PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
[figure]
Gelehrte Zei -
[figure]
tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Dienſtage, den 6 Auguſt.)
Num. 125.

Es ſind hier 4 Couriers an einem Tage von Paris angelanget. Den folgenden Tag war eine lange Con - ferenz bey Hofe, und ſeitdem verlautet, daß 15000 Mann Infanterie und 4000 Reuter nach den Franzoͤſiſchen Graͤnzen marſchiren wuͤrden, um zum Dienſte Frank - reichs bereit zu ſeyn.

Der General-Feldmarſchall, Graf Raſumowsky, ein Bruder des ehemaligen Hettmanns ſelbigen Namens, iſt hier neulich an der Waſſerſucht verſtorben.

Die Irrungen, welche zwiſchen uns und China einige Zeit gedauert, und uns den Pelzwaarenhandel beſchwer - lich gemacht haben, ſind nunmehro beygeleget; daher zu vermuthen, daß dieſe Waaren, die dadurch einen groͤßern Abgang erhalten, im Preiſe ſteigen werden. Die Caravanen nach China ſind nun auch wieder im Gange, und der ſogenannte Caravanen-Thee koͤmmt nun wieder gerade aus dieſem Lande zu uns.

Der Hof hat Folgendes bekannt machen laſſen: Am vergangenen Dienſtage langten allhier von dem Heerfuͤhrer der zweyten Armee, dem General, Fuͤrſten Waßiley Michailowitſch Dolgorucky, zween Couriers mit der Nachricht an, daß ſich Arabat und Keslow den Waffen Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt ergeben. Die Umſtaͤnde davon ſind folgende:

Der General-Major, Fuͤrſt Schtſcherbatow, gieng mit ſeinem Corps den 25ſten Junii uͤber die Meerenge von Janiſchy nach der Erdzunge heruͤber, die nach Arabat fuͤhrt. Seine Vortruppen, unter Commando des Ma - joren Burnaſchews, hatten taͤglich mit den Feinden zu thun; und da ſie dieſe immer vor ſich weg vertrieben, hielten ſie fuͤr das ihnen nachfolgende Corps den Weg nach Arabat rein. Die Vortruppen kamen den 27ſten vor beſagtem Ort an, und das Corps ſelbſt den 28ſten. Der General-Major, Fuͤrſt Schtſcherbatow, faßte den Entſchluß, die Stadt in der Nacht auf den 29ſten zu beſtuͤrmen. Er trug, dieſem zufolge, dem Major Rajews -koy auf, von der linken Seite ein Bataillon Grenadiers und 100 Jaͤger; dem Oberſten Schumacher aber, 2 Ba - taillons Muſquetiers von der rechten zu dieſer Unter - nehmung anzufuͤhren. Letzterer hatte Befehl, ſo bald er ſich dem Retranchement wuͤrde genaͤhert haben, den Oberſtlieutenant Taube mit einem Bataillon zur Be - ſtuͤrmung der Veſtung zu detaſchiren, mit dem zweyten aber unter eigener Anfuͤhrung anfaͤnglich den Feind aus dem Retranchement zu delogiren, und ſich ſodann gleich - falls gegen die Veſtung zu wenden. Die Cavallerie, die vom Oberſten Preradowitſch angefuͤhrt wurde, ſollte ſich nach Eroberung der Veſtung durch das Retranche - ment ziehen, und dem fliehenden Feinde nachſetzen. Alles dieſes wurde durch Beyhuͤlfe unſerer beyden Batterien mit dem beſten Erfolg ins Werk geſetzt; ſo daß die Un - ſrigen bereits vor Tages Anbruch die Mauren erſtiegen, und die Stadt eingenommen hatten. Der groͤßte Theil der Tuͤrkiſchen Beſatzung mußte uͤber die Klinge ſprin - gen; die Uebrigen retteten ſich mit der Flucht, ausge - nommen 70 Mann, die in unſere Gefangenſchaft ge - riethen. Dieſe Fluͤchtlinge, nebſt den hinter dem Re - tranchement geſtandenen 700 Tartaren und noch andern 500 Feinden, die aus Kefa zum Succurs herbeygekom - men waren, wurden von unſern leichten Truppen und der Cavallerie 6 Werfte weit verfolgt, und viele von ihnen niedergehauen. In der Veſtung hat man uͤber 300 feindlicher Leichen gezaͤhlt, und unter dieſen auch ihren Anfuͤhrer, einen Janitſcharen-Aga. Auf der Flucht ſind ihrer mehr als 400 Mann in die Pfanne gehauen worden. Nach Ausſage der Gefangenen hat die Beſa - tzung in Arabat aus 500 Tuͤrken beſtanden, die noch mehrere Verſtaͤrkung aus Kefa erwartet hatten. Unſer Verluſt beſtehet an Todten in 9 Unterofficiers und Ge - meinen, und 3 Coſacken; an Verwundeten in 3 Ober - Officiers, 31 Unterofficiers und Gemeinen, und 9 Co - ſacken. Die aus 50 Stuͤcken beſtehende Artillerie, nebſt dem dazu gehoͤrigen Geraͤthe, die Proviſionen und das ganze hinter dem Retranchement geſtandene Tartariſche[2]Lager iſt den Unſrigen zur Beute geworden: auch hat man dem Feinde 6 Fahnen abgenommen. Der General - Major, Fuͤrſt Schtſcherbatow, bezeuget, daß die Staabs - Officiers, die die Colonnen angefuͤhrt, ſo wie auch die Oberofficiers und die ſaͤmmtlichen Truppen mit uner - muͤdetem Eifer und Tapferkeit befliſſen geweſen, ihre Pflicht zu erfuͤllen.

