Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.
Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe - titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei.
München, 14. April. An das Kriegsministe - rium ist das folgende allerhöchste Reskript ergan - gen, Gesuche mehrerer während ihrer Dienstesak - tivität mit Verzicht auf Militär = Wittwen = Pensio - nen und Waisen = Unterstützungen verheiratheten Of - fiziere und Militärbeamten um nachträgliche Pen - sionsberechtigung für ihre Relikten betreffend: „ Maximilian II., von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben ec. ec. Wir finden Uns allergnädigst bewogen, Unsere landes - väterliche Fürsorge, welche den Wittwen der mit Pensionsberechtigung verheiratheten Offiziere und im Offiziersrange stehenden Militärbeamten in dem Pensionsregulativ vom 15. Dezember 1812 be - reits zugewendet ist, auch auf die vorhandenen u. künftigen Relikten derjenigen Offiziere und im gleichen Range stehenden Militärbeamten, welche sich mit königlicher Bewilligung gegen Verzicht auf Wittwenpension und Waisenunterstützung ver - ehelichten, auszudehnen, um denselben die Sorge für ihre Hinterlassenen zu benehmen und die drü - ckende Lage der bereits vorhandenen 32 Wittwen und ihrer im Unterstützungsalter befindlichen Kin - der zu erleichtern, und beschließen, wie folgt: 1) Vom 1. des künftigen Monats Mai an be - willigen Wir den Offizieren und im Offiziersrange stehenden Militärbeamten, welche sich während ih - rer Aktivität mit königlicher Bewilligung gegen Verzicht auf Wittwenpension und Waisenunter - stützung verehelichten, sowie den bereits vorhande - nen Wittwen und Waisen derselben gegen nach - trägliche Einzahlung der außerordentlichen Witt - wenkassabeiträge, nämlich dreier voller Monatsga - gen, inclusive Quartiergeld, nach ihrer gegenwär - tigen, oder bezügkich der vorhandenen Wittwen nach jener, in der ihre verstorbenen Gatten sich zuletzt befanden, je nach Bedürfniß der einzelnen in 12 bis 24 monatlichen Raten, die Ansprüche zum Bezug der normalmäßigen Wittwenpensionen und Waisenunterstützungen. 2) Zugleich genehmi - gen Wir, daß die den vorhandenen 32 reversir - ten Wittwen und ihren im Unterstützungsalter be - findlichen Kindern treffende Normalpensionen und Waisenunterstützungen, so wie in Zukunft den Re - likten der vorhandenen 74 reversirten Offiziers - und Beamten = Familien anfallenden Pensionen und Waisenunterstützungen für Rechnung des Offiziers - Unterstützungsfonds der von diesen aus den Zin - sen von 1825 / 26 bis 1838 / 39 einschlüßig bezo - genen Gefällen an Patent =, Anstellungs = und Be - förderungs = Taxen, an Urlaubs = Gageabzügen der Officiere und Militärbeamten, dann an Gage - differenzen bei Beförderungen, gegen Ueberlassung der gegenwärtigen und bei einer allenfallsigen Be - förderung künftig einzuzahlenden außerordentlichen Wittwenkassabeiträge an denselben, bezahlt werden dürfen. Unser Kriegsminister ist mit dem Voll - zuge der gegenwärtigen Verordnung beauftragt. München, den 9. April 1850. (gez. ) Max. (gez. ) Lüder. Auf Seiner Königlichen Majestät Allerhöchsten Befehl der General = Sekretär v. Gönner. “--
Se. Maj. der König haben geruht, auf das erledigte Landgerichts = Physikat zu Dettelbach sei -nem Ansuchen entsprechend den bisherigen Land - gerichtsarzt Dr. Hermann Lemp zu Herzogenau - rach zu versetzen; auf das hiernach in Erledigung kommende Landgerichts = Physikat Herzogenaurach den bisherigen Landgerichtsarzt zu Marktsteft Dr. Karl Bleyfuß zu berufen; das hiernach sich er - öffnende Landgerichts = Physikat zu Marktsteft dem vormaligen Gerichtsarzt von Eschau Dr. Fried - rich Moritz Frischmann zu verleihen.
Die katholische Pfarrei Brendlorenzen Ldgr. Neustadt a. S. wurde dem Priester Friedrich Man - gold, Pfarrer zu Wermerichshausen, Ldg. Mün - nerstadt übertragen.
Die Schulstelle zu Hopferstadt k. Ldg. Och - senfurt wurde dem Schullehrer Joseph Stein ver - liehen.
Die Schulstelle zu Stöckach k. Ldg. Hofheim wurde dem von der Frhrl. v. Hutten'schen Guts - herrschaft auf dieselbe präsentirten 2. Lehrer J. Joseph Schimpf zu Stettfeld übertragen.
Der katholische Schuldienst zu Burgpreppach k. Ldg. Hofheim wurde dem von der Frhrl. v. Fuchs'schen Gutsherrschaft auf denselben präsentir - ten bisherigen Schulverweser Andreas Götz zu Otterbach = Buch übertragen.
