PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BBEMEN: C. Schünemann's Buchhandlung.
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Mit Karten, Plänen und Jllustrationen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW-YORK: Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver. Staaten Nord = Amerika's. William Radde, 322 Broadway.
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 16.
Montag, 17. April 1848.

Jnhalt: Der ferne Westen (eine Skitze). -- Literatur: Beyers Auswanderungs - buch; Brommes Wegweiser; Youngs Reisekarte; Platts Generalkarte. -- Jahres - bericht des deutschen Volksvereins in Newyork. -- Aufruf zur Bildung eines deutschen Na - tionalvereins. -- Offene Antwort auf verschiedene Anfragen. -- Warnung des K. Bayer - schen Consulats in Havre.

Der ferne Westen.

Motto: Bevor man diese Flurer klärte,Quoll bis zum Rand der Flüsse Füll;Die Melodie der Fluthen hörteDer weite Wald, so frisch, so still,Und in dem Schatten spielten QuellenUnd brausten wilder Bäche Wellen. Bryant.

Der ferne Westen -- ein magisches Wort! Unwillkürlich fühlt sich der Gedanke in jene Regionen versetzt, wo der ewige Urwald rauscht, wo auf der einsamen Prärie der Bison weidet und der rothe Krieger sein Schlachtroß zäumt. Man denkt an Waldbrände und Abenteuer, die Riesenströme rauschen, verschollene Jndianersagen erklingen wie alte Mährchen -- und der Zauber der Romantik überwältigt den Sinnenden. -- Ein Capitel in Wash. Jrving's Reise durch die Prärien genügt vollkommen, diese Wunderwelt hervorzuzaubern. Die bunten Gemälde, die uns dieses herrliche Buch aufrollt, sind ergreifend wahr; und wie tiefpoetisch singt Freiligrath:

Das sind dieselben Töpf 'und Krüge,
Oft an der Heimath Born gefüllt;
Wenn am Missouri Alles schwiege,
Sie malten auch der Heimat Bild.
Bald zieren sie im fernen Westen
Des leichten Bretterhauses Wand,
Bald reicht sie müden, braunen Gästen,
Voll frischen Trunkes, eure Hand.
Es trinkt daraus der Tscherokese,
Ermattet, von der Jagd bestäubt -- --

Der ferne Westen! Jch will versuchen, nachstehend seine ursprüngliche Gestalt zu schildern.

Es gab eine Zeit -- und sie ist noch nicht allzulange vor - über -- da war Nordamerika vom atlantischen Ocean bis an die Apalachen, und von den Alleghanies bis ans Felsengebirge und das stille Meer eine weite menschenleere Wildniß und von den großen Seen bis an den blauen Golf von Meriko rauschte einunendlicher Urwald. Nur die rothen Stämme jagten und kämpften in diesen finsteren Wäldern, nur ihr Kriegsgeschrei und das Ge - heul der wilden Thiere erscholl durch die Wildniß, Alles lag noch da, wie es der Herr geschaffen. An den Mündungen der großen Flüsse aber, die sich nach Osten ins Meer ergießen, standen, wo jetzt das Getümmel riesiger Weltstädte betäubt, hie und da ein - zelne Blockhütten -- die Wohnungen der ersten weißen Männer.

Aber diese ersten Settler waren kühne Leute; die weiten, lautlosen Wälder, die Gebirgszüge in blauer Ferne reizten ihren Muth; und als ein Schiff nach dem andern mit Kindern des alten Europa landete und als der Wald an der Küste lichter wurde und das Wild seltener, da brachen sie auf nach Westen. Aber mit tausend Mühseligkeiten hatten sie zu kämpfen auf ihrer Wanderung; breite, reißende Wasser mußten sie durchschwimmen, Bär und Panther heulten ihnen entgegen -- und wenn sie diese Feinde siegreich bekämpft hatten, und die ermatteten Glieder aus - ruhen lassen wollten im dunkeln Versteck -- da gellte ihnen der Kriegsruf der Rothhäute ins Ohr. Unsägliche Mühen mußten sie überwinden, aber sie hielten aus. Etliche ließen sich an er - strittenen neuen Ufern nieder, tief in der Wildniß, andere aber zogen weiter nach neuen Abenteuern. Sie überstiegen die blauen Berge, manches schöne Thal lockte zur Ansiedelung, aber ihr Heldengeist trieb sie weiter. Als sie aber den letzten Kamm er - stiegen und Berg an Berg hinter ihnen lag, da waren alle Leiden vergessen. Der ferne Westen, ein unermeßliches Thal, das Ziel ihrer Sehnsucht lag vor ihnen und ihr trunkenes Auge durch - irrte die Tiefen. Eine grüne Ebene wogte blühend zu ihren Füßen, Riesenstamm an Riesenstamm -- und wie klares Silber schwamm der schöne Fluß durch die Wälder. Jubelnd umhalseten sich die rauhen Männer; sie stiegen nieder in ihr errungenes Para - dies, und zum erstenmal gab das Echo dieser Wälder den Schall der Büchse zurück, und die schweren Schläge der Axt dröhnten dumpf durch die Einsamkeit.

Aber auch die Zurückgebliebenen kamen über die Berge; es war lockend die Kunde zu ihnen gedrungen, von dem neuen Ca - naan; wie die Wälder von Wild und edlen Früchten strotzten und die Ströme von Fischen -- und bald erhob sich Hütte an Hütte in den westlichen Wäldern. -- O es mag herrlich gewesen sein am schönen Flusse dazumal!

Wenn die Sonne über die Berge kam, vergoldeten ihre Strahlen nur grüne Waldeinsamkeit, und der klare Spiegel des Ohio gab strahlend ihr Bildniß wieder, und wenn sie Abends im Waldmeer unterging, glühte Baum an Baum in zartem Purpur, und der schöne Strom war lauteres Gold, Hirsch und Elenn tranken aus der klaren Fluth und Büffelheerden durchschwammen sie; in den weiten, üppigen Bergschluchten aber ließen tausend Vögel ihre Lieder erschallen.

Zu den ernsten Lauten der Wildniß, die in den Uferwäldern wiederhallten, kam später noch ein anderer Ton. Als der weißen Männer viele wurden, schwamm oft ein Floß den Strom hinab und dann wogten süße Klänge über die Fluthen. Lauschend lehnte sich der Jndianer an eine alte Sycomore, und das Wild horchte scharf den neuen Tönen.

Die Ansiedler hatten sich nämlich aus einer weichen Holzart Trompeten gefertigt, und wenn auf ihren weiten, westlichen Fluß - reisen ein lichter goldner Abend oder ein frischer, sonnenfunkeln - der Morgen ihr Herz zur Fröhlichkeit stimmte, dann ließen sie auf ihrem Waldhorn alte wehmüthige Volkslieder erschallen; und wiederum frische Gesänge aus ihren eigenen Tagen und Aben - teuern, und die melodischen Klänge drangen tief in die schlum - mernden Wälder. Hier eines ihrer westlichen Lieder :

Kommt all', ihr lieben Bursche, die gern wandern
Jn fremdem Land, von einem Thal zum andern;
Neuer Lust zieh'n wir entgegen, lassen froh
Uns nieder am Ufer des freundlichen Ohio.
Kommt, ihr Mädchen aus Neu = Engeland,
Kommt, und junge Gatten sind euch zur Hand;
Bock und Reh und anderes Wild springt hier froh,
Daß wir's jagen mit Hund und Stutzer am Ohio.

Sie durchschifften auf diesen Flachbooten alle großen Ge - wässer des fernen Westens, den Ohio hinab in den Jllinois, den Meschacobé, Missouri und den gewaltigen Vater der Flüsse hinab bis zur Stadt der Franzosen.