Nach Eroberung der Veſtung Perekop wurde der General-Major Braun mit einem Detaſchement nach Keslow geſchickt, dieſe Stadt einzunehmen. Er kam den 2ten Julii vor ſelbiger an, und beſetzte ſie ohne allen Widerſtand. Zwey Schiffe, die daſelbſt lagen, feuer - ten eine Kanone ab, zogen die Segel auf, und ſtachen in See. In Keslow haben die Unſrigen 20 Tuͤrken zu Gefangenen gemacht, und 3 Kanonen erbeutet. Dieſe Stadt war in dem elendeſten Zuſtand: und die Gefan - genen erzaͤhlen, daß 3 Tage vor Ankunft unſerer Trup - pen die Tartaren ſie ſelbſt ausgepluͤndert, und allen vorhanden geweſenen Vorrath in die See geworfen haben. (Der Verfolg morgen.)

Don Pietro Zevallos, General-Lieutenant der Armeen Sr. Katholiſchen Majeſtaͤt, iſt hier von Madrid, und der Marquis von Durfort aus Paris angelanget. Beyde ſollen von ihren Souverains eine wichtige Commißion an unſerm Hofe auszurichten haben.

Am Montage kamen 2 Rußiſche Fregatten, die eine von 56 Kanonen und 250 Mann Equipage, und die andere von 36 Kanonen und 92 Mann Equipage, von Gibraltar und Mahon in unſerm Haven an.

Beſchluß der Nachrichten aus London,

Vor einigen Tagen wurde Herr John Murray in der Nacht von 6 ſtarken Kerls uͤberfallen, gebunden, gekne - belt, und in einer Kutſche weggefuͤhret. Dieſer Mann war bey der Rebellion im Jahr 1745 Secretair des Praͤ - tendenten. Er hatte Pardon erhalten, vermuthlich durch den Einfluß ſeines Vaters, Lord Mansfield, deſſen Familien-Name noch Murray iſt, und wohnte ruhig in ſeinem Hauſe, in der Daͤnnemarks-Straße. Zween ſeiner Entfuͤhrer ſollen ſeine eigenen Soͤhne ſeyn. Es iſt kein Zweifel, daß eine genaue Unterſuchung werde angeſtellet werden, um zu erfahren, wo er ſich jetzt aufhaͤlt, und was die ganze Sache zu bedeuten habe.

Von Glouceſter wird unterm 20ſten Folgendes ge - meldet: Vorigen Donnerſtag iſt bey Lidney in dieſer Grafſchaft ein abſcheulicher Mord begangen worden. Zwey junge Frauenzimmer, die juͤngſte Tochter des Herrn William Jones, und Jungfer Gough von Monthmouth, hatten in einem benachbarten Dorfe einen Beſuch ab - geleget, und ſich wegen eines ſtarken Regens ſo lange aufgehalten, daß ſie erſt Abends um 10 Uhr nach ihrer Wohnung zuruͤckgiengen. Unterwegens trafen ſie einen Kerl an, den Miß Jones kannte. Er gehoͤrte zu einer Saͤgemuͤhle, und das freundliche Maͤdchen wuͤnſchte ihm eine gute Nacht. Der Kerl, welcher ſie berauben wollte, erboßt, daß er erkannt war, ſchlug ſie beyde todt, und nahm ihnen das Ihrige ab. Die Erſchlagenen wur - den bald gefunden. Es ward Laͤrm gemacht, den Thaͤ - ter zu verfolgen. Er befand ſich aber ſelbſt unter denen, die den Moͤrder ſuchen ſollten, und ward durch das Blut entdecket, welches noch auf ſeiner Knie klebete.

