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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei -
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tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Mittewochen, den 24 Julii.)
Num. 118.

Der General-Quartiermeiſter, Graf Gregorius Gre - goriewitz Orlow, macht ſich zu einer Reiſe nach Stock - holm fertig, um an dem dortigen Hofe eine wichtige Commißion auszurichten.

Es liegen 2 neuerbaute Kriegsſchiffe fertig, die vom Stapel ablaufen koͤnnen, und nach der Levante beſtimmt waren. Fuͤr die beyden Herrn Grafen von Orlow, die bey der Flotte ſind, werden hier, auf Befehl der Kayſe - rinn, wie man ſagt, zween große Pallaͤſte erbauet.

Fortſetzung der Wuͤnſche der Griechen an das chriſtliche Europa.

Eben dieſe Urſache, die Ausuͤbung der chriſtlichen Religion von der Verfolgung zu befreyen, und das Ver - langen, nach abgeworfenem Joche ſolcher unbaͤndigen Herren, nach den Geſetzen zu leben, weshalb wir ehe - mals mit den Venetianern und dem Hauſe Oeſterreich die Waffen ergriffen haben; eben dieſe Urſache, ſagen wir, hat endlich unſern Muth angefeuert, daß wir uns entſchloſſen haben, die Waffen der unuͤberwindlichen Heldinn zu beguͤnſtigen, welche uͤber Rußland herrſchet, welche durch ihre weiſe Vorſorge, durch ihre leutſeligſte und kluge Geſetzgebung die beſtaͤndige Gluͤckſeligkeit ſo vieler ihr unterworfenen Voͤlker beveſtiget, welche, ge - zwungen, den Tuͤrken zu bekriegen, der ſie zuerſt ange - griffen hatte, nur deshalb den Lauf ihrer Siege weiter fortzuſetzen ſcheinet, um einen gemeinſchaftlichen Feind zu vertilgen, und andern auch diejenige Gluͤckſeligkeit zufließen zu laſſen, welche ihre Unterthanen Derſelben zu danken haben. Die Geſchwindigkeit und Groͤße ihrer Siege, und die Demuͤthigung unſers Tyrannen ließ uns ſchon den Augenblick unſerer Befreyung als ge - genwaͤrtig glauben. Wir ſchmeichelten uns mit Grunde, daß wir unter dem Schutze einer ſo großmuͤthigen Be - freyerinn, nach unſern eigenen Geſetzen haͤtten leben koͤnnen, und daß Griechenland durch eine gute Anwen - dung der erlangten Freyheit in wenig Jahren zu ſeinem vorigen Glanze wieder gelangen wuͤrde. Die Hoffnungeines ſo großen Gutes entfernt ſich nun wieder ploͤtzlich von uns, und die ſehr gegruͤndete Vorſtellung der ſchreck - lichſten Martern, welche der Tyrann aus Rache und Staatsurſachen uns zubereitet, erfuͤllt uns mit dem aͤußerſten Kummer. Wir haben Grund zu befuͤrchten, daß die ſiegreichen Rußiſchen Waffen nicht des Feindes, ſondern anderer Urſachen wegen aufgehalten werden. Gott bewahre uns vor dieſer ungluͤcklichen Prophezei - hung. Unſer voͤlliger Untergang iſt das kleinſte Uebel, welches uns dabey zuſtoßen kann. Wir zittern viel - mehr vor der Kleinmuͤthigkeit der Schwachen, welche die grauſamen Zubereitungen zu ihrer Marter nicht werden ertragen koͤnnen, ſondern Chriſtum verlaſſen, und vielleicht das gegenwaͤrtige Leben ihrem ewigen Heil vor - ziehen werden.

