Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.
Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe - titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei.
Die Lehrstelle für Geographie und Geschichte an der Landwirthschafts = und Gewerbsschule zu Aschaffenburg wurde dem Professor am dortigen Gymnasium August Abel verliehen.
Die Funktion eines Domorganisten zu Würz - burg wurde dem Musik und Organisten Bartholo - mäus Zellhahn dahier übertragen.
München, 31. März. Jhre Majestät die Kaiserin Mutter von Oesterreich hat an einige hiesige, sehr bedürftige Arme 6000 fl. ausgetheilt.
München, 1. April. Die neueste Num - mer der Leuchtkugeln ist mit Beschlag belegt und der Verleger in Untersuchung genommen worden.
Frankfurt, 23. März. Hannovers Beitritt zum großdeutschen Bunde wird, nach der Ansicht von Personen, welche dem hannöverischen Mini - sterium sehr nahe stehen, in ganz kurzer Zeit er - folgen; durch den Beitritt Oesterreichs sind die Anstände, welche man sowohl hier, als an der Leine, gegen ein sofortiges Unterzeichnen der Ue - bereinkunft vom 27. Februar erheben zu müssen glaubte, beseitigt worden. Legationsrath Det - mold, der mit Stüve in ununterbrochenem Brief - wechsel stehen soll, hat seit dem Bekanntwerden der einzelnen Artikel dieser Uebereinkunft eine an - dere, und zwar bessere Meinung von dem neuen Verfassungswerk gewonnen, als er sie aus vorher ihm zugekommeuen, theilweise unrichtigen Notitzen hatte schöpfen können; er wird, da die Sache in Hannover so gut als entschieden ist, nun nicht -- wie gemeldet war -- dorthin abreisen, sondern den weitern Verlauf der Dinge hier abwarten. -- Von einer Verlängerung des Jnterim hört man hier wenig, im Gegentheil glaubt man, daß Oesterreich das Recht des Vorsitzes im deutschen Bunde jetzt wieder thatsächlich zur Geltung brin - gen werde, indem es den neuen Verfassungsent - wurf nicht nur allen Bundesgliedern vorzulegen, was bereits geschehen, sondern bei letzteren auch das Gewicht seines ganzen Einflusses für dessen Annahme in die Wagschale zu werfen entschlossen sei. Ein anderer Weg, um zu einem endlichen Ergebnisse zu gelangen, möchte bei der Zwiespäl - tigkeit der Zusammensetzung der jetzigen Bundes - Commission, und bei der Hartnäckigkeit Preußens ohnehin kaum denkbar sein. Die neueste Wen - dung der Schleswig = Holstein'schen Angelegenheit scheint dieser Annahme zu Hilfe zu kommen; es wird nicht leicht möglich werden, den übertriebe - nen Forderungen derjenigen Partei in den Herzog - thümern, welche dieselben förmlich und vollständig von Dänemark losreißen will, um sie, wie kein Hehl gemacht wird, dem preußischen Bundesstaat einzuverleiben, fernhin Vorschub zu leisten, wenig - stens nicht von großdeutscher Seite. Der König von Dänemark ist und bleibt Herzog von Schles - wig = Holstein, und als solcher Mitglied des deut - schen Bundes, so lange der Mannsstamm noch nicht ausgestorben ist; tritt aber dieser Fall ein, dann erst wird die Frage entschieden werden müs - sen, wer mit seiner Behauptung im Rechte sei, die schleswig = holstein'sche Sonderpartei, oder die dänische, welche -- sei es durch diese oder jeneVerfassungsform -- die Monarchie in ihrem bis - herigen Territorialbestande erhalten wissen will. Dänemark hat auf seiner Seite Bundesgenossen, deren Worte Bedeutung haben, und welche schlimm - sten Falls durch eine keineswegs zu verachtende Heeresmacht ihrer Ansicht Geltung zu verschaffen sich versucht fühlen könnten. Es ware darum -- so däucht uns -- wohl zu überlegen, ob denn Deutschland wirklich ein so großes Jnteresse habe, gegen Dänemark in Waffen zu treten, es auf ewig von dem gemeinsamen Mutterlande, der al - ten Germania, abzulösen, und vielleicht gegen Willen zum Vasallen Rußlands oder Englands zu machen. Das Vorwalten deutschen Einflusses in Kopenhagen, vermittelt durch den Verband der Herzogthümer sowohl mit Deutschland, als mit Dänemark, und gesetzlich normirt durch das alte, von ganz Europa sanctionirte Bundesrecht, möchte wahrlich dem Jnteresse Deutschlands näher liegen, als die Durchführung einer erst seit wenigen Jah - ren in Kiel aufgestellten, und mit der ganzen Halsstarrigkeit des niedersächsischen Professoren - thums verfochtenen Trennungspolitik, welche, im Falle ihres Gelingens, innerhalb Deutschland die Partei der Zwietracht stärken, und jenseits der Königsau russischem oder englischem Einflusse zur Herrschaft verhelfen wird. Man hat sich abge - müht, für Deutschland eine Flotte zu schaffen, mit etwas mehr Besonnenheit und weniger Vor - urtheil, als von den gelehrten Herren in der Paulskirche ihrerzeit entwickelt wurde, könnte man vielleicht zu einer solchen Flotte ohne große Ko - sten gelangen; man ziehe ganz Dänemark und nicht blos die beiden Herzogthümer in den deut - schen Bund, dann wird man eine solche erhalten, ohne sie erst bauen zu müssen. Die Veranlas - sung hierzu scheint dermalen günstiger, als je; Oesterreich ist mit Magyaren und Lombarden dem großdeutschen Bunde beigetreten, warum sollten uns die Dänen weniger willkommen sein? Ge - hören sie doch einem ächtgermanischen Stamme an, dem gothischen, aus dessen Blut sogar ein guter Theil des jetzigen Bayervolks entsprungen ist, was man -- abgesehen von wohlbegründeten, geschicht - lichen Nachweisen -- noch heute an so manchem der beiden Völker gemeinsamen Charakterzuge er - kennen kann. Der Ausdruck Jüten, Joten und Gothen ist ohnehin ein und dasselbe Wort, nur nach Verschiedenheit der Mundart anders ausge - sprochen. Wer uns einwenden wollte, daß der Däne auf dem deutschen Reichstage deutschfeind - liche Richtungen verfolgen werde, der vergißt, daß die Erde den Mond anzieht und nicht der Mond die Erde, und daß, wenn bisher der Einfluß Deutschlands in allen unsern Vor = und Neben - landen ein verhältnißmäßig sehr geringer war, dies daher kommt, daß seit zwei Jahrhunderten der Geist unseres Volks auf Kirchenhader und Schulgezänk, nicht aber auf Erkenntniß und Wah - rung unserer nationalen Jnteressen gerichtet war.
