsamkeit 1. B. 2. St. 1784. S. 205. und Dess. Dissert. de decussatione neruot. opticor. Mogunt. 1786. pag. 24.G. Coopmans neurologia pag. 38 u. f.Rudolphi im Wiedemannischen Archiv. I. B. 2. St. pag. 156.und viele der in der vorigen Note angeführten Abbildungen..
Eben diese Nerven haben bey man - chen Fischen den sonderbaren Bau einer der Länge nach aufs sauberste zusam - mengefalteten Markhaut**)s. Eustachii examen ossium pag. 227. und eine Abbildung aus dem Schwert - fisch bey Malpighi de cerebro.Um damit das gewöhnliche Gefüge andrer Nerven zu vergleichen s. man z. B. die Abbildung von dem physiolo - gischen Präparat des Anfanges vom 5ten Paar beym Elephanten in Abr. Kaau Boerhaave historia anatomica (prior) infantis, cuius pars corporis infe - rior monstrosa. Petrop. 1754. 4. tab. 1..
324Und die Geruchsnerven bilden bey manchen, z. E. beym Stock-Kabeljan (Gadus merluccius) und Karpen*)Scarpa a. a. O. ehe sie sich in die unten zu erwähnende ge - faltete Nasenhaut verbreiten eine Art von Nervenknoten, dergleichen sich sonst, so viel bekannt, am übrigen Ner - vensystem der Fische nicht finden.
Endlich verdienen hier auch noch diejenigen Nerven besondere Erwähnung, die sich bey den elektrischen Fischen**)Rudolphi in den Abhandlungen der Berliner Akad. 1814. pag. 174. in ihre bewundernswerthen aponeuro - tischen Zellen vertheilen, welche mit Eyweiss ähnlichen Stoffe und Gallerte gefüllt sind und ihnen gleichsam statt einer Leidner Flasche oder elektrischen Batterie dienen. Beym Zitterrochen (Raia torpedo) liegen bekanntlich diese son - derbaren Organe nach den Seitenflossen325 des Thiers*)J. Hunter in Philos. Transact. Vol. LXIII. pag. 481. tab. 20.Mich. Girardi in den Memorie della Societa italiana. T. III. pag. 553.und J. T. Todd in den Philos. Trans - act. for. 1816. P. I. pag 221. und erhalten ihre Nerven zum Theil vom 5ten Paare, doch haupt - sächlich vom vagus aus dem verlänger - ten Marke. Beym Zitteraal (Gymnotus electricus) finden sie sich zu beiden Seiten unter dem Hinterleibe**)J. Hunter in Philos. Transact. Vol. LXV. pag. 395. tab. 9. und ihre Nerven kommen von den Interco - stal-N. Und beym Zitterwels (Silurus electricus) sind sie, wie man spricht, zwischen Fell und Fleisch über den ganzen Leib des Thiers verbreitet und ihre Nerven entspringen vom achten Paare***)Geoffroy im Bulletin de la Societé philomatique, 6e année. T. III. p. 169 sq..
Der allgemeinen Einrichtung des Ner - vensystems in dieser Classe ist oben (§. 204.) gedacht.
Bey den Raupen, als bey welchen es bis jetzt am genauesten untersucht wor - den*)S. vor allen Lyonet's Nevrologie der Weidenraupe tab. 9. tab. 10. fig. 5. 6. und tab. 18. fig. 1.vom Seidenwurm Swammerdam tab. 28. fig. 3. (besser als bey Malpighi) und Bibiena in den comm. instit. Bononiens. T. V. P. I. tab. 4. fig. 17. 18. 20. und im Schmetterling. fig. 21.In der Raupe des Nessel-Papilions Swammerdam tab. 34. fig. 7.In der des gemeinen Buttervogels Herold in dem oben S. 155. genann - ten Werke., liegt das Gehirn gleichsam wie ein bohnenförmiger doppelter Nerven - knoten in der nach Verhältniss zu dem - gelben mächtig grossen hörnernen Hirn - schaale. Von da läuft längs des Bauches327 der nervige Strang der insgemein mit dem Rückenmark der rothblütigen Thiere, neuerlich aber auch mit dem Intercostal - Nerven derselben verglichen worden*)s. darüber besonders E. H. Weber anat. comparata nerui sympathici pag. 89. und Wilbrand in seiner Preis - schrift über die Classification der Thiere. pag. 37. 41., und bildet unterwegs ein Dutzend ein - fache ganglia, aus welchen zunächst, so wie aus dem doppelten Hirnknoten, die Nerven-Paare entspringen**)Von andern Insecten s. z. B. das Ner - vensystem der Larve des Nashornkäfers bey Swammerdam tab. 28. fig. 1. und Roesel T. II. Erdkäfer 1ste Cl. tab. 8 fig. 4.vom Uferaas Swammerdam tab. 14. fig. 1. tab. 15. fig. 6.vom Männchen der Imme ID. tab. 22. fig. 6.von der Moosbiene und Hummel Treviranus, Biol. Vter B. tab. 1.von der Ochsenbremse Gaede in Wiedemann's zoolog. Magaz. I. B. tab. 1. fig. 3.328von Musca chamaeleon in verschie - denen Stadien der Verwandlung Swam - merdam tab. 40. fig. 5. tab. 41. fig. 7.von der Käsemade Id. tab. 43. fig. 7.von der Laus Id. tab. 2. fig. 7.von einem Schneckenkrebs Id. tab. 11. fig. 9.vom Hummer Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1.vom Monoculus apus Gaede a. a. O. fig. 1. und von Scolopendra morsitans fig. 7.Viele treffliche anatomische und phy - siologische Bemerkungen über das Ner - vensystem mancher Insecten enthalten von Humboldt's Versuche über die gereizte Muskel - und Nervenfaser I. B. pag. 273. bis 86..
Die Bewohner der Corallen und die eigentlich sogenannten Zoophyten aus genommen, ist nun bey vielen Geschlech - tern aus den übrigen Ordnungen dieser Classe ein distinctes Nervensystem, so329 gut wie bey den Insecten, erwiesen*)S. z. B. namentlich vom Spulwurm, so wie von Ascaris gigas und den Fasciola hepatica Ad. W. Otto im Magaz der Berliner naturf. Gesellsch. VII. Jahrg. 3tes Qu1 pag. 223. tab. 5 und 6. Vom Regenwurm Jos. Mangili de syste - mate nerueo hirudinis, lumbrici terre - stris aliorumque vermium. Ticini 1795. Deutsch im IIten B. des Archiv's für Physiologie.vom Blutegel schon Redi de viuen - tibus intra viuentia tab. 14. fig. 9. und Bibiena in den comment. instit. Bono - niens. T. VII. tab. 2. fig. 5. tab. 3. fig. 6. – vergl. auch Bening pag. 19 u. f. und Mangili a. a. O.von der Giftkuttel Bohadsch de qui - busd. animalib. marinis tab. 3. fig. 1. 3. 4.Von mancherley nackten und be - hausten Land-Schnecken und Bewoh - nern der Flussmuscheln (und deren ganzen innern Bau), das Prachtwerk von De Férussac, die Hist. natlle des Mollusques terrestres et fluviatiles.von einer Wegschnecke Swammer - dam tab. 9. fig. 2.330von der Weinbergschnecke Swam - merdam tab. 4. fig. 6. tab. 6. fig. 1. ver - glichen mit Spallanzani in den Me - morie della Societa italiana. Tab. II. P. II. pag. 545.vom Mytilus cygneus Mangili so - pra alcune specie di conchiglie bivalvi. Mail. 1804. 8. fig. 1. 2.vom Mytilus anatinus Ratke in den Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. IV. B. I. Heft. p. 162. Vor allen Cu - vier's meisterhafte Zergliederung so vielartiger Mollusken in dem schon oben (S. 159.) angeführten Werke, und die von Meckel in seinen Beyträgen zur vergleichenden Anatomie.vergl. auch Leue a. a. O.vom Nervensystem in der Actinia coriacea und in der Asterias rubens Dr. Spix in den eben genannten Anna - les du M. d'h. n. T. XIII.und von dem in der Asterias aran - ciaca (– so wie vom übrigen Bau der Holothuria tremula und der ganzen Ge - schlechter der Seesterne und See-Igel –). Tiedemann's Anat. der Röhren-Ho -331 lothurie, des pomeranzfarbigen See - sterns und Stein-Seeigels. Landsh. 1816. gr. Fol. mit Kupf.. Selbst bey vielen von denen, welchen es sonst von andern Naturforschern aus - drücklich abgesprochen worden war*)S. darüber von Humboldt a. a. O. Cuvier's Leçons T. II. und Carus sowohl in der Darstellung des Ner - vensystems als im Lehrbuch der Zoo - tomie.. Besonders merkwürdig ist in vielartigen Geschlechtern derselben das Nerven - Halsband, das den Obertheil ihres Schlun - des umfasst, dergleichen sich auch in manchen Insecten findet; so wie sich überhaupt im Bau und Vertheilung des Nervensystems mancherley theils auf - fallende. Aenlichkeiten zwischen vielen Thieren dieser beiden Classen zeigen. So z. E. des Goldwurm (Aphrodite acu - leata) seines, verglichen mit der Rau - pen ihrem**)Pallas Miscellanea zoologica tab. 7. fig. 13.. Bey anderen ist es hingegen desto anomalischer, wie z. E. beym Tintenfisch, aus dessen Gehirn zwey dicke Stränge entspringen, die sich332 in der Brust in zwey käulenförmige ganglia enden, von welchen sich zahl - reiche Nerven verbreiten*)Swammerdam tab. 52. fig. 2. Monro's Physiologie der Fische tab. 41. fig. 3. Scarpa a. a. O. tab. 4. fig. 7. und Ti - lesius in Isenflamm's und Rosen - müller's Beyträgen für die Zergliede - rungskunst. I. B. 2. Heft. tab. 2.
Ueber wenige andere Gegenstände der Vergleichenden Anatomie und Physiolo - gie sind die Meinungen so verschieden und getheilt gewesen, als über die Sinn - werkzeuge mancher Thierclassen*)Viele nützliche Collectanea so wie zur vergleichenden Physiologie überhaupt, so besonders über die Sinnwerkzeuge der Thiere s. in P. Boddaert's natuur - kundigen Beschouwing der Dieren. 1. D. Utrecht 1778. 8. und über das Verhält - niss der Sinne in den verschiedenen Thierclassen, Dr. Troxler's Versuche in der organischen Physik. Jena 1804. 8.. Vieles Missverständniss hierin ist offen - bar dadurch veranlasst worden, dass man334 zu voreilig und unbedingt von den menschlichen Sinnwerkzeugen auf der Thiere ihre geschlossen; folglich z. B. gemeint hat, Thiere, die eine Zunge haben, müssten deshalb auch damit schmecken können, hingegen Thieren an denen keine Nase zu unterscheiden ist, fehle der Sinn des Geruchs; und dergl. m. Beobachtung und Nachsinnen lehrt bald, dass um nur bey den eben - gedachten Beyspielen zu bleiben, sehr vielen Thieren, z. B. unter den Säuge - thieren den Ameisenbären, und dann den allermehrsten Vögeln, die Zunge womit sie versehen sind, nach der Sub - stanz oder auch nach dem Mechanismus derselben zu urtheilen, unmöglich als Organ des Geschmacks sondern bloss zur Ingestion ihres Futters dienen kann: und dass andere, besonders unter den Insecten, sehr scharfen Geruch verra - then, ob sich gleich kein Theil an ihrem Kopfe angeben lässt, den man der Analogie nach für eine Nase ansprechen dürfte.
So allgemein wohl den Thieren das Gefühl überhaupt zukommt, wodurch sie besonders für die Eindrücke von Wärme und Kälte empfänglich werden, so sind hingegen nur sehr wenige, so wie der Mensch, mit Organen versehen, die ausschliesslich zum unmittelbaren*)Denn diese zum unmittelbaren Tasten bestimmten Organe müssen von denen die mittelbar gewissermassen dazu die - nen können und von welchen im näch - sten § die Rede ist, eben so unterschie - den werden als beym Blinden seine Hand von seinem Stock. Tasten bestimmt sind; um nämlich da - mit absichtlich äussere Gegenstände zu befühlen, zu exploriren, gleichsam zu sondiren.
Ueberhaupt scheint sich dieser Sinn, so viel wenigstens bis jetzt bekannt, nur in vier Thierclassen zu finden: nämlich bey mehreren Säugethieren, bey weni - gen Vögeln, bey den Schlangen, und dann wahrscheinlich bey den Insecten.
Am vollkommensten, dem mensch - lichen Bau am ähnlichsten, ist bekannt - lich das Organ des Betastungssinnes bey den Quadrumanen ausgebildet; als bey welchen die Fingerspitzen, zumahl an den Hinterhänden, mit einer eben so weichen, und eben so sonderbar und regelmässig zartbefurchten Haut beklei - det sind als beym Menschen.
Auch unter den Digitatis mögen meh - rere mit diesem Sinn versehen seyn. Namentlich glaube ich ihn an der Un - terseite der Vorderzehen des Waschbären (Vrsus lotor), und dem feinen Gebrauch den er davon macht, zu bemerken.
Minder ausgemacht dünkt mich, ob man den Rüssel des Maulwurfs*)Derham's Physicotheology p. 206. not. 60. und der Schweine**)Darwin's Zoonomia T. I. pag. 162., oder die Zunge bey den solidungulis und bisulcis***)Buffon, hist. des Oiseaux. T. I. p. 47.,337 und die Schnauze bey diesen und an - deren Thieren*)Ders. in der hist. naturelle. T. III. pag. 360., für wahre Organe des Betastungssinnes in der obgedachten Be - deutung ansehen darf**)Noch weniger können wohl die langen steifen Barthaare beym Katzengeschlecht und vielen andern Säugethieren für un - mittelbare Organe des Tastens im oben bestimmten Sinn angesehen werden, ob sie gleich mittelbar gar wohl dazu die - nen mögen, die Thiere, wenn sie da - mit anstossen, zu warnen oder auf an - dere Weise aufmerksam zu machen. – So z. E. bey der Robbe, deren aus - nehmend starker, aus ohngefähr 40 Fä - den bestehender Infraorbital-Nerve sich in die wulstige Oberlippe verlauft, wo ich viele seiner letzten Enden bis zu den Hautscheiden verfolgt habe, in welchen die Wurzelknollen der starken Barthaare fest sassen.338Vergl. von diesem Thiere W. Vro - Lik a. a. O. tab. 2. fig. 1.und Andral in Magendie's ge - dachten Journal T. I. p. 74.Ueberhaupt aber auch Darwin a. a. O. Prof. Wiedemann in den Götting. gel. Anzeigen 1798. S. 210. Dr. Albers ebendas. 1803. S. 603. und Prof. G. Vro - Lik over het Nut der Knevels by vier - voetige Dieren. Amst. 1800. 8.. Eher möchte man ihn noch dem Rüssel des Elephanten und der hakenförmigen weichen, immer feuchten Spitze an der Oberlippe des Rhinocers, zuschreiben können.
Desto unverkennbarer zeigt sich der - selbe hingegen nach meinen Untersu - chungen an dem so wunderbaren Schna - belthier (Ornithorhynchus paradoxus), und zwar ist bey ihm so wie bey den Enten u. s. w., das Organ dazu, die ausnehmend nervenreiche Haut womit seine schnabelförmigen Kiefer, zumahl der obere, bekleidet sind, und in wel - che sich die ansehnlichen Nerven vom fünften Paare, und zwar hauptsächlich vom zweyten Aste desselben, im gan - zen völlig wie bey den genannten Schwimmvögeln, verbreiten. (– tab. I. k. l. m. p. –)
Das so eben gedachte Organ des Be - tastungs-Sinnes beym Schnabelthier stimmt seinem Bau nach zum Bewun - dern mit dem bey den Gänsen und En - ten überein, als bey welchen der Schna - bel mit einer ähnlichen äusserst empfind - lichen Haut überzogen, und diese mit einer Menge Nerven von allen drey Aesten des fünften Paars durchzogen ist. (– tab. IV. c und f bis o –) Offenbar dient ihnen dieser Apparat um damit im Schlamme, wo ihnen weder Sehen noch Riechen zu Statten kommt, nach ihrem Futter umher zu tasten.
[Es] ist wohl mehr witzig als wahr, wenn man von den Schlangen gesagt hat*)Girtanner in s. Darstellung des Dar - winschen Systems 1. Th. pag. 124., ihr ganzer Körper sey gleichsam340 eine Hand, wodurch sie sehr richtige Gefühlsbegriffe erhalten könnten. Hin - gegen dient ihnen nach Hellmann's Untersuchungen*)Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göttingen, 1817. 8. ihre meist gespaltne sehr schlanke Zunge zum Tasten.
Und eben diess ist wohl der Fall bey den Fischen, wovon übrigens die mehresten, zumahl am Bauche und an den Lippen ein äusserst feines Gefühl haben**)La Cepède, hist. naturelle des poissons. T. I. Discours. pag. 65..
Mehr als bloss wahrscheinlich ist es hingegen nach allen Untersuchungen und Beobachtungen, die über den Bau der Antennen, und den unverkennba -341 ren Gebrauch angestellt worden, den so viele Geschlechter davon machen, dass dieselben wirklich das sind, was ihr deutscher Name andeuten soll, Fühlhörner, oder noch eigentlicher Be - tastungswerkzeuge, um damit zu sondi - ren und zu exploriren*)S. hierüber vorzüglich Dr. M. Chr. Gottl. Lehmann de antennis insecto - rum Diss. I. II. Lond. 1799. 8.Und besonders von den Fühlhörnern der Käfer Prof. Knoch's neue Beyträge zur Insectenkunde 1. Th. Leipz. 1801. 8. pag. 33 u. f.Vergl. auch Ramdohr von den Or - ganen des Tastens bey den Bienen; im Magaz. der Berliner naturf. Freunde IV. Jahrg. 4. Quart. 1310. S. 287., was ihnen bey der Unempfindlichkeit ihrer äussern meist hornartigen Bekleidung und den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen um desto nöthiger ist**)Versteht sich dass die Fühlhörner ausser - dem auch gewissen Arten von Insecten noch zu andern Functionen nutzen kön - nen. Wie manchen Wasserkäfern, z. B.342 dem Dyticus (Hydrophilus) piceus zum Luftschöpfen. Nitzsch in Reil's Ar - chiv X. B. pag. 440..
Minder entschieden scheint es hinge - gen vor der Hand noch, ob auch die sogenannten Fühlfaden (tentacula) bey so vielen Würmern, und namentlich die Arme der Sepien*)Nach Buffon, hist. naturelle. T. III. pag. 360., für Organe des Tastens, in dem engern Sinne wovon hier die Rede ist, angesehen werden dürfen**)S. darüber ebenfalls Dr. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium Gotting. 1798. 4. pag. 43 u. f.Und Prof. Schelver's Versuch einer Naturgesch. der Siuneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern. Ebendas. 1798. 8. pag. 28 u. f.Besonders, aber Draparnaud's Ta - bleau des Mollusques terrestres et flu - viatiles de la France. Montpell. 1801. 8. pag. 8. u. f..
Dass bey uns und manchen andern Thieren die Zunge das Organ des Ge - schmacks ist, berechtigt uns freylich nicht, allen Thieren, die eine Zunge haben, deshalb denselben zuzuschreiben. Denn manchen dient dieses Organ, wie schon gedacht, offenbar bloss zur Inge - stion*)Nach der verschiedenen Ingestionsweise ist auch das Zungenbein bey den Thie - ren in den drey ersten Classen von vielartiger Verschiedenheit. s. darüber schon viel Treffliches bey Fabric. Ab Aquapendente de larynge pag. 276 u. f. und Casserius de vocis organis mit braven Abbildungen.Manches hierher gehörige ist schon berührt, anderes kommt in der Folge vor.344Ueber die Bewegung der Zunge bey verschiedenen Säugethieren und Repti - lien s. G. L. Duvernoy im Bulletin de la Soc. philomathique. 8. année T. III. nr. 86., und bey vielen andern ist es wenigstens noch sehr zweifelhaft, ob sie wirklich damit schmecken. Aber eben so wenig sind wir befugt, weder die - sen noch den ganz zungenlosen Thie - ren den Geschmackssinn abzusprechen, der bey ihnen einen andern Sitz haben kann*)Ich habe selbst einen erwachsenen übri - gens sehr wohl gebildeten Menschen gesehen, der ohne Zunge geboren war, und der mir dennoch, wenn ich ihm die Augen verband und Auflösungen von Salzen, Aloe u. s. w. an den Gaumen strich jedesmahl hernach den Geschmack schriftlich angab, den jede dieser Solu - tionen ihm verursacht hatte. Warum sollten also nicht auch Thiere, die ent - weder gar keine oder eine aller Ver - muthung nach zum Schmecken unge - schickte Zunge haben, dennoch einen Geschmackssinn in einem oder dem an - dern benachbarten Theile besitzen. Nur345 würde ich nicht mit dem sonst so scharf - sinnigen Grew (in seiner comparative anatomy of stomachs and guts pag. 26) die innere Haut der drey ersten Magen bey den bisulcis für das Organ ihres Geschmacks halten, um so weniger, da schon Wepfer u. a. längst den Genuss des Wohlgeschmacks bemerkt haben, der mit dem Wiederkauen des zurück - gebrachten Futters verknüpft ist. Ueberhaupt aber ist diess wohl unter den fünf Sinnen derjenige, über welchen sich vor der Hand noch in der vergleichenden Physiologie am wenig - sten mit Gewissheit entscheiden lässt.
Eine völlig menschenähnliche Zunge hat sich meines Wissens noch bey kei - nem andern Säugethiere gefunden. Selbst der Affen ihre unterscheidet sich davon346 durch ihre schmalere langgestreckte Form und durch die grössere Differenz der mehr verschiedenartigen Papillen, womit ihre obere Seite gleichsam besäet ist*)So ist z. B. die Zunge des gemeinsten ungeschwänzten Affen (Simia siluanus), die ich vor mir habe, fast drey Mahl so lang als breit, hat hinten nur drey, wie im Triangel stehende papillas pe - tiolatas, dann aber auf 200 obtusas, die vor jenen und an beyden Seiten der Zunge, am meisten aber am vordern Ende derselben, wie weisse Körnchen aufsitzen, selbst zwar nicht ganz von gleicher Grösse sind, sich aber doch sämmtlich auf den ersten Blick ohne Vergleich auffallender von den conicis, welche die übrige ganze Oberfläche be - decken, auszeichnen, als diess bey der Menschenzunge der Fall ist..
Bey den mehrsten Herbivoren, zu - mahl aber bey den bisulcis, ist sie mit einem festen und dichten epithelium be - kleidet, das zahllose zugespitzte und rückwärts gekehrte Papillen bildet, die347 wenigstens bey den hieländischen, ihrer Consistenz und Richtung nach, zum Ab - rupfen des Grases zu nutzen scheinen. Weit schärfer greift hingegen die gleich - sam stachelige Zunge der Thiere aus dem Katzengeschlecht ein*)Daubenton Vol. IX. tab. 15. fig. 2. vom Panther. Fig. 3. von der Katze. Tab. 22. fig. 2. 3. vom Luchs.. Doch fin - den sich ähnliche scharfe Papillen auch auf der Zunge mancher andrer, z. E. bey manchen Fledermäusen**)Ebendas. Vol. X. tab. 15. vom fliegen - den Hund.Pallas spicileg. III. tab. 2. fig. 5. 6. vom Vespertilio cephalotes., Beutel - tieren***)So fand ich auf der Zunge eines Opos - sum (Didelphys marsupialis) die Mitte des vordern Endes mit scharfen steifen Papillen besetzt, die stärker in die Haut hakten als der Katzen ihre. u. s. w.
Inzwischen scheint kein Zweifel, dass doch auch allen diesen Thieren ihre Zunge, wenigstens an den vordern Rän - dern, ebenfalls zum Schmecken diene.
Anders verhält es sich hingegen bey denjenigen zahnlosen Säugethieren, die wie die Ameisenbären*)Bey einem zweyzehigen Ameisenbär, den ich zergliedert, war die Zunge - dritthalb Zoll lang und am dicken Wur - zelende doch nur von der Stärke eines Taubenkiels, meist cylindrisch, doch längs der obern Seite mit einer kaum merklichen feinen Furche. Hinten an der Wurzel fanden sich zwey sehr feine foramina coeca. Das Zungenbein ro - bust, doch nicht sonderlich gross, auch, ziemlich einfach, hufeisenförmig. Hin - gegen die dazu gehörigen Muskeln, die geniohyoidei, der mylohyoideus, zumahl aber der genioglossus von ausnehmen - der Grösse und Stärke.Da eben von der Zunge, als Organ der Ingestion, die Rede ist; so findet auch wohl hier der vulgo sogenannte Tollwurm (Lytta) der Hunde seine fügliche Stelle; ein sehniges spindelför - miges Band das unter ihrer Zunge längs349 bis gegen die Spitze läuft, ziemlich lose, wie in einer häutigen Scheide liegt, ohne als eine wahre Sehne mit einem der be - nachbarten Muskeln verwachsen zu seyn, und dessen Exstirpation ein altes Vorur - theil, wenigstens schon seit Plinii Zei - ten, für ein Präservativ gegen die Hunds - wuth hielt. Ueber den Bau dieses übri - gens allerdings sonderbaren und noch aus mancher Rücksicht räthselhaften Theils s. vorzüglich Morgagni de sed. et causs. morbor. T. I. pag. 67. der Ve - net. Ausg. von 1761. Fol. Schon Cas - serius meinte, dieses Organ diene wohl den Hunden zum Einlecken bey der eigenen Weise, wie sie saufen. Damit reimt sich wenigstens, dass das gedachte Opossum, das ich lange Zeit lebendig gehabt, und das auf ähnliche Weise soff, auch ein Rudiment eines ähnlichen Bandes unter der Zunge hat. und Schuppen - thiere ihr Futter ganz schlucken, als bey welchen wohl offenbar die lange wurmförmige Zunge lediglich zum Or - gan der Ingestion bestimmt scheint.
