PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei - tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Mittewochen, den 26 Auguſt.)
Num. 136.

Aus dem Archipelagus erhalten wir die Nachricht, daß ſich die daſelbſt kreuzenden Rußiſchen Kriegsfahr - zeuge ſchon auf 14 vermehrt haben.

Hier iſt ein Sourigi von der Pforte angekommen, mit dem Befehl, daß ſich alles, was Gewehr tragen kann, ſchleunig zur Armee begeben ſoll.

Seit dem 6ten des v. M ſind hier einige Perſonen an der Peſt geſtorben, die von außen eingebracht worden.

Die Franzoͤſiſche Fregatte, Jphigenie, iſt von hier nach den Dardanellen geſegelt. Am Bord derſelben befindet ſich der Prinz von Rohan-Guemene, welcher Conſtantinopel beſehen will.

Der beruͤhmte Cara Osmann Oglu, welcher zur Beſchuͤtzung der Jnſel Scio ernannt war, ſchickt nun ſeinen Neffen dahin, der morgen mit 1000 Mann die Reiſe antreten wird.

Die Deputirten der Admiralitaͤts Collegien ſind hier angekommen, um ihre Conferenzen anzufangen.

Se. Durchl. der Erbſtatthalter, reiſen Jhrer Ge - mahlinn, Koͤnigl. Hoheit, bis Loo entgegen, um Sie hieher zu begleiten.

Auch hier ſind wieder Unruhen wegen des Nichttra - gens von Orangezeichen vorgefallen. Die Regierung hat deshalb bekannt gemacht, daß jeder ein ſichtbares Orangezeichen, entweder eine Cocarde oder Schnur auf dem Huth, oder einen Band vor der Bruſt tragen ſoll. Wer mit einem ſolchen Zeichen nicht erſcheint, ſoll das erſtemal 3 Gulden, das zweytemal 6 Gulden, und das drittemal eine willkuͤhrlich zu beſtimmende Strafe zum Beſten der Armen erlegen. Da auch der Anſtifter der hieſigen Unruhen mit einem Jnſtrumente verſehen geweſen, das mit Kugeln angefuͤllt war, der -gleichen Jnſtrumente aber nicht getragen werden duͤr - fen, ſo iſt das Tragen derſelben aufs neue verboten worden.

Den 18ten iſt hier bey der Lutheriſchen Gemeine an die Stelle des Herrn Mutzenbecher Herr Rudolph Jaͤniſch, Prediger zu Altengamm bey Hamburg, be - rufen worden.

Die Einleitung zu dem merkwuͤrdigen Kayſerl. Edict, wodurch die Biſchoͤflichen Seminarien wieder herge - ſtellt werden, lautet folgendermaßen:

Durch Unſer Edict vom 16ten October 1786 haben Wir in Loͤwen ein Generalſeminarium errichtet, welches zum moraliſchen und einfoͤrmigen Unterricht aller derer von Unſern Unterthanen beſtimmt war, welche ſich dem heil. Predigtamt widmen wollten. Wir haben bey die - ſer Einrichtung keine andere Abſicht gehabt, als das geiſtliche und zeitliche Wohl Unſerer Niederlaͤndiſchen Unterthanen zu ſichern, indem Wir ihnen aufgeklaͤrte und mildthaͤtige Prediger verſchafften, die in allen Wiſſenſchaften unterrichtet, und in allen noͤthigen Tugenden geuͤbt waͤren, um die Pflichten dieſes wich - tigen Amts in ihrem ganzen Umfange zu erfuͤllen. Jn - deſſen haben wir mit Schmerzen ſehen muͤſſen, daß der groͤßte Theil der Nation Unſere heilſamen Abſichten uͤber dieſen, ſo wie uͤber ſo viel andere Punkte, ver - kannt hat, und ſich uͤberreden laſſen, daß die Errich - tung einer einzigen theologiſchen Schule in dem ge - dachten Seminario zum Gegenſtande habe, eine neue, unſerer heiligen Religion entgegen geſetzte Lehre einzu - fuͤhren, da doch ihr wahrer Gegenſtand kein anderer war, als die wahren Grundſaͤtze Unſerer goͤttlichen Re - ligion in ihrer ganzen Reinigkeit wieder herzuſtellen. Bey dieſem Zuſtande der Sachen, und in Betracht des fatalen Vorurtheils, welches ſich faſt aller Gemuͤther[2]gegen die gedachte Einrichtung bemaͤchtigt hat, iſt es Unſerm vaͤterlichen Herzen entgegen, die Gewiſſen Un - ſerer getreuen Unterthanen mit Gewalt zu zwingen, deren Ruhe und Gluͤckſeligkeit der theuerſte Gegenſtand Unſerer Sorgfalt iſt, und denen Wir jederzeit gerne auch die groͤßten Aufopferungen machen. Da Wir nun durchaus alle Unruhe uͤber einen ſo weſentlichen Punct, als der iſt, welcher die Religion betrifft, auf - hoͤren laſſen wollen, ſo haben Wir, mit Zuziehung Unſers Koͤnigl. Gouvernementsraths, fuͤr gut befunden, an die Stelle der Diſpoſitionen Unſers Edicts vom 16ten October 1786, die folgenden Punkte und Artikel zu ſetzen, ꝛc (Man ſehe den Artikel von Bruͤſſel in unſerer geſtrigen Zeitung.)

Die Bekanntmachung dieſes Edicts, wodurch die Biſchoͤfe dasjenige erlangt haben, was ſie wuͤnſchten, hat allgemeines Vergnuͤgen erweckt und man ſchmeichelt ſich, der Monarch werde auch in Betreff der aufgeho - benen Conſtitution dieſes Landes bald eine gewuͤnſchte Veraͤnderung machen.

(Ueber Holland.)

Der Graf Clermont von Tonnere iſt ſtatt des Herrn von Chapelier, deſſen Termin abgelaufen, zum Praͤſi - denten der Nationalverſammlung gewaͤhlt worden.

