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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei -
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tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Dienſtage, den 16 Julii.)
Num. 113.

Am Donnerſtage fruͤh reiſeten Se. Koͤnigl. Hoheit, der Prinz Xaver von Sachſen, mit Dero Gefolge von hier nach Turin ab.

Aus Modena wird gemeldet, daß daſelbſt noch einige kleine Kloͤſter aufgehoben, und die Moͤnche derſelben in andere Kloͤſter vertheilt worden.

Der General Caprara, welcher mit den Kayſerl. Trup - pen den Marſch aus der Oeſterreichiſchen Lombardey nach Ungarn angetreten, hat auf hoͤchſten Befehl Halte machen, und alle Fuhren, welche zum Behuf dieſes Mar - ſches beordert waren, abbeſtellen muͤſſen.

Aus der Levante iſt die Nachricht eingegangen, daß die Ruſſen ein Engliſches Schiff, welches von Alexan - drien mit einer reichen Ladung an Caffee, Reiß ꝛc. fuͤr Tuͤrkiſche Rechnung nach Conſtantinopel beſtimmt war, weggenommen haben. Der Werth der Ladung wird auf 300000 Peſos geſchaͤtzet.

Mit einem Schiffe von Jamaica, welches vor einigen Tagen hier angekommen iſt, hat man die Nachricht erhalten, daß die Neger auf dieſer Inſel eine Verſchwoͤ - rung im Sinne gehabt, die aber noch bey Zeiten entdeckt worden. Sie hatten eine Anzahl Gewehre verſteckt, die ihnen von den S waren zugefuͤhret worden. Ein in einer fremden Sprache geſchriebener Brief fiel der un - rechten Perſon durch einen Zufall in die Haͤnde, und gab zur Entdeckung der Verraͤtherey Gelegenheit. Der Streich ſollte eigentlich bey der Landung, welche man damals gewiß zu unternehmen glaubte, ausgefuͤhret worden ſeyn.

Die neuen Tobacks-Plantationen in Florida verſpre - chen uns viel Gutes. Es iſt eine Ladung mit Toback davon in Irland angekommen, und es wird verſichert, er ſey ſo gut, als der von Virginien.

Die Fiſcherey der Englaͤnder um Terreneuve iſt dieſes Jahr reicher, als jemals. Briefe aus Neu-York mel - den, daß die Spaniſche Gold - und Silbermuͤnze von den Juden daſelbſt ſo ſehr verfaͤlſchet worden, daß faſt kein gutes Stuͤck mehr davon zu ſehen waͤre.

Nachrichten aus Portugall beſtaͤtigen die Fortdauer der Kaltſinnigkeit des dortigen Miniſterii gegen den Franzoͤſiſchen Geſandten, der, wie man zu behaupten fortfaͤhrt, naͤchſtens von ſeinem Hofe duͤrfte zuruͤckberu - fen werden.

Aus Gibraltar wird gemeldet, daß der Kayſer von Marocco 14 bewaffnete Schiffe in ſeinem Haven habe, von welchen 8 auslaufen wuͤrden, um zu verhindern, daß die Barbariſchen Schiffe den Feinden von Marocco keine Lebensmittel zufuͤhren ſollten.

Zu Stirling, in Schottland, ſind 3 fremde Werber ergriffen, und in Verhaft genommen worden. Es wa - ren Bergſchotten, die in Franzoͤſiſche Dienſte getreten. Aus Dover wird Folgendes berichtet: Im vorigen Mo - nat ſegelte des Paſſageboot Hannover mit 15 Pferden von hier ab. Es entſtand ein großer Sturm, und der Capitain kam den 3ten Tage wieder nach Dover zuruͤck. Wegen des ſtarken Windes und der hohen See hatte man die Schiffgaͤnge verſchließen muͤſſen, und dies ver - urſachte, daß 10 Pferde erſtickten. Von den uͤbrigen 5 iſt nachher noch eins geſtorben. Die Pferde gehoͤrten dem Roͤmiſch-Kayſerl. Geſandten, und hatten ihm uͤber 500 Pf. Sterl. gekoſtet.

Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben dem Ritter Robert Payne zum General-Capitain und Gouverneur der Lee - ward-Caribbiſchen Inſeln in America ernannt.

