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Der Arbeitgeber.
Archiv für die gesammte Volkswirthschaft, Central-Anzeiger für Stellen - und Arbeitergesuche.

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Nro 675.
Usingen bei Frankfurt a. M., 8. April 1870.

Volkswirthschaftliches Leben der Deutschen in Amerika. (Original = Korrespondenz des Arbeitgeber. ) I.

New = York. Es kann nicht unser Zweck sein, eine erschöpfende Darstellung des sozialen Lebens hier zu geben. So Vieles, Falsches und Wahres wurde schon darüber geschrieben, daß es genügt, die Dinge darzustellen, wie sie sind, und dann eigenen Witz zu sparen, mit welchem die meisten Touristen ihre Darstellungen gefärbt und ge - fälscht und dadurch einen falschen Eindruck beim Leser hervorgerufen haben. Es ist viel leichter für einen fremde Länder durchziehenden Literaten, der die Absicht mitbringt, ein geistreiches Buch zu schreiben, über das, was ihm fremdartig gegenübertritt, zu spötteln, als diese Zustände in ihren Ursachen zu erkennen und sie so dem Leser be - greiflich zu machen. Noch kein Land und kein Volk hatte das Un - glück in dem Maße wie Amerika, von so vielen faden, blasirten und oberflächlichen Stümpern kritisirt worden zu sein. Selbst Leute, die nie den amerikanischen Boden betreten haben, waren kühn und naiv genug, dem deutschen Volke Bücher über Amerika vorzulegen. Der Löwe mit dem Maulkorbe brüllt moralische Betrachtungen über seine ungeschlachten Brüder über das Meer herüber, zu nicht geringem Wohlgefallen seiner Zuchtmeister.

Die Staatsweisen und Professoren streiten sich schon lange über den Zweck des Staates ; es scheint jedoch jetzt zugegeben, daß ein Zweck desselben das Wohlergehen, der Wohlstand des größtmög - lichsten Theils des Volkes sei. Die Doctrinäre des sogenannten Sozialismus haben vielfache Schablonen für einen neuen Staat auf - gestellt, der dem Einzelnen das höchste Wohlergehen sichern sollte. Die Organisation der Arbeit, das Phalanstère, die ikarische Gemeinde sind alle auf den Gedanken gegründet, daß der Einzelne überwacht und bevormundet werden müsse, um die höchste Summe leiblichen Wohlbefindens zu genießen. Die Gründer dieser Systeme sind alle Franzosen, und in der That ist es eine ächt monarchisch cäsarisch - französische Jdee, den Staatsbürger auf Befehl von Oben glücklich machen zu wollen. Sie ignoriren durchgängig das freie Jndividuum mit seinem unbändigen Egoismus, einer Kraft, die am Ende die Grundursache aller Thätigkeit, Rührigkeit und jeglichen Fortschritts in der menschlichen Gesellschaft ist. Weil sie diese Kraft nicht aner - kennen wollen, so ist ihnen auch das Lebenselement, in der diese Kraft nur allseitig wirken kann, gleichgültig: die staatliche Freiheit. Die jetzigen Ausläufer dieser Schulen in Deutschland und Frankreich geben sich, vielleicht von monarchischen Agenten an der Nase geführt, immer noch dem thörichten Wahn hin, die Staatsform sei ihnen gleichgültig, wenn man ihnen nur ihr sozialistisches Steckenpferd lasse, mit dem sie die Menschheit in ein Arbeitssystem einschrauben wollen, wie es in Strafanstalten eingeführt ist. Die Verehrer dieser Systeme hatten seit ihrer Erfindung hier in Amerika vollständig freien Raum, sie zu probiren, und sie thaten es auch mit einem Aufwande von vielem Kapitale, Arbeitskraft und gutem Willen. Sie sind heute bis auf die letzte Spur verschwunden, und die überlebenden Mitglie - der haben sich leidlich daran gewöhnt, ihr Brod auf dem gewöhnlichen Wege durch Arbeit zu verdienen. Diese Arbeit aber wird immer gut bezahlt, wo ein Volk frei ist, so daß Jedermann sich sein Wohl - ergehen mit dem Aequivalente seiner Arbeit leicht und nach eignem Geschmacke verschaffen kann. Aus demselben Grunde sind die sozia - listischen Systeme hier gründlich vergessen, und Niemand fühlt dieNothwendigkeit einer Aenderung. Das was die Sozialisten suchen, eine größere Summe des Wohlergehens der arbeitenden Klassen, exi - stirt eben hier. Die Arbeitslöhne sind in gewöhnlichen Zeiten hier höher und die Preise der Lebensmittel verhältnißmäßig niederer, als in irgend einem anderen Lande. Der Arbeiter hier ist kein franzö - sischer ouvrier, der von sich selbst und von Anderen als eine beson - dere Klasse der Gesellschaft angesehen wird, welche ein Privilegium auf die spezielle Fürsorge und Mildthätigkeit der Reichen und der Regierung hat. Ein amerikanischer Arbeiter würde sich schämen, als ein Mündel der Gesellschaft behandelt zu werden, dem der Staat Kasernen bauen muß, damit er nur einen Platz hat, wo er sein müdes Haupt hinlegen kann. Jn diesen Worten liegt keine Belei - digung des europäischen Arbeiters, da nicht er, sondern die politischen Zustände die Ursache seiner Armuth sind. Man werfe hier nicht ein, daß hier in Amerika das weite unbebaute Land, die Ursache des bessern Fortkommens des Arbeiters sei. Der Handwerker und der Künstler setzen sich auch hier nicht in die Wildniß, wenn sie etwas verdienen wollen, aus sehr einleuchtenden Gründen. Jeder Arbeiter ist hier Bürger und verlangt von dem Staate nicht mehr, als jeder andere. Er macht sich sein sozialistisches System nach seinem Gut - dünken und nach der Höhe seines Lohnes. Jst er ledig, so schläft und ißt er in einem Kosthause; ist er verheirathet, so nimmt er, wenn der Ort der Arbeit weit entfernt ist, sein Mittagessen Morgens mit, oder Frau oder Kind bringen es ihm. Er wohnt in einem anständigen Häuschen und ist so sein eigener Herr zu Hause. Die bei weitem größte Zahl der Arbeiter ist verheirathet, und die Ledigen heirathen, sobald sie nur so viel verdienen können, als zu einem Haushalte nöthig ist. Diese Raschheit im Heirathen, die in andern Ländern eine sträfliche Unvorsichtigkeit genannt würde, erklärt sich daraus, daß Jeder weiß, daß er als verheiratheter Mann nicht mehr braucht, als wenn er in dem Wirthshause leben muß und zweitens, weil er sicher ist, mit jedem Jahre, wenn er nur fleißig ist, mehr verdienen und endlich selbständig werden zu können. Jn fünf bis zehn Jahren, oft noch früher, haben die meisten Handwerker wie z. B. Schneider, Schuhmacher, Schreiner, Bäcker, Metzger ec. selbständige Geschäfte. Bei anderen, z. B. Maschinenarbeitern, erfordert es na - türlich mehr Kapital um selbständige Geschäfte anzufangen. Diese und andere ähnliche Gewerbe haben aber einen so hohen Lohn, daß sie bald ein kleines Vermögen sparen können, womit sie dann, wenn ihnen das Arbeiten für Andere nicht mehr gefällt, irgend ein Ge - schäft anderer Art, das weniger Kapital erfordert, anfangen können. Mit den Arbeitern auf dem Lande ist es ähnlich. Man sieht sie häufig in fünf bis zehn Jahren als selbständige Farmer, obgleich dieß bei dem verhältnißmäßig geringen Lohn unmöglich scheint. Die Arbeit auf den Farmen scheint hart für die, die an sie nicht ge - wöhnt sind. Für die darin Erfahrenen ist sie ein Spiel und ein Vergnügen. Mit den jetzt sich vortrefflich bewährenden Gangpflügen, (doppelte Pflugschaar) fährt der Farmer mit vier Pferden mit einer Bequemlichkeit, daß er, wenn die Pferde gut sind, auf seinem hohen Sitze die Zeitung lesen kann. Die Dresch = und Säe = Maschinen, die überall im Gebrauche sind, erleichtern die Arbeit und kürzen sie ab. Zwei Knaben können jetzt ein Stück Feld säen, das vier Arbeiter in derselben Zeit früher nicht hätten besäen können. Während des Krieges, als die Arbeit sehr theuer war, wurde an den land - wirthschaftlichen Maschinen eine Menge Verbesserungen angebracht, die jetzt im Gebrauche sind. Die Arbeiter im Allge - meinen haben in Amerika festere und geregeltere Organisationen, alsirgendwo in Europa, und gehen auch praktischer und verständiger zu Werke, wenn sie irgend etwas zu ihrem Vortheile erreichen wollen. Der alte, germanische Korporationsgeist ist hier in neuer Gestalt wieder erwacht und hat schon sehr erfolgreich gewirkt. Vor Allem muß die erfreuliche Thatsache anerkannt werden, daß all Arbeiter ohne Unterschied der Nationalität, einen Theil der Jrländer vielleicht ausgenommen, nicht nur für sich selbst nach größerer, geistiger Aus - bildung und Verfeinerung der äußerlichen Sitten durch das Mittel der Vereine streben, sondern daß sie mit einer oft rührenden Auf - opferung und Sorgfalt für die Erziehung ihrer Kinder sorgen. Sie wissen genau, daß dies das beste Kapital ist, das sie ihnen für's Leben mitgeben können. Viele bedauern ihre mangelhafte Bildung und sprechen dies offen aus; darum, sagen sie, sollen ihre Kinder nicht in dieselbe Lage gerathen, so daß sie, wenn erwachsen, ihnen in ihren alten Tagen Vorwürfe über Vernachlässigung ihrer Er - ziehung machen könnten. Aber der erwachsene Arbeiter sucht sich ebenfalls weiter zu bilden, so gut es eben mit den ihm gebotenen Mitteln geht. Und man kann dreist sagen, daß diese Mittel, in den größeren Städten wenigstens, reichlich vorhanden sind. Die meisten Arbeiter = Vereine, Turn = und Gesang = Vereine besitzen kleine Biblio - theken, welche die populären deutschen Dichter, die leichter verständ - lichen Behandlungen der Naturwissenschaften und Werke über Technik enthalten, die jedem Mitgliede zur Verfügung stehen. Jn den Zu - sammenkünften dieser Vereine wird debattirt, und von Zeit zu Zeit gibt ein Freund des Vereins belehrende Vorlesungen. Außer diesen Arbeiter = Vereinen, in denen Gewerbe aller Art vertreten sind, be - stehen für jedes Handwerk besondere Organisationen, welche die Wah - rung und Förderung der pekuniären Jnteressen des Arbeiters zum Zweck haben, also hauptsächlich dahin streben, den Arbeitslohn vor einem allzustarken Sinken zu bewahren. Diese Organisationen sind in manchen Zweigen der Arbeit sehr fest und streng, und die ein - zelnen Vereine stehen über die ganze Ausdehnung der Vereinigten Staaten miteinander in Verbindung, so daß es einem Arbeiter, der die Gesetze des Bundes verletzt hat, oft sehr schwer wird, an irgend einem Orte Arbeit zu erhalten, da die übrigen Arbeiter eines Ge - schäfts, in das er einzutreten sucht und die zum Bunde gehören, seine Zulassung auf irgend eine Weise unmöglich zu machen wissen. Die Maschinenarbeiter, die Setzer, die Zimmerleute, die Steinhauer und andere haben solche Schutz = Vereine (union leagues), die schon viel Gutes gewirkt haben, manchmal aber auch in eine wahre Arbeiter - Tyrannei ausarten. So kam es vor einigen Jahren in Neu = York vor, daß die Hufschmiede ihre Arbeit einstellten, und dem Erfinder einer Maschine, mit der Hufeisen sehr wohlfeil hergestellt werden konnten, die Ausübung seines Geschäfts verbieten wollten. Jm Som - mer 1864, als der Krieg noch nicht zu Ende war, stellten die Steinhauer in Chicago ihre Arbeit ein, weil sie statt vier Dollar per Tag 4 Dollar 35 Cts. haben wollten. Es war dies aller - dings zur Zeit, als das Gold sehr hoch stand, dennoch war aber die Forderung eine exorbitante. Jn solchen Fällen geschieht es oft, daß die Kontraktoren und Meister ebenfalls zusammentreten und ihre übernommenen Kontrakte liegen lassen, bis sich wieder Arbeiter zu einem erträglichen Preise finden. Auch die Schriftsetzer haben schon oft zum Schrecken der Herausgeber von Zeitungen die Arbeit eingestellt, da diese Art Arbeit eben jeden Tag gethan werden muß. Doch waren ihre Forderungen in den meisten Fällen gerecht. Die eigenthüm - lichste Organisation, welche mit Recht eine Zunft genannt werden kann, ist die der Kohlengräber; der größte Theil derselben sind Eng - länder aus den dortigen Kohlendistrikten, meistens von wälischer Ab - stammung und Sprache, der Rest sind Deutsche und wenig Jrländer. Sie dulden nicht, daß die Eigenthümer der Kohlengruben neue Ar - beiter zu geringeren Preisen anstellen; dies können sie, weil der Herr ohne die alten Arbeiter nicht fertig werden kann. Jn den Minen von St. Clair County, St. Louis gegenüber, die jährlich etwa zwölf Millionen Bushel Kohlen nach dieser Stadt liefern, haben sie den Lohn nach und nach so in die Höhe getrieben, daß die Eigenthümer zuletzt den Arbeitern die ganzen Minen für eigne Rechnung über - geben haben, so daß der Eigenthümer nur gewisse Prozente von dem Ertrage zieht und damit aller Streit zwischen Herren und Arbeitern zu Ende ist. Glaubwürdige Leute versichern, daß solche Kohlen - gräber schon 100 Dollar in der Woche verdient haben, so daß dieses Geschäft ein einträglicheres wäre als Gold graben. Man muß aber nicht außer Acht lassen, daß ein Arbeiter, wenn er sich nicht schnell zu Grunde richten will, nicht anhaltend, wie andere Arbeiter,dieses Geschäft treiben kann und ferner, daß die Arbeit durch allge - meines Uebereinkommen so vertheilt ist, daß auf jeden Mann nur vier bis sechs Stunden per Tag kommen. Mit dieser Arbeitszeit verdient er übrigens durchschnittlich per Woche mindestens 20 Dollars.

Die Welt = Jndustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von Peter Barthel. X.

Eines der mächtigsten Hilfsmittel bei der Gütererzeugung ist die angesammelte Arbeitskraft oder das Kapital. Man hat dasselbe verschieden definirt, und nennt es in neuester Zeit verdichtete Ar - beit, womit man wohl den modernen Begriff des Kapitals ziemlich genau wiedergegeben haben mag. Wir glauben indeß präciser zu sprechen, wenn wir es angesammelte Arbeitskraft nennen; die Funk - tionen des Kapitals sind dann leichter zu erklären.