Am Freytage ward die Anleihe von 30 Millionen zu Procent in dem Hauſe des Herrn Durvey, Ad - miniſtrators des Koͤnigl. Schatzes, eroͤffnet.

Seit der Gegenwart des Barons von Bezenval zu Brie ward ſelbiger daſelbſt von 160 Mann der Buͤr - germiliz von Paris bewacht, welches der Regierung taͤglich 800 Livres koſtete. Um dieſe Koſten zu ſparen, iſt er nach dem neulich angezeigten Schloſſe gebracht worden.

Die Kinder des Herrn Grafen von Artois befinden ſich noch zu Bruͤſſel.

Seit dem Anfange des Monats Julius bis jetzt rech - net man, daß von den Franzoͤſiſchen Truppen (die Franzoͤſiſchen und Schweizergarden nicht mitgerechnet) ungefaͤhr 13000 Mann ihre Fahnen verlaſſen haben.

Der Herzog de la Bauguyon ſoll bereits ſeine Frey - heit wieder erhalten haben.

Es iſt ein Brief des Siegelbewahrers mit einer Koͤn. Declaration zur Herſtellung der Ruhe erſchienen, worinn dem Militair anbefohlen wird, den Buͤrgern Beyſtand zu leiſten; ferner ein Koͤnigl. Circulairſchrei - ben an die Franzoͤſiſchen Soldaten, welches mit großem Jauchzen aufgenommen worden; auch iſt das Project von dem Ausſchuſſe der Conſtitution uͤber die Recht - ausuͤbende Macht eingeliefert worden, welches großen Beyfall erhalten hat.

Die Rede geht, daß der Koͤnig wuͤnſche, daß Se. Koͤnigl. Hoheit, der Graf von Artois, bald wieder nach Verſailles zuruͤckkommen moͤchten, und ihm des - halb gerathen haͤtte, einen Brief an die Nationalver - ſammlung zu ſchreiben.

(Die Briefe vom 18ten ſind ausgeblieben.)

Vorgeſtern ward der 28ſte Geburtstag des Prinzen von Wallis zu Brigthelmſtone gefeyert, und des Abends waren in dieſer Stadt verſchiedene Haͤuſer von Par - ticuliers erleuchtet.

Man ſagt, unſer Miniſterium habe ſich bey dem Spaniſchen Geſandten beſchwert, daß der Comman - deur der Spaniſchen Eskadre dem Engliſchen Wall - fiſchfange an den Kuͤſten von Suͤd-America Hinderniſſe in den Weg gelegt, und erklaͤrt habe, der Koͤnig, ſein Herr, wolle nicht erlauben, daß daſelbſt ein fremdes Schiff fiſche. Man zweifelt nicht, daß dieſe Sache in der Guͤte werde beygelegt werden.

Es heißt, daß der Herzog de la Vauguyon ſchon geſtern Abend aus Havre hier erwartet worden.

Der Baron von Schliefen iſt aus Berlin hier ange - kommen. Ob er einen Auftrag habe, der Vermaͤhlungs - Angelegenheiten betreffe, wie die hieſigen oͤffentlichen Blaͤtter melden, wird die Zeit lehren.

Es werden naͤchſtens verſchiedene Jrlaͤndiſche Pairs gemacht werden, unter welchen ſich auch Herr Eden, unſer Geſandte zu Madrid, befinden wird.

Der Graf von Effingham hat den Poſten eines General - Muͤnzmeiſters zum Vortheile des Lords Cheſterfield reſignirt, und geht als Gouverneur nach Jamaica.

Die Truppenvermehrung geht gut von Statten, und die Republik wird nun bald ihren Zweck erreichen. Die 500 Mann, die der Herzog von Curland der Re - publik ſtellt, werden, laut eingegangenen Nachrichten, bald vollzaͤhlig ſeyn. Der Fuͤrſt ſpart keine Koſten, ruͤſtet ſie mit Artillerie und allem uͤbrigen aus, giebt neue Gewehre, und ſie werden ganz auf Preußiſchen Fuß exercirt und behandelt. Die mehreſten Officiers dieſes Bataillons ſind gediente Preußiſche Officiers. Der Major von Drieſen, der Commandeur derſelben, der vom Herzoge nicht laͤngſt dazu ernannt worden, iſt auch ein Preußiſcher Officier.

Das von einem Schwediſchen Cutter aus dem hieſi - gen Fahrwaſſer weggeholte Oeſterreichiſche Schiff liegt noch zu Carlskrona. Der Schiffer verlangt, daß, da er gegen das Voͤlkerrecht genommen ſey, er wieder an Ort und Stelle gebracht werde, wo er gelegen hat. Er verlangt auch taͤglich 70 Hollaͤndiſche Gulden Liege - geld fuͤr die Zeit, die er verſaͤumen muͤſſen.

Auf den Oliviſchen Laͤndereyen ſind 100 Mann Preußiſche Huſaren vom Golziſchen Regiment ange - kommen, andere 100 ſind nach dem Preußiſchen Wer - der marſchirt

Der Rogkenpreis iſt hier ziemlich gefallen.

Vorgeſtern, Morgens zwiſchen 3 und 4 Uhr, traten Se. Koͤnigl. Hoheit, der Kronprinz, die Reiſe nach Holſtein an, giengen zu Mittage uͤber den großen Belt, und ſtiegen um 2 Uhr des Nachmittags zu Nyburg ans Land. Noch ſelbigen Abend waren Sie Willens, nach Brahetrolleburg zu kommen, ſodann den 21ſten dieſes in Auguſtenburg, und den 24ſten in Schleswig einzu - treffen, wo, dem Vernehmen nach, ein Lager formirt werden ſoll. Jn dem Gefolge Sr. Koͤnigl. Hoheit ſind der Hofmarſchall Buͤlow, der Kammerjunker Brochenhuus, der Juſtizrath Haͤßler, der Lieutenant Kirchhof, und der Secretair Bluhme. Waͤhrend der Abweſenheit Sr. Koͤnigl. Hoheit, die bis zum Aus - gange des Septembers waͤhren wird, bleibt das Re - ferat der Collegien im Staatsrath unausgeſetzt.

