PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
[figure]
Gelehrte Zei -
[figure]
tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Mittewochen, den 31 Julii.)
Num. 122.

Aly Bey hat Damaſcus erobert, und von den daſigen Auslaͤndern, ſo wie in der ganzen Landſchaft, eine Contribution von 250000 Piaſters eingefordert, wovon er einen Theil ſeiner Truppen zu unterhalten gedenket. Man ſagt, daß ſeine Armee taͤglich ſtaͤrker werde, und wir befuͤrchten, ihn in kurzem vor den Mauern unſerer Stadt zu ſehen.

Der neue Bailo der Republik Venedig iſt in den Dar - danellen angekommen. Er hat ſie aber nicht koͤnnen vorbey ſegeln, weil ſchon 15 Schuͤſſe aus den Kaſteelen auf ſein Schiff gethan worden. Der hier befindliche Bailo dieſer Republik hat alſo ſeinen Dollmetſcher, und die Pforte eine Galeere dahin geſandt, um Se. Excellenz abzuholen.

Vor einigen Tagen ſind hier wieder 2000 Haͤuſer ab - gebrannt; das Feuer iſt angelegt worden. Es ſind 2 Schiffe mit Reiß von Bodroen hier angekommen, auch 6 Franzoͤſiſche Schiffe aus Marſeille, und 2 von Smirna. Sie hatten Caffee und Reiß geladen. Nach - dem die Ruſſen ihre Papiere unterſucht, haben ſie ihre Reiſe ungehindert fortſetzen koͤnnen. Durch dieſe Zu - fuhr iſt der Preis dieſer Waaren etwas gefallen; man fuͤrchtet aber, daß das Getraide immer theurer werden moͤge, da in Romelien und Macedonien eine große Duͤrre geweſen. Bey Paros haben die Ruſſen aus einem Schiffe fuͤr 200000 Piaſters an Kaufmannswaaren ge - nommen, welche einigen Tuneſern gehoͤrten, und hieher beſtimmt waren. Die Equipage, welche aus Tuneſern beſtand, haben ſie zu Sclaven gemacht.

Man hat Nachricht, daß unſere Truppen Giurgiewo wieder erobert haben.

Fortſetzung der geſtrigen abgebrochenen Relation von Petersburg.

In der Nacht vom 24ſten auf den 25ſten gieng die Attaque der Linie nach der vom commandirenden Ge -neral bereits entworfenen Diſpoſition wirklich vor ſich, wozu der General-Major, Graf Moußin-Pouſchkin, und der General-Quartiermeiſter Kachowskoy detaſchirt waren. Erſterer hatte den Auftrag, die Linie rechter Hand vom ſchwarzen Meer mit 9 Grenadier - und 2 Jaͤ - ger-Bataillons, unter Anfuͤhrung des Brigadiers, Fuͤr - ſten Gallitzin, zu attaquiren; und hier waren auch 400 Mann Pioniers commandirt, den Weg durch den Graben mit Faſchinenwerk zu bahnen. Dem General-Quar - tiermeiſter Kachowsky war befohlen, mit einem Corps Truppen von der linken Seite nur eine falſche Attaque zu formiren. Der General-Major, Fuͤrſt Proſorowsky, dagegen wurde mit der Avantgarde und deren leichten Artillerie, die man mit einem Regiment Carabiniers und 4 Bataillons Infanterie, nebſt ihren Kanonen, ver - ſtaͤrkte, uͤber Siwaſch detaſchirt, wobey ihm der General - Major, Fuͤrſt Alexey Gallitzin, zur Infanteri, und der General-Major, Fuͤrſt Peter Gallitzin Cavallerie mit zugeordnet wurden. Alle dieſe 3 Befehlshaber hat - ten Ordre, um 11 Uhr nach ihren Beſtimmungs-Orten aufzubrechen: und die beyden erſten ſollten ohne das geringſte Geraͤuſche, unter Beguͤnſtigung der Dunkel - heit der Nacht, ſich den Waͤllen der Linie naͤhern, und eine ſolche Stellung nehmen, daß ihnen die feindlichen Kanonen nicht ſehr beſchwerlich fallen koͤnnten; der letzte aber ſeinen Marſch uͤber Siwaſch, ſo viel moͤglich, dergeſtalt beſchleunigen, daß er bey dem Angriff der Linie dem Feinde im Ruͤcken ſeyn koͤnnte.

