PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
Erstes Semester.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. (Mich. 1846 bis Ostern 1847.)
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 3.
Dienstag, 13. October 1846.

Die Freiwilligen = Compagnien im merikanischen Kriege. (Deutsche Schnellpost.)

Aus New = Orleans, 17. August 1846. Mit Schatzen r〈…〉〈…〉 beladenKehrt zu den heimischen Gestaden. Der Flotte mastenreicher Walt. ec.

So dürfen unsere lieben New = Orleaner leider nicht singen, seit die vielen mit Freiwilligen befrachteten Schiffe vor unserer Stadt Anker werfen und die Krieger nach 90tägiger Abwesenheit ohne die Schätze der Hallen des Montezuma, mit minus Schuhen, Kleidern und anständiger Gesichtsfarbe, aber plus großen Schnurr - bärten, ohne Lorbeeren, die ihnen der Kriegssecretär vorenthielt, ihren Einzug halten. Unsere Stadt ist natürlich gedrängt voll, und mit nicht geringem Unbehagen sehen wir dieses wahrschein - liche Fieber = Contagium ziemlich à la Nante gekleidet durch die Straßen schlendern. Unter den zurückgekehrten Freiwilligen be - finden sich auch unsere deutschen Compagnien, die noch am besten aussehen und das Lob mit sich bringen, in Erercitium und Sub - ordination, in Reinlichkeit und ruhigem Betragen des ersten Preises würdig zu sein, und denen deshalb im Nothfall der Ehrenposten als Tirailleurs zugesichert war, um durch die That zu beweisen, wie ein Deutscher für Amerika sterben kann. Unsere Landsleute beklagen sich bitter über die schlechte Behandlung von Seiten der amerikanischen commandirenden Offiziere, die ihren Nativismus offen zur Schau tragen. Es ist die Pflicht eines jeden deutschen Blattes und besonders desjenigen, das sich deutschen Jnteressen widmet und von englischen Blättern citirt wird, entschieden gegen das unsaubere Treiben des Nativismus aufzutreten, und gerade jetzt ist es an der Zeit, jenen Schollenklebern durch Thatsachen zu beweisen, daß die deutsch = amerikanischen Bürger ihr adoptir -tes Vaterland nicht allein mit dem Munde, sondern auch auf dem rechten Platze lieben, solches bewiesen haben.

Mit unsern deutschen Freiwilligen kamen einige teranische derselben Gattung an, die sich unter einem ganzen Bataillon auf einem Dampfschiffe, von Galveston nach Brazos St. Jago bestimmt, befanden, aber Schiffbruch litten und die einzigen sind, die aus der ganzen Zahl ihr Leben retteten. Unsere Lands - leute scheinen immer von den Parzen zum Opfer auserkoren zu sein. Die Heimkehrenden versichern, daß die Scharmützel vom 8. und 9. Mai mehr als 700 Ver. Staaten = Soldaten das Leben kosteten und die ungemein größere Zahl der Gefallenen Deutsche und Jrländer seien. Warum publicirt die Regierung nicht die Liste der Gefallenen? ist es aus Furcht, den erlittenen großen Verlust bekannt zu machen, oder aus engherzigem Nativismus, der sich schämt, der Welt zu gestehen, daß adoptirte Bürger mit ihrem Blute Lorbeeren errangen, die sich der Eingeborne diebisch und mit ekelhaften Bravaden aufsetzt. Ja, ein deutscher Trom - peter nahm General Vega gefangen, und nur seinen Degen überlieferte dieser an Rittmeister Mai, den man instanter zum amerikanischen Murat stempelt.

Den Rang im Erercitium machten die teranischen Rangers unsern Deutschen streitig. Denken Sie sich diese gutberittenen Truppen mit großem Strohhut und schwarzem Band, weiten ge - stickten Jacken und weiten Hosen, weißen Hemden und fliegender schwarzer Halsbinde, mit prächtiger Doppelbüchse, einem Paare 6läufiger Revolvers, mit Dolch, Messer, Säbel und Bowieknife bewaffnet, und Sie können sich vorstellen, wie diese Leute aus - sehen, die im Besitz eines unglaublichen Muthes, schrecklicher Ver - wegenheit und staunenswerther Kaltblütigkeit der Schrecken von Freund und Feind sind. Sie rühmen sich, daß keine ihrer Waffen gekauft sei. Täglich fallen Mordthaten vor, die dieselben an Feind und Freund begehen, und General Taylor fand sich so14erbittert, daß er einen Theil der Texaner nach Mier sandte, um dort mit 500 Jndianern zu fechten, die eingefallen waren und plünderten. Neuesten Nachrichten zufolge sollen sie mit denselben zusammengetroffen sein, und 250 Mann getödtet, sowie 300 Stück Pferde erobert haben.

Die Einführung von geistigen Getränken -- Wein ec. aus - genommen -- wurde am 4. d. M. durch Gen. Taylor bei Strafe von Confiscation verboten, und vom 15. an durfte diese Waare weder in der Armee, noch sonst in dem Gebiete der Armee ver - kauft werden, weil, wie der Commandant von Matamoros, Obrist Clark, in seinem Tagsbefehl sagt: die meisten Unordnungen und Mordthaten in Folge des häufigen Genusses von Branntwein vorgefallen seien. Gleichzeitig werden alle nicht zur Armee ge - hörige Personen zurückgeschickt.

Vor Gericht.
Auswanderer.
Herr Richter, leben Sie glücklich und wohl!
Da's einmal nicht anders werden soll,
So greif 'ich nach dem Wanderstab Und geh' nach der neuen Welt denn ab!
Richter.
Wie? Was? Er Flegel erhält die Bescheidung!
Erst muß die Geschichte in die Zeitung,
Dann muß er bezahlen Abzugsgeld, Dann erst den Laufpaß er erhält.
Auswanderer.
Mein Gott, aber so bedenken Sie doch,
Was bleibt denn an Geld und Zeit mir noch?
Gleichwie zum Tode treibt mich die Noth,
Und umsonst ist -- sagt man ja -- der Tod!
Richter.
Umsonst der Tod? O Albernheit!
Das kann nur sagen, wer nicht gescheidt.
Wer sein Lebtag nicht gestorben ist,
Und nichts als eine schändliche List!
Auswanderer.
Jh nun, so nehmt das Hemd vom Leib,
Behaltet auch noch Kind und Weib;
Der armen Seele halbtodt geplackt
Bleibt ja noch der Körper, wenn auch nackt!

Die deutschen Ansiedelungen in Brasilien.

Aus der Provinz St. Paulo in Brasilien wird berich - tet, daß die dortige Provinzial = Regierung den Beschluß gefaßt habe, mit der Kolonisation des Landes, wie in der benachbarten Provinz Rio de Janeiro, den Anfang zu machen. Die Ein -wanderer sollen auf der Straße zwischen Santos und der Haupt - stadt St. Paulo, auf dem Gebirgsrücken des Cubatão un - tergebracht werden, dessen Höhe etwa 2400 Fuß über der Mee - resfläche beträgt. Auch hier, wie bei Petropolis und St. Leopoldo, können die Ansiedler bis auf wenige Stunden We - ges zu Wasser in die Nähe ihres Bestimmungsortes gelangen; ein Umstand, der jedenfalls sehr vortheilhaft ist.

Zum Ausschiffungsorte wird in diesem Falle der Hafen von Santos dienen, der in neuerer Zeit viel von Hamburger Fahr - zeugen besucht wird. St. Paulo ist im Ganzen genommen ein großes Tafelland, sehr fruchtbar und mit einem schönen und ge - sunden Klima begabt; die Hauptstadt der Provinz liegt ungefähr 1200 Fuß höher als die Meeresfläche bei Santos, und genießt einer sehr milden Temperatur. Auf der ganzen Straße, von der Höhe des Cubatão bis nach St. Paulo, können deutsche Ansiedelungen von Strecke zu Strecke sich entwickeln, welche, in zwei Hälften sich theilend, einen Markt in Santos und einen zweiten in der Hauptstadt für den Verkauf ihrer Producte finden werden. Dazu bietet die Gestalt des Bodens durch abwechselnde Hügel und Thäler, lichte Wälder u. s. w., besonders in der Umgebung von St. Paulo, traulich die Hand; und da die Ge - wächse fast aller Himmelsstriche hier mit Erfolg gezogen werden können, so kann es dem Einwanderer nicht fehlen, daß er, nach Erzielung seines eigenen Bedarfes, an die Cultur von Handels - gewächsen u. s. w. die Hand legen könne, welche über Santos entweder nach Rio de Janeiro oder nach europäischen Häfen zur Ausfuhr kommen werden. Mit Ausnahme von Rio Grande de St. Pedro do Sul und Santa Catharina sind kaum in Bra - filien so gegründete Hoffnungen für die künftige Wohlfahrt der Bewohner als in St. Paulo zu finden, wo die Natur Alles ge - than hat, um dem Ansiedler seine Niederlassung durch günstige Verhältnisse zu erleichtern. Die Ausdehnung der Provinz wird im Ganzen auf etwa 17000 Quadrat = Leguas geschätzt, auf wel - chen schwerlich mehr als 500,000 Menschen leben dürften. 1 / 3 die - ser Grundfläche mag aus Urwäldern, der Ueberrest aus Wie - sengrund (Campos) bestehen, wodurch der Anbau des Bodens, wie in den westlichen Theilen der Vereinigten Staaten sehr er - leichtert und namentlich der Viehzucht großer Vorschub geleistet wird.

Wir erlauben uns diesen oberflächlichen Betrachtungen einige Auszüge aus einem Privatbriefe von der deutschen Kolonie Pe - tropolis bei Rio de Janeiro beizufügen, die nicht ganz ohne Jn - teresse sein werden.

Petropolis, den 5. Mai 1845.

Unter dem Schutze des Allerhöchsten traten wir am 25. Mai 1845 unsere See = Reise von Dünkirchen nach Rio de Janeiro an, und fuhren in den dortigen Hafen am 26. Juli ein. Jm Allge - meinen können wir diese Reise eine glückliche und angenehme nennen, denn wir hatten meistentheils gutes Wetter und eine schnelle Fahrt, hinreichend Essen und Trinken, bestehend aus: Caffee, Fleisch, (Rind - und Schweinefleisch), Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Fische, Bier, Branntwein und Wein, und soviel daß ein jeder damit zufrieden sein konnte; auch die Seekrankheit, welche unter uns entstand, war von keiner großen Bedeutung, denn der Eine bekam solche mehr, der Andere weniger und Einige gar nicht.

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Jm Hafen von Rio de Janeiro angekommen, konnten wir unser Verlangen nicht länger verbergen, ans Land gesetzt zu werden; allein dieß konnte doch nicht gleich geschehen, denn wir mußten bis zum 30. auf dem Schiffe bleiben, während welcher Zeit wir auf eine ganz unerwartete Weise mit frischen Lebensmitteln als: frischem Rindfleisch, verschiedenen Arten von Gemusen, gutem Kaffee und Zucker, auch eini - gem Obst, Apfelsinen und Bananas und besonders gutem Weißbrode versehen wurden, was uns sehr wohl bekam, da wir uns schon lange Zeit mit dürrem Gemüse behelfen mußten. Von da aus wurden wir in Falluas oder Schaluppen auf einem Canale, welcher mit dem Hafen von Rio in Verbindung steht, nach Porto de Estrella, 9 Meilen von Rio de Janeiro gebracht, wo wir endlich nach langem Harren und Sehnen Gottes Erdboden betreten konnten. Hier wurde uns eine Barracke zum Aufenthalt angewiesen und sogleich für Lebens - mittel gesorgt.

Sie bestanden in brasilischer Kost als: gesalzenem und an der Sonne getrocknetem Rindfleisch, schwarzen Bohnen, Reis, Kaffee, Zu - cker, Farinha (eine Art Wurzelmehl = = Manioc), Speck zum Schmel - zen der Bohnen und statt des Brodes eine Art brasilischen Zwie - backs, welche Speisen uns Deutschen nicht recht behagen wollten; auch blieben wir nur drei Tage in dieser Stadt liegen, von wo aus wir weiter bis zu einer gewissen Pulverfabrik, 4 Stunden von Porto Estrella entfernt, gebracht wurden, die Bagage auf Mauleseln, deren es eine unendliche Menge hier gibt, Weiber und Kinder auf Karren, die mit 3 bis 4 Paar Ochsen bespannt waren, und die Männer und übrigen Personen zu Fuß.

Am 3. August kamen wir nun dort an und mußten bis zum 17. verweilen. Für Lebensmittel wurde auch wie in Porto Estrella gesorgt, bis wir endlich mit Hülfe Gottes am 17. August an den Ort unserer Bestimmung gebracht wurden. Nun hatten unsere Reise - beschwerden auf einmal ein Ende.

Bei unserer Ankunft auf der Kolonie, wo damals Alles noch wüste und leer war, wurden wir in eine große Barracke, die vor - läufig für uns erbaut worden war, einquartirt, aber für keine Le - bensmittel mehr gesorgt, und Jeder mußte sich nun so gut zu helfen suchen, als er konnte. Jch mit meiner Familie mußte anfänglich alles, was wir zu unserm Lebensunterhalte brauchten, kaufen, ohne gleich Verdienst zu haben und dieses kostete mir gleich viel Geld, weil hier Alles sehr theuer ist, so daß ich täglich unter 2 Milreis (2 1 / 2 fl.) nicht durchkam.

Die ungeheuern täglichen Ausgaben, ohne Verdienst, wollten mir nicht recht behagen, und ich fing gleich mit meinen beiden Söhnen an, auf die Profession zu arbeiten, so daß der Verdienst, den ich mir dadurch erwarb, die Ausgaben weniger beschwerlich machte. Nun ist es auch unumgänglich nöthig, etwas über die Kolonie zu sagen. Unser jetziger neuer Wohnort, wo wir wieder von Neuem zu leben angefangen haben, ist ein sehr gebirgigter Strich Landes, circa 15 Stunden von Rio entfernt, und ungefähr 2400 Fuß höher als die Meeresfläche. Es ist daher lange nicht so heiß, wie in der Nähe der Stadt und deren Umgegend, das Klima ist sehr gemäßigt und fast wie in Deutschland, denn die Tageshitze ist sehr erträglich und die Nächte meistens kühl, so daß wir Deutsche beides, Wärme und Kühle, recht gut vertragen können. Die Regenzeit existirt blos in den 3 Sommermonaten: November, December und Januar, ausnahms - weise regnete es aber dieses Jahr auch im Februar und März, und waren um diese Zeit sehr viele Gewitter. Wegen des gemäßigten Klimas hat der Kaiser diesen Platz sich zu einem Sommeraufenthalt ausersehen, und läßt sich zu diesem Zwecke einen schönen Palast auf einer Anhöhe in der Mitte der Kolonie erbauen, um welche eine Stadt angelegt werden soll, an der schon vieles gethan ist. Die Umgegend auf der Kolonie, zunächst der anzulegenden Stadt, in einer Entfer - nung von1 1 / 2 bis 2 Stunden ist zu Dörfern bestimmt, und wird den neuangekommenen Kolonisten als Geschenk vermacht.

Dieser Dörfer oder sogenannten Thäler sind 12, welche ihre Namen von den Kolonisten, welche sie angelegt haben und bewohnen, nach denen der Heimath erhalten, so z. B. ist ein Wörrstadter =, ein Pfälzer =, Westphäler =, Mosel =, Binger =, Nassauer =, zwei Jngelheimer =, ein Niederrheinisches =, ein Castellanner =, ein Simmersches Thal und eine Villa Theresia, und die Stadt selbst heißt Petropolis, d. h. auf deutsch Kaiserstadt.