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Die Ausfuhr der Pferde aus Daͤnnemark und den Herzogthuͤmern landwaͤrts in die Fremde iſt wiederum erlaubt; ſo wie auch das Verbot wegen Ausfuhr des Heues aus den Herzogthuͤmern aufgehoben worden.

S. Excellenz, der Graf Bernſtorf, ſind dieſe Nacht von einer heftigen Colik befallen worden, befinden Sich aber heute beſſer.

Der General-Lieutenant Ahlefeldt, welcher, wie juͤngſt gemeldet worden, in Gnaden als Deputirter im Generalitaͤts-Collegio ſeine Entlaſſung erhalten, hat auch zugleich als Chef des Fuͤhnſchen Dragoner-Regi - ments ſeine Dimißion genommen, jedoch dergeſtalt, daß er in der Generals-Detaille ſtehen bleibt. Sein bisheriges Regiment iſt dem als Oberſt-Lieutenant bey ſelbigem ſtehenden Oberſten Conrad Lenthe von Adeler als wirklichem Oberſten und Chef verliehen. Jn kuͤnf - tiger Woche gehen Se. Excellenz von hier nach Jhren Guͤtern ab.

Der Juſtizrath, Friedrich Bagger, iſt zum Etatsrath beſtellt.

Die Aſtatiſche Compagnie hat die angenehme Nach - richt erhalten, daß ihre beyden dies Jahr aus Oſtindien zuruͤck erwarteten Schiffe, Daͤnnemark und Caſtellet Dansborg, beyde in gutem Stande, erſteres den 6ten, und letzteres den 18ten May zu St. Helena angekom - men, und den 21ſten zuſammen von da abgeſegelt ſind. Auch iſt das ausgehende Schiff der Compagnie, die Prinzeßinn Louiſa Auguſta, Capitain Winther, in der Mitte des Aprils zu Cap de bonne Eſperance ange - kommen.

Den 21ſten dieſes verſtarb hierſelbſt ſehr ploͤtzlich der General-Major, Caſpar Adolph von Roepſtorf, Chef bey Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Kronprinzen, Regi - ment, in einem Alter von 65 Jahren.

Des Prinzen von Wuͤrtemberg Durchl. werden heute oder morgen ebenfalls zum Lager nach Holſtein abreiſen.

Se. Koͤnigl. Hoheit, der Kronprinz von Daͤnnemark, ſind geſtern in Schleswig eingetroffen.

Die Rußiſche Flotte kreuzet nach den neueſten See - Nachrichten auf der Hoͤhe von Reval.

Bis zum 2ten dieſes iſt in Finnland nichts von Er - heblichkeit vorgefallen, man erwartet aber taͤglich Nach - richten von wichtigen Auftritten.

Se. Majeſtaͤt, der Kayſer, haben dem Rußiſch - Kayſerl. General en Chef, Herrn von Suwarow, der bey Fockſan ſo tapfer gefochten, eine koſtbare goldene mit Brillanten beſetzte Doſe zum Geſchenk uͤberſandt.

Nach den neueſten Wiener Nachrichten war der Waffenſtillſtand mit den Tuͤrken in Belgrad am 8ten dieſes noch nicht aufgekuͤndigt.

Am verwichenem Dienſtage und Mittewochen ſahen wir in unſerer Stadt eine Feyerlichkeit, die deſto ein - drucksvoller war, je ſeltener die Veranlaſſung dazu zu ſeyn pflegt. Der Herr Conſiſtorialrath, Superinten - dent der Verdener Dioceſe, erſter Lehrer am Dom und Proto-Scholarche des Koͤnigl. Lyceums, feyerte ſein 50jaͤhriges Amts Jubilaͤum, und beſchloß dadurch das erſte Viertelhundert der Lehrer, die nach der Re -formation in den Herzogthuͤmern Bremen und Verden ihr Amts-Jubilaͤum feyerten. Ein allgemeines Ge - laͤute auf allen Kirchen verkuͤndigte Tages zuvor die Ankunft des Feſtes, und ein zweytes Gelaͤute, fruͤh Morgens um 7 Uhr, ſeinen Eintritt. Eine kleine De - moiſell, ein Taufling des Greiſes, der warmer Freund der Jhrigen iſt, hatte die Freude, dem ſchon im Zirkel einer zahlreichen Familie angeſehener Kinder, Enkel und Urenkel weilenden wuͤrdigen Manne, auf einem atlaſſenen Kiſſen einen Lorbeerkranz, als Beweis ihrer tiefen Hochachtung, uͤberreichen zu koͤnnen. Gegen 8 Uhr bezeugten ſaͤmmtliche Lehrer der hohen Schule ihre herzliche Theilnahme an der Feyer des Tages, wobey der Herr Rector in ihrer aller Namen eine Gluͤckwuͤnſchungsſchrift uͤbergab. Kurz vor dem letzten Gelaͤute uͤberreichte das Miniſterium die auf dieſen Tag geſchlagene Medaille in einer ſilbernen Doſe. Alle anweſende Prediger aus der Stadt ſowol, als vom Lande, begleiteten nun den Jubel-Greis und ſeine wuͤrdige Familie zur Kirche, wohin ihm 8 junge Maͤdchen weiß gekleidet aus niedlichen Koͤrbchen den Weg mit Blumen beſtreuten. Bey ſeinem Eintritt in die Kirche empfieng ihn eine vollſtaͤndige Jnſtrumental - Muſik und das ſchoͤne Lied: Bis hieher hat mich Gott gebracht. Nach dem Hauptgeſang hielt der Herr P. Moths eine Vorleſung uͤber Hebr. XIII. 15 bis 21. die der Feyer des Tages ſehr angemeſſen war. Nach dem Schluß derſelben wurde eine ſehr gut componirte Muſik aufgefuͤhrt. Nun beſtig der Greis den Lehr - ſtuhl, wohin ihn ſein Sohn, Schwiegerſohn und zwey Enkel, alle vier Geiſtliche, begleiteten. Mit einer Ruͤhrung, die beynahe ſeine Worte erſtickte, pries der wuͤrdige Greis die vielen Gnadenerweiſungen Gottes an die Menſchen, und beſonders an ihn ſelbſt, nach Anleitung ſeines Textes, 1 Cor. XV. 10. Nach der Predigt und einem paſſenden Geſange endigte ſich der Gottesdienſt, und die Prozeßion gieng auf die oben be - merkte Art wieder zuruͤck. Nun legte der Magiſtrat durch Deputirte, ſo wie alle Freunde und Verehrer des ehrwuͤrdigen Mannes, ihre Gluͤckwuͤnſche in ſeinem Hauſe ab; nach deren Endigung ſich die Geladenen zu einem Mahle von 70 Couverts, das der Herr Conſi - ſtorialrath anrichten ließ, begaben, wo die volle Muſik und ein darauf folgender Ball die Freude in ihrer ganzen Groͤße, bis Nachts 1 Uhr, erhielt. Am fol - genden Tage legten die Schuͤler der erſten Ordnung durch eine feyerliche Redeuͤbung ihre Hochachtung ge - gen den Jubel-Greis an den Tag. Zu dieſer Feyer - lichkeit holten die Lehrer der hohen Schule den Greis mit ſeiner Gattinn und ſeiner ganzen Familie in Equi - pagen ab und der letzte Redner ließ durch zwey〈…〉〈…〉 artig gekleidete Maͤdchen dem Jubel Paare, das naͤch - ſtens auch die Jubel-Hochzeit feyern wird, einen Myrrthenkranz uͤberreichen. Die Feyer beyder Tage beſchloß eine dem ehrwuͤrdigen Manne von den jungen Rednern gebrachte Nachtmuſik.