München, 10. April. (XCIII. Sitzung d. Kammer der Abgeordneten. ) Die heutige Sitzung der Abgeordnetenkammer dauerte noch bis 3 Uhr. Es würde jedoch wohl dem größten Theile unserer Leser nur geringes Jnteresse ge - währen, wenn wir auf die Debatten über das Bergwesen, welchen dieselbe gewidmet war, eingehen wollten. Wir beschränken uns deshalb darauf, die Schlußäußerungen des Regierungs - kommissärs Burkart und die sodann gefaßten Be - schlüsse mitzutheilen. Jener erklärte: Die Re - gierung sei vollkommen damit einverstanden, daß Ersparungen möglich seien, und er könne mit Be - stimmtheit versichern, daß sie den ernstlichen Wil - len habe, die möglichste Sparsamkeit einzuführen; aber eine so verwickelte Sache lasse sich nicht auf einmal ordnen. Was insbesondere die Porzellan - manufaktur betreffe, welche die meisten Angriffe gehabt habe, so erkenne die Regierung gleichfalls an, daß hier Vielem abzuhelfen sei; auch habe sie im vergangenen Jahre eine Reorganisation vornehmen lassen und durch Verminderung des Personals bereits an 3000 fl. erspart, so daß es in dem letztem Jahre gelungen sei, den Zuschuß auf 8868 fl. herabzubringen. Anlangend d. Berg - wesen, habe die Regierung die Erfahrung gemacht, daß Bergwerke, die bisher mit Zuschuß gearbeitet, die nächste Zeit Erübrigungen abwerfen würden; namentlich ist Dieß bei Sonthofen der Fall, wo dermalen ein sehr tüchtiger Beamter sei. Es werde eine Conferenz mit tüchtigen Bergbau = und Hüttenbeamten abgehalten werden, um einen ge - diegenen Wirthschaftsplan zu berathen. Der An - trag, daß auf geognostischer Untersuchungen 10,000 fl. verwendet werden sollen, sei wegen der großen Summe etwas bedenklich, da keine Zuschüsse mehr vorhanden seien. Die Sache werde indeß jeden - falls soweit in Angriff genommen werden, als das Geld reiche. Bei der Abstimmung wurdendie Anträge des Ausschusses sub 1, 2, 3, 4, dann die Lerchenfeld'schen Vorschläge mit Verwer - fung des Ausschußgutachtens sub 5, 6, 7, ange - nommen; pos. 8 des Ausschusses und der Kolb '- sche Antrag wurden gleichfalls genehmigt; dann pos. 9, 10, 11 des Ausschusses angenommen. Die Anträge der Abgeordneten Lanzer und Rein - hart wurden verworfen, der Antrag Fillweber's in seinem ersten Abschnitt genommen und der zweite Antrag Kolb's gleichfalls genehmigt. Das Re - sultat der Sitzung waren demnach folgende Be - schlüsse: 1) Die vorliegenden Uebersichten der Geldeinnahmen und Ausgaben bei der königl. Generalbergwerks = und Salinenadministration für das Bergwesen in den Jahren 1845 / 46 und 1846 / 47 seien zwar in rechnerischer Beziehung nicht zu beanstanden, jedoch 2) in Zukunft die Einnahme unter Abth. II. Kap. IV. §. 1 unter der Ueberschrift: „ Reinertrag der eigenen Wal - dungen der Berg = und Hüttenwerke “aufzuführen; 3) forthin die Etatspositionen auf den Bedarf der Berg = und Hüttenämter, auf Unterstützungen, dann auf Wasser =, Brücken = und Straßenbau ge - nauer einzuhalten; 4) zu Abth. II. B. Kap. V. §. 2 der Ausgaben die wirklich aus den Ein - nahmsüberschüssen bestrittenen Verbesserungen der Werke speziell vorzumerken (Anträge des Ausschus - ses). 5) Die bis zum Schlusse des Jahres 1848 / 49 einschlüssig zur Deckung der Passivreste der Bergwerkskasse aus den Salinengefällen ent - nommenen Vorschüsse werden definitiv in jenem Betrag an den Salinengefällen abgeschrieben und der Centralkasse als Aktivausstand zugewiesen, in welchem dieselben am Schlusse der V. Finanz - periode sich berechnet haben und rechnungsmäßig festgestellt werden; von dem Beginn der VI. Fi - nanzperiode an ist das Rechnungs = und Kassewe - sen der Salinen =, Berg = und Hüttenwerke auf das Strengste gesondert zu halten u. kein Zuschuß aus dem erstern an die letztere unter irgend einer Form mehr zu leisten. 6) Der Passivrest der Berg - u. Hüttenwerke ist von jenem der Porzellänmann - faktur u. der Glasmalerei auszuscheiden und der - jenige dieser Anstalten gesondert in den Rechnun - gen der Central = Staatskasse vorzutragen. 7) Die sämmtlichen Ausstände, Vorräthe an Fabrikaten und Rohmaterialien sind den Berg = und Hütten - werken der Porzellänmanufactur und bezüglich der Glasmalerei = Anstalt als Betriebskapital zuzuwei - sen, und es darf denselben aus andern Fonds kein Zuschuß geleistet werden; im nächsten Budget sol - len die Beträge festgesetzt werden, welche dieselben alljährlich zur Deckung ihres Passivrestes an die Central = Staatskasse abzutragen haben. 8) Es sei der Antrag an Se. Maj. den König zu stel - len, die Porcellänmanufactur und die Glasmale - rei = Anstalt in Zukunft von der Berg = und Hüt - tenwerks = Verwaltung vollständig zu trennen und unter die Leitung des Ministeriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten zu stellen. (Anträge von Lerchenfeld. ) 9) Die Generalbergwerks = Ad - ministration habe nach Trennung dieser Anstalten mit den ihr vertrauten Fonds ohne weitere Zu - schüsse auszureichen, zu welchem Ende dieselbe in der Führung der Bergwerke, namentlich aber der Hüttenwerke überall auf größte Sparsamkeit, ins - besondere auf häusigere Anwendung der Holzsur -rogate, hinzuweisen sei. (Antrag des Ausschusses. ) 10) Die königl. Staatsregierung wolle diejenigen Werke, welche eine fortwährende Zubuße erheischen und deren Fortbetrieb auf Rechnung des Aerars nicht durch überwiegende volkswirthschaftliche Rück - sichten vollkommen gerechtfertigt wird, wo möglich vermittelst Verkaufs der Privatindustrie überlassen, in keinem Falle aber in der bisherigen Weise fort - betreiben. (Antrag von Kolb. ) 11) Die Reduc - tion der äußern Aemter auf die nothwendige Zahl sei dem k. Staatsministerium dringend zu empfeh - len. 12) Für die geognostische Untersuchung des Königreichs sei die Verwendung einer Summe von 10,000 fl. des Jahrs aus der Bergwerks = und Salinenkasse vom Jahre 1849 -- 50 an festzustel - len, und diese Untersuchung mit solchen Mitteln sofort angemessen in das Werk zu setzen. 13) Der Wunsch auf Vorlegung des Entwurfs eines Berg - gesetzes für die Kreise diesseits des Rheins, ins - besondere zur Abänderung der Bestimmungen über die Berggefälle, namentlich den Bergzehnten, so wie zur besseren Regelung der Feldesgröße und der Belegung der Gruben mit Arbeitern, sei dem königl. Staatsministerium zu erkennen zu geben. (Anträge des Ausschusses. ) 14) Es möge die königl. Staatsregierung bald veranlassen, daß zum Betrieb der königl. Eisenbahnen nur bayerische Steinkohlen oder bayer. Coaks verwendet wer - den. (Antrag von Fillweber; den zweiten Theil seines Antrags, die Straße von Kronach nach Lud - wigsstadt betr., hatte der Antragsteller zurückgezo - gen, nachdem im Laufe der Debatte der Abg. Henne erklärt hatte, daß die Regierung bereits eine Position für diese Straße in das Budget aufgenommen habe. ) 15) Der zweite Ausschuß sei zu ersuchen, über das ärarialische Bergwesen in der Pfalz die nöthigen Notitzen von der Staats - regierung zu verlangen und der Kammer darüber Bericht zu erstatten. (Antrag von Kolb.)
München, 11. April. (XCIV. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Auf der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Berathungen über die Rechnungsnachweisungen, in spe - cie das Hauptreferat über die Gesammtstaatsein - nahmen in den Jahren 1845 / 47. Nach einigen einleitenden Worten des Referenten Rebenack, der seine in dem allgemeinen Ausschußantrage er - wähnten Bemerkungen heute zu bestimmten Wün - schen (betreffend die Verfügbarmachung des Ver - lagskapitals, baldige Beitreibung der Einnahms - rückstände, Revision des Gewerbsteuergesetzes, bes - sere Verwaltung, beziehungsweise Verpachtung der Oekonomien und Gewerbe, beschleunigte Ablösung der grundherrlichen Gefälle des Staats) formulirt hat, ergreift das Wort der Ministerialkommissär v. Wanner, um darzuthun, daß die Regierung zur Abhilfe der beregten Anträge bereits die Jnitiative ergriffen. Degenhard bringt einen umfangrei - chen Antrag, wonach bei Berathung des Budgets eine dem neuesten Stande entnommene Bilanz der gesammten Staatseinnahmen und Ausgaben, eine Nachweisung über Zu = und Abgang des Staats - vermögens, eine Nachweisung über den Stand des Staatsschatzes sowie der Jmmobilien, Mobilien und Rechte der Civilliste u. A. vorgelegt werden sollen. Der Abgeordnete Degenhard wird in der weitläufigen Motifirung dieses Antrags von dem Präsidenten unter Hinweisung auf die Geschäfts - ordnung unterbrochen, die Kammer gestattet ihm jedoch die Vollendung seines Vortrags. Hirsch - berger beantragt, daß der Kammer noch Nach - weisung gegeben werde über die Dividende, welche die Regierung von der München = Achener Feuer - versicherungs = Gesellschaft bezieht. Dr. Schmidt bevorwortet die Anträge Hirschberger's und De - genhard 's, und nachdem noch v. Lerchenfeld und der Referent gesprochen, ferner Neuffer be - antragt hat, daß in Regensburg eine Filiale der Nürnberger Bank errichtet werden solle, wird nach einer ausführlichen Würdigung der einzelnen An - träge durch den Ministerialkommissär v. Wanner abgestimmt. Der Antrag Degenhard's wird fast einstimmig verworfen. Sämmtliche Anträge des Ausschusses sammt den Anträgen der Abg. Hirsch - berger und Neuffer werden dagegen angenommen. Nach der Tagesordnung soll sich an die hiemit beendeten Berathungen über die einzelnen Einnahme - Nachweisungen die früher ausgesetzte allgemeine Diskussion über die sämmtlichen Nachweisungen knüpfen. Der Präsident schlägt vor, diese, nach den höchst speziellen Debatten und der ge - nauen Prüfung der einzelnen Nachweisungen, fal - len zu lassen; indeß ergreift Dr. Chr. Schmidt das Wort, um die Regierung aufzufordern, bei Anstellungen im Staatsdienst das unselige Pro - tektionswesen und die Parteirücksichten aufzugeben und hauptsächlich die Fähigkeit der Bewerber im Auge zu behalten; er spricht ferner die Hoffnung aus, daß in den Budgetvorlagen bereits Schmä - lerungen der hohen Gehalte und der Diäten in allen Branchen eingetreten sein werden, wünscht dringende Abhilfe der gedrückten Lage der Schul - lehrer, wobei er der aus politischen Gründen ver - folgten Lehrer Unterfrankens Erwähnung thut, rügt die Mißstände der Universitäten, die Wühlerei von Professoren in anderm Sinne und die Vernach - lässigung ihrer Pflichten darüber, und will Unter - handlungen mit dem Papste eingeleitet wissen, um die Zahlungen an die Domkapitel beschränken zu können. Ruland sucht nachzuweisen, daß die Sus - pendirung einiger unterfränkischen Lehrer wegen ih - rer politischen Wühlereien ganz am Platze gewe - sen. Domprobst Allioli bekämpft die von Dr. Schmidt über die Gehalte und Bezüge der Dom - kapitel gemachten Aeußerungen. Bei Postabgang spricht Kolb mit Rücksichtnahme auf die Civilliste und die geringe Position für die Unterrichtsan - stalten.
München, 12. April (XCV. öffentl. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Die Gallerien sind leer. Am Ministertische: v. Kleinschrod und Ministerialrath v. Molitor. Der erste Präsident eröffnete um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Verlesung des letzten Sitzungrprotokolls theilte derselbe mit, daß der Herr Abg. Oetl, Rent - beamter in Landau a. d. J., in Folge eines Schlagflusses gestorben sei. Derselbe sprach ei - nige Worte des Andenkens über des Verlebten 33jähriges Wirken als Rentbeamter in Landau. Es wurde hierauf über die vorgelegten Rechnun - gen und Nachweise pro 1845 / 47 namentlich ab - gestimmt und dieselben mit 125 gegen 6 St. (Rabel, Schmidt a. W., Reinhard, Köhl, Kölb, Kronberger) angenommen. Der Präsident theilt sodann die Austrittserklärung „ des Abg. Dr. Rauch aus Bamberg wegen körperlichen Leidens mit, dieselbe wird angenommen und die Einbe - rufung des Ersatzmannes beschlossen. -- Die Kammer geht hierauf zur Berathung des Gesetz - entwurfs, die Kompetenzkonflikte betr., über. Jn der allgemeinen Diskussion sprach Dr. Morgen - stern zwar gegen den Entwurf der Regierung; obwohl derselbe die Nothwendigkeit des Gesetzes erkennt, glaubt derselbe jedoch die Selbstständig - keit und Unabhängigkeit der Gerichte nicht genü - gend gewahrt. Jn gleichem Sinne sprach sich Kirchgeßner aus, der auch in dieser Beziehung Modifikationen einzubringen verspricht. Nach eini - gen wenigen Aeußerungen wird die allgemeine Diskussion hierauf geschlossen und die spezielle Debatte begann. Das vorliegende Gesetz über Kompetenzkonflikte beschränkt sich lediglich auf die Zuständigkeits = Jrrungen zwischen Gerichts = und Verwaltungsbehörden, dann zwischen den Gerichten unter sich setbst. Jn der heutigen Sitzung wur - den die ersten beiden Artikel des Gesetzes durch - berathen und mit geringer Veränderung ange - nommen. Hierauf wird die Sitzung um halb 2 Uhr geschlossen. Morgen Sitzung.
