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Nr. 71.
Würzburg, Samstag den 23. März. 1850.

Landtagsverhandlungen.

München, 20. März. (LXXXVII. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) [Schluß. ] Der I. Präsident verliest die Ueberschrift und den Eingang des Gesetzes und die Modifikation De - genhart 's, welche die Worte in Friedenszeiten gestrichen wissen will, da er den Zusatz vorzulegen beabsichtige, wonach die Normative des Gesetzes bezüglich des Vertheilungsmodus auch für Kriegs - zeiten gelten solle. Arnheim will über die Ueberschrift erst nach Berathung des ganzen Ge - setzes Beschluß gefaßt wissen. Hetterich em - psiehlt die Modifikation Degenhart's. Waller - stein wie der Abgeordnete Arnheim, weil leicht transitorische Bestimmungen am Schlusse ange - nommen werden dürften, die mit dem Titel in Widerspruch stehen. Kirchgeßner ist derselben Ansicht. Die Kammer beschließt, die Diskussion über den Eingang einstweilen auszusetzen. Bei Art. 1 stellt der Ausschuß den Antrag, statt der Schlußworte: und zur allgemeinen Ausgleichung zu bringen , zu setzen: und vom Staate zu ver - güten. Kirchgeßner bringt ein weitläufiges Amendement ein; ein weiteres liegt vom Fürsten Wallerstein und Genossen für den Fall vor, daß der Kirchgeßner'sche Antrag fallen würde. Nach Motivirung dieser Modifikation wird die Diskussion über Art. 1 eröffnet, an der sich der I. Sekretär Nar, Morgenstern, Forndran und der Referent wiederholt betheiligen. Der Regierungskommissär Wanner spricht aus finan - ziellen Gründen gegen den Ausschußantrag, da hiedurch eine Ueberladung der Staatskasse ent - stehen und eine neue Position im Budget noth - wendig werden würde. Der Regierungskommissär Epplen spricht gegen die Modifikation und für den Regierungsentwurf, worauf man zur Abstim - mung schreitet. Der Art. 1 wird nach dem Aus - schußantrage mit der Modifikation Wallerstein's angenommen. Die letztere bezweckt, nach den Worten: insofern sie nicht , den Passus: kraft bestehender Gesetze einzuschalten. Es wird nun zu Art. 2 übergegangen. Hier ändern sich nach der Ausschußfassung die Preisansätze zu 1. in 4 kr. statt 3 kr., zu 2. in 24 kr. statt 29 kr., zu 3. in 15 kr. statt 14 kr., zu 4. in 6 kr. statt 3 kr. Nach dem 2. Absatze soll als neuer Absatz folgen: Wenn die Fourage für Pferde nicht aus Magazinen abgegeben werden kann, wird die schwere Ration mit 25 kr., die Ration der schwe - ren Kavallerie mit 22 kr. und die leichte Ration mit 18 kr. vergütet. Der letzte Absatz soll lau - ten: Wenn in einem Regierungsbezirk der Nor - malpreis des Korns 12 fl. und der des Hafers 6 fl. übersteigt, so kann auf Antrag des Land - rathes die Vergütung für die Kostportionen der Mannschaft und für die Pferderationen verhält - nißmäßig erhöht werden. Kirchgeßner stellt eine höchst detaillirte Modifikation, welche eine ganz neue Fassung des Artikels enthält. Kolb und Genossen bringen einen Verbefsserungsantrag, die Kostportionen der Soldaten und den Pferde - futterbedarf betreffend, ein. Stöcker übergibt einen Antrag auf Verabreichung einer nahmhaften Kost und entsprechende Vergütung. Hetterich wünscht, daß im Ausschußantrage bei den Preis -ansätzen statt 3 kr., 6 kr. ; statt 20 kr., 27 kr. ; statt 14 kr. ,14 1 / 2 kr. ; statt 3 kr. ,8 1 / 2 kr. ; statt 3 kr., 4 kr. gesetzt werden. Nach Eröffnung der Diskussion ergreifen das Wort: der I. Sekre - tär, Fürst Wallerstein, II. Präsident Weis. Dieser unter scharfer Bekämpfung des Kirchgeß - ner 'schen Antrages, der die Steuerpflichtigen zu Gunsten einzelner Quartiergeber übermäßig be - lastet wissen will. Der letzte Redner bemerkt, daß er gegen den Antrag Kolb's nichts zu er - innern habe, wenn die Kostportionen und Pferde - fouragen kleiner würden. Kirchgeßner gibt eine faktische Berichtigung, daß nicht, wie Weis meint, in Würzburg den vorgeschlagenen Berech - nungen die in den Gasthöfen erster Klasse gelten - den Preise zu Grunde gelegt worden. (Heiterkeit. ) Außerdem sprechen noch Stöcker, Hirschber - ger, Dr. Schmitt und Reinhardt, welcher letztere dem Kriegsminster an's Herz legt, doch ja in Zukunft mit dem vielen Herumschicken der Soldaten im Lande recht sparsam zu sein. End - lich schließt die Debatte; v. Steinsdorf spricht für den Ausschußantrag; v. Lüder erklärt sich gegen die beantragten Erhöhungen des Quan - tums der Kost sowohl als der Vergütung; der Soldat solle und müsse nüchtern leben, denn sonst bekomme man schlechte Soldaten. Der Soldat soll nur Wasser trinken. (Heiterheit. ) Schon die Römer sagten: In pedibus robor , und Napoleon: la victoire est dans les jambes. Daher müssen die Soldaten sich an Mühen und Entbehrungen gewöhnen. Hierauf wird abge - stimmt; Der Antrag des Abgeordneten Kirchgeß - ner wird mit allen gegen wenige Stimmen ver - worfen, eben so die Modifikationen von Stöcker und Hetterich. Dagegen wird der Ausschußan - trag nebst den Zusätzen des Abgeordneten Kolb und der Modifikation desselben Abgeordneten zu dem Absatz 3 des Ausschusses angenommen. Hie - mit schließt die Sitzung um2 1 / 4 Uhr.

