VNd iſt die ſchoͤne Fraw verblichen /
Des Lebens Bildniß iſt ſie fort?
Die rohte Roſe? hat der Nort
Des Todes ſie ſo hart beſtrichen?
Sie liegt / o Jammer! abgemeyt
Die noch gebluͤht vor kurtzer Zeit.
Jch sah 'hie in den naſſen Gaͤrten /
Es war umb ſpaͤten Sommer ſchon /
Den weis und roht vermaͤngten Mohn /
Als jemand meiner Haus-Gefehrten
Traff einen der recht Blutroht war /
Da lag ſein stoltzes Haupt und Har.
So iſt die Wehrt 'auch umbgehawen /
Der lebendigen Wangen Tracht /
Die Tithons Liebſte schamroth macht /
Jst Finſterniß / iſt oedes Grawen /
Der Augen helles Sonnen-Liecht
Scheint numehr jetzt und ewig nicht.
Steh in Bereitſchafft alle Stunden /
O Menſchen-Kind / ſieh auff dein Ziel /
TrawTraw der Geſundheit nicht zuviel /
Sey deiner Suͤnden ſtets entbunden
Durch Buſſe die von Hertzen weint /
Du weiſt nicht wann der Herr erſcheint.
Wir wiſſen weñ der Herbst ſol kommen /
Der alles heiſſet trawrig ſeyn /
Wir mercken wenn der SonnenSchein
Vns durch die Nachtzeit wird genommen /
Ein Vogel weis die Zeit gar wol.
Wenn er von hinnen ziehen sol.
Der arme Menſch weis nicht ſein Ende /
Wie man den Fiſchen Netze ſtellt
Vnd ſie beruͤckt / wird er gefaͤllt /
Gantz unverſehens und behende
Auff daß er ſtets und uͤberall
Erwarte ſeinen Todes-Fall.
Jhr aber / Herr Heilsberger / werdet
Durch derer Hintritt hochbetruͤbt
Die euch ſo hertzlich hat geliebt /
Jſt's wunder wenn ihr euch geberdet
SoSo uͤbel / daß ihr keinen hoͤrt
Was Raht und Hoffnung er auch lehrt.
Jhr habt ein edles Menſch verlohren /
Die ſelbſt die Zucht und Vnſchuld war /
Vnd alle Tugend immerdar
Jhr zur Geſpielinn hatt 'erkohren
Zugleich mit Nahmen und mit Sinn
Jn Warheit ewre Koͤniginn.
Wie pflag ſie ewer Haus zukroͤhnen /
Wie man am fruchtbarn Weinſtock ſchawt /
Jn dem ſie euch und ſich gebawt
Mit dreyen Toͤchtern und ſechs Soͤhnen /
Wie trug ſie mit Bescheidenheit
Der Kinder Tod / der Heyraht Leid /
Als euch des Grabes offner Rachen
Zwo Toͤchter und drey Soͤhne fraß /
Sie hielt 'im Trawren Chriſten-maß
Vnd ließ ihr dieſe Hoffnung machen /
Sie haͤtte ſie in Gottes Hand
Vertrawt und vor ſich her geſand.
SieSie war geuͤbt auff GOtt zu ſchawen
Als ſie die Flucht von Riga nahm /
Hieher zu uns in Preuſſen kam
Vnd jung das Elend muſte bawen /
Beraubt der Vaͤterlichen Hab /
Als Lieffland Schweden ſich ergab.
Doch war ſie allzeit GOTT ergeben /
Der war ihr Schild und groſſer Lohn /
Jhr waret ihres Hertzens Krohn '
Jhr Abſehn / Wunſch und beſtes Leben /
Sie hatt' allein in GOTT und Euch
Jhr Paradieß und Koͤnigreich.
Dieß wiſſt ihr beſſer als ich ſinge /
Drumb mehrt es ewres Leidens Pein /
Jhr muͤſſet der beraubet ſeyn
Durch die Euch alles ward geringe
Was Zeit und Fall zu bringen pflegt /
Wann ſich ein Vngluͤcks-Sturm erregt.
Sie koͤmpt euch nun nicht mehr entgegen.
Mit tauſend Lust und Freundligkeit
VndVnd kuͤrtzer euch die truͤbe Zeit /
Sie wird nicht mehr der Kleider pflegen /
Die ſie mit Glimpff und guttem Raht
Euch jederzeit gezogen hat.
Laſſt aber Chriſtlich den Gedancken
Nicht allzuweit den frechen Zaum /
Vnd gebt zwar ewren Schmertzen raum /
Doch laſſt des GlaubensGrũd nicht wanckẽ /
Der feſt und unbewegt muß ſtehn
Wann alle Wetter gleich ergehn.
Jhr wiſſt wie ſeelig Sie verſchieden /
Wie ſie von Chriſto nimmer ließ /
Als ihr der Tod zum Hertzen ſtieß /
Vmb den nun ſchwebet ſie in Frieden /
Jſt ihren Kindern zugeſellt /
Vnd lacht des Weſens dieſer Welt.
Nun iſt ſie groß und hochgebohren /
Vnd mit der Ewigkeit gekroͤhnt /
Die keine Macht kein Zeit-raub hoͤhnt /
Jſt eine Koͤniginn 'erkohren
DerDer unvergaͤnglich-ſchoͤner Pracht
Der Erden Reich zu Schatten macht.
Sie kan euch hie nicht wieder werden /
Auch weintet ihr die Augen aus.
Vnd kroͤchet in das Leichen-Haus /
Fuͤr Trawren in den Schoß derErden /
Wer hat durch heiſſer Thraͤnen Macht
Je einen Freund zuruͤck gebracht?
Jhr habt ja alles das veruͤbet
Was trewe Pflicht und Pflege weiß /
An Jhr geſparet keinen Fleiß /
Sie bis ans Ende hoͤchſt geliebet /
Daß ſie euch gleichwol wird entwand /
Schafft einig Gottes weiſe Hand.
Der weiß wie lang er uns ſol laſſen
Jn dieſer hochbetruͤbten Welt /
Er hat den Geiſt uns zugeſtellt
Vnd kan ihn wieder zu ſich faſſen
Wann / wo und auff was Weiſ 'Er wil /
Denn Er iſt unſer Tage Ziel.
VndVnd traget ihr nur dieſes Leiden?
Seht euch nur umb in dieſer Stad /
Ob mancher nicht ein gleiches hat /
Vnd welcher lebt in ſteten Frewden?
Der Himmel wird durch lauter Heil
Vnd Wolſtand keinem doch zu theil.
Was hat ein Chriſt nicht aus-zuſtehen?
Wir muͤſſen doch so viel wir ſeyn
Durch manche Truͤbſal oder Pein
Jn Gottes Reich und Frewde gehen /
Vnd denn iſt unſre Trawer-Zeit
Nicht wehrt der ewign Herrlicheit.