Dasjenige, was jetzt bey uns vorgegangen iſt, da die Tuͤrken, noch ihres Schickſals ungewiß, die Ahndung und die gerechte Beſtrafung ihrer Ueberwinder befuͤrch - ten muͤſſen, lehret uns zur Genuͤge, was erfolgen werde, wenn ſie, von aller Unterwuͤrfigkeit frey, der Rache und der Wuth werden den Zuͤgel ſchießen laſſen koͤnnen. In Morea haben Maͤnner und Weiber, Alte und Junge, Schuldige und Unſchuldige einerley Marter leiden muͤſ - ſen. Die Jungfrauen ſind ermordet, nachdem ſie den viehiſchen Begierden der Soldaten ein Genuͤge leiſten muͤſſen, und dieſe Abſcheulichkeit kommt denen, welche von der Gewohnheit einer ſolchen barbariſchen Rache keine voͤllige Nachricht haben, unglaublich vor. Die Tempel ſind verſchloſſen, alle Prieſter umgebracht, alle Religionsuͤbung bey Todesſtrafe verboten. Die Auf - tritte zu Smirna und Theſſalonich nach dem Seetreffen von Chesme ſind in ganz Europa bekannt. Der letzte von Lariſſa iſt von den in Morea nicht verſchieden gewe - ſen, in ſo fern eine falſche Vorausſetzung den Vorwand dazu hergegeben.

Vielleicht aber werden Vertraͤge, Mediationen, Garan - tien die Ottomanniſche Regierung zwingen, die Ausſchwei - fungen der Soldaten im Zaume zu halten? Dasjenige,[2]was ſie nicht gethan haben, da ſie den ſiegreichen Feind noch bey ſich im Lande hatten, da ſie des Ausganges des Krieges noch nicht gewiß waren, da ſie ſahen, daß ſie das vergoſſene Blut ſo vieler wehrloſer Chriſten auf unendlich viele Art noch theuer bezahlen koͤnnten; das wuͤrden ſie Kraft der Vertraͤge thun, welche ſie mit Voͤlkern, die ſie Unglaͤubige nennen, von keiner Verbind - lichkeit halten, oder aus Furcht vor einem entfernten Feinde, und in der Ueberzeugung, die ſie haben, daß Streitigkeit und Eiferſucht unter den Chriſten, bey allen gefaͤhrlichen Begebenheiten etwas zu ihrer Rettung beytragen koͤnnen. Jetzo beſonders, da Staatsurſachen die Tuͤrkiſche Regierung zu dem Entſchluß gebracht ha - ben, die Griechen auszurotten, wird ſie, um den Me - diatoren und Garanten ein Genuͤge zu thun, den Vor - wand fuͤr hinreichend halten, daß man der Wuth der Soldaten, die an keine Diſciplin gewoͤhnet, keinen Ein - halt habe thun koͤnnen. Es iſt kein Zweifel, daß unſere Vertilgung aus Staats-Urſachen ganz unvermeidlich ſey. Unſere Geſinnung iſt bey dieſer Gelegenheit faſt uͤberall und allgemein an den Tag gekommen. Und ob wir gleich das, was wir fuͤr die Ruſſen gethan haben, auch fuͤr eine jede andere chriſtliche Nation aus Liebe zur Religion wuͤrden gethan haben, welche Be - ſtaͤndigkeit unſerer Geſinnungen uns deſto mehr auf die Menſchlichkeit aller Fuͤrſten, welche ſich zur heiligen chriſtlichen Religion bekennen, unſer Vertrauen zu ſetzen, ermuntert; ſo haben dem ungeachtet die Tuͤrken ſich den Begriff gemacht, daß zwiſchen uns und den Ruſſen ein groͤßeres und beſſer eingefaͤdeltes Verſtaͤnd - niß, als mit allen andern chriſtlichen Maͤchten herrſche. Sie ſehen in uns alſo einen einheimiſchen Feind, welchen ſie durchaus vernichten muͤſſen, damit ſie niemals wie - der in ſolche Gefahr verwickelt werden, als ſie in dem gegenwaͤrtigen Kriege gelaufen.

(In der geſtrigen Zeitung leſe man in dieſem Artikel Seite 1. Spalte 2. in der 9ten Zeile von oben, das Joch, und Seite 2. Spalte 1. ſtatt von Doria, vom Doria) (Die Fortſetzung folgt.)

Man will Nachricht haben, daß ſich die Ruſſen des Havens von Raguſa bemaͤchtiget haͤtten.