sym20 München, 21. März. (LXXXVIII. Sitzung der Abgeordnetenkammer. ) Tages - ordnung: 1) Protokoll; 2) Fortsetzung der Be - rathung und Schlußfassung über den Gesetzentwurf: Die Einquartirungs = und Vorspannslasten in Friedenszeiten betreffend. Eröffnung der Sitzung um9 1 / 2 Uhr. Am Ministertische die HH. Mini - ster v. Lüder, v. Zwehl, v. Ringelmann; die HH. Ministerialkommissäre v. Wanner, v. Habel. Der I. Präsident setzte die Kammer von dem Einlauf dreier Adressen, von einer Judengemeinde, vom Handelsstand zu Ludwigshafen und von der Stadt Apenrade in Schleswig, in Kenntniß; dann be - willigte die Kammer dem Frhrn. v. Lerchenfeld den wegen dringender Familienverhältnisse erbete - nen vierzehntägigen Urlaub. Eine Jnterpellation von Tafel an den V. Ausschuß über das Schick - sal der aus der Pfalz über den dortigen Kriegs - zustand eingelaufenen Beschwerden beantwortete der I. Präsident dahin, daß der Ausschußbericht darüber in den nächsten Tagen vertheilt werden würde. Eine andere Jnterpellation von Dom - pfarrer Schmid Betreffs der Baupflichtablösung beantwortete der Hr. Cultusminister v. Ringel - mann mit dem Versprechen, die Sache werde durch Jnstruktionen und im Nothfalle auch durch die Gesetzgebung geregelt werden. Darnach gingman an die Berathung des Einquartirungsgesetzes. Art. 3 wurde mit einer Modifikation des Aus - schusses, Art. 4, 5, 6, 7, 8, und ein neuer Art. 8 nach dem Antrag von Weis nach langer De - hatte angenommen, und darauf die Sitzung um 2 Uhr geschlossen. (Auf die Debatte über das Ein - quartirungsgesetz kommen wir zurück.)

Deutschland.

Frankfurt, 20. März. Die hiefige gesetzge - bende Versammlung vernahm in ihrer heutigen Sitzung einen Bericht der Commission über die Allmendlose in den Landgemeinden und genehmigte den vorgeschlagenen Gesetzentwurf mit einem von Dr. Souchay beantragten Zusatz. Ein Antrag von Dr. Blum: Art. 1, § 4 der deutschen Grund - rechte, Arrestanlegungen betreffend, nicht gegen solche deutsche Staaten in Anwendung zu bringen, in welchen die deutschen Grundrechte keine Rechts - giltigkeit haben , wird gemeinschaftlich mit einem Antrag von Dr. Jucho, die Revision der Vor - schriften der provisorischen Prozeßordnung vom 30. Dezember 1819 über Arreste zur Begründung des Gerichtsstands und Sicherung des Streitgegen - stands betreffend , nebst Gesetzentwurf, behandelt. Nach längerer Erörterung wird der Antrag von Dr. Blum mit 63 gegen 18 Stimmen abgelehnt, derjenige von Dr. Jucho dagegen, mit 46 gegen 32 Stimmen als zulässig erkannt und seine Ueber - weisung an den Senat beschlossen.

Frankfurt, 22. März. Fürst Gort - schakoff, k. k. russ. Gesandter am k. württemb. Hofe, ist gestern wieder nach Stuttgart ab - gereist. -- Der kön. sächsische Gesandte bei der Centralgewalt hat auf kurze Zeit Frankfurt ver - lassen, und werden die Geschäfte indeß von dem Geh. = Leg. = Rath Grünler besorgt.

S Mainz, 20. März. Von Seite des k. k. österreichischen Kriegsministers, Grafen von De - genfeld, ist gestern Befehl aus Wien hier eingetroffen, wonach sämmtliche k. k. österr. Artil - lerie, welche in hiesiger Bundesfestung liegt, bis Ende April von hier abmarschiren muß.

Karlsruhe, 20. März. Jn der heutigen Siz - zung der zweiten Kammer brachte Abg. Weller die Verlegung unserer Truppen nach Preußen zur Sprache, indem er glaube, daß die ständische Mit - wirkung zu einer solchen Maßregel, des Kosten - punktes wegen, gerechtfertigt erscheine. Schon aber sei den Offizieren aufgegeben, ihre Wohnungen zu kündigen. Man wolle den Landtag vertagen, und noch sei über diesen Gegenstand keine Vorlage ge - macht. Es liege darin eine große Beschränkung der Freiheit, wenn den Söhnen unserer Mitbürger aufgegeben werde, statt in Baden, in Preußen die - nen zu müssen. Auch ständen die Bestimmungen der Bundesakte dem entgegen, denn bekanntlich bil - deten unsere Truppen mit andern ein Armeekorps. Es seien daher Anordnungen nöthig, die nur im Wege der Gesetzgebung geschehen könnten. Er frage daher an, ob man über diesen wichtigen Ge - genstand einer Regierungsvorlage entgegen sehen könne. Staatsminister Klüber fand diese An - frage, vom Standpunkte des Hrn. Abgeordneten aus, wohl begründet. Bis morgen oder übermor - gen werde die hohe Kammer eine Mittheilungüber diesen Gegenstand erhalten. Er bat die Kam - mer, mit ihrem Urtheil nicht vorzugreifen, und überzeugt zu sein, daß die Regierung, wie in allen Angelegenheiten, so auch in dieser, nicht von der Verfassung und überhaupt nicht von dem Boden der Gesetzgebung sich entfernen werde, auch keine Maßregel beabsichtige, welche die Verfassung ver - letzeu oder verfassungsmäßige Rechte irgend beein - trächtigen könnte. -- Staatsm. Klüber bemerkt noch, daß für die fragliche Mittheilung von Sei - ten der Regierung eine geheime Sitzung verlangt werden würde.

* Karlsruhe, 21. März. Die erste Kammer trat in ihrer heutigen Sitzung dem Beschlusse der zweiten Kammer in Betreff Genehmigung des Anschlusses Badens zum Bündniß vom 26. Mai d. J. einstimmig bei. (Natürlich!)

F* Karlsruhe, 21. März. Anwalt Zieg - ler von hier ist vom großh. Hofgericht dahier zu 12 = und Lehrer Söhner zu 9jähriger Zuchthaus - strafe verurtheilt worden. Beide waren bei der badischen Revolution stark betheiligt und sind lan - desflüchtig.

Karlsruhe, 21. März. Unter den neuesten Verurtheilungen des Bruchsaler Hofgerichts be - merken wir folgende: Emil Barbo (vormaliger Rechtsanwalt zu Emmendingen) zu acht Jahren Zuchthaus; Pfarrer Gerwig von Obergimbern zu 10 Jahren Zuchthaus; Fabrikant Karl Thoma von Todtnau zu neun Jahren Zuchthaus; Raben - wirth Michael Grieshaber von Haslach zu acht Jahren Zuchthaus.

