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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei - tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Mittewochen, den 22 Julii.)
Num. 116.

Die heutige Hofzeitung enthaͤlt folgende Nachricht unſers Miniſters zu Conſtantinopel:

Die Peſt dauert in dem Bagnino noch fort, und es iſt nun gewiß, daß ſie ſich auch am Bord eines Schiffes von der Flotte geaͤußert hat, die durch widrigen Wind ſich noch beym Eingange des Canals aufhaͤlt.

Eben gedachte Hofzeitung beſtaͤtiget auch unter Paris die (bereits geſtern gemeldete) Nachricht, daß der Baron von Breteuil, Praͤſident des Finanz-Conſeils; der Her - zog de la Vauguyon, Miniſter der auswaͤrtigen Ange - legenheiten, und der Marſchall von Broglio, Kriegs - Miniſter geworden.

Parlementsſachen.

Der lange gedrohete und von manchen vielleicht ge - fuͤrchtete Vortrag des Herrn Sheridans uͤber den Zuſtand der Finanzen des Reichs hatte endlich am Freytage im Unterhauſe Statt. Er machte den Eingang dazu mit vieler Laune und zum Theil bitterer Satyre, in welcher Herr Pitt und ſeine Freunde ziemlich herhalten mußten. Es waren vier Saͤtze, die er in der Folge ſeiner Rede zu beweiſen ſich bemuͤhte: Erſtlich, daß in den dreyen letzt verfloſſenen Jahren die Ausgaben des Staats die Einnahme deſſelben jaͤhrlich um 2 Millionen uͤberſtie - gen haͤtten, und noch in den zweyen naͤchſt folgenden uͤberſteigen wuͤrden. Zweytens, daß der Bericht, welchen die zur Unterſuchung der Finanzen im Jahre 1786 nie - dergeſetzte Committee abgeſtattet habe, in allen Haupt - punkten ungegruͤndet befunden werde. Drittens, daß von den National-Schulden nichts abgetragen worden, ſondern dieſelben ſeit dem Jahre 1786 vergroͤßert ſind. Viertens, daß bey dem gegenwaͤrtigen Zuſtande unſerer Einnahme und Ausgabe auch nicht eine entfernte Hoffnung unterhalten werden koͤnne, die National -Schuld zu vermindern. Es iſt unmoͤglich, in dem engen Raume dieſer Blaͤtter dem Redner durch eine Menge von Zahlen und Berechnungen zu folgen, wodurch er ſeine Saͤtze zu beweiſen ſich bemuͤhete. Da ſeine Be - hauptungen ſich auf die auf der Tafel des Hauſes vor - gelegten Papiere, welche er vorlaͤufig gefordert hatte, gruͤndeten, ſo hatten ſie allerdings einigen Anſchein der Glaubwuͤrdigkeit. Weil indeſſen Herr Sheridan nicht bloß auf ſein Wort und auf die in ſeiner Rede ange - brachten Zeugniſſe geglaubt zu werden verlangte; ſo that er den Antrag, daß eine Committee von 15 Par - lementsgliedern ernannt wuͤrde, um den Zuſtand der Finanzen des Koͤnigreichs zu unterſuchen, und dem Hauſe neuen Bericht daruͤber abzuſtatten. Seine Un - partheyligkeit dabey wollte er dadurch zeigen, daß er meiſtens ſolche Parlementsherren dazu vorſchlug, die auf der Seite des Miniſters ſind, und fuͤr ihn ſtimmen. Er las die Namen derſelben von einem Papiere ab, auf welchem er ſie niedergeſetzt hatte. Herrn Pitts vertrauter Freund, Herr Grenville, der letzthin Sprecher war, und jetzt Staats-Secretair iſt, widerſetzte ſich die - ſem Antrage aus allen Kraͤften. Er hieß den Vorſchlag zu einer Finanz-Committee laͤppiſch und verdrießlich, behauptete auch, daß nicht die geringſte Urſache dazu vorhanden ſey. Nach Parlements-Gebrauch lege der Miniſter an einem dazu beſtimmten Tage den Finanz - Zuſtand der Nation im Parlemente vor. Haͤtte Herr Sheridan mit Grunde etwas einzuwenden gehabt, war - um habe er es denn damals nicht gleich gethan? Es ſey voͤllig wahr, daß die Einkuͤnfte des Staats, wie Herr Pitt es vorgelegt habe, die Ausgaben uͤbertraͤfen, und daß die Schulden der Nation um mehr als 3 Millionen vermindert waͤren. Ums Jahr 1791 werde alles auf einem ſolchen Fuße ſich befinden, daß der Miniſter fuͤr die Beduͤrfniſſe des Jahres keine neue Anleihen zu machen nothig haben werde. Herr Fox lachte uͤber[2]das, was Herr Grenville vorgebracht, und ſagte, es ſey thoͤrigt, wenn der Staats-Secretair verſichere, die vorgelegten Finanz-Berichte waͤren ungezweifelt wahr; aber zu gleicher Zeit alle naͤhere Unterſuchung und unpartheyiſche Pruͤfung derſelben verbitte. Eben dieſes ſey ein Beweis, daß die Miniſter kein gutes Ge - wiſſen haͤtten, und es ſich bewußt waͤren, daß ſie nicht ehrlich zu Werke giengen. Herr Sheridan habe das thoͤrigte Finanz-Syſtem des Miniſters, und die falſchen Grundſaͤtze, worauf er daſſelbe gebauet, ins helleſte Licht geſetzt; er habe es arithmetiſch bewieſen, daß die Aus - gaben die Einnahme uͤberſtiegen, und, daß anſtatt Schul - den abzubezahlen, wir tiefer in dieſelben geſunken waͤ - ren. Die Miniſter ſollten um ihrer eigenen Ehre willen, und um ihren Credit zu retten, fuͤr die vorge - ſchlagene Committee ſtimmen, und ſie aus allen Kraͤf - ten befoͤrdern. Es ſcheine aber, als ob ſie ſich lieber verſtecken, und Dinge verbergen wollten, von denen es gefaͤhrlich fuͤr ſie ſey, dieſelben oͤffentlich vorzulegen; obgleich fuͤr den Staat nichts ſchaͤdlicher und nach, theiliger ſeyn koͤnne, als grade ein ſolches Verfahren. Herr Pitt vertheidigte in einer langen Rede ſich ſelbſt und ſeinen Freund, Herrn Grenville. Er ſuchte durch Berechnungen es zu erweiſen, daß die Einkuͤnfte des Staats nicht allein die Ausgaben, ſondern ſogar die lebhafteſten Erwartungen der im Jahre 1786 nieder - geſetzten Committee uͤberſtiegen. Herr Sheridan griff die vom Herrn Pitt ſo eben angeſtellten Berech - nungen mit Waͤrme an, und ſuchte zu beweiſen, daß ſie auf falſche Grundſaͤtze gebauet waͤren. Noch lange ſtritt man ſich auf beyden Seiten mit Heftigkeit, bis endlich um halb 2 Uhr, am Sonnabend Morgen, Herrn Sheridans Antrag, ohne daruͤber zu ſtimmen vèrworfen wurde. Ehe die Finanz-Debatte ihren Anfang nahm, benachrichtigte Herr Pitt das Haus, daß ein Londner Kornfactor auf eine betruͤgliche Weiſe 8000 Saͤcke Waizen von Shoreham nach Havre de Grace habe abſchiffen wollen, worauf er ſogleich Ordre habe ergehen laſſen, die Getraide-Ladung in Beſchlag zu nehmen. Er wiſſe, es ſey dieſes ſein Verfahren nicht ganz der Verfaſſung gemaͤß; allein, er habe in der Eile aus der Noth eine Tugend machen muͤſſen, und hoffe, das Haus werde ſeinen gethanen Schritt genehmigen. Sogleich gab man ihm ſelbſt von der Oppoſition den vollkommenſten Beyfall, und es ſoll eine Bill unverzuͤglich eingebracht werden, um der - gleichen betruͤgliche Korn-Ausfuhr nachdruͤcklich zu ver - hindern. Jm Oberhauſe ſind geſtern die Bills wegen der neuen Taxen, der Tontine, der Anleihen auf Credit der Koͤniglichen Exchequer und ihrer Obli - gationen, nebſt einer Menge anderer, vorgekommen. Jm Unterhauſe war eine lange Debatte uͤber die Bitt - ſchrift der Oſtindiſchen Compagnie, um vom Parle - mente Erlaubniß zu erhalten, unerachtet ihres geruͤhm - ten bluͤhenden Zuſtandes, durch eine neue Anleihe ihre Schulden zu vermehren. Erlaubniß ward dazu ertheilet.

