In den letzten Tagen des verwichenen Monats haben wir hier wieder an 3 verſchiedenen Orten Brand ge - habt; allein, er wurde bald wieder geloͤſcht. Sonſt ſind hier durch die neulich bekannt gemachten Befehle die Gemuͤther ziemlich zur Ruhe gebracht. Auch gehen nun 15000 Mann, da der Wind gut geworden, in Par - theyen nach der ſchwarzen See ab. Doch iſt dieſer Tagen wieder ein Corps Aſiatiſcher Truppen angekom - men, dem noch andere folgen werden, die ſich ebenfalls uͤbers ſchwarze Meer nach Baina begeben ſollen. Wir glauben aber, daß wir dieſe Gaͤſte in Zeit von 8 Tagen ebenfalls wieder los werden duͤrften, indem ein Befehl ge - geben worden, daß ſich waͤhrend ſolcher Zeit kein Frauen - zimmer oͤffentlich auf den Straßen ſollte ſehen laſſen. Das Geruͤcht, welches ſich zu Smirna verbreitet hat, daß die Rußiſche Flotte ſich einiger Schiffe in dem Haven von Bodroen bemaͤchtiget habe, iſt ungegruͤndet. Die Ruſ - ſiſchen Schiffe ſollen gar nicht einmal vor dieſem Haven geweſen ſeyn, ſondern die Kauffahrdenſchiffe haben es nicht wagen wollen, aus Furcht vor den Ruſſen, auszu - laufen. Sie haben dort ausgeladen, und die Pforte erſuchet, ihre Ladung zu Lande hieher bringen zu laſſen. Vier Fahrzeuge mit Caffee und Reiß ſind indeſſen doch von ſelbigen unterwegens. Man ver - ſichert, daß das Caſteel von Tino von den Ruſſen gaͤnzlich wiederhergeſtellt werde. Auch wird berichtet, daß die Tuͤrkiſchen Inſeln den Ruſſen eben die Abgaben ent - richten muͤſſen, die ſie den Tuͤrken gegeben. Von den Eingebohrnen fordern ſie 3 pro Cent, und von den Frem - den 4 pro Cent Zoll. Bey der Flotte ſind 2 Fluͤtſchiffe mit Ammunition angekommen; auch werden bey ſelbi - ger noch 5000 Albanier erwartet.
Man will hier von einem hitzigen Scharmuͤtzel Nach - richt haben, welches zwiſchen dem Grafen Branicki und den Confoͤderirten in der Gegend von Crakau vorgefal -len ſeyn ſoll, wovon aber die Umſtaͤnde noch ſehr ver - ſchieden erzaͤhlt werden. Der Graf ſoll in Gefahr ge - weſen ſeyn, gefangen genommen zu werden; doch waͤre ihm endlich der Oberſte Drewitz zu Huͤlfe gekommen, der die Confoͤderirten zerſtreuet. Man erwartet in kurzem von Rußiſcher Seite eine neue Declaration, die beſonders zwey im vorigen Jahre von der General - Confoͤderation herausgegebene Manifeſte betreffen wird, welche auf die Gemuͤther der Nation einen merklichen Eindruck gemacht haben, den auch die Großen, die Rußlands Abſichten zu befoͤrdern ſuchen, noch nicht til - gen koͤnnen. Man hatte unter andern daraus gemuth - maßet, daß der S -- Hof den Confoͤderirten Geld zu - ſchicke, welches aber nunmehro gaͤnzlich ungegruͤndet befunden worden, nachdem der Geſandte dieſes Hofes desfalls zu Petersburg die noͤthige Erklaͤrung gethan.
