Se. Excellenz, der Herr Graf von Orlow, halten ſich noch hier auf, und erwarten neue Depeſchen von Ihrem Hofe. Indeſſen iſt allen Rußiſchen Officiers anbefohlen worden, ihre Equipage an Bord zu brin - gen, damit ſie auf den erſten Wink fertig ſeyn moͤgen, in See zu gehen. Der Graf von Orlow wird wieder nach Piſa reiſen, um daſelbſt eine vortreffliche Erleuch - tung dieſer Stadt, welche bey Gelegenheit des Feſtes des heiligen Ranieri, Schutzpatrons von Piſa, wird angeſtellet werden, mit anzuſehen.
Wir haben zween Briefe erhalten, welche uͤber das beyfallswuͤrdige Verhalten der Ruſſen in der Levante ein großes Licht verbreiten, und die zu merkwuͤrdig ſind, als daß wir ſie dem Publico vorenthalten ſollten, ob ſie gleich einige Vorfaͤlle vom vorigen Jahre betreffen.
Nachdem der Koͤnig, mein Souverain, erfahren, daß ein Franzoͤſiſches Fahrzeug, gefuͤhret von Capitain Jordan, auf der Rhede von Coron von einer Diviſion der Flotte, welche Ew. Excellenz commandiren, ange - halten, die Ladung, davon ein Theil in Korn beſtand, gaͤnzlich confiſciret, und die Tuͤrkiſchen Paſſagiers, welche es am Bord hatte, in Arreſt genommen worden: ſo hat Er dem Chargé d’Affaires Ihrer Majeſtaͤt, der Kayſerinn von Rußland, Herrn Chotinski, ein Me - morial uͤbergeben laſſen, um die Ladung und Paſſagiers zuruͤckzufordern.
Um nun alle Weitlaͤuftigkeiten, ſo viel, als moͤglich, zu vermeiden, haben mir Se. Majeſtaͤt befohlen, bey Ew. Excellenz ein Gleiches zu thun, und uͤber alles, was eine Verletzung des Rechts der Franzoͤſiſchen Flagge ſcheinen koͤnnte, zu tractiren.
Dieſem Befehl zufolge ſchicke ich meinen Geſandt - ſchafts-Secretair, den Herrn Leloas, der ſchon die Ehre hat, Ihnen bekannt zu ſeyn, am Bord des Fran - zoͤſiſchen, vom Capitain Alliers commandirten, und hat meinem Patent und Paſſeport verſehenen Schiffes, zu Ihnen. Ew. Excellenz koͤnnen ſelbigem die Antwort zuſtellen, welche Sie auf meine Vorſtellung zu thun fuͤr gut befinden werden.
Nach dem Voͤlkerrecht und nach den Geſetzen des Seekrieges darf man gegen die Ladung neutraler Fahr - zeuge keine Repreſſalien gebrauchen; es waͤre denn, daß ſie in Waffen und Mundproviſion beſtuͤnde, die etwa einem belagerten Platze zum Succurs ſollten ge - ſchickt werden. Da aber Capitain Jordan in der Bay von Coron vor Anker gieng, bloß um ſich mit friſchem Waſſer zu verſehen; ſo konnte man gar nicht glauben, daß er die Abſicht gehabt haͤtte, der Beſatzung des Ca - ſtells von Coron Lebensmittel zuzubringen, weil ein Theil ſeiner Ladung in Korn beſtand, welches im An - geſicht einer Flotte, deren Lage es auch uͤberdies ver - hinderte, derſelben unmoͤglich konnte zugefuͤhret wer - den. Der Arreſt der Paſſagiers kann um ſo weniger gerechtfertiget werden, weil es bloße unbewaffnete Kauf - leute waren, die ſich unter dem Schutz einer neutralen Flagge befanden, deren Sicherheit niemals die geringſte Beleidigung empfangen duͤrfen. Zugleich habe ich die muͤndliche Antwort, welche Ew. Excellenz einem De - putirten des Commercii von Smirna gegeben, erfah - ren, daß Sie naͤmlich Willens waͤren, alle Tuͤrken als Leute, die dem Soldatenſtand ergeben, anzuſehen, weil unter ihnen gar keine Unterſcheidung ihres Stan - des zu bemerken. Allein, wo iſt wol eine Nation, bey welcher die Profeßionen ſo unterſchieden waͤren, daß man nicht die Buͤrger von allerden Staͤnden bey gewiſſen Umſtaͤnden zu den Waffe greifen ſaͤhe? Ja, hat man nicht zur Zeit einer Belagerung Prieſter, Moͤnche, und ſelbſt Weibesperſonen bewaffnet zur Vertheidigung ih - rer Stadt angetroffen? Unter Perſonen, die ſich dem[2]Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man eigent - lich ſolche, deren beſtaͤndige Beſchaͤfftigungen darinn beſtehen, ſich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu machen, auch auf dieſem Fuß von dem Staate beſol - det werden. Und gewiß, die Tuͤrken haben ein ſolches Corps, ſowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht zahlreicher iſt, als in irgend einem andern Europaͤiſchen Lande, und dieſes iſt, wie an andern Orten, die ei - gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz nicht die Wahrheit geſagt, wenn Ihnen berichtet wor - den, daß ſogar die Richter und Imans ohne Unterſchied zur Kriegszeit den Marſch antraͤten. Dies geſchieht bloß in gewiſſen ſehr außerordentlichen Faͤllen, z. E. bey den obenangefuͤhrten Belagerungen. Aus einer Declaration, welche ein Franzoͤſiſcher Capitain gethan hat, deren Abſchrift ich hier beyfuͤge, bemerke ich ein noch ſtaͤrkeres Beyſpiel, daß man Paſſagiers gefangen genommen, denen ſehr heftig, ja ſogar mit Stockſchlaͤ - gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei - fel dies aͤußerſt harte Betragen auf eine exemplariſche Art beſtrafen, und ich erſuche Sie, mir davon Nach - richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine ganze Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und uͤber alle beyde wuͤnſche ich von Ew. Excellenz die noͤthigen Auf - klaͤrungen zu erhalten. Das erſte iſt das Recht, welches ſich die Rußiſchen Kriegsſchiffe anmaßen, diejenigen Kauffahrdenſchiffe, welche ſich zur Unterſuchung bey ihnen melden muͤſſen, auf eine lange und unbeſtimmte Zeit anzuhalten. Dies geſchieht zu Lemnos, wo Ew. Excellenz verschiedene Franzoͤſiſche Fahrzeuge zuruͤckhal - ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von Smirna berichtet. Entweder iſt die Franzoͤſiſche Flagge nicht neutral, oder ſie muß auch ihre Freyheit genießen.
Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre - Admirals Elphinſton, die er den Deputirten von Smirna zu erkennen gegeben, Conſtantinopel als eine bloquirte Stadt anzuſehen, und nicht nur Waffen und die noͤthigſten Mundproviſionen, welche auf neu - tralen Fahrzeugen nach dieſem Ort wollen, vor dem Eingange der Dardanellen zuruͤckzuhalten, ſondern auch andere auslaͤndiſche Waaren, welche nicht unter den eben angezeigten Artikeln begriffen.
Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be - griff einer ſogenannten weiten Bloquade weit ſtaͤrker ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man noch 60 Meilen entfernt iſt, der einen Canal vor ſich hat, welcher mit Veſtungen und Batterien verſehen, der von allen Seiten und hinter ſich ein weitlaͤuftiges Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher er mit allem Noͤthigen kann verſorget werden, fuͤr bloquirt anſehen wollte. Dies wuͤrde gerade ſo ſeyn, als wenn man vorgaͤbe, man ſolle deshalb mit einer Flotte in dem Sund kreuzen, um Luͤbeck zu bloquiren, ohne zu bedenken, daß dieſe Stadt von der Oſtſee und aus Deutſchland uͤberfluͤßige Zufuhr erhalten koͤnne.
Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man unter dieſem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der Handlung mit Waaren, die keine Mundproviſion ſind, aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus Morea erhalten, glauben kann, ſo ſind aufs neue 3 Franzoͤſiſche Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela - den, an den Kuͤſten dieſer Provinz von Rußiſchen Kapern genommen worden.
Ich erſuche Ew. Excellenz um eine cathegoriſche Antwort uͤber die Zuruͤckgabe der Ladung und der Paſ - ſagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, undanderer, von deren Arreſt ich noch keine Nachricht er - halten habe; uͤber die Zuruͤckbehaltung der Franzoͤſi - ſchen Fahrzeuge, welche die Rußiſchen Kaper genom - men, insbeſondere uͤber die, welche ſich zu Lemnos befinden, und endlich uͤber die von dem Contre-Admi - ral Elphinſton behauptete Meynung, ſo wie auch uͤber die in Morea weggenommenen 3 Franzoͤſiſchen Fahr - zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr ſeyn ſollte, welches ich doch nicht glauben kann.
Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen, daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch einen Courier uͤberſchicken ſoll. Se. Majeſtaͤt werden nach ſelbiger die ſchleunigſten und Ihrer Ehre, der Si - cherheit Ihrer Flagge und der Wuͤrde Ihrer Krone anſtaͤndigſten Maaßregeln nehmen. Ich bin ꝛc.
Conſtantinopel, den 4ten Sept. 1770.
Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew. Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang deſſelben befremdete mich recht ſehr; der Schluß aber ſetzte mich in Erſtaunen. Ich muß Ihnen alſo eiligſt durch meine Antwort den Irrthum zu benehmen ſuchen, in welchen Sie durch verſchiedene falſche und ungegruͤndete Nach - richten gerathen ſind. Habe ich alsdenn die Gruͤnde Ihrer Forderungen widerlegt, ſo werde ich auch noth - wendig die Folgerungen derſelben uͤber den Haufen werfen. Ich werde Ihr Schreiben beſtaͤndig vor Au - gen haben, und es Punkt fuͤr Punkt beantworten.
Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge, dem heiligen Joſeph, in der Bay von Coron, ziemlich weit von der Veſtung, und noch viel weiter von unſerer Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußiſche Flagge geſehen hatte, kam er ſelbſt in Begleitung eines Fran - zoͤſiſchen Officiers an Bord des Admiralſchiffes, ſagte aus, woher er kaͤme, daß er Tuͤrken und Negers am Bord haͤtte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll - ten, daß er nicht gewiß ſagen koͤnnte, worinn dieſe La - dung eigentlich beſtuͤnde, daß er aber uͤberhaupt wuͤßte, ſie waͤre außerordentlich reich. Der Herr Admiral wollte anfangs eine Galeere zur Unterſuchung des ge - dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber hat recht ſehr, es moͤchten, anſtatt einer Galeere, zwo Fregatten dahin geſchickt werden, weil ſeine Paſſagiers, die Tuͤrken und Araber, bewaffnet waͤren, und ſich ge - wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An - ker lichten, und in die weite See gehen wuͤrden. In dem einen oder andern Fall waͤre der Verluſt ſeines Schiffes unvermeidlich. Sein Anſuchen wurde bewil - liget. Es wurden 2 Fregatten abgeſchickt, welche das Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die Tuͤrken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze Ladung ihnen gehoͤre. Hievon haben wir redende Zeu - gen, welche der Feind ſelbſt keiner falſchen Ausſage wird uͤberfuͤhren koͤnnen. Weil nun Capitain Jordan ſich freywillig gemeldet, und eine ſo freye und aufrich - tige Erklaͤrung von unſern Feinden gethan hatte, ſo ward ihm nicht nur ſeine Fracht bezahlet, ſondern er erhielt auch noch ein beſonderes Geſchenk. Dieſe ganze[3]Erzaͤhlung ſoll bloß dazu dienen, um Ew. Excellenz zu uͤberfuͤhren, daß ich eben keine lange Unterſuchung noͤ - thig gehabt habe, ob das Korn, die Feuerſteine, und andere Waaren nach Coron, oder nach einem andern feindlichen Ort beſtimmt waren, um mir das Recht an - zumaßen, ſie zu confiſciren, da ſelbſt die Erklaͤrung des Capitain Jordans mir hinlaͤngliche Macht dazu gab. Man hat Ihnen auch eine ganz falſche Nachricht gege - ben, wenn man geſagt hat, daß die Tuͤrkiſchen Paſſa - giers unbewaffnet geweſen. Sie waren nicht nur be - waffnet, ſondern viele von ihnen haben ſogar bekannt, daß ſie auf dem Wege waͤren, wider unſere Armee zu Lande zu dienen.
Da ich nun von beſagtem Fahrzeuge ſowol Mund - und Kriegsproviſion, als auch die Soldaten, die meine Feinde ſind, genommen; ſo glaube ich nicht, daß man Gruͤnde finden koͤnne, welche Ew. Excellenz berechtigen koͤnnten, ihre Zuruͤckgabe zu verlangen. Ich glaube im Gegentheil alle Gruͤnde auf meiner Seite zu haben, um mein Betragen zu rechtfertigen, und Ihre Forderungen aufzuheben. Die Evidenz derſelben laͤßt mich hoffen, daß Ihre Gerechtigkeit und Klugheit ſelbige fuͤr uͤber - zeugend halten werde.
Bey allen Europaͤiſchen Nationen iſt ein merklicher Unterſchied in den Staͤnden, ſo daß ſich niemand darinn irren kann. Aber in den Laͤndern, die unter Tuͤrkiſcher Bothmaͤßigkeit ſtehen, ſind ſie ſo ſehr verwirrt, daß die groͤßte Scharfſichtigkeit, auch ſelbſt von Ew. Excellenz, große Muͤhe haben wuͤrde, die Grenzen davon zu unter - ſcheiden. Ein Janitſchar, zum Exempel, iſt ein Kauf - mann, und ein gewiſſer anderer ein Soldat. Es iſt noch nicht lange, daß ihre buͤrgerlichen Richter in den Staͤdten und auf dem Lande, ohne aus Noth dazu ge - drungen zu ſeyn, die Waffen ergriffen, und ſie mit ſol - cher Geſchicklichkeit fuͤhrten, als wenn ſie Soldaten vom Metier waͤren. Noch mehr, ſie fuͤhrten ſogar die an - dern zum Kriege an, wovon ich ſelbſt in Morea und in andern Tuͤrkiſchen Provinzen Beyſpiele geſehen. Auf der andern Seite haben ſie weder Reiſepaͤſſe, noch ſonſt Patente, ſchweifen von einem Ort zum andern herum, und laſſen ſich ſo nennen, wie es ihr Vortheil erfordert. Heute iſt der eine ein Kaufmann, morgen wird er Cadi, und uͤbermorgen Soldat. Heute laͤßt man in einer Veſtung 1000 Kaufleute, morgen werden 1000 Solda - ten daraus, welche wider uns fechten werden.
Es iſt das erſtemal in meinem Leben, daß ich den Ca - pitain Claudio Michele nennen hoͤre, von welchem Ew. Excellenz reden, und zum erſtenmale erfahre ich, daß ein Grieche, Namens Niccola, wirklich iſt, der Urſache an dieſem Ungluͤcke geweſen. Die Declaration des Capitains, welche Sie meinem Briefe mit angeſchloſſen haben, ge - hoͤret mir ſo wenig, als Ihnen. Vermuthlich hat ein Corſar mit dem gedachten Fahrzeuge anbinden wollen, fuͤr deſſen Betragen ich aber keine Gruͤnde anfuͤhren kann, so wenig Ew. Excellenz es thun koͤnnen.