Mehrere von ſeinen Kindern ſowol, als andern Maͤnnern uͤbergebene Schriften und Gedichte, bewei - ſen die Hochachtung, die man fuͤr den verdienten Greis hat, und ſeine Rechtſchaffenheit und Treue rechtferti - gen den allgemeinen Wunſch, daß er noch lange und gluͤcklich leben moͤge.

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Von gelehrten Sachen.

Johann David Michaelis Ueberſetzung des alten Teſtaments. 1ſter und 2ter Band. Goͤttingen, im Verlag der Vandenhoek - und Ruprechtſchen Buchhand - lung, 1789. 9 Alphab. 3 Bogen in 4to. außer der ge - doppelten Vorrede.

Die Ausgabe dieſer Ueberſetzung mit den Anmerkun - gen iſt durch die Anzahl der Baͤnde zu einem ſolchen Preiſe hinangeſtiegen, daß ihre Anſchaffung manchen zu koſtbar iſt, der doch gleichwol die Ueberſetzung ſelbſt gern haben moͤgte. Auf Anrathen des Herrn geheimen J R. M. entſchloß ſich alſo die benannte Buchhand - lung, dieſe allein ohne die Anmerkungen abdrucken zu laſſen, und Recenſent zweifelt im mindeſten nicht, daß dadurch nicht einem großen Theil des leſenden Publi - cums ein Gefallen ſollte geſchehen ſeyn. Vom Hiob, dem Pentateuch und den Pſalmen iſt hier der Text nach der dritten, von den uͤbrigen Buͤchern aber nach der andern Ausgabe abgedruckt. Die Ordnung, in welcher die Buͤcher des A. T. hier abgedruckt ſind, iſt nicht die, in welcher ſie in Luthers Ueberſetzung oder in der Vulgata folgen, auch nicht die des Hebr. Textes, ſondern eine mehr natuͤrliche, in der ſie ſich, wenigſtens nach des Herrn Verfaſſers Meynung, am beſten ver - ſtehen laſſen. Zuerſt koͤmmt Hiob und der Pentateuch als die bey weitem aͤltſten Schriften, dann folgen die Geſchichtbuͤcher bis auf das Babyloniſche Exil nach der Zeitordnung der Geſchichte, nicht der Schrift ſteller, hierauf die Pſalmen, die Spr. Sal. und der Predi - ger, (das Hohel. iſt aus bekannten Gruͤnden auch hier nicht uͤberſetzt) ferner die Propheten in der gewoͤhn - lichen Ordnung, weil der Herr Verfaſſer dieſe nicht von einander reißen wollte, endlich die Geſchicht - buͤcher der Zeit nach dem Babil. Exil. Von der Ueberſetzung ſelbſt darf Recenſ. wohl nichts ſagen, da ſie, ſelbſt nach den veraͤnderten und verbeſſerten Aus - gaben, ſchon bekannt gnug iſt.

Zugleich kann Recenſ. dem Leſer die angenehme Nachricht ertheilen, daß nunmehr auch eine Ueber - ſetzung des N. T. vom Herrn geh. J. R. M. mit An - merkungen, die aber beſonders gedruckt und verkauft werden, herauskoͤmmt, und daß bis gegen die Mitte des Septembers Subſcription darauf angenommen wird. Der Subſcriptionspreis iſt 12 Ggr. in Louisd’or zu 5 Rthlr. fuͤr das Alphabeth. Man kann auf die Ueberſetzung mit den Anmerkungen, oder auch auf den Text allein, ſubſcribiren. Zur Michaelismeſſe koͤmmt von dem Text die erſte Haͤlfte, welche die vier Evange - liſten und die Apoſtelgeſchichte enthalten wird, und von den Anmerkungen ein Theilchen heraus. Unter - zeichneter erbietet ſich, die Subſcriptionen, wenn ſie zu rechter Zeit beſtellt werden, zu beſorgen.

R. Jaͤniſch.

Ueber den Werth des Geldes. Gepredigt am drit - ten Pfingſtfeyertage, und herausgegeben zum Beſten zweyer Geldbeduͤrftigen, eines armen Zuͤrchers und einer armen Predigerwittwe bey Hanau. Von M. J. O. Thieß. Hamburg, bey Herold, 1789. 40 S. 8.