Um halb 3 Uhr fruͤh geſchahen 2 Kanonenſchuͤſſe. Dieſe waren das Signal zur falſchen Attaque, und ſogleich fieng man von unſerer Seite an ſowol aus dem kleinen Gewehr, als auch von der, der Veſtung gegen uͤber errichteten Batterie, aus Kanonen und Einhoͤrnern zu feuern, und Bomben zu werfen, welche durch die geſchickte Direction des Artillerie-Majors und Ritters Sembulatow die beſte Wirkung thaten. Um 3 Uhr gieng auch die rechte At - taque auf der rechten Seite vor ſich. Der Feind rich - tete ſein grobes Geſchuͤtz anfaͤnglich nur auf unſere[ fal -][2]ſche Attaque und die Batterie. So bald aber die rechte Attaque ihren Anfang nahm, ſo machte er ſowol aus der Veſtung, als aus allen Batterien eine heftige Kano - nade auch auf ſelbige. Unſere Truppen waren jedoch dem Walle brreits ſo nahe, daß ihnen das feindliche Feuer keinen Schaden zufuͤgen konnte. Das Feuer von beyden Seiten dauerte uͤber anderhalb Stunden in einem fort, bis unſere Artillerie die feindlichen Batterien zum Schweigen brachte, und bis durch unſer fortgeſetz - tes ſtarkes Feuer aus dem kleinen Gewehr die feindliche Vertheidigung ſehr geſchwaͤcht wurde. Hierauf zogen ſich die heldenmuthigen Truppen Ihro Kayſerl. Maje - ſtaͤt mit unbeſchreiblicher Tapferkeit in den Graben hinein, und ungeachtet die Hoͤhe des Walls, von dem Grunde des Grabens gerechnet, 13 Faden betrug, auch ungeachtet die Sturmleitern nur bis an die Haͤlfte dieſer Hoͤhe reichten, erſtiegen ſie denſelben dennoch, unter Anrufung des goͤttlichen Beyſtandes, mit dem groͤß - ten Muth auf eine verwunderungswuͤrdige und faſt unglaubliche Weiſe, indem ſie einer dem andern be - huͤlflich waren, die Bajonetten in den Wall einzuſtecken, eroberten die Batterien, und verbreiteten uͤber die ſehr zahlreichen feindlichen Truppen, die unter perſoͤn - licher Anfuͤhrung des Chans die Linie und die Ve - ſtung vertheidigten, einen ſolchen Schrecken, daß dieſe ſich in groͤßter Beſtuͤrzung nach der Flucht umſa - hen. Die Jaͤger-Colonne kam nicht nur mit den uͤbri - gen Truppen zugleich auf den Wall, ſondern zog auch ihre 2 Einhoͤrner, die ſie mit ſich fuͤhrte, in unglaubli - cher Geſchwindigkeit mit Stricken auf denſelben hinauf. Dieſe und die eigenen Kanonen des Feindes, die man auf den erſtiegenen Batterien erobert hatte, thaten durch ihr heftiges Feuer demſelben einen anſehnlichen Schaden. (Der Beſchluß folgt.)

Copia des Antwortſchreibens des Litthauiſchen Groß-Feldherrn an den Herrn von Saldern.