Den 1ſten dieſes traf bey dem Rußiſchen Ambaſſa - deur, Herrn von Saldern, ein Courier von Sr. Excellenz, dem Herrn General-Feldmarſchall von Romanzow, ein, welcher folgende umſtaͤndliche Nachricht von den Ope - rationen der Rußiſchen Armee mitgebracht hat:
Hierdurch habe ich die Ehre, Ihnen die Beſchreibung des gluͤcklichen Fortganges unſerer Waffen, zugleich aber auch einen widrigen Zufall zu berichten, den, wie ich wohl weiß, die Uebelgeſinnten als ein großes Ungluͤck auszuſchreyen nicht ermangeln werden. Ich meyne die Veſtung Giurgiewo, die der Commandant, Major Hen - kel, dem Feind auf eine nicht erhoͤrte Art uͤbergeben hat, ohne ſich im geringſten zu wehren, da er doch, wie er ſelbſt geſtehet, mit allem verſehen war, was zu einer lebhaften Gegenwehr erfordert ward. Ich habe es fuͤr meine Schuldigkeit erachtet, Sie ſogleich davon zu be -[2]nachrichtigen, damit Dieſelben in den Stand geſetzt wer - den, diejenigen zu uͤberfuͤhren, die dieſe Sache uͤbertrei - ben wollten. Ich hoffe aber, daß der Fuͤrſt Repnin, der in den dortigen Gegenden commandiret, dieſen Schaden bald wieder gut machen werde.
Als der Herr General-Major Potemkin mit ſeinem Corps den 〈…〉 $$\frac{17}{\28}$$ May gegen den Fluß Olca, im Krajows - kiſchen Bannate, anmarſchirte, ſo traf er, als er noch 2 Stunden von beſagtem Fluſſe war, auf 4000 Mann feindlicher Truppen. Dieſe detaſchirten 1000 Mann ge - gen ſeine Avant-Garde; jedoch der Herr Oberſtlieutenant, Fuͤrſt Kantemir, der mit 2 Schwadronen Carabiners gegen ſie geſchickt war, ſchlug ſie, und trieb ſie gaͤnzlich in die Flucht. Als die uͤbrigen Tuͤrken dieſes ſahen, kamen ſie erſtern zu Huͤlfe, und attaquirten die beſagten 2 Schwadronen, die mit 100 Doniſchen Coſacken ver - ſtaͤrket worden waren, aber ohne den geringſten Succeß. Waͤhrend der Zeit eilte der Herr General-Major Po - temkin mit einem Bataillon Grenadiers herbey, um die Lebhaftigkeit der Tuͤrken zu maͤßigen; als aber ſeine ganze Infanterie angekommen war, ſo zwang er ſie gleich auf der Stelle, und auf das erſte Feuer ſeiner Artillerie, die Flucht zu ergreifen. Unſere Coſacken und Arnauten verfolgten ſie bis an das Ufer des Fluſſes, wo ſich der Reſt der Feinde ohne alle Ueberlegung in die Gefaͤße warf, und erſoffe; eine große Anzahl von ihnen ward auf der Stelle niedergemacht. In dieſem Gefechte haben wir 2 Fahnen erobert, und 300 Todte von dem Feinde rechnet man auf dem Platze, ohne die große Menge der Erſoffenen. Unter den erſten befinden ſich 3 Agas, und der Sohn des Limondzy Uglu Aga, einer ſehr an - geſehenen Perſon in Nicopolis, und Oberaufſeher uͤber 20 Tuͤrkiſche Doͤrfer. (Die Fortſetzung folgt.)
Aus der Moldau will man Nachricht haben, daß von den Tuͤrken die Veſtung Giurgiewo wieder beſetzt worden. Der Rußiſche Commandant ſoll ſich mit ſeiner 700 Mann ſtark geweſenen Garniſon zuruͤckgezogen haben; er iſt aber mit allen Officiers von der Beſatzung in Arreſt genommen worden. Dagegen wird verſichert, daß der General Potemkin ein Corps Tuͤrken von 10000 Mann bey Turno geſchlagen, und die Veſtung eingenommen habe. Bey Giurgiewo ſollen bereits 60000 Tuͤrken uͤber die Donau gegangen ſeyn, welchen der General - Feldmarſchall, Graf von Romanzow, entgegen marſchirt iſt; daher man alle Augenblicke Nachricht von einem entſcheidenden Treffen erwartet.