Die Nachrichten aus Weymouth lauten ungemein guͤnſtig. Der Koͤnig ſoll nicht allein ungemein wohl ausſehen, ſondern ſich auch wirklich ſehr geſund befin - den, und außerordentlich munter ſeyn. Die Koͤnigl. Reiſegeſellſchaft hat in der Fregatte, Southamton, aufder dortigen Rhede die daſelbſt liegenden und vollbe - manneten Kriegsſchiffe beſehen. Die Freudensbezeu - gungen von den Kriegsſchiffen ſind groß und ſehr herz - lich geweſen. Die Matroſen, welche die Verdecke wie Bienen bedeckten, waren unermuͤdet im Freudenge - ſchrey, welches von dem Ufer her durch die daſelbſt verſammlete Menge Menſchen beantwortet wurde.

Gegen den 10ten des naͤchſten Monats wird die Koͤnigl. Familie zu Windſor wieder erwartet, um am 12ten den Geburtstag des Prinzen von Wallis feyer - lich zu begehen.

Der Herzog von York iſt von den Maſern voͤllig wieder hergeſtellet, und wird in ein paar Tagen zum Prinzen von Wallis nach Brighthelmſtone abgehen.

Durch den hieſigen Hollaͤndiſchen Geſandten iſt ein aͤhnliches Anſuchen von Seiten der Republik, wie das von Frankreich, um Getraide-Beyſtand ergangen. Es wird demſelben auch eine aͤhnliche Antwort ertheilet werden.

Das Oſtindiſche Schiff, Datton, iſt gluͤcklich auf der Themſe angekommen. Es heißt, die Compagnie werde in dieſem Jahre mehr Schiffe nach Aſien ſchicken, als ſie jemals gethan ſeitdem ſie Handlung dahin getrieben.

Heute fruͤh ward, nach einer gehaltenen Rathsver - ſammlung, Befehl nach Portsmouth geſchickt, 6 Fre - gatten und 4 Cutter auszuruͤſten.

Der nach Stockholm ernannte Koͤnigl. Miniſter, Herr Liſton, hat ſeine Reiſe dahin angetreten.

Seit 1758 ſind in England uͤber 25000 Menſchen Schulden halber im Gefaͤngniſſe. Rechnet man ihre Familien dazu, die dadurch ungluͤcklich gemacht wor - den, ſo kann man wohl 80000 annehmen. Man ſagt deshalb, es werde in der kuͤnftigen Parlementsſitzung ein neues Geſetz wegen der Bankerotte gemacht werden.

Die beyden Schwediſchen Oſtindiſchen Retourſchiffe ſind gluͤcklich zu St. Helene angekommen.

Portsmouth, den 10 Julii.

Geſtern kam Befehl, daß die Schiffe, Culloden und Bombay Caſtle, beyde von 74 Kanonen, ſogleich zum Auslaufen fertig gemacht werden ſollten.

Mit der ſogenannten Pariſer Nachpoſt iſt noch fol - gendes eingegangen: Die National-Verſammlung hat den 13ten folgende Entſchluͤſſe genommen:

  • 1) Daß Herr Necker und die uͤbrigen entlaſſenen Miniſter die Achtung und das Bedauern der Nation mit ſich nehmen.
  • 2) Daß die Miniſter, und ſowol die Civil - als mili - tairiſchen Chefs, ihr Betragen bey der Nation verant - worten muͤſſen.
  • 3) Daß die Raͤthe des Koͤnigs, von welchem Rang und Condition ſie auch ſeyn moͤgen, fuͤr die ſchlimmen Folgen ſtehen muͤſſen, welche aus der Lage der Angele - genheiten entſtehen koͤnnen.
  • 4) Daß, da die Verſammlung die Glaͤubiger des Staats unter den Schutz der Ehre der Nation genom - men, keine Macht das Recht habe, das infame Wort von Bankerott auszuſprechen; keine Macht das Recht habe, auf irgend eine Art den oͤffentlichen Credit zu brechen.
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  • 5.) Daß die Verſammlung bey allen ihren vorigen Beſchluͤſſen, beſonders bey denen vom 17ten, 20ſten und 23ſten Junius, beharre.

Der Hof hat das von dem Franzoͤſiſchen Hofe recla - mirte von unſerer Eskadre den Algierern abgenom - mene und hieher gefuͤhrte Franzoͤſiſche Schiff frey ge - geben. Man ſagt, daß uͤber den Commandanten der Portugieſiſchen Fregatte Minerva Kriegsrecht gehalten werden ſoll, weil es ihm zugeſchrieben wird, daß der Algieriſche Corſar nicht genommen worden.

Der Hof hat Ordre nach unſern Haͤven in der Mit - tellaͤndiſchen See geſandt, daß man alle ankommende Algieriſche Schiffe aufs freundſchaftlichſte aufnehmen, und ihnen alle Unterſtuͤtzung wiederfahren laſſen ſoll.

Zu Cadix ſind 2 Schiffe aus China fuͤr die Philip - piniſche Compagnie angekommen.

Jhro Koͤnigl. Hoheiten ſind am Sonnabend von Bonn zuruͤckgekommen.

Jn der vorigen Woche ſtarb hier die Vicomteſſe Walkiers, gebohrne Nettines. Sie war an der Spitze des großen Handlungshauſes, unter der Firma: Die Wittwe von Nettines und Soͤhne, bekannt, welche von den beyden Kindern derſelben fortgefuͤhrt wird.

Auch die Staͤnde von Namur haben die Subſidien bewilligt.

Bericht von dem abermaligen Verſuche des General - Lientenants Michelſon auf die feindliche Beve - ſtigung bey Paraſalma, und von der Eroberung von St. Michael.

