Wenn wir alſo die Religion unſerer Tyrannen an - nehmen, und ihr Intereſſe auch das unſrige ſeyn laſſen wollen, ſo ſind wir dadurch nicht nur vor unſerm gewiſſen Untergang geſichert, ſondern wir koͤnnen dadurch, wie ſchon bemerket worden, auch an den Vortheilen der Regierung Antheil nehmen. Wir wollten wuͤnſchen, daß wir fuͤr die Standhaftigkeit eines jeden unter uns Buͤrge ſeyn koͤnnten. Allein, die Wahl des Maͤrtyrer - Todes fuͤr Leben, Vortheil und irdiſchen Ruhm erfor - dert eine heroiſche Tugend.
Sollte das Gleichgewicht von Europa die Urſache des drohenden Ungluͤcks ſeyn, welches uͤber unſer Haupt zu ſchweben ſcheinet, ſo erlaube man uns hiebey die Anmerkung zu machen, was denn dieſem Gleichgewichte fuͤr ein Vortheil daher zuwachſen koͤnne, wenn ſo viel Millionen Chriſten, welche in vielen Provinzen des Reichs die Anzahl der Tuͤrken weit uͤberſteigen, ſich, welches doch Gott auf immer verhuͤten wolle! entſſchloſſen, die Muhamedaniſche Religion anzunehmen. Wir muͤſſen ja erwaͤgen, was man durch eine ſo große Anzahl von Combattanten, die aus Renegaten und deren Abkoͤmm - lingen beſtehen wuͤrden, und die der bisherigen Erfah - rung zufolge, unter den Truppen die kriegeriſcheſten ſind, der Ottomanniſchen Macht fuͤr einen anſehnlichen Zuwachs geben wuͤrde. Die wilden Janitſcharen, die Albaneſiſchen Tuͤrken und die Bosniacken, deren Tapfer - keit ſo ſehr geprieſen wird, waren ehedem unſern Mit - bruͤder, ſie waren Chriſten. Umſtaͤnde, die unſern ge - genwaͤrtigen gleich ſind, brachten ſie zu dem ſchaͤndlichen Entſchluß.
Hierzu koͤmmt noch, daß die Tuͤrken, denen es gewiß an Tapferkeit nicht fehlet, und die durch ihren Muth und Bravour auch ihre entſchloſſenſten Feinde in Er - ſtaunen geſetzt haben, jetzt, durch den gegenwaͤrtigen Krieg gedemuͤthiget, die Nothwendigkeit einzuſehen an -fangen, von den Chriſten Diſciplin zu lernen, welches ſie bisher aus Verachtung unterlaſſen haben. Wenn ſie nun ſelbige bey ihren Soldaten einfuͤhren wollten, ſollte es wohl an Chriſten fehlen, die aus Gewinnſucht oder aus andern Urſachen ihre Lehrmeiſter darinn ſeyn wuͤrden? Als ſie im gegenwaͤrtigen Kriege einſahen, wie noͤthig ihnen Ingenieurs und Artillerie waͤren, ha - ben ſich da vielleicht nicht Chriſten genug gefunden, die, unwuͤrdig dieſes Namens, die Unglaͤubigen hierinn auf alle Art unterſtuͤtzt haben? Dreyhundert von dieſer Gat - tung ſind bey der Eroberung von Bender zu Gefangenen gemacht worden. Und haben nicht auch Chriſten die Batterien bey den Dardanellen zu Stande gebracht? Da es nun ſo wahrſcheinlich iſt, daß die Tuͤrken die Kunſt, ihre Truppen zu diſcipliniren, bey ſich einfuͤhren werden, nachdem ſie die Nothwendigkeit und die Leichtigkeit, die - ſes ins Werk zu richten, eingeſehen haben, und denn zugleich die Furcht vor dem Untergange ihnen eine ſo große Anzahl wehrhafter Leute zufuͤhren moͤchte; ſo wiſſen wir nicht, ob diejenigen, welche in den Kabinettern Europa auf die Wagſchale legen, nicht auch die ehema - ligen Begebenheiten mit Moatz, Rhodus, Cypern, Can - dia, Morea, Otranto und ſelbſt Wien mit in Anſchlag bringen muͤſſen.
