PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BBEMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit Karten, Plänen und Jllustrationen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW - YORK: Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver. Staaten Nord = Amerika's. William Radde, 322 Broadway.
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 7.
Montag, 14. Februar 1848.

Jnhalt. Cultur des Tabaks. -- Briefe aus Texas. Licht und Schatten. -- Winke und Warnungen: Gemeinschaftliches Reisen und Ansiedeln empfehlenswerth, communisti - sches, verbindlichmachendes verwerflich; records of judgment, eine Schwierigkeit bei Käufen. Erwiederung v. Paulsen. -- Abermals Licht und Schatten: Consul Meinel straft die öffent - liche Meinung (hinsichtlich der Auswanderungszeitung) Lügen. -- Vermischte Nachrichten: Bremens Vorzüge als Einschiffungsplatz; deutsche Auswanderer in Paris vor Gericht; Darmstädter Communisten = Gesellschaft.

Beschreibung des Tabaksbaues in Nordamerika.

Jm ersten Frühjahre wird der Saame auf ein kräftiges, gut umgearbeitetes Pflanzenbeet (tobacco patch) ausgesäet und locker eingerecht; gut ist, wenn man hienach das Beet mit etwas Holzasche bestreut. Hat die Pflanze das vierte Blatt getrieben, so wird sie an einem Tage, an welchem Regen zu erwarten ist, auf das eigentliche Tabaksfeld ausgepflanzt, welches ebenfalls gut von Boden und tüchtig umgearbeitet sein muß. Die Pflanzen müssen wenigstens drei Schuh weit von einander gesetzt werden, damit die Sonne Zugang zu ihnen hat und die Blätter sich un - gehindert ausbreiten können. Hat die Pflanze eine Höhe von 3 -- 4 Schuh erreicht, so wird die Erde um sie herum aufgelockert und gehäuft, so wie es bei Kartoffelpflanzen geschieht. Bald nach - her, wenn sie 10 -- 12 Blätter hat, so wird die Krone abgebrochen, damit sie den Blättern nicht zu viele Nahrung entzieht. Einige Wochen später wird die Erde zum zweiten Male um die Pflanzen angehäuft, wobei man zugleich alle Nachschößlinge entfernt. Werden die Blätter hellbraun und gefleckt, so wird die Pflanze geschnitten, worauf bald ein neuer Schößling hervorschießt, der wieder einem dritten, oft noch einem vierten Platz macht. Die geschnittene Pflanze wird an Querstangen an einem trockenen, luftigen Orte aufgehängt bis sie braun wird, worauf die Blätter von der Staude abgelöst, in Bündel gebunden und nochmals zum Trocknen auf - gehängt werden. Blätter, welche, wie es bei den letzten Schöß - lingen häufig der Fall ist, nicht völlig zur Reife gediehen sind, werden, um sie vor Schimmel zu bewahren, gedörrt (cured), d. h. sie werden im Trockenhause (cure-house) über ein gelindes Feuer aufgehängt. Sind die Blätter getrocknet, so werden sie ihrer Größe und Güte nach sortirt und in Fässer gepackt.

Jn kälteren Gegenden, z. B. im Staate Newyork, wo der Landmann nur für seinen eigenen Bedarf Tabak baut, ist es rathsam,den Tabaksamen nicht in ein Beet, sondern in einen großen, mit guter Erde gefüllten Kasten zu säen, den man bis zur Zeit, wo keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an einem mäßig warmen, den Sonnenstrahlen zugänglichen Orte aufbewahrt. Geschieht dieß nicht, so erreicht die Pflanze, der spätern Aussaat wegen, häufig nicht die gehörige Reife.

Um die Tabaksraupen, welche die Blätter zernagen und oft ganze Felder zerstören, zu vertilgen, pflegt man Morgens und Abends die Truthühner aufs Feld zu treiben, sie suchen die Raupen ab und fressen sie. Um die Truthühner (turkeys) recht gefräßig zu machen, sperrt man sie den Tag und die Nacht über ein und gibt ihnen wenig oder gar kein Futter. R.

Briefe aus Texas.

So lange es noch Auswanderer gibt, welche, anstatt auf einen so wichtigen Wendepunkt ihres Lebens sich fleißig vorzu - bereiten, anstatt durch vertrauenswürdige Schriften und sonstige Quellen des guten Rathes über ihr Vorhaben und Reiseziel sich gründlich belehren zu lassen, leichtsinnig, planlos, ja blindlings fortstürmend ihre Zukunft dem Gerathewohl anheimstellen: -- so lange wird es natürlich auch nicht an Opfern solchen Leichtsinnes fehlen, die bei einem nur durch Uebereilung und handgreifliche Verkehrtheiten qualvollen Dasein sich reuevoll in die verlassene Heimat zurücksehnen, Anderer, die sogar Gesundheit und Leben einbüßen, gar nicht zu gedenken. Es befremdet uns daher keines - weges, was ein solcher vor Kurzem zurückgekehrter, bitter ge - täuschter Landsmann versichert, daß nämlich, gleichwie in Deutsch - land Unzählige fortwollen, und wegen Mangels an Mitteln nicht können, in Amerika Tausende auf Erlösung durch Rückkehr harren, die ebenfalls durch Mangel an Mitteln ihnen abgeschnitten. Denn über das alles ist zwischen hier und drüben eine große Kluft be - festiget, und darum bezeuget so mancher Hiobsbote Denen, die noch bleiben oder umkehren können, daß sie nicht auch kommen an jenen Ort der Qual! Kein Wunder also, daß die wider - sprechendsten Nachrichten zu uns herüberdringen, bald jubelnd und jauchzend, bald stöhnend und jammernd, je nachdem die verschie - denen Persönlichkeiten der Berichterstatter für die Auswanderung reif und vorbereitet waren oder nicht.

Absichtlich einmal Licht und Schatten neben einanderstellend überlassen wir es unsern Lesern, aus folgenden Mittheilungen dieser Art die Wahrheit selbst herauszufühlen. Der erste, aus der Nähe von Vacha eingesandte Bericht rührt von einem im Jahre 1846 nebst Familie Ausgewanderten her, welcher unge - achtet hinlänglicher Mittel sich in Teras nur unglücklich fühlt; der Verfasser des zweiten, aus der Didaskalia entlehnten ist ein aus Frankfurt a. M. gebürtiger Arzt.

I.

Houston am 6. Febr. 1847.

-- -- -- Nicht lange nach unserer Ankunft im vergangenen Jahre kauften wir eine Farm 12 Meilen von Houston gelegen, und zogen alsbald auf dieselbe. Weil wir aber Alle nach und nach das klimatische Fieber bekamen, das gewöhnlich neuangekommene Auswanderer über - fällt* )Jm Umkreise von 12 engl. Meilen um Houston ist, so viel uns be - kannt, fast nur flaches, für Neueingewanderte nicht gesundes Land. Mehr westlich leben viele Einwanderer, welche nicht am Fieber litten. Es ist also von größter Wichtigkeit für den Einwanderer, nur in einer als gesund bekannten und bewährten Gegend sich niederzulassen. D. Red., und sich auch noch andere Uebel hinzugesellten, waren wir ge - nöthigt, da kein Arzt sich in der Nähe befand, wieder zurück nach Houston zu ziehen, wo wir eine Miethswohnung bezogen und noch sind.

Es ist indessen in Texas Alles ganz anders, als es in Büchern steht, die so Viele zur Auswanderung verleiten, und die man alle ver - brennen sollte, weil sie fast alle deutschen Auswanderer ins Elend führen. Die schlechte Kost und das verdorbene, oft ganz übelriechende Buffalo - Bajo = Wasser, das man hier trinken muß, ist es schon allein, welches die Menschen krank und elend macht** )Ein Missionär, dessen angenehme Bekanntschaft ich zufällig machte, versicherte mich, es gäbe kein besseres Schutzmittel gegen Klimafieber, als gänzliches Vermeiden des Frischenwassertrinkens. Statt dessen solle man nur mit Reis abgekochtes Wasser trinken, und werde dabei auch bei unge - wohntem Klima völlig gesund bleiben. D. Herausg.; und dann die schlechten Häuser! Die Musquitos sind hier so schlimm, daß wir noch im November Alle ganz im Gesicht und Händen zerstochen und voller Beule waren. Unge - ziefer gibt es überhaupt hier in Menge. Die Schlangen, Scorpionen und Eidechsen kommen sogar in die Häuser und fressen die Hühner und Enten. Jch sah gestern noch eine Schlange auf der Straße todt - schlagen, die über eine Elle lang und von schwarzbrauner Farbe war. Andere Raubthiere sind nicht weniger häufig. Wir hörten, als wir noch auf der Farm wohnten, die Wölfe oft des Nachts um unser Haus heulen, so daß uns manchmal ganz bange wurde. Sie fürchten sich zwar vor den Menschen, und kommen selten am Tage hervor; aber desto öfterer des Nachts. Nur ein einziges Mal sah ich einen -- er war so groß als ein junger Hühnerhund -- am Tage, als er durch unser eingefenztes Feld lief. Dabei stehen die Preise der Lebensmittel und des sonst Nöthigen, gegen Deutschland, hier sehr hoch. Für ein Quartier, worin wir im Winter bald erfroren wären, müssen wir mo - natlich 10 Dollar geben. Der Doctor nimmt für ein Recept zu schreiben 1 / 4 Doll. für einen Besuch 4 -- 5 D. Ein knappes Nösel Milch kostet 4 gute Groschen. Dabei sind die Amerikaner so stolz und kalt gegen Fremde, daß von ihnen wenig Hülfe zu erwarten ist, und nur mit Verachtung sehen sie auf die deutschen Einwanderer herab. Das kommt aber daher, weil so viel schlechtes Gesindel sich darunter befindet, da müssen denn die Guten mit den Schlechten leiden. Wie mancher ginge gern in sein Vaterland zurück, wenn es nur in seinen Kräften stünde.

II.

Neu = Braunfels, den 23. März 1847.

Unser Klima ist das angenehmste und schönste, das man sich nur wünschen kann. Jm Sommer ist freilich die Hitze groß, jedoch nicht so sehr, wie es in den wenigen in Deutschland über Texas erschie - nenen Büchern gemacht wird. Jm vorigen Sommer stieg dieselbe nieüber 32° R. (natürlich im Schatten). Die heißesten Monate sind der Juli und August. Die Nächte sind alsdann so warm, daß fast stets über 20° R. sind, jedoch am Tage weht meist von Morgens 10 an bis Abends ein höchst angenehmer und sehr erfrischender Südwind; höchst selten, fast nie hatten wir Windstille; größtentheils ist der Wind S. O. oder S. S. O., seltener S. und noch seltener S. W. Die Hitze wird freilich dadurch bedeutend gesteigert, daß es während dieser ganzen Zeit nur höchst selten regnet und deßhalb der Boden sehr trocken und warm ist. Man baut jedoch schon mit Berücksichtigung dieser warmen Zeit die Häuser hier viel luftiger als in Deutschland, um den Wind durch dieselben streichen lassen zu können; außerdem bringt man vor jedem Hause ein sogenannte Gallerie an, was weiter nichts ist, als eine Halle, welche Schatten und durch das freie Durch - strömen des Windes Kühlung gewährt. Diese heiße Zeit ist dann für mich und meine Collegen die angestrengteste Periode, indem es wäh - rend derselben die meisten Kranken gibt; denn gerade zu dieser Zeit herrschen die Fieber, meistens Wechselfieber, wozu dann noch das von amerikanischen Aerzten sogenannte Congestivfieber kommt, was haupt - sächlich durch die Hitze und von dem Aussetzen der Sonnenstrahlen erzeugt wird, besonders häufig bei unsern Bauern, da dieselben so schwer daran zu gewöhnen sind, nie ohne gute Kopfbedeckung im Freien zu arbeiten. Außer dieser Zeit ist die Temperatur hier höchst angenehm, nur im Winter haben wir zuweilen anhaltende Regen, jedoch selten länger als 5 -- 7 Tage, und wenn auch danach Alles über - schwemmt ist, so trocknet es hier auch desto schneller, indem meist nach einem solchen Regen ein N. W. Wind eintritt, welcher mit unendlicher Schnelligkeit die Pfützen austrocknet; kommt dazu noch warmer Son - nenschein, so sind in 3 -- 4 Tagen die Straßen und Wege fast wieder so trocken, wie vorher. Unangenehm sind im Winter nur zuweilen die Norder (Nordwinde), welche oft sehr schneidend kalt sind und die Erinnerung an die heimlich durchwärmten Zimmer in Europa sehr auffrischen; aber auch ein solcher Norder dauert selten länger als drei Tage, und während desselben hat man denn Morgens das seltene Schauspiel, Eis zu sehen. Jn wohleingerichteten Häusern hat man Kamine, um welche sich dann bei so kalten Tagen die Haushaltung versammelt und wärmt, denn die Geschäfte stocken sogleich bei Ein - tritt eines solchen Norders. Wie höchst angenehm das Klima hier ist, und wie selten kalte Tage und Nächte sind, dafür liefern unendlich viele Texaner den Beweis, indem sehr viele derselben in vielen Jahren oft nicht in einem Hause, sondern stets im Freien unter Bäumen schlafen. Bei der großen Ungenirtheit in jeder Beziehung läßt sich hier die Wärme auch leichter ertragen, indem es im Sommer fast Niemand einfällt, einen Rock anzuziehen; ich habe den ganzen Som - mer durch fast nie einen Rock, noch weniger eine Weste und Halsbinde getragen, letztere beiden Stücke habe ich ohnedem ganz aus meiner Garderobe verbannt, indem sie hier überflüssig sind. Mein Anzug besteht gewöhnlich aus einem Hemd, weißen Hosen, Strümpfen und Schuhen und einem breitrandigen Strohhut; so setze ich mich des Morgens zu Pferde und besuche meine Kranken, so gehe ich auch zu Tische. Am Neujahrstage z. B. hatten wir so schönes, warmes Wetter, daß ich in demselben Costüme ohne den Rock den ganzen Tag sein konnte; ich dachte dabei recht an Euch, wie Jhr wohl frieren möchtet und viel um eine Stunde solchen schönen Wetters geben würdet. Wie gesagt, das Klima hier wird wohl nicht leicht von dem eines andern Landes übertroffen. Was den Einfluß desselben auf die Ge - sundheit neuer Ankömmlinge betrifft, so kann ich aus meiner Erfahrung nicht anders sagen, als daß er im Allgemeinen nicht ungünstig ist. Wenn auch allerdings im Sommer durch die Hitze Viele auf das Kranken - bett geworfen werden, so haben die Meisten sich selbst die Schuld beizumessen, da es zu viele kluge Leute gibt, die, aller Warnung un - geachtet, stets ohne Kopfbedeckung im Freien arbeiten, oder doch wäh - rend der heißesten Stunden (von 10 Uhr Morgens bis Nachmittags 3 Uhr) die so nöthige Ruhe im Hause nicht genießen wollen. Jn derRegel sind die bloß durch die Wärme erzeugten Fieber nicht von Be - deutung, und wenn ein davon Befallener bei Zeiten ärztliche Hülfe sucht, ist er auch schnell davon befreit. Katarrhe, Rheumatismen, Ent - zündungen ec. gehören zu den Seltenheiten, sowie überhaupt im Winter, wo bei Euch diese Krankheiten am häufigsten vorkommen, hier fast gar keine Kranken sind. Sogar im Winter, während dessen wir die beschwerliche Landreise machten, hatten wir nur sehr wenige Kranke. Es glauben Viele, jeder neue Ankömmling müsse das Fieber be - kommen, was aber durchaus irrig ist. Jch, sowie viele Andere, waren stets gesund, und ich kann nicht sagen, daß ich mich, so lange ich hier im Lande bin, je länger als ein Mal einen halben Tag un - wohl befand. Daß die Wärme aber ein gutes Mittel gegen Corpulenz ist, davon habe ich den besten Beweis an mir gesehen; schon auf dem Schiffe fing ich an magerer zu werden, und fuhr darin dermaßen fort, daß ich jetzt schlanker bin, als ich je war, und eben so war es mit mehreren Anderen der Fall. Meine Röcke sind mir alle so weit, daß ich sie gar nicht mehr anziehen kann, und meine Fräcke könnte ich als Mäntel gebrauchen.

An der Küste, besonders in Galveston ist es sehr ungesund, wie das überhaupt überall an heißen Seeküsten der Fall ist, wozu der Mangel an Quellen, überhaupt gutem Wasser, Manches beiträgt. Die Amerikaner sehen meist blaß und ungesund aus, was aber hauptsäch - lich daran liegt, daß dieselben sich mit Medicamenten ruiniren. Wenn ein Amerikaner krank ist, so kommt es ihm mehr darauf an, daß die Krankheit schnell unterdrückt, als daß sie vollständig geheilt werde, weßhalb denn die amerikanischen Aerzte, die überdieß zuweilen Quack - salber sind, diesen Kranken ungeheure Dosen von sehr stark wirkenden Arzneimitteln geben, wodurch die Krankheit augenblicklich unterdrückt wird, aber dadurch nicht getilgt ist, und eben dadurch und besonders durch die fürchterlichen Gaben von Calomel ruiniren diese Leute ihre Gesundheit entsetzlich. An und für sich muß man allerdings hier grö - ßere Gaben von Arzneimitteln anwenden als in Europa, aber dennoch nimmt ein Amerikaner auf einmal so viel Calomel, wie ich 4 -- 6 Personen zusammen nicht gebe. Eben solche Quantitäten essen sie von China und andern Arzneimitteln. Jm Allgemeinen kennen die hiesigen amerikanischen Aerzte nur wenige Medicamente, die sie aber stets und bei allen Krankheiten gebrauchen.