Von Wien und Berlin ſind wichtige Depeſchen ein - gelaufen, welche der Graf von Hillsborough in Empfang genommen, da die beyden Staatsſecretairs Krankheit halber aufs Land gegangen. Der Courier, welcher die Nachricht von der Entbindung der Koͤniginn nach Han - nover, Braunſchweig und Strelitz uͤberbracht hat, iſt den 1ſten dieſes wieder zuruͤckgekommen, und von dem[2]Herzoge von Mecklenburg-Strelitz fuͤrſtlich beſchenkt worden.

Wir ſehen jetzt hier faſt taͤglich neue Liſten von der Zahl der Rußiſchen Schiffe im Archipelago, und das Ge - ruͤcht, daß naͤchſtens die vorlaͤufigen Friedens-Artikel zwiſchen Rußland und der Pforte wuͤrden gezeichnet ſeyn, dauert auch noch immer fort. Den 2ten ſind Ihre Majeſtaͤten und die Koͤnigl. Kinder nach Richmond ab - gegangen.

Die Rede, welche Herr Wilkes nach ſeiner Wahl zum Sheriff hielt, von der aber die Abſchriften ſehr verſchie - den lauten, iſt folgende:

Meine Herren und getreue Mitbuͤrger!

Ich danke Ihnen fuͤr die mir erzeigte Ehre, und wuͤn - ſche Ihnen zu dem vollkommenen Triumphe Gluͤck, welchen Sie an dieſem Tage uͤber die verraͤtheriſchen Kuͤnſte einer Adminiſtration erhalten haben. Die Beſtechungen, welche bey dieſer Gelegenheit ausgeuͤbet, und von Ihnen auf eine ſo edle Art unwirkſam gemacht worden, muͤſſen einen Beweis abgeben, daß London nicht umgekauft und ſclaviſch koͤnne gebunden werden. Es iſt zu hoffen, daß dieſe gluͤckliche Vereinigung uns geſchickt machen werde, alle kuͤnftige Bemuͤhung unſers gemeinſchaftlichen Feindes fruchtlos zu machen. Ich werde es an meiner Seite in meinem Amte an keiner Pflicht fehlen laſſen, um alles zum gemeinen Beſten zu verwenden. Die Bitten an das Haus der Gemeinen aber muß ich meinen Collegen uͤberlaſſen. Ich kann dieſe nicht uͤbernehmen, da ich bis jetzt ein rechtmaͤßiges Glied dieſes Hauſes bin. Erwaͤhlt von den unabhaͤn - gigen Freyhaltern von Middleſex zum Repraͤſentanten, habe ich ein eben ſo gegruͤndetes Recht, im Parlement zu ſitzen, als irgend jemand haben kann, der von einer andern Grafſchaft in England erwaͤhlet worden. Durch die grauſamſte Ungerechtigkeit der Majoritaͤt muß ich dieſes Rechts entbehren, zur offenbarſten Verletzung der Privilegien eines freyen Volks. Den jetzigen Sheriffs iſt man den groͤßten Dank ſchuldig, weil ihr unpartheyiſches und aufrichtiges Betragen, ihr Eifer, ihre Redlichkeit und Unabhaͤngigkeit gar nicht uͤber - troffen werden kann. Ich hoffe aber, die Auffuͤhrung Ihrer Nachfolger werde eben ſo beſchaffen ſeyn.

Die Dankſagungs-Rede des Herrn Bull war kuͤrzer, und nicht ſo heftig.

Ein Schiffscapitain, der den 29ſten des verwichenen Monats von Smirna abgegangen, hat erzaͤhlt, daß er den Tag darauf, 2 Meilen von der Inſel Metelino, 3 Rußiſche Kriegsſchiffe und noch 3 andere Fahrzeuge dieſer Nation angetroffen. Er hat ſeine Papiere an Bord eines dieſer Schiffe ſchicken muͤſſen. Sie ſind ſcharf unterſuchet worden, worauf er die Erlaubniß er - halten, ſeine Reiſe hieher fortzuſetzen.

Zwey Daͤniſche Kriegsſchiffe, jedes von 50 Kanonen, und ungefaͤhr 400 Mann Equipage, unter den Befehlen des Grafen von Moltke, ſind den 23ſten dieſes von Ma - hon auf unſerer Rhede angekommen.

