PRIMS Full-text transcription (HTML)
Nîl agit in mentem ſors mala morsque bonam. Das ist Chriſtliches Klag - und Troſt-Geticht Welches bey ſehr fruͤhzeitigem und hochbetrawerlichem wiewol ſeligem Hintritt aus dieser Welt Der weiland VielEhr-und Tugendreichen Frawen Reginen / gebohrnen Caſſeburginn /
Des WohlEhrenvesten / GroßAchtbarn und Hochgelarten Herrn Georg Lohrs / Der Artzney D. bey hiesiger loͤblichen hohen Schulen weitberuͤhmten Prof. Publ. Ord. und dieser Zeit Magnifici Rectoris, Hertzlich geliebten Haußfrawen /
Welche im zwanitzigsten Jahr Jhres Alters / nach dem Sie einer jungen Tochter genesen bald darauff 1658. den 8. Mertz im HErrn selig und sanfft eingeschlaffen und folgends den 14. Christlich und ehrlich in der Herren Professorn Begraͤbnis der Erden eingebracht worden /
Koͤnigsberg /Gedruckt durch Johann Reuſnern.
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HErr / unsrer Schulen Haupt undZier
Des Lothen Same / der alhier
Jſt ſo beruͤhmt geweſen /
Wo wil dein Vngluͤck dann hinaus?
Vnd hat der Tod dein wehrtes Hauß
Zu ſeinem Grimm erleſen?
Jſt doch bey nahe meine Hand
Allein durch ewer Leid bekant
Wen hab 'ich nicht beſungen?
Der erſte wird hie Cruͤger ſeyn /
Nach dieſem gieng ſein Kind auch ein
Durch Todes Zwang bezwungen.
Der fromme Mas erfrewt euch zwar /
Wie lang? auch der muſt auff die Bahr
Wie
Wie auch der Sohn imgleichen /
Auch trat die einge Schwester ab /
Die Mutter auch gieng in das Grab
Vnd mehrte da die Leichen.
Mehr zweene Bruͤder / irr 'ich nicht
Bemuͤhten sterbend mein Geticht.
Hie ſoltte ſeyn das Ende /
Die wilde Satzung sagte: nein!
Vnd grieff auch deinem Ehbett ein /
O unverschaͤmten Haͤnde!
Ein liebes Kind bricht erſt die Bahn
Die Mutter muß nach ihm daran /
Nach allen Trawer-Faͤllen
Ergaͤntzet zwar dein Bette ſich /
Ein allerliebſtes Hertz muß dich
Zu friede wieder ſtellen.
Es ist kein volles Jahr vorbey
Als ſie in keuſcher Lieb 'und Trew
Sich hat zu dir geleget /
Kein Menſch weiß noch umb ſeine Noht /
Es hat ſchon dazumal der Tod
Sich unter euch gereget.
Der
Der Neid / der allem Gutten feind
Hat da aus Kummer nicht geweint
Bey ewren ſuͤſſen Frewden /
Ohn Zweiffel weil er hat erkant
Daß ewer ſchoͤnes Heyraht-Band
Bald ſeyn wuͤrd 'Angſt und Leiden.
Was Vortheil bringt die Tochter dir?
Die Mutter ſtirbet uͤber ihr.
Dir muͤſſ 'es wol ergehen /
Sey / Kind / des Vaters Troſt und Rhu /
Ach aber ſieh wie thewer du
Jhm also koͤmpst zu ſtehen.
Herr / bey der ſchweren Amptes-Laſt
War ſie noch deine Rhu und Kraft /
Wer dieſes Joch getragen
Wiewol auch nur ein halbes Jahr
Der weis von Sorgen und Gefahr
Mehr / als ihm lieb / zu ſagen.
Wo ist Jxion? wo der Stein
Des Schyphs? wird er hie nicht ſeyn
So ist er nicht zu finden:
Hie ist der Ort / wo Vndanck / Zwiſt
Verdruß
Verdruß und was zu nennen ist
Ohn ablaß ſich verbinden.
Wenn denn ein ſo geplagter Mann Mann
Noch etwas ſich erholen kan
Bey ſeinem liebſten Hertzen /
So wird ihm alles minder ſchwer /
Viel Sorg 'und Muͤh verzehret er
Jn ihrer Liebe Kertzen.
