Den 20ſten dieſes hatte der Koͤnigl. Spaniſche gevoll - maͤchtige Miniſter, Vicomte de la Herreria, die Ehre, bey Ihro Majeſtaͤt, der Kayſerinn, zu einer Privat - Audienz zu gelangen, in welcher derſelbe Ihro Kayſerl. Majeſtaͤt von Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige in Spanien, ein Notificationsſchreiben von dem Abſterben Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Spaniſchen Infanten Franciſcus Xaverius, uͤberreichte. Des folgenden Tages wurde bey Hofe die Kammertrauer auf eine Woche fuͤr denſelben angeleget.
Aus der erſten Armee ſind dieſer Tagen folgende Nach - richten eingegangen: Da der General-Major Potem - kin zur Erleichterung der nach Turno beſtimmten Trup - pen die Aufmerkſamkeit der Tuͤrken von dieſem Orte abzuziehen wuͤnſchte, nahm er mit dem ihm untergebe - nen Corps ſeine Stellung an der Donau, gegen uͤber dem Staͤdtchen Orcow. Hieraus ſchloſſen die Tuͤrken, als waͤre er willens, an dieſem Orte die Donau zu paßi - ren, und zogen ſich daher aus Loman und Zimbra dort - hin zuſammen, um ihn an dieſem vermeyntlichen Vor - haben zu verhindern. So bald der General-Major Potemkin ſolches bemerkte, ließ er ſo viele Pramen und Fiſcher-Kaͤhne zuſammenbringen, als nur immer moͤglich war, und gieng mit 600 Grenadieren und 200 Jaͤgern nach Zimbra, woſelbſt er in drey Maͤrſchen den 16ten May bey Anbruch des Tages anlangte. Da er ſich am Ufer nirgends verdeckt halten konnte, ſo fieng der Feind ſogleich an aus der Stadt zu fluͤchten, und ein ſehr heftiger Sturm verurſachte, daß die Unſrigen nicht eher, als Nachmittags um 5 Uhr, uͤber die Donau uͤberſetzen konnten. Nachdem ſich der Wind gelegt hatte, gieng der General-Major mit 360 Grenadieren und Jaͤgern, nebſt 100 Arnauten zu Fuß, uͤber den Strom, und ſtieg 4 Werfte unterhalb der Stadt an Land. An dem dies - ſeitigen Ufer, wohin er wieder zuruͤckkehren mußte, ließ er den Oberſtlieutenant Begitſchew mit 200 Mann und 4 Feldſtuͤcken. Der Feind war von einem ſo großenSchrecken uͤberfallen, daß er noch vor Ankunft der Unſri - gen die Stadt verlaſſen hatte. Laͤngs dem Wege von dem Landungs-Ort nach der Stadt zu, und auch jenſeit derſelben fand man nirgends Tuͤrken, außer etwa 300 Mann, die in den Gaͤrten verſteckt lagen. Dieſe wur - den ſogleich von unſern Jaͤgern dergeſtalt herausgetrie - ben, daß 82 Mann auf dem Platz blieben; unſer Verluſt beſtand an Todten in 1 Arnauten; und an Verwun - deten in 6 Jaͤgern und 13 Arnauten.
Waͤhrender Zeit daß unſere Truppen uͤber den Strom ſetzten, hieb der Feind 4 großen Balakaſen, die im Haven ſtanden, die Boden ein, damit ſie den Unſrigen nicht in die Haͤnde fallen moͤchten. Auf dem einen davon waren 5, und auf einem jeden von den uͤbrigen 4 eiſerne Kano - nen. Sowol dieſe Fahrzeuge, als auch 3 ſehr große mit Mehl, und noch ein viertes mit Zwieback angefuͤll - tes Magazin wurden verbrannt, nachdem unſere Trup - pen aus dem letzten ſo viel Vorrath herausgenommen hatten, als ſie mit ſich wegzufuͤhren im Stande waren. Um 1 Uhr fruͤh gieng der General-Major Potemkin nach dem dießeitigen Ufer zuruͤck, und ließ den Major Beck auf jener Seite nach, um alle in der Stadt befindliche chriſt - liche Einwohner mit heruͤberzubringen. (Der Beſchluß folgt.)
