PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei - tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1801. (Am Freytage, den 16 Januar.)
Num. 9.

(Aus der Hofzeitung.)

Man ſagt, daß Se. Majeſtaͤt, der Kayſer, da Er ſieht, daß die Europaͤiſchen Maͤchte ſich nicht vereini - gen koͤnnen, und einen Krieg zu beendigen wuͤnſcht, der ſeit 11 Jahren wuͤthet, einen Ort vorzuſchlagen gedenkt, wohin er alle die andern Potentaten einladen will, um mit ihm in geſchloſſenen Schranken zu kaͤm - pfen, zu welchem Behuf ſie ihre aufgeklaͤrteſten Mini - ſter und geſchickteſten Generals als Knappen, Kampf - richter und Herolde mit ſich bringen ſollen; als da ſind Thugut, Pitt, Bernſtorff. Er ſelbſt ſey geſonnen, den Grafen von der Pahlen und Kutuſoff an ſeiner Seite zu haben. Man weiß nicht, ob man dieſem Geruͤchte Glauben beymeſſen ſoll; indeſſen ſcheint es nicht ganz ohne Grund, da es den Stempel deſſen traͤgt, weſſen man ihn oſt beſchuldigt hat.

Noch meldet die Hofzeitung, daß der General-Lieu - tenant Tormaßow zum Commandeur des Leibgarde - Regiments zu Pferde Sr. Kayſerl. Hoheit, des Groß - fuͤrſten Zeſarewitſch Conſtantin Pawlowitſch, und der General-Major Kof hin zum Chef des Leib-Cuiraßier - Regiments Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt ernannt iſt.

Auch nach der Schlacht am 25ſten und 26ſten Dec. haben in Jtalien noch, ehe die Nachricht von dem Waffenſtillſtande in Deutſchland dahin kam, die Feind - ſeligkeiten bis zum Schluß des abgewichenen Jahrhun - derts fortgedauert. Unſere heutige Hofzeitung enthaͤlt daruͤber folgendes:

Wie der General, Graf von Bellegarde, unterm 29ſten und 31ſten des abgewichenen Monats und Jahrs aus dem Hauptquartier St. Michele bey Verona an - zeigt, hat der Feind am gedachten 29ſten die bey St. Lucia, Tomba und Croce bianca unter dem GeneralBuſſy geſtandenen Vorpoſten mit Heftigkeit angegrif - fen. Gedachter General zog ſich zufolge des gehabten Auftrags fechtend und mit aller Contenanz gegen Ve - rona zuruͤck, und die neue Vorpoſtenkette ward dicht an dem Feinde gezogen.

Am 30ſten wiederholte der Feind ſeinen Angriff auf die gedachten Vorpoſten, ward aber zuruͤckgewieſen; da indeſſen dieſe Vorpoſten auf des Feindes linken Fluͤgel einige Bewegungen bemerkten, ſo verſtaͤrkte der Gene - ral der Cavallerie ſeinen rechten Fluͤgel, um, wenn der Feind den Uebergang des Etſch-Fluſſes in jener Gegend verſuchen ſollte, ihm einen nachdruckſamen Widerſtand zu leiſten.

Zu gleicher Zeit unternahm der Feind einen An - griff auf die vor der Feſtung Peſchiera liegenden Fle - ſchen, ward aber durch eine ſtandhafte Gegenwehr ab - gewieſen.

Auch den General Stojanich hat der Feind am 29ſten abermals auf dem Poſten Tonal angegriffen; ward aber auch diesmal mit Verluſt zuruͤckgeſchlagen.

Noch enthaͤlt die heutige Hofzeitung folgendes:

Se. K. K. Majeſtaͤt haben den General[-]Major, Erzherzog Ferdinand, dann die General-Majors, Fuͤr - ſten von Roſenberg, Marquis Chaſteller, Ducca, dall Aglio und Goͤrger, zu Feldmarſchall-Lieutenants, die beyden General Adjutanten des Erzherzogs Carl, Oberſt - Lieuenant Colloredo, und Dellmotte zu Oberſten er - nannt, nebſt dem aber dem F. M. L. Fuͤrſten vor Schwarzenberg das zweyte Uhlanen-Regiment ver - liehen.

Auch in Jtalien iſt nun ein Waffenſtillſtand zwiſchen den beyderſeitigen Armeen geſchloſſen worden. Es cir - culiren ſchon verſchiedene Angaben von den Bedingun -[2]gen deſſelben, daß Mantua und Peſchiera einſtweilen den Franzoſen eingeraͤumt wuͤrden, daß die Kayſerlichen das Roͤmiſche und Toscaniſche Gebiet verließen, daß alle Volksbewaffnungen daſelbſt entlaſſen wuͤrden ꝛc. ; aber alle dieſe Angaben, mit den andern Umſtaͤnden, die man dabey anfuͤhrt, ſind noch nicht officiell, und beduͤrfen naͤherer Beſtaͤtigung.

Jn der Schlacht in Jtalien am 25ſten haben unſere Truppen ſehr ehrenvoll gekaͤmpſt, und dem Feinde ei - nen ungemein betraͤchtlichen Verluſt beygebracht. Un - ſre Regimenter Kinsky und Deutſchmeiſter haben ſich außerordentlich brav gehalten, und zuſammen 50 Offi - ciers von verſchiedenem Range verlohren, naͤmlich das erſte 28, und das andre 22. Die Nachricht von dem Waffenſtillſtande in Deutſchland war durch die ver - ſchiedenen Couriers am 1ſten Jan. bey den beyderſeiti - gen Armeen in Jtalien angekommen.