Ueber keinen Begriff sind Jahrhunderte lang dauernde irrige Anschauungen so verbreitet gewesen und noch verbreitet wie über das Kapital ; und niemals waren falsche Auffassungen eines Begriffes mit solchen materiellen Nachtheilen und greifbaren Schädigungen ver - bunden, wie beim Kapital. Falsche Ansichten von demselben haben häufig zu sinnloser Zerstörung desselben geführt, sowie zu nachtheiligen Anwendungen. Mit der Zerstörung des Kapitals wurde ein mächtiger Gütererzeuger vernichtet, und dadurch der Entwicklung des Volkswohl - standes an der Wurzel geschadet. Soll das Kapital segensreich wirken, so muß man zwei Dinge nicht unberücksichtigt lassen: 1. man muß es zu erhalten suchen, das ist manchmal schwieriger wie das Erzeugen des Kapitals selbst; 2. das Ka - pital darf nicht falsch angewendet werden. Zu beiden Dingen gehört ein wirthschaftlich gut erzogenes Volk; ein einfach gebildetes Volk, bei dem die richtigen wirth - schaftlichen Jdeen nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, reicht nicht aus und wird selten die beiden gestellten Anforderungen erfüllen. Ein Verschwender z. B. ist für viele gebildete Per - sonen kein wirthschaftlicher Sünder; das Militärbudget fließt nach der Ansicht mancher gebildeter Leute wieder wie ein befruchtender Regen auf das Volk zurück, und die landläufige Redensart, nach welcher alle Ausgaben unschädlich sind, bei denen das Geld nicht aus dem Land geht, ist nichts anderes, als die wirthschaftlich rohe Auffassung eines vielleicht sonst gebildeten Jndividuums oder gar eines Volkes. Auch der angebliche Streit zwischen Arbeit und Ka - pital hat in nichts anderem seinen Grund als in falschen Ansichten über die Erhaltung und Verwendung des Kapitals. Arbeit und Kapital können nach den wirthschaftlich geklärten Ansichten nur in Harmonie gut wirksam sein. Störungen, die zwischen ihnen vor - kommen, wirken verderblich auf die Gütererzeugung. Gerade in unserer Zeit gährt es aber in dieser Beziehung, und bestimmte Auf - klärungen sind daher mehr wie je am Platz; diese Aufklärungen müssen jedoch in die breite Masse dringen, wenn sie wirken sollen, d. h. wenn der angebliche Antagonismus zwischen Arbeit und Kapital, in welchen heutzutage die Arbeiterfrage gekleidet wird, verschwinden soll. Wodurch ist dieser Antagonismus entstanden? Wir glauben dadurch, daß man gegen die beiden obengestellten Anforderungen von allen Seiten gesündigt hat; von allen Seiten sagen wir, und zwar von der einen Seite aktiv und von der anderen passiv; hier speziell wiegt aber die passive Sünde so schwer wie die aktive. Wir werden dies näher erklären.

Man hat vor allen Dingen fortgesetzt, d. h. Jahrhunderte lang, gegen das oberste Gesetz von der Erhaltung des Kapitals ge - sündigt und in der Zerstörung desselben wahrhaft excellirt. Die Geschichte unserer Kriege ist nichts anderes als die Geschichte der Kapitalzerstörungen. Diejenigen Herren, welche dieselben führten, und denen man diese Ver - wüstungen schuldig ist, sind aber nicht als die alleinigen Urheber der Zerstörungen anzusehen; die Völker, welche sich diese Wirthschaft gefallen ließen, sind mit schuld an dem Verderben, und haben die Folgen in der Regel auch tragen müssen. Denn wenn sie sich nicht zum Kriegführen hergegeben hätten, so hätten die Fürsten ihre Degen in der Scheide behalten müssen. Den meistenVölkern, sagt M. Chevalier, ist die große Straße der Civilisation, auf welcher sie vorwärts schreiten sollten, verrammelt, fast unzugäng - lich gemacht worden. Eine Reihe gewaltiger blutiger Zwischenfälle hat das Menschengeschlecht aufgehalten. Die erbitterten und immer wiederkehrenden Kriege der Fürsten sind hier in erster〈…〉〈…〉 Reihe zu nennen. Dann kommen die Religionskriege, die inneren Spaltungen, der Uebermuth der Großen, und zuweilen die unglaubliche Verblen - dung der mittleren und volksthümlichen Klassen, die sie hinderten ihre eigenen Jnteressen wahrzunehmen und ihre wirklichen Freunde zu unterscheiden. Vom 16. -- 18. Jahrhundert wurde fast überall das System befolgt, die Unterthanen ihrer natürlichen Freiheiten zu berauben, und ihnen durch Sturm oder Erpressungen das Erträgniß der Arbeit wegzunehmen. Das waren im Großen und Ganzen die Ursachen, welche in ganz Europa (doch stärker auf dem Kontinent als in England) den Fortschritt hemmten, und die Verwirklichung der Hoffnungen auf ein besseres Loos 300 -- 400 Jahre verzögerten. Und diese Ursachen wirken nach und sind heute noch von Einfluß auf die berührte Arbeiterfrage, soweit bei derselben von Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital die Rede ist. Man hat nicht gespart, man hat das Kapital zerstört, und bis auf die neueste Zeit es min - destens vielfach so falsch angewendet, daß hitzige Franzosen schon in den nächsten Jahrzehnten ein soziales 1789 prophezeien. --

Eine Thatsache, die wir hier nicht verschweigen können, und welche viel dazu beiträgt, daß der Antagonismus zwischen Arbeit und Kapital sich täglich verschärft, und die vielleicht geeignet ist, die soziale Revolution zu beschleunigen, ist die, daß täglich mehr Kapitalien dem Spiel zugeführt werden, wodurch gewaltige Anhäufungen von Besitz in wenigen Händen gebildet werden, was wirth - schaftlich stets nachtheilig ist; großer Besitz gibt übermäßige Macht, die leicht mißbraucht werden kann. Dies ist auch die Ursache, warum man das Associationswesen nur vorsichtig behandeln darf. Dasselbe hat in Europa und Amerika bereits eine solche Ausdehnung gewonnen, daß seine Schatten, Korruption in Folge übermäßiger Macht, die in Amerika jetzt schon scharf auftreten, sich bereits über das Meer herüber auf unsere Verhältnisse werfen. Vielfach wird die Association schon zur Ausbeutung des Publikums gebraucht; wird dieselbe gar auf das Spiel ausgedehnt, was heutzutage nur leider zu sehr der Fall ist, so kann sie den sozialen Gährungsprozeß nur beschleunigen. Jn Folge der großen technischen Fortschritte in unserer Zeit ist die Kapitalbildung sehr erleichtert -- von dieser That - sache will die Arbeiterbevölkerung profitiren, und darin steckt mit ein Hauptgrund zu der heutigen Agitation. Diese Erleichterungen der Kapitalbildung sind aber gerade wiederum die Ursache von großen Kapitalansammlungen in Einer Hand, das Gefährlichste, was es für den Arbeiter geben kann, und dies ist eine andere Ursache, welche die geheimnißvollen Kräfte gegenwärtig in allen Arbeiterschichten spielen läßt. Sieht man sich die Sache recht an, so geben diese Er - klärungen indeß auch die Mittel an die Hand, eine weitere Entwick - lung des Antagonismus zwischen Arbeit und Kapital zu verhindern, und sogar friedlich aus dem Dilemma herauszukommen. Und dieses Mittel basirt auf der Thatsache, daß es heutzutage leichter ist Kapital zu bilden, wie früher. Die Arbeiterfrage ist gelöst, wenn alle Arbeiter Kapitalisten sind -- so absurd dies klingen mag, so richtig ist es, und wir sehen gar keinen Grund ein, warum dies nicht zu erreichen wäre. Es können freilich nicht alle Menschen Kapitalisten sein, und wenn es möglich wäre, würde es doch in Folge der menschlichen Natur nicht eintreten; allein wir sehen gar keinen Grund, warum der Arbeiter nicht Arbeiter und Kapitalist sein kann. Dies zu erreichen gibt es viele Mittel, unter andern wiederum die Association, und zwar nicht bloß die Association zur Verfolgung rein wirthschaftlicher Zwecke, nein die politische Association muß hinzutreten, um Gesetze und Einrichtungen verschwinden zu lassen, welche die Bildung und Erhaltung des Kapitals stören; und zu diesen Störungen gehört haupt - sächlich der heute bis zur Unerträglichkeit ausgebildete und entwickelte Militarismus. Aber derselbe stammt nicht von gestern, und deßhalb ist er in seinen Wirkungen auch so gefährlich und großartig schädlich geworden. Schon Montesquieu sagt in seinem Esprit des lois: Eine neue Krankheit ist in Europa verbreitet, sie hat unsere Fürsten erfaßt und führt sie zur Unterhaltung übermäßiger Heere. Sie tritt periodisch mit verdoppelter Heftigkeit auf, und wird unvermeidlich ansteckend; sobald Ein Staat seine Truppen vermehrt, beeilen sich die anderen, ein Gleiches zu thun, so daß dabei nichts als der gemeinsame Ruin herauskommt. Jeder Monarch erhält so viel Soldaten, als er nurbrauchen würde, wenn alle seine Völker von Vernichtung bedroht wären, und diese Kraftanstrengung Aller gegen Alle wird als Frie - den bezeichnet! Europa ist hierdurch derart ruinirt, daß Privat - leute, wären sie in der Lage der drei reichsten Staaten dieses Welt - theils, nicht zu leben hätten. Mit allen Reichthümern sind wir arm, und indem wir die Soldaten mehren, werden wir einst nur Soldaten haben und den Tartaren gleich stehen.

