PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
[figure]
Gelehrte Zei -
[figure]
tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Freytage, den 19 Julii.)
Num. 115.

Der Cardinal Cavalchini will, als Decan des heiligen Collegii, alle Cardinaͤle erſuchen, zu den Unkoſten der Seligſprechung des verſtorbenen Cardinal Paolo Bu - ralio, welcher der ganzen heiligen Geſellſchaft ſo viele Ehre gemacht, das Ihrige mit beyzutragen.

Der Koͤnig von Portugall hat den Biſchof von Pina - ren, der im letzten Conſiſtorio praͤconiſirt worden, zum Biſchof von Porto, an die Stelle des daſelbſt verſtor - benen Biſchofs, ernannt.

In eben dieſem Conſiſtorio hat der Pabſt auch den Cardinaͤlen den Brief mitgetheilet, in welchem der Chal - daͤiſche Patriarch Simon, welcher ſich mit 6 Biſchoͤfen und 10000 ihm unterworfenen Familien, mit der Roͤ - miſchen Kirche vereiniget, ſeinen Gehorſam erklaͤrt hat.

Se. Heiligkeit ſollen von den Confoͤderirten in Pohlen einen Brief erhalten haben, in welchem ſie melden, daß ſie keinen neuen Nuntium annhemen wuͤrden. Es ſolle aber auch der jetzige nicht eher nach Rom gehen, bis ihnen wuͤrde bekannt gemacht werden, was fuͤr eine Bedienung er wieder bekleiden ſolle.

Das Tribunal der heiligen Inquiſition iſt voͤllig auf - gehoben; die Gefaͤngniſſe ſind niedergeriſſen, und die Patente von den ſogenannten Kreuzgezeichneten zuruͤck - gefordert worden.

Beſchluß der Nachrichten aus London,

Die Nachrichten von der großen Hungersnoth, welche im vorigen Jahr in Bengalen gewuͤthet, ſind ſehr ge - gruͤndet geweſen. Man lieſet von ſelbiger in einem Schreiben aus Calcutta vom 30ſten Nov. 1770. Folgendes:

Als wir hier anlangten, fanden wir das Revier voller todter menſchlicher Leichname. Sie ſchwammen auf dem Waſſer wie Floͤße, und die Straßen der Stadt waren ebenfalls mit Todten und Sterbenden angefuͤllet. Nie - mand bemuͤhete ſich, ſie zu retten, oder ihnen einigen Beyſtand zu leiſten. Die Menſchen, welche noch gehen,und ſich Lebensmittel verſchaffen konnten, waren es ſchon gewohnt, ihre elenden Mitbruͤder ohne Mitleiden verſchmachten zu ſehen. Die Anzahl der Todten in Cal - cutta allein erſtreckte ſich, ſo lange man eine Rechnung daruͤber halten konnte, woͤchentlich aus 10 bis 11000; nachgehends aber war die Zahl ſo groß, daß man ſie nur alle Morgen zuſammenſammelte, und ſie in den Fluß warf, ohne mehr eine Rechnung uͤber die Menge halten zu koͤnnen. Ich bin ſelbſt durch die Straßen ge - gangen, und habe 20 bis 30 Sterbende in ſelbiger ge - funden. Ich habe Kinder an den leeren Bruͤſten ihrer ſterbenden Muͤtter ſaugen, und Muͤtter auf den Straſ - ſen gebaͤhren ſehen, die nachher mit der Frucht ihres Leibes vor Hunger ſtarben. Die Hunde liefen mit Men - ſchenknochen in den Oertern herum, und viele der Sterbenden nagten an den ihnen zunaͤchſt liegenden tod - ten Koͤrpern ihrer Mitbruͤder. Ueberhaupt iſt der dritte Theil dieſes ſonſt ſo volkreichen Landes durch dieſe Noth weggeraffet worden. Der Hunger hat zwar nunmehro aufgehoͤret; allein, die Wirkungen deſſelben ſind noch ſichtbar genug. Diejenigen, welche den Jammer uͤber - lebet, koͤnnen ſich groͤßtentheils keine Verſorgung ſchaffen, und ihre Anzahl iſt zu groß, als daß allen koͤnnte gehol - fen werden. Der Geſtank ſo vieler Cadavern hat die Luft angeſteckt, und Krankheiten auch ſelbſt unter den Europaͤern verurſacht. Daruͤber aber beklagt man ſich nicht; denn es ſind ihrer zu viele, welche auf Dienſte warten, und froh ſind, daß Raum fuͤr ſie gemacht wird.

Geſtern fruͤh, um 8 Uhr, wurden 2 Miſſethaͤter zum Galgen gefuͤhret, und an dem Orte, wo ſie ihr Verbre - chen begangen, naͤmlich zu Bethnal Green, eine halbe Stunde von London, da ſie den ungluͤcklichen Weber - Geſellen Clarke ſteinigen helfen, gehenkt. Der eine hieß Stroud, und war ein Gaͤrtner; der andere Camp - bell, ein Seidenweber. Es war zwar beſtellt, daß ſich eine große Menge der letztern verſammeln ſollte, um dieſe Moͤrder aus den Haͤnden der Juſtiz zu reißen; allein, die Sherifs hatten auch, ohne Soldaten zu gebrauchen,[2]ſolche gute Anſtalten gemacht, daß die Executionen ohne Unruhe vor ſich giengen. Ihre Koͤrper wurden hernach den Chirurgis zum Anatomiren uͤberliefert.

Auszug eines Schreibens aus Cronſtadt, in Sie - benbuͤrgen,

Die Tuͤrken, welche mit 60000 Mann, unter dem Commando eines Baſſa, uͤber die Donau gekommen waren, hatten Miene gemacht, gerade auf Buckareſt loszugehen; ſie wandten ſich aber gegen Giurgiewo, und haben ſolches ohne viele Umſtaͤnde weggenommen. Der Fuͤrſt Repnin hatte unterdeſſen alle Rußiſche Trup - pen zuſammengezogen, daß er auch eine Armee von 30000 Mann geſammelt hatte. Mit dieſer wollte er Giurgiewo zu Huͤlfe eilen, wohin er aber einige Stun - den zu ſpaͤt gekommen. Er zog alſo darauf bis gegen Buckareſt zuruͤck, und ſetzte ſich in den dabey liegenden Wald; vor ſelbigem aber poſtirte er ein kleines Corps, um den Tuͤrken eine Masque zu machen. Dieſe griffen ſolches auch an, welches nach einer kurzen Zeit bis zum Hinterhalt zu weichen anfieng, worauf dann alle Rußi - ſche Truppen zum Vorſchein kamen, und die Tuͤrken in der groͤßten Unordnung zum Weichen brachten. Die ganz zuverlaͤßigen Umſtaͤnde davon ſind noch nicht be - kannt. Man ſagt zwar, es waͤren 15000 Tuͤrken, dar - unter drey Agas, und verſchiedene andere Vornehme, auf dem Platze geblieben, außerdem auch noch 5000 auf der Flucht umgekommen und erſoffen. Desgleichen waͤre die ganze Artillerie von 180 Kanonen und die ſaͤmmtliche Bagage erbeutet; allein, hiervon muß man noch die wahre Beſtaͤtigung erwarten. Ein Aga, nebſt vielen Tuͤrken, ſind gefangen worden. Nach deren Ausſage ſtehet der Großvezier bey Babadag, und haͤtte nur 10000 Mann bey ſich. Die Bataille iſt den 10ten alten Styls, oder den 21ſten Junii neuen Styls, vorgefallen, und hat gedauert des Morgens von 3 Uhr an, bis um 9 Uhr Vormittags, wo alles entſchieden geweſen. Ohne Zweifel wird der Fuͤrſt Repnin ſuchen, Giurgiewo wieder zu occupiren. Man vermuthet aber, daß die Tuͤr - ken ſolches freywillig verlaſſen werden.