Den 18ten Junii ruͤckte der General-Lieutenant Michelſon aus Chriſtina mit ſeinem ganzen Corps aus, und bey ſeiner Annaͤherung nach Paraſalma ſchlug er ein feindliches Piquet. Hier machte er Halt, und ord - nete ſeine Truppen dermaßen, daß 4 Jaͤger-Compagnien und 100 Coſacken und Baſchkiren die Avantgarde aus - machten, um die Attaque auf den rechten feindlichen Fluͤgel zu unternehmen; 4 Grenadier Compagnien, die mit 4 Stuͤcken der Feld Artillerie verſehen waren, 60 Jaͤger, mit einer Anzahl Coſacken und Baſchkiren, giengen grade auf das feindliche Retranſchement und die Batterie los, und 10 Compagnien von dem Leib - Grenadier-Regiment deckten die rechte Seite. Das Corps de Reſerve beſtand aus 4 Grenadier-Compagnien, und die Arriergarde aus dem uͤbrigen Theil der leichten Truppen, die in einer Entfernung von 2 Werſten, hin - ter einem Berge, im Hinterhalt lagen. Der Feind machte unſern anruͤckenden Truppen kein anderes Hin - derniß, als daß er auf ſie, ohne den geringſten Scha - den zuzufuͤgen, beſtaͤndig feuerte. Unter dieſer Diſpo - ſition von beyden Seiten brach die Nacht ein. Der General Lieutenant Michelſon machte ſich dieſer zu Nutze, und legte einige Batterien an, deren Spiel den 19ten dieſes, um 2 Uhr fruͤh Morgens, mit einer ſo vortrefflichen Wirkung eroͤffnet wurde, daß das grobe feindliche Geſchuͤtz bald zum Schweigen genoͤthigt ward. Hierauf bemerkte man, daß der Feind auf unſre Jaͤger, die ſeiner rechten Flanke in den Ruͤcken zu kommenſuchten, mit einem ſtarken Detaſchement Fußvolk einen neuen Verſuch machen wolle; um dieſem alſo vorzu - beugen, wurden 9 Grenadier-Compagnien, unter dem Commando des General-Major Bergmann, abgeſandt. Dieſe eilten den Jaͤgern beyzuſtehen, und thaten einen Ausfall; die aber zur Reſerve geſtandenen 4 Compag - nien vereinigten ſich mit der auf dem erſten Standorte verbliebenen Compagnie, und griffen die feindliche Be - veſtigung von der andern Seite an. Und, obgleich der Feind den erſten durch zwey zur Unterſtuͤtzung der ſeinigen abgeſandte Kanonen und ein neues Detaſche - ment Jnfanterie Einhalt zu thun ſuchte, ſo fiel doch der General-Major Bergmann, welcher gleichfalls Ka - nonen mit ſich fuͤhrte, den Feind ſo heftig an, daß der - ſelbe unverzuͤglich zu dem Retranſchement zuruͤckkehrte, und da er zu gleicher Zeit auch auf der linken Seite von den Oberſt-Lieutenant Oblamofskoy mit einer Grenadier-Compagnie und den erwaͤhnten 4 Compag - nien des Kexholmſchen und Sophieſchen Regiments an - gegriffen ward, gerieth er in Verwirrung, und fieng an, innerhalb des Retranſchements verſchiedene Be - wegungen zu machen, aus denen der General-Lieutenant Michelſen leicht ſchließen konnte, daß der von allen Seiten umgebene Feind nicht ſo ſehr auf neuen Wider - ſtand, als auf den Ruͤckzug bedacht ſey, und ließ daher 2 Grenadier-Compagnien, die dem Retranſchement gegenuͤber ſtanden, mit dem Bajonette auf die Batte - rien losgehen, wobey die daſelbſt ſich gehaltenen 200 Mann, nach zwey vergeblichen Schuͤſſen, die Flucht ergriffen. Allein, ſie wurden von den Unſrigen einge - holt und niedergemacht. Nur wenige haben ſich ge - rettet, die uͤbrigen ſind in unſere Gefangenſchaft ge - rathen. Mitlerweile bemuͤhete ſich der General Lieu - tenant Michelſon, die Retirade des Feindes aus dem Retranſchement zu verhindern, allein er enteilte ihm. Er hatte ſchon Anſtalten gemacht, zur Erleichterung ſeiner Flucht, und ſo zog er ſich ſchleunigſt nach St. Michel zuruͤck, in deſſen Naͤhe er auf einer dortigen Anhoͤhe, zu der ein ſchmaler Weg und eine baufaͤllige Bruͤcke fuͤhrt, Halt machte. Allein, um ihn auch auf dieſer Stelle nicht Ruhe zu laſſen, befahl der General - Lieutenant Michelſon die Bruͤcke auszubeſſern. Er konnte ſich aber kaum mit den neu hinzugekommenen 400 Mann vereinigen und in Fronte ſtellen, ſo fluͤchtete auch von hier der Feind nach St. Michael. Hier, auf einer Ebene, ſammelte er ſich zum letzten mal, und machte ordentlich Fronte; aber kaum ruͤckten unſere Grenadier an, ſo verwandelte ſich ſeine Stellung; alle eilten hinter einer Kirche fort, nach Jokas zu. Der Feind kam unterdeſſen dadurch, daß er, ſobald er nur hinter der Kirche war, einen Pulverkeller anſteckte, ſeiner gaͤnzlichen Niederlage zuvor. Dies that er, theils um die Nach - jagd zu verhindern, theils aber um den Unſrigen zu ſchaden; allein, zum Gluͤck hatte ſeine Abſicht keinen Erfolg, denn es ward keiner beſchaͤdigt. Der General - Lieutenant Michelſon gieng, um dem Feinde nicht Zeit zu geben, entgehen zu koͤnnen, und um ſich der ihm eingejagten Furcht zu Nutze zu machen, noch denſelben Tag weiter, um ſowol auf dieſen Ort, als auch auf Pamalaſund, mehrere Verſuche zu wagen. Er hinter - ließ in St. Michael einige Compagnien des Leibgarde - Regiments, mit einem Theil der Jaͤger und leichten[4]Truppen, unter dem Commando des General Major Deniſow, den ſeine Wunde zu ſtreiten, ſelbſt zu Pferde zu ſitzen verhinderte. (Der in St. Michael gefundene Vorrath, und der feindliche Verluſt an Mannſchaft, iſt geſtern ſchon gemeldet worden.)

Obgleich der in Pumalaſunda umringte Feind, der nun nicht zu Lande nach Karelien zuruͤck kehren konnte, um ſich mit dem zerſtreueten Ueberbleibſel ſeiner Trup - pen zu vereinigen, ſich mit dem General-Major Knor - ring, der dieſem Orte gegenuͤber poſtirt war, wegen der Uebergabe der kleinen Veſtung und aller ſeiner Waffen in Unterhandlung eingelaſſen hatte, ſetzte er ſich doch ploͤtzlich in der Nacht zum 23ſten Junii auf 8 große und einige kleine Fahrzeuge, richtete ſeinen Weg zu der Seite nach Neuſchlot, und verließ alſo ſeinen Poſten. Der bemeldete General-Major, der ſich nicht ſo viel um die Einnahme des von dem Feinde verlaſſe - nen Orts bekuͤmmerte, als Mittel zu finden ſuchte, ihm noch auf der Flucht beyzukommen, eilte einige kleine Bauerkaͤhne, die er juſt bey ſich hatte, zu beſetzen. Er ſtellte auf einen derſelben eine Regiments-Kanone, und jagte dem Feinde nach. Es gelang ihm auch, in - dem er noch einen Kahn einholte, auf welchem der Jaͤger-Capitain Jaͤgerhun, 1 Feldſcheerer und 5 Ge - meine gefangen genommen ſind. Hierauf detaſchirte der General-Major Knorring 1 Bataillon des Wybur - giſchen Regiments, und zog ohne den geringſten Wider - ſtand in das feindliche Retranſchement ein, wobey 14 Mann Gemeine gefangen genommen wurden; uͤber - dem ſind uns noch 16 Kanonen von 3 - bis 12pfuͤndigen Caliber, eine Menge Flinten, Ladungen, Kugeln und Pulver, wie auch Proviant, ferner 2 große auf dem Waſſer liegende Fahrzeuge mit Maſten, und andere auf den Strandbaͤnken liegende große und viele kleine Fahr - zeuge, und eine große Menge Materialien, die zur Bauung von neuem fertig lagen, einige Werkzeuge und Geraͤthſchaften zur Beute geworden. Nach der Aus - ſage der Gefangenen belief ſich die Anzahl des Feindes in Pumalaſunda bis auf 800 Mann, unter dem Com - mando des Majors Hahn. Auf dieſe Art wurden die feindlichen Bemuͤhungen, um auf dem See Saima eine Flottille zum Anfalle auf unſere Kuͤſten zu errichten, vergeblich. Es wird ihm uͤberhaupt von allen ſeinen hier erbauten Fahrzeugen wol kein einziges dienen koͤn - nen; denn auch diejenigen, auf welchen der Major Hahn jetzt noch gefluͤchtet, werden, wenn er ſie nicht ſelbſt verderben ſollte, gleichfalls in unſere Haͤnde kommen.

Unterdeſſen war das weitere Vorruͤcken des Detaſche - ments des General-Majors, Baron Schulz, nachdem er den Feind auf dem Sulkowſchen Poſten geſchlagen, durch Abbrennung und Zerſtoͤhrung der Bruͤcken, die nun immer wieder hergeſtellet werden mußten, ſehr ſchwer gemacht; und deswegen traf er bey ſeiner An - kunft nach Jokas den Feind nicht mehr an, der ſeine dort befindliche Magazine in Aſche verwandelt, und ſeine Flucht nach Joras ergriffen hatte. Das vordere Detaſchement aber verfolgte den Feind, und holte noch ſeine Arriergarde ein, die mit ihrer 3pfuͤndigen Kanone ſich zu wehren verſuchte; allein, die Coſacken, die von3 Jnfanterie-Compagnien unterſtuͤtzt waren, ſchlugen auf die Arriergarde ſo tapfer los, daß der Feind in den Wald entfloh, und uns ſeine Kanone zur Beute ließ. Bey dieſem Vorfalle ſind ein Faͤhnrich von der Artillerie, und 3 Gemeine gefangen genommen, und einige ge - toͤdtet. Unſerer Seits aber beſteht der ganze Verluſt in einem verwundeten Coſacken-Pferde.