Als die Rußiſche Flotte den 20ſten dieſes ſchon im Aus - laufen aus dem Haven von Livorno begriffen war, kam ein Florentiniſches Geſchwindeſchiff mit Damen und Herren, welche Verlangen getragen hatten, die Abfahrt mit an - zuſehen. Kaum hatte ſolches der Herr Graf von Orlow erfahren, ſo ließ er noch einmal den Anker werfen, und gab den Truppen Befehl, alle ihre Manoeuvres zu Ehren dieſer vornehmen Zuſchauer zu machen, worauf die Flotte in vollem Segeln nach der Levante abgieng.
Am 2ten dieſes erfuhr der allhier commandirende Rußiſch-Kayſerl. Oberſte, Herr von Udam, daß die An -[2]fuͤhrer der Confoͤderirten, Murawsky und Wiſlawski, mit ihrem Commando von 300 Pferden in dem Staͤdt - chen Kleinbreslau ſtuͤnden; er detaſchirte alſo ſogleich den Capitain Karotoff mit 80 Mann Infanterie und 36 Mann Cavallerie dahin, um ſolche zu verjagen. Kaum bekamen jene davon Nachricht, ſo nahmen ſie gewoͤhnlichermaßen die Flucht, und zogen ſich nach Szuſſewo, allwo beym Anbruch des folgenden Tages bemeldter Capitain dieſelben uͤberfiel, und, ehe ſie noch von hier ſich voͤllig auf die Flucht begeben konn - ten, 28 Mann, nebſt einem ihrer Officiere, nieder - machte. Murawsky ſelbſt wurde am linken Arm leicht bleßirt. Hierauf nahmen ſie ihre Flucht nach Radzie - jowo, wurden aber allda unvermuthet von einem Detaſchement des Herrn Oberſten von Lapuchin, welcher von ungefaͤhr in derſelben Gegend ſeinen Marſch that, bewillkommet. Denn ſo bald gedachter Herr Oberſte erfahren, daß ſie auf der Flucht waren, hatte derſelbe 200 Coſacken, nebſt 100 Mann Carbiniers, unter Anfuͤhrung des Rittmeiſters, Herrn Grafen von Melin, detaſchirt, welche denn von jenen 2 Officiere, nebſt 26 Mann, gefangen bekamen, im Nachſetzen aber gegen 70 derſelben nieder - machten. Von Rußiſcher Seite wurden hiebey nur 4 Mañ leicht bleßirt. Der durch einen ſo unvermutheten Zufall ganz beſtuͤrzte Murawsky flohe in der groͤßten Verzweife - lung nach Klezowo, allwo er aber nochmals einem Rußi - ſchen von Poſen aus dahin gekom̃enen und eben da ſich be - findenden Commando in die Haͤnde lief. Dieſes ſoll ihn, wie man vernimmt, gaͤnzlich zu Grunde gerichtet, er ſelbſt aber doch noch das Gluͤck gehabt haben, mit we - nigen Pferden zu entkommen.
Der Herr General-Major von Suwarow iſt in ſeinen Operationen wider die Confoͤderirten ſehr gluͤcklich ge - weſen. In Zeit von 22 Tagen haben die unter ihm ſtehende Truppen 100 ſtarke Meilen gemacht, und die Confoͤderirten zu verſchiedenenmalen geſchlagen, die auch viele Artillerie, Gepaͤcke und Magazine verloh - ren. Geblieben ſind von denſelben 2 Marſchaͤlle, viele ihrer vornehmſten Officiers und gegen 1000 Mann, darunter ſich 250 Mann ihrer beſten Infanterie befinden. Zween Marſchaͤlle, und ungefaͤhr 300 Mann ſind gefan - gen. Dies macht etwa den 5ten Theil ihrer Macht aus, ohne die Verwundeten und Zerſtreueten zu rech - nen. Die Ruſſen haben nur 2 Officiers, 1 Unterofficier und 31 Gemeinen Todte, und 1 Officier und 58 Mann Verwundete.
