PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats - und
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Gelehrte Zei - tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN.
Anno 1790. (Am Dienſtage, den 20 April.)
Num. 63.

Noch nie hat vielleicht eine Huldigung ſo tiefen Ein - druck auf die Gemuͤther gemacht, als die am vorigen Dienſtage. Jeder war geruͤhrt, und Freudenthraͤnen ſtanden in den Augen der Anweſenden. Dem Koͤnige gefielen dieſe Empfindungen ſo ſehr, daß er den Staͤn - den durch den Grafen von Pergen ſagen ließ, daß Er nur wuͤnſche, daß ſie Jhm Zeit laſſen moͤchten, fuͤr der Staͤnde Beſtes zu ſorgen, weil er nicht gewohnt ſey, ſich zu uͤbereilen. Auf ſolche Art hoffe Er, das Land und die Staͤnde im Ganzen, und Jeden insbe - ſondere, nach Gerechtigkeit und Billigkeit gluͤcklich zu machen.

Die Eßwaaren, welche bey der Huldigung von dem Schaugeruͤſte unter das Volk geworfen wurden, be - ſtanden in 3 Centnern Schincken, 30 Centnern Kalb - fleiſch, 3000 Semmeln und 2000 Krapſen, (eine Art Gebackenes.) Aus den dabey angebrachten Loͤwenkoͤpfen floſſen 40 Eimer rother und 40 Eimer weißer Wein.

Der Koͤnig will den Augarten, den Lieblingsauſent - halt Joſephs II. verkaufen, und man nennt den Fuͤr - ſten von Lichtenſtein als Kaͤufer.

Die Kayſerwahl duͤrſte ſich bis im Auguſt, vielleicht auch noch weiter hinaus verzoͤgern. Der Churfuͤrſt von Maynz ſoll, in einem gewiſſen Fall, ſein Kroͤ - nungsrecht an Chur-Coͤlln abtreten wollen, wo[ v] on man ſchon bey der Kroͤnung Carls VII. ein Beyſpiel hat.

Der Bothſchafter von Venedig und der Churſaͤchſ[i]- ſche Geſandte, Reichsgraf von Schoͤnfeld, haben vor - geſtern ihr Beglaubigungsſchreiben uͤberreicht.

Unſer ganzes Bannitiſches Corps ſteht nun jenſeits der Donau in Ser[ b] ien, in der Wallachey und in Bul - garien, daher man alle Tage blutigen Auftritten ent - gegen ſehen kann.

Den 4ten dieſes hat der Koͤnig den Bothſchafternund Geſandten, jedem insbeſondere, die erſte Audienz ertheilt.

Die hieſige Steuerregulirungs Hauptcaſſe iſt ſo, wie die auf dem Lande, verſiegelt worden.

Der in Ruheſtand verſetzt geweſene Herr von Beck ſoll als 2ter Verpflegungs-Jnſpecteur nach Boͤhmen, und Herr von Sonnenfels, als Ober-Pflegsverwalter in Maͤhren, mit 2500 Gulden angeſtellt werden.

Am 7ten Maͤrz iſt das Engliſche Schiff in den Ge - waͤſſern von Corfu geweſen, an deſſen Bord ſich der Preußiſche Major von Knobelsdorf, und verſchiedene Preußiſche Officiers befunden haben, welche nach Con - ſtantinopel gehen.

Der Tranſport von Kriegsbeduͤrfniſſen und der Marſch von Cavallerie - und Jnfanterie-Regimentern nach Boͤhmen und Maͤhren geht beſtaͤndig fort. Jn Oeſterreich wird aufs neue wiederum ſehr viele Mann - ſchaft ausgehoben, theils um die neuen Staa[ t] s-Regi - menter bald vollzaͤhlig zu machen, theils zum Dienſt der Artillerie, welche eine Vermehrung von 4000 Mann erhaͤlt, damit in Zukunft von den Jnfanterie-Regi - mentern keine Mannſchaft mehr als Handlanger fuͤr die Artillerie abgegeben werden duͤrfen. Den Cavallerie - Regimenter ſind nun auch reitende Jaͤger zugetheilt worden. Bey der Armee iſt das Avancement außer - ordentlich haͤufig, da bey Gelegenheit der Errichtung der vierten Bataillons viele neue Chargen fuͤr Officiere eroͤffnet ſind.

Jn Betreff der neuen Steuer-Regulirung iſt der Koͤnig den Wuͤnſchen der Landſtaͤnde in den ſaͤmmt - lichen Provinzen der Monarchie zuvorgekommen. Se. Majeſtaͤt haben naͤmlich dieſelbe einsweilen durchaus eingeſtellt. Da aber die Ungleichheit des alten Steuer - fußes dennoch eine gleichmaͤßigere Repartition erheiſcht, ſo haben Se. Majeſtaͤt den Staͤnden in Boͤhmen, Maͤh -[2]ren, Oeſterreich, Steyermark und den uͤbrigen Pro - vinzen befohlen, uͤber dieſen Gegenſtand freye Berath - ſchlagungen zu halten, und ſodann Deputirte mit dem Reſultat davon nach Wien zu ſchicken, welche den Be - rathſchlagungen beywohnen ſollen, ſo unter den Augen Sr. Majeſtaͤt zu Veſtſetzung eines billigen Steuerfußes gehalten werden. Jndeſſen aber wird alles nach dem alten Fuß behandelt.