Blicken wir jetzt auf diese Regionen. Die alten Bootsführer sind verschwunden für immer, Hunderte von schnaubenden Dampf - schiffen aber durchschneiden brausend die tiefen Ströme und im Ohio spiegeln sich volkreiche Städte. -- Vieles hat sich geändert im Mississippithale seit jener Zeit; über die Berge fliegt keuchend der Dampfwagen, und rollt auf tausend eisernen Straßen durch's ganze unermeßliche Reich und täglich tauchen neue Städte auf in der Wildniß.

Es giebt noch einen fernen Westen; eine ungeheure Fläche, noch ganz vom Zauber der Einsamkeit und Poesie umwoben, mit Büffeln, Jndianern und Trappern; -- aber Vieles ist bereits ver - wandelt worden durch den weißen Mann. Müssen wir uns aber nicht freuen über diese Wandlung? Ohne die kühnen Helden, welche zuerst hier der Cultur die Bahn gebrochen haben, müßten so manche unserer Brüder im Vaterlande verkümmern in Elend und Sorgen, während sich ihm jenseits des Oceans ein neues Feld öffnet, seine Kräfte zu üben, und als freier Mann zu erstarken.

Auch ich will, jung und frisch, mit Gottes Hülfe mir drüben eine neue Heimath gründen; und treu und redlich werde ich dann in diesen Blättern erzählen, was ich erlebt und gefunden im fernen Westen.

Literatur.

Das Auswanderungsbuch oder Führer und Rath - geber bei der Auswanderung nach Nordamerika und Texas, in Bezug auf Ueberfahrt, Ankunft und An -siedelung, nebst einer vollständigen Schilderung des geographischen, politischen und geselligen Zustandes jener Länder und genauer Erörterung aller bei der Aus - wanderung zu berücksichtigenden Punkte. Größtentheils nach eigener Auffassung während eines zweijährigen Auf - enthaltes in Amerika. Herausgegeben von Moritz Beyer, vorm. Oec. Jnsp. und Prof. der Landwirth - schaft. Zweite unveränderte Auflage. Mit einem Holz - schnitt. Leipzig 1846. Baumgärtners Buchhandlung. Preis 1 / 2 Rl.

Als die erste Auflage des vorliegenden Werkes erschien, wurde ihr von der Kritik mit Fug und Recht großes Lob gespendet, und wäre die im Jahre 1846 veranstaltete zweite Auflage mit dem - selben Fleiße berichtigt und vervollständigt worden, den der Verf. bei der ersten Bearbeitung aufwendete, wir würden das ausge - sprochene günstige Urtheil nur wiederholen können. Leider erschien die zweite Auflage unverändert , so daß sie bei ihrem Erscheinen schon in manchen Punkten Veraltetes brachte. Wir dürfen uns daher noch freuen, daß der Verf. in seinen Berichten über Nord - amerika da nicht in Details eingeht, wo specielle Angaben mit jedem Jahre, wenn nicht in noch kürzerer Zeit, Veränderungen unterliegen. Alle allgemein gehaltenen Rathschläge, sie mögen die Ueberfahrt, die Ankunft oder die Niederlassung betreffen, sind sehr gut und durchaus beherzigenswerth, nur lauten die Angaben über das Klima einiger der westlichen Staaten, wie z. B. Jlli - nois, Michigan und anderer, zu günstig. Ganz vortrefflich ist des Verfassers Schilderung von der ersten Niederlassung des Eingewanderten; eine Schilderung, die wir in der Hand eines jeden Auswanderers wissen möchten, da sie ihm einen klaren Be - griff von dem amerikanischen Farmerleben geben. muß.

Wegweiser für Einwanderer und Reisende in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und den Canadas. Eine genaue Zusammen - stellung aller Eisenbahnen =, Post = und Dampf - boot = Routen, von Trangott Bromme. Mit einer Karte. Bayreuth 1848. Buchner'sche Buchhandlung. Preis mit Karte 20 Sgr. oder 1 fl 12 Xr, ohne Karte 15 Sgr. oder 54 Xr.

Hr. Traugott Bromme, der sich schon durch mehrere gedie - gene Werke über Nordamerika eine große Anzahl von Auswan - derern zu innigem Danke verpflichtet hat, bringt uns in vorliegen - dem, mit einer genauen Karte von Nordamerika versehenen Buche 635 Eisenbahn =, Post = und Dampfschiff = Routen durch alle Theile der Vereinigten Staaten und durch Ober = und Unter = Canada. Wer wie wir Gelegenheit hatte, die Rath = und Hülflosigkeit in amerikanischen Häfen gelandeter deutscher Einwanderer zu beob - achten, die nicht wußten, welchen Weg sie nach dem Endziele ihrer Reise einschlagen sollten, wer die Ränke mancher amerikani - schen Beförderungs = Agenten kennt, welche den Neuangekommenen von der von ihm gewählten Reiseroute abzubringen suchen, der wird den Werth eines zuverlässigen Wegweisers, gleich dem vor - liegenden zu schätzen wissen, in dem sich Jeder genau von den Entfernungen der verschiedenen Städte und von den Beförde - rungsgelegenheiten überzeugen kann.

Zu den besten Karten über Nordamerika darf mit Recht

Young's Reisekarte durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika, nach dem amerika - nischen Originale bearbeitet von Hammer. Nürnberg, Friedr. Campe. Preis 1 / 2 Rl.

gezählt werden. Genau und zuverlässig in jeglicher Beziehung, bietet diese Karte den besonderen Vortheil, daß sie alle Straßen =, Dampfboot = und Canalstationen, sowie die Entfernungen der ein - zelnen Städte von einander angibt. Eine äußerst angenehme Zugabe zu der Karte bilden acht Nebenkärtchen von Newyork, Neworleans, Boston, Charleston, Baltimore und Washington, Philadelphia, Cincinnati, Albany und den Niagara = Fällen und deren Umgebung.

Albrecht Platt's Generalkarte.

Jn No. 4 Jhrer Zeitung findet sich eine Empfehlung der bei Fr. Kägelmann in Magdeburg erschienenen

Generalkarte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, gez. von Albr. Platt,

worin es u. A. heißt: diese Karte bringe alle Kenntnisse jedes einzelnen Staats, die in Betrieb befindlichen Eisenbahnen und Canäle, und überhaupt alle Einzelheiten, die man sonst nur auf den Specialkarten der einzelnen Staaten zu finden gewohnt war.

Mit dieser Behauptung bin ich nicht ganz einverstanden. Es fehlt so manche dieser Einzelheiten, viele bedeutende Städte sind nicht angegeben, und sogar große, längst ausgeführte Ver - bindungsmittel vermisse ich. So fehlt im Staat Ohio der große Cleveland = Portsmouth-Canal, und wo ist das blühende Portsmouth am Ohio? -- Aehnliche Lücken habe ich noch mehr gefunden. Jn großer Anzahl aber sind die Eisenbahnen vorhanden, und ich glaube nicht, daß auch nur eine dieser Eisen - straßen vergessen worden.

Jch muß gestehen, daß mich diese Karte durch ihre Schön - heit und Großartigkeit wirklich überrascht hat. Die Ausführung ist ungemein nett, und man glaubt im Anfang ein in Stahl ge - stochenes Werk vor sich zu haben. Hr. Platt hat sich immerhin ein großes Verdienst erworben, daß er der Eintheilung aller Staaten eine solche Genauigkeit angedeihen ließ; nur dadurch aber, daß er den ihm gebotenen Raum überall nach Kräften be - nutzte, hätte er seine schöne Karte für jeden Fall brauchbar gemacht, und sie würde gewiß überall als vollkommen aner - kannt werden.

Jch kann daher Jhrer obigen Behauptung nur bedingt bei - stimmen.

Jahresbericht des Directoriums des Deutschen Volksvereins in der Stadt New = York. Von Februar 1847 bis dahin 1848.