Die politischen Associationen, welche unsere gesellschaftlichen Ver - hältnisse bessern wollen, müssen sich jedoch nicht nur gegen den kapi - talzerstörenden Militarismus wenden, auch gegen den oft übertrie - benen Luxus, den die Regierungen und die Fürsten, ja oft Gemeinden treiben. Diese Associationen haben dahin zu wirken, daß die Gesetze, die kapitalvernichtende oder privilegirende Wirkungen haben, auf - gehoben und keine neuen derartigen erlassen werden; sie haben zu bewirken, daß vor allem dem so schädlichen Konzessionswesen ein Ende gemacht wird, was in Wahrheit nichts anderes als ein Pri - vileg für das Kapital ist; sie haben die volle thatsächliche Gleichheit aller Menschen durchzusetzen, und alle Redensarten wie Klassenkampf, Feindschaft zwischen Arbeit und Kapital ec. wer - den verschwinden. Die Arbeit ist das Gemeingut Aller, ebenso soll es das Kapital sein; je mehr die Ver - hältnisse eines Volkes sich durch diesen Satz bezeichnen lassen, desto näher kommt das Volk dem wirthschaftlichen Jdeal, was eben in nichts anderem gipfelt, als daß Alle arbeiten und Alle Kapital besitzen sollen. Vielleicht mag dieser Zu - stand nie erreicht werden, allein annäherungsweise ist die Ausführung möglich und hinreichend für das Glück einer Gesell - schaft oder eines Volkes. Es geht auch nach der Verwirk - lichung dieses Satzes das Streben unserer Zeit, und in konfusen Köpfen ist man nur über die Mittel im Unklaren, dieselben herbei - zuführen. Die Einen glauben ihn durch Aderlassen am Reichthum, die Anderen durch Kommunismus, die Dritten durch Krieg zwischen Arbeit und Kapital zu erreichen. Es ist möglich, daß der Wahn - sinn, in Folge heftigen Gegendrucks, zu diesen Mitteln greift -- allein den erwünschten Zustand auf die Dauer herbeizuführen, dazu ist keins dieser Mittel geeignet; für die Schaffung besserer wirthschaftlicher Zustände auf die Dauer kennen wir keine anderen Mittel, als die, wodurch es möglich ist, Kapital zu erhalten und zu erzeugen: Spar - samkeit, Arbeit und Association in der weitesten Bedeutung; nur dann werden die großen wirthschaftlichen Ungleichheiten verschwinden, und die segensreichen Wirkungen, welche das Kapital an und für sich hat, dem ganzen Volk zu gute kommen. Ob unser Jahrhundert sich dieser Mittel bedienen wird, oder ob es zur sozialen Revolution greift, -- dies hängt ganz davon ab, wie weit es gelingt die wirth - schaftliche Wahrheit zum Gemeingut der großen Masse zu machen.

* Volkswirthschaftliche Propaganda. Der Ausschuß für Handel und Gewerbe des niederöstreichischen Gewerbe = Vereins hat die Ausschreibung von Preisen für Verdienste bei Gründung von Vorschuß - Vereinen beantragt, ein sehr zweckmäßiges Verfahren, was mit andern Worten wohl nichts anderes sein wird als Erstattung der bei solchen Gründungen verwandten Kosten. Wir wären im Genossenschafts - wesen schon viel weiter, wenn es sich dergleichen Vereine angelegen sein ließen, Reiseprediger zu honoriren, denn ohne Anregung und Belehrung dauert es immer sehr lang, bis solche Genossenschaften entstehen.

* L'Europe politique et socialevon Moritz Block. (Paris bei Hachette u. Co.) Jn diesem 628 Oktavseiten starken, überaus reichhaltigen Buche macht der unermüdliche Verfasser den Versuch, dem Skelett der statistischen Zahlen Fleisch und Farbe zu verleihen, damit nicht bloß der Gelehrte und Verwaltungsmann den heilsamen Zauber der wirklichen (nicht eingebildeten) Thatsachen kennen lerne, sondern das gebildete Publikum im Allgemeinen. Jm Grund behandelt das Buch denselben Gegenstand, wie Kolb's statistisches Handbuch, während dieses aber fast nur Tabellen liefert, sind Ta - bellen in Block's Werke seltene Ausnahmen. Er trägt die That - sachen, welche den gegenwärtigen Zustand Europa's bilden mit der Klarheit und Eleganz eines akademischen Lehrer's vor; und zwar hat er von überall her die neuesten Thatsachen geliefert, oft mit treffen - den Nutzanwendungen und gesunden Urtheil gewürzt, welches er aus eigener Anschauung gesammelt hat; denn Block hat vor zwei Jahrenden größeren Theil Europa's zum Zweck〈…〉〈…〉 der Erhebung einer Sta - tistik der Hauptstädte bereist und bei dieser Gelegenheit auch das neueste Material zu dem vorliegenden Werke gesammelt. Der - selbe behandelt den gegenwärtigen Zustand Europa's in Beziehung auf die nachfolgenden Verhältnisse: Volksrechte,〈…〉〈…〉 Parlamente, Presse, Territorium und Bevölkerung, Finanzen, Armee und Marine, Hilfs - quellen und Fortschritte in Ackerbau, Jndustrie und Handel; Verkehrs - mittel: Eisenbahnen, Telegraphen, Posten, Schifffahrt; Sozialer Fort - schritt: in Kultur, öffentlichem Unterricht,〈…〉〈…〉 moralischer Entwickelung, Luxus und Pauperismus; Wohlthätigkeit und prophylaktische Maß - regeln, Konsumtion und Preise. Ueberall sind, wo es zum Ver - ständniß nöthig ist, auch historische Rückblicke und Erklärungen ein - geflochten, welche zuweilen von klassischer Kürze, in wenig Worten viel sagen. Als Beispiel verweisen wir auf Seite 369, wo die Entstehung der preußischen Landwehr geschildert wird. Das Buch ist voll belehrender Beobachtungen und sollte schon wegen seines substanziellen Jnhaltes in keiner Bibliothek fehlen.

