PRIMS Full-text transcription (HTML)
Klag - vnd Troſt-Schrifftchen uͤber Dem zwar ſeeligen aber hochbetrauerlichen Abſchiede Des Ehrnveſten / Wolgelahrten vnd weitbe - ruͤhmbten Herrn M. Hartwich Wichelmanns /
Der Altſtaͤdtiſchen Schulen Koͤnigsb. geweſenen fleiſſigen Rectoris.
Welcher 27. Hornung 1647. ſeelig im HErrn ein - geſchlaffen / vnd 3. Lentz Monat darauff ehrlich vnd Chriſtlich zur Erden beſtattet. Aus hertzlichem Mitleiden
Gedruckt durch Johann Reuſnern.
O Hett ich jetzund nur die Zeit /
Jch wolte mit Euch klagen /
Vñ Euch dies groſſe Hertzenleid
Aus Freundſchafft helffen tragen.
Wie gern braͤcht ich doch zu Papier
Dies was mein Sinn gedencket /
Wie ſehr gern thaͤt ich kunt / was mir
Die Seele diesfals kraͤncket.
Mein Hertz iſt voll bis oben an
Vnd kan faſt nichts mehr halten
Von dieſem / daß Herr Wichelmann
So fruͤh vns mus erkalten.
Jch denck an ſeinen hohen Fleiß
Vnd ſeltzam-wehrte Gaben /
Die jhm erworben ſolchen Preiß
Als hie ein Man kan haben.
Wer hat jhn mit beſtuͤrtzung nicht
Jn Wiſſenſchafft gehoͤret /
Wenn er durch trewen Vnterricht
Die Jugend hat gelehret.
Was
Was Erde Meer vnd Himmel traͤgt
Vnd aller Dinge weſen /
Hat er in ſeinem Kopff gehegt
Vnd andern vor geleſen.
Worinn die Tugend muͤſſe ſtehn /
Was Rhue jhr ſey verliehen /
Was dieſe Reich 'heiſſ' vntergehn
Vnd jene herrlich bluͤhen.
Dies wahr geſampt jhm gruͤndlich
Er hat auch dies daneben /
(kunt /
Daß er durch wol beredten Mund
Kunt 'alles von ſich geben.
Waͤhr auch der weiſe von Stagihr
Aus aller Welt verſchwunden /
Man hett 'in ſeinem Kopff alhier
Denſelben wieder funden.
Vnd in der Grund-Sprach alles
Er hielte nichts von denen /
(zwar /
Die ſich Leibeigen jmmerdar
Zur Außlegung gewehnen.
A ijDie
Die / wo die Blinden Leiter gehn /
Jmgleichen Blind da lauffen /
Die klaren Brunnen laſſen ſtehn / Vnd aus der Pfuͤtze ſauffen.
Vnd hiedurch wahr er ſchon bekant
Da / wo man kennet Tugend /
Deswegen denn ſo manches Land
Schickt 'hieher ſeine Jugend
Wer viel iſt derer theils ſchon fort /
(O groſſe Tugend-Schrancken!)
Vnd theils lebt noch an dieſem Ort
Die Jhm das jhre dancken.
Seht in was Anzahl folget man
Der Trawerhafften Leichen /
Ein jeder giebt / ſo gut er kan /
Der Liebe klares Zeichen.
Klagt / Kinder oder Freuͤnde / klagt /
Vergieſſet Blut fur Zehren /
Der hat der Tugend gantz entſagt /
Der Euch es wolte wehren /
Die -
Dieweil die Weiſheit ſelber weint /
Wie auch die Huld-Goͤttinnen /
Vmb Jhn / als jhren beſten Freuͤnd /
Vnd kommen ſchier von Sinnen.
Ob dies noch moͤchte troͤſtlich ſeyn
Der liebſten Braut fuͤr allen /
Die Vnmuth / Truͤbnis / Angſt vñ Pein
Mit hauffen uͤberfallen.
Wer jhre Seuͤfftzer vnd Beſchwer
Wil zehlen vnd ergruͤnden /
Der wil ſich in den Sand am Meer
Vnd in die Sterne finden.
