WEnn ich ein Frembder moͤchte ſeyn
So wuͤſt ich Euch in ewrer Pein /
Herr Schwager / troͤſtlich bey zu ſprin -
Nun ewer Leid geht mich auch an /
(gen /
Was ſoll ich wol zu marckte bringen /
Das ewren Schmertzen lindern kan?
Jch miſſe nur nicht den Verſtandt /
Mir ſchlackert beydes Muth vñ Handt /
Jch henge meinen Kopff darnieder /
Vnd trage Zorn ohn maaß vnd Ziel
Auff ſchoͤne Reim vnd weiſe Lieder /
Vnd fluche meinem Seiten Spiel.
O daß Euch des Verhaͤngnis Laſt
Jn dieſen Grimm vnd Vnmuth faſſt /
Vnd legt aus Neid vnd Wiederwillen
Euch ewre Tochter auff die Bahr /
Die auch das alter der Sibyllen
Zu vberleben wuͤrdig war!
DasDas from̃e Hertz / der Vnſchuld Rhũ /
Der vnbefleckten Schoͤnheit Blum
Jſt nun vor Euͤch dahin geſtrecket /
Die Augen / ſo Euch gnuͤg vnd Ruh
Vnd tauſent tauſent Laſt erwecket /
Sind numehr jetzt vnd ewig zu.
Jſt dieß des Mundes Freundlicheit Darinnen Amor jederzeit
Sein Wohn - vñ Luſt-Haus aufgeſchla -
Jſt dieſer weiſſen Stirnen Pracht /
(gen?
Der Purpur-Wangen wolbehagen
So gar dem Tode nur gemacht?
Vergebens macht 'ich Hoffnung mir
Zu preiſen Jhrer Gaben Zier /
Gehorſam / Huld vnd Zucht zuſam̃en /
So bald der trewen Heyraht Glut
Wuͤrd in gewunſchten Liebes-Flam̃en
Bereden jhren keuͤſchen Muth.
) (ijWasWas Reichthum hette der gekriegt /
Der jhren ſtrengen Sinn beſiegt
Vnd jhre Gunſt hett 'vberkommen /
Wiewol der Tugend ſchoͤner Brand
Jhr Hertz zu ſehr lang eingenommen /
Vnd gantz von ſchnoͤder luſt gewandt.
Jhr koͤnnt nun nicht / als Hoffnung
Der liebẽ Kindes-Kinder Schaar
(war /
Von jhr / der frommen Seelen / ſchawen.
Jhr werdet nicht nach ewrem Sinn
Jm ſpaͤten Alter auff ſie bawen /
Der Todt nimpt ſolche Hoffnung hin.
Was wunder iſt es / wenn ihr weint /
Daß auch kein Troſt zu hafften ſcheint /
Vnd keine Schrifft bey Euch wil taugẽ?
Nehmt alles / was den Muth verſehrt /
Auch Jhre Kleidung aus den Augen /
Weil dieß nur ewer Leid vermehrt.
WasWas Odoacers ſchoͤne Stadt
Von ewren Freunden in ſich hat
Jſt Euͤch zu troͤſten her gefahren /
Vnd zubegraben Jhr Gebein /
Jhr ſeht vns keiner Seuͤfftzer ſparen /
So ſtarck wir hie zu gegen ſeyn.
Jhr Jungfern / die jhr irgends ſeyd /
Gebt der Geſpielinn das Geleit /
Sie wird mit euͤch nicht mehr im Tantze /
Nicht mehr im Hauſe Gottes ſtehn /
Nicht mehr mit Euch / Jhr wo zũ̃ Kran -
Jm Gartten Blumen leſen gehn.
(tze /
Du Juͤngling / deꝛ du Schoͤnheit liebſt /
Schaw / das du hertzlich dich betruͤbſt /
Der Schoͤnheit Preiß mus jetzt verweſẽ /
Jhr denen Froͤmmigheit behagt / Dieß Menſch war diesfals auserleſen /
Kommt / daß jhr Jhren Todt beklagt.
Ge -Gedilgen / kleines Paradieß
Vnd du daſelbſt / o klares Fließ /
Mit Thal vñ Bergen rings vmbfangẽ /
Jhr lang-gehaͤhrten Bircken ihr /
Wo dieſes Menſch so offt gegangen /
Vnd euͤch bekroͤhnt durch Jhre Zier.
Seyd immer hin ein Auffenthalt
Der Frewd vnd Freyheit maningfalt /
Prangt / wie jhr wiſſt / mit hohen Lindẽ /
Weil dieſes zarte Bild nicht mehr
Vmb euͤch / wie vormals / iſt zu finden /
So fehlt euch alle Luſt vnd Ehr.
Jm fall jhr wuͤnſcht zu ſeyn bekant /
So laſſt durch eine trewe Handt
Jhr Lob in alle Baͤume ſchneiden /
Vnd welcher denn aus Misgunſt ſucht
So thewre Rinden zu beleiden
Den halttet vntter Euͤch verflucht.
JnJn deſſen weil jhr ſchoͤner Geiſt
Sich vber Lufft vnd Himmel reiſſt
Dem ewign Breuͤtigam entgegen /
Der hertzlich ſich mit Jhr ergetzt /
Vnd ſeiner thewren Liebe wegen
Jhr einen ſchoͤnen Krantz auffſetzt.
Dort prangt ſie nun in heilger zier /
Vnd kennet deſſen nichts / was wir
Fuͤr Hertzleid vnd verlangen machen /
Vnd legten wir vns in den Todt /
So liebt doch Sie weit andre ſachen /
Vnd mercket nicht auff vnſer Noht.
Herr Schwager / vñ Fr. Muhm / wie
Misgoͤnnt jhr Jhr die ſeelge Rhue?
(nu?
Das dient nicht Gnade zuerwerben /
Gebt Gott die Ehr 'vnd halttet ein /
Gott leſſt die Menſchen beydes ſterben
Vnd beydes auch gebohren ſeyn.
DieDie Bosheit hat ſie nicht verkehrt /
Die boͤſe Welt war Jhr nicht wehrt /
Druͤmb eilte Gott mit Jhr von hinnen.
War ſie an Jahren gleich nicht alt /
So war ſie doch ſchon graw an Siñen /
Vnd ſchoͤnen gaben mannigfalt.
Gerewet etwa euͤch der Muͤh
Jn jhrer Zucht? jhr habet Sie
Erzogen Gott / vnd nicht der Erden:
Wol ewig Jhr! ja wol auch Euͤch /
Wenn jhr davor gelohnt ſollt werden /
Dort ewig in dem Himmelreich!