Beſchluß des Auszuges aus dem Tagebuche der Rußiſchen Armee.

Mittlerweile, als man alſo die Tuͤrkiſche Cavallerie abfertigte, ſo haben die Feinde auf 60 Fahrzeugen die Infanterie von Nicolopolis uͤberſetzen laſſen, um unſern Corps in den Ruͤcken zu kommen. Da ſie aber die Nieder - lage ihrer Mitbruͤder geſehen hatten, ſo haben ſie ſich wieder eingeſchifft, ohne etwas unternommen zu haben. Den 6ten Junii n. St. ruͤckten 2 Corps von unſern Truppen, unter Commando der General-Majors Po - temkin und Gudowicz, gegen die Stadt Turno an; und da der General-Lieutenant, Fuͤrſt Repnin, daſelbſt zu gleicher Zeit angekommen war, um das Commando zu uͤbernehmen, ſo wandte er ſich mit dem Corps des Gu - dowicz gegen Giurgewo, weil die Tuͤrken, welche den Fluß paßirt waren, Anfaͤlle auf dieſe Stadt machten. Der Feind, welcher von der Abſonderung der beyden Corps Nutzen ſchoͤpfen wollte, und mit neuen Truppen aus Nicopolis verſtaͤrkt worden war, umringte mit ſei - ner Cavallerie das Corps des General-Majors von Po - temkin, und griff es zugleich von der Seite von Turno mit ſeiner Infanterie an, die 6000 Mann ſtark war; allein, er wurde aufs Haupt geſchlagen, und mit ſehr großem Verluſt fortgejagt. Der General-Major Po - temkin ſagt davon nur einige Worte, weil er ſeine erſten Augenblicke nur dazu angewendet, um dem Hoͤchſten unter der Stadt Turno Dank zu ſagen, daß er einenfuͤnfmal ſtaͤrkeren Feind uͤberwunden, und die Wahlſtatt mit todten Koͤrpern ohne großen Verluſt bedeckt gehabt. Wir erwarten einen umſtaͤndlichern Bericht von dieſer Action. Inzwiſchen, da die Tuͤrken von einer andern Seite ſich Giurgiewo, genaͤhert, nachdem ſie bey Anbruch des Tages die Donau paßirt, ſo machten ſie alle Anſtal - ten, um das Schloß mit Sturm einzunehmen. Ihre Anzahl belief ſich nach Ausſage der Gefangenen auf 4000 Mann. Sie haben angefangen, unſern kleinen Poſten an dem Ausfluß der Talomitz, unter Commando des Majors Taube, anzugreifen; und da ſie 6 Stunden ſich vergebens bemuͤhet, die Redoute, wo beſagter brave Major ſich befand, einzunehmen, ſo wurden ſie nicht allein zuruͤckgetrieben, ſondern gaͤnzlich geſchlagen. Man hat auf dem Platze 300 todte Koͤrper gezaͤhlet; und die Fluͤchtlinge ſind noch in großer Anzahl in der Donau er - ſoffen, als ſie ſich in ihre Fahrzeuge haben werfen wollen. Wir haben bey dieſer Gelegenheit 2 Standarten er - obert, und 16 Gefangene gemacht. Man hat von uns 28 Mann in allem getoͤdtet, unter welchen ſich weder Officiers noch Unterofficiers befinden. Unſere Verwun - deten ſind die Majors Taube und Zedelmann, 1 Unter - Lieutenant, 3 Unterofficiers und 55 Soldaten, Huſaren und Coſacken. Die Spions, die in unſere Haͤnde ge - fallen ſind, verſichern, daß die Tuͤrken die Haͤlfte ihrer Truppen verlohren haͤtten. Waͤhrend dieſer Action hat ein anderes Corps Tuͤrken Mittel gefunden, dem Major Henkel, welcher in dem Schloſſe von Giurgiewo com - mandirte, eine Furcht einzujagen, der die Feigheit ge - habt, dieſen Ort durch Capitulation dem Feinde zu uͤber - geben, nachdem er mit ſeinen Leuten einen freyen Abzug erhalten. Er iſt geſchloſſen, und nach Choczim geſchickt worden.

Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, iſt mit 400 Mann der Krontruppen in Crakau einmarſchiret; die uͤbrigen ſind zum Suwarowſchen und Drewitzſchen Corps geſtoßen. Der Radziminski und Schutz, welche ſo lange in der Gegend Landskron geſtanden, haben ſolche ver - laſſen, und werden vermuthlich zum Pulawski ſtoßen, welcher aus den Gebirgen herausgekommen, und bey Wieliczka ſtehet. Der Herr Zaremba hat das Commando uͤber ſeine Truppen dem Mazowieski uͤbergeben, welcher in dem Wielunſchen ſtehet; erſterer aber iſt fuͤr ſeine Perſon zur General-Confoͤderations-Commißion ab - gegangen.

Von Lemberg hat man, daß die General-Confoͤdera - tions-Haͤupter ein in Czernowoda vom 4ten Februar ergangenes Univerſal, welches den bekannten dreiſten Schritt waget, an den Staroſten von Lemberg geſchickt haben, mit Verlangen, es in den Gerichten bekannt zu machen. Er hat ſolches nach Warſchau gemeldet, und um Verhaltungsbefehle angeſucht. An letztem Orte hat der Rußiſch-Kayſerl. Ambaſſadeur, Herr von Sal - dern, das Bruͤhlſche Palais, welches ſeit 1763 den Ruſ - ſiſchen Bothſchaftern zur Wohnung gedienet, verlaſſen, und das Palais des Biſchofs von Cujavien, welches jaͤhrlich 1400 Ducaten Miethe giebt, beziehen wollen.

Die neulich mitgetheilte Rußiſche Declaration iſt beſonders deswegen bekannt gemacht geworden, weil die Confoͤderirten eine Brieftaſche mit den Depeſchen weggenommen, und ſonſt noch Raͤubereyen auf der Land - ſtraße begangen haben. Der Herr von Saldern hat des - halb auf ſelbiger in einer gewiſſen Weite Galgen, und bey jedem eine Saͤule mit gedachter Declaration in Pohlniſcher und Franzoͤſiſcher Sprache, aufrichten laſſen.

[3]

Wir ſind nun ſchon wieder ſeit 5 Wochen mit Ueber - ſchwemmungen und großen Waſſern geplagt, und die Elbe iſt in dieſer ganzen Zeit nicht einmal in ihr altes Herbſtlager, geſchweige in ihr Sommerufer getreten. Wenn ſie ja einmal eine Elle tief fiel, ſo wuchs ſie doch den folgenden Tag wieder eben ſo hoch, und oft noch eine Elle hoͤher. Die mehreſten Haͤuſer an der Elbe werden ſolchergeſtalt kuͤnftigen Winter unbrauchbar bleiben. Vor 12 Tagen ſtuͤrzte ein Stuͤck Felſen eine Viertelſtunde von hier im ſogenannten Spaar ein, riß ein Haus mit fort, und warf den einen Theil deſſelben in die Elbe, und unter dem andern Theile ward eine Frau erſchlagen, und ein Mann toͤdtlich verwundet, ſo, daß er des andern Tages gleichfalls ſterben mußte. Das Haus ſtaͤmmete ſich an unſere Bruͤcke an, und verur - ſachte hier viele Unruhe. Zum Gluͤcke wurde es von dem Waſſer zerbrochen, und ohne Schaden der Bruͤcke fortgefuͤhrt.