F* Karlsruhe, 30. März. Der Kriegsmi - nister der provisorischen Regierung, Major May - erhofer ist zu 16 Jahr Zuchthaus verurtheilt worden. Der Lehrer und Literat Degen in Mann - heim erhielt eine Zuchthausstrafe von 8 Jahren.
× Stuttgart, 29. März. Die Landesver - sammlung ist vertagt, die Abgeordneten sind inihre Heimath abgereist, auch die, welche als Aus - schußmitglieder und in den Kommissionen zu ar - beiten haben, um wenigstens die Feiertage zu Hause zu genießen, und so ist es denn bei wie - der eingetretener Ruhe und Stille uns vergönnt, einige Rückblicke in unsere Lage und Verhältnisse zu werfen, was ich heute und in nachfolgenden Artikeln mit größtmöglichster Unbefangenheit und Unparteilichkeit thue. Jch habe Jhnen in einem meiner früheren Briefe die Aussicht ausgesprochen, daß Regierung u. Volksvertretung sich, so weit auch ihre Grundsätze im Allgemeinen auseinandergehen, doch einigen werden. Wenn ich jedoch diese Aus - sicht eröffnete, so geschah das keineswegs durch eine Verkennung der Verhältnisse oder indem ich mir selbst verborgen hatte, daß auch ein äußer - liches Uebereinkommen, die im Jnnern, im Wesen bestehende Kluft zwischen Beiden nicht auszufüllen vermöge. Wenn diese Einigung zu Stande kommt, so wird damit noch lange keine Freund - schaft geschlossen, sondern die politische Nothwen - digkeit führt nur eine Art Waffenstillstand herbei. Daß kein Theil mehr beabsichtigte, geht z. B. einestheils aus der Sprache des Staats - Anzei - gers, aus der fortwährenden Strenge gegen die Presse, andererseits aus dem Votum in Betreff der Steuerhebung, aus der Wahl der 6 Com - missäre zu den vertraulichen Conferenzen über die Verfassungsrevision hervor. Unter diesen 6 Com - missären sind drei ganz entschiedene Demokraten der äußersten Färbung (Mohl, Rödinger, Fetzer), zwei nicht minder Entschiedene in den Grundsätzen, nur vielleicht milder in der Form und unter ge - wissen Umständen wohl eher zu Transaktionen geneigt (A. Seeger, Pfeifer), und einer vom rechten Centrum, der zwar nicht demokratische Grundsätze hegt und nicht gerade auf das allge - meine Stimmrecht versessen ist, wie die andern fünf, der aber in der deutschen Frage es mit Erfurt hält und über die Thronrede in dieser Hinsicht sich so stark aussprach, wie keiner von der äußersten Linken, das ist Reyscher. Ueb - rigens wird doch versichert, es könne über den zu - nächst zur Verhandlung kommenden Abschnitt der Verfassung insofern möglicherweise eine Einigung zu Stande kommen, als nach der Aeußerung eines hohen und dem Könige sehr nahestehenden Staats - manns (man nennt den Frhrn. v. Linden) die Regierung geneigt sein solle, unter der Voraus - setzung, das Wahlgesetz vom 1. Juli 1849 für die II. Kammer bestehen zu lassen, wenn dagegen die Landesversammlung eine 1. Kammer mit ent - sprechendem Census zugestehe. Jndeß haben bis jetzt solche Conferenzen noch nicht stattgefunden Aber außer der Verfassungsrevision gibt es noch eine große Menge Differenzpunkte zwischen der demokratischen Mehrheit der Landesversammlung und der Regierung, worüber uns schon ein flüch - tiger Blick in den Rechenschafs = Bericht des Ausschusses der Landesversammlung über seine Amtsverwaltung in der Periode vom 22. Dez. 1849 bis zur Eröffnung der 2 verfassungsbera - thenden Landesversammlung von 1850 belehrt, worüber mein Nächstes das Nähere enthalten soll. Die ultraconservative Partei zeigt sich indeß fortwährend sehr unzufrieden über das, was sie die größte Nachsicht mit der demokratischen Parteinennt und herrscht darum auch ein merkliches Schwanken in den höheren Regionen.
= = Wiesbaden, 31. März. Der Herzog ist aus Wien wieder hier eingetroffen.
□ Weimar, 30. März. Am 1. Juni wird die neue Gemeinde = Ordnung, das Werk des Staatsministers v. Watzdorff, im ganzen Groß - herzogthum in's Leben treten. Dieselbe ist basirt auf dem Prinzipe der Selbstregierung und stellt die Schule unabhängig von der Kirche hin. Die in ihrer Zahl beschränkten Gerichte haben fortan nur die Jurisdiktion auszuüben, alle Verwaltungs - geschäfte derselben gehen auf die Gemeinde = Vor - stände über. Man versichert, daß in Folge dieser Gemeindeordnung an 50 Beamte entbehrlich wer - den würden. Diese neue Gemeinde = Ordnung wird in allen thüringischen Staaten, mit Ausnahme von Altenburg, eingeführt werden.
= = Gotha, 29. März. Der Landtag ist bis zum 1. Mai vertagt worden, einestheils um den Erfurter Reichstag erst vorübergehen zu lassen, anderntheils um die Vorlagen über Vereinigung der beiden Landestheile Koburg und Gotha bearbeiten zu können.
Berlin, 29. März. Eine Depesche, welche Hrn. von Meyendorff gestern dem hiesigen Ka - binet übergeben hat, betrifft die deutsche Frage, und ist in versöhnlichem Sinne abgefaßt. Sie beschränkt sich darauf, auf die Nothwendigkeit ei - ner Einigung zwischen den beiden deutschen Groß - mächten hinzuweisen, und räth hier, wie in Wien, zur Verständigung.
Berlin, 30. März. Die „ Deutsche Reform “meldet: „ Heute Mittag hat in Bellevue bei Sr. Majestät ein Ministerrath im Beisein des Generallientenants von Radowitz stattgefunden. Es sind dabei definitive Beschlüsse über das weitere Verhalten der Regierung in Bezug auf die Behandlung der Verfassungsfrage in Er - furt gefaßt worden. Der Minister des Jnnern ist gleich darauf auf ein Landgut in der Lausitz ab - gereist. Hr. v. Radowitz wird morgen Abend wie - der nach Erfurt abgehen. “
sjplus Erfurt, 28. März. Die erste Hauptfrage, welche sich dem Parlament darbietet und deren Lösung die Basis für dessen ganzes weiteres Vor - schreiten bedingt -- die Frage der Blocannahme -- war in ein Stadium getreten, welches dem Ver - waltungsrathe eine passive Haltung nicht länger gestattete. Wenn die Erwartung, ihn in dieser Beziehung von vorn herein eine bestimmte Jni - tiative ergreifen zu sehen, getäuscht worden war, so mußte doch jetzt zu den in den Ausschüssen hervortretenden Anträgen eine feste Stellung von ihm eingenommen werden. Die Commissarien des Verwaltungsraths haben demnach gestern Nachmit - tag den Verfassungs = Ausschüssen beider Häuser Mittheilungen in der betreffenden Angelegenheit gemacht. Jn dem Ausschusse des Staatenhauses machte Hr. v. Carlowitz zunächst darauf aufmerk - sam, wie der Natur der Sache nach der Verwal - tungsrath, der so verschiedene Regierungen vertrete, nicht leicht ohne dringende Veranlassung zu Be - schlüssen gelange. Jn der vorliegenden Frage sei er jedoch jetzt instruirt, bestimmt zu erklären, daß der Verwaltungsrath eine Blocannahme der Ver - fassung nur dann genehmigen werde, wenn 1) die Grundrechte von ihr ausgeschlossen bleiben, und 2) für die spätere Revision die einfache Majo - rität der Stimmen ausdrücklich vorbehalten werde. Es sei conditio sine qua non. daß in beiden Häusern hierauf gerichtete Anträge als untrenn - bares Ganzes mit dem auf Blocannahme der Verfassung verbunden würden. Lehne das Par - lament diesen Weg ab, so werde der Verwal - tungs = Rath eine der Annahme der Verfassung vorangehende Revision aller ihrer Theile vorzie - hen. Jn Betreff der Ausschließung der Grund - rechte bemerkte Hr. v. Carlowitz noch besonders, daß dieselbe hauptsächlich von der preuß. Regie - rung verlangt werde, um Aenderungen der so eben in Berlin festgestellten Verfassung zu ver - meiden. Für die kleineren Staaten könne es aber ebenfalls nur beruhigend sein, wenn für jetzt keine Modification der von ihnen angenom -menen Frankfurter Grundrechte in Aussicht gestellt werde. Die Eröffnungen des Hrn. v. Carlowitz riefen von Seiten der großen Majorität des Aus - schusses sehr lebhaften Widerspruch hervor. Man wiederholte nicht nur die materiellen Gründe für die Blocannahme ohne Vorbehalt, sondern man bestritt den Regierungen auch das formelle Recht, dem Parlament jetzt neue Bedingungen vorzuschrei - ben, unter denen es allein die von ihnen selbst vor - gelegte Verfassung annehmen dürfe. Es liege hier ein einfaches Contractsverhältniß vor. Die Regie - rungen seien durch den von ihnen der Nation dar - gebotenen Entwurf gebunden, und nur dem Par - lament stehe es zu, einfach anzunehmen oder die Annahme an gewisse Vorbehalte zu knüpfen. Man erinnerte an die ernsten Worte, in denen so eben erst der Vorsitzende des Verwaltungsraths in öf - fentlicher Sitzung den Bruch der Nation gegen - über eingegangenen Verpflichtungen durch einige der verbündeten Regierungen gestraft habe. Man erwarte von dem Commissarius bestimmte Erklä - rungen, ob -- wenn man auf die Ansicht des Verwaltungs = Raths eingehe -- wenigstens dann sofort die Einsetzung einer Unionsregierung er - folgen werde. Hr. v. Carlowitz war jedoch in dieser Beziehung nicht mit Jnstructionen verse - hen, und behielt sich weitere Mittheilungen vor. Der Ausschuß erwählte zuletzt die HH. v. Pa - tow, v. Sybel und Camphausen für eine Unter - Commission, um in der nächsten Sitzung, welche auf Sonnabend angesetzt wurde, weitere Vor - schläge über das bei dem gegenwärtigen Stande der Verhältnisse einzuschlagende Verfahren zu machen. Jm Verfassungs = Ausschusse des Volks - hauses machte Hr. v. Radowitz ganz dieselben Mittheilungen, und sie wurden hier von der Majorität mit gleicher Ungunst aufgenommen. Hr. v. Radowitz beharrte jedoch darauf, daß der von ihm bezeichnete Weg der einzig mög - liche sei, und malte die Folgen einer Ableh - nung desselben mit sehr düstern Farben aus. Die Discussion war auch hier eine sehr leb - hafte. Hr. Camphausen (Köln), welcher Refe - rent dieses Ausschusses ist behielt bei der geän - derten Lage seinen Bericht vor. Die Eröffnun - gen der Commissarien wurden heute hier überall lebhaft besprochen, und es ist durch dieselben unläugbar bei der Mehrheit der Abgeordneten nicht geringe Unruhe und Mißstimmung hervor - gerufen. Diese ist überzeugt, daß, wenn nicht alle Grundlagen des Bündnisses vom 26. Mai von vorn herein in ihrer vollen Jntegrität an - erkannt und festgehalten werden, das ganze hier zu wollende Werk in der Luft steht, und daß das Erreichen eines Ziels unmöglich ist, wenn sogleich am Anfang des Wegs mit Bedingun - gen und Clauseln begonnen wird. Von wohl - unterrichteter Seite wird jedoch versichert, daß Hr. v. Radowitz in Betreff der angeregten Frage noch gar keine speziellen Jnstructionen der preuß. Regierung, sondern nur den allgemeinen Auftrag gehabt habe, bei