Zwar sind wohl alle Vögel mit einer Zunge versehen, denn auch der Pelican (onocrotalus), dem man sie absprechen wollen, hat doch allerdings ein deut - liches Rudiment davon: aber nur weni - gen Geschlechtern scheint dieselbe wirk - lich zum Schmecken zu dienen. Doch ist diess wohl mit manchen Raub - und Schwimmvögeln, besonders aber mit den mehrsten Papageyen der Fall, als deren weiche, dicke Zunge mit Papillen besetzt ist und mit speichelartiger Feuch - tigkeit benetzt wird, und die auch mancherley Getränk und flüssige oder weiche Speisen mit derselben wirklich kosten und auswählen.
Hingegen ist bey vielen andern Vögeln die Zunge hornartig, steif, nervenlos, folglich durchaus zum Schmecken unfä - hig, sondern bloss zur Ingestion bestimmt. 351So um Ein auffallend unverkennbares Beyspiel statt vieler anzuführen bey den Pfefferfrassen, deren Zunge theils Spannenlang und doch an der Wurzel kaum zwey Linien breit, durchaus wie ein Streifen Fischbein und an den Sei - tenrändern vorwärts gezasert ist.
Ueberhaupt ist die Zunge bey den ver - schiedenen Geschlechtern und Gattungen dieser Thierclasse von sehr vielartiger Gestaltung*)s. Ole Borch in Bartholini Act. Hafn. vol. II. p. 155 u. f.Auch die Kupfertafeln zu Jac. Chr. Schaeffer elementis ornithologicis. Ratisb. 1774. 4. und Mechanismus. Von letzterm verdienen zwey Beyspiele be - sondre, Erwähnung; der nämlich an der Zunge der Spechte**)V. A. Huber de lingua Pici viridis Stuttg. 1821. 4. m. Kupf. und des Auer - hahns.
Insgemein wird den Spechten eine ausnehmend lange Zunge zugeschrieben.
352Dem ist nicht so. Denn was man bey andern Vögeln eigentlich ihre Zunge nennt, ist bey jenen winzig klein; gleichsam nur ein hornartiges Pfeilspitz - chen mit Wiederhaken an den Seiten - rändern. Dahinter aber folgt ein über - aus sonderbares schlankes, aber sehr lang - schenkeliges Zungenbein, das aus fünf fast grätenförmigen, theils knorpeligen Stücken besteht, einem einfachen und vier gepaarten. In der Ruhe liegt jenes in einer fleischigen sehr dehnbaren Scheide im Schnabel. Das erste Paar der damit articulirenden Seitenschenkel liegt zu bei - den Seiten des Halses, das andre hier - anstossende aber läuft Unter der Haut über den Schedel, wo die convergirenden Extreme neben einander wie in einer Rinne liegen, und vorn, gewöhnlich zur rechten im Oberschnabel, enden. An diesem hintern Paar hängt das ganze sonderbare Ingestionsorgan gleichsam wie in Stahlfedern*)Ein schönes Beyspiel zum Erweis des grossen Antheils, den schon die blosse353 Federkraft an der Vollziehung man - cher Functionen der thierischen Oeco - nomie hat.. Das vordre aber legt sich, wenn die Zunge ausgeschossen werden soll, an einander, wird von dem hintern Ende der alsdann ausgedehnten fleischigen Scheide des Vorderstücks mit aufgenommen; und dadurch die gleich - sam verlängerte Zunge mehrere Zoll weit herausgetrieben*)Mery in den Mém. de l'Acad. des sc. 1709. pag. 85.Waller in den philosoph. Trans - actions Vol. XXIX. pag. 509.Hr. Dr. Wolf im neuen Voigt'schen Magazin II. Th. pag. 468 u. f..
Beym Auerhahn hat die Zunge eine noch mehr anomalische Mobilität, in - dem sie mit sammt dem Kehlkopf in der Ruhe tief unten im Schlunde steckt, und doch mittelst ansehnlicher Mus - keln auch schnell und leicht heraufge - zogen werden kann**)Frisch Vögel in Deutschland tab. 108. Schneider ad reliqua libror. fride - rici II. tab. 2.354Gilibert, médecin naturaliste. Lyon 1800. 8. pag. 294..
Auch aus dieser Classe nur einige wenige Beyspiele von Hauptverschie - denheiten.
Bey den Crocodilen, denen die Zunge von Herodotus bis Hasselquist so oft ganz abgesprochen worden, ist sie klein, von weniger Beweglichkeit und zwischen dem Unterkiefer wie ver - wachsen*)Corn. Gul. de Rhoer de fide Hero - doti rite aestimanda in den Verhande - lingen van Teyler's tweede Genootschap VII. St. pag. 104.L. v. Hammen de herniis pag. 105.Nouvelles de la république des Let - tres Oct. 1688. pag. 1125..
Ihnen ähneln hierin die Salamander.
Ganz verschieden hiervon ist hinge - gen die wunderbare oft beschriebene Zunge des Chamäleon, deren Mecha -355 nismus gewisser Massen eher mit der Spechte ihrer verglichen werden könnte; doch ist die Form anders, das vordere Ende kolbicht, mit einer ausgehöhlten Vertiefung u. s. w.*)S. ausser den schon oben hin und wie - der zur Anatomie dieses Thiers ange - führten Quellen, B. Hussem in den Verhandelingen van de Maatschappye te Haarlem VIII. D. II. St. pag. 228.Und I. Fr. Miller icones anima - lium et plantarum tab. 11.Vor allen aber Hr. Duvernoy a. a. O..
Die Zunge mancher Schildkröten ist am vordern Rande mit langfaserigen Pa - pillen dicht besetzt**)Die verschiedene Form der Zungen - beine der Schildkröten s. bey Caldesi tab. 8..
Bey den Fröschen liegt die flache fleischige Zunge in der Ruhe von vorn nach hinten, d. h. sie ist vorn hinter dem Bogen des Unterkiefers festgewach - sen und ihr freyes Ende ist rückwärts356 gekehrt, so dass es mit seinem meist halb - mondförmigen Ausschnitt die Stimm - ritze umfasst. Um Beute damit zu ha - schen, wird die Zunge vorwärts und zum Maule heraus geschlagen.
Eine ähnliche Befestigung und Rich - tung der Zunge findet sich auch bey den Schlangen*)Dr. Seetzen in F. A. A. Meyer's zoologischen Archiv II. St. pag. 65., nur ist dieselbe rund und schlank, mit zweispaltiger Spitze und ihre Wurzel wie in einer fleischigen Scheide, aus welcher sie aus und ein gezogen werden kann**)Abbild. naturhist. Gegenstände IV. Heft tab. 37. von der Boa und Klapper - schlange.Das sonderbare Zungenbein der Schlan - gen, das mit zwey Knorpelfäden vorn zu beyden Seiten der Luftröhre herab - steigt. s. bey Tyson in den philos. Transact. Vol. XIII. pag. 58. fig. 5..
Von der Zunge dieser und der bey - den folgenden Thierclassen lässt sich vor der Hand noch wenig sagen. Vollends ob und in wie fern sie als Geschmacks - organ diene? *)Ueber den Geschmackssinn der Fische und dass er bey denselben mit dem Geruchssinn vereint sey, s. Duméril in seinen Mémoires de Zoologie et d'Anatomie comparée. Par. 1807. 8.
Bey den Fischen zeigt sie wenigstens keine deutlichen Papillen**)Lorenzini osservaz. sulle Torpedini, pag. 41., und ist hingegen bey vielen mit Zähnen besetzt.
Was man an manchen, z. E. beym Karpen, insgemein die Zunge nennt, ist ein oben am Gaumen befestigter, drü - senartiger, aber am lebendigen Thier äusserst reitzbarer Theil***)Observ. coll. priv. Amstelod. I. p. 40..
Dasjenige Organ das allgemein bey den Insecten die Zunge genannt wird*)Ueber diesen Theil und seine Ver - schiedenheiten habe ich eine überaus genaue mit zahlreichen Zeichnungen er - läuterte Monographie eines trefflichen Entomologen des Dr. Jac. Chr. Gust. Karsten aus Rostock in der Hand schrift vor mir, die hoffentlich bald bekannt gemacht werden wird., dient wohl offenbar bloss zur Inge - stion**)Schelver a. a. O. pag. 39 u. f.Aug. W. Knoch neue Beyträge zur Insectenkunde 1. Th. 1801. 8. pag. 40. tab. 1. fig. 30. Die Zunge des Maykä - fers (Scarabaeus melolontha)., hingegen ist es nach den genauen Beobachtungen des Prof. Knoch sehr wahrscheinlich, dass wenigstens vielen derselben das hintere Paar Palpen zum Schmecken gegeben sey***)a. a. O. pag. 32. tab. 1. fig. 9. d. d. vom Scarabaeus Frischii. tab. 8. fig. 4. vom Carabus vnicolor ꝛc..
Im Munde mancher Mollusken*)Vom gemeinen Tintenfisch Swammer - dam pag. 882 u. f. tab. 50. fig. 4. 5. und Schnecken**)Von der Weinbergsschnecke Id. p. 109. tab. 5. fig. 3. findet sich ein Organ, das man seiner Lage wegen für eine Zunge zu nehmen pflegt. Aber bis jetzt ist noch keine der über ihren Nutzen angestellten Beobachtungen entscheidend genug, um sie für Sinnwerkzeuge des Geschmacks halten zu dürfen.
Der Sinn des Geruchs ist im Thier - reich ohne Vergleich ausgedehnter und allgemeiner als der des Geschmacks, da er nicht nur zahlreichen Gattungen zur Unterscheidung ihres Futters nöthig ist, wenn sie gleich dasselbe nachher nicht erst zu Schmecken brauchen, sondern auch ausserdem so sehr vielen bey Be - friedigung ihrer Geschlechtstriebe zum Aufsuchen der Gatten dient. Doch ist auch hier, zumahl was die dazu be - stimmten Werkzeuge betrifft, in den beyden Gassen der sogenannten weiss - blütigen Thiere noch vieles problema - tisch.
Bey den vierfüssigen Säugethieren*)Fr. Chr. Rosenthal diss. de organo olfactus quorundam animalium. Jen. 1802. und Fasc. II. Gryphiae 1807. 4. im weitern Sinn (d. h. mit Einschluss der Quadrumanen und Fledermäuse,) lässt sich schon am Schedel die grössre oder mindre Stärke ihres Geruchssinnes, und zwar hauptsächlich aus dreyerley beurtheilen.
a) Aus dem Bau ihres Siebbeins, be - sonders aus der Menge und symmetri - schen Anordnung der Oeffnungen, die im obern Horizontalblatt desselben zum Durchgang der Nervenfäden vom ersten Paar bestimmt sind; b) aus der Bildung der untern Muscheln; und c) aus dem Daseyn und Verhältniss der mittelbar zum Geruchsorgan beytragenden Neben - höhlen der innern Nase, vorzüglichst aber aus der Beschaffenheit der Stirn - höhlen.
Als Muster von gleichsam kunstreich - ster Ausbildung des Siebbeins, sowohl an Eleganz des siebförmigen Querblat - tes als der wundersamen Windungen seiner Muscheln, um in dem beengten Raum der Nasenhöhlen doch die grösst - möglichste Fläche für die Schneidersche Haut zu erhalten, dienen namentlich die vom Igel, Maulwurf, Wiesel-Bä - ren-Hunde - und Katzengeschlecht, fer - ner die von den mehresten bisulcis und von den Elephanten. Lauter Thiere die auch bekanntlich in der ausnehmenden Schärfe des Geruchs eminiren.
Ueberaus enge und wenig ausgebildet ist hingegen das Siebbein der mehre - sten Quadrumanen, als bey welchen es nicht zwischen ihren so dicht an ein - ander stossenden Augenhöhlen (§. 20.)*)Am Gerippe eines Ceropithecus capuci - nus, das ich besitze, ist die ohnehin dünne Scheidewand zwischen beyden Augenhöhlen, da wo am Menschensche - del die so genannten ossa papyracea363 liegen, mit einer grossen Oeffnung durchbrochen, die im frischen Zustande nur wie mit einem Fenster von Bein - haut geschlossen scheint., sondern tiefer in die Nase hinab liegt, so dass ihre Geruchsnerven erst zwischen den partibus orbitalibus des Stirnbeins wie durch einen Canal herablaufen, auf dessen Boden das kleine unansehnliche Siebchen befindlich und nur mit weni - gen Oeffnungen durchbohrt ist*)S. Josephi Anatomie der Säugethiere 1. B. pag. 179 u. f..
Den Cetaceen kann gar kein Siebbein zugeschrieben werden; so wie auch noch die Frage ist von welchem Paare ihr Geruchwerkzeug seine eigentlich für die - sen Sinn bestimmten Nerven erhält.
Die untern Muschelbeine stehen bey den meisten Quadrupeden in Rücksicht der mehr oder minder gewundenen Ab - theilungen mit den obern im Siebbein in gleichem Verhältniss. Besonders gross364 und fast tutenförmig sind sie bey den bisulcis*)S. des jüngern Casp. Bartholini ana - lecta obseruationum an seinem Speci - men historiae anatomicae tab. 3. fig. 3. 4. vom Schaf.Salv. Morand in den Mém. de l'ac. des sc. 1724. tab. 24. vom Ochsen; und von mancherley andern Säugethieren in dem bis jetzt allein erschienenen Iten Heft von B. Harwood's System of comparative Anatomy. Cambr. 1796. 4. tab. 2. 3. 13. 14.. Mit sehr zahlreichen Win - dungen bey vielen reissenden Thieren**)Casp. Bartholinus a. a. O. fig. 5. 6. vom Jagdhund.. Beydes aber, nämlich ausnehmend gross und zum Bewundern vielfältig durch ein - ander gewunden bey der Robbe***)W. Vrolik de Phocis tab. 2. fig. 3..
Die Stirnhöhlen sind, um nur we - nige Beyspiele auszuheben†)Ueber den Bau dieser Höhlen in den zahlreichen Geschlechtern und Gattun - gen aus den verschiedenen Ordnungen365 der Säugethiere habe ich ausführlich gehandelt, in einer prolusio de sinibus frontalibus. Götting. 1779. 4., wo ich eben aus der vergleichenden Anatomie den Antheil den diese Höhlen zur Ver - stärkung des Geruchs haben, zu erwei - sen, und hingegen die Meinung, als ob sie zur Bildung der Stimme dienten, zu widerlegen gesucht habe., am aller - ungeheuersten beym Elephanten*)Stukeley an seiner History of the Spleen pag. 101. tab. 5. fig. 2.Vergl. Harwood a. a. O. tab. 15.; nächst dem bey dem so scharfwittern - den Schwein. Bey vielen von den mit eigentlichen Hörnern (§. 21. pag. 33 u. f.) versehenen Thieren dieser Classe, er - strecken sie sich mehr oder weniger in die Hornzapfen des Stirnbeins, doch bey keinem so sehr weit hinauf, als beym Steinbock. Ueberhaupt sind sie bey den bisulcis ansehnlich**)Bey den Schafen dienen sie bekanntlich den Larven des Oestrus ouis zum Ab - lager; so wie die Fälle nicht gar selten sind, dass sich bey Menschen zufälliger366 Weise andere Insecten, zumahl aber Scolopendra electrica hinein genistelt und theils heftige und langwierige Zu - fälle verursacht haben., so auch bey den solidungulis und den mehresten reissen - den Thieren. Hingegen fehlen sie der Robbe, und so auch den meisten nagen - den Säugethieren, und den Cetaceen.
In Betreff der äussern Verlängerung und Oeffnungen der Nase, verdienen vor allen wegen ihres anomalischen Baues der Rüssel der Elephanten und die Blasröhren der Cetaceen, Erwähnung.
Bey jenem ist der Zwischenraum zwi - schen der äussern Haut und den beyden durch eine Scheidewand von einander ab - gesonderten innern Canälen hauptsäch - lichst mit zahllosen Muskelbündeln von zweyerley Richtung und Function ausge - füllt. Mit innern transversalen nämlich, die gleichsam eccentrisch von jenen lan - gen Nasenhöhlen nach den äussern Be -367 kleidungen laufen*)Hist. des animaux T. III. tab. 22. f. g. Stukeley a. a. O. tab. I. fig. 2.; und dann mit äussern bogenförmigen, die mehr nach der Länge des Rüssels, doch mit ihren Enden meist nach innen gekehrt liegen**)Hist. des animaux a. a. O. b. c. d. e. Stukeley tab. 5. fig. 1.vergl. auch Camper tab. 15. fig. 1. Harwood tab. 5.und Cuvier's Leçons T. V. tab. 29.. Jene dienen denselben auszudehnen, ohne dass doch dadurch seine beyden Höhlen beengt werden; die letztern hin - gegen ihn zu verkürzen; und beyderley ihm noch ausserdem seine wundersame Beweglichkeit nach allen Richtungen zu geben.
Bey den Cetaceen aber ist das Blase - loch (fistula) nicht wie viele Naturfor - scher gemeint, ein besondres, von den Nasenlöchern verschiednes Organ, son - dern ganz mit denselben einerley***)Wie schon Tyson richtig bemerkt hat. s. Dess. anatomy of a Porpess tab. 2. fig. 8. 9.,368 scheint aber überhaupt nicht zum riechen sondern bloss zum athmen und mittelst einer Klappe zum Aussprützen des mit ihrem Fras in den Rachen dringenden Wassers bestimmt zu seyn*)Cuvier im Magas. encyclopéd. A. III. T. II. pag. 299 u. f. Vergl. Dess. Leçons a. a. O. tab. 30. 31..
Die Nasenlöcher münden bey den mancherley Geschlechtern dieser Classe an sehr verschiedenen Stellen des Ober - schnabels; bey manchen, wie z. E. bey den Papageytauchern (Alca arctica ꝛc. ) an den Seitenrändern desselben mit einer so schmalen Ritze, dass sie leicht über - sehen werden können**)Das mag Büffon's irrige Behauptung entschuldigen, als ob vielen Vögeln die Nasenlöcher gänzlich mangelten, so dass sie die Gerüche blos durch die Gau - menöffnung empfangen könnten u. s. w. Hist. des oiseaux T. I. p. 13..
Die Vögel haben kein eigentliches Sieb - bein, sondern ihre Geruchsnerven treten durch die Augenhöhlen in die innere Nase und vertheilen sich in die Schleim - haut, womit zumahl die zwey bis drey Paar knöchernen*)Vorzüglich gross sind die schwammigen knöchernen Muscheln beym Kranich. oder knorpeligen und membranösen**)So z. E. beym Pfefferfras (– tab. V. b. –) Muscheln (bullae turbinatae oder tubulatae vesicae***)Unter diesem Namen beschreibt sie schon vortrefflich der verdiente Conr. Vict. Schneider de osse cribriformi pag. 180 u. f., von vielartiger Form und Grösse be - kleidet sind†)Scarpa de auditu et olfactu tab. 3. fig. 1. 2. 3. von der Gans. fig. 4. vom wälschen Hahn. fig. 6. 7. vom Reiher..
In dieser Thierclasse ist das Geruchs - werkzeug minder deutlich ausgewirkt. 370Doch zeigen sich auch hier wenigstens ein Paar knorpelige Erhabenheiten, die den Muscheln der warmblütigen Thiere ähneln*)Scarpa tab. 5. fig. 1. 2. von einer See - schildkröte. fig. 10. o. p. von der Viper.Vom Proteus s. G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. sc. Gottingens. recent. T. IV. pag. 201. fig. 3..
Die mehresten Fische scheinen auf jeder Seite gedoppelte Nasenlöcher zu haben, da die Mündung derselben durch eine klappenförmige, bewegliche Haut als wie mit einer Scheidewand getheilt ist**)Der alte, doch noch neuerlich behaupt - tete Wahn, als ob diess auch der Weg sey, durch welchen die Fische den Schall empfänden, bedarf jetzt keiner Widerlegung mehr..
Hinter derselben liegt bey den meh - resten, statt der Muscheln eine überaus371 sauber, meist excentrisch gefaltete Mark - haut (ungefähr von der Form einer ge - streiften Napfmuschel,) in welche sich das Ende des Geruchsnerven vom ersten Paare verläuft*)Vom Nagelrochen (Raja clauata) Scar - pa tab. I. fig. 1. 2. vom Glattrochen (Raja batis) Harwood tab. 11.Von Hayfischen Stenonis im Spe - cimen myologiae tab. 7. fig. 1. vom Squa - lus catulus Scarpa tab. 2. fig. 6. 7.Vom Froschfisch Id. tab. 1. fig. 1. 3.Vom Hecht Casserius de auditus organis tab. 12. Camper in den klei - nen Schriften II. Th. 2. St. tab. 2. fig. 1. Scarpa tab. 2. fig. 1. 2. Harwood tab. 5. fig. 4.Vom Karpfen Id. tab. 2. fig. 4. 5.Einzelne Bemerkungen über die Ge - ruchswerkzeuge einiger Fische gibt Mor - gagni in den epist. anatom. pag. 356. der Paduan. Ausg. 1764. Fol..
Dass viele Insecten riechbare Dinge mit ausnehmender Schärfe, theils aus372 weiter Ferne wittern, ist durch zahl - reiche Erfahrungen längst ausgemacht. Nur ist man noch über das Organ zweifel - haft, das ihnen zu diesem Behufe dient*)s. Rosenthal über den Geruchssinn der Insecten im Archiv für Physiologie X. B. pag. 427 u. f.vergl. auch Rambohr über dje Or - gane des Geruchs der gemeinen Biene, im Magaz. der Berlin. naturforsch. Ge - sellsch. Vten Jahrg. pag. 386 u. f..
Da alle rothblütigen Landthiere nur mittelst der Luft riechen, die sie ein - ziehen, so haben manche Naturforscher auch die Stigmaten der Insecten für die Geruchswerkzeuge derselben gehalten**)Das war schon die Muthmassung des ehrwürdigen Herm. Sam. Reimarus über die Triebe der Thiere pag. 308. der dritten Ausg.Vergl. Duméril im Magas. encyclo - péd. A. III. T. II. pag. 435 u. f.. Andre schreiben diese Function wahr - scheinlich dem vordern Paar Palpen zu***)s. Z. B. Prof. Knoch in seinen neuen Beyträgen zur Insectenkunde pag. 32.373 tab. 1. fig. 8. b. f. vom Scarabaeus Fri - schii und tab. 8. fig. 3. vom Carabus vnicolor..
Auch manche Würmer zeigen, dass sie riechen können. So namentlich viele Landschnecken (Helix pomatia ꝛc.)*)Swammerdam pag. 110.. Aber wie es geschieht, ist noch unbekannt. Etwa durch das stigma thoracicum?
Der vielartige Nutzen, den das Gehör den Thieren gewährt, sie für Gefahr zu warnen, viele Raubthiere zu ihrem Frasse zu leiten, bey manchen andern die Gatten zur Paarung zusammen zu bringen u. dergl. m. lässt schon auf die Allgemeinheit desselben in den mehrsten Thierclassen schliessen*)Von den Gehörwerkzeugen in verschie - denen Thierclassen s. Casserius de vocis auditusque organis. Ferrar. 1600. fol. (Der Theil vom Gehör ist auch sei - nem Pentaestheseion inserirt.)Perrault Essais de Physique T. II.Geoffroy sur l'organe de l'ouie ꝛc. Amst. 1788. 8. (Deutsch, Leipz. 1780. 8.)Scarpa's schon öfter angeführtes Werk.375andr. Comparetti obseruationes anatomicae de aure interna comparata. Patav. 1789. 4.Alex. Monro's three Treatises, on the Brain ꝛc. Edinb. 1797. 4.Ever. Home in den philos. Transact. for 1800. P. I. pag. 1 u. f.und Chr. Ed. Pohl expositio ana - tomica organi auditus per classes ani - malium. Vindob. 1818. 4.. Die roth - blütigen sind wohl ohne Ausnahme da - mit versehen. Aber auch bey manchen sogenannten weissblütigen zeigt sich ein analoges Organ desselben, und von ver - schiednen andern weiss man wenigstens, dass sie hören, wenn auch gleich das dazu bestimmte Werkzeug noch unbe - kannt ist.
Die vierfüssigen Säugethiere sind die einzigen mit wahren äusseren Ohren*)Viel Treffliches hieher gehöriges ent - halten Autenrieth's und Kerner's Beobachtungen über die Function ein -376 zelner Theile des Gehörs, im Archiv für Physiologie IX. B. pag. 313 u. f. Verweis fehlt in Vorlage[?] versehenen Geschöpfe; und davon sind doch auch die mehresten von denen ausgenommen, die im Wasser oder un - ter der Erde leben. So fehlen sie z. B. den mehresten Gattungen des Rob - bengeschlechts, dem Wallross und der Seekuh, dem Schnabelthier und dem Maulwurf. Hingegen sind sie manchen andern mit Unrecht abgesprochen wor - den, wie dem Erdzeiselchen (Marmota citillus). Eben so irrig werden insge - mein die nur ungeheuer grossen Ohren der einen hieländischen Fledermaus (Vespertilio auritus) für doppelt ausge - geben*)Das sind sie eben so wenig als dass sie, wie es unserm Haller entfallen, eine zufällige Monstrosität seyn sollten.. In den wesentlichen Thei - len kommen sie wohl durchgehends mit dem menschlichen überein; nur ist ihre Totalform sehr vielartig ver - schieden. Ausser den Quadrumanen haben wenige andre, wie z. B. das ge -377 meine Stachelschwein, menschenähnliche Ohren*)Und doch nur mehr oder minder Men - schenähnlich – denn ein wahres Ohr - läppchen z. B., so wie beym Menschen, scheint sich bey keinem andern Säuge - thiere zu finden.. Bey keinem aber scheint die knorpelige Grundlage derselben (nach Verhältniss der Grösse,) von so festem elastischen Gefüge als beym Menschen. Bey manchen, wie nahmentlich am Beutelthier (Didelphys marsupialis) sind sie fast bloss häutig.
