PRIMS Full-text transcription (HTML)
Fruͤlings-Gedancken Bey ſeligen Hintrit aus dieſer Welt Der Viel Ehr - und Tugendreichen Frawen Annen gebohrnen Pohlinn
Des Weiland WolEhrnveſten VorAchtbahrn Nahmhafften und Wolweiſen Herrn Michael Dehnen / dieſer loͤblichẽ Stadt Kneiphoff Koͤ - nigsberg Wolverdienten Rahtsverwandten ꝛc. hinterlaſſenen Wittwen
Koͤnigsberg /gedruckt durch Johann Reuſnern.
ES iſt / gewuͤnſchter Fruͤhling / war /
Dein Reichthum kroͤhnt das gantze(Jahr /
Du biſt die Luſt der Zeiten /
Dein FußStapff waͤſcht in Oele ſich /
Dein Kleid kan mehr als Koͤniglich
Feld Berg und Thal beſpreiten.
Kein Morpheus iſt ſo mannigfalt
Als du in tauſent Luſt-geſtalt /
Du laͤchelſt durch die Sonne /
Durch dich ergetzt ſich Menſch uñ Thier /
Du biſt der Glieder newe Zier
Vnd aller Hertzen Wonne.
Du biſt das Leben in dem Meer
Du ſingeſt auff den Zweigen her /
Vnd weheſt in den Luͤfften /
Du regſt der Baͤch 'und Quellen Fluth /
Vnd biſt das unerſchoͤhffte Gut
Tieff in der Erden Kluͤfften.
Wolan /
Wolan / ſey liebreich als du thuſt /
Erfuͤll der Menſchen Sinn mit Luſt /
Das Feld mit ſchoͤnen Gaben /
Sey aller Dinge Gnuͤg und Schein /
Die gantze Jahr-Zeit ſuch 'allein
Zum Freunde dich zu haben.
Du gleicheſt doch bey weiten nicht
Dem ewig-ſchoͤnen Vorjahrs Licht
Nach dieſem ſchnoͤden Leben:
Wir laſſen ſaͤmptlich deine Zier
Sampt aller Welt / ſo bald als wir
Von hinnen uns begeben.
Wie leicht koͤmpt dir ein ſtrenger Nort
Der fuͤhret alle Hoffnung fort /
So man zu dir getragen /
Wo bleibt ſo manches Hertzeleid
Da wieder deine gutte Zeit
Durchaus nicht wird verschlagen?
A ijWie
Wie lang auch wehrt dein gruͤner(Pracht?
Vier Wochen werden hingebracht /
Denn koͤmpt des Sommers Hitze /
Des Hundſterns Vnluſt-voller Schein
Die ſchweren Wetter laſſ 'ich ſeyn /
Den Donner ſampt dem Blitze.
Der Lentz im Himmel aber wehrt /
Nicht durch Verdruß noch Noth be -
Ohn alle Maß und Ende
(ſchwert /
Gleich mit der langen Ewigkeit /
Denn da iſt weder Ziel noch Zeit
Noch Nacht noch Sonnen-wende.
Fuͤr tauſent Sonnen iſt das Licht
Selbſt unſer Gott / der wancket nicht /
Da fleuſſt das Quell der Gnaden /
Jn welches Birnſtein-hellen Fluth
Die Seelen / ſo durch Chriſtus Blut
Gereinigt ſind / ſich baden.
Da
Da hoͤret man den Lobgeſang
Der Engel / und der Muſic Klang
Durch aller Hertzen dringen /
Vnd Frewden die kein Aug erkant /
Kein Ohr gehoͤrt und kein Verſtand
Vns hie weis vor zu bringen.
Da iſt nicht Kranckheit iſt nicht Grab /
Gott wiſchet alle Thraͤnen ab
Von der Betruͤbten Wangen
Da geht des Lammes Hochzeit an
Mit denen / die es hie ſchon kan
Durch ſeine Liebe fangen.
Wer einen Blick nur koͤnte thun
Jn ſolche Luſt / der wuͤrde nun
Vnd nimmer / halt 'ich / ſterben /
Wuͤrd auſſer ſich ſeyn weg gerafft
Des Himmels voll / und newe Krafft
Des Lebens ſtracks erwerben.
