JN dem anjetzt der warme Vorjahrs -Windt
Lufft Erd vnd Fluth durch ſchoͤne Krafftbeweget /
Daß Feld vnd Wald wie new gebohren ſind /
Vnd alles ſich der Trawrigkeit entſchlaͤget /
Der Baͤum ſich gruͤn anleget:
So mus der Jugend Lentz vnd Zier
Schon gute Nacht vns geben /
Herr Bierwolff eilet todt von hier /
O ſchnoͤde Zeit! O jaͤmmerliches Leben.
Jch kenn 'Jhn wol von Kindes-Beinen auff / Er hatte ſtets gerichtet die Gedancken
Auff gute Kunſt vnd aller Tugend lauff /
Vnd eilte fort gewuͤnſchet vnd ohn wancken
Jn jhren engen Schrancken /
) (ijErEr pflag der Wolluſt leichten Schaar
Geſtreng zu wieder ſtreben /
Vnd jetzund liegt er auff der Bahr /
O ſchnoͤde Zeit / O jammerliches Leben!
Der Pohlen Reich war durch vnd durch jhmkunt /
Vnd Anfangs zwar war Cracow ſein Behagen /
Diß zeiget 'jhm der Weißheit tieffen Grund /
Vnd nachmals lies er ſich noch weiter tragen
Der Tugend nach zu jagen /
Rein / Scheld' vnd Seyne ſahen jhn
Kunſt Lehr vnd Klugheit heben /
Dem Tode kuntt 'er nicht entziehn /
O ſchnoͤde Zeit / O jaͤmmerliches Leben!
Er koͤmpt zwar heim vnd gruͤſſt ſein Vaterland
Vnd laͤſſet ſehn der Gaben groſſe Scharen /
Beſcheidenheit / Witz / Sprachen vnd Verſtand /
Gleich wie ein Schiff aus Jndien koͤmpt gefahrẽ
Mit ſchoͤnen frembden Wahren /
Sollt 'Sollt 'aber nicht ſein reiffer Sinn
Jn Ehren dißfals ſchweben?
Der Todt reiſſt Jhn zu ploͤtzlich hin /
O ſchnoͤde Zeit / O jaͤmmerliches Leben!
Auch Gluͤckes-Gunſt hat ſich zuͤ jhm gethan /
Vnd ſeiner nie von Jugend auff vergeſſen /
Was einer wil nach allem Wunſch vnd Wahn /
Daſſelbe war jhm reichlich zu gemaͤſſen
Das Jhn doch nicht beſeſſen /
Was nimmt er mit? ein Buch allein
Ein Leinen-Tuch daneben
Das andre laͤſſt er alles ſeyn.
O ſchnoͤde Zeit / O jaͤmmerliches Leben!
Ohn zweiffel hat ſich manches Frawen-Bild
An jhm ergetzt / jhr ſehnliches Verlangen
Mit Hoffnung Jhn zu kriegen nur geſtillt /
Daß ſie Jhn / kaͤhm er etwa heim gegangen /
Aus Liebe moͤcht 'vmbfangen /
Wie ſich der Ruͤſtbaum ſieht vmbher
Vmb -Vmbſchraͤnckt von jungen Reben:
Ja wenn er nicht geſtorben waͤhr '/
O ſchnoͤde Zeit / O jammerliches Leben!
Wo iſt ſein Glimpff vnd ſuͤſſe Freundlichheit
Vnd was Jhn pflag im leben zu begleiten?
Jhr Muſen / kompt vnd traget vmb Jhn Leidt /
Zerreiß aus Noht / Apollo / deine Seiten /
Jhr Schaͤffer koͤmpt von weiten /
Schlagt ewre Bruſt vnd werfft von Euch
Die Floͤhten ſampt den Staͤben /
Vnd klagt mit mir vmb dieſe Leich:
O ſchnoͤde Zeit / O jaͤmmerliches Leben.
Jhr Nymfen auff / entwiſcht dem geilen Pan /
Der Euch vmb Fluͤſſ 'vmb Berg' jetzt nach willauffen /
Kommt alle ſchwartz vnd trawrig angethan /
Laſſt niemals nach das Haar Euch aus zurauf -
Bringt Blumen her mit hauffen.
(fen /
Jhr Parcen / wuſtet jhr Jhm nicht
EinEin laͤnger Garn zu weben?
Was nuͤtzt Jhm doch ſo kurtzes Liecht?
O ſchnoͤde Zeit / O jaͤmmerliches Leben!
Du / Gottesfurcht / traͤgſt der Gerechtẽ-Lohn /
Wol dem der dir bemuͤht iſt nach zu ſchlachten /
Wind Jhm nun auch die ewig Ehren Krohn '/
Als er pflag dich ſein hoͤſtes Gut zu achten /
Vnd bloß nach dir zu trachten.
Als er an dieſer ſchnoͤden Welt
Nie gros hat wollen kleben /
Vertauſch Jhm mit des Himmels-Zelt /
Die ſchnoͤde Zeit / das jaͤmmerliche Leben.
Du thuſt es? ja / wie wol iſt Er daran /
Wir meinen fruͤ verſcheiden ſey zu Schade /
Doch wer bey Gott am beſten ſtehen kan /
Daß ſich ſein Geiſt des Leibes bald entlade /
Hat ſonderliche Gnade /
Wir eilen ſaͤmptlich in das Grab /
Vergehn wie Schatten eben /
WerWer eilends ſtirbt / legt eilends ab
Die ſchnoͤde Zeit das jaͤmmerliche Leben.
Vnd ſoltt 'es ſeyn die Kunſt vnd Wiſſen -ſchafft?
Das kurtze Gluͤck? Seht alles was wir kennen /
Was hat beſtandt vnd wird nicht fort gerafft?
Die gantze Welt iſt nur ein Traum zu nennen /
Vnd ſoll zu letzt verbrennen /
Wer ſie recht kennt wird jmmerzu
Fuͤr Furcht vnd Schrecken beben:
Der Todt verkuͤrtzt durch wahre Rhue
Die ſchnoͤde Zeit / das jaͤmmerliche Leben.