Geſtern fruͤh langte ein Packetboot aus Nord-Caro - lina hier an. Auch traf eins von Neu-York, welches ſeine Reiſe von Dower hahin, und wieder zuruͤck in 2 Monat und 27 Tagen gemacht hat, ein, mit welchen Briefe von Lord George Greville, Gouverneur von Suͤd-Carolina, und vom Herrn Tryon, Gouverneur von Nord-Carolina, eingelaufen ſind, welche melden, daß zwiſchen dem letztern Gouverneur und den ſogenann - ten Regulators, die keine Taxe bezahlen, noch ſie jeman - den bezahlen laſſen wollten, ein ordentliches Treffen vor - gefallen. Die Regulators waren 3500 Mann ſtark. Ge - gen dieſe zog Herr Tryon mit 1500 Mann freywilligen Einwohnern. Anfangs ſuchte er ſie zu beſaͤnftigen, und ſie zu bereden, die Waffen niederzulegen. Allein, alle Vorſtellungen waren fruchtlos. Es kam hierauf zum Gefecht, in welchem 60 Regulators auf dem Platze blieben, und 280 zu Gefangenen gemacht wurden, von welchen noch viele an ihren Wunden geſtorben. Von der Parthey des Gouverneurs iſt der Oberſte Burgwin geblieben, und zween andere ſind verwundet worden. Dem ungeachtet halten ſich die Regulators noch zuſam - men, und man erwartet ein zweytes Treffen.

Einigen Briefen zufolge, haben die Franzoſen 2 Eng -liſche Americaniſche Schiffe weggenommen, und ſolche zu Martinique aufgebracht. Zur Urſache wird angege - ben, daß die Englaͤnder die Ladung eines Franzoͤſiſchen Schiffes, welches von Duͤnkirchen mit Branntewein ver - botene Handlung an der weſtlichen Seite von Virginien getrieben, weggenommen haͤtten, da denn der Capitain, der mit dem freygegebenen Schiffe wieder abgeſegelt, dieſes einem Capitain einer Franzoͤſiſchen Fregatte er - zaͤhlt haͤtte, der alſo Repreſſalien gebrauchen wollen. Dieſer Vorfall, und die neulichen Zaͤnkereyen der Do - meſtiken des Franzoͤſiſchen Geſandten mit den Conſtables, koͤnnten leicht einige verdrießliche Folgen nach ſich ziehen.

In einem Schreiben von Calcutta wird Folgendes gemeldet: Man hat Nachricht, daß die Marattos der Oſtindiſchen Compagnie wieder ſehr beſchwerlich ſeyn werden. Eine große Armee dieſes kriegeriſchen Volkes war neulich nur einige Maͤrſche von Mongueer in Ben - galen entfernt. Sie fordern ein Viertheil von den Ein - kuͤnften des Landes, welche die Compagnie zu heben pfleget. Auf der Kuͤſte von Coromandel ſind ſie auch ſehr beſchwerlich, und verlangen von dem Gouverneur zu Madraß eine cathegoriſche Antwort, ob die Englaͤnder Theil mit Heyder-Aly gegen ſie nehmen, oder ihnen wider denſelben beyſtehen wollen. Die Compagnie wird alſo allemal einen Theil zum Feinde haben, ſie mag thun was ſie will. Man fuͤrchtet die Marattos nicht als Soldaten; aber als Freybeuter ſind ſie zu fuͤrchten, wegen ihrer naͤchtlichen Einfaͤlle. Die Landſchaften der Compagnie ſind an baarem Gelde ſehr erſchoͤpft.

Der Koͤnig hat dem erſten Praͤſidenten des neuen Parlements, der ihm wegen des Arret, welches die Renten und andere Gegenſtaͤnde betrifft, eine Remon - ſtranz dieſes Gerichthofes uͤbergeben hatte, zur Antwort gegeben, daß er Gehorſam verlange.

Der erſte Praͤſident des alten Parlements hat Erlaub - niß erhalten, bey Gelegenheit der Entbindung ſeiner Frau hieher kommen zu duͤrfen. Vor einiger Zeit that er Anſuchung, daß er ſich 2 Tage hier aufhalten koͤnne, um ein Haus zu miethen. Es wurden ihm aber nur 2 Stunden bewilliget.

Der General-Advocat Perrot ſoll wirklich in dem Gefaͤngniſſe zu Vincennes geweſen, jetzt aber durch Vermittelung des Grafen de la Marche, der nun uͤber - zeugt iſt, daß er ihn in ſeiner Rede nicht hat beleidigen wollen, wieder frey ſeyn.