München, 13. April. Die Kammer der Reichs - räthe berieth heute den Gesetzesentwurf über den Geschäftsgang des Landtags, und ertheilte demsel - ben in der von der Abgeordneten = Kammer beschlos - senen Fassung mit wenigen Modificationen ihre Zustimmung. -- Die Kammer der Abgeordneten hat mit 106 gegen 11 Stimmen den Gesetzes - Entwurf, die Competenzconflicte betreffend, ange - nommen.
München, 12. April. Für den freiwillig zu - rückgetretenen Abg. Dr. Rauch wird der ersteErsatzmann des Wahlbezirks Bamberg, Handels - mann und Vorsteher Bauer in Waischenfeld, und für den mit Tod abgegangenen Abg. Oettl der dritte Ersatzmann des Wahlbezirks Hengers - berg, Baron v. Hafenbrädl, einberufen.
g München, 11. April. Nachdem Deutsch - land alle Phasen der politischen Begeisterung, dann des Rausches und endlich des Katzenjammers durch - gemacht, fängt es an, in sich zu gehen und nach - zudenken, wie es denn eigentlich zugegangen sei, daß es so weit mit ihm gekommen? Wo es denn eigentlich gefehlt habe, daß ihm von der ganzen Geschichte beinahe nichts geblieben, als das Bewußtsein seiner Ohnmacht, während es vorher allerdings noch etwas ohnmächtiger gewe - sen, das doch wenigstens -- wie es bei gewöhn - lichen Ohnmachten der Fall ist -- nichts davon gewußt hatte. Der Freiheitsschwindel ist so ziem - lich in Mißkredit gekommen, eben weil auf ihn die Ohnmacht folgte, und aus all' den Mißgrif - fen hat man wenigstens soviel gelernt, daß man -- um sich künftighin vor ähnlichen zu sichern -- ihre hauptsächlichste Ursache, die Kleinstaaterei vermei - den müsse. Das Allerrealste, was Deutschland in den letzten zwei Jahren gewonnen hat, ist das unerschütterte Streben nach Einheit. Aber auch diese droht jetzt wieder an einem Grundfehler der Deutschen zu scheitern, an dem Doctrinärismus. Die Demokraten sind radikale Doctrinärs; die Gothaer Partei, soweit sie sich nicht ganz mit den Stockpreußen identificirt hat, sind constitutionelle Doctrinärs. Doctrinärismus ist überall, wo man um eines theoretischen Lieblingsgedankens, mag er auch noch so schön und gutgemeint sein, den Bo - den der Wirklichkeit mißachtet, und die Folge da - von ist überall, daß man zu viel wollend, am Ende gar nichts erreicht. So sehen wir es jetzt in Erfurt. Man hat von Seiten der kleindeut - schen Partei die Münchener Uebereinkunft stets verhöhnt, weil sie zu wenig biete. Was bietet jetzt das Erfurter Parlament und seine Unia? Die kleinen Stäätchen um Preußen herum assi - miliren sich mehr oder weniger mit Preußen. Für Deutschland im Großen ist nichts gethan. Die Königreiche konnten sich nicht an Preußen an - schließen. Sie sahen es allerdings etwas spät ein, aber doch nicht zu spät. Die Münchener Ueberein - kunft bietet für Deutschland im Großen und Gan - zen viel Ausführbareres dar, weil sie bescheidener auftritt, weil sie die alten Verträge ehrt und in liberal = conservativer Weise aus dem historisch Ge - gebenen und noch zu Recht Bestehenden das Neue und von der Gegenwart Geforderte sich heraus - entwickeln läßt. Was Oestreich mit den Mün - chener Verbündeten Preußen anträgt, kann Preußen sehr leicht eingehen, ohne im Mindesten etwas da - bei zu verlieren, sondern im Gegentheil nur zu gewinnen. Preußen hat gewiß sehr tüchtige Staats - männer; aber man wird doch nicht läugnen kön - nen, daß sie in jüngster Zeit so bedeutende Feh - ler begangen haben, daß das Vertrauen Derjeni - gen, welche vertrauensvoll ihnen in die Hände gearbeitet und sogar Opfer für ihre Bestrebungen gebracht haben, erschüttert ist. Preußens Geschichte seit 1848 ist weder für die Demokraten, noch für die Constitutionellen, noch für die Absolutisten eine erhebende, eine vertrauenerregende. Oesterreich hat das fast Unmögliche geleistet; man mag einer Par - tei angehören, welcher man will, so wird man Oesterreichs jüngster Vergangenheit und seiner Ge - genwart doch das Großartige nicht absprechen kön - nen. Aber es ist nicht nur großartig gewesen in der Besiegung der Revolution, sondern noch viel großartiger in seiner Selbstüberwindung. Dieser Metternich'sche Staat hat die Winke des Jahres 1848 nicht nur verstanden, er hat sie auch be - folgt. Jn keinem Staat Deutschlands finden wir so umfassende und durchgreifende Reformen, wie hier. Keine politischen Steuermänner hatten ge - fährlichere Klippen zu durchschiffen, und keine ha - ben das Staatsschiff so schnell und zu einem soschönen Ziele zu lenken gewußt, wie die österrei - chischen. Wir wollen mit diesem Niemand zu nahe treten; aber wenn es sich darum handelt, zu wem das arme, zersplitterte und geschwächte Deutsch - land mehr Vertrauen haben soll, ob zu Preußens oder zu Oesterreichs Politik, so dünkt uns die Frage bald entschieden. Oesterreich will auf den bestehenden Verträgen fortbauen. Das nehmen ihm die politischen Doctrinärs freilich sehr übel, weil sie gewöhnt sind, in die Luft zu bauen. Preußen hingegen verletzt diese Verträge in dem - selben Augenblicke, in welchem es sie als seinen Schild vor sich herträgt. Oesterreich zeigt an sei - ner erstaunlich schnellen und sichern Reorganisation, daß es -- ohne Kleinstaaterei zu treiben -- doch die Nationalität zu schonen weiß, wo es in deren wirklichem Jnteresse ist. Oesterreich ist in seinen Plänen viel großartiger, als Preußen. Preußen ist kleinlich; Oesterreich ist practisch, Preußen ist wesentlich doctrinär, seine Politik trägt das Ge - präge des „ jebildeten “Berlinerthums. Die Mün - chener Uebereinkunft ist einer weiteren Entwicke - lung fähig. Ex parvis initiis magnae res crescent. Und das neugeborne Kindlein wird an Oesterreich einen sichern, einen geistig und ma - teriell stärkeren Beschützer finden, als an Preußen. Gerade die große Selbstständigkeit, die die von Oesterreich unterstützte Münchener Uebereinkunft den einzelnen Staaten beläßt, rechtfertigt ersteres am Deutlichsten gegen den Vorwurf, als wolle es sich auf Kosten der Andern vergrößern -- ein Vor - wurf, den Preußen sich jetzt sogar von seinen bis - her eifrigsten Freunden muß machen lassen!
München, 11. April. Ein glaubwürdiger Reisender, der gestern aus Tirol hier eintraf, er - zählt, daß das in und um Reute stehende öster - reichische Armeecorps Marschordre erhalten habe und der Aufbruch desselben gegen die würt - tembergische Grenze nächster Tage zu erwarten stehe. -- Die Zusammenstellung des Armeebe - fehls, mit der bereits begonnen ward, wird nunmehr bis nach der Berathung des Budgets ausgesetzt.
München, 13. April. Der k. Kassationshof, welcher heute über die Nichtigkeitsbeschwerde von Stopfer und Dantinger verhandelte, hat nach ei - ner ausgezeichneten Rede des Staatsanwalts Dr. d'Allarmi selbige zurückgewiesen und das Todesur - theil bestätigt. Stopfer's Vertheidiger, Dr. Schnei - der, hat aus dem Grunde keine auf das Kassa - tionsgesuch bezügliche Denkschrift eingereicht, weil er aus eigener Anschauung keinen Nichtigkeitsgrund in der Verhandlung gefunden hat. Er machte je - doch darauf aufmerksam, daß die Oeffentlichkeit auf ungesetzliche Weise durch Ertheilung von Bil - leten beschränkt worden sei. Concipient Maier hingegen erklärte: Dantinger habe die Nichtig - keitsbeschwerde deshalb nicht ergriffen, weil er sich schuldig fühle, sondern weil er nicht mehr leben wolle. Bei der öffentlichen Anklage seien beide Angeklagte gegen das Gesetz gefesselt ein - geführt worden; im Zeugenzimmer habe ein leb - hafter Verkehr unbefugter Personen stattgefunden. Der Wahrspruch der Geschworenen sei widerspre - chend; den Stopfer erklärten sie schuldig des qua - lificirten Mordes in verabredeter Verbindung mit einem Andern, -- den Dantinger schuldig einer solchen Beihilfe, jedoch ohne verabredete Verbin - dung. Das fordere einen Dritten, von dem we - der in der Anklageschrift, noch in den Fragen an die Geschworenen etwas vorgekommen sei. Er be - anstandet die ganze Fragestellung in Bezug auf Dantinger, und beantragt, die Sache zur Abur - theilung an das nächste Schwurgericht zu verwei - sen. Nach der von dem Kassationshof bestätigten Todesurtheil läßt sich nicht zweifeln, daß dieses auch vom König bestätigt wird.
Speyer, 9. April. Die Speyerer Zeitung vom 9. April hat aus einer Münchener Corre - spondenz entnommen, daß der Commandirende in der Pfalz die Fortdauer seiner Thätigkeit als unverträglich mit der Ernennung des Hrn. Prä - sidenten von Hohe bezeichnet und für den Fall der Abberufung des Herrn von Zenetti auch die seinige nachgesucht habe. Wir sind ermächtigt,diese Nachricht als gänzlich unbegründet zu er - klären.
Frankfurt, 12. April. Für morgen oder übermorgen ist der Herzog von Genna hier an - gesagt, der auf seiner Reise durch's südliche Frank - reich über Kehl hier eintrifft, um sich hier durch zu seiner sächsischen Braut, nach Dresden, zu begeben.
Aus dem Badischen, 11. April. Unter den neuesten Verurtheilungen politischer Flüchtlinge be - merken wir wieder einige bekanntere Namen. So wurde von dem Hofgericht des Mittelrheinkreises Apotheker Rehmann von Offenburg zu 9, Bürger - meister Burkhardt von Adelsheim zu 9, A. Murr - mann von Philppsburg zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
Stuttgart, 11. April. Der heutige Staats - anzeiger widerspricht dem von einigen Blättern verbreiteten Gerüchte, daß der König von Würt - temberg wegen seines Verhältnisses zu Preußen ein Memorandum an alle Regierungen Europa's gerichtet habe.
Leipzig, 10. April. Heute ist die „ allgemeine deutsche Jndustrie = Ausstellung “eröffnet; viele Ge - werbsgegenden Deutschlands haben sich indeß gar nicht betheiligt. Bezeichnend möchte es in mehr als einer Beziehung sein, daß die Einsendungen aus Oesterreich sehr in den Vordergrund treten und daß die preuß. Jndustrie verhältnißmäßig am Wenigsten eingesendet hat. Es sind aber auch nicht einmal alle Zweige der sächs. Jndustrie ver - treten.
Hannover, 10. April. Der Mittheilung an die Stände entsprechend, ist folgende amtliche Be - kanntmachung erschienen: „ Nachdem die Beziehun - gen des Königreichs Hannover zu dem -- am 26. Mai v. J. zunächst mit den Königreichen Preußen und Sachsen abgeschlossenen -- Bünd - nisse, und damit auch zu dem, laut Unserer Be - kanntmachung vom 4. Juli v. J. zu Erfurt nie - dergesetzten provisor. Bundesschiedsgericht aufge - hört haben, so nehmen Wir nunmehr auch Unsere, in Unserer Bekanntmachung vom 19. Sept. v. J. (Gesetzsammlung Nro. 40) enthaltene Anweisung für die Behörden des Königreichs, den Requisi - tionen des gedachten Bundesschiedsgerichts Folge zu geben, hiermit wieder zurück. Hannover, den 8. April 1850. -- Königl. Gesammtministerium. v. Bennigsen. “
Oldenburg, 8. April. Der Landtag hat heute beschlossen, den Heerbestand von 2 auf1 1 / 2 pCt. herabzusetzen und die Präsenszeit auf die Dauer von 6 -- 8 Monaten zu beschränken.