Der Koͤnig hat eine beſondere Commißion niederge - ſetzt, zur Unterſuchung des neuen Geſetzbuchs, welches der Herr Hofrath von Keeß auf Befehl des verſtorbe - nen Kayſers entworfen hat, und nach welchem ſeit 2 Jahren alle gerichtliche Verhandlungen entſchieden wurden. Die Mitglieder dieſer Geſetz-Commißion ſind die Hofraͤthe von Haan, von Bie〈…〉〈…〉 ſching, von Revinsky und von Conſorti, unter dem Vorſitz des Freyherrn von Martini, Vice Praͤſidenten der oberſten Juſtizſtelle. Se. Majeſtaͤt haben die Jnſtruction fuͤr dieſe Com - mißion eigenhaͤndigſt aufgeſetzt, und derſelben die Frey - heit ertheilt, alles dasjenige umaͤndern zu koͤnnen, was ſie fuͤr unthunlich, und den Privilegien oder unſchaͤd - lichen Gewohnheiten zuwider faͤnden, und dasjenige beyzubehalten befohlen, was ſie billig, gerecht, und dem Wohl des Buͤrgers zutraͤglich finden.

Wie man aus Prag vernimmt, ſo werden auf dem Koͤnigl. Schloſſe daſelbſt Zubereitungen zum Empfang Sr. Majeſtaͤt getroffen. Noch iſt es nicht beſtimmt, wenn der Koͤnig zur Huldigung nach Boͤhmen abgehe, man vermuthet aber, daß es bald geſchehen werde. Der Ungariſche Adel macht zur Kroͤnungsfeyer die glaͤn - zendſten Anſtalten. Die hieſigen Sticker, Poſamenti - rer und andere dergleichen Arbeiter ſind Tag und Nacht beſchaͤfftigt, um die fuͤr Ungarn gemachten Be - ſtellungen beſriedigen zu koͤnnen.

Der Koͤnig denkt nun mit Ernſt darauf, die Nie - derlaͤnder zu ihrer Schuldigkeit zuruͤck zu fuͤhren; es iſt zu dem Ende der General Zehnter mit 4 Ungariſchen Regimentern beordert, die Veſtung Luxemburg zu ver - ſtaͤrken; auch will man mit Zuverlaͤßigkeit wiſſen, daß 24000 Mann von einigen Reichsfuͤrſten in Sold ge - nommen, die Koͤnigl. Truppen in den Niederlanden verſtaͤrken wuͤrden. Dem Feldmarſchall Laudon ſind die Baͤder in Baaden ſehr gut bekommen, indeſſen iſt er noch nicht von hier abgereiſet; dagegen der Feld - zeugmeiſter, Fuͤrſt von Hohenlohe, der ſich bereits in Prag befindet, die erforderlichen Anſtalten bey der Boͤhmiſchen Armee trifft, bis zur weitern Verfuͤgung des Feldmatſchalls Laudon. General Wurmſer wird auch diesmal nicht mitgehen, er bleibt Alters halben zu Hauſe. Bey allen kriegeriſchen Ausſichten glaubt man noch immer die Moͤglichkeit eines Vergleichs und Beybehaltung des Friedens. Von den Armeen gegen die Tuͤrken iſt nichts als die Beſtaͤtigung eingegangen, daß ſie aufgebrochen und vorwaͤrts gegangen ſind.

Der Koͤnig hat anbefohlen, daß die durch die Steuer - Rectification außer Brodt geſetzten Beamten in andern Koͤnigl. Civil - und Militairdienſten angeſtellt werden ſollen. Auch ſollen keine Staats - und Religionsfonds - Guͤter ferner oͤffentlich verſteigert werden.

Jn etlichen Tagen werden 3 der Koͤnigl. Prinzenallhier erwartet; die uͤbrige Koͤnigl. Familie und die Koͤniginn ſelbſt wird in der Mitte des Monats May von Florenz anhero abgehen.

Die Arbeiten in dem Luſtſchloſſe Schoͤnbrunn wer - den nun beſchleuniget, und dieſer reizende Ort, ſo wie alle andere Gaͤrten, bleiben, wie ſonſt, dem Vergnuͤ - gen des Publicums geoͤffnet.

Es circuliren wieder Abſchriften von einem ganz kurzen Teſtament des verſtorbenen Kayſers, welches aber hier, ſo wie das laͤngere, ebenfalls fuͤr erdichtet gehalten wird.

Die b[ e] reits in Maͤhren ſtehende und noch dahin beorderte Regimenter, ſammt der dazu gehoͤrigen Ge - neralitaͤt, kommen folgendermaßen zu ſtehen:

Jm erſten Treffen: General-Feldzeugmeiſt[ e] r, de Ligne, zu Wiſchau; General der Cavallerie, Wurmſer, zu Holleſchau; General der Cavallerie, Graf Kinsky, zu Prosnitz. Die Feldmarſchall-Lieutenants: Lilien, zu Biſtritz; Botta, zu Hollein; Terz〈…〉〈…〉 und Harnan - court, zu Prosnitz. Die General-Majors: Einſtedel, zu Meſeritz; Welſch, zu Drevohoſtitz; Tuͤrkheim, zu Tobitſchau; Lilien, zu Prosnitz; Kospot, zu Koſteletz. Cavallerie: Zeſchwitſch, zu Meſeritz; Schackmin, zu Humpoletz; Naſſau, zu Koſteletz; Kavanagh, zu Kanitz. Jnfanterie: Kayſer, zu Keitſch; Laſey, zu Drevoho - ſtitz; Laudon, zu Prerau; Schroͤder, zu Wokoſch; Mitrovsky, zu Tobitſchau; Brentano, zu Kralitz; Kal - lenberg, zu Prosnitz; Kheull, zu Blumenau; in allem 17 Bataillons Jnfanterie und 12 Diviſionen Cavallerie.