Wie wenn ein Fuͤrſt, der das Bekenntniß des Chri - ſtenthums auf die Ausuͤbung der herrlichſten Tugenden gruͤndet, der das fuͤhlbarſte menſchlichſte Herz hat, wel - cher den Anblick eines Ungluͤcklichen nicht ohne innere Wehmuth ertragen kann, der in ſeinem ganzen Leben untroͤſtlich ſeyn wuͤrde, wenn er glaubte, daß er ſich den Untergang eines einzigen Unſchuldigen zuſchreiben muͤßte; wenn dieſer Fuͤrſt durch falſche Staatsurſachen be - trogen, die Hand darbieten wollte, um den Arm zuruͤck - zuhalten, der von der Vorſehung ſelbſt zu unſerer Be - freyung von der Sclaverey, und zur Befreyung ſo vieler anderer Chriſten von der Furcht, gefuͤhrt zu ſeyn ſcheinet, o! ſo werfe er doch ſeine Blicke auf unſere traurige Betrachtungen, und erwaͤge die Wahrheit der ungluͤck -[2]lichen unvermeidlichen Folgen, welche die Wirkungen ſeiner Handlungen ſeyn wuͤrden. (Der Beſchluß folgt.)
Zu Lion hat ein Kaufmann einen Bankerot von 2½ Mil - lionen Franken gemacht, und ſeinen Creditoren 60 pro Cent geboten. Alle Briefe aus Spanien, Sicilien, Neapolis, Romagna, Toſcana und der Lombardey geben Hoffnung zu einer reichen Erndte.
Der Fuͤrſt Dolgorucky ſoll zum General en Chef der Albaniſchen und Griechiſchen Truppen, welche in Ruſ - ſiſchen Dienſten ſind, erklaͤret worden ſeyn.
Aus Genua hat man, daß der Koͤnig von Frankreich gedachter Republik die Inſel Corſica fuͤr 12 Millionen Livres, als die deshalb verwandte Koſten, habe anbieten laſſen, und daß der Koͤnig von Spanien ſie vielleicht kaufen duͤrfe.
Vergangenen Sonnabend langte ein Expreſſer bey der Admiralitaͤt mit der guten Nachricht an, daß die Fregatte Endeavour, Capitain Cooke, gluͤcklich von Oſtin - dien in den Duͤnen eingetroffen ſey. Dieſes Schiff ſe - gelte im Auguſt 1768 von England. Die 3 Aſtronomen, D. Solander, Herr Banks und Herr Green, giengen mit einigen andern jungen Studenten auf ſelbigem nach der Suͤdſee, um den Durchgang der Venus durch die Sonne zu beobachten. Seitdem haben ſie die Reiſe um die Erdkugel gemacht, und alle Kuͤſten und Inſeln beſuchet, wohin ſie nur konnten, wo ſie auch allerley Arten von Pflanzen und andere Seltenheiten geſam - melt haben. Ihre Reiſe iſt ſonſt ſo gluͤcklich abge - gangen, als man nur erwarten koͤnnen; nur iſt Herr Green auf der Ruͤckkehr von Batavia geſtorben. D. So - lander iſt zwar etwas unpaß; man hoffet aber, er werde ſich in einigen Tagen erholen.
Der Graf von Harcourt wird naͤchſtens von Paris hier erwartet. Ein Theil ſeiner Bagage iſt ſchon zu Dower angelanget. Der Oberſtlieutenant Blaquies iſt zum Legationsſecretair an die Stelle des Herrn Wal - pole ernannt worden, und wird eheſtens nach Paris ab - gehen, in der Abweſenheit des Engliſchen Geſandten unſere Geſchaͤffte dort zu beſorgen.
Von Madrid ſollen ſehr unangenehme Nachrichten eingelaufen ſeyn.
Admiral Spry wird uͤberhaupt 8 Schiffe unter ſeinem Commando haben, und mit ſelbigen auslaufen.
Der Koͤnig hat alle auslaͤndiſche Geſandten mit ihren Gemahlinnen zu der Ceremonie der Inſtallation der Ritter zu Windſor auf den 25ſten dieſes einladen laſſen.