Ueber die beyden Artikel, welche Ihre ganze Aufmerk - ſamkeit an ſich gezogen, muß ich zuerſt ſagen, daß die Rußiſchen Kriegsſchiffe ſich nicht ein beſonderes Recht anmaßen, neutrale Fahrzeuge auf eine uneingeſchraͤnkte Zeit anzuhalten. Sie eignen ſich nur eben das Recht zu, was die Franzoͤſiſchen Kriegsſchiffe haben, naͤmlich ſolche Fahrzeuge 24 Stunden anzuhalten; und wenn die Umſtaͤnde eine laͤngere Zeit erfordern, ſo wird ihnen dieſe Verzoͤgerung, nach Proportion der bedungenen Fracht bezahlet.
Hieraus erkenne ich, daß die Deputirten von Smirnabey Ew. Excellenz in ihrer Erzaͤhlung nicht genau und richtig genug geweſen ſind. Damit ich Sie nun in Abſicht dieſes Gegenſtandes fuͤr jetzt beruhige, und fuͤrs kuͤnftige aͤhnlichen Erzaͤhlungen bey Ihnen den Zugang verwehre; ſo will ich Ihnen eine genaue Nachricht ge - ben, von allem dem, was bis heute mit den Franzoͤſi - ſchen Fahrzeugen, welche ich angetroffen habe, vorge - gangen iſt.
Als ich den 28ſten April bey den Inſeln Le Sapienze um 6 Uhr, des Abends, kreuzete, wurde der Herr Ad - miral ein kleines Franzoͤſiſches Fahrzeug gewahr. Er lies es viſitiren, worauf es ſogleich ſeinen Weg fortſetzte.
Im May kam ein Franzoͤſiſches Fahrzeug zu Navarins von Smirna an, an deſſen Bord ſich ein Officier dieſer Nation befand, Namens Le Fort. Das Fahrzeug wurde ſo - gleich frey gelaſſen; Herr Le Fort aber blieb zu Navarino, und ward auf ſein Erſuchen in Rußiſch-Kayſerl. Dienſte genommen. Er wurde bey verſchiedenen wichtigen Ex - peditionen gebraucht, und richtete ſeine Auftraͤge im - mer ſehr gut aus. Zum Ungluͤck habe ich ihn in der Schlacht bey Chesme verlohren, wo er ſich auf dem Ad - miralsſchiffe befand, und die unterſte Batterie comman - dirte. Zweymal ward er verwundet, dennoch aber wollte er ſeinen Poſten nicht verlaſſen, bis er endlich alle Sinne verlohr. Ihr Secretair wollte gerne Nachricht von ihm haben, und deswegen habe ich mit Fleiß dieſe kurze Er - zaͤhlung einfließen laſſen, da ich glaube, daß Ew. Excel - lenz ebenfalls gerne das Schickſal dieſes braven und tapfe - ren Officiers wiſſen moͤchten. Dem Befehl meiner al - lergnaͤdigſten Monarchinn zufolge, ſoll ich alle hervor - ſtechende Thaten belohnen. Da ich jetzt in Abſicht des Herrn Le Fort dies nicht thun kann, und ich gehoͤrt habe, daß er Familie hat, die ſich eben nicht in den beſten Um - ſtaͤnden befindet, ich aber nicht weiß, in welchem Lande ſie ſich aufhaͤlt, und womit ich ihr am beſten helfen koͤnne; ſo habe ich Ihren Secretair gebeten, mir bey vorfallen - der Gelegenheit einige Nachricht davon zu ertheilen.
Als ich mich den 9ten Junii in den Gewaͤſſern von Cerigo aufhielt, wurden um 6 Uhr, des Abends, 3 Franzoͤſiſche Fahrzeuge viſitirt. Das erſte war eine Polacre, comman - dirt von Capitain Martin, welche von Smirna kam, und nach Livorno gieng. Die zweyte, gefuͤhret von Capitain L’eremita, kam von Alexandrien, und wollte nach Algier. Der Capitain ſagte aus, die Ladung waͤre fuͤr Barba - riſche Rechnung, und ungefaͤhr 28000 Piaſters werth, ohne das baare Geld zu rechnen, welches ſeine Paſſagiers, die alle aus der Barbarey waͤren, bey ſich haͤtten. Das erſte Fahrzeug wurde ſogleich frey gelaſſen, und das zweyte nach wenig Stunden. Den 21ſten waren wir in den Gewaͤſſern bey Porto di Zia. Zwey Fahrzeuge la - gen daſelbſt vor Anker, welche viſitiret wurden. Das erſte war ein Franzoͤſiſches, nach Livorno beſtimmt. Man wuͤnſchte ihm eine gluͤckliche Reiſe.
Den 1ſten Julii wurde Capitain Villeneuve, der von Marſeille kam, und nach Smirna wollte, angehalten. Wir waren eben auf der Fahrt, den Feind anzugreifen. Er ſegelte mit uns, weil er den naͤmlichen Weg nehmen mußte, und wurde den 4ten bey Ipſera frey gelaſſen. Zu gleicher Zeit kauften wir noch einige Waaren von ihm, die wir ihm zu dem verlangten Preis bezahlten.
Den 20ſten wurde eine Polacre viſitiret, die unter Capitain Herghott von Conſtantinopel kam, und mit einer Ladung Brennholz und 7000 Piaſters, die einem Engliſchen Hauſe gehoͤrten, nach Alexandrien wollte. Sie wurde den 23ſten eben dieſes Monats frey gelaſſen.
Den 29ſten Julii lief Capitain Paſquale Antonio,[4]Commandant des Fahrzeuges St. Maria, in dem Haven von Lemnos ein, wo unſere Flotte vor Anker lag. Er wollte nach Tripolis in Syrien, um eine Ladung Ge - traide da einzunehmen. Er erſuchte mich, ich moͤchte ihm erlauben, 3000 Centner Wolle auf der Inſel ein - kaufen zu duͤrfen. Ich ſtand es ihm ſogleich zu, und, nachdem er mit ſeinem Einkauf fertig war, ſetzte er ſeinen Weg fort. Den 5ten September lief die Polacre, l’Unione, gefuͤhret von Capitain Emanuel Aubran, mit einer Ladung Salz in dieſem Haven ein. Nach zween Tagen konnte ſie ihre Reiſe fortſetzen, nachdem ſie fuͤr ihre Verzoͤgerung eine Bezahlung erhalten.
An eben dieſem Tage kam auch die Polacre, der Africaner, von Tripoli in dem Haven an. Sie war auf Smirna mit Negern und Negrinen geladen. Ca - pitain Audebert, der ſie fuͤhrte, ſagte aus, er waͤre von 2 Fahrzeugen mit Rußiſcher Flagge gepluͤndert wor - den; und ob ich gleich wußte, daß dies Seeraͤuber ge - weſen waren, ſo bewogen mich doch ſeine Umſtaͤnde zu ſolchem Mitleiden, daß ich Befehl gab, die ihm noch uͤbrig gebliebenen Neger zu nehmen, und ihm die ganze Fracht zu bezahlen. Sogleich wurden auch 2 Fregatten beordert, den gedachten Seeraͤubern nachzuſpuͤhren, welche ich, ſobald ſie in meiner Gewalt ſeyn werden, auf eine exemplariſche Weiſe werde beſtrafen laſſen, weil ſie die Verwegenheit gehabt haben, Rußiſche Flagge wehen zu laſſen.
An eben dieſem Tage lief auch Capitain Belluomo in den Haven ein. Er kam von Marſeille, und wollte nach Conſtantinopel. Wir kauften verſchiedene Waa - ren von ihm fuͤr den von ihm geforderten Preis, und den 8ten ſetzte er ſeine Reiſe nach dem Orte ſeiner Be - ſtimmung fort. Ehe er abreiſete, bat er mich, ich moͤchte ihm zu groͤßerer Sicherheit einen Tuͤrken mit - geben. Da ich ſeine Reiſe auch hierinn gern beguͤnſtigen wollte, ſo ließ ich einen der vornehmſten Tuͤrken in Freyheit ſetzen. Dieſer aber, ohne den Werth ſeiner Freyheit zu ſchaͤtzen, ſagte dem Capitain ins Geſicht, daß er ſeine Sclaverey der Freyheit vorzoͤge, und daß er ſich lieber wolle in Stuͤcken hauen laſſen, als am Bord eines Franzoͤſiſchen Schiffes nach Conſtantinopel gehen.