Den 3ten dieſes begab ſich der Graf de la Marche mit dem Marſchall von Richelieu und zween Staats - raͤthen nach der verſammelten Rechnungskammer, um die das Pariſer Parlement und die Obergerichte betref - fende Edicte regiſtriren zu laſſen. Der General-Advo - cat Perrot hielte bey dieſer Gelegenheit eine ſehr hef - tige Rede. Bis auf dieſen Tag, ſagte er, waͤren die Koͤnigl. Befehle durch den erſten Prinzen vom Gebluͤte dem Gerichtshofe uͤberbracht worden; aber dieſer Prinz (dem er die groͤßten Lobſpruͤche beylegte) theile Schmerz und Kummer mit der Nation; er, der Graf de la Marche, waͤre nun noch der einzige von ſeiner Durchl. Familie, der dem Koͤnige von den Wehklagen ſeiner Unterthanen koͤnne Nachricht geben; er ſchmeichele ſich daher, erwerde, begabt mit einer Bourbonniſchen Seele, Se. Majeſtaͤt bitten, ſolche Edicte nicht in Ausfuͤhrung brin - gen zu laſſen. Als der Herr Graf weggegangen war, proteſtirte die Kammer wider die Sitzung und wider die erzwungene Regiſtrirung der Edicte.
In der Nacht vom 6ten bis zum 7ten wurde das Haus der Herrn General-Advocaten Perrot mit vieler Mann - ſchaft umgeben, um ihm wegen ſeiner den 3ten gehal - tenen heftigen Rede nach der Baſtille zu bringen; allein, er hatte dies bereits vorher gemuthmaßet, und war ſeinem Arreſt durch die Flucht zuvorgekommen.
Die 3 Staatsminiſter bemuͤhen ſich aus allen Kraͤften, die Ausgaben in ihren verſchiedenen Departements, ſo viel moͤglich, zu verringern. Sie ſollen ſchon 25 Mil - lionen geſparet haben. Der Herzog von Aiguillon hat auch, wie man ſagt, die Beſoldung der Geſandten klei - ner gemacht. Der Prinz Louis de Rohan, der ſtatt des Barons von Breteuil nach Wien gehet, ſoll ungefaͤhr die Haͤlfte von dem bekommen, was ſein Vorgaͤnger gehabt.
Man verſichert, der Herzog von Choiſeul werde die Charge eines Oberſten der Schweizer und Graubuͤnder niederlegen muͤſſen, und der Graf von Provence werde kuͤnftig dieſen Titel fuͤhren.
Die hier angekommenen Jeſuiten werden nicht nur verzuͤglich vor andern Geiſtlichen in den zu Paris ge - hoͤrigen Pfarrkirchen zum Predigen und Beichten ge - braucht, ſondern man ſagt ſogar, einer dieſer Vaͤter habe bereits in dem Carmeliter-Kloſter von St. Denis incognito vor dem Koͤnige geprediget.
In einer Brochuͤre mit dem Titel, ils reviendront, ou ils ne reviendront pas, unterſucht man die Gruͤnde fuͤr und wider das Parlement, und ſchließt folgendermaßen: Das Anſehen des Monarchen, das Intereſſe der Pro - vinzen, die Ehre des obrigkeitlichen Standes, und die Wohlfahrt des ganzen Reichs machen die Zuruͤckberu - fung deſſelben unmoͤglich. Wenn es auch ſeinen Fehler erkennen, ſich dem Edict unterwerfen, die Obergerichte annehmen, den Sporteln entſagen, und ſo gelehrig, als vorher widerſpenſtig, werden wollte; ſo wuͤrden alle Nach - gebungen unnuͤtz ſeyn. Die Sachen ſind zu weit ge - kommen, der Augenblick der Vergebung iſt voruͤber, die Wuͤrde des Throns wuͤrde leiden, und ganz Frankreich ſich beklagen, nur den erſten Anbruch eines ſchoͤnen Tages geſehen zu haben. Der Verfaſſer einer andern Schrift fuͤhrt Geſetze und Facta an, welche beweiſen, daß Herr von Maupeou durch das Edict vom December v. J. nichts mehr gethan habe, als der Kanzler Seguier im Jahr 1667, viel weniger als der Siegelbewahrer d’Aliyre 1673, und weniger als der Siegelbewahrer d’Argenſon 1718.
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben den Herzog von St. Albans zum Gouverneur von der Grafſchaft Berks, und den Grafen von Northampton zum Gouverneur von der Grafſchaft eben dieſes Namens ernannt.