Mannheim, 19. März. Gestern stand hier Buchdrucker Scholer, früher bekanntlich verant - wortlicher Redakteur des in Karlsruhe erschienenen Verkündigers, vor den Schranken des großherz. Oberhofgerichts unter der Anklage der Theilnahme an der Anstiftung zum Hochverrath und Aufruhr. Das großh. Hofgericht des Mittelrheinkreises hatte ihn dieses Verbrechens für schuldig erklärt und deßhalb zu einer in Bruchsal zu erstehenden Zucht - hausstrafe von fünf Jahren verurtheilt. Sein Vertheidiger, Obergerichts = Advokat Dr. Ladenburg, versuchte, ihn theils durch die damals allgemein herrschende Aufregung, welche sogar ganz conser - vative Männer ergriffen und zu der Ansicht ver - leitet hatte, man müsse Alles daran setzen, die Reichsverfassung durchzuführen, wie dies beifpiels - weise in Württemberg geschehen sei, zu entschuldi - gen, theils auch dadurch eine mindere Strafbarkeit für den Angeklagten zu begründen, daß derselbe nur nominell Redakteur des Blattes war, während Goll dasselbe in der That redigirte. Das großh. Oberhofgericht ging auch wirklich auf diese Mil - derungsgründe ein, setzte die Strafe auf zwei Jahre Zuchthaus herab, und verordnete, daß der - selbe sofort dahin abgeführt werde.

Mannheim, 20. März. Jn den Vorstellungen auf hiesiger Bühne wurden schon mehrmals laute Bezeugungen gegen die bestehenden Verhältnisse laut; dieselben wiederholten sich bei der gestrigen Aufführung von Cabale und Liebe in der Art, daß die Galerieen geräumt werden mußten. Be - sondere Veranlassung zu lärmenden Beifallsbezeu - gungen fanden die Radikalen in der Scene des Kammerdieners mit Lady Milford. Die Erzäh - lung des Ersteren, in Bezug auf Erpressung von Landeskindern und deren Verkauf nach Amerika seitens des Landesherrn, wurde als willkommene Gelegenheit zu furchtbarem Bravogeschrei benützt, worauf ein Scandal folgte, wie man einen solchen hier noch nicht gesehen, und der das Einschreiten der Militärgewalt nothwendig machte. Platzkom - mandant Lientenant v. Quade ließ deßhalb nach dem Schlusse des zweiten Acts -- in Abwesen - heit des Stadtkommandanten v. Herwarth -- die obere Region des Hauses räumen. Auf die Bei - fallsbezeugungen im Parterre wurde keine Rück - sicht genommen, weßhalb obiges Einschreiten hin und wieder getadelt wurde. Nach der Räumung der Galerieen wurde das Stück ruhig zu Ende gespielt. -- Gestern kam General Bruhn v. Bruhusig von Karlsruhe hier an, und hält heute Morgen Jnspektion über die Kleinmonturstücke bei dem hiergarnisonirenden Bataillon vom 28. preuß. Jnfan - terie = Regiment.

** Kehl, 20. März. Am 16. ds. ist der gewesene Polizeikommissär Mehl von Straß - burg von Seite der badischen an die französische Behörde ausgeliefert worden. Die Auslieferung fand auf der Rheinbrücke statt.

Freiburg, 21. März. Zufolge eines erz - bischöflichen Erlasses, sollen, für den Fall das badische Militär nach Preußen oder ins Feld aus - zurücken hat, besondere Feld = und Garnisonspre - diger bestellt werden.

Stuttgart, 20. März. Jn der heutigen Si - tzung der Landesversammlung brachte Moritz Mohl die schon in der vorigen Landesversammlung ent - wickelte Motion wegen Vorlegung eines Verfas - sungsentwurfs ein, indem er sich für heute darauf beschränkt, einige Angriffe auf die als bekannt vor - auszusetzende, bereits gedruckte Motion zurückzuwei - sen. Der Redner erwähnt der Verfassung von Mecklenburg, und wünscht, daß dieses freisinnige Werk auch uns zum Vorbilde und zur Nachab - mung dienen möchte. Auf Fetzers Antrag wird der Druck dieser Motion mit 54 gegen 6 Stim - men beschlossen.

Wiesbaden, 20. März. Jn der heutiger Kam - mersitzung kam neben andern Budgetfragen auch die über die Civilliste des Herzogs wiederum zur Verhandlung. Bekanntlich ist eine definitive Feststellung der Civilliste noch nicht zu Stande gekommen, so daß der Ausgabenetat des herzog - lichen Hauses vorläufig noch jedesmal mit den andern Staatsausgaben alljährlich zu verwilligen ist. Ein Antrag Großmann's, die Verhandlungen über diesen Posten bis zur definitiven Regelung der Civilliste auszusetzen, wurde abgelehnt. Des - gleichen ein Antrag Rath's, den im vorigen Jahr mit 300,000 fl. verwilligten Ausgabenetat auf 200,000 fl. herabzusetzen. Dagegen fand ein An - trag von Wehrfritz und Preiß Annahme, welcher obige Summe auf 250,000 fl. ermäßigte.

Kassel, 19. März. Glaubwürdigem Verneh - men nach hat das Finanzministerium allen kurhessi - schen Kassenbehörden, auch den technischen, aufge - geben, ihre etwaigen Kassenbestände, sofern sie nicht zu den unumgänglichsten Betriebs - ec. Bedürfnis - sen nöthig sein sollten, sofort an die Hauptstaats - Kasse einzuliefern.

Gotha, 18. März. Jn der heutigen Sitzung der Abgeordneten wurde der frühere Staatsmini - ster v. Stein mit 16 gegen 2 Stimmen zum Deputirten ins Staatenhaus gewählt.

Gotha, 19. März. Jn der gestrigen Sitzung der Abgeordneten blieb das Staatsministerium bei Berathung der Regierungsvorlage über die provi - sorische Bildung des Staatsministeriums in bedeu - tender Minderheit. Der Verfassungsausschuß, wel - cher in überwiegender Mehrheit (vier gegen eins) aus Mitgliedern der Linken besteht, beantragte nämlich, daß die in jener Vorlage enthaltene Be - stimmung, daß der Minister des herzogl. Hauses in Behinderung des dirigirenden Staatsministers die Geschäfte des Letzteren besorgen solle, wegen der dabei möglichen Collisionsfälle wegbleiben müsse. Obwohl nun die Rechte und mit ihr der Staats - minister v. Seebach diese Bestimmung vom con - stitutionellen und praktischen Gesichtspunkte aus lebhaft vertheidigten, siegte die Linke dennoch mit 14 gegen 9 Stimmen.