Der Verein bildete sich im Anfange des vorigen Jahres unter dem Namen deutscher Volksverein und mit dem Zwecke, die hier so sehr gefährdeten Rechte und Jnteressen deutscher Einwanderer zu wahren und zu überwachen. Es war eine Nothwendigkeit, daß die der Sitte und Sprache unkundigen, oft den empörendsten Betrügereien und grausamsten Mißhandlungen ausgesetzten Einwanderer, durch dasGesammtwirken ihrer hier lebenden Landsleute ein Organ fanden, das durch die Rechtsstrenge seines Zweckes und die Nützlichkeit seiner Ein - richtung Vertrauen einflößen und nachhaltig durch sein Streben, durch Rath und That wirken mußte.

Gemäß der Constitution, welche sich der Volksverein gegeben hatte, soll seine Thätigkeit und sein lebenskräftiges Wirken durch sechs Be - amte, -- den Präsidenten, zwei Vice = Präsidenten, zwei Secretäre und den Schatzmeister, -- durch wenigstens sieben Directoren, -- die sämmt - lich für ein Jahr gewählt werden, und durch vierundzwanzig Mitglieder, in freiwilliger Meldung für jeden Monat als Beaufsichtigungs - Com - mission, errungen und gesichert werden; außerdem muß sich jedes Mit - glied verpflichten, für den Zweck des Vereins nach Kräften wirksam zu sein, und es wurde bestimmt, daß an jedem ersten Donnerstage im Monat eine General = Versammlung gehalten und darin vorgetragen und berathen werden solle, in wie weit der Verein durch seine Be - amten und durch seine Mitglieder die schöne, große Aufgabe, welche er sich gestellt hatte, zu erfüllen strebte.

Die Wahl der Beamten und des Directoriums geschah vor einem Jahre, die Zeit ihrer Pflicht und ihres Dienstes ist jetzt abgelaufen; sie halten es deßhalb für ein unumgängliches Erforderniß, -- obschon in den monatlichen General = Versammlungen Alles, was in Bezug auf den Verein geschehen war und geschehen mußte, dargestellt ist, -- den sämmtlichen Mitgliedern des Vereins und auch dem ganzen Publikum in diesem Jahresberichte eine gedrängte Gesammt = Uebersicht von den Thatsachen zu geben, welche die Wirksamkeit des Vereins, seinem Zwecke entsprechend, bezeugen und es zugleich bekunden, in wie weit sämmt - liche Mitglieder des Directoriums das Vertrauen erfüllt haben, das durch ihre Erwählung in sie gesetzt wurde. -- Es ist dieß Directorium freilich nicht mehr ganz dasselbe, welches zuerst vor einem Jahre ge - wählt wurde; -- die junge Kraft mußte sich zu prüfen suchen. Von den sieben ersten Directoren harrten nur wenige aus und die andern, welche theils ermüdeten, theils gar nicht ihrer übernommenen Ver - pflichtung nachkamen, mußten geeignet ersetzt, es mußte sogar dem Directorium das Recht gegeben werden, sich selbst zu ergänzen. Der zuerst erwählte zweite Secretär entsagte und der ebenfalls zuerst er - wählte erste Secretär mußte wegen seines, den Vereins = Zwecken feind - lichen Entgegenwirkens in der August = General = Versammlung ent - setzt werden.

Die Form der Thätigkeit des Vereins war in dem verflossenen Jahre dahin bestimmt, daß jeden Tag von 4 -- 6 Uhr Nachmittags die 24 Mitglieder der Beaufsichtigungs = Commission, von denen je sechs eine Woche unter dem Vorsitze eines Directors übernahmen, die etwaigen Beschwerden der Einwanderer, ihre Klagen und Fragen untersuchten und theils erledigten, theils dem Directorium anzeigten, -- daß das Directorium jeden Mittwoch Abend seine Sitzungen und der Verein jeden ersten Donnerstag im Monat seine General = Versammlungen hielt. Die Sitzungen der Beauftragungs = Commission, -- in den deutschen Zeitungen hier geeignet annoncirt, -- waren in den ersten fünf Mo - naten in Greenwich = Str. nahe dem Hudson und dem Platze, wo die meisten Schiffe, welche mit deutschen Emigranten hier landen, anlegen, in Mitte aber desjenigen Stadttheiles, wo sich die Kosthäuser und Passage - Bureaus für Einwanderer befinden und wo die Makler und Runner mit nicht bedeutender Ausnahme ein Gewerbe führen, deren verächtlicher Charakter durch die öffentliche Meinung und durch eine Summe bewie - sener Thatsachen bezeichnet ist So günstig nun das Lokal zur Ueber - wachung der gekränkten Rechte der Einwanderer war, so sah die Com - mission sich gezwungen, weil sie beständig von solchen Menschen, denen sie entgegen zu wirken hatte, belästigt, angefeindet und in ihrer Wirk - samkeit gestört wurde, die täglichen Sitzungen nach Frankfort No. 8 zu verlegen.

Das Directorium hatte eingesehen, daß es wünschenswerther und entsprechender sein würde, ein eigenes Bureau für den Volksverin zubesitzen; die mehrfachen Berathungen darüber ergaben aber, daß dann auch solche besondere Anordnungen getroffen werden müßten, welche mit der augenblicklichen Lage des Vereines, mit seinen Kräften und Mitteln noch nicht im richtigen Verhältnisse stehen würden. Vertrauend dem gesunden, wahren Rechtsgefühle seiner Mitbürger und deren Theilnahme und Anschlusse zum Vereine und gestützt ferner auf die Erfahrungen und Thatsachen, die das erste Jahr des Bestehens dieses Vereines bietet, hofft das Directorium mit fester Zuversicht, daß schon im nächsten Jahre eine solche Einrichtung getroffen werden kann, welche nicht allein den Mitteln, sondern auch der Würde und dem Zwecke des Vereines anpassend sein wird.

Die wöchentlichen Directorial = Sitzungen sind nie gestört, die General = Versammlung wurde aber im Monate Mai durch eine be - trächtliche Anzahl von Maklern und solchen Menschen, die sich nicht in den Grenzen der Ruhe und des Anstandes zu bewegen vermögen, ge - zwungen, ihre Sitzung aufzuheben und auf acht Tage nach einem andern Locale zu verlegen. Seitdem hat keine frevelnde Hand wieder in die äußere Ordnung des Vereines eingegriffen.

Die sämmtlichen vorstehend erwähnten Verhältnisse, welche die for - melle Gestaltung des Volks = Vereins betreffen und welche sich erst durch die in das Leben getretene Wirksamkeit des Vereines ergeben konnten, befahlen zugleich eine Aenderung der Constitution in Betreff der beiden Paragraphen, welche die Mitgliedschaft und die Wahl der Beamten be - stimmen. Es mußte dafür gesorgt werden, daß der Verein aus solchen Mitgliedern gebildet und erhalten wurde, deren Charakter und deren Geschäft nicht in Rücksicht auf Vereinszwecke entwürdigend und feind - lich sein konnte; daher wurde unter der gewahrten Form, welche die Constitution für eine Abänderung bestimmt, festgesetzt:

daß die Namen Derer, welche Mitglieder zu werden wünschen, der General = Versammlung vorgelesen und in der nächstfolgenden Ge - neral = Versammlung wieder mitgetheilt werden, und daß, wenn dann zwischen dieser Zeit kein erheblicher Einspruch gegen die vor - geschlagenen erhoben ist, diese wirkliche Mitglieder des Vereins werden und sich dadurch verpflichten, außer dem monatlich zu zah - lenden Beitrage den Zweck des Vereins möglichst durch die That zu unterstützen. Nichtzahlung dieses Beitrages während drei Mo - naten kann, absichtlich widerstrebendes und feindliches Handeln gegen den Verein muß die Ausschließung eines Mitgliedes zur Folge haben.