Mehrere Ungariſche Truppen ſind jetzt aus unſrer Nachbarſchaft wieder nach Ungarn zuruͤckverlegt wor - den, wohin auch eine betraͤchtliche Anzahl Artillerie aus unſerm Zeughauſe abgegangen.

Am 5ten ward die Ordre, wodurch das Aufgebot der Einwohner in Maſſe zu Wien und in deſſen Vorſtaͤd - ten befohlen wurde, zuruͤckgenommen, und es heißt, daß ſtatt deſſen, nach dem Vorſchlage des Erzherzogs Carl, eine allgemeine Rekrutirung ſtatt haben werde.

Der Erzherzog Carl giebt zu Schoͤnbrunn der Gene - ralitaͤt und den Officiers taͤglich 3 oͤffentliche Tafeln. Viele Einwohner von Wien begeben ſich taͤglich nach Schoͤnbrunn, um daſelbſt die Bewegungen der Truppen und die militairiſchen Anſtalten zu ſehen. Es wird eine Menge Munition zuſammengebracht, und der un - tere Theil des Schoͤnbrunner Schloſſes iſt in ein Mehl - und Haſer-Magazin verwandelt. Die hieſigen Baͤcker muͤſſen (außer der großen Feldbaͤckerey zu St. Poͤlten) taͤglich 14000 Rationen Brodt fuͤr die benachbarten Truppen liefern.

Ober-Oeſterreich, ein Theil von Unter-Oeſterreich und Steyermark leiden jetzt durch den Aufenthalt der Franzoͤſ. Truppen außerordentlich.

Mit Anfang dieſer Woche ſind die Schanzarbeiten an dem hieſigen Feſtungsbau gaͤnzlich eingeſtellt wor - den, und nach einer ergangenen Kundmachung werden die Vorleſungen bey der Univerſitaͤt in naͤchſter Woche wieder fortgeſetzt werden, woraus man ebenfalls auf die Gewißheit des Friedens ſchließen will, und daß diejenige Vertheidigungs-Anſtalt unterbleiben werde, zu welcher die Studenten beſtimmt waren.

Da der Gen. Moreau von dem Lande Ober Oeſterreich 8 Millionen Contribution verlangt, ſo iſt aus Linz eine Deputation wegen Vorſchuß hieher gekommen, welcher man bey Hofe, wie es heißt, unter andern zum Troſt geſagt hat, daß dieſe Bedruͤckungen, wegen des nahen Friedens, nicht lange dauern werden. Ein Drittheil der Contribution ſoll in klingender Muͤnze, ein Drittheil in Bancozetteln und ein Drittheil in oͤffentlichen Fonds-Obligationen bezahlt werden.

Die beyderſeitigen Armeen haben ſich nun um 10 Meilen von der Vorpoſtenkette zuruͤckgezogen; naͤm - lich die Franzoſen uͤber die Enns bis Linz, die Oeſter - reicher aber in die Gegend von Wien, wovon dasGros der Armee bey Neudorf, am Wien[ e] r Berge, aufgeſtellt iſt.

Se. Kayſerl. Majeſtaͤt haben den in diplomatiſchen Geſchaͤfften bey der Deutſchen Armee geſtandenen Hrn. von Faßbender zum Reichshofrath ernannt.

Vorgeſtern iſt in Laxenburg die Fahnenweyhe bey der Ungariſchen Jnſurrections-Cavallerie mit großer Feyerlichkeit vorgenommen worden, welcher beyde Kayſerl. Majeſtaͤten, nebſt dem Erzherzog Carl und andern Großen des Hofes, beygewohnt haben.

An eben dieſem Tage hat der Erzherzog Carl ſeiner Generalitaͤt und den Officiers vom Generalſtaabe eine große Tafel gegeben.

Bey der letzten Schlacht in Jtalien iſt auch der Oberſtlieutenant Kees, vom Generalſtaabe, und der junge Landgraf von Fuͤrſtenberg todt geblieben, der General Kaim iſt an ſeinen Wunden geſtorben, und außer dieſem iſt auch der General, Prinz Rohan, ge - faͤhrlich verwundet worden.

Auf eine erlaſſene Aufforderung, zur Unterſtuͤtzung der ungluͤcklichen Krieger, ſind ſchon ſehr viele Weine, Victualien, Geldbeytraͤge, Kleidungsſtuͤcke und andre Beduͤrfniſſe, von milden Gebern, an den Erzherzog Carl abgeliefert worden, welcher die Austheilung ſelbſt uͤbernommen hat.

General Lauer begiebt ſich, wie es heißt, mit ſeiner ganzen Beſoldung in den Ruheſtand.

Auf der Fahne des Leib-Bataillons des Erzherzogs Carl, welches aus Prager Studenten beſteht, befindet ſich die Jnſchrift; Sieg oder Tod!

Jn Wien und deſſen Vorſtaͤdten ſind im vorigen Jahre, mit Jubegriff aller Spitaͤler und Krankenhaͤu - ſer, geſtorben 18452 Perſonen, worunter eine von 108 Jahren. An Blattern ſtarben 3296. Gebohren wur - den zuſammen 11636 Kinder. Getraut wurden 2655 Paar. Es ſtarben alſo im Jahr 1800 3025 Perſonen mehr zu Wien, als 1799, welche Anzahl ungewoͤhnlich uͤberwiegend und beſonders den Blatter-Verwuͤſtungen zuzuſchreiben iſt.