* Genossenschaftswesen. Bekanntlich hat Herr Borchert in Berlin in seiner Messingwaarenfabrik das System der industr. partnership eingeführt. Es sind laut dem letzten Rechenschaftsbericht mit Kapital betheiligt: 4 Oberbeamte mit 12,602 Thlr. (gegen 4 mit 9764 Thlr. im Vorjahr), 3 Unterbeamte mit 1045 Thlr. (gegen 2 mit 650 Thlr. im Vorjahr), 44 Arbeiter mit 6410 Thlr. (gegen 26 mit 3107 Thlr. im Vorjahr), zusammen 51 Beamte und Arbeiter mit 20,157 Thlr. (gegen 32 Beamte und Arbeiter mit 14,521 Thlr. im Vorjahr). Auf diese Einlagen wurde eine Divi - dende von 13,01 pCt. vertheilt. Außerdem erhalten die Arbeiter noch einen Bonus von 10 pCt. des während des ganzen Jahres gezahlten Arbeitslohnes. Dieser Bonus betrug 2210 Thaler, der auf 74 Arbeiter vertheilt wurde.

-- Der Abg. Schulze = Delitzsch wurde vom Großherzog von Sachsen = Weimar eingeladen, um sich über einige Fragen des Ge - nossenschaftswesens auszusprechen. Er hat dieser Aufforderung in Begleitung des Abg. Staatsanwalt Genast Folge geleistet.

* Konsumvereine. Der Stuttgarter Konsumverein zählte Ende 1869: 1539 Mitglieder. Der Verein hat jetzt ein eigenes Haus und 6 eigene Läden. -- Der Konsumverein in Finsterwalde hatte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 5156 Thlr. und zahlte 180 Thlr. Reingewinn als Dividende aus. -- Cainsdorf bei Zwickau. Der am 28. Januar 1869 gegründete Konsumverein zählt 80 Mitglieder. Umsatz 5220 Thlr. Reingewinn 310 Thlr. -- Der Konsumverein in Atzenbach im badischen Wiesenthal zählte am 1. Januar 41 Mitglieder, betreibt eine eigene Bäckerei, welche eine Einnahme von 14,964 fl. hatte. -- Konsumverein in Böh = Leipa in Böhmen hatte einen Umsatz von 3700 fl. östr. W. Reingewinn 188 fl. -- Konsumverein in Eningen hatte einen Umsatz von 8503 fl mit einem Reingewinn von 125 fl. Die Mitgliederzahl stieg von 35 auf 50.

* Sparkassen. Die Frankfurter Sparkasse stieg im ver - flossenen Jahr von 10,901 Einleger, welche 4,098,036 fl. gut hatten, auf 13,102 Einleger mit 5,190,100 fl. Von diesen traten 1420 mit 912,973 fl. ganz oder theilweise zurück, so daß am Jahresschluß 11,682 Einleger vorhanden waren, welche mit Kapital und Zinsen 4,407,931 fl. 14 kr. gut haben. Die Sparkasse besitzt 148 gerichtliche erste Jnsätze im Werthe von 4,144,400 fl. Der Reserverfonds = Conto beläuft sich auf 476,124 fl.

* Fabrikantenverein. Der Mittelrheinische Fabrikantenverein hat Herrn Julius Schulze, früher Redakteur der Konstanzer Zeitung und später der Badischen Kronik in Karlsruhe zu seinem Sekretär ernannt. Jn der Sitzung vom 9. Februar hielt Herr Gräff aus Bingen einen interessanten Vortrag über seinen Besuch in Mühlhausen und die dortigen Anstalten für die Arbeiter, und Herr Schulze einen solchen über die Arbeiterwohnungen. Die nächste Sitzung ist am 13. April. Tagesordnung: Fortsetzung der Diskussion über die Arbeiterwohnungen.

* Wohnungsnoth. Man schätzt die Anzahl Familien, welche in Berlin bei dem Umzug am 1. April keine Wohnung finden konnten, also obdachlos bleiben müssen, auf 800.

* Sanitätspolizei. Jn der Sitzung des östreichischen Abgeord - netenhauses wurde das Gesetz über die Sanitätspolizei mit 105 gegen 9 Stimmen angenommen. Man erwartet gute Folgen von diesem Gesetz, welches die Ueberwachung der Sanitätsverhältnisse der Obhut spezieller Behörden, namentlich den Landessanitätsräthen zuweist. Daßauf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege in Oestreich bisher eine arge Verwahrlosung stattgefunden hat, ergibt sich aus der That - sache, daß die Sterblichkeit hier weit größer ist, als in anderen civi - lisirten Staaten. Speziell ist Wien nach Petersburg die ungesundeste Stadt Europas und von sämmtlichen größeren Städten Oestreichs rangiren nur Jnnsbruck und Görz in der Sterblichkeitsziffer neben London; in allen andern, auch in den anscheinend von der Natur sehr begünstigten, sind die Gesundheitsverhältnisse schlechter, als in den englischen Fabrikstädten.

* Kindersterblichkeit. Unter der Unzahl von Kommissionen, mit denen das französische Ministerium sich umgeben, befindet sich auch eine, die beauftragt ist, die Frage der Kindersterblichkeit zu stu - diren. Von Paris werden jährlich 23,000 Kinder auf das Land geschafft und den Ammen übergeben. Davon sterben gegen 11,000 an der mangelhaften Verpflegung.

* Schulwesen. Die eben erschienene Einladungsschrift zu den Prüfungen der Frankfurter Musterschule bringt eine Abhandlung von R. Jäger über Zinseszins und Renten = Rechnung, der ein sehr empfehlenswerthes Vorwort über die praktische Ausbildung in der Schule beigefügt ist. Ob der Knabe, welcher die Schule besucht -- sagt Jäger sehr richtig --, ein Kaufmann oder Techniker oder Künstler wird, kann man nicht wissen, deshalb erziehe man ihn so, daß er jedes werden kann. Außerdem ist nicht die Bildung von Kaufleuten, Handwerkern und Technikern die Hauptsache, sondern der künftige Mann und Bürger, der Charakter. Der Direktor der Schule, Dr. Eiselen, tadelt in einer Mittheilung an das Elternhaus mit uns den frühen Austritt aus der Schule: man solle doch lieber die meist unnöthig lange kaufmännische Lehrzeit abkürzen. Sehr beach - tenswerth sind die Bemerkungen über die Erziehung der Kinder im Elternhaus, das häufig falsch gewählte Spielzeug, welches dem Kinde nichts zu denken und zu arbeiten gibt, die verkehrten Bücher, Kinder - Gesellschaften, Kinder = Konzerte und sogar Bälle. Man raubt damit dem Kinde seine schönste, poetischste Zeit, denn wenn es in das Jugendalter eintritt, in die Blüthezeit des Lebens, dann kennt es schon alle Vergnügungen der Erwachsenen und ist blasirt. -- Eine Abhandlung über die Baulichkeiten und Einrichtungen der Schule verglichen mit den Ansprüchen der Gesundheitspflege und die üblichen Schulnachrichten schließen die interessante Schrift.

* Autorrecht. Zum Schutz des Autorrechtes haben eine sehr große Anzahl Schriftsteller in München und Stuttgart eine Erklä - rung erlassen, in welcher sie die dem norddeutschen Reichstag gemachte Bundesvorlage befürworten.

* Militärisches. Jn der Sächsischen Armee nehmen die Selbstmorde so überhand, daß das Kriegsministerium sich veranlaßt gesehen hat, Untersuchungen über die Ursache dieser Erscheinung an - stellen zu lassen. Man gibt allgemein als Grund die gute Be - handlung an, welche die Soldaten von Seiten ihrer Vorgesetzten zu erleiden haben.

