AN wen ſoll meine Rede ſich
Jn dieſem ewrem Schmertzenrichten?
An Euͤch / Herr Theg? Jhr hoͤret mich
Fuͤr Grahm uñ Trawrigheit mit nichtẽ.
Wie wenig Zeit iſt's / ſeit daß Jhr
Die andre Fraw auch hin laſſt tragen /
Seit daß jhr Ewres Hauſes Zier
Vnd Jhren Todesfall muͤſſt klagen.
Der etwa ich vor einem Jahr
Ein Braut-Liedt froͤlich lieſſ erklingen /
Die liegt ſchon auff der Todten-Bahr /
Vñ zwingt ein Grab-liedt mich zu ſingẽ.
O eitles Gluͤck! o Welt! o Zeit /
Die nichts laͤſſt in die laͤnge ſtehen!
Auff welche Lieb vnd Froͤlicheit
Mit vollem Segel gleichſam gehen!
Jch kenne zwar des Todes Sinn
Dem kein Verſtandt pflegt bey zu wohnẽ /
ErEr rafft ohn Anſehn alles hin /
Hie hett 'er gleichwol ſollen ſchonen.
Wo / was die freche Judend ſucht /
Sampt Eitelheit laͤngſt gab verlohren /
Hergegen Gottesfurcht vnd Zucht
Jn ein Verbuͤndnis ſich verſchworen.
Jhr koͤnnet zwar das fuͤſſe Kindt
Von Jhr mit lieben Armen heben /
Doch o verluſt / wenn man gewinnt /
Vnd ſelbs die Mutter hin mus geben!
Sol ich auch Dir wo troͤſtlich ſeyn /
Du vntter vns o Preiß der Altten /
HERR FRJESE / den wir in gemein
Fuͤr einen Vater billich haltten?
Nach allem Anſehn ſolteſt du
Von keinem Vnmuth jetzund wiſſen /
Vnd der gewuͤnſchten Luſt vnd Rhue
Bey deinen Kindern nur genieſſen.
) (ijNachNach dem du auff dies wehrte Landt
So vieler Jahre Laſt gewendet /
Durch Dich auch bluͤhet dieſer Standt /
Offt haſtu ſeine Noht geendet.
Wem hat dein Tauben-weiſſes Haar
Jn Muͤh vnd Arbeit ſich zu dancken?
Dem Lande / wenn es fur Gefahr
Jn ſeiner Wollfahrt woltte wancken.
Jn Kriegen / wenn ſich ein Soldat
Nun gnug verdient hat vmb die Waffẽ /
Jſt aber alt / ſo ſucht man Raht
Jhm Vntterhalt vnd Rhue zu ſchaffen /
Ein Roß / das ſeinem Herren Sieg
Jn Ritter-Spielen gnug erhaltten /
Das nim̃t man nicht mehr in den Krieg /
Vnd laͤſſt es fein geruhig altten.
Von Dir nur laͤſſt kein 'Arbeit noch
Vmb Abends zeit vñ vmb den Morgen /
DichDich druͤcket immerfort das Joch
Zugleich des Alters vnd der Sorgen.
Vnd dieſes alles gienge hin /
Was? es iſt dir noch dieſer zeiten
Ein Spiel / weil dein belebter Sinn
Zuvor thut vielen jungen Leuͤtten.
Dieß ſcheint zu grauſam / daß ſich dir
Das Gluͤck ſo zornig wiederſetzet /
Vnd deine Seele da vnd hier
Durch Todes-faͤlle hart verletzet.
Dein liebſtes Hertz vnd Auffenthalt
Muſt 'erſtlich gutte Nacht dir geben /
Jetzt eilt auch eine Tochter / kalt
Vnd Geiſtes-lohs / aus dieſem Leben.
Die dier aus Kindlich-lieber Trew
Die Augen zu-hat ſollen-druͤcken
(O daß dein Hintrit langſam ſey)
Zwingt dich der Todt vor an zu ſchicken.
GOttGOtt ſencke ſeinen Troſt dir ein /
Daß nicht dein Hertz zu ſehr ſich muͤhe /
Vnd dieſes harten Kummers Pein
Dem Vaterlande was entziehe.
Jhr andern welche dieſes Leidt
Auch haͤlt im truͤben trawer Stande /
Die jhr bey vns theils Wohnhafft ſeydt /
Vñ theils am reichen Weichſel-Strande.
Jhr Preiß vnd Blume dieſer Stadt /
Weil Gluͤck vnd Fall ſich alſo treiben /
Vnd Gott Euͤch jetzt betruͤbet hat /
Was ſoll ich Euͤch zu troͤſten ſchreiben?
Jhr ſeyd vmb ein gewuͤnſchtes Pfand
Der thewrẽ Lieb vñ Freundſchafft kom -
Nach dem des Todes wilde Handt
(mẽ /
Sie von der Seiten Euͤch genommen.
Was wolt Jhr thun? macht / wie ge -ſchiht /
Vor allenkuͤndig ewren Schmertzen /
Be -Betruͤbt Euͤch wol / laſſt Jhr Gemuͤht Vnd Tugend nie aus Ewrem Hertzen.
Sie aber ſchwebt in Herrlicheit /
Jſt aller Muͤh vnd Angſt entladen /
Kein eitles Weſen dieſer zeit
Vñ keine Kranckheit wird Jhr ſchadẽ.
Der ander Todt hat ſeine Macht
An Jhr nun gantz vnd gar verlohren /
Sie iſt / gefernt von aller Nacht /
Zum ewign Morgenſtern erkohren.
Vmb vns ſchwebt Hertzeleid vñ Pein / Jhr aber iſt recht wol geſchehen / Wol denen / welche bey Jhr ſeyn /
Vnd daruͤmb maͤſſigt ewer flehen.
Herr Theg / ach halttet Jhr auch mãß /
Wozu ſol Euͤch das Leidt beſiegen?
Vnd weintet jhr ohn vntterlaß /
Jhr werdet Sie nicht wieder kriegen.
EsEs iſt zu grohs vnd tieff die Klufft
Die Sie von vns hat abſchieden /
Vnd weil Jhr denn vergebens rufft /
So gebet Euͤch zuletzt zu frieden.
Du ſchoͤner Sohn / der Mutter frucht /
Du thewres Merckmal Jhrer Gaben
Du wirſt / ob Gott wil / Jhre Zucht
in Hertzen vnd Geſichte haben.
Leb! vnd dieweil dein Vater ſich
Befindet in ſo tieffem Leide /
Vnd kraͤncket beydes Sich vnd Dich /
So ſey Jhm Liebe Troſt vnd Frewde: