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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei -
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tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Mittewochen, den 10 Julii.)
Num. 110.

Der Koͤnig hat das Gouvernement von der Havana, welches durch die Ernennung des Herrn Bucarelli zum Vicekoͤnig von Mexico erledigt war, dem Marquis de la Torre ertheilet.

Nach Briefen aus der Barbarey hat der Kayſer von Marocco an 17 Juden, die gegen ſeinen Befehl den Soldaten Wein und Branntewein verkauft haben, eine ſonderbare Strafe ausuͤben laſſen. Er hat verſchiedene große Hunde toͤdten, die Juden mit der Haut derſelben bekleiden, und ſie ſo durch verſchiedene Staͤdte ſeines Reichs fuͤhren laſſen.

Mit Briefen aus Acre, die Capitain Fournier, wel - cher den 7ten May von da abgereiſet iſt, mitgebracht, hat man die Nachricht erhalten, daß am 22ſten April an der Kuͤſte von Syrien ein gewaltiger Sturm gewuͤ - thet, und 32 Stunden gedauert habe. In dem Haven von Jaffa iſt dadurch das Fahrzeug des Capitains Allegre untergegangen; auch haben die Seidenwuͤrmer in den Ebenen von Tripoli und Baruth großen Schaden ge - litten. Dieſe Briefe ſagen noch, die Berg-Araber haͤtten, auf Anſtiften des Pacha von Damas, unvermu - thet die Truppen aus Egypten und Acre angegriffen, einen Theil davon niedergemacht, und die uͤbrigen in die Flucht geſchlagen, ſo daß die Truppen, welche die Pachas nach Medgerid fuͤhren ſollten, um die Ruͤckkunft der Caravane von Mecca zu decken, nun nicht noͤthig ſeyn werden.

Das Finanzenbureau, welches das neue Parlement nicht erkennen wollte, iſt aufgehoben worden. Die Do - mainenkammer von Paris wird die Geſchaͤfte deſſelben verwalten.

Das Parlement iſt noch immer beſchaͤfftigt, Edicte zu regiſtriren. Den 21ſten vorigen Monats regiſtrirtees eins, wodurch 110 Peruckenmacher-Aemter in dieſer Stadt angeſtellt werden, die zuſammen jaͤhrlich eine Summe von 24000 Livres an den Caßirer der Zeichen - ſchule liefern muͤſſen. Durch ein anderes Edict werden 40 Bedienungen von Banquiers zu Lyon aufgehoben, und 40 andere angeſtellt. Fuͤr jede ſoll 30000 Livres bezahlt werden. Dies betraͤgt ein Capital von einer Million und 200000 Livres, wovon 384000 Livres den alten Banquiers werden zuruͤckgegeben werden. Das uͤbrige bekommt der Koͤnig.

Se. Majeſtaͤt haben dem Paͤpſtl. Nuncius eine reiche Franzoͤſiſche Abtey geſchenkt. Das Geruͤcht, als wenn die Jeſuiten Hoffnung haͤtten, wieder ins Koͤnigreich zu - gelaſſen zu werden, wird taͤglich ſtaͤrker. Man will, daß dieſe Vaͤter keine Zuruͤckgabe ihrer Guͤter verlan - gen; ja, ihr General ſoll eine anſehnliche Summe fuͤr ihre Wiederaufnahme geboten haben. Auch die Juden, ſagt man, wollen 50 Millionen geben, wenn ihnen ge - wiſſe Freyheiten und ein Ort zur Synagoge zugeſtan - den wuͤrden.

Der Graf de la Marche iſt mit dem Prinzen von Conty, ſeinem Vater, wieder ausgeſoͤhnt. Man bemuͤhet ſich, die Wiederherſtellung des guten Vernehmens zwiſchen dem Hofe und den Prinzen vom Gebluͤte auf alle Art zu befoͤrdern.

Es wird in Holland, und zwar auf dem Comtoir der Herren Horneca und Hogner zu Amſterdam, eine Ne - gociation von 2 Million Gulden Leibrenten zu 8 und 7 pro Cent fuͤr den Hof eroͤffnet werden. Die Intereſ - ſenten werden von 6 zu 6 Monaten die Bezahlung der Zinſen von obbemeldtem Comtoir erhalten.