Man ſagt, daß unſer Miniſterium, auf Vorſtellung des Spaniſchen Hofes, daß die Engliſchen Kriegsſchiffe von Cadix ſo oft Geld abholeten, welches doch den Be - fehlen Sr. Katholiſchen Majeſtaͤt gaͤnzlich zuwider waͤre, darinn gewilliget, daß kuͤnftig kein Kriegsſchiff, unter keinem Vorwande, ohne Befehl der Admiralitaͤt, in ei - nen Spaniſchen Haven einlaufen ſolle.
Lord Chatham ſoll jetzt ein wichtiges Memoire uͤber den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Nation, ihre Allianzen, Finanzen, Handlungen ꝛc. unter Haͤnden haben, welches er dem Koͤnige ſelbſt uͤberreichen will.
Verwichenen Freytag, den 5ten Julii, wurde der Rußiſch-Kayſerl. Premier-Major, Herr von Spaͤth, von dem hieſigen commandirenden Herrn Oberſten vonAdam mit 120 Mann Infanterie, 2 Kanonen und 50 Mann Coſacken, nach dem Staͤdtchen Klein-Breßlau commandiret, um einige Ordnungen in der Cujaviſchen Woywodſchaft auszuſchreiben. Drey Meilen von hier erfuhr er, daß ſich der Cujaviſche Marſchall Glembocki mit 250 Pferden 2 Meilen von ihm befand, worauf er die Nacht durch dahin marſchirte, und ihn bey Anbruch des Tages in dem Dorfe Brunislaw attaquirte. Nach - dem 25 Mann der Confoͤderirten geblieben, retirirte ſich dieſer Marſchall. Der Herr Major gieng darauf noch eine halbe Meile vorwaͤrts in das Staͤdtchen Rad - zieiowo, allwo er bis um 12 Uhr, Mittags, ausruhete, und ſodann ſeinen Marſch nach Klein-Breßlau nahm. Kaum aber war er eine kleine Meile marſchiret, ſo wurde er von obigem Marſchall, welchem noch der Marſchall von Dobrzin Mazowiecki, der Marſchall von Goſtin Mi - korski und der Oberſte Wislawski zum Succurs gekom - men, und welche zuſammen ein Corps von 1000 Mann ausmachten, umzingelt, und zum Ergeben aufgefordert. Derſelbe ſchlug ſich aber von 9 Uhr fruͤh, bis 6 Uhr Abends, mit ihnen herum, und mußten ſie, mit einem Verluſt von 200 Mann an Todten und Bleßirten, ihn verlaſſen. Von Rußiſcher Seite ſind nur 2 Mann todt, und 1 Officier und 12 Mann leicht bleßirt, und retour - nirte dieſes Commando den 6ten des Abends gluͤcklich hier in Thorn. Der Herr Major recommandiret bey Gelegenheit dieſer Affaire insbeſondere den Herrn Oberſten von Udam, und den Capitain, Herrn Ritter.
Hier ſieht es ſehr bunt aus. Der Marſchall Szye hat dieſer Tagen wieder zu Wilkomitz 200 Ducaten Contribution ausgehoben, und an 40 Mann Ruſſen zu Gefangenen gemacht, die bereits ausgewechſelt ſind.
Den Augenblick verbreitet ſich die Nachricht, daß der Fuͤrſt Dolgorucky die Linien bey Perecop eingenom - men, darinn 160 Kanonen erbeutet, und alles, was ſich zur Gegenwehr geſetzet, niedergehauen habe. Der Courier geht ſogleich durch nach Warſchau.
Nach den aus Riga allhier eingegangenen Nachrich - ten, hat der die zweyte Armee Ihrer Rußiſch-Kayſerl. Majeſtaͤt commandirende General en Chef, Fuͤrſt Dol - gorucky, die veſten Tartariſchen Linien bey Perecop nicht allein muthigſt angegriffen, ſondern auch gluͤcklich erſtiegen, und bereits alle Anſtalten vorgekehret, um ſich von der ſo wichtigen Veſtung Or, oder Perecop, als die der Schluͤſſel vom Gebiete des Crimmiſchen Chans und der Halbinſel Krimm ſelbſt iſt, in wenig Tagen Meiſter zu machen.
Von der Bataille vom 22ſten vorigen Monats er - wartet man noch die umſtaͤndliche Nachricht.