-- Jn München hat sich eine Arbeiterversammlung gegen den Fortbestand der stehenden Heere ausgesprochen.

* Arbeiter = Angelegenheiten. Die N. Fr. Pr. schreibt von Prag: Jn Swarow (Bezirk Tannwald) fanden am 31. März Zu - sammenrottungen von strikenden Arbeitern statt. Aus Reichenberg wurden zwei Jäger = Compagnien requirirt. Die Soldaten wurden mit Steinen beworfen und gaben Feuer. Ein Ruhestörer wurde getödtet, mehrere andere verwundet. Von Josephstadt und Prag gehen Truppen - Abtheilungen nach Swarow. Aus Tannwald wird geschrieben: Die Liebig'schen Fabriksarbeiter zogen gegen die Swarower Fabrik und insultirten thatsächlich das Militär, welches feuerte. Fünf Todte, fünfundzwanzig Verwundete. Vier Compagnien Verstärkung sind hieher berufen.

Handel und Verkehr.

* Zollwesen. Das letzte Stündlein der Elbzölle hat endlich geschlagen. Preußen, Sachsen und Oestreich wollen sie ohne Ent - schädigung aufgeben; Anhalt und Lauenburg können mit geringfügigen Summen abgefunden werden, aber Mecklenburg erhebt noch Schwie - rigkeiten, die wie gewöhnlich mit seiner schlechten alten Verfassung zusammenhängen. Wie es jahrelang allein unter allen betheiligten Staaten seinen Antheil an der Ablösung des Schelde = Zolls nicht be -zahlen wollte, so fordert es nun statt der 500,000 Thaler, die man ihm im Bundesrath gönnt, 1,250,000 Thaler. Es will offenbar im Grunde von Abschaffung derartiger verkehrlähmender Raubzölle überhaupt nichts wissen, weil sie desselben ehrwürdigen mittelalter - lichen Ursprungs und Charakters sind wie die〈…〉〈…〉 mecklenburgische Ver - fassung. Unseres Erachtens ist eine halbe Million schon〈…〉〈…〉 zuviel, um so langem widerrechtlichem Genuß einer so gänzlich unsittlichen Ab - gabe nachgeworfen zu werden.

-- Die Ostsee = Zeitung hatte vor einiger Zeit an das Schreiben eines deutschen Papier = Fabrikanten, in welchem ausgeführt wurde, daß die Papier = Fabrikation des Zollvereins nur dann ohne Sorge der Aufhebung des Ausfuhrzolls auf Lumpen entgegensehen könne, wenn gleichzeitig die Eingangszölle auf Alkalien und Chlorkalk auf - gehoben würden, -- die Aufforderung an den Verfasser geknüpft, er möge unter seinen Erwerbsgenossen eine Agitation dafür in Gang zu bringen suchen, daß sie sich mit den Freihändlern gegen den Fortbestand der Eingangszölle auf Chemikalien verbän - den. Diese Aufforderung hat den erwünschten Erfolg gehabt. Bereits ist dem Präsidenten des Bundeskanzleramts Minister Delbrück eine von dem größten Theil der Papier = Fabrikanten Norddeutschlands unterzeichnete, an den Bundesrath des Zollvereins gerichtete Petition übersandt, in welcher der Bundesrath gebeten wird, nur dann eine Ermäßigung oder Aufhebung des Ausfuhrzolls auf Lumpen eintreten zu lassen, wenn gleichzeitig die Einfuhrzölle auf Alkalien und Chlor - kalk, und wo möglich auch auf Farbewaaren und Maschinen aufge - hoben werden. Eine Anzahl Papierfabrikanten hat allerdings er - klärt sich der Petition nicht anschließen zu können, indem Einige die Aufhebung des Lumpen = Ausfuhrzolls davon abhängig gemacht wissen wollen, daß dieselbe Maßregel von Seiten Oestreichs und Rußlands erfolgt, Andere von der Aufhebung des Eingangszolls auf Papier in den Vereinigten Staaten u. s. f. Die größeren Fabriken jedoch so wie die Mehrzahl der kleineren sind der Petition beigetreten.

* Zollermäßigungen. Seit dem 1. März sind in Folge des Handelsvertrageszusatzes zwischen Oestreich und Großbritannien auch für die Zollvereinsprodukte Zollermäßigungen eingetreten, und zwar auf Baumwolle = und Wollewaaren. Die Ermäßigungen sind ziemlich bedeutend.

* Banken. Dem über die Resultate des zweiten Geschäfts - jahres 1869 veröffentlichten Bericht des Vorstandes der Würtem - bergischen Hypothekenbank zufolge waren dieselben sehr günstig und hat die Anstalt in der kurzen Zeit ihres Bestehens bedeutende Fort - schritte gemacht. Zu den Anfangs Januar 1869 bestandenen Hypo - theken im Betrage von 2,549,470 fl. kamen im Laufe des Jahres noch weitere 213 Darlehen im Betrage von 2,509,600 fl. dazu, während 136,202 fl. zurückbezahlt wurden, so daß Ende 1869 das Hypothekenconto 4,922,868 fl. betrug. Von dieser Summe waren ausgeliehen: 1,658,600 fl. auf landwirthschaftliches Grundeigenthum und Wohngebäude in größeren Städten, 401,000 fl. auf Wohnge - bäude und Güter im Verein mit gewerblichen Etablissements, und 450,000 fl. auf industrielle Etablissements, deren Gesammtwerth 7,086,885 fl. ist, mithin repräsentiren die Pfandobjekte nach den ge - richtlichen Schätzungen einen durchschnittlichen Werth von 282 pCt. der Darlehenssumme. Die Brutto = Einnahmen betrugen an Provi - sionen, Zinsen und Gewinn auf Effekten 256,049 fl., die Gesammt - ausgaben incl. Verzinsung der Pfandbriefe, Gehalte, Bureaukosten ec. 194,348 fl., der Reingewinn pro 1869 beziffert sich somit auf 61,701 fl.

-- Gewerbebank in Biberach. Die Zahl der Mitglieder beträgt 331. An Monatseinlagen sind eingegangen 11,746 fl. 55 kr., was mit den Einlagen seit Gründung des Vereins (1865) zusammen - gerechnet 45,732 fl. 25 kr., und mit Zurechnung der gutgeschriebenen Dividenden zusammen ein Vereinsvermögen von 48,596 fl. 21 kr. ergibt. Nach Auszahlung an ausgetretene Mitglieder bleibt reines Vermögen 45,096 fl. 13 kr. Der Umsatz mit der Handwerkerbank in Stuttgart beträgt, Einnahmen und Ausgaben zusammengerechnet, 348,865 fl. 16 kr. Die an Vereinsmitglieder abgegebenen Vor - schüsse betragen 36,231 fl. 30 kr., und verbleibt nach Abzug der Rückzahlungen Ende 1869 noch ein Restguthaben der Bank von 14,927 fl. 48 kr. Der Reservefonds war auf 2112 fl. 30 kr. angewachsen und wurde durch Beschluß der Plenarversammlung auf 3000 fl. erhöht. Der gesammte Kassenumschlag beträgt 1869: 1,096,473 fl. 57 kr. Die Dividende aus dem Rechnungsjahr 1868wurde auf 7 pCt. festgesetzt. -- Frankfurter Gewerbebank. Mit - gliederzahl 979 + 21. Kassenumsatz im Monat Februar 1,692,000 fl. -- Gewerbebank Böblingen. Gesammtumsatz 181,000 fl. Di - vidende 7 pCt. Mitgliederzahl am 1. Januar 1870: 276. -- Handwerkerbank Nagold. Jahresumsatz 171,907 fl. Mitglieder 121. -- Handwerkerbank Altensteig. Mitglieder 111. Gesammt - umsatz 102,461 fl. Dividende 4 pCt. -- Gewerbebank Ell - wangen. Mitgliederzahl 100. Umsatz 108,356 fl. -- Gewerbe - bank Waldsee. Mitglieder 78. Umsatz 123,156 fl. 34 kr.