Ob auch auf alle Hageſtolze, die ſich verheirathen koͤnn - ten, wenn ſie wollten, eine Taxe werde geleget werden, wie man verſichern will, das wird die Zeit lehren.

Die Anzahl unſerer Lootſen iſt anſehnlich vermehret worden. Sie ſollen nun in 2 Brigaden vertheilt wer -[2]den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich beſtaͤndig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer Huͤlfe noͤthig haben, beyzuſtehen. Die andere Brigade ſoll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge - braucht werden.

Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun - gen bey Laxenburg geweſen, und Freytags iſt der Hof wieder nach Schoͤnbrunn zuruͤckgekommen.

Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von Preiß, der in Siebenbuͤrgen commandiret, iſt zum wirk - lichen Kayſerl. Koͤnigl. geheimen Rath ernannt worden.

Die Donau faͤllt merklich, und die Wege werden et - was beſſer.

Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, welcher unter ſeinem Commando 2000 Mann Cavallerie und 500 Mann Infanterie Pohlniſche Truppen, desgleichen auch 600 Mann Ruſſen bey ſich fuͤhret, hat bereits ſeine Opera - tionen gegen die Confoͤderirten angefangen. Pulawsky hatte ſich wiederum nach dem Crakauiſchen herunter gezogen, und mit dem Zaremba eine Stellung genom - men, daß ſie ſich einander unterſtuͤtzen koͤnnten; der Graf Branicki aber hat ſie doch getrennet, indem er den Zaremba bey Kaliſch angegriffen, und gaͤnzlich zer - ſtreuet hat, daß er kaum mit 50 Mann entfliehen koͤn - nen. So bald die Verſtaͤrkung von Krontruppen zu dem Grafen Branicki wird geſtoßen ſeyn, welcher unter - deſſen bey Kaliſch ſtehen bleibet, wird dieſer alsdann auch ſuchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die Confoͤderirten ſind wegen Czenſtochau ſehr in Sorgen. Die Ruſſen ſind neulich nur eine halbe Meile davon ge - weſen.

In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht gaͤnzlich demuͤthigen laſſen. Viele Geiſtliche, beſon - ders einige Jeſuiten, ſollen ſolche noch mehr aufzu - hetzen ſuchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen; man glaubet aber doch noch, daß geſchwinde Mittel alles wieder unterdruͤcken werden. In Willna haben die Ruſſen viele Gefangene eingebracht, worunter ſich auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei - chen haben ſie auch die in Kowno geweſenen Confoͤde - rirten aufgehoben.

Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen ſtehenden Confoͤderirten iſt es zu ſolchen Haͤndeln ge - kommen, daß ſie gegen einander die Saͤbel gezogen; nachdem aber die Ruſſen herbeygeeilet, haben ſie ſich in der Geſchwindigkeit wieder vereiniget, und ſind davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymſchen Einhalt zu thun, ſind von Prag 200 Rußiſche Dragoner und 100 Mann Infanterie, nebſt 2 Kanonen, abgegan - gen, die Confoͤderirten aufzuſuchen.

Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres - czow iſt, hat den Grafen Czerny als Geſandten nach Conſtantinopel geſchickt. Anjetzo erſt hat ſich der Graf Weſſel, Krongroßſchatzmeiſter, durch eine feyerliche Declaration fuͤr die General-Confoͤderation erklaͤret. Bey ſelbiger ſoll auch ein Geſandter von einem gewiſ - ſen Hofe angekommen ſeyn, welcher viel Geld mitge - bracht hat.

In Warſchau ſind die Großen ſehr mißvergnuͤgt aus einander gegangen. Der Primas gehet nach Danzig, und der Biſchof von Willna nach Litthauen. Der Koͤ - nig hat am 20ſten dieſes die Litthauiſche Garde zu Fußbey Ujasdow mit vieler Zufriedenheit manoeuvriren laſſen. Wegen des bey Tynieck gebliebenen Fuͤrſten Kajetan Sapieha haben die daſigen Franciſcaner die Gebote angefangen. Man giebt vor, daß er ſein Leben durch einen gefaͤhrlichen Sturz mit dem Pferde ver - lohren. Er iſt nur 24 Jahr alt geworden.

