PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Anno 1741.
Num. 68.
Stats-u.
[figure]
Gelehrte Zei-
[figure]
tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN
LXVII. Stuͤck, am Freytage, den 28. April.

Mit geſtriger Poſt hat man aus Juͤtland die Nach - richt erhalten, daß der Herr General-Lieutenant von Staffelt, Commendant in Fridericia, mit Tode abge - gangen. Vorigen Donnerstag kam unſer Retour - Schiff von Oſt-Jndien mit einer reichen Ladung auf hieſiger Rhede, und wird am Montage im Baum le - gen. Die Frau Conferenz-Raͤthin Berregard iſt die - ſer Tagen auf ihrem Gute Borrebyl mit Tode abge - gangen. Der Herr Geheime Rath und Kammer - Herr Carl von Holſtein in Gottorf iſt dem ſel. Herrn Geheimen Rath Moͤnch in der Amtmanns-Charge gefolget.

Den erſten dieſes marſchirte die Koͤnigl. Ungari - ſche Armee, in 2. Treffen bereits eingetheilet, ſammt der Artillerie von Liechtenwoͤrt bis Hermſtadt, eine Meile von Zuckmantel, allwo unſere Huſſaren 6. Spionen, wovon 5. als Bauern, und einer als ein Weib verkleidet geweſen, eingebracht, ſo ſich hin und her um den Zuſtand und Staͤrke unſerer Armee er - kundiget haben ſollen. Eben dieſen Tag kamen 10. Preußiſche Deſerteurs, worunter 3. mit Ober - und Unter-Gewehr durchgegangen ſind, an, welche die all - gemeine Furcht unter der feindlichen Armee insge -ſammt beſtaͤtiget, anbey aber ausgeſagt haben, daß ein ganzes Commando von 100. Mann, ſo in der Gegend Neuß einiges Proviant abzuholen und zur Armee zu convoyren befehliget geweſen, mit Zuruͤck - laſſung ihrer Officiers nach Neuß gefluͤchtet, und ſich in den Schutz des daſigen Commendanten begeben haben. Selbigen Tags hat ein Huſſaren-Wachtmei - ſter, ſo mit 40. Mann zu recognoſciren auszureiten befehliget worden, auf eine feindliche Preußiſche Huſ - ſaren-Parthey geſtoſſen, welche bey Erblickung der Unſrigen die Flucht ergriffen, davon einer aber ge - fangen genommen, der ebenfalls zu Hermſtadt einge - bracht worden. Den 3ten dieſes fruͤhe wurde Befehl ertheilet, den in der ſehr langen und beſchwerlichen Defilee nach Zuckmantel gemachten Verhack durch die Hermſtaͤdter Bauren unter der Aufſicht derer Huſ - ſaren aufhauen zu laſſen, woſelbſt denn die Armee in ihrer Ordnung gegen 1. Uhr Nachmittags nach Zuck - mantel zu defiliren angefangen, und hatten die geſam̃ - ten Grenadier-Compagnien von den Jnfanterie-Re - gimentern die Avant-Garde. Es wurden auch da - ſelbſt die gehoͤrigen Canonen unter die Regimenter eingetheilet, weil, den Kundſchaftern ihrer Ausſage nach, der Feind zu Ziegenhals, eine Meile von Zuck - mantel, alſo vertheilet ſtuͤnde, daß er in 4. Stunden[2]22000. Mann zuſammen ziehen koͤnne, und ſich da - ſelbſt zu verſchanzen anfing. Es marſchirte alſo unſere Armee bis hieher nach Kunzendorf uͤber Zuck - mantel, eine halbe Meile von Ziegenhals, welche auch den 4ten dieſes ſogleich wieder den Marſch weiter fortgeſetzt haben wuͤrde, wenn nicht wegen der allzu beſchwerlichen Defileen, wodurch nur 2. Mann hoch marſchiret werden koñte, die Armee aufgehalten wor - den waͤre, alſo zwar, daß, ungeachtet alle Bagage zu - ruͤck bleiben muͤſſen, die Truppen mit der Artillerie doch kaum heute Nachmittags hier eintreffen koͤnnen. Heute hat man die Nachricht allhier erhalten, daß durch einige unſerer Deſerteurs der Feind in Ziegen - hals von unſerm Anmarſch benachrichtiget worden, mithin bereits geſtern Abends um 6. Uhr ſich von dar zuruͤck gezogen habe, welchem heute 250. Huſſaren nachgeſchickt worden, um entweder in ſeine Arrier - Garde oder in die nachgehende Bagage einzubrechen, und da wir nun noch drittehalb Meilen von Neuß, mit - hin Troppau und Jaͤgerndorf ſchon ſeitwerts zuruͤck - geleget haben, ſo duͤrfte der Feind daſelbſt, wenn er ſich in der Zeit nicht retiriret hat, wohl abgeſchnitten und uns die daſelbſt angelegte ſchoͤne Magazyne zu Theil werden, da der General Baronay mit einem Corpo durch die Jablunka auch in Anmarſch iſt. Morgen hoffen wir den Feind bey Neuß zu ſehen, und mit ihm, wann er anderſt Stand haͤlt, eins zu wagen, an deſſen guten Ausſchlag nicht gezweifelt wird, weil unſere Truppen insgeſammt dermaſſen muthig, daß ſie bey einer vor ſich gehenden Action ihre Tapferkeit gewiß erweiſen werden.