Kiel, 19. April. Jn der gestrigen geheimen Sitzung der Landesversammlung, welche von 3 1 / 2 bis 8 Uhr währte, ist die Hauptschlacht ge - schlagen und es sind über die Richtung der näch - sten politischen Schritte, so wie über die darnach sich richtende Finanzbewilligung Beschlüsse gefaßt worden, welche, bis auf geringe Modifikationen, mit der Vorlage und Genehmigung der Statt - halterschaft sich emverstanden erklären und die vor etwa 8 Tagen gefaßten Beschlüsse in Betreff des Einrückens der Truppen in Schleswig fast gänz - lich aufheben. Sind wir recht berichtet, so wurde sogar der Antrag der Statthalterschaft auf An - knüpfung direkter Unterhandlungen mit dem Her - zog in Kopenhagen, welchen die Ritterschaft ent - schieden unterstützt hatte, unter einer Form, die ein Vertrauensvotum dieserhalb der Statthalter - schaft ertheilt, genehmigt, wenn gleich kein direkt darauf bezüglicher Antrag angenommen wurde. Die Majorität, mit welcher diese Anträge ange - nommen wurden, wird verschieden, theils auf 16, theils auf 11 angegeben. Es werden nun wohl noch einige geheime Sitzungen zur Feststellung von Nebenanträgen, Finanzbewilligungen und definiti - ver Feststellung des Kriegsbudgets folgen, so daß mit spätestens Ende dieser Woche die Versamm - lung nach Hause gehen wird.
Berlin, 7. April Jn akademischen und ver - wandten Gelehrtenkreisen rüstet man sich zur Feier eines Dortorjubiläums Der Jubilar ist der berühmte Jurist und frühere Staatsminister v. Savigny. Er erlangte im Jahre 1800 zuMarburg die Doctorwürde durch seine jetzt noch in Ansehen stehende Dissertation, die er in einer so eben bei Veit und Komp. hier erschienenen Sammlung seiner „ Vermischten Schriften “wie - der einverleibt hat.
Berlin, 9. April. Vor einigen Tagen ist von Seiten des Fürsten Schwarzenberg dem preußischen Cabinet ein Memoire überreicht wor - den, welches den Beweis versucht, daß der däni - sche Agent v. Bülvw bei der Bundeskommission beglaubigt werden wüsse. Wahrscheinlich werden den österr. Bundeskommissarien demgemäße Ver - haltungsregeln zugekommen sein.
Berlin, 11. April. Dem Vernehmen nach sind diesseits neuerdings Schritte gethan worden, um die sächsische Regierung zu einer bestimm - ten Erklärung über ihre Stellung zum preußischen Bündniß zu veranlassen.
Erfurt, 7. April. Die von Hrn. v. Rado - witz im Verfassungsausschuß des Volkshauses ab - gegebene Erklärung: „ daß die Lage der Dinge eine höchst gefährliche sei, indem jetzt fast alle größeren Mächte protestirend gegen die Constitui - rung des engern Bundes auftreten, nicht allein Oesterreich und Rußland, sondern auch England und Frankreich “-- findet ihre Bestätigung in der als Organ der Diplomatie wohlbekannten pa - riser „ Assemblee nationale “, welche vor Kurzem folgenden Artikel enthielt: „ Es ist wichtig, genau den Stand der Beziehungen der großen Mächte zu Deutschland und die möglicher Weise daraus her - vorgehenden Verwicklungen ins Auge zu fassen. -- „ Rußland und Oesterreich scheinen vollständig einig über alle Punkte. Die Oesterreicher sam - meln sich in Böhmen, die Russen dehnen sich von Kalisch bis zum Großherzogthum Posen aus. Wenn der Krieg gegen Preußen ausbricht, hat Oesterreich die Sympathien des ganzen katholi - schen Schlesiens, das ihm erst im 18. Jahrhun - dert entrissen ist, für sich. Rußland kann den Polen das Großherzogthum Posen wiedergeben. -- „ Der König von Sachsen, dem Preußen 1815 den besten Theil seiner Staaten wegen seiner edeln Treue gegen Frankreich weggenommen hat, nimmt mit Hilfe Oesterreichs und Rußlands sein Gebiet wieder. -- „ Weil das philosophische und ehrsüchtige Preußen Deutschland in Unordnung stürzt und sich kläglich lächerlich macht durch sei - nen berüchtigten Erfurter Reichstag, so muß man endlich seinem System ein Ende machen. -- „ Das Benehmen des Berliner Cabinets gegen Däne - mark ist so unwürdig, so gegen alles Völkerrecht, daß die ganze Diplomatie darüber empört ist. Die Note des Hrn. v. Nesselrode ist der Aus - druck dieses Gefühls. -- „ Bayern geht in innig - ster Uebereinstimmung mit Oesterreich; die öster - reichischen Streitkräften werden beim ersten Sig - nal des Krieges zu seiner Verfügung sein. -- „ Württemberg hat innige Verbindung mit Ruß - land und auf die erste Weisung von Petersburg erklärt es sich für den Krieg; die Thronrede des Königs drückt diesen Gedanken aus. -- „ Deutsch - land geht einer Krisis entgegen, entweder muß Preußen zum europäischen System zurückkehren, oder es muß zahm gemacht werden; es ist das Piemont Deutschlands. -- „ Es sind also, wie man voraussehen kann, in der nächsten Zeit ernste Entscheidungen zu gewärtigen. -- „ Man kann übrigens hoffen, daß das Cabinet von Berlin, sich von den übergreifenden Philosophen trennend, in den Kreis des praktischen deutschen Rechtszu - standes zurückkehre. “
Jn Erfurt hielt am 9. April das Volkshaus seine 8. Sitzung, in welcher sich dasselbe nur mit Wahlprüfungen beschäftigte. Eine Anzahl hess. Abgeordneter war neu eingetreten. 190 Wahlen sind bis jetzt für giltig erklärt.