Die Schaͤrfe des Schreibens, und die Gelindigkeit der Declaration, haben mich zweifelhaft gemacht, ob dieſe zwey einander ſo ſehr entgegen ſtehende Sachen aus einer Quelle gefloſſen waren. Ich erkenne mich fuͤr einen Polacken, Mitbuͤrger und Groß-Feldherrn von Litthauen, und finde alſo auch meinen Theil in der fuͤr die ganze Nation ausgegebenen Declaration. Aber am allerwenigſten erkenne mich fuͤr verbunden, die Beſchul - digungen und Drohungen aufzuheben und zu entkraͤften, welche in dem von einem Miniſter geſchriebenen Briefe ſich befinden, und von dem, der ſich ganz anders, naͤm - lich einen Freund, nennet. Es iſt moͤglich, daß es die Umſtaͤnde, nach der Vorſchrift des Miniſters erfordern, daß ich auf allen ihn beleidigenden Verdacht aufmerk - ſam ſeyn moͤchte; aber eine wahre Freundſchaft kann es niemals verſtatten, daß man ſogleich nach einem bloßen, ohne Beweis und Grund gefaßten Verdacht, Gewalt brauchen ſollte. Erlauben Sie alſo, daß ich es ſo ver - ſtehen darf, daß dieſer vom Miniſter geſchriebene Brief ohne Vorbewußt des Freundes ausgefertiget iſt, und daß ich Ihn bitten darf, dieſen doppelten Charakter aufs neue mit einander zu verbinden, um meinen Stand zu uͤberlegen, welchen ich ſo offenherzig dem Geſandten und dem Freunde erklaͤre. Die Ehrlichkeit hat ſich vor dem erſten nicht zu fuͤrchten, und vor dem andern nicht zu ſchaͤmen. Es kann Ihnen nicht unbekannt ſeyn, daß Ihr Anteceſſor, der Fuͤrſt Wolkonsky, mich beynahe mit gleichen Drohungen aufgefordert hat, einen Cordonzu ziehen, als Sie mich jetzt auffordern, denſelben auf - zuheben. Wenn der Cordon von 310 Mann ſchon ein ſolches Mißtrauen bey Ihnen erregen konnte, was wuͤrde geſchehen ſeyn, wenn ich denen Gehoͤr gegeben haͤtte, die mich bewegen wollten, daß ich ihn beynahe mit allen Regimentern und ſelbſt der Artillerie ziehen moͤchte. Ich uͤberlaſſe alles der Kriegs-Commißion, welcher es nach den dringendſten Vorſtellungen gefallen hat, die - ſen kleinen Cordon zu beſtimmen, und mir die Macht zu laſſen, denſelben zur Zeit der Noth zu verſtaͤrken. Ich habe Ihnen bereits in meinem erſtern Schreiben die Bewegungsgruͤnde erklaͤrt, die mich zu den ausgefer - tigten Befehlen, in Abſicht des Herrn Bilack, genoͤthigt haben; das war nicht mein Project, nicht meine Be - muͤhung, ſondern vielmehr eine abgezwungene Nach - ſicht. Und woher kann der erſonnene Verdacht kom - men, den Sie mir ſo empfindlich vorruͤcken. Ein leerer Verdacht dient Ihnen, ohne mich vorher zu warnen, zum Bewegungsgrunde, mich vom Gehorſam gegen meine Befehle abzuhalten. Aber die Ehre, welche mein Amt von mir fordert, und welche ihm die Rechtſchaf - fenheit meiner Handlungen verſichert, treibt mich an, mich nicht der Gefahr, meine Ehre zu verlieren, aus - zuſetzen. Demnach ſtehet es bey der Kriegs-Commiſ - ſion, daß ſich die Truppen in ihre Quartiere verfuͤgen; und ich zweifle nicht, daß ſie Ihnen, in Anſehung der Einziehung des Cordons, ſo viel willfahren wird, als ſie vorhero, in Anſehung der Ausſetzung deſſelben, dem Fuͤrſt Wolkonsky gewillfahret hat. Da die Anzahl der Leute bey dieſem Cordon nur 310 Mann betraͤgt, an - ſtatt 800, wie Sie melden; ſo koͤnnen Sie merken, wie diejenigen die Sache zu vergroͤßern pflegen, welche den Verdacht ſchmieden. Was das Corps des Kyryckie anbetrifft, welches durch die letzte Niederlage zu Grunde gerichtet iſt, ſo laſſen Sie ſich das nicht befremden, daß er zu groͤßerer Bedeckung und Wache bey mir verbleibt, (wofern es der Groß-Feldherr werth iſt, deſſen Befehle nicht befolget werden ſollen.) Criminal-Anſchlaͤge, Verordnungen zum Ungluͤck und zu Ausſchweifungen, ſind mir nur als ſolche bekannt, die ich verabſcheuen muß; aber als ſolche niemals, daß ich um derſelben willen bey einem Miniſter, und noch weniger bey einem Freund ſollte in Verdacht kommen. Sie koͤnnen als Miniſter falſche Nachrichten haben; aber als ein Freund ſollten Sie mich kennen, daß ich ſolcher Abſcheulichkeiten nicht faͤhig bin. Als ich mich Ihrer Freundſchaft wuͤr - dig gemacht habe, ſo hoffe, daß Sie mich als einen fleißi - gen Mann in Erfuͤllung meiner Pflichten erkannt haben. Ich glaube zugleich, daß Sie als ein ſcharfſinniger Ge - ſandte einſehen koͤnnen, wie die Groß-Feldherren mit ihrem Amte und Eide ſich verbindlich halten muͤſſen, zur Zeit der Unruhe ſich mit keiner Parthey zu vereinigen. Das iſt meine Richtſchnur, das iſt mein Schutz gegen allen Verdacht. Ich habe mich entſchloſſen, auf meinen Guͤtern mit meinen Handlungen allen Verdacht auszuweichen, und daſelbſt das Ende ruhig abzuwarten. Das iſt alles, was ein unſchuldiger, maͤßiger und ruhiger Groß-Feldherr ſich unterſtehet, einem gelindredenden, aber zugleich drohenden Geſandten zu antworten. Er - lauben Sie nun, daß die Freundſchaft zu reden anfange. Ich erſuche den Freund, daß er dem aufgehetzten Ge - ſandten eine meine Auffuͤhrung angemeſſenere Meynung beybringen moͤge. Ich beſchwoͤre den Freund, daß er den Verdacht ſtillen, und den Eifer des nach dem Scheine urtheilenden Geſandten beſaͤnftige. Ich empfehle zu - letzt dem Freunde, daß er den irre gemachten Geſandten[3]an die Gelindigkeit erinnern moͤge, die jederzeit ſeinen Charakter gezieret, und ihm die Hochachtung und Liebe erworben hat, mit welcher ich bin ꝛc. (Die kurze Antwort des Herrn von Saldern kuͤnftig.)