Der Herr von Saldern begegnet dem Fuͤrſten Primas, der nach Elbing gehet, mit beſonderer Hoͤflichkeit, und giebt ihm eine Bedeckung von 200 Mann Coſacken mit.
Der Herr Branicki ſtehet mit ſeinem Corps bey Krasno, unweit Czenſtochau. Zaremba iſt nicht mehr in Pohlen, ſondern uͤber die Grenze gegangen. Sein Corps iſt gaͤnzlich auseinander.
Neulich iſt der Banco-Vicepraͤſident, Herr Graf von Cobenzel, aus Boͤhmen hier angelangt, nachdem derſelbe mit Einfuͤhrung der im Mauthweſen beliebten neuen Einrichtung daſelbſt zu Ende gekommen. Er wird naͤch - ſtens in eben dieſer Abſicht nach Troppau und Jaͤgern -[3]dorf abgehen. Nach deſſen Zuruͤckkunft ſoll gedachte Einrichtung auch hier eingefuͤhret werden.
Der Kayſerl. Koͤnigl. wirkliche geheime Rath und Kaͤmmerer, Graf Rudolph von Choteck, iſt in einem Alter von 65 Jahren verſtorben.
Seit einigen Tagen iſt hier wieder ein Geruͤcht gegan - gen, daß die Tuͤrken die Veſtung Belgrad raͤumen wuͤrden, und 4 Kayſerl. Regimenter beordert waͤren, ſelbige in Beſitz zu nehmen.
Das Schiff Eleonora, welches der Guineiſchen Com - pagnie zugehoͤret, iſt von St. Croix mit Zucker hieſelbſt angekommen. Der Kaufmann Bargum hat nunmehr wieder bey dieſer Compagnie die Verwaltung des Haupt - Directeur-Amts uͤbernommen, welches der Stiftsamt - mann von Scheel in ſeiner Abweſenheit verſehen.
Uebermorgen wird die neugebohrne Prinzeßinn zu Hirſchholm getauft werden.
Geſtern lief eine neue Bombardiergalliote vom Sta - pel, die den Namen, der Gluͤhende, erhielt.
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben dem Requetmeiſter, Herrn Struenſee, in der eigenhaͤndigen Ordre, wodurch Hoͤchſtdieſelben ihn zugleich zum geheimen Cabinets - Miniſter ernannt, folgende Punke aufgetragen. 1) Alle Befehle, welche Se. Majeſtaͤt muͤndlich geben, nach des Koͤnigs Sinn abzufaſſen, und ſie hernach demſelben zur Unterſchrift vorzulegen, oder ſie in deſſen Namen unter dem Cabinetsſiegel auszufertigen. 2) Alle Befehle, welche auf die Vorſtellung eines Collegii an ein anderes zu geben noͤthig ſind, auszufertigen; indem dieſes nicht mehr, wie ehemals, durch Ausfertigung eines Befehls, in dem Collegio ſelbſt, oder durch die Communication geſchehen ſoll. 3) Dem Koͤnige alle Woche einen Auszug von den ausgefertigten Cabinetsordres zur Ap - probation vorzulegen. Die ſolchergeſtalt ausgefertigten Cabinetsordres ſollen alsdenn eben ſo guͤltig ſeyn, als die vom Koͤnige eigenhaͤndig unterſchriebenen.
Der Oberſtlieutenant von Roͤpsdorf iſt zum Gouver - neur unſerer Weſtindiſchen Eilaͤnder ernannt worden.
Verwichenen Freytag iſt allhier die Opera: Piramus und Thisbe, und vorgeſtern das Trauerſpiel: Rhado - miſt und Zenobia, auf der Koͤnigl. Schloß-Schaubuͤhne aufgefuͤhret worden.
Zu dem auf den naͤchſtkommenden Sonntag angeſetz - ten Buß-Faſt und Bettage ſind folgende Texte verord - net worden: In der Fruͤhpredigt Pſ. 5, 2-8. In der Hauptpredigt Pſ. 42, 7. 8. 9. und in der Nachmittags - Predigt Hiob 38, 8-11.