einer etwa beabsichtigten An - nahme en bloc bestimmte Garantieen zu for - dern. Er habe nach seinem eigenen Ermessen jenem Auftrag eine Fassung gegeben, für welche er eine größere Zustimmung zu finden gehofft habe, denn er sei mit der Zusammensetzung der Versammlung und der Ausschüsse nicht hinreichend bekannt gewesen. Ueberdies habe die Form seines Vortrags im Ausschusse dessen Jnhalt schroffer er - scheinen lassen, als derselbe gemeint gewesen. We - nigstens werde selbst von Mitgliedern des Verwal - tungsraths das Kategorische der Beschlüsse bestrit - ten. Man erwartet daher, daß von Berlin aus in geeigneter Weise die eingetretene Mißstimmung werde beseitigt werden. -- Der Verfassungs - Aus - schuß des Volkshauses hielt diesen Morgen eine neue Sitzung, in welcher Hr. v. Radowitz jedoch nicht erschien. Wir haben bereits erwähnt, daß aus dem Ausschusse für den die Grundrechte betreffen - den Theil der Verfassung zwei Referenten ge - wählt sind. Er ernannte deren auch heute für einige andere Theile, namentlich für den das Fürstencollegium betreffenden Abschnitt, um vor - läufig überall wenigstens im Allgemeinen dieHauptpunkte zu bezeichnen, in denen eine Modi - fication empfehlenswerth scheint. Der Ausschuß arbeitet sehr angestrengt, und hält auch diesen Nachmittag wieder Sitzung. -- Hr. v. Hassenpflug ist gestern in der Eigenschaft eines ersten Bevoll - mächtigten für Kurhessen in den Verwaltungsrath eingetreten, und hat in der gestrigen wichtigen Si - tzung sofort in sehr energischer Weise das Wort für eine der Annahme der Verfassung vorange - hende Revision ergriffen. Es ist jedoch gewiß, daß die kurhessische Regierung einen unmittelba - ren Rücktritt vom Bündnisse vom 26. Mai nach dem Beispiel Hannover's nicht beabsichtigt. Viel - mehr wird Prof. Wetzel als zweiter Bevollmäch - tigter fortwährend fungiren, während bei wichti - geren Angelegenheiten Hr. v. Hassenpflug selbst den Verhandlungen des Verwaltungsraths bei - wohnen wird, da Erfurt von Kassel aus ver - mittelst der Eisenbahn in wenigen Stunden zu erreichen ist.
+ Wien, 26. März. Jm Ministerium des Jn - nern arbeitet eine Kommission an dem Entwurfe des Landesstatuts für die italienischen Provinzen. Mitglieder dieser Kommission sind unter Anderen der frühere Gouverneur von Triest, Graf Salm, und Baron Andriani, der die inneren Verhältnisse und Zustände der lombardisch = venetianischen Pro - vinz von seiner früheren Dienstleistung her gründ - lich kennt. Auch der Graf Montekukoli wurde herberufen und ist bereits gestern angekommen. -- Neuerdings ist das Gerücht verbreitet, daß FML. Hrabowsky zum Tode verurtheilt ist und schon übermorgen hingerichtet werden soll. Wir können aber noch immer nicht glauben, daß man einen alten 70jährigen Veteranen, Ritter von 22 Orden, welchem die Regierung selbst im Jahre 1848 die unregelmäßige Stellung eines Kommandanten in Ungarn übertragen hat, welcher dem damaligen magyarischen Ministerium gehorchen mußte, zum Tode verdammen wolle, weil er nicht genug Ener - gie entfaltet hat, und leider als geborener Magyare manchmal vergaß, was er als österreichischer Ge - neral zu thun verpflichtet war. Seit dem Dezem - ber 1848 bereits steht er in Untersuchung, im eigentlichen Revolutionsdrama ist er nicht bethei - ligt gewesen, und wir glauben nicht, daß er ge - rechterweise des Hochverraths beschuldigt werden kann. (Nach sicheren Berichten ist Hrabowsky zu 10jährigem Festungsarrest verurtheilt. ) -- Nach den letzten so eben eingelangten Nachrichten aus Bosnien vernehmen wir, daß die krainaer Jnsur - genten dem Vezir von Travnik, wegen der Unge - rechtigkeiten und Vexationen, die sie vom Pascha von Bihaks erleiden müssen, eine Klage einreichten; zugleich erklärten sie, daß, im Falle sie nicht er - hört würden, sie alle Mittel anwenden werden, die anderen Orte Bosniens zu ihrer Seite zu ziehen, da sie ohnedies auch mit ihm sympathisiren und ihre Sache zu befördern trachten. -- Die theolo - gische Fakultät der Pesther Universität hat gegen die Verlegung der letztern nach Ofen einen aus - führlichen Protest eingelegt. -- Die österreichische Nationalbank hat dem Pesther Handelsstande den früher bewilligten Kredit von 450,000 Gulden prolongirt und einen neuen Kredit von 550,000 Gulden eröffnet. Die Ofener Filialbank wurde zur Auszahlung des letzteren angewiesen. -- Die „ Agramer Zeitung “meldet in einer ihrer jüngsten Nummern: Die Auflehnung der Bauern in Za - gorien sei dem Umstande zuzuschreiben, daß die Eigenthümer der dem Zinse und dem Bergrechte unterliegenden Gründe von den Bauern die Ab - gaben fordern, ohne daß die letzteren, wegen Man - gel an Arbeitskräften und an Wirthschaftsvieh jene Gründe bearbeitet hätten. -- Es läuft die Nach - richt ein, daß von Seiten der königlich baierischen Regierung die Entwaffnung der Gemeinde Laken - haus, deren Bewohner im Febr. l. J. das mör - derische Gefecht mit der k. k. Finanz = Wachmann - schaft an der böhmisch = baierischen Grenze bestanden haben und überhaupt durch ihren Hang zum Schmug - gel und zu Exzessen berüchtigt sind, angeordnet, diese Gemeinde mit einer Exekution von 40 Mann des königlich baierischen 8. Jnfanterie = Regiments belegt und eine Anzahl von 20 dortigen Jnsassenvorläufig verhaftet worden ist. -- FML. Wohl - gemuth, FZM. Heß, FML. Wimpfen und General Schlick von der Kavallerie haben den Maria = Theresia = Orden erhalten.
