HErr Jenncke dieſe Trawrigheit
Trifft zwar die Ewren allerſeit /
Doch duͤnckt mich Euch am mei -
Die Mutter eilt aus dieſem Licht /
(ſten:
Jhr habt jhr weder einge Pflicht
noch Huͤlffe koͤnnen leiſten.
Jhr ſitzet vmb der Weichſel Rand
Vnd werbet mit nicht-traͤger Hand
Der alles ſich mus fuͤgen /
Gedenckt auff ewres Hauſes Zier /
Jndeſſen liegt die Mutter hier
Ach! in den letzten Zuͤgen.
Ohn zweiffel hat ſie da nach Euch
Gethan der Turteltauben gleich
Wenn ihr der Gatt 'entſtanden /
Vnd wol geſagt: Wo bleibt er doch?
Verlaͤſſet er mich arme noch?
Jhr waret nicht verhanden.
DiesDies iſt der trewen Muͤtter Art.
Was wird von ihnen wol geſpart
Den Soͤhnen Rath zu ſchaffen?
Auff ihre Wolfahrt ſiehet hin
Jhr Arbeit Sorge Fleiß vnd Sinn
Sie wachen oder ſchlaffen.
Sie gehen Bloͤſſ 'vnd Hunger ein
Nur damit ihnen wol mag ſeyn /
Wol nun dem Sohn daneben
Der ſeiner Mutter Folge giebt
Sie wieder fuͤrchtet ehrt vnd liebt /
Den kroͤhnet Gott mit Leben.
Er wird das Gutt der Erden ſehn /
Vnd was er ihr thut wird geſchehn
Von ſeinem Kind ihm wieder.
Wer aber ihr ſich wieder ſtellt /
Sich wieder ſie empoͤrt vnd bellt
Wirfft jhre Furcht danieder.
. DerDer wird nicht altten / wird kein Heil
Alhier erleben / vnd kein Theil
An einem Segen haben /
Wird ſeyn der jungen Adler Fraß
Vnd ſpeiſen ein verfluchtes Aaß
Die Geyen vnd die Raben.
Jhr habt ſie allzeit gern gehoͤrt
Vnd ſie von Jugend auff geehrt /
Druͤmb wart ihr Jhr Verlangen /
Jhr kommt auch her / ſie aber hat
Sich allbereit an ewre ſtat
Mit ihrem Tod vmbfangen.
O Jammer! ihr kommt in das Hauß
Daß ſieht betruͤbt vnd klaͤglich aus /
Da weint faſt jede Stette /
O nehmt von hinnen weit die Flucht /
Die liebſte Mutter die ihr ſucht
Liegt ach! ſchon auff dem Brette.
EsEs wuͤrde keinem Wunder ſeyn
Wenn ihr von wegen groſſer Pein
Gar moͤchtet vnterſincken /
Jhr naͤhmt des Todes kein Beſchwer /
Vnd moͤchtet in dem tieffſten Meer
Nicht vngern gar ertrincken.
Jhr Thraͤnen / wan ihr tauglich ſeyd /
Kommt / leichtert ihm das groſſe Leid /
Seyd vnerſchoͤpffte Quellen /
Vnd von der Kinds-Trew fewer-heiß /
Vnd laſt ſich Seuͤfftzer / die man weis /
Euch haͤuffig zugeſellen.
Jhr aber hochbetruͤbter Mann
Seht ewres Gluͤckes ſtieff-muth an
Wie iſt euch das entgegen?
Dieß eben muſte ſich vmb Euch
Bey ewres liebſten Vaters Leich /
Der eben ſo ſtarb / regen.
DurchDurch die ihr ſo zu Wolfahrt kamt /
Von denen ihr das Leben namt /
Die muͤſſen ohn euch ſterben /
Jhr hettet keiner Trew geſpart
Vnd ihnen durch die Gegenwart
Was Troſt noch koͤnnen werben.
Wo bleibet nun der Liebes-Kuß
Vnd wo der angenehme Gruß /
Den ihr Jhr wollet bringen?
Weint hertzlich aus betruͤbtem Muth
Der Mutter / was ihr immer thut /
Wird nichts zu Ohren dringen.
Die hat ſie ſampt den Augen zu
Vnd ſchlaͤfft in ewig-feſter Rhu /
Sie denckt an keine Sachen
Am keine Welt-Sorg oder Zier /
Vnd iſt gantz vnbeſorgt / ob wir
Gleich weinen oder lachen.
JhrJhr zu gefallen dient es nicht.
Die Schmertzen / dieſer Liebe Pflicht /
Die ſo bekraͤnckte Zehren
Sind zwar der wahren Trew Gemerck /
Sonſt aber ein vergebnes Werck
Auch wenn ſie guͤlden weren.
Dieß wird das allerbeſte ſeyn /
Daß ihr durch Lob den rechten Schein
Gebt ihren ſcboͤnen Gaben /
Vnd ewrem Kindes-Kind erzehlt /
Was Tugend Sachen / wie erwehlt /
Aus ihr geleuchtet haben:
So reich von Zucht vnd Guͤtigheit
Jſt ſie geweſen allezeit /
So hat ſie vns erzogen /
Wir haben dieſes Tugend Gut
Vnd den in Vngluͤck feſten Muth
Wie Milch von ihr geſogen.
VndVnd weil ſie jetzt in Freuden ſchwebt /
Bey ihrem Mann ohn Ende lebt /
Nichts weis von Kranckheit-Plagen /
Vnd aller Sorgen muͤſſig geht /
Her gegen ihre Stimm erhoͤht
Gott ewig Danck zu ſagen.
So maͤſſigt ihr den Vnmuth auch
Vnd haltet rechter Chriſten Brauch
Die allzeit Gott vertrawen /
Vnd mitten in der groſſen Noht
Auch waͤre ſie gleich ſelbſt der Tod
Sich Kindlich auff ihn bauen.
Wir leben ja / vnd gehn herein
Vmbringt mit Vngluͤck Tod vnd Pein /
Vnd nur nicht gar verdorben /
Der aber / recht zu ſagen / lebt
Der dieſes Leben vberſtrebt
Vnd ſeelig iſt geſtorben.