Der äussere Gehörgang ist bey man - chen, zumal im Wasser lebenden oder doch hineingehenden Quadrupeden dieser Classe, mit einer eignen Klappe zum untertauchen verwahrt, die z. E. bey der Wasserspitzmaus (Sorex fodiens) von ausnehmend kunstreicher Einrichtung ist. Länge, Weite und Richtung**)Grew über die verschiedene Richtung des äussern Gehörganges bey mancherley Thieren und über die Zweckmässigkeit378 dabey, in Birch's hist. of the Royal Society vol. III. pag. 484 u. f. des Ganges selbst variiren bey vielen Ge - schlechtern mannigfaltig. Ausnehmend lang und sonderbar gewunden ist er beym Schnabelthier*)s. Home in den philos. Transact. 1802. P. I. pag. 79..
Dass alle Säugethiere ein Paukenfell, die dahinter liegende Paukenhöhle, und eine damit correspondirende, von jedem Ohr nach dem Schlunde [nur bey den Cetaceen nach dem Blaseloch (§. 245.)] gehende Eustachische Röhre haben, be - darf kaum erst einer Erwähnung. Ihr Paukenfell ist nach aussen etwas con - cav; indem es nach dem Mittelpunct eine kleine Grube bildet. Eben so sind alle mit den beyden sogenannten Fenstern versehen; dem eyförmigen, das der Fusstritt des Steigbügels füllt, und dem runden, das zur Mündung der Schnecke führt.
Beym Pferd und Esel öffnet sich die Eustachische Röhre nicht unmittelbar in den Rachen, sondern in eine besondre diesem Thiergeschlechte eigne geräumige Höhle (den sogenannten Luftbeutel) an den Seitenflügeln des Unterkiefers; und diese Höhlen münden erst wieder durch eine knorplichte Klappe mit einer läng - lichten Spalte in den Rachen*)s. Bourgelat Elemens de l'art veteri - naire Par. 1769. 8. pag. 498 u. f.Rudolphi in seinen (überhaupt für vergleichende Anat. sehr reichhaltigen) Reisebemerkungen I. B. pag. 77 u. f. II. B. pag. 220 u. f.und Viborg im IIIten B. seiner Samml. vou Abhandl. für Thierärzte und Oekonomen S. 240 u. f.Direct. Havemann fand einmal den linken dieser Luftbeutel an einer 12 bis 44 jährigen magern Stute noch einmal so gross als im natürlichen Zustande, so dass sie von aussen eine länglichte Geschwulst bildete; und in derselben, ausser einigen Theetassen voll zähen380 Schleims, 136 weisse knorpelähnliche Concremente, die meisten von Hasel - nussgrösse, manche grösser oder kleiner. s. davon mit mehrern. Voigt's neues Magaz. IX. B. S. 216 u. f..
Mit der eigentlichen Paukenhöhle steht bey vielen vierfüssigen Säugethie - ren eine andre Cavität in Verbindung, die nach der Lage des knöchernen Or - gans worin sie befindlich ist, mit den Zellen im Zitzenfortsatz am Schlafbein des erwachsenen Menschen, verglichen werden kann. *)Jac. Sönnerberg (Lehrer der Anat. zu Lund) widerspricht dieser Verglei - chung, und rechnet hingegen die bulla ossea von welcher sogleich die Rede ist, (– ohngeachtet sie innerhalb des Trom - melfells liegt u. s. w. –) geradezu zum äussern Gehörgang, s. Dess. Quaestio physiologica, quae et qualis est mus - culorum vis formam ossium mutandi. Lund. 1801. 4. pag. 14 sq.
Bey vielen bildet dieses Organ eine ganz hohle knöcherne Blase (Bulla ossea).
381So bey Katzen, Hunden, Mardern, Eich - horn, Haase, auch bey manchen bisul - cis; und eine Anlage dazu zeigt sich selbst bey manchen Meerkatzen. Beym Rindvieh hingegen und bey den Schwei - nen ist die Höhlung durch zahlreiche Knochenblättchen in längliche Zellen (fast wie die Fächer in einem reifen Mohnkopf,) abgetheilt*)Vesalii anatomicar. Fallopii obser - vationum examen. Venet. 1564. 4. pag. 20 u. f..
Die allermehrsten warmblütigen Qua - drupeden haben, wie der Mensch, drey**)Denn dass der vermeinte lenticulus nichts weiter als eine Apophyse des Amboses ist, habe ich schon in der Gesch. und Beschr. der Knochen des menschl. Körpers pag. 155 u. f. (der 2ten Ausg. ) gezeigt. Gehörknöchelchen; im Ganzen auch von ähhnlicher Form***)Eine treffliche Monographie über den Steigbügel giebt Carlisle in den Philosophical Transact. 1805.; nur das Schna - belthier und die demselben verwandte382 Echidna haben ihrer bloss zweye*)Home a. a. O.; hingegen findet sich, zumal bey man - chen bisulcis, zuweilen noch ein oder das andere überzählige Nebenbeinchen**)P. Pauw primitiae anatomicae pag. 55 u. f.Adair in Cowper's myotomia re - formata Lond. 1694. 8. pag. 70. fig. 9. F.Teichmeyer vindicae quorundam inventor. anatomicor. Ien. 1727. 4. fig. 5..
Auch der sogenannte Labyrinth scheint, so viel bekannt, bey den desshalb un - tersuchten vierfüssigen Säugethieren, im Ganzen und Wesentlichsten mit dem beym Menschen überein zu kommen. Doch hat die Schnecke (– die übrigens dieser Classe ausschließlich eigen ist –) bey einigen ein Gewinde mehr als bey ihm; anderer minder bedeutenden Ver - schiedenheiten zu geschweigen***)Vergl. hierüber ausser den schon ge - nannten Werken, Scarpa de structura fenestrae rotundae auris. Mutin. 1777.3838. pag. 94 sqq. Ph. Fr. Meckel de labyrinthi auris contentis. Argent. 1774. 4..
Hingegen zeigt sich bey den Ceta - ceen*)Vom Gehörwerkzeug des eigentlichen Wallfisches s. Camper's kleine Schrif - ten II. B. 1. St.Des Pottfisches Ebendas. I. B. 2. St.Der Delphine Klein hist. nat. pis - cium missus I. pag. 29. tab. 5. fig. 1-4. und 7-9. und Monro's Treatises on the Ear ꝛc. tab. 5. 6. von Delphinen und dem Caschelot; vergl. auch des letzteren schon oft angeführte Phy - siologie der Fische tab. 35. vom Braun - fisch. ausser dem was schon von ih - rer Eustachischen Röhre erwähnt wor - den, noch in gewissen andern Stücken ihres Gehörorgans so manches Beson - deres, und von der warmblütigen Qua - drupeden ihren Abweichendes, dass es allerdings eine eigene Erwähnung ver - dient.
384Dass sie kein äusseres Ohr haben, ist bekannt. Die Oeffnung ihres Gehörgan - ges ist auffallend enge. Das knöcherne Gehörorgan ist bey den Delphinen nur lose mit dem Schedel verbunden. Bey - den Balänen und Cascheloten aber wie ganz davon abgesondert.
Der bekannte weiland officinelle mas - sive Knochen, den man ganz irrig La - pis manati s. tiburonis genannt hat, ist nichts anders, als der Aussentheil der Paukenhöhle, und bulla ossea der Balänen.
Die Gehörknöchelchen und der Laby - rinth, besonders die desshalb lange ver - kannten Bogengänge (canales semicircu - lares) sind überhaupt bey den Cetaceen ausnehmend klein.
In der ganzen Classe*)Vom Gehörwerkzeug der Vögel s. ausser den schon oben (pag. 368 not. *)) ge - nannten:385Allen Moulin in den Philos. Transact. vol. XVII. pag. 712 sq.Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'acad. des sc. de Par. 1778. pag. 381 sqq.Scarpa de structura fenestrae ro - tundae auris ꝛc. pag. 101 sqq. mit Ab - bildungen aus dem wälschen - und Haushahn, und de auditu tat. 1. fig. 10 u. f. von der Gans.Galvani in den comm. instit. Bo - non. T. VI. pag. 420 sqq. tab. 19-22. von einem Raubvogel.Comparetti tab. 2. fig. 2-12. von Raubvögeln, dem Haushahn und Sper - ling. findet sich so wenig als in den folgenden, ein knorpe - liges äusseres Ohr*)Denn die riemenförmigen Lappen an Halse des Orikugeyers vom Cap haben keinen Bezug auf sein Gehörorgan., das also bloss den mehresten Säugethieren ausschliess - lich eigen ist. Bey den Vögeln wird dieser scheinbare Mangel durch die, zumal bey vielen Raubvögeln, über - aus regelmässige excentrische Stellung der Federn um die Oeffnung des Ge - hörganges herum ersetzt. Auch sind manche, zumal gleichfalls unter der386 eben genannten Ordnung, und nahment - lich unter den Eulen, mit einer über - aus sonderbaren, theils häutigen, theils muskulösen Klappe, in der gedachten Oeffnung versehen*)Roberg bey Klein, stemm, auium tab. 10. fig. 2. a.Comparetti tab. 2. fig. 2. der dieses Organ mit den muschelförmigen Thei - len des Menschenohrs vergleicht..
Das Paukenfell ist bey den Vögeln nach aussen convex; und die Pauken - höhlen beyder Ohren stehen bey den mehresten durch die markleeren Zellen der Hirnschale mit einander in Ver - bindung**)Eine ähnliche Verbindung mittelst der Zellen in der Hirnschale, hat Home am Elephantenschedel bemerkt..
Sie haben nur Ein Gehörbeinchen, wodurch das Pankenfell mit dem ey - förmigen Fenster connectirt, und das folglich die Stelle von Hammer und Steigbügel der Säugethiere vertritt. Der387 Theil, der den Hammer vorstellt, ist meist nur knorpelig, und mit keinem tensor tympani versehen.
Die Eustachischen Röhren öffnen sich hinten am Gaumengewölbe, wie mit einer gemeinschaftlichen Mündung.
Ihr Labyrinth zeichnet sich durch an - sehnliche, ziemlich freyliegende (nicht wie bey den mehresten Säugethieren in dichter Knochenmasse vergrabene) Bo - gengänge, besonders aber durch den Mangel der Schnecke aus. Statt der - selben haben die Vögel einen kurzen, stumpfen, hohlen, knöchernen Zapfen, der aus dem Vorhof schräg nach hinten herabsteigt, übrigens aber so wie die Schnecke der Säugethiere, durch eine Scheidewand in zwey Gänge abgetheilt ist, deren einer auf das runde Fenster stösst; überhaupt auch eben so, wie jene Schnecke, Markfäden vom Gehör - nerven aufnimmt u. dergl. m.
Das Gehörorgan zeigt in den ver - schiedenen Ordnungen, und selbst bey manchen Geschlechtern dieser Thier - classe*)S. ausser den schon genannten, Bru - nelli im VII. B. der comment. instit. Bononiens. pag. 301 u. f. mit Abbildun - gen des Gehörorgans von See - und Fluss-Schildkröten, Fröschen, Eidexen und Schlangen. Andere Figuren aus eben diesen Geschlechtern und Ordnun - gen von Amphibien hat Comparetti tab. 2. fig. 13 bis 35 gegeben. Und vor - züglich schöne aus einer Seeschildkröte, einem Crocodil, der grünen Eidexe, dem Salamander, der Viper und Blind - schleiche, Scarpa de auditu ꝛc. tab. 5. Auch von einer Seeschildkröte Monro in der Physiol. der Fische tab. 36. mehr Verschiedenheit, als in den beyden vorigen, oder in den nächst folgenden; daher die vorzüglichsten der - selben einzeln angeführt zu werden ver - dienen.
Unter den Reptilien haben die Schild - kröten, Frösche, und die mehresten Gat - tungen des Eidexengeschlechts, ausser den Bogengängen des Labyrinths, auch noch, wie die warmblütigen Thiere, eine Pauke mit der Eustachischen Rohre, welches beides aber, so wie auch die eigentlichen Gehörbeinchen, den Sala - mandern abgeht.
Bey den Schildkröten hat das Pau - kenfell eher das Ansehen eines knorpe - ligen Deckels, der selbst wieder mit den gemeinschaftlichen Integumenten be - kleidet ist. Ihr einzelnes Gehörbein - chen ähnelt der Vögel ihrem.
Die Frösche haben bekanntlich ein grosses, frey zu Tage liegendes Pauken - fell, und weite Gaumenmündung ihrer kurzen Eustachischen Röhre, zwey knorpelartige Gehörbeinchen, und in dem Säckchen am Vorhofe des Laby - rinths, schon ein Rudiment eines sol - chen kleinen weichen Steinchens, der - gleichen bey den Eidexen und Schlan -390 gen, so wie in den folgenden drey Thierclassen, mehr vorkommen.
Die Crocodile sind wohl die einzi - gen Amphibien, die eine Art von äusse - rem Gehörgang haben. Sie sind, so wie die mehresten übrigen Eidexen, sowohl mit Gehörbeinchen, als auch mit den eben gedachten, steinartigen Körperchen am Vorhofe des Labyrinths versehen.
Dass den Salamandern die Pauke nebst Zubehör abgeht, ist schon gedacht. Ihr eyförmiges Fenster ist bloss mit einem knorpeligen Deckel verschlossen, und der Sack an ihrem Vorhof enthält ein weiches Steinchen.
Auch die Schlangen haben (höchstens bis auf wenige Ausnahmen, z. B. der Blindschleiche*)Scarpa a. a. O. pag. 26.) weder Pauke noch Eustachische Röhre. Doch wie ein Ru - diment eines gleichsam, in Fleisch ver - wachsenen Gehörbeinchens.
Nur bey einigen Geschlechtern von Knorpelfischen, den Rochen, Hayen und Lampreten, erstreckt sich ein fast röh - renförmiger Anhang vom Vorhof des Labyrinths nach hinten und aussen, so dass er für ein Rudiment einer Pauke angesehen werden kann.
Das Gehörwerkzeug der Grätenfische hat neuerlich durch die musterhaften Untersuchungen des Prof. Weber*)in den S. 274. N. ***) angeführtem Werke. ganz neues Licht erhalten. Sie haben neben den vordersten Halswirbeln ansehn - liche mit den Hammer, Ambos und Steig - bügel zu vergleichende Gehörbeinchen und bey denen die mit einer Schwimm - blase versehen sind (S. 274) steht die - selbe mit jenen Beinchen in einer solchen Verbindung dass sie als ein Hülfsorgan des Gehörs zu betrachten ist.
Ihr inneres Ohr*)s. ausser Weber und den schon in diesem Abschnitt angeführten Quellen, Klein mantissa ichthyologica. Lips. 1746. 4.Kölreuter in den nov. comment. acad. Petropolit. T. XVII. pag. 521. tab. 10. vom Stör und Hausen.Camper's kleine Schriften I. B. 2. St. pag. 1. tab. 2. vom Kabeljau, und II. B. 2. St. pag. 1. und 39. tab. 1. 2. 3. vom Froschfisch, Hecht, und Rochen.Zu vergleichen mit den Abbildungen bey Comparetti tab. 3. von Rochen, Hayen, Stören, Tunnfisch, Aal, Scholle, Hecht, Karpen, Kaulkopf, und Schlan - genfisch (Ophidium); bey Scarpa tab. 1. 2. 4. von Rochen, Hayen, Frosch - fisch, Hecht und Karpen; bey Monro sowohl in der Physiolog. der Fische tab. 34. und 37, als on the Ear ꝛc. tab. 7. 8. sämmtlich aus einem Rochen;393 und in der Isis 1821. III. H. tab. 4. vom Bley (cyprinus brama). enthält drey sehr ansehnliche und meist frey ausgewirkte und in der Schedelhöhle sichtliche Bo - gengänge, in deren gemeinschaftlichem Vorhof an den feinsten Enden des bey ihnen vom fünften Paare kommenden Gehörnerven, bey manchen ein, bey andern zwey, und bey den mehresten drey, theils überaus sauber ausgebildete Steinchen hängen, die zumal bey vielen Grätenfischen, von Farbe weiss wie Por - cellan, aber überaus spröde und brüchig sind*)Weber pag. 28..
Ueberhaupt aber zeichnet sich dieses innere Ohr der Fische von dem bey den übrigen drey Classen von rothblütigen Thieren durch die merkwürdige Eigen - heit aus, dass es mit den Jahren wächst, folglich seine Grösse in bestimmten Ver - hältniss mit der des ganzen Thiers und seinem Alter steht.
Dass viele Insecten Gehör haben, ist keinem Zweifel unterworfen*)S. die schon öfter zusammen angeführ - ten beyden Schriften von Lehmann und Schelver. Jene pag. 22 u. f. Diese pag. 50 u. f.; aber un - gewiss bleibt noch, welches ihr dazu bestimmtes Organ seyn mag. Nur bey manchen der grösseren Krebse zeigt sich allerdings ein besonderer Theil, welcher der Analogie nach mit dem Vorhof des Labyrinths in den vorigen Thierclassen verglichen werden muss**)P. Ant. Minasi continuaz. delle dis - sertaz. sopra vari fatti meno ovvi della storia naturale. Nap. 1775. 8. fig. 4. vom Cancer pagurus.Scarpa de auditu tab. 4. fig. 4. 5. 6. und Weber tab. 1. fig. 1. 2. vom Flusskrebs.Comparetti tab. 3. fig. 26. 27. 28. von mehreren Gattungen von Krebsen. Ob aber die auf eben dieser Tafel fig. 29. bis 34. vorgestellten Organe am Kopf395 anderer Insecten, Käfer, Cicaden, Schmetterlinge, Hornissen, und Stuben - fliegen, gleichfalls Gehörwerkzeuge seyen, ist noch sehr zweifelhaft.. Es findet sich nämlich an der Wurzel ihrer Fühl - horner auf jeder Seite ein kurzes bein - artiges Röhrchen, dessen äussere Oeff - nung mit einer festen Membran ver - schlossen ist, und das ein häutiges Säck - chen enthält, worein sich ein Nerve ver - liert, der mit dem zu den Antennen ge - henden aus einem gemeinschaftlichen Stamme entspringt. Letzterer Umstand könnte die Meinung begünstigen, als ob die Fühlhörner selbst mit zu Gehöror - ganen dienten, sie wird aber sowohl durch Beobachtungen über das feine Ge - hör solcher Insecten, die, wie z. B. die Spinnen, gar keine wahren Antennen haben, als durch Versuche an andern, z. B. an Heuschrecken, entkräftet, die nachdem man ihnen die Fühlhörner ab - geschnitten, dennoch nach wie vor scharf gehört haben*)Lehmann de antennis insector. Diss. poster. pag. 45 sq..
Nur bey den Sepien hat man bis jetzt, und zwar in dem knorpelartigen Ringe, der den grossen tentaculis dieser Thiere gleichsam zur Basis dient, zwey ovale Höhlen, und in jeder derselben ein Beu - telchen gefunden, das eine kleine kno - chenartige Substanz einschliesst, an wel - che sich Nervenfäden, so wie an denen im Vorhof des Labyrinths der Fische verlieren*)Scarpa a. a. O. tab. 4. fig. 7. bis 11. Comparetti tab. 3. fig. 10. und 16. und Weber tab. 2. fig. 6-8..
Empfindung für Licht ist wohl allen den Thieren gemein, die demselben in ihrem freyen Naturzustande ausgesetzt werden; evident zeigt sich diess wenig - stens bey manchen der einfachsten Zoo - phyten, wie z. E. bey den Armpolypen; aber Empfänglichkeit für Bilder von äussern Gegenständen ist nur denen eigen, die zur Aufnahme derselben mit Augen**)Vergl. Pr. Rosenthal im Xten B. des Archivs für Physiologie pag. 415 u. f. versehen sind. Denn ausser -398 dem hat die Natur auch einigen Gattun - gen selbst von rothblütigen Thieren, zwar nach dem bloss mechanischen Nor - maltypus des Bildungstriebes ihrer Clas - sen ein Rudiment von Augen gegeben, die übrigens nicht zum Sehen nutzen können, wie diess beym Proteus erwie - sen ist*)G. R. Treviranus an dem S. 319 a. O., aber auch unter den Säuge - thieren von dem Slepez (Marmota ty - phlus)**)Unser Seetzen versicherte gefunden zu haben, dass auch die (gemeinen wahren) Maulwürfe auf dem Libanon wirklich blind seyen; sogar ohne Spur von Aug - äpfeln. S. von Zach monatl. Corresp. XIV. B. pag. 163.; und unter den Fischen von der Myxine glutinosa angegeben wird.
Da das Auge***)Vergl. Bidloo de oculis et visu vario - rum animalium. Lugd. Bat. 1715. 4.Zinn de differentia fabricae oculi humani et brutorum in den Commentar.399 societ. Reg. scientiar. Goettingens. T. IV. a. 1754. pag. 191 sqq. und in den Com - mentation. antiquior. T. I. ad a. 1778. pag. 47 sqq.W. Porterfield on the Eye. Edinb. 1759. II. vol. 8. hin und wieder.Haller in Operib. minorib. T. III. pag. 218 sqq.Chr. H. Theod. Schreger's Ver - such einer vergleichenden Anatomie des Auges und der Thränenorgane. Leipz. 1810. 8.Dess. vergleichende Ansicht der Au - gen, durch alle Thierclassen, im 1sten Th. der Abhandl, der physical. medi - cin. Societ. zu Erlangen.und vorzüglich Detm. W. Soem - merring de oculor. hominis animalium - que sectione horizontali commentatio. Goetting. 1818. fol. mit 36 von Verf. meisterhaft gezeichneten Durchschnitten von theils sehr seltnen Thieren aus allen VI Classen., zumal bey den rothblütigen Thieren, ein sehr zusam - mengesetztes Organ ist, so fassen wir bey den anzuführenden Eigenheiten desselben erst die zusammen, die den Augapfel selbst, seine Häute und Feuch -400 tigkeiten betreffen, hernach die von den ihn umgebenden Theilen*)s. Alb. Blümenthal de externis oculor. integumentis quorundam animalium. Be - rol. 1812. 4., den Augen - liedern, Thränenwegen u. s. w.
Dass die Sclerotica bey vielen Quadru - peden dieser Classe, so wie beym Men - schen selbst, nicht durchgehends von gleicher Stärke, sondern, zumal in ihrem Hintergründe, am dicksten ist, war längst bekannt**)Zinn, Commentar. societ. Reg. scient. Goettingens. T. IV. pag. 192 sq.. Auch liess sich wohl ver - muthen, dass diese Einrichtung auf die sogenannten mutationes oculi internas ihren Bezug haben möge, um die Form des Augapfels, folglich die Länge seiner Achse und die respective Lage der Linse nach der Nähe oder Ferne der zu sehen - den Gegenstände und andrer dergleichen Verhältnisse zu accommodiren. Ich hoffe401 aber, diese Vermuthung durch den be - wundernswerthen Bau dieser Haut bey warmblütigen Amphibien (die nämlich abwechselnd, nicht nur in mancherley Entfernungen, sondern sogar durch zwey - erley Medium von so sehr Verschiedener Dichtigkeit, als Luft und Wasser ist, sehen müssen), so wie ich ihn zuerst am Auge einer Grönländischen Robbe (Phoca grönlandica) gefunden, zur Gewissheit gebracht zu haben*)Commentat. societ. Reg. vol. VII. ad ann. 1784. pag. 46.Dr. Albers hat in einer der Königl. Societ. zugeschickten Abhandlung den nämlichen Bau am Auge des Wallrosses (Trichechus rosmarus) beschrieben, und beyläufig, Satz für Satz die Zweifel ge - hoben, die man neuerlich gegen den angegebenen Zweck dieser merkwürdi - gen Einrichtung daher hat nehmen wol - len, weil sich eine schwache Aehnlich - keit derselben auch bey Landthieren, dem Pferde u. s. w. finde. – s. Götting. gelehrte Anzeigen 1803. pag. 601 u. f.. Die Hornhaut dieses Auges ist nämlich sehr dünne und402 nachgiebig; das zunächst an ihr anstossende Segment der Sclerotica dick und fest; der mittlere Gürtel derselben wieder ungleich dünner und geschmeidig; endlich ihr Hintergrund am allerdicksten, fast knorpelartig (– tab. VI. –). Nun ist der ganze Augapfel mit überaus ro - busten Muskeln umgeben, und so be - greift sich leicht, wie durch die nach den Umständen accommodirte Action derselben jene erforderlichen innern Ver - änderungen bewirkt werden müssen, um die Augenachse, wenn das Thier durch die Luft sehen will, zu verkürzen, die Linse dem Hintergrunde des Augapfels näher zu bringen, so wie es die starke Brechung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen Medium der Luft in das Dichtere des Auges gehen; und v. v.
Bey den Wallfischen zeichnet sich die Sclerotica durch ihre mächtige Stärke und Festigkeit, zumal im Hintergrunde, aus, als wo sie, wenn der ganze Aug - apfel etwa die Grösse einer Orange hat,403 beynahe einen Zoll dick ist, so dass bey der fast kugeligen Form des Auges doch der innere Raum für den Glaskör - per gleichsam linsenförmig ausfällt. Je näher aber die Sclerotica der Hornhaut kommt, desto dünner wird sie. Zumal im Hintergrunde zeigt sie ein überaus sonderbares, wie aus festen sehnigten Fasern und Blättern, aufs dichteste zu - sammen gewirktes oder gleichsam gefilz - tes Gefüge, das, vorzüglich an den Seiten, von mehr als Knorpelhärte ist*)Ruysch thesaur. anat. II. tab. 1. fig. 1. 2. 6.Loder tabulae anatomicae vol. I. tab. 56. fig. 8.und Albers im 1sten B. der Ab - handl. der physikal. medicinischen So - ciet. zu Erlangen tab. 6.Von den Eigenheiten der Wallfisch - augen überhaupt, vergl. B. S. Albini index supellectilis J. J. Ravii pag. 36 sqq.Ej. annotat. academ. L. VII. pag. 40. 100.404Supellex anatomica eiusd. pag. 132 sqq.Musei Gaubiani pars complectens praeparata anatomica pag. 14.und Albers a. a. O. S. 457. u. f. wo er besonders auch die conische Masse von fettigem Zellgewebe beschreibt, die hinter der Sclerotica den Sehnerven umgiebt..