Die Abſicht dieſer gedruckten Predigt zeigt ſchon der Titel an, und wir wuͤnſchen dem Herrn Verfaſſerrecht viel Beyhuͤlfe von thaͤtigen Menſchenfreunden, zumal da wir dieſe Predigt auch als ein Muſter eines edlen Vortrags einer nach dem erſten Anblick nicht fuͤr die Kanzel gehoͤrigen Materie anſehen koͤnnen. Beſonders gut ſind die Beweiſe von der Verachtung des Geldes gewaͤhlt, die Jeſus und ſeine Apoſtel ge - zeigt haben, S. 36. fgg.

Da viele neue Herren Jntereſſenten der allgemei - nen Handlungszeitung, welche ſeit 1789 bey mir fort - geſetzt wird, geaͤußert haben, die vorhergehenden drey Jahrgaͤnge zu beſitzen; ſo habe ich mich entſchloſſen, den ganzen aus 40 Exemplaren beſtehenden Vorrath von dem erſten Verleger an mich zu kaufen, und den - jenigen, welche ſolche zu beſitzen wuͤnſchen, fuͤr 2 Rthlr. 12 Gr. zu laſſen, weshalb man ſich bey unterzeichneter Buchhandlung zu melden, und die Briefe poſtfrey ein - zuſenden hat.

Beer,Buchhaͤndler in Leipzig.

Heute Nachmittag (wenn es die Witterung erlaubt) wird die Luftjagd, welche aus wilden Thieren, Hunden und einem praͤchtigen Jaͤger zu Pferde beſtehet, auf Hamels-Bleiche zu St. Georg, auf den Schlag 5 Uhr, frey und unangebunden auffliegen. Alle 7 Figuren werden vor den Zuſchauern auf einem hohen Geruͤſte ſchnell angefuͤllt, welches einen ſehr ſchoͤnen und in - tereſſanten Anblick gewaͤhret, und ſich alsdann in eine ſolche Hoͤhe ſchwingen, bis ſie ſich gaͤnzlich aus den Augen verlieren.

Alle reſp. Liebhaber werden gebeten, ſich um halb 5 Uhr einzufinden, um auf die beſtimmte Stunde den Anfang machen zu koͤnnen. Um 3 Uhr wird das Thor zum Eingang eroͤffnet.

Mit hoher Obrigkeitlicher Bewilligung wird die hier angekommene Geſellſchaft der Koͤnigl. Reitkunſt der vier Nationen, welche von verſchiedenen hohen Hoͤfen privilegirt ſind, die Ehre haben, am Donnerſtage, den 27ſten dieſes, ihren Schauplatz mit großen Pferdereiten zu eroͤffnen, und taͤglich, wann die Witterung es er - laubt, fortfahren, mit neuen Stuͤcken und vielen Ver - aͤnderungen, wovon der desfalls gedruckte Zettel ein mehreres ſagt, aufzuwarten. Der Schauplatz iſt aufm Hamburger-Berge, in der dazu neu erbauten Bude. Auf dem erſten Platz bezahlt die Perſon 1 Mk. auf dem zweyten 8 ßl. und auf dem dritten 4 ßl. Der Anfang iſt Nachmittags um 4 Uhr.

Es wird dem geehrten Publicum zur freundlichen Nachricht ertheilet, daß hier in Hamburg zu haben ſind, verſchiedene Sorten Papageyen, darunter ein grauer iſt, der perfect Deutſch ſprechen kann; im - gleichen ein kleiner ſchwarzbrauner Affe, der ganz zahm iſt, fuͤr einen billigen Preis.

Moͤller, wohnhaft hier in Hamburg bey der kleinen St. Michaelis-Kirche, an der Ecke der Paſtorenſtraße.

(Hierbey folgt eine Beylage.)
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Beylage zu Nr. 136. des Hamburgiſchen unpartheyiſchen Correſpondenten.
Am Mittewochen, den 26 Auguſt 1789.

Jn der Gräffſchen Buchhandlung in Leipzig ſind in letzt - verfloſſener Oſter-Meſſe folgende neue Bücher heraus - gekommen:

  • Gedichte von Selmar. 2 Bände, 8. 〈…〉〈…〉Thlr.
  • Gräters, F. D., Nordiſche Blumen, 8. 1 Thlr.
  • Koſegartens, 8. T., Pſyche, ein Mährchen des Alterthums; zwote umgearbeitete Ausgabe, 8. 9 Gr.
  • Würzers, D. H., Bemerkungen über das Preußiſche Religions - Edict, 8. 12 Gr.

Ferner in Commißion:

