PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Anno 1741.
Num. 58.
Stats-u.
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Gelehrte Zei-
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tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN
LVIII. Stuͤck, am Mittewochen, den 12. April.

Es iſt auf das neue wieder Befehl in unſere Haͤ - fens geſchickt worden, an der Ausruͤſtung der Kriegs - Schiffe ungeſaͤumt fortzufahren. Jn dem Hafen Orient liegen 4. Schiffe mit Beduͤrfniß geladen, die nach Weſtindien zu dem Admiral Antin gehen, wel - cher von ſeiner Krankheit, die ihm ſehr zugeſetzt, wie - der hergeſtellt iſt. Jn der verfloſſenen Woche hatte der Freyherr von Chambrier, Miniſter des Koͤnigs von Preuſſen, bey dem Koͤnig Gehoͤr, und uͤbergab Sr. Majeſtaͤt eine Zuſchrift von dem Koͤnig ſeinem Herrn. Dieſer Monarch berichtet unſerm Koͤnig von der Zuſammenverſchwerung, welche 60. Men - ſchen wider ſeine Perſon haben unternehmen wollen. Das Urlaub, welches der Hof den Officiers gege - ben, iſt bis auf den 15. Junius hinaus geſetzt, man ſieht es als ein Merkmal an, daß die Vermehrung unſerer Voͤlker vor ſich gehen werde. Es kommen jetzo ungemein viele Fremde in unſerer Stadt an, das Merwuͤrdige zu beſehen, weit es noch Friede iſt. Zu St. Omer hat vor einigen Tagen ein Landmann, der mit ſeiner Vertrauten ſich trauen laſſen wollte, auf dem Wege das Ungluͤck gehabt, ein Opfer der unbarmherzigen Raͤuber zu werden. Fuͤnf blutduͤr -ſtige Moͤrder umringten ihn, und er wurde auf eine erbarmenswuͤrdige Art von ihnen hingerichtet. Sei - ne Vertraute muſte dabey einen jammernden Zeugen abgeben, und nachdem ihr Reitz die Triebe der Raͤu - ber geſaͤttiget hatte, beveſtigten ſie dieſelbe mit Strik - ken an dem zerfleiſchten Leichnam ihres Vertrauten. Doch ein Reiſender, der kurze Zeit darauf dieſen Weg gieng, machte dieſelbe los, und brachte ſie in das naͤchſte Dorf. Die Moͤrder ſind eingebracht wor - den, und ſollen nach der begangenen That abgeſtraft werden. Die Lotterey, welche zum Nutzen der Ar - men errichtet worden, iſt gezogen, und ein Bedienter von dem Notarius Jordan hat das groſſe Loß von 60000. Franken bekommen. Jetzo wird in allen Unterredungen hier ſehr wenig vom Kriege geſpro - chen, und man hoft, der Cardinal Fleury werde mit ſeinem Vorſatz durchdringen.

Das ungegruͤndete Geruͤchte, als wollte der Groß - Herzog von Toſcana den Hafen Livorno uͤberlaſſen, giebt zu mehrern Gelegenheit. Der Hof zu Paris hat ſich durch ſeinen Geſandten bey unſern Miniſtern erkundigen laſſen, ob Holland mit England eine ge - wiſſe Menge von Kriegs-Beduͤrfniß nach Livorno[2]bringen laſſen; es iſt aber mit Nein geantwortet worden. Sonſt nimmt die Empfindlichkeit unter unſerm Volke wider die Spaniſchen Freybeuter un - gemein zu, weil ſie unſere Schiffe aufs neue beun - ruhigen, und der Hof zu Madrit ſich im geringſten zu nichts erklaͤret, ungeachtet unſer Miniſter, der Herr van der Meer, mehr als einmal ſeine angebrachte Klagen wiederholet hat. Die Herren General - Staaten haben deswegen durch ihren Geſandten zu Paris die billige Vorſtellung thun laſſen, und ihre Befremdung zu erkennen gegeben, wie es ſich gar nicht zuſammen ſchicke, ſie auf einer Seite zu beunru - higen, und auf der andern ihnen die Bemuͤhung als Mittler zwiſchen den ſtreitenden Maͤchten aufzu - tragen.

