PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei -
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tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1801. (Am Dienſtage, den 10 Februar.)
Num. 23.

Geſtern begaben ſich Se. Majeſtaͤt um 2 Uhr ins Oberhaus, und eroͤffneten durch folgende Rede die Sitzungen des vereinigten Brittiſchen Parlements:

Mylords und Edle!

Jn einer fuͤr das Jntereſſe Meines Volks ſo wichti - gen Criſis macht es Mir großes Vergnuͤgen, daß Jch im Stande bin, den Rath und Beyſtand des Parle - ments Meines vereinigten Koͤnigreichs Großbrittannien und Jrland zum erſtenmal benutzen zu koͤnnen.

Dieſe merkwuͤrdige Epoche, welche ſich durch die Zuſtandebringung einer Maaßregel auszeichnet, die zur Ve[r]mehrung und Sicherung der Staͤrke und Huͤlfs - quellen des Reichs beytragen und das Jntereſſe, ſo wie die Geſinnungen Meiner Unterthanen mehr vereinigen ſoll, wird, wie Jch hoffe, auch durch die Kraft, Ener - gie und Feſtigkeit ſich unterſcheiden, welche unter den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden unſrer Lage beſonders noͤthig ſind.

Der ungluͤckliche Lauf der Begebenheiten auf dem feſten Lande und die davon wahrſcheinlich entſtehen - den Folgen werden ohne Zweifel fuͤr alle diejenigen ein Gegenſtand der Sorge und Theilnahme ſeyn, welche fuͤr die Sicherheit und Unabhaͤngigkeit Europa’s ein richtiges Gefuͤhl haben.

Jhre Verwunderung, wie Jhr Bedauern muß durch das Betragen der Maͤchte erregt werden, deren Auf - merkſamkeit in einer ſolchen Periode mehr auf Ver - ſuche gerichtet iſt, die Seemacht des Brittiſchen Reichs zu ſchwaͤchen, welche den unordentlichen Ehrgeiz Frank - reichs bisher ſo maͤchtig beſchraͤnkte, als auf die Ver - abredung von Mitteln der gegenſeitigen Vertheidigung gegen ihre allgemeine und wachſende Geſahr.

Die Vorſtellungen, welche Jch bey dem Perers - burger Hofe wegen der beleidigenden Gewaltthaͤtigkei - ten habe machen laſſen, die gegen die Schiffe und dasEigenthum Meiner Unterthanen und Jhre Perſonen ſtatt gefunden, ſind mit der aͤußerſten Verachtung be - handelt, und das beleidigende Verfahren, woruͤber Jch mich beklagt, iſt durch nachfolgende Handlungen der Ungerechtigkeit und Gewaltſamkeit noch vermehrt worden.

Unter dieſen Umſtaͤnden iſt von jenem Hofe eine Convention mit den Hoͤfen von Copenhagen und Stockholm geſchloſſen, deren Abſicht nach dem Ge - ſtaͤndniß einer der contrahirenden Maͤchte dahin geht, ihre vorigen Verbindungen zu erneuern und einen neuen Codex des Seerechts zu gruͤnden, welcher mit den Rech - ten dieſes Landes unvereinbar und feindlich gegen deſſen Jntereſſe iſt.

Bey dieſen Verhaͤltniſſen habe ich keinen Anſtand genommen, ſo zu handeln, wie es Mir Pflicht iſt. Jch habe die zeitigſten Maaßregeln ergriffen, um den An - griff dieſer feindlichen Confoͤderation abzuwehren, und die Grundſaͤtze aufrecht zu erhalten, welche zur Erhal - tung unſrer Seemacht ſo nothwendig und auf das laͤngſt beſtehende und anerkannte Rechtsſyſtem Europa’s gegruͤndet ſind.

Jch habe zu gleicher Zeit ſolche Verſicherungen ge - geben, welche fuͤr Meine Bereitwilligkeit zur Erneue - rung Meiner alten Verhaͤltniſſe mit dieſen Maͤchten zeugen koͤnnen, wenn naͤmlich dieſes mit der Ehre Meiner Krone und mit der gerechten Sorgfalt fuͤr das Wohl Meiner Unterthanen vereinigt werden kann. Jch bin uͤberzeugt, Sie werden von Jhrer Seite nichts unterlaſſen, um Mich in Meinem feſten Entſchluß zur aͤußerſten Vertheidigung der Seerechte und des Beſten Meines Reichs gegen jeden Angriff aufs nach - druͤcklichſte und wirkſamſte zu unterſtuͤtzen.

Edle vom Unterhauſe!

Jch habe den Befehl zur Vorlegung der Koſten - Anſchlaͤge fuͤr die verſchiedenen Zweige des oͤffentlichen[2]Dienſtes gegeben. So ſehr Jch die fortdauernde Noth - wendigkeit einer Vermehrung der Laſten Meines Volks beklage, ſo bin Jch doch uͤberzeugt, daß Sie mit Mir fuͤhlen werden, wie wichtig es ſey, fuͤr wirkſame Huͤlfs - mittel zu der Thaͤtigkeit zu ſorgen, welche fuͤr die Ehre und Sicherheit des Landes unumgaͤnglich noth - wendig iſt.

Mylords und Edle!

Jch habe das Vertrauen, daß Jhre Berathſchlagun - gen ſtets darauf gerichtet ſeyn werden, die Vortheile der gluͤcklichen Union, welche unter den Segnungen der Vorſehung jetzt zu Stande gebracht iſt, zu erhoͤhen, und die Wohlfahrt aller Theile Meines Gebiets aufs aͤußerſte zu befoͤrdern. Sie werden, wie Jch nicht zweifle, die Unterſuchungen wieder erneuern, welche in der letzten Sitzung des Parlements angeſtellt worden, um die beſten Mittel zur Erleichterung Meiner unter dem Druck des gegenwaͤrtigen hohen Preiſes der Lebens - mittel befindlichen Unterthanen aufzufinden und der Ruͤckkehr aͤhnlicher Beſchwerden vorzubeugen, ſo weit dies durch menſchliche Vorſicht geſchehen kann. Bey dieſen Bemuͤhungen, ſo wie bey jeder Maaßregel, welche das große Ziel aller Meiner Wuͤnſche, naͤmlich die Gluͤckſeligkeit Meines Volks, befoͤrdern kann, duͤrfen Sie zuverſichtlich auf Meinen herzlichen Beyſtand rechnen.

Sie koͤnnen ſich darauf verlaſſen, daß Jch die erſte Gelegenheit benutzen werde, welche zu einer ſolchen Beylegung des gegenwaͤrtigen Streits Ausſicht giebt, die mit unſrer Sicherheit und Ehre und mit der Er - haltung der weſentlichen Marine-Rechte vereinbar iſt, von welchen unſre Macht zur See beſtaͤndig abhangen muß.

Es wird Mir die aufrichtigſte und i[ n] nigſte Zufrie - denheit gewaͤhren, wenn Jch durch die Diſpoſition un - ſrer Feinde in Stand geſetzt werde, den Unterthanen des vereinigten Koͤnigreichs die Segnungen des Frie - dens wieder zu geben, und dadurch die großen Vor - theile zu befeſtigen und zu vermehren, welche unſer innrer Zuſtand uns giebt, und die unter allen Beſchwerden des Kriegs zur Erweiterung unſers Ackerbaues, unſrer Manufacturen, Handels und Landes-Einkuͤnfte ſo ſehr beygetragen haben.