Aus Paris hat man, daß der Baron von Breteuil er - nannt iſt, als Franzoͤſiſcher Ambaſſadeur an die Stelle des Grafen von Euignes nach unſerm Hofe zu gehen. Der Graf von Rochford hat dem Franzoͤſiſchen Hofe ein lebhaftes Memorial wegen der Bezahlung der Ca - nada-Billets uͤbergeben.
Man erwartet jetzt mit vieler Ungeduld die Zuruͤck - kunft eines Couriers von Madrid, dem am Sonnabend ſchon ein anderer bis Calais entgegen geſchickt worden. Auch iſt ſeitdem wieder ein neuer nach dieſer Spaniſchen[3]Hauptſtadt abgefertiget worden. Die Spanier verbeſ - ſern die Veſtungswerke von Mallaga, Barcellona und aller Seeplaͤtze beym Eingang in die Meerenge von Gi - braltar, und England ruͤſtet eine Flotte aus, und ver - mehret die Compagnie der Seeſoldaten, die aus 50 Mann beſtehet, jetzt mit noch 50 Mann. Kein Wunder alſo, daß die Liebhaber des Krieges ſchon neuen Friedens - bruͤchen entgegen ſehen.
Der Herzog von Glouceſter wird mit der Fregatte, die Venus, eine Reiſe nach Liſſabon und der Mittellaͤn - diſchen See, zum Beſten ſeiner Geſundheit, vornehmen.
Es gehet die Rede, daß England wegen einer zur Handlung gut gelegenen Inſel in dem Archipelago mit einigen Maͤchten in Tractaten ſey.
Der General Paoli macht ſich zur Abreiſe von hier nach Copenhagen fertig. Man ſagt, daß ihm Se. Daͤ - niſche Majeſtaͤt eine anſehnliche Bedienung angetragen haben.
Geſtern ſind mit einmal 12 Oſtindiſche Compagnie - Schiffe von China, Bombay, Madraß, ꝛc. angekommen.
Die weißen Knaben in Irland, und die Regulators in Nord-Carolina ſind nun ſo zahlreich, und gehen be - waffnet umher, daß man ſich genoͤthiget geſehen, ihnen ebenfalls mit Waffen entgegen zu kommen. Der Gou - verneur von Nord-Carolina fuͤhret 2500 bewaffnete freywillige Einwohner gegen die Regulators; und in Irland ſind einige Compagnien Soldaten gegen die White Boys beordert.
Jetzt wird hier eine neue Comoͤdie geſpielt, die fleißig beſucht wird. Der Titel iſt The Maid of Bath. Herr Cumberland iſt Verfaſſer davon, und ſie gruͤndet ſich auf eine Begebenheit, die wirklich in Bath zwiſchen einer jungen Actrice und einem reichen alten Manne vorgegangen iſt. Der letztere hat 5000 Pf. Sterl. ge - boten, daß das Stuͤck nicht moͤchte geſpielet werden; aber unſer Ariſtophanes, Herr Foote, hat es dennoch aufgefuͤhret.
Herr Morgan iſt von der Kayſerinn von Rußland als Opticus und Verfertiger von mathematiſchen In - ſtrumenten, nach Petersburg berufen worden. Er hat den Ruf dahin angenommen.
Der Graf von Ablefeldt zu Langeland und Rixingen, Oberſter der Cavallerie, und Major bey der Koͤnigl. Leibgarde zu Pferde, hat ſeinen verlangten Abſchied in Gnaden erhalten.
Noch waͤchſt das Waſſer in unſern Gegenden. Vor unſerm Deichthor iſt es ſchon in den Stadtgraben ge - treten. Damit es nun nicht hiedurch in die Alſter komme, ſo iſt beym Steinthore ein ſtarker Damm ge - macht worden, der dies vermuthlich verhindern wird. Heute fruͤh war der Wind oͤſtlich. Waͤre er ſo geblie - ben, ſo waͤre der Abzug durch die Schleuſen mit der Ebbe deſto ſtaͤrker geweſen; allein, er lief gleich wieder nach Weſten. Da in der Gegend beym Geſundbrunnen das Waſſer bis in die erſten Stockwerke der Haͤuſer gehet, ſo muß man ſich des Weges durch den obern Theil von Hamm bedienen. Von da ſieht man bis an den Deich einen offenen See, und uͤber Wieſen und Gaͤrten fahren Boote und Ewer mit vollen Segeln. Unterdeſſen ſuchen Ein Hochweiſer Rath und die Wohl - weiſen Herren Landherren den Einwohnern der uͤber - ſchwemmten Laͤnder auf alle Weiſe zu Huͤlfe zu kommen, damit ſie keinen Mangel leiden.