Schleswig, 15. März. Unser Zustand wird immer unerträglicher. Vorgestern ist ein unter dem 8. März unterzeichnetes Schreiben des De - partements des Jnnern an die schleswig = holsteini - sche Regierung hierher gelangt, in welchem letztere beauftragt wird, ihre einstweilen ausgesetzten Func - tionen wieder anzutreten, da die Landesverwaltung außer aller Kraft sei und ihre Anordnungen nur durch Willkür und Gewaltmaßregeln durchsetzen könne. Zugleich sind Schreiben der schleswig = hol - steinischen Regierung an den Superintendenten und das Obergericht erlassen, worin diese aufgefordert werden, wieder mit ihr in das frühere amtliche Verhältniß zu treten. (Man sieht, es ist hier nicht sowohl von der Regierung der Statthalter - schaft, die formell fortwährend als rechtmäßigeRegentschaft anerkannt worden ist, als von der schleswig = holsteinischen Regierung die Rede, und es scheint damit ein früherer Plan wieder aufge - nommen worden zu sein, nachdem sich die Unzu - länglichkeit und Unzuträglichkeit des landesver - waltlichen Regiments immer mehr herausgestellt hat. ) Darnach mußten wir heute den Einmarsch der Schleswig = Holsteiner erwarten, um so mehr, da die Hebungsbeamten beordert waren, die Steuern zu erheben und nach Rendsburg zu senden. (Es ist schon bemerkt worden, daß davon noch nicht die Rede zu sein scheint. Man will wahrscheinlich das militärische Einschreiten der Dänen abwarten. ) Dagegen hatte die Landesverwaltung Schreiben an den Magistrat ec. erlassen, worin ihm verboten wird, die Befehle zu beachten, welche die Statt - halterschaft etwa in solchem Sinne erlassen möchte. Was geschieht nun? Die Landleute finden sich mit ihren Steuern freudig bei den Hebungsbeam - ten ein, Mehrere zahlen unbedingt und das Geld geht nach Rendsburg; ganze ländliche Communen aber verlangen von den Hebungsbeamten erst die Zusicherung, daß ihre Steuern auch gewiß nach Rendsburg und nicht nach Flensburg gehen wür - den. Und da die Hebungsbeamten eine solche Zu - sicherung nicht ertheilen können, weil sie von kei - nem Militär vor Gewaltmaßregeln geschützt sind, nehmen die Landleute ihr Geld wieder zurück, er - klären aber, es bringen zu wollen, sobald es sicher nach Rendsburg gelangen könne.

Altona, 18. März. Nach einer zuverlässigen Mittheilung aus Dänemark hatte der Festungs - kommandant v. Nyborg auf das Gerücht hin, daß die schleswig = holsteinische Armee in Schleswig ein - gerückt sei oder am 15. einrücken werde, Befehl an die Zollbeamten dort und in Slipshavn er - theilt, alle dort liegenden holsteinischen Schiffe auf seine Verantwortlichkeit mit Beschlag zu belegen. Jndessen hatten die Zollbehörden sich geweigert, diesem Befehle nachzukommen, aus dem Grunde, weil nur der Marineminister eine solche Maßre - gel verfügen könne und sie daher nur dessen Be - fehlen Folge leisten könnten.

Kiel, 14. März. Es bestätigt sich, daß Ge - neral Hahn alle Executions = Kommando's einzieht und die Truppen concentrirt. Auch schwedischer - seits geschieht dieses.

* Kiel, 19. März. Mittags12 1 / 4 Uhr. Soeben wurde die Landesversammlung eröffuet.

Von der Niederelbe, 17. März. Es unter - liegt keinem Zweifel mehr, daß die schleswig = hol - steinische Regierung demnächst ihren Sitz wieder von Kiel nach Schleßwig verlegen und so wenig - stens die Administration zuvörderst in Südschles - wig führen wird.

Hamburg, 17. März. Bei der gestrigen Wahl der Abgeordneten zum Volkshause wurden Dr. Rießer und Dr. Schwarze gewählt. Für das Staatenhaus ist durch die Wahl des Senators Lutteroth = Legat und durch die Ernennung des Dr. Soetbeer vom Senat für die Vertretung der handelspolitischen Jnteressen unserer Stadt gesorgt.

Lübeck, 18. März. Die Bürgerschaft beschloß heute, zur Zeit von dem gemachten Vorbehalte des Nücktritts von dem Dreikönigsbündnisse keinen Ge - brauch zu machen wollen, bis sich erwiesen, daß Preußen nicht den Willen habe, Hannover zu ver - mögen, bei dem Bündnisse zu beharren. Die aus - gesprochene Befürchtung, als seien die wegen der Zollverhältnisse beim Verwoltungsrathe zu Proto - koll niedergelegten Vorbehalte ohne allen Werth und könnten in Erfurt durch einen Beschluß da - selbst vernichte twerden, wurde als unbegründet beseitigt. Demnach findet übermorgen die Neu - wahl für Erfurt statt und wird man, wenn mög - lich, diesmal einen Lübecker wählen. Die öffent - liche Stimme bezeichnet Dr. Dettmer als den Ver - trauensmann.

Berlin, 19. März. Es geht uns in Bezug auf die schleswig'sche Angelegenheit von einer Seite her, wo man einen freien Blick in die Verhält - nisse hat, folgende Notitz zu: Es ist eine ge - wagte Behauptung, allein ich täusche mich schwer - lich, die Regulirung der Verhältnisse in den Her - zogthümern ist vor der Thür. Dänemark kannsich nicht länger dem Friedensabschlusse entziehen, Alles drängt das Kopenhagener Kabinet. Ruß - land scheint von den friedfertigen Absichten Preu - ßens überzeugt, und -- in der That -- man hat starke, sehr starke Beweise für seine Liebe zum Frieden gegeben. Rußland hat sich definitiv und offiziell für die endliche Abwickelung ausgesprochen. Unter den obwaltenden Verhältnissen kann man nicht auf einen glänzenden Frieden für die Jnte - ressen der Herzogthümer hoffen, ich zweifle aber nicht, daß wenigstens für die Zukunft die Rechte derselben werden gewahrt werden. Jch glaube, wir haben ein Provisorium zu erwarten.