Jedem der 12 Thäler sind 3 Schöffen zugetheilt, die aus den deutschen Kolonisten erwählt werden, welche die Aufsicht über die Erd - arbeiten haben. Das ganze Geschäft wird durch einen Deutschen, Hrn. Major Friedrich Julius Koeler, einem sehr guten Manne aus Wörrstadt im Darmstädtischen gebürtig, der schon längere Jahre hier ist, geführt und geleitet. Der Kaiser, die Regierung und un - ser Herr Major Koeler haben schon sehr Vieles an uns gethan und beweisen noch täglich ihre Liebe und Zuneigung zu den Deutschen immer mehr! denn der Kaiser hat jeder Person bei ihrem Hierherkommen auf den Kopf 5 Milreis geschenkt, außerdem jedem Kolonisten zum Anbau eines Hauses 48 Milr. vorgeschossen, welche jedoch in monatlichen Be - trägen wieder nach und nach in Abzug gebracht werden sollen.

Die Regierung hat unter Beistimmung des Kaisers jedem Ko - lonisten eine Strecke Landes, welches jedoch mit lauter dicken schweren Bäumen bewachsen ist, zur Urbarmachung geschenkt, so daß die zu - nächst an die Stadt Gehörigen 10 -- 15 Brassen breit und 50 lang, die in den Thälern Wohnenden aber 15 breit und 100 Brassen lang, erhalten haben. (1 Brasse ist circa 8 Fuß deutsches Maaß.)

Der Herr Major hat für alle Arten Sämereien und Bäum - chen gesorgt, welche dem Kolonisten zum Aussäen und Pflanzen ge - schenkt werden, und so ist die Kolonie in ihrem steten Voranschreiten begriffen; denn es kann ein Jeder, Tag für Tag, an den chausseen - mäßigen Wegen, an den Canälen, die zur Erbauung der Stadt angelegt werden, schönes Geld verdienen, so z. B. verdient ein Fa - milienvater 1200 Reis, ein Unverheiratheter 1000, eine Frau und Mädchen bis zu 18 Jahren 800 Reis, und Kinder von 10 -- 18 Jahren je verhältnißmäßig nach ihrem Alter. Ein Zimmermann 2000, ein guter Schmied und Schlosser 2000, ein Tischler 1800, ein Mau - rer 15 -- 1600 Reis, und so verhältnißmäßig je nach der Arbeit.

Ein Milreis oder 1000 Reis sind nach preußischem Gelde circa 25 Sgr. = = 1 fl. 27 1 / 2 Xr.

So gut wie die Arbeiten aber bezahlt werden, ebenso theuer sind auch die Lebensmittel, Kleidungsstücke und Handwerksgeräthe; denn 1 P Brod kostet3 1 / 3 Sgr., dasselbe 1 P Mehl; 1 P Kar - toffel 1 2 / 3 Sgr., 1 P Erbsen3 1 / 3 Sgr., 1 P Linsen2 1 / 2 -- 3 Sgr, 1 P Caffee 3 Sgr., 1 P Zucker ebensoviel, 1 P Gerste 5 Sgr., 1 P Reis2 1 / 2 Sgr., 1 P Schweinefleisch 6 Sgr., 1 P Rindfleisch 3 1 / 2 Sgr., 1 P dürres Rindfleisch 3 Sgr., 1 P Bohnen 2 Sgr., 1 P Farinha1 1 / 2 Sgr., 1 P Butter 22 -- 24 Sgr., 1 P Käse 12 1 / 2 Sgr., 1 Flasche Essig 3 -- 4 Sgr. 1 Flasche Oel 12 Sgr., 1 Flasche Schnaps 4 Sgr., 1 Flasche Wein 8 -- 10 Sgr., 1 Flasche Bier 16 -- 20 Sgr.

Mit Ausnahme von Fleisch und einigen andern Gegenständen, sind diese Preise allerdings theuer; allein sobald die Ansiedler ihren Bedarf selbst erzielt haben, werden sie mit dem Ueberschuß ihrer Er - zeugnisse zum Wohlstand gelangen.

Kleidungsstücke bestehen meistens aus Sommerstoffen und sind den - noch sehr theuer, denn eine Hose kostet 2 -- 2 1 / 2 Milr., eine Jacke (diese werden meistens hier getragen) 2 1 / 2 -- 3, auch 4 Milr., ein Hemd 1 1 / 2, ein Hut 3 -- 4, ein Paar Schuhe 2, 3 -- 4, ein Paar Stiefel 6 -- 10 Milreis ec., und so ist Alles verhältnißmäßig theuer; jeder Handwerksmann kann daher, wenn er einigermaßen arbeiten will, sehr gut fortkommen; und obgleich Alles theuer ist, so richtet sich auch die Einnahme und der Verdienst nach den Ausgaben.

Jch mit meiner Familie arbeite jedoch nicht im Taglohn, son - dern fortwährend auf meiner Profession und verdiene mit den Mei -16nigen so viel, daß wir an gar nichts Mangel leiden. Meine Kolo - nie von 50 Brassen Breite und 100 Tiefe liegt im Niederrheinthal, nahe bei der Stadt; wir haben in derselben schon Vieles urbar ge - macht und eingepflanzt, so daß wir schon manches Gemüse selbst zie - hen und genießen können, somit nun nicht mehr lauter Ausgaben haben, was uns sehr zu statten kommt. Ein Haus von 20 Fuß Breite und 30 Fuß Länge haben wir auch schon nach deutscher Art gebaut und im Februar d. J. bezogen; wir haben jedoch erst das Nothwendigste daran vorgenommen, so daß es zum Bewohnen tauglich sei, und kostet mir doch schon über 281 Milr., oder ebenso viele deutsche Thaler zu 25 Sgr. gerechnet, welches Geld wir uns alles auf unserer Profession verdienten, auch noch außerdem täglich bei 2 Milr. zum Lebensunterhalte, daher man leicht einsehen kann, was hier ein guter Handwerksmann, der gern arbeitet, täglich für Ver - dienst hat. --

Meine Nachbarn, die ebenfalls bei mir im Niederrheinthal woh - nen, und ebenso mit hohen, dicken und nutzbaren Baumstämmen ver - sehene Kolonien haben, als ich, leben in der größten Zufriedenheit und Einigkeit untereinander.

Obgleich ich noch keinen großen Ueberfluß habe, so kann ich doch mit Zuversicht melden, daß ich mit den Meinigen keinen Man - gel habe und muß unserem lieben himmlischen Vater tausendmal Dank sagen, daß er uns an diesen Ort geführt, und ihn täglich bit - ten, daß er uns Alle recht gesund, munter und wohl erhalten möge! Es werden in mir gar keine Gedanken mehr rege, mich nach Deutschland zurückzuwünschen, denn ich habe mit meiner Familie nun die beschwerliche Reise mit Gottes Hülfe und Beistand vollbracht, und muß offen und frei gestehen, daß es uns Allen recht gut geht, da - her ich doch sehr wünschte, daß alle Bekannte bei uns wären, sie wür - den gewiß die beste Aufnahme finden.

Noch muß ich hinzufügen, daß wir das überaus große Vergnü - gen hatten, von einem katholischen Priester, dem päpstlichen Nuntius, dem höchsten der katholischen Geistlichkeit, vierzehn Tage vor Ostern auf ein paar Wochen besucht zu werden, welcher fast jeden Tag Gottes - dienst hielt, und ein jeder katholischer Christ nach abgelegter Beichte zur heiligen Communion gehen konnte. Derselbe besuchte fast jeden Kolonisten in seiner Wohnung, und sprach ihnen sehr trostvolle und erhabene Worte über das große Unternehmen, das wir gethan hatten, vor, und versprach Vieles für uns thun zu wollen, was auch theil - weise schon wirklich in Erfüllung gegangen ist. Auch sind schon meh - rere Schulen zum Unterricht der Schuljugend eingerichtet worden.

Nord = Amerika.

Ein Brief des Seifensieder = Meisters Adolph Wirth, d. d. Patterson (New = Jersey) 24. August, (an den Tischlermeister L. Schneider in Rudolstadt) rühmt die Fruchtbarkeit dieses Staates, berichtet, daß in Folge des von der gegenwärtigen demokratischen Regierung ermäßigten Eingangszolles und des Krieges mit Mexiko eine außerordentliche Geschäftsstockung eingetreten, und daß demnach die jetzige Zeit der Einwanderung ungünstig sei. Viele Fabrikherren hätten eine Menge Leute entlassen müssen und so mancher Eingewan - derte irre schon seit Monaten umher, ohne Beschäftigung finden zu können. Der Congreß habe beschlossen, im Herbst noch 50,000 Mann nach Mexico zu schicken, und da der Soldat, außer guter Kost, monatlich 10 Dollars erhalte, so fehle es nicht an Freiwilligen, wor - unter viele Deutsche, deren Tapferkeit in den Zeitungen sehr gerühmt werde. Die Herren Wendel und Schnapp mit der Hennebergschen Familie seien am 12. August gesund und wohl angekommen; letzterer habe bereits bei einem Musikcorps Anstellung erhalten und wohne mit Ernst Schnapp in einem Hause. Wendel habe sich ein Haus ge - miethet und beabsichtige, nächsten Winter die Schlächterei zu betreiben. Ein Möbelmacher verdiene 1 -- 1 1 / 2 Dollar täglich, der Schreiber des Briefes nur 3 / 4 Dollar, bei Stück = Arbeit etwas mehr; er wolle, weil unter der jetzigen Beschäftigung (Maschinenfabrik = Arbeit) seine Ge - sundheit leide, etwas Anderes ergreifen. Nur wenige Meister gäben Kost, die man aber mit2 1 / 4 Doll. wöchentlich bequem bestreiten könne.

Reisebericht desDr. Wislizenus*)Wislizenus, ein Schwarzburg = Rudolstädter, ging vor ungefähr 12 Jahren nach Amerika, lebte anfangs als praktischer Arzt in Newyork, affociirte sich hierauf mit seinem Freunde Engelmann in St. Louis, und unternahm im vorigen Frühjahr seine zweite wissenschaftliche Reise nach dem fernen Westen.. (Anzeiger des Westens.)

An Dr. Engelmann in St. Louis. Santa F é (Mexiko), 2. Juli 1846.

Nach einer glücklichen und schnellen Reise von bloß 40 Tagen, der schnellsten, die je mit beladenen Frachtwagen gemacht worden ist, bin ich hier angelangt. Ehe ich über den bisherigen Erfolg meiner Reise berichte, einige Worte über die neuesten Vorgänge hierselbst. Als wir hier ankamen, war gerade die Nachricht von den glänzenden Schlachten bei Matamoros eingetroffen. An Orten, wo das erste Scharmützel für einen vollständigen Sieg der Mexikaner ausposaunt, und dadurch eine feindselige Stimmung gegen alle Fremden hervor - gerufen worden war, wie in Chihuahua, ist seitdem Furcht und Bestürzung an die Stelle des Uebermuthes getreten und die Amerika - ner werden jetzt sicher sein wie zuvor. Santa ist zu unbedeu - tend und kommt verhältnißmäßig mehr mit Fremden in Berührung als die Städte im Jnnern, um eine vorherrschende Stimmung be - merken zu lassen; doch hätte gestern ein an sich unbedeutender Vorfall leicht Veranlassung werden können, daß unsere Boys, die mit den Caravanen hierher gekommen sind, der Jnvasions = Armee, von der wir bereits Nachricht haben, vorgegriffen und ihr nichts mehr zu thun übrig gelassen hätten. Herr Speyer nämlich, der in Geschäftssachen bei dem Gouverneur Armijo war, hatte von diesem einige harte Worte zu hören, worauf ersterer nichts schuldig blieb. Der Gouver - neur rief nach der Wache, um Speyer einzustecken, und ließ die Kanonen laden, begnügte sich aber, da Jener nicht aus der Fassung kam, zuletzt damit, seinen Zorn an dem etwas langsam herbeigekom - menen Officier auszulassen. Damit war die Sache abgemacht.

Wir verließen die Grenze von Missouri am 22. Mai; die Wege waren überall im besten Zustande, bloß einige Mal auf der ganzen Reise hatten wir heftige Gewitter, litten aber oft an Wasser - mangel. Buffaloes hatten wir nur einige Tage, und mußten daher meist von Salzfleisch leben. Leichte Wechselfieber waren namentlich im Anfange der Reise häufig und meine Ambulance daher beständig im Gange. Nur einmal trafen wir mit Jndianern zusammen; es waren friedliche Chayennes. Jch selbst stieß einmal ganz allein auf ein Dutzend Comanches, drückte mich aber, trotz ihrer wieder - holten Einladungen, mich bei ihnen zu verweilen, bald von ihnen. Meine Thiere haben sich ziemlich gut erhalten, ich füttere sie hier mit Mais, zu 3 D. das Bushel, wieder heraus. Count Swallow sehnt sich zuweilen nach den Fleischtöpfen Aegyptens, hat sich aber doch gut conservirt. Jch selbst befinde mich wohl, bin aber eben nicht fett geworden, da ich viele Strapazen ausgehalten und sehr viel mit meinen Arbeiten beschäftigt war.

Was soll ich von Santa erzählen? Von seinen Dreckhaufen, die man Häuser nennt, seinen Lazaronis, seinen Fandangos, seinen Senoritas, seinem in = und ausländischen Gesindel, seiner Ziegen = und Schafzucht, -- oder was wollen Sie hören? Denn hier ist Alles zu17haben, so schlecht und so theuer, wie Sie's nur wünschen können; Mais zu 3 D. das Bushel, Kost und Logis (mit Einschluß des Un - geziefers) 1 1 / 2 D. per Tag; Liebe und Haß zu beliebigen Preisen; Wachtparade und Katzenmusik gratis. Der erste Eindruck, den Santa F é auf den Fremden macht, ist gewiß ein widerlicher, und doch woh - nen manche ganz respectable Leute mehre Jahre hier und scheinen sich wohl zu fühlen; ich meines Theils würde es nie so weit bringen. Angenehm ist dagegen der erste Ueberblick über das weite Thal, in dessen Ebene Santa F é liegt; schöne Gebirgszüge begrenzen es und einer der Gipfel soll 5000 Fuß höher sein als Santa F é selbst; kleinere Hügelketten durchziehen die Ebene. Leider erlaubt meine Zeit nicht, Ausflüge in die Gebirge zu machen. Das Klima von Santa F é ist herrlich; es soll wenig Wechseln unterworfen sein, wenig Re - gen und immer etwas Luftzug haben. Auch weiß man hier wenig von Krankheiten, außer selbstverschuldeten. Der Boden ist nicht be - sonders fruchtbar; doch würde jedes andere Volk ihm mehr abgewin - nen als die faulen Mexikaner.

Einwanderung in Siebenbürgen und Ungarn.

Hr. Arthur Schott schreibt unterm 11. Juli aus Bucharest über obiges, nach seiner Ansicht gänzlich verfehltes und mißlungenes Unternehmen etwas bitter an die Augsburger Allgemeine Zeitung: Zu Hebung der Landwirthschaft auf den Siebenbürger Sachsengrün - den war es ein theures und zum wenigsten nicht einfach gedachtes Mittel, deutsche Einwanderer zu rufen. Um eine kleine Anzahl mit einer etwas bessern Eristenz zu beglücken, ward eine doppelt so große Menge heimathslos und unglücklich. Jn der That ein theurer Sieg, durch welchen sich der Siebenbürger Sachsen Conto in der großen Rechnung der europäischen Staats - wirthschaft mit einem nicht kleinen Debet belastete!

Ein anderer Correspondent in derselben Zeitung malt weniger den dermaligen Zustand der Ansiedler als die feindselige Stimmung einer gewissen Partei gegen dieselben mit grellen Farben. Es zeigt sich (sagt er) jetzt eine überraschende Thätigkeit hier. Auswanderer aus dem armen Liptauer - und Arvaer-Comitate, Böhmen und Schwaben, ziehen schwarmweise heran, um in dem reichen Banate das Auskommen zu finden, welches der arme und unbevölkerte Mut - terboden ihnen versagte, und es bisher nur an Menschenhänden fehlte, um sie zu gewinnen. Wir können bei dieser Gelegenheit nicht unter - lassen, der argwöhnischen und feindseligen Stimmung zu erwähnen, welche die magyarischen Journale gegen die Einwanderung deutscher Landleute und Handwerker offen an den Tag legen, und welche sie sogar veranlaßte, Preise auf die beste Lösung der Frage auszuschrei - ben, wie diese Einwanderungen am sichersten zu hinter - treiben seien. Jch weiß in der That nicht, worüber man sich mehr wundern soll: über die Furcht, daß ein paar tausend Deutsche der ungarischen Nationalität gefährlich werden könnten, oder über den Unverstand, mit welchem diese Phantasten einen realen Vortheil von der Hand weisen, um einer imaginären Gefahr zu entgehen. Sagen Sie selbst, ob es nicht sonderbar ist, den armen, friedfertigen Deut - schen, die im eigenen Vaterlande an nichts weniger als an nationale Einheit denken, und denen man ihre politische Apathie schon so oft und mit Recht zum Vorwurfe gemacht hat, diesen Leuten, welche froh und glücklich sind wie ein Gott, wenn sie nach sechstägiger harter Arbeit endlich am Sonntag einmal hinter einem Kruge Bier gemüthlich ihre Pfeife schmauchen können, nachzusagen, daß sie einer fremden Nationalität gefährlich werden können! Mögen diese Eiferer sich ein - mal in das Bacser Comitat, in das Banat und überhaupt dort - hin begeben, wo deutsche Bauern in reinlichen zierlichen Häusern woh -nen, fleißig ihr Feld bebauen; wo sie große, wohlgenährte Pferde in ordentlichem Geschirr sehen, wo sie Bauern finden, wie in Verbasz, Cservenka, Kula ec., die zugleich Fabrikanten sind, und in direktem Verkehr mit der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden stehen, kurz, wo sie das Bild einer geregelten, zweckmäßigen Haus = und Land - wirthschaft finden können, mögen sie dann einen Blick auf ihre magya - rischen Dörfer im Csongräder, Bihärer Comitate werfen! Wer - den sie dann, statt diese braven Leute mit ihrem Geifer* )Man lese nur, welche Schilderung der in Pesth erscheinende Ungar von den nach Siebenbürgen ausgewanderten Schwaben entwirft: mit ihren offenen Mäulern sehen sie wie Meilenzeiger aus, die Frauen wie Mehlsäcke, die Gesichter sind platt, breit, mit ausdruckslosen, wasserigen Augen; der Gang täppich, bei jedem Schritt baumeln die hinten herabhangenden Zöpfe wie Stränge eines Pferdes, keine Vaterlandsliebe in den theilnahmlosen Antlitzen ec. zu über - schütten, sie nicht als Muster zur Nachahmung empfehlen und neue Einwanderer mit offenen Armen gastfreundlich empfangen? -- Wenn nun auch die Erklärung, welche am Schlusse dieses Blattes von 9 schwäbischen Einwanderern abgegeben wird, das Schicksal dieser Leute in einem viel freundlicheren Lichte erscheinen läßt, so kann doch ein Land, wo die Kolonisten, außer mit den unvermeidlichen Schwierig - keiten jeder solchen Unternehmung, auch noch mit offenem und ver - stecktem Hasse der Eingeborenen zu kämpfen haben, den Auswan - derern im Allgemeinen nicht empfohlen werden.

Kurze Nachrichten.

Washington, 11. Aug. Mit den Landspeculationen in Texas hat es vor der Hand ein Ende. Jch warne noch einmal jeden Auswanderer sich nicht mit den Mäklern von allerlei Gesellschaften und Vereinen einzulassen, welche zum Theil gar kein Land besitzen, oder doch nur die Absicht haben, sich mit dem Schweiß und dem Vermö - gen deutscher Auswanderer zu bereichern. Diese Menschen geben vor, Land zu verschenken; es ist aber alles Lug und Trug; sie ha - ben nur Land, insofern deutsche Auswanderer dumm genug sind, sich darauf niederzulassen. Nur unter dieser Bedingung hat ihnen die Regierung selbst Land angewiesen, und zwar an Stellen, welche für Auswanderer die gefährlichsten und unbequemsten sind. Wissen Sie, um welchen Preis Ländereien jetzt in Teras zu haben sind? Jch weiß 80,000 Acker guten Landes, welche um 200 fl. schreibe zweihun - dert Gulden rheinisch zu erstehen sind; anderes gibt man um - sonst, wenn man sich nur darauf niederlassen will, alles ohne Vormundschaft und jüdische Unterhändler. Zu einem Gro - schen den Morgen bekommt man schon ganz vorzügliches Land. Wer seine Hosen verkauft, kann damit ein kleines Fürstenthum einhandeln, ganz ohne alle Protection und Schutz von Vereinen. Sie werden fragen: Wie geht dieß zu? Die Antwort ist leicht. Es gibt in den Vereinigten Staaten mehr Boden als Hände, und der Boden wird immer größer durch neuen Erwerb und Anschluß. Die Luft ist schön, herrlich und nothwendig, und wenn Jemand davon das Monopol besäße, so müßte alle Welt ihm dieselbe abkaufen, und er würde ein reicher Mann. So aber findet man die Luft überall, wenn auch nicht überall gleich gut, und weil man sie umsonst hat, so gibt kein Mensch etwas darum. So ungefähr steht es mit den Ländereien in Texas.

Der Präsident der Verein. Staaten hat vor kurzer Zeit in den einzelnen Districten 10,500,000 Acker noch unverkauftes Con - greßland ausbieten lassen.

Jm Hafen von Charleston ist am 2. Sept. eine östreichi - sche Barke, Clas , von Antwerpen aus, angelangt. Sie hatte1898 Einwanderer am Bord. Handwerker aller Art, die sich sogleich weiter nach Tennessee begeben wollten.

Ueber die Besitznahme Californiens liest man in dem Philadelphia Ledger folgende nähere Angaben: Commodore Sloat ist in den Hafen von Monterey eingelaufen und hat am 6. Juli eine vom Bord der Fregatte Savannah datirte Proclamation an die Bewohner Californiens gerichtet. Er fordert sie darin auf, sich ruhig zu verhalten und gibt ihnen dabei die Versicherung, er komme nicht als Feind, sondern um sie in Kenntniß zu setzen, daß sie bestimmt seien, ein Theil der großen Föderalunion von Nord - amerika zu werden, auch alle Rechte und Vorzüge der Bürger der Vereinigten Staaten zu genießen; sie sollen ihre Magistrate und Civil - beamte selbst wählen und als freie Männer ihre Angelegenheiten selbst - ständig leiten; die fiscalischen Einrichtungen der Union werden auch in Californien zur Anwendung kommen; Lebensmittel und Fabrikate, aus den Vereinigten Staaten eingeführt, sind zollfrei, und die Ein - gangsrechte auf alle fremden Jmporte um wenigstens 25 Procent nie - driger als die, welche bis daher nach merikanischem Gesetz erhoben wurden; Californier, die nicht amerikanische Bürger werden wollen, können, wenn sie die Waffen niederlegen und sich neutral halten, mit ihrem Besitzthum ungehindert auswandern. -- Capitän Montgomery ist mit dem Schiff Portsmouths in den Hafen Verda Buena eingelaufen und hat unterm 9. Juli eine ähnliche Proclamation erlassen.

Georg Fein, ein Deutscher Ausgewanderter, gibt in New - york folgende öffentliche Erklärung ab: Nicht ohne Schrecken ersehe ich aus Nr. 58 der deutschen Schnellpost, daß nun auch dieses ehrenwerthe Blatt mich zum Doctor erhoben hat. Je höher ich den Werth und die Vorzüge unserer wirklichen deutschen Doctoren anschlage, unter denen sich nicht ein einziger findet, der nicht wenigstens seinen tiefgelehrten, völlig fehlerfreien lateinischen Aufsatz zu schreiben ver - stände, desto weniger möchte ich im durchbohrenden Gefühle meiner lateinischen Unwissenheit mir eine Würde anmaßen, die mir nicht zu - kommt. Wenn gleichwol ein mir unerklärliches Mißgeschick mit mei - nem schlichten Namen sehr häufig den Doctortitel verbunden hat, so liegt die Schuld davon um so weniger an mir selbst, als ich nicht bloß privatim, sondern auch in öffentlichen Blättern gegen jede noch so gut gemeinte Standeserhöhung jener Art stets entschieden Einspruch erhoben habe und auch für die Zukunft hiermit erhebe.

London, 18. Sept. Aus Adelaide ist die Botschaft einge - troffen, welche der Gouverneur Fr. R. Robe am 18. April an das Regierungshaus von Südaustralien gerichtet hat. Daraus geht hervor, daß die englische Regierung einen Theil der metallischen Aus - beute dieser mit den reichsten Minen gesegneten Provinz als Regal in Anspruch zu nehmen beschlossen hat. Es soll fortan 1 / 15 aller Aus - beute von Metallen der Regierung zufließen und jede Mine 1 / 4 Acre Land für Regierungsgebäude hergeben. Pachtungen des unverkauften Landes können auf 21 Jahre für Bergbau zu diesen Bedingungen übernommen werden.

Todesfall. Am 26. starb in Suffolk in dem hohen Alter von 87 Jahren der ehrwürdige Clarkson, welcher schon im vori - gen Jahrhunderte einer der eifrigsten und wirksamsten Gegner der Sclaverei und des Sclavenhandels war.

Mehrere von Liverpool der Great Britain zu Hülfe gesandte Dampfschiffe haben des heftigen Windes wegen dem schon bedeutend lecken Schiffe sich nicht nähern können.

Passagepreise der London = Newyorker Postschiffe: 64 fl. für Erwachsene, 45 fl. für Kinder bis 10 Jahre, Säuglinge frei. Ob diese Preise sich ab Mainz oder ab London , ob mit oder ohne Kost verstehen, ist in den öffentlichen Anzeigen zweifelhaft gelassen.

Aus einem dem Parlament vorgelegten Bericht gibt die Times mehrere auf Vandiemensland bezügliche Notizen. Danach belief sich die Anzahl der nach jener Kolonie deportirten Verbrecher im Jahr 1844 auf 24,824 männliche und 4367 weibliche Personen. Die Gesammteinnahme der Kolonie im J. 1844 war 109,452 Pfd. St., die Ausgabe 169,215 Pfd. Die Regierung des Mutterlandes zahlte in demselben Jahre zur Unterhaltung der Verbrecher 166,690 Pfd.; die Kolonialregierung für Polizei und Gefängnisse 32,954 Pfd. Der Werth der Einfuhr belief sich 1844 auf 442,988 Pfd.; der, der Ausfuhr auf 408,799 Pfd. Das in den Banken vorhandene baare Geld betrug 136,364 Pfd.; ihre Verbindlichkeiten 448,820 Pfd. Jm J. 1844 befanden sich 121,938 Acres in Cultur, und sie lie - ferten 807,924 Scheffel Weizen, 174,405 Sch. Gerste, 221,105 Sch. Hafer, 13,349 Tonnen Kartoffeln und 29,880 Tonnen Rüben. Der Viehbestand war 15,355 Pferde, 85,302 Stück Hornvieh und 1,145,089 Schafe. Jm Laufe des Jahres kamen vor dem obersten Gerichtshof und vor den vierteljährlichen Assissen 493 Verurtheilun - gen vor; darunter waren 172 Verbrechen gegen Personen, und 321 gegen das Eigenthum gerichtet.

Transatlantische Dampfschiffahrt. Auch die französische Regierung ist entschlossen, ihrem Lande die Vortheile einer directen und regelmäßigen Dampfschifffahrt mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu verschaffen und will zu diesem Behufe zwei dem Staate gehörige Dampfboote, jedes von 450 Pferdekraft, den Ullon und den Darien benutzen, welche regelmäßig den Dienst zwischen Cherboury und Newyork versehen sollen. -- Pariser Blättern zufolge, sind drei neugebaute Dampffregatten zur Postbe - förderung zwischen Havre und Newyork, jedoch vorlaufig nur zur Probe für die Schiffe und zur Ermittelung der Kosten eines solchen Unternehmens bestimmt.

Von der Subordination im amerikanischen Heere darf man sich keinen hohen Begriff machen. Reibungen zwischen den irischen und amerikanischen Freiwilligen führten am 31. August zu einem wilden Handgemenge in der Nähe der kleinen Stadt Burita, Matamoras gegenüber. Die Jrländer hatten in einem Dampf - schiff ihr Quartier und vertheidigten dieses gegen die angreifenden Amerikaner mit Kanonen, Säbeln und Bajonetten. Zwei Compag - nieen, die zur Herstellung der Ruhe abgeschickt wurden, mußten sich mit Verlust an Todten und Verwundeten zurückziehen. Endlich be - mächtigte man sich des Schiffes und nahm die Rädelsführer fest, nach - dem von den Jrländern 25 Mann gefallen und 8 -- 10 ertrunken waren.

Am Donnerstag, 10. Sept., ereignete sich auf dem Hudson - flusse ein großes Unglück. Das Newyorker Dampfboot Er - celsior fuhr mit fast 100 Passagieren aufwärts, als einer der Kessel platzte und den Heizer über Bord schleuderte, zwei Passagiere und den Maschinenmeister tödtlich verwundete, viele andere Personen arg versengte. Bald darauf fing das Schiff Feuer und brannte bis zum Wasserspiegel ab, die Passagiere wurden indeß sämmtlich gerettet.

Leipzig, 1. Oct. Während man über den Zustand der trans - atlantischen, von deutschen Kolonisten gegründeten Niederlassungen die verschiedensten Nachrichten verbreitet, namentlich von jenen in Bra - silien, ist es dem deutschen Herzen wohlthuend, aus letzterem Lande von dem Gedeihen der dortigen deutschen Kolonien zu hören. Als der Kaiser von Brasilien nebst seiner Gemahlin im Anfange dieses Jahres auf einer Rundreise durch die Provinzen auch die von Rio Grande besuchte, kamen sie auch durch die deutsche Kolonie St. Leopoldo am Jacobyflusse. Diese Provinz hat bekanntlich viel durch den Krieg mit Montevideo, an welches sie gränzt, gelitten. Kaiser und Kaiserin wurden daher überall von den Einwohnern mit Bitten um Unterstützungen überhäuft. Groß war demnach ihre Ver -19wunderung, als die deutschen Kolonisten, die Einwohner von S. Leopoldo, nicht nur um keine Unterstützung baten, sondern sich über - haupt im Wohlstande befanden. Bei dieser Gelegenheit müssen wir auf die kirchlichen Grundsätze der brasilischen Regierung um so mehr aufmerksam machen, als dieselbe in dieser Hinsicht viele Regierungen der alten Welt, selbst solche, wo Parität der verschiedenen Confessio - nen gesetzlich bestimmt ist, übertrifft. Der Kaiser von Brasilien hat nicht nur den Bau einer größeren evangelischen Kirche in S. Leopoldo genehmigt, sondern sogar für seine Person 2000 Pf. St. dazu geschenkt, welcher Summe die Kaiserin noch 1000 Pf. St. hinzufügte. Ebenso werden die protestantischen Prediger in den ver - schiedenen deutschen Kolonieen vom Staate besoldet. Hier kann also nicht von bloßer Duldung der Protestanten die Rede sein, sondern von einer wirklichen gleichen Berechtigung mit der Mehrheit der Landeseinwohner, der Katholiken. (Allg. Z.)

Mannheim, 3. Oct. Gestern war ich Augenzeuge einer der rührendsten Scenen meines Lebens. Als ich am 2. d. M. von Heil - bronn nach Heidelberg die Thalfahrt auf dem Dampfboote mitmachte, stiegen ungefähr in der Mitte dieses Weges in dem Dorfe Zw. a. N. eine große Anzahl Leute in das Dampfboot, in denen man, da alle Altersstufen repräsentirt waren, gleich Auswanderer entdecken mußte. Sie nahmen hier von einem älteren Herrn, der mit ihnen noch auf das Boot gestiegen war, unter Thränen der Rührung und, wie es mir schien, der Dankbarkeit Abschied; auch sein Auge wurde feucht, als er Allen der Reihe nach, Männern, Weibern, Mädchen und Kna - ben, die Hand reichte. Beim Abschiede brachten sie ein lautes Hoch aus, das den Herren Markgrafen von Baden galt, und stimmten dann mit sichtbarer Rührung: Großer Gott, wir loben dich an. Jch hatte großes Jnteresse, diese Leute zu sehen, und ein junger Mann, der mit eingestiegen war, führte mich zu ihnen. Hier erfuhr ich denn aus ihrem eigenen Munde, daß sie durch die Güte der Herren Mark - grafen Wilhelm und Mar von Baden, in deren Besitzung sie bisher eine eigene Gemeinde gebildet hatten, aber theils durch die Armuth, theils durch die rauhe Lage der Gegend auf den Hochebenen des Ka - tzenbuckels, wo sich in den letzten Jahren die Kartoffelkrankheit in be - deutendem Maße zeigte, nicht mehr forteristiren konnten, auf Höchst - deren eigene Kosten nach Nordamerika übersiedelt würden, wo ihnen dann beim Absteigen an das amerikanische Ufer für jede Familie noch 100 fl. ausgezahlt würden. Jhre Güter hätten die Herren Mark - grafen vor einigen Jahren käuflich an sich gezogen, aber nach Zah - lung ihrer Schulden sey ihnen nichts mehr geblieben. Voll Ehrfurcht vor ihren hohen Gönnern und Beschützern entfernte ich mich von ihnen; doch traf ich sie heute Mittag wieder in Mannheim, wo sie sich ein - schifften. Der junge Mann hatte sie bis dahin begleitet; da ich mit ihm gestern bekannt geworden, so ging ich zu ihm und sah dann noch ihn von den Auswanderern Abschied nehmen; sie baten ihn noch tausendmal, den Herren Markgrafen ihre Dankbarkeit zu versichern, sowie dem Rentamtmann ihre große Zufriedenheit über ihre glückliche Erpedition abzustatten. Der Dank der braven Leute wird auf dieser hohen Familie ruhen und ihr Glück und Segen bringen. (Corresp.)

Posen, 8. Sept. Am 1. d. hat der Centralverein zur Co - lonisation der Juden im Großherzogthum Posen hier seine Ge - neralversammlung, zu der sich etwa 40 Deputirte eingefunden hatten, abgehalten. Der Verein hat sich nunmehr wirklich constituirt, einen ordentlichen Vorstand gewählt, die Statuten entworfen und angenom - men, und die nöthigen Schritte gethan, um Corporationsrechte be - hufs des Ländererwerbs zu erlangen. Man erwartet von diesem Jn - stitut segensreiche Früchte. (Augsb. A. Z.)

Aargau. Als eine Merkwürdigkeit verdient erwähnt zu wer - den, daß bei Hrn. Ruffli, der die Beförderung von Schweizernnach Amerika (bis in die Niederlande) besorgt, eine 103 Jahre alte Frau aus Graubünden sich befindet, und daselbst den Tag zur Ab - fahrt und Auswanderung nach Amerika erwartet. Sie soll große Hoffnung hegen, daß sie im neuen Welttheile noch 10 -- 20 Jahre lebe. (Jll. Ztg.)

Aus Gunderhausen meldet man, daß dort am 3. August 56 Wagen mit Auswanderern nach Amerika durch den Ort zogen, nachdem 8 Tage zuvor ein anderer Zug von 40 Wagen denselben Weg passirte. Es sind dieß die 700 Einwohner von Groß = Zim - mern, welche ihre Gemeinde um sich ihrer Armen zu entledigen, auf Gemeindekosten nach Amerika sendet.

Brüssel, 4. Okt. Vorgestern Nachmittag fand im Bassin zu Antwerpen vor dem Schiffe Espindola, welches mit 296 Auswan - derern nach Neuholland absegeln wollte, wegen der schlechten Beschaf - fenheit der Lebensmittel, welche man an Bord genommen hatte und die von der Aufsichtscommission noch nicht untersucht waren, ein Tu - mult statt. Der Lieferant mußte die Flucht ergreifen. Die Hafen - commission scheint also der wolthätigen Absicht der Regierung nicht zu entsprechen und den armen Auswanderern wenig zu nützen. (Fr. d. J.)

Aus Nürnberg wird der Köln. Ztg. geschrieben: Vor ein paar Tagen trug sich hier ein sehr rührender Act zu, der mit seinen Vorgängen allgemein bekannt zu werden verdient. Mehrere Commilitonen begleiteten den Dr. med. Bayer hierher, welcher in Neu = Holland sich eine Eristenz gründen will, da er von der bayeri - schen Regierung die Erklärung erhalten hat, daß er im Lande nie - mals auf eine Anstellung rechnen dürfe. Der Grund dieser Aus - schließung besteht in einer moralischen Festigkeit Bayer's, wie man sie bei jungen Leuten selten finden dürfte. Es wurde nämlich der Ver - dacht gegen ihn rege, daß er einem Studentenduell als Arzt beige - wohnt habe, in welchem einer der Duellanten einen Stoß erhalten hatte, an dem er wenige Stunden darauf gestorben war. B. leug - nete seine ärztliche Hülfe nicht ab, als er aber aufgefordert wurde, den Thäter zu nennen, beharrte er standhaft darauf, denselben nicht zu kennen, stand ruhig eine Gefängnißstrafe aus, blieb aber, trotz aller Drohungen, bei seiner ersten Aussage und bewahrte dergestalt den Duellanten, die Secundanten und die Zeugen vor Strafe. Die bayerische Regierung beharrte auch ihrerseits auf ihrem Beschlusse, daß B. von aller Anstellung ausgeschlossen bleiben solle, worauf der Be - troffene sich entschloß, nach Neu = Holland auszuwandern, wozu für denselben in seiner Vaterstadt Erlangen, da er ganz mittellos ist, bedeutende Geldsummen von seinen Freunden und Verwandten zusam - mengeschossen worden sind. Der Abschied von diesem in Bezug auf Charakterfestigkeit und Gesinnung, sowie auf praktische Kenntnisse sehr zu schätzenden jungen Manne war ein höchst rührender. (W. Z.)

Aachen, 28. Sept. Die Zahl der Auswanderer, welche im Laufe der vorigen Woche von Dünkirchen und Ostende gänzlich hülflos zurückgekehrt und einstweilen in die Landarmenanstalt zu Brau - weiler aufgenommen sind, beträgt 152. Sie schätzten sich glücklich, ihr Vaterland wieder erreicht zu haben und konnten nicht genug die Vorspiegelungen beklagen, wodurch sie zur Auswanderung verleitet waren. Die Stadt Aachen gab jedem zu diesen Auswanderern ge - hörigen Familienhaupte ein Geldgeschenk, was sehr dankbar aufge - nommen wurde.

Port Natal. Die H.H. Francis Collison & Comp., Besitzer eines bedeutenden Landstriches in jener fruchtbaren Kolonie, bieten deutschen Auswanderern die annehmlichsten Be - dingungen und stellen die zuverlässigsten Garantieen. Um nähere Auskunft beliebe man sich in portofreien Briefen zu wenden an obgenannte Besitzer (26. Nicholas Lane, Lombard Street, Loudon), oder an die Port Natal = Agentur, Nro. 426, Seestraße in Zürich.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungs = Zeitung.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Privat = Anzeigen.

Note: [1]

Aufruf zu einem gemeinschaftlichen Plane.

Ein ordinirter Candidat der Theologie reformirter Confession und gegenwärtig Student der Medicin an einer deutschen Universität, 28 Jahre alt, ledigen Standes und Besitzer eines Capitals von einigen tausend Gulden, hegt den Wunsch, für das Frühjahr 1847 eine Ge - sellschaft deutscher Auswanderer, zur Gründung einer selbstständigen deutschen Niederlassung in Amerika, zusammen zu bringen. Da unter Denen, welche im nächsten Jahre ohnehin nach Amerika auswandern werden, gewiß eine Anzahl von Solchen, die zu diesem Unternehmen tüchtig und bereit wären, befindlich ist, dieselben aber gegenwärtig wohl in vielen Gegenden Deutschlands zerstreut wohnen, so glaubt der oben Bezeichnete nichts Besseres thun zu können, als durch eine öffentliche Anzeige in dieser Zeitung sie zur Theilnahme an seinem Vorhaben freundlichst einzuladen. Jn Anbetracht, daß ein solches Unternehmen von Anfang an nur durch ein thätiges Zusammenwirken aller Theilnehmer gelingen kann, mögen sich dieselben die Mühe neh - men, in frankirten Briefen unter der Chiffer: C. K. Erlangen, ihre Bereitwilligkeit schriftlich zu erkennen zu geben, und zugleich da - mit ihren Charakter, die verschiedenen Arbeiten, denen sie gewachsen sind, und ihr Capital namhaft zu machen, damit darnach eine Liste angefertigt werden kann. Oekonomen und gebildete Handwerker möchten auch bei geringem Capital die vor der Hand nothwendigsten Personen zu diesem Unternehmen sein, zu dessen Vollständigkeit jedoch ein ge - prüfter Schüllehrer, Arzt, Pharmaceut, Chirurg, sowie ein tüchtiger Jurist, Forstmann und Jngenieur nicht fehlen darf. Sobald als die erforderliche Anzahl von Theilnehmern sich gemeldet haben wird, wird das Resultat der Liste bekannt gemacht werden. Bis dahin verspart der Verfasser dieser Anzeige, über die Zeit der Abreise und den Ort der Zusammenkunft bestimmtere Vorschläge zu machen.

[2] Der naturforschende Verein in Texas wird seine Ueberfahrt von Antwerpen nach Galveston zwischen dem 20. und 25. October auf einem eigens gemietheten Schiffe bewerkstelli - gen. Auf demselben sind noch einige Plätze für Auswanderer zu bil - ligst gestellten Preisen frei. Näheres bei Hrn. A. Altstaedten in Antwerpen, zu erfragen bei Hrn. Krug, Gastwirth zum wilden Mann, Kaesstraße, Nr. 552, sowie bei dem Hauptbevollmächtigten des Ver - eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, Hrn. Referendar S. Schultz in Bonn, Wilhelmstraße Nr. 13.

Note: [3]

Erklärung schwäbischer Einwanderer in Siebenbürgen.

Um bei den widersprechenden, nicht selten gehässigen Berichten, welche verschiedene Zeitungen aus Parteisucht zu verbreiten suchen, und dadurch nicht nur die Ehre redlicher Männer gefährden, sondern auch unsere Rückgebliebenen beunruhigen, die zur Nachfolge Entschlosse - nen aber irre machen -- unser Befinden in unserm neuen Vaterlande zur Kenntniß aller Welt zu bringen, beeilen wir unterfertigte nach Siebenbürgen eingewanderte Würtemberger uns, folgendes treue Be - kenntniß der reinsten Wahrheit zu veröffentlichen.

Man machte uns zwar vor dem Ziele unsrer Wanderung unter - wegs so bange, daß 4 unserer Genossen, dadurch abgeschreckt, nach der alten Heimath zurückkehrten. Doch wie ganz anders wurde uns zu Muthe, als wir, nach glücklicher Durchwanderung der ungarischen Comitatsortschaften, auf königl. freiem Sachsenboden das erste Dorf im Bistritzer District, größtentheils aus reinlichen, geräumigen, mit Ziegeln gedeckten Steinhäusern erbaut, erreichten, die schönsten Wei -zensaaten auf wohlbearbeitetem Boden uns anlachten, und andere Feld - abtheilungen emsig zu Hafer und Mais vorbereitet wurden. Wie hob sich unser Herz, als wir in dem zweiten Dorfe, eine kleine halbe Stunde von Bistritz, nebst den schönsten Fruchtfeldern ein unüberseh - bares Weingebirge fanden, auf welchem einer der besten Weine des Landes, an Güte dem besten Rheinweine nicht nachstehend, gedeihen soll. Wie dankten wir Gott, als wir in Bistritz selbst eine Aufnahme fanden, die wir uns mit der lebhaftesten Phantasie vorher nie hatten träumen lassen. Gastfrei und liebreich kam uns Alles entgegen; nicht als Fremden, sondern als längst ersehnten Brüdern, die aus der Fremde wiederkehren, bot man uns hilfreich die Hand; wen wir an - redeten, der antwortete uns in reiner hochdeutscher Schriftsprache, obwohl die gewöhnliche Umgangssprache unter den hiesigen Sachsen eine Art Plattdeutsch ist. Brod und Lebensmittel fanden wir die Fülle, und kaum 1 / 3 so theuer, als in Schwaben, obgleich man be - hauptete, daß die Preise der Früchte wegen vorjährigen Mißwachses um die Hälfte gestiegen, und das Pfund Rindfleisch von 3 auf 5 Xr. C. M. nur deßwegen erhöht worden, weil in den Donaufürstenthümern die Löserdürre wüthe, weßwegen kein Schlachtvieh aus denselben ein - gehe, und Wien, bei seinem unglaublichen Verbrauch, allen Bedarf aus Siebenbürgen und Ungarn beziehe. Wohnungen und Grundstücke zum Bebauen, wie wir sie nur wünschen können, sind uns unter den billigsten Bedingungen überlassen worden, und wer mit Geld versehen hier einwandert, kann sich hier leicht ankaufen, einbürgern, und wird als Deutscher in staatsbürgerlicher Hinsicht den Sachsen zugezählt, alle denselben laut Verfassung zustehenden Rechte und Freiheiten mit - genießend. Zweckmäßige Volksschulen für Knaben und Mädchen, worin durchaus deutsch unterrichtet wird, und schöne evangelische Kirchen mit ausgezeichneten Pfarrern sind in jedem sächsischen Dorfe. Jn Bistritz selbst besuchen unsere Kinder das wohleingerichtete Gymnasium.

Und so müssen wir bekennen, daß wir in Siebenbürgen kein Sibirien, sondern in Bistritz mehr als eine zweite Heimath gefunden haben, und unsere Erwartungen weit übertroffen sehen durch gefälliges Zuvorkommen unserer neuen Mitbürger, durch Mittel und Verhältnisse zu unserer Beglückung, durch geregelte Einrichtung, Sicherheit und Rechtspflege unter dem Schutze der wahrhaft väterlichen kaiserlich österreichischen Regierung nach weisen Nation = und Landesgesetzen: durch Unterricht in Kirchen und Schulen; vor allem aber durch herz liche Theilnahme am Wohl und Wehe der Unsrigen, wie es die men - schenfreundliche Unterstützung der Wittwe und sechs Waisen des gleich am zweiten Tage nach seiner Ankunft allhier verstorbenen N. beweist, die in Zeit von einer Woche an milden Gaben 76 Fl. C. M. erhielt.

Diese unsere Erklärung wünschen wir durch alle Zeitungen ver - breitet zu sehen, zur Steuer der Wahrheit und zur Vernichtung aller böswilligen Gerüchte und boshaften Ausfälle gegen den redlichsten Mann, Hrn. Pfarrer Dr. Roth in Niemesch, der uns, einem guten Engel gleich, durch seinen Agenten, Hrn. Candidaten Peter Wolf in Tübin - gen, den Weg nach Siebenbürgen und insbesondere hierher gewiesen hat.

Bistritz, den 7. Juni 1846. Eigenhändig unterschrieben von

Zimmermeister Georg Gutbrod, gebürtig von Jttenburg.

Jacob Friedrich Weinmar,) geb. von Oferdingen. Küfer Georg Raiser,) geb. von Oferdingen. Weber Johann Georg Raiser,) geb. von Oferdingen.

Wagner Jacob Mößner, geb. von Hohenklingen.

Weber Michael Bader, geb. von Oberhausen.

Wittwe Anna Maria Haugen,) geb. von Mähringen. Johann Georg Grauer,) geb. von Mähringen. Johann Georg Dinglen,) geb. von Mähringen.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1846.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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