Das Verhältnis des Umfanges der Hornhaut zur Sclerotica, ist bey den mancherley Gattungen von Säugethie - ren sehr verschieden. Am grössten ist es wohl beym Stachelschwein (Hystrix cristata), als bey welchem die Horn - haut fast die Hälfte des Augapfels ein - nimmt.
Die Chorioidea bestellt bey den Wall - fischen deutlicher, als bey andern Säu - gethieren, aus zwey besondern Blät - tern, wovon das innere (die Membrana Ruyschiana) auch mit einem matten Tapetum versehen ist.
Uebrigens zeichnet sich die Chorioidea bey vielen Geschlechtern dieser Classe, zumal von solchen reissenden Thieren, die ihrem Geschäfte im Dunkeln nachge - hen, und dann unter den bisulcis durch die schönfarbige, meist saphirblaue oder seladongrüne, theils wie Atlas glänzende zartflockige Fläche (das so genannte Tapetum lucidum)*)Zinn a. a. O. pag. 196 u. f.H. Fr. Elsaesser (praes. Storr) de pigmento oculi nigro ꝛc. deque ta - peto. Tubing. 1800. 8. aus, womit ein Theil vom Hintergrunde ihrer innern Seite auf dem schwarzen oder braunen Pigment**)s. davon Leop. Gmelini indagationem pigmenti nigri oculorum taurinorum ꝛc. Goetting. 1812. 8. und Mondini in den Opuscoli scientifici di Bologna T. II. pag. 15.Bekanntlich fehlt dieses Pigment ent - weder durchaus, oder doch grössten - theils im ganzen inneren Auge der so genannten Albinos oder Kackerlacken,406 dergleichen sich nicht selten unter Men - schen und manchen Gattungen von an - dern Säugethieren und von Vögeln fin - den. Unter den Kaltblütigen ist mir hingegen noch kein Beyspiel eines Al - bino bekannt. Diese fehlerhafte Ano - malie ist immer angeboren, und mit eben so anomalisch weisser Farbe der Haare oder Federn verbunden, und macht unter manchen Säugethieren eine constante erbliche Rasse; so zumal bey den weissen Caninchen, Mäusen, und Pferden (welche letztere unter den Na - men der Glasaugen bekannt sind). Hingegen zweifle ich, dass irgend einer ganzen Gattung vom warmblütigen Thieren dieses Pigment ursprünglich mangeln sollte, und halte eben desshalb das Frettel (Mustela furo) nur für eine Abart des Iltis (M. putorius).Ausführlicher habe ich über diesen Mangel des zur gesunden Organisation des Auges so nöthigen Pigments gehan - delt, so wohl in den Commentat. so - ciet. Reg. scient. vol. VII. pag. 29 u. f. als in der dritten Ausg. der Schrift: de neegris hum. variet, natiua pag. 272 u. f. überzogen ist, und wahr - scheinlich dazu dient, um weniger Licht zu absorbiren, sondern es vielmehr an die407 davor liegende Markhaut zurück zu werfen.
Die Markhaut (Retina)*)Ueber vieles an der Markhaut, zumal der hieländischen Hausthiere dieser Classe zu beachtende, s. J. M. Wantzel in Isenflamm's und Rosenmül - ler's Beiträgen I. B. pag. 157. zeigt bey manchen Quadrupeden, namentlich beym Hasen und Caninchen, ihr Nervenmark in überaus saubern deutlich abgeson - derten gleichsam flammigen, zumal in die Quere laufenden Streifen**)Zinn a. a. O. tab. 8. fig. 3.Fontana sur le vénin de la vipére, vol. II. tab. 5. fig. 12..
Das merkwürdige foramen centrale, das Sömmerring in der menschli - chen Markhaut entdeckt hat, ist seit - dem auch bey mehreren Quadrumanen, deren Augen ebenfalls wie beym Men - schen in parallelen Achsen vorwärts ste -408 hen, gefunden worden*)So habe ich es z. B. sehr nett in den ganz frischen, Augen sowohl eines un - geschwänzten Affen (Simia syluanus) als eines geschwänzten (S. cynomolgus) gefunden. Bey beyden machte der Ein - tritt des Sehenerven innerhalb der Mark - haut einen kleinen orangegelben Kreis. Darneben aber zeigte sich in der ima - ginären Achse des Auges ein etwas grösserer aschgrauer Querstreif mit der Centralöffnung in seiner Mitte.. Diese Lage gewährt den Vortheil dass die Gegen - stände mit beyden Augen zugleich und folglich desto schärfer gesehen werden. Hingegen hat sie auch den Nachtheil, dass im allzuhellen Lichte beyde Augen zugleich um so eher und um so stärker geblendet werden, da das blendende Licht auf die correspondirenden focos principales beyder Augen zugleich fällt. Dieser Nachtheil wird aber wie es mir scheint, durch das foramen centrale ge - hoben, oder doch gemindert, wenn die - jenige Stelle der Retina auf welche der focus principalis fällt, sich im blenden -409 den Lichte wie zu einer kleinen Pupille erweitern, und den concentrirten Licht - kegel durch dieselbe hindurch und auf die dahinter liegende Choroidea fallen lassen kann, deren Pigment dieses Licht absorbirt; eine Einrichtung die den Men - schen und Affen wohl um so mehr zu statten kommt, da ihren Augen bekannt - lich auch die Blinzhaut abgeht.
Die Regenbogenhaut (Iris), überhaupt ein Organ ohne seines Gleichen, zeigt bey den mancherley Geschlechtern und Gattungen von Säugethieren mannich - faltigere und sonderbarere Verschieden - heiten, als irgend ein anderer Theil des Auges. Die den verschiedenen Gattun - gen eigene Farbe ihrer Vorderseite va - riirt bey den Rassen und Spielarten un - ter den Hausthieren, doch minder, auf - fallend, als bey denen im Menschenge - schlecht; steht aber auch, wie bey die - sen, meist mit der Farbe der Haare in Consensus; sogar dass sich nicht selten410 bey gefleckten Hunden, Caninchen u. s. w., auch correspondirende Flecken auf dem Augensterne zeigen.
Das Gefüge der Iris ist nach Ver - schiedenheit der Gattungen von sehr im - gleicher Dichtigkeit. Bey keiner ein - zigen aber, deren Augen ich desshalb untersucht, habe ich noch eine Spur von wahren Muskelfasern finden können. Eben so wenig bey denen vom Ele - phanten und von Wallfischen, die ich vor nur habe, als bey den weissen Ca - ninchen mit ihrer zarten fast durch - scheinenden Regenbogenhaut.
In dem gedachten Seehundauge sind die Ciliargefässe nicht in die Iris ver - theilt, sondern liegen grossentheils frey an der Vorderseite derselben, so dass sie von aussen, auch ohne Einsprützung, sehr sichtliche und ansehnliche Netze bilden*)Commentationes soc. Reg. scient. a. a. O. fig. 2. 3..
Bekanntlich ist die Oeffnung der Iris, die Pupille, bey den bisulcis, so wie411 bey den solidungulis, cetaceis u. s. w., transversal, im Katzengeschlecht, zumal im hellen Lichte, oblong u. s. w. An - derer kleiner Eigenheiten an diesem Theil zu geschweigen, wie z. B. der flockigen mit schwarzen Pigment*)Selbst in einem so genannten Pferde - glasauge (– s. oben S. 406. not. **) –) in meiner Sammlung, sind diese Flocken caffeebraun, da übrigens die andern sonst dunkel gefärbten Theile in diesem Auge nur einen sehr schwachen gräu - lich-bräunlichen Anflug zeigen. tingirten klei - nen Anhängsel (oder sogenannten Trau - ben), womit, zumal beym Pferde**)Bey diesem schon erwähnt von Soley - sel im parfait Marechal. Par. 1667. 4.Manche Nosologen, wie Sauvages, und Naturforscher wie Linné, haben dieses normale Organ irrig für was krankhaftes angesehn.vergl. Brugnone Mascalcia. p. 58 u. f. aber auch bey mancherley bisulcis***)s. Diet. G. Kieser Diss. de anamor - phosi oculi. Goett. 1804. 4. tab. 1. und412 2. von Ziegen, Schafen, Ochsen und dem Dromedar.vergl. Ebendens. in Himly's ophthal - mologischer Bibliothek II. B. 3. St. S. 113 u. f. tab. 1. vom Pferde. mehrentheils die Mitte des obern Randes der Pupille besetzt ist*)Swammerdam sagt in den Bibl. nat. pag. 881. bey Gelegenheit des sonderba - ren Pupillendeckels der Rochen, er habe dergleichen auch in einem Pferdeauge entdeckt. Wenn das nicht ein unge - wöhnlicher Bau, und bloss etwa solche Anhängsel gewesen, so ist die Verglei - chung übertrieben..
Einer der bewundernswürdigsten, aber - was seine gewiss höchst wichtige Fun - ction betrifft, bis jetzt noch immer räthselhaftesten Theile des Auges, ist das Corpus ciliare, zumal die so genann - ten processus auf seiner Rückseite mit der Fülle und unbeschreiblichen Eleganz ihrer Blutgefässe. Ihre feinern Verschie - denheiten bey den schon desshalb un -413 tersuchten Gattungen, lassen sich nicht aufzählen, geschweige ohne Abbildun - gen verständlich beschreiben*)Manches Gute darüber hat Jac. Hovius de circulari humorum motu in oculis ed. 2. Lugd. Batav. 1716. 8. eine Schrift, die aber auch gar manches Unverständ - liche und Unzuverlässige enthält, und also mit Vorsicht genutzt werden muss.. Unter andern scheint mir, namentlich beym Elephanten und Hund, die Zartheit ihres Baues von ausgezeichneter Schönheit.
Das Verhältniss der so genannten Kry - stallinse zum Glaskörper variirt bey den verschiedenen Gattungen theils sehr auf - fallend. Die grösste Linse aus dieser Rücksicht habe ich in dem an sich sehr kleinen Auge des Beutelthiers (Didelphys marsupialis) gefunden; die kleinste hat, wie bekannt, der Wallfisch. Bey kei - nem Säugethier ist sie wohl so schwach gewölbt, als beym erwachsenen Men - schen. Bey der Katze, dem Hasen, den414 bisulcis, dem Pferd, dem Beutelthier, den Seehunden, ist sie in derselben Folge, wie sie hier genannt werden, immer convexer. Endlich bey den Ce - taceen fast sphärisch*)F. Pourf. Du Petit in den Mém. de l'Ac. des sc. 1730. pag. 4 sq. übers. in Froriep's Bibl. für die vergl. Anat. I. B. pag. 200 u. f..
Merkwürdig ist doch auch die bei - stimmte Regelmässigkeit, mit welcher bey manchen Gattungen die Linse durchs Austrocknen oder Einbeizen in Säuren u. dergl. vom Mittelpunct nach dem Um - fange in Hauptsegmente springt**)Leuwenhoek arcana naturae detecta pag. 73 u. f.Perrault in der hist. des animaux P. I. tab. 30. fig. S.Th. Young in philos. Transact. for 1793. tab. 20. fig. 2. 3.Dav. Hosack im folgenden Jahrgang tab. 17. fig. 4.J. C. Reil de lentis crystallinae structura fibrosa. Hal. 1794. 8..
Die Thränendrüse*)Bertin in den Mém. de l'Ac. des sc. 1766. pag. 281 u. f. ist wohl wenig - stens allen Landthieren dieser Classe ge - mein. Viele Quadrupeden haben auch noch eine oder die andere überzählige, die dem Menschen abgeht. Aber manche haben wenigstens keine Thränenpuncte, und der Elephant überhaupt auch keinen Thränensack**)Camper's Ontleding eens jongen Ele - phants pag. 6., so wie kein Thränen - bein (§. 190.)
Die Blinzhaut (membrana nictitans, palpebra tertia s. interna, periophthal - mium), wovon sich bey den Quadruma - nen, so wie beym Menschen, nur ein Rudiment findet, ist bey manchen Qua - drupeden***)Tabarrani in den Atti di Siena T. III. pag. 115 sq. von ansehnlicher Grösse und Beweglichkeit. So namentlich im416 Katzengeschlecht, beym Beutelthier, Dachs, Waschbar*)dem sie Linné irrig absprach., Pferd, den Seehun - den, und vor allen beym Elephanten**)Camper Descr. anatque d'un Ele - phant tab. 10..
Die respective Grösse der eigentlichen Augenlieder zeigt bey den Thieren die - ser Classe mancherley Verschiedenheit. Das untere ist, z. E. beym Elephanten ganz ansehnlich, beym Pferd sehr klein; und bey diesem so wie bey den mehre - sten Quadrupeden, ohne Wimpern, da hingegen bey den Quadrumanen, auch beym Bären, Elephanten, bey der Gi - raffe u. s. w. beyde damit besetzt sind.
Ueberhaupt sind die Augapfel der mehresten Vögel***)s. ausser den schon oben (pag. 398. not. ***)) angeführten Schriftstellern:417mehrere Aufsätze von Petit in den Pariser Mém. de l'Ac. des sc. von den J. 1726. 1735. und 1736. Die letzteren übers. in Froriep's Bibl. I. B.Home in den philos. Transact. for 1796. pag. 9 u. f., übers, in Reil's Ar - chiv II. B. 2. Heft.Alber's Beiträge I. Heft. p. 69 u. f.und S. Th. Soemmerring in den Denkschriften der Acad. zu München f. d. Jahr 1811. S. 177., folglich auch die knöchernen Augenhöhlen in Verhältniss zum Kopf; von auffallender Grösse, aber jene sehr wenig beweglich.
Bey den Raubvögeln haben sie eine ganz eigene fast kelchförmige Gestalt, so dass dann die sehr gewölbte Hornhaut den Boden des Kelchs vorstellt, und der Hintergrund der Sclerotica gleichsam den Deckel*)Severini Zootom. Democrit. pag. 336.Em. König in den Eph. A. N. C. Dec. II. a. 4. obs. 34..
Diese Eigenheit der Form rührt von der Krümmung und Zusammenfügung der418 dicht neben einander liegenden Knochen - blätter her, die bey diesen, so wie über - haupt bey allen andern Vögeln*)Coiter miscell. obseruat. anat. chirur - gicar. pag. 130.Pierce Smith in den Philos. Trans - act. for 1795. P. II. pag. 263 u. f., im Vordertheil der Sclerotica verwachsen, aber bey den übrigen hur kurz, und gleichsam schuppenförmig sind, so dass sie zusammen nur einen flachen etwas gewölbten Ring bilden, hingegen bey den Raubvögeln, wegen ihrer Länge und Beugung, dem ganzen Augapfel die gedachte Kelchform geben**)Albers vermuthet a. a. O., dieser knö - cherne Ring diene zum Ersatz der bey den Vögeln so unvollkommenen Orbita..
Schärfer und deutlicher als bey an - dern Thieren, zeigt sich im Auge man - cher Vögel die Grenze zwischen einigen Häuten desselben, von welchen man sonst gemeint hat, dass sie in einander419 continuirten. So habe ich z. E. die zwischen der Chorioidea und der Iris vor - züglich schon im Auge des Schuhu (Strix bubo), und die zwischen dem Rande der Retina und dem äussern Umfang des Ciliarkörpers nirgend bestimmter, als in dem eines Pfefferfrasses (Ram - phastos tucanus) gefunden.
Ein dem Auge der Vögel wohl eigen - thümlicher überaus sonderbarer und hoch grossentheils rätselhafter Theil ist der so genannte Fächer*)s. ausser den Abbildungen in der ge - nannten Commentatio des jüngern Soem - Merring auch die vom innern Auge des Fischadlers in Kieser's schon an - geführten Diss. de anamorphosi oculi. tab. 2. fig. 1. – und die vom Käuzchen, Holzheher, der Haustaube und Gans bey J. Aug. Hegar de oculi partibus quibusdam. Gotting. 1818. 8. tab. 2. (pecten plicatum, marsupium, Fr. la bourse, le peigne), der innerhalb der Retina wie420 aus einer Spalte derselben entspringt, schräg in den Glaskörper dringt, und in demselben befestigt ist, und bey manchen Gattungen bis an den Rand der Kapsel der Linse reicht. Sein Um - riss ist meist ein verschobenes Viereck; in seinen Falten laufen zahlreiche Blut - gefässe; und das vorzüglich starke Pig - ment, womit er angeschwärzt ist, macht es wahrscheinlich, dass er hauptsächlich mit zur Absorbtion des blendenden Lichts bestimmt seyn mag*)Andre glaubten er diene in dieser Classe zu den sogenannten mutationibus oculi internis (§. 274); Ph. Crampton hat aber in Dr. Thomson's Annals of Phi - losophy vom März 1813 p. 172. Erin - nerungen dawider gemacht und hin - gegen einen besondern kreisförmigen Muskel im Augapfel des Strauss (und mehrerer grosser Vögel) beschrieben und tab. 3. abgebildet, durch welchen diese Veränderungen namentlich in Bezug auf die Wölbung der Horn - haut, bewirkt werden könnten..
Die Vögel haben ansehnliche Thränen - wege, deren Ableitungsgänge sich oben in die Gaumenhöhle ergiessen*)Al. Monro fil. observationis anato - mical and physiological. Edinb. 1758. 8.Albers a. a. O. fig. 1. 2..
Ihre Blinzhaut**)Die pellicula palpebrarum, wie sie bey Kais. Friederich II. heisst. ist mit zwey deut - lichen Muskeln versehen***)Petit in den Mém. 1735. tab. 6. fig. 7. 8. und 1736. tab. 5. fig. 4. 5..
Von ihren Augenliedern hat bey man - chen Gattungen, z. E. beym Haushuhn, Puter, Gans, Ente u. s. w. das untere, das ein eigenes kleines Knorpelblatt ent - hält, die mehreste Beweglichkeit; bey anderen hingegen, wie bey den Papa - geyen, dem Straus u. s. w. das obere.
Nur bey wenigen sind beyde Augen - lieder mit Wimpern besetzt. So z. E. beym Straus, dem Secretär (Falco ser - pentarius), dem Ani, manchen Papa - geyen u. s. w.
Von merkwürdigen Besonderheiten der Augen in dieser Thierclasse ist noch wenig bekannt*)Petit in den Mém. 1737. pag. 142. und in Froriep's Bibl. I. B..
Um indess doch Einiges anzuführen, so macht bey manchen hieländischen Reptilien und Schlangen die gemein - schaftliche Oberhaut eine Art von festem Fenster vor den Augäpfeln, die sich hinter demselben frey bewegen.
Wenigstens die Riesenschildkröte**)Albers in den Denkschriften der Acad. zu München f. d. J. 1808. mit Kupf. hat, wie die Vögel, einen aus Knochen - scheibchen zusammengesetzten Ring in der Sclerotica. Ueberhaupt sind die Schildkröten mit ansehnlichen Thränen - drüsen und, so wie die Frösche u. s. w., mit einer sehr beweglichen Blinzhaut versehen***)Caldesi tab. 8. fig. 11..
Die Eigenthümlichkeiten der Fisch - augen*)s. Haller in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris v. J. 1762. p. 76 u. f.Guenellon's Anatomie der Augen des Kabeljau's steckt in einem Buche wo man sie nicht leicht suchen würde, in Bayle's Nouvelles de la Republique des Lettres, vom März 1686. pag. 326.vergl. auch Albers a. a. O. sowohl über dieses Fisches Auge als über das des Sprenkelfisches (Coryphaena equi - selis); und Rosenthal im Xten B. des Archivs für Physiol. beyde mit trefflichen Abbildungen., welche entweder der ganzen Classe oder doch den mehresten Ge - schlechtern und Gattungen derselben ge - mein sind, betreffen theils die Trennung ihrer Chorioidea und Retina in mehrere deutlich abgesonderte Blätter; theils ein paar kleine im Innern des Auges befind - liche Organe, die ausser dieser keiner andern Thierclasse zukommen.
Statt dass nämlich die Chorioidea beym Menschen nur eine einfache; bey man - chen anderen warmblütigen Thieren, besonders bey den Cetaceen, eine dop - pelte Haut bildet; so besteht sie hinge - gen bey den Fischen aus drey distincten Blättern, indem die innerste derselben eine wahre membrana Ruyschiana vorstellt, die mittlere aber (membrana vasculosa Halleri) sowohl von dieser als der äussersten verschieden ist, wel - che letztere mit der allen rothblütigen Thieren gemeinen eigentlich so genann - ten Chorioidea verglichen werden muss. Eben diese letztgedachte wird bey den fischen vorn zur Iris, und zeichnet sich bey vielen durch den bekannten, eigenen Silber – oder Goldglanz aus.
Die Retina ist deutlich in zwey Blät - ter theilbar, wovon das äussere markig das innere aber von sauber faserigem Gefüge ist.
Die beyden andern den Fischaugen ausschliesslich eigenen und, wenigstens den Grätenfischen, gemeinen Organe, sind erstens ein meist hufeisenförmiger Wulst, der zwischen den beyden ge - dachten inneren Blättern der Chorioidea (der Ruyschiana und vasculosa Hall. ) liegt, und von manchen für muskulös, von anderen für drüsicht, von noch an - dern für ein blosses Convolut von Blut - gefässen gehalten wird; und zweytens die klockenförmige Gefässhaut (campa - nula Halleri), die aus der Ruyschi - schen entspringt, und nach der Linse geht, mithin einige (aber doch nur ent - ferntere) Aehnlichkeit mit dem Fächer im Vogelauge (§. 287.) zu haben scheint.
Hingegen findet sich wiederum, we - nigstens bey den Grätenfischen, kein wahrer Ciliarkörper.
Die Crystalllinse ist bey den mehre - sten Fischen, nach Verhältniss zum Aug -426 apfel, von sehr ansehnlicher Grösse, und fast oder vollkommen kugelig. Die gläserne Feuchtigkeit hingegen klein, und die wässerige bey vielen kaum merklich.
Zu den merkwürdigen Eigenheiten an den Augen einzelner Geschlechter und Gattungen von Fischen gehören z. E. die festen durchsichtigen Scheiben der ge - meinschaftlichen Integumente, hinter welchen sich die Angäpfel, wie bey manchen Amphibien (§. 289.), bewe - gen*)Abbild. naturhistor Gegenst. VII. Heft. tab. 58. am Ostracion bicuspis.W. Lawrence in den Zusätzen zu seiner Uebersetzung dieses Handbuchs, pag. 385.; die sonderbare articulirende Ver - bindung des Augapfels der Rochen und Hayen mit einem knorpeligen Stiel**)Stenonis specimen elementor. myolo - giae tab. 5. fig. 1.Perrault Essais de Physique T. III. tab. 1. fig. 4.427Goyeau im Mercure de France Dec. 1757. pag. 130 u. f.Radkin in Cl. Abel's Journey in the interior of China pag. 338.Da die Augäpfel bey den genannten Knorpelfischen (zumahl bey den Hayen) in der Ruhe stark prominiren, aber auch willkührlich in die Augenhölen eingezogen werden können; so scheint es, dass so wie letztres durch die vitale Action der Muskeln bewirkt wird, so hingegen ersteres blos durch die mecha - nische Schnellkraft dieses knorpeligen Stiels.; die seitwärts weit hinausragenden Au - gen des Hammerfisches (Squalus zy - gaena); das gleichsam gefingerte opercu - lum pupillare im Rochenauge*)Stenonis de muscul. et glandul. pag. 68.Camper in den Mém. présentés à l'Acad. des sc. de Paris T. VI. tab. 3. fig. 1.; der ganz sonderbare Bau des Auges bey der Cobitis anableps mit getheilter Horn - haut und doppelter Pupille bey einer einfachen Linse**)Thesaur. rer. natural. Alb. Sebae T. III. tab. 34.428Camper in Monro's Physiol. der Fische pag. 165 u. f.Lacepede in den Mém. de l'Instit. national T. II. pag. 372 u. f.Schneider im IVten B. der neuen Schriften der naturf. Gesells. zu Berlin.und D. W. Soemmerring a. a. O. pag. 68. u. dergl. m.
Bekanntlich finden sich bey den Thie - ren dieser Classe zwey ihrem Bau nach ganz von einander verschiedene Arten von Augen*)Marcel De Serres sur les yeux composés et les yeux lisses des Insec - tes. Montpell. 1813. 8.. Kleine, einfache (stemmata) und grosse gleichsam polye - drische oder facettirte (oder auch wie mit Kugelflächen oder Kegelspitzen be - setzte), die wie aus Tausenden von an - dern kleinen Augen zusammengesetzt scheinen**)S. z. B. Hooke's micrographia restau - rata tab. 20. fig. 3. tab. 21.. Die ersten in verschiede - ner Anzahl bey den mehresten apteris,429 so wie bey vielen nachher geflügelten in ihrem Larvenzustande. Mit den Flü - geln erhalten diese in ihrer letzten so genannten vollkommenen Ausbildung die grossen zusammengesetzen Augen. Viele Geschlechter von geflügelten Insecten haben aber auch dann so wie manche aptera (z. B. die grössern Gattungen von Kiefenfüssen*)Andre in den philos. Transact. vol LXXII. P. II. tab. 16. vom Monoculus polyphemus.), ausser diesen noch einige stemmmata.
Der innere Bau hat bisher nur an den grossen polyedrischen Augen untersucht werden können**)Swammerdam tab. 20. fig. 1. und 5. von der Drone oder Deckbiene.Cuvier in den Mém. de la Soc. d'hist. nat. de Paris A. VII. pag. 41. fig. 3. von der Libellula grandis. vergl. auch Marcel de Serres im Journal de Physique T. LXVIII. 1809. pag. 278. von mehrern hemipteris.. Die innere Fläche430 der facettirten Hornhaut ist mit einem farbigen Pigment überzogen. Hinter diesem liegen eben so viel prismatische oder eigentlich keilförmige Zäpfchen dicht neben einander zusammengehäuft, als die Hornhaut Facetten hat. Hierauf folgt noch weiter nach innen eine zweyte farbige Haut; und auf diese zu innerst etwas markiges, das für eine Fortsetzung des Sehnerven genommen wird.