Der Ober-Befehlshaber der Armee beſchließt ſeinen Rapport damit, daß dem Feinde in St. Michael zwey Fahnen und eine Standarte abgenommen, die durch den Major des Leibgrenadier-Regiments Saſonow uͤber - bracht worden ſind.

Am 9ten dieſes erhielt der Graf von Anhalt, Chef des Kayſerl. adelichen Landcadetten Corps, von Jhro Majeſtaͤt, der Kayſerinn, einen ſchriftlichen Befehl, daß 36 von den geſchickteſten Cadetten, als Officiere bey den Truppen, die auf die Galeeren eingeſchifft worden ſind, angeſtellt werden ſollten. Der Herr Graf machte dies den Cadetten bekannt. Sogleich unter - ſchrieben ſich 45 freywillig, ohne weitere Aufforderung zu dieſer Expedition. Der Herr Graf berichtete dies am 10ten muͤndlich der Kayſerinn, und Jhre Majeſtaͤt befahl, daß alle 45 Cadetten als Lieutenants aus dem Corps entlaſſen werden, ein jeder zu ſeiner Equipirung 100 Rubel zum Geſchenk erhalten, und ſie auf Koſten der Krone nach Wiburg tranſportirt werden ſollten. Der Herr Graf redete ſie hierauf am 11ten Junii in Franzoͤſiſcher Sprache ohngefaͤhr folgenderſtalt an: Sie haben geſtern ſchon erfahren, wie gnaͤdig Jhre Majeſtaͤt, die Kayſerinn, Jhre Begierden, ſich in Kriegs - dienſten hervorzuthun, Jhre Vaterlandsliebe, und ihr brennendes Verlangen, aͤchte Beweiſe ihrer Dankbarkeit fuͤr die Erziehung an den Tag zu legen, die ſie durch die Gnade der Kayſerinn genoßen, aufgenommen hat. Jch wuͤnſche ihnen von Herzen Gluͤck zu ihrem Ent - ſchluſſe. Sie betreten den Weg der Ehre und des Ruhms. Ehre und Ruhm koͤnnen ſie nur durch ge - wiſſenhafte Erfuͤllung ihrer Pflichten erwerben. Sie kennen ſchon einen Theil ihrer Pflichten. Laſſen Sie ſehen, daß ſie ſie nicht nur kennen, ſondern ſie auch auszuuͤben wiſſen. Studiren Sie jederzeit die Pflich - ten und das Weſen des beſondern Dienſtes, in den ſie verſetzt werden. Nichts gleiche dem Eifer, womit ſie dieſe Pflichten in Ausuͤbung bringen. Allein, dadurch erlangen ſie Ehre und Ruhm. Jn bedenklichen Faͤllen, wo ihnen ein ſicherer Wegweiſer fehlt, ſey Muth ihr einziger Begleiter, und der verlaſſe ſie nie. Er beſeele ſie in den alles entſcheidenden Augenblicken, wo Gluͤck oder Ungluͤck, Leben oder Tod vieler Tauſenden, wo unverwelklicher Ruhm oder unausloͤſchliche Schande von ihren Betragen abhaͤngen. Dieſe wenigen Worte mit Nachdruck und Wuͤrde aus dem Munde ihres Chefs, der ihnen Vater und Lehrer war, bey dem freywilligen Entſchluſſe in dem Augenblick die Waffen zu ergreifen, wo ein entſcheidender Schlag nahe iſt, welchen unwider - ſtehlichen Trieb, ſich hervorzuthun, muͤſſen ſie nicht erregen? Was kann der Staat nicht von ſolchen Juͤng - lingen erwarten? Dies ſind alles heilſame Folgen von der alles belebenden raſtloſen Thaͤtigkeit des Grafen, der nur fuͤr ſein Corps lebt.

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Des Kronpinzen, Koͤnigl. Hoheit, ſind von einer kleinen Erkaͤltung, mit welcher ſie einige Tage beſchwert geweſen, gegenwaͤrtig vollkommen wieder hergeſtellt, und werden, wie es nun ſicher verlauten will, im naͤchſten Monat die ſchon ſeit einiger Zeit vorgehabte Reiſe nach Holſtein antreten, ſich aber daſelbſt nur einige Wochen verweilen.

Nach dieſem Herzogthum werden noch immer von hier Kriegsgeraͤthſchaften verſandt, und erſt vor ein paar Tagen iſt wieder eine Compagnie Artilleriſten mit der dazu gehoͤrigen Bagage dahin abgegangen.

Der Kammerjunker des Koͤnigs, Herr von Moͤſting, ſoll von Sr. Majeſtaͤt die Amtmannſchaft zu Haders - leben erhalten, und an deſſen Stelle der Kammerjunker von Walmoden kommen.

Aus der Nordſee ſind 2 neue in Archangel gebaute, und den Winter uͤber in Norwegen gelegene Rußiſche Kriegsſchiffe, No. 8 und 9. nebſt 2 Fregatten, ange - kommen, und haben ſich außen vor der hieſigen Rhede vor Anker gelegt.

Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben durch ihren Conſul in London dem Engliſchen Kauffahrtey-Capitain, Wil - liam Danſon, die goldene Medaille pro meritis zuſtellen laſſen, zur Belohnung, daß derſelbe im November vori - gen Jahrs die Mannſchaft des bey Riga geſtrandeten Flensburger Schiffes, Emanuel, Capitain Niß Lorenzen Collund, mit Gefahr ſeines und ſeiner Leute eigenen Leben, gerettet hat.

Da man nun aus der Oſtſee die gewiſſe Nachricht erhalten, daß ſowol die Rußiſche als Schwediſche Flotte in der Gegend von Bornholm kreuzen, ſo kann man taͤglich wichtige Nachrichten erwarten.

Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben den geweſenen Land - rath, Herrn Carl Rudolph Wilhelm von Billerbeck, Erb - und Gerichtsherrn auf Domcken, Glysno, ꝛc. in Weſtpreußen, in Betracht ſeiner geleiſteten treuen Dienſte, zu Dero geheimen Kriegsrath allergnaͤdigſt zu ernennen, und ihm das Patent daruͤber huldreichſt ausfertigen zu laſſen geruhet.

Der Koͤnigl. geheime Etatsminiſter, Freyherr von Werder, iſt von Frankfurt an der Oder allhier einge - troffen.

Der Engliſche Geſandte, Herr Hailes, iſt von hier nach Warſchau gereiſet.

Da der Koͤnigl. Preußifche Oberſte, Freyherr von Grothaus, in einer hieſigen Zeitung fuͤr todt geſagt worden, ſelbiger ſich aber in beſter Geſundheit zu Pots - dam befindet; ſo hat er den Verfaſſer des Hamburgi - ſchen unpartheyiſchen Correſpondenten erſucht, den folgenden Brief, der eigentlich an den Verfaſſer des Blattes gerichtet iſt, in dem ſein Tod angekuͤndigt worden, auch in den Correſpondenten zu ruͤcken:

Mein Herr!