Man haͤlt hier die oͤffentlichen Nachrichten, daß der Friedens-Abſchluß der Franzoͤſiſchen Republik mit dem Churpfaͤlziſchen Hofe bereits erfolgt ſey, noch fuͤr ungegruͤndet. Die Kayſerl. kriegsgefangenen Offi - ciers werden jetzt nach Dijon we[i]ter gefuͤhrt. Man zaͤhlt darunter 4 Generals, 7 Oberſten und bey - nahe 400 von untern Graden. Der Courierwechſel zwiſchen Oeſterreich und Luneville geht noch immer fort. Graf von Cobenzl erwartet auch die Ruͤckkunft eines Couriers von London, bevor er abſchließen wird. Es iſt auch in Vorſchlag, daß der General von Meer - veld, der den Frieden zu Campo formio mit unter - zeichnet, ſich jetzt nach Luneville begeben ſoll. Erſt dann, wenn der Friede mit Oeſterreich zu Stande iſt, werden die andern Geſandten nach Luneville eingeladen werden.

Aus dem Franzoͤſ. Hauptquartier zu Steyer wird unterm 29ſten December noch ſolgendes gemeldet:

Geſtern hat es der Feind verſucht, durch das Jnn - thal in unſern Ruͤcken hervorzubrechen. 3 Bataillons, mit 3 Kanonen und Cavallerie, ſammt Tyroler Jaͤ - gern, waren aus Kufſtein ausgezogen und hatten unſre Poſition vor Auersdorff angegriffen; allein ſie wurden[3]mit Nachdruck empfangen und geworfen; ſie verlohren 12 Gefangene. Wir hatten 28 Verwundete. Auf den Abend erhielt der Diviſions-General Molitor die Waf - fenſtillſtands-Convention. Er theilte ſie dem Oeſter - reichiſchen General, der in Tyrol commandirte, mit, worauf ſogleich die Feindſeligkeiten eingeſtellt wurden.

Spaͤtern Nachrichten zufolge, haben unſre Truppen ſchon einige feſte Graͤnzpoſten und Paͤſſe von Tyrol beſetzt, und ein Franzoͤſ. General war nach Jnſpruck abgegangen, um wegen Beſetzung der Graͤnzfeſtungen mit der daſigen Regierung naͤhere Verabredungen zu treffen.

Bey der Schlacht in Jtalien am 25ſten und 26ſten haben unſre Truppen auch 5 Fahnen erobert. Brune drang gegen die Etſch vor, als er die Nachricht von dem Waffenſtillſtande in Deutſchland erhielt.

Hier iſt ein Kayſerl. Cabinets-Courier durchpaßirt - von dem es heißt, daß er die Kayſerl. Ratification der bereits abgeſchloſſenen Friedenspr[ ] liminarien nach Paris bringt. Andre ſagen, er uͤberbringe nur die Ratifica - tion der Waffenſtillſtands-Convention von Steyer, in - dem eine aͤhnliche Franzoͤſ. Ratification nach Wien ge - ſandt ſey. Die Waffenſtillſtands-Convention ſelbſt er - waͤhnte freylich nichts von einer beſondern Ratifici - rung.

Vorgeſtern iſt General Leclere von Linz kommend hier durch nach Paris gereiſet. Er verſichert, der Kayſer habe am 27ſten December, Abends um 5 Uhr, die Friedens-Praͤliminarien unterzeichnet. Die naͤm - liche Nachricht theilte heute der hieſige Stadt-Com - mandant la Chapelle der Municipalitaͤt mit.

Der O[ b] ergeneral Moreau iſt vorgeſtern in Muͤnchen angekommen und hat zu Nymphenburg einer Jagd - parthie beygewohnt. Er wird ſich aber in Muͤnchen nicht lange aufhalren, ſondern wieder nach Salzburg zuruͤckkehren, von da aus aber nach Paris abgehen.

Mehrere Franzoͤſ. Staabsofficiers haben die Erlaub - niß erhalten, nach Wien zu reiſen, um dieſe Stadt zu beſehen. General Grenier hat ſein Hauptquartier zu Linz.

Der Erzherzog Carl hat an die biedern Tyroler eine Proclamation erlaſſen, worin er ihnen ankuͤndigt, daß General Moreau aus Achtung gegen ihr bisheriges braves Betragen von der Forderung, ihr Land zu be - ſetzen, abgeſtanden ſey; daß ſie ſich aber dagegen bey der den Franzoſen zugeſtandenen Beſetzung einiger Graͤnzfeſtungen und Landespaͤſſe ruhig und beſcheiden betragen moͤchten.

Es heißt, daß Churbayern in Folge des Friedens, den es bisher mit Frankreich unterhandelt hat, fuͤr ſeine Ueberrheiniſchen Provinzen anſehnliche Entſchaͤ - digungen in Bayern, beſtehend aus mehrern Bisthuͤ - mern ꝛc. und in Schwaben erhalten werde.

Am 7ten dieſes, gegen Abend, paßirte hier ein Cou - rier von Paris durch, der dem Obergeneral Augereau das Regierungs-Arreté uͤberbringt, worin erklaͤrt wird, daß auch die Franzoͤſiſch-Bataviſche Armee ſich wohl um das Vaterland[ v] erdient gemacht habe. Dieſer Courier uͤberbrachte zugleich die Sieges-Nachrichten aus Jtalien. Hier und in Aſchaffenburg iſt jenes Ar - reté bey der Parole ſchon bekannt gemacht. Jn Maynzwurden auch wegen Jnveſtirung von Mantua die Ka - nonen geloͤſet.