Weil man wegen der herumſtreuenden Partheyen keine ſichere Nachrichten von der großen Rußiſchen Armee gehabt hat, ſo bedienen ſich ſolches die Mißvergnuͤgten, um vielerley Unwahrheiten auszubreiten, worunter im - mer dieſe die erſte und letzte iſt, daß der Großvezier mit ſeiner Armee uͤber die Donau gekommen waͤre, und den Graf Romanzow angegriffen haͤtte. Am 26ſten ſind 200 Ruſſen von Warſchau abmarſchirt, um die Wege nach Podolien zu reinigen.

Sonſt will man noch die Nachricht haben, daß ſich die ganze Krimm dem Rußiſchen Scepter unterworfen, davon man die Beſtaͤtigung taͤglich erwartet.

Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fuͤrſt Rep - nin die letzte Tuͤrkiſche Veſtung auf dieſer Seite der Do - nau, Namens Turna, worinn ſich 6000 Tuͤrken befinden ſollen, belagere, und daß der Graf von Romanzow ſein Hauptquartier von Jaſſy nach Falczo, an den Unfern des Pruths, unweit der Donau, verlegt habe.

Auszug eines Schreibens der Frau Landgraͤfinn von Heſſen-Darmſtadt, gebohrnen Prinzeßinn von Pfalz-Zweybruͤck, an die Frau von Roͤden zu Wittenburg

Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht, welches der Zufall einen Officier gelehrt, der nach einem heftigen Schnupfen Blut geſpien, und nachmals beſtaͤn - dige Bruſtbeſchwerungen empfunden. Die Kunſt der Aerzte hatte ſich an ihm vergebens erſchoͤpft, und er brauchte ſchon nichts mehr. Er hatte ein Faß Wein auf Bouteillen abziehen laſſen, und wollte dieſe ſelbſt zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz, eben ſo viel gelbes Wachs, und ließ es zuſammen in einem irdenen Gefaͤße uͤber einem Kohlbecken ſchmel - zen. Als er ſeine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte er eine Erleichterung in der Bruſt zu empfinden, und mit wenigerer Muͤhe auszuwerfen. Er kam auf die Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm dieſe Beſſerung verurſacht, ließ alſo jene beyden Ingredienzen noch auf dem Kohlenbecken, machte Thuͤren und Fenſter zu, und gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte dieſe Cur 4 oder 5 Tage, und ward voͤllig geſund. Der erſte Regiments-Feldſcheer, dem er ſeine Beobachtung mit - theilte, wollte Anfangs an dieſes Mittel nicht glauben, verſuchte es aber doch an einem Soldaten im Hoſpitale, der an einer Eiterung der Lunge dem Tode ſehr nahe war. Er nahm den Kranken zu ſich ins Haus, um alle moͤgliche Aufmerkſamkeit auf ihn zu wenden. Der Kranke, mit deſſen Uebel es ſchon zu weit gekommen war, konnte anfangs den Dampf nicht laͤnger, als einige Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es beſſer, und nach 6 Wochen war er geſund.

Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das koͤnnen Sie ſo gewiß glauben, daß ich Ihnen ſogar Vollmacht gebe, ſie an den Herrn Zimmermann ſelbſt zu erzaͤhlen. Ich habe eben ſeinen Freund Tiſſot con - ſulirt.

Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen Verwuͤſtung Nachricht gegeben, welche die Elbe im Mo -[3]nat Maͤrz durch viele Deichbruͤche, und davon entſtande - nen großen Ueberſchwemmungen vieler Laͤndereyen, auch Staͤdte, Flecken und Doͤrfer angerichtet, und damit aller Rogken - und Weizenſaat an dem Elbſtrom verdor - ben hat. Dieſes hohe Waſſer ſtand bis Ausgang des Maymonats. Im Junio wurde der Erdboden wieder etwas trocken. Der Landmann fieng gleich emſig an, zu pfluͤgen und zu ſaͤen, kaufte bey dieſen hohen Preiſen ſich alles Saatkorn, und beſtellete ſeinen Acker. Kaum war dieſes geſchehen, und das Getraide ſammtlich froͤh - lich aufgegangen, ſo gefiel es Gott, das Land abermals mit Ueberſchwemmungen heimzuſuchen, und alle Freude in Leid zu verkehren. Ich bin mit meinen Schiffen die Elbe in ſolcher Zeit heruntergekommen, und kann den traurigen Anblick, welchen jetzo die ſonſt geſegneten Maſchgilden an der Elbe machen, nicht empfindſam genug beſchreiben. Die ganze Altemark, und ſo wei - ter herunter, die Hannoͤverſchen Aemter Dannenberg, Luͤchow, Hitzacker, Neuhaus, Bleckede, Lauenburg, Buͤt - lingen und Winſen an der Luͤhe, auch die hieſigen Meck - lenburgiſchen, ſammtlich an der Elbe gelegenen Aemter, ſind uͤberſchwemmet, und gehet das Waſſer den mehre - ſten Leuten durch die Haͤuſer. Steiget man auf einem Berg, und uͤberſchauet die unter Waſſer ſtehenden Ge - genden, ſo iſt, ſo weit das Auge reichet, die Ausſicht uͤberall betruͤbt. Hier fahret ein Nachbar zum andern mit dem Schiffe. Dort raget ein Huͤgel hervor, auf welchem mehr Pferde und Kuͤhe ſtehen, als ſolcher Raum zum zwanzigſten Theil ernaͤhren kann; das arme Vieh iſt ausgemergelt, und bloͤcket vor Hunger. Ein Theil vermeynt es beſſer zu finden, und ſchwimmet vor Hunger nach dem Stalle. Die Hausmutter treibet mit bethraͤnten Augen die Kuh wieder vom Hauſe, und weiß im Hauſe wegen Mangel an Milch, Butter und Gartengewaͤchſe ſich ſelbſt kaum zu helfen, und ſich, ihren Kindern und Geſinde etwas auf den Tiſch zu bringen. Kein Oel iſt im Kruge, kein Geld in der Caſſe, und an allen Orten findet ſich das Leere. Sollte das Waſſer in etlichen Wochen noch nicht zum Fallen kommen, ſpricht der Wirth, woher be - komme ich Futter fuͤr mein Vieh, da nichts zu erndten iſt, und wofuͤr ſoll ich Brodt und Saatkorn wieder an - ſchaffen, da alles aufgezehret iſt? Die Huͤhner gehen auf den Strohdaͤchern umher und ſuchen ſich Nahrung, weil der Erdboden uͤberſchwemmt iſt. Die Schweine ſchwimmen in den Haͤuſern, und draͤngen ſich mit in die Stuben und Kammern. Dabey ſtirbt taͤglich eine Menge Vieh vor Hunger.

Wegen des vielen Obenwaſſers in der Elbe hat man ſchon ſeit einigen Tagen einen Deichbruch in unſern Gegenden beſorget. In der Nacht vom 8ten auf den 9ten iſt er, dem Vernehmen nach, beym Krauel, am Gammer-Ort, und im Rethbrock erfolget, wodurch die umliegenden Gegenden unter Waſſer geſetzt ſind. Man ſiehet aber den noch fehlenden naͤhern und zuver - laͤßigern Nachrichten ſtuͤndlich mit Furcht entgegen.

Sichern Briefen aus Livorno vom 22ſten vorigen Monats zufolge, iſt der Graf von Orlow, nebſt dem Contre-Admiral Greigg, den 20ſten, des Morgens um 10 Uhr, mit 2 Schiffen von der Linie, 2 Fregatten, 1 Bombardier-Galliote und 2 Tranſportſchiffen, von ge - dachter Stadt nach der Levante unter Segel gegangen. (Die Engliſchen Briefe vom 2ten dieſes fehlen.)

Von gelehrten Sachen.

Stuttgard.