Er wurde in Verhaft genommen, und geſtand die That. Die Familien ſind uͤber dieſen Verluſt untroͤſtbar, und Miß Jones ſollte in einigen Tagen verheirathet werden.

Der Graf von Pignatelli iſt als außerordentlicher Ge - ſandter des Koͤnigs beyder Sicilien hier eingetroffen, um den Grafen Caraccioli abzuloͤſen.

Mit einem Engliſchen Schiffe, welches von dem Wallſiſchfange in Groͤnland zu Yarmouth zuruͤckgekom - men iſt, hat man die Nachricht erhalten, daß die uͤbri - gen Engliſchen und Schottlaͤndiſchen Schiffe einen guten Fang gethan haͤtten, doch waͤren einige im Eiſe ge - blieben.

Einige Miniſter ſollen erklaͤrt haben, ſie wuͤrden ihre Stellen niederlegen. Sollte dies geſchehen: ſo wuͤrde Lord Chatham gewiß wieder ins Miniſterium kommen.

Man ſpricht hier viel von einer Allianz, welche zwiſchen 2 großen Europaͤiſchen Maͤchten naͤchſtens zu Stande kommen, und in den Angelegenheiten Pohlens eine un - erwartete Veraͤnderung verurſachen duͤrfte.

Der Oberſte Schuͤtz iſt mit vieler Ordnung bey War - ſchau vorbey gegangen. Seine Patrouillen ſind gut ge - ordnet geweſen, daß man ihnen, unerachtet ſie alle Vor - poſten von Warſchau beruͤhret, nichts abgewinnen koͤnnen. Man glaubt, er wuͤrde des Sawa Poſten in Plocko und Maſovien nehmen. Er iſt aber naͤher nach Litthauen ge - gangen, um das dortige glimmende Feuer zu unterhalten. Der Fuͤrſt Primas hat ſeine Equipage zwar ſeit 14 Ta - gen ſchon uͤber die Grenze nach Elbingen vorausgeſchickt; ihm aber ſind, ſo wie andern Senateurs, als den Bi - ſchoͤfen von Cujavien und Wilda, dem Kronkuͤchenmeiſter von Ponniski u. a. m. Hinderniſſe vorgefallen, ſo ihre Reiſe in die Provinzen vor der Ruͤckkunft des Couriers von Petersburg nicht fuͤglich erlauben. Der Marſchall Suski hat ſeine bey Golcziewo geſchlagene Leute aus den Waldungen bey Oſtrolenka zu 10 und 5 Mann in die Sommerquartiere entlaſſen. Nach der Erndte ſollen ſie ſich mit Rekruten wieder einfinden. Den Deſerteurs von auswaͤrtigen Truppen ſcheint die Erndte zu lange zu werden; ſie verwechſeln daher ihre Quartiere mit den benachbarten Landen.

Seit einiger Zeit befindet ſich der Fuͤrſt Auguſt von Lobkowitz aus Prag allhier. Wie man verſichert, ſo iſt dieſer Herr durch eine unmittelbare Kayſerl. Koͤnigl. Ordre hieher berufen worden, und hat den Auftrag er - halten, den von dem Grafen Gundacker Colloredo bis - her bekleideten Poſten eines Kayſerl. Koͤnigl. Geſandten am Koͤnigl. Spaniſchen Hofe zu Madrid zu uͤbernehmen, welches auch deſto wahrſcheinlicher wird, da dieſer Herr ſowol mit ſeinen Bedienten, als auch in Anſehung ſeiner uͤbrigen Equipage bereits verſchiedene Veraͤnderungen machen laͤſſet.