Nachdem der Koͤnig die Rede gehalten hatte, machte im Oberhauſe der Herzog von Montroſe zu der gewoͤhnlichen Dank-Addreſſe den Antrag. Jch freue mich, ſagte er, zu der Union Gluͤck wuͤnſchen zu koͤn - nen, welche, wenn auch die Vortheile mehr auf Seiten Jrlands ſind, doch jedes Brittiſche Herz mit Freude erfuͤllen muß; denn die Union iſt nicht bloß in der Speculation ein Gutes. Die Erſahrung uͤber Schott - land hat deren Vortheile ins Licht geſetzt. Man fuͤrch - tete dort einſt von dem Uebergewicht des maͤchtigern Nachbars, aber das liberale Betragen Englands hat dieſe Beſorgniſſe vernichtet. Meine Vorfahren unter - ſtuͤtzten die Schottiſche Union und Segen folgte der - felben nach. So wird die Union mit Jrland auch ſich zeigen. Die Ausſicht fuͤr das Jnnere iſt alſo gluͤcklich. Jn Betracht der auswaͤrtigen Verhaͤltniſſe Groß - brittanniens iſt ſie truͤbe, doch nicht verzweifelt. Groß - brittannien hat in ſich ſelbſt große Kraͤfte und die Ge - rechtigkeit der Sache vermehrt deren Staͤrke. Daß Frankreich den Frieden wuͤnſche, kann ich nicht glau - ben. Das ganze Betragen des erſten Conſuls, die Artſeiner Geſandtſchaft, die Antraͤge ſelbſt, der Gang der Negociationen zeugt dagegen. Jch freue mich deswe - gen uͤber das feſte und freymuͤthige Betragen der Mi - niſter, und hoffe, daß die Advocaten Frankreichs, welche von den friedlichen Geſinnungen des erſten Conſuls re - den, keine Proſelyten machen werden. Die Macht Frankreichs iſt groͤßer als jemals. Der Vortheil Eu - ropa’s fordert jetzt vorzuͤglich eine Vereinigung gegen daſſelbe; aber deſſen Maͤchte ſind feindſelig gegen Groß - brittannien, und wollen die allgemeinen Seerechte zer - ſtoͤhren. Gewaltthaͤtiger und auffallender als je, iſt jetzt ihr Verfahren. 1780 ſchloß Daͤnnemark und Schweden ein Buͤndniß zur Behauptung von nothwen - digen Neutralitaͤtsrechten; ihre Sprache war gemaͤßig - ter. Man kann fragen, warum ahndete England dies nicht? Es geſchah aus Mangel an hinlaͤnglicher Staͤrke; jetzt ſind wir ſtark genug dazu. Das Betragen von einer andern Macht iſt dem Vertrage von 1793 zuwider, wodurch feſtgeſetzt ward, daß im Falle eines Bruchs zwiſchen den contrahirenden Theilen, das Eigenthum, die Schiffe und die Perſonen beyder Laͤnder heilig ſeyn und ihnen ein Jahr Zeit gelaſſen werden ſollte, ihre Sachen in Ordnung zu bringen und das Land zu verlaſſen. Die beyden andern Nordiſchen Maͤchte ſind durch ein Buͤnd - niß mit Rußland zu angreifenden Theilen geworden, und ich ſtimme daher auf eine Dank-Addreſſe fuͤr die Koͤnigl. Rede.

Der Graf Fitzwilliam ſtand auf. Jch kann der Dank-Addreſſe nicht ohne Einſchraͤnkung beypflichten. Die mir immer mißfaͤllige Union iſt geſchehen. Gott gebe, daß dasjenige eintrifft, was der edle Herzog ver - kuͤndigt. Jch uͤbergehe dies, aber ich wundere mich ſehr uͤber die Anforderungen der Miniſter um Unter - ſtuͤtzung und Vertrauen ohne alle weitre Auseinander - ſetzung. Man ſollte doch fragen, warum fuͤhren wir Krieg? Die alten Urſachen, Verwahrung gegen das Unheil des Revolutionsgeiſtes, ſind nicht mehr. Frank - reich iſt eine Monarchie unter einer neuen Art von Regierer, und die Anarchie iſt dort groͤßtentheils ver - ſchwunden. Wollen wir die Macht Frankreichs unter - druͤcken? Wollen wir die Bourbonſche Familie wieder einſetzen? Jch fuͤrchte, mit unſrer menſchlichen Macht werden wir das nicht vermoͤgen. Die Wuͤrfel liegen, und es bleibt uns nichts uͤbrig, als nachzugeben. Man ſollte ferner fragen, wie die ungeheure Macht, welche den Miniſtern anvertraut war, bis jetzt gebraucht worden? um ſo mehr darnach fragen, weil ſie mit aller ihrer Macht und Huͤlfsmitteln und durch ihre Admi - niſtration es ſo weit gebracht haben, daß alle wider uns ſind. Der uns bevorſtehende Krieg iſt unſer eige - nes Werk in Betracht Daͤnnemarks und Schwedens; wir haben ihn geſucht. Warum iſt die Discußion des ſtreitigen Neutralitaͤtsrechts nicht jetzt gleichfalls aufge - ſchoben, wie dies 1780 geſchah? Entſprang vielleicht aus dieſem Aufſchub der Discußion ein Uebel? Nein! Die Confoͤderation erſtarb, erwachte auch nicht bey dem Ausbruch eines neuen Kriegs. Unſer Land litt dadurch nichts. Das gegenwaͤrtige raſche Verfahren iſt der hoͤchſte Grad der Unpolitik. Dadurch haben wir das Buͤndniß der Nordiſchen Maͤchte noch enger zuſammengezogen. Weil in Rußland unſre Schiffe mit Embargo belegt worden, legen wir Embargo auf die Daͤniſchen und Schwediſchen Schiffe. Jſt dies ge - recht? Man ſollte doch nach den Gruͤnden eines ſo raſchen Betragens der Miniſter fragen. Jch[3]kann die Miniſter daher nicht unterſtuͤtzen, und billigen, welche ſo ſich verhalten, und ſchlage deswegen zur Dank-Addreſſe folgende Zuſaͤtze vor: 1) daß das Haus Sr. Majeſtaͤt allen Beyſtand verſichere, den das Land zu geben vermag, wenn unbillige Forderungen der Feinde einen heilſamen ehrenvollen Frieden unmoͤglich machten; wenn von einer gewiſſen Macht keine Genug - thuung gegeben wuͤrde; wenn uͤber die Mißhelligkeiten mit den Nordiſchen Maͤchten jede billige Beylegung unmoͤglich und der Krieg unvermeidlich ſey; 2) daß das Haus auf die vaͤterlichen Geſinnungen des Koͤ[n]igs hoffe, er werde alles anwenden, um die fortdauernde Verſchwendung unſrer uͤbrigen Kraͤfte zu enden, und deswegen fuͤr eine weiſe Adminiſtration in der ge - genwaͤrtigen ſchwierigen Lage ſorgen; 3) daß das Haus ſolche Unterſuchungen uͤber den National-Zuſtand, die Fuͤhrung des Kriegs und der auswaͤrtigen Ver - haͤltniſſe anſtellen werde, welche daſſelbe in Stand ſetzen koͤnnen, Sr. Majeſtaͤt mit dienſamen Rath an die Hand zu gehen.

Der Graf von Suffolk unterſtuͤtzte den Antrag und ſ[ p] rach zugleich uͤber andre Gegenſtaͤnde. Man hat mir geſagt, daß uͤber die Beſitzungen Sr. Majeſtaͤt auf dem feſten Lande Diseußionen ſtatt finden wuͤrden. Der Kron - Erbe iſt dabey intereßirt. Hat man deſſen Beyſtim - mung? Jſt er ins Cabinet gerufen? Jch werde die Miniſter foͤrmlich anklagen, wenn Se. Koͤnigl. Hoheit Jhre Bewilligung nicht geben. Warum ſchickt man 30000 Mann aufs Ungewiſſe nach Aegypten und laͤßt das Land vertheidigungslos? Unendlich viel faͤllt den Miniſtern zur Laſt. Jch ſtimme dem Zuſatze bey.

Graf Spencer behauptete, daß Unterſuchungen waͤh - rend des Kriegs den Gang der Geſchaͤffte hemmen und verkruͤppeln wuͤrden, und hernach, daß England nicht mehr noͤthig habe, zu temporiſiren.

Lord Moira wuͤnſchte ſich Gluͤck, daß er im vorigen Jahre zu keiner Militair-Expedition gebraucht worden, und daß man ſie geſchicktern Officiers uͤbertragen ge - habt habe. Lord Holland ſatyriſirte uͤber die Maaß - regeln, welche die Miniſter bisher bey dem Kriege er - griffen haͤtten, und ſtimmte, ſo wie Lord Moira, den Zuſaͤtzen bey, welche Graf Fitzwilliam vorgeſchlagen hatte.