sjplus Erfurt, 19. März. Unter den Vorlagen des Verwaltungsrathes befindet sich auch der Ent - wurf der allgemeinen Geschäftsordnung für beide Häuser. Derselbe schließt sich fast durchgehends an das Reglement für die preußischen Kammern an. Beide Häuser wählen einen Präsidenten und zwei Vizepräsidenten erst auf 4 Wochen, dann für die übrige Dauer des Reichstages. Das Staa - tenhaus wird durch das Loos in fünf, das Volks - haus in sieben Abtheilungen getheilt; von diesen werden die Ausschüsse gewählt, welche in der Re - gel alle Vorlagen und Anträge für die Berathung im Plenum vorzubereiten haben. Die Berichte der Ausschüsse müssen wenigstens 24 Stunden vor dieser Berathung gedruckt in den Händen aller Mitglieder sein. Die Oeffentlichkeit der Sitzun - gen kann nur auf Antrag des Verwaltungsrathes zum Zwecke vertraulicher Mittheilungen oder auf Antrag von wenigstens 20 Mitgliedern ausge - schlossen werden. Die Reihenfolge der Redner be - stimmt das Loos. Anträge auf namentliche Ab - stimmung müssen von wenigstens 50 Mitgliedern unterstützt werden. Aehnlich ist die Bestimmung, daß Mitglieder wegen ordnungswidrigen oder un - würdigen Verhaltens in oder außer dem Hause ausgeschlossen werden können. Zu einem solchen Beschlusse ist eine Mehrheit von mehr als zwei Drittheilen erforderlich, und die Verhandlung fin - det bei geschlossenen Thüren statt. -- Was das Geschäftsverhältniß der Häuser unter sich und zu dem Verwaltungsrathe betrifft, so ist der Verwal - tungsrath die Behörde, welche mit dem Reichstage zu verhandeln hat. Er bestimmt Kommissäre, welche das Recht haben, den Verhandlungen beider Häu - ser beizuwohnen und jederzeit von denselben gehört zu werden. Dieselben sind zugleich verpflichtet, auf Verlangen eines jeden der Häuser in demsel - ben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, oder den Grnnd anzugeben, weßhalb solche nicht ertheilt werden könne. Wenn die beiden Häuser die Re - vision des Verfassungsentwurfes beendigt haben, und abweichende Beschlüsse noch bestehen geblieben sind, so treten die beiden Verfassungsausschüsse zu - sammen, um durch weitere Berathung eine völlige Uebereinstimmung beider Häuser möglichst zu er - leichtern. Auch in andern Fällen findet bei einem Dissensus beider Häuser eine Konferenz der betref - fenden Ausschüsse zum Behuf der Verständigung statt. -- Die letzten Bahnzüge haben eine sehr große Anzahl von Abgeordneten hierher geführt.

sjplus Erfurt, 20. März. Das Parlament der deut - schen Union ward heute im Regierungsgebäude durch Herrn v. Radowitz im Namen des Ver - waltungsrathes eröffnet. Für beide war eine Estrade angebracht; sie blieben jedoch während des ganzen Akts stehen, und stehend verlas auch Hr. v. Ra - dowitz die Eröffnungsrede. Er schilderte darin die deutschen Zustände in ihrer Entwickelung seit dem Bündniß vom 26. Mai, hielt sich aber von jeder Kritik fern, nur den Austritt Hannovers und die gegen dasselbe erhobene Klage beim Bundesschieds - gericht berührend. Doch deutete er den Gedanken an, daß der engere Bund sich mehr und mehr er - weitern werde und hob mit besonders starker Be - tonung hervor, daß dem Verlangen des deutschen Volkes nach Einheit genügt werden müsse, so weit dieses in den Kräften der Regierung liege. Hier machte er eine Pause, und gedachte noch besonders, daß die Handelsverbindung der Union mit Oester - reich sich ordne, und daß, wenn auch die politische Einheit Deutschlands nicht zu Stande komme, doch die materielle erzielt werden würde. Die Rede,welche etwa 20 Minuten währte, berührte noch die Hansestaaten, deren Wünsche und Jnteressen in Betracht von Handelsverbindungen mit den nicht der Union angehörenden Staaten man gerecht wer - den müsse. * )Wir werden die Eröffnungsrede wörtlich nachtragen.Nach dieser gesprochenen Rede ver - fügten sich alsobald die Mitglieder des Volks = und Staatenhauses in die Augustinerkirche. Letzteres ward von Hrn. v. Karlowitz eröffnet. Die Ver - sammlung, etwa 63 Mitglieder zählend, ernannte hierauf den früheren Staatsminister Eichhorn zum Alterspräsidenten, der in wenigen Worten die Nothwendigkeit darstellte, für eine verfassungsge - mäße Ordnung zu wirken, die eben so wohl dem Bedürfniß der Zeit entspreche, als dem Gesammt - vaterland zum Heil gereiche. Dann folgte die Präsidentenwahl, welche mit 30 Stimmen unter 63 auf Auerswald (den früheren Präsidenten der ersten preußischen Kammer) fiel. Es erfolg - ten hierauf die Vorlagen des Verwaltungsrathes, bestehend in der Verfassung vom 26. Mai, dem Wahlgesetze, der Additionalakte vom 26. Februar und der Entwurf der vorläufigen Geschäftsord - nung, die auch nach kurzer Debatte angenommen ward. Auch wurden noch die verschiedenen Abthei - lungen gewählt. -- Das Volkshaus ward von Radowitz eröffnet. Dasselbe wählte dann in der Person des Geheimraths Frankenberg einen Al - terspräsidenten, schritt zur Wahl der Abtheilungen und nahm die erwähnten Verwaltungsrathsvorlagen entgegen. Es wird dieses Haus etwa 180 Mit - glieder zählen. Dem Eröffnungsakt ging ein Ge - sang der hiesigen Liedertafeln von der Brüstung des Domes herab voraus, dann folgte ein Hoch - amt in der katholischen Kirche und ein Gottes - dienst mit Predigt in der Barfüßerkirche. Letztere hatte den bekannten alttestamentarischen Spruch: Der Anfang aller Weisheit ist Gottesfurcht , zu ihrem Thema und führte aus, wie ohne christ - liche Demuth und Gläubigkeit kein menschliches Bestreben weder im Kleinen, noch im Großen ge - deihen könne. Der Prediger war der hiesige Kon - sistorialrath Scheibe, ein Mann von streng or - thodoxer Richtung und im Politischen, wie es schien, konservativ und treubündelnd. -- Jn und um Er - furt herrscht sonst die Stille und der Frieden des Todtenhofes.

