SO iſt es / der Verluſt iſt grohß /
Vnd vrſacht Euch nicht ſchlech -te Schmertzen /
Jhr Freund / vnd nicht geringenStohß /
Fraw Wittib / ewrem jungen Hertzen /
GOtt greifft mit nicht geringer Pein
Dem Fruͤling ewres Alters ein.
Der Winter iſt ſchon wieder hin /
Der Steinbock laͤſſt es noch nicht frieren /
Hergegen iſt in ewrem Sinn
Die rechte Winters-Zeit zu ſpuͤren /
Bey Euch liegt alles gantz verſchneyt
Durch kalte Lufft der Traurigheit.
So wol thut vns kein Vorjahrs-Licht /
Als wenn vns ſuͤſſe Heyraht bindet /
Kein Winter iſt ſo grauſam nicht /
Als wann das Band der Liebe ſchwindet /
Vnd ſetzt durch vnverhofften Todt
Vns in Betruͤbnis Angſt vnd Noht.
DerDer Seelen Sonn iſt fort / die Tracht
Jn einem ſchwartzen Trawer-Kleide
Zeugt gnugſam von der langen Nacht /
Die ſtets vns haͤlt in tieffem Leide /
Wir ſchewen Volck / es laͤſſt das Hauß
Vns / wie im Winter / ſelten aus.
Viel werden hie / als Schnee / ſo weis
Von Kummer / welcher in vns dringet.
Die Seufftzer ſind der Nort / das Eiß
Die Furcht / die vnſer Hertz bezwinget /
Der Winter netzt auch mannigmahl /
Hie wiſſen Thraͤnen keine Zahl.
Was aber ſchreib ich hievon viel?
Jhr werdet ſelbſt es gnug erfahren.
O daß jhr ſchon des Gluͤckes Spiel
Muͤſſt / werden in ſo zarten Jahren /
Da Euch ſollt aller Frewden Standt
Von rechtes wegen ſeyn bekant.
A ijHabtHabt Jhr nach dieſem Lohn geſtrebt /
Als Jhr gehorchtet gutter Lehre /
Vnd gantz vnſtraͤfflich ſtets gelebt /
Vnd Jungfraͤwliche Zucht vnd Ehre /
Der Jugend allerſchoͤnſten Pracht /
Zu ewrem Manne mit gebracht?
Zwar hierumb wahret jhr ſein Rhum /
Sein liebſtes Hertz / ſein beſtes Leben /
Sein Auffenthalt vnd Fuͤrſtenthum /
Vnd was vns Gluckes Gunſt kan geben.
Voraus als er ſich ſah 'erfrewt
Durch ewres Leibes Fruchtbarheit.
Ja wenn es lang gewehret hett '/
Vnd Noht vnd Fall nicht moͤchten walten
Daß jhr im Fruchtbarn Heyraht-Bett' /
Vmb Jhn dem Liebſten koͤnnen altten.
O nein / das Kindlein ſtirbt vor an
Jetzt folgt jhm nach der liebe Mann.
DieDie Frommheit kan nicht froͤm̃er ſeyn /
Noch ſelbs die Trew mehr auserleſen /
Als er bey allen in gemein
Durch Lieb vnd Gottesfurcht geweſen /
Man weiß / daß er in dieſer Stadt
Auch nicht ein Kind erzuͤrnet hat.
Was fuͤhr ich ſeine Kunſt hie an?
Jch haͤuffe doch nur ewre Thraͤnen /
Er war ein recht gelehrter Mann /
Nichts deſſen mehr jetzt zu er wehrten /
Vnd dieſes auch noch an zu ziehn /
Die Buͤrgerſchafft hielt hoch auff Jhn.
Er wahr / Herr Wegner / recht vor Euͤch /
Kein beſſer Eidam kunt 'Euch werden /
Jetzt mehret er der Schatten Reich /
Vnd mus hinunter in die Erden /
Leſſt zwar ſehr gutten Nahmen nach /
Euch aber Leid vnd Vngemach.
MitMit wem doch werdet jhr euch nun
Den langen Abend durch ergetzen?
Wer wird 'mit euch ſo freundlich thun?
Wer Euch in ſolche Hoffmmg ſetzen?
Der Mann nach ewres Hertzens Sinn
Jſt ewig numehr von vns hin.
Klagt was beklagenswurdig iſt /
Jhr ſeyd ja nicht von Ertz 'vnd Steinen /
Kommt / wan jhr keinen Troſt ſonſt wiſſt /
Jch wil Euch trewlich helffen weinen /
Jhr klagt nur Euch durch dieſen Todt
Jch aber die gemeine Noht.
Ein ſolcher Mann iſt hingerafft
Der fuͤr die Wolfahrt kuntte behten /
Vnd durch des Glaubens ſtarcke Krafft
Auch wuſte vor den Riß zu trehten.
Auff deſſen Tugend gutten Grund
Man ſteiff in Noͤhten bawen kuntt?
AchAch in was feſter Zuverſicht
Jſt Er auff ſeinem Gott beſtanden /
Wie frey iſt er in jenes Liecht
Gereiſt aus dieſen finſtern banden /
HErr / ſprach er: nim mich zu dir auff /
Vollbracht iſt meines Lebens-Lauff.
Den Himmel ſeh ich offen ſtehn /
Die Engel haben mein verlangen /
Seht wie ſie mir entgegen gehn
Vor mir die Seele zu empfangen /
Was fuͤhret man vmb mich Geſchrey?
Jch weis daß ich des HErren ſey.
Vnd wer begreifft die ſuͤſſen Wort '
Jn welchen er die Welt geletzet?
Vnd daruͤmb iſt er an den Port
Des Himmels ſelig ausgeſetzet /
Sieht her in dieſes Thraͤnen Thal
Vnd lacht ohn zweiffel vnſrer Qual.
WasWas weinen wir dan vmb jhn viel?
Er wird nicht wieder zu vns kehren.
Des Jammers iſt ohn das kein Ziel /
Wem fehlt es wol an Leid vnd Zehren?
Es wird doch keinem was geſpart
Ob man es gleich nicht offenbahrt.
GOtt find in vnſerm Hertzen ſtat /
Vnd helff 'vns alles Creutz beſtehen /
Wir Armen wiſſen keinen Raht /
Daß wir nicht muͤſten vntter gehen /
Der aber iſt der ſehr wol daran
Der Todt vnd Welt verlachen kan.