Was das Land nun anbelangt, so ist dasselbe sehr schön, der Boden ist zum Ackerbau ausgezeichnet; ganz besonders schön ist das Land in unserer Umgebung, die schönste schwarze Gartenerde, welche in Frankfurt gut bezahlt werden würde als Blumenerde. Größten - theils besteht Texas, so weit ich es bis jetzt gesehen und was ich sonst davon gehört habe, aus Prairien (Wiesenland); dem Laufe der Flüsse und Bäche entlang findet sich Holz, mehr oder weniger dick zusam - menstehend, jedoch nur seltener dichte Wälder von größerem Umfang bildend; es wird dieß mit dem Namen bottom von den Amerika - nern bezeichnet. Hier am Fuße der Gebirge werden diese bottom schon breiter und dichter, jedoch kommen sie noch lange nicht den nordame - rikanischen Urwäldern gleich. Besonders für den Neuling haben sie, wo sie noch in ihrem Urzustand sind, d. h. wo noch kein Holz darin gehauen ist, vielen Reiz. Die Flußbetten sind nämlich alle sehr tief, die Ufer sehr hoch und mehr oder weniger steil, und nun zu beiden Seiten diese herrlichen Bäume, besonders längs der Guadalupe, wo der bottom fast nur aus Cedern, Cypressen, Platanen ec. besteht. Jch sah an den meisten Stellen diese Bäume von ungeheurer Höhe und oft auch sehr dick. Platanen von 60 bis 80 /, Cedern und Cypressen noch höher; mehrmals sah ich letztere von 4 bis 6 / unten im Durch - messer und dabei wohl über 100 / hoch. Zwischen diesen Riesenbäumen und an ihnen heran ziehen sich nun sehr viele Schlinggewächse und Wein - stöcke von bedeutender Stärke; öfters sah ich Stämme derselben von 1 / 2 / und mehr im Durchmesser. Der wilden Trauben gibt es hier sehr viele Arten und die meisten sind recht schmackhaft, wenn auch natür - lich nicht so gut und süß wie die cultivirten in Europa; sicherlichließen sich diese wilden Reben leicht veredeln und müßten einen recht guten Wein liefern, was wir hoffentlich auch noch in Zukunft ver - suchen werden; vor der Hand benutzen wir sie zu Essig und kochen sie zu Compot.

Was nun die oben erwähnten Prairien betrifft, so gibt es hier zu Lande einige von sehr bedeutender Ausdehnung, von 20 bis 30 englischen Meilen, von welchen bekanntlich drei auf eine Wegstunde gehen. Diese großen Prairien können vorerst noch nicht bebaut wer - den, da es in der Mitte derselben dem einzelnen Farmer am Wasser fehlen würde, und bei der großen Menge unbebauten Landes baut sich Jeder nur am Wasser an, und werden vorzüglich nur solche Plätze aufgesucht, wo gutes Wasser in hinreichender Menge, gutes Gras für das Vieh und hinreichend Holz zum Bauen und Umzäunen vorhanden ist. Jm Frühjahr gewähren diese großen Prairien einen ausgezeichnet schönen Anblick, wenn sie in ihrem vollen Blumenflor prangen, und zwar macht es sich ausgezeichnet gut, daß man sie auf großen Strecken immer in verschiedenen Farben blühen sieht, da gewöhnlich von der - selben Blumenart viele auf einem Platze stehen und auf einem andern Platze wieder anders blühende Blumen. Eben so wechseln die Prai - rien im Sommer immer nach Verlauf von mehreren Wochen ihre Farben, je nachdem diese oder jene Blumen zur Blüte gelangen. Daß die Blumen geruchlos hier seien, wie öfter in Büchern geschrieben wird, habe ich durchaus falsch gefunden, indem es sehr wenige Blu - men gibt, welche keinen Geruch haben, und fast alle duften ausge - zeichnet schön und lieblich. Nur zuweilen ist der Geruch schwächer und, wie es mir schien, besonders beim Norder. Unter diesen herr - lichen Blumen wären die meisten werth, bei Euch in Treibhäusern aufbewahrt zu werden, wie es denn mit manchen auch wohl der Fall ist. Mich dauerten oft die schönen Blumen, wenn ich darüber hin - wegritt. -- Jch glaube nicht, daß man irgendwo besseres Land zum Ackerbau finden kann; wenn auch das Land in den gebirgigen Gegenden steiniger ist, so ist es doch immer noch nicht so schlimm, daß es nicht umzuhacken wäre und eine gute Ernte verspräche.

Was die Einwohner Texas 'betrifft, so sind natürlich der größte Theil aus den vereinigten Staaten eingewanderte Amerikaner, und zwar sind die meisten erst seit einigen Jahren oder noch kürzerer Zeit hier wohnhaft. Diese Amerikaner sind nun ein eigenthümliches Volk, theilweise führen sie ein vollständiges Nomadenleben, ziehen oft mit ihrer Haushaltung, mit ihren Viehheerden ec. von einem Platze zu dem anderen. Einen Sinn für ihre Heimath im engeren Sinne besitzen sie durchaus nicht, wiewohl sie das Vaterland im Großen sehr hoch halten. Man sieht hier unendlich viele junge Männer, welche ihre Heimath verließen, um hier ihr Glück zu machen; selten wird man einen solchen von seinem Geburtsort sprechen hören, und zum Heim - weh ist er zu selbstständig. Jndem ein junger Mann das Vaterhaus verläßt, trennt er sich auch ganz von ihm, er steht vollständig auf eigenen Füßen und meistens bekümmert man sich von beiden Seiten auch weiter nicht mehr viel um einander. Daher hört man auch höchst selten einen jungen Amerikaner von seinen Eltern oder Geschwi - stern sprechen. Jm Allgemeinen scheint mir bei den Amerikanern wenig der Verstand, der praktische Sinn zu dominiren. Vielleicht tragen die politischen Verhältnisse mit dazu bei; denn schon mit dem siebenzehnten Jahre wird hier ein Jüngling als selbstständig vor Gericht betrachtet, und mit dem einundzwanzigsten ist er sogar wahlfähig. Die Mädchen heirathen gewöhnlich im vierzehnten oder fünfzehnten Jahre, und da hier so unendlich viele junge Männer einwandern, ist eine alte Jungfer eine unerhörte Seltenheit. Diese freien Jnstitutionen haben aber auch einen besonders günstigen Einfluß auf die Kinder, indem dieselben bei weitem gesetzter und im Betragen anständiger sind als in Europa; die Knaben haben durchaus nicht das Flegelhafte und Tölpelhafte wie oft in Deutschland. Wenn man mit einem Jungen von circa 12 Jahren spricht, so wird man nie finden, daß derselbe verlegen ist; er behandelt den Fremden eben so artig und auf dieselbe Weise wie esein Erwachsener thun würde; er gibt auf die an ihn gerichteten Fra - gen mit Bescheidenheit Antwort und weiß oft eben so gut über Ge - schäfte zu sprechen wie ein Alter. Es ist dabei durchaus nichts Ge - zwungenes, Altkluges in ihrem Benehmen, denn unter einander tollen sie zuweilen und toben trotz den deutschen Bauernjungen. Die Mäd - chen scheinen mir häuslicher, sittsamer und ernster zu sein, als bei Euch. Noch nie habe ich ein amerikanisches Kind mit einer Puppe spielen sehen, dagegen häufig der Mutter beim Kochen an die Hand gehen. Die Amerikaner sind im Allgemeinen zuvorkom - mend und gastfreundlich gegen Fremde. Jch habe viele Familien kennen gelernt, wo es mir im Allgemeinen recht gut gefallen hat, wo ich stets willkommen bin und auch eine gewisse Herzlichkeit vorhanden ist.

