PRIMS Full-text transcription (HTML)
Gedaͤchtnis bey adelicher Leichbeſtattung Dem Weiland HochEdlen Geſtrengen vnd Veſten Herrn Balthaſar von Brunnen /
Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg FRJEDRJCH WJLHELMEN Marggraffen zu Brandenburg / des H. R. R. ErtzCaͤmmerern vnd Churfuͤrſten in Preuſſen zu Guͤlich / Cleve / Berge / Stettin / Pom - mern etc. Hertzogen etc. etc. Vnſers gnaͤdigſten Churfuͤrſten vnd Herren Geheimen Rahte
Geſtellet 1643. 24. Wintermonat.
Gedruckt durch Johann Reuſnern.
OB dieß nun deiner Arbeit lohnt /
Die / edle Seele / du gewohnt
Auff aller Tugend Gut zu wenden /
Jn dem du durch nicht-Menſchen-Fleiß
Geſucht an den Port an-zu-laͤnden /
Wo Gnuͤge wohnt ſampt Rhue vnd Preiß?
Du legſt dich auff den Ruͤcken nieder /
Vnd ſchlaͤffſt die eiſen-harte Nacht /
Dein Geiſt iſt hin vnd koͤmpt nicht wieder /
Schlaͤgt aller Welt Thun aus der acht /
Du biſt als die ſo nie geweſen /
Ohn was man noch von dir kan leſen.
Dein Mund ſpricht nicht ein Woͤrtlein
Dem doch der Keyſer gab Gehoͤr /
(mehr /
Von deſſen Weißheit gnug kan melden
Selbſt Brandenburg die wehrte Zucht
Der ewig-hochberuͤhmten Helden /
Die offtmahls Raht bey dir geſucht.
Die Hand / durch die wir vnſre Klagen
Dem Landes-Fuͤrsten kunt gethan /
Die
Die beydes Recht wuſt auffzuſchlagen
Vnd alles im Juſtinian
Nur mit dem erſten Grieff kunt 'haben /
Liegt gantz erſtarrt vnd wird begraben.
Trug dieſer Fuͤſſe todte Krafft
Dich in die Welt nach Wiſſenſchafft?
Hat dieß Haupt den Verſtandt geheget /
Durch deſſen Glantz vnd guͤldnes Liecht
Ein Land offt Sturm vnd Wellen leget?
Hofft 'ich durch dieſes Angeſicht
Zuletzt noch auch erfrewt zu werden /
Daß meine Noht doch wuͤrde kunt
Dir / Friedrich Wilhelm Liecht der Erden /
Durch eines Muſen-Freundes Mundt /
Nach dem Verachtung vnſern Orden
Bekrieget / vnd faſt Herr iſt worden?
Jſt etwas / worauff ich nun wol
Jn dieſer Welt mich gruͤnden ſol /
Wann / edle Seel '/ auch deine Sachen /
Wie groß ſie ſcheinen / eitel ſind?
Jch
Jch ſuche mich beruͤhmt zu machen
Jch armer durch Papier vnd Tint '/
Ergebe mich gelehrten Sorgen
Biß in die Mitternacht hinein /
Bin embſig gleichfals vmb den Morgen
Der erſte wieder auff zu ſeyn /
Weiß Tag vnd Nacht nicht Rhue zu nehmen /
Biß daß ich gleich geh' einem Schaͤmen.
Wozu doch / weil gar nichts beſteht /
Vnd dein Thun auch wie Rauch vergeht?
Wo iſt die liebe Zeit hinkommen
Als dich der thewren Kuͤnſte Pfandt
Von deinen Eltern weg genommen
Nach Franckfurt an den Oder-Strandt?
Wo ſind die angenehme Stunden /
Die gantzer ſieben Jahre dich
Mit Buͤchern nur vmbringt gefunden
Da / wo die zarte Muſen ſich
Jn Lieb 'vnd Freundſchafft der Najaden
Jm kuͤhlen Elb-gewaͤſſer baden?
Wie
Wie haſtu hier ſo manche Nacht
Mit Fleiß vnd Arbeit zugebracht
Zu keiner Wolluſt luſt getragen?
Dein Adel war vnedel dir
Wann er nicht hoͤher koͤnte ragen
Durch der beruͤhmten Kuͤnſte Zier.
Du haſt (weil auch Gelahrte fechten)
Nicht vnter andern nur gekriegt /
Es haben offtmals in den Rechten
Auch ander vnter dir geſiegt /
Schon damals hubſtu an auff Erden
Durch Buͤcher-ſchreiben groß zu werden.
Der ſtillen Sale weiſe Bach
Ergetzt 'vnd traͤnckte dich hernach /
