WAs ich von ewres Hertzens Pein
Anjetzt ſol reden oder ſchweigen
Fallt / wehrte Fraw / mir gar nicht
Denn ich bin ſelber nicht mein eigen: (ein /
So ſehr hat ewres Creutzes Macht.
Ergrimmt mich vnter ſich gebracht.
Wer dieſen hochbetruͤbten Fall
Recht anſieht vnd nicht wird beweget /
Der iſt ein Vnmenſch / hat Metall
Vnd Felſen umb ſein Hertz geleget /
Verſtehet nicht was Heyraht-Trew
Noch was Verdienſt vnd Tugend ſey.
Mir fehlt Vermoͤgen Zeit vnd Muth /
Sonſt waͤr hie Fug ſein gantzes Leben /
Vnd ſeiner Kuͤnſte thewres Gut
Sein 'Ehr vnd Anſehn zu erheben /
Denn vnſrer Schmertzen gutter Grund
Vnd ſein Verluſt wuͤrd hiedurch kunt.
Jch laſſe ſein Geſchlecht hier aus /
Es waͤre viel davon zuſprechen /
Hat Keyſer Rudolph nicht ſein Hauß
Geadelt an der Mulden Baͤchen:
MitMit Schild vnd Wapen es verehrt /
Vnd dieſen Stam nicht ſchlecht vermehrt?
Sein beſter Adel war die Kunſt /
Er hat ſich nicht vergnuͤgt geſchaͤtzet
Biß er erhalten jhre Gunſt
Mit welcher Strasburg jhn ergetzet /
Sie ſchenckt jhm da zum Eigenthum
Der Rechtsgelehrten hoͤchſten Rhum.
Er kam nach langen Reiſen heim
Vnd lieſſ auch / wie wir ſaͤmptlich wiſſen /
Der Kuͤnſt vnd Weisheit Honig-Seim
Auff vnſre Jugend reichlich flieſſen /
Wie mancher iſt / der ſeinem Fleiß
Nicht ein geringes ſchuldig weis.
Hieruͤber bricht ſein Lob hervor
(Denn welchen heben ſeine Gaben
Nicht bald vnd vnvermerckt empor?)
Dein Herzog / Churland / muß jhn haben /
Er giebt auch dem Verhaͤngnis ſtat
Zeucht hin vnd wird ſein weiſer Raht.
Wie hat der Held / wie hat ſein Land
Biſher in mancher ſchweren Sachen
DesDes Mannes Witz vnd Fleiß erkant
Der alles richtig kuntte machen?
Daher er dann je mehr vnd mehr
Erhalten Gnade Lieb vnd Ehr.
Ach daß beruͤhmten Maͤnnern nicht
Ein laͤnger Ziel hie wird gegeben
Vnd daß der guͤldnen Weisheit Licht
Dem Tode nicht kan wieder ſtreben!
Die alles ſonſt beherſchen kan
Nimmt ſein Gebot vnd Herrſchafft an.
Des Fuͤrſten Sache / ſagt man mir /
Mus jhn der Thonaw Ufer trawen /
Daſelbſt hat ſeines Urtheils Zier
Vnd Weisheit erſt ſich laſſen ſchawen /
Es hat der groſſe Ferdinand
Sein Ohr jhm gnaͤdigſt hin gewand.
Der Tod nimmt keines Dinges war
Er tobt vnd wuͤrget allermaſſen /
Jn was Beſchwer in was Gefahr
Wir immer auch die vnſern laſſen
Wie wild vnd frembd auch ſey ein Ort
Er ſattelt vns / wir muͤſſen fort.
ErEr hat der Soͤhne Hertzeleid
Die umb den Vater ſich befunden /
Nicht angeſehn / der Sterbligkeit
Jhn ſanfft vnd ſelig zwar entbunden /
Sie aber ach durch ſolchen Tod
Geſetzt in ſchmertzlich Angſt vnd Noht.