Bey dem Hof - und Canzeley-Buch - drucker Chriſtoph Friedrich Cotta wird jetzt eine Wochen - ſchrift zum Beſten der Erziehung der Jugend aus - gegeben, von welcher bereits der erſte Abſchnitt, der aus 13 Stuͤcken beſtehet, erſchienen iſt, welcher mit vie - lem Beyfall aufgenommen worden. Die Verfaſſer ha - ben es vorzuͤglich mit Eltern, Lehrern und Kinder - freunden zu thun, und der im 1ſten Stuͤck mitgetheilte Plan, worinn die Verfaſſer meiſtens der Erziehungskunſt des Herrn Doctor Millers gefolget ſind, iſt ſo gut an - geleget, daß eine gute Ausfuͤhrung deſſelben, an welcher die gegenwaͤrtigen 13 Stuͤcke uns nicht zweifeln laſſen, ſehr vieles zur Verbeſſerung der Erziehung der Jugend beytragen wird, wenn Eltern, Lehrer und Kinderfreunde dieſe Schrift fleißig leſen, und die in ſelbiger vorge - ſchlagenen Mittel zur Ausuͤbung bringen werden. Der Einwurf, welchen man den Verfaſſern wegen der Unnoͤ - thigkeit dieſer Wochenſchrift, da ſo viele Buͤcher, die von der Erziehung der Jugend handeln, vorhanden ſind, haͤtte machen koͤnnen, iſt ſchon im 1ſten Stuͤcke von ihnen auf eine befriedigende Art beantwortet worden. Sie wollen die bereits vorhandenen Schul - und Erzie - hungs-Schriften durch ihre Sammlungen nicht ent - behrlich machen, ſondern durch Anfuͤhrung der Quellen, woraus ſie ſchoͤpfen, manchen Leſer zu reizen ſuchen, ſich dieſen und jenen geprieſenen Schriftſteller ſelbſt an - zuſchaffen. Ihre Abſicht gehet nur dahin, die vortreff - lichſten Unterweiſungen uͤber die Erziehung bey Gelehr - ten und Ungelehrten bekannter und gemeinnuͤtziger zu machen, indem ſie die Menge derſelben unter einen Hauptplan bringen, und das Vorzuͤglichſte, das uͤber eine Erziehungsmaterie geſchrieben worden, in einer ununterbrochenen Reihe dem Leſer vorlegen, damit er in dieſer Wochenſchrift alles Vorzuͤgliche, was bisher uͤber dieſe Materie geſchrieben worden, beyſammen hat. Doch ſoll ihre Arbeit nicht in bloßem Sammeln beſtehen. Sie werden auch den Vorſchlaͤgen anderer ihre Beur - theilung beyfuͤgen, und dabey ihre Ruͤckſicht vorzuͤg - lich auf die verſchiedenen Staatsverfaſſungen, Him - melsgegenden, Gewohnheiten, Vorurtheile ꝛc. wie auch auf ihre eigene Erfahrung nehmen, und die Bemer - kung daraus herleiten, welche Meynung ihrer Autoren hier und da am brauchbarſten ſeyn moͤchte.

In dem erſten Abſchnitte dieſer Wochenſchrift haben die Verfaſſer folgende Sachen abgehandelt: 1) Von der Wichtigkeit der Erziehung der Jugend aus dem wahren Werth der Kinder, a) Kinder ſind Geſchoͤpfe Gottes; b) Kinder ſind Menſchen, und zwar recht an - nehmliche liebenswuͤrdige Menſchen, (aus den Grund - ſaͤtzen einer weiſen und chriſtlichen Erziehungskunſt des Herrn D. Millers;) c) Kinder ſind Chriſten, und in Gottes und Jeſu Augen beſonders werth geachtet; d) Kinder ſind Buͤrger der Welt und Glieder des Staats; ſie ſind zu großen Abſichten beſtimmt, und haben die Anlage dazu ſchon in ſich ſelbſt. 2) Von der Nothwen - digkeit der Erziehung der Jugend: a) Kinder ſind von Natur in einem elenden Zuſtande, und bleiben lange Zeit hoͤchſt beduͤrftig, darum iſt ihre Erziehung noth - wendig; b) der Zuſtand eines Menſchen, wenn er im natuͤrlichen Zuſtand und ohne Erziehung bleibt, iſt hoͤchſt klaͤglich; (aus dem 8ten Theil der Mosheimiſchen Sit - tenlehre,) c) Menſchen, ohne oder von ſchlechter Er - ziehung ſind der menſchlichen Geſellſchaft in allen Staͤn -[4]den ſchaͤdlich; 3) Beſondere Beweggruͤnde fuͤr Eltern zur Erziehung ihrer Kinder; a) Kinder ſind mit nie - mand naͤher verbunden, als mit ihren Eltern; b) Na - tur und Religion fordern Eltern zur Erziehung ihrer Kinder auf; c) die Erziehung der Jugend iſt das ehr - wuͤrdigſte, edelſte und ſeligſte Geſchoͤpfe; d) die Erzie - hungspflicht giebt ihnen Gelegenheit, insbeſondere auf eine recht ausnehmende Weiſe wohlthaͤtig zu handeln, wohlthaͤtig gegen ihre Kinder unmittelbar, wohlthaͤtig gegen ihre Zeitgenoſſen, und ſelbſt gegen die Nachwelt; e) man erndtet von dem Fleiß der Kinderzucht unver - gaͤngliche Fruͤchte, und die Vernachlaͤſſigung derſelben beſtrafet auch ſelbſt. 4) Von den Erziehungspflichten uͤberhaupt, und den Ausfluͤchten gegen dieſelbe insbe - ſondere, in einem Geſpraͤche. 5) Von der hoͤchſt wich - tigen Vorſorge der Regenten und Obrigkeiten fuͤr die Erziehung der Jugend.