Bei dem Urtheil über die Amerikaner in den neuen Staaten und Niederlassungen darf man nie außer Acht lassen, daß die Meisten dem weniger gebildeten Stande angehören, eigentlich nur Das sind, was man in Europa Bauern nennt. Ein himmelweiter Unterschied findet jedoch statt zwischen einem amerikanischen Bauer und einem deutschen Bauer, daher man sagen kann, daß es eigentlich keine ame - rikanischen Bauern gibt. Der Amerikaner bewegt sich stets mit sehr vielem Anstand, ist im Allgemeinen sehr gesittet, hat viel feines Ge - fühl und Tact, was den deutschen Bauern und auch niederen Bür - gersleuten meist abgeht. Ein Amerikaner und besonders eine Ameri - kanerin wird sich immer ungezwungen und ohne Anstoß in jeder Gesellschaft bewegen können, abgerechnet einige Freiheiten, die hier gang und gebe sind, als das von Frauenzimmern und Herren bestän - dige Schaukeln auf den Stühlen, was von den hier so sehr gewöhn - lichen Schaukelstühlen herkommt, ferner das bei den Männern übliche Tabbakkauen. Letzteres abgerechnet, das uns freilich empört, aber genau betrachtet doch nicht viel ärger ist, als Tabakschnupfen, kann ich nicht anders sagen, als daß mir die meisten der amerikanischen Sitten sehr wohl gefallen. Wenn man sich erst an die - selben gewöhnt hat und überhaupt in einem Hause einheimisch ist, kann man sich da recht wohl befinden. Kömmt man zu einem Ame - rikaner ins Haus und man kennt sich durchaus nicht, so wird nach den ersten gewöhnlichen Begrüßungen: How do you do this mor - ning? very well , how do you do? tolerably , dem Frem - den ein Stuhl am Camine angeboten, und nachdem nun kurz das Wetter besprochen ist, wird der Fremde nie mit einer auf die Ursache seines Besuches bezüglichen Frage incommodirt; es gilt sogar für einen großen Verstoß gegen allen bon ton, den Besuchenden um die Ursache seines Kommens zu fragen, sondern man bleibt ruhig sitzen gegen - seitig, und wenn der Besuchende, oder der Hausherr sehr einsylbig ist, kann man stundenlang dasitzen, ohne daß man weiß, was er will, ohne daß ein Wort gewechselt wird, wie mir das zuweilen so geht in meinem Hause; jedoch genirt man sich dabei nicht; ist man gerade beschäftigt, so wird fortgearbeitet, und kommt die Essenszeit, so wird der Gast mit zum Essen eingeladen. Nie aber wird außer der ge - wöhnlichen Essenszeit etwas zu essen oder zu trinken vorgesetzt. Dem weiblichen Geschlechte wird hier zu Lande ganz besondere Aufmerksam - keit und Achtung bewiesen. Nie wird ein Amerikaner ein Frauen - zimmer beleidigen durch Wort oder That, es gilt dies mit Recht für die größte Gemeinheit, und wehe Dem, der sich in Gegenwart eines Amerikaners so etwas zu Schulden kommen läßt; er ist seines Lebens nicht sicher. Leider sind solche Beleidigungen bei unserm Volk hier keine Seltenheit, und schlimm genug, daß dieß auch dazu beiträgt, daß unsere Nation hier so wenig geachtet wird. Aber auch vor dem Gesetze sind die Frauenzimmer bei weitem höher gestellt wie bei Euch. Das Benehmen der Frauen rechtfertigt aber auch vollkommen eine so hohe Achtung; sie haben einen höchst feinen Anstand, sie wissen sehr gut in ihrer Art zu conversiren und bewegen sich mit viel Freiheit und Ungezwungenheit, ohne im geringsten die Grenzen des Anstandes zu überschreiten. Wiewohl sie höchst selten geputzt sind, sind sie stets mit vielem Geschmacke gekleidet. Mit besonderem Vergnügen habe ichimmer bewundert, mit welcher Grazie sie auf den Sattel zu springen wissen; denn hier reitet Jedermann, Mann oder Frau, und besonders nett sieht es aus, was sehr häufig der Fall ist, wenn zwei Damen hinter einander auf einem Pferde sitzen. Durch die freien Staats - institutionen und die Gleichstellung aller Staatsbürger vor dem Gesetz gilt denn auch Einer so viel wie der Andere, und nur dem wird mehr Ehre erwiesen, der durch eigenes Verdienst sie sich zu erwerben weiß. Aller Unterschied der Stände hört hier vollkommen auf, und es kann so gut der oberste Staatschef, der Präsident, vor Gericht gezogen werden, wie der geringste Landmann. Diese Gleichstellung Aller gefällt mir ausnehmend (wiewohl ich nie früher eigentlich dema - gogische Ansichten gehabt habe); wem man hier besonderes Ansehen gibt, von dem kann man auch ganz gewiß seyn, daß er es durch eigenes Verdienst erlangt hat, und nicht etwa durch Geburt. Reif muß ein Volk aber zu solcher politischer Freiheit werden, was man hier recht handgreiflich merken kann; denn während der geringste Ame - rikaner, an vernünftigen Gebrauch derselben gewöhnt, seine Gesetze achtet und sich ihnen unterwirft, verstehen unsere darin noch nicht mündig gewordenen Deutschen hier darunter nichts als frei von allen Abgaben, Gemeindelasten, Gesetzen, frei von allen Richtern, so daß Jeder thun und lassen kann, was er will, ohne Rechenschaft davon zu geben, daß er stehlen und morden kann nach Herzenslust. Von Politik haben nun die meisten unserer Deutschen hier keinen Begriff, und wenn irgend etwas Politisches durchgefochten werden soll, so ist dieß mit den enormsten Schwierigkeiten verbunden, und eben so ist unsern Leuten durchaus nicht begreiflich zu machen, in wiefern es vor - theilhafter für das allgemeine oder unser besonderes Jnteresse ist, diesen oder jenen Candidaten zu einer Stelle zu wählen u. s. w. Da ich gerade an dieses Capitel vom Wählen gekommen bin, so will ich Euch doch kurz Einiges darüber mittheilen, da ich vermuthe, daß Jhr die Art und Weise der Regierung dieser Freistaaten nicht so genau kennt.

(Schluß folgt.)

Beherzigenswerthe Winke und Warnungen für Ansiedler in Amerika. (Schluß.)

Wie sehr nun unsere Verfassung auf Gemeinsinn seiner Bürger basirt ist, wie sehr selbst der Wahlspruch unserer Union die Nothwen - digkeit eines festen politischen Bandes hervorhebt, so störend und ge - fährlich ist es, diesen in der Politik als richtig anerkannten Grundsatz auch hinüberzuziehen in das erwerbende Leben jedes Einzelnen, und für keinen anderen Stand ist es so gewaltsam störend, als gerade für den Landmann. Die Erfahrung, die große Lehrmeisterin des stets versuchenden und unternehmenden Amerikaners, hat in der Union schon selbst lange den Stab gebrochen über die Zuträglichkeit solcher Ver - bindungen zum gemeinschaftlichen Betriebe des Ackerbaues; und die großen Uebelstände, welche die Company of internal improvements in Michigan. die Furiites society in Wisconsin, die Wabash valley company in Jllinois, die Oeconomy in Pennsylvanien, der Adels - verein in Texas hervorgerufen haben, sowie Hunderte von anderen kleineren Gesellschaften zu gleichem Zwecke, besonders in den westlichen Staaten, haben uns nur zu deutlich bewiesen, wie schlecht solche, die freie Bewegung hemmende und das Fortkommen und die Zufriedenheit der vereinten Familien zerstörende Verbindungen ihren gehofften Zweck erfüllen, selbst dann, wenn Leute, die unter unsern Verhältnissen groß geworden sind, solche Gesellschaften gründen und Statuten entwerfen. Daß aber diese Jdeen von Gesellschaften zur Gründung von Kolonien noch in den Köpfen der zur Auswanderung sich Rüstenden spuken, ist um so weniger zu verwundern, da sie, außerdem daß sie nicht wie wir durch Erfahrungen belehrt sind, gerade in dem Augenblick des sich Losreißens von der Heimath, des Hineintretens in eine ihnen fremdeWelt, die ihnen gewöhnlich noch dazu als kalt, als egoistisch und herz - los geschildert wird, mehr als je nach Vereinigung mit Anderen gleicher Abkunft und Sprache sich sehnen, daß sie in solcher Vereinigung ge - selligen Umgang im Glück, Unterstützung im Unglück so von Anderen hoffen, wie sie sich eben in solchen Augenblicken selbst bereit fühlen, ihrem leidenden Landsmanne um jeden Preis zu helfen. Doch bei wie Vielen, frage ich, ist dieß Gefühl nur momentan? bei wie Vielen ist es eine Frucht von Grundsätzen, nicht von augenblicklichen Auf - regungen? bei wie Vielen tragen diese Grundsätze, wenn sie in Streit gerathen mit materiellem Nutzen, speciellem Vortheil, immer den Sieg davon? bei wie Vielen endlich findet sich ein vernünftiges Ver - trauen in die Redlichkeit Anderer mit ihnen Verbündeter? Jeder Tag fast gibt uns Beispiele, daß oft selbst 2 oder 3 Freunde, die sich zu solchem Zweck in unsern westlichen Staaten vereinen, schon zu viel sind und sich trennen müssen, entweder weil sie wünschen, Freunde zu bleiben, oder weil sie schon keine mehr sind, und die oben berührten Fragen sind Klippen, an denen eine größere Gesellschaft von entfernter sich stehenden Familien leichter scheitert, als ein Freundschaftsbund von Zweien. Und auf der andern Seite möchte ich Diejenigen, welche längere Zeit im Westen von Amerika gelebt, fragen, ob sie mehr nachbarlichen Sinn, besseren Rath, leichtere Unterstützung, schnellere Hülfe in der Noth bei den dortigen Deutschen, als bei den Amerikanern gefunden haben? Jch fürchte, gar Wenige können bejahend antworten, denn die Art von Gemeinsinn, welche Deutschland leicht zu dem machen würde, was es sein sollte, fehlt dem Deutschen im Allgemeinen; und wer sind jene Haie, die jedem Deutschen, sowie er in unseren Seestädten ans Land tritt, auflauern und den Untergang drohen, die sogenannten Seelen - verkäufer oder Mäkler? Amerikaner sind es nicht, sondern Menschen, deren Muttersprache die deutsche ist. -- Wenn ferner auch der Boden in den westlichen Staaten der Union durchgehends ein ausgezeichneter ist, so daß gar leicht jeder Einzelne Land, so viel er wünscht und wie er es wünscht, sich aussuchen kann, so ist der gemeinschaftliche Ankauf einer größeren Strecke und die Schwierigkeit einer nachherigen Ver - theilung an die einzelnen Familien eines ländlichen Vereins gewöhnlich schon der zündende Funke für nachherigen Streit und baldigen Verfall des Vereins geworden. -- Gar viele Familien haben gegen mich ihr Bedauern ausgesprochen, daß sie jemals solchen Vereinen sich anschlossen, und noch Keinen habe ich gefunden, der, nachdem er beides versucht, nicht behauptet hätte, allein erwerbe er mehr, und könne besser sich durchschlagen, als im Verbande mit Mehreren. So sehr ich aber von solchen Vereinen abrathe, so sehr möchte ich gemeinschaftliches Reisen nach und in Amerika bis zum Ort der Bestimmung, und noch mehr nachbarliche, aber von einander unabhängige Ankäufe und Gründungen von Farmen durch die einzelnen Familien, empfehlen. Dieß ist sowohl möglich, als genügend und heilbringend für Alle; nur keinen gemeinschaftlichen Betrieb, keinen gemeinschaftlichen Erwerb, keine bindenden Statuten, keine die freie Thätigkeit eines Jeden irgendwie hemmende Beschränkungen! Diese passen nicht hinein in unser freies amerikanisches Leben, sie passen so schlecht hinein, wie Communis - mus oder souveraine Regenten.