Wie war Euch / Kinder / da zu Muth
Als er von Kraͤfften war gekommen /
Vnd des erhitzten Febers Glut
Das Leben jhm gantz durchgenommen /
Als ſeine Zunge nichts mehr ſprach
Vnd jhm der Augen Licht gebrach?
Da als ſein ſchon-gebrochner Mund
Euch an die Mutter viel befohlen
Als man kein Wort ihm mehr verſtund
Vnd er kaum Athem kuntte holen?
Wer bracht in ſolcher groſſen Trew
Euch einen gutten Troſtſpruch bey.
Gott der ſich naͤher zu uns macht
Je hoͤher ſich die Noht wil ziehen /
Hat ſeinen Geiſt Euch beygebracht /
Ohn Zweiffel Rhat vnd Krafft verliehen /
DaßDaß jhr nicht mit geſtorben ſeyd
Bezwungen durch das groſſe Leid.
Als dieſe Bohtſchafft zu uns kam
Wen hat ſie nicht von vns betruͤbet?
Der Bruder / als er ſie vernam /
Wie hertzlich er Jhn erſt geliebet /
So trawrig iſt anjetzt ſein Sinn /
Sein allerbeſter Freund iſt hin.
Die Tilſit hat jhm / ſeine Rhu /
Den einen Bruder nur genommen
(Ein Vngluͤck ſchlaͤgt dem andern zu)
Vmb dieſen muß er auch nun kommen /
Dieß iſt was Preuſſen umb Jhn thut!
Wie iſt hie-Churland-bey zu Muth?
Ohn Zweiffel wird ſein wehrter Held
Mit ſeinem gantzen Hoff jhn klagen
Vnd was nur dort von Tunend haͤlt
Wird Leid umb ſeinen Abſchied tragen /
Jhr aber ſeyd am aͤrgſten dran
Jhr kommt / o Fraw / umb ewren Mann.
Der Euch ſo trewlich Gott befahl /
Jn dem er Abſchied hat genommen /
VndVnd kuͤſſet Euch wol tauſentmal
Vnd ſagt 'Jch werde wieder kommen /
Jhr ſpracht fuͤr Weinen nicht ein Wort
Der zog Euch weg vnd bleibt auch fort.
Ohn Zweiffel ſeyd jhr manche Nacht
Durch ſuͤſſen Trawm bey Jhm geweſen /
Euch manche Luſt von Jhm gemacht /
Wol Zehnmal einen Brieff geleſen:
Biß das jhr krieget den Bericht
Der Liebſte lebt Euch numehr nicht.
Haͤtt jemand Euch des vor geſagt
Jhr haͤttet jhn nicht laſſen ziehen
Nein / oder Euch mit jhm gewagt
Auͤch hatt er wollen weiter fuͤhren
Als wo die Sonn jhr Licht hinbringt
Wo Nacht vnd Winter alles zwingt.
Gott woll 'in dieſer groſſen Noth
Jn ſeinem Schutz Euch trewlich faſſen /
Er woll' Euch nie ohn Troſt vnd Brod
Euch nie aus ſeiner Auffſicht laſſen
Der ſonſt der Waͤyſen in gemein
Vnd aller Witwen Gott wil ſeyn.
ErEr wrid es thun nur trawt Euch Jhm.
So ſeh ich auch / nechſt Gott / fuͤr allen
Bey dieſes Creuͤtzes Vngeſtuͤm
Das Hertz des Frommen Fuͤrſten wallen
Der Euch in dieſer ſchweren Pein
Jn Gnaden zugethan wird ſeyn.
Er wird Euch Port vnd guter Wind
Vnd Hoffnung ſein in allen faͤllen /
Verſorgen Euch vnd ewer Kind /
Jhm den Mann ſtets vor Augen ſtellen /
Der blos an ſeinem Dienſt zu letzt
Sein Leben auch hat zu geſetzt.