Heute fruͤh um 7 Uhr war das Waſſer 27 Zoll gefallen. Es werden nun ſchon verſchiedene Oerter und Garten - haͤuſer davon befreyet. Die Bruͤcke, welche zum Deiche fuͤhret, koͤmmt wieder zum Vorſchein, und beym Ge - ſundbrunnen ſind die Lauben zum Trinken ſchon meiſt bis zur Haͤlfte vom Waſſer frey. Aus der Allee vor dem Deichthor iſt es ſchon ziemlich zuruͤckgewichen, und unſere Waſſermuͤhlen, welche bishero ſtille ſtehen muͤſſen, werden nun bald wieder anfangen koͤnnen zu mahlen. Die Elbe faͤllt noch immer ſehr merklich, weshalb auch bereits die noͤthigen Anſtalten gemacht werden, um den großen Durchbruch beym Gammer-Ort wieder zu fuͤllen.
In der Petersburger Zeitung lieſet man jetzt eben - falls die Nachricht von dem neulichen Vorgange bey Turno und Giurgiewo, die mit dem, was wir bereits davon gemeldet, genau uͤbereinſtimmt.
Weil alles dieſes fehlet, ſo zweifeln wir faſt, ob Herr Focken auch die rechte Kribbelſucht, und nicht vielmehr eine andere durch Nervenziehungen ſich aͤußernde Krank - heit behandelt hat, vornehmlich, da er weder der Wuͤr - mer, noch der Augenſchwaͤche, welche bey der Kribbel - Krankheit ſo gewoͤhnlich ſind, mit keinem Worte geden - ket. Es iſt uns auch bedenklich, daß Herr Focken ſich an den abweſenden Herrn Leibmedicus Muͤller gewen - det, welcher, nach ſeinem eigenen Geſtaͤndniſſe, dieſe Krankheit, einen einzigen Fall ausgenommen, nur nach den Berichten anderer kennt, und die gegenwaͤrtigen Aerzte des Lazareths in Zelle vorbey gegangen iſt. Viel - leicht aber hat er ſich mit dieſen meſſen, oder es ihnen gar zuvor thun wollen; und wir vermuthen beynahe, daß dieſe die ehrwuͤrdigen Maͤnner ſind, welche ſich die Muͤhe genommen haben, die uͤbertriebenen Aderlaͤſſe zu tadeln. Wir thun ſolches auch, und zwar darum, weil alles, was Herr Focken von der Kribbelſucht geſchrie - ben, uns nicht beredet hat, geſchweige daß wir ſollten uͤberzeugt ſeyn, der Grund der Krankheit ſey der, den er angiebet, und die Aderlaſſe koͤnne ſolche voͤllig heben. Wir billigen daher das Betragen des Herrn Regiments - Chirurgi nicht, und erinnern, daß derſelbe mit den Ader - laͤſſen zwar als ein des Bluts gewohnter Mann umgehet, keinesweges aber, wie er doch vorgiebt, die Quantitaͤt der Aderlaͤſſe bemerkt hat. Ihre Anzahl hat er zwar angezeigt, nur ein einzigsmal aber gedacht, daß das in einer Aderlaſſe weggenommene Blut 5 Pfund gewe - ſen ſind, welche man doch wol nicht als das Maaß an - nehmen ſoll, nach welchem die uͤbrigen zu beurtheilen ſind? Auch der Beweis, daß ein vegetabiliſches Gift, und inſonderheit das Mutterkorn, die Urſache der Krib - belſucht nicht ſey, iſt uͤberaus ſeichte. Herr Focken naͤmlich glaubt, es ſey bekannter als bekannt, daß ſolche Gifte ſchleunig wirken, er habe aller ſich gegebenen Muͤhe ungeachtet, dergleichen nicht entdecken koͤnnen, und bey ſeinem Regiment, deſſen Soldaten doch auch ſchwarz Brodt eſſen, ſey kein Kribbelſuͤchtiger geweſen. Das erſte iſt ein offenbarer Irrthum, und das andere koͤnnen wir zwar zugeben; wir trauen aber doch den Augen des Herrn Verfaſſers in dieſem Falle nicht recht, weil er ſeuchenartige Krankheiten, das heißen ſolche, welche von einer, dem menſchlichen Koͤrper fremden Urſache, in mehrern zugleich hervorgebracht worden, von den anſteckenden, in denen ein Menſch dem andern ſeine Krankheit mittheilet, nicht gehoͤrig unterſcheidet, wel - ches doch einer, der unter unzaͤhlbaren Kranken und Verwundeten groß geworden iſt, thun muͤßte, zumal, wenn er ſich als ein Wundarzt in das Feld der Aerzte waget, welches wahrlich fuͤr die wenigſten ſeines Ordens eben genug iſt, um auf demſelben ſichere und ruͤhmliche Schritte thun zu koͤnnen.