+ Wien, 27. März. Die heutigen offiziellen Blätter enthalten gegen 30 kriegsrechtliche Urtheile über ehemalige österreichische Subalternoffiziere, davon 16 auf Tod lautende, aber auf Festungs - strafe gemilderte. -- Ein in österreichischen Blät - tern veröffentlichter Brief des Generals Buturlin, Generalstabschefs des Fürsten Paskewitsch, läug - net, mit Bezug auf die Beschuldigung, Haynau verletze durch seine Hinrichtungen die Arader Ca - pitulation, daß die ungarische Besatzung capitulirt habe; sie habe sich ohne Bedingungen ergeben. -- Heute Nachmittags fand die Leichenfeierlichkeit zu Ehren des letzthin verstorbenen Prinzen von Nas - sau statt, wozu sich sein Bruder, der regierende Herzog von Nassau, eingefunden hatte. Der Ver - blichene war erst 30 Jahre alt und diente in der k. k. Armee als Oberst des Husarenregiments Fürst Liechtenstein; sein Vetter, der Erzherzog Albrecht, hatte ihm das Palais auf der Bastei eingeräumt, wo er auch verschied. Unter militä - risch = kirchlicher Ceremonie wurde der Leichnam auf den Nordbahnhof geführt, um sodann weiter fort in die herzogliche Familiengruft zu Usingen ge - schafft zu werden. -- Am 23. März erschien der Bauer Kainz aus Parsdorf, Verfasser einer unter dem Titel „ Antichrist “erschienenen Broschüre, in der Hofburg und verlangte mit dem Kaiser zu sprechen, vorgebend, er sei ein Prophet und ge - sonnen, dem Kaiser die Ereignisse des Jahres 1850 wahrzusagen. Man fand sich veranlaßt, den Geisteszustand des angeblichen Propheten zu untersuchen, in Folge dessen er sogleich in das Jrrenhaus gedracht wurde.
Wien, 28. März. Man berichtet aus Mai - land folgenden edlen Zug des kommandirenden Fürsten v. Schwarzenberg. Graf Arena, der als Flüchtling in der Schweiz lebte, hatte sich an den Fürsten Schwarzenberg mit der Bitte gewendet, seinen todtkranken Vater nur auf drei Tage sehen zu dürfen. Er verpflichtete sich dabei, Niemand zu besuchen, und wollte sich sogar unter militä - rische Aufsicht stellen. Der edle Fürst gewährte ihm nicht blos diese Bitte, sondern gab ihm so - gar die Erlaubniß, sich in voller Freiheit zwei Monate in Mailand aufzuhalten.
Wien, 28. März. Dieser Tage wurden wie - der verschiedene politische Gefangene nach dem Spielberg abgeführt. -- Die österreichische Welt - umseglungsexpedition wird endlich doch stattfinden, und ist nur einige Zeit verschoben worden. -- Möchte die Finanzkommission sich doch beeilen ihre Berathungen zu veröffentlichen, damit man endlich erfahre, woran man ist. Die Ungewißheit, in der man das Publikum über das Schicksal der Bank läßt, erregt wahrlich keine geringe Besorg - niß, und es ist hohe Zeit, daß der Finanzminister etwas entscheidendes thue.
+ Wien, 29. März. Die Organisation des Kriegsministeriums ist bis zur Rückkehr des Kriegs - ministers verschoben. F. = M. = L. Degenfeld zeichnet die Erlasse und der Ministerpräsident die Vorträge dieses Ministeriums. -- Das Hauptquartier des Feldmarschall = Lieut. Erzherzog Albrecht, Komman - danten des Observations = Corps in Böhmen, wird von Theresienstadt nach Töplitz verlegt werden. -- Der Debit der bei Hrn. J. Reck in Heften er - scheinenden Zeitung: „ Jllustrirtes März = Album, “ist hohen Orts eingestellt worden. -- Dieser Tage wurde der bekannte Tänzer Vester Sandor in Ketten nach Wien gebracht. Er soll im Dienste Pulsky's besonders im Oktober 1848 gestanden sein. Sandor war es, der bei dem Anmarsche der Ungarn am 30. Okt. aus Varga's Händen die Signalraketen erhielt und damit zum Ste - phansthurm eilte. Er entkam am 6. Nov. aus Wien, war aber so unbesonnen, noch in demsel - ben Monat in einem Pesther deutschen Blatte sein ganzes Thun und Lassen in der Residenz zu veröffentlichen. -- Aus dem ehemal. Tapo - rer Kreise wird gemeldet: daß bedeutende Auf - lehnungen, sogar Erzesse, gegen die dort wir -kenden Grundentlastungs = Bezirkscommissionen vor - gefallen sind.
Wien, 29. März. Mit dem gestrigen Post - zuge ist Frhr. v. Vrints, k. k. außerordentl. Ge - sandter am dänischen Hofe, mit dringenden Depe - schen hier angekommen.
Triest, 29. März. Aus Bosnien sind Nach - richten vom 25. d. eingelaufen, wornach die dor - tige Revolte sowohl an Ausdehnung als Gefähr - lichkeit fortwährend zunimmt. Die Bevölkerung von Banjaluka hat 2000 türkische Soldaten ver - trieben. Der Vesir von Travnik ließ eine Auf - forderung zur Beihilfe ergeben, die jedoch von den Pascha's unbefolgt blieb.