Lord Grenville: Die Rede Sr. Majeſtaͤt erwaͤhnt einer Conſoͤderation gegen dieſes Reich, und fordert dagegen unſre Unterſtuͤtzung auf. Jch erwartete von jedem wahren Englaͤnder, daß er bereit ſeyn wuͤrde, ſein Vaterland und deſſen Wohl zu vertheidigen. So finde ich es nicht. Der edle Graf fraͤgt: warum iſt es noͤthig, jetzt zum Kriege mit den Nordiſchen Maͤch - ten zu ſchreiten, da dies 1780 nicht nothwendig gefun - den ward. Jch will ihm antworten. Wir ſind jetzt dazu gezwungen, weil wir damals nachgaben. Einmal mußte doch der Punct ausgemacht werden, und die Zeit iſt jetzt gekommen. Es iſt eine guͤnſtige Periode. Das Brittiſche Reich iſt dazu in einer guten Verfaſ - ſung. Mit Tractaten wird nichts ausgerichtet und der Tractat von 1780 iſt davon ein Beweis. Unſre Marine iſt auf ihrem hoͤchſten Gipfel; ſollen wir tem - poriſiren, bis Spanien und Frankreich ſich erholen? Wir muͤſſen das Recht unſrer Marine behaupten, wo ſie zu dieſer Behauptung am faͤhigſten iſt. Fuͤr die Unterſuchung der Fuͤhrung der Angelegenheiten habeich keine Gruͤnde, als das Fehlſchlagen mancher Unter - nehmungen. Das Gluͤck, welches andre begleitete, wiegt dieſe auf. Der Geiſt der Eintracht zur Selbſt - vertheidigung muß unſre Schritte bezeichnen. Die vor - geſchlagenen Zuſaͤtze muͤſſen ihn entfernen und deswe - gen mißbillige ich dieſelben.

Es ward fuͤr die Zuſaͤtze votirt und dieſelben mit 73 gegen 17 Stimmen verworfen.

Unterhaus.

Sir Watkin William Wynne trug auf die Dank - Addreſſe an. Die Vereinigung mit Jrland, ſagte er, muß jedem Herzen Freude machen. So unzufrieden man einſt damit in Jrland war, ſo ſind jetzt die Ge - ſinnungen veraͤndert, und ſelbſt in Dublin hat der Geiſt der Unzufriedenheit daruͤber ſich gelegt. Jn Betracht der Nordiſchen Angelegenheiten wird jeder den Aeuße - rungen Sr. Majeſtaͤt Beyfall geben und die Unter - ſtuͤtzung gerne leiſten. Das Neutralitaͤs-Syſtem iſt ein Lieblings Syſtem unſers beſtaͤndigen Feindes, und ſchon deswegen muͤſſen wir demſelben entgegen arbeiten, aber noch mehr, um den Gewaltthaͤtigkeiten und den feind - ſeligen Abſichten und Verſuchen der Nordiſchen Maͤchte Graͤnzen zu ſetzen. Jn Ruͤckſicht der Sorgfalt fuͤr die Einwohner Großbrittanniens bey dem hohen Preiſe der Lebensmittel wird jeder, wie ich hoffe, ſeine Bereitwil - ligkeit zeigen, da dieſelben durch ihre Ergebung und geduldige Ertragung ſich ſo ſehr ausgezeichnet haben, und deswegen beſonders die Sorge verdienen.

Herr Cornwallis unterſtuͤtzte den Antrag. Die Ge - waltthaͤtigkeiten, ſagte er, und die Confoͤderation der Nordiſchen Maͤchte zur Schmaͤlerung der alten und anerkannten Rechte der Brittiſchen Marine ſind An - griffe, die eine unmittelbare Ruͤſtung fordern. Jch hoffe, daß das Parlement Se. Majeſtaͤt in der Behauptung unſrer Oberherrſchaft zur See, der wir unſer Wohl und Flor verdanken, unterſtuͤtzen und es nicht an Ener - gie fehlen laſſen wird, um den gigantiſchen Schritten des eroberungs - und herrſchſuͤchtigen Feindes Graͤnzen zu ſetzen.