Die Veſtung Wuͤrzburg iſt nun im Beſitz der Fran - zoſen. Sie ruͤckten am 6ten daſelbſt ein. Waͤhrend der 5 Wochen langen Belagerung der Wuͤrzburger Ci - tadelle ſind von der Beſatzung 144000 kleine Gewehr - patronen abgefeuert worden, und 15968 Kanonenſchuͤſſe, Haubitzen - und Bombenwuͤrfe erſolgt. Der Schade, welcher an den Gebaͤuden der Citadelle vom Bombar - dement verurſacht wurde, wird auf 300000 Thaler ge - ſchaͤtzt. Die Deutſche Beſatzung in der Citadelle zu Wuͤrzburg war noch beym Ausmarſch 2150 Mann ſtark. General Augereau iſt von Bamberg, wo noch eine Deputation des Fuͤrſtl. Senats an ihn geſandt wurde, zu Wuͤrzburg angekommen.

Heute traf hier bey der Kayſerl. Ranzionirungs - Commißion der Kayſerl. Feldmarſchall-Lieutenant, Graf von Sporck, aus der Kriegsgefangenſchaft ein. Er war in Metz und Bern geweſen.

Die Franzoͤſ. Armee bezieht jetzt uͤberall die neuen Waffenſtillſtands-Poſitionen. Das Hauptquartier von Souham kommt nach Heilbtonn und das des Generals Hautpoul nach Nuͤrnberg. Das Hauptquartier von St. Suzanne iſt zu Stuttgardt.

Das halb officielle Pariſer Journal von geſtern ent - haͤlt folgenden Artikel: Es beſtaͤtigt ſich, daß die Sprecher der Regierung, welche am 6ten im Senat waren, demſelben ein Arreté der Conſuls vorgelegt haben, welches Raͤuber betrift, die ſeit 10 Jahren in einer immerwaͤhrenden Verſchwoͤrung gegen jede Art von Ordnung und Regierung leben, die im September Richter und Henker in den Gefaͤngniſſen, am 31ſten May freche Proſcriptions-Befoͤrderer, am 2ten Prai - rial Moͤrder der Stellvertreter der Nation, blutduͤr - ſtige Rebellen im Lager von Grenelle waren, und greuel - volle Feinde der durch den 18ten Brumaire bewuͤrkten Wiederherſtellung der Dinge, ihres Urhebers und ihrer Mitwuͤrker, die ferner wilde Menſchen ſind, aus den Unruhen der Revolution entſproſſen, jeder andern Zeit fremd, fremd allen Laͤndern, fremd der ganzen Menſch - heit, und deren Gegenwart in der Geſellſchaft eine Landesgefahr iſt. Man verſichert, daß die Regierung fuͤr die allgemeine Sicherheit noͤthig gefunden habe, ein Hundert dieſer Menſchen unter eine beſondre Auf - ſicht jenſeits des Meers, (vormals Deportation ge - nannt), und andre bloß außerhalb der Hauptſtadt zu ſetzen, und daß der Senat, als Richter uͤber alle Acten, welche die Conſtitution angehen, heute dieſem Act ſei - nen Beyfall ertheilt und durch ein Senatusconſult er - klaͤrt habe, daß er zur Erhaltung der Conſtitution ab - zweckt.

Auch von dem Diviſions-General und Chef des Ge - neralſtaabs der Jtalieniſchen Armee, Oudinot, ſind nun zwey Berichte uͤber die Schlacht in Jtalien am 25ſten und 26ſten December bekannt gemacht. Man erſieht aus demſelben, daß am 25ſten December ein Theil unſerer Truppen einige Zeit einen harten Stand hatte, da die Oeſterreicher mit großer Erbitterung fochten. Jn dem erſten Bericht, datirt aus Monzan - bano, vom 26ſten December, ſchreibt Oudinot an den Kriegsminiſter uͤber die Schlacht am 25ſten:

Der General en Chef hatte die noͤthigen Ordres[4]ertheilt, daß der Uebergang uͤber den Mincio geſtern bey Tages-Anbruch mittelſt zwey Bruͤcken geſchehe, die vor Monzanbano geſchlagen werden ſollten. Der rechte Fluͤgel, unter dem Generallieutenant Dupont, hatte Befehl, den Mincio aufwaͤrts zu marſchiren, ein Obſervations-Corps vor Goito zu laſſen, und ſich zu ſtellen, als wenn er bey Volta uͤber den Fluß ge - hen wolle. Die audern Diviſionen erhielten zugleich die gehoͤrigen Befehle. Da General Dupont keine be - traͤchtliche Macht gegen ſich ſah, ſo hatte er ſeine Bruͤcke geſchlagen und gluͤcklich den Uebergang bewerk - ſtelligt. Der Feind zog ſich bald ſehr ſtark nach die - ſem Punct und das Gefecht ward ſehr lebhaft. Unſre Truppen hielten den Angriff mit ihrer gewoͤhnlichen Unerſchrockenheit aus. Der Feind ward zuruͤckgetrie - ben und nachdruͤcklich verfolgt. Nachdem General Dupont dem Geueral en Chef von ſeiner Bewegung Nachricht gegeben hatte, ſo erhielt er Befehl, ſich zu behaupten, ohne ſich auszuſetzen, oder ſich nach den Umſtaͤnden unter den Schutz ſeiner auf dem rechten Ufer befindlichen Artillerie zuruͤckzuziehen. Waͤhrend dieſer Zeit gieng der Eifer unſerer Trupven zu weit, und der Feind, der ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf dieſen Punct richtete, zog den groͤßten Theil ſeiner Macht dahin. (Nach Ausſage der Gefangenen war Herr von Bellegarde ſelbſt dabey gegenwaͤrtig.) Die Lage des Generallieutenants Dupont ward kritiſch; Generallieutenant Suchet, der ſich in der Naͤhe be - fand, ſchickte ſogleich die Diviſion Gazan ab, und marſchirte an ihrer Spitze zur Unterſtuͤtzung des rech - ten Fluͤgels.