Vielleicht iſt Herr Focken mit uns eben ſo wenig, als mit der Hochloͤbl. Facultaͤt in Goͤttingen zufrieden; wir koͤnnen aber die Wahrheit nicht verlaͤugnen, und hoffen, uns werde der Vorwurf, daß wir nichtsbedeutende Klei - nigkeiten vorgebracht haͤtten, nicht gemacht werden. Ein B. ein H. oder ein am unrechten Ort befindliches T. haͤtten wir gewiß uͤberſehen, oder in der Stille ver - beſſert, und wuͤrden vielleicht dem Herrn Verfaſſer ſei - nen Rheumatiſmum ſpasmodicum gelaſſen, und ihn nicht in den Spaſmum rheumaticum veraͤndert haben.
Bey dieſer Gelegenheit erinnern wir uns noch, daß[4]in dem 50ſten und 51ſten Stuͤcke des diesjaͤhrigen Han - noveriſchen Magazins eine vorlaͤufige Anzeige von denen in dem Zelliſchen Lazarethe befindlich geweſenen Kribbel - Kranken vorkommt. Die mehreſten derſelben haben Wuͤrmer gehabt, und ſind, nachdem dieſe abgetrieben, mit ſehr gutem Erfolge gebadet und electriſiret worden. Eine naͤhere, umſtaͤndlichere, und den Einſichten des Herrn Doctor Taube angemeſſene, folglich gruͤndliche und einſichtsvolle Nachricht, haben wir davon noch zu erwarten, der wir auch darum mit Verlangen entgegen ſehen, weil ſie uns hoffentlich belehren wird, wie es zugegangen iſt, daß keiner der Kranken des Herrn Re - gimentschirurgi Wuͤrmer gehabt hat, und ſich vornehm - lich nach den Aderlaͤſſen gebeſſert haben ſollen.
Heute wird bey H. C. Grund das zwoͤlfte Stuͤck der Wochenſchrift: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr denkende Leſer, ausgegeben. Die Verfaſſer liefern darinn dem Publico eine moraliſche Abhandlung von der gegenwaͤrtigen Ueberſchwemmung der ſchoͤnſten Ge - genden um Hamburg, nebſt ein paar Briefen, welche ungluͤckliche Perſonen eingeſendet haben.
Allen Schiffern, Lootſen, und Jedermaͤnniglichen, ſo daran gelegen, wird mit obrigkeitlicher Erlaubniß vom beſtallten der Stadt Tonnen-Leger hiemit angezeiget, daß der ſogenannte Duͤvels-Bruͤcker - oder Blankeneſer - Sand gegenwaͤrtig ſo ſehr zulaͤuft, daß bey jetzigem ho - hen und vollen Waſſer nicht mehr als 12 à 12½ Fuß darein ſich befindet, und wenn das Obenwaſſer verlaufen, zu befuͤrchten, daß keine Schiffe, welche 9 Fuß tief lie - gen, ſelbiges paßiren koͤnnen. Wornach ſich alſo ein jeder zu huͤten wiſſen wird.
Hamburg, den 24ſten Julii, 1771.
Wegen des am Sonntage, den 28ſten dieſes, angeſetz - ten außerordentlichen Bußtages wird kein Boͤrſenbacken ſeyn.
Dem Publico wird hierdurch bekann gemacht, daß man die Collecteurs, welche in Hamburg unter den Com - toir-Nummern 83. 96. und 149. durch
gefuͤhret worden, einzuziehen fuͤr gut befunden hat.