Ich habe bey der Flotte noch 3 Franzoͤſiſche Fahrzeuge: 1) Die Polacre, die Verſehung, welche Capitain Johann Olivier fuͤhret. Sie kam von Alexandrien mit ver - ſchiedenen Waaren fuͤr Tuͤrkiſche Rechnung. 2) Eine Pinke, mit Namen, die Seelen des Fegefeuers, fuͤr Tuͤrkische Rechnung befrachtet, und von Capitain Mo - riz Michelon commandirt. 3) Ein Fahrzeug, die Roſe genannt, ebenfalls fuͤr Tuͤrkische Rechnung befrachtet, welches von Alexandrien gekommen. Die beyden erſten habe ich gemiethet, um ſie nach Italien, mit dem, was ich fuͤr gut befinden werde, zu ſchicken. Der Capitain des dritten, der bange war, er moͤchte auf Dulcignottiſche oder andere Tuͤrkiſche Corſaren ſtoßen, hat mich gebe - ten, ich moͤchte ihm erlauben, daß er Gerſte laden, und bey der Flotte bleiben duͤrfte, bis etwa ein Kriegsſchiff nach Italien gienge, unter deſſen Begleitung er dahin abſegeln koͤnnte.
Was den 2ten Artikel anbetrifft, ſo haben die Depu - tirten von Smirna Ihnen von den Geſinnungen des Herrn Contreadmirals Elphinſton eben ſo falſche Nach - richt gegeben, der, nach ihrer Ausſage, Conſtantinopel fuͤr bloquirt anſiehet, und gar keine Waaren dahin ge - hen laſſen will. Nicht nur die Worte, ſondern auchſelbſt das Betragen des Contreadmirals zeigen den Un - grund ihrer Behauptung.
Der Capitain Belluomo, der von Marſeille kam, und nach Conſtantinopel wollte, wurde viſitirt, und von der Flotte des Contreadmirals frey gelaſſen. Dies ſchlaͤgt die ganze Beſchuldigung zu Boden, und es iſt zu ver - muthen, daß derjenige von den Deputirten, welcher Ihnen dieſe Nachricht gegeben, vergeſſen hat hinzuzu - fuͤgen, daß er damals nicht im Stande geweſen, gut zu hoͤren, noch weniger, wohl zu verſtehen, um Ihnen einen genauen und richtigen Bericht abſtatten zu koͤnnen.
Ohne mich in die Unterſuchung einzulaſſen, ob die Stadt Conſtantinopel bloquirt ſey, oder nicht, welches nichts zur Sache beytraͤgt, koͤnnen Ew. Excellenz nun - mehr ſehen, daß der Tranſport ſolcher Waaren, als Capitain Belluomo am Bord gehabt, niemals verhin - dert worden, noch je verhindert werden wird.
Was aber den Tranſport von Mund - und Kriegs - Proviſionen auf neutralen Fahrzeugen nach Conſtanti - nopel betrifft, ſo kennen Sie das Voͤlker - und Kriegs - recht zu gut, als daß ſie die freye Durchlaſſung derſel - ben verlangen, oder ſich dergleichen auch nur vorſtellen koͤnnten. Wer einen ſolchen Begriff haͤtte, der koͤnnte nach eben den Gruͤnden auch etwas dagegen zu ſagen haben, daß wir nach feindlichen Gewaͤſſern geſegelt.
Daß 3 Fahrzeuge mit Tuch beladen, an den Kuͤsten von Morea, von Rußiſchen Kapern genommen worden, glaube ich eben ſo wenig, als Ew. Excellenz. Ich bin aber voͤllig gewiß, daß ſich weder an den Kuͤſten von Morea, noch in irgend einem Theile der Welt Rußiſche Kaper befinden.
Ich glaube nunmehro, daß ich mich uͤber alle Punkte deutlich genug erklaͤrt, und zugleich hinlaͤnglich bewie - ſen habe, welches Ew. Excellenz, wie ich hoffe, ſelbſt eingeſtehen werden, daß ich dem Commercio der Nation nicht nur keinen Schaden zugefuͤget, ſondern ſogar ein - zelne Perſonen derſelben alle Achtung erwieſen habe; man moͤchte es mir denn uͤbel nehmen wollen, daß ich bey allen Gelegenheiten ihnen Beyſtand zu leiſten, be - muͤht geweſen bin. Sollte ich auch wol deshalb zur Verantwortung gezogen werden, daß ich, nach empfan - gener Nachricht von dem klaͤglichen Zuſtande der Euro - paͤer in Smirna, an welchem Frankreich mehr Antheil, als andere Nationen gehabt, alle Mittel angewandt habe, ſie von ſolchem Elende gluͤcklich zu befreyen? worinn es mir auch ſehr gut gelungen, indem ich ſo viel als moͤglich zur Wiedererhaltung ihrer Ruhe beygetra - gen habe.
Auf Erſuchen der Deputirten habe ich ſo vielen Ge - fangenen, als Deputirte da waren, die Freyheit gege - ben, und ich ſchmeichle mir, Sie inskuͤnftige immer mehr zu uͤberzeugen, daß ich nach den Abſichten meiner Monarchinn, nicht nur keinem, er ſey wer er wolle, Beſchwerlichkeiten verurſachen, ſondern auch jederzeit bereitwillig ſeyn werde, den neutralen Fahrzeugen aller - hand nuͤtzliche Dienſte zu leiſten. Uebrigens koͤnnen Sie verſichert ſeyn, daß ich mich vor nichts in der Welt fuͤrchte, es muͤßte denn blos vor Ungerechtigkeit ſeyn.
Der Koͤnig von Portugall hat eigenhaͤndig an den Pabſt geſchrieben, und ſeine Zufriedenheit uͤber das weiſe Betragen des Paͤbſtl. Nuntii, Herrn Conti, an ſeinem Hofe bezeuget. Auf Koͤnigl. Befehl kuͤndigte der Portugieſiſche Miniſter d’Almada, dem Koͤnigl. Se - cretair und Ritter Verney die Erlaſſung ſeiner Bedie -[5]nung und Entziehung ſeiner Penſion an. Zugleich mußte ſich ſelbiger den Augenblick aus dem Koͤnigl. Pallaſt ent - fernen, nachdem der Miniſter ihm die Siegel und Pa - piere abgenommen, und ihm blos das Geld, was ſich in dem Schrank befand, und noch andere ihm zugehoͤrige Sachen gelaſſen hatte. Nachher mußte er auf eine Ka - leſche ſteigen, und ſo wurde er nach der Grenze gefuͤh - ret. Man glaubt, er habe ſich dieſe Begegnung durch unerlaubten Briefwechſel zugezogen.
In dieſem Monat wird der Pabſt noch gewiß Conſi - ſtorium halten.
Aus Neapolis hat man, daß der Veſuv voͤllig aufge - hoͤret habe, Feuer ꝛc. auszuwerfen, und daß unſerm Nun - tio daſelbſt das Recht zugeſtanden, an den Einkuͤnften der Bißthuͤmer und der Beneficien Theil zu haben, welches ſeit einiger Zeit dem heiligen Stuhl ſtreitig war gemacht worden.
Die Daͤniſche Flotte zu Porto-Mahon wird mit 4 Schiffen von 60 Kanonen, 2 von 20, und eben ſo viel Bombardier-Gallioten verſtaͤrkt werden, um von neuem auf Algier loszugehen. Den 7ten liefen 2 Galeeren aus unſerem Haven, um wider die Barbariſchen Fahr - zeuge in unſern Gewaͤſſern zu kreuzen.