Die Theurung, welche wir neulich hier gehabt, hat verſchiedene Unterſuchungen veranlaſſet, welche noch fuͤr Manche unangenehme Folgen haben duͤrften.
Vor wenig Wochen fand ein Bauer im Rakonitzer Kreiſe, bey dem Dorfe Bodnack, an einem Bache, deſ - ſen Ufer durch die großen Gewaͤſſer ſehr ausgewaſchen worden, einen anſehnlichen Schatz, der aus lauter alten Goldmuͤnzen beſtand, welche in einem metallenen Keſſel von einem Schuhe im Durchſchnitte befindlich waren. Die Einfalt des Bauern hielt ſolche fuͤr meßingene Knoͤpfe, und vertauſchte ſie an einen Muͤller fuͤr wenige Seidel Mehl. Als die Sache bekannt wurde, ſuchte man weiter nach, und ungeachtet von den Muͤnzen viele verſchleppet waren, ſo hat man doch bis geſtern noch 62 Pfund 2 ½ Loth des feinſten Goldes in vielerley Sor - ten gefunden. Die groͤßten, welche 2 ½ Ducaten ſchwer ſind, haben kein anderes Gepraͤge, als einen Buckel, oder Erhoͤhung. Auf den kleinern aber zeigt ſich etwas,das Strahlen aͤhnlich ſieht. Es hat die Herrſchaft, wo man dieſe Muͤnzen gefunden, ehedem den Tempelherren gehoͤrt, und es ſteht zu unterſuchen, ob von dieſen die Muͤnzen auf den Kreutzzuͤgen noch mit aus den Mor - genlaͤndern gebracht worden, oder ob ſolches alte Boͤh - miſche Muͤnzen ſind.
Von einem Frieden zwiſchen unſerm Hofe und Algier wiſſen wir hier nichts.
Den 2ten dieſes iſt allhier der Koͤnigl. Vice-Admiral, Herr Joͤrgen Torbioͤrnſen, geſtorben. Er war im Jahr 1697 gebohren.
Seit dem 30ſten des vorigen Monats haben wir hier und in unſern Gegenden ſolche Ueberſchwemmungen, welche alle, die man ſeit undenklichen Zeiten hier er - lebt, uͤbertreffen. Ein in der Gegend Gera, am 29ſten, da wir hier einen uͤberaus ſtarken und anhaltenden Re - gen hatten, gefallener Wolkenbruch ſoll dieſen großen Anwachs der Pleiße und Elſter verurſachet haben. Die ganze an beyden Fluͤſſen gelegene niedere Gegend iſt ein See, und in den daran gelegenen Doͤrfern Connewitz, Loͤßnitz, Doͤlitz, Mark-Kleeberg, Wahren und andern mehr, ſind viele Haͤuſer eingeſtuͤrzt worden. Die Fluth kam ſo ſchnell, daß viele unterwegens auf dem Felde be - findliche Perſonen kaum Zeit gehabt, ſich zu retten, und viele haben ihre Zuflucht auf Baͤume nehmen muͤſſen, von denen man ſie auf Kaͤhnen abgeholt hat. Alle ſchoͤ - nen an der Pleiße und Elſter gelegenen hieſigen Gaͤrten ſtehen voͤllig unter Waſſer, ſo daß man mit Kaͤhnen darum herumfahren kann, und in einigen die Oran - gerien nur mit den halben Kronen uͤber dem Waſſer hervorragen. An einem vor dem Rannſtaͤdter Thore befindlichen Zeichen ſieht man, daß die Gewaͤſſer diesmal um 2 Zoll hoͤher geſtanden haben, als 1733. Da die Fluth tiefe Loͤcher in die Straßen geriſſen, die man we - gen des daruͤber gehenden Waſſers nicht einmal ſieht, ſo haben die Poſten theils gar nicht, und theils mit vieler Muͤhe und Gefahr fortgeſchafft werden, und diejenigen, welche ankommen ſollten, zur beſtimmten Zeit nicht ein - treffen koͤnnen.