Jn Betreff der Wahl der Beamten hatte die Erfahrung gelehrt, daß der Verein sorgfältiger wählen, daß er Männer haben müsse, denen es nicht um die Ehre, sondern um die Pflicht, um eine wahre, fördernde, ausdauernde Thätigkeit für den Verein zu thun sei. Es wurde deßhalb beschlossen:

daß sieben Delegaten ernannt und von diesen solche Männer als Candidaten vorgeschlagen werden sollten, welche es schon bewiesen hätten, daß sie den Zweck des Vereines in seiner Strenge und Wahrheit verfolgen würden. Diese Delegaten sollen in der De - cember = Massen = Versammlung erwählt werden, sie haben in der Januars = Versammlung Bericht abzustatten und es hat dann je - des einzelne Mitglied des Vereines im eigentlichen Wahl = Meeting ein Recht, entweder für das von den Delegaten aufgestellte Ticket zu gehen, oder es theilweise oder ganz zu ändern.

Möge der Verein durch diese -- vielleicht noch nicht ganz er - schöpfende, aber in der Wesenheit anbefohlene, weil nothwendige -- Einrichtung im nächsten Jahre ganz das finden, was er mehr oder weniger im letzten Jahre entbehrt hat; möge dabei die später fol - gende treue Darstellung seines Wirkungskreises und seiner Errungen - schaft es zeigen, daß die Beamten und die Mitglieder des Directo - riums ein ausgezeichnet strenges Rechtsgefühl und eine gänzlich un - abhängige Stellung besitzen müssen, wenn sie mit wahrem Erfolge für den Verein wirken sollen.

Die eigentliche, durchgreifende Entwickelung seines Zweckes begann der Volksverein im Monat April v. J., wo zuerst die Beaufsichtigungs -Commission gebildet wurde. Von dieser Zeit führte der Verein Namens eines deutschen Einwanderers, dessen Frau durch den Capitän Tucker, Schiff Pontiac, mißhandelt war, einen Rechtsanspruch gegen den Letztern. Der Verein machte bei dieser Klage zuerst die Erfahrung, daß deutsche Einwanderer sich oft eher bereden, verleiten und gar betrügen lassen, als dem Recht und der Wahrheit zu folgen, und daß sie oft weder Kraft noch Ausdauer, noch Aufrichtigkeit genug besitzen, um im Wege des hier gegebenen Proceßverfahrens eine Entschädigung zu erwarten oder zu er - halten. -- Der Proceß des ec. Rosch gegen den Capitain Tucker ist, jedoch nicht ohne Opfer des Volks = Vereins, beendet, und Rosch hat auf dem Wege des Vergleichs eine solche Geldsumme erhalten, als er selbst forderte.

Der weite, bedeutsame Wirkungskreis, der seit dem Monate April dem Volksvereine durch die Beschwerden der Einwanderer gegeben wurde, und der sich ihm dann durch die gewonnenen Erfahrungen aufdrängte, umfaßt die Ueberfahrts = Contracte, die in Deutschland oder in den See - häfen deutsche Einwanderer mit Maklern, Agenten oder Rhedern schlossen, dann die Ueberfahrt selbst und endlich die Ankunft, d. h. die Hand - lungsweise mancher Kosthäuser und Passage = Bureaus hier, oder mit anderen Worten, die Schwindeleien in Europa, die schlechte Behandlung auf See und die Betrügereien hier. Es würde die Grenzen dieses Berichtes überschreiten, wenn die große Masse einzelner Fälle, welche vor das Forum des Volks = Vereins gebracht wurden, einzeln aufgezählt werden sollten; eine allgemeine Uebersicht wird genügen.

Achtzehn Beschwerden sind wegen Verlust von Koffern und Kisten, oder Entwendung derselben, vorgekommen; die meisten davon wurden durch die Bemühungen des Vereins, durch Nachforschungen hier und durch briefliche Anfragen in Europa erledigt. Bemerkenswerth dabei ist, daß diejenigen Einwanderer, welche über Rotterdam und London nach Liverpool und von da hierher kamen, die meisten derartigen Be - schwerden vorbrachten, und theils in Rotterdam, gewöhnlich in London, ihre Sachen vermißt oder verloren hatten.

Was die Ueberfahrts = Contracte betrifft, welche deutsche Einwan - derer mit Schiffsmaklern, Agenten oder Rhedern geschlossen hatten und darin theils beschwindelt, theils weniger oder mehr durch zu große Ver - sprechungen hintergangen waren, so haben diese die Aufmerksamkeit und Sorge des Vereins besonders in Anspruch genommen. Die deshalbigen Beschwerden, welche theils mündlich, theils schriftlich erhoben wurden und sich bis zum jetzigen Augenblicke bei dem Volksvereine häuften, konnten hier eine durchgreifende Erledigung nur selten erringen, weil der Verein bloß die Beschwerden, aber keine beweisende Anhaltspunkte empfangen und noch weniger hier die richtigen Beklagten finden konnte. Die ursprünglichen Contracte, welche die Einwanderer mit Maklern und Agenten in Deutschland geschlossen haben, werden ihnen in den See - häfen von Rotterdam, Antwerpen, Havre und Liverpool gegen eine einfache Schiffskarte und Quittung des Passagepreises abgenommen, und damit ist ihnen auch der Beweis, daß sie beschwindelt sind, abgeschnitten. Die nicht gehaltenen Versprechungen in den Contracten, welche den Ein - wanderern geraubt werden, betreffen meist den Raum, in welchen die Emigranten beschränkt und die gute, geeignete Beköstigung und Be - handlung, welche sie oft nur annähernd, in einzelnen Fällen gar nicht erhalten haben wollen. Auf den Schiffen, wo die Einrichtung getroffen war, daß die Passagiere sich ihren eigenen Mundvorrath kaufen und kochen mußten, kamen fast gar keine Beschwerden, höchstens nur die wegen schlechter Behandlung vor. Gegen Hamburger und auch gegen Bremer Schiffsmakler sind mehrere ähnliche Beschwerden erhoben; bei näherer Prüfung derselben ergab es sich, daß gedruckte Empfehlungen der Makler, die besonders in Süddeutschland umhergestreut werden, eine nicht genau specificirte Angabe und ein allgemeines Versprechen über gute und hin - reichende Kost enthielten und daß diese, der Qualität und Quantität nach, in übereinstimmender Aussage der Passagiere, nicht geliefert war. Vorzüglich beschwerten sich die Emigranten, daß sie harte, unverdauliche Hülsenfrüchte und zu wenig Wasser erhalten hätten. Drei Fälle liegenliegen auch vor, wo behauptet wurde, daß der das Essen und Wasser austhei - lende Untersteuermann einige Passagiere bevorzugt hätte, um dem Capitän, der dieß gleichfalls gethan, einen sogenannten Zeitungspuff zu verschaffen. -- Jn die Abtheilung dieser Klagen gehören auch die bei jeder Ankunft eines französischen Steamers wiederholten Beschwerden der Zwischendecks - Passagiere, die theils durch die Agenten hintergangen, theils durch die ganz verfehlte Einrichtung auf diesen Dampfschiffen beeinträchtigt waren. -- Jn allen diesen Fällen, die theils durch Unkunde, Arglosigkeit und Leicht - gläubigkeit der Einwanderer möglich wurden, ist von dem Vereine, wenn nicht hier eine Entschädigung zu erlangen war, das geschehen, was ihm zur Verhinderung künftiger Unbilden und zur Aufhebung derselben nöthig schien. Es ist an die Behörden, an die Agenten und Schiffsmäkler, namentlich ist an das deutsche Volk in deutschen Zeitungen berichtet, es sind jene ernstlich gewarnt, und dieses ist geeignet auf solche Hinter - gehungen aufmerksam gemacht.

Die in früherer Zeit und bei Entstehung des Volksvereins so oft vorgekommenen Beschwerden wegen Mißhandlung, welche die Passa - giere von Schiffscapitänen oder deren Schiffsmannschaft erleiden mußten, sind seit fast einem halben Jahre bei dem Vereine zu dessen Ruhme und Ehre nicht wieder erhoben. Der Name des deutschen Volksvereins und die nachdrückliche Züchtigung, welche solche Capitäne durch das strenge Wirken des Vereins hier erhielten, die Zahlung sehr bedeuten - der Entschädigungs = Summen, worin jene verurtheilt und dabei zugleich vor die Oeffentlichkeit gezogen und gleichsam an den Pranger gestellt wurden, waren hinreichend, um hier den Zweck des Vereines gänzlich zu verwirklichen und den Capitänen jene Furcht und jene Achtung aufzuzwingen, welche dem strengen, unveräußerlichen Rechte gebührt.

Die durchgreifendste und nachhaltigste Wirkung hat der Volks - verein zur Beschützung der Einwanderer hier in Newyork zu erringen gesucht. Nirgends sind die unkundigen, nach langer oft gefährlicher Seefahrt glücklichen und deßhalb leicht zu überredenden Einwanderer mehr dem Betruge und der Schwindelei ausgesetzt, als an den ame - rikanischen Seehäfen. Geborne Amerikaner, vorzüglich aber eigene Landsleute der Einwanderer haben zur Uebervortheilung der Letzteren Geschäfte errichtet, die fast einem Strandraube gleichkommen. Der Verein stieß sofort, als seine Thätigkeit begann, mit diesen Leuten, besonders mit ihren Runnern und Maklern, zusammen, die gemeinsten wie die schlauesten, die öffentlichsten und geheimsten Hülfsmittel und Kunstgriffe wurden von den Gegnern des Rechtes benutzt, aber das ruhige entschiedene Verhalten des Vereines in diesem Kampfe mußte zum Ziele führen; der Volksverein ist bis jetzt Sieger geblieben, das sogenannte Maklerthum wird, wie es bestand, aufhören. Es mußte, um ein solch wirklich ausgezeichnetes Ergebniß mit der Zeit zu gewinnen, dem Ver - eine daran liegen, der gesetzgebenden Behörde zu zeigen, daß er ohne sie in diesem Falle durchgreifend wirken könne, daß aber die Einwanderer in diesen Fällen außer dem gesetzlichen Schutze ständen. Die Sache ereignete sich bald. Einer von den vielen durch hiesige Passage - Bu - reaus übervortheilten Emigranten wandte sich in den ersten Tagen der Wirksamkeit des Vereins an diesen, weil er sich hintergangen und im Besitze eines falschen Passage = Tickets glaubte. Der Fall wurde der gerichtlichen Behörde angezeigt und der Verein wachte über dessen ernste und strenge Verfolgung innerhalb der durch das Gesetz vorgeschrie - benen Form.

Die Grand = Jury fand gegen den Eigenthümer des Passage = Bu - reaus, wo jener Emigrant das Ticket erhalten hatte, ein sog. truebill, die Sache wurde dann vier Tage lang vor der Court of Sessions verhandelt, es wurden weder Kosten gespart, noch wurde irgend etwas vernachlässigt, um das klare Recht siegend zu machen, es war einer der ausgezeichnetsten Anwälte gewonnen, um dem im Rechte klagenden Volke zur Seite zu stehen; deßungeachtet ging die Sache scheinbar verloren und die Feinde des Volksvereins triumphirten, sie suchten sogar einige Beamten des Vereins zur Rechenschaft zu ziehen, forderten ge - richtlich eine Entschädigung, und es muß hier erwähnt werden, daßdeßhalb noch eine Klage gegen drei Beamte des Vereins vorliegt und von dem jetzigen Directorium auf das neu zu wählende vererbt werden muß. So wenig aber diese Klagen zu fürchten und so sehr sie nur geeignet sind, die Kraft und das Recht des Vereins zu zeigen, so wenig hat der Volksverein damals eine Klage, die er nicht geführt hat, ver - loren. Jene Proceßverhandlungen in der Court zeigten das Makler - thum in seinem ganzen gehässigen Lichte, es zeigte aber auch, daß kein Gesetz vorhanden war, welches jene dem Rechte entgegenstrebende Men - schen zur Verantwortung und zur Strafe ziehen konnte. Dieß war der wesentlichste Zweck des Vereins, und diesen hat er errungen. Die Aufmerksamkeit des Publikums wurde erregt, die Gesetzgebung in Al - bany schritt ein, die sorgfältigsten Untersuchungen, wobei der Verein nach Kräften mitzuwirken suchte, wurden durch eine von der Gesetz - gebung ernannte Commission in Newyork und Albany vorgenommen, beschworene und beglaubigte Thatsachen, welche die an Emigranten verübten Betrügereien klar feststellten, wurden in übergroßer Menge aufgefunden und die Assembly in Albany erließ am Ende des verflosse - nen Jahres ein Gesetz, wie es dem Zwecke des Volksvereins entsprechend ist, wie er es selbst zu erringen gesucht hat. Zwischen der Zeit, wo jene Untersuchungssache verhandelt war und das Gesetz, das jetzt dem Senate in Albany zur Annahme vorliegt, erschien, sind eine Summe ähnlicher Beschwerden bei dem Vereine vorgekommen, sie sind aber alle auf eine friedliche Weise beendigt, und es liegt kaum ein Fall vor, wo bei diesen Beschwerden irgend ein Passagebureau, sobald vom deut - schen Volksverein aus nachgeforscht und eine Entschädigung oder Be - richtigung gefordert wurde, diese verweigert hätte.

Die zahlreichen Beschwerden, welche von Emigranten gegen hie - sige Wirthe erhoben wurden, sind durch gütige Vermittlung mit sehr geringer Ausnahme beseitigt. Gewöhnlich geschahen diese von solchen Einwanderern, welche kein Geld hatten, und denen der Wirth, um sich bezahlt zu machen, die Effecten nicht verabfolgen lassen wollte. Nur einige Male kamen Klagen vor, wo sich Einwanderer direct übervortheilt glaubten; es wurden diese gütlich geschlichtet.

Eine bedeutende Summe von Beschwerden entstand durch die Nachlässigkeit und durch die Sprach = Unkunde der Emigranten und durch Mißverständniß. Die Wirksamkeit des Vereins hat sich bei die - sen Fällen stets sehr erfreulich geäußert.

Das Vorstehende umgreift in allgemeiner Uebersicht die vom deutschen Volks = Verein während eines Zeitraums von nur zehn Mo - naten in Form und Wesenheit entwickelte und bewiesene Thätigkeit; so schön aber diese für den Verein und so empfehlenswerth sie für sein kurzes Bestehen ist, so sehr verdient es eine Erwähnung, daß dieß Ergebniß meist durch die Bemühungen weniger, aber tüchtiger Mitglieder des Vereins gewonnen wurde. Die Stiftung des Vereins war, wie anerkannt ist, eine Nothwendigkeit; es muß daher auch jedes Mitglied durchdrungen sein von dem großen Zwecke, den der Verein zu verwirklichen hat, es muß sich getrieben fühlen, handelnd und fördernd einzugreifen und mitzuwirken, um die ganze Hoffnung und Wahrheit, die sich an den Verein knüpft, zu verwirklichen. Denn die Aufgabe, die ihm gesetzt ist, wird in dem kommenden Jahre, so - bald das von der Gesetzgebung in Albany erlassene Gesetz vom Se - nate genehmigt ist und in Kraft tritt, noch eine höhere und durch - greifendere Bedeutsamkeit erlangen; er braucht nicht mehr durch seine moralische Kraft allein zu wirken und zu schützen, er kann im vollen Sinne den rechten Arm jenes Gesetzes bilden und mit diesem Arme den überaus zahlreichen deutschen Einwanderern die wahre Bruder - hand reichen. Das ist es aber, was die Beamten und die Mitglie - der des Directoriums des Volksvereines zu erstreben gesucht haben, und damit schließen sie ihren Jahresbericht.

Jm Auftrage des Directoriums

Aufruf zur Bildung eines deutschen National - Vereins für Auswanderung und Ansiedelungen.