Vor einigen Tagen wurde hier die Vermaͤhlung Sr. Excellenz, des Ritters Mocenigo, aͤlteſten Sohns un - ſers Durchlauchtigen Doge, mit Signora Poliſſena Contarini, in Gegenwart des Prinzen Xaver von Sach - ſen, und vieler andern Vornehmen von Adel, mit vieler Feyerlichkeit vollzogen. Die Braut hat nicht nur eine anſehnliche Mitgabe erhalten, ſondern erbet auch noch viele Capitalien und Guͤter von ihrer erlauchten Fa - milie.
Aus dem Archipelago wird gemeldet, daß die Ruſſen auf Tenedos, 24 Meilen vom Eingange der Dardanellen, gelandet, und das Caſteel beſchießen. Der Ritter Paoli Renier, welcher als Bailo unſerer Republik nach Conſtantinopel gehet, hat, nach Briefen von Corfu, die wir uͤber Otranto erhalten, unterwegens dieſe Neuig - keit erfahren, und iſt deshalb auf dem Schiff, der gute Rath, zuruͤckgegangen. Gegenwaͤrtig befindet er ſich auf der Inſel Corfu, wo er ſo lange bleiben wird, bis er ſeine Reiſe wird ſicher fortſetzen koͤnnen.
Se. Koͤnigl. Hoheit, der Großherzog, beſtaͤndig fuͤr das allgemeine Beſte beſorgt, haben neulich in eigener Perſon die Gerichtshoͤfe dieſer Stadt beſuchet, und von der Art, wie die Juſtiz verwaltet, und die Affairen betrie - ben werden, Nachricht eingezogen. Heute fruͤh kam in 8 Tagen uͤber Neapolis ein Courier aus Raguſa hier an. Er hielt ſich nur einige Augenblicke bey dem Agen - ten der Raguſiſchen Senatoren, die an den Grafen von Orlow abgeſandt ſind, dem Kaufmann Marcantelli, auf, und ſetzte hierauf ſeine Reiſe nach Livorno mit dringen - den Depeſchen fuͤr den Grafen Matteo Franceſco de’Ghe - talili, der ſich daſelbſt aufhaͤlt, fort.
Zu Toulon werden zwo Fregatten, 2 Fluͤten und 4 Chebecken ausgeruͤſtet. Die erſten ſollen in der Le - vante zu 3 daſelbſt befindlichen Fregatten ſtoßen. Zwey Chebecken ſollen zur Bedeckung der Meſſe zu Beaucaire dienen, und die andern 2 werden mit den Fluͤten nach Civita-Vecchia gehen, um Korn nach Havre de Grace einzunehmen.
Die Nachricht von der Wiederherſtellung des Frie - dens zwiſchen Rußland und der Pforte iſt noch zu un - gewiß, als daß ſie auf unſere Handlung ſchon einigen Einfluß haben koͤnnte. Indeſſen fangen wir doch an, zu hoffen, und zwar um deſto mehr, da in Conſtantino - pel großer Mangel iſt, zu Smirna die Peſt gaͤnzlich auf - zuhoͤren ſcheinet, und die Seeraͤubereyen alsdenn nicht mehr ſtatt haben wuͤrden. Die Egyptiſche Handlung hat von den Verboten und Forderungen des Uſurpa - tors, Ali Bey, zu viel zu befuͤrchten, als daß wir nicht wuͤnſchen ſollten, daß der Friede ſich auch bis auf dieſe Gegenden verbreite, und Unternehmungen ſtoͤhre, de - ren Ausfuͤhrung bloß wegen der gegenwaͤrtigen Unruhen der Pforte beſchloſſen worden.
Man ſiehet eine Koͤnigl. Declaration vom 15ten dieſes, die den 19ten im Parlament regiſtrirt worden, wodurch alle Decrete und Proceduren, welche gemacht worden, und alle Arrets, Ausſpruͤche und Urtheile, welche bey Gelegenheit der letztern Streitigkeiten, ſeit dem 16ten December 1756. bis auf dieſen Tag, wider Geiſtliche, gegeben worden, ohne alle Folge und Wirkung bleiben ſollen, dergeſtalt, daß diejenigen, wider welche dieſe Proceduren gemacht, und wider welche dieſe Arrets, Ausſpruͤche und Urtheile gegeben worden, wiederum in ihren Stand und in ihre Geſchaͤffte eintreten ſollen.
Einem Arret aus dem Koͤnigl. Staatsrath zufolge, iſt das Arret des Toulouſer Parlaments vom 3ten Maͤrz, und ein Arret deſſelben vom 4ten May, welche beyde die Einſetzung eines neuen Parlaments zu Paris und der Obergerichte nicht erkennen, und diejenigen, welche ſie erkennen, fuͤr Meyneidige erklaͤren, aufgehoben und caßiret worden.
Der verſtorbene Graf von Clermont hat den dritten Theil ſeiner Guͤter, die auf eine Million geſchaͤtzet wer - den, der Prinzeßinn von Conty, und Zweydrittel an Ma - demoiſelle de Bourbon Condé, vermacht. Seine vor - nehmſten Bedienten und Domeſriquen haben ebenfalls Belohnungen erhalten. Die Prinzen von Condé und Conty ſind Executores Teſtamenti. Sein Leichnam iſt ohne alles Gepraͤnge nach Engnien, dem Begraͤbnißorte des Hauſes von Condé, und das Herz nach der Jeſuiter - Kirche, in der St. Antoniſtraße gebracht worden.
Der Prinz von Condé hat von dem General-Control - leur die Stelle eines Generalpaͤchters fuͤr den Herrn de Luzine, Directeur der Pachten, und Bruder von ei - nem der Inſtitutoren des Prinzen, erhalten.
Der neue Staatsſecretair, Graf von Suffolk, liegt krank am Podagra. Lord Nerth, und der Graf von Hillsborough, haben viel Unterredungen mit dem Koͤnige wegen der Colonien, in welchen die Ruhe noch nicht vollkomen wieder hergeſtellet iſt. Die Zyder - Erndte wird wegen der gehabten großen Duͤrre in Ame - rica ſehr maͤßig ſeyn, deſto mehr Rum aber denken die Plantageurs zu machen. In Neu-York iſt eine Geſell - ſchaft zur Verbeſſerung der Sitten aufgerichtet worden. Auch hier hat man dergleichen; allein, ſie richten wenig aus. Zu Philadelphia, in Penſilvanien, wird zum Beſten der armen Hollaͤndiſchen Calviniſten, die daſelbſt wohnen, eine Lotterie gezogen, damit ſie in den Stand geſetzt werden, eine Kirche allda zu bauen, und Schulen anzulegen.
Es ſind 5 Candidaten zur Sheriffsſtelle von London[6]und Middleſex; naͤmlich: Wilkes, Bull, Kirkman, Oli - ver, und Plumbe. Sie ſind alle Aldermen der Stadt, ausgenommen Bull. Wilkes thut große Verſprechun - gen, dafern er ſollte erwaͤhlet werden. Das Amt traͤgt zwar nichts ein, und erfordert vielmehr ſtarke Auslagen; allein, es kann niemand Lord Mayor werden, der nicht vorher Sheriff geweſen iſt. Zu den Auslagen hat Wil - kes ſchon von ſeinen Freunden Anweiſung erhalten.
Die Oſtindiſche Compagnie hat mit den letzten Schif - fen ſo viele Recruten nach Oſtindien abgeſandt, daß man ihre Armee daſelbſt an Englandern auf 16000 Mann rechnet.
Aus Irland wird gemeldet, daß viele Spaniſche und Franzoͤſiſche Agenten ſich jetzo dort befinden, um Re - cruten anzuwerben. Dem Vicekoͤnig, Lord Townshend, iſt deshalb Ordre zugeſchickt worden, ſolche Recruten anzuhalten.
Mit Briefen aus Gibraltar hat man, daß daſelbſt den 1ſten dieſes ein Theil eines Huͤgels eingefallen, ohne daß ein Erdbeben verſpuͤret worden. Dieſer Zufall ent - bloßet einen Theil der Veſtung an der Spaniſchen Seite. Es iſt deshalb von hier aus Befehl dahin geſandt worden, eine ſtarke doppelte Mauer an der Landſeite um die Stadt zu bauen.