Bey jhren ſilber-klaren Fluͤſſen
Fiel dir das fromme Straßburg ein
Das giengſtu eilends zu begruͤſſen /
Da ſahe man dich fleiſſig ſeyn /
Da haſtu des Verſtandes Guͤter
Erſt außgeſtrewt mit reicher Handt /
Du
Du ſpeiſeteſt daſelbſt Gemuͤter
Die alle Welt vor weiſ 'erkant.
Dem Abzug ließ ſich da mit Lehren
Den gantzen Tag ohn Beyſtand hoͤren.
Noch Franckreich lag dir in dem Sinn
Die edle Sitten-Meiſterin /
Druͤmb ſahſt du auch die Seyne flieſſen /
Die Ar auch vnd die ſchnelle Fahrt
Des ſtarcken Rhodans ſich ergieſſen /
Voraus das Volck / des Lebens Art
Beſchawteſtu mit Hertzens-Augen.
Dieß ſchmeckt nach Hoff-art / hubſtu an:
Dieß nach Verſtandt / dieß mag nicht taugen /
Dieß iſt was kuͤnfftig nuͤtzen kan.
So kahmſtu mit nicht-ſchlechten Wahren
Zu deinen Eltern heim gefahren.
Wer ruͤhmt mir hie die Fertigheit /
Die du in Kriegs-vnd Friedens-Zeit
Am Hauſe Brandenburg erwieſen?
Georg-vnd Friedrich Wilhelm hat
Dieſel -
Dieſelbe gnaͤdigſt ſtets geprieſen /
Jn dem du zwiefach beyder Raht
Mit groſſem Ruhm ernennt biſt worden.
Wer ſonſt dein Gluͤck vnd Heyraht-Zier?
Ohn daß dich hat der Witwer-Orden
Betruͤbt nicht einmal ſondern zwier.
Was aber nutzen ſo viel Gaben
Dir / der du jetzund wirſt begraben?
Auch dieſes / was mein Mund jetzt ſpricht
Dir zum Gedenckmal / hoͤrſtu nicht /
Erkenneſt nichts von vnſerm Leben.
So bald wir dieſer Erden Saal '
Auch haben gutte Nacht gegeben /
So ſind wir weg wol tauſentmal /
Vnd liegen aller Welt vergeſſen
Als die vor hundert Jahren ſind
Von der Verweſung auffgefreſſen.
Was man von meinem Ruhm beginnt
Ob mir es nachfaͤhrt in die Erden
Wird / wenn ich todt bin / kunt mir werden.
GOtt
GOtt aber weiß dem allen Raht /
Der wird auch deiner Tugend Pfadt
Anjetzt wol zubelohnen wiſſen /
Kein Menſch hat noch vergebens ſich
Auff Recht vnd Froͤmmigheit beflieſſen.
Dein Nahme wird auch ritterlich
Sich wieder das Vergeſſen legen.
Das groſſe Chur - vnd Fuͤrſten-Hauß
Zu Brandenburg laͤſſt deinetwegen
Der Schmertzen manches Zeugnis aus /
Wirfft Gnad 'auff deinen Leibes-Erben /
Wer alſo ſtirbet kan nicht ſterben.

Von

Simon Dachen.

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TextGedächtnis bey adelicher Leichbestattung Dem Weiland HochEdlen Gestrengen und Vesten Herrn Balthasar von Brunnen/ Seiner Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich Wilhelmen ... Geheimen Rahte
Author Simon Dach
Extent9 images; 801 tokens; 512 types; 5328 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationGedächtnis bey adelicher Leichbestattung Dem Weiland HochEdlen Gestrengen und Vesten Herrn Balthasar von Brunnen/ Seiner Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich Wilhelmen ... Geheimen Rahte Gestellet 1643. 24. Wintermonat Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1643.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 45 in: Yi 851-1http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=635316218http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002C5A00000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:52Z
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Shelfmark45 in: Yi 851-1
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