Dieſer Tagen ſind des Herrn General en Chef und Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron von Loͤwenthal Excellenz, nachdem dieſelben bey Jh - ro Kayſerl. Hoheit der Regentin und Groß-Fuͤrſtin aller Reuſſen, wie auch bey der Hohen Kayſerl. Fa - milie ſich allerunterthaͤnigſt beurlaubet, von hier nach Reval wieder abgegangen.

Die Reichs-Verſammlung in Stockholm faͤhrt mit ihren Berathſchlagungen eyfrigſt fort, und man iſt ſeit dem letzteren Vorfall auſſerordentlich behut - ſam. Die Gemuͤther ſind auf den Freyherrn Gyl - lenſtirna unbeſchreiblich verbittert, weil er an einem fremden Miniſter die wichtigſten Angelegenheiten of - fenbahret haben haben ſoll. Er hat zugleich viele von denen nennen muͤſſen, welche mit ihm zugleich den Zuſtand und die Abſichten des Reichs bekannt ge - macht haben. Mit ſeiner Krankheit beſſert es ſich, inzwiſchen wird er ſo ſcharf bewacht, als es moͤglich iſt. Zweene Officiers ſind bey ihm, und muͤſſen den - ſelben niemals aus dem Geſichte laſſen. Der Koͤnig von Schweden laͤßt zu Carlskrona ungeſaͤumt an der Ausruͤſtung der Flotte arbeiten, und es ſind ſchon alle noͤthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit - tel aufzukaufen.

Die in Groß-Pohlen ſtehende Fahnen ſollen 14. Tage nach Oſtern in die Pohlniſch-Preußiſchen, die in der Woywodſchaft Cracau ſtehende Fahnen aber in die hieſigen Groß-Pohlniſchen Grenzen ruͤcken.

Die Republick Polen hat bey gegenwaͤrtigen Zei - ten es vor gut gefunden, zur Sicherſtellung ihrer Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zuſammen zuziehen. Dieſes wird beſtehen in dem Cuiraßier-Re - giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra - goner-Regiment des Fuͤrſten Lubomirsky, der Lit - thauiſchen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro - nen-Garde, und in 2000. Ulanen, ſo von dem Obriſten Blandofsky ſollen commandiret werden.

So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner Kriegs-Bewegung mehr im Welſchland geneigt ſey, ſo unerwartet aͤuſſert ſich jetzo wieder die eyfrigſte An - ſtalt. Man hat ſehr viele Lebensmittel aufgekauft, und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele Vorraths-Haͤuſer errichtet, um die Sicilianiſchen Voͤlker, welche in voͤlliger Bewegung ſind, damit zu verſorgen. Doch bey allem dieſen Feld-Geſchrey haben noch viele die ſchmeichelnde Hoffnung, es wer - de von Anſtalten nicht zur Thaͤtlichkeit kommen. Zum wenigſten muß daß Krieges-Feuer an andern Orten in eine groͤſſere Flamme ausbrechen, ehe wir es hier empfinden werden. Das vorſichtige Bezei - gen des Sardiniſchen Hofes giebt einiger maſſen Ge - legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge - bens ſey. Der Koͤnig laͤßt ſeine Voͤlker bis jetzo noch vermehren, und es iſt bey ſchwerer Strafe verboten, nicht das geringſte von Lebensmitteln aus ſeinem Lande zu fuͤhren. Der heil. Vater in Rom, der bey ſeiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wuͤnſcht, laͤßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorſtel - lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Saͤtze eines Staats oftmals die ſehnlichſten Bitten des Roͤm. Stuhls abſchlagen.

Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von England ſoll un - ſern Hof durch einen vorgeſtern hier angelangten Courier verſichert haben, daß er ſowol, als die Her - ren General-Staaten, jetzo ſtark an der Schleſiſchen Sache arbeite, und man koͤnnte hoffen, daß eheſtens ſolche Vorſchlaͤge geſchehen ſollten, die beyde Theile auseinander ſetzen wuͤrden. Man hat Nachricht er - halten, daß der Rußiſche und Perſiſche Geſandte in der Gegend von Conſtantinopel angekommen, und von der Pforte mit beſonderer Hochachtung empfan - gen worden. Dieſe Briefe melden zugleich, daß der Tuͤrkiſche Ober-Dollmetſcher, welcher die Geſandten einfuͤhret, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß - Sultans ſtranguliret worden. Dieſe Stelle hat der Reis-Effendi, der ehemals verbannt geweſen, wieder erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Loͤwentha - ler als eine Strafe erleget hat.