Die Erbitterung des Feindes war außerordentlich; er war bey weitem uͤberlegen; vier Angriffe nach einander wurden durch die Unerſchrockenheit unſerer Truppen vereitelt. Das Dorf Rozzolo, welches mehr - mals genommen und wieder genommen wurde, blieb endlich in unſrer Gewalt, und nach dem blutigſten und ungleichſten Kampfe blieben wir Meiſter des Schlacht - feldes. Man ſchlug ſich noch um 10 Uhr des Abends.

Ein lebhafter Angriff eines Dragoner-Detaſchements hat zu dem Erfolge dieſes Tages nicht wenig beyge - tragen. Wir haben an demſelben auf dieſer Seite 2000 Geſangene und verſchiedene Fahnen erhalten. Der Verluſt des Feindes an Todten und Verwunde - ten iſt ſehr betraͤchtlich. Jn dem Augenblick, wo ich dieſes ſchreibe, bewerkſtelligt die Armee den Uebergang bey Monzanbano.

(Unterz.)
Oudinot.

Jn einem zweyten Briefe aus dem Hauptquartier zu Monzanbano, vom 26ſten December, ſchreibt Ge - neral Oudinot an den Kriegsminiſter uͤber die Vor - faͤlle am 26ſten December:

Heute Morgen meldete ich Jhnen, daß die Armee ihren Uebergang uͤber den Mincio bewerkſtellige. Er iſt auch heute, den 26ſten, auf zweyen vor Monzan - bano geworfenen Bruͤcken geſchehen. Die Avantgarde, unter dem Generallieutenant Delmas, vertrieb den Feind aus allen ſeinen Stellungen und faßte auf der Hoͤhe von Valleggio Poſto. Die Diviſion des rechten Fluͤgels, von der Lieutenance Moncey, welche der Ge - neral Boudet commandirte, folgte der Avantgarde, warf gleichfalls den Feind und nahm verſchiedene Ka - nonen. Generallieutenant Dupont erhielt Ordre, ſichvon Pozzolo, wo er den Abend vorher Nachtquartier gehalten, auf dem linken Uſer des Mincio nach der Straße von Valleggio zu ziehen. Kurz der Uebergang, der von 40 Artillerieſtuͤcken gedeckt war, iſt vollkom - men gegluͤckt und alle Corps haben ſich mit Ruhm bedeckt.

Das Reſultat dieſes Tages iſt: ungefaͤhr 8000 Ge - fangene, viele Artillerie und die Einnahme aller Ver - ſchanzungen und Poſitionen des Feindes; dieſes laͤßt uns vermuthen, daß der morgende Tag noch gluͤcklicher und glaͤnzender ſeyn werde.

(Unterz.)
Oudinot.

Da ſich am 27ſten die Oeſterreicher uͤber die Etſch zuruͤckgezogen, ſo ſind noch bloß kleinere Gefechte vor - geſallen.

Jn der vorgeſtrigen Sitzung des Tribunats wurden der Regierung 415 Millionen fuͤr den Dienſt des 9ten Jahrs bewilligt, die ſie nach Gutbefinden unter die verſchiedenen Miniſterien vertheilen ſoll. Die Regie - rung, ſagte der Berichterſtatter Berenger, verdient die - ſen Beweis unſers Zutrauens wegen aller Wundertha - ten, die ſie verrichtet hat, und ihre Abſichten ſind uͤber - dies kein Geheimniß. Sie will Europa den Frieden geben und dann ſich bemuͤhen, ihm die Unabhaͤngigkeit, die eine ehrgeizige Macht zu kraͤnken ſucht, wieder zu verſchaffen. Sie muß alſo in ihren Mitteln nicht ein - geſchraͤnkt ſeyn.

Am 17ten Brumaire des Jahrs 8, als Bonaparte das Conſulat antrat, ſagen hieſige Blaͤtter, nahmen die oͤffentlichen Ausgaben taͤglich zu; jetzt iſt das Bud - get verringert; damals war Chaos, jetzt iſt Ordnung; am 17ten Brumaire kaͤmpften alle Partheyen gegen einander, jetzt ſind die Partheyen verſchwunden; da - mals ſchaͤmte man ſich, ein Franzoſe zu ſeyn, jetzt rechnet man ſich’s zur Ehre; am 17ten Brumaire war d[e]r Feind an unſern Graͤnzen, jetzt ſind unſre Truppen unweit deſſen Hauptſtadt und ſuͤhren uns den Frieden herbey.

Heute ſollen Cerracchi und ſeine Mitbeklagten vor dem hieſigen Criminalgericht erſcheinen. Lebon, Dom - manget und Gotterel, drey unſrer geſchickteſten Advo - caten, ſind ihre Sachwalter.