C Paris, 28. März. Die gerichtliche Ver - folgung gegen Hrn. Vancorbeil wegen seiner Bro - schüre über die Revision der Verfassung ist be - gonnen. Gestern war derselbe neuerdings vor dem Untersuchungsrichter. -- Sämmtliche Mit - glieder der Preßgesetzkommission, mit Ausnahme des Hrn. Mol é haben sich gegen Erhöhung der Caution ausgesprochen. -- Noch immer beschäftigt sich die öffentlich Meinung mit dem Antrage Larochejacquelin's. Man ist einstimmig darüber, daß sowohl die republikanische als die royalistische Partei sich nicht mit der Offenheit und Ehrlichkeit benommen haben, welche der Gegenstand erfor - derte. Man glaubt ferner, daß Larochejacquelin bloß aus eigenem Antrieb den Antrag gestellt habe und daß derselbe mindestens eben so stark gegen die Orleanisten, als gegen die Republik ge - richtet gewesen sei. Man hat es der Linken sehr übel genommen, daß sie den Fehdehandschuh nicht aufgehoben; die Mitglieder der Montagne ent - schuldigen sich, daß sie der Regierung keine Ge - legenheit verschaffen wollten, sich in Zukunft bei einem inconstitutionellen Antrage auf einen Prä - cedenzfall berufen zu können. Am meisten hat der Antrag die Bonapartisten in Wuth gebracht. Die Wirkung im Elysee soll eine peinliche gewesen sein. Man will sogar behaupten, es sei im gestri - gen Ministerrathe die Meinung laut geworden, einen energischen Tadel gegen den Antragsteller auszusprechen. Nur zwei Minister sollen dagegen gewesen sein. Jedenfalls ist die Tragweite und Wirkung des Antrags bedeutend und man hört vielfach die Ansicht aussprechen, derselbe sei nur als ein Vorbote anderer zu betrachten. -- Die Journale fahren heute in ihrer Kritik des La - rochejacquelin 'schen Antrages fort. Der Consti - tutionel äußert sich folgender Maßen: Ohne uns bei der Frage der Jnconstitutionalität, welche die Versammlung bereits entschieden hat, länger auf - zuhalten, fragen wir Hrn. L. ob er wohl alles Ernstes glaube, das vorgeschlagene Mittel werde der Ungewißheit, die es vernichten soll, ein Ende machen. Was verlangt er? Die Wähler sollen Republik oder Monarchie auf die Stimmzettel schreiben und die Regierungsform der Majorität soll gelten. Diese Lösung wäre, gerade heraus gesagt, keine. Wenn nun die Monarchie siegt, welche ist es denn? Jst es das legitime König - thum, die Julimonarchie, das Kaiserreich oder eine neue Dynastie. Auf der Kehrseite, wenn die Re - publik siegt, dieselbe Verlegenheit, denn wir haben heute zu Tage so viele Republiken, als Monar - chien. Jst es die Gegenwärtige, die demokratische und sociale, die Louis Blanc's, Considerants oder Proudhon's, die alle unter einander größere Ab - stände zeigen, als den einer gewissen Repu - blik von der constitutionellen Monarchie. Der Aufruf an's Volk besitzt also die Heilkraft nicht, welche Hr. Larochejacquelin ihm zuschreibt. Diese Abstimmung würde nur neue, noch furcht - barere Fragen herbeiführen, die weit entfernt, den Bürgerkrieg zu verhindern, denselben beschleunigen und erbittern würden. Hrn. L. Absicht war gut, aber sein Mittel ist abscheulich. Sein Antrag wäre gegen seine und seiner Partei Zweck ausge - fallen, hätte man ihn angenommen. Jn der That, er will den Spaltungen ein Ende machen und was hat er anders bewirkt, als den Bruch zwi - schen den alten Parteien, die sich versöhnen soll -ten, noch weiter zu treiben. -- Gestern hat im Gehölz von Vincennes in Folge eines politischen Streites eine Duell zwischen Hrn. Lirense, Redak - teur des Constitutionel und Hrn. Weill, Redak - teur der Gazette de france Statt gefunden. Kei - ner wurde verwundet. -- Das Comite der Be - sitzer, Fabrikanten Handelsleute und Arbeiter für die letzten Wahlen hatte Hrn. Croce Spinelie zum Vorsitzer. Derselbe sammelt nun Unterschriften zu einer Petition an die Nationalversammlung, um 1) Abschaffung der Getränkesteuer vom 1. Juli 1850. 2 ) Besteuerung der Hypotekar = und Staats = Renten und Aktienkäufe mit 1%. 3) 5% Verminderung aller Beamtengehalte über 2000 Fres. 4) Gründliche Revision des Pa - tentgesetzes. -- Er will dadurch eine jährliche Er - sparung von 700 Millionen bezwecken. -- Vor dem gestrigen Assisenhofe der Seinededepartements wurde die bekannte Affaire der Rue Rumfort ver - handelt. Alle Angeklagten sind gegenwärtig. Es sind 15, darunter 1 ehemaliger Leibgardist, 1 Be - amter und 1 Priester. Sie gehören alle der Huberts = Legion an. Jhr Alter ist von 40 bis 57 Jahren. Unter ihren Vertheidigern bemerkt man keine Nationalität. Der Anklageakte entnehmen wir Folgendes: Jm November 1847 constituiren sich eine legitimistische geheime Gesellschaft unter dem Namen Huberts = Legion. Jhr Wappen und Vereinigungszeichen sind ein Eberkopf. Sie sollte in Bataillons zu 10 Compagnien: jede von 100 Mann, Officiere und Unterofficiere nicht mitbe - griffen, zerfallen. Das erste Bataillon stand un - ter dem Commando des Exleibgardisten Patras de Campaigno. Jn dessen Wohnung wurde am 26. November die Gesellschaft, welche früher schon mehrere Sitzungen gehalten hatte, von den Poli - zeiagenten aufgehoboen. Jn den Aktenstücken findet sich folgende Eidesformel: Wir schwören, unsere Leben unsern legitimen Könige Heinrich v. Bour - bon zur Verfügung zu stellen und lieber zu ster - ben, als unsern Schwur zu verrathen. Nach den Aussagen der Angeklagten selbst, war der Zweck der Gesellschaft, in einem vorkommenden Falle die Ansprüche des Grafen Chambord auf den französischen Thron zu unterstützen. Patras ant - wortet mit großer Zuversicht. Ein Angeklagter, Hauptmann der Legion, war Lakai Carls X., ein anderer wegen grober Majestätsbeleidigung unter Carl X. dreimal verurtheilt. Die Sitzung wurde um 5 Uhr vertagt. -- Der französische Gesandte in London, Dronin de Lhays, ist zum Mitglied des englischen Comite für die Londoner Ausstel - lung ernannt worden. Dagegen enthält heute der Moniteur die Ernennung des hiesigen englischen Gesandten, Lord Normanby, zum Mitgliede des französischen Comite für dieselbe Ausstellung.