Vor einigen Tagen kamen Deputirte von der Univer - ſitaͤt Upſal an den Koͤnig, welche Sr. Majeſtaͤt fuͤr die Sorgfalt, womit Sie 7 Jahr lang das Kanzleramt bey dieſer hohen Schule gefuͤhret, Dank abſtatteten. Nach - her begaben ſie ſich zum Prinzen Carl, und erſuchten ihn, die Kanzlerſtelle, die ſeit der Thronbeſteigung Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt erlediget iſt, anzunehmen, worinn Se. Koͤnigl. Hoheit zu willigen geruheten.

Der Vergleich, welchen der Ritterſtand, da er uͤber - ſtimmt iſt, aufgeſetzt hat, will den andern Partheyen noch nicht gefallen. Sie wollen erſt wegen des vorigen Reichstages eine Unterſuchung anſtellen. Der geheime Ausſchuß hat ſich heute zum erſtenmal verſammelt, um ſich einander zu bewillkommen.

Den 30ſten dieſes wird die feyerliche Beerdigung des hochſeligen Koͤniges vor ſich gehen. Man ſagt, daß ſich der Koͤnig, Upſal zum Orte ſeiner Kroͤnung auser - ſehen, weil faſt alle vorige Koͤnige vom Guſtavianiſchen Stamme daſelbſt gekroͤnet worden.

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Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken, unter Commando des Mouſſu Ougluh, den 9ten vorigen Monats uͤber die Donau gekommen. Ein Corps der - ſelben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der Major Henkel den 14ten capituliret, und den Tuͤrken das Fort mit 64 Kanonen uͤberlaſſen hat. Der Graf von Romanzow ſtehet nur noch 3 Maͤrſche von Galacz, und hat 8000 Mann zum Fuͤrſten Repnin detaſchiret, um Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopiſchen Tartarn ſollen an den Fuͤrſten Dolgorucky Abgeordnete geſchickt haben, ſich zu unterwerfen.

Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den 24ſten dieſes hier zuruͤck erwartet.

Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl. Geſandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugeſandt worden: Endlich iſt der Herr Obreskow durch ſeine und ſeines Gefolges, das aus 57 Perſonen beſtehet, An - kunft zu Semlin, welche den 3ten dieſes geſchehen, voͤl - lig aus der Gewalt der Tuͤrken befreyet. Er hat mir dieſe Nachricht ſelbſt mit der Poſt mitgetheilet, bey welcher Gelegenheit er uͤber die beſondere Achtung, womit ihm dort alle zum Hofe gehoͤrige Perſonen be - gegnen, ſein großes Vergnuͤgen zu erkennen giebt. Man hat ihm, unter andern, ſehr bequeme Wohnungen bey den Directeurs der Quarantaine zubereitet, und es wird nichts verſaͤumt, ſeinen Aufenthalt, und die Frey - heit, welche er nach ſo vielen uͤberſtandenen Drangſalen wieder erhalten, ſo angenehm als moͤglich zu machen.

Von Copenhagen iſt die Nachricht eingegangen, daß Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, den Herrn Conferenzrath Struenſee zum geheimen Cabinetsminiſter zu ernennen geruhet haben.

Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat die gute Wirkung gehabt, daß das Waſſer vor dem Deichthor ſchon uͤber einen Fuß gefallen iſt. Das Waſ - ſer in der Elbe iſt ebenfalls merklich gefallen. Zu Mag - deburg iſt es den 20ſten dieſes ſchon unter Nr. 16. ge - weſen; zu Lentzen, wo auch ein großer Deichbruch iſt, hat es 5 Fuß abgenommen, und zu Lauenburg, Boitzen - burg, Bergedorf, in den Vierlanden und dem Billwaͤr - der faͤllt es zuſehends. Wir haben nunmehro Hoffnung, daß unſere Schleuſen ferner halten, und unſere gute Stadt vor der gedroheten Waſſergefahr ſicher ſeyn werde.

Von gelehrten Sachen.