Da ich nunmehro todt bin, und bereits in Potsdam an einem Schlagfluß ſchleunig verſtorben, wie ich ganz deutlich ſelbſt in Jhrer Zeitung geleſen habe, ſo darf ich mich wol aus Beſcheidenheit nicht anders als einen aus der Unterwelt zuruͤckgekommenen Schattenanſehen. Jch habe indeſſen auch einige brave Freunde in dieſer Oberwelt, und meine alte Mutter, die mich herzlich liebt, und die mein Tod erſchreckt haben muß, wohnt in Jhrer Nachbarſchaft. Jch erſuche dahero, auch meine Wiederkunft aus den Eliſaͤiſchen Feldern bekannt zu machen, damit eine alte Frau den Tod ihres Sohnes nicht zu fruͤhzeitig zu beweinen braucht, und meine Freunde und Anverwandte wiſſen, daß ich wohl bin. Es hat uͤbrigens nichts zu bedeuten; ein - mal mehr oder weniger todt thut nichts zur Sache. Dieſes iſt nun wenigſtens das viertemal, daß ich die Ehre habe, zu ſterben; bald in London und bald in Venedig, und ich glaube gar ſchon einmal in Conſtan - tinopel. Jndeſſen habe ich allemal das Vergnuͤgen gehabt, unter den groͤßten und beſten Menſchen von Europa Theilnehmer meines Schickſals zu finden. Jhr Charakter, mein Herr, Jhre gute Denkungsart und Jhre Perſon, ſind mir ſo wohl bekannt, daß ich gewiß bin, daß Sie aus keiner uͤbeln Abſicht dieſe Nachricht verbreitet haben; es kann auch niemand aus Feindſchaft gegen mich Jhnen ſolche gegeben haben, denn ich habe keinen Feind, weil ich ſelbſt niemanden feind bin. Nur muß ich dieſe kleine mediciniſche An - merkung machen, daß jemand, der ſein Blut durch Bewegung ſo weiß in Choc zu ſetzen, als ich, nicht am Schlagfluß ſterben kann. Wie die Olimpiſchen Spiele noch ſtanden, war der Schlagfluß vermuthlich nicht bekannt, ſammt allen denen vielen Krankheiten, die durch die Nichtbewegung entſtehen. Jch werde daher vermuthlich meinen Tod nicht durch einen Schlagfluß oder Krankheit, ſondern in einem Kriege finden, und werde ſchon ſorgen, daß durch einen meiner braven Cameraden Sie gleich davon benachrichtiget werden, damit ich meinen alten Platz in Jhrer Zeitung wieder einnehmen koͤnne.

Jch wuͤnſche Jhnen gute Geſundheit und alles moͤg - liche Gluͤck, bitte, alle diejenige, die mich in Jhrem vortrefflichen Hamburg kennen, vielmals von mir zu gruͤßen, und zu glauben, daß ich mit ſteter Hochach - tung bin

Mein Herr,
Dero gehorſamſter Dienervon Grothaus, Koͤn. Pr. Oberſter.

Der Koͤnigl. Preußiſche Oberſte, Freyherr von Grot - haus, fuͤhrte 1775 300 Engliſche Rekruten nach Eng - land, und gieng im Winter mit ihnen unter Segel. Es entſtanden fuͤrchterliche Stuͤrme, und andere mit ihm ausgelaufene Schiffe ſuchten ihre Zuflucht in Hol - laͤndiſchen und andern Haͤven. Er aber hielt ungeachtet der Stuͤrme die See. Da nun niemand glaubte, er werde ſich retten, wegen der von den eingelaufenen Schiffen erhaltenen fuͤrchterlichen Nachrichten, ſo ward auch diesmal der Oberſte von Grothaus mit aller ſeiner Mannſchaft fuͤr verlohren geſchaͤtzt, und bereits todt geſagt. Ein gleiches ward in England geglaubt, bis auf einmal, nach einer langen und gefaͤhrlichen Fahrt, der Herr von Grothaus vor Dover erſchien, und gluͤck - lich in den ihm beſtimmten Haven mit ſeiner Mann - ſchaft einlief. Er bekam hierauf, als bloßer Capitain, 2000 Mann in Stade und Harburg unter ſeinem Com - mando, unter dem damaligen Oberſten, nunmehro[6]General-Lieutenant und General-Adjutanten, Ritter Faucitt, welcher ſich in Caſſel aufhielt. Die Engli - ſchen Tranſportſchiffe wurden an ihn addreßirt, und er fuͤhrte das Commando dieſer Truppen, nach dem ein - helligen Zeugniß derjenigen, die ihn kannten, mit aͤußerſter Accurateſſe, Gerechtigkeit und Uneigennuͤtzig - keit.

Von gelehrten Sachen.

Iphigenie en Tauride Tragedie en quatre actes par Mr. Guillart, dediée a Sa Majeſté La Reine de Pruſſe, Friderique Louiſe et arrangée pour le Clavecin par J. C. F. Rellſtab, miſe en muſique par Le Chevalier Gluck. Berlin, avec Privilége du Roi; dans le magazin & de l’imprimerie de muſique de Reliſtab.

Herr Rellſtab verdient den beſten Dank fuͤr die ge - meinnuͤtzigere Bekanntmachung dieſes in aller Abſicht ſo vortrefflichen Werks. Glucks große Theater-Com - poſitionen konnten, ihrer Natur nach, bis jetzt noch immer keine rechte Senſation im Deutſchen Publicum machen, und das nicht ohne Grund. Die neue Form ſowol des Textes als auch der Muſik muß erſt gefaßt ſeyn, ehe man weiter gehen und ſich an etwas ergoͤtzen kann, das man bisher noch nicht begriffen hatte. Die - ſem Mangel iſt durch den vor uns liegenden Clavier - Auszug ziemlich abgeholfen. Die Liebhaber des ſchoͤnen, edlen, ruͤhrenden Geſanges und des ſtarken Ausdrucks koͤnnen jetzt das Ganze uͤberſehen, und Recenſent iſt uͤberzeugt, daß man bey wiederholtem Durchſingen die - ſer ſchoͤnen Oper nie ohne neues Vergnuͤgen vom Claviere gehen werde.

Der Clavier-Auszug iſt beſſer gerathen, als Recenſent ihn von einer Gluckſchen Oper erwartet haͤtte; Druck und Papier ſind ſchoͤn, und machen der Officin des Herrn Rellſtab Ehre.

Recenſent wuͤnſcht, daß das Publicum durch gute Aufnahme dieſer Oper den Herrn Rellſtab bald zu einem neuen Verſuch aufmuntern moͤge, und ſchlaͤgt dazu die Oper Alceſte von Gluck vor. (Dieſe Oper koſtet 2 Rthlr. 12 Gr. und iſt im Addreß Comtoir und der Weſtphalſchen Muſikhandlung zu haben.)

Muſikaliſche Anzeige.

Zwoͤlf geiſtliche proſaiſche Geſaͤnge, mit Begleitung des Claviers, werden zur Michaelis-Meſſe d. J. in der Breitkopfiſchen Buchhandlung zu Leipzig im Druck er - ſcheinen. Der Verfertiger derſelben iſt der Dom - und Stadt-Cantor zu Meißen, Herr Johann Gottfried Weiske, welcher laͤngſt als ein geſchickter Compoſiteur ruͤhmlich bekannt iſt, und ſie zum Beſten der daſigen Armenſchule herausgiebt. Sie empfehlen ſich ſowol durch ihre alsbald wahrzunehmende vorzuͤgliche Guͤte als beſonders dadurch, daß er dieſelben, um das Tempo anzugeben, nicht mit den gewoͤhnlichen Worten: lang - ſam, geſchwind, maͤßig ꝛc. bezeichnet, ſondern weil dieſe das Zeitmaaß eines Stuͤcks viel zu unbeſtimmt ausdruͤcken, als daß es ſich hiernach ſtets richtig be - urtheilen und finden laͤſſet, gleichwol jedes Stuͤck ſeinen Werth verliert, wenn das gehoͤrige Tempo nicht be - obachtet wird, ſo hat er ſolches nach einem gewiſſen Jnſtrument, welches er einen Tactmeſſer nennt, auf eine ganz neue und dabey ſo genaue und ſichere Weiſevorgeſchrieben, daß es hiernach von Jedermann auf das untruͤglichſte voͤllig getroffen werden kann. Weil er glaubt, daß, wenn dieſes Jnſtrument in Betracht der Menſur gebraucht und eingefuͤhrt werden wollte, es dem Compoſiteur ſowol als dem Spieler angenehme Dienſte leiſten werde, ſo will er ſich in einem Anhange zu dieſen Geſaͤngen daruͤber weiter erklaͤren, und daſſelbe in Kupfer geſtochen beyfuͤgen. Damit jedoch Niemand ein Werk von vielem Mechanismus erwarte, ſo ver - ſichert er, daß, auf ſo verſchiedene Art es auch einge - richtet und geformt werden koͤnne, daſſelbe doch an ſich ſo leicht, einfach und geringfuͤgig ſey, daß es ſogleich Jedermann, ohne alle Koſten, zu fertigen, und dadurch, wie er die Sache mit Kennern verſchiedentlich erprobt, ſowol der Compoſiteur das erforderliche Tempo jedes - mal beſtimmt anzugeben, als ein anderer nach dieſer Angabe richtig zu finden vermoͤge. Hieraus ergiebt ſich, daß derjenige, welcher in Anſehung des Zeit - maaßes bey irgend einem andern muſikaliſchen Stuͤcke ungewiß iſt, ſich auch von einem Abweſenden, zu dem er Zutrauen hat, daſſelbe nach dieſem Wetskiſchen Tactmeſſer ſchriftlich anweiſen laſſen koͤnne. Das Exemplar dieſer Geſaͤnge nebſt dem Anhange koſtet 16 gGr. und wird bis zum Ende des Monats Auguſt a. c. hier in Meißen bey dem Herrn Verfaſſer und mir, dem Superintendenten; in Dresden, im Addreß-Com - toir, und in Leipzig in der Breitkopfiſchen Buchhand - lung, gleichwie in den Buchhandlungen anderer Orte, als warum dieſelben andurch ergebenſt erſucht werden, Praͤnumeration angenommen. Auf 9 Exemplare wird das 10te frey gegeben, und die Namen der Praͤnu - meranten, welche dieſes Werk befoͤrdern, werden vor - gedruckt.