Man ſieht aus dieſem Inhalte, daß die Verfaſſer noch beym Allgemeinen ſtehen. Indeſſen iſt einem jeden Stuͤcke Etwas fuͤr Kinder beygefuͤget. Es ſind Lieder von Weiße, Loͤwe, Gellert ꝛc. auch ſchickliche Fabeln und Erzaͤhlungen, die immer ſehr wohl gewaͤhlt ſind. Da in Schriften dieſer Art beſonders auf die Deutlich - keit der Schreibart zu ſehen, ſo werden ſich die Ver - faſſer vor einigen Schwaͤbiſchen Provinzial-Ausdruͤcken zu huͤten haben, die nicht allenthalben verſtaͤndlich ſind. Uebrigens kann dieſes Wochenblatt allen Eltern, Lehrern und Kinderfreunden mit Grunde angeprieſen werden. (Es iſt dieſer angezeigte erſte Abſchnitt allhier in Hamburg bey H. C. Grund fuͤr 1 Mk. 8 ßl. in Commißion zu haben.)

Nachricht.

Den Liebhabern der Muſik machet der Buchhaͤndler Ringmacher in Berlin bekannt, daß das dritte Ver - zeichniß von ſeinen geſtochenen und geſchriebenen neuen in - und auslaͤndiſchen Muſikalien, wovon die Themata angezeigt ſind, nunmehro fertig und fuͤr 4 Ggr. zu haben iſt; ein ganz completer thematiſcher Catalogus koſtet 18 Ggr. Desgleichen iſt der Catalogus von deſſen neue - ſten Buͤchern fertig, und gratis zu bekommen. Sowol bey Muſikalien als Buͤchern wird erwaͤhnter Buchhaͤnd - ler die billigſten Preiſe machen, und an prompter Ueber - ſendung niemalen fehlen laſſen; die Gelder und Briefe aber muͤſſen franco eingeſandt werden.

Denenjenigen, ſo in der Anno 1771. gezogenen Leibrenten-Lotterie intereßiret, wird hiemit kund ge - than, daß Verordnete dieſer Stadt-Kaͤmmerey zu Auszahlung ſothaner Renten den 30ſten Julii a. c. auf dem Rathhauſe oben der Schreiberey, Vormit - tags zu gewoͤhnlicher Zeit, ſich einfinden, nachhero aber dieſes Jahr, ratione dieſer Renten, nichts weiter bezahlen werden.

In der Koͤnigl. Daͤniſchen General-Lotto Ein - nahme in Hamburg auf Kayſers Hof werden zu der fuͤnften Altonaer Ziehung, welche Donnerſtags den 11ten Julii vor ſich gehet, noch Billets ausgegeben.

Nachricht.

Da die Bogen von der dritten und vier - ten Ziehung der Ludwigsburger monatlichen Geld-Lot - terie eingetroffen, ſo koͤnnen die reſp. Herren Intereſſen - ten ſolche ſowol in meinem Haup-Comtoir, als bey den uͤbrigen Herren Collecteurs zur Durchſicht bekom - men.