Jm zweyten Treffen: General-Feldzeugmeiſter, Graf Brovne, zu Leipnik. Die Feldmarſchall-Lieute - nants: Straſſoldo, zu Thematſcher; Huetten, zu Wiſchau; Waldeck, zu Nenntſchein; Klebeck und d’Alton, zu Leipnik; Reißky, zu Littau. Die General - Majors: Kolonitſch, zu Freyſtadt; Rhebach, zu Holle - ſchau; Schmackers, zu Flumaſchov; Bruner, zu Ka - jetein; Brovera, zu Nemtſchitz; Melas, zu Predlitz; Boros, zu Troppau; Wernek, zu Fridek; Wenkheim, zu Weißkirchen; Wuͤrtemberg, zu Leipnik; Staray, zu Kokor; Draskoezy, zu Ollmuͤtz; Szerelem, zu Lit - tau. Cavallerie: Wurmſer, zu Freyſtadt; Modena, zu Biſtritz; Anſpach zu Holleſchau; E. H. Franz, zu Uhrtſchyz, Lobkowiß, zu Predlitz; Kayſer, zu Littau; Haddick verbleibt in ſeinem Nummero. Jnfanterie: Deutſchmeiſter, zu Flumaſchov; Carl Toſcana, zu Hollein; Ferdinand Toſcana, zu Morcov[atz;]Pelle - grini, zu Kajetein; Klebek, zu Klenovitz; Thurn, zu Nemtſchitz; Neugebauer, zu Vanovitz; Breſchainville, zu Wiſchau; Warasdiner, zu Poͤlten; Kaprara, zu Wiſternitz; Khevenhuͤller, zu Maͤhriſch-Neuſtadt; Wenzel Colloredo, zu Ollmuͤtz; Slavonier zu Namieſt. Grenadiers: Homburg, St. Julien, Goͤtting, Vac. Stein, Buͤrger; alle zu Leipnik; Roͤdel, Goͤpfert, Vac. Bender, Staader, zu Oſek; Kempf, Vac. Nico - leti, Morzin, Bikler, zu Kokor; Huef, zu Fridek; in allem 28 Bataillons Jnfanterie und 19 Diviſionen Cavallerie.

Heute gieng die fuͤr das das Freycorps Gruͤn-Laudon aus den hieſigen Regimentern ausgehobene Mannſchaft von hier ab. Morgen marſchiren 2 Bataillons Gre -[3]nadiers, und Dienſtags wird das Jnfanterie-Regiment Matheſen hier durch paßiren.

Aus Jaſſy wird gemeldet, daß der Fuͤrſt Potemkin wegen Unpaͤßlichkeit das Bette huͤten muͤſſen, daß er aber jetzt wieder hergeſtellt ſey.

An unſerer Grenze wird wirklich ein Obſervations - Corps formirt und in dieſer Abſicht ſoll der Fuͤrſt, Joſeph Poniatowsky, Chef der Koͤnigl. Garde zu Fuß, der morgen von hier abreiſen wird, dorthin comman - dirt worden ſeyn

Da die Reichstags Sitzungen kuͤnftigen Montag wie - der anfangen, ſo verſammeln ſich auch ſchon wieder die in dieſer Zeit abweſend geweſene Glieder des Reichstags.

Kuͤnftigen Montag muͤſſen die herumtreibenden Juden die hieſige Reſidenzſtadt meiden.

Die Nachrichten aus Wien und Berlin lauten taͤg - lich kriegeriſcher.

Es beſtaͤtigt ſich, daß unſer zu Conſtantinopel befind - licher Reſident der Deputation der auswaͤrtigen Ange - legenheiten die Abſchrift des daſelbſt am letzten Januar 1789 zwiſchen Preußen und der Pforte geſchloſſenen Tractats, auf Erſuchen des Reis Effendi, uͤberſandt hat. Anfangs hieß es, daß die Ratificationen deſſel - hen in Zeit von 5 Monaten ausgeliefert werden ſoll - ten; jetzt weiß man daß dieſer Zeitraum nicht ſo lange beſtimmt ſey. Unſerer Republik ſollen in ſelbigem ihre Beſitzungen garantirt ſeyn. Einige ſagen ſogar, es ſey in ſelbigem auch die Rede von der Zuruͤckgabe Galliziens an Pohlen. Man wird erſt das Zuverlaͤßige dieſes Tractats erfahren, wenn ſelbiger in der bevorſte - henden Sitzung des Reichstags vorgeleſen werden wird.

Man ſagt, der Kron Groß Feldherr, Graf Branitzky, werde auf Reiſen gehen, auch ſpricht man von neuen zu machenden Anleihen, um die Armee voͤllig in Stand zu ſetzen.

Dem Vernehmen nach wird der Rußiſch-Kayſerl. Ambaſſadeur, Herr Graf von Stackelberg, von hier nach Petersburg abgehen, und der Herr von Bulgakow als Rußiſch-Kayſerl. Geſandter vom zweyten Range an ſeine Stelle kommen.

Der Feldzeugmeiſter, Graf Colloredo, welcher die Oeſterreichiſchen Truppen in Gallizien commandirt, iſt mit dem Feldmarſchall Lieutenant von Alvinzi nach Brodi abgereiſet, um die Truppen zu muſtern, und das Land in Augenſchein zu nehmen. Die Salzwerke zu Wieliczka ſind gegen alle Faͤlle hinlaͤnglich mit Truppen beſetzt.