Bey der den 19ſten Julii zu Gotha mit gewoͤhnlicher Accurateſſe geſchehenen 22ſten Ziehung kamen aus dem Gluͤcksrade zum Vorſchein:
| Nr. | 42. | 52. | 8. | 72. | und | 23. |
Alle in meinem Comtoir gefallene anſehnliche Gewinne werden, wie bekannt, gleich und ohne den mindeſten Abzug ausbezahlet. Die Nummern der Churſuͤrſtl. Maynziſchen doppelten Zahlen-Lotterie 38ſte Ziehung ſind:
| Erſtes Gluͤcksrad: | 78. | 34. | 30. | 37. | 89. |
| Zweytes Gluͤcksrad: | 27. | 2. | 85. | 11. | 63. |
Der Friedberger 23ſte Ziehung:
| 55. | 64. | 80. | 78. | 46. |
Der Anſpacher 24ſte Ziehung:
| 57. | 13. | 40. | 74. | 24. |
Der Coblenzer 31ſte Ziehung:
| 17. | 23. | 34. | 21. | 74. |
Von der Koͤnigl. Preußiſchen Lotterie 127ſte Ziehung ſind bis morgen Abend, und von der Herzogl. Meck - lenburg-Strelitziſchen 22ſte Ziehung bis uͤbermorgen Abend Einſaͤtze bey mir zu machen, ſo wie ein jeder taͤglich zu aller Zeit gefaͤllige Billets aus allen hier be - kannten Zahlen-Lotterien in meinem Comtoir erhalten, und der reelleſten Bedienung verſichert ſeyn kann.
Morgen Abend um 7 Uhr wird die Ein - nahme zur 22ſten Ziehung der Herzogl. Mecklenburgiſchen Hof-Zahlen-Lotterie in meinem General-Comtoir ge - ſchloſſen; und da ſaͤmmtlicher Herren Collecteurs Liſten um bemerkte Zeit bey mir eingehen muͤſſen, um ſolche per Eſtaffette abzufertigen, ſo koͤnnen nach beſagter Stun - de keine Einſaͤtze mehr angenommen werden.
Da die allgemeine Handlungs-Compagnie zu Copen - hagen von nun an alle die Schiffe, welche bishero jaͤhr - lich mit ihren Ladungen von Platfiſch und andern Is - laͤndiſchen Producten aus Island auf die Elbe deſtini - ret geweſen, directe hier auf Copenhagen beſtimmet hat; folglich dieſe Art Waaren nach dieſem hieſelbſt, und an keinem andern Orte, aus der erſten Hand zu bekommen ſind: So wird ſolches jedermaͤnniglich zur beliebigen Nachricht bekannt gemacht, um ſich desfalls an dero hieſigen Freunde addreßiren zu koͤnnen. Ueberdem wird man die Preiſe gleichfalls nach geſchehener Ankunft der Schiffe publique bekannt machen.
Buͤrgermeiſter und Rath der Stadt Stade haben un - term 25ſten Junii 1771. alle diejenigen, welche in den hieſigen Stadtkirchen, oder auf den Kirchhoͤfen, einige Begraͤbniſſe, und in erſteren Kirchenſtellen haben, durch einen oͤffentlichen Anſchlag erinnert, daß ſie ſolche, und zwar Einheimiſche binnen 12 Wochen, Auswaͤrtige aber binnen einem Jahre a dato gehoͤrig um - und zuſchreiben laſſen ſollen, widrigenfalls, wie auch, wenn in kuͤnftigen Acquiſitions-Faͤllen die Um - und Zuſchreibung von Ein - heimiſchen binnen 6 Wochen, und von Auswaͤrtigen binnen einem halben Jahre nicht beſchaffet wird, ſolche Kirchen - und Begraͤbnißſtellen als verlaſſen, und einer jeden Kirche heimgefallen erklaͤret werden ſollen.
Den Liebhabern vortrefflicher Kupferſtiche wird hie - durch angezeiget, daß den 14ten Auguſt und folgende Tage, Vormittags zur gewoͤhnlichen Zeit, auf dem Eim - beckiſchen Hauſe verkauft werden ſoll eine auserleſene Sammlung ſeltener alter und neuer Kupferſtiche und Kupferwerke, worunter ſich ausnehmend rare Stuͤcke von Rubens, Rembrandt und andern großen Meiſtern, imgleichen ein Atlas von mehr als 500 Landcharten und Handaufriſſen befinden. Der Catalogus davon iſt bey dem Mackler Michael Boſtelmann abzulangen.
Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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