C Paris, 29. März. Diesen Morgen fand im Elysee ein Ministerrath Statt, welchem alle Mi - nister beiwohnten. Nach demselben hatte der Prä - sident der Republik eine lange Unterredung mit Baroche. -- Der Beschluß der Kommission über das Preßgesetz, nächsten Montag eine Deputation der Journalisten zu empfangen, hat einen sehr gün - stigen Eindruck gemacht. Die Sitzung, welche sie zu diesem Behufe angeordnet hat, wird um 11 Uhr Statt finden. Uebrigens wurde ein ähnlicher Be - schluß schon unter der Konstituante, damals auf Antrag des Hrn. Crespel de Latouche gefaßt, mit der Ausnahme, daß damals die Departemental - presse nicht inbegriffen war. -- Die ganze De - partementalpresse ist entschlossen, nicht nur die Kau - tionserhöhung, sondern auch den Stempel zurück zu weisen. Die französische Nation hängt so sehr an dem Besitze ihrer Presse, daß die öffentliche Meinung ohne Unterschied der Parteien den Ent - wurf zurückweist. -- Die Presse liefert schander - hafte Details über den Zustand der Gefängnisse im Mont = St. = Michel, bekanntlich ein Felsen im Meere. Ein Brief, der ihr aus der Citadelle ge - schrieben wurde, meldete, daß ein Gefangener we - gen der qualvollen Marter in seinem Kerker sich erhängte. Die Presse fordert strenge Untersuchung und Absetzung des Direktors dieses Staatsgefäng - nisses. -- L'Union meldet, daß gestern fünf Sol - daten, welche an der Julisäule Kränze niederleg -ten, verhaftet wurden. -- Gestern Abend hielten die Repräsentanten der Rechten eine wichtige Sitzung in der rue Rivali. Es handelte sich natürlich um den Antrag Larochejacquelin's. Bechard und Favreau erklärten, sie bedauerten, daß Hr. von Larochejac - quelin sich nicht mit Andern verständigt habe, doch seien sie der Ansicht man müsse in diesem Sinne wirken. Berryer und Vatismeneil sprachen nur gegen die Form, welche das Prinzip der Le - gitimität gefährden könnte und es den Zufälligkei - ten einer Wahl Preis gäbe, die Majorität be - schloß daher, man werde auf seiner Hut sein und abwarten. -- Wir lesen im heutigen Moniteur, daß in Zukunft die in Algier verwendeten Trup - pen anstatt ihrer Fleischration ein Geldrelutum erhalten. Eben so haben sie sich mit dem übrigen Mundvorrath, Salz, Reis, Gemüse ec. selbst zu versehen. Die Armee in Algier ist daher mit je - ner in Frankreich vollkommen gleich gestellt. Jn Handel kommen dadurch circa 4 Mill. Fr. per Jahr. -- Gestern Morgens 7 Uhr 55 Minuten wurde Bartholomäus Roulette, unterm 8. Februar vom Assisenhof der Seine wegen Raubmords zum Tode verurtheilt, an der Barriere St. Jaques guillo - tinirt. Erst vorgestern in später Abendstunde war der Polizeipräfektur die nöthige Weisung zuge - kommen. Der Verurtheilte war darauf nicht ge - faßt. Er sank zusammen, als man ihm verkün - digte, seine Appellation sei verworfen, er müsse sterben. Auf das Schaffot mußte er, da er ganz bewußtlos war, getragen werden. Er hatte einen Kameraden, welcher eine Baarschaft von 88 Frc. bei sich trug, nachdem er mit ihm in mehreren Weinkneipen gewesen, auf der Straße von Cha - tillon mit Kieselsteinen erschlagen. Er hatte fort - während die That geläugnet, bis er den Wagen bestieg, der ihn zur Richtstätte führte.
C Paris, 30. März. Der geistvolle Dich - ter Moritz Hartmann, welcher sich seit Kurzem hier befindet, fand in den besten Kreisen freund - liche Aufnahme. Sein neuer Roman „ Der Kampf um den Wald “ist in's Französische übersetzt worden und wird demnächst bei einem hiesigen Buchhänd - ler erschienen. Von hier gedenkt Hartmann sich nach London zu begeben. -- Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat die unmittelbare Errich - tung eines elektrischen Telegraphen auf der Eisen - bahnlinie von Paris nach Orleans, Vierzon, Cha - teauroux und Bourges befohlen. Derselbe soll vom 1. August an funktioniren. -- Die Einwei - hung des Erzbischofs von Moulins wird am zwei - ten Sonntag nach Ostern in Paris statt finden. Der apostolische Nuntius wird die Einweihung vornehmen. Der Erzbischof war früher General - Vikar der Pariser Diözese. -- Der Korsaire will wissen, daß Hr. Thiers jeden, der ihn noch ferner einen „ Burggrafen “nennen würde, fordern will. Diese Majestätsbeleidigung ging, wenn wir nicht irren, zuerst von dem Schalk in der rue du Crois - saul, dem Charivari, aus, welcher die respektabeln Führer der Majorität mit diesem Namen belegte, der seitdem in die großen politischen Blätter und in's Publikum übergegangen ist.
Madrid, 18. März. Die Ministerkrise bil - det das Tagesgespräch. Der Gemahl der Köni - gin glaubte sich nämlich von General Narvaez geringschätzig behandelt und drang daher bei der Königin auf Entlassung des Ministers. Seine Klagen fanden ein williges Ohr bei der jungen Königin; die Mutter derselben aber war anderer Meinung. Nun versichert man sich, Narvaez habe an den königlichen Gemahl einen von allen Mi - nistern unterschriebenen Brief gesandt, in welchem er sich über den nachtheiligen Einfluß beklagt, den der König auf die Ansichten seiner Gemahlin ausübe, sich darüber beschwert, daß ihm der König eine Andienz verweigert habe und mit Androhung strenger Maßregeln schließt. Die Antwort des Königs lautete dahin, daß er nach constitutionel - lem Sprachgebrauche nur ein Unterthan sei, der nichts mit der Regierung zu thun habe und alssolcher auch die vollkömmene Freiheit habe, Per - sonen abzuweisen, deren Gesellschaft ihm unange - nehm sei. Als er der jungen Königin den Brief zeigte, brach sie in bittere Thränen aus, denn sie fühlte tief die Demüthigung ihres Gemahls.
sjplus Madrid, 25. März. Man erinnert sich, daß bei dem kurzen Auftauchen des Ministeriums Cleouard mehrere Personen, darunter Pater Ful - gencio, der Beichtvater des Königs, von Madrid verbannt wurden; dieser Beschluß ist seit gestern aufgehoben.
† Lissabon, 18. März. Die Minister = Crisis ist vollständig beseitigt.
□ Turln, 25. März. Für die zur Dispo - sition gestellten Offiziere der sardinischen Armee werden Depotschulen errichtet, damit sie Gele - genheit finden, sich zu den Prüfungen vor Ein - theilung in die Armee vorzubereiten. -- Nachrichten aus Rom wollen die Rückkehr des Pabstes plötz - lich wieder bezweifeln lassen. -- Mehrere tausend Spanier unter Kommando eines spanischen Ge - nerals werden für den päbstlichen Militärdienst erwartet.
Verkehr auf der königl. bayer. Eisenbahnen im Monat Februar: 73,760 Personen, 143,682 Centner Frachtgüter; Gesammteinnahme 119,329 fl. 11 kr.