Dieſer Tagen gieng Admiral Spry von Plymouth mit folgenden Kriegsſchiffen unter Segel: Torbay, Somerſet, Intrepid, Aſia, Lenox und Royal Oak. Auch hat er noch 3 Fregatten bey ſich. Es iſt noch unbekannt, wohin er ſeinen Lauf genommen.

Zur Inſtallation der Ritter vom blauen Hoſenbande zu Windſor, die der Caſſe des Koͤnigs 40000 Pf. Sterl. koſten wird, werden noch immer große Anſtalten ge - macht. Geſtern giengen 3 bedeckte Wagen mit Silber - geſchirr von St. James dahin ab. Heute fruͤh mar - ſchirten 800 Mann nach Windſor, und morgen wird die Koͤnigl. Familie folgen. Alle Ritter vom Hoſen - bande beſtehen jetzt aus 26 Perſonen, darunter die 9 neue ſchon mit begriffen ſind. Wir wollen ſie nach der Reihe herſetzen, und die neuen mit einem Stern bezeichnen: 1) Der Koͤnig von England. 2) * Der Prinz von Wallis. 3) Der Herzog von Gotha. 4) Der Landgraf von Heſſen - Caſſel. 5) Der Herzog von Glouceſter. 6) Der Prinz von Oranien. 7) Der Prinz Ferdinand von Braunſchweig. 8) * Der Biſchof von Osnabruͤck. 9) * Der Erbprinz von Braunſchweig. 10) * Der Herzog von Mecklenburg - Strelitz. 11) * Der Herzog von Cumberland. 12) Der Herzog von Rutland. 13) Der Graf von Cheſterfield. 14) Der Herzog von Kingſton. 15) Der Herzog von Leeds. 16) Der Herzog von Newcaſtle. 17) Der Herzog von Montague. 18) Der Marquis von Rockingham. 19) Der Herzog von Northumberland. 20) Der Graf von Hertford. 21) Der Graf Temple. 22) Der Graf Bute. 23) * Der Graf Albemarle. 24) * Der Herzog von Marlborough. 25) * Der Herzog von Grafton. 26) * Der Lord Gower.