Herr Grey erhob ſich dagegen. Jch ſpreche, ſagte er, mit ernſtem Gefuͤhl uͤber die verwickelte Lage dieſes Landes. Die bisherigen Redner haben meine Sorgen nicht zerſtreut. Jch finde keinen Grund zur Hoffnung einer veraͤnderten Politik in der Koͤnigl. Rede, keine Ausſicht zu beſſern Maaßregeln, als die bisherigen ſind, welche uns in viel Unheil gebracht haben. Ueber den erſten Punct der Koͤnigl. Rede, uͤber die Union, will ich keine Diſcußion eroͤffnen; aber der Mißdeu - tungen wegen wiederhole ich meine Erklaͤrung, daß der Vertrag von 1782 fuͤr die Einigkeit und den Vortheil beyder Reiche der beſte war. Die ſeitdem in Jrland entſtandenen Uebel ſtammen davon nicht her, wie einige angegeben, ſondern von dem Beſtreben, die zugeſtan - dene Unabhaͤngigkeit zu vernichten. Der edle Baronet ſagt, der Geiſt des Widerſtandes ſey erſtorben; aber iſt dieſe Ruhe der Erfolg des Beyfalls oder Terroris - mus? und wenn wuͤrklich Ruhe in Jrland iſt, warum werden die bisherigen ſtrengen Zwang-Geſetze nicht ge - mildert? Jrland war ruhig vor den Antraͤgen zu einer Union; ob die Ruhe jetzt eine Folge der Billigung derſelben ſey, iſt noch unentſchieden. Jch haͤtte indeß gewuͤnſcht, in der Koͤnigl. Rede die Empfehlung einer liberalen Politik gegen die Jrlaͤnder, und beſonders die Katholiken, gefunden zu haben, wozu den Jrlaͤndern Hoffnung gegeben worden, und wodurch alle Eiferſucht[4]und Unzufriedenheit am ſicherſten weggeraͤumt ſeyn wuͤrden. Ueber den zweyten Punct der Koͤnigl. Rede, welche der edle Baronet beruͤhrte, uͤber das Beneh - men Rußlands und der Nordiſchen Maͤchte bin ich andrer Meynung. Vermuthlich haben die Miniſter Anlaß dazu gegeben. Eine Proclamation des Rußi - ſchen Cabinets klagt uͤber die Verletzung eines Ceßions - Tractats von Maltha. Jndeß behauptet der Kanzler der Schatzkammer, daß Maltha mit dem Angriffe Ruß - lands nichts zu thun habe. Ebenderſelbe ver[t]heidigt die Nothwendigkeit des Kriegs zur Erhaltung des Gleichgewichts von Europa. Der Krieg hat es zer - ſtoͤhrt. Nachdem nun Frankreich auf die hoͤchſte Stuffe der Macht erhoben worden, und der Deutſche Kayſer zum Frieden genoͤthigt iſt, ſo waͤre wohl zu rathen ge -[w]eſen, Rußland zum Freunde im Mittellaͤndiſchen Meere zu behalten. Jn Abſicht Daͤnnemarks und Schwedens wuͤnſchte ich, daß man ſich etwas beſon - nen haͤtte. Jch kenne keine Rechtsgrundſaͤtze, denen die Nordiſche Convention zuwider waͤre, wenigſtens nicht der Baſis derſelben: frey Schiff macht freyes Gu[t]. Jn den Zwiſtigkeiten mit Rußland im Jahr 1740 hat unſer Land dies zugegeben, auch gegen die Hollaͤn - der im Jahr 1762, zu einer Zeit, wo das Land ſich Ungerechtigkeiten nicht zu unterwerſen brauchte. Am Ende des Americaniſchen Kri[e] gs ward dies wieder an - erkannt, und nachher ward es durch die Nordiſche Con - foͤderation aufgeſtellt. Das unveraͤnderliche Natur - Recht beſtaͤtigt dieſen Grundſatz gleichfalls, und durch entgegengeſetzte Meynungen unterſcheidet ſich die leere, raͤnkevol[l]e Politik von dem erleuchteten Staatsmann. Auch bin ich uͤberzeugt, daß die Vortheile einer andern Politik durch die ſie begleitenden Folgen uͤberwogen wer - den. Jch wuͤnſche nicht, daß die Triumphe Englands zur See durch Ungerechtigkeit befleckt werden, nur daß man ein wenig nachdenke, ehe man zu einem neuen Kriege ſich verbindlich mache, um mehr Blut und Geld zu verſchwenden. Jch verdamme denjenigen, der Un - recht thut, weil es vortheilhaft iſt. Es giebt Zeiten, wo es Klugheit iſt, gewiſſe Rechte nicht zu behaupten, und ich glaube, jetzt r[]th eine weiſe Politik dies. Wir haben von den Frauzoſen nichts zu fuͤrchten, ſo lange wir ihre Haͤfen blockiren koͤnnen und ihre ganze Marine unbedeutend iſt. Durch den vorhabenden Krieg brin - gen wir die anſehnlichen Flotten der Nordiſchen Maͤchte zur Vereinigung mit Frankreich; ſie ſchließen uns vom feſten Lande ab, und laſſen von Archange[l]bis zum Tagus und den Golf von Venedig fuͤr unſre Schiffe[k]einen friedlichen Hafen uͤbrig; denn Neapel und Por - tugall koͤnnen nichts gelten, weil ſie entweder jetzt ſchon oder bald zur Vereinigung gegen uns gezwungen ſeyn werden. Jch ehre unſre Marine; aber wenn die Bewachung der ſuͤdlichen Kuͤſte Jrlands ſchon viel Muͤhe macht, wie viel mehr Muͤhe wird es dann machen, wenn der Norden mit Frankreich verbunden iſt? Groß wird der Schaden ſeyn, der durch das Auf - hoͤren der Ausfuhr nach Norden erzeugt wird, und un - ungenehm das Ausbleiben der Zufuhr von Kriegsbeduͤrf -[n]iſſen und Getreide. Das Haus muß unterſuchen, ob[da]s Betragen der Miniſter dem vorbeugen koͤnnte, und ob deren Unklugheit daran Schuld iſt. Gegen Schwe - den ꝛc. waren wir gewiß angreifender Theil. Statt der gehoͤrigen S[a]nſtmuth hat man rauhe Haͤrte gezeigt. Der bloße Beytritt Daͤnnemarks und Schwedens zu einer〈…〉〈…〉 ion und die bloße Erklaͤrung daruͤber rechtfer -tigt das Feſthalten und Nehmen ihrer Schiffe nicht. Was koͤnnen wir von Miniſtern erwarten, welche die Angelegenheiten ſo wie bisher geleitet haben? Werden wir nicht am Ende genoͤthigt ſeyn, dasjenige zuzuge - ben, was die Nordiſchen Maͤchte als ihr Recht zur See anſehn? Jch fordre das Haus auf, die Laufbahn von Miniſtern zu hemmen, die nichts als Unheil her - vorgebracht haben. Man hat bey vorigen Gelegenhei - ten geſehen, daß die Minoritaͤt im Hauſe am beſten die Sprache der Majoritaͤt ausgedruͤckt und bekannt gemacht hat, und ich glaube, dies iſt auch jetzt der Fall. Jch ſchlage folgenden Zuſatz vor: daß das Haus Se. Majeſtaͤt um eine Unterſuchung des Zuſtandes und der Staͤrke der Nation in Betracht der auswaͤrtigen Maͤchte bitte, um denenſelben einen dienſamen Rath ertheilen zu koͤnnen; daß aber daſſelbe Se. Majeſtaͤt unterſtuͤtzen werde, auf eine Art, welche der Verſchwen - dung der Landes[-]Einkuͤnfte vorbeugt, wenn die Forde - rungen der auswaͤrtigen Maͤchte unbillig ſeyn wuͤrden.

Herr Pitt erhob ſich gleich gegen dieſen Antrag. Mein Gegner hat eine Bemerkung fallen laſſen, naͤm - lich daß die Minoritaͤt dieſes Hauſes die Majoritaͤt re - giere. Wenn er darunter verſteht, daß die Minoritaͤt des Hauſes die Meynung der Majoritaͤt bekannt mache, ſo ſtimme ich ihm bey, denn uͤberall braucht man Rath - geber und Fuͤhrer, einer iſt im Rath, ein anderer bey der Ausfuͤhrung noͤthig. Wenn er aber meynt, daß eine Minoritaͤt durch pflichtwidrige ſchlechte Mittel ge - leitet werde, ſo behaupte ich, daß man das dieſer Re - gierung niemals Schuld gehen kann. Die Anſtrengung der Adminiſtrations-Glieder hat ihnen Achtung, Ver - trauen und Zuneigung erworben. Ueber die Union will ich ſchweigen, da nach der Aeußerung meines Gegners daruͤber beſonders discutirt werden ſoll. Unſern Ver - haͤltniſſen gegen die Nordiſchen Maͤchte ſoll mein Hauptaugenmerk gewidmet ſeyn. Mein Gegner macht es zu meinem hoͤchſten Erſtaunen zuerſt zweifelhaft, ob wir ein Recht hatten, neutrale Schiffe an der Unter - ſtuͤtzung unſerer Feinde zu hindern, und nachher, ob dieſes Recht von ſehr großen Gewicht fuͤr uns ſey; er nimmt es dann fuͤr gewiß an, daß wir unſern Feinden unſer Unvermoͤgen zur Behauptung dieſes Rechts ge - ſtehen mußten. Mein Gegner giebt die Gruͤnde nicht an, um derentwillen er zweifelt. Jch ſage ihm, das Recht, die Zufuhr von Guͤtern und Kriegsbeduͤrſniſſen fuͤr Feinde zu hindern, iſt ſo alt als der Handel. Jch gebe zu, in dem Handelstractat mit Frankreich im Jahre 1787 behauptete man daſſelbe nicht im ganzen Umfange, doch geſchah dies nicht, weil man es aufge - geben, ſondern um beſonderer gegenſeitiger Vortheile willen; es war nur eine temporaͤre Conceßion, welche im Kriege nothwendig aufhoͤren mußte. Die drey ge - gen uns vereinigten Maͤchte ſind Tractaten mit uns eingegangen, in welchen dies Recht immer als Haupt - ſatz aufrecht erhalten worden. Die Tractaten von 1660 und 1671 mit Daͤnnemark und Schweden beſtaͤtigen es; es iſt feyerlich anerkannt, notificirt und zugelaſſen. Ein Handelstractat mit Rußland ward aufgehoben, bis es dieſen Punct einraͤumte, und derſelbe im Tractat mit Rußland von 1793 ſoͤrmlich zugeſtanden. Durch die Convention haben jene Maͤchte ein Prinzipium auf - gehoben, welches ſie zugegeben haben. Seit dem Jahre 1780, wo der Vertrag unter den Nordiſchen Maͤchten geſchloſſen ward, haben ſie es ſelbſt ausgeuͤbt. Schwe - den und Rußland haben in ihrem Kriege dies gegen -[5]ſeitig gethan. Daͤnnemar[k]geſtand es zu, indem es ſich neulich verbindlich machte, keine Convoy, als bis nach ausgemachter Sache, zu ſchicken. Tractaten, Natio - nalrecht und unſer Wohl fordern die Behauptung die - ſes Rechts, und rechtfertigen ſie. Die gegenwaͤrtige Confoͤderation beruht auf den Vertraͤgen von 1780, deren Hauptſatz war, das von meinen Gegner ange - fuͤhrte Principium mit Gewalt zu erzwingen. Nimmt man dazu die Kriegszuruͤſtungen im Baltiſchen Meere, ſo iſt wohl ſichtbar, daß ihr Zweck Krieg ſey, daß ſie gegen uns feindſelig ſind. Sollen wir uns nicht in Vertheidigungsſtand ſetzen, nicht auch zu den Waffen greifen, um unſere Rechte zu behaupten, und fuͤr die Beleidigungen unſerer Unterthanen Genugthuung zu er - halten? Kein Englaͤnder wird hier mit Nein antwor - ten. Oder ſollen wir warten, bis ſie uns durch offi - cielle Papiere von ihren Entſchluͤſſen unterrichten, da ihr Betragen fuͤr ihre Feindſchaft ſo laut ſpricht? Ge - wiß nicht. Der Miniſter verdiente beſtraft zu werden, der nicht eher handelte, als bis die Gefahr vor der Thuͤr iſt, und Zuſehen bis die Feinde ſich verſtaͤrkt und geſichert haben und durch ihre ruhige Vereinigung mit Frankreich furchtbar geworden ſind. Wer wird fordern, daß wir unſern Feinden Zeit laſſen, ſich zur Zerſtoͤhrung unſerer Macht genugſam vorzubereiten? So blind und gleichguͤltig fuͤr das Beſte dieſes Landes wird keiner ſeyn, um zu ſagen: Laßt die Huͤlfsmittel zu unſerer Zerſtoͤhrung in Breſt einlaufen, die Schaͤtze Peru’s vorbey nach Spanien gehen und die Kriegsbe - duͤrfniſſe aus dem Baltiſchen Meere ruhig zu beyden fahren. Koͤnnen wir durch die Aufgebung dieſer Rechte einen Frieden mit Frankreich befoͤrdern? das wird wohl keinem einfallen. Der geſchlagne Feind iſt zu wuͤthend, um damit ſich zu befriedigen, deswegen wollen wir als Englaͤnder unſer Recht behaupten. Ueberdem hindert die Maaßregel, wodurch die Zufuhr von Kriegsbeduͤrf - niſſen gehindert wird, auch das Blutvergießen, indem ſie die Mittel zu Kriegs-Unternehmungen entzieht. Was die Ausfaͤlle auf die Mitglieder der Adminiſtra - tion betrifft, ſo uͤbergehe ich ſie.