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Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. in Bayern haben be - kannt machen laſſen, daß, weil durch den Tod des Kayſers das mit demſelben aufgerichtete Cartel als aufgehoben anzuſehen waͤre, kuͤnftighin die ankom - mende Deſerteurs unter die Regimenter Sr. Chur - fuͤrſtl. Durchl. vertheilet werden ſollten. Es iſt be - ſchloſſen worden, das Cammer-Gericht zu Wetzlar wieder in ſeine Ausuͤbung zu bringen. Das Chur - Haus Sachſen hat deswegen das Siegel und die uͤbrigen Sachen an dem Churfuͤrſten von Maynz ge - ſendet. Man bemerkt dabey, daß in der Zuſchrift von Chur-Sachſen nur des Hauſes Bayern als ge - meinſchaftlichen Reichs-Vicar gedacht wird. Pfalz iſt ſchlechterdings weggelaſſen, alſo ſind ſchon fuͤnf Churfuͤrſten mit dieſem vereinigten Reichs-Gerichte nicht zufrieden. Zu der Fuͤrſten-Verſammlung in Offenbach ſind die Fuͤrſten vom geiſtlichen Stande eingeladen worden, und man wird daſelbſt unterſchie - dene wichtige Puncte abhandeln. Die Geſandten der Fuͤrſten ſollen, um allen Rang-Streit zu vermei - den, an einer runden Tafel ſitzen, und einer um den andern wird dabey woͤchentlich den Vorſitz haben, die ankommenden Schriften eroͤffnen, und ſie den an - dern mittheilen.

Von Stuttgard wird geſchrieben, daß die Herzog - liche Adminiſtrations-Regierung daſelbſt den bishe - rigen Ober-Hofmeiſter des Erb-Prinzen von Wuͤr - temberg wegen gefuͤhrten unerlaubten Brief-Wech - ſel haͤtte gefangen nehmen, und eine Jnquiſitions - Commißion wider ihn niederſetzen laſſen.

Man ſagt allhier, daß die beyden Artillerie-Offi - ciers und der eine Stuͤckjunker, welche vor einigen Tagen von hier abgegangen ſind, in Koͤniglich-Preuſ - ſiſche Dienſte uͤberlaſſen worden. Vorige Woche kamen allhier etliche 30. Proviant-Becker an, welche neulich in Nuͤrnberg angeworben worden, und ſetzten ihren Weg nach Schleſien zu der Preußiſchen Ar - mee fort. Der General, Graf Rutowsky, der Ge - neral-Lieutenant von Bodt, der General-Quartier - meiſter von Fuͤrſtenhoff und 2. Jngenieurs ſind nun wuͤrklich nach Koͤnigſtein abgegangen, um die Ge - gend auszuſuchen, wo unſer Lager zu ſtehen kommen ſoll. Alles, was zu einem Feldzuge noͤthig iſt, wird ſchon in Bereitſchaft geſetzt, und das Artillerie-Corps ſoll mit hundert Mann vermehret werden. Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig werden dieſe Oſter-Meſſe nach Leipzig gehen, viele Geſandten und andere hohe Herr -ſchaften begleiten hoͤchſtdieſelbe, ein Theil von der Hof - ſtatt iſt ſchon dahin aufgebrochen, und man ſagt, daß Jhro Majeſtaͤt ſich von dannen nach Boͤhmen ins Baad zu Toͤplitz begeben, hernach aber zu unſerm La - ger abgehen werden.

Man hat Nachricht erhalten, daß abermals drey aus Preuſſen einruͤckende Cuiraßier-Regimenter be - reits den Oder-Strom paßiret ſind, und mit ſtarken Marſchen ſich ebenfalls zu der bey Grotskau verſam̃ - leten Armee ziehen, wie denn auch der erſte Tranſport von der aus Berlin juͤngſthin angelangten ſchweren Artillerie bereits nach Ohlau gebracht worden, der Reſt ſolcher Artillerie aber, welcher in ſehr ſchweren Geſchuͤtze beſtehet, iſt mit etlichen 80. Schiffen unter Glogau angelanget. Sonſt haben Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen eine groſſe Summe Geldes zu Ausbeſſerung der Veſtungs-Werke zu Glogau her - gegeben. Des Prinzen Wilhelms Koͤnigl. Hoheit werden naͤchſter Tages bey der Armee eintreffen. Die Huſſaren machen noch bis jetzo einander das meiſte zu ſchaffen; da aber die Ungariſch - und Boͤh - miſche Armee ſchon wuͤrklich im Marſch begriffen iſt, wird man eheſtens von wichtigen Vorfaͤllen Nach - richt geben koͤnnen. So eben hoͤret man, daß das Althaniſche Dragoner-Regiment und das Birken - feldiſche Cuiraßier-Regiment ſchon zu Sternberg angekommen, die uͤbrige Ungariſche Armee aber ih - nen folgte.