Da die Egyptiſche Handlung ſich in ſehr ſchlechten Umſtaͤnden befindet, ſo haben verſchiedene Kaufleute dieſer Stadt ihre Etabliſſements zu Cairo verlaſſen, und ver - muthlich werden noch mehrere dieſem Beyſpiel folgen.

Unſere Fregatten wehren ſich noch tapfer gegen die Seeraͤuber im Archipelago. Die Plejade hat einen Grie - chiſchen in Grund gebohret, und einen andern genom - men, der hieher gebracht werden ſoll.

Einige Schiffscapitains haben verſchiedene SpaniſcheSchiffe bey Majorca und Minorca, auch ein paar Ruſ - ſiſche Fregatten geſehen.

Von dem Capitain Azan, der von Salonichi, wovon er den 18ten May abgereiſet, gekommen, hat man er - fahren, daß noch vor ſeiner Abreiſe ein Venetianiſches Schiff von Smirna dahin gekommen waͤre, welches die Nachricht mitgebracht, daß der Papas Manoli, und alle Equipage ſeines Fahrzeuges, womit er auf Seeraͤuberey ausgegangen, von den Ruſſen genommen, und aufge - henkt worden.

Der Graf Michael Pignatelli, Neapolitaniſcher Ge - ſandte an dem Hofe zu London, iſt mit dem Kriegsſchiffe, der Hercules, von 66 Kanonen, hier angekommen, und wird naͤchſtens ſeine Reiſe nach England fortſetzen.

Der Koͤnig hat den Prinz Louis de Rohan, Coadjutor von Straßburg, zu ſeinem außerordentlichen Geſandten am Roͤmiſch-Kayſerl. Hofe, und den Marquis von Clau - ſonette, Oberſten der Infanterie, zu ſeinem bevollmaͤch - tigten Miniſter bey dem Herzoge von Wuͤrtemberg und dem Schwaͤbiſchen Kreiſe, zu ernennen geruhet.

Der Erzbiſchof zu Salzburg hat dem Churfuͤrſten von Bayern gemeldet, daß ihm der Auftrag geſchehen, das am 11ten vorigen Monats ausgefallene Reichshofraths - Concluſum executive zu vollſtrecken. Se. Durchl. haben ihm wieder geſchrieben, daß dieſer Auftrag nicht koͤnne befolget werden, weil der Kayſerl. Gebotsbrief ſich auf ungegruͤndete Beſchwerden des Reichstages gruͤnde. Hierauf iſt, auf erhaltene Nachricht davon, in allen dreyen Reichscollegiis beſchloſſen, den Herrn Erzbiſchof durch ein Schreiben zu erſuchen, ohne weitern Anſtand die Execution zu vollſtrecken, und den Oeſterreichiſchen Kreiß zu erſuchen, zu deren Unterſtuͤtzung eine hinlaͤng - liche Anzahl Truppen in die Bayeriſchen Lande anruͤcken zu laſſen.

Den ſaͤmmtlichen Legations-Secretairen und Kanzeli - ſten der Reichsverſammlung iſt wegen der Theurung eine Vermehrung ihrer Beſoldung zugeſtanden worden.

Die Koͤnigl. Poſtjacht, Prinzeßinn Sophia Albertina, die den 20ſten vorigen Monats von Stralſund abgegan - gen war, hat, wegen eines beſtaͤndigen Gegenwindes, zu Yſtadt nicht einlaufen koͤnnen, und der Schiffer Pe - ters, welcher ſolche Poſtjacht fuͤhrt, iſt dadurch veran - laſſet worden, den Haven von Landscrona zu ſuchen. Daſelbſt haben die Paſſagiers, welche auf dieſer Jacht waren, als der Roͤmiſch Kayſerl. außerordentliche Ge - ſandte, Baron von Wiedmann, der Oberſte und Ritter Armfelt, der Regierungsrath von Olthoff, und der Mar - quis Gouſinville, ſich ausſetzen laſſen, und den Landweg nach Stockholm genommen.