  • Anti Thomas Aket[h]olicus, oder der entlarvte Bieſter und Conſorten; mit Beylagen von Leopold, Freyherrn von Hir - ſchen, 8. 8 Gr.
  • Arnim, M. W. von, über die jetzigen Handlungs-Syſteme, Beſtimmung der Kornpreiſe und den Kornhandel, 8. 1788. 8 Gr.
  • Beobachter, der, eine Wochenſchrift politiſch-moraliſch-ſaty - riſchen Jnhalts, mit Kupfern und Muſik, 1ſtes bis 3tes Heft, 1789. Der Jahrgang complet 2 Thlr. 16 Gr.
  • Brenckenhoffs Paradoxa, 2tes Bändchen, nicht militairiſchen, ſondern die Pſeudo Aufklärung betreffenden Inhalts, 8. 10 Gr.
  • Happii, A. F., Botanica pharmacevtica, exhibens plantas o[ffi]cin. quarum nom. in Diſpenſatoriis recenſentur, cum icon. ac auct. ære. inc. et vivo col. expr. adj. nominib. pharmac. e ſyſt. Linn. depromtis, Faſc. XVII. XVIII. feu Tab. 106-121. Fol. 4 Thlr.
  • Ejusdem, Plantæ ſelectæ et rariores, Faſc. I et II. cum XII Tab. Fol. 4 Thlr.
  • Heckels, Joh. Chriſtoph, Lieder für leidende Chriſten, 8. 12 Gr.
  • Jeſuitismus, der, in nuce, oder Charakteriſtik des heiligen Jgnatz von Loyola, und des Geiſtes des von ihm geſtifteten Ordens, 8. 9 Gr.
  • Lettre à M. M. les redacteurs du Journal de Berlin ſur le Magnetisme animal à Breme. 8 Gr.
  • Litteratur-Zeitung, allgemeine, Staats 10tes, und Juriſt. 1ſtes Quartal, 1789. Der Jahrgang complet 4 Thlr.
  • Martels, J G., Vorſchläge zur Erziehung in Rückſicht auf Bildung des Verſtandes und Religion, 8. 1 und einen halben Gr.
  • Reiſe eines Engländers durch einen Theil von Schwaben, und einige der unbekannteſten Gegenden der Schweiz, 8. 6 Gr.
  • Schilderungen, intereſſante, und Gemählde zur Erholung des Geiſtes für empfindſame und denkende Leſer, von Heinr. Georg Hoff, 8. 7 Gr.
  • Tempelherrn, die, ein dramatiſches Gedicht in fünf Auf - zügen, 8. 12 Gr.
  • Vertumnus; eine Monatsſchrift aufs Jahr 1789, 1ſtes Quartal. Der Jahrgang complet 1 Rthlr.
  • Ziegras, Canonicus, Standrede am Sarge des weylands Hochwürdigen und Hochgelahrten Herrn, Joh. Melchior Göze, 8. 4 Gr.

(Obiges iſt in Hamburg in der Matthießenſchen Buch - bandlung zu bekommen.)

Anzeige.

Das Journal des Luxus und der Moden vom Monat Auguſt iſt erſchienen, und enthält folgende Artikel: I. Skizze der Lectur und Aufklärung des Achtzehnten Jahrhunderts. II Ueber die Petits Maitres, Kleinmeiſter, Stutzer. III. Theater-Nach - richten und Anecdoten. IV. Schreiben eines Wiener Thier - Hatz Liedhabers, an die Herausgeber des Journals. V. Moden-Neuigkeiten: 1) Aus Frankreich; 2) aus Deutſchland. VI. Vorſchlag zu Abſchaffung eines Mode gewordenen Barbarismus in der Deutſchen Sprache. VII. Ameublement: 1) Fort - ſetzung der Nachrichten von den Glasarbeiten der Churfürſtl. Spiegel. Fabrik zu Dresden; 2) Herr Doctor Biebers zu Gotha, Tableaux von ſkeletirten Pflanzen: 3) Clavier-Jnſtru -mente des Herrn Schenck zu Weimar; 4) Neueſter Franzö - ſiſcher Geſchmack in Ameublement. VIII. Erklärung der Kupfer-Tafeln, welche diesmal liefern: Taf. 21. Eine junge Dame en Chemiſe retrouſſé; Taf. 22. Eine Dame in einer Robe à la Turque, mit einem neuen Fichu-Caraco, und Hüthe von neuer Form; Taf. 23. Zwey Eiskeſſel von ſchöner Form.

(Jſt auf dem Addreß-Comtoir in Hamburg pränumerando zu 12 Mk. Courant zu haben.)

Den reſp. Pränumeranten auf den 1ſten Band meiner neuen Ueberſetzung und durchaus anwendbaren Erklärung des N. T. die mit mir bisher auf die Erſcheinung deſſelben gewartet haben, kann ich nun im Namen der verlegenden Andreäiſchen Buchhandlung zu Frankfurt am Mayn die ge - wiſſe Verſicherung geben, daß er Michaelis dieſes Jahrs an ſie wird abgeliefert werden.

Thieß.

AVERTISSEMENT.

*** Es iſt dieſer Tagen der bereits ſo ſehr beruͤhmte als auch geſchickte Profeſſor der Phyſik des Franzoͤſiſchen Hofes, der Herr Pinette, deſſen außerordentliche Talente ſchon gar zu oft in oͤffentlichen Zeitungen erwaͤhnt worden, aus Hol - land in Hamburg mit einer anſehnlichen Equipage angekom - men. Wir kuͤndigen nunmehro an, daß dieſer große Pro - feſſor noch vor ſeiner Abreiſe nach Hannover, Braunſchweig und Berlin aus den getroffenen Veranſtaltungen ſeine ſel - tene Geſchicklichkeit im hieſigen Hamburgiſchen Dri[ll]hauſe einem geehrten Publico zeigen werde.

Auf Befehl Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt, der Selbſtherrſcherinn aller Reußen, wird von dem Revalſchen Kreyßgerichte hiemittelſt zu allgemeiner Wiſſenſchaft eroͤffnet und be - kannt gemacht:

D von demſelben, da der Herr Rittmeiſter bey dem hieſi - gen toͤdlichen Corps der ſchwarzen Haͤupter, Jacob Jo - hann Jllig, in der Gouvernementsſtadt Reval ab inteſtato ohne Erben vor kurzem mit Tode abgegangen, und einiges Vermoͤgen hinterlaſſen hat, auch deſſelben Geburtsort im Auslande allhier nicht zuverlaͤßig bekannt iſt, dieſe gericht - liche Anordnung getroffen worden, mittelſt zu erlaſſender Edictal-Citationen deſſelben im Auslande etwa befindlichen Blutsverwandten von ſeinem hier kuͤrzlich erfolgten Ableben zu dem Ende die noͤthige Nachricht mitzutheilen, damit ſie ſich noch vorher uͤber ihre Verwandtſchaft und ihr Erbrecht geſetzlich gefuͤhrten Beweiſe zu dem Empfang deſſelben Ver - laſſenſchaft melden koͤnnen. Dieſer gerichtlichen Verfuͤgung zufolge werden ſolchemnach alle die im Auslande etwa befind - lichen Blutsfreunde obgenannten weyland Rittmeiſters, Ja - cob Johann Jllig, hiedurch und Kraft dieſes edictaliter et peremtorie citiret, binnen einer Friſt von einem Jahre und ſechs Wochen, a dato hujus Proclamatis, und des ſpaͤteſten am 30ſten Maͤrz 1790, ſich entweder in Perſon oder durch einen mit gehoͤriger Vollmacht verſehenen Mandatarium hie - ſelbſt vor dieſem Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Revalſchen Kreyß - Gerichte, bey Verluſt ihrer etwanig zu habenden Erbrechte, einzufinden, die Naͤhe ihrer Verwandtſchaft und des ihnen dadurch entſpringenden Erbrechts an deſſelben Verlaſſenſchaft durch beyzubringende gerichtliche Zeugniſſe zu deduciren und zu begruͤnden, und ſodann nach der hieruͤber genugſam ge - fuͤhrten Legitimation ſich der Ueberantwortung mentionirten Verlaſſenſchaft nach denen Landesgeſetzen und[{Verordnubnen}[Verordnungen]]zu gewaͤrtigen. Ebenmaͤßig werden zugleich alle und jegliche, welche an der Verlaſſenſchaft des verſtorbenen Herrn Rittmei - ſters, Jacob Johann Jllig, irgend einige Anforderung ex capite crediti vel ex alio que juris titulo zu haben vermey - nen, hiemittelſt ſub pœna præcluſi et perpetui ſilentii gericht - lich angewieſen, waͤhrend der vorbemerkten praͤfigirten〈…〉〈…〉 em - toriſchen Friſt von einem Jahre und ſechs Wochen ſich mit ihnen etwa zu habenden Forderungen bey dieſem Kreyßgerichte[6]zu melden, ſolche gehoͤrig in duplo zu verificiren, widrigen - falls derjenige, der dieſem angeſetzten praͤcluſiviſchen Termin verabſaͤumen wird, es ſich ſelber beyzumeſſen hat, wenn er nicht weiter gehoͤret, noch mit ſeiner Forderung hieſelbſt zu - gelaſſen werden kann. Wornach ein jeder, dem es angehet, ſich gebuͤhrend zu richten hat.

C. G. v. Barunoff, Kreyßrichter. (L. S.) B. Brehm, Secrs. in fidem copiæ:Braiſch, Archvrs.

Da das Königl. Amt Poel auf Trinitatis des künftigen 1790ſten Jahres aus der Pacht fällt, und den 3ten des nächſt - kommenden September-Monats im Königl. Gouvernements - Hauſe allhier wiederum öffentlich dem Meiſtbietenden, und zwar auf die alternative Art, verpachtet werden ſoll, daß ent - weder beyde Amtshöfe zuſammen, oder ein jeder derſelben einzeln zum Aufbot gelangen; ſo wird ſolches dem Publico hiemit gebührend angezeiget.

Nach einer neulichſt beſchafften Vermeſſung beſteht der Superficial-Jnhalt des größern Amtshofes an Aeckern, Wieſen, Weiden, Möhren, Söllen, Hofgarten, ꝛc. ꝛc. in 217665 R. und derjenige des kleinern, oder ſogenannten Oertzenhofes, unter gleichen Rubriken, nebſt einer anſehnlichen Vorwer - bung, in 125035 R. Die näheren Umſtände hievon, ſo wie die Pachtbedingungen, können 14 Tage vor dem Termin in der Königl. Gouvernements-Kanzley inſpiciret werden. Der Zuſchlag für den annehmlichſt Meiſtbietenden ſoll nach Bewandniß der Sache entweder ſofort, oder höchſtens binnen 8 Tagen nach vollbrachter Licitation, erfolgen.

Wann Johann Ludwig Hartwig Schütt, ein Sohn des geweſenen und vorſtorbenen Mitpächters Schütt hieſelbſt, vor einiger Zeit, ohne Leibeserben zu hinterlaſſen, verſtor - ben; ſo werden alle und jede, welche an die Verlaſſenſchaft deſſelben aus Erbrecht, wegen Schuld oder ſonſt aus irgend einem andern Grunde Anſprache haben oder zu haben ver - meynen, hiedurch vorgeladen, ſich am 9ten September dieſes Jahrs, Vormittags um 10 Uhr, vor dem hieſigen Gerichte perſönlich oder durch hinlänglich Bevollmächtigte einzufinden, und ihre Anſprache ſodann anzugeben und rechtlicher Art nach zu bewahrheiten, unter dem Nachtheil, daß diejenigen, welche dieſes nicht leiſten, mit ihren Forderungen und An - ſprüchen ausgeſchloſſen und zum ewigen Stillſchweigen ver - wieſen werden ſollen.

von Holſteinſches Gericht hieſelbſt.

Wir Friedrich Franz, von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Fuͤrſt zu Wenden, Schwerin und Ratze - burg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Roſtock und Stargard Herr, ꝛc. ꝛc.

Thun hiemit zu wiſſen, wie Wir auf unterthaͤnigſte Bitte des Doctoris Beckmann, als communis mandatarii von Wangelin Alt-Schwerinſcher Glaͤubigere, die unten naͤher beſchriebene Guͤter Alt-Schwerin, Moͤnckbuſch, Juͤrgenshof und Werder zum oͤffentlichen conſtitutionsmaͤßigen Verkauf beſtimmet, und des Endes drey nacheinander folgende Ter - mine, als

den 31ſten Auguſt zum erſten,

den 12ten October zum zweyten, und

den 24ſten November zum dritten Termin

berahmet haben.