Nach Berichten aus Berlin werden die Kriegsruͤſtun - gen mit großem Eifer fortgeſetzt. Am 9ten lieferten die daſigen Sattler eine große Menge Sattel, und die Kaufleute das noͤthige Zeug zu Decken ab. Große Tranſports von Pferden trafen taͤglich ein, und der Koͤnigl. Befehl wegen Errichtung der Feldpoſtaͤmter war erlaſſen, auch ſprach man von Vorbereitungen zur Abreiſe des Fuͤrſten Reuß. Wie viele Preußiſche Armeen agiren werden, iſt noch nicht bekannt. Maͤhren, Boͤhmen, Pohlen und Preußen duͤrften die Kriegs - theater werden.

Die Grenzen von Boͤhmen werden mit ſtarken Ver - hacken verſehen, und nur bey Nachod ſoll eine enge Paſſage offen ſeyn, die jedoch ſtark beſetzt iſt. Die Bauern muͤſſen die Fourage in Natura ins Magazin nach Koͤnigsgraͤtz liefern.

Der Koͤnig hat die Prinzen Heinrich und Ludwig, Soͤhne des Prinzen Ferdinand von Preußen, von wel - chen der Erſtere, zu Erlernung des Dienſtes, als Ritt - meiſter bey den Gardes duͤ Corps, letzterer aber als Capitain bey dem Regiment von Moͤllendorf angeſtellt geweſen, zu Oberſt-Lieutenants ernannt, und in dieſer Qualitaͤt den Prinzen Heinrich zu dem Regimente Gens d’Armes, den Prinzen Ludwig aber zu dem Re - giment Jung-Schwerin, Jnfanterie, geſetzt.

Laut Bekanntmachung ſind in der Grafſchaft Mark falſche Hollaͤndiſche Ducaten in ziemlicher Menge mit der Jahrzahl 1771, auch mit andern Jahrzahlen, zum Vorſchein gekommen, welche in Ruͤckſicht auf das Ma - teriale nur einen Thaler werth ſind.

Der Koͤnig hat den Weſtpreußiſchen Kammerpraͤſi - denten, Herrn von Domhardt, zum geheimen Ober - Finanzrath, und den bey der Kriegs - und Domainen - Kammer zu Breslau ſtehenden geheimen Kriegsrath, Herrn von Maſſow, zum geheimen Ober-Finanzrath ernannt.

Jn der Koͤnigl. Hofbuchdruckerey iſt zu haben: Die Luͤtticher Revolution im Jahre 1789, und das Beneh - men Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Preußen bey derſelben, dargeſtellt von Allerhoͤchſt Jhrem Cleviſchen geheimen Kreis-Directorialrath und bevollmaͤchtigten Geſandten, C. W. von Dohm.

Vorgeſtern begaben ſich Se. Excellenz, der General von Moͤllendorf, nach Potsdam, und trafen noch am naͤmlichen Tage wieder allhier ein.

Es iſt an die Pferde Liferanten ſchleunige Ordre er - gangen, vors erſte 6 bis 8000 Stuͤck Pferde auf den 1ſten May abzuliefern, und die Herren Landraͤthe ſind desfalls gleichfalls beordert worden. Es ſcheint, daß der Marſch der Armee fruͤher vor ſich gehen werde, als man anfaͤnglich geglaubt hat.

Das ſchwere Geſchuͤtz wird bereits aus dem Zeug - hauſe weggenommen, und an einem freyen Ort auf - gefuͤhrt.

Alles iſt nun im fertigen Stande, und kommt es nun bloß auf den Befehl zum Aufbruche an. Die Feld Poſtaͤmter ſind auch bereits eingerichtet.

Dieſe Woche ſind alle Gelder zur Mobilmachung der Armee bezahlt. Es duͤrften etwa 6 Millionen ſeyn. Die Pferde kommen vom 1ſten bis 7ten kuͤnftigen Mo - nats, und zwiſchen dem 15ten und 25ſten May duͤrften alle Regimenter aus ihren Standquartieren auf dem Marſch ſeyn. Es ſoll bereits ein Reglement entworfen ſeyn, wie ſich der Soldat im Felde und in feindlichen Lande verhalten ſoll, worinn alle Gewaltthaͤtigkeiten und Eigenmacht verboten werden.

Dem Vernehmen nach ſollen die Weſtphaͤliſchen Re - gimenter ein Obſervations-Corps von 25000 Mann formiren, welche zwiſchen Halle und Magdeburg, oder,[4]wie andere wollen, in einer andern Gegend zu ſtehen kommen werden.

Der Oeſterreichiſche Geſandte hat noch immer Con - ferenzen mit dem Miniſterio zu Berlin.

Unſere Armee wird, wenn es zu Thaͤtlichkeiten wirk - lich kommen ſollte, in 3 Corps agiren; an der Boͤhmi - ſchen Grenze unter dem Befehl des Koͤnigs, in Ober - ſchleſien unter dem Befehl des Herzogs Friedrich von Braunſchweig, und in Pohlen unter dem Befehl des regierenden Herzogs von Braunſchweig.

Es ſind hier noch verſchiedene Officiers von der Armee in Arreſt. Noch[b]is jetzt iſt ihre Sache nicht ausgemacht. Man muß ſehen, wie ſich General van der Meerſch vertheidigen wird.