* Düsseldorf, 20. März. Der Assisenhof hat heute von den 20 Maiangeklagten 12 für nicht schuldig 8 für schuldig und die letzteren zu 5 Jahren Zuchthausstrafe verurtheilt.

+ Wien, 17. März. Aus zuverlässiger Quelle vernimmt man, daß noch im Laufe des dießjäh - rigen Sommers der Kaiser gekrönt werden wird; zu den Vorkehrungen dazu sei eine eigene Hof - commission ernannt worden. -- Der Kaiser wird am 1. Mai Schönbrunn beziehen und erst Ende August nach Wien zurückkehren. -- Der Banus Jellachich hatte gestern eine mehrstündige Audienz beim Kaiser, welcher auch der Ministerpräsident und F.M.L. v. Degenfeld beiwohnte. Es soll sich um eine definitive Besetzung der erledigten Com - mandantenstelle des vierten Armeecorps handeln. -- Nach einem Beschlusse des Ministeriums ist allen mit Dekret angestellten Lehrern die Befrei - ung vom Militärdienste zugestanden. -- Der Ol - mützer Fürst = Erzbischof hat ein Rundschreiben an den Klerus erlassen, enthaltend eine Warnung vor der Verführung des christlichen Volks durch die Deutschkatholiken.

Wien, 18. März. Jn Pesth wurde eine kai - serliche Resolution publizirt, wonach die Assentirung der während des Kampfes ausmarschirten National - garden nicht erfolgen und die bereits Assentirten zurückgeschickt werden sollen.

Wien. Die Oesterr. Korrespondenz schreibt aus Wien, 17. März: So eben erhalten wir aus Skutari in Albanien folgendes Schreiben: Am 4. d. Mts. haben bei tausend Montenegriner die benachbarten Dörfer von Potgorizzu überfallen und erst Abends, nach dem sie sich den ganzen Tag ge - schlagen hatten, zogen sie sich zurück. Von den Türken wurden zwei getödtet und 20 verwundet, von den Montenegrinern soll Niemand gebliebensein, denn sonst würde man nicht ermangelt haben, ihre Köpfe nach Skutari zu bringen. Jn Ober - Albanien stehet Besim = Pascha als vom Militär - Kommando von Monastie entsendeter General, um Rekruten auszuheben. Jn einigen Gebirgsgegen - den widersetzten sich die Bewohner der Aushebung. Das albanische Städtchen Giacova befindet sich in vollkommener Anarchie, indem der Stadt = Kom - mandant (gegen den die Einwohner sich empört hatten) geflohen ist

Preßburg, 14. März. Zum böhmischen Ob - servationscorps gehen auch aus Ungarn fortwäh - rend Verstärkungen ab. Gestern kamen wieder eine zwölfpfündige reitende Batterie und zwei leicht - pfündige Fußbatterien nebst Fuhrwesen = und Ar - tilleriemannschaft hier an, die sogleich zur Nord - bahn dislocirt wurden, um heute weiter zu gehen.

Dänemark.

Kopenhagen, 16. März. Jn der heutigen Sitzung des Volksthings kam der Gesetzentwurf wegen der Ausschreibung zum Landkriegsdienste zur dritten Berathung. Ein von mehreren De - putirten, darunter Laurids Skau, unterstütztes Amendement, zu den Jngenieur = Compagnien nnd Constablern das Doppelte des jährlichen Zu - wachses zu nehmen, wurde vom Kriegsminister abgerathen, weil wir uns in einem Augen - blicke befänden, wo nach Vieler Dafür - halten ein Ausbruch der Feindseligkeiten nahe bevorstehend sei, und mit 64 gegen 22 Stimmen verworfen, das Gesetz selbst aber mit 89 Stimmen angenommen.

England.

London, 14. März. Jn der heutigen Sitzung des Unterhauses interpellirte Hr. Anstey Lord Pal - merston darüber, ob für den Fall, daß die über - zähligen in den Donaufürstenthümern befindlichen russischen Truppen zurückgezogen würden, auch ein Theil des Geschwaders Sir W. Parkers werde zurückgezogen werden. Lord Palmerston entgeg - nete hierauf: er habe bereits erklärt, daß er die begründetsten Versicherungen der russischen Regie - rung erhalten habe, daß diese Truppen zurückge - zogen werden sollten, daß aber Alles, was das Geschwader Sir W. Parkers betreffe, von den Umständen abhänge. Hr. Austey: Jch möchte wissen, ob der edle Lord gesonnen ist, das Ge - schwader ganz oder theilweise aus den griechischen Gewässern abzuberufen. Lord Palmerston: Der Dienst, den es zu verrichten hat, ist dem förmlich zuwider. Hr. Bankes: Jst die Blokade Athens jetzt aufgehoben? Lord Palmerston: Eine Blo - kade im eigentlichen Sinne des Worts hat nie stattgefunden. Unter Blokade versteht man die strenge Ueberwachung, jeden Abgang oder Zugang von Schiffen zu verhindern, welche der blokirten Macht angehören. Eine solche Blokade ward nie zur Anwendung gebracht. Die Art von Blokade, welche zur Anwendung kam, bestand nur darin, den Abgang aller griechischen Schiffe zu verhin - dern. Diese Art von Blokade wurde am 1. März von Sir W. Parker aufgehoben, Kraft der Be - fehle der Regierung Jhrer Majestät, nachdem sie die guten Dienste Frankreichs angenommen hat.

Frankreich.