Vorgeſtern hat Baron Sprengporten in Begleitung ſeines ganzen Gefolgs der Sitzung des geſetzgebenden Corps beygewohnt. Bey ſeinem Eingang und Aus - gang trat die Wache unter das Gewehr und die Trom - melſchlaͤger ſchlugen zur Parade.

Der beruͤhmte Gelehrte, Dennra, Mitglied der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, iſt jetzt zum erſten Bibliothekar des National-Athenaͤums zu Turin ernannt. Die bekannten Barbets im Pie - monteſiſchen haben ſich nun unterworfen, und es wer - den 3 Jaͤger-Compagnien aus ihnen errichtet.

Buͤrger Grouvelle, unſer ehemalige Geſandte zu Co - penhagen, iſt jetzt einer der Secretairs des geſetzgeben - den Corps.

Wenn unſre Rhein-Armee die Waffenſtillſtands-Po - ſitionen bezogen hat, ſo wird General Moreau auf einige Zeit nach Paris kommen. General van Damme, der die Avantgarde der Graubuͤndner Armee comman - dirt, ſoll noch in einem Gefechte verwundet worden ſeyn.

(Den Verfolg von Paris in der Beylage.)
[5]
Beylage zu No. 9. des Hamb. unpartheyiſchen Correſpondenten.
Am Freytage, den 16 Januar 1801.

Der Divan zu Cairo, welcher aus den Uhlemas, den Fuͤrſten und Notabeln von Aegypten beſteht, hat ein Schreiben an Bonaparte geſandt, worin es unter andern alſo heißt: An den erlauchten, erhabenen und großmaͤchtigen Emir, den General Bonaparte, den er - ſten unter den Regenten der Republik der Franzoſen. Moͤge Gott, der ihn unter den Menſchen gewaͤhlt und ihm die Macht ertheilt hat, zu ſiegen, der ihm die Neigung gegeben, Frieden zu ſtiften und die Weisheit zu regieren, ſich ſeiner beſtaͤndig bedienen, um Gluͤck und Ruhm auf der Erde zu verbreiten! Moͤge ihn Gott beſtaͤndig in Gefahren erhalten und ihm nichts von demjenigen nehmen, was er ihm gegeben hat! Sie haben uns, erlauchter Emir, verſprochen, daß Jhre Augen beſtaͤndig auf unſer Land gerichtet ſeyn wuͤrden, und wir trauen Jhren Worten. Alle Laͤnder, die vom Orient bis aus Ende der Welt ſind, wiſſen, daß Gott Sie zu Siegen ohne Graͤnzen beſtimmt hat. Aber Jhre Weisheit und Edelmuth uͤbertreffen Jhre Macht und Jhren Ruhm. Die Aegypter bitten Gott, daß Sie ſtets Sieger ſind, ſtets wuͤnſchen, Gutes zu thun, daß Sie unſre heiligſte Religion in Ehren halten, und das Beyſpiel des Reſpects gegen unſre Frauen geben, die, mit unſrer Religion, dasjenige ſind, was uns am theuerſten iſt. Sie ſind, erlauchter Emir, wie ein Blitz Gottes in dieſem Lande erſchienen, und ſind eben ſo ſchnell wieder verſchwunden. Von unſern Freunden, den Franzoſen, haben wir erfahren, daß Sie uͤber Ge - buͤrge gezogen ſind mit Jhren Kanonen, und daß Sie angekommen ſind in dem Augenblick, wo man Jhrer noͤthig hatte, um zu ſiegen und daß Sie geſiegt haben. Wir haben Sie darauf das Schwerdt Gottes genannt. Die Aegypter und Franzoſen machen jetzt durch die Sorgfalt unſers erlauchten Freundes Abdallah Menou nur ein Volk aus. Vergeſſen Sie nicht, daß Aegyp - ten Jhr Land iſt, und daß die Einwohner Sie wieder erwarten, wenn Gott es erlaubt ꝛc.

General Menon hat die erſte Kauffahrteyſlotte von 30 Schiffen, mit Zucker, Reis, Caffee und andern Waaren beladen, nach Frankreich abgeſandt, wovon ſchon ein Theil zu Marſeille angekommen iſt.

Auch Sicard hat mit einer Deputation von Taub - ſtummen dem Oberconſul zu ſeiner neulichen Errettung Gluͤck gewuͤnſcht.

Der Graf von Cobenzl hat einen ſeiner Secretairs von hier uͤber Calais nach London mit der Nachricht abgeſandt, daß die Unterhandlungen eines Separatfrie - dens zwiſchen Oeſterreich und Frankreich eroͤffnet waͤren.

