DEm Menſchen iſt zu leben
Ein feſtes Ziel geſteckt /
Daß keine Kunſt wird heben
Wie weit ſie ſich erſtreckt /
Ruͤckt unſer Stuͤndelein heran
Wer iſt der ſich entbrechen kan?
Es wacht uns zu verheeren
Fall / Kranckheit / Vnmuth / Zeit /
Gleich wie die reiffen Aehren
Jetzt werden abgemeyt /
Vnd wie des Pregels ſchnelle Fluth
Sich in das Fiſchreich 'Hab verthut.
Der Jugend wolt 'ich trawen
Daß ſie noch Freyheit haͤtt' /
Jetzt ſeh ich umbgehawen
Auch Dein 'Eliſabeth /
Herr Cantor / welche / weiß ich / Dir
Geweſen Anmuth Hertz und Zier.
Du folgeſt Jhrer Bahren
Von welcher Du gedacht
Wie Sie nach wenig Jahren
Wuͤrd ehrlich außgebracht /
SieSie iſt die funffzehn Jahr nur alt /
Vnd lieget ſchon erblaſt und kalt.
Sie iſt nun hingenommen
Die Dir entgegen kam /
Wenn Du pflagſt heim zu kommen /
Vnd Dich gefangen nam.
Durch des Gehorſams edles Gut
Vnd den mit Huld gezierten Muth.
Daß aber Du deßwegen
Dich wolteſt allzuſehr
Auff Gram und Kummer legen /
Dieß ſchadet Dir noch mehr /
Laß gnug an Jhrem Tode ſeyn /
Vnd ſtell das viele Trawren ein.
Wer Jhm das Hertz abnaget
Bricht Seinem Leben ab /
Du biſt ohn das betaget
Vnd eyleſt in das Grab /
Es ſteht bey GOtt / wie lang es hin
Daß Du und ich geſtorben bin.
Wie viel haſt Du geſungen
Hin auff den Haberberg /
VielViel ſterben unbeklungen /
Gemeiner iſt kein Werck /
Du weiſt es ſtirbt ſo bald ein Kind
Als Leute die bejahret ſind /
Man klagt in dieſen Tagen
Den Obs-Fall / das allein
Der Sturm hat abgeſchlagen /
So iſt es auch gemein /
Daß Menſchen ſterben / die den Stand
Des Lebens wenig noch erkant.
Wol dem der ietzt kan ſterben
Da er das wilde Schwerd
Viel Laͤnder ſieht verderben!
Vnd wer der Ruh begehrt
Der findet ſie ohn Argwahn rein
Vnd reich im Himmel nur allein /
Wo Deine Tochter ſchwebet
Vmb Jhren Braͤutigam /
Der ewig ewig lebet
Groß / praͤchtig / hoch von Stamm /
Der kroͤnet Sie mit heilger Zier /
O waͤren wir doch auch bey Jhr!