Wien, 8. April. Es heißt, die Bankkommis - sion habe sich in dem Antrage zu einem allge - meinen Zwangsanleihen im Betrage von 100 Millionen vereinigt, in so fern sich keine Chancen zur freiwilligen Aufbringung darbieten sollten, was von der Entwickelung der politischen Ver - hältnisse abhängt. Nachdem was bisher verlautete, dürfte es jedoch wohl schwerlich zu einer definiti -ven Maßregel vor Zusammenberufung des Reichs - tages kommen. Die italienischen Deputirten sind nun ebenfalls eingetroffen und haben an den Ver - handlungen Theil genommen. Man glaubt, daß letztere sich bis zum Mai ausdehnen werden, un - geachtet sie unausgesetzt stattfinden, wie denn sol - ches auch gestern (Sonntag) von 11 bis2 1 / 2 der Fall war. -- Die Angelegenheit der Zollei - nigung mit Deutschland findet täglich mehr An - klang unter den Jndustriellen, selbst unter solchen, die sich früher derselben abgeneigt zeigten. Sogar aus den Eisen erzeugenden Ländern, die man bis - her am meisten bedroht erachtete, sind zustimmende Berichte eingelaufen. -- Jn Folge der jüngsten kriegsrechtlichen Untersuchungen in Ungarn soll es gelungen sein, zu erfahren, wo sich die ungar. Krone befindet. Das magyarische Volk erzählt sich hingegen, die Krone sei von Engeln in Ar - pad 's Grab gelegt worden, welches nur mit Ki - nisi 's Schwert geöffnet werden könne, doch weiß man nicht, wo dieses Schwert, noch wo jenes Grab zu finden ist. -- Der Linzer Katholiken - Verein hat nach Abänderung seiner Statuten das ausnahmsweise Recht freier Versammlung erhal - ten. Demgemäß ist die vierte Generalver - sammmlung der kath. Vereine Deutschlands nach Linz ausgeschrieben.
Turin, 6. April. Der Zudrang des Publi - kums zu den Tribünen und Gallerien des Se - nats war gestern noch größer als am vorherge - henden Tage; namentlich hatte sich eine so große Zahl von Mitgliedern der andern Kammer ein - gefunden, daß diese keine Sitzung halten konnte. Es wurde zuerst nach Beeidigung des neuen Se - nators Hrn. Profumo das dem Senate gemachte Geschenk einer Gegenschrift gegen die gestern erwähnte, Verunglimpfungen gegen das Episcopat enthaltene des Hrn. Flency angezeigt, worauf die mit Spannung erwartete allgemeine Debatte über die Gesetze, die Abschaffung der geistlichen Jm - munitäten anlangend, begann. Nicht weniger als 11 Senatoren traten in dieser Sitzung als Red - ner auf. Nur 3 erklärten sich zu Gunsten der Gesetze Siccardi. Unter den Rednern gegen sind der Bischof Billet, dann die HH. Colli de Car - denas und Graf di Castagnetto zu erwähnen. Achtung der bestehenden Concordate mit dem hl. Stuhl und des langen Besitzstandes der Geistlich - keit waren ihre Hauptargumente. Graf Castag - netto aber äußerte mit Hinweisung auf die Pro - testationen des Papstes und der sämmtlichen Bi - schöfe des Landes noch namentlich die Besorgniß vor einem möglichen Schisma, erblickte in den vorliegenden Gesetzen eine ernstliche Gefahr für den Glauben, für die bedrohte Einheit der Kirche, dentete auf die Kluft hin, welche diese Gesetze zwischen Piemont und dem Kirchenoberhaupte er - öffne, dessen Stütze so dem Lande entzogen werde. Der Siegelbewahrer, Graf Siccardi suchte diese Bedenken zu entkräften durch eine Darlegung der mit dem heiligen Stuhle in diesem Betreff an - geknüpft gewesenen Unterhandlungen. Er suchte zu zeigen, daß die Regierung nichts unterlassen habe, um eine Verständigung mit dem heiligen Stuhle zu erzielen. Schon unter dem Ministe - rium des Grafen Avet, vor Verkündigung des Statuts, seien die ersten Schritte in der Sache geschehen, und bis zum Eintritte des gegenwärti - gen Ministeriums sei mehrmals der Versuch ge - macht worden, ein Concordat mit dem päpstlichen Hofe zu Stande zu bringen. Dieser aber habe einen Gegenentwurf vorgebracht, dessen Zusagen unzureichend, dessen Ansprüche unannehmhar er - schienen. Die Kardinäle hätten Ersatz für die von der Kirche zu gewährenden Zugeständnisse gemacht, die Aufopferung anderer Rechte von Seite der Civilautorität verlangt, und erst als alle Hoffnung auf Erzielung eines Concordats, das man dem Parlament hätte vorlegen können, verschwunden war, habe die Krone von dem ihr zustehenden Rechte Gebrauch gemacht,indem sie die Sache der Entscheidung der bestehen - den Staatsgewalt anheimstellte. Hr. de Car - denas war mit diesen Erklärungen nicht befriedigt, will gegen das Gesetz stimmen und eine Tages - ordnung auf Wiederaufnahme der Unterhandlungen mit dem heiligen Stuhle beantragen. Graf La - tour führte aus, der Papst habe den vom Mini - ster Siccardi vor dem Parlament zur Unterstützung des Gesetzes vorgebrachten Gründen nicht weichen können, und das Statut könne unmöglich einen zwischen dem Kirchenoberhaupte und dem König frei abgeschlossenen Vertrag vernichten. Graf Ca - stagnetto und der Bischof Villet erklären, die Ci - vilgewalt dürfe nicht einseitig vorschreiten, dürfe sich nicht von der Kirche trennen, die Sache sei durchaus nicht so dringend, die diplomatischen Ver - handlungen müssen wieder aufgenommen werden, wenn nicht dem Lande die schwersten Folgen er - wachsen sollen. Auch gegen die Frechheit, mit welcher einzelne Organe der Presse selbst das Hei - ligste in den Staub ziehen, ließen mehrere Red - ner scharfe Worte vernehmen. Die souveränen Gallerien ließen sich einigemal beigehen, einzelnen Rednern Zeichen des Misfallens durch Murren und Poltern zu geben, während sie dagegen dem Minister Grafen Siccardi lebhaft Beifall klatsch - ten; sie wurden jedoch vom Präsidenten Manno streng dafür zurechtgewiesen. Für den Gesetzent - wurf sprachen die HH. d'Azeglio und Cristiani, welch 'letzterer der Ansicht ist, daß mit Aufhebung der geistlichen Privilegien aller Zwist zwischen Staat und Kirche aufhöre, indem jedem Theil die Grenze seiner Zuständigkeit genau gezogen werde. Heute Fortsetzung der allgemeinen Verhandlung. Als Redner gegen die Gesetzentwürfe sind ein - geschrieben die HH. Luigi di Collegno, Monsignor d'Angennes, d'Arvillars und Moreno; als Redner für die HH. Musio, Petitti und Plezza. Noch immer laufen Petitionen für und gegen diese Ge - setze beim Senate ein. Man hat bemerkt, daß das Bildniß Karl Alberts aus dem Sitzungssaale des Senats entfernt und das des gegenwärtigen Königs Viktor Emanuel an dessen Stelle ge - treten ist.