An der Zerrissenheit Deutschlands und an der verkehrten Auf - und Anfassung einzelner Unternehmer scheiterten bisher alle Versuche, die seit lange und vielbesprochene Auswanderung zur Nationalsache zu erheben. Die Beschlüsse des deutschen Vorparlaments zu Frankfurt a. M. geben Veranlassung und Hoffnung, daß auch in dieser hochwichtigen Zeitfrage das Gemeinwohl über alle Sonder = und Privatinteressen gestellt werde. Das Schicksal aller deutschen Auswanderer vor und während ihrer Reise, die Wahl ihrer Niederlassung, ihre Beziehungen zum Mutterlande, die Erhaltung ihrer Nationalität ec. gehören dem Gemeinwohle an; -- die einzelnen deutschen Länder und Stämme die Einschiffungshäfen, Schiffs = Rheder und Befrachter, deren Agen - turen ec. haben Sonder - oder Privatinteressen.

Zweck des Nationalvereins muß also sein: Leitung und Ueber - wachung der deutschen Auswanderung und Ansiedlungen zur Wahrung und Förderung des Gemeinwohls.

Mittel zur Erreichung dieses Zweckes möchten sein:

1) Bildung von Haupt = und Nebenvereinen unter einem leitenden Centralvorstande; 2) Cassen durch Capitaleinlagen und Beiträge; 3) Belehrung der Auswanderer über Einschiffungshäfen, Ueberfahrts = Preise und = Zeit, über Niederlassung, Unternehmungen und Geschäfte, Arbeit und Verdienst; 4) Uebernahme der Güter und Steigacten, sowie Unter - stützung der Mittellosen bei der Ueberfahrt und Niederlassung; 5) Sorge für Erfüllung der Schiffsaccorde, Schutz und Hülfe gegen Beeinträch - tigungen; 6) Erwerbung von Kolonieen, Sorge für deren Bevölke - rung, Beziehung, Verbindung und Verkehr mit denselben.

Jndem ich vorstehend die Grundzüge des zu bildenden Vereins aufstelle, fordere ich die deutschen Männer, welche sich für Auswande - rung und Ansiedelung thätig erwiesen haben, und Alle, welche ihre Kräfte dieser Nationalangelegenheit zuwenden wollen, hiermit auf: vorerst schriftlich ihre Betheiligung, so wie ihre Ansicht, Belehrung und An - träge in kurz gefaßten Andeutungen mir zuzusenden, um hiernach Geeig - netes zu veranlassen.

Zur öffentlichen Besprechung schlage ich die Mainzer Zeitung so wie die Rudolstädter Auswanderungszeitung vor.

Offene Antwort auf verschiedene Anfragen.

Auf das Project hin, eine Handelsschule zu errichten, können wir nicht rathen nach Nord = Amerika auszuwandern. Die sich dem Handelsstande widmenden jungen Leute gehen sehr früh in ein Geschäft und lernen dort praktisch, was sie gebrauchen. Die Art des Geschäfts - betriebs ist in Amerika, sowohl was Correspondenz als Buchhaltung ec. betrifft, weit kürzer, als die in Deutschland übliche ist; ein deutscher Kaufmann würde sagen: nachlässiger. Wäre er aber erst länger im Geschäfte drüben, er würde finden, daß man an theurem Personal doppelt so viel erspart, als etwa durch zu rasches, kurzes Verfahren im Geschäfte verloren geht. Die Deutschen kommen in Amerika sehr bald von der deutschen Manier zurück. Die Einrichtung, daß die Kaufleute ihr Jncasso und Cassengeschäft überhaupt durch die Banken besorgen lassen, trägt auch zur Vereinfachung des Betriebs bei.

Wenn Putzmacherinnen Mittel und Geschmack besitzen, so können sie, wenn sie vom Glücke begünstigt werden, gute Geschäfte machen. Als Arbeiterinnen in diesem Fache ist die Bezahlung schlecht.

Die Fabrikation chemischer Gegenstände ist in der Regel ein - träglich. So z. B. soll aus Blut ein werthvolles chemisches Fabrikat zu gewinnen sein, und in Cincinnati laufen täglich viele Eimer Schweinsblut in den Ohio.

Vermischte Nachrichten.

Newyorker deutsche Gesellschaft. Der Jahresbericht der deutschen Gesellschaft ist erschienen; wir entnehmen demselben fol - gende Angaben: Jm vorigen Jahre kamen im Hafen von Newyork in 255 Schiffen 70,735 Deutsche an, darunter 27,192 von Havre, 13,583 von Antwerpen, 20,775 von Bremen, 7,011 von London, 5,073 von Hamburg ec. Die Einnahmen der Gesellschaft betrugen 8607 Doll., die Ausgaben für Unterstützungen 7923 D. Die Ge - sellschaft gibt wieder nach ihrer Art den Auswanderern beherzigungs - werthe Rathschläge; namentlich sollen sie nicht später als Anfang October von Europa weggehen, die Briefe, die sie etwa von Freunden in Amerika erhalten haben, mitbringen, sich den Namen des Einschiffungsplatzes, des Schiffes und des Capitäns merken und bei ihrer Ankunft in New - York sich sogleich an die ächte Agentur der deutschen Gesellschaft (Green - wichstreet No. 75) wenden.

Das Dampfschiff Hermann ist am 13. April zum ersten Male in Bremerhaven angekommen.

Der Staat sollte jetzt nothwendigerweise an Verminderung der Arbeitsuchenden durch Auswanderung denken, große Land - strecken in Amerika ankaufen, die Leute auf Staatskosten hinüberbringen und ihnen dort Felder und Einrichtung bieten. Kämen sie dort nach und nach zu Kräften, so könnten sie einen Theil der Kosten in jähr - lichen Raten durch Naturproducte wieder ersetzen. Wie glücklich würde sich ein armer Handwerksmann fühlen, auf solche Weise zu Haus und Hof zu kommen und statt der Arbeit im dumpfen Zimmer die frische Feldarbeit zu haben! Würde ein Staat wie Preußen jährlich 4 Mill. am Heeretat ersparen und auf solche Auswanderung wenden, so würde dadurch für das Glück der Heimat Außerordentliches geleistet sein. (Dorfz.)

Sehr erfreulich ist es, daß die Auswanderungsfrage unter den Hauptpunkten sich befindet, welche dem constituirenden deutschen Parlamente durch die vorberathende Versammlung der Volksver - treter zu baldigster Erledigung empfohlen worden sind.

An der Moskitoküste haben die Engländer förmlich Posto gefaßt: sie bemächtigten sich der Forts am Flusse Oregon mit den Waffen in der Hand.

Der Kolonialdirector Major Köler zu Petropolis (Bra - silien) ist am 22. Nov. vor. J. an den Folgen einer zufällig er - haltenen Schußwunde gestorben Alle Kolonisten beklagen dieses Er - eigniß als einen schmerzlichen Verlust. Der Kaiser war mit seinem ganzen Hofstaate bei dem Leichenbegängnisse zugegen; die Kammerherren erster und zweiter Classe mußten den Sarg tragen.

Warnung für Auswanderer.

Die unterzeichneten Consulate benachrichtigen ihre deutschen Lands - leute, daß in Folge der politischen und commerziellen Revolution in Frankreich, welche für eine Zeit lang eine Verminderung des Fracht - verkehrs zwischen hier und den Verein. Staaten in Aussicht stellt, die Passage für Auswanderer von Havre nach Newyork und Neworleans augenblicklich bereits auf 120 Franken à Kopf ohne die Lebensmittel gestiegen ist. Zugleich wird denselben bemerkt, daß bereits über 1000 deutsche Arbeiter brodlos und im größten Elend hier herumirren, weß - halb die unterzeichneten Consulate an alle Auswanderungslustige in Deutschland die dringende Warnung ergehen lassen, in etwaiger Er - wartung billigerer Ueberfahrtspreise nicht auf Arbeit hier zu rechnen, sondern bis auf weitere Anzeige den Weg über Havre ganz zu vermeiden.