Nunmehr da das Waſſer in unſerer Nachbarſchaft ein wenig gefallen iſt, ſo gehen auch ſchon ſehr traurige Nachrichten von den dadurch verurſachten Schaͤden und Ungluͤcksfaͤllen ein. Die Elſter allein hat in den in un - ſerer Nachbarſchaft an dieſem Fluß gelegenen Doͤrfern an die 50 Haͤuſer eingeſtuͤrzt. Die Mulda hat noch mehr Ungluͤck angerichtet. Alle an derſelben gelegene Staͤdte und Doͤrfer haben außerordentlich gelitten, wovon wir etwas anfuͤhren wollen: Unweit Eilenburg hat ſie den Straßendamm auf Torgau an die 50 Ellen lang durchge - riſſen, und hinter der langen ſteinernen Bruͤcke ein Stuͤck Damm von 30 Ellen weggenommen. Zu Puͤchen, einem an der Mulda gelegenen Dorfe unweit Eilenburg, ſollen zugleich einige Menſchen mit ertrunken ſeyn. Bey Duͤden hat die Fluth nicht nur eine Dammbruͤcke, ſon - dern auch mehr als 40 Ruthen von dem Damme ſelbſt weggeriſſen. An andern Orten hat waͤhrend der Fluth zugleich das Gewitter eingeſchlagen, und an verſchiede - nen Orten gezuͤndet, wodurch der Schrecken der Ein - wohner, die einander nicht zu Huͤlfe kommen koͤnnen, vermehret worden. Das Betruͤbteſte dabey iſt, daß das Waſſer ſehr ſparſam faͤllt, und durch die unaufhoͤrlichen Regen zu manchen Zeiten wieder anwaͤchſet; welcher Umſtand denn noch ſehr traurige Folgen befuͤrchten laͤßt. [3]Den meiſten Schaden haben wol die Staͤdte Grimma und Chemnitz empfunden.
An letzterm Orte ſind die Vorſtaͤdte ganz uͤberſchwem - met, und nebſt einigen Haͤuſern, auch ein Theil der Hoſpitalkirche vor dem Johañisthore eingeriſſen worden.
Aus Grimma iſt uns folgendes Schreiben vom 1ſten dieſes zu Haͤnden gekommen: "Als ein von Angſt und Schrecken noch Halbtodter berichte, daß wir von ge - ſtern an eine der entſetzlichſten Waſſerfluthen gehabt. Das Waſſer der Mulda ſtieg ſo ſchnell, daß der Stadt - rath ſogleich 3 Thore verrammeln ließ, welches hier nur ſehr ſelten geſchieht. Allein, dieſe Vorſicht war ver - gebens; denn um 11 Uhr riß die Fluth die Thore und Stadtmauern ein, und ſtieg nunmehr ſo ſchnell in der Stadt, daß man ſich kaum die Treppen hinauf in die oberſten Zimmer retten konnte. Hinter mir ſprangen die Thuͤren mit einem entſetzlichen Gepraſſel auf, und Fenſter, Spiegel, Schraͤnke, Stuͤhle und Betten, alles ſtuͤrzte mit dem fuͤrchterlichſten Getoͤſe unter einander. Das Waſſer ſtieg zum Erſtaunen, ſo, daß auf unſerer Gaſſe, welche doch ſelten etwas vom Waſſer zu empfin - den pflegt, von manchen Haͤuſern kaum die Hausthuͤren zu ſehen waren. Das Brauſen und Geheule der Fluth war ſchrecklich, aber noch ſchrecklicher, uͤberall Truͤmmern eingeſtuͤrzter Haͤuſer, mit dem Hausrathe vermiſcht, um - her treiben zu ſehen. Um Mitternacht ward das Waſſer ſo wuͤthend, daß es zur Rechten und Linken mit dem fuͤrch - terlichſten Gepraſſel Haͤuſer einſtuͤrzte. Wie klaͤglich lautete zugleich nicht das Angſtgeſchrey verungluͤckter Perſonen und Kinder, denen doch niemand helfen konnte! Des Morgens um 3 Uhr wurde Feuer geſchrien, und geſtuͤrmet. Dieſe neue Angſt gieng indeſſen noch gluͤck - lich voruͤber, weil das Stuͤrmen nach einer halben Stunde nachließ. Wie viel Haͤuſer eingeſtuͤrzt, und Per - ſonen ertrunken ſind, iſt noch nicht bekannt, weil noch jetzt niemand zu einander kommen kann. Das Waſſer faͤllt zwar, aber ſehr ſparſam, und Kutſche, Wagen und Ge - ſchirr ſchwimmen noch in meinem Hofe unter einander. “
Nach Briefen aus Dresden vom 1ſten dieſes ſind der daſige Lendgraben und Kaditzer Bach gleichfalls ausge - treten, und zwar ſo, daß nicht nur die Felder, ſondern auch der große Garten, und Sr. Durchl. des Feldmar - ſchalls, Chevaliers de Saxe, Garten voͤllig unter Waſſer ſtehen.