In Deutſchland hat man ſeit einiger Zeit angefangen, von dem Kunſt-Caffee viel Weſens zu machen. Da - mit die Fremden ihre Kuͤnſte den Erblanden nicht in hohem Preiſe verkaufen moͤgen, ſo iſt die Einfuhr alles fremden Kunſt-Caffees, er mag pur oder gemiſcht ſeyn, bey Confiſcations - und anderer willkuͤhrlichen Strafe verboten worden. Wer in den Erblanden dergleichen Kunſt-Caffee erzeugen, und damit Handel treiben will, muß davon das naͤmliche abſtatten, was von dem eigent - lichen Caffee zu entrichten iſt. Sowol hier als zu Bruͤnn werden ſeit einiger Zeit ſchoͤne Papier-Tapeten von allen Gattungen in wohlfeilem Preiſe gemacht. Dieſes hat Anlaß gegeben, die fremden mit einem hoͤ -[3]hern Zolle zu belegen. Es werden von der Rolle, die ungefaͤhr 14 Wiener Ellen haͤlt, 54 Kreutzer abgenommen.

Man ſpricht von einer neuen Reiſe Sr. Majeſtaͤt, des Kayſers, nach Boͤhmen, wo ſich Hoͤchſtdieſelben zu - gleich mit Sr. Preußiſchen Majeſtaͤt unterreden wuͤrden.

Von Buͤckeburg wird gemeldet, daß die regierende Graͤfinn von Buͤckeburg, gebohrne Graͤfinn von der Lippe-Biſterfeldt, von einer jungen Comteſſe gluͤcklich entbunden worden.

Vorgeſtern, den 7ten dieſes, wurden Ihro Majeſtaͤt, die regierende Koͤniginn, von einer jungen Prinzeßinn, auf dem Schloſſe Hirſchholm, gluͤcklich entbunden, welche frohe Nachricht ein Land - und ein See-Officier als Couriers nach dieſer Hauptſtadt brachten, worauf die Kanonen von den Waͤllen und dem Zeughaushofe abge - feuert wurden. Vier andere Couriers ſind mit dieſer Zeitung nach London, Stockholm, Hanau und Braun - ſchweig abgegangen. Die Koͤnigl. Kindbetterinn und die neugebohrne Prinzeßinn befinden ſich nach Wunſch.

Geſtern, des Morgens, geſchahe in dem Audienz-Zim - mer des General-Ober-Finanz-Krieges - und Domai - nen-Directoriums, bey voͤlliger Verſammlung und of - fenen Thuͤren, die oͤffentliche Aufſtellung des Portraits des wohlſel. geheimen Etats-Krieges - und dirigiren - den Miniſters und Ritters des ſchwarzen Adlerordens ꝛc. Freyherrn von Hagen, welches Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt zum unvergeßlichen Andenken dieſes rechtſchaffenen Die - ners des Staats, und zur immerwaͤhrenden Aufbehal - tung, Dero Etatsminiſtern von beſagtem General-Di - rectorio haben zuſtellen laſſen.

Dieſer Tagen iſt ein Kayſerl. Koͤnigl. Cabinets-Cou - rier, von Wien kommend, hier durch nach Petersburg gegangen.

Geſtern Abend, um 10 Uhr, drang endlich das Waſ - ſer bis an unſer Deichthor, und ſtieg in der Nacht in einer Stunde 3 Fuß in die Hoͤhe. Man kann ſich hier gar nicht erinnern, eine ſolche Fluth erlebet zu haben. Die fruchtbaren Gefilde in den Vierlanden, und die vor - trefflichen Gartenfruͤchte in den ſchoͤnen Gaͤrten im Bill - waͤrder ſind durch dieſe Ueberſchwemmung gaͤnzlich ver - dorben, ſo daß der Anblick dieſer ſonſt ſo geſegneten Gegenden, die jetzt zu einem See umgeſchaffen zu ſeyn ſcheinen, aus welchem Haͤuſer, Baͤume und einige Gar - tengewaͤchſe hervorragen, einer der traurigſten iſt.

Von gelehrten Sachen.