Doctor Lawrence ſprach gegen Herrn Pitt. Der Kanzler der Schatzkammer behauptet, ſagte er, daß der Grundfatz: freyes Schiff macht freyes Gut, aufgege - ben worden; das iſt nicht ſo, zu Zeiten der Koͤnigin Eliſabeth iſt er zugeſtanden. Die Convention der Nor - diſchen Maͤchte iſt keine abſolute feindſelige Handlung.

Herr Tierney ſprach nachher gegen Herrn Dundas, von dem er ſagte, daß derſelbe ganz ſchwielenhart fuͤr die Vergießung von Menſchenblut geworden ſey. Herr Dundas wuͤnſchte demſelben Hoͤflichkeit und Ur - banitaͤt, und erklaͤrte ſeine Verachtung fuͤr alle ſchwer - faͤllig geſuchte und niedrige Angriffe; auch empfahl er das Bleiben bey der Frage. Hr. Sherida[ n] bemerkte, daß Hr. Dundas ſich ſelbſt tadle. Ueber den Vor - ſchlag des Herrn Grey ward dann geſtimmt und die Verbeſſerung mit 245 gegen 63 verworfen.

Auch der heutige Poſttag beweiſet den Ungrund des Geruͤchts, als wenn ſchon eine foͤrmliche Kriegserklaͤ - rung gegen Rußland erfolgt ſey. Jndeß erſieht man aus der Rede des Koͤnigs, wie kritiſch unſre Verhaͤlt - niſſe im Norden ſind und zu welchen Maaßregeln man unſrer Seits entſchloſſen iſt. Kaperbriefe ſind fort - dauernd noch nicht ertheilt.

Jn unſern Blaͤttern iſt jetzt die Convention von 1780 wieder abgedruckt worden, welche die Nordiſchen Maͤchte damals unter einander ſchloſſen und wodurch beſtimmt wurde, daß alle neutrale Schiffe frey nach den Haͤfen der kriegfuͤhrenden Maͤchte fahren, daß die Effecten der Unterthanen der kriegfuͤhrenden Maͤchte, Contrebande ausgenommen, in neutralen. Schiffen frey ſeyn ſollten ꝛt.

Der Koͤnig hat erlaubt, daß die Capitains Trow - bridge, Ball, S. Hood und Hallowell den ihnen er - theilten Rang und die Commandeurs-Kreuze des Nea - politaniſchen St. Ferdinands - und Verdienſt-Ordens annehmen koͤnnen.

Am Sonnabend verbreitete ſich das Geruͤcht von der Aufloͤſung der gegenwaͤrtigen Adminiſtration. Man nannte den Marquis von Landsdown als Nachfolger des Lord Grenville, und Herrn Grey als Nachſolger des Herrn Pitt; doch hat ſich dies nicht beſtaͤtigt. Die Verlaͤngerung der Sitzungen des Staatsraths, bey welchen der Koͤnig gegenwaͤrtig war, veranlaßte das Geruͤcht. Es ward bis in die Nacht am Sonn - abend deliberirt, und da ehemals der Aufloͤſung der Adminiſtration des Marquis von Rockingham eine gleichlange Staatsraths-Verſammlung vorhergieng, ſo ſchloß man auf ein aͤhnliches Ereigniß. Die Sage von einer obwaltenden Differenz zwiſchen dem Herzog von York und Herrn Pitt, uͤber Angelegenheiten auf dem feſten Lande, gab dieſer Meynung neue Staͤrke. Es heißt, Herr Pitt habe ſich in Betreff der Deutſchen Staaten Sr. Majeſtaͤt nicht ſo geaͤußert, als der Her - zog von York. Was an dieſem letztern Geruͤchte wah - res iſt, kann man nicht entſcheiden. Andre behaupten, daß Herr Pi[t]t bey einem Vorſchlage zur Empfehlung des liberalen Verfahrens gegen die Katholiken in Jrland und der Diſſenters in En[g]land in der Koͤnigl. Rede, und bey einem Vorſchlage zur Aufhebung der Teſt - Acte, ſey uͤberſtimmt worden.

Noch immer heißt es, daß Lord Moira in der Folge ins Miniſterium treten duͤrfte.

Sir R. Abercromby ſoll aus Rhodus Nachricht er - theilt haben, daß bey der jetzigen Befeſtigung der Kuͤſten Aegyptens eine Landung unraͤthlich ſey.

Man ſieht jetzt unſrer Ausſchließung von den Por - tugieſiſchen Haͤfen entgegen.

Lord Nelſon iſt geſtern von Plymouth auf dem San Joſeph zur Canalflotte geſegelt.

Ein Cartelſchiff, welches dieſer Tage von Dover nach Calais abſegelte, iſt nach letzterm Orte zuruͤckge - kehrt, da es nicht die Erlaubniß erhielt, zu Calais zu landen.

Die Theurung der Lebensmittel nimmt hier noch taͤglich zu. Ein Pfund friſcher Butter koſtet jetzt 18 Pence, ein Pfund Kalbfleiſch 11, Schweinefleiſch 12 Pence ꝛc.

Zwey mit reichen Ladungen von Jsle de France ge - kommene Schiffe von 20 und 16 Kanonen ſind in un - ſern Hafen aufgebracht worden. Zu Plymonth iſt auch die Preußiſche Galliote, Dorothea, mit Wein und Branntewein von Bordeaux nach Hamburg beſtimmt, eingebracht worden.

Lord Glenbervie iſt zum Gouverneur und Comman - deur en Chef auf dem Vorgebuͤrge der guten Hoffnung ernannt.