Von neuen merkwuͤrdigen gelehrten Sachen.

Braunſchweig.

Jm Meißneriſchen Buchla - den iſt zu haben: Nucleus totius Medicinæ quinque partitus. Das ganze Werk beſteht aus 5. Theilen. Der erſtere enthaͤlt: Lexicon & Diſpenſatorium pharmacevticum, oder der vollkommene und allzeit fertige Apothecker, darinn alle und jede Stuͤcke, ſo wuͤrklich in den Apothecken zu finden, ihre Geſtalt und Gehalt, Herkunft, auch was daraus zu machen iſt, und wie die Compoſita auf das beſte daraus zu bereiten, erklaͤret worden ſind, dabey auch nach dem Alphabet die Kunſtwoͤrter mit vielen andern Beyna - men folgen. Man findet in demſelben, wie der Hr. Verfaſſer in der Vorrede ſagt, a) eine genaue Be - ſchreibung der einfachen Sachen. b) Eine gewiſſe und zuverlaͤßige Nachricht, was davon in den Apothecken zu finden iſt. c) Eine Benennung, was fuͤr Compoſita und Præparata davon vorhanden ſind. d) Den wah - ren Kern der Bereitung der zuſammengeſetzten ſowol[4]chymiſcher als anderer Arzeneyen, kurz ein Diſpen - ſatorium pharmacevticum. e) Die wahren Hand - griffe. f) Eine richtige Beſchreibung der nothwen - digen Werkzeuge der Apothecker. g) Jhre Kunſtwoͤr - ter. h) Ein Lateiniſches Woͤrterbuch, in welchem die Lateiniſchen, Arabiſchen, Ebraͤiſchen und andere Na - mens erklaͤret werden. i) Ein Deutſches Woͤrterbuch. Der andere Theil hat ein Lexicon practico-chymi - cum, in welchem die Mineralia, Metalla, Lapides Terræ &c. zu ſehen; im Anhange folgt breviloquus Chymicus, der die Ausdruͤcke, Zeichen und Gewichte der Chymiſten darſtellt. Jn dem dritten kommt ein Lexicon theoretico-medicum, wo ſolche Woͤrter erklaͤret werden, die den Medicis gemein ſind, und wo die Beneñung aller Krankheiten und der Urſprung derſelben gewieſen wird; man findet auch dabey frem - de, unbekannte und zuſammengeſetzte Medicamente, die man nicht in den Apothecken antrift, es wird ge - ſagt, wer ſie beſchrieben, und wo man die Fuͤrſchrift ihrer Zubereitung antreffen kann. Jn dem vierten folgt ein Lexicon Chyrurgicum, in demſelben wer - den die chyrurgiſchen oder aͤuſſerliche Schadens, des - gleichen die Operationes, Jnſtrumenta, Bandagen, und was ſonſt ein Feldſcherer wiſſen muß, erklaͤret. Das ganze Werk beſchließt der fuͤnfte Theil, und die - ſer ſtellet dar ein Lexicon theoretico-anatomicum, in welchem der ganze Menſch mit allen ſeinen Thei - len, ihren Verrichtungen und Benennungen nach der neueſten Schriftſteller Meynung zu finden; und denn folgt ein Deutſches Regiſter. Von allen dieſen Theilen iſt der Verfaſſer der Herr Arthurus Conra - dus Ernſtingius, Ph. & M. D. & Pr. Brunſuic. Wir haben uns in allen des Ausdrucks des Herrn Heraus - gebers bedienet, damit der Begriff von dieſem Wer - ke den Leſern deſto deutlicher ſeyn moͤgte.

Hamburg.