Gottlob Siegmund Donner, Superint.

Jn der Keyſerſchen Buchhandlung zu Erfurt kommt von dem Buche: Voyage au Pays de Bambouc, ſuivi d’Obſervations interreſſantes ſur les Caſtes Indiennes, ſur la Hollande, & ſur l’Angleterre. 8. eine Deutſche Ueber - ſetzung unter dem Titel: Reiſe nach dem Lande Bam - bouc in Africa, nebſt wichtigen Bemerkungen uͤber die Jndiſchen Caſten, uͤber Holland, England ꝛc. ꝛc. heraus.

Auch ſind daſelbſt in verwichener Jubilatemeſſe fol - gende neue Verlagsbuͤcher heraus gekommen, und in hieſigen und andern Buchhandlungen zu haben:

Branntweinbrennerey, die, nach theoretiſchen und practiſchen Grundſaͤtzen, 8. 3 Gr. Chambon de Mon - taux, von den Krankheiten der Frauen, aus dem Fran - zoͤſiſchen von Dr. C. H. Spohr, 1ſter Th. 8. 18 Gr. v. Dachroeden E. L. W., I. von den Verdienſten der - mer um die Ausbreitung und Berichtigung der Erdkunde oder Geographie. II. H. A. Frank über die Worte des Tacitus: de Germania Cap. XIX. Plus ibi boni mores valent, quam alibi bonæ leges, durch eine Parallele zwi - ſchen den Römern und Deutſchen, in Anſehung der Tu - gend der Keuſchheit erläutert, gr. 4. 3 Gr. Donndorf, J. A., uͤber Lebensart, Sitten, Gebraͤuche und na - tuͤrliche Beſchaffenheit verſchiedener Voͤlker und Laͤn - der. Ein Leſebuch fuͤr Freunde der Erd - und Voͤlker - kunde, mit vielen Bemerkungen aus der Naturge -[7]ſchichte, 8. 1 Thl. 8. Gr. Ebend. Anti-Pandora, oder angenehme und nuͤtzliche Unterhaltungen. Ein Leſebuch zur Tilgung des Aberglaubens und Befoͤrderung ge - meinnuͤtziger Kenntniſſe, aus allen Theilen der Wiſſen - ſchaften. Dritter Theil. 8. 1 Thl. 8 Gr. Horrer, M. Georg Adam, Religionsvortraͤge, waͤhrend der Leidens - feyer unſers Herrn Jeſu Chriſti, 8. 5 Gr. Liebner, M. Joh. Adolph, noͤthiger Unterricht uͤber den noch herrſchenden ſchaͤdlichen Aberglauben unter den Chri - ſten. Ein Leſebuch, beſonders fuͤr die Jugend. 8. 8 Gr. Lorenz, Joh. Gotth., von dem Betragen des Lehrers in ſeiner Schule; oder: Wie kann ein Lehrer in ſeiner Schule recht gemeinnuͤtzig werden? Nebſt einigen prac - tiſchen Klugheits-Regeln und tabellariſchen, ſchemati - ſchen Schulkinder - und Lectionsverzeichniſſen. Ein Taſchenbuch fuͤr Lehrer in Stadt - und Landſchulen, 8. 4 Gr. Loſſius, Joh. Chriſt., Etwas über Kantiſche Philoſophie in Hinſicht des Beweiſes vom Daſeyn Gottes, gr. 4. 2 Gr. Loßius, Rud. Chriſt., die neueſten Ge - ſchichten der Bibel, oder das Leben Jeſu, in Erzaͤh - lungen fuͤr Kinder, 8. 12 Gr. Romane, Sommer - Tags - Nachts - und abentheuerliche, 2ter Theil, 8. 8 Gr. Schröter, Joh. Hier., Beobachtungen über die Sonnenfackeln und Sonnenflecken, ſammt beyläufigen Be - merkungen über die ſcheinbare Fläche, Rotation und das Licht der Sonne. Mit 5 Kupfert. gr. 4. 1 Thl. Schroͤter, F. A., Deutſche Sprachlehre fuͤr das ſchoͤne Geſchlecht, in Briefen, nebſt einem Anhange, die Einrichtung der Briefe betreffend, 8. 16 Gr. Ueber das Studium der oͤkonomiſchen und Cameral-Wiſſenſchaften, 8. 3 Gr. Unterricht in Spruͤchwoͤrtern, moraliſcher, durch Beyſpiele und Erzaͤhlungen erlaͤutert, fuͤr die Jugend, nebſt einer Vorrede von Joh. Rudolph Gottl. Beyer, Pfarrer zu Schwerborn, 8. 8 Gr. Weisheit und Thorheit, oͤkonomiſche, oder Journal von und fuͤr Oekonomen, Kameraliſten, Hausmuͤtter, Gartenlieb - haber und Freunde der Stadt - und Landwirthſchafts - kunde ꝛc. Erſter Theil. 8. 8 Gr. Des Buchdrucker Schlegels Verlagswerke, ſo ſie an ſich gekauft: Mappe Monde literaire von C. W. Roth. 18½ Bogen Tabellen, in großem ſtarken Franzoͤſiſchen Royalfolio-Format, oder Landkartenpapier, auf ſtark Schreibp. 3 Thl. 12 Gr. Druckp. 2 Thl. 8 Gr. Schak Hermann Ewald, uͤber das menſchliche Herz, ein Beytrag zur Characteri - ſtik der Menſchheit, 3 Baͤnde, 8. 2 Thl. 8 Gr. Na - tuͤrliche Religion, nach Urſprung, Beſchaffenheit und Schickſalen, 8. 14 Gr. Wehrn, D. C. G., de ceſſio - nario privilegiato ad uſum privilegiorum fuorum admit - tendo: nec non de jure pignoris fendalis in cauſa quadam illuſtri conſtituti primum deinde ceſſitum in diſceptationem vocati atque ſententiarum reſponſiorumque varietati ac diſſentione ſubjecti, 4. 6 Gr. M. C. A. Lilien, Be - weis, daß die Wunderwerke Jeſu Chriſti und ſeiner Apoſtel einer der ſtaͤrkſten Gruͤnde fuͤr die Wahrheit und Goͤttlichkeit der Lehre Jeſu ſind, und daß man ſich von ihrer hiſtoriſchen Gewißheit noch heut zu Tage uͤber - zeugen koͤnne, 8. 3 Gr.