Johann Ludolph Focken, Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Hof - und beym Loͤbl. Cavallerie-Regiment von Spren - gel beſtellten Regiments-Chirurgi in Zelle, Verſuche, Beobachtungen, Erfahrungen und Curart in der ſogenannten Kribbelſucht. Mit Genehmhaltung Koͤnigl. hoher Landesregierung. Zelle, 1771. Gedruckt bey Joh. Dieterich Schulze, Koͤnigl. Hofbuchdrucker und Buchhaͤndler, iſt der Titel einer neuen Schrift von 6 Bogen. Der Herr Verfaſſer erklaͤrt ſich gleich Anfangs, daß er nie Willens geweſen ſey, die Kribbel - Krankheit zu heilen; das Andringen der Leidenden aber und die Pflicht, mit ſeinem anvertrauten Pfunde zu wuchern, haͤtten ihn endlich beſtimmet. Er hat ſich alſo an dieſe gewagt, bey ſolchen oft 5 bis 6 Stundenin ihren Paroxiſmis zugebracht, und da hat er entdeckt, ja ſich auf das vollkommenſte uͤberzeugt, daß die un - mittelbare Urſache dieſer Krankheit in dem Blute, und in dem ungleichen Verhaltniſſe der veſten und fluͤßigen Theile ſtecke. Er nennt daher dieſelbe unvorgreiflich einen Rheumatiſmum ſpasmodicum, und glaubet, ſie be - ſtehe in der Verdickung des Seri, oder des zum Gerinnen geneigten Blutwaſſers. Nach dieſer Vorſtellung meynt er berechtigt zu ſeyn, denen Kranken wenigſtens ſo oft die Ader oͤffnen zu duͤrfen, bis ſich die Speckhaut auf dem Blute zeiget, und den Durſt durch den Genuß der Heringe zu reizen. Dieſe ſeine Heilungsart hat er fuͤr wichtig genug gehalten, oͤffentlich bekannt gemacht zu werden, zumal, da der Herr LeibmedicusMuͤller in Hannover ihn dazu aufgemuntert, und ſeinen Aufſatz quoad deſcriptionem, ſubjecta, prognoſin, remedia, metho - dum medendi und cautelas practicas fuͤr vorzuͤglich gut ausgearbeitet erkannt hat. So vielen Lobſpruͤchen und Aufmunterungen hat der HerrFocken, wie es billig war, nicht widerſtanden, ſondern er hat ſeinen Aufſatz, der aus der Geſchichtserzaͤhlung, dem Auszug des Brie - fes des Herrn Leibmedici Muͤllers, ſeiner Curart, einigen allgemeinen Bemerkungen, und 4 ungluͤcklich geendigten Faͤllen beſtehet, drucken laſſen, und dieſem ein durch ein verlangtes Gutachten der Hochloͤbl. Facultaͤt in Goͤttingen veranlaßten Nachtrage des Gutachten ſelbſt, und eine Krankentabelle beygefuͤgt, nach welcher 26 ge - neſen, und 4 geſtorben ſind; ja, er iſt dadurch ſogar ſo kuͤhn geworden, zu behaupten: ein vegetabiliſches Gift uͤberhaupt, und das Mutterkorn inſonderheit, ſey nicht die Urſache dieſer Krankheit; und ſich zu erklaͤren, daß ſeine Methode zwar den Verdacht einer Haͤrte ein - zufloͤßen ſcheine, weil ehrwuͤrdige Maͤnner ſich die Muͤhe genommen haͤtten, ſolche zu tadeln; allein, Maͤnnern von Einſicht, die klare und deutliche Begriffe von Ur - ſachen und Wirkungen haben, duͤrfe er dieſelbe nicht empfehlen. Nach einem ſolchen Machtſpruche duͤrfte man gegen dieſelbe wol kaum etwas einwenden; wir koͤnnen aber doch nicht umhin, dem Herrn Regiments - Chirurgo zu eroͤffnen, daß wir das Urtheil des Herrn Leibmedici Muͤllers nicht unterſchreiben, und daß wir in ſeiner Schrift nichts weniger, als eine deutliche Be - ſchreibung der Krankheit, eine hinlaͤngliche Beſtimmung der Kennzeichen derſelben, vernuͤnftige Vorſchlaͤge zur Heilung, und den Zuſammenhang der gebrauchten Mit - tel mit der wahren Urſache der Krankheit antreffen. (Die Fortſetzung folgt.)

Mandat wegen der eindringenden Waſſerfluth.

Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Hoͤchſten das demuͤthigſte Vertrauen haben, Er werde dieſe gute Stadt bedrohende Waſſergefahr annoch in Gnaden abwenden, und die dazu angewandten Mittel geſegnen; So haben Wir, Buͤrgermeiſter und Rath, dennoch jeder - maͤnniglich Stadt-vaͤterlich anzeigen wollen, daß Wir, zu eines jeden Warnung, bey etwa wirklich eintreten - der Waſſersgefahr fuͤr die Stadt, das Signal durch die Abfeurung zweyer Kanonen und durch Ruͤhrung der Trommel geben laſſen wollen, damit die in Kellern und niedrigen Gegenden Wohnenden ſich und ihre Haabſe - ligkeiten retten moͤgen. Nachdem dieſe Signale gege - ben worden, hat ein jeder, deſſen buͤrgerliche Pflicht es erfordert, ſich an ſeine behoͤrige Staͤnde zu begeben, und daſelbſt ſeiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen; allen uͤbrigen Buͤrgern und Einwohnern aber und ſonſt jedermann, welche keine buͤrgerliche Pflichten bey der[4]Gefahr zu beobachten, oder ſonſt huͤlfreiche Hand zu leiſten haben, wird befohlen, und werden ſelbige ermah - net und anerinnert, ſich ſtille in ihren Haͤuſern zu ver - halten, ſo lieb es ihnen ſeyn wird, ſich nicht ſelbſt den groͤßten Beſchwerlichkeiten und Gefahren auszuſetzen; alles herumtreibende Geſindel aber wird ſogleich zur Haft gezogen werden, und diejenigen, welche, wie Wir doch dergleichen Frevel nicht vermuthen, ſich auf Rau - ben, Stehlen, und andern dergleichen Unweſen betreten ließen, ſollen mit der ſchaͤrfſten willkuͤhrlichen Ahndung, und, nach Befinden, mit Leib - und Lebensſtrafe ange - ſehen werden. Wornach ſich ein jeder zu achten hat. Actum & Decretum in Senatu, publicatumque ſub Signeto,

Da die Ziehung der erſen Vertheilung der 9ten Lot - terie des Hoſpitals zu St. Georg am 5ten Auguſt ihren Anfang nimmt: Als werden die Intereſſenten hiemit erſucht, am bevorſtehenden Sonnabend, als den 27ſten Julii, Vormittags um 11½ Uhr, auf dem Boͤrſenſaale ſich einzufinden, und der Wahl der Deputirten, welche bey der Miſch - und Ziehung dieſer Lotterie aßiſtiren moͤgen, mit beyzuwohnen.

Die Koͤnigl. Daͤniſche allerhoͤchſt octroyirte, und mit 250000 Rthlr. Capital garantirte Zahlen-Lotterie erſter Ziehung zu Copenhagen, iſt hieſelbſt den 18ten Julii frey und oͤffentlich vor dem Rathhauſe, in Gegenwart und unter dem Vorſitze Sr. Excellenz, des Herrn geheimen Conferenzraths von der Laͤhe, Ritter vom Elephanten, des Herrn Oberpraͤſidenten Grafen von Holſtein, Rit - ter, und der Herren Conferenzraͤthe Braem und Stampe, Rittern, mit den gewoͤhnlichen Formalitaͤten vollzogen worden. Die aus dem Gluͤcksrade gehobene Nummern ſind folgende:

Nr.89.Erſter Zug.
59.Zweyter Zug.
56.Dritter Zug.
28.Vierter Zug.
21.Fuͤnfter Zug.

Alle durch gedachte Ziehung gefallene Gewinne werden gegen Auslieferung der Billets in denen Comtoirs, wo die Einlage geſchehen, ſogleich, und ohne allen Abzug, bezahlt, als wozu die General-Caſſa ſtets die zulaͤnglich - ſten Baarſchaften in Bereitſchaft haͤlt.

Die zweyte Ziehung geſchiehet unfehlbar den 8ten Auguſt a. c. Auswaͤrtige ſichere Perſonen, welche fuͤr dieſes Lotto eine Collecte zu uͤbernehmen gewilliget, be - lieben ſich entweder unmittelbar an die hieſige General - Lotto-Adminiſtration, oder an die General-Lotto-Ad - miniſtration zu Altona zu addreßiren.

Der Koͤnigl. Daͤniſchen Zahlen-Lotterie General-Adminiſtration.

Diejenigen, welche Belieben finden, an einer Com - pagnie aus 30 Looſen in 40 unterſchiedenen Nummern der 55ſten Generalitaͤts-Lotterie beſtehend, Antheil zu nehmen, koͤnnen auf beliebige Weiſe bey mir ſich dabey intereßiren. Von der 2ten Claſſe, worinn ſchon anſehn - liche Gewinne vorkommen, werden die erſten Ziehungs - Bogen mit der am Freytag zu erwartenden Hollaͤndi - ſchen Poſt bereits eingehen. Ein jeder wird dahero die Guͤte haben, und ſich ohne Verzug beliebig einfinden. Kauf - und Hauerlooſe zur 2ten Claſſe ſind auch noch bey mir zu haben.