-- Lebensversicherungs = und Ersparnißbank in Stutt - gart. Die effektive Jahreseinnahme an Prämien und Zinsen betrug 1869: 1,341,651 fl. Die Sterblichkeit blieb stets hinter der rech - nungsmäßigen Erwartung zurück. Die Verwaltungskosten betrugen 5,62 pCt. der Jahreseinnahmen. Die Fonds der Bank betragen 5,181,860 fl., welche zum größten Theil in Hypotheken angelegt sind. Der Gewinn von 1869 beträgt 328,080 fl., was einer Di - vidende von 36,4 pCt. entspricht.

* Dividenden. Die preußische Hypotheken =, Kredit = und Bank - anstalt, Kommanditgesellschaft Hermann Henke, bezahlt d. J. 6 1 / 2 pCt. Dividende. -- Frankfurter Rückversicherungsgesellschaft9 1 / 2 pCt. -- Allgemeine deutsche Kreditanstalt in Leipzig (Geschäftszeit 3 / 4 Jahr) 8 4 / 9 pCt. -- Frankfurter Vereinskasse 7,72 pCt. -- Oestrei - chischer Lloyd6 1 / 2 pCt. -- Chemische Fabrik Buckau 8 pCt. -- Societätsbrauerei Waldschlößchen 9 pCt. -- Berliner Patent - papierfabrik 12 pCt.

* Jndustrielle Unternehmungen. Zur Uebernahme und zum Fortbetriebe der Baumwollspinnerei Kulmbach ist die Gründung einer neuen Aktiengesellschaft unter der Firma Kulmbacher Spinnerei mit dem Sitze in Kulmbach und einem Grundkapitale von 400,000 fl., welches in Aktien à 5000 fl., auf den Namen lautend, begeben wird, auf die Dauer von 90 Jahren genehmigt worden.

-- Die Maschinenfabrik von R. Hartmann in Chemnitz ist für 3 Millionen Thaler an eine Aktiengesellschaft übergegangen. Die Aktiengesellschaft wird die Firma: Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz tragen.

* Eisenbahnen. Der von der Braunschweigischen Regierung mit der Darmstädter Bank abgeschlossene Vertrag wegen Verkaufs der Braunschweiger Staatsbahn ist von der Landesversammlung am 26. März genehmigt worden.

-- Die preußische Regierung hat die königl. Eisenbahndirek - tionen angewiesen Schulkindern zum regelmäßigen Besuch entlegener Schulen Abonnementsbillete zu gewähren. Diese Billets, welche min - destens für einen Monat zu entnehmen sind, haben an allen Wochen - tagen Giltigkeit und kosten die Hälfte des gewöhnlichen Fahrpreises.

* Schifffahrt. Jn Oestreich ist die Konzession zur Errichtung einer neuen Donaudampfschifffahrts = Aktiengesellschaft, Donau = Lloyd, ertheilt worden. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Wien.

* Postanweisungen nach Nordamerika. Nach einer Verstän - digung mit dem Norddeutschen Lloyd zu Bremen wird vom 1. April dieses Jahres ab bei den Postanweisungen nach Nordamerika eine ver - änderte Reduktion der amerikanischen in die Thalerwährung in An - wendung kommen und zwar wird 1 Dollar zu 1 Thlr. 13 Sgr. 10 Pf. und 1 Cent zu 6 Pfennigen gerechnet werden.

* Telegraphenwesen. Jn Oestreich ist am 1. April ds. J. ein neuer inländischer Einheitstarif eingeführt worden, welcher zwei Zonen enthält und zwar die erste bis zu zehn Meilen Entfernung mit 30 kr. für eine einfache Depesche, die zweite Zone dagegen von zehn Meilen Entfernung bis an die Reichsgrenzen mit 60 kr. per einfache Depesche. Bei beiden entfällt für jede weiteren zehn Worte die Hälfte der Ursprungsgebühr mehr. Da die bisherigen Tarifsätze drei Zonen, d. i. 40 kr. bis zu zehn, 80 kr. bis zu 45 Meilen und 1 fl. 20 kr. von 45 Meilen bis zu den Reichsgrenzen enthielten, so müssen die projektirten zwei Zonensätze eine dem Verkehre gemachte Konzession genannt werden.

Technik.

* Entdeckung eines neuen Holz = Farbstoffes. Die zufällige Entdeckung eines Farbstoffes, der in Bezug auf Schönheit und Lustre der Farben den Anilinfarben vollkommen gleichkommen, letztere aber durch Dauerhaftigkeit und Billigkeit weit übertreffen soll, macht inEngland viel Aufsehen, und liegen bereits von anerkannt tüchtigen Männern der Wissenschaft und der Jndustrie die besten Atteste vor. Die Geschichte der Entdeckung dieses äußerst werthwollen Farbstoffes ist kurz folgende: Ein Herr John Walker, Maschinenfabrikant in London, war seit mehreren Jahren mit Konstruktion〈…〉〈…〉 und Bau von Holzzerkleinerungsmaschinen beschäftigt und probirte hierzu alle mög - lichen in = und ausländischen Hölzer. Unter letzteren kam ihm ein, ihm bis dahin unbekanntes, nasses Holz unter die Hände, das beim Bearbeiten die Maschine mit einem dunklen Saft überzog und die Kleider der Arbeiter bespritzte, welche letztere sich vergeblich bemühten, die Flecken aus den Kleidern wieder herauszubringen. Hr. Walker erkannte in dieser Flüssigkeit sofort die Basis eines werthvollen Farb - stoffes und verschaffte sich einige Tonnen dieses Holzes, das an der westlichen Küste von Afrika, sowie in Westindien in großen Quan - titäten vorkommen soll. Das Holz wird zu einer gewissen Jahres - zeit im Safte gefällt, wie gewöhnliches Farbholz zerkleinert und dann verschiedenen Manipulationen unterworfen. Die ausgesuchten, Farb - stoff enthaltenden Holzfasern werden in einem Sack eine bestimmte Zeit lang in Wasser gekocht, dann unter einer besonders konstruirten hydraulischen Presse ausgepreßt, wodurch man den Farbstoff erhält, der dann in gläsernen Abdampfgefäßen und Kesseln, die mit einem metallenen Mantel umgeben sind, noch verschiedenen Evaporations - prozessen unterworfen wird, und so erhält man den Grundstoff zu den verschiedenen Farben, welche letztere hauptsächlich durch den an - gewandten Hitzegrad bedingt werden. -- Ueber die Schönheit und Mannichfaltigkeit dieser Farben herrscht nur eine Stimme und auch die Dauerhaftigkeit derselben soll hinlänglich erprobt sein. Die glück - lichen Entdecker, Walker und Comp., haben bereits in den meisten Staaten Patente hierfür erwirkt und sollen bereits mit mehreren Firmen des Kontinents wegen Ausbeutung der resp. Patente in Ver - bindung stehen.