Der Lord Mayor iſt von ſeiner Reiſe wieder zu Lon - don angelanget. Er hatte 2 Koͤnigl. Jachten zu ſeinen Dienſten, und wo er hinkam, wurde er von einem froh - lockenden Volke aufgenommen. Er wird nun naͤchſtens den Rath zuſammen berufen, um ihm ſeine Entdeckun - gen bekannt zu machen.

Briefe von Jamaica melden, daß auf der Inſel St. Domingo ein neues Erdbeben geweſen, wodurch 10 Haͤu - ſer eingeſtuͤrzet.

Zwiſchen den Generalſtaaten und einem großen Mo - narchen ſollen Mißhelligkeiten entſtanden ſeyn. (Der Beſchluß folgt.)

Man behauptet noch immer, daß die Koͤnigl. Kroͤnung im Auguſt zu Upſal vor ſich gehen werde. Hier in der Hauptſtadt wuͤrden ein paar Tonnen Goldes mehr dazu erfordert werden.

Der geheime Ausſchuß hat ſeine Inſtructionen von der Ritterſchaft bereits erhalten. Er ſoll alle Woche an das Plenum der Reichsſtaͤnde berichten, was er ab - gemacht, und an den Koͤnig ausgefertiget hat. Acht Tage vor dem Schluſſe des Reichstages ſoll er aufhoͤren. Dieſer Schluß iſt den uͤbrigen Staͤnden mitgetheilet, und genehmiget worden. Die Glieder von der Depu - tation der Ritterſchaft ſind: Graf Carl Piper, Kammer - herr; Graf Bonde von Saͤttaholm, Graf Carl Bonde, Kammerherr; Capitain Lorenz Freyherr von Rehuſen; Lieutenant Freyherr Oernfeldt; Marks von Wuͤrten - berg, Sprarſchoͤld, Fok, Stohlhammer, Gyldenſtolpe, Silfverſtolpe, Kinnimund und Manderſtroͤm.

Der Koͤnigl. Secretair Ehlers iſt zum Secretair des geheimen Ausſchuſſes erwaͤhlet worden.

Se. Koͤnigl. Hoheit, der Prinz Carl, werden ſich mit der Prinzeßinn Philippine Auguſta Amalia von Bran - denburg-Schwedt vermaͤhlen.

Vorgeſtern ſind Ihro Durchl. die Herzoginn von Curland, hier eingetroffen.

Heute haben wir wieder einen heftigen Wind aus Weſten mit einem Strich aus dem Norden gehabt, der dem Ablaufen des Waſſer ſehr hinderlich iſt. Indeſſen kann man nun ſchon vom Hamm bis zum letzten Heller zu Fuße kommen, und mit Wagen und Pferden den Weg zwiſchen dem Reuter und dem Geſundbrunnen paßiren. Heute fruͤh ſind die Lauben beym Geſund - brunnen vom Waſſer frey geworden; uͤber die blaue Bill-Bruͤcke aber laͤuft es noch einige Zoll hoch weg.

Von gelehrten Sachen.

Stockholm.