Heute gerieth allhier alles in Allarm, denn die Preußiſchen Truppen, welche einige Zeit dieſen Ort beſetzt haben, muſten, weil die Ungariſche Armee im Anmarſch war, ſich zuruͤck ziehen; ſie pluͤnderten da - hero nicht nur das Schloß, das Minoriten-Kloſter und die ganze Stadt, ſondern ſie trieben auch alles Vieh weg, ſchlugen den Buͤrgern die Bier - und Wein - Faͤſſer ein, und was ſie nicht aus dem hieſigen groſſen Magazyn mitnehmen konnten, warfen ſie in das Waſſer.

Jn Warta hat ſich vor einigen Tagen zugetragen, daß eine zum Recognoſciren ausgeweſene Preußiſche Cavallerie-Parthey ſich jenem Orte genaͤhert, die in Warta befindliche Preuſſen aber haben ſolche fuͤr die Unſrigen gehalten, und mit ihren allda aufgepflanz - ten Stuͤcken Feuer unter ſolche gegeben, einige Mann zu Schanden geſchoſſen, wovon bereits 2. geſtorben, und 8. Pferde ſind dadurch crepiret. Von hieſigerBeſatzung wurden neulich 60. Mann auscomman - diret, eine kleine Bruͤcke, welche die Preuſſen eine Mei - le Weges von Warta geſchlagen hatten, auseinan - der zu reiſſen, welches auch gluͤcklich ins Werk ge - richtet ward; man war aber kaum damit fertig, ſo lieſſen ſich 100. Mann Preußiſche Dragoner auf der andern Seite ſehen, worauf die Unſrigen die Flucht nahmen, und des Abends hier wieder einruͤckten. Wir erwarten heute 40. gefangene Preuſſen, welche ge - ſtern ſchon ankommen ſollen.

Man hat Nachricht erhalten, daß eine gewiſſe Schleſiſche Dame an den Maͤhriſchen Grenzen etli - chen Preußiſchen Officiers des Abends eine Soupe ge - geben, ehe ſichs aber jemand verſehen, ſind die Ghi - laniſchen Huſſaren in den Edelhof gekommen, da ſich denn die Officiers zwar zur Wehre geſetzt, aber doch ergeben muͤſſen, worauf ſie nebſt der Dame gefan - gen weggefuͤhret worden. Ehe dieſes aber geſchehen, hat der Officier von den Huſſaren noch mit den Preuſ - ſiſchen Officiers gegeſſen und getrunken, die Huſſa - ren aber haben ſich ſelber eine Tafel zubereitet, wor - auf zwar wenig Eſſen, Wein und Bier aber im Ueber - fluß geweſen iſt. Vorgeſtern kam ein Preußiſcher Deſerteur nebſt ſeinem Weibe anhero, welche berich - teten, daß die Preußiſche Armee ſich zuſammen ziehe, um die Ungariſche, welche nicht weit mehr entfernet iſt, anzugreifen. Geſtern brachte man 5. Spionen hier ein, welche alle unſere ausgegangene Partheyen verrathen haben.

Ob wohl der Cardinal von Sinzendorf neulich aus Otmachow in ſeine hieſige Biſchoͤfliche Reſidenz ge - bracht, und der genauen Aufſicht eines Officiers an - vertrauet, uͤbrigens aber ihm mit allem ſeinem Cha - racter und ſeiner Gebuhrt zukommenden Vorzuge und Hoͤflichkeit begegnet wurde; ſo haben dennoch Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſſen, dero gerechten Miß - vergnuͤgens uͤber die Auffuͤhrung gemeldeten Praͤla - tens ohngeachtet, da nemlich derſelbe ſeinen Stand dergeſtalt vergeſſen, daß er ſich mit den Feinden Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in eine verbotene Correſpondenz eingelaſſen, ihm nunmehro aus einer Wirkung Jhrer Koͤniglichen Guͤte, und aus Conſideration vor ſeine Familie, ja vor ſeine eigene Perſon, die voͤllige Frey - heit wieder ertheilet, mit der Erlaubniß, ſich waͤhren - der Unruhe in Schleſien nach Wien zu begeben. Sol - ches iſt ihm heute durch den Koͤnigl. Cabinets-Mini - ſter, Herrn von Podewills, welcher ſich jetzo nebſt verſchiedenen auslaͤndiſchen Miniſtern allhier befin - det, wuͤrklich angekuͤndiget worden.

[3]

Bis jetzo kann man von der in voriger Woche in Schleſien vorgefallenen Schlacht noch keine gewiſſe Nachricht melden. Einige wollen aber durch beſon - dere Briefe von Breßlau wiſſen, daß die Niederlage der Ungariſchen Truppen ſich auf 8. bis 10000. Mann, der Preußiſchen aber auf 4000. Todte und 800. Bleßirte ſich erſtrecken ſoll.

Vorgeſtern Nachmittags gegen 5. Uhr ſind Jhro Majeſtaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin, unſere aller - gnaͤdigſte Landes-Herrſchaft, nebſt des Koͤniglichen und Chur-Prinzen Hoheit, wie auch des Prinzen Xaverii Koͤnigl. Hoheit, im Gefolge der meiſten aus - waͤrtigen und vieler einheimiſchen Miniſter auch anderer Stands-Perſonen beyderley Geſchlechts hier gluͤcklich angelanget.

Auf Befehl Sr. Majeſtaͤt unſers allergn aͤdigſten Koͤnigs iſt mit einigen Roß-Taͤuſchern ein Contract geſchloſſen, nach welchem dieſe ſich anheiſchig ge - macht, binnen wenig Monaten Zeit 6000. leichte Pferde, wovon jedoch nur die Haͤlfte ſchwarz ſeyn duͤrfen, das Stuͤck zu 50. bis 55. Rthlr. zu liefern. Am 19ten dieſes iſt wegen des von GOtt den Waffen Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Schleſien verliehenen herr - lichen Sieges auch in dem Lager bey Brandenburg von dem Herrn Doctor Elsner, der von hier zu ſolchem Ende dahin berufen worden, eine erweckende Dank - Predigt gehalten: Sodann aber hat man das Te De - um Laudamus angeſtimmet, auch die ſaͤmmtlichen Feld-Stuͤcken dreymal geloͤſet, und von allen Regi - mentern ein dreyfaches Lauf-Feuer machen laſſen. Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben den bisherigen General - Lieutenant, Erb-Prinz Leopold von Anhalt-Deſſau, zum General der Jnfanterie, und den Herrn General - Major von Kleiſt zum General-Lieutenant erklaͤret, auch dieſen letzteren mit dem Orden des ſchwarzen Adlers begnadiget. Das erledigte Schulenburgiſche Regiment iſt von hoͤchſtgedachter Sr. Koͤnigl. Ma - jeſtaͤt dem Herrn Obriſten, Baron von Poſadowsky, ertheilet worden. Die Leiche Sr. Hoheit des hochſeli - gen Prinzen Friederichs ſoll auf dem Schloſſe zu Friederichsfelde bereits angekommen ſeyn, wo die - ſelbe ſo lange bleiben wird, bis die hieſigen Anſtalten zur oͤffentlichen Beyſetzung vollkommen fertig ſind.

Briefe von Berlin melden, daß den 13ten dieſes der erſte Courier daſelbſt angekommen, welcher die Nachricht uͤberbracht, daß den 10ten dieſes die Unga - riſche Armee von der unſrigen geſchlagen iſt. DieſeNachricht hat ein anderer Courier, welcher den fol - genden Tag um 12. Uhr angelanget, beſtaͤtiget. Es ſind dieſem Courier von Berlin aus 11. Poſtillions entgegen geſchickt, mit welchen er daſelbſt eingeritten, und jedermann iſt begierig geweſen, dieſen Courier ankommen zu ſehen; ja die regierende Koͤnigin nebſt andern hohen Perſonen haben aus den Schloß-Fen - ſtern zugeſehen, und auf dero Befehl ſind etliche hun - dert Thaler an neugepraͤgten Zwey-Groſchen-Stuͤk - ken unter das bey dem Schloſſe in groſſer Menge ver - ſammlete Volk geworfen worden. Jeder von dieſen beyden Couriers hat 100. Louis d Or zum Geſchenk erhalten. Jn der Schlacht ſoll es ſehr hitzig zuge - gangen ſeyn, und Jhro Koͤnigl. Preußiſche Majeſtaͤt, welche ſich in die aͤuſſerſte Gefahr darbey gewaget, ſollen durch dero Zurufen das Volk immer zur Be - ſtaͤndigkeit ermahnet haben. Die Ungariſche Ca - vallerie ſoll, nach Ausſage obgedachter Couriers, ganz deſperat gefochten und Feuer auf Feuer ausge - halten haben; ja ſie hat ſogar den einen Preußiſchen Fluͤgel ſchon zuruͤck getrieben; wie Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig ſolches geſehen, ſind ſie in hoher Perſon mit einem Corpo Grenadierer angeruͤcket, dieſe Leute ha - ben ſich ungemein tapfer erwieſen, und durch ihr be - ſtaͤndiges Granadenwerfen Mann und Pferde in Un - ordnung gebracht, da ſich denn das Blatt gewendet, und die feindliche Reuterey der Jnfanterie, welche ſchon einen ganzen Strich gewichen war, folgen muͤſ - ſen. Die ganze Armee bewundert den Muth, den Jhro Majeſtaͤt waͤhrender Schlacht bezeiget, und ohngeachtet einige Grenadiers um dero Perſon herum weggeſchoſſen worden, ſind ſie doch beſtaͤndig bey ih - rem Commando geblieben. Die feindliche Armee hat die Abſicht gehabt, die Preußiſche Artillerie weg - zunehmen. Von feindlicher Seite iſt der Graf von Neuperg hart verwundet, der Obriſte vom Collow - rathiſchen Battaillon ſey ſehr ſtark am Kopfe, Gene - ral Lentulus gefaͤhrlich, und der Prinz von Birken - feld ins dicke Bein bleßiret. Von unſerer Seite ſoll der Graf von Schwerin zweymal ſtark bleßiret ſeyn, des Koͤnigs Bruder, Prinz Wilhelm, ſoll auch ver - wundet, der Prinz von Anhalt ins dicke Bein geſchoſ - ſen, und vor dem Koͤnig der Kuͤchenmeiſter Joer nie - dergeſchoſſen ſeyn, Jhro Majeſtaͤt aber haben nicht den geringſten Schaden erlitten.

Von neuen gelehrten Sachen.

Frankfurt und Leipzig.

Hier ſiehet man: Kurzgefaßte Beſchreibung des allgemeinen Staats - Rechts des Roͤm. Deutſchen Reichs, worinn nebſt allen Rechten des Kayſers und der Reichs-Staͤnde,[4]inſonderheit mit was fuͤr Ceremonien und Solenni - taͤten ein Roͤm. Deutſcher Kayſer erwaͤhlet und ge - kroͤnet wird, mit catholiſcher Feder beſchrieben, aber mit einer proteſtantiſchen Feder mit noͤthigen An - merkungen und Regiſter verſehen, in Octav 394. Seiten. Auch ein altes und vergeſſenes Buch kann bey gewiſſen Vorfaͤllen wieder ſeine Leſer finden, und wer ſollte an dem Schickſal dieſer Schrift zweifeln, da alle Oerter von Geſchoͤpfen wimmeln, welche Staats - Kuͤndige ſeyn wollen. Dies Buch erblickte das Licht der Welt zum erſtenmal 1721. zu Muͤnchen, und wurde von einem Mann abgefaßt, der bey der Aus - arbeitung uns Proteſtanten eine ganze Menge von Geſetz-Predigten hielt. Er laͤßt nicht die geringſte Gelegenheit vorbey, uns nach catholiſcher Art und Weiſe zu betrachten, wenn er ſie auch mit der groͤſten Muͤhe ſuchen ſoll. Jnzwiſchen macht er denen einen kleinen Begriff von dem Zuſtand des Roͤm. Deutſchen Reichs, und von den praͤchtigen Gebraͤuchen einer Kayſer-Wahl, welche auf eine kurzgefaßte Art darin - ne unterrichtet ſeyn wollen. Man hat zu dieſer Auf - lage noͤthige Anmerkungen gemacht, und es war bil - lig. Der Verfaſſer verſtoͤßt hin und wieder in der Gruͤndlichkeit der Geſchichts-Kunde, und dringt uns Proteſtanten aus einem heil. Eyfer die unbilligſten Handlungen auf. Man hat ihm deswegen mit Recht den Ungrund ſeines Verfahrens gezeigt. Es wird auch die Frage weitlaͤuftig beruͤhrt: Ob ein pro - teſtantiſcher Fuͤrſt die Kayſer-Krone erhalten koͤnne? Der Verfaſſer dieſer Schrift verneint es, und ſucht den Beweis in der Wahl-Capitulation, welche der neu erwaͤhlte Roͤm. Kayſer beſchweren muß. Er iſt aber ſehr irrig in der Folge ſeiner Schluͤſſe. Der erwaͤhlte Kayſer ſchwoͤrt, daß er in der Zeit ſeiner Regierung ein beſtaͤndiger Beſchuͤtzer des wahren chriſtl. Glau - bens, des Stuhls zu Rom und des Papſts ſeyn wolle. Dieſe Worte bemerken mit der groͤſten Deutlichkeit, daß der erwaͤhlte Kayſer denen Bekennern des chriſt - lichen Glaubens, die im Deutſchen Reiche geduldet werden, Schutz und Sicherheit zugeſtehen will. Die - ſe Verbindung kann ſo wohl ein proteſtantiſcher als catholiſcher Fuͤrſt in Ausuͤbung bringen, und nach den Grund-Saͤtzen derer Friedens-Vertraͤge haben beyde gleiches Recht zur Kayſer-Krone. Wir wuͤr - den ſchon ein Beyſpiel haben, daß ein proteſtanti - ſcher Fuͤrſt Roͤm. Kayſer geweſen waͤre, wo der Glorwuͤrdigſte Churfuͤrſt von Sachſen Johann Ge - orge der Erſte nur die Kayſer-Krone haͤtte annehmen wollen, welche dieſer unvergleichliche Prinz Ferdi - nand dem Dritten uͤberließ.

Hamburg. Folgendes iſt uns eingeſendet worden:

Sie ſind es gewohnt, der Wahrheit Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen. Ein gleiches erbitte ich fuͤr nachſtehende Gedanken. Bey dem Durchleſen der Goͤttingiſchen gelehrten Zeitung von dieſem Jah - re finde ich, daß es dem Herrn Prof. Waͤhne daſelbſt gefallen, eine ganz neue Meynung von dem Jnnhalt der bekannten Spruͤche, worinn, Spruͤchw. XXV. 22. und Roͤm. XII. 20., die Feindes-Liebe angeprieſen wird, der Welt mitzutheilen. Jch kann nicht begrei - fen, was dieſen gelehrten Mann zu der unverantwort - lichen Dreiſtigkeit gebracht habe, durch eine Erklaͤ - rung, welche der Hebraͤiſchen Sprache Gewalt an - thut, lieber einen offenbaren Widerſpruch zwiſchen den goͤttlichen Schriften des alten und neuen Bundes zu erdichten, als bey dem Verſtande zu bleiben, der oh - ne gezwungene Deutung ganz natuͤrlich herauskoͤm̃t, wenn man die Sache auswickelt, welche in figuͤrlichen Vorſtellungs-Arten eingekleidet worden. Feurige Kohlen ſind das Mittel, einen kalten Koͤrper zu er - waͤrmen, und das Haupt iſt der empfindlichſte Theil an einem lebenden Geſchoͤpfe. Es wiſſen aber auch die Kinder, daß Haß und Feindſchaft mit der Kaͤlte, Zuneigung und Liebe hergegen mit dem Feuer vergli - chen werde. Wenn man nun nach den Regeln der Aehnlichkeit urtheilet, ſind denn nicht die Mittel, wo - durch man Haß in Liebe verwandeln kann, dasjenige, was feurige Kohlen bey einem kalten Koͤrper? Kann das Sammlen der feurigen Kohlen auf jemandes Haupt etwas anders bedeuten, als jene Mittel ſo an - wenden, daß die beſtmoͤglichſte Wuͤrkung erfolge? Jſt es denn gezwungen, wenn ich die Worte: So dei - nen Feind hungert, ſo ſpeiſe ihn --- wenn du das thuſt, ſo wirſt du feurige Kohlen auf ſein Haupt ſammlen; alſo erklaͤre: Wenn du deinen Feind in ſeiner Noth thaͤtige Proben der Liebe erweiſeſt; ſo brauchſt du das allerkraͤftigſte Mittel, ihn zur Gegenliebe empfindlich zu machen. Dieſes Gleichniß iſt fruchtbar genug, recht viele wichtige Wahrheiten daraus herzuleiten.

Jch bin ꝛc.

Es wird hiemit notificiret, daß die vor kurzen be - kannt gemachte Verkaufung einiger auf Schmol be - findlichen Pferde und Fuͤllen nicht auf Schmol, ſon - dern in Kiel den 3. May a. c. Vormittags durch den gerichtlich-beſtellten Reventlauiſchen Procuratorem, Hrn. Johann Wilhelm Prangen, ohnfehlbar werde beſchaffet, auch die Verkaufung der Reventlauiſchen Mobilien im bevorſtehenden Kieler Johañis-Mark - te werde beſorget werden, wornach ſich alle Licbhaber zu achten, auch eine eigene Deſignation der Mobilien vorhero zu gewaͤrtigen haben.

About this transcription

TextNum. 67, 28. April 1741
Author[unknown]
Extent4 images; 2511 tokens; 1174 types; 18495 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-28T10:00:34Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNum. 67, 28. April 1741 . Hamburg1741. Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

Identification

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky SUB-Hamburg, X/7569https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=130729078

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; correspondent

Editorial statement

Editorial principles

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:36:35Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
ShelfmarkSUB-Hamburg, X/7569
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.