Wie aber die Insecten mit diesen Au - gen sehen, das bedarf, so wie über - haupt die wahre Bestimmung jener zwey so ganz verschiedenen Arten der Au - gen*)Ich habe schon anderwärts Gründe an - geführt, warum es mir gegen die son - stige allgemeine Behauptung wahrschein - lich ist, dass die polyedrischen Augen mehr für die Ferne, und die einfachen für nähere Objecte bestimmt seyen. Wenigstens reimt sich diess damit, dass die Schmetterlinge in ihrem geflü -431 gelten vollkommenen Zustande solche grosse componirte telescopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten.Aber freylich habe ich bey alle dem noch eigene Zweifel über die Bestim - mung dinser zweyerley Augen: z. B. dass doch auch vollkommene animalia subterranea, wie die Maulwurfsgrille, die beiderley Augen haben, u. dergl. m. erst noch weiterer Untersuchung.
Bey den Tintenfischen sind die Augen zwar denen der rothblütigen Thiere, zu - mahl der Fische, im Ganzen sehr ähn - lich; doch dass sie sich auch von jenen durch mancherley eigenthümliche Beson - derheiten auszeichnen*)Carus's Lehrbuch der Zootomie pag. 67. tab. 4. fig. 2-9.. So ist bey ihnen z. B. statt der Hornhaut nur eine locker mit dem ührigen Augapfel ver - bundene Haut vorgespannt; die Iris ist von sehr fester, zäher Substanz, gleich - sam wie eine Fortsetzung der Sclerotica432 und am obern Rande mit einem in die Pupille ragenden Fortsatz versehen, wo - durch letztere eine fast halbmondförmige Gestalt erhält; ihr Ciliarkörper vorzüg - lich vollkommen und deutlich ausgebil - det u. s. w.
Von manchen Land - und Fluss - schnecken ist es auch nun erwiesen, dass die schwarzen Puncte am äussersten Ende ihrer sogenannten Hörner wahre zum Sehen bestimmte Augen sind*)s. die Zergliederung des Dr. Stiebel in Meckel's Archiv V. B. pag. 206. tab. 5. und die Versuche von J. C. Leuchs in seiner N. G. der Acker - schnecke (einer Göttingischen Preisschr.) Nürnb. 1820. 8. pag. 20..
Vom Herzen und andern muskulosen Eingeweiden ist schon anderwärts ge - handelt. Hier ist nun von den eigent - lichen Muskeln die Rede, welche für die insgemein so genannten willkürli - chen Bewegungen bestimmt sind. Doch liegt die ausführliche specielle Myologie ausser dem Plan dieses Handbuchs, als für welchen nur etwas Weniges von dem gehört, was von Eigenheiten im Muskelbau der verschiedenen Classen und einiger desshalb besonders merk - würdiger Gattungen vorzüglich wichtig scheint*)Dass der Iste B. von Cuvier's Leçons bey weitem das vollständigste enthält was wir über vergleichende Myologie im Ganzen haben, brauche ich nicht434 erst zu erinnern; – so wenig als dass sich eine Fülle von einzelnen dazu gehörigen Bemerkungen bey Borelli de motu animalium und Barthez nouvelle mechanique des monuements de l'homme et des animaux, Carcas - sone 1798. 4. findet..
Die grössere oder geringere Aehnlich - keit des Muskelbaues der übrigen Säu - gethiere*)Vorzügliche Myologien von einzelnen Gattungen dieser Classe haben geliefert vom Schimpansee, Tyson.vom Hund, Jac. Douglas im Spe - cimen myographiae comparatae und Ga - rengeot in der Myotomie humaine et canine. Paris. 1724. 8.vom Hornvieh Vitet im Isten B. seiner Médecine veterinaire.vom Pferd Stubbs in seiner meister - haften Anatomy of the horse. Lond. 1766. gr. Querfol. (auch im IIten B. von D'alton's Naturgeschichte des Pferdes. Weim. 1816. Querfol.)435und nun die lehrreichen Erklärun - gen der Muskeln und der Basreliess an E. Matthäi's Pferdemodell, von Seiler und Böttiger. Dresd. 1823. gr. 4. zu des Menschen sei - nem*)Ueber die dem Menschen eigenen für Pathognomik bedeutenden Gesichtsmus - keln, s. Ch. Bell on the Anatomy of expression in painting pag. 94. lässt sich schon aus der mehrern oder mindern Analogie folgern, die ihr Gerippe in Vergleich zürn menschlichen zeigt. Mithin ist sie bey den Quadru - manen am auffallendsten**)s. Lordat sur l'Anatomie du Singe vert. pag. 42.. Und doch unterscheiden sich auch diese selbst schon von aussen durch die Kleinheit ihrer Gesäss - und Wadenmuskeln, als deren Stärke und Wölbung bekanntlich zu den Eigenthümlichkeiten der schönen menschlichen Form gehört***)Aristoteles de partibus animalium IV. 10. und Lawrence in seiner Uebers. dieses Handb. pag. 397..
Unter den Muskeln die dem Men - schen abgehen, hingegen wenigstens den allermehresten Quadrupeden gemein sind, verdienen vorzüglich der grosse Hautmuskel des Rumpfs*)Es fehlt unter andern auch dem Schwein. Ist hingegen vorzüglich bey denen Quadrupeden die sich zusammenkugeln. z. E. bey den Tatus, Manis, Stachel - schweinen, Igeln u. s. w. von ausneh - mender Stärke. – S. die treffliche Monographie des Hofr. Himly über das Zusammenkugeln des Igels. Braun - schweig 1801. 4. tab. 1 – 3.Bey grossen Cetaceen lassen sich die Sehnen dieses Hautmuskels in Faden von hundert und mehr Fuss Länge spal - ten, woraus namentlich die Aleuten ihren zum Bewundern feinen zwey - drähtigen Sehnenzwirn verfertigen. (panniculus carnosus, expansio carnea, musculus subcutaneus) und der suspensorius oculi**)Zinn in commentation. Soc. Reg. scient. antiquior. T. I. pag. 48. Erwähnung.
Zu denen die hingegen nur gewissen Geschlechtern und Gattungen eigen sind, gehören z. E. die theils äusserst zahlrei - chen am Rollschwanze mancher Meer - katzen*)Mery zählte am Rollschwanze eines solchen Thiers nicht weniger als 280 Muskeln. J. B. Du Hamel Reg. scient. acad. hist. pag. 276. u. a. Südamerikanischen und Neuholländischen Säugethiere; die schon erwähnten im Elephantenrüssel**)Cuvier's merkwürdige eigne Beobach - tungen über den Organismus des Ele - phantenrüssels s. in der VIIten Lie - ferung der Ménagerie du Museum national. Er gedenkt den wunder - baren Bau dieses in seiner Art so ein - zigen Organs in einem besondern Werke durch zwölf Kupfertafeln zu erläutern.Einiges darüber findet sich auch in Camper's Description anatomique d'un Eléphant.; der am Kehldeckel vieler Quadrupeden***)J. G. Runge de voce eiusque organis. Lugd. Bat. 1753. 4. pag. 13. (ceratoëpiglottidaeus) u. s. w.
Andere Muskeln, die wohl den meh - resten Ordnungen der ganzen Classe ge - mein sind, zeichnen sich aber doch bey manchen Gattungen durch ausnehmende Stärke zu besondern ihnen eigenthüm - lichen Bewegungen aus; wie z. B. der glutaeus medius beym Pferd*)s. Stubbs a. a. O. Muscles tab. 2. q. Q. r. s. t. und tab. 3. a. b. c. d., der in Verbindung mit einigen andern, zumahl mit dem gemellus**)Id. ibid. tab. 3. -60 bis 64., vorzüglich das diesen Thieren eigene Hintenausschla - gen bewirkt; so die mächtig starken flexores am Schwanze des Bibers, die extensores an dem des Kängaruh u. a.m.
Die Muskeln dieser Thierclasse zeich - nen sich im Allgemeinen schon durch die physiologische Eigenheiten aus, dass439 ihre Reizbarkeit vergleichungsweise schwächer, und im Tode bald ver - gänglich ist, und dass bey vielen die Sehnen der langen Muskeln, zumahl an den Extremitäten, doch theils auch am Rumpfe, mit zunehmenden Alter ver - knöchern*)Ein Phänomen, wodurch manche Phy - siologen des XVIIten Jahrhunderts zu dem Fehlschluss verleitet worden, als ob die Knochen überhaupt, wenigstens grossentheils, aus Sehnen entstünden. s. Nic. Stenonis de musculis et glandu - lis pag. 26. Casp. Bartholini iun. specim. hist. anatomicae partium corp. humani pag. 185.. Auffallend habe ich diess namentlich am Kranichskelet gefunden.
Von der besondern Myologie**)Ueber die Myologie der Vögel vergl. Stenonis in den Act. Havniensib. 1673. pag. 320 u. f. und in Valentini am - phitheatr. zootomic. P. II. pag. 8.Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'Ac. des sc. de Paris 1772. u. f.440Merrem's vermischte Abh. aus der Thiergesch. pag. 144. tab. 5. 6.und Wiedemann in s. Archiv II. B. 2. St. pag. 68. der Vögel ist schon das Merkwürdigste im Vorhergehenden berührt; z. B. von Mus - keln die ihnen zwar nicht ausschliesslich eigen, aber doch allgemeiner sind als bey den Thieren der vorigen Classe, wie die an ihrer Blinzhaut; oder die ihnen fehlen, wie das fleischigte Zwerch - fell; oder die sich bey ihnen durch ihre ausnehmende Grösse und eigne Form auszeichnen, wie die Brustmuskeln u. s. w.
Die beyden Hauptordnungen dieser Classe zeichnen sich durch eine auffal - lende Verschiedenheit in ihrem Muskel - bau von einander aus, die sich nach der eben so grossen Verschiedenheit ihres Gerippes, richtet. Bey den Reptilien nämlich, zumahl bey den Schildkröten*)S. die Myologie der Test. tabulata eben - falls von Wiedemann in s. Archiv III.441B. 2. St. pag. 78. und der europaea von Bojanus a. a. O. und Fröschen, bey welchen der Rumpf ihres Skelets so wenige Beweglichkeit hat, sind der Muskeln wenigere (– denn den Schildkröten fehlen sogar ausser dem Zwerchfell auch die eigentlichen Bauch - und Brustmuskeln –), aber dafür, be - sonders bey dem eben gedachten Ge - schlechte von ausnehmender fleischiger Stärke: bey den Schlangen hingegen sind sie einförmiger, dünner, dagegen aber, wie es die mächtige Menge ihrer Wirbel und Rippen und anderntheils der Mangel aller äussern Bewegungs - werkzeuge erfordert, bey weiten desto Zahlreicher.
Das Muskelfleisch der Fische*)La Cepède hist. naturelle des poissons T. I. Discours pag. 47.442Anth. Carlisle on the Arrangement and mechanical Action of the muscles of Fishes in den philosophical Transact. for 1806. P. I. pag. 1. unter - scheidet sich von dem der durch Lun - gen athmenden Thiere im Ganzen schon ausser seinem geringen Blutgehalt und der davon herrührenden blassern Farbe, vorzüglich durch das ihm eigene bey den mehresten gleichsam blättrige und zugleich grossentheils sehnenlose im Ganzen aber sehr einförmige*)Kielmeyer über die Verhältnisse der organischen Kräfte untereinander u. s. w. Stuttg. 1793. 8. pag. 22. Gefüge; eine Einrichtung, die übrigens in Ver - bindung mit der Menge ihrer Muskeln genau dem grossen Aufwand von An - strengung und Kraft angemessen ist, den der Aufenthalt und die ganze Oekono - mie dieser Thiere mit sich bringt**)Dr. Gilb. Blane's Lecture on muscular motion. Lond. 1738. 4. pag. 54..
Was so eben von der Einförmigkeit, Menge und Kraft der Muskeln bey den443 Fischen gesagt worden, das findet im Ganzen ebenfalls, nur anders modificirt, aber meist noch auffallender bey den Insecten statt*)Von der Einförmigkeit der Muskeln bey den Insecten und Würmern s. Kiel - meyer a. a. O.. Doch zeigt sich schon bey den wenigen die aus dieser Rück - sicht genauer untersucht worden, man - cherley Verschiedenheit. So haben z. B. die äusserst starken Muskeln in den Krebsscheeren**)Stenonis specim. elementor. myologiae pag. 55.Perrault Essais de physique T. III. tab. 4. fig. 3.Vor allen aber Fr. W. L. Succow Specimen myologiae insectorum de astaco fluuiatili. Heidelb. 1813. 4. mit Kupf.und von andern Muskeln desselben Thiers Geveke in der oben (S. 158.) angeführten Diss. vergleichungsweise noch grosse Aehnlichkeit mit denen bey manchen Organen der rothblütigen Thiere, da sie sich hingegen bey an -444 dern Insecten, wie namentlich bey den Raupen, durch ihre eigene bläulich - weisse Farbe, platte, gleichsam kurzen Bandstreifchen ähnelnde Form, weiches Gefüge und ganz ausnehmende Anzahl von denen bey den vorigen Thierclassen auszeichnen. Denn so zählte bekannt - lich Lyonet*)Tab. 6. 7. 8. 15. 16. 17. und tab. 5. fig. 7. 8. in der Weidenraupe nicht weniger denn 4061 Muskeln**)Das sind ihrer also fast zehnmahl so viel als der Mensch an seinem Körper hat; – und beynahe noch einmahl so viel als Stücke zu einem Strumpfwir - kerstuhl gehören., von welchen nur allein 2186 dem tubus alimentarius zugehören.
Mit dem Totalhabitus des Muskelsy - stems der eben gedachten Raupen hat445 wiederum das bey den Mollusken*)Vergl. z. B. die Myologie der Aphrodite aculeata von Pallas in seinen Miscel - lan. zoolog. tab. 7. fig. 13.Von den Tritonien, Aplysien u. a.m. Cuvier in den Annales du Muséum na - tion. d'hist. nat. T. I. und II., be - sonders den Bewohnern der Conchylien**)S. z. B. von der Weinbergsschnecke Swammerdam tab. 6. fig. 2.Von einer Menge Bivalven und Mul - tivalven Poli auf vielen Figuren durchs ganze Werk. im Ganzen grosse Aehnlichkeit. Ausser denen die den Würmern dieser beyden Ordnungen überhaupt gemein sind, ha - ben, wie sich von selbst versteht, die von der letzten noch besondere eigene Muskeln zur Verbindung mit ihren Schalen und zur Bewegung derselben. So z. B. in den Schnecken ansehnliche Muskelbündel an ihrem Hinterleibe, mittelst deren sie in dem Hauptgewinde ihres Hauses festsitzen und sich in sel - biges hineinziehen; die Bivalven ihre446 mächtig starken adductores um ihre Schalen zu schliessen*)J. Hunter on the blood pag. 111. Poli vol. I. introduct. pag. 59. u. s. w. Vie - len, besonders von den eigentlich so genannten oder nackten Mollusken, dient ein eigener Apparat von Hautmuskeln zu der theils so auffallenden Verkür - zung ihres Körpers: die hingegen bey den mehresten Zoophyten und Bewoh - nern der Corallen auch ohne sichtliche Muskelfasern durch das ausnehmende Contractionsvermögen in ihrem galler - tigen Parenchyma statt hat.
Die vergleichende Anatomie muss sich bey den Sexualfunctionen bloss auf die - jenigen Thiere beschränken, bey welchen bestimmte männliche Organe für Be - fruchtung und weibliche zur Empfäng - niss vorhanden sind.
Zu jenen gehören hauptsächlich die Geilen, Samenbläschen, Prostata und männliche Ruthe. Doch sind die letz - tern drey, zumahl die Bläschen und Prostata, selbst unter den rothblütigen Thieren, bey weitem nicht allgemein.
Die Geilen, und theils auch die Sa - menbläschen und Prostata, sind bey vielen von denjenigen männlichen Thieren die eine bestimmte Brunstzeit haben, von448 ausnehmend veränderlicher Grösse;*)Von dem merkwürdigen Verhältniss in welchem bey den Zugvögeln diese ver - änderliche Grösse sowohl der männli - chen Geilen, als der Dotter im weibli - chen Eyerstocke zu ihren Wallfahrten steht, s. Dr. Jenner's nachgelassne Ab - handlung on the Migration of Birds in den philos. Transact. for 1823. P. II. um diese Zeit nemlich stark angeschwol - len, und hingegen in den von dieser Periode entferntesten Monaten äusserst klein. Besonders auffallend ist diess z. B. an den Geilen des Maulwurfs, Sperlings, der Frösche u. s. w.**)Etwas ähnliches ereignet sich auch bey den verschnittenen Thieren nach dem Verlust der Geilen an manchen der übri - gen genannten Organe. – S. z. B. von den Samenbläschen bey den castrirten Hengsten oder so genannten Wallachen Bourgelat Elémens de l'art veteri - naire. Par. 1769. 8. pag. 359 u. f..
Beyläufig verdienen doch auch erst noch im Allgemeinen die eignen Or -449 gane Erwähnung; womit die Männchen einiger Gattungen von Thieren ausser den Genitalien zu dem Zweck verse - hen sind, um ihre Weibchen bey der Paarung damit fest zu halten. So z. B. der Giftsporn an den Hinterfüssen des männlichen Schnabelthiers*)und zwar bey diesem wohl nicht bloss zum festhalten, sondern hauptsachlich als specifisches Reizmittel beym Paa - rungsgeschäfte.s. von diesem so sonderbaren Organ Rudolphi in den Abhandl. der Berlin. Akad. der Wissensch. 1820. pag. 11. tab. 3.Seifert Spicilegia adenologica pag. 8. tab. 1. fig. 5.und J. F. Meckel in s. Archiv VIII. B., der knollige schwarze Ballen der sich im Frühjahr am Daumen des männlichen Grasfrosches und grünen Wasserfrosches bildet; die beyden mit articulirenden Knochen ver - sehenen Glieder neben den Genitalien des männlichen Zitterrochen und eini -450 ger andern Knorpelfische*)Ray, Klein, Battarra u. a. hielten diese Glieder (so wie Menz, Triller und Krüger die gedachten Ballen an den Froschdaumen) irrig für wirkliche Zeugungsorgane.Eben so irrig war aber auch ander - seits die Meynung des sonst so vor - trefflichen Tyson, als ob das gerippte Brustschild des See-Hasen (Cyclopte - rus lumpus) dem Männchen dazu diene, während der Paarung sein Weibchen damit fest zu halten, was ihm beson - ders bey der Kürze seiner Ruthe zu statten komme. – Denn ohne zu ge - denken dass die Lage dieses Schildchens am Halse, bey dem gewölbten Bauche des Thiers, der Paarung eher hinder - lich als förderlich seyn würde, und dass es sich bey beyden Geschlechtern fin - det; – so paaren sich ja überhaupt diese Fische gar nicht, sondern die Weibchen kommen, wie bey vielen andern Arten von Fischen, zur Laich - zeit alleine und lange vor den Männ - chen, die dann erst die von jenen ge - legten Eyer ausserhalb Mutterleibes be - fruchten.; die Zange am Hinterleibe der Libellen-Männchen,451 die Saugescheiben an den Vorderfüssen des männlichen Dyticus marginalis und dergl. m.
Ein scrotum worin die Hoden ausser - halb der so genannten Bauchhöhle hän - gen, findet sich bloss unter den Säuge - thieren; aber bey weitem nicht bey allen Gattungen derselben. Unter andern fehlt es, und zwar sehr zweckmässig, den im Wasser lebenden Thieren dieser Classe; so wie den vollkommenen sub - terraneis, dem Maulwurf u. s. w.; und denen die sich, wie der Igel u. a. bey Gefahr kuglicht zusammenrollen. Von diesen beständigen testicondis müssen diejenigen Thiere unterschieden werden, bey welchen (wie z. E. beym Meer - schweinchen*)Jo. Jac freuler monographia Ca - viae porcelli zoologica. Gotting. 1820. 4. pag. 54., Eichhörnchen, Ratte,452 auch dem Hamster*)Sulzer pag. 38. 67., canadischen Bi - samratte, (ondatra)**)Sarazin in den Mém. de l'ac. des sc. Paris a. 1725. tab. 13 und 14. u. a.) die Hoden ausser der Brunstzeit***)B. W. Seiler de testiculor. ex ab - domine in scrotum descensu. Lips. 1817. 4. pag. 33. tab. 2. fig. 1. 2. aus dem Un - terleibe heraus oder auch wieder zurück - treten können.
Bey solchen testicondis wo auch zu - gleich die männliche Ruthe ausser ihrer Sexualfunction sehr versteckt liegt, wie bey dem Kater, dem Rammler, a. m. hält es, vollends wann sie noch jung sind, oft schwer, sie auf den ersten Blick von den weiblichen Thieren der - selben Art zu unterscheiden.
Bey vielen eigentlichen Quadrupeden, z. B. beym Hund, Hengst, Widder und a. m. liegt in oder neben der Achse des Testikels nach dem Nebengeilen zu ein Streif von verdichtetem Schleimgewebe,453 der unter dem Namen des corpus High - mori bekannt, aber weder ein hohler Canal, noch auch sonst von so kunst - reichem Bau ist, als er von vielen Zer - gliederern des 17ten Jahrhunderts beschrie - ben und abgebildet worden*)Z. E. bey De Graaf de viror. organis generat. inseruient. tab. 3. fig. 4. vom Hund.Vergl. damit die sehr getreuen Abbil - dungen bey Al. Monro iun. de testibus, Edinb. 1755. 8. tab. 4. fig. 5. ebenfalls vom Hund. fig. 8. vom Pferd. tab. 3. fig. 5. vom Schwein u. a.m..
Bey weiten die mehresten Gattungen von Säugethieren, und zwar, die Ceta - ceen angenommen**)Wenigstens spricht J. Hunter (in den philos. Transact. Vol. XXVII. pag. 442) den Cetaceen ausdrücklich die Samenbläscben ab. Zwar weiss ich wohl, dass insgemein behauptet wird, der übrigens um die Zootomie so hoch - verdiente Rondelet habe diesen wich - tigen Theil zu allererst bey der Zer -454 gliederung eines Delphins entdeckt. Allein die dafür angeführte Stelle sei - nes classischen Werks de piscibus ma - rinis pag. 461. scheint mir diess eben so wenig zu beweisen, als was Ray ebenfalls von den männlichen Genita - lien des Tümmlers (in den philos. Transact. vol. VI. pag. 2276.) sagt, und von Haller auch auf Samenbläschen gedeutet worden., aus allen übri - gen Ordnungen der ganzen Classe, sind mit Samenbläschen versehen, die sich bey manchen, wie z. E. bey einigen Affen, vor allen aber beym Igel*)Jo. Jac. Wetter anatome erinacei europaei. Gotting. 1818. 8. pag. 61. tab. 3. fig. 1. 2., während seiner Brunstzeit durch eine auffallende Grösse auszeichnen.
Zu denenjenigen Gattungen hingegen, denen sie gänzlich abgehen, gehören namentlich das Hunde - und Katzen - geschlecht, die Bären, Beutelthiere, Fischottern, Seehunde und das Schna - belthier.
Die bey manchen Gattungen einfache, bey den mehresten aber doppelte Pro - stata, ist wohl mir den Säugethieren eigen, aber vermuthlich allen Gattun - gen der ganzen Classe gemein. Wenig - stens finden sich bey denen, welchen sie von Manchen abgesprochen werden, wie beym Bock und Widder, ansehn - liche drüsenartige Körper, die im Gan - zen doch mehr Aehnlichkeit mit diesen, als mit den Cowperschen Drüsen zu haben scheinen*)s. Haller in Commentar. soc. reg. scient. Goettingens. T. I. tab. 1..
Zu den vom menschlichen Baue ab - weichenden Eigenheiten der männlichen Ruthe in dieser Thierclasse gehört, dass dieselbe bey manchen Gattungen nur Ein corpus cauernosum penis ohne Schei - dewand hat. So z. E. beym Schwein und bey den Cetaceen, bey welchen letz - tern dieser schwammichte Körper gar456 wundersam wie mit sehnichten Zellen durchkreutzt ist*)Ruysch epist. problematica XV. tab. 19. fig. 5..
Bey einigen Gattungen, deren Paarung eine längere Zeit braucht, wie z. E. bey den Hunden, Dachsen u. s. w. ist der schwammichte Körper der Eichel, und theils, auch der untere Theil am hintern Ende der Ruthe, so eingerichtet, dass er während jenes Acts weit stärker als die übrige Ruthe anschwillt, und da - durch die festere Verbindung mit den weiblichen Organen bewirkt wird**)Vergl. Daubenton T. V. tab. 47. und J. G. Walter in den Mém. de l'acad. de Berlin 1792. pag. 20..
Zu einem ähnlichen Behuf mag auch wohl die eigene Form der Eichel die - nen, die ich bey einigen Säugethieren bemerkt habe. z. E. beym Sajou (Cer - copithecus apella) vorn wie flach ab - geschnitten mit breiten kreisförmigen Rande; beym asiatischen Nashorn mit457 drey ausgeschweiften Einschnitten, und dergl. m. *)Bey den beiden gedachten Thieren waren auch zwey verschiedne Vorhäute zu unterscheiden. Zumahl beym Rhi - nocer die äussere, fast wie der soge - nannte Schlauch am Pferdehengst, und eine zweyte zartere Fleischrothe vorn nach der Eichel zu.
Viele Gattungen von Säugethieren, zumahl von denen die keine Samenbläs - chen haben, und wohl eben desswegen einer längern Zeit zur Paarung bedür - fen, doch auch manche von den übri - gen**)So hat z. B. ein Simia cynomolgus, den ich zergliedert, ein kleines os penis bey mächtig grossen Samenbläschen. sind mit einem besondern, meist zylindrischen, theils rinnenförmigen Kno - chen***)Eine Menge Abbildungen dieses Kno - chen aus mancherley Thieren finden sich bey Redi de viuentib. intra vi -458 ventia tab. 26. so wie bey Meyer's Thierskeleten, im Daubenton, u. s. w. in der männlichen Ruthe ver - sehen. So einige Affen, die mehre - sten Fledermäuse, das Meerschweinchen u. a. Savien, der Hamster und viele andere mäuseartige Thiere, der Hund, Bär, Dachs, mancherley Gattungen des Viverren-Wiesel - und Fischotterge - schlechts, die Robben, das Wallross u. a.m.*)Merkwürdig ist, dass sich dieser Kno - chen doch nicht eben bey allen Gattun - gen desselben Thiergeschlechts findet. So fehlt er z. B. den mehresten Gat - tungen von Affen, manchen Arten von Fledermäusen, im Hundegeschlecht der Hyäne u. s. w. Vergl. J. F. Hermann obseruat. ex osteolog. comparata. Ar - gent. 1792. pag. 13..
Bey den allermehresten männlichen Thieren dieser Classe verläuft sich die Harnröhre bis zur Eichel, und dient zum gemeinschaftlichen Ausführungsgang für den Harn, den liquor prostatae und459 den Samen. Bey einigen wenigen Gat - tungen sind aber für den erstern und für die zum Zeugungsgeschäfte gehörigen Säfte besondere Abführungswege vor - handen. Beym Opossum z. B. ist die gabelförmig gespaltene Eichel mit drey Mündungen versehen; eine für den Harn in der Fuge wo jene Theilung beginnt, und zweye für den Samen an den bey - den Spitzen der Eichel*)Cowper in den philos. Transact. vol. XXIV. pag. 1583. fig. 2-5.Zu andern Eigenheiten dieses sonder - baren Geschöpfs gehört auch, dass bey ihm die Ruthe hinter dem scrotum liegt.. Beym Schna - belthier öffnet sich die kurze Harnröhre gerade in die cloaca, und die ansehn - liche Ruthe hingegen dient bloss zur Ausleerung des Samens, der sich durch die beyden mit stachelichten Papillen be - setzten Mündungen der gleichsam zwey - kolbigen Eichel ergiesst**)Home in den philos. Transact. 1802. tab. 4. fig. 1.; bey der Echidna (ornithorhynchus hystrix) en -460 digt sich die im übrigen dem eben ge - dachten Bau ähnliche Ruthe gar in vier Eicheln*)Id. ibid. tab. 12. fig. 1..
Die Eichel ist, zumahl bey manchen Gattungen aus dem Savia - und Katzen - geschlecht, mit Widerhäkchen besetzt, die wohl auch diesen mit keinen Samen - bläschen versehenen Thieren zur innigern und längern Verbindung bey der Paarung dienen mögen**)Ich habe in der Lampischen Sammlung in Hannover eine männliche Ruthe ge - sehen, die vom Tiger oder einer ihm verwandten Gattung seyn sollte, und an dem Untertheile der Eichel mit zwey starken neben einander liegenden horn - artigen dreyzackigten Widerhaken be - setzt war.Sehr ähnliche dergl. hornartige Wi - derhaken von der Savia paca ver - danke ich dem verdienstvollen Prinzen Maximilian von Neuwied.Vom Meerschweinchen s. Freuler a. a. O. pag. 56..
Endlich verdient auch noch ange - merkt zu werden, dass bey manchen Gattungen dieser Thierclasse die männ - liche Ruthe, so lange sie sich ausser Erection befindet, nach hinten gekehrt ist, so dass sie ihr Wasser in der glei - chen Richtung wie die weiblichen Thiere lassen. So, um nur wenige Beyspiele zu nennen, der Hase, der Löwe, die Camele und Nashörner. Aber irrig ist die seit Aristoteles*)Hist. animal. II. 1. V. 2. und de partib. animal. IV. 10. so oft nach - geschriebene Behauptung, als ob diese retromingentia sich auch rückwärts paarten.
Die an den Nieren liegenden Geilen und die ductus deferentes sind die ein - zigen in dieser Classe allgemein con -462 stanten Theile der männlichen Geni - talien*)Godofr. Gu. Tannenberg Spicile - gium obseruationum circa partes geni - tales masculas auium. Goett. 1789. 4. mit Kupf.Deutsch mit Zusätzen von J. J. A. Schönberg und G. Spangenberg. ebendas. 1810. 4..
Nur bey wenigen, wie z. B. beym Hahn, endigen sich die eben genannten Gänge in eine längliche Weitung, die man für ein Analogon der Samenbläs - chen hat wollen gelten lassen.
Statt einer Ruthe finden sich bey den mehresten in der cloaca zwey kleine Papillen, in welche sich jene Samengänge verlaufen. So z. E. beym Hahn**)De Graaf de mulierum organis tab. 17. und Tannenberg a. a. O. tab. 1. und 2. fig. 1. 2., Puter, Tauber u. s. w.
Einige wenige Gattungen aber haben eine einfache Ruthe von beträchtlicher Länge, die ausser der Paarung neben463 der cloaca zusammengeschlagen und ver - borgen liegt, aber nachdem das Thier sein Weibchen getreten hat, noch ei - nige Zeit sichtbar bleibt, ehe sie sich wieder zurückzieht. Beym Entrich*)Id. ib. tab. 2. fig. 3. und tab. 3.und Home a. a. O. tab. 12. fig. 2. ist diess eine lange, wurmförmige Röhre; beym Straus hingegen eine Rinne, die auch beym Harnen des Thiers zum Vor - schein kommt**)Cuvier im Iten Heft der Ménagerie du museum national..
Bey den Schildkröten liegen die Nie - ren, Geilen und Nebengeilen dicht an einander, jedes von diesen drey Organen unterscheidet sich aber durch eigene Farbe und Gefüge auf den ersten Blick. Samenbläschen scheinen sie nicht zu ha - ben***)Ich würde mich kaum zweifelhaft dar - über ausdrucken, wenn nicht der be -464 kannte Anatome Lieberkühn der Schildkröte (er sagt freylich nicht wel - cher?) Samenbläschen zugeschrieben hätte. In G. Erh. Hämbergeri phy - siologia medica pag. 712.Ueberhaupt herrscht in den verschie - denen Beschreibungen der männlichen Genitalien des Schildkrötengeschlechts viele Undeutlichkeit. Die mancherley Angaben darüber hat Schneider zu - sammengestellt in seiner allgem. Natur - gesch. der Schildkröten pag. 129 u. f.Vergl. damit Gilibert in seinem Médecin naturaliste, Ire Serie. Lyon. 1800. 8. pag. 290. und Bojanus a. a. O.; wenigstens finde ich bey einer Testudo graeca, die ich zergliedert; keine Spur davon. Hingegen ist ihre Ruthe von auffallender Grösse; ausser der Sexualfunction in der Cloaca zu - rückgezogen; statt der Harnröhre mit einer Rinne versehen, deren Seitenrän - der sich aber wohl in der Erection an einander legen, und so eine geschlossene Röhre bilden*)Ungefähr wie die rinnenförmige Fort - setzung des Schlundes, die nach dem465 dritten Magen der wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen läuft (§. 90. 91.).. Die Eichel endigt sich in eine stumpfe, hakenförmige Spitze, gewissermassen wie das Ende des Ele - phantenrüssels.
Unsere hieländischen eigentlich so ge - nannten Frösche*)Rösel tab. 5. fig. 1. 2. 3. und tab. 6. fig. 1. vom braunen Grasfrosch. haben ansehnliche Samenbläschen, und statt der Ruthe in der Cloaca eine kleine Papille.
Den Kröten**)Id. tab. 21. fig. 25. 26. von der gemei - nen Kröte. fehlt beydes; sowohl die Bläschen als diese Warze.
Die Crocodile haben eine einfache Ru - the; die hieländischen Landeidechsen hingegen ihrer zweye; die Wassermolche aber, die sich nicht paaren, überhaupt nichts einem solchen Organe ähnliches.
Die Schlangen*)J. B. Franque de serpentium quo - rundum genitalibus ꝛc. Tubing. 1817. 4. haben sehr lange, schmale Geilen, keine Samenbläschen, aber doppelte Ruthen, deren jede wieder gabelförmig gespalten, und mit stacheli - gen Widerhäkchen besetzt ist**)Tyson in den philos. Transact. vol. XIII. tab. 1. fig. 2. von einer Klapper - schlange, und fig. 3. von der Viper..
Die männlichen Genitalien sind in den verschiedenen Ordnungen dieser Classe***)Ph. Cavolini über die Erzeugung der Fische und der Krebse; mit Anm. von E. A. W. Zimmermann. Berl. 1792. 8. selbst von verschiedenem Bau†)S. z. B. De Graef partium genitalium defensio pag. 253.. Wir heben nur zwey Gattun - gen als Muster aus. Von Knorpelfischen467 den Zitterrochen, von den mit Gräten versehenen, den Karpen.
Bey jenem finden sich deutliche Gei - len, die theils aber, aus zahllosen Drü - senkörnchen, theils wie bey den Grä - tenfischen, aus Milch bestehen; vasa de - ferentia, und ein Samenbläschen, das sich mittelst einer kleinen Papille in den Mastdarm öffnet*)Lorenzini tab. 4. fig. 4.Vergl. Monro's Physiologie der Fi - sche tab. 11. 12..
Beym Karpen**)Petit in den Mém. de l'ac. des sc. 1733. tab. 17. hingegen vertritt, so wie bey vielen andern Grätenfischen, die Milch die Stelle der Geilen, und bildet bey diesem zwey längliche, platte Eingeweide von ansehnlicher Grösse, weisser Farbe und zackiger, irregulärer Gestalt, die zu beyden Seiten der Ge - därme und der Schwimmblase liegen, so dass die linke den Mastdarm wie eine Rinne umfasst. Mitten durch jeden die - ser beyden Milche läuft ein ductus de - ferens, der hinten in eine Art Samen -468 bläschen übertritt, welche beyde sich dann beym After nach unten in ei - nen gemeinschaftlichen Ausführungsgang öffnen*)Merkwürdig ist, dass sich unter den Karpen häufiger als bey andern Fischen einzelne anomalische Zwitter-Individua mit vollkommen ausgebildeten beiderley Sexualorganen finden. S. z. B. Ali - Scher in den Breslauer Samml. XIV. Vers. pag. 645. Schwalbe im com - merc. litterar. Noric. 1734. pag. 305. und Morand in der Hist. de l'Ac. des sc. 1737. pag. 51.Ich habe die vollständigen Eingeweide zweyer solchen Zwitterkarpen vor mir, die ich vor einigen Jahren kurz hinter einander, so wie sie eben gefangen wa - ren, vom Dr. Filter aus Nordhausen erhalten..
Auch aus dieser Classe erlaubt uns die vielartige Verschiedenheit des Baues469 bey den verschiedenen Ordnungen, Ge - schlechtern und Gattungen*)S. z. B. vom Scarabaeus nasicornis Swammerdam tab. 30. fig. 8. 9.Vom Scarab. stercorarius Posselt in Beytr. zur Anat. der Insecten tab. 1. fig. 16-27.Vom Carabus granulatus Ramdohr im Magaz. der Berlin. naturf. Gesellsch. I. Jahrg. pag. 216 u. f.Von einem grossen Wasserkäfer Swammerd. tab. 22. fig. 5.Von verschiednen andern käferartigen Insecten Rossi und Rolando im IIIten B. der Mém. de l'Acad. de Turin tab. 3.Von einer Cicade Malpighi de bom - byce tab. 11. fig. 2.Von Nepa cinerea, Swammerdam tab. 3. fig. 6.Vom Cimex rufipes, Gaede in Wie - demann's zoolog. Magaz. I. B. tab. 1. fig. 6.Von Papilio vrticae Id. tab. 36. fig. 2.Von Ephemera horaria Id. tab. 14.Von der Drone Id. tab. 21. fig. 1-4. und tab. 22. fig. 1-4.Von Musca chamaeleon Id. tab. 42. fig. 7.470Von Musca putris Id. tab. 43. fig. 17.Von einer Krabbe Cavolini tab. 2. fig. 10. 11.Vom Cancer Bernhardus Swammer - Dam tab. 11. fig. 6.Vom Flusskrebs Rösel III. B. tab. 60. fig. 23., nur ein Paar der letztern als Beyspiele auszu - heben. Den Seidenwurmschmetterling wegen der Aehnlichkeit seiner Genita - lien mit denen bey manchen der so ge - nannten vollkommenern warmblütigen Thiere. Und eine Heuschrecke wegen der scheinbaren äussern Analogie ihrer männlichen Zeugungstheile mit den weib - lichen.
Bey dieser (dem Gryllus verruoiuorus) sehen nämlich zumahl die mächtig grossen Testikel mit ihren bündelweis zusammengefalteten Gefässen, den eben so grossen Eyerstöcken mit den auch gleichsam bündelweis darin vertheilten Eyern, auffallend ähnlich*)Id. II. B. Heuschrecken tab. 9. fig. m. n..
471Beym Seidenfalter aber unterscheidet man ausser den Geilen auch noch lange davon ableitende vasa deferentia, selbst eine Art von Samenbläschen, und eine sehr ansehnliche Ruthe mit hakenför - miger Eichel*)Malpighi tab. 10. fig. 1. vergl. mit Swammerdam tab. 28. fig. 3. unten..
Eben so auch aus dieser Classe nur zwey Beyspiele statt vieler**)Von männlichen Genitalien solcher Würmer, bey welchen beyderley Sexual - organe in jedem Individuum verbunden sind, s. z. B. die von einer Wegschnecke bey Swammerdam tab. 8. fig. 9.Von den Aplysien, Clio borealis und Tritonia Cuvier a. a. O.Von Lepas balanus Poli vol. I. tab. 4. fig. 13.Von Helix pomatia Swammerdam tab. 5. fig. 10.. Eins von einem Intestinalwurm (Ascaris lum - bricoides), weil es auch noch für No -472 sologie Interesse hat, das andere von einem Molluscum, dem Tintenfisch, we - gen der ganz sonderbaren Eigenheiten bey den männlichen Genitalien desselben.
Der Spulwurm hat nur Einen Geilen, der ungefähr in der Mitte des Thiers liegt, und aus einem einzigen in ein längliches Bündel zusammengefalteten Ge - fäss besteht, dass sich leicht auseinan - der wickeln lässt, und dann gegen drey Fuss lang ist. Es verliert sich nach dem Hintertheil des Wurms zu in eine dickere Röhre, fast von der Stärke einer Rabenspule, und hieran stösst die im Schwanzende verborgene Ruthe, die vermutlich bey der Paarung heraus - tritt*)Tyson in den philos. Transact. vol. XIII. pag. 161. fig. 1..
Die männlichen Genitalien des Tin - tenfisches (Sepia loligo) sind zumahl durch die merkwürdigen, freylich wohl in der Beschreibung etwas verschöner - ten, Beobachtungen berühmt worden, die Türberv. Needham daran ge -473 macht*)S. dess. nouvelles observations micro - scopiques tab. 3. fig. 6-9. und tab. 4., und die Büffon zu einer Hauptstütze seiner Zeugungshypothese benutzt hat**)Hist. naturelle T. II. pag. 230.. Der Theil, der sich mit der Milch der Grätenfische verglei - chen lässt, enthält zur Laichzeit viele hundert kleiner (etwa vier Linien lan - ger) röhrenförmiger Samenbehälter, die bündelweis nach dem Ausführungsgang hin gerichtet sind, und zusammen in einer zähen Feuchtigkeit liegen. Diese ganzen Röhrchen werden excernirt, da dann ein spiralförmiges Gefäss, welches sie nebst dem eigentlichen Samen wie in einer Hülse enthalten, das dünnere Vorderende derselben sprengt, so dass sich der Same selbst ergiesst und die gelaichten Eyer des Weibchens be - fruchtet.
Von allen zu den weiblichen Genita - lien gehörigen Organen ist ein Eyerstock das allerwesentlichste und allgemeinste. Ausser ihm finden sich bey allen durch Lungen athmenden Thierclassen, so wie bey manchen Fischen und vielen weissblütigen Thieren, auch so genannte Eyergänge (Fallopische Röhren u. s. w.), die vom Eyerstock zur Gebärmutter führen, und endlich, – wenigstens bey denen, die durch wirkliche Paarung be - fruchtet werden, auch eine Scheide, wodurch wiederum der Uterus mit den äussern Sexualtheilen in Verbindung kommt.
Bey den Vögeln sind (nur bey man - chen die Eyerstöcke ausgenommen) alle475 diese Theile nur einfach. Manche Knor - pelfische haben zwar doppelte Eyergänge, wie aber doch mit einer gemeinschaft - lichen Mündung beginnen, und sich auch in einer einfachen Gebärmutter enden. Das weibliche Menschengeschlecht hat, so wie viele andere Säugethiere, zwey Eyerstöcke, und für jeden einen beson - dern Eyergang, aber einfache Gebärmut - ter und Scheide. Viele andere weib - liche Thiere dieser Classe haben einen uterus bicornis; einige andere aber fast durchgehends gedoppelte innere Genita - lien, nämlich selbst vollkommen doppelte uteros, und wenigstens zum Theil, auch doppelte Scheiden, wie das Opossum (– tab. VII. –).
Von den zu den äussern weiblichen Sexualorganen dieser Thierclasse gehöri - gen besondern Theilen ist wohl die cli -476 toris der allgemeinste*)Linné hielt die clitoris für ein eigen - thümliches Unterscheidungszeichen des weiblichen Menschengeschlechts von den Aeffinnen. Aber gerade bey diesen findet sie sich meist von auffallender Grösse. Am stärksten ausgebildet habe ich sie bey einem Mandril (Papio mai - mon), den ich zergliedert, gefunden., als welche vielleicht bloss dem Schnabelthier ab - geht**)Home in den philos. Transact. for 1802. pag. 81., sich hingegen selbst bey den Cetaceen findet***)Tyson's Porpess tab. 2. fig. 3.Bey einer 52 Fuss langen Balaena rostrata, die ich frisch gestrandet zu sehen Gelegenheit gehabt, war dieser Theil selbst im Verhältniss zum ganzen ungeheuern Thier doch auffallend an - sehnlich..
So wie sie überhaupt manche Aehn - lichkeit mit der männlichen Ruthe zeigt, so ist sie auch bey mehrern Gattungen von Säugethieren, z. E. bey der Ziesel - maus (Marmota citillus), dem Wasch -477 bären, der Löwin, der Fischotter u. s. w. mit einem kleinen Knochen versehen; und so wie die Ruthe des männlichen Beutelthiers eine gespaltene Eichel hat (§. 219.), so ist auch der Kitzler beym weiblichen auf eine ähnliche Weise ge - theilt (– tab. VII. c. –). Bey der Robbe und dem Loris (Lemur tardigradus) geht die Aehnlichkeit gar so weit, dass sich selbst die Harnröhre in denselben verläuft und sich an seinem vordern Ende mün - det*)S. in Audebert hist. nat. des Singes die anatomischen Figuren tab. 2. fig. 8.. Aber auch schon bey der Ratte, Hausmaus, dem Hamster u. s. w. liegt die clitoris und die Oeffnung der Harn - röhre vom Eingang zur Scheide entfernt, mehr nach vorn; ein Bau, der daher zu - weilen für eine widernatürliche Zwit - tergestaltung missgedeutet worden**)Io. Iac. Döbel in nov. literar. mar. Balt. 1698. pag. 238.Vergl. Io. Faber ad Franc. Hernan - dez plantar. ꝛc. Mexicanar. histor. pag. 547..
Ein solches hymen von der Form und Lage wie bey Mädchen und Jungfrauen, ist wohl noch bey keinem andern weib - lichen Thiere bemerkt worden. Denn solche Gebilde, wie die bekannte häu - tige Klappe vor der Harnröhrenmündung in der Scheide der Stute u. s. w.*)Ruini pag. 164.Daubenton T. IV. tab. 4. fig. 2. und tab. 8.Bourgelat a. a. O. pag. 383.Io. Brugnone in den Mém. de l'ac. des sc. de Turin. T. IV. pag. 406. sind doch sehr davon verschieden**)Von einem analogen Theile am Kamt - schatkischen Manaten s. Steller in nov. Comm. acad. Petropolit. T. II. pag. 308. und überhaupt vom Hymen bey Thieren Duvernoy in den Mém. présentés à l'Institut de France. Sc. physiques T. II. pag. 89..
Die Mutterscheide (vagina) der Qua - drupeden, so viel ich deren aus dieser479 Rücksicht untersucht habe, unterschei - det sich hauptsächlich durch zweyerley von der menschlichen. Durch ihre Rich - tig, und durch den Habitus ihrer in - nersten Haut. Jene liegt nämlich, so wie es der Bau ihres Beckens mit sich bringt, mit dem uterus, oder wenig - stens mit dem Mutterhalse, fast ganz in der gleichen Axe. Und diese, die drüsenreiche Haut, womit ihre Höhlung ausgekleidet ist, bildet keine so äusserst elegante Querfurchen wie im Menschen - geschlecht, sondern ist bey den meh - resten bloss in die Länge gerunzelt; und wo auch Querfalten sind, da finden sie sich doch entweder nur, wie bey der Kuh, am vordern Ende der Scheide hin - ter dem äussern Muttermunde, oder wenn sie sich, wie bey den Aeffinnen, weiter erstrecken, so sind sie doch, wie gesagt, durchgehends von der ausnehmen - den Sauberkeit, die sich in der mensch - lichen vagina zeigt, sehr entfernt*)Abbildungen der geöffneten Scheide der Stute gibt Daubenton T. IV. tab. 4. fig. 2.480Der Kuh, Nic. Hoboken anat. se - cundinae vitulinae. Vltraj. 1675. 8. fig. 3. I. Gunth. Eberhard over het verlossen der Koeijen. Amsterd. 1793. 8. tab. 1.Der Schafmutter, Fabric. ab Aqua - pendente de formato foetu tab. 17. fig. 35. 36. und de Graef de mulie - rum organis tab. 20.Der Hirschkuh, Daubenton T. VI. tab. 17.Der Ratte, Id. T. VII. tab. 38. fig. 3.Der Genettkatze. Id. T. IX. t. 37. fig. 2.Des Pantherthiers, Id. ibid. tab. 16..
Die Gebärmutter selbst ist in dieser Classe von auffallend Verschiedener Tex - tur und Gestaltung*)J. Ch. G. Jörg über das Gebärorgan des Menschen und der Säugethiere im schwangern und nichtschwangern Zu - stande. Leipz. 1808. Fol. mit Kupf. und Dess. Zeugung des Menschen und der Thiere. ebendas. 1815. 8. mit Kupf. in Fol., Von solcher Stärke und Derbheit des parenchyma481 wie beym Weibe findet sie sich wohl bey keinem andern Säugethiere*)Schon Haller sagt:„ Uterus humanus ab omnium animalium uteris differt, quae ego inciderim. Quadrupedum uterus verus est musculus, pene vt oesophagus. – Crassior etiam est in homine, quam in vllo animale. “Elem physiol. T. VII. P. II. pag. 56.. Unter denen, die ich zergliedert, hatte das Weibchen von Simia syluanus verglei - chungsweise noch den derbsten uterus. Nächst dem das von dem zweyzehich - ten Ameisenbär. Bey den allermehrsten Säugethieren ist er hingegen, wie be - kannt, dünnhäutig, gleichsam darmähn - lich, aber mit einer unverkehnbaren wahren Muskelhaut versehen.
Die vielartige Form des ungeschwän - gerten uterus in dieser Thierclasse lässt sich auf folgende Hauptverschiedenhei - ten zurück bringen:
1) Einfach ohne Hörner (uterus sim - plex) meist birn - oder eyförinig. So482 zumahl bey den gedachten Thieren mit derber Gebärmutter. Doch ist sein Um - riss bey manchen Aeffinnen von mehr dreyeckter Form, als beym Weibe, und bey einigen (z. B. beym Gibbon) finden sich oben nach den Fallopischen Gän - gen zu schon gleichsam Anlagen zu ein paar stumpfen Säcken*)Daubenton T. XIV. tab. 5. fig. 2., die beym Lo - ris (Lemur tardigradus) noch deutlicher ausgewirkt sind, und sich schon dem uterus bicornis nähern**)Id. T. XIII. tab. 31. fig. 4..
2) Einfach, aber mit geraden oder etwas gebogenen Hörnern (uterus bicor - nis). Gerade sind sie z. E. bey der Hündinn***)Vesalius pag. 585. ed. 1555. und beym Waschbären; auch bey den hieländischen Fledermäu - sen, dem Meerschweinchen†)Freuler tab. 3. fig. 2., bey der Fischotter, den Seehunden††)W. Vrolik tab. 4. und a. m.†††)Daubenton T. IX. tab. 16. vom Pan - therthier.; mehr gebogen bey den Ce -483 taceen*)Tyson tab. 2. fig. 3., bey der Stute**)La Fosse tab. 45. 46., beym Igel***)Wetter tab. 3. fig. 3.4., noch stärker bey den bisulcis†)Vom Schaaf de Graef tab. 20.Von der Kuh Hoboken fig. 29. 30. Eberhard tab. 1..
3) Doppelt, als blosse Hörner, die mit keiner besondern einfachen Mutter - höhle zusammenhängen, sondern unmit - telbar in die Scheide münden (uterus duplex), bey den Hasen††)Daubenton T. VI. tab. 45. und Ca - ninchen†††)De Graef tab. 25. Daubenton l. c. tab. 56., beym Maulwurf*)Jacobs tab. 2. fig. 15. u. a.
4) Doppelt, mit sonderbaren grossen Seitenwindungen (uterus anfractuosus)
tab. 33. von der Zibethkatze.
tab. 37. fig. 2. und tab. 38. 39. von der Genettkatze.
T. XIII. tab. 51. vom Seehund.
484beym Opossum (– tab. VII. –)*)Erst nachdem ich diesen Wunderbaren Bau an einem Opossum, das ich einige Jahre lebendig besessen, frisch zu un - tersuchen Gelegenheit gehabt, sind mir die theils dunkeln, theils widersprechen - den Beschreibungen, die andere davon gegeben, verständlich, worden, und ich darf erwarten, dass das die Leser eben so finden werden, wenn sie meine Ab - bildung mit denen bey Tyson, Dau - benton u. a.m. vergleichen wollen., und auf eine ähnliche Art auch beym Kängaruh**)Home in den Philos. Transact. for 1795. tab. 18. fig. 1. tab. 19. fig. 3. und for 1808 pag. 310. und 1810. P. II. tab. 13.vergl. Geoffroy St. Hilaire im Journ. complement. du Dict. des sc. medicales T. III. pag. 195..
Jene vielartigen Gestaltungen leiden aber im trächtigen Zustande auch ver - schiedenartige Abänderung.
Beym einfachen uterus scheint sich diese äussere Formänderung im Ganzen wie bey der schwangern Gebärmutter des Weibes zu verhalten.
485Beym trächtigen uterus bicornis ist wiederum die Form anders bey denen, die in der Regel nur Ein Junges auf einmahl werfen, als bey den multiparis. Bey der Stute liegt die Frucht bloss in der Höhle der eigentlichen Gebärmut - ter*)Ruini pag. 181 u. f. Fabric. ab Aqua - pend. tab. 20. 21.. Bey der Kuh aber ausserdem auch zugleich in dem einen damit zu - sammenhängenden erweitertem Horne**)Hoboken fig. 1. 6. 31. Eberhard tab. 9. 10.. Bey denen hingegen, die viele Junge zugleich werfen, so wie auch beym uterus duplex der Hasen und Caninchen, in beyden Hörnern, die sich dann bey denen, wo sie im ungeschwängerten Zu - stande gerade sind, wie bey den Hunden, krumm winden, und nach der Zahl der darin befindlichen Früchte durch flache Einschnitte abgetheilt werden***)Fabric. ab Aquapend. tab. 28. vom Hund.Vom Schwein Id. tab. 24. Dauben - ton T. V. tab. 20.486Von der Maus Fabr. ab Aquapend. tab. 29.Vom Meerschweinchen Id. tab. 30. vergl. mit Freuler tab. 4. fig. 1.Vom Igel Wetter tab. 4.und vom Maulwurf Jacobs tab. 2. fig. 18..
Der uterus anfractuosus der Beutel - thiere erleidet wohl die mindeste Abän - derung seiner sonstigen Gestaltung, da diese wunderbaren Geschöpfe ihre Brut so ausser Verhältniss klein, gleichsam als ganz unreife Abortus gebären.
Von den Fallopischen Röhren be - merke ich hier bloss, dass dieselben bey manchen, wie z. E. beym gemeinen Affen (S. syluanus), und noch mehr beym Opossum (– tab. VII. l. r. –) wie knaulförmig in einander geschlängelt sind. Und von den so genannten Fim - brien, dass diese bey andern, wie z. E. beym Caninchen, eine meist trichter - förmige Gestalt haben.
Die Eyerstöcke sind bey den mehre - sten Gattungen*)Vergl. Stenonis a. a. O. pag. 210 u. f. eyförmig, so dass die Graafischen Bläschen im Parenchyma derselben gleichsam versteckt liegen. Bey manchen, wie z. E. beym Schwein, pro - miniren diese Bläschen nach aussen, so dass die ovaria wie mit kuglichten Buckeln besetzt (mammelonirt) schei - nen**)Wrisberg in Commentat. Soc. Reg. scient. Goetting. T. IV. pag. 69.; beym Igel aber hängen die Bläschen meist ganz frey, so dass die Eyerstöcke dieses Thiers kleinen Trau - ben, und in so fern der Vögel ihren ähneln.
Die Anzahl der Bläschen scheint im Ganzen ungefähr mit der Menge der Jungen übereinzustimmen, die eine Mut - ter in ihrem Leben hecken kann***)J. Hunter in den philos. Transact. vol. LXXVII. pag. 233.Da sich nun aber hierin eine ganz auffallende Verschiedenheit zwischen der Fruchtbarkeit der zahmen und wilden488 Rassen von einer und eben derselben Gattung zeigt, so scheint mit diess ein neues sehr einleuchtendes Argument zur Widerlegung der vermeinten Präexi - stenz der präformirten Keime im weib - lichen Eyerstocke abzugeben. Das Hausschwein z. B. wirft gewöhnlich zweymahl des Jahrs, und dann wohl eher 20 Ferken auf einmahl. Die wilde Sau hingegen nur einmahl im Jahre, und dann höchstens 10 Frischlinge, und beyde erreichen doch ungefähr das glei - che Alter von circ. 20 Jahren.Eine ähnliche Differenz findet sich zwischen der zahmen Katze und der wilden; zwischen der Haustaube und der wilden Holztaube u. a.m. – Wo - her sollten nun jene Hausthiere, die sich der Mensch durch Domestication aus den wilden Stammrassen umge - schaffen hat, eine so auffallende Majo - rität von Jungen haben, wenn sie aus Keimen entwickelt werden müssten, die seit der ersten Schöpfung präformirt gewesen wären?.
Und die gelben Körper*)Home in den philos. Transact. for 1819. pag. 59. mit trefflichen Abbildun - gen aus Kühen und Schweinen., die diesen Namen von der Farbe haben, die sie in489 den Eyerstöcken der Kühe zeigen, schei - nen sich wohl kaum bey einem Qua - druped anders, als nach vorgängiger Befruchtung zu finden*)Dass, und unter welchen Umständen sich hingegen allerdings wohl bey Mäd - chen gelbe Körper in den Eyerstöcken bilden können, so gut als sich zuweilen leere calyces in denen von Vögeln fin - den, die noch von keinem Hahn getre - ten worden, habe ich gezeigt in Com - mentat. Soc. Goetting. T. IX. pag. 109..
Die weiblichen Genitalien dieser Thier - classe**)G. Spangenberg disquisitio circa par - tes genitales foemineas auium. Goett. 1813. 4. mit Kupf. lassen sich am fasslichsten unter drey Hauptabtheilungen bringen, Die äussern mit Inbegriff der cloaca; dann der darmähnliche tubus genitalis; und endlich der fast ganz davon abge - sonderte Eyerstock.
490Und da ihr Totalbau bey allen weib - lichen Vögeln, so viel bekannt, im Gan - zen sehr übereinstimmt, so können wir nur gleich die allgemeinstbekannte Gat - tung, die Henne, zum Muster neh - men*)Der Kürze wegen verweise ich ein – für allemahl bey dieser Beschreibung der weiblichen Genitalien der Vögel auf die trefflichen Abbildungen bey Aldro - vandi, ornithol. T. II. pag. 209 u. f. ed. 1637. de Graaf, tab. 18. und Span - genberg a. a. O..
Die äussere Mündung der Genitalien wird durch eine Querspalte hinter den von einanderstehenden Schambeinen (§. 53.) gebildet, die bey der Henne grösser ist, als beym Halm, und deren kleinere vordere Lefze von der grössern hintern (velabrum) bedeckt wird.
Diese Spalte führt zur cloaca, in welcher viererley verschiedene Organe münden (§. 114.). Der Mastdarm, und an dem wulstigen Rande seiner Oeffnung491 die beyden Harnleiter; zu seiner Linken die Mutterscheide, und hinter jenem Rande nach oben die bursa Fabricii*)de Graaf de mulierum organis gene - rat. inseruientibus tab. 17.Tannenberg observ. circa part. ge - nital. mascul. auium tab. 2. fig. 1. tab. 3. fig. 2.Vergl. Spangenberg a. a. O. pag. 30 u. f.. Diese letztre ist bey den verschiednen Gattungen dieser Thierclasse von un - gleicher Form; eyförmig, oder länglich wie ein kurzes Därmchen u. s. w. und bey jungen Vögeln am grössten: im Al - ter schrumpft sie zusammen, so dass sie z. E. bey alten Hahnen kaum ein Hirsenkorn fafst**)Die Meinung des berühmten Anatomen von welchem dieses räthselhafte Organ den Namen führt, als ob dasselbe zur Aufnahme und langen Aufbewahrung des Saamens diene, den der Hahn, wenn er die Henne tritt ', dahinein ergiesse u. s. w., widerlegt sich unter andern schon dadurch, dass diese bursa sich ja492 auch beym Hahne selbst, und gerade bey diesem ohne Vergleich grösser, als bey den Hühnern findet, ja dass sie bey den letztern oft so sehr klein ist, dass sie daher sogar neuerlich denselben ab - gesprochen worden. Doch diess mit Unrecht. Denn ich habe sie allerdings, wenigstens bey jungen Hühnern, so oft ich sie gesucht, auch jedesmahl gefun - den. Nur hat sie oft bloss die Grösse eines Gerstenkorns; liegt auch nicht so frey, wie beym Hahn, sondern ist im Schleimgewebe wie verwachsen, daher es dann einige Uebung und Vorsicht er - fordert, sie auszupräpariren. Ihre Mün - dung, wodurch sie sich sogar aufblasen lässt, findet sich an der obern Seite der cloaca, hinter der Oeffnung des Mast - darms, am vordern Rande einer kleinen schildförmigen Erhabenheit (scutellum), deren Grösse und scharfe Ausbildung mit der bursa ihrer in umgekehrtem Verhältniss zu stehen scheint.Ueberhaupt aber ist es mir, nach allem was ich über diesen Theil (den493 Perrault sehr unpassend le troisième coecum nannte) zu beobachten Gelegen - heit gehabt, wahrscheinlich, dass seine zweckmässige Function dem männlichen Geschlechte zugehört, und er hingegen bey den Hühnern nur als mechanisches Rudiment anzusehen ist, mithin ein Bey - spiel von den beyderley im Bildungs - trieb verbundenen Principien gibt, wo im gegenwärtigen Falle das teleologische bey der bursa des Hahns, das bloss mechanische hingegen bey den Hühnern ihrer vorwaltet; so wie umgekehrt, z. E. bey den Brüsten, das teleologische am weiblichen Geschlechte einleuchtet, da sie hingegen am männlichen nur als Ru - dimente erscheinen, die nach dem me - chanischen Princip gebildet worden..
An dem langen darmähnlichen, im Ganzen freylich ziemlich einförmigen, tubus genitalis lassen sich doch drey Theile wiederum besonders unterschei - den. Die Scheide, der eigentliche ute - rus und der ouiductus, der sich zu äusserst in das ohnehin ganz davon dif - ferirende infundibulum endet.
Die Scheide ist etwa anderthalb Zoll lang, sehr dehnbar, hat aber eine ge - schlängelte Lage.
494Der uterus ist ungefähr eben so lang, aber von weiterem Umfange, fleischich - tern Wänden, und, zumahl inwendig, gefaltet.
Der ouiductus (Fr. la portière) ist gleichsam eine Fortsetzung desselben, wohl anderthalb Fuss lang, darmförmig gewunden, hin und wieder durch schwache Einschnitte um etwas veren - gert, überhaupt conisch, nämlich nach dem infundibulum zu schlanker; seine innere Haut mit unzähligen Zäpfchen*)Ohngefähr wie im Pansen bey den bi - sulcis. s. Sal. Schinz de calce terra - rum et lapidum calcariorum. Lugd. Bat. 1756. 4. fig. 2. zur Abscheidung des mehrsten Eyweisses besetzt, und nach oben wie mit einer Art von Gekröse (mesometrium s. mese - raeon uteri. ) am Rückgrat befestigt*)Zuweilen sind auch Hühner mit dop - pelten ouiductus beobachtet worden. z. B. von Stenonis im IIten B. der Act. Havn. pag. 226. und von Morgagni, epist. anat. XX. not. 31..
495Er mündet endlich an seinem ausser - sten dünnern Ende ins infundibulum, das zur Aufnahme der Dotter aus dem Eyerstocke bestimmt ist, und eine läng - liche ausgebreitete feine Haut mit aus - nehmend sauber gefaltetem Rande vor - stellt, die hinterwärts durch ein rundes sehnichtes Band mit dem uterus ver - bunden wird.
Der traubenförmige (in manchen Vö - geln doppelte) Eyerstock liegt unter der Leber, und hält bey einem jungen Legehuhn wohl gegen 500 Dotter, von der Grösse eines Nadelknopfs bis zur Reife, und zwar liegen die reifsten immer nach dem äussern Umfange des Stocks. Jeder Dotter ist in einer Haut (calyx) eingeschlossen, die mit - telst eines kurzen petiolus am Stocke sitzt. Wenn ein Dotter reift, so zeigt sich aussen an seinem calyx eine weisse glänzende Linie, nach deren Richtung diese Haut endlich berstet und ihren496 Dotter von sich lässt, der vom infun - dibulum auf eine schwer zu begreifende Weise*)Wepfer cicutae aquaticae hist. et no - xae. pag. 173.Ein Beyspiel statt vieler von so man - chen ganz sonderbaren eigenthümlichen Bewegungen in der thierischen Oeko - nomie, die sich wohl schwerlich auf die allgemeinen bewegenden Lebenskräfte, auf Contractilität, Irritabilität u. s. w. nach den insgemein davon in der Physio - logie angenommenen Begriffen zurück - bringen lassen, und die ich daher, um sie aus dieser Rücksicht zu unterschei - den (– bey Leibe nicht um dadurch etwas zu erklären –) mit dem Namen von vita propria wenigstens ad interim und für so lange auszeichne, bis man die bisherigen Begriffe von den gedach - ten allgemeinen Lebenskräften so erwei - tert und abgeändert haben wird, dass sie mit auf solche ganz eigenthümliche Bewegungen, wie die, von welchen hier die Rede ist, angewandt werden kön - nen. Ausfuhrlicher habe ich mich hier - über erklärt in den curis iteratis de vi497 vitali sanguini deneganda, vita autem proprio solidis quibusdam corporis hu - mani partibus adserenda. Goett. 1795. 4. aufgenommen und in den oui - ductus getrieben wird, wo er während seines Durchgangs sein Eyweiss und seine Häute*)Vergl. Dutrochet's Gesch. des Vogel - eyes vor dem Legen, aus den Journal de Physique T. LXXXVIII. in Meckel's Archiv VI. B. pag. 379., und endlich auch seine Kalkschale erhält, die im uterus zu ih - rer vollen Festigkeit gelangt. Der ca - lyx hingegen bleibt am Eyerstocke und schrumpft allgemach ein, so wie über - haupt bey alten Hühnern, wenn sie ausgelegt haben, die sämmtlichen in - nern Genitalien fast bis zur Unkennt - lichkeit einkriechen und schwinden.
Bey den Schildkröten, namentlich bey den auf dem Lande lebenden, ist in den äussern Genitalien eine deutliche, in der cloaca liegende, clitoris zu mer -498 ken. Ihre uteri, ouiductus und Eyer - stöcke haben im Ganzen viel Aehn - lichkeit mit der Vögel ihren, nur dass bey ihnen alle diese innern Sexualorgane gedoppelt da sind, und sich auch die kurzen Scheiden mit zwey Mündungen in die cloaca öffnen*)Caldesi tab. 6. fig. 9. 10.. Auch sind nur die beyden Gebärmutter fleischig, die oviductus hingegen überaus zarthäutig.
Die hieländischen, eigentlich so ge - nannten Frösche haben ausser der cloaca einen grossen blasenförmigen uterus, der aber inwendig durch eine verticale Schei - dewand in zwey Höhlen getheilt ist, aus welchen zwey wohl eine Elle lange darmförmig gewundene oviductus ent - springen, die in ihrem Fortgange enger werden, und sich zuletzt mit einer of - fenen Mündung zu beyden Seiten des Herzens enden. Die Eyerstöcke hinge - gen liegen unter der Leber, so dass es auch schwer zu begreifen ist, wie die499 einzelnen Eyer von da in die eben ge - dachten Mündungen gelangen*)Rösel tab. 6. fig. 2. tab. 7. 8..
Den Kröten fehlt jener blasenförmige uterus, sondern ihre oviductus treten über der cloaca in einen gemeinschaft - lichen Ausgang zusammen**)Id. tab. 21. fig. 24.Und so ists auch bey der Pipa. s. Camper's kleinere Schriften I. B. 1. St. tab. 3. fig. 1..
Auch bey den hieländischen Eidech - sen ist der Bau dieser Theile im Ganzen wie bey den letztgedachten Thieren, nur sind die oviductus nach Verhältniss wei - ter, aber kürzer, und der Eyerstock enthält wenigere Eyer.
Die weiblichen Schlangen haben auch doppelte äussere Oeffnungen der Geni - talien, zur Aufnahme der doppelten Or - gane ihrer Männchen (§. 326.). Ihre langen oviductus sind meist sonderbar500 geschlängelt und gefaltet; und ihre Eyer - stöcke ähneln einem Paar langer mit gal - lertigen Bläschen besetzter Schnüre*)Franque in der oben (S. 466.) ange - führten Diss. fig. 1. 2..
Aus dieser Classe**)Vergl. Cavolini a. a. O. hier nur wieder, so wie im vorigen Abschnitt, den Zit - terrochen und Karpen als Muster der beyderley Hauptarten von Fischen.
Jener***)Lorenzini tab. 1. fig. 1. 2. Vergl. auch Monro's Physiol der Fische tab. 2. und 13. von Raja batis. hat doppelte uteros, die nach hinten mit einer gemeinschaftlichen Scheide in die cloaca münden, nach vorn aber in die oviductus übergehen, welche sich dann am Ende in ein eben - falls gemeinschaftliches infundibulum zur Aufnahme der successiv reifern und501 dann in Vergleichung zu den Grätenfi - schen sehr grossen Dotter aus den trau - benförmigen Eyerstöcken offnen. Diese Dotter werden erst während ihres Durch - gangs durch den oviductus mit Eyweiss und der sonderbaren hornartigen Schale versehen, die unter dem Namen der Seemaus*)W. G. Tilesius über die so genannten Seemäuse oder hornartigen Fischeyer. Leipz. 1802. 4. tab. 4. 5.Vergl. Ruysch thesaur. animal. tab. 3. fig. 2 – 6. bekannt, und von länglich vierkantiger Form ist, deren vier Ecken sich bey den Rochen in eine gekrümmte Spitze, und bey den Hayen in einen sonderbar gekräuselten hornartigen Fa - den verlieren**)I. Hermann tabula affinitatum anima - lium. pag. 279 u. f.. Zu dieser Secretion des Eyweisses und Ausbildung der Schale dient theils die papillose innere Haut der Eyergänge, theils auch die beyden drüsenartigen Wülste die gerade in den502 Sommermonathen, während welcher diese Knorpelfische ihre Eyer legen, am vordern Ende der Eyergänge, gegen das infundibulum hin, zu sehen sind*)Diese temporären Organe hat schon Ari - stoteles gekannt und Brüste genannt. Vergl. auch Rondelet de piscib. ma - rinis p. 380. Collins vol. II. tab. 43. und Monro und Tilesius a. a. O..
Beym Karpen, so wie vermuthlich bey den allermehresten eyerlegenden Grätenfischen, ist der Bau weit einfacher. Die beyden Rogen liegen nämlich, so wie die Milch der Männchen (§. 327.), zu beyden Seiten der Gedärme, Leber und Schwimmblase bis zum After; be - stehen bloss aus einer zarten Haut, wel - che die durchgehends gleich grossen und äusserst zahlreichen Eyer (beym Karpen über 200,000) einschliesst; und endigen mit einem gemeinschaftlichen Ausgang hinter dem After**)Petit a. a. O. tab. 13..
Wieder nur von den beyden schon im vorigen Abschnitte zu Beyspielen ge - wählten Gattungen**)Bey den oben pag. 469. Not. *) ange - führten Schriftstellern finden sich, auch von den mehrsten der daselbst genann - ten Insectengattungen, Abbildungen ih - rer weiblichen Genitalien..
Beym Gryllus verruciuorus hält jeder der beyden ansehnlichen Eyerstöcke auf 50 gleichsam bündelweise vertheilte Eyer, und beyde verbinden sich am hintern Ende mit einander und öffnen sich zwischen den beyden Scheiden des Legestachels***)Rösel a. a. O. tab. 9. fig. 3..
Beym Seidenfalter hingegen besteht jeder seiner beyden Eyerstöcke wie aus vier Perlschnürchen, deren jedes auf 60 Eyer enthält, die durch einen kurzen Ausführungsgang (der aber mit mehre -504 ren sackförmigen, vor der Hand noch problematischen, Eingeweiden zusam - menhängt) am Ende des Hinterleibes gelegt werden*)Malpighi tab. 12. fig. 1. 2.Besonders aber Herold vom Pap. brassicae in dem oben (S. 155) genann - ten Werke..
Ebenfalls bloss die beyden Thiere als Muster deren männliche Zeugungstheile oben beschrieben worden**)Von einigen andern s. wieder die pag. 471. Not. **) genannten Werke..
Beym weiblichen Spulwurm ist die Oeffnung seiner Genitalien ohngefähr auf der Mitte des Körpers, und führt erst zu einem kurzen Gange, der sich dann nach dem hintern Ende des Thiers hin in zwey lange Schenkel theilt, die zuletzt in zwey noch weit längere auf und abgewickelte zarte, fadenförmige505 Eyergänge sich verlieren*)Tyson fig. 2., welche oft bey gedrückten oder geborstenen Spul - würmern zum Leibe heraushangen, und wohl eher zu dem Irrthum verleitet ha - ben als seyen das junge Würmer, das Thier folglich lebendig gebährend u. s. w.
Beym Tintenfisch scheint der weib - liche Bau im Ganzen sehr einfach; ein doppelter Eyerstock mit Eyern, von ungleicher Grösse, der sich in einen ge - meinschaftlichen Ausgang beym After und der Mündung des Tintenbeutels endigt**)Turberv. Needham tab. 2.Damit zu vergleichen, die freylich in manchem davon verschiedenen Abbil - dungen bey Lister, conchylior. bival - vium exercit. anat. tertia. Lond. 1696. 4. tab. 1. fig. 10.und bey Swammerdam tab. 52. fig. 10..
Das erste was sich nach der Befruch - tung der weiblichen Säugethiere in ihrer dadurch trächtig gewordenen Gebärmut - ter bildet, sind die Häute (inuolucra) der eyförmigen Blasen, in welchen dann nach bestimmten Terminen die Leibes - frucht sichtbar wird, welche (wohl nur die Beutelthiere, Kängaruh u. dergl. ausgenommen) mittelst der Nabelschnur mit jenen Häuten, und so mit dem uterus der Mutter, selbst, in Verbindung steht, und dadurch bis zu ihrer Wurfzeit er - nährt wird*)Viel Lehrreiches zu diesem und dem letzten Abschnitt gehöriges, enthält des507 Dr. J. Fr. Lobstein Essai sur la nu - trition du foetus. Strasb. 1802. 4. Deutsch von Dr. Theod. Fr. Arn. Kestner. Halle 1804. 8.Und eine Fülle trefflicher Bemerkun - gen über die Fötus-Hüllen bey den drey ersten Classen rothblütiger Thiere, von Dutrochet, Cuvier, Breschet, Mondini und Alessandrini zusam - men in Meckel's Archiv V. B. pag. 535. und VI. B. pag. 385.. Demnach scheint es die natürlichste Ordnung, auf die Beschrei - bung der Gebärmutter nun zunächst die von den Häuten und anderen Theilen der sogenannten Nachgehurt und zuletzt end - lich das folgen zu lassen, was auch über die Leibesfrüchte selbst hier angemerkt zu werden verdient.
Die Verbindungsart des trächtigen ute - rus mit den Häuten der Nachgeburt und durch diese mit der Frucht, zeigt bey den Säugethieren eine dreyfache Haupt - verschiedenheit. Entweder nämlich hängt die Gebärmutterhöhle mit der ganzen508 äussern Haut des sogenannten Eyes zu - sammen; oder sie ist mittelst einer ein - fachen placenta, oder aber durch zahl - reichere cotyledonen mit derselben ver - bunden.
Das erstere ist der Fall bey der träch - tigen Sau*)Fabric. ab Aquapend. tab. 25. und tab. 26. fig. 50. Stenonis in den Act. Hafniensib. II. p. 228.; und noch bestimmter bey der Stute, als bey welcher die äussere Haut des sogenannten Eyes, das chorion, gewissermassen einen sackförmigen Mut - terkuchen vorstellt. Es ist dasselbe nämlich, zumahl in der zweyten Hälfte des Trächtigseyns, mit zahlreichen und theils gar starken Verästelungen der Nabelschnuradern durchzogen, und auf der Aussenseite mit unzähligen schwam - michten Zäpfchen besetzt, die mit der innern Seite der Gebärmutter zusam - menhängen**)Fabric. ab Aquapend. tab. 21. 22. und tab. 23. fig. 46..
Bey denen Thieren dieser Classe die ihre Früchte mittelst eines Mutterku - chens ernähren, zeigt sich wieder bey mancherley Gattungen merkwürdige Ver - schiedenheit, theils in der Form und bey einigen auch in der successiven Verän - derung derselben, theils aber auch im einfachern oder zusammengesetztern Bau dieses Organs.
Bey den mehresten Digitatis, so wie bey den Quadrumanen, ist die placenta rundlich*)s. z. B. Daubenton T. VII. tab. 38. fig. 3. 4. von der Ratte.Ib. tab. 40. fig. 7. 8. von der Hausmaus. T. VIII. tab. 13. fig. 6. vom Maulwurf.Vom Meerschweinchen Freuler tab. 3. fig. 3. und tab. 4. fig. 2.; doch theils wie aus zwey neben einander liegenden Hälften zu - sammengesetzt, bey der Hündinn aber so wie bey der Katze, Marder u. s. w. gurtförmig (cingulum s. zona)**)Vom Hund: Eustachii tab. anatomi - cae tab. 14. fig. 7. 8. Fabric. ab Aqua -510 pend. tab. 27. 28. Daubenton T. V. tab. 50.Von der Katze Gualt. Needham de formato foetu tab. 4. fig. 1. Daubenton T. VI. tab. 6. Jörg tab. 4. fig. 1. 4.Vom Marder Daubenton T. VII. tab. 20., und beym Iltis hält ihre Form gleichsam das Mittel zwischen diesen beyden, da sie aus zwey runden Kuchen besteht, die durch ein breites gurtförmiges Zwischen - stück mit einander verbunden sind*)Id. T. VII. tab. 27..