Am 10ten dieſes iſt das Koͤnigl Kriegsſchiff, Prinz Friedrich, welches der Commandeur-Capitain Becker fuͤhret, aus der Mittellaͤndiſchen See wieder auf hie - ſiger Rhede angekommen, und wird nun einige Tage die Quarantaine halten.

Dieſer Tagen ſind 2 Weſtindienfahrer, Capitain No - bolt und Rothwid, mit Zucker aus St. Croix hier ein - getroffen. Unſere Kunſtverſtaͤndigen haben bis jetzt noch kein Gold aus dem auf dieſer Inſel gefundenen und hieher geſandten Erzte bringen koͤnnen.

Den 11ten dieſes ſind Ihro Koͤnigl. Hoheit, die Frau Erbprinzeßinn, von einer jungen wohlgebildeten Prin - zeßinn gluͤcklich entbunden worden, welche frohe Bege - benheit ſogleich den naͤchſten Verwandten und andern hohen Hoͤfen bekannt gemacht iſt.

Die Elbe iſt von neuem durchgebrochen, und hat nicht nur die Doͤrfer Tello, Neuhaus und Gothmann, ſondern auch unſere Stadt unter Waſſer geſetzt; es iſt ſo hoch, daß die Schiffe an einigen Orten in der Stadt fahren koͤnnen. Vom Thor bis zu den Anhoͤhen vor derſelben ſind Fahrboͤte angelegt worden. Das Elend der Dorf - ſchaften und unſerer armen Einwohner iſt nicht zu be - ſchreiben. Ihr Vieh kommt fuͤr Hunger um, und ihre fruchtbare Gaͤrten ſind gaͤnzlich ruinirt, und davon muͤſſen ſie doch leben.

In der vorigen Nacht iſt das Waſſer noch 3 Zoll ge - ſtiegen. Die Schlaufen koͤnnen ſo viel nicht abziehen, als durch den großen Deichbruch beym Gammer-Ort, der uͤber 60 Ruthen lang ſeyn ſoll, wieder einſtroͤmet, weshalb man auch willens ſeyn ſoll, den Elbdeich an einigen Orten durchzuſtechen.

Ein Hochweiſer Rath hat wegen dieſes betruͤbten Vorfalls auf den Sonntag uͤber 8 Tage einen Bußtag angeordnet, an welchem zugleich die Becken zur Unter - ſtuͤtzung der Nothleidenden ausgeſetzt werden ſollen.

Von gelehrten Sachen.

Leipzig.