Nun ſolche Werckſtat deiner Raſt
Darauff du feſt gebawet haſt
Wird dir nun auch entriſſen /
Vnd zwar / o Noht! zum andern mal /
Ob du nun wol in deiner Qual
Wirſt maß zu haltten wiſſen?
Jch meine nicht / koͤmpt GOttes Geiſt
Dir nicht zu ſtatten allermeiſt /
Der laſſ 'in dir ſich mercken
Mit ſeinen Gaben / ſeiner Krafft
Die in des Glaubens Ritterſchafft
Vns mit Gedult kan ſtaͤrcken.
Wo fehlet es an Kranckheit / Tod /
Verfolgung / Liſt und andrer Noht?
Sieh
Sieh an nur unſern Orden /
Den du nun ſelbst in Auffſicht haſt /
Wie iſt der unter ſchwerer Laſt
Jhm ſelbſt unaͤhnlich worden.
Wo iſt ſein Anſehn / wo ſein Brod?
Die armen Muſen leiden Noht /
Sie liegen auff der Erden:
Ein jeder geht nach ſeinem Sinn
Mit Fuͤſſen gleichſam uͤberhin /
Es kan nicht aͤrger werden.
Sieh 'an das arme Vatterland /
Jſt durch Gefaͤngnis Mord und Brand
Jhm noch viel uͤberblieben?
Sieh an die gantze Chriſtenheit
Wie klaͤglich wird ſie durch den Streit
Zu letzt gantz auffgerieben.
Wer weis was Noht und Angſtgeſchrey
Recht jetzt in Coppenhagen ſey /
Deutſchland ſteh 'in Sorgen
Des Wetters wegen / das dahin
Mit ſchwartzen Wolcken ſich wil ziehn
Heut muͤglich oder Morgen.
Wer
Wer weis / worauff die groſſe Macht
Des Tuͤrcken jetzund iſt bedacht /
Fuͤr welchem Schrecken allen
Sie deine Seele ſicher lebt /
Bey GOtt in hoͤchſten Freuden ſchwebt
Und ruhet nach gefallen.
So ſind '/ Herr / dich in deine Noht /
Der Kranckheit Eigenſchafft und Tod
Sind taͤglich dein Gewerbe /
Du ſiehſt / an Aertzten liegt es nicht /
Rufft mir mein GOtt aus dieſem Liecht
Und wil / daß ich nun ſterbe.
Sieh dieſer Dinge Wechsel an
Verſtaͤndig Chriſtlich und ein Mann /
Mein Tod iſt nicht zu zaͤhmen.
Wir fliehen wie ein Rauch von hier /
Mein Tod / der alles nimmt / ſol mir
Doch meinen Muth nicht nehmen.

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TextNil agit in mentem sors mala morsque bonam. Das ist Christliches Klag- und Trost-Geticht Welches bey sehr frühzeitigem und hochbetrawerlichem wiewol seligem Hintritt aus dieser Welt Der ... Frawen Reginen/ gebohrnen Casseburginn/ Des ... Herrn Georg Lohts/ Der Artzney D. bey hiesiger löblichen hohen Schulen ... Prof. Publ. Ord. und dieser Zeit Magnifici Rectoris ... Haußfrawen
Author Simon Dach
Extent9 images; 776 tokens; 504 types; 4862 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNil agit in mentem sors mala morsque bonam. Das ist Christliches Klag- und Trost-Geticht Welches bey sehr frühzeitigem und hochbetrawerlichem wiewol seligem Hintritt aus dieser Welt Der ... Frawen Reginen/ gebohrnen Casseburginn/ Des ... Herrn Georg Lohts/ Der Artzney D. bey hiesiger löblichen hohen Schulen ... Prof. Publ. Ord. und dieser Zeit Magnifici Rectoris ... Haußfrawen Welche im zwantzigsten Jahr Ihres Alters/ nach dem Sie einer jungen Tochter genesen bald darauff 1658. den 8. Mertz ... eingeschlaffen und folgends den 14. ... in der Herren Professorn Begräbnis der Erden eingebracht worden Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1658.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 108 in: Yi 851-3http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=636087964http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002F0800000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

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Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:59Z
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Dieses Werk ist gemeinfrei.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany
Shelfmark108 in: Yi 851-3
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