Die bisher gemachten Kriegs-Anſtalten werden noch eifrig betrieben, und man ſiehet noch taͤglich ſtarke Tran - ſporte, ſowol von Artillerie-Beduͤrfniſſen, als auch Ge - wehr-Montirungs - und andern Stuͤcken nach Ungarn abgehen. Auch ſollen die von der Artillerie aus Boͤh - men dahin abgegangene Mannſchaften in ihren gegen - waͤrtigen Quartieren faſt Tag und Nacht mit Verfer - tigung ſowol ſcharfer als blinder Patronen beſchaͤfftiget ſeyn. Von der Reiſe Sr. Majeſtaͤt, des Kayſers, dahin, iſt zwar der Tag, wann ſelbige vor ſich gehen wird, noch nicht zuverlaͤßig bekannt; man will aber vermuthen, daß ſolche ſo bald noch nicht geſchehen duͤrfte, da dieſe Woche nicht allein der Feldmarſchall, Fuͤrſt von Kinski, ſondern auch der Feldmarſchall, Graf von Wallis, und einige andere von der hohen Generalitaͤt die Erlaubniß erhalten haben, ſich auf einen Monat nach dem Toͤplitzer[3]Bad zu begeben. Ob die Nachricht, welche wir hier von Warſchau erhalten haben, daß die vornehmſten von der Parthey des Koͤnigs die Stadt verlaſſen haben, und daß Se. Majeſtaͤt ſelbſt ihnen bald folgen wuͤrden, ge - gruͤndet ſey, muß die Zeit lehren.

Vor einiger Zeit wurden die ſaͤmmtlichen Einwohner dieſer Stadt aufgeſchrieben, da denn befunden, daß in ſelbiger 25785 Perſonen maͤnnlichen Geſchlechts, dar - unter 210 Juden, und 27734 weiblichen Geſchlechts, darunter 8406 Weiber und Wittwen, 14272 ledige uͤber 15 Jahr, 4716 Kinder von 1 bis 15 Jahr, und 340 Klo - ſterfrauen, angetroffen werden. Es iſt alſo die Anzahl der Weibsperſonen um 1949 ſtaͤrker, als die Zahl der Mannsperſonen. Der Extract von den Vorſtaͤdten wird auch naͤchſtens erſcheinen.

Da die Peſt in Pohlen aufgehoͤret, ſo iſt der Cordon an den Pohlniſchen Grenzen aufgehoben worden. Bloß der im Palatinate von Maramaros an der Grenze der Moldau dauert er noch.

In der am 19ten dieſes gehaltenen Reichsverſammlung iſt unter andern auch ein Reichsgutachten zu Stande ge - kommen, welches verſchiedene Mißbraͤuche der Hand - werker betrifft, und worinn vornehmlich der ſogenannte blaue Montag abgeſchafft, außerdem aber auch verord - net wird, daß bey verſchiedenen Handwerkern, beſon - ders bey den Webern, auch weibliche Perſonen gebraucht werden koͤnnen, ohne daß die Geſellen ſich darwider zu ſetzen haben, und daß den Handwerksmeiſtern frey ſtehen ſoll, ſo viele Lehrburſche und Geſellen zu halten, als ſie wollen, und mit Arbeit verſehen koͤnnen.

Man verſichert, daß im kuͤnftigen Monat in der Ge - gend Peſt ein Lager von 30 bis 40000 Mann unter dem Herzoge von Sachſen-Teſchen werde zu ſtehen kommen. Zu gleicher Zeit ſollen 10000 Mann Cavallerie, zu be - quemerer Befoͤrderung des Pferdefutters und zur De - ckung des großen Heeres, in Ungarn das angewieſene Lager beziehen. Zu Ofen ſind wieder 120 Stuck an - gekommen, und es werden noch mehrere erwartet. Alles iſt in dieſer Veſtung in Thaͤtigkeit, beſonders werden viele Patronen gemacht und Haubitzen gefuͤllet. Die Grenzbeſatzung gegen Katzka beſteht in 35000; in Siebenbuͤrgen und dem Bannat aber ſtehen noch uͤber 20000 Mann. Sonſt heißt es, daß die Tuͤrken ſchon wirklich im Begriffe waͤren, Orſowa und Belgrad zu raͤumen, und daß die Wallachen, Servien und Bosnien an das Haus Oeſterreich wuͤrden uͤbertragen werden.

Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben unterm 19ten Junii aller - gnaͤdigſt geruhet, den zeitherigen Regierungsrath bey der Lauenburgiſchen Regierung, von Wackerbarth, nebſt Bewilligung der geſuchten Dienſterlaſſung, den Charakter und Rang vom Kammerherrn, mit der Erlaubniß, den Schluͤſſel zu tragen, zu ertheilen.

Von gelehrten Sachen.

Beſchluß der abgebrochenen Anzeige vom geheimen Tagebuche, ꝛc.

Die Betrachtungen bey dem Bette ſeines ſterbenden Freundes ſind ungemein erbauend, ſo wie auch die an ſeinem Geburtstage. Ueberhaupt iſt die Schreibart in dem ganzen Buche nachdruͤcklich, und man ſieht, daß der Verfaſſer aus dem Herzen ſpricht. Von einem Manne, der ſich ſo ſtrenge beurtheilt, wird man ver -muthlich auch gerne einige Urtheile uͤber andere Gelehrte wiſſen wollen. Wir ſchreiben deshalb einige her: Ueber Rabener Seite 172. Einen ſo moraliſchen Satyriker kenne ich nicht; bey aller Laune ſieht man es ihm doch immer an, daß gute Abſichten ihn leiten. Wie ſehr ſcheint er mir hierinn Swiften zu uͤbertreffen. S. 191. Ich ließ mir den 4ten und 5ten Geſang der Meßiade leſen. Welche Nahrung fuͤr Verſtand und Herz! Wie wenn einmal ein Dichter das ganze Leben, alle Thaten und Reden Jeſu, kurz, die ganze Evangeliſche Geſchichte ohne Erdichtung mit Majeſtaͤt und Einfalt mahlte. (Denn wuͤrden wir nichts anders haben, als was jetzt im neuen Teſtamente davon ſtehet.) Ueber den Verfaſſer der Empfindungen des Chriſten. Seite 240. Ich las in einem fort von der Zuſchrift an den Hofprediger Sack an bis zu Ende. Woher kam es doch, daß ich bisweilen ſo gar nicht wenig dabey empfand? Wie oft, dachte ich, muß Imagination Empfindung heißen! Imagination, die vielleicht nur Modewoͤrter, Modebilder eines gewiſſen Zeitalters mit einigen weni - gen neuen Gedanken und halben Empfindungen zu ver - ſetzen weiß! Bey dem allen erzittere ich uͤber den Verfaſſer, oder vielmehr uͤber die menſchliche Natur. Wenn das dem gruͤnen Holze wiederfaͤhrt, was wird dem duͤrren geſchehen? Moͤchte ich den Gang ſei - ner Seele wiſſen, und aus dem Falle eines großen Gei - ſtes ſtehen lernen, ohne zu fallen. Seite 251. Ich las noch Baſedows Vorſtellung an Menſchenfreunde, ꝛc. Ein großer weit ausſehender Gedanke! Ich bewundere den Mann! Wie redlich! wie verſtaͤndig! wie geſchaͤff - tig! wie kuͤhn und unternehmend! Wahr iſts, ſeine Theologie gefaͤllt mir nicht ganz, wenn ich ihr gleich hie und da wichtige Aufſchluͤſſe und tiefweiſende Winke zu danken habe. Ich muß dem Manne gut ſeyn; er unterſucht, er denket ſelber; ſpricht nicht blindlings nach, wie ſo Unzaͤhlige thun. Er irrt? So kommt es mir vor, aber er iſt ein Menſch, wie ich, wenn er gleich verſtaͤndiger und tugendhafter iſt, als ich Es mag aus ſeinem großen Vorhaben etwas werden oder nicht; bloß der Gedanke, ein ſolches auszufuͤhren, verdient eine Ehrenſaͤule.

Uebrigens enthaͤlt dieſes geheime Tagebuch nur einen Monat als einen Verſuch. Der Herausgeber hat noch einige Monate in ſeinen Haͤnden, die dem chriſtlichen Publico zu Dienſte ſtehen. Obgleich dieſer gegenwaͤr - tige Monat nicht allen Leſern ohne Unterſchied kann angeprieſen werden, ſo wird der verſtaͤndigere Theil derſelben ihn doch nicht ohne Nutzen und Erbauung leſen.

Dem Herrn Candidaten Hans Graͤpel, der vor eini - ger Zeit von Amſterdam aus eine gelehrte Reiſe unter - nommen, und von deſſen Aufenthalt die Seinigen jetzt keine Nachricht haben, wird hierdurch bekannt gemacht, daß er eine gnaͤdige Vocation zu einer Predigerſtelle in ſeinem Vaterlande erhalten habe, und daher ſeine bal - dige Zuruͤckkunft nothwendig ſey.