Man wuͤnſcht hier, daß der General van der Meerſch ſich nach einem andern Ort begeben moͤge, weil man Unruhen beſorgt, und auch glaubt, der General ſelbſt ſey hier nicht ſicher. Der Congreß hat ihm dieſes in einem Schreiben bekannt gemacht, und ihm die Cita - delle von Antwerpen, oder die Abtey St. Gertrude zu Loͤwen vorgeſchlagen, wo er ſeine Vertheidigung machen koͤnnte, ohne daß verdaͤchtige Perſonen ihn be - ſuchen, als welches letztere ihm der Congreß hier vor - wirft. Der General von der Meerſch hat dem Con - greß geantwortet, daß er die ihn beſuchenden Perſonen anzeigen moͤchte, die er fuͤr verdaͤchtig hielte; daß er wegen ſeiner eigenen Sicherheit unbekuͤmmert ſey, weil ſelbſt Mordanſchlaͤge einen Soldaten, der dem Tode taͤglich Trotz bieten muͤſſe, nicht bange machen koͤnnten; daß er aber, wenn die oͤffentliche Sicherheit in Gefahr ſeyn ſollte, Bruͤſſel (wohin man ihn ent - boten habe) verlaſſen, aber nicht nach Antwerpen und Loͤwen, ſondern nach Gent, ſeinem Geburtsort, gehen wolle. Dieſes letztere duͤrfte ihm der Congreß ſchwerlich bewilligen, weil man in Gent und in ganz Flandern von der Unſchuld des Generals van der Meerſch uͤberzengt zu ſeyn ſcheint. Wenigſtens melden Briefe von Gent, daß man in allen Caffeehaͤuſern und an andern oͤffentlichen Orten auf die Geſundheit dieſes Generals trinkt, und die Ariſtokratiſche Parthey ver - wuͤnſcht, die ihm zu Leibe will. Selbſt die Staaten von Flandern haben bereits unterm 8ten dieſes das Be - tragen ihres Landesmanns, des Generals van der Meerſch, voͤllig gerechtfertigt, ja man hat in Gent ſein Portrait in das litterariſche Cabinet geſetzt, wozu jeder Verſe zu deſſen Lobe hinzufuͤgt.

Da unſer Fuͤrſt Biſchof alle Vergleichsvorſchlaͤge verworfen hat: ſo nehmen wir nun alle Maaßregeln, welche die Umſtaͤnde erfordern. Der Patriotismus wird taͤglich lebhafter, und die patriotiſchen Geſchenke vermehrten ſich anſehnlich. Man ſieht, daß die ganze Nation ſich vereinigt, ihr Werk auszufuͤhren. Die Abteyen, die Geſellſchaften, Weiber, Kinder, Zuͤnfte, ꝛc. alles wetteifert, dem Vaterlande Proben der Vater - landsliebe zu geben. Die Buͤrger-Compagnien haben den Buͤrgereid freywillig geſchworen, welcher alſo lautet: Jch ſchwoͤre, dem Luͤtticher Volke, dem Ge - ſetze, dem Stadtmagiſtrat getreu zu ſeyn, und die Revolution vom 18ten Auguſt 1789 zu behaupten. Unſer Buͤrgermeiſter von Cheſtret iſt von Berlin zuruͤck - gekommen, und mit allgemeinem Jauchzen empfangen worden. Die Herren von der ſogenannten Societaͤt haben vorgeſtern dem Staate 1000 Thaler geſchenkt. Jn der Nacht vom 11ten auf den 12ten waren einige Unruhen. Man warf Fenſter ein, und begieng ſonſt noch mancherley Ausſchweifungen. Seitdem ſind die Patrouillen verdoppelt.

Nun iſt auch der adeliche Stand dem dritten Stande beygetreten, und alles kuͤndigt große Ereigniſſe an. Diejenigen, welche davon keine Zeugen ſeyn wollen, verlaſſen die Stadt. Am Freytag werden die Preußi - ſchen und P[f]aͤlziſchen Truppen unſer Land verlaſſen.

Zu Caſſel wird n[]chſtens der Oeſterreichiſche Ge - ſandte, Graf von Schlick, erwartet; auch wird ſich der Preußiſche Geſandte, Graf von Kalkreuth, da - ſelbſt noch einige Zeit aufhalten.

Jm Canton Solothurn haben ſich 700 Bauern gegen die Regierung aufgelehnt. Auch im Canton Zuͤrch wird es unruhig. Jn Bern ſollen in der Con - ſtitution zum Beſten der Buͤrger und des Volks einige Aenderungen gemacht worden.

Heute werden ſich Herr und Madame le Bruͤn im Concertſaal hoͤren laſſen. Der Name dieſer Virtuoſen iſt hinlaͤnglich, die Freunde der Tonkunſt auf dieſe Erſcheinung aufmerkſam zu machen. Madame le Bruͤn ward ſchon als Mademoiſelle Danzi als eine der vor - trefflichſten Saͤngerinnen allenthalben bewundert, wo ſie ſich hoͤren ließ. Herr le Bruͤn iſt auf ſeinem Jn - ſtrumente, dem Hautbois, der groͤßte Kuͤnſtler in ſeiner Art. Beyde haben in England, Jtalien und Frank - reich allgemeinen Beyfall erhalten, und in Berlin er - innert man ſich dieſer Virtuoſen noch mit dem lebhaf - teſten Vergnuͤgen. Die Freunde der Muſik in Ham - burg werden ſich gewiß nicht des Vergnuͤgens berauben, zwey[ſ]olche Perſonen zu hoͤren; ſie, deren Geſchmack fuͤr wirklich treffliche Muſik ſo entſchieden iſt, und die den wahren Kuͤnſtlertalenten ſo gerne Gerechtigkeit wiederfahren laſſen. (Der Anfang iſt um 6 Uhr. Billets ſind bey dem Herrn le Bruͤn, in der Stadt Petersburg, und beym Eingange fuͤr 3 Mk. zu haben.)

Nachricht.

Da die Anzahl der Praͤnumeranten auf die neulich angekuͤndigten 24 Engl. Taͤnzen, ꝛc. hinlaͤnglich ſind, um die Druckkoſten beſtreiten zu koͤnnen, ſo wird hie - mit angezeigt, daß ſelbige um 14 Tage geliefert werden. Auswaͤrtige koͤnnen noch waͤhrend dieſer Zeit gegen poſtfreyer Einſendung von 10 Ggr. mit eintreten; je - doch wird kein Exemplar ohne geleiftete Praͤnumeration verſchickt, und haben die, die zwar bereits Beſtellung gemacht, aber nicht das Geld dafuͤr eingeſandt, keine zu erwarten.