Die Hofzeitung vom Sonnabend enthaͤlt folgend[e]neue Koͤnigl. Proclamation von 28ſten Januar:[6]Da Se. Majeſtaͤt mit Einſtimmung Jhres gehei - men Raths geruht haben, ein Embargo auf die den Unterthanen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwedens zugehoͤrigen Schiffe in den Brittiſchen Haͤfen legen zu laſſen ꝛc. und da Sr. Majeſtaͤt vorgeſtellt worden, daß die Guͤter verſchiedener, ſo mit Embargo belegter Schiffe das Eigenthum Sr. Majeſtaͤt Unterthanen, oder das Eigenthum von Perſonen ſind, die keine Untertha - nen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwedens ſind; ſo geruhen Se. Majeſtaͤt, mit Einſtimmung Jhres gehei - men Raths zu befehlen und befehlen hiermit, daß alle am Bord Rußiſcher, Daͤniſcher oder Schwediſcher, jetzt mit Embargo belegter Schiffe geladne und zur Ausfuhr beſtimmte Guͤter, der Dispoſition der Eigenthuͤmer oder deren Agenten uͤberliefert werden ſollen, und zwar unter gehoͤriger Beſcheinigung an den Beamten, unter deſſen Verwahrung ſich die erwaͤhnten Schiffe befun - den, daß die gedachten Guͤter weder zu der Zeit der Einſchiffung noch jetzt das Eigenthum von Unterthanen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwedens ſind, und fer - ner, daß alle Guͤter, welche kraft einer Erlaubniß unter Sr. Majeſtaͤt Handſiegel, in Schiffen eingefuͤhrt wor - den, welche den Unterthanen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwedens gehoͤren, ebenfalls ſogleich der Dispo - ſition des Eigenthuͤmers oder deren Agenten unter gleicher Beſcheinigung und gehoͤriger Beweiſung, daß beſagte Guͤter mit Koͤnigl. Erlaubniß eingefuͤhrt wor - den, uͤberliefert werden ſollen. Ferner geruhen Se. Majeſtaͤt zu befehlen, daß alle Guͤter, welche in Rußi - ſchen, Daͤniſchen oder Schwediſchen Schiffen ohne Erlaubniß unter Sr. Majeſtaͤt Handſiegel in dies Land eingefuͤhrt, und nun mit Embargo belegt ſind, ebenfalls den Eigenthuͤmern oder ihren Agenten uͤberliefert wer - den ſollen, wenn bewieſen wird, daß ſolche Guͤter we - der zur Zeit der Einſchiffung noch jetzt das Eigenthum von Unterthanen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwe - dens ſind, und wenn ſie hinlaͤngliche Buͤrgſchaft fuͤr den Fall leiſten, daß irgend einige Proceduren binnen zwey Monaten nach der Stellung der Buͤrgſchaft ge - gen jene Guͤter erfolgen moͤchten; werden dieſe Proce - duren aber nicht binnen zwey Monaten angefangen, ſo iſt dann die Buͤrgſchafts-Verſchreibung ohne weitre Folge.

(Unterz.) Fawkener.

Eine andre Koͤnigl. Proclamation vom 28ſten Jan. enthaͤlt folgendes:

Da Se. Majeſtaͤt geruht haben, ein Embargo auf die Schiffe der Unterthanen Rußlands, Daͤnnemarks und Schwedens in den Brittiſchen Haͤfen legen zu laſſen, ſo geruhen Sie, mit Einſtimmung Jhres gehei - men Raths zu befehlen und befehlen hierdurch, daß keine Perſon in Sr. Majeſtaͤt Staaten Geld oder Wechſelbriefe, die an irgend eine oder zum Behuf von Perſonen ſchuldig oder zahlbar ſind, welche Untertha - nen ſind, oder ſich in den Staaten des Kayſers von Rußlands, oder der Koͤnige von Daͤnnemark und Schweden aufhalten, fuͤr die Fracht von Waaren zu bezahlen, die mit irgend einem Rußiſchen, Schwediſchen oder Daͤniſchen Schiffe eingefuͤhrt worden, welches ſich unter beſagtem Embargo befindet, oder welches noch in der Folge in irgend einen Hafen Sr. Majeſtaͤt Herr - ſchaft eingebracht werden ſollte, bis Sr. Maj. Wille weiter bekannt oder andre geſetzmaͤßige Verfuͤgungen getroffen worden. Wornach ſich jedermann zu richten ꝛc.

(Unterz.) Fawkener.

Stocks heute: 3 per Cent conſ. 56 ¼. Cours auf Hamburg 31. 10. Von Hamburg fehlen 2 Poſten.

Geſtern iſt hier durch einen Courier aus Ofen die erfreuliche Nachricht eingegangen, daß Jhro Kayſerl. Hoheit, die Großfuͤrſtin Pawlowna, Gemahlin des Pa - latinus von Ungarn, gluͤcklich von einem Prinzen ent - bunden worden.

Der Graf von Colloredo hat nun an die hieſigen fremden Miniſter folgendes Circulairſchreiben geſandt:

Unterzeichneter Conferenz - und Cabinetsminiſter hat die Ehre, den Herrn N. N. zufolge der Befehle Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt einzuladen, ſich kuͤnftig und bis auf weitre Verfuͤgung in Faͤllen, wo Herr N. N. uͤber officielle Angelegenheiten zu reden und zu unterhandeln haben wird, an den Herrn Grafen von Trautmanns - dorff, Ritter vom goldnen Vließ und wuͤrklichen K. K. geheimen Rath, zu wenden. Unterzeichneter er - greift mit Vergnuͤgen dieſe Gelegenheit, ihm die Ver - ſicherung ſeiner ſehr ausgezeichneten Hochachtung zu geben. Wien, den 28ſten Januar 1801.

(Unterz.) Colloredo.

Der Engliſche Geſandte, Lord Minto, hat dem Kayſer in einer Audienz eine Erklaͤrung ſeines Koͤnigs uͤbergeben, wodurch Oeſterreich von allen Verbindlich - keiten, die es in dem letzten Tractat mit England eingieng, den Krieg fortzuſetzen, nunmehr freygeſprochen wird.

Geſtern erſchien der Erzherzog Johann zum erſten - mal im Cirkel bey der K[ ] nigin von Neapel. Man ſpricht von der Vermaͤhlung einer Neapolitaniſchen Prinzeßin mit einem Deutſchen Prinzen. Das Jntereſſe von Neapel wird zu Luneville nicht vergeſſen.

Die Rußiſchen Armeen ziehen ſich in dem ehemaligen Pohlen immer mehr zuſammen. Die Communication zwiſchen der Rußiſchen Graͤnze und Gallizien iſt ge - ſperrt.

Die neuen Schanzen bey hieſiger Stadt werden wie - der verſchuͤttet. Die Effecten der Koͤnigin von Neapel ſind aus Maͤhren zuruͤckgekommen.

Der Graf von Metternich geht, nach einigen, als Geſandter an den Churſaͤchſiſchen Hof.

Der hieſige alte Cardinal Migazzi hat fuͤr die Trup - pen einen anſehnlichen Beytrag an Wein an den Erz - herzog Carl geſandt, wofuͤr er ein beſonderes Dank - ſagungsſchreiben von demſelben erhalten hat. Ein Un - genannter hat an den Kayſer 6000 Gulden mit der Bitte uͤberſandt, dieſe Summe, welche bey der gegen - waͤrtigen Hoffnung zum Frieden nicht mehr als Kriegs - beytrag angeſehen werden koͤnne, als einen Beytrag zum Jnvaliden-F[o]nds zu verwenden, welches nun auch geſchieht.

Die Gemahlin des Marquis von Luccheſini iſt durch hieſige Stadt nach Paris paßirt[. ]Geſtern hielt hier Obergeneral Augereau die Revuͤe. Auf dem Ball, den ihm die Einwohner von Offenbach gaben, uͤberreichten ihm 12 gleichgekleidete junge Maͤdchen ein ſchoͤnes Gedicht, und umwanden ihn mit Blumen-Guirlanden.

Der vom Franzoͤſiſchen Gouvernement hieher ge - ſandte General Mallere kam geſtern hier an, und geht als Commandant nach Aſchaffenburg.

Die in oͤffentlichen Blaͤttern gemeldeten Nachrichten, daß die Bataviſchen Truppen den 12ten Februar den[7]Ruͤckmarſch nach Holland antreten wuͤrden, iſt noch zu voreilig. Noch ſind dazu keine Anſtalten getroffen.