Um allen kuͤnftigen Unordnungen und Irrungen vor - zubeugen, und zur Wiſſenſchaft dererjenigen, welche die Ordnung aus den Augen ſetzen, findet man nothwendig, alle Herren Theilnehmer und ſaͤmmtliche Herren Col - lecteurs der hieſigen Lotterie von Haͤuſer, Naturalien - Cabinet, Nippes, Pretiofis und Geld, dienſtfreundlichſt zu erſuchen, ihre eigenhaͤndige originaliſirte Nummer - Liſten zu jeder Ziehung dergeſtalt zu rechter Zeit abzu -[4]ſenden, daß ſie wenigſtens einen Tag vor den planmaͤßi - gen und untenſtehenden Ziehungs-Terminen hieſelbſt eingetroffen ſeyn moͤgen, woferne die Looſe als angebracht, appelliret und verkauft angeſehen, und Gewinne darauf bezahlt werden ſollen.

Auch wird angezeiget, daß die zweyte Ziehung dieſer ſo beliebten Lotterie den 22ſten Julii mit der groͤßten Genauigkeit geſchehen, daß die dritte den 9ten September, und die vierte den 28ſten October unfehlbar dem Plan gemaͤß vor ſich gehen wird. Damit ſich nun niemand mit der Unwiſſenheit entſchuldigen moͤge, ſo wird dieſes in denen oͤffentlichen Zeitungen zur Nachachtung bey Zeiten bekannt gemacht.

Lotterie-Direction hieſelbſt.

Bey der den 26ſten Julii in der Churfuͤrſtli. Reſidenz - ſtadt Bonn vollbrachten 26ſten Ziehung des Chur-Coͤll - niſchen Lotto ſind die Nummern:

83.31.11.17.63.

gezogen worden. Die 27ſte Ziehung iſt auf den 15ten dieſes veſtgeſtellet. Bis den 9ten dieſes kann ein jeder ſeine Einſaͤtze beliebigſt bey mir bewerkſtelligen.

Zugleich koͤnnen Liebhabere auch von mir noch mit ganzen, halben und Viertel-Looſen zur 111ten Chur - Coͤllniſchen Claſſen-Lotterie bedienet werden. Es wer - den, wie bekannt, in dieſer Lotterie die anſehnlichſten Gewinne bis zu 60000 und 100000 Fl. ausgetheilet. Die Ziehung der erſten| Claſſe iſt auf den 9ten October veſtgeſtellet. Liebhabere werden daher erſucht, ſich in Zeiten mit Looſen zu verſehen.

C. P. Schulz, Churfuͤrſtl. Coͤllniſcher Agent und General Collecteur dieſer Lotterie, wohnhaft unten am alten Steinwege.

Die 47ſte Ziehung der Herzogl. Sachſen-Coburg - Saalfeldiſchen Zahlen-Lotterie geſchahe zu Coburg den 29ſten Julii, wobey folgende Nummern aus dem Gluͤcks - rade erſchienen, als:

Nr.64.8.31.15.61.

Alle bey dieſer Ziehung hieher gefallene Gewinne werden ſogleich, wo die Einlage geſchehen, den eingegebenen Ein - nahms-Liſten gemaͤß, ohne Abzug ausbezahlet. Die 48ſte Ziehung geſchiehet den 19ten Auguſt, und die fol - genden von 3 zu 3 Wochen.

F. G. Schmuzer, Herzogl. Sachſen-Coburg-Saalfeldiſcher Com - miſſaire und Agent dieſer Lotterie, wohnhaft in der großen Johannisſtraße.

In dem General-Lotterie-Comtoir zu Hamburg auf Kayſers Hof werden die Einnahme-Liſten folgender Zahlen-Lotterien geſchloſſen und abgeſchickt:

  • 1) Der Mannheimer heute, den 6ten Auguſt, Mor - gens gegen 10 Uhr.
  • 2) Der Trieriſchen Mittewochs, den 7ten dieſes.
  • 3) Der Copenhagener Donnerſtags, den 8ten dieſes, (Ziehungstag.)
  • 4) Der Eutiner den 8ten dieſes.
  • 5) Der Augsburger Freytags, den 9ten dieſes. (Zie - hungstag.)
  • 6) Der Regensburger Sonnabends, den 10ten dieſes.