Geſchichte des Fraͤuleins von Sternheim. Von einer Freundinn derſelben aus Original-Papieren und andern zuverlaßigen Quellen gezogen. Herausgegeben von C. M. Wieland. Erſter Theil. Leipzig, bey Weid - manns Erben und Reich. 1771. Der beruͤhmte Herausgeber dieſer Geſchichte entſchuldigt ſich bey ſei - ner Freundinn, der er anſtatt ihrer Handſchrift eine ge - druckte Copey derſelben zuſchickt, damit daß er dem Verlangen nicht widerſtehen koͤnnen, allen tugendhaf - ten Muͤttern, allen liebenswuͤrdigen jungen Toͤchtern unſerer Nation ein Geſchenke mit einem Werke zu machen, welches ihm geſchickt geſchienen, Weisheit und Tugend die einzigen großen Vorzuͤge der Menſchheit, die einzigen Quellen einer wahren Gluͤckſeligkeit unterihrem Geſchlechte, und ſelbſt unter dem ſeinigen zu be - foͤrdern. Nun laſen wir mit deſto ſtaͤrkerm Verlan - gen die Zueignungsſchrift und dieſen erſten Theil der Geſchichte des Fraͤulein von Sternheim durch, und fanden zu unſerm groͤßten Vergnuͤgen, daß, wenn die Fortſetzung dieſer Geſchichte, die wir mit lebhafter Un - geduld erwarten, dem Anfange derſelben entſprechen wuͤrde, ſelbige wirklich geſchickt ſey, Weisheit und Tu - gend unter den Leſern derſelben zu befoͤrdern. Den Freunden der Werke eines Richardſons und Fieldings werden freylich aus ſelbigen ſchon einige Charaktere, die in dieſem erſten Theile vorkommen, bekannt zu ſeyn ſcheinen; ſie werden ſich z. E. beym Mylord Derby gewiß des Lovelace erinnern. Allein, da ſelbige noch nicht gaͤnzlich ausgemahlet ſind, ſo kann man noch nicht wiſſen, wie aͤhnlich oder unaͤhnlich ſie uͤberhaupt den von dieſen beyden Schriftſtellern gezeichneten ſeyn wer - den, und Sophie Sternheim, die wuͤrdige Tochter einer vortrefflichen Mutter, wird noch immer original genug bleiben, um ſie von einer Clariſſe oder Byron unter ſcheiden zu koͤnnen. Was die Kunſtrichter und Welt - leute etwa an dieſem Werke ausſetzen moͤchten, hat der Herausgeber ſeiner Freundinn ſchon geſagt, und die erſten haben es, nach ſeinem Geſtaͤndniß, in Abſicht alles deſſen, was an der Form des Werkes und an der Schreib - art zu tadeln ſeyn kann, lediglich mit ihm zu thun. Sie werden (die Kenner unter ihnen) vermuthlich eben ſowol wie ich, ſagt er, der Meynung ſeyn, daß eine moraliſche Dichtung, bey welcher es mehr um die Aus - fuͤhrung eines gewiſſen lehrreichen und intereſſanten Hauptcharakters, als um Verwicklung und Entwickelung zu thun iſt, und wobey uͤberhaupt die moraliſche Nuͤtz - lichkeit der erſte Zweck, die Ergoͤtzung des Leſers hinge - gen nur eine Nebenabſicht iſt, einer kuͤnſtlichen Form um ſo eher entbehren koͤnne, wenn ſie innerliche und eigenthuͤmliche Schoͤnheiten fuͤr den Geiſt und das Herz hat, welche uns wegen des Mangels eines nach den Re - geln der Kunſt angelegten Plans, und uͤberhaupt alles deſſen, was unter der Benennung Autors-Kuͤnſte be - griffen werden kann, ſchadlos halten. Sie werden in der Schreibart des Fraͤuleins von Sternheim eine ge - wiſſe Originalitaͤt der Bilder und des Ausdrucks und eine ſo gluͤckliche Richtigkeit und Energie des letzten, oft gerade in Stellen, mit denen der Sprachlehrer vielleicht am wenigſten zufrieden iſt, bemerken, welche die Nach - laͤßigkeit des Styls, das Ungewoͤhnliche einiger Redens - arten und Wendungen, und uͤberhaupt den Mangel einer vollkommern Abglaͤttung und Ruͤndung einen Mangel, dem ich nicht anders als auf Unkoſten deſſen, was mir eine weſenliche Schoͤnheit der Schreibart mei - ner Freundinn ſchien, abzuhelfen gewußt haͤtte, reich - lich zu verguͤten ſcheinen. Was den erſten Punkt, den Plan, anbetrifft, ſo koͤnnen wir daruͤber noch nicht ur - theilen, da die Geſchichte noch nicht zu Ende iſt; die Schreibart aber iſt der Singularitaͤt der Heldinn, ihrem Enthuſiaſmus fuͤr das ſittliche Schoͤne, ihren beſondern Ideen und Launen, ihrer ein wenig eigenſinnigen Praͤdi - lection fuͤr die Mylords, und alles, was ihnen gleich ſieht, und aus ihrem Lande kommt, ſehr angemeſſen. Bey den Weltleuten, die noch denken koͤnnen, verſpre - chen wir ihr eben des Contraſtes wegen, den ihre Art zu empfinden, zu urtheilen und zu handeln; mit dem Geſchmack, den Sitten und Gewohnheiten derſelben macht, eine geneigtere Aufnahme, als der Herausgeber zu hoffen ſcheint, wenn man ſich anders von dieſen Leuten etwas verſprechen kann.