Paris, 15. März. Der Ausgang der Wah - len hier hat eine Annäherung zwischen den Füh - rern der Majorität der Nationalversammlung und dem Präsidenten der Republik zur Folge gehabt. Männer, wie Mol é, Changarnier, Thiers, Ber - ryer, Montalembert, mögen wohl in sekundären Fragen auseinandergehen, aber wo die Ruhe und der innere Friede Frankreichs, der Friede Europa's, die ganze gesellschaftliche Ordnung bedroht ist, da gibt es für ihren Patriotismus nur ein Banner, sich zu schaaren, um die bestehende Regierung und das Oberhaupt des Staats, und im Zusammen - wirken mit denselben ihre Kräfte zur Rettung von Allem zu vereinigen, wo Alles bedroht ist. Die nächsten Tage schon werden den Beweis liefern, daß die Regierung ihre Aufgabe begreift und auf die Unterstützung der Mehrheit der Landesvertre - tung rechnen kann. Dem Uebel muß in seinen〈…〉〈…〉Thätigkeit ihrer Consulate die politische Einheit des Bundesstaats nicht gestört werde. Da die spezielle Regelung dieser Verhältnisse sich nicht zur Aufnahme in die Additional = Acte eignet, auch umfassende Verhandlungen erfordern wird, welche wegen der Ungewißheit über das Verhältniß eini - ger deutschen Staaten zum Bunde nicht im voraus eingeleitet werden konnten, so ergeht die Aufforde - rung der verbündeten Regierungen an den Reichs - tag dahin: derselbe wolle den Reichsvorstand er - mächtigen, die nöthigen Vereinbarungen in dem angedeuteten Sinne zu treffen und solche dem näch - sten Reichstag zur definitiven Genehmigung vorle - gen. -- Die Vertretung des Verwaltungsraths, dem gegenwärtigen Reichstage gegenüber, wird durch fünf Commissarien in der Person des königl. preußischen General = Lieutenants v. Radowitz, des k. sächsischen Staatsministers a. D. v. Carlowitz, des großh. hess. Geh. = Raths Frhrn. v. Lepel, des herzogl. nafs. Präsidenten Vollpracht und des herz. braunschw. Legations = Raths Dr. Liebe, erfolgen. Diese Commissarien werden sowohl in den Si - tzungen des Volks = und Staatenhauses, als auch in deren Ausschüssen und Commissionen, Namens des Verwaltungsraths und für denselben erschei - nen, das Wort nehmen, Anträge stellen und auf gestellte Anträge mündliche und schriftliche Erklä - rungen abgeben. Jch erkläre hierdurch im Namen der verbündeten Regierungen dieses Parlament für eröffnet.

Frankreich.

C Paris, 20. März. Jn einer Versammlung rue Rivoli von Mitgliedern der Rechten erstatte - ten St. Priest, Berryer, de Larcy, Vatismenil Bericht über die neuliche Konferenz beim Kriegs - minister. Die Versammlung billigte vollkommen die Haltung dieser vier Herren. A. Netteuseut und Favreau erklärten offen, man wolle die Re - pression nur der Erploston willen, um in der Ver - wirrung das Kaiserreich zu arrangiren. Die Ge - setzgebung sei genügend und würden die Beamten besser gewählt, so sei die Gesellschaft hinreichend geschützt. Die Versammlung beschloß, um kon - stitutionellen Maßregeln beizutreten, sie ist gegen die Kautionserhöhung. Es wurde daselbst auch angekündigt, das Ministerium wolle heute das Preßgesetz einbringen und Verlängerung des Klub - gesetzes auf 1 Jahr verlangen.

C Paris, 20. März. Sämmtliche Blätter beschäftigen sich heute mit dem gestrigen Minister - rathe im Elysee, zu welchem Thiers, Mol é, Berryer, Chargarnier und einige andere einfluß - reiche Mitglieder der Majorität gezogen worden sind. Man hat in demselben die Gesetze be - rathen, welche die Regierung demnächst der Na - tionalversammlung vorlegen will, um die Propa - ganda des Sozialismus zu verhindern. Diese Gesetze werden in der heutigen oder morgigen Sitzung eingebracht werden und sollen in folgen - dem bestehen: Ein Preßgesetz mit Wiedereinfüh - rung des Stempels und doppelter Caution, Er - weiterung der gerichtlichen Befugniß in Preßan - gelegenheiten, gänzliches Verbot der Wahl - versammlungen, Erweiterung der Vollmacht der Präfekten in Bezug auf Vagabunden und Per - sonen ohne festen Wohnsitz. Auch ein Polizei - ministerium unter Carlier soll errichtet werden. Mit dem Preßgesetz will man beginnen. -- Die officiellen Blätter hatten kurz vor dem Austritte des Herrn Fr. Barrot aus dem Ministerium dem Gerüchte, daß zwischen ihm und Herrn Carlier Uneinigkeit bestehe, widersprochen. L'Evenement will heute wissen, daß Barrot nur entlassen wor - den sei, weil er das Verfahren der Polizei gegen die Kränze an der Julisäule eine Entweihung genannt hatte. Die Beschwerden des sehr ein - flußreichen Polizeipräsidenten gegen den ehemali - gen Minister sollen jedoch noch weiter zurück geben. Jm letzten December soll Hr. Carlier über Aufforderung des österreichischen Gesandten Hrn. v. Hübner, eine Ausweisung der Mitglieder〈…〉〈…〉den sein. Mit diesem Tage begann die Dissidenz zwischen dem Minister und dem Polizeipräfekten, die mit dem Siege des letzteren endigte. -- Der Republique zufolge haben die Postbeamten bei den Eisenbahnen von der Polizei die geheime Jnstruktion erhalten, die Colli's sorgfältig zu un - tersuchen und die socialistischen Schriften mit Be - schlag zu belegen. Da sie sich diesem Ansinnen widersetzten, wurde eine Masse dieser Beamten entlassen. Dieselben beschweren sich nun darüber bei der Redaktion der Republik. -- Aus einer Statistik der französischen Ragnons vom Jahre 1848, welche der Minister des Jnnern so eben in der Nationalversammlung eingebracht hat, ent - nehmen wir seit 1814 einen Effektivstand von 6000 bis 11,000 Gefangenen. Diese letzte Zahl wurde nur in den Jahren 1820 und 1821 er - reicht. Jm Jahre 1848 zählte man in den drei Bagnons von Toulon, Brest und Ratelfort 7913 Sträflinge, davon 2737 auf dem platten Lande, 2315 in den Städten geboren und 651 Aus - länder. Davon konnten 4232 weder lesen noch schreiben, 105 hatten einen früheren Unterricht genossen und 3566 kannten mehr oder weniger die ersten Elemente des Primärunterrichtes. -- Der Präsident der Republik hat ein Schreiben des Kaisers von Rußland erhalten, in welchem die Geburt eines Großfürsten, Sohnes des Groß - fürsten Constantin Nicolajewitsch notificirt wird. Dieser Prinz hat den Namen Nicolaus erhalten. -- Le dir Decembre meldet gerüchtweise, daß der Marineminister Romaln = Defesses sein Porte - feuille niederlegen und das Commando des Ge - schwaders im mittelländischen Meere übernehmen werde. -- Heute war den ganzen Vormittag eine diplomatische Conferenz im österreichischen Gesandt - schaftshofe.

Jtalien.