Bey Friedr. Gotth. Jacobaͤern iſt heraus - gekommen: Der redende Stumme. Erſter Theil. 1771. In dieſer Wochenſchrift herrſcht uͤberhaupt der Ton einer launigten Satyre, der in verſchiedenen Stuͤcken der Fidibus ſo gut gefallen hat. Vermuthlich arbeiten eben die Verfaſſer daran, welche die letztgenannte Schrift herausgegeben haben. Man muß es geſtehen, daß faſt in allen Stuͤcken dieſes erſten Theils dieſer Ton ſo ziemlich beybehalten worden, (ſelbſt in dem 5ten Stuͤcke, in welchem die vortreffliche Kaͤſtneriſche Beant - wortung der Frage: Ob die Phyſik Begriffe von der goͤttlichen Gerechtigkeit gebe? befindlich iſt, ſind Zuͤge davon,) allein, uns duͤnkt, daß derſelbe doch endlich ermuͤde, wenn er auch noch ſo gut, aber ohne Abwech - ſelung, fortgeſetzt wird. Die Lebensbeſchreibung des Verfaſſers Zacharias, die Abhandlung uͤber die Amts - Baͤuche, das Elementarbuch eines Taugenichts, die er - bauliche Predigt uͤber die ſogenannten Flegeljahre, ein Geſpraͤch zwoer Damen, ob man Kinder in Abſicht auf die Liebe ganz unwiſſend erhalten ſoll, — wird man mit Vergnuͤgen leſen. Auch werden einige Artikel aus dem moraliſchen Correſpondenten, davon 3 Stuͤcke mitge - theilet werden, nicht mißfallen. Wir wollen doch ein Paar abſchreiben.
Die itzigen Ferien hindurch haben ſich einige lehrbe - gierige Muſenſoͤhne, die ſich der Kirche widmen wollen, auf eine beſondere Art in der Paſtoraltheologie geuͤbt, damit ſie ſich auch zu der Zeit, wenn die Collegia ge - ſchloſſen werden, ihrem Zwecke immer mehr und mehr naͤhern. Deswegen brachten ſie taͤglich in den Wirths - haͤuſern bey den Bouteillen und zukuͤnftigen Marien Magdalenen zu, um zu ſehen, wie eigentlich die Suͤnden beſchaffen waͤren, welche ſie mit der Zeit vergeben, oder nach Gewiſſen beſtrafen ſollten. Sie werden dieſe praktiſchen Schulen alle Sonntage weiter beſuchen.
Bey den Kaufmanne Eſprit ſind noch von der Lot - terie des geſunden Menſchenverſtandes Plane und Looſe zu haben. Obgleich bey dieſer hoͤchſt profitablen Lotterie viele ihr Gluͤck machen koͤnnten, ſo ſind doch noch lange nicht alle Looſe untergebracht, und die Ziehung muß aufgeſchoben werden.
Am Mittewochen hat ſich ein kleiner Knabe von drey Jahren verlaufen. Wer davon Nachricht geben kann, beliebe es aus Chriſtenpflicht zu melden.
Aus eben dieſem Hauſe iſt ein weißes ſchoͤn behan - genes Bologneſer-Huͤndchen weggekommen. Der Ueber - bringer deſſelben ſoll zehen Ducaten zur verdienten Be - lohnung empfangen.
