SO groß iſt warlich keine Noth /
Auch waͤr 'es tauſentfacher Tod /
Daß wir ohn Hoffnung ſoltẽ klagen
Vnd allem Raht vnd Troſt entſagen.
Da giebt ſich die Verheiſſung an
Die nicht betrieglich wancken kan /
Geſtirn vnd Erde wird vergehen
Des HErrn Wort bleibt ewig ſtehen.
Da ſind der gantzen Welt geſchicht '
Vnd zeugen / Gott verlaſſe nicht
Die ſich in Noͤhten jhm vertrawen
Vnd blos auff jhn gedultig ſchawen.
Hie fleucht die Zeit mit dem Geſchrey:
Daß alles ſchnoͤd vnd eitel ſey /
Vnd Wind vnd Fluͤgel muͤſſe faſſen /
Wer aber kan den Kummer laſſen?
Er ſetzt ſich in das Hertz hinein
Sehr tieff vnd herrſchet da allein /
Hebt an vns den Verſtand zu blenden
Daß wir nichts kennen aller Enden.
ErEr kehrt vns grimmig das Gehoͤr
Von guttem Raht vnd gutter Lehr /
Er ſuchet vnſer Leid zu nehren
Vnd macht vns ſuͤß die bittern Zehren.
Wie wann die ſtoltze See ergrimmt /
Den Tag vns aus den Augen nimmt /
Vnd fuͤr dem Sturm nicht laͤſſet hoͤren
Des Schiff-Patrons Befehl vnd Lehren.
So auch beſitzt er vnſer Ohr
Vnd laͤſſet keine Weißheit vor /
Er zeigt vns Gott in Zorn-Geberden /
Als woͤll 'auch der vns grawſam werden.
Wol dem der zeitig ſich beſinnt
Eh als der Schmertz jhn gantz gewinnt /
Sonſt bleibt er immer des Tyrannen /
Die Zeit moͤcht 'ihn den von jhm bannen.
Herr Pichler / maͤng in deine Pein
Doch allzeit Gottes Vorſorg ein /
Vermaͤhl voraus mit deinem weinen
Den Spruch: Gott lebt vnd keñt die Seinen.
EsEs iſt nicht ohn / ſein liebſtes Hertz
Verlieren iſt ein ſolcher Schmertz
Den auch kein Ocean der Augen
Recht weg zu waſchen gros wird taugen.
Die einig noch war vnſre Luſt /
Die vnſer gantzes Hertz gewuſt /
Jn derer Schos wir kunten legen
Was ſich von Sorg 'auch wolte regen.
Die vns ohn ablaß Tag vnd Nacht
Mit hoͤchſter Trew vnd Pflicht bewacht /
Voraus wenn wir in Kranckheit lagen /
Die ſchoͤne Kinder vns getragen /
Die in der Noth nicht retten koͤnnen
Vnd nur dem Tode muͤſſen goͤnnen /
Dieß iſt erſt rechte Trawrigheit
Vnd alles Leidens erſt ein Leid.
Der Schmertz iſt / ſagt die Artzeney:
Wenn das / was eins iſt / muß entzwey
Jm Leibe / dem Natur vnd Leben
Zu ſeyn vereinigt hat gegeben.
WennWenn aber nun ein Heyrath-Band
Das eines iſt durch Gottes Hand
Zerreiſſet zwiſchen zweyen Hertzen
Dieß mag erſt recht empfindlich ſchmertzen.
Wen aber klagſt du hierin an?
Den Tod? dieß thut kein weiſer Mann /
Der weiß / der Tod ſey nur der Seelen
Entbindung aus des Leibes Hoͤlen.
Die Satzung? die erkenn 'ich nicht /
Weil Gottes Wort jhr wiederſpricht.
Die Ordnung der Natur? jhr Weſen
Vnd thun iſt gut vnd aus erleſen.
Dich selbſt? du wuſteſt es voraus
Daß ſie bewohnt 'ein Leimen-Hauß.
Sie? waͤrſt du jhr wo abgeſchieden /
Sie muͤſte warlich ſeyn zu frieden.
Mit Gott? er iſt ja deine Luſt
Vnd Art / in allem was du thuſt /
Du biſt geuͤbt in ſeinen Wegen
Vnd weiſſt er lieb 'auch in den Schlaͤgen.
DuDu biſt der Tugend Lehr vnd Liecht /
Betreuͤg vns durch den Kunnner nicht /
Du ſagſt man ſol die Manheit uͤben
Vnd wolteſt weibiſch dich betruͤben?
Der Weißheit Sonne ſcheint dir hell /
Jch trage Waſſer in ein Quell /
Jm fall ich mich mit meinen Reimen
Dich lang zu troͤſten wolte ſeuͤmen.
Vielleicht wird dieſe meine Hand
Bey Euch weit beſſer angewand /
Fraw Mutter / euch mag dieſes Leiden
Erſt als ein Schwerd die Seele ſchneiden.
Dieß war noch ewer Auffenthalt /
Jhr hofftet gantz ſie wuͤrd 'Euch bald
Die Augen kriegen zu zudruͤcken /
Vnd jhr muͤſſt ſie von hinnen ſchicken.
Gott grieff Euch vor nicht wenig an /
Er nam Euch einen wehrten Mann /
Der wol der Kunſt hie vorgeſtanden /
Vnd war ein Rhum in dieſen Landen.
DieDie eine Tochter folgt 'jhm nach /
Die auch das Hertz euch damals brach /
Zu letzt als dieſ' Euch ſol erfrewen
Mus ſie dem Tod 'anch hin gedeyen.
Erhaͤlt der Hoͤchſt 'Euch ſo viel Jahr
Zu lauter Vngluͤck vnd Gefahr?
Weit beſſer iſt es jung verſterben /
Als jhm ein Alter ſo erwerben.
Herr Pichler / ſprich jhr troͤſtlich zu /
Bleib jhre Zuflucht Schutz vnd Rhu /
Dein Leib wird dadurch hoch geprieſen
Was jhrer Mutter wird erwieſen /
Laſſt die Gemeinſchafft dieſer Pein
Euch vnternander troͤſtlich ſeyn /
Laſſt die Verſtorbne ruhig liegen
Jhr werdet ſie nicht wieder kriegen.
Denckt ſtets an jhre Lieb vnd Trew /
Wie zuͤchtig ſie geweſen ſey /
Wie ſie jhr allzeit Gott erwehlet
Vnd hertzlich ſich mit jhm vermaͤhlet.
SieSie ſchwebet nun vor Gottes Thron
Vnd erndtet der Gerechten Lohn /
Der Hoͤchſte wird jhr ewig pflegen
Vnd ſeine Vorſorg vmb ſie legen.
Gedenckt wie manche truͤbe Nacht
Sie hab 'in Ohnmacht zu gebracht /
Jhr muͤſſt jhr ja die Ruh vergoͤnnen
Weil ſie nicht laͤnger leben koͤnnen.