Die Fregatte Tweed iſt vor Cadir angekommen, und hat 1200000 Stuͤck von Achten fuͤr Rechnung hieſiger Kaufleute, mitgebracht.
Malone, ein Jeſuit, welcher zu ewiger Gefangen - ſchaft verdammt worden, und ſchon ein Jahr in Arreſt geweſen iſt, hat des Koͤnigs Pardon erhalten. Sein Verbrechen war ſein Predigen, Meßleſen ꝛc. welches in England verboten iſt. Er muß ſich aber innerhalb 14 Tagen aus England begeben, und nie wieder ins Land kommen.
Geſtern wurden 6 Miſſethaͤter gehenkt. Ein Moͤrder, ein falſcher Muͤnzer und 4 Hausbrecher. Nicht weit vom Galgen fiel ein Geruͤſt um, wodurch viele Zuſchauer beſchaͤdigt wurden. Ein Mann zerbrach das Bein, wel - ches gleich mußte abgenommen werden. Ein Lehrjunge bat ſeinen Meiſter, ihm zu erlauben, die Maleficanten nach dem Galgen fuͤhren zu ſehen. Er wollte es aber nicht leiden, ſondern ermahnte ihn auf eine ſehr bittere Art, ſeine Arbeit abzuwarten. Der Junge gieng in die Kammer, und erhenkte ſich.
Ihre Majeſtaͤt, die Kayſerinn, haben geruhet, die verwittwete Frau Graͤfinn von Vasquez zu Dero Ober - Hofmeiſterinn zu ernennen.
Durch das ſtets anhaltende ſtarke Regenwetter ſind ſo - wol der Donauſtrom, als andere Fluͤſſe und Baͤche ſo ſehr angeſchwollen, daß ſie aus ihren Ufern getreten, und die Wege und Straßen beſchwerlich gemacht haben; auch wird dadurch die Wiederherſtellung der großen Donaubruͤcke verhindert.
Der junge Herr Graf von Stahrenberg, welcher ſich mit beſondern Talenten die Tuͤrkiſche Sprache eigen gemacht, und bereits einige Jahre vor dem Kriege in Conſtantinopel bey unſerm Geſandten ſich in der Kennt - niß der Ottomanniſchen Staatsverfaſſung geuͤbt hatte, iſt mit einem beſondern Auftrag nach Belgrad gereiſet.
Vor einigen Tagen iſt wieder ein Kayſerl. Koͤnigl. Cabinets-Courier von unſerm Bothſchafter aus Peters - burg hier angekommen, deſſen Depeſchen ſogleich nach Larenburg beſorget worden. Die Unterhandlungen bey - der Hoͤfe ſind ein Geheimniß.
Der Koͤnigl. Boͤhmiſche Hofkanzler, Graf Rudolph von Choteck, hat wegen ſchwaͤchlicher Geſundheitsum - ſtaͤnde ſeine Stelle niedergeleget. Der Nachfolger deſ - ſelben duͤrfte naͤchſtens ernannt werden.
Da der gegenwaͤrtige Brodtmangel in hieſiger Stadt dergeſtalt zunimmt, daß der Magiſtrat ſchon ein ziem - liches Quantum von ſeinem Getraidevorrath an hieſige buͤrgerliche Becker unter dem Preis hergegeben, um nur einigermaßen eine Aushuͤlfe zu verſchaffen, und dahero nicht allein dadurch, ſondern auch wegen des - jenigen, was derſelbe von fremden Orten mit ſchweren Koſten herholen laͤßt, einen betraͤchtlichen Schaden er - litten; alſo hat ſolcher, mittelſt eines Promemoria der Reichsverſammlung, ſothanen Umſtand vorgeſtellet, und um einen Geldbeytrag das gehorſamſte Anſuchen ge - than: welche Sache auch am 17ten dieſes beym Reichs - Rath in Ueberlegung genommen, und dafuͤr gehalten worden, bey denen hoͤchſt - und hohen Hoͤfen, vermoͤge eines gemeinſamen Berichts dahin anzutragen, daß, wenn etwa ein halber Roͤmermonat verabfolget werden wollte, man hievon hieſigem Magiſtrat, nicht nur wegen des zum Nachtheil ihres Aerarii mit Beyſchaffung frem - den Getraides machenden Aufwands, nach Billigkeit zu unterſtuͤtzen, ſondern auch noch andere kleine, der geſammten Reichsverſammlung obliegende Ausgaben, auf eine Zeit hinaus beſtreiten zu koͤnnen; welcher ge - meinſamer Bericht, am 18ten dieſes, durch eine Pri - vat-Dictatur zu erhalten geweſen.
Auch unſere Gegenden hat das Ungluͤck aufs neue be - troffen, welches heftige und lang anhaltende Regen in den meiſten und geſegneten Gegenden ſo vielfaͤltig an - richten. Durch einen am verwichenen Montag Abend angefangenen, und 24 Stundenlang angehaltenen Platz - regen iſt der Nectarſtrom dergeſtalt angewachſen, daß er ſchon am vergangenen Mittewochen hier aus ſeinen Ufern getreten und den Rhein, in welchen er ſich mit dem groͤßten Ungeſtuͤm geſtuͤrzet, ſo ſtark angeſchwellet hat, daß auch dieſer um hieſige Reſidenzſtadt herum ſeine Ufer verlaſſen, und Wieſen, Gaͤrten und Felder uͤberſchwemmet hat. Durch obgemeldten heftigen Platz - regen ſind, wie man hoͤret, alle Baͤche im Odenwald und Creichgau, beſonders die Weſchnitz bey Weinheim dergeſtalt ausgetreten, daß ſie die groͤßten Verwuͤſtungen angerichtet. Zu Heidelberg iſt das Waſſer Stromweiſe die Berge herunter geſchoſſen, hat Steine und Erdreich mit ſich fortgefuͤhret, und die daſigen Einwohner in große Noth und Schrecken geſetzet. Man ſtuͤrmte hin und wieder, und muß erſt das Ende dieſer zum Theil noch fortwaͤhrenden Ueberſchwemmung abwarten, um den Schaden, den ſie allenthalben angerichtet, einiger - maßen ſchaͤtzen zu koͤnnen.
Der neulich hier angekommene Herzog von Dorſet iſt nach Potsdam abgegangen.
Der Koͤnigl. Hofrath, Herr Wever, iſt an die Stelle des verſtorbenen Herrn Franke zum Reſidenten der Staͤdte Hamburg und Luͤbeck, an dem hieſigen Koͤnigl. Hofe beſtellt worden.