Unſere Zeitung enthaͤlt nun den Beſchluß des Tage - buchs von dem Aufenthalt des Herrn Grafen von Haga zu St. Petersburg. Am 17ten December ſowol als an den folgenden Tagen ſpeiſete der Graf von Haga zu Mittag bey Jhren Kayſerlichen Majeſtaͤten. Des Abends war gewoͤhnlich Souper in der Eremitage. Am 17ten geruhete der Koͤnig von Schweden zu Rit - tern des Seraphinen-Ordens zu ernennen: den Ruß. Kayſerl. Principal-Miniſter, wuͤrklichen geheimen Rath, Ritter des St. Andreas ꝛc. ꝛc. Ordens, Grafen Theo - dor Raſtoptſchin, und den Ruß. Kayſerl. Ambaſſa - deur zu Stockholm, geheimen Rath Baron von Bud - berg. Den 18ten December beſah der Graf von Haga die Wachtparade der Garde-Regimenter, und wohnte des Abends dem Franzoͤſiſchen Schauſpiel bey Hofe bey, ſo wie an den meiſten andern Tagen. Den 19ten Dec. v. M. beſah der Graf, in Begleitung Jh - rer Kayſerl. Majeſtaͤten, die unter Direction der Kay - ſerin befindliche Stiftung fuͤr Fraͤulein und des Nach - mittags die von des Kayſers Majeſtaͤt eingerichtete weitumfaſſende Stiftung zur Aufnahme und Erzichung der Soldatenkinder. Den 20ſten Dec. beſah der Graf nebſt dem Kayſer den Admiralitaͤts - und Galeeren - Werft, und Nachmittags, in Begleitung der beyden Kayſerl. Majeſtaͤten, das unter Oberaufſicht der Kay - ſerin ſtehende Findelhaus. Den 21ſten Dec. hoͤrte der Graf die Predigt in Dero Hotel ꝛc.

Man erzaͤhlt noch folgende Anecdote: Unſer Koͤnig wollte eine Zobel-Muffe an Hoͤchſtdero Gemahlin hie - her ſchicken. Er gieng daher zu mehrern Kaufmanns - Laden in St. Petersburg, um eine ſolche Muffe zu kaufen; da aber ſelbige nicht fertig zu finden war, ſo machte er die Beſtellung davon, um in der Folge als Geſchenk der Koͤnigin uͤberliefert zu werden. Als der Kayſer dieſes erfuhr, ſandte er ſogleich an unſern Koͤnig in deſſen Hotel eine Zobel-Muffe fuͤr die Koͤni - gin von einem außerordentlichen Werth, und ſo ſchoͤn, als man ſolche je geſehen hat.

Die Nachricht von dem Waffenſtillſtande in Deutſch - land, und die Anzeige, welche die Conſuls zu Paris in ihrer Bothſchaft an das geſetzgebende Corps gemacht haben, daß beym bevorſtehenden Frieden die Unabhaͤn - gigkeit der Bataviſchen Republik ſolle geſichert wer - den, iſt hier durch Artillerie-Salven, durch Laͤutung der Glocken und durch das Ausſtecken der National - Flagge gefeyert worden. Zugleich hat unſer geſetzge - bendes Corps, deſſen Praͤſidenten die Waffenſtillſtands - Bothſchaft mit vieler Freude verkuͤndigten, decretirt, daß ſich die Franzoͤſiſch-Bataviſche Armee unter dem General Augereau auch um die Batav. Republik wohl verdient gemacht habe. Dieſes Decret ſoll bey unſern, ſo wie bey den Franzoͤſiſchen Truppen in Franken, bey der Parole proclamirt werden. Unſer Ambaſſadeur Schimmelpennink ſchreibt aus Paris, daß man den neuen Waffenſtillſtand als den ſichern Vorboten des nahen Friedens auf dem feſten Lande anſehen koͤnne.

Viele behaupten noch immer, daß auch England den Friedens-Unterhandlungen mit Frankreich beytreten werde.

Der ehemals im Haag und zuletzt zu Madrid gewe - ſene Koͤn. Daͤn. Geſandte, Hr. Baron von Schubert,[6]iſt nun von hier uͤber Hamburg nach Copenhagen zu - ruͤckgereiſet. (Er iſt bereits in Hamburg angekommen.)

Es heißt, auch der K. K. Hof habe bereits die Un - abhaͤngigkeit der Helvetiſchen und Bataviſchen Repu - blik zugeſichert und garantirt.

Zu Luneville ſoll nun auch der Reichsfriede unter - handelt werden, weshalb daſelbſt zum Empfange von Geſandten viele Logis in Stand geſetzt werden.

Zu Haarlem ſind im vorigen Jahre 730 Menſchen gebohren, 1002 begraben und 174 Paar copulirt; zu Rotterdam geſtorben 2638, gebohren 2027 und getraut 518 Paar.

Einige machen hier die beſondere Bemerkung, daß in der Waffenſtillſtands-Bothſchaft, worin die Conſuls zu Paris erklaͤrten, daß die Unabhaͤngigkeit der Batavi - ſchen und Helvetiſchen Republik geſichert werden ſolle, der Cisalpinſchen Republik gar nicht erwaͤhnt ſey.

Man will wiſſen, die in Frankreich befindlichen Ruſſen wuͤrden noch nicht in ihr Vaterland zuruͤckkehren, ſon - dern vielleicht noch mit an einer Expedition Theil nehmen.

Das Ableben der Erbprinzeßin von Sachſen-Gotha hat veranlaßt, daß die Anherokunſt ihres Bruders, des Erbprinzen von Mecklenburg-Schwerin nebſt deſſen Gemahlin Kayſerl. Hoheit, noch ausgeſetzt worden iſt.

Auf den 18ten d. M. faͤllt der Kroͤnungstag unſers geliebten Koͤnigs. Hin und wieder bereitet man ſich, dieſen Tag feyerlich zu begehn.

Jm vorigen Jahre ſind hier 6101 Menſchen geboh - ren und 5589 geſtorben.