Turin, 16. März. Das neue Gesetz über Maße und Gewichte ist von der Deputirtenkam - mer angenommen worden. -- An die Stelle des Ritters Memabrea, desser Entassungsgesuch ange - nommen ist, ist Ritter Jocteau zum 1. Sekretär der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. -- Car - dinal Vizzarelli und mit ihm mehrere Prälaten sind nach Rom zurückgekehrt. -- Der bekannte Legitimist Vicomte d'Orlionkcourt hat beim Könige von Neapel die freundlichste Aufnahme gefunden. Eben so wurde der Verfasser von Dieu levent und Slace au droit vom Papste empfangen. Er dürfte nächstens wieder nach Frankreich zu - rückkehren.

Mailand, 15. März. Es ist eine Verord - nung erschienen, welche gegen diejenigen Landes - Abwesenden, die von der Erlaubniß zur Heimkehr keinen Gebrauch gemacht haben, die Sequestration aller beweglichen und unbeweglichen Güter ver - hängt. Die Anwendung dieser Strafe findet auch gegen Diejenigen Statt, welche die Erlaubniß zur Auswanderung verlangt, aber nicht erhalten haben. -- Was die Stadt Venedig betrifft, so haben deren Angehörige bis Ende April sich zu stellen. Nach Verfluß dieses Termins werden ihre Güter ebenfalls mit Beschlag belegt werden. -- Man arbeitet emsig an den Befestigungen Ancona's, das zu einer Festung ersten Ranges erhoben werden soll. -- Aus Rom vernimmt man, daß das öster - reichische Wappen, das am venetianischen Palast wieder aufgerichtet werden soll, bereits gemalt ist, und daß man mit Ungeduld dort das österreichi - sche Armeekorps erwartet, welches die so schmäh - lich besudelte Ehre Oesterreichs wiederherzustellen bestimmt ist.

Vermischte Nachrichten.

C Paris, 19. März. Heute 2 Uhr wurde im Oratoire St. Honor é die Vermählung von Fräulein Guizot mit Hrn. de Willis gefeiert. Die Kirche war zum Ersticken voll, die Straße mit Equigen bedeckt; Guizot führte selbst seine Toch - ter. Namentlich bemerkte man eine so großartige〈…〉〈…〉

Neuestes.

München, 22. März. Von Seite des Kriegsministeriums ist an 9 Batterien Artillerie und zwar von jedem Regimente 3 Batterien der Befehl ergangen, die Beurlaubten alsbald einzu - berufen und sich marschfertig zu halten. -- Se. Maj. der König muß wegen leichten Unwohlseins das Zimmer hüten. -- Sämmtliche Cavalleriere - gimenter haben Befehl erhalten, sich für 1700 Pferd zu equipiren.

* Stuttgart, 23. März. Man spricht in wohlunterrichteten Kreisen von der nahe bevorste - henden Abberufung des preußischen Gesandten. Den Grund soll größtentheils die neueste Thronrede gegeben haben.

* Dresden, 19. März. Von den Maiange - klagten sind soeben wieder der Oberst Heinze u. der k. preuß. Landwehrlieutenant v. Glümer zum Tod verurtheilt worden.

= = Wiesbaden, 22. März. Der Herzog ist nach Wien abgereist, da das Befinden seines Bruders, des Prinzen Moriz, sich plötzlich sehr verschlimmert hat.

* Luzern, 20. März. Gestern starb dahier General Ludwig von Sonnenberg, bekannt aus dem Sonderbundskrieg.

Berlin, 18. März. Nach Briefen aus Pe - tersburg sind unterm 6. März zwei neue Depe - schen des Grafen Nesselrode in der griechischen Angelegenheit nach Paris und London abgegangen, jene an Hrn. v. Kisseleff, diese an Baron Bru - now. Soviel man für den Jnhalt derselben er - fährt, drückt jene das Erstaunen des russischen Kabinets darüber aus, daß Frankreich zu Athen vermittelt, wo schwerlich etwas zu erreichen ist, da Hr. Wyse nach dem Befehle Lord Palmer - stons nicht an den Unterhandlungen Theil neh - men soll; andererseits wird das Mißverhältniß zwi - schen dem Betrag der englischen Geldforderungen und dem Werthe der dafür weggenommenen Pfänder an griechischen Schiffen hervorgehoben, die England alle behalten will, und der unberechenbare Schaden, welcher daraus Griechenland, und zwar nicht allein seiner Regierung, sondern -- und vorzugsweise -- Privatleuten erwächst, die so ein Recht erhielten, ihrerseits Entschädigungsforderungen an die eng - lische Regierung zu richten. Hr. v. Kisseleff soll dem französischen Ministerium von dem Jnhalte dieser Depesche Kenntniß geben. Die Depesche an Baron Brunow betrifft gleichfalls die griechi - schen Schiffe, und beauftragt ihn zu den ernst - lichen Vorstellungen gegen dieses ungerechte Ver - fahren. Besonders der Schluß dieser Depesche soll in sehr energischer Weise den gewichtigen Ein - fluß hervorheben, den ein solches Verfahren auf die Beziehungen Englands zu allen mit demselben durch die Verträge verbundenen Mächten üben müsse. Wenn man von englischer Seite auf den angenommenen Maßregeln beharre, so müßte dieß zu den befremdlichsten Muthmaßungen Anlaß ge - ben. Lord Palmerstons Antwort auf die erste russische Note war am 9. März noch nicht in Petersburg eingetroffen, man sah ihr mit Span - nung entgegen.

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Stehle.

Fremden = Anzeige

Schwan: Schäffer, Schullehrer v. Kaiserslautern. Schmitt, Schullehrer v. Neust. a. S. Weltin, Oekonom v. Bergzabern. Kflte. : Hübscher v. Meiningen, Ullmann v. Fürth, Baumann v. Ulm, Kaiser v. Lyon.

Wittelsb. Hof: Kflte. : Schmidt v. Braunschweig, Hofmann v. Schweinfurt, Haubig v. Miltenbg., Seemann v. Straubing, Görke v. Elberfeld, Bruckner v. Reichenbach.

Württembergerhof: Brunner m. Gat., Apother v. Bischoffsheim. Frau Gegenbauer, Rentmanns = Gat. v. Arn - stein. Caleit, Partik. v. Dresden. Kflte. : Traine v. Cöln, Mayer v. Stuttg., Renkcke v. Frkft., Degner mit Fam. v. Schweinfurt.

Die neueste Frakfurter Post ist beim Schlusse des Blattes, (11 Uhr Vormittags) noch nicht eingetroffen.

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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

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