München, 12. April. Einem königl. Mi - nisterialreseript zufolge ist das Verzeichniß sämmt - licher Mannschaft, die sich bei der Einnahme der Düppeler Schanze betheiligte, einzureichen, um sie dafür dekoriren zu können.
T. D. München, 13. April. Oesterreich be - antragt, statt des Jnterim, einen Kongreß deutscher Staatenbevollmächtigten. Preußen scheint nicht ab - geneigt.
** München, 14. April. Jm Kriegsministe - rium wird eifrigst an der Gleichstellung der Mi - litärbeamten mit den Offizieren des Heers gear - beitet. -- Am 23. Sept. d. J. beginnt am Sitze jeder Regierung die Concursprüfung für den Staats - Forstdienst.
* Frankfurt, 13. April. S. k. H. der Prinz von Preußen hat seine Jnspectionsreise nach Luxem - burg und Trier angetreten.
* Schwetzingen, 11. April. Sämmtliche nach preußischen Garnisonen abrückenden großherzoglich - badischen Truppen werden hier vom Prinzen von Preußen inspicirt werden.
§ Köln, 11. April. Man ist hier mit der Errichtung eines Klosters für Karmeliterinnen be - schäftigt, und die Vorarbeiten dazu sind schon in Angriff genommen worden.
T. D. Berlin, 12. April. Der Staatsanzei - ger desavonirt Willisens Uebernahme des schles - wigischen Kommando's. Eventuelle Untersuchung.
sjplus Prag, 8. April. Die viele Jahre hier öde stehende Convictskirche wurde von den Jesui - ten um 62,000 fl. angekauft.
Jn Rouen und Limoux, also im westlichen und südlichen Frankreich, sind gleichzeitig zwei von den Socialisten geleitete Emeuten ausgebrochen. Es ist weiter nichts Merkwürdiges daran, als daß die Truppen, obgleich man sie mit dem Rufe: „ Es lebe die brave Jnfanterie! “begrüßte, tapfer draufgeschlagen und den Geschichten bald ein Ende gemacht haben.
* Rom, 2. April. Seit gestern weht auf dem Castel S. Angelo wieder die päpstliche Fahne, auch wird der Wachtdienst im Junern des Vatican nicht mehr von den Franzosen, sondern von päpstlichen Soldaten versehen.
T. D. Turin, 8. April. Siccardis Gesetz (über den Clerus) ist im Senat mit 51 gegen 29 Stimmen angenommen und königlicherseits sank - tionirt. Abends Demonstrationen. 41 Verhaf - tungen.
□ Turin, 10. April. Das mit der königl. Sanction begleitete Gesetz über den Clerus wurde eben verkündigt.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Stehle.
| Geld. | Papier. | |
| Oesterreich Bankaktien ...... | -- | 1125 |
| „5% Metallique .... | 79 3 / 8 | 79 5 / 8 |
| „4%„.... | -- | -- |
| „3%„.... | -- | -- |
| „2 1 / 2 %„.... | -- | -- |
| „4 1 / 2 % Bethmann ... | -- | -- |
| „4%„... | -- | -- |
| „fl. 250 Loose v. J. 1839. | -- | -- |
| „„500„„1834. | -- | -- |
| Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. | -- | -- |
| „Tthl. 50 Prämien Scheine. | -- | -- |
| Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... | -- | -- |
| „4%„.... | -- | --- |
| „5%„.... | -- | -- |
| Württemberg3 1 / 4 % „.... | 80 3 / 8 | 80 7 / 8 |
| „4 1 / 2„.... | 95 | 95 1 / 2 |
| Baden3 1 / 2 %„.... | -- | -- |
| „fl. 35 Loose...... | 31 5 / 8 | 31 7 / 8 |
| „„50„...... | 52 1 / 4 | 52 3 / 4 |
| Nassau fl. 25 „...... | 23 3 / 4 | 24 |
| Hessen Darmst. fl. 50 Loose... | 72 1 / 4 | 72 3 / 4 |
| „„„25„... | 25 3 / 4 | 26 |
| Polen fl. 300„... | -- | -- |
| Sardinien Fcs. 36„... | 32 5 / 8 | 33 1 / 8 |
Bei der bereits ausgeschriebenan, am Don - nerstag den 25. d. M. im Gasthause zur Rose dahier Statt findenden Holzversteigerung werden:
aus dem Revier Lohrerstraß Abtheilung Lochschlag
90 Eichenabschnitte, zu Commerzial =, Nutz = und Bauholz geeignet, mitversteigert, was anmit ver - öffentlicht wird.
Adler: Kflte. : Jhne v. Barmen, Aoll v. Gießen.
Deutscher Hof: v. Wehlingen, Gutsbes. m. Bed. v. Prag. Malini, Künstler v. Nizza. Mad. Kammlinger m. Frl. Tochter v. Stuttg. Kflte: Löhr u. Leisewitz v. Bremen, Krämer v. Leimich.
Russ. Hof: Mad. d'Orville m. Sohn v. Regensbg. Dr. Helmsdörfer v. Frkft. Baron v. Heß v. Kissingen. Mo - ritz Ober = Regisseur v. Hoftheater zu Stuttg. Frl. Mayer v. Bayreuth. Reuter, geh. Reggsrath v. München.
Schwan: Maßmann, Cano. Med. v. Osterberg. Boye Cand. Med. v. Halle. Günther, Oek. = Verw. v. Wiesbaden. Ackermann, Chirurg v. Hergershausen. Kflte. : Bormann v. Hanau, Gottschalk v. Neuschmiederhütte, Geisler v. Werth.
Wittelsbacherhof: Bar. v. Simmern v. Erdmanns - dorf. Mad. Greiner v. Aschffbg. Kflte. : Jäger v. Miltenbg., Licbst v. Frkft., Sommer v. Erlangen.
Württembergerhof: Meilbach Partik. v. Zweibrü - cken. Frau Benkert, Revierverwesersgat. v. Sodenberg. Sprös - ser, Apoth. v. Mergenth. Kflte. : Frank v. Stuttg., Keimath v. Vieberich.
Den 14. April.
Barb. Doser, ledige Advokatentochter, 67 J. alt
Druck von Joseph Steib.
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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