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Einen Auszug der Geſchichte ſelbſt, ſo weit ſie in die - ſem erſten Theile enthalten iſt, machen wir nicht. Der Leſer mag eben das Vergnuͤgen empfinden, welches wir genoſſen haben, da wir nach der Durchleſung deſſelben dachten, daß der Verfaſſer des Agathon und Mu - ſarion der Herausgeber einer ſolchen Geſchichte ſey.

Da in meinem bekannten Comtoir noch Billets zu haben ſind Zur 1ſten Ziehung der Copenhagener Zahlen-Lotterie bis heute Abend; Zur 1ſten Ziehung der Eutiner heute, allenfalls auch morgen; Zur 108ten Ziehung der Mannheimer bis morgen Abend; Zur 31ſten Ziehung der Coblenzer bis morgen Abend; ſo erſuche alle, welche Belieben finden, bey vorbemeldten Ziehungen dieſer ſoliden Lotterien ſich zu intereßiren, mich mit ihren gefaͤlligen Auftraͤgen zu beehren, und der allerreelleſten Begegnung verſichert zu ſeyn.

Die Nummern 46ſter Ziehung des Herzogl. Coburgi - ſchen Lotto ſind:

29.68.34.79.48.

Die Nummern 11ter Ziehung der Stralſunder Lotterie ſind:

21.44.75.85.28.

Zur 2ten Claſſe der 55ſten Generalitaͤts-Lotterie ſind auch Kauf - und Hauer-Looſe um billige Preiſe in mei - nem Comtoir zu haben, ſo wie die Looſe von der erſten Claſſe appelliret werden koͤnnen.

F. Karſtens, Collecteur aller Zahlen-Lotterien

Da nunmehro die Looſe 2ter Claſſe der Herzogl. Sach - ſen-Coburg-Meiningiſchen Lotterie angekommen ſind; ſo koͤnnen die nicht gezogenen Looſe der 1ſten Claſſe nun - mehro in meinem Comtoir erneuert werden.

Von dieſer ſoliden, und auf die 55ſte Generalitaͤts - Lotterie fundirten Lotterie, ſind auch noch Kauf-Looſe zur 2ten Claſſe gegen den plansmaͤßigen Einſatz bey mir zu haben. Plane ſind gratis abzulangen.

F. Karſtens, General-Collecteur.

Ob zwar der zur erſten Ziehung der Hochfuͤrſtlich - Biſchoͤflichen Luͤbeckiſchen privilegirten Zahlen-Lotterie veſtgeſetzte Schlußtag, naͤmlich der 16te hujus, herangena - het, und die Herren Collecteurs ihre Liſten aufs ſpaͤteſte mir ſolcher Dienſtags-Poſt abzuſenden haben; So iſt dennoch, im Fall ſich nach Abſendung ſolcher Liſten fer - nere Einſaͤtze ereignen ſollten, von General-Directions wegen beliebet, und dem hieſigen General-Expeditions - Comtoir ſowol, als ſaͤmmtlichen Herren Collecteurs, auf - gegeben worden, annoch Einſaͤtze bis den 17ten hujus, als Mittewochen Nachmittags, anzunehmen, wiewol daß die Herren Collecteurs dieſe Liſten am Mittewochen Abends vor 7 Uhr bey dem hieſigen General-Expeditions - Comtoir einliefern, indem alle ſolche Liſten durch eine Eſtaffette ſodann abgeſandt werden ſollen und muͤſſen. Auch ſind bey mir Original-Kauflooſe zu obgedachter Lotterie erſten Ziehung von allen Preiſen zu bekommen.

