PRIMS Full-text transcription (HTML)
Note: St13[?] 8 ms I ea 1
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Phyſikaliſche Geographie von Heinr: Alex: Freiherr v. Humboldt.
Note: Otto v. Stückradt
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Note: K 1934: 3783
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[1. Vorlesung, 03.11.1827]

Propädeutik.

Allgemeines Naturbild.

Die Materie iſt in großen Kugeln ge - ballt, im Weltraume verbreitet, und im ei - nem fortwährenden Licht-proceſse begriffen. 3000 Nebelflecke ſind uns außer den Sternen die wir ſehen bekannt, ohne diejenigen, wel - che dunſtförmige Körper zu ſein ſcheinen, und die ſo weit von der Erde entfernt ſind daß das Licht 20 bis 24 tauſend Jahre gebrauchen würde um zu uns zu gelangen. In der Caſsiopeja und im Schlangenträgen erſcheinen und verſchwinden Sterne an denſelben Stellen.

Die Himmelsräume ſcheinen mit einer Licht - ſchwächenden Materie gefüllt zu ſein, wo dieſe Maſse nicht ſo dicht gewebt iſt ſieht man in noch entfernternRäumenhinein. Dieß ſind die ſchwarzen Flecken, die man mit dem Namen Kohlſäcke benannt hat.

Nicht alle Körper ſtralen〈…〉〈…〉daſselbeLicht aus; ſon - dern das Licht verſchiedener Sterne läßt ſich noch verſchieden zerlegen. Andere SternſchichtenhatbenPhyſicaliſche Geographie a.hatbeneine linſenförmige Geſtalt, daher ſehen wir auchfder〈…〉〈…〉ſchmaleren Seite mehrere Sterne über einander Milchſtraße weil auf der brei - teren weniger zu ſein ſcheinen. In dem Sternſyſtem ſcheinen auch die Fixſterne ihre eigene Bewegung zu haben.

Unſer Planetenſyſtem unterſcheidet zwei verſchiedene Theile. Die Grenze machen die kleinern Planeten, Asteroiden. Von den Plane - ten zu den Cometen iſt kein Uebergang, es zeigt ſich durch keine Verwandſchaft zwi - ſchen dieſen Himmelskörpern. Der dichteſte Komet hat etwa die Dichtigkeit von 1 / 5000 der Erde. Die Ekliptik der kleinern Planeten iſt nicht mit der, der Erde zuſammenfallend ſondern macht mit dieſer einen Winkel von 34°. Dieſe Planeten nähern ſich hie - rin etwas den Kometen, mit denen ſie je - doch ſonst nichts gemein haben.

Die der Sonne am nächsten ſich befindende Planeten haben eine Dichtigkeit wie Platina oder Magnetſtein, drehen ſich langsam und ſind wenig abgeplattet; die weiter entferntendurch -3durchgängig haben eine ſehr geringe Dichtig - keit, ſo wie Bernstein, Naphta und Waſser und ſind weit mehr abgeplattet. Die der letztern ſind dieen[Monden]Ringeneigenthümlich.

Bis jetzt kennt man 400 Cometen aber es ge - hören wahrſcheinlich mehr denn 100000 zu un - ſerm Sonnenſyſtem. Es ſind uns nur 2 Ko - meten von denen wir bestimmt wiſsen daß ſie zu unſerm System gehören, von denen wir wiſsen, daß ſie in ihre Bahn zurückkehren,bekañt es ſind dieß der Enkiſche Comet und der vom Capitaine Ri〈…〉〈…〉vnalbeobachtete; der letztereiſtes, welcher unſerer Erde am nächsten kommen könnte indem ſeinerBahn die Erdbahn durch - ſchneidet. Es ſcheint, daß die Bewegung derPlaneten〈…〉〈…〉os〈…〉〈…〉zilli〈…〉〈…〉rendenPlaneten〈…〉〈…〉os〈…〉〈…〉zilli〈…〉〈…〉rendenſei.

Wir haben hinsichts der〈…〉〈…〉telluriſchen Ver - hältniſse,: Maſse, Größe, Form und Dichtig - keit unſerer Erde zu bestimmen.

Die Erde hat eine Abplattung von 1 / 2089 des Durchmeſsers, und zwiſchenarauf beiden Halb - kugelnzugleich. Die Dichtigkeit iſt 4,5 wie die des Magnetsteins. iſt die des Basalts, daher muß die Dichtigkeit der Erdeimim Innern ſehr zu nehmen.

Die Temperatur nimmt im Innern der Erde zu, und es läßt ſich erwarten daß nach dem Mittelpunkte zu alles flüſsig iſt, ſo wie uns die Kerne der Kometen erſcheinen die daherurchsichtig ſind. Die äußern Wände der Erde ſind die Ox〈…〉〈…〉ide, und dadurch die O〈…〉〈…〉xydation feſt ge - worden. Dieſe innere Wärme ſetztſicauch wahr - ſcheinlich die magnetiſchen und electriſchen Kräf - te in Bewegung, wozu die Sonnenwärme, die noch chemiſch wirkende Beſtandtheile hat, bei - trägt. Das Klima hat keinen Einfluß auf dieſe Oxydation.

[2. Vorlesung, 07.11.1827]

Der Durchmeſser unſeres Sonnensÿstems beträgt 86000 Million Meilen. Da die ab - ſoloute Größe nicht ſo leicht ein Bild von der Sache ſelbst giebt, als das Verhältniß des - ſelben, ſo hat man ſich eine deutliche Vor - ſtellung von der Größe der bekannten Welt machen, wenn man den Durchmeſser unſerersSonnenſyſtem 1‴ gleich ſetzt, unſere Sternſchicht würde demnach 260′ im Durchmeſser haben und die letzten Nebelflecke, die man noch geſehen hat ſichumnur4⅓ Meilen entfernt befinden.

Die5

Die Entfernung der Erde vom Uranus würde demnach 0,01‴ betragen. Das Sehen durch die optiſche Inſtrumente würde ſich verhalten wie 4⅓ Meilen zu 3′. Das kleinste〈…〉〈…〉In[?]fuſionsthier - chen[das]de[?]wir kennen, hat zum größten Durchmeſser 0,001‴; alſo hätten dieſe daſselbe Verhältniß zum Wallfiſche wie unſer Sonnenſyſtem zu den entfernteſten Nebelflecken.

Zu dieſen Beſtimmungen hat uns die Phyſik und die Entdeckungen größtentheils verholfen. Von dem Materiellen des Planeten kennt man nur ſehr wenig; und zu Ahnungen be - rechtigen uns die Mondſteine.

Die Erdrinde kennen wir nur bis zu ei - ner Tiefe von 900′;.erEsergiebtſich, daß je grö - ßer die Tiefe iſt, um deſtomehr die Wärme zunimmt dieß beſtätigen die in Bergwerken gemachten Erfahrungen. Auch zeigen die tief - ſten Quellen die größte Wärme. In den tiefen Bergwerken ſelbſt in den kalten Zonen findet ſich die Temperatur der heißen ZonenDoc hat ſich ſelbſt überall mit dieſen Unterſuchungen be - ſchäftigt

In einer Tiefe von wenigen Meilen iſt, nach denVer -Verſuchen zu ſchlieſsen, das Innere der Erde ſchon geſchmolzen. Hieraus folgen von ſelbſt die vulkaniſchen Erſcheinungen und die heißen Quellen. Dieſe ſind bleibend, weilährendjene nur temporär ſind; ſie kommen hervor nur durch oft augen[ -] blickliche Spannung. Es giebt einen Zuſtand in dem alle Planeten unabhängig von der Sonnenwärme ſich durch innere Gährung er - wärmen, wo die Wärme durch Spalten hervor dringtChaos. Iſt die Oberflächezuoxydirt, ſo nimmt die Temperatur allmählig ab. Die bleibenden Vulkane bilden Gebirgsarten eigner Art; bald dicht, bald kriſtalliniſchEiſenerz, Basalt, Porphyr, Granit

Zuerſt finden wir eine lockere Schicht aufge - ſ〈…〉〈…〉chwemmt; mit Knochen angefüllt, und dichtere Schichten von Kalkſtein, auch mit thieriſchen Spuren und[fragmentariſchem] Geſtein; dann folgen Thonſchichten,[ſchwarzem] Kalkſtein mit wenigen Spuren von Organiſation; dann folgt Greus, Granit und Glimmer und endlich Ba - ſalt etc. Dießſe[?]nennt man oft, die ſo genann - ten Urgebirge, weil man das Untere für das ältere hält. In denUebergangs-Gebirgen findetman7man Spuren von vegetabiliſchen Leben und Ver - ſteinerungen von Muſcheln.

Zwiſchen dieſen Gebirgsſchichten findet man vie - le vegetabiliſche Spuren, Steinkohlen, ganze ver - ſchüttete Waldungen, Palmengewächſe und auch Trop〈…〉〈…〉engewächſe. Die baumartigen Farrenkräu - ter findet man ſogar dort, doch nicht unſere jetzigen Bäume.

[3. Vorlesung, 10.11.1827]

Dieſes conſtante Zuſammenſein einzelner FoſsilienStoffebildet Gebirgsarten, die wieder Gruppen bilden, z. B. Granit, Greus, Glimmerſchiefer, Baſalt, Mandelſtein[,] Stein - kohlen, Quarzſchiefer die man allſeitig neben, über, und unter einander findet. Sie liegen in fortlaufenden oder periodiſch abwechſelnden und wiederkehrenden Reichen zuſammen und die Kenntniß hievon iſt im Berglande ſehr wichtig. Die Gebirgsarten theilen ſich in mehere Klaſsen:

  • 1, In plattenförmige, voll Meeresproducte, Kalk - ſteinerzK[?]Flötzgebirge, die Kreide u s w.
  • 2, Fragmentariſche GesteineBruchstücke
  • 3, Körnige, aus meheren Gebirgsarten zuſammen - geſetztGranit, Porphyr, Serpentin und Baſalt
Es

Es finden ſich in den Gebirgen 2 untergegangene Welten die eine über dieeranderenundterdasemFlötz - gebirge. Beide Schichten bilden die geognoſtiſchen Horizonte, die ein〈…〉〈…〉Nive[?]au, nicht der Höhe, ſon - dern der Zeitnach bilden.

Der Granit in den Ebenen iſt die erſte Oxydation des Erdmetalloids. Der Granit in der Höhe, iſt dort nicht entſtanden ſondern aus der Tiefe dorthin erheben wordenbei Foſse in Tyrol liegt Gra - nit auf Kalkſtein, ein deutlicher Beweis daß dieſe Revoulutionen durch das Feuer hervor ge - bracht worden ſind.

Ein Halbſtollen und Marmor entſteht wenn Kalkſteine ſchmilzt und dann erkal - tet. Man findet auf meheren Höhen dergleichen, dieſe ſind dahin⟨⟩auf gehoben worden.

Vulkane ſind nicht allmählig aufgeſchüttet wor - den, ſondern wie aus Meerespflanzen, und Fiſchen und dergleichen hervor geht, die man auf den Spitzen hoher Berge findet, dahin gehoben worden. Der Baſalt iſt flüſsig durch Anhäufung her - vor gekommen, und hat ſich dann oben verbrei - tet wie aus ſeinen Verbindungen mit der Tiefe hervorgehtHoug der große Geognoſt hat dieſe Idee zuerſt feſtgeſtellt

Un -9

Unſere Athmosphäre beſteht aus Stickſtoff, Sauerſtoff und etwas Kohlenſtoff. Die Miſchungen ſind in den verſchiedenen Jahreszeiten etwas verſchieden, und obgleich dieſe Stoffe nicht gleich ſchwer ſind, ſo ſind doch die Verhältniſse der Miſchung in allen Höhen gleich. Die Luftmaſsenſchlägt Wellen nach oben hin. Eine andere Erſcheinung iſt, weñ man ſie ſodannausdrücken darf, eine Ebbe und Flut in der Luft. Von 9 bis Uhr hat das Ba - rometer die größte, zwiſchen 4 und Uhr die kleinſte Höhe; ſo ſteht es ferner wieder hoch um 11 Uhr des Abends und niedrig zwiſchen 3 u. Uhr früh. In den T〈…〉〈…〉ropenländern ſieht man diesſeBarometererſcheinungen ſehr deutlich. Bei uns kann man es nur durch Mittelzahlen von meheren Tagen finden. Es ſcheint dies von der Wärme mehritabzuhängen.

Bei uns fallen in einem Jahre 14 15″ Waſser und in heißen T〈…〉〈…〉ropenländern durc[?]hgängig 130″ Die Temperatur wird modificirt durch die Ver - hältniſse zwiſchen dem Continent und dem Mee - re, we〈…〉〈…〉lche ſpäter noch näher nach gewieſen wer - den wird. Die[gemäßigte] Temperatur EuropashängtPhyſicaliſche Geographie b.hängt von der weſtlichen Lage ab; die weſtlichen Küſten ſind beider[gleicher] Breite immer wärmer als die öſtlichen. Weſtwinde gehen her über das Land erkaltenſich dortund das〈…〉〈…〉Meerund erwär - men ſich wieder.

Europa hat in Süden einen Continent, das mehr erwärmt wird durch das angrenzende Waſser. Es hat ein eisfreies Meer, zwiſchen der Nordküſte und dem Eismeeredem Polewodurch die Nordwinde der Meere erwärmt werdendie Waſserſtröme desr〈…〉〈…〉See erſtrekken ſich auch bis in den Norden.

[4. Vorlesung, 14.11.1827]

Die Vertheilung der Wärme würde unabhängigſein von der Richtung der Sonnenſtralen, wenn nicht die Bewegung in der Luft und in dem Meere wäre.

Der Ocean hat eine andere gleichmäßige Tem - peratur, weil die durchſchwimmenden Theile nicht ſo warm werden, und die kälteren Theile zu Boden ſinken. Im Grunde iſt das Meer immer kalt; auf Untiefen iſt das Meer kälter und man fin - det ſie ſchon durch das Thermometer. Auch die Mee - resſtröme verändern die Temperatur des Meeres. Noch bleibt die Betrachtung der organiſchen Gebilde. Es[?] iſt ungewiß ob man nur bloß die Thiere oderdazuauch11auch die Pflanzen rechnen ſoll.

Man glaubte bisher, dasßLicht durchaus zu Erzeu - gung der organiſchen Stoffe nöthig ſei; undnidochthat man Pflanzen in dunklen Bergwerken ge - funden, und aufsder Tiefe des Meeres mit dem Senkblei heraus gezogen; es wachſen hier eine Men - ge grüner Pflanzen, ſo wie ſich zahlloſe Thie〈…〉〈…〉re dort aufhalten ebenſo wiederlegen auchindieden[Eingeweiden]dieWürmer die Behauptung. Man fin - det in den Polargegenden rothen Schnee; er liegt mehere Jahre hintereinander und enthält eine Men - ge kleiner Thierchennur dem bewaffneten Auge ſichtbardie alſo ſo unter denGefrier-Polen leben.

Die Pflanzen ſind in ihren Familien nach be - ſtimmten Verhältniſsen in den verſchiedenen Graden vertheilt. Man kennt bis jetzt 60000 Pflanzen, 45000 Inſecten, 5400 Vögel, 3000 Fiſche und 700 Säugethiere. In manchen Gegenden giebt es 5 mal mehr Vögel als Säugethiere. Von den Säugethieren ſindalviele Arten verloren gegangen, beſonders Schweine-Arten, Elephanten-Arten und Pfer - de-Arten. Auch ein rieſenmäßiges Krokodill mit einem Schwanenhals, und mehere Vögelarten die früher exiſtirten, fehlen jetzt.

Die

Die Menſchenracen ſind häufig ſehr verſchieden be - trachtet worden. Die frühere Klaſsifizirungen nach Knochenbau, Haut, Haar, Farbe u. ſ.w. ſind ſehr un - beſtimmt, man muß ſo wie bei den Thieren und Pflanzen es bereits geſchehen iſt von großen allgemei - nen umfaſsenden Abtheilungen ausgehen, und darin kleine Gruppen betrachten.

Ueberſicht der Kosmographie.

Wir wollen die Erde betrachten

  • 1, In Bezug auf ihren aſtronomiſchen Verhältniſsen.
  • 2, Auf ihre geognoſtiſchen Verhältniſse
  • 3, In Bezug auf ihre Hüllen, Waſser und Luft.
  • 4, In Bezug auf ihre organiſchen Gebilde Pflanzen, Thiere, Menſchen.

Man ſollte glauben daß in einer ſo kurzen Zeit nicht alle dieſe Theile erſchöpft werden könnten; dem iſt jedoch zu entgegnen, daß wir keinesweges ober - flächlich oder encyclopädiſch dieſe Punkte betreiben wollen, ſondern unſere Zeit dahin ge[?]ht alles zu erſchöpfen. Man muß jedoch ſich überzeugt haben, daß je vollkommener eine Wiſsenſchaft iſt, um ſo mehr läßt ſie ſich in wenige〈…〉〈…〉Principienzuſammen bringen. Es kommt hier〈…〉〈…〉nichtd〈…〉〈…〉araufan, ſehr ins Ein - zelne einzugehen und die Details zu behandeln, ſondernden13den Zuſammenhang aller Naturerſcheinungen nach - zuweiſen.

[5. Vorlesung, 17.11.1827]

Die Natur ſelbſt iſt Einheit in der Vielheit; ſie iſt der Inbegriff der Naturdinge und der Naturkräfte. Von der Betrachtung dieſer Dinge und dieſen Kräften kommt man zur Kenntniß der Natur. Je mehr der Menſch in ſeiner geiſtigen Ausbildung fortſchreitet, um ſo mehr betrachtet er mehr die Naturkräfte. Die Dinge ſind ſeine er - ſte Beſchäftigung, und zuletzt verbindet er beide. Das Beſchreiben dieſer Naturdinge iſt Naturge - ſchichte; die Betrachtung der Kräfte iſt Naturkeñtniß. Letztere ſetzt erſtere voraus.

Man hat die Naturdinge und ihre Kräfte, die ſich allein behandeln, oder alle Naturkörper als ein Ganzes[angeſehen]. Dieſes letztere iſt unſere Wiſsenſchaft. Es iſt merkwürdig daß die erſten Verſuche in dieſer Wiſsenſchaft ſchon dieſen Character haben. Al - les in der Natur hat man bei dieſem erſten Ver - ſuche ſchon im Zuſammenhange betrachtet.

Die Himmelskörper ſind eigentlich ein Gegenſtand der nicht zu unſerer Erde gehört; allein wir müſsen ſie mit in dieſer Beſchreibung aufnehmen, indem wir ſie in Rückſicht ihrer Wirkung auf unſere Erde betrachten. Man hat z. B. aus der Kenntniß des Monds - umlaufs auf die Abplattung der Erde geſchloſsen; ausEbbeEbbe und Fluth, auf dieBeAnziehungs Kraft des Mondes Aus dem Doppelſchpath, d. h. die Polariſation,daes Lichts hat man geſchloſsen, ob die Fixſterne eignes oder fremdes Licht haben.

Es iſt ſchwierig dieſen Wiſsenſchaften einen Namen zu geben; Phyſiologie, Geognoſie und Geographie ſind zu unbeſtimmte und nicht genug umfaſsende Beneñungen.

Kantnannte ſie zuerſt Weltbeſchreibung:was ſich von dieſem auf die Erde bezieht iſt in Ritters vergleichender Geographie ſehr gut und ſchön abgehandelt[. ]

Die Weltbeſchreibung iſt ein Aggregat empiriſchenrWiſsenſchaften, nicht eigentlich eine Wiſsenſchaft ſelbſt. Wirewolhlenunſere Wiſsenſchaft demnach meiſt von Beobachtungen und Erfahrungen herrührt, ſo darf doch keinesweges die Naturphiyloſophie her - abgeſetzt werden; im Gegentheil müſsen Philoſophie und Erfahrung Hand in Hand gehen. Bei Beobach - tungen iſt man immer im Einzelnen, und es ent - ſtehen dadurch nicht ſelten unrichtige Betrachtungen, dieß muß die Philoſophie berichtigen;〈…〉〈…〉dochſie be - rückſichtigt, wenn auch nur ſpekulativ alle einwirkende Gegenſtände; man bewegt ſich bei ſolchen Beobachtun - gen in einem beſchränkten Kreiſe, dieſen muß die Philoſophie erweitern. Daher muß auch dieſe nicht die mathematiſchen Berechnungen verachten, und diedazu15dazu nöthigen Unterſtellungen verſchmähen.

So wiſsen wir wirklich alle recht gut, daß es keinen eigentlichenLicht - oder Wärmeſtoff giebt, und eben ſo wenig ein Schallſtoff exiſtirt, allein um die Erſchei - nungen einer Berechnung zu unterwerfen, finden wir[ uns] genöthigt dieſe Stoffe zu ſupponiren; es iſt dieſe An - nahme nicht ſchädlich, ſondern ſogar nöthig. So wahr es iſt, daß das Waſser eine Ueberflüſsigkeit iſt, ſo würden wir deshalb weniger in der Hydraulik leiſten können, wenn wir es nicht als kleine verſchieb - bare Theilchen anſehen.

Geſchichte der Weltbeſchreibung

Es ſoll hier nicht eine Geſchichte der einzelnen Ent - deckungen und Beobachtungen gegeben werden, ſondern es kommt hier vielmehr darauf an, nachzuweiſen, wie man von[dem] du[?]unklen Gefühl der Einheit aller Kräf - te und Dinge zu einer vernunftmäßigen Aner - kennung dieſer Einheit fortgeſchritten iſt.

Die erſte Erkenntniß des Zuſammenhangs der Naturdinge iſt nicht vorzugsweiſe bei einem der alten Völker zu ſuchen, ſondern wir nehmen ſie bei allen Völkern faſt zu gleicher Zeit wahr. Auch bei unſern jetzigen ſogenannten Wilden findet ſich[das] dunkle Gefühl der Einheitund[?]in d[?]erNatur als eigenthümlichdada ihnen gewiß niemand davon etwas geſagt hat.

Wenn man manche andere Thatſachen bei den Wilden ſelbſt ſieht und hört, ſo wird man verſucht zu glauben, daß alle Wilde, die bis jetzt noch von Reiſenden geſehen wurden Ueberbleibſel von einem frühern kultivirten Volke ſind. Sie habenkeine inſtinktmäßige〈…〉〈…〉- graphieAſtro - nomie, und dgl. Kenntniſse, die zwuarder Idee ei - ner inſpiraten Naturweisheit geführt haben.

Die Regelmäßigkeit des Laufs der Geſtirne mach - te die Wildenaufurchtmerkſam, und von da ſchreibt ſich ihre Kenntniß her.

Die Facta der griechiſchen Geſchichte deuten auf eine Verbindung der nördlichen und ſüdlichen Halbkugel der Erde. Die Kenntniß der Ein - heit der Natur iſt uns von den Alten übertragen; die Kenntniß des Einzelnendurchgängigwar ihnendagegen fremd.

[6. Vorlesung, 21.11.1827]

Die Geſchichte der Weltbeſchreibung kann man in große Epochen theilen, welche theils große W[?]elt - begebenheiten theils freie Beſtrebungen einzel - ner Männer, theils Erfindungen neuer Organe bezeichnen. Wir können deren 6 annehmen.

  • 1, die Zeit der joniſchen Naturphiloſophen und der doriſch-pythagoriſchen Schule.
  • 2, Alexanders große Expedition nach Indien.
  • 17
  • 3, Die Züge der Araber im Mittelalter und die Leiſtungen ihrer großen Gelehrten.
  • 4, Die Entdeckung von Amerika.
  • 5, Die Erfindung neuer Inſtrumente, Behufs der Beob - achtungen und
  • 6, Cooks große Reiſen.

1te Epoche

Die Reflexionen der wilden Völker über die Einheit der Natur finden wir zuerſt ausge - ſprochen bei den Do〈…〉〈…〉rern und Ionie〈…〉〈…〉rn. Die Philoſophie der erſten joniſchen Philoſophen, Thaleswar mehr auf ſinnliche Anſchauungen ge - gründet; weit ernſter und großartiger aber die des P〈…〉〈…〉ythagoras.

Thales, Anaximenes, Eteokles, Diognes von Ap- polloniaund Anaximander,waren die vorzüg - lichſten unter den joniſchen Phiyloſophen. Sie hatten in ihrer Phiyloſophie manches richtige, das ſpätere ebenfalls wieder annahmen. Es lehrte die - ſe Schule, daß Himmel und Erde aus einem Grundſtoff entſtanden ſei, das einedahdurcherVerdicken, das anderedahdurcherVerdünnen.

Attractions - und Repulſionskraft ſind gewiſser - maſsen darin ausgeſprochenSie beobachtetennochPhyſicaliſche Geographie c.noch nicht jeden Planet als ein für ſich beſtehendes abgeſchloſsenes Ganzes ſondern ſahen daßju[?]gange [?]zeWelt - ſyſtem als ein Ganzes an, wo ſich die ſchwereren Stoffe tiefen, die leichteren Höher befänden. Es fand ſich bei ihnen ein Ahnen, daß es k[?]eine〈…〉〈…〉He - terogenität gäbe; indem die verſchiednen Elemen - te aus dem allgemeinen Grundſtoffe hervorgelei - tet wurden.

Die joniſchen Philoſophen beobachteten auch nicht immer im Allgemeinen, auch nicht im Einzelnen. Diogneenes von A〈…〉〈…〉polloniahatte z. B. ſchon ſehr gu - te Begriffe vor der Art der Reſpiration der Fiſche. Die Lehre des Pythagorashängt mit der der jo - niſchen Schule genau zuſammen, erſcheint auch in einem weit großartigere Charakter. Er brach - te die Mathematik in nähererVerbindung mit der Phiyloſophie und bediente ſich ſelbſt einer ma - thematiſchen Symbolik zur Beweiſung der Natur - verhältniſse Unterſuchungen Böcksu. Tales〈…〉〈…〉.

Man kann ſeine Phiyloſophie ganz beſtimmt eine Phiyloſophie des Maaßes und der Harmonie nennen. In ſpäterer Zeit bald nach der Verbreitung des Chriſtenthumserhielthattedieſe Lehre durch die Neu - Pythagoräer eine〈…〉〈…〉ganzau〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉mehr〈…〉〈…〉em[?]yſtiſche Geſtaltan -19angenommen als früher. Es iſt jedoch bekannt daß hauptſächlich das Syſtem auf Copernikusgewirkt hat: es war nicht einig das Syſtem des Pythagorasſelbſt, ſondern vielmehr das des Philo - laus, welches Copernikusſtudierte, und das ihm die Idee eingab das Weltſyſtem ſei anders als man es bisher betrachtet hatte. Die Pytha - goräer nahmen einen Weltheerd als Centrum an um demnſiechdie Sonne und die Planeten drehten; die Sonne betrachtete er wie einen Spiegel, der das Licht, welches vom Weltheerde auf die Erde fällt, reflecktirend.

Außer demAußerdemBeweguengenſich neben der Erde noch eine dunkle Gegenerde unddahindurchei - ne Eklipſe, indem ſich dieſe zwiſchen der Soñe und Erde befinde, entſtehe Nacht.

Anklänge des Pythagoriſchen Wiſsens finden ſich auch bei Plato, der einiges in ſeinen Ti - mäus davon ausſpricht. Man muß bei ihm zweierlei unterſcheiden: ſeine rationellen Be - obachtungen ſind meiſt dunkel; durchgängig ſeine einzelnen Beobachtungen höchſt ſcharfſinnig; undbeziehen ſich zugleich auf unſere heutige Naturkunde und Geographie. Er nahm einen überirdiſchenZu -Zuſammenhang des Waſsers an, eine Anſicht aufdiewelchewir inden heutigen Tagen wieder zurück - gekommen ſind. Ferner im Innern der Erde einen Feuerſtrom Periphlegeton und die Vulkane als Verbindung deſselben mit den Äußeren er belegte ſie dahercharakteriſtiſch mit den Namen Schornſteine. Er ſah zuerſt das mittelländiſche Meer als eine Niederung an; auch gab er ſehr gute Ideen über Entſtehung der Gebirgsarten und dgl., er unterſchied Ge - birgsarten, wie durch Waſser entſtanden ſind, oder durch ehemaligen Brand; rauhe u. zerſplitterte u. ſ.w.

2te Epoche

Nichts hat mächtiger gewirkt auf die Kenntniß der Natur für die alten Völker als Alexander dersGroßenExpedition nach Indien. Die Keñt - niß der Alten war bis dahin immer auf einen geringen Landſtrich beſchränkt; ſie kannten noch keine Erzeugniſse der〈…〉〈…〉Trogpenländer. Auch Alexanderdrang nicht bis zu den Tropen vor; doch wegen desContinental-Zuſammenhangs, ſah er ſchondie21die Erzeugniſse dieſer Länder. Es iſt eine ſeltſame Erſcheinung daß auf Kontinenten Pflanzenformen und Thierformen von dem Süden nach demWeſtNorden übergehen ſo findet man in Amerika den Kolibri in einer Breite wie Riga und Danzig. Daher fand Alexanderſchon in Indien in einer Breite von 32° Palmen und andere tropiſche Gewächſe

Einzelne Beſchreibungen der Tropengewächſe gab es ſchon vor Alexander, ſo beſchreibt He - rodotdas Bambusrohr diesſeshat man oft mit dem Zuckerrohre verwechſelt.

〈…〉〈…〉Kteſiasmacht viele Beſchreibungen von den ſeltſamſten Thieren und Pflanzen; er hatte ſehr viele Kenntniſse auf Reiſen erworben, und leider ließ er ſeinen Erzählungen viele Fabeln einflieſsen.

Man glaubt daß das Wunderbare in ſeinen Werken hauptſächlich den jungen Alexanderzu dieſer Expedition angeregt hätte.

Die Eindrücke, die dieſe Expedition bei den Griechen hervorbrachte, hat man immer mit denen der Entdeckung von Amerika des15 -15ten Jahrhunderts verglichen.

Man lernte viele neue Pflanzen kennen, ſah hier zuerſt große Thiergeſtalten; Elephanten wel - che ſpäterhin Pyrrhus zum Schreken der Römer nach Italien brachte. Man beurtheilte hier - nach die verſchiedenartigen Winde; und erkañ - te daß die Urſache des Steigens und Fallens der Flüſse nicht das Schmelzen des Schnees, ſon - dern die Regengüſse in den Tropen ſeien. Man lernte hier eine neun Menſchenrace kennen, dachte um die Urſache der Verſchieden - heit der Racen nach und ſtellte die erſte Theorie darüber auf. Der Keim zu den übrigen Theorien Von der Weisheit der Inder lernte man die Naturproducte kennen; doch drang Alexandernoch nicht bis in den Gegend ein, wieowieder die eigentliche Culturder Inder herrſchteam Ganges Seleukus Merkatorging ſpäterhin weiter bis nach dieſer Gegend hin und machte dort die Bekanntſchaft mit den indiſchen Prieſtern. Von den Chaldäern, einer Prieſterkaſte in Babylon, lernte man die Himmelskunde; Kalliſthenesſoll denAriſto23 Ariſtotelesdie Beobachtungen von 1900 Eklipſen ge - ſchickt haben dieerwirvorfanden, jedoch findet ſich in AriſtotelesWerken nichts davon.

AriſtotelesWiſsen müſsen wir als Frucht des Zuges Alexanders anſehen; er ſammelte die Entdeckungen die dieſer Zug bewirkte. Er legte ſchon eine ArtNaturalien-Kabinett an, und ihm verdanken wir, daß die Natur - beſchreibung an die Stelle der Einheit der Natur getreten iſt; er ging mehr insſ[?]Specielle ein, und erſt jetzt[kam] man auf eigentliche Beobachtungen. In ſeinem Werke mirabiliadema〈…〉〈…〉 dode mundoetc ſtellt er ſchon viele Theorien auf jedoch die Anſicht über Wärmeleitung, und ei - ne andere von den Farben, die man ihm gewöhnlich zuſchreibt, gehören ihm nicht, ſondern ſind jüngerer Zeit. Dagegen iſt von ihm eine Naturgeſchichte, eine vergleichende Anatomie, phyſikaliſche Anſichtenundüberdas Leben der Thiere und dgl. mehr.

Derſelbe Geiſt des Sammelns blieb auch fernerhin in der alexandrianiſchen Schule. Sam -Sammlungen von Naturalien und〈…〉〈…〉Bibli - othekenwurden überall nach dem Muſter der erſten des Ariſtotelesangelegt.

Unter den Ptolemäern wurde die Papyrus - ſtaude zu Schreibmaterial benutzt. Nach Paſsalaquas Unterſuchungen fehlt dieſes Ge - wächs jetzt inEgypten ganz, aber in Sizilien findet man es wild wachſen. Als Grie - chenland eine Provinz der Römer wurde ging die Tendenz des Sammelns auch nach Italien über. Strabounter dem Kaiſer Auguſtusverfaßte ein Werk, das zum Theil Erdbeſchreibung iſt. Er ſtellte hier zu - erſt auf, daß man aus der Geſtalt der Pflan - zen und Thiere, die Climate eines Landes und dieergeographiſchenBreite beſtimmen könne; er ſagte: die Sonne bringe ſchöne Thiergattungen hervor, färbe die〈…〉〈…〉Federn der Vögel und die Blätter der Pflanzen u. ſ.w. Später ſchrieb der ältere Pliniusein Werk in 34 Büchern[das] großartigſteUnter -nehmen einer Weltbeſchreibung.

Freilich25

Freilich war auch der Plan zu dieſem Wer - ke theoretiſcher als die Ausführung.

Es fehlte ihm die Erfahrung;immeer war ein gro - ßer Mann, der wenig ſelbſt arbeitete und ſich auf die Erfahrungen anderer verließ. Er hatte eine ſolche Menge von Materialien daß er ſie ſelbſt nicht überſehen konnte. Sein Werk fängt mit allgemeinen Betrachtun - gen über die Welt an, und geht dann das Einzelne ſpeziell durch: metrologiſche Erſchei - nungen Producte Geographie; Menſchenracen, geiſtige, Entwickelung des Menſchen. Den Schluß macht eine vergleichende Naturbe - ſchreibung; und eine Betrachtungundüberdie Geſtalt der Länder.

Dieſer ernſte, ſtrenge Weg, wurde nicht lange befolgt; die morgenländiſche Phyiloſophie drang in Italien ein, und führte hier zur Schwärmereizur Zeit Hadrians Es entſtan - den die Schulen der Neupytha〈…〉〈…〉gor〈…〉〈…〉er, Neupla - toniker und der Gnoſtiker.

Daherochhatte auch dieſe Schwärmerei ihre Vor - theile, da man jetzt anfing ſich zu ſehr mit demSpec -Phyſikaliſche Geographie d.Speziellen zu beſchäftigen, man kam jetzt wie - der auf das Gefühl der Einheit der Natur zu - rück, und bildete das aus was bei den roheſten Völkern ſchon geahndet wurde.

[7. Vorlesung, 24.11.1827]

Es war dieſe Epoche beſonders auch für das Studium der Che - mie von Wichtigkeit, da die Phönizier und Ae - gypter ſich mehr als alle übrige Völker mit der Natur der Stoffe beſchäftigten. Man weiß, daß der Kaiſer Caligulaſehr viel Neigung zur Alchemie hatte und das aureum pigmen - tum finden wollte. Der Name Chemie kommt ſchon bei Plutarchvor, dort bedeutet dieſesWort den Namen eines Landes in AfricaChamDas Studium dieſer Wiſsenſchaft wurde in Aegÿpten vorbereitet, wo die Araber es ſpäter aufnahmen und weiter ausarbeiteten.

Die Schwächung des römiſchen Reichs verbreite - te eine tiefe Nacht über das Abendland, nur noch in Griechenland erhielt ſich einiges Licht. Die Voelkerwanderung endlich brachte den Untergang des römiſchen Reichs hervor. Die Chio〈…〉〈…〉ng[?]us ſollen die Anſtifter dieſer großen Revoulu[?]tion geweſen ſein.

Nach27

Nach Klaproths Entdeckung lebt noch jetzt tief in Aſien ein indiſch-germaniſcher Stamm, mit blon - den Haaren und blauen Augen; der Abbe Reniſac [?]rbeſtätigte dieſe Ausſage, und ſagt es lebe die - ſer Stamm im Lande der Maltſchuhs am Balkan See. Es ſind dieſe die Ueberbleibſel eines größern Stammes der ſich im 1ten Jahrhundert nach Chriſtus auf die Chiongus, einen türkiſchen Stamm warf. Dieſe trieben die Huñeneinheimiſcher Stammaus ihren Beſitzungen; die Hunen endlich war - fen ſich auf die wirklich germaniſchen Stämme: Die Gothen, Vandalen u. ſ.w.

3te Epoche

Die Araber bezeichnen dieſe Epoche; ſie ſind ein ſemitiſcher Stamm. Schon in frühen Zei - ten waren Hirtenvölker aus ſemitiſchen Stäm - men im nördlichen Africa eingedrungen R v L's Unterſuchungen Nachdem ſie dort lange Zeit ruhig gelebt und als nomadiſchen Hirten in der Halbinſel umhergezogen waren, dran - gen ſie in Aegypten ein underforſchten bald, durch die Lehre Muhamedsangefeuert von[den][den] Ufern des Ganges bis zu den Säulen des Herkules. Sie bemächtigten ſich derAgÿptiſchen Kenntniſse und bewahrten ſie im Süden auf, wo - rauf im Weſten das rohe Leben die Wiſsenſchaft - ten nicht gedeihen ließ. Die Araber hatten einen eigenthümlichen Character, den noch jetzt ein Stam̃oder Whaabis[?] der We〈…〉〈…〉habiten zeigte[?]. Unwiſsenheit ohne je - doch roh zu ſeinwie die Huñen, und eine ganz beſondere Liebe zur Natur, ſind charak - teriſtiſch bei ihnen. Daher waren ihre Beob - achtungen hauptſächlich auf Gegenſtände der Natur gerichtet. Im Weſten waren die Araber in Verbindung mit den ſemitiſchen Stäm̃en: im Süden mit Aethiopienrn, ſpäterhin mit Ae - gypten; griechiſche Ärtzte hatten ſich ſchon vor Muha - meds Zeiten in Mecka niedergelaſsen, und zu derſelben Zeit ſchon gab es untereden A - rabern Dichtkunſt. Alta, die Sammlung der - ſelben wurde als Nationaleigenthum be - trachtet, und in Mecka aufbewahrtdieſe Sammlung iſt ins Deutſche überſetzt vom Prof. Freitagin Bonn1 dichteriſche Kampflieder. Unter der Regierung der Haſche〈…〉〈…〉miden undAb -29Abbaſsiden, war die Blüthe der arabiſchen Litte - ratur. Die Araber legten in Aegÿpten Bibli - otheken an; dieſe vermehrten ſich bald vom Orient bis tief in Spanien hinein.

Es iſt ſchwierig zuſammenzuzählen was alles vornden Arabern geſchah. Sie beobachteten den Himmel, die Pflanzenm, Mineralien u. ſ.w. ſie machten die erſten wirklichen Meſsun - gen,Meſopotamienerfanden neue In - ſtrumente, und brachten die indiſchen Zahlen nach Europa, die wiedereserſcheint durch den alten Verkehr der Indier, mit den Perſern zuerſt zu dieſen kamen und nicht zu den Arabern übergingingen, im Anfang des 13ten Jahrhunderts. Sie hatten beſtimmt auch Kenntniſse der Optik und der Refraction des Lichts.

Gewiß gründeten die Araber ihr Wiſsen auf Erfahrungen, die in griechiſchen und römi - ſchen Werken niedergelegt waren, aber für uns verloren gegangen ſind.

Dieſe Werke waren ihnen ſo wichtig daß die Califen beſondere Ueberſetzungs-Ausſchüſse errichten ließen.

Die

Die Werke wurden dann gewöhnlich erſt ins Sy - riſche und aus dem Syriſchen ins Arabiſche über tragen.

Eine eigne Theorie gaben die Araber nicht, da alle Völker des Islam in ihrem Geiſte ſehr beſchränkt ſind, und ſich nicht zu einem freiem Denken, vermöge ihres Glaubens erheben können; um ſo mehr ſprach ſich bei ihnen die Beobachtung aus. Allein ſelbſt in der Periode wo bei ihnen am meiſten die Wiſsenſchaft glänzte, befanden ſich dieſe Kenntniſse doch nur in ei - nigen Kaſten, und für die Bildung des gan - zen Volkes wurde wenig gewonnen.

Von ihren chemiſchen Entdeckungen ſollen hier nur 2 der Verzüglichſten erwähnt wer - den: 1, die Entdeckung der Säuern; ſie kann - ten die Salpeterſäure, Königswaſser, welches ſie nannten: Haſsa Zafared Chefi Gemed.

2, die Idee des Diſtillirens (Alkohol Naphta Queckſilberoxyd. )

Die Araber hatten 2 Reflexe: davon einen gegen Oſten: die Sternwarte zu Samarkam, wo ſich noch ein Sternkatalog vorgefunden hat, und die andere gegen Weſten in Spanien.

Alfons31

Alfons VIIhielt in Toledo einen großen wiſsen - ſchaftlichen Congreß, an dem damals Chriſten, Juden und Sarazenen Theil nahmen. Alfons- ſche Tafeln

Die Araber durchlebten eine lange glänzen - de Periode; im Jahre 640 traten ſie in Ae - gypten ein und 1236 war die Einnahme von Cordov[?]a. Der Abglanz ihrer wiſsentſchaft - lichen[Kenntniſse] findet ſich in den Werken des RaimundusR[?]L[?]ullus, und des Dr. mirabilis? Roger Baco; der viel auf dieſe Wiſsenſchaf - ten hindeutet, wie wohl er ſelbſt nichts ausführt.

4te Epoche

Die Entdeckung von Amerika iſt das wich - tigſte Ereigniß für die Kosmographie;gleich - zeitig damit fallen 2 große Weltbegebenheiten: die Reformation, und die Aufſtellung eines neuen Syſtems über die Bewegung der Weltkörper, durch Kopernikus.

Vieles kam zuſammen um dieſe große Be - gebenheit vorzubereiten: das Aufleben des italieniſchen Handels; der Einfluß den dieBuch -32Buchdruckerkunſt auf das Studium und die Ver - breitung der klaſsiſchen Litteratur hatte, und wodurch neue Dichter auftraten, wie Petrar - ka, Boccacciou. ſ.w. ; der Einfluß des frei - ern Sprachſtudiums auf das Gemüth uſw. mußten ein freieres Denken hervorbringen, weil man bisher nur glaubte was geſagt wurde, ſo begnügte man ſich jetzt nicht mehr mit dem bloßen Glauben, ſondern wünſchte Ueberzeugung, und dieſe war nur durch ſelbſtthätiges Denken zu erlangen.

Die Entdeckung durch Columbuswar nicht die erſte Entdeckung Amerikas. Skandinavi - ſche Schiffe hatten ſchon früher, um das Jahr 1003 Neufoundland geſehen, und man er - zählt, daß ſelbſt ein großer Theil von Nord -[?] amerika von ihnen beſucht worden iſt.

Sie nannten damals das neuentdeckte Land Winland, oder Weinland.

Im Jahre 1390 ſoll Drojnad einen Theil, des feſten Landes entdeckt haben. Doch waren alle dieſe Entdeckungen wieder verloren gegangen.

Nach -33

Nachdem die Skandinavier aufgehört hatten das Meer zu befahren, konnte auch wenig für die Kenntniß entfernter Länder ge - ſchehen, bis von Italien aus wieder die Be - ſchiffung entfernter Meere begann. Zwar hatte ſchon Marko Poloeinige Land - reiſen unternommen die eine Revolution in den naturhiſtoriſchen Ideeen hätten her - vor bringen können. Allein es iſt ein gro - ßer Unterſchied zwiſchenLand - und Seereiſen; jene wurden[ von] nur einzelnen Männern un - ternommen, wogegen an Seeexpeditionen ganze Völkerſchaften Theil nehmen; es konnten unmöglich einzelne Reiſende ei - nen ſo lebendigen Eindruck hervorbrin - gen als eine Entdeckung eines ganzen Welttheils, die das Leben zweier ganzen Nationen beſchäftigen mußte. Auch wä - re der Eindruck dieſes Entdeckung weniger groß geweſen, wenn Amerika nicht auf einer ganz andern Halbkugel gelegen wäre; manhkañ ſie nur mit der Ent - deckung der abgekehrten Seite des Mon - des vergleichen.

Dieſe große Entdeckung trifft merkwürdigerWeiſePhyſiſche Erdbeſchreibung e.34Weiſe mit vielen andern großartigen Begebenheiten zuſammen.

Um dieſe Zeit war es wo man die ſchönen Ge - bilde der alten Kunſt wieder auffand, und ſie aus ihren Gräbern empor ſteigen ließ, in der Zeit von 1498 1506. Martin Lutherund Calvinſetzten den Geiſt der Freiheit und Stärke, an die Stelle des frühern Aberglaubens; Copernicusend - lich legte ein neues Weltſyſtem vor Augen. Seine Schrift kam zwar erſt 1543 ins Licht der Welt, doch hatte er ſein Syſtem ſchon 15 Jahre nach der Entdeckung von Amerika 1507 ausgearbeitet

Auch hierbei hatte das Studium des Alter - thums ſeine Wirkung geäußert. Coperni - kuswurde durch das Syſtem des Phiylolausſo begeiſtert, dasßer daſselbe herzuſtel - len wünſchte. Obgleich er daßsSyſtem miß - verſtanden hatte, kam er durch dieſen Mißverſtand aber auf das richtige Syſtem[. ]Außerordentlichen Einfluß hatte die Ent - deckung von Amerika auf die Weltan - ſichten; man hatte einen neuen Continentent -35entdeckt der größer war als ein bisher bekanter, und ſich von 50° ſüdlicher Breite bisnördliche Breite erſtreckte.

Man erkannte damals zuerſt daß auch unter dem Aequator Schnee liege, und von hier aus die Schneegrenze ſich mit den Breite - graden verändere; es war damals zuerſt auffallend, daß bei verſchiedenen Höhen die Temperatur verſieden ſei; daß die Pflanzenformen ſich nach klimatiſchen Ver - hältniſsen und nach Höhe und Breite än - dern. Es entſtanden merkwürdige Diskuſsionen unter den Menſchenracen. Man fand hier nicht die großen Unterſchiede der die verſchiedenen Zonen bewohnenden Völker in Rückſicht auf Sprache, Farbe und Geſtaltung des Knochenbaues. Man fand ſogar in den heißeſten Gegenden unter dem Aequator die Menſchen von weißerer Farbe als die rothenBerg-Bewohner. Es entſtand die Frage warum in Amerika kein Negervolk exiſtire, warum dort in derſelben Breite ſich nicht daſselbe Klima vorfinde wie in Afrika, weshalb die Pro -ducte36dukte in denſelben Breitegraden in Amerika verſchieden wären gegen denen der alten Welt. Man erhielt eine richtigere Anſicht von dem vulkaniſchen Feuer, in - dem in Amerika viele Vulkane entdeckt wurden, die nicht zuſammen gruppirt wa - ren. Bisher kannte man nur ſehr wenige und erhieltunsvon[ihrer] Urſache nur ein - ſeitige Vorſtellungen. Jetzt ſah man Er - ſcheinungen die nicht mit denen des Veſuvs und Aetna übereinſtimmten. Man bemerkte daß einige, Waſser mit Fiſchen gemengt ausſpeiten; eine Erſcheinung die ihren Urſprung ganz natürlich daraus hat, das Schnee in den Krater fällt, dort ſchmilzt und als Waſser in denſelben fließt; es gab dieſe Urſache zu der wun - derlichen Annahme von Waſser-Vulkanen. Man entdeckte die großen Meeresſtröme, den Golfſtrom etc. Magelhanentdeckte ſpäter am ſüdlichen Himmel die ſogenañten Magelhans-Wolken; nicht eine Milchſtraße, ſondern 2 große Nebelflecke, außer -halb37halb der Milchſtraße. Schon die Araber ſol - len ſie, nach Idelers Unterſuchungen, ge - ſehen und gekannt haben. Damals noch lernte man die〈…〉〈…〉C[?]arbo〈…〉〈…〉rnen, ſchwarze Sterne kennen.

In Acoſtas Naturgeſchichte werden ſchon faſt alle Fragmente unterſucht die ſpäter die Menſchen beſchäftigten. Peter Martin da Anj[?]eri, Geheimſchreiber Carl des V, ſammelte alle erſten Nachrichten, welche die Reiſenden nach Italien und Spanien zurück brachten. Die Weltumſeglungen Cooks haben lange nicht eine ſolche Bewegung hervorgebracht als dieſe Entdeckung von Amerika.

[8. Vorlesung, 28.11.1827]

Es wurden in[dem] neu entdeckten Lande neue Städte, ja ſelbſt Univerſitäten ge - gründet. Aunj[?]eriserſte Briefeundüberdie EntdeckungsAmerikas deuten uns den gro - ßen Eindruck an, welchen dieſe aufaufdie Völker machte. Die Beobachtung der Natur trat jetzt an die Stelle der ſcholaſ - tiſchen Philoſophie, die ſich nun nicht länger mehr halten konnte; vorzüglich trugen zuihrem38ihrem Sturze bei Jordano, Bruno, Bako, Campanegliound Copernicus. Letzterer ſtellte das[Weltall] als ein unendliches Ganze dar und gab die erſte Idee zu den Geſetzen an, nach welchen ſich die Weltkörper bewegen. Brunobeſchäftigte ſich hauptſächlich mit Chemie und Aſtrologie. Als Pantheiſt in Genf verketzert, und von der Inquiſition in Venedig verfolgt, trug er ſeine Kenntniſse in England und Ingolſtadt vor. In den Werken Bakos2 und Campaneglios3 ſpricht ſich ſchon ein tiefes Gefühl über die Ein - heit der Natur aus.

5te Epoche.

Wenn die vorigen Epochen durch Reiſen, durch mathematiſche Unterſuchungen und philoſophiſche Betrachtungen bezeichnet waren, ſo war es der Zeit von 1590 bis 1643 vor - behalten neue Organe zu erſchaffen.

Es ſind vorzüglich deren 4 verſchiedene Arten, die jetzt geſchaffen wurden, und durch deren Hülfe man[dazu] kommen koñ - te, neue Entdeckungen im Gebiete der Kos - mographie zu machen: Fernröhre, Thermometer,Baro -39Barometer, und Infiniteſimal-Rechnung. Durch die Fernröhre deren Erfindung und erſte Vervollkommung in die Zeit von 1590 bis 1611 fällt, werden zuerſt die aufge - ſtellten Sätze des copernicaniſchen Syſtems beſtätigt; durch ihre Anwendung entdeckte man neue Planeten, die Monde des Jupi - ter uſw. Berge des Mondes und die Sonnen - flecke; zugleich unterſuchte man auch die Ur - ſachen der Weiße der Milchſtraße und fand ſie in der großen Zahl der Sterne die dort in Gruppen zuſammen liegen.

Die Thermometer wurden um 1600 in Al - bena erfunden, und im darauf folgenden Jahr von Reaumurauf meteorologiſche Er - ſcheinungen angewendet. Man fand vermit - telſt ihrer Hülfe den Einfluß der verſchiede - nen Klimate auf dasVegetations-Verhält - niß; die verſchiedenen Klimate in denſelben Breiten, Wärme des innern Erdkörpers u. dgl. meheres.

[Das] Barometer, eine Erfindung Tori - celli's um 1543 wurde zur Höhenmeſsung der Berge uſw. zuerſt von Pascalangewendet.

Die40

Die Infiniteſimal-Rechnung, vorbereitet ſchon durch Bako, zu gleicher Zeit von 2 großen Gelehrten, Ne〈…〉〈…〉wtonund Leibnitzentdeckt1670wurde nicht nur auf Aſtronomie ange - wendet, ſondern ſpäterhin auch mit vielem Glücke auf Phyſik.

Je mehr man ſich der neuern Zeit nähertdeſto ſchwerer iſt es beſtimmte Epochen zu un - terſcheiden. Durch die größere Leichtigkeit mit der die Schiffarth betrieben wurde; durch die allgemeinere Zugänglichkeit des Erdkörpers und durch die Erfindung neuer Inſtrumen - te, wurden neue Entdeckungen in allen Ge - bieten der Natur gemacht, die ſich auf ein - ander häufen. Hieraus wollen wir nun die vorzüglichſten aufſtellen, die einen beſondern Einfluß gehabt haben.

  • 1, Eine genauere Kenntniß der Luftſtrömun - gen. Schon die Alten kannten einzelne Strö - mungen, allein ſo wie überhaupt ihre Neigung mehr nach Con-traſten, als nach Regeln war<,>ſie liebten mehr das Einzelne, die Ausnahme wodurch man jetzt das allgemeinere Princip zu erfaſsen ſucht. 41 Jetzt waren es nicht mehr ſolche particulaire Luftſtrömungen wie man ſie ſchon zu Alexan - ders Zeiten kannte, ſondern vielmehr die to - talen Strömungen. Dampierreund Hallerſahen zuerſt ein, daß man die Luft als ei - nen großen Ozean betrachten müſsen, und leiteten aus dieſer Anſicht die Erſcheinung der Winde und dergleichen her1700
  • 2, Kenntniß der magnetiſchen beinah zu glei - cher Zeit mit den vorigen Haller

6te Epoche

CooksReiſen um die Welt brachten in geogra - phiſcher Hinſicht eine neue Kenntniß des Erd - körpers hervor. Entdeckung von Neuholland nicht die erſte, ſondern eine Umſchiffung uſw. Außer der Erweiterung der Kenntniſse und dem Einfluß den dieſe Reiſen auf die Aſtronomie und Naturgeſchichte haben, ſind ſie noch merkwürdig durch die Erweiterung der[phyſiſchen] Kenntniſse. Man lernte zu - erſt die Abweichung der Magnetnadel ſowohl näher in horizontaler als perpendiculairer Richtung kennen. Hallerverzeichnete zuerſt die magnetiſchen Linien, ſowohl nach DeklinationalsPhyſiſche Geographie f.42als nach der Inclination.

Georg Förſterſtellte die Entdeckungen, welche Cooks Reiſen in allen Gebieten der Natur her - vorbrachten, in einem ſchönen Naturbilde zuſam̃en. Es waren natürlich dieſe Entdeckungen noch ſehr unvollkommen da es noch an man[?]chen Hülfs - mitteln fehlte. Man kannte damals noch nicht die neuern Ideen der geognoſtiſchen Formation, und eben ſo wenig hatte man eine Kenntniß der Hygrometrie. Man kann ſagen dieſe Epoche iſt eine Berichtigung in allen Zweigen der Na - tur; dourch die neu geſchaffenen Organe ſah man beſser und ſchärfer die Erſcheinung und erkañ - te den Zuſammenhang derſelben. Dadurch er - hielten wir eine genauere Darſtellung der geographiſchen, geognoſtiſchen und hygrome - triſchen Verhältniſse der Erde. Cooks Reiſen ga - ben den Anſtoß in dieſer Art Reiſen zu unter - nehmen, fortzufahren; die neuern Reiſen laſsen den geographiſchen Geſichtspunkt zugleich fallen und nehmen den phyſikaliſchen um ſo ſchärfer auf, ſo waren die Reiſen Bonnets Freſeray'sund andere mehere.

Die Landreiſen in dieſer Zeit waren dem Raume nach freilich nicht ſo umfaſsend als die derAra -43Araber im Mittelalter; aber dadurch wurden ſie auf die phyſikaliſche Erdbeſchreibung um ſo wichtiger, weil ſie mit neuen Organen unternom - men wurden. Man unterſuchte die Formationen des Erdkörpers, in Bezug auf Gebirge, ausgebrañ - terVulkane;[organiſche] Ueberbleibſel; die Hebung der Inſeln, Berge in Rückſicht auf Geo - graphie uſw. So fand man z. B. daß dasHi - malaya-Gebirge höher ſei als die Gebirge in Europa. Die vorzüglichſten Reiſenden ſind: Menu, Palms, Sauſsuri, Munge Parkund viele andere.

Es iſt aus dieſen Reiſen häufig auch das Vor - urtheil entſtanden, man müſse um eine Betrachtung allgemein zu machen, und Regeln daraus zu ſchöpfen, mit einen großen Raum derſelben unterwerfen, um daraus Schlußfol - gen zu ziehen. DaßsVorurtheil kann jetzt nicht mehr ſtattfinden da man bekannter mit den Erſcheinungen und mit den Geſetzen gewor - den iſt. Es giebt Wiſsenſchaften bei denen die Engigkeit des Raumes[weniger] hinderlich iſt, als bei andern. So die Geographie. Wernerging zur Aufſtellung ſeines Syſtems nur von einen kleinen Punkt der Erde aus. Cour [?]v[?]ierund Broniatunter -44unterſuchten nun[auf] geringern Streken die tertiären Gebilde; ausgebrannte Vulkane; Tra - chyt, Sienyth, Porphyr; den Einfluß den die He - bung von Inſeln und Gebirge auf die Geogra - phieausüben uſw. Leopold von Buchverbreitete dieſe Theorie auf die ganze Erde. Er zeigte bei der Hebung der pommerſchen und ſchwediſchen Küſte daß nicht das Meer ſich ſenke ſondern vielmehr das Ufer ſich hebe. Außerdem er - klärte man durch die neue Theorie die heißen Quellen, die Erdbeben und dgl. Es traten noch phyſiſche Entdeckungen hinzu:

  • 1, Die voltaiſche Säule; die merkwürdig wurde durch die Anwendungen, welche Delucund Berzeliusdamit machten. Man kam durch dieſe zur Kenntniß der Metalloiden und Al - kalien, und fand daß die Erdarten nur Oxy - de von Metallen ſind, ferner dasßMetalle ſich ſelbſt unter dem Waſser entzünden können.
  • 2, Ohrſtädts Entdeckung der Identität des Mag - netismus und der Elektrizität.
  • 3, B[?]equerels Beweis, daß jede chemiſche Ver - bindung[electroskopiſch] ſei.
  • 4, Die Entdeckung daß[Magnetismus] und Elec -[trizität] mit der Wärme in Verbindung ſtehen.
  • 45
  • 5, Arragos Entdeckung der Erregung der Elec - trizität und des[Magnetismus] bei allen Kör - pern vermöge der Rotation. Dieß zeigt uns den Weg zur Erklärung des Nordlichts, der Gewitter und anderer hygrometriſchen Zuſtände der Luft. Lavoiſsier, Montigny, Ermañ, Dalten, Wels, Gueliſar; haben beſon - ders viel für die Electrizität und die Hy - grometrie gethan.

Zu Ende des 18ten Jahrhunderts wurden die großen Fernröhre von Donner, Herſchelund Frauenhoferangefertigt. Durch ſie bekamen wir eine Kenntnißder[?]vonneuen Weltkörpern,[?] neue Planeten wurden entdeckt, ſo wie 2 kometartige Körper, die ſich nicht von unſerm Planetenſyſtem entfernen, der Enkſche und Bie - naſche Comet. Wir erhielten eine Kenntniß der Doppelſterne, Sonnen, von denen ſich ent - weder die eine um die andere, oder beide um einen gemeinſchaftlichen Schwerpunkt bewegen, der Nebelflecke uſw.

Hinſichts der optiſchen Entdeckungen fand man die farbige oder nicht farbige Polariſation des Lichts, wodurch wir unterſcheiden können ob das Licht von ſelbſtleuchtenden Körpern herrührt, oder ob es reflectirtes Licht iſt, ob die leuchtendenKör -46Körper feſt oder gasartig ſind.

In geographiſcher Hinſicht bleiben nur noch 26 Gra - de der Breite übrig die noch nicht bekannt ſind. Capit: Paroyhat Reiſen nach den Nordpol unter - nommen, und die Wiederholung derſelben läßt uns günſtige Reſultate erwarten.

Die Weltanſicht wie ſie auf uns gekommen iſt, iſt ein Produckt der menſchlichen Intelligenz. In frühern Zeiten hielt ſie nicht Schritt mit den phyſiſchen Wiſsenſchaften. Da die erſten Völker vielleicht eine größere Neigung zur Phiyloſophie und zu der Speculation zeigten, und weniger auf Erfahrung hielten, ſo mußten natürlich manche Anſichten ganz vernachläſsiget werden. Jetzt, wo faſt ein jedes Volk Europas ſich mit einem andern Zweige der Natur beſchäftigt, muß die Weltanſicht gleichzeitig fortſchreiten. Jedoch ſind dieſe Fortſchritte deshalb nicht gleich - mäßig. Einzelne Wiſsenſchaften gehen gleich - ſam ſtoßweiſe fort, indem oft eine neue Erfahrung, eine Erfindung Licht auf viele Punkte verbreitet die bis dahin dunkel waren, weil es eben an dieſer Erfahrung fehlte. Das Streben in unſrer Zeit geht hauptſächlich nach allgemeinen Anſichten nach Principiendie47die alles einzelne in ſich faſsen. Wir ver - danken die allgemeinen Geſetze in der Aſtro - nomie dem großen Keppler, Newton, Dalem - bert, Lagrange, vorzüglich in neuſten Zeiten. Laplaceder in ſeiner Mechanik des Himmels ſeine Kenntniſse niedergelegt hat. Je höher man in der Unterſuchungen der Natur ſteigt, deſto mehr ergiebt es ſich daß alle Na - turerſcheinungen miteinander zuſam̃enhängen.

Es iſt eine auffallende Erſcheinung daß wir beſsere Kenntniſse und die Geſetze beſitzen nach welchen die fernern Weltkörper ſich bewegen+)Alle Bewegungen der Himmelskörper betrach -? tet man jetzt als eine Aufgabe der Mecha - nik, indem man nur die Attraction(?) zu Hülfe nimmt., als auch die uns näher liegenden Gegenſtände z. B. das Meer, die Luft uſw. Es liegt wohl der Grund darin daß bei jenen nur quantitätive Begriffe vorkommen, und man bei den tellu - riſchen Gegenſtänden zugleich den Stoff betrachten muß, aus denen ſie beſtehen, die Störungen verurſachen, welche nicht zu berechnen ſind, wes - halb man die Einheit der Geſetze auch noch nicht hat finden können. Ueber daßs, was noch dunkel ge - blieben iſt in der Geognoſie und Meteorologie kann vielleicht durch die glückliche Entdeckung, einesTages48Tages, einer Stunde ein unerwartetes Licht ver - breitet werden. Es iſt ein ſehr ungerechtes Vor - urtheil, wenn man glaubt eine große Menge von Stoffen und Kräften müſse zuſammen tre - ten um über mehere Erſcheinungen Licht zu ver - breiten, und es ſei nicht der Chemiker in ſeinen Laboratorium und der Phyſiker in ſeinen Kabine<tt>im Stande da wieder zur Aufſtellung etwas bei - zutragen. Die neuſten Erfahrungen der Phyſik und Chemie ſprechen dagegen; man darf ſich nur erinnern wie viel zur allgemeinen Kenntni<ß>die Entdeckung der voltaiſchen Säule beitrug. Man kann ſicher darauf rechnen, daß uns alle Erſcheinungen in der Atmosphäre nur durch dieſe beide Wiſsenſchaften aufgeklärt werden können.

[9. Vorlesung, 01.12.1827]

Quellen der Literatur.

Die Quellen für die Kosmographie ſind theils eigens Studium der Natur ſelbſt, theils Studium der Schriften die um dieſen Gegenſtand handeln. Das was im Ein - zelnen beobachtetworden, kañiſtim Verhältniß zum Ganzen der Natur immer nur ſehr gering ſein; man muß da - her auch die Beobachtungen anderer kennen, und dieſe kann man nur aus ihren Werken ſchöpfen. Im̃er aber muß man vorher ſich mit einigen Beobachtungen be - ſchäftigt haben, wenn man die Werke die darüber handeln ſtudire<n>will: Nur auf dieſe Weiſe köñen die Beobachtungen andrer verſtanden w<erden.>Was49Was die Literatur der Weltbeſchreibung anbe - trifft ſo iſt dieſe für 2 Klaſsen zu unterſcheiden. Für diejenigen die als Lehrer in dieſer Wiſsen - ſchaft auftreten wollen, und für diejenigen denen ihre Muße ein tieferes Studium der Natur zuläßt ſind die beſten Quellen: Reiſebe - ſchreibungen, das Studium aller ſpeziellen Ab - handlungen. Das Generelle kann nur aus dem Speziellen hervorgehen, man muß ſich alſo mit allem Einzelnen bekannt machen und zwar dürfen ſich dieſes Studium nicht auf die Beobachtungen einer einzigen Nation beſchränken, ſondern alles das was bei allen Nationen geſchehen iſt muß betrachtet werden. Für diejenigen die nicht den Zweck damit ver - binden als Lehrer ſich auszubilden, oder die nicht die Muße haben alle erſcheinenden Werke durch zu ſtudieren, müſsen die Sammlungen von Beobachtungen als Quellen dienen. Als ſolche ſind hauptſächlich zu nennen:

Bareniusgeographia generalis etc. 4Ein Werk? aus den 17ten Jahrhundert

Bergmanns5und Mitterpath [?]chers6phyſikaliſche Erd - beſchreibung.

Kantsphyſiſche Geographie. Fortgeführt von Riem7undPhyſikaliſche Geographie g.50und Foller8, die vieles hinzugeſetzt haben, was dieemVerfaſser nicht gehört

LameterieThéorie de la terre9:

Maltebrungeographie universelle. 10

Bei den Gebrauch dieſes letztern Werkes haben Spätere oft das von Maltebrungemeinte Ge - nerelle mit den Speciellen verwechſelt und dadurch falſche Reſultate daraus gezogen. Eine vorzügliche Aufmerkſamkeit hat der Ver - faſser ſchon auf das Organiſche gewandt; es findet ſich in dieſem Werke eine Geographie der Pflanzen und der Thiere ſo wie Ideen über die Menſchenracen.

Höchstaedt'sGrundriß der mathematiſchen Geo - graphie und Athmosſphärologie182011

Münch Mund's phyſiſche Geographie. 12

Gelersphyſikaliſches Wörterbuch. Art. Erde, von den obigen[Verfaſsern]13

Links. Phyſikaliſche Erdbeſchreibung. 14

Betrachtungen aus der Urwelt. 15

Laplace. Syſteme du monde16 zugleich aus gezeich - net durch eine außerordentliche Eleganz im Vortrag

? Schuberts17und Listons18aſtronomiſche Werke.

Anmerkung daß Bodehier nicht genannt wird geſchieht nicht weil Doc: ſeine Werke etwa noch weniger brauchbar hielte, ſondern weil ſie ſichviel51vielmehr auf das ſpezielle Studium des ge - ſtirnten Himmels beziehen.

Vorzüglich auf den phyſikaliſchen Theil bezie - hend, ſind zu nennen:

v HoffGeſchichte der Ueberlieferungen nachge - wieſen in den natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche. 19

Uckertsmathematiſche und phyſiſche Erdbeſchrei - bung der Griechen und Römer. 1816 1821. 20In dem Werken der Geographie der Griechen und Römer

Schreiber21

Anhangsw[?]eiſe iſt hier noch einiges anzuführen das vorzüglich dazu dienen kann die Liebe zum Studium der Natur zu erwecken. Es ſind dieß:

  • 1, Die äſthetiſchen Behandlungen von Naturſcenen
  • 2, Die botaniſchen Gärten.
  • 3, Die Landſchaftsmalerei

Bei den Griechen und Römern waren Schilder - ungen von Naturſcenen nur bei den Dichtern zu ſuchen nicht in den proſaiſchen Werken. Im Allgemeinen dienten dieſe auch nur bei den Dichtern die Beſchreibungen von Natur - ſcenen als Hintergrund für den Schauplatz auf welchem ſich die hiſtoriſchen Figuren bewegten. Die52Die Alten hatten mehr Sinn für das was auf die Leidenſchaften und Neigungen der Men - ſchen Bezug hat; der Einfluß der Natur auf dieſelben war ihnen fremd. Auch ſie fanden ge - wiß Genuß an der Natur, man ſieht dieß aus den G〈…〉〈…〉ärtendie ſie anlegten, und die wir aus denGBeſchreibungen des Plinius22, CicerosBriefen an Atticus23uſw. kennen. Mehr eigenthümlich finden wir die Naturſchil - derungen bei den indiſch-germaniſchen Stäm - men. So ſpricht ſich bei den Indern das tief - ſten Gefühl für die unbelebte Natur aus. In ſpäterer Zeit, bei dem Wiederaufleben der Literatur finden wir noch für dieſen Zweig ein ganz neues Emporkommen. Cardinal BenderPhyſiognomik der Pflanzen Aetna Dialogus24 In der Zeitberechnung des 18ten Jahrhunderts wurde dieſer Zweig beſonders gehoben durch BuffonsWerke; wir finden jedoch hier noch eine gewiſse Kälte weil er keine eigne Anſicht dieſer Natuſcenen hatte. 25 Vorzügliches Verdienſt erwarb ſich Georg Forſter, ein Deutſcher durch die Beſchrei - bung von CooksReiſen. 26 Später B[?]ernardinde53(?) de St Pierre27und in neuſter Zeit ChataubriandUeberſchwemmungen des Miſsiſippi28, Beſchrei - bung von Griechenland29 uſw. Unter den deut - ſchen ſteht darin am höchſten der große Göthe. Ein tiefes Gefühl für die Natur durchdringt alle ſeine Werke Metamorphoſen der Pflan - zen30 optiſche Verſuche31 uſw.

Häufig jedoch hat noch leider die Sucht nach ſchönen Schilderungen auf Irrwege geleitet, weil die Tendenz der Reiſen dahin ging ihre Reiſen poetiſch zu erzählen. Jedoch auch aſthetiſch-poetiſche Beſchreibungen brauchen ſich nicht von der Wahrheit zu entfernen; es kömmt auch darauf an, daß der welcher das Bild liefert ſich gleichſam ſelbſt der Betrachtung entzieht und ſeine Perſon da - rin verſchwindet, damit das Bild die Gro - ße der Natur darſtellen und nicht die Ein - drücke die derjenige hatte, welcher das Bild aufſtellte.

Neben dieſem neuen Zweig der Literatur, iſt es noch ein neuer Zweig der[Landſchaftsma - lerei], der Luſt und Liebe zum Studium der Natur und zum Reiſen erwecken kann. Eben ſo wenig wie Schilderungen von Natur - ſcenen den Griechen und Römern eigen waren54 eben ſo wenig waren auch Landſchaften ein Gegenſtand der Künſte bei ihnen. Was davon exiſtirte war vielleicht nur zu den drama - tiſchen Werken oder als Hintergrund von Ge - mälden in denen die hiſtoriſchen Figuren die Hauptſache waren. Zuerſt blühte dieſer Zweig der Landſchaftsmalerei noch in der niederlän - diſchen Schule, beſonders war Van-Dykedarin ausgezeichnet; ſpäter aber weit vollkommener bei den Meiſtern der italieniſchen Schule der Mitte des 16ten Jahrhunderts Baſsano, Hanibal, Ca - racciu a m. Doch erſt in der Mitte des 17ten Jahrhunderts wurden in Wahrheit Naturſcenen dargeſtellt Franz Poust[?] von Schleisheim ra - dirt Hogges Daniel HubenadosReiſe nach Braſilien. Beſonders beſchäftigte ſich in neurer Zeit die Landſchaftsmalerei mit der Nachahmung individueller Pflanzenformen.

Alles dieſes erregte bei vielen die Luſt zum Rei - ſen und brachte dadurch eine freiere Weltan - ſicht hervor. Doc: ſelbſt wurde auf dieſe Art zu ſeinen Reiſen angeregt: es waren vorzüglich Georg ForsterBeſchreibungen der Südſee Inſeln,32 die An - ſicht des Drachenbaums in einem botaniſchen Garten in London, und HoggesLandſchaften die ihm die Luſt erregten diejenigen Lander kennen zu lernen, in denen er alles dieß in der Natur ſelbſt vorfinden würde.

55

Wir definirten die Kosmographie, Weltbeſchreibung, als Betrachtung des Erſchaffenen. Wir haben hier 3 Betrachtungen zu unterſcheiden: Anhäufungen der Materie 1, nach Maaß der abſoluten relativen Größe, 2, der innern chemiſchen Natur und 3, nach Maaß der räumlichen Entfernung.

1, Anhäufung der Materie nach Maaß der abſoluten und relativen Größe.

Es iſt hier nicht die Rede davon einzelne Theile des telluriſchen Syſtems mit großen Maſsen zu ver - gleichen, wie dieß gleichſam ſpielend von vielen geſchehen iſt. Weit wichtiger iſt es zu beobachten wie die einzelnen Stoffe in der Welt verbrei - tet ſind, und in welchem innerlichen Verhältniß ſie zuſammen ſtehen. Wenn wir z. B. einen der kleinſten Planeten, wie die Veſta, deren Durchmeſser nur 59 Meilen beträgt mit der Sonne vergleichen, und dagegen einen Aerolit mit dieſem Planet vergleicht, ferner die mit[ei - nem] andern Centralkörper wie z. B. die Veja ſo finden wir keinen größern Unterſchied zwiſchen und Veja als zwiſchen einen Aeroliten zur ſelbſt. Der Durchmeſser verhält ſich zum Durchmeſser = 1: 3100 der größte Aerolit von 5 6′ Durchmeſser zum Durchmeſser = 1: 270000.

Denket man ſich nun einen Centralkörper z. B. die Ve - ja welche nach Herſchels Berechnung einen 34 malgröß -56größern Durchmeſser als die Sonne hat, ſo verkleinert ſich ſchon die bedeutend. Dagegen giebt es Pla - neten wie einer der innern Trabanten des oder der Komet von Enkedie vielleicht nur halb ſo groß als ſind. Gegen einen ſolchen verhält ſich Veja = 212000: 1 der Comet zum Aerolit = 135000: 1 dem - nach würden 135000 Aeroliten zuſammengeſtellt ſchon den Durchmeſser den Enkſchen Comets oder Satelliten des bilden, wenn erſt 212000 Satelliten des einen Centralkörper Veja in ihrem Durch - meſser bilden würden. Deshalb ſteht die Klein - heit des Aeroliten keinesweges im Wege um ſie auch als Weltkörper zu betrachten. Das Ver - hältniß eines größten Aeroliten zur Veja würde ſein wie 1: 28000 Milion.

Außer den ſtarren Körpern iſt, noch eine un - ermeßliche Maſse dunſtförmiger Materie im Weltraum verbreitet, theils ſichtbar wie

1, Die Flecken im ThierkreiſeZodiakal Lichtdie man oft nur als etwas Scheinbares, durch op - tiſchen Betrug hervorgebrachtes angeſehen hat; man glaubte es wäre ein Theil der Sonnen Athmosphäre; jetzt aber hat es ſich zu deutlich gezeigt daß es abgeriſsene Theile ſind die außerhalb der Erdbahn liegen.

2, Die Nebelflecke, die nicht in Sternhaufen aufgelößt werden können; ſie haben daß[?]sEigenthümliche, daß wenn man57 auch noch ſo große Ferngläſer anwendet, ihre Lichtſtärke immer dieſelbe bleibt HerſchelAußer dieſen ſichtbaren dunſtförmigen Materien, kann man aus Gründen auch auf andere un - ſichtbare ſchlieſsen. Je mehr man die Kraft der Teleskope zunehmen läßt deſto mehr Ne - belflecke hat man bereits entdeckt. Denkt man ſich dieſe Kraft noch mehr zu nehmen? ſo kommt man auf die Idee von Olmers: die Sterne in den weiteſten Räumen können aus Licht zuſenden, da die einzelnen Stralen derſelben uns wegen der unendlichen Weite paralell vorkommen, ſo müßte, da ſich ſo viele Sterne gewiß untereinander und nebeneinander in den Weltraum verbrei - tet finden das ganze Himmelsgewölbe uns als eine Sonne erſcheinen, da dieß nun aber nicht der Fall iſt ſo ſchließt Olmersdaraus daß ſich Materien dazwiſchen ver - breitet befinden müßten durch die das Licht jener entfernten Weltkörper, bis es zu uns gelangt geſchwächt werde. Vermuth - lich ſind dies dunſtförmige Maſsen aus de - nen ſich noch keine Weltkörper gebildet haben. Ein zweiter Grund auf ſolche dunſtförmigeMa -Phyſikaliſche Erdbeſchreibung h.Materien zu ſchlieſsen iſt die Retardation der Cometen von Enkeund Bi〈…〉〈…〉elabei ihrem Wiederkehren. Es iſt zu dieſer Verzögerung kein andrer Grund vorhanden, als daß ſie bei ihrer geringen Dichtigkeit durch ſolche dunſt - förmige Maſsen Widerſtand gefunden haben, und ihre Geſchwindigkeit gehemmt worden iſt. Auf die dichtern Planeten ſcheint dieſe dunſt - formige Materie keinen Einfluß zu haben.

[10. Vorlesung, 05.12.1827]

2, Beſchaffenheit der Materie nach Maaßgabe der Verdichtung

Der Zuſtand der Weltkörperhatkann3〈…〉〈…〉fach ſein:ſtarr, tropfbar flüſsig und elaſtiſchflüſsig oder dunſtförmig.

Bei unſrer Erde finden wir alle 3 Zuſtände zuſammen gemaengt. Den ſtarren Zuſtand finden wir bei den Gebirgen und Erdmaſse<n>ſelbſt bei Eisbergen in den nördlichſten und ſüdlichſten Gegenden den tropfbar flüſsigen bei den Meeren; auch kañ man auf dieſen Zuſtand im Innern der Erde ſchließen, da man aus den Verſuchen berechnen kann daß bei 46 Meilen, die Temperatur 1600° Reaum. iſt, weil ſchon das Queckſilber verpflüchtet,das59das Eiſen ſchmilzt. Der elaſtiſch flüſsige Zu - ſtand iſt in[unſerer] Atmosphäre. Es iſt möglich daß noch an den äußerſten Enden der At - mosphäre ſich ſtarre Körper befinden, die aber dort ſo dünn ſind, daß ſie für un - ſer Experiment nicht exiſtiren.

So ſind aber nicht alle planetariſchen Körper den Mond hat man in dieſer Hinſicht mit den Aeroliten verglichen er ſcheint nur aus einem feſten Kern zu beſtehen. Was von Atmosphäre bei ihm exiſtirt, iſt ſo düñ wie wir es nur in unſrer Luftpumpe her - vorbringen können. Man hat als das Charakteriſche der Nebenplaneten aufſtellen wollen, daß ſie keine Atmosphäre hätten; es iſt dies aber nicht richtig; es ſcheint daß[die] Satelliten des eine Atmosphäre haben; ſie verfinſtern ſichbisweilen, und man kann dieſe Verfinſterung nicht anders erklären als aus die Verdichtung ihrer At - mosphäre. Andre Körper ſind faſt ganz gasförmig ſo die Cometen. Man hat ſelbſt durch den Kern der Kometen Sterne von 6terbis 7terGröße geſehen. Blos nebligeMaſsenMaſsen ſind auch ferner die planetariſche Nebel - flecken die Herſchelentdeckt hat. Alle wei - ter von der Sonne entfernten Planeten, m[?]eist[?] die kleinern neu entdeckten ſind von geringerer Dichtigkeit als die ſich der Sonne zunächſt befindenden. Erſtere haben die Dichtigkeit des Waſsers, Naphta uſw., letztere von Eiſenſtein, Platina etc<.>Noch wichtiger als dieß iſt die chemiſche Be - ſchaffenheit der Weltkörper und die Art und der Grad ihrer Bewegung. Das erſte be - treffend ſo kennen wir eigentlich nur das, was zum telluriſchen Syſtem gehört. Die Aeroliten geben uns den einzigen Verkehr mit der Beſchaffenheit der fernen Weltkörper. Gustav Roſehat die Aeroliten vielfach unterſucht, und gezeigt daß ſie Gebirgsarten ſind, denen ähnlich wie wir ſie auf[unſerer] Erde finden.

Von unſerm Erdkörper kennen wir ei - gentlich auch nur die Rinde. Dieſe iſt aus chemiſchen Elementen zuſammengeſetzt deren wir bis jetzt 51 kennen; es ſind dieſe Ma - terien nicht in gleicher Quantität vorhanden. Sauer -61Sauerſtoff und Kieſelerde ſind am meiſten verbreitet. Nach Berzeliusiſt die größ - te Quantität des Sauerſtoffes nicht in der Luft enthalten, ſondern im Innern der Ge - birge. Die Kalkerde die noch faſt am wenigſten beſitzt, enthält 28 Theile Oxygen. Die flüſsigen Maſsen ſind meiſt aus Waſserſtoff und Sauerſtoff zuſammen geſetzt. Die Atmosphäre iſt der eigent - liche Sitz der großen Maſse Stickſtoff ſie enthält ¾ Stickſtoff und nur 0,001 Koh - lenſäure, das übrige iſt Sauerſtoff.

Eine noch größere Verſchiedenheit in der Mengung der Beſtandtheile zeigt ſich bei den organiſchen Körpern.

In unſerm Planeten bildet das organiſche nur eine dünne Rinde. Man hat Pflanzen aus der Tiefe des Meeres hervorgezo - gen, die eine ganz andere Species zeig - ten, als die ſonſt bekannten.

In der Anhäufung der organiſchen Stoffe liegt ein Grund, warum ſie, ſo lange ſie ein Ganzes bilden ihren Grundſtoff nicht ändern;wennwenn aber Theile von ihnen getrennt werden ſo folgen chemiſche Veränderun - gen. Die organiſchen Theile machen da - her im wahren Sinne eines Ganzes aus.

3 Entfernung der Weltkörper und Gruppen.

Man unterſcheidet Erde und Himmel, tel - luriſche Verhältniſse und ſolche die nicht zur Erde gehören.

Wir haben hier hauptſächlich 2 Fragen zu beantworten: welcher von den Himmelskör - pern iſt je unſrer Erde, am nächſten gekom - men? und 2, wie können ſich 2 Himmels - körper am nächſten kommen?

Auf die erſte Frage müſsen wir unbe - dingt antworten, daß der Mond biſher un - ſerer Erde am nächſten iſt, da ſeine Ent - fernung von derſelben nur 48000 Meilen beträgt. Von den Cometen hat ſich der, wel - cher im Jahre 1770 beobachtet wurde am meiſten der Erde genähert; jedoch befand er ſich noch um 6 Mondenbreiten von ihr entfernt. Hätte dieſer Comet eine ſo feſte Maſse wie die Erde gehabt, ſo würdeer63er unſer Jahr um 3 Stunden verlängert haben.

Für unſere Erdbahn iſt der Komet von Bielamerkwürdig; er war im Jahre 1826 nur um 2 Mondenweiten von der Erd - bahn entfernt.

Oft iſt ſchon die Frage aufgeworfen wor - den ob die KometenSschweife ſich mit un - ſerer Atmosphäre miſchen und Verän - derungen in derſelben hervorbringen können. Im Jahr 1786 hielt in einigen Gegenden eine Zeit lang ein merkwür - dig nebliges Wetter an mit Stürmen begleitet; man ſah die Sonne während dieſer Zeit wie eine rothe Scheibe, und glaubte daß diesßvon einem Come〈…〉〈…〉ten- Schweif herkäme, der ſich mit unſrer At - mosphäre gemengt hätte.

Radebohnmachte zuerſt daraufd〈…〉〈…〉 wirkaufmerk- ſam daß dieſe Erſcheinungen nicht jen - ſeits des atlantiſchen Oceans exiſtirt hatten, und man hat bis jetzt noch kein[Beiſpiel] von der Geſchwindigkeit eines Cometen, die großer wäre als die Rotationderder Erde. Es müßte demnach der Cometen - Schwanz die Erde gleichſam gefegt und da - her jenſeits des atlantiſchen Oceans eben - falls ſolche Verfinſterungen hervor ge - bracht haben alsdieſseits.

Der Comet von 1819 hatte eine ſolche Ge - ſchwindigkeit, daß man ſeinen hellen Schein nur kurze Zeit ſah. Nach Olmersund Dirk - ſens Berechnungen ging er am 26ten Junÿ durch die Sonne, ſo daß er mit der Sonne und Erde in einer Linie ſtand, ſo daß wenn ſein Schwanz lang genug geweſen wäre er ſich hätte mit unſrer Athmos - phäre vermſiſchen müſsen.

Nach alten franzöſiſchen Chroniken ſoll 1439 ein Comet den Mond verfinſtert haben; dieß wäre dann der geweſen der der Erde am nächſten gekommen wäre. Allein die Stelle in der Chronik ſcheint auf einem Mißverſtändniß zu beruhen; nachdem man genauer unterſucht hat Grießs[?]ſo hat ſich gefunden daß in dieſer Zeit eine Mondfinſterniß eingetreten. Vielleicht warzur65zur ſelbigen Zeit ein großer Comet ſicht - bar.

Eine andere Frage iſt die, welche Weltkör - per ſich am nächſten gekommen ſind. Der innre Saturnstrabant iſt ſeinen Hauptplaneten um die Hälfte der Mondsweite nahe, 27300 Meilen. Unſer Mond iſterhinſichts der Entfernung von ſeinem Hauptplanet der 5te Trabant. Der Comet von 1770 iſt wahrſchein - lich in den Jahren 1769 und 1779 mitten durch das Syſtem des Jupiters Trabanten gezogen ohne ſeinen Lauf und auch dem dieſer Tra - banten zu ändern; es wäre dieß das merk - würdigſte Beiſpiel der Annäherung zweier Weltkörper, d〈…〉〈…〉och〈…〉〈…〉wenner auch mitten durch ging, ſo mußte er doch wenigſtens ¼ Mondsweite vom Jupiter entfernt geweſen ſein. Der Saturns Ring iſt 5800 Meilen vom Saturn entfernt. Es finden ſich auf dieſem Erhöhungen die ſo groß wie der Merkur ſind; ſo daß man denſelben als eine Menge noch nicht gekannter Satelliten betrachten kann.

DiePhyſikaliſche Erdbeſchreibung i.

Die Doppelſterne ſind nicht ſo nah als man vielleicht glauben mächte; wenn ſie nur 5″ von einander entfernt ſind, ſo iſt dieſe Entfernung ſo groß als der Abſtand des Saturn von der Sonne.

Bei den Dunſtförmigen Maſsen iſt die An - näherung viel größer als bei den ſtarren Körpern. Man findet Sterne die vollkom - men in ſolchen Maßen eingeſenkt ſind. Ja es finden ſich förmliche Ueberzüge von ſol - chen Maßen. Die meiſten Nebelflecke haben einen Kern der gewöhnlich in der Mitte liegt; manche haben auch 2 bis 3 Kerne. Der materielle Verkehr mit dem Welt - körpern wird hervorgebracht:

1, durch die Lichtſtralen: Das Licht von den entfernteſten Planeten unſres Syſtems des Uranus kommt in Stunde zur Erde; das des Syrius in 2 Jahren.

Von den weitern Sternſchichten braucht das Licht 2400 Jahre um zu uns zu gelangen; von den entfernteſten Nebelflecken die wir kennen wenigſtens 30000 Jahre.

Zu67

Zugleicher Zeit bringen die Lichtſtralen auch Wärmeſtralen mit, und bringen auch ſelbſt Wärme hervor Sommerville's Unterſuchungen

2, Durch die Kraftäußerung der Maſsen Attraction. ; ſie iſt ſtärker bei den dich - tern, weniger ſtark bei den leckern Kör - pern. Selbſt die am weiteſten entfern - ten Körper üben gewiß noch eine Attrac - tion aus; unſere Berechnungen gehen aber nur bis zum Saturn.

Dieſe Attraction iſt entweder tranſla - toriſch und doch iſt ſie uns für die Aſtrono - mie bemerkbar, oder ſie wirkte hinſichts der Bewegung der Erde, der Inclination der Axe, die den Bewohnern der Erde nicht ganz unbemerkbar bleiben Ebbe und Fluth nicht nur in den Tropfbaren Ozean ſondern auch zu beſtimmten Zeiten in der Luftförmigen Hütte. Während 24 Stunden ſteigt das Barometer 2 mal und fällt auch wieder. ſiehe oben

3 Aeroliten. Ihre Beſtandtheile machen es wahrſcheinlich, daß dieſe nicht von ſo weitent -entfernten Regionen herkommen können, da die Planeten welche jenſeits der Aſtä - roiden liegen, eine ſo geringe Dichtigkeit haben.

[11. Vorlesung, 08.12.1827]

Aſtronomiſcher Theil

Die nähere Details der ſphäriſchen und theoriſchen Aſtronomie dürfen hier eben ſo wenig verlangt werden als wir in die geodätiſchen Einzelnheiten eingehen können. Nur die phyſiſche Aſtronomie wollen wir hier berühren; jedoch darf man den Aus - druck phyſiſche Aſtronomie nicht in dem Sinne nehmen wie es iſtnden meiſten Werken genommen wird; die Bewegung nicht nur der Himmelskörper, ſondern auch alles was ſich auf den phyſiſchen Zuſtand derſelben be - zieht.

Wenn unſere Erde ein ſelbſtleuchtender Kör - per wäre, oder wenn nach Herrn OlmersHypotheſe ein jeder Punkt des Weltgebäudes leuchtend wäre ſo würden wir von der Exiſtenzder69der Geſtirne gar nichts wiſsen. Es würden daraus die traurigſten Folgen für die Cultur entſtanden ſein. Wir würden keinen Be - griff von der Geſtalt unſrer Erde haben; nur die Pendelſchwingungen allein würden wir uns haben geben können; und ſchwerlich würde man auf dieſes Mittel gekommen ſein. Wir würden keine aſtronomiſche Meridiane, ſondern nur magnetiſche haben. Die aſtronomiſchen Beſtimmungen, ſo wich - tig für die Schifffahrt würden wegfallen und die höhere Mathemathik würde bei wei - tem nicht die Ausbildung erreicht haben die ſie jetzt hat.

Unſere Lage in einem mittlern Planeten iſt zur Beobachtung ſehrgeeignet Auf un - ſrer Erde ſelbſt iſt die Gegend unter dem Aequator die geeigneſte für aſtronomiſche Beobachtungen. Dort, wo man zu gleicher Zeit die Sterne des Nordpols und Südpols er - blickt, und wo auf den Höhen eine dünnere Luftſchicht, den Beobachtungen geringere Schwie - rigkeiten in den Weg legt als irgendwo sonſt. DerDer junge Herſchel, Sohn der großen Aſtro - nomen will ſich jetzt dort mit ſeinen In - ſtrumenten hinbegeben. Man kann aus ſeinen Beobachtungen mit Recht, die reich - ſten Früchte für die Wiſsenſchaft erwarten. Wir ſehen unter den Weltkörpern nur 2 als Scheiben, die Sonne und der Mond; alle übrigen erſcheinen uns als Stralende.

Es iſt dies Stralen nicht bloß Folge von ſelbſtleuchtenden Körpern, ſondern wir ſehen es auch bei den Planeten. Beobachten wir dieſe Sterne durch Fernröhre ſo ver - lieren ich die Stralen. Etwas Ähnliches findet ſich ſchon unter den Tropen, da wo die Luftwärme iſt und wo die Wärme gleich - mäßiger vertheilt iſt; es liegt daher viel in der Atmosphäre. Die meiſten Fix - ſterne haben dort das milde planeta - riſche Licht; doch erſcheinen ſie deswegen nicht trauriger, wie man es glauben könnte, wenn man dieſes mit dem Sehen durch Fernröhre vergleicht wie die Stralen verſchwinden und der Stern viel kleinerer -71erſcheint. Nach den verſchiedenen Jahreszeiten iſt das Leuchten der Sterne dort ſehr ver - ſchieden, weil die Wärme in Bezug auf Dichtigkeit vielen Einfluß auf die Atmos - phäre hat. In den wärmeren Jahreszeiten erſcheinen die Sterne weit heller; wenn die Regenzeit heranrückt ſo erſcheinen ſie weit funkelnder.

Die Täuſchungen über die Geſtirne können zweierlei Art ſein 1, Dilatation Ver - großerung der Sterne 2, Durch die Poly - gonal Figuren.

Was das erſte anbelangt, ſo ſehen wir dieß ſchon beim Monde wo man den dunklen Kreisvon dem von der Erde wiederſcheinenden Lichtgrößer ſieht als er zu dem hellen paſ - ſend ſein ſollen.

Es ſtammen die Worte Stralen und Sterne aus einem Würzelwort, doch iſt nicht dieſe Benennung aus dem vorigen genommen

Wegen der großen Entfernung der Sterne ſch〈…〉〈…〉nei- den ſich die Stralen derſelben nicht grade auf der Netzhaut, ſondern d〈…〉〈…〉erStralenkegel wird durchſchnitten; ſein Endpunkt fällt merk -würd- würdig vor oder hinter denieRelzhaut; wir ſehen deshalb nicht den Stern ſelbſt, ſondern nur den Streuungskegel deſselben, welcher weit größer iſt. Dieß zeigt ſowohl bei den Fixſternen wie auch bei den Planeten.

Dieſe Dilatation verbreitet ſich von 6″ bis zu 4′. Vega erſcheint im Durchmeſser von 4′ verbreitet, obgleich der Stern nach Herſchelnur Secunde zum Durchmeſser hat;[während] Uranus deſsen Durchmeſser 4″ beträgt kaum mit bloßen Augen zu ſehen iſt. Es hängt daher auch dieſe Dila - tation von der Intenſität des Lichts ab. Es giebt nur ſehr wenige Perſonen die den kleinen Stern: das Reiterlein, und den Stern Miza im Schwanz des großen Bären mit bloßen Augen ſehen können. Er iſt ein Stern 5terGröße, auch nur 3′ von Miza entfernt, ſo daß er in den Streuungskegel von Miza fällt; weshalb man ihn nicht ſo leicht ſehen kann. Auch dieß iſt alſo eine Folge der Dilatation.

Es kommt oft vor, daß wenn der Mondeinen73einen Stern bedeckt, bevor dieſe Bedeckung ſtattfindet, der Stern eine Zeitlang an ſei - nem Rand zu kleben ſcheint, ſtatt wie in andern Fällen augenblicklich zu verſchwinden. Man hielt auch dieß Phänomen als von der Dilat〈…〉〈…〉ationverurſacht; es iſt dieß aber nicht richtig, da auch im Fernrohr daſselbe er - ſcheint; es iſt vielmehr Folge der Inclination der Lichtſtralen.

2, Polygonal Figuren. Wie oben geſagt, ſehen wir nur Sonne und Mond als Scheiben; die übrigen Sterne erſcheinen wie vielſeitige Figuren, durch die Stralen welche von ihn aus zugehen ſcheinen. Venus und Jupiter erſcheinen uns nur durch das Fernrohr als Scheiben obgleich der Durchmeſser der und 1′ beträgt. Man hat auch Verſuche angeſtellt, die aber noch keine gehörige Reſultate ge - liefert haben, wie weit ſich uns nähern müßte, damit wir ſie als Scheibe ſehen könn - ten. Es läßt ſich dies nicht gut ermitteln da uns die Zwiſchenſätze in der Entfernung feh - len wo der Fall eintreten würde daß dieScheiben -Phyſikaliſche Erdbeſchreibung k.Scheibengeſtalt in die Polygonal Figur übertritt. In frühern Zeiten hat man dieſe Sache nicht die gehörige Aufmerkſamkeit gewidmet, ſonſt wür - de man vielleicht aus einigen Erſcheinungen darauf Schlüſse haben machen können. So er - zählen die Schriften der Araber im Mittel - alter von einer merkwürdigen Erſcheinung dem auflodern eines Sternes der den 4ten Theil der Größe des Vollmondes gehabt haben ſoll, alſo 7 8′ im Durchmeſser, und der we - nige Monate nach ſeinem Erſcheinen wieder verſchwand. Der Comet der 1006 von den Arabern geſehen wurde ſoll 4 mal ſo groß als geweſen ſein aber es iſt nicht geſagt ob man dieſe Sterne noch als Polygonal Fi - guren oder als Scheiben wahrnahm.

In den kleinern PlanetenAſteroidenwürde die Sonne nur in einer Größe von 10′ erſcheinen, im nur 6′. Es iſt die Frage ob die Sonne in dieſen Planeten noch als Scheibe erſcheinen könnte.

Die Zahl der Stralen die man an den Ster - nen ſieht iſt nach[den] verſchiedenen Augen ver - ſchieden. Manche Menſchen ſehen wirklichePoly -75Polygonal Figuren, andere nur ein undeutliches Bild. Man hat hierüber viele Verſuche ge - macht und Doc: ſelbſt hat ſich viel damit be - ſchäftigt. Die deutlichſten Verſuche kann man gegen〈…〉〈…〉 machen indem man in einer Entfernung dieſe mit einem Laden - kreuz beobachtet. Wenn andere bei dieſer Ge - legenheit 8 Stralen ſahen, bemerkte Doc deren nur 7, von denen die oberſten einen Win - kel von 60° bildeten; dreht man das Auge, ſo drehen ſich die Stralen mitein Beweis daß Hauptſächlich die Erſcheinung den dem Auge ſelbſt liegt; zieht man das Auge ſehr zuſam - men ſo vergrößern ſich die Stralen bedeutend. Man kann die Stralen auch suppremiren, in - dem man nur das Auge ſenkt verſchwinden die obern Stralen und die untern werden verlängert; erhebt man dagegen das Au - ge ſo verſchwinden die untern Stralen und die obern verlängern ſich.

Bei ſchwachen Vergrößerungen[vergehen] die Stralen nicht und dieß war eine lange Zeit ein großer Uebelſtand für die aſtro - nomiſchen Beobachtungen.
Man

Man ſollte glauben daß man in frühern Zeiten immer nur 5 Stralen zu ſehen ge - glaubt habe, indem man die Sterne gewöhn - lich mit 5 Stralen andeutete und in der Hy - roglyphen Schrift die Zahl 5 immer durch ei - nen Stern bezeichnet wurde.

Vom Funkeln der Sterne

Man hat geglaubt daß das Funkeln der Sterne von den Dünſten unſrer Atmos - phäre abhänge. Es iſt dieß aber keines - weges der Fall. Das Funkeln der Ster - ne beſteht darin, daß ſie entweder in ei - nem Augenblick verſchwinden und dann wieder erſcheinen, oder daß ſie noch vor ihrem Verſchwinden ein farbiges Licht an - nehmen. Man hat gefunden daß dieß 5 mal in einer Minute geſchehen kann. In neuern Zeiten iſt man durch die Ent - dekung der Interferenz des Lichts auf die Erklärung dieſes Phänomens gekom - men. Man wurde auch darauf aufmerk - ſam daß 2 Lichtſtralen wenn ſie aus ver - ſchiedener Entfernung kommen ſich gleich -ſeitig77ſeitig zerſtören und Dunkelheit hervor brin - gen können. Den Anfang dieſer Entdeckung machte EmaljiProfeſsor in Bologna; er fand daß bei der Beugung der Lichtſtralen um den erleuchtenden Punkt farbige Fran - zen entſtehen, ein innrer und äußrer Rand zwiſchen denen ſich ein Lichtſtreifen be - fandDefraction. Thomas Ÿoungmachte 1803 bei den Emaljiſchen Verſuche die merk - würdigſte Entdeckung, daß wenn man ei - nen Schirm von einer Seite vorhielt ſo daß von hier das Lichts nicht hinzu kommen konnte, die farbigen Streifen verſchwanden, aber wieder erſcheinen, ſobald man den Schirm wegnahm.

Wenn man dicke Gläſer nimmt ſo hängt es vom Beobachter ab das Licht nach einem oder dem andern Orte zu werfen. Youngnannte dieſe Erſcheinung die Interferenz der Lichtſtralen.

Frenellezeigte daß die Beugung der Licht - ſtralen zu dieſer Erſcheinung nicht nöthig iſt. Er nahm 2 Spiegel durch denenieer 2 Lichtſtralen ſo auffing und ſo zurückſtralenließließ daß ihr Vereinigungspunkt verſchieden entfernt war, und der Weg den ſie zurück zu legen hatten verſchieden wurde; er fand daſselbe Phänomen; es entſtand ein ſchwar - zer Punkt da wo ſie ſich vereinigten, und rund herum ein Lichtſtreif. Arragondehn - te dieſen Verſuch nah in ſo weit aus daß er einen Papierſtreifen mit Chlorſilber beſtrich, und ihn in den Vereinigungspunkte der Lichtſtralen brachte. Er fand daß da wo der dunkle Streifen war das Papier violet wurde, und da wo der helle ſich be - fand weiß blieb, wo ſonſt das Chlorſilber die Eigenſchaft hat violet zu erſcheinen warennman es den Sonnenſtralen ausgeſetztnach Huy - gensEin Beweis daß alſo da wo hier Schwarz erſchien eigentlich die Lichtſtralen ſich würklich befanden. Dieſe Erſcheinung gab zugleich dem Emanations Syſtem des Lichts einem Stoß, indem man nach demſelben ſich die Erſcheinung daß aus den Zuſammen - treffen zweier Lichtſtralen Dunkelheit ent - ſtehen kann nicht erklären konnte. Es kam vielmehr die Anſicht einer Oszillation desLichts79Lichts auf, indem man dieſe Erſcheinung mit den Kreiſen vergleicht, die im Waſser ent - ſtehen, wenn man etwas hinein fallen läßt, die nur vernichtet werden, wenn durchein andrer Körper ähnliche Kreiſe bewirkt werden, die dieſe durchſchneidenUeber die Inter - ferenz des Lichts S. Annalen der Chemie 18161ter Theil p. 199, 239. Frenelle1819 und die Defrac - tion Thomſons Chemie Franz. Ueberſetzung von Rifle Fiſchers mechaniſche Naturlehre 2ter Band

[12. Vorlesung, 12.12.1827]

Aus dieſer Erſcheinung nun ließ ſich das Funkeln der Sterne erklären, indem ihr Licht, daß durch Stralen zu uns kömmt, durch einen andern Stral der in einer andern Richtung und Entfernung dieſen in der At - mosphäre durch kreuzt aufgehoben wird, und für uns daher verſchwindet.

Alle Sterne funkeln mehr am Horizont, als wenn ſie weiter herauf geſtiegen ſind, weil die Dünſte hier weit ſtärker ſich bewegen und daher weit häufiger ſolche Stralen von andern durchſchnitten werden können. Auf Ber - gen nim̃t man deshalb auch das Funkeln nichtſoſo häufig wahr, als in dernEbenen aus demſelben Gründen. Je mehr Dünſte nur der Stral zu paſsiren hat deſto mehr wird er von ſeiner graden Richtung abgelenkt, und ge - brochen.

Die Scheiben funkeln nicht, weil hier immer ein Stral den andern erſetzt, ſo daß wenn einer verfinſtert wird der andere leuchtet. In den Tropenländern haben die Sterne ein weit milderes planetariſches Licht, weil hier die Atmosphäre reiner iſt. Wenn die Luft feucht iſt funkeln ſie nicht ſo ſehr, weit mehr wenn ſie ſich erkältet, indem ſich dann Niederſchläge bilden und die At - mosphäre trüben. Im Allgemeinen iſt das Funkeln um ſo größer je unruhiger die Atmosphäre iſt. Große Sterne funkeln mehr als kleine weil ihr Eindruck auf die[Netz] - haut weit ſtärker und alle Urſache des Funkelns in einem weit größern Maaß - ſtabe vorhanden iſt.

Von der Interferenz des Lichts ſcheinen noch manche andere Phänomen abzuhängen:bei81bei Sonnenfinſterniſsen ſieht man bisweilen während der Finſterniß ſelbſt einen gro - ßen erleuchteten Ring Das ſcheinbare Kleben der Sterne am Monde wenn ſie von demſelben verdeckt werden. uſw. Anmerkung Younghat durch die Interferenz des Lichts die Feinheit der Wolle unterſucht.

Von den Sternen, die mit bloßem Auge ſichtbar ſind.

Durch unſere natürliche Geſichtskraft ſehen wir Sterne von 6ter7bis 7ter Größe. Nach geometriſchen Meſsungen iſt es wahrſchein - lich, daß dieſe 10 Syrius Weiten von uns entfernt ſind, ſo daß das Licht um von dieſen Sternen zu uns zu gelan - gen 30 Jahre braucht. Unſere natürliche Geſichtskraft aber verhält ſich zu der Seh - kraft des größten 4 füßigen Telescops wie 3 Fuß zu 4 Meilen.

Man hat lange Zeit behauptet, daß man auch bei Tage Sterne ſehen könne, be - ſonders ſei dieß aus dunklen Räumen tiefenSchach -Phyſikaliſche Erdbeſchreibung l.Schachten der Fall. Doc hat ſelbſt einen großen Theil ſeines Lebens in Gruben zuge - bracht, und doch niemand finden können, der wirkliche Sterne bei Tage geſehen hätte.

Auch von der Pariſer Sternwarte will man bei Tage Sterne geſehen haben. Die Füh - rer im Chamoun[?] Thal behaupten, daß man von der Höhe des Montblanc bei hellem Tage Sterne ſehen Rönne; doch ſcheint dieß ſehr zweifelhaft zu ſein. Auch glaubte man daß man unter den Tropen den Stern Canopus bei Tage ſehen könne; einige Leute können wirklich die die 30″ Durch - meſser hat, bei Tage ſehen; wiewohl den den Syrius nicht, der ein helleres Licht hat als Canopus. Doc hat 18 Minuten nach Sonnenaufgangin Südamerikaeinmal wirklich noch den Jupiter ſehen können.

Leute die eine beſondere Schärfe des Ge - ſichts haben, können ſelbſt Sterne[8ter] Größe mit bloßen[Augen] ſehen. Nach J.F. Benzenberghat es Perſonen gegeben die die Traban - ten des mit bloßen Augen ſehen kannten. Das83Das ganze Syſtem des und das des nimmt nur einen Durchmeſser ein der dem halben Durchmeſser des Vollmondes gleich iſt. Daß man nicht manche Sterne ſieht, liegt auch hauptſächlich mit daran daß man nicht weiß wo man ſie ſuchen ſoll. Eine größere Schärfe der Klar - heit folgt aus den Zuſammenfallen der Dinge ſelbſt. Alle Scheiben ſieht man nur in einen Geſichts-Winkel von 1′; dagegen alle verlängerten Gegenſtände z. B. Baum - ſtämmen, Blitzableiter und dergleichen mehr unter einem Geſichts-Winkel von 4 bis 5″. Viel auch trägt der Hintergrund zum kla - ren Sehen bei; ſo bemerkte Doc in der Gegend von Pichinca auf einer Entfernung von Meile bei den ſchwarzen Trachit Steinen einen weißen Fleck vorüber ziehen und in einem Winkel von 3 4″. Es war dieß wie es ſich nachher fand ſein Reiſebegleiter deſsen weiße Puncho, eine dort übliche Tracht, ſich gegen das ſchwarze Geſtein deutlich repräſentirte. EsEs kommt nun hauptſächlich ſehr darauf an ob der Gegenſtand hell oder dunkel iſt den man ſehen will poſitives und negatives Sehen, z. B. die Berge die man nur dadurch ſieht daß ſich ihre dunklen Umriſse gegen das helle Licht auszeichnen.

Man hat die Bemerkung gemacht daß man durch Fernröhre bei Tage Sterne ſieht. Es iſt ſchwer die Urſache zu erklären: ſie er - ſcheinen nicht viel größer, und die Concen - tration des Lichts kann auch nicht die Urſache ſein, da man auch durch die frühere Luft - thermometer dieſelbe Erſcheinung hatte. (?) Die Urſache mag wohl an der Geſchwindig - keit der Bewegung liegen; man ſieht etwas ſich bewegendes weit eher als etwas ruhendes. Man glaubte früher durch die Länge des Fernrohrs ein deutlicheres Sehen hervor zu bringen. Das Fernrohr mit welchem Caſsinieinen Saturntrabanten entdeckte war 155′ lang; ein anderes hatte die Länge von 250′ noch ein anderes hatte die Länge von 625′ Campanibeinah ſo hoch wie der MützelsbergNa -85Natürlich konnten dieſe Fernröhre nicht aus einem förmlichen Röhr ähnlich wie ein Maß - baum beſtehen, ſondern wurde durch Ma - ſchienen bewerkſtelligt, indem ſich zwiſchen[dem] Objectiv Glasſe und dem Ocular Glaſe eine Luftſchicht befand; man nannte ſie da - her auch Luftfernröhre. Man gab früher die Anzahl der Sterne die man mit dem bloßen Auge ſehen auf 6000 an. Die Be - rechnung iſt nicht richtig. Nach Rachtelſind es wenigſtens 11000. Nach Herſchelgiebt es allein 6ter Größe 8000 Sterne, 7ter Größe 14000.

Vom Teleskopiſchen Sehen

Das Teleskopiſche Sehen iſt nicht nur wegen phyſiſcher Erſcheinungen merkwür - dig, ſondern den größten Vortheil daran zog man da, wo man es mit den Meß - inſtrumenten verband. Es entſtand nun erſt dadurch die meſsende Aſtronomie. Der franzöſiſche Aſtronom M[?]or[?]inhatte zu - erſt1634die Idee dazu die Teleskope zuMeß -Meßinſtrumente anzuwenden. Doch erſt durch1664 Piccardund Ozou(?) kam dieſe Idee zur Ausführung und erſt in den letzten Re - gierungs Jahren Ludwigs XIVwurden ſie ganz gewöhnlich gebraucht. Wenn man bedenkt daß vor der E〈…〉〈…〉rfindung der Fernröhre man alle Meſsungen nur mit Dioptern aus - führen konnte, ſo muß man ſich auch wun - dern, wie dennoch die Beſtimmungen der Araber, und ſelbſt noch die des Columbusund mehrere andern bis auf die Genauig - keit von 4 bis 5 Minuten gekommen ſind. Freilich iſt jetzt die Genauigkeit bis auf 10 bis 12″ ja ſelbſt bis auf 1″ zu bringen möglich. Eine beſondere Art von Fernröhre ſind die Cometenſucher, die eine ſchwache Vergrößerung auch ein ſtarkes Objectiv Glas haben und haup - ſächlich dazu dienen um Neuigkeiten am Himmel zu entdecken. Die Nachtfernröhre ſind auf dieſelbe Art conſtruirt.

Die Vergrößerung ſchwächt den Lichteindruck ein großes Objectiv-Glas auch ſammelt das Licht. Die Vergrößerung der Teleskopen derenman87man ſich bei Sternwarten bedient, iſt 180 bis 200 mal.

[13. Vorlesung, 15.12.1827]

Eintheilung der Aſtrognoſie.

Geballte und nicht geballte Materien ſind wie Inſelgruppen im Weltall verbreitet. Zwiſchen dieſen Inſelgruppen liegen einzelne Sterne wie die Sporaden im Weltmeer.

Die Inſel zu der unſer eignes Planetſyſtem gehört umfaßt alles was wir mit bloßen Augen ſehen können. Unſer Sonnenſyſtem allein hat eine ſehr große Ausdehnung; man kann rechnen daß die Entfernung des Uranus von der Sonne nur der 100ſte Theil von der Entfernung der Sonne bis zu den äußerſten Cometen ſei, die erſt noch 80,000 Jahren zurückkehren. Unſer ganzes Sonnenſyſtem, dieſe Cometen ſelbſt mit - einbegriffen, würde 37000 mal der Länge nach in unſerer Sternſchicht Platz habennach Herſchels Berechnungen

In der Weltbeſchreibung wie in der Weltge - ſchichte muß man von den äußerſten Theilen anfangen und dann auf das näher liegendeüber -übergehen. Eben ſo wie in der Weltgeſchichte giebt es auch in der Weltbeſchreibung einen mythi - ſchen Theil, doch wäre es〈…〉〈…〉Unrecht zu glauben daß bloße Muthmaſsungen es wären die wir für die entferntere Theile hätten. Unſere Kenntniß davon beruht auf wirklichen Beobachtungen.

Wir betrachten:

  • 1, Die entferntern Gruppen
  • 2, Unſere Sternſchicht
  • 3, Unſer eignes Planetensyſtem.

1, Die entferntern Sterngruppen

Einige Nebelflecke ſind dem bloßen Auge ſichtbar, die bloßen Sternhaufen ſind, ſo der Nebelfleck im Gürtel der Andro〈…〉〈…〉meda, im Schwerdt des Orion, in der Krippe des Krebſes. Am früheſten wurden dieſe Sternhaufen im An - fang des 17ten Jahrhunderts beobachtet. Der Ne - belfleck im Gürtel desrAndro〈…〉〈…〉mee dawurde ſchon von Simon Majusbeobachtet, ſpäter von Huygensaber der eigentliche Columbus dieſer Räume war Herſchel. Schon Lambertund Kästnerwollten durch Vernunftſchlüſse zur Erklärung der Nebelflecke gelangen

Her -89

Herſchelſtellte zuerſt die Idee auf den Himmel nach drei Dimenſionen zu meſsen. Er maß zuerſt die Tiefe des Himmels, und brachte gleich - ſam ein Senkblei zum Maaß derſelben in die Aſtronomie.

Wir können die bisher bekannten Nebelflecke eintheilen, in ſolche die für unſre Teleskope noch auflösbar ſind, und ſolche die man nicht hat auf - leſen können. Zu der erſten Art gehört un - ſre Milchſtraße, die aber hier nicht her gehört da ſie in unſrer Sternſchicht liegt. Es erſchei - nen dieſe bei gehöriger Vergrößerung, als ei - ne Menge von Sternen die unauflösbaren dagegen hat man bei unſern größten Fern - röhren bei 1800facher Vergrößerung nicht anders wie als Nebel ſehen können.

Es iſt nun die Frage ob dieſe letztern uns nur wegen ihrer außerordentlich großen Entfer - nung ſo erſcheinen, und ob man nicht mit noch größern Teleskopen dahin kommen könnte, auch dieſe in Sternhaufen aufzulöſen. Streng ge - nommen könnte dieß wohl möglich ſein alleinſchließtPhyſikaliſche Erdbeſchreibung m.ſchließt man der Analogie nach, ſo iſt es wohl wahrſcheinlich, daß ſie ganz unauflösbar ſind.

Bei einem Uebergang von Fernröhren die 130 mal vergrößern zu ſolchen, deren Vergrößerung 1800 beträgt ſieht man ſie in derſelben Erleuchtung; ſo daß was wohl zu ſchlieſsen erlaubt ſein dürf - te, daß bei noch ſtärkerer Vergrößerung auch der Nebel ſich nicht in Sterne auflöſen laſsen könnte.

Bei einigen dieſer Nebelflecke bemerkte man einen glänzenden Stern, der ganz anders erſcheint, als wenn es ein Stern ſein würde der von Nebel eingehüllt wäre. Häufig be - merkt man ein oder zwei kleine Sterne mit - ten in dieſen Nebelflecken und man hat be - merkt daß ſie ſich mit dieſen fortbewegen. Würden dieſe Sterne uns näher liegen als die Nebelflecke alſo nicht mit ihnen zuſammen ſein, ſo würden ſie ſich bei ihrer Bewegung von demſelben trennen.

Die Zahl der Nebelflecke die man bisher beob - achtet hat beträgt ſchon mehr als 3000, von denender91der größte Theil unauflöslich iſt. Alle zuſammen genommen, würden einen Raum von 600 Vollmonden einnehmen. Herſchelglaubt daß dienächſten unauflöslichen Nebelflecken 8000 Syrius Weiten von uns entfernt ſind, die weiteſten auch die man wahrgenom̃en hat ſchätzt man 300000 Syrius Meilen entfernt. Es ſind dieſe Nebelflecke gleichſam Lichtwol - ken, wie unſre Dunſtwolken; nur daß ſtatt der Dunſtbläſchen in letztere, ganze Welt - körper in den Nebelflecken enthalten ſind Unter den Nebelflecken die unauflößlich ſind können wir dreierlei Arten unterſcheiden:

  • 1, bloße Nebelflecke, ganz kernlos und ohne Sterne
  • 2, Nebelſterne, in denen es im Innern eine Zuſammenziehung. Dieſe Verdichtung iſt nie am Rande, ſondern immer in der Mitte; weshalb ſie nicht Attraction herzuröhren ſcheint.
  • 3, Nebel in denen im Innern einzelne Sterne ſind.

Die planetariſchen Nebelflecke haben 12 bis 15 Secunden im Durchmeſser; nach dem Schätzen ihrer Entfernung wurde ein ſolcher den Raumvonvon der Sonne bis zum Uranus ausfüllen Her - ſchelglaubte auf ſie die Lage aller übrigen wie auf einen Fixpunkt zu beziehen.

Die übrigen ſind von den wunderlichſten For - men; Pinſelartig, Kammartig, auch wie die Schweife der Kometen. Zwiſchen γ und β der Leier iſt ein Ring der in der Mitte einen ſchwarzen Fleck hat und mehrere Secunden im Durchmeſser beträgtVon Danger(?) und Montpellier wurde dieſer entdeckt und hat Her - ſchelviel beſchäftigt

Die Bewegung in dieſen Nebelflecken ſcheint die Schnelligkeit des Lichts zu überſteigen. Der Nebelfleck im Orion ändert ſich fortwährend. Er wurde ſchon im 17ten Jahrhundert von Huygensund von 1774 bis 1810 von Herſchelbeobachtet. Er ſcheint ganz auseinander zu gehen; Sterne von 8terGröße die früher in Nebel einge - füllt waren haben ſich jetzt davon entfernt. Viele der[?] Nebelflecke haben um die zuſam - mengezogenen Maſsen einen Ring, ähnlich wie der des Saturn Herſchelwill verſchiedene Stufen der Verdichtung geſehen haben, die nichtim -93immer nur an einem Punkt ſondern auch oft an zweier ſtatt findet.

Bei einigen iſt noch gar keine Verdichtung zu ſehen, bei einigen iſt ſie im Beginn, und andere ſind im Begriff ſich zu theilen. Dar - aus kann man ſchlieſsen daß dieſe älter, jene junger ſind. Bereits 600 Nebelflecke hat man beobachtet die ſich in der Mitte ver - dichtet haben.

2 Unſere Sternſchicht.

Wenn man unſere Sternſchicht einen Nebel - fleck nennen wollten ſo könnte dieß nur uneigentlich geſprochen ſein; nur dann verdiente ſie dieſen Namen, wenn man ſie von weiter Entfernung betrachtet ſich denken würde. Wenn es gewiß iſt, daß die Milchſtraße ganz in Sterne aufgelöſt werden kann, ſo ſind wir berechtigt keinen Nebel anzunehmen. Doch iſt ein Nebelfleck darin anzuführen, der im Thierkreiſe ſelbſt liegtZodiackal Lichtaußerhalb unſerer Erdbahnundund ſelbſt außerhalb der des Mars. Um ſich von der Möglichkeit unſerer Stern - ſchicht eine gewiße Form zu geben eine Idee zu machen iſt es nöthig zuerſt von den ver - ſchiedenen Lichtſtärken zu ſprechen.

Wären alle Sterne gleich groß, ſo könnte man aus ihrer ſcheinbaren Größe auf ihre Entfer - nung ſchlieſsen, daß iſt aber nicht der Fall man muß daher noch ein anderes Maaß hinzufügen, nun dieß erhalten wir durch die Lichtſtärke. Den Alten war dieſes Maaß nicht bekannt.

Schon in den früheſten Zeiten beſchäftigten ſich die Aſtrologen mit den größern Ster - nen; wir kennen ſehr alte Beobachtungen über Syrius und Algdebararn. Hipparchunternahm es zuerſt einen Sternkatalog anzulegen. Pliniusſpricht davon daß ein Stern verloren gegangen wäre, und das Hip - parchdarauf auf die Idee gekommen ſei die Sterne zu zählen. Bei den Ptolomäern findet ſichschon95ſchon ein Katalog der die Sterne bis zur 6tenGröße aufnimmt und ſie noch verſchiedener Größe beſtimmt, durch Einführung einzelner Buchſtaben. Es iſt dieß von der größten[ Wich - tigkeit][geworden] um die Revolutionen am Him - mel zu erkennen: findet man z. B. daß ein Stern der mit δ[?] bezeichnet war, jetzt glänzender als α erſcheint ſo iſt es wahr - ſcheinlich daß ſich ſein Licht oder ſeine Ent - fernung verändert hat, wenn[] auch zwiſchen α und β, oder β und γ uſw. Die Täu - ſchung der Sinne Einfluß haben kann Photometriſche Skalen

Durch die Größe der Sterne erhielt man nur 2 Dimenſionen, durch die Photome - triſchen Meſsungen ſeit Herſchelaber 3. durch die photometriſchen Meſsungen erhält man die Entfernung der Sterne, ſie ſind des - halb von vergrößten Wichtigkeit, jedoch ha - ben ſie auch ihre großen Schwierigkeiten. Lambertfand nach dieſen Meſsungen das Licht des Vollmonds zwiſchen 277000 und 300,000schwächerſchwächer als daß der Sonne. Der Aldebaran, ein Stern erſter Größe hat ein 400,000 mal ſchwä - cheres Licht als der Vollmond. Die Sonne würde dieſelbe Lichtſtärke als Aldebaran haben wenn ihre Entfernung von uns 31100 Halbmeſser der Erdbahnbetragen würde Syrius WeiteNach OlbersMeſsungen hat ein Theil der Mondatmos - phäre 900000 mal geringere Lichtſtärke als die Scheibe ſelbſt. hat 3000 mal ſchwächere Lichtſtärke als nach Lamberts

Ein großer Unterſchied iſt zwiſchen ſelbſtleuch - tenden Körpern und ſolchen die reflectirtes Licht haben, wie ſchon früher angeführt worden iſt. Man hätte glauben ſollen wenn man die Größe der Sonne und die Größe der Fixſter - ne mit der der Planeten vergleicht, daß die Urſache des Lichtprozeſses die Größe ſelbſt ſei; auch Herſchel's Beobachtungen haben es wahrſchein - loch gemacht, daß es ſelbſt leuchtende Nebel im Himmelsraum gebe, die nicht zuſammen ge - ballt ſind. Zodiakal Licht. An der dunkeln Scheibe der Venus bemerkt man wie beim Mondein97ein aſchfarbenes Licht, es kann dieß aber nicht ſo wie beim Monde vom Wind erſchein erklärt wer - den man glaubt daher daß die Venus ein eignes Licht habe, eine eigne Phosphoreszens, ſo daß die dunkle Scheibe von Zeit zu Zeit ſichtbar wird. Die Lichtſstärken kann man auf verſchiedener Art meſsen: die ſicherſte Methode iſt durch den Vergleich der Schatten die durch zwei leuchten - de Gegenſtände entſtehen. Sind in gleicher Entfernung vom Licht die Schatten gleich ſtark, ſo kann man auf eine gleiche Lichtſtärke ſchlieſsen. Nach den Unterſuchungen des Grafen Rumfortnim̃t die Lichtſtärke in den Quadraten der Entfernung ab.

Eine andere Methode die von Hougetangewen - det wurde beſteht in der Vergleichung des Sonnen - lichts mit dem einer Wachskerze, durch die An - wendung von Hohlgläſern; ſie iſt nicht ſo gut wie die erſte.

Eine dritte iſt zuerſt bei Herſchels Beobachtungen des Jupiters Trabanten, wenn ſie in dem Schat - ten des Jupiters eintreten, ausgegangen. Sie be - ſteht darin daß man Schirme in den TelescopſetztPhyſikaliſche Erdbeſchreibung n.ſetzt und das Licht von einen Stern durchfallen läſst; ein Theil des Lichts daß in den Telescop fällt wird dann verkleinert man richtet zuerſt zwei Spiegeltelescopen auf einen Stern, nur zuſehen ob die gleiche Lichtſtärke ergeben. Darauf richtet man daß eine Telescop auf einen Stern von dem man z. B. glaubt daß er 4 mal weiter entfernt iſt, mit dem andern ſieht man auf den Stern erſter Größe und verkleinert dieſen durch allmählige Bedeckung ſo lange bis er nur ſo groß iſt als der kleinere; hat dieſer dadurch den 4 ten Theil ſeiner Größe verloren, ſo kann man ſchlieſsen daß der kleinere zweimal ſoweit ent - fernt iſt. Dies Mittel wurde von Grandjean de Touchyvorgeſchlagen, und von B[?]allyangewendet. Die wichtigſte Anwendung geſchah von Herſchelſelbſt, der dadurch die Form unſrer Sternſchicht beſtimmte.

Eine vierte Methode endlich wurde von Doc ſelbſt angewendet, durch den Gebrauch der Spiegel - ſextanten. Man hat durch dieſes Inſtrument 2 Bilder von verſchiedenen Sternen neben ein - ander bringen und ſomit ineinander verglichen. Doch99Doch würde dieß nicht zum richtigen Reſultat füh - ren. Man ſieht durch den Spiegelſextanten un - gleiche Stralen und reflectirte, man kañ durch das Inſtrument ſo lange auf und abſchieben bis beide Stralen eine gleiche Größe zeigen.

[14. Vorlesung, 19.12.1827]

Doc hat dadurch den Streit entſchieden, das Ca - nopus keine größere Lichtſtärke hat als Syrius im Gegentheil iſt ſie noch ſchwächer. Canopus ver - hält ſich zum Syrius wie 98 zu 100. α des Centaur nur wie 96 zu 100.

Die Vertheilung der Sterne ihrer Größe nach iſt auf der nördlichen und ſüdlichen Hemisphäre ziemlich gleich. Wir ſehen

am nördl. Himmel;am ſüdl. Himmel
SterneerſterGröße99.
2 26. 27.
3 76. 101.
4 195. 181.

Wenn die Sterne in ihrer Lichtſtärke verſchieden ſind, ſo ſind ſie auch in phyſiſcher Art verſchieden. Frauenhofenhat das Licht der Sterne durch ein Prisma betrachtet, und verſchiedene Querſtriche im Spec - trum bemerkt. Das Spectrum bleibt aber gleich, man mag das Licht der Sonne oder der Mondes durch das Prisma ſehen, es iſt alſo kein Unterſchied zwiſcheneig -eigenem directen und reflectirten Licht, daß von der Sonne herkommt. Aber das Ofenfeuer, das electriſche Licht, und das Sternlicht haben ver - ſchiedene Spectren. Selbſt das Licht der Sterne unter ſich iſt verſchieden. Castor gab ein an - dres Spectum als Pollux, der ein gleiches mit der Sonne hat.

Auch ſelbſt die Farbe der Sterne iſt verſchieden, wie man ſchon mit bloßen Augen bemerken kañ. Bei den Sternen erſter Größe. Bei den Per - ſern wurde ſchon früher behauptet, daß die Aequi - noctial Punkte durch 2 rothe Sterne bezeichnet werden, Anteles und Aldebaran, und die Solſtial Punkte durch 2 weiße stellae regiae. Außerdem hat noch der Pelez eudes ein rothes Licht. Syrius der früher roth genannt wurde hat jetzt ein weißes Licht, es würde wenn die Sache er - wieſen iſt ein Zeichen daß er jetzt in ſtärkeren Lichtprozeſse iſt, als damals. Der Syrius war den Aegyptern ſehr merkwürdig; er erſchien ihnen am 20ten July und dient zur Bezeichnung ihres Jahres, daher der Name Hundſstern Perioden. Ihr Jahr war demnach beweglich1461 und 1460.

Zahl der Sterne. Wir müſsen hier unterſcheiden:die101die Sterne die man mit bloßen Augen ſehen kann, und die die nur durch Telescope ſichtbar ſind. Man kann mit bloßen Augen die Sterne, von 1terbis 6terGröße ſehen. Gewöhnlich wird die Zahl derſelben auf 5000 geſetzt. [Es] iſt dieß aber nicht ganz richtig, Herſchelhat 8000 gefunden wovon 6terGröße 6800. Bis dahin laſsen ſie ſich leichter beſtimmen, auch zwiſchen den übrigen iſt ziem - liche Ungewißheit; viele nennen Sterne ſchon 7ter Größe, die andern noch für 6ter Größe hal - ten. Struvehat ſich viel damit beſchäftigt; er ſetzt die Zahl der Sterne von 6 bis 7ter Größe auf 12000. Hardingund Bode11000. Gute Augen ſehen gewiß noch Sterne 7ter Größe. Von den Sternen 1 7ter Größe kann man die Zahl 14200 annehmen, als kommt demnach nicht ein Stern 1terbis 7ter Größe auf einen Raum von 12 Mondflächen. Daher iſt es ſo ſelten daß der Mond einen Stern bedeckt. Der alte Catalog von Hipparchunter Atmages - tus Ptolomäusenthält nur 1022 Sterne. Die Sterne 1ter2terund 3ter Größte ſind ziemlich mit beſtim̃t - heit angegeben, und die die Unterſchiede mit dem jetzigen Catalogen nicht ſehr groß; bei den übrigen aber iſt eine bedeutende Verſchiedenheit. EineEine andere Frage iſt wie viel Sterne beſtimmt ſind in Bezug auf ihren Ort, verſchieden von dem wie viel man überhaupt durch Telescope geſehen hat. Nach Bodeſind 17240 beobachtet. Rechnet man die neuerdings beobachteten von Hardingund Besſelhierzu ſo iſt es wahrſcheinlich die Zahl der beobachteten Sterne 120000 beträgt. Aber von dieſen ſind nur gut und feſt beſtim̃t: 8 9000nach den Catalogen von Piazziu Besſel Um die Beobachtung zu erleichtern, hat die hieſi - ge Academie den Verſchlag gemacht, den Him̃el in Zonen zu theilen, in der Art, daß einer jeden Sternarte ein beſonderer Theil zur Beobach - tung zugetheilt würde, beſonders nun die Co - metenbahn zu berechnen.

Wie viel Sterne man durch Teleskope ſehen könne iſt eine ſehr unbeſtimmte Frage. Herſchelſah in Zeit von 40 Minuten 230000 Sterne paſsirenindem im Telescop ein Querfaden ſich befand die er die Sterne welche paſsirten zählten und zwiſchen einen Theil der Milchſtraße der noch lan - ge nicht zu den ſternreichſten gehört. Litro/? / glaubt daß man den ganzen Himmel vielleicht mit eine Breite von einem Quadrat .... 148 MilionenSter -103Sternen würde entdecken können, wenn die Fernröhre ſcharf genug waren. Es würden dann 200 telescopiſche Sterne auf die Größe eines Vollmonds kommen oder auf jede Quadrat-Secunde einen Stern.

[15. Vorlesung, 22.12.1827]

Sterne des ſüdlichen Himmels

Wir können die Sterne der ſüdlichen Hemisphäre ſchon zum großen Theil bei der Inſel Rhodus bei 39°〈…〉〈…〉 breite ſehen, wenigſten noch die welche 57°½ S. Abweichung haben. Je mehr man ſich dem Aequa - tor nähert, deſto mehr Sterne ſieht man. Die Alten kannten wenig vom ſüdlichen Himmel ihre Beobachtungen gingen nicht über den Wendekreis der Krebſes hinaus. Da aber die Erdaxe nicht immer dieſelbe Lage gegen die Erdbahn bei - behält ſondern im 25000 Jahren ſich um ſich ſelbſt bewegt, ſo ſahen ſie ſchon in den nördlichen Ge - genden viele Sterne,〈…〉〈…〉die bei uns jetzt am ſüdlichen Himmel ſichtbar ſind. Seit der Entdeckung von Amerika iſt viel geſchehen um den ſüdlichen Himmel zu beobachten. So wie in frühern Zeiten Poſidoniusnoch Spanien ſich begab, um den Canopus zu betrachten, weit er ihm dort näher zu ſein glaubte; ſo reißte Haley Haleyfreilich in ganz andrer Art nach St. Helena, und MLacaillenach dem Cap der Guten Hoffnung.

Jetzt iſt Valecie/? / von den Engländern nach dem Cap. geſchickt um Beobachtungen am ſüdlichen Himmel anzuſtellen die viel erwarten laſsen, leider iſt er aber bis jetzt noch nicht mit gehörigen Inſtrumen - ten verſehen, die ihm jedoch nachgeſchickt werden ſollen.

Unter ſüdliche Hemisphäre verſteht man nicht den ganzen Raum von Pol zu Pol, er iſt kein Raum der 5te Theil von demſelben den man ſehen kann. Von Madera aus und den Cabroniſchen Inſeln ſieht man ihn zuerſt: der ſüdliche Himmel iſt nicht ſowohl wegen der Menge von Sternen merkwürdig, ſondern vielmehr durch die Gruppirun - gen, die Landſchaften am Himmel. Sternenhaufen ſind getrennt durch faſt ganz ſternleere Räume der große Contraſt von Helle und Dunkelheit er - regt einen außerordentlichen Eindruck. Wir ſehen hier die Magelhaniſchen Wolken, die weißen Nebelflecke und die eigenthümlichen ſchwarzen Flecken. Wenn man von Norden nach Süden geht, ſo ſieht man dieſe Herrlichkeiten des Himmels in folgen - der Ordnung. Zuerſt Canopus bei 37°½Alexandrienda -105darauf die Füße des Centaur; dann das ſüdliche Kreuz, dann den Kohlenſack und zuletzt die Ma - gelhaniſchen Wolken. So iſt jedoch die Folge nicht im̃er geweſen, da durch die Bewegung der Erdachſe und ihren Nichtparalelllismus die Sternbilder von Zeit zu Zeit eine andere Lage erhalten.

Unter den Ptolomäern war α Cruciſin Alesandrien in einer Höhe von zu ſehen jetzt ſteht dieſer Stern dort unter dem Horizont. Damals ſah man zuerſt das ſüdliche Kreuz, darauf die Füße des Centaur, und dann erſt Canopus. Etwas ganz beſonders[Charakteriſtiſches] liegt im eignen Licht des Sterne des ſüdlichen Himmels. Es iſt weißlich weniger röthlich und mehr goldgelb, wegen der wenigen Dünſte in den dortigen Gegenden. Die leuchtenden Nebel am Himmel ſind nicht allein ſo wie die Wol - ken, ſondern ſie ſind auch in den Sterngruppen zu ſehen; wie im Schützen, in der ſüdlichen Krone und ſüdlichen Kreuz und im Schiff Argo. Lacaillehat den ſüdlichen Himmel zuerſt in Provinzen eingetheilt; man findet hier ganz eigne Benennungen der Sternbilder meiſt vonInPhyſikaliſche Erdbeſchreibung o.Inſtrumenten hergenommen, und weil man den nördlichen Himmel, der mythiſchen nennen kañ, ſo kann dieſen der induſtrielle bezeichnet werden.

KohlſäckeDer Kohlſäckeexabancsgiebt es zwei. Der eine dieſer ſchwarzen Flecke befindet ſich im ſüd - lichen Kreuz im untern Theil deſselben, ſo daß α beinah darin verſenkt iſt. Den andern hat Doc nie geſehen, das er in ſeinen Reiſen nicht weiter als 15° S. Breite gekommen iſt, und der Kohlſack ſchon weit hinauf ſtehen muß um ihn deutlich erkennen zu kennen. Er ſteht in der Eiche im Carlsbilde. Der im ſüdlichen Kreuze wird zuerſt bei Breite an den Catarakten des Orinoko geſehen, in der Größe von 6 Monds - flächen.

Lacaillegab als Urſache dieſer ſchwarzen Flecken den Contraſt der Helligkeit gegen das Dunkle an, es ſcheint dieß auch nicht richtig zu ſein. Vielmehr glaubt Doc, wie auch ſchon vor ihm Rein - hold Försterausgeſprochen, daß es Oeffnungen ſind durch die man in weitern Räume ſieht. Es iſt eine Erfahrung daß wenn man zwei Röhren von verſchiedener Länge betrachtet, die Öffnung der längern weil dunkler erſcheinen wird alsdie107die der kürzeren. Es würde dieß mehr zur Er - klärung führenDie Hypotheſe von Olbersals die Ideen des Contraſtes. Herſchelhat ähnlicheFleckeim Scorpion geſehen der du〈…〉〈…〉nkler iſt, als die übrigen, daher iſt er keinesweges ſchwarz, ſondern nur ſtralender; eben ſo be - merkt Francais l[?]atl[?]anodim SchlangenträgerOfiucuseinen ähnlichen Fleck vielleicht rühren dieſe Stern〈…〉〈…〉larv[?]en davon her daß ein Sternhaufen vermöge der größern Attraction die übrigen Sterne angezogen hat, jetzt immer befinden ſich ſolche Sternleerſtellen in der Nähe von großen Sternhaufen. Beſonders giebt dieß der Scorpion der einer der ſternreichſten Bilder iſt.

In jedem Theile des Himmels ſind Sterne die nur ihr Licht ſenden aber in den Kohlſäcken ſcheinen keine zu ſein. Daher ſind gewiß auch dort Welt - körper vorhanden nur ſind unſere Fernröhre noch zu unvollſtändig nur ſie ſehen zu können.

Magelhaniſche Wolken. Entgegengeſetzt von den Kohlſäcken finden ſich die Capwolken oder Magel - haniſchen Wolken. Sie ſind nicht weit vom Pol entfernt und haben früher vielleicht ſelbſt imPolPol ſelbſt geſtanden; nachher ſind ſie dadurch merk - würdig geworden, daß ſie um den Pol kreuzen. Sie ſind an Lichtglanz der Milchſtraße gleich. Doc ſelbſt hat Sterne darin bemerkt; doch hat er nicht unterſuchen können ob ſie ſich in Sterne auflöſen laſsen oder nicht; eben ſo wenig iſt es entſchieden ob ſie zu unſern Sternſchicht ge - hören, ſie haben eine Breite von ungefahr von 8 Vollmonden und 3 bis in der Länge. Von den Griechen ſind ſie nicht geſehen wenig - ſtens nicht beſchrieben worden, doch kannten ſie die Araber gewiß ſchon. Profeſsor Idelerder ſich viel mit dieſen Unterſuchung beſchäftigt, hat eine Stelle aufgefunden in deren ſie beſchrieben worden. 1515 Sie wurden von ihnen weiße Axſen genannt.

Der Kruſenſternbegleitende Miſsion, Dr Hornhat geglaubt, daß die Magelhaniſchen Wolken früher da geſtanden hätten, wo ſich die Kohl - ſäcke jetzt befinden. Doc iſt nicht der Meinung, es ſcheinen vielmehr dieſe Wolken in gar keine Beziehung zu den Kohlſäcken zu beſtehen.

Südliche KreuzDas Kreuz war ſchon den Alten bekommt, da - her ſonderten ſie es nicht als beſonderes Stern - bild ab, da die Kreuzgeſtalt ſich ſo in den vor -109 ſchriftlichen Zeiten kein beſonders Intereſse hatte. Als man anfing das rothe Meer zu beſchiffen ſind wahrſcheinlich die erſten Nachrichten davon nach dem Mittelalter gekommen.

Die früher rechneten dieſes Sternbild zu den Füßen des Centaur. Aroſtohat zuerſt an - geführt welchen Nutzen man daraus für die ſüdlichen Zonen ziehen könne um die Stunden des Tages zu beſtimmen. Bei uns in den nördlichen Himmel bilden einige Sterne im Schwan ein ähnliches Sternbild welches die Form des Kreuzes hat. In nachdem es ge - ſenkt, dann ſenkrecht und endlich wieder ge - ſenkt ſteht kann man die Zeit danach bemer - ken. Aus einer Stelle in Dantes Divina come - dia ſcheint hervor zu gehen daß er ſchon das ſüdliche Kreuz kannteer ſtarb 1321 In den ſüdlichen Gegenden ſagt man ſehr häufig um anzudeuten, daß es ſpät ſei: das Kreuz ſtehe ſchon ſenkrecht.

Meſsende Aſtronomie

Bisher haben〈…〉〈…〉wirnur von photometriſchen Meſsungen geſprochen wir kommen jetzt zu Gegenſtänden die der meſsenden Aſtronomie angehören.

Doppel
Doppelſtern. Geſchichte der Doppelſterne

Galliläihat zuerſt[] auf das aufmerk - ſam gemacht was wir Doppelſterne nennen. Es ſtellte ſich die Frage ob ſie phyſiſch oder blos optiſch genannt werden können und äußerte die Meinung daß ſie vielleicht dazu dienen köñ - ten die Paralellaxen zu finden. Herſchelhat dieſe Unterſuchungen wieder aufgenommen und 1782 zuerſt gezeigt daß der größte Theil dieſer Doppelſterne in gewiſser Beziehung auf einander ſtehen. Durch Besſels Beobachtun - gen iſt es neuerdings ganz beſtimmt erkannt worden daß ſie eine eigne Bewegung haben. Es iſt dabei merkwürdig daß entweder zwei - farbige Sterne ſich um einander bewegen oder ein farbiger um einen ungefärbten. In ei - nem R[?]onal kann man ihre Bewegung ſehen, ein Zeichen wie ſchnell ſie ſein muß, da die Entfernung der Fixſterne wenigſtens 4 Billionen Meilen beträgt. So lange HerſchelVater und Sohn und Homsihre Beobachtungen machten hat - ten ſie 675 ſolcher Doppelſterne beſchrieben. Struvehat vor wenigen Monaten einen Ca - talogus von Doppelſterne heraus gegeben33 wo - rin er 3112 Doppelſterne zählt die bis jetzt beob -ach -111achtet wieder ſieht, von denen wir 2340 nur ſeine Thätigkeit verdanken. Man hat nicht nur unterſucht wie ſie vertheilt ſind, ſondern auch welche ſich uns näher und welche entfernter befinden. Man fand daß von 1terbis 5ter Größe unter 5 Sterne ein Doppelſtern, von 6terbis 7teraber unter 12 Sternen kaum ein Doppelſtern ſich befinde. Vielleicht rührt letzteres daher, daß es für unſere Fernröhre nicht ſo leicht iſt in den entferntern Räumen die Doppelſterne zu finden dabei hat. Strüvebemerkt, daß wenn man die Sterne 1terbis 7ter Größe zuſammen - wirft, auf 11 Sterne ein Doppelſtern〈…〉〈…〉käme; dieß machte demnach 33000 Sterne von 1terbis 7ter Größe überhaupt, wenn man durch bekannte die Zahl der Doppelſterne vorausfolgt, wie oben bemerkt. Wenn die Doppelſterne bloß eine Folge von zufälliger Projection wäre, ſo gebe es keinen Grund, warum man mehr unter den größern als unter den kleinern entdeckt hätte. Caſtor iſt ein Doppelſtern 2terund 4ter Größe, wo der kleinere eine Indigo blaue Farbe hat; der nördliche Polarſtern 2terund 11terGröße; ϐ[?] im Orion iſt 16 fach ϑ[?] in der Leier 4 fach. Die altenUnter -Unterſuchungen die Bradleyſchon 1756 über die Abera - tion des Lichts machte, haben ſchon viel Licht über dieſe Sachen verbreitet, und uns in den Stand geſetzt, ſelbſt bei dem kleinen 61ſten[?]Stern im Schwan die Umlaufszeit zu finden.

Farbe der Doppelſterne. Einige ſind ſoweit von einander entfernt daß der Unterſchied ihrer Farbe nicht auffallend iſt, aber bei andere iſt es merklicher. Man hat kein Beiſpiel daß der größere Stern bunt und der kleinere weiß ſei; aber wohl daß zwei bunte ſich um einander bewegen. Man könnte glauben wenn die Farben blau, grün, roth und gelb wären daß dieſe Erſcheinung mit den Complementar Farben zuſammenhänge. Dieß aber iſt keines - weges der Fall. Es ſind häufig Fälle, daß wenn ein Stern weiß iſt, der andere blau erſcheint, bei wenigen ſind beide roth, und dieß kann nicht von den Inſtrumenten herröhren, da ſie ſich in den verſchiedenſten Telescopen von gleicher Farbe zeigen. Es finden ſich auch ſelbſt die Far - ben bei den unauflößlichen Nebelflecken ſo iſt der in der Andromeda röthlich. Blaue und grüne Sterne haben ſich wie der junge Herſchelbemerkthat113hat nie iſolirt gefunden, wohl aber rothe.

Die Bewegung der Doppelſterne iſt zwiefach: entweder bewegen ſich einer um den andern oder beide um einen gemeinſchaftlichen Schwerpunkt der außerhalb der Sterne ſelbſt liegt. Von der erſten Art ſind die meiſten.

Die Veränderungen ihrer Lage wie wir ſie von hier ausſehen können ſind zwiefach entweder in den Entfernung der Sterne von einander oder auch daß ſie in Oppoſition treten, ſo daß einer hinter den andern zu ſtehen kommt. ζ[?] des Her - kules war noch 1795 ſichtbar und wurde von Her - ſchelbeobachtet; nach und nach ſchmolz er zuſam̃en und jetzt iſt der eine gar nicht mehr zu ſehen vielleicht tritt er ſpäter wieder hervor. Die Schnelligkeit der Bewegung iſt außerordentlich groß Castor macht alle Jahr eine Bahn von ;〈…〉〈…〉 des großen Bären hat einige Jahre ſich , an - dre 12° bewegt vermuthlich war er einmal dem Hauptſtern näher und einmal entfernter; in 52 Jahren glaubt man daß er einen Kreislauf macht.

In unſerm Syſtem iſt alle Bewegung: Rotation und Umlauf bei den Hauptplaneten von Weſtennachpnach Oſten, die Kometen dagegen bewegen ſich nach allen Richtungen. Eben ſo verſchieden von dieſen iſt die Bewegung der Doppelſterne, von denen ſich viele von Oſten nach Weſten alſo ganz entgegengeſetzt bewegen.

Die Bewegungen der Doppelſternevon[?]ſinddenen ſich wie Bee[?]wegungen, jetzt wollen wir zu den Revolutionen im Weltraum gehen.

Veränderungen im Weltraum. Entſtehung neuer Sterne. Es giebt gewiſse Gegenden am Himmel die man die vulka - niſchen Gegenden des Weltraums nennen könnte, indem faſt alle Veränderungen die ſich am Himmel zeigen in ihnen ge - ſchehen. Alle neu entſtandene Sterne hat man in dem Raum zwiſchen Caſsiopeia, Schwan, Adler und SchlangenträgerOphiu〈…〉〈…〉kusgeſehen Sie waren immer nur von kurzer Dauer: gewöhnlich fingen ſie mit einem ſehr ſtarken Lichte an und nach der Zeit von einigen Mo - naten waren ſie verſchwunden. Merkwürdig iſt dabei die Verſchiedenheit ihrer Farben; ge - wöhnlich fingen ſie mit einem weißen Lichte an,nach115nach und nach wurde das Licht trüber bis zum völligen Verlöſchen. Dabei verändern ſie nicht ihren Ort, ſondern bleiben vom Anfang ihres Erſcheinens bis zum Verſchwinden auf dem - ſelben Fleck.

Die älteſten Nachrichten von dieſen Erſcheinungen ſind vom Jahr 389 p. C. wo ein Stern im Adler aufgelodert ſein ſoll; er hatte nach der Beſchrei - bung ein ſehr helles Licht gleich dem der in ihrer vollen Lichtſtärke; doch dauerte er nur 3 Mo - nate, und verſchwand Einen andern entdeck - ten die Araber im Scorpion der den 4ten Theil der Mondſcheibe zum Durchmeſser hatte; er dauerte 4 Monat. Im Jahre 1572 zeigte ſich ein Stern in der Caſsiopeia: er war ſehr funkelnd, zuerſt weiß, dann gelb, darauf roth immer trüber bis er nach 16 Monaten verſchwand; er war ſo leuchtend wie die Venus; und hatte auch keine Paralaxe. von Tycho Brache beobachtet An demſelben Orte war ſchon ein Stern in den Jahren 945 und 1264 alſo 1572 zum dritten mal aufgelodert, ſo daß man glaubt, daßdießdieß Erſcheinen periodiſch ſei; und gleichſam dort ein vulkaniſcher Boden exiſtire. Dann Caſsinibemerkte in der Caſsiopeya mehrere - male dieſe Erſcheinung. Im Jahre 1604 ſah Kepp - lereinen Stern auflodern im Füße des Schlangen - trägers: er war zuerſt gelb, wurde dann nach und nach Saffranfarbig, purpure, blos roth und verſchwand nachhdermer 1 Jahr lang am Himmel geſtanden hatte. Es war zu einer Zeit wo Ju - piter und Saturn ſo wie Mars ſich grade in der Nähe befanden. Es wurde die Frage aufge - worfen ob daß vielleicht derſelbe Stern ſein könne der den Weiſen bei Chriſtis Geburt er - ſchien; man fand das 747 p. C. Jupiter und Sa - turn in Conjunction geweſen ſein demnach wäre dieß 6 Jahre nach unſrer Zeitrechnung geweſen, und Chriſtus Geburt 6 Jahr zu früh an - geſetzt worden.

1670 erſchien ein Stern im Schwan oder vielmehr eigentlich in dem kleinen Sternbilde des Fuchſes, der vom Pater Antelzuerſt geſehen wurde, er war nur 3ter Größe; Caſsinibeobachtete ihn wieder; 1671 loderte er wieder auf und verſchwand dañganz.117ganz. Im Siebengeſtirn ſieht man jetzt nur 6 ausgezeichnete Sterne und einen Stern erſter Größe, 3 Sterne 5terGröße und 2 Sterne 6terGröße; man glaubt daß einer verloren gegangen ſei nach der mythiſchen Erzählung wurde er bei der Be - lagerung von Troja fortgetragen und zum Bären verſetzt, wo er als Reiterlein ſteht

Veränderliche Sterne. Es giebt Sterne die blos ihr Licht verändern. Perſeus im Kopf der Meduſader Stern αändert ſeine Lichtſtärke in⟨⟩ einer Periode von 2 Tagen 20 Stunden248[?] Minuten. η im Antinous, wurde in Zeit von 7 Tagen von 3ter Größe, bis zu 4terGröße verändert. Einige verändern ihre Lichtſtärke regelmäßig, andere unregelmäßig;dſo iſt der Stern Mira im Wall - fiſch, demn Fabriciusſchon 1596 beobachtete. Caſsinibeobachtete 393 Tage hindurch: er geht von 2terGröße zur 3tenüber und verſchwindet dann faſt ganz. Ein anderer Stern endlich wurde ſchon von Antel1600 im Schwanz der Schwans bemerkteder neue Stern war im Kopf des Schwans er - ſchienen Keglerbeobachtete ihn 19 Jahr lang; er ſchien lange Zeit, verſchwand dann, und wurde dadurch als Stern 3terGröße ſichtbar; jetzt iſt er noch als Stern 6terGröße zu ſehen.

Caſtor

Caſtor war ſonſt heller als Pollux jetzt wird er im̃er lichtarmer,.eEben ſo iſt ein Stern in Adler der ſein Licht ſehr verändert hat. In den Quarre desMWagens, im großen Bär iſt ein Stern δ[?] jetzt viel ſchwächer als er noch zu Tychos Zeiten war.

Schwierig iſt es über die Erſcheinung eine feſte Mei - nung aus zuſprechen. Einige glaubten es von einer linſenförmigen Geſtalt der Sterne herzuleiten, ſo daß ſie bald ihre Breite bald ihre ſchmale Seite zeigen; andere glaubten es von dunklen Fleken auf dieſen Sternen herzuleiten. Endlich iſt eine andere Meinung daß es dunkle Weltkörper gebe, die ſich vor dem Hellen vorbeiſchieben und ſie ſo von Zeit zu Zeit verdecken, in der Art wie Philolausdie Gegenerde ſich vorſtellte.

[16. Vorlesung, 29.12.1827]

Gründe unſrer Sternſchicht eine beſtimmte Form zuzuſchreiben.

In der Entfernung der Fixſterne muß man zweierlei unterſcheiden: 1, ihre Entfernung von der Erdeob z. B. die Sterne 1terGröße undsnäher ſind als 5ter Größe2 die Entfer - nung der Sterngruppen in ſich ſelbſt.Die ſcheinbare Größe der Sterne hängt von ihren wahren Größeund119und ihrer Entfernung ab.

Die Betrachtung unſer Planetenſyſtems macht es nicht wahrſcheinlich daß die Sterne alle gleich - weit entfernt ſind; eben ſo auch daß ſie nicht alle gleich groß ſind; die Doppelſterne machen beſonders dies noch unwahrſcheinlicher. Um etwas ſicheres zur Beſtimmung zu haben, muß man eine ſcheinbare mittel〈…〉〈…〉bare Größe annehmen; dann ſind die ſcheinbar kleinern die entfern - tern, die ſcheinbar größern die nähern die Wahrſcheinlichkeits-Rechnung giebt, daß wenn 17 Sterne zuſammen zu liegen ſcheinen ſich die Wahrſcheinlichkeit wie 50000: 1 verhält, daß ſie nicht wirklich zuſammen liegen, und dieſe Erſcheinung eine Folge der Projection iſt.

Herſchels Viſions Radius Herſchelhat zu - erſt die Idee gehabt die Form unſrer Sternſchicht zu beſtimmen.

Die Zählung der Sterne hat ihn dazu veranlaßt auf die Tiefe des Himmels zu ſchlieſsen. Er hat den Himmel gleichſam geſagt.

Die Stern Menge nimmt auf eine merkliche Weiſe ab wenn man ſich von der Milchſtraßeent -entfernt. Herſchelfand in einer Quadratſicht in der Milchſtraße 550 600 Sterne je weiter er davon abging deſto weniger fand er zuletzt nur 5 66. Die Milchſtraße ſcheint eine Projection zu ſein; die Waage und der Waſsermann, das Haupt - haar der Berenicazeund die Bildhauer Werkſtatt ſind die Pole der Milchſtraße.

Ware die Milchſtraße nicht Projection ſo ſähe man nicht ein, warum grade am größten Kreiſe die Sterne ſo aufgehäuft wären.

In wirklichen Sternhaufen ſieht man zwar daß viele Sterne von einer Größe zuſammen gedrängt ſind, und immer mehr nach innen als nach außen; in der Milchſtraße aber ſind Sterne von allen Größen zuſammen ge - häuft.

Herſchels merkwürdige Richtungen des Himmels haben es wahrſcheinlich gemacht daß die große Axeunſerer121unſrer Sterninſel 800 Syrius-Meilen lang iſt; die kleine aber 140 150 Syrius Meilen beträgt. Herſchelhat zu erfahren geſucht ob wir würklich auf einer Sterninſel aus befinden oder ob unſere Sternſchicht mit andern Gruppen in Verbindung ſtehn. Früher glaubte er heiter der Milchſtraße überall nur den Himmel zu ſehen. Später aber bemerkte er Nebel - flecke von denen man glaubt daß ſie aus näher wären; man erklärte dadurch auch die Sternarmuth hinter der Milchſtraße, indem ſie von der größere Maſse der Nebelflecke angezogen wurden.

Nach eben derſelben Wahrſcheinlichkeit wie Herſchelunſere Sternſchicht beſtimmte, glaub - te er daß unſer Sonnenſyſtem ſich zwiſchen den Adler und Orion befinde, und das Ver - hältniß vom Adler zum Orion ſie wie 5: 3;(?) nemlich vom Adler bis zum Orion 500 und vom Orion bis zu uns 300.

Man hat von der Milchſtraße aus noch mehrere auslaufende Trümmer an andern Stellen geſehen ſo daß man glaubt ſie ſei in der Theilungbe -qbegriffen. Die Milchſtraße ſelbſt iſt ſchon früher als zuſammenhäufung von Sternen angeſehen worden.

So lange man nicht durch Beobachtungen ſondern nur durch Vernunftſchlüſse auf die Milchſtraße ſchlieſsen konnten, waren ſchon dieſelben Ideen von Kant1755 und ſpäter von Lambert1761 aus - geſprochen worden. Herſchels erſte Beobach - tungen waren erſt 1790 doch ſelbſt früher als die Vernunftſchlüſse Kants und Lamberts und die Beobachtungen Herſchels hatten die Araber ſie ſchon als ſolche erkannt. Die Araber nannten ſie den Fluß; die ſpaniſchen Mönche den Jakobs Stab.

Die Milchſtraße theilt ſich im Sternbilde des Schwans, ſo daß β in einem Arm demſelben und die andere in dem andern Arm liegen in derſelben Gegend wo die neuen Sterne augfgelodert ſind Auch bei den Füßen des Centaur ſieht man einen Theil derſelben ab - gehen.

Die Breite der Milchſtraße iſt bis 17°; am brei - teſten iſt ſie bei dem Canopus am ſchmalſtenbei123bei dem Fuß des ſüdlichen Kreuzes.

Die ganze Zone der Nebelflecke erſtrekt ſich durch die Jungfrau, das Haupthaar, der Beronicza durchſtreicht die Milchſtraße bei der Caſsiopeia und endet bei der Bildhauer Werkstatt. Daß iſt die welche Herſchelbemerkt hat und vielleicht einen Theil der Sterne entzog die zu unſerm Syſtem gehören.

Bewegung der Fixſterne. Wir ſprechen hier nicht von einer Bewegung einzelner Fixſterne, ſondern von der die allen gemeinſchaftlich ange - hört; es iſt nicht eine ſcheinbare Folge der Pro - jection, Oberation, der Geſchwindigkeit unſrer Erdachſe, ſondern eine wirkliche Bewegung.

In neuerer Zeit haben Herſchelin England und Prevôtin Genf Unterſuchungen angeſtellt aus dem hervorzugehen ſcheint; daß unſer gan - zes Sternſyſtem ſich nach dem Herkules hinbe -lwegt. In den neueſten Zeiten wurden dieſe Unterſuchungen von Neuem vorgenommen und man hat deutlich eingeſehen, daß wenn man auch vieles der[?] Translation der Stern - ſchichten zuſchieben wollte doch noch immer vielübrigübrig bleibt, was man der Bewegung der Fixſterne ſelbſt zuſchreiben muß. Doc hat ſich viel damit beſchäftigt nachdem ſeit Lacailles Zeiten nicht da für gethan iſt; und es fand ſich〈…〉〈…〉wasdurch Falloueinen engliſchen[A〈…〉〈…〉ſtronom] beſtätigt wurde, daß die Sterne 1terGröße am ſüdlichen Himmel nur eine kleine Bewegung haben, weit weniger als Aricthur und Syrius; eben ſo gering als Aldebaran, obgleich ſie weit näher liegen; eben - falls daß Sterne 4terund 5terGröße oft eigenthüm - lich ſtärkere Bewegung zeigen als 1ter Größe.

Entfernung der Fixſterne

Die abſolute Entfernung der Fixſterne iſt uns wie gewöhnlich geſagt wird nicht bekannt. Ge - wiſsermaßen iſt dies allerdings wahr; doch muß man bemerken, daß man die Größe einer Sache kennt, wenn ihre Grenzen bekañt ſind. Die Grenzen der Entfernung der Fix - ſterne kann man kennen lernen, aus ihrer Parallaxe. Wir können hier aus nicht mit der Art die Parallaxe und die Entfernung der Fixſterne zu beſtimmen, aufhalten. Die Welt - beſchreibung begnügt ſich damit, die Reſultatezu125zu entwickeln, welche die meſsende Aſtronomie gefunden hat die Parallaxe hängt ab: 1, von der Entfernung um die ſich der Beobachter ver - ändert hat. 2, von der Entfernung des Gegen - ſtandes ſelbſt, 3, von den Winkeln welche die Viſirlinien bilden. Daraus kann man ſchlieſsen ob wirklich eine Parallaxe ſtatt findet oder nicht daher war〈…〉〈…〉 bei Jodly einer Baſis von 40 Millionen Meilendie Axe der Erdbahndie Viſionsradien parallel erſcheinen. Daraus entſteht die Grenze für die Entfernung der Fixſterne. Sobald der Winkel den die Viſions Radien bilden noch 1″ beträgt, ſo iſt der Stern wenigſtens 4 Billionen Meilen. Man hattealsfrüher als einen der gegründeſten Einwendungen zu das Koperni - kaniſchen Syſtem den betrachtetstattdaß man bei den Fixſternen keine Verſchiedenheit der Ge - ſichtsradien bemerke, und wußte daß damals nicht zu erklären. Bei der außerordentlichen Entfernung der Fixſterne iſt dieß aber ſehr natürlich.

B[?]rannelagin Dublin hat mit ſeinem 8 füßigen Kreis Beobachtungen des Sterns α in der Leÿer gemacht und glaubte bei ihm eine Parallaxevonvon Sekunde gefunden zu haben. DurchDort wur - de dieſe Meinung durch die feinere Beobach - tungen vernichtet die Herr Poucein Greenwich anſtellte. Er hatte an einer beſondernMabge - ſonderten Mauer mit einem 12 füßigen Fern - rohr ein Vorrichtung gemacht, durch die daſ - ſelbe grade nach dem Zenith hingerichtet war; durch einLFadenkreuz konnte er die Entfernung meſsen. Das Inſtrument war ſo genau daß er einen Winkel von 0,2 Secunden angeben könnte. Er findet aber durchaus keine Parall - axe.

Sind nun die Entfernungen der Sterne 1terGröße auf 4 Billion Meilen angenommen, ſo kann man auch den Durchmeſser dieſer Welt - körper auf dieſelbe Weiſe finden, indem man die Grenzen beſtimmt und angiebt daß ſie wenigſtens ſo viel betragen müſsen. Das einzige und beſte Mittel bieten uns die Bedeckungen der Sterne durch den Mond und die Bewegung des Mondes ſelbſt. Der Mond durchläuft in 1″ Zeit ½″ Raum im Bo - gen; hätte demnach ein Stern einen Durch - meſser von 1″ ſo müßten 2″ Zeit vergehen biser127er vom Monde bedeckt werden könnte. In den gewöhnlichen Fällen, dieIausgenommen wovon früher die Rede war, wo aber die Inflection des Lichts hinzutritt iſt aber die Bedeckung des Sterns augenblicklich; man kann daher die Fol - ge ziehen daß der Fixſtern nicht 1″ im Durch - meſser haben kann.

Herſchelhat angenom̃en das Vejaα in der Länge⅓″ Durchmeſser hat; bei der ange - nommenen Entfernung würde jetzt der Durchmeſser 34 mal größer ſein als der Durchmeſser der Sonne.

Huygensund Halayhaben ſchon lange be - vor Kantund Lambertdurch Vernunft - ſchlüſse und Herſcheldurch Beobachtungen dieſes zu ergründen ſuchten, ſich damit be - ſchäftigt. Aber ſchon viel früher haben Aristarchund die allen Philoſophen dieſe Ideen in verſchiedenen Formen ausgeſprochen.

Thalesſagte ſchon die Fixſterne ſeine Sonnen, und andere ſie ſeien Welten und beſtänden wie unſere Erde, aus Erde, Waſser und Luft Heraklid vom Pontus Herſchelaber hatdiesedieſe Idee zur Klarheit gebracht: die Beobach - tungen der Fixſterne gehören jetzt nicht mehr der beſchauenden ſondern der Winkel-meſsen - den Aſtronomie an.

BevorwarwirdieſernGegenstand verlaſsen wird es dienlich ſein ein Reſultat daraus zu ziehen: Man muß wohl unterſcheiden was wir mit Sicherheit wiſsen von dem was wir nur der Analogie nach kennen durch Schlüſse erfaſsen. Mit Sicherheit wiſsen wir 1, Die Exiſtenz der Sterne und der Nebel, wozu beſonders die neuern Fernröhre merkwürdig geworden ſind. Das große 40 füßige Fernrohr von Her - ſchelhat nie dazu dienen können die Geſtalt der Sterne beſtimmt anzugeben, aberdurchdochdie entfernteſten Räumen damit zu durchdringen; durch dieſer wurden die Trabanten der Sa - turn und der Uranus entdeckt.

2, Mit einer Art von Gewißheit kennen wir die Zahl der Sterne 1terbis 7terGrößewenig - ſtens 120,000

3, Die Farbe der Sterne in den entfernteſten Räumen; ja ſelbſt die röthliche Farbe einiger Nebelflecke.

Da -129

Dagengenkennt man nicht mit Gewißheit: die Geſtalt der Sterne ſelbſt: ſie ſcheinen faſt wie Schei - ben; aber man kennt. 4, die Geſtalt der Stern - gruppen: 5, das Minimum der Entfernung und des Durchmeſsers. Mit Beſtimmtheit endlich kennt man. 6, alles was zu unſerm Sonnen - ſyſtem gehört.

Aber vollkommen ungewiß iſt aus noch Alles was auf Projection ſich bezieht, ob die Zuſam - menhäufungen nur bloße Täuſchungen ſind oder nicht; ungewiß ſind wir über das was zu unſerm Sternſyſtem gehört: ob wir die Magelhaniſchen Wolken, das Haupthaar der Beronica dazu rechnen können, ob alle Ne - belflecke und Sterne 6terund 7terGröße unſerm Syſtem angehören oder nicht. Ob die Nebel - flecke oder die Sterne 6ter und 7ter Größe entfernter von uns ſind. Endlich iſt ungewiß wie die Dimenſionen unſrer Sternſchicht ſind; wir kennenſie (?) nur durch photometriſche Meſsungen.

[17. Vorlesung, 02.01.1828]

3, Unſer Sonnenſyſtem

Durch wirkliche Beobachtung ſehen wir eigentlichnichtsrnichts unſere Sonnenſyſtem Ähnliches in den Him̃els - räumen. Unſere Sonne hat viele Ähnlichkeit mit[] den Fixſternen; die Planeten aber ſind dunkle Körper, doch iſt es noch nicht ent - ſchieden ob alles Licht, welches ſie haben der Son - ne angehört oder ob ſie nicht außer dieſem noch eigne Phosphoreszens haben. Beſtimmt ſehen wir aber beim Monde eine doppelte Beleuchtung; die Erde empfängt einmal Licht von der Sonne und giebt es dann dem Mon - de wiederaſchfarbenes Licht des Mondes im erſten und dritten[Viertel] Es iſt damit nicht das Nichtverſchwinden der Mondſcheibe bei ei - ner Letalen Mondsfinſterniß zu verwechſeln; dieß kommt von der Inflection des Lichts her und wird darüber ſpäter geſprochen werden. Wir haben demnach zu unterſcheiden: 1, das re - flectirte Licht; 2, das zweimal reflectirte Licht. Unſer Sonnenſyſtem beſteht aus 11 Hauptplaneten, 18 Nebenplaneten und Monden, 2 Kometen die in der Bahn der Hauptplaneten eingeſchloſsen ſind; und viele Tauſend andern Kometen, die über die Bahn des Uranus hinaus gehen; wahr - ſcheinlich noch aus einer Menge kleinrer Welt -kör -131körper: Aeroliten, und endlich einer nebligen, leuchtende Materie: Das Zodiakal Licht den Planeten hat man ſchon frühzeitig den Namen der Wandelſterne beigelegt.

Die Idee daß die Sonne als Centralkörper in der Mitte ſtehe hat ſchon frühzeitig ge - herrſcht, wenigſtens wurde ſie geahndet. Doch be - ging man darin Fehler, daß man einmal nicht als ganz in der Mitte ſtehend anſah ſondern ſich einen Körper dachte um den die Sonne und die Erde ſich drehte, wie Philo - laus, und zweitens, daß man Rotation mit Translation verwechſelte. Ariſtarchvon Samoskannte ſchon beide Bewegungen

Von den 6 Arten von Weltkörpern, ſind die Planeten demRaume nach der unwichtigſte Theil, doch für uns der Wichtigſte, weil ſie uns eine Menge von Kenntniſsen verſchaf - fen zu denen wir nicht gekommen ſein würden wenn die Erde allein da geweſen wäre. Gewiß iſt es daß einige Planeten eine Art von eigne Phosphoreszenz haben; beſonders , bei dem man die dunkle Seite wie ein aſch - farbenes Licht ſieht; es kann dieß nicht wie beim Monde vom Wiederſchein erklärte werden, dasichſich kein Körper ſo in der Nähe befindet. Beim Monde hat man auch eine ſolche Phosphoreszenz vermuthet, daß ſcheint dieß unrichtig zu ſein, und ſein aſchfarbenes Licht nur vom Wieder - ſchein von der Erde her zu rühren. Auch bei und hat man eine ſolche Phosphoreszenz geglaubt, da beide eine ſehr große Lichtſtär - ke beſitzen.

Nicht alle Planeten haben ein weißes Licht: Mars hat ein trübes röthliches Licht, Saturn mehr gräulich weiß. Merkur und Venus haben die größte Weiße. Die Jupiters Trabanten ſindbisweilen blau und orangefarbig, was wir ſchon bei den entferntern Weltkörpern ebenfalls geſehen haben.

Die Alten ſprechen bald von 5 bald von 7 Planeten; wo ſie im letztern Falle Sonne und Mond hinzurechneten. Am entfernteſten war SaturnKronosdann JupiterZeus, Pha〈…〉〈…〉etonMars, Sonne, VenusAphrodita, Lucifer, PhosphorusMerkurHermesMondLuna Cicero: Somnium Scipionis. Sie benañ - ten dieſeTage der Woche danach, indem ſie dieſe kleine Zeitperiode[folgender] Art ent -steh133ſtehen ließen wie die Casſiusangiebt. Durch jeden der Planeten wurde eine Stunde bezeichnet, mit der erſten Stunde des Sonabends anfan - gend die mit bezeichnet wurde zählen ſie immer bis 24 fort, wo als dann der Tag den Namen von den Planeten erhielt, welcher ſeine erſte Stunde bezeichnete, ſo folgten für die Bezeichnung der Tage und der Namen derſelben.

Unerachtet die Alten nur 5 Planeten kannten, ſo hatten ſie doch ſie Vermuthung von einer weit größern Zahl. Artinidos? hat ſchon behauptet daß es mehrere gäbe, die man aber wegen ihrerStFerne nicht ſehen könne. Andre leiteten die Mondsfinſterniſse von Planeten her die ſich verſchieben.

Lange Zeit blieb dieſer Zuſtand der Kenntniß, ſeit dem 17ten Jahrhundert folgten aber die neuen Entdeckungen ſchnell auf einander. Man muß hierbei wohl das Sehen eines Sterns vom Entdecken unterſcheiden; die Entdeckung muß man dem zuſchreiben der zuerſt erkannte, was für ein Weltkörper es ſei uſw. 1610 wurde ein Jupiters Trabantent -entdeckt. 1655 der 6te Saturn Trabant von Huygens1672 der 7te von Dom. Castiri1781⟨⟩Uranus von Herſchelſchon 1690 von Fflanz Staedt/? / geſehen1790 der dritte Uranus Trabant 1796 der 6te alle von Herſchel, 1801 Ceres von Piazzi: 1802 Pallas von Olbers; 1804 Juno und 1807 Veſta von Olbers; 1818 der Enkeſche Komet und 1826 der Bielaſche planetariſche Komet. So daß 6 Hauptplaneten 8 Satelliten 4 planetariſche Kometen von 6 deutſchen Aſtronomen ent - deckt wurden, in den Zeitraum von 50 Jahren.

Entfernung der Planeten. Unſere Erde iſt 108 Sonnendurchmeſser oder 20½ Mil. Meilen von der Sonne entfernt. Saturn 1030 Soñen - durchmeſser; Uranus beinah doppelt ſo viel um 19 ErdweitenEntfernungen der Erde von der Sonneoder 2000 Sonnendurchmeſser, oder 400 Mil. Meilen. Die großen Entfernungen der Kometen können wir nur wenig. Der von 1680 geht nur mal ſo weit als Uranus; der von 1811 aber 22 mal ſo weit als Uranus. Unſer Planetſyſtem iſt daher nur ſehr klein gegen die Entfernungen in die Cometen hingehen, die 22000 Jahre zu ihrem Umlauf gebrauchen. Gegen die bekannten wie der von 1811 verhältſich135ſich demnach die Entfernung des Planetenſyſtems wie 1: 22; nach der Wahrſcheinlichkeit gegen die entferntern aber wie 1: 100. Er bleibt im̃er noch ein leerer Raum zwiſchen den Sonnen - ſyſtem und den nächſten Fixſternen: der Ab - ſtand des Uranus iſt nur der 10000ſte Theil von dem des Syrius. Die äußerſte Grenze des Cometen von 1811 war 1: 22, nehmen wir nun das doppelte an ſo daß die weiteſte Entfernung der Planeten zu der der Co - meten wie 1: 44, ſo wird der ganze Durch - meſser des Sonnenſyſtems noch 1 / 200 der Sy - rius weite betragen. Laplacehat die Mei - nung aufgeſtellt, daß die Kometen von einem Syſtem zum andern übergehen, doch kann dieß nur bloß eine Vermuthung ſein.

Größe. In der Größe der Planeten ſieht man kein Verhältniß zu ihren Abſtänden. Vom Merkur bis zum Uranus übergehend ſieht man 2 mal ein Maximum und 3 mal ein Minimum. Der kleinſte von den planetariſchen Welt - körpern iſt der innerſte Mond des Saturn; die größten der Satelliten iſt der 3tedes Ju - piters und der äußerſte des Saturn.

Der

Der erſte Jupiters Trabant iſt 5 Durchmeſser der Hauptplaneten von demſelben entfernt; der erſte Uranus Trabant, 13 Durchmeſser des Uranus. Unſer Mond MonErddurchmeſser von der Erde. Die erſten Monde verhalten ſich bei Saturn, Jupiter und Uranus wie 23. 25 und (?) Die Monde des Uranus ſind am weiteſten von ihrem Hauptplaneten entfernt. Der Saturn Trabant ſteht um 510,000 Meilen von ſeinem Hauptplaneten ab. Unſer Mond 50,000 Meilen.

Die Abſtände der Planeten untereinander haben ſchon früh die Aufmerkſamkeit der Menſchen auf ſich gezogen. Prewostin Genf hat den Satz der Pythagoräer unterſucht: daß ſich die Abſtände verhalten wie die Atomen. Kepplerbrachte die Abſtände in einer Reihe. Er ſetzte die Entfernung der Sonne vom Merkur = 4 dann wurde Venus4 + . 3|= 7 =4 + 3 |; Erde 4 + 2. 3 = 10; Mars 4 + 2? 3 = = 16 uſw. Die Abſtände ſind ſpäterhin näher beſtimmt und nicht ganz ſo gefunden worden, doch nur wenig abweichend, jedoch glaubte er aus dieſer Reihe ſchon vorher zu beſtimmen daß zwiſchen Mars und Jupiternoch137noch ein Planet liegen müſse, deſsen Abſtand ſei =64+ 23. 3 = 28; man fand ſpäter ſtatt ei - nen deren 4. Man hat gefunden daß der Abſtand von nicht 7 ſondern beträgt; ſtatt 52 iſt 53,7, entfernt; Uranus ſollte 196 ſein, iſt aber 198,3.

Bewegung Alle Hauptplaneten haben das mitein - ander gemein, daß ſie ſich in derſelben Rich - tung um die Sonne bewegen, und zwar[in] derſelben Ebene; eben ſo auch dieN. Planeten um ihre Hauptplaneten; dagegen nehmen die Ko - meten alle Richtungen an, eben ſo wie wir es bei den Doppelſternen geſehen haben.

Die nächſten Planeten ſind am wenigſten ge - gen die Ebene der Sonnenäquators geneigt Merkur 2°45′; am meiſten Pallas 37°8; Juno 16°. Die Bahnen der Uranus Monde ſind ſenkrecht auf der Bahn des Uranus ſelbſt. Da - gegen bei uns die Bahnen der Erde und des Mondes wenig verſchieden. Der äußerſte Sa - tellit des und der äußerſte des ſind we - niger geneigt als die nähern deshalb kommen nur ſelten Verfinſterungen vor.

Bei allen Nebenplaneten iſt die Umlaufszeitumsum ihren Hauptplanet gleich der Rotationszeit um ihre Axe, ſo daß ſie dem Hauptplanet im - mer dieſelbe Seite zu kehren. Die Bahnen aller Nebenplaneten haben nur wenig Excentri - cität Unter den Hauptplaneten haben die größte Excentricität der Bahnen: Juno, Pallas, Merkur, Veſta. Juno, 2500, Mars 900, Jupiter 400, Venus der geringſte 0,006 Bei Pallas und Juno iſt mit der großen Excentricität,durch〈…〉〈…〉eine große Neigung der Axe verbunden, bei Merkur aber nicht.

[18. Vorlesung, 05.01.1828]

Dichtigkeit. Wenn man die Dichtigkeit von 7 Planeten die man mit ziemlicher Gewißheit kennt, vergleicht, ſo ſieht man daß die Dichtig - keiten abnehmen, wenn die Abſtände zunehmen. Eine Ausnahme macht Uranus, der weiter entfernt und doch dabei dichter iſt als Saturn. Schon im Naturbilde haben wir angedeutet wie wir 2 Theile in dem Planetenſyſtem unter - ſcheiden können nämlich von der Sonne bis zu dem kleinen Planeten, Aſtäroiden innern Planeten und von dem Aſtäroiden bis zum U - ranus, äußere Planeten. Es finden in dieſen beiden Theilen des Planetenſyſtems großeVer -139Verſchiedenheiten ſtatt, hinſichts ihrer Bahnen, Dichtigkeit, Stellung der Axe zur Aequator. Ebene der Sonne, Mondenreichthum, Abplat - tung und dgl.

Die Sonne hat nicht wie Kepplerfälſchlich an - nahm die größte Dichtigkeit der Weltkör - per unſeres Sonnenſyſtems; ſie iſt 1,2das als? Einheit genommenungefähr die der Salpeterſäu - re. Die Dichtigkeit des Merkur iſt nicht genau bekannt, doch iſt ſie gewiß nicht unter 17,Dichtig - keit der Platina Körnernach andern iſt ſie zwi - ſchen 20 und 21. Venus, 5, 2 Erde 4,8 bis 5,4noch ſpäter näher zu erläuternMars 3,3. Hier fängt das neue Syſtem der äußern Plane - ten an, die auffallend weniger dicht ſind: Jupiter 1,08, Saturn, 0,047TannenholzUranus etwas dich - ter 0,9ungefähr Alkaliſche Metalle

Die Vergleiche ſind deshalb angeführt, damit man nicht etwa glaubt, daß dieſe minder dichte Plane - ten nur aus Flüſsigkeiten beſtehen könnten; es können wirklich erdige Stoffe ſein wie z. B. Bim - ſtein |0,7| Mandelſtein den man in Mexiko ſo leicht findet, daß er auf dem Waſser ſchwimmt. Um die Maſse zu kennen iſt außer der Dichtigkeitnochnoch die Kenntniß des Volumens nöthig. Die Planeten ziehen ſich nach der Quanltität ihrer mate - riellen Theilchen an, daher und trotz ihrer ge - ringen Dichtigkeit wegen ihres großen Volumens viele Störungen hervor bringen können.

Die Dichtigkeit hat auf zweierlei Weiſe beſtimmt werden können: einmal durch die Beobachtung wie ſich die Planeten gegenſeitig ſtören, 2, durch die Größe der Planeten, wiewohl die materiellen Thei - le nicht bei allen Planeten gleich expanſirt ſind Aragos Beobachtungen. GamsGaushatte die Maſse des Jupiters außerordentlich verbeſsert durch die Beobachtung der Störungen, welche er in der Bahn des Pallas ausübt. Die Cometen von denen man einiger maßen hat die Maſse beſtimmen können erhalten einen ſehr geringe Dichtigkeit, und 0,005 der Erde.

Im Durchſchnitt haben die innere Planeten eine 5 mal größere Dichtigkeit als die äußern. Kepplerhatte mit Unrecht vermuthet daß ſich die Dichtig - keiten der Planeten wie die Quadratwurzeln der Entfernungen verhalten

Die Sonne hat 560 mal mehr wägbare Theile alsalle141alle Planeten zuſammen genommen und einen 2000C[?]? mal größere Kubikinhalt. Faſt ¾ der gan - zen Planeten Maſse gehören dem Jupiter allein an; und zuſammen genommen verhalten ſich Hin - ſichts der Zahl ihrer Maſsentheile zu allen übrigen Planeten wie 20: 1. Unſere Erde iſt weit von die - ſen großen Planeten entfernt, und kañ daher in ihrer Bahn nicht ſo leicht eine Störung durch ſie er leiden. iſt an Maſse ſo ziemlich der gleich; aber kaum nur die Hälfte.

Man hätte glauben können, daß die Satelliten dün - ner ſein müſsen als ihre Hauptplaneten, wenn man von unſerm Mond ſchließen wollte indem ſich ver - hält

: = 1: 1,47. | = 0,55: 1? | Rd

Von den Jupiters Monden aber ſind 3 dichter als der Jupiter ſelbſt; der 4te bei weitem dichter; er verhält ſich zum Jupiter wie 1,7: 1. Ähnlich bei (1,17: 1·[?])? | Rd) ziehen wir aus allen dieſen ein Reſultat, ſo fin - det ſich daß die innere Planeten, die in der Sonne und den Aſtäroiden liegen kleiner ſind als die Er - de. Setzen wir die Erde = 1 ſo iſt die mittlere Grö - ße von Venus, Merkur, Erde und Mars = ½.

Bei

Bei den äußern Planeten iſt die Größe weit unglei - cher; das Mittel iſt 780.

Sie ſchwanken zwiſchen 1333 und 77. Die innere Planeten ſind dichter als die äußeren; die Dichtig - keit von jenen iſt wie Platina und Magnetſtein.

Die Dichtigkeit der äußern übertrifft nicht die des Waſsers. Selbſt der wenig dichte der innere Pla - neten, Mars iſt noch 3 mal dichter als der dichteſte der äußere Jupiter. Die äußere Planeten haben einen ſchnellere Rotation10 Stundenals die innere und haben eine größere Abplattung. Mars ſcheint eine Ausnahme zu machen, wiewohl ſeine Rotation nach 24½ Stunde beträgt; ſeine Abplattung aber iſt nach Herſchel1 / 15. Die äußere Planeten ſind mondreicher als die innere; es ſind hier 17 Satelliten und der Ring der Saturnvermuth - lich eine Menge von Monden die noch in Verbin - dung mit einander ſtehen. Die innere haben nur ein einzigen Mond, den unſerer Erde.

Den Mond den man der Venus zuſchrieb exiſtirt nicht. Bei den äußern Planeten bemerkt man merkwürdige Zonen, paralelle Streifen; man hat ſie Verdickungen ihrer Atmosphären ge - nannt, doch nach Sambulaſtonund CuitorsUnterſuchungenbei143bei und iſt dies nicht wahrſcheinlich. Bei den innern Planeten hat man nichts von dieſer Er - ſcheinung geſehen.

Die Schiefe der Ekliptikder Winkel den der Ae - quator mit der Bahn machtiſt nach Herſchelbei der Venus 72°, wogegen ſie bei Merkur, Mars und Erde ſchwankt zwiſchen 20° und 22°. Bei den äußern iſt der Unterſchied größer; Uranus ſteht mit ſeiner Axe ſenkrecht auf der Bahn; dage - gen Jupiter nur eine Schiefe von hat.

Erſt ſehr ſpät hat man die Umlaufszeit einiger Planeten gefunden. Von Jupiter, Venus und Mars ſchon zwiſchen 1665 und 1671; dagegen war Saturn erſt durch Herſchel1789; von Merkur aber nicht mit derſelben Gewißheit, durch Schröder1800. Die Abplattung iſt ſehr verſchieden. Bei Mars giebt ſie Herſchelſehr beträchtlich an: 1 / 15 trotz ſeiner langſamen Umlaufszeit. Es kann ſeine Richtigkeit haben, da die Abplattung von ſehr vie - len Elementen abhängig iſt, von dem erſten Stoß den der Planet erhalten hat, von der Art der Verhärtung und von der innern Dichtigkeit. Die Abplattung der Erde iſt 1 / 290; der Jupiter 1 / 15,Sa -Saturn 1 / 11und zwiſchen die Hauptabplattung viel - leicht unter einem Winkel 45°Von Uranus kennt man ſie nicht genau Herſchelgiebt ſie ſehr beträcht - lich an, auf jeden Fall iſt ſie noch größer wie die des Saturn.

Die merkwürdige Erſcheinung daß ſich in den Schich - ten unſerer Erde d. Menge von Thieren und Pflanzen - formen im höchſten Norden vorfinden und zwar nicht nur ſolcher die den jetzt beſtehenden nicht ähnlich ſind, ſondern auch ſolche die wir jetzt in heißen Zonen finden hat Veranlaſsung zu man - cherlei Erklarungen gegeben.

Man hat die Erklärung in einer größere Wärmekraft des Centralkörpers geſucht und ge - glaubt daß die Sonne mehrere Sonnenflecke ge - habt habe, denen die Sonnenfackeln immer vor - her gehen. Da nun dieſe Sonnenfackeln die Wär - meſtralen der Sonne zu vermehren ſcheinen ſo iſt es möglich daß auf der ganzen Erde ei - ne hohere Temperatur ſtatt gefunden habe, gleich der die jetzt unter den Tropen iſt. Wie groß aber dieſe Veränderung ſei, ob nicht vielleicht gar nicht merklich gegen die eigne Temperatur derErde145Erde die ſchonexiſtirte, werden wir ſpäter unter - ſuchen.

Zweitens hat man den Grund in der Schiefe der Ekliptik geſucht; aus ältern Beobachtungen von 2900 Jahren her aus einem chineſiſchen[Manu - ſcript] das Gobelnach Europa brachte, geht her - vor daß die Schiefe der Ekliptik〈…〉〈…〉in[?]der Zeit im Abnehmen begriffen iſt. Man hat ehedem daraus geſchloſsen, daß dieſe Abnahme wohl immer weiter gehen könnte, und zuletzt die Erdaxe ſenkrecht auf die Bahnwie bei zu ſtehen kommen könnte, ſo daß ein ewiger Früh - ling auf der Erde ſtatt finden würde. Eine Stelle in Herodothatte man mißverſtanden wo er ſagt, daß in Aegypten die Sonne ſchon 2mal dort untergegangen wäre, wo ſie jetzt aufgehe, und dort aufgegangen wo ſie jetzt untergehe. Idelerhat dieſe Stelle ſehr rich - tig aus der Grundſtern-Periode erklärt, wonach ihr Jahr wandelbar war, ſo daß Herodotnur davon gehört hatte, daß die Sonnenwende 4 mal dahin gefallen war, wo eine andere Be - nennung der Monate ſtandttfand.

Int

In neuere Zeiten iſt beſonders durch Laplaceentdeckt worden, daß die Schiefe der Ekliptik nicht ununterbrochen abnehme, ſondern daß ſo wie alle Veränderungen auch dieſe periodiſch iſt. Die Dauer dieſer Periode iſt aber weni - ger gewiß als ihre Quantität; ſie kann nur eine Verſchiedenheit der Lage, die auf die Cli - mate gar keinen Einfluß haben kann; es würde ungefähr ſo ſeinstattdaßToledo dorthin käme wo jetzt Cadix liegt.

Eine dritte Erklärung iſt die, daß wenn man ſich ſeit Louvils Zeiten in dieſer Abnahme der Schiefe der Ekliptik geirrt hat, und die Erdaxe in einem Zeitraum von 25 bis 28000Jahren[?]oscillirt, ſo wäre es vielleicht möglich daß eine Verſchiedenheit der Temperatur dadurch entſtanden ſei, daß ein frem - der Weltkörper wenn auch nur von geringer Dichtigkeit, der aber durch eine deſto größere Geſchwindigkeit eine gewiſse Kraft erhalten hätte an die Erde geſtoßen, und die Erdaxe dadurch eine andere Lage bekommen habe. Es kommt dann nur darauf an zu unterſuchen, wenn die Erdaxe früher eine andere Lage gegen ihreBahn147Bahn hatte, ob dann die Climate auf der Erde von der Art ſein könnten, daß ſie, eine ſolche Verſchiedenheit in der Production hervorgebracht haben wurden. Die Unterſuchung iſt um ſo wichtiger und nothwendiger, da man in der Geographie häufig annimmt, daß wenn der Ae - quator ſenkrecht auf der Ekliptik wäre, überall Tropengewächſe auf der Erde verbreitet ſein würden; aber ebenſo brauchte man den Aus - druck eines ewigen Frühlings uſw.

Die Neigung des Aequators eines Planeten gegen deſsen Bahn beſtimmt die Dauer des Tages und die Höhe, welche die Sonne an einem beſtimmten Orte erreicht. Die Jahreszeiten ſtehen hiermit in genauer Verbindung; jemehr die Jah - reszeiten gleich werden, deſto ähnlicher wird die Länge der Tage und der Nächte, die Umlaufs - zeit eines Planeten um den Centralkörper be - ſtimmt die Entfernung den Epoche um welche die Jahreszeiten ſich ändern. Die Lange und Dauer der Jahreszeiten wird dadurch beſtimmt, dieß iſt die aſtronomiſche[Klimatologie];da -dagegen die chemiſche ganz anders, die durch den Winkel beſtimmt wird, den die Sonnenſtralen bilden, indem ſie auf die Erde fallen.

Die Wärme wächſt aber nicht in dem Verhält - niß wie der Winkel wächſt indem die Sonnen - ſtralen auf die Erde fallen. In größer der Winkel iſt unter den die Sonnenſtralen auf die Erde fallen, deſto mehr werden ſie zurückge - worfen; aber die Lichtſtralen die ſo zurück - geworfen werden daß ſie bleiben wie ſie waren tragen weniger zu Erwärmung bei; die Quantität der zurückgeworfenen, nicht abſorbirten Stralen beſtimmt die Erwär - mung der Fläche. Sie iſt ganz dieſelbe oder doch nur wenig verſchieden wenn der Winkel 70° und wenn er 90° iſt; ſehr beträchtlich iſt dagegen die Zunahme der Wärme vom Horizont an bis zu einen Winkel von 20°. Daher iſt die phyſiſche Wärme nicht das Mittel zwiſchen den obern und untern Stand der Sonne.

Jupiter der nur Schiefe der Ekliptik hat,Venus149Venus 72° und Uranus 90° ſind die Extreme für die Neigung des Aequators der Planeten zu ihrer Bahn. Wir brauchen dieſe Extreme nur zu unterſuchen, ob für alle übrige Fälle das Reſultat zu ziehen, denn je größer die Schiefe der Ekliptik deſto größer iſt für einen Ort der Unterſchied der kleinſten und größten Meridianhöhe der Sonne, oder die Verſchieden - heit der Jahreszeit.

[19. Vorlesung, 09.01.1828]

Stände der Aequator,⟨⟩Erdachſe⟨⟩ſenkrecht auf der Erdbahn, ſo ſtände die Sonne an jedem Orte ein - mal im Zenith und einmal im Nadir;vfiele der Aequator mit der Erdbahn zuſammen, ſo würde an jedem Orte eine ewig gleiche Tem - peratur herrſchen, die die mittlere wäre für jeden Ort.

Dieſem Zuſtand iſt Jupiter ſehr nahe; wir nähern uns demſelben. Bei dem andern Zuſtande iſt Uranus; wäre die Erde in demſelben, ſo würde die Sonne einmal in Petersburg und Berlin Palmen hervorbringen können; aber dann wie - der im Nadir ſtehen, wo dies Clima aufhören würde.

Es

Es würde demnach in allen Punkten die größte Hitze und ein andersmal die ſtrengſte Kälte herrſchen.

In dem Falle wo die Erdachſe in der Bahn der Er - de liegtwie beinah bei würde die Höhe der Sonne für jeden Art das Complement der Breite deſselben ſein; für 70° Breite würde die Sonne 20° hoch ſtehen, für 75° würde ſie 15° ſtehen uſw. ; es würde daher in dieſem Falle nicht ein ewiger Frühling ſtatt finden, ſondern nur für jeden Ort ein und dieſelbe Temperatur, während des ganzen Jahres. Es würde dieſer Zuſtand allerdings günſtiger für die Vegetation ſein, als der vorige wo die Extreme ſtatt fanden, doch würde das Palmen Clima nur höchſtens bis ins ſüdliche Frankreich hinaufreichen.

Die Tropengewächſe wie baumartige Farren - kräuter und dgl. würden ebenfalls nur bis hie - her kommen. Die Temperatur von Madera iſt 16° R. von Van Dymens Land 10° R. Man findet hier das Bambus Schilf verſteinert in den Uebergangs - Gebirgen. Doc hat ſelbſt es in einer Höhe von 5 6000′ge -151gefunden, dort herrſcht noch eine mittlere Wärme von 15° R. Die BergpalmeCerepeandicolageht nicht weiter herunter als 900 Toiſen und geht hin - auf bis 1500 Toiſen, wonach die Temperatur von Mayland herrſcht, 10° R. Die B[?]utra montanaund noch eine 3te Palme ge[?]hen bis 1400 Toiſen in der Andes Kette wo noch 11 R.

Die höchſte Höhe wo Palmen wachſen ſind 1500 Toiſen bis 1700 ToiſenAndes-Ketteſind keine Palmengewächſe mehr zu finden. Wo die mittle - re Temperatur beträgt, geht ſie bis hinüber. Die Palmen brauchen aber eine größere Wärme, ſie darf nicht tiefer als R. hinunter gehen, doch iſt aber die mittlere Wärme 10°bei 45° Breite. Die Palme würde alſo bei der an - genommenen Stellung der Erdaxe oval bis in Iberien und das ſüdliche Frankreich aber nicht hö - her hinauf dringen können bis in den tiefen Nor - den.

Ueber Atmosphären der Planeten

Man hat lange Zeit geglaubt, daß bei jedenKör -Körper bei jeglicher Temperatur alles gasartig werden und den Körper ſelbſt umhüllen könnte. Es iſt jedoch gefunden worden daß dies nicht ganz der Fall iſt, ſondern daß es gewiſse Grenzen der Temperatur giebt, wo dieſe Verdampfung vor ſich geht. Wenn man alſo geglaubt hat, daß unſere Atmosphäre nicht blos alus Stickſtoff, Sauer - ſtoff und einigen andern Stoffen, ſondern auch aus Theilen der Erde beſtehe, wovon man die Aerolithen als Sammlungen anſah, ſo iſt dies gegen die Beobachtung.

Man hat bei der Luft eine Grenze geſucht durch die Dämmerung (?) und geglaubt daß bei einer Höhe von 8 oder 10 Meilen die Atmosphäre(〈…〉〈…〉?) eine Brechung der Lichtſtralen zu haben; ſie würde dort nicht mehr den Barometer druck von 1½‴ tragen. Wenn man ſich eine Meile hoch in der Luft erhoben hat, ſo hat man den Druck der Atmos - phäre noch 14″ gefunden. Man könnte glauben daß die Atmosphäre keine Grenze habe, doch wür - de aber nach und nach von der Erdaxe und At - mosphäre etwas verloren gehen müſsen.

Es153

Es iſt darüber ein großer Streit zwiſchen den Ma - thematikern und Phyſikern geführt worden. Man hat angenommen daß die Grenze der Luft da wäre, wo das[specifiſche] Gewicht derſelben mit der Elaſtizität im Gleichgewicht käme. Laplacehat ſich gegen dieſe Meinung geſtämmt, und ſo - gar behauptet daß die Erde einen Theil der Atmos - phäre des Mondes angezogen habe; dagegen aber ſagt Ambulastonin England es würden doch ge - wiß die verſchiedenen andere Planeten auch von unſrer Atmosphäre einen großen Theil an ſich gezogen und um ſich gehüllt haben. Aber ein merkwürdiger Verſuch hat das Gegentheil gezeigt. Katerund WidalVerſuche an der wo es ſich fand daß die ſcheinbaren Orte immer vollkommen mit den berechneten übereinſtimmten; worausfolgt,daßwen die Sonne eine Atmosphäre habe ſie keinen Einfluß auf den Ort der Venus haben könne. Noch genauere Beobachtungen wurden an den Ju - piters Trabanten gemacht, wenn ſie bei vor - über gehen. Würde 〈…〉〈…〉von einer ſo dichten Atmosphäre umgeben ſein, ſo würden die Trabanten eineRe -uRefraction zeigen wenn ſie bedeckt werden; dieß hat ſich aber nicht gezeigt.

Bergmaſsen. Die 3te und letzte Beobachtung der vergleichenden Aſtronomie ſind die Bergmaſsen. Man glaubte früher eine große Uebereinſtimmung der Planeten mit der Erde, als man nur die Antes Kette als das höchſte Gebirge kannte, daß die größ - ten Anhäufungen in den ſüdlichenHemisphären ſich befänden. Seitdem man aber fand daß das Hima - laya Gebirgein der nördl. Halbkugelhöher ſei, iſt dieſe Idee weggefallen. Schröderglaubt in der das höchſte Gebirge gefunden zu haben, 6 mal ſo groß als das Himalaya Gebirge. Bei giebt Schröderein Gebirge zu 90,000 Toiſen Höhe andie Berechnung iſt jedoch nicht ganz exact und läßt viele Zweifel übrig. Leibnitz und Dörfel im Mond haben eine Höhe von 4200 Toiſen; 1 / 214 des Mondhalbmeſsers. Das Himalaya Gebirge hat ei - ne Höhe von 1 / 746 des Erdhalbmeſsers, alſo iſt das Verhältniß ungefähr wie 1: 4. Die Schwerkraft würde auf dem Monde 4 mal geringer als auf die Erde ſein.

Gesetze155

Geſetze der Planeten-Bewegungen

Es giebt gewiſse Dinge die man häufig zufällig nennt. Der Ausdruck iſt nicht richtig, man ſollte vielmehr nur ſagen Dinge die faktiſch ſind, de - ren Cauſal Verhältniß man aber nicht kennt. Größe der Planeten, Dichtigkeit, Neigung der Axen, Excentricität der Bahnen Abplattung u. ſ.w. ſchei - nen von der Bildung der Planeten herzukommen; wie aber der Zuſammenhang ſei iſt aus noch unbekannt; eben ſo wie es die Vertheilung der Maſsen mit der Erde iſt.

Geſetzlich fängt es erſt dann an zu werden wenn z. B. die Vertheilung der Maſsen nach den Abſtänden und der Rotation gegeben iſt.

Das was Kepplerals 3 Geſetze aufſtellte wurde von Newtonausgearbeitet und der Cauſale Zuſam - menhang derſelben nachgewieſen. Kepplerſteht merk - würdiger Weiſe mit 5 großen Aſtronomen zuſam - men in einer auf einander folgenden Reiſe: Coperni - cus 1543 Ticho 1601 Galiläi, Keppler, Newton. Der erſte war der Schöpfer unſeres Weltſyſtems, der zweite hat die meſsende Aſtronomie zu großenFort -Fortſchritten gebracht; der dritte erhob die phyſi - kaliſche Aſtronomie, dann trat Kepplerauf der die Geſetze der Bewegung der Weltkörper als Analogien durch Induction fandnach Zonen, Terpien und dgl. Sein Name iſt durch 3 Geſetze unſterblich geworden. Es ſind dieß folgende

ſ Physik〈…〉〈…〉d 〈…〉〈…〉Erman1826 / 7.

  • 1, Die Planeten bewegen ſich in Ellipſen in de - ren einen Brennpunkt dieerSonne liegt Tychos Beob - achtungen des brachten ihn zuerſt hierauf
  • 2, Die Zeiten in welchen ein Planet durch 2 belie - bige Bogen geht verhalten ſich wie die elliptiſchen Ausſchnitte die zwiſchen den Bogen liegen. Es konnte hieraus jederzeit beſtimmt werden wo ſich der PlanetGu[?]derzu deroder der Zeit befinde.
  • 3, Die Quadratzahlen der periodiſchen Umlaufs - zeiten zweier Planeten verhalten ſich wiedie Cuben ihrer mittlern Entfernung von der Sonne.

Dieß feſselte die Bewegung mehrerer Planeten unter ein Geſetz. Durch phantaſtiſche Ideen war Kepplerauf dies 3te Geſetz gekommen, durch die verſchiedene Länge der Saiten, die Terzien, Quarten, und Octaven gebenHarmoniereihe desPy -157 PythagorasRd. ſchon am 15ten Maÿ 1618 fand er das Geſetz; verrechnete ſich aber, und glaubte daher noch nicht das nöthige zu haben erſt nach 2 Monaten nahm er die Rechnung wieder vor und entdeckte die Nichtigkeit des Geſetzes.

[20. Vorlesung, 12.01.1828]

Wir gehen jetzt zu den einzelnen Weltkörpern ſelbſt über, und betrachten zuerſt die Sonne nebſt den Planeten und ihren Trabanten durchdañ auch[?] die Cometen, und zwar hier 1, diejenigen deren Bahn von den bekannten Planetenbahnen eingeſchloſsen iſt, 2, die über die Planeten hinaus gehen.

Die Aeroliten endlich werden ihrer Natur nach in dem geognoſtiſchen Theile abgehandelt werden.

Von der Sonne

Der Centralkörper, die Sonne hat 825 mal ſoviel Volumen und 560 mal ſo viel Maſse als alle Pla - neten zuſammen genommen. Der Durchmeſser der Sonne beträgt 109¾ Erddurchmeſser. Ihre Entfer - nung von der Erde 20,871000 Meilen. Will man einen Vergleich haben, ſo kann folgendes dazu die - nen: wenn eine Kanonenkugel in 1″ einen Raum von 1500 Fuß zurücklegt, ſo wird ſie bei dieſerGe -Geſchwindigkeit 15′ gebrauchen um von Paris bis Ber - lin zu kommen; vom Mond⟨⟩bis zur Erde aber 9 Jahre. Das Licht braucht nur 8½″ von der Sonne.

Am öſtlichen Rande der Sonne ſieht manbisweilen Flecken, die ſich von Oſten nach Weſten bewegen und nach 13 Tagen verſchwinden: man ſieht ſie nicht an der ganzen Scheibe der Sonne ſondern in eini - ger Entfernung von ihrem Aequator; gewöhnlich 30 31° vom Aequator entfernt. Man hat daraus auf die Dauer der Rotation der Sonne geſchloſsen, die demnach 25,12 Tage betragen würde.

Man hat geſagt daß einmal die Hälfte der Sonne mit Flecken bedeckt geweſen ſei, und ſich dabei auf Flecken in den chineſiſchen Annalen geſtützt321post Christum. Im 6ten Jahrhundert hat man Sonnen - flecke mit bloßen Augen geſehen, die arabiſchen Aſtronomen glaubten den Merkur vor der Sonne vorbei gehen geſehen zu habenIn ſpäterer Zeit hat Kepplerſich auf ähnliche Art getäuſcht. Die Peruaner kannten die Sonnenflecke ſchon im 16tenJahrhundert. Der Engländer Harriothat nach Jacks Unterſuchungen ſie wohl zuerſt als Sonnen -fleck159flecke erkannt. Zwiſchen den Deutſchen und italieniſchen Aſtronomen hat es lange Zeit viele Streitigkeiten gegeben, wer der neue Entdecker der Sonnenflecke ſei, gewöhnlich wird die Entdeckung dem Jeſuit Scheulerzugeſchriebenin Ingolſtadt Galiläiwollte ſie einen Italiener zuſchreiben. Man muß bei den Flecken, den Fleck ſelbſt der Kohlenſchwarz iſt, unterſcheiden von den aſchfarbe - nen Rande der ihn umgiebt. Penumbra

Der ganze Raum iſt gleichſam gegittert und mit hellen Lichtadern durchſchnitten. Die Flecke ent - fernen ſich nie weit vom Aequator nur höchſtens 30° 31°. Bevor der Fleck ſichtbar wird erſcheint ein helles Licht welches man Sonnenfackel,Licht - fackelzu nennen pflegt. Die Penumbra iſt vollkommen begrenzt und verliert ſich nach und nach in das Licht der Sonne. 1773 machte ein Profeſsorin Glasgow die Entdeckung, daß die Penumbra, wenn der Fleck ſich in der Mitte der Son - ne befindet auf beiden Seiten gleich groß iſta;[figure] ſobald er aber ſich der Seite der Sonne nähert wo er untergeht erſcheint die Penumbra auf der einenSeiteSeite ſchmaler und auf der andern breiterb. . Man hat aus dieſen Flecken zu ſchlieſsen geglaubt, daß der Sonnenkörper ſelbſt dunkel und nur mit einer Photos⟨⟩phäre bedeckt iſt, und daß das was wir als ſchwarzen Fleck ſehen der Sonnenkörper ſelbſt iſt; den aſchfarbenen Theil hielt man als das weniger leuchtende der Sphäre. Wenn dies alles ſo wäre, ſo müßte ſich die Penumbra nach und nach verlieren und nicht wie es der Fall iſt, förmlich abgeſchnit -[figure] ten ſein. Man kan annehmen daß die Sonne zwei Wolkenſchichten um ſich habe, wovon die eine leuchtend, die anderees aber nicht iſt, ſo daß der aſch - farbene Theil von der zweiten Schicht entſteht. Es ſpricht dafür die verſchiedene Größe des Randes, der breiter auf der Seite ſcheint wo der Fleck untergehtſiehe beiſtehende Figur Dieſe Erklärung wurde von Herſchelund Aragogegeben. Es iſt merkwür - dig daß eine jetzt noch ſo allgemein ausgeſprochne Idee noch vor weniger Zeit ſo abſurde erſchien daß ſie einen jungen Mann in Oxfort das Leben rette - te indem man ihn, weil er ſie ausſprach, für wahn - ſinnig erklärte.

161

Bisweilen kommen 2 Sonnenflecke zuſammen, und man findet dann häufig daß eine Penumbra died〈…〉〈…〉andere bedeckt; man kann dieſe〈…〉〈…〉Erſcheinung nur dadurch erklären, daß man noch mehr Schichten in der Pho〈…〉〈…〉t[?]osſphäre der Sonne annimmt.

Herſchelhat geglaubt daß diejenige Jahre in denen viele Sonnenflecken erſcheinen die heißeſten Jahre ſeienwegen der vorangeſendeten Fackeln, und hat in einer tabellariſchen Ueberſicht die Sonnen - flecke eines jeden Jahres mit den dermaligen Korn - preiſen zuſammengeſtellt. Es iſt dieſe Meinung allerdings wahrſcheinlich, jedoch iſt die Lichtſtärke der Fackeln nicht immer gleich, und noch nicht erwieſen ob ſie auch eine größere Wärme hervor bringen könne. Ueber das Sonnenlicht ſind in den neueſten Zeiten merkwürdige Entdeckungen gemacht. Es giebt drei - erlei Sonnenſtralen: 1, Lichtſtralen; 2, Stralen die nicht leuchten aber Wärme geben und 3, chemiſch mag - netiſche Stralen.

Schon Mariotund Rochonhatten 1775 die Entdeckung gemacht, daß der violette Stral weniger erwärme als die übrigen, der rothe aber am meiſten. Herſchelfand daß Verhältniß der Erwärmung des rothenStralsvStrals zum violetten wie 8: 2, das Maximum der Erwärmung aber über den rothen Stral hat; da wo kein Licht iſt. Sobenkhat durch ſeine Beobachtungen gezeigt, daß auch hier kleine Verſchiedenheiten ſtatt finden; bisweilen liegt das Maximum der Wärme im rothen Stral, bisweilen außerhalb demſelben. Die chemiſch wirkenden Stralen fallen auf die Seite des violetten Strals, und bringen eine dunkelgrü -(?) ne Erleuchtung bei Pflanzenpigmenten hervor. Scheeleentdeckte daß das Chlorſilberga[?]ßvom violetten Stral geſchwärzt wurde. Guelikſakfand daß bei einer(?) Mengung von Chlorſilbergaßund Waſserſtofgaß durch das S[?]onnenlicht eine Exploſition hervorgebracht wurde; aber nicht im rothen Stral, ſondern nur im vio - letten; dieſelbe Erſcheinung fand ſtatt wenn man den Sonnenſtral durch violett gefärbtes Glas lei - tete, aber nicht wenn das Glas roth gefärbt war. Sobeckfand daß die Lichtphosphor im violetten Licht leuchtend wurde, im rothen aber ſogleich verliſcht. Miſtriß Sommervillein Lon[?]don entdeckte daßwenn man den violetten Stral auf das Eiſen leitet, die magneti - ſche Erſcheinung am ſtärkſten wird; daſselbe wur - de noch einmal vom Profeſsor Baumgärtnerin Wienunt163unterſucht und beſtätigt. Als am meiſten leuchtend kann man den gelben Stral annehmen.

Man hat die Vermuthung geäußert daß die Sonne durch ſtetes Ausſtrömen des Lichts abgenommen habe, doch iſt dies nur ſcheinbar geweſen; die Meſsun - gen zeigen, daß ſo lange man darüber Notizen hat der Durchmeſser der Sonne derſelbe geblieben ſei. Die Stärke des Sonnenlichts iſt nach Houguets Berech - nungen 300,000 mal ſtärker als daß des Vollmonds. Wenn die Sonne einmal eine Höhe von 66°, ein an - ders mal von 19° hat, ſo verhalt ſich die Quantität des Lichts wie 3: 2.

Man hat die Frage aufgeſtellt, ob die Sonne an den Rändern oder im Centrum heller ſei. Nach der Theorie ſollten die Sonnenränder heller ſein da die Fläche dort gekrümmter erſcheint, und die leuchtenden Körperſtralen deshalb mehr zuſam̃en gedrängt ſind; Houguethat dies lange geglaubt. Eine andere Vorſtellung wäre: da die Sonne eine Photosphäre hat die elaſtiſch flüſsig iſt ſo muß eine Condent[?]ation erfolgen und die Ränder müßten(?) weniger hell ſein als das Centrum: daß wäre Kepplers Idee.

Die

Die erſte Vorſtellung iſt an und für ſich wahr aber man wüßte nicht daß die Quantität des Lichts bei einer Fläche, auch von der Lage dieſer Fläche ab - hängt. Nach neuern optiſchen Verſuchen hat es ſich ge - zeigt daß das Sonnenlicht eben ſo dicht am Centrum als an den Rändern iſt. Es war dieß die Entdeckung Aragos doch Rochons Fernrohr mit dem Doppelspath, und die colorirte Polariſation des Lichts. Iſt das Licht von zweien leuchtenden Gegenſtänden nur verſchieden, und man betrachtet ſie durch das Fern - rohr indem man ſie nebeneinander bringt ſo entſtehen zwei gefärbte Bilder und zwar nach den Complementar Farben. Man kann nun das Sonnen - bild ſo ſchieben; daß der Rand des einem Bildes auf das Centrum des andern kommt; es würde dann nicht weiß entſtehen können, wenn die Licht - ſtärke am Centrum und den Rändern verſchie - den wäre, was auch(doch) geſchieht.

Ähnlich hat man die(der?)Natur des Sonnenkörpers ſelbſt und ſeiner Dichtigkeit nach beſtehen(einſehen?) können, daß das was das Licht ausſtralt nicht ein feſter Kör - per ſondern ein gasförmiger iſt. Kommt das Licht an(von) einen Körper der auch nur die Dichtigkeitdes165Waſsers hat, ſo wird es polariſirt; von gasarti - gen Körpern aber nicht. Das Sonnenlicht ver - hielt ſich bei der Unterſuchung grade ſo wie die Flam - me des Waſserſtoffgaſes.

Gausſhat das Licht der Sonne für die Vermeſsungen durch ſeinen Heliot〈…〉〈…〉r[?]oht angewendet, vermoge wel - chen man einen gewiſsen Planet 7 bis 9 Meilen ſehen kann.

Mit den Sonnenflecken darf man nicht andere Flecken verwechſeln, die ſich oft mit einer ſehr großen Geſchwindigkeit vor der Sonnenſcheibe vor - bei bewegen. Olbersglaubt daß dieß Aeroliten ſeien. Ein engliſcher Aſtronom ſtellte die Idee auf daß es vielleicht Vögel ſein könnten; doch kennen wir keine Vögel die ſich mit einer Geſchwin - digkeit von 50 Meilen in der Secunde bewegen könnten. Man ſchreibt der Sonne zweierlei Bewegung zu:

1, ein Schwanken ihres Mittelpunkts; wenn dieß ſo ſtark wäre daß das Centrum ihrer Bewegbahn außerhalb des Sonnenkörpers ſelbſt fiele, ſo würde man eine ähnliche Erſcheinung wie bei den Doppel - ſternen haben;ſie rührt her von der Rückwirkung der PlanetenRd.aber hier iſt die Bewegung ſehr gering, und beträgt etwa 60 Meilen(Minuten).

Die zweite Bewegung der Sonne iſt eine noch ſehr ungewiſse; die Translation der Sonne und ihres Sy - ſtems in unſrer Sternſchicht. Man glaubt daß ſie in der Richtung nach des Herkules geſchehe.

[21. Vorlesung, 16.01.1828]

[Innere]Planeten

Wir betrachten zuerſt die innern Planeten; die zwiſchen der Sonne und den Aeſteroiden liegen. Es zerfallen dieſe in die untern Planeten die von der Erdbahn eingeſchloſsen werden, und die obern. Zu jenen gehören und . Es iſt bei ihnen zu bemerken: die obere und untere Conjunction; ſie können nur entweder jenſeits der Sonne ſtehen, oder zwiſchen der Sonne und der Erde; im erſten Fall erſcheinen ſie voll aber von kleinerm Durch - meſser, im andern Fall ſinddſie größer aber weniger leuchtend.

1, Merkur

Der Merkur iſt ſehr ſchwer mit bloßen Augen zu ſehen, weil er ſich am weiteſten (29°) von der Sonne entfernt. In den ſchönen Climaten von 35° Breite kann man ihn ſehr leicht mit bloßen Augen ſehen. SeineLicht -167Lichtſtärke iſt noch größer wie die des Jupiters. Sein Durchmeſser wechſelt von 4″ bis 1½″ je nach - dem er ſich in der untern oder obern Conjunction befindet580 Meilen etwa um 1 / 5 größer als . Seine Umlaufszeit beträgt 87 Tage. Die Bahn iſt ſehr excentriſch; die Entfernung beträgt 8 Mil. Meilendie Erde von 21 Mill. Meilen vom 51800. Die Ae - gypter ahnten ſchon daß und ſich um die be - wegen, und Copernicuswurde dadurch auf die Erfindung des Weltſyſtems geleitet.

Die Rotation des Merkur iſt erſt im Jahre 1800 beſtimmt worden. Es haben zu dieſer Beſtim - mung nicht ſowohl die Berge des Merkur geführt wiewohl dieſe ſehr hoch ſindnach Schröderſogar 58000′als vielmehr die Atmosphäre die der Merkur zu haben ſcheint. Hardinghat beſonders viele Beob - achtungen bei Merkur angeſtellt, und ſeine Rota - tion theils durch den Umlauf eines Fleckens, theils eines Streifens beſtimmt.

Was übrigens die Atmosphäre betrifft ſo iſt noch hier wie bei den andern Planeten ein großer Zweifel ob ſie wirklich exiſtirt, oder ob die Flecken und Strei - fen nicht von andern Flüſsigkeiten herrühren. Doc hat den Merkur beobachtet als er durch die Sonne ging,abernichts von einer Atmosphäre dabei bemerkt.

Der erſte Durchgang des Merkur durch die Sonne iſt von Castellibeobachtet worden. Halayreiſte um ihn zu beobachten nach St Helena.

Im Ganzen hat man bereits 21 Durchgänge beob - achtet. Der nächſte wird im Jahre 1832 ſein; dann der darauf folgende 1835das letztere Jahr iſt noch deshalb ſehr wichtig, weil nach der Berechnung der Halayſche Comet dann wiederkehren ſoll

2, Venus () alsAbend - und Morgenſtern bekannt. Die Entdeckung dieſes Planeten ſchreibt man Par - menideszu. Die Lichtſtärke iſt ſehr groß und nur 3000 mal ſchwächer als die des Mondes. Der Durch - meſser des Planeten iſt 86 mal geringer als der der Erde. Die Bergmaſsen ſind meiſt in Ketten vertheiltwas den untern Planeten überhaupt eigen - thümlich iſtwie bei und . Schon Lahio[?]n[?]hat darauf aufmerkſam gemacht daß die Berge auf der Venus größer ſeien als die auf dem Monde. Schröderhat ihre Höhe zu 7 Meilen angegebenſiehe Cereographiſche und Aphroditographiſche FragmenteDie Rotation iſt in neuern Zeiten faſt eben ſo gefunden wie ſchon Don. Cassiniangab 23 Stund. 21 Minuten. Oft169Oft iſt von Venus Monden gefabelt worden, ſelbſt der große Casſinibehauptete Monde bei der Venus ge - ſehen zu haben, und Lamberthat ſich ſogar die Mühe gegeben Tafeln für dieſen Mond zu berechnen. DiePhasen des Merkur und der Venus ſind von Wichtigkeit geworden, für das Copernikaniſche Syſtem. Es war ſchon eine alte Entdeckung daß Venus und Merkur periodiſch und zunehmen, doch kannte man dieſe Veränderung nicht genau. Erſt ſeit der Er - findung der Fernröhren geſchahen dieſe merkwür - dige Entdeckungen. Seit 1610 folgten die Entdeckun - gen in der Aſtronomie in folgender Ordnung: Zuerſt die Sonnenflecke, dann die Trabanten des Jupiter, der Ring des Saturn,Phasen des Merkur. Der Durchgang der Venus wurde zuerſt vorherge - ſagt von Keppler, und von Herroxim 17ten Jahr - hundert zuerſt beobachtet; ſpäter von Lestlinin St. Helena 1761der beſonders deshalb dahin reiſteDer berühmteſte Durchgang der Venus war 176〈…〉〈…〉9, be - sonders deshalb, weil er zu großen Reiſen Veranlassung gab, nach Lappland und Kalefornien. Es iſt dieſer Durchgang der Venus uns noch deshalb ſehr wichtig weil die Sonnenparallaxe dadurch beſtimmt werden kann. Enkehat gezeigt daß die wirkliche Sonnenpa -rallwrallaxe mit der Berechnung nur zwiſchen 8,5 und 8,4″ differiren kann; dieß giebt aber ſchon einen Unter - ſchied von 178000 Meilen in der Entfernung1 / 232 der ganzen Entfernung betragen

3, Die Erde Wir nehmen hier nur das, was zum aſtronomiſchen Theil gehört; über die innere Beſchaffenheit und dgl. wird im geognoſtiſchen Theile die Rede ſein.

Ueber die Geſtalt der Erde hat man lange Zeit falſche Begriffe gehabt von 1683 bis 1718 waren die Meſsun - gen von Casſiniund Maraljiſo unvollkommen, daß man daraus ſchlieſsen konnte die Erde ſei am Aequator abgeplattet und an den Polen ſpitz indem man nicht weit aus einander liegende Gradenur in Ver - bindung bringen konnte. Erſt nachdem Maupertiusin Lappland ſeine Grunadmessung gemacht hatte, konnte man auf die wichtige Abplattung kommen. Letztere Messung wurde in neuern Zeiten durch Schwanbergſehr angegriffen, indem man glaubte viele Fehler darin entdeckt zu haben; doch fand es ſich daß man nicht ganz auf derſelben Stelle nachgemeſsen hatte. Profeſsor Roſenberghat gezeigt daß die Fehler nicht ganz ſo auf MaupertuisSeite fallen, alsSchwan -171 Schwanberggefunden hatte. Bei der Vergleichung der Gradmeſsung von Peru mit der von Frankreich fand man die Abplattung 1 / 305 hinaus; aber bei der Ver - gleichung desr〈…〉〈…〉Lappländiſchen Gra[?]dmit den von Frankreich 1 / 304. Nach den Verſuchen die man mit dem Pendel ge - macht hatbeſonders bei den großen Reiſen von Fresenayund Duperayſchien die Abplattung viel grö - ßer zu ſein, man fand 1 / 289.

Es iſt alſo ein Schwanken zwiſchen 1 / 305 und 1 / 289; es macht dies einen Unterſchied von 593 Toiſen oder 3500 Fuß.

Die Excentrizität der Erdbahn iſt jetzt im Abnehmen. Sie wächſt bei , und

Beweiſe für die Rotation der Erde durch den Fall der Körper. Man hat für die Rotation der Erde hauptſächlich dreierlei Beweiſe: 1, die Abplattung, 2, Verſchiedenheit der Pendellänge um an verſchiede - nen Orten dieſelbe Zahl von Schwingungen hervorzu - bringen. 3, Der Fall der Körper.

Ware die Rotation der Erde 17 mal ſchneller als ſie es iſt, ſo würde die Schwere unter dem Aequator = 0 ſein; würde ſie noch größer ſein ſo würden die Körper damit verſchleudert werden. Siehe ErmanPhyſik 1826 / 7

Um

Um die Rotation der Erde zu erforſchen war man auf die Idee gekommen von ſehr hohen Punkten Körper auf die Erde herabfallen zu laſsenkleine Steine von den Spitzen der Maaſt[?]bäume ausman glaubte da ſich die Erde von Weſten gegen Oſten bewegt, ſo wür - de der Körper zurückbleiben, und dafür mehr nach Weſten hin fallen. Bei angeſtellten Verſuchen fand ſich aber das Gegentheil, der Körper fiel etwas gegen Oſten. Man hatte nur nicht bedacht, was Newtonklar zeigte, daß der Körper indem er herabfalle die Schwung - kraft der Erde mit erhalte. Dieſe iſt um ſo gro - ßer, je weiter er vom Mittelpunkt der Erde ent - fernt iſt, deshalb erhält er eine größere Schwung - kraft als die Punkte welche ſich auf der Oberfläche der Erde befinden; und ſo entſtehet eine geringe Abweichung gegen Oſten, die ſich auch bei allen an - geſtellten genauen Verſuchen fand. Die Hauptſäch - lichſten geſchahen,:auf dem Thurm Asinelli in Bologna vom Profeſsor Igelini; in Hamburg von Bengenburg; einige andere in Kohlengruben. Wenn die Höhe von den der Körper herabfiel 250 bis 260 Fuß betrug, ſo war die Deviation gegen Osten 4 bis 5 Zoll.

Die173

Die Beweiſe für die Translation ſind etwas ſchwieriger; man kann ſie nur durch Vernunftſchlüſse darthun. Als das Syſtem des Copernikusbekannt geworden war ſuchte man zuerſt nach ob keine Ver - änderungen in den weit entfernten Sterngruppen hervorgebracht würden. Daher wurden eine Menge von Sternen beobachtet. Cookſtellte ſchon Beobachtun - gen bei γ des Drachen an; Bradlaywiederholte dieſe Beobachtungen und fand 1728, daß alle Ster - ne die bei Tage culminiren gegen S. rückten, die ihre Culmination in der Nacht haben aber gegenWN. ; und alle kleine Ellipſen beſchreiben, die man nur aus der Translation der Erde erklären kann. Der Werth der großen Axe dieſer Ellipſen den je - der Stern beſchreibt, beträgt 40″.

Es ſteht dieß zugleich mit der Geſchwindigkeit des Lichts in VerbindungNach dem # der Kräfte

Vorrücken der Nachtgleiche. Nach dem Copernika - niſchen Syſtem der Rotation müßte die Axe der Erde ſich immer paralell bleiben; dieß iſt aber nicht ganz richtig, ſie ändert ihre Lage indem ſie wie ſchon früher erwähnt in einem Zeitraum von 25.700 Jahren eine Ellipſe beſchreibt, ſo daßdiedie Pole des Aequators ſich um die Pole der Eklip - tik bewegen. Es iſt dies eine Folge der Zuſammen - ſetzung der Bewegung die durch die Abplattung der Erde hervor geht. Wäre die Erde eine Kugel und würde die Sonne in einem Winkel von 45° ihre Attraction aus üben, ſo würde ſich auf beiden Seiten gleich viel Maſse befinden; es würde da - her kein Grund vorhanden ſein warum der Winkel der Erdaxe mit der Erdbahn verändert werden ſoll - te; wenn aber beim Aequator eine größere Men - ge von Theilen angehäuft iſt, als an den Polen ſo befindet ſich eine größere Maſse auf der einen Seite, wo die Attractions Kraft wirkt als auf der andern, und ſo muß die Schiefe der Ekliptik abwei - chend ſein. Durch ein kleines Modell iſt dieß deutlich einzuſehenDoc zeigte ein ſolches vor. Zuerſt wurde dieß ſchon[von] Hipparchentdeckt, der an - deutete daß das Vorrücken der Nachtgleiche aus der verſchiedenen Länge der Sterne erſichtlich war. Wo auch die Sonne und der Mond ſtehen, haben ſie eine Tendenz die Schiefe der Ekliptik zu verändern. Jeder Theil des Aequators ſtrebtnach175nach dem Parallelogram der Kräfte zu entfliehenAußerdem haben noch alle Planeten eine Wirkung auf die Bahn der Erde; wenn die eine Wirkungadditiv iſt, iſt dieſe ſubtractiv. Es geht daraus hervor daß die Sternbilder nicht mehr den frühern entſprechen, wo ſonſt der Widder war, ſind jetzt die Fiſche.

[22. Vorlesung, 19.01.1828]

In Aegypten hat man über den Thierkreis mehe - re Monumente gefunden aus verſchiedenen Zeitaltern; einen Zodiakus fand man in Tem - pyris nördlich von Theben, 2 andere ſüdlich von Theben in Eble en[?]Natopolis Sie ſind nicht als Kreiſe dargestellt, ſondern die einzelnen Zeichen in 2 Reihen gestellt. Indem Zodiakus von Tem - pyris eröffnet den Zug der Löwe, in dem von Esle, die Jungfrau. Da man weiß daß der Anfang des Jahres den Aegyptern in das Somm〈…〉〈…〉er- ſolſtitium fiel, ſo hat man geglaubt daß dieß um die damalige Zeit in den Löwen gefallen wäre,weilwährendes jetzt in den Zwillingen iſt. Burkhardhat durch ſeine Unterſuchungen gezeigt, daß dieß 2470 Jahr vor unſrer Zeitrechnung ſtatt gefundenhabenhaben müſsen, es müßte dieſer Thierkreis dem - nach 4000 Jahre wenigſtens alt ſein. Aus andern Urſachen glaubt man daß der jüngere Thierkreis aus den Zeiten des Tiberius herſtamme; es müßte alſo zwiſchen beiden Monumenten ein Zeitraum von 2000 Jahren ſein. Es fällt dieß Alter, und der Unterſchied aber weg, wenn man bedenkt daß das Jahr der Aegypter beweglich war. Viscontis Unter - ſuchungen

Man hat geglaubt daß die Waage erſt zu Cäſars Zeiten angeſetzt worden wäre, und Soſigenesha - be ſie erſt nach Aegypten gebracht. Nach Idelers und Buttmanns Unterſuchungen ſcheint dieß aber keines - weges der Fall zu ſein ſondern ſchon früher in Ae - gypten die Waage als Sternbild dageweſen zu ſein. Es ſcheint daß die 12 Sternbilder des Thier - kreiſes aus den 27 Mondſtationen entſtandenſei en. Das Vorrücken der Nachtgleiche hat keinen Einfluß auf das Klima und eben ſo wenig auf die Recta - ſcension und Declination der Sterne; wohl aber auf die Breite von daraus man die Sterne zu ſehen bekommt; für denselben Horizont eines Punktswer -177werden andre Sterne ſichtbar; ebenfalls entſteht auch eine Änderung des Polarſterns ſelbſt. Zur Zeit des Eudoxiuslag der Pol nahe bei den hintern Ster - nen des kleinen Bärs zwiſchen α und β, jetzt liegt er außerhalb des kleinen Bärs, und nach und nach wird er fortrücken zum Zepheus und Schwan.

Die Schiefe der Ekliptik hat eine kleine Veränderung, die[Nutation] von 18″, ſo daß ſie in einer Zeit von 18 Jahren und 6 Stunden einen kleinen Kreis be - ſchreibt. Doch wichtiger iſt die große Aenderung, von der bereits die Rede war; man kann nicht mit Gewißheit ſagen wie groß die Aenderung ſei, doch dauert ſie 21 bis 22000 Jahre. Die erſten Beob - achtungen darüber ſind von Anaximandei, der durch Sonnenuhren den Winkel der Ekliptik mit dem Ae - quator maß; die Reſultate der erſtern genau - ern Meſsungen verdanken wir den chineſiſchen Annalen von 1100 a C., wo dieſe Winkel auf 23°54′ gefunden wurden. Pydiasin Marſeille fand im Jahr 340 a C. durch eine Meſsung dieſen Winkel 23°49′ groß, und GY[?]ounes1000 p C. 23°36′, und Besſelin den neueſten Zeiten (1800) 23°27′56″ Laplacehat〈…〉〈…〉xhat über die Abnahme der Schiefe der Ekliptik beſondere Unterſuchungen angeſtellt und gefunden daß die äu - ßerſte Grenze der Veränderung nur Grad betragen. Dieß würde auf der Erde ungefähr den Unterſchied machen als wenn Cadix dahin fiel wo Cordova liegt.

Der Mond

Bei den Alten exiſtirte eine hiſtoriſche Sage wem der Mond zuerſt erſchienen wäre; ſie ſetzten ſeine Entſtehung in die Zeit der Schlacht des Herkules mit den Gyganten; Maupertuisgründete darauf ſeine Anſicht, daß es ein Comet geweſen ſei, der ſeinen Schweif verloren habe und von der Zeit an, um die Erde kreiſe. Kreuzerglaubt das jene Sage nur eine Anſpielung auf die Mondjahre ſei. Der Durchmeſser des Mondes beträgt 466 Meilen; Ruß - land iſt etwas größer als der Theil des Mondes den wir ſehen. DieRotations-Axe ſteht faſt ſenkrecht auf die Mondsbahn. Die Entfernung von der Erde beträgt 51800 Meilen. Die Genauigkeit dieſer Be - ſtimmung iſt bis auf 1 / 1300Viele Reiſende ſind demnach weiter geweſen als die Entfernung des Mondes be - trägt

Die179

Die genaueſte Meſsung geſchah durch die Aſtronomen Lalandesin Berlin undam grünen Vorge - birge. Nach Lambertiſt das Licht des Mondes 300000 mal geringer als das der Sonne. Neben derm[?]Vollmond, ſieht man beim erſten und letzten[Viertel] ein aſch - farbenes Licht, dieß iſt die Refelection der Be - leuchtung der Erde auf den Mond; es fällt verſchie - den aus, je nachdem die Reflection vom Meere oder vom Continente herrührt. je nach dem dieſer oder jener Theil der Erde grade dem Monde zu - gekehrt iſt. In frühern Zeiten hat man die Idee gehabt, daß dieſes aſchfarbene Licht von einer eig - nen Phosphoreszenz des Mondes herkomme, wie es bei der Venus der Fall iſt. Leonarde da Vincigab zuerſt eine ſchöne Erklärung über dieß aſchfar - bene Licht des Mondes1521. Bei totalen Mond - finſterniſsen ſieht man ein rothes Licht, daß um ſo beträchtlicher erſcheint je reiner die Atmosphäre iſt, beſonders ſtark unter den Tropen, wo es Doc mehrmals beobachtet hat. Es iſt dieß Licht nicht reflectirt von der Erde, ſondern inflectirt von der Atmosphäre, und verſchieden nach der Lage diediedie Erde zum Monde hat, größer in der Erdferne als in der Erdnähe. Es giebt ſelbſt noch Beo - bachtungen wo der Mond ganz verſchwunden iſt.

In den neueſten Zeiten, noch im vergangenen Jahre ſind Beobachtungen über die Wärme des Mondslichts gemacht worden. Doc hat häufige Beo - bachtungen darüber mit Herrn Aragoauf der Pariſer Sternwarte vermittelſt großer Hohl - ſpiegel angeſtellt, und nicht das geringſte von Wärme bemerken können. Danielder dieſe Ver - ſuche wiederholte hat ebenfalls keine Wärme ſpüren können.

Anſehen des Mondes. Bei den Alten war die Mei - nung, daß das was wir von den Flecken des Mon - des ſehen nur eine Spiegelung der Erde ſei durch das Lichts des Weltheerds hervorgebracht. Bei den Perſern herrſcht dieſe Idee noch heut zu Tage.

Die Flecken des Mondes haben ſehr verſchiedene Farben; ſchon in frühern Zeiten wurden ſie für Meere gehalten, indem man wußte das Flüſsigkeiten dasLicht181Licht weniger reflectirten als feſte Körper. Kepplernahm im Gegentheil die hellern Stellen fürMW[?]aſsen und die dunklern für erhöhte Theile des Monds an. Die Sicherheit, daß es nicht Waſser von großen Flächen geben kann iſt dadurch erwieſen worden daß die ein - zelnen Theile unter einander in einem[?][Niveau] liegen. Merkwürdig iſt es daß einzelne Theile immer ſchwärz - lich ſind wie z. B. Cäſar. Galiläiiſt ſchon auf die Berge aufmerkſam geweſen und hat Meſsungen an - geſtellt.

Man hat mehrere Methoden die Höhe der Berge zu meſsen.

Wenn man durch Fernröhre den Mond betrachtet in ſeinen erſten[Viertel] ſo bemerkt man helle Flecken die in dem aſchfarbenen Theile liegen; wenn es Berge ſind, wie zu vermuthen, ſo müſsen ſie um ſo höher ſein, je weiter ſie von dem erleuchteten Theil des Mondes entfernt, und jemehr ſie beleuchtet ſind. Durch die Entfernung dieſer hellen Punkte, kann man daher auf die Höhe des Berges ſchlieſsen.

Eine andere Art die Erhöhung der Berge zu beſtim - men, iſt auf dem Mondrande, beſonders bei den Sonnen -finst -finſterniſsen. Endlich eine 3te Art durch die Größe der Schatten welche die Berge werfen und die die größte Genauigkeit giebt.

Wir kennen jetzt dieTopoOrographie des Mondes beinah beſser wie die desrErde; es ſind alle Berge ge - meſsen, bis auf Höhen von 3 bis 400′ungefähr wie diePMichelsberge

Wir ſehen immer nur einen Theil des Mondes; man glaubte früher daher daß der Mond keine Rotation habe, doch iſt dieß nicht der Fall, ſondern ſeine Rota - tion iſt gleich der Umlaufszeit um die ErdeBei - ſpiel wenn man um einen Baum immer ſo herum geht daß man ihm im Geſicht behält. Nur durch ein Schwanken des Mondes wird bisweilen etwas mehr geſehen, doch beträgt dieß und ungefähr 6 bis 8 Grad ſo daß wohl unſre Nachkommen nicht die Hoffnung ha - ben werden die andere Seite des Mondes zu ſehen. Galiläientdeckte zuerſt dieſe Lobration während ſei - ner Gefangenſchaft 1657.34 Tob. Meier, Bouval, und Ni - colethaben ſich ſpäter viel damit beſchäftigt.

Ent -183

Entweder man ſieht an den Rändern neue Flecken Libration in der Länge oder man ſieht mehr vom Nord - pol oder Südpol; Libration in der Breite. Die erſte Libration entſteht dadurch, daß die Rotation des Mondes gleichartig aber ſeinerUmlaufszeit undmdie Erde nicht ganz gleichartig iſt; die Libration der Breite aber, weil die Axe des Mondes nicht ganz ſenkrecht auf ſeiner Bahn ſteht.

DieTopoOrographie des Mondes hat das Merkwürdige, daß während die übrigen innern Planeten hauptſächlich Kettengebirge haben, beim Monde nur ſelten Ketten zu finden ſind, ſondern einzelne hohe Berge meiſtens ſind. Wenige Ketten finden ſich in der nördlichen Hemisphäre: die Apenninen, Alpen usw. Der höchſte Punkt iſt Huygens in den Apenninen, 3500′ hoch, ohne Krater. Auf der ſüdlichen Hemisphäre finden ſich über - all Krater, alles iſt durchlöchert, ſelbſt die größten Höhen, Leibnitz und Dorffler.

4166 Toiſen, 1 / 204 des Mondshalbmeſserdie höchſten Punk - te auf der Erde, im Himalaya Gebirge ſind nur 1 / 700 ders[?]Erdradius

Die

Die Berge des Mondes ſind ſehr verſchieden von denen auf der Erde, es ſind mehr große Hochländer als Berge; Hipparch und Ptolomäus ſind ſo groß als ganz Böhmen20 Meilen im Durchmeſser.

Gewöhnlich ſind die Erhöhungen, Ringgebirge, nur(und?) ſolche wo auf den Bergen in der Mitte ſich noch ein kleiner Kegel erhebt; bisweilen ſteht dieſer Kegel auch nicht in der Mitte, ſondern auf dem Rande.

Was man von Rinnen oder Flußbetten auf dem Mon - de geſprochen hat, iſt eigentlich nicht ſo zu nennen; es ſind dieß Streifen, die[über] Berg und Thal von einem Krater zum andern geheneine Art von Teu - felsmauer, man glaubt daß ſie Reihen von kleinen Kratern ſeien. Mit den Mondvulkanen hat man ſich vielfach beſchäftigt, beſonders in den Jahren 1783 bis 87: Herſchelund Graf Brühlin London. Von Zeit zu Zeit hat man im aſchfarbenen Theile des Mondes glänzende Punkte geſehen, die man für Aus - brüche der Vulkane anſah. Schröderglaubte ſelbſt mit etwas Einbildungskraft bald darauf kleine Kegel geſehen zu haben. Jetzt iſt man Vorurtheilsfreierge -185geworden, und hat mit mehr Mühe die Beobachtungen angeſtellt; ſchwer bleibt an einem Tage das zu ver - gleichen was an einem andern beobachtet wurde. Es iſt merkwürdig, daß alle dieſe Erſcheinungen an einem Punkte geſehen worden ſind, auf dem Ariſtarch: es mag dieſe Erſcheinung von einer beſonderen Re - flection des Lichts entſtehen. Man hat gefunden daß das Mondlicht doch nicht von dem Meere ſon - dern vom Innern von Afrika oder vom Innern von Indien reflectirt worden iſt, und das Ariſtarch nicht aus eignem Feuer leuchtet, ſondern daß die Erleuchtung ein Reſultat der Spiegelung der Fel - ſen auf[dieder]Erde ſelbſt iſt.

[23. Vorlesung, 23.01.1828]

Von den Mondkarten, ſind beſonders zum Gebrauch als am meiſten zugänglich zu empfehlen die vom Inſpector Lohrmann. Andre iſt in Bonners Schriften, eine ſchöne Mondcharte; und als die größte iſt zu nennen die von Tob. Mayer, verbeſsert von Duyk - huiſen. Außerdem iſt noch die Schröderſche[Karte][ſehr gut].

Flüſsigkeiten in großen Maſsen finden ſich aufdemydem Monde nicht, da überall wo man große Flächen ſieht ſich immer Krater befanden.

Eine beſondere Art von Unebenheiten ſind die weißen Streifen die dem Monde eigenthümlich ſind und durch Berg und Thal fortgehen. Man weiß eigentlichnicht was ſie ſind; häufig hat man ſie mit Unrecht auf den Karten Dampfartig gezeichnet: bei ſchwacher Ver - größerung ſind ſie weniger Lichtvoll, als bei ſtär - kern; am meiſten erſcheinen ſie bei Tycho.

Seit dem tiefſten Alterthum hat die Meinung exi - ſtirt, daß man Werke der Kunſt auf dem Monde entdecken könne; Philolausund Xenophonglaubten daß man Städte im Monde ſehen könne. Es iſt daher nicht ohne Intereſse zu unterſuchen was man vornhier aus mit Genauigkeit vom Monde ſehen[könne]. Die größten Städte in Europa wie z. B. London nehmen nur einen[Flächenraum] von 0,7(7) geographiſche Meilen ein, ein ſehr kleiner Raum der bei einer ſolchen Entfernung wohl mit un - ſern jetztigen Fernröhren nicht gut mit Sicherheit geſehen werden könnte. Diejenigen Aſtronomendie187die ſich lange mit den Mond beſchäftigten ſind in neuren Zeiten wieder auf die Meinungen der Alten zurückgekommen. So will SchröderFarben auf dem Monde geſehen haben, die nach ſeiner Mei - nung vom Anbau herkommen ſollen, ſelbſt Seleni - ten-Wohnungen[,] Palmenwälder uſw. wollte er unterſchieden haben; auf dem B[?]erge Schröter einen Sternentempel und dgl. m. ſogar die Temperatur auf dem Monde in Hinſicht der Vegetabilien wollte man beſtimmen. Offenbar ſind dieß Uebertreibungen.

Es iſt allerdings möglich mit Fernröhren, in dem Stande wie ſie jetzt ſind, eineAngular-Distance von 1″ zu meſsen; dieß macht 1800 Fuß für den Mond. Aber man kann das noch unterſcheiden wenn's nur ſo groß iſt, als das was man meſsen kann. Man würde alſo Gegenſtände von 6 700 Q[?] Fuß Fläche[noch] unterſcheiden können; ein Schatten der einen großen Con - traſt mit der Erde des Mondes abgeben wür - de, könnte um ſo deutlicher unterſchiedenwerdenwerden, ſo daß man Höhen von 500 Fuß, ſelbſt noch von 300 Fuß würde meſsen können man würde alſo noch Gebäude von dieſer Höhe ſehen können. Wenn[ man] erfahren will, wie man ein Kunſt - werk unterſcheiden könne, ſo weiß Doc durch - aus kein Mittel dazu anzugeben. Die ſoge - nannten Mondſtädte von denen man häufig ſprechen hört, haben aber 30 bis 40 Q M. Flächen - inhalt, und ſehen daher mehr Ländern ähnlich als Werken der Kunſt.

Die Atmosphäre des Mondes iſt ſehr dem Va - cuum ähnlich, welches wir nur in unſern Maſchie - nen hervorbringen können; ein Barometer würde nur einige Linien hoch ſtehen. Man hat geglaubt bei Sonnenfinſterniſsen Spuren dieſer Atmosphäre geſehen zu haben indem man Ringe bemerkt hat. Noch merkwürdiger ſind die Flecken die man im Monde geſehen hat. Am 2ten Januar 1778 wurde auf dem Meere[eine] Mondfinſterniß beobachtet, wo es ſchien, als wenn ein Stern durch den Mond geſchienen hätte; esscheint189ſcheint dieß von Ausſchnitten im Monde herzurühren, Kraterartige Vertiefungen, die nur ein Paar Se - cunden vor dem Wiedererſcheinen des Lichts ſchon geſehen werden konnten. Schon früher iſt etwas ähnliches in Rom beobachtet worden. Dieſe Ringe, Flecken uſw. ſind vermuthlich optiſche Täuſchungen ſowohl durch unſer Auge als unſre Atmosphäre. Had [?]allayhat geglaubt Blitze in der Atmosphäre des Mondes zu ſehen, während die Sonne verfinſtert war. Noch ſonderbarere Erſcheinungen kommen an den Rändern des Mondes vor; Lemonnierhat ſie ſchon beſchrieben, und vor Kurzen wurden in Frankreich Entdeckungen gemacht, man ſah Erſcheinungen ähnlich wie Raketen die von dem Rande des Mondes aufſtiegen. Alle dieſe Er - ſcheinungen ſind aber ſo unſicher daß ſie nicht hinreichen um auf die Größe der Atmosphäre des Mondes zu ſchlieſsen.

Die erſte Topographie des Mondes war von Hevil;spät -ſpäter und vollſtändiger von Ricciolioder eigentlich Grimaldi, der den Bergen zuerſt die Namen der berühmteſten Aſtronomen und Philoſophen gab. In ſpätere Zeiten ſchrieben Dom. Casſiniund Lahirein Frankreich über die Topographie des Mondes.

Einfluß des Mondes. Der Mond hat in mannigfal - tiger Weiſe Einfluß auf die Bewohner[unſres] Erdkörpers gehabt, beſonders in der geiſtigen Ent - wickelung.

Vielfältige Beobachtungen am Mond angeſtellt, führten zu Entdeckungen; die uns ſonſt vielleicht unbekannt geblieben wären.

Man hat viel über den Nutzen des Mondes geſprochen, und ihn darin zu finden geglaubt, daß er da wäre um unſre Nächte zu erhellen; ſehr natürlich mußte dagegen die Einwendung gemacht wer - den, warum denn nicht immer Vollmond wäre. Laplacehat in ſeiner mechanipuscoeleſte ange - geben, daß dieß bei einer gewiſsen Lage des Mondes gegen die Erde und die Sonne ſehr leicht denkbar wäreRecept zu beſtändigen Mondſcheine.

Es191

Es wäre aber dann der Mond nicht mehr Neben - planet ſondern ein Weltkörper für ſich.

Der Mond erregt Ebbe und Fluth nicht nur im Meere ſondern auch in der Atmosphäre der Erde, letztern iſt mehr berechnet als beobachtet worden. Die Monddiſtancen geben ein untrügliches Mittel an um ſich(mit)auf? dem Meere zurecht zu finden, man kann ſich ſicherer darauf verlaſsen als auf alle Thermometer. Einen außerordentlichen Ein - fluß hat der Mond auf die aſtronomiſchen und mathematiſchen Kenntniſse gehabt. Die Mecha - nik des Himmels verdankt ihr Daſein den er - ſten Beobachtungen des Mondes; ſelbſt die Figur? der Erde konnte aus dem Monde berechnet werden. Man kann ſelbſt ausfdie Veränderlichkeit des Tages(= Länge[?]?) aus der Bewegung des Mondes ſchlieſsen, woraus man wieder wird beweiſen können, daß die Tem - peratur der Erde ſich nicht hat ſehr verändern köñen. Hevilſtellt die Meinung auf, daß wenn es Be - wohner im Monde gebe, ihnen unſre Erde als Mond dienen könnte

Vom

Vom Zodiakal Licht.

Man ſagt gewöhnlich daß das Zodiakal Licht von Casſini1683 entdeckt worden ſei. Man war damals zuerſt aufmerkſam geworden daß im Frühjahr nach Sonnenuntergang, ein Schein pyramidaliſch ſich erhob. Casſiniſelbſt ſtellte die Frage auf, ob, dieß nicht erſt jetzt erſchienen ſei, und ſtarb mit der Idee, daß es große Veränderungen hervor - bringen könne. Zu derſelben Zeit war es in Perſien ebenfalls geſehen, und von Jardin/? / beobachtet worden; man erfuhr hier daß es bei den Bewohnern in den Tropengegenden ſchon längſt bekannt war und den Namen Niafatsch führte. Doc fand in Paris in einem mexikaniſchen Codex wo unter den Wundern〈…〉〈…〉von[?]dieerAnkunft von Cortezeine pyramidaliſcheLicht Erſcheinung genannt wird, die man gegen Oſten geſehen habe.

Meron, Casſiniund mehrere andre haben behauptet, daß das Zodiakal Licht im Zuſammenhange mit dem Nordlicht wäre, ja daß ſelbſt die Sonnen - flecke damit in Verbindung ſtänden. NeuereBeob -193Beobachtungen haben es nicht erwieſen. Doc hat aber ſelbſt geſehen daß es ſich ſehr ändert und häufig ganz verſchieden erſcheint. Bei Beobachtungen die er in Caracas darüber anſtellte fand ſich daß das Zodiakal Licht an demſelben Abend oft von 2 zu 2 Minuten wechſelte. Man könnte glauben daß dieß bloß von Verdickungen in der Atmosphäre her - rühre, aber bei Nebelflecken(?) war zu derſelben Zeit durchaus kein Veränderung zu bemerken.

Lange hat man geglaubt daß dieſes Licht die At - mosphäre der Sonne wäre; in neurer Zeit iſt aber bewieſen worden, daß dieſe ſich nicht weiter als bis Merkur aus dehnen können; das Zodiakal Licht weicht aber bis über Mars hinaus; vielmehr ſcheint es nach LaplaceMeinung ein Theil zu ſein der von der Atmosphäre getreñt worden iſt.

Mars.

Der Durchmeſser beträgt 1646 Meilen oder 0,67 der Erdhalb[?] meſsers. Ueber die Abplattung iſt noch nichts beſtimmtes gefunden; man iſt darüber noch ſehr im Streit. Herſchelhielt ſie für ſehr beträchtlich: 1 / 12, Schröderz Schröderkaum 1 / 80. Hardinggiebt ſie auch zu 1 / 12 an, wel - cher allerdings viel bei der geringen Rotation wäre. Die Flecken die man im Mars ſieht ſind zweierlei Art - theils bewegliche, wie Wolken, die Verfinſterung her - vorbringen welche ſich ſchnell ausbreitet und 2 helle Flecken an den Polen die man für Eismaſse<n>hält Kurowskÿin Berlin hat ſie in neurer Zeit beob - achtet. Lacaillehat ſich des Mars bedient um die Sonnenparalaxe zu beobachten. Keppleriſt durch die Excentrizität der Marsbahn zuerſt auf die Idee der elliptiſchen Bahnen der Planeten gekommen.

Kleine Planeten auf der Grenze

Schon die Alten glaubten daß es eine weit größere Zahl von Planeten gebe als ihnen bekannt waren, die man aber wegen ihrer Kleinheit nicht ſehen könne. Wie ſchon früher erwähnt glaubte KepplerdieerRichtig - keit ſeines Geſetzes wegen daß zwiſchen Mars und Jupiter noch ein Planet ſich befinden müſse. Man fand im Anfang dieſes Jahrhunderts 4 kleine Planeten, denen man denieNamen, Veſta, Pallas, Ce - res und Juno gab. Alle dieſe zuſammen genom̃enals195als eine Kugel betrachtet würden die Maſse nicht viel größer ſein als unſer Mond; der kleinſte, Veſta, hat wahrſcheinlich nicht mehr als 40 bis 50 Meilen im Durchmeſser. Herſchelnannte ſie Aſtäroiden, Laplacetelescopiſche Planeten.

Dieſe kleinen Planeten ſind im umgekehrter Reihe ihrer Entfernung entdeckt worden. Ihrer Entfernung nach folgen ſie: Veſtaentdeckt 1807 von Olbers; der Name wurde von Gausſ; Juno1804 von Hardingin Göttingen entdeckt; Pallas1802 von Olbers; Ceres1801 von Piaziwegen eines Schreibfehlers Olbersent - deckte Veſta durch theoretiſche Betrachtungen; er glaubte daß in der Jungfrau die Karten aller kleinen Planeten liegen müſse, und wenn ein großer Planet zertrümmert würde, ſo müß - ten die Trümmer hier durch gehen; er beobachte - te dieſen Punkt deshalb ſehr genau und entdeckte dort den Planet. Nach Enkes Berechnungen, wenn dieſe Planeten wieder ſo nahe zuſammen kommen können, daß ſie vielleicht zum Theil ſich wieder vereinigen würden, fand ſich ein Zeitraumvonvon 3000 Jahren.

Die Umlaufszeit dieſer Aſtäroiden iſt einan - der ſehr ähnlich: Veſta 3 Jahr 7 Monat, Ceres 4 Jahr 7 Monat. Sie haben alle eine große Excentrizität ihrer elliptiſchen Bahnen, am meiſten und Ihre Bahnen bilden ziemlich große Winkel mit der Erdbahn 30 43°. Die Bahnen der 4 Planeten ſind ſonderbar in einander verſch[?]lungen. Der Durchmeſser der Veſta beträgt noch nicht 2″ trotz dem iſt dieſer Planet ſehr leuchtend.

[24. Vorlesung, 26.01.1828]

Äußere Planeten

Wir gehen jetzt zu dem Planeten über die zu dem Syſtem der dünnere, größere und mondreichere gehören. An der Grenze befinden ſich die beiden mächtigſten Planeten, die wegen ihrer großen Maſse vielen Einfluß auf die Bewegung der an - dern haben; es ſind dieß Jupiter und Saturn.

Jupiteriſt merkwürdig durch ſeine große Lichtſtärke, er iſt von großer[H] elligkeit und hat eine gelbe Farbe. Sein Durchmesser beträgt 11 Erdmesser. Sein kubiſcher Inhalt iſt um größerals197als alle übrigen Planeten zuſammen wenn man ſie ſich in einer Kugel vereinigt denkt. Ge - erachtet[?] er nur die Dichtigkeit der concentrirten Salpeterſäure hat, ſo iſt es doch wegen ſeiner gro - ßen Maſse leicht erklärlich daß er viele Störun - gen hervor bringen kann theils im Lauf der Pla - neten theils in dem der Cometen. Man be - merkt am Jupiter viele Streifen und Flecken; ausſchlieſsen muß aber hiervon die Erſcheinung wenn die Jupiter Monde ihren Schatten auf den Planeten werfen, und ſie bei ihm vorüberziehen. Man hat die Monde früher geſehen als dieſe StreifenGewöhnlich ſieht man 5 große Streifen in der Nähe des Aequators, woran der mittlere ſehr hell iſt. Ihre Zahl iſt aber ſehr unbeſtimmt, man hat ſelbſt geglaubt 10 geſehen zu haben; zwiſchen dieſen Streifen befinden ſich kleine Flecke die mit ihnen paralell fortgehen. Aber auch in den Strei - fen ſelbſt ſieht man eine Bewegung die mit der Rotation ſelbſt zuſammenhängt.

Es iſt durch einen ſolchen Fleck der wie Dom Caſsini[?]sagtſagt auf einem ſüdlichen Theil(eines ſüdlichen) in der ſüdl. Hemisphäre am Jupiter ſtand und in den Jahren von 1665 bis 1666 immer ununter - brochen wieder kam, die Rotation des Jupiters auf 9 Stunden 56 Stunden beſtimmt werden. Im Jahre 1690 wurde er wieder mehrere Monate hindurch beobachtet. Schröderhat bei ſeinen Beob - achtungen dieſelbe Zeit heraus gebracht. Der - ſelbe Cassinibeſtimmte zuerſt die Abplattung auf 1 / 14. Schröderglaubt ſogar eine Unregel - mäßigkeit in ſeiner Form, um noch eine Ab - plattung vonWN. O nach S.W. gefunden zu haben; doch iſt dieſe Angabe nicht ſehr ſicher.

Von allen Planeten iſt der[wichtigste] für die Schifffarth wegen den Verfinſterungen ſeiner Trabanten.

Der erſte Jupiters Mond wurde von Simon Meierin Anſpach 1609 geſehen; und von ihm das Brandenburgiſchen Geſtirn genannt. Man ent - deckte bei ihnen Flecke, und fand daſselbe Geſetz wie bei unſerm Mond, daß die Rotation derſelbengleich199gleich iſt der Umlaufszeit um den Hauptplaneten. Alle Jupiters Trabanten ſind größer als unſer Mond; der erſte iſt der größte. Laplacehat viel dafür gethan und die Tabellen über die Jupiters Monde ſehr verbeſsert. Die drei erſten Ju - piters Trabanten werden nie zugleich verfinſtert. Wenn die Verfinſterung eintritt ſieht man ſie als helle Punkte vor dem Jupiter ſich fort - bewegen; von der Oppoſition entfernt folgt? dann der Schatten ſelbſt. Der große franzöſiſche AſtronomHerr Aragohat ſich viel mit dieſen Verfinſterungen beſchäftigt.

Saturn

Obgleich entfernter als hat doch ein kleineres Volumen als jener. Sein Durchmeſser beträgt 9, 4 Erddurchmeſser. Seine Rotation iſt ähnlich der des Jupiters, 10 Stunden 16 Minuten. Dieſe ſowohl wie die Abplattung wurden 1789 von Herſchelentdeckt. Er glaubt daß ſie doppelt ſei, nur ſchreibt dieß als Folge der flüſsigen Hülle zu ſowohl an den Polen als am Aequator. Die größteAb -Abplattung macht einen Winkel von 45° mit dem Aequator. Auch hier finden ſich wie bei Jupiter, Streifen, die bräunlich ſind Herſchel, Schröder, Ku - rowskÿ. Die Trabanten des Saturn ſind nur bei ſtarker Vergrößerung zu ſehen; es ſind de - ren 7, 5 davonſichtſindleicht zu erkennen, die bei - den innern aber weitſchwieriger, ſie ſind kleiner als Vesta. Merkwürdig iſt es das Saturn die größten und kleinſten Trabanten hat, von denen die kleinern grade die innere ſindSie wurden mit dem 40 füßigen Fernrohr entdecktNach den Flecken die man bei einigen beſonders am 7ten ſieht folgen auch dieſe Trabanten demſelben Geſetz wie unſer Mond und die Trabanten des Jupitersbisweilen werden in Büchern ſtatt 1te u. 2te der 6te und 7te genannt, es iſt dieß unrecht; man zählt die Monde immer nach der Entfernung von Innen heraus.

Eine höchſt ſonderbare Erſcheinung iſt der Ring des Saturn. Er iſt nicht eigentlich von Galliläiſondernvon201von Huygensentdeckt, indem die Entdeckung im̃er den gehört der erkennt was er eigentlich iſt. Huygenshat 1650 zuerſt angegeben warum der Ring uns nicht immer auf dieſelbe Weiſe erſcheine. Er verſchwindet für gewöhnliche Fernröhre wenn die Sonne durchſcheint, da er ſehr dünne iſt, und nur 113 Meilen dicke[?] hat. Durch größere Fern - röhre wie das von Herſcheliſt er aber(nicht[?]?) wieder verſchwunden. Er iſt nicht einfach gewöhnlich ſieht man nur 2 Ringe, doch iſt es zweifelhaft ob er nicht durch eine dünne Materie mit dem Planet ſelbſt zuſammen hänge; es ſcheint dieß wahr - ſcheinlich zu ſein, daran[?] noch nie einen Stern zwiſchen dem Ring und dem Planeten hat durch - ſcheinen geſehen. Pristley, Clarke Herſchelhat glaubthaft[?] gemacht daß er unbeweglich ſei; es iſt dieß nicht ganz wahrſcheinlich; doch will er mit Harlyeinen Knoten im Ringe beobachtet haben, der 36 Stunden lang unbeweglich erſchien. Laplacehat dagegen die Idee aufgeſtellt daß die verſchiedenen Ringe nicht in einer Ebene liegen,docha. 2doch wird man immer einen ſolchen Knoten auf demſelben Fleck ſehen. Auch Olbershat eine Erklärung darüber gegeben, wie die Sonne Einfluß auf dieſe Erſcheinung hat.

Die Nächte auf dem Saturn müſsen die maler iſchten[?] von allen ſein; von den vielen Monden ſieht man immer mehrere zugleich, und zwar in der Art, daß man Vollmond, erſtes und letz - tes[Viertel] zugleich haben kann.

Uranus ()

Durch die Entdeckung des Uranus wurde unſer Sonnenſyſtem um die Hälfte vergrößert.

Der Durchmeſser des Uranus beträgt 4 Erddurch - meſser; ſein optiſcher Durchmeſser eine Winkel - weite, von 4″ da man ihn trotz dieſes kleinen Schwinkels mit bloßen Augen ſehen kann, hat man geglaubt daß er eine eigne Phosphoreszens habe. Herſchelhat geglaubt zwei Ringe zu ſehen, aber bei ſpätern Beobachtungen, die er ſelbſt anſtellte fand ſich dieß nicht beſtätigt. Von den 6 Trabanten die Herſchelmit ſeinen ſchönen Telescopen geſehen hat, haben andere Aſtronomen nur zwei ſehen können,den203den 2ten und 4ten.

Bis jetzt hat man auf dem Uranus noch keine Flecke unterſcheiden können, daher weiß man noch nichts von ſeiner Rotation; nach den Monden zuu[?]rtheilen geſchieht ſie von Norden nach Süden, nicht von W. nach O. Es läge demnach die Rotations Axe in der Bahn des Planeten.

Von den Kometen

Schon das Alterthum hat ſich viel mit den Kometen beſchäftigt. Die Pythagoräiſche Schule behandelte ſie als Planeten; die Chaldäer rühmten ſich daß ſie ihre Wiederkunft vorher ſagen könnten; es machte ſich dieß jedoch wohl nur auf die Ähnlichkeit des Schweifs nur Kerns gründen, und man glaubte das dieß dieſelben wären. Man findet manche Stellen über dieſen Gegenſtand in den Werken der alten Philoſophen, doch iſt nichts ſo verſtändlich als eine Stelle bei Seneca, wo er berichtet daß ein großer Comet erſchienen ſei und dissertirt[?] ob es derſelbe ſein könne der bei dem Tode JuliusCäſars Cäſars erſchienen wäre. Auch hier ſind alle ſeine Be - hauptungen auf Ähnlichkeiten gegründet. Noch im Ende des 15ten und zu Anfang des 16ten Jahrhunderts glaub - te man daß die Cometen bloße Meteore ſeien, nur Acostaerklärte daraus die Höhe der Paſsat - winde.

Die Bewegung der Kometen geſchieht in ſehr excentriſchen Ellipſen. Gewöhnlich ſchreibt man dem Prediger Dörfelin Plauen im Voigtland die Entdeckung zu daß ſie paraboliſch ſei1680zu Ende des 17ten Jahrh. erkannte ſie Henrÿ Perc[?]yHerzog von Northumberland all elliptiſch. Newtonbildet dieſe Theorie weiter aus nur Ha - laywandte ſie auf einzelne äußere Kometen an, die wieder gekommen ſindDoc fand in ei - nem Manuſcript von 1490 ſchon einige Cometen beſonders abgehandelt

Bei dem Erſcheinen der Cometen von 1811 und 1819 war in Paris großer Unwille gegen den Aſtro - nomen daß man die Erſcheinung derſelben nicht vor - her geſagt hatte. Gewöhnlich werden die Cometen allerdings von den Aſtronomen zuerſt geſehen,da205da ſie weiter ſehen können; tritt aber der Fall ein daß ſie hinter der Sonne ſich befainden und dann auf einmal hervortreten, ſo iſt es natürlich daß man ſie auch mit den beſten Fernröhren nicht früher ſehen konnte, als mit bloßen Augen, da ſie erſt ſichtbar wurden, wenn ſie ſich in unſrer Nähe befinden.

Man hat ehedem geglaubt von den kleinen Pla - neten einen Uebergang zu den Cometen zu fin - den; die Meinung wurde unterſtützt durch die ſehr excentriſchen Bahnen. Allein alle kleinen Planeten bewegen ſich von Weſten nach Oſten, da - gegen die Cometen ſich in allen Richtungen bewegen können. Laplacehat bewieſen, daß überhaupt Planeten, ein Cometen geweſen noch werden können.

Man hat bei den Cometen zu unterſcheiden, den Kern, die Hülle, und den Schweif.

Der Kern iſt nicht ſo abgeſondert als man früher geglaubt hat. Zwiſchen dem Kern und der Kugelförmigen Dunſthülle, iſt kein ſcharfer Abſchnitt,sondeſondern eine allmählige Verdickung. Der Kern der dichteſten Theil iſt jedoch noch ſo wenig dicht, daß ein einziges mal von Herſchelam 9ten Nvbr. 1795 ein Doppelſtern 12ten und 13te Größe durch den Kern ſelbſt Geſehen[?] worden iſt. Lahirehat ge - glaubtPhasen bei den Cometen geſehen zu haben, und daraus geſchloſsen, daß ſie kein eignes Licht hätten; aber nie iſt wieder ſeit der Zeit etwas Ähnliches geſehen worden; man glaubte in der Diaphanität des Kerns einen Beweis zu finden. Olbershat berechnet daß der Comet von 1819, 3 Stun - den lang vor der Scheibe der der[?] Sonne ſein würde; höchſt richtig wäre es geweſen ihn dañ zu beobach - ten, und zu ſehen ob er dunkel geweſen wäre. Man hat in den Catalogen der Sonnenflecke nachge - ſchlagen, und gefunden daß an dem beſtimmten Tage den 26te Juny Sonnenflecke am Rande, und bei andere Sternwarten auch im Centrum der Sonne geſehen worden ſind. Olbershält dieß alles für ſehr ungewiß, ſo daß er wohl nicht wieder geſehen worden ſein. Die Dunſthülle hangt mit dem Schweife nicht immerzu207zuſammen. Merkwürdig iſt es, daß Galliläiſchon den Schweif mit einer Flamme verglichen und dabei bemerkt hat, daß alle Flammen tranſpa - rant[?] wären. Wenn ſich die Kometen der Sonne nähern, ſo wird ihr Schweif auf Koſten der Dunſt - hülle immer größer. Die Schweife ſind ſehr verſchiedenartig: man hat Cometen mit 2 Schweifen ja einen mit 6 Schweifen geſehen; andere da - gegen haben gar keine Schweife. Der Schweif des Co - meten von 1618 ſoll eine ſolche Länge gehabt haben, daß als der Comet ſchon im Zenith ſtand der Schweif noch nicht ganz auf gegangen war. Ge - wöhnlich liegen die Schweife nicht ganz in der Richtung, die die Cometen gegen die Sonne haben. Bei dem Kometen von 1823 war der Schweif getheilt und zwar ſo daß beide convexe Seiten gegen ein - ander zugekehrt waren. Man hat früher geglaubt daß der Schweif immer der Sonne abgekehrt wäre. Allein der Comet von 1823 der von Wilde Briolair, Galbanund hernach von Ku - rowskybeobachtet wurde hatte 2 Schweife von denen der eine der Sonne abgekehrt, der andere aberhierihr hier zugewandt war; beide bildeten einen Winkel von 160° gegeneinander. Es ſchien dieß alle frühern Theorien umzuwerfen.

Als der Enkeſche Comet in Paramala wieder er - ſchien willHerr Dummlereine Rotation des Schweifes von 19 Stunden und 38″ bemerkt haben; man hat dieß je - doch noch bei keinem andere Cometen geſehen. Gewiß iſt es daß die Cometen, wenn ſie wird er er - ſcheinen nicht immer gleich ſind. Der Schweif des Halayſchen Cometen iſt immer kleiner und kleiner geworden.

Durchmeſser. Bei den Cometen v. 1811 fand Her - ſchelden Durchmeſser des Kerns, wo das meiſte Licht reflectirt wurde 93 Meilen; die Dunſthülle hatte ſchon 27000 Meilen und der Schweif eine Länge von 22 Mill. Meilen.

Licht der Cometen. DiePhasen die Lahiregeſehen haben will wären ein Beweis geweſen, daß das Licht der Cometen ein reflectirtes ſei. Am 3tenJuly 1819 unterſuchteHerr Aragoob der Schweif eine eigne Phosphoreszenz habe oder ob ſein Licht auch reflectirt ſei. Er ſtellte ſeine Beobachtungen mit demDop209Doppelſpath an, und fand eine colorirte Polari - ſation, ein Zeichen des reflectirten Lichtes.

Doc war ſelbſt gegenwartig und beobachtete zu gleichen Zeit Capella, wo ſich dieſe Polariſation nicht fand.

Die Zahl der Cometen iſt ſchwer zu beſtimmen; man kann nur von denen reden die wirklich128beob - achtet worden ſind. Hiſtoriſch kennt man an 400, von denen 128 wirklich beobachtet ſind, und zwar davon im 17ten Jahrhundert 10, im 18ten65; in den 28 Jahren unſers Jahrhunderts ſind ſchon mehr als im ganzen vorigen Jahrhundert beob - achtet worden. Nach einer Probabilitäts Rech - nung würde das Minimum der Anzahl von Co - meten 400,000 ſein[. ]

[25. Vorlesung, 30.01.1828]

Leslieund AragoParis, Ponsehemals in Marſeille, jetzt in Italien

Auffallend iſt die größere Zahl von großen Co - meten in neurer Zeit. In der Zeit von 1769 bis 1807 iſt kein Comet von beträchtlicher Größe geſehen worden. In den Jahren von 1807, 11 und 19 erſchienen ſo große Cometen, daß man ſie mit bloßen Augen ſehen konnte.

Dieb 2

Die Wiederkehr der Cometen iſt faktiſch begrenz〈…〉〈…〉t vor 8 Jahren noch kannte man nur die Wieder - kehr von einem Cometen des Halayſchen, der 1835 wieder erwartet wird. Der zweite war der Enkeſche, deſsen Wiederkehr Enkeim Jahr 1819 er - kannte; ſeit der Zeit iſt er ſchon mehrere male erſchienen. Der dritte iſt der von Bieladeſsen Wiederkehr 1826 erkannt wurde. Olbershat die ellip - tiſche Bahn eines Cometen im Jahre 1815 berechnet deſsen Wiederkehr in 70 Jahren erwartet wird; ſonderbar iſt es jedoch daß in der Geſchichte der? Cometen ſich kein einziger findet den man hieran knüpfen könnte.

Die Aſtronomen waren es die dem Publikum zuerſt eine Furcht von den Cometen beibrachten Lalandesthat dieß ſelbſt, aber auch ſie ſind es die dieſe Furcht durch ihre Beobachtungen wieder vermindert haben.

Der Comet von 1780 iſt der Sonne am nächſten gekommen bis auf 34000 Meilen; von der Erde blieb er aber 10 Mill. Meilen ab. Der von 1770 kam derE[?] rde211Erde am nächsten; doch war er noch 6 Mond weiten von ihr entfernt. Lichtenbergglaubte mit Unrecht daß er zwiſchen der Erde und dem Monde durch - gegangen wäre. Kein Komet hat ſich bis jetzt auf dieſe Weiſe der Erde genähert.

Der Bielaſche Komet iſt der Erdbahn am nächſten gekommen; er war 1826 nur 2 Mondweiten von derſelben entfernt.

Die Gefahr die ein Comet der Erde bringen könnte wenn ſie zuſammen flieſsen, wird durch die geringe Dichtigkeit derſelben ſehr vermindert. Doch würde ein ſolcher vermöge ſeiner großen Geſchwindigkeit immer noch einen beträchtlichen Stoß bringen können.

Man weiß jedoch von einem Comet daß es ſehr wahrſcheinlich iſt, er ſei durch die Jupiters Monde durchgegangen ohne jedoch eine ſichtbareVeränderung hervor - gebracht zu haben; es ſcheint demnach daß ſeine Attraction nicht ſehr ſtark iſt. Wenn der Co - met von 1770 und 1 / 5000 der Maſse der Erde ge - habt hätte, ſo würde er unſer Jahr um 3 Stundenver -vermehrt haben, welches aber nicht der Fall war. Der Bielaſche Comet iſt der Erde am gefährlichſten indem er die Erdbahn durchſchneidet.

Innere Cometen

1, Der Enkeſche Komet geht in ſeiner Sonnennähe bis , in ſeiner Sonnenferne bis . Im Jahre 1786 wurde er zuerſt von Mechinbeobachtet, bei ſeinem 2ten Erſcheinen von Miß Herſchel; 1805 von Pons; 1819 ebenfalls von Pons, 1822 erſchien er genau nach der Vorherſagung von Enke, und wurde in Paramata geſehen; 1826 beobachtete ihn Harding; er iſt ſeit der Beſtimmung von Enke6mal erſchienen, und bewegt ſich von Weſten nach Oſten. Er kann der Erde nie ſehr nahe kommen, und ſchneidet auch nicht die Erdbahn. Seine Umlaufszeiten ſind in den letzten Jahren verſchieden geweſen, ſo daß es ſcheint er ſei von der dunſtförmigen MalterieundimWeltraum in ſeinem Lauf retardirt werden; das erſtemal betrug ſeine Umlaufszeit 1208,2 Tage; ſpäter 1207,7 und zuletzt 1207,2.

Es213

Es iſt zu erwarten daß er das meiſten Licht ver - breiten wird, nicht nur über die Natur der Kometen ſelbſt, ſondern auch über die Störungen welche die kleinere Planeten erleiden. Vermuthlich übt auch Jupiter manche Störung in ſeiner Bahn.

2, Der Bielaſche Komet erſchien in den Jah - (?) ren 1783, 1805, 1826. Seine Umlaufzeit beträgt 6 Jahr und 9 Monat. In der Sonnennähe kömmt er der Erdbahn ſehr nahe, in der Sonnenferne geht er über Jupiter hinaus. 1826 wurde von Bielaerkannt daß er die Erdbahn durch - ſchneide; er befand ſich in dieſem Jahre nur 114000 Meilen von der Erdbahn entfernt. Sein Schweif kann ſich demnach mit unſerer Atmos - phäre vermiſchen. Schon früher iſt erwöhnt worden, daß man glaubte der Höhenrauch von 1783 ſei eine Folge eines Cometen geweſen, nun auf die Unwahrſcheinlichkeit dieſer Behauptung aufmerkſam gemacht worden.

Äußere

Äußere Cometen Man kennt von dieſen bis jetzt nur einen, den Halaleyſchen, deſsen Rückkehr bekañt iſt. Zuerſt wurde er geſehen 1495 dann 1531, 1607, 1682, nach der Halaleyſchen Vorausſagung 1759; er wird wieder erwartet 1835, den 16te Nvb. in der Sonnennähe. Seine Umlaufsperiode beträgt 76 Jahre; er hat geſchwankt zwiſchen 75 und 76½.

Ein andrer erſchien 1770, deſsen Erſcheinen LeccieLexel/? / vorher ſagte; es iſt derſelbe der durch dem Jupiters Monde wahrſcheinlich durchgegangen iſt; 1779 er - ſchien er abermals und kam dem Jupiter ſo nahe daß er durch deſsen große Maſse ver - muthlich abgelenkt wurde, und ſeit der Zeit nicht wieder erſchien, und wohl auch nie wieder er - ſcheinen wird.

Ein andrer wurde 1815 von Olbersbeobachtet und nach 70 Jahren wieder erwartet wo er in ſeiner Sonnennähe 37 Halbmeſser der Erde von dieſer ent - fernt ſein ſoll.

Bahn der Cometen

Eine einzige beſtimmte anfängliche Geſchwindigkeitkann215kann es nur noch machen daß ein Körper ſich in einer Kreislinie oder Paralel bewege. Viele verſchiedene Geſchwindigkeiten aber können eine Ellipſe oder Hyporabel[?] hervorbringen. Da nur ein geringer Stoß eine Ellipſe hervor bringen kann, ſo iſt doch mehr Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß die Cometen ſich in Ellipſen be - wegen. Laplacehat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht daß die Cometen vollkommen von den Planeten verſchieden ſind, er hat ſelbſt ge - meint, daß ſie irrende Nebelflecke ſind, die von einem Syſtem zum andern übergehen köñen. Ueberhaupt hat er die Idee aufgeſtellt, daß alle Weltkörper in dieſem nebelartigen Zu - ſtande geweſen, und daß ſo weit als das Soñen - ſyſtem weicht eine nebelartige Materie gewe - ſen ſei; nach und nach habe ſich dieſe Materie zuſammen gezogen und angefangen lang - ſam zu rotiren.

Wenn Körper ſich dem Kern mehr nähern ſo iſt ihre Rotation geſchwinder, wenn die Rotation zu nahm ſo mußte die Atmosphäre nach und nachver -verſchwinden. Durch dieſe Zuſammenziehung der Atmosphäre mußte ſie ganze Zonen trennen; daher die kleinen Planeten, Ringe uſw. Bei den allmähligen Zuſammenballung bildete ſich ent - weder alle Materie um einen Kern zuſam̃en, ſo entſtanden die Planeten, oder dieſe dien - ten[?] als Centrum um die ſich andere Theile der Materie in Kugeln zuſammen ballten; ſo ent - ſtanden die Monde; der Ring des Saturn bildet eine Kette von ſolchen Monden die ſich noch nicht getrennt haben. Buffonhatte früher ange - nommen daß ein Comet gegen die Sonne ge - ſtoßen und dadurch dieſe kreiſende Bewegung hervorgebracht habe; man würde aber dieß[?] nicht erklären können, warum die Planeten wieder für ſich rotirten.

Die Sicherheit für die Dauer unſeres Plane - tenſyſtems beruht nochauf die Kenntniß der Mecha - nik des Himmels. Es liegt in der Schwäche unſrer Einbildungskraft, daß man manches für zufällig hatten kann, was nicht nach leicht zuer -217erkennenden Geſetzen beſteht; und geſetzlich neñen wir nur dies[?] was durch kurze Perioden als wiederkehrend erkannt wurde; aber vielleicht haben dieſe ſogenannten zufälligen Erſcheinungen Perioden, die über alle Erfahrung hinausreichen, ſo das Auflodern der Sterne uſw.

Aber auch ſelbſt bei dem was wir periodiſch er - kennen iſt nicht alles geſetzlich was aus einer Urſache hergeleitet werden kann; ſo kann eine Ordnung der Dinge auf eine andere folgen, weil ſie in einer größern Weltordnung be - griffen iſt, die wir nicht einſehen. So viel iſt jedoch erkannt daß im Planetenſyſtem ſelbſt kein Grund zur Deſtruction vor[?]handen iſt, ſo daß eine Urſache von Außen kommen müßte um die Zerſtörung herbeizuführen. Es gibt allerdings viele Störungen, aber alle dieſe ſind nur Oscillationen. Es ſind dieſe Störun - gen zweierlei Art, entweder ſolche die die Rich - tung der Planeten in ihren Bahnen ändern können, kleine periodiſche Störungen, oder 2,solchec 2ſolche die ſich anhäufen ſäkuläre Störungen; aber auch dieſe ſind nur Oscillationen um ein mitt - leres Verhältniß.

Die Excentrizität der Erde war am größten 8400 Jahre vor unſerer Zeitrechnung, und wird[?]am geringsten werden 23000 Jahre nach der - ſelben. Jupiter und Saturn haben ſehr verſchie - dene Excentrizitäten; die des erſtern wächſt, und die des Saturn iſt im Abnehmen nach Jahr - tauſenden gleicht ſich dieß wieder aus. Ein Grund der Sicherheit daß keine StörungenZerstörungen da - durch hervorgebracht werden können, liegt da - rin, daß das Verhältniß der Umlaufszeiten von und nicht durch ganze Zahlen ausgedrückt werden kann, ſondern irrational iſt. Wenn das Verhältniß wie 12: 30 wäre, ſo würden ſie nicht allein ſich ſelbſt gegen einander zer - ſtören, ſondern auch das ganze Planetenſyſtem. Das Wichtigſte für die Stabilität des Syſtems ſind die großen Axen der Bahnen, die in ihrer ab - ſoluten Größe immer dieſelben bleiben dasSchwan -219Schwanken der Exentrizität uſw. verändert ſie nicht. ? Je mehr die Planeten ſich von der Kreisbahn ent - fernen, und je näher ſie an einander kom̃en deſto größer werden die Störungen; und es würde im Planetenſyſtem〈…〉〈…〉 ſelbſt ein Grund zur eignen Zerſtörung liegen. Laplaceſieht nur 2 Gefahren: durch eine Abnahme des wider - ſtehenden Mittels, würde die Attraction zu - nehmen; und durch die Abnahme der Maſse der Sonne ſelbſt könnte die Attraction veränmindert werden.

Alle Störungen ſind periodiſch, und die Richtung? der großen Axe ändert ſich immerwährend, und man hat darin noch keine Periodicität bemerkt, doch bringt dieß keine Gefahr hervor, ſondern nur die Aenderung daß die Abſciſsen Linie bald gegen einen andern Fixſtern gerichtet iſt.

[26. Vorlesung, 02.02.1828]

Die Telluriſchen Verhältniſse.

Es iſt dieß der Theil unſrer Wiſsenſchaft den man gewöhnlich allein unter dem Namen phyſiſcheGeo -Geographie bezeichnet. Wir theilen dieſen Haupt - theil der Kosmographie in 3 Hauptmomente ein; wir betrachten nur 1, das Starre, 2, die flüſsigen Hüllen; und zwar die elaſtiſch flüſsigen im Luft - meer und die tropfbarflüſsigen im Ocean 3, das Organiſche, die Pflanzen und Thiere.

1, Das Starre

〈…〉〈…〉Der ſtarre Theil wird gewöhnlich mit dem Na - men Geognoſie belegt; es iſt dieß eine falſche Benennung indem außer den Gebirgsarten noch vieles andere dazu gehört. Es würde aber un - nütz ſein ſolche Benennungen die einmal durch den Gebrauch geheiligt ſind, verändern zu wollen. Wir werden in dieſem Theile betrachten:

  • 1, die Geſtalt der Erde
  • 2, die innere Wärme, und die Lichterſcheinun - gen der Erde.
  • 3,[electro] - magnetiſchen Erſcheinungen
  • 4, die Veränderungen welche eine Folge der Communicationen der äußeren Oberflächemit221mit dem Innern der Erde ſindheiße Quellen, Vulkan etc
  • 5, Das Oberflächen-Anſehen ſelbſt das Gegliederte der Continente.
Von der Geſtalt der Erde

Die Kenntniß der Geſtalt der Erde iſt nicht blos ein Gegenſtand der Neugierde; die Be - ſtimmung derſelben hat Einfluß auf das bür - gerliche Leben,〈…〉〈…〉 die[Schifffahrt], die Beſtim̃ung der Entfernungen und auf die Möglichkeit richtige Karten zu zeichnen,füraufAlles was das Graphiſche betrifft.

Was für die Beſtimmung der Geſtalt der Erde geſchehen iſt, und wie man ſich nach und nach der Wahrheit genähert hat ſoll hier geſchichtlich an - geführt werden.

Die erſte Anſicht von der Erde war eine flache Erdſcheibe vom Oceanus umflutet, ſo giebt ſie uns Homerund dieß war auch vermuthlich die Anſicht von Thales, wiewohl Pliniusſagt Thaleshabeschonſchon die Anſicht von einer Kugelgeſtalt gehabt. Es ſcheint dieß erſt die Anſicht des pythagoriſchen Bundes geweſen zu ſein, nach dem Zeugniß das uns Philalausdavon giebt. Die Gründe die wir noch jetzt für die runde Geſtalt der Erde haben werden ſchon von den Alten angeführt; der Schatten der Erde bei Mondfinſterniſsen; die Bemerkung, daß wenn man von Cypern her kam man den Canopus immer höher und höher hinauf ſteigen ſah u. ſ.w. Aristotelesſagt in einer merkwürdigen Stelle: Die Erde müſse eine ſphäriſche Geſtalt haben, weil alle Theilchen der - ſelben vermöge der Schwere nach einem Mittelpunkt getrieben werden; wäre demnach irgend wo eine größere Anhäufung von Theilen, ſo würden dieſe herabrutſchen bis ſie ins Gleichgewicht kämen.

Was in den früheſten ſchon allgemeine Meinung war, wurde ſpäter ſo irrig angeſehen, daß man eine ſol - che Idee durchaus verbot und der Pabſt Zachariasden Vigeliusſeines Biſchoffsamts entſetzte weil er behauptete daß es Antipoden gäbe. Auch Christ. Columbushatte noch viele Schwierigkeiten um mit ſeiner Idee gehört zu werden.

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Beſtimmung durch Meſsungen. Eine jede Meſsung iſt zum Theil mathematiſch theils aſtronomiſch. Schon früher hatte man ſich mit Meſsungen beſchäftigt, die rein mathematiſch waren und[?] nur geringe Beſtimmungen der Aſtronomie voraus ſetzten. Unter dem Kalifen Almandwurde ſo eine Gradmeſsung von Norden gegen Süden vorgenommen.

In neuern Zeiten wurden Grad in Penſylvanien mit Ketten gemeſsen. Doch iſt dieſe Art von Meſsung wie Delambrebewieſen hat wegen der Unvollkommenheit der Inſtrumente ſowohl als der Schwierigkeit in geraden Linie fortzugehen, nicht ſo ſicher als man vielleicht glauben ſollte.

Snellius nicht Picard, wie man gewöhnlich ſagt iſt zuerſt darauf gefallen durch trigometriſche Netze und die unmittelbare Meſsung einer einzigen Baſis die Meſsung einer Gradlänge zu vollführen. Zuerſt wurde eine ſolche Meſsung zwiſchen Alkmar und Leyden vorgenommen.

Es wurde dieſe Meſsung zugleich Veranlaſsung zur Vervollkommung[?] aſtronomiſcher Inſtrumente undderAnalyſe ſelbſt.

Der 2teTheil der Meſsung iſt der aſtronomiſche Theil; man ſoll nur den Winkel beſtimmen der zwiſchen den 2 Standortenund(zwiſchen) einen Stern entſteht, der in dem einen Standort ſich im Zenith befindet. Um einen〈…〉〈…〉Grad zu bekommen mißt man den Un - terſchied der Meridianhöhe eines Sterns von 2 Stand -s. Gäodasie 1827 / 28 orten geſehen.

In den frühern Zeiten war in dieſer Art der Ver - ſuch von Erathostenesder mehr eine Schätzung als Meſsung zu nennen iſt; erfand hier die Länge eines Grads auf 252000 Stadien.

Auf den Durchmeſser des Sonnenbildes wurde durch - aus keine Rückſicht genommen. Eben ſo wenig darauf daß Sienä und Alexandria nicht in einem Me - ridian liegen.

Eine 2te Meſsung der Art, aber auch eben ſo unvoll - kommen wird einen gewiſsen Posidoniuszu ge - ſchrieben. Es war nur Canopus in Rhodus kaum ſicht - bar; in Alexandrien ſtand er aber ſehr hoch; daraus verglich er die Entfernung durch bloße Schätzung.

Pto225

Ptolomäus Amagestusrühmt ſich, ſelbſt eine Meſsung ge - macht zu haben; doch war dieß nur eine Winkel - meſsung. Unter Almamudgeſchah geſchah die 4te Meſsung um die Richtigkeit der frühern zu unter - ſuchen; ſie fanden daſselbe was Ptolomäus Ama - gestusgefunden[?] hatte.

Was bisweilen die Zufälligkeit für ziemlich richtigeS. Gäodäsie 1827 / 28 Reſultate geben kann zeigt die Meſsung eines Franzoſen Fernel, die er in ſeinem Wagen machte indem er die Umdrehung des Rades beobachtete. Lacaillefand in einer ſpäter Meſsung beinah daſselbe Reſultat.

Wie ſchon oben erwähnt verließ Snelliuszuerſt dieſe Methode, nachdem Newtonlange Zeit durch? die Meſsung eines Englanders irre geleitet wor - den war. Die beſten Meſsungen im 17ten Jahr - hundert ſind die von Picard1669 und Dom Casſini1689 in Frankreich. Das man die beiden Meſsungen vergleich fand ſich das ſonderbare Reſultat, daß die Erde an den Polen zugeſpitzt und nicht abgeplattet[?] ſei; es fiel dieß um ſo mehr auf da Newtonſchonem -d. 2empiriſch das Gegentheil gezeigt hatte.

Pendelſchwingungen. Die Beobachtungen mit dem Pen - del zeigten das Gegentheil: Richéwurde auf ſei - ner Reiſe nach Bayonne von Casſiniaufgefordert, dort das Pendel ſchwingen zu laſsen, und fand daß er es verkürzen mußte um dieſelbe Zahl von Schwingungen in einer gewiſsen Zeit zu haben, die das Pendel in Paris machte. Es entſtand die Frage nach der Urſache dieſer Erſcheinung; entweder war unter dem Aequator eine größe Wurfkraft der Erde oder 2, die Erdmaſse war dort mehr angehäuft als an den Polen und das Pendel daher weiter vom Mittelpunkt entfernt. Die nähere Unterſuchung dieſes Gegenſtandes gab Ver - anlaſsung zu vielen großen Reiſen: Hugo, Godelund andere reiſten nach Quit〈…〉〈…〉o in[den] Jahren von 1735 bis 1746. um dort eine Meſsung zu ver - anſtalten. Sie hatten hier eine ſchwierige Beob - achtung in der Andeskette zu machen; ſie mußten bis nahe an die Schneegrenze hinauf nach dem Hauſe〈…〉〈…〉des227des Pichincha wo das Thermometer nur höchſtens auf 6 R. ſteigt in der Nacht aber gewöhnlich auf ſteht. Dazu kam daß man ſich noch der pyramidaliſchen Signale bediente, die wegen der Lichtverſchiedenheit nicht einen feſten Viſions - punkt geben. Später erfand man die ſogenannten Nachtſignale mit Hohlſpiegeln und Lampen; eine dritte Methode gab Besſelan der das Sonnenbild ſelbſt benutzt,dießdasauf weit entfernte Punkte hin - geleitet werden kann. Gausſ, Heliotrop

Im Jahre 1726 begab ſich eine andere Geſellſchaft unter denen Cleron, Camusund Maupertiusſich be - fanden nach Norden in Lappland in der Gegend von Torneo[?] um dort einen Grad zu meſsen. Durch Vergleichung dieſer beiden Gradmeſsungen fand ſich die Abplattung auf 305 310.

In den neuern Zeiten ſind viele Zweifel über dieſe Meſsung entſtanden. Swanbergglaubte einen Unterſchied von 1200′, auf den Grad zu finden. Profeſsor Roſenbergerin Halle hat ſie je - doch von Neuem unterſucht und gefunden daß esnichtnicht wahrſcheinlich ſei, daß Maupertiusſo große Irrthümer gemacht habe; er fand das Swanbergs Meſsung nicht auf denſelben Punkten geſchah. Wir haben jetzt im Allgemeinen folgende große Meſsungen:

1, Die alte Peruaniſche Gradmeſsung neu berechnet von Delambreund Zach. 2, Die große franzöſiſche Meſsung zur Beſtimmung des Meter[?] als 10 millioniſten Theil des Quadranten; 3,(?) die Meſsung des General Royunter dem Mucharbeitete; die Aſtronomiſche Beobachtungen dazu ſind von HerſchelVater und Sohn und Arago.

Außer dieſen ſind noch in neuren Zeiten mehre - re andere Vermeſsungen angeſtellt worden, wie von den Engländern Lemtonund Paskein Oſtindien; Struvoin Rußland. Die Vermeſsung von Gausſiſt noch nicht ihrem Reſultat noch bekannt. Je weiter man gegen Norden kömmt, deſto größer werden die Grade; nach der peruaniſchen Meſsung war ein Grad am Aequator 56731 Toiſen; im Lappland dagegen 57209.

In229

In neuren Zeiten hat man zur Beſtimmung der Abplattung die Pendelverſuche vorgezogen. Man hat als allgemeines Geſetz gefunden daß man die Pendelſchnur in dem Verhältniß der Quadrate der Sinus der Breite verkürzen müſse. Man hat 2 Methoden bei Beobachtungen mit dem Pendel. Man richtet entweder an jedem beſtimmten Ort das Pendel ſo ein, daß es eine gewiſse Zahl von Schwingungen in einer Secunde macht, und bemerkt den Unterſchied der Pendellänge zwiſchen zweien Orten; ſo war die von Richéin Bayonne, und ſpäter von andern an der afri - kaniſchen Küſte. Oder nach einer 2ten Methode nim̃t man eine beſtimmte Normal[?] Länge des Pendels, und beobachtet die Anzahl der Schwingungen die es bei einem jedem Orte macht. Besſelhat noch eine andere Methode erfunden, die er aber noch nicht bekannt gemacht hat. Von den Fran - zoſen und Engländern iſt hierin am meiſten geſchehen; beſonders hat in neurer Zeit Capitain SavyBeobachtungen in Weſtindien angeſtellt,[]soebenſo in Gröndland und Spitzbergen. Freſenayund Duperayhaben auf ihren großen Reiſen in vielen Orten Pendelſchwingungen beobachtet. Nach den verſchiedenen Methoden die man zur Beſtimmung der Abplattung der Erde angeſtellt hat ſchwankt dieſelbe zwiſchen 1 / 305 und 1 / 280; man fand ſie früher kleiner als in den neueſten Zei - ten. Die Größe dieſes Unterſchiedes zwiſchen den verſchiedenen Beſtimmungen betragt 3600′ oder 1 / 18

Die Folge der Abplattung würde ungefähr mal unſrer höchſten Berge betragen; ſod das Himalaya Gebirge mal unter dem Aequator aufgetragen werden mußte. Ein Punkt auf dem Aequator iſt 10700 Toiſen oder 64000 Fuß entfernter vom Mittelpunkt als ein Punkt am Pol; etwa 8 Meilen, bei einem Halb - meſser von 860 Meilen. Die Gradmeſsungen geben eine geringere Abplattung als die Pendel - ſchwingungen |1 / 305| und die neure franzöſiſche mit der von[?] Swanbergin Lappland verglichen[]sich231nähert ſich dieſen1 / 290. Die Mondstheorie giebt 1 / 305, nach Bouvardund Burkhards Beobachtungen 1 / 291. Alle Pendelverſuche ſchwanken zwiſchen 1 / 280. und 1 / 290.

Man hat gefragt ob die ſüdliche Abplattung größer ſei als die nördliche, da im Süden weit mehr Waſser und weniger Continent ſich befinden; er hat dieß ſelbſt verurſacht, daß man glaubte die Erde habe eine andere Geſtalt als die elliptiſche. So gab dieß auch Lacaille's Meſsung am Cap de Bonesperence. Freſenay's und Duperay's Unterſuchun - gen, ſo wie die Reiſen von Manaſpina Malestinaund Bristbayhaben gezeigt daß keine Verſchieden - heit zwiſchen der nördlichen und ſüdlichen Abplat - tung ſtatt findet.

Merkwürdig iſt es aber, daß ſich in den verſchiedenen Meridianen die Abplattung verſchieden zeigt.

Bei den Pendelverſuchen kann man ſehr leicht auf Irrthümer kommen; auf Inſeln wo viel Baſalt iſt fanden Aragound Doc daß die Pendelſchwin - gungen ſchneller waren. Savyfand daß ähnliche auf der Inſel Ascenſion.

Auch

[27. Vorlesung, 06.02.1828]

Auch in den Länge hat man eine Abplattung gefunden. Auf Laplaces Vorſchlag hat ſich das franzöſiſche Gou - vernement mit dem öſterreichiſchen und braſi - lianiſchen vereinigt um zu unterſuchen ob eine ſolche Abplattung der Rede nach in der Richtung der Paralelkreiſe von Oſten nach Weſten ſtatt finden, und es hat ſich wirklich eine ſolche gefunden. Schon 1733 zu Casſiniund MarolgisZeiten wurde eine Gradſenke vom Meridian zu Paris gemeſsen; es geſchah dieß durch Azimuth und Höhe. Seit den letzten Jahren wird jetzt eine größere Meſsung unternommen unter Leitung von Bousſon, Henri, Planaund Marini. Vom Ausfluß[?] der Garonne bei Maronnes fängt dieſe Meſsung an und geht über den Mont Cenis und Mont Blanc, durch das nordliche Italien, bis nach Fiume; 15 Längengrade ſind bereits gemeſsen, das öſterrichiſche Gou - vernement will dieſe Meſsung bis Aſpara in Siebenbürgen fortſetzen laſsen, ſo daß dann ei - ne Länge von 24 Graden gemeſsen iſt.

Man hat bis jetzt gefunden daß die Abplattung in der Länge noch größer iſt; 1 / 250 bis 1 / 260.

Man233

Man muß jedoch noch erſt das Ende der Meſsung ab - warten; es könnte die Abplattung größer er - ſcheinen, wegen den hohen Alpen über die ſie geht. Die Abplattung im Allgemeinen beweiſt daß die Dichtigkeit der Schichten im Zunehmen iſt nach dem Centrum hin und zwar ſcheint dieß im Quadrate der Entfernung vom Mittelpunkt zu ſein. Es iſt dieß auch ein nothwendigkeit Be - dingniß zur Grundlage des Oceans; wäre die Dichtigkeit des Meeres an der Oberfläche ſo wie Queckſilber, ſo würden wir wegen der? großenCohärenz die größten Ueberſchwem̃ungen die Folge ſein. Die Theorie giebt, wenn keine zunehmende Dichtigkeit wäre müßte die Abplat - tung 1 / 230 ſein.

Es brauchen jedoch deshalb die untern Schichten[keine feſten] Körper zu ſein, ſie können eben ſo gut tropfbarflüſsig, ja ſelbſt elaſtiſche Flüſsig - keiten ſein.

Cimmisein Infanterie Capitaine in Nordamerika glaubte daß das Innre[?] der Erde hoht[?] ſei. Halayehate 2hat ſchon eine ähnliche Idee gehabt, und Franklinglaubte das Erdbeben daraus erklären zu können. Man glaubte ſelbſt den innern Raum der Erde er - leuchten zu müſsen und brachte daher Planeten an die man Pluto und Proſerpina nannte. Dieß letztere würde gar nicht nöthig ſein, da die Compreſsion der Luft ſo groß ſein würde, daß nicht nur die Temperatur daſelbſt ſehr gelinde wä - re, ſondern daß auch ein Lichtprozeß entſtehen könnte Franklinglaubte feſt daran und Lichtenberghat das Ganze als ſehr wahrſcheinlich beſchrieben.

Die Luft iſt im Innern der Erde ſo dicht daß ſchon bei 40 Meilen Tiefe eine Platina Kugel ſchwim̃en würde

Die Erde iſt nicht nur ihrer Geſtalt nach unter - ſucht, ſondern ſie iſt auch gewogen worden. Wenn man die Geſetze des Gleichgewichts, Abplattung, Ro - tation mit einander vergleicht und die Dichtigkeit nähernd annimmt, ſo hat ſchon die Theorie ge - lehrt, daraus die Dichtigkeit der Erde zu finden. Laplace, Feloriund Thomas Youngfanden dieDich -235Dichtigkeit auf dieſe Art, und die Theorie hat bei nahe daſselbe gegeben als man durch unmittel - bare Abwägung fand. Die Theorie giebt 4,7 wenn das Waſser = 1. Da die Subſtanzen die wir auf die Oberfläche der Erde ſehen, noch nicht 3 mal dichter ſind als das Waſser, ſo folgt ſchon hieraus, daß die Schichten nach dem Centrum zu dichter werden.

Ein 2tes Reſultat für die Beſtimmung der Dich - tigkeit geht durch die gemeſsene Anziehung der Gebirge hervor; Mestlynund Houtonbemerk - ten dieß zuerſt bei ihren Meſsungen in Schottland in der Nähe[des] Shehalgin 1774. Man nimmt zu dieſer Beobachtung ein Gebirge das von W. nach O. ſtreicht, und beobachtet mit einem aſtrono - miſche Inſtrumente. Wenn man als dann am N. und S. Abhange das(des?)Gebirges beobachtet ſo wird man verſchiedene Reſultate finden, indem das Loth von ſeiner lothrechten Lage abgelenkt wird; dadurch findet man die Änderung der Anziehung des Gebirges. Wenn man die Zahl der Maſsentheileeineseines zur Beobachtung gebrauchten Berges be - ſtimmen kann, ſo[entsteht] daraus eine Verhält -? nißzahl die auf die Zahl der Maſsentheile der ganzen Erde ſchlieſsen läßt. Schon bei der Meſsung in Quito wurde man durch den Chimboraſso[durchdarauf]geführt Den Schehalgin hat man oft un - richtig geſchätzt, da man glaubte er beſtehe nur aus Granit; neuerdings hat man aber 3 Ge - birgsarten gefunden und daraus das Mittel genommen. Auch hier findet man noch die Dich - tigkeit der Erde genau 4,7, daſselbe Reſultat wie Laplace. CaroliniProf. in Mayland hat bei der großen Gradmeſsung von Bordeaux nach Fiume, an dem Mont Cenis ähnliche Verſuche ge - macht; während Biotin Bordeaux nur 4,4 fand. Zachhat während ſeines Aufenthalts in Marſeille, ähnliche Beobachtungen, verſuchen wollen, aber der Berg den er zu ſeiner Beobachtung nahm war nicht hoch genug um ein genaues Reſultat zu geben.

Eine237

Eine 3teArt die Dichtigkeit zu finden iſt durch die Drehwage von Cavendiſch. Schon Michelwar[1768] auf die Idee gekommen, daß wenn ein Stab auf - gehangen wird, durch ſeine Oscillation die At - traction zu meſsen. Ein ſolcher Apparat war[] das〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉des Houlaſtongekommen und Caven -ſ. Phyſik 1826 / 27 diſchließ danach einen Apparat machen. Ein Veruch damit gab die Dichtigkeit 5,4. Es findet ſich jedoch daß hier electriſche und magnetiſche Kräfte mit einwirken wieHerr Aragogezeigt hat. Als das wahrſcheinlichſte muß man ſich an die Theorie und die 2te Methode hatten. Leider iſt bei Schehalgin nicht ein und dieſelbe Gebirgs - art vorhanden. Würde man einen Berg finden können der groß genug wäre um die geſuchten Reſultate hervor zu bringen, und vor ein und derſelben Gebirgsmaſse beſtände, ſo würde dieß für die Beobachtung von ſehr großen Vortheil ſein.

Von der Wärme des Erdkörpers

Wir können uns hier nicht mit den ſpeciellenEr -Erſcheinungen der Wärme beſchäftigen, ſondern nur allgemeine Betrachtungen über die Verthei - lung der Wärme auf den Erdkörper geben.

Man kann ſich 3 Quellen der Wärme vorſtellen.

  • 1, Durch die Sonnenſtralen verſchieden nach der Größe der Wirkung, durch den Einfalls Winkel der Stralen, und die Dauer der Gegenwart der Sonne ſelbſt.
  • 2, Von der Ausſtralung aller Geſtirne ſelbſt, von derjenigen Wärme alſo die dem Weltkörper ſelbſt angehört. S. Fourniertheorie analytique de la chaleur. Wenn der Weltkörper ſelbſt abſolute Kälte hät - te ſo würden die Bewohner deſselben in einer eblen[?] Lage ſein; er würde die erhaltene Wärme, früher aus ſtralen, als bis von neuem die Sonne ihre Wärme zu kommen laſsen könnte; da die Quantität der Wärme, die im Weltraum verbrei - tet, ſehr der mittlere Temperatur unſerer Po - larzonen gleich kommt.
  • 3, Derjenige Theil der primitiven Wärme, welcher der Erdkörper angehört. Bei der Ver -dich -[2]39dichtung des Planeten iſt Wärme erregt wor - den wovon noch ein großer Theil latent[?] iſt(blieb?) als die Oberfläche oxidirte. Dieſe letztere Quelle iſt es hauptſächlich wovon hier die Rede〈…〉〈…〉 ſein ſoll. Dieſe innre[?] Wärme hat jetzt faſt gar keinen Einfluß mehr auf die Wärme der Oberfläche ſelbſt. Die Theorie zeigt, daß ein ſolches Gleichgewicht zwiſchen der Wärme der Sonne. Der[?] derjenige die ausgeſtralt wird eingetreten iſt, daß in einem Jahrtauſend, durch die Erkältung der innere Wärme noch nicht um 1 / 30 die Wärme der Oberfläche vermindernt würde. Laplacehat gefunden, daß wenn die innre[?] Wärme noch ſo groß wäre, ſie noch nicht 1 / 14 Unterſchied auf die Wärme an der Oberfläche hervorbringen könne.

Die periodiſche Veränderung der Temperatur der Erdoberfläche hängt von[?] der Veränderung des Sonnenſcheins ab; im Innern der Erde iſt dieß nicht mehrder Fall.

[28. Vorlesung, 09.02.1828]

Bei 12′ Tiefe bemerkt man ſchon keine tägliche Veränderung derWärmeWärme mehr; die Tag und Nachtwärme ſind gleich. Bei 120′ Tiefe iſt ſchon in einer jährlichen Ther - mometer Beobachtung keine Veränderung zu finden Lamberts. 1825 hat Aragound Docent eine Beobachtung gemacht, indem ſie das Thermometer in die Erde einließen; bei 10′ Tiefe ſtand es bei Tage eben ſo wie bei der Nacht; bei 80 und 90′ zeigte es eine be - ſtändige Wärme an, die ſich gar nicht mehr? | änderte. Im Anfang October fing das Ther - mometer erſt an zu ſteigen.

Alle Punkte in einer Verticallinie erreichen nicht zu gleicher Zeit das Maximum der Wärme. Je tiefer ſie liegen, deſto Körper iſt die Zeit zwiſchen Maximum und Minimum.

Die Mondsbeobachtungen zeigen daß die Dauer des Tages ſeit Hipparchs Zeiten ſich nicht um 0″004 verändert hat; da nun die Rotation vom Durchmeſser abhängt, ſo kañ man daraus ſchlieſsen daß die mittlere Tem - peratur dieſelbe geblieben. Wenn die Rotationsof 2241ſowie die Translation der Erde zunähme, ſo würde der Punkt, wo die innre gleiche Tempe -(?) ratur anfängt viel näher liegen. Je kürzer die Tageszeiten je kürzer die Jahreszeiten ſind, deſto weniger Zeit iſt da damit die Wärme ſich verbreiten könne, die Tiefen verhalten ſich wie die Quadrat Wurzeln der Abwechſelungen. Aus Verſuchen hat man gefunden daß bei 20 22′ Tiefe nur die mittlere Temperatur des Orts ſich findet; umgekehrt hat man aus dieſer Temperatur die mittlere Tempera - tur finden können. Doc ſelbſt hat Verſuchen mitHerrn Aragobeigewohnt 182520tenJuly wo die Wärme der Atmosphäre 26½° wäre und der Sand 42° hatte, fand ſich bei

1½′Tiefe. Thermometer Stand22° 5
10′11°
20′ 2

Dieſelbe Wärme die man in den Kellern beobachtet hat. Und dieß iſt etwa mehr als die mittlere Temperatur von Paris beträgt, wo dieſe Verſuche gemacht wurden. Manf 2Man hat zweierlei Arten von Beobachtungen angeſtellt: 1, In Bergwerken, theils in Gruben - luft theils in[Grubenwasser] 2, In den Quellen. In den älteſten Zeiten ſchon hat man eine Idee von der Wärme des innern Weltkörpers? gehabt; daß der Pyriphlegethon mit den Vul - kanen zuſcam̃enhänge. Später haben Leibnitzund Hallaynſich mit dieſer Idee beſchäftigt. Damit daß der Troß(〈…〉〈…〉?) nicht tief eindringe nahmen ſie eine Grundwarme an, und daraus ent - ſtand der Begriff einer Central Wärme M[?]eranſchrieb 1720 und 1765 über die Centrale - manation. 35Er glaubte daß die Central - wärme, die lange mit der äußern im Gleich - gewicht iſt, einen großer Einfluß auf die Ober - fläche haben müßte als die été solaire.

In Bergwerken haben Gebhardin Wiliczka, Sausſurein CPeſt Beobachtungen gemacht, die merkwürdigſten ſind aber in Corwallis v. Foxund Boylegemacht worden. Man kann in denBerg243Bergwerken die Luft beobachten, doch iſt dieſe ſehr afficirt von der atmosphäriſchen Luft. Der Luftzug iſt immer ſehr ſtark. Das Waſser in den Bergwerken giebt ein beſseres Mittel. Die beſtimmteſten Reſultate von allen ge - ben die Bohrlöcher in den Steinen ſelbſt; ſo fand E[?] v Trebrain Sachſen bei einer Tiefe von 90 Klafter eine Wärme von R. bei 120 Klafter 12° Warme wobei die mittlere Temperatur des Orts bei Freiberg 6 R beträgt.

Andere Verſuche machte Daubuisſonin England, bei einer Tiefe von 1000 Fuß. Doc ſelbſt hat viele Beobachtungen in den Tiefen, auf den großen Höhen v. Baj[?]ap[?]ok gemacht, und fand den Stand der Thermometers 15°.

Bei Mexiko in einer Tiefe von 1440′fand man bei den Quellen die Temperatur v 27° R, welches(während?) die mittlere Temperatur des Orts 12 bis 13° be - trägt. Auch Coroinhat viele Verſuche gemacht, die ähnliche Reſultate zeigten.

Daß Factum daß die Temperatur nach derTiefeTiefe hin zu nimmt, kann nicht bezweifelt wer - den. Daß Verhältniß dieſer Zunahme iſt aber wohl ſehr beſchränkt. Wenn man 80 Fuß tief in die Oberfläche herabſteigt, ſo hat man ſchon Wärme mehr; ſie nimmt alſo hier 8 mal ſchneller zu, als ſie in der Atmosphäre ab - nimmt, wo bei 650′ nur 1′ Unterſchied ge - merkt wird. Die mittlere Temperatur von Paris iſt 8½°; im Keller des Obſerva - toriums von Paris, der 85′ Tiefe hat, hat man ſeit 70 bis 80 Jahren als allgemeines Reſultat(7½°) gefunden; alſo Unterſchied mit der Oberfläche. Auf die Verſuche in Quellen hat zuerſt Dr Rubochin England aufmerkſam gemacht 1775. Das conſtante Verhältniß mit der Luft iſt zweier - lei Art, eine Art von Quellen verändern ihre Temperatur gar nicht, bei andern finden ſich kleine Modificationen in den Monaten.

Erdwärme im Norden. Herr v Buchhat auf ſeinen Reiſen, bis zur Hudſonsbay nur flieſsendeQuel245Quellen gefunden, während des ganzen Winters. In Schweden in einer Breite von 66° ſteigt die Wärme der Quellen bis auf . Dagegen in unſrer Zone die Quellen weniger verſchieden von der Luft ſind. Nach Italien zu aber ſcheint die Temperatur der Quellen geringer zu ſein, und beſonders auf den canariſchen Inſeln. Doc Unterſuchung den Quellenundterdernunter denTropen; leider konnten dieſe Unterſuchungen nur im - mer in gebirgigen Gegenden vorgenommen werden, wo leicht eine Täuſchung möglich iſt, indem dortdas Waſser, das Kälter iſt, von den Bergen herüber kommen und ſich mit dem un - tern vermiſchen kann; doch ſcheint dieß keinen ſehr großen Unterſchied hervorbringen Ermañam Luiſenbrunnen

Die iſotermen Schichten ſagte man folgen der Temperatur, ſo daß Schichten von 1000′ Höhe eben/? / ſo wären als am Meereſstrande; man erklärte daraus daß die Quellen die Wärme ihrer Schicht haben, und nicht die der Luft.

Die

? |Die Urſache dieſer Phänomens ſind manigfach; die wichtigſte iſt die Regenzeit ſelbſt; in den ſüd - lichen Gegenden regnet es nicht mehr nach dem Monat May ſondern nur im Winter. Die Wär - me des Erdkörpers muß dort alſo vermin - dert werden. Vielleicht trägt zur größere Wärme im Norden auch der Schnee viel bei, der ein ſchlechter Wärmeleiter iſt, und die Erdwärme daher nicht hinaus läßt. Noch vie - le andere theoretiſche Gründe treten hinzu, daß der Erdkörper in den nördlichen Zonen mehr erwärmt wird.

Von der periodiſchen Bewegung der Wärme ſelbſt kommt es her, daß in gleichen Tiefen, in gleichen Entfernungen vom Centrum der Erde bei verſchiedenen Breiten die iſotermen[?] Schichten nicht gleiche Wärme haben.

Eis in der ErdeDas letzte Phänomen daß wir hier zu be - trachten haben ſind die großen Eismaſsen die man in der Erde gefunden haben ſoll.

Es247

Es wird erzählt die Coſacken hätten in einer Tiefe von 100′ nicht weiter arbeiten können, weil ſie auf große Eismaſsen geſtoßen ſeien. Es iſt dieſe Erzählung jedoch nicht zu trauen. In neuere Zeiten hat Capt Franklinauf ſeiner Landreiſe zu dem Ausfluſse des KupferfluſsesMakenzie65½ Grad der Breite bei einer Tiefe von 3′ große Eismaſse gefunden die er aber nicht genau beſchrieben hat. Es iſt dieß wohl wahr, daß zwiſchen den Eismaſsen ſich Erde findet und dort eine Vegetation ſich zeigt, doch iſt dieß nicht der eigentliche Erdkörper ſondern nur aufgehäuftes Land.

Noch iſt eine merkwürdige Beobachtung hier anzugeben, daß diejenigen Quellen die Kohlen - ſäure enthalten, wenn ſie auch ganz nahe liegen von denen die ſolche nicht haben 3 bis mehr Temperatur haben als dieſe. Es zeigt dieß daß dieſe Säure aus der Tiefe der Erde kom̃t, wo ſie entwickelt wird und hinaufſteigend ſichdemdem Waſser mittheilt

Magnetismus

So wie bei den frühern Kapiteln ſoll auch hier nicht eine Auseinanderſetzung der Theorie noch eine Aufzählung einzelnen Phänomene erfolgen, ſondern nur die Vertheilung der Magnetismus auf der Erde gegeben werden. Die ältern Beobachter glaubten daß der Magnetismus dem Eiſen allein angehöre; ſpäter ſah man ein daß er auch dem Eiſenerz zu komme, dann, daß die welche der Erd - oberfläche näher ſind mehr magnetiſche Kraft hätten als die[?] tiefer liegenden. Das Eiſen behält die magnetiſche Kraft beſser wenn es nicht rein ſondern mit andern Stoffen gemiſcht iſt, wie das gekühlte EiſenStahloder mit Sauerſtoff, mit Schwefel und Phosphor. Später fand man daß Nickel und Cobalt auch als Nadeln gebraucht werden können. Ritterund Richterglaubten die magnetiſche Eigenſchaft auch bei Mangan und Chrom gefunden zu haben; doch iſt dieß nicht gegründet. Herr[249]Herr Aragohat die Erfahrung gemacht daß in allen Kör - pern auchf eine gewiſse Zeit eine magnetiſche Kraft hervor gebracht werden könne. Auf einer Reiſe von Lon - don nach Paris die Aragomit Doc machte, hatte er Nadeln in großen hölzernen Kaſten mitgenommen, und fand hier daß die Schwingungen keine Dauer hatten; ſpäter nahm man kupferne Ringe, und es fand ſich hier daß die Nadeln ſo wirkten als wenn ſie in einer hemmenden Flüſsigkeit ſich befänden. Endlich fand man das merkwürdige Reſultat daß die Nähe von Körpern die noch gar nicht metalliſch ſind, einer hemmenden Einfluß auf die Nadel habe; man hat Nadeln nicht nur durch die Annäherung ſolcher Körper beruhigt ſondern auch gezeigt, daß ſie ebenſo dadurch in Bewegung geſetzt werden können. Coulonwar ſchon früher und dieſe Idee gekommen nur hatte kleine Nadeln von Holz vor Magnetnadeln ſchwingen laſsen, die Beobachtung hatte aber nicht immer gleiche Reſultate gegeben, ebenſo dieVer -g 2Verſuche Biots, ſo daß Aragodie Entdeckung mit Recht zugeſchrieben werden muß.

Ein Phyſiker in Norwegen machte die Beobachtung daß wenn man eine freihängende Nadel an der Nord - und Südſeite ſchwingen läßt, nicht immer daſselbe Reſultat daraus hervor geht, ſondern eine Ablenkung ſtatt findet.

Prof. Oerstadtfand 1820. daß Wärme Elaſtizität und[?] Magnetismus in enger Verbindung mit ein - ander ſtehen, bei Gelegenheit von Experimenten mit der voltaiſchen Säule. Wenn nemlich die Magnetnadel unter einem rechten Winkel ders. Physick 1826 / 27 Hermstaedts Milit Chemie. p. 229 233. Strömung entgegen ſteht, ſo weicht ſie ab.

Dampierre(?) machte die Entdeckung daß wenn 2 electriſche Strömungen ſich einander gegen - über geſtellt würden, der Kupferdrath dieſelben Bewegungen machte wie die Magnetnadel.

Wenn man Kupferdrath in eine Schraubenlinie bringt, und einen electriſchen Funken durch gehen läßt ſo würde dieſer Drath magnetiſch. Man ent - deckte ſpäter daß die Richtung der Schraubenlinienhin -[251]hinſichts der Stärke des Magnets einen großen Ein - fluß habe.

Durch dem Multiplicator wurde es möglich die feinſten Veränderungen zu finden. Requerelzeig - te daß man mit der Magnetnadel die kleinſten chemiſchen Veränderungen entdecken könne, durch die Schwingung der Nadel kann man auf das Vor - handenſein(der Nadel) den Quark Säure ſchlieſsen; es werde dieß mit Recht[Hydro] electricität ge - nannt.

Senbeckmachte die glänzende Entdeckung, der Ther - m〈…〉〈…〉oelectrität. Er fand nun daß man Magnetismus und Electrizität erregen könne wenn die Me - talle auf eine ungleiche Art erwärmt würden. Dieß iſt vielleicht die Urſache des Erdmagnetis - mus, da die Erde auf verſchiedene Art erwärmt wird, vielleicht ſind aber auch die chemiſchen Ver - änderungen im Innern des Erdkörpers Urſache an der magnetiſchen electriſchen Spannung, dem Verrücken des magnetiſchen Aequators uſw. Ursache.Die Sonnenſtralen bringen ſelbſt Magnetismus hervor; wie ſchon früher bemerkt fand man daßderder violette Stral chemiſche Veränderungen bewirke. Sommervilfand auch eine Erregung des Magnetismus durch demſelben; Wollanſtonhat dieß nicht nur beſtätigt, ſondern noch den Ver - ſuch auf eine ſehr ſcharfſinnigen Art nachgemacht. Was vorher Nordpol war kann durch den Sonnen - licht zum Südpol werden.

Die magnetiſche Kraft bleibt ſich gleichförmig bis zu einer großen Höhe. Doc hat in der Grotte bei Alisana auf einer Höhe von 14000′ dieſelbe Schwingungen wie am Meereſspiegel gefunden. In der größten Höhe wurden dieſe Verſuche von Gueliſacangeſtellt 21500 wo die Schwingungen der Nadel dieſelben waren wie unten.

Lange hat man aus dieſer Erfahrung den ſolchen Schluß gezogen daß die magnetiſche Kraft auf dieſen Höhen dieſelbe geblieben ſei; allein man muß grade im Gegentheil ſchlieſsen, daß die Intenſität abgenommen hat, da die magnetiſche Kraft mit der Warme zuſammenhängt;undwährendim[253]im Thal die Temperatur 26° war, war ſie auf der Höhe ; es hätten eben daher die Schwingungen ſchneller werden müſsen; da dieß aber nicht ſtatt fand ſo ſieht man daß die Intenſität der magnetiſchen Kraft unten ſtärker iſt als auf der Höhe. Durch den Prof. Kupferin Caſan wurde dieſe Entdeckung gemacht; daß nur die magnetiſche Kraft abnimmt mit der Zunahme der Wärme.

[29. Vorlesung, 13.02.1828]

Aehnliche Verſuche wie in der Höhe wurden auch in der Tiefe gemacht. Prof. Ermannſtellte eine Reihe ſolcher Verſuche in Bergwerken angestellt, er hat geglaubt, daß keine Zunahme zu entdecken geweſen wäre. Cauſtonhat geglaubt daß die Schwingungen der Nadel in den Finſterniß anders wäre als bei Sonnenſchein doch iſt dieß nicht der Fall.

Casſinihat Verſuche in Kellern angeſtellt und dieſe Veränderung nicht gefunden.

Man hat viele Hypotheſen über das Phänomen des Erdmagnetismus aufgeſtellt. So wie vonderprimitiven Wärme noch ein Ueberbleibſel nach der Erſtarrung in der innere Wärme vorhanden iſt, ſo glaubten einige, es wäre möglich, daß auch die Erſtarrung die magnetiſche Kraft er - halten hätte. Es wäre demnach Magnetismus und Electricität eine Folge der primitiven Geſtalt der Erde. Nach einer andern Idee wird die mag - netiſche Kraft erzeugt durch die Sonne, durch die magnetiſche Kraft der Sonnenſtralen ſelbſt. Dann würde aber die magnetiſche Kraft nur auf der Oberfläche der Erde exiſtiren können und nicht im Innern derſelben. Nach Su[?]becksThermomagnetismus, ſtellte man die Idee auf, daß die Erde durch die ungleiche Erwärmung die magnetiſche Kraft erhalte. Eine andere Meinung iſt dagegen daß die Wärme eine Folge der electriſchen Strömung wäre. Die Erſchei - nungen des Magnetismus ſind dreierlei Art: die Intenſität der Kraft, die magnetiſche Abweich - ung und die Neigung.

Man[255]

Man hat geglaubt daß die magnetiſchen Pole der Erde zu gleicher Zeit die Pole der größten Kälte wären. Raster's iſoteren[?] WärmeMan hat Ameri - ka und Europa mit einander verglichen, und ge - funden daß die magnetiſche Polardiſtanz der Orte in Amerika geringer ſei als der in Europa die in gleicher Breite liegen; dagegen kam man auf dieſe Idee, wenn die magnetiſchen Pole ſich nur bewegen, wie es wirklich der Fall iſt, ſo würde das Wohlthätige daraus entſtehen, daß das Maximum der Warme und Kälte an den - ſelben Orten ſich ändere. Dagegen ſpricht die Er - fahrung, daß die größte Kälte gar nicht da herrſcht, wo der magnetiſche Pol ſich befindet, unter . vom Makenzie Fluß,sind(ferner[?])zwiſchen den Inſeln von Neu - Sibirien und der Behringſstraße und hier iſt die weſtliche Küſte von Amerika weit wärmer als die öſtliche.

Eine andere Meinung diſputirt darüber ob die magnetiſchen Pole vielleicht die alten Erdpole geweſen ſeien. Klugehat darüber eine Abhandlungher -heraus gegeben. Nicht nur die genauen Unterſuch - ungen von Laplaceſiondern alles was man in neueſten Zeiten von Gradmeſsungen weiß beweiſen das Gegentheil, daß die Abplattung an den wirklichen Erdpolen ſei.

Der magnetiſchen Pole hat man nach verſchie - denen Theorien bald 2 bald 4 angenommen. Hallaynahm 4 an, undzwiſchenzwar2 bewegliche und 2 un - bewegliche. Hanstädtebenfalls 4. Tob. Mayernahm einen kleinen beweglichen Magnet in den Innern der Erde an Steinhauſerſetzte die Planeten Pluto und Proſerpina noch hinzu um dieſen innern Magnet zu erleuchtenſ. obenMagnetiſche Abweichung oder Declination die ver - ſchieden für jeden Punkt iſt. Die Alter kannten nur die magnetiſche Kraft aber keinesweges ſeine Richtung; erſt ſpäter lernte man dieſe ken - nen. Die Entdeckung der Abweichung ſchreibt man Flarie Gonieaus Amalvi zu. Es iſt ſchon im Roman de la Roſe von dem franzöſiſchen Dichter Lauricevon derMa -2[57]Marinette die Rede36 die nichts anders als der Compaß zu ſein ſcheint, und es ſcheint daß der Compaß bereits im 12ten Jahrhundert den Normanen bekannt geweſen ſei. Auch die Kenntniß der Abweichung ſcheinen ſie bereits gehabt zu haben. Die Nor - manen nannten ihn Leitſtern.

Mit Unrecht hat ſich Columbusgerühmt zuerſt ei - ne Linie gefunden zu haben wo die magneti - ſche Abweichung nicht wäre; es war dieß ſchon früher gefunden worden.

Die Wichtigkeit, die Abweichung kennen zu lernen, iſt nicht bloß für die Schifffarth ſondern auch bei Aufnahmen ſehr groß. Die Magnetnadel hat außer der örtlichen Abweichung noch eine ſtünd - liche für denſelben Ort, die ſelbſt ¼ Grad beträgt, ſo daß wenn man des Morgens und Abends Beo - bachtungen macht man ſich leicht irren kann. Das gewöhnliche Mittel um dieſe Abweichung kennen zu lernen iſt ein freihängendes magnetiſches Fernrohr; von Zachiſt dieß angegeben undDoc[ h] 2Doc hat ſich deſsen häufig bedient. Man wird dann finden daß das Fernrohr〈…〉〈…〉von〈…〉〈…〉Minute zu Min - nute auf andere Gegenstände gerichtet iſt. Wenn man durch(auch?) den Nordpol beſtimmen kann, ſo braucht man nur den Winkel zu meſsen, den die Richtung nach dieſem Gegenſtande mit der Linie macht die auf ein Signal gerichtet, daß im Meridian ſteht.

In der 2ten Cookſchen Reiſe hat man zuerſt der Uebelſtand gefunden der für den Steuermañ erwächſt wenn viel Eiſen auf das Schiff ange - häuft iſt.

Die Nadel wird dadurch abgelenkt, und kann daher natürlich nicht die〈…〉〈…〉richtigeRichtung bezeichnen. Man hat darüber sehr verwirrte Ideen[?] gehabt bis Barlonein Mittel zur Berichtigung fand, eine kleine Platte nach der man die Nadel revidiren[?] kann. Um zu wiſsen wie groß die Abweichung iſt, die das Eiſen auf dem Schiff hervorbringt risirt[?] man vom Schiffe aus nach dem Lande hin, undum -[259]umgekehrt vom Lande nach dem Schiffe hin. Der Compaß wird in beiden Fällen Winkel mit dieſer Viſirlinie machen, die, wenn kein Eiſen auf dem Schiffe vorhanden wäre gleich ſein müßten, daraus findet man die Größe den Abweichung und indem man bei allen Winden dieß macht kann man eine Tabelle ent - werfen nach der die Nadelabweichung revidirt[?] werden kann. Corrections Platte. s. Physik 1826 / 27

1538 hat Tegro Nuñezeine Linie ohne Abweichung gefunden am Cap.

Man war ſchon vor längerer Zeit darauf ge - fallen daß man durch die Abweichung der Na - del würde die Länge des Orts entdecken können; doch iſt dieß ein ſehr unſichres Mittel.

Die früheſten magnetiſchen Charten hat ſchon Alonzo de Santa Cruz1530 entworfen SallazarGeſchichte der ſpaniſchen Navigation. Die magnetiſchen Linien zeigen eine große Ver - änderlichkeit. 1580 war in London die magnetiſche Abweichung 11°15′ ; 1657 keine; 1660 u.

In

In Paris das S.W. von London liegt trat die Linie ohne Abweichung ſpäter als in London ein, ſie hatte aber 2 Zweige; zu derſelben Zeit war kei - ne Abweichung in Conſtantinopel nach Han - ſteins Beobachtungen. Der Punkt der größten Elongation iſt 1818 geweſen, ſeit der Zeit naht ſich der magnetiſche Pol wieder den Nordpol. Seit dem 1ſten Jahrhundert iſt die Linie ohne Ab - weichung eigentlich erſt bekannt; doch kann man nicht ſagen daß ſie auf die jetzt bekann - te zu reduciren wäre. Schuberts Reiſen haben viele Zweifel über den Zuſammenhang der Linien ohne Abweichung gewekt[?]. Man kann ſich 3 oder 4 ſolcher Linien denken:

Die erſte Linie ohne Abweichung iſt im at - lantiſchen Ocean. Von den Sandwichs Inſeln in der ſüdlichen Hemisphäre zum Cap Auguſtin längs der Küſte von Braſilien nach Trinid[?] und zum Mataras und von dort hinauf bis zum mag - netiſchen Pol bei Canada W. vom Makenziefluſs.

Die zweite iſt der Südſee, weſtlich von den Küſtevon[261]von Peru man vermuthet daß ſie nach Cali - fornien geht.

Die 3teu 4te vereint ſchneidet Neu Holland und den weſtlichen Theil der molukiſchen Inſeln, theilt ſich dann in 2 Zweige; die eine geht nach China, Jakutzk und Japan; die andere in wun - derbaren Verſchlingungen, nach Bengalen, Caſan und Orenburg,nach Schuberts Angaben und Hanſteen

Sonderbar iſt es, daß man noch keine Linie ohne Abweichung im Innern von Afrika ge - funden hat. Ebenfalls hat man bemerkt, daß dieſe Linien, wenn ſie auf dem Continente ſtehen nur eine ſehr ſchwache Bewegung haben, ſo in Jamaika und der Inſel Cuba.

Trotz der vortrefflichen Reiſen die das engliſche Gouvernement hat anſtellen laſsen iſt der magnetiſche Pol in Amerika noch nicht feſt beſtimmt und wird ſehr verſchieden ange - geben. Savygiebt ihn in 60° n B. an. Parryund Fraenlin70°. Auf jeden Fall liegt er im nördl. TheilTheil von Canada80° 100° d. L.

[30. Vorlesung, 16.02.1828]

Anmerkungen

Die Kraft welche die electen magnetiſchen Erſcheinungen hervorbringt zeigt ſich lichtent - bindend an den Polenſ. Nordlicht

Hauptſächlich folgende Entdeckungen haben näheres Licht über den Magnetismus verbreitet: die Erfindung der Magnetoscope, Electroscope. Magnet Gewitter. Prof. Ottemanns. Die Inden - dität der magnetiſchen und elektriſchen Kraft. Orſt〈…〉〈…〉dt, Arago, See[?]beck, Ermann, Requerel, Morichini, Nas Sommervil, Baumgärtner Es iſt die Hoff - nung daß man alle 3 Erſcheinungen des Mag - netismus(nur) einmal wird aus einer Urſache herleiten können; bisher iſt man vom Cauſal Zuſammenhang noch weit entfernt. Ueberall wo Heterogenität der Stoffe hinzu kommt darf man keine Hoffnung haben die Cauſalverhält - niſse ſobald zu finden wie Newtonſein Gra - vitations Geſetz fand.

Wie[263]

Wie oben erwähnt kennt man weder die Zahl noch die Lage der magnetiſch Pole, mit mehr Ge - nauigkeit kennt man den magnetiſchen Ae - quator, wo immer die Inclination = 0 iſt. Von den magnetiſchen Polen liegt der eine, der mit etwas Genauigkeit beſtimmt iſt n. von Canada; ein 2ter W. von Teneſay 70 75° n. B. Die beiden ſüdlichen Polen ſind dem Süd Pole näher als die nördliche; der eine ungefähr im Meridian von Van Dymens Land, der andere in Meridian vom neuen ArchipelagusSandwichs - inſeln, Georgien Inſel Dieſe Pole ſind ihrer Lage nach ſehr unzugänglich; nur der eine nörd - liche ſcheint von Parrybeinah umgangen wor - den zu ſein.

Vom magnetiſchen Aequator hat man vor we - nigen Jahren gefunden daß er nicht ein größter Kreis iſt, ſondern ſich unregelmäßig ſchlängelt und dem Aequator durchſchneidet. Dieſe Unregel - mäßigkeit giebt für jede mathematiſcheAn -Anwendung viele Schwierigkeiten. Was man unterſucht hat von Eulerund Tob. Mayeranbis Biotund Hanſteenhat in nichts beſtanden als die Richtung der Linie ohne Inclination zu fin - den.

Man hat den Erdmagnetismus und die Linien ohne Abweichung und Inclination dadurch er - klären wollen daß man einen Magnet im Innern der Erde annahm, und um die Periodici - tät zu erklären hat man ihm eine Bewegung zu ſchreiben müſsen. Man kann nicht ſagen daß dieß eine Erklärung ſei, man hat nur die Schwierigkeit von der Oberfläche der Erde in die Tiefe gebracht. Eine große Schwierigkeit liegt darin, daß die Linien ohne Abweichung wel - che wir jetzt ſehen ganz verſchieden ſind von der die man im Anfang des 17ten Jahrhunderts kann - te, ſo daß ſie nicht nur ihre Lage ſondern auch ihre Geſtalt geändert hat. Man weiß nur ſo viel daß die Linien[?], wenn ſie vom Meere auf denCont -2[65]Continent kommen dort länger verharren. Durch mathematiſche Anwendung auf empi - riſche Geſetze kann keine Einſicht in den Cauſal Zuſammenhang gegeben werden; ſie wird viel - mehr vorbereitet durch Beobachtungen und Verſuche.

Ueberall wo von quantitativen Verände - rungen die Rede iſt kann die Mathematik ange - wendet werden; man würde ſo z. B. einem Fluß durch eine analytiſche Formel ausdrücken können, doch würde dieſe nur auf die Oberfläche nicht auf die untern Bewegungen Bezug haben können. Man kann mathematiſch interpetiren[?], da wo man die Zwiſchen Zuſtände kennt; wenn man aber bedenkt daß alle genauen Beob - achtungen dieſer Art nicht über 30 bis 35 Jahr hinaus gehen, und daraus auf eine Periode von 3000 bis 4000 Jahren geſchloſsen werden ſoll, ſo kann natürlich keine Hoffnung für eine Schärfeentſtehen wie wir ſie ſo oft bei aſtronomiſchen Berechnungen gefunden haben.

Spielendi. 2

Spielend hat man geglaubt die Zahl der Um - laufszeit in der geheimniſsen wollen Periode des Kaligus zu finden, und brachte durch ein Multiplum der wunderbaren Zahl, die Zahl 432 heraus. Am beſten und nützlichſten iſt es auf die em - piriſchen Geſetze zurück zu gehen, und in dieſer Hinſicht iſt der Muth des Prof. Hanſteenin Nor - wegen zu rühmen, der nachdem er viele Unter - ſuchungen gemacht, ſich entſchloſsen hat eine Reiſe nach dem öſtlichen Aſien zu machen.

Zu der Declination iſt noch hinzu zu ſetzen die ſtündliche Abweichung der Magnetnadel. Sie iſt nicht, wie man häufig hört von Grahamentdeckt, ſchon ein Jeſuit entdeckte ſie 1683. Unter den Tropen iſt dieſe Abweichung nur ſehr gering. Ein vortrefflichesMittel zur Beobachtung derſelben giebt das magnetiſche Fernrohrſ. obendas frei ſchwebend[?] aufgehängt iſt. Nach Verſuchen von Casſiniund Gilpinwährend 12 Jahren 2 Ebben und 2 Fluthen der magnetiſchen Kraft.

Sie wird größer vom Winterſolſtitium, bis zurFrüh -[267]Frühlings Nachtgleiche, dann nimmt ſie ab bis zum Sommerſolſtitium, und z. B.zu bis zur Herbſt - nachtgleiche, von wo ſie bis zum Winterſolſtitium wieder abnimmt. Eine ähnliche Erſcheinung wie es beim Barometer der Fall iſt.

Die Quantität der Abweichung iſt ſehr verſchieden in den verſchiedenen Jahreszeiten; es giebt Monate wo ſie kaum 2 3′ beträgt, ſie ſteigen aber bis 8 und 10 Minuten. Im July um 19′ im December bis auf 6 oder 7′. Außerdem ſteigt dieſe Abweichung durch den Einfluß der mag - netiſchen Ungewitter und Nordlichts und dgl. bis auf 20 22′.

Neuerdings wurde in Paris beſtätigt was ſchon Celsiusin Schweden entdekt hatte, daß Nord - lichter, ſelbſt wenn ſie nicht geſehen wurden, den größten Einfluß auf die Magnetnadel haben. Aragozeichnete in Paris die Tage und Stunden auf wo die Abweichung der Magnetnadel am größten war, und es fand ſich daß dieß die - ſelben waren, an denen Parryauf ſeiner Reiſediedie größten Nordlichter ſah.

Merkwürdig iſt es, daß bei uns, wo die Abweichung weſtlich iſt die Magnetnadel von Morgens 7 Uhr bis Mittags 12 Uhr immer mehr gegen Weſten geht. Man hat dieß aus der Erwärmung der Erde herzuleiten geſucht. In der ſüdlichen Hemisphäre fand ſich auf den Reiſen von Fre - renayund Duperaydas Gegentheil, die Nadel wurde dort gegen Oſten abgelenkt.

Man muß nicht glauben daß dieſe Verän - derungen der Declination mit einer Unruhe begleitet ſind. Doc hat 1800 bei der Erſcheinung(?) | eines Nordlichts; die Nadel nicht verändert ge - funden, aber wohl die Intenſität der magne - tiſchen Kraft, die geringer geworden war. Ihre Declination hatte ſich ſehr verändert, und zwar umgekehrt von der Gegend wo das Centrum des Nordlichts ſich befand, ſo daß das Nordlicht eine abſtoßende Kraft zu äußere ſcheint. Es war aber ſchlechterdings kei - ne Oscillation zu bemerken.

Beim[269]

Beim geſtirnten Himmel, giebt es Stunden des Nachts, wo die Nadel ſo unruhig wird, daß man ſie gar nicht beobachten kann. Doc hat mit dem Prof. Altmannsdarüber Verſuche ange - ſtellt und mehrere Nächte hintereinander zu derſelben Stunde dieſe Unruhe bemerkt; ſie ſcheint aus der Veränderung des magnetiſchen Meridians hervorzugehen.

Magnetiſche Inclination.

Erklärung ſ. Phyſik 1826 / 27 Unter allen Inſtrumenten iſt dieInclinations-Nadel die merkwürdigſte geweſen. Die Beſtimmung des magnetiſchen Aequators, derjenigen Linie wo keine Inklination ſtatt findet iſt von der größten Wich - tigkeit. Doc hat vermöge dieſes Inſtruments den Punkt beſtimmt wo dieſe Linie die Andes - kette durchſchneidet. Freſenayund Duperayhaben ſie auf ihren großen Reiſen mehrmals durchſchnitten auf der letzten Reiſe 6 mal ſogar in der Südſee. In Afrika tritt der magnetiſche Aequator beim Cap Gardafu ſüdlich von der Straße von Barbao[?]lmandel[?]wiewie er im Innern weiter fortgeht weiß man nicht, doch bleibt er ſüdlich vom Aequator der Erde vom Innern Afrikas an, in dem Meere zwiſchen Afri - ka und Amerika bis etwas weſtlich von den Galla - pagos Inſeln dort geht er nördlich vom Aequator über. Es hat dieſe Linie eine merkwürdige Bewegung; ſo wie ſich der magnetiſche Nordpol von W. gegen O. bewegt, ſo ſchiebt ſich der Aequator von O. gegen W. d. h. die Durchſchnitts Punkte des magnetiſchen Aequators mit dem Erdäquator haben eine Be - wegung von O. gegenOW. Da man magnetiſche Breite neñt[?]: den Abſtand von den magnetiſchen Aequator und davon die Größe der Inclination abhängt ſo hat man zugleich bemerkt daß das Fortſchieben des magnetiſchen Aequators eine Urſache iſt von der großen Verſchiedenheit der magnetiſchen Inclination. Im vorigen Jahr fan - den Doc mit Ermannund Enkefür Berlin die mag - netiſche Inclination 68°39′. Im Jahre 1806 fand ſie Doc mit Guelisac[im] Thiergarten69°15′; ſie iſtalso[271]alſo kleiner geworden. Die größte Inclination die beobachtet worden iſt, wurde von Parraybe - merkt: bei 73° n. B. war ſie 88°. Ähnliche Verän - derungen der Inclination wie in Berlin wurden in Paris bemerkt; Doc fand aus[?] Beobachtungen die er mit Borda17898 und 1827 anstellte eine jährliche Abnahme von 4′. In Havannah hat Doc ſeine Beobachtungen mit der des Capt. Lavyver - glichen und fand einen Unterſchied von 4′. Die Inclination wechſelt noch ſtündlich. Erſt in dieſem Jahre hat man dieß mit Beſtimmtheit gefunden. Sie wird[?] größer von 9 Uhr des Mor - gens bis 6 Uhr des Abends und nimmt dann wieder ab. Aragohat in Paris darüber eine Abhandlung vorgeleſen. 37

Intenſitat der magnetiſchen Kraft.

Seit 20 Jahren erſt hat man genauere Kenntniß über die Intenſität des Magnetismus. Bordaiſt zuerſt auf die Idee gekommen ob die magnetiſche Kraft nicht verſchieden ſein ſollte bei ver -schied -ſchiedenen Breiten. Ersgab daher La Peyrouſeauf ſeiner unglücklichen Reiſe die Inſtruction mit die Nadel in den verſchiedenen Breiten oscillire zu laſsen; man glaubte hierbei gefunden zu haben daß die Oscillationen immer dieſelben geblieben ſeien.

Doc hat die Nadel auf ſeiner ganzen Reiſe oscilliren laſsen, und bemerkte daß die Inten - ſität der magnetiſchen Kraft vom Aequator ge - gen den Pol hin zunehme. Durch andere wurde die - ſe Erfahrung beſtätigt. Doc hat dieſe Verſuche angeſtellt vom 17° n.[?] B. bis 59° n. B.

Wenn die Nadel bei 59° n. B. 240 Oscillationen macht, ſo machte ſie in denſelben Zeitraum unter dem Aequator nur 211.

Nennen wir die Intenſität der magnetiſchen Kraft = 1, ſo iſtdſie in Paris = 1,34, in Berlin 1,37. Hansteenhat ſeine Nadel mit der des Doc ver - glichen in Paris, und die Beobachtungen gegen den Nordpol hin fortgeſetzt; eben ſo Parry; bei 76° B. war die Intenſität nach obiger Annahme 1,7. Während[273]Während der Erſcheinung eines Nordlichts ſcheint die Stärke der magnetiſchen Kraft abzunehmen, nach Verſuchen der Doc und neuerdings nach andern die in Norwegen angeſtellt wurden.

Die Intenſität verändert ſich noch ſtündlich; ſie nimmt ab von Morgen bis Mittag und darauf bis zum andern Morgen wieder zu.

Schade iſt es daß man nicht ein beſtimmtes Maaß hat um die Nadel zu beobachten. Nach langer Zeit iſt man nicht gewiß daß dieſelbe Nadel auch dieſelbe Kraft hat.

Es wäre gut ſich Nadeln von verſchiedener Länge und Kraft zu bedienen. Würde das Ver - hältniß nicht daſselbe geblieben ſein, ſo würde man daraus ſchlieſsen können, daß es Wahr - ſcheinlichkeit gebe daß die Intenſität ab oder zugenommen haben. Die Iſodynamischen[?] Linien ſind nicht paralell mit den Linien von gleicher Abweichung.

[31. Vorlesung, 20.02.1828]

Man hat früher die Abnahme der Intenſität ge - leugnet; ſpäter hat man geglaubt ſie mit der In - clination vereinigen zu können. Thomas Youngk 2brachte ſie in eine Formel.

I = Intensität φ = Inclination V[?]I = (4 3 sin2 φ.)

Capt. Savyhat geglaubt eine andere Formel auf - finden zu müſsen in der die Inclination nicht be - rückſichtigt wird. Er nahm hiezu die ſogenannte eiſerne Terrelle. Er betrachtete nur die Erde als eine eiſerne Kugel und fand

δ = magnetiſche Polar DiſtanzI = (1 3 cos2 δ)

Es führte dieſe Theorie dazu daß der Unterſchied von Maximum zu Minimum der Intenſität ſein mußte wie 1: 2; Savyfand dieß auch wirklich: Doc aber fand, mit der Andeskette verglichen 1: 17. Die Kraft nimmt daher auch von O. gegen(?) W ab. Wenn man nun die Punkte im innern Afrikaundmit einander vergleicht, ſo giebt dieß daſelbe Reſultat wie die Theorie der Terrelle; wogegen das andere Reſultat bei Punkten her - vor geht die mehr weſtlich liegen.

Es bleibt nun noch übrig die Geſetze der 3 Er - ſcheinungen Abweichung, Neigung und Intenſität unter einen Geſichtspunkt zu vereinigen. Dießist[275]iſt das größte Ziel der empiriſchen Wiſsenſchaft, zu dem man aber bis jetzt noch nicht gelangt.

Erdlicht, Polarlicht. Nordlicht

Es iſt die Frage ob[] berhauptdereinUnterſchied zwiſchen Planeten und Central Körpern exiſtirt, daß jene alles Licht von dieſer bekommen, und ob nicht vielmehr die Planeten auch ein eignes Licht haben, wie es bei der Venus der aſchfarbene Theil zu beweiſen ſcheint. Eben[?] damals in der Urzeit, wo die innre Wärme den Erdkörper durchdrang können auch Proceſse Licht erzeugt haben, ſo daß die Erde ihre eigne Phosphoreszens gehabt hat. Daß ſolche Lichtprozeſse aufhören können haben wir an den verſchwindenden Sternen geſehen im Schlangenträger und der Caſsiopeia. Es wäre möglich daß dieſer Prozeß nicht nur am Pol wäre, ſondern auch nahe am Aequator. Wenn kein Sternlicht vorhanden und der Himmel ganz bezogen iſt ſo bemerkt man doch eine ge - wiſse Erleuchtung; ob dieß nun blos von der Sonneein -eingeſogen iſt, und wieder gegeben wird, oder ob es von einer eignen Phosphoreszens der Erde her - rührt iſt zweifelhaft. Daß jenes ſtatt finden kön - ne,könne,zeigt das Holz; beim Grubenbau, hat man nur ſelten das Holz unter leuchtend ge - ſehen, wie wohl es auf der Oberfläche der Erde ge - ſchieht, wenn es lange dem Sonnenlicht ausgeſetzt geweſen iſt. Gewiß iſt es daß manche Körper nur denn in der Nacht leuchten wenn ſie während des Tages dem Sonnenlicht ausgeſetzt geweſen ſind. Merkwürdig iſt es daß die Alten von ſolchen Erſcheinungen wie das Nordlicht iſt, nie[?] deutlich reden, wiewohl Doc, Casſiusund Pliniusvon hel - len rothen Streifen ſprechen.

Die Erſcheinung des Nordlichts iſt ſehr ver - ſchieden; doch muß man gewiße Modificationen unterſcheiden, die ſich immer wieder finden, und andern die zufällig ſind.

Gewöhnlich fängt es mit Segmenten von Kreiſen an, ein dunkler Nebel der ſich 6 bis unter demHo[277]Horizontal erhebt; dieſer iſt begrenzt von einer milchweißen Zone die 1½° Breiten hat; aus dieſer gehen denn Stralen ſenkrecht in die Höhe, die auch vielleicht wirklich geneigt ſind nach der magne - tiſchen Kraft. Dieſe vereinigen ſich in einen Punkt, und bilden daraus was man gewöhnlich zelt zu nennen pflegt. Der Nebel hat eine bräunlich graue[?] farbe. Parryhat gefunden, daß man die kleinſten Sterne durch dieſelben ſehen könne. Warsteensglaubte daß der Nebel aus Waſserdämpfen beſtehe die niedergeſchoſsen wären; dieß ſpricht aber dagegen. Gegen W. hin war dieſer Nebel immer dünner. Der Licht - bodenbogen iſt meiſtens niedrig, gewöhnlich nur 12 bis 15°. Bisweilen geht der Bogen durch den Zenith dann ſind aber mehrere ſolchen Bogen.

Hanſteenhat viele Unterſuchungen über dieſe Erſcheinung gemacht und geglaubt daß das Vereinigen dieſer Stralen nur optiſch wäre, und jeder Stral ſein eigens Zenith habe. DieDie Farben dieſer Stralen ſind ſehr ſchön, roth, purpur, grün, gelb. Franklinund Parrygeben an, daß wenn die Streifen zwiſchen 2 großen? | Sternen ſich befinden, ſo geht die größere Intenſi - tät von einem Stern zum andern über. Oft ſind erleuchtete Wolken geſehen worden. Tienemannbehauptet daß die kleinen weißen Wölkchen, gewöhnlich Schäfchen genannt im beſon - dern Verkehr mit dem Nordlicht ſtehen. 38Es iſt be - kannt daß ſie immer in ſehr großer Höhe ge - ſehen werden. Er glaubt in Island dieſelben Wolken die bei Nacht leuchtend erſchienen bei Tage als ſolche Schäfchen geſehen zu haben. Franklinhat beinah daſselbe geſehen; nach Verſchwinden des Nordlichts ſah er ſolche Wolken wieder beim anbrechenden Tage. Auch bei uns haben dieſe Wol - ken merkwürdige Bahnen(?) und haben oft die Auf - merkſamkeit der Phyſiker beſchäftigt.

Die Stärke des Nordlichts iſt ungleich nach der Breite; es nimmt nördlich nicht immer zu.

Man[279]

Man hat lange geglaubt daß die Höhe des Nord - lichts ſehr beträchtlich wäre. Es wäre Unrecht die Höhe der Convergenz Punkte zu nehmen, man darf nur die Bogen nehmen. Man glaubte ſie früher 80 bis 100 Meilen hoch gefunden zu haben. Cavendiſchfand ihre Höhe nur 10 bis 15 Meilen. Sternſchnuppen ſind in dieſer Höhe ſchon leuchtend. Wrangelwill beobachtet haben, worauf er ſehr dringt, daß die Sternſchnuppen die Nordlichter anſteckten.

An der Hudſons Bay und Cumberlands Houſe ſind neue Meſsungen von Richardsonund einem andern Begleiter Franklins angeſtellt wor - den, ſie fanden die Nordlichter gewöhnlich nur 1 bis höchſtens Meile hoch, alſo nicht früher als das Himalaya Gebirge. Oft iſt das Phänomen nah[?] unter den Wolken geſehen worden. Auf der 3ten Reiſe die Parryanſtellte ſah er und ſeine Be - gleiter Schererund Rosſeinen Stral des Nordlichts zwiſchen ſich und dem Lande niederſchießen. Das Land war nur 9000 Fuß entfernt. Parrymacht dabei aufmerkſam, daß der leuchtende Bogen Schattenge -? |geworfen habe, die an derſelben Stelle nur von kurzer Dauer waren auf dem Meere ſichtbar wa - ren; es mußte daher der Stral ſehr nahe geweſen ſein.

Auch am Südpol zeigt ſich dieſe Erſcheinung doch nicht ſo häufig als am Nordpol. Man zweifelt noch ob das Nordlicht in Malta geſehen worden ſei. Gewiß hat man es aber in Liſsabon und Mexiko geſehen.

Mit der Periodität dieſes Phänomens hat man ſich ſchon in frühen Zeiten beſchäftigt. Man hat es ſpäter mit dem Zodiakal Licht, ja ſelbſt mit den Sonnen - flecken in Verbindung bringen wollen.

Der PhyſikerHerrProf. Ritterhat geglaubt daß die Erdlichter häufiger geworden ſind. Man kann nur auf Beobachtungen zurück gehen die nicht über das 15te Jahrhundert hinaus gehen.

Man hat gefunden Erdlichter

  • von 1722 bis 1744 auf das Mittlere Jahr 40
  • 1746 17805
  • 1790 1814 kaum 1.
Man[281]

Man hat aber dabei nicht beachtet daß ſie auf ganz verſchiedene Orten beobachtet worden, immer nur zwiſchen 45 bis 68° h. Br., wo es nah[?] iſt daß man nur die höhern hat ſehen können.

Die Monate und Jahreszeiten haben ſehr vielen Einfluß auf die Erſcheinung der Nordlichter. Parryhat 1824 in 120 Tagen 30 Nordlichter geſehen wo von in ganzen Februar nur 5 erſchienen. Im November waren mehr als im Januar erſchienen. Das ziſchende Getöſe das mehrere gehört haben wollen, iſt in neuern Zeiten ſehr beſtritten worden. Von Peterinund Pallaswird ein ſolches Geräuſch gänzlich geleugnet. Wrangelglaubt et - was gehört zu haben. Leopold v Buschhat auf sei - ner Reiſe nach Norwegen Erkundigungen da - rüber eingezogen, und hat gehört, daß man nie etwas vornehme. Hanſteendagegen ſpricht da - von wie von einer poſitiven Sache: man höre die magnetiſche Materie heraus ſtrömen. Edmonstoneund Harrywollen dieß Geräuſch eben - falls gehört haben.

Frank -l 2

Franklinglaubt man lieſse ſich durch daß Raſseln des Schnees täuſchen; daher iſt die ganze Sache noch ganz ungewiß.

Eben dieſe Zweifel herrſchen über den magnetiſchen Einfluß des Nordlichts. Celsiusund Wilke39haben zu -s. oben Magnetismus erſt beobachtet, daß bei gewiſsen Nordlichtern die Magnetnadel abweiche. Neuerdings iſt dieß ge - leugnet worden.

Was die Richtung der Bogen betrifft ſo müßte dieſe nach dem magnetiſchen Meridian hingehenwenn es mit Magnetismus zuſammenhängt Man hat jedoch gefunden daß das Centrum des Bogens von den Streifen des Nordlichts nicht immer in den magnetiſchen Meridian, ſondern in den Welt - meridian fällt. Kranzin Grönland.40

Die Beunruhigung der Nadel in einzelnen Fällen kann durchaus nicht geleugnet werden. Hanſteenhat ſelbſt Veränderungen in der Inclination be - merkt. Parryhat auf ſeiner Reiſe bei 72 und 73° Breite nicht die geringſte Einwirkung auf die Magnetnadel ſehen können; es iſt dieß merkwürdig da man in Paris die großten Declinationen derNadel[283]Nadel an den Tagen fand, an welchen Parrydie größten Nordlichter ſah, Vielleicht iſt dieſe Wirkung in großer Entfernung größer, vielleicht hat es aber auch an der Beobachtung gelegen des Parrys; indem die Irregularitäten der Abweichung in den Stunden dort ſehr anwachſe. Franklinauf ſei - ner Landreiſe hat daſselbe wie Wilkeund Celſiusgeſehen.

Parrayhat an der Spitze der Maſten Conſola - toren anbringen laſsen, aber nie eine electriſche Erſcheinung bei dem Erſcheinen der Nordlichter bemerkt, wie wohl viel electriſche Spannung ſich in der untern Atmosphäre zeigte.

In früherer Zeit wollten Waltmannund Beckmanneinige Veränderungen in der elecktriſchen Span - nung beobachtet haben. Doch viele tauſend Ver - ſuche nachher haben es wahrſcheinlich gemacht daß dieß wohl nicht der Fall ſei. Deswegen kann jedoch die Erſcheinung immer mit der Electri - cität zuſammenhängen.

Die Urſachen des Nordlichts werden verſchiedenan -angegeben. Man glaubte daß es Eiſtheilchen wären die in der Luft ſchwämmen und verſchieden beleuch - tet werden. Meranhält es für eine Folge des Zo - diakallichts, wenn es ſo nahe herankomme daß es von der Erde angezogen würde. Eine neue Meinung wurde von Bivotaufgeſtellt, daß es Magnet - eiſenſand, der durch den nördlichen Vulkan aus - geſpeiet würde.

Zuſammenhang mit der Atmosſphäre.

Franklin, Houghund Richardsonverſichern daß es gar nicht zu leugnen wäre, daß dieſes Phänomen mit der Atmosſphäre zuſammenhänge, daß Spuren davon noch zurückbleiben wie die Wölkchen welche Tienemannſah. Es würde machen daß über dieſen Wolken eine Electricität vorhanden iſt.

Gueliſarhat gezeigt, daß eine große Vertheilung in ſeinen Streifen eine beſondere Spannung in dieſe Federbuſchartigen Wolken hervorbringen könne. Devyund Aragozeigten bei der Voltaiſchen Säule wenn man 2 Kohlenſtücke in der electriſchenStrö -[285]Strömung zuſammen brachte man eine Flamme[] hervorbringen kann die 2 bis 3′ lang iſt. Aragohat vorgeſchlagen zu verſuchen ob man ſie mit dem Magnet anziehen könne; und man hat auch wirklich gefunden daß die Flamme mit dem Nordpol angezogen, und mit dem Südpol abgeſtoßen wurde. Aehnlich kann auch die Wir - kung des Erdmagnet Pols auf die Wölkchen ſein

[32. Vorlesung, 23.02.1828]

Bevor wir weiter gehen, wollen wir noch einmal das ganze Gebiet der Geognoſie überſehen. Die Geognoſie haben wir in 5 Abſchnitte zertheilt:

  • 1, von der Form und Dichtigkeit des Erdkörpers,
  • 2, Innere Wärme des Erdkörpers, Electromagne - tismus, Nordlichte.
  • 3, Veränderungen auf der Oberfläche als Co - munikationen mit dem Innern, Erdbeben, Quel - len, Vulkan.
  • 4, Betrachtung der äußern Rinde, Gebirgsarten, beſtimmt wiederkehrende Aſ〈…〉〈…〉tAſsociationen der - ſelben, Fo[?]Foſsilien, Spuren der Organiſation,Ver -Verbreitung der Geſchiebe, zuſammenhängend, mit dem Phänomen der Exploſitionen uſw.
  • 5, Oberflächen Anſehen, Gliederung, der Ketten; kei - nesweges einzelner Bergketten, ſondern dieſe nur als Beiſpiele z. B. ob die Axe der Gebirge mit dem Gebirgsarten paralell iſt uſw.

Das erſte hat ſchon die Alten beſchäftigt, ſchon bei ihnen gab es, die entgegenſtehenden Meinun - gen der Vulkaniſten und Neptuniſten. Dieſer Streit dauerte bis in der neueſten Zeit fort, wo endlich der Vulkanismus die Ueberhand gewon - nen hat. Dieſelben Geognoſten die früher Mandelſteine, Porphyr, Granat nicht durch Wärme entſtanden glaubten ſind jetzt davon über - zeugt daß es vulkaniſche Produkte ſeien. Die Araber claſsificirten die und Steinmaſsen nur nach dem äußern Anſehen, nicht nach〈…〉〈…〉ihrerchemiſchen Beſchaffenheit. Die Cryſtallographie die dieß unterſucht iſt erſt in neuere Zeiten in Frankreich aber mehr noch in Deutſchland durch Weißgegründet worden.

Die[287]

Die Geognoſie iſt nur erſt ſeit 40 Jahren eine Wiſsenſchaft geworden, hauptſächlich durch das glän - zende Verdienſt Werners in der Lehre ſeiner Ge - birgsformationen. Früher kannte man über die Formation der Gebirge gar nichts, man nahm die Phantaſie zu Hülfe, und ſtellte Hypotheſen auf, um doch etwas zu haben. Das Wort Geo - gnoſie bezeichnete daher lange Zeit keine Wiſsen - ſchaft, ſondern nur ein Spiel der Phantaſie, und wurde noch ſo behandelt in der joniſchen Schule, unter der phyſiſchen Philoſophie. Die Geognoſie erhielt dadurch ein myſtiſches Anſehendunkle Sagen vom Urſprung der VulkaneMerkwürdiger Weiſe zeigt ſich bei den verſchieden Mythen et - was Uebereinſtimmendes. Jetzt ſind ſorg - fältige, verurtheilsfreie Beobachtungen an die Stelle der Hypotheſen und Speculationen getreten. Die Dämmerung der Wahrheit iſt zu hellen Sonnen - licht geworden.

Erdbeben
Erdbeben

Das Erdbeben iſt eine bloß dynamiſche Ver - änderung der Erdoberfläche. Seiner Defination nach iſt es eine Erſchütterung der feſten und flüſsigen Theile der Erdoberfläche durch innere Urſachen die unſern Sinnen entgehen, die wir errathen, aber nicht erkennen können. Das Geſicht daß man bei einen ſolchen Erdbeben auf dem Meere hat iſt höchſt ſonderbar, man glaubt daß das Schiff auf einer Sandbank gerathen wäre. Doc hat 2 mal ein Erdbeben auf dem Meere mit - gemacht; es entſteht dadurch ein Zittern des gan - zen Schiffes. Man war ehedem ſehr geneigt das Erdbeben Localurſachen zuzuſchreiben; die Beo - bachtungen des Phänomens bezeigen das Gegen - theil; es iſt allgemein verbreitet, und zeigt ſich bisweilen an allen Stellen des Erdkörpers, nur bei einigen häufiger als bei andern.

Das Vorurtheil iſt ſehr verbreitet, daß vor dem Erdbeben ein beſonderer Zuſtand der Atmos - phäre vorhergehe; ein minderer Stand desBa -[289]Barometers, röthlicher Dunſt der Atmosphäre, Auf - hören der Winde udgl. Es bezeigt ſich dieß als falſch wenn mandortdortbeobachtet wo die Erdbeben ſehr häufig ſind; ſo im ſüdlichen Amerika ſind mehrere täglich zu verſpüren und ſind dort eine ſo gewöhnliche Erſcheinung daß man ſie nicht einmal gegenſeitig weckt, wenn ein Erdbeben be - merkt wird. Selbſt die ſtärkſten Winde wohn - ten dort vor dem Erdbeben.

Jedoch hat allerdings ein ſtarkes Erdbeben oft die Folge daß ſich nach demſelben das Wetter än - dert, beſonders in Gegenden wo die Regenzeit ſpä - ter einzutreffen pflegt, wird ſie früh herange - zogen. Wenn das Barometer ſich vorher ändert ſo mag dieß wohl eine Folge von Stößen ſein die ſchon in andern Gegenden vorhergingen, und wo die Veränderungen in der Luft ſich fortge - pflanzt haben. Es giebt kein Beiſpiel daß ein Barometer der im Steigen war, ſtehen geblie - ben wäre, ſondern die ſtündlichen Veränderungenbliebenm 2blieben immer dieſelben.

Häufig ſind die Erdbeben mit einem Getöſe verbunden; ſo die meiſten in der Hochebene von Quito die wahrſcheinlich ganz unterminirt iſt, und wo mehrere Stunden vor dem Stoß eine Art Raſseln und Klirren gehört wird, bishweilen von ſehr hellen Klang, ähnlich dem Niederfallen von glasartigen Gegenſtänden. Dies Getöſe iſt aber nicht immer von einem Erdbeben beglei - tet. Das merkwürdigſte Beiſpiel von ſolchem Donner mollos subterraneos von den Spaniern ge - nannt, ohne Erdbeben war im Jahre 1784 in Pa - raguato. Erſt war dieſer Donner ganz ſchwach, im Januar fing er an immer ſtärker zu werden, und immer häufiger zu kommen, ſo daß keine 2 Mi - nuten vergingen wo man ihn nicht gehört hätte. Man hat Verſuche gemacht ob nicht irgend eine Er - ſchütterung da wäre, und bis an den Rand mit Waſser gefüllte Gläſer in den Bergwerksgrubenhin -[291]hingeſetzt doch fand ſich durchaus keine Erſchütterung[. ]Das Phänomen war nur ſehr eingeſchränkt kaum noch Quad. Meile Raum, wie wohl dieſe Ge - gend Thonſchiefer Gebirge hat, und viele Silber - adern ſich verbreiten. Es hörte ohne Erſchüt - tern auf in derſelben Art wie es angefangen hatte, indem es nach und nach ſchwächer und ſelte - ner wurde bis es ganz aufhörte.

Dieſes Getöſe hat eine Verbindung mit dem, wenn entfernte Vulkan einen ſtarken Ausbruch haben. So hörte man vonbis? Berlin dieß Getöſe. Im Jahre 1812 wurde der Ausbruch des St. Vincent durch den Carracas zer - ſtört und wurde in einen Raum von 2 bis 3000 Q. M. gehört. Bei dem Ausbruch des RKotopazi hörte man dieſes Getöſe in einer Entfernung von 120 Meilen1744die durch Thäler und Ber - ge durchſchnitten iſt. Man ſollte glauben daß dieß Getöſe, da es ſo weit gehört wird, be -deut -deutend in der Nähe z[u]nehmen müßte; doch iſt dieß in verſchiedenen Gegenden ſehr verſchieden; oft hört man es in der Nähe weniger als in weiter FerneSt Vincent, Katopaxi, Lisſabon geben Beiſpiele. Man muß ſich im Innern der Erde verſchiedene Spalten vorſtellen; wenn eine Spalte nach dem Vulkan hingerichtet iſt, gehen andere Spalten nach andern Gegenden; jene können daher auch nur zur Fortpflanzung desGetöſes fähig ſein.

Magnetiſche Veränderungen. Die Intenſität wird durch das Erdbeben nicht verändert, wohl aber die Inclination, die oft eine bedeutende Änderung an - nim̃t und dann bisweilen Jahren in ihrer neuen Lage bleibt. Doc ſelbſt Beobachtung.

Man nimmt gewöhnlich eine Bewegung von unten nach oben wahr. Was man aber von verſchieben - der Bewegung nach einer(Seite[?]?) und dgl. geſprochen hat ſind phantaſtiſche Ideen, von Perſonen aufgeſtellt die die Erdbeben nicht kennen. Während des Erdbebens iſt es gar nicht zu bemerken welche Richtung es nimmt. Von der merkwürdigen Gleichmäßigkeitder[293]der oscillirenden Bewegung wahrend des Erdbebens giebt die Stadt Quito ein Beiſpiel. Quito hat viele große meiſtens 3 4 Stock hohe Häuſer; bei einem Ausbruch des Pichincha in deſsen Nähe es liegt war kein einziges Haus eingefallen, alles an ſeinem Ort geblieben, und einzelne Riſse waren in den Mauern zu bemerken; ſelbſt die Gläſer waren auf ihre Stelle ſtehen geblieben.

Eine andere Erſcheinung bei den Erdbeben iſt das Verſchieben der Erdoberfläche. Ein merkwür - diges Beiſpiel hiervon liefert die Gegend von Reo - bamba in Calabrien, in ganz neurer Zeit, wo ſich Theile der Erdoberfläche in Bewegung geſetzt hat - ten, und die Eigenthümer ſehr über ihren Beſitz hernach in Verwirrung kamen, von einer Seite wa - ren Feldſtücke auf die andern vorſetzt worden. Die Colca liegt über 300 Fuß über Reobamba, und einige Felder waren nach dem Erdbeben auf die Colca hinauf gekommen; es muß alſo ei - ne große Exploſion mit dabei geweſen ſein.

Merkwürdig iſt noch das Spalten der Erde, in derArtArt daß bisweilen ganze Häuſer unversehrt in dem Erdboden verſinken, andern werden zertrüm - mert. Reobamba hatte 12000 Einwoher[?], eine Menge Häuſer und viele Kirchen, und jetzt iſt kein Schutt - haufen zu finden der mehr als 5 Fuß hoch wäre; das Andere iſt alles verſchüttet. Doc hat ſelbſt Perſonen geſprochen die eine ganze Zeitlang ſo unter der Erde bei Licht gelebt haben, und ſagen aus, daß alles unzerſtört geweſen ſei und es ihnen auch an Luft nicht gefehlt habe. Andere die nicht genug Lebensmittel mit hatten und die man nicht mehr erretten konnte ſind verhungert, aber keines weges erſchlagen; ſie leuchteten nach dem über der Oberfläche ſtehenden[Prieſtern] und ließen ſich von ihnen ſegnen.

Beſonders häufig ſind die Erdbeben an den Theilen der Erde, wo man ſagen könnte, daß die höchſte Schwäche wäre, wo hohe Gebirge ſind. So an der ſudlichen Küſte von Amerika.

Für den Zuſammenhang der Erdbeben mit den Vulkanen kann man als ein deutliches Zeichenan -[295]anführen die Erſcheinungen die im Innern eines〈…〉〈…〉brennenden Kraters vorgehen; man hört ein unterirdiſches Getöſe, die Gegend wird er - ſchüttert und dann kommt der Ausbruch. Doc hat dieß ſelbſt bei dem Pichincha geſehen. Man hat mit Recht geſagt, daß die Vulkan Sicher - heitsklappen für die Gegend wären; wo ſie nicht ſind haben die elaſtiſchen Dämpfe keinen Aus - weg und es iſt daher, daß ganze Provinzen erſchüttert werden. Für die Anwohner des Chim - boraſso würde es gewiß ſehr vortheilhaft ſein wenn dieſer große Berg ein Vulkan wäre. Die Spalten durch die ſich die Erdbeben fort - pflanzen erweitern ſich mit der Zeit; noch ent - ſtehen neue Spalten in der Erde die vorher nicht da waren; ſo erbebte 1798 die ganze Küſte von Cumana /? / aber nicht die kleine Halbinſel die gegenüber liegt. Später ſind die Erdbeben auch in dieſer zu gleicher Zeit bemerkt worden. Die Erdbeben wirken nicht dynamiſch und mechaniſchalleinallein ſondern auch chemiſch. Man hat bisweilen Rauch und Flammen geſehen die ein Erdbeben begleiteten. Bei dem Erdbeben bei Liſsabon 1755 hat der Fels bei Colareg Flammen ausge - spien[?] und 3 Wochen lang geraucht.

Während des Erdbebens kommen auch biswei - len ſonderbare Steinarten hervorMoy[?]adem Anſehen nach verwitterter Porphyr, nach Klapp - rothund Roſens〈…〉〈…〉ausverkohlten vegetabiliſchen Stoffen beſtehende Steinarten.

Ob Electricität unmittelbar in Verbindung mit dem Erdbeben ſtehe iſt ſehr beſtritten worden. Doc hat bei den heftigſten Erdſtößen keine Verän - derung geſehen. Doch kann es nicht geleugnet werden. In Italien bei den Erdbeben von 1808 im Thal von Pignerol fand man bei den Erdſtößen deren oft 60 bis 80 in einem Tage waren eine große Veränderung der Spannung im Electrometer. Nicht zu leugnen iſt es daß die Urſache der Erd - beben, elaſtiſche Flüſsigkeiten im Innern derErde[297]Erde ſind, die ſich ausdehnen. Wenn man noch Zweifel darüber hat ſo fallen dieſe weg wenn man Kratern beſucht, wo man zuerſt ein Ge - töſe hört, ähnlich dem Erdbeben, durch(dann auch[?]?) eine Erſchüt - terung bemerkt und endlich Schlacken hervorkom - men ſieht.

[33. Vorlesung, 27.02.1828]

Die Erdbeben als dynamiſche Wirkungen der innern Wärme erſchüttern nicht bloß, ſondern es werden auch durch ſie Erdſchichten erhoben. Man hat hiervon viele Beiſpiele; neuer - dings in Chili, wo Erdbeben Kalkſteinſchichten von 30 bis 40 Meilen Länge um 4 bis 5 erhöben haben. Reinhard Reinbracht? ſagt daſselbe von den Molukiſchen Inſeln beſonders von Banda und Paramata. In Schweden hat man ſchon lange Zeit ſeit Celsiusdarauf aufmerkſam machte, beo - bachtet daß bei der innern ſüdlichen und öſtlichen Küſte der Meereſspiegel herabſinke da nun in andern Theilen dieß nicht der Fall iſt, ſo hat Leopold v Buchzuerſt die ſcharfſinige Idee auf - geſtellt daß vielmehr der Continent gehoben werde. Esn 2Es geſchieht ein ſolches Heben nur ſehr allmählig, indem es in 100 Jahren nur etwa 3 bis 4 Fuß beträgt. Auch in andern Theilen der Welt iſt man ſchon auf eine ähnliche Erſcheinung aufmerkſam geweſen; ſo im engliſchen Guyana und in meh - reren Inſeln der Südſee.

Quellen

Von dieſen Wirkungen der dynamiſchen Kräfte gehen wir zu den Quellen über, beſonders zu den heißen Quellen.

Wenn man[Thermalquellen] alle diejenigen nennen wollte, die eine höhere Temperatur als die Atmosphäre haben, ſo würden in der tempe - rirten Zone alle Quellen[Thermalquellen] ge - nannt werden müſsen. Von einer ſolchen all - gemeinen Beſtimmung kann daher hier nicht die Rede ſein. Die[Thermalquellen] haben eine be - deutende höhere Temperatur, von 60 bis 70° R., bei Caracal bis 72° R. Doc fand bei einer heißen Quelle im nördlichen Theile von Mexiko eine Wärmevon[299]von 77° R, und würde man das Thermometer tiefer hinein hatten können, ſo würde man wohl 80° R finden.

Dieſe Quellen haben das Merkwürdige, wodurch ſie ſich als Dämpfe charakteriſiren daß ſie durch chemiſche Verſuche keinen Niederſchlag erleiden, ſondern ſich ganz wie deſtillirtes Waſser ver - haltenNach Verſuchen von Linkauf ſeiner Reiſe nach Portugall41[,] in Amerika, und Bossingonin Columbien, und andere in neuern Zeiten wieder - holten

Dagegen finden ſich andere heiße Quellen in denen man Stickſtoffgas gefunden hat im nördl. Amerika. Ungewißer iſt es, ob dieß auch in der Burſcheider Quelle der Fall iſt, es ſcheint das was man für Stickſtoff aus der Quelle hielt eher eine Zerſetzung des Schwefelwaſserſtoffgaſes und Hermstaedts Meinung iſt gegen die des Doc ſ. Chemie für Milit. Perſonen der atmosphäriſchen Luft ſei. Andere enthalten freie Schwefelſäure wie der EſsigflußPopajain dem die Fiſche ſterben; außer der freienSchwef -Schwefelſäuren enthält dieſer nach der Salzſäure. Ähnlich iſt der Kraterſee bei Java.

Beim Ausbrechen der Quellen iſt eine merk - würdige Erſcheinung bei dem Vulkan von Toriello in der Gegend von Mexiko. Die Quellen Rio Cutimba und Rio Saavedro haben jetzt eine Tem - peratur von 40 bis 60° R., während ſie vorher kaum 10° hatten; ſie waren eine Zeitlang ganz ver - ſchwunden, und brechen jetzt wieder herraus. Die[Thermalquellen] ſind merkwürdig wegen der vielen Subſtanzen die ſie aufgelößt ent - halten, wodurch ſie als Heilkräfte wirken. Zu den Zuſammengeſetzten gehört Carlsbad wo man ſchon bis jetzt 12 Stoffe kennt. Nach Berzeliusgenauer Unterſuchung iſt beſonders viel Flußſpathſäure enthalten; außerdem Strontium, Mangan, Lithium etcUm ſo merkwürdiger da Flußſpath und Lithium in Glimard enthalten ſind. Struveund Solt - mannhaben es dahin gebracht dieſe Quellen künſtlichnach[301]nach zubilden.

Man hat ſonderbare Wunder in den heißen Quellen geſucht, ſo daß ſie die Wärme bei weiten länger hatten als Waſser das bis zu dieſer Temperatur gekommen iſt; doch nach genauen Verſuchen iſt dieß nicht der Fall. Man hat ferner geglaubt daß die Quelle von Wisbaden eine Abweichung in der Magnetnadel hervorbringe; man hat die frühern Verſuche nachgemacht und nur eine ganz geringe Aenderung in der Abweichung gefunden, wie es nach Requerelnatürlich iſt, da ein jeder chemiſche Prozeß eine Wirkung auf die Magnet - nadel äußert.

Eine von den ſchönen Arbeiten desHerrnDr Struve,ſ. oben Magnetism̃s; chemiſche Einwirkung ſind die Auslaugungen der Gebirgsarten aus denen der Heilquellen beſtehen, und wo man mit einen geringen Druck eine Flüſsigkeit erhält die ganz ähnlich dem wahren Waſser der Heilquellen iſt. Eine ſehr merkwürdige Subſtanz in den warmenQuellQuellen iſt ein vegetabiliſch animaliſcher Stoff, von dem man nicht glauben darf daß er erſt auf der Oberfläche der Erde entſteht, ſondern von dem man nicht gut leugnen kann, daß er ſchon im Waſser vorhanden iſt. Amoniac

So lange man noch keine klare Begriffe von der innern Wärme der Erde hatte, hielt man die heißen Quellen für Lokalphänomen, und erklär - te ſie aus dem Brennen der Steinkohlenlagern un - ter der Erde; von der Wirkung großer galva - niſcher Säulen und dgl. Jetzt iſt man von dieſen Hypotheſen zurückgekommen.

Auffallend iſt die geringe Quantität von fixer Luft die einige Thermomatquellen hatten, und die doch dabei ſehr wirkſam ſind. Das Bruñen - waſser in Berlin hat 12 Gran fixe Beſtandthei - le, dagen[?] Carlsbad kaum 3 Gran.

Den Gleichhalt der Wärme betreffend, ſo hat ſie bei vielen Quellen wie die Quantität der Be -stand -[303]ſtandtheile ſich nicht geändert hat, ebenſo auch die Wärme nicht bedeutend geändertwenig Unter - ſchied findet ſich bei der Analyſe von Klapprothund Bergelius Dagegen haben ſich〈…〉〈…〉andere ſo - wohl an Wärme als an Beſtandtheilen geändert, ſo die Quelle von Pyrmont ſehr wahrſcheinlich. Andere Quellen ſind blos gasartig, und ſtoßen nicht Waſser ſondern nur Luft aus. Dahin gehören die Deſtillationen von Naphta was verwechſelt worden iſt mit Waſserſtoffgas. Auch dieß findet ſich jedoch bei andern. Man kann ſagen die älteſte Gasbeleuchtung iſt in Indien an den Tempel des Brama, auf dem Himalaya - Gebirge.

Es ſtrömt dort Waſserſtoffgas aus, das angezün - det wird, und fortbrennt. So zeigen ſich ähnlich auch andere Gasarten auf verſchieden Stellen der Erde. Die Quellen die Kieſelerde enthalten bilden ſich Becken von ganz eigner Geſtalt; Niederſchlagen vonfaſ -faſrigen Kalkſtein, die den Namen Tuff führen, wenn ſie mit Vegetabilien gemengt ſind, und die oft zu einer feſten Mauer anwachſen. in Amerika eine ſolche 10 bis 12′ breit

? Koth oder Luftvulkane.

Die erſte vulkaniſche Erſcheinung zu der wir von den Luftquellen kommen ſind die ſo - genannten Koth und Luftvulkane, von den[Itali - ener] Salse genannt. Es ſind dieß kleine, 150 bis 160 Fuß hohe Hügel, auf deren Höhe ſich kleine Kra - ter befinden die mit Waſser angefüllt ſind, und aus denen ſich Gas entwickelt. Beſonders häufig ſind ſie in Sicilien. Doc hat ähnliche in Columbien, in der Gegend von Chartagena unterſucht. Es erhoben ſich dort eine Menge kleiner Kegel von 10 bis 12′ Höhe; den andern Tag ſtanden ſie nicht mehr an demſelben Orte, ſondern waren verſchwunden; es waren kleine Krater von 9″ Durchmeſser die mit kalten Waſser gefüllt waren. Alte Traditionen berichten daß auchFlam̃ -3[05]Flammen dort geſehen worden ſind. In Italien werden ſolche Flammen ſehr häufig geſehen; ſo daß gar nicht daran zu zweifeln iſt. Bisweilen werden auch Steine ausgeworfen; dieß ſcheint mit einer jüngern Formation der Erde zuſammenhängen, denn ſie werfen tertiäres Geſtein mit heraus. Das Gas welches ſie entwickeln iſt weder Kohlen - ſäure noch Hydrogen, wie man geglaubt hat, ſondern Stickgas.

Aehnlich iſt ein Phänomen in der Krimm geſehen worden wo ſchon Pallaseinen Ausbruch beſchrieben hat, jetzt in neuren Zeiten hatHerr Paro[?]otda - ſelbſt chemiſche Verſuche angeſtellt und ge - funden daß auch dort Stickgas entwickelt wird. Es fängt dieſes Phänomen mit der Erhebung von Inſeln zuſammen. Bei Azow iſt 2 mal eine Inſel entſtanden, hat eine Zeitlang beſtanden, und iſt dann wieder verſunken; das letzte mal erſchien ſie am 10ten December 1814.

In andern Orten in Italien hat man nicht Stick -gaso 2gas gefunden, ſind dem Geruch nach Schwefel - Waſserſtoffgas.

Der Vulkan von Popaja, der den Eſsigfluß bil - det, hat keinen Krater aber kleine Öffnungen die heiße Schwefelquellen ſind; mit ungeheuren Getöſe hört man dort die Dämpfe heraus kommen, worauf ſich ein großer Niederſchlag und ganze Gewölbe von Schwefel bilden.

Die eigentlichen Vulkane

Dieſe ſtehen innigſt in Verbindung mit der Her - vorbringung derVulkane Gebirgsarten irdiſcher Subſtanzen ſelbſt. Sehr fälſchlich hat man oft dens. L v Buchüber Vulkane Namen Vulkane auf einzelne Eruptionen an - gewendet.

Wenn die vulkaniſchen Phänomen in ihrer Voll - ſtändigkeit da ſind, ſo iſt ein Vulkan ein hoher Kegel von Trachyt, der auf ſeiner Oberfläche eine Öffnung hat die mit dem Innern der Erde in Zu - ſammenhang ſteht; es fließen dort geſchmolzeneErd -[307]Erdarten heraus, wiedie[?] (?) ſonſt Erdquellen. Man kann gewiſse Graduationen des Zuſammenhangs dabei annehmen; ſo:

Die ganze Provinz Quito war man geneigt als einen Vulkan zu betrachten, ſo daß die ein - zelnen Vulkane nur Eſsen eines Ganzen wären. Es würde dieſe Anſicht aber nicht richtig ſein; jeder Vulkan iſt ein Centrum eigner Erſcheinung. Eine andere Graduation des Zuſammenhangs iſt wie ſie ſich bei dem Pick von Teneriffa befindet; ein und derſelbe Berg hat dort ſeit mehreren Jahrhunderten nie mehr als einen Ausbruch ge - habt, ſo daß der Pik von Teneriffa der einzige Vulkan iſt, der aber mit allen übrigen durch Spalten im Innern zuſammen hängt.

[34. Vorlesung, 01.03.1828]

Diebisweilen eingeſchobenen Anmerkungen gehören aber nicht zum Vortrag ſondern wurden von Doc beim Beginn einer Vorleſung häufig als Ueberblick gegeben, wegen ihren Ueberſichtlichkeit ſind ſie hier mit aufgenommen.

Anmerkung Der Hauptzweck einer Wiſsenſchaft iſtjederjederzeit, das Viele, Zerſtreute zuſammen zu ziehen, und ein Geſetz aufzufinden durch welches der cauſale Zuſammenhang mit dieſen Erſcheinungen nachzuweiſen iſt. Beſonders iſt dieß bei allen Ge - genſtänden der Natur; man kann ſich nur erſt durchanneinen klaren Begriff von einer Erſcheinung machen wenn man eingeſehen hat, wie ſie mit andern in Verbindung steht. Wir ſehen hier alle Wirkungen aus der innern Wärme hergeleitet; dieſe dehnt im Innern der Erde die Stoffe aus es entwickeln ſich Dämpfe; die dynamiſche Wir - kung davon ſind die Erdbeben, ſchaffend ſind die Quellen und Vulkane.

Das Erſtarren des Beweglichen iſt die Bildung von Gebirgsarten. Die Gebirgsarten werden hervorgebracht 1, durch die Quellen; aus ihren Ablagerungen wie bei der Quelle von Tra - vertino bei Tivoli; die SüdSüßwaſserformationen in Deutſchland, die ſo hart wie Marmor ſind. Auch bringen ſie feſte Schichten hervor indem ſie auf -schwell[309]ſchwellen und fortſchieben: Tuffſchichten uſw. 2, durch die Salse, Kothvulkane, werden große Lat - tenſchichten von mehrere Q.M. hervorgebracht. 3, Die Vulkane. In den Trachyt Vulkanen ſehen wir den eigentlichen Hervorgang von körnigen Geſtein, das erdig iſt, wenn es durch Druck entſtanden körnig, wenn es von oben herab getropft iſt.

Die Vulkane werden wir betrachten in 3 Be - ziehungen:

  • 1, Ihre Entſtehung
  • 2, Der Zuſtand ihrer vollendeten Thätigkeit, gleichſam ihr reifes Alter.
  • 3, Im alternden Zuſtand, Solfatagen.

Von der Entſtehung eines Vulkans auf trockenenmBoden haben wir kein Beiſpiel; was Doc in einem ſeiner Werke über den Cherullo beſchrieben hat, war auch nur ein Ausbruch zu nennen; von der Entſtehung im Meere giebt es dagegen meh - rere Beiſpiele. Leopold v Buchhat zuerſt eine richtige(〈…〉〈…〉?) darüber aufgeſtellt, ſo wie von derEr -Erhebung der Inſeln. Man muß unterſcheiden Erhebungs Krater, und Ausbruchs Krater. Wenn das Meer durch elaſtiſche Dämpfe gehoben wird ſo entſteht eine InſelErhebungskraterund erſt mehrereJahre nachher erfolgt ein Ausbruch.

In den Erhebungskrater durch Ausbrüche entſteht erſt die Erhebung des Trachyt felſens, und dieß iſt was man Ausbruchskrater nennt. So entſtand die Inſel Palma und andere. Die Umriſse der[?] Inſeln ſind gewöhnlich paralell mit den Pän - dern[?] der Krater. So iſt der Pick von Teneriffa mit großen Bollwerken umgeben. Der Mantel der ſich in großer Entfernung von ihm befindet u[?]mgiebt ihn rings herum, und iſt von Trachyt Geſtein. In Fortaventura liegt die Stadt Santa - eura im Krater ſelbſt. Da die ganze Maſse erhoben worden iſt, ſo entſtehen Thäler, die nach dem Erhebungskrater hinauf gehen. Auf der In - ſel Amſterdam am Cap der guten Hoffnung iſt noch kein Trachyt Krater gebildet. Der Eliasberg aufSt. [311]St. Antonia iſt von Thonſchiefer; dort hat die Natur mehrere Jahrhundert lang daran gearbeitet einen Trachyt Kegel in dem Keſsel zu erheben, aber nicht dazu gekommen. So kommt es auch das[?] Inſeln entſtehen, aber wieder verſin〈…〉〈…〉ken Unter den azoriſchen Inſeln iſt eine kleine Inſel mehr - mals entſtanden und wieder verſchwunden; zum erſten mal 1638 bald darauf verſchwand ſie dann entſtand ſie 1719 und endlich wieder 1811. Sie erhebt ſich jedesmal zu 2 bis 300 Fuß, das Senkblei zeigt an dem Ort dieſelbe Tiefe, alſo iſt es eine Erhebung im Ganzen von 600 Fuß. Die Perioden waren das erſte mal 81 das andere mal 92 Jahre, alſo wenig Unter - ſchied.

Aehnliche Phänomen erzeugen ſich häufig auf dem Meere, ohne daß Inſeln entſtehen. So an der Küſte von Lima und der Weſtküſte von Peru, wo Doc ſelbſt durch den ſtarken Wellenſchlag aufgeweckt wurde, ohne daß dabei nur irgend ein Luftſtoß zu bemerken war. Bisweilen hat manauchauch Flammen aufſteigen geſehen; es ſcheint nicht Waſserſtoffgas zu ſein, ſondern andere chemiſche Subſtanzen. So hat Danzerotti 1731 dieſes beobach - tet, worauf eine Menge todter Fiſche auf dem Meere ſchwammen. Bei einer ähnlichen Er - ſcheinung war der Golf von Cariaco auf einer[Strecke] von ¾ QM. erwärmt. Wie aus einer ſo großen Tiefe des Meeres Flammen hervor - ſchlagen können, iſt ſchwer zu ermitteln. Herr v Buchhat die Meinung aufgeſtellt ob dieß nicht von den Metalloide herrühren könne, von denen freilich ein großer Theil oxidirt, ein andrer aber noch in Flammen befindlich wäre.

Die Nähe in der die brennenden Vulkane mit dem Meere ſind iſt merkwürdig, doch nicht ſo durchgängig nöthig, wie man früher geglabubt hat. Der Pocopa - tepeni in Mexiko iſt 36 Meilen vom Meere entfernt. Doc ſelbſt hat den Bacamago öſtlich von der Andeskette beſucht der 40 Meilen vom Meere entfernt iſt. Herr Rüppelbeſchreibt einen Vulkan in Afrika inCor -3[13]Corduran der 100 Meilen vom Meere liegt. Das merkwürdigſte Beiſpiel iſt aber in Aſien wo Klapprothund Gueliſarin chineſiſchen Schriften die Erwährung eines Feuerberges Hochan nörd - lich von der chineſiſchen Stadt Kutschin gefunden haben der 270 deutſche Meilen vom Meere ent - fernt liegt. Man hat lange Zeit geglaubt daß dieß ein anders Phänomen geweſen ſeiähn - lich wie bei der Entſtehung des Bora(?) aber nach der Beſchreibung iſt es ein vollſtändiger Vulkan, der nicht nur Salmiak ſondern auch Steine geſchmolzen hervorbringt, und aus den man bei Nacht Feuer und Rauch heraus kom - men ſieht.

Man glaubt daß bei ſolchen Vulkanen Seen in der Nähe ſind, wie dieß beidbekanntern der Fall iſt. Was der Grund ſein kann, daß Waſser - maſsen in der Nähe des Vulkans nöthig ſein müſsen, ſo hat man noch keine Erklärung ge - ben können, die mit den Anſichten einer guten Phyſik beſtehen kann. Von dem Emporſteigeneinesp 2eines Vulkans auf dem Trokenen iſt die Erſchei - nung des monte nuovo 1533 merkwürdig geweſen. Die ganze Maſse des Berges iſt freilich mehr ei - nen Schlackenhügel ähnlich, aber doch iſt ein klei - ner Erguß von Lava dabei, wie Doc ſelbſt ge - ſehen hat. Auf der Iſtia geſchah 1302 ein Ausbruch, und jetzt wieder ein neuer, ſo daß die Meinung entſtanden iſt, daß das vulkaniſche Feuer viel - leicht vom Veſuv ſich etwas entfernen wird, und der Berg bei Iſtia ein permanenter Vulkan wer - den möchte.

von Doc in ſeiner Reiſebeſchreibung beſchriebenDer Vulkan von Cherullo in Mexiko liegt auf einer ſchönen Ebene, wo dieſer einzige Baſalt - berg liegt auf dem ſich ein Trachyt Kegel erhebt es iſt dieß ein Zeichen daß er ſchon früher Ausbrüche gehabt hat. Auf einmal muß ein unterirrdiſcher Domen durchbrochen worden ſein; es wurden Klüfte gebildet und Bimſtein heraus geworfen;ähnlich wie Pliniusden ersten Ausbruch des Ve - ſuv beſchreibtEinige Menſchen die ſich in den In - digo Pflanzungen befanden merkten, daß ſie ihreStroh -3[15]Strohhüte voll Aſche hatten und flohen auf einem Hügel. Doc hat dieſe Gegend beſehen und gefunden daß ein großer Theil ſich wie eine Blaſe erhoben hat um 200 bis 300 Fuß. In der Mitte der Blaſe iſt eine Spalte aus der der Cherullo ſich erhoben hat; Lava Ausbrüche ſind hier zu bemerken; auch ſind hier die ſogenannten Ofenorn〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉li[?]ent - ſtanden nur 2 bis 3000 kleiner Kegel von denen jeder raucht ſo daß man in einiger Entfernung glaubt einen bewohnten Ort zu ſehen.

Die Vulkane in ihrer vollen Thätigkeit

Die Thätigkeit der Vulkane iſt ſehr ungleich. Als ſehr kleine Perioden iſt der Berg bei Stromboli merkwürdig, wo in 6 bis 7 Minuten die Aus - brüche aufeinander folgen. Schon Strabohat dar - auf aufmerkſam gemacht. Es ſind dieß pulſirende Lichterſcheinungen die ſich Millionen male wieder - holen. Damit im großen Contraſt ſtehen die großen Vulkane in Südamerika. Es ſcheinen ſich dieſe Perioden der Thätigkeit nach derGrößeGröße der Vulkane zu richten. Die Ausbrüche des Veſuvs ſind häufiger als die des Aetna und dieſe häufiger als der Vulkane in Südame - rika. Die Urſache ſcheint darin zu liegen, daß die Dämpfe die geſchmolzenen Maſsen nicht ſo hoch hinauf treiben können, und zur Seite ein Ausbruch nicht mög - lich iſt, da ſie meiſtens im Hochgebirge liegen. So vergehen daher oft mehrere Jahre ohne daß man Rauch und leuchtende Erſcheinungen ſieht. Der Rauch der auf dem Veſuv immer während gelagert iſt, wird nicht durch Waſserdämpfe gebildet die aus dem Innern emporſteigen, ſiondern vielmehr aus denen welche ſich in der atmosphäriſchen Luft be - finden, und ſich niederſchlagen.

Unter demnDomen von Trachyt muß man diejenigen unterſcheiden die keine Öffnungen haben, und die welche nurSeitenöffnungen haben. Der Chimbo - raſso hat ſelbſt keine Öffnung aber zur Seite kleine Trachytberge, und hat zu dieſen den Ausbruch geſchickt[?]. Von allen Bergen die geſpieen haben und noch jetztspeien3[17]ſpeien iſt der höchſte der Kotopaxi 17712′ dann folgt der Pocopotoneto 16600′. Vergleicht man die Höhe mit dem Durchmeſser, ſo findet ſich eine merkwürdige Ähnlichkeit zwiſchen den Aetna, Ve - ſuv und Pick von Teneriffa. Die Höhe verhält ſich bei dieſen zum Durchmeſser des Umfangs wie 1: 28 ſo daß der Abhang nur 10 bis 12° beträgt. Ein merkwürdiges Verhältniß findet zwiſchen den Aſchenkegel und der Größe des Berges ſelbſt ſtatt. Es hat:

Höhe des Aſchenkegels. Ganze Höhe.
Veſuv1338 T. 3758 T.
Aetna1020 10200.nach Sausſureu. Herſcheld J.
Pick von Teneriffa504 11430

Mit der Höhe des Berges ſcheint demnach die Höhe des Aſchenkegels abzunehmen. Bei dem kleinſten, am Veſuv beträgt der Aſchenkegel ſeiner Höhe beim Aetna 1 / 10, beim Pick von Teneriffa 1 / 22.

Der eigentliche Ausbruchskrater findet ſich bisweilen gar nicht und doch ſind Lavaſtröme an den ſei - ten zu ſehen. Ein merkwürdiges Beiſpiel daran iſtderder Monte Aetisana12000′es iſt ungewiß ob hier die Lavaſtröme auf einmal erſcheinen oder mehrere nach einander. Eben ſo der Chimboraſso der aber einen Seitenausbruch hatte.

Viel hat man nach Vorzeichen der Ausbrüche geſucht; man hat geglaubt daß ſie mit dem Zuſtand der At - mosphäre in Verbindung ſtehen, und daß ſie mehr im Herbſt ſtatt finden. Doch Beiſpiele zeigen daß die Ausbrüche in allen Jahreszeiten geſchehen.

Bei dem Vulkan im Stromboli wird allgemein be - hauptet daß die pulſirende Lichterſcheinungen im Winter häufiger werden als im Sommer. Ein ſichre - res Zeichen hat man beim Veſuv im Ausbleiben der Quellen entdeckt. Der Herzog de la Torrehat die Be - merkung gemacht, daß die Quellen von Resina mehrere Wochen vor dem Ausbruch ausbleiben. 42

Die Größe des Kraters ſteht eben ſo wenig mit der Mächtigkeit der Vulkane im Verhältniß, wie die Aſchen - kegel. Der Pick von Teneriffa iſt ſehr mächtig und der Durchmeſser ſeines Kraters betragt doch nur 300 Fuß. Der Aetna hat ebenfalls nur einen ſehr kleinenKrat[319]Krater; dagegen hat der Veſuv einen Krater von 1600′ Durchmeſser. Der größten Krater hat Doc bei dem Pichincha gefunden, er beträgt 4200′ bei einer Tiefe von wenigſtens 3000 bis 4000 Fuß. Die Krater ſind von Rändern umgeben, wo ſie wieder kleine Kegel bilden können. Ähnlich wie bei den Vul - kanen hat es ſich auch beim Cherullo gezeigt. Diewie die Mondberge Ränder ſind ſehr ungleich, ſo daß ſie in Thürme ausarten, welche ſehr gut dazu dienen um den Durchmeſser des Kraters zu meſsen.

Man hat früher geglaubt daß die Ränder der Krater unbeſtändig wären, und ſich mit der Zeit veränderten. Aber bei näherer Unterſuchung iſt dieß nicht gefunden worden. Bei dem Pick von Teneriffa hat man nach 20 Jahren keine Veränderung gefunden; er iſt dieſer Zeit ganz gleich geblieben. Eben ſo der Veſuv nach Unterſuchungen von Sausſure, Buchund Doc

[35. Vorlesung, 05.03.1828]

Anmerkungen. Der Proceß wodurch Gebirgsarten e〈…〉〈…〉ntſtehen iſt dreierlei, und zwar entweder durch organiſche.

  • 1, Durch Süßwaſserformationen, Niederſchlag von Flüſsig - keiten, Anſchwemmungen und durch Fortführung:
  • 2, Durch vulkaniſche Wirkung, theils Laven hervorbrin - gend die flüſsig hervorkommen ſich dann erſt erhärten, theils durch trockene Auſwerfungen wie Bimſtein etc.
  • 3, Durch organiſche Kräfte, wie man bei den Korallen ſieht, die emporſteigen, veralten und dann zertrüm - mert werdenund dann zertrümmert, ſie bilden dann nicht bloß einfach und fragmentariſche Ge - birge ſondern auch Conglomerate.

Die Tiefe des Kraters Wir verdanken dieß dem großen Leop. v Buch iſt das Maaß der wahr - ſcheinlichen Entfernung großer Lava Ausbrüche. Im Krater bilden ſich einzelne Schlakenkegel die nach dem Ausbruch ſich verändern; die Ränder ſelbſt bleiben aber unverändert. Bei dem letzten Ausbruch des Veſuv 1822 iſt der Rand etwas niedriger geworden; die Tiefe hat man zu 600′ geſchätzt,.Der Boden des Kraters iſt durch die Dämpfe über den Rand gehoben worden, ſo daß man geſagt hat der Veſuv ſei an und für ſich höher geworden. Doch dieß ſind erhobene Schlackenmassen fallen in einer Nacht wieder zuſammen und die alte Form des Berges ergiebt ſich wieder. Die Ränder ſind ſehr dick. Wenn der Schneege -3[21]geſchmolzen wird, wie es 1804 bei dem Cotopaxi der Fall war wo eine Nacht hinreichte um den ganzen Berg von weiß zu ſchwarz zu machen, ſo iſt dieß nicht ſowohl die Wärme der Eruption die dieß hervorbringt, als vielmehr die, welche durch die Spalten des Randes durchdringt. Die Ränder haben ſich auch übereinander gelagert; man muß glauben, daß die Steinmaſsen ſich als Schichten gebildet haben. Die Spalten〈…〉〈…〉werden dann von Zeit zu Zeit durch flüſsige Lava gefüllt; be - ſonders bemerkte man dieß bei dem Ausbruch des Veſuv 1822.

Eruptions Geſetze.

Bei jedem Vulkan ſind dieſe Geſetze dieſelben: Zuerſt erfolgt ein Erdbeben, immer vor der Erup - tion; während derſelben können wohl Riſse in Ge - bäuden entſtehen, doch ſind dieſe nie eine Folge des Erdbebens, ſondern vielmehr des Luftdrucks der durch die Eruption hervorgebracht wird. Dann folgt Lava; auf der Erde Lavaſtröme, im Waſser Lavaſchichten, durch Rauch und Aſchenwürfe. Die Dampfe ſteigen herauf, vermiſchen ſich mit der Atmosphäre und es entſtehen Gewitter, Regen. Dieß hat die Urſache zu denGlau -q 2Glauben gegeben daß die Vulkane Waſser ausſpeien. Endlich kommt der Ausbruch der Mophiten, Kohlenſaures Gas etc. Die Eruption des Veſuvs im Jahre 79 p C. weil Pliniusgetödtet wurde iſt ſehr beträchtlich geweſen. Bis faſt zum 17ten Jahrh. iſt er in völliger Ruhe geweſen, in welcher Zeit nur 1500 ein Ausbruch geweſen zu ſein ſcheint. 1635 erfolgte ein neuer Ausbruch; von dieſer Zeitv[?]anerfolgten mehrere Ausbrüche in kurzen Perioden. Man muß jedoch nicht glauben daß in der Zwiſchenzeit wo keine Ausbrüche ſtattfanden, der Veſuv eine[Solfatare] geweſen ſei. Da wo die Vulkane bis an die Grenze des ewigen Schnees weichen bieten ſie ein eignes Phänomen dar; bei den Ausbrüchen ſieht man oft eine Menge todter Fiſche die aus den Vulkanen heraus kommen. Es ſcheint dieß vom Schnee herzurühren der ſchmilzt und unterir - diſche Seen bildet. Fiſche die die Gewohnheit haben gegen den Strom hinan zu ſchwimmen und Höhlen zu ſuchen in denen ſie wohnen ſteigen hier hinein durch die Quel - len der Bäche und halten ſich in dieſen Seen auf, von wo ſie bei einer Eruption vielleicht ſchon todt heraus geſchleudert werden. Es ſind dieß Fiſche mit kleinen Mundfäden Bartfiſche, milodosclopi. Ein ſolcher Ausbruch von Fiſchen hat beſonders 1698, den 20ten July ſtatt gefunden, als derCam -[323]Camboarasov ſeinen Gipfel verlor. Etwas Ähnliches hat bei den Vulkan von Ibabubo ſtatt gefunden. Die Natur der Eruptionsiſt dreierlei.

  • 1, Fragmente von uranfänglichen Geſtein die heraus geworfen werden alſo nicht Producte der Vulkane ſelbſt. Es ſind dieß z. B. fussogrande, fussoblanco. Glimmerſchiefer, Hornblen - deſchiefer. Nicht nur Fragmente ſondern ſelbſt große Stücke finden ſich in der Lava eingeſchloſsen.
  • 2, Geſteine die nicht wie dieſe unverändert, ſondern durch die vulkaniſche Kraft verändert heraus kommen. Uran - fängliches Geſtein das zu vulkaniſchen Producten verändert iſt. So der Kalkſtein der Apeninnen erſcheint durch die Ausbrüche des Veſuv als körniger Marmor.
  • 3, Werden wirkliche vulkaniſche Maſsen hervorgebracht, Lavaſtröme, wenn ſie im Trokenen, Lavaſchichten wenn ſie in Waſser wirken. Es kann hier ein förmliches Schmelzen uranfänglicher Subſtanzen nicht verkannt werden.

Die Tiefe beſtimmt nicht nur die Macht des Ausbruchs ſon -Herrn v Buchs Reiſen dern auch ſelbſt die Art der Producte. Die Maſsen ſind glasartig, wenn ſie von der Höhe, ſteinartig wenn ſie von der Tiefe kommen. Je tiefer die Maſsen hervorkommen deſto feſter ſind ſie, weil der Druck um ſo größer wird ſo kommen Baſaltartige Maſsen, während aus der Höhe nur Oxydian, Bimstein etc. Auffallend iſt die Verſchieden - heit der Vulkane in ihren Producten. Der Aetna bringt weder Oxydian noch Bimſtein hervor, während andern un - geheure Schichten von Bimſtein produciren. Die größten Maſsen von Bimſtein wirft der Cotopaxi aus; Maſsen von 30′ Länge und 5 6′ Höhe. LatacumbaMerkwürdig ſind dieſe wegen der großen Glimmer criſtalle die ſie enthalten. Die Oberfläche der Laven wenn ſie er - kalten gleicht den Eisſchollen in den Polargegenden. Sie bilden das wüſte Land, indem ſie keine Vegetation tragen. So - bald aber Aſche herauf fällt, können ſie in fruchtbares Land umgewandelt werden. Bisweilen bilden die elaſtiſchen Dämpfe noch kleine Kegel wie die Ornitos beim Cherullo, die ſchon eben beſchrieben wurden. Beim Veſuv hat man 1822 etwas Ähnliches gefunden. Merkwürdig ſind die Höhlen die in den Laven entſtehen. Die Urſache davon ſchei - nen Metalle zu ſein. Durch Sublimation ſchießt an den Wän - den dieſer Höhlen Eiſenſatz etc an. Man hat ſchon 7 Metalle entdeckt die in der Lava bisweilen mehr oder weniger enthalten ſind; Eiſen, Kupfer, Titan, Mangan, Spießglanz, ArſenikundSolen. Früher hat man geleugnet daß dieſe Verbindung mit den Vulkanen hätten. Die Urſache der Eruption iſt gewiß in der größteTiefe[325]Tiefe, aber der Stoff woraus die Lava entſteht kommt von höhern Orten her. Die Maſse der Lava iſt ſehr verſchieden nicht nur bei den verſchiedenen Vulkanen die oft ſehr nahe an einander liegen, wie Veſuv und Aetna ſondern auch ſelbſt bei Ausbrüchen deſselben Vulkans, zu verſchiedenen Zeiten. Die Feldſpath - artige Lava gehört vermuthlich den erſten Ausbrüchen zu. Das Anſehe des Aſchenausbruchs iſt mit der Geſtalt einer Pinie zu vergleichen; ein hoher grad aufſteigender Stamm, der oben ſich in eine Krone ausbreitet; indem die Dämpfe mit der Aſche hervorbrechen. Man muß hierbei ein 4 faches Vorkommen unterſcheiden. Entweder ſie wird aus dem Ausbruchs Krater emporgeſchleudert, weit in die Luft hinein und fällt von einer großen Höhe zu Boden. Die Aſchen - auswürfe können dann ſehr bedeutend werden, ſo beim erſten Ausbruch des Veſuvs lag ſie 60 70 Fuß hoh wie noch das verſchüttete Herculanum bezeugt. Bei den Ausbrüchen von 1631 und 1822. lag ſie dagegen nur 2 bis 3′ hoch.

2, Sie kommt nicht durch den Krater ſelbſt ſondern aus einer Seitenöffnung hervor. 1822 kam noch einmal die Nachricht daß trockenes Waſsers nahe am Krater aus dem Berge hervor breche; es war dieß trockene Aſche, die wie eine Quelle heraus brach. 3, Die mit Waſserdampfen gemiſchten Schlam̃ Ausbrüche. Herr Steiningerin Trier[?] hat in ſeinem vorzüglichen Werk über die Eifel hierauf zuerſt aufmerkſam gemacht. Man ſieht dieß indemdem Tuffſtein u. Traßſtein am Rhein. 4, endlich die trockenen ausgeſtoßenen Maſsen.

Vulkane im GreiſenalterDer letzte Zuſtand der Vulkane in ihrem Alter iſt der der Solfa - tagen, wo ſie nicht mehr ſolche gewaltige Eruptionen haben, ſondern nur Gas ausſtrömen. Beſonders Schwefelwaſserſtoff Gas. Eine andere Art dieſes Ätnas iſt, daßſdie Seen in dem Krater bilden, die freie Salzſäure und Schwefelſäure ent - halten. Das Heraufſteigen der Schwefelſäure iſt um ſo merkwürdiger da man früher glaubte es könne ſich der Schwefel nur im ſpätern GeſteinKalkſteinfinden. Doc hat ihn auch im Glimmer gefundenQuito Die Schwefel - dämpfe verwandeln ihn in Gyps.

[36. Vorlesung, 08.03.1828]

Die brennenden Vulkane ſind manigfaltig gruppirt, theilsS. P[?]uffendorffs Añalen: Ueber die canariſchen Inſeln v L v Buch als Kreis Vulkane, theils als Reihen Vulkane. Beiſpiele von Kreis Vulkanen ſind der Veſuv, Pick von Teneriffa, v Humboldts geognoſti - ſchen Anſicht von Süda - merika. die Azoren, die canariſchen Inſeln. Die Reihenvulkane ſind ſolche die ſich auf Spalten gebildet haben. Die vielleicht ſchon früher exiſtirten wie auf der Andeskette um am Fuße derſelben bei Guatinala. Es wechſeln dieſe ſelbſt wie die Gebirgsarten ab, wie bei den Philipinen und Molucken.

DieTtemporären Ausbrüche der Vulkane ſind oft mit Hebungen begleitet; doch findet man nur höchſt ſelten uranfängliches Geſtein am Fuße der Vulkane entſtehen. Dieſe Proceſse der bloß dynamiſchen Erdbeben und die dynamiſch und chemiſch wirkenden heißen Quellen und Vulkane leiten auf Vermuthungenwas[327]was früher bei der Entſtehung der Erde und bei ihrer Fortbil - dung geſchehen iſt, wie ſich die Oxydation des Erdmetalloids gebildet hat.

Die Vulkane ſind lange nur im Zerſtörenden Wirkung be - tracht werden, erſt in neurer Zeit hat man ſie auch als bildend betrachtet. Vor unſern Augen entſtanden neue Kalkfoſsilien und neue Produkte ſtiegen aus den Vulkanen hervor. Die periodiſchen und neuen Gebilden der vulkaniſchen Gebirgs - arten ſind nicht nur ſelbſtkörnig, ſondern machen auch ein ander Geſtein körnig, ſo bilden ſie den pariſchen Marmor bloß durch Contact mit Flötzgeſtein Fleuriande Belville. Man hat endeckt daß Maſsen, die man unter verſchiedenem Druck - ſchmelzen und dann erkalten läßt entweder feſt oxydiren oder glasartig werden. Auf künſtlichen Wege hat man es dahin gebracht ſolche Foſsilien hervor zu bringen Witſche〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉ling, Am - betaſton[?] Von der größten Wichtigkeit ſind dieſe Entdeck - ungen nicht nur für den Bergbau, ſondern ſie belehren uns noch über den Cauſal zuſammenhang mehrerer geognoſti - ſcher Erſcheinungen.

Das Starre des Erdkörpers.

Unterſuchung der äußern Erdrinde; Geognoſie der Lagerungsverhältniſse

Man hat lange Zeit gefragt wie tief wir in die Erdrinde ein - gedrungen ſind, und gewöhnlich iſt die Grube von Ansin (?) bei Valenciennes 850′ unter dem M. als die tiefſte angegeben Es ſcheint gewiß zu ſein daß die tiefſten Arbeiten der Menſchenoberoberhalb Lüttich im Val St Lambert die Grube bei Marles 1600′ tief, ſei. Nach Angaben[der]Herren v Deckelund Anhauſeniſt dieſe 1400′ unter dem M. Im Freibergiſchen iſt die tiefſte Grube 1670′ aber ihr Boden liegt nur 500′ unter dem M., eine Grube in Guatamala iſt 1630′ tief. Man iſt demnach 4 mal ſo tief in die Erde eingedrungen, als man in allen Jahrh. in die Höhe hinauf gebaut hat. Die höchſten Pyramiden, desrStraßburger Münster etc. ſind nicht höher als 440 bis 450 Fuß. Die Ameiſen bauen in Verhältniß eben ſo hoch: 10 bis 12′ Es iſt aber nicht nur richtig was in der Erde vorgeht, ſondern auch zu wiſsen wie im Innern der Gebirge[?]. Wenn man annim̃t, wozu aus allerdings manches berechnet daß die Gebirge durch Emporhebung der Erdoberfläche entſtanden ſind, ſo wird das Innern der Gebirge zugleich über das Innere der Erde Keñtniß verſchaffen. Der höchſte Gipfel auf dem Himalaya Gebirge, den höchſten welche wir kennen iſt 26000′unterüberdem M. erhaben; nim̃t man um an daß dieſer auch die höchſte Tiefe unter ſich haben wurde, ſo können wir doch nur 1 geogr. Meile von dem Innern der Erde dadurch kennen lernen. Die Vulkane wir - ken gewiß aus ſehr großen Tiefen, und es iſt wahrſcheinlicher daß ihre Eruptions Produkte, Fragmente von Gebirgsar - ten ſind, die ſehr tief liegen. Wir kennen 5 körnige Ge - birgsarten Urgebirgsarten, wie man ſie ehedem nannte: 1, das ſchwarze Eiſenſelinit 2, die älteſten Baſaltformationen, 3, Trachytweiß, glaſig

4,3291

4, Porphyre, ohne und mit Quarz; 5, Syenit, Gneiß, Thonſchiefer. Der Syenit bildet gleichſam einen Uebergang.

Betrachtet man von der Oberfläche der ErdeMonocotyledonen ſind ſolche Baumgewächſe de - ren Stämme keine Jahresringe haben. Palmen, Baumar - tige Farrenkräuter. nach ihrem Mittelpunkte hin, die Schichten, ſo fin - det man zuerſt lockere Schichten, Süßwaſserfor - mationen mit Thieren - und Pflanzenüber - reſten, und zwiſchen letztern Dycotiledonen. Dicotyledonen haben Jahresringe, wie das Laubholz in der tempe - rirten Zone. Dann folgen, 2, feſte Schichten von Sandſchein, mit Ueberbleibſeln von Fiſchen, um kroko - dylartigen Thieren: ſo wie an Pflanzen Mono - cotyledonen. Hierauf 3, Thonſchiefer, ſchwarzer Kalk, Grauwacke, Kreide. Dann 4, körniger Feldſpath, Quarz und Granatartige Maſsen, ohne organiſche Gebilde. Urgebirge.

Die 3te Schicht wird Uebergangsgebirge genannt; man findet hier gleichſam das Aufkeimen des organiſchen Lebens; Bambusſchilf iſt darin ent - halten ein Monocotyledon. Die 2te Schicht iſt das Flötzgebirge, ſecundäres Gebirge; die erſte daster -r 2tertiäre Gebirge; dieß bedeckt die übrigen Schich - ten.

Zwei große Zerſtörungen, zwei untergegange - ne Welten die in dem Geſtein begraben liegen zeigen ſich uns: die Grenze macht das Flötzgebirge(〈…〉〈…〉darin) liegt die große Steinkohlen Formation, mit Palmengewächſen und baumartigen Farrenkräu - tern. Zwiſchen dem Flötzgebirge und dem ter - tiären Gebirge iſt das große Lager der Bern - ſteinhaltigen Braunkohle von Bäumen, die dem großen Waldbäumen der temperirten Zone gleichen. Die erſte Vegetation beſtand nur aus Monocotyledonen; die Palmengewächſe und Baumartigen Farrenkräuternbefinden ſich(auch ſchon[?]) in den Uebergangsgebirge, und ſpäter auch noch im Gipſe, wo man nur Elephantenzähne findet. Die Dicotyledonen beginnen erſt im Flötzgebirge.

Bei den bisher beobachteten Gebirgsſchichtenfindet331findet ſich ein gänzlicher Mangel an Menſchen - knochen; dieß führt zu der Vermuthung daß wir in eine Periode vorgedrungen ſind in der noch keine Menſchen waren. Man glaubte früher ein Menſchenſkelet gefunden zu haben; bei näherer Unterſuchung fand es ſich aber daß es von einem Salamander ähnlichen Thiere herrühre. In Gua - dalupe fand man Menſchenſkelette die aber aus hiſtoriſcher Zeit herrühren.

Vor 3 oder 4 Jahren hat man geglaubt in der Nähe von Paris Menſchenſkelette gefunden zu haben; doch iſt nichts gefunden worden, das einem Knochengewebe ähnlich ſehe.

Die Reſte faſt aller Thiere und die Pflanzenreſte finden wir von unten nach oben in folgender Art gereicht. Je näher hinauf deſto mehr ſind die organiſchen Gebilde von zuſammengeſetzter Art. Im Uebergangsgebirge, Bambus Schilf, Stengelgewächſe, Farrenkräuter, große Maſsen von Korallen in einfacher Bildung; auch ſchonſehrſehr ausgebildete Thiere, Trilogiten, mit großen Augen verſehen, Muſcheln, Krebsartige Thiere 4 bis Fuß lang, Säpiaartige Thiere, Zelatopoden, Eronephatiden[?].

Im Flötzgebirge: Polypamale Muſcheln dazu ge - hören die Amoreshörner[?], Thiere die einen Theil der Muſchel ſelbſt verderben und in ſich tragen. Auf der Reiſe des Capt Bodelhat Parrondie Spie - role[?] lebendig gefunden; Doc hat ſie ſelbſt geſehen, Beliniten, Muliten. Ein - und zweiſchalige See - muſcheln; wirkliche SäpienTintenfiſchen; ein gro - ßer Theil von Fiſchen im Eismeer und von Tropenformen aber nicht von derſelben Species. In den neuren Schichten finden ſich krokodilar - tige Thiere, Formen von ungeheurer Größe: der alte Megelosaurus, auf deſsen Größe von 40 bis 50′ man aus den Schenkelknochen von 4 Fuß ſchlieſsen kann.

Ein ſehr ſonderbares Krokodil mit einem Schwa - nenhals, der beinah der Länge des Thieres aus macht:Cyneo -333Cyneoſaurus /? /; ein Krokodil mit Fiſchaugen, Ichtio - ſaurus. Endlich fliegende Eidechſen, Perodactyles, deren Flügel mit den Fingern zuſammen hängen. Höher noch als dieſe folgen Reſte von Wallfiſchen, warmblütige Säugethieren des Landes; anfangs von ganz unbekannten Formen, ähnlich dem Rhi - nozeros ſelbſt Pferde; koloſsale Tapyredie man lange für allein amerikaniſch gehalten hat bis Cuvierſie auch in Frankreich fand. Merk - würdigerweiſe hat man keine Auerochſen ge - funden; in neurer Zeit iſt beſtimmt erwieſen, daß unſer jetziges Rindvieh nicht von den Auer - ochſen abſtammt, ſondern von einem Ochſen ähnlichen Thiere, von dem man Reſte in Amerika gefunden hat.

Wir kommen nun zu den Elephanten, Rhinozeros und Nilpferden. Im Jahre 1771 fand man in Foſsilien noch Stücke von Elephanten mit dem Fleiſch; 1798 fand im NordenHerr Adamseine große Eismaſse aus der Knochen hervorragten; man haute dieſen Eisblock aus und es dauerte 5 bis 6JahJahre bis die ganze Maſse geſchmolzen war; wäh - rend dieſer Zeit nährten ſich Hunde und Wölfe von dem Fleiſch des Elephanten. Als im Jahre 1804 der Körper ganz frei und entblößt war, hat - ten die Augen noch große Maſse von Muskel - fleiſch; 15 zöllige Haare befanden ſich auf den Körper. Pachideomen[?]Dickhäuter, Rhinozeroſse Cuvierhat nur 130 Skelette entdeckt. Megalterion ein großes Faulthier ähnlich dem Armadil. 43 Mit Unterſuchungen in dieſer Art haben ſich be - ſonders beſchäftigt: Lamper, Sommerding Blumenbach, Cuvier Lamarqueund Brognial.

[37. Vorlesung, 12.03.1828]

Man hat ſich oft gewundert in Höhlen die Knochen ſehr großer Thiere zu finden, Bären, Löwen etc. Profeſsor Bucklandhat die Entdeckung gemacht daß in mehreren Höhlen ſich Hyänen Knochen dabei fanden, und daß die Knochen, der Bären, Löwen uſw. benagt ſind; man findet ſelbſt die Excremente der Hyänen in Kugeln geballt dabei, ſo daß wohl zu glauben iſt daß dieſe Thiere die Knochen der größern dorthin getragen haben.

Ein335

Ein merkwürdiger Unterſchied iſt auch von Buck - landgefunden um die antidiluvianiſchen Knochen zu unterſcheiden von denen aus hiſtoriſcher Zeit herſtammenden; ſie haben einen großen Theil der belinösen Kraft verloren und bleiben an der Zunge hängen.

Skelette von Pachideomenhat man 130 entdeckt; von Wiederkäuenden Thieren 20 und reiſsende 22. Vögelarten nur wenig oder gar nicht, da dieſe ſich leichter einer Revolution auf der Erde ent - ziehen konnten. Im Allgemeinen gilt: daß je tiefer man da[?] die Erde eindringt deſto unbekanntere organiſche Geſtalten findet man, bis ſie endlich ganz aufhören. In einem großen Theil der Erde fehlt die frühere Organiſation gänzlich, man findet dort keine Reſte eines frü - hern Thier - und Pflanzenlebens. Franklinhat in Nord - amerika unterſucht; eben ſo findet dieß ſtatt in Skandinavien und Doc hat bei den Unter - ſuchungen am Orinoko auch keine Thier - und Pflan - zenreſte finden können.

So

So wenig[fortdauernd] auch jetzt die Prozeſse der Gebirgsbildung ſind, ſo verbreiten doch die früher angegebenen Erſcheinungen, ein Bild(Licht über) dieſer Bildungen. Leop. v Buchhat die Meinung aufgeſtellt daß die körnigen Gebirgsarten ſpäter gehoben worden ſind, als Flötzgebirge,(Granit, Gneiß, Glim̃er) Granit geht allmählig in Gneiß über, und dieſer in Glimmerſchiefer Ein periodiſcher Uebergang, eine periodiſche Alternanz(und Prauſion) unter - ſcheiden dieß von den körnigen Gebirgsarten. In neuren vulkaniſchen Erſcheinungen findet man Unterbrechungen, Contraſte, in dem ältere Urgebirge Spuren eines fortgehenden Prozeſses, einer allmähligen Oxydation.

Durch die nähere Unterſuchung der Erdſchichten und der organiſchen Ueberreſte hat die Geogno - ſie noch die wichtigſten Aufklärungen zu erwar - ten; man ſieht jetzt ſchon zwar ein, wie die Wärme zur Bildung der Erdwinde gewirkt hat, iſt abernoch3372noch nicht gehörig belehrt wie die triſikaten und biſilikaten Schichten etc entſtanden ſind. Es iſtFrüher glaubte man umgekehrt die beiden obern Schichten hätten ſich in die Spalten der untern hinein geſenktDoc wahrſcheinlich daß die untern Formationen in die Spalten der obern hineingedrungen ſind. Von dem Basalt hat man das Hervordringen aus der Tiefe an 3 Orten ſehr deutlich bemerkt: 1, Bei Mark Sühl in der Gegend von Eiſenach am Druidenſtein, 2, bei Siegen Gerhard3, an der blauen Kuppe bei Eſchwege am linken Ufer der WerraProf. HoffmannBaſalt iſt hier in bunten Granit eingedrungen.

Die 2te Abtheilung der Gebirgsmaſsen iſt? Granai t, Porphyr, Dolonit. Das Flötz und ter - tiären Gebirge beſteht aus theils feſtern, theils lockeren Maſsen. Hier herrſchen Kalkgebirge, theils einfache, theils Conglomerate, Sandſtein Gebirgs Fragmente etc. nur anfängliche Bil - dungen. Der neu erkannte Typus der Flötz - formation würde ſein, von unten nach oben gereiht:

1,s 2

1, Steinkohlen Gebirge, mit rothen Sandſtein, von Quarz und Porphyr durchdrungen. 2, Zeck - ſtein mit Verſteinerungen, 3, bunter thonar - tiger Kalkſtein; 4, MuſchelkalkRüdersdorffMergel, Sandſtein bald dem rothen, bald dem bunten ähnlich. Endlich 5, die große Jurafor - mation, Laienſandſtein nach unten zugefärbt, mit Oliten und Kruſtaliten, Geſteine mit großen Maſsen krokodylartige ThiereMe - galoſaurus, Ichtioſaurus, Cyneoſaurus Quaderſandſtein, grüner Sand, Eiſenſandſtein endlich Kreide mit Muliten.

Wenn man Zeckſtein und Muſchelkalk als Mittel - glied als eine geognoſtiſchen Horizont betrach - tet ſo geigen ſich, wenn man die Strecke von den Steinkohlen mit Monocotyledonenunter dieſen Horizontbis zu den Dicotyledonenunter denſelbenin einem höhern phyloſophiſchen Geſichtspunkt betrach - tet 2 organiſche Zerſtörungen in 2 Gebirgsgebilden. Unter339Unter dieſem geog: Horizont ein fragmentariſches Gebilde von Sandſtein und darüber ein großer KalkgebirgeEliten Steinkohlenformation

Der letzte, äußere Theil der Erdoberfläche iſt mit großen Fragmenten von Felsarten bedeckt, mit Blöcken und Geſchieben belegt; es findet ſich darin Demant, Platina Gold uſw. Es ſoll hier nicht von den kleinen Blöcken die Rede ſein, ſondern:

  • 1, von denen welche ſich auf der Jura Kette und zwar am weſtlichen Abfall befinden wo ſie den Alpen zu ſtehen. Blöcke von 20 bis 30′ die ſich auf einer Höhe von 2 bis 3000′ gelagert finden.
  • 2, Die in den baltiſchen Gegenden im nörd - lichen Deutſchland, Polen Rußland bis zum Tene[?]r hin.

Auch in Spanien hat Doc viele ſolche Blöcke geſehenDie größte Klarheit über dieß Phänomen giebtHerr v Buchin ſeinem Jahrbüchern1811. Er bemerkt daß in dieſen Blöcken nicht nur dasur -uranfängliche Geſtein daſselbe iſt, ſondern auch daß die Blöcke, die auf dem Jura liegen daſselbe Geſtein wie die Alpen haben; ſie liegen auf einer beträcht - lichen Höhe, nur ein Theil derſelben iſt von den nie - drigern Hügeln aufgehalten worden, in der Nähe von Lauſanne. Die Lage der Blöcke zeigt daß ſie nicht von den Alpen nach dem Jura hinkömme, Dolommier durch Eisſchollen herüber worden ſein, ebenso wenig durch Herabrollen von einer ſchiefen Fläche; Buchzeigt daß der Stoß einer großen Waſser - maſse ſie dorthin gebracht hat. Dieß macht ein Beiſpiel noch wahrſcheinlicher: 1818 iſt im Wallis ein großer See ausgebrochen, und hat gegen Martigny hin in 12 Stunden Entfernung einen Block hingeführt der eine Größe von 18′ hatte. Im ſüdlichen Theile der Alpen findet man Blöcke von Granit aus[?] in denjenigen Thälern welche hineinreichen bis in die uranfänglichen Ge - birgsſchichten.

Ähn -341

ÄhnlicheVe[?]Unterſuchungen hat man bei den Blöcken am baltiſchen Meere angeſtellt. Bei Lützen an der N. Weſerkette, in den Niederlanden, Polen, Rußland bis zum Iwer hin; man findet ſie nie in der Ebene, ſondern immer nur auf hohen Punk - ten, bei Fürſtenwalde auf den Markgrafenſtein auf einem Hügel von 460′ über dem Meerees iſt eine Vase davon verfertigt worden, die hier in der Kunstkammer iſtſinmMeklenburg - ſchen auf 700′ Höhe. Sie erregen die Meinung daß ſie von Außen gekommen ſein. Hudlik hat auf der Parryſchen Reiſe an der Barner Straße große Granitmaſsen in Kalkſtein gefunden, und zwar immer nurauf Höhen; die zeigen, daß ſie ihrer Natur nach von den nördlich Schwediſchen Gebilden: Granit mit Stopholiten ſo wie in Pom - mern und Meklenburg beſonders aber von Tranſitions Kalk, mit ganz ähnlichen Verſteinerun - gen wie man ſie in Öhland und Gothland findet. Herr v Arenswaldhat ſchon darauf aufmerkſamge -gemacht daß die Blöcke in Pommern und Meklen - burg der ſkand. Halbinſel angehören. 44 Merk - würdig iſt daßſich bei ſolchen großen Geſchieben auch kleinere finden, und es ſcheint ſehr wahr - ſcheinlich daß dieß Stücke von der größern ſind, die an den Gebirgsmaſsen zertrümmert wurden. Wenn man die Winkel des Bruchs mißt, ſo iſt leicht daraus zu ſehen, daß ſie zuſammen ge - hören. Am Johanniſstein in Weſtphalen hat der Prof. HoffmannUnterſuchungen angeſtellt; der Block iſt von Muſchelkalk 24′ in Durchmeſser; und daneben finden ſich kleinere, die dem gro - ßern anzugehören ſcheinen. 45

[38. Vorlesung, 15.03.1828]

Gliederung der Continente.

Die Hebung der Continente die früher geſchehen und der Bergketten die ſpäter geſchehen iſt, ſteht in inniger Verbindung mit der Vertheilung der Klimate. Es iſt daher ein natürlicher Ueber - gang von der Geognoſie zur Klimatologie. Das343Das Klima hängt ab von dem Verhältniß des Waſsers und Landes, von den durchſichtigen und undurchſichtigen Maſsen. Die geiſt - reichen Anſichten des Prof. Ritterhaben über dieſen Gegenſtand viel Licht verbreitet. Der Contact der flüſsigen Theile der Erde und der ſtarren bedingen den Formen der Continente, das Meer welches die Continente umſchließt hat ganz gleiches N[?]iveau.

Die innern flüſsigen TheileBinnenmeereſind aber merkwürdiger Weiſe nicht in dem N[?]iveau in dem die Meeresfläche liegt. Auch ihre chemiſche Natur iſt von der des Weltmeers, verſchieden. Man hat behauptet, daß wenn Seen keinen Abfluß haben gewiße Salze ſich darin bilden müßten, die kein flieſsendes Waſser hat. Der große See von Catoribu bei Venezuela enthält freilich Salze aufgelößt, iſt aber ganz frei von Alkaliſchen Salzen. AußerAußer dieſen genannten Waſserbecken ſind noch ſchmale Longitudinal Waſserbecken; Flüſse ſie geben dem Continent das Leben. Sie bilden durch eigne Verzweigungen in großen Ebenen Meſopotamien, innere Inſeln. Die ſonderbarſte dieſer Art iſt im ſüdlichen Amerika wo ein Arm des Orinoko in den Laenegro fließt, der wieder in den Amazonenſtrom fällt.

Die Breite dieſer Longitudinal Becken iſt bis - weilen ſo beträchtlich, daß ſie den Wanderungen der Völker und den Produkten eine lange Zeit Hinderniſse in den Weg legten.

Die Wichtigkeit des Waſsers iſt um ſo größer da es 4 mal ſo viel Sauerſtoff enthält als die Luft. Es iſt ein Bedingniß des organiſchen Le -dingnißbens; wir können uns daher ein ſolches wie auf der Erde nicht auf dem Monde denken.

Die Exiſtenz des Waſsers und der Luft iſt gewiß nothwendiger für den Organismus als die Be - rührung mit dem Sonnenlichte. Man denke nuran3453. an den Pflanzen die man tief im Meere ge - funden und den Inſeckten die im innern der Erde leben, in ſolcher Tiefe wo man kein Licht mehr hinbringen kann.

Unſer Planet iſt durch 2 Umhüllungen einge - ſchloſsen: eine allgemeine, die Luft, und eine partielle der Ocean. Die Berge ſind nichts anders als Untiefen im Boden des Luft - meers. Das Bett des Luftmeeres iſt von vielen Thieren belebt; nudrThiere zweier Klaſsen können ſich in den höhern Schichten er - halten; je höher man hinaufſteigt, deſto weniger organiſches Leben findet man. Bei einer Höhe von 1800′ lebt nur noch der Geyer und einige Inſeckten. Letztere werden durch die Luft in die Höhe gehoben: ſobald nur die Wärme auf der Erde wirkt, erhebt ſich eine Luftſchicht und nimmt dieſe Inſeckten mit in die Höhe. Bousſingonhat in Caracas auf einer Höhe von 9000′ Inſeckten gefunden,undt 2und mit dabei Halme von Grasarten die nur inuntern den Regionen wachſen; er ſchloß daraus, daß die Luft ſolche leichte Körper mit in die Höhe nim̃t. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß dieſe Inſeckten ſich durch ihre Muskelkraft allein zu einer ſolchen Höhe erheben könnten. Als man die Entdeckung machte daß der rothe Schnee eine vegetabiliſche Subſtanz enthalte, ſo iſt die Idee entſtanden, daß in der Luft eine Vegetation ſchon präexis - tire; doch iſt es wahrſcheinlich daß auch dieſe Vegetabilien erſt ſpäter entſtehen.

Klima, Bewohnbarkeit der Länder hängt ab von Erde, Waſser, Luft Klimatologie und Meteoro - logie gehören(〈…〉〈…〉zusam̃en?) daher der Geognoſie an. Eine von den großen Modificationen der Erkältung des Erdkörpers entſteht durch das Ausſtralen der Erde bei wolkenloſen Himmel. Hier wirken Erde, Waſser und Luft alſo zuſammen.

Wenn es höchſt wahrſcheinlich iſt, daß die Bergketten etc durch Hebung der Erdrinde entſtanden ſind,so347ſo folgt daraus das die unterirdiſchen Kräfte die dieſe Hebungen verurſachten auf die Klima Verhältniſse hauptſächlich gewirkt haben. Vielleicht waren kleine Zufälligkeiten in der Störung des Gleichgewichts die Urſache, daß die elaſtiſchen Flüßig - keiten ſich mehr gegen N. als gegen S. gewandt haben, undwährend auf der weſtlichen Halbkugel,(Amerika,) die Oxidation deroxidirte Erdrinde voneinem Pol beinah zum andern Pol hervorgetrieben wurde, warſo in der alten Welt mehr von O nach W.

Ganz anders wurde der Zuſtand der Erde, des Climas, der Vegetation, des Ackerbaues ja ſelbſt der Civiliſation ſein, wenn das mittelländiſche Meer nicht exiſtirte, ſondern wie der Continent in die Höhe gehoben wäre.

Ganz anders würde das Klima von Europa ſein, wenn Afrika nicht da emporgeſtiegen wäre, wo es liegt. Das mil〈…〉〈…〉de Klima hat Europa nur dem Continent von Afrika zu danken, durch welches der Aequator geht nur welches als ſtarreMasseMaſse die Sonnenſtralen abſorbirt. Ganz anders würde ſich die Klimatologie von Amerika zeigen wenn es ſich landartig ſtatt wie jetzt vonWN. nach S; weſtlich von Afrika von O nach W. hinzöge.

Die Quantität der Erhebung, gleichſam die Quan - tität der Störung des Gleichgewichts der innern Expanſie-Kräfte iſt nur ſehr gering. Was die mittlere Tiefe des Meeres und Höhe des Conti - nents betrift, ſo hat dieß Laplaceviel beſchäf - tigt. Anfangs hat man geglaubt aus der Theorie der Ebbe und Fluth, auf eine mittlere Tiefe des Meeres von 50 60000′2 3 Meilenſchlieſsen zu können.

In neuren Zeiten hat man gefunden daß dieſe Art nicht nöthig wäre; die Pendelverſuche haben darauf geführt die mittlere Tiefe des Meeres müſse gleich ſein der mittlern Erhebung des Continents. Wenn man nun Verſuche mit dem Pendel an dem Meeresgeſtade macht ſo wird das Pendel auf der einen Seite durch große Maſsendes349des Continents angezogen, und auf der andern Seite durch das Meer. Da aber die Verſuche geben daß man die Pendellänge findet, als wenn die Ge - birge und das Waſser nicht da wäre: ſo konnte man daraus ſchlieſsen auf die mittlere Tiefe des Meeres. Er fand danach die mittlere Tiefe des Meeres 900 bis 1000′. Doc hat Unterſuchungen im Kleinen am mittelländiſchen Meere an - geſtellt. Es hat ſich in neuren Zeiten durch viele Meſsungen von Bergen und Ebenen er - geben, daß die mittlere Erhebung des Conti - nents nur 400 bis 500′ iſt. Nicht unter 400′ und nicht über 550′. Man fand die mittlere Erhebung des Continents von Frankreich und der Lombar - dei: 480′ Poſen etc. 180 200; den innere Theil von Rußland bei Moskau 870′; die Ebenen des Schweiz 1300′, Baiern 1560; das Innere von Spanien 2100′. Halbinſel des Ganges: 2760; Wüſte GobiKobi 3000′. Centralaſiendie Chulomba, Tibeth[?] ſcheint 6000 In Amerika ſind bewohnte Städte von 11 1200′HöheHöhe des Platau von Mexiko 6000′In Aſien jen - ſeits des Himalaya Gebirge ſind Längerthäler von großer Höhe wie in der Gegend von Dara wo doch noch Kornfelder in einer Höhe von 14000′ ſindIn Europa giebt es einige Dörfer in den Pyrinäen und Alpen die 4000′ hoch liegen. Das Dorf Setta in den penniniſchen Alpen liegt 7100′ hoch.

Die Meſsungen der Tiefe des Meeres unmittel - bar durch das Senkblei ſind nie recht genau zu machen, da man ſie nie ganz ſenkrecht machen kann, da das Senkblei in den untern Schichten gehoben wird und auf der Strömung nachtheilig wirkt. Capt. Savyhat darauf ſehr Acht gegeben und um den Aequator ſo wie an der Inſel Cuba ſon - dirt. Man hat bis 7200′ ſondirt ohne Grund zu finden. Mit Unrecht hat man früher die Berge mehr ge - meſsen als die Höhen der Ebenen, da jene we - niger Einfluß haben können auf die mittlereEr -351Erhebung des Continents.

Die Menge der tropfbaren Flüſsigkeiten, die Höhe des Meereſspiegels beſtimmt die Um - riſse der Continente. Sie würden anders wer - den wenn die Quantität des Waſsers zunähme. So geringfügig die Urſachen des erſten Aus - bruchs der elaſtiſchen Dämpfe waren, ſo ge - ringfügig die Wirkung derſelben war, eben ſo würde auch die Oberfläche der[?] Continente durch die kleinſten Umſtände geändert werden. Stiege das Meer nur 130′ hoch, ſo würde ein großer Theil Norddeutſchlands, und Polen ver - ſchwinden. In Amerika am Ausfluß des Amazonen - ſtroms ſteigt das Terrain erſt bei 790 Meilen Entfernung undm1200′, wie wenig brauchte das Meer nur zu ſteigen um bis an die Andeskette heranzugehen; ſo daß nur dieſe als Inſel aus dem Meere hervorragen würde. Die Erhebung des Meeres iſt ganz gleichförmig. Am Serapis Tempel in Italien auf einer beträcht -lich -lichen Höhe ſieht man Muſcheln an den Mauern, und es wurde deshalb einſt die Meinung auf - geſtellt, das mittelländiſche Meer habe bis dort heran geſtanden; dann hätte die ſchöne Ebene von Murcia überſchwemmt geweſen ſein müſsen; doch ſpricht kein einziger Schriftſteller das Alter - thums von einer ſolchen Ueberſchwemmung. Wahrſcheinlich hatten ſich dort Vulkane gebildet, kleine Salzſeen die 8 bis 9′ Höher ſind als das Meer.

In den kleinern Waſserbecken giebt es wohl Unterſchiede der Höhe. Das rothe Meer liegt nach Givards Meſsungen 25 bis 30′ höher als das mittelländiſche Meer. Die große Vertiefung des kaspiſchen Meeres iſt 280 bis 340′ niedriger als das ſchwarze Meer Igonatzowfand nur 200′Das ſchwarze Meer iſt wieder etwas höher als die Oſtſee. Merkwürdig iſt eine ſolche Höhe noch im antilliſchen Meer; Bonnethat darüber theo - retiſche Betrachtungen angeſtellt. Vom MeerbuſenPa -3534Panama hat man lange geglaubt daß das eine Meer viel höher ſtehe als das andere. Doch hat Bouſsingondieſe Meinung ganz vernichtet; die Quantität der Erhebung kann höchſtens 10 bis 12′ betragen.

[39. Vorlesung, 19.03.1828]

Vermuthlich iſt dieſe Verſchiedenheit der Höhen eine Folge der Stromungen.

Schon Franklinhat Beobachtungen darüber gemacht. Vor 10 bis 12 Jahren war in dieſer Hinſicht ein merk - würdiges Phänomen in der Provence. Durch ein langes Wehen von Nordoſtwinden war der Hafen von Marſeille eine Zeitlang trocken ge - blieben; dieß macht in der Höhe des Meeres einen Unterſchied von 12′ Bei einer eignen? Strömung unter den Tropen hat Doc bemerkt und gezeigt daß es folgen der Barometer - ſtände ſind.

Allgemeine Conſtruction der Oberfläche des Erdkörpers.

1, Der Continent iſt in 2 große Maſsen einge -theiltu 2theilt, von denen der eine ſeine Haupterſtreckung von W. gegen O. hat. der alte Continent Durch dieſe Ausdehnung entſteht eine größere Kälte, wenn die Maſse des Continents mit Schnee bedeckt iſt, oder mehr Wärme, wennweil er als opaker Gegenſtand mehr Wärme annehmen kann als das Meer. Der neue Continent erſtreckt ſich in ſeiner Hauptrichtung von Nor - den nach Süden.

Im alten Continent bemerken wir an ſeinem ſüdlichen Theil einen großen BuſenNeu - Holland und in Norden Afrika Der Buſen der Mondzune[?] wo die Winde zweimal in entge - gengeſetzter Richtung wehen.

2, Die nördliche Hemisphäre iſt mehr continental, die ſüdliche mehr inſelförmig. DerUAriealunter - ſchied betragt . Bloß Afrika und Südameri - ka weichen tief unter dem Aequator hinaus; Aſien erreicht ihn nicht. Dieß macht Hinſichts der Wärme einen großen Unterſchied auf dieſen Welttheilda355da das Meer nicht ſo viel Wärme von den Son - nenſtralen abſorbirt als ein opaker Gegen - ſtand, und daher die Winde die von Süden kom̃en auch nicht ſo viel Wärme nach Aſien bringen können.

3, Gegen den Nordpol erſcheinen alle Continente faſt paralell abgeſchnitten zwiſchen 70, 72 und 73 LBr. Der Nordpol ſelbſt ſcheint frei von Land zu ſein. Die Barrows Straße liegt freilich viel nördlicher doch weiß man daß ſüdlich von ihr ein großer Archipelagus liegt; der Continent von Amerika iſt nach Franklinund Makenziebei 72° abgeſchnitten. Es liegen Inſeln unter 72° hinaus die beinah einen Continent bilden, und einen großen Einflußauf das Klimaauf das Klima haben. Von Amerika aus ſindſonſt[?]fast lauter Inſeln bis zum Nordpol hinGrönlandOb der Nordpol ganz frei von Land iſt weiß man nicht durch genaue Beobachtungen. 46 Robert Tornemachteſchonſchon bald nach der Entdeckung von Amerika auf - merkſam einen Weg nach Indien quer über den Nordpol zu finden. Bei dem jetzigen Zuſtand des Eiſes iſt es ſchwierig bis über 80 und 82°〈…〉〈…〉der Breite vorzudringen. Lord Knolberadekonnte nur bis 80°50′ vordringen Baringtonhat Nach - richten geſammelt von Reiſenden die bis 83 und 84° vorgedrungen ſein ſollen. Skoresbyiſt bis 81° 13′ und des Nachmittags bis 81°30′ im Monat May vorgedrungen. Die letzte Parryſche Reiſe iſt nicht geglückt, indem das Eis in Bewegung. Das engliſche Gouvernement hat einen Preis von 5000 Sterling darauf geſetzt für den der bis zum 89° vordringen würde.

4, Die Continente ſind der Länge nach auf der einen Seite ſo zuſammen gedrängt daß ſie von O. gegen W. 250 Längengrade einnehmen; und auf der andern Seite 110 Längengrade hindurch un{u}nterbrochen Waſser iſt. Wir würden vom Mondeaus357aus, wenn nur eine Seite der Erde zugekehrt wäre nur lauter Erde oder lauter?Waſser ſehen. Die Erde hat auf der einen Seite mehr eine Waſser - halbkugel auf der andern eine Erdhalbkugel.

5, Die Continental Maſse vom öſtlichen Theil Aſiens bis zum weſtlichen Theil Amerikas zuſam - men betrachtend, ſo iſt ſie durch den atlantiſchen Ocean durchſchnitten. Es hat dieß viel Ähn - lichkeit mit einer Thalbildung; die entgegen - geſetzte Continente haben gleichſame Richtun - gen. Cayenne hat der Richtung nach Ähnlichkeit mit Labrador; dagegen Braſilien mit den ver - einigten Staaten(?). Das Thal des atlantiſchen Oceans iſt zuerſt gerichtet von S. O nach〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉., dann von S.W. gegen WN. O. und endlich wieder von S.O. gegen N.W. Die ausſpringenden Winkel der einen Seite ſtehen den einſpringen - den Winkel der andern Seite gegenüber. Dieſes große Thal hat mehrere Erweiterungenundund Zertrümmerungen der Continente. Auf der einen Seite das große Baſsin der Hudſonsbay, und der Baffinsbay; auf der andern Seite die brittiſche Inſel, ſkandinaviſche Halbinſel bildend; dann der〈…〉〈…〉ant〈…〉〈…〉illiſche Meerbuſen und das mittel - landiſche Meer. Dieſes letztern ſteht im Zuſam - menhang(?) mit dem rothen Meer und dem perſi - ſchen Meerbuſen. So ſteht die Waſsermaſse in nahem Zuſammenhange die auf die Entwik - lung des Menſchengeſchlechts und der Verkehr der Völker mächtig eingewirkt hat.

Nur wenige Continente liegen unter dem Ae - quator ſelbſt, nur 1 / 6 ſeiner Länge geht der Ae - quator durch Continente das übrige iſt Meer.

6, Alle Continente gehen gegen S. in einer py - ramidaliſchen Form aus, Amerika, Afrika, und Neu Holland. Zwiſchen beiden letztern wieder - holt ſich dieſe Pyramidal-Form noch einmal im Kleinen. Auch in den einzelnen Vorſprüngen wiederholt ſich dieſe pyramidaliſche Form. 361Form. Es gehört dieſe Idee nicht urſprüng - lich Reinold Forſter, ſondern ſchon Bac[?]kohat darauf aufmerkſam gemacht47. Zulezt iſt dieſe pyramidaliſche Form noch dadurch merkwürdig, daß ſie ſich deſto ſüdlicher nach dem Pole hin er - ſtrecken, je mehr die correspondirenden Punk - te in derſelben Länge ſich dem Nordpol nä - hern; je weiter man gegen Oſten geht, deſto weniger erſtrecken ſich die Continente nach Süden hin. Cap der guten Hoffnung 33°. 45′ der cor - respondirende Punkt im Norden iſt Scandina - vien. Van Dymens Land 39°38′, ihn gegenüber nach Norden Nova Zembla. Cap Hörn 57° 58′Amerika

Auſser der Aehnlichkeit von Südamerika und Afri - ka hinſichts der Triangularform, haben dieſe Continente noch merkwürdige Analogien in Ein - buſungen. Gegen Weſten der große Buſen des Golfs von Guinea n. Br., Amerika 14. ½°Br. Die Andeskette 20 Meilen von der Küſte iſt genau dieſem Buſen parallelDem erſten entſpricht der Buſen von Arequi -pbo. Ähnlich erſcheint der zertrümmerte Con - tinent der Molukken und von Neuhollandwov 2wo zwiſchen Javiaund Bara(Pogo〈…〉〈…〉 Land?), vermuthlich eine Verbindung mit dem Withsland Buſen iſt, der dem letzterm correspondirt.

Wenn es zwar wahrſcheinlich iſt, daß der Continent ſich nördlich nicht bis zum Pole, hin erſtreckt, ſo iſt dies vom Südpole noch mehr zu erwarten, da die ſüdliche Halbkugel die eilandſche[?] Hemisphäre iſt.

Als man Neu[?]ſchottland entdeckte, glaubte man dieſe Inſel und die Sandwichs-LandInſeln, ſeine Vorboten eines ſüdlichen Continents. Durch die Expedition des Capt. Wabbebis zum 74°15′ ſ. B. iſt aber gezeigt wor - den, daß es nur ein Archipel iſt. Cookwar nur bis 64° ſ. Br. vorgedrungen. Merkwürdig iſt es, daß die nördlichſte Station, die Russen[?], die ſüd - lichſten Länder entdeckt haben. Bellinghauſenent - deckte die Peters Inſel in 70° ſ. Br.

Der Indiſche Archipel hat die Sonderbarkeit, daß ſich dort eine große Maſse von großen Inſeln finden, wiewohl im Allgemeinen die Inſeln nur klein ſind. Es hat dies den Glauben hervorgerufen, daß es ein unterirdiſcher Continent iſt, der Zuſam̃en - hang hat. Eine ähnliche Anſicht würde Guati - mala haben, wo eine Menge großer Vulkanevon363von 8000 9000′ Höhe ſich befinden; wenn das Meer bis zu dem See Nicaragua ſteigen würde, würden dieſe als Inſeln erſcheinen. Der See von Nicaragua iſt 140′ höher als beide Oceane.

Der größte Theil der Inſeln liegt in der ſüdlichen Hemisphäre. Man muß hier unterſcheiden Inſeln die mitten im Mee - re liegen oder ſolche die dem Con - tinent parallel liegen, wie im ſüdlichen Theil von Oſtaſien. Dieſe letztern ha - ben gewiß[?] zur Civiliſation der Menſchen viel beigetragen, da ſie zur Schiffahrt er - regten, um eine Com̃unikation mit dem Continent zu haben.

Der größte Contraſt zwiſchen Geſtalt der Continente und Gliederung ſelbſt, ergiebt ſich, wenn man Europa und das weſtli - che Aſien mit Afrika vergleicht.

Die Berge ſind Erhöhungen, welche auf der Feſte empor ſteigen. Die Feſte kann man eben ſo gut als TafelInſel (?) anſehen wiediedie kleineren Inſeln. Man kann von dieſen Bergen, die ſich auf dem Gipfel von Erhebungen von Neuem erheben zweierlei unterſcheiden: entweder ſind es elliptiſche Maſsen, die ei - nen geringen Unterſchied zwiſchen Länge und Breite haben wie die Sierra di Santo Marte, oder es ſind Ketten, die in großen langen Strekken[?] fortgehen; wie die Andes Ket - te die 6 700 Meilen lang iſt. Gleichſam ru - hen dieſe auf Klüften und bilden Knoten. Man hat lange geglaubt, daß dieſe Knoten einv[?]Verhältniß der Höhe der Kette ſelbſt geben. Aus der Andes Kette hat Doc das Gegentheil ge - zeigt.

Es iſt ein altes Vorurtheil des Zuſammenhangs aller Ketten; den man durch ſubmarine Ketten hat hervorbringen wollen. Eben ſo hat man eine große Wichtigkeit auf die Höhe der Knoten gelegt; man nannte ſie Centralpunkte, von de - nen die Ketten ſtralenförmig ausgingen. Man hat geglaubt, daß eine Central Kette im̃er höher ſein müſse, als ein ſie begleitendes Ge - birge. Es iſt dies falſch, wie man bei derAndes365Andeskette ſieht. Wo auf der einen Ket - te die Schneegrenze aufhört, fängt ſie bei der andern ſie begleitenden Kette wieder an. Ein anderes Vorurtheil iſt, daß die Flüſ - ſe nie die Kette durchbrächen. Ein Beispiel hiervon giebt der Amazonen-Fluß, der die Cen - tral Kette des Andes Gebirges durchbricht. Auch der Indus durchbricht einen Theil des Himala - ya Gebirges.

Sehr merkwürdig ſind die Ebenen, die man in der Nähe einer hohen Gebirgs Kette findet; entweder die Gebirge erheben ſich plötzlich aus dieſen Ebenen wie bei der Sierra Maria, oder es iſt ein formliches Anſchwellen, bis man auf einen hohen Punkt kommt. Andes - kette. Man muß bei den Ketten bemerken:

  • 1, wo die Ausbrüche gekommen ſind,
  • 2, das Verhältniß des Fußes zum Gipfel.

In Amerika ſind alle Höhen über 3800′ zuſammengedrängt in der Andeskette. In Europa dagegen findet ſich die Höhen zwi - ſchen 6000 und 10800′ weit von den Haupt - ketten entfernt.

[40. Vorlesung, 22.03.1828]

Continente die tiefer als das Meer liegen,ſindſind Hochebenen des Meerbodens. Trocknete das Meeraus, ſo werden die Verhältniße ſichtbar werden, ungefähr wie auf der waſser - loſen Seite des Monds. Man hat keine Ebenen auf die man die Höhen reduciren ſoll. Wenn man das Meer als Reductions Ebene betrachtet, ſo füllt ein Vergleich zwiſchen Leibnitz und dem Himalaya Gebirge zum Vortheil des Mondes aus, wenn der Meeresſpiegel nicht da wäre, ſo würde der Vortheil auf die Seite der Erde fallen. Würde der Meeresſpiegel wegfal - len, ſo würde das Klima auf der Erde kälter werden, und nicht mehr die Producte hervorbrin - gen können.

In den Gebirgen finden ſich Quer - und Längen Thäler. Die letzteren haben gewöhnlich eine ſehr gelinde Temperatur auchauf ſehr große Höhen, ſo in der Andes-Kette 7 8000′ hoch in den Alpen das Wallis und das Engadein 1200′ hoch. Die Gebirgs Knoten ſind nicht die höchſten Punkte der Gebirge. Der Chimboraſso liegt beinahe am Ende der Kette, wo alle übri - gen Berge ſchon niedrig ſind; eben ſoliegen367liegen der Montrose und Montblanc nicht auf Gebirgsknoten. Im weſtlichen Ame - rika iſt die Sierra di Sante Marte, und alle übrigen höheren Gebirge zuſam̃en gedrängt, die Hebung iſt in einem Strei - chen geſchehen parallel mit der weſtlichen Küſte. Im ſüdl. Amerika iſt auf 20000 Q.M. kein Schnee auf Bergen zu finden, es ſind dort nur Höhen unter 8400′.

In Europa und Aſien iſt es ganz anders. Nimmt man als Hauptkette in Euro - pa die Pÿrenäen und Alpen etc. an, ſo findet man noch ſehr groe Gebirge zerſtreut in Skandinavien etc. eben ſo in Asien vom Himalaya Gebirge weit entfernt findet man noch(Schnee -?)Gebirge Einen allgem. Grundſatz giebt das Ver - hältniß, daß man bei den meiſten Gebir - gen zwarzwiſchen Gipfel und die Höhe des mit - tlern Rückens findet. Den mittlern Rücken in einer Kette kann man da durch finden, daß man die Höhe von 10 bis 12 Poſten nim̃t, die gewöhnlichunterunter der Schneegrenze liegen. Was[?] haben nurnein maximum und ein minimum. Der mittlere Rücken iſt höher als die Päs - ſe und niedriger als die Schneegrenze. Der Montblanc iſt ſo hoch wie der höchſte Poſten(?) des Himalaya Gebirgs(siehe Ueber das Verhältniß der Gipfel zum Rücken. v Doc:48:) Das Verhältniß der Rücken zu den Gipfeln in den höchſten Ketten iſt 1: 1,8 oder wie 1: 2. Bei der Alpenkette wie 1: 2. die Päſse 1200 Toiſen und Montblanc 2464t .. Bei der Andeskette wie 1: 2. (Chimboraſso 3250t. oder mittlere Rücken 1850) Bei der Andes - kette ſind die höchſten Punkte nicht eben[?] dem - ſelben Geſtein wie die Rücken, wie〈…〉〈…〉wol dies bei den übrigen Gebirgen der Fall iſt. Im Himalaya Gebirge iſt die mittlere Höhe von 14 gemeſsenen Päſsen ungefähr wie die des Montblanc 2430 Toiſen, der+ Dhawala-Giri oder der weiße Berg 26862′. höchſte Punkt +Gabaladiri4400t., ungefähr ſo hoch alswenn man denSanktGothard auf den Chimbo - raſso geſetzt denkt.

Beim Kaukaſus iſt daſselbe Verhältniß 1: 2. Der369Der Elborus iſt hoch 2783. t. der Rücken 1326. t49 Alegal〈…〉〈…〉 ie[?]ſche Gb: Washington Berg 1040 der mittlere Rücken 520. In der Küſtenkette von VenezuelaN. . der Andeskeſtttehöchſte Gip - fel 1350t., mittlere Rücken 750.

Die Pyrenäen, wenn man ſie für ſich als beſonderes Gebirge betrachtet, und nicht als Fortſetzung der Alpen würden hiervon eine Ausnahme machen. Der höchſte Gipfel Male detto iſt 1790 Toiſen hoch, viel niedriger als der höchſte Gipfel der Alpen; dagegen ſind die Päſse viel höher als die Alpenpiſse Zwei auffallende Unterſchiede finden ſich in Europa:

  • 1, Die Apenninen: Die Päſse geben hier für den Rücken nur 400 Toiſen: dage - gen der höchſte Berg 1490t.,[?] alſo das Verhältniß beinahe wie 1: 3,5.
  • 2, Das Skandinaviſche Gebirge. 13 gemes - ſene Päſse geben die Höhe des mittle - ren Rückens 450t .. Die höchſten Punk - te ſind 1200t ..
Diew 2

Die Gebirge haben 5 Elemente für ihre Axen- Beſtim̃ung: Man kann ſie nur legen

  • 1, nach dem Rücken der Gebirge, die man gewöhnlich die Richtung der Gebirge nennt.
  • 2, durch die Waſserſcheide.
  • 3, durch die Maxima aller Höhen
  • 4, durch die Natur der Geſteinarten, das Ausgehen der Formationen
  • 5, Nach dem Streichen der Schichten gewöhn - lich parallel dem Ausgehen der Gebirgs Formationen ſelbſt, oft aber auch nicht.

Es ſcheint daß ferne Ketten, vielen Einfluß auf das Streichen der Gebirge haben können; auf großen Strecken entſteht ein Loxodromis - mus. Lepold v. Buchhat hierauf eine Ein - theilung von ganz Deutſchland gegründet.

  • 1, Das niederländiſchen Sÿſtem. Die Richtung der Schichten von N.O. nach S.W.
  • 2, Das nordöſtliche Sÿſtem, zwiſchen dem Teutobur - ger Wald und der Donau.
  • 3. Das Rhein-Sÿſtem
  • 4. Das Alpen-Sÿſtem.
Mit371

Mit dem Streichen iſt auch in dieſen Sÿſte - men das Strömen der Flüſse gleichartig. Im nördöſtlichen Deutſchland findet man eine merkwürdige Uebereinſtim̃ung der Lüne - burger Heide und der Flüſse, da Spree und Havel eigentlich eine alte Verbindung der Oder und Elbe bilden. Die Oder müßte nur ihre Mündung im Meerbuſen von Cuxhaven und die Elbe bei Bremen haben, wie es auch vielleicht vor Zeiten geweſen ſein mag. Auf großen Hochebenen iſt die Richtung der einzelnen Gebirge ſehr verſchieden von der allgemeinen; ſo bei Mexiko, und[?] in Asien.

Ebenen. Man kann keinen absoluten Un - terſchied zwiſchen Ebenen und Bergen an - geben. Was wir nur Ebenen nennen, findet ſich ſelten in Europa, vielleicht aber in Süd-Amerika. In Europa ent - ſpricht dieſer Bedeutung nur ein Theil von Ungarn, zwiſchen Theiß und Donau, deſsen Arnat etwa 1700 Q M. beträgt. Sie brauchen nicht immer baumlos zu ſein im Gegentheil ſind ſie oft ſehr bewaldet.

In

In Südamerika ſind 3 große Ebenen: die nörd - liche bei Caracas, die mittlere vom Amazonen Strom durchſtrichen und die 3te von Buenos Ayres. Die nördliche und ſüdliche ſind ganz baumlos und nur mit wenig Gras bewachsen. Die mittlere hat da die großen Wälder zwiſchen dem Orinoko und Amazonen Strohm. Die Waldungen ſind hier ſo zuſam̃enhängend, daß wenn die Zuflüſse des Ori - noko und Amazonen Stroms nicht hinderlich wären, die Affen Reiſen von 6 bis 7 Meilen von Oſt zu Oſt machen könnten.

Die Ebenen in Afrika, die ſo berüchtigt geworden ſind, zeigen ſich nach neuen Unterſuchungen von Dr. Ehrenbergnicht ſo eben, als man gewöhnlig[?] ge - glaubt hat.

Flüſse. Die Flüſse entwickeln ſich auf merkwür - dige Weiſe in dieſen Ebenen. Wenn ſie in den Gebirgen in Längenthälern ausbrechen und durch Querthäler daſselbe verlaſsend in die Ebenen treten, ſo laufen ſie gewöhnlich parallel mit dem Gebirge. ? In den Thälern ſelbſt bilden ſich Amastomaßsen?, wie man an Meere ſie häufig findet. Das Flußthal iſt ein Sÿſtem von Punkten, wo alleLinien373Linien der größten Neigung ſich in einer Rinne vereinigen, ſie können ſich entwe - der in dieſer theilen, und wieder zuſam̃en kommen, oder darin fortfließen. Wenn Flüſse nahe an der Grote hinfließen, und[?] nir -? gends ein Punkt iſt, der niedriger iſt als ein Punkt im Flußbett ſo muß eine Bivocation[?] entſtehen; dieſe zeigt immer an, daß der Fluß zweien Flußbetten angehört. So der Orinoko und Amazonenſtrom. Es iſt dies Beispiel jedoch nicht ſo einzig Doc hat in ſei - ner Abhandlung mehrere Beispiele hervor - gehoben. 50Beim Arno hat es einen Arm ge - geben der durch das Valeriane in die Tiberging[?]. Herr v. Buchgiebt uns ein Beiſpiel vom Tor - neo an, der auf der einen Seite in den Son - bre[?] und auf der andern in die W[?]irese fließt Es kann dies bisweilen gehindert werden durch eine Contrepante oder dadurch daß ſich die eine Mündung gänzlich ſchließt. In ihrem unterm Laufe bilden die Flüſse Mesopota - miten und[?] Deltas. Oft können Deltas nur durch die Regenzeit entſtehen, und gleich nach Aufhörenderſelbenderſelben wieder verſchwinden. Das Gefälle der großen Ströme iſt oft ſo gering daß man z. B. beim Orinoko und Amazonen Fluß noch bei 80 Meilen Entfernung das Steigen der Flut bis auf 12″ meſsen kann.

[41. Vorlesung, 24.03.1828]

Die Flüſse S. Amerikas haben ſehr geringe(?)Waſser maſse, ſie ſind ſo flach, daß man mehrere 1000 Fuß hineinreiten kann.

Die Waſsermenge dieEin Fluß enthält, hängt von der Größe des Flußgebiets ab. Setzt man die Waſsermenge des Rheins = 1. ſo iſt die der Donau = 4., des Amazonenſtroms = 22. Wenn das Flußgebiet ſehr groß und das Bette ſehr ſchmal iſt, ſo kann man auf eine um ſo größere Tiefe des Flußes ſchließen.

In den meiſten großen Strömen, zeigt ſich eine Gleichheit in der Quantitaet des Anſchwel - lens und auch in den Epochen der Anſchwellung. Der Nil ſteigt bei Cairo zu derſelben Höhe als die des Orinoko bei Angostura beträgt, 24′ beide Orte liegen ungefähr gleich weit von der Mündung ab. Seit 1000 Jahren iſt dies Phä - nomen daſselbe geweſen, und das Maximum inder375der Epoche des Anſchwellens iſt nur auf 2 bis 3, höchſtens 5 Tage.

Die Maſse des Waſsers die ein Fluß ent - hält, wird beſtim̃t, nicht durch die Tiefe allein, ſondern durch die Area des ganzen Flußgebiets. Dazu kom̃t noch die Geſchwindigkeit des Fluſses ſelbſt. Es ſind bis jetzt nur wenige Flüſse bekannt, von den man eine gehörige Kenntniß der Ge - ſchwindigkeit hat. Die Unterſuchungen Girard's über den Nil können hier zum Musterdienen.

Die Flüſse ſelbſt münden ſich entweder in in - ländiſche Seen, Steppenflüſse, oder ins Meer, oder endlich wie Franklinſich ausdrückt, ſie haben ihre Mündung in der Atmosphäre. Je weiter die Flüſse gehen deſto mehr Neben - flüſse nebhmen ſie auf und deſto größer wird ihre Waſsermaſse.

Meſsungen ſind angeſtellt: am Orangenfluß; Doc ſelbſt am Rio Apure, einem Nebenfluß des Orinoko, der ſo groß wie die Donau iſt. Wenn die Flüſse ins Meer einmünden, ſo entſteht durch die Oscillation des Meeres,veranlaßt durch die Anziehung der Sonne unddesdes Mondeseine merkwürdige Erſcheinung. Da nämlich das Salzwaſser ſchwerer iſt als das ſüße Waſser, welches aus den Flüſsen herausſtrömt, ſo bilden ſich Süßwaſser-Meere und daß Flußwaſser wird gehoben durch das Seewaſser, ſo daß jenes je - nachdem dieſes vermöge der Flut und Ebbe ſteigt und füllt ebenfalls auch nieder geht.

Die flüſsigen Hüllen.

Das Meer

Oscillation des Meeres. Die Oscillation des Meeres giebt das deutlichſte Beiſpiel der Attraction von Weltkörpern auf die Erde. In frühern Zeiten wo man nur das mittelländiſche Meer kannte, war dies Phänomen nur den Phöniziern in ſei - ner ganzen Ausdehnung bekannt, daher ſah man am Indus dieſe Erſcheinung als ein großes Wunder an. Pÿthiasin Marſeille ſtellte ſchon Beobachtungen über das Meer an. Platoglaubte es durch ein Herausſtrömen vom Innern der Er - de zu erklären. Doch hatte man ſchon bei den Römerneinige gute Erklärungen, ſo ſagt Plinius causa ſole, lunaque . In neuern Zeiten gab Newton1687 eine Erklärung der Ebbe und Flut. Neuerdings iſt dies Phänomen durch dietrefflichen377trefflichen Arbeiten von Laplace1772. zum Gebiet der Analÿſe gekommen.

Die Regierung von Frankreich hat in Breſt vielfache Verſuche anſtellen laſsen, und der Erfolg daran war die letzte Arbeit von La - place, kurz vor ſeinem Tode. Die Sonne zieht 13 Mill. mal ſtärker die Erde an, als der Mond, daraus geht das Verhältnißwegen der Entfernunghervor wie 2, 4: 1. (?)

Das Heben und Sinken des Meeres geſchieht 2 mal zwiſchen jeder Culmination des Mon - des, und zwar ſo, daß jedesmal 42 bis 43′ nach der Culmination erſt die Oscillation ein - tritt. Die größte Flut tritt beim Vollmond und Neumond ein, es wirken die Sonne und der Mond gleichmäßig; die kleinſte bei den Quadranten〈…〉〈…〉, da als dann die Sonne und Mond entgegen geſetzt wirkt.

Aus den Beobachtungen der Ebbe und Flut, hat man umgekehrt viele aſtronomiſche Elemente her - leiten können. So konnte Laplaceaus den Beobachtungen von Houwardund den in Brest angeſtellten, die Maſse des Mondes mit großer Schärfe beſtimmen. (?)

Diex 2

Die Aenderunginder Nähe, nicht nur des Mon - des ſondern auch der Sonne wirkt ſehr auffallend auf das Meer. Bei der Mondnähe ſteht das Waſser 5′ hoher als bei der Mondferne. Der höchſte Punkt des Waſsers iſt nach dem Monde hinge - leitet. Die Anſchwellung des Mondes iſt nicht nur auf der Seite die dem Monde zugekehrt iſt, ſon - dern auch auf der entgegen geſetzten, indem nach Verhältniß des QuadratsderEntfernung die Anziehung[?] des Mondes auf den Mittelpunkt der Erde ſtärker iſt als auf den Punkt der ſich im Nadir befindet, daher entfernt ſich dieſer Punkt vom Mittelpunkt der Erde und bleibt weiter zurück.

Es wird dies nur deutlich bei großen Meeren, bei andern kleinerm, treten andere Verhält - niße ein, weil die Waſsermaſsen nicht ſo ſchnell nachfließen können, und eine gewiße Zeit dazu gehört bis die entferntern Punkte anſchwellen können.

Bei Binnenmeeren iſt das Phänomen zurückge - hend, und es iſt zu wenig Zeit da, als daß die - ſe Anſchwellung gehörig geſchehen könnte. Auch kom̃t es ſehr auf die Richtung des Meeres am,ob379ob es ſeine größere Ausdehnung von Oſten gegen Weſten, oder vonWst.N: geg: Sd. habe.

Die Flut des Mittelländiſchen Meeres zu der des Oceans verhält ſich wie ſein Durchmeſser von Oſten ge[?] Weſten zu dem Durchmeſser der Erde. Die größere Ausdehnung des Kaspi - ſchen Meeres iſt dagegen von Weſten gegen Süden, es hat daher weniger an dieſer Oscil - lation Aehnlichkeit mit den übrigen Biñenmeeren. Viel macht auch bei den Binnenmeeren ihre Oef - fnung aus, ob dieſe gegen Oſten oder gegen Weſten gekehrt iſt. Wenn das mittelländiſche Meer gegen Oſten hin geöffnet wäre, ſo würde mehr Flut da ſein, da die Bewegung des Mondes von Oſten gegen Weſten iſt.

Nach der Theorie ſollte gegen den Nordpol zu keine Ebbe und Flut zu finden ſein, aber da man dieſe Oscillation noch in der Hudsons baÿ findet, ſo wird dies noch als eine Ursa - che des Zuſam̃enhanges mit dem Ocean ange - geben. In der Oſtsee iſt keine Ebbe und Fluth die man als Folge der Sonne und des Mondes anſehen könnte, die Ursache desAnſchwellensAnſchwellens ſind hier die Winde.

Doc hat keine Flut unter 8 bis 10′ geſehen, die größ - te bei St: Malo betrug 46′ bisweilen 55 ja 60′ (das Mascarey (?)) Bisweilen ſieht man zu gewöhn - lichen Zeiten an den Mündungen der Flüſse große Häuſerhoſe Waſsermaſsen anſchwellen; es iſt dies das Widerſtreben mehrerer Strömungen, beſonders iſt dies am Amazonenfluß auffallend.

Wellen. Sehr verſchieden von dieſen Anſchwel - lungen ſind die Bewegungen der Wellen.

Man hat bei den Wellen hauptſächlich zwei Punkte zu unterſcheiden: 1, die Höhe der Wel - len und 2, die Tiefe derſelben.

Die Höhe der Wellen iſt häufig ein Gegenſtand des Streits geweſen. Man muß hier unterſchei - den, das Anſchlagen gegen feſte Körper, wo das Was - ſer bis auf eine auſserordentliche Höhe heranſtei - gen kann, gegen die Wellen welche auf dem offe - nen Meere aufſteigen. Von erſterer Art hat Doc an dem Herkules Felsen Meſsungen angeſtellt, und Savÿin Scandinavien (7[?] N. Br) wie eine Hoch - ebene von 400′ übr d. Meere. durch eine Welle ganz überſchwemmt wurde.

Die381

Die Meſsung der Höhe der Wellen iſt ſehr ſchwierig, und oft übertrieben worden, weil man ſie nur geſchätzt hat.

Doc hat in der Südsee durch die Depres - ſion des Horizonts gemeſsen. Wenn nämlich die Sonne auf dem Schiffsverdeck ſchon un - tergegangen zu ſein ſcheint, ſo können Leute die ſich auf dem Maſtbaume befinden, dieſelbe noch ſehen. Während eines Sturmes kann man nun vermöge eines Spiegelſextanten ſobald man auf dem Rücken der Welle ſich befindet die Höhe der Sonne meſsen, und wenn man im Wellenthal iſt, ebenfalls. Aus dieſen beiden Meſsungen kann man alſo die Höhe der Welle berechnen.

Doc hat ſo gefunden, daß die höchſten Wel - len 42 bis 44′ hoch waren, und dies ſtim̃t mit der Meinung der meiſten Seefahrer über ein. Die Höhe der Wellen hängt nicht blos von dem Inpuls[?] der Winde und der In - terferenz der Wellen wenn nämlich 2 Wellen zuſammen kom̃en, und ſtatt ſich zu vernichten zur Anſchwellung beitragen ſondernſondern auch von der Tiefe des Meeres ab, das von den Winden aufgewühlt wird. Ein vortreffliches Werk von Bremontierüber die Wellen ſagt, daß die Tiefe des Waſsers das aufgewühlt wird, wenigſtens 60 bis 80′ ſein müſse. Durch andere Betrachtungen kann man? | nämlich finden daß das Meer bei großen Wellen bis auf 260′ Tiefe (50 60 BraſsenToi[?]ſen) aufge - wühlt wird. Nämlich wie oben angegeben findet es ſich an der Nadelbank an der Süd Spitze von Afrika, wo ſich die Richtung der Strömung verändert. Die Bewegung der Wellen wird bei 80′ dort nicht mehr geſpürt. Wir haben ein vorzügliches Werk von Ernſtund WilhelmWeber, über die Wellen. Beide Brüder fingen damit an, bloße Verſuche mit Quecksilber zu machen. Sie bemerkten hier die Interferenz des Quecksilbers und brachten die Dichtigkeit der Flüs - ſigkeit mit in Rechnung, da von dieſer der Wellen - ſchlag auch mit abhängt. Es geht daraus hervor, daß die gewöhnlichen Wellen das Meer noch bis 20 und[?] 22′ Tiefe aufwühlen.

Das Meer nim̃t der ganzen Oberflächedes383des Erdkörpers ein. Von der mittlern Tiefe deſselben iſt ſchon früher die Rede geweſen. Man hat bisher noch nie tiefer ſondirt als 7000′. Merkwürdig iſt es daß die Alten nicht nur geahndet, ſondern auch ſchon die beſtimmte Idee gehabt haben, daß die größte Tiefe des Meeres gleich wäre der größten Höhe der Berge. Im Plutarchiſt eine Stelle wo erwähnt wird, die Höhe des Olÿmpos müſse auch die größte Tiefe des Meeres ſein.

Ueber die Dichtigkeit und die Beſtandtheile des Meeres in den verſchiedenen Zonen hat man in neuern Zeiten viele Beobachtun - gen gemacht, und je mehr man ſich damit beſchäftigte, deſto unklarer iſt man dadurch ge - worden. Auch Doc hat ſich häufig damit be - ſchäftigt. Die Dichtigkeit des Waſsers iſt in der Art, daß die fixen Beſtandthei - le pro Ct ausmachen, wie man dies ſowol aus Gay-Lusſacs Arbeiten wie aus Parrys und Fraÿſenais[?]Reiſen gefunden hat;auch hat man Verſuche darüber von Gerdé Gay Lusſachat gezeigt, daß der Unterſchiedderder Dichtigkeit, und des Salzgehalts im Meeres - waſser in den verſchiedenen Zonen eben ſo un - beträchtlich iſt, als der des Sauerſtoffs in der Atmos - phäre. Auch iſt es noch nicht erwiesen, daß die tiefern Waſsertheile ſalziger ſind, als die höhern. Chemiſche Beſchaffenheit. Bisher hat man 4 Stoffe mit Beſtim̃theit im Meereswaſser ge - funden: Salzsaures Natrum, 2, 6. Bittererde 0,5. ſchwefelſaures Natrum, 0,46. ſalzſauren Kalk 0,1. Davÿund Fifefanden kein Jod im Meereswas - ſer. Später wurden aber Brom und Jod darin entdeckt. Bullaſtonentdeckte ſalzſaures und ſchwefelſaures Kali 1 / 2000, nie hat man ſalpeterſaures Salz gefunden. Ein merkwürdiger Beſtandtheil iſt die〈…〉〈…〉Kohlenſaure Kalkerde: wahrſcheinlich von den Schnalen[?] der Con - chilien herſtammend.

Reinigung des Waſsers. Man findet oft mitten im Meere Stellen ſüßen Waſsers, die ſo ent - fernt von einander ſind, daß man nicht glauben kann, ſie könnten durch hÿdroſtatiſchen Druck hervor - gebracht ſein.

Man hat das Meereswaſser durch Deſtillation vollkom̃en gereinigt. Eine andere Art durchFiltriren385Filtriren. 15′ trokner Sand iſt ſchon hinrei - chend, aber nur der erſte Theil der durchgeht iſt ſüß. Die Alten waren ſchon darauf auf - merkſam, Phÿtias und Ariſtoſagen: wenn man Waſser durch Wachskuchen gehen laſse, ſo wird es verſüßt.

Auſserdem findet ſich noch ein bitterer Schleim im Meereswaſser, wahrſcheinlich der nahrhafte Theil des Meeres für die Fiſche.

Leuchten des Meeres. Das Leuchten des Mee - res ſcheint auch damit zuſammen zu hängen. Es werden 2 Gründe für dieſes Leuchten angeführt: Nach der Meinung einiger ſind es einzelne Thierchen Pÿroſaomen, die bei der Nacht leuchten, in ähnlicher Art wie man beim rothen Schnee Thierchen gefunden hat. Es kann dies aber nur ein ſehr geringer Theil ſein. Eine andere Ursache wie Doc und auch andere gefunden haben, ſind orga - niſche Theilchen die im Meere ſchwim̃en. Doc fand beim Baden, daß leuchtende Punkte an ſeinem Körper ſich befanden. Beideny 2den ſtärkſten Vergrößerungen konnte man je - doch bei dieſen Theilchen keine wirklichen Thier - chen bemerken. Dr. Ehrenbergiſt derſelben Mei - nung und es ſtim̃t auch ganz mit dem überein was Lichtenſtein am grünen Vorgebirge beobachtete. LeuchtendeInfusions-Thierchen giebt es[überhaupt] nicht. Merkwürdig iſt es, daß Bewegung ein Leuchten erregen kann; ſo durch die Bewegung des Schiffs. Besonders ſchön iſt dies Phänomen bei der Brandung. Eben ſo kann ein Leuchten auch durch galvaniſchen Nervenreiz hervorMeduſen[?]? gebracht werden. Meduſen leuchten häufig in der Tiefe des Meeres.

Durch Tücher kann man die organiſche Subſtanz die das Leuchten hervor bringt, den bittern Schleim abſondern.

Alle dieſe Erſcheinungen hängen mit der Witte - rung zuſammen, das Leuchten iſt einmal weit ſtärker als das andere mal. Wenn es Thiere wären die das Leuchten hervorbringen, ſo wä - re es leicht zu erklären, da die Thiere auch nur bei gewiſsen Temperaturen leuchten; bei der andern Meinung ſieht man freilich nicht die Urſache ein,doch387doch muß man nicht in Robbertſons Meinung, daß das Ganze nur ein meteorologiſches Phä - nomen wäre, eingehen[?].

[42. Vorlesung, 25.03.1828]

Farbe des Meeres. Die Farbe des Meeres iſt ein ſchwieriger optiſcher Gegenſtand, eben ſo wie die Farbe des ſüßen Waſsers. Das Meer iſt indigblau, mehr in den Tropen als in den nördlichern Gegenden, und[?] zwar nicht als Reflection der Luft, indem es auch dieſelbe Farbe beibehält, wenn die Luft bedeckt iſt. Scoresbyhat darauf aufmerk - ſam gemacht, daß das Meer in den nördlichen Gegenden zwar bisweilen blau iſt, aber am meiſten grasgrün. Hier iſt der von Fiſchen, belebteſte Theil, beſonders ſind hier die Wall - fiſche, die von vielen kleinen Thierchen leben, die hauptſächlich die Urſache dieſer Farbe zu ſein ſcheinen.

Wie weit man in das Meer hinein ſe - hen kann iſt noch etwas ungewiß durch Verſuche mit Taucherglocken beſtim̃t worden, das Licht ſcheint demnach auf 20 22′ nur noch hineinzudringen, bei 40′ Tiefe ſieht mannichtsnichts mehr. Die Bewegung des Meeres iſt aber ein Hinderniß für das richtige Erkennen, indem dadurch weniger Licht niedrigen kann. Um die Bewegung zu hindern hat man das Mittel hervorgesucht Oel auszugießen, indem ſelbſt ſehr beträchtliche Wellen dadurch geebnet worden. Es iſt dies eine Thatſache und durchaus nicht zu leugnen Franklinhat darüber eine Abhandlung vorgeleſen. Eine jede fremdartige Subſtanz wirkt ſchon auf die Bewegung des Meeres ſelbſt das Regenwaſser. Ein merkwürdiger Umſtand iſt erſt in den neuere Zeiten bekannt geworden, beſonders durch die Bemerkung von Arago, daß man den Grund der Meeres vor ſich ſieht, wenn man ſich auf einer Höhe befindet. Bei einer Meridian Meſsung wurde bei Majorka auf einer Höhe von 300 Toiſen, der Boden des Meeres wie eine Landkarte ausgebreitet vor ſich geſehen. Es komt dies daher, weil man um ſo beſser ſieht, jemehr der Unterſchied iſt von dem Lichte das von der Oberfläche reflectirt wird, und von dem das aus der Tiefe des Meeres kommt. Die Reflection des Lichts an der Oberfläche kannbei389bei größeren Entfernung von derſelben nicht ſo ſtark wirken, ſo daß die der un - tere Fläche ſtärker hervortritt.

Temperatur. Bei der Temperatur des Mee - res müſsen wir unterſcheiden, 1, die Ober - fläche des Meeres, 2. die Temperatur in der Tiefe des Meeres, 3, bei Sandbanken. Das erſtere hat den größten Einfluß auf Klimatologie, indem das Klima bedingt wird durch die relative Lage und das Maſsen Ver - hältniß der flüſsigen Theile und der feſten undurchſichtigen. Wir müſsen hier ferner unterſcheiden: das Meer in Ruhe und[?] in Strömungen.

Temperatur der Meeres-Oberfläche in Ruhe.

In den Tropen-Gegenden iſt der Unterſchied zwi - ſchen der Wärme des Tages und der Nacht in der Luft 6 bis , im Meere aber ſo gering, daß man lange Zeit geglaubt hat es fände gar kein Unterſchied ſtatt; auch Doc hat dies ſelbſt geglaubt, Davyhat in neuern Zeiten ſeine Aufmerksamkeit dar - auf gerichtet, und[?] ebenso die großen ReiſendenDuperay Duperayund[?] Fraysenay, ſie fanden daß der Unter - ſchied höchſtens ½ bis ¾° beträgt. Noch mehr hat der Oberſt Wilsonauf ſeiner Reiſe mit dem Dampf - ſchiff nach Kalkutta ſich damit beſchäftigt, und das Maximum des Unterſchieds nicht um ¾° gefunden. Es liegt im Waſser ſelbſt eine Tendenz zur Erwär - mung. Das Waſser wird dichter ſo bald es erkal - tet: indem es nur Wärme ausſtralt, wird ein Theil an der Oberfläche erkältet, dieſen ſinkt zu Boden und kann nicht wieder heraufkommen, bis es ſich erwärmt hat; wärmere Theilchen ſteigen deshalb wieder in die Höhe, bis ſie ſich auch durch Erkältung verdichtet haben. Aus dieſer Verſchiebbarkeit der Theilchen folgt die Tendenz ſich im warmen Zuſtand zu erhalten. Zwiſchen dem Aequator und dem 48tenund[?] 50 Grad nordl. und ſüdlichen Breite iſt im Som̃er und im Winter das Meer allemal etwas wärmer als die Luft; nach Beobachtungen von Fraysenayund Duperay, von 3 Jahren. Dies hat einen großen Einfluß auf die Winde die über das Meer ſtreichen, und[?] dem Zuſtand des Climas.

Die monatliche Temperatur Veränderung iſt um den Tropen 6 mal, in der temperirten Zone 7 mal kleinerals391als in der Luft; daher ſind die Küſten wärmer. Ueber den Atlantiſchen Ocean hat Doc viele Beobachtungen gemacht, die durch den Oberſten Renelbeſtätigt worden, einem würdigen Greiſe, der auch mehrere Werke darüber heraus gegeben hat, unter andern die Geographie von Indien. Unter dem 50tenund 52° der Breite kann der atlantiſche Ocean ſich nie mehr erkalten als 6 oder über den Gefrier Punkt, alſo die Temperatur des atlantiſchen Oceans wenn er am kälteſten iſt, iſt gleich der mittlern Temperatur von Berlin im Monat Maÿ. Daher oft im Monat Januar die Mailuft in unſern Gegenden.

Zwiſchen dem 65tenund[?] 70tenGrad der Breite iſt nach Renelund Savydie mittlere Temperatur des Meeres nach R. derüber dem Gefrier Punkt wenn die Temperatur im Continent iſt alſo der Unterſchied ( R.) ſehr bedeutend.

Nach Doc. eigenen Beobachtungen, hat das Meer um den Aequat: eine mittl Temperatur von 21½ bis 22° R. So oft Seefahrer den Aeq.[?] durchſchnitten haben, haben ſie nach und[?] nach den Zunehmen der Temperatur. Estritttritt alſo ein gewiſses Maximum der Warme ein. Die Curve des Maximums der Wärme iſt nicht über den Aeq: ſelbſt, ſondern nach dem Unterſchied und[?] Abweichung der Sonne etwas geg: Norden oder g. Süden vom Aequator. S. Iſotherme Linien v. Humboldt.

Durch Beobachtungen von 30 Jahren haben alle Seefahrer das Maximum der Temp: von derſelben Größe gefunden, zw. 24 und 24½° R. das höchſten war 24¾° welche Temperatur der däniſche Seefahrer Herr Dirkingin der See nordl. von Anasſacamo am Iſtmus von Panama fand. Doch ſind dieſe Beobachtungen nicht zu Zeiten der Windſtille gemacht. Temperatur der Meeresoberfläche in den Strömungen.

TemperaturWenn man das Meer in Bewegung beobachtet, ſo nimt man merkwürdige Erſcheinungen in den Strömungen wahr. Man kann dieſe Strömungen mit Flüſsen ſüßen Waſsers vergleichen, welche durch das Meer ſtrömen, das gleichsam die Ufer dieſer Flüſse bildet. Die Strömungen ſind zu betrachten: 1 nach ihrer Breite. Wenn ſie aus einer Meerenge ausgehen ſo haben ſie Anfangs die Breite dieſer Verengung des Meeres, werden aber im̃er breiterundbreiter. 2, Nach ihrer Richtung. Sie ſind verſchieden in ihrem Temperatur Verhältnißen, je nachdem ſie aus der Gegend des Aequators nach der temperirten Zone hinſtrömen,oder393oder aus den kalten Zonen nach den Wärmeren hinfließen. Im erſtern Falle bringen ſie eine größere Wärme nach den kälteren Gegenden, im andern Falle dagegen wirken ſie erkaltend auf die wärmere Streife. Der Golf Strom iſt im erſtern Falle, und[?] dies iſt eine der Urſachen des gemäßigtern Climas von Eu - ropa, indem er ſich nach verſchiedenen Jahreszeiten mehr oder weniger der Küſte nähert und[?] erwärmend wirkt. Er würde nicht exiſtiren wenn Amerika bei Panama geöffnet wäre, und ſo könnte daher eine ſo geringe Aenderung in der Form des neuen Continents eine bedeutende Verſchiedenheit im Clima von Europa hervorbringen. Der Golf Strom beginnt an der Weſtküſte von Afrika wird durch den Iſthmus von Panama aufgehalten und[?] wendet ſich dann gegen W. nach dem Cap San Antonio und zum Golf von Mexi - ko komt dann nahe bei Havannah zwiſchen der Halbinſel Florida und Cuba heraus dann bricht die - ſer große Strom warmes Waſser. Die ſich we - gen der Schnelligkeit nicht ſobald erkalten köñen durch die Bank von Terre neuve wendet ſich dann gegen Oſten und[?] gegen Europa in 2 Strömen einer S. . zu den azoriſchen Inſeln, der andere N. . anz 2an der iriſch-ſchottländiſchen Küſte vorbei bis zur Halb - inſel von Scandinavien. Schon bevor man dieſen Strom genau kannte, hatte man Spuren davon, indem häufig fremde Sämereien, die ſich nachher als amerikaniſche zeigten an der Küſte von Schottland und Skandinavien ankamen; eben ſo trafen die Trüm̃er eines Schiffs dorthin das Jahre vorher bei Lopez geſtrandet war, in den Jahren[1682] und[?] 1684 hatte man Körper von Eskimos gefunden.51 Auch Pliniusund Cornelius Neposerzählen, daß Indiervermuthlich Eskimosan der brittiſchen Küſte geſtran - det ſeien, die auch auf keine andere Art, als durch dieſe Strömung dahin gekommen ſein konnten.

Auf ähnliche Weiſe wie die Temperaturin dieſer Art erhöht werden kann wird ſie auch bisweilen durch Strö - mungen erkältet. So hat Doc in der Süd See eine Strömung entdekt die von der kälteren Gegend herkom̃t und eine hauptſächliche Urſache des kältere Climas von Peru iſt. Man glaubte früher die Urſache der geringern Wärme in Peru von Schnee - bergen herzuleiten. Doc fand die Temperatur von Cherullo ſtatt 22° R. nur 12½° Die Strömung führt kältere Waſser von der Küſte von Chili nach den Tropen hin, nördlich von Lima. Wenn man dieſen Strom durchſchneidet, ſo iſt die Temperatur Verſchiedenheitgegen395gegen den übrigen Theil des Meeres außer ordentlich auffallend. Dirkinghat neuerdings merkwürdige Beobachtungen darüber gemacht, die er Doc mitgetheilt hat und nächſtens be - kannt machen wird.

Die Strömungen ſelbſt ſcheinen auf eine große Tiefe zu wirken, es zeigt dies beſonders die Deflection der Strömung auf der Bank von Agulias in einer Tiefe von 6 Braſsen.

Temperatur in der Tiefe des Meeres.

Wenn man von der Oberfläche des Mee - res in den Luftocean hinauf und in die Tie - fe des tropfbaren Meeres herabſteigt, ſo nim̃t nach beiden Seiten die Temperatur ab, aber ſehr ungleich. Die Temperatur nimt 7 bis 8 mal ſchneller nach unter zu im Meere ab, als nach oben in der Luft. Daher die Schiffer unter den Tropen daſselbe Klima finden können, das ſie bei Grön - land im Winter haben würden. Die beſten Beobachtungen die man über die Tempera - tur des Meeres hat, ſind von Savyam Cap San Antonio angeſtellt. Die Temperatur der Oberfläche war 22½ R. und er fand bei einerTiefe[] Tiefe von 6000 bis 7000′ die Temperatur 4°,4 R. Der Umſtand daß man mit dem Senk - blei ein ſenkrecht ſondiren kann wenn hierbei berücksichtigt überrechnet worden. Hiernach kom̃t auf R. Temperatur Abnahme 70′ in der Luft gehören dazu 5 600′ um das Thermometer um zum Sinken zu bringen. Peronhat fälſch - lich aus der Abnahme der Temperatur geſchloſsen, daß man Eis im Grunde des Meeres finden koñte. Es iſt eine merkwürdige Eigenſchaft des Waſsers daß es ſich zuſam̃enzieht bis zu einer Tempera - tur von 4 bis R. ſo bald die Temperatur eben noch mehr abnim̃t, dehnt es ſich wieder aus. Sausſurehat die erſten Erfahrungen darüber gemacht, Rumfortiſt dagegen, aber unmittel - bare Verſuche mit dem ſüßen Waſser haben? es bewiesen. Halſtromgiebt die niedrigſten(?)Temperatur das Waſsers zu 3°,3 R an. Mit dem ſalzigen Waſser ſcheint es daſselbe Verhältniß zu haben. Rumfortglaubt jedoch nicht daß die größte Dichtigkeit deſselben bei ſei. Scoresbyund Narryſind gegen die - ſe Meinung; es iſt zu wünſchen, daß man ſichnoch397noch mehr mit dieſem Gegenſtande beſchäftigte. Scoresbyund Savyhaben gefunden, daß bei Spitzbergen wenn die Oberfläche des Meeres eine Temperatur von 1½° R. hatte man bei 2000′ Tiefe 1°,7 bis unter(über?) dem Ge - frier Punkt fand, ſo daß das wärmere Waſser unten war. Dies iſt eine Folge des Golfſtroms der bis zum Nordcap ſich herum dreht, dort bildet ein Gegenſtrom eine andere Strömung die von Novazem blja kom̃t; weil deſsen Waſser nun in Berührung kommen mit andern die kälter ſind, ſo findet es ſich daß die ei - nen Theilchen ſchwerer ſind als die andern. Sausſurehat auch bei Land - ſeen in der Tiefe die Temperatur von R gefunden. Daſselbe kann aber nicht? bei den Tropen ſein, die Kälte bei den Tropen iſt eine Folge ſubmariner Strö - mungen.

[43. Vorlesung, 26.03.1828]

Temperatur an den Sandbänken.

Nach neuen Erfahrungen iſt es auch durch Beob - achtungen des Thermometersgelungen die Nähe der Sand -[bänke][Sandbänke] zu erfahren. Franklinfand dies zuerſt, er bemerkte auf ſeiner Reiſe nach Neuholland, daß die Matrosen die Hand ins Waſser ſtekten um zu ſehen ob es kälter werde. Durch Beobachtungen mit dem Ther - mometer fand er wirklich daß das Meer in der Nähe der Sandbänke kälter werde. Die Ursache dieſer ſonderbaren Erkältung die bisweilen 4 bis beträgt, iſt ver - ſchieden angegeben worden. In der Mit - te des Monats Auguſt in der Nähe der großen Banca de la Vigora〈…〉〈…〉wardie Temperatur des Golfſtroms 17 bis 18° R. die des Waſsers als unbeweglich von 15 bis 16°R. auf der Bank ſelbſt nur 12 ° R. Die eigentliche Ursache liegt wohl darin, daß das untere Waſser mit dem oberen gemengt wurde; es kom̃en die Waſser - ſtrömungen von unten herauf erkäl - ten ſich an der Bank und ſchlagen über dieſe herüber. Dies hängt auch damit zuſam̃en, daß bei großen Stürmen man bei Orten wo er(?) noch nicht hingelangtist399iſt, eine Erkältung des Waſsers verspürt, aber dieſe beträgt nicht mehr als 1 1½° R. Per - ronund Bodinhaben Beobachtungen dieſer Art gemacht. Es iſt eine falſche Ansicht, daß ſich das Waſser durch Reibung erwärme, im Gegentheil erkältet es ſich.

Die feſte Oberfläche des Meeres als Eis.

Das ſtarre Eis macht gewiſsermaßen einen Theil des feſten Erdkörpers aus, gleichsam ein Was - ſergebirge auf dem Meere. Doch muß man ſich nicht denken, daß die großen Eismaſsen am Nordpol bis auf dem Meeresboden herabgingen, und mit dem ſtarren Erdkörper zuſam̃en hän - gen. Die größte Dicke der Eismaſsen beträgt nur 6 bis 7 Fuß. Entweder ſind es Eis - berge oder Eisfelder. Erſtere ſcheinen ſich nur in der Nähe des Landes zu bilden, ſie ſehen dem Gletſcher-Eis ähnlich. Gegen den Nordpol hin in der Baffinsbay und Davis - Straſse hat man auſserordentlich große ſchwim - mende Gletſcher angetroffen. Merkwürdig iſt es, und ein Beweis daß ſie ſich auf dem Lande bilden und erſt ins Meer hinein -stürzenſtürzen, daß man große Granitblöcke in dieſen Eisbergen findet. Es iſt dies eine Beobachtung die ſehr viel Aufſehen gemacht hat. Etſchholzhat auf der Kotzebueſchen Reiſe häufig Vegetation auf Eis - ſchollen gefunden, oft auch viel Erde. Die engliſchen Reiſenden haben dieſe Beobachtungen ſehr oft wieder - holt.

Die Eisfelder haben gewöhnlich eine Höhe von 4, bis 5′ über dem Waſser und gehen unter demſelben bis 20′ herab. Sie ſind häufig ſo groß daß man ſie mit Provinzen vergleichen kann, oft 20 geo - graph. Meilen lang, und 10 bis 12 Meilen breit. Häu - fig haben ſie eine rotirende Bewegung die für die Schiffer ſehr furchtbar iſt.

Das Eis wird von den Wallfiſchfängern in Süß - waſsereis und Salzwaſser Eis eingetheilt. Es ſind dies jedoch nur Graduationen, man findet nirgends im Meere Eis, das geſchmolzen nur ſüßes Waſser gebe. Sehr merkwürdig iſt, wie durch Strömungen oft Eisberge ohne zu ſchmelzen weit in ſüdliche Breiten vordringen können; man fand ſchwimmende Eisber - ge bis zum 40° S[?] breite im atlantiſchen Meere, ja bis zur Küſte von Portugal. MerkwürdigerWeise401weise hat man aber kein Beispiel daß ein Eis - berg an die Küſten der hebridiſchen Inſeln und von Schottland gelangt wäre. Mat hat geglaubt, daß die Ursache die ſei, daß die Strömungen dort nicht tief genug ſeien, und nach der Theorie des Gleichgewichts 8 / 9 der Eismaſsen ſich unter dem Waſserspiegel befinden und[?] 1 / 9 über demſelben. Das Eis ſelbſt wird ſchon in weiter Entfer - nung geſehen, und gewährt durch die Reflection des Lichts auf den Horizont ein prächtiges Schauspiel Eisglimmer Wenn Waſſer - flächen im Eise ſich befinden, ſo erſcheinen ſolche Flecken ſehr dunkel. Die Wirkung des Eises auf die Atmosphäre iſt ſehr verſchie - den: Wenn es niedrige Eismaſsen ſind, ſo werden alle Dämpfe aus der Luft nie - dergeſchlagen und ſie ſind in ewigen. Nebel gehüllt; anders dagegen iſt es bei großen Eismaſsen, der Him̃el iſt dann ſehr heiter. Sehr merkwürdig iſt es, daß ſie die Winde ganz nehmen, man weiß dieſe Erſcheinung nicht? zu erklären, ſie ſcheint jedoch noch mit demMangela 3Mangel an Waſserſtoffgas in der Luft zuſam̃en zu hängen. Oft dies für die Schifffahrer ſehr gut, häufig werden aber dadurch die Schiffe an die Eis - ſchollen herangetrieben.

Die Dicke des Eises hat man erſt in unſern Zeiten näher kennen gelernt; es iſt hier nicht die Rede von den Eisbergen die oft eine Dicke von 18′ und mehr haben, ſondern nur von dem gewöhnlichen Eise. Parryfand im 73° N.B. die Dicke des Eises im December 38″, 5, im Februar 35″ im Mai 86″, 5 engliſchen Maaßes, | etwas über 6 Fuß franz |

Eisgrenze. So wie man eine Oscillation in der Schneegrenze bemerkt, ſo auch in der Eisgrenze dieſe iſt glücklich geſtaltet für die Temperatur von Europa, durch die Exiſtenz des atlantiſchen Meeres und des Golfſtroms. Die Eisgrenze iſt im Winter vom Cap Ferrat(Farrewell?)S. W. von Grönlandgeht durch IrlandIsland bis zum Südlichen Theil von Spitzbergen, berührt aber nicht das Nordkap wo Savyim Januar die Schifffahrt ganz frei fand in der Gegend von Sharry Stand dann gegen Nova Zembla und die Nordküſte von Asien zum Ausfluß der Seen u.s.w. Dagegen403Dagegen geſtaltet ſich die Som̃ergrenze ſo daß Island frei von Eis bleibt, und die Grenze nördlich davon ſich hinzieht, und von Spitzber - gen{eine}inVerbindung mit dem öſtlichen Theil von Asien bleibt. Die Ursache daß man ein eisfreies Meer nördlich von Europa findet, liegt hauptsächlich an der Exiſtenz des atlantiſchenMeeresOceans. Es iſt der einzige Punkt, wo der Nordpol durch einen größen Canal mit den ſüdlichern Zonen com̃uni - cirt. Die Nordküſte Europas liegt einzig(eigentlich?) im atlantiſchen Ocean, ſo daß die Eismaſsen abfließen können. Der Zuſtand der Welt, die Civilisation, die Ge - ſchichten des Menſchengeſchlechts würde eine ganz andere ſein, wenn die Bährings Straße nicht ſo enge wäre, das Eis kann dort nicht ſüdlich getrieben werden, wie bei der Dargs Straße. Im nördlichen Theil von Scandinavien tritt auch noch der Golfſtrom ein, der wegen der warmen Maſsen die er mitführt die Bildung des Eises verhindert. Gegen Oſten hinistiſt es dagegen nicht noch die Nova Zembla Spitze zu umſchiffen, die keinesweges in einer ſo ſehr hohen breite liegt, in einer ſolchen wo im Waſser gar kein Eis iſt. Aus allem dieſem folgt: daß das Maximum der Kälte oder wenn man ſich ſo aus drücken darf der Pol der Kälte zwiſchen Nova Zembla Neu Sibirien und die Bährings Straſse fällt.

Wenn man von Spitzbergen nach den Nord - pol hinüber kom̃en könnte, würde man über den Pol an einem Punkt kom̃en, der kälter wäre als der Pol ſelbſt.

Die elaſtiſch-flüſsige Hülle des Luftmeers.

Weniger als der ganzen Erdoberfläche nimmt der Continent ein, iſt Waſser. Das Luftmeer iſt ſehr verſchieden nach dem Boden auf welchem es ſich befindet, da eine ganz andere Spannung der Luft eintritt, wenn derſelbe flüſsig, als wenn er feſt iſt, daher werden wir hauptsächlich den Luftozean nach die - ſem Boden als Landluft und Seeluft betrachtenEs405Es iſt ſehr wahrſcheinlich daß Luft auch exiſtire, aber nicht mehr als wir es in unſern Luft - pumpen hervorbringen können, bei einer Höhe von 30 bis 32 Meilenes leuchten in derſelben noch Sternſchup - pen, die erſt zu leuchten anfangen, eben ſo wie die Aeroliten, wenn ſie mit Sauer - ſtoff in Berührung kommen. Der Ba - rometerdruck würde dort eben nur noch höch - ſtens 1‴ betragen. Man muß beim Luftmeer mehr beobachten.

  • 1, Die Farbe und lichtſchwächende Kraft
  • 2, Die chemiſche Beſchaffenheit, Druck.
  • 3, Den Feuchtigkeits Zuſtand und die daraus entſtehenden Producte Thau, Nebel, Re - gen, Hagel.
  • 4, Die Temperatur Verhältniſse.
  • 5, Die electriſche Spanung.
Farbe und lichtſchwächende Kraft der Luft.

Die Farbe der Luft iſt ſehr verſchieden, je höher man kom̃t um ſo weniger blau erſcheint ſie; die Dämpfe bringen hauptsächlich die blaue Farbe hervor, jemehr man nach Südenkom̃tkommt deſto herrlicher wird der Anblick. Die Licht - ſchwächende Kraft hängt hiermit enge zuſam̃en.

Wenn die ganze Atmosphäre keinen feſten Kern hätte, ſondern bloß aus DuftDunſtſchichten beſtände, und dieſe nicht ſo drückten, daß wirals es bei unſrer Atmosphäre der Fall iſt,daß bei einer Tiefe von 10 bis 12 Meilen eine Platina Kugel ſchwäm̃e, ſondern der planetariſche Körper nur luftförmig wäre wie die Kometen es wahrſcheinlich ſind ſo würde nur eine ſehr geringe Temperatur in einem ſolchen Weltkörper gefunden werden, weil die Lichtſtralen die Luft durchſtreichen, und nur in ſofern erwärmen, als dieſe lichtſchwächende Kraft besitzen. Je mehr die Luft zuſam̃en gepreßt iſt, deſto mehr häuft ſich dieſe lichtſchwächende Subſtanz, und deſto größer wird die Erwärmung. Mann kann dies ſehrſchon auf dem Monde un - terſcheiden. Verſuche vom Doc und AragoDie Wärme die Mittagſstunde iſt auch hauptsächlich eine Folge der Licht - ſchwächenden Kraft.

Um die Farbe des Him̃els zu meſsen hat man ein Inſtru - ment zu erfinden geſucht. Die erſte Idee war von Bou - guer, von Sausſurwurde es ſehr verbeſsert, der auch dem - ſelben den Namen: Cÿndometer gab. Es beſteht aus einemBogen407Bogen auf dem in einer Menge von Schnitten die ver - ſchiedenen Schattirungen der blauen Farbe aufgetragen ſind, und wird beim Gebrauch, durch eine beſondere Einrichtung ſo gehalten, daß man dieſe und den Him - mel zugleich ſehen, und mit einander vergleichen kann. Durch einen Spiegelsextanten hat man dies Inſtru - ment zu verbeſsern geſucht.

Die Unterſchiede der blauen Farbe ſind ſehr beträcht - lich in unſerer und der Tropen Zone. Weñ bei uns die Farbe des Himmel 14° nach Sausſurehat ſo ſind unter den Tropen 22°. Doc hat vielerlei Be - obachtungen mit dem Cyan[?]ometer gemacht, und eine Art Kalender danach angefertigt. Es rührt die Ver - ſchiedenheitvon der Menge des Waſserſtoffs her, der ſich in der Luft befindet, Uebrigens iſt es im̃er noch ein ſehr unbe - quemes Mittel.

Die Luftperspective wird wunderbar durch die Beſchaf - fenheit der Luft modificirt, und diesnichts unterſcheidet die ſüdlichen Gegenden mehr, als die Umriſse der Pflan - zen und Thiere. Es iſt ein gewiſser Duft der im̃er ſchöner wird je weiter man kommt.

Chemiſche Zuſam̃enſetzung. Die chemiſchen Be - ſtandtheile der Luft ſind ſeitdem Anfange dieſesJahrhundertsJahrhunderts erſt genau bekannt geworden. Noch Labvoiſsierhatte 1804 den Irrthum begangen daß 0,27 Sauerſtoff in der Luft vorhanden wären. Die Beobach - tung daß nur 0,21 Sauerſtoff vorhanden wären, wurde 1804 von dem ſpaniſchen Chemiker de Martigemacht. Im Jahre 1805 hat Doc mit Gay Lusſaceine Abhan - dlung herausgegeben, in der ſie zeigten, daß man durch das Eudiometer ein Mittel habe, durch das man die Quantitaet des Sauerſtoffs der in der Luft vorhanden iſt bis auf 0,002 genau beſtimmen kann. Es giebt eigentlich keine Eudiometrie, da der Sauer - ſtoff überall wo wir beobachten können, nach der Schärfe unſerer damaligen Inſtrumente immer in gleicher Quantitaet vorhanden iſt; wahrſcheinlich iſt es, daß die Güte der Luft auf ganz andern Ele - mente beruht. Man hat gefunden, daß in Hospi - tälern, wo die Quantitaet des Sauerſtoffs dieſelbe bleibt die Kohlensäure verſchieden war. Aber wenn man im ſolchen Hospitälern, beſonders da wo viele anſtekende Krankheiten herrſchten, einen Schwamm der in deſtillirtes Waſser getaucht war aufhängt, ſo ſieht man da ſich um denselben eine förmliche organiſche Haut bildet, welcher anandern409andern Orten ſo rein bleibt als er war. Tenniersverdanken wir dieſe Beobachtungen, aus den ſich ſchließen läßt, daß die Güte der Luft noch von Subſtanzen abhängen mag, deren Beſchaffenheit wir noch nicht genau kennen. Daher iſt es auch nicht richtig, daß da wo viele Pflanzen wachsen, weil dieſe Sauer - ſtoff aushauchen, die Luft reiner iſt, als wo dies nicht der Fall iſt.

Prevoſtin Genf hat berechnet, daß durch das Athmen der Thiere und Pflanzen, die Quanti - taet des Sauerſtoffs die in der Luft vorhanden iſt, in 27,000 Jahren nicht um 0,01 abnehmen würde.

Die Beſtandtheile der Luft ſind Sauerſtoff 0,21. Stickſtoff nicht ganz 0,79. Kohlensäure 0,001. Letztere iſt etwas geringer im Winter als im Sommer SausſureSohnMan hat lange Zeit gefragt, ob nicht Waſserſtoff in der Luftvorhan - den wäre, indem man den Regen daraus erklä - ren wollte, auch ſelbſt die Aeroliten glaubte man daraus herzuleiten, indem man ſie für Körper hielt, die ſich aus einer Menge von Waſserſtoffgebildetb 3gebildet hätten, der in dieſe Höhen wegen ſeiner Leichtigkeit hingerathen wäre. Freilich kommt jeden Augenblick eine Menge von Waſserſtoff in die At - mosphäre, der ſich aber nur mechaniſch und nicht chemiſch mit der Luft verbindet. Wenn auch nur 0,03 Waſser - ſtoff ſich in der Atmosphäre befänden, ſo würde man dies durch eudiometriſche Mittel noch prüfen können. Iſt die Quantitaet aber geringer, ſo giebt es kein Mittel mehr ihn zu entzünden, er würde dann zu ſehr zerſetzt ſein, daher iſt alsdann auch an einer ſolchen Entſtehung des Regens vermöge eines electri - ſchen Schlags nicht zu denken. Wenn eine größere Quan - titaet Waſserſtoff ſich in den höhern Schichten befände, ſo iſt die Frage, warum man nicht mehr davon entdekt hat. Durch herabſteigende Strömungen mußte auch etwas da - von mit herabgekommen ſein.

Luftdruck. Der Menſch gewöhnt ſich, wenn es nicht mit einem zu ſchnellen Uebergange geſchieht an einen ſehr großen und ſehr ſchwachen Druck der Luft. In der Höhe wohnen Menſchen unter dem Luftdruck von 13″,5 in der Ebene, iſtnur 28″ unter den Taucher Glocken | wie Doc ſelbſt erfahren | nun 60″ Druck.

In Quito iſt der gewöhnliche Barometerſtand 20″. Im411Im Anfang empfindet man eine Beklemmung der Bruſt; ein Paar Tage die man dort zubringt, ſind aber ſchon hinreichend ſich daran zu gewöhnen. Es würde daher, wenn mit der Zeit die Quanti - taet der Luft abnähme, dies gar nicht ſo gefähr - lich ſein, als man ſich denken könnte.

Das Bluten, beſonders der Extremitäten, Füße Fingerspitzen Hände, etc auf ſehr großen Höhen iſt nicht wie man häufig fälſchlich geglaubt hat Folge einer geringeren Menge Oxygens, ſon - dern des Mangels des äueren Drucks der Luft, welcher macht, daß die feineren Gefäße den An - drang des Bluts nicht mehr ertragen können, und ſo endlich ſpringen. Es zeigen ſich dieſe Phänomene bereits bei 16 bis 18000′ Hohe.

[44. Vorlesung, 28.03.1828]

Die Erfolge ſind weniger auf die Respiration, da dieſelbe Quantitaet Sauerſtoff auf der Höhe wie in der Ebene vorhanden iſt, ſondern mehr auf das[gaſtronomiſche] Syſtem und auf das Hä -? morrhidel Syſtem.

Eine ähnliche Erſcheinung macht man bei den Tau - cher Glocken, nicht wenn man herabſteigt, ſondern wenn man wieder heraufſteigt, mit einer großen Schnelligkeit; es tritt dann ebenfalls Blut ausdenden Gefäßen hervor. Bei Doc: iſt dies ſehr heftig geweſen. Bei den Vögeln, bei denen die Respira - tions Werkzeuge am vollſtändigſten ſind, iſt es merk - würdig wie ſie einen großen ſchnellen Wechsel des Druckes ſo leicht erleiden können. Der Geier der Andeskette erhebt ſich noch bis 4 5000′ über die Kette, und ſtürzt mit einer auſserordentlichen Schnellig - keit von einer Höhe von 20000 bis zu einer von 1000′ nach dem Statito herab.

Bei geringer Erhitzung iſt ein Blutsbruch unver - meidlich. Wenn man auf der Höhe von Antisane die Stiere nur wenig jagt, ſo ſpeien ſie Blut und fal - len nieder. In dieſer Höhe iſt das Bluten übri - gens nicht gefährlich, könnte es aber wohl werden, wenn man noch 3000′ höher ſtiege. Das Hauptübel iſt eine große Luſt zum Speien, ähnlich wie auf dem Meeredurch die Erſchwerung des Abdominal Syſtemszulezt empfindet man eine große Ermat - tung. Man kann dieſe wohl dadurch erklären, daß der Körper wegen des geringen Drucks der Luft und eine geringere Quantitaet Sauerſtoff in derſelben Zeit consumirt. Die Inspiration iſt geringer.

Schon lange vor Doc. iſt dieſe Bemerkung gemacht worden, wenn man auch nicht Acht darauf gegeben hat.

Acosta413

Acoſtahat ſchon alle die Fragen unterſucht, die uns jezt beſchäftigen. Zumſteinhat ähnliche Erfolge auf dem Monte Rosa gefunden. Im Himalaya Gebirge hält das Volk die Luft in den Höhen für giftig und[?] die engliſchen Rei - ſenden haben bei 15000 Höhe ange - fangen dieſe Symptome zu ſpüren.

Das Feuermachen iſt auf den hohen Bergen ſehr ſchwierig, man ſuchte früher die Ursache davon in der geringen Menge von Sauerſtoff Doc. hat dieſe Schwierigkeit auf dem Galaz gefunden, wo er durch das Sieden des Waſsers übrigens ein unsicheres Mittel die Hö - he des Berges beſtim̃en wollte. Merkwür - dig iſt es, daßſauch ſchon Marco Polodieſe Erfahrung gemacht hat.

Die Flam̃e concentrirt ſich nicht ſondern geht auſeinander. Wahrſcheinlich iſt dies eine Fol - ge des Mangels an Luftdruck, da man daſselbe in dem Vacuum der Luftpumpe findet.

Strömungen.

Die Verſchiedenheit des Luft-drucks bringt die Strömungen in der Atmophäre hervor. Sieſindſind theils regelmäſsig, theils unregelmäßig. Zu erſteren gehören die nützlichen Oscillationen, welche man neuerdings Ebbe und Flut der Atmos - phäre genannt hat.

In den Tropengegenden kann man am Barometer beinahe mit ziemlicher Gewißheit ſehen, wie viel die Uhr iſt, und ſich dabei höchſtens um ¼ Stunde irren. ? Zwiſchen NeunundNeun ¼ Uhr das Morgens ſteht das Barometer am höchſten, ſinkt dann bis um 12 Uhr Mittags und ſteht um Uhr am niedrigſten, ſteigt bis 12 Uhr des Nachtsundſinkt wieder bis Uhr des Morgens, wo es bis 9 Uhr des Morgens wieder ſteigt. Merkwürdig iſt, daß bei den größten Stürmen | von N.O. oder S.O. | bei Erdbeben Doñer - wettern u. ſ.w. die in den nördlichen Zonen ſo viel Einfluß auf den Barometer Stand haben, bei den Tropen keine Änderung zu bemerken iſt.

Tägliche Oscillationen des Luftmeers.

Die erſten Beobachtungen dieſer täglichen Oscil - lationen gehören nicht Doc. an, ſondern ſchon 1682 wurden ſie von franz. Reiſenden W[?]areyund Glautgemacht, und im Anfange dieſes Jahrhunderts nur beſtätigt. Es fängt dieſe Erſcheinung vom MeeresUfer415Ufer an, und bleibt bis auf den höchſten Höhen, wenigſtens wie man beobachtet hat, 12 14000′. Seit Doc. Rückkunft nach Europa, hat er ſich viel Mühe gegeben um zu unterſuchen ob auch in den temperirten Zonen, ſich daſselbe vorfinde. Mann kann hier nur Mittelzah - len finden, daher ſind in den gemäßigten 10 Tage fortgeſetzter Beobachtungen ſchon hin - reichend, um dieſe Oscillation in Mittelzahlen zu beſtim̃en; um 4 Uhr Morgens und 11 Uhr Abends ſteht das Barometer am höchſten, um 4 Uhr Abends und 11 Uhr Morgens am nie - drigſten.

Die Quantität dieſer Oscillation wird ge - ringer vom Aequator zum Pole hin, wo durch die unregelmäſsigen Variationen nördlich weit ſtärker ſind als gegen S. hin. Unter dem Aequator beträgt jene ¼ Linie in Königsberg nur 0,03‴.

Wo die Tropenzone aufhört, und die Nord - winde blasen, ändert ſich dieſe Oscillation. So lange in Mexico die Nordwinde blasen, wird das Spiel dieſer regelmäſsigen Ebbeundund Flut unterbrochen, ein wichtiges Anzeichen für die Schiffahrt. Man ſollte ſich nicht des Namens Ebbe und Flut bedienen, indem man dadurch 2 Phänomen mit einer Benennung belegt. Die Ebbe und Flut im Luftmeere, die ſo wie im Ocean durch die Anziehung des Mondes hervorgebracht wird, hat Laplacebeſtim̃t, ſie iſt nur ſehr gering aber durchaus nicht mit den eben beſchriebenen täglichen Oscilla - tionen zuſam̃enhängend. Wahrſcheinlich ſind dieſe Oscillationen durch die Erwärmung vermöge der Sonnen - ſtralen bedingt. Was darüber geſchrieben worden iſt, iſt nicht hinlänglich.

S. Daniels Theorie der Luftſtrömungen

Danielhat gemeint, wenn das Barometer im Süden ſinke, müſse es im Norden ſteigen, es ſoll dies durch Parowbeſtätigt worden ſein, doch ſind 0,002‴ nicht hinreichendſo viel beträgt etwa der Unterſchiedum darauf eine Theorie zu gründen.

Man hat unterſucht ob der Mond auf die Strö - mungen der Luft Einfluß habe. Doc hat nichts gefunden, ebenfalls fand Bousſingouauch nicht; Boildun417 Boildunhat geglaubt bemerkt zu haben, daß das Barometer höher wäre in den Quartieren, als im Vollmond und Neumond, doch bedarf dies noch der Be - ſtätigung.

Paſsat Winde.

Auſser dieſer regelmäßigen Oscillation iſt noch eine andere regelmäßige Bewegung in der Luft, in den Tropenzonen: Die Oſtwinde, Paſsat Win - de. Die eigentliche Erklärung dieſer regelmäßigen Winde iſt von Dalembert, wurde aber von Laplaceſehr vervollſtändigt und ſelbſt einer mathematiſchen Berechnung unterworfen. Wenn nämlich die Ge - genden unter dem Aequator erwärmt werden, ſo ſteigen Luftſchichten in die Höhe, dadurch ſtrömt die Luft von den Polen nach dem Aequator hin um dieſen Raum wieder auszufüllen, und ſich ins Gleichgewicht zu ſetzen. Da nun keine Strö - mung exiſtiren kann, ohne eine andere Gegenſtrö - mung, ſo muß überall wo ein Strom von Nor - den gegen Süden ſtatt findet, auch ein anderer von Süden gegen WeſtenN. zurückgehen: der eine dieſer Ströme iſt alsdann in der untern Atmos - phäre, der andere in der höheren. Da nundiec 3die Rotations Geſchwindigkeit kleiner iſt gegen den Pol hin als gegen dem Aequator, ſo muß die Luft die vom Pol nach dem Aequator hinſtrömt zurück bleiben, und da die Bewegung der Erde von Weſten gegen Oſten iſt, ſo muß die Strö -? mung mit ihrer öſtlichen Seite auf uns ſchlagen. In den verſchiedenen Gegenden ſind dieſe Winde verſchieden geneigt. Wäre die Erde in beiden Hemisphären gleichmäßig bedeckt, entweder mit Waſser allein, oder blos mit Continenten, ſo würde die Grenze zwiſchen S.O. und N.O. Winden ſich im Aequator befinden, da dies aber nicht der Fall, ſondern Continent mehr in der nördlichen als in der ſüdl. Halbkugel liegt, ſo muß dieſer physi - ſche Aequator, (die Grenze zw. den S.O. u N.O. Win - den) nördlich vom Erdäquator liegen. Daher wehen auch noch nordlich vom Aequator die S.O. Winde.

Dieſes Hinaufreichen der S.O. Paſsat Winde iſt aber ganz verſchieden im Meereſthale des atlantiſchen Oceans, ſie gehen weit nördlicher im atlantiſchen Ocean hinauf, als in der Südsee aus dem Grunde ſchon, daß wenn man ſich das ungeheure Becken der Südsee denkt, dort der Zuſtan<d>der419der Erde ſich ſchon ſehr dem nähert wo al - les gleich vertheilt wird.

Dieſe merkwürdige Beſchaffenheit der Grenze in den Richtungen der Paſsat Winde iſt ſchon am Ende des vorigen Jahrhunderts bemerkt worden. Dampierremachte ſchon 1766 dar - auf aufmerksam. Einige Jahre ſpäter er - ſchien die vortreffliche Abhandlung von Halleyüber die Paſsatwinde.

Leopold v. Buchhat die Bemerkung gemacht, daß man auf großen Höhen dieſe Oſtwinde nicht mehr ſpüre, ſondern die Weſtwinde dort wehen, vermuthlich eine Folge der Gegenſtrömung nach dem Pole hin.

Land und Seewinde.

Auf ähnliche Weiſe findet man an den Küſten regelmäßige Winde, die man Land und Seewinde nennt. Da die Temperatur bei Tage weit größer iſt, auf dem Continent als auf dem Meere, ſo entſteht auf dem Feſtlande eine aufſteigende Luftsäule, und die Luft ſtrömt von dem weniger erwärmten Meere dort hinein.

Seewinde.

Da

Da der Unterſchied zwiſchen Tag und Nacht dage - gen auf dem Meere weit geringer iſt als auf dem Continent, ſo ſetzt ſich die Luft wieder in Gleichgewicht, und es entſteht ein Gegenſtrom nach dem Meere hin, Landwind.

Stürme.

Die unregelmäßigen Bewegungen in der Luft ſind das, was wir Stürme nennen. Die Geſchwindigkeit der Stürme iſt ſehr ver - ſchieden, aber lange nicht ſo bedeutend als es ſcheint. Es iſt ſchon ein ſehr beträchtli - cher Sturm, der die Geſchwindigkeit von 60 Fuß in 1. Secunde hat. Der größte Sturm der beobachtet worden iſt, hatte eine Geſchwin - digkeit von 132 Fuß in einer Secunde. Ver - gleicht man das mit andern Geſchwindigkeiten, ſo erſcheint ſie nicht ſo bedeutend. Der engli - ſche Renner Namens Klips machte 58 Fuß in einer Secunde der Schall hat eine Geſchwin - digkeit von 1038 Fuß, eine Kanonenkugel 1500′ in einer Secunde.

Feuchtigkeits-Zuſtand der Luft.

Der Feuchtigkeitszuſtand hygrometriſche Zuſtandder421der Luft iſt ſehr verſchieden nach dem Boden des Luftmeers, ob derſelbe der Ocean iſt, oder die Continente, die ſich als Untiefen im Boden des Luftmeers erheben. Das Maximum des Waſsergaſes(Waſserdampfes) (welches ſich in der Luft befindet, iſt 0,95 bis0,96.) Nach dem Sausſurſchen Hygrometer. Man ſollte glauben die Luft müßte ſich über dem Meere ganz mit Waſsergas(dampf?) sättigen. Doch iſt dies nicht der Fall. Doc hat mehre Verſuche gemacht, und ein das Maximum das Was - ſergaes(dampfes?) in der Seeluft gefunden. Man könnte vielleicht glauben, es ſei dies eine Folge der Salzigkeit des Seewaſsers, in - dem nach Gaulusſais Verſuchen Waſser mit Salz vermiſcht nicht ſo ausdünſtet, aber die Quantitaet iſt im Meerwaſser ſo ge - ringes hat nur 3 bis 4 p. Ct Salzdaß man daraus nicht die geringe Feuchtig - keit in der Seeluft erklären kann, vielmehr iſt es eine Folge der Luft - miſchung ſelbſt.

Der Hygrometriſche Zuſtand der Luftistiſt verſchieden nachdem Jahreszeiten, aber auch nach den Zonen. Merkwürdig iſt es daß in den ſüdlichen Zonen wo es bisweilen das ganze Jahr hindurch nicht geregnet hat, doch eine ſo große Vegetation herrſchen kann, wie in Marguerite Lumana pp Es erklärt ſich dies aus der größeren Quantitaet Feuchtigkeit die in den Tropengegenden in der Luft ſich befin - det. Doc hat gefunden daß der mittlere Zu - ſtand der Atmosphäre in der temperirten Zone in der Art iſt daß 0,78 Theile Waſser - dampf zur Sättigung nöthig ſind, wogegen in den Tropengegenden 0,88. Da nun die Pflanzen das Waſser aus der Atmosphäre ab - ſorbiren können, ſo kann in den Tropen Ge - genden daher[?] eine üppigere Vegetation ſein wenn es auch lange Zeit dort nicht regnet. Die Trokenheit auf den Bergen iſt ſehr beträchtlich. Sauſsurfand mit ſeinem Hygrometer, wenn dieſes in Genf 76° zeigte auf dem M. Blanc nur 51° Doc. ſelbſt hat auf den Höhen 46° gefunden. Man hat verſchiedene Inſtrumente zur Meſsung des Feuchtigkeit Zuſtands der Luft angegeben. Das423Das erſte Hygroscop war von Sausſurange - geben, und hat ein Menſchenhaar zur Hygros - copiſchen Subſtanz. Das zweite iſt das von Delusangegebene Fiſchbein-Hygrometer. Das beſte wurde von Danielangegeben und beruht auf die Zeitdauer in der ein mit kal - tem Waſser angefülltes Gefäß zu beſchlagen anfängt. Daltonund Ermannhaben viel für Hygrometrie gethan.

Einfluß der Luftſchichten auf Fortpflan - zung des Schalls.

Die Fortpflanzung des Schalls iſt ſehr ver - ſchieden nach dem Zuſtand der Luftſchichten ſie iſt nicht immer dieſelbe in den erſten Jahreszeiten und Tageszeiten. Schon Ariſtotelesmacht die Bemerkung daß man bei Nacht beſser hören könne als bei Tage; man hat im̃er geglaubt es ſei dies die[?] folge einer größeren Ruhe, dies iſt aber keinesweges der Fall. Am Orinokoſtrom wo nicht nur das Schwir - ren der Insecten, ſondern auch das Ge - ſchrei der Affen einen großenLärm[Lärm] während der Nächte verursacht, und es dann weit geräuſchvoller als bei Tage iſt, hört man doch in der Nacht weit deutlicher. Weit gewiſser ſcheint die Ursache in der Gleichmäßigkeit der Luft zu liegen. Es verhält ſich mit den Schallwellen eben ſo wie mit den Lichtwellen+)Doc. iſt ein Gegner des Emanations Syſtems, ſie werden gebrochen, ſobald ſie in ein anderes Mittel treten, alſo ſobald ſie aus dichtern in minder Lichte (oder umgekehrt) Luftſchichten kommen. Wenn nun eine Gegend mit Sand bedeckt iſt, und eine daran grenzende mit Raſen, Wald oder and: mehr, ſo ſind die aufſteigenden Dämpfe ſehr verſchieden von einander. Poisſonhat gezeigt daß dort wie beim Licht ein Theil ge - brochen wird, und nur ein Theil ſich fortpflanzt. Doc. hat darüber eine Abhandlung geſchrieben. Man kann ſich leicht davon überzeugen, wenn man Schläge an ein Glas macht in dem Kohlen - ſäure ſich entwickelt. Parryhat am Nordpol die Bemerkung gemacht, daß man während der langen Nacht außerordentlich gut hört, und der Unter - ſchied zwiſchen Tag und Nacht bei weitem großer iſt, als wo die Abwechselung wie bei uns häufiger iſt.

Er425

Er wollte dort eine Basis meſsen, und fand daß man auf eine Entfernung von 6700 pariser Fuß vollkommen deutlich hören konnte, wenn man nicht lauter ſprach, als es gewöhn - lich auf dem Schiffe der Fall iſt. Es läßt ſich dieſe Erſcheinung aus dem oben ange - führten Grunde sehr gut erklären. Der Schall nim̃t ab, wenn die Dichtigkeit der? Luft(oder[?]?) und die Wärme, wodurch ſieHhauptsächlich entſteht zunim̃t. Je länger die Sonne abwe - ſend iſt, deſto gleichmäßiger iſt die Luft vertheilt, deſto dünner(?) ſind die Luftſchich - ten, da ſie dann weniger Waſserdämpfe enthalten.

Ein Versuch über die Geſchwindigkeit des Schalls iſt nicht genau geweſen, da man nicht auf die Translation der Luft geachtet hatte. Vor 4 oder 5 Jahren ſind mehre Ex - perimente in Paris gemacht worden. Doc. und Aragofanden bei einer Entfernung von 9000 Toiſen, daß die Geſchwindigkeit des Schalls bei einer Temperatur von , R. 1038′ in der Secunde betrug.

Allgemeined 3

[45. Vorlesung, 29.03.1828]

Allgemeine Bemerkungen und Zusätze zu dem Frühern.

Die Meteorologie hat ihre numeriſchen Elemente wie die physiſche Aſtronomie. Die Fortſchritte die man in neueren Zeiten gemacht hat, hängen hauptsächlich davon ob, daß man die Analogie der Wiſsenſchaften, die numeriſchen Verhältniße zu beſtimmen geſucht hat. Für Hygrometrie und Druck der Luft iſt bereits viel geſchehen, für die electriſche Spannung noch nicht, es iſt hier eine bei weitem ſchwierigere Aufgabe.

Wir erwähren hier nicht die chemiſche Beſchaffen - heit der Luft ſelbſt, da ſie ſo gemiſcht iſt, daß in den höhern Gegenden eben ſo viel Sauer - ſtoff vorhanden iſt, als in den niedrigern. Laplacehat zuerſt darauf aufmerksam gemacht, daß man mit numeriſchen Inſtrumenten die Höhe der Orte beſtim̃en kann, durch den Druck der Luft und der Temperatur. Derselbe hat vor - geſchlagen überall Inſtitute zu errichten, um fortwährend ſich mit dem Luftdruck der[?] Temperaturunddem hygrometriſchen Zuſtand zu beſchäftigen.

Beim427

Beim Druck der Luft hat man neuerdings Beobachtungen gemacht, um den Unterſchied zu beſtimmen zwiſchen dem mittlern Druck unter dem Aequatorundin der temperirten Zone. Es iſt dieſe Beſtim̃ung merkwürdig für alle Meſsungen. Anfangs gab man den Druck in der Ebene zu 28″ an ſpäter 28″4, 5. Unter den Tropen iſt der Druck geringer, weil der aufſteigende Luftſtrom weit ſtärker iſt, wenn er auf einmal her - aus ſtrömen könnte, würde der Druck = Asien. Verſuche die Bonſsingauin Caracas angeſtellt hat, verglichen mit andern, gaben für die Temperatur R. den Barometerſtand für die temperirte Zone 337‴ 25 = 28″ 1, 2 für die Tropen: 336, 94 = 28″ 0, 9 alſo die Differenz etwa 0, 3.

Die Frequenz der Winde macht auch einen Unterſchied auf den Luftdruck doch iſt dies nur als eine Ausnahme anzuſehen. Nach 21 jährigen Beobachtungen die in Paris angeſtellt worden ſind, hat man gefunden, daß das Barometer um, 3, ‴5 bei denSüdwSüdwinden niedriger ſtand als bei den Nordſtür - men, eben ſo in der Havannah. Als Ausnahme iſt noch anzuführen daß(?) die Stürme eine feuchte Luft hervorbringen. Buchhat ſchon darauf aufmerksam gemacht, daß an der Nordweſt - küſte von Skandinavien der Luftdruck bei weitem geringer iſt, als bei uns dagegen auf den canariſchen Inſeln durch ein ſonderbares Herabſteigen der Luftſchichten der Druck weit ſtärker iſt.

Durch die Paſsatwindeundweil der physiſche Aequa - tor mit dem Erdäquator(nicht?) zuſam̃en fällt, wird die Temperatur gleicher Zonen in den verſchie - denen Hemisphären etwas verſchieden.

Die mittlere Temperatur der nördlichen Hemis - phäre verhält ſich zu der mittlern Temperatur der ſüdlichen Hemisphäre wie 9: 10nach Prevoſt John Beelin den philosophical transactions hat zuerſt auf die tägl. Aenderungen des Barometer ſtandes aufmerksam gemacht. Wenn auf der einen Seite der Barometer Druck in den nördlichen Zonen größer iſt als in den ſüdlichern ſo ſind dieſe Oscillationen in ihrer Quantitaet geringer nach dem Pol zu.

Unter429

Unter dem Aequator iſt die Quantitaet der Ba - rometer Veränderungen in den täglichen Oscillationen 1, ‴5. in Montpellier 0‴5., in Paris 0, ‴3, in Königsberg 0‴,1 wo Besſeldie Beobachtungen von Sommerberechnet hat. Ebenfalls iſt in Santa Fe de Bogota und durch Houwardin Paris berechnet worden, daß der Mond auf die Luft keinen Einfluß hat. Aus 5900 Beobachtungen folgt nur eine Verſchieden - heit von 0, ‴1.

Man hat lange geglaubt, daß die Barometer auf den Bergen ſtiegen, während ſie in der Ebene ſinken. Es wäre dies auch leicht nach der Theorie der Luftſtrömungen zu glauben. Es iſt dies aber keinesweges der Fall. Das Barometer ſteigt und ſinkt zu gleicher Zeit auf der Höhe und in der Ebene; zugleich am Meereſstrande in Quito und in der Hochebene von Antisana. Aber auf kleinen Bergen findet es ſtatt.

Piktetzhat auf dem St. Bernhardt durch Mit - telzahlen gefolgert daß das Barometer dort ſteigt, wenn es in der Ebene ſinkt. Eine große Barometer-Veränderung iſt fast gleichzeitig in großen Erſtreckungen.

Der

Der Profeſsor Brandeshat die Schnelligkeit der Fortpflanzung beobachtet.

Bei den Stürmen iſt das Sonderbare daß ſie ge - wöhnlich dort entſtehen, wo ſie hinwehen.

Die Nordwinde werden zuerſt in Georgien, und in Virginien, darauf in Maryland, Pensylvanien und endlich zuletzt in Neuengland geſpürt.

Ähnlich iſt von Buchbeobachtet worden, wenn die Nordoſt Winde ſich verändern in S.W. ſie werden zuerſt an der Küſte zu Portugal undin den nördlichen Gegendenunddann erſt in ſüdlichern gefühlt. Auf der Inſel Gran Canaria iſt das Maximum der Wärme nicht im Auguſt ſondern im October, eine Erſcheinung die ebenfalls mit dem Entſehen der Winde zuſam̃en hängt.

? Alle Seefahrer haben ſchon bemerkt, daß auf dem Pik von Teneriffa ſchon Weſtwinde〈…〉〈…〉herrſchen. Bei dem Ausbruch des St Vincent iſt die Aſche nach Barbadoz geflogen; wenn die Paſsatwinde ge - gangen wären, ſo hätte dies nicht ſein könne. Auf dieſelbe Weise wie der Oſtwind entſteht, muß ein Weſtwind entſtehn, wenn in den obern Schichten die Luft vom Aequator nach dem Pol hinſtrömt. Für431Für Weſtküſten ſind alle Oſtwinde erkaltend. Da ſie über das Land gehen, die Weſtwinde dagegen erwärmend; für Oſtküſten iſt es umgekehrt. Die Oſtwinde ſind in der gemäs - ſigten Zone weit geringer an Zahl gegen die Weſtwinde. Nach 21. jährigen Beobach - tungen die in Paris angeſtellt wurden, iſt das Verhältniß der Oſtwinde gegen die Weſt - winde wie 23: 70 oder wie 1 zu 3. Wenn dieſes Verhältniß ſich änderteundz. B. wie 1: 7 würde, ſo würde die Tempera - tur in Europa um einige Grade höher werden,undſo auch umgekehrt, niedriger wenn die Zahl der Oſtwinde zu nähme; es wurde dies einen großen Einfluß auf die Cultur den Zuſtand des Ackerbaues u. ſ.w. hervor bringen können. Doch iſt nicht wahrſcheinlich daß durch die Cultur eine große Aenderung in den Winden hervorgebracht werden kann, es können dadurch nur kleine Lokalitaets Ver - änderungen entſtehn. Man ſieht dies bei Amerika, obgleich viele Wälder dortausgerot - tet ſind,undeine weit größere Gegend als früher angebaut iſt, hat ſich doch das Klimanichtnicht geändert. Das Clima eines Landes hängt von weit größeren Phänomenen ab.

Sehr auffallend ſind die ſonderbaren Perioden von großen ſtarken Luftbewegungen, die Aequinoc - tial-Stürme. Man ſieht nicht ein, wie eine Abweichung der Sonne ſolche Luftveränderungen hervor bringen könne. [Man] hat bisher noch keine Ursache dieſer Stürme einſehen können. [Man] hat geglaubt,unddie magnetiſchen Erſcheinungen durch Örſtädts Verſuche haben darauf geführt, daß eine Gegend im Weltraum wo die Erde ſich um dieſe Zeit befinde ſein könne, in der 2 sehr magnetiſche Pole ſich befinden. Viel wahrſcheinlicher er - ſcheint es, daß ſie ein Effect des Gleichgewichts ſind, doch iſt es freilich auffallend, daß die Unterbrechung des Gleichgewicht in ſo wenigen Tagen wieder hergeſtellt werden kann.

Eine merkwürdige Erſcheinung iſt, daß die leichtere Fortpflanzung der Schallwellen mit der leichtern Fortpflanzung der Lichtwellen zuſam̃en hängt. Wieeñin dieenTropengegenden die Intenſität des Lichtsunddie des Schalls zunim̃t, ſo glaubt man daß die Regenzeit herannaht. Wie dies zuſam̃enhängt kann man nicht erklären, vielleicht mit der aufſteigenden Luft wodurch auch der Regen zugleich entſteht.

Feuchtigkeits433

Feuchtigkeits-Producte. Meteorologie. Wolken.

Wenn das Waſsergas(dampf?) in die höhern Regionen der Luft ſteigt, gerinnt es zu kleinen Bläſchen zuſammen deren Agregation die Wolken bil - den. Sie müſsen als hohl betrachtet werden und nach Gay Lusſacs Meinung mit feuchter Luft gefüllt.

Das Steigen der Wolken geſchieht nicht blos dadurch daß die feuchte Luft in einer jeden ſolchen Montgolfiern verdünnt wird, ſon - dern auch daß die atmosphäriſche Luft die da - rinn enthalten ſpecifiſch leichter iſt. Durch optiſche Verſuche hat man die farbige Po - larisation und Refraction der Dünnigkeit der Hülle der Bläſchen beobachtet, um von der Natur derſelben und ihrer Dicke einen Begriff zu bekommen.

Fraisnelhat die Beobachtung gemacht, daß die Wolken in der Nacht ſinken und bei Tage ſteigen, eben deshalb weil ſie ſich danach richten wie die zwiſchen den Bläſchen ſich befindende atmos - phäriſche Luft erkaltet oder erwärmt wird. Doc hat bei der Andeskette gefunden, daß die Abnahme der Wärme an Schnelligkeit ver - liert, ſobald man ſich in der Wolkenregionbefindet? befindet, 2000 Toiſen Höhe. ſie ſehr ſchnell iſt vom Meere bis zu dieſer Region. Es iſt hiervon wohl die Ursache weil die Wol - ken auf der Lichtseite erwärmt werden und das Durchdringen verhindern.

Wenn man einen Berg betrachtet, als in der Luft eingesenkt mit ſeinem Gipfel, ſo wird er als feſter Körper anders ausſtralen, als die ihn umgebende Luft, der Gipfel muß ſich mehr erkäl - ten, daher bildet ſich dort eine kleine Wolke. Eine Mollecular Anziehung üben jedoch die Berge nicht gegen die Waſserbläſchen aus, ſondern durch Aufſteigen und Fallen derſelben entſteht die Umhüllung der Berge.

Die Wolken ziehen dagegen über die Ebenen hin, weil die aufſteigenden Luftſtröme ſie an ein Verweilen hindern. Überhaupt ſind die aufſteigenden Luftſtröme eine der wichtigſten Ursachen in der Meteorologie.

Die Geſtalt der Wolken iſts ſehr verſchieden, und richtet ſich ſehr nach der Geſtalt und Art des ErbodensS. Buch's Abhandlung über den HagelMann hat den Wolken Namen beigelegt um ſie unterſcheiden zu können. Houartdie höchſten ſind diejenigen welche man in Deutſch - land gewöhnlich Schäfchen nennt. Doc. hat ſieauf435auf den höchſten Höhen immer noch ſehr hoch über ſich gefunden, man glaubt daß ſie unter den Tropen 27000′ hoch gehen. Es ſind dies die - ſelben die man in Island leuchten geſehen hat, und denen man eine Verbindung mit den Nordlichtern zuſchreibt.

Die Wolken die die nächſte Schicht über uns bilden ſind Hinsichts ihrer Höhe auf zwei - erlei Art gemeſsen worden: einmal von der Höhe der Gebirge, wie Daltongethan hat; es iſt dies wegen der Luft - Strömungencourant ascendantan den Berg Abhängen nicht ſehr zuverläſsig, und 2, durch aeroſtatiſche Reiſen.

Man hat nach dieſen Beobachtungen die Wolkenſchicht im Sommer in einer Höhe von 2800 bis 3000′ gefunden. Doc fand ſie in den Tropen bis 4000′ Höhe. In der Andes - kette, wenn man zu dem Punkt kommt, wo die China-Rinde aufhört bis zur Ebene von Antisana, und zum Chimboraſso, fin - det man mehre Wolkenſchichten über einan - der. Bouguerhat der Probabilitäts Rech - nung unterworfen, von wie viel Luftſchich - ten, die ſich vorſetzen, es abhänge, um ein Signal zu ſehen daß in der Tiefe bemerkt iſt. DieDie Wolken liegen auf dem Meere überall da, wo ſelbſt nur ganz flache Inſeln ſich befinden, wahrſcheinlich herrührend aus der electriſchen Span - nung der Luft. Für die Seefahrer iſt dies von großer Wichtigkeit, indem ſie ſo in Stand geſetzt ſind, durch die Wolken die Lage der Inſeln zu erkennen, eben ſo als wenn ſich ein Berg von 5000′ Höhe dort befände.

Daſselbe findet ſelbſt bei Sandbänken ſtatt. Da wie wir oben geſehen, das Waſser bei Untiefen kälter iſt, ſo bilden ſich Wolken über dieſelben Die Wolken wirken zwiefach auf die Atmosphäre: 1, erkältend, da ſie die Intenſität des Lichts vermindernEs iſt eine merkwürdig Er - ſcheinung in Peru, wo die Temperatur ſo kalt iſt daß das Thermometer bis auf 12° R. herabsinkt, während in den übrigen Gegenden gleicher Breite, es nie bis unter 17° R. ſteht.

2, Wirken die Wolken weit mehr nach Wärme erregend indem ſie das Ausſtralen des Erdkör - pers verhindertn. Es wird nun dies Ausſtra - len verhindert, wenn ein anderer Körper ſich da befindet, die dann gegenseitig ausſtralen, bis ſie hinsichts der Wärme ſich im Gleichgewicht geſetzt haben; das Thermometer ſteigt dann, bei dem Körper, der vorher wenigenrWärme hatte. Wels437 Welsüber die Theorie des Thaus und der Erkältung giebt 2 Bedingungen an, die eintreten müſsen, um eine Erkältung hervorzubringen. 1, ein wol - kenleerer dunſtfreier Himmelund2 völliger Man - gel von Bewegung der Luft. Es iſt dies zwar anders als bei der Kälte die durch Verdunſtung entſteht; hier iſt eine nothwendige Bedingung, daß durch den Wind die ſich bildenden Dunſtſchichten weggejagt werden, damit immer wieder neue Ver - dunſtungen entſtehen können, Welshat gefunden, daß Körper die eine größe Dünnigkeit haben wie Gras, Blätter, Wolle, Papierſtreifen u. ſ.w. gegen einen wolkenlosen Himmel bis auf 6 und erkältet werden können durchbloße Ausſtralung; Metalflächen nur auf . Hierauf beruht die kalte erregende Eigenſchaft der Wälder: nicht dadurch daß durch ſie ein Theil der Umgegend in Schatten geſetzt wird, ſondern weil bei unſere Dicotyledonen, die Blätterorgane, das Apendicular Sÿſtem, ſich mehr erkältenals dünneBlä〈…〉〈…〉tterKörper⟨⟩n.

Die Winde hindern die Erkältung weil ſie wärmere Luftwinde(ſchichten?) herbei führen, daher iſt Windſtille eine Bedin - gung bei dieſer Erkältung durch Ausſtralung. Das Eismachen in Indien beruht hieraufJeJe ruhiger die Atmosphäre iſt, um ſo ſchneller iſt dieſe Erkältung, immer iſt dann auch mehr Thau ge - fallen. Es hängt hiermit auch die Theorie der Andeskette zuſammen, daß der rothe Mond - ſchein im Anfang des Monats Mai ſehr ſchäd - lich iſt, ebenso daß es friere wenn der Him - mel ſternklar iſt.

[46. Vorlesung, 31.03.1828]

Die Meteorologie hat ihren geographiſchen Theil der ſich dadurch von dem physiſchen unterſcheidet, daß nicht ſowohl hier die einzelnen Phänome erklärt werden, als vielmehr die geographiſche Vertheilung derſelben auſeinander geſetzt wird. Bis jetzt iſt noch kein Zweig dieſes Theils, der Luftförmigen Hüllen geographiſch bearbeitet als die Wärme: das Meteorologiſche: die Höhe der Wolken in den verſchiedenen Zonenpp hat erſt ſeit kurzer Zeit begonnen.

Thau.

Der Thau entſteht durch die Ausſtralung der[Wärme] beſonders aus leichtern Gegen - ſtänden, und durch das dadurch herbeigeführ - te Niederſchlagen des Waſsergaſes. Auf dem Meere thaut es nur ſehr wenig, weil hier der Unterſchied der hohen und niedrigen Re - gionen weit geringer iſt.

Viel439

Viel häufiger und ſtärker thaut es in den Tropen als in den temperirten Zonen, weil in jenen weit häufiger ein wolkenfreier Himmel iſt. Den Seefahrern iſt ſtarker Thau ein Zeichen, daß ſie nicht weit von der Küſte entfernt ſind.

Regen.

Die Bildung des Regens, die lange Zeit zwei - felheft geweſen iſt, rührt von vielen Ursachen zugleich her. Die wichtigſte davon aber iſt daß die Expansivkraft der Dämpfe nicht mit der Tempera - tur das Gleichgewicht halten kann. Wenn nun Luft von verſchiedenen Temperaturen zuſam̃en ge - miſcht wird, ſo enſteht eine mittlere Tem - peratur〈…〉〈…〉in derdie Dämpfe ſich nicht mehr zu halten vermögen, und als Regen herabfallen. Das Regenwaſser ſcheint nicht verſchieden zu ſein in den Tropen und den temperirten Zonen. Doc. ſelbſt hat es unterſucht.

Berzeliushat keinen ſalzsauren Kalk, wohl aber Salpetersäure im Regenwaſser gefun - den. Brandeshat ſich in neuern Zeiten viel damit beſchäftigt.

Es iſt ein merkwürdiger Augenblick wo in den Tropengegenden die Regenzeit mit der Trockenheit wechselt; man nennt die Regenzeit gewöhnlich den Winter, die andere den Som̃erNovemberNovember, December, JanuarundFebruar Der Anfang der Regenzeit hängt zuſammen mit dem Aufhö - ren der Paſsatwinde. Wenn es in 6 oder 8 Mo - naten gar nicht geregnet hat, und der Himmel bis dahin ganz wolkenfrei geblieben iſt, ſo ſieht man die Blaue des Himmels ſich ändern, des Hygrometer zeigt mehr Feuchtigkeit in der Luft an, und zugleich funkeln die Sterne in den Nächten. Man ſieht darauf tief am Horizont im N.O. Wolken aufſteigen; das Blasen der Paſsatwinde hört auf; das Electrometer ändert ſich eine zeitlang ſehr geſchwindeundbleibt dann auf einmal ſtehen. Nach und nach ſieht man aus den entſtandenen Wolken ein Wetterleuchten und der Himmel bezieht ſich nach und nach. Es iſt dies im Anfang des Monats April wo die Sonne aus dem ſüdlichen Zeichen zu dem nördlichen übertritt.

Die Pflanzen in den Tropen ſind ſehr waſser - reich, trotz der langen Dürre. Die Thiere die ſich deſsen bewußt ſind, arbeiten ſich durch die Stacheln der Kaktus Arten hin - durch, um dieſe verborgenen Waſserquel - len zu genießen.

So lange nun die warmen Schichten unter demAequator441Aequator ſich erhoben, ſtrömte die Luft von dem Pol zum Aequator, und die Waſser - dünſte welcheſich erhoben, wurden immer ver - jagt bevor ſie ſich zu Wolken bilden konnten. Sobald die Sonne in die nördliche Zeichen tritt, fängt der Sommer in den temperirten Zonen an, die nördlichen Gegenden werden ebenfalls erwärmt, und die Strömungen können daher nicht mehr vom Pol nach dem Aequator hin - gehen. Statt den bisherigen Paſsatwinden tritt eine Windſtille ein. Ja ſie gehen ſelbſt bisweilen in Waſserwinde über. Das Waſser wird nicht mehr verjagt, und muß ſich daher in der Atmosphäre an - häufen und Wolken bilden.

Die Quantität des Regens iſt in den Zonen verſchieden. Bei uns beträgt ſie gewöhn - lich 18″ bis 24″, in den Tropen dagegen 108″ Doch giebt es ſehr viele Ausnahmen, ſo iſt in England eine große Differenz zwi - ſchen der Quantität Regen welcher an der Oſtküſte, und welcher an der Weſtküſte fällt. An der Weſtküſte 45″ wenn an der öſtlichen kaum 22″ fallen. Ahnlich hat es Buchin Skandinavien gefunden. WährendWährend auf der Küſte der Halbinſel Bergen 70 bis 92″ Regen fällt, ſo fällt im Innern von Schweden nur 15 bis 14″.

In den Tropen fällt demnach 4 bis 5 mal mehr Regen als in den temperirten Zonen, obgleich es dort nur wenige Zeit regnet. Die Ursache ſcheint von der größeren Höhe der Wolken in den Tropen herzukommen. Je höher die Wolken ſind, deſto größe - re Tropfen kommen herab, da ſich die Regentopfen vergrößern, je länger ſie fallen, indem die Dün - ſte in der Atmosphäre an den kalten Topfen heranſchlage. Das Regenwaſser iſt gewöhnlich 1¼° kälter als die Luft, Boigernaufand es 1½° kälter.

Doc. hat hiervon eine Ausnahme in Ameri - ka gefunden, wo das Regenwaſser wärmer als die Luft war; die Ursache mag in den dichtern Wolken liegen, wo die Stralen der Sonne die untere Luft nicht erwärmen könne, ſondern in den Wolken feſtgehalten werden.

In neuern Zeiten hat man in der tempe - rirten Zone ſonderbare Regengüße wahr - genommen, wo in einem Tag mehr Regen gefallen iſt, als ſonſt in einem Jahre geſehen wurde. In Tambu de la Poſte fiel in 22Stunden443Stunden 2′5″ Regen. In 24 Tagen in Ca - yenen nach Capt. MouziusBeobachtungen 12′. 7″. Man hat die Bemerkung gemacht wenn man den Regen auf den Höhen und in der Ebene ſam - melt, ſo fällt weniger oben, als unten.

In Frankreich hat man ſeit 10 Jahren Meſsungen darüber angeſtellt. Bouvardfand daß auf dem 90 Fuß hohen Observatorium ein Unterſchied von ¼ mehr Waſser unten zeigte als oben.

Schnee.

Der Schnee iſt nach den verſchiedenen Zonen, verſchieden. Ueber die Kryſtallisation des Eises iſt man noch nicht ganz genau unterrichtet, ob die Figur der Kryſtalle verſchieden iſt nach den Zonen. Man hat lange geglaubt, daß ſie h[?]exaedriſche Prismen ſeien, neuere Unterſuchungen haben gezeigt daß es Romboedra ſind, deren Winkel 60 und 120° betragen. Mitſcherlighat die Entdeckung gemacht, daß der Schnee in verſchiede - nen Kryſtallformen erſcheint je〈…〉〈…〉nachdem das Waſser in andern oder andere Umſände über - geht. Gewiß iſt es, daß der Schnee eine größere Quantität Luft enthält als das Eis. Doc. und Gay LusſacVerſucheJedesmal wenn das Waſser gefriert, wird Luft ausgeſtoßen, aber doppelt ſo viel wenn ein Fluß in Eis übergeht, als wenn Schnee ſich bildet.

Die

Die Eis Kryſtalliſation und die Bildung des Schnees hat Scoresbyeiner nähern Unterſuchung unter - worfen und überall die Kryſtallisation dieſelbe gefunden.

In denTropengGegenden iſt die Bildung von Kry - ſtalliſationen der Waſserdämpfe ſehr merkwürdig, beſonders auf dem Höhen. Die Sprache der dorti - gen Bewohner hat beſondere Ausdrücke um die Mit - teldinge dieſer Anhäufungen von Kryſtallisationen auszudrucken.

Es ſchneit weit häufiger unter den Tropen, wenn die Temperatur über dem Gefrier Punkt ſteht, als wenn ſie unter demſelben ſteht. Scoresby, Parryund Savyhaben gefunden daß es auch noch bei einer Temperatur von 10° ſchneit. Doc hat in der Abbildung der iſothermen Li - nien angegeben wo es noch ſchneit. Unter dem Aequator bei einer Höhe von 12000′ bei 20° Breite unter den Wendekreiſen auf 9200′ Höhe. In Mexiko nur höchſt ſelten, einmal bei 6000′ Höhe.

Die Quantitaet das Waſsers, die man aus dem Schnee ziehen kann, iſt nach Doc. Unterſuchun - gen wenn man ihn ſehr zuſam̃enpreßt, nur 1 / 12 aber wenn man dies nicht thutnach Volumen

Eine445

Eine ſonderbare Beobachtung will man in Schott - land gemacht haben, wenn Leuchten des Schnees in Argoshire. Hr Schweiggerwill daſselbe bemerkt haben, Doc hat es nie geſehen Es wurden dort auch die Finger leuchtend wenn man in den Schnee gefaßt hatte. Es wurde dies mit den meteorologiſch elektriſchen Erſcheinungen zuſammen hängen.

Hagel.

Eine andere Bildung des ſtarren Waſsers iſt der Hagel. So viel man ſich mit Er - klärung dieſes Phänomens beſchäftiget hat, ſo iſt es in neuern Zeiten nur noch räthſelhaf - ter geworden. Es hagelt faſt gar nicht am Pol, mehr im ſüdlichen Europa als im nördlichen,undwieder gar nicht in der Tro - pen Zone. Es kann nicht ſein, daß die Hagelkörner dort ſchmelzen während ſie herabfallen, denn im ſüdlichen Europa herrſcht häufig dieſelbe Wärme wie in den Tropen Gegenden. Es hagelt dort erſt auf einer Höhe von 10000′. Im ſüdlichen Europa hagelt es am meiſten, am Ausgan - ge der Alpenthäler in der lombardiſchen Ebe - ne etc; nur ſehr wenig auf den Höhen der Alpen, und dagegen ſehr häufig in denTropenTropen Zonen auf großen Höhen. Es hagelt ferner weniger bei Nacht als bei Tage; man glaubte ſogar daß es in der Nacht nie hagle[?], und[?] ſtellte die Meinung auf daß die Gegenwart der Sonne zur Bildung des Hagels nothwendig ſei. Man hat jedoch Beispiele daß es auch in der Nacht gehagelt habe, und[?] die Gegenwart der Sonne ſcheint wohl nicht als leuchtend, ſondern nur als wärmend nothwendig zu ſein, und[?] kann des - halb auch von anderer Wärme erſetzt werden. Die Größe der Hagelkörner iſt weit beträcht - licher in den ſüdlichen Gegenden, als in den nördlichen. Heyneauf ſeiner Reiſe nach Indien erzählt von einem Hagelkorn, das ſo groß wie ein Elephant geweſen ſei, als es aufthauete ſei es ſehr ſtinkend geweſen; er giebt als Ursache dieſes Geruchs Schwefel - kies an, das darin enthalten geweſen ſein ſoll. Das ganze iſt wol nur Fabel. Man müßte vorausſetzen, daß ſich〈…〉〈…〉 Meteorſteine mit dem Hagel verbunden hätten, was wohl nicht wahr - ſcheinlich ſein dürfte.

In Orenburg ſoll man große Hagelkörner gefunden haben, in denen Schwefelkies ent - halten war.

Die Form der Hagelkörner iſt ſehr verſchiedenund447und oft ſehr wunderbar. Es iſt eine Folge ihrer Rotirung daß ſie gewöhnlich abgeplat - tet ſind und Aehnlichkeit mit der Form der Weltkörper haben. Doc. hat ſelbſt kleine Sa - turn Ringe an Hagelkörnern bemerkt, kleine Ringe die den Hagelkorn umgeben und ſich ab - löſsen; einmal ſah er dies Phänomen in Euro - pa und 2 mal in Amerika.

Buchhat im Norden Hagelkörner in Kegel - geſtalt gefunden, die eine Spitze nach oben hatten.

Ein merkwürdiges Phänomen in der Andes Kette iſt der rothe Hagel: und wenn es beim rothen Schnee noch zweifelhaft iſt, ob die Ve - getation die dieſe Farbe erzeugt ſich im Schnee bildet oder in der Atmosphäre ſelbſt wäre, ſo iſt dies bei dem rothen Hagel noch mehr. Es iſt um ſo merkwürdiger daß es rothen Hagel in der Andeskette giebt und keinen rothen Schnee, ſo viel Doc zu erfahren geſucht hat, hat er nie erfahren können, daß ja dort rother Schnee gefallen wäre. Voltahat lange geglaubt, daß die Entſtehung des Hagels eine Folge von Verdunſtung ſei, unter eine ſehr geringen Druck. Allein ſ[?] weiß man daß auch durch die Ausdehnungderder Luft ſich Kälte erzeugen kann, und[?] es iſt daher nicht nöthig die Verdunſtung anz[u]nehmen. Wahrſcheinlich hängt die Bildung des Hagels auch mit elektriſchen Phänomen zuſammen. Eine merkwürdige Erſcheinung iſt auch das Rasseln welches man vor dem Herabfallen des Hagels hört es entſteht durch das Aneinanderſchlagen und Reiben der Hagelkörner. Das Rasseln hört man weit we - niger in den Tropen Zonen als in den temperir - ten, vermuthlich weil die Wolken dort weit höher ſind.

[47. Vorlesung, 01.04.1828]

Climatologie

Clima. Luftw[?]rme.

Die W[?]rme-Vertheilung iſt das Wichtigſte von den meteorologiſchen Gegenſtänden, ſie hängt enge mit der Geſchichte der Menſchheit zuſammen. Die Cultur, das burgerliche Leben der Völker, die Entwickelung des Gei - ſtes, werden durch ſie bedingt.

Geſchichtlich finden wir, daß in den gemäſtigten Zonen ſich am meiſten der vortheilhafte Ein - fluß auf den Geiſt der Menſchen gezeigt hat, daß hier die Cultur zuerſt entſtand, und die größten Fortſchritte machte. Aber wie verſchie - den iſt der Begriff der gemäßigten Zonees449es iſt ein großer Strich Landes den wir mit dieſem Namen bezeichnen, und wie verſchie - den ſind nicht die Temperatur Verhältniße in dem - ſelben, der nördliche Theil in dem eine mittl. Temperatur von 6 bis herrſcht der mittle - re, welcher die mittlere Temperatur von 10° hat, in der der Oelbaum gedeiht, und[?] wieder andern Gegenden in den Breiten von 30 und[?] 40° wo eine mittl. Temperatur von 18 bis 20° herrſcht, die Zone des Zuckerrohrs etc. die man nur in ſo fern gemäßigt nennen kann, als ſie nicht zwiſchen den Wendekreiſen liegen, obgleich ſie eigentlich der Temperatur nach zu den Tro - pen gehören.

Die Leiſtungen der Griechen zeigen uns wel - chen vortheilhaften Einfluß die gemäßigte Temperatur auf ihre Entwickelung hatte. Phociusſpricht ſchon darüber in einer ſehr ſchönen Stelle, wo er auſeinanderſetzt wie heilsam das Klima von Griechenland für Geiſt und Gemüth iſt. In Asien finden wir die mittlere Sommer-Temperatur,〈…〉〈…〉 bis 250° R. wo die Cultur die erſten Wur - zeln ſchlug. Aber auch in den heißeſten Ländern finden wir Literatur ſo in Meroëeineneinen[Prieſterſtand], die〈…〉〈…〉Homeriden, Sabäer in Ara - bien, und endlich die Indier, und zwar nicht in dem Theil welchen Alexandereroberte, ſondern in dem weit ſüdlicheren Theile von Indien. Es iſt die Literatur nicht auf Bergebenen geweſen, wie man in neuern Zeiten zu Gunſten der gemäßigten Klimate zu glauben ſich geneigt fühlten, ſondern bis zu den Wendekreiſen hat ſie ſich in den Ebenen gezeigt, in Gegenden wo man mehre Monate hindurch eine Tempera - tur von 26 bis 27° R. hat, und das Klima ſo un - gemäßigt iſt, daß das Thermometer im Sommer im Schatten 34° zeigt, wogegen es in andern Monaten bis auf herabsinkt.

Dies zeigt, daß vom Aequator bis zum 45° der Breite, wo eine mittlere Temperatur von 10. bis 18° herrſcht und die Cultur des Ölbaums, Wein - baums und Zuckerrohrs ſich findet das Clima kei - nesweges der Entwickelung des menſchlichen Geiſtes entgegen ſtand. Möglich wohl, aber nicht erwiesen iſt es, daß in dem Staat der Meroe keine Urkultur war, ſondern daß dieſe erſt durch eingewanderte von Norden herkam, aber wenn dies auch der Fall iſt, ſo ſteht doch dieſem entgegenMemphis451Memphis Babylon pp wo man doch noch ein an einer Urkultur hat zweifeln können. Anders iſt der Einfluß einer übermäßig niedere Temperatur da wo die mittlere Temperatur des Winters und die des Sommers nicht erreichtwo bei uns die Birken ausſchlagenda wo die Vegetation nicht überall hat dem Menſchen folgen können, und die Cultur der Cerealien, ja ſelbſt der Gerſte aufhört, hat auch keine Literatur entſtehen können. So in Ameri - ka von 53° d. B. an; in Europa iſt Skandi - navien und der ganz weſtliche Theil das nördl. Landes ſo gegliedert, und wird durch die Winde welche über das atlantiſche Meer hinſtrömen ſo erwärmt, daß die Gerſte nach Buchs Un - terſuchungen bis 69½° d. B. gebaut werden kann. In Asien an den Ufern des Je - neſeÿ dagegen iſt das Klima der Bildung der Menſchenheit ſo ſchädlich geweſen, daß wenn man die Bewohnen dieſer Gegenden mit denen von Central Asien ſelbſt mit den hunniſchen und mongoliſchen Stämmen vergleicht, jene Barbaren genannt werden können, in Ver - gleich mit dieſen. Im centralen Asien iſt immer eine Art von Cultur geweſen,freilichfreilich die jetzige nicht mehr der frühern gleich zu ſchätzen, aber doch immer höher als am Ob und obern Jeneſei. Man denke nur an Timur, an die Sternwerke in Samarkand die mon - goliſchen Ursprungs iſt u. ſ.w. Wo in den nördlichen Theilen Cultur exiſtirt, iſt ſie aus den ſüdlichen dahin verpflanzt worden; wo ſie aber einmal eingeführt iſt, kann ſie auch ſelbſt in den nördlichſten Gegenden ſich erhalten. Nicht ſo iſt es in den wärmeren.

Wenn man auch alle Luftphänomene berücksich - tigt, ſo muß man doch annehmen, daß die mittl. Temperatur von den verſchiedenen Arten, wie die Höhe der Sonne gegen den Art iſt, und alſo von dem Winkel der Sonnenſtralen allein abhängt. Dies gilt(?) zugleich von der Menge der absorbirten Stralen, von der Zahl der Sonnenſtralen, welche der Horizont aufgreift. Je mehr von den Sonnenſtralen absorbirt wird, deſto mehr erwärmt ſich der Boden.

Von bis 20° iſt die Zahl der absorbirten Stra - len beinahe die nämliche. Daher iſt unter dem Aequator beinahe dieſelbe Wärme wie unter 20° d. B. Es iſt daher die Wärme eine Function der absorbirten Stralen, ſie hängt es vondem453dem Verhältniß der absorbirten und reflec - tirten Stralen. Dieſes kann abgeändert werden theils durch die Richtung der Ebenen theils durch die Beſchaffenheit des Bodens je nachdem ſie mehr Stralen zurückwerfen oder nicht, theils endlich durch die Höhe der Sonne. Daher haben die Berge einen großen Einfluß auf die Temperatur. Daher der große Unterſchied der in der Ebene der Lombardei iſt, gegen andere Länder in derſelben Breite. Unter allen Inſtrumenten, mit denen quan - titativ die physiſchen Erſcheinungen gemeſsen werden können, iſt das Thermometer das je - nige geweſen, was dem menſchlichen Geiſte die meiſten Ideen gegeben und[?] ſeinen Hori - zont weiter verbreitet hat. Im Jahr 1600 wohl ein Holländer Drebbezuerſt die Ent - deckung; ſelbſt Halleyhat ſeine großen theo - retiſchen Unterſuchungen noch zu einer Zeit gemacht, wo noch nicht zu ſolchen Beſtimmun - gen das Thermometer gebraucht werden konnte. Erſt Reaumurgebührt das Verdienſt durch ſeine Eintheilung es für die Vergleichung der Temperatur brauchbar zu machen. Er kam zuerſt auf die Idee die Temperaturderder Tropenzonen mit der der temperirten zu vergleichen, und gab deshalb den Miſsio - nairen nach Indien Thermometer mit. Man traute den Inſtrumenten förmlich nicht mehr da ſie[einen] weit geringeren Grad der Wärme in den Tropen anzeigten, als man ſich vorgeſtellt hatte, daß dort herrſchen müſse. Da man ſich aber näher von der Richtigkeit der Anzeigen dieſes Inſtruments überzeugte, ſuchte man die Ursache vielmehr im Phaenomen ſelbſt. Es iſt wenig Unterſchied in der Wärme ob die Stralen unter einen Win - kel von 80° oder 100°*)Franzöſ: Grade; die Franzosen theilen den Aequator in 100 Theile. einfallen.

Wenn aber auch die Temperatur hauptsächlich von dem Einfalls Winkel der Sonnenſtralen abhängt, ſo iſt doch häufig vergeſsen worden, daß die Dauer der Wirkung die Stärke derſelben compensiren kann. Unter den Tropen würde eine Hitze ſein, die gar nicht auszuhalten wäre, wenn die Tageszeit länger wäre als die der Nacht, da aber alle 12 Stunden gleichmäßig ſich der Zuſtand abwechselt, ſo kann die Erde wieder einen Theil der Wärme, dem ſie währenddes455des Tages erhalten hat, während der Nacht ausſtralen, und ſich abkühlen. Auch der Wol - kenlose Himmel in den Tropen trägt zur Abkühlung bei, da dieſer weit mehr das Aus - ſtralen des Bodens zuläßt, als wenn ſich Wolken darüber befinden. Die heißeſte Tem - peratur iſt ſogar während einiger Monate höher unter dem Wendekreiſen als unter dem Aequator, da die Dauer der Nacht dort kürzer iſt, ſobald die Sonne im Zenith ſich befindet.

Das Ganze zuſammen faſsend, ſo iſt es nothwendig, die einzelnen Modificationen der Erdoberfläche zu betrachten, wie ſie erwärmend oder erkältend wirken können.

Einfluß der Berge in der Nähe der Ebenen.

Die Berge da wo ſie in die Ebenen ausgehen wirken erwärmend als Polygo - nal Flächen, ſchützend aber nur in den Ge - genden wo ſie die kältern Winde abhalten. Man hat ehedem dieſem letztern Umſtand mehr zugeſchrieben als ihm gehört, weil man immer auf kleinere Verhältniſse bezogen hat, was größeren kosmiſchen Phä - nomen angehört. Die Griechen legten ſehr vielen Werth darauf

Die

Die Berge wirken zweitens erwärmend da - durch, daß ſie dichte Erdmaſsen ſind, die in die Luft als Untiefen hervortreten. Sie absorbiren mehr Lichtſtralen als die Luftſchichten, und erwärmen ſich deshalb auch weit mehrſiehe Wolken

Aber die Nähe der Berge iſt auch Kälte erre - gend durch Herabſtrömen der höheren, kälteren Luftſ〈…〉〈…〉chichten; man merkt dies wenn man mit ei - nem Thermometer beobachtend einen Berg hinauf geht. Durch den courant ascendant werden, wie bereits früher geſagt, kleine Insecten und[?] Grasarten (wie bei Caracas entdeckt wurde. ) nach den Höhen geführt, ebenso da keine Strömung ohne eine Gegenſtrömung exiſtiren kann, kom̃en Luftſtrömungen von der Höhe der Berge längs dem Abhange deſselben nach der Tiefe herab, daher iſt es am Fuße der Berge oft kälter als in einer freien Ebene. Doch muß man dieſer Erſcheinung nicht zu viel zuſchreiben. Wenn man von der geringen Wärme in Peru ſpricht, ſo hat man lange geglaubt, daß ſie eine Folge der Schneeberge wäre. Es exiſtirt aber am Chimborasſa, Pichinka Koto papin etc. daſselbe Klima wie in den übrigen Gegenden, ſo daß dies keinen ſolchen bedeutenden Einfluß haben kannS. Waſserſtrömungender Einfluß iſt nur augenblicklich. Ferner457Ferner wirken die Berge auch Kälte er - regend, durch ihren Schatten, indem die Son - ne auf einem großen Theil der Fläche eher untergeht als auf der Ebene.

Einfluß der Beſchaffenheit des Bodens.

Nicht aber nur die Nähe einer Gebirgskette wirkt auf die Temperatur einer Ebene ſondern noch mehr der Zuſtand der Ebene ſelbſt, je nachdem ſie rund oder glatt iſt und die Farbe, je nach dem dadurch die Capacitaet des Bodens für die Wärme gro - ßer oder geringer iſt, und je mehr oder weniger ſie ſich durch die nächtliche Stralung erkältet.

Davyhat gefunden daß ſchwarzes Erdreich eine Stunde der Sonne ausgeſetzt auf der Oberflä - che um 15 bis 24° R. erwärmt wird, wogegen Mergel vom Flötzgebirge ſich in der Zeit um wie 15 bis 16½° erwärmte. Eben ſo aber iſt der Unterſchied auch bei der Erkältung durch Ausſtra - lung; bei der ſchwarzen Erde wenn das Ther - mometer in ½ Stunde ſchon um geſunken wogegen bei dem Mergel es nicht um abge - nommen hatte.

Einfluß der Moräſte und Wälder

In denjenigen Gegenden wo die Moräſte nicht gefrieren, wirken Moräſte und Seenerwärmenderwärmend. Sie temperiren die Sommer - wärme und eben ſo die Kälte des Winters, wie das Meer. Aber wo ſie gefrieren bilden ſie kleine Gletſcher, die erſt im Frühjahr aufthauen, und wirken ſo erkältend.

Die Wälder wirken erkältend, nicht ſowohl als Schatten erregend, ſondern hauptsächlich als ſtralende Körper, wegen ihres Apendikulär Syſtems (: ſ. Thau:)

Reinheit und[?] lichtſchwächende Kraft der Atmosphäre.

Auf ähnliche Art hat auch die Reinheit und die lichtſchwächende Kraft der Atmosphäre ſelbſt Einfluß auf die Temperatur. In den Tropen Gegenden und in der temperirten auf den Bergen wo nur weniger Waſserdämpfe ſich anhäufen iſt die Stralung des Erdbodens weit größer, als in den tiefern Gegenden der temperirten Zone, wo die Gegenwart der Wolken das Ausſtralen des Bodens verhindert. Dagegen iſt aber auch in den Tropen wegen der Reinheit der Luft die Wirkung der Sonnenſtralen weit größer, als da wo die Dämpfe die Durchsichtigkeit der Luft vermin - dern. Merkwürdig iſt die Erſcheinung im ſüdlichen Theil von Peru wo es 5 bis 6 Monate lang nicht regnet, iſt einige Monate hindurch eine ſolche Reinheit der Luft, daß man die Sonne mit bloßen Augen ſehenkann459kann, und ſie wie der Mond als eine Scheibe er - ſcheint. Sie kann dann ſo wenig wirken, und die Stralen kommen ſo ungeſchwächt herab, daß das Ther - mometer bis 13 oder 14° herabsinkt. In Parama - ta | Peru | das 10000′ über d. M. liegt iſt die mittl. Temperatur noch 14° R. In dieſer Hochebene gefriert im heißeſten Sommer das Getreide während der Nacht, da die Ausſtralung zu ſchnell iſt. Bei Tage hat Doc faſt alle Monat das Thermometer auf 17° R. geſehen, aber in der Nacht nimmt die Wärme ſo ab, daß man nichts an dem Ther - mometer ſehen kann, aber aus dies Phänomen daß des Getreide erfriert, eine auſserordentliche Kälte eintritt.

[48. Vorlesung, 02.04.1828]

Landluft. Seeluft.

Die geographiſche Verbreitung der Temperatur läßt ſich in 2 große Hauptabſchnitte theilen, als Landluft und Seeluft, in ſo fern alſo der Bo - den der Atmosphäre das Starre iſt oder das Meer. In der Seeluft ſelbſt ſind 2 Modificationen, je nachdem die Atmosphäre ruht auf dem flüſsigen Meeroder dem feſten Meer (Eis)

Winde

Die Winde kann man entweder betrachten als bloße Bewegungen, ohne auf ihre Richtung zu ſehen oder indem man ihre Richtung betrachtet von wo ſie her - kom̃en.

Betrachtet

Betrachtet man ſie im erſten Fall, ſo ſind im Allgemeinen die Winde erkältend, indem ſie die Wolken verjagen und dadurch die Ausſtralung | Radiation | der Erde vermehren. Parrybemerkt daß man bei einer Kälte von 37° unter dem Gefrier Punkt ſehr gut aushalten konnte wenn kein Wind ging, aber bei dem geringſten Wind konnte man kaum 25° unter dem Gefr Punkt ertragen. Im andern Fall, indem man die Richtung der Winde betrachtet, kann man wieder 2 Fälle un - terſcheiden: entweder man betrachtet ſie nach den Cardinal Punkten, oder nach der Oberfläche von welcher der Wind herkommt. Die Land und Seewinde ſind beſonders in einem Meere das mit vielen Inſeln bedeckt iſt von ſehr gro - ßer Wichtigkeit für die Schiffarth. Bevor man genau dieſe Winde kannte, mußte man große Umwege machen. So von Manila nach Peru, wo man in wenigen Tagen hinkommt, mußte man? um zurück zu kommen weit nach Norden hin ſteuern und einen ſolchen Umweg machen, daß man einige Monate brauchte. Jezt iſt dies nicht nöthig, wenn man auf den Wechsel der Land und Seewinde Acht giebt ſo iſt es leicht direct zurück zu fahren.

Eben ſo iſt es wenn man von Chili nach Peru will. Von Chili nach Guajaquil kommt manin461in 3 Tagen, um zurück zu kommen braucht man Monat, weil man weit herab nach Süden fahren muß, um den Winden zu ent - gehen.

Das Wichtigſte bei den Winden ſind die Cardi - nal Punkte, diejenigen von wo der Wind her - weht. Ein allgemeines Geſetz iſt: einjeder Wind der von einem heterogenen Pol herrſcht ſtört die Reinheit der Luft. (?)In den temperir - ten Zonen hängt alle Temperatur ab von N. O. und[?] S. W. Winden, in welcher Zeit ſie zu uns gelangen, ob ſie Zeit gehabt haben ſich zu erkühlen, oder zu erwärmen.

Die Schnelligkeit des Windes, nach allen Beob - achtungen von Kraftund denen welche der treff - liche Physiker Herr Wollmannin Cuxhaven ange - ſtellt hat, kann man auf 24′ in der Secunde an - ſchlagen. Er macht daher 4 Meilen in einer Stunde er braucht daher mehr als 4 Tage, um von Nova Zem - bla zu und zu gelangen, von der Küſte von Africa bis gegen Berlin kann er dagegen in 2 Tagen ge - langen; es können dieſe daher weit mehr Wärme herbringen als jene Kälte.

Die Monzune oder Mouzons ſind Winde die in dem großen Busen des alten Continents im indiſchen Meere wehen, und wegen ihrerentgegenentgegen geſetzten Cardinal Punkten ſehr merk - würdig ſind. Die ungleiche Erwärmung, je nach - dem die Sonne nördliche oder ſüdliche Declination hat, bringt dieſen berühmten Wechsel hervor; wenn nämlich ein Theil ſehr erwärmt wird, während der andere noch nicht dieſe Wärme hat, ſo muß ein Wind entſtehen, je nach dem Stand der Sonne werden dieſe Winde entweder N.O. oder S.W. Winde. Man ſollte nicht Monzune ſondern Mouzons ſagen, dann wiewohl das Wort französiſch klingt, ſo iſt es doch malayiſch mouzin bedeutet ſo viel als Jahreszeit.

Schon von Arrianwurden dieſe Winde mit den etheſiſchen verglichen die von N. W. her - kommen. Wahrſcheinlich treten noch andere Luft Phänomene hinzu, die den großen Contraſt der Winde dort herbei bringen.

Es ist a.4631

Es iſt ſehr wahrſcheinlich daß es nicht des Abhangs eines Gebirgsbedarf damit die Luft von oben herab - komme, ſondern daß bei jeder Strömung der Luft nach oben hin, noch ein Theil der kalten Luft aus den obern Regionen herabſteige. Herr v Buchhat dieſe Bemerkung ſchon bei den kanariſchen Inſeln gemacht; vermuthen kann man dieß im Innern von Afri - ka, wo ſo etwas ſtatt findet; es iſt dort nicht wärmernach Cleptonals in Aſien. Aber biswei - len tritt in den dortigen Tropengegenden eine außerordentliche Kälte ein. Dr Ehrenbergfand auf ſeiner letzten Reiſe unter 19° O Br. in Dongola, daß das Thermometer im Monat December bei Nord - winde bis auf 2½° R. herab sank. 54Alle Verſuche Doc in Weſtindien zeigten daß das Thermometer nie unter 16 bis 150°herabſank. Es iſt wahrſchein - lich daß die Erſcheinung in Afrika nicht von den Nordwinden allein herkommt, das dieſe ſich erwär - men wenn ſie über die Wüſte ſtreichen; vielleicht daß der Contraſt mit der obern Luft die Urſache iſt; vielleicht aber auch die Dämpfe, wenn eine ſehr große Trockenheit entſteht und die untere Luft ver - dünnt wird, ſo ſinkt die obere ſchwere herab.

Es kann Kälte erregt werden wenn ſehr trockene Luftſchichten ſich in feuchte ergießen. Gaylupachat durch Verſuche gefunden, daß wenn man trokene Luft auf angefeuchtetes Papier ſtreifen etc. ſtrömen läßt man die Wärme derſelben um 10° herabbringen kann, weit mehr alsHerr Welsdurch die Radiation ge - funden hat. Etwas Ähnliches ſcheint bei der ſehr trockenen Luft in Afrika zu ſein, wo die Kälte ſo groß wurde daß der Dr. Qudenayden Tod fand. DurchHerrn Savyhaben? wir nähere Aufklärung darüber bekommen wie - wohl er ſelbſt es ſich nicht erklären konnte. Der Har - maltanwind der über die Wüſten ſtreicht brachte das Thermometer auf einmal bis auf 15° R. herab; es dehnt ſich dadurch unter die untere Luft aus und die höhere die kälter iſt ſinkt als ſchwerer herab

Einfluß des Meers Küſtenklimate. Die Nähe des Oceans bringt die Contraſte hervor die ſich zwiſchen dem Küſtenklima und dem Continental - klima finden; Buchund Barenberghaben ſich viel mit dieſem Gegenſtand beſchäftigt. Den größten Contraſtfindet465findet man auf der ſkandinaviſchen Halbinſel. An der Küſte unter 70° dbr iſt die Schneegrenze ſehr tief, und nur 1½° weiter gegen Norden findet man ſie erſt auf einer Höhe von 2200 Fuß. Die Schnee - grenze hängt aber nicht von der mittlern Tempe - ratur des ganzen Jahres, ſondern von der mittlern Temperatur des Sommers ab. Eben ſo auffallend hat Doc ſelbſt in der Bretagne die Verſchiedenheit des Küſtenklimas geſehen, gegen das, welches im Innern herrſcht. Man findet im weſtlichen Theil der Bretagne Pflanzen die man nur ſonſt in Italien findet: den Lorbeerbaum, Erdbeerbaum etc. eine Wirkung der Nordweſt Winde, und des Küſtenklimas. Dagegen findet man dort keinen Weinbau, indem bei den Küſtenklimaten das Charakteriſtiſche iſt, daß der Sommer weniger warm, und der Winter wenig kalt iſt, der Wein bedarf aber eine große Sommer Wärme wogegen die andern genannten Pflan - zen nur eine warme mittlere Temperatur bedürfen. Sieht man das Meer bloß als Maſse von Flüſsig -keitenkeiten an, ſoverändert ſich die Temperatur deſselben nur ſehr langsam, da ſie die Wärme auch nur lang - ſamer annimmt als der Continent. Wo es nicht ge - frieret kann Schnee und Eis ſich nicht erhalten. Große Waſsermaſsen haben eine Tendenz zur Erwärmung und deshalb kann die Luft die darüber ſtreicht im Winter ſich nicht erkalten. Dieß macht für ein erſtlichesKüſten-Land die Weſtwinde erwärmend wenn die über Eis und Schneemaſsen ſtreichenden N[?]O Winde erkältend ſind. Dagegen wirkt auch eine große Waſsermaſse Kälte erregend nicht ſowohl durch Stralung, als durch Verdünſtung. Eine Fol - ge davon ſind die Nebel an den Küſtenländern. Aus allem dem geht der große Unterſchied der Kli - mate auf Küſten und Inſeln gegen die der Continente hervor. Das Meer wirkt mäſsigend. Das Continental Clima hat mehr Contraſte; es hat ſehr heiße Sommer da keine erkältende Winde bis dorthin kommen, ſondern die Luft über den Continent ſtrömend ſich bereits wieder erwärmt hatund467und ſehr kalte Winter, weil die Winde ſich wie ſchon bemerkt über Eis und Schnee der Continente er - Buffonnennt dieſe Continental Climate ſehr gut exesſifs kälten. In den vereinigten Staaten von Nord - Amerika iſt der Sommer ſo heiß wie in Malta und der Winter ſo kalt wie in Upsala.

Wenn man die nun[?]meriſchen Verhältniſse der mittlere Temperatur der Sonnenwärme angiebt, ſo wundert man ſich daß die Unterſchiede nicht ſo groß ſind als man der Vegetation nach glau - ben ſollte. Der Unterſchied der mittlern Tem - peratur der Sommermonate in der Bretagne, Normadie und Orleans beträgt kaum 1°,5 R. Es macht dieß der Unterſchied des bedeckten und klaren Himmelscoelo sudo und coelo nubilo; wenn die Wärme hinauf ſtralt ſo kann das Thermo - meter denselben Grad angeben gleichviel ob der Himmel klar oder bedeckt iſt; ganz anders iſt es aber für die Vegetation; bei unbedeckten Himmel werden die Pflanzen unmittelbar von den Sonnenſtralen berührt, und dieſe habendanndann eine weit größere Intenſität als dieß bei bedeckten Himmel der Fall iſt; wo die reflectir - ten Stralen nur berührenAus derſelben Ursache iſt es warum manche Gewächſe, wie z. B. der Wein hö - her hinauf an Bergen anwachsen als in den dieſen Höhen correspondirenden Breiten, und wie man nach den Thermometer glauben ſollte. Die Intenſität des Lichts iſt auf den Höhen wo der Himmel klarer wird, weit größer als in den Ebenen. Aus einem Versuch von Gaylusſac, daß Waſserſtoffgas mit Chlor gemiſcht im Sonnenlicht explodirt nicht aber im reflectirten Licht, geht ſchon der große Unter - ſchied zwiſchen der unmittelbaren Berührung der Son - nenſtralen ſelbſt, und der durch Reflection vermittel - ten hervor. Wahrſcheinlich geht ſo etwas Ähnliches auch in der Parenthesis der Pflanzen vor.

Unterſchied der Tem - peraturen in weſtl. u öſtl. Ländern. Schon oben iſt des Unterſchieds erwähnt der in den Cli - maten von Ländern exiſtirt, welche an einer weſt - lichen, und der, welche an einer öſtlichen Küſte gelegen ſind, und die Hauptsächlich durch die Winde in dentem -469temperirten Zonen(ſind)hervorgebracht werden, die Gegenſtrömungen der Paſsat -? windund daher(alle) weſtlicheſind.Die weſtliche Küſte iſt deshalb wärmer als die öſtliche, ſie empfängt nur Winde die über das Meer gehen, welches nicht mit Eis und Schnee bedeckt iſt, dagegen die öſtliche Küſte die Winde erhält welche über den mit Schnee und Eis bedeckten Continent geſtrichen iſt.

Parryauf ſeiner letzten Reiſe führt als etwas Neues an, daß ſich auf der Oſtküſte mehr Eis be - finde als auf der Weſtküſte und erklärt es, was ſeinen naturhiſtoriſchen Kenntniſsen keine große Ehre macht aus der Rotation der Erde

(Wenn die europäiſche Cultur lange nur in) Europa als weſtlicher Theil des alten Continents, und(der)die öſtlichen Küſte von Amerika(wäre)vergleichend, ſo glaubte man Amerika wäre überhaupt kälter als Europa; da ſich der Unterſchied in dieſen Gegenden bedeutend zeigte. Aber wenn man weiter weſtlich nach Ame - rika geht ſo findet man eine wärmere Tempe - ratur: an dem Ausfluß des Rio Columbia friert es nur wenig; der Oelbaum geht an der weſtlichen Seite von Amerika bis zur Breite von 37°, währenderer an der Oſtküſte kaum noch in Süd Carolina und Georgien gedeiht. Daſselbe findet ſich auch im alten Continent; wenn man in derſelben Breite bleibend nach Asien fortgeht, ſo findet man es immer käl - ter. Die mittlere Temperatur von Paris findet ſich in Amerika in einer Breite von Neapel in Philadelphia 40° n B. und eben ſo gegen O. in Peking. Es geht daraus hervor daß die iſothermen Linien ſich gegen O ſenken müſsen. Soliegen Berlin, Kam - ſchatka, Peter Pauls Hafen und Labrador in der - ſelben Breite: es hat aber Berlin eine mittlere Temperatur von 70°, Labrador aber R. Die Win - termonate in Berlin kaum ; von Labrador da - gegen 12°.

Auf dieſe Art kann man iſothermeIsotherme Linien Linien ziehen indem man Örter von gleicher Tem - peratur mit einander verbindet. zwiſchen den Aequator bis zum 23° dBr. ſind die Verſchiedenheiten der Temperatur im Amerika und Europa nicht bedeutend; größer werden aber die Differenzen ſobald man mehr gegen die Pole geht.

Die4712

Die iſothermen Linien haben in Europa einen convexen Scheitel gegen den Pol gerichtet, wenn ſie weiter gegen Aſien einen concaven Scheitel nach dem Pole hinAls man bloß die verſchiedenen Declinationen und Inclinationen der Magnetnadel kannte, war alles verwirrt, und man mußte nicht wie dieſe Er - ſcheinungen zuſammen hängen bis Halleyzuerſt darauf kam die Orter gleicher Inclination und Declination zu verbinden. Eben ſo war es mit der Wärme; durch Tabellen würde man nicht die deutliche Vorſtellung haben die die iſothermen Li - nien gaben, durch die man hauptſächlich auf das Geſetz der Oſt und Weſtküſten gekommen iſt. Solche bildliche Vorſtellungen können überhaupt leich - ter zu dem Erkennen des Cauſalzuſammenhanges der Erſcheinungen führen.

Um ſich über die Temperatur deutlicher aus zu -Beſtimung der mit - tlern Temperatur. drücken, war es nöthig durch einfache Zahlen die verſchiedenen Temperaturen angaben zu können. Schon in frühern Zeiten haben Maragliund Almusver -suchtsucht die mittlere Temperatur zu finden; ſie glaubten es dadurch zu[bewerkſtelligen] daßdſie das Mittel aus den wärmſten und kälteſten Tagen nahmen. Es ſind dieß aber nur Zufälligkeiten, die keinen deutlichen Begriff von der Temperatur eines Orts geben können. Seine erſten Verſuche mach - te Maragliim Jahr 1718; ſpäter 1740 verglich er ſie. Später nahm man die Extreme in der Monaten: December und Auguſt. Schon 1735 hatte Reaumureiner richtigen Begriff von der mittlern Tem - peratur aufgefaßt. Er hatte bemerkt daß die Wärme der Tage in einer arimethiſchen Pro - geſsion wachſe und abnehme; um die mittlere Temperatur zu nehmen muß man das Maximum und Minimum beobachten,die Temperaturen addiren und durch die Anzahl derſelben dividiren. Erswäre gut von ½ zu ½ Stunde die Beobachtungen zu machen um daraus die mittlere Temperatur des Tages ſelbſt zu fin - den; geſchieht dieß nicht, und macht〈…〉〈…〉smandie Beobachtungen vielleicht auch zu verſchiedenen Zeiten ſo muß das Reſultat fehlerhaft werden da man nicht alle Zeitenals473als gleich anſehen kann. Eben ſo fehlerhaft iſt es, wenn man nur das Minimum der Temperatur des Morgens? und das Maximum des Nachmittags nimmt iſt(ſondern?) des Minimums der Temperatur des einen Tages, und das Maximum des andern. Doch hat Doc gefunden daß die Unterſchiede nur ſehr gering ſind. Halströmhat über die Beſtimmung der mittlern Temperatur geſchrieben; Posſelund Bobendorffhaben durch eine Formel eine Cu〈…〉〈…〉rve zu beſtimmen geſucht die die Temperaturen des gan - zen Jahres giebt. Gausſhat daſselbe versucht durch die Methode der Warthe der Interpolation zu finden. Auch Waldeckin Ofen hat ſich damit beſchäftigt. Es haben dieſen Formeln aber der Nachtheil, daß ſie nicht für jede Breite anwendbar ſind. Beobachtungen von Brandesin Cuxhaven

In neuren Zeiten hat man da die Pendellänge den Gang der Uhren beſtimmt, und dieſe Länge ſelbſt durch die Temperatur beſtimmt wird, zum Theil rückwärts ſchlieſsen wollen und vorgeſchlagenwerdenaus dieerUhren die keine Compensation haben, die Temperatur zu entnehmen. Doch wirken hiebei zu viel Um - ſtände ein, als daß man auf ein ſichres Reſultat rechnen könnte.

Neu -

Neuerdings hat man ſich bemüht die Stunde auszufinden die die Temperatur des Tages ausdrückt. Da näm - lich die Temperatur in arimethiſchen Verhältniß wächſt und abnimmt ſo muß es einen Monat geben in dem die mittlere Temperatur des Jahres zu ſuchen iſt, einen Tag der die mittlere Temperatur des Monats, und ei - ne Stunde die die mittlere Temperatur des Tages an - giebt. In Edinburgh hat man 17500 Beobachtungen von Stunde zu Stunden machen laſsen, und gefunden daß wenn man um 9 Uhr 13′ des Morgens und um 8 Uhr 25′ des Abends beobachtet ſo würde man die mittlere Tempe - ratur von Edinburgh finden. Eben ſo daß wenn man zu zwei gleichen⟨⟩Stunden beobachtet, und das Mittel ſucht die Temperatur des Tages gefunden werden kann. Eben ſo verhält es ſich mit den Monaten. Man fand in Ofen die mittlere Temperatur des ganzen Jahres zwiſchen den 15tenu 20tenApril und zwiſchen den 15 u 24tenOctober; in Paris nach Bou〈…〉〈…〉c[?]ardoBeobachtungen am 22te April und[?] 25ten Octobr. Am beſten wäre der Monat October zu benutzen[?] durch deſsen mittlere Temperatur man die des ganzen Jahres finden kann.

Anmerk
475

[49. Vorlesung, 09.04.1828]

Anmerkungen.

Es ſind die Umhüllungen im ihren Analogien und Con - traſten betrachtet worden. Das Minimum der Umhältun - gen finden wir bei dem Monde, das Maximum bei den Kometen, ſelbſt bei denen ohne Schweif wie der Bielaſche. Dieſer hat eine Dunſthülle die Erddurchmeſser beträgt. Wir haben die Atmoſphäre bisher betrachtet: nach Ausdeh - nung und Höhe; nach der chemiſchen Beſchaffenheit, nach drukhygrometriſche Beſchaffenheit und Temperatur Ver - hältniſsen,und allen(unter T[?])Modificationen des Luftkreiſes die wichtigſten. Wir haben ſie eingetheilt nach Landluft und Seeluft, die erſtere verſchieden betrachtet nach den obern und untern Schichten; die andern nach den Thei - len des Meeres die flüſsig und denen die ſtarkrſind. Außer dieſen unmittelbaren Wegendie mitlere Temperatur zu finden giebt es noch mit - telbare, beſonders richtig für Reiſende die ſich nicht lange Zeit an einem Ort aufhalten können. Man kann auf die mittlere Temperatur eines Orts ſchlieſsen mit ziemlicher Sicherheit, aus der Temperatur der Quel - len, nach mehr aber aus den Bohrlöchern die man 22 bis 23 Fuß tief macht. Die Oberfläche des Meers in derſelben Breite giebt ebenfalls beinahe die mittlere Tempera - tur des Orts an; ſie wird etwas höher ſein da die kalten Partikeln im Meere zu Boden ſinken.

Ein

Ein anders Mittel daß auch ſchon die Alten angaben, iſt die Cultur des Bodens. ſ. Strabo

Die mittlere jährliche Temperatur von Berlin iſt faſt R, ungefähr auf die unſerer Monate April und Octobr; wogegen der warmſte Monat, Auguſt zwiſchen 14Temperatur in Bezug auf Vegetation. und 15° mittlere Temperatur hat. Es iſt dieß die Tem - peratur welche die Dattelpalme erfordert. Zur Cultur der Dattelpalme iſt eine jährliche mittlere Temperatur von 18° R nöthig, allein bloß um Palmen hervorzubringen die keine Früchte tragen ſind 14° hinreichend, wie unſer Monat Auguſt. In Breiten wo dieſe mittlere Temperatur herrſcht findet man Pal - menwälder von 20 bis 30000 Bäumen künſtlich an - gelegt,ſdie ſich ſehr gut fortpflanzen.

Citronenbäume, da wo ſie viel in freier Luft ſtehen können eine Kälte von ertragen. Die mittlere Temperatur des Jahres aber welche die Citronenbäume erfordern iſt 13½° R.

Der Oelbaum wächſt in Europa zwiſchen 36 und 44° d. B. bei einer mittlern jährlichen Temperatur von 11½° bis 15° R. Es kömmt aber bei der Cultur des Oelbaumshaupt -477hauptſächlich auf die kälteſten Monate an; die größte Kälte darf nicht unter (bis?) 5 ſein.

Trinkbarer, guter, Alkohol reicher Wein erfordert die Wärme von 7 bis R.; aber unter der Bedingung: daß die 3 Wintermonate in ihrem Mittel nicht unter dem Gefrierpunkt herabsinken dürfen; die Sommer - wärme muß 15 bis 16° betragen. In Europa kann er demnach gedeihen bis zum 50° nB. in Amerika hör - ten ſchon bei 40° B. auf. Hier in Berlin iſt die mitt - lere Temperatur der Wintermonate wenigſtens [?] ½°, und die Sonnewärme nur 14° R daher kein günſtiger Klima auf den Weinbau.

Für die Cultur der Cerealien iſt es ſehr glücklich daß ſie zu den Gräsern gehören. Sie können gebaut werden wo die mittlere Temperatur von . R.(doch nur des Som̃ers?) haben, dieſelben in der die Birken ausſchlagen.

Das Erwachen der Natur im Frühjahr iſt ſehr merk - würdig; ein ſchnelleres Erwachen beruht darauf daß in kurzen Perioden(die〈…〉〈…〉?) ſehr ſteigend zunimmt. In nördlichen Gegenden erwacht die Natur bei 4½° R; Birken ſchlagen aus bei In Rom iſt dieß Anfangs März in Ber - lin im Anfang May; in Upsala im Junÿ. Im ſüdlichen Frankreich haben 270 Tage eine Temperatur über R.,inin Petersburg nur 120. Die Gerſte wird noch mit Vortheil gebaut wo 90 Tage des Jahres eine mittlere Temperatur von haben.

Der Kartoffelbau wird noch da betrieben wo das Getreide aufhört; es kommt hier der Vortheil dazu daß es eine unterirdiſche Frucht iſt.

Wenn man in den verſchiedenen Gegenden den Unter - ſchied der Wärme betrachtet den 2 Monate haben die aufeinander folgen, ſo iſt in Berlin der größt mög - liche Unterſchied der Wärme zweier aufeinander folgender Monate 4½° im März und April; geringer iſtderzwiſchen April und Mai 3½°.

So iſt es aber nicht weiter gegen Norden hin, wo das Erwachen der Natur ſpäter iſt. In Petersburg iſt die - ſer größte Unterſchied zwiſchen April und May: 7°5. Für das Gefühl iſt der Wechsel der Wärme ſehr ver - ſchieden, je nachdem die absolute Wärme größer oder geringer iſt. Darin beruht das Phänomen, wa - rum im Winter die Abwechselung von Sonne und Schat - ten weit fühlbarer iſt als im Sommer. Wenn man an 3 Grad〈…〉〈…〉Wärme nur gewohnt iſt, ſo macht eineÄn -4793Änderung von einen beträchtlichen Unterſchied im Gefühl, iſt man aber an 18° gewohnt ſo können Unterſchied nur eine geringe Aenderung hervor - bringen.

Geographiſche Vertheilung der Temperatur.

Es iſt ſehr viel geſtritten worden über die Tempera -Abnahme der mittlern jährlichen Temperatur vom Aequator zum Pole hin. tur die unter dem Aequator herrſcht. Neuerdings iſt ſie wieder beſtimmt worden,55 und man hat gefunden daß ſie nicht größer iſt als 22° bis 22° 2die mitt - lere Temperatur des JahresDoc hat ſchon in frühern Jahren darüber Unterſuchungen angeſtellt und durch neure iſt es beſtätigt worden.

Die mittlere Wärme des Aequators iſt alſo 1°½ größer als der heißeſte Monat in Rom und wär - mer als der Auguſt in Berlin.

Unter den Tropen nimmt die mittlere Temperatur des Jahres ſehen ab obgleich die Vegetation noch dieſelbe iſt. Zwiſchen und 23° d Br iſt die mittlere jährliche Temperatur nur 19° bis 20° R. Havannah 22°½; Makao 19°;((〈…〉〈…〉?) die Winter ſehr kalt,) Rio Janegre 19° noch etwas〈…〉〈…〉. Wenn wir zur temperirten Zone übergehen, wird es nöthig Zwiſchenpunkte zu nehmen, da die Temperatur -Ver -Verhältniſse zu verſchieden ſind. Unter 28° d B. in den Canariſchen Inſeln, wo noch Cocos Palme und Pisang wächſt iſt die mittlere jährliche Temperatur nachHerrn v. Buchs Unterſuchungen 18° 2 R. In Afrika unter 30° d B. noch 18° R., alſo im Nilthal noch größer.

Die mittlere Temperatur der temperirten Zone von 45° 52° iſt: im Durchſchnitt 7 10° R; Mailand 10½° Paris 8½°, Berlin .

Unter 60° dB. wird es immer kälter je weiter mangegen Oſten kommt: Stockholm 4½°, Finnland , Petersburg 2°7. Man findet die mittlere jährliche Temperatur von Berlin im Monat〈…〉〈…〉April; für Paris im Monat May von Berlin, und für Petersburg im Monat März von Berlin.

Weiter nach dem Pol hin hat man nur wenig Beobachtungen Scoresbyfand bei 78° n B. die mittlere Temperatur ſchon 9½°; die mittlere Temperatur von findet ſich bei 66° und 68° n B.

In Entreprise im Lande der Kupfer Indianer, weſtlich von der Hudſonsbay 64° n B. iſt die mitteljährliche Tem - peratur 7½° unter dem Gefrier Punkt. In Labrador iſt die Temperatur in einer Breite wie Königsberg.

Nach481

Nach Parrÿ's Reiſen iſt auf den Meltivilles Inſeln in den 6 Wintermonaten eine mittelKälte von 25° unter dem Gefrierpunkt; die mittlere jährliche Temperatur beträgt dort 14°,6.

Ueber die Temperatur des Pols iſt viel geſtritten worden[], und da man nicht hin konnte, hat man in den verſchiedenen Längengraden die Punkte ge - nommen die am weiteſten liegen, nur daraus auf die Kälte des Pols zu ſchlieſsen.

Aragohat gefunden, daß die mittlere jährliche Tem - peratur wenigſtens 20° unter dem Gefrierpunkt ſein müſse. Die kälteſte Gegend iſt nicht im Pol ſelbſt, ſondern vielmehr weſtlich vom Lena Fluſse und öſtlich der Bährungs Straſse, weil das Eis dort nicht heraus kannMeerim 85° n B.

Nach alten Unterſuchungen ſcheint hervor zu gehen daß die mittlere jährliche Temperatur des Pols we - nigſtens eben ſo viel Grade unter dem Gefrierpunkt iſt als die des Aequators über dem Gefrierpunkt.

[50. Vorlesung, 10.04.1828]

Wenn man die iſothermen Punkte durch LinienSyſtem der Iſother - men Linien. verbindet ſo hat man 2 Syſteme von iſothermen Linien; das eine iſt dasjenige wo die Linien ihren convexen Scheitel nach dem Pol hin haben, das cisatlantiſcheSy -SyſtemEuropaund das andere wo der concave Scheitel gegen den Pol gekehrt iſt dies transatlan - tiſche Syſtem. Amerika, Asien

Da die iſothermen Linien demnach nicht paralell ſind; ſo geräth man wenn man von der Hudſonsbay nach Norden weiter geht viel ſchneller in ein weit kälteres Klima, als wenn man in Europa und der - ſelben Breite fortſchreitet. Wenn man von S. gegen N. fortſchreitet ſo iſt die ſchnellſte Wärme. Abnahme zwiſchen 40 und 45° der Breite. Das Qua - drat des Coſinus der Breite drückt nur die Varia - tion der Wärme aus, und die größte Variation iſt bei cos2 450°. Es ſtimmt demnach hier Theorie und Beobachtung.

Dieſe ſchnelle Abwechselung hatte den größten Ein - fluß auf die Cultur des Menſchengeſchlechts ge - habt. Grade da wo dieſe ſchnelle Abnahme der Wär - me ſtatt findet liegen die Länder nebeneinander die die verſchiedenartigſten Produckte haben; da - durch entſtand ſehr bald Handel, die Völker kamen in nähere Gemeinſchaft etc.

In der temperirten Zone iſt oft die mittlere Tem -pe -483peratur der verſchiedenen Jahre ſehr verſchieden. Oft iſt in Paris, Berlin etc. Die mittlere Temperatur eines Jahres um R. von der eines andern Jahres ver - ſchieden, alſo um ¼ der ganzen Temperatur. Um daher die mittlere Temperatur eines Orts bis auf die Sicherheit des Grades zu haben iſt es wenigſtens nöthig 8000 Betrachtungen zu machen, oder 10 Jahre täglich 2 Beobachtungen. Unter dem Aequator iſt dieß ganz anders; es variirt dort die Temperatur der Jahre höchſtens um 1 / 20.

Die mittlere Temperatur der Monate, iſt[?] oft ſehr verſchieden. In Paris iſt im Januarbisweilen die die Temperatur von nur auf die von ½° Eben ſo variiren die Sommermonaten.

SowohlHerr Aragoals Doc haben in reiner Luft, imMaximum der Wär - me und Kälte. Schatten das Thermometer nie höher als bis 37° geſehen Frühere Beobachtungen gaben weit größere Reſultate, allein es wurde dabei die Reinheit der Luft nicht be - rücksichtigt. In der Regel fand man die größte Wär - me bei Tage 37° und des Nachts 26 bis 28° In Afri - ka hat man eine Wärme von 42° gefunden, allein die Beobachter ſelbſt ſagen daß zu dieſer Zeit dieganzeganze Atmosphäre mit Staub angefüllt geweſen ſei; es iſt dann natürlich daß eine weit größere Wär - me durch das Thermometer angezeigt werden muß als die Temperatur der Luft wirklich beträgt, indem die kleinen Sandkörner feſte Körper ſich weit mehr erwärmen, und indem ſie an das Thermometer ſchlagen daſselbe zum Steigen bringen.

In der temperirten Zone iſt ein ſehr hoher Grad von Wärme weit häufiger als in den Tropen. Doc hat im Regiſter von 20 jährigen Beobachtungen durchgeſehen,doch Verhältniß - meßung[?]? und dort kaum einmal eine Wärme gefunden wie wir ſie in Berlin wohl 10 mal gehabt haben. In Paris iſt in 20 Jahren die Temperatur nie über 29°½ R. gekommen, nur ein einzigesmal im Jahr 1793 war eine Ausnahme wo das Thermometer 30°7 ſtand; in den letzten 20 Jahren nur bis 28°

Man hat oft geglaubt daß die Menſchen nicht eine größere Wärme ertragen könnten als die Bluthitze beträgt. Es iſt dieß durch Thatsachen als durchaus falſch erwiesen. Die Blutwärme iſt nicht wie gewiß ange - geben wird 28° ſondern nach neuern genauen Unter - ſuchungen bei den Menſchen, ſo wie bei den meiſtenSäuge -485Säugethieren 30° R;bei den Vögeln iſt ſie am ſtärk -ſ. unten Geographie der Thiere ſten, wo einige über 32°.

Die Menſchen können eine weit größere Wärme er - tragen, bis 43°, ohne weitern Schaden. Ja es haben einige Physiker, Blakden, Bingsetc. den Verſuch gemacht in einem abgeſchloſsenen Zimmer eine Wärme[] von 102° R. zu ertragen und ſie konnten es 8 Minuten lang darin aushalten; die Wär - me war ſo groß, daß ſie ihre Uhrketten nicht anfaſsen konnten, daß Beafſteaks neben ihnen brie - ten, Eier ſogleich geſotten wurden und dergleichen. Es iſt natürlich daß ſie die Wärme nicht hatten wirk - lich aushalten können; allein es bildet ſich ſogleich eine Dunſthülle um ſie herum, wodurch die Wirkung die W〈…〉〈…〉ärme verringert wird, ſo daß man nicht die ganze Temperatur empfindet.

Die Temperatur des Landes ſteigt in der Tropen Zo - ne, und auf in der temperirten Zone bis auf 50° ja Doc hat am Orinoko ſogar 54° gefunden; in der Mit - te der Nacht war ſichſie noch 42 bis 44° R. wogegen die Luft nur eine Temperatur von 19° hatte

Die größte Kälte fand man mit Weingeiſt - Thermome - tern, die vonHerrn Wollastonſehr[ſorgfältig] verglichen waren auf der Parry 'ſchen Reiſe auf 40° unter dem Gefrierpunkt, und zwar in der Gegend wo die Eskimos leben, die zu den fröhlichſten gehören. Parrybemerkt daß man ſich ſo an die Kälte gewöhnt daß er bei 40° ſpazieren ging, dagegen wenn das Thermometer wieder um einige Grade ſtieg, eine gewiſseBeäng - stigung eintrat,〈…〉〈…〉undalles über Wärme klagte. Eben ſo gewöhnt man ſich an Wärme; der Spanier nimmt den Mantel wenn es ungefähr eine Temperatur von 18 bis 19° R. hat, wo es bei uns ſchon ſehr warm iſt. Anders ſind die zufälligen Grade der Kälte, die jar nicht mit den Breiten zuſammenhängen,| ſind nur von zufälligen|. So war in Petersburg 60° n Br. die größte Kälte, die beobachtet wurde 39°2, alſo ungefähr dieſelbe wie ſie Parrybei 70° dB. fand. In Berlin nach Beobachtungen von Makler 21°½, 2 mal in den letzten 27 Jahren, und 4 mal unter 17°. 56In Paris 18°8, im Jahr 1795 beinah 19°. In Marſeille 13, °51798〈…〉〈…〉wodie mittlere Temperatur 11° über denGe -4874Gefrier Punkt iſt. Die mittlere Kälte der Winter - monate iſt dagegen ganz anders in Paris in Ber - lin 12°½, Petersburg 24°½.

Aus hiſtoriſchen Nachrichten der Araber iſt es gewiß daß der Nil im Jahre 829 zugefroreniſtwar. Es ſcheintneitnicht nur in Liſsabon, ſondern auch in Cadix und in Algier. Erſt bei 29° der Br. kann man ſicher ſein keinen Froſt zu haben.

Das Wichtigſte in den Temperatur Verhältniſsen iſtVertheilung der Wärme auf die Jahreszeiten die Vertheilung der Quantität Wärme auf die ver - ſchiedenen Jahreszeiten, in den Orten.

In den cisatlantiſchen Syſtem der iſothermen Linien iſt nur wenig Verſchiedenheit zwiſchen der Winter und Sommertemperatur. Im transatlantiſchen Syſtem iſt dagegen ein weitgrößerer Unterſchied, nur um mit Buffonzu reden eine mehr exeſsive Temperatur. So iſt in New Yorck die Sommerwärme, gleich der Sommer - wärme in Rom und der Winter gleich dem in Copen - hagen. In Quebeck iſt der Sommergleich der Som̃er - wärme von Paris und der Winter gleich der Winter - wärme von Petersburg. Es iſt wohl möglich daß dieſe Abwechſelung der Temperatur mit eine Ursache derun -unglücklichen Fähigkeit der Amerikaner iſt das gelbe Fieber zu bekommen, ſie ſind wenn man ſich ſo aus drücken darf an ihr eignes Clima nicht gewohnt. Alle die Men - ſchenracen die aus einer gleichmäßigen Zone kommen werden jar nicht oder doch nur ſehr ſchwer vom gelben Fieber befallen, dagegen diejenigen die mehr an Unter - ſchiede gewöhnt ſind weit mehr Die Climatologie hat demnach auch ihren pathologiſchen Theil

Bei der bildlichen Darſtellung der iſothermen Linien hat Doc die Sommer und Winter Temperatur durch Zahlen in Form eines BauchsBruchs angegeben; man wird finden daß dieſe[?][eine] weit geringere Verſchiedenheit haben bei den convexen Scheiteln, als bei den concaven.

Unterſchied der Tem - peratur in der nörd - lichen und ſüdlichen Hemisphäre. Es hat früher ſehr viel Vorurtheile gegeben die auch durch Cooks Reiſen noch vermehrt wurde daß die ſüdl. Polarzone viel kälter ſei als die nördliche. Im Allge - meinen iſt dieß nicht wahr, es iſt nicht einmal ausgemacht, ob das Eis früher im S anfängt, als imWN. Capt. Weniſt dem Südpol weit näher gekommen als Cookohne Eis zu fin - den; er glaubte ſogar daß der Südpol weit zugänglicher ſei als der Nordpol. Aber vergleicht man noch die Zwiſchen - punkte mit einander ſo findet ſich eine ziemlich gleiche Tempe - ratur, ſo wenn man Spanien mit Buenos Ayres vergleicht. In489In Chili 36° dB. iſt es keinesweges kälter als in Cadix 36° n B. Merkwürdig iſt, daß wenn man die Pyramidal - Formen nach S. betrachtet, die mittlere Temperatur faſt überall dieſelbe iſt; in der Gegend vom Cap der guten Hoff - nung 15½° Port Jackson 15°4, Buenos Ayres 15°8.

Der größere Unterſchied der Kälte fängt erſt bei einer Breite von 51 und 52° an, wo in der ſüdlichen Hemisphäre eine weit größere Kälte herrſcht als in der nördlichen. Man hat viel über die Urſache geſtritten. Die kleinere Entfernung der Erde von der Sonne während des Winter - ſolſtitiums und der um 8 Tage längere Aufenthalt in dem nördlichen Zeichen wirken entgegengeſetzt. Da aber die Quantität Licht durch die Radiation der Sonne? in beiden Hemisphären gleich iſt, erhalten beide Hemi - ſphären eine gleiche Quantität Wärme; aber der Ver - luſt durch Ausſtralung und längerer Abweſenheit der Sonne iſt größer auf der ſüdlicher Hemisphäre, wegen des 8 Tage längere Aufenthalts der Sonne in den nördlichen Zeichen. Dieß ſoll nach Prevostdie Urſache der Ver - ſchiedenheit in der Temperatur ſein; allein es könnte dieſer Unterſchied nur ſehr wenig betragen. Die Haupturſache[?] iſt wohl Mangel an Continenten in der ſüdlichen Hemisphäre,in -indem ſich dieſe wie bereits angeführt zu denen der nördlichen verhalten wie 1: 3.

Der Unterſchied würde noch weit größer ſein, wenn unter dem Aequator nicht eine Art von Compensation wäre, fingen die Pyramidal Formen noch mehr nördlich an, und wäre eine geringere Menge von Continenten unter dem Aequator, und in der ſüdlichen Zone, ſo würde der Unterſchied noch weit größer ſein.

Höhere LuftſchichtenDie Kenntniß der obern Luftſchichten konnte man bevor man die aeroſtabiſchen Mittel kannte, nur durch die Berge erhalten. Einer der berühmteſten Mathematiker, Dan. Bernouilly[zweifelte] noch an der Abnahme(der Temperatur?) der obern Luftſchichten, und glaubte vielmehr daß ſie zunehmen müſse. Durch die neuern Zeiten iſt man darüber zur Klarheit gekommen. Gaylupacfand bei ſeiner Ascenſion im Luftball, zu einer Zeit wo in Paris die Temperatur 23° Betrug oben eine Temperatur von unter dem Ge - frier Punkt. Es iſt Unrecht wenn man den Alten zu - ſchreibt ſie hätten dieſelbe Meinung wie Bernouillygehabt. Aristotelesſagt, daß die ſtralende Wärme unten hervor - bringe dieſe nehmen abernach der Höhe hin⟨⟩ab, bis wieder eine warme Sphäre eintreffen. Die Alten liebten überhaupt dieſe Uebergänge von Extremen in ihren Theorien einFall491Fallen und dann wieder ein Steigen, ſo glaubten ſie daß ſüdlich von Griechenland die Wärme nach Afrika zu nehme, aber weiter hin nach dem Aequator zu es〈…〉〈…〉wiederſehr kalt ſein müßte.

Die Kenntniß der obern Luftſchichten iſt nicht nur höchſt wichtig für die phyſiſchen Erſcheinungen, ſondern auch für die Kenntniß des Menſchengeſchlechts in den Tropen wo ſehr viele Hochebenen ſind. In der temperirten Zone giebt es nur wenig Hochebenen, die ſehr bewohnt ſind, das Menſchengeſchlecht kann ſich dort auf ſo hohen Höhen nicht behauptenDas höchſte bewohnte Dorf[?] iſt nach Baron v felden's Angaben in den penniniſchen Alpen das Dorf BetteDagegen ſind in den Tropenländern viele Plataus: wie Habeſch; Thibet uſw. Wenn wir die beiden Gebirgsketten in Asien betrachten, vom Himalaya Ge - birge, alsdas Land Thibet, Zugli etc. bis zum Altai, ein Flächeninhalt der ſo groß iſt als ganz Neuholland ſo ſtellt man ſich dieſen Strich gewöhnlich als eine ganze Maſse einer Hochebene vor; dieß iſt nicht der Fall wir wiſsen aus Marco Polo's Reiſen daß in dieſen Gegen - den Baumwolle wachse, die in einer ſolchen Höhe nicht fort - kommen könnte; es müſsen daher Thäler dazwiſchen ſein. DurchDurch Gerrardin den philosophical transactions iſt dieß auch beſtätigt worden. Es wird in dieſen Gegenden noch 14000′ (?) hoch Weinbau betrieben, ſo daß dort wohl Menſchen in einer Gegend leben können, wo in andern Gegenden alles mit Eis und Schnee bedeckt iſt.

Die Ursache der geringen Wärme auf den Bergen iſt der Gegenſtand eines wichtigen Streits der Physiker geweſen. Wahrſcheinlich iſt es, daß das Licht die Luft durch ſtreiche ohne ſie zu erwärmen, und die Erwärmung nur durch die Abſortirung der Lichtſtralen geſchieht. Wollaſtonhat die Meinung aufgeſtellt, man müſse ſich die Erde als Quelle der Wärme denken, indem ſie erſt durch die Berührung der Lichtſtralen mit der Erde entſteht, alſo je weiter man ſich von dieſer Quelle entfernt, deſto kälter muß es werden. Die ſtralende Wärme geht ungehindert durch die Luft in den obern Schichten; in den untern wird aber wegen der größern Quantität Waſser - gas die ſich darin angehäuft befindet mehr Wärme zu - rück gehalten. Laplacehat dieſe Idee auch aufgenommen. Er meint, wenn keine Atmosphäre da wäre, ſo würde es unten nicht wärmer ſein, als in einer Höhe von 24000′; wenigſtens würde der Unterſchied nur ſehr gering ſein,? | nach der Art wie die Punkte auf der Kalotte ausgebreitetſind493ſind, es würde ſich die Wärme unten zu der obern ungefähr verhalten wie 1,001: 1.

Leslyglaubt die Ursache darin zu finden, daß, wenn die Luft ſich ausdehnt ſie ſich erkältet; wenn alſo die höhern Luftſchichten einen geringern Druck haben als die untern, ſo müſsen ſie ſich mehr ausdehnen, und kälter werden als die in den untern Schichten die zuſammengepreßt werden. Die aufſteigenden Luftſchichten dehnen ſich ebenfalls nach den geringern Druck aus erkälten ſich und rauben nicht nur den Wärmeſtoff für ſich, ſon - dern den auch der obern Schichten. Laplacehat dieſelbedieſe und auch jene Meinung? Meinung gehabt und iſt mit derſelben geſtorben. Wenn man aber bedenkt daß jede aufſteigende Luft - ſchicht auch eine niederſteigende vorausſetzt ſo wird wieder Wärme erzeugt und es kann nie eine vollkom - mene Compensation ſtatt finden.

Die Phyſiker wollten auch nach derſelben Theorie die Wärme in den Bergwerken erklären, aber da die auf - ſteigende Luftſchicht ſo viel Kälte erregt, als die nieder - ſteigende Wärme bringt, ſo iſt wohl dieſe Theorie nicht als richtig anzuerkennen.

[51. Vorlesung, 11.04.1828]

Da die Temperatur nach oben hin abnimmt, ſo hängt die Temperatur der obern Schichten daher von der Tempe - ratur der Oberfläche ab. Die Temperatur in ein undder -derſelben Luftſchicht, der Höhe nach, kann nicht dieſelbe ſein? | bei verſchiedenen Boden. Wenn das Meer überall ſinken würde, würden die Ebenen kälter werden indem ſie als - dann Berge würden. Wenn wir die einzelnen Um - ſtände genau unterſuchen ſo finden wir wo keine Ber - ge vorhanden ſind, kann mehr Wärme erzeugt werden, da in der Ebene weit mehr Waſserdünſte aufſteigen(?). In den höhern Schichten kann aber weniger Wärme erzeugt werden, weil die lichtſchwächende Kraft, und, daher Wärme erzeugende Kraft weit geringer iſt. Da, wo Berge in der Nähe ſind, kommen 2 Umſtände zuſammen. Die Berge werden auf einer Seite eine Urſache der Wärme da ſie als feſte Körper mehr Wärme abſorbiren können, anderſeits ſtralen ſie aber bei der Nacht noch mehr Wärme aus, als die Luftausſtralen würde.

Die Abnahme der Wärme von der Oberfläche zu den obern Schichten iſt von großer Wichtigkeit für die Stralenbrechung in der Aſtronomie und für die Barometerformeln. Man nimmt für letztere gewöhnlich an daß die Wärme in einer arimethiſchen Progeſsion abnimmt, es iſt dieß aber un - richtig.

Die Abnahme der Wärme kann geprüft werden ent - weder.

  • 1, durch Reiſen die nach hohen Bergen gemacht werden. Doc495Note: 5Doc hat auf der ſeinigen die Abnahme der Wärme auf den hohen Bergen unter den Tropen zu beſtimmen geſucht, und von 500 zu 500 Toiſen unter den Cordillieden[?] die Tem - peratur beobachtet.
  • 2, Durch aeroſtatiſchen Reiſen; durch alle dieſe einzelnen Reiſen können keine[?] ſicheres Reſultat geben, da es da - rauf ankommt wie die Winde gehen, und noch von man - chen andern Luftphänomen etc abhängig iſt. Es wäre daher beſser
  • 3, Durch Stationen auf den Höhen in denen permanente Beo - bachtungen gemacht würden.
  • 4 Durch die Wärme der Quellen, auf den Bergen. Doch iſt dieß Mittel nicht ganz ſicher da das Waſser von hohern Or - ten herabkommen kann, und ſo die Quelle kälter wird.
  • 5, Durch die Temperatur der Höhlen. Ein gutes Mittel jedoch noch trüglich, da ſich häufig in ſolchen Höhlen Eis - keller bilden und dadurch eine andere Temperatur ent - ſteht. Fourierhat auch gefunden daß die iſothermen Schichten gar nicht von der Höhe abhängen; auch〈…〉〈…〉Docfand daſselbe. Die Beobachtungen an den Abhängen der Berge ſind weit ſichrer, als man glauben ſollte; die Peronobationen[?] ſind nur ſehr gering, da die Berge im Luftocean gebadet ſind. Von 32 Beobachtungen fand ſich daß wenn man die Rechnung machte, 26 die Temperatur der Ebene ganz genau
    dochnicht nur Verhältnißmäßig?
    56 wieder zurück gaben, bei den übrigen waren auch nur ganz geringe Fehler.
Wenn

Wenn man das Geſetz der Abnahme der Wärme an dem Abhang eines Berges z. B. in der Andeskette betrachtet, ſo findet ſich das merkwürdige Reſultat, daß die Abnahme nicht? | gleichmäßig iſt, ſondern in gewiſser Höhe, wie bei Toxas gerade in der Höhe der Wolken unter den Tropen. Die Re - ſultate die Doc in den Tropengegenden gefunden hat, geben, daß man 700′ ſteigen muß, damit die Temperatur nur ſinke. In unſern Gegenden gehen nur 520′ auf R im Sommer, und 700′ im Winter Sausſur Schvan - bergfand im Norden 900′ für R.

Laplace[Systeme] du monde uPMecani - que célesteZu der Beſtimmung der Barometer Formeln iſt es nöthig die Temperatur der einzelnen Schichten zu kennen.

In den Tropengegenden wo die Temperatur ſo gleichmäßig iſt, kann man am beſten, die mittler Jahrestemperatur mit einzelnen Monaten in andern Gegenden vergleichen. So iſt am Orinoko Strom die mittlere Temperatur des Jahres wie im Auguſt von Rom. In Toxa 6000′ u d. W. iſt die Temperatur wie im Auguſt von Berlin. Quito, 9000′; wie im Anfang des Monats May von Berlin. In Patamos wo ſchon die Baumcultur ſehr abzunehmen an - fängt; 10800′ herrſcht die mittleren Temperatur von Berlin. Es kommt hauptsächlich darauf, die iſothermen Punkte der Höhen zu verbinden mit den correspondirenden der Ebenen. So wie Leslÿ, bildeten ſich noch viele andere eindaß497daß die Schneegrenze die iſotherme Linie des Stell - punktes geben müſse, und daß der Pol ebenfalls die mittlere Temperatur des Gefrier Punkts habe. Es iſt dieß ein Irthum. Unter dem Aequator iſt die Schnee - grenze

bei1½°mittlereTemperaturbei 40° dBr. iſt die bei
3°R 60° dBr. iſt ſie erſt
4 bis R. mittlernTemperatur.

Es kommt hier auf die Vergleichung der Höhen mit den Graden der Breite an; oder man vergleicht die Pflanzen - cultur, dieß letztere geſchah am früheſten.

Vergleicht man die erſten 3000′ Höhe der Alpen mit den Breiten Graden, ſo findet man wenn man 300′ ge - ſtiegen denselben Unterſchied in der Temperatur wie bei der Breite, alſo 15 geographiſche Meilen. Dem - nach muß die Temperatur auf[dem] Gipfel der Schneekoppe dieſelbe Temperatur[haben] als ein Punkt in der Ebene der Breite nördlicher liegt. Es trifft dieß auch nachHerrn v Buch's Unterſuchungen ein. Im Sommer iſt dieß nicht der Fall; es kommen dann nur auf 300′ in der Höhe, 10 Meilen in der Breite oder 0°,7 der Breite.

Die Kultur der Pflanzen geht weit mehr an den Bergen hinauf als ſie nördlich gehen kann, da die Intenſität der Lichts auf der Höhe ſtärker iſtſ. oben Nach der Kultur der Pflanzen würden auf 300′ Höhe nur 7 Meilen derBreiteBreite oder 0°,5 kommen.

SchneegrenzeDas Phänomen der Schneegrenze mußte ſchon früh die Einbildungskraft der Menſchen beſchäftigten, da ſie ſo ſcharf abgezeichnet auf den Höhen iſt; es bildete ſich dadurch eine deutliche Verſteigerung(Verſiñ[?]lichung?) der kalten Zone. Wenn ſchon in den Alpen und den Pyrenäen es ſo ein herrlicher Anblick iſt, die Schneegrenze mit den Pflanzen zu ſehen, ſo iſt dieß in der Andeskette noch weit mehr in der Andes - kette wo man die Physignomien der ganzen Pflanzen - welt überſehen kann.

Die Schneegrenzen verſchönern nicht nur die Natur, ſondern ſie haben auch dem Menſchen gelehrt zu er - forſchen welches der Höchſte Berg ſie. So hatten die Indi - aner ſchon lange gewußt daß der Chimboraſso der größte Berg in der Andeskette ſei. Es kann dieſer Schluß aber auch nur unter den Tropen gemacht werden, wo dieß Phänomen von ſolcher Beſtändigkeit iſt. Die Al - ten mußten wegen ihrer wenig ausgebreiteten Kennt - niſse in der Geographie, zwei Phänomen entgehen, die gleiche Höhe der Schneegrenze unter gleichen Breiten, und das Sinken derſelben nach den Pole⟨⟩ hin. Unter dem Aequator iſt die Schneegrenze 25000′ hoch, warum(während?) an den Polen ſie in den Horizont des Meers fällt.

Man499

Man darf hiebei aber ja nicht verwechseln, mit dieſerGletſcher Schneegrenze, die Phänomen der Gletſcher, die zwar als Extremitäten daraus entſtehen, aber gar nicht mit der Höhe den Schneegrenze zu thun haben. Das Ausdehnen der Gletſcher, das Fortſchieben derſelben hängt damit zuſammen daß die Schneegrenze in ihrem untern Theile einen Bogen bildet und ſo ein Fortſchieben durch den Fall der Eis und Schneemaſsen ſelbſt entſtehtnach Sausſurs Beobachtungen In der Oberfläche wo alles mit Schnee und Eis angefüllt iſt findet man bisweilen kein brunnen; es entſtehen dieſe durch ein merkwürdiges Spiel des Waſser, indem die Schwere deſselben ein Maximum erreicht, und dann die wärmere Waſsertrop - fen von unter wieder in die Höhe ſteigenſ. Phyſik 1826 / 27

Noch weniger abhängig von der Schneegrenze ſind die Eisgrotten die ſich oft ſelbſt auf Bergen befinden, dieEisgrotten gar nicht in die Schneegrenze hineinreichen, und wo man mitten im Sommer ſich Eis bilden ſieht. Das Eis entſteht in denselben wahrſcheinlich nicht durch Verdünſtung allein, ſondern aus dem Senken der Öffnungen die ſie haben. (?) Auch kann es Luftſtrömungen haben. Die dahin mit einwirken. Am weſtlichen Theil des Chimboraſso hat man eine Art unterirdiſchen Eiſes im Sande gefunden; kleine Eiskörner die aber ſchon ſeit langen Jahrhunderten dort gelegen haben mögen, und zwar 70 bis 80 Toiſen un - ter der Schneegrenze.

? Die Schneelinie, welche die untere Grenze anzeigt, iſt keine iſotherme Linie, ſie deutet nicht auf Luftſchichten hin die unter derſelben Breite, dieſelbe Temperatur haben. Die Schneelinie hängt weniger von der Krümmung der iso - thermen Linien, als vielmehr der isotherendie Linien welche durch die mittlere Temperatur des Sommers be - ſtehen; abhängig von der Länge und Intenſität des Som - mersLinien ab. Die Linien gleicher Sommerwärme entfernen ſich vielmehr von den Paralellkreiſen als die iſothermen Linien.

[52. Vorlesung, 14.04.1828]

So wie wir unter den magnetiſchen, dreierlei unterſcheiden konnten, der Inclination, Declination und Intenſität, ſo auch unterſcheiden wir dreierlei Temperatur Linien: 1, weñ man diejenigen Punkte verbindet, die eine gleiche jährliche mittlere Temperatur haben, ſo erhält man die iſothermenIſotherme, iſothere[?] und iſochainomiſche Linien. Linien 2, verbindet man diejenigen Punkte die ver - ſchiedene jährliche Temperatur aber gleiche Sommertem - peratur haben, ſo hat man die iſothernen Linien, endlich, 3, wenn man die Punkte nimmt, bei denen die jährliche Tem - peratur, ſo wie die Sonnentemperatur verſchieden, dieTem -501Temperatur des Winters aber gleich iſt, ſo erhält man die iſochainomiſchen Linien.

Die Linie haben ſehr verſchiedenen Lage gegenein - ander, ſo hat z. B. Moskau dieſelbe Sommerwärme die auch am Ausfluß der Loire herrſcht. 11 Breiten Grade ver - ſchieden. Wenn nicht andere lokale Umſtände hinzutreten, müßte die Schneegrenze überall in derſelben iſotheren Linie gleich liegen, man findet ſie aber häufig tiefer, ſo fand es Ramontund Charpentierin den Pyrenäen. Große Schneeberge können ſie ſehr modificiren, indem ſie durch gegenseitige Ausſtralung größere Strecken erkälten. In den Tropen, wo alle Phänomen höher liegen, und da - her weniger abhängig ſind von Localurſachen, haben dieſe Ineinanderſtralungen nur wenigen Einfluß. Auch die Wärmeſtralung von Hochebenen, ſo wieaberweñKüſtenland oder innerer Continent da iſt ändern die Tage der Schneelinie ab. Im dem ſüdlichen Theil der Pyrenäen liegt die Schneegrenze tiefer als im nördlichen. Im Himalaya Gebirge iſt es dagegen der nordliche Theil wo die Schneelinie tiefer liegt.

Da die iſothernen Linien in den Continenten con -Im cisatlantiſchen Ge - biet ſollten nach dem〈…〉〈…〉 ja nur convexe Scheitel ſeyn, im transatlantiſchen Gebiet dagegen concave Scheitel? vexe Scheitel haben, ſo liegt die Schneelinie im Innern der Continente höher als an den Küſten. In Asien imInnernInnern liegt die Schneelinie höher, als man nach Anſichten hätte glauben können. Ungeachtet der Nähe des ſchwar - zen und kaspiſchen Meers die die Urſache einer gerin - gern Sommerwärme ſein könnten, iſt es dort ſelbſt im Kaukasus im Sommer heißer als in andern Ge - genden in ähnlichen Breiten, daher der Schnee dort ſpäter anfängt als bei den Pyrenäen. Ja es zeigt ſich dieß ſchon im öſtlichen Europa; in den Karpathen liegt die Schneegrenze ſchon verhältnißmäßig höher als in den Pyrenäen und Alpen, da Europa gegen Oſten hin weit weniger durchſchnitten und gegliedert iſt. Ueber die Aequatorial Höhe der Schneegrenze iſt viel geſtritten worden. Der Unterſchied in den Meſsungen betrugen 800′; es entſtanden dieſe nicht durch eine Än - derung der Schneegrenze, die eine vollkommene abgeſchnit - tene, feſte Linie iſt Lafontanageund Bouguer; ſie ſind vielmehr die Folge von den verſchiedenen Mes - ſungen mit Barometer die man damals noch nicht nach der Temperatur corigirte. Aus mehreren Meſsun - gen erhält man als Mittel für die Aequatorial Höhe der Schneegrenze 14660 Fuß. Unter der Breite von 19 20° hat Doc gefunden aus Meſsungen inNeu -5036Neu-Spanien die Höhe der Schneegrenze4660[?]19800Fuß: der Unterſchied iſt nicht groß, allein die Oscillation der Schneelinie die unter dem Aequator kaum 70 bis 80′ beträgt, iſt hier ſchon ſehr beträchtlich; ſie beträgt als Minimum 2200′. Zwiſchen den 20ſten und 30ſten Grad d Br. kennt man keinen Schneeberg; weder derDie Berge in Afrika die ſie vielleicht er - reichen, kennen wir noch nicht genau genug Pick von Teneriffa noch die Vulkane der Azoren erreichen die Schneegrenze. Im Himalaya Gebir - ge iſt die Grenze der Schneelinie am nördlichen Abhange 17200′ hoch.

Bei den Pyrenäen und den Alpen iſt die Höhe der Schneegrenze von vielen Localverhältniſsen abhängig. Das Mittel aus verſchiedenen Meſsun - gen, von Sausſur, Buchund Walenberggiebt 8400′ In unſern Breiten würden wir wenn es ſo hohe Berge gäbe die Schneegrenze in 7000′ Höhe finden;entweder aus der Abnahme der Wärme es be - rechnen oder durch Interpolation

In der ſkandinaviſchen Halbinſel bei 70° Breite ſind große Unterſchiede in dem Innern und den litoral Gegenden. Im Innern nach Buchbei 3300′Der Brocken würde demnach dort noch hineinreichen,aberaber in den Litoral Gegenden 2200′

Wo man die Schneelinie ſelbſt nicht finden kann, weil die Berge zu hoch ſind, kann man ſie durch die Vege - tations Grenze beſonders der Innern beſtimmen. Bei allen dieſen Beſtimmungen iſt es nothwen - dig ſich an die Localverhältniſse zu erinnern, und daß die Schneegrenze weder von den Breite graden noch von den iſothermen Linien, ſondern von den Linien gleichen Sommers abhängt. Die Linie Zeroin der die jährliche Temperatur Null iſtfindet ſich in Labrador und Skandi - navien; man kann ſagen daß dieſe Orte eine gleiche iſotherme Breite haben.

Die Osculation. Berührung der Schneelinie mit der Erdoberfläche, dem Meereder Schneelinie mit der Erdcurre iſt in Europa erſt bei 82° n. B. Ge - hen wir weiter gegen Weſten nach dem Ende der Baffinsbai ſo finden wir ſie bei 78°. Am kälteſten iſt es aber gegen Neu Sibirien hin öſtlich vom Lena Fluſse wo die Osculation ſchon bei 76° d Br. beginnt.

Seeluft505
Seeluft

Da der Erdoberfläche mit Waſser bedeckt iſt ſo iſt es einleuchtend daß die Temperatur der Seeluft einen wichtigen Einfluß auf das Clima haben muß.

Die Temperatur der Seeluft hängt ab, eben ſo wie die der Sandluft von der Absorbtion der Licht - ſtralen von der Beſchaffenheit der Oberfläche ſelbſtob ſie flüſsig oder ſtarr iſtvon der Bewegung der Strömungen, des Meeres ſowohl als auch der Winde.

Wo der Boden der Seeluft flüſsig iſt kann die Luft erkältend werden, da weniger Sonnen - ſtralen absorbirt werden, und mehr durchgehenindem ſich auch nicht mehr Waſsergas entwickelterwärmend aber, weil die kältern Theilchen des Waſsers zu Boden ſinken, und es immer eine Tendenz zur Erwärmung hat. Schon bei dem Meere wurde über die Temperatur der Oberfläche und der Tiefe des Meers, ſo wie der beſondern Tempe - ratur bei Untiefen geſprochen, wo das Waſser kälter iſt weil die untern kältern Schichten von der Erde her ſich mit den obern mengen.

Die

ſ. oben Strö - mungen im MeereDie Strömungen haben einen ſehr großen Ein - fluß auf die Temperatur der Luft. Die Seeluft iſt ganz verſchieden ſobald man durch den Golfſtrom kommt von der übrigen. Wenn man von Frank - reich nach den vereinigten Staaten fährt und den Golfſtrom in einer WWN. N. O und SSW Rich - tung paſsirt bemerkt man durch die Temperatur der Luft wenn man ſich in Golfſtrom befin - det, indem es als dann bei weiten warmer iſt. Aber auch umgekehrt wo die Luft erkältet durch Strömungen kalten Waſsers wir bei Chili, wo das Meer die Kälte von 14° R. annimmt; ſtatt daß es in der übrigen Ge - gend 21° R. hat.

Anders verhält es ſich da, wo der BodenOberfläche des Meers ſtarr iſt, wie in der arktiſchen Zone. Wir verdankenHerrn Scorsbydarüber die meiſten Beobachtungen. Dort finden ſich ſogenannte Eisberge, die auf zweierlei Art wirken, ent - weder daß ſie die Dünſte an ihren Gipfeln ver - ſammeln und die Lichtſtralen nicht durchlaſsen, oder daß der Himmel ganz frei wird.

Unter -507

Unterſuchungen neurer Zeit über die Frage: in welchen Klimaten das Waſser wärmer wäre als die Seeluft haben ergeben: in der Breite des Ae - quators bis zum 48ten Grad d Br. iſt das Meer be - ſtändig etwas wärmer als die Luft.

Dadurch entſteht die Degreſsion des Horizonts wenn(aber)〈…〉〈…〉lich der Boden ſich erwärmt ſo daß min - der dichte Schichten unten als oben ſich befinden, ſo entſteht in der Brechung des Lichtſtrals eine Con - vexität und der Horizont erſcheint deshalb nie -das iſt ja im̃er der Fall driger. So hängen 2 Erſcheinungen die gar nicht zuſammen zugehören ſcheinen, doch ſehr enge zuſammen. Dadurch daß man mit dem Ther - mometer oft das Meer unterſucht kann man er - fahren ob man bald in der Nacht auf eine Inſel ſtoßen wird oder nicht, indem in der Nähe der Inſel weil dieß ein ſtarrer Körper iſt, das Meer kälter wird.

Und hiemit hängtabdas andere Phänomen der Kimu zuſammen, daß man nämlich falſche Bildersieht? |sieht die in der Luft ſchwimmenDunſt der Ga - zellendurch die Degreſsion des Horizonts herbei - geführt.

Was die höchſte Temperatur der Seeluft anbetrift, ſo iſt die Temperatur unter den Tropen auf dem Meere die herrlichſte, die man ſich wünſchen kann. Sie iſt hier nie höher als 23 bis 24° R.; dabei muß man aber nicht die Meere verwechseln die von Land eingeſchloſsen ſind, wie das mittelländiſche Meer und rothe Meer. Tuckyhat die Tempera - tur der Luft auf dem rothen Meer bei Tage nie unter 36½° R und bei Nacht nie unter 28 und 29° R gefunden, aber nur in gewiſsen Jahreszei - ten.

Im Allgemeinen kann man ſagen daß die Temperatur des Meers nicht nur die Sommer - temperatur mindert, ſondern auch zugleich die mittlere jährliche Temperatur vermehrt. Zwiſchen 30 und 40° d Br hat die Seeluft eine mittlere jähr - liche Temperatur die etwas höher iſt als auf dem Lande.

Aus509

Aus allem dem was über die Ursache der Tempe -Gründe für das milde Klima in Europa. ratur Verſchiedenheiten geſagt worden iſt folgt daß hauptsächlich 3 Gründe für das mildere Klima von Europa da ſind, und daß das nordlicheEuropäiſche Klima heilſamer für die Cullivitirung[?] des Menſchen und die Entwickelung des Geiſtes ſein mußten als in derſelben Breite in Asien und Amerika.

  • 1, Daß es ein weſtlicher Theil des alten Conti - nents iſt, aus den bereits angeführten Ursachen daß weſtliche Küſten wärmer ſind als öſtliche
  • 2, Daß für Europa in ſeinen Längengraden die Temperaturen und der Aequator nicht in das Meer fallen, ſondern dort wie ein erwarmender Stein Afrikasvorliegt.
  • 3, Daß Europa unter allen Welttheilen der - jenige iſt, der am wenigſten Maſsen gegen Norden hat, und ſich auch am wenigſten gegen Norden hin erſtreckt. Die Eisgrenze des Nor - dens geht nicht bis zum Nord-Cap; nirgends iſt ein größerer Buſen aus dem Längenthal des atlantiſchen Oceans.
Theils

Theils dadurch daß das Eis aus der Baffins - bai nicht heraus kann, theils durch den Golfſtrom, wird in dieſer Gegend kein Eis angehäuft. ſ. oben. Es ſind demnach auch 3 Arten möglich, wodurch das Klima von Europa kälter werden könnte.

  • 1, Wenn aus dem atlantiſchen Meeres Thal ſich ein Continent〈…〉〈…〉erhöbe, der Europa und Ame - rika zu einen Continent verbinde.
  • 2, Wenn Afrika unterſänke.
  • 3 Wenn Amerika in der Landenge von Pa - nama durchbrechen würde und als dann der Golfſtrom ſeine Richtung von Südweſt nach Weſtoſt verlieren würde.

NB.

    • Cyanometrie iſt die Lehre der Farbe der Luft zu meſsen.
    • Diaphanometrie, die Meſsung der lichtſchwächen - den Kraft.
Electriz -5111[?].

[53. Vorlesung, 15.04.1828]

Electrizität der Luft

Wie bei der Wärme und dem Magnetismus ſprechen wir hier weniger von den Erſcheinungen der Electrizität, ſondern vielmehr von der Ver - theilung derſelben auf dem Erdkörper, von der Geographie der Electrizität. Es ſchließt ſich dieſer Theil ſehr gut an die Temperatur Verhältniſse und Hygrometrie an, mit denen die electriſche Spannung in engem Verbande ſteht.

Der electriſche und magnetiſche Zuſtand des Luftkreiſes ſteht in Verbindung mit dem Electro - magnetismus im ſtarren Erdkörper, mehr als Magnetismus ſich im Starren zeigend, und mehr als Electrizität im Luftkreiſe. So wie die Electrizität[in der Luft Licht] hervorbringt, ſcheint der Magnetismus das Polarlicht im Starren her - vor zu bringen.

Von dieſen Verbrennungsprozeſsen werden wir zu andern übergehen zu den Meteorſteinen Die Electrizität kann erregt werden durch 4 oder55 verſchiedene Mittel, von denen jedoch mehrere wahr - ſcheinlich auf eines zurückzuführen ſind: 1, Durch Reibung, was nur iſt 2, Aenderung des Zuſtandes der Tempe - ratur. 3, Durch chemiſche Veränderungen, die auch magnetiſche ſind. 4, Durch den Contact[?] der Electri - zität ſelbſt, durch Berührung, Voltaiſche Säule. End - lich 5, im organiſchen Leben. F[?]iſche etc.

Man hat es immer für etwas Sonderbares gehalten, daß dieſe letzte Art von Electricität ſich beſonders bei Fiſchen alſo im Waſser einen leitenden Kör - per, und nicht in der Luft befinde. Indeß wird erſt durch die Muskelbewegung dieſe Electricität her - vor gebracht. Wenn man auch bei einigen Fiſchen wie den Zitterrochen, etc. die electriſchen Orga - ne ſehr angehäuft findet,ſo daß man mit ihnen ein Pferd tödten kannſo iſt es doch ſehr wahrſcheinlich daß auch bei den Vögeln und ſelbſt bei den Säuge - thieren ein ſolcher electriſcher Prozeß vor ſich gehe, wenn durch die Nerven unarterielles Blut in die Muskeln übergeht.

Die513

Die electriſchen Erſcheinungen ſtehen mit den Dünſten im engen Zuſammenhange. Sie hängen nicht von der Quantität der Dünſte allein ab ſondern be - ſonders von ihrer räumlichen Lage, ob ſie ver - theilt ſind, von den obern Schichten bis zur Erd - oberfläche herab, oder iſolirt in Wolken.

Ueber die Quantität der Electricität die ſich in einer Wolke bildet iſt man lange Zeit im un - klaren geweſen. Wenn jedes kleine Bläschen vor - her auf ſeiner Oberfläche eine electriſche Span - nung hatte, und die verſchiedenen Dunſtbläschen zu einer Wolke zuſammen dringennach Gay Lusſai's Erfahrungſo geht die Electricität jedes einzelnen Bläschens auf die Oberfläche der Wolke über, und bleibt nicht im Innern der Wolke. Daher kommt es, daß aus einer und derſelben Wolke die uns oft nur klein ſcheint ſo viele Gewitter hervorgehen, und es immer nur einzelne Theile ſind, die entladen werden,undund nicht wie man früher glaubte immer wie - der von Neuem eine electriſche Spannung ein - tritt. Sehr merkwürdig iſt es, wenn man ſieht, das die electriſche Spannung der Atmosphäre mit der Entſtehung der Wolken weit mehr zuſammen - hängt als mit den Dämpfen; ſo daß wir Mangel an Gewittern in der arctiſchen Zone und Mangel an Gewittern in der Tropenzone. Scoresbyhat nie ein Gewitter in Spitzbergen be - merkt. Dieſer Mangel fängt ſchon in[Skandi - navien] an und wird nördlicher immer größer. Man muß ſich nicht wundern daß in der Hud - ſonsbay Gewitter nichtsſSeltenes ſind, es liegt dieſe viel ſüdlicher, doch haben Parryund Savyin der Baffinsbay ein Gewitter wahr genommen. Das Waſser welches in den Dämpfen enthalten iſt ſchlägt ſich dort auf das Eis nieder, ſo daß ſie nicht leicht Wolken bilden können, die Waſser - dämpfe ſind von oben bis unten vertheilt und ſtehen mit der Erde im Zuſammenhang. Daſselbefindet515findet in der Tropenzone ſtatt. In der Zeit wo man keine Wolken ſiehtvom Octobr bis Decembr. hat Doc immer positive Electricität in der Luft ge - funden; vom May bis Octobr. iſt die Regenzeit. Doc fand dann in den electrometriſchen Beobachtungen ſeltene Erſcheinungen. Wenn dieſe Zeit heran - kommt, wo auch die Paſsatwinde unregel - mäßig werden findet man keine Electricität in den untern Schichten des Morgens 8 Uhr, ſo wie aber die Sonne den Erdboden erwärmt, indem ſie durch den Meridian paſsirt, ſo wird eine ſehr ſtarke Electricität bemerkbar, und dann iſt ſie ſelbſt auf freienmFelde von + E zu E übergegangen; dieß findet ſich ſo lange bis ein Gewitter eintritt als dann iſt kein Electricität zu ſpüren grade ſo wie des Morgens vor Sonnen Aufgang. Es findet ſich dieß nicht bloß in ganz niederen Schichten; Doc hat es bis 200′ Höhe verfolgt. Die electriſchen Erſcheinungen ſind mehr dem Gradenachnach als in der Art verſchieden.

Die gewöhnliche Electricität iſt positiv: das Ge - witter fängt an mit den ſogenannten Wetter - leuchtenfulmuatio. Wenn man annimmt daß dieß nur von einem entfernten Gewitter her - kommt, ſo geräth man in manche Verlegenheit. Wenn die Wolken etwas hoch ober[?] dem Horizont ſtehen, ſo müſsen ſie doch etwa 23 Meilen davon im Zenith ſich befinden; es müßte denn dort ein ſehr ſtarkes Gewitter ſein, da bei unſern gewöhnlichen Gewittern nie ſo heftige Blitze auf einander folgen.

Es iſt eine Meinung daß unter den Tropen da die Gewitter Wolken dort ſehr hoch ſind es weniger einſchlage; da aber die dortigen Gegenden nur ſehr wenig bewohnt ſind, ſo kann man nicht entſchei - den ob dieß nicht ein bloßes Vorurtheil iſt. Sogenannte Blitzröhren haben ſich ebenfalls in den Tropen gefunden.

BlitzröhrenZuerſt entdeckte man dieſe Blitzröhren in Weſtphalen:es517es ſind Körper von grünlich weißer Maſse, im Innern glatt. Sie ſind Verglasungen der Sand - körner durch den Blitz ſelbſt. Man hat ſie von ſehr großen Länge gefunden: 14 Fuß ja ſelbſt bis 30 Fuß Clappertonhat unter den Tropen ſolche Blitzröhren aus den Wüſten mitgebracht, und in Brasilien haben ſich ebenfalls dergleichen angefunden. Es iſt keine bloße Vermuthung daß dieſe Kör - per vom Blitz herrühren, ſondern eine Erfahrung. Ambun hat den Blitz einſchlagen geſehen, und darauf an derſelben Stelle eine ſehr ſchöne Blitz - röhre gefunden.

Es ſcheint mit dieſer Erſcheinung zuſammen - zuhängen die ſonderbare Verglasung die man bisweilen auf den Bergen findet. Doc hat ein Stück aus dem Vulkan von Toluka mitgebracht, wo die ganze äußerſte Spitze verglaſt war. Der Trachyt Porphyr iſt an manchen Theilen durch löchert und im Innern verglaßt, wie die Blitzröhren. Meteorſteine; Aeroliten. Man muß mit dieſenMeteorſtein. Fulmeriten oder Blitzröhren nicht die Meteorſteine ver - wechseln, die eigentlich nach dem Zodiakal Licht ſchon hätten abgehandelt werden ſollen; da ſie ſich aber in unſrer Atmosphäre erleuchten und entzünden, ſo finden ſie ſehr ſchicklich hier bei Gelegenheit der Verbrennungs Proceſse einen Platz.

Man hat lange Zeit an Steinen die vom Him̃el kommen gezweifelt, obgleich die Annalen von China davon ſprechen und ein Steinregen am Angos Potamos ſchon bei den Griechen genannt wurde. Auch erzählt man von einem Meteorſtein, aus dem ein mongoliſcher Fürſt Degenklingen hat verfertigen laſsen.

Im Jahre 1794 hatHerrCladÿ zuerſt auf dieſen Ge - genſtand aufmerksam gemacht. Als 1751 bei Agram ein Meteorſtein gefallen war, ſchickte das biſchöff - liche Conſiſtorium zu Agram eine Urkunde mit der Maſse ſelbſt nach Wien; der Abbe Stultz ſchrieb damals zurück, daß kein vernünftiger Menſch an eine ſolche Fabel glauben könne. Einen Steinfallin5192. in Indien beſchrieb Piolet, wurde aber in Europa ausgelacht. Endlich fielen 1803(13?) in Frankreich eine Menge von Steinen, vom Himmel herab,dodaß man ihren Fall 3 Meilen weit hören kannteBiot unterſuchteſeit der Zeit hat kein Menſch mehr daran gezweifelt.

Man hat ſchon ſeit den früheſten Zeiten dieſes Phänomen zu erklären geſucht. Schon die joniſche Schule beſchäftigte ſich damit. Diogenes von Apollonia ſagte mit den Sternen bewegen ſich nicht leuchtende Steine die von Zeit zu Zeit herabfallen. Diogenes Boärtius ſagt, daß ſie von der Sonne herabfallen: die Sternſchnuppen würden ſolche Steine. Anaxa Goras, daß ſie von der Erde weggeriſsene Stücke wären, eine Zeitlang um dieſelbe herum - kreiſten und dann wieder auf dieſelbe zurück fielen. Heinr. Ritter hat in neuren Zeiten den - ſelben Glauben gehabt. Man glaubte auch daß ſie vom Monde herkämenſ. oben Mondund in Syrien herrſcht noch bis jetzt dieſer Aberglaube;eses wird berichtet, daß deshalb beſonders die Be - wohner den hellen Mondſchein fürchten.

Der berühmte Stein der in der Caba aufbewahrt wird iſt wahrſcheinlich ein Meteorolit. Beim von den berühmteſten Maſsen dieſer Art, deren Fall ſehr deutlich beſchrieben worden iſt fiel am 7ten Nobr. 1492 bis Engisheim, das Cabinet in Paris ent - hältendemſelben. Außer dieſen iſt noch die große Pallasſche Eisenmaſse merkwürdig die 1794 am Jeniſei gefallen iſt. Die größte Maſse, wenn man eine in China gefallene und eine andere in der Mongolei gefallen ſein ſollſ. obenabrech - net, indem man von dieſen nichts genauers weiß, iſt die welche Celisbei Tſchako1782 in der S. amerik. Provinz in der Ge - gend vonChaceo Gualamba Nortunge gefunden hat. Sie hat 7′ par. Länge und 2½′ par. Dicke, und ein Gewicht von 300 Centner. In Paris wurde eine andere aufbe - wahrt deren Dimensionen ſind: 7′; 2′; und 3′ Rorney hat es beſchrieben, und Wallaston unterſucht.

Von China wird erzählt das ein ganzer Berg über100′521100′ groß vom Himmel herabgefallen ſei; doch iſt dieß noch ſehr ungewiß. Aus früherer Zeit ſpricht der Abbe Renusot von einem Fels von 40′ im Durch - meſser der ganz Meteorſtein ähnlich beſchrieben wird, und von dem die Tradition herrſcht, daß er aus leuchtenden Wolken herabgefallen ſei. Man hat lange geglaubt, daß das Innere der Meteorſteine immer daſselbe ſei; es iſt aber eine große Verſchiedenheit in der Maſse ſelbſt, nicht nur in der Art der Zuſammenſetzung, ſondern auch der chemiſchen Beſtandtheile. Felgnem[?] nach ſind es zweierlei Art: die eine in denen Nickel und metalliſches Eisen vorherrſchend iſt; die(aber)andern beſtehen hauptsächlich aus erdigen Subſtanzen, ſteinartig doch ohne Wacke, in denen Metallen Körner als eingemiſcht ſich befinden. In neuren Zeiten hat man gefunden das ganze körnige Gebirgsmaſsen ſo vom Himmel herab - gefallen ſind.

Man

Man kennt 5 oder 6 Meteorſteine die ganz ohne Nickel ſind, meiſtens dann aber ganz zerreiblich. Dem ſpecif. Gewicht nach ſind ſie ebenfalls ver - ſchieden zum Theil iſt ihre Dichtigkeit 2, zum Theil 3,25. Es iſt dieß die Dichtigkeit der Planeten welche diſseits der Aſtäroiden ſich befinden; die jenseitigen äußere ſind bei weitem weniger dicht. Bisweilen iſt auch eine Maſse ſtaubartig herab - gefallen, doch iſt noch ſehr viel Unsicheres darin, da manches eingemengt worden iſt, mit dem was auf den rothen Schnee Bezug hat. Das Innere der Maſse iſt grobkörnige Gebirgsmaſse und metalliſch; im Äußern iſt eine glasige ſchwarze Rinde die die Meteorſteine bezieht, mit Strichen ſonder - bar zweigartig verbreitet. Die Araber fabelten, daß dieß die Adreſse der Dämonen ſei an die - jenigen Personen nach die es fallen ſellte etc. Der Beſtandtheile ſelbſt ſind wenigſtens 4 oder 5. Eisen Nickel Kobalt und Chromwie es ſcheint daswich -523[wichtigſte]auch noch Kupfer, Schwefel, Natron, Kalibeſonders Jubilasmerkwürdig genug daß auch Salzſäure bisweilen enthalten iſt. Von Erd - arten: Kieselerde, Kalkerde. Die chemiſche Analyse dieſer Maſsen iſt ſehr ſchwierig, da es zuſammengeſetzte Gebirgsmaſsen ſind. Guſtav Roſe hat ſowohl Olivin als Peroxen gefunden. Wie ſchon oben bemerkt ſind im Allgmeinen 2 Abtheilungen zu unterſcheiden, ſolche die viel Richel enthalten, zugleich auch Schwefel und viel Talkerde, aber wenig Kalk um ſolche die wenig Nickel enthalten, ebenfalls wenig Schwe - fel und wenig Talkerde aber viel Kalk. Das Phänomen erſcheint ſelbſt bei Tage zuerſt als ein leuchtender Punkt, je näher der Meteor - ſtein kommt, bildet ſich eine Dunſthülle, ein ſchwarzes Gewölk aus dem bisweilen Lichtflam̃en von großer Intenſität beinah wie das Sonnen - licht hervorſchießenſo daß man in der Tropen - gegend bei hellem Sonnenſchein über den ſtarken Glanz erſchrocken iſt. Man ſieht Dampf nun ſchwar - zen Rauch. Ihre Höhe iſt mehrmals gemeſsen worden und man hat 10, 12 bis 15 geographiſche Mei - len gefunden.

Merkwürdig iſt ihre Richtung, weil ſie am meiſten zeigt, daß ihr Herabkommen zur Erde kein ei - gentliches Fallen iſt, die meiſten ſind faſt in ho - rizontaler Richtung vorüber gezogen, wie ein kürzer der in die Atmosphäre der Erde hinein geriſsen wird. Ihre Geſchwindigkeit iſt ſehr groß, und ganz der der Weltkörper ähnlich: 5 bis 6 Mei - len in 1 Secunde. Bisweilen findet ſich eine Ab - lenkung, die ſchon von den Alten beſchrieben wurde; es ſcheint daß die Aeroliten von der Atmoſphäre aufgehalten werden. Im Gewölk hat man immer ein Getöſe vernommen, das 15 bis 18 Meilen weit gehört worden iſt.

Wenn ſie fallen ſind ſie gewöhnlich heiß, brennenaber525aber nicht; man hat ein geſehen daß das Gras wo ſie hingefallen ſind, versengt worden wäre, alſo ſind ſie wahrſcheinlich ſchon während des Falls abgekühlt. Berzelius hat ſehr nahe unter der äußern Rinde noch ganz unverſehrtes Schwefelkies gefunden; es ſcheint daher daß die Temperatur im Innern nicht ſehr ſtark iſt, ja die Temperatur iſt ſo ge - ring daß ein Meteorſtein nicht einmal Holz ſchwärzt, wie man bemerkt hat als ein ſolcher Stein auf eine ſehr merkwürdige zufällige Art auf ein Schiff mitten im atlantiſchen Meere gefallen war.

Sehr merkwürdig iſt es, und zeigt auf einen kosmiſchen Urſprung, daß nicht die Jahreszeit darauf einwirkt; auch iſt das Phänomen durch - aus nicht periodiſch, wie der verſtorbene Phy - ſikerHerrRitter glaubte. Schreiber unter - ſucht die Frage, wie viel Steinfälle wohl ſeinkönntkönnten, und meint daßſtattſeit2000 Jahren nach der Wahrſcheinlichkeits-Rechnung 100000 Steinfälle ſtatt gehabt haben müßtſsen. Freilich vergeht jetzt kein Jahr, wo man nicht von 2 oder 3 ſolcher Stein - fälle hörte.

Viel iſt über die Urſache dieſes Phänomens geſtritten worden. Hauptſächlich ſind es 3 Hypotheſen die man als das Wahrſcheinlichſte aufgeſtellt hat. Die erſte dieſer Hypotheſen iſt; daß ſich die Meteorſteine in der Atmoſphäre ſelbſt bilden könnten durch Hydrogen das in der Atmoſphäre vorhanden ſein könnte, das Metall auflößt und durch eine electriſche Explosion ſich zuſammen zöge. Es iſt dieſe Hypotheſe aber ſehr unwahrſcheinlich: da bei einer ſolchen Höhe der Atmoſphäre der Druck nur ſo gering iſt, daß er kaum 1‴ Queck - ſilber zu tragen im Stande iſt, ſo würde die gan - ze Atmoſphäre kaum hinreichend ſein daß ein Aerolit ſich bilden könnte. Es müßte noch von dieſemHyd5273. Hydrogen durch die Stromungen der Luft etwas zu uns herabkommen, man hat aber bei allen Unterſuchungen der Luft ein etwas davon gemerkt. Endlich ſpricht auch die Schnellig - keit der Bewegung gegen dieſe Annahme.

Eine andere Hypothese glaubt den Urſprung der Meteoreliten aus den Mondvulkanen zu er - klären. Mit Unrecht hat man dieſe Meinung Laplacezugeſchrieben. Er undHerr Olbershaben nur gewiſsermaßen als Rechnungsaufgabe unter - ſuchen wollen, welche Kraft dazu gehört damit Körper vom Monde aus ſo weit geſchleudert werden, daß ſie bis in die Atmosphäre uns - rer Erde kommen und von derſelben ange - zogen werden können. Es iſt gefunden worden daß wenn es Vulkane im Monde gäbenureine Kraft nöthig ſein würde die eine Ge - ſchwindigkeit von 7500′ in der Secunde hervor -brächtebrächte damit aus dieſen Vulkanen Körper bis in die Atmoſphäre der Erde geſchleudert wür - denRechnung von Caisſon Laplacefand daß in Tage ein ſolcher Stein vom Monde bis zurunſerer Erde gelangen könnte.

Olberswandte aber dagegen ein, daß wegen? | der Translation, dieſe Körper nicht auf die Erde kommen ſondern Erdsatelliten werden wür - den. Dieſe Hypotheſe iſt dieſelbe welche man auch zuerſt aufgeſtellt hatte: Paolo maria Turzayo erzählt daß ein Stein der aus dem Monde ge -1460. kommen wäre einen Mönch getödtet hätte. 57

Die dritte Hypotheſe endlich die man aufgeſtellt hat iſt; daß dieſe Körper aus dem Vulkanen ſelbſt kämen, und ſo wie Planeten Him̃els - körper ſeien. Dieſe Ansicht wurde zuerſt von Cladny angegeben. Die geringe relative Größe kann hier keinen Wiederſtand leiſtenS. oben: Aſtronomiſcher Theil. Von der relativen Größe der WeltkörperEs529Es ſind kleine Maſsen welche ſich vermöge der At - traction und Rotation zuſammen geballt haben und je nachdem ſie ſich in ihrer Bahn einem oder dem andern Planeten ſehr nähern, von dem - ſelben angezogen werden und auf ihn herab - fallen. Es wäre auch möglich daß ſie durch das zerſ〈…〉〈…〉 epla[?]tzen eines großen Planeten ent - ſtanden wären, und in viele kleine Stücke ſich geſondert hätten die ſo wie die übrigen Weltkörper ihre Bahn um die Sonne beſchrieben. Berechnungen in den Memoiren von Lagrange und Olbers

[54. Vorlesung, 16.04.1828]

Organiſcher Theil

Geographie des Organismus. Wir bedienen uns lieber das Wert organiſch als lebend Da der Begriff des Lebenden den ſehr ſchwierig aufzuſtellen iſt und zu manchen MißverſtändniſsenVer -Veranlaſsung geben kann; die neuere Physiker bezeichnen, Electricität, Magnetismus etc. als leben - de Kräfte, und man kann allerdings in weiterm Sinne dieſe Betrachtung nicht für unrichtig halten, in derſelben Art wie man alles übrige als lebend betrachten kann, wie Attraction, Repul - ſion, chemiſche Affinität etc. doch muß man dann ja das organiſch Lebende von dieſen lebenden Kräften unterſcheiden, indem durch einen will - kührlichen Gebrauch der Sprache Vermengungen in der Wiſsenſchaft kommen.

Unſerer Kenntniß nach kann man ſagen, daß alles Organiſche auch telluriſch iſt.

Die organiſche Rinde des Erdkörpers nim̃t nur einen geringen Theil ein, wenn wir bedenken daß der Durchmeſser der Erde 1720 geographiſche Meilen beträgt. So wohl im Starren finden wir ſie wie im Flüſsigen.

In531

In den organiſchen Stoffen iſt die Maſse von der Form besiegt. In den Unorganiſchen finden wir eine große Regellosigkeit und Willkühr - lichkeit deren Geſetze nur leise angedeutet ſind, Ordnung erſcheint nur als Ausnahme. Im Orga - niſchen dagegen iſt das geſetzmäßige Regel; das allmählige Entfallen das an eine beſtim̃ - te Zeit gebunden iſt, bleibt immer den Geſetzen getreu, eine große Geſetzmäßigkeit auch in den kleinſten der Formen iſt nicht zu verkennen. Die alte Weltordnung der Vergangenheit bürgt uns für die Geſetzmäßigkeit der Zuckunft.

Die Weltbeſchreibung erfaßt nicht das innere or - ganiſche Leben der Thiere und Pflanzen, es iſt dieß der Gegenſtand der beſchreibenden Pflanzenkunde und Zoologie.

Hier ſoll nur von der geographiſchen Verbreitung der Thier und Pflanzenformen und das Verhalten derſelbengegen -gegeneinander, nicht von den Thieren und Pflanzen ſelbſt ſondern von der mit Thieren und Pflanzen be - deckten Erde die Rede ſein.

Die Bemühungen zu definitiren des Organiſchen ſind nicht glücklich geweſen. Die beſte ſcheint wohl die zu ſein: Die organiſchen Stoffe behalten nicht die - ſelbe chemiſche Miſchung, wenn ſie Aufhören ein gan - zes zu bleiben. Es müſsen jedoch dabei 2 Bedingungen eintreten.

  • 1, Daß die Sonderung der Theile willkührlich ſein kann,
  • 2, Daß, und dieß iſt beſondersfür zuſammengeſetztern Thiere geſagt, die Sonderung und Zerſchneidung in jeder Richtung muß gemacht werden können.

Es ſcheint alſo im Organiſchen ein Grund der Ein - heit zu ſein, warum die Theile ſich nur in ihrer ur - ſprünglichen Zuſammenſetzung hatten können, ſo lange ſie mit den übrigen verbunden ein Ganzes bilden. Dieſer Unterſchied des Organiſchen undUnor -533Unorganiſchen iſt durchgreifend, die organiſchen Ge - bilde ſind deshalb an einer großen Individualität gebunden. Schon Aristoteles nannte: natürliche Körper ſolche die einen Beſtimmungsgrund in ſich ſelbſt haben. Das Eingehen in Aenderung der chemiſchen Miſchungs - verhältniſse kann entweder mit dem Ganzen vorgehen oder mit einzelnen Theilen des Ganzen. Im Organiſchen iſt eine ſucceſsive Entwickelung der Theile entweder aus ſich ſelbſt oder eine Ab - ſtammung aus einem zwar ähnlichen aber fremd - artigen Körper. Wir ſehen im Organiſchen eine Periodicität, ſo daß entweder das Ganze abſtirbt oder nur theile des Ganzen. Gewiſse Elemente ſcheint das Organiſche aus zu ſtoßen: von den vielen einfachen Stoffen iſt nur eine gewiſse Zahl die in das Band des Organiſchen eingehen. Die Lehre der chemiſchen Proportion giebt eben - falls eine große Verſchiedenheit des Organiſchen vom Unorganiſchen.

In

In der unorganiſchen Natur ſind die Miſchungs - verhältniſse gewöhnlich einfach, in der organiſchen ſind ſie Ternär und quaternär.

Aller Organismus folgt einigen Hauptreizungen, ſo iſt es merkwürdig, daß, das Chlor auf die - ſelbe Weiſe den Samen der Pflanzen reicht wie der Thiere. Chlor mit Waſser treibt in ein Paar Minuten die Kroſse zum Keimen, und bekannt iſt, welches Reizungsmittel es für thieriſche Subſtanzen iſt. Neuerdings hat man versucht die Werkung von Opium, Giften etc. auf die Pflan - zen zu unterſuchen, und gefunden daß ſie eben ſo auf die organiſchen Stoffe des Pflanzenreichs wirken, wie auf die des Thierreichs.

Ob alles Organiſche mit dem Lichte ſo in Verbindung ſteht, daß wie Laboiſsier ſagt die Mythe des Prome - theus eine organiſche wäre, iſt wohl nicht ſo gra - de zu anzunehmen. Allerdings iſt es wahr daß nur die äußere Rinde, die vom Licht getroffen wird dasOr -5354. Organiſche enthält, aber wir kennen auch unterir - diſche Pflanzen, Inseckten etc. von denen man nicht weiß ob ſie zu demſelben Species gehören die man auf der Oberflache der Erde findet.

Man muß nicht glauben daß die unterirdiſchen Pflanzen vom Zimmerholz welches in den Berg - werken gebraucht wird herſtammen. Doc iſt in ſeinem Bergwerksleben gegenwärtig geweſen, als man neue Höhlen eröffnete, wo man eine Menge von Stalackbtiten fand, die mit kleinen gelben Pflanzen bedeckt waren. Es iſt möglich wenn auch keinesweges wahrſcheinlich, daß der Saa - me dieſer Pflanzen durch das Waſser in die Tiefe der Erde gekommen iſt, ſo viel iſt aber doch gewiß daß die Pflanzenſtoffe ſich dort entwickel - ten, wo es doch unmöglich war daß Licht hinzugedrun - gen wäre. Auch in der Tiefe des Meeres 60 bis 80 ja 100BTraſsoiſen500 600′Tief, in einer Tiefe wo es nach photometriſchen Verſuchen gewiß iſt, daßkeinkein Lichtſtral mehr hindringen kann iſt es Doc ge - lungen mit dem Senkblei Pflanzen herauf zu ziehen die vollkommen grün waren.

Von den Thieren ſind ein merkwürdiges Beispiel dieEingeweide-Würmer. Rudolphi hat deren über 500 be - ſchrieben, und merkwürdig genug finden ſich dieſelben Species in ganz verſchiedenen Thieren, die auch in ganz verſchiedenen Zonen leben: in den Eingeweiden un - ſerer Rehe und Hirſche, der Gazellen und endlich der Kengurus. Bei den Pflanzen ſind dagegen die Species weit mehr an ihre Zonen gebunden.

Im erſten Aufkeimen iſt das Vegatabiliſche vom Aminaliſchen nur ſehr wenig getrennt.

Es iſt lange Zeit Zweifel darüber geweſen, was eigentlich die ſogenannte Pryſtlayſche grüne Materie ſei, die ſich auf ſtehenden Waſsern findet. Neuer - dings hat man darin mehrere Orten Pflanzen ent - deckt zugleich aber auch Escillarian, oder Oscillatorien die eine eigne Bewegung haben, ferner InfuſionsThier -537Thierchens, das ganze Reich der Gymnopenen etc. Es iſt ein Streit darüber zwiſchen den Zoologen und Phyſiologen entſtanden entſtanden, ob es möglich iſt daß dieſe kleinen Thierchen wie die Infu - ſionsthierchen Gymnopenen etc. ſich nach dem ſie eine Zeitlang gelebt ruhend in ſchlauchartige Pflanzen vereinigen könnten, und ob ſo verſchiedene Wesen aus der Entwickelung derſelben Wesen entſtehen können.

HerrRoger, Champon ſtellte die Ansicht auf, und von ihm wurde ſie von Agga und Gallion angenommen, daß die Pflanzenſtehung nichts anders ſei als eine Zuſammenſetzung von Thierchen. Fourtin, Rasſepagne und Ehrenberg dagegen glaubten daß noch nicht Grunde genug da wären um zu dieſen ſonderbaren Reſultat zu kommen. Sehr leicht iſt es übrigens auf einen ſolchen Irrthum zu kommen, da der erſte Keim des organiſchen Lebens bei Vegetabilien und Ani - malien derſelbe etwas blaſenartiges iſt, das entweder beſonders abgesondert exiſtiren kann,oderoder zuſammengefügt mit andern. So der ribrisbi - punctatus und triponitatus; deneben Converven in denen ähnliche Stoffe wir in jenem liegen, die be - weglich ſind, man hat geglaubt, daß dieſe ſich nach und nach vereinigen und mit einer Hautbe - ziehen.

Man kann alſo annehmen daß zweierlei Anfän - ge des organiſchen Lebens exiſtiren; die ent - weder ein Compoſitum aus machen, oder einzeln exiſti - ren: dieſe Ähnlichkeit allein kann uns aber nicht berechtigen anzunehmen, daß ſie daſselbe ſeien. Eine andere Bemerkung iſt ganz beſonderer Art. Man findet in einer Waſserpflanze Chara flesibilis, von der Geſtalt einer Barometerartigen Röhre eine beſtändige eigenthümliche Bewegung von kleinen Kügelchen, die ſo lange dauert, als die Pflanze im Leben iſt, beſonders aber dann ſtark wird, wenn die Sonne darauf ſcheint. Wenn man die Chara unterbindet ſo durchſchneidet ſie dieſe Lebensſtrömung ab, und es zeigen ſich in den künſtlichenCom -539Compartimenten neue Bewegungen. Schon 1774 wurde dieſe Entdeckung von Corti gemacht,58 aber wenig darauf geachtet bis erſt Amici in Modena wieder darauf aufmerksam machte. Erſt vor we - nige Monaten glaubt Prof. Maier mit Dr. May in Bonn die Entdeckung gemacht zu haben, daß man dieſes Leben beſonders trennen könne in eine eigne Bewegung die ganz unabhängig von dem allgemeinen Lebensprozeß ſei. Dieselbe Bemerkung hat man an den Blutfäden gemacht. Andere Beobachtungen dieſer Art hat der Prof. Schulzin Berlin an dem Moliander gemacht, einer eignen ficus Art, wo er nur ähnliche Beobachtun - gen wahrnahm. 59Er hat zugleich bemerkt daß die - ſelben Kügelchen abgesondert eine andere Be - wegung hatten; er hat ſie dem Docent undHerrnProf. Linkgezeigt. Die Kügelchen, Biosphären, von denen man glaubt daß ſie zur Entwikelung der organiſchen Körper viel beitragen ſind vonHerrnHerrnRaspagne ſehr genau unterſucht worden. Dumars behauptet daß man durch die Blutstropfen ſehr genau die Thiergattung unterſcheiden könne, ſobald man dieſe Kügelchen durch ein Mikroskop betrachtet. Bei Thieren die zu einer Species gehören, haben dieſe Biospharen dieſelbe Form und Größe.

Den Anatomen iſt ſchon längſt bekannt, daß das Blut aus 2 Theilen beſteht, gewonnene und gewinnbare Maſse; erſtere ſind dieſe Kügelchen. Wenn man die ganze Organisation aus einem philoſophiſchen Gesichtspunkt betrachtet ſo beſteht ſie eigentlich aus dieſen zweien Stoffen, entweder Blätt - chen oder dünne Fasern. Aus beiden zuſammen kann das Zeltgewebe entſtehen, wo man beide Stoffe noch zuſammen ſehen kann.

Es liegt daher nichts in der Natur ſelbſt ſondern iſt nur immer eine künſtliche Benennung, ſo ſchneidend das Vegetabiliſche und das Animaliſche abſondern zu wollen; auf der erſten Stufe des Lebenden iſt dieſer Dualismus noch nicht da.

Die541

Die Definationen die man ſich zu geben bemüht hat um den Unterſchied zwiſchen Thiere und Pflanzen feſtzuſtellen; werden alle durch ſo viele Ausnahme wiederlegt, daß man keine annehmen kann.

Die ältere Defination iſt die, daß das Animaliſche durch eine willkührliche Bewegung vom Vegetabiliſchen ausgezeichnet. Es giebt aber auch Pflanzen die ſich bewegen, und hinwiederum Animation von denen man gar nicht weiß welcher Reiz ſie bewegtOscil - larien etc

Eine andere Erklärung giebt Helwig indem er den? Unterſchied in der Fortpflanzung zu finden glaubt, bei den Pflanzen ein Abfallen, wogegen bei den Thieren das Ganze fort zu beſtehen bleibt. Allein bei den Genitalien finden wir wieder die Ausnahme. Eben ſowenig glücklich iſt die Erklärung daß der Stickſtoff in den einen beſonders vorherrſchend wäre, wie in den andern der Sauerſtoff. Oder noch der Nahrung, wiewohl dieß eine der ſcharfſinnigſten iſt, daß die Nahrung der Pflanzen aus unorganiſchen, die der Thiere aus organiſchen Subſtanzen beſtehe.

Aber

Aber man braucht hier nur an eines der Hauptnah - rungsmittel der Ammalien zu erinnere. Ein merkwürdiger Unterſchied iſt hinbei allerdings zwiſchen den höhern Thiergattungen und den Pflanzen Organen, der Gegensatz des Verkehrs mit der Luft; daß bei den Pflanzen nur Kohlenſäure zerſetzt, während ſie bei den Thieren hervorgebracht wird. Wenn wir die ganze Maſse des organiſchen Stoffes betrachten, ſo finden wir eine weit größere Menge von denen, welche wir Vegetabilien nennen als thieriſche Umgekehrt iſt es wenn wir den Continent mit dem Waſser vergleichen. Auf dem Continent nimmt die Vegetation den größern Theil ein, aber auf dem Meere iſt die Zahl der Species der Pflan - zen Maſse ſo ſehr gering, daß wenn es 60000 Species auf dem Continente giebt ſo ſind nur in dem Meere etwa 500; es herrſcht dort das Animaliſche vor.

[55. Vorlesung, 17.04.1828]

Geographie der Pflanzen.

Wir verſtehen unter die Geographie der Pflanzen, die dermalige Verbreitung der Pflanzen über denErd -5437[?]5. Erdkörper. Geſchichte und Geographie iſt ſehr oft ver - wechselt worden, ſo in den Werke von Stromeier und Wildenow. Die Geſchichte der Pflanzen kann ſich nur auf die Herumziehung derſelben während der Zeit beziehen, und wir haben davon eigentlich nichts als Hypotheſen, und nur etwas weniges mehr als ſolche bei den kultivirten Pflanzen.

Die Geographie der Pflanzen iſt eine noch ſehr neue Wiſsenſchaft, neuer noch als die Geognoſie. Die Hauptſtationen der Wiſsenſchafthängen zwar mit allen? Sprachen ſelbſt zuſammen: wie Waſserpflanzen, Wieſenpflanzen etc., aber nicht die Habitationen. Man hat lange Zeit das Tropenklima, das Palmen - klima genannt und dabei vergeſsen, daß die Pal - men noch viel nordlicher hinaufgehen. Viele Sprachen unterſcheiden die Pflanzen nach zum Theil nach ihren Habitationen, beſonder die Persiſche und die Peruaniſcheob ſie in der Ebene oder auf den Höhen wächſen, warme oder kalte etc. .

Man hat in frühern Zeiten weniger daraufRück -Rücksicht genommen, daß ſich die Pflanzen in den Höhen ſehr von denen in der Ebene unterſcheiden, aber denen ähnlicher ſind die in denselben iſother - men liegen. Schon in 16ten Jahrh. ſchrieb indeß der Cardinal Bembo eine ſehr hübſche Abhandlung Aetna dialagus, die in neuere Zeiten faſt ganz in Ver - geſsenheit gekommen iſt.

In neuren Zeiten beſchaftigte ſichHerrTundlefort mit der Geographie der Pflanzen ſehr viel, und machte darauf aufmerksam ein Hinsichts der Vegetation die Höhe mit den Breiten zuſammenhängen, indem er eben auf dem Ararat Pflanzen des Lapplands fand. Er folgte dieſem Sinne hauptsächlich in 2 Diſsertationen, wo er in einer die Meinung auf - ſtellt, daß alle Pflanzen von einem Punkt aus - gegangen ſeien. Pallas Reiſen ſo wie die von Cook haben ohne es zu wiſsen ſehr viel zur Geographie der Pflanzen beigetragen. Es war auffallend ge - wesen, daß man in der temperirten ſüdlichenZone545Zone Pflanzen fand von denen man glaubte daß ſie Lappland eigen wärenwie z. B. Ranunculus La - ponicuses waren dieß aber nicht dieſelben Spe - cies, ſondern nur erſetzende Formen. Schon Adam - ſenbei ſeinerReiſe am Senegal that einen Schritt weiter; er hatt ſchon das Gefühl, daß dieſelben Pflanzen - formation nicht allen Zonen zugehören; ſo z. B. fehlen die Doldengewächſen den Tropen ganz. So lange man an ein künſtleriſches Syſtem hing, konnte man kei - ne klare Einsicht in die Vertheilung der Pflanzen haben, in den die verſchiedenartigſten Pflanzen durch die Zahl der Staubfäden usw. in eine Klaſse kamen, die Hinsichts ihrer Verbreitung verſchieden waren; man kannte ſie weder phyſiologiſch noch geographiſch zuſammen bringen; und hierin hat Linné bei dem vielen Nutzen den er gebracht hat, dourchkſ[?]eine Klaſsi - ficationen geſchadet.

Der Name; ſo wie bei vielen andern Wiſsenſchaften hat hier ſchon lange beſtanden, bevor die Wiſsenſchaftdada war. Vom Dr Menzel aus Fürſtenwalde wurde er zuerſt ausgeſprochen, in ſeiner Flora von Deutſchland Später in einer ſehr umfaſsenden Schrift von Bernandin de St. Pierre: Etudes de la natura. Sonderbarer noch er - ſcheint er aber in der: Geographie phisique des vegetaux de la Francais meridienne, von Girau Souslarie60der Titel iſt ſehr emphatiſch doch der Gehalt nur gering, das Werk umfaßt nur einen geringen Theil der bekannte - ſten Pflanzen, daß einzige iſt daß er ſchon die Höhe des Kaſtanienbaums und des Weinbaus an - giebt. Der Verfaſser iſt ein ſonderbarer Mann und glaubt daß die Geſtirne einen Einfluß auf den Charakter der Menſchen haben. Es konnte nicht eher eine Wiſsenſchaft werden als bis man auf folgende 3 Punkte Rücksicht nahm

  • 1, Meſsungen der Höhe des Standorts der Pflanzen.
  • 2, Meſsungen an der Temperatur
  • 3, Unterſchiedung der Species nach den Climaten (?)

In neuren Zeiten iſt viel dafür gethan worden Doc undHerrBonpland haben über 600 Pflanzen nach demBaro547Barometer Stand und der Temperatur beſtimmt darunter waren 3800 neue. Doc hat ein kleines Werk in lateiniſcher Sprache darüber heraus gegeben: De distributione geographica plantarum secundum coeli temperiem et altitudinem montium Broleymeng Auctore Alexandro de Humboldt61mit einer Abbildung der Pflanzenregionen: Chimborasſo, Mont Blanc und Lappland62. Es ſind jetzt über 60000 Pflanzen be - ſchrieben und doch davon nur 12000 der Höhe noch. In den neueſten Zeiten iſt viel für die Geographie der Pflanzen geſchehen durch dieHerrenRummont in den Pyrinäen; Leop v Buchauf den Canariſchen Inſeln und der ſkandinaviſchen Halbinſel, Wahlenberg in Lapp - land und den Karpathen, Vandel in den Schweiz; Scov im Kaukaſus63.

Man hat oft viel phyſiſche Erſcheinungen einge - miſcht um zu erklären vor zur Flora gehört und was der Geographie und[?] Pflanzen durchaus fremd bleiben muß.

Es würde vortheilhaft ſein die Geographie der Pflanzenundund Thiere zuſammen zu ziehen; wenn man in der Geographie der Thiere eben ſo bekannt wäre als in der der Pflanzen; ſo würde es keine Frage die in der einen zu beantworten wäre, welche man nicht auch in der andern beantworte könnte. Es fehlt aber noch ſehr am Thatsachen für die Geographie der Thiere; es fehlt noch ſehr an Barometer Meſsungen für den Höhen - ſtand der Thiere beſonders der Inseckten, die 5 / 6 des ganzen Thierreichs ausmachen.

Die Thatsachen die für die Geographie der Pflanzen be - kannt ſind, kann man füglich in 6 Abtheilungen theilen:

  • 1, Wo ſind die Pflanzen. Verbreitungsgrenze der Pflanzen(dacke)- decke im Allgemeinen ohne Rücksicht auf die beſondern Species und Genes.
  • 2, Wie viel giebt es Pflanzenarten auf dem ganzen Erdkörper, eine Art Statiſtik der Pflanzen.
  • 3, Geographiſche Verſchiedenheit, hinsichts der Größe, Baumſtäm̃igkeit iſolirtes oder geſelliges Leben der Pflanzen, Arten und Gattungen derſelben.
  • 549
  • 4, Verbreitung der Pflanzenarten nach Identität.
  • 5, Verbreitung nach Zahl der Arten welche andern unter ſich begreifen, Präpondenanz nach den Formen nicht nach den Individuen.
  • 6, Störungen welche gegenwärtig naoch die Verbreitung der Pflanzen ändern z. B. Wirkung der Menſchen - cultur, Stromungen etc.

Man kann nicht ſagen daß das Licht unbedingt nöthig wäre zur organiſchen Bildung allerdings ſind es aber nicht die Phanerogamen ſondern nur die Cryſogamen die ſich von dem Licht entfernen, daher iſt die erſte Frage nach der Verbreitung der Pflanzendecke in 2 Abtheilungen zu zerfällen nach der phyſiſchen Beſchaffenheit der Pflanzen, und nach der Tiefe in welcher ſie ſich finden; bei letztern iſt noch zu unterſcheiden, ob ſie noch von Luft umgeben ſind, oder ob ſie von der Erde berührt werden. Zu den letztern gehören z. B. die Triffeln, und zu dieſer Art gehören grade die größten, welche man von den Cryptogamiſchen Gewächſen kennt, ſie ſind oft ſo groß wie Kommis -brodbrode, und werden von den Einwohnern Amerikas auch ſo genanntTüber Artenſie finden ſich in einer Tiefe von 5 bis 6 Fuß. Eben ſo gehören die Wurzeln aller Gewächſe zu den Theilen welche wie die Erde unmit - telbar berührt werden, es ſind dieß gleichsam unterir - diſche Gewächſe. Ferner iſt bekannt daß die Saamen der Blumen ihren Winterſchlaf unter die Erde halten, und ſehr lange darin ſehr tief exiſtiren können, wenn man die Erde aufwühlt ſo entſtehen Pflanzen von denen man nicht gewußt hat daß ſie da wärenWieburg in SeelandSo wird geſagt, daß man aus Druiden Tempeln ſolche Pflanzen habe entſtehen ſehen.

Von den Seepflanzen, die im Boden des Meeres wachsen iſt die Zahl der Species welche man kennt nur ſehr gering, ungefähr 3 bis 400, aber ihre Größe ſehr auffallend. So der fucus giganteus der eine Länge von 30 bis 40′ hat und ſchräg anſteigend. Wennman[?]wirdie Pflanzendecke nach Zonen betrachten, ſo finden wir noch Pflanzen im äußerſten Norden. Parryhat auf der Melvils Inſel75° n. B.noch 60 bis 70 Species von Phanerogamen allein gefunden, die große WegeMenge von Cryptogamen gar nicht mitgerechnet. Es findet ſich ſogar dort ein kleiner5511. kleiner Baum Halis Arctica, der aber nur 3 bis 4 Zoll hoch wird. In Spitzbergen ſind nur 15 Pflanzen Species. Von der ſüdlichen Hemiſphäre hat man geglaubt, daß die Vegetation nicht ſo weit nach dem Pole hin - auf ginge. Förster hat geglaubt daß es ſchon in den in den Sandwichs Inſeln bei 60° S. Br. keine Vegeta - tion mehr gebe, aber neuere Reiſende haben noch Vegetation in den Schottlands Inſeln gefunden. Bellinghauſen fand bei 69° S. Br in der Peter und Alexander Inſel noch Cryptogamen.

Was die Höhe anbelangt in der noch Pflanzen fort - kommen, ſo hat Sausſure noch auf 10000′ Höhe aufS. de distrib. geogr. plantarum etc auc - tore Humboldt dem Montblanc Vegetation gefunden, dieß ſteht aber in gar keinen Vergleich mit der Andeskette. Doc fand auf den Chimboraſso auf einer Höhe von 17100′ noch Cryptogamen; und ſie würden vielleicht noch höher hinaufſteigen wenn nicht der Schnee des Wachs - thum verhindern wurde. Bei 15000′ findet man noch ſehr ſchöne Phamorgamen wie die Gentianae, auricola etc. Von dem Gebanir im Himalaya Ge - birge hat man noch nicht genug genauern UnterſuchungenWahrWahrſcheinlich iſt es, daß ſowohl in der Höhe wie in der Breite nicht eigentlich die Kälte hinderlich iſt, daß die Vegetation nicht weiter geht, ſondern vielmehr der Schnee.

Einfluß des Ba - rometer drucks der Temperatur und derluft -licht -ſchwächenden Kraft der Luft auf die Vegetation. Die Temperatur iſt eigentlich das, was hauptsächlich das Leben der Pflanzen beſtimmt. Das Thier beſtimmt mehr ſich ſelbſt; da aber die Pflanzen weniger in ihrem Innern als an der Oberfläche leben ſo ſind bei ihr die Respira - tion die Hauptsache, und daher ſind die Temperatur - Verhältniſse ſehr wichtig; eben ſo auch der Feuchtig - keitszuſtand der Atmosphäre. Der Mangel an Feuch - tigkeit in den Höhen zeigt ſich bei den Pflanzen auf großen Bergen, ſo erſcheint die Blüte der Alpenro - ſen, ſo wie kranke Pflanzen. Sie ſind merkwürdig we - gen ihrer Dürre und der Maſse von Haaren womit ſie bezogen ſind. Es laßt ſich der Zuſtand dieſer Pflanzen durch den Barometer Druck ſelbſt erklären. Es iſt auf dieſen Höhen grade die höchſt mögliche Respiration der Pflanzen, indem ſie bei einem ge - ringern Luftdruck mehr aus dünſten müſsen; zugleich werden ſie durch die ſtärkere Intenſität des Lichts mehr gereizt; ſie müſsen regligiöser(〈…〉〈…〉?) werden und daher auch dürrer. Eben ſo entſtehen auch die Haare;je553jemehr nur ein Glied gebraucht wird deſto mehr bildet es ſich aus. Die Haare ſind die Wirkung der? Expiration, und da die Perſpiration bei dieſen Pflan - zen die〈…〉〈…〉Haut[]am mehrſten anregt, ſo entſtehen die Haare. Wenn man die Alpenpflanzen in der Ebene cultiviren will, ſo kann man ihnen manches nicht wieder geben; die Intenſität des Lichts, den Luftdruck der auf den Höhen wo ſie wachsen 18 bis 19″ beträgt nur in der Ebene 28 Zoll wo auch die electriſche Reizung. Nicht die chemiſche Beſchaffen -Der electriſche Reiz iſt in der Höhe 5mal größer als in der Ebene: ein Electrometer gab unten 1‴ oben 5‴ an. heit des Bodens iſt die Ursache daß ſie in der Ebene aus arten; aus Sausſures Unterſuchungen iſt es klar geworden daß die Fruchtbarkeit des Bodens hauptsäch - lich abhängig iſt von der Kraft das Waſser leichter zu halten, und von den organiſchen Stoffen leichter durch - zogen zu werden; daher iſt es falſch wenn deshalb das eine Gebirge dieſe Pflanze, das andere jene eigenthumlich haben müßte.

Die zweite Frage zu deren Beantwortung wir jetztVertheilung der Pflanzen. ſchreiten iſt: Wie viel Arten von Pflanzen auf die - ſer Pflanzendecke, deren Ausdehnung eben angegeben wurde, vertheilt ſind.

Die Natur bringt im eigentlichen Sinne nurInIndividuen hervor, nur es iſt ſchwer zu ſagen, wo die Grenze iſt, daß die Variationen Species bilden. Die Gärtner klagen oft darüber, daß ſelbſt die Pflan - zen die von dem Saamen eines und deſselben Individums abſtammen nicht gleich ſind;eben ſo iſt der Fall bei - den Spezies der VögelEs ſind daher natürlich die An - gaben von der Zahl der Pflanzenarten ſehr verſchieden. ? Robert Brown hat die Angaben derjenigen verglichen die ſehr leicht, und derer die ſehr ſchwierig in der Zahl der Species ſind, und gefunden, daß man die meiſten Angaben auf 1 / 9 oder 1 / 10 reduciren kann.

Man kann nicht die Frage unterſuchen wie viel Spezies giebt? Denn hierauf hat man keine Ant - wort: ſondern wie viel Spezies ſind bekannt, wie - viel in den Herbarien vorhanden. Doc hat in letztern Zeiten viele eigne Unterſuchungen darüber ange - ſtellt. Im Jahr 1817 fand Doc mitHerrnBrown die Zahl

  • der Phaneorgamen 38000
  • der Crypto〈…〉〈…〉gamen 6000
  • zuſammen 44000

von dieſen rechnetenman allein unter dem Aequator:In555

  • In Amerika 13000
  • In Asien. 4500

Perray hat ſpäter in ſeinem Enchyridion 21000 neue Species der Phanerogamen beſtimmt, und glaubte im ganzen 59000 Species Phanerogamen zu haben. Der Zuwachs in neuern Zeiten iſt außerordent - lich geweſen. Doc brachte 5800 neue Species aus den Aequatorgegenden von Amerika mitHerrnBonpland zurück. HerrCambdon brachte ebenfalls aus Brasilien 1800 Pflanzen zurück, von denen nur 500 bekannt waren; eben ſo wurden von vielen anderen Reiſenden neue Pflanzen mitgebracht und be - ſchrieben. Merkwürdig iſt es daß die Qualität der Pflanzen welche mitgebracht werden bei allen Reiſenden beinah dieſelben war, immer gegen 6000. So St Hilaire, Martius, Bortſchel7000etc. Die größte Pflanzenmaſse die van[?] je von einem Lande mitbrachte, war 8000 Pflanzen die Dr Fohl aus Amerika mitbrachte

[56. Vorlesung, 19.04.1828]

Im Ganzen ſind jetzt 60 bis 65000 Species von P〈…〉〈…〉hane - rogamen beſchrieben; es käme demnach nur 1 Species auf 41 Q.M. In allen engliſchen Gärten zuſam̃en genommen ſind 16000 Species, Phanerogamen cultivirt,al -alſo ungefähr ¼ der ganzen Maſse von den Pflanzen die beſchrieben ſind. Ehemals hielt man ein Herbarium das 8 bis 9000 Species enthielt ſchon für ſehr groß, jetzt wurden dieſe nur ſehr gering erſcheinen. In Eng - land iſt jetzt ein Herbarium das 35000 Species enthält. Es iſt merkwürdig daß man beinahe dieſelbe Zahl von Thier-Claſsen kennt, wie bei den Pflanzen, nur 66000. Bei dem Pflanzen nehmen die größere Zahl die ausgebildetern ein, bei den Thieren iſt es umgekehrt, hier ſind die untern Thierklaſsen die Zahlreichern44000 Insekten5 / 6 der ganzen Maſse gehen auf die untern Thierklaſsen. Von den Pflanzen hat man zwar nur wenige Cryptogamen beſchrieben, aber unter den beſchrie - benen ſind auch nur 1 / 7 der ganzen Maſse der Pflanzenalſo 6 / 7 Phanerogamen

Europa hat nach Brown 7000 Species, bei einer Größe von 155000 Q.M. macht dieß 1 Species auf 22 Q.M. Wenn man diejenigen Species abrechnet,ſo hat[?]dieEuropa mit Amerika und Asien gemeinſchaft - lich hat, ſo hat Europa 1800 bis 2000 Species eigenthüm - lich. Cambdon hat geglaubt daß es im Ganzen auf der Erde nur 120000 Species von Phanerogamen gebe;es557es ſtimmt dieß merkwürdiger Weiſe mit der Zahl überein die im Alterthum die Zend-Aveſta angegeben hat; doch iſt wohl wahrſcheinlich daß die Zahl der Phanerogamen weit größer ſei.

Eine andere Frage iſt, ob die Zahl der Species zu oder abnimmt. Wir können hiebei nicht in die Zeit zurück gehen, wo der ganze Erdkörper einen Tropen Vegetation gehabt zu haben ſcheint, ſondern nur von der hiſtoriſchen Zeit reden.

Man hat Beispiele von Thieren die während der hiſtoriſchen Zeit untergegangen ſind, ſo Daonten etc. Von Pflanzen iſt es wohl wahrſcheinlich, daß Species entſtehen und vorgehen bei niedern Organisationen. Aber daß Pflanzen höhrer Or - ganisation entſtehen, fällt außer der Grenze naturhiſtoriſcher Unterſuchung.

Bei den Thieren hat man neue Species gefunden, ſo? Süßwaſserfiſche auf der Societäts Inſeln, in den Seen auf der Pyrenäen die ganz verſchieden von denen in der Ebene ſind. Von den Pflanzen iſt es im ſüdlichen Frankreich ſchon einzuſehen wie Pflanzen von einem Flußthal zum andern übergehen, wo dazwiſchen große Gebirge ſich befinden. So Blumen im Po undRhoneRhone Thal. Cambdon Auch hat man Beispiele von permanenten Varietäten die ſich fortgepflanzt haben.

Verbreitung der Pflanzen in den verſchiedenen Zonen. Wenn man die Zahl der Species nach der Verbreitung der verſchiedenen Zonen betrachtet, ſo ſehen wir wie die Pflanzendecke dichter und dichter gewebt iſt, wenn man von den Polen gegen die Tropen fort - geht. Vor einigen Jahren war durchHerrnBrown die allgemeine Meinung aufgekommen, daß die größte Maſse der Pflanzen ſich nicht in den Tropen ſelbſt befinde, ſondern 30° S. Br. in Auſtralien. Doc hat eine große Menge von Pflanzen mitHerrnBonplard aus den Tropengegenden Amerikas mit gebracht, nurHerrPohl 8000 Species nur allein ausin Frankreich hat man dagegen nur 3800 Pha - nerogamen Brasilien auf einer Strecke von 18000 Q.M.; wenn er alle Gegenden hätte ſehen können die er be - reiſt hat, doch kann man wohl annehmen daß er nur die Hälfte durchforſchte. HerrBrown hat jetzt ſelbſt ſeinen Irrthum eingeſtanden, und es ſcheint evident[?] zu ſein, daß das größte Pflanzenwachsthum in den Tropen ſich befindet.

Auf die Tropengegenden kann man 7500 Species rech - nen. Frankreich hat 3800 Phanerogamen; es iſt ſo ge - nau bekannt nur durchforſcht daß wohl darauf zu rechneniſt5592. iſt daß man keine neue mehr finden wird.

Deutſchland und die Schweiz zuſammen haben ungefähr ſoviel wie Frankreich 3400 Phanerogamen. Deutſchland allein hat 2300 PhanerogamenDie Flora zwiſchen Spree und Havelvon Schlechtendalenthält 950 Phanerogamen; im Ganzen 2200 For - men von Pflanzen. Im ganzen Würtembergiſchen Land finden ſich nur 230 PhanerogamenSchädlerMitteleuropa hat überhaupt 2 bis 2000 PhanerogamenLappland bis 66 69° n Br. hat nach Wahlenbergs Unter - ſuchungen 526 Phanerogamen ſelbſt die ganze Zahl der Spezies beträgt dort nur 1100 die Crypto - gamen nehmen hier ſehr zu.

Island, obgleich es ein milderes Klima hat zeigt darin daß es eine Inſel iſt die immer weniger Species haben; es hat nur 374 Phanerogamen. Von den Melvils Inſeln, bei 74° n Br. hat Parry67 Species von Pflanzen mitgebracht.

Die Inſelndie im atlantiſchen Ozean als Vulkane her - vortreten, haben ebenfalls nur eine ſehr geringe Vegetation; ſo haben Helena nur 73 Species. Große Dürre macht ebenfalls einen bedeutenden Unterſchied in der Vegetation. So hat Aegyptennichtnicht viel mehr Species als Berlin 1000 Phanerogamennach DelilleNoch ſüdlicher gegen Nubien hin fin - det man noch weniger; nach Doc. Ehrenberg 200 Species; doch glaubt er daß man vielleicht noch 100 Species mehr finden könnte, alſo vielleicht 300, in derſelben Breite, wo Südamerika 7 bis 8000 Pflanzenspecies hat.

Verſchiedenheit der Pflanzen in geographiſcher Beziehung. Eine weitere Unterſuchung bei der Geographie der Pflanzen iſt die geographiſche Verſchiedenheit derſelben insofern ſie von der phyſiſchen Beſchaffenheit des Landes abhängt. Die nächſte Frage dabei iſt: ob die Pflanzen im Allgemeinen größer unter den Tropen ſind als in den temperirten Zonen. Man ſollte glau - ben daß dieſe Frage bald zu beantworten wäre, doch finden ſich manche Schwierigkeiten. Die ColipherenZapfenbäumeder temperirten Zonen ſind oft größer als die Monocotyledonen der Tropen. Die Pinus Arten wetteifree[?] mit den Palmen. Die größten Contraſte im Pflanzenreich geben um von den kleinern anzufangen die mikroskopiſchen Pflanzen, die Oscillatorien die mehr zum Pflanzen - reich als zum Thierreich zu zählen ſind; und die me - teoriſche Vegetation des rothen Schnees, von dem man früher glaubte daß die rothe Farbe von unorga -niſch561niſchen Stoffen herſtamme.

Auf der Reiſe des Capt. Parryfand aberHerrBauer mehrere Q. M. mit ſolchen rothen Schnee bedeckt; er hielt ſie im Anfang für kleine Pilzen, aber als man den Schnee aufthauen ließ fanden ſich kleine Körner, kleine Sphären, von denen ſich wieder andere Kügelchen: trennen lieſsen; merkwürdig genug iſt es daß ſie nicht bloß bei ſind ſondern auch 15° R ſich fortpflanzen. Doc hat ſie nicht geſehen;HerrBauer brachte aber einige nach London mit, und hier ſo - wohl als in Paris nur Genf haben ſie ſich eine Zeit - lang fortgepflanzt.

Mit dieſen kleinſten Vegetationsformen ſtehe im größten Contraſte die majeſtätiſchen Formen der Palmenwälder beſonders in der Andeskette.

Von den Palmen hat man geglaubt daß ſie ſich nur bis 3000′ erheben, aber die höchſten, die Bergpalmen finden ſich erſt bei einer Höhe von 4 bis 5000′ und ſteigen bis 8000′ heran. Doc ſelbſt hat einen ſolchen Palmbaum gefüllt, der 180 pariser Fuß Länge hatte. In Neu Holland iſt eine eigne Selluca Species die 170′ lang ſind.

Aber unter den Zapfenbäumen hat man ebenfallsnochnoch größern Arten gefunden, ſo die Coliph excelsa 240′ Länge.

In den Norfolks Inſeln bei 29° S Br.

Noch neuerdings hat der Engländer Douglas und ein Capt Franklinnicht derſelbe von dem ſchon öfters die Rede warerſterer am Rio di Columbia und letzterer bei Canada eine Pinus Art von außer - ordentlicher Größe entdeckt, die 15′ im Durchmeſser hatte, ſo daß ein ſtehender Mann, wenn dieſelbe gefällt vor ſich dahinter verbergen konnte; die er - ſtere hatte 260′ Länge, die letztere Pinus Art hatte Zapfen von 1½′ Länge. Von dieſer großen Höhe von 260′ ſchrumpfen die Bäume ſo zuſammen, daß man in den Spitzbergen nur auf den Melvils In - ſeln Bäume von 2″ Länge findet: die Salia arctica. Noch merkwürdiger iſt die verſchiedenartige Aus - dehnung in der Breite. Wir erwähnen hier nur die größere Ausdehnungen, die ſich hauptsächlich nur in den Tropengegenden bei den Amazonien und Guſtabone. Die Amazonia udacia, die Gulberg unterſucht hat, hat einen Stamm von nur 60′ Höhe aber einen Durchmeſser von 34′ Ein Baum der von Natur ausgefühlt iſt und dabei einen ſolchen Raum gewährt daßdie563die Neger ihre Rathsversammlungen darin haltenGewöhnlich iſt der Durchmeſser der Bäume in den Tropengegenden 5 bis 6 Fuß. Der Drachenbaum hat 15′ im DurchmeſserKanariſche Inſeln

Ähnlich finden wir auch Contraſte in den Blüten - theilen; wenn wir die kleiner Blumen der Dolden - gewachſe betrachten, und dagegen die große Raphlosia von der die Blume 15 Pfund wiegt und 3 Fuß im Durchmeſser hat; man hat ſie im ſüdlichen Ocean gefunden. Bevor man dieſe kannte war als größte Blume bekannt die Aristolochia die 16 bis 17″ pariser im Durchmeſser hat. Doc und Bonfopland brachten Blü - ten davon nach Paris.

Das Characteriſtiſche der Tropenvegetation be - ſteht hauptsächlich in Größe der Formen und aufſtre - bender Vegetation. Schon darum findet man dort größere Bäume, weil die baumartigen Monoco - tyledonenwozu die Größer gehören die ſich bis 60 und 70′ ſchon erhebenwie die Palmbäume, baum - artige Farrenkräuter und dgl. nur der Tropen - Zone angehören.

Nimmt man Bäume von einer Höhe von 14 bis 15? FußFuß, ſo findet man kaum 12 bis 14 Waldbäume in Deutſchland die dazu gehören; wogegen in der Tro - pengegend faſt alle Bäume bis auf 100, 120 und 130 Fuß aufſchießen.

Die Art wie die Baumartigkeit begünſtigt wird, liegt nicht bloß im Clima ſondern auch in der Lage ſelbſt. Wenn es bei uns nur 2 Eichenar - ten giebt, ſo hat man in Amerika 40 Arten. Dieſe Form iſt dort ſo verbreitet, daßHerrBonfepland auch noch in der(andern)temperirten Zone 25 Arten hinzugefügt hat in Neuſpanien. Einige Pflanzen die bei uns nur ſehr niedrig ſind, wie z. B. die Malven, ſind grade ſolche welche dort ſehr hoch werden; ſo iſt die Amazonia eine Malven - Art.

Eben ſo wenn ſie ſich durch Höhe, Baumartigkeit und herrliche Ausbreitung der Blätter auszeichnen ſo zeigen die Tropengegenden auch die größte Zu - ſammenziehung der Parenthemas des Apendiculär Syſtems ſo die Faladien. So iſt daher die Tropenge - gend reich an Contraſten.

Ein Vorzug der temperirten Zone iſt, daß in den niedernGe -565Gewächſen ein friſches Grün herrſcht. Wiesen ſind den Tropengegenden beinah ganz unbekannt; es kom̃t dieß her von der geringen Zahl der annellen und bis annellen Pflanzen in den Tropen, die zugleich abnehmen von der temperirten Zone aus, gegen den Pol und gegen den Aequator. nach Doc Calcuten So giebt es einjährige Pflan - zen in Lappland 1 / 60; in Deutſchland dagegen 1 / 30. Der letzte Unterſchied den wir unterſuchen iſt die Verſchiedenheit in der Größe der Blüten zwiſchen den Tropen nur temperirten Zonen. Bei unſern Bäumen ſind die größten Blüten bis die Amen - lacien[?] und Zapfenbäumen, aber doch nur ſehr dürftig, wenn man dagegen die vielfarbigen großen Blüten in den Tropengegenden ansicht Wenn unſer Bäume mit Mors Arten überzogen ſind ſo iſt das Gewand der Tropenbäume aus Schmetterlings ähnlichen Blüten, gewebt, die den Stamm bedecken; ſo daß oft auf einen Baum ſtamm in den Tropen mehr verſchiedene Pflanzen zuſammen gedrängt ſind, als bei uns bisweilen auf einigen Morgen.

Ein

Gesellig lebende Pflanzen und iſolirt lebende. Ein merkwürdiger Unterſchied bei den Pflanzen beſteht noch in ihrer Gruppirung, ob ſie nämlich iſo - lirt leben oder geſellig bei einander leben. Das geſellige Leben der Pflanzen findet ſich beſonders in den Heideländern, und in den temperirten Zonen mehr als in den Tropengegenden, welche wegen der großern Abwechselung deshalb einen ſo ſchönen Anblick darbieten.

Man findet als allgemeines Geſetz daß eine je - de Pflanze da wo ſie anfängt zu gedeihen, iſo - lirt lebt, weiter hin aber geſellig, da wo das Clima ihr mehr zuſpricht.

Unter den Tropen iſt das geſellige Leben ſehr ſel - ten; Heidenwälder beſtehen aus den verſchiedenar - tigſten Pflanzen, und die Frage aus welchen Bäu - men ein gewiſser Wald beſteht würde in der Tropenzone gar keinen Sinn haben, da man nie eine einzige vorherrſchende Art wie bei uns würde nennen können doch giebt es einige Ausnahmen, ſo die Rotol's, die Cactus Arten, die characteriſti - ſchen für Amerika ſind, die Bambusſa〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉ien[?]nicht die eigent<lichen>Bam -5673. Bambuſa die ſchon in frühern Zeiten ſo berühmt war

Die Cactus Arten erreichen, oft eine Höhe von 25 bis 30′, und bieten einen Anblick wie Orgelpfeifen. Dieſe ſowohl wegen ihres dichten Wachsthums, als die Crokodille die ſich viel davon nähren werden bei Befeſtigungen in Amerika vielfach angewandt. Die Bambuſa erhebt ſich bis 50 und 60′ Höhe und wird 2 [?] breit.

Das Leben der Pflanzen in Hinſicht ihrer Grup - pirungen zu kennen iſt nicht nur richtig für die Phyſiogonomik des Erdkörpers, ſondern auch für das Schickſal der Menſchen.

Die Verſchiedenheit geſelliger oder iſolirten Pflan - zen iſt für die Phyſiogonomik des Erdkörpers ſehr eingreifend. Eine Gegend die viel geſellig lebende Pflanzen hat, wie man die Zapfenbäume ganze Wälder bildend findet, bietet einen trau - rigen Anblick dar; in den Tropen Gegenden hat man dieß nicht zu befürchten, da man ſelten lange dieſelben Arten von Pflanzen findet, und bald Abwechselungen eintreten.

Auf die Schickſale der Menſchen hat dieſe Verſchie -dendenheit den größten Einfluß ausgeübt. Wo das ge - ſellige Leben der baumartigen Pflanzen herrſchte, mußten die großen Waldungen dem Ackerbau Hin - derniſse in den Weg legen; die Menſchen bildeten ſich hier mehr zuh[?]Jäg〈…〉〈…〉ern aus und lebten weniger in Gemeinſchaft. Noch mehr Einfluß aber brachten die Steppen hervor die von dem geſelligen Leben der Monocotyledonen, der Grasarten entſtehen: es bildeten ſich hier daraus Hirtenleben aus in Asien, die Nomaden Stämme entſtanden, und das patrio - tiſche Leben mußte unter den Völkern hervor - gebracht werden, indem Familien mit ihrer Heer - den im Lande herumzogen, immer gewiß, daß ſie ihre Bedürfniſse finden würden. Zugleich wur - de dadurch zu den asiatiſchen Despotien ange - legt. Wenn ein Herrſcher auf Eroberungen aus - zog ſo brauchte er nicht für den Unterhalt ſeiner Krieger zu ſorgen, keinen Proviant mit zu neh - men, und überall das Land die Bedürfniſse dar, ſo wurden Eroberungen mit Leichtigkeit ge - macht, und es entſtanden die großen asiatiſchen Reiche.

Wir
569

[57. Vorlesung, 21.04.1828]

Wir kommen jetzt zum 3ten Hauptpunkt, die An -3. Zahl der Genera bei einer gewiſsen Anzahl von Species. zahl der Genera betreffend nach der Zahl der Species in den verſchiedenen Gegenden.

Eine gewiſse Ähnlichkeit der Formen in den Pflan - zenspecies gibt die Eintheilung in Genera, meh - rere Species die dieſelbe Ähnlichkeit nach Blüten oder Blätter haben bilden einGenußs. Je mehr Genera auf eine Zahl von Species ſich in einem Lande befinden, deſto verſchiedenere Pflanzen - formen enthält daſselbe, und deſto manig - faltiger wird natürlich der Anblick der Natur. Je mehr man von den Tropen nach dem Norden hingeht,(deſto ſchöner⟨⟩und mannigfaltiger wirdWiderspruch zu früherer[?] Behauptung der Anblick der Natur.)In Lappland iſt die Mannigfaltigkeit ſo groß, daß jedes Genus beinah nur eine Species hat, wo in den Tropen, ein Genus oft ein Paar Hundert Species unter ſich begreift. Die Mannigfaltigkeit wird größer je ärmer die Vegetation iſt, ſo in den ſandi - gen Gegenden. In der Gegend von Berlin findet man ſchon unter 2 und 3 Species ein Genus;420420 Genera auf 1000 Phanerogamen. In Frankreich ſind 384 Genera unter 6000 Phanerogamen.

Erſetzende Formen. Manche Pflanzenſpecies die unter ganz verſchie - dener Climaten wachsen, ſind oft einander ſo ähn - lich, daß die Botaniker länge getäuſcht worden ſind, indem ſie ſie für dieſelben gehalten haben; es hat ſich aber gefunden daß ſie verſchieden ſind, und nur die Formen in den andern Clima erſetzen. So hat man geglaubt das Ameri - ka weit mehr Pflanzen hat die mit den europäi - ſchen identiſcher ſind als dieß wirklich der Fall iſt. So iſt dieß beſonders mit den Pflanzen der An - deskette der Fall: wie eine Art von Erdbeere die mit der von Pensylvanien und der Euro -? | päiſchen viel Ähnlichkeit hat. Noch auffallender iſt daß bei den Generis die nur aus 2 Specibus beſtehen und die man an ſehr verſchiedenen Ar - ten findet, aber die eine große Ähnlichkeit mit einander haben.

So iſt z. B. die Brenneſsel des nördlichen Europas eine erſetzende Form von der des ſüdlichen, und dieſer auch ſo ähnlich, daß man ſie leicht beidemit571mit einander verwechseln kann.

Die 4te Frage die wir auf ſtellten iſt: wie4, Verbreitung der Pflanzen nach[Identität] der[Species]. ſind die Pflanzen in Hinsicht der Identität verbrei - tet, oder welche Pflanzenformen kommen in verſchiedenen Klimaten, in verſchieden brei - ten auf dem Erdkörper vor?

Oftmanhatman geſagt daß einige unſerer gemeinſten Pflanzen Kosmopoliten wären, daß es kein Land, keine Gegend auf dem Erd - körper gäbe, wo überhaupt noch Vegetation ſei, wo dieſe ſich nicht fänden. Es iſt dieß durch - aus falſch: im ſüdlichen Amerika findet man keine von den Pflanzen die in unſere Gegenden wachsen. Man kann nicht wohl ſagen daß ſie verſchiedenen?Species Produkte der Climate ſeien; allerdings entſtehen bei verſchiedenen Climaten besondre Formen ſo die Monocotyledonen nur in den Tropen, ſo haben wir in unſrer Zone kein Geneſiſten, keine baumartige Farrenkräuter; doch kommen andere in verſchiedenen Clima - ten vor und arten auch nicht aus.

In Süd Amerika auf der Höhe von Caracas,gradegradevonin derſelben Breite wo 250 Meilen davon eine Art Alpenrose wächſt, findet ſich eine ganz ähnliche Species die bifalica blanca, eine erſetzende Form der erſtern. Eben ſo finden ſich erſetzende Formen in den nördlichen und ſüdlichen Brücke - graden.

Es iſt Unrecht wenn man von europäiſchen Formen ſpricht, als wenn dieſe in Europa mehr vorhanden wären, als in andern Gegenden. Man hat ſie alle am Aequator und neuerdings auch im Himalaya Gebirge wieder gefunden.

Dagegen gibt es aber Gruppen die nur einzel - ne kleinen Theilchen der Erde angehören, ſo die Kaktus Arten die nur allein Amerika angehören und es charakterisiren.

Eben ſo findet ſich die die Furia auch nur in Ame - rika; in Neuholland die Benaia.

Auch ſind einige Formen in manchen Gegenden durchaus ausgeſchloſsen. Doc hat hierauf vorzüg - lich ſeine Aufmerksamkeit verwendet. Es giebt keine Rosedieinder ſüdlichen Hemiſphäre, eben ſo iſt dort keine Pinus Art gefunden worden. Dagegendie573die Chalcaeonaria, von der es 40 bis 50 Species in den Ebenen von Peru gibt nur bis zum Ae - quator geht, jenseit deſselben befindet ſich keine einzige Species dieſes Generis. In ganz Ame - rika giebt es ferner keine Erica-ArtHeidekrautja nicht einmal in dem Theil der dem weſtlichenoſt Asien gegen über liegt, von dem man es hätte glauben können, wenn man die Hypothese an - nimmt, daß das atlantiſche Meer früher nicht exiſtirt habe.

Eine allgemeine Verbreitung derſelben Pflanzenform iſt etwas höchſt ſeltenes. Wo ſich eine ſolche Verbreitung findet, iſt ſie nur in den ganz niedrigen Formen; beſonders in den Schimmel - und Schilfarten.

Lange hat man geglaubt daß es nur ſehr we - nige cryptomgamiſche Gewächſe in den Tropen gebe; es giebt deren aber ſehr viele, ſelbst im ſchattigen Wäldern. Auſser den Biſsus Arten und Pilzen64, gibt es noch höhere Stufen die bei - den Welttheile gemein ſind. Palmelia parforata iſt identiſch in der Andeskette, im nördlichenEu -Europa und in Afrika; eben ſo polytri? hnium. Merkwürdig iſt es, die hipna macht den 4ten Theil der Mooſo[?] bei uns aus. Dagegen wird keine einzigedvon den in Europa bekannten Species in Amerika gefunden. Sticta eropata und friscia flagitans ſind dagegen nur in den Theil von Ame - rika wo die Weſtwinde hauptſächlich wehen. Die Gemeinſamkeit der beiden Continente in der Tropenzone iſt noch außer den koyptoga - miſchen Gewächſen noch in den Farrenkräutern zu finden. Aber von 1000 Farrenkräuter ſind nur 2 Species bekannt, die im alten und neu - en Continent zugleich vorkommen.

Von den Phanerogamen findet man faſt gar keine Dicotyledonen die in beiden Continenten zu - gleich ſind, und nur 20 Monocotyledonen.

Alte Beispiele der Ähnlichkeit finden ſich hier aber nur bei eigentlichen Gräſern. Bei den hö - hern Pflanzenformen, den Dicotyledonen zeigt ſich daſselbe Geſetz das Büffon[?] zuerſt von den Thieren aufgeſtellt hat: daß unter alle Wirbelthiere denTropen5754. Tropengegend des neuen Continents ganz an - ders als im alten Continent ſeien. Eben ſo iſt es mit den dicotyledonen. HerrRob: Brown hat lange die Meinung mit Doc getheilt, daß er gar keine dicotyledonen gebe die beiden Continenten angehören, doch in neurer Zeit, hat man eine Synopia in Surinam entdeckt, die aber ver - muthlich durch Strömungen dort hin verpflanzt worden iſt.

Die Identität der temperirten beiden Zonen anbelangend ſo findet man viel Ähnlichkeit in Europa und Amerika, aber wohl wahrſcheinlich iſt es, daß die meiſten ähnlichen Pflanzen von Europäern nach Amerika gebracht worden ſind; doch bleibt wenn man dieſe auch abregerechnet[?] noch eine genugsame Zahl von Species übrig, die man in den Wäldern des Alleghany Gebirges fin - det und von denen man wohl annehmen kann, daß ſie nicht verpflanzt ſind, ſondern ursprünglich Amerika angehören. Kaum 8 bis 10 Farrenkräu - ter findet man eigenthümlich in den vereinigtenStaatStaaten von Nordamerika. Wenn die europäi - ſchen Phanerogamen in Amerika 1 / 7 betragen, ſo ſind auch 1 / 7 Farrenkräuter beider Continen - te gemeinſchaftlich.

Es iſt ſchon darauf aufmerksam gemacht wor - den wie Zonen die gleiche Temperatur haben, in Schönheit der Vegetation ſo verſchieden ſind; hier findet ſich dieß abermals. In Amerika giebt es 130 wild wachsende Bäume, die ober[?] 30 Fuß hoch ſind, in Europa vielleicht nur 40.

Wir haben hier keinen einzigen Baum der ſich durch ſehr große Blüten, und ein mächtiges Apendiculär Sy - ſtem auszeichnete. Im Amerika giebt es in der Brei - te von Königsberg und Danzig, Bäumen, die Blät - ter von 2 Fuß länge haben.

Eine große Schönheit in den vereinigten Staaten geben einige Genera, die bei uns ganz fehlen folia pernata, mit kleinen gefinderten Blättern etc Eben ſo einige Laurus arten Man könnte glauben, daß in Europa, wo das mittelländiſche Meer und die Wüſte Sara vorliegen die ſchönen Tropenformennicht577nicht haben weiter hinauf wandern können, dage - gegen ein fortwährender Continent wie Amerika dieß mehr begünſtigt.

Vergleichen wir die nördliche temperirte Zone mit der ſüdlichen temperirten Zone, ſo finden wir nur wenige Beispiele von gleichen Species die in beiden vorhanden ſind. Aspidium acculatum ein Farrenkraut, findet ſich in Schweden und am Vorgebirge der gu - ten Hoffnung, aber im ganz Amerika nicht. Friebnium lunatum dagegen in Berlin, im Atlasgebirge und ein FeuerlandForster BrownIn Neuholland fin - den ſich 45 europäiſche Pflanzen, und zwar die allergemeinſten, ſo daß wohl nicht anzunehmen iſt, daß ſie dahin verpflanzt worden ſeien; ſie fin - den ſich auch jenseits des blauen Gebirges.

Einwandern können Pflanzen ſehr leicht, ſo finden wir Pflanzen von Peru bis vor den Thieren von Berlinſ. die LogiaBei Montpellier hat man in neuren Zeiten eine Menge von orientaliſchen Pflanzen gefunden die wahrſcheinlich mit der Baum dorthin gekommen ſind. Link's Urwelt 2teru 5terTheil65

Die

5, Störungen durch Cultur Strömungen und dergl. Die Strmrungen welche zum Theil die Strömungen des Meers aber hauptſächlich, die Cultur des Menſchen - geſchlechts hervorbringen, macht die phyſiogonomi - ſche Anſicht der Länder langweiliger, indem ſie be - ſonders die Formen der Monocotyledonen überhand nehmen laſsen, ſo daß dieſe herrſchend werden über die andern Pflanzengattungen; zugleich werden aber auch durch die Cultur vermöge der Menſchen, manche Pflanzengattungen über die Erdwinde verbreitet. Beckmann und Link66haben Unterſuchungen angeſtellt über das Vater - land der Getraidearten, die weit gründlicher ſind als die welche früher in Frankreich gemacht worden ſind.

6, Verbreitung nach Zahl der Ar - ten. Präponderenz nach den Formen. Ein allgemeines Naturgeſetz läßt uns beſtimmtedieFormen in Landſtrichen unterſcheiden. Es iſt ein Reſultat der letzten Jahre, in denen man erkañt hat, daß wenn man z. B. die Zahl der Vögel in einem Lande kennt, man mit ziemlicher Genauig - keit auf die Zahl der Säugethiere deſselben Landes ſchlieſsen kann. Eben ſo, wenn man die Zahl derArt579Arten kennt z. B. von Gräſern die ein Landſtrich hat, ſo kann man mit ziemlicher Gewißheit auf die Zahl der Gruppen von den andern Arten ſchlieſsen. Brown hat die numeriſchen Verhältniſse zwiſchen Acotÿ - ledonen, Manocotyledonen und Dicotyledonen gefun - den. Daraus ergiebt ſich eine Sicherheit, über die man ſich ſelbſt verwundert; z. B. es giebt 1000 Farren -? kräuter; davon gehören 700 dem ſüdlichen Amerika 200 dem nordlichen etc_ ....

Es iſt eine andere Frage wie viel Species z. B. von Farrenkräutern es von allen Farrenkräutern in einem Lande giebt, oder wie viel Species von Farrenkräutern gegen die übrigen Species von Pflanzen in demſelben Lande(es in dieſem Lande) gebe. Verſchieden ſind die Variationen der gan - zen Maſse von Pflanzen, und die Variationen der einzelnen Familien.

Man kann ferner unterſuchen wie viel Genera zu einer Zahl von Species in einem Lande gehören wie es oben geſchah. Ganz verſchieden hievon iſt die Zahl der Individuen, es kann Armuth an Speciesb[?]usgeben, und doch kann eine Species das ganze Landge -[geſellig] lebend, bedecken. Dagegen findet ſich wieder um - gekehrt daß eine Blume wie z. B. die Schmetterlings - blume eine Menge von Speciebus haben.

Die Maſse der Pflanzen iſt nach dieſen beiden Me - thoden unterſucht worden: die eine gibt die ab - ſolute Zahl nach den Individuen, die andere einen Quotienten noch den Generis.

Wenn man die Acotyledonen mit den Phaneroga - men vergleicht, ſo iſt das ſchwierig; man kann dieß nicht allen Ländern thun, nur da wo die Botaniker mit gleicher Emſigkeit ihre Unter - ſuchungen gemacht haben. In Frankreich ſind weit weniger Cryptogame als Phanerogame, der Unterſchied beträgt ungefähr 1600, ſo daß ſie ſich verhalten wie 1: 2. In Deutſchland ſind dagegen mehr Cryptogame als Phanerogame, von erſtern 4100, von letztern 3400, ungefähr daſselbe Verhältniß wie in Lappland. In den Tropen da - gegen giebt es nur ſehr wenige Cryptogamen. Sichrer läßt ſich das numeriſche Verhältniß der Monocotyledonen und Dicotyledonen beſtimmen. Man581Man hat lange geglaubt daß das erſte Auf - können auf der Erde eine Tropenvegetative ge - wesen ſei, und gewiß iſt dieß meiſt richtig, wo man die alte Vegetation im Innern der Erde be - merkt findet man nur Monocotyledonen. Aber der Anblick der alten Urwelt muß doch ganz anders geweſen ſein als jetzt denn die ver - ſchiedenſte Species findet man unter den Dico - tyledonen. Die Zahl der Monocotyledonen verhält ſich zu der Zahl der Dicotyledonen bei den Tropen wie 1 / 6 in Lappland die Monocoty - ledonen können die Kälte länger ertragen, und ſo bleiben in den kältern Gegenden auch ver - hältnißmäßig mehr übrig.

Wenn man die ganze Maſse der Gräser nim̃t, ſo hat man in unſrer Zone ; die Zahl der Schmetterlingsblumen mitgerechnet18 multi - plicirt giebt die ganze Maſse der Phanero - gamen; dagegen ſind nur 1 / 200 Malven.

Eine Gleichmäſsigkeit der Zunahme vom Aequator zum Pole findet man bei den Gräſern, Heidekräu - tern, Doldengewächſen; dagegen andern wiederab -abnehmen. Unter den Tropen findet man kaum ein Beispiel von Doldengewächſen, Couciaten, Alboru - feren und andern mehrere; dagegen iſt in Lapp - land keine einzige Malratie[?]. Eine dritte Art von Pflanzen hat ihr Maximum in der tempe - rirten Zone, und nimmt ſowohl nach dem Pol als nah dem Aequator hin ab; ſo die Lablatentippenförmige Pflanzendie Luciferen u a m. Merkwürdig iſt dabei, daß wenn 2 Länder an einander grenzen die Verhältniſse vollkommen dieſelben bleiben, obgleich die Formen ganz verſchieden ſindSchüler, Flora DeutſchlandsMan würde dieß leicht begreifen, wenn es von den Individuen herröhre, ganz anders aber iſt es, wenn es die Form ſelbſt iſt die ſie wieder beſtimmt. Es iſt als wenn auf den ganzen Erd - boden dieſelben Species verbreitet geweſen, und in beſondern Ländern durch den Einfluß verſchiedenartiger Umſtände anders gewor - den werden. Ganz ähnlich ſcheint daß auch bei den Thieren ſelbſt zu ſein. [In] Europa ſind ungefähr40058[3]5. 400 Vögel und 80 Säugethiere, alſo vom erſtern 5 mal mehr als von letztern, eben ſo wie 5 mal mehr Zapfenbäume als PentaceenBirkenar - tige Bäume. Ebenso verhalten ſich bei dem Cap die Säugethiere zu den Vögeln wie 1: 5,4.

Man kennt im Ganzen 5000 Vögel und 900 Säuge - thiere, und dieß giebt uns wieder das Verhält - niß 1: , obgleich die Formen ganz verſchie - den ſind;dſo daß man die Natur als ein ganzes betrachten kann, die ſich nur Quotient gegenseitig erſetzen.

[58. Vorlesung, 22.04.1828]

Geographie der Thiere

Einige Pflanzenarten nahern ſich der thieriſchen Organisation, ſo die Reizmouse, die ſich bei einer Berührung zuſammenziehen; doch erſt bei dem thieriſchen Schmerz haben wir eine Art Mitgefühl. Der Schmerz charakterisirt das Animaliſche, wir müſsen hiernach dem Ausdruck deſselben.

Verbreitung des thieriſchen Lebens. Die Thiere in ihrer geographiſchen Verbreitung kann man aus ähnlichen Gesichtspunkten betrachten wie die Pflanzen auf dieſe wird, durch Klima undGe -[Geſtalt] der Oberfläche etc. modificirt. Linée glaubt die Exiſtenz der thieriſchen Lebens ſetzt ihres Fortkom - mens wegen die des vegetabiliſchen voraus. Daſselbe finden wir auf in den Erdſchichten ausgeſprochen, und dieſe Hypothese dadurch be - ſtätigt. Das erſte Aufkeimen der Urwelt iſt die Pflanzenwelt ehe noch Molusken ſich bildeten ſehen wie Spuren von Bambuſacien, ſelbſt ein Uebergangs Kalkſtein finden wir Seege - wächſe.

Die Verbreitung derſelben Pflanzen iſt nur gering, ſie ſind an derſelben Scholle[?] gebunden, doch können ſie durch Strömungen uſw. ſehr wohl weggetrieben werden, ſo brachten der Golfſtrom fremde Sämereien nach Brittanien die aus Amerika herſtam̃ten, welches Land noch nicht entdeckt war. Bei den Pflanzen entſtehen auf dieſe Art Litoralgewächſe, ſo in den Tropen die CocospalmeZopaluspagniähnlich in Malaga Die Thiere ſind weit beweglicher als die Pflan - zen; die größte Verbreitung findet man bei den Vögeln und Fiſchen, alſo bei denen die die flüſsigenHül585Hüllen des Erdkörpers bewohnen. Dieſe finden in aufſteigenden oder abſteigenden Schichten eine Verſchiedenheit des Climas die ihrer Natur nach ihnen zuträglich iſt, und dieß iſt vielleicht die Ursache ihrer größern Verbreitung. Fiſche können unter dem Aequator dieſelbe Tempera - tur finden wie in Lappland, wenn ſie tiefer hinabſteigen. Bei den Vögeln iſt daß weniger der Fall, nur wenige giebt es, die ſich der ſchwe - bend in der Luft während ihres ganzen Lebens ver - halten können.

Bei dem Fiſchen findet man merkwürdige Bei - ſpiele der Verbreitung. Es giebt nur eine ſehr kleine Zahl von See Fiſchen die von der ſpaniſchen und engliſchen Küſte nach Amerika überge - gangen wären aber ſehr viele die um die ganze weſtliche Küſte von Europa umherziehen, und um den ganzen Continent herumwandeln ſo der Ceriola cosmopolita, der dieſen Namen hat wegen ſeiner außerordentlichen Verbreitung. Er findet ſich am weſtlichen Theil der vereinigten Staaten, bei New York, Brasilien, am Cap der gutenHoffHoffnung bei Oſtindien, und an den Sandwich Inſeln. Der Tendredon hiptocarptus iſt in Martinique, New - York, und ſelbſt neuerdings in Madagascar gefun - den worden.

Weniger verbreitet ſind die Süßwaſserfiſche. Schon bei der Geographie der Pflanzen wurde erwähnt, daß es in ſehr hohen Seen in der Andeskette eignen Genera von Fiſchen gibt eben ſo auch in den Pyre - näen bei 7000′ HöheAmmon meteorologiſch phyſika - liſche Unterſuchungen

Die Geographie der Thiere iſt älter als die der Pflan - zen, obgleich ſie auch erſt 40 Jahr alt iſt; doch iſt ſie bei weiten noch nicht ſo gediehen als dieſe. Das erſtemal wurde der Name dieſer Wiſsen - ſchaft gebraucht bei: Zimmermann geographiae animalium ſpecumen.

Damals waren noch alte meteorologiſchen Beobach - tungen aus geſchloſsen: in neuren Zeiten ſind treff - liche Beobachtungen gemacht, die in vielen Journalen enthalten, aber nicht zuſammen getragen worden ſind. Vorzüglich haben ſich hiebei folgende[?] Männerver -587verdient gemacht: für Vögel und Wirbelthiere Cuvierund Lichtenſtein, für Fiſche Cuvierund Valenciennes, für Inseckten Latraille und KlugMarceille de sort in Montpellier

Die erſte Frage die wir hier ſo wie es bei den Pflanzen geſchah auch bei den Thieren aufzuſtellen haben iſt, wie weit das thieriſche Leben verbreitet iſt. Man kann ſagen, daß es an dieſelben Orte ge - langt, eben ſo entfernt vom Licht aber in weit geringerer Menge, als die Vegetation. Man fin - det kleine Insekten in den unterirdiſchen Pflanzen. Eine merkwürdige Erſcheinung hat Dr Ehrenberg entdeckt: kleine Infuſionsthierchen in tiefen Brün - nen und zwar nicht in offnen, ſondern in verdeck - ten. Eine merkwürdige Amphibie Proteus sambinus lebt in der Tiefe der Seen. So wie bei den Pflanzen - theilen, wie die Wurzeln von der Erde bedeckt leben, wo kein Licht hinzukommt, ſo findet man auch eine große Maſse von Insekten die von der Erde be - graben leben, oder ſich einzelne Gänge in die Erde machen. So dringt in die obere Rinde der Erdedasdas Leben ein. Dieſe Thiere leben immer in die Erde; bei andern iſt es nur zufällig, ſo in den Bergwerken die Bieſter[?]. Ferner ein kleiner Fiſch egelopus mit Barthaaren, die in die Höhlen dringen und von dort vor einem Ausbruch der Vulkane durch die vorangehenden Erderſchütterungen gewöhn - lich ſchon todt heraus geworfen werden; nicht durch die Vulkane ſelbſt wie man bisweilen geglaubt hat. Auch finden ſich Fiſche in der Tiefe des Meers wo kein Lichtſtral mehr hindringt, obgleich dieſe mit großen Augen verſehen ſind.

Biot hat im mittelländiſchen Meere Unterſuchun - gen angeſtellt; bei 5000′ Tiefe fand er die Schwam̃ - blaſe, die aber auch im geringen Tiefen ſich auf hält. Er fand wenn dieſe Species höher leben ent - halten ſie reines Stickgas, tiefer aber Sauerſtoffgas. Auf die Berge ſteigt das thieriſche Leben ebenfalls ſo wie dasvegetabiliſche hinauf, allein nicht in dem - ſelben Maaße. Von den Südwaſser Molusken und den Landſchnecken gibt es auf den großen Höhen gar keine mehr. In den Pyrenäen findet ſich 3000′ vor derSchnee -589Schneegrenze kaum mehr ein thieriſches Leben. Es iſt hier nicht die Rede von kleinen fliegenden Insekten, wie die kleinen Sphinx Arten von denen es noch ungewiß iſt, ob ſie ſelbſt durch ihre eigne Muskel - kraft dahin gelangen, oder ob ſie nicht vielmehr durch aufſteigende Luftſtrömungen, dorthin geführt werden. Von den Vögeln erheben ſich manche allerdings ſehr hoch; Doc hat noch auf der Höhe des Chimboraſso den großen Condor hoch in der Luft ſchreben ſehen, ſie erheben ſich aber nur bis zu einer ſolchen Höhe, wenn ſie Erde in der Nähe haben; wenn man mit dem Luftball in die Höhe ſteigt ſo findet man kein thieriſches Wesen mehr bei 2 bis 3000′ Höheſo fand es Gayluſsac

Das Statiſtiſche in der Geographie der Thiere, iſt2, Zahlenverhältniß der Arten der Thiere. ſo wie bei den〈…〉〈…〉Pflanzenhöchſt wichtig: die Quan - tität der Species welche in der Maſse des thieriſchen Lebens erkannt werden können. Durch neue Ent - deckungen iſt die Zahl der Species ſehr vermehrt worden. Fabricius konnte nur 11000 Inseckten. Durch die Unterſuchungen von Latraille nur Klug iſt ſie jetzt wenigſtens angeſtiegen, wenn wir nur beidenden beſchriebenen ſtehen bleiben auf mehr als 44000. Das Königl. Museum in Paris enthält 30000 Arten. Von den Säugethieren waren im Jahr 1719 nur 420 bekannt; die Zahl der beſchriebenen Säugethiere iſt jetzt über 900; von dieſen gehören 80 Europa an, und wenn man die im Meer lebende hinzurechnet etwa 100.

Vögel kennt man Sicherheit 5000. Es ſind Zweifel über einige Varietäten; die Zahl der vorhan - denen iſt wahrſcheinlich noch über dieſe Angabe. Cuvierhat Doc geſchrieben, daß 5800 von ihm erkañt ſind. Vom Amphybien ſind erſt 700 beſchrieben, doch iſt es ſehr möglich daß es eben ſo viele wie Säugethiere giebt. Fiſche 5000 nach Cuvierund Valenciennes Beſtimmungen.

In den höhern Thierklaſsen, den Wirbelthieren findet man die meiſten Ongular Subſtanzen. Es iſt das Gehirn nicht allein, ſondern vielmehr das Verhältniß des Gehirns zum Körper, welches das Bedingniß des Lebens iſt. Die Bedingniſse des höhern Organismus liegen in dem Muskelbau, demga[?]galvaniſchen Prozeß und der Anzahl des arteriellen Bluts.

Da5916.

Daher iſt bei kleiner Thierchen ein jeder Theil mehr für ſich beſtehend, da in jedem die Bedingungen des Lebens vorhanden ſind, ſo ſind ſie wenig abhängig von der Ingular Subſtanz.

Von Thieren mit Rückenwirbeln finden wir 11600 Ar - ten und zwar: 5000 Vögel, 5000 Fiſche, 700 Amphibien, 900 Säugethiere, ſo daß 10 / 11 der ganzen Maſse den flüſsigen Hüllen des Erdkörpers angehören. Unter dieſen Thieren ſehen wir daß die Vögel das Maxi - mum der Luft respiriren, die Fiſche das Mini - mum.

Bei den Vögeln iſt die Blutwärme am größten, und die Geſchwindigkeit der Pulsſchläge am ſtärk - ſten. Beim Höhe iſt die Blutwärme 32½°, und 136 Pulsſchläge in einer Minute. Beim Pferd dagegen Blutwärme 29½° und 56 bis 58 Puls - ſchläge in der Minute. Die Fiſche haben da - gegen eine ſehr ſchwache Respiration, obgleich mehr Sauerſtoff im Waſser enthalten iſt, als in der Luft. Im Süßwaſser 0,31 Sauerſtoff, in der Luft nur 0,21. Wenn man das Waſser von der Luft über - all trennt, was ſehr ſchwierig iſt, ſo kann man dieFiſcheFiſche erſäufen. Wenn man Goldfiſche lange in dem - ſelben Waſser hält ſo verbrauchen ſie den Sauer - ſtoff nicht nur zur Respiration ſondern ſie leben auch ſelbſt davon eine lange Zeit hindurch.

Wenn man Waſser bereitet, indem kein Sauer - ſtoff vorhanden iſt, ſo fällt der Fiſch der in daſsel - be gebracht wird ſogleich todt zu Boden; ein ganz geringer Theil von Sauerſtoff aber, in dem ſelbſt Phosphor nicht mehr leuchtet iſt noch hinreichend da - mit Fiſche eine Zeitlang darin leben können.

Vögel und Fiſche machen 5 / 6 der Thiere höherer Or - ganisation aus. Den großen Kataſtrophen auf den frühern Erdkörper ſind Vögel und Fiſche vermöge des Elements in welchen ſie leben am meiſten entnommen. Die Thiere der Feſte, konnten den Revolutionen des Erdkörpers nicht ſo leicht entrinnen, deshalb ſind viele ganz ver - ſchwunden, von denen man die Reſte im Innern der Erde findet; hauptſächlich wiederkäuende Thiere und Pachidermen, und von dieſen Rhinozeroſsen und Elephanten-artige Thiere, ſo wie auch viel Kro - kodile. Im Ganzen hat man 56 Species gefundendie593die verſchwunden ſind; von den großen Thieren, von denen nur überhaupt 80 vorhanden waren.

Steigen wir weiter hinab zu den Thieren[unter - geordneter] Organisation, ſo finden wir daß die größte Zahl die Inſekten einnehmen. 44000 In - ſekten ſind mit ziemlicher Genauigkeit beſtimmt. Die Säugethiere lange nicht mit derſelben Ge - nauigkeit Schaalthiere und Seegewürme ſind 5000 beſtimmt; Zoophiten, ſtralförmige Thiere 6000. Im Ganzen giebt es 66600 Thiere und zwar

A. Höherer Organisation

Vögel5000
Fiſche5000
Amphibien700
Säugethiere900
11600.

B. Niederer Organisation.

Insekten44000
Schaalthiere5000
Zoophiten6000
55000
To 66600

Zufällig beinah ebenſoviel als Pflanzen. Die Inſekten allein machen der Thiere aus, doch muß es noch bei weiten mehr geben. Sie haben überallall die Bedingniſse des Lebens gefunden, ſo daß ſie die Zahl der beſchriebenen noch ſehr vermehrt werden möchte. Bis jetzt kennt man noch lange nicht auf jedes einzelne Pflanze ein Inſeckt, aber in den temperirten Zonen giebt es gewiß viel mehr In - ſekten als Pflanzen, ſelbſt ſchon die beſtimmten. Bei Berlin kommen auf 3000 Pflanzen, 5000 Insecktennach Kluy. In den tiefern Thierklaſsen iſt dieſe Sta〈…〉〈…〉tiſtik ſehr unſicher, dort kann der Fehler nur höchſtens 1 / 9 bis 1 / 8 betragen.

Verbreitung nach Zahl der Species. Die Verbreitung der Thiere nimmt mit der Tem - peratur zu, aber nicht in der Art daß auf derſelben iſothermen Zone eine[größere] Maſse derſelben Thierarten wäre als der andern; Dieſe Verthei - lung richtet ſich nicht bloß nach der Temperatur ſon - dern noch nach ſehr vielen andern Einwirkungen. Die Manigfaltigkeit des animaliſchen Lebens, die Lebensfülle, die durch die Zahl der Species charak - terisirt wird, nimmt vom Pol nach den Tropen hin zu, beſonders aber iſt ſie da groß wo große Flüſse, und Berge die Gegend durchſtreichen. So am weſtlicher Theil von Südamerika, im Himalaya Gebirge uſw.

Man595

Man kann im Allgemeinen ſagen, daß das thieri - ſche Leben dort am mannigfaltigſten iſt, wo der Charackter der Landſchaft am meiſten individuel iſt.

Ein altes Vorurtheil iſt es, daß im neuen Continent die Organiſation auf einer niedern Stufe ſtehe, daher genommen, weil die größern Pachidermen ſich dort nicht finden. Dieß iſt aber zufällig da einige 60 verſchwunden ſind. Auch ſind ſie dort nur verſchwunden, ſie haben gewiß ehemals dort exiſtirt, wie ſich aus den Ueberreſten zeigt die man dort in den obern Erdſchichten findet. Doc hat ſelbſt 3 Skelette von Pachidermen aus Ameri - ka mitgebracht. Merkwürdig iſt es aber im neu - en Continent daß dieſe Tropenformen ſich nicht in den Climaten gefunden haben, wo ſie jetzt in andern Ländern leben, ſondern meiſtens auf hohen Berggipfeln ſo bei Peru etc auf Höhen von 6 7000′

Aber wenn es keine Pachidermen in Amerika giebt welche Form auch einem großen Theil des alten Con - tinents fehlt, indem es wie es ſcheint die Elephanten ſich ſehr zuſammen ziehen ſo gibt es dort noch[Thier -]Thierformen von außerordentlicher Größe; ſo die große wilde Kabyn, die Piſangsdiebisweilen 2000 wiegen und 9 bis 10′ groß werdenin Gerbſon und Moſchus. Man findet eine ſolche Menge von dieſen großen Thieren daß man oft Heerden von 8000 Stück an den Ufern des Missuri findet.

Die größern Thiere der neuen jetzigen Welt ſind nur grasfreſsende Thiere; eben ſo ſcheint es nach Cuviers Unterſuchungen mit den verſchwunden Thieren einer alten Urwelt der Fall geweſen zu ſein. Das größte Thier daß man in Susſex gefunden hat das Iguanudon, iſt 3 bis 4 mal größer jetziges Krokodil, 60 bis 80 Fuß Länge; nach der Geſtalt der Zähne zu urtheilen, iſt es Grasfreſsend geweſen.

3. Contraſte in der Größe der Thiere. Relative Größe der ver - ſchiedenen Claſsen und IndividuumDieſelben Contraſte in der Größe wie wir ſie bei den Pflanzen fanden, finden ſich auch bei den Thieren, vom Monas Lens, und Monas thermo, kleinen Infuſionsthierchen bis zum großen Haifiſch. Bei den Pflanzen iſt es unſicher ob es kleine mikroskopiſche Pflanzen gibt; bei den Thieren findet man aber wirk - lich ſolche, und kaum exiſtiren ſo kleine Pflanzen als die Infuſionsthierchen. Die Größe der Thiere ſcheint gewiſser Maſsen das Innere ihrer Organiſation zube597beſtimmen, ſo findet man z. B. keinen mikroskopiſchen Fiſch, kein mikroskopiſches Säugethier; die Bedingung für eine zuſammengeſetzte Organiſation kann daher nur bei einer gewiſser Größe erfüllt würden, wiewohl nicht einzuſehen iſt, warum dieß nöthig. Von den Fiſchen iſt das kleinſte unter allen der Stöck - ling 1½″ groß Prof. Ehrenberg hat aus dem rothen Meer noch weit kleinere mitgebracht, die man früher für die Brut von größere gehalten hat und die 7 8‴ groß waren die pioletus fascietus. Betracht man dagegen den Haifiſch der gewiß 30′ lang iſt, ſo ſtellt ſich dieß Verhältniß der Größte wie 1: 700. Unter den Vögeln iſt eine ſo weite Grenze nicht, der größte Vogel iſt der Strauß, der kleinſte der Colibri. Die Größe der Grönländiſchen Wallfiſche iſt früher ſehr übertrieben worden. Lacepede ſagte, er würde 200′ lang; Scoresby behauptet er ſei nur 65 bis 70 Fuß lang, der Potfiſch dagegen 90 bis 100 Fuß. Scoresby hat 322 Walfiſche getödtet, wovon keiner länger als 60′ geweſen iſt. Wenn man dieſe größten Säugethiere mit den kleinen Nagthieren vergleicht ſo ergiebt ſich ein Verhältniß wie 600: 1; die 1 / 1600 Linien groß ſind, ſtellt ſich das Verhältniß zu den Pott -fiſchfiſchen wie 1: 23000,000. Also eine weit größere Ver - ſchiedenheit wie bei den Pflanzen.

Ungefähr daſselbe Verhältniß wie ein Meteorſtein von 5 7 Durchmeſser zum Jupiter

[59. Vorlesung, 23.04.1828]

Bemerkungen

Das Thieriſche Leben ſchreitet viel weiter gegen den Pol hin, als das vegetabiliſche der Vögel, Rennthiere, ſelbſt kleine Nagthiere ziehen weit hin bis zu den Melvils Inſeln wo Parryſie noch fand.
Blindheit der Thiere. Die Vögel bilden die einzige Thierklaſse wo ſich kein Beiſpiel einer völligen Blindheit findet; bei allen übrigen findet es ſich. So bei den Säugethieren: die Blindmaus, der Goldmaulwurf: bei den Amphibien die Serenaproteus anguinusUnter den Fiſchen die marena cacoanach Laroche. Unter den Inſek - ten gehören hinzu mehrere Zwitterarten von A - meiſen und ein blinder Käfer ariger.

4, Zahl der Individuen. In den untern Thierklaſsen iſt die Zahl der Indivi - duen am meiſten groß. Nach einem Gewitterregen erſcheint im Waſser eine Unzahl von Infuſionsthier - chen. In der Milch des großen Karpfen ſind nach Blumenbach320 Millionen Cital[?]ien enthalten. 67

Wenn man die Thiere mit den Pflanzen hinſichts ihrerZahl5997. Zahl vergleicht ſo könnte man getäuſcht werden zu glauben, daß es mehr Thiere geben müſse, wenn man die ungeheuren Heerden von großen Thieren ſieht. Lichtenstein führt an daß Eberty noch Elephan - ten Heerden von 700 Stück geſehen habe; Rhinozeroſse findet man zu Heerden von 8 bis 10,000 zuſammen. Endlich iſt die große Anzahl von Tauben in Ameri - ka merkwürdig. Die columba migratoria ſchwärmt in ſolchen Heerden, daß mehrere Millionen zuſam - men kommen, ſo daß ſie in ihrem Fluge wie Wolken ausſehen, und die Sonne verdunkeln, ſie laſsen ſich in ſolcher Zahl nieder daß die Aeſte der Bäu - me brechen, und die Bewohner ſie mit Knütteln todt[?] ſchlagen und die Schweine dorthintreibt um ſie zu freſsen.

Das Merkwürdigſte iſt aber an der Südſee, wo man die Seevögel 5 6 Stundenlang ununterbrochen wie ein großes Gewölk vorüber〈…〉〈…〉ziehen ſieht. Die Excremente dieſer Vögel geben ein gutes Dün - gungsmittel, an einige Orten wo ſie ſich einige Zeit aufhalten entſtehen durch ihre Excremente Schich - ten von 25 bis 30′ Höhe, die ſo ausſehen wie unsrebrenn -Braunkohlen. Sieht man aber hingegen die großen Wälder am Orinoko, ſo wie die vielen andern im nördlichen Amerika und betrachtet die großen Steppen die voller Monocotyledonen ſtehen, ſo wird die Zahl der Vegetabilien doch größer erſcheinen

Verbreitung nach Species. Bei den Thieren haben wir dieſelbe Frage wie bei Pflanzen zu unterſuchen; ob es ein Thier giebt, das über die ganze Erde verbreitet iſt. Eben ſo wie bei den Pflanzen die größere Verbreitung ſich in den unterern Arten findet, ſo auch bei den Thieren.

Prof. Ehrenberg hat in Afrika 14 Infuſionsthierchen gefunden die dieſelben ſind wie in Europa. Monas termo, Monaslens etc.

Gehen wir weiter hinauf, ſo finden ſich viel verbrei - tet gewiſse Inſekten, und grade am meiſten die Schmetterlinge. Der sphinx atropos iſt in Europa, Egypten, und ſogar in Mexiko gefunden worden. Aber eben ſo wenig Inſekten, Molusken, Vögel und noch weniger Säugethiere, wie die Pflanzen finden ſich überall auf der Erde verbreitet. Von den Vögeln giebt es einige, und zwar nicht Seevögel,ſon601ſondern Sumpfvögel die in allen Gegenden der tem -[?] temperirten und Tropen Zone gefunden worden.

Cuvierhat es auch von der Thurmeule geglaubt; Bra - ſilien dieſelbe ſei wie die europäiſche.

Das von Buffon aufgeſtellte Geſetz daß die Wir - belthiere ganz anders im alten nur neuen Continen - te ſeien, iſt nicht ganz wahr von der temperirten Zone, wohl aber von den Tropen, und zwar nicht nur von den Wirbelthieren ſondern auch von alten an - dern Arten. Nur einige Beiſpiele von gleichen Species in den beiden Continenten gibt es von den Epidop - teren ſo die atalanta, carapix, antiope.

Vergleicht man die temperirten Zone im alten Continent und im neuen, ſo findet man allerdings ganz verſchiedene Thiere, die man früher für dieſelben gehalten hat; ſo die Hirſche und Auer ochsen. Aber das Rennthier und Elendthier bleibt daſselbe; Pallas hat bewieſen, daß es von einem Continent zu dem andern über das Eis gehe. Vom Liber ſcheint auch dieſelbe Species in den beiden Continenten zu ſein; eben ſo nach Lichtenstein die Sumpfotter, Cuvierglaubtglaubt auch daß der Vielfraß Wolff und Fuchs dieſelben ſeien, von beiden letztern iſt es aber nach neuren Untersuchungen nicht wahrſcheinlich Fragen wir nach der Ähnlichkeit in den Species der Thiere nach der nördlichen und ſüdlichen Hemi - ſphäre ſo finden ſich einige Beiſpiele. Die tempe - rirte Zone von Europa hat viele Species mit der von Afrika gemein. Lämmergeier etc.

In Neuholland iſt nach Lichtenstein derſelbe Kukuk wie im Europa. Auch giebt es in Afrika einige Taubenarten die den unſern ſehr ähnlich ſind.

Unter den Thieren wie unter den Pflanzen iſt derſelbe merkwürdige Charakter daß die Tropen - formen weit mehr nach Süden hin verbreitet ſind als nach Norden, und daß ſie in Amerika weiter nördlich hinaufgehen als in der alten Welt; wie ſchon bei den Pflanzen bemerkt, ſcheint auch bei den Thieren derſelbe Grund dieſer Er - ſcheinung ſtatt zu finden, daß nämlich im Süden Europas ein Meer und die Sarah vorliegen, über die die Thiere nicht wandern konnten, dagegenAm603Amerika ein fortgehender Continent iſt, der die Verbreitung mehr begünſtigt. Eben ſo wie die tem - perirten Zone von Amerika deshalb durch die große Mannigfaltigkeit von großen Bäumen mit großen Bluter verſchönert wird, ſo finden ſich auch Tropen - formen des Thierreichs in den nordamerikaniſchen Freiſtaat und noch nördlicher in Canada. Miltson und Carl Buonaparteder TrachylusColibrilebt in den ſüdlichen Provinzen und erſcheint weni - ge Monate darauf in Canada, indem er in kurzer Zeit 280 Meilen zurückgelegt. Im März iſt er in Georgien, im Juny im Canada. Mak〈…〉〈…〉enzie hat Ko - libris ſelbſt noch bei 54° d Br. gefunden. Eine Folge der Continuitä[?] des Continents Capt Kind ſo wie alle Reiſende die im Feuerland geweſen ſind, fanden dort Kolibris, bei 55° s Br. in der Meer - enge.

Was aber von den Pflanzen der ſüdlichen Zone ge - ſagt wurde daß ſie weiter gehen iſt auch von den Thieren der Fall. In den Maken〈…〉〈…〉zie Inſeln und der Coneble[?]-Inſeldie erſt 1810 entdeckt worden iſtbei 45° dB. findet ſich eine eigne Art von Papagaÿ, den Lepou derſelben bei der Duperayſchen Reiſe mit auf dem Schiffe befand, beſchrieben worden iſt.

Ersetzende Formen. Unter den Thieren gibt es wie unter den Pflanzen ebenfalls ersetzende Formen. So der aſiatiſche und afrikaniſche Elephant, von denen man merkwürdig genug in neuern Zeiten verſucht hat, den afri - kaniſchen Loxodonta, als beſonderer[?]s Genus zu un - terſcheiden wegen ſeiner großen Ohren und grö - ßern Wildheit. Gegenwärtig iſt ein afrikaniſcher Elephant in Paris der eben ſo gelehrig und ſanft - müthig iſt als der indiſche Elephant. Ferner ſind ſo ersetzende Formen in denRhinozeros-Arten: 2 einförmige in Indien, und 2 zweiförmige, das eine am Cap. Das andere in Sumatra. Eben ſo verhält es ſich mit vielen Singvögeln. Ferner die Sumangos die in der alten Welt die Kolibris von Amerika erſetzenbesonders in Afrika; eben ſo gibt es ersetzende Formen derStrauß-Arten. Unter den Amphibien, große Schlangen von 15 bis 18′ Längedenn an[ſolchen] von 30′ möchte wohl gerechter Zweifel ſeindie ein ſchachbrettförmiges Fell haben: früher wurdedie605die Boa der neuen Welt mit Piton der alten Welt verwechselt, es ſind nur ersetzende Formen.

Eben ſo wie bei den Pflanzen hatten die Thiere auf denVertheilung des ani - maliſchen Lebens in den Gebirgen. ihre beſtimmte obere und untere Grenze[?]; doch häufig gehen ſie durch Streifereien aus dieſen hinausUeber die Andeskette hat Doc eine Tafel herausgegeben, die die Grenzen des animaliſchen Lebens bezeichnetEs iſt merkwürdig wie die Thiere bisweilenStreifereien machen. Von den Affen die eigentlich nur bis 2000′ Höhe woh - nen, finden ſich doch einige bei 6000′ Höhe; ſie bleiben aber nur kurze Zeit auf ſolchen Höhen, und verlaſsen dieſelbe nach wenigen Monaten wieder um nach ihrer eigentlichen Heimath zurückzukehren. Eben ſo ſind einige Insecten nur auf Höhen Koliotere, die nur Alpeninsekten ſind, besonders aber Schmetterlinge die in Europa nur auf großen Hohen gefunden wor - den. Der kleine Floh pulea penetrans, findet ſich nur ſehr wenig in der Ebene, er fängt bei 8 900′ Höhe[]Er ſetzt ſich unter die Nägel der Menſchen, und bringt dadurch große Krankheiten an den Extremi - täten hervor

Wie bei den Pflanzen finden wir hier ebenfallsdaßdaß einige Thiere in manchen Gegenden tiefer in andern höher leben. Eben ſo giebt es auch bei den Thieren merkwürdige Ausſchlüſse, was besonders trotz der großen Ähnlichkeit der Pflanzen{deutlich[?]}auffallendiſt; zwiſchen Afrika und Amerika. Man findet kei - nen Hirſch in Afrika,wird durch die Gazellen ersetztAffen giebt es nur bei Gibraltar, die wahrſcheinlich durch die Araber dorthin verpflanzt ſind.

Vertheilung nach Zahl der Genera in Verhältniß zu den Species. Von den Zahlenverhältniſsen bei den Thieren weiß man nur ſehr wenig, ſie ſind bei weiten nicht mit der Genauigkeit erforſcht wie bei den Pflanzen. Wenn man aber künftig die Genera und Species der Thiere erſt wird genauer untersucht haben, ſo kañ man〈…〉〈…〉ſchonmit Sicherheit darauf rechnen daß ſich ebenfalls das Resultat ergeben wird, wie bei den Pflanzen, daß im Norden mehr Genera bei einer geringern Zahl von Species ſich befinden.

Aus allen den bis jetzt beſchriebenen Thieren aus der[Fauna] vom Cap und der[Fauna] von Europa er - gibt ſo daß es 5 mal ſo viel Vögel als Säuge - thiere gibtin der Vorwelt gab es 128 Säugethiere mehrVögel und Amphibien nehmen nach denTropen6078. Tropen weit mehr zu als Säugethiere; und wenn man die Faunen von mehrere Landern kennen, und und Mittelzahlen von einigen 1000 Arealen haben könn - te wo ſie auf dieſelbe Weiſe wie die Pflanzen nach Generibu und specibus behandelt würden, würde man gewiß ganz ähnliche Resultate bei den Thieren finden, wie ſie ſich bei den Pflanzen ergeben.

Nach der gegenwärtigen Kenntniß verhalten ſich die wiederkauenden Thiere, zu den reißenden, fleiſch - freſsenden Thieren wie 3: 1. Von den Pachidermen hat ſich das Verhältniß ſehr geändert, man hat jetzt nur 16 bis 18 Pachidermen, in der Vorwelt ſind 56 untergegangen. Auch von den Insekten ſind viele Species untergegangen, man findet verſchwundene Species im Bernſtein, Brannkohle etc. in den nor - diſchen Gegenden.

Die Form der Kengurus und andrer Thier Species in Neuholland iſt nicht iſolirt, wie wir es bei ei - nigen Pflanzen gefunden haben.

Das erſte was die Naturforſcher gewöhnlich thun, iſt Kontraſte aufzusuchen, erſt nachher, mit einer gewiſsen größern Verſtändigkeit ſucht man dieall -allgemeinen Geſetze auf: ſo iſt es auch hier.

Man hielt das Kenguru für einzig in Neuholland, ſpäter fand man es aber auch in mehreren Inſeln des indiſchen Archipels; auf der Inſel Aroä, nahe bei Banda, und ſelbſt auf Selohr[?] merkwürdig daß dieſer Archipel ſo große Thiere in ſeiner Fauna auf den kleinen Eilanden zählt warum auf den meiſten andern Inſeln es keine größere Thiere als von 4 bis 5 Zoll Höhe gibt, die zu den Nagtthieren ge - hören. Von der Zahl Trinadad reden wir hier nicht, da dieſe ſo nach dem Continent liegt, daß ſie als ein abgeriſsener Theil deſselben betrachtet werden kann. Im indiſchen Archipel gibt es große Elephanten, Rhino - zeroſse, Kengurus uſw. Es ſpricht nicht dieß für die Meinung, daß die Inſeln früher als großer Continent zuſammen gehangen haben.

Geographie des Menſchen

Am weiteſten verbreitet von allen Säugethieren auf der Erde iſt der Menſch nicht weil er in ſeiner phyſiſchen Beſchaffenheit verſchieden von jenen iſt, ſondern weil er durch Intelligenz die Biegsamkeit des Willens befördert,ver609vermehrt. Durch dieſe höhere Intelligenz kann er alle Klimate ertragen, und den verſchiedenartigſten Druck der Luft. Wir ſehen am deutlichſten daß die Intelligenz des Menſchen ſeine Flexibilität hervorbringt, am deut - lichſten wenn wir die wilden Völker betrachten, die noch nicht eine ſo große Intelligenz erlangt haben, und denen deshalb auch eine ſolche Flexibilität fehlt. Es iſt ein altes ſpaniſches Geſetz, daß man die Indianer welche in der Ebene wohnen nicht über die Berge füh - ren darf, ſondern nur auf großen Umwegen von einer Ebene zur andern, indem ſie den geringern Druck der Luft in der Höhe nicht ertragen können. Eben ſo iſt es mit den Menſchen welche auf den Höhen der Andeskette leben, die nicht ohne Gefahr ihrer Geſund - heit ſich in die Ebene begeben dürfen.

Wir ſehen überhaupt eine größere Flexibilität bei den Weißen als bei den Farbigen. Allerdings werden einige Neger weit aus ihrem Vaterlande hinweg ge - führt, doch ſind dieß nur die ſtärkſten, die meiſten wenigſtens bis ¼ bleiben auf der Reiſe.

Dieſe Flexibilität aber die wir dadurch ſehen daß ſie bei mehreren Menſchen geringer vorhanden iſt, als bei kultivirten, iſt gewiß eine Folge der Intelligenzeineseines Beherrſchens, eines Uebergewichts der Willens - kraft um gegen die Elemente anzukämpfen und die Hinderniſse die ſich entgegenſtämmen zu wältigen.

Phyſiſche Beſchaf - fenheit des Menſchen in Vergleich mit den Wirbelthieren. Die phyſiſche Beſchaffenheit des Menſchen betrachtend, ſehen wir daß in den einzelnen Elementen ſich nur ſehr geringe Unterſchiede mit der übrigen Wirbelthieren finden.

Man hat gesagt daß der Menſch ſich durch eine Eigen - thümlichkeit ſeiner höhern Blutwärme auszeichen. Sie iſt aber geringer als gewöhnlich angegeben wird, nicht 32° ſondern nur 30° R. D[?]eluc hat Untersuchungen angeſtellt über die Blutwärme bei denjenigen Volks - ſtämmen die gar kein Fleiſch eſsen, und bei den - jenigen, welche ſich nur von Fleiſch nähren, und fand bei beiden nicht den geringſten Unterſchied ihrer Blutwärme. Das leichſte Mittel die Blutwär - me zu untersuchen iſt, wie D[?]eluc ebenfalls fand, wenn man das Thermometer unter die Zeuge hält. Die geringen Unterſchiede die man in der Blutwärme der Menſchen findet iſt mehr Folge des Klimas als der Race. Bei allen Versuchen die man unter Men - ſchen und Thieren angeſtellt hat, betrug der Unterſchiedkaum611kaum ½ und ¼°. Die größte Wärme findet man un - ter den warmblütigen Thieren bei den Vögeln, nach ſehr genauen Untersuchungen 32 35° und merkwürdig genug diejenigen die in den nördlichen Gegenden leben wärmer, als die in den ſüdlicherndas Höhe hat größere Wärme als die Papagay. Die ſogenannten kalt - blütigen Thiere ſind keinesweges kaltblütig, ſie haben alle 3 bis Blutwärme mehr als die Temperatur des Mediums iſt, in welchem ſie ſich befinden. Ja ſelbſt bei den Insekten iſt derselbe Fall wo nicht die Wärme von der Reibung in der Luft herkommt wie man hypotheſiſch aufgeſtellt hat, ſondern vom Thier ſelbſt. Die Geſchwindigkeit der Pulsſchläge bei den Menſchen iſt in der Ebene nicht anders wie auf der Höhe. Prof. Roulin, hat um dieß zu untersuchen in Bagote eine Reiſe mit ſeiner Familie gemacht und ſich bei ver - ſchiedenen Höhen von 400 Toiſen aufgehalten, und doch keine Verſchiedenheit der Pu〈…〉〈…〉lsſchläge bemerkt. AuchHerrBonpland hat darüber Untersuchungen in Quito angeſtellt und gefunden daß auch kein Unter - ſchied bei Menſchenracen und Klimaten iſt,bei 30 bis 40° R. in den Oasen

Die Flexibilität der Menſchen iſt ſo groß daß er alleKlim -Klimate ertragen kann. Es iſt bekannt welche Wärme der Menſch unter den Dampfbädern zu ertragen ver - mag; aber dieß iſt noch gar nichts gegen andern Bei - ſpiele. Prof. Fillet hat 1764 den Versuch gemacht ein Mäd - chen in einen Ofen einzuſperren wo 105° R. Wärme war, eine Wärme bei welcher die Kartoffeln finden, und ſie hatte nicht gelitten. Einen andern Versuch mach - ten vor einigen Jahren mehrere Phyſiker unter denenHerrBauks und Capt. Fibs, an ſich ſelbſt; von dem ſchon früher die Rede war, ſie hielten 8 bis 10 Minuten in ei - nem Raum aus in der die Temperatur 102° war, ſo daß ſie ihre Uhrketten vor Hitze nicht anfaſsen konnten, Beaf - ſteaks neben ihnen brieten, nun Eier ſogleich hart gebracht wurden. Merkwürdig genug wenn Capt Fibs erſt aus den Gegenden von Spitzbergen gekommen, wo er die größte Kälte ertragen hatte, und ging von da in dieſe Schweißbäder

Allerdings fühlten ſie hier nicht die ganze Temperatur, indem die eigne Ausdünſtung ſogleich den lebenden um - hüllt und eine eigne Temperatur gibt; aber ihre thieri - ſche war gar nicht vermehrtwiewohl bei den Hunden die dabei waren ſehrdie Pulsſchläge hatten aber ſehr zu - genommen.

Dieſe613

Dieſe Biegſamkeit iſt demnach ſo groß, daß die Be - wohnbarkeit des Erdbodens von derſelben Menſchenrace noch iſt. Von der Tiefe der Taucherglocken bis zur höch - ſten Höhe iſt der Menſch einer Verſchiedenheit des Luft - drucks ausgeſetzt von 13¼″ bis 60″. Natürliche Wärme kann der Menſch bis 75 und 80° ertragen und darin leben Bei der Temperatur von 40° unter dem Gefrier Punkt leben die Eskimos, ein ſehr frohes, heitres Volk, und von dieſer Kälte bis zu der Wär - me von 105° unter dem Gefrier Punkt, also ein Unterſchied von 145° kann der Menſch leben.

[60. Vorlesung, 24.04.1828]

Man hat in früherer Zeit in Untersuchung der Menſchenracen viel Lebendigkeit gezeigt obgleich nicht[mit][großem] Glücke, man miſchte zuviel Fremdartiges ein. Die hiſtoriſchen Entdeckungen besonders über die Völker des Aſiens haben Licht verbreitet über die Bewohner Europas von den Iberien bis zu den ſlaviſchen Stämmen. Man hat oft verwechſelt was vorgeſchichtlich iſt, mit dem was die wirkliche Erſcheinung gibt; hier wird dieß getrennt werden, ſo wie in den frühern Be - trachtungen getrennt wurde, was bloß auf denCauſalCausalzuſammenhang Bezug hat, von dem was die Vertheilung der Erſcheinungen auf dem Erdkörper be - trifftwodurch ſich z. B. Geologie und Geognoſie〈…〉〈…〉unterſcheiden

Man hat lange Zeit geglaubt, daß dem Menſchen allein Stimmenwerkzeuge gegeben wären, die zu einer articulirten Sprache führen könnten. Vietasierund Camperglaubten daß bei den Affen eine Sprache vermöge ihrer Organe nicht möglich wäre. Die Neger pflegen zu ſagen daß die Affen nur heimlich ſprachen, damit ſie nicht von den Europäern zur Arbeit gebraucht werden möchten. Man hat weit beſser geſagt daß die Thiere nichts ſprechen, weil ſie nicht zu ſprechen haben. Die Thiere haben nur Gefühle, der Menſch articulirte Töne: es liegt dieß nicht in den[Sprachwerkzeugen], ſondern vielmehr in der Seelen Anlage der Sprache. In der Conſtruction der Organe iſt nur wenig Unterſchied zwiſchen dem Menſchen und den Wirbelthieren.

Das Merkwürdigſte in der Geſtalt des Menſchen iſt das Uebergewicht des Gehirns; nicht in ſo fern es groß an Quantität wäre, wie Sommerding daſselbe bei den Schwein gezeigt hat, ſondern wegen der beson - dern Log〈…〉〈…〉o[?]nität mit den Ner[?]ven. Dieſes ſowohl wiedie6159. die aufrechte Stellung charakteriſiren besonders den Menſchen.

Eine mindre Entwickelung der Organe des Kauens und Beißens ſo wie des Geruchs, ſo wie die ſtarke Entwickelung der Unterkiefern bewirkt ein Zurück - treten dieſer Theile und ein Hervortreten der Stirn, wodurch die Camperſchen Gesichtslinien verändert werden. Bei den helleniſchen Völkern, den Cir - kaſsiere, Georgien uſw. beträgt der Campertſche Geſichtswinkel 80 bis 85°bei der Race die man wunderbarerweiſe die Kaukaſiſche ernannt hat, die Größe dieſes Winkels giebt unſern Begriff den Schönheit. Bei den Negern beträgt dieſer Winkel 70°, bei den NeuſeeländernMalgeſch[?]er Racenach Lepon und Garnau's Unterſuchungen auf der Duperayſchen Reiſe 65°. Sommerding ſagt daß bei einen Affen dieſer Winkel ober[?] 58° betrage, ſelbſt bei dem Jocke, der dem Menſchen am ähnlichſten, noch 58°; wenn man von Orangutang ſagt, daß der Winkel bis 65° wurde, ſo iſt dieß ein Irrthum, er iſt nicht ſo groß.

Man hat lange untersucht und vielen Werth darauf gelegt, ob dem Menſchen nicht ein Knochen mangle, den die Thiere haben, und ob er keinen eigentlichenKnochenKnochen habe, der die Schneidezähne enthalte, indem bei den höhern Thierklaſsen das unangedeutet iſt, was bei den untern wirklich getrennt vorhanden. Bei den Affen aber fehlt dieſer Knochen auch. Intermaxilar - Knochen

Im Verhältniß des Gehirns und der Nerven iſt es merkwürdig, daß bei den Negern die Nerven 5ten Grades dicker ſind. Die welche ſich freuen in den Negern etwas Thierartiges zu finden, finden allerdings hier Stoff, indem daſselbe bei den Thie - ren ſtatt findet.

Wir wollen uns hier länger nicht bei noch unwichtigern Verſchiedenheiten der phyſiſchen Beſchaffenheit des Men - ſchen und der Thiere aufhalten: wie die mehr aus ge - druckte Exiſtenz des Kinnes, hervorragendes Unter - kiefers, regelmäßige Anweſenheit des Gehirnſandesdie ſich übrigens auf beim Damenhirſch findet, ſchie - fe Lage des Herzens, große Ausbildung der Nase, die ſelbſt noch proeminenter als das Kinn iſt | eine Affenart: simia rostrata hat daſselbede Lametrie meint die Affen würden Nasen haben, wenn ſie ſich ſchnaubten: wenn dieß auch nur Scherz iſt, ſoiſt617iſt es allerdings wahr, daß ein Glied durch häu - figere Gebrauch ſtärker wird.

Die Hauptcharacktere bleiben immer das Geſicht, eine größere Capacität des Schädels zu den Theilen des Antlitzes und die urſprüngliche Beſtimmung zum aufrechten Ganz. Doch die phyſiſchen Charack - tere, ſo wie die Sprache können nicht als Haupt - unterſchiede angeſehen werden, ſondern die Intelligenz, das Geiſtige des Menſchen iſt es was ihn hauptsächlich von den Thieren unterſcheidet. Die neuren Untersuchungen müſsen nicht bloß für lieblos ſondern auch der Untersuchung ganz fremdes gehalten werden, wenn man von einer Stufenfolge der Humanität ſpricht.

Meiners hat zuerſt eine ſolche Anſicht von Syſtemen aufgeſtellt, wo er von vollkommnern und un - vollkommnernArten ſpricht, indem er vom[Orangutang] anfängt zu den ſogenannten Aterpophagen und den Negern übergeht, dann zu den Buſchhottentotten, dann zu den Einwohnern von Neu-Guinea kömmt, die wie Affen beſchrieben werden, dann zu den mon - goliſchen Stämmen und endlich zu ſich ſelbſt auf -ſteigtſteigt. Es würde nicht der Mühe lohnen in dieſe we - nigen Unterſuchen Unterſuchungen weiter einzu - dringen. Doch wollen wir nur auf 2 Affen auf - merksam machen, die dem Menſchen am ähnlichſten ſind.

Es iſt lange Zeit eine große Ungewißheit ge - weſen, über die Thiere die man als Orangutang beſchrieben hat. Es ſcheint dieß nur das junge In - dividuen eines ſehr bösen häßlichen Affen zu ſein, der Waldmenſch. Welche Bedeutung auch eigentlich das Wort hat: von orang verſtändigein Wort daß ſowohl dem Menſchen, als dem Affen und dem Elephanten gegeben wirdund utang waldig, iſt 35 bis 36″ also kaum 3′ groß aus des Geſchlecht der Pongo in Borneo. Je mehr man ſich dem Lande naht wo die Affen ſind deſto mehr hören die Fabeln auf und die Vorliebe für die Affen mit denen wir hier ſo vielfach unterhalten wer - den; wie zum B. wenn ſie Weiß ſtehlen, daß ſie einen eignen Knoten beiden, den Affenknoten uſw. das ein merkwürdiger Gebrauch des Daumens wäre, Doc hat dieß aber ein geſehen. Die 4 Daumen,die619die ihm für ſeine Lebensart auf den Bäumen ſehr zuträglich ſind, geben dem Affen eine weit größere ſcheinbare Intelligenz als andern Thieren, wie z. B. die Pferde, ſo hat Doc ein merkwürdiges Beiſpiel bei einen Orangutang geſehen wie er ſeine Dau - men brauchte, um ein Glas welches von Tiſche fal - len wollte aufzuhalten, indem er die Hand ſo lange darauf hielt bis es in Ruhe kam. In neu - ren Zeiten hat Tilenius gezeigt, daß alle die Af - fen die wir für Orangutangs gehalten haben nur junge Thiere ſind, und es iſt nach den Un - tersuchungen desHerrnTileſius nur zu wahrſcheinlich geworden, ſo wie ebenfalls nach Cuvierund Ru - dolphie, ſtatt dieſer liebliche, ſchöne, verſtändige Affe ſpäter ein ſehr häßlicher, böſer Affe wird. Schon früher hat man in Menagerien bemerkt, daß der Pavian, der eine Art Hundskopf hat, jung mit rundem Kindskopf geboren wird, aber ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich daß der Orangutang im Alter der ſchreckliche Pongo wird, der be - ſonders in Borneo und Cochinchina ſich aufhält.

Ein anderer ſehr menſchenähnlicher Affe iſt der afrikaniſche Jocko oder Chimpanſe,simia trochlodytesInIn mehrere Colonien hat man ihn ſo weit gebracht, daß er bei Tiſch aufwarten, Kaffe und Thee trin - ken kann uſw. Er hat im Körperbau weniger Menſchen ähnliches als der Orangutang, aber mehr in ſeiner Phyſiognomie. Schwerer noch iſt vom Gibbon eine Menſchenähnlichkeit zu finden, der faſt gar keine Stiren hat, aber ein menſchenähnliches; der Leib iſt mit Haaren bedeckt.

Dieß ſind die Geſchöpfe die man dem Menſchen am nächſten geſtellt hat, und die Meiners mit den Negern und Hottentotten zu den unvollkom̃en Menſchen zählt.

Ueber Menſchen - racen. Ob es unter den Menſchen nur eine Species ge - be, oder verſchiedene Varietäten, iſt eine Unter - ſuchung die am lebendigſten betrieben worden iſt ſeit den ſiebenziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Untersuchung der Menſchenracen iſt aber oft verwechselt worden mit der über Verwandſchaft der Sprachen. Es ſind dieſe beiden Untersuchungen durchaus verſchieden, ſo ſind Völker von türkiſchem Stamm die jetzt mongoliſch reden, und andere die von den Mongolenab -621abſtammen ſprechen türkiſch, die Völker germani - ſchen Urſprungs reden vom a[?]niſche Sprache etc. Wenn Leibnitz dieß früher ſchon verwechselt hat ſo iſt es unſern Zeiten noch mehr in Adelungs, und Vaters ſonſt ausgezeichneten Werke Mithridates. In neuern Zeiten iſt über die Abſtammung der Völker beſonders in Central Aſien im Himalaya Gebirge und von dem Aralſen bis zur chineſiſchen Mauer großer Licht verbreitet worden durch Abbe Rénusat Julius KlaprothinS. Literatur - geſchichte 1827 / 28 der asia polyglotta Bopp und Schlegelüber Sanſkrit, und einige Gelehrte die mit Grotefond Entdeckungen über die Keilſchrift gemacht haben: St. Martin in Paris, Baloi etc.

Die Griechen und Römer unterſcheiden nur drei - erlei Menſchen: 1, EingeborenErdgeborne, Urein - wohner, Autochtonen2, Eingewanderte, 3, Fremde. In Afrika besonders im nördlichen Theil, wo man die Schwarzen als Autochtonen ansah, waren ſchon früh zu wiederholten malen Einwanderungen von Weißen geſchehen, von der kaukaſiſchen Menſchen - race, ſo von Persern und Medere. Gewiß iſt es ganz unſtreitig, ſeit die Hiktes ein arabiſcher Menſchenſtamm ſind, zwiſchen dieſenundund dem Meere iſt ein auffallender Contraſt, nicht nur der, welcher〈…〉〈…〉zwiſchen der weißeſten und einer ganz ſchwarzen Menſchenrace ſtatt findet, ſondern es findet ſich auch ein Abklang in ihrer ganzen Mythologie; auch zeigt es ſich durch ihr Hirtenleben. Die 3te Wanderung nach Afrika, die in die eigent - liche Völkerwanderung fällt, wenn die der Van - dalen, von denen auf den Atlas noch Reſte, zurük - geblieben, wo man auf der großen Höhe noch einen kleinen Theil von Menſchen weißer Race bewohnt findet.

Wenn Herodot auch noch nicht an die Unterſuchun - gen dachte, die hauptſächlich den Neuern angehö - ren, ob alle Menſchen von ein Paar abſtammen, und nur durch das Klima ſich veränderten oder von mehreren etc. ſo haben dieß doch ſpä - ter Schriftſteller des Alterthums ſehr geiſtreich ausgeſprochen, ſo Tacitus in ſeine Agricola. Die Idee der Einheit des Menſchengeſchlechts iſt eigentlich erſt durch das Chriſtenthum herrſchend geworden; die Idee der gemeinsamen Verwandt - ſchaft der weißen und farbigen Menſchen iſt eine der ſchönen Sachen die das Chriſtenthum hervorbrachte. Als62310. Als Amerika entdeckt werden war und man dort Menſchen fand, die zum Theil noch thieriſch erſchienen, da ſie wie die wilden Thiere in den Wäldern lebten, und das Land ihnen nicht die Gelegenheit darbot, wie in Aſien, Hirtenvölker zu werden,hauptſächlich auch wegen des Mangels an wiederkäuender Thiere; merkwürdig genug benutzten ſie nicht den Pisang. Eben ſo war auch in China nicht einmal der Gebrauch der Milch bekannt, und auch in den Büchern iſt ein davon die Rede, obgleich ſie rings von Hirtenvölkern umgeben ſind; eben ſo war es in Amerika. Wenn man nach dem weſtlichen v. Aſien hinzieht ſo findet man lauter Hirtenvölker, ſo entſtand zuerſt die Frage, ob die Bewohner Amerikas ebenfalls als Menſchen anzuſehen ſeien; und trotz der Vorurtheile die da - mals herrſchten, muß man doch der Wahrheit der Steuer ſagen, daß eine eigne Bulle von den Päbſten gegeben wurde, die die Gemeinsamkeit der Menſchen ausdrückte. Wenn daher die Sklaverei im 15te und 16ten Jahrhundert zunahm, indem man die Caraiben und Neger verhandelte, ſo iſt dieß nur als Induſtrie bei den plötzlich erwachenden Handelsſtaaten anzuſehen. Man hat ſehr oft die pelzige geographÿſche Vertheilung der Menſchen verwechselt mit der hiſtoriſchen Entwickelung dieſer Vertheilung. Die Frage von wo aus Amerika zuerſt bevölkert worden iſt, iſt weder eine philo - ſophiſche noch eine hiſtoriſche Frage; man darf ſie nicht vermengen mit der: welche Einwohner aus dem nördlichen Aſien ſind nach Europa gekommen. Die Betrachtun - gen der Menſchenracen ſind nur wenig zur Klarheit gekommen, weil man ſie immer von der Geographie der Thiere und Pflanzen getrennt hat.

Die Fragen die wir hier hauptsächlich zu beantworten haben, ſind dreierlei:

  • 1, Welche Verſchiedenheit des Körperbaues der Menſchen kennen wir
  • 2, Wie ſind dieſe Verſchiedenheiten entſtanden? nun
  • 3, Wie ſind ſie auf der Erdoberfläche vertheilt?

Die letztern iſt eine bloß hiſtoriſche Frage.

In Hinsicht des Causal zuſammenhangs des Phänomens giebt es 2 Möglichkeit: entweder hat es gegeben: einen Urtypus, eine gemeinsamen Abſtammung al - ter Menſchen von einem Paar, wie es durchGDegenerationwodurch ſie wie wir bei Pflanzen und Thieren ſehen Species nur bilden könnenund Abweichung vom Typus,ſo625ſo wie durch Einwirkung der Klimatiſchen Verhält - niſse Variaten ſich gebildet haben, oder es hat meh - rere Typus zugleich gegeben.

Die erſte Meinung haben Pallasund Priccal68ange - nommen, und zwar daß die ſchwarze Farbe die Ur - farbe ſei, ſo daß also die Cirkaſsier aus den Negern entſtanden ſind. Es entſpricht dieſer Ansicht aller - dings die Bemerkung bei Thieren, die gewiß weißer werden wenn man ſie zu Hausthieren machtEnten Gänse etc Die Weißen möchten vielleicht mit dieſer Abſtammung nicht ſehr zufrieden ſein, doch eben ſo wenig im ungekehrten Fall die Schwarzen. Die Ideen von Häßlichkeit und Schönheit ſind ſehr verſchieden.Herr Deumelerinnerte ſich immer mit eine Art von Unwillen, und erzählte als das Un - angenehmſte das ihm auf ſeiner ganzen Reiſen wie - derfahren ſei, welchen ekelhaften Eindruck er unter die Negerſtämme in Sadam mit ſeiner weißen Farbe, und dem europäiſchen Geſicht er gemacht habe. Die Negerinnen ſchauderten vor ihm zurük, und es wurde ihnen übel, wenn ſie das weiße Gesicht mit großer Nase und wenigen verſtehenden Backen - knochen ſahen. So ſucht jedes Volk den Typus derSchön -S. Logik 1826 / 27. Schönheit in ſeinen eignen Individualität. Allein es gibt Begriffe von Anmuth und Schonheit die von Volksſtämmen unabhängig ſind, dieſe gehören einer höhere Ideewelt an. Der ſchwarze Farbe wurde weñ ſie auch noch ſo zart wäre; doch immer das ſchöne ſo viel ausdrückende Eröthen abgehen, daß nur bei der weißen Farbe hervortritt. Bei den Negerfrauen ſind die Wangen zwar bisweilen etwas roth gefärbt, doch iſt dieß nur ſehr gering, der Ausdruck der Friſch - heit zeigt ſich bei ihnen in der Intensität der Färbung. Die Geſchichte im eigentliche Sinne des Worts reicht nicht bis zum Urſprung hinaus: ſo iſt es unmöglich zu beantworten, ob alle Sprache von einer Urſprache, alle Schriften von einer Schriftart abſtammen.

Man kann den Formen der Schriften und Sprachen Gewalt anthun, und Abſtammungen herleiten die immer nur von denen geglaubt werden die dieſe Entdeckungen gemacht zu haben ſich einbilden; Beweiſe hat man aber noch nicht dafür. Wenn man eine Urſprache annehmen will, ſo kann wohl überall Tümmern davon entdecken, ſelbſt in den Wurzeln, wenn man von alter höhern Phi - losophie abſtrahirt wird man in allen Sprachen Ähn - lichkeiten finden, und ſo kann man ſich einbilden daßman627man den Typus entdeckt hat, um eine Sprache, man weiß eigentlich nicht warum für die ältere zu halten; es kann dieß aber nur Vertrauen bei denen finden, die auf mühſamen Wege zu einer ſolchen Erkenntniß gekommen ſind.

Schon frühzeitig war man aufmerksam geworden auf Stämme weißer und gelber Farbe, in Aegypten bis man endlich auch ſchwarze Menſchen kennen lernte; es wurden dieſe Stämme vermehrt durch Vermiſchungen der Weißen mit den Schwarzen, woraus Meſtigen her - vor gingen: die Lybophönizen. Den Alten bat ſich eine Ansicht über das Ganze dar, ſie ſahen nur immer ein - zelne Völker. Wenn ſie aber auch nur Autochtonen und Eingewanderte unterſchieden, ſo beſchäftigten ſie ſich doch auch mit den Eindrücken die das Klima auf das Menſchengeſchlecht macht; man unterſchied auch was man Beſtändigkeit eines Typus nennen könnte, durans originiscis bemerkt Tacitus in Agricola indem er die klimatiſche Erſcheinungen davon un - terſcheidet. Einem Studus wie es jetzt betrieben wird, ſtand bei den Alten auch hauptſächlich die Ver - achtung der Barbaren entgegen; dieß zeigt ſich besonders bei der Unkenntniß der fremden Sprachen, deren Kenntniß ſie auf die Unterſchiede hätte führenkönnenkönnen zwiſchen Sprachfamilien, eigentliche Sprachen und Dialekt.

Wenn es in bloß natürlicher Folge nur nah iſt von den Schwarzen zu den Weißen herabzukommen, ſo ſind doch hingegen wiederum auch nicht Gründe da, die Ver - breitung der Menſchen nicht aus der Einheit der Men - ſchen abzuleiten. Durch kleine Einwirkungen können große Veränderungen entſtehen; bei den Hausthieren, den Hunden und Rindern ehen wir viel Varietäten; eben ſo bei den Pflanzen; und dieſe Varietäten ent - ſtehen durch bloße Degenerationen. So iſt erſt zu unſerer Zeit eine merkwürdige Varietät von Schaa - fen entſtanden.

In Connecticut wurde vor einigen Jahren ein Schaaf mit gekrümmten Vorderfüßen geboren, dieß hat ſich fortgepflanzt und man findet jetzt wie Houfries und Ebrard Raw vorsichern eine ganze Gattung ſolcher Schaafe in Neuengland, die die Engländer be - ſonders vorziehen, weil ſie nicht über die Hecken ſprin - gen. In Ungarn, Schweden und England giebt es Hauptſchweine mit ungetheilten Hufen. Eben ſo bei den Pflanzen die Siringa Wareing zwiſchen den Six persica und der Six vulgaris.

Daß
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[61. Vorlesung, 25.04.1828]

Daß die Typen jetzt ſelbſt feſt ſind, ſieht man daran daß die gefärbten Menſchenracen dieſelben Eigenheiten behalten wenn ſie in andern Gegenden leben. Die Fabel von Portugieſen die ſchwarz geworden wären hat ſich nach ſpätern Unterſuchungen als durchaus ir - rig erwieſen. Es iſt eine Art pſÿchologiſcher Fabel daß die gelbe Farbe die von Leberkrankheiten kommt, wenn ſie ſich mit Sauerſtoff verbindet ſchwarz werde; die Neger müßte man demnach annehmen als in ſteter Leberkrankheit ſich befindend; man hat aber auch ſelbſt neuerdings gefunden daß die Gelbsucht nicht aus der Leber ſelbſt entſtehe. Beſonders zeigt ſich Feſtigkeit der Typen wenn verſchiedene Menſchenracen in einer Gegend zu - ſammen befinden. Man hat Zweifel über die klei - nen Menſchenrace in den Feuerlanden, über die Picheres gehabt; aberHerrWedde hat ſie in neuern Zeiten wieder aufgenommen. Dieſe kaum 4′ großen Men - ſchen, den Patagonern, die meiſt eine Größe von 5′ 8″ haben. In demselben Verhältniß beinah finden ſich im ſüdlichen Afrika die kleinen Hottentotten gegen die großen Kaffern; und eben ſo fand Doc ein ähnliches Verhältniß zwiſchen den Shihetta In - diern und den Caraiben. In Schottland herrſchteben -ebenfalls ein großer Unterſchied zwiſchen den[Lowlän - dern] und Hochländern, ſie erſten ſind blond und blau - äugig, die andern dagegen ſchwarzäugig.

Mit Recht hat man die Bemerkung gemacht, daß man vielleicht ein auf die Idee verſchiedener Menſchen - racen gekommen wäre, wären nicht die Neger vor - handen. Da dieſe ſo ganz Extreme von den weißen Menſchen waren, hat man mehr Werth auf dieſe Ver - ſchiedenheit gelegt, als es wohl ſonſt geſchehen wäre. Bei den Thieren finden die verſchiedenartigſten Farben, ohne darauf eine besondere Eintheilung zu gründen; ſo daß also wohl das Pigment nicht ſo wichtig iſt als es ſcheint.

Eintheilungsgrün - de für die Men - ſchenracen. Die verſchiedenen Untersuchungen haben Anlaß zu ſchneidenden Unterſcheidungen gegeben wie ſie eigentlich nicht in die Natur vorhanden ſind. Man hat verſchieden Eintheilungs-Gründe aufgesucht: 1, nach der Haut, und zwar entweder nach dem farbigen Pigment der Haut ſelbſt oder 2, nach der Farbe der Haare. 3, nach den Gesichts - linienFacaal Linienund endlich 4, nach der Sprachen - verſchiedenheit.

Nach der Farbe der Haut gibt es weiße, gelbe und rothe auch ſchwarze Menſchenracen. Die Einwirkung des Klimas auf die Farbe mußte ſehr früh entſtehenund63111. und zugleich die Idee daß die Sonne die HautFfärbe, wie es besonders bei den Alten geſchah, die nur wenig kannten, und noch ſelbſt glaubten, daß es unter dem Aequator ſelbſt weniger heiß ſei als nördlich daran.

Alexanders Expedition nach Indien mußte noch mehr dazu beitragen, die Frage warum die Be - wohner des nördlichen Indiens weniger gefärbt waren als des ſüdlichen, und die Bethiopier dage - gen ſchwärzer wären wurde jetzt untersucht und da die Philosophen des Alterthums alle ihre Er - klärungen über Naturerſcheinungen nur haupt - ſächlich auf Wärme und Feuchtigkeit baſirten, ſo erklärte man ſich dadurch daß eine feuchte Wärme ein größeres Schwarz hervorbringe. In neuren Zeiten hat man gefunden daß in Indien gar nicht dieſer Unterſchied ſtatt findet; nur einige Kaſten ſind mehrgefärbt als die andern. Die Bekannt - ſchaft der Alten mit Aegypten, Nubien und Süd Afrika ſo wie mit Indien, mußte ſie auf die ſeltsame Idee fehren[?] die neuerdings wiederholt worden iſt.

Plin -

Pliniusſagt daß die Menſchen von der Sonne ge - färbt würden,69 eben ſo wie Ruffon ſich ausdrükt livré de etime. Eine andere Eintheilung iſt nach den Haaren. Man macht h〈…〉〈…〉er nach 3 Verſchiedenheiten: entweder Men - ſchen mit ſchichten Haaren ſind die Amerikaner. So nahe ſonſt die malayiſche Race auch die mongo - liſche Race ſcheint, ſo ſind ſie doch ſehr durch dieſen Eintheilungsgrund von einander entfernt, indem bei letztern das Haar immer feucht erſcheint. Die 2te Verſchiedenheit ſind Menſchen mit bloß lockigen Haar, wie die kaukaſiſche Race, und endlich die 3te Art von Haaren iſt die Negervolle. Allein noch weit weniger wie der Eintheilungs Grund nach dem Pigment der Haut iſt der nach den Haaren allgemein durchgreifend: es gibt Schwarze die nicht wolliges Haar haben und dagegen Weiße mit wolligen Haare.

Ein dritter Eintheilungs Grund iſt nach dem Geſichts - winkel, der Facial Linie, der im Ganzen ſehr ſcharf - ſinnig iſt, aber deſsen Uebertreibung zu den ſelt -ſam633ſamen, bereits erwähnten Eintheilungen von voll - kommenund unvollkommnen Menſchen Veranlaſsung gegeben hat. Peter Camperhat dieſen Eintheilungs GrundS. Phyſik 1826 / 27. angegeben. Der Gesichtswinkel wird gebildet, durch zwei Linien, einer von obern Schneidezähnen nach der Stirn gezogen, und der andern von den obern Schneidezähnen nach den Ohren. Nach Somerding beträgt dieſer Winkel bei dem Menſchengeſchlecht zwiſchen 75 und 80°. Wiewohl ein Schädel eines Neu - ſeeländers gefunden worden iſt, wo dieſer Winkel nur 65° betrug; eine Ausnahme die aber nicht in der Natur ſelbſt ihren Grund hat, ſondern vielmehr durch Kunſt hervor gebracht wird, indem die Neu - ſeeländer ſchon den Kindern die Köpfe platt drücken indem ſie es für ſchön halten.

Der 4te Eintheilung-Grund endlich iſt nach der Verſchiedenheit der Sprachen. Es iſt ſonderbar daß ſchon die älteſte Volkergeſchichte Spuren von Un - tersuchungen zeigt, wie ſie noch jetzt mit eben ſo wenigen Glück geführt werden um auf eine Ursache zu kommen. Herodot hat ſchon erzählt daß Psammittig ein Paar Kinder Hirten zu erziehenge -gegeben haben um ſie von den Menſchen entfernt zu erziehen, und daraus daß ſie ſelbſt ſich eine Sprache bilden würden, zu ſehen welches die älteſte Sprache ſei. Man glaubte damals aus ein Wort welches ſie ſprachen zu finden daß die phöniziſche Sprache die älteſte wäre. So richtig es iſt ein Krite - rium für die Sprachen zu finden, ſo wurden doch ſchwer - lich ſolche Untersuchungen dahin führen.

W. v HumboldtBruder des Dochat neuerdings eine ſehr ſchöne Abhandlung Untersuchungen über den Bau und die Verwandtſchaften der Sprachen bei allen Völkern geſchrieben, die bis jetzt noch nicht im Druck erſchienen iſt. 70Er ſagt darin: daß die Sprachen nicht Racenweiſe und nach der Natur des Landes vertheilt ſind. Geſchichtliche Ereigniſse haben Nationen ver - ſchiedener Stämme dieſelbe Sprache aufgedrungen, die Landesſprache hat ſich häufig mit der der Eroberer vermengt. Sehr wahrſcheinlich iſt es daß die racen - artige Körperliche Verſchiedenheit keine Aenderung auf Bildung der Sprache macht da ſie aus dem Geiſte hervorgeht. Die Verſchiedenheit der Sprachorgane kannnur635nur unweſentliche Änderungen haben; ganz gewiß hat die Natur einen Einfluß auf die Sprache der aber nicht ſo groß iſt um einen Eintheilungs Grund darauf zu gründen. So gibt es eine Menge amerikaniſcher Sprachen, doch wie verſchieden in demselben auch die Wurzelwörter ſelbſt ſind ſo findet ſich doch vom Feuerland bis Neu England viel Ähnlichkeit in den grammatiſchen Formen.

So iſt es faſt allen dieſen Sprachen eigenthüm - lich, daß ſie das Object in die Verben einſchieben, ſie haben wenig Flection, aber verſchiedene Formen, wenn ſie von lebenden oder todten Gegenſtänden ſprachen, von vielen oder wenigen etc. Die Form des Verbungs gibt dieß jederzeit an, ja ſelbſt ob die Sache oder Person etwas Ehrwürdiges iſt, von der man ſpricht. Daſselbe hat W. v Humboldtbei andern Sprachen wieder gefunden, ſo bei den Basken und einigen Negerſtämmen.

Wenn alle dieſe Eintheilungs Gründe nicht durchgreifend ſind ſo bleiben uns für verſchiedene Menſchen - racen daher nur phyſiſche Kennzeichen übrig. Man muß bei dieſen äußern Kennzeichen unterſcheidendiedie größern Abtheilungen und Kleinern, ſo wie wir unterſcheiden die Stämme etc. ſo auch die Nationen Unterſchiede, Völkerformen ſelbſt etc. Eben ſo wenig kann es a priori aufgeſtellt wer - den wo man den Anfang eines Volksſtammes einer National Verſchiedenheit annehmen ſoll, es ſind zu viel Nuancean, die eine ſcharfe Abgren - zung nicht zulaſsen; ſo wenn wir den Unterſchied zwiſchen Süddeutſchen und Niederdeutſchen aufſtellen〈…〉〈…〉solltenoder zwiſchen Brandenburg und Schleſien. Wir kommen jedoch auf dieſe Art zu Abtheilungen, in welche das Menſchengeſchlecht zerfällt, zu Gradua - tionen in den Formen. Am beſten macht man es hier ſo, wie man es mit den Sprachen machte, daß man nicht Mutterſprache oder abgeleitete unterſcheiden kann, ſondern nur zu wiſsen vermag ob es dialeckte ſind oder verſchiedene Sprachen: ſo wie man in einen Sinne des däniſche als abgeleitet vom deutſchen er - kennt, kann man auch das Griechiſche, Persiſche und den Sanskrit als eine Sprache betrachten. Eben ſo kann man nur ſagen daß eine mongoliſche Race von einer andern ſich unterſcheidet wie z. B. die ſlaviſcheSprache637Sprache von der germaniſchen. Nennt man Mon - golen, Neger und amerikaniſche Volksſtämme ſo kann man die Verſchiedenheiten unter den einzel - nen nicht Stammverſchiedenheiten nennen.

Cuvierhat 3 große Abtheilungen angenommen; Blumenbach 5. Wiewohl letztere in 5 Abtheilungen weit älter iſt als die in 3, ſo iſt es dem Verſtänd - niß nach leichter mit einer geringen Zahl von Ab - theilungen anzufangen; daher nehmen wir hier zuerſt die Abtheilungen von Cuvierund werden dann die übrigen von Blumenbach hinzufügen. Cuviertheilt die Menſchen ein, in weiße, gelbe und ſchwarze, eine Eintheilung die nicht mehr Vorzug hat, als andern die man in andern or - ganiſchen Theilen gemacht hat, indem man in der neuern Zeit immer viel nach besondern Charakteren ſuchte.

Weiße Menſchen

Die weiße oder kaukaſiſche Menſchenrace iſt charakterisirt durch die größten Werke der Denk - kraft nur Phantaſie; unter ihr wurden die dauer - hafteſten Reiche geſtiftet; 3 Religionen entſtan - den aus ihrer Mitte. Nach unſere begriffenſchreiſchreiben wir dieſer Race die größte Schönheit zu die wir dann besonders finden in Cirkaſsien, Geor - gien und Hellas. Der Name kaukaſiſche Race iſt nicht gut gewählt, kein Volk dieſer Race wohnt unten am Kaukaſus die Oſseten ausgenommen; andern ſind femiſchen Urſprungs mit den Lappen zuſammenhängend, um wenn dieſe auch zu den europäiſchen Stämmen gehören ſo ſind ſie doch die weniger Charakteriſtiſchen. Die übrigen ſind bei der großen Völkerwanderung nur zur geringen Theil über den Kaukasus gezogen, wo noch einige Zurückblieben während die andern weiter zogen: der größte Theil jedoch iſt jar nicht über dem Kau - kaſus gekommen. Durch ſolche Zuge, wo immer ei - nige auf hohen Gebirgen zurückblieben entſteht die jederzeit ſo große Verſchiedenheit der Gebirgs - völker; ſo werden in der Mexikaniſchen Republik viele Sprachen geſprochen; während unten im allen Continent der große Zug der Völkerwanderungen von O. gegen SW. ging, ſo in Amerika von N. gegen S.; man kann dieſe Völkerwanderung in Amerika hiſtoriſch verfolgen bis an den Gila Strom.

Die63912.

Die Geſchichte lehrt uns zwar nicht den Uebergang über den Iſthmus von Panama, doch aus denk - mälern nun Traditionen kann man dieſe Völker - wanderung von den Ufern des Gila Stroms verfolgen bis nach Carabua. Einige von dieſen wanderden Völkern ſind in den Gebirgen von Mexikositzen ge - blieben, während die andern fortzogen, und eben ſo geſchah es auch am Kaukasus. Ein großer Theil der Völkerſchaften der kaukasiſchen Race iſt gar nicht über den Kaukasus gekommen, ſondern hat ihn umgangen, zu dieſen gehört eine Maſse von Völkerſchaften die die jetzigen und die ältern Be - wohner Europas aus machen, des helleniſchen, ger - maniſchen, pelasgiſchen und baskiſchen Stammes; ebenſo auch die Sinnen und Lappen.

In ganz Europa iſt eigentlich nur eine ſehr geringe Maſse von Völkern, wenn man auf ihre Abſtam̃ung ſieht. Man kann ſie kaum auf 5 oder 6 bringen; ja wenn man noch hinzurechnet welche Ähnlichkeit ſich in den Sprachen bei dem indiſch germaniſchen Stamm und den ſlaviſchen und keltiſchen Völkern erweiſen, ſo iſt es ſchwer die großen Unterſchiede feſtgeſtellen die man früher darin gemacht hat. Leibnitz machte zuerſtdadarauf aufmerksam. Lange hat man geglaubt daß der ſlaviſche Stamm ſehr vereinzelt ſtände, aber man hat viel Verwandſchaft mit den ruſsiſchen, pol - niſchen und auf lettiſchen Völkern und Sprachen gefunden. Wollten wir jedoch dennoch die ſlaviſchen und keltiſchen Stämme unterſcheiden, wie es nach dem Charackter der äußere Bildung nöthig zu ſein ſcheint, ſo kann man ſie zurückführen auf folgende Stämme: Um im äußerſten Weſten anzufangen: 1, Basken und Iberer; an letztern ſchlieſsen ſich 2, die Keltenaus deren Vermengung Celteberier3, Germaniſche Stämme. 4, Finnen, Tſchudiſche Stämmezu ihren ſcheinen die Madſcharen in Ungarn zu gehörenIn Italien außerdem was durch die germaniſchen Stämme hineingekommen iſt: 5, die Etrusker. Es iſt ſehr ſchwierig zu unterſcheiden was vor dem Colonie Weſen dort geweſen iſt, und was erſt durch daſselbe entſtand, und endlich 7, die Slaven und Letten durch Einwanderungen von Süden. Wir haben nur einige von dieſen Völkerſtämmen heraus: Die Tſchudiſchen Völkerſtämme oder die Finnen die man auch die Uraliſche Race nennt. Zu ihnen ge -hören641hören die Hunnen die alten Chiongus geweſen wären; nach neueſten Untersuchungen ſind aber die Chiongus kurkiſchen Urſprungs. Durch die Huñen bekam man freilich keine ſehr glänzende Idee von den tſchudiſchen Völkerſtämmen. Ein Schriftſteller aus dem 2ten Jahrhundert erwähnt ihrer in einer gräßlichen Beſchreibung, wo er ſie beinah als Thiere ſchildert oculi cum puncti, und Sidonius von Apollonia, Biſchoff von Clermont im 5ten Jahr - hundert ſagt gar von ihnen oculis absentibus. Es hatten dieſe übertriebene Beſchreibungen ihren Grund darin, daß die Europäer ſchon an ſchönere Völkerſtämme gewohnt waren, wie die Vandalen. etc. Man beſchrieb die Hunnen als große Fleiſch klum - pen, die nur dadurch etwas menſchliches zeigten, daß ſie eine Sprache hätten; man ſchrieb ihnen Na - ſenlosigkeit zu, indem ihre Nasen ſehr eingedrückt ſind. Die Hunen müſsen nicht mit den Mongolen werden, die ein öſtlichen Aſien wohnten, zwiſchen beide wohnten ſehr ſchöne Menſchenſtämme, der Türken. Erſt ſpäter ſind ſie ſich näher gekommen. Mit die - ſen Hunnen gehören ſie zu demselben finniſchen Völ - kerſtamm die ſchönen Madſcharen die mit den Avaren[?]undUngarn eins ſind. Sehr wahrſcheinlich iſt es, daß ſie ſich mit den Türken vermiſcht haben, wie es über - haupt die Erfahrung zeigt, daß alte Völkerſtäm̃e die mit den Türken in nahe Verbindung getreten ſind, verſchönert haben.

Zu dieſer kaukasiſchen Race gehören, wie die ſy - ſtematiſchen Claſsificirer es haben wollen außer den europäiſchen Völkerſtämmen alle Türken, Araber, Perser, Indier, Abeſsinier etc.

[62. Vorlesung, 26.04.1828]

Ungefähr 440 Mil. Menſchen, wovon ein[Viertel] indiſchen Ur - ſprungs: im eigentliche Sinne, nicht von den Sprachen hergeleitet.

Sprachfamilien. Wer ſich rühmt alle Sprachen zu kennen, würde eigentlich keinen ſo großen Ruhm haben; es würden am Ende doch nur 8 oder 9 ſein, die ſich wieder auf 3 Hauptſprachen reduciren laſsen: der baskiſchen Sprachen, der ſanſkritaliſchen und finniſchen. Zu den ſanſkritaliſchen Sprachen ſind zu rechnen: die indogermaniſchen, pelasge-germa - niſchen, ſlaviſchen und keltiſchen Sprachen, die nach W v Humboldtalle eine große Ähnlichkeit in den grammatiſchen Formen haben.

1,643
  • 1; Baskiſche Sprache. Jetzt noch bei den Eskovas nur ungefähr noch jetzt von einem Stamm von 700,000 Köpfen. Früher war es gewiß ein großer Stamm, der die Ufer des mittelländiſchen Meers bewohn - te. Zu dieſen hat wahrſcheinlich gehört eine Na - tion von höherer Cultur die Todetaner eines der erſten Stämme der Iberier, deſsen ganze Literatur aber untergegangen iſt.
  • 2, Keltiſche Sprache, wo jetzt noch die Galiſche Sprache übrig iſt, die Kimbriſche gehört ebenfalls hinzu. Das Galiſche wird jetzt noch geſprochen in Schott - land, Irland und Wales von Mil. Menſchen.
  • 3, Germaniſche Sprachen, geſprochen von 60 Mil. Menſchen.
  • 4, Slaviſche Sprache 70 vielleicht 72 Mil. Menſchen, die den ganzen Theil von Europa einnehmen, vom adriatiſchen Meer bis zur Oſtſee, nach und nach verbreitete ſie ſich im nordöſtlichen Aſien bis zum weſtlichen Amerika hin.
  • 5, Lettiſche Sprache, fälſchlich germaniſch-slaviſche genannt, indem man nur die Völker kannte, die kaum der geringen ausmachen die dieſe Sprache ſprechen. Das Lettiſche iſt vollkommen verſchieden vom ſlaviſchen, wie Wales auseinander geſetzt hatdasdas Lettiſche welches noch Curland, Liefland und Altpreußen geſprochen wird, ſcheint vielmehr aus dem Sanſkrit direct herzuſtammen und nicht aus dem Slaviſchen divinirt zu ſein.
  • 6, Das Finniſche oder Tſchudiſche, in Finnland und weiter gegen Rußland hin. Wahrſcheinlich auch in Un - garn das Madſchariſche iſt hiezu gehörig.
  • 7, Die ganze Familie der romaniſchen Sprachen, das das lateiniſche Europa ſehr richtig benannt wor - den iſt 75 Mil. Menſchen.
  • 8, Ein kleiner Theil des Helleniſchen, das Albaniſche; man fand dieß als einen beſondern Dialekt des allen Griechiſchen, besonders hat es viel Ähnlichkeit mit den Ioniſchen.

Man könnte noch hinzufügen die Inſel Malta, wo noch Reſte der ſemitiſchen Sprachen gefunden ſind, des Puniſchen.

Die Hauptſprachſtämme ſind aber auch nur das Baskiſche, Tſchudiſche, und dasim SO Aſien einen Urſprung habenden Sanſkrit.

Durch chineſiſche Geſchichtsbücher hat man die hiſto - riſche Entdeckung gemacht, daß es 200 Jahre vor Chr: einen Indogermaniſchen Volksſtamm an derChineſi645[Chineſiſchen] Mauer im weſtlichen Theile von China die Usin: blauäugig, blond, von ſehr weißer Farbe; ſie wurden von den Chineſen gereizt auf die Chiongus zu fallen, und ſo begann die Völkerwanderung aber 500Jahrhunderte früher als wir ſie gewöhnlich ſetzen, wenigſten war ſchon 200ante Christumdie erſte Veranlaſsung dazu gegeben werden.

Eben ſo auffallend ſind die germaniſchen Stäm̃e die man noch jetzt im Innern Aſiens findet, die Kirgieſen, die hinaufreichen bis gegen den Usin, von ihnen ſtammen ſonderbare Inſchriften am Gene - ſey, ſie reden aber türkiſch. Andere Volksſtämme dagegen, die Eukaren haben eine rein perſiſche Sprache, also eine indogermaniſche.

Noch auffallender hat der Abbe Remuſat eine rein ſanskadaniſche Sprache bis in der Breite von Madrid gefunden; es ſcheint dieß von einer indiſchen Colonie herzuſtammen, wo reines Indiſches ſich erhalten hat.

Gelbe Menſchenracen.

Zu dieſen gehören die Mongolen, Chineſen, Japane - ſen und die nicht negerartigen Bewohner der Südsee - Inſeln; zuſammen 400 Mil. Menſchen. Die großten Welt - reiche ſind unter dieſer Menſchenrace entſtanden,aberaber ein von langen Dauer. Man denke nur an Attilaeigentlich nicht Mongolen, ſondern finniſchen Stamms. ſ. obenTamerlan, Tshingischan, ja auch das der Chineſen, da es noch jetzt das größte von allen Reichen iſt.

Lange Zeit hat man mongoliſch und tartariſch für identiſch gehalten, ſelbſt noch in neuere Zeiten war es die Meinung von Meiners und Schlöger. Es iſt gewiß daß die Mongolen als ſie zuerſt in Deutſchland einfielen und bei Varea 14ge - ſchlagen wurden damals Tartaren genannt wurden es geht dieß aus einem Brief des heiligen Ludwig her -Eben ſo wie Kannibalen von Karibe gemacht wurde vor den er an ſeine Mutter ſchreibt ad tartareas suas sedesein Wortſpiel durch daß in der ſpätern Zeit das r in das Wort Tataren eingeſchoben worden iſt, wodurch die falſche Benennung Tar - taren entſtand. Die Verwechselung Schlögers rührt von Tſchingishan her, der viel Mongolen in ſeinem Heere hatte, die Benennung der Herr - ſcher ging auf die Unterthanen über.

Schwarze Menſchenracen.

Die ſchwarze Menſchenrace iſt nicht allein auf Afrika, in Suda eingeſchränkt, ſondern eben ſolche Neger findet man in der Kette der Andama Inſeln dieArda64713. Ardaphores, auf der Halbinſel Malacka, ferner in Guinea; aber bei letztern hat man in neuern Zeiten die Entdeckung gemacht, daß man die Andama〈…〉〈…〉nen, die Bewohner des innern Landes, ganz andere Men - ſchen ſeien als die Küſtenbewohner, die Pagus. Sehr ſchwarze Menſchen findet man ferner in{v}Van Dymens Land, Neu Ireland und Neu Brittanien. Jedoch fin - den ſich bei dieſen Schwarzen nicht überall die 3 Merkmale, welche man gewöhnlich für die ſchwarze Menſchenrace aufſtellt. Von den zuerſt bekannten Schwarzen wurden dieſe Merkmale hergenom̃en: unter ſchwarze Farbe, wolliges Haar und eingedrückte Nase. Im Innern von Afrika findet man die ſchwärze - ſten Menſchen, die Golofs, mit dünnen Lippen und großen Nasen, die ſich anſchlieſsenden Fullas und Timbus dagegen ſind bloß, haben aber vollkom̃ - en Negerbildung und wolliges Haar. Die Kaffern haben eine hohe Stirne, europäiſche Nase wolliges Haar. Die Neu Irländer haben nur einen Facial Wirkel von 68°, wenig ſchwarze Farbe, Vollhaare und eingedrückte Nasen.

In Polyneſien iſt es ſehr merkwürdig denn wenn man einen Meridian zieht von Neu Guinea aus,ſoſo ſind diejenigen Inſeln welche weſtlich liegen von ſchwarzen Menſchen bewohnt; dagegen öſtlich davon weiße Menſchen wohnen. Ähnlich iſt es auch in der Wüſte Sara, die im Stamme getheilt iſt die den - ſelben Dialeckt ſprechen, und von denen einige ſehr ſchwarz ſind, andern aber ganz bloß. Auf den Südſee Inſeln ſind einige ſehr ſchwarze, und grade die, die nicht einer ſo beſondern ſtarken Sonnenhitze ausgeſetzt ſind. Es war ſehr übel für La Peyrouse daß ſein Schiff ge - rade auf den Seite ſcheiterte, wo die Schwarzen wohnen, würde er weiter öſtlich geſcheitert ſein, ſo ware er zu ſehr gutmüthigen Menſchen geſtoßen.

Die ſchönſten Menſchen unter den Bewohnern der Südſee Inſeln ſind die der Neu-Car〈…〉〈…〉olinen. Nach Gar[?]naux[?] und Cuvier's Unterſuchungen haben dieſe viel Ähnlichkeit mit der mongoliſchen Race, und auffallend genug mehr in der Knochenbildung als in der Geſichtslinie. Wir ſehen demnach in Polyneſien 3 Menſchenracen: nördlich vom Aequator, kaukaſiſche mit mongoliſcher Knochenbildung, weſtlich die Schwarzen, und öſtlich die Malayiſche Race auf den Geſellſchafts Inſelnund649und Freundſchafts Inſeln. Im Innern der Südſee In - ſeln gibt es auch einige Schwarze auf den Philippinen Blumenbach trennt noch die Malayiſche Race, und fügt die Amerikaner hinzu, wodurch er ſeine Eintheilung in 5 Racen erhält.

Die Amerikaner

Die Amerikaner ſind hauptſächlich merkwürdig weil es keinen Menſchenſtamm gibt der ſo abgeſchloſ - ſen iſt, wie dieſe. Bei allen amerikaniſchen Stam - men iſt nicht bloß eine große Ähnlichkeit ihrer kör - perlichen Formen ſondern auch in ihren Sprachen, in den grammatiſchen Formen, und in der Zusam̃en - ſetzung der Worte. Doch muß man unter ihnen un - terſcheiden die nördlichern Stämme, wo ſich eine kaukaſiſche Race befindet: die Eskimos; auch ſelbſt Tſchukſchen an der Bahrings-Straße und im ganzen nördlichen Archipelagus N. von der Barrow Straße: dieſe ganze Gegend iſt von Grönländern und Es - kimos bewohnt; die Rinder haben eine ganz weiße Farbe, und erſt wenn ſie älter werden, wird ſie gelb, was zu den Glauben geführt hat ſie ſeine ein mongoliſcher Stamm. Blumenbach hat geglaubt daßamam Pole preſthafte Menſchen wohnten, und einen Polarſtamm angenommen wozu er die Lappen, Samo - jeden und Eskimos rechnete; es ſind dieß aber ganz verſchiedene Meſchenſtämme: die Lappen gehören zu den Finnen; die Samojeden wohnen nicht im nördlichen Aſien in der Nähe des Pols, ſondern auch in Süd Aſien. Klaproth hat die beiden Stämme ver - glichen und gefunden daß ſie zu einem Stamm ge - hören. Von dieſen ſind beſonders diejenigen Samojeden die im Gouvernement Perl wo[?]hnen, weiß und ſehr ſchlank; durch das Klima haben ſie die Geſtaltungen in demselben Stamm ſehr geändert, aber der Haupt Ty - pus iſt bei ihnen derſelbe. Eben ſo müſsen wir den dritten Stamm die Eskimos, die Blumenbach zu den Polar Racen zählte zur kaukaſiſchen Race rechnen, die den nördlichen Theil von Amerika bewohnen. Be - kannt iſt es, daß bevor man die Eskimos kannte, ſchon lebendige Eskimos nach Valacey's Angabe 1683 und 1684 in Brittanien durch den Golfſtrom auf ihren Ca - nots verſchlagen worden waren; ja wahrſcheinlich waren es auch Eskimos, die zur Zeit der Römer in Gallien anlangten, und die G. Mutalius Celo Toden hieltund651und ſie nach Rom ſchickte.

Unter den Ureinwohnern von Amerika finden ſich Hinsichts der Farbe merkwürdige Unterſchiede. Man ſollte glauben, daß die Bewohner der temperirten Zonen, und unter dem Aequator in den höhern Ge〈…〉〈…〉genden weißer ſein müßten als die übrigen, aber grade im Gegentheil ſind die Bewohner der temperirten Zone am dunkelſten gefärbt. Die Be - wohner der Gegenden nördlich von Mexiko, haben ſtarke Bärte, und ſind eine dunkle Menſchenrace ob - gleich ſie in einem milden Klima leben bei 28 und 30° n B. Eben ſo findet man hinwiederum in den Ebenen der Tropengenden ſehr weiße Menſchen - racen, ſo an den Quellen des Orinoko, die wie Meſtzigen ausſehen.

Die Form der Schädel von denen die der Caraiben ſo auffallend waren dadurch daß ſie ſo deprimirte Stirnen haben, iſt bloß ein Werk der Kunſt. Die Köp - fe der Kinder werden zwiſchen 2 Bretter gebracht die nach und nach zuſammen gedrückt werden, ſo daß die Stirn mehr zurüktreten muß. Eben ſo bringen ſie in dem Muskelfleiſch bandartige Ringe hervor, durch breite Lederriemen die ſie ſehr feſt um den Leib ziehen. AnAn der weſtlichen Küſte von Amerika wohnt eine blau - äugige Menſchenrace, zuerſt von Marchaud auf - gefunden, und zwar in einer Gegend wo von keiner Gemeinſchaft[] mit den Europäern hat die Rede ſein können. Vielleicht iſt es möglich daß ſie zuſammenhängen mit dem Indo-germaniſchen Stamm in Aſien, doch findet man keine ähnlichen Menſchen jenseit des Amu Fluſses.

Eine andere ſonderbare Form findet man nicht mehr im Leben, ſondern nur in den Abbildungen, mit ungeheuren Habichts Nasen. Man findet dieſe Ab - bildungen auf Monumenten beſonders in Gua - timala; ſo eine Adoration des Kreuzes etc. Eben ſo eine Abbildung der erſten Menſchen, wo die ame - rikaniſche Eva ebenfalls mit einer ſolchen Nase dargeſtellt iſt. Merkwürdig iſt dabei die große Uebereinſtimmung hinsichts der Nasen bei den verſchiedenen menſchlichen Figuren, ſo daß die Frage aufgeworfen iſt, ob dieß bloß ein Spiel der Phantaſie ſein ſollte, obder ob es wirklich ſolche Menſchenſtämme gegeben hat die ausgeſtorben ſind, und man iſt ſehr geneigt für letzteres einzugehen.

Die653

Die Frage ob die Malagiſche Sprache auf den Südſee Inſeln mit den amerikaniſchen zuſammenhänge iſt neuerdings vielfach unterſucht worden; W.v. Flam - boldt hat Anklänge in den grammatiſchen Formen gefunden.

Wir ſehen daß die erſte Cultur keinen Menſchenſtam̃ allein angehöre, ſo finden wir gleichfertig Cultur, bei dem Mongolen, im Indus, und in Aegypten. Unter der kaukaſiſchen Race ſehen wir die erſten leuchtenden Punkte in Oſtindien am den Ufern des Euphrat und Iran, wo das Zend einen ſehr alten Urſprung bezeugt. In den Keilſchriften die man im Perſepolis entdeckte findet man 3 Sprachen zuſammen: die eine davon iſt das alte Zend, die andere iſt eine ſemitiſche Sprache und von der 3ten iſt es noch unbekannt man weiß nicht recht welche Sprache dieſes ſei; also iſt das frühe Aufkeimen bei mehreren Stämmen zugleich. Wenn wir die Litteratur in Aſien, des Hellas und in Iberien, der alten Totanen beobachten ſo geht es uns ſo wie mit den Himmelskürzern, deren Intensität des Lichts wir wohl kennen, aber deren relative Ent - fernung uns noch ganz unbekannt iſt. So weiß man nichtob654ob die Literatur von Perſien älter iſt, oder die der Meere in Aegypten.

Das Blühen der Cultur iſt aber nicht ſowohl aus der Abſtammung ſelbſt hervorgegangen als vielmehr durch die Unterſchiede im Menſchengeſchlecht.

So ſehen wir auch die großen Unterſchiede zwiſchen den Menſchen welche das Kaſtenweſen gehabt haben oder wo ein permanenter Deſpotismus ſtereotyp geblieben iſt, und denen wo eine gewiſse gei - ſtige Freiheit herrſchte. Bei jenem finden wir mehr eine Maſsencultur als des einzelnen Individu - ums, wir ſehen dabei hauptsächlich alles das aus - gebildet, was auf Bequemlichkeit Bezug hat, Straßenbau etc, weniger geiſtiges denken. Die ſchönſte Blüte finden wir da wo eine geiſtige Freiheit herrſchte; wir ſehen ſie zuerſt in Hellas, ſpäter unter den germaniſchen Stämmen, wo - durch ſie ſich über ganz Europa ausdehnte.

Geſchloſsen den 26ſten April 1828.

About this transcription

TextPhysikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt
Author N. N.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Christian ThomasNote: Herausgeber Sandra BalckBenjamin FiechterChristian ThomasNote: Bearbeiter Humboldt-Universität zu BerlinNote: Projektträger Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung)Note: Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung Ibero-Amerikanisches Institut Berlin – Preußischer KulturbesitzNote: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationPhysikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt N. N.. . Berlin1828.

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Ibero-Amerikanisches Institut Berlin – Preußischer Kulturbesitz N-0171 w 1https://www.iaicat.de/DB=1/PPN?PPN=812691679http://resolver.iai.spk-berlin.de/IAI0000540800010000

Physical description

Hands
  1. Hand des unbekannten Nachschreibers, braune Tinte, vorwiegend in Kurrentschrift.
  2. Vier Überarbeitungen, schwarze Tinte, möglicherweise vom Nachschreiber selbst.
  3. Etliche Überarbeitungen, Kommentare und Unterstreichungen mit Bleistift, unbekannter Schreiber.
  4. Hand eines ehemaligen Besitzers, Otto von Stückradt, der seinen Namen und eine Signatur mit Bleistift verzeichnet hat.
  5. Hand des Archivars, der eine veraltete Signatur mit Bleistift verzeichnet hat.
  6. Hand eines weiteren Archivars, der die Akzessionsnummer (?) mit Bleistift verzeichnet hat.

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Naturwissenschaft; ready; avhkv

Editorial statement

Editorial principles

Anmerkungen zur Edition: Im Manuskript fehlt ein Blatt (S. 359–360), aus technischen Gründen wurde auf die Einschaltung von zwei Leerseiten im Digitalisat verzichtet. Ein entsprechendes Tag weist an der betreffenden Stelle darauf hin. Zwei Blätter sind vom Schreiber falsch paginiert und falsch gebunden (S. 291–294). Die Reihenfolge der Bilder wurde korrigiert, die dementsprechend korrigierten Seitenzahlen wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet. Vom Schreiber selbst berichtigte Seitenzahlen wurden ebenfalls durch eckige Klammern gekennzeichnet.

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