= = London, 29. März. Nachrichten aus Buenos - Ayres theilen mit, daß die Exekutivgewalt die Herstellueg der freundschaftlichen Beziehungen mit England angekündigt habe.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Stehle.
(Eingesandt. ) Einigen wohlbekannten Leu - ten hat es beliebt, unsern hochwürdigen Seelsor - ger, Hrn. Dekan und Pfarrer, durch einen Artikel aus dem Kahlthale in der „ N. Fr. Ztg. “wegen eines Begräbnißfalles mit ihrem Gifte zu begeifern. Zwar richtet sich das Machwerk von selbst, und läßt jeden Einsichtigen errathen, wes - sen Geisteskind dasselbe sei; daß es mit Unrich - tigkeiten und gehässigen Entstellungen ausgespickt sei und nebenbei auch Lügen nicht fehlen, versteht sich von selbst. Von allgemeiner Entrüstung ins - besondere ist nirgends etwas wahrzunehmen. So tief ist derzeitig das Volk im „ Kahlthale “noch nicht gesunken, daß es gleich jenen die Partei der Unsittlichkeit öffentlich ergreife. Von der gro - ben Jgnoranz, welche die Verfasser zur Schau tragen, so wie von ihrem besondern Jnteresse bei der Sache, will man schweigen. Die wohlbekann - ten Leute aber sind dieselben, von welchen seit Jahren viel Kopfverwirrendes ausgegangen, so daß noch Manche den Schwindel davon verspü - ren mögen; und sind eben dieselben nach ihrer geistigen Richtung und Beschaffenheit, wie selbst nach ihrer seltenen Theilnahme, religiöse Vor - träge zu beurtheilen, gänzlich unfähig, so daß wir keineswegs gesonnen sind, ihrem Urtheile bei - zutreten. So viel nicht sowohl im Jnteresse un - seres hochw. Seelsorgers, dem der Tadel solcher Leute zum Lobe gereicht, als vielmehr im Jnteresse der Gemeinde, die durch jenen Artikel in nach - theiliges Licht gestellt ist. -- Ein Pfarrgenosse, dem jener Artikel zufällig bekannt geworden.
| > Geld. | Papier. | |
| Oesterreich Bankaktien ...... | -- | 1075 |
| „5% Metallique .... | 77 3 / 4 | 78 1 / 4 |
| „4%„.... | -- | -- |
| „3%„.... | -- | -- |
| „2 1 / 2 %„.... | -- | -- |
| „4 1 / 2 % Bethmann ... | -- | -- |
| „4%„... | -- | -- |
| „fl. 250 Loose v. J. 1839. | -- | -- |
| „„ 500„„1834. | -- | -- |
| Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. -- --„Tlhl. 50 Prämien Scheine. | -- | -- |
| Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... | -- | -- |
| „4%„.... | -- | -- |
| „5%„.... | -- | -- |
| Württemberg3 1 / 4 % „.... | 79 1 / 2 | 80 |
| „4 1 / 2„.... | -- | 83 |
| Baden3 1 / 2 %„.... | 31 1 / 8 | 31 3 / 8 |
| „fl. 35 Loose...... | 51 1 / 2 | 52 |
| „„50„...... | 24 3 / 4 | 25 |
| Nassau fl. 25 „...... | 23 3 / 8 | 23 5 / 8 |
| Hessen Darmst. fl. 50 Loose... | 70 1 / 4 | 70 3 / 4 |
| „„„25„... | 25 1 / 4 | 25 1 / 2 |
| Polen fl. 300„... | -- | -- |
| Sardinien Fcs. 36„... | 32 | 32 1 / 2 |
Mittelpreise hiesiger Schraune vom 30. März
Weizen 11 fl. 17 kr. Korn 6 fl. 55 kr. Gerste 6 fl. 27 kr. Haber 4 fl. 12 kr.
Eine sehr brave Familie die durch Verunglück - ung ihres Vaters in eine sehr dürftige Lage ge - rathen, und sich kaum zu ernähren im Stande ist, richtet hiemit durch den Unterzeichneten die Bitte an alle edlen Menschenfreunde durch eine kleine Unterstützung die Noth schuldlos Leidender mildern zu wollen. Gott wird den edlen Gebern ihre Wohlthat vergelten!
Ein Menschenfreund.
Die unterzeichnete Redaktion hat sich Ge - wißheit über die unverschuldet traurige Lage die - ser Familie verschafft und ist gerne bereit etwaige Beiträge in Empfang zu nehmen und an den Ort der Bestimmung gelangen zu lassen.
Die wiederholten auf die Pfarrei Ernstkir - chen bezüglichen Nachrichten in der „ Neuen frän - kischen Zeitung “werden einfach als lügenhafte Entstellungen und Verläumdungen bezeichnet. Das Haus, wo dergleichen Gifte gebraut werden, dürfte ein honnettes aber wenig besuchtes Gasthaus sein.
Adler: Unverzagt, Kfm. v. Bremen. Mad. Schröder m. Sohn v. Fürth.
Kronprtnz: Frl. Seiffert v. Schweinf. Kfle. : Pförtsch v. Erfurt, Fuchs v. Nürnb.
Schwan: Seligsburger, Fabrik. a. Augsbg. Drittler, Oekonom v. Buchen. Kflte. : Röhr v. Mktbreit., König von Cöln, Basche v. Brüssel, Liechtin v. Hanau.
Wittelsbacherhof: Frhr. v. Heßberg, Oberforstmstr. v. Reichelsdorf. Kflte. : Vohlig v. Schweinf., Ar v. Rheydt, Aaumann v. Bruchsal, Stürmer v. Liegnitz.
Württemberger Hof: Frau v. Hornberg mit 2 Frl. Töchter u. Bedg. v. Stettin. Frau Will, Kfmsgat. m. Frl. Tochter v. Schweinf. Reulbach, Reulbach, Revierförster v. Gräfendorf. Brenner, Priv. v. Erlbach.
Ritzel, Appollonie, Jnstrumentenmachers = Wtb., 71 J. alt. -- Raum, Anna, led. Näherin, 71 J. alt. -- Hartung, Wilh., Regier. = Funct., 42 J. alt. -- Still, Magdal., Bäckers = T., 65 J. alt.
Mittwoch den 3. April: Zum Erstenmale wiederholt: Die Hochzeitsreise, Lustspiel in 2 Akten von R. Benedix. Hierauf: Köck und Juste, Vaudeville in 1 Akt von W. Friedrich.
Druck von Joseph Steib.
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Siehe Dokumentation
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