NAch Hofe mach / mein Klaglied / dich
Was da zu thun? dich umb zu ſchawen /
Ob da auch Arbeit ſey fuͤr mich /
Vnd ſich enthalte Tod und Grawen.
Von Arbeit ſag 'ich nicht / der Tod
Pflegt allem Fleiſche zwar zu drewen /
Doch hie wird er und ſeine Noht
Die ſtarcken Thoͤr und Riegel ſchewen.
So iſt auch da der Schuͤtzen viel
Die nehmen einen bald gefangen /
Daß niemand leicht zu ſeinem Ziel /
Wie ſtarck er ſey / hie wird gelangen.
Auch der Trabanten Wachſamkeit
Der Glantz zu Hofe wird jhm wehren /
Vnd was uns mehr kan dieſer Zeit
Die Augen blenden und verkehren!
Nein / deſſen nimmt der Tod nicht wahr /
Was irgends lebt muß jhm verbleichen /
Drumb liegen auff der Todten-Bahr
Auch droben zwo nicht ſchlechte Leichen.
DesDes OberRahts Tod laß ich ſeyn /
Den ſolſtu / Klaglied / kuͤnfftig ſingen /
Heut ſenckt man Herren Winter ein
Den preiſ 'anietzt fuͤr allen Dinge.
O ſchnoͤde Welt / o eitler Schein /
Was wird nicht endlich hingenommen /
Vnd muß nicht Rauch und Aſche ſeyn /
Nun dieſer Mann auch muß entkommen.
Wo nehm 'ich Wort' und Kraͤffte her
Jhn dem Verdienſt nach zu erheben
Er war der Wiſſenſchafft ein Meer /
Der Weißheit Schatz / des Witzes Leben /
Des Glimpffes Hertz / ein Hofemann /
Mit einem Wort / die boͤſen Sachen
Die Schalckheit nur bey ſeit gethan /
Die jhn den Hof verdaͤchtig machen.
Jetzt ſind es acht und zwantzig Jahr
Daß er in guttem Ehren-Stande
Ein Raht und Ober Secretar
Gedient hat ſeinem Vaterlande.
DieDie Fuͤrſten haben gnug erkant
Sein Thun / Jhn ſonderlich erleſen /
Vnd offt in Sachen außgeſand
Die Nutz und Anſehn ſind geweſen.
Jn welchen er Verſtand und Raht
Vnd Fleiß ſo reichlich laſſen walten /
Da er den hohen Haͤuptern hat
Jhr Hoheit aller Art erhalten.
Dieß wandt ihm ihre Gnade zu /
Befeſtigt 'ihn in ſeinen Ehren /
Er theilte ſeinem Hertzen Ruh /
Vnd wuſt' ihm auch ſein Gut zu mehren.
Wornach ſo mancher ſehnlich laͤufft /
Vnd ſucht Aleiden gleich zu ringen /
Vnd doch nur Wind und Schatten kaͤufft /
Wuſt ihm ſein ſtiller Fleiß zu bringen.
Thu deinen Ehrgeitz nur bey ſeit /
Er treibet dich zu groſſen Suͤnden /
Wart deines Gluͤckes und der Zeit /
Wil Gott dir wol / es wird ſich finden.
HerrHerr Winter ſah 'auff den allein /
Der lies ihn auch nicht unten ſtehen /
Sein Sinn / Verſtand und Tugend-ſchein
Wuſt' ihn bey Fuͤrſten zu erhoͤhen.
Vnd alle dieſes gute ſchien '
Jhm ſeine Jugend zu zu ſagen /
Die guter Art geweſt / und ihn
Von hinnen in die Welt getragen.
So bald er hie bewehrten Grund
Zu aller Wiſſenſchafft geleget /
War nichts was ihn behalten kunt;
Er gieng durch edle Glut gereget
Erſt an der Pleiſſen weiſſen Rand /
Nach dem er hie ſich ſatt geſogen /
Jn Kunſt und Weißheit allerhand /
Jſt er nach Wittenberg gezogen /
Vnd ander 'hohe Schulen mehr /
Biß ihn gereitzt die freyen Pohlen /
Nach ihrer Sprache ſtund er ſehr /
Daß er ſie muſt aus Poſen holen.
VonVon dannen nahm jhn Cracaw auff /
Hie nahm er durch der Tugend Flammen
Nach Warſchaw ſeinen eitlen Lauff /
Das Reich kam damals hie zuſammen.
Laß ich den groſſen Sachſen ſeyn?
Muß Brandenburg dahinten ſtehn?
Er kam bey Koricynſco ein /
Mit jhm an beyder Hof zu gehen.
Nach dieſem hat er ſich neun Jahr
Wol in der Frembd herumb geſehen /
Vnd angemerckt was damahls war
Vnd was vor ſeiner Zeit geſchehen.
Denn Holland / Braband / Engelland /
Das Reich der frewdigen Frantzoſen /
Wo man der Sitten Vbelſtand
So bald und gluͤcklich kan geloſen.
Ein ſtuͤck Jtaljen auch dabey
Dieß alles iſt er durchgeflogen /
Biß er mit Reichthumb mancherley
Nach Hauſe wieder iſt gezogen.
WieWie ſolte ſo ein edler Sinn
Zu hohen Ehren nicht gelangen?
Die Kunſt wirfft keinen leicht dahin /
Sie weiß jhn gnugſam zu umbfangen.
Nur dieſes iſt beklagens wehrt /
Daß ſolche Leut 'auch muͤſſen ſterben
Vnd jhre Kunſt / wie hoch ſie faͤhrt /
Nicht Freyhiet fuͤr den Tod kan werben.
Wo iſt er nun ſein werther Muth /
Er liegt da klaͤglich umbgehawen /
Ein ander hat ſein Ampt und Gut /
Vnd er muß die Verweſung ſchawen.
Wo iſt ſein Adelicher Stamm
Muß alles ſich mit jhm verlieren /
Der von den Wintern Vrſprung nahm
Die Keyſerliche Brieffe zieren?
Doch eines iſt ſein edler Geiſt
Der Tod und Zeit-Flucht uͤberlebet /
Der eitlen Erden ſich entreiſſt
Vnd uͤber den Geſtirnen ſchwebet.
DahinDahin er ſich im Glauben ſchwang /
Allzeit auch bey geſunden Tagen
Fuͤr allem / als er toͤdtlich kranck /
Vnd ſeiner Sinnen Kraͤfft 'erlagen.
Da warff er alles Jrrdiſch hin
Vnd ſchwebt uͤmb Gott mit den Gedancken /
Der wie im Schlaff auch ſeinen Sinn
Entfuͤhrt des Coͤrpers engen Schrancken.
Nun hat er was er haben ſol /
Jſt alle Weißheit uͤberſtiegen
Ruh / Ehren / Luſt ja Gottes voll
Der iſt ſein ewiges Begnuͤgen.
Auch ſol ſein edler Nahme nicht
Dem Leichnam gleich dem Tode werden /
Denn durch den Glantz der Muſen bricht
Er durch die Nacht der finſtern Erden.
Er hat uns / wie man ſagen wil /
Zu reicher Hoffnung Fug gegeben.
Druͤmb ſol ihn unſer Seiten-Spiel
So lang der Pregel fleuſſt / erheben!