Von Annaberg im Erzgebuͤrge erhaͤlt man die betruͤbte Nachricht, daß zwiſchen dieſer Stadt und dem bekann - ten großen Bielberg am 29ſten Junii ein Wolkenbruch gefallen, welcher die traurigſten Verwuͤſtungen verur - ſachet hat.
Den 29ſten vorigen Monats haben Se. Excellenz, der Herr geheime Rath von Wenkſtern, den an Ihre Statt zum Praͤſidenten des Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Ober-Ap - pellations-Gerichts ernannten bisherigen geheimen Kammerrath von Schlepegrell bey ſelbigem eingefuͤhret.
Geſtern iſt der Rittmeiſter, Herr Osborne, als Cou - rier von Copenhagen durch hieſige Gegend nach London gegangen, um die angenehme Nachricht dahin zu brin - gen, daß Ihro Majeſtaͤt, die Koͤniginn von Daͤnnemark, den 7ten dieſes von einer Prinzeßinn gluͤcklich entbunden worden.
Durch den vorgeſtern gedachten Bruch des Elbdeiches iſt das Waſſer tief in die ſogenannten Vierlande gedrun - gen, und im Billwaͤrder iſt man nicht außer Sorgen. Indeſſen ſind ſchon bey 2000 Landleute in den benach -barten Gegenden bis zum Hamm und Horn aufgeboten, um die Außen - und Binnen-Deiche ſtandveſt zu erhalten. An den Orten, wo die Deiche niedrig ſind, arbeiten die Ein - wohner eifrigſt an der Erhoͤhung derſelben. Sonſt ſtehet das Waſſer in der Elbe hier noch ſehr hoch, da es wegen des ſtarken anhaltenden Weſtwindes nicht ſonderlich abfließen kann. In einigen Gegenden haben die Leute ihre Haͤu - ſer verlaſſen, und auf den Deichen ihren Aufenthalt nehmen muͤſſen. In Lauenburg faͤhret man mit Kaͤhnen auf den Straßen, und beym Zollenſpiecker iſt die Ueberfahrt ſo ſchwer, daß der Reichspoſtillion geſtern und heute zu Fuße mit ſeinem Felleiſen uͤber den Deich angekommen iſt. Heute hat er bloß die Briefe von Braunſchweig und den dortigen Gegenden mitgebracht. Die juͤngſten Briefe aus Italien und dem ganzen Reiche waren daſelbſt, wegen der großen Ueberſchwemmungen, noch nicht eingegangen.