Havre, den 31. März 1848. Königl. Bayerisches Consulat, H. Meinel. Königl. Würtembergisches, Großh. Badisches und Hessisches Consulat,C. Rosenbecher.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 16.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Note: [1]

Special -

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Agentur der Postschiffe zwischen LONDONUNDNEW - YORK Concessionirt durch die betr. deutschen Regierungen.

Diese Linie besteht aus den folgenden 16 schnellsegelnden gekupferten ame - rikanischen Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen Gehalt, nämlich: Yorktown, London, Devonshire, Independence, American Eagle, Prince Albert, West - minster, Sir Robert Peel, Margaret Evans, Northumberland, Gladiator, Switzerland, Mediator, Victoria, Wellington und Hendrick Hudson, welche regelmäßig den 6., 13., 21. und 28. eines jeden Monats im Jahr von London nach New = York absegeln.

Das Nähere ertheilt auf frankirte Briefe der Unterzeichnete

Note: [2]Nach Newyork

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segelt am 1. Mai das schöne, dreimastige Hamburger Schiff Ben Nevis, Capt. Hinrichsen.

Dieses Schiff bietet Reisenden in seinem hohen Zwischendeck bequeme Gelegenheit zur Ueberfahrt dar, und wird die Beköstigung der Passagier jeder billigen Anforderung entsprechen.

Nähere Nachrichten ertheilt auf portofreie Anfragen

Note: [3]

Regelmäßige Postschiffe zwischen

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HAVRE UND NEW - YORK.

Durch Uebereinkunft mit den Herren Joseph Lemaitre & Comp. in Havre, den Spezial = Agenten der ausgezeichneten amerikanischen Postschiffe:

St. Nicolas,Cpt.Eveleigh,von800Tonnen,Abfahrt16. März,
Baltimere,Conn,65016. April,
Oneida,Willard,80016. Mai,
St. Denis,Howes,100016. Juni,

können Einschreibungen auf dieselben bei den Unterzeichneten und ihren Agenten genommen werden.

Note: [4]Vom 1. Mai an wird durch die Herren

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Chr. Matth. Schröder & Comp.

in HAMBURG

eine regelmäßige Expedition von Schiffen vorzüglicher Güte nach Rio Grande do Sul in Süd = Brasilien eintreten und nach Bedürfniß monatlich mindestens ein Schiff dahin abgehen.

Am 1. Mai zuerst wird nach glücklicher Ankunft das schöne, schnellse - gelnde, in dieser Fahrt vortheilhaft bekannte, kupferbodene, dreimastige Hamburger Barkschiff Emma & Louise, Capt. Haeslop, nach Rio Grande do Sul abgehen, und bietet die beste Gelegenheit für Cajüts = und Zwischendecks = Passagiere.

Wegen näherer Auskunft wende man sich an die Expedition dies. Blattes.

([5])Reisegelegenheitüber Hamburg nach N. -Amerika.

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Regelmäßige Packet = Postschiffahrt nach Newyork durch nachstehende Schiffe, welche, wie folgt, abgehen:

Washington,Capt.Matzen,groß300Kfm.Lasten.
Brarens,Sleeboom,400
Miles,Jacobs,250
Franklin,Roluffs,250
Guttenberg,Flor,460 neues Schiff.
Howard,Paulsen,450
Newton,Niemann,320
Leibnitz,Nienburg,310
Herschel,Wienholtz,450

Nach New = Orleans 1. und 15. September und 1. und 15. October.

Nach Quebec 1. Mai, 15. Mai, 1. Juni, 15. Juni, 1. Juli.

Zur Annahme und Beförderung von Passagieren und Auswanderern mit den oben erwähnten, seit Jahren rühmlichst bestehenden, mit hohen, ge - räumigen Zwischendecken und eleganten Cajüten versehenen Packet = Postschiffen, deren Capitäne sich so sehr durch gute und menschenfreundliche Behandlung der Passagiere einen wohlverdienten Ruf erworben haben, und deren Anzahl durch zwei der schönsten und größten Schiffe Hamburgs, um den gesteiger - ten Bedürfnissen zu genügen, vermehrt worden ist, sind nur die Unterzeich - neten von dem alleinigen Eigenthümer dieser Schiffe, Hrn. R. M. Sloman, ermächtigt und erlauben wir uns daher, bei dem bekannten billigen Passage - gelde, diese Gelegenheit nach New = York, New = Orleans und Quebec, unter Zusicherung der gewissenhaftesten und besten Beförderung, allen Rei - senden angelegentlichst zu empfehlen.

Nähere Nachricht ertheilen auf portofreie Briefe die Unterzeichneten, sowie unsere Herren Agenten. Hamburg, im Februar 1848.

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Note: [6]

Regelmässige Packet-Schifffahrt zwischen Antwerpen und New = York

am 1. und 15. jeden Monats für Kajüten = und Zwischendeck = Passagiere, sowie für Waarentrausport.

Näheres über die Preise der Plätze und Frachten bei Strecker, Klein & Stöck in Antwerpen, bei den Agenten u. den Unterzeichneten.

Note: [7]

H. Nex,

Beförderer deutscher Auswanderer nach Amerika und Afrika (Algier), hat die Ehre, dem Publikum bekannt zu machen, daß er zu sehr billigen Preisen die Auswanderer nach gesagten Bestimmungen überschifft. Diejenigen also, die auf seine Anempfehlung Anspruch machen wollen, können sich, aber mit frankirten Briefen, an ihn wenden, um die Preise zu vernehmen, und dann, wenn selbe ihnen anstehen, einen Vertrag für das Schiff oder Ueber - fahrt abschließen. Besonders aber wünschte er, daß es mit Gesammtheit geschehe, so, daß die Gesellschaft der Auswanderer zum wenigsten die Anzahl sechszig (60), je mehr je lieber, erreichen und also ein Schiff ganz als ihr Eigenthum in Besitz nehmen könne, wo selbe Herr und Meister ist. *)

*) Diese Art zu verfahren habe ich schon seit 1841 ins Werk gesetzt -- so daß die Aus - wanderer hier manchmal dreißig und vierzig Franken für jede Person weniger als in deut - schen Häfen bezahlen.

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Note: [8]

In Ladung nach Newyorkfür Güter und Auswanderer.

1) Das Schwedische Dreimasterschiff Scandia, Capt. Westman,segelt den 15. April. 2) Das Schwedische Dreimasterschiff Oscar, Capt. P. N. Möller,segelt den 15. April. 3) Das Amerikanische Dreimasterschiff Angelique, Capt. J. Edwards,segelt den 25. April,

und wird täglich erwartet, um bald nach Ankunft nach Newyork zurück - zukehren: Das Amerikanische Dreimasterschiff Louvre, Capt. A. Graves.

Nähere Auskunft auf portofreie Anfragen bei

Note: [9]

An die deutschen Einwanderer. Bekanntmachung des deutschen Volks = Vereins zur Wahrung und Ueberwachung der Rechte und Jnteressen deutscher Einwanderer in Newyork.

Jm Falle deutsche Einwanderer gerechten Grund zu Beschwerden wegen auf ihrer Seereise oder nach ihrer Landung dahier erlittenen Unbilden zu haben glauben, werden sie biermit aufgefordert, dieselben bei dem Ausschusse obigen Vereines, der, mit Ausnahme Sonntags, täglich in den Nachmittags - stunden, von 4 bis 6 Uhr im Hause des Hrn. E. Lievre, 8 Frankfort Str., versammelt ist, anzubringen.

Der Ausschuß nimmt jedoch keine Beschwerden an, welche nicht durch glaubwürdige Zeugen erwiesen werden können.

Vom 1. Mai 1848 versammelte sich obiger Ausschuß in Sha - kespeare Hotel, Ecke von Duane = u. William = Str. bei E. Lievre.

