THar ich mich auch an Euchmachen
Bey ſo ſchlecht-beſtalten Sa -chen /
Vnd dem ſteten Angſt-Geſchrey?
Wer lehrt mich die Weißheit faſſen?
Wer den Glimpff? vnd welcher maſſen
Komm 'ich ewrem Hertzen bey?
Hie ſieht man die Mutter klagen
Vnd faſt allem Troſt entſagen:
Jetzt faͤllt Jhr jhr Alter ein
Vnd jhr Witwenſtandt nicht minder /
Jetzt daß Sie nun auch der Kinder
Gaͤntzlich muß beraubet ſeyn.
JenesJenes wahren alte Wunden /
Die Sie jetzund hat empfunden
Reiſt die alten wieder auff:
O daß Jhr auch wird begraben
Die / in der Sie ſchien zu haben
Toͤchter Soͤhn vnd Mann zuhauff.
Jhres frommen Hertzens Guͤte /
Jhr Gehorſam in Gemuͤte
Treibt zu ſolcher Noth Sie an /
Daß ſie ſitzt vnd ſeufftzt ohn Ende /
Jhren Kopff legt auff die Haͤnde /
Vnd kein Thraͤnlein laſſen kan.
Ja ſie weis kein Wort zu fangen
Als: mein Kind / als: mein Verlangen /
Meine Tochter wo biſt du?
Eilſt du in des Grabes Hoͤle?
Liebſtes Kind / du meine Seele /
Du mein Troſt / vnd meine Rhu.
DieſeDieſe jaͤmmerliche Weiſe
Jſt jhr Tranck iſt jhre Speiſe /
Tag vnd Nacht iſt hievon voll /
Sucht Sie jemand auffzurichten
Sie gehorchet Jhm mit nichten /
Nur im Kummer iſt Jhr wol.
Dort vergeuͤſſt Herr Knobloch Zehren
Die auch ungezaͤhmten Baͤhren
Naͤhmen den ergrimmten Muth /
Daruͤmb ſehn Jhm auch die Augen
Recht als außgebeitzt mit Laugen
Oder auch wol gar als Blut.
Solt 'er gehen zu der Wiegen
Vnd die Tochter ſehen liegen /
O da liegt ſein Weh vnd Leid /
Kind / du ſchaffſt jhm dieſe Schmertzen /
Da er billich ſoltt' im Hertzen
Deinetwegen ſeyn erfrewt.
A ijSollSoll er dich in Liebe faſſen /
Dich uͤmbarmen / oder haſſen?
Du ſein Vortheil vnd Verluſt?
Armes Wuͤrmlein / was von Sachen
Kan dich hier an ſchuldig machen?
Boßheit iſt dir nicht bewuſt.
Dieſes Leid wirſt mit den Jahren
Du erſt allermeiſt erfahren /
Eines haſt du zu Gewinn /
Das du ſolches nicht bedenckeſt
Vnd dir dannenher nicht kraͤnckeſt
Deinen noch zu zarten Sinn.
Leb / vnd ſey der deinen Frewde
Vnd Jhr Troſt in dieſem Leide /
GOtt vnd deines Vaters Fleiß
Wird dich trewlich aufferziehen /
Du wirſt gleich der Mutter bluͤhen /
Seyn wie Sie der Frawen Preiß.
WasWas macht Jhr denn / die wir ſehenn
Jetzund gar zu Troſtloß flehen /
Edle Fraw / bedenckt jhr nicht
Daß der HErr die Menſchen ſchaffe
Vnd ſie auch von hinnen raffe /
GOtt dem Weißheit nie gebricht?
Zwar das Alter wird Euch kraͤncken /
Doch auch die Erfahrung ſchencken
Daß es ſchlecht uͤmb vns beſtellt /
Werdet Jhr bey andern Gaben
Nicht auch dies gelernet haben
Hie ſey alles Zeit vnd Welt?
Was anjetzt Euch wiederfahren
Jſt geſchehen / wie vor Jahren /
So nicht lang / dem Nachbar auch /
GOtt verſaltzt vns dieſes Leben
Daß wir vns zu jhm erheben /
Alſo iſt ſein Alter Brauch.
Laſſt /Laſſt / Herr Knobloch / Euch auchweiſen /
Sonſt muß Euch ein jeder preiſen
Daß jhr ſehr beſcheiden ſeyd:
Jetzt laſſt ewre Hoffnung mercken /
Trawet Gott / aus deſſen Wercken
Jhm noch keines hat gerewt.