Wie reizend, (ſagt der Verfaſſer der Wilhelmine zu dem Herrn Kreisſteuereinnehmer Weiße in Leipzig, dem er dieſe Erzaͤhlung zueignet,) ſtell ich nur die freyen ſichern Zeiten
Wir ſollten nicht denken, daß auch in unſern Zeiten jemand fuͤr einen Boͤſewicht werde ausgerufen werden, wenn er die Inoculation lieſet. Der Liebe Macht iſt allgemein, und ſo lange dieſe dauert, werden die Dich - ter nicht aufhoͤren von Liebe zu ſingen. Zu wuͤnſchen waͤre es, daß von ihnen immer Beſcheidenheit dem Schimmer des allzu freyen Putzes vorgezogen werde, wie unſere geſittete Damen es machen. Man kann mit dem Verfaſſer dieſer Erzaͤhlung in dieſem Punkte ſo ziemlich zufrieden ſeyn. Sonſt iſt die Manier in der - ſelben ganz Wielandiſch; daher auch dieſer beruͤhmte Dichter von einigen fuͤr den Verfaſſer der Inoculation gehalten worden. Wir wollen den Plan nur kurz aus - ziehen. Nicht weit von Maynz
Dieſer mit ſtarken Farben gezeichnete Filz verheirathete ſich, und zeugte eine Tochter, deren Mutter gleich nach ihrer Geburt ſtarb. Ein gutes Bauerweib nahm das Kind fuͤr ein geringes Koſtgeld an, und erzog es bis ins 15te Jahre recht muͤtterlich.
Einſt las es in den Zeitungen, Dimsdale, der Blatter - impfter, ſey in Frankfurt geweſen, und habe viele Maͤd - chen, mit Huͤlfe ſeiner Cur, vor dem Verluſt ihrer Reize zu ihrem Troſte geſichert. Sie wuͤnſchte ſich eben - falls einen ſolchen Arzt, da ſie ſahe, wie ſehr ihre Pfleg - mutter durch die Blattern im Geſicht verdorben war,[4]und holte daruͤber Rath bey ihrem Vater, dem Kuͤſter, ꝛc. ein. Auch die Alte bemuͤhte ſich, einen ſolchen Mann auszukundſchaften, und fiel deshalb ſogar einen jungen Ritter vom Deutſchen Orden an, der eben vorbey ritt. Der Cavalier nahm die Cur mit Vergnuͤgen uͤber ſich, und gieng mit der guͤtigen Fee zu dem Fraͤulein.
Den fernern Fortgang der Cur und die gluͤckliche Endi - gung derſelben mag der neugierige Leſer ſelbſt nachleſen.
Die 107te Ziehung der Churfuͤrſtl. Pfaͤlziſchen Lotterie iſt heute mit denen gewoͤhnlichen Formalitaͤten vollzo - gen worden. Die aus dem Gluͤcksrade gekommenen fuͤnf Gewinnſt-Nummern ſind folgende:
| 40. | 37. | 21. | 60. | 81. |
Die 108te Ziehung geſchiehet Donnerſtags den 25ſten Julii, und die nachherigen in ununterbrochener Ord - nung von drey zu drey Wochen.
Mannheim, den 4ten Julii, 1771.Von Seiten der General-Adminiſtration beſagter Lotterie.
Bey der am 11ten dieſes in Altona vollzogenen 5ten Ziehung der Koͤnigl. Daͤniſchen Zahlen-Lotterie kamen die Nummern:
| 20. | 82. | 12. | 11. | 67. |
aus dem Gluͤcksrade zum Vorſchein, wodurch in unſerm Comtoir, außer einer großen Anzahl wohlbeſetzter Aus - zuͤge und Amben, auch drey beſetzte und eine unbeſetzte Terne gewonnen worden, welche gegen Einlieferung der Billets ſogleich und ohne allen Abzug ausbezahlet wer - den. Die Nummern der 126ſten Berliner Ziehung ſind:
| 8. | 26. | 54. | 1. | 28. |
Der 107ten Mannheimer:
| 40. | 37. | 21. | 60. | 81. |
und der 21ſten Strelitzer:
| 55. | 64. | 8. | 38. | 58. |
Von letzterer iſt bey uns eine Terne gewonnen. Zu den folgenden Ziehungen ſowol obbemeldeter, als andern hier gangbaren Lottos koͤnnen taͤglich gefaͤllige Einſaͤtze in unſerm Comtoir gemacht werden, wobey der aufrichtigen und reelleſten Bedienung verſichern. Auswaͤrtige Lieb - haber halten von allem Porto frey. Von der Hochfuͤrſtl. Luͤ -beckiſchen Zahlen-Lotterie, deren erſte Ziehung den 19ten dieſes zu Eutin vollzogen wird, ſind nebſt ſelbſt gefaͤlligen Einſaͤtzen auch von der General-Direction ausgegebene Original-Kaufbillets bey uns zu haben. Imgleichen Looſe von dem in der 16ten Altonaer Stadt-Lotterie zu verſpielenden Gute Steinbeck.
