UNd ſolteſt du nicht auch von mir
Du edle Seel 'ein Denckmal haben /
Man wolt ohn meiner Reime Zier
und unbeſungen dich begraben?
Das daͤuͤchte mir nach allem Schein
Gantz unverantwortlich zu ſeyn.
Was ich ſonſt andern Leichen ſchrieb
Jſt allzeit wehrt bey dir geweſen /
Du hatteſt meine Lieder lieb /
Haſt alle fleiſſig durch geleſen /
Voraus wenn ich das Creutz beruͤhrt
Vnd Troſt dawieder angefuͤhrt.
DenDen haſtu in dein Hertz geſetzt
Jnkuͤnfftig Nutz daraus zu heben /
Mit Thraͤnen das Papier genetzt
und manchem Seufftzer ſtat gegeben /
Wol der / die eines frembden Leid
So kehrt in jhre Nutzbarkeit!
Ein gutter Wirth ſchafft was er kan
Auff alle Noht heut oder morgen /
Denn die ſehr uͤbel ſind daran /
Die in der Zeit ſich nicht verſorgen /
Die Ameis ſucht im Sommer Raht
Daß ſie im Winter Zehrung hat.
Die Sonne ſcheint nicht allzeit klar /
Stets Teich-ſtill iſt nicht unſer Pregel /
Es hat kein Schiff noch immerdar
Gefahren mit gluͤckhafftem Segel /
Das Gluͤck hat leicht ſich gantz verkehrt /
Kein Wolſtand iſt dir allzeit wehrt.
Wie -Wiewol / o Seele / du nicht viel
Alhie gewuſt von gutten Tagen /
Wenn warſt du nicht des Gluͤckes Spiel /
Wenn haſt du nicht dein Creutz getragen?
Dein Leid war eben fort und fort
Den Wellen bey unſtetem Nort.
Der Tod nam dir den werthen Mañ /
Da biſt du dreiſſig Jahr geſeſſen
und zwey noch in dem Witwen-Bann.
Was Truͤbſal traff dich untterdeſſen /
Und was empfandſt du nicht fuͤr Noht
Durch deiner dreyen Toͤchter Tod.
Vnd hatte / die zu letzt verderblich /
Jnſonderheit dich eingenommen /
Auff ſie verließ dein Hertze ſich
Sie kuntte dir zu ſtatten kommen
So offt ein Creutz-Gewoͤlbe entſtund
Mit dem was Trew erdencken kunt.
AchAch aber dieſer Troſt gieng auſ /
Und waͤre dieſes hin gegangen /
Weñ dich nur noch des Hoͤchſten Hauß /
Gleich wie vor Jahren / haͤtt 'um̃fangen /
Ach nein auch dieſer Troſt gebrach /
Das war dein hoͤchſtes Ungemach
Dein meiſter Gram Die Lagerſtat
Muſt 'allzeit dich umbſchloſſen haltten /
Wie da dein Wunſch den Hoͤchſten baht
Und deine Zehren muſten waltten /
Wie du zu jhm gefleht ohn Rhu
Das weiß am beſten GOtt und du.
Wie offt haſt du dir Rew und Zwang
Fuͤr deinen Zeit-vertreib erleſen /
Offt iſt der Thraͤnen herber Tranck
An ſtat des Weines dir geweſen /
Wie offt iſt Kuͤmmerniß und Qual
Geworden dir zum Abendmal.
DuDu trugeſt auff dein Leben Haß /
Und ſehnteſt dich nur nach der Erden /
Wie alle die ohn untterlaß
Von Vngluͤck angeſprenget werden.
Wer gluͤckhafft iſt und ſchwebt empor /
Dem koͤmpt der Tod ſehr grawſam vor.
Ein mattes Hertz / durch Trawrigheit
Verdruß und Unluſt mit genommen /
Dem ſeltten Gnuͤg und gutte Zeit
Ohn truͤbe Wolcken zugekommen /
Dem nie ein Nacht-und Morgen-Schein
Schier angebrochen iſt ohn Pein.
Haͤlt ſeinen Tod recht fuͤr ſein Theil
Das Grab fuͤr ſeiner Ruhſtat Kammer /
Die letzte Stunde fuͤr ſein Heil /
Mit jhm verſuͤſſt es allen Jammer /
Die Hoffnung ſo es auff jhn ſtellt
Jſt was das Leben jhm erhaͤlt.
ErEr aber wandte ſich von dir.
Der Bruder und die Schweſtern waren
Bereit ein ander nach von hier
Der meiſten Hauffen zu gefahren /
Muß / ſprachſt du: ich ſo lang allein
Die letzt und jhnen uͤbrig ſeyn?
Jndeſſen hoͤreſt du das Reich
Der Boßheit uͤberall ſich ſtaͤrcken /
Nichts iſt der alten Zeiten gleich /
Die newe Welt mit newen Wercken
Reitzt Gott / daß er erzuͤrnt uns drewt
Krieg Peſtilentz und thewre Zeit.
Weil dieſer Dinge Furcht dich kraͤnckt /
Was / ſprichſt du: werd ich noch erleben?
Wird Gott auff deinen Wunſch gelenckt
Und endet dein betruͤbtes Leben.
Nun haſt du jhn den lieben Tod
Die Endſchafft aller deiner Noht.
DurchDurch jhn iſt deine Seele ſchnell
Durch der Geſtirne Reich gedrungen.
Da ſieheſt du des Lebens Quell
Und hoͤreſt an der Engel Zungen.
Und kriegſt fuͤr dieſe boͤſe Zeit
Den Stand der ewign Herrligkeit.
Leb wol! wir wallen noch alhier
Durch manchen Sturm-wind umgetrie -
Bis Gott uns ſeelig nimt zu dir.
(ben
Jndeſſen ſey dir dieß geſchrieben /
Das dir mein ſchlechtes Reim-ſpiel giebt
Weil du es jederzeit beliebt.