Laden demnach alle diejenigen, welche vorgenannte Guͤter zu kaufen geneigt ſeyn moͤchten, hiedurch gnaͤdigſt und wol - len, daß ſelbige an obbemeldeten Tagen, Morgens um zehn Uhr, auf Unſerm Hof - und Landgericht hieſelbſt erſcheinen, ihren Both und Gegenboth zum Protocoll abgeben, und dar - auf gewaͤrtigen, daß unter Vorbehalt Landeslehnsherrlicher Competenz dem Meiſtbietenden im erſten oder zweyten Ter - min auf die in ſelbigem vorher zu verleſenden Bedingungen, (welche in Unſerer Hof - und Landgerichts-Regiſtratur, und, nebſt der Charte und dem Feld-Regiſter, bey obgedachtem communi mandatario einzuſehen ſind) der Zuſchlag mehr be - ſagter Grundſtuͤcke zwar nur ſub lege addictionis in diem, in dem dritten und letzten Termin aber dem conſtitutionsmaͤßig Meiſtbietenden pure geſchehen ſoll.

Es bleibt jedoch den juͤngern bey dem letzten Bot mit ihrer Forderung, oder einen Theil derſelben leer ausgehenden Cre - ditoren, ſo wie einem jeden, cujus intereſt, das exercitium des juris idem offerendi, und eventualiter unter ſich allein und mit dem letzten Kaͤufer des juris plus licitandi, in einem demnaͤchſt conſtitutionsmaͤßig anzuberohmenden Termin vor - behalten, und koͤnnen uͤbrigens oftgedachte Guͤter denen Kauf - Liebhabern auch durch den dazu beorderten Holzwaͤrter Heid - mann, zu Alt-Schwerin, vorgewieſen werden. Wornach man ſich zu richten.

(L. S.) Ad Mandatum Sereniſſimi proprium Vt C. G. Warnemnde. J. H. Wulffleff.

Beſchreibung des Lehnguths Alten-Schwerin, cum pertinentiis.

Der Superficial-Jnhalt des ganzen Gutes cum pertinen - tiis betraͤgt 2072057 R. und es ſtehet zur ſteuerbaren Haͤlfte, bis auf 6 Scheffel nach, in 11 Hufen.

Alten-Schwerin an und fuͤr ſich liegt in Communition mit den Bauren in 3 Binnen - und 4 Außenſchlaͤgen. Einer von den Binnenſchlaͤgen haͤlt 2 Laſt Rogken, die beyden andern aber 1 ein halb Laſt Rogken kleine Maße Einfall; die Außen - Schlaͤge halten im Durchſchnitt jeder eine halbe Laſt Ausſaat. Außerdem iſt noch daſelbſt eine Koppel von 3 Droͤmt, und 3 kleine Koppeln, zuſammen von 16[Scheffel]Einfall.

Die Pertinenz Juͤrgenshof liegt in 10 Schlaͤgen, à 1 Laſt Ausſaat.

Der Hof Moͤnckbuſch liegt in 4 Binnen - und 7 Außen - Schlaͤgen. Jm Durchſchnitt gerechnet halten die erſteren je - der 2 Laſt 2 Droͤmt, und die letzteren jeder 1 Laſt 2 Droͤmt Ausſaat.

Der Werder, im Plauer See belegen, liegt in 3 Schlaͤgen, welche im Durchſchnitt jeder 1 ein halb Laſt Einfall halten.

Fuͤr geſammte Hoͤfe werden jaͤhrlich 120 bis 130 Fuder Heu geworden. Die zum Werder gelegten Wieſen betragen etwa 13 Fuder Heu.

Bey dem Gute befinden ſich 6 in gutem Stande befindliche Bauren mit den benoͤthigten Hofwehren, welche taͤglich mit zwey Geſpann zu Hofe dienen. Einlieger ſind daſelbſt 22, wovon jeder fuͤr die Wohnung, ꝛc. 78 Tage jaͤhrlich durch ſeine Frau Hofdienſte leiſtet, ſo wie auch einige Wittwen, wovon jede jaͤhrlich 30 Tage zu Hofe dienet.

Den Acker kann man im Durchſchnitt als gut annehmen, ſo daß bey veraͤnderten Schlaͤgen jaͤhrlich eine Laſt Waizen geſaͤet werden kann.

Auf dem Werder iſt ein großer Vorrath von ſchoͤnen Buͤ - chen; es befinden ſich auch eine ziemliche Tannen-Heide, auch Tannen-Zuſchlaͤge, beſonders bey der Pertinenz Moͤnckbuſch, ſo wie auch die Nothdurft an Eichen und Weich-Hoͤlzung, imgleichen Torf vorhanden iſt.

Die Rohrwerbung iſt ſehr betraͤchtlich, und es kann jaͤhrlich im Durchſchnitt 200 Fimm Rohr geworben werden.

Die Fiſcherey iſt anſehnlich, und kann[{zaͤhrlich}[jaͤhrlich]]zu 400 Rthlr. genutzet werden.

Das Guth hat ſeine eigene Kirche, deren Patronatrecht zu Zweydrittheilen bey dem Hauptgute iſt, ſo wie auch die be - noͤthigten Kirchenſtuͤhle daſelbſt vorhanden ſind.

Außerdem hat das Gut einen Kalk Ofen, eine Windmuͤhle, eine Schmiede, eine Hollaͤnderey, die bis zu 70 Kuͤhen gebracht werden kann, eine Schaͤferey von 7 bis 800 Schaafen, und dieſe Unterpaͤchte nebſt den Kruͤgen, koͤnnen zu einem Ertrag von etwa 1000 Rthlr genutzt werden.

Saͤmmtliche Hofgebaͤude befinden ſich in gutem Stande, und die Dorfgebaͤude beduͤrfen groͤßtentheils keiner betraͤcht - lichen Reparatur.

Es iſt ein ſehr ſchoͤnes Mahagony fuͤnfoctaviges Cla - vier, vom beruͤhmten Haſſe verfertigt, wie auch eine uͤberaus koſtbare Guitharre, woran alle moͤgliche Zier - rathen verſchwendet worden, zu verkaufen. Naͤhere Nachricht hievon iſt in der Koͤnigsſtraße im Hauſe No. 237. zu haben.

About this transcription

TextNum. 136, 26. August 1789
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T10:32:49Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 136, 26. August 1789 . Hamburg1789. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

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