Auch vor Mitnehmen von Arbeitern und Dienstboten möchte ich Familien im Allgemeinen warnen, insonderheit dann, wenn solche nicht schon die eigenen Mittel haben, nach Amerika zu gelangen, also schon Bezahlung im voraus bekommen. Etwas Anderes ist es, wenn ein einzelner, mit Geldmitteln versehener Mann dahin auswandert, und mit einer Familie in Verbindung tritt, die seine zu kaufende Farm in Pacht nehmen soll; denn Haus und Land zugleich bestellen, ist für den Einzelnen fast unmöglich; doch dann ist es auf jeden Fall besser, sich ein Weibchen mitzunehmen und selbst eine Familie zu gründen. Auch sind Leute zur Arbeit und Familien zum Pachten bei uns keinesweges so selten, als man es sich hier in Deutschland gewöhnlich denkt.

Eine andere Lieblingsidee scheint es unter den Auswanderern zu sein, Gesellschaften oder Corporationen unter sich zu bilden, oder Ko -lonieen und Duodezdeutschlande zu gründen, zu deren Leitung Statuten u. dgl. entworfen werden.

Eine fast ebenso große Schwierigkeit beim Ankauf von Land aus zweiter Hand bieten die Records of judgment oder richterlichen Zu - sprüche von Eigenthum wegen Schulden. Hunderttausende von Ackern Landes sind in den westlichen Staaten zur Zeit der Landspeculations - wuth von 1836 -- 1841 von Speculanten der Regierung abgekauft. Als die Reaction eintrat, waren zahllose Bankerotte die Folge, und die Gläubiger der Speculanten wurden auf das von diesen gekaufte Land angewiesen. Allerdings sind nun diese Judgments in den Archiven der Grafschaft zu finden, zu welcher das fragliche Land zur Zeit ge - hörte. Aber in den neueren, wohin die Fluth der Emigration geht, vermehrt sich die Zahl der einzelnen Grafschaften sehr schnell durch Zerstückelung früherer großer Counties. So z. B. umfaßt das vor 10 Jahren noch ganz existirende Brown County in Wisconsin bald darauf 3, dann 5, dann 8, jetzt 11 verschiedene Counties, und um nun mit Sicherheit zu wissen, daß auf einem Stücke Landes in diesem County, welches man aus zweiter Hand kauft, kein Judgment ruhe, muß man vielleicht die Archive an 4 verschiedenen Orten, die eben Sitz der jedesmaligen Grafschaftsregierung waren, nachsehen. Auch dieß ist wohl thunlich, aber viel schwieriger für den Neuling, als er sich träumen läßt; davon zeugen die vielen Mißgriffe. Jn den alten Staaten der Union ist es natürlich mit dem Ankauf von Land aus zweiter Hand viel einfacher, das Land hat dort einen höheren Werth, also schützt man es besser gegen fremden Anspruch, die Eintheilungen des Landes sind älter, der Geschäftsgang geregelter, und juristische Hülfe beim Ankauf leichter zu bekommen.

Erwiederung an HerrnDr. Bauernfreund.

So angenehm es einem jeden Agenten sein muß, dem die zufriedene Befor - derung seiner Auswanderer am Herzen liegt, etwaige Mängel und Unordnungen, welche sich in der Beförderung desselben vorfinden sollten, gerügt zu sehen, damit sie abgestellt werden können, so kann ein Aufsatz, wie der des Herrn Dr. Bauern - freund, in No. 6 dieses Blattes enthalten, nur kränken, indem er nicht aus reiner Quelle fließt. Herr Dr. Bauernfreund spricht sich zu allgemein aus und fuhrt auch nicht einen einzigen Punkt an, in wie fern ihm nicht die contractlichen Be - dingungen gehalten worden sind; denn hatte wirklich eine Verletzung der contract - lichen Bedingungen stattgefunden, welches ich durchaus in Abrede stelle, so würde ein Mann von Bildung wie Herr Dr. B., schon Wege und Mittel gefunden haben, um zu seinem Rechte zu gelangen.

So viel sich Unterzeichneter von Hrn. Dr. B., welcher sich im April 1847 als Zwischendeckpassagier in Mainz einschiffte, noch erinnern kann, waren dessen Ansprüche, weil er durch seine Bildung höher, wie seine Reisegefährten zu stehen glaubte, sehr anmaßend, und verlangte derselbe schon auf dem Rhein eine erste Cajütenpassage, auf dem Schiffe selbst meinte er könne der Capitain ihm wohl auch ausnahmsweise einen Platz in der Cajüte, oder wenigstens einen eigenen Platz im Schiffe einräumen. Jch machte ihn auf das Unzulängliche seiner For - derungen aufmerksam und bemerkte ihm, daß auf dem Schiffe durchaus solche Abweichungen nicht stattfänden. Gehe man als Cajütenpassagier, so habe man die Rechte eines solchen, bezahle man indessen nur für das Zwischendeck, so dürfe man auf keine weiteren Rechte Ansprüche machen, als die, welche einem Zwischen - deckpassagier zukämen, dieß scheint ihm weder behagen noch einleuchten zu wollen; um ihn jedoch, so viel es in meinen Kräften stand, zufrieden zu stellen, gab ich ihm einen Empfehlungsbrief an Hrn. Whyte in London mit, um ihm wo mög - lich einige kleine Vortheile zu verschaffen. Daß dieß von Hrn. Whyte geschehen ist, so viel es in seinen Kräften stand, habe ich mündlich von ihm erfahren; doch waren in der damaligen Zeit, durch das neue Gesetz, die Schiffe alle vollständig besetzt, und der Capitain hat, wahrscheinlich mit dem besten Willen, keine Gelegen - heit gehabt, ihm irgend einen separaten Raum zu geben.

Herrn Bauernfreund's Contrakt lautet von hier aus als Zwischendeckpassagier, und als solcher sind ihm alle Bedingungen des Contraktes treulich erfüllt worden. Versuchte ich etwas mehr für ihn zu thun und ließ sich dieß unter den bewandten Umständen nicht möglich machen, so hatte er wenigstens den guten Willen für die That mit Dank anerkennen und nicht verleumden sollen, wie er gethan, und wozu er durchaus kein Recht hatte.

Abermals Licht und Schatten!

Wir haben unsern Lesern von Zeit zu Zeit die Urtheile mitgetheilt, welche die deutsche Tagespresse über die Auswanderungszeitung ausgesprochen hat und welche bisher ohne Ausnahme nur günstig und ehrenvoll lauteten. Die Ausw. Zeitung kann aber so wenig wie irgend ein anderes öffentliches Organ es allen Leuten recht machen, und muß sich mit ihrem in jener so ehrenvollen Anerkennung wurzelnden besseren Bewußtsein trösten, wenn sie nachgerade auch einmal Gegenstand von Angriffen wird. So hat z. B. Hr. Consul Meinel zu Havre sich die Aufgabe gestellt, alle jene edleren* )Freilich bleibt es noch zweifelhaft, ob Hr. M. Blätter, wie das Frankfurter deutsche Journal, die Mannheimer Abendzeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Ulmer Schnellpost, die Aachener, Speierer und Freiburger Zeitung, die Leipziger illustrirte Zeitung, den Hamburger Correspondenten, die Königsberger Staats = Zeitung, den Allgemeinen An - zeiger der Deutschen, den Nürnberger Correspondenten ec. zu den edleren Organen Deutsch - lands rechnet oder nicht! Organe der deutschen Presse , welche der Ausw. Ztng. bisher ihren unge - theilten Beifall zollten, aus Achtung vor denselben Lügen zu strafen! Diese Stimme eines Predigers in der Wüste speciell zu beleuchten, muß der Herausgeber dem zunächst angegriffenen Hrn. Mitarbeiter überlassen und sich vorläufig begnügen, sie der Würdigung des Publicums selbst anheimzugeben. Jnteressant ist es aber, dieselbe mit der neuesten entgegengesetzten Stimme zusammenzustellen.