Einigen Stuͤcken ſind kleine Gedichte und Epigram - men mit beygefuͤgt, welche ſich von denen, die in den gewoͤhnlichen Wochenſchriften mitgetheilt zu werden pflegen, ſehr zu ihrem Vortheil unterſcheiden. Hier ſind ein Paar davon:
Zur Erklaͤrung des Titels dieſer Wochenſchrift dient Folgendes aus dem 15ten Stuͤcke: “Seit einigen Jah - ren rede ich vor den Leuten kein Wort, und gebrauche nur meine Augen und Ohren. Mit dieſen ſammle ich mir Stoff zu denjenigen Betrachtungen, welche ich hernach in meiner Einſamkeit zu Papier bringe, und nunmehr durch das Sprachrohr der Preſſe woͤchentlich bekannt machen will.”
Buͤrgermeiſtere und Rath der Stadt Flensburg fuͤgen allen und jeden, welchen daran gelegen, hiedurch zu wiſſen, wasmaßen die hieſigen Buͤrgere und Kaufleute, auch reſp. Hoſpitals-Vorſteher, Herr Hinrich Henningſen, und Claus Kall, als naͤchſte Anverwandten des Kalli - ſchen Sterbhauſes, uns zu vernehmen gegeben, wie nachdem ihr weyl. Schwager und Bruder, der Raths - verwandte, auch Kauf - und Handelsmann, Herr Abra - ham Kall, neulicher Zeit unvermuthet mit Tode abge - gangen, und nach ihm nicht nur Kinder erſterer Ehe, ſondern auch, nebſt der itzigen Frau Wittwe aus letzterer Ehe, verſchiedene groͤßtentheils unmuͤndige Kinder vor - handen, ſie bey einer vorlaͤufig gehaltenen Nachſicht, die Beſchaffenheit und den Umfang der von Defuncto gefuͤhr - ten Handlung dergeſtalt befunden, daß zuvoͤrderſt die auf der Sterbbude haftende, theils verdeckte Schulden, und uͤberhaupt alle Umſtaͤnde der Maſſae zur Richtigkeit gebracht werden muͤßten, ehe und bevor an eine ander - weitige kuͤnftige Einricht - oder Erbtheilung gedacht wer - den koͤnne. Dannenhero ſie, die Wittwe cum Curatore, und die Anverwandte der Kinder, mit Vorbehalt des Beneficii legis & Inventarii, an die Creditores und Debi - tores-Maſſae ein Stadt - und Landuͤbliches Proclama er - gehen zu laſſen gebeten haben wollten. Wann nun ſolchem Anſuchen zu deſeriren uns nicht entlegen koͤnnen: Als werden alle und jede, welche an dem Nachlaß des mehrgedachten verſtorbenen Rathsverwandten, auch Buͤrgers und Kaufmanns, Herrn Abraham Kalls, einige An - und Zuſpruͤche zu haben vermeynen, Kraft dieſes peremtorie citiret und vorgeladen, daß ſie ſammt und ſonders, und zwar die Einheimiſchen innerhalb Sechs, die Auswaͤrtigen aber innerhalb Zwoͤlf Wochen a dato hujus Proclamatis, und alſo reſp. bis auf den 27ſten Julii und den 7ten September, als an welchem letztern Tage das Protocollum profeſſionis fuͤr die Ausheimiſchen vollends zu ſchlieſ - ſen ſich in hieſigem Stadt-Secretariat gebuͤhrend an - geben, und ihre habende Forderungen und Praetenſiones, ſelbige ruͤhren her ex quocunque capite vel cauſa ſie immer wollen, ſub poena praecluſi & perpetui ſilentii, mit Pro - ducirung der etwa in Haͤnden habenden Original-Urkun - den und Documenten, auch deren copeylicher Zuruͤcklaſ - ſung ad Protocollum, und inſoferne Profitentes dem hie - ſigen Gerichtszwang nicht unterworfen, mit Beſtellung eines darunter angeſeſſenen Procuratoris ad Acta recht - lich profitiren, damit ſolchergeſtalt die Paffiva zuverlaͤſ - ſigſt ausfuͤndig gemachet werden koͤnnen. Auch werden diejenigen, welche der Sterbbude etwas ſchuldig ſind, ſolches binnen gleichmaͤßiger Friſt ſub poena dupli zu melden angewieſen. Wornach ſich maͤnniglich, dem daran gelegenen, zu achten, und fuͤr Schaden zu huͤten hat. Signatum
Der ſeit mehr als zehn Jahren abweſende Johann Wilhelm Kalan wird ad inſtantiam ſeiner Inteſtat-Erben und ſeines Curatoris auf den 12ten Auguſt 1771, edictali - ter und ſub poena, daß er pro mortuo im Ausbleibungs - fall werde declariret werden, vor das Koͤnigl. Branden - burg-Neuhauſiſche Juſtiz-Collegium zu Koͤnigsberg in Preußen adcitiret.