Man zeigt hier jetzt oͤffentlich die Gobelin-Tapeten vor, welche Ludwig XVI. dem verſtorbenen Pabſt Pius VI. zum Geſchenk machte. Ein Privatmann hat ſie von den Franzoͤſiſchen Generals kaͤuflich an ſich gebracht. Sie ſind ſehr ſchoͤn, und es ſind bereits 500 Louisd’or dafuͤr geboten worden.

Das Hauptquartier Moreau’s, welches noch immer zu Salzburg iſt, wird nicht eher von da ruͤckwaͤrts ver - legt, als bis der wuͤrkliche Abſchluß des Friedens er - folgt iſt.

Zu den ungegruͤndeten Geruͤchten gehoͤrt, daß Ge - neral Deſſolles, welcher dem General Augereau nach - folge, eine Expedition gegen einen gewiſſen Theil Deutſchlands unternehmen werde.

Jm Franzoͤſ. Hauptquartier zu Wuͤrzburg befindet ſich jetzt ein Preußiſcher Staabsofficier, welcher die im Anſpach-Bayreuthiſchen gemachten Lieferungen und er - littenen Kriegsſchaͤden liquidirt.

Nach einer obrigkeitlichen Zaͤhlung befinden ſich jetzt im Canton Bern 891 fremde Kinder, welche wegen Hungersnoth und Armuth von ihren Aeltern Preis ge - geben, und aus den kleinern Cantons ausgewandert ſind.

Der bedenkliche Aufſtand in Piemont war mit eine Urſache, warum der General Brune ſich in einem Waffenſtillſtand einließ, durch welche die Stadt Vene - dig und die wichtige Veſtung Mantua aufangs den Oeſterreichern verblieb. Ein ſpaͤterer Courier uͤber - brachte an Brune den Befehl, auf der Raͤumung von Mantua zu beſ[te]hen, (welche bekanntlich auch am 26ſten Januar zu Luneville beſchloſſen worden.) Eine Colonne der Jtalieniſchen Armee iſt ſchnell nach Pie - mont marſchirt. Der in Genua abgeſetzte Miniſter Boccardi war Geſandter der Liguriſchen Republik bey dem Friedens-Congreß zu Raſtadt.

Jn gewiſſen Faͤllen wird General Bernadotte eine neue Expedition nach Jrland, und der Obergeneral Augereau die gegen Portugal beſtimmte Armee com - mandiren.

An die Stelle des ſel. Lavaters iſt der allgemein geliebte Salomon Heß zum erſten Pfarrer zu Zuͤrich erwaͤhl[t]worden.

Der Senator Sieyes hat ſeit 3 Wochen den Sitzun - gen des Senats nicht beygewohnt. Er war ziemlich gefaͤhrlich krank, befindet ſich aber jetzt ſchon wieder viel beſſer.

Jn dem Augenblick, als der General Oudinot den am 16ten Januar zu Treviſo geſchloſſenen Waffenſtill - ſtand nach Verona uͤberbrachte, durch welchen auch die daſigen beyden Forts den Franzoſen eingeraͤumt wur - den, ſchloß der Commandant derſelben, F. M. L. Ba - ron von Rieſe, am 17ten Januar mit dem Franzoͤſ. General Monnier eine Capitulation von 14 Artikeln, worin beſtimmt wurde, daß die Garniſon ihre Waffen niederlegen und als Kriegsgefangene nach Oeſterreich abziehen ſolle.

Zufolge eines Beſchluſſes der Conſuls ſollen die jetzt beſtehenden Helvetiſchen Halbbrigaden voͤllig comple - tirt werden, und dem Kriegsminiſter ſind dazu 240000 Franken angewieſen. Jſt die Completirung geſchehen,ſo ſoll eine neue Halbbrigade errichtet und ſo mit der Anwerbung fortgefahren werden.

Das geſetzgebende Corps hat nun beſchloſſen, daß in dem Curopaͤiſchen Gebiet der Republik wenigſtens 3000 und nicht uͤber 3600 Friedensrichter ſeyn ſollen.

Das conſolidirte Drittheil iſt auf 56 Franken ge - ſtiegen.

Das Journal: la Cle du Cabinet, ſagt, daß die Diviſion Gantheaume nun gluͤcklich von Breſt abgeſe - gelt ſey. Die 4000 Mann Truppen am Bord ſollen nach Aegypten beſtimmt ſeyn.

Bey Pierot, welchen man als denjenigen arretirt hat, der die Hoͤllenmaſchine angezuͤndet, ſoll man einen Brief gefunden haben, worin er von ſeiner That dem Chouans-Chef Georges Rechenſchaft abgeſtattet.

Arena, Ceracchi ꝛc. werden nun hingerichtet. Die Verhaftungen dauern hier noch immer fort. Sie ſchraͤnken ſich aber nicht mehr bloß auf Jacobiner ein, ſondern erſtrecken ſich nun auch auf Chouans und Emi - grirte.

Den Buͤrger Boufflers beſtimmt man jetzt zum Mit - gliede des geſetzgebenden Corps.

Die hieſige Zeitung enthaͤlt folgendes:

Dem Vernehmen nach hat Ludwig der 18te einen Courier nach Berlin gefandt, mit der Anfrage: ob er ſich im Preußiſchen Staate ankaufen koͤnne, um ſeine Tage als Privatmann auf dem Lande in Ruhe zuzubringen.

Der Ruß. Kayſerl. General Sprengporten koͤmmt mit 4896 Rußiſchen Kriegsgefangnen zuruͤck. Der Ruß. Kayſ. Staatsminiſter, Herr v. Kalitſcheff, welcher bis jetzt die Stelle als Vicekanzler vertritr, reiſet mit 2 Gene - ral-Adjutanten, mehrern Cavaliers und Legations-Se - cretairs durch Koͤnigsberg nach Berlin, von dort nach Frankfurt am Mayn, wo derſelbe ſich mit mehrern Miniſtern von auswaͤrtigen Hoͤfen nach Luͤneville und Paris begeben wird, um Antheil an dem Friedens-Con - greß zu nehmen. (Der Hr. von Kalitſcheff iſt bereits durch Koͤnigsberg paßirt.)

Die fuͤr Lief - Ehſt - und Curland in Doͤrpat zu er - richten beſtimmt geweſene Univerſitaͤt ſoll mit allen ihr vorher verliehenen Vorrechten nach Mitau verlegt werden und das dortige Gymnaſium mit allen zu dem - ſelben gehoͤrigen Gebaͤuden, der Bibliothek und andern Sachen, dieſelbe ausmachen.

Se. Kayſerl. Majeſtaͤt geben dem Vice-Praͤſidenten des Admiralitaͤts-Collegii fuͤr den ſchnellen Bau der Schiffe Jhr Allerhoͤchſtes Wohlgefallen zu erkennen. Der Commandant von der Feſtung in St. Petersburg, Generallieutenant Fuͤrſt Dolgoruki 2, iſt verabſchiedet und der Generalmajor Sofonow zu ſeinem Nachfolger ernannt.

Dem Grafen Potozky, welcher bittet, ihm das Ritterzeichen vom Orden des heil. Johannes von Je - ruſalem zu verleihen, iſt eine abſchlaͤgige Antwort er - theilt.

Heute Nachmittag iſt Ludwig Bonaparte von hier abgereiſet.

Se. Majeſtaͤt der Koͤnig haben Hoͤchſtdero Kammer - herrn und Geſandten, dem Herrn von Sandoz-Rollin, den rothen Adler-Orden ertheilet.

Geſtern ward die Oper: Roſamunde, in Gegenwart des Koͤnigl. Hauſes zum erſtenmal gegeben.

[8]

Am 11ten dieſes wird hier Haydn’s Schoͤpfung auf - gefuͤhrt.