Literaturblatt zur Allg. Zeitung für die deutschen Land = und Forstwirthe von Prof. Moritz Beyer. Nr. 3. vom 4. Febr. 1848.

Die Auswanderungszeitung ist eine höchst beachtenswerthe, und eins der wirsamsten und wohlthätigsten Organe deutscher Nationalinteressen, ein ersprießliches und heilsames Verbindungsmittel mit allen von demselben ausgegangenen und fortwährend ausgehenden Kolonialentwickelungen, ein Berathungs =, Hülfs = und Versorgungsinstitut der manchfachen Angelegenheiten des gesammten deutschen Auswanderungswesens, eine Repräsentation und Entwickelungsschule aller darauf Bezug habenden Jnteressen, wozu wir die Verbesserung der Zustände rechnen, welche die maßlose Auswanderung als Symptom eines in vieler Hinsicht kranken, entkräfteten und niedergehaltenen Volkslebens, vieler zu hebenden Mißverhältnisse erscheinen lassen. Diese Zeitung ist binnen einem Jahre über alle Erwartung beziehungs - und lehrreich geworden, und es gebührt der außerordentlichen Umsicht, Fürsorge und Thätig - keit der Unternehmer die dankbarste Anerkennung. Die Lectüre der Auswanderungszeitung ist nicht nur für alle näheren Theilhaber der Auswanderung, sondern überhaupt für Jeden, den die Geschichte der Menschheit, die Sache Deutschlands und die Fortschritte der Weltcultur nicht gleichgültig lassen, außerordentlich anziehend und anregend. Jede Woche erscheint von ihr ein gehaltreicher Bogen. M. B.

Nürnberger Correspondent, No. 39 vom 8. Febr. (Jnserat.)

Entgegnung. Die sogenannte allgemeine Auswanderungszeitung fühlt sich von einer, in meiner letzten Broschüre vom 29. Nov. v. J. gegen den Agenten W. Finlay ent - haltenen Anspielung auf den Mißbrauch, den gewisse scheinbar die Jnteressen der Auswan - derer vertheidigende deutsche Blätter von der Oeffentlichkeit machen, getroffen, und wirft mir mit der ihr eigenthümlichen Urbanität in ihrer 4 ten Numer vom 24. Jan. d. J. un - sinnige Folgerungen , Don Quixotismus und freche Entstellung ihrer Worte vor. Die Achtung, welche ich gegen die edleren Organe der deutschen Presse hege, nöthigt mich zur Erklärung, daß jene Stelle in meiner Broschüre allerdings an die Adresse der Aus - wanderungszeitung bestimmt war.

Jn ihrer 58 sten Numer vom 8. Nov. v. J. hatte dieses Blatt, unter der Hülle einer parteilosen Kritik meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. v. J., eine oberflächliche Anprei - sung der Auswanderungsagenturen zum Besten gegeben, welcher Prospectus später als Jn - serat des Agenten Finlay in mehrere süddeutsche Blätter überging. Jn meiner Broschüre vom 20. Nov. bewies ich durch neue Belege die Nachtheile für Staat und Auswanderer des den letztern auferlegten Abschlußzwangs mit inländischen Agenten gewöhnlicher Fracht - speculanten in den Häfen, und deckte die gehaltlosen Gründe jenes Machwerks der Aus - wanderungszeitung auf, selbst in Bezug auf die illusorischen Gewährleistungen, welche sie in den Cautionen dieser Agenten und in den Verträgen selbst erblickt. Ueber eine solche Verwegenheit ist nun die Auswanderungszeitung entrüstet. Anstatt jedoch meine auf Beweise gestützten Behauptungen zu widerlegen, oder durch unzerstückelte Wiederholung ihrer Argumente vom 8. November, und meiner Antwort darauf vom 20. November an die von mir nie verschmähte Meinung des Publicums zu appelliren, bricht ihre leicht zu durch - schauende Taktik in ein erkünsteltes Erstaunen aus, wie es möglich sei, daß ich aus ihrer Besprechung meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. in ihrer 53 sten Numer vom 4. October so unsinnige Folgerungen ableiten, und ihre Worte so frech entstellen könne. Um dann den unbefangenen Leser für diese ihre eigene, entstellende Ansicht zu gewinnen, wärmt sie ihren Artikel vom 4. October gegen in den Haupthäfen anzustellende Regierungsagenten wieder auf, obwohl sie weiß, daß nicht ihre Besprechung dieses von mir der Beurthei - lung der betreffenden Regierungen überlassenen Gegenstandes, sondern ihr erwähntes Fracht - speculanten - und Agenten = Panegyrikon vom 8. Nov. meine ihr mißfällige Anspielung ver - anlaßt hatte. Diesen Lockvogel und meine Warnung vor demselben durfte sie jedoch nicht unverstümmelt wiedergeben, sie hätte sich sonst nicht so artiger Ausdrücke gegen mich bedienen können und die Sache selbst gründlich untersuchen müssen. Letzteres paßte jedoch keines - wegs zu ihrem Kritik kram, da mit der allgemeinen Answanderungszeitung zugleich eine Auswanderungs = Agentur verbunden ist, deren Theilhaber ihre Redactoren* )Diese kecke Behauptung paßt sehr gut zu den Vorwürfen: unsinnige Folgerungen, Donquixotismus und freche Entstellung , gegen welche Hr. M. sich verwabren will. sind. Sollten diese Herren ignoriren, daß Don Quixote wenigstens kein Charlatan war? Jch selbst hätte mit der Auswanderungszeitung gar nichts zu schaffen, wenn sie ihren wahren Titel trüge: Marktblatt der deutschen Auswanderungs = Agenturen. Bei einem solchen Aushänge - schild wüßte Jeder, was er von ihren Tendenzen und Kritiken über den angeregten Gegen - stand zu halten hätte! --

Vermischte Nachrichten.

(Einges. ) S. 57 Jhrer Zeitung berichtet, daß das Havrepacket Louis Philipp bei Nantucket völlig gescheitert sei. Gleichwohl paradirt dieses Schiff in den Finlay'schen Anzeigen noch heute; es soll sogar am 8. März wieder absegeln. Welches ist nun die richtige, und welches die falsche Angabe?

Bremerhaven, 31. Jan. Zufolge des bisher herrschenden Frostwetters ist der sonst so lebhafte Handelsverkehr gänzlich gehemmt, indem es den Schiffen durchaus nicht möglich ist, jetzt in den Hafen zu gelangen, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß die Schiffe, wie schon mehrmals vorgekommen, vom Treibeise durchstochen werden. Sobald jedoch unsere Weser vom Eise frei ist, wird der ganze Ver - kehr und Handel wieder in voller Blüthe stehen, da ungefähr 25 Bremer Schiffe in der Nordsee kreuzen und auf günstige Gelegenheit warten. Andere Schiffe hingegen, die vor dem Froste einen Hafen zu erreichen so glücklich waren, sind meistens in England geblieben. -- Für den Washington war ein eigenes Bollwerk erbaut worden, welches aber der starke Eisgang alsbald wieder zerstörte, so daß, wäre der Zwischen - fall einer stürmischen Fahrt mit Beschädigung der Maschine und des Anlaufens in Halifax in Folge von Kohlenmangel (10. Jan.) nicht eingetreten, dem Washington Anfangs Februar hier in keiner Weise Sicherheit geboten werden konnte, und derselbe wohl hätte in Southam - pton bleiben müssen. So aber dürfte die nächste Ankunft dieses Steamers eine so verspätete sein, daß er hier wieder wird vor Anker gehen können.

Bremen, 6. Febr. Noch in keinem Jahre fanden so frühe lebhafte Anmeldungen von Passagieren für hiesigen Platz statt, als in gegenwärtigem. Dieß mag theils in einer die früheren Jahre vielleicht noch überflügelnden starken Auswanderung, theils in der nun vollendetenEisenbahnverbindung Bremens mit allen Theilen Deutschlands seinen Grund haben. Sowohl die Reisekosten, als die Dauer der Reise hierher sind jetzt bedeutend vermindert und abgekürzt. Man ge - langt von Cöln bis Bremen in 15 Stunden für 4 Rl. 22 Sgr.

Leipzig--15 4 = 10 - Berlin--16 4 = 18 -

à Person in dritter Wagenclasse. Jeder Passagier hat 50 P Reise - gepäck frei, und für Uebergewicht ist 2 Pfennig pr. Meile für jede 10 P zu entrichten. Passagiere aus dem südlichen Deutschland können demnach auf dem Rhein pr. Dampfschiff bis Cöln, und von hier in 15 Stunden nach Bremen gelangen. Auch werden die Dampf - schiffe der Oberweser ihre Fahrten von Hann. Münden bis hier unterhalten, welche Strecke von ca. 40 Meilen man in 2 Tagen zurück - legt. Das bisherige billige Fahrgeld von 2 Thlr. für Erwachsene, Kinder die Hälfte, erleidet vielleicht in Folge der Concurrenz der Eisen - bahnen eine nochmalige Reduction. Die Vorzüge des deutschen Hafens Bremen vor den fremdländischen Einschiffungsplätzen Rotter - dam, Antwerpen und Havre hinsichtlich der Einschiffung von Auswanderern sind, der auf den Schiffen zu erwartenden freundlichen Behandlung, der besonders guten und reichlichen Ausrüstung mit Lebens - mitteln und der Billigkeit der Passage, sowie der zur Sicher - stellung der Passagiere erlassenen obrigkeitlichen Verordnungen wegen, schon so allgemein bekannt, daß es überflüssig sein würde, hier länger dabei zu verweilen. Eine verhältnißmäßige Anzahl wohlausgerüsteter großer und schöner Schiffe, aufs Dauerhafteste erbaut, und in beson - derer Rücksicht auf die Passagierfahrt mit hohen und geräumigen Zwischen - decken versehen, hat kein anderer Hafen Deutschlands, noch der vor - benannten Länder, aufzuweisen; außerdem stehen die Bremischen See - schiffe unter Leitung deutscher Capitaine auch als Schneilsegler in vorzüglich gutem Ruf.

Bremen, 8. Febr. Heut Nachmittag ist das Passagierschiff Hermine, Capt. Volkmann, ganz mit Kaufmannsgütern beladen, die es Passagieren vorzog, nach New = York abgesegelt. Um so weniger Aussicht für arme Leute, für welche Sie sich Ende December auf ehrenwerthe Weise pr. Circular verwendeten. -- Jm Fahrwasser wenig Treibeis, der völlige Aufbruch und Wiedereröffnung der Schiff - fahrt steht nahe bevor. Von Sr. Königl. Hoheit dem Herzoge von Hessen und bei Rhein ist der Kaufmann Alexander Wortmann, an Stelle des verstorbenen Consuls Joh. Fr. Sauer zum Großh. Hessischen Consul in Bremen ernannt worden (Firma: Lüdering & Co.). Das von letzterem auch inne gehabte Großh. Badische Con - sulat ist zur Zeit noch nicht wieder besetzt.

Paris, 27. Jan. Vorgestern stand eine Anzahl armer deut - scher Auswanderer hier vor Gericht, und zwar vor dem königl. Gerichtshof, an den sie Berufung ergriffen hatten gegen ein Urtheil des Zuchtpolizeigerichts zu Troyes, das auf dreizehn Monate Ge - fängniß für jeden Einzelnen lautete. Jhr ganzes Verbrechen war, daß einige von ihnen in einem kleinen Orte der Champagne ge - bettelt hatten. Sie waren zwar auch angeschuldigt dabei sich Drohun - gen erlaubt zu haben, aber kein Zeuge sagte dieß aus; sie selbst stellten es in Abrede mit der Erklärung, sie hätten in einem Hause nur einiges kaufen wollen, man habe sie jedoch nicht verstanden, da sie nicht fran - zösisch sprechen. Der Umstand der Drohungen wird dadurch an sich schon sehr unwahrscheinlich. Trotzdem erfolgte jenes unbegreiflich strenge erstrichterliche Urtheil vom 7. Dec. und seitdem waren die Unglücklichen in Haft. Einem Ehepaar hatte man seitdem auch sein Kind abge - nommen, allerdings um es mildthätiger Pflege zu übergeben. Jndessen klagten die armen Eltern desselben unter Thränen bitter über diese erzwungene Trennung von ihrem Kinde. Sämmtliche Unglückliche boten einen herzzerreißenden Anblick, der auch die Richter hier rührte. Sie sprachen die den ganzen Zug führenden Eheleute Faerberg frei, und ermäßigten die Gefängnißstrafe für jeden der übrigen auf 2 Monate, vom 7. Dec. an gerechnet, die sonach bald abgelaufen sind. Außerdem versprach der Generaladvocat, das Gesuch der beiden Eltern, welche ihre Strafe in Troyes erstehen zu dürfen baten, um wieder mit ihrem Kinde zusammen zu sein, dem Polizeipräfecten zu empfehlen. Nach überstandener Gefängnißstrafe sollen allen die Mittel zur Heimkehr ins Vaterland verschafft werden. Wo sie eigentlich zu Hause sind, vermag ich nicht zu sagen; (nach der Karlsruher Zeitung waren es arme Korb - flechter aus der Rheinpfalz und Hessen = Darmstadt;) aber ich glaubte die Thatsachen ohne Commentar als warnendes Beispiel auch in Deutsch - land zur allgemeinen Kenntniß bringen zu müssen.

Jn Bayern bedurften die Auswanderer zur Erlangung der Auswanderungspapiere bei der Regierung bisher der Ueberfahrts - Contracte; jetzt ist es umgekehrt, und die Leute dürfen erst dann accordiren, wenn sie den Agenten gerichtlichen Beweis geliefert haben, daß ihrer Auswanderung nichts mehr im Wege stehe.

Die Bostoner Blätter melden, daß auf dem Ohio zwischen Cin - cinnati und Wheeling der Dampfkessel eines Schiffes so heftig explodirte, daß ein großer Theil des letzteren in die Luft geflogen und der Rest desselben von den Flammen verzehrt worden ist, wobei ca. 70 Passagiere auf der Stelle jämmerlich umkamen, eine Menge Anderer zum Theil schreckliche und tödtliche Verletzungen erlitten.

Die bei dem Brand des Dampfschiffes Phönix auf dem Michi - gan = See verunglückten 125 Passagiere, (s. S. 15 dies. Ztng.) waren meist holländische Auswanderer, darunter 51 aus dem Orte Darsseveld; von den übrigen waren die Mehrzahl aus Winters - wyk und Dinxperlo. Das Unglück muß gräßlich gewesen sein, denn von jenen 51 ist nur ein Mädchen gerettet. Wer den Flammen ent - gehen wollte, fand seinen Tod in den Fluthen. Die Verunglückten waren der orthodoxen Richtung zugethan. Sie verließen ihr Vaterland, um sich ihren Glaubensverwandten in Amerika anzuschließen. (W. Merk.)

Dem Anzeiger des Westens (St. Louis) wird aus Texas mit - getheilt, daß die Darmstädter Communisten = Gesellschaft, bestehend aus 26 jungen Männern und einer bejahrten Dame (einer Verwandten von mehreren der Mitglieder) im September v. J. am Llano angekommen ist und mit der Begründung ihrer Niederlassung den Anfang gemacht hat. Die Bauarbeiten wurden getheilt, und nach dem Alphabet täglich zwei Mann zum Viehhüten und zwei zur Jagd verwandt, während die Dame für alle kochte. Bis dahin ist, obwohl einige Mitglieder sich träge und unbeholfen zeigten, alles leidlich ge - gangen; der Anzeiger des Westens meint aber, jetzt halte noch das Bedürfniß zusammen und die Gesellschaft stehe mit andern Menschen in k inem Zusammenhange; später werde sich das wohl ändern. Gegen - wärtig koche noch, Gott sei Dank, die bejahrte Dame für die Glück - lichen; wenn sich aber ein Paar junge Damen in der Gesellschaft be - fänden, so dürften diese die Suppe versalzen. Sociale Wunderkuren wie Socialismus, Communismus ec. würden in Amerika am aller - wenigsten gedeihen.

Der Communist Cabet in Paris macht ernstliche Anstalten, den Entwurf seiner ikarischen Kolonie ins Werk zu setzen. Bereits ist ein erster Zug Auswanderer in Havre angekommen, welche den Vor - trab des communistischen Heeres bilden, das Hr. Cabet nach Texas hinüberführen will, wo er zu diesem Zwecke 1 Mill. Acres Land ge - kauft haben soll. Es haben sich bereits gegen 120,000 Theilnehmer bei ihm gemeldet. (D. Z.)

Die dänische Regierung hatte vor einiger Zeit eine wissen - schaftliche Commission behufs einer Weltumseglung ernannt und dazu die Corvette Galatea zur Verfügung gestellt. Die Commission ist von ihrer Reise zurückgekehrt und hat an die Regierung über die Fruchtbarkeit der Nikobaren einen so günstigen Bericht erstattet, daß der König bestimmt worden ist, einige dieser Jnseln kolonisiren zu lassen. Man beschäftigt sich in Kopenhagen bereits mit der Aus - rüstung zweier Fregatten, welche Kolonisten und Alles, was zur ersten Einrichtung nöthig ist, dahin schaffen sollen. (Rh. Beob. ) Bekannt - lich sind schon mehrere derartige Versuche, namentlich die Herrenhuter - kolonie auf Nancowry an dem ungesunden Klima der Jnseln gescheitert.

Die britische Regierung hat unter gewissen Vorwänden von der Stadt St. Juan am Nicaragua (Mittelamerika) Besitz er - griffen, und die Regierung von Guatemala hat sich deshalb an die Regierung der Ver. Staaten mit dem Gesuche gewandt, gegen diese Besitzergreifung Verwahrung einzulegen Der Congreß wird ohne Zweifel auf der Basis beharren, welche Hr. Munroe in seiner Präsidenten - botschaft vom Jahre 1817 angenommen hat, nämlich keiner euro - päischen Macht die Gründung einer neuen Kolonie auf dem amerikanischen Continent zu gestatten. Es drohen demnach sehr bedeutende Verwickelungen, zumal wenn auch Canada versuchen sollte, das englische Joch abzuschütteln.