WieA iij
Wie koͤmpt es daß wir alſo blind
So dieſer Welt ergeben ſind
Vnd jener Luſt nicht achten?
Wir bilden ſie uns nie recht ein /
Sonſt wuͤrden wir bemuͤhter ſeyn
Nach jhr allein zu trachten.
Wer unter uns ſteht nach Gewinn /
Vnd gibt fuͤr Koth die Perlen hin /
Fuͤr Treſpen ſchoͤnen Weitzen?
Vnd geben doch des Himmels Gut
Fuͤr dieſe Welt wenn wir den Muth
Die Erd uns laſſen reitzen.
Wir lachen unſre Kinder aus /
Die bawen offt aus Sand ein Hauß /
Vnd lauffen hin und wieder /
Der bringet Stroh die Waſſer dar /
Vnd werden deſſen kaum gewar
So faͤllt jhr Baw danieder.
Was
Was thun wir anders / weñ die Welt
Vns ſtreng in jhren Dienſten haͤlt?
Sie iſt uns eine Feſte
Auff die wir bawen / koͤmpt der Tod /
So ſind auch unſre Baͤw '/ O Noth!
Kaum rechte Voͤgel-Neſte.
Laß uns die Thorheit / Gott / verſtehn /
Daß wir der Erden muͤſſig gehn
Nicht mehr uns blind verlauffen /
Nicht Waſſer geben fuͤr den Moſt /
Noch fuͤr geringe Linſen-Koſt
Die Erſt-Geburt verkauffen.
Zeuch unſern ſchwachen Geiſt empor /
Laß deine Freuden unſer Ohr
Vnd Hertz allzeit durch dringen /
Tilg aus in uns des Fleiſches Liſt /
Daß wir nach dem was droben iſt
Ohn End und Ablaß ringen.
Wo
Wo unſer Mit-Geſchwiſter ſchwebt
Vnd der Gebein man jetzund hebt
Es an das Grab zu tragen /
Der Kinder ſich durch jhren Tod
Befinden in nicht ſchlechter Noth
Vnd hertzlich ſie beklagen.
Du wolleſt / Gott / ſie in gemein
Verſorgen / und jhr Pfleger ſeyn /
Daß ſie auff Tugend achten /
Zeuch jhnen Recht und Vnſchuld an /
Damit ſie nach dem lieben Mann
Ach! Jhrem Vatter ſchlachten.
Vns aber / HErr / gib den Verſtand
Daß wir den Welt-Pracht nur fuͤr Sand
Fuͤr Staub und Vnflat ſchaͤtzen /
Vnd ſo entgehn der Hellen Pful /
Hergegen einen gutten Stul
Vns in dem Himmel ſetzen.

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TextFrülings-Gedancken Bey seligem Hintrit aus dieser Welt Der Viel Ehr- und Tugendreichen Frawen Annen gebohrnen Pohlinn Des Weiland WolEhrnvesten VorAchtbahrn Nahmhafften und Wolweisen Herrn Michael Dehnen/ dieser löbliche[n] Stadt Kneiphoff Königsberg Wolverdienten Rahtsverwandten [et]c. hinterlassenen Wittwen
Author Simon Dach
Extent17 images; 740 tokens; 448 types; 4698 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationFrülings-Gedancken Bey seligem Hintrit aus dieser Welt Der Viel Ehr- und Tugendreichen Frawen Annen gebohrnen Pohlinn Des Weiland WolEhrnvesten VorAchtbahrn Nahmhafften und Wolweisen Herrn Michael Dehnen/ dieser löbliche[n] Stadt Kneiphoff Königsberg Wolverdienten Rahtsverwandten [et]c. hinterlassenen Wittwen Den Hinterbliebenen zu Trost Geschrieben Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1652.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 46 in: Yi 851-2http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=636640809http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000327600000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

Diese Transkription wurde automatisch durch OCR erfasst.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:00:01Z
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Dieses Werk ist gemeinfrei.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany
Shelfmark46 in: Yi 851-2
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