Jn den hieſigen Buchlaͤden ſiehet man: Gedanken uͤber die zwey Fragen 1) Ob der Menſch von ſich ſelbſt urtheilen koͤnne, daß er werde ſelig oder verdammt werden. 2) Ob GOtt dem Menſchen eine Zeit und Stunde zur Bekehrung geſetzt habe, die zur gemeinen Erbauung mittheilt Chriſtoph Timotheus Seidel, S. Theol D. Abt des Kayſerl. Stifts Koͤnigslutter, General-Superintendens, Prof. Theol. P. O. und Paſtor primar. zu St. Steph. in Helmſtaͤdt. Oeffentlichen Lehrern der Gottesge - lahrtheit kann nichts mehr am Herzen liegen, als bey allen eine gegruͤndete Ueberzeugung vom Glauben und Leben zu wuͤrken. Dieſe Verbindung hat zugleich den Herrn Abt bewogen, die zwey Fragen abzuhan - deln. Sie faſſen Saͤtze von der groͤſten Wichtigkeitin ſich, und es kann ſie niemand leſen, ohne geruͤhrt zu werden, es muͤſten ihn denn Vorurtheile und Unwiſ - ſenheit von dieſer vortheilhaften Bewegung abhal - ten. Der meiſte Theil ſterblicher Menſchen bezeigt bey der erſten Frage die Hoffnung zum Guten, er iſt aber von ihrer Gewißheit nicht ſo voͤllig uͤberfuͤhrt, wie es ſeyn ſoll. Wahrheiten, ewige Wahrheiten, for - dern ein Kenntniß, das aus aus dem Zuſammenhan - ge des Ganzen den Schluß macht, und wer von einer wichtigen Sache ein gegruͤndetes Urtheil faͤllen will, muß dieſelbe in ihrer Verfaſſung einſehen. Jſt wol ein Satz, der mehr gelehrt, erklaͤrt, bewieſen und ein - gepraͤgt zu werden verdient, als dieſer? da ſich ein Menſch bemuͤht, die Fertigkeit durch Gnaden-Mit - tel zu erlangen, nach der er von ſich urtheilen kann, ob er werde ſelig oder verdammt werden? Dieſe Ueberzeugung enthaͤlt eine Folge von unendlichem Guten in ſich, welches wir alsdenn in ſeiner Groͤſſe ſehen, wenn wir zur Todten-Bahre gerufen werden. Der Herr Abt hat die Abhandlung dieſer Frage ſo deutlich, ſo gegruͤndet und mit einem lebhaften Aus - druck ſo angenehm vorgetragen, daß man ſie mit Ver - gnuͤgen nicht einmal, ſondern etliche mal durchliest. Jn der andern hat ſich der Herr Verfaſſer alle Muͤhe gegeben, den Satz: Ob GOtt dem Menſchen eine Zeit und Stunde zur Bekehrung geſetzt habe, begreif - lich zu machen, und denſelben wider alle moͤgliche Ein - wuͤrfe zu verwahren. Wir wollen etwas von dem einflieſſen laſſen, was der Herr Abt bey dieſer Sache denkt. Der Grund zu ſeinen Gedanken iſt aus dem Evangeliſten Lucas XIV. 16-25. genommen. Der Herr Abt erklaͤrt ſich ſo: Das Abendmahl iſt die Of - fenbahrung der Guͤter des Evangelii und der zukuͤnf - tigen Seligkeit. Es war zu einer gewiſſen Stunde angeſetzt, eine Stunde aber iſt ein beſtim̃ter Zeitpunct. Durch die Worte lehrt der Heyland dieſes: GOtt habe dem Juͤdiſchen Volk zu einer gewiſſen von ihm beſtimmten Zeit die Guͤter des Evangelii von Chriſto und von der zukuͤnftigen Seligkeit verkuͤndigen laſſen, und es ſey der Wille des HErrn geweſen, daß das Juͤ - diſche Volk dieſe Gnaden-Guͤter in der beſtimmten, und in keiner andern folgenden Zeit, annehmen ſoll - te. Hieraus folgert der Herr Abt: Wenn dem Juͤ - diſchen Volke eine Stunde zu ihrer Bekehrung und Annehmung der Gnaden GOttes verordnet geweſen iſt, ſo erhellet, daß GOtt den Menſchen eine Stunde zu ihrer Bekehrung geſetzt habe. Auf den Einwurf, daß man von einem beſondern Exempel nicht auf alle Menſchen ſchlieſſen kann, antwortet der Herr Abt: GOtt verfahre in dem Werk der Bekehrung bey ei - nem Menſchen wie bey dem andern.

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TextNum. 58, 12. April 1741
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-28T10:00:34Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 58, 12. April 1741 . Hamburg1741. Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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