F. Karſtens, an der Boͤrſe.

Bey der den 18ten Julii 1771. zu Copenhagen geſche - henen erſten Ziehung der Koͤnigl. Daͤniſch privilegir - ten Zahlen-Lotterie kamen aus dem Gluͤcksrade[ zum] Vorſchein:

Nr.89.59.56.28.21.

Alle dadurch in meinem Comtoir gefallene anſehnliche Gewinne werden, wie bekannt, gleich, und ohne den mindeſten Abzug, von mir ausbezahlet. Zur Altonaer 6ten Ziehung ſind bis den 31ſten Julii taͤglich auf ſelbſt - gefaͤllige Weiſe Billets bey mir zu haben.

Koͤnigl. Daͤniſches General-Lotterie-Comtoir, F. Karſtens.

Da die erſte Claſſe der 2ten Oberlauſitziſchen Landes - Lotterie, nach der 55ſten Generalitaͤts-Lotterie eingerich - tet, desgleichen die erſte Claſſe der 18ten Herzoglich - Braunſchweigiſchen Lotterie bereits gezogen worden; ſo werden diejenigen, welche ihre Looſe noch nicht erneuert haben, hiermit ergebenſt anerinnert, ſolches vor dem 26ſten dieſes zu bewerkſtelligen, maßen nach dieſer Zeit keine Appellation Statt finden kann. Von dieſer, nebſt der 9ten Leipziger monatlichen Geld-Lotterie zu der 2ten monatlichen Ziehung ſind noch einige wenige Looſe zu erlaſſen.

Bey der erſten Ziehung des Koͤnigl. Daͤniſchen Lotto zu Copenhagen ſind folgende Nummern gezogen worden:

Nr.89.59.56.28.21.

Bis Freytag Abends um 9 Uhr koͤnnen zu der 127ſten Ziehung des Koͤnigl. Preußiſchen Lotto, desgleichen bis Sonnabends vor 7 Uhr zu der 22ſten Strelitzer Lotterie beliebige Einſaͤtze in meinem Comtoir gemacht werden.

Daniel Richter, wohnhaft bey Hn. Luͤders in der großen Beckerſtraße.

Da derjenige Both, welcher im Licitations-Termin auf 300 Eichen, die im Herzogl. Amte Badendorf ver - kauft werden ſollen, nicht hinreichend iſt: ſo wird den Kaͤufern hierdurch bekannt gemacht, daß zur anderwei - tigen oͤffentlichen Verſteigerung derſelben ein neuer Ter - min auf den 1ſten Auguſt a. c. anberahmet iſt. Dieje - nigen, welche obige Eichen zu kaufen geſonnen ſind, koͤn - nen ſelbige, nach geſchehener Meldung bey dem Foͤrſter Brandes zu Backendorf, in Augenſchein nehmen, und bey der Licitation gewaͤrtigen, daß ſolche dem Meiſtbie - tenden, bis auf hoͤchſte Ratification der hohen Herzogl. Reluitions-Commißion, werden zugeſchlagen werden.

P. Velthuſen, Forſt-Secretair.

Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß in bevorſte - hender Braunſchweiger Laurentii-Meſſe in einem Ge - woͤlbe auf der breiten Straße, unter Herrn Hofrath Spießen Hauſe, der ſel. Diederich von Bartels Wittwe aus Luͤbeck nachgelaſſenes ſehr gut ſortirtes Lager von dichten Gold - und Silberwaaren, Sammeten, Seiden - Velpen und Engliſchen Manſcheſter und Velverets, zum Einkaufspreiß gegen baare Bezahlung aufgeraͤumet wer - den ſoll.

Es wird hiemit angezeiget, daß eine gute Wohnung, belegen am Berge oben dem alten Schrangen, zur Miethe, und auf Martini kann befahren werden. Naͤhere Nachricht davon iſt im Grundſchen Comtoir zu erfragen.

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TextNum. 118, 24. Julii 1771
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 118, 24. Julii 1771 . Hamburg1771. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

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