General-Expeditions-Comtoir auf dem Neß. H. A. Dreyer.

In dem General-Lotterie-Comtoir zu Hamburg auf Kayſers-Hof werden die Einnahme-Liſten folgender Zahlen-Lotterien geſchloſſen und abgeſchickt, als: der Copenhagener 1ſten Ziehung Heute, den 16ten Julii; der Eutiner 1ſten Ziehung ſpaͤteſtens Morgen, den 17ten dieſes; der Mannheimer 108ten Ziehung und der Co - blenzer 31ſten Ziehung, gleichfalls Morgen, den 17ten dieſes; weshalb man die Liebhaber aller dieſer Lotterien um Beſchleunigung ihrer Einſaͤtze erſuchet.

Mannes.

Der Schluß 31ſter Ziehung des Churfuͤrſtl. Trieri - ſchen hoͤchſt garantirten Lotto iſt allhier morgen Abends um 8 Uhr. Alle, welche hieran noch Antheil nehmen wollen, koͤnnen ſowol in meinem Haupt-Comtoir, als bey allen aufgeſtellten Herren Collecteurs, auf ſelbſtge - faͤllige Spiele bis dahin bedienet werden.

Zugleich wird einem geehrten Publico angezeiget, daß dem Ernſt Johann Herzog, und Theodor Tobias Steinfeld die Vollmachten ſowol von dieſer, als auch von der Hochfuͤrſtl. Augsburg-Dillingiſchen Lotterie ab - genommen worden, mithin bey dieſen beyden keine Ein - ſaͤtze mehr gemacht werden koͤnnen.

J. M. Fiſcher, Churſuͤrſtl. Trieriſcher Agent und Commiſſaire obgedachter beyden Lotterien.

Bey der den 11ten dieſes mit bekannter beſter Ordnung zu Altona geſchehenen 5ten Ziehung der Koͤnigl. Daͤni - ſchen Zahlen-Lotterie kamen

Nr. 20.82.12.11.67.

zum Vorſchein. Alle durch ſelbige meinem Comtoir zugefallene anſehnliche Auszuͤge, Amben und Ternen, ſind und werden gegen Auslieferung der von mir empfan - genen Billets ſogleich ausbezahlet. Hieſige und aus - waͤrtige Liebhaber dieſer und aller andern hier gangba - ren Zahlen-Lotterien, welche mich mit ihren Auftraͤgen beehren, haben die Gewißheit der aufrichtigſten und beſten Bedienung, und letztere ſind uͤberdem noch von allem Porto befreyet.

N. F. Meyer, wohnhaft in der kleinen Johannisſtraße.

Bey der 46ſten Ziehung der ſehr beliebten Herzogl. Sachſen-Coburg-Saalfeldiſchen Zahlen-Lotterie ſind zum Vorſchein gekommen:

Nr.29.68.34.79.und.48.

Alle bey dieſer Ziehung hieher gefallenen anſehnlichen Ge - winne werden ſogleich, wo die Einlage geſchehen, der eingegebenen Einnahms-Liſten gemaͤß, ohne Abzug aus - bezahlet. Die 47ſte Ziehung geſchiehet den 29ſten Julii, und die folgenden von 3 zu 3 Wochen.

G. F. Schmuzer, Herzogl. Sachſen-Coburg-Saalfeldiſcher Agent und Commiſſaire dieſer Lotterie, wohnhaft in der großen Johannisſtraße.

Da mit Ziehung der 2ten Vertheilung der Wisma - riſchen Privat-Lotterie praͤciſe auf den 22ſten Julii ver - fahren werden wird: Als werden die Intereſſenten hie - mit erinnert, die Appellirung ihrer in Haͤnden haltenden Looſe vor dem 18ten dieſes gehoͤrigen Orts zu bewerkſtel - ligen, weil nach Verlauf dieſer Zeit keine Appellation mehr angenommen, ſondern die Buͤcher ſogleich geſchloſ - ſen werden.

Lotterie-Direction hieſelbſt.

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TextNum. 113, 16. Julii 1771
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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