Note: [10]Bitte an Menschenfreunde. Eine arme, brave Familie von 6 Personen: Mann, Frau und 4 kleine Kinder, incl. 1. Sängling, hat mich bereits wiederholt auf die rührendste Weise flehentlich um meine Ver - mittelung angesprochen. Jhr sehnlichstes Verlangen steht nach Amerika; ihre ganze Baarschaft aber wird nach Veräußerung aller entbehrlichen Habselig - keiten nur 140 Thaler preuß. betragen. Mit Dank erkenne ich nun zwar die Bereitwilligkeit einiger Herren Schiffs = Expedienten, mir auf jedem von ihnen befrachteten Schiffe einige Plätze zu ermäßigter Taxe zur Disposition zu stellen, an und habe auch schon mehrmals besten Gebrauch davon gemacht. Da jedoch keine derartige Offerte dem fraglichen Falle entspricht, so schlage ich den Weg der Oeffentlichkeit ein, um an das Mitleid der Herren Schiffs - Expedienten zu appelliren. Möchte die Stunde der Erlösung aus Angst und Sorge für diese meine Clienten bald schlagen! -- Bemerken will ich nur noch, daß die Familie wo möglich 4, mindestens 3 Wochen Frist zum Ar - rangement ihrer Angelegenheiten bedarf, also nicht auf der Stelle abreisen kann. D. Herausg.

Note: [11]Warnung für Auswanderer.

Als eine Probe von Wortbrüchigkeit (ich wähle hier den schwächsten Ausdruck) fühle ich mich nothgedrungen, folgende Thatsachen zur Warnung des auswanderungslustigen Publikums zu veröffentlichen.

Anfangs dieses Jahres begab ich mich nach Bremen, um wegen einer ansehnlichen Gesellschaft Auswanderer einen Ueberfahrts = Contract abzu - schließen; daselbst angekommen, traf ich im Wirthshause mit einem Gehülfen des Schiffsmäklers Buschmann zusammen, welcher mir seine Anerbietun - gen machte; und da mir diese annehmbar schienen, ging ich zum Comptoir des Hrn. Buschmann und traf daselbst eine Uebereinkunft wegen besagter Gesellschaft für die Reise nach Baltimore.

Durch briefliche Unterhaltung und Einsendung des Handgeldes wurde sodann der Contract befestigt, und die Abfahrt auf den 1. bis 15. März festgesetzt, zugleich auch das Schiff Gustav benannt, welches die Gesell - schaft überführen solle.

Nachdem wir nun lange Zeit vergeblich auf die Ordre zum Eintreffen in Bremen gewartet hatten, empfingen wir endlich einen Brief von Herrn Buschmann vom 9. März (also ein paar Tage vor der versprochenen äußer - sten Abfahrtszeit), worin er uns zu unserer größten Berwunderung meldet, daß der Gustav noch gar nicht angekommen sei, daß aber das Schiff Kronprinzessin von Hannover im Hafen liege und die Gesellschaft damit reisen könne, wenn sie 1 Rl. pr. Kopf mehr, als accordirt, bezahlen wolle.

Obgleich diese Mehrzahlung der größtentheils aus unbemittelten Leuten bestehenden Gesellschaft schwer fiel, so gab sie doch ihre Zustimmung dazu, da ihr hauptsächlich darum zu thun war, bald fortzukommen, weil alles Hab und Gut verkauft war und man aus der Schnur zehren mußte, das uns zugesicherte Schiff Gustav aber noch lange ausbleiben konnte, und wie ich jetzt aus sicherer Quelle erfahren, gar nicht von Hrn. Buschmann befrachtet worden ist und auch vor Hierkunft nicht befrach - tet werden soll.

Jch fand mich demgemäß zu rechter Zeit mit meiner Gesellschaft in Bremen ein, um die Reise mit der Kronprinzessin von Hannover zu bewerkstelligen. Wie groß war aber das Erstaunen Aller, als es jetzt am Comptoir des Herrn Buschmann hieß, man müsse anstatt 1 Rl, 2 Rl. pr. Kopf auflegen und es könne auch nicht die Beförderung mit dem (schrift - lich zugesicherten) Schiffe Kronprinzessin von Hannover stattfinden, obwohl dieses Schiff wirklich von Hrn. Buschmann für die Reise nach Baltimore befrachtet war.

Die Gesellschaft hat sich dazu bequemt, diese abermalige Nachforderung zu bewilligen, und sich auch gefallen lassen, Aufnahm = Scheine für ein ame - rikanisches Schiff anzunehmen, welches diesen Augenblick noch gar nicht auf der Weser eingetroffen ist und wer weiß wie lange noch ausbleiben kann. Jch aber bin beauftragt worden, diese unrechtliche Behandlung zur Kenntniß aller Auswanderungslustigen zu bringen, damit sie sich vor Hrn. Buschmann in Acht nehmen können.

Jch habe wahrlich eine solche Handlungsweise von Hrn. Buschmann um so weniger erwartet, als er sich selbst öffentlich rühmt, daß er seine Ver - pflichtungen, selbst wenn mit Aufopferung, zu erfüllen pflege.

Seit 10 Jahren habe ich viele Auswanderer nach Bremen gebracht (freilich nicht an Hrn. Buschmann), indessen sie sind alle zu den accordirten Preisen befördert worden.

Uebrigens sollte die Behörde solche Vorkehrungen treffen, daß dergleichen Unregelmäßigkeiten nicht stattfinden können, damit der gute Ruf, den Bremen sich durch eine gewissenhafte Bedienung der Auswanderer im Auslande bis - her erworben hat, durch die Vergehungen eines Einzelnen nicht gefährdet werde. -- Die Originalbriefe des Hrn. Buschmann stehen Jedermann, der sich dafür interessiren sollte, zur Einsicht zu Diensten.

Note: [12]

Zur Beachtung!

Ein junger Mann, 25 Jahr alt, von gesundem, starken Körperbau, bietet einem Auswanderer oder Kolonisten nach und in gleichviel welchem Theile von Amerika oder auch einem Behufs wissenschaftlicher Zwecke Rei - senden in dem genannten oder einem andern fernen Welttheile, unter der Bedingung seine Dienste an, daß hierauf Reflectirende das Ueberfahrtsgeld und dann die Reisekosten bis zum Bestimmungsorte entrichten. Derselbe wird sich bemühen, stets das Jnteresse seines Gönners aufs Sorgfältigste zu beobachten, und man wird in ihm einen rechtschaffenen, nüchternen, ent - haltsamen, arbeitsamen und ausdauernden Menschen finden. Die Redaction dieses Blattes wird die Güte haben, demjenigen seinen Namen und Aufent - haltsort zu nennen, welche ihn zu wissen wünschen. Auskunft und Atteste über Alles, was seine Person betrifft wird er auf Verlangen entweder selbst einreichen, oder man kann sich direct nach ihm bei denjenigen Behörden und Personen erkundigen, welche er der Redaction angeführt hat.

Note: [13]Mitte März und Anfangs April wurden von Knorr & Janssen in Hamburg folgende Schiffe expedirt:

Caroni, Cpt. Wipple mit 73 Passagieren) nach New = York. Brarens, Cpt. Nienburg mit 199 Passagieren) nach New = York. Lessing,-Neumann -141-) nach New = York. Perseverance, Cpt. Briggs mit 96 -) nach New = York. Charlemagne,-Fales= 270 -nach New = Orleans.

Das pr. 1. Mai zum Absegeln bestimmte neue Schiff Gutenberg liegt zwar in Lübek segelfertig, kann aber der zwischen Dänemark und Hol - stein ausgebrochenen Feindseligkeiten wegen für jetzt nicht expedirt werden. An seine Stelle tritt der Herschel, Cpt. Wienholz, ebenfalls ein Schiff erster Classe.

Hrn. C. W. in F. nachrichtlich. Die fragl. Einrückung kostet 1 Rl.

Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1848.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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