Prellerey uͤber Prellerey, oder hierinn beſpiegelt Euch. Ein Deutſches Familienſtuͤck in 3 Acten, von Sigis. Gruͤner, Schauſpieler. 10 Bogen auf feinem Schreibp. und einer Titel-Vignette, von Liebe. 9 gGgr. beyHartung in Riga und Koͤnigsberg, und in Commißion bey Friedr. Maurer in Berlin, 1789.

Wir ſind keinesweges entſchloſſen, dies mit ſo vielen typographiſchen Schoͤnheiten gezierte Luſtſpiel voͤllig fehlerfrey zu erkennen, aber wir glauben auch, uͤber - zeugt zu ſeyn, daß dieſes Product eines noch wenig be - kannten Verfaſſers nicht allein unter die Ausnahmen zu rechnen iſt, ſondern koͤnnen es auch jeder Buͤhne zur Auffuͤhrung empfehlen, mit der gewiſſen Ueberzeugung, daß etwanniges Mißfallen nicht am Stuͤck ſelbſt liegen koͤnne. Der Dialog iſt leicht und fließend, und die Caractere ſtechen getreu gegen einander ab.

R.

Es hat der Magiſtrat von Carlscrona, in Schweden, ein Proclama ergehen laſſen, durch welches die ge - ſammten in der Fremde befindlichen Erben des daſelbſt verſtorbenen Kaufmanns, Jonas Olofsſon, belangt werden, am 12ten November dieſes Jahrs vor dem dortigen Magiſtrat zu erſcheinen, und ihre Gerechtſame wahrzunehmen, in einer Rechtsfrage uͤber die Voll - ziehung einer Buͤrgſchaft, die der Großhaͤndler, Jonas Krook, den 30ſten Nov. 1763 fuͤr oben genannten Olofsſon geleiſtet hat, und Kraft welcher Olofsſon den 20ſten Januar 1764 die verbuͤrgte Summe gehoben. Da ſich aber Olofsſon nachgehends dieſe Summe wieder zu erſtatten unvermoͤgend erklaͤrt hat, und vor dem Ende des hieruͤber rege gemachten Pro - ceſſes mit Tode abgegangen, ſo ſind die Creditores ge - ſonnen, ihre Anſpruͤche gegen ſeine Erben auszufuͤhren; welches alles der Magiſtrat hat zur Benachrichtigung der Olofsſonſchen Erben bekannt machen laſſen wollen.

Demnach die von dem General-Poſtamts-Secretaire, Elteſter, zu Berlin, angekuͤndigte Poſt - Cours - Mei - len - und Porto-Berechnungen, imgleichen die dazu gehoͤrige Poſtcours-Charten von ganz Deutſchland, wie auch beſonders die Poſtcours-Charten vom Koͤnigreich Preußen und ganz Schleſien, die Preße verlaſſen haben, ſo wird hierdurch bekannt gemacht, daß ſolche im Koͤn. Preußiſchen Poſtamte zu Hamburg, auch in allen Koͤn. Preußiſchen Poſtaͤmtern zu haben ſind.

Jn Braunſchweig bey dem Wundarzt, Herrn Mayer, nahe bey der Martinuskirche auf der Meſſe wohnhaft, iſt auf bevorſtehende und folgende Meſſen ein Logis wie auch ein Meßſtand, mit oder ohne Logis, zu vermiethen.

AVERTISSEMENT.

Das Graͤfl. von Hoymſche Gerichtsamt hieſelbſt citirt den angeblich als Dragoner unter dem ehemaligen hochloͤbl. von Schorlemmerſchen Regimente geſtandenen von hier gebuͤrti - gen und ſeit 35 Jahren verſchollenen Gottlieb Muͤller, oder deſſen etwanige Leibeserben, ad inſtantiam ſeiner Anver - wandtinn, womit derſelbe oder dieſelben binnen Neun Mo - naten, peremtorie aber auf den 12ten October dieſes Jahrs, als dem ſub præjudicio anberaumten Termino, fruͤh um 10 Uhr, auf hieſigem Herrſchaftlichen Hofe perſoͤnlich oder durch einen Bevollmaͤchtigten, wozu der Herr Juſtiz-Com - miſſarius Lange in Hirſchberg vorgeſchlagen wird, und welcher mit gerichtlichen Zeugniſſen vom Leben und Aufenthalt des Citati, imgleichen daß die etwan vorhandene Leibeserben es auch wirklich ſind, verſehen werden muß, erſcheinen, und ſolchergeſtalt, daß Citatus noch am Leben, oder deſſen Erben die wahren Erben ſind, darthun, widrigenfalls aber gewaͤr - tigen, daß derſelbe per Sententiam fuͤr todt erklaͤret, und[8]uͤber deſſen in Einhundert Reichsthaler Handgeld beſtehendes nachgelaſſenes Vermoͤgen nach Vorſchrift der Geſetze diſpo - nirt werden wird.

Von dem Stadtgericht zu Egeln ſind des daſelbſt verſtor - benen Toͤpfermeiſters, Jacob Chriſtian Zeiſigs, ſeit 1752 und laͤnger abweſende, eigentlich aus Wittſtock gebuͤrtige, und nach ihrem Leben und Aufenthalt unbekannte Bruͤder, als der Schloͤſſer, Joachim Michael, und Huthmacher, Jo - hann Chriſtian Zeiſigs, oder auch derſelben Erben oder Ceßionarien, edictaliter citirt, aus der von ihrem erſtge - nannten Bruder wegen ihrer 26 Rthlr, 8 Gr. 4 Pf. Erbe - gelder unterm 11ten Junii 1777 ihnen beſtellten, und auf deſſelben nunmehro verkauften Hauſe noch eingetragen ſte - henden Caution ihre Anſpruͤche geltend zu machen, widrigen - falls ſi: in Termino peremtorio den 21ſten April 1790 fuͤr todt erklaͤrt, ihre nachgelaſſene Erben praͤcludirt, und obge - dachte Caution im Hypothekenbuche wird geloͤſcht werden.

Wann Johann Ludwig Hartwig Schuͤtt, ein Sohn des geweſenen und verſtorbenen Mitpaͤchters Schuͤtt hieſelbſt, vor einiger Zeit, ohne Leideserben zu hinterlaſſen, verſtor - hen; ſo werden alle und jede, welche an die Verlaſſenſchaft deſſelben aus Erbrecht, wegen Schuld oder ſonſt aus irgend einem andern Grunde Anſprache haben oder zu haben ver - meynen, hiedurch vorgeladen, ſich am 9ten September dieſes Jahrs, Vormittags um 10 Uhr, vor dem hieſigen Gerichte perſoͤnlich oder durch hinlaͤnglich Bevollmaͤchtigte einzufinden, und ihre Anſprache ſodann anzugeben und rechtlicher Art nach zu bewahrheiten, unter dem Nachtheil, daß diejenigen, welche dieſes nicht leiſten, mit ihren Forderungen und An - ſpruͤchen ausgeſchloſſen und zum ewigen Stillſchweigen ver - wieſen werden ſollen.

von Holſteinſches Gericht hieſelbſt.

Auf das cum eventuali oblatione ad cedendum bonis be - gleitete Geſuch des hieſigen Schutzjuden, Joſeph Milchel, werden deſſen geſammte Glaͤubiger bey Strafe der Aus - ſchließung, und ſeine Schuldner bey Strafe doppelter Zah - lung geladen, erſtere, ihre Forderungen an den Joſeph Muͤ - chel und ſein Vermoͤgen, und letztere, ihre Schuld an dem - ſelben den 15ten September d. J. Vormittags 9 Uhr, vor hieſigem Herzogl. Stadtgerichte vollſtaͤndig und ohne Vorbe - halt zu liquidiren, auch die Forderungen bey Strafe fuͤr bloße Chirographarien geachtet zu werden, mit den in Haͤnden ha - benden Original-Beweisthuͤmern zu belegen, und demnaͤchſt die Bekanntmachung eines nahen Termins durch die Schwe - rinſchen Jntelligenzen allein zum Verſuch eines guͤtlichen Auskommens, unter dem Nachtheil, daß die Ausbleibenden an den Beſchluͤſſen der Einkommenden gebunden ſeyn ſollen, wie auch weitern Beſcheides gewaͤrtig zu ſeyn.