Fraw Funckin / wann es moͤglich iſt /
Daß jhr nur koͤnnt fuͤr weinen;
Sagt Jhr vor alles was jhr wiſſt /
Das troͤſtlich moͤchte ſcheinen.
Vnd ſprecht auch Euch daneben zu /
Ach trawret ja mit Maſſe /
Jhr wiſſt daß Witwen Gnuͤg vnd Rhue
Doch nimmer recht uͤmbfaſſe.
Jhr
Jhr habet nun ſo manches Jahr
Gott 'einſam muͤſſen dienen?
Wenn hat die liebe Sonn' Euch klar
Jnſtaͤndig wol geſchienen?
Es hat Betruͤbnis mancherley
Jn ewer Haus geregnet /
Dies Vngluͤck wahr noch nicht vorbey /
Vnd das iſt jhm begegnet.
Hat Gott Euch lauter Creutz erſehn
Vertrawt Euͤch ſeinen Haͤnden /
Laſſt ſein Verhaͤngnis nur geſchehn /
Tragt was jhr nicht koͤnnt wenden.
Der nebenſt Euͤch die ſchwere Laſt /
So offt jhr jhn gebehten / /
So Vater-trewlich angefaſſt /
Wird jetzt auch zu Euch treten.
Seht vmb Euch / jhr ſeyd nicht allein /
Tragt mit / was andre tragen /
Hie dieſe weis von dieſer Pein
Von jener die zu ſagen.
Vie -
Vieleicht / wer keñt der Menſchẽ Hertz /
Vnd was fuͤr Leid ſie fuͤhren /
Behieltet jhr gern ewren Schmertz /
Vnd lieſſet andern jhren.
Jhr ſchaͤtzt Euͤch ja fuͤr Gottes Kind /
Seyd deſſen auch beſcheiden /
Daß alle / ſo die Seinen ſind /
Verfolgung muͤſſen leiden.
Kein Vngluͤck iſt / das ewig wehrt /
Die Zeiten gehen nieder /
Das Leid / ſo jetzt mich hat beſchwert /
Koͤmpt nimmermehr mir wieder.
So iſt das Leiden dieſer Zeit
Das Angſtgeſchrey der Erden
Durchaus nicht wehrt der Herrlicheit
Das dort vns kunt ſol werden.
Dort wo der liebſte SchwiegerSohn
Sich ewig wol befindet
Traͤgt der Gerechten wahren Lohn /
Vnd hohes ding ergruͤndet.
Wo
Wo er kan Gott von Angeſicht /
Zu Angeſicht erkennen /
Vnd ſiehet ſelbſt der Weisheit Liecht
Jn rechtem glantze brennen.
Nun weis er was hie zweiffel hegt /
Denn ſeine Rhue der Himmel
Steht jhm nun ewig vnbewegt /
Die Erd 'iſt im Getuͤmmel.
Druͤmb wollen wir der Klag vnd
Bey ſeiner Leichen ſparen /
(Pein /
Vnd einig nur bekuͤmmert ſeyn
Jhm ſeelig nach zufahren.
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TextKlag- und Trost-Schrifftchen über Dem zwar seeligen aber hochbetrauerlichen Abschiede Des ... Herrn M. Hartwich Wichelmanns/ Der Altstädtischen Schulen Königsb. gewesenen fleissigen Rectoris
Author Simon Dach
Extent9 images; 739 tokens; 473 types; 4828 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationKlag- und Trost-Schrifftchen über Dem zwar seeligen aber hochbetrauerlichen Abschiede Des ... Herrn M. Hartwich Wichelmanns/ Der Altstädtischen Schulen Königsb. gewesenen fleissigen Rectoris Welcher 27. Hornung 1647. seelig im Herrn eingeschlaffen/ und 3. LentzMonat darauff ... zur Erden bestattet Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1647.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 85 in: Yi 851-1http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=635359081http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002CA300000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

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Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:52Z
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Shelfmark85 in: Yi 851-1
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