* Verspinnen von Thierhaaren. Jn England werden schon seit einiger Zeit manche Sorten der feinsten thierischen Haare, vor - zugsweise Kaninchen = und Hasenhaare, auf eigens dazu hergerichteten Maschinen fabrikmäßig versponnen und zwar in der Weise, daß sie rein oder mit einer ganz geringen Beimischung von Seide oder feinster Baumwolle, gleich den Faden selbst bilden. Die so hergestellten Garne sind von großer Schönheit und werden in einer Art Sammet - gewebe hauptsächlich zu Damenstoffen verwendet. Die namentlich dazu verwendeten Farben sind weiß und schwarz, was indeß verschie - dene andere Nüancen, zum Theil naturfarben, zum andern Theil sehr schön und dauerhaft gefärbt, nicht ausschließt. Neuerdings haben auch deutsche, speziell rheinische Spinnereien, veranlaßt durch die rege Nachfrage nach dieser Art Garnen sowohl für den engern Berliner Manufakturdistrikt als namentlich für Rußland und Polen, diese Sache zur Ausbeutung in die Hand genommen und dürften bald Resultate zu erwarten sein.

* Bessemer. Wie wir bereits mitgetheilt, erlöschen jetzt die Original = Bessemerpatente. Doch wird damit Bessemer schwerlich etwas an seiner Einnahme einbüßen. Bessemer ist ein viel zu kluger Mann, als daß er die 120,000 L. St. Rente, welche ihm seine Patente jährlich bringen, sich so leicht aus den Händen spielen läßt. Er hat daher schon vor einiger Zeit eine neue Erfindung sich patentiren lassen, wonach er auch die Abfälle, welche bei seinem Prozeß ent - stehen, in Stahl verwandeln kann. Da diese circa 30 pCt. betragen, so ist er im Stande billiger zu verkaufen, wie alle anderen Fabri - kanten; damit hat er aber das Mittel an der Hand dieselben zur Bezahlung der Royalty auch ferner zu zwingen. Bessemer hat mit seiner Erfindung in Zeit von 20 Jahren ein enormes Geld gemacht.

* Neuer Motor. Um die Kraft der Ebbe und Fluth zumBetrieb von Maschinen zu benützen, hat ein Herr Tommasi in Frankreich ein Patent genommen, das vielfach von der fremden Presse besprochen wird. Seine Erfindung besteht der Hauptsache nach darin, daß er das Fallen und Steigen des Wassers benützt, um Luft zu komprimiren, mit welcher dann Maschinen, ähnlich der Dampfmaschine, getrieben werden.

* Straßendampfer. Wir haben schon mitgetheilt, daß sich die in Glasgow gebauten Straßendampfer in Folge der Gummibandagen, welche sie um die Räder haben, bewähren, so daß diese Einführung als ein wesentlicher Fortschritt sich erweist. Neuerdings wurden nun auch in Paris erfolgreiche Versuche mit dem Glasgower Straßen - dampfer gemacht.

Vermischtes.

* Der Palmengarten in Frankfurt wird am 9. April mit einer Pflanzen = und Blumen = Ausstellung eröffnet. Der Eintrittspreis ist in den ersten Tagen auf 1 fl., später auf 30 Kr. festgesetzt.

* Staats = & Privatanstellung. Jn Preußen scheint es mehr und mehr Sitte zu werden, daß Beamte den weniger gut bezahlten Staatsdienst verlassen und bei Aktiengesellschaften ec. Anstellung neh - men. So wurde der Generalpostdirektor v. Philippsborn als Direktor der neuen Centralboden = Kreditanstalt bereits engagirt; das Engage - ment des Herrn Dr. Engel, Direktor des statistischen Bureaus, in gleicher Eigenschaft soll bevorstehen.

* Theefälschung. Die Times schreibt im Citybericht: Jn dem Wochenbericht über den Gesundheitszustand von London erregt die darin erwähnte Einfuhr großer Quantitäten gefälschten Thees großes Aufsehen. Die Untersuchung von Proben feinen Moning Congons hat ergeben, daß es getrocknete und verbrauchte, zumeist bereits verfaulte Theeblätter waren. Derselbe wurde in den schmutzig - sten Quartieren Shangais jenen Blätterhaufen entnommen, auf wel - chen sich Hunde und Schweine herumgetrieben hatten. Etwa 7 Mil - lionen Pfund solchen Thees sind in letzter Zeit bei Auktionen verkauft worden. Der Anwalt der City ist nun angewiesen, den Verkauf derartigen Thees in Zukunft zu verhindern.

* Eine Frauen = Zeitschrift in Manchester. The Home ist der Titel eines neuen Wochenblattes für die Frauenfrage in England, redigirt von Miß Lydia Backer, der Verfechterin des weiblichen Stimmrechtes. Das Blatt erscheint in Manchester und der ganze Druck wird von Frauen mittelst der amerikanischen Setzmaschine be - sorgt, wodurch die Arbeit viel billiger wird. 20 -- 30 Mädchen arbeiten daran.

* Erfinder. Sonst sind die Erfinder manchmal an Armuth gestor - ben, jetzt ist der Fall vorgekommen, daß ein Erfinder an zu rascher Entwickelung seines Reichthums gestorben ist. Der St. Josephs - Herald in Missouri berichtet, daß ein M. Robinson in Folge des Verkaufs seiner Patente auf eine Heupresse rasch viel Vermögen er - worben habe, was ihn so in Aufregung versetzte, daß er leidend wurde und bald darauf starb.

* Das Neue Blatt Nr. 16 enthält: Pygmäen. Ein Roman nach der Natur. Von L. K. v. Kohlenegg (Poly Henrion). -- Eine Erinnerung aus Wiesbaden. Von Dräxler = Manfred. -- Wiener Straßenleben . Skizze von Friedrich Axmann. -- Von San Fran - cisco nach Sacramento. Eine Fahrt auf der Western = Pacific = Eisen - bahn nach Californien. Von Theodor Kirchhoff. -- Eine Fabrik falscher Autographen. Von Albert Wittstock. -- Allerlei. Siesta, mit Jllustration. Ein moderner Riesenbau, mit Jllustration. Fort mit den Pferden und Eisenbahnen. -- Correspondenz.

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Tüchtige Schlosser, Wagner und Lackirer finden sofort dauernde Beschäftigung beiDick & KirschtenNote: 102in Offenbach a. M.

Werkführer ges. : Spinnmeister für größere Spinnerei Süddeutschlands, Werkführer für eine grö - ßere Garnfärberei, Maschinen = und Kesselarmaturen - fabrik, landwirthsch. Maschinenfabrik.

Zuckerbäcker ges. : in Darmstadt, mehrere in einem Badeort.

Gold = und Silber = Cours, vom 6. April 1870.
Pr. Kassen = Scheine .....fl. 1. 44 -- 45 1 / 4.
Preuß. Friedrichsd'or .... 9. 58 -- 59.
Pistolen ......... 9. 47 -- 49.
Holl. fl. 10 Stücke ..... 9. 54 -- 56.
Rand = Ducaten ....... 5. 36 -- 38.
20 Franken = Stück ..... 9.29 1 / 2 -- 30 1 / 2.
Engl. Sovereigns ..... 11. 55 -- 59.
Russ. Jmperiales ..... 9. 47 -- 49.
Gold pr. Pfd. fein ..... 816 -- 21.
Hochh. Silber pr. Pfd .... 52 1 / 2 -- 3 / 8.
Dollars in Gold ...... 2. 28 -- 29.

Verantwortl. Redacteur: Franz Wirth in Frankfurt a. M. -- Verlag v. F. Emminghaus in Usingen. -- Druck v. Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M.

About this transcription

TextDer Arbeitgeber
Author[unknown]
Extent8 images; 9051 tokens; 3552 types; 66211 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDer Arbeitgeber Archiv für die gesammte Volkswirthschaft, Central-Anzeiger für Stellen- und Arbeitergesuche . Frankfurt (Hessen)1870.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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Editorial principles

Siehe Dokumentation

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:54:48Z
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