Bey der am 4ten dieſes zu Mannheim vollzogenen 107ten Ziehung der Churfuͤrſtl. Pfaͤlziſchen Lotterie ſind die Nummern:
| 40. | 37. | 21. | 60. | 81. |
aus dem Gluͤcksrade gezogen, durch welche Ziehung in meinem Comtoir Nr. 447. außer einer anſehnlichen Anzahl gut beſetzter Auszuͤge, auch auf ein Billet von Nr. 37. 40. 60. 73. 84. eine Terne gewonnen worden. Zu der 108ten Ziehung, welche nach veſtgeſtellter Ord - nung am 25ſten dieſes Monats geſchiehet, kann ein ge - ehrtes Publicum bis zum 17ten dieſes mit Billets von allen ſelbſtbeliebigen Einſatzkarten aufgewartet werden.
Am Donnerſtage, als den 8ten Auguſt, des Morgens um 11 Uhr, ſoll die geweſene Pulvermuͤhle in Lockſted, Collau genannt, ſo nahe bey Boſtel lieget, allda oͤffent - lich an den Meiſtbietenden verkauft werden. Der Garten iſt mit ſchoͤnen Alleen, Cabinetten und Fruchtbaͤumen gezieret, wobey zu Ende deſſelben der große Muͤhlendeich befindlich, nebſt ein vor wenig Jahren neuerbauetes und wohl eingerichtetes Wohn - und Gaͤrtnerhaus, wie auch Stall zu 7 Pferden. Dieſes Weſen iſt zu einer Fabrik ſehr geſchickt, indem 5 große und eintraͤgliche Wieſen rund herum liegen; auch befinden ſich noch meh - rere Wieſen und Kornland dabey, mit vorzuͤglichen Privilegien verſehen, und frey von allen Auflagen. Liebhaber koͤnnen ſolches taͤglich in Augenſchein nehmen, und mehrere Nachricht davon geben die Mackler Boſtel - mann, Heuſch und Neumann in Hamburg.
Es iſt in Hamburg in des Herrn Gleditſchen Buch - handlung im Dohm ein zuverlaͤßiges Huͤlfsmittel zu bekommen, welches in einer Stunde die allerheftigſten Zahnſchmerzen, wenn nach der Vorſchrift damit verfah - ren wird, ohne den geringſten Schaden der Zaͤhne hin - wegnimmt, ſogar, daß diejenigen, wie man ſehr oͤfters erfahren, in vielen Jahren nachhero keinen Anſtoß von Zahnſchmerzen weiter verſpuͤhret haben. Jedes verſie - gelte Bouteillchen davon nebſt dem Berichte koſtet 1 Mk. Auch iſt daſelbſt ein ſicheres und vielfaͤltiges appro - birtes Pflaſter zu haben, welches in etlichen Tagen die ſogenannten Leichdornen von Grund aus heilet, und ſelbige mit der Wurzel hinwegnimmt. Das verſiegelte Raſch koſtet 8 ßl.
Imgleichen iſt daſelbſt eine Salbe zu erhalten, welche bey Kindern den Erbgrind, und alle andere grindige Ausſchlaͤge des Kopfes in 24 Stunden ohne den gering - ſten Schaden und Schmerzen auf die allerleichteſte Art heilet. Jede verſiegelte Krucke koſtet 2 Mk.
Ferner iſt das probat befundene Waſchwaſſer noch taͤglich friſch wegen ſeines ſo ſtarken Abganges daſelbſt in verſiegelten Bouteillen à 2 Mk. zu bekommen. Die Auswaͤrtigen aber werden hierbey erſuchet, ihre Briefe ſowol als Geld franco einzuſenden.
Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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