Wenn die Freunde eines rechtſchaffenen Weſens mit Betruͤbniß wahrnehmen muͤſſen, daß unſere Zeiten reich ſind an zuͤgelloſen Spoͤttern der Religion, und ein wahres Chriſtenthum keine große Anzahl lau - terer Verehrer, in Vergleichung mit rohen Gemuͤthern, finde; ſo koͤnnen ſie deſto weniger umhin, innigſt ſich zu freuen, wenn hie und dort ſich gegenſeitige Geſinnungen aͤußern, die entweder einzelne Perſonen, oder ganze Ge - ſellſchaften beleben. Von dem Letztern benachrichtiget uns ein zu Stockholm in dieſem Jahr gedruckter Bogen in Octav, der die Aufſchrift hat: Geſetze fuͤr eine Geſellſchaft, welche ſich Societas Suecana pro fide & chriſtianiſmo nennet. Im verwichenen Maͤrz-Monat ſind dieſe Geſetze und die Einrichtung der gedachten Geſellſchaft zu Stande gekommen, wie aus der Unter - ſchrift erhellet. Ihr Zweck iſt eine gemeinſchaftliche Befoͤrderung des Chriſtenthums und der Gottesfurcht. Die gegenwartige Mitglieder verſammeln ſich den letzten Mittewochen in jedem Monat. Der Praͤſes oder Wort - fuͤhrer wird alle Jahre bey der erſten Zuſammenkunft erwaͤhlet, und dieſer muß in Stockholm gegenwaͤrtig ſeyn. Ein Gleiches gilt auch von den beyden Secre - tairs, die das Protocoll bey den Zuſammenkuͤnften, im - gleichen die Correſpondenz zu fuͤhren haben. Was das Weſentliche der Geſellſchaft betrifft, ſo will ſie 1) die Aufnahme des wahren Chriſtenthums, ſowol in Be - ziehung auf die Wiſſenſchaft, als die Ausuͤbung deſſelben, zu befoͤrdern trachten; 2) ſich Muͤhe geben, vermittelſt des Briefwechſels mit den auswaͤrtigen Mitgliedern, das Reich mit guten Schriften zu verſehen, die zum praktiſchen Theil der Gottesgelahrtheit gehoͤren; 3) daran arbeiten, daß dienliche Buͤcher in der Mutter - ſprache des Reichs herauskommen, die den Hauptzweck erreichen helfen, und zu dem Ende a) aus fremden Sprachen uͤberſetzen, was dazu dienet; b) ſolche Gegen - ſtaͤnde bearbeiten, welche den gegenwaͤrtigen Zeiten, Umſtaͤnden und Beduͤrfniſſen angemeſſen, und z. E. Irr - thuͤmern, ſchaͤdlichen Vorurtheilen, der Nation eigenen Suͤnden, und dergleichen entgegen geſtellet ſind; c) an einer Paſtoralſammlung arbeiten, in dem Geſchmack, wie des ſeligen D. Freſenius, und dazu ſolche Sachen waͤh - len, die Lehrer und Zuhoͤrer nutzen koͤnnen, als Lebens - Beſchreibungen der um die Kirche und Religion vorzuͤg - lich verdienter Lehrer und anderer Chriſten, allerley Nachrichten von dem Zuſtand, Verfall oder Aufnahme[4]der Kirche Gottes in allen Theilen der Welt, merkwuͤr - dige Briefe und Tagebuͤcher, die zur Erbauung dienen, kleine zerſtreuete Schriften und Abhandlungen, wie auch Recenſionen von einheimiſchen und auswaͤrtigen Schrif - ten, die ihrem Hauptzweck gemaͤß ſind. Zur Ausarbei - tung ſollen gewiſſe Stuͤcke den Mitgliedern ausge - theilet, die Manuſcripte davon aber von der Geſell - ſchaft durchgeſehen und gebilliget werden, ehe ſie dem Druck zu uͤbergeben ſind. Auf einem halben Bogen, der beſonders gedruckt iſt, lieſet man die Mitglieder der Geſellſchaft, in der Ordnung, in welcher ſie in die Geſellſchaft getreten, in dreyen Claſſen. Die erſte Claſſe machen Einheimiſche aus, und zwar die in Stock - holm gegenwaͤrtig ſind, darunter inſonderheit Herr Doctor Wrangel, Hofprediger, Herr Doctor Schroͤder, Biſchof zu Carlſtadt, Herr Doctor Murray, Paſtor der Deutſchen Gemeinde, Herr M. Murray, Prediger an derſelben Gemeinde, Secretair, Ihro Excellenz, Herr Graf Rudenſchoͤld, Reichsrath, Herr Baron Horn, Kanzeleyrath, Ihro Excellenz, Herr Gaf Bark, Reichs - Rath, Ihro Excellenz, Herr Baron von Wallwyck, Reichsrath. Von den einheimiſchen Mitgliedern, die aber in Stockholm ſich nicht aufhalten, wollen wir auch einige nennen: Ihro Excellenz, Herr Graf von Liewen, Reichsrath und General-Gouverneur in Pom - mern, Herr Doctor Mennander, Biſchof zu Abo, Herr Doctor Lamberg, Biſchof zu Gothenburg, Herr Doctor Schroͤder, Biſchof zu Colmar, Herr Doctor Beronius, Erzbiſchof zu Upſal. Die dritte Claſſe begreifet in ſich die auswaͤrtige Mitglieder, als: Herrn Abt und Vice - Conſiſtorial-Praͤſident Jeruſalem zu Braunſchweig, Herrn Doctor und Profeſſor Erneſti zu Leipzig, Herrn Doctor und Hofprediger Ziegenhagen in London, Herrn Doctor und Profeſſor Walch in Goͤttingen, Herrn Doctor und Profeſſor Leß eben daſelbſt, Herrn Doctor und Pro - feſſor Miller eben daſelbſt, Herrn Conſiſtorialrath und Generalſuperintendent Jacobi zu Zelle, Herrn Doctor und Profeſſor Lilienthal zu Koͤnigsberg, Herrn Doctor Struenſee, Oberconſiſtorialrath und General-Superin - tendent zu Rendsburg, Herrn Doctor und Paſtor Wink - ler zu Hamburg, Herrn Paſtor Goeze eben daſelbſt, Herrn Doctor und Profeſſor Quiſtorp zu Greifswald, Herrn Doctor und Profeſſor Knapp zu Halle, Herrn Con - ſiſtorialrath und Inſpector Rambach zu Breſlau, Herrn Paſtor Schlegel in Hannover, Herrn Paſtor Lorck in Copenhagen, Herrn Doctor und Paſtor Wachſel zu Lon - don, u. a. m. Die verbundene Bemuͤhungen ſo vieler beruͤhmter Maͤnner werden nothwendig die erwaͤhnte ruͤhmliche Abſicht der Stockholmiſchen Geſellſchaft in vollem Maaß beguͤnſtigen. Wir wuͤnſchen deſto mehr, daß durch eine reiche Folge des Segens ihre erſten Stif - ter mit dem Vergnuͤgen eine volle Reiſe des durch ſie ausgebreiteten Guten zu erfahren, vergolten werden moͤgen. Fuͤr edle Gemuͤther iſt dies die angenehmſte Belohnung.