Die Liebhaber dieſer Lotterien werden erſucht, das General-Comtoir mit ihren Auftraͤgen zu beehren;auch bietet ſolches die Collecten zu allen hier gangbaren Zahlen-Lotterien unter ſehr billigen Bedingungen an.

Mannes.

Zu der 32ſten Ziehung der Chur-Trieriſchen Zahlen - Lotterie iſt der Schluß allhier morgen Abends um 8 Uhr. Alle, welche hieran noch Antheil zu nehmen gedenken, koͤnnen ſowol in meinem Haupt-Comtoir, als bey allen aufgeſtellten Herren Collecteurs bis bemeldte Stunde auf ſelbſtgefaͤllige Spiele bedienet werden.

J. M. Fiſcher, Churfuͤrſt. Trieriſcher Agent und Commiſſaire dieſer Lotterie, wohnhaft auf der Neuenburg.

Heute wird die Collecte zur 2ten Copenhagener, und morgen zur 2ten Eutiner und 32ſten Trieriſchen Ziehung der Zahlen-Lotterien geſchloſſen. Alle, welche an die - ſen Ziehungen noch Antheil zu nehmen belieben, werden freundlichſt von mir erſucht, ihre gefaͤlligen Einſaͤtze in meinem Comtoir beſorgen zu laſſen, als wo ſie der reellſten Bedienung gewiß, und die Auswaͤrtigen zudem noch von allem Porto frey ſind.

N.F. Meyer, Collecteur aller hier gangbaren Zahlen-Lotterien.

Da am 10ten des bevorſtehenden Auguſt-Monats die zu Neuendorf unweit Elmshorn befindliche und mit betraͤchtlichen Emolumentis verſehene Korn-Windmuͤhle anderweit auf zehen Jahre, ſo May-Tag 1772, ihren Anfang nehmen, verhaͤuert werden ſoll: Als werden die etwandigen Liebhaber dieſes Pachtſtuͤcks zu der zu ſo - thanem Endzweck beſagten Tages, fruͤh um 10 Uhr, hieſelbſt vorzunehmenden Licitation hiedurch eingeladen.

L. F. Zimmermann.

Am Donnerſtage, als den 8ten Auguſt, des Morgens um 11 Uhr, ſoll die geweſene Pulvermuͤhle in Lockſted, Collau genannt, ſo nahe bey Boſtel lieget, allda oͤffent - lich an den Meiſtbietenden verkauft werden. Der Garten iſt mit ſchoͤnen Alleen, Cabinetten und Fruchtbaͤumen gezieret, wobey zu Ende deſſelben der große Muͤhlendeich befindlich, nebſt ein vor wenig Jahren neuerbautes und wohl eingerichtetes Wohn - und Gaͤrtnerhaus, wie auch Stall zu 7 Pferden. Dieſes Weſen iſt zu einer Fabrik ſehr geſchickt, indem 5 große und eintraͤgliche Wieſen rund herum liegen; auch befinden ſich noch meh - rere Wieſen, ein großes Torfmohr und Kornland dabey, mit vorzuͤglichen Privilegien verſehen, und frey von allen Auflagen. Liebhaber koͤnnen ſolches taͤglich in Augenſchein nehmen, und mehrere Nachricht davon geben die Mackler Boſtelmann, Heuſch und Neumann in Hamburg.

Außer beim Deichthore, im ſogenannten bunten Rock, in Peter Holz ſeiner Behauſung. iſt am Montage, als den 12ten Auguſt, ein großes weißes ſchoͤnes Emaille - Spiegel von 5 Fuß 1 Zoll hoch, und 2 Fuß 1 Zoll breit, Georg Borchard geſonnen, den 12ten Auguſt verſpie - len zu laſſen, und ladet desfalls alle guten Freunde um 1 Uhr, Mittags, dazu ein; wobey zur Nachricht dienet, daß am ſelbigen Abend fuͤr alle und jede abgeworfen werden ſolle. Der Zuſatz iſt 8 ßl. Luͤbſch. Sie ſollen mit einer luſtigen Feldmuſik ganz vergnuͤgt accommodiret und aufgewartet werden. Um Recommendation wird freundlich erſucht.

About this transcription

TextNum. 125, 6. August 1771
Author[unknown]
Extent4 images; 3339 tokens; 1526 types; 23968 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T12:30:46Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNum. 125, 6. August 1771 . Hamburg1771. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

Identification

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

Editorial statement

Editorial principles

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:36:16Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
ShelfmarkSUB-Hamburg, X/7569
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.