Von Formwandelung dieses Organs glaube ich das allersonderbarste Beyspiel im Igel gefunden zu haben. Bey die - sem nimmt nämlich einige Wochen nach der Befruchtung die placenta meist den ganzen Umfang des chorii ein, hat ungefähr die Gestalt und Grösse einer Haselnuss, und ist dabey von innen schwammicht, blutreich; nach aussen aber derb und fest, gleichsam von Knor - pelhärte. Doch ist sie nicht durchaus von gleicher Stärke, sondern nach der511 concaven Seite der Mutterhörner hin weit dünner und geschmeidiger als an der entgegengesetzten (– Tab. VIII. fig. 1. –). Mit der Zeit aber nimmt jene dünne, geschmeidige Stelle an Umfang zu, wird allgemach fast membranös und die entgegenstehende dickste hingegen bildet sich nach und nach zu einer gleich - sam sattelförmigen*)Vergl. Wetter tab. 4. fig. 2. 3. 4. sehr dicken und festen placenta mit dünn zulaufenden Rändern (– Tab. VIII. fig. 2. –). Diese kommt dem reifern foetus meist quer über die Hüften zu liegen, doch so, dass auch der Nächstanliegende ebenfalls zum Theil damit bedeckt und für Beschädi - gung bey äussern gewaltsamen Druck ge - schützt wird. Denn gerade das scheint der Nutzen bey dieser so sonderbaren und meines Wissens in ihrer Art einzi - gen Einrichtung, um dadurch die zarten Fötus im Leibe eines Thiers zu sichern, das sich bekanntlich mit solcher Anstren - gung zusammenkugelt, dass ohne jene512 Vorkehrung die trächtige Gebärmutter und ihre Bewohner dadurch gefährlichem Druck ausgesetzt seyn müssten.
Bey mancherley Gattungen von Digi - tatis ist die nach dem uterus zugekehrte Außenseite des Mutterkuchens, noch mit einem besondern weissen, gleichsam drü - senartigen Körper (corpus glandulosum Everardi*)Cosmopolitae historia naturalis 1686. 12. pag. 60. s. subplacenta) besetzt, der kleiner ist als die eigentliche pla - centa, von derselben eingefasst wird**)Vom Hasen Daubenton T. VI. tab. 46. Jörg tab. 4. fig. 2. 3.Vom Caninchen Gualt. Needham tab. 3. de Graaf tab. 26. 27.Vom Meerschweinchen Fabric. ab Aquapend. tab. 30. Daubenton T. VIII. tab. 4. fig. 6. Vergl. Freuler pag. 61.Von der Wasserratte Daubenton T. VII. tab. 46. fig. 4. 5., und sich, je mehr die Frucht reift, durch desto leichtern Druck davon trennen und ablösen lässt.
Bey den Bisulcis endlich ist der Mut - terkuchen in zahlreiche cotyledonen von ausnehmend merkwürdiger und für die ganze Physiologie der placenta überhaupt lehrreicher Einrichtung, vertheilt. So nennt man nämlich eigene fleischige Aus - wüchse (glandulae uterinae), die sich im befruchteten uterus auf seiner inne - ren Fläche ausbilden, und in welchen eben so viele genau damit correspondi - rende flockichte Gefäss-Büschel (carun - culae) auf der Außenfläche des chorii gleichsam eingewurzelt sind, so dass dann die pars uterina und die pars foe - talis des Mutterkuchens zwey deutlich von einander verschiedene und gegen die Zeit, da die Frucht reift, auch leicht von einander zu trennende Theile aus - machen, von welchen nur die letztern mit der Nachgeburt abgehen, die erstern aber, nämlich die Cotyledonen, im ute - rus, nachdem er seiner Bürde quitt ge - worden, allgemach einschrumpfen. Zahl und Form jener Auswüchse ist bey den514 mancherley Geschlechtern und ihren Gattungen verschieden. Bey Schafen und Kühen steigt ihre Zahl zuweilen auf hundert. Bey Schafen und Ziegen sind es im Wortverstande*)Darum belegte auch Massa diejenige Stelle der menschlichen Gebärmutter - höhle, an welcher die placenta in ihrer verdickten decidua sitzt, mit dem Na - men cotyledon. Cotyledo - nen, nämlich napfförmig oder wie die sogenannten Krebsaugen**)Von der Schafmutter Fabric. ab Aqua - pend. tab. 12. 14. 15.; da sie hin - gegen bey den Kühen, Rehen u. s. w. gleichsam Knöpfe oder Pilze mit Kugel - fläche***)Von der Kuh Hoboken, zumahl fig. 14 bis 17.Von der Hirschkuh Daubenton T. VI. tab. 17. bilden.
Die Stämme der entweder vom gan - zen chorion (§. 352.) oder von der pla - centa (§. 353.) oder den Carunkeln (§. 354.)515 kommenden Venen und hinwiederum von der Frucht zu ihnen laufenden Ar - terien verbinden sich in der Nabelschnur, die, so viel bekannt, bey keinem an - dern Säugethier nach Verhältniss von einer so ansehnlichen Länge*)Am kürzesten ist sie vielleicht beym Il - tis, s. Daubenton T. VII. tab. 27. fig. 3. und so Strickförmig gewunden ist als beym reifen Kinde**)Auch erhält sich meines Wissens bey, keinem andern Säugethiere eine so deut - lich vernarbte, Lebenslang bleibende und vertiefte Spur des Nabels, als beym Menschen..
Am Füllen hat sie so wie beym Kinde nur Eine Nabelvene***)Ruini pag. 189., da sich hin - gegen bey den mehresten andern Qua - drupeden deren zweye finden, die sich aber entweder nahe am Leibe der Frucht, oder doch innerhalb desselben, zu ei - nem gemeinschaftlichen Stamme ver - binden†)Vom Kälbchen s. Hoboken fig. 23 bis 27..
Das amnion, die innerste von den beyden Häuten des sogenannten Eyes welche die schwangere Frau mit den trächtigen andern Säügethieren gemein hat, zeichnet sich doch bey manchen der letztern, wie z. E. bey der Kuh und der Stute*)Jörg tab. 2. und tab. 3. fig. 1., durch ihre zahlreichen Blutge - fässe aus, da sie hingegen beym Men - schen blutlos ist.
Ausserdem aber findet sich bey den mehresten trächtigen Quadrupeden und selbst bey den Cetaceen zwischen dem chorion und amnion die sogenannte allantois oder Harnhaut. Den letztern Namen hat sie, weil sie mittelst des urachus mit der Harnblase der Frucht zusammenhängt, daher man denn auch die wässerige Feuchtigkeit, wovon sie strotzt, für den Harn derselben gehal - ten**)Weshalb sie Boerhaave lotii apothe - cam nannte. Institution. §. 684., der dahinein seinen Abfluss habe517 u. s. w. Allantois aber hat man sie we - gen der Wurstform genannt, die sie bey den Bisulcis und dem Schweine zeigt*)Z. B. vom Schaf Fabric. ab Aqua - pend. tab. 13. tab. 14. fig. 29. und tab. 17. fig. 37. ib. Jörg tab. 3. fig. 6. und von einem Embryo am 19ten Tage nach - dem die Schafmutter besprungen wor - den, in Io. Chph. Kuhlemann ob - seruat. circa negotium generationis in ouibus. Gotting. 1753. 4. tab. 2. fig. 1. 2.Von der Kuh Hoboken fig. 10 bis 13. und 25. ib. Jörg. tab. 3. fig. 5.Vom Schwein Fabric. tab. 25., die aber bey mancherley andern Ge - schlechtern und Gattungen auch anders gestaltet ist. So ähnelt sie z. B. unter den Digitatis beym Hasen, Caninchen, Meerschweinchen u. s. w. einer kleinen Flasche die mit ihrem Boden auf der in - nern Fläche der placenta aufsitzt; beym Iltis einer eyförmigen Blase u. s. w. Bey den Solidungulis kleidet sie die ganze innere Fläche des chorii aus, und schliesst das Füllen mit seinem amnion in sich, und eben bey den Thieren die -518 ser Ordnung findet sich auch am häu - figsten (doch auch nicht selten bey Kühen) in dem Wasser der allantois ein gleich - sam coagulirtes Sediment in grössern oder kleinen Klumpen verschiedener Form und Anzahl, das längst unter dem wunderlichen Namen des Pferdegifts, (Hippomanes) bekannt ist*)Daubenton T. IV. tab. 9. fig. 1. 2. vom Pferd.Vergl. G. Hartmann's Pferde - und Maulthierzucht p. 196.Hoboken fig. 19 – 21. und 37. von der Kuh.Vergl. Stalp. V. D. Wiel obseruat. anatom. chirurgic. Cent. II. p. 347..
Manchen Ordnungen und Geschlech - tern von Säugethieren, namentlich den Quadrumanen und unter den Digitatis dem Igel, fehlt aber jene Harnhaut, so wie dem Menschen ganz und gar; ja beym Igel und den Beutelthieren ver - läuft sich nicht einmahl die Harnblase, wie bey der menschlichen Leibesfrucht in ein Rudiment des urachus, sondern519 ist schon beym Fötus kugelicht, ohne Oeffnung im Boden derselben (– Tab. VIII. fig. 2. f. –).
Hingegen zeigt sich bey dem eben genannten Thiere, so wie auch bey der Hündinn, Katze u. s. w., ebenfalls zwi - schen chorion und amnion eine auf dem ersten Blicke zwar der allantois ähn - liche Blase, die tunica erythroides (– Tab. VIII. fig. 1. c. fig. 2. c. –), die im Anfange des Trächtigseyns auch, so wie jene, von einer wässerigen Feuchtigkeit strotzt, aber schon dadurch gänzlich von ihr unterschieden ist, dass sie keines - weges durch einen urachus mit dem Boden der Harnblase, sondern durch die vasa omphalomeseraica (– Tab. VIII. fig. 2. k. –) mit den Blutgefässen des Gekröses der Frucht in Verbindung steht*)Fabric. ab Aquapend. Das kleine Kupfer vor tab. 1. vom Hund.520Gualt. Needham tab. 4. fig. 1. von der Katze.Vom Igel auch Wetter tab. 4. fig. 4.Vergl. auch C. H. Dzondi supple - menta ad anatomiam et physiologiam potissimum comparatam. Lips. 1806. 4. p. 15. Jörg t. 4. fig. 15. vom Biber.. Eben diese Verbindung zeigt auch die Aehnlichkeit, die sie, einer - seits mit dem Dottersacke der bebrüte - ten Vögel, und anderseits mit der so merkwürdigen vesicula umbilicalis, an zarten menschlichen Embryonen aus den ersten Monathen der Schwangerschaft*)Es sind fast 40 Jahre da ich die Analo - gie der tunica erythroides mit der ve - sicula vmbilicalis des menschlichen Em - bryo in den ersten Monathen nach der Empfängniss, so wie die normale Be - ständigkeit des Nabelbläschens, zu erst erwiesen habe; gleich in der 1sten Ausg. der Institution. physiolog. (1787) und im specim. physiolog. comparatae inter animantia calidi sanguinis viuipara et ouipara (1788) im IXten B. der Commen - tat. soc. Reg. scientiar. Gottingens. hat; auch ist jene tunica erythroides, so wie dieses eben gedachte Bläschen, nur bey zarten Leibesfrüchten recht gefüllt521 und strotzend, und schrumpft hingegen in der Folge so zusammen, dass man offenbar sieht, beyder ihre Function muss bloss für die frühere Lebensperiode der Frucht bestimmt seyn*)Viele treffliche Bemerkungen über die Bestimmung dieser Blase und über die verschiedenen Angaben von ihrem Zu - sammenhang mit den Därmen s. in Oken's und Kieser's Beyträgen zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie, I. und II. Heft. 1806 und 1807.In J. Fr. Meckel's Beyträgen zur vergleichenden Anatomie I. B. 1sten Heft. 1808. und ausführlicher im Archiv für die Physiologie IX. B. 3ten Heft 1809.In Emmert's Untersuchung über das Nabelbläschen in eben diesem Archiv X. B. 1811. p. 42 u. f. u. 375.Und Oken in der Isis 1818. pag. 59..
Die erste Spur von Bildung der Frucht selbst, zeigt sich bey den verschiedenen Gattungen dieser Thierclasse immer erst eine bestimmte meist beträchtlich lange522 Zeit nach der Empfängnis. Auch ist so wie beym menschlichen Embryo, ihre anfängliche Gestaltung noch weit von der nachwärtigen Vollkommenheit des reifen Fötus entfernt*)Vergl. treue Abbildungen zarter thie - rischer Embryonen aus frühen Perioden, wie z. B. von Caninchen, bey de Graaf tab. 26. fig. 8 – 10, und in Haller oper. anat. minor. T. III. tab. 21. fig. 1 – 4.Von Schafen bey Kuhlemann tab. 2., und die Ordnung des Wachsthums und der Aus - bildung der Gliedmassen, ist bey wei - tem nicht in der ganzen Classe die nämliche, sondern bey den besondern Gattungen dahin berechnet, dass immer diejenigen äussern Organe am frühesten ausgebildet und vervollkommnet wer - den, die gerade dem jungen Thiere zu seiner Lebensweise die notwendigsten sind. Daher z. B. die auffallende Grösse der Hinterhände der ungebornen Qua - drumanen, oder der Füsse der Eichhörn - chen, kurz der Säugethiere die auf Bäu -523 men zu leben bestimmt sind, oder aber auch der jungen Füllen, Ziegenlämmer u. s. w., die sogleich nach der Geburt schon auftreten und laufen müssen*)Beym neugebornen Kängaruh, so wie es nämlich noch ganz unreif in den Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse weit grösser und stärker als die hintern, weil es jener zuförderst bedarf, um sich zum Saugen anzuhalten. Erst in der Folge wenn das nun reifere Geschöpf gleichsam zum zweytenmahle geboren, und sich bald selbst überlassen werden soll, wachsen dann die Hinterbeine zu der bekannten, fast enormen Grösse., in Vergleich mit dem Verhältniss der da - mit correspondirenden Theile der reifen menschlichen Leibesfrucht**)Die seit Aristoteles so oft wieder - holte Sage von der vermeynten Un - form der ungebornen und selbst der neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht selbst noch von manchen der neusten, und übrigens sorgfältig genauen, Zoo - logen nachgeschrieben worden. Die bündigste Widerlegung dieses Wahns524 habe ich im IVten Heft der Abbild. naturhistor. Gegenst. tab. 32. an einem sehr unreifen und dessen ungeachtet sehr nett ausgebildeten Bären-Embryo, aus meiner Sammlung gegeben, den ich der Güte des Staatsraths von Stoff - regen in St. Petersburg verdanke..
Das wichtigste von dem, worin man - che Gattungen ungeborner Säugethiere in ihrem inneren Bau von der mensch - lichen Leibesfrucht abweichen, ist schon gelegentlich angeführt. Im übrigen, so viel nämlich bisher darüber angemerkt worden*)Splanchnologische Abbildungen des Fö - tus vom Pferd gibt Ruini pag. 189. und Daubenton T. IV. tab. 7.Vom ungebornen Schaf Kuhlemann tab. 2. fig. 8. und Jörg tab. 4. fig. 6.Vom ungebornen Kalbe Hoboken, zumahl fig. 24. 25., wie z. B. in der membrana pupillaris**)Wrisberg in den nov. commentar. soc. Reg. scient. Gottingens. T. II. pag. 207., den dreyerley räthselhaf -525 ten, sogenannten Drüsen, thymus*)Sam. Chr. Lucae anatomische Unter - suchungen der Thymus in Menschen und Thieren. Frankf. 1811. II. Hefte. 4., thyreoidea und den suprarenalibus**)Ueber beyde letztre J. Fr. Meckel's Abhandlungen aus der menschlichen und vergleichenden Anatomie. Halle 1806. 8. u. s. w., scheinen sie mit dem ungebor - nen Kinde im Ganzen meist übereinzu - kommen. Kleiner Verschiedenheiten zu geschweigen, wie z. B. dass das meconium bey den reifern Früchten von Bisulcis und mauseartigen Thieren schon festen scybalis ähnelt***)H. Fr. v. Fleming deutscher Jäger pag. 130 sq. auch schon Harvey de ge - nerat. animalium pag. 197. u. dergl. m.
Zur ersten Nahrung der reifen und neu gebornen Frucht, ist in dieser Thier - classe die Muttermilch bestimmt, die in den Brüsten abgeschieden wird, von welchen die ganze Thierclasse, der diese Secretion ausschliesslich eigen aber auch wohl allgemein*)Denn auch am weiblichen Schnabelthiere hat Meckel die Milchdrüse entdeckt. s. Dess. Archiv VIII. B. ist, den Linnéischen Namen mammalia erhalten hat. Doch sind bey manchen männlichen Säuge - thieren, z. E. bey der Hausmaus, beym Hamster und Mongos, noch keine Zitzen bemerkt worden, da doch sonst dieses Geschlecht bekanntlich eben so wie das527 weibliche damit versehen ist*)Sogar dass man zahlreiche Beyspiele von männlichen Thieren, namentlich von Böcken, Ochsen, Hunden, Katzen und Hasen hat, die, so wie manche Mannspersonen, wahre Milch in ihren Brüsten abgeschieden. Ich habe von diesem physiologischen Phänomen, bey Anlass eines Ziegenbocks auf einem be - nachbarten Amte, der lange Jahre hin - durch einen Tag um den andern ge - molken werden musste, im hannöver - schen Magazine v. J. 1787. pag. 753 u. f. ausführlich gehandelt.Und so wie sich, gewöhnlich Milch in den Brüsten neugeborner Kinder findet, bey Knäbchen so wohl als bey Mädchen, so ist das nämliche auch bey jungen Fül - len und Kälbern angemerkt worden., wenn sie auch gleich dieselben entweder wie der Hund in geringerer Anzahl, oder wie der Hengst an andrer Stelle**)Daubenton in Fourcroy's médecine eclairée T. II. pag. 274. haben.
Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethiere die einzigen die nach Verschiedenheit der Gattungen eine so vielartig verschiedne Lage ha - ben, und auch in der Anzahl so sehr variiren. Letztere ist doch, zumahl bey unsern Hausthieren, mancherley Anoma - lien unterworfen*)Jo. Fr. Osiandri obseruationes de pa - pillis mammarum numero et structura variis, an s. Progr. de methodo actiua in medicina ꝛc. Gotting. 1816. 4. pag. 15.; so wie denn auch die insgemein angenommene Regel, als ob die Thiere meist noch einmahl so viel Zitzen hätten als sie gewöhnlich Junge würfen, bey manchen Gattungen, wie z. E. namentlich beym Hausschwein, beym Meerschweinchen u. s. w., ihre grossen Ausnahmen leidet.
Und was ihre Lage betrifft, so ist diese bey manchen so anomalisch, dass sie eben deshalb lange unerkannt geblie - ben; wie z. B. am Stachelschwein (Hy - stix cristata) wo ich endlich an einem529 Ungebohrnen auf jeder Seite dicht hin - ter dem Schultergelenk ein Paar Papil - len gefunden habe, die man schwerlich für etwas anders als für Zitzen an - sprechen kann. Die wundersamste Lage haben sie aber bekanntlich bey den weiblichen Beutelthieren, wo sie auch ausser der Zeit da die Mutter gerade Junge in ihrem Zitzensack trägt kaum zu erkennen sind*)Der sonst so ausnehmend scharfsichtige Tyson konnte an seinem frischen Opos - sum-Weibchen durchaus keine Spur von Zitzen finden. Und D'aboville ver - sichert geradezu, sie würden erst durchs Ansaugen der Jungen gebildet, darum fänden sich auch bey saugen den Müt - tern immer nur so viele als sie das - mahl Junge geworfen, und sie sässen auch ohne alle Symmetrie, sondern wie sich eben die Jungen bey ihrer Ankunft in den Sack festgesogen hätten u. s. w., s. voyages du Marqu. De Chastel - lux dans l'Amerique septentrionale vol. II. pag. 332 u. f.Ich habe aber bey einem dieser Thiere das ich mehrere Jahre lebendig gehabt,530 und an dessen Eyerstöcken ich nach - her, da ich es anatomirte, keine Spur einer ehemahligen Empfängniss finden können, dessen ungeachtet im Zitzen - sacke, den ich desshalb noch in Spiri - tus aufbewahre, drey Paar freylich ganz flache, aber sehr regelmässig in einen halben Mond gereihte Zitzen gesehen..
Bey eben diesen sonderbaren Thieren sind auch, so wie bey den im Wasser und unter der Erde lebenden Säuge - thieren (und zwar bey allen diesen zu leicht abzusehenden Nutzen), die Milchdrüsen selbst nur ganz flach un - ter die Haut verbreitet, ohne zu Brü - sten oder Eutern ausgebildet zu seyn, und ihre Milchgänge verlaufen sich in keine solche Weitungen und Höhlen, worin sie hingegen bey den Bisulcis, auch bey der Stute u. s. w. zusammen - kommen*)Daubenton T. V. tab. 12. von einer Ziege die (wie die Kühe) doppelte Stri - che an jedem Euter hatte. Vergl. J. Rud. Steinmüller's Beschreib. der531 schweizerischen Alpenwirthschaft. II. B. pag. 150.. Aber auch bey denen die mammas pectorales haben, sind diese doch nie von derjenigen Form, wo - durch sich das weibliche Menschenge - schlecht in der Blüthe des Lebens so ausschliesslich auszeichnet*)Von den merkwürdigen Eigenheiten wodurch sich – auch im innere Bau – der Busen des Weibes von den Brü - sten andrer Säugethiere auszeichnet, handelt W. Lawrence in der engli - schen Uebersetzung dieses Handbuchs pag. 476..
Alle die mannichfaltigen Lebens - und Nutritions - und Formations-Processe, denen sich das neuentstandene ungebo - rene Säugethier in seiner Mutter Leibe, und durch den innigsten Zusammen - hang mit derselben unterzieht, die führt hingegen das Küchelchen im Eye selbst - ständig, ganz unabhängig von seiner Mutter, und ohne irgend eine andere fremde Hülfe als die der atmosphäri - schen Luft in Temperatur von Brüt - wärme.
Das reife befruchtete Ey, so wie wir es oben (§. 342.) nach seiner Ausbildung533 im oviductus und uterus verlassen hat - ten ist zunächst innerhalb seiner Schale, mit der weissen, dichten, aderlosen Haut (membrana albuminis) ausgekleidet, de - ren beyde übrigens dicht zusammen - hängende Blätter nur gewöhnlichst am stumpfen Ende einen mit atmosphäri - scher Luft*)I. C L. Hehl obseruata physiologica de natura et vsu aëris, ouis auium in - cluso. Tubing. 1796. 4.J. Ayrt. Paris in den Transact. of the Linnean. Soc. vol. X. P. II. pag. 304. gefüllten Zwischenraum lassen.
Von dieser Haut wird zunächst das doppelte Eyweiss umschlossen, wovon jedes wieder mit einer zarten Membran umgeben, das äussere flüssiger und durchsichtiger, das innere aber dichter und trüber ist, sich auch in hartgesot - tenen Eyern eins vom andern schalicht ablösen lässt.
Vom innern wird bekanntlich der Dotter umflossen, der mit einer eigenen Haut umzogen ist, von welcher sich534 mehrentheils zwey gleichsam knotige, und an den äussersten Enden flockichte Schnüre, die sogenannten Hagel (gran - dines, chalazae)*)Léveillé sur la nutrition des foetus. Par. 1799. 8. unterscheidet noch ein drittes Eyweiss und hält die Hagel für absorbirende, mit demselben umgebene Gefässe, die dazu bestimmt seyen, wäh - rend des Bebrütens dieses und das be - kannte innere albumen mit dem Dotter zu vermischen. in das innere Eyweiss verlaufen.
Oben auf der Haut des Dotters ist endlich ein kleiner, milchweisser, rund - licher Fleck, der irrig sogenannte Hah - nentritt (cicatricula s. macula) zu merken, der mit einem, oder mehreren weisslichen, concentrischen Kreisen (halones s. circuli) umgeben wird, deren Nutzen aber, so wie der vom Hahnentritt selbst und von den Hageln, noch nicht ausgemacht scheint.
Und nun zu den bewundernswerthen successiven Veränderungen, die während535 des Bebrütens im Eye vorgehen, und zu den Metamorphosen welchen sich theils die Totalform des Küchelchen, theils einzelne Eingeweide desselben unterzie - hen, wobey wir zur Angabe der Ter - mine, wieder aus dem schon angeführ - ten Grunde, das von der Henne zum Muster nehmen*)Zeichnungen von der Ausbildung des Küchelchens im Eye geben:Malpighi de formatione pulli. Lond. 1673. 4.Id. de ouo incubato ib. 1686. fol.W. Langly in Iust. Schraderi observ. et histor. de generatione. Amst. 1674. 12.Ant. Maître-jan observ. sur la formation du poulet. Par. 1722. 12.Casp. Fr. Wolff theoria gene - rationis. Hal. 1759. 4. tab. 2.Id. in nov. comment. acad. Petropo - lit. T. XII. tab. 7. T. XIII. tab. 13. und T. XIV. P. I. tab. 11. Deutsch mit Anmerk. von J. F. Meckel Halle 1812. 8. m. Kupf. vergl. DESS. Bey - träge zur vergleichenden Anatomie 1. B. 1. H. p. 83 u. f.536Im IVten und VIIten Heft der Abbild. naturhist. Gegenstände, habe ich einige Zeichnungen geliefert, die aus ein Paar Perioden gewählt sind, wo gerade die wichtigsten Phänomene in der Oekonomie des bebrüteten Kü - chelchens in ihrer vollsten Deutlichkeit zu beobachten sind.Ebenfalls sehr nette Abbildungen fin - den sich in L. Seb. Com. Ab Tre - dern oui auium historiae et incuba - tionis prodr. Ien. 1808. 4.Vor allen aber in Dr. Pander's Beiträgen zur Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Eye. Würzb. 1817. fol. zu vergleichen mit Dess. hist. metamorphoseos, quam, ovum incuba - tum prioribus quinque diebus subit. ib. eod. 8.. Erst das Ganze nur