Bey dem Herrn Commißionsrath Laſtrop in der Heinenſtraße ſind zur 36ſten Braunſchweiger Lotterie 1ſten Claſſe, die den 7ten Junii a. c. gezogen wird, und worinn ſich die anſehnlichſt[ e] n Gewinne befinden, Looſe à 1 Rthlr. und Plane gratis zu bekommen.

(Hierbey folgt eine Beylage.)
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Beylage zu Nr. 63. des Hamburgiſchen unpartheyiſchen Correſpondenten.
Am Dienſtage, den 20 April 1790.

Unſere neueſten Nachrichten von St. Domingo ſind vom 2ten und 6ten Februar. Am 22ſten Januar war eine Provinzialverſammlung zu Cap, in welcher be - ſchloſſen ward, daß alle Eigenthuͤmer, welche ſich jetzt in Frankreich befinden, in Zeit von 8 Monaten in der Colonie ſeyn ſollen, um die Gefahr zu theilen, womit ſelbige bedrohet werden, oder wenigſtens uneinge - ſchraͤnkte Vollmachten an ihre zu ernennende Agenten zu ſchicken. Zugleich wird ihnen verboten, ſich in Frankreich in die Angelegenheiten der Colonien zu miſchen, bey Strafe der Confiſcation ihrer Einkuͤnſte.

Zu Lille, in Flandern, iſt zwiſchen den daſelbſt in Garniſon liegenden Regimentern ein Streit geweſen, wovon die erſten Nachrichten ſehr ſchlimm lauteten, der aber jetzt ſchon beygelegt iſt.

Der Marſchall von Segur hat ſich im Journal de Paris bereits gegen die Beſchuldigungen verantwortet, die ihm in der Vorrede des Herrn Camus zu der Aus - gabe des rothen Buchs wegen der Penſionen gemacht worden. Auch der Sohn deſſelben hat ſich gegen die ihm gemachten Vorwuͤrfe verantwortet, und man ſieht, daß die Summen dieſer Penſionen lange nicht ſo groß geweſen, wie Herr Camus ſie angegeben.

Madame, Tochter des Koͤnigs, gieng am Mitte - wochen zum erſtenmal zum heiligen Abendmahl. Vor - her hielt der Koͤnig eine ruͤhrende Anrede an ſelbige, worinn er Jhr ſagte, daß er bis jetzt nichts von dem Ungluͤcke geſagt habe, welches Er und ſeine Familie er - leben muͤſſen, daß Sie aber ſchon Verſtand genung beſitze, ſolches wahrzunehmen. Er fuͤgte hinzu, daß die Reli - gion im Stande ſey, dieſes Ungluͤck zu mildern, und Er ermahnt die Prinzeßinn, ſich dieſes Mittels zu be - dienen. Noch mehr, faͤhrt der Koͤnig fort, ſey er uͤber das Ungluͤck ſeiner Unterthanen geruͤhrt, und Sie moͤchte Jhr Gebet fuͤr das Wohl der Nation, als das Gebet einer noch reinen und unſchuldigen Seele, mit dem ſeinigen vereinigen.

Die 240 Deputirten der Pariſer Gemeine, welche von ihren Diſtricten zuruͤckberufen worden, beſchloſſen am Sonnabend, ihre Stellen niederzulegen, aber ihre Geſchaͤffte nicht eher zu endigen, bis andere an ihre Stelle ernannt worden. Die Diſtricte hatten beſchloſ - ſen, die Buͤſte des Herrn Bailly auf das Rathhaus aufzuſtellen; ſie brachten es am Freytage dahin, und es ſollte mit einer ordentlichen Feyerlichkeit geſchehen, aber die Gemeine wollte dieſes nicht, weil bey der Aufrichtung anderer dergleichen Buͤſten keine Feyer - lichkeit vorgenommen ſey. Man erlaubte ſich ſogar verſchiedene Spoͤttereyen gegen dieſes Bruſtbild, wor - aus man ſieht, daß die Uneinigkeit zwiſchen der Ge - meine und ihrem Maire zunimmt.

Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 9ten dieſes ward decretirt, daß die Municipalitaͤten, welche fuͤr Aßignationen geiſtliche Guͤter kaufen wollen, ge -hoͤrige Caution machen ſollen, um ihre Obligationen einzuloͤſen. Hierauf ſtattete Herr Anſon im Namen des Finanz Ausſchuſſes einen langen Bericht uͤber die Errichtung und die Form der Aßignationen zur Bezah - lung der geiſtlichen Guͤter ab, welche in Circulation geſetzt werden ſollen, um dem Mangel des baaren Gel - des abzuhelfen. Dieſe Aßignationen, ſagte er, waͤren nothwendig, um die Koſten des Jahrs 1790 zu beſtrei - ten, wovon die Dauer der Conſtitution abhienge, und hiezu wuͤrden 300 Millionen erfordert; ſie waͤren auch von dem ſogenannten Papiergelde ganz verſchie - den, und haͤtten ihren inneren Werth, ꝛc. ꝛc. Herr Necker habe nun dieſe Aßignationen auch gebilligt, die Commerzſtaͤdte wuͤnſchten ſie ebenfalls, ꝛc. Hierauf ſchlug er ein Decret von 18 Artikel vor, deren Haupt - punkte darinn beſtehen: 1) Die Schulden der Geiſt - lichkeit ſollen fuͤr Schulden der Nation angeſehen wer - den. 2) Die geiſtlichen Guͤter, welche verkauft wer - den ſollen, ſind frey von aller Hypothek der allgemei - nen Schuld der Geiſtlichkeit. 3) Die Aßignationen ſollen im ganzen Reiche Cours haben. 4) Sie ſollen Procent Jntereſſe tragen. 5) Die Revenuͤen der Domainen und geiſtlichen Guͤter ſollen in die außer - ordentliche Caſſe kommen, um die Jntereſſen der Aßignationen damit zu bezahlen, ꝛc. ꝛc. Nun ward ein Brief von verſchiedenen Kaufleuten, Manu - facturiſten, Bankiers, ꝛc. aus verſchiedenen Staͤdten vorgeleſen, worinn ſie ſich beklagen, daß der Mangel des baaren Geldes der Handlung und den Gewerben einen toͤdtlichen Strich verſetzt habe, und daß ſie bloß ihre Hoffnung auf die Aßignationen ſetzten. (Aller dieſer Anpreiſungen der Aßignationen und ihres for - cirten Courſes ungeachtet, giebt es hier ſehr einſichts - volle Kaufleute, welche verſichern, daß dieſer forcirte Cours der Aßignationen die traurigſten Folgen nach ſich ziehen, und vielleicht gar die Aufhebung der Na tionalverſammlung bewirken duͤrfte. ) Hierau[ f] kam die Rede wieder auf die Zehnten und auf den Un[ -] terhalt der Prieſter. Man rechnet ihrer auf 48000 Fuͤr die Biſchoͤſe rechnet man jaͤhrlich 2 Millionen. Der Erzbiſchof von Paris ſoll 50000 Livres haben, (ehedem hat er wohl eine Million Einkuͤnfte gehabt) die in den Staͤdten von mehr als 100000 Einwohnern, 25000 Livres, die uͤbrigen 15000, und ſo verhaͤltniß - maͤßig noch weniger. Die Landprediger werden zu - ſammen 22 Millionen, die Vicarien 17 koſten. Die Pfarrer ſollen jaͤhrlich jeder 1200, 1500, 1800 Livres haben, nach der Groͤße ihrer Kirchſprengel, die Vaca - rien 7 bis 900 Livres. Die Stadtprediger werden 6 Millionen, und ihre Vicarien 5 Millionen koſten, ꝛc. Ueberhaupt wuͤrde die Geiſtlichkeit dem Staate jaͤhr - lich 53 Millionen 500 Livres koſten. Die Prediger ſollen von allen Contributionen frey ſeyn. Jetzt koſtet die Geiſtlichkeit dem Staate 130 Millionen.

Jn der Sitzung vom 10ten wurden wieder verſchie -[6]dene Staͤdte bevollmaͤchtigt, Anleihen fuͤr ihre Armen zu machen. Man las hierauf einen Brief des Herrn Necker, worinn er ſeine Erinnerungen wiederholte, daß er 40 Millionen fuͤr den April und May noͤthig habe, und daß man dies Geld bloß von der Diſconto - Caſſe erhalten koͤnne; auch ſagt er in ſelbigem, er werde ſeine Widerlegung gegen die ihm in den beyden letzten Berichten des Finanzausſchuſſes gemachten Be - ſchuldigungen oͤffentlich drucken laſſen. (Dieſes bezieht ſich auf das vom Herrn Camus publicirte rothe Buch, und die demſelben hinzugefuͤgte V[o]rrede deſſelben.) Auf die Forderung der 40 Millionen vom Herrn Necker ward von der Nationalverſammlung beſchloſſen, daß dieſer Miniſter eine genaue Liſte aller der Koſten an - geben ſolle, wozu dieſe Millionen noͤthig waͤren, und woher dieſer Geldmangel entſtehe; ferner daß er den jetzigen Vorrath alles Geldes in den ver - ſchiedenen Caſſen genau angebe. Ueberhaupt ſieht man ietzt, daß ein großer Theil der Nationalverſammlung darauf bedacht ſey, den Herrn Necker zu beſchuldigen, als wenn Er die Urſache des Verfalls der Finanzen ſey, und ſelbſt das Publicum gegen ihn aufzuhetzen. Es ward vorgetragen, daß die Domainenguͤter, welche man verkaufen koͤnne, 122 Millionen betragen wuͤrden. Dieſe Guͤter ſind: 1) Die Haͤuſer und das Terrein, was der Koͤnig in Paris hat. 2) Das Arſenal, die Baſtille, die Koͤnigl. Militairſchule. 3) Die Koͤnigl. Schloͤſſer, Choiſy, Vincennes. 4) Das Schloß Trom - pette zu Bordeaux. 5) Territorialguͤter. 6) Noch andere Rechte, ꝛc. ꝛc. Endlich ward in dieſer Sitzung noch der Vorſchlag gethan, die Aßignationen zur Zahlung fuͤr die erkauften geiſtlichen Guͤter auf 800 Millionen zu ſetzen!!

Die geſtrige Sitzung war ſehr ſtuͤrmiſch. Der Biſchof von Nancy proteſtirte heftig gegen die Einrichtung des Verkaufs der geiſtlichen Guͤter, und die mehreſten Glieder der Geiſtlichkeit, welche in der Nationalverſammlung gegenwaͤrtig waren, traten ſeiner Proteſtation bey. Noch andere Glieder thaten dieſes ebenfalls, und ſagten ſo - gar zur Gegenparthey, ſie moͤchte nur den projectirten Tumult, zur Behauptung ihrer Meynung in Betreff der geiſtlichen Guͤter ausfuͤhren laſſen, ſie waͤren bereit, lieber alles zu ertragen, als zu einem ſolchen Verkauf ihre Einwilligung zu geben. Es geht das Geruͤcht, man habe 80000 Livres unter die Einwohner der Vor - ſtadt St. Antoine vertheilen laſſen, um ſie gegen die - jenigen aufzubringen, die dem Verkaufs-Decret nicht beypflichten wollen. Man fuͤgt hinzu, die Einwohner haͤtten das Geld angenommen, haͤtten aber geſagt, ſie wuͤrden ruhig bleiben. Man iſt wegen der Folgen dieſer Sache ſehr beforgt.