Seit der Ruͤckkunft unſers Koͤnigs aus St. Peters - burg ſind im Kriegs-Departement große Vorbereitun - gen im Werke. Der Oberbefehlshaber der Flotte, Graf von Wachtmeiſter, iſt von Carlscrona hieher be - rufen worden, um an den Berathſchlagungen, wegen der bevorſtehenben Seeruͤſtung[en], Theil zu nehme[ n]. Diejenigen Linienſchiffe und Fregatten, welche Schwe - den zufolge der Neutralitaͤts-Convention liefert, wer - den von dem Contre-Admiral, Baron von Palmquiſt, commandirt werden. Wenn die Umſtaͤnde es erfordern ſollten, ſo werden außerdem zwey große Diviſionen der Scheerenflotte, jede von 50 armirten Schiffen, zur Dienſtleiſtung im Sunde bey erſtem offenen Waſſer in Bereitſchaft gehalten. Die Contre-Admirals der blauen Flagge, von Roſenſtein und de Freſe, ſind zu Befehlshabern, erſter auf der Schoniſchen und letzterer auf der Gothenburgiſchen Diviſion dieſer Flotte er - nannt.

Eine Land[-]Armee von 20000 Mann wird unverzuͤg - lich in zwey große Lager, das eine in Schonen und das andere ohnweit Gothenburg, zuſammengezo[g]en. Wie man verſichert, werden Se. Majeſtaͤt der Koͤnig in hoͤchſteigener Perſon das Commando obiger Armee uͤbernehmen, welches einſtweilen von dem ſo verdienſt - vollen General, Baron von Toll, gefuͤhrt wird. Unter ihm commandiren der Generalmajor, Baron von Ceder - ſtroͤm, das Schoniſche, und der Generalmajor, Baron von Carpelan, das Gothenburg[i]ſche Lager. Zum erſten gehoͤren 3 Regimenter Cuiraßiees und 2 Regimenter leichter Cavallerie, die Jnfanterie-Regimenter, Koͤnigs - eigenes, das Calmarſche, Cronobergs, Joͤnkoͤpings ꝛc., nebſt den in den Schoniſchen und Schmålaͤndiſchen Feſtungen ſtationirten Artillerie-Regimentern. Das letzte Lager wird von den Cavallerie - und Jnfanterie - Regimentern in Oſt - und Weſtgothland, Wermeland und Bohuͤslehn, nebſt den zu Gothenburg und in den umliegenden Feſtungen liegenden Artillerie-Regimen - tern formirt. Fuͤgt man hinzu die Truppen, welche zur Beſatzung der Flotten dienen ſollen, ſo ſind ohn - gefaͤhr 30000 Mann in Bewegung geſetzt, außer wel - chen die uͤbrige Miliz des Landes Ordre hat, ſich bis auf weitern Befehl marſchfertig zu halten. Der Ge - neral, Baron von Toll, und der Admiral von Cron - ſtedt, welche als Kriegs - und Seeminiſter angeſehen werden koͤnnen, gehen kuͤnftige Woche von hier ab, um die Ruͤſtungen zu Carlscrona und in den ſuͤdlichen und weſtlichen Provinzen des Reichs zu dirigiren.

Aus Rußland haben wir die zuverlaͤßige Nachricht, daß eine weit groͤßere See - und Landmacht, als bey der Neutralitaͤts-Convention ſtipulirt worden, zu agiren bereit iſt, wenn ſich eine fremde Macht gegen das Nor - diſche Neutralitaͤts-Buͤndniß feindlich benehmen ſollte.

Drey aus England zu Gothenburg angekommene Schiffer haben die unerwartete Nachricht mitgebracht, daß ein Embargo auf alle in Engliſchen Haͤfen be - findliche Schwediſche und Daͤniſche Kauffahrtheyſchiffe bey ihrer Abreiſe verordnet war, welchem Embargo ſie noch ſo eben entgangen. Dieſe Nachricht hat hier bey Hofe und an der Boͤrſe um ſo groͤßere Senſation erregt, da weder Schweden noch Daͤnnemark Anlaß zu Feindſeligkeiten von Seiten Englands gegeben haben, ſondern nur die Neutralitaͤts-Rechte, gleichwie zur Zeitdes Americaniſchen Krieges 1780 der Fall war, auf - recht erhalten wollen.

Auch der Buchdrucker Nordſtroͤm iſt wegen Ver - letzung der Preßfreyheit in einer herausgegebenen Re - ligionsſchrift auf Koͤnigl. Befehl unter ſpecielle Cenſur der Koͤnigl. Canzley geſetzt worden.

Jn den Gothenburgiſchen Scheeren ſind 400000 Ton - nen geſalzenen Hering zur Exportation auf Niederlage geſetzt. Nie iſt dieſe Fiſcherey zum groͤßern Vortheil des Landes als dieſes Jahr betrieben worden. Meh - rere tauſend arme Menſchen haben dabey ihre Rechnung gefunden.

Die Ruͤſtungen bey unſerer Land - und Seemacht werden mit der groͤßten Lebhaftigkeit betrieben. Zum Diviſions-General bey der Kuͤſten-Armee haben Se. Majeſtaͤt den Oberkammerherrn und Generallieutenant, Grafen Stroͤmfeld, verordnet.

Jn einem geſtern gehaltenen außerordentlichen Or - dens-Capitel haben Se. Majeſtaͤt den Koͤnigl. Daͤni - ſchen Kammerherrn und Commandeur-Capitain Bille und den Major, Baron von Cederſtroͤm, zu Rittern vom Schwerdt-Orden ernannt.

Von gelehrten Sachen.

Hiſtoriſches Bilderbuͤchlein oder die allgemeine Weltgeſchichte in Bildern und Verſen, von Joachim Heinrich Campe. Erſtes Baͤndchen. Braunſchweig 1801, in der Schulbuchhandlung.

Schwerlich wuͤrde man, auch ohne Namen, den Mann verkannt haben, deſſen paͤdagogiſche Federſtriche ſo kenntlich ſind, wie die Pinſelzuͤge des großen Mah - lers. Es war wohl kein leichtes Unternehmen, das große Feld der Geſchichte ſo nahe zuſammen zu ruͤcken, daß dem Auge des Kindes alles ſichtbar wurde, daß der kleine Kopf es behalten konnte. Jn Proſa waͤre das nicht ſo gut gegangen, in Verſen war es viel eher moͤglich, und Dank ſey es dem Verfaſſer, in ſolchen leichten ungeſuchten Verſen. Auch hat er ge - ſichtet, wo es noͤthig war, manches, gleich im Anfange ausgelaſſen, was die Begriffe des Kindes uͤberſteigt, z. B. bey der Schoͤpfung, beym Suͤndenfall. Das Opfer Jſaaks wird zur ruͤhrenden Geſchichte.

So deutet er oft nur auf die Geſchichte voriger Zeiten, um Lehr und Unterricht fuͤr die jetzigen daraus zu bereiten, und den jungen Zoͤgling an der Hand gleichſam da nur ſtille ſtehen zu laſſen, wo etwas liegt, was er bemerken muß, weil es Bezug auf ſein kuͤnfti - tiges Leben haben koͤnnte. Was nun auch der trockne Geſchichtsſchreiber dagegen einwenden koͤnnte, der, weil er nur auf ſein Handwerk gereiſet iſt, nicht davon ab - geht, daß eine ſimple untraveſtirte Geſchichte den Kin - dern nur beygebracht werden muͤſſe; ſo wird, wer Campe’s Sinn faßt, ihm antworten: Freund, unſere Wege kreuzen ſich nicht; gehe du nur zu, ich werde dir folgen, und meine Kinder ſollen ſchon, wenn ſie aͤlter werden, und es verdauen koͤnnen, erfahren, was du geſagt haſt. Dies Buͤchlein geht bis zum Urſprung des Roͤmiſchen Staats. Der Verfaſſer hat noch viel Arbeit vor ſich, und moͤge er Heiterkeit und Geſund - heit behalten, um alles ſo zu vollenden, als er es an - fieng, auch die Geſchichte der letzten 10 Jahre, wobey ſein Herz oft warm werden wird! Die Kupfer ſind gut gewaͤhlt und ausgefuͤhrt, und Druck und Papier ſchoͤn.

About this transcription

TextAm Dienstage, den 10. Februar
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-08-05T12:18:56Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAm Dienstage, den 10. Februar . Hamburg1801. Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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