Unter Benennung dieſes Orts iſt er - ſchienen: Le Bourgeois politique et impartial d’Amſter - dam ou Lettre d’un Hollandois à ſon Correſpondant a[7]Marſeille ſur l’arrivée de la Flotte Ruſſe dans la Medi - terranée6 Bogen in 8. Dieſer Brief verraͤth einen Mann, der mehr und tiefere Kenntniſſe beſitzt, als der Name gewoͤhnlich verſpricht, wohinter ſich der Verfaſſer verbirgt. Es iſt eine Antwort auf ein Schreiben eines ſogenannten Buͤrgers von Marſeille, (das uns nicht bekannt geworden iſt,) worinn der Briefſteller hat er - weiſen wollen, daß die Erſcheinung der Rußiſchen Flotte im mittellandiſchen Meere gegen das Voͤlkerrecht, und gegen das Intereſſe nicht allein von Frankreich, ſondern auch von Holland ſey. Dieſe Vorſtellung ſucht der Ver - faſſer dieſes vor uns habenden Schreibens zu ſchwaͤchen, und zwar mit der Waͤrme und dem Eifer, welche jeden Buͤrger eines Staates ſo ruͤhmlich ſind. Denn daß er ſo gluͤcklich ſey, unter dem glorreichen Scepter Catha - rina der Zwoten zu leben, und daß er dieſes Gluͤck mit Dankbarkeit ſchaͤtze, das leuchtet aus ſehr vielen Stellen des Schreibens um deſto mehr hervor, je mehr er ſolches hat verbergen wollen. Da wir dieſe Bogen als eine Staatsſchrift anſehen, ſo beſcheiden wir uns, kein Urtheil uͤber ihre Gruͤnde und deren Ausfuͤhrung zu faͤllen; aber uͤber den erhabenen Ruhm ſeiner Monar - chinn, und uͤber die Thaten eines Orlows und Spiri - tows duͤrfen wir ſagen, daß wir voͤllig mit dem Ver - faſſer gleich denken, wenn er ſchreibt: “Ich ſage Ihnen bloß, was Ihnen ganz Europa ſagt; und uͤber dieſen Punkt ſagen Ihnen der Buͤrger zu Ismail und der Janitſchar zu Conſtantinopel mit lauter Stimme, was man ſich im Divan ins Ohr ſagt.” Der Marſeillaner ſcheint die bey ihnen ſeit einiger Zeit vorgefallene Fal - lißemente der Urſache zuzuſchreiben, daß ihr Handel nach der Levante durch die Rußiſche Flotte gefuͤhret worden; und hierauf antwortet unſer Herr Verfaſſer in einer Stelle, die wir hieher ſetzen wollen, weil ſolche fuͤr alle Handelsoͤrter lehrreich, wenn auch der Gedanke nicht voͤllig neu iſt. Er ſagt: “Geſtehen Sie, mein Herr, daß die alte unſchuldige Sitte unſerer Vorfahren faſt gaͤnzlich verbannt iſt. Die meiſten Leute, beſonders ihre geadelte Buͤrger, ihre Paͤchter, ihre Kaufleute, haſchen nach hoͤhern Titeln, und verſchleudern durch das laͤcherliche Beſtreben, ihre Kinder mit dem alten Adel zu verhey - rathen, die Arbeit und den Reichthum verſchiedener Generationen. Jedermann bemuͤht ſich mehr zu ſchei - nen, als er iſt, man ſchaͤmt ſich vor dem Namen Buͤrger. —
“Dieſe Thorheit iſt es, die ſowol bey Ihnen, als anderwaͤrts, nach und nach die jungen Leute vom Han - del abzieht, und ihnen vor jeder Arbeit, die ſich darauf bezieht, einen Eckel beybringt. — Hat uns der Himmel Gluͤcksguͤter beſchehrt, und glauben wir, daß wir alle aus einem Thone gemacht ſind, ſo laßt uns mit unſerm Stande zufrieden ſeyn; moͤgen doch diejenigen von unſern Kindern die Vorzuͤge des Adels genießen, die ſich dem Ruhme und der Vertheidigung des Vaterlan - des mit vorzuͤglichem Eifer widmen. Kurz, haben Sie den Namen Buͤrger eben ſo lieb, als wir Hollaͤnder und die Schweizer!” —
“Die haͤufigen Geſellſchaften, die raſende Sucht aufs Spiel, das iſt ihr, und das iſt das Verderben ihrer Soͤhne und Toͤchter. Die Luͤſternheit, ſich an Perſonen vom Stande zu draͤngen, welche nur des vollen Beutels wegen dieſer Eitelkeit ſchmeicheln, verruͤckt ihnen den Kopf, laͤßt ihnen ihr Korn verzehren, ehe es reif wird, und bringt ſie, ſammt ihren blinden Eltern, gerades - weges nach dem Spitale. Von jeder Mode ſind ſie Sclaven, und wahre Affen der Perſonen vom erſtenRange; ſie kuͤnſteln ein vornehmes Anſehen nach und einen uͤbertriebenen Luxus zeigen ſie bey jeder Gelegen - heit. ” —
Man kann nicht umhin zur Ehre der deutſchen Litteratur, und derjenigen insbeſondere, welche an der Magdeburgiſchen Ueberſetzung des Tacitus An - theil haben, Folgendes zu melden:
„ Bey der neulichen Anweſenheit des Koͤnigs in dem Lager bey dieſer Stadt, wurde demſelben gedachte Ue - berſetzung von dem Verleger uͤberreichet. Se. Majeſtaͤt nahmen ſie ſehr gnaͤdig auf; beſchaͤfftigten ſich den gan - zen Abend mit Leſung derſelben, und erkannten ihr nachher uͤber der Tafel den Vorzug vor der Franzoͤ - ſiſchen zu. Am folgenden Tage ließen Sie ſich nach den Ueberſetzern erkundigen, und die Namen derſelben von dem Herrn Commerzienrath — in Ihrer ihm zu die - ſem Ende zugeſchickten Schreibtafel aufzeichnen. Ta - ges darauf ſchickten Se. Majeſtaͤt zu dem Herrn Pre - diger Patzke, welcher den groͤßten Antheil an dieſer ſchoͤnen Ueberſetzung hat, und ließen denſelben nicht nur Ihrer Gnade verſichern, ſondern ſich auch nach deſ - ſelben Eltern und Geburtsorte erkundigen; worauf der Herr Prediger eine ſchriftliche Antwort zu geben, die Ehre hatte.
Da am bevorſtehenden Dienſtage, als am 9ten Julii a. c. Vormittags um 11 Uhr, das bey dem Schaarthor belegene von Hertel bewohnt werdende Haus, um einen Theil deſſelben gleich nach dem Verkauf, der uͤbrige Theil aber nach Martini dieſes Jahres abzubrechen, und einen reinen Platz zu liefern, oͤffentlich an den Meiſtbietenden verkauft werden ſoll: Als wird den Liebhabern ſolches hiemit kund gethan, um ſich zu bemeldter Zeit in ober - waͤhntem Hauſe einzufinden, und auf was Wenigſte die Abbrechung zu bewerkſtelligen ſeyn wird, zu vernehmen.
Da nunmehro die Ziehung der 4ten und letzten Claſſe der 10ten Chur-Coͤllniſchen Lotterie voͤllig geendiget, und die Ziehungs-Bogen ſaͤmmtlich eingetroffen ſind, ſo koͤnnen die reſp. Intereſſenten ſolche beliebigſt bey mir einſehen. Die Auszahlung derer Gewinne, worunter einige von betraͤchtlicher Groͤße hierher getroffen ſind, nimmt, dem Plan gemaͤß, in 14 Tagen ihren Anfang. Zugleich ſind zu der kuͤnftigen 11ten Lotterie, deren Ein - richtung eben dieſelbe, wie die vollbrachte 10te Lotterie iſt, und welche denen Liebhabern die naͤmlichen betraͤcht - lichen Gewinne darbietet, Looſe à 4 Fl. 20 Kr. und der Plan gratis bey mir zu bekommen.
Die bey heut vollzogenen 15ten Ziehung des Hochfuͤrſtl. Augsburgiſchen Lotto zu Dillingen aus dem Gluͤcksrade mit gewoͤhnlichen Feyerlichkeiten gehobene Num̃ern ſind:
| 49. | 82. | 31. | 21. | 29. |
Die 16te Ziehung geſchiehet Donnerſags den 11ten Julii naͤchſtkommend, und alſo von 3 zu 3 Wochen.
Zugleich hat man noͤthig erachtet, ein geehrtes Publi - cum zu benachrichtigen, daß dahieſig Hochfuͤrſtl. Augs -[8]burgiſches Lotto vom 1ſten dieſes laufenden Monats die Brief - Poſtfreyheit auf allen Kayſerl. Reichs-Poſtaͤmtern erhalten, ſomit fuͤr Aufgab und Abnahm der Briefe an und von der General-Adminiſtration nichts zu zahlen habe.
Gegeben im Haupt-Comtoir zu Dillingen, den 20ſten Junii, 1771.Von General-Adminiſtrations wegen.