Lavater iſt nicht mehr. Heute Nachmittag um 3 Uhr machte ein ſanfter Tod ſeinen unzaͤhligen Schmer - zen und Leiden, die eine Folge ſeiner ehemals erhalte - nen Wunden waren, ein Ende. Wenige Tage vorher dictirte er noch Verſe, die ſeiner Peters-Gemeinde vorgeleſen worden. Kurze Zeit vor ſeinem Ende hatte er Sprache und Bewußtſeyn verlohren. Das Abſter - ben ſeiner Schwiegerin, bey welcher er ſich in den letzten Zeiten aufgehalten, ſcheint ſeinen Tod beſchleu - nigt zu haben. Seine letzten Worte an die[ S] einigen waren: Betet fuͤr mich; bald, bald, will’s Gott, bete ich im Himmel fuͤr euch.

Vorgeſtern Abend um 7 Uhr ward uns abermals einer unſrer wuͤrdigſten Lehrer entriſſen. Nach einem 6taͤgigen Krankenlager endigte an einer innerlichen Ent - zuͤndung Herr Dr. Chriſtian Ludwig Gerling, bis - her ſehr verdienter Senior eines hochehrwuͤrdigen Mi - niſterii, der Jacobitiſchen Gemeine Paſtor und Ephorus der Schulen hieſelbſt, ſein ruͤhmliches und mehr als 23 Jahre hindurch mit ſo vielem Segen unter uns ge - fuͤhrtes Leben im 56ſten Jahre ſeines Alters. Je ſel - tener die Gaben und Eigenſchaften des Geiſtes und Herzens ſind, die dieſen mit ſo vielem Rechte geſchaͤtzten Mann auszeichneten, jemehr er durch ſeine ausgebrei - tete Gelehrſamkeit, durch ſein ungeheuchelt thaͤtiges Chriſtenthum, durch ſeine unermuͤdete Amtstreue, durch ſein liebreiches Betragen gegen jedermann und durch ſo manche andre Tugenden ſeines oͤffentlichen und haͤus - lichen Lebens die Achtung und Liebe aller guten und edlen Menſchen verdiente, um ſo gerechter iſt der Schmerz, mit dem ſeine Gemeine, ſeine ſo tiefgebeugteGattin, nebſt ihren vier unmuͤndigen Kindern, ſeine Freunde, Amtsgenoſſen und Bekannte ihm heiße Thraͤ - nen der Liebe, des Dankes und der Sehnſucht nach - weinen.

Jn allen Buchhandlungen iſt folgende ganz neue Schrift von dieſem angetretenen Jahrhundert zu ha - ben: Begebenheiten eines ſchoͤnen Juͤnglings, der ſchwarz geworden iſt aus Liebe, und einiger an - dern, die es nicht geworden ſind. Mit Kupfern. 8. 1 Rthlr. 12 Gr.

Von der intereſſanten Schrift: Eſſai ſur les Com - buſtions humaines produites par un long abus des liqueurs ſpiritueuſes, par Pierre Aimelair, wird eine Deutſche Ueberſetzung veranſtaltet, und zur Ver - meidung aller Colliſion hiedurch angezeigt.

Jn B. G. Hoffmanns Buchhandlung ohnweit der Boͤrſe iſt zu haben:

  • P. M. Wolters, Nachmittagspredigt bey der Feyer des wechſelnden Jahrhunderts, am Neujahrstage 1801 uͤber den verordneten Text in St. Catharinen gehalten. 8 ßl.

Hotel de la Sablonniere, Leiceſter Square, Maiſon Suiße à Londres.

Da neidiſche Menſchen das falſche Geruͤcht verbrei - tet haben, geſagter Gaſthof waͤre nicht mehr: ſo nimmt ſich Herr Jagnier, der Eigenthuͤmer deſſelben, die Frey - heit, das Publicum und ſeine Freunde von der Unguͤl - tigkeit dieſer Sage zu benachrichtigen und Jhnen zu - gleich anzuzeigen, daß ſeine Wirthſchaft weit beſſer im Stande iſt, als ſie bisher war. Es ſind ſchoͤne Zim - mer fuͤr einzelne Perſonen und ganze Familien beſtaͤn - dig eingerichtet. Es iſt ferner eine Reſtauration zu einem billigen und beſtimmten Preiſe da, die beſten Weine ꝛc. Man ſpricht bey ihm alle gebraͤuchlichen Sprachen.

Den 25ſten und 26ſten Februar ſoll allhier eine beträchtliche Parthey Virginia - und Maryland - Blätter und Engliſchen Cardus-Toback in Auction verkauft werden.

Avertiſſement.

Johann Auguſt Nettelbeck in Braunſchweig empfiehlt ſich ſeinen Freunden mit guten Braun - ſchweigiſchen Schlackwürſten, wie auch mit Zungen - und Blaſen-Würſten und ſeiner bekann - ten Schiffsmumme.

Nachdem fuͤr die betraͤchtliche Anzahl zum Theil ſehr ſtarker Eichbaͤume auf der Cabel No. 16 im Bleckeder Holze, ohnweit der Elbe belegen, im Termin den 25ſten November v. J. nicht annehmlich geboten worden, ſo iſt anderweiter meiſtbietender Verkauf auf den Dienſtag den 3ten Februar, Vormittags 10 Uhr, vor hieſiger Amtſtube angeſetzt.

Kaufluſtige koͤnnen ſich die Baͤume durch den Foͤrſter Siepers zu Wendiſchthun und den Holzvoigt Grabow im Bleckeder Holze vorher zeigen laſſen.

Koͤnigl. Churfuͤrſtl. Amt. v. d. Horſt. A. v. Schrader.

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TextNum. 9, 16. Januar 1801
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-08-05T12:24:43Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 9, 16. Januar 1801 . Hamburg1801. Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

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