N. S. Geſtern fruͤh gab man den Thuͤrhuͤtern (gardes des Portes) des Palais der Thuilleries Befehl, den Vicomte von Mirabeau und den Abt Maury, beyde Deputirte bey der Nationalverſammlung, nicht einzulaſſen. Man weiß die Urſache davon nicht, glaubt indeſſen, daß einige von ihnen gefuͤhrte unanſtaͤndige Reden dieſes Verbot veranlaßt haben. Beyde fuͤhren immer geladene Piſtolen bey ſich.

Von gelehrten Sachen.

Bey J. F. Unger in Berlin ſind in der gegenwaͤrtigen Oſtermeſſe folgende Schriften herausgekommen,welche nach und nach in dieſen Blaͤttern naͤher angezeigt werden ſollen:

  • Annalen der Juden in den Preußiſchen Staaten, be - ſonders in der Mark Brandenburg, gr. 8. 1 Thlr.
  • Antitaumaturaie, oder die Bezweiflung der Wunder. Loretto. Jn Commißion. 12 Gr.
  • Von Charlottenbrunn, nebſt einer chemiſchen Pruͤfung des daſigen mineraliſchen Waſſers - und einem Schrei - ben uͤber deſſen mediciniſchen Werth. (Von Sr. Excell. dem Staatsminiſter, Freyherrn von Zedlitz.) Auf geglaͤttetes Papier. 6 Gr.
  • J. L. Ewald, über die Kantiſche Philoſophie, mit Hinſicht auf die Bedürſniſſe der Menſchheit. Briefe an Emma. (Mit Didotſchen Lettern[)] 12 Gr.
  • J. L. Ewald, über Volksaufklärung; ihre Grenzen und Vortheile. Den menſchlichſten Fürſten gewidmet. (Mit Didotſchen Lettern, auf geglättetes Schweizer - papier gedruckt.) 16 Gr.
  • Daſſelbe Werk auf Pergamentpapier. 1 Thlr.
  • Ausfuͤhrliche Nachricht von dem mit dem Friedrichswer - derſchen Gymnaſium verbundenen Seminarium fuͤr gelehrte Schulen, von F. Gedike. 4 Gr.
  • Geometrie fuͤr Soldaten, und die es nicht ſind. Mit 26 Kupfertafeln, von G. F. v. Tempelhof, Koͤnigl. Preußiſcher Oberſt Lieutenant. 1 Thlr. 8 Gr.
  • The Heireß, a Comedy in 5 Acts. 8 Gr.
  • Daſſelbe auf geglaͤttetes Papier. 12 Gr.
  • Kochbuch, neueſtes Berliniſches, oder Anweiſung, Speiſen, Saucen und Gebacknes ſchmackhaft zuzu - richten; desgleichen auch allerley Arten Fruͤchte ein - zumachen, nebſt verſchiedene Anmerkung und Kunſt - griffen der Kochkunſt. Erſter Theil. Zweyte Auflage. 12 Gr.
  • Deſſen zweyter Theil. 12 Gr.
  • Lorenz, etwas wider die Langeweile, in kleinen Schu - len. 1 Gr.
  • Die graue Mappe, aus Ewald Rinks Verlaſſenſchaft. Mit Kupfern. 1 Thlr.
  • Der Mondkayſer. Eine Poſſe in drey Aufzuͤgen. 4 Gr.
  • Nuͤtzliches Handbuch fuͤr alle Baͤcker, Brauer und Brannteweinbrenner, wie auch fuͤr alle angehende ſowol einwaͤgende als auswaͤgende Muͤhlenwagen - meiſter. 16 Gr.
  • de la Rochefaucaults Saͤtze, aus der hoͤhern Welt und Menſchenkunde, ſranzoͤſiſch und deutſch; herausge - geben von Fried. Schulz. (Mit Didotſchen Lettern, auf geglaͤttetes Papier gedruckt.) 12 Gr.
  • Rouſſeaus Bekenntniſſe, Fortſetzung, dritter Theil, uͤberſetzt von Adolph, Freyherrn von Knigge, 16 Gr.
  • The School. for Scandal a Comedy in Five Acts. 6 Gr.
  • Auf geglaͤttetes Schweizerpapier. 8 Gr.
  • G. A. Teller Cajus. Saluſtius Crispus accedunt recenſio verſionis hispanicae noviſſimae examen, interpraetatio locorum variorum, latinitatis Salustii index abſolutus. (Von dieſem Werk ſind dreyerley Ausgaben mit Didotſchen Lettern gedruckt.) Eine auf Pergament - papier. 4 Thlr.
  • Dieſelbe Ausgabe auf Schweizerpapier. 2 Thlr. 12 Gr.
  • Eben dies Werk auf Druckpapier. 12 Gr.
  • Die Wunderkraft des Magnetismus. Ein Luſtſpiel in 3 Aufzuͤgen; vom Verfaſſer der offenen Fehde. 6 Gr.

About this transcription

TextNum. 63, 20. April 1790
Author[unknown]
Extent6 images; 4707 tokens; 1978 types; 34631 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T10:32:49Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 63, 20. April 1790 . Hamburg1790. Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

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