Nachricht. Danzig.

Da bereits in verſchiedenen Zeitungen recht ſehr ſorgfaͤltig bekannt gemacht worden, daß die Geſellſchaft, welche bishero die Danziger theologiſchen Berichte verfertiget, ihre Arbeiten derſelben mit dem 90ſten Stuͤcke beſchloſſen haben; ſo muß ich die hoͤchſt unbeſtimmte Anzeige davon berichtigen, und Folgendes zur Steuer der Wahrheit anfuͤhren: Die Berichte, die jetzo im Verlag des Johann Samuel Heinſius zu Leipzig herauskommen, muͤſſen keineswegs als eineFortſetzung der durch die in meiner Handlung beſorgten, betrachtet werden. Sie machen ein ganz neues Jour - nal aus, welches die Geſellſchaft, oder vielmehr Herr Profeſſor Wernsdorf, bearbeitet; dahingegen werden die bisherigen in meinem Verlage herausgekommenen theologiſchen Berichte von neuen Buͤchern und Schriften ſo wenig aufhoͤren, daß ſie vielmehr mit groͤßerm Fleiß und Eifer nach eben dem Plan werden fortgeſetzet werden: denn eine andere Geſellſchaft in Danzig, Maͤnner, die daſelbſt in anſehnlichen Aemtern ſitzen, haben ſich dieſer Bemuͤhung unterzogen. Das 91ſte und 92ſte Stuͤck von ihrer Arbeit wird naͤchſtens die Preſſe verlaſſen. Sie ſind auch keineswegs geſon - nen, ihre Namen zu verſchweigen, da ſich ſchon in dem kurzen Vorberichte der Herr M. Johann Gerber, Pre - diger an der Kirche zu St. Jacob, ausdruͤcklich genen - net hat. Ich erſuche indeſſen alle Goͤnner und Freunde, welche die Berichte bishero unterſtuͤtzet, um Dero fer - nere Gewogenheit. Sie belieben nur ihre Briefe und Paqueter entweder an Herrn Friedrich Gotthold Ja - cobaer in Leipzig, oder an meine Handlung in Danzig, zu addreßiren, da denn die Sachen an gegenwaͤrtige Verfaſſer der Berichte auf das baldigſte und ſicherſte werden eingehaͤndiget werden.

Daniel Ludewig Wedel, Buchhaͤndler.

Von der Koͤnigl. Daͤniſchen Zahlen-Lotterie, deren ſechſte Ziehung morgen in Altona geſchiehet, ſind, wie auch von der Anſpacher und Friedberger Lotterie, bis heute Abend Einſaͤtze bey mir zu machen.

Die Dillinger Lotterie wird morgen Abend, die Mayn - zer Lotterie uͤbermorgen fruͤh, die Stralſunder des Abends, und die Gothaer den 3ten Auguſt in meinem Comtoir geſchloſſen.

F. Karſtens

Von dem Koͤnigl. Preußiſchen Amte Egeln iſt ad in - ſtantiam der Gebruͤdere Kiewagen derſelben an die 20 Jahre abweſend geweſener Vater Bruder, Johann Nicolaus Kiewage, ein Chirurgus, aus Etgersleben, oder deſſen Leibeserben, edictaliter citiret worden, daß er in Zeit von 3 Monaten vor beſagtem Amte ſich ge - ſtellen, und ſein Vermoͤgen an ſich nehmen, oder gewaͤr - tigen, daß er in Termino den 26ſten September a. c. per decretum fuͤr verſtorben erklaͤret, und mentionirtes ſein hieſiges Vermoͤgen obbenannten ſeinen naͤchſten Vettern zugeſprochen und verabfolget werde. Wor - nach ſich zu achten.

Koͤnigl Preußiſches Amt allhier.

Der ſeit mehr als zehn Jahren abweſende Johann Wilhelm Kalau wird ad inſtantiam ſeiner Inteſtat-Erben und ſeines Curatoris auf den 12ten Auguſt 1771. edictali - ter und ſub poena, daß er pro mortuo im Ausbleibungs - fall werde declariret werden, vor das Koͤnigl. Branden - burg-Neuhauſiſche Juſtiz-Collegium zu Koͤnigsberg in Preußen adcitiret.

Auf geſchehenes Anſuchen des Caßirer Wolff, werden alle und jede, welche einen noch unbezahlten, auf die Artill-Train-Caſſe lautenden reinen Caſſen-Schein in Haͤnden haben, in ſo ferne deren Forderung nicht vorhin klagbar gemacht worden, oder noch jetzo in lite verſiren moͤchte, vorgeladen, ſich deshalb dahier binnen 6 Wochen a dato zu Rathhauſe zu melden, ſub poena praecluſionis.

About this transcription

TextNum. 122, 31. Julii 1771
Author[unknown]
Extent4 images; 3427 tokens; 1529 types; 24805 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNum. 122, 31. Julii 1771 . Hamburg1771. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

Identification

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

Editorial statement

Editorial principles

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:36:16Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
ShelfmarkSUB-Hamburg, X/7569
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.