Briefkasten.

Beiträge: Literarisches, Alexander Conze und Auf dem Verdeck von L. Z. Die Sörgel schen Briefe sind in der Ausw. Z. bereits wiederholt besprochen und den besten Schriften auf diesem Felde der Literatur beigezählt worden; um Jhre Besprechung der Schuberth'schen Karte von Nordamerika benutzen zu können, müssen wir zuvor erst Bekanntschaft mit derselben machen und haben sie zu dem Ende sofort bestellt; die interes - sante Notiz über Alexander Conze ist vorzugsweise willkommen, außerdem für Poesie nur selten Raum. G's Buchhandlung in H. bezieht von der Ausw. Z. regelmäßig 1 Ex.

Verkehr: Mehrere Kauflustige zu einem Theil der in Nr. 3. offerirten Texas = Län - dereien wünschen die speciellen Situationskarten zur Ansicht zugesendet zu erhalten, was nicht angeht. Die demnächst ausgegeben werdende lithographirte Karte ist so genau und sorg - fältig copirt, daß sie dieselben Dienste thut. -- Hrn. A. S. unsern herzlichen Dank für so prompte Erfüllung unseres Wunsches! Der uns zugedachte Beitrag aber ist zu unserm großen Bedauern noch nicht eingetroffen, und wir haben deshalb das hiesige wohllöbl. Postamt um geeignete Nachforschung ersucht. -- Den Freunden von Auswanderungs = Angelegenheiten in Cüstrin soll die gewünschte Belehrung demnächst gegeben werden; inzwischen verweisen wir auf Nr. 2. der Ausw. Z. von 1846, wo die Münzverordnung der Ver. Staaten nachweist, daß der preuß. Thaler in Amerika nicht ganz 3 / 4 Dollar gilt. -- Berichtigung einer die Generalagentur zu Biebrich betr. Notiz in Nr. 4 , im nächst. St.

Schriften zur Besprechung: Talvj, Geschichte der Kolonisation von Neuengland. Leipzig, Brockhaus. -- Erster Jahresbericht des Directoriums des landwirthschaftl. Staats - Vereins in Ohio. Columbus, bei C. Scott.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 7.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Note: [1]

Special -

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Agentur der Postschiffe zwischen LONDONUNDNEW - YORK. Concessionirt durch die betr. deutschen Regierungen.

Diese Linie besteht aus den folgenden 16 schnellsegelnden gekupferten ame - rikanischen Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen Gehalt, nämlich: Yorktown, London, Devonshire, Independence, American Eagle, Prince Albert, West - minster, Sir Robert Peel, Margaret Evans, Northumberland, Gladiator, Switzerland, Mediator, Victoria, Wellington und Hendrick Hudson, welche regelmäßig den 6., 13., 21. und 28. eines jeden Monats im Jahr von London nach New = York absegeln.

Das Nähere ertheilt auf frankirte Briefe der Unterzeichnete

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Note: [2]

Reguläre Packet - (Post -) Schiffe von HAMBURG nach Newyork & Neworleans.

Die nachfolgenden seit vielen Jahren rühmlichst bekannten Packet = (Post =) Schiffe des Unterzeichneten werden am 1. und 15. eines jeden Monats von hier nach Newyork und an den bemerkten Tagen nach Neworleans abgehen und bei contrairem Winde vermittelst Dampfschiffe von der Stadt gebracht werden, als:

Washington,Capt.Matzen,groß300Kfm.Lasten.
Brarens,Sleeboom,400
Miles,Jacobs,250
Franklin,Roluffs,250
Guttenberg,Flor,460 neues Schiff.
Howard,Paulsen,450
Newton,Niemann,320
Leibnitz,Nienburg,310
Herschel,Wienholtz,450

Nach New = Orleans am 1. und 15. April, 1. und 15. September und 1. und 15. October.

Nähere Nachricht ertheilen auf portofreie Briefe die Herren Knorr u. Janssen in Hamburg, das Allgem. Auswanderungsbureau in Rudolstadt, sowie

Note: [3]Nach Nord-Amerika's

verschiedenen Häfen fertigen wir, mit März beginnend, am 1. und 15. Tage eines jeden Monats große dreimastige Schiffe erster Classe ab, auf's Beste und Vollständigste mit Lebensmitteln und allen sonstigen Erfordernissen aus - gerüstet. Auf Anfrage ertheilen unsere Herren Agenten sowohl als wir (in Rudolstadt das Allg. Auswanderungsbureau) alles Nähere in Betreff der auf Billigkeit gegründeten Ueberfahrts = Bedingungen.

Note: [4]Jn Ladung, um 8 Tage nach eröffneter Schiffahrt auf dem Rhein abzusegeln:

Nach Newyork das gekupferte Bremer Dreimasterschiff F. J. Wi -chelhausen, Capt. H. Warnken. Nach Baltimore das gekupferte amerik. Dreimasterschiff Garonne,Capt. J. Myers. Nähere Auskunft auf portofreie Anfragen bei den Schiffsbefrachtern

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Note: [5]

Regelmässige Packet-Schifffahrt zwischen Antwerpen und New = York

am 1. und 15. jeden Monats für Kajüten = und Zwischendeck = Passagiere, sowie für Waarentransport.

Näheres über die Preise der Plätze und Frachten bei Strecker, Klein & Stöck in Antwerpen, bei den Agenten u. den Unterzeichneten.

Note: [6]Nachrichten zum Landerwerb in Südaustralien und Australia Felix (Melbourne) nebst Unterkommen daselbst sind auf portofreie Anfragen zu erhalten bei

Note: [7]

Anzeige für Auswanderer nach Amerika.

Unterzeichneter expedirt bei Wiedereröffnung der Schifffahrt von hier direct nach Newyork, New = Orleans und Quebek schnellsegelnde kupferbodene Schiffe, welche zur Aufnahme von Passagieren aufs bequemste eingerichtet sind. Die Ueberfahrtspreise sollen den Reisenden bei guter Be - köstigung billigst gestellt werden. Nähere Auskunft ertheile ich auf portofreie Briefe. J. J. Mansfeldt

in Hamburg, Mühlenstraße No. 8.

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[8] Zur Passage über Bremen nach New = York, Baltimore, New = Orleans, Galveston in Texas, Quebek in Canada, Adelaide in Südaustralien ec. wird auch in diesem Jahre prompt eingeschrieben und jede deshalb zu wün - schende nähere Auskunft auf portofreie Anfragen unentgeltlich ertheilt von

Note: [9]

Theoretisch = praktisches Färberei - Lehr - Jnstitut zu REMDA im Großherzogthum Weimar.

Mit dem 1. Mai dieses Jahres beginnt in unserer Färberei = Lehranstalt der Sommer = Lehrcursus. Der praktische Unterricht wird sich ebenso wie im Wintersemester mit der Darstellung von Beizen und Druckfarben auf wollene Stoffe, mit dem Färben wollener und baumwollener Garne und Zeuge, mit der Küpenfärberei, Chlorbleiche und Appretur beschäftigen. Der theoretische Unterricht wird die in das kaufmännische Fach einschlagenden Wissenschaften: Buchführung, Comptoirkunde, Wechselkunde, Correspondenz, ferner die orga - nisch = technische Chemie, den zweiten Theil der Farbewaarenkunde und der Farbenchemie, sowie den chemischen Theil der Physik umfassen.

Außer Denen, für welche unsere Anstalt ursprünglich und vorzugsweise bestimmt bleibt, soll, um ausgesprochenen Wünschen zu genügen, auch an - deren Gewerbtreibenden und namentlich solchen, deren Gewerbe auf chemi - schem Grund und Boden stehen und dabei kaufmännische Bildung verlangen, die Theilnahme an dem theoretischen Unterrichte gestattet sein, mögen sie nun ihre Lehrzeit bereits überstanden haben, oder dieselbe erst später anzutreten beabsichtigen.

Einer unserer Herren Lehrer, der mit den Grundsätzen einer praktischen Erziehung vertraut ist, nimmt Eleven, welche das 18. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, gegen billige Vergütigung in specielle Aufsicht und Pension.

Ausführlicher Bericht über die bisherige Frequenz und Wirksamkeit der Anstalt ist in der von uns redigirten Musterzeitung für den Färberstand, Expedition bei Hrn. Oscar Leiner in Leipzig, im Decemberheft enthalten, Anmeldungen werden spätestens bis Mitte April franco erbeten, wobei nur noch bemerkt wird, daß Denjenigen, welche die Färberei zünftig erlernen wollen, durch die Anstalt ebenfalls Gelegenheit dazu gegeben ist.

Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Extent8 images; 9383 tokens; 3387 types; 65003 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1848.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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Editorial principles

Siehe Dokumentation

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:54:55Z
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