Koͤnigsberg, den 29ſten April, 1771.
Kommenden Sonnabend, als den 20ſten dieſes, Abends um 8 Uhr, iſt Schlußtag zu der 57ſten Ziehung des Reichsſtadt-Augsburgiſchen Lotto. Es werden dahero alle Liebhaber erſucht, ihre gefaͤlligen Einſaͤtze in Zeiten zu beſorgen, dieweil nach bemeldter Zeit keine Spiele mehr angenommen werden.
Da die Ziehung der erſten Claſſe der Stralſunder Freymaͤurer-Lotterie des Gutes Wuͤſtenhagen den 27ſten May geſchehen ſollte, verſchiedener Urſachen wegen aber nicht erfolgen konnte, nun gewiß den 2ten September d. J. vollzogen werden wird: Als werden alle Liebhaber des Landweſens und Guͤter-Gewinnſte hiedurch freund - lich erſuchet, ſich dazu fleißig und in Zeiten mit Looſen zu verſehen, und ſind dieſe bey Engelbrecht im Addreß - Comtoir, bey F. Karſtens an der Zollenbruͤcke, bey Rode, der Boͤrſe gegen uͤber, bey Bluͤthner, im von Peinſchen Caffeehauſe, und bey Mannes auf Kayſers Hof zu 24 ßl. Louisd’or zu haben.
Da der Wachsbleicher Johann David Jenſchowsky in Berlin ſeine Wachs-Fabrique dermaßen in Stand geſetzet hat, daß er nicht allein einen anſehnlichen Vor - rath weißes ſchoͤnes reines Wachs dieſen Sommer be - reits gebleichet, ſondern es ihm auch durch ſeiner vier - jaͤhrige Praxin ſo gerathen, daß ſolches an Weiße keinem nichts nachgiebt; ja, mit dem beſten in Deutſchland gleichkommt: Als machet derſelbe einem geehrten Publico und ſeinen reſp. Kunden dieſes hierdurch bekannt, daß ſie anjetzt von ihm ſowol in Quantitaͤt, als en Detaille, alle Sorten Wachslichter und Scheibenwachs um die billigſten Preiſe, und zwar das Pfund à 13 Ggr. bekom - men. Die Schoͤnheit und Guͤte des Wachſes wird ſich von ſelbſt anpreiſen. Auswaͤrtige Freunde koͤnnen ſich prompter Ueberſendung verſichert halten; dagegen bittet man ſich aus, die Briefe und Gelder franco zu ſchicken.
Am Donnerſtage, als den 8ten Auguſt, des Morgens um 11 Uhr, ſoll die geweſene Pulvermuͤhle in Lockſted, Collau genannt, ſo nahe bey Boſtel lieget, allda oͤffent - lich an den Meiſtbietenden verkauft werden. Der Garten iſt mit ſchoͤnen Alleen, Cabinetten und Fruchtbaͤumen gezieret, wobey zu Ende deſſelben der große Muͤhlendeich befindlich, nebſt ein vor wenig Jahren neuerbautes und wohl eingerichtetes Wohn - und Gaͤrtnerhaus, wie auch Stall zu 7 Pferden. Dieſes Weſen iſt zu einer Fabrik ſehr geſchickt, indem 5 große und eintraͤgliche Wieſen rund herum liegen; auch befinden ſich noch meh - rere Wieſen und Kornland dabey, mit vorzuͤglichen Privilegien verſehen, und frey von allen Auflagen. Liebhaber koͤnnen ſolches taͤglich in Augenſchein nehmen, und mehrere Nachricht davon geben die Mackler Boſtel - mann, Heuſch und Neumann in Hamburg.
Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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