Es iſt auf dem Adelich von Spigelſchen Guth zu Seggerde, im Fuͤrſtenthum Halberſtadt belegen, in Abweſenheit der Herrſchaft, zwischen dem Maͤrz und May a. c. verſchiedenes betraͤchtliches Silbergeſchirr und andere Effecten durch Einbruch diebiſcher Weiſe entwendet worden. Wann ſich nun der daſige Ge - richtsdiener, Andreas Heinrich Berg mit ſeiner Ehe - frau, und den groͤßten Teil ſeiner Haabſeligkeiten, ohne die mindeſte ihm dazu gegebene Urſache, heim - lich davon gemacht, und bey gegenwaͤrtiger Unterſu - chung ſich viele und wichtige Indicia wider denſelben geaͤußert, daß, wo er nicht an dem begangenen Dieb - ſtahl unmittelbar Theil genommen, doch wenigſtens darum gewußt habe, welche Vermuthung durch ſeine Flucht nur noch mehr beſtaͤtiget wird: Als werden alle und jede Gerichts-Obrigkeiten in ſubſidium juris erſuchet, obgedachten Andreas Heinrich Berg, wenn er ſich uͤber kurz oder lang in ihrer Gerichtsbarkeit betreten laſſen ſollte, arretiren, und denen Adelich von Spigelſchen Gerichten zu Seggerde davon Nach - richt ertheilen zu laſſen, welche denn unter den ge - woͤhnlichen Reverſalien, mit Erſtarkung der Koſten, & ſub oblatione reciproci, zu deſſen Abholung die noͤ - thige Anſtalt machen werden.
Es iſt derſelbe 26 bis 27 Jahr alt, von kleiner, je - doch unterſetzter Statur, und ziemlich breiten Schul - tern, traͤgt ſchwarze eigne Haare, und zuweilen einen mit Band umwundenen, zuweilen aber auch einen geflochtenen Haarzopf. Die Haare an den Seiten hat er ordinair mit Haarnadeln in Locken aufgeſto - chen. Im Geſicht iſt er von blaſſer und ſchwaͤrzlicher Couleur, und kurzen Naſe. Vors taͤglich traͤgt er ein ſchon etwas altes gruͤnes Kleid und Weſte, nebſt gelben Beinkleidern und Stiefeln, zuweilen aber auch einen blauen tuchenen Rock, und paljen Weſte, auch einen alten gruͤnen Sur tout Rock, mit gelben Knoͤpfen und rothen Unterfutter. Vor das beſte hin - gegen traͤgt er ein noch gutes gruͤnes Kleid und Weſte, mit tombachenen durchbrochenen, und mit Stahl aus - geſetzten Knoͤpfen, und dabey gewoͤhnlich Manſchetten. Er iſt ſonſt von freyen aufgeraͤumten Weſen, und ſucht, wo er hinkommt, ſich mit jedermann abzugeben und bekannt zu machen.
Haus Seggerde, den 17ten Junii, 1771.Adelich von Spigelſche Gerichte daſelbſt.
Nachdem Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Hohe Landes-Re - gierung unterm 13ten April gegenwaͤrtigen Jahres gnaͤ - dig zu verordnen geruhet, daß das hieſige auf Galli-Tag einfallende Jahrmarkt zwar auf ſolchen Tag ferner verbleiben; jedoch alsdann, wenn Galli-Tag auf einen Sonntag, Montag oder Dienſtag einfaͤllt, auf den naͤchſten Mittewochen in der Folge jedes Mal gehalten werden ſolle: So wird ſolches hiedurch oͤffentlich bekannt gemacht.
Hitzacker, den 20ſten Junii, 1771.Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. verordnete Beamte.[von]Hugo. [Lartz]
Durch den Auctionarium Joh. Diederich Klefekey, ſollen folgende Auctionen gehalten werden:
Montags, den 8ten Julii, in der großen Johannis - ſtraße, eine auserleſene Sammlung ſauber conditionirter theologischer, juriſtiſcher, mediciniſcher, chirurgiſcher, hiſtoriſcher, philologiſcher, philoſophiſcher, zu denen ſchoͤnen, auch andern Wiſſenſchaften gehoͤriger Deutſcher, Latei - niſcher, Engliſcher und Franzoͤſiſcher Werke und Buͤcher, wovon der Catalogus bey dem Auctionario und bey Tramburgen Wittwe im Brodtſchrang fuͤr 1 ßl. zu ha - ben iſt.
Montags, den 15ten Julii, in einem wohlbekannten Hauſe gegen der großen Michaeliskirche uͤber, ſauber ge - bundene durchgaͤngig wohlconditionirte auserleſene theo - logiſche, inſonderheit hiſtoriſche zu den ſchoͤnen, auch andern Wiſſenschaften gehoͤrige Deutſche, Portugieſiſche, Franzoͤſiſche, Hollaͤndiſche, und in andern Sprachen ver - faſſete Werke und Buͤcher, wovon das Verzeichnis bey demſelben, wie auch bey E. Hochedl. Raths Buchdrucker, Piſcator, fuͤr 1 ßl. den Armen zum Beſten ausgegeben wird.
Montags, den 29ſten Julii, auf der großen Bleichen im zweyten Hauſe vom Heuberge, wohlconditionirte theologiſche, juriſtiſche, hiſtoriſche, und zu anderen Wiſ - ſenſchaften gehoͤrige Werke und Buͤcher, worunter die beſten Claßiſchen Autores, auserleſenen Hamburgenſia. Impreſſa und Manuſcripten. Das Verzeichniß iſt bey dem Auctionario und bey E. Hochedl. Raths Buchdrucker, Piſcator, für 6 Pf. den Armen zum Beſten, zu haben.
Wie von vielen einſichtsvollen Herren Medicis bisher das Getraͤnke von den auf Art des Caffee praͤparirten Cacao-Bohnen, als uͤberaus dienlich und geſund, ſolchen Perſonen angeprieſen worden, welche von dem Caffee zu viel Aufwallung des Blutes, und von dem Thee eine Erſchlaffung der Gefaͤße erfahren; ſo hat auch die Er - fahrung einen jeden, der ſich bisher daran gewoͤhnt, zur Genuͤge davon uͤberzeugt. Insbeſondere iſt bekannt, daß, wenn man das Selzer - oder Pyrmonter-Waſſer Cur - maͤßig getrunken, dieſes Getraͤnke von Cacao von vor - zuͤglichem Nutzen von andern Getraͤnken, inſonderheit dem Caffee und Thee ſey. Da indeſſen die Zubereitung derſelben viel Umſtaͤnde und Weitlaͤuftigkeit mit ſich fuͤhret, ſo macht Johann Hieronymus Berendthuſen hiedurch dienſtlich bekannt, daß er den reinen Cacao, ohne Zuſatz von Zucker, Vanilla und Gewuͤrz, zu dieſem der Geſundheit ſo vortheilhaften Gebrauch in Form der gewoͤhnlichen Chocolade auf eine ſolche Art zube - reitet, daß der Geſchmack faſt ſo angenehm wird, als wenn die Cacao ſonſt mit dem gewoͤhnlichen Zuſatz praͤ - pariret iſt, auch kein unangenehmer Bodenſatz dabey zuruͤck bleibt, nur daß bey Kochung deſſelben eine etwas laͤngere Zeit, wie bey dem Caffee, erfordert wird. Die Liebhaber koͤnnen ſich mit dieſer Sorte zu demjenigen Preiſe, wofuͤr gewoͤhnlich die bloß gebrannten oder ge - mahlenen Bohnen verkauft werden, wie auch mit andern Arten der beſten und von ihm ſelbſt zubereiteten Cho - colade, in deſſen Wohnung auf dem Venusberge in der Neuſtadt, wo ſein Name auf einem blauen Schilde zu finden, bey ganzen und halben Pfunden, wie auch zum Verſenden in kleinen beſonders dazu verfertigten Kaͤſt - chens von 6, 12 und mehrern Pfunden, deren Holz kei - nen Geruch von ſich giebt, verſehen. Eben bey dem - ſelben iſt das aͤchte praͤparirte Vanilla-Pulver in Glaͤ - ſern bey halben und ganzen Lothen zu haben.
Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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