D. L. Faßmann, General-Collecteur.

Alle und jede, welche an dem geringen Nachlaß des neulich auf dem adelichen Gute Guldenſtein unverehe - licht geſtorbenen Verwalters, Meiners, aus Sie - vershagen in Holſtein gebuͤrtig, ein Erbrecht oder eine Forderung, ſolche ruͤhren her aus welchem Grunde ſie immer wollen, zu haben vermeynen, werden hiedurch Namens Sr. Excellenz, des Koͤnigl. Daͤnnemarkiſchen geheimen Raths, Herrn Wulf Hinrich von Thienen des Dannebrog-Ordens Rittern, auf Guldenſtein ꝛc. Erbherrn, ein fuͤr allemal, und alſo peremtorie citiret, daß ſie, naͤmlich die Einheimiſchen innerhalb ſechs, die Auswaͤrtigen aber, nebſt Beſtellung eines Procuratoris ad AƐta, binnen zwoͤlf Wochen, von der Publication dieſes Proclamatis an gerechnet, bey Strafe der Praͤclu - ſion und eines ewigen Stillſchweigens, ſich mit ſothanen ihren Anſpruͤchen und Forderungen bey mir, dem Land - und Hofgerichts Advocaten, Carl Friedrich Schmidt, in Kiel, als p. t. Juſtitiario des adelichen Gutes Guͤlden - ſtein, angeben, ihre in Haͤnden habende Documente und ſonſtige Briefſchaften in origine produciren, und davon beglaubte Abſchriften ad Protocollum zuruͤcklaſſen. Wornach ſich Beykommende zu achten, und fuͤr Schaden zu huͤten haben.

C. F. Schmidt.

Auf gebuͤhrendes Anſuchen der Geſchwiſtere und Ge - bruͤdere, die Glaube, iſt deren ſeit 14 Jahren abweſen - der Bruder Guſtav Friedrich Glaube da ſein Aufent - halt nicht ausfuͤndig zu machen geweſen, nach der Ver - ordnung vom 22ſten October 1763. edictaliter, und in dem peremtorie vor Einem Koͤnigl. Preußiſchen Kam - mergerichte in Berlin angeſetzten Termino den 7ten Auguſt 1771. Morgens um 8 Uhr, zu erſcheinen, unter der Verwarnung vorgeladen werden, daß außenbleiben - den Falls er fuͤr todt geachtet, und ſein ſaͤmmtliches Vermoͤgen ſeinen Geſchwistern eigenthuͤmlich uͤberlaſſen werden ſolle.

Horneburg, im Herzogthum Bremen.

Nachdem der hieſig Buͤrger, Bier - und Eßigbrauer, auch Brann - teweinbrenner, Hinrich Pratje, am 10ten des Mo - nats Junii ad concurſum provociret, deſſen geſammte Creditores auch durch die vorhin erkannte EdiƐtales auf den 17ten May citiret worden, und ihre Forderungen liquidiret: So iſt auf ferneres Anrufen der Glaͤubiger terminus ad audiendam ſententiam am prioritatis & praeclu - ſivam auf den 19ten Julii dieſes Jahres anberahmet.

Da der Wachsbleicher Johann David Jenſchowsky in Berlin ſeine Wachſ-Fabrique dermaßen in Stand geſetzet hat, daß er nicht allein einen anſehnlichen Vor - rath weißes ſchoͤnes reines Wachs dieſen Sommer be - reits gebleichet, ſondern es ihm auch durch ſeine vier - jaͤhrige Praxin ſo gerathen, daß ſolches an Weiße keinem nichts nachgiebt: ja, mit dem beſten in Deutſchland gleichkommt: Als machet derſelbe einem geehrten Publico und ſeinen reſp. Kunden dieſes hierdurch bekannt, daß ſie anjetzt von ihm ſowol in Quantitaͤt, als en Detaille, alle Sorten Wachslichter und Scheibenwachs um die billigſten Preiſe, und zwar das Pfund à 13 Ggr. bekom - men. Die Schoͤnheit und Guͤte des Wachſes wird ſich von ſelbſt anpreiſen. Auswaͤrtige Freunde koͤnnen ſich prompter Ueberſendung verſichert halten, dagegen bittet man ſich aus, die Briefe und Gelder franco zu ſchicken.

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TextNum. 110, 10. Julii 1771
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 110, 10. Julii 1771 . Hamburg1771. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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