Herzogl. Stadtgericht.

Da ich gewilliget bin, mein in der Hauptſtraße belegenes Wohnhaus, nebſt Garten, Ländereyen, Pferde, Kühe, Acker - geräth, zu verkaufen; es beſtehet ſolches in ein maßives Wohn - haus, mit rothem Ziegel gedeckt, 54 Fuß breit, 60 Fuß tief, unten 4 Stuben〈…〉〈…〉 16 Fuß breit, 16 Fuß lang, 2 Kammern, 8 Fuß lang, 8 Fuß breit, 2 Küchen, 2 Säle, 1 Vorder - Saal, 2 Bodens; eine 114 Fuß lang und 53 breite große Korn - Scheune, von ſtarkem guten Holze gebauet; ein Wagenremiſe, alles im guten baulichen Stande, wobey ein großer Hof - und Miſtplatz; einen großen Garten hinter dem Hauſe, von 6 Himpten Korn Einſaat, mit ſehr ſchönen Fruchtbäumen, ꝛc. beſetzt; ein Garten zur Seite des Hauſes; 8 Morgen, 7 Himpten Einſaat, ganz freyes Marſchland; 3 Morgen Geeſtland; eigen Torfmohr; 8 Kirchenſtühle und 2 Begräb - niſſe. Und können ſich Kaufliebhaber bey Unterſchriebenem, als Bewohner und Eigenthümer deſſelben, melden, die Con - ditiones daſelbſt vernehmen, und ſoll nach annehmlichem Bot zugeſchlagen werden.

Joh. Fr. W. Neii, M. Dr.

Corn. und Jan de Graaff, Gärtners zu Liſſe, zwiſchen Har - lem und Leiden in Holland, machen das geehrte Publicum be - kannt, daß ſie abliefern ſtarke und geſunde Hyacinten-Zwie - beln, für Töpfe und Gläſer, bey Stücke und bey Hunderten,das Stück von 2, 4, 6, 8, 10, 15 und 20 Fl. um in Par - terre zu pflanzen, von 5, 7, 10, 15, 20, 30, 40, 50, 60 und 100 Fl. die 100 Stücke. Frühe und ſpäte Tulpen, von 3, 4, 5, 10, 20, 30, 40 und 100 Fl. die 100 Stücke. Tros-Nar - ciſſen, von 6, 8 und 10 Fl. die 100 Stücke. Jris von Per - ſien, 6 Fl. die 100 Stücke. Doppelte Joncquilles, 10 Fl. die 100 Stücke. Narcis von Zion, incomparable Orange Phönix, 2 ein halb Fl. die 100 Stücke. Crocus Corona Jmpe - rialis, Engliſche und Spaniſche Jris, Cirlamen, Jxia, Celien, Martagon, Auricula, Pruna-Vera, Pflanzblumen, Engliſche und Americaniſche Baum - und Heiſtergewächſen, Fruchtbäu - men, als Pfirſchen, Birnen, Aepfeln, Kirſchen, Abricoſen, ꝛc. ꝛc. Roſenbäumen, in 10 Sorten, 15 Fl. die 100 Stücke; in 20 Sor - ten, 20 Fl. die 100 Stücke; in 50 Sorten, 50 Fl. die 100 Stücke, in 100 Sorten, 100 Fl. die 100 Stücke; Centifoli-Roſen, 5 Fl. die 100 Stücke; gelbe doppelte Roſen, 15 Fl. die 100 Stücke. Aſpergi-Pflanzen, 30, 40 und 60 Fl. die 100 Stücke. Getrocknete Gemüſe, weiße Bohnen, 3, 2 ein halb, und 2 Fl. das Pfund. Zucker-Erbſen, 4, 3, 2 ein halb und 2 Fl. das Pfund. Grüne Erbſen, in Schaalen, 2 ein halb, 2 und 1 ein halb Fl. das Pfund. Fitz - und Aſpergie-Bohnen, 1 ein halb Fl. das Pfund. Antichocken, Blumenkraut, Kir - ſchen, Aepfeln, Birnen, ꝛc. Gemüſe-Saamen, und alles, was zu dergleichen Handlung gehöret.

Wir empfehlen uns die Gewogenheit von allen Kaufleuten und Liebhabern, und verſichern eine gute und aufrichtige Be - dienung, ꝛc.

Bey dem Commiſſair, Herrn Joh. Heinr. Hampe, in Braunſchweig, auf der Schoͤppenſtaͤdter-Straße wohnhaft, iſt Creme de Bretagne blanc, der dem Mahagony - und allem uͤbrigen Holze einen feinen dem Pariſer Lacke gleichen Glanz mittheilet, das Pfund zu 18 Ggr. und das Viertelpfund zu 4 Ggr. 6 Pf. Ferner Creme de Bretagne gris, der allem Leder, als Schuhe, Stiefeln, Kutſchen und Geſchirre, eine ſchoͤne Schwaͤrze und Glanz giebt, und im mindeſten nicht abſchmutzt, das ganze Pfund zu 1 Rthlr. 4 Ggr. und das Viertelpfund zu 7 Ggr. nebſt Gebrauchzettel gratis, in Com - mißion zu haben. Da beyde Theile ſeit einiger Zeit ſtarken Abſatz geſunden, und an weit entfernte Oerter geſandt, auch mit vielem Beyfall verbraucht worden ſind; ſo erbietet ſich der Verkaͤufer, wenn es nicht den angefuͤhrten Nutzen hat, jedem, der es verlangt, ſein Geld zuruͤckzuzahlen. Jmgleichen der aͤchte Spaniſche Pommeranzen Extract, iſt noch allezeit bey mir zu haben in Glaͤſer à 4 einen halben Ggr.

Es hat unterm 29ſten April dieſes Jahrs ein gewiſſer Herr Magiſter Schmidt, aus Neuwarth, an mir Endesbe - nannten wegen einer gewiſſen Angelegenheit geſchrieben, welche ich ihn auch nach ſeinem Willen beſtens beſorgt habe; aber da weder dem hieſigen noch dem Leipziger Poſtamte ein Ort desgleichen Namens bekannt iſt, ſo muß ich die Antwort ſo lange an mir behalten, bis der Herr Magiſter Schmidt noch einmal an mir ſchreiben, und dabey anzeigen wird, in welcher Provinz der Ort Neuwarth liegt.

Johann Samuel Feſecke, aus Holle, in Sachſen.

Am Donnerſtage, den 23ſten Julius, des Morgens um 10 Uhr, ſoll in der Groͤningerſtraße, im Hauſe Nr. 37, eine Parthey der allerbeſten Mallaga-Weine, ſo wie ſie aus dem Lande gekommen ſind, beſtehend in ganzen, halben und Quart-Booten, auch Faͤſſern von ungefaͤhr 18 Stuͤbchen, in oͤffentlicher Auction an den Meiſtbietenden verkauft wer - den, durch die Mackler Pubſt, Heins, Luͤbbers, Flohr, Wunderlich, Engelhardt, Nienau, Pubſt, jun. Hoffmann, Buhrmann, Seipel, Linck, Fick, Gießer, Jarre, Lagers, Luͤders und Caro.

Dienſtag und Mittewochen, den 18ten und 19ten Auguſt, Vormittags um 10 Uhr, ſoll auf dem Boͤrſenſaal die wohl - bekannte und auserleſene Neumannſche Gemaͤhlde-Samm - lung, von denen beruͤhmteſten und beſten Meiſtern, am Meiſt - bietenden verkauft werden, und zwar auf Ordre eines loͤbl. Zehnpfenning-Amts, durch die Mackier Goverts und Lapor - terie, bey welchen der Catalogus hieruͤber abzufordern iſt.

NB. Obige Sachen ſind Tages zuvor in beliebigem Augen - ſchein zu nehmen.

About this transcription

TextNum. 116, 22. Julii 1789
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Extent8 images; 7081 tokens; 2831 types; 50905 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T10:32:49Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 116, 22. Julii 1789 . Hamburg1789. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

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