VNd hiermit iſt ſie wol begeben
Die Jungfraw Kenckelinn /
Sie endet bald jhr junges Leben
Vnd faͤhrt im Glauben hin
Zu Chriſto welcher jhr Verlangen
Vnd hoͤchſte Liebe war /
Den haͤlt ſie ewig nun umbfangen /
Er kuͤſſt ihr keuſches Har /
Vnd ſchenckt jhr eine ſchoͤne Krone
Jhr unerforſchter Mann /
Vnd ſie ſingt Jhn vor ſeinen Throne
Mit tauſent Liedern an.
Lob / ſpricht ſie: Preiß und Danck ge -
Dem welcher iſt und bleibt /
(hoͤre
Vnd welches thewren Nahmens Ehre
See Erd und Himmel treibt.
DochDoch weil Er iſt fuͤr uns geſtorben
Sind wir ſein hoͤchſter Ruhm /
Es hat ſein Blut uns jhm erworben
Zu ſeinem Eigenthum.
Jhm trag 'ich billig dieſe Palmen
Vnd dieſes weiſſe Kleid /
Jhm ſing ich billig meine Pſalmen
Numehr in Ewigheit.
So ſinget ſie / ſo der Propheten
Vnd Maͤrtrer groſſe Zahl /
So David welcher den Poeten
Zuvor thut allzumahl /
Davon des Himmels Pfoſten beben /
Der Wind und Flammen halt
Die Engel ſingen auch daneben
Daß alles wiederſchallt.
Wie geht es doch in deinem Reiche /
O GOtt / ſo herꝛlich zu!
Was iſt alhie / dem ich vergleiche
Der Frommen ſuͤſſe Rhu?
Du) lijDu laͤſſeſt Gnad 'ob jhnen walten
Die gar ohn Ende wehrt /
Kanſt trewlich uͤber jhnen halten
Daß ſie kein Fall gefaͤhrt.
Die Engel muͤſſen ſie bedienen /
Was jhrer Luſt gefaͤllt /
Jhr Sinn erdencken mag / wird jhnen
Ohn Seumniß dargeſtellt.
Sie duͤrffen weder Hunger leiden
Noch ſonſt ein Vngemach /
Das Lamm im Stul laͤſſt ſie zu weiden
Nicht Fleiß noch Sorge nach.
Vnd wir hergegen ſind hienieden
Gequelt von tauſend Noht /
Nicht ſo noch ſo noch ſonſt zufrieden /
Arm / kranck / lebendig tod.
Es ſtrenget uns der Suͤnden Kette
Nur gar zu dienſtbar an /
Vnd haͤlt uns wie ein Kleid die Klette
Die niemand abziehn kan.
DasDas Vnrecht guillt aus unſern Hertzen
Dem Brunnen-Waſſer gleich /
Drum ſind wir auch von allen Schmertzen
Von Straff und Plagen reich.
Du biſt gerecht / wer boͤſes uͤbet
Beſtehet nicht vor dir /
Er wird geſchlagen und betruͤbet /
Vnd das empfinden wir /
Gleich wie ſich unſre Suͤnden mehren /
So mehrt ſich auch dein Grimm /
Du laͤſſeſt uͤberall dich hoͤren
Mit deines Eiffers Stimm.
Die Wunderzeichen wollen ſagen
Du ſeyſt auff uns entbrand
Vnd habeſt Schwerd und andre Plagen
Zur Rach in deiner Hand.
Doch wenn wir gar vertilget werden
Wo bleibt dein Gnaden-Preiß?
Ob dich ein Todter nider Erden
Auch noch zu ruͤhmen weiß?
Komm) (ajKomm hilff uns Vns zu dir bekehren /
Der kalten Hertzen Stein
Erweich in uns durch heiſſe Zehren
Die dir gefaͤllig ſeyn.
Nun weg die Furcht aus unſern Sin -
Laß die Gewiſſen Raſt
(nen
Vnd die Gebeine Ruh gewinnen
Die du zerſchlagen haſt.
Vnd iſt dein Eiffer nicht zu zaͤhmen
So laß ein ſanffter Tod
Vns ſelig in den Himmel nehmen
Vor ſolcher groſſen Noth.
Wo aber bleibt die fromme Seele
Die ich beſingen ſol?
Jhr iſt fuͤr dieſer Erden Hoͤle
Jm Himmel ewig wol.
Jhr Waiſen-Stand iſt nun vergeſſen /
Kein Kummer ruͤhrt ſie an /
Die Frewden ſind nicht zu ermeſſen
Die ſie empfinden kan.
DieDie freche Jugend dieſer Zeiten
Kraͤnckt nimmer jhren Sinn /
Sie legt die Art der Eitelkeiten
Zu jhren Fuͤſſen hin.
Kein Aergerniß wird ſie anſtecken /
Vnd keiner Suͤnden Wuſt /
Jhr Hertz wird nimmer ſich beflecken
Mit irgends boͤſer Luſt.
Das ſollt jhr / Freunde / wol bedencken
Vnd nicht ohn untterlaß
Euch uͤber jhrem Tode kraͤncken /
Denn Chriſten halten Maß.
Jhr wiſſet wie Jhr ſchoͤnes Ende
Gewuſt von keiner Qual /
Wie ſie die Seel 'in Gottes Haͤnde
So wol bedacht befahl /
Jhr ſelbſt ein Schwanen-Lied geweſen /
Die Lieder auſgedruͤckt /
Den ſchoͤnen Leich-Text auſerleſen
Eh als ſie fort geruͤckt.
JſtJſt ſie nun ſolcher Art verlohren
Was kan dann ſeelig ſeyn?
GOtt nehm / iſt mir mein Tod erkohren /
Mich auch ſo zu Jhm ein!