SEit / Fraw Doctorinn / der Tod
Euch geraubt den thewren Loht
Deſſen Ruhm noch jetzund lebt /
Vnd auff Fama Fluͤgeln ſchwebt.
Trifft euch ſonſt kein ander Leid /
Vber dieſe Trawrigheit?
Weht das Gluͤck euch lauter Rhu
Luſt und alle Wolfahrt zu /
Daß euch dieſer liebe Sohn
Ewrer ſchoͤnen Heyraht Lohn /
Der euch allen Troſt ertheilt /
Alſo jung von hinnen eilt?
Wenn hat ewer Witwenſtand
Creutz und Truͤbniß nicht erkandt?
Meine Lieder weiſen aus
Ewer offt-betruͤbtes Hauß.
AndernAndern Vnmuth laſſ 'ich ſeyn /
Er vermehrt nur ewre Pein /
Haͤtte dieſer Sohn nur nicht
So geeilt aus dieſem Liecht.
Aber er iſt nur dahin /
Er der ſchoͤnen Anmuth Sinn /
Den die Freundlicheit gezeugt
Vnd die Tugend ſelbſt geſeugt.
Wie nach unbeſtirnterNacht
Ohn Gewoͤlck Aurora lacht /
Wie der ſchoͤne Lentz ſich haͤlt
Wenn er mahlet Wald und Feld /
Wie die Roſe / wie der Mahn
Vnd der Frembde Tulipan
Jn den Gaͤrten praͤchtig ſtehn /
So pflag er herein zu gehn.
Nun ſagt das Verhaͤngniß ſey
Hartes Eiſen / ſchweres Bley /
DaßDaß ihm dieſe Jugend nicht
Seinen wilden Vorſatz bricht.
Seiner euͤsserlichen Guͤt
Hielt 'er gleich auch das Gemuͤth /
Vnd das Hauß muſt' ihm nicht ſeyn
Schoͤner als der Wirth darein.
Vnſchuld / Zucht und Froͤmmigkeit
War ſein beſtes Ehren-Kleid /
Vntrew / Zwiſt und Vngeſtuͤm
Waren allzeit fern von ihm.
Bleibt die Kunſt unangeregt /
Welcher Grund er wol gelegt
Hier in ſeiner Vatter-Stad
Biß er an die Frembde tratt?
Erſt nahm ihn Pouchenius
Mit ſich an der Weichſel Fluß /
Da er Thoren hat geſehn
Vnd was damahls da geſchehn.
Nach -Nachmals nahm ihn Roſtock an /
Tſcherning der beruͤhmte Mann
Den Melpomene liebt / weis
Vmb ſein Leben / ſeinen Fleiß.
Ferner gieng er Holland ein /
Sah 'alda in gleichem Schein
Beydes Kunſt und Waffen ſtehn
Vnd in vollem ſchwange gehn.
Beydes macht er jhm bekant /
Pallas beut jhm jhre Hand /
Welche mit getrewer Gunſt
Schuͤtzt die Waffen vnd die Kunſt.
Gann 'ihm Mars ein wenig Zeit
Macht er ſich an Themis Streit
Vnd bracht in ein Eintracht-Band
Der Geſetze Mis-Verſtand /
Wie er gern wil weiter ſeyn /
Fallt / Fraw Mutter / jhr jhm ein /
JhrJhr sein Hertz vnd beste Rhu
Darumb spricht er euch auch zu.
Wer beschreibt die Gnuͤg vnd Lust
Die euch damals war bewust /
Als er euch entgegen gieng
Vnd mit Thraͤnen euch empfieng.
Seine Trew die jhr geſpuͤrt
Wird vergebens nur beruͤhrt.
Waͤr 'er der Gehorſam ſchon
Selbſt geweſt / er iſt davon.
Gebt dem Kummer keine Maß
Weint vnd heuͤlt ohn vnterlaß
Ewres truͤben Hertzens Pein
Koͤnn 'erweichen Stal vnd vnd Stein
Aber nichts verfaͤngt es jhn
So zu ruͤcke wollen ziehn /
Abwerts iſt ein breiter Weg /
Vnd herauff du durchaus kein Steg.
MeiſtertMeiſtert Gottes Satzung nicht
Hoͤrt der Schrifft zu / welche ſpricht /
Daß die Todten ſelig ſeyn
Schlaffen ſie im HErren ein.
Folget ſeinem Glauben nach
Denckt der Worte die er ſprach:
HErr auff wen verlaſſ 'ich mich
Ohn auff / meine Zuflucht / dich?
Du mein / Gott biſt / heb 'ich an:
Der mir helffen wil vnd kan
Meine Zeit in dieſer Welt
Jſt in deine Hand geſtellt.
Folgt nicht ſchwaͤcher ſeiner Bahr
Als er ſelbſt zu ſterben war.
Vnd wie bald kan es geſchehn
Daß jhr jhn ſolt wieder ſehn?