Von den Adverſariis medico-practicis iſt bereits die erſte Haͤlfte des 2ten Bandes in der verwi - chenen Oſtermeſſe bey Weidmanns Erben und Reich ausgegeben worden. Zu Anfang des erſten Theils ſteht eine Abhandlung von der verſchiedenen Entwicke - lung der gichtiſchen Materie. Der Verfaſſer zeigtmit eigenen Erfahrungen, daß ſie oftmals zwar lange ruhig bleibe; allein, unter allerley Geſtalt bald ploͤtz - lich, bald aber durch langwierige Gebrechen Geſund - heit und Leben zerſtoͤhre. Hierauf folgt eine Rede, worinn erwieſen wird, daß bey der Verabſaͤumung der Naturkenntniß weder gruͤndliche Einſicht, noch vortheilhafte Ausfuͤhrung der Arzeneykunſt Platz finde. Eine Lection, welche ſich unſere ſtolzen Afteraͤrzte wohl verdeutſchen laſſen moͤchten. Die dritte Abhandlung lehret in einigen Beyſpielen, daß man gemeiniglich die Verunſtaltung der Frucht ohne Grund der geruͤhrten Einbildungskraft ihrer Mutter zuſchreibe. Sie iſt ſchon im Jahr 1759 beſonders abgedrucket, und eben nicht von großem Gewichte. Der vierte Aufſatz iſt von Herrn Greding. Er hat 120 Hiſtorien von melancho - liſchen, tollen und epileptiſchen Perſonen in dem Wald - heimiſchen Krankenhauſe geſammlet, und nachher der - ſelben Leichen geoͤffnet. Die Beſchreibung ihrer Krank - heiten hat er hier und in dem zweyten Theile geliefert; die anatomiſchen Wahrnehmungen werden kuͤnftig fol - gen. Dieſen ſehen wir mit Verlangen entgegen. Jene ſind zwar kurz, und zeigen nicht oft den Einfluß der Hauptkrankheit auf den Tod. Jedoch kommt hie und da ein Umſtand vor, welcher denkenden Aerzten nuͤtzlich ſeyn kann. Das 5te Stuͤck ſoll die Folgen der Krank - heiten mit Ausſchlaͤgen erlaͤutern. So wird durch einen Fall gezeiget, daß die zuruͤckgetriebene Kraͤtze nicht allein allerley ſchwere Krankheiten, ſondern auch den Tod bewirken koͤnne. Es wird auch etwas von den Folgen der Blattern und Maſern beruͤhret. In der That aber iſt nichts recht erſchoͤpfet, und vieles zu ſehr geſucht und ausgedehnet. Zuletzt wird noch ein toͤdtlicher Milchfluß eines ſaͤugenden Kindes beſchrieben, und mit ſehr entbehrlichen Anmerkungen begleitet.

Der zweyte Theil faͤngt mit einer langweiligen Er - zaͤhlung einiger Faͤlle an, welche beweiſen ſollen, daß Kinder und Juͤnglinge, des Wachsthums wegen, oft gichtiſche Schmerzen leiden. Hiernaͤchſt wird in einer Rede erwieſen, daß die empiriſchen Aerzte oft mehr Hypotheſen anhaͤngen, als die dogmatiſchen. In dem dritten Stuͤcke werden gerichtliche Berichte von verrenkten Halswirbeln, als Urſachen ſchleuniger Todes - faͤlle, ordentlich erzaͤhlet und gut beurtheilet. Von Herrn Greding folgen ein paar merkwuͤrdige Beobach - tungen von der geſchwinden und vortheilhaften Wirkung der Belladonna in langwieriger Gelbſucht. Die Saͤfte friſcher Gartengewaͤchſe ſcheinen an der Cur großen Antheil gehabt zu haben. Sodann wird der erſte Theil eine Abhandlung von der verwachſenen Ruͤckgraͤte geliefert. Die wohlgefaßte Beſchreibung der verſchie - denen Arten wird mit guten Kupfern und Anmerkungen erlaͤutert. Den Beſchluß machen einige Erinnerun - gen von dem guten und ſchaͤdlichen Gebrauch abfuͤh - render Mittel nach uͤberſtandenen Krankheiten.

Nachricht.

Heute wird bey H. C. Grund das 11te Stuͤck des Wochenblatts: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr den den - kenden Leſer, ausgegeben. In dieſem Stuͤcke faͤhrt der Mann, welcher neulich eine Quaterne gewonnen hat, fort, der Welt alle ihm ſeit der Zeit aufgeſtoßene Aben - theuer bekannt zu machen. Alsdann lieſet man die Fortſetzung der Vertheidigung des Herrn Doctor Pauli.

Wir Director und Aſſeſſores bey denen Stadtgerich - ten der Koͤnigl. Stadt Schweidnitz fuͤgen nachbenannten von hier abweſenden, als: 1) Den in An. 1755. von[4]Troppau als Badergeſell weggegangenen von hier ge - buͤrtigen Franz Froͤhlich; 2) deſſen Schweſter Helena, vereheligt geweſene Kriebelinn, gebohrne Froͤhlichinn, welche nach ihres Mannes Tode, ſo zu Neukirch bey Troppau wohnhaft geweſen, ſchon uͤber 10 Jahr von da weggegangen; und 3) der von hier gebuͤrtigen und ſeit 1744. abweſenden Johanna Hartwiginn, oder deren allerſeitigen etwan vorhandenen Leibeserben hierdurch zu wiſſen, wasmaßen die Vaters Bruder Kinder der erſten beyden Froͤhlichſchen Geſchwiſter, und die Ge - ſchwiſter der zuletzt benannten Hartwiginn allhier, da ſelbige, aller angewendeten Muͤhe ungeachtet, von deren Leben und Aufenthalte nichts erfahren koͤnnen, gezie - mend gebeten, ſelbige edictaliter zu citiren, und wenn ſich dieſelben in dem angeſetzten Termin nicht geſtellen ſollten, pro mortuis zu declariren. Wann wir nun deren Geſuch zu deferiren keinen Anſtand nehmen moͤ - gen: Als citiren wir gedachten Franz Froͤhlich, deſſen Schweſter Helena, vereheligt geweſene Kriebelinn, und die Johanna Hartwiginn, oder deren etwanige Leibeserben, Kraft dieſes peremtorie, daß Selbte ſich in Termino den 29ſten Junii, 31ſten Julii und 2ten Sep - tember dieſes inlebenden 1771ſten Jahres allhier vor Uns in Curia geſtellen; widrigenfalls aber, daß ſie ge - dachte Froͤhlichſche Geſchwiſter, und die Johanna Hart - wiginn, nach Vorſchrift des unterm 27ſten October 1763. allerhoͤchſt emanirten Koͤnigl. Edicts pro mortuis wer - den declariret, die außenbleibenden Erben aber praͤclu - diret, und daß allhier ſub Cura ſtehenden Vermoͤgen denen obbenannten reſp. Vaters Bruder Kindern und Geſchwiſter derer Abweſenden ausgeantwortet werden, gewaͤrtigen ſollen. Wornach ſich alſo zu achten. Sig - natum

Hiemit werden alle diejenigen, welche an das von des Schuſter Braſch hieſelbſt Ehefrau Delia, gebohrnen Ringen, an den hieſigen Schutzjuden Heine Levi ver - kaufte, auf der alten Straße zwiſchen des Becker Johann Friedrich Mohrmanns und Arend Trentwedeln be - legene Wohnhaus, nebſt Garten und dazu gehoͤrigen mit gedachtem Mohrmann in Gemeinſchaft habenden Brunnen, ein naͤher Recht, oder ſonſtigen Anſpruch zu haben vermeynen, es ruͤhre ſolcher her aus welchem Grunde er wolle, zu deſſen Profitir - und Liquidirung auf den Sonnabend nach dem 13ten poſt Trinitatis, wird ſeyn der 31ſte des kuͤnftigen Auguſt-Monats, des Mor - gens um 9 Uhr, vor die hieſige Amtsſtube ſub poena praecluſi citiret.

Koͤnigl. Und Churfuͤrſtl. Amt. G. H, von Reiche.

Da die allgemeine Handlungs-Compagnie zu Copen - hagen von nun an alle die Schiffe, welche bishero jaͤhr - lich mit ihren Ladungen von Platfiſch und andern Is - laͤndiſchen Producten aus Island auf die Elbe deſtini - ret geweſen, directe hier auf Copenhagen beſtimmet hat; folglich dieſe Art Waaren nach dieſem hieſelbſt, und an keinem andern Orte, aus der erſten Hand zu bekommen ſind: So wird ſolches jedermaͤnniglich zur beliebigen Nachricht bekannt gemacht, um ſich desfalls an dero hieſigen Freunde addreßiren zu koͤnnen. Ueberdem wird man die Preiſe gleichfalls nach geſchehener Ankunft der Schiffe publique bekannt machen.

Direction der allgemeinen Handlungs - Compagnie daſelbſt.

Anheute, den 10ten Julii, als an dem verſprochenen planmaͤßigen Termin, iſt die 1ſte Ziehung des hieſigen Herzogl. Zahlen-Lotto mit denen anderwaͤrts gewoͤhn - lichen Feyerlichkeiten, unter dem Angeſicht einer Menge Zuſchauer, mit der puͤnktlichen Accurateſſe vor ſich gegangen. Die herausgekommenden Nummern waren folgende:

Nr. 1.4.56.82.89.59.

Die Gewinnſte koͤnnen bey denen H. Herren Einnehmern gehoben werden. Die naͤchſte Ziehung geſchiehet den 31ſten dieſes Monats. Ludewigsburg, den 10ten Julii, 1771. General-Adminiſtration des Herzogl. Zahlen-Lotto. N. S. Bis den 23ſten dieſes koͤnnen beliebige Einſaͤtze bey mir gemacht werden, und ein jeder der prompteſten Begegnung gewaͤrtig ſeyn.

Daniel Richter, wohnhaft bey Hn. Luͤders in der großen Beckerſtraße.

Bey der erſten Ziehung der Herzogl. Wuͤrtembergi - ſchen Zahlen-Lotterie zu Ludwigsburg ſind folgende Nummern herausgekommen:

1.4.56.82.89.und59.

Die dadurch gefallene Gewinne werden ſogleich gegen Einlieferung der Billets bey jedem Collecteur, wo der Einſatz gemacht, ausbezahlet. Zur zweyten Ziehung, als welche den 31ſten hujus veſtgeſetzet iſt, kann ein jeder mit ſelbſtgefaͤlligen Spielarten und Billets bedienet wer - den. Der Plan wird unentgeldlich verabfolget.

D. L. Faßmann.

Die dritte Ziehung der Kayſerl. freyen Reichsſtadt Wetzlariſchen privilegirt - und garantirten Zahlen-Lot - terie wurde den 10ten Julii auf dem vor daſigem Rath - hauſe beſonders darzu errichteten Balcon, unter ge - woͤhnlichen Feyerlichkeiten und oͤffentlichen Proben der ſtrengſten Richtigkeit, vollzogen. Die dabey zum Vor - ſchein gekommene Nummern ſind folgende:

64.13.1.84.30.

Die General-Adminiſtration bezahlet in dieſer Ziehung, außer einer Menge Extrait dererminée und ſimple. an - noch eine ſehr betraͤchtliche Anzahl Amben - und Ternen - Gewinnſte ꝛc. Die vierte Ziehung dieſer ſehr vortheil - haften Zahlen-Lotterie geſchiehet den 31ſten Julii, und wird folgends von 3 Wochen zu 3 Wochen damit con - tinuiret.

J. C. Kraatz, General-Collecteur.

Die zehnte Ziehung der Kayſerl. freyen Reichsſtadt Regensburg privilegirt - und garantirten Zahlen-Lotterie geſchahe daſelbſt den 10ten hujus mit den gewoͤhnlichen Formalitaͤten, und kamen die Nummern:

44.22.41.71.30.

aus dem Gluͤcksrade. Die Gewinne werden prompt und ohne den mindeſten Abzug ausbezahlet. Den 31ſten Julii geſchiehet daſelbſt die eilfte Ziehung dieſer ſoliden Zahlen-Lotterie, und die folgenden von 3 zu 3 Wochen. Die Collecte zur 11ten Ziehung wird allhier geſchloſſen den 23ſten Julii, Vormittags um 9 Uhr.

J. C. Kraatz, General-Collecteur.

About this transcription

TextNum. 115, 19. Julii 1771
Author[unknown]
Extent4 images; 3347 tokens; 1520 types; 24316 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNum. 115, 19. Julii 1771 . Hamburg1771. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

Identification

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

Editorial statement